*Pflicht und Ehre*

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  • Schock, habe dir ja noch ein Komi versprochen!


    Also wo fang ich an… ähm ja.
    Armes Fiffyen, hat der gute Stan tatsächlich sie zuerst in den Kampf geschickt.
    Mir haben die Beschreibungen in diesem Part recht gut gefallen. Zum Beispiel, wie der Gegner den Pokeball in die Luft schleudert, eigentlich dauert so etwas etwa drei Sekunden, aber du hast es recht schon in die Länge gezogen, ist gar nicht so leicht. Tja, kein sonderlich fairer Kampf, wenn man bedenkt das Fiffyen es mit einem Panzaeron zu tun hat. Ich hab richtig mit ihr mit gefiebert und darauf gehofft, dass sie irgendwie aus diesem Schlamassel wieder hinaus kommt. Letzendes war es keine Überraschung dass sie gegen Sky einfach keine Chance hatte. Ärgerlich, ich hab so darauf gehofft, das Sheinux diesen silbern Vogel vom Himmel holt, doch welch ein Wunder, der erste Mensch der anscheinend etwas von Typvorteil gehört hat. Das er dann ausgerechnet ein Boden/Flug Pokemon im Gepäck hat, dumm gelaufen für Sheinux :/
    Sheinux Spott und Wortspiele fand ich klasse : D Würde die Stelle zitieren, aber das hat schon jemand vor mir getan. Watt, Schockiert, schlagartige Widerstand… einfach nur genial.
    Gut, jetzt haben wir auch einen Rivalen in der Story… der dazu noch Eagl, ähm Eagle heißt. Na toll und ich hab meinen Namen bei meiner Fs einem Idioten verliehen XD


    Zum Abschließenden Teil: Sheinux scheint sich diese Niederlage ja sehr zu Herzen zu nehmen. Ist ja eigentlich sein erster Kampf, den er, seitdem er mit Stan zusammen ist, verloren hat. Mich wundert es nur, dass er irgendwie eher von der Stärke den gegnerischen Trainer gesprochen hat, was nicht gerade so typisch von ihm ist. Immerhin vertraut er ja auch auf seine eigene Kraft und nicht auf Ratschläge eines Trainers. Kommt wohl von den Depressionen.
    Hätte der Gute nicht Stan, keine Ahnung was aus ihm geworden wäre (hm, wahrscheinlich wäre er erst gar nicht auf dieser Insel)
    Eine richtige Motivationsrede, genau was ein Pokemon wie Sheinux wieder aufbauen kann^^
    Sheinux wird es diesem blöden Eagle (der Rivale natürlich : P) schon zeigen.


    So, das war‘s mal alles von mir. Sorry, ist wieder kein sonderlich ausführlich Kommentar geworden^^;
    Naja, bin schon auf den weiteren Verlauf gespannt : D

  • ... du hast einen neuen Fan. Ich habe mich gerade in einer knappen halben Stunde vom Anfang von Buch 1 bis hierher durchgearbeitet, und mir gefällt, was ich lese. :thumbsup: Deine Geschichte sprüht nur so vor Wortwitz - ich steh' auf Wortwitz!
    Tja, ich würde meine Begeisterung nun gern damit begründen, dass man das Orm hier beinahe greifen kann - jemals "Die Stadt der träumenden Bücher" gelesen? :rolleyes:
    Falls nicht, lass es mich so ausdrücken:
    Du bist Gut!
    Also, fröhliches Schreiben noch und behalte dein bisheriges Tempo bitte bei. 8-)

  • Hallihallo, ich schreib auch mal wieder
    part 4:
    Gehört ganz eindeutig zu meinen Lieblingsparts, am besten fand ich das Wortspiel von Sheinux^^ ich war wie vom Blitz getroffen.
    Hätte nicht gedacht, dass Eagle sofort gegen Skorgro austauscht, ich hab mich auf Brathänchen gefreut :( Armer Sheinux, zum ersten mal völlig wehrlos ... Aber ich freu mich auf ein spannendes Rematch


    part 5:
    kopf hoch, kein Grund, gleich in finstere Abründe des Selbstmitleids zu versinken.
    Schön, dass Satn geschnallt hat, welche Töne er bei Sheinux treffen muss.


    Immer diese gemeinen Enden X( Schreib pls schnell weiter.


    Lg.
    Arkande

  • Kapitel 3: Langeweile im Überfluss – Das Raumfahrtzentrum



    Part 1: Früh aufstehen - der erste Schritt in die falsche Richtung


    Von zwei Fragen geplagt – nämlich wie ich es wieder einmal geschafft hatte bei Stans unruhigem Schlaf ein Auge zuzubekommen, und was es wohl zum Frühstück geben würde, rissen mich bei Sonnenaufgang des nächsten Morgens aus dem Schlaf. Obwohl ich es längst aufgegeben hatte, die Tage meiner gemeinsamen Reise an der Seite meines Trainers zu zählen, war ich jedoch recht davon überzeugt, dass dies wohl unsere erste gemeinsame Nacht unter freiem Sternenhimmel war. Man konnte durchaus behaupten, das wir schon viel gemeinsam erlebt hatten – Stan und ich. Aber etwas solch triviales wie sich im Angesicht des Mondes und unter der kühlen Wolkendecke eng aneinander schmiegen - das war neu. Ein denkwürdiger Augenblick könnte man meinen. „Oder auch nicht ...“, seufzte ich leise, als ich Stan in seinem Schlafsack unbekümmert und völlig seelenruhig vor sich hinsabbern sah. Er schien der ganzen Schose weitaus weniger Wichtigkeit zuzuordnen, als ich es anfangs tat. Für ihn stand wohl schon insgeheim fest, dass auch dies ein Tag wie jeder andere sein würde. Nun gut, dann war es wohl auch egal, wenn auch ich das tat, was ich für angemessen hielt – zum Beispiel die kargen Überreste unseres Abendessens zu plündern.


    Wahrscheinlich waren es die von mir verübten, und nicht zu überhörenden, schlürfenden Geräusche kalter Nudeln mit noch kälterer Tomatensoße, die zuerst Colin, und wenige Augenblicke später auch Stan aus seinen Träumen rissen.
    „Was soll der Lärm ...?“, brummte Colin muffelig und kämpfte sich schwerfällig aus seinem engen Schlafsack. Sein Blick fiel auf mich, wie ich das letzte bisschen Flüssigkeit aus dem Topf schlabberte. „Musst du so einen Krach machen, und überhaupt: wie siehst du eigentlich aus?“, und verzog leicht angeekelt sein Gesicht. – „Dir auch einen schönen guten Morgen“, rülpste ich ihm entgegen, tat ihm jedoch gutwillig den Gefallen, und säuberte mein Gesicht von den gröbsten Soßenflecken auf Pokémon-Manier.
    Scheinbar von meiner Wäsche nur noch mehr angewidert warf Colin, müde wie er war, einen Blick auf seine blauleuchtende Armbanduhr.
    „Kurz vor sechs?“, stöhnte er und fuhr sich mit der Hand durch sein Gesicht das man das Rot in seinen Augen sehen konnte. „Na toll ...“


    Stan reagierte wesentlich gelassener auf meinen versehentlich ausgelösten Weckruf. Wie als ob ihn die ganze Sache nichts angehen würde, zog er, nachdem auch er sich aus seinem Schlafsack befreit hatte, seine Zahnbürste und eine Wasserflasche aus seinem Rucksack und schlurfte mit hängenden Schultern völlig unbekümmert an uns vorbei.
    „Hey, Stan! Willst du nicht vielleicht etwas sagen?“, rief ihm Colin nach.
    Einige Sekunden und ein weiterer Ruf Colins waren nötig, damit Stan begriff, dass jemand erpicht auf seine bescheidene Meinung war. Wie in Zeitlupe drehte er sich um und schaute mit seinen stark verkrusteten, zu Schlitzen verformten Augen in die Richtung, wo Colin mit deutlich missgelauntem Gesichtsausdruck anschuldigend auf mich deutete, wie ich gerade dabei war die letzten verräterischen Flecken aus meinem Gesicht zu lecken.
    „Na?“, hakte Colin mit erhöhter Stimme nach.
    Weitere Sekunden zogen dahin, bis mein schlaftrunkener Trainer endlich reagierte.
    „Ach ja ...“, murmelte er, drehte uns teilnahmslos den Rücken zu und reckte seine rechte Hand schwach in die Höhe. „ ... Morgen, Sheinux ...“
    Unter dem Blick seines mit hängenden Kiefers nachschauenden Freundes, begann Stan sich in der Nähe einer einsam in der Landschaft herumstehenden Pappel die Zähne zu putzen.


    Beinahe die nächsten zwei Stunden dieses Morgens begegnete Colin ziemlich missgelaunt. Beginnend damit, dass er leise vor sich hinfluchend den Abwasch seiner Töpfe übernahm, die ich seiner Meinung offenbar nicht sauber genug geschleckt hatte, bis hin zu dem Moment als wir endlich unsere Siebensachen beisammen hatten, und unser gemütliches Nachtlager im Freien hinter uns ließen. Gut, okay, zugegeben: Es war vielleicht etwas ungehobelt von mir, die ganzen Reste ohne Erlaubnis wegzuputzen, aber von der Portion wäre so oder so niemand satt geworden; ja, noch nicht einmal ich. Und war es vielleicht meine Schuld, dass wir sonst nichts zum Essen dabei hatten und wir unsere Reise mit knurrenden Mägen fortsetzen mussten? Mitnichten, würde ich meinen. Aber im Grunde war die etwas dicke Luft an diesem Morgen gar nicht mal verkehrt. Denn nun mehr zum zweiten Mal seitdem er die Ehre besaß, mich als seinen Begleiter zu bezeichnen, war Colin zum Stillschweigen auferlegt – eine wahre Wohltat für meine von keinem anderen als ihm persönlich geplagten Ohren. Für diese seltene Freude nahm ich seine Missgunst nur allzu gerne in Kauf.


    Doch wie so alles im Leben währte auch dieser trügerische Frieden nicht ewig. Die weiten, gleichförmigen grünen Grasflächen Hoenns, auf denen wir mit der sanft leuchtenden Morgensonne vor Augen langsam immer weiter gen Osten wanderten, hatten schließlich ihr Ende gefunden – und somit auch Colins Schweigen.
    „Das muss es sein! Endlich ...“, sagte er freudenstrahlend und mit dem Finger in die Ferne deutend. „Das Raumfahrtzentrum.“

  • Huhu Eagle^^


    Dann hinterlasse ich dir auch nochmal einen kleinen Kommentar zu deinem letzen Part.


    Part 1: Früh aufstehen - der erste Schritt in die falsche Richtung
    Deine Überschrift macht es ja schon mal sehr spannend. Der erste Schritt wohin? Der erste Schritt wozu? Und was ist die falsche Richtung? Es lässt einen ahnen, dass dies nur der erste Teil einer bestimmten Aktion sein wird, die sich vielleicht auch nicht zum Guten wendet. Ich bin gespannt, was du alles vorhast^^


    Eine nette Vorstellung: Sheinux schläft eng an seinen sabbernden Trainer liegend unter freiem Sternenhimmel. Ich habe mir schon ausgemalt, wie die Nacht verlaufen sein könnte. Eine durchaus amüsante Begebenheit, die du mit Ironie so schön darein gebracht hast. Sheinux plagen also zwei ganz bestimmte Fragen, wobei er sich ja eine davon selbst beantworten kann, indem er wieder mal eine Plünderung der Reste unternimmt. So gesehen läuft alles seinen gewohnten Gang^^ Erst konnte ich mir schlecht ausmalen, wie man von einem schlappernden Geräusch aufwachen kann, aber im Nachhinein kann ich mir schon denken, dass das äußerst nerv tötend ist, wenn ein kleines gefräßiges Elektropokémon sich schlürfend über die letzen Spagetti hermacht, wohlgemerkt morgens. Daher kann ich Colins Reaktion durchaus verstehen. Ist er vielleicht ein Morgenmuffel?^^ Naja… wer steht schon freiwillig um sechs Uhr morgens auf, wenn er es doch eigentlich nicht müsste? Sheinux ist so gesehen ja ein ziemlicher Frühaufsteher
    was mir in diesem Part noch aufgefallen ist, du hast bei der wörtlichen Rede manchmal keine Absätze gemacht. War das beabsichtigt?


    Den Teil, wo Stan aus seinem Schlaf erwacht, habe ich einfach geliebt. Deine Beschreibungen waren einfach genial, sodass mir das ein oder andere Mal ein Lächeln auf die Lippen gespielt wurde. Ich kann es mir bildlich richtig gut vorstellen. Ein ermüdeter Trainer schlurft über die Lichtung, während sein Sheinux anklagender Freund auf ein Machtwort über dessen Pokémon hofft. Grandios gelöst, dass Stan, verpeilt wie er manchmal ist, nur seine Hand zum Gruß austreckt. Dann noch der herunterklappende Kiefer des Freundes… einfach super und spaßig noch dazu.


    Colin scheint nun wirklich nicht gut drauf zu sein, doch Sheinux stört das nicht im Geringsten. Im Gegenteil, er erfreut sich daran, dass sein Begleiter endlich mal schweigt. Aber Missstimmung… kein Wunder, das kleine Elektropokémon hat ja auch alle Reste verputzt, wodurch nun alle, eigeschlossen ihm, mit hungrigen Gemütern die Reise fortsetzen müssen. Stelle ich mir auch nicht sehr angenehm vor, vor allem wenn jemand ganz gewisses im „Team“ dafür verantwortlich ist^^ So ist Colins Verhalten durchaus berechtigt und Sheinux Reaktion drauf sehr amüsant. Er sieht Colin so ziemlich als „Labertasche“ an, nicht wahr?


    Yay! Endlich habe ich die Gewissheit, dass deine Story in Hoenn spielt. Zwar hab ich mir das schon so gedacht, aber sicher war ich mir dann doch nicht. Oder hab ich es vielleicht irgendwo einfach übersehen? Jedenfalls liebe ich die Region, sowie die Pokémon die sie beinhaltet. Daher bin ich auch gespannt, welche du noch einbaust. Gleichförmige grüne Flächen… ja, das stelle ich mir friedlich und schön vor^^
    Colin spricht also wieder sein Stillschweigen und Sheinux empfindet das nicht als wirklich gut, nicht wahr? Endlich haben sie also das Raumfahrtzentrum erreicht und somit ein Ziel, was sie schon seit einiger Zeit verfolgen. Bin gespannt was deine Vorausdeutung auf eine unerwartete Wendung beinhalten wird. Was wird ihnen noch wiederfahren? Was wird Sheinux wieder alles so anstellen? Du siehst, ich bin gespannt wie es weiter geht^^


    Das war’s dann erst mal von mir^^


    LG
    ♥Absol♥

  • Part 2: Das Museum der Langeweile


    Am fernen Horizont zeichneten sich die schemenhafte Umrisse eines, vom bloßen Umfang her, gigantischen Bauwerks ab. Doch Colins Anlass zur Freude, den er in diesem Augenblick an den Tag legte, wollte mir beim besten Willen nicht in den Kopf gehen. Bereits als wir uns noch in schier unendlicher Ferne zu dem Gebäude befanden, stellte sich mir die Frage, wer auf die völlig verblödete Idee kam, mit einem solch hässlichen Fleck die schöne Landschaft zu verunstalten. Trotz einer solch schier unbeschreiblichen Größe, dass er mühelos den Wölkchen auf den Kopf spucken könnte, strahlte das Gebäude gleichzeitig eine unglaubliche Aura der Langeweile aus. Sah man nämlich von dem bloßen Ausmaß ab, wirkte das restliche Gelände zum Todsterben öde. Eine triste graue und absolut gleichförmige Fassade, nahezu kein einziges Fenster, umringt von einem schier endlosen hartem Asphaltmeer: ein hässlicher quadratischer Klotz in der Landschaft.


    Warum auch immer schienen Stan und Colin, im Gegensatz zu mir, ganz aus dem Häuschen zu sein.
    „Irre! Wie groß das ist“, sagte Colin ehrfürchtig.
    „Hammer geil“, stimmte Stan mitein.
    Was mit den beiden Menschen los war? Keinen blassen Schimmer ... Ich meine: die halbe Landschaft plattgewalzt und zu welchem Zweck? Für einen hässlichen Betonklotz. Was man für eine große Mülltonnenplantage man an dieser Stelle anpflanzen hätte können ...
    Doch der Tatsache zum Trotz, dass kein Festmahl auf uns wartete, schienen sich die beiden vor Freude fast zu beäumeln. Insbesondere Stan – ja, ihr habt richtig gehört, Stan – war plötzlich wie ausgewechselt.
    „ ... haben das Raumfahrtzentrum in Moosbach City abgerissen und abseits von der Stadt wieder auferstehen lassen; wohl wegen dem Lärm. Kannst dir ja vorstellen was das für ein Krach sein muss, wenn die eine Rakete ins Universum jagen. Hast du eigentlich gewusst, dass die vor sieben Monaten eine bemannte Rakete zum Mars geschickt haben? Der Anlass dazu war, dass sie neulich mit einer Drohne Spuren von liquiden Teilchen auf der Planetenoberfläche gefunden haben. Im Moment aber kreisen sie, laut den Berichten im Fernsehen, in einer Umlaufbahn um den Planeten und scannen die äußere Ionosphäre des Planeten nach elektromagnetischen Resonanzen. Das ist aber noch nicht alles. Das Raumfahrtzentrum hat außerdem vor einigen Jahren eine Sonde Richtung Alpha Centauri geschickt. Das ist übrigens mit 1,3 Parsec das uns am nächstgelegene Sonnensystem. Es wird aber leider noch Jahrzehnte dauern, bis sie endlich den Rand unseres Systems erreicht hat und wir Infos von der anderen Seite bekommen. Wusstest du eigentlich, dass ... Deklination ... Hyperraum ... Lichtgeschwindigkeit ... Zeitdilatation ... gravimetrische Verzerrungen ... Quantensingularität ...“


    Wie bitte, was? War ich hier der einzige, der kein Wort mehr verstand? Wie? Ihr auch? Gut, dann ist die Welt ja scheinbar doch noch in Ordnung und die Sonne dreht sich nach wie vor um uns ... Mars? Nicht einmal dem widerwärtigsten Schokoriegel würde ich einen solch hirnverbrannten Namen geben und was zum Plaudagei soll ein Parsec sein? Kann man das essen, oder ist das vielleicht doch eher eine Krankheit? Reich mir mal bitte die Schüssel mit dem Parsec runter. Ne, doch nicht ... Ich leide unter Parsec; ja, das passt, würde ich sagen.
    Es grenzte schon fast an Körperverletzung, mit was Stan uns attackierte. Alles sprudelte in einer solch unglaublichen Geschwindigkeit aus ihm heraus, dass man sich wundern musste, dass er noch keinen grausamen Erstickungstod erlitten hatte. Neben Stans wasserfallartiger Flut an Gelaber kam Colins übliches sinnloses Geschwätz wahrlich wie ein ruhiges Bächchen in der Trockenzeit rüber. Einfach nur grausam, kann ich euch sagen ...
    Colin, sichtlich überfordert, doch dennoch Interesse heuchelnd, klebte unterdessen an Stans Lippen wie frisch gekochte Nudeln auf dem Fußboden. Ich hingegen unternahm vergebliche Versuche, die hirnrissige Unterhaltung der beiden irgendwie zu überhören. Vergeblich, wie ihr euch sicher denken könnt ...


