Jule's Gedichte (neu: Fluss der Zeit)

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  • Zuerst einmal möchte ich mich bei allen bedanken, die dazu beigetragen haben, dass man meine Sammlung jetzt im Profibereich findet. Das sind zum einen natürlich die Kommiteemitglieder, zum anderen aber auch diejenigen, die mir hier immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden haben, sei es mit Kommentaren, Interpretationen oder einfach mit einem "gut gemacht". So. Hier ist nun mein nächstes Werk. Wieder reimlos und ohne festes Metrum. Es sind mehr.. Gedanken, die mir kamen und die ich aufgeschrieben habe.



    Entgegen aller Vernunft


    Ein Wendepunkt im Leben,
    eine Entscheidung zu treffen,
    zwei verschiedene Wege,
    doch welcher ist gut?


    Einer der Wege hell.
    Sicher, mit garantiertem Erfolg.
    Nichts kann schiefgehn, nichts passieren,
    alles wohl durchdacht und geplant bis ins Detail.
    Doch will ich dieses Ziel wirklich erreichen,
    wenn es nicht auch die Möglichkeit gibt, zu versagen?


    Der andere Weg ungewiss.
    Man muss kämpfen, kann gewinnen und glücklich sein,
    doch auch alles verlieren,
    alles was zählt.
    Doch lohnt es sich etwa nicht, Risiken einzugehen,
    wenn man soviel mehr gewinnen als verlieren kann?


    Vor mir nun beide Wege:


    Links der Weg der Sicherheit.
    Er ist breit, eben und an den Rändern sehe ich bunte Blumen.
    Menschen mit ausgetreckten Händen stehen bereit,
    um mich mitzunehmen ins Glück.


    Rechts der Weg der Ungewissheit.
    Er ist schmal und dunkel, übersäht von Steinen,
    die nur darauf warten dass ich über sie stolpere.
    Kein Mensch ist zu erkennen, weil nichts sicher ist.
    Ich spüre nur mein Herz,
    welches mich unnachgiebig in diese Richtung zieht.


    Julia, 03. Februar 2011

  • Ich dann mal wieder, nicht wahr? Schön, wenn man an einem so stressigen Tag etwas zu lesen hat :> Hat ein bissl länger gedauert diesmal .__. Sorry.


    Entgegen aller Vernunft


    ~Im Nachhinein betrachtet, passt der Titel perfekt zu dem Gedicht, obwohl ich mir anfänglich nicht viel darunter vorstellen konnte, vielleicht eher einen Rückblick auf vergangene Chancen. Er gefällt mir ausgesprochen gut, eben weil er nicht viel verrät und doch mit drei Worten den Kern erfasst.

    Ein Wendepunkt im Leben,
    eine Entscheidung zu treffen,
    zwei verschiedene Wege,
    doch welcher ist gut?


    ~Ich würde hier statt "gut" "richtig" verwenden, aber das ist ja dir überlassen. Würde imo besser klingen, da der Vers sonst ein wenig kurz ist. Ansonsten ist der Einstieg flüssig, und du beschreibst erst einmal knapp die Ausgangsituation. Auch ist mir aufgefallen, dass du erst "ein", und dann "zwei" schreibst, aber ich bin mir sicher, dass das eher wenig damit zu tun hat, da sonst nirgendwo eine Aufzählung ist und das auch inhaltlich nicht unbedingt zusammengehört. Ansonsten... Dieser Anfang hört sich auf jeden Fall schon mal nach Konflikten an, und du steigst rasch ein, ohne weitere Umschweife.


    Einer der Wege hell.
    Sicher, mit garantiertem Erfolg.
    Nichts kann schiefgehn, nichts passieren,
    alles wohl durchdacht und geplant bis ins Detail.
    Doch will ich dieses Ziel wirklich erreichen,
    wenn es nicht auch die Möglichkeit gibt, zu versagen?


    ~Aaah, das Gedicht wird immer interessanter. Hier fängst du mit dieser Kontrastdarstellung an - was würde der eine Weg bedeuten, was sind Vor- und Nachteile - und beschreibst ihn auch ein wenig. Am Anfang hat es mich gestört, dass der erste Vers durch das fehlende Verb so unvollständig wirkt, aber da du dies in der darauf folgenden Strophe wiederholst, passt es prima zusammen.


    Der andere Weg ungewiss.
    Man muss kämpfen, kann gewinnen und glücklich sein,
    doch auch alles verlieren,
    alles was zählt.
    Doch lohnt es sich etwa nicht, Risiken einzugehen,
    wenn man soviel mehr gewinnen als verlieren kann?


    ~Also... Wenn du in der zweiten Strophe den einen Weg als "hell" beschreibst, würde ich in der dritten Strophe nicht "ungewiss", sondern dunkel oder finster verwenden. Vom Inhalt her passt aber beides, und bei einem Gedicht mit freien Rhythmen bist du ja auch stilistisch nicht eingeschränkt. Irgendwie klingt dieser andere Weg jedenfalls sehr verlockend - ich bin ja auch alles andere als ein Sicherheitsfanatiker. Kann man sehen, wie man will, aber wahrscheinlich wäre für mich die Entscheidung an diesem Punkt klar. Wer will schon Pauschalreisen?


    Vor mir nun beide Wege:


    Links der Weg der Sicherheit.
    Er ist breit, eben und an den Rändern sehe ich bunte Blumen.
    Menschen mit ausgetreckten Händen stehen bereit,
    um mich mitzunehmen ins Glück.


    ~Erst wollte ich sagen, dass das jetzt klingt wie eine Wiederholung von dem, was du schon geschrieben hast, aber es ist doch noch ganz anders. Du gehst tiefer ins Detail und bringst, wie ich finde, auch noch einen "psychologischen Effekt" mit dem idealisierten Glück. Ich bin persönlich nicht der Typ, der sein Leben in Sicherheit führen und es sich gut gehen lassen würde - leider bin ich für Extremsportarten dank zwei linker Hände und Füße nicht wirklich geeignet. Aber das hat jetzt ja nichts damit zu tun. Schön ist jedenfalls auch, dass du die Menschen/Freunde mit ins Spiel gebracht hast, denn das ist ein sehr wichtiger Aspekt, der die meisten Menschen eher in Richtung "Sicherheit" bewegen würde.


    Rechts der Weg der Ungewissheit.
    Er ist schmal und dunkel, übersäht von Steinen,
    die nur darauf warten dass ich über sie stolpere.
    Kein Mensch ist zu erkennen, weil nichts sicher ist.
    Ich spüre nur mein Herz,
    welches mich unnachgiebig in diese Richtung zieht.


    ~Diese Strophe hier ist länger. Eigentlich hättest du sie teilen und die Beschreibungen verlängern können, also zwei gleich lange Strophen draus machen. Die letzten beiden Verse sagen extrem viel aus und sind damit eigentlich das Fazit des ganzen Gedichts, auch wenn man sich aus dem Titel vielleicht schon das eine oder andere ableiten konnte. Außerdem finde ich, dass die beiden letzten Verse auch von der Wortwahl her sehr ausdrucksstark und allgemein einfach schön sind. Irgendwie stehen sie im Kontrast zu dem jetzigen Kapitel, sie sind viel emotionaler und persönlicher, und daher beim drüberlesen aufgefallen, was ein schöner Effekt ist. (Übrigens kommt vor dem "dass" ein Komma :>) Auch fällt mir an dieser Stelle auf, dass die Strophen von der Silben- bzw. Wortanzahl größer geworden sind, aber du verwendest ja freie Rhythmen, also ist das kein wirklicher Kritikpunkt. Aber auch in so einem Gedicht muss eben die Flüssigkeit stimmen.
    Und wieder ist ein Kommi zuende. Fortsetzung folgt ;> Freu mich schon auf die nächsten Gedichte, du Profi ;> (Was meiner Meinung nach vollkommen verdient ist ^__^)


    Liebe Grüße,
    Die Harpye

  • Das was jetzt kommt ist eigentlich nichts Neues, denn dieses Gedicht war meine Abgabe beim Drabble-Wettbewerb. Es landete dank der relativ vielen Votes, für die ich mich hier auch noch mal ausdrücklich bedanken möchte, auf dem zweiten Platz, was mich sehr freut. Ich habe mich entschieden, es auch hier hochzuladen, damit es in meiner Sammlung ist und nicht irgendwie "verloren" geht. Die Entstehung war etwas langwierig, die Idee hatte ich lange vorm Drabble-Wetti, auch die ersten beiden Strophen standen schon aber ich bin irgendwie nicht so recht weitergekommen. Als dann der Wettbewerb kam erinnerte ich mich an dieses unvollendete Gedicht, und sah besonders in der 100-Worte Angabe eine Herausforderung. Und ich stehe total auf Herausforderungen :D Dabei ist dann Engelsstimmen entstanden. Über Kritik würde ich mich freuen.


