Wie strukturiert man?

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  • Dieses Topic behandelt die Struktur eines Textes. "Struktur" bezieht sich hierbei sowohl auf die Struktur einzelner Sätze als auch auf die des Textes als Ganzes.


    Wozu ist eine ordentliche Struktur überhaupt gut?


    Gut strukturierte Texte lassen sich nicht nur viel leichter lesen, auch für den Autor ist es so viel einfacher, Fehler zu vermeiden oder im Nachhinein zu erkennen, da man beim Probelesen weniger häufig den Faden verliert oder in der Zeile verrutscht. Große Textblöcke überanstrengen den Leser außerdem, daher sollte man regelmäßig Absätze machen, an denen das Auge quasi "innehalten" kann, wodurch man nicht so leicht ermüdet. Zusätzlich erreicht man ein besseres Verständnis für den Leser, da ein Absatz (mit Leerzeile) wie ein Signal wirkt, sich auf etwas Neues einzustellen.
    Natürlich aber sollte man die Absätze nicht wahllos setzen, sondern nur an den passenden Stellen. Mehr dazu weiter unten.


    Wie strukturiert man denn nun richtig?


    1. Absätze und Zeilenumbrüche


    Bleiben wir gleich bei den Absätzen bzw. Zeilenumbrüchen. Beide haben die gleiche Funktion, nämlich mehr Übersichtlichkeit in den Text zu bringen. Der Unterschied ist, dass beim Zeilenumbruch nur eine neue Zeile begonnen wird, während beim Absatz zusätzlich eine Leerzeile zwischen den Textblöcken gelassen wird.
    Kommen wir zu den verschiedenen Situationen, an denen ein Absatz bzw. Zeilenumbruch hingehört:


    Sprecherwechsel
    Ergreift eine andere Person als der bisherige Sprecher das Wort, so macht man einen Zeilenumbruch, damit deutlich wird, dass jetzt jemand anderes spricht.
    Beispiel 1:
    "Was sollen wir denn jetzt machen?", fragte Alina verzweifelt.
    "Wir müssen sie aufhalten!"

    Ohne den Zeilenumbruch würde es scheinen, als hätte Alina die Frage selbst beantwortet. Eigentlich aber hat eine andere Person den nächsten Satz ausgesprochen. Durch einen Zeilenumbruch beim Sprecherwechsel spart man sich auch, jedes Mal so wie im ersten Satz mit anzugeben, wer gesprochen hat.


    Allerdings muss nicht zwingend jedes Mal ein Zeilenumbruch gemacht werden, wer möchte, kann den Sprecherwechsel auch durch einen Gedankenstrich darstellen, was ebenso korrekt ist.
    Beispiel 2:
    "Was sollen wir denn jetzt machen?" - "Wir müssen sie aufhalten!"


    Ortswechsel
    Wenn der Ort des Geschehens verlegt wird, weil z.B. gezeigt werden soll, was gleichzeitig an anderer Stelle passiert, muss unbedingt ein Absatz gesetzt werden. Ein Zeilenumbruch reicht hier nicht mehr, da man als Leser dann immer noch das Gefühl hätte, dass sich nichts verändert hat, was unweigerlich zu Verwirrung führen würde.
    Beispiel:
    Die Gruppe suchte sich einen geeigneten Rastplatz, wo sie ein Picknick machen würden.
    <<Absatz>>
    Unterdessen suchten Tamara und Daniel weiter im Wald nach ihrem verschollenen Freund. [...]

    Ohne den Absatz könnte man denken, die beiden Charaktere würden sich in der Nähe der restlichen Gruppe befinden. Stattdessen soll aber zum Ausdruck kommen, dass sie gerade an einer ganz anderen Stelle sind.


    Zeitsprung
    Natürlich kann man nicht andauernd den kompletten Tagesablauf eines Charakters beschreiben, deshalb wird jeder früher oder später kleinere oder größere Zeitsprünge machen. Bei einem kleinen Zeitsprung (Minuten, wenige Stunden) kann man einen Zeilenumbruch machen, muss aber nicht zwingend, wenn dadurch keine Verständnisprobleme enstehen. Bei größeren Zeitsprüngen (und dabei ist es egal, ob es sich um Stunden, Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre handelt) sollte ein Absatz gemacht werden.
    Beispiel 1:
    Anschließend machten sie sich auf den Weg. [hier sollte normalerweise eine Beschreibung erfolgen] Schon nach einer Stunde waren sie völlig fertig, da die Hitze ihnen alles abverlangte.