    Die Grasflächen Hoenns, die unsere Schritte die ganze Zeit über so sanft und einladend abgefedert hatten, mussten mehr und mehr dem harten und tristen Betonboden des Raumfahrtzentrums weichen. Auch die imposante Größe, als wir uns nun in der unmittelbaren Nähe des Gebäudes befanden, wollte nichts an der Tatsache der unumstrittenen Hässlichkeit des Gebäudes ändern. Was wir jedoch vor wenigen Minuten nicht vor Augen hatten war, dass wir das Vergnügen hatten nach langer Zeit der Isolation eine wahre Armee von Menschen mitten im Nirgendwo wieder anzutreffen. Wie ihr euch sicher denken könnt, kehrte schon bald wieder der gewohnte Alltag ein: Kaum hatten wir uns seinen emsig kreuz und quer plaudernden Artgenossen auf Geruchsreichweite genähert, verschlug es Stan – wer hätte das gedacht - mal wieder völlig die Sprache; Colin übernahm stattdessen seine übliche Rolle als gehirnamputierte Labertasche; und ich, von einem Heer aus Zweifüßlern stark in Bedrängnis gesetzt, lieferte jedem, der das Pech hatte, ausgerechnet mir auf die Pfoten zu treten, ein schlagfertiges Argument, dem legendären Voltensobezwinger besser gebührenden Respekt und Diskretion zu zollen.
    Keine Minute verging, bis meine Peiniger endlich kapiert hatten, mit wem sie es hier zu tun hatten und einen gewaltigen Abstand zu mir, Stan und Colin einnahmen und sich somit die Reihen um uns lichteten.
    „Wie lange wir wohl anstehen müssen?“, fragte Colin mit leicht verlegenen Unterton, offenbar stark bemüht, irgendwie von meinem schockierenden Verhalten abzulenken und einen unbeteiligten Eindruck zu heucheln. „Wann machen die eigentlich auf? Eine Idee?“ - „Öhm ...“
    Ja, das war endlich wieder der Stan, den ich seit jeher kannte; still und zurückhaltend. Alles war wieder beim Alten.


    Zu welchem Zweck wir hier anstanden war mir trotz meiner nun wieder nahezu makellosen Sichtfreiheit ein Rätsel. Colin, ungeduldig im Minutentakt auf seine Armbanduhr schielend, trippelte nervös und auf seinen Zehenspitzen auf der Stelle umher, was dem Dreikäsehoch aber natürlich nicht sonderlich viel half. Zwischenzeitlich stießen mehr und mehr Menschen zu der bunt gemischten Gruppe, die sich vor den Toren des Raumfahrtzentrums versammelt hatte und reihten sich – unter dem uns gebührenden Respekt versteht sich – hinter uns ein.


    Schon längst hatte ich jegliche Hoffnung abgelegt, dass wir wohlmöglich doch für ein zweites Frühstück anstanden, als sich die Schlange von Menschen sich langsam aber sicher sich voran bewegte; und wie als ob man dies das Startsignal war, begann, zu meinem Leidwesen, die Treterei und Schubserei auf Neuem.
    „Na endlich! Hat ja auch lange genug genauert “, hörte ich den Klang von Colins Stimme irgendwo in dem restlichen Stimmengewirr untergehen.
    Laut vor mich hin fluchend, als mich doch gerade wieder jemand unbarmherzig angerempelt, ja fast überrannt hatte, tauchte plötzlich Stan vor meinen Augen auf, der sich zu mir hinunter kniete
    „Warte, ich nehm dich auf den Arm.“ – „Du willst mich auf den Arm nehmen? Sehe ich wirklich so aus, als wollte ich auf den Arm genommen werden? Kannst du dir eigentlich vorstellen, wie bekloppt das aussehen würde? Nee, mein Lieber. Das lässt du ... Autsch! Kannst du nicht aufpassen, wo du hintrittst oder hast du etwa keine Augen im Kopf?!
    Na warte ...!“


    Es war ein geknickter Schwanz, eine Vorder- und eine äußerst schmerzende Hinterpfote, sowie drei weitere, von mir leicht angesengte Menschen notwendig, bis ich schließlich und endlich doch die Notwendigkeit von Stans Angebot in Betracht zog, und auf sein Angebot schweren Herzens einging. Meinen hohen Logenplatz auf den schmächtigen Armen meines Trainers eingenommen, kämpften wir uns Menschenschulter an Menschenschulter in einem solch langsamen Tempo durch die Heerscharen von Besuchern das selbst ein Schneckmag uns spöttisch belächeln würde.


    „Wo hast du denn gesteckt? Dachte schon, du wärst in der Menschenmenge verloren gegangen“, sagte Colin. Nach minutenlanger Schleichfahrt hatten wir endlich eine dem Ausmaß des ganzen Gebäudes entsprechend große Einganghalle betreten. Außer dem Geruch einer chemischen Keule, wohl von dem frisch gebohnerten Fußboden, der kahlen grauen Zimmerdecke und vielen vertrauten Gesichtern gab es hier, trotz meinem erhöhten Beobachtungsposten nichts zu entdecken. Doch entging es mir nicht, dass Colin, als er mich auf Stans Armen bemerkte, einen kurzen Augenblick verstohlen zu mir hinab grinste.
    „Lach nicht so blöd, Krümel“, keifte ich, ihm meinen vernichtendsten Blick zuwerfend. „Wenn Stan nur ein kleines Stückchen größer wäre, könnte ich dir Gartenzwerg volle Ladung ins Gesicht spucken. Wie würde dir das gefallen, eh?“
    „Übrigens kann man sich hier vorne offenbar für eine Führung eintragen lassen.“ Colin deutete in die Richtung einer besonders großen Menschentraube, etwas von unserem leicht abgeschiedenen Stehplatz in der Nähe des Eingangs entfernt. „Was meinst du, sollen wir uns dort auch eintragen?“
    „Gehen wir lieber wieder. Hier gibt’s ja doch nichts Interessantes zu sehen, und schon gar nichts zum Essen ...“, wollte ich ihm antworten, doch Stan kam mir zuvor.
    „Ja, warum nicht ...?“, antwortete er schulterzuckend und durchquerte, wenige Augenblicke später, mit Colin an seiner Seite den Raum.
    Fragt mich nicht warum, aber irgendwie hatte ich bei der ganzen Schose ein mulmiges Gefühl in der Magengegend ...

  • So, ich hab mir gedacht, ich warte, bis das nächste Kapitel rauskommt, bevor ich ein Komi schreibt.


    Part 1: Also beim Titel muss ich dir widersprechen; ich stehe gerne früh auf :D Aber wenn es in ein Raumfahrtzentrum ginge... naja.
    Joa, recht kurzer Part, aber lieber kurz, als eine lange Zeit garnichts von dir zu lesen. Das Sheinux die Reste plündert - das war ja vorher zu sehen - einfach typisch.
    Wie Stan aufgestanden ist, das war recht witzig, entweder er war so früh am morgen noch zu verpeilt, oder er hat eingesehen, dass es nichts nützt, sich über Sheinux aufzuregen und mir ihm zu schimpfen.
    Ansonsten passiert ja nicht viel, bis auf das sie am Raumfahrtzentrum ankommen. Fehler hab ich keine gefunden.


    Part 2: Juhu, der Text ist jetzt länger. :)
    Joa, die Jungs sind natürlich von diesem Raumfahrtzentrum total begeistert - Jungs halt :D Mich würde es, genauso wie Sheinux weniger interessieren. Und wie Stan plötzlich anfängt zu reden. Die Raumfahrt scheint ja eine Leidenschaft von ihm zu sein - hast du das von dir "abgeleitet"? Bei den ganzen Begriffen die da vielen konnte ich auch schnell nicht mehr folgen.
    Klar, und dann kommt das schönste an beinahe jedem Ausflug, das Anstehen. Wie ich es liebe. Armer Sheinux, ich weiß wie es is, angerempelt etc. zu werden. Ist bei uns auch jedes Mal auf dem Flomarkt so, aber mich nimmt dann keiner auf den Arm :D
    Einen kleinen Fehler habe ich glaub ich gefunden:

    Zitat

    Kaum hatten wir uns seinen emsig kreuz und quer plaudernden Artgenossen auf Geruchsreichweite genähert, versprach es Stan – wer hätte das gedacht - mal wieder völlig die Sprache

    Sollte es nicht heißen "...auf Geruchsreichweite genähert, verschlug es Stan - wer hätte es..."
    Naja, ansonsten bin ich gespannt, wie es weiter geht. Ich kann mir shcon fast denken, dass Sheinux irgendwie für Chaos sorgen wird. Ich freu mich drauf ;)



  • Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung
    Was die Rechtschreibung angeht, kann man sich nicht beschweren. Du hast keine schlimmen Fehler gemacht und das, das ein Fehler war, schien eher ein Tippfehler oder Flüchtigkeitsfehler zu sein. Das meiste ist oben schön rot angestrichen und ich hoffe, dass du es auch verbessert. Ich habe mir den Text extra zweimal durchgelesen. ;)
    Die Grammatik war eigentlich auch weitgehend in Ordnung. An manchen Stellen schien es etwas holprig von der Formulierung her zu sein, aber das hat mit deiner Grammatik eher weniger zu tun. Wie gesagt, man konnte wenige Fehler entdecken. Das, das ich gefunden habe, wurde von mir verbessert.
    Leider sieht es bei der Zeichensetzung nicht so gut aus wie bei der Rechtschreibung und der Grammatik. Manchmal fand ich die Zeichensetzung eine Katastrophe. Ja, Fehler schleichen sich ein, aber doch nicht so viele. Die meisten Kommata hättest du echt setzen können, da du sie auch bei anderen Sätzen gesetzt hast, als man es musste. Es ist einfach nicht schön, wenn ich einen Text lese und in diesem zig Fehler sind. Was vermittelt mir das? Der Autor hat schlampig gearbeitet und sich den Text nicht mehrmals durchgelesen. Auch wenn du den Text eventuell mehrmals gelesen hast, hättest du ihn am nächsten Tag noch einmal lesen sollen, um mehr Fehler zu finden. Oder ein Beta-Leser hätte dir den Text korrigiert, aber mit der Anzahl von Fehlern kannst du einen Text nicht online stellen, besonders, wenn das nur der zweite Teil ist.
    Was mich sehr überrascht hat, war, dass du bei „dass“ oft Probleme hattest. Manchmal war es „ , das“ oder einfach nur „das“. Wenn du einen Text liest, merkst du doch bei der Aussprache, ob es eine Konjunktion, ein Relativpronomen oder ein Artikel ist. Nun ja, was mir auch aufgefallen ist, dass du oft Gedankenstriche verwendet hast, sogar bei einer Aufzählung. Warum? Grundsätzlich sollte man für eine Aufzählung Kommata verwenden und Gedankenstriche benutzen, wenn man einen Spannungsbogen oder eine Sprechpause erzeugen möchte. Sie zu verwenden, wenn man viele Kommata in einem Satz hat, ist auch in Ordnung. Den Text damit füllen, sollte man aber nicht, weil es unangebracht ist und seltsam aussieht.
    Noch eine Sache, dann höre ich auf. Du hast an manchen Stelle Kommata gesetzt, obwohl man sie gar nicht braucht. Du hast dadurch Satzteile (!!!) ausgeklammert, was ich gar nicht nachvollziehen kann:
    Die Arbeitslosenzahl, in Deutschland, sinkt. --> FALSCH
    So sah das zum Teil bei dir aus. Die Kommata sind unnötig. Du grenzt damit einen Satzteil aus, den man nicht einfügen müsste, aber nur weil man ihn nicht einfügen muss, heißt das nicht, dass man willkürlich Kommata setzen darf.
    Nichts gegen dich, aber an der Zeichensetzung musst du echt noch üben. Such dir bitte einen Beta-Leser.



    Schreibstil
    Bei dir war das für mich etwas eine Achterbahnfahrt, manche Teile mochte ich, andere überhaupt nicht.
    Dein Schreibstil finde ich persönlich nicht ganz so toll, da er sehr umgangssprachlich ist. „Irre und geil“ sind Wörter, die nichts in einer Fanstory zu suchen haben. Das soll kein persönlicher Angriff sein, da die Charaktere auch so zu sei scheinen, aber diese Wortwahl sollte man einfach umgehen, da ich nichts davon halte, wenn man so redet wie kleine Teenies.
    Die Formulierungen waren auch ganz nett. Manchmal hast du ziemlich gut beschrieben und das war dann sehr gut, aber oft fehlten auch die Beschreibungen. Besonders die Charaktere schienen nicht wirklich in dem Kapitel beschrieben zu sein. Ich konnte mir nur schwer ein Bild von ihnen und ihren Taten machen, beachte das beim nächsten Kapitel.
    Dein Kapitel enthielt ziemlich viele Wortwiederholungen. Nicht nur die Wörter wie „schier“ hast du oft wiederholt, sondern auch die Beschreibungen. Du hast zweimal das Raumfahrtzentrum beschrieben und das war ziemlich ähnlich – bring mehr Abwechslung rein.
    Eine Sache stört mich auch etwas... Dieser ständige Bezug auf den Leser. Es ist gut, wenn du Bezug auf den Leser nimmst, aber nicht in dem Maße. Mehr kann ich nicht sagen, ich fand es übertrieben und es hat den Lesefluss gestört.



    Inhalt
    Viel kann man dazu nicht sagen. Es ist nicht viel passiert, der Titel passt. Nur bei manchen Stellen konnte ich mir nichts vorstellen --> besser beschreiben.



    So, das war es meinerseits. Nimm die Kritik ernst, aber lass dich nicht runterziehen, ich will dir nur helfen. Du darfst gerne Fragen stellen, wenn dir etwas unklar ist.

  • Part 3: Begegnung der anderen Art


    Stan zeigte sich äußerst spendierfreudig mit dem Geld, welches ich – ja, ihr habt richtig gehört, ich – vor wenigen Tagen hart erkämpft hatte. Nicht nur, dass er sich eine sündhaft teure Führung leistete, nein, Kleincolin musste natürlich auch noch eine Karte von ihm gesponsert bekommen. Und als ob das der Verschwendung noch nicht genug wäre, gab Stan, kaum hatte er sein Portmonee geschlossen, noch eine Runde belegte Brötchen und Limo für sich und seinen Kumpel an dem hiesigen Fressständchen aus. Nur ich ging bei dieser Aktion trotz unüberhörbarem knurrenden Magen natürlich wieder völlig leer aus. Warum wunderte mich das bloß nicht ...?

    Stan, fröhlich schmatzend einen zirkusreifen und recht unsicheren Akt mit einer Flasche Limonade und einem großzügig belegten Brötchen in der einen Hand durchführend, und mich weiterhin mit seinem anderen Arm umklammernd, wuselte sich durch die Horden der Besucher und schloss sich Colin und dem Rest einer kleinen Gruppe Menschen an, die sich am anderen Ende des Eingansbereichs versammelt hatten. Zugegeben: etwas neugierig war ich ja schon. Irgendetwas Interessantes musste es ja schließlich hier zu sehen geben. Aus welchem Grund sonst hätte es Stan und Colin ausgerechnet hier an diesen Ort verschlagen? Ein weiteres Mal, in dem Glauben, vielleicht etwas ausschlaggebendes übersehen zu haben, schweifte mein Blick durch die menschenüberfluteten Hallen des Raumfahrtzentrums. Doch obwohl Stan deutlich über Colin hinausreichte genügte es dennoch nicht, damit ich etwas Bedeutendes zu Gesicht bekam. Ein zweimal erhaschte ich einen kurzen Blick eines draußen vor der Tür flüchtig geschockten Menschen, der sich aber, kaum hatten sich unsere Blicke gekreuzt, wieder erschrocken von mir abwendete. Viel mehr aber gab es nicht wirklich zu sehen ...