    Engelsstimmen


    Durch die Straßen ging ich heute
    ohne ein konkretes Ziel.
    Traf auf unbekannte Leute,
    dachte nach und grübelt viel.


    Lehnte mich an ’ne Laterne,
    sah gelangweilt in die Nacht.
    Oben funkelten die Sterne,
    strahlten hell in ihrer Pracht.


    Plötzlich doch dann, aus der Ferne,
    leis ein kleines Lied erklang.
    Eine Melodie voll Wärme,
    so, als ob ein Engel sang.


    Blieb noch eine Weile stehen,
    hörte still den Klängen zu,
    konnte plötzlich klarer sehen,
    fand in ihnen tiefe Ruh.


    Ganz tief drin in meinem Herzen
    hat mich dieses Lied berührt
    Und mich durch des Leides Schmerzen
    hat zum Leben hingeführt.


    Julia, Januar 2011

  • So, hier das nächste Gedicht. Es geht um......... Liebe ;D
    Entstanden ist es innerhalb der letzten Woche, immer dann, wenn ich im Unterricht Langeweile hatte. Bedankt euch bei meiner Mathelehrerin :D Wie immer hoffe ich auf Kritik, Interpretationen, Kommentare etc.


    Herzenswünsche


    Will mich nur noch um dich drehen,
    ganz auf deinen Schienen fahren,
    was wir haben sicher wahren,
    fest in deinen Schuhen stehn.


    Will für dich der Monde sein,
    deine Finsternis erhellen,
    unter meinen Schutz dich stellen,
    dir ein treuer Helfer sein.


    Will auf deinen Wegen gehen,
    meine Einsamkeit erfüllen,
    meiner Seele Sehnsucht stillen,
    klar durch deine Augen sehn.


    Will für dich die Sonne sein,
    wachen über deinem Leben,
    Sicherheit und Liebe geben,
    wärmen dich in meinem Schein.


    Jule, Ende Februar 2011

  • Jule. <3

    Hey kleines Zitronenbäumchen, tut mir leid, dass es so lange gedauert hat mit dem Kommentar. Ich habe viel zu wenig Zeit (seufz) und dann, gebe ich zu, bin ich momentan in einem richtig schlimmen Kreatief und habe mich in Sachen Schreiben zurückgezogen, jedenfalls kurzzeitig. Aber damit ist seit gestern Schluss, daher hier nun endlich mein Geschreibsel zu deinem Geschreibsel! Habe die Gedichte schon einmal überflogen und mich in „Träumerin“ verliebt, aber schauen wir mal, was mir noch so alles einfällt.

    Kampf der Welten
    Schöne Stimmung in dem Gedicht. Ich mag „doch mir, mir sind sie alle fremd“, das erinnert mich ein wenig an das eine Gedicht von Schiller, das wir heute in Deutsch kurz angeschnitten hatten, allerdings wurde uns der Titel leider nicht genannt, ich recherchiere da mal ein bisschen... In dem nächsten Absatz (Vers?) ist dann von dem Geist, der wandert die Rede. Ist also der Geist gleich bei der angesprochenen Person, oder der Denkende selbst? Auch die nächsten Abschnitte finde ich sehr gelungen, auf die Reime kommt es mir gar nicht so sehr an, der Inhalt ist einfach hübsch. Der Schluss mit „ich weiß, dort liegt mein wahres Glück, das meine tiefe Nacht erhellt“ ist wunderbar, von dir würde ich auch mehr lesen wollen, wenn ich dich nicht so mögen würde. Talentiertes Pflänzchen, du. Achso, der Titel ist nicht so meines, erinnert mich an Krieg der Welten, der Film war einfach nur furchtbar (ich mag Tom Cruise nicht...), aber das ist wohl Geschmackssache.

    Träumerin
    Die ersten beiden Verse haben es mir schon angetan, das sind solche Beschreibungen, wie ich sie auch gerne versuche (und ab und zu klappt es auch), passend zum Titel bringen sie mich zum Träumen. Ich mag es, wie sich das Gedicht praktisch ab der Hälfte dreht, von einer romantischen Beschreibung eines hübschen Mädchens, scheinbar von liebenden Augen getätigt, zu einer melancholischen Beobachtung und zu Nachdenklichkeit. Das Mädchen scheint (laut Titel) eine (Tag?)Träumerin zu sein, nicht so ganz da, nicht so ganz fern... Manchmal kann ich mich damit ganz gut identifizieren, in der Schule bin ich auch immer nur physisch anwesend, naja zumindest in Mathematik, ansonsten geht es ja. Ich schweife ab (und bestätige damit meine Theorie ^^) und beende den Kommentar zu diesem Gedicht damit: Ich will mehr!

    Perfekt?
    Oh, schöne, kurze Sätze und interessantes Reimschema. Also genauer gesagt ist es ja „normal“, aber das gefällt mir einfach am besten. In der Schule hatten wir diese kurzen Sätzchen, wie war das, Ellipse? Vermutlich verwechsele ich da etwas, aber ich wollte es einmal einwerfen. Das Gedicht klingt für mich wie so eine Art chronologische Beobachtung. Kann mir auch nicht helfen. Die Frage am Ende regt dann zum Nachdenken an, was Gedichte ja definitiv tun sollen... Seufz, ich merke schon, ich werde dir mit dem Kommentar höchstens ein wenig Egobalsam schenken können.

    Loona
    Oh, wie ich es liebe! Allerdings frage ich mich, sollte der Titel nicht eigentlich „Luna“ sein, oder liege ich da falsch? Jedenfalls kann es auch daran liegen, dass ich meinen sensiblen Tag habe, jedenfalls hatte ich nach Lesen des Gedichts Tränen in den Augen, was ja schon einmal kein schlechtes Zeichen für deine Dichtkunst ist, weil mich alles schöne, poetische anspricht und ich dann dauernd herumschniefe, lol. Außerdem finde ich die Thematik gut, endlich etwas Neues, und nicht das übliche Liebesgeplänkel.

    Den Horizont bereisen
    Es geht um jemanden, der die Welt und sein Leben prinzipiell satt hat, oder? Jemand, der sich nach mehr sehnt, dieses „mehr“ überall sucht und doch nie zu finden scheint. Die erzählende Person vertieft sich in seelische Dunkelheit, und auch in die (mehr oder weniger) greifbare draußen. Das Gefühl kennt vermutlich fast jeder, man möchte einfach etwas finden, das den eigenen Horizont erweitert, mehr ist als man kennt, weil das Altbekannte einfach nicht mehr reicht...

    Winterschlaf
    Kann es sein, dass es dir der Winter sehr angetan hat? Kann ich jedenfalls gut verstehen, mir geht es genauso, im Winter bin ich immer total inspiriert. <3 Mittlerweile ist theoretisch Frühling, ich liebe den Frühling wie alle Jahreszeiten, aber er inspiriert mich leider wesentlich weniger... Also, das kleine Gedicht hier fand ich auch recht hübsch, auf den ersten Blick kam es mir nicht so besonders vor. Dann habe ich aber den letzten Satz entdeckt, der ist wirklich poetisch! Und beim zweiten Lesen gefiel mir dann auch der Rest wunderbar, auch wenn ich mich mit dem „fein“ noch nicht so anfreunden kann... ^^ Aber das ist wieder einmal Geschmackssache.

