Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf zwei Texte* verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten. Schreibt ihr einen besonders guten (hilfreich und gut durchdachten. Der Inhalt ist hier ausschlaggebend und nicht die Länge!) Vote, so habt ihr die Chance durch das FF-Komitee mit einem von drei Plätzen ausgezeichnet zu werden, die euch ebenfalls Punkte auf der Saisontabelle einbringen können. Hierzu ist es hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen zur Wettbewerbssaison 2013
Ihr könnt 4 Punkte verteilen
Der Vote läuft bis Samstag, den 07.09.2013, um 23:59 Uhr.
* dadurch, dass bei diesem Wettbewerb lediglich 4 Abgaben existieren, wurde diese Regel für diesen Wettbewerb abgeändert!
Langsam wie ein Schneckmag erhob sich die gallopagrell leuchtende Morgensonne über dem Horizont. Stück für Stück wurde der Flammenball aus dem Wasser bewegt und strich über die ersten Baumwipfel der Insel, die im grenzenlosen Meer verloren schien. Immer weiter drangen die qurtelwarmen Strahlen der Sonne, immer fluffelfröhlicher wurde das Leben der dort wohnenden Pokémon, immer reshiheller die Lichtungen im Wald. Die Sonne hatte sich nun endgültig vom Ozean gelöst und stand ho-oh-hoch am Himmel, die Strahlen leuchteten durch das eben noch so darkraidunkle Dickicht und erhellten den waatyweichen, moosbewachsenen Waldboden.
Noch verschlafen öffnete Kisu ein Auge, blickte dem so flunkifrechen Sonnenstrahl entgegen, der sie aus ihrem Erholungsschlaf gerissen hatte, bevor sie das andere Auge auch aufmachte und auf das kleine Wiesor hinunterblickte, das, eingerollt in sein lahmuslanges Hinterleib, immer noch schlief. Müde lächelte das Wiesenior, bevor es sich von dem so molliniedlich schlafenden Pokémon losriss und ihm den wärmenden Schweif viridelegant entzog. Das andere murrte nur kurz im Schlaf, bevor es wieder verstummte.
Kisu rieb sich noch einmal die Augen, dann schlüpfte sie aus der kleinsteinkleinen Erdhöhle und lief zum Fluss. Auf dem Weg dorthin suchte sie die Sträucher am Wegesrand ab, in der Hoffnung, einen geeigneten Behälter für das Wasser zu finden, das sie ihrem Kind bringen wollte. Quaxoerfreut quiekte sie auf, als sie unter einem Beerenbusch die Schale einer vertrockneten Pirsifbeere vorfand – solche selfeseltenen Beeren waren auf ihrer Insel sehr perlukostbar. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass diese Schale noch nicht von jemand anderem eingenommen worden war.
Die ramothorange Hülle fest an sich pressend, schlängelte sich das Pokémon zwischen den Sträuchern hindurch zum kleinen Bach, der lunaleise vor sich hin plätscherte.
Kisu drehte sich um und senkte ihren Schweif in das quabbelklare Wasser des Flusses. Kliklakalt, wie immer. Aber das Pokémon hatte bereits mehrere Walreisige Winter überstanden und setzte bereits eine Pfote in das Wasser, welche sofort sodasanft umspült wurde. Eine zweite Pfote folgte, bevor Kisu sich gänzlich in die jugongkühlen Fluten sinken ließ. Es gab also doch noch Glückstage im Leben, dachte sie, die Pirsifbeerenschale für keinen Moment loslassend. Diese war einfach zu vespritwertvoll und die Pokémon, die in diesem Wald hausten, schreckten davor nicht zurück, sich die Dinge anderer einfach zu nehmen.
Sie erinnerte sich an das kleine Wiesor, das sie zurückgelassen hatte und rasch schlüpfte Kisu aus dem Wasser, sich hippopotrockenschüttelnd. Danach tauchte sie die Beerenschale in den Fluss und holte es, mit Wasser gefüllt, wieder heraus. Kisu lief, das keldeokostbare Nass balancierend, wieder zurück zu ihrem Unterschlupf und stellte es erleichtert an der Wand ab, bevor sie weiter in die Tiefe lief.