    „Meine Damen und Herren, ich freue mich Sie bei unserer kleinen großen Führung begrüßen zu dürfen ...“
    Stan und somit natürlich auch ich wandten uns einem großen, schlanken Mann zu, der sich in die Mitte unserer kleinen Runde eingefunden hatte. Er trug eine, überaus passend zu diesem Viereckbunker aus Beton, in dem er offensichtlich angestellt war und eine Rolle als Führer übernahm, triste, graue Uniform sowie eine kleine Brille auf seiner Nase und hatte vor seinem Mund eine technische Spielerei der Menschen hängen, die an seinem Kragen angebracht war und seine Stimme offenbar auf merkwürdige Art und Weise lauter werden ließ. Obwohl er einen unverkennbaren wichtigtuerischen Eindruck machte, besaß er eine dermaßen schleppend langweilige Stimme, dass meine Augenlider bereits nach den ersten Worten des Mannes eine Talfahrt machten.
    „... Ihnen die Wunder des Universums vorstellen zu dürfen, und Sie alle in diese spannende Welt mitzunehmen. Wenn Sie mir nun bitte folgen wollen.“
    „Wenn es so spannend sein soll, warum bin ich dann hier kurz davor einzuschlafen?“, gähnte ich nach wie vor an den Körper meines Trainers geklemmt und bereits jetzt mit der Schläfrigkeit ringend

    Der äußere Ring teilte sich, um unserem selbsternannten Führer den Weg freizugeben, als sich selbiger in Bewegung setzte. Stan und Colin schlurften als die Schlusslichter der zwischen zwanzig und dreißig Menschen großen Gruppe hinterher. Wir verließen die weite Eingangshalle und bogen nun in einen mir endlos vorkommenden, schmalen Korridor ein, der mich stark an die Flure eines Pokémon-Centers erinnerte. Keine Bilder, Fenster oder sonstige Dekoration, welche die Eintönigkeit hätten etwas angenehmer gestalten können; hässliche, wiederkehrende, röhrenförmige Deckenbeleuchtungen als einzige Lichtquelle und alle paar Meter links und rechts Türen, welche die kalksteinfarbene Wand unterbrachen, beschriftet mit Buchstaben und Zahlen, die ich aber aufgrund meiner Leseschw- ähm, da ich Lesenlernen als Zeitverschwendung erachte, natürlich nicht verstand. Aber sei’s drum ...
    Recht geschäftig wirkende Personen, in etwa so gekleidet wie unser Führer, und schwer bewaffnet mit Aktenblöcken, Klemmbrettern, fliegenden Blättern und sonstigen Firlefanz, rauschten an uns vorbei, nicht jedoch ohne uns in ihrem Eifer flüchtig einen guten Morgen zu wünschen, oder uns willkommen zu heißen. Inzwischen hatte sich der Gang dermaßen geschmälert, dass wir uns in Zweiergrüppchen an den Raumfahrtzentrum-Mitarbeitern vorbeizwängen mussten. Begierig schnüffelte ich anbei an dem Käsebrötchen Colins, welches er, eng an der Seite Stans laufend, nur knapp in seiner Hand vor meiner Nase baumelte. Unser Führer hielt uns indessen eine kleine Rede über seinen Arbeitsplatz, jedoch offenbar nicht im Klaren, dass seine Worte kaum die hinteren Reihen erreichten und in einem Gemurmel aus „was hat er gesagt?“ oder „häh?“, auch von Seiten Stans und Colins, die sich gegenseitig ratlose Blicke zuwarfen, untergingen.

    Endlich, nach zwei weiteren nicht weniger langen Korridoren und einem zweiminütigen Fußmarsch, kamen wir langsam zum Stillstand. Stan nahm einen herzhaften Bissen von seinem Brötchen und reckte sich, begierig darauf irgend etwas außer dem beharrten Kopf seines Hintermannes zu sehen, in die Höhe. Ich vernahm ein leises Klicken wie ich es nur von dem Öffnen einer Tür her kannte. Einen Wimpernschlag später setzten wir uns auch bereits wieder langsam in Bewegung. Wir passierten eine gänzlich durchsichtige Glastür und fanden und plötzlich, als die Schlusslichter unserer Gruppe, in einer gigantischen kuppelförmigen Halle wieder, in welcher bereits alle Anwesenden ausschwärmten. Abermals ging die schleppende Erklärungsrede unseres Besichtigungsleiters, diesmal aber in den „Oh’s!“ und „Ahh’s“ der Anwesenden, unter. Wahrlich: es gab viel zu sehen - wenn auch nichts wirkliches von Interesse, wie ich schon bald erkennen musste. Rundum an den Wänden des Raumes standen rechteck- und quadratförmige Glaskasten, in denen, wie ich feststellen musste als sich Stan ihnen interessiert näherte, nichts weiter als Dreck und Steine zur Schau gestellt waren. Einige wenige wurden wiederum von irgendwelchen technischen Spielereien, Maschinenkrimskrams und Metallteilen beherbergt, wie sie wohl nur einer wie Stan für interessant erachten konnte. Einen Großteil des Platzes nahm eine riesige Nachbildung einer, wie Stan sie nannte, „Rakete“, in Anspruch, um die sich bereits die meisten Menschen versammelt hatten. Zum ersten Mal wurde ich stutzig, als mein Blick gelangweilt gen Decke schweifte. Dort, wo ich normalerweise die Decke vermutet hätte, schien sich die Nacht eingefunden zu haben. Wie der Himmel bei Dunkelheit schimmerten und blinkten ein unendliches Meer aus funkelnden Sternen zu uns hinab. Hier und da hingen, an unsichtbaren Drähten befestigt, riesige ballförmige Kugeln in den unterschiedlichsten Farben von dem Himmel hinab; manche makellos schön, manche aber übersäht mit Flecken und Löchern, als ob sich jemand in irgend einer Weise an ihnen zu schaffen gemacht hätte. Alles in allem also ziemlich langweilig, wenn ihr mich fragt.

    „Wir befinden uns nun im Herzen des Raumfahrtzentrums: in unserer Ausstellungshalle. Wie Sie sicher alle bereits unschwer festgestellt haben, findet sich hier eine äußerst detailgetreue Nachbildung unseres Sonnensystems wieder; auch der sich an dessen äußersten Rand befindende Zwergenplanetoid Pluto, welcher übrigens erst kürzlich seinen Status als Planet aberkannt bekam. Erwähnenswert ist hierbei auch, dass ...“
    Ich spürte wie mein eh bereits kümmerliches Interesse schlagartig gänzlich verebbte. Unser Führer musste offenbar die einzigartige Fähigkeit sein Eigen nennen, mit dem Klang seiner Stimme eine tiefe Welle von Müdigkeit bei seinen Hörern hervorzurufen. Mit einem solch schleppend langweiligen und trockenen Ton sprechend, versank ich in einem schwachen Minutenschlaf, aus dem ich alle paar Sekunden aufschreckte, nur um einen Wimpernschlag später von Bruchstücken seiner Worte wieder in den Schlaf gewogen zu werden.

    „Sheinux - psst! Die Leute gucken schon!“
    „Wie – was? Was ist los?“
    Es war Stans Stimme und ein heftiges, ruckartiges Rütteln, das mich plötzlich wieder in die Welt des Hellwachen zurückbeförderte.
    „ ... Hätte der junge Mann in den hinteren Reihen vielleicht die Gütigkeit, den Lärmpegel seines Pokémons zu senken?“
    Sichtlich verwirrt blickte ich in das Gesicht meines Trainers, der mir mit einem leisen „du hast geschnarcht“ die Sache trotz unserer Kommunikationsschwierigkeiten schnell verständlich machte.
    „Ja, ja ...“, murmelte ich. „Soll nicht wieder vorkommen ...“
    „Entschuldigung“, gab Stan kleinlaut der wütend dreinblickenden Gesellschaft zu hören.
    „Kommen wir nun zu einem ganz besonderen Artefakt, das wir erst seit kurzem zu unserer Sammlung zählen dürfen. Wenn Sie mir bitte alle folgen würden.“
    Es war selbst für jemanden wie mich verdammt schwierig, dem einschläfernden Einfluss des Mannes zu widersetzen. Erschwerend kam noch hinzu, dass mich Stans wippende Bewegung und die Wärme seines Körpers langsam wieder in den Schlaf zu versetzen drohten. Es war wohl letztendlich meinem rebellierenden Magen zu verdanken, der mich unerbittlich wach hielt. Colins merkwürdiges Essen schien bereits Tage zurückzuliegen. Gleichzeitig plagte mich außerdem noch ein großer Durst; wahrscheinlich ausgelöst von der etwas übertrieben gewürzten Soße. Begierig stierte ich zu Stans rechten Hand, in der er nach wie vor seine süß riechende Limonadenflasche hielt (das Brötchen hatte sich offenbar längst in seinem gierigen Schlund verflüchtigt).

    Der Meckerziege folgend, marschierten wir vorbei an weiteren, über den Köpfen schwebenden Bällen, Tischen, auf denen pechschwarzes Papier lag, das mit unzähligen weißen Pünktchen und kreisförmigen Strichen versehen war, mechanischen Wunderwerken der Menschen und weiteren, mit Dreck übersäten Glaskasten.
    „Was Sie nun hier betrachten können ...“, sprach unser Führer mit weiter anhaltender, schleppender Stimme, so trocken wie meine Kehle, als wir in endlich den kompletten Saal durchquert hatten und uns um einen weiteren, viel kleineren Glaskasten reihten, der sich etwa in Hüfthöhe Stans befand. „ ... ist unser ganzer Stolz und wie bereits gesagt erst kürzlich in unserer Sammlung.“
    „Einen Stein?“
    Colin nahm mir mit seiner zügellosen Ehrlichkeit buchstäblich die Worte aus dem Mund. Während der Raumfahrtzentrum-Mitarbeiter noch Lobpreisungen aussprach, starrten wir auf einen menschenfaustgroßen, apfelroten Dreckklumpen, der im Zentrum des Glaskastens auf einem weißen Samttüchlein thronte. Ja richtig - ein Stein. Wir starrten auf ein lebloses Stückchen Fels.
    „Nicht nur ein normaler Stein“, korrigierte ihn unser Führer. „Das, was Sie vor sich sehen, ist ein Bruchstück eines Meteoriten, der vor kurzem aus dem All auf unseren Planeten hinabstürzte.“
    „Und was ist daran so besonders?“, wollte eine der anderen Besucherinnen wissen. „Ich meine, Sie haben doch hier so viele Minerale und andere Artefakte aus dem Weltraum ausgestellt. Was ist denn daran so besonders?“
    „Das besondere an diesem Stein ...“, seufzte er verträumt, „ ... dann lassen Sie mich erklären. Anfangs hielten auch wir es für ein einfaches Stück Meteorit – was natürlich auch für uns immer wieder ein bedeutender Fund ist, versteht sich.“ Er legte seine Hand auf den Deckel des Kastens. „Unsere jüngsten Untersuchungen ergaben jedoch, dass dieses Überbleibsel eines gigantischen Meteors jenseits unseres Sonnensystems stammt, was natürlich einen bahnbrechenden Fund in der Geschichte der Wissenschaft darstellt. Wie Sie sicher alle wissen, ist das ...“
    „Ist immer noch ein hundgewöhnlicher Stein ...“, schnaubte ich, durch die Euphorie der Menschen für ein Stückchen Dreck langsam aber sicher meiner letzten und dicksten Nerven beraubt. Mittlerweile fühlte sich meine Kehle staubtrocken an, was meine Laune nur noch mehr verschlechterte. Mein Blick schweifte zu Stans anderer Hand, die, zu meinem großen Vergnügen, noch immer seine halbvolle Flasche Limonade umklammert hielt.
    „Hey Stan! Gib mir mal nen Schluck!“, bettelte ich in der Hoffnung, dass er vielleicht inzwischen in der Lage war, meine Bedürfnisse etwas besser zu deuten.
    „ ... der Io, wie sie sicher alle wissen, der größte Mond des Jupiters ist, hat ...“
    Stan aber, hing dem Redner, mitsamt seinen Steingeschichten, an den Lippen, wie ein Kramurx eine funkelnde Münze in seinen Fängen hielt. Allem Anschein nach war er in diesem Moment überhaupt nicht ansprechbar und schon gar nicht bereit, um auf meine bescheidenen Wünsche einzugehen. Es oblag also an mir, mich nicht am langen Arm verdursten zu lassen.

    „Werfen wir nun einen Blick in unser Observatorium, welches wie eigens zur Beobachtung von Planetenbahnen, Meteoriten und anderen stellaren Objekten haben bauen lassen. Wenn Sie mir bitte alle folgen wollen.“
    Wir, das hieß, alle außer mir und Stan, setzten sich in Bewegung. Inzwischen hatte ich angefangen, gegen den Klammergriff meines Trainers anzukämpfen – irgendwie die segenspendende Flasche zu erreichen.
    „Autsch – Sheinux - lass das ...“
    Wild strampelnd und kratzend gelang es mir endlich, Stans umarmenden Fesseln zu lockern, und mich ansatzweise zu befreien. Leider musste ich feststellen, dass die Reaktion meines Trainers mal wieder übertrieben maßlos war – selbst für sein übliches Verhalten. Als ich endlich seinem schmächtigen Arm entkommen war und wie ein Stein zu Boden fiel, versuchte er mich, ehe ich meine Pfoten auf den mit Keramikplatten bepflasterten Boden setzte, mit seinen beiden Armen wieder aufzufangen – was ihm leider auch gelang. Was er jedoch dabei nicht beachtete, waren die Gesetze der Schwerkraft.

    Das nächste, an das ich mich erinnere, war das laute Geräusch von zersplitterndem Glas und wie ich mich wieder in den Armen meines Trainers, der mitsamt mir rücklings auf dem Boden lag. Stan, der Unglückvogel, hatte es doch tatsächlich geschafft, bei dem verzweifelten Versuch mich aufzufangen, das Gleichgewicht zu verlieren und war im Sturz mit seiner Schulter gegen den Glaskasten gestürzt, in dem der alberne Stein sein bisher sorgloses Leben gefristet hatte.
    Das panische Aufschreien der Besucher und die wutverzerrte Stimme des Führers hallte zu uns hinüber. Unter einem Meer von Scherben begraben, fand ich mich wieder an den Körper meines Trainers gepresst auf dem Boden wieder.
    Stan, noch immer mich umklammernd, richtete sich langsam auf. Sein Gesicht war vor Schmerzen verzerrt.
    „Stan, bist du okay?“, tönte die entsetzte Stimme Colins zu uns hinüber.
    „Du Tölpel! Kannst du nicht ...“
    Was noch als leises Donnergrollen in meinen Ohren hämmerte und ich als eine Nachwirkung des Sturzes vermutete, wurde Sekunde um Sekunde lauter. Urplötzlich begann der ganze Boden wie Espenlaub zu zittern. Das Gefluche des Museumsangestellten und die Rufe Colins und die der restlichen Besucher gingen in dem Höllenlärm von nach und nach zu Boden fallende Glaskasten unter: Ein Erdbeben. Nach und nach warfen sich die Museumsbesucher bäuchlings auf den Boden und bedeckten ihren Kopf schützend mit ihren Händen. Die riesigen Kugeln, die von der Decke hinabhingen, schwankten unheilbringend über unseren Köpfen. Eine besonders große mit einigen kreisförmigen Ringen umgeben, stürzte in weiter Ferne gen Boden und zerbarst mit einer Lautstärke von fünf gleichzeitig zu Bruch gehenden Fensterscheiben.
    „Was ist das?! Da!“
    Eine ebenfalls auf dem Boden kauernde Frau deutete unheilvoll in die Richtung, in der Stan, mich nach wie vor mit seinen beiden Armen an seinen Körper gepresst, auf dem Hosenboden sitzend auf den Schwingungen des schwankenden Bodens wippte. Unsere beider Blicke wanderten langsam zur Seite, wo wir Augenblicke später die entzwei gebrochenen Bruchstücke des Meteoriten fanden, welcher Stans Aufprall offenbar nicht überlebt hatte. Doch genau an der Stelle wo die Überreste des Steins lagen, schien sich aus dessen Trümmern etwas zu manifestieren. Größer und größer, wie im Zeitraffer, formte sich eine bizarre Figur in der selben Farbe, wie die Bruchstücke des Felsbrockens. Stans und der meinige Blick wanderten langsam an zwei beinartigen spitzen Stelzen zu einem makellos geschliffener Oberkörper an denen je links und rechts ein paar tentakelartige Arme angebracht waren hinauf. Doch ehe unsere beiden Augenpaare die Spitze des skurrilen Geschöpfs erreichten, erfasste uns schlagartig ein gleißender Lichtschein. Mir schnürten es schlagartig meine Lungen zu. Atmen schien unmöglich. Unglaublicher Schmerz hämmerte in meinem Schädel. Ich schrie – schrie aus Leibenskräften und krümmte mich auf dem Stans Bauch vor Schmerzen. Und auch Stan wälzte sich auf dem Boden mit dem Schmerz ringend und schrie, wie ich ihn noch nie hatte schreien gehört. Etwas zerrte an mir - zerrte mich ganz weit weg. Weiter - immer weiter, bis mir der Schmerz und das Leeregefühl in meinem Körper schließlich die Besinnung raubte und ich in ein Meer der Schwärze stürzte.

  • Kapitel 4: Ich bin du und du bist ich



    Part 1: Das Erwachen


    Mir war speiübel. Mit einem äußerst miesen Gefühl in der Magengegend, schlug ich langsam meine Augen auf. Ein rabenschwarzer Schleier und unzählige, weiße Pünktchen - war es der Himmel? – manifestierten sich verschwommen vor mir, scheinbar in weiter Ferne liegend. Wo war ich? Was war geschehen? Ich versuchte aufzustehen, scheiterte aber bereits bei dem einfachen Versuch, meine Beine bewegen zu wollen. Eine innere Leere, wie ich sie noch niemals zuvor verspürt hatte, hielt mich am Erdboden gefangen.


    Wie lange ich regungslos nur so da lag und mit glasigem Blick in den vermeidlichen finsteren Himmel stierte, vermag ich nicht zu sagen. Doch Sekunde um Sekunde gewann ich mehr und mehr Gewalt über meinen Körper – auch wenn nur bruchstücksartig. Meine Sinne wurden schärfer; der Blick klarer. Ich sog die mir vertraut vorkommende Luft in meine Nase. Doch sämtliche meiner Gliedmaßen, gelähmt und völlig taub, wollten mir immer noch nicht gehorchen. Mittlerweile wurde mir jedoch gewiss, wo ich mich befinden musste. Das Raumfahrtzentrum. Diese Zimmerdecke musste dem Raumfahrtzentrum gehören; da war ich mir inzwischen absolut sicher.