    Überfluss
    „Quasi perfekter Lebenslauf“, das gefällt mir, auch wenn es bei den jetzigen politischen Ereignissen ein heikles Thema ist. Wobei, heute hat sich das ja erledigt (…). Trauriger Inhalt jedenfalls, ein Alphamännchen, das seine Schwäche nicht eingestehen darf, weder vor sich selbst – auch wenn es daran scheitert – noch vor denen, die zu ihm aufblicken, weil dann ihr Bild von ihm zerstört werden würde. Tut mir irgendwie leid der Mensch, das Ende ist bedenklich, er wird sich doch nichts antun?

    Größenwahn
    Oh, genau mein Thema (Okay, das war als Witz gemeint, ich hoffe, dass das auch so verstanden wird und nicht allzu viele denken „stimmt“, hust)! So, den Inhalt finde ich gut gelungen, ohne deine Information zum Gedicht gelesen zu haben, klingt es so, als würde Gott über einen Menschen reden, oder aber über Menschen generell, die eben mehr wollen als sie können, mehr als möglich ist. Hängt in gewisser Weise mit „den Horizont bereisen“ zusammen, finde ich. Ganz entfernt. Größenwahn und Menschheit ist jedenfalls etwas, das ganz stark zusammenhängt... Wo hört Ehrgeiz auf, wo fängt Wahn an?

    Pasión
    Spanisch? Klingt jedenfalls ein wenig so... Leidenschaft, glaube ich. Hach, die ersten Verse und den ersten Absatz kann ich so gut nachvollziehen momentan, ich bin auch ständig zu Kitsch oder aber auch Romantik verleitet. „Mit allen Sinnen“ stimmt auch, man merkt sich ja auch, wie Menschen riechen, aussehen, sich anfühlen und so weiter. „Beherrschst du mich“ ist so wahr, da kann man einfach gar nichts mehr dazu sagen. Alles andere ist einfach... ich liebe deine Dichtkunst! Verleitet mich zum Träumen.

    Waldspaziergang
    Oh, der Titel ist in diesem Falle aber stark irreführend. Man erwartet einen fröhlichen, beschwingten kleinen Exkurs in die Natur und bekommt eine hinterlistige Bösartigkeit, gefällt mir! Entschuldige, ich merke, dass meine Kommentare hier immer kürzer werden, aber Gedichte kann ich nur lesen, nicht wirklich kritisieren und du schreibst gut, da kann ich nicht viel schlecht finden.

    Entgegen aller Vernunft
    Oh, das Gefühl kenne ich. Einerseits das, was sicher ist und garantiert funktioniert und dann ist da noch das andere, das, was ungewiss ist und ich schätze, es ist einfach die menschliche Natur, die einen in die Richtung zieht, die unsicher ist. Jeder würde wohl diesen Weg gehen, oder wenn nicht, es zumindest tun wollen. Viel Glück auf dem steinigen Weg, wir sehen uns dort und ich bin dann gerne für dich da.

    Engelsstimmen
    Da ist es ja, das Gedicht, in das ich mich beim Drabblewettbewerb verliebt habe. Den zweiten Platz hast du verdient, den Ersten hätte ich dir auch gegönnt! Schön, was man so alles in hundert Worte pressen kann, und das auch noch, ohne dass es irgendwie gezwungen oder langweilig klingt. Gut gemacht. Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, ich wiederhole mich endlos.

    Herzenswünsche
    Schön, kurz, bündig und klar! Ab und zu muss es einfach ein Liebesgedicht sein und dieses ist eine schöne Version davon, ohne Zweifel. Viel mehr fällt mir nicht ein, sind alles solche Gedanken, die wohl jeder Verliebte schon einmal hatte, gut herüber gebracht und kompakt.

    Bekomme ich eine Benachrichtigung, sobald es weiter geht? Würde mich wirklich freuen. <3

  • So, hier mal wieder was neues von mir. Entstanden ist dieses relativ lange Gedicht in der Schule. Ich diskuttierte mit meinen Mitschülern, woraufhin dann einer meinte "Du weisst doch gar nicht, was leben wirklich ist". Jo und dann entstanden halt in 2 Deutsch- und zwei Relistunden folgende Zeilen.


    Leben

    Leben ist leben.
    Tausend Momente
    stärken, erbauen
    oder schwächen, verzehrn.

    Leben ist staunen.
    Tausende Wunder
    Verstand übersteigen,
    das Herze berührn.

    Leben ist hoffen.
    Tausende Wünsche
    uns Zuversicht wecken,
    uns leiten und führn.

    Leben ist lernen.
    Tausende Fakten,
    die Welten erklären,
    begreifen, erfahrn.

    Leben ist warten.
    Tausende Chancen,
    erscheinen und schwinden,
    sind nah oder fern.

    Leben ist lieben,
    begehren, beschützen.
    Ne kleine Berührung,
    und volles Vertraun.

    Leben ist hassen.
    Tausende Worte,
    gesagt zu verletzen,
    berechnend und kalt.

    Leben ist stolpern.
    Tausende Male,
    am Boden zu liegen,
    geschlagen, besiegt.

    Leben ist leiden.
    Tausende Stiche,
    geduldig ertragen
    Verluste und Schmerz.

    Leben ist kämpfen.
    Tausende Gegner,
    Grenzen beschreiten,
    zu siegen, zu verliern.

    Leben ist sehnen.
    Tausende Stunden
    vergehen wie Jahre
    weil jemand dir fehlt.

    Leben ist sterben.
    Tausende Tage
    sind uns nur geliehen,
    vergänglich, begrenzt.


    Julia, 10.-15.03.2011

  • Hallo, Lemon!
    Ich hab mich mal wieder entschlossen, ein wenig Zeit freizuschaufeln - Latein muss ich nicht lernen, das kann ich schon ^_^ Dass auch dein neuestes Werk profibereich-würdig ist, habe ich schon gleich gesehen, als ich mir das Thema angeschaut und einmal drübergelesen habe. Alle Strophen zu interpretieren, würde zu weit gehen, daher bekommst du von mir nur ein bisschen Kritik, okay? Hilft dir wahrscheinlich mehr als meine Ruminterpretiererei...


    Inhalt:

    Mich hat ehrlich gesagt überrascht, dass du gleich mit der eventuell eigentlichen Botschaft des Gedichts anfängst: "Leben ist leben." Eigentlich könnte das auch eher als Fazit stehen, aber in der Verknüpfung mit "Leben ist sterben" ganz am Ende passt dies wunderbar, die Botschaft schließt das Gedicht ein wie ein rotes Band, das sich quer hindurch zieht.
    Was mir auch aufgefallen ist, wovon ich mal annehme, dass du das mit Absicht so gemacht hast, ist eine inhaltliche Steigerung zum Schlechten von Anfang bis Ende. Von Staunen über Lieben zu Leiden und Kämpfen. Sehr passend gewählt, und das entkräftet meinen Einwand vom Anfang noch mal. Wenn das Absicht war, was ich annehme, hättest du eventuell noch kämpfen nach stolpern und vor leiden stellen können, da aus kämpfen ja oft auch Leid entsteht. Dann wäre die Kette vielleicht noch ein wenig perfekter gewesen.
    Besonders positiv ist mir die Wiederholung von "Tausende" aufgefallen - ein interessantes Stilmittel, welches du da gewählt hast. Sicher gibt es im Leben Momente, die nicht wiederkommen, aber das, was du genannt hast, sind ja sozusagen die "Grundlagen", auf die sich alles immer wieder aufbaut und so allgemein gehalten, dass man von "Tausenden" sprechen kann.


    Stil:


    Am auffälligsten ist hier auch die sehr parallel angelegte Struktur des Gedichts. Obwohl du keine Reime verwendest, scheint das Gedicht sehr... wie soll ich sagen... in sich geschlossen zu sein. Ich glaube kaum, dass du eine der Strophen hättest weglassen können, ohne dass sich der Sinn verändern würde. Hier ist noch einmal diese interessante Wandlung von Leben zu Tod zu bemerken, da du wirklich auf jeden einzelnen Schritt eingegangen bist, der - auch für mich - in dieser Abfolge vorkommen würde.
    Die Wiederholungen machen sich sehr gut - eigentlich könnte man ohne diese Veränderung in der Stimmung sagen, dass es zu viele Wiederholungen sind, aber so passt es perfekt. Du hast keine Rechtschreibfehler, die mir spontan aufgefallen sind... Sehr schön. Außerdem ist es trotz der fehlenden Reime noch extrem flüssig, dir scheint die Übung gutzutun. Ich hoffe, dass ich noch mehr in der Richtung von dir zu lesen bekomme! Das Thema hast du wunderbar durch diese Wiederholungstechnik vertieft. Ich kann eigentlich gar nicht mehr zu deinem Stil sagen... durch die Verkürzung von Zeilen kommst du jedenfalls nicht aus deinem Rhythmus raus... was soll ich sagen? Es ist perfekt o.o Jedenfalls für mich. Bestimmt finden andere noch ein paar mehr Kritikpunkte.


    Liebe Grüße,
    Leandy

  • So, nach einiger Zeit wieder was von mir. Momentan komm ich leider nur selten zum Schreiben, weil ich in der Schule viel zu tun habe. Dieses Werk hier entstand schon vor einiger Zeit, es ist sozusagen "verwandt" mit zwei andren Gedichten von mir. Bin mir nicht sicher, ob man das erkennt, aber ich habs mir wie eine Art "Trilogie" vorgestellt. Mal sehn, obs jemand rausfindet :)


    Seelenfänger?


    Kenne dich von Anfang an,
    schon dein ganzes Leben,
    weiß, dass du zu mir gehörst,
    will dir Liebe geben.


    Jeden Tag beobacht’ ich
    Jeden einzlen Schritt.
    Auch wenn du’s nicht sehen kannst,
    immer geh’ ich mit.


    Leider bist du selten hier,
    lebst in deiner Welt,
    doch mir ist schon lange klar,
    dass dich dort nichts hält.


    Deshalb hol ich dich seit kurzem
    immer wieder her zu mir,
    weiß, dass das für dich nicht gut ist,
    doch ich sehne mich nach dir.


    Reiß dich mitten aus dem Leben,
    aus dem Alltagstrott heraus,
    du brauchst keine Angst zu haben,
    bin doch einen Schritt voraus.


    Hier bei mir ist immer Frieden,
    hier bei mir ist niemals Nacht,
    eine Welt für uns geschaffen,
    für uns beide ausgedacht.


    Bald schon ist die Zeit gekommen,
    Irgendwann beginnt dein Glück.
    Bald schon werde ich dich holen,
    dann musst du nie mehr zurück.


    Julia

  • Nach einer längeren Veröffentlichungspause kommt hier mal wieder etwas neues. Die Idee dazu kam mir heute Nachmittag auf einer etwas längeren und nervigen Autofahrt. Das Wetter war heute super, doch die Sonne blendete mich die ganze Autofahrt. (Die ist IMMER auf meiner Seite, egal in welche Richtung wir fahrn, ich schwör lan?!) :D Nunja. Ich geb zu mich darüber geärgert zu haben, doch dann wurde mir klar dass ich eigentlich froh und dankbar über die Sonne sein sollte. Ohne sie gäbe es schliesslich kein Leben auf dieser Erde..


    Himmelsstern


    Seh' dich tags am Himmel stehen,
    strahlend hell in deiner Pracht.
    Abends wirst du weiterziehen,
    und verbreitest tiefe Nacht.


    Pflanzt in aller Menschen Herzen
    Glaube, Liebe, Freude ein.
    Keinem willst du dich verbergen,
    wärmst uns sanft mit deinem Schein.


    Weckst in unsrem Leben Hoffnung,
    nimmst den Kindern ihre Scheu,
    gibst uns Mut zum Weiterleben,
    jeden Sonnenaufgang neu.


    Auch in unsren tiefsten Nächten,
    wenn wir schwach und hilflos sind,
    stehst du treue uns zur Seite,
    gibst uns Mut und Kraft bestimmt.


    Bist uns dennoch eine Fremde,
    scheinst uns manchmal schrecklich fern.
    Doch wir wissen, du bist bei uns,
    großer, goldner Himmelsstern.


    Julia, 30.04.11

  • Zu diesem Gedicht möchte ich gar nicht so viel sagen, ich denke mal jeder der es liest interpretiert es sowieso anders. Entstanden ist es gestern mittag als ich im Bus saß.


    Immer dann.


    Immer dann, wenn die Erde für einen Moment anhält,
    und für einen Augenblick verweilt,
    höre ich deine Stimme im Rauschen des Flusses,
    die mir sagst, dass du mich liebst.


    Immer dann, wenn mir der Wind durch die Haare fährt,
    und meine Frisur zerzaust,
    spüre ich deine Nähe im Sturm dieser Welt,
    die mir beweist, dass du da bist.


    Immer dann, wenn auf ein Gewitter Sonnenschein folgt,
    und die Erde aufatmen lässt,
    sehe ich dein Lächeln in den Wolken,
    das mir zeigt dass du auf mich aufpasst.


    Immer dann, wenn ich einen schönen Menschen sehe,
    und ich meinen Blick nicht von ihm abwenden kann,
    sieht er mich mit deinen Augen an,
    die wollen dass ich dir vertraue.


    Immer dann, wenn sich deine Arme um mich schließen,
    und ich fühle, dass du ein Teil von mir bist,
    schließe ich die Augen und hoffe,
    dass mich nichts in die Wirklichkeit zurückbringt.


    Immer dann, wenn abends die Sonne im Meer versinkt,
    und die letzten Sonnenstrahlen die Felsen umschmiegen,
    weiß ich, dass du mir diesen Moment schenkst,
    damit ich nicht vergesse wer ich bin.


    Immer dann, wenn ein neues Leben entsteht,
    und wenn Träume der Menschen die Welt verändern,
    hör ich deine Worte, die mir befehlen nicht aufzugeben,
    damit ich zu Ende bringe, was du begannst.

  • Nach längerer Pause hier mal wieder ein neues Gedicht von mir. Inspiriert dazu hat mich der allseits bekannte "Erlkönig". Ich finde den Tod in der Rolle des "Verführers" sehr interessant und hab mal ein bisschen damit herumgespielt. Das hier kam dann dabei heraus:



    Ein Funke Hoffnung


    Seit Tagen geht er diesen Weg,
    geduldig Schritt für Schritt.
    Die Füße taub und eisig schon,
    vernarbt vom Straßensplitt.


    "Es hat kein' Sinn, das weißt du doch,
    Du wirst es niemals schaffen
    komm geh mit mir, und folg mir nach,
    komm hör auf dich zu plagen.


    Das Wetter rau, der Winde kalt
    peitscht er ihm ins Gesicht,
    zur Aufgabe bewegen ihn,
    doch noch vertraut er nicht.


    "Versagen wirst, wie eh und je
    denk doch mal drüber nach.
    Du kannst es eben einfach nicht,
    du bist einfach zu schwach."


    Bis eben war er mutig, stark,
    doch er beginnt zu wanken,
    zu laut die Stimme zu ihm spricht,
    und hallt in den Gedanken.


    "Na siehst, du weißt es ich hab Recht,
    folg nicht mehr deinen Zielen.
    Das wäre töricht, sag ich dir,
    nun lass dich einfach fallen!"


    Er torkelt mühsam, atmet schwer,
    kann sich nicht länger halten.
    Er sinkt zu Boden, hört nun hin,
    die Rufe die ihm galten.


    "Siehst du denn nicht das helle Licht,
    dort in den finstren Zweigen?
    Man wartet sicher schon auf dich,
    wird gern den Weg dir zeigen."


    "Geh nicht mit ihm, Kind.
    Er meint es nicht gut mit dir.
    Verführen will er dich,
    verspricht dir Leben doch gibt dir Tod."


    "Was willst du hier, verschwinde bloß,
    lass mir den Jungen Burschen,
    sieh ihn doch an, er ist bereit,
    in seinen Augen Dunkelheit,
    in seiner Seele Wunden."


    "Du hast zwar Recht, doch siehst du nicht,
    ganz tief in seinem Herzen
    ein Funke Hoffnung leuchtet schwach,
    dort hinter all den Schmerzen.
    Nun lass ihn gehen, lass ich frei,
    und halt ihn nicht gefangen,
    gib ihm noch eine letzte Chance,
    den Platz für sich zu finden,
    wenn er zurückkommt, her zu dir,
    dann lasse ich ihn gehen.


    "So soll es sein, so wirds gemacht,
    nun lauf und finde Frieden,
    nur einmal noch lass ich dich gehn,
    doch werden wir uns wiedersehn,
    und wirst für immer bleiben."

  • Hey, Lemon!


    Ich war sehr lange inaktiv, was mir ziemlich leidtut... und von daher möchte ich nun dafür sorgen, dass in deinem tollen Topic wieder ein bisschen Bewegung herrscht. Es geht ja wohl nicht an, dass NIEMAND kommentiert! Es müssen ja nicht immer seitenlange Abhandlungen sein, ein "Gutgemacht" und ein paar Verbesserungsvorschläge oder sonstige Anmerkungen reichen ja auch schon völlig aus! Gedichte sind an sich besonders leicht und schnell zu lesen, von daher sollte es eigentlich für niemanden ein Problem sein, hier vorbeizuschauen und dem ein oder anderen der wirklich gut gelungen Werke einen Kommentar abzugeben. Und es ist ja nicht so, als wären Lemon's Werke es nicht wert, gelesen zu werden, ganz im Gegenteil! Also hoffe ich mal, dass mein Aufruf wenigstens dem ein oder anderen Schwarzleser auf die Füße tritt!


    Inhalt:


    Kommen wir aber nun zum Wesentlichen. Von deiner Themenwahl war ich mal wieder (positiv) überrascht, und so war ich auch schon ziemlich gespannt darauf, was du verändern, was du beibehalten würdest... Und ja, im Nachhinein hat sich die Vorfreude gelohnt! Denn dein Gedicht ist nicht nur lang und facettenreich, sondern es wirkt durch die Verknüpfung zum Erlkönig noch angenehm vertraut (das Ende hast du ja abgeändert, aber dazu sag ich später was). Ich hoffe, dir gehen nicht bald die Ideen aus, denn nach ein paar thematisch ähnlichen Gedichten war es schön, wieder etwas komplett anderes von dir zu lesen. Wirklich innovativ ist die Rolle des Todes als Verführer für Fans von solchen Geschichten ja nicht mehr, aber in der Tat bringst du schöne neue Aspekte mit hinein. Das Ende überrascht und mag für die einen mit einem zu holprigen Übergang erfolgen, doch für die anderen liegt gerade darin der Reiz. Der plötzliche Kontrast, der durch die "Einmischung" des Dritten erzeugt wird, ist recht passend. Die Hoffnung als Mittel gegen den Tod beschreibt sozusagen einen Kampf, ein letztes Auflehnen, wohlwissend, dass der Tod letztlich doch noch eintreten wird, egal, wie sehr man sich das Gegenteil herbeisehnt. Allerdings bringst du mit der Vorstellung, sich vom Leben zu verabschieden, etwas seltsam Tröstliches mit hinein, was wohl charakteristisch für den Tod in der Rolle des Verführers ist. Auch machst du ziemlich viele Andeutungen, lässt aber für meinen Geschmack den Grund des Ganzen ein wenig zu offen... Warum der Charakter plötzlich auf die Lockrufe des Todes hört, ist nicht ganz klar, hier fehlt, im Gegensatz zum Erlkönig, eindeutig die Rahmenhandlung. Ja, gut, man kann sagen, der Charakter ist die vielen Niederlagen leid, kann sich nicht länger gedulden und sucht nach einem Ausweg, aber... Wer ist dann die dritte Stimme? Tut mir Leid, aber so viel kann ich da leider nicht interpretieren. Was ist das Motiv dieser dritten Stimme? Obwohl dein Gedicht schon sehr lang ist, gehst du auf diesen Aspekt leider viel zu wenig ein. Hier hätte man SEHR viel herausholen können. Lediglich die Anrede "Kind" lässt auf eine verwandtschaftliche Beziehung schließen, aber das kann man auch anders interpretieren. Ich kann mir auf das Ganze leider wirklich keinen Reim machen. Und an sich ist das Gedicht vom Inhalt so interessant, dass es sich tatsächlich lohnen würde, ein- oder zwei Strophen noch hinzuzufügen. Die dritte Stimme muss betteln, flehen, an das "Gute im Tod", bzw an Gerechtigkeit appellieren, und vielleicht wirkt der Übergang auch dann nicht mehr so ruckhaft.


    Stil:


    Ja, an den Original-Erlkönig-Stil kommst du nicht heran, aber das hast du ja auch nicht versucht. Du hast deine eigene Note hinzugefügt, und auch wenn die an einigen Stellen etwas holprig oder gezwungen klingt, ist er an sich rund und locker zu lesen. Im Vergleich zu vorigen Gedichten von dir ist tatsächlich eine Steigerung zu bemerken.
    Leider schaffst du es in den wörtlichen Reden (insbesondere des Todes) ganz und gar nicht, einen erhabenen Stil zu halten, den er meiner Meinung nach durchaus verdient hätte. Am Ende sieht man dazu jedoch einige wirklich gute Veränderungen, besonders die dritte Stimme am Ende ist recht gut gelungen, dickes Lob dafür. Die Gliederung ist dir gut gelungen, durch die Aufteilung der Stimmen kommt immer was neues hinzu, allerdings ist sie recht offensichtlich. Ich persönlich bevorzuge bei meinen Gedichten (besonders wenn sie in diesen getragenen, schweren Stil gehen) ein lockeres Format, aber hier ist es dir selbst überlassen.
    Alles in allem hat es sich ziemlich gelohnt, aus dem Winterschlaf wiederzukommen :> Schreib mir bitte auch weiterhin PN-Benachrichtigungen; ich werd mich ransetzen :>


    Liebe Grüße,
    Leandy

  • Sooo, nun will ich mal wieder etwas von mir veröffentlichen, nachdem ich einige Zeitlang schulisch bedingt nicht so aktiv war. An Gedichten mangelt es nicht, ich finde nur keine Zeit um sie zu posten :D Aber hier nun ein Gedicht, das innerhalb relativ kurzer Zeit im Englischunterricht entstand (my englisch is under aller pig and i understand sowieso only train-station). Des Weiteren sollte ich vielleicht erwähnen, dass mir zur Zeit das Thema "Wald" nicht mehr aus dem Kopf geht, nur falls sich jemand wundern sollte. Nunja, viel Spaß beim Lesen und eventuell beim Kommentieren ;)


    Klang der Stille


    Leise singt ein Regenschauer
    mir sein sternenklares Lied.
    Singt von Blumen, singt von Frieden,
    schweigt vom Sterben, schweigt vom Krieg.


    Blätter von den Zweigen flüstern
    mir verbot'ne Worte zu,
    streiten über Tod und Leben,
    streiten über Leid und Ruh.


    Schwache Stimmen eines Flusses
    dringen zögernd an mein Ohr,
    rufen deutlich meinen Namen,
    fesseln mich wie nichts zuvor.


    Leises Grollen aus den Wolken,
    faucht mit rauhem Ton mich an,
    mich zu schützen, mich zu warnen
    vor der Stille düstrem Klang.


    Julia, 17.08.11

  • Das Gedicht was ich nun hochlade, spielt für mich eine besondere Rolle. Und zwar werde ich damit nächste Woche an meinem ersten Poetry-Slam teilnehmen. Deshalb halte ich es für klug, es davor noch hier reinzustellen, damit jemand drüberliest und mir vielleicht Kritik oder Verbesserungsvorschläge gibt. Wäre sehr nett. Auf die Idee zu dem Gedicht kam ich, als ich nachts im Bad in den Spiegel schaute. Ich dachte mir, dass ich unbedingt irgendwann mal ein Gedicht über Spiegel machen muss, und hab die Ideen dann direkt am nächsten Tag umgesetzt. Viel Spaß beim Lesen.



    Der alte Spiegel


    In einem einsam stehn'den Häuschen,
    wohnt ein schon verwaister Mann.
    In seinem Flur ein großer Spiegel,
    schon seitdem er denken kann.