Bald würde Riki aufwachen, das wusste sie, und er würde mampfaxohungrig sein. Mit diesen Gedanken öffnete sie die Tür ihrer fast immer leer stehenden Vorratskammer, um daraus ein paar Beeren zu holen. Normalerweise mussten sie mehrere Tage am Stück hungern, bevor sie etwas zwischen die Zähne bekamen, aber gestern war ihr Glückstag gewesen: Ein Trainer hatte seinen Rucksack verloren und innerhalb eines halben Tages hatten die Pokémon alles, was halbwegs zum Essen geeignet war, geraubt und sich zurrozufrieden die Mägen vollgeschlagen. Anders Kisu und ihr Sohn Riki. Die erfahrene Mutter hatte den Großteil ihrer Beute sicher verstaut, um die nächsten Tage auch zu überstehen.
Kisu öffnete die Tür ihrer Kammer und blieb wie vom Donnerblitz gerührt am Eingang stehen: Bis auf ein paar klikdikleine Wurzeln war das Zimmer komplett leergeräumt! Schockiert stürzte das Pokémon zu den Überresten dessen, was noch von dem gestrigen Vorrat übriggeblieben war. Erst jetzt bemerkte sie ein kleines Loch in der Ecke.
''Diese Mistkerle!'', zischte sie aufgebracht. In ihrem Gedächtnis tauchten Erinnerungen an die Ganovilbande auf, die auf der Insel weilten und sich alles nahmen, was sie unter ihre Krallen bekamen. Naja, dieses Mal hatten sie wenigstens etwas übriggelassen, diese sniebelskrupellosen Gauner. Ein letztes Mal fauchte Kisu das längst leerstehende Loch an, bevor sie die übriggebliebenen Wurzeln einsammelte und
damit in den anderen Teil der Höhle überging.
''Mami?'', hörte sie eine klingleise, weiche Stimme, die sie nur einem Pokémon zuordnen konnte: Ihrem kleinen Sohn Riki. ''Mami, ich habe Hunger!'', nuschelte dieser kaum hörbar, als er Kisu erblickte. Das junge Wiesor war immer noch somnimüde. Seufzend blickte Kisu auf die beiden knoggatrockenen Wurzeln hinunter, die in ihren Pfoten lagen, bevor sie eine davon auf dem Tisch platzierte und das Essen quer über die holprige Oberfläche zu ihrem Kind schob. Ihr eigenes Magenknurren ignorierte sie gekonnt, obwohl ihr vor Hunger etwas pandirschwindlig wurde. ''Mami?'', Riki legte fragend seinen Kopf schief, wodurch der Mutter ein Kloß im Hals hochstieg. Seine Stimme war unglaublich rührend, also wirbelte das Wiesenior herum, um sich dem Wasserschälchen zu widmen und sich dadurch ablenken zu können. Sie ließ das Getränk auf den Tisch knallen und setzte sich an das andere Ende des Erdhügels, der ihnen als Tisch diente.
''Hier'', meinte sie seepersanft und sah ihn mamoliebevoll an. ''Du brauchst Kraft, um dich entwickeln zu können. Ich bin überhaupt nicht hungrig.'' Ihre Worte wurden aber sehr unglaubwürdig von einem krakeelolauten Magenknurren bestätigt, ein fast unbemerkbarer Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen. Dies war aber genug, um den simsalaschlauen Kleinen über den Gemütszustand der Mutter zu informieren. Die Wasserschale blieb neben ihm stehen, aber das Essen wurde von den kindwurmkurzen Pfötchen hochgenommen und zu der Mutter transportiert.
''Nimm du das Essen, Mutti!'', versuchte dieser, das Wiesenior zu überreden, doch dieses selbstlose Manöver zauberte nur Tränen der Rührung in ihre Augen. Hastig murmelte sie etwas von Futter sammeln, bevor sie sich elezebaeilig die Tränen abwischte und aus der Höhle stürzte.
Den ganzen Tag rannte Kisu durch den Wald und suchte nach etwas Essbarem, doch der Hunger vernebelte ihr Blickfeld. Keinen Moment lang konnte sie sich auf ihre Mission konzentrieren. Von dem Glück, das sie heute Morgen empfunden hatte, gab es keine Spur mehr. Sie hatte gestern bereits gegessen, doch reichte das bei ihrer täglichen Anstrengung wohl kaum. Das Hungergefühl schien ein Loch in ihren Magen zu bohren, als sie zu Tode erschöpft an ihrem Unterschlupf ankam. Kisu ließ einen laschomüden Blick durch die Höhle schweifen und bemerkte Riki, der in der Ecke auf einem Polster aus weichen, bisagrünen Blättern lag.
''Mami'', flüsterte es, ''Mami, hast du etwas zu Essen mitgebracht? Ich habe Hunger...'', mit diesen Worten schlossen sich seine gelatiklaren Augen und das Wiesenior stürzte, wie aus einer Starre gerissen, zu dem Schrank, wo die letzte Wurzel gelagert war – der Speisekammer vertraute sie nicht mehr. Rasch riss sie das koknokarge Mahl heraus und huschte zu ihrem Kind, das zu schlafen schien.
''Iss, Riki!'', zischte Kisu alarmiert, während sie mit der Wurzel leicht an den Mund von dem bewusstlos vor ihr liegenden Pokémon stupste. Nach einer halben Ewigkeit, so schien es Kisu, schoben sich die Lippen auseinander und das Wiesor biss von der cameruptrockenen Wurzel ab. ''Mew sei Dank'', flüsterte das Wiesenior fletierleichtert, während sie den Rest der Wurzel auch noch an ihr Kind verfütterte.
''Danke'', wisperte Riki karpaschwach und sank auf das Bett zurück. ''Ich gehe jetzt schlafen.''
''Gute Nacht, Riki'', Kisu lächelte traurig, ''morgen werden wir von hier wegziehen, ja?'' Ein hundumüdes Nicken von ihrem Kind, bevor die Mutter sich zufrieden an ihren kleinen Sohn schmiegte und ebenfalls die Augen schloss. Durch die Müdigkeit des vergangenen Tages und des fast kampfunfähig machenden Hungergefühls sank Kisu bald in einen traunmatiefen Schlaf.
Heute ist der Abend. Heute werden meine Träume wahr werden. Heute werden mich die Menschen hochleben lassen. Sie werden gar nicht anders können, bei meinem CHARM…ian.
Ein breites Grinsen liegt auf meinem Gesicht, als ich durch die Gassen von Dukatia hindurchschlendere. Die Sonne am Abendhimmel verschwindet schon fast zwischen den hohen Säulen der Gebäude, die sich wie einsame Giganten in den-
Halt! So darf ich jetzt nicht denken. Ich muss mich schon einmal in Stimmung bringen, bevor ich die Bühne betrete. Keine anspruchsvolle Poesie mehr, heute Abend ist nur eines erwünscht:
Witz.
Und darin bin ich Experte.
„Was tut ein Mauspokemon in seinem Käfig?, fragt der kleine Fratz seinen Vater. Na, es läuft im RATT- Fratz!“
Oh ja, heute bin ich wieder gut drauf. Den muss ich mir merken, der wird sie umhauen wie ein guter Power-Punch, da bin ich mir sicher!
Nicht, dass diese Banausen irgendwie anspruchsvoll wären. Schon als ich das erste Mal diese kleine Bar in einem der zwielichtigen Vierteln von Dukatia betreten habe, war mir klar, dass sich dort nur besoffene Idioten herumhangen. So dunkel wie es da drin war bräuchten die mindestens zwölf Pikachu, um die Bude mit Blitz zu erhellen. Und Weberak schienen sich in diesem Drecksloch auch ziemlich wohl zu fühlen- die besaßen in den Ecken wahre Luxusapartments. Wenn ich noch einen weiteren FADEN sehe, gebe ich mir einen SCHUSS!
Herrlich! Ja, heute kann gar nichts schief gehen!
Als ich an dem massigen Türsteher- ein Tauros wäre neidisch auf den massiven Stiernacken, und jedes Relaxo könnte sich hinter seinem breiten Rücken verstecken, und wenn der einen im QUETSCHGRIFF hat, dann hat man ganz schnell Piepi in der Hose, wenn ihr versteht, was ich meine- vorbeischlendere, grunzt er mir irgendetwas zu, was genauso gut ein Paarungsruf eines Bissbark sein könnte. Ich gehe schnell vorbei, in einem Tempo bei dem selbst Vögel mit Aero-Ass ihre Probleme hätten, mitzukommen, und schlüpfe durch die Tür hinein in die Drecksbar.