    Das Knirschen von Glas war zu hören, als ich meinen Kopf sanft zur Seite drehte; dicht von den höllischen Schmerzen in meinem Nacken gefolgt. Unzählige Glasscherben, ein niedergeworfener Tisch, ein Sammelsurium aus Dreck und Steinen und eine arg demolierte Plastikflasche, aus der aus einer Öffnung langsam ein goldgelbes und wohlriechendes Gebräu heraussickerte, lag zu meiner rechten. Stans Plastikflasche. Sie musste ihm während dem Sturz aus der Hand gerutscht sein. Doch obwohl ich vor wenigen Minuten noch am Verdursten schien, hatte ich nun eigentümlicherweise gar keinen Durst mehr. Jedes Gefühl von Hunger und Durst war plötzlich verschwunden.


    „Stan! Um Gottes Willen!“
    Eine Stimme ... ich erkannte sie. Sie gehörte Colin.
    „Typisch für ihn und seine gesamte Spezies“, schoss es mir sofort durch den Kopf. Natürlich umsorgte er zuallererst Stan. Wie hätte es auch anders sein können? Pokémon standen für sie immer an zweiter Stelle. Und wer kümmerte sich um mich? Was war mit meinem Schmerz?
    Glas knirschte, als sich jemand, offenbar Colin, uns näherte. Ein dunkler Schatten schob sich über das Trümmerfeld, auf dem ich mein Dasein fristete.
    „Stan – Stan?“
    Langsam, ganz langsam schob ich meinen Kopf wieder zurück. Zwei große Augen – Colins Augen – starrten mich groß an. Das blanke Entsetzen spiegelte sich in ihnen, während er weiterhin versuche, seinen Freund mit seiner Stimme wachzurütteln. Doch es war nicht Stan, den er ansprach, nein. Aus irgendeinem mir unerklärlichen Grund, schien er zu mir zu sprechen. Sogar begann er damit, an meinen Körper zu rütteln. Seine Hände packten und schüttelten mich, auf das mein Hinterkopf auf den Glassplittern knirschend hin und her schleifte.
    Er sorgt sich – um mich? Niemals, nein niemals hätte ich das von ihm erwartet. Gerade von ...
    Zack! Und schon bereute ich jegliche meiner Gedanken, die ich im Geiste über ihn erbracht hatte. Als Worte und sanftes Wachrütteln nicht zu helfen vermochten, sah er wohl Gewalt als die einzige Lösung an und pfefferte mir zwei gewaltige Ohrfeigen mitten ins Gesicht.
    „Autsch! Spinnst du?!“
    Schlagartig erwachten sämtliche meiner Lebensgeister in mir. Leben war in meinen Körper wieder eingekehrt. Ruckartig fuhr ich ein gutes Stück auf. Etwa leichtes, weiches purzelte von meinem Körper hinab und schlug leise auf den mit Glasscherben übersäten Boden auf. Doch ich hatte keinen Blick dafür.
    „Gott sei Dank, du bist in Ordnung“, sagte Colin und betrachtete mich mit großer Erleichterung in seinem Blick.
    Ich wusste im ersten Moment nicht, ob ich nun auf ihn sauer, oder ich mich geschmeichelt fühlen sollte, dass er sich so um das meinige Wohlergehen sorgte. Doch sofort gewann ich meine alte Schlagfertigkeit zurück. Schwäche zeigen? Vor dem da? Niemals!
    „Mir geht’s gut, jaah. Was dir aber längst kein Recht gibt, mir eine zu scheuern, klar?“, sagte ich, auch wenn mir völlig klar war, dass er mich nicht verstand. „Kümmere dich lieber um Stan; der hat es nötiger.“ – Colin wirkte verwirrt. „Stan - bitte? Wie meinst du das? Was meinst du damit ,dich um Stan kümmern’? Bist du in Ordnung?“ - „Schwerhörig oder spreche ich eine andere Sprache?“, schnaubte ich. „Ich sagte ... Moment – du – du verstehst mich?“ Aber wie ...“ – „Bist du in Ordnung?“, wiederholte Colin nun mehr sehr besorgt klingend.


    Mein Herz pochte heftig – viel heftiger, als es dies jemals getan hatte. Ich richtete mich nun mehr zu voller Größe auf. Erst jetzt wurde mir klar, wie klein die Welt doch plötzlich schien. Obwohl ich noch auf dem Hintern saß reichte ich Colin fast bis zu seiner Hüfte. Sicher, ich hatte schon seit jeher über die Größe Colins gespottet, dass man ihn hätte gießen müssen oder beim Waschen eingelaufen sein müsste, doch nicht nur er, nein, die ganze Welt war urplötzlich sehr viel kleiner. Verwirrt sah ich mich um. Die ganze Halle glich einer riesigen Müllhalde. Die gigantische Rakete hatte es bei dem Beben von ihrem Sockel gefegt, doch so war glücklicherweise zur Seite gekippt. Kein einziger Glasbehälter stand mehr an seinem Platz. Vielmehr lag deren Inhalt über dem ganzen Fußboden verstreut, mitsamt dem Glas, welches den Inhalt all die Zeit über geschützt hatte. Da waren Menschen – viele Menschen. Frauen lagen wimmernd auf dem Boden, mit Glassplittern und Staub in ihren Haaren. Einige von ihnen rappelten sich, wenn auch langsam, wieder auf. Auch der Raumfahrtzentrumsangestellte, hatte wieder Boden unter seinen beiden Füßen gefunden und hielt, wie ich erschreckenderweise feststellen musste, genau auf mich zu.
    „Junger Mann, sind Sie in Ordnung?“, sprach er mich vorsichtig an. - „In Ordnung?“, wiederholte ich noch vorsichtiger. Meine Stimme, wie ich erst jetzt bemerkte, klang eigenartig fremd, als ob sie nicht die meine wäre. Was war hier eigentlich los?
    Er packte eines meiner Beine und versuchte mich aufzurichten. Es spürte den Griff seiner warmen Hand, der sich um meine - Hand schloss. Hand? Moment!


    Instinktiv riss ich mich aus den Fängen des Menschen und zog meine Gliedmaßen wieder zurück. Mein Herz begann zu raßen; die Schmerzen in meinem Kopf schlimmer. Ich hatte – Hände? Zweifelnd betrachtete ich die monströsen, schaufelähnlichen Greifwerkzeuge, die plötzlich auf meinen Willen gehorchten. Ich begann mich vorsichtig zu betasten. Mein Körper fühlte sich merkwürdig fremd an, doch es war der meine. Jegliche Berührung, ob sanft oder hart, spürte ich in meinen Gliedern. Ich berührte mein Gesicht. Kein Fell, dafür nackte, warme Haut, ein gigantischer Kolben, spröde Lippen, - das musste ein Scherz sein. Mein Blick huschte hinab zu meinem restlichen Körper und blieb auf einem schier endlos langen Satz Beine, welche in dunkle Stofffetzen gehüllt waren, liegen. Sie zuckten, als ich meinen Willen in ihre Richtung leitete. Sie waren die meinen.


    „Stan?“
    „Sind Sie in Ordnung? Soll ich einen Krankenwagen rufen?“
    Immer mehr Menschen scharrten sich um mich, wie ich so hilflos auf meinem Hintern da saß. Doch ich ignorierte sie und ihre Stimmen. Ein weiteres Mal sah ich mich um – auf der Suche nach etwas ganz bestimmtem. Und ich fand es. Zwischen meinen weit voneinander ausgestreckten Beinen saß ein behaartes Geschöpf, wie ich es zuvor nur in meinem eigenen Spiegelbild gesehen hatte. Himmelblaues Fell, ein absolut liebenswertes Gesicht, ein frechwirkender Haarstreifen, der vom Kopf steil nach oben hing, zwei äußerst feine Ohren, die das Fallen einer Stecknadel in kilometerweiter Entfernung wahrnehmen konnten, und ein paar sonnenblumengelbe Augen. Doch in eben dieses Augenpaar lag eine merkwürdige fremde. Dieser Blick – so voller furcht, so zurückhaltend, so schüchtern. Das konnte nicht sein ...
    „Stan?“
    Nun war es meine Stimme, die seinen Namen aussprach.
    Stan, in meinem Körper gefangen und ebenfalls auf dem Hintern sitzend, starrte mitleidvoll zu mir hinauf.

  • Jaaaaa, es ist eingetreten, wie ich es mir gedacht hatte.
    Aber erst mal zum vorherigen Part:
    Wow, endlich passiert mal etwas. Zwar gehts am Anfang nur um das Mueseum (mir war fast auch ein wenig langweilig, wie Sheinux :D) aber dann wird es richtig interessant. Was dann so besonders an diesem Stein ist, hab ich mich auch gefragt. Aber dass er etwas mit einem Pokemon zu tun hat, das war mir gleich klar. Als dann das Erdbeben begann, wurde es richtig spannend. Und was dann aus dem Stein heraus kam: damit hätte ich nicht gerechnet. Aufjeden Fall hast du alles sehr bildlich beschrieben. Auf jeden Fall gut. Nach dem langem Text über das Museum, hast du es geschafft, die Spannung ziemlich schnell steil nach oben zu befördern. Zum Glück hast du uns mit dem zweiten Kapitel nicht all zu lange warten lassen.


    Kapitel 4:
    Ja, wie schon gesagt, es ist passiert, was ich geglaubt habe (ich hab deine kleine Umfrage noch gelesen^^). Und ich muss sagen, die Idee gefällt mir. Gab es zwar in vielen Spielfilmen schon, aber mit diesen zwei Charaktern, wird das sicher lustig. Allerdings muss ich sagen, dass mir das mit der Vergangenheit auch sehr gut gefallen hätte, fast noch besser glaub ich. Naja, zurück zum Kapitel: Also die Überschrift verrät schon zu viel. Aber Sheinuxs Erwachen hast du wieder ehr schön beschrieben. Ich konnte mich richtig in ihn hinein versetzten. (Ich fühl mich auch manchmal so, wenn ich morgens kurz nach 5 aufstehen muss.) Als Colin dann Stan (also Stans Körper) ansprach, war auch der letzte (eigentlich nicht vorhandene) Zweifel verflogen. Natürlich lässt du uns Leser an der wieder richtig spannenden Stelle "hängen". :D Ich zu meinem Teil kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es weiter geht. Stan wird aber (In Sheinux Körper),denk ich, zumindest mit einer Sache kein Problem haben: dass er nicht verstanden wird, denn er redet ja eh nicht viel :D Aber spitze ist es, dass Sheinux jetzt mal Colin seine Meinung sagen kann ;D Hoffentlich versteht Colin, dass seine zwei Freunde den Körper getauscht habeb, sonst wird es ja noch viel komplizierter.
    Wie es weiter geht denk ich, dass Stan und Sheinux irgend wie Deoxys (schreibt man es so?), dass zuvor irgendwo hingeflogen ist, suchen müssen und dann besiegen, um wieder in ihre alten Körper zu gelangen. Auf jeden Fall spannend, und ich freue mich, dass ich jetzt einen "Sinn", oder besser gesagt, ein Ziel in der Story seh :thumbsup:

  • Du schaffst es echt immer wieder mich zu überraschen :yeah: Von wo hast du bloß deine ganzen Ideen^^


    Was ich toll finde ist, dass ich im Gegensatz zu Sheinux Stans Weltraumgefasel verstanden habe :) also ich finde das Thema wie Stan sehr interessant, aber Sheinux versteht ja leider nicht, was an dem Dreck in Glaskasten da so besonders sein soll. Vielleicht versteht er Stan nach einem Aufenthalt in seinem Körper ja besser (und lernt lesen)


    Die Idee ist zwar im Grunde nichts neues, aber dass ein Wesen, das sonst niemand versteht, jedem seine Meinung sagen kann und einige anatomische Veränderungen hatte, wird lustig. Außerdem kann Stan (oder sollte es theoretisch gesehen können) Attacken einsetzen, und das Sheinux Befehle gibt und Stan sie befolgen muss, wird auch noch interessant werden. Oder Sheinux versucht aus der Gewohnheit heraus, Attacken in Stans Körper einzusetzen^^. Vor allem frage ich mich, ob wie Eagle (nicht du; der mit Skorgro und Panzaeron) reagiert.


    Hoffentlich kapieren die anderen schnell, was Sache ist, ansonsten findet sich Sheinux-in-Stans-Körper noch in einem Irrenhaus wieder. Also werden Stan und Sheinux vermutlich die nächste Zeit damit verbringen, nach einem lösungsweg für ihr Dilemma zu suchen

  • Part 2: Heil in der Flucht


    Okay, gaaaanz langsam. Rekapitulieren wir noch einmal: Noch heute Morgen war ich ganz normal aufgestanden, hatte die verbliebenen Essensreste vom gestrigen Tag runtergewürgt, mich, wie unzählige Male zuvor, über Colin lustig gemacht und einen kleinen Verdauungsspaziergang gehalten – ein ganz normaler Tag eben. Dann erreichten wir das Raumfahrzentrum in all seiner hässlichen Pracht. Menschen schubsten mich und traten nach mir, ich zahlte es ihnen auf schockierende Art und Weise heim, Stan nahm mich vorsorglich in die Arme, ein Mann schwang einschläfernde Reden, zwischendurch knackte ich ein zweimal kurzzeitig weg, Stan verursachte eine seiner üblichen Katastrophen, eine seltsame Gestalt tauchte neben mir und meinem Trainer auf, ein heftiger Schmerz durchzuckte meine Glieder und im nächsten Moment wache ich in Stans Körper wieder auf während seine Seele nun in meiner Hülle saß. Ich verstehe, alles klar. Ne, irgendwie ja nicht ... War ich hier der einzige, der glaubte, er sei im falschen Film?


    Doch da saß ich nun: Umringt von einer mich neugierig beobachtenden Scharr Menschen, unfähig, auch nur einen einzigen Ton aus mir heraus zu bekommen, mit heftig brummendem Schädel und die Augen auf Stan ruhend, der vergebliche Versuche unternahm, auf zwei Beinen zu stehen, und bei diesem Unterfangen unspektakulär auf die Nase fiel. Das musste ein böser Traum sein. Wie sollte es nun weiter gehen? War ich etwa gezwungen, mein Leben fortan in diesem kümmerlichen Körper zu fristen? Eine solche Schmach ... Beängstigend. Nein, das durfte nicht sein. Kampflos wollte ich mich nicht geschlagen geben. Es musste doch irgendeinen Weg aus dieser misslichen Lage geben. Irgendwie ...
    Doch das wichtigste zuerst: ich musste hier raus. Fort von all diesen neugierigen Blicken.


    „Er wirkt ganz weggetreten ...“, meinte einer der Besucher mit gesenktem Kopf mir in die Augen schauend.
    „Ruft einen Arzt“, schlug eine andere Besucherin, mit glitzernden Tränen in ihren Augen, vor.
    „Ich lasse sofort einen Krankenwagen kommen“, stimmte der Raumfahrtzentrum-Angestellte, der uns die ganze Zeit über durch dieses Höllenloch geführt hatte, dem Vorschlag seiner Besucherin zu.
    „N-Nein. Mir geht’s gut – ehrlich ...“, log ich rasch, vermochte dabei allerdings nicht die Panik in meiner Stimme zu unterdrücken. Mein peinlicher Versuch aufzustehen, der wahrhaft erschreckende Ähnlichkeit mit Stans ersten Gehversuchen in meinem Körper hatte, half leider nicht gerade meine Lüge zu untermauern.
    „Sei nicht albern, Junge“, sagte ein anderer Mensch, zog mir Stans Rucksack von meinem Rücken und zwang mich sanft, doch bestimmend, in Rückenlage zurück. „Halte dich ruhig. Der Krankenwagen ist sicher bald da.“
    „Ich brauche - ich will nicht ...“
    Doch die meisten Anwesenden entgegneten mein Gestammel mit einem verneinenden Kopfschütteln und begannen mitfühlend auf mich einzureden. Dass ich mir keine Sorgen machen müsste, dass alles wieder gut werden würde, ...
    Es war zum Mäuse melken. Da sprach ich nun die Sprache dieser Zweibeiner, aber dennoch konnte oder wollte mich offenbar niemand wirklich verstehen. Weder brauchte ich ihre Fürsorge, noch ihr albernes Gewäsch und schon gar keinen Krankenwagen; wenn überhaupt einen Exorzisten ...


    Die Interesse der Anwesenden nahm mit dem Ende meiner vergeblichen Fluchtversuche endlich ab. Zwar wollte ich mich längst noch nicht geschlagen geben, hielt es allerdings vorerst für das Beste, die Menschen in eben diesem Glauben zu lassen. Während Stan weiterhin im Minutentakt bei seinen Aufstehversuchen mit einem leisen „Flump“-Geräusch weitgehend ungesehen – wenn man von mir absah – Bruchlandungen lieferte, nahm die Zahl der Zweifüßler im Raum immer mehr zu. Verletzte oder einfach nur traumatisierte Menschen wurden in Begleitung der Raumfahrtzentrums-Angestellten in die Halle gebracht, beruhigt oder vor Ort mit erster Hilfe versorgt. Colin, wenn er nicht gerade mir flüchtige Blicke zuwarf (er war wohl unentschlossen ob es klug wäre, mich in meinem akuten Zustand anzusprechen), half indessen wo er nur konnte und sorgte sich um verletzte Neuankömmlinge, so gut es ihm möglich war. Naja zugegeben: die meiste Zeit über stand er nur neben den wirklichen Helfern und schwang, wie zu erwarten war, große Reden ohne großen Inhalt. Doch obwohl sich der Raum mehr und mehr füllte, wuchsen meine Chancen auf Flucht immer weiter. Nun, da ich endlich nicht mehr interessant genug war und andere Menschen weitaus mehr Hilfe als ich nötig hatten, bot sich mir endlich die Möglichkeit, mehr oder weniger ungesehen zu entkommen. Mittlerweile bekam ich sogar meinen neuen Körper immer besser in den Griff.
    Mit den Händen am Boden abstützen, die Knie anwinkeln, Oberkörper nach vorne und jetzt bloß nicht das Gleichgewicht verlieren. Aber das Stehen auf zwei Beinen fiel mir leider ebenso schwer, wie Stan, der nunmehr auf allen Vieren laufen musste. Gefahrvoll schwankend, und wild mit den Händen rudernd, plumpste ich schließlich mit einem hässlichen Geräusch, welches zum Glück ungehört blieb, auf den harten Boden zurück.