    Niemals hätte er erwartet,
    was in dieser Nacht geschah,
    als im Licht des weißen Vollmonds
    in die fremde Welt er sah.


    Aus dem Schlaf herausgerissen
    wankt er bleiernd durch den Flur,
    irgendwo in seiner Nähe,
    schlägt zum zwölften Mal die Uhr.


    Seine Blicke noch verschwommen,
    als er vor dem Spiegel steht,
    spürt den Hauch des Unbekannten,
    der ihm nun entgegenweht.


    Als er in Gedanken klarer,
    blickt erstarrt er in das Tor,
    das sich vor ihm aufgeschlossen
    wo die Glasscheibe zuvor.


    Statt des üblichen Gebildes,
    sieht er eine fremde Stadt.
    An dem hellen Himmel glänzen
    dunkelschwarze Sterne matt.


    Durch die purpurroten Wolken,
    scheint die Sonne dunkelblau,
    Tag und Nacht zusammenfallen,
    wie, das weiß er nicht genau.


    Er, am ganzen Körper zitternd
    zögert was er machen soll,
    kann er durch den Rahmen steigen
    oder wär dies grauenvoll?


    'Was hab ich schon zu verlieren'
    denkt er sich und steigt hinein,
    man sieht nur noch seinen Schatten
    in des Mondes dunklem Schein.


    An dem dunklen Vorstadthimmel
    blitzt ein blasses, grünes Licht,
    und es donnert in den Wolken
    als der Spiegel dann zerbricht.


    Julia, 10.09.11

  • Mei neuestes Werk trägt den Titel "Kalt". Es entstand vor einigen Tagen im Unterricht, kurz nachdem bekannt wurde, dass ein Schüler unserer Schule einen Amoklauf geplant hatte, der dann durch die Polizei vereitelt wurde. Ich war irgendwie in Stimmung zu schreiben und dabei entstanden dann die Folgenden Zeilen. Ich hoffe ihr lest es euch mal durch und ich würde mich auch ehrlich gesagt sehr freuen wenn mal wieder jemand Kritik abgibt. Komme mir so einsam vor im eigenen Topic : (



    Kalt.
    Kein Denken an Gestern,
    kein Wandeln im Heute,
    kein Glauben an Morgen,
    kein Frieden im Jetzt.


    Kein Hoffen auf Gnade,
    kein Trauen auf Treue,
    kein Freuen am Schönen,
    kein Halten am Sein.


    Kein Zweifel am Dunkel,
    kein Wahres im Lichte,
    Kein Träumen im Schlafe,
    kein Fühlen im Herz.


    Kein Schmerz böser Worte,
    kein Drang nach Erfüllung,
    kein Liede zu singen,
    kein Sehnen nach Glück.


    Kein Mut zum Verändern,
    keine Kraft zum Belassen,
    kein Streben nach Leben,
    kein Fürchten vor Tod.


    Jule, 11/12. November 2011

  • Danke für Deinen Kommentar erstmal; würd sagen revanchier ich mich gleich mal.


    Oh, das ist mal eine interessante Hintergrundgeschichte. Habt Ihr im Unterricht auch darüber geredet? Und wie waren so die gängigen Meinungen? Habt Ihr den einfach nur alle für einen hoffnungslosen Idioten gehalten oder kam auch mal jemand auf die Idee, den Fehler bei sich selbst und Mitschülern zu suchen? ;) Ich habe noch nie etwas von einem Schulamoklauf gehört, der nicht auch durch das Zutun entsprechender Schüler schleichend verursacht worden ist.


    Zitat

    Kalt.
    Kein Denken an Gestern,
    kein Wandeln im Heute,
    kein Glauben an Morgen,
    kein Frieden im Jetzt.

    Die Wiederholung vom Titel im ersten Vers bewirkt bei mir gerade irgendwie gar nichts, außer dass ich mich wunder, was sie da zu suchen hat.
    "Kein Denken an [g]estern" (soweit ich weiß schreibt man diese Angaben immer klein), fangen wir mal da an. Das klingt tatsächlich danach, dass hier die Sicht der "Opfer" beschrieben wird, denn der "Täter" denkt ja nunmal wirklich mehr als jeder andere überhaupt an die Vergangenheit - die ist ja seine Motivation! Aber dann wiederum der Vers "kein Glauben an morgen" widerspricht sich so ziemlich damit, bei dem denk ich eher wieder an den Amokläufer... Der Amoklauf ist eine Verzweiflungstat, weil es ihm auf keinen anderen Weg gelungen ist, die Situation zu verbessern.


    Zitat

    Kein Hoffen auf Gnade,
    kein Trauen auf Treue,
    kein Freuen am Schönen,
    kein Halten am Sein.

    Hmh, bei dem Teil bin ich nun doch wieder klar beim "Täter". Ich kenne jetzt keinen von denen irgendwie persönlich oder sowas, aber das könnt ich mir gut vorstellen, dass die eigentlich sogar schöne Momente da hatten, aber die dann einfach von den widerlichen gnadenlos geschluckt wurden. Und dann der letzte Vers, der ist ja eine offensichtliche Anspielung auf den letzten Schuss, der ihm selbst gilt.


    Zitat

    Kein Zweifel am Dunkel,
    kein Wahres im Lichte,
    Kein Träumen im Schlafe,
    kein Fühlen im Herz.

    Hm, und hier könnt ich es sogar aus beiden Sichten sehen, für den weitesten Teil. "Kein Zweifel am Dunkel", beispielsweise... Ist sich der Amokläufer sicher, dass seine Existenz da unter einem Schatten steht und daher kein Zweifel, oder sind es die Andern, die so blind sind, dass sie glauben, alles sei in Ordnung? Und ähnlich dann der letzte Vers, der könnte auch echt für beide sprechen...


    Zitat

    Kein Schmerz böser Worte,
    kein Drang nach Erfüllung,
    kein Liede zu singen,
    kein Sehnen nach Glück.

    So, jetzt hast Du mich endgültig verwirrt. Hier seh ich auf einmal so ziemlich das Gegenteil der Sicht des Ausgegrenzten, zu welchem Zweck auch immer...


    Zitat

    Kein Mut zum Verändern,
    keine Kraft zum Belassen,
    kein Streben nach Leben,
    kein Fürchten vor Tod.

    Und jetzt sind wir doch wieder bei ihm, wenn ich auch den ersten Vers da anzweifeln würde - die Morde sind doch sehr wohl Veränderung? Vielleicht sind die Sichten und Taten des Amokläufers tatsächlich widersprüchlich, aber wenn dann doch eigentlich in einer anderen Form - so würde ich es jetzt mal vermuten, aber ein entsprechender Psychologe könnte dazu sicher mehr sagen... Hm, bisschen schade find ich es ja an der Stelle, dass nicht auch die Widersprüchlichkeit der Anderen dargestellt wurde. Ich find, wie oben schon angedeutet, es kann doch nicht sein, dass sie plötzlich alle aus allen Wolken fallen ob der schlimmen Tat des Einen, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie demjenigen denn selbst zuvor angetan haben! (Nein, ich will gewiss das Blutbad nicht verteidigen. Ich würd's lieber von vornherein gar nicht erst dazu kommen lassen, dass Polizei überhaupt jemals eingreifen muss...) Ok, letzte zwei gehen wieder in Richtung selbsterklärend.



    Hm ja, meine Meinung gesamt zum Werk, Du wirst es Dir denken können, ist durchwachsen.
    Die Struktur mit den ganzen allen einander sehr ähnlichen Ellipsen gefällt mir zunächst mal sehr gut. Sie ist wie sinnbildlich für den stets wiederkehrenden Horror, sowohl für den angehenden Amokläufer, der jeden Tag durch die Hölle gehen muss, als auch für die Masse der Leute, die immer wieder von diesen endgültigen Eskalationen überrumpelt wird und der dann tatsächlich auch, in den meisten Fällen, "die Worte fehlen" - oder zumindest die Sätze. ;) Zweifellos passend gewählt.
    Der Hauptkritikpunkt dann, wie schon vereinzelt gesagt, die Verwirrung mit der Perspektive, bzw. zweifelhafte Annahmen zu einer bestimmten Perspektive, je nachdem. Verschiedene Perspektiven sind definitiv möglich, aber die hätte ich dann versucht irgendwie klarer zu trennen. Wobei das jetzt womöglich auch wieder auf meine Interpretation zurückzuführen ist; vielleicht hast Du ja da tatsächlich eine feste Struktur vorgesehen. Hm, vielleicht magst Du mir ja privat die eine oder andere Sache erklären in dem Fall?