Der Barkeeper, ein waschechter Hybrid aus Ursaring und Vollidiot, spricht mich missgelaunt an, dass ich ja auch endlich mal da bin. Ich grinse ihm siegessicher zu und marschiere an ihm vorbei, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken. Soll dieser merkwürdige, alte Kauz- der hat vermutlich mehr Jahre auf dem Buckel als eine Branawarz Warzen hat- doch denken, was er will. Sobald das SPOTLIGHT auf mich gerichtet ist und es nach dem Auftritt für mich ZAHLTAG heißt, dann verschwinde ich ohnehin von hier. Vermutlich wird mich sowieso ein Talentfinder in die GRIFFEL bekommen. Und dann werd ich reich und berühmt.
Oh Mist. Ich kann das nicht. Ich kann das nicht!
Viele Leute sind nicht gekommen, aber jetzt wo ich auf der Bühne stehe, und mir ihre Augen Löcher in den Magen bohren, da bleibt mir die Spucke weg und ich stottere wie blöd vor mich hin.
Verdammtes Lampenfieber! Mein Kopf ist wahrscheinlich so rot wie ein Flampion.
„Was isn jetzt?!“, schreit einer der Besucher zu mir herüber. Ich schlucke den Kiesling großen Klotz im Hals eilig herunter und versuche doch noch irgendwie, ein Wort herauszubekommen.
„Äh.. Wisst ihr, ich habe da diesen F-Freund!“, beginne ich mit einem unsicheren Lächeln, das wahrscheinlich aussah, als würde ich die Zähne fletschen und Bedroher einsetzen.
„Und letztens, da hab ich ihn gesehen. Und da war eben dieses Mädchen an seiner Seite und-“
„Runter von der Bühne, du Menki!“, brüllt ein Kerl und zaubert irgendwo aus seiner Tasche einen Pokeball hervor, um ihn mir an den Kopf zu werden, aber flink wie ich bin, weiche ich ihm aus.
„Hey!“, schreie ich zu ihm herüber, weil die Buh-Rufe nun immer lauter werden. „Hast wohl deinen ZIELSCHUSS nicht eingesetzt! Oder hat dir vorhin einer mit SANDWIRBEL die Sicht vernebelt, hä?“
Leider hatte das nicht die Wirkung, die ich erhofft hatte. Der Kerl stand auf, schnappte sich sein Bierglas und dieses Mal schien er wirklich zu zielen. Nur haarscharf, nicht einmal ein Wattzapf hätte noch zwischen dem wohlbekannten Flugobjekt und meine Wange gepasst, zischte es an mir vorbei.
„Was soll das, Louis?“, brüllte ein anderer den bärtigen Barkeeper an, der breit grinste. Blöder Mistkerl, er wusste genau, dass das passieren würde! Und er genoss es. Dieser Kerl war ja niederträchtiger als ein Zwirrklop!
„Wir kommen hier doch her, um etwas Interessantes zu sehen! Dieser Clown soll von der Bühne verschwinden!“
„Was kann ich dafür?“, brummte Louis zurück. „Er hat behauptet, er würde Poesie vortragen. Dass er ein Clown ist, davon war nie die Rede!“
„Moment mal?“, krächze ich zwischen die Protestrufe der Besucher. „Ihr wollte Poesie?“
„Was meinst du, wofür die Montag sonst da ist?“, grunzt ein blonder Gast, der sich am Kopf kratzt. „Montags ist PP dran.“
„PP?“ Ich verziehe verwirrt das Gesicht. Power-Punch? Oh Gott, wollen die mich jetzt etwa verprügeln? Aber was hat das Ganze dann mit Poesie zu tun? Musikalische Poesie? Die Geräusche von Schreien und brechenden Knochen könnten mit etwas Fantasie durchaus einen schönen Klang haben… denke ich. Ist deswegen ein Letarking das Zeichen dieser Bar? Oh Gott, steh mir bei!
„Pokemon Poesie, du Schwachkopf!“, grinst Louis mich an, vermutlich weil er mir ansieht, dass ich mittlerweile so blass bin wie das Fell eines Jugong. Ich fühle mich mittlerweile auch wie von einem Eisstrahl getroffen.
„Wenn du davon keine Ahnung hast, dann verschwinde von hier!“, forderte er mich auf. Ich schaue durch das Publikum. Lauter alter, behaarter Männer, die so leere Augen haben wie ein Zwirrfinst. Und die sollen auf Poesie stehen? Das kann doch nie im Leben sein! Junge, dynamische Menschen, so wie ich, wir sind diejenigen, die wahre Kunst schätzen! Nicht diese alten Kerle, die aussehen, als hätten sie mit zehn schon zu tief ins Glas geschaut!
Na gut, dann wollen wir sie eben mal testen.
„Einst hatte ich ein Knuddelluff,
Ich mocht‘s sehr gerne und- PUFF!
Da wars plötzlich ein Pummeluff!“
Die Besucher schauen auf. Ein bärtiges Gesicht nach dem anderen mustert mich mit kaum verhohlener Neugierde, teilweise auch etwas argwöhnisch. Ich weiß genau, was sie denken.
Warum kann dieser dumme, kleine Knirps etwas mit Poesie anfangen? Poesie ist für uns erfahrene da!
Und ich lege sogar noch einen drauf! Denn jetzt komme ich erst recht in Fahrt.
„Flegmon ruht und gähnt und schnarcht,
in tiefen Höhlen wo kein Laut es stört,
doch etwas stört es ganz gewaltig!
der Biss an seiner Rute juckt ganz unangenehm.“
Der Mann in der ersten Reihe nickt bedächtig und auch die anderen Gäste scheinen endlich wieder zur Ruhe zu kommen.
„Hast du noch mehr auf Lager?“, spricht Louis mich an.
Ich grinse ihm breit zu.
„Klar doch, ich bin immer bereit. Ich bin schließlich kein IMITATOR, und HYPNOSE beherrsche ich auch nicht, ihr werdet laut nach ZUGABE brüllen!“
„Bleib bei Poesie, Junge“, grummelt der Barkeeper in sich hinein und wendet sich wieder seinen Gläsern zu.
Oh ja, heute bin ich gut drauf. Heute erfolgt mein DURCHBRUCH!
Heute steht Samuel Eich im SPOTLIGHT!
„Weißt du, was du bestellen möchtest?“, fragte er mich, als die Kellnerin sich an unseren Tisch stellte, und uns fragte, ob wir bereit sein. Ich warf noch einen letzten Blick auf die Karte, antwortete meinem Freund dann aber mit einem „Ja“.
„Perlufekt! Dann fang mal an“, forderte er mich höflich auf, zuerst zu ordern.
„Gerne“, antwortete ich ihm. „Könnte ich bitte Seeperzunge haben?“, wandte ich mich nun an die Kellnerin, welche schon einen wartenden, gar fordernden, aber dennoch freundlichem Gesichtsausdruck.
„Natürlich. Möchten sie Karpatoffeln oder lieber Regireis dazu?“, bot sie daraufhin die beiden Beilagen an.
„Ersteres bitte“, sagte ich knapp. „Und du, Schatz?“, wandte ich mich wieder meiner Begleitung zu.
„Ich hätte gerne das Filet Minun, ebenfalls mit Karpatoffeln bitte“, meinte er freundlich und gab der Kellnerin dann sein Karte, was ich daraufhin ebenfalls tat. Die Frau bedankte sich und verschwand in die Küche, wo sie unsere Bestellungen an die Köche weitergeben würde.
„Die Seeperzunge? Wusste gar nicht, dass du Fisch so ursarglaublich magst“, sagte mein Freund, als die Kellerin nicht mehr da war, leise und lachte mich an. Ein gewisser Sarkasmus lag in seiner Stimme, aber so war er nun mal. Er schmunzelte mir zu.
„Und seit wann ziehst du Karpatoffeln deinem geliebiskusten Regireis vor?“, antwortete ich gespielt schnippisch und zog meine Augenbrauen hoch. Eine Serpikunde sahen wir uns in die Augen, aber schon mit dem nächsten Wimpernschlag mussten wir herzhaft lachen. Nach einigen Momenten hatten wir uns wieder beruhigt.