    Unentwegt leise fluchend, unternahm ich noch einige Versuche, die jedoch allesamt am selben Punkt scheiterten, und ich mich anschließend immer wieder am Ausgangspunkt wiederfand. Nur noch eine letzte Möglichkeit blieb mir. Doch eben diese war ungefähr so auffällig, wie ein stepptanztanzender Feurigel in einem aquamarinfarbenen Tutu. Doch was half es?
    Gerade, als ich mich erneut aufrappeln wollte, fiel mein Blick auf Stan, der inzwischen seine Aufstehversuche völlig aufgegeben hatte und mich nun mitleiderregender denn je ansah.
    Ich seufzte schwer, als sich unsere Blicke trafen. Ich konnte, nein, ich durfte ihn nicht zurücklassen. Im Grunde trug er mal wieder allein die Schuld an dieser Misere, in der wir uns nun befanden. Doch fiel es ihm sicherlich ebenso schwer, Herr über die Lage zu werden, wie es mir fiel. Und wie hätte er auch ahnen können, dass diese Geschichte plötzlich ein solches Ende nehmen könnte. Das hatte er einfach nicht verdient. Ich konnte, nein, ich durfte ihn jetzt nicht einfach so im Stich lassen.


    Mir der neugewonnen Macht meiner Hände zupfte ich den Pokéball, von dem ich wusste, dass er einst mein persönliches Gefängnis war, von meinem Leib. Die Kugel wuchs in meinen Händen nach kurzem studieren zu stattlicher Größe heran, so wie ich es bereits mehrmals bei anderen Menschen beobachtet hatte. Jetzt musste nur noch eines getan werden.
    „Sorry, Stan ...“, murmelte ich leise, richtete den Ball in Richtung der verängstigten Figur meines Trainers, dessen Körper sich in Form eines roten Lichtstrahls, der in den Pokéball gesogen wurde, verflüchtigte. Sogar noch über Sekunden hinweg, wollte mir sein panischer Blick, als ich ihn in den Ball eingesperrt hatte, nicht aus dem Kopf gehen. Aber er sollte nicht lange in seinem Gefängnis schmachten. Aber erst einmal musste ich hier raus. Und wenn es sein musste, auf allen Vieren.

  • Part 3: Die Flucht


    Stans Blick, als er in den unheimlichen Tiefen meines ehemaligen Gefängnisses und wohlmöglich seines neuen Zuhauses verschwand, würde ich wohl niemals in meinem Leben vergessen. Ich konnte ihm auch nur gut nachempfinden; seine ersten Erfahrungen in einem Pokéball und dann auch noch kurz nach einem solch schrecklichen Erwachen. Meine Augen ruhten noch eine Weile auf der rotweißen Kugel, in dessen Inneren nun mein Freund und Trainer ausharren musste, bis ich sie wieder sorgsam an ihren Ursprungsort, Stans Gürtel, der nun meinen Torso zierte, beförderte.


    Nach wie vor herrschte in der übel zugerichteten Ausstellungshalle reges Durcheinander und folglich nahm niemand, Colin eingeschlossen, von meinem doch recht untypischen Verhalten Kenntnis. Von zwei Helfern gestützt, betrat eine blonde, junge, kreidebleiche und ebenfalls in den Farben des Raumfahrtzentrums gekleidete Frau humpelnd den Raum und lies sich unmittelbar am Ausgang nieder. Sofort scharrten sich etliche Helfer um den verletzten Neuankömmling. Meine Chance. Jetzt oder nie!


    Zugegeben: in dem ganzen Tohuwabohu hätte wohl doch ein, wie ich es so schön gesagt hatte, in einem blauen Tutu gekleidete, stepptanzender Feurigel mehr Aufsehen erregt. Aber ganz war mein peinlicher und gar demütiger Auftritt dann doch nicht untergegangen. Wenn die Situation nicht so verdammt ernst gewesen wäre, wäre der Anblick eines auf beiden Händen und Beinen laufenden Zweifüßlers, der sich durch ein Sammelsurium aus Trümmern, Schutt und einer Horde, teils durch meinen Auftritt aufgebrachte und teils rege damit beschäftigt die zahllosen Verwundeten zu versorgen, Menschen schlängelte, wahrscheinlich urkomisch. Mir persönlich war aber ganz und gar nicht zum Lachen zumute. Stans Körper bewegte sich auf allen Vieren weit aus unbeholfen, als ich anfangs dachte. Bereits nach meinen ersten Schritten hatte ich ärgste Probleme, überhaupt das Gleichgewicht zu halten, was wohl auf das Fehlen des doch so praktischen Schwanzes an seinem Hinterteil zu schließen war. Erschwerend kam hinzu, dass die nackten Menschenhände – wenn auch praktische Greifwerkzeuge - absolut überhaupt nicht dazu geeignet waren, auf einem, mit kantigen Steinchen und scharfen Glassplittern übersäten Boden zu laufen. Der Unrat durchbohrte mein Fleisch, schnitt sich wie ein heißes Messer in Butter in die zarte Haut meiner Hände und trieb mir die Tränen in die Augen, doch ich wagte nicht langsamer zu werden, geschweige denn, einen Blick über die Schulter zu riskieren. Von den Aufschreien der inzwischen alarmierten Menschen noch weiter angestachelt, legte ich noch einen Zahn zu, bahnte meinen Weg vorbei an niedergeworfenen Glaskasten, in zigtausend Stücke zerbrochene Mondattrappen und mir sprachlose Blicke zuwerfenden Zweifüßlern.


    Ich konnte den stinkigen Atem meiner mittlerweile unzähligen Verfolger im Genick spüren. Ihre undeutlichen, wild durcheinandergewürfelten Schreie und Rufe hämmerten in meinen Ohren. Der Schmerz meiner mit Schnitten und Schürfungen überwucherten Hände wuchs ins Unerträgliche; dicht gefolgt von dem heftigen Zusammenziehen meiner beiden Lungenflügeln und dem Stechen in meinem Herzen. Die Hand einer meiner Verfolger berührte meinen hinteren Hosenbund, bekam mich aber offenbar, dank dem Fehlen meines Schwanzes, nicht wirklich zu fassen. Mit einem weiten Sprung nahm ich die Hürde der geschockten jungen Frau, die vor wenigen Augenblicken diesen Raum betrat und nach wie vor, am Boden ausharrend, den Hallenausgang mit ihrem Leib blockierte. Das wehrlose Menschenwesen gab einen erstickenden piepsenden Laut von sich und schlug ihre beiden Hände über das Gesicht, als ich über sie hinwegflog. Doch bereits als ich zum Sprung ansetzte wurde mir klar, dass dieser Akt kein gutes Ende nehmen würde. Mein neuer Körper war für eine solche akrobatische Leistung überhaupt nicht konzipiert, geschweige denn, dass ich viel zu langsam war. Zwar gelang es mir, die Hürde der Frau völlig zu nehmen, knallte jedoch mit dem Gesicht voraus auf den harten und unbarmherzigen Boden auf. Die Luft blieb mir weg. Ein Schwall übelschmeckendes Blut kroch mir die Kehle hinauf, vermischte sich mit dem Speichel aus meinem Mund und rann mir über die schon jetzt blutende Lippe. Meine Arme und Beine waren in in Folge meines Sturzes in alle Richtungen auseinandergeklappt - unbrauchbar und unwillig, meinem Willen gehorrchen zu wollen. Dies war wohl das Ende meiner bereits von Anfang an aussichtslosen Flucht ...


    Das Schicksal aber schien es gut mit mir zu meinen. Jemand hinter mir schrie laut auf; dicht gefolgt von den qualvollen und panischen Rufen zahlloser dunkler Menschenstimmen und einer hellen, piepsenden Stimme. Das Geräusch unzähliger schwerer Körper, die einer nach dem anderen wie plumpe Reissäcke auf den Boden fielen, und das mit diesem Sturz verbundene Gefluche und die Schmerzenschreie hallten mir plötzlich nach. Seit dem Beginn meines recht aussichtslos wirkenden Fluchtversuches wagte ich einen kurzen Blick über die Schulter. Da lagen sie nun, meine Verfolger, aufgetürmt zu einem schreienden und zappelnden Haufen. Am Fuße des Knäuels aus lebenden Menschen lugten die Spitzen des blonden Zopfes der jungen Frau heraus, über deren regungslosen Körper meine Verfolger gefallen waren. Obwohl sie allesamt nur eine halbe Menschenarmlänge von mir entfernt lagen und sie die Wade eines meiner Beine mit einem einfachen Griff in meine Richtung problemlos hätten packen können, war das Interesse an mir, als Konsequenz ihres Sturzes, völlig verebbt.


    So schnell es mir meine schwächlichen Glieder erlaubten rappelte ich mich wieder auf. Übelkeit und der metallische Geschmack von Blut kroch langsam in meiner Kehle hinauf, doch ich wagte keine weitere Sekunde länger zu ruhen. Die menschliche Pyramide hatte bereits drastisch an Größe verloren, als meine beiden zitternden Arme und Beine wieder meinen Körper stützten. Der kalte Flurboden des monotonen Korridors fühlte sich unter meinen gepeinigten Hände wie kaltes Eiswasser an. Die Lautstärke der nunmehr weit hinter meinem Rücken liegenden Stimmen nahm Meter für Meter meiner wackeligen Schritte ab. Meine Augen wanderten von recht nach links, von Tür zu Tür des ausgestorbenen Korridors. Niemand kreuzte meinen Weg, noch spürte ich den neugierigen Blick eines ungebetenen Schaulustigen. Den mir endlos vorkommenden Korridor hinter mir, erreichte ich die nicht weniger ausgestorbene Eingangshalle des Raumfahrtzentrums, welche ich nun, mit dem Fehlen ihrer Besucher, erstmals in ihrer völligen Größe hätte betrachten können. Die Aussicht jedoch, endlich diesen gar schrecklichen Ort verlassen zu können, und die zarte Brise der Freiheit waren zu intensiv, als dass ich noch eine weitere Sekunde hier ausharren wollen. Im Gegensatz zu dem dekorationslosen Korridor hinter mir, machte der Inhalt umgeworfener Topfpflanzen, Bruchstücke in Glas eingerahmter und aus den Angeln gerissener Bilder und wild auf dem Boden verstreutes Papier, Stifte und Essensreste, mir die letzte Etappe meiner Flucht noch einmal gehörig zu schaffen. Vorsichtig setzte ich eine Hand nach der anderen vorbei an dem, für die viel zu zarten Menschenhände gefährlichen Hindernisse und erreichte endlich die Ausgangstür, die mich endlich in die Freiheit führte – hinaus aus diesem Alptraum. Plötzlich erbebte mein ganzer Körper; das Herz begann zu rasen, doch nicht, da die verlockende Freiheit nun zum Greifen nah war, nein. Schritte, schnelle Schritte aus der Richtung des Korridors. Jemand, vielleicht einer, vielleicht auch Dutzende, näherten sich mir.


    Mit letzter Kraft zwang ich meinen Körper ansatzweise auf zwei Beinen zu stehen, legte meine beiden Hände, die sich mittlerweile bereits wie glühend heiße Kohlen anfühlten, auf den silbernen Türgriff des Ausganges. Mit einem leisen Klicken gab die Pforte meinem Willen nach und öffnete sich einen Spalt weit. Ohne diesem Ort auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, drückte ich die schwere Tür mit der Kraft meines Körpers auf, ließ die Eingangshalle des Raumfahrtzentrums hinter mir und fand mich endlich wieder über dem offenen Himmel der Außenwelt wieder. Reine, kühle Luft strömte mir durch meine heißen, verkrampften Lungen und in jede Pore meines Körpers und reicherten mein kochendes Blut mit frischem Sauerstoff an. Das Seitenstechen über meinen Hüften war nichts im Vergleich zu den bohrenden Strahlen der Vormittagssonne, die von dem wolkenlosen Himmel auf mich hinabschimmerte. Aus der Ferne lachten die einladenden, mir unendlich weit vorkommenden Grasflächen Hoenns an, über die meine Begleiter und ich einen ganzen Tag gewandert waren, um diesen Ort zu erreichen.


    Beim Anblick des satten Grüns verlor ich jegliches Zeitgefühl. Erst als urplötzlich etwas kaltes und schweres hart gegen meinen Hintern schlug, ich in Folge des ruckartigen Aufpralls der Tür gegen mein Hinterteil unsanft von meinen Händen und Füßen gerissen wurde und ich mich abermals bäuchlings und mit weit voneinander ausgebreiteten Gliedern auf dem harten Betonboden wiederfand, kehrte ich wieder in die Wirklichkeit zurück. Geistig in meiner Absenz verharrend, hatten mich meine Verfolger eingeholt. Doch noch war ich frei – noch konnte ich fliehen. So schnell es mir meine schlaffen Glieder erlaubten, rappelte ich mich wieder hoch.
    „Stan?“
    Gerade, als ich meinen Körper wieder zu neuen Höchstleistungen anspornen wollte, wirbelte ich erschrocken herum. Colin stand mit einem noch nie da gewesenen beklommenen Gesichtsausdruck hinter mir; in seiner rechten Hand Stans Rucksack haltend.
    „Stan – was zum – was sollte ...“, stammelte er mich an. Er schüttelte mit ansatzweise geöffneten Mund leicht verunsichert seinen Kopf.
    „Später ...“, zwang ich mich unter dem stechenden Schmerz und dem Geschmack von Blut auf meinem Stimmbändern zu sagen.
    Meine Stimme klang rau und fremd. Nie zuvor hatte ich Stan mit einer solchen Tonlage sprechen gehört. Vielleicht war es eben dieser Grund, warum Colin einwilligte, mir ohne weitere Fragen zu folgen.

  • Part 4: Rede und Antwort


    „Willst du mir nicht langsam sagen, was hier los ist?“
    Gekennzeichnet von den Strapazen meiner Flucht, Schweiß, der mit im Sekundentakt vom Kinn perlte und lautlos im Boden versickerte, mit Schürfwunden übersäten Händen, einer leicht blutenden Lippe und mit nur langsam sich beruhigenden Herzen, ließen wir das Raumfahrtzentrum immer weiter hinter uns. Ich hatte seit meiner Flucht noch keinen einzigen Ton von mir gegeben, geschweige denn Colin auch nur im entferntesten über die Situation aufzuklären. Stillschweigend und immer noch auf allen Vieren gehend, warf ich einen flüchtigen Blick über die Schulter. Mittlerweile hatten wir gut und gern einen Kilometer Abstand zu dem Ort des Geschehens eingenommen, an dessen Toren sich inzwischen ganze Blechlawinen lärmender und blinkender Autos eingefunden hatten.
    „Ich gehe keinen weiteren Schritt weiter! Sag mir endlich, was hier los ist!“
    Colin hatte seinen Platz zu meiner rechten verlassen und nahm nun eine, wenn auch eine merkwürdig fremde, aber unverkennbare verbohrte Haltung ein. Mit verschränkten Armen und teils verständnislosem, teils verwirrtem Blick, schaute er ahnungslos, mit wem er es gerade zu tun hatte, auf mich hinab.
    „Nur noch ein bisschen. Komm weiter ...“, bettelte ich mit nunmehr halbwegs wieder nach Stan klingender Stimme.


    Demonstrativ warf Colin Stans Rucksack, den er die ganze Zeit über getragen hatte, zu Boden und ließ sich, keine Sekunde später, ebenfalls zu Boden plumpsen.
    „Keinen Schritt ...“, wiederholte er verbissen. „Ich will wissen, was hier abgeht. Was soll dieser ganze Zirkus, warum ziehst du eine solche Show ab und warum zum Geier läufst du die ganze Zeit über auf den Händen? Nun sag schon ...“
    Innerlich leise vor mich hinfluchend ließ ich mich widerwillig neben Colin nieder. Was half es mir? Ich war, auch wenn ich es ungern zugab, auf seine Hilfe angewiesen. Colin war der einzige, dem ich trauen konnte. Ich brauchte Hilfe, auch wenn es nur die Colins war ...
    „Also ...?“, hakte er nach, als ich mich endlich neben ihm eingefunden hatte. „Was ist hier los? Dieses Ding ... hat es dich verletzt?“ - „Dieses – Ding? Stimmt, ich erinnere mich!“
    Seit meiner Ohnmacht hatte ich an das Wesen, welches offenbar die Schuld an meiner Verwandlung trug, keinen Gedanken mehr verschwendet. Wie ein Keimling war es aus dem Stein gewachsen, den Stan in seinem Übermut zerdeppert hatte. Doch was war es und was noch viel wichtiger was: wo war es?
    „Weißt du, was das war, diese Kreatur aus dem Stein und wo sie hin ist?“
    „Keinen Schimmer ...“, antwortete Colin schulterzuckend. „Sah aber nicht allzu freundlich aus. Hat sie dir wehgetan? Du hast wie am Spieß geschrieen.“
    „Egal! Weißt du wo sie hin ist?“
    „Ich sagte doch, keine Ahnung. Nachdem dieses Ding endlich von dir losgelassen hatte, hat es den Abflug gemacht.“
    „Den – Abflug?“, fragte ich verwirrt.
    „Jepp, sieh mal.“ Colin warf einen Blick über die Schulter und deutete auf die fernen Umrisse des Raumfahrtzentrums. Erst jetzt bemerkte ich, dass ein gutes Stück an der rechten Außenwand des Gebäudes fehlte; fast so, als hätte jemand ein Teil des Mauerwerks einfach hinausgerissen. Obwohl nun bereits mehr als eine halbe Stunde seit der Flucht des Wesens vergangen sein musste, stiegen noch immer weiße Rauchschwaden an die Stelle in die Höhe, wo es sich seinen Weg in die Freiheit gewaltsam verschafft hatte.