    Ich fürchte, der Bereich ist in letzter Zeit generell etwas inaktiv geworden. Teils gab es wochenlang keinen Beitrag. :(

  • Oh, das ist mal eine interessante Hintergrundgeschichte. Habt Ihr im Unterricht auch darüber geredet? Und wie waren so die gängigen Meinungen? Habt Ihr den einfach nur alle für einen hoffnungslosen Idioten gehalten oder kam auch mal jemand auf die Idee, den Fehler bei sich selbst und Mitschülern zu suchen? Ich habe noch nie etwas von einem Schulamoklauf gehört, der nicht auch durch das Zutun entsprechender Schüler schleichend verursacht worden ist.

    Wir wurden innerhalb von ca 10 Minuten grob über die Vorfälle aufgeklärt, der Schulsicherheitsbeauftragte kam in jede Klasse und hat einen kleinen Vortrag gehalten und einen Elternbrief verteilt. Darin stand, dass keine Gefährdung bestand, weil der Schüler ja festgenommen wurde und dass ansonsten natürlich der Unterricht ausgefallen wäre. Außerdem stand noch darin dass wir sofort die Polizei rufen sollen wenn wir eine Ankündigung von Gewalt sehen. Solche Alamierungen gäbe es allein in unsrem und dem Landkreis neben uns ca 1mal in der Woche und nur bei 1% davon werden Waffen oder Pläne gefunden. Ich hab heute erfahren, dass bei unserer Schule die Quote derer, die ohne Abschluss die Schule verlassen bei ca 25% liegt, was ich schon etwas krass finde. Wir haben ca 2000 Schüler an der Schule was einfach viel zu viel ist. Wir haben zu wenig Räumlichkeiten, zu wenige Lehrer und demzufolge zu große Klassen. Und wenn Schüler die Schule verlassen, ham die Lehrer halt etwas Stress weniger. Klingt hart, ist aber so. Und in so großen Klassen merkts auch keiner wenn jemand Probleme hat bzw kümmert sich eben niemand drum. Dazukommt, dass der Leistungsdruck echt sehr hoch ist, da wir MINT Schule sind und blabla immer muss was positives in den Zeitungen stehen wie gut wir Schüler doch sind undsoweiterundsofort. Als ich vor 2 Jahren meinen Probetag da hatte meinte ein seeeeehr netter Lehrer "Die von der Realschule nach der 10 zu uns kommen haben nix drauf, die sind nach nem halben jahr wieder weg". Aber sie schaffen es nicht was zu ändern. Stattdessen lassen sie die Schüler lieber noch mehr Klausuren schreiben. Wir schreiben momentan 2-3 Klausuren in der Woche und das schon seit 6-7 Wochen. Das ist natürlich ne Herausforderung und dann meinen so Leute wie Theater oder Religionslehrer, einem auch noch elend viel Hausaufgaben aufzugeben. Und wenn man dann am nächsten Tag ankommt und sagt, dass man bis um 1 in die Nacht dagesessen und für die Matheklausur gelernt hat und deshalb die 3 Seiten Text nicht auswendiglernen konnte, dann machen sie einem noch ne Szene. Aber hauptsache sie sind MINT Schule und musikalische Schule und was weiß ich was noch alles.

  • Als ich vor ein paar Wochen zum ersten Mal bei einem Poetryslam auf der Bühne stand, war ich vorher echt aufgeregt. Im Publikum saß meine frühere Deutschlehrerin, die großen Anteil daran hat, dass ich anfing meine Gedanken niederzuschreiben. Kurz bevor es losging bekam ich von ihr ein Enton-Kuscheltier als Glücksbringen^^ Da dachte ich, ich schreibe einfach mal ein paar Zeilen über dieses.. außergewöhnliche Pokemon. Ist nichts wirklich Tiefgründiges, aber es sollte ja auch eher ein kleines "Dankeschön" werden.









    Was Ihr seht


    Ihr seht in mir den Träumer,
    der schläft den ganzen Tag.
    Doch werd ich seit ich lebe
    von Kopfschmerzen geplagt.


    Ihr seht mich an und denket,
    ich sei ein bisschen lahm.
    Doch ich wars, der oft heimlich
    entscheidend Einfluss nahm.


    Du siehst mir in die Augen
    und denkst ich sehe dich.
    Doch blick ich in die Zukunft
    und du verspottest mich.


    Für Frau Streubel, 26.09.11

  • Hallo Lemon,
    ich meld mich mal auch wieder :3 Jetzt wollte ich eigentlich dein neustes Gedicht zu Enton kommentieren, aber dann hat mich der Titel dieses Gedichtes wie magisch angezogen. Ich verbinde ja so viel mit dem Wort „Stille“ und musste jetzt einfach dieses Gedicht vorziehen <3 Achja, ich freu mich grad richtig ^-^



    Klang der Stille
    Am Titel gibt es hier nichts auszusetzen. Mich hat er völlig in den Bann gezogen. Der Widerspruch der beiden Nomen erweckt Aufmerksamkeit (Klang, Stille) und lässt Spannung aufkommen, um was es denn nun geht. Am Schluss komme ich nochmal auf den Titel im Bezug zum Inhalt des Gedichtes zurück.


    Leise singt ein Regenschauer
    mir sein sternenklares Lied.
    Singt von Blumen, singt von Frieden,
    schweigt vom Sterben, schweigt vom Krieg.

    Es beginnt mit einem Wort, das man am ehsten mit der Stille in Verbindung setzt, „leise“. Jedoch ist es doch ein Laut, den der Regenschauer singt. Eine schöne Personifizierung, ich finde auch immer, dass Regen sich oft wie ein Musikstück anhört. Was allerdings interessant ist, ist dass man das Geräusch des Regens oft nur hört, wenn sonst kein Lärm herrscht, also Stille besteht. Deswegen findet sich der Titel, meiner Meinung nach, schon in der ersten Zeile wieder.
    Sehr interessant finde ich den zweiten Vers. Ich muss auch zugeben er bereitet mir bei der Interpretation Schwierigkeiten, obwohl ich doch ein scharfes Bild vor Augen habe bei der Formulierung. Tiefblauen, dunklen Himmel, kalte klare Luft und den Himmel, wie man ihn von ländlichen Gebieten aus sieht. Da hat man das Gefühl man überblickt das gesamte Sternenzelt, da keine Städte durch ihre Lichter stören. Deswegen habe ich ein Lied im Kopf, das sehr rein und wahrheitsgemäß ist. Nicht verschmutzt oder verblendet... Ich hoffe du kannst meinen Gedanken nachvollziehen.
    Es folgen zwei Verse mit einem schönen Parallelismus und zwei Antithesen. Ich mag hier den Parallelismus sehr gerne, weil es sich einfach wundervoll fliessend liest. Das passt wiederum super zu dem Regenschauer, der ja das Lied singt. Ansonsten haben wir einmal singen und schweigen in Verbindung zu anderen Gegensätzen. Die Blume, die man hier gerne mit Frühling und Neuanfang,somit „Leben“, gleichsetzen kann zum Sterben und natürlich der Frieden zum Krieg. Schweigen... das ist auch eine Form von Kommunizieren und oft eine mehr aussagekräftige sogar. Deswegen gefällt es mir hier sehr gut, dass gerade hier „geschwiegen“ wird, aber dadurch doch gleichzeitig davon erzählt. Und diese Dinge, um noch einmal auf meine Interpretation vom „reinen Lied“ zu kommen, sind gerade die , die man im Leben nicht leugnen kann. Die einzige Wahrheit auf dieser Welt. Wenn man noch etwas weitergeht, könnte man auch einen Chiasmus reininterpretieren. Die Blume, also das Leben, steht auch für den Krieg und das Sterben ist Frieden. Denn gerade im Leben haben wir zu kämpfen, während wir im Tod den Frieden erhoffen...


    Blätter von den Zweigen flüstern
    mir verbot'ne Worte zu,
    streiten über Tod und Leben,
    streiten über Leid und Ruh.

    Hier kommt wieder etwas, das man nur in der Stille hört. Die Blätter der Bäume. Auch ein sehr schönes Geräusch, wenn du mich fragst. Nachts, wenn es still auf der Straße ist und es regnet oder ein starker Wind blässt, dann sitz ich sehr gerne am Fenster und lausche dem Rauschen der Blätter. Es ist einfach lyrisch <3 Flüstern ist hier wieder ein Verb, das zwar „still“ ist, aber doch ein Geräusch. Diesmal sind es verbotene Wörter, die man hört. Ich frage mich, ob es einfach nur ein Synonym für das Lied davor ist. Wie oft war die Wahrheit in der Geschichte der Menschheit schon verboten... Aber selbst wenn wir nicht ins Historische ausschweifen, sondern bei allzu menschlichem bleiben, so sind die Themen wie Tod und Leben, Leid und Ruhe, auch eher etwas, worüber man schweigen sollte. Niemand will darüber reden, da es unangenehme Themen sind. Ja, auch nicht über das Leben, denn da schwingt der Tod auch automatisch mit...
    Wieder ein Parallelismus, aber diesmal sind die Gegensätze innerhalb eines Verses anzutreffen. Einen Chiasmus hätten wir auch wieder mit Tod und Ruh, sowie Leben und Leid. Wie ich vorher schon andeutete, bedeutet Leben für mich zu kämpfen und da gehört Leid nun mal dazu. Im Tode finden wir dagegen Frieden, also unsere ewige Ruhe.


    Schwache Stimmen eines Flusses
    dringen zögernd an mein Ohr,
    rufen deutlich meinen Namen,
    fesseln mich wie nichts zuvor.

    Ah, sehr schön. Wieder eine synonyme Formulierung für ein stilles Geräusch. „Mit schwacher Stimme eines Flusses“ ist auch etwas, das einen angenehmen Klang hat, für den man Stille braucht um ihn zu hören. Wobei ich diese „Stimmen“ schon fast als etwas furchteinflössendes sehe. Für mich klingt das fast nach den Stimmen von verstorbenen. Laut griechischer Mythologie gäbe es ja sogar einige Flüsse des Todes, die es zu überqueren galt, wenn man starb. Wenn man zum Beispiel aus dem Fluss Mnemosyne trinkt, so soll man allwissend werden. Wieso auch keine allwissenden toten Seelen, die einen zu erreichen versuchen? Ich denke an griechische Mythologie hast du jetzt nicht unbedingt gedacht, aber ich fand den Gedanken jetzt sehr interessant.
    So, diese Stimmen rufen das lyrische Ich, zumindest den Namen. Was sie wollen, wird nicht gesagt. Aber sie machen auf jeden Fall auf sich aufmerksam. Auf das lyrische Ich wirken sie auch sehr anziehend. Wenn ich jetzt bei meiner Wahrheit bleibe, bei dem reinen Lied, dann passt es auch wieder wunderbar. Der Mensch strebt danach mehr zu erfahren, die Wahrheit zu finden. Das hat uns schon vor Jahrtausenden angetrieben, daraus ist der Glaube entstanden, die Philosophen, die Wissenschaft. Selbst das Paradies haben wir laut Bibel dafür aufgegeben, weil Eva nach mehr gestrebt hat. Ach, ehe ich es vergesse. Das Verb „rufen“ steht jetzt etwas im Gegensatz zu den sonst eher ruhigen auditiven Verben. Verdeutlicht damit wohl aber diese Bestimmtheit, mit der der Name des lyrischen Ich gerufen wird.


    Leises Grollen aus den Wolken,
    faucht mit rauhem Ton mich an,
    mich zu schützen, mich zu warnen
    vor der Stille düstrem Klang.

    Und die letzte Strophe rundet ab indem sie mit dem gleichen Wort beginnt, wie die erste. Allerdings ist es jetzt fast schon etwas bösartig zu empfinden...ein „Grollen“. Das bessert sich auch nicht im zweiten Vers, wo „rau“ und „fauchen“ kombiniert werden. Das Rufen von der Strophe davor hat sich also gesteigert. Und die letzten beiden Verse machen auch deutlich warum das so ist. Ein Warnruf vor der Stille, vor ihrem düsteren Klang. Der letzte Vers stellt auch einen Bezug zum Titel her, denn hier kommt wieder der Klang der Stille vor. Interessant find ich diese Strophe, weil sie mir irgendwie im Kontrast zu den anderen steht. Es wirkt auf mich, als ob alles davor einen ins Verderben locken wollte und hier kommt plötzlich ein heftiger Gegendwind, der warnt. Andererseits waren es immer Elemente der Natur, die du gebraucht hast (Regenschauer, Blätter, Fluss, Wolken), also kein Ausreißer hier. Der Ursprung des Rufes/Gesanges/Geräusches ist immer der gleiche. Damit beantworte ich es mir vielleicht aber auch gerade selber. Die Dinge, die Geräusche herstellen, die warnen das lyrische Ich auch vor der Stille, wo sie nicht mehr existieren. Vielleicht wird gefürchtet, dass das lyrische Ich sich in die Stille zurückziehen könnte, weil das Lied, die verbotenen Worte für ihn zu viel werden. Er möchte sich oftmals damit nicht auseinandersetzen, wie bereits erwähnt. Leben und Tod, Krieg und Frieden, Leiden und Ruhe... es ist einfacher nicht darüber nachzudenken. Doch was ist das für ein Leben, wenn wir uns von all dem zurückziehen und uns der Stille hingeben? Leben wir dann noch?


    Ich bin ziemlich ins philosophische mit meiner Interpretation gegangen, aber wie gesagt, das Wort „Stille“ löst in mir unglaublich viele Assoziationen aus. Auch wenn ich sie eher im positiven Bereich sehe. Nichtsdestotrotz hat mir dieses Gedicht sehr gefallen, vor allem da es auch sehr naturverbunden in der Wortwahl war. Ich finde die Natur bietet immer so viele unglaubliche Metaphern und Symbole. Hat wirklich Spaß gemacht sich dazu Gedanken zu machen :3


    Mal schauen, vielleicht widme ich mich demnächst dem EntonGedicht. Finde das so süß und passend <3


    .: Atropaia :.

  • Huhu :) Wünsche euch allen ein frohes neues Jahr. Als ich an Weihnachten meine Gedichte sammelte (Hab meiner Oma eine Art "Gedichtheft" von mir geschenkt) fand ich dieses Gedicht. Es ist schon etwas älter, aber hier wurde es noch nicht veröffentlicht. Es geht um.. Gewalt, Hass und missbrauchtes Vertrauen. Also quasi um das Leben ;) Ich würde mich sehr über Kritik freuen.


    Asphalt


    Geschlagen liegst du da wie ein Wurm.
    Unter dir brennt der kalte Asphalt,
    zitterst am ganzen, leblosen Körper,
    schließt langsam die Augen und wartest.


    Man gab ihnen Ohren um hören,
    doch sie missverstanden.


    Du schaust noch einmal auf,
    tapfer blickst du ihnen mitten ins Gesicht.
    Dieselben Augen, denen du einst vertraut hast,
    blitzen nun hasserfüllt.


    Man gab ihnen Augen zu sehen,
    doch sie verurteilten.


    Du flehst sie an um Erbarmen,
    erbärmliches Wimmern im Lärm dieser Welt.
    Doch du weißt genau was passieren wird, du kennst es.
    Der nächste Schlag wird nicht danebengehen.

    Man gab ihnen Hände zu helfen,
    doch sie schlugen.


    Ein letztes Mal denkst du zurück an alte Tage,
    schwörst dir nie wieder einem Menschen zu trauen,
    weder zu lieben noch zu hoffen,
    falls für dich ein neuer Tag beginnt.


    Man gab dir ein Herz, das dich zu einem Menschen macht.
    Zu einem gebrochenen Menschen.


    Julia, 16.06.11