So, ich dachte, ich önnte hier eigentlich auch mal einen Thread zu dem Thema aufmachen, weil ich es immer noch als eine der schlimmsten Sachen überhaupt empfinde *hüstel*
Executive Meddling.
Zur Erklärung kopiere ich jetzt einfach mal ganz frei einen Text aus meinem Weblog hierher.
Ich hatte überlegt, wo ich es posten soll... Weil es zu Anime genau so passt. Aber ich denke da es halt allgemein in den Medien vorkommt, ist es hier am besten aufgehoben.
ZitatAlles anzeigenIch will schon wieder ranten, beziehungsweise euch auf eine Kleinigkeit einmal aufmerksam zu machen, was viele nicht wissen oder halt einfach (versuchen zu) ignorieren.
Eigentlich mein Lieblingsrantingthema, wie Leute, die mich im Reallife kennen, ja eigentlich auch wissen.
Das Thema, wie ihr schon im Titel lesen könnt, Executive Meddling oder auf Hochdeutsch Produzenten Einmischung.
Dieses Thema trifft so ziemlich auf alle „erzählenden“ Medien zu. Egal ob es ein Spiel ist, eine Serie, ein Film oder eine große Comicserie. Ja, sogar bei manchen Büchern ist das Thema zum Konflikt geworden.
Ich werde jetzt aber vorrangig mal über Filme und Serien reden, weil ich mich damit am besten auskenne.
Wir wissen ja alle: Bei so einem Film oder einer Serie sind eine Menge Leute beteiligt.
Da haben wir einen oder mehrere Autoren. Einen oder mehrere Regisseure. Einen Komponisten für Soundtrack. Leute die Schneiden. Schauspieler oder Synchronsprecher. Leute die Effekte oder Animationen machen. Und und und.
Und natürlich den Produzenten (wenn nicht sogar mehrere davon).
So ein Produzent hat eigentlich eine Menge Verantwortung. Er muss so ein Projekt erst mal Rechtlich absichern, er ist ein Manager, der die anderen Leute koordinieren muss, er muss Sponsoren finden, mit diesen die Bedingungen fürs Sponsoring mit aushandeln und das Geld verwalten. Er ist in vielerlei Hinsicht für den Film verantwortlich: Wirtschaftlich, finanziell und rechtlich.
Sprich: Es ist klar, dass er ein Interesse daran hat, dass der Film „gut“ wird und vor allem sich gut verkauft.
Also ja, man kann verstehen, wenn sich diese Produzenten mal ab und an einmischen...
Doch da gibt es ein Problem: Viele Produzenten wissen das Maß von diesem nicht und halten, nicht selten, sich für toller, als sie eigentlich sind.
Guillermo del Toro sagte mal sinngemäß: „Ein guter Produzent ist für den Regisseur da, wenn dieser ihn braucht, und zieht sich zurück, wenn er nicht gebraucht wird.“
Und genau das ist das Problem: Die wenigsten Produzenten merken nicht, wann sie nicht gebraucht werden. Denn viele scheinen zu glauben: Was? So ein Regisseur, der das Jahrelang gelernt hat? Ein Screenwriter, der zwanzig Jahre Erfahrung hat? Pah, aber das kann sich doch nicht mit mir, dem Produzenten, der irgendwann mal Finanzmarketing gelernt hat, messen!
Natürlich sei dazu gesagt, dass ab und an auch die Sponsoren dem Produzenten im Rücken setzen, dass er doch bitte mehr auf das Product Placement achten soll und dergleichen... Aber viele, viele Produzenten machen ihren Scheiß auch ohne Sponsoren.
Damit ihr wisst, wovon ich rede, ein paar sehr anschauliche Beispiele:
Allen voran möchte ich hier die schon lang anhaltende Zusammenarbeit von Toei und Bandai nennen.
Ihr wisst schon: Digimon, Pretty Cure, DoReMi usw.
Diese haben vorrangig einen Zweck: Werbung. Werbung für die Merchandiseprodukte, die es von Bandai so zur Serie gibt.
Sieht dann so aus:
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Sprich: Regie und auch Autoren der Serien müssen schon drauf achten, dass sie bei diesen Serien schön brav und in aller Ausführlichkeit Product Placement betreiben.
Und um das sicher zu stellen, dürfen sie sich gleich mit drei Produzenten rumschlagen:
Zum ersten den Toei-Produzenten, ist ja klar, dieser ist vorrangig wirklich der Produzent, der vorrangig organisiert. Dann den Produzenten vom Fernsehsender, der meist aber nur darauf achtet, dass nichts rechtlich anstreitbares drin vorkommt. Und zuletzt der Bandaiproduzent,der dafür sorgt, dass auch schön viel Werbung reinkommt.
Mit diesem Produzenten gibt es, gegenüber den anderen beiden, allerdings ein Problem: Sie habe selten bis nie eine Ausbildung, die irgendwas in Richtung Animation oder auch nur Film zu tun haben. Ihre Ausbildungen gehen normal in Richtung Wirtschaft und Management und das führt dazu, dass sie, ihr ahnt es, null Ahnung haben, wovon sie reden, aber, weil Bandai der Hauptfinanzierer ist, am meisten zu sagen haben.
Und darunter hat schon mehr als eine Serie gelitten.
Am meisten bekannt sind mir natürlich die Fälle, mit unserer lieben Frau Hiromi Seki.
Die Dame war Produzentin bei Digimon Adventure, 02, Tamers, Frontier, bei Heartcatch Pretty Cure und Suite Pretty Cure und war teilweise an den Planungen zu der dritten und vierten DoReMi Staffel mit beteiligt.
Ich behaupte immer noch, dass sie die letzte Person ist, die irgendwo mit Kinderfilmen oder Kinderserien involviert sein dürfte, weil ihre Prinzipielle Einstellung gegenüber Kindern, lässt sich zusammen fassen mit: „Kinder sind dumm und kapieren nichts und werden mit nichts fertig, lassen sich aber superduper leicht beeinflussen!“
Und so ging das Spielchen los. Weil die Autoren selbst, die haben ja eh nichts zu sagen.
Adventure. Autor war so für fünf, sechs Kinder. Seki: „Ne, müssen sieben sein!“ Dann kam der erste Film zwei Tage vor der Serie raus. „Wobei, wo Hikari so beliebt ist, machen wir doch acht raus!“ (Einigen Leuten wird aufgefallen sein, dass innerhalb der ersten paar Folgen bei der Legende der „Digiritter“ immer nur von „sieben auserwählten Kindern“ die Rede ist. Das ist der Grund.)
Noch härter sah es dann bei Zero Two aus, wo sie ohnehin schon sehr viel Uneinigkeit zwischen den Autoren hatten. Aber ihr könnt drauf wetten: Hatten sich die Autoren auf einen Kompromiss geeinigt: Hiromi Seki war dagegen. Allein wegen dem Prinzip und so. Weitere Ausflüge in Kens unschöne Vergangenheit? Zu düster, dagegen. Das Arc über das Meer der Dunkelheit? Die armen Kinder bekommen doch Angst! Demon und seine Armee wüten in der realen Welt? Zu düster, natürlich. Dafür wollen, laut Hiromi Seki, Kinder am liebsten Stereotypen und viele, dumme Witze. Denn Kinder lachen gern und für intelligente Witze sind sie ja zu dumm, laut Hiromi Seki.
Gut, Konaka hatte vor der Frau bei Tamers dann etwas Ruhe. Aus zwei Gründen. Grund 1: Er war (und ist) Chiaki J. Konaka, jemand der nen Namen hat. Grund 2: Er ist nicht auf den Kopf gefallen. Dadurch dass er sich bewusst für das Product Placement mit den Karten entschieden hat, war Bandai verdammt happy und hat ihn ein wenig geschützt.
Ganz geholfen hat das aber nicht ganz. Denn da gab es ja noch dieses kleine „Verständigungsproblem“... Sowas auch. Denn natürlich gab es trotzdem einzelne Vorgaben von Bandai. Eine davon lautete „Ryo Akiyama aus den Wonderswan Spielen soll ein Cameo haben.“ Was von Seki aber dann bei Konaka ankam war folgendes: „Ryo Akiyama aus den Wonderswan Spielen soll auch ein Hauptcharakter sein.“ Tja, was bei stiller Post so alles rauskommen kann -.-“
Und auch wenn ich jetzt bei Pretty Cure weniger über die Produktion als solche weiß, so ahne ich doch, dass vor allem am „Fail“, der sich da „Heartcatch Pretty Cure“ nannte und der damit verbundenen Verniedlichung und Vereinfachung von Problemen vorrangig Seki Schuld war. Weil eigentlich Yamada weniger der Typ des „Wir wedeln mit dem Zauberstab und Probleme lösen sich in Luft auf“-Schemas ist.
Dazu sei noch erwähnt, dass von dem, was man so hört es allerdings bei Digimon Savers noch arger zuging, was die Vorgaben anging, obwohl hier Seki gar nicht ihre Finger im Spiel hatte.
Denn hier ging es offenbar so: „Was, du (Autor) willst hier Charakterfolgen machen? Sowas interessiert unsere Zielgruppe ja nicht! Die wollen doch Action! Jetzt los, streich' mal schnell die Charakterfolgen und schreib stattdessen irgendwas, wo sie sich ordentlich auf die Köppe hauen!“
Seltsamer Weise, man, was ein versehen, lud, also so wirklich, ganz aus versehen, der Autor dann superversehentlich die originalen Episodenkonzepte im Internet hoch (auch wenn sie von dort recht schnell gelöscht wurden) *hüstel* Aber wirklich: Reines Versehen und keine böse Absicht.
Wobei auch der Digimon-Gegenspieler, ihr wisst schon, die kleinen putzigen Taschenmonsterchen, in der Animeproduktion nicht ganz vom Executive Meddling verschont blieben.
Das weiß denk ich jeder, der Takeshi Shudos Weblogeinträge zu dem Thema gelesen hat. Denn auch da gab es ähnliche Einstellungen gegenüber dem Thema „Wir machen eine Serie für Kinder“. Besonders gelacht oder eher geweint habe ich persönlich ja über folgenden Satz:Und auch später haben wir hier öfter das Problem gehabt, dass sich die Produzenten, in diesem Fall Nintendo, immer schön eingemischt haben.
Dies mag dem ein oder anderen aufmerksamen Zuschauer vielleicht am überhetzten Ende von der DP-Saga aufgefallen sein. Dieses resultierte schlicht und ergreifend daraus, dass Nintendo drauf bestand, dass der BW Anime Punktgenau mit dem Release der BW-Spiele herauskam -.-“
Doch natürlich haben wir solche Fälle auch in der Filmbranche. Immerhin ist genau das ein Grund, warum einige Regisseure lieber Low Budget Independent Productions machen, als high grossing, high budget projects. Independent heißt, du bist dein eigener Produzent.
Die schönsten Beispiele zeigten sich allgemein jetzt, nachdem James Camerons Avatar so ein Renner war. Auf einmal waren sämtliche Produzenten Hollywoods der Meinung das ihr gerade sich in der Produktion befindlicher Film UNBEDINGT 3D brauchte. Scheiß egal, dass die Autoren sagten, dass sie sich das so nicht gedacht hatten. Scheiß egal, dass der Regisseur und der Chef der Kameraführung sagten, dass es allein so nicht gehen und scheiße aussehen würde. Nein, der Film brauchte 3D! Nachbearbeitetes 3D. Aber 3D! Unbedingt.
War für Jerry Bruckheimer ganz offenbar sogar ein Grund Verbinski (der FdK4 nicht in 3D machen wollte) zu feuern. Wobei Bruckheimer ja allgemein zu meiner Lieblingssorte von Produzenten gehört: Nichts in die Richtung gelernt, nicht mal in Richtung Finanzen oder ähnliches, was den Job passend machen würde, ne, hat sich einfach mal Gedacht „Ich will jetzt Filme machen“ und hatte zufällig Geld dafür. Und wenn man ihn fragt, was einen guten Film ausmacht, dann wird die Antwort lauten: „Na, dass die Special Effects toll sind natürlich!“
Wobei ein weiteres wunderbares Beispiel, das mir einfällt, ist, wie George Lucas, wenn er mal Produzent ist, mit seinen Leuten rumspringt. Wohlgemerkt George Lucas, der irgendwann, als er in den 70ern selbst mal anfing, so dafür gekämpft hat, dass sich Produzenten nicht mehr als nötig in die Filme einmischen 1833571735120385_>.<_0 Nein, George Lucas mischt sich sowieso in alles andere auch mit ein. Inklusive der Bücher zu Star Wars, was er ja auch darf, weil ist ja sein Franchise... (Scheiß egal, dass andere wesentlich mehr Zeit und Mühe hinein investiert haben als er.)
Und genau so betroffen sind immer wieder westliche Serien und Filme.
Hier ist eine der häufigsten Formen des Meddlings, dass eine Serie, die wunderbare Einschaltquoten hat, auf einmal „abgebrochen“ wird. Warum? Na, weil die Statistik sagt, dass die Einschaltquoten meist nach so und so vielen Folgen sinken. Also lassen wir es erst gar nicht dazu kommen, sondern brechen die Serie schon mal vorsorglich ab. Gerade bei Kinderserien sehr beliebt.
Wobei auch hier (wie aber auch bei diversen Anime/Manga) es ebenfalls beliebt ist, das ganze mit etwas Sexismus zu würzen. Das fängt damit an, dass Weiber erst mal Brustimplantate bekommen und Figuren, die eigentlich mal B-Cubs hatten auf einmal G-Cubs bekommen, toughe Jobs durch eher „angemessene weibliche Berufe“ ersetzt werden und dergleichen.
Und es gibt natürlich auch vieles anderes. Klasse auch immer wieder, wenn Charaktere, die für die Handlung eigentlich wichtig sind, rausgeschrieben werden, weil sie weniger beliebt sind.
Und, das kennen wir ja zum Beispiel auch aus der US-Fassung von Digimon und Yu-Gi-Oh, wenn gerade mal wieder ein Produzent auf dem Egotripp ist und deswegen ein Charakter oder etwas anderes nach ihm benannt werden muss...
[Blockierte Grafik: http://img.photobucket.com/albums/v481/kaen_kazui/ExeMedd2.jpg]
Nun werden sich einige allgemein Fragen: Sag mal, gibt es keine besseren Themen, worüber du dich aufregen kannst?
Darauf kann ich nur sagen: Nun, gibt es sicher.
Aber ich finde es schlicht und ergreifend schlimm, dass Autoren und Regisseure nicht das machen dürfen, wofür sie bezahlt werden, und teilweise dabei dann auch noch wie Dreck behandelt werden. Und da ist es mir scheiß egal, ob sie selbst die Ur-Idee für die Serie oder den Film oder das Buch hatten, an dem sie arbeiten, oder ob sie mit der Arbeit daran beauftragt wurden (sprich, so fälle wie Digimon, Pokémon oder auch Fluch der Karibik, wo es eben ein vorgeschriebenes Thema gibt). Sie sind die Autoren/Regisseure. Sie sind die Fachleute für ihr Thema.
Und nein, ich sag damit nicht, dass jede Änderung der Produzenten zum schlechten sind, wenngleich ich behaupte, dass es in den meisten Fällen, zumindest dann, wenn die Produzenten nicht vom Thema sind, der Fall ist. Worum es mir geht, ist das Meddling selbst. Also das: „Ich bin Produzent, ich darf das entscheiden, sei ruhig, blöder Autor/Regisseur!“
Und ich mein, ich weiß von genug Serien (hier seien auch mal die Anime der eher kleinen Studios genannt) und Filmen, wo es auch anders ging.
Wo der Produzent sagen konnte: „Leute, ich habe eure Vorschläge gesehen/gelesen, aber ich muss sagen, an der Stelle XY da stört mich dies und jenes. Warum habt ihr das so gemacht? Gab es da einen speziellen Grund. Oder können wir das vielleicht irgendwie ändern?“ Und dann wurde einfach ausdiskutiert, in einem manierlichen Ton, was man vielleicht daran machen kann.
Wo es ganz offenbar so war, war zum Beispiel bei Kung Fu Panda 2. Da sind Regisseurin und Produzentin offenbar super miteinander ausgekommen.
Wieso können sich andere daran kein Beispiel nehmen?
So würden auch keine Autoren und Regisseure auf Projekte zurückschauen, in die sie eigentlich Herzblut gesteckt haben, und anfangen Gift und Galle zu spucken, weil das erste, was ihnen in der Verbindung einfällt, ist, dass sie um jede Kleinigkeit kämpfen mussten, wenn sie sich überhaupt durchsetzen konnten...
Und wer sich hier über den Eintrag beschweren will, vorrangig in dem Maßstab „So ist das halt in der Arbeitswelt“... Der soll sich mal fragen, wie er sich fühlen würde, wenn er eine Geschichte schreibt oder zeichnet und dann jemand ankommt und ihm die Hälfte abändert, weil es halt nicht gut genug sei oder sich nicht verkaufen ließe... Und sowieso: Weil derjenige es darf.
Was haltet ihr von solchen Einmischungen?
Hat eurer Meinung nach ein einfacher Produzent das Recht sich so in den Kreativen Prozess einzumischen?
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