    „Weißt du, was ich glaube? Es war ein richtiger Alien. Wahnsinn, oder?“, sagte Colin mit verträumter Stimme.
    Ich wollte meinen Ohren nicht glauben. Was ging in diesem Typen nur vor? Er konnte von Glück reden, dass ihm nicht das gleiche wiederfahren war, wie mir, oder sogar noch schlimmer ... Und überhaupt: Die vielleicht einzige Lösung, wieder meine normale Gestalt zu erhalten, schwebte nun irgendwo ziellos in der Weltgeschichte umher. Wie sollte ich sie nur jemals finden ...?
    „Jaah, der Wahnsinn echt! Siehst du, wie ich Luftsprünge vor Freude mache? Idiot!“, schnauzte ich ihn an.
    Colin runzelte die Stirn und musterte mich fragend.
    „Sag mal, was ist eigentlich mit dir los, Stan. Du verhältst dich so komisch. Ist doch sonst nicht deine Art ...“
    „Ich bin nicht Stan, zum Teufel. Ich bin - Sheinux!“
    Selbst für mich, der mehr oder weniger genau wusste, was geschehen war, hörten sich meine letzten Worte so albern an, dass ich sie selbst nicht glauben wollte. Ein Pokémon im Körper eines Menschen und umgekehrt. Wer würde auch so etwas einfach glauben? Allein der Gedanke schien völlig absurd. Colin schaute mich groß an, seine Mundwinkel formten aber, wie zu erwarten war, ein belustigtes Lächeln.
    „Guter Witz, Stan. Nun mal echt: was ist hier los?“, sagte Colin. - „Bist du taub. Ich sagte doch, dass ich Sheinunx und nicht Stan bin.“, antwortete ich ihm nun mit mehr Nachdruck in meiner Stimme.
    „Lass den Unsinn. Darüber macht man keinen Spaß ...“, entgegnete Colin. Sein Lächeln hatte sich mittlerweile in einem tief besorgten Gesichtsausdruck aufgelöst. „Nun gut, wenn du es mir nicht sagen willst ... Apropos: wo hast du eigentlich Sheinux gelassen?“
    Mir schoss das Blut in den Kopf. Mein Herz, seit meiner Flucht endlich wieder halbwegs ruhig und gleichmäßig schlagend, begann in Folge Colins Ignoranz vor Zorn zu rasen.
    „Du willst es einfach nicht verstehen, oder?“, rief ich mit zitternder Stimme. Ich griff an den Gürtel und zupfte den Pokéball, in dem ich Stan kurz vor meiner Flucht verstaut hatte von meinem Körper, und ließ ihn vor den verdutzten Augen Colins auf den Boden fallen.


    Es war ein eigentümliches Gefühl, mich selbst dabei zu beobachten, wie ich mich langsam in den hellen Lichtstrahlen des Balles manifestierte. Ein himmelblaues Fell, vier Beine, die freche Haarmähne, die sich von meinem Kopf löste, der stolze Schweif an meinem Hinterteil, mit dem ich mühelos in jeder Lebenslage die Balance halten konnte, zwei goldgelbe, superscharfe Augen und meine beiden übersensiblen Ohren. Kaum hatten Stans Beine den Boden berührt klappte er bereits wieder zusammen. Er schaute mit dem selben Blick zu mir hinauf, den er schon im Raumfahrtzentrum, kurz bevor ich ihn in den Pokéball gesperrt hatte, aufgelegt hatte.
    „Dir geht’s auch nicht besser, als mir ...“, seufzte ich und fuhr mir mit einer Hand über das Gesicht. Sofort kehrte der mittlerweile etwas abgeflaute Schmerz in meinen durch meine Flucht gezeichneten Hände zurück. Ich zuckte leicht zusammen, gab jedoch keinen weiteren Mucks von mir.
    „Flasche ...“, sagte ich tonlos.
    „Bitte? Wen nennst du hier Flasche?!“, murrte Colin und zog beleidigt eine Schnute.
    „Du sollst mir die Flasche aus dem Rucksack geben, Zwerg!“, wiederholte ich mit betont verärgerter Stimme und deutete auf Stans Rucksack.
    Unter seinem recht verwirrten Blick reichte er mir Stans Wasserflasche, mit deren Inhalt sich mein Trainer noch an diesem Morgen die Zähne geputzt hatte.
    „Moment mal ... Wie hast du mich gerade ...?“
    „Verdammt, das tut weh! Wie geht dieses Ding auf?“, fluchte ich, die beiden Hände vor Schmerzen in der Luft hin und her wedelnd. „Das sieht bei euch immer so leicht aus.“
    „Warte ...“, sagte Colin, riss mir die Flasche, welche ich schon mit meinen Zähnen bearbeiten wollte aus den Händen und öffnete sie.
    „Danke“, sagte ich und benetzte meine beiden wunden Hände mit dem kühlen Nass. „Ah, das tut gut ...“, seufzte ich zufrieden, stoppte mein Treiben aber plötzlich abrupt. „Oh, Moment mal …“
    Ich nahm die nur noch halb gefüllte Wasserflasche und setzte ihre Öffnung vorsichtig an Stans Mund an. Stan leerte, wie zu erwarten war, den kompletten Inhalt der Flasche in nur einem Zug.
    „Glaub mir, ich weiß was es heißt, durstig zu sein ...“, sagte ich und warf die nun unbrauchbare Flasche bedenkenlos über meinen Rücken.
    Stan shuwute mich dankbar an. Ich seufzte resignierend.
    „So klinge ich also für euch? Echt lächerlich ...“
    Stan wandte seinen Blick erstmals von mir ab und schaute beklommen auf den Boden.
    „Es ist also wahr? Du bist – Sheinux? Und er ...“ Colins Blick fiel auf Stan, der ihn jedoch nicht erwiderte. Ich nickte.
    „Echt? Du bist Sheinux?“, wiederholte er.
    „Ja, verdammt! Wie oft willst du es noch hören oder willst du es schriftlich von mir, Krümel?“, schnaubte ich mit wiederkehrendem Zorn in mir aufkeimend.
    „Echt wahr? Großer Gott, ist das stark. Ich meine: ein Pokémon spricht mit mir. Hat man so etwas verrücktes schon mal gehört?“ Er lachte und schüttelte eifrig den Kopf. „Warte nur, wenn ich das Zuhause erzähle. Das glaubt mir niemand, wetten?“


    Colin war völlig von der Rolle; nicht das ich es anders von ihm erwartet hätte ... War er sich überhaupt über meine, oder die Situation seines Freundes bewusst? Keiner von uns, weder Stan noch ich, war mit seiner jetzigen Lage einverstanden und Colin war vielleicht der einzige, der uns helfen konnte, unser altes Selbst wieder zurückzugewinnen. Noch nicht einmal meine Beleidigungen schien er richtig wahrhaben zu wollen.
    „Also, gehen wir?“, fragte er mich plötzlich.
    „Gehen? Wohin?“, fragte ich verdutzt und betrachtete ihn, wie er sich plötzlich erhob, fragend.
    „Na, was wohl? Dieses komische Ding suchen natürlich.“
    Ich runzelte die Stirn, wie es Stan auch oft tat, wenn er Dinge nicht begriff.
    „Aber wohin? Du sagtest doch, dass du keinen Plan hast, oder etwa nicht?“
    Schon, aber immer noch besser, als hier zu bleiben. Oder bist du scharf darauf, dass die Typen hier drüben uns lästige Fragen stellen?“ Er deutete in Richtung des Raumfahrtzentrums, vor dessen Toren sich inzwischen unzählige Menschen versammelt hatten.
    „Natürlich nicht“, antwortete ich ihm und rappelte mich langsam auf. Im wirklich allerletzten Moment packten mich Colins Hände unter den Achseln, der meinen unsicheren Stand offenbar bereits erwartet hatte, und ersparte mir somit eine weitere peinliche und furchtbar schmerzhafte Begegnung mit dem Boden.
    „Na, das müssen wir aber noch üben“, lachte Colin.
    „D-Danke“, sagte ich peinlich von seiner Hilfsbereitschaft berührt und musste erschreckenderweise feststellen, dass ich inzwischen mehr und mehr wie Stan klang.
    „Was ist mit dir? Kommst du klar?“, fragte ich, meinen Blick auf die nach wie vor auf dem Boden ausharrende Gestalt meines Trainers. „Oder willst du vielleicht besser in den Ball zurück?“
    Noch ehe sich meine Hand völlig um den Pokéball geschlossen hatte, stand Stan – man sollte es nicht glauben – auf allen vier Beinen, wenn auch etwas wackelig.
    „Was für ein braves Pokémon“, kringelte sich Colin vor lachen.
    Ein einsamer, müder Blitz löste sich aus Stans Fell und verfehlte sein Ziel, Colins Gesicht, nur knapp.
    „Fast“, zwinkerte ich ihm verstohlen zu.

  • Hey Eagle^^

    Du warst ja wie immer sehr fleißig und da ich heute wegen der Witterungsverhältnisse leider nicht in die Schule gehen kann (xD) hole ich mal wieder das auf, was ich noch nicht kommentiert habe. Da hat man einmal keine Zeit und dann legt Eagle so einen Sprint hin ^-^ Ich kann nur sagen super, auch dass du mittlerweile so viele fleißige Leser hast. Lange Rede kurzer Sinn, ich begebe mich dann mal fröhlich und frisch ans Werk.


    Aber erst einmal… ich habe deine Parts schon mal so flüchtig gelesen und da ist mir diese bestimmte Wendung vor Augen getreten, wo Stan und Sheinux die Geister tauschen… Ich hätte das niemals erwartet. Ich hätte erwartet, dass sie getrennt werden, dass einer der beiden stirbt oder im Koma liegt, aber dies… Ich sag nur: Wir sind Quitt xD Nein wirklich, ich hätte mir das niemals erträumen können, aber das zeigt mal wieder, wie sehr du deine Leser zu überraschen weißt ^-^ Well done!



    Kapitel 3, Part 2 - Das Museum der Langweile

    Sheinux scheint ja wirklich begeistert von dem Raumfahrtszentrum zu sein, was ich auch nur zu gut nachvollziehen kann. „Ein hässlicher quadratischer Klotz in der Landschaft“, ich muss mir eingestehen, ich war noch nie in solch einem Museum, jedoch stelle ich es mir so ungefähr auch vor ^^“ Klar, das mögen Vorurteile sein, aber ich fühle mit Sheinux mit, wenn er sich in das Tosen der Langweile begibt.


    Lustig. Ich habe genau so wie Sheinux reagiert; „Wieso sind dir nur so begeistert“. Demnach konnte ich Sheinux Gedanken wieder einmal gut nachempfinden. Du hast es auch gut in Szene gesetzt, dass Stan hier scheinbar die Nase vorne hat. Wie es mir scheint ein ziemlicher Fan des Raumfahrtsgeschehen. Woher hast du nur diese ganzen Fachbegriffe? Entweder ich bin da total unterbelichtet, oder du kennst dich da aus. „Quantensingularität“, öhm… ich stehe mir, wie Sheinux wohl auch, ziemlich auf der Leitung =D


    „Nein Sheinux, Absol versteht auch kein Wort mehr“, kann ich da nur sagen. Parsec? Ich schätze das ist einfach nicht mein Gebiet, aber ich bin jedes Mal aufs Neue begeistert, wie umfangreich dein Wortschatz doch ist. Ich stoße immer wieder auf Worte wo ich denke: „Super! Wie kommt er nur drauf?“. Ich schätze aber da wirst du deinem Titel einfach gerecht ^-^ Der unverbesserliche Vielschreiber… wie war, wie war ^^


    Ich musste ja wieder einmal über Sheinux Kommentare gegenüber Stan schmunzeln. Er scheint das Wissen seines Trainers nicht zu mögen, vielleicht weil er sich hingegen in dem Gebiet nicht auskennt? ^.^ Da will ich mal hoffen, dass Stan nicht an einem Erstickungstod enden wird. Ich mein… schließlich bin ein Fan von dem hier und da leicht verpeilten Trainer xD Colin ist am hecheln? Interessante Vorstellung, dass ein kleinwüchsiger Junge außer Atem hinter seinem Freund hinterher rennt und ihm förmlich an den Lippen klebt… ich habe wohl einfach zu viel Fantasy xD


    Das kaum auszuhaltende Warten in einer Schlange… das kenne ich zu gut, daher kann ich Colin hier erstmals richtig gut verstehen. Ich selbst bevorzuge es auch nicht, stundenlang in einer Schlange zu stehen, die sich kaum rührt. Dann noch die ganzen trampelnden Menschen… Sheinux scheint da ja ganz schön in der Bedrängnis zu stecken.
    „Es war ein geknickter Schwanz, eine Vorder- und eine äußerst schmerzende Hinterpfote, sowie drei weitere, von mir leicht angesengte Menschen notwendig, bis ich schließlich und endlich doch die Notwendigkeit von Stans Angebot in Betracht zog, und auf sein Angebot schweren Herzens einging“; ich muss sagen… ich liebe diesen Satz xD Einfach eine tolle Formulierung. Dein Vergleich mit dem Schneckmag passt auch sehr gut und hat mir auch besonders gefallen ^-^ Ich mag einfach deine Vergleiche auf Pokémon bezogen.


    Jetzt wird Colin von Sheinux also schon als Krümel bezeichnet O.o Ich musste seltsamerweise ja direkt an Kekse denken… naja, egal xD Jedenfalls scheint sich zwischen den beiden einfach keine Freundschaft bilden zu wollen, da sich beide nicht so gut „abhaben“ können. Oha… eine Führung? Da möchte ich Sheinux aber viel Geduldskraft wünschen, dass er das trotz der sich anbahnenden Langeweile übersteht. Bin ja mal gespannt, wie er sich so schlagen wird ^-^


    Alles in einem ein sehr vergnügender Part, den ich mit Freuden gelesen habe. Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, wie nahe du deiner Geschichte bist. =)



    Part 3 - Begegnung der anderen Art


    So… ich versuche mich jetzt mal ein wenig kürzer zu fassen ^^“ Ich hoffe du verzeihst mir das. Denn wenn ich so ausführlich bin, dann komme ich heute nicht weit O.o


    Oha… Stan schon wieder mit seiner geldverschwenderischen Phase, was? Er sollte wohl mal lernen, sich das Geld besser einzuteilen und vor allem Sheinux etwas von dem Gekauften abgeben… hach wie gerne würde ich dem das mal klar machen, aber das kann ich nun mal nicht xD Jedenfalls kann ich sein Leid mit seinem knurrenden Magen gut nachvollziehen. Ich würde das in einem Museum bestimmt auch nicht gute aushalten können. Armer, armer Voltensobezwinger ^-^


    Und da beginnt auch schon die Führung und Sheinux scheint sich dem Schlummerland ja immer mehr zu nähern. Würde mir behaglich auf den Armen eines Trainers eingebettet bestimmt nicht anders gehen, selbst wenn er das Angebot seines Trainers ja als spöttisch empfand. Meiner Meinung nach lässt es sich da doch bestimmt gut schlafen, oder nicht?


    Ich bin wirklich überrascht^^ Sheinux scheint also ein Gefühl für Dekoration zu verspüren. Bis langen habe ich ja geglaubt, er würde es für wertlose Gegenstände halten, doch ich habe mich wohl geirrt. Ein kleines Elektropokémon mit dem Sinn für Ästhetik… Ja, das gefällt mir xD Warts nur ab… wenn er erst einmal Stans Körper besitzt, wird er auch zu malen anfangen ^-^ Ich sehe es schon kommen =D Nein, nein, mir hat das halt nur sehr gefallen, dass ihm die Gestaltung des Raumes stört. Das macht es wieder einmal zu einem Überraschungsmoment meinerseits ^^‘


    Jetzt muss ich Sheinux erstmals widersprechen, denn für mich hört sich dieses Zentrum mit der Glaskapsel sehr anschaulich an. Zumindest würde ich es auch gerne mal sehen, wie sich die Nacht in einem riesigen Raum einfach so herbei gibt. Ja… einfach eine schöne Vorstellung. Woran erinnert mich das nur? Eine Art Planetarium könnte man diese kuppelartige Halle doch nennen, oder? Jedenfalls hegt der kleine Voltensobefächter wohl ein striktes Desinteresse gegen die „Hobbies“ von Stan. Da kann ja auch nur etwas schief gehen ^-^


    Oh je… jetzt verfällt er auch noch gänzlich in einen Minutenschlaf. Ich persönlich finde ja, dass das ein schreckliches Gefühl ist, wenn man alle paar Sekunden wieder einnickt. Für Sheinux aber momentan wohl die beste Lösung, da ihn das ganze sehr offensichtlich nicht interessiert, was er natürlich auch offen behauptet. Aber so wie du den Führer beschrieben hast, hört sich dieser Akt auch nicht allzu spannend an ^-^ Ich fühle wie immer mit dem kleinen Mülltonnenliebhaber mit.


    Der einschläfernde Einfluss des Gruppenführers hat wohl Sheinux in Belang genommen. Dass er so laut schnarcht hat mich ja zuerst etwas verwundert, aber im Nachhinein fand ich es doch recht amüsant. Wie immer muss Stan versuchen seine umliegende Gesellschaft wegen der verursachten Probleme von Sheinux zu beheben. Der Arme, kann ich da nur sagen. Ich kann mit nämlich auch gut vorstellen, wie schrecklich es sein muss, wenn etliche argwöhnische Blicke dein Sichtfeld durchkreuzen. Ist auch nicht das, was ich unbedingt jedem wünschen würde. Und da findet man auch eine kleine Andeutung; wie ich diese doch liebe. Sheinux hat Durst und Stan hat eine Flasche voll Limonade? Eigentlich könnte man sich ja fast denken, was passiert, aber mal weiterlesen…


    Aha, da zeigt sich ja auch schon das verhängnisvolle Steinchen, was ja für Sheinux recht langweilig zu wirken scheint. Hier hast du die Begeisterung des sonst ermüdenden Führers sehr gut dargestellt, sodass ich mir das richtig bildlich vorstellen konnte. So ein Mann mittleren Alters, der aus der Schwärmerei gar nicht mehr herauskommt. Den Vergleich mit dem Kramurx fand ich auch super! Ein schöner Einfall.


    Und da kommt es, wie es kommen muss. Stan scheint sich ja große Sorgen um sein Pokémon zu machen, sodass er leicht überreagiert und mit Sheinux zu Bode stößt. Wenn ich mir das Recht überlege, muss das für Stan auch ganz schön schmerzhaft gewesen sein, oder nicht? Schließlich prallt er auf die Keramik Fliesen und dazu auch noch in Scherben… das würde sein schmerzverzerrtes Gesicht erklären. Ich hätte mir vielleicht noch die eine oder andere Beschreibung des genauen Standpunktes gewünscht. Das soll heißen, dass Stan das bestimmt nicht ganz so harmlos überstanden haben sollte, oder doch?


    Uiii… ich mag die letzte Stelle, wo beide von dem seltsamen Etwas erfasst werden und es an ihnen zerrt. Wir wohl ziemlich schmerzen, wenn man in den jeweilig anderen Körper gezogen wird, oder nicht? Ich persönlich hätte ja, böse wie ich bin, noch eine unheilvolle Kugel nahe der Menschenmenge zerbersten lassen, aber besser ist wohl wenn nicht xD Einfach ein großartiger Einfall, dass Deoxys erscheint, wenn auch recht überraschend. Beide schreien also vor Schmerzen? Bin gespannt, wies weiter geht.


    Also alles in einem wieder ein sehr guter Part, wobei das Ende es mir besonders angetan hat. Vielleicht kommen ja noch ein paar mehr solcher Stellen… ^-^



    Kapitel 4, Part 1 - Das Erwachen

    Mhh… ich komme einfach nicht richtig voran, aber egal xD Auf geht’s zum nächsten Kapitel und Part. Da kommt wohl noch so einiges auf mich zu, was?


    Uiii… ich liebe so Stellen, wo sich die Figur in einer innerlichen „Leere“ befindet. Das du es noch mit Übelkeit verbunden hast, passt hier sehr gut und steht somit zusammen gut in Verbindung. Er kann die Beine also nicht bewegen… das lässt schon mal erahnen, was sich abgespielt haben könnte, wenn auch nur sehr vage. Ich mag auch, wie du hier die „Rückkehr“ der Sinne beschrieben hast. Ich konnte mich richtig in die Lage versetzen, wenn man von der Besinnungslosigkeit wieder in die Wirklichkeit stößt. Sehr gelungen wie ich finde.


    Einfach ein genialer Einfall, wie sich Colin um seinen Freund sorgt, der nun offensichtlich Sheinux Geist trägt. Ich muss ja sagen, dass mir das zuerst nicht so recht gefallen wollte, aber nach erneutem gründlichem Lesen gefällt es mir richtig gut. Okay… er scheuert ihm eine? xD Das hätte ich ja von dem Zwerg (oha, jetzt fange ich schon so an wie Sheinux ^^“) nicht erwartet. Aber die Wortgefechte der beiden gefallen mir sehr gut. Schön inszenierte, wie ich finde.


    Oha… jetzt muss sich Sheinux langsam mit der Wahrheit vertraut machen. Mich hat es ja erst verwundert, dass sich alle so um den Stan, der ja nun nicht mal mehr Stan ist, sorgen, da er doch die Glasvitrine zerstört hat. Aber nun denn… sie wollen ihm ja offensichtlich helfen, was er sich nicht so ganz eingestehen kann. Hier hast du es unglaublich gut beschrieben, wie er die Veränderungen an seinem Körper bemerkt. Ich denke, das ist auch eine ganz schöne Veränderung. Wenn ich es mir recht überlege, hast du deine Verbundenheit zu Mystery Dungeon wieder gezeigt, selbst wenn du das Konzept dieses Mal ein wenig umgestellt hast. Aber wirklich spannend, was du für Einfälle in deine Geschichte einbaust. Oh je… das stelle ich mir den wirklichen Stan aber ganz schön verloren vor, wie er da, fern von jeglichem Verständnis, zwischen den Beinen seines vorherigen Körpers hockt. Bin ja gespannt, wie er das verkraften wird. Und vor allem: Wie werden die anderen darauf reagieren?


    Alles in einem eine sehr drastische Wendung, die ich mir nicht einmal im Traum hätte ausmalen können, die du jedoch gut eingebaut und umgesetzt hast.



    Part 2 - Heil in der Flucht


    Und weiter geht’s^^ Wie gut das meine Kekse mir gute Dienste leisten, ansonsten würde ich bei meiner benötigten Dauer ja noch vom Fleische fallen xD
    Auf den Titel konnte ich mir erst mal keinen Reim drauf bilden. Wer flüchtet? Wohin flüchtet wer? Und was ist an flüchten bitteschön „Heil“? Aber ich schätze die Frage lässt sich beim Lesen leicht beantworten, daher werde ich mich auch nun daran begeben^^


    „Ich verstehe, alles klar. Ne, irgendwie ja nicht ...“; ein Zitat, was mir hier unglaublich gut gefällt und was auch sehr amüsant ist. Sheinux zählt erst einmal alle Dinge auf, die ihm widerfahren sind und kann es nicht so recht fassen. Mir ginge es bestimmt ebenso, wenn meine Seele (schön das du die hier mit einbeziehst^^) auf einmal ein einem anderen Körper haust, der wohlgemerkt nicht im geringsten dem Meinen gleicht. Dann noch diese neugierigen Blicke… bestimmt kein sonderlich schönes Gefühl, von einer Scharr umringt zu werden, wenn es einem sowieso schon nicht sehr gut geht. Stan hat wohl ziemlich mit seinem neuen „Ich“ zu kämpfen, was ich nur allzu gut nachvollziehen kann. Zwar mag ich Vierbeiner ja sehr, aber sich direkt daran zu gewöhnen grenzt doch an die Unmöglichkeit.


    Die Menschen wollen ihm also mit Fürsorge zuvorkommen, was er ja nicht sehr zu bewilligen scheint. Sie rufen also einen Krankenwagen? Bin mal gespannt, ob dieser auch eintreffen wird. Seine Gehversuche schienen ja auch in gänzlichem Versagen zu enden, was bestimmt auch nicht so leicht sein sollte. Da Sheinux bzw. Sheinux in Stans Körper (wie soll ich das nur ausdrücken? xD Ganz schön tricky) ja nicht allzu gute Erfahrungen mit Ärzten hatte, wird das wohl auch dieses Mal nicht sein Wunsch sein, diesen zu begegnen. Das hast du natürlich gut klar gemacht^^


    Die ersten Gehversuche von Sheinux auf zwei Beinen… klar, dass das nicht so gut laufen würde. Das hast du gut in Szene gesetzt, wobei ich mich gefragt habe, ob das nicht irgendein Zuschauer doch noch bemerken sollte, selbst wenn sich viele um die anderen Verletzten kümmern. So ganz ohne Aufsicht wird einer, der gerade recht perplex an Ort und Stelle mit seinem Körper kämpft, wohl nicht gelassen. Ich hätte mir auch gut vorstellen können, dass ihn wieder jemand davon abhalten würde, was jedoch nicht der Fall war.


    Oha… Sheinux hat also Mitleid? Ein recht neues Gefühl, was sich in seinem Ich anbahnt, oder nicht? Sonst ist er ja eher der auf sich selbst bezogene Typ, daher wundert es mich, dass er Stan nicht zurück lassen möchte. Interessant, dass er dann auch direkt seine momentane Gestalt dazu benutzt, um Stan in das Gefängnis zu sperren. Eine gute Idee, wobei ich gerade zu gerne in Stans Sicht blicken würde, um seine Gefühlswelt nachempfinden zu können. Auf allen Vieren also? Bin ja mal gespannt, was sich da noch so ergeben wird.


    Alles in einem ein sehr ausgeklügelter Part, da du die Veränderung der Körper der beiden sehr gut beachtet hast. Es werden wohl noch einige Probleme hinzukommen, oder nicht?



    Part 3 - Die Flucht


    Irgendwie wird es immer mehr, oder nicht? xD Ende ist jedenfalls nicht in Sicht, aber ich gebe mir auch weiterhin Mühe beim Kommentieren bzw. mitreden (oder was auch immer mein Kommentar doch sein sollte xD).


    Stan ist nun in den Tiefen des Pokéballs gefangen… Eine sehr schmerzliche Erfahrung, so könnte ich mir das vorstellen. Auch Sheinux scheint die Angst seines eigentlichen Trainers gut nachvollziehen zu können. Nicht zuletzt, weil er es ja am eigenen Leib schon erfahren musste. Wenn ich nochmal auf deine Geschichte zurückblicke… es hat sich ja einiges getan ^-^


    Der Arme tut mir mehr und mehr leid. Er hat das mit dem Gehen noch nicht so ganz raus und kämpft sich dann auf allen Vieren durch den Raum. Gefragt habe ich mich hier wieder, ob nicht auch Stan oder Sheinux irgendeine körperliche Verletzung davon getragen haben müssten, wenn so viele Menschen geschockt wie auch verletzt den Raum betreten. Aber naja… meine Vorstellungen sind da einfach anders, daher kann ich da auch nicht mehr zu sagen xD Das im die Glasscherben in die Hand schneiden, hätte ich nun auch erwartet, denn so ganz heile wird er das Raumfahrtzentrum wohl nicht verlassen können.


    Und wie ich es, wenn auch nur zu teils, erwartet habe. Von etlichen Menschen verfolgt versucht er seine geplante Flucht durchzuführen, was dann aber erst einmal an der Frau scheitert. Der Aufprall auf dem Boden wird wohl nicht gerade gut getan haben, wie ich das so aus Erfahrungen sagen kann ^^“ Aber das Glück ist ihm doch wohl gesonnen, da die anderen, ich kann nur sagen tollpatschig, über die Beine der Frau stürzen. Also hat Sheinux doch nochmal eine Chance, die er selbstverständlich auch nutzt. Hier gefällt mir deine Beschreibung seiner schmerzenden Glieder, sowie der metallische Geschmack auf seiner Zunge… das verleiht dem Ganzen noch einen gewissen Nachdruck.


    „Bruchstücke in Glas eingerahmter und aus den Angeln gerissener Bilder“, täusche ich mich, oder waren in dem Korridor eigentlich keine Bilder vorhanden? Ist mir im Nachhinein noch so ins Auge gesprungen ^^“


    Uii… das grenzt ja an eine Hetzjagd (nein… ich und Schleichwerbung? xD), dass sich langsam aber sicher jemand seines Standpunktes nähert. Da fiebert man ja regelrecht mit, dass er den sicheren Ausgang findet, um dem grauen Beton endlich zu entfliehen. Du weißt es einfach, wie man die Schönheit Hoenns beschreiben kann. Mir hat das sehr gut gefallen. Ich würde ja auch gerne mal an solche einem Ort weilen, jedoch nicht in Sheinux momentaner Lage. So, so, Colin war also der Verfolger. Ich schätze, er verlangt Antworten, die er, in Anbetracht auf den Namen des nächsten Parts, auch bekommen wird.


    Alles in einem hat mir deine Beschreibung der Flucht sehr gut gefallen, da du sehr passende Elemente dazu eingebaut hast. Ich bin ja mal gespannt, wies weiter geht^^



    Part 4 - Rede und Antwort


    Jetzt habe ich fast wieder deinen Vorsprung aufgeholt und bin dennoch auf den Ausgang des Geschehens gespannt. Wie wird Sheinux Colin das alles erklären können? Oder viel mehr, wird er es erklären können? Oder eine für mich viel wichtigere Frage (da ich ihn einfach gern habe^^), was ist mit Stan? Ich hoffe doch, dass mir diese Fragen beantwortet werden.


    Klar, Colin hofft auf Antworten und stellt sich für diese stur. Sheinux Lage ist wohl nicht sehr angenehm. Zerschlissene Hände und auf einen „Zwerg“ angewiesen, denn er nicht mal gut leiden kann. Ich konnte da auch den Zorn des Mülltonnenliebhabers richtig gut nachempfinden. Dann hofft der Kerl schon auf eine Antwort und möchte ihm dann nicht glauben. Ja schon, es ist auch nicht gerade leicht, die momentane Situation zu begreifen, aber immerhin versucht Sheinux es ihm einigermaßen klar zu machen. Als dann Stan in Erscheinung trifft, scheint er endlich zu begreifen. Was mir hier auch aufgefallen ist, Sheinux beschreibt seinen Körper selbst als sehr ansehnlich, das zeigt, dass er seines Aussehens gegenüber sehr selbstbewusst ist^^ Das er sich aufmachen will, um Deoxys, den Alien, zu finden, habe ich auch schon vermutet. Es wird wohl einiges auf uns zukommen ^-^


    Das Ende rundet die ganze Sache nochmals deutlich ab. Colin gibt sich als hilfsbereit aus und zerrt Sheinux mit sich, während Stan das erste kleine Erfolgserlebnis durchlebt, denn er schafft es, auf allen Vieren zu stehen. Demnach wurden alle meine Fragen beantwortet und der Part wirk für mich sehr gelungen^^ Lustig finde ich es auch, dass du noch diesen kleinen müden Blitz eingebaut hast… wie mag sich Stan wohl als Pokémon fühlen, welches Attacken einsetzten kann? ^-^ Genial, würde ich mal sagen.


    Alles in einem hat mir der Part sehr gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt, wie sich das Ganze weiterhin entwickeln wird. Zwar wirst du ja wahrscheinlich erst zu Beginn des nächsten Jahres deine Geschichte weiterführen, aber ich freue mich schon darauf.


    Entschuldigung für das lange, nicht sehr sinnige Kommentar, aber Absol hat das mit dem tabmenu doch noch nicht so ganz raus ^^" Pardon!


    LG~

  • Wow... ja tatsächlich, ich glaub du hattest vollkommen recht mit "Das hat es zuvor nie gegeben" O.o
    Meine ehrliche Meinung: Ich bin begeistert von dieser überraschenden Wende, ich persönlich wäre nie auf diese Idee gekommen(jetzt bin ich mal eifersüchtig, nicht auf so eine Idee gekommen zu sein XD ). Ich hab zwar ganze Zeit vermutet, dass im Laufe dieses Kapitel Deoxys (das war Deoxys, oder) auftauchen würde, aber dass dann SHeinux und Stan den Körper tauschen... glaub mir, ab dieser Stelle konnte ich einfach nicht mehr aufhören zu lesen, ich kann kaum fassen dass ich diese Kapitel so lange aufgeschoben habe! Und dass ist mein völliger Ernst.


    Das ganze Szenario fängt ja schon mal gut an. Dieses langsame "Aufwachen", erst mit dieser Andeutung, dass Sheinux nicht mehr hungrig und durstig ist, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er dieses blau gelbe Pokemon neben sich sieht, dass er als seine ehemalige Körper erkennt. Und dann noch diese geniale Flucht, auf allen Vieren raus aus dem Gebäude, immerhin ist es ja logisch, dass Sheinux nicht sofort die Menschen Motorik in den Griff bekommt, was wohl den Reiz dieser Scene aus macht. Diese arme Frau, begraben unter einer Menschenpyramide XD Echt zum piepsen komisch!
    Bin auch froh, dass Sheinux Colin tatsächlich erklärt hat, dass er Sheinux ist. Normalerweise verschweigen die Helden diverser Geschichten solche "Kleinigkeiten" gerne bis zum Schluss, was mich meistens ziemlich ärgert. Ich meine, dass wird nun noch chaotisch als es eh schon war. Sheinux in Stans Körper, keinen Schimmer von der Menschenwelt, Colin, der nun immer darauf aufpassen muss, dass Sheinux nicht unwissentlich Mensch untypische Sachen macht und schließlich der gute Stan, der nun die Welt aus einer ganz anderen Perspektive sehen darf. Der arme, wenn Eagle(ja, der Rivale, der den gleichen Namen und Aussehen hat wie du : P) wieder ein Rematch will, wird für ihm ungemütlich. Oh man, ich kann es kaum erwarten zu sehen wie es weiter geht!
    So, allem in allem, mit diesem Kapitel hast du wieder neuen Wind (ein neues Ziel) in die Story gebracht und mich wieder zu 100 Prozent begeistert. Kritik kann ich nicht wirklich äußern und Fehler suchen… räusper, dass überlasse ich anderen. Ich wiederhole mich, ich finde einfach diese Wende genial und hoffe, dass du möglichst bald wieder weiterschreibst. Würde mich jedenfalls freuen^^


    Toby/Blackdraco

  • Kapitel 5: Mensch sein will gelernt sein


    Part 1: Perspektivenwechsel


    Es öffentlich eingestehen mochte ich es zwar nicht, aber ich war durchaus dafür dankbar, Colin als hilfreiche Stütze in dieser prekären Lage an meiner Seite zu wissen. Wirklich auf seine Nase binden, musste ich ihm das natürlich nicht. Zwischen ihm und mir würde sich nichts ändern, mit Ausnahme, dass er nun aus den Augen von Stans Körper wirklich zwergenwüchsig auf mich wirkte. Es galt nun so schnell wie möglich, dieses Ding zu finden, welches die Schuld an meinem und Stans Dilemma trug. Nur wo sollte die Suche beginnen? Guter Rat war teuer, denn die Welt war groß und obwohl mein Blick aus dieser luftigen Höhe etwas weiter reichte, genügte einer dieser wenigen Vorzüge des Menschseins bei weitem nicht aus.

    Colin hielt es für die beste Idee, fürs erste wieder nach Moosbach City zurückzukehren, um sich um die Verletzungen zu kümmern, denen ich aufgrund meiner dramatischen Flucht unterlag. Sowohl mir als auch Stan fiel es mit voranschreitendem Tag immer leichter, die hohe Kunst der Fortbewegung des anderen zu beherrschen. Dennoch war es einfach ein merkwürdiger Anblick für mich, mich selbst, also Stan dabei zu betrachten, wie er so neben mir durch die Landschaft stolperte. Ich meine, wie würdet ihr euch dabei fühlen, euch auf Schritt und Tritt dabei zu beobachten, wie ihr den für euch einfachsten Dingen dieser Welt nachgeht? Äußerst abstrus will ich meinen. Und in genau einer solchen Situation befand ich mich nun. Nicht allzu selten kreuzte sich der meine und der Blick Stans, wie wir uns neugierig aneinander anstarrten. Doch noch immer wollte ich nicht wirklich wahrhaben, dass die menschliche Gestalt, die sich in Stans Augen spiegelte, tatsächlich ich sein sollte. Es war geradezu lächerlich. Ich, Sheinux, Sohn des Sechsten Hauses, unangefochtener Champion und Revierherrscher des westlichen Nationalparks und großmeisterlicher Mülltonnendurchwühler, (ihr kennt den Rest, denke ich) plötzlich in einem dieser schwächlichen menschlichen Körper gezwängt. Alle meine Fähigkeiten angefangen von meinen herausragend geschärften Sinnen bis hin zu meinem „schockierenden“ Temperament ruhte nun auf den Schultern Stans, der sicherlich mit eben diesen Dingen überhaupt nichts anzufangen wusste, geschweige denn, sie gezielt einzusetzen vermochte. Die verbale Kommunikation zwischen uns funktionierte natürlich auch nicht so richtig. Stan schien mich zu verstehen - so wie ich es noch gestern bei mir der Fall war -, doch dafür blieb nun mir Stans Geshuwe und sein Gebrabbel völlig verschlossen. Folglich war ich offensichtlich für jegliche Pokémkommunikation taub. Stans Gestik jedoch, hatte sich kaum gewandelt und solange dies der Fall war, konnte ich mir glücklicherweise alles notwendige aus den überdeutlichen Gesichtsausdrücken Stans zusammenreimen. Ganz anders war es natürlich nun mit mir und Colin. Ich war ja bereits einiges von ihm gewohnt, aber mit dieser Menge an verbalen Ergüssen, mit denen er mich förmlich pausenlos bombardierte, war das Non plus Ultra der Schmerzgrenze meiner Ohren. Und zu allem Überfluss war ich ihm natürlich nun, wo mich ihm endlich verständig machen konnte, hilflos ausgeliefert.
    „Wie oft willst du es noch hören? Ich heiße Sheinux und Schluss! Nichts Spitzname und ähnlicher Unfug!“
    „Und was hast du die ganze Zeit so gemacht, als du dich noch nicht Stan angeschlossen hast?“
    „Erdbeeren gepflückt und jetzt gönn mir doch mal ein wenig Ruhe ...“
    „Wie sieht es eigentlich in einem Pokéball aus? Sag schon.“

    Es war später Nachmittag, als endlich die hohen Zinnen Moosbachs wieder in Sichtweite rückten. Wie ich bereits nach weniger Dauer in den von Menschen überfüllten Gehwegen feststellen musste, waren die menschlichen Sinne bei weitem weniger geschärft, als ich anfangs angenommen hatte. Zwar stanken die Auspuffgase widerlich und kribbelten streng in meiner Nase, als sie es auch bereits vor wenigen Tagen bei mir in meiner normalen Form getan hatten, doch waren sie dank der miserablen Sinne der Menschen weitaus erträglicher. Das, oder Stans Körper war einfach weitaus resistenter gegen diese Dinge, als ich es in meiner Pokémon-Gestalt war. Stan hingegen, gefangen in meinem Körper, schien wahre Höllenqualen zu leiden. Für einen Fremden wirkte er wohl recht süß, wie er so neben mir brav hertrabte, alle halbe Minute wild zu Niesen begann und bedacht darauf, den unheilbringenden Füßen der rücksichtslosen Menschen auszuweichen, sich gelegentlich ängstlich an meine lang geratenen Beine schmiegte. Es erfüllte mich mit Trauer, ihn so mit anzusehen. Gleichzeitig fühlte ich mich irgendwie in jene Zeit zurückversetzt, in der es mir nicht anders ergangen war.
    „Komm, ich trag dich“, seufzte ich schließlich, als ich mir dieses Bild des Elends einfach nicht mehr mit ansehen konnte und schloss Stan, glücklich shuwuhend, in meine schmächtigen gleichzeitig aber starken Arme. Sein Fell, wenn auch weich, geschmeidig und wohlgepflegt, versengte mir regelrecht die von meiner Flucht aufgescheuerten und vor Schmerzen nach wie vor ziependen Hände und ließ mir das wenige kümmerliche Fell meines Körpers regelrecht zu Berge stehen. So groß war der Schmerz, dass ich nicht einmal wirklich Interesse dafür verspürte, die silberne Aluminiumvorratskammer zu plündern, deren Inhalt lecker und einladend unter ihrem Deckel hervorlugte.

    Colin hatte derweil einen der wenigen wirklich freundlichen und hilfsbereiten Passanten um eine Wegbeschreibung zu einem Menschenarzt gefragt. Nach kurzem Fußmarsch durch die belebten Fußgängerzonen fanden wir uns bald in einem etwas weniger besuchten Teil Moosbachs wieder und erreichten im orangegelben Lichte der sich langsam zur Ruhe bettenden Abendsonne eine kleine, aber fein herausgeputzte Arztpraxis mit schneeweißer Fassade und schwarzweiß marmorierten Treppenstufen, die uns Augenblicke später zu einer sündhaft teuer wirkenden Glastür – zweifelsohne dem Eingang – führte. Sah man von dem markanten und wohl in jeder Arztpraxis – sei es nun für Pokémon oder Mensch – vorhandenen markanten pharmazeutischen Geruch ab, erinnerte dieser Ort nur wenig an ein Pokémon-Center. Statt einem großen Eingangsbereich mit vielen bunten Sitzgelegenheiten und Tischen zum Plaudern, hatte es hier einfach nur einen langen, mit Landschaftsportraits geschmückten und gut beleuchteten Gang, der am Ende in einen Warteraum führte. Wenige Meter linker Hand zu dem Ausgang – das Anmeldezimmer, in dem Colin kurzerhand den beiden bereits müde wirkenden, aber freundlichen Arzthelferinnen mein Kommen ankündigte.
    „Hm, das sieht aber sehr schlimm aus“, meinte eine von beiden, während ihre durch Brillenglas verstärkte Augen meine Hand abtasteten. „Wie ist das passiert, tut es sehr weh?“
    Es war für mich noch immer ein durchaus merkwürdiges Gefühl, von einem Menschen wirklich direkt angesprochen und um eine Antwort gebeten zu werden. Irgendwie fühlte ich mich hier an diesem fremden Ort und umringt von lauter unbekannten Gesichtern immer mehr in die Rolle Stans hineinversetzt.
    „B-bin gestürzt – ziemlich schlimm“, log ich der mir mitfühlende Blicke zuwerfenden Frau stammelnd zusammen und zog meine Hand reflexartig zurück.
    „In Ordnung. Nehmt doch einfach noch etwas draußen Platz. Ihr werdet sicherlich bald aufgerufen werden“, antwortete sie, ohne offensichtlich wirklichen Verdacht zu schöpfen, dass ich sie soeben dreist belogen hatte. Colins Ellenbogen rammte mir leicht in die Seite.
    „Machst dich wirklich gut in deiner Rolle als Stan“, feixte er leicht grinsend.

    Im Wartezimmer herrschte nur noch wenig Treiben. Ein etwas älterer Herr mit einer wahrhaft widerspenstigen und rotgeschwollenen Triefnase und eine Dame in mittleren Menschenalter begrüßten uns freundlich, als wir in das Wartezimmer eintraten und Platz nahmen. Nun folgte etwas, wofür nicht nur der Raum mit seinem Namen stand, sondern mir persönlich ganz besonders auf die Nerven ging: warten. Die vielen bunten Heftchen, die sich auf einem Glastisch in der Mitte des Raumes nur so türmten, konnten mir aufgrund meiner Leseschw- ähm, mir aufgrund meines mangelnden Interesses natürlich gestohlen bleiben. Ebenso natürlich das lächerliche Spielzeug am anderen Ende des Raumes, mit dem sich halbwüchsige Menschenkinder ihre Wartezeit auf den Onkel Doktor versüßten. Colin fand natürlich schnell Interesse für eines der Magazine während sich Stan – auf einem für ihn viel zu groß geratenen Stuhl – die Zeit damit vertrieb, neugierig seinen neu hinzugewonnenen Schwanz mit seiner Vorderpfote zu erhaschen. Die Zeit verrann unterdessen langsam – viel zu langsam für meinen Geschmack. Hätte ich noch die Gestalt eines Pokémons, wäre ich wohl ohne weiteres Zögern in einen der von mir verhassten Pokébälle verschwunden, in dem die Zeit schneller zu verstreichen schien. Doch nun, in Stans Körper, musste ich natürlich wohl oder übel die schier endlose Wartezeit auf Menschenmanier überstehen. Nach einer enorm langen Zeit des Nichtstuns – es konnte mittlerweile bereits die Nacht über uns hereingebrochen sein – öffnete sich endlich die Tür zum Doktorzimmer und die Patientin, die die ganze Zeit über den praktizierenden Arzt mit ihren Wehwehchen in Form eines einbandagierten Fingers in Beschlag genommen hatte, trat heraus. Der Mann mit der kontinuierlich tropfenden Nase genoss als nächstes das Privileg, den Raum des Doktors zu betreten. Somit waren es nur noch Colin, die Frau mit ihrem undefinierbaren Leiden und meine Wenigkeit, die den Warteraum in Beschlag nahmen. Minuten verrannen. Minuten, die mir eher wie Stunden vorkamen. Colin schnappte sich eines dieser Heftchen nach dem anderen. Stan hatte sich zwischenzeitlich eingekringelt und döste schläfrig vor sich hin. Ich hasste das einfach - dazusitzen und abzuwarten ... Wie lange konnte es bloß dauern, dem Herrn Tropfnase ein Päckchen Taschentücher und ordentlich Bettruhe zu verschreiben? Die kümmerlichen Muskeln in meinem Körper zuckten erregt. Wer einst behauptet hatte, die Zeit würde jede Wunde heilen, hatte sich wohl noch nie in einer solchen Lage befunden, wie ich zu jenem Moment durchleben musste. Meine vernarbten und erdbeerroten Hände brannten von Sekunde zu Sekunde heißer und heißer. Und dann noch dieser unbändige Druck im Hosenschlitzbereich. Ich hasste das Menschsein, auch wenn es noch nicht einmal einen Tag bislang andauerte.

    Mittlerweile trennte uns nur noch die Dame als frisch aufgerufene Patientin davon, das Büro des Arztes zu betreten. Doch meine Geduld war erschöpft. Ebenso wie meine Willenskraft vor der Gewalt, unter meiner Hose, die mir bereits die Wirbelsäule hinaufkroch und mir Rückenschmerzen bereitete. Meine Augen waren bereits ohne meinen eigentlichen Willen einige Male zu dem einzigen bisschen Grün gesprungen, das in einer kniegroßen Vase eingetopft in der Ecke stand und zu eben diesem Ort machte ich mich ohne viele Worte auf. Wie war das noch mal? Ich hatte dieses gar schändliche Ritual der Menschen doch bereits einige Male unbemerkt beobachtet. Da war dieser Reisverschluss und der musste nach unten gezogen werden – genau so und dann ... Ah, diese Erleichterung ...“
    „Sta-, ich meine Sheinux! Was um Himmels Willen treibst du da?!“
    Colins bestürzt klingende Stimme ließ mich jäh zusammenschrecken und beinahe, aber nur beinahe mein Ziel verfehlen, während ich mit dem Rücken zu ihm gerichtet mein sündiges Geschäft verrichtete. „Das siehst du doch – Wasser lassen. Was soll sein?“
    Das Scharren eines Stuhls verriet mir, dass Colin sich soeben erhoben haben musste.
    „A-aber doch nicht hier und so. Das geht doch nicht ...“
    „Warum nicht?“, entgegnete ich ihm, nach wie vor meinen Dingen nachgehend. „Eure Rasse hatte damals auch keinerlei Skrupel, einfach so mein Revier zu markieren.“
    „Schon ... Aber das ist nun mal – das ist eben die freie Wildbahn. Unter uns machen wir das nicht so. Da geht man eben auf die Toilette“, belehrte er mich. Zumindest dachte er das, denn irgendwie verstand ich von seinem Gefasel, obwohl wir nun die selbe Sprache beherrschten, kein Wort.
    „Wieso Toilette? Ich habe doch gar keinen Durst ...“

  • Es geht endlich weiter und ich brauch wieder einige Tag nur um ein Komi zu verfassen. Daran sollte ich bei mir echt arbeiten^^;
    Zurück zum eigentlichen Thema: Juhu, endlich geht es wieder weiter!
    So, sehr viel passiert nicht in diesem Part aber so etwas muss nie etwas heißen. Wichtig: Es geht weiter mit Stan/Sheinux vs World und ich liebe das : D


    Colin beginnt wieder Sheinux leicht zu nerven, wer hätte das gedacht. Naja, wenn ich einem vermenschlichtem Pokemon (oder Tier XD ) gegenüberstehen würde, würde ich es wahrscheinlich auch mit Fragen zuplappern, auch wenn die Antwort darauf "Erbeeren pflücken" ist.


    Kann gut mit Sheinux mitfühlen, war vor kurzem beim Arzt und man wartet wirklich ewig und dass auf einen einzigen Patient : /
    Als Mensch erreicht das auch vollkommen neue Dimensionen, er kann weder in seinen Pokeball, noch unauffällig aus dem Wartezimmer verschwinden. Wirklich sehr unpraktisch. Meiner Meinung hast du diese Warte Stimmung sehr gut herüber gebracht, sogar ich würde während des Lesens richtig Ungeduld. Nicht zu vergessen der letzte Absatz. Sheinux und das geheime Ritual der Menschen. Ich musste einfach so grinsen, man muss sich das mal vorstellen, ein Mensch im Wartezimmer seht plötzlich auf, um in einer Vase sein Geschäft zu verrichten. Ich denke da wären die meisten normalen Menschen etwas verstört.


    Zitat

    „Wieso Toilette? Ich habe doch gar keinen Durst ...“


    Muss ich dazu noch mehr sagen als : Einfach typisch Sheinux XD
    Perfekter Satz um den kleinen Part zu beenden.


    Insgesamt fand ich den Part, ganz gleich er nicht sonderlich lang war, sehr unterhaltsam. Bin gespannt wie sein Besuch bei Onkel Doktor ausfallen wird : D
    Das war's mal von mir, ich entschuldige mich nochmals dass ich in Sachen Kommentieren ständig so lang brauche^^; Das war nie einer meiner Stärken, aber du hast wirklich ein Komi verdient.


    mfg Toby

  • Huhu Eagle^^
    Verzeih mir, dass sich gerade eine kleine Kommentarflaute bei dir bzw. bei mir eingeschlichen hat. Bei deiner anderen FS werde ich selbstverständlich auch noch vorbeischauen^^ Bin aber wirklich froh zu sehen, dass es weiter geht. Hatte schon Sorge, dass diese Story nun erst mal zum Erkalten käme, aber gut, dass dem nicht so ist. Aber okay, dann werde ich mich mal ans Kommentieren begeben. Werde ich mich wieder eher auf den Inhalt beziehen, da bei dem Stil deiner Geschichte, wie du ja sicherlich weißt, fast wunschlos glücklich bin ;)


    Part 1 - Perspektivenwechsel
    Anfangs hatte ich mir ja noch gewünscht, mehr von den Schwierigkeiten im anderen Körper von Stan und Sheinux zu erfahren. Schließlich hatte sich das im letzten Kapitel sehr schön gezeigt, als auch Stan versuchte einen kleinen Ladungsstoß abzufeuern. Bestimmt hätten sich da noch weitere Situationen erweisen können, aber okay, das ist wohl eher eine subjektive Meinung, daher auch nicht weiter wichtig. ^^
    Sheinux scheint ja wirklich stark verletzt zu sein. Seine armen Hände, kann ich da nur sagen, denn die sind ja für gewöhnlich nicht zum verschandeln da. Jedenfalls hast du das sehr gut zur Geltung gebracht und ich konnte regelrecht nachempfinden, wie das schmerzen kann. Zumindest kenne ich die Situation, wenn es so ist und das kann pure Folter sein^^ Gut daher, dass du den Menschenarzt miteingebaut hast, ansonsten würde sich Sheinux an den Glassplittern wohl noch eine Blutvergiftung einholen. Zumindest finde ich so Situationen immer sehr spannend, daher sagt mir das auch sehr zu.
    Die Wartezeit hast du auch wunderbar zum Ausdruck gebracht, sodass man es förmlich nachempfinden konnte. Vielleicht an manchen Stellen sogar etwas langatmig, aber denke das war auch Sinn der Sache, nicht wahr? Das Ende hat mich dann wirklich ziemlich verwundert, um nicht zu sagen leicht geschockt. Vermutlich, weil ich mit so einem Verhalten auch nicht klarkäme. Aber ein sehr lustiger Einfall auf jeden Fall. Wie immer zeigst du Ideenreichtum, daher bin ich auch schon gespannt, wie es weitergehen wird. Bestimmt wird die Behandlung auch noch ihre Probleme mit sich bringen, so wie ich Sheinux kenne. Bei dem Ende kann ich vielleicht noch sagen, dass mich dieser doch sehr abrupte Schluss etwas verwundert hat. Wirkt etwas abgehakt und ein kleiner Übergang oder Erdenkliches wäre da bestimmt noch ganz nett gewesen^^



    Und dann noch dieser unbändige Druck im Hosenschlitzbereich.

    Eine kleine Stelle, über die ich gestolpert bin. Ist nur etwas missverständlich, aber kann auch Ansichtssache sein.


    Alles in einem kann ich Blackdraco nur zustimmen, ein wirklich amüsantes Kapitel^^
    Freue mich schon aufs nächste Kapitel^^


    LG~