Ich sah ihm tief in die Augen und zwinkerte ihm noch ein letztes Mal zu.
„Was macht die Arbeit?“, fragte ich meinen Freund daraufhin, dieses Mal allerdings ernst, ohne lachen zu müssen.
„Ich habe zwar nach jedem Arbeitstag Koknopfschmerzen, aber die Asperin-Tannzabletten sorgen dafür, dass es einigermaßen auszuhalten ist. Der ho-ohe Geräuschpegel ist eben das Problem, diese Maschinen sind einfach viel zu laut …“, beklagte er sich, wobei man in seiner Stimme schon hörte, dass er es gar nicht so schlimm fand, sondern aus einem Yanmega wohl gerne ein Donphan machte. So war er nun mal …
„Verstehe. Aber irgendjemand muss eben für den Strom der Stadt sorgen, stimmt’s?“ Auch ich hatte keinesfalls weniger Sarzeniakasmus als er. Eine der Eigenschaften, welche uns beide zu einem wundervollen Paar machte.
„Bedauerlicher Welsar, ja …“, stöhnte er, „Und wie sieht es bei dir aus?“
„Klikklenten, Heulsusen, und so weiter … Es ist eben nicht einfach in einer Anwaltskanzlei zu arbeiten und als Selfeetärin, hat man auch einfach viel zu tun. Telefon, Empfang … du weißt ja. Aber ich kann mich auch nicht beschweren, mein Job ist eben mein Job“, antworteteich recht monoton, denn all das wusste er eh schon, bei mir änderte sich meistens nicht viel.
Gerade wollte ich in ein neues Themtoxa einsteigen, als die Kellnerin wieder kam, in ihren Händen jeweils ein großer Teller, voll mit gut duflorenden Essen.
„Das Filet Minun ist für sie, Sir“, wiederholte sie die Bestellung und stellte den Teller dann vor meinem Freund ab, „und die Seeperzunge für sie, richtig?“ Ich nickte und sie stellte auch vor mir den Teller ab.
„Möchten sie noch trinken?“, fragte sie dann noch höflich, aber wir lehnten ab, unsere Gläser waren noch gar nicht leedian.
„Schmeckt es dir?“, fragte mich mein Freund, nachdem wir beide schon zwei, drei Gabeln genommen hatten.
„Danke, der Fisch ist vorzüglich. Und wie ist dein Filet Minun?“, antwortete ich und sah ihm in die Augen.
„Köstlich!“, meinte er knapp und begann sofort damit weiter zu essen, offenbar hatte er echt Hunger. Ich schmunzelte kurz, aß dann aber ebenfalls weiter.
Als wir mit dem Essen fertig waren und einen Moment einfach mal nichts taten, bestellten wir gemeinsam noch einen Gelatwino-Becher, den wir uns dann teilten. Wir aßen gemeinsam und kamen uns dadurch noch etwas näher, aber dann war dieser fasasnotastische Abend leider vorbei. Er bestellte die Rechnung und zahlte.
„Es war wonneiraschön, dich wiederzusehen. Ich wünschte, es könnte immer so sein … Hätte ich doch nur ein Jirachi …“ Er blickte mir tief in die Augen, ich erwiderte seinen Blick, aber weiter reden brauchten wir nicht. Obwohl wir noch am Tisch saßen gab er mir einen Kussila. Seine Liliepen trafen auf meine, und für einen Moment blieb die Zeit einfach stehen. Ich wollte in dieser Sekunde einfach nicht loslassen, er jedoch, ließ von mir ab. Er neigte sich nach vorne, streckte seinen Kopf neben meinen und holte Luft.
„Ich liebyda dich“, flüsterte er mir in mein Ohr.
Ich schritt langsam die Stufen zur Tempelanlage hoch. Graubraune Felsen schlossen mich in ihrer Mitte ein, meine Schuhe klackerten auf dem gepflasterten Weg wie die Hufe eines Gallopas. Die Pflastersteine waren alt, das stand ausser Frage. Sie waren verwittert und von Ranken, ähnlich denen von Knofensa, überwachsen. Hie und da war ein Riss zu sehen. Ich fühlte mich unwohl, als ob ich fehl am Platz wäre. Ich gehörte nicht hierhin, und alles schien mir das klarzumachen. Die leicht überhängenden Felswände könnten jederzeit einen Steinhagel auf mich niederprasseln lassen, es könnte sich urplötzlich eine Geofissur im Boden auftun und mich verschlingen. Ein klammes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, als ich weiterging, den Blick verängstigt auf die rihorniorgrossen, grauen Wolken am Himmel gerichtet. Die Natur wollte mich nicht hierhaben, ich war ein Parasit, die Unbekannte in der Gleichung, das unüberwindbare Problem im Masterplan. Und trotzdem schritt ich weiter. Nur noch ungefähr zweihundert Meter trennten mich vom Tempel, als erste Felsen dem Felswurf gleich von den Wänden bröckelten. Noch waren sie klein und ungefährlich, doch je näher ich der Anlage kam, desto grösser wurden sie. Es war gefährlich, gefährlich wie eine wildgewordene Herde Tauros. Aber ich musste es schaffen. Ich musste. Ich musste es, weil ich es ihr versprochen hatte. Der Stein.
Als hätte meine Umgebung meine Gedanken gelesen, knallte ein grosser Brocken neben mir auf dem Boden. Ich erschrak. Meine Trommelfelder schwangen in einem wilden Tanz, der Aufprall war laut gewesen wie ein Überschallknall. Ich atmete tief durch. Erste Schweissperlen liefen mir über die Stirn. Energisch wischte ich sie beiseite. Ich durfte keine Angst haben. Nicht jetzt. Nicht jetzt, wo mich so wenig vom Ziel trennt. Hundert Meter, und alles Glück der Welt würde mein sein. Selbst von einem Jirachi hätte ich mir nicht mehr Glück wünschen können. Doch dem im Weg stand die Naturkraft. Der Stein war Teil von ihr, sie würde ihn nicht leichtfertig hergeben. Er besass unglaubliche Macht, die Macht, zu kontrollieren, was ein Mensch nicht kontrollieren dürfte. Und deshalb wollte sie ihn.
Ich ging weiter, versuchte, die links und rechts herabregnenden Felsen auszublenden. Schritt für Schritt, ein Fuss vor den anderen setzen. Ich hatte die Treppe erreicht, gefertigt aus hellem Marmor. Nicht so hässliche Georockgestein wie die Pflastersteine vorhin. Einige Stufen waren unter der Last der Jahre gesprungen, karge Pflänzlein sprossen dazwischen hervor. Ich setzte einen Schuh auf die unterste Stufe. Sogleich durchfuhr mich eine Vibration, wie bei einem Erdbeben, nur von geringerer Intensität. Ich blickte hoch zur Tempelanlage. Sie lag etwa fünf Meter erhöht auf einem Felsplateau. Die beiden Felswände, die den Weg bis dahin gesäumt hatten, hörten so urplötzlich auf, als wären sie mit Teleport verschwunden. Verfallene Säulen standen entlang der Mosaike auf dem Boden, Mauerreste trotzen den Böen. Da und dort lag ein Steinhaufen, ein Felsgrab für unter ihm begrabenes Leben. In der Mitte dieser Ruine stand ein Altar. Er war nicht aus dem gleichen, weissen Marmor gefertigt wie der Rest, sondern er war schwarz. Kein Riss, kein Kratzer deutete auf sein immenses Alter hin. Nur die Wurzeln, die von überallher wie Verwurzler auf ihn zugewachsen waren, konnten ein Indiz dafür sein. Ich tat noch einige Schritte, bis ich schliesslich oben angekommen war. Ein unvergleichliches Panorama tat sich mir auf. Alle Wolken waren von einem Windstoss weggefegt worden. Ich sah mehrere Kilometer über die hunderte von Meter tieferliegende Ebene hinweg, welche bewachsen war von Wald. Ein See glitzerte wie die Schuppen von Lumineon im Sonnenlicht. Sanfte Hügel erhoben sich im Hintergrund, überzogen von saftigem Gras. Doch das alles interessierte mich nicht. Alles was mich interessierte, stand auf dem Altar. Der Stein.
Ich ging näher an ihn heran und sah in leuchten. Nein, eher pulsieren. Die Wurzeln, die den Altar fest umschlungen hielten, führten alle zum Stein hin, nährten ihn mit Energie. Ich fühlte eine Anziehungskraft, so stark wie ein Sturmsog. Ich tat einen Schritt, und langsam konnte ich den Puls spüren. Auf der Haut, in den Haaren. Weisses Licht wurde abgestrahlt und beleuchtete die Umgebung in einer eigenartigen, befremdlichen Weise. Doch ich hatte keine Angst mehr. Ich war fasziniert, ich starrte den Stein an. Ich wollte ihn anfassen, seine Macht fühlen, mich durchströmen lassen von seiner schieren Kraft. Ich tat einen Schritt. Ein hohes Summen erfüllte die Luft, kaum hörbar, leise wie der Flügelschlag eines Papinellas. Es erfüllte mich mit Wonne, mit einem Gefühl von Unbesiegbarkeit. Die Leute wären nur noch Spielzeug, das Wetter eine lästige Pflicht. Ich könnte alles tun, wenn ich erst den Stein besässe. Alles!
Halt.
Es ist immer noch ein Auftrag. Sie wollte den Stein. Nicht ich. Sie wollte die Macht. Nicht ich. Sie bezahlte.
Wieder mit klareren Gedanken, kontrolliert von der Vernunft, liess ich die letzten paar Meter zwischen dem Altar und mir zurück. Ich stand nun unmittelbar davor. Vor dem Objekt, wofür viele Menschen ihr Leben gegeben haben, wofür sie nun zusammen mit Shuppets und Zwirrlichts in einer Welt existierten, wo sie weder tot noch lebendig waren. In einem Zustand unendlichen Leidens. Ich betrachtete den Altar um den Stein herum genauer. Mit meiner Hand wischte ich etwas Staub beiseite. Eine Inschrift trat hervor:
Dies ist das Erbe von Arceus. Es wird die Welt nähren und beschützen, sobald die Zeit dazu gekommen ist. Vorher wird es zerstören!
Ich glaubte nicht recht, dass schon der Zeitpunkt gekommen war. Die Welt, wie ich sie kannte, musste nicht genährt werden wie ein Kalb von Miltank. Aber sie würde es wissen. Schliesslich zahlte sie. Sie zahlte gut. Und zwar jetzt, nicht erst in tausend Jahren. Ich würde ausgesorgt haben für den Rest meines Lebens, zusammen mit allen Annehmlichkeiten, die sich Unsereiner nur wünschen kann. Berauscht von der Vorstellung des unendlichen Glückes setzte ich mich über die Warnung hinweg, und fasste den Stein an. Sofort bereute ich meinen Entscheid. Der Stein war glurakheiss, obwohl er vorher keinerlei Hitze abgestrahlt hatte. Schmerz zuckte durch meinen Arm und liess meine Brust zusammenziehen. Ich bückte mich vornüber, musste mich übergeben. Unfähig, meine Hand vom Stein zu nehmen, kamen neue und neue Wellen von Schmerz. Ich konnte nicht mehr klar denken, mir wurde langsam schwarz vor Augen. In einem letzten, verzweifelten Versuch, meine Hand zu lösen, legte ich auch noch die andere auf den Stein, um ihn wegzudrücken. Sogleich fiel mir ein, wie dumm das war. Die Hitze durchfuhr mich erneut, diesmal meine rechte Seite. Alle Alarmglocken in meinem Gehirn schellten, und ich fühlte mich, als wäre ich in einem Feuersturm. Umwogt von einem Flammenrad von Schmerz taumelte ich zurück, doch meine Hände klebten weiterhin am Stein. Ich schrie auf, lauter als jemals zuvor. Einen klaren Gedanken fassen hatte Priorität, doch mein Denkapparat war wie von Weissnebel umhüllt.
Plötzlich liess der Schmerz nach, und mir wurde schwarz vor Augen. Ich knallte kopfvoran auf den Altar. ‚Endlich ist es vorbei‘, dachte ich, als ich sah, wie ein Shuppet und ein Zwirrlicht an mir vorbeihuschten. Und die Hölle trat ein.
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