    Hier ist kein Zeilenumbruch nötig, weil die Zeitangabe schon am Anfang des Satzes steht und man somit gleich Bescheid weiß. In dem selteneren Fall, dass die Zeitangabe erst ganz zum Schluss kommt, oder sogar weggelassen wird, sollte man mit einer neuen Zeile beginnen.
    Beispiel 2:
    Nachdenklich blickte sie in den Sonnenuntergang. Würde ihr Leben jemals wieder dasselbe sein?
    <<Absatz>>
    Am nächsten Morgen war keine Zeit mehr für sorgenvolle Gedanken. Ihre neue Arbeit nahm all ihre Aufmerksamkeit in Anspruch.

    Hier sieht ein Absatz einfach besser aus als ein Fließtext. Außerdem wird dadurch der vorherige Tag zu einem Abschluss gebracht, und der Leser kann den letzten Satz noch ein wenig auf sich wirken lassen, bevor er wieder ins Geschehen geworfen wird.


    Rückblende/Flashback
    Fällt eine Handlung komplett aus dem Geschehen, weil sie sich zu einem ganz anderen Zeitpunkt ereignet hat (oder auch auf einer anderen Ebene stattfindet, z.B. in einem Traum), muss auf jeden Fall vor und nach diesem Abschnitt ein Absatz gemacht werden. Dadurch weiß der Leser dann, dass die geschilderte Handlung nichts mit der vorhergehenden mehr zu tun hat, sondern etwas ganz anderes berichtet wird. Zusätzlich kann man die aus dem Rahmen fallende Handlung auch noch kursiv setzen. Hinweise wie "Flashback beginnt" etc. sind dann unnötig.


    Beginn einer neuen Handlung
    Soll hervorgehoben werden, dass ein Handlungsstrang nun sein Ende gefunden hat und ein neuer beginnt, so kann man einen Zeilenumbruch setzen. Gleiches gilt, wenn es nach einer detaillierten Beschreibung wieder weitergehen soll.
    Beispiel:
    Ich warf einen Blick nach draußen. Dunkle Wolken waren aufgezogen und verdeckten das Licht der Sterne. Nur der Halbmond tauchte hin und wieder vor den Wolkenfetzen auf und warf ein blasses Licht auf den Vorgarten und die kahlen Bäume, deren Äste wie knochige Finger in den Himmel ragten.
    Schaudernd wandte ich mich ab. [...]


    Perspektivwechsel
    Wenn aus der Sicht von mehreren Charakteren geschrieben wird, findet immer wieder ein Perspektivwechsel zwischen ihnen statt. Befinden sich beide Personen am gleichen Ort und soll abwechselnd gezeigt werden, wie sie empfinden, genügt ein einfacher Zeilenumbruch. Sind die Charaktere dagegen an verschiedenen Orten, sollte zusätzlich eine Leerzeile gelassen werden (siehe auch "Ortswechsel").
    Beispiel:
    Katja sah sich nervös in dem kleinen Raum um, der unverändert vor ihr lag. Nichts wies darauf hin, dass sich in ihrer Abwesenheit etwas verändert hätte. Warum also wurde sie dann das Gefühl nicht los, nicht allein zu sein?
    Cedric beobachtete das braunhaarige Mädchen aus den Augenwinkeln. Nur noch einen Schritt weiter, dann könnte nicht einmal Adrian ihr noch helfen. Zu seinem Verdruss klingelte es in diesem Moment an der Tür und sie lief davon, um zu öffnen. [...]

    Perpektivwechsel können durch einen Hinweis kenntlich gemacht werden, müssen aber nicht. Besonders bei dicht aufeinander folgenden, schnellen Wechseln (so wie im Beispiel) würde ein Hinweis nur stören. Bei größeren Abschnitten dagegen kann er durchaus zum besseren Verständnis beitragen. Entscheidet man sich für den Hinweis sollte dieser lediglich aus dem Namen der Figur, aus deren Perspektive nun erzählt wird, bestehen - Kommentare wie "Ashs Sicht" etc. sind unnötig!


    Hervorhebung eines besonderen Ereignisses oder eines einzelnen Gedankens
    Soll ein Satz besonders hervorgehoben werden, weil er wichtig für die Story ist oder die Atmosphäre der Situation verstärken soll (oder auch weil er eine besondere Erkenntnis der Hauptfigur beinhaltet), kann ebenfalls ein Zeilenumbruch hilfreich sein.
    Beispiel:
    Sie wandte sich auf dem Absatz um und stürzte davon. Warum war ihr das nicht früher aufgefallen? Hoffentlich schaffte sie es noch rechtzeitig, sonst wäre alles zu spät.
    Er würde sie alle töten.


    2. Häufigkeit der Absätze/Zeilenumbrüche im Bezug auf die Textlänge


    Für die Struktur eines Textes ist es nicht nur wichtig, die Absätze/Zeilenumbrüche an der richtigen Stelle zu setzen, auch deren Häufigkeit trägt entscheidend zu einem ansprechenden Äußeren der Kapitel bei. Werden zu wenige gemacht, findet der Leser sich bald vor einer Textwand wieder, die nicht mehr so angenehm zu lesen ist. Sind es zu viele, wirkt der Text aber zerstückelt und unzusammenhängend, wie bei einer Aufzählung. Was also tun, damit keines der beiden Szenarien eintritt?


    a) zu wenige Absätze/Zeilenumbrüche
    Wenn man nach den oben erklärten Regeln immer wieder Absätze macht, tritt dieses Problem eher selten auf. Hat man trotzdem das Gefühl, dass der Text viel zu lange ununterbrochen läuft und das Thema zu allem Überfluss auch noch nicht besonders spannend ist, kann man z.B. "künstliche Pausen" erzeugen, indem man eine Beschreibung in die Handlung einschiebt, oder den Erzähler über irgendetwas genauer nachdenken lässt oder seine Gefühle bezüglich der Situation schildert. Schon ist die "Wand" wieder etwas aufgelockert und als kleinen Nebeneffekt hat man der Story auch noch ein paar neue Gedanken hinzugefügt, die das Lesen interessanter machen.


    b) zu viele Absätze/Zeilenumbrüche
    Dieses Problem tritt wesentlich häufiger auf. Gerade wenn sich Beschreibungen, Handlung und Dialoge häufig abwechseln, kann es schnell passieren, dass plötzlich nach jedem zweiten Satz ein Zeilenumbruch kommt. Das sieht auf jeden Fall unschön aus, und außerdem wird dadurch verhindert, dass ein "Lesefluss" entstehen kann - stattdessen wirkt die Story holprig und abgehackt. Eine einfache Lösung ist, Beschreibungen einfach zu verlängern, Einzelhandlungen zusammenzulegen (anstatt nach jeder eine neue Zeile zu beginnen), Gedanken miteinander zu verbinden oder - bei Dialogen - z.B. stärker auf die Gefühle, Tonlage, oder eventuelle Hintergedanken der Sprecher einzugehen. Interessant zu wissen ist hierzu noch, dass zu Beginn eines Dialogs keine neue Zeile begonnen werden muss, ebenso wie Gedanken und Gefühle derselben Person unmittelbar vor, zwischen und nach der direkten Rede beschrieben werden können, solange kein Sprecherwechsel erfolgt!


    3. Struktur innerhalb eines Satzes


    Zur Struktur innerhalb von Sätzen bleibt nur zu sagen, dass man es mit Schachtelsätzen nicht übertreiben sollte. Nichts gegen lange Sätze, aber spätestens beim dritten Nebensatz sollte man sich wirklich überlegen, ob man nicht besser einen Punkt setzt und danach einen neuen Satz beginnt.
    Ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte:
    Nachdem ihre Freundin den Raum verlassen hatte, stand Selina auf, zögere kurz, bevor sie an den Tisch ging, nach dem Brief griff, der in einem lavendelfarbenen Kuvert steckte und mit einer dunkelvioletten Schleife verziert war, welche sich in ihren Händen wie Samt anfühlte, und ihn nachdenklich in den Händen drehte, überlegend, ob sie ihre Freundin, die absolut ahnungslos war, wirklich hintergehen und ihn öffnen sollte.


    Und so sieht es aus, wenn man den Satz entwirrt hat:
    Nachdem ihre Freundin den Raum verlassen hatte, stand Selina auf. Sie zögere kurz, bevor sie an den Tisch ging und nach dem Brief griff, der in einem lavendelfarbenen Kuvert steckte und mit einer dunkelvioletten Schleife verziert war, welche sich in ihren Händen wie Samt anfühlte. Nachdenklich drehte sie ihn in den Händen, überlegend, ob sie ihre ahnungslose Freundin wirklich hintergehen und ihn öffnen sollte.


    Die untere Version ist wesentlich verständlicher geschrieben, da man sich hierbei immerhin noch an den Satzanfang erinnern kann, wenn man am Punkt angelangt ist. Bei der oberen Version ist das nicht mehr möglich.


    Noch Fragen?


    Sollten noch Fragen offen sein, könnt ihr diese hier selbstverständlich stellen.



    Das Fanfiction-Komitee