Wie Wasser und Eis

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“

  • (Quelle: deviantart.com)


    ~Mizu to kōri no yōna~
    水と氷のような


    Herzlich willkommen zu meiner zweiten FS hier im Bisaboard! Ich habe es einfach nicht lassen können, weiter zu schreiben... und ich hoffe, dass ihr beim Lesen genau so viel Spaß habt, wie ich beim Schreiben. Die Aufteilung meines Startposts sieht wie folgt aus:


    1. Name der FS
    2. Beschreibung
    3. Widmung
    4. Copyright
    5. Rückblick
    6. Charakterbeschreibungen
    7. Was bisher geschah
    8. Prolog



    Wie Wasser und Eis


    Maria Jou, die manche von euch aus Depth Pearl kennen, ist nun seit einem Jahr mit Lee Yule zusammen, sie bereisen zusammen die Sinnoh-Region. Doch es läuft nicht annähernd so unproblematisch, wie sie es gern hätte, die beiden größten Verbrecherteams aus Sinnoh haben sich zusammengetan, um einen teuflischen Plan auszuführen, der- entgegen ihrer Hoffnungen- der internationalen Polizei nicht verborgen geblieben ist. Nun wollen die Agenten der Polizei die stärksten Trainer der Region um Hilfe bitten, um den Plan zu durchkreuzen, doch es stellt sich als verdammt schwierig heraus, und zu allem Überfluss taucht auch noch Lees Schwester auf... mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Neue Freunde und Feinde warten auf Maria, neue Herausforderungen muss sie bewältigen, und dabei sitzt ihr auch noch die Zeit im Nacken. Große Spannung, große Gefühle- wird sich alles zum Guten wenden?
    Eine kleine "Warnung", die ich, wie ich glaube, hinzufügen muss. An manchen Stellen kann es zu für Kinder unangemessenen Stellen kommen (etwa Explosionen, bei denen Personen zu Schaden kommen), darum stellt bitte sicher, dass ihr das korrekte Alter für sowas erreicht habt, ehe ihr diese Story lest.



    Widmung


    Da 2012 für mich ein neues "Kapitel" beginnt, denke ich, es ist angebracht, diