Carmina Fatalia

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Allein / Einsam

    „Frag mich, was mag ich denn besonders gern?
    Das ist, wenn ich nichts hören muss von denen,
    die mich gestalten woll'n nach ihren Plänen.
    Gesellschaft, Menschgetier – bleibt mir fern!“


    „Ein guter, dunkler Ort, hier halt ich Rast.
    Das kalte Wasser zählt verlor'ne Stunden,
    dem kalten Stein es reißt zeitlose Wunden –
    was ich auch tu, ich falle Dir zur Last.“


    Euch beide kenne ich ja nur zu gut,
    denn Ihr seid zwei von meinen vielen Stimmen
    erweckt, genährt, geführt mit meinem Blut.


    Am leichtesten, so lebt es sich allein,
    die meisten Schlachten ohne Kampf gewinnen,
    doch will ich nicht auf ewig einsam sein.


    (28.08.2014)

  • Servus I. (:


    Ich hab grad bissl mit Schrecken festgestellt, dass sich hier seit nem geschlagenen Monat kein Kommi eingefunden hat. Welch Schmach! Und da ich gerade bissl Energie übrig hab, dachte ich mir, übernehm ich das mal.


    Allein / Einsam
    Ich muss sagen über die beiden Wörter hab ich mir selbst schon oft Gedanken gemacht. Wo der Unterschied zwischen ihnen liegt und warum Alleinsein nicht so schlimm ist, wie einsam zu sein. Ich bin ja auch der Typ, ich bin gern für mich allein. Ich mag mein Einzelbüro in meiner Zweigstelle und fühle mich unwohl in dem größeren Büro wo meine anderen Kollegen im Haupthaus mit drin sitzen. Ich genieße es allein zu Hause zu sein und meinen Gedanken nachzuhängen.
    Aber einsam? Das ist hart, selbst wenn wenn ich gern allein bin, aber einsam zu sein würd ich nicht lange aushalten glaub ich. Aber weg von mir und zurück zu deinem Gedicht.


    „Frag mich, was mag ich denn besonders gern?
    Das ist, wenn ich nichts hören muss von denen,
    die mich gestalten woll'n nach ihren Plänen.
    Gesellschaft, Menschgetier – bleibt mir fern!“

    —> Das Alleinsein spricht hier augenscheinlich und ich muss sagen, ich kann das sehr gut nachvollziehen. Wie gesagt, bin ja auch eher der Typ der gern allein und für sich ist. Es ist auch irgendwie einfacher. Ich muss nicht darauf achten, wie ich mit anderen umgehen muss, ich muss mich nicht auf sie einstellen, muss nicht auf jemanden Rücksicht nehmen oder mich um jemanden kümmern. Es geht nur um mich. Das ist einfach.
    Gesellschaft ist manchmal echt anstrengend. Erstens fühl ich mich oft unverstanden und falsch verstanden — unverstanden in meinem Denken und falsch verstanden in meinem Handeln. Und zweitens kommt’s mir manchmal so vor, als wäre ich die einzige Person die sich Mühe gibt sich auf andere einzustellen und komm mir trotzdem zeitweise wie eine Dampfwalze vor. Ja, manchmal ist es echt schwer nicht zum Misanthropen zu werden, aber das könnte ich ohnehin nicht. Menschen im Allgemeinen hassen — ne, das ist zu extrem.
    Die letzte Zeile drückt hier eine schöne Abscheu aus, die ich sehr gut nachvollziehen kann. Ich find’s zeitweise anstrengend, allein zu sein ist einfacher. Aber gleichzeitig klingt die letzte Zeile auch bissl hochnäsig. So als wolle das Alleinsein nicht einmal versuchen mit anderen auszukommen. Hat irgendwie auch etwas trotziges an sich. Bevor’s anstrengend wird, bleibt man halt lieber für sich. Kann ich aber in Bezug auf die dritte Zeile auch wieder sehr gut verstehen. Bei mir sträubt sich immer alles, wenn mir jemand etwas aufzwingen will. Da verkriecht man sich doch gern und will erstmal mit keinem was zu tun haben.
    Allgemein klingt das Alleinsein hier etwas stolz — verständlich denn Alleinzusein wählt man im besten Falle selbst. Man hat die Wahl ob man allein und für sich ist oder ob man in Gesellschaft ist.


    „Ein guter, dunkler Ort, hier halt ich Rast.
    Das kalte Wasser zählt verlor'ne Stunden,
    dem kalten Stein es reißt zeitlose Wunden –
    was ich auch tu, ich falle Dir zur Last.“

    —> Die erste Zeile klingt eigentlich noch ganz angenehm. „Guter, dunkler Ort” — klingt wie „kühl, trocken, dunkel”, so sollte man Bücher lagern. Also hab ich hier irgendwie eine Assoziation zu Büchern und find’s eigentlich ganz gut. Auch das Rast halten, gefällt mir. Klingt nach Ruhe, nach Zeit für sich selbst.
    Aber dann geht’s bergab stimmungsvoll. Kaltes Wasser das verlorene Stunden zählt find ich ziemlich unangenehm, wenn ich mir das vorstelle. Klingt irgendwie nach Gefängnis oder einem Bunker — einem Ort wo man eigentlich gar nicht lange sein möchte. Bei dem kalten Stein bin ich etwas überfragt, was du damit meinen könntest. Ich weiß nicht, ob das jetzt buchstäblich gemeint ist oder im übertragenen Sinn. Ich glaub ja letzteres, aber so ganz beschreiben kann ich es nicht. (Ich muss nur irgendwie an „Einer dieser Steine” von Sido denken. Wahrscheinlich wegen des Musikvideos.)
    Aber vor allem die letzte Zeile hat mich zum Nachdenken gebracht. Die Einsamkeit sagt von sich, sie fällt zur Last. Irgendwie hab ich das im ersten Moment anders aufgenommen und je öfter ich die Strophe lese, desto weniger bin ich mir sicher, ob ich das richtig aufgefasst hab. Egal, ich schreib’s trotzdem mal hin.
    Bei dem „zur Last fallen” musste ich daran denken, dass ich manchmal aufgrund meiner Anhänglichkeit das Gefühl habe anderen zur Last zu fallen. Das Resultat daraus ist, dass ich nicht weiß, ob ich zu anhänglich, zu fröhlich und zu aufgedreht bin und andere damit nerve und ihre Geduldsfäden strapaziere. (Ich bin halt ein Plappermaul. Ich kann mich nur selten kurz halten und wenn ich es tue liegt es daran, dass ich a) von einer Sache dermaßen geflasht bin, dass mir die Worte fehlen oder ich b) zu der Thematik einfach nichts sagen kann oder will. Entweder weil ich weiß, dass meine Meinung dazu absolut konträr ist und ich keine Diskussion haben möchte oder weil ich schlichtweg mit der Thematik keine Erfahrung oder auch einfach keine konkrete Meinung habe. Oder es ist Smalltalk. Ich kann keinen Smalltalk, geht nicht, sorry.) Resultat daraus: das Gefühl einsam zu sein. Klang also eher so, als würde die Person irgendwie gedanklich zu einer anderen Person sprechen.
    Jetzt sagt das aber die Einsamkeit von sich und ich versteh die Sache glaub ich besser. Eigentlich ist es derselbe Gedankengang, nur eben aus der Sicht der Einsamkeit, die um ihre Last weiß. Niemand ist gern einsam und so fühlt sich die Einsamkeit selbst einsam, weil sie weiß, dass sie nicht gern gesehen ist, da sie zur Last fällt. (Macht das Sinn oder laber ich Blödsinn?)


    Euch beide kenne ich ja nur zu gut,
    denn Ihr seid zwei von meinen vielen Stimmen
    erweckt, genährt, geführt mit meinem Blut.


    Am leichtesten, so lebt es sich allein,
    die meisten Schlachten ohne Kampf gewinnen,
    doch will ich nicht auf ewig einsam sein.

    —> Ich nehm mir mal kurz die Freiheit die letzten beiden Strophen zusammenzufassen. Ich muss sagen, mir gefällt sehr, wie du die körperlosen Stimmen in der vorletzten Strophe mit dem fleischlichen Blut in einen Kontext bringst. So blöd das klingt, das machte das Ganze irgendwie durchdringender. Gerade mit den Adjektiven erweckt, genährt und geführt wird das sehr konkret und die Stimmen bekommen Leben eingehaucht. Vor allem, weil man weiß, dass sie Teil von dir sind. Eigentlich wohl Teil von jedem. Da kommt man sich gar nicht mehr so komisch vor, wenn man auch „mehrere Stimmen” im Kopf hat. Ich gestehe mal meine Craziness und sage, dass ich durchaus gerne Selbstgespräche und innere Monologe führe. Ersteres natürlich nicht in der Öffentlichkeit, aber eben, wenn ich alleine bin.
    Und die letzte Strophe macht auch klar: am einfachsten lebt es sich allein und dem kann ich nur zustimmen, wie ich zu Anfangs schon gesagt hab. Aber einsam, das möchte ich auch nicht sein — und schon gar nicht auf ewig.


    Ich glaub mit irgendeinem „technischen Kram” halt ich mich bei dir gar nicht erst auf. Erstens find ich nichts und zweitens, selbst wenn ich über eine Formulierung oder ein Wort stolpere, so ist das bei dir meist so gut durchdacht, dass das oft so sein muss. Oder einfach für die Einhaltung der Form nachvollziehbar ist. Jedenfalls mochte ich das Reimschema und das Metrum hier. Gerade den beiden Stimmen jeweils vier Zeilen zu geben und das Gedicht am Ende mit zwei dreizeiligen Strophen ausklingen zu lassen hat mir gefallen.


    Sou, so viel zu meinen Gedanken zu deinem Gedicht. (: Ist jetzt vielleicht bissl zu schnell abgehandelt, aber das Gedicht wird sicherlich später noch nachwirken. Eines ist klar: definitiv einer meiner Favoriten von dir. Wahrscheinlich weil ich mich selbst drin wiedererkenne. Apropos Wiedererkennen: 23 Signs You're Secretly An Introvert und 10 Myths About Introverts. Weil's ja irgendwie zur Thematik im entferntesten Sinne passt, da man von Introvertierten ja oft sagt, dass sie eher gern allein sind oder eher einsam sind.


    Bin jedenfalls gespannt, was als nächstes hier erscheinen wird!
    (In der Zwischenzeit bin ich mal zurück in Empire City und schau was Cole so macht. // bin erst bei Folge 36, hab noch einiges vor mir.)


    — Cynda

  • Das Gedicht heute widme ich all jenen Seelen, die zeit ihres Lebens eigentlich nur verloren in dieser Welt waren und sind.


    Desolat

    Vertikal, so lieg ich in den Wänden,
    fernab der Straßen nicht für mich gemacht.
    Ich kraxel, kraxel, kraxel, seh kein Ende,
    mach weiter Tag für Tag und Nacht um Nacht.


    Ich wollte sie ja nehmen, diese Straßen,
    doch haben sie mich nur hierher geführt.
    Die Schilder sich für mich wie Rätsel lasen,
    Hilflosigkeit ganz tief in mir geschürt.


    Hier bin ich allein, die Luft ist rein,
    denn keiner redet mir dazwischen.
    Hier bin ich allein, hier will ich's sein,
    den Regen aus dem Blick mir wischen.


    Hier und da ein Wald, doch immer Felsen;
    die eine Wahrheit flieht nie meine Sicht,
    seit vorsichtig sie kroch aus ihren Hälsen –
    sie ist mein Licht, doch oft ein gutes nicht.


    Geh weiter, weiter, weiter, bis zum Himmel –
    sieh, was am Regenbogen wirklich ist,
    und das Gewimmel singt erst deine Stimme,
    wenn du ganz oben angekommen bist!


    Hier bin ich allein, der Berg ist mein,
    und keiner macht mich jetzt noch schweigen.
    Hier bin ich allein, hier soll ich sein –
    doch wann wird meine Sonne steigen?


    (10.-11.05., 06.10.2014)

  • Hallo I,


    aus gegebenem Anlass, dass du erst kürzlich ein neues Werk hochgestellt hast, habe ich einmal beschlossen, dir dazu einen Kommentar zu hinterlassen. Desolat. Ganz so trostlos ist das ganze Gedicht jedoch nicht, schlägt es doch zwischendurch auch einmal eine leicht positive Richtung ein, lässt aber im Großen und Ganzen auf eben diese eine Wahrnehmung schließen. Allgemein gesehen wird der Titel nicht jedem etwas sagen und wenn man schließlich ein Synonym kennt, ist er auch schnell erklärt. Da du allerdings eine Alternative suchst, würde ich dir einmal, aufgrund des Verlaufes, spontan "Wandel" vorschlagen.


    Vertikal, so lieg ich in den Wänden,
    fernab der Straßen nicht für mich gemacht.
    Ich kraxel, kraxel, kraxel, seh kein Ende,
    mach weiter Tag für Tag und Nacht um Nacht.

    Passend für den Titel beginnst du mit einer eigentlich ausweglosen und düsteren Situation, die sich noch dazu mehrfach deuten lässt. Wenn man über die Verse drüberliest, könnte man glauben, dass hier jemand, in einer niederen Stimmung oder trostlosen Lage gefangen, einen Ausweg aus diesem "Loch" sucht, unermüdlich auf der Suche nach Freude. Andererseits könnte man die gesamte Strophe auch dahingehend deuten, dass eine verstorbene Seele ihren Weg aus dem Grabe sucht. In beiden Fällen würde dies eine Flucht vor einer bestimmten Sache bedeuten, was für einen Anfang ideal ist, da man sich die Frage stellt, wohin das führen mag. Die letzten beiden Verse zeigen dabei eine beliebig große Zeitspanne an, sodass man ein Gefühl dafür bekommt, wie lange dieses Vorhaben wohl schon andauert; in dem Fall wohl eine gefühlte Ewigkeit für das Ich.


    Ich wollte sie ja nehmen, diese Straßen,
    doch haben sie mich nur hierher geführt.
    Die Schilder sich für mich wie Rätsel lasen,
    Hilflosigkeit ganz tief in mir geschürt.

    Die Flucht - ich nenne sie ab jetzt Reise - war am Ende nicht so geglückt, wie das Ich es sich vorgestellt hatte und passenderweise verirrt es sich nun auf seinem Weg, eigentlich das Richtige tun zu wollen. Anstatt den richtigen, lichten oder idealen Pfad zum Ziel zu nehmen, sollte es einen Umweg nehmen und sich lieber an einem anderen Ort einfinden. Die Schilder weisen dabei wohl auf Anmerkungen anderer Personen oder allgemein Intentionen des Ichs hin, die fragwürdig und nicht vollständig klar durchdacht waren, aus dem sich dann schlussendlich die Verirrung ergibt. Einzig Rätsel gibt mir der zweite Vers auf; hat hier vielleicht eine höhere Macht das Sagen?


    Hier bin ich allein, die Luft ist rein,
    denn keiner redet mir dazwischen.
    Hier bin ich allein, hier will ich's sein,
    den Regen aus dem Blick mir wischen.

    Einsamkeit und womöglich Verlorenheit beherrschen das Ich, allerdings scheint es das groteskerweise zu genießen, dass außer ihm absolut niemand anwesend ist. Es wirkte nämlich eine Strophe zuvor noch so, als wollte es eigentlich die Gesellschaft suchen und nicht ablehnen, was wohl auf die Akzeptanz des Alleinseins oder eben dieser Reise schließen lässt. Der zweite Vers klingt in meinen Ohren etwas merkwürdig dadurch, dass er mit "denn" anfängt und Konjunktionen generell anders in einem Gedicht mit Schema wirken. Mit dem Regen am Ende fühlt man sich wiederum an einen kalten Herbsttag erinnert, was auch die reine Luft am Anfang erklären würde. Regen galt bisher ja nicht nur einmal als Reinwäscher, aber vermutlich überinterpretiere ich; er wird dabei wohl auch als Sinnbild dienen, dass das Ich nun seinen Weg gefunden hat und seine Sicht klar ist.


    Hier und da ein Wald, doch immer Felsen;
    die eine Wahrheit flieht nie meine Sicht,
    seit vorsichtig sie kroch aus ihren Hälsen –
    sie ist mein Licht, doch oft ein gutes nicht.
    Geh weiter, weiter, weiter, bis zum Himmel –
    sieh, was am Regenbogen wirklich ist,
    und das Gewimmel singt erst deine Stimme,
    wenn du ganz oben angekommen bist!

    Felsen als Anzeichen für Anstrengungen im Leben sind natürlich eine gute Wahl, neben dem Wald wirkt das aber wie ein ungewollter Zusatz; das kann man im Übrigen auch gegengleich auslegen. Hier scheint sich allerdings jedoch eine direkte Kehrtwende aufzutun, was die Geschehnisse anbelangt. Bezüglich der Wahrheit kann man diese in der Hinsicht sehen, dass das Ich nun langsam, aber sicher aus seiner Depression ersteht und Erfolge verbuchen kann; eben genau das, was es sich wohl schon immer wünschte. Allerdings auch mit Neidern an der Seite, worauf das (dunkle) Licht am Ende deuten würde, da eben nicht alle von diesem Ruhm erfreut sind. Und hier klettert man nun langsam bis ans Ende der Leiter, erfolgreich emporgehoben vom Stimmengewirr will man doch erspähen, was die hohen Menschen dort oben wirklich sehen. Der eigentliche Clou folgt aber erst mit der letzten Strophe.


    Hier bin ich allein, der Berg ist mein,
    und keiner macht mich jetzt noch schweigen.
    Hier bin ich allein, hier soll ich sein –
    doch wann wird meine Sonne steigen?

    Denn genau hier erfährt man nun ein kleines Déjà-vu zur dritten Strophe, die bereits ähnlich klang, allerdings unter vollkommen anderen Bedingungen herrschte, als es hier der Fall ist. Während das Ich dort noch mit sich selbst ganz unten in der Rangordnung zu kämpfen hatte und keine Freude empfinden konnte, so ist dasselbe auch ganz oben der Fall, dieses Mal jedoch mit weit anderen Sorgen, was wohl der Frage, ob man als Autoritätsperson wirklich glücklich ist, entgegenwirkt. Manches Mal ist das vollkommene Gegenteil einer Situation eben auch nicht immer das Beste und das hast du, meines Erachtens nach, sehr interessant verpackt. Einzig "macht mich schweigen" klingt merkwürdig, ist der Ausdruck bei dir in der Nähe normal oder kann man das wirklich so anwenden?


    Im Endeffekt muss ich sagen, dass mir das Gedicht von seinem Aufbau und auch von der Technik her zusagt. Bis auf die oben erwähnten Dinge ist mir in der Hinsicht nämlich nichts Gravierendes aufgefallen und du erlaubst dir dabei auch keine Blöße.
    Von daher hoffe ich, dass du Spaß beim Lesen hattest und dich vielleicht sogar ein bisschen über den Kommentar freust. Man liest sich sicher wieder einmal.


    ~Rusalka

  • Hey Weltall ^^ (ich sag mal nicht „I“, sonst komm ich mir vor als würd ich mit mir selber reden, also englisches Ich, du weißt schon ;)
    mal davon abgesehen dass ich den alten Namen lieber mochte, na ja nur meine Meinung^^)
    Und mein letzter Kommentar hier war von 2012, okay… Der Mangel an Kommentaren ist aber anders als du meintest kein auf den Kurzgeschichten-Bereich beschränktes Phänomen, sondern zieht sich imo durch den gesamten FF-Bereich.


    So, dann mal zum eigentlichen Kommentar… ich nehme gleich mal das neuste Gedicht. Es gefällt mir, weil man da so viel auf mehreren Ebenen reininterpretieren kann.
    Zuerst mal zum Titel: Finde auch, dass „Desolat“ nicht wirklich ganz passend ist; und da du ja noch Vorschläge suchst: wie wärs mit „Aufstieg“?


    Das Gedicht insgesamt stellt ja, wie auch Rusalka schon sagte, eine Art Reise dar. Für mich ist sie ein Sinnbild für den Lebensweg, teils auf allgemeiner Ebene, teils der persönliche Lebensweg des lyrischen Ich.
    Der „normale“ Lebensweg der meisten oder der „gewöhnlichen“ Menschen sind hier die Straßen. Straßen, Abzweigungen, Weggabelungen mit Schildern, wohin der Weg vermutlich führen wird. Allerdings kann das lyrische Ich mit diesen Straßen und Schildern nicht wirklich etwas anfangen. Bisschen wie eine Zeile in einem Lied bei Spririt „die Wege dieser Welt führn mich nirgends hin” (ich hab den Film als Kind über und über geschaut^^“).
    Jedenfalls reagiert das lyrische Ich auf diese Art von … ich nenne es jetzt mal Perspektivlosigkeit damit, dass es sich nur umso verbissener in die Arbeit stürzt (so interpretiere ich die zwei letzten Zeilen der 1. Strophe). Das „vertikale“ sehe ich außerdem als ein Sinnbild für „gegen den Strom schwimmen“, da die Straßen ja von Steigungen und Gefällen abgesehen horizontal verlaufen, und das Ich sich komplett „querstellt“ (jetzt hab ich das richtige Wort gefunden^^).
    Die Schilder sehe ich dabei nicht nur als Wegweiser, sondern auch als Anweisungen, mit denen das lyrische Ich nicht umgehen kann und nicht umgehen will (deshalb später das „keiner redet mir dazwischen“), was letztendlich auch einer der Gründe für sein Streben nach Freiheit ist, auch wenn es dafür die bekannten Wege hinter sich lassen muss.


    In der dritten Strophe hat das Ich die Straßen nun offenbar verlassen. Es fühlt sich hier befreit von gesellschaftlichem Druck, von der Hilflosigkeit, Erwartungen nicht erfüllen zu können.
    Regen aus dem Blick wischen… hm. Könnte bedeuten, dass das Ich jetzt klar sieht. Oder es handelt sich gar nicht um Regen, sondern um Tränen; schließlich scheint es bis hierhin ja nicht gerade einfach gewesen zu sein. So oder so, damit ist es jetzt vorbei, denn das Ich hat seinen eigenen Weg schließlich gefunden und ist begierig darauf, ihm zu folgen.


    Bei der vierten Strophe drücken die Felsen womöglich aus, dass der Weg weiter steinig ist, beim Wald hab ich keine Ahnung. Überfragt bin ich auch, was „die eine Wahrheit“ angeht. Nur, dass es wohl eher eine harte Wahrheit ist, wenn sie als „kein gutes Licht“ bezeichnet wird.


    In den letzten beiden Strophen will das Ich bis an die Spitze (vielleicht der Gesellschaft?) kommen, denn so interpretiere ich „das Gewimmel singt erst deine Stimme“, „keiner macht mich jetzt noch schweigen“, „der Berg ist mein“ – so als wäre das Ich nun dort angekommen, wo sich niemand mehr gegen es stellt. Es will sehen, „was am Regenbogen wirklich ist“, also vielleicht wie es ist, in dieser Position zu sein, in der gehobenen Gesellschaft zu leben – das zu sein, was von denen die nie dort waren verherrlicht wird.
    Mir gefällt die letzte Zeile am besten, sie ist etwas, über deren Bedeutung man länger nachdenken könnte. Vielleicht eine neue Art von Perspektivlosigkeit, denn wohin soll man noch gehen, wenn man ganz oben angekommen ist? Vielleicht auch, dass das Ich jetzt wo es ganz oben ist merkt, dass auch das es nicht glücklich macht, da immer noch etwas fehlt, und dass dies das ist, was es trotz aller Mühe, die es auf sich genommen hat, nicht finden konnte. Ich interpretiere diese letzte Frage als „Wann werde ich endlich glücklich sein?“
    Letztendlich könnte man es als Aussage sehen, dass Macht nicht glücklich macht und diese „Flucht nach oben“, welche das Ich hinter sich hat, nicht die Lösung aller Probleme ist.


    Zum Abschluss noch ein paar Worte zum Stil: Das Metrum ist weitgehend gut eingehalten, mit einer Ausnahme – „Hilflosigkeit“ hat die einzige Betonung auf der ersten Silbe und passt deshalb nicht ganz rein. Ansonsten hast du gelegentlich innerhalb einer Strophe das Metrum umgekehrt und manche Reime sind nicht ganz sauber, wie z.B. „Himmel“ und „Stimme“, was ich aber nicht als störend empfunden habe.


    Ingesamt fand ich das Gedicht vom Thema her interessant und gut umgesetzt.

  • [tabmenu][tab='Hallo, dies ist (k)ein schlanker Beitrag!']So, Kommentarkommentar mal wieder. Dass gleich zwei Kommentare an einem Tag kamen und beide nur kurz nach einer Neuveröffentlichung auf eine Neuveröffentlichung, nun ja, muss man würdigen. Vielleicht sollte ich mir generell mal ein anderes System dafür überlegen... Ich hab unter der alten Software jemanden gesehen, der einfach sofort ins Gästebuch geschrieben und dann nur noch die Einträge in seine Sammlung kopiert hat später -- aber der erste Teil dieser Option ist ja nun verloren. :( Also dann, los geht's. (Und für die armen Seelen ohne nettes Gedudel bei sich, hier noch ein bisschen schaurig-schön herbstliche Musik. :3 Meine Fresse, warum ist dieses Lied nur so lachhaft gut...)




    Achja, wer wird jetzt in welchem Tab behandelt...
    Stellungnahme: @Cyndaquil
    Zwei Rosen: @Buxi @Cyndaquil
    Allein / Einsam: @Cyndaquil
    Desolat: @Rusalka @Espeon
    Sonstiges: @Cyndaquil @Espeon


    [tab='Stellungnahme...']

    Die zweite Strophe ist dann den Votern gewidmet, ohne die es ja gar nicht gehen würde. Ich finde, dass du dei Voter - trotz des Seitenhiebs in der dritten Zeile - allgemein etwas besser darstellst, als die Teilnehmer.

    Kann mich nicht mehr erinnern, ob ich das überhaupt beabsichtigt habe, aber: find ich trotzdem auch schon irgendwie gut so. Die Situation ist, dass an guten Tagen auf eine Abgabe vielleicht mal ein halber Vote kommt. Das ist viel zu wenig. Die einzige Repräsentativität, die die Endergebnisse möglicherweise haben, kommt dadurch zustande, dass die Wenigen, die abstimmen, vielleicht gerade mal alle ziemlich ähnliche Meinungen haben. (Ist irgendwo aber auch nur eine Art Scheinrepräsentativität, wenn ich daran denke, was schon so alles für schöne Abgaben links liegen gelassen wurden...) Dass es jetzt den Ausgleich für die Leute, die teilnehmen, gibt, ist auf jeden Fall eine nette Sache (wurd der nicht sogar für genau diesen Wettbewerb eingeführt und hat damit meine Abgabe unfreiwillig "entschärft"? haha), und viel mehr ist wohl auch nicht mehr realistisch an Anreizen. Nu liegt's an den Leuten selbst, und selbstverständlich finden die die Teilnehmerseite immer noch klar am besten...


    (Und jeder der mal gevotet hat, weiß, es ist wirklich eine Menge Arbeit. Ich selbst saß früher an manchen Votes ganze Tage(!), weil ich plötzlich nicht mehr konnte und eine längere Pause brauchte. Auch heute ist ja von vielen Votern der Anspruch "alle Abgaben" zu bewerten, so auch für mich damals und einige meiner Kollegen aus dem FFK - die jetzt auch nicht mehr dabei sind. Mein Feedback war allgemein nicht so hochwertig, wie das aufgrund der Länge vielleicht gewirkt hat. Wie gesagt, ich laber viel über den Inhalt, falls mir nicht konkret irgendwelche andere Sachen ins Auge springen. ^^)

    Ja, ist mir nur zu gut bekannt -- brauch auch immer eine halbe Ewigkeit und noch zwei weitere halbe dazu, um zu allen was zu sagen, und dann ist da immer noch das alte Problem mit der Qualität meiner Kommentare *hust*... Trotzdem find ich es richtig so. An den Votes, die nur die Bepunkteten kommentieren, stört mich immer ein wenig, dass die andern einfach keine Chance haben zu erfahren, warum sie denn keine Punkte gekriegt haben. Wobei, das Argument ist ulkigerweise eh Quatsch, weil ich dieses Jahr nun auch schon oft genug erlebt hab, dass Leute etwa meine Abgabe offenbar eigentlich toll fanden, aber dann trotzdem mit Punkten nix gewesen ist. Ebenso hab ich auch selber an Abgaben teils nichtmal wirklich was zu meckern gehabt und trotzdem -- keine Punkte, lol. Aber ja, ist dennoch besser als gar nichts, natürlich. Also geht wählen, Leute!! :3 sonst kriegen die Naziabgaben Protestpunkte und die guten bleiben bei den Mitmachpunkten kleben


    (Und simple Feedbackregeln, wie: einen negativen Aspekt mit zwei positiven ausgleichen oder konkrete Verbesserungsvorschläge geben, anstatt nur stur zu kritisieren.)

    Bin ich leider kein Freund von. Zu Abgaben, mit denen man "arbeiten" kann, denen kann man sicherlich sagen, was sie verbessern könnten, aber manche sind auch einfach so schlecht, da kann man dann nur noch halbwegs versuchen, nett zu sein... Lügen kann und werd ich nicht, buh. Und das Mathespiel mit 2 für 1 ist halt auch doof, weil wenn ich einfach keine zwei aufrichtig guten Punkte finde, dann will ich auch nicht irgendeinen Rotz dahinschreiben, nur dass es "fair" aussieht. In meiner Beobachtung des allgemein üblichen Kommentierverhaltens sind mir häufig so dezent-vorsichtige Formulierungen wie "faszinierende Wortwahl", "interessanter Inhalt" oder was weiß ich aufgefallen. Das kann zwischen "diese Abgabe ist wirklich extrem toll" und "du kannst mich mal, ich will mich damit nicht weiter auseinandersetzen" alles bedeuten, und so ist es im Endeffekt nicht hilfreich. ;D


    (Dabei muss man natürlich sagen, dass ich es schon verstehen kann, wenn jemand sich so erschlagen von den ganzen Abgaben fühlt, dass er nicht votet. Irgendwie wird die Messlatte für einen Vote auch ziemlich hoch gelegt, obwohl sie gar nicht so hoch ist. Das Komitee hat natürlich den Anspruch alle Abgaben zu kommentieren, viele andere tun es ihnen gleich und schon fühlt sich der einfache Voter, der eigentlich nur kurz zu den Beiträgen an denen er Punkte vergibt, seine Meinung sagen wollte, minderwertig. Ich meine, gegen die ganzen WoTs kommt man ja auch schwer an, ne? Ist natürlich alles Schwachsinn, ein Vote ist ein Vote. Punkt. Ob man jetzt alle Abgaben kommentiert und hochwertig auseinanderpflückt oder ob man lediglich zu denen, an die man Punkte vergibt fünf aussagekräftige Sätze schreibt ist Jacke wie Hose, g'hupft wia g'sprunga. Nur irgendwie scheinen das die wenigsten zu verstehen, hab ich das Gefühl. Aber vielleicht scheuen sich wirklich so viele vor der Arbeit und Zeit sich nacheinander alle Abgaben durchzulesen und danach die persönliche Meinung zu posten.)

    (Kann es sein, dass Du mit den Klammern bald noch schlimmer wirst als ich!?) Ja, stimmt schon irgendwie. Tatsächlich find ich aber auch, dass es schon eine gewisse Arbeit ist, sich alle Abgaben anzugucken und dann dafür eine Punkteverteilung auszumalen. ...Und dann hab ich auch schonmal sowas gesehen wie dass jemand da 'nen gültigen Vote bereits weniger als zwei Stunden nach Posten des Themas hatte. Wie machen die das!? Mir war sowas von danach, bullshit zu callen, aber...muh. lol


    Sicherlich mit einer reinen Punkteschablone, wie es bei einigen Specials angewandt wird, erreicht man zeitweise auch Leute, die sonst gar nicht im Bereich unterwegs sind, aber imo darf man den Aspekt des Kommentierens, bei den normalen Wettis nicht unter den Tisch fallen lassen. (Geht dir sicherlich auch so, dass dir Punkte allein zu wenig wären?)

    Das ist eine gute Frage, aber die hat sich wohl das Komitee zu stellen und nicht wir... Ich bevorzuge es jedenfalls schon klar, wenn ich auch ein paar Worte zu meiner Abgabe vernehmen darf, aber Erfahrung mit anderen Bereichen zeigt, dass selbst bei optionalen Begründungen doch recht häufig schon begründet wird. Müsste man also ausprobieren -- wenn man denn will.


    Mir gefällt auch die Sache mit der Petition. Laut Wiki - ja, ich kannte zwar den Begriff, aber nicht die genaue Bedeutung - ist das ja eine Bittschrift oder eine Beschwerde. Ich persönlich empfand es hier eindeutig als Bittschrift, als Aufruf an alle, die dasselbe beobachtet haben, dieselbe Meinung vertreten und jetzt nur noch motiviert werden müssen sich zu beteiligen.

    Gemeint war es einfach nur als eine Bitte, als ein stupides Fremdwort für eine Bitte (lat. petere, peto, petivi, petitum -- bitten, ersuchen). Von daher...


    Für mich nimmst du in der "neuen" vierten Strophe etwas die Energie. Sicherlich rufst du hier auch dazu auf, dass sich die gesamten Teilnehmer - denn so interpretier ich das "wir" - freuen würde, wenn es mehr Voter gäbe und gerade sich mehr Teilnehmer als Voter engagieren würden - aber irgendwie fehlt mir das gewisse Etwas. Kann aber einfach an der Petition liegen, die verleiht dem Ganzen für mich einen offiziellen Charakter, der in der neuen Version fehlt.

    Ich war wirklich nicht glücklich mit der Petition (hatte aber glaube auch einen abenteuerlichen Jambus in der Strophe, über sowas wird eh immer wieder gemeckert). Ich hab von vornherein gewusst, dass das Leute anders verstehen werden als ich es gemeint hab. ;D Ansonsten find ich, dass es sich vom Energielevel eigentlich nix nimmt.


    Was die geänderte Fassung in der letzten Zeile noch sagt - was falsch verstanden werden könnte - ist "zugleich, denn ein Mensch sollt Ihr zwei nur sein!". Diese Aussage mit dem "nur" klingt für mich danach, als wären lediglich Hybride aus Teilnehmer und Voter gewünscht. Sodass, der reine Teilnehmer sich hier angegriffen fühlen könnte.

    Erstens, ist überinterpretiert, und zweitens: Der reine Teilnehmer ist ein kleiner Halunke, der darf sich ruhig angegriffen fühlen. ;D Geben und nehmen, Leute, geben und nehmen. Zu viel darf ich eh nicht verlangen, nachdem ich selber eine 33%-Quote oder so hab, die Einheit von beiden Parteien in genau dieser Richtung zu brechen (*hust* ich mag Liebesgedichte nunmal allgemein eher weniger, da will ich den Autoren keinen Vote von mir antun), aber wenn Leute sich einfach mal nur zumindest ein bisschen öfter motivieren könnten... dann wär es schon ein Fortschritt, offensichtlich.


    Im Nachhinein klingt das natürlich doof, aber hätte ich gevotet, hätte dein Sonett auf jeden Fall Punkte von mir bekommen - als Begründung dann erstmal ein fettes WORD und einige Anmerkungen. Es vertritt einfach genau meine Meinung - und auch die Meinung anderer Personen, mit denen ich über diese Thematik sprach.

    Ich habe große Zweifel, ob ich den Kommentarkommentar pünktlich fertig kriegen werde, aber: Dann bereu doch Deinen Fehler und mach es besser, indem Du nun für das gute alte freie Gedicht abstimmst! :P (Das ist sowieso der beste Wettbewerb des Jahres. Und ich will ihn endlich mal gewinnen... ;D )[tab='Zwei Rosen']

    Ganz allgemein finde ich aber, dass diese Strophe sprachlich nicht ganz aufgeht, man hätte dies sicher eleganter lösen können. Es fehlt zum Beispiel ein Verb zu "hängen" oder die Syntax ist so krass umgestellt, dass es mir nicht mehr gefällt.

    Kann Dir nicht folgen hier.


    Es ist eine gute Metapher für das schnelle Altwerden einer Beziehung, so dass sie welkt; und vielleicht ist es nicht nur die Beziehung, die welkt, sondern auch die Menschen selber.

    Sehr gut erkannt. Die müssen doch irgendwann gezeichnet sein von diesem (ungesungenen) Lied! :P


    Was mir nicht klar wird, weshalb die Rosen immer jung bleiben.

    Verweise da auch auf den Teil jung und alt zugleich. Dieses Paradox zu entschlüsseln ist eine Möglichkeit, um was in dieser "ewigen Jugend" da zu sehen. Oder alternativ auch etwa sowas: Leute, die (zu) früh ins Gras beißen -- die konnte ja gar keiner in Alt und Weise erleben, denn sie blieben "für immer jung".



    Sie sind ineinander verschlungen und ihre Dornen - funfact, botanisch korrekt wären Stacheln - sind entfernt.

    Ich weiß, Wikipedia und so, aber... sicher? :3


    Gerade die fehlenden Dornen geben mir zu denken. Entweder passen die beiden wirklich so gut zusammen oder du spielst darauf an, dass man in der Liebe seine Macken zurückstellt und auch die des Partners nicht so wahrnimmt. Oder hier wurden sämtliche negativen Eigenschaften in der Liebe aufgegeben, wo ich mich dann nach der Authenzität frage.

    Menschen sind im Allgemeinen widerlich. So heißblütig wie sie gern mal sind, schwärmen sie nur davon, was an irgendwelchen Leuten so toll ist. Dann lernen sie ihre Schattenseiten kennen und das schöne Bild fällt zusammen wie ein Kartenhaus. Und dann ist entweder sofort Schluss oder es wird krampfhaft versucht, den Partner zu ändern bis es passt. Kaufst du die Rose, kaufst du auch ihre Widerhaken.


    Tja, jetzt wolte ich mich tatsächlich an der Technik des Gedichts spielen, aber als ich in Wiki geschaut hab, was Versfüße und Verslehre sind ... öhm, lassen wir das besser. Dein Gedicht ist ziemlich frei gehalten, du hast kein regelmäßiges Reimschema, aber durch die wiederkehrende Zeile "Zwei junge Rosen" besitzt es eine gewisse Rhythmik. Die sich durch das Gedicht wie ein roter Faden zieht, gleichsam mit dem Thema.

    Ist eine wahre Geschichte: Fast alles, was ich selber davon mehr oder weniger verstehe, hab ich mir in irgendeiner Form auf der Wikipedia angelesen. Allerdings ja, das hier ist mal ein ganz banaler freier Vers.


    Tjoa, mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen - konstruktive Kritik ist irgendwie was anderes, aber was soll's. (:
    Hab schon früher den Ruf als "begeisterte Leserin" gehabt - die einfach nix negatives findet - und ich würde sagen, dass ich das bei deinen Gedichten bin.

    Mal Hand aufs Herz: Vielleicht gibt es ja auch gar nichts Negatives, was dann? Ich fürchte, passiert. Trotzdem: zu befürchten gibt es nichts. Zeig mir Deine schwarze Seele und so lern ich mich selber auch besser kennen! ;D[tab='Allein / Einsam']

    Bei dem kalten Stein bin ich etwas überfragt, was du damit meinen könntest. Ich weiß nicht, ob das jetzt buchstäblich gemeint ist oder im übertragenen Sinn. Ich glaub ja letzteres, aber so ganz beschreiben kann ich es nicht.

    Und mit Letzterem fährst Du gut.


    Aber vor allem die letzte Zeile hat mich zum Nachdenken gebracht. Die Einsamkeit sagt von sich, sie fällt zur Last. Irgendwie hab ich das im ersten Moment anders aufgenommen und je öfter ich die Strophe lese, desto weniger bin ich mir sicher, ob ich das richtig aufgefasst hab. Egal, ich schreib’s trotzdem mal hin.
    (...)
    Jetzt sagt das aber die Einsamkeit von sich und ich versteh die Sache glaub ich besser. Eigentlich ist es derselbe Gedankengang, nur eben aus der Sicht der Einsamkeit, die um ihre Last weiß. Niemand ist gern einsam und so fühlt sich die Einsamkeit selbst einsam, weil sie weiß, dass sie nicht gern gesehen ist, da sie zur Last fällt. (Macht das Sinn oder laber ich Blödsinn?)

    Blödsinn jetzt nicht, aber versuch die Strophe doch mal lieber einfach nur als die Worte bzw. -- in Anspielung auf den Kommentar zum Schlussteil -- die nicht körperlose Stimme eines Einsamen zu sehen.


    Ich glaub mit irgendeinem „technischen Kram” halt ich mich bei dir gar nicht erst auf. Erstens find ich nichts und zweitens, selbst wenn ich über eine Formulierung oder ein Wort stolpere, so ist das bei dir meist so gut durchdacht, dass das oft so sein muss. Oder einfach für die Einhaltung der Form nachvollziehbar ist. Jedenfalls mochte ich das Reimschema und das Metrum hier. Gerade den beiden Stimmen jeweils vier Zeilen zu geben und das Gedicht am Ende mit zwei dreizeiligen Strophen ausklingen zu lassen hat mir gefallen.

    Machen wir's kurz und schmerzlos: Es ist halt einfach mal wieder ein Sonett, lol.


    Apropos Wiedererkennen: 23 Signs You're Secretly An Introvert und 10 Myths About Introverts. Weil's ja irgendwie zur Thematik im entferntesten Sinne passt, da man von Introvertierten ja oft sagt, dass sie eher gern allein sind oder eher einsam sind.

    (Danke Zitatfunktion... :patsch: ) Juhuu, beim ersten Link erstmal so 18-21/23 oder so zutreffende, und nebenbei gelernt, dass busyness ein echtes Wort ist. (Ansonsten hat der Punkt "you are a writer" mich zum Lachen gebracht. ;D )[tab='Desolat']

    Desolat. Ganz so trostlos ist das ganze Gedicht jedoch nicht, schlägt es doch zwischendurch auch einmal eine leicht positive Richtung ein, lässt aber im Großen und Ganzen auf eben diese eine Wahrnehmung schließen. Allgemein gesehen wird der Titel nicht jedem etwas sagen und wenn man schließlich ein Synonym kennt, ist er auch schnell erklärt. Da du allerdings eine Alternative suchst, würde ich dir einmal, aufgrund des Verlaufes, spontan "Wandel" vorschlagen.

    Wie ich in den Stunden zwischen Veröffentlichung und Kommentaren gelernt habe, find ich den Titel doch nicht mehr zu schlecht. Neben der eigentlichen Bedeutung bringt er ein (eher zufälliges) Wortspiel mit: Am Ende wird ja irgendwie nach einer Sonne gefragt und dann steht da im Titel so "sol". Mit den Silben drumherum könnte man es im übertragenen Sinne mit sowas wie "der Sonne beraubt" übersetzen.


    Ja, Sprachen sind schon manchmal was ganz Lustiges...


    Um nun noch auf Deinen Vorschlag einzugehen: Der "Wandel" findet nur wahlweise in Gedanken oder der (fernen) Zukunft statt.


    Einzig Rätsel gibt mir der zweite Vers auf; hat hier vielleicht eine höhere Macht das Sagen?

    Definitionsfrage, wo fängt die höhere Macht denn eigentlich an?Würde sagen ja. Ist nicht realistisch, dass ein jeder sich die "Straßen" usw. selber baut; da ist man also schon von Faktoren abhängig, über die man keine volle Kontrolle hat.


    Einsamkeit und womöglich Verlorenheit beherrschen das Ich, allerdings scheint es das groteskerweise zu genießen, dass außer ihm absolut niemand anwesend ist. Es wirkte nämlich eine Strophe zuvor noch so, als wollte es eigentlich die Gesellschaft suchen und nicht ablehnen, was wohl auf die Akzeptanz des Alleinseins oder eben dieser Reise schließen lässt. Der zweite Vers klingt in meinen Ohren etwas merkwürdig dadurch, dass er mit "denn" anfängt und Konjunktionen generell anders in einem Gedicht mit Schema wirken.

    Zu den ersten zwei Dritteln: schließt sich ja nicht wirklich gegenseitig aus, oder? Und wenn es nur um das geringere Übel geht...
    Zum letzten Drittel: Kann Dir nicht folgen, was meinst Du?


    Einzig "macht mich schweigen" klingt merkwürdig, ist der Ausdruck bei dir in der Nähe normal oder kann man das wirklich so anwenden?

    Würde ich als normales "Poetendeutsch" sehen.



    Zuerst mal zum Titel: Finde auch, dass „Desolat“ nicht wirklich ganz passend ist; und da du ja noch Vorschläge suchst: wie wärs mit „Aufstieg“?

    Einerseits siehe oben, hab zu Rusalka schon ein bisschen was zu der Sache gesagt. Andererseits "Aufstieg", ne, nicht wirklich. Der Berg ist zwar eine vorhandene Metapher und wird auch bestiegen, aber nicht wirklich um des Aufstiegs Willen, also in meiner eigenen Interpretation. Ich seh ihn nur als Symbol für einen besonders schweren und trügerischen Weg.


    Bei der vierten Strophe drücken die Felsen womöglich aus, dass der Weg weiter steinig ist, beim Wald hab ich keine Ahnung. Überfragt bin ich auch, was „die eine Wahrheit“ angeht. Nur, dass es wohl eher eine harte Wahrheit ist, wenn sie als „kein gutes Licht“ bezeichnet wird.

    Grün wie die Hoffnung, so könnte man es versuchen mit dem Wald. Und die eine Wahrheit...ist eben Fluch und Segen zugleich.


    Zum Abschluss noch ein paar Worte zum Stil: Das Metrum ist weitgehend gut eingehalten, mit einer Ausnahme – „Hilflosigkeit“ hat die einzige Betonung auf der ersten Silbe und passt deshalb nicht ganz rein. Ansonsten hast du gelegentlich innerhalb einer Strophe das Metrum umgekehrt und manche Reime sind nicht ganz sauber, wie z.B. „Himmel“ und „Stimme“, was ich aber nicht als störend empfunden habe.

    Das mit der Hilflosigkeit ist mir natürlich bewusst und das sei letztendlich jedem selbst überlassen, wie er das Wort am Ende lesen wollen würde. Was heißt "Metrum umgekehrt"? Und unreine Reime sind halt toll, die wirste bei mir immer und immer wieder finden. :3[tab='Sonstiges']

    "The great thing about dead or remote masters is that they can't refuse you as an apprentice. You can learn whatever you want from them. They left their lesson plans in their work." - Austin Kleon in seinem Buch "Steal like an Artist" (Und obwohl der Titel etwas provokant wirkt, so ist das Buch alles andere als ein Aufruf haufenweise Plagiate zu erstellen. ;D Ich empfehl's jedenfalls.)

    Ah Mist, vollkommen unter den Tisch gefallen, mir das herzuschaffen. Erinner mich mal wer dran, bevor ich meine nächste Bestellung mache, oder sowas.


    Hey Weltall ^^ (ich sag mal nicht „I“, sonst komm ich mir vor als würd ich mit mir selber reden, also englisches Ich, du weißt schon ;)

    Ist aber beabsichtigt. *hust* Und noch reden wir ja Deutsch...


    Der Mangel an Kommentaren ist aber anders als du meintest kein auf den Kurzgeschichten-Bereich beschränktes Phänomen, sondern zieht sich imo durch den gesamten FF-Bereich.

    Gut möglich. Ich hab es halt nur eingeschränkter gesagt, weil ich persönlich in die andern Bereiche einfach nicht wirklich gucke, also bevor ich da falsche Annahmen treff... :( [/tabmenu]


    In diesem Sinne...vielen Dank für die Kommentare! Ich geh mich dann mal um den einen Wettbewerb da kümmern, Leuten selber Kommentare schreiben, und was dann hier im Thema so passiert, wir werden es früher oder später alle gleichzeitig herausfinden...

  • Das heute aus saisonalen Gründen mal unabhängig von der 1-für-3-Geschichte. Ist eh nur das lang angekündigte definitiv schlechteste ach so lyrische Erzeugnis, das Ihr je von mir zu lesen bekommen werdet.


    Mein Wunschzettel (oder so)

    Moin Moin Kinners allerseits erstma!
    Wissta, dit weehnachtet wieda
    mit den Kalenda vonnen Advent,
    de Kerzn rot, wat brennt?


    Aba ick brooch noch son Zettl
    volljeknallt mit Wünschn,
    dat se mir alle lynchn –
    nee, is doch nur n kleena Bettl.


    Also, da wär erstma ne kleene CD
    und für die Glotz ne DVD,
    ach, neuet Fernsehn muss ooch ma wieda her
    und meene PlayStation™ is schon wieda leer!


    Zu Roochen is ooch allet wech,
    wieso nur ick mit so nem Pech?
    Verdealt dit Hanf, jekokst dit Mehl –
    ick will neun Stoff, dat isn Befehl!


    Ooch meen Wodka alle seit Wochn,
    meene Lust und Laune sowat von jebrochn,
    ooch lange wech is all meen Whiskey,
    Mädls, ick verdurst hier, ey!


    Dit Handy, dat is ooch schon alt –
    koof mirn neuet, aba bald!
    Schuldn im Netz und ohne Ende –
    zahl se mich, bring de Wende!


    Ooch wichtich is ne flotte Karre,
    dat ick nich in Winterns Eis erstarre.
    den Führerschein, den könnt mir ooch gleich jebn,
    weil zu lang hab ick nu ooch nich mehr zu lebn.


    Ach wat, ick könnt noch Stundn weita,
    tu et nur am Hochdeutsch scheitan,
    seit einfach so lieb und wünscht Euch nüscht,
    dat meine Wenichkeit et allet krüscht!


    (Original Dezember 2005, Nachbearbeitung 23.12.2014)



  • Caspar David Friedrich, 1823/24


    Das Eismeer

    Erstarrt im Chaos, dort regiert das Schweigen,
    wo himmelwärts gefall'ne Pyramiden
    sich selbst ein Grab sind, ohne jeden Frieden
    dem ihren Schicksal trostlos steh'n zu eigen.


    Ins Unbekannte manche Spitzen zeigen,
    in Anfang und auch Richtung ganz geschieden,
    die Übereinkunft billigend vermieden,
    um nur ins kalte Nichts hinab zu steigen.


    Ein bleicher Äther kündet von dem Morgen,
    dort wo gebaut aus immergleichem Eise
    das Monument erstrahlt in neuem Lichte.


    So still und stumm verklingt auch diese Weise,
    wenn Hoffnung sich verhungert, atmet Sorgen,
    macht Glück schon in der Schaffung sich zunichte.


    (25.06., 02.07., 04.07.2015)

  • Hallo Dreykopff (ich liebe den Namen ja noch immer),


    der letzte Kommentar ist ja schon etwas her und nachdem wir uns auch schon privat etwas über den Wettbewerb und die Abgabe "Das Eismeer" unterhalten haben, dachte ich mir, könnte ich das Update auch gleich nutzen. Wobei es für eine vollständige Analyse wohl nicht reichen wird, aber ich hoffe, das geht in Ordnung.


    So, wo fange ich an? Der Titel passt zum Bild erstaunlich gut - hat auch denselben Titel, von daher - und man fühlt sich beim Lesen immer an diesen einen Eindruck erinnert. Das schweigende Chaos, in Erinnerung an die dortige Atmosphäre, himmelwärts gefallene Pyramiden, die wohl Eisberge darstellen können. Ja, das alles lässt auf eine Eiswüste hindeuten. Was mir aber damals beim Vote schwierig gefallen ist, war, den genauen Sinn dahinter zu sehen; worauf du gerne anspielen möchtest, was du damit aussagen möchtest. Zumindest klang es für eine reine Abgabe über das Eis zu wenig; das haben die Worte auch vermittelt, nur war es für mich persönlich relativ schwer greifbar. Umso ironischer, dass ich heute zumindest einen Plan habe, worum es sich drehen könnte; für den Wettbewerb natürlich schade, aber darum soll es nicht gehen.
    Man bekommt bei den Worten das Gefühl, dass du insgeheim auf unsere Gesellschaft anspielst. Himmelwärts gefallene Pyramiden erinnern an Wolkenkratzer, die in unbekannte Höhen steigende Spitzen dagegen, dass man sich immer übertrumpfen möchte. Immer besser, größer werdend. Das ist es wohl, was die Zeit auch quasi zum Stillstand überredet und im Endeffekt mit Eis verbinden lässt. So fragil das Element auch ist, so leicht ließe es sich durchaus auf unsere Art übertragen. Daran erinnert hat mich insbesondere die dritte Strophe, in der du das immergleiche Eis erwähnst. Man siehst es ja nicht selten, dass solch ein Gebilde einsam vom Morgen begrüßt wird. Aber auch, dass sich in der Gesellschaft wenig an der allgemeinen Denkweise ändert, die quasi still steht und nicht weiter vorangeht, da sich alles zur Gewohnheit entwickelt hat. Und jeden Tag dasselbe zu erleben ist sicherlich nicht die Art von Freiheit, die einem manchmal vorgegaukelt wird. So könnte das natürlich auch der Auslöser für die letzte Strophe gewesen sein, die quasi den Mensch als Gefangenen in dieser Welt ansieht und dass keine Hoffnung auf Veränderung besteht; dass sich das Glück also nicht weiter ausbreiten kann. Die Frage aber ist: Ließe sich daran etwas ändern?
    Wie gesagt, das ist zumindest meine Interpretation, die sich die letzten Tage in mir festgesetzt hat und mit der ich nun auch einen Bezug zum Gedicht aufbauen kann. Ich muss sagen, dass die Wortwahl sehr fein ist, sodass sich das Gedicht auch gut und flüssig lesen lässt. An der Form kann man so weit auch nichts aussetzen; ein Sonett, wie es im Buche steht mit glasklarem Metrum, das sieht man nur sehr selten. Von technischer Seite lässt sich daher absolut nichts einwenden; es ist dir wirklich gelungen und Kritik wäre an dieser Stelle wohl unangebracht.


    Im Endeffekt liegt es wohl schlicht und ergreifend am Verständnis, wie schnell man hinter eine (von mehreren, wie du sagtest) Bedeutung kommt. Vielleicht interpretiere ich auch etwas, was gar nicht vorgesehen war, aber das sollte dann wohl einfach so sein. Ich hoffe aber, dass ich dir eine neue Sichtweise hinterlassen konnte.


    ~Rusalka

  • Offenbarungseid


    Durch den dunklen Wald, den tiefen,
    des Nachts als alle Menschen schliefen,
    hab ich das arme Ding getrieben,
    bin selbst mit Tee zuhaus geblieben.
    Ein' Kommentar verbitt ich mir,
    ich bin doch nur der Meister hier,
    rühr wild in meiner Fantasie –
    verstehen, Freunde, wird man's nie.


    Eine weiß und rot die and're
    zwei Rosen in der Hand, ich wand're
    zu meiner Träume Ruhestätte.
    Ach, müsste, würde, könnte, hätte,
    die Fahrradkette halt den Rand,
    nur ich bring mich um den Verstand
    und Spaß macht mir das wirklich nicht,
    denn Schuld hat leider kein Gewicht.


    In der See aus Eis gestrandet,
    in einem wilden Traum gelandet,
    allein im Erdreich eingemauert
    und gerade so noch nicht versauert.
    Wer hat sich das bloß ausgedacht,
    weiß gar nichts mit so großer Macht
    zu schaffen, lacht sich sinnlos schlapp,
    den Vogel auslacht nicht zu knapp.


    Ich rette keine Welt, vollbringe
    gewiss auch keine Wunderdinge,
    die Feder hat's nicht immer eilig
    und ich bin durch und durch langweilig.
    Im Innern habt Ihr's doch gewusst,
    mich keinen Augenblick vermisst.
    Es ist egal und es ist wahr:
    hab nur geschlafen, ich bin da.


    (22.04.2016)

  • Glas


    Himmel Erde, Erde Himmel,
    Tag und Nacht, Nacht und Tag,
    Hell auf Schwarz, Hell auf Schwarz.


    Sonne kippt unter den Horizont
    und Welt springt durch den Spiegel:
    unten ist oben, oben ist unten.


    Kristalline Gebilde
    widerspenstig, starr,
    in die Furchen der Schwärze
    eingefasst, eingepasst,
    schimmern im Augenlicht.


    Sonne kippt über den Horizont
    und Welt fällt durch den Spiegel:
    oben ist unten, unten ist oben.


    Kristalline Gebilde
    widerspenstig, starr,
    in die Furchen der Schwärze
    eingefasst, eingepasst,
    schimmern im Augenlicht.


    Die Scherben reflektieren,
    aber sind selbst kein Spiegel
    und es ist auch nicht der Himmel
    das Spiegelbild vom Teer,
    denn beide sind echt und gleich.


    Himmel Erde, Erde Himmel,
    Tag und Nacht, Nacht und Tag,
    Hell auf Schwarz, Hell auf Schwarz,
    Sonne bringt Nacht – Tag ist Nacht.


    (29.04.2016)

  • So denn, holder Herr @Dreykopff, wollen wir uns Eures Gedichtes annehmen! Und das mit nur etwas über einem Jahr Verzögerung - mich dünkt, das sei ein neuer Rekord!
    Wohlan, für des kommentierenden Verfassers Wort wollen wir uns gleichwohl zeitlich passenderer Phrasen bedienen! :)



    Ok. Es hat gedauert. Lange gedauert. Aber was ich verspreche, halte ich früher oder später normalerweise auch ein, daher sollst du nun noch einmal einen kleinen Kommentar zum Eismeer erhalten, dass du letztes Jahr bei einem Wettbewerb eingereicht hattest.


    Was ich dir vorn weg sagen möchte: Nach mehrmaligem Lesen weiß ich, warum ich damals keine Punkte verteilt habe, auch, wenn das im ersten Moment paradox erscheinen mag: Das Werk ist zu kunstvoll. Es ist nicht so, dass ich bei den Dingen, die ich lesen will, alles vorgekaut und auf dem Silbertablett wieder ausgespuckt haben möchte, ganz im Gegenteil - ich liebe Texte,die man nach Herzenslust interpretieren kann. gerade bei einem Wettbewerb (zumindest hier) sollten die Abgaben aber nicht zu verschlüsselt sein. Ganz kurz gesagt: Interpretieren ist sehr schön, langes Überlegen, was du aussagen möchtest, nicht ganz so sehr. Das führt dazu, das man vielzu lange über einem Text grübelt, ohne, dass sich einem eine zufriedenstellende Interpretation erschließt, und dann vergibt man an ihn i.d.R. auch keine Punkte. Zumindest mir geht das so. Einen Unterschied sehe ich dabei, wenn man sich einen Text einzeln, ohne andere zu bewertende Texte im Hinterkopf zu haben, ansieht. Das ist wohl so'n psychologisches Ding^^" Ein Werk muss für mich auch ein gewisses Gefühl der Befriedigung hinterlassen: Entweder, weil einen die Handlung anspricht, oder weil man meint, die Gedanken des Autors interpretiert zu haben.


    Ich sage vor meinem Versuch einer Interpretation: Das gelingt mir hier nicht zu 100%, und deine Erklärungen habe ich bewusst nicht gelesen. Darum sagt mir dein Gedicht auf "Sättigungsebene" auch leider immernoch nicht zu, die Kunst- und Handwerksfertigkeit betrachtet ist es aber wunderschön! (Klingt ebenfalls paradox, aber ich hoffe, man versteht,was ich aussagen will)
    So, legen wir los. Wird wie gesagt einiges 'falsch' interpretiert sein, aber ich versuche es einfach mal.



    Du hattest ein Bild Caspar David Friedrichs als Inspiration für diese Wettbewerbsabgabe verwendet. Dieses gleichzeitig schlichte wie detailreiche Werk bietet zunächst einmal viele Interpretationsansätze und kann fantasievoll in einem Text umgesetzt werden, wie du es ja auch getan hast. Aber bereits hier tangieren wir ein Problem, dass ich mit solchen Werken habe und oben schon ansprach: Es ist zu komplex. Ich bin zwar bei Weitem kein Fan groschenromanhaftem Niveaus, allerdings empfand ich schon zu Schulzeiten diejenigen Werke der "ganz Großen" als unbefriedigend, die alles und nichts aussagen - die kurz um so anstrengend zu interpretieren sind, dass der Spaß an ihrer Betrachtung (geschrieben wie gemalt/zusammengeklopft) für mich persönlich leidet.



    Erstarrt im Chaos, dort regiert das Schweigen,
    wo himmelwärts gefall'ne Pyramiden
    sich selbst ein Grab sind, ohne jeden Frieden
    dem ihren Schicksal trostlos steh'n zu eigen.


    Die erste Strophe finde ich persönlich am Schwierigsten, da sie mit Bildern spielt, die sich dem Betrachter nicht erschließen und für man den Schlüssel suchen muss. Hier wird eine einsame, trostlose Stimmung vermittelt, vor allem durch die dritte und vierte Strophe und die hierzu passende Wortwahl. In der ersten Zeile finden wir ergänzend dazu die Einstimmung auf eine leblose Szenerie, paradoxer- und interessanterweise aber gewürzt mit Dynamik. Das "Chaos" ist zwar erstarrt, also in Stasis, es findet keine Bewegung statt, das Wort selbst lässt ungeordnete Bewegung aber dennoch nachhallen. Dieses Paradoxon kreiert den Eindruck, als könnte diese Stille, diese Leblosigkeit (und damit auch Trostlosigkeit) jeden Moment durchbrochen werden - so wie es auch in einer Eislandschaft konkret der Fall ist, wo die kalten Riesen jederzeit brechen und in neue Formen übergehen können.
    Die zweite Zeile erschließt sich mir nicht so ganz und wird in dieser Interpretation wohl weitestgehend unaufgelöst bleiben, aber der werte Dichter wird da sicherlich nachhelfen ;) Nun, ich vermute, die Pyramiden sollen einerseits einen Bezug zu den Formen auf dem Gemälde, andererseits zu Zeile drei ("Grab") herstellen. 'Himmelwärts gefallen' deute ich in der paradoxen Wortwahl als weiteren Ausdruck des erstarrten Chaos und der (vorübergehend) eingefrorenen Bewegung. "sich selbst ein Grab" zu sein scheint mir außerdem auf die Vergänglichkeit dieser Stille,Bewegungslosigkeitund letztlich der Form an sich (--> zerbrechende Eisberge) hinweisen zu wollen.


    Ins Unbekannte manche Spitzen zeigen,
    in Anfang und auch Richtung ganz geschieden,
    die Übereinkunft billigend vermieden,
    um nur ins kalte Nichts hinab zu steigen.


    Der erste Vers beschreibt die Ungewissheit, die im Schicksal der Eisspitzen liegt. Niemand weiß, wann sie sich verändern, wie lange sie bestehen, welche Form sie annehmen werden. Daher weisen ihre Erscheinungen ins Unbekannte und Ungewisse, eine nicht erkennbare Zukunft. Zeile zwei ergänzt dies, indem sie uns darüber in Kenntnis setzt, dass die Spitzen in Beginn und Zukunft ganz verschieden sein können und werden (netter Alpha-Omega/Anfang-Ende/Vergangenheit-Zukunft Aspekt btw).
    Recht einsam kommen die nächsten beiden Zeilen herüber, da hier eine gewisse Einzelgängerposition beschrieben wird - ich würde es interpretieren als, 'Wenn ich eh nicht weiß, wie lange ich und mein 'Nachbar' noch so sind, wie wir sind, warum dann erst anbandeln? Dann bleibe (und sterbe) ich lieber allein, wir müssten uns ja doch wieder trennen'. Sehr traurig irgendwie ... die letzte Zeile ist für mich nichts anderes als der Schlussakt und beschreibt den Tod eines Eisberges (in seiner aktuellen Form) durch Brechen und Stürzen ins kalte Nichts, die unendlich scheinenden Tiefen des Meeres.


    Ein bleicher Äther kündet von dem Morgen,
    dort wo gebaut aus immergleichem Eise
    das Monument erstrahlt in neuem Lichte.


    Hier wird auf verschiedene Weise eine Veränderung offenbar, die sich auch auf die Stimmung des Gedichtes niederschlägt. Allein die Wortwahl wird hier deutlich positiver (Morgen, Monument, erstrahlt, neu, Licht), was den Grundton hier sehr aufhellt. Abgesehen davon steht der Morgen traditionell für den Beginn von etwas Neuem (dem Ende der Stille, Trostlosigkeit, Stasis?), und auch, wenn das Eis in seiner Basis das gleiche ist, nimmt es neue Formen an. Wird zu einem Denkmahl, einem "Monument", wird im Lichte der Veränderung zu etwas Erwürdigem, Bedeutungsvollen. Man könnte hier auch sagen, dass eine Veränderung der äußeren Umstände etwas völlig anders aussehen oder wirken lassen kann - auch, wenn es im Grunde genommen kaum einen strukturellen Unterschied gibt. Unterstützt wird der Tenorwechsel des Gedichtes durch die deutlich sichtbare Änderung der Strophenstruktur (von vier- zu dreizeilig) und dem Wegfall des 'umarmenden Reims'. Die Struktur selbst verinnerlicht also bereits die Veränderung, die inhaltlich angekündigt wird.


    So still und stumm verklingt auch diese Weise,
    wenn Hoffnung sich verhungert, atmet Sorgen,
    macht Glück schon in der Schaffung sich zunichte.


    Hier wird die Stimmung wieder melancholischer. Einmal, weil ein Ende (des Gedichts) angekündigt wird, aber auch, weil die eben aufgebaute Hoffnung wieder 'sich verhungert', stirbt, nachdem sie erst aufopferungsvoll genährt wurde. Die letzte Zeile verrät uns nun, dass die zuvor dargereichte positive Stimmung im Grunde eine Illusion war, da schon in ihrer Entstehung der Untergang bereits angelegt ist - was in meinen Augen den Grundton dieses Werkes wiederspiegelt.
    Interessant ist noch, dass du auch in dieser letzten Strophe keine Reime mehr vorhanden sind, sich in Kombination mit der dritten aber wieder Paare finden lassen. Das verwebt die Bedeutung dieser beiden Stücke zu einer melancholischen Harmonie.




    So, das wäre erst einmal, was ich ganz grob dazu zu sagen habe. Ich hoffe, du freust dich trotz der Verspätung^^


    Liebe Grüße,


    ~ Sheo

  • Versäumnis


    Einsam durch den Wald, das Reich der Bäume,
    wander ich durch weite, enge Räume.
    Blätter fall'n im Takt vom Wimpernschlag –
    gestern, heute, morgen, jeden Tag.
    Zeit zieht wie der Wind an mir vorbei,
    trägt nicht die Gefühle schwer wie Blei.


    Seit Jahr und Tag halt ich mich in den Schatten
    und denk zurück daran, was wir nicht hatten.


    Einsam unterwegs im Reich der Stille,
    unterm Arm trag ich die leere Hülle.
    Der Wald sein Liedchen spielt, ich hör nicht hin
    seit ich von seinen Kindern keins mehr bin.
    Im einst vertrauten Haus nur noch zu Gast –
    dort halt ich an uns'rer Narbe Rast.


    Dieser Abschied war nie meine Absicht
    und nun hader ich mit seiner Nachricht.


    Als ich noch konnte, da hab ich vergessen;
    weise Voraussicht, die war mir vermessen,
    und so kam ich hierher allein,
    durch schwarzes Grün zum kalten Stein.
    Die starke Platte, die mich trägt –
    die schwere Platte Dich begräbt.


    Doch komm ich zu spät, Du bist gegangen.
    Geister launisch jetzt nach mir verlangen.


    So sitz ich hier und gräme mich an diesem Ort,
    da landet eins der Blätter weich in meinem Haar.
    In diesem schicksalsschwer'n Moment wird es mir klar:
    Wo ein Weg endet, setzt ein anderer sich fort.


    (11.-12.10.2016)

  • Hallo Dreykopff,


    mich wundert ja irgendwie, noch nichts über Trikephalo gelesen zu haben; oder es war schon auf den vorherigen Seiten mal Thema. Auf jeden Fall sollst du nun deinen dritten Kommentar bekommen und ich hab mir einfach mal das "Versäumnis" angesehen, da du ja selbst recht stolz darauf bist.


    Generell gefällt mir die Art und Weise, wie du hier das Thema Vergänglichkeit ansprichst. Immer mit diesem melancholischen Unterton in den Strophen und dem Wissen, dass die Last schwer auf der Seele setzt und sich deswegen alles sehr träge anfühlt. Manchmal sogar wirkt das Ich wie durch den Wind, was aber nicht wirklich verwundert. Die Angespanntheit und diese drückende Stimmung hast du wirklich hervorragend umgesetzt und vermittelt im selben Zug auch ein Herbstgefühl. Man lässt sich Gedanken leichter durch den Kopf gehen als sonst im Jahr.
    Am meisten angesprochen hat mich aber neben der allgemeinen Atmosphäre die letzte Strophe; gerade wegen diesem Blatt und dem Schicksalswink, dass man einfach weitergehen und sich nicht durch den Tod eines anderen aufhalten lassen solle. Es ist dieser eine Moment, den man nach den vorhergehenden Strophen und ihrem beständigen Aufbau an Intensität erreicht und der dann im wahrsten Sinne des Wortes einen Höhepunkt darstellt. Und es ist gar nicht mal so abwegig, dass das Blatt genau da vorkommt, denn tatsächlich war es schon von Anfang an im Gespräch und passt zur Stimmung des Waldes. Es ist ein sehr aufbauender Abschluss, auch in den dunkelsten Stunden voranzugehen und sich nicht aufhalten zu lassen und da können selbst so kleine Dinge eine wahre Erlösung mit sich bringen. Und das ist auch das Gefühl, das ich am Ende nach dem Lesen hatte: Über die großen Dinge übersieht man leicht die kleinen, die so viel mehr wiegen können, aber so viel mehr ausrichten können. Und da ist manchmal wirklich etwas dran.


    Wir lesen uns!

  • Blutmond

    Die Gräber alter Tage steh'n weit offen.
    Geschöpfe ungeahnt vor uns erwachen,
    des Herzens garstig, listig, schlau, sie hoffen,
    ernähren sich von Delusion der Schwachen.
    Sie speien Lügen, sie verführen, schüren
    den dritten Krieg vor unsern Türen!


    Auf Irrfahrt geht das namenlose Grauen –
    zum großen Durchbruch braucht es Wegbereiter.
    Im Schutz von Frieden, Ruhe und Vertrauen
    agiert ein Orden junger Todgeweihter
    und böse Zungen sagen: wir die Erben
    in Scherben müssen alle sterben!


    Das Wort der Schlange inspiriert die Massen,
    Erkenntnis züchtet eine Frucht verboten,
    so unerreichbar und doch leicht zu fassen –
    entwirr ihn nicht, schneid ab den faulen Knoten!
    Es äußert Feigheit sich in Flucht vor Fragen,
    an diesen Tagen vieles wagen.


    Errungenschaften uns'rer Zeit verschwinden,
    von beiden Enden brennen uns're Kerzen,
    das eine Feuer wird das and're finden
    und Asche unsern Hauch aufs Neue schwärzen.


    Wenn der Blutmond auf die Erde fällt,
    der eine Gärtner frisches Feld bestellt.
    Wenn ewig Abend zieht ins ganze Land,
    die Saat der Zwietracht wird zum Lebenspfand.


    (21.,26.,31.12.2016)

  • Hallo Dreykopff!


    Dann versuch ich mich mal wieder an einem Kommi hier und helfe gleichzeitig, dass du deine Regel dieses Mal einhalten kannst. Ich kann leider nicht für viel Gehalt in diesem Feedback garantieren, weil ich bei Gedichten nicht so erfahren bin, aber mal sehen, was dabei herauskommt.


    Blutmond
    Als Blutmond wird ja eine totale Mondfinsternis bezeichnet, daran musste ich bei dem Titel als erstes denken. Gleichzeitig kam mir aber auch noch eine andere Sache bei dem Titel in den Sinn: der Mond ist ja praktisch „die Sonne der Nacht“ und am Himmel das größte natürliche Licht in der Finsternis, Sterne erhellen die Dunkelheit ja nur bedingt. Das Bild eines rotgefärbten Mondes — und dabei nicht irgendein Rot, sondern Blutrot — ist furchteinflößend, aber vielleicht auch warnend oder mahnend. Deshalb bin ich sehr gespannt, in welchem Zusammenhang der Titel mit deinem Gedicht steht.


    Die Gräber alter Tage steh'n weit offen.
    Geschöpfe ungeahnt vor uns erwachen,
    des Herzens garstig, listig, schlau, sie hoffen,
    ernähren sich von Delusion der Schwachen.
    Sie speien Lügen, sie verführen, schüren
    den dritten Krieg vor unsern Türen!

    —> Schon in der ersten Strophe beschreibst du eine Bedrohung. Gräber alter Tage, Lügenspeiende Geschöpfe und ein dritter Krieg — das alles ist beängstigend. Nachdem du in der letzten Zeile vom dritten Krieg sprichst, hab ich so das Gefühl, dass du hier von dem Erstarken der rechten Szene schreibst. Möglich, dass meine Interpretation jetzt sehr weit hergeholt ist, aber ich schreib’s trotzdem mal.
    Nachdem ich also an Nationalsozialisten denken musste nach der letzten Zeile, wurden die Gräber alter Tage für mich zu all den verstorbenen Nazis bzw. Hitlerbefürworter der Vergangenheit. Die Geschöpfe an sich erwachen nicht buchstäblich, sondern es sind eher ihre Ideen, die plötzlich wieder „auferstanden“ sind, obwohl man denken sollte, sie sind in unserer modernen Welt und Gesellschaft endlich gestorben. „Garstig, listig und schlau“ — garstig, weil die Ideen eine typische „Wir gegen andere“-Mentalität hervorrufen, was ich persönlich ziemlich garstig finde, listig, weil sie es als Ungerechtigkeit verkaufen. „Wir“, die Einheimischen eines Landes, werden ungerecht von unserem Staat und der Regierung behandelt zugunsten von „Ausländern“. Das ist eine listige Argumentation, denn auf den ersten Blick mag es wirklich so sein. (Bis man sich damit beschäftigt und feststellt, dass vieles davon Gerüchte sind, die schlichtweg propagiert wurden.) „Schlau, sie hoffen“, hab ich hierbei — unterbewusst — als eines gelesen. Sie hoffen, also, sie wären schlau. Vermutlich ungefähr so, wie Hitler damals gehofft hat, in Wien auf der Kunst-Uni genommen zu werden. Und es halt nicht hingekriegt hat.
    Delusion ist ein englisches Wort und ich wurde in meinem Kopf unbewusst zu „der Illusion“, dabei heißt delusion auf deutsch „Täuschung“. Sie ernähren — also stärken sich — an der Täuschung der Schwachen. Dabei würde ich bei Schwäche nicht von körperlicher Schwäche ausgehen, sondern auch von „Bildungsschwäche“. Es ist leider nicht von der Hand zu weisen, dass Menschen mit geringerer Bildung für Propaganda empfänglicher sind, als solche mit einem höheren Bildungsstandard. (Was im Grunde nichts heißen muss, auch sehr gebildete Menschen können auf Propaganda hereinfallen. Es kommt immer darauf an, ob man sich mit etwas beschäftigt und es hinterfragt oder nicht.)
    Lügen war ja in Form von Lügenpresse ein besonders dominanter Ausdruck 2016. Wurde er nicht geprägt von PEGIDA? Ich weiß es gar nicht mehr, ich finde ihn nur nach wie vor dämlich, weil man a) ohnehin nicht die gesamte Presse über einen Kamm scheren kann (zwischen der Süddeutschen und der Bild liegen ja wohl Welten.) und b) die Presse und die Medien immer noch mit Hirn und gesundem Menschenverstand „benutzt“ werden sollten.
    Dass die alten Ideen von damals, die du hier — so sehe ich das jedenfalls — personifiziert hast, uns letztendlich einen dritten Krieg vor die Türen schüren ist leider nicht auszuschließen und deshalb besonders erschreckend.


    Auf Irrfahrt geht das namenlose Grauen –
    zum großen Durchbruch braucht es Wegbereiter.
    Im Schutz von Frieden, Ruhe und Vertrauen
    agiert ein Orden junger Todgeweihter
    und böse Zungen sagen: wir die Erben
    in Scherben müssen alle sterben!

    —> Irrfahrt … eine Anspielung auf die Irrfahrt des Odysseus? Nein, vermutlich nicht, aber auf jeden Fall geht das „Grauen“ umher und wenn du von Irrfahrt sprichst, dann ist das eine größere und längere Fahrt. Irrfahrt heißt ja auch, dass es kein konkretes Ziel gibt und nachdem es Wegbereiter braucht, wird es diese überall suchen. Natürlich sag ich jetzt: und hoffentlich nicht finden, aber das ist ja leider nicht wahr.
    Interessant finde ich, dass du hier schreibst, dass ein Orden Todgeweihter im Schutz von Frieden agiert. Das ist im Grunde auch ein Problem, was viele nicht sehen. Frieden wird zwar auch von außen zerstört, aber öfter auch von innen. Komischerweise musste ich bei den Todgeweihten nicht an die rechte Szene denken, sondern eher an radikale Islamisten. Nazis sind ja keine Selbstmordattentäter, Islamisten schon und sie ziehen auch bewusst in einen Krieg, um sogar dabei zu sterben. Der Gedanke ging auch nicht weg, also du von Erben sprachst, wenn man bedenkt, dass besonders viele junge Leute zum sogenannten IS gehen, Muslime, die bereits in dritter oder vierter Generation in Europa leben und dann nach Arabien in den „Krieg“ ziehen. Man fragt sich wirklich, was die dort suchen und wollen. Es ist ein kaum erklärbares Aufbegehren.
    Wenn alle in Scherben sterben müssen, dann klingt das für mich nach purer Zerstörungswut. Dabei muss ich gerade bei dem Ausdruck Scherben an Explosionen denken, wo am Ende nichts mehr übrig ist.
    Das wird immer düsterer und bedrückender hier.


    Das Wort der Schlange inspiriert die Massen,
    Erkenntnis züchtet eine Frucht verboten,
    so unerreichbar und doch leicht zu fassen –
    entwirr ihn nicht, schneid ab den faulen Knoten!
    Es äußert Feigheit sich in Flucht vor Fragen,
    an diesen Tagen vieles wagen.

    —> Die biblische Referenz ist in dieser Strophe nicht zu leugnen und da musste ich gleich an 1. Mose Kapitel 3 denken, wo die Schlange — der Teufel — zu Eva spricht und sie dazu überredet vom Baum der Erkenntnis zu essen. (Mit der Aussicht, sie würde danach so sein wie Gott.) Man muss dazu sagen, dass es geschickt von der Schlange war, zu Eva zu sprechen und nicht zu Adam. Eva wurde erst einige Zeit nach Adam geschaffen und deshalb wusste sie noch nicht so viel — weswegen sie sich auch nicht wunderte, als eine Schlange zu ihr sprach. Vielleicht, sind die Massen, von denen du sprichst, auch so wie Eva, etwas naiv, weil sie noch nicht so viel wissen. Ich kann leider nicht sagen, ob du hier den buchstäblichen Teufel als Inspiration der Massen nimmst und welche Erkenntnis du genau meinst. Im Grunde war die verbotene Frucht im Garten Eden eine Gehorsamsprüfung Gottes für den Menschen. (Sagen wir so, so hab ich das jedenfalls verstanden.)
    Die Schlange sehe ich hier jedenfalls eine Verkörperung des Bösen, bei der Erkenntnis sollte man eigentlich erstmal an etwas Gutes denken, aber du schreibst in der vierten Zeile davon, dass der Knoten nicht entwirrt werden soll, sondern lieber gleich abgeschnitten. Bin ich mir grad unsicher, ob du damit auf die Erkenntnis anspielst oder wieder etwas anderes meinst. Jedenfalls hab ich zum Knoten mehrere Gedanken.
    Zum einen dachte ich mir, dass es vielleicht keinen Sinn macht, den „Knoten“ an falschen Aussagen der Schlange zu entwirren bzw. zu widerlegen. Man sollte sich also gar nicht damit beschäftigen, sondern es gleich für unbrauchbar abtun. Andererseits musste ich da aber auch an Menschen denken, die im übertragenen Sinne als Schlange agieren und auch hier es nichts nützt zu versuchen sie von ihrem falschen Denken abzubringen, sondern man kann sie nur „abschneiden“ — in dem man sich gar nicht erst mit ihnen abgibt und ihnen kein Gehör schenkt.
    Fragen … ja, die können durchaus unangenehm sein. Dabei denke ich, meinst du weniger die Fragen, die andere einem selbst stellen, als die Fragen, die man sich selbst stellt. Man will sich aber nicht mit unbequemen Fragen abgeben, also flüchtet man feige vor ihnen. Dabei sind gerade diese Fragen wichtig.
    Bei der letzten Zeile bin ich mir unsicher: meinst du wirklich vieles? Oder viele? „Vieles wagen“ kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen, „viele“ würde hier andeuten, dass viele die Flucht vor der Konfrontation mit den Fragen vorziehen. Ist ja auch einfacher, aber hilft im Grunde wenig.


    Errungenschaften uns'rer Zeit verschwinden,
    von beiden Enden brennen uns're Kerzen,
    das eine Feuer wird das and're finden
    und Asche unsern Hauch aufs Neue schwärzen.

    —> Errungenschaften … ich vermute mal, du spielst nicht auf technische Errungenschaften an, was in dem Zusammenhang auch nicht ganz passen würde, sondern eher gesellschaftliche. Beispielsweise der Fall der Mauer, sodass Deutschland nicht mehr geteilt ist. Oder auch der Fall des eisernen Vorhangs. Vielleicht auch allgemein die fehlenden Grenzen innerhalb Europas und die damit verbundene Freiheit. Oder aber auch mehr Toleranz in der Gesellschaft. (Innerhalb Deutschlands besteht ja durchaus ein freundschaftlicher Umgang zwischen Ost und West, Nord und Süd, auch wenn man sich ab und an bissl streitet oder über den anderen herzieht.) Ich persönlich hab ja nie verstanden, was so schlimm an „Multi-Kulti“ sein soll. Die Verfechter des „deutschen Brauchtums“ meinen immer, dass gleich alles Deutsche untergeht, wenn zu viele andere Kulturen im Land sind. So ein Schwachsinn.
    Kerzen brennen von beiden Seiten — ein interessantes Bild. Ich kenn Kerzen jetzt nur als Lichtspender, wüsste grade keine andere Symbolik, außer vielleicht noch Hoffnung? Die beiden Feuer sind jedenfalls eine Bedrohung und werden sich — so schreibst du — gegenseitig finden. Im Umkehrschluss ist damit dann die Kerze nicht mehr vorhanden, somit wird also auch aus der überschaubaren Kerzenflammen vermutlich ein richtiger Brand. Man sagt zwar, man kann Feuer mit Feuer bekämpfen, aber auch das ist nicht immer von Erfolg gekrönt, deshalb ist das Bild am Ende, dass Asche unseren Hauch schwärzen wird, sehr passend, wie ich finde. Dabei beschäftigt mich vor allem das „aufs Neue“. Das klingt so nach Wiederholung, als wäre das alles schon mal hier gewesen — als würde sich die Geschichte wiederholen. Da fällt mir wieder die letzte Zeile der ersten Strophe ein: „den dritten Krieg vor unsern Türen!“ Die Vorstellung ist wirklich beängstigend …


    Wenn der Blutmond auf die Erde fällt,
    der eine Gärtner frisches Feld bestellt.
    Wenn ewig Abend zieht ins ganze Land,
    die Saat der Zwietracht wird zum Lebenspfand.

    —> Und hier ist der Blutmond vom Titel sogar! Er fällt also auf die Erde — dabei fällt mir unwillkürlich Majora’s Mask ein — und dann bestellt ein Gärtner frisches Feld. Das find ich grad ein wenig verwirrend, wer ist der Gärtner? Und warum sollte er frisches Feld bestellen, wenn der Blutmond auf die Erde fällt — und dabei sicherlich einiges an Verwüstung anrichten wird. Allgemein bin ich grad auch etwas überfordert, ob der Blutmond hier nicht noch etwas anderes aussagen soll … (Ja, so gegen Ende stoß ich dann an meine Grenzen, ich merk schon.) Es scheint jedenfalls so, als würde jemand sich von der Katastrophe nicht abhalten lassen wollen und das ist „der eine Gärtner“. Ich frag mich, wer das sein könnte …
    Verflixt, mich ärgert grade, dass mir hier nicht mehr so viel einfallen will.
    Ich weiß jetzt zwar nicht genau, was der ewige Abend sein soll — der Abend ist ja die Zeit zwischen Tag und Nacht, kann recht malerisch sein, wenn die Sonne tief steht und alles ganz golden ist, aber an grauen Tagen ist das einfach nur die Zeit des Zwielichts. Es ist weder gscheit hell noch richtig dunkel. Ich hab so das Gefühl, dass Saat der Zwietracht irgendwas bestimmtes bedeutet. Oder ist das einfach nur so ein geflügelter Ausdruck? Zwietracht ist jedenfalls ein Streit, also meinst du wohl das sähen von Streit. Oder vielleicht eher die Möglichkeit Streit zu sähen, immerhin muss die Saat ja nicht schon ausgesät sein. Ich versuch gerade zu verstehen, wie diese Saat zum Lebenspfand werden könnte. Ich weiß auch nicht genau, ob du mit Lebenspfand jetzt „Lebensrecht“ oder „die Forderung nach Leben“ meinst — immerhin ist ein Pfand ja mehreres. Aber ich entscheide mich jetzt einmal für etwas und versuch die Stelle anhand dessen zu deuten.
    Also, der ewige Abend, eine Zeit des Zwielichts und damit eher eine ungemütliche vielleicht sogar bedrohliche Zeit — so denke ich’s mir. Und diejenigen, die die Saat der Zwietracht haben, also die Möglichkeit Streit zu sähen haben ein Lebensrecht. Oder können eher ihr Leben fordern. Weiß jetzt nicht, ob das von mir Sinn macht, es macht vermutlich mehr Sinn, so wie du es dir gedacht hast, als du diese Strophe geschrieben hast. Ich persönlich finde sie leider etwas verwirrend, aber da musst du dir nichts denken — das liegt nur an mir.


    So, jetzt hab ich hier eine ganze Menge geschrieben und viele Gedanken zu deinem Gedicht dagelassen, mich auch ein wenig an einer Deutung versucht. (Meh, eher schlecht als recht.) Ich kann nicht genau herauspicken, auf was du alles anspielen wolltest, aber das muss ich auch gar nicht. Ich finde, das Gedicht hat einen interessanten, sehr düsteren, aber auch mahnenden Charakter. Du beschreibst in sehr deutlichen Bildern und vielen Metaphern das Weltgeschehen und zeichnest es dabei so düster, wie es ist. Und vielleicht noch werden könnte, auch wenn ich es wirklich nicht hoffe. Aber das werden wir leider selbst herausfinden müssen. Ich hoffe ja immer, dass die wirklich Schlauen sich nicht von den ganzen Dummen unterkriegen lassen, aber leider sind letztere oftmals in der Überzahl.
    Alles in allem ein sehr eindringliches Gedicht, was mich bestimmt eine Weile gedanklich beschäftigen wird. Und ich merk schon, ich muss hier definitiv öfter vorbeischauen.


    In diesem Sinne: man liest sich beim nächsten Kommentar!
    (—> Feedback nehm ich übrigens gern in GiF an, falls du möchtest.)

  • Dreykopff

    Hat das Label Gedichte hinzugefügt.
  • Dreykopff

    Hat den Titel des Themas von „Carmina Fatalia (Umbau 36/63)“ zu „Carmina Fatalia“ geändert.
  • Schreibe es ins Nichts

    Ich denke viel, ich liebe das Wort,

    und eine Sache mir den Kopf zerbohrt,

    des Nachts um Schlafe und Verstand mich bringt,

    und auch wenn ich schon weiß, wie es gelingt.


    Sag Lebewohl zu Reue und Schmerzen,

    die schwere Last mir endlich fällt vom Herzen.

    Ich sperr sie alle ein in meinem Buche,

    berechne das Ergebnis meiner Suche.


    Ich schreib es mir von der Seele.

    Ich schreibe es hinaus ins Nichts.


    Gedanken und Gefühle füll'n die Seiten,

    die frische Geistesklarheit mir bereiten.

    Hab nichts hier für die Ewigkeit geschrieben --

    das Feuer hungert, ihm wird nichts verschwiegen.


    Ich schreib es mir von der Seele.

    Ich schreibe es hinaus ins Nichts.


    (10., 14.12.2023)


  • Virus

    Betrug zum Dank mach ich Dich krank.

    Den Stillstand nähr ich, wir sind hier fertig.

    Und fühl Dich bloß nicht schlecht!

    Das ist Dein gutes Recht.

    Es ist so süß zu wissen

    vom Ende des Gewissens.

    Bist blind für alles,

    was da lief --

    getestet

    toxisch

    positiv.


    (21.12.2023)


  • Angst


    Nach all den Jahren steh ich hier.

    Der Zufall meint es gut mit mir.

    Neben mir ist noch Platz --

    es braucht nur ein' Satz.


    Die Uhr tickt und ich steh still,

    sortier in meinem Kopf den Müll.

    Chance um Chance vergeht,

    nun ist es zu spät.


    Ich konnt' nicht sprechen,

    das Eis nicht brechen,

    und jetzt erfrier ich in mir selbst.

    Ich kann nicht weinen,

    keine Schwäche zeigen,

    und jetzt ertrink ich in mir selbst.

    Was bleibt, sind Schmerzen,

    unentflammte Kerzen,

    und ich verbrenne in mir selbst.


    Insgesamt es nur ein Rückschlag ist

    für Ärger, den man nicht vermisst.

    Doch ich weiß, es geht vorbei --

    eines Tages bin ich frei.


    (31.12.2023)


  • Hallo,


    Virus finde ich interessant, da es mit der Wahrnehmung spielt. Nimmt man zu Beginn noch an, dass es sich um eine Krankheit handeln könnte, stellt sich immer mehr heraus, dass es kein Virus im klassischen Sinn ist. Die ersten zwei Verse zeigen, wie schlecht es eigentlich für eine Person ausgehen kann, immer alles gut zu reden und sich nicht von der Stelle zu bewegen. Abgerundet wird das von den letzten drei Worten, die einerseits das Krankheitsmotiv tragen und zusammen die ungesunde Positivität hervorheben. Hat mir gefallen und die gewählte Form fand ich für das Gedicht passend.


    Wir lesen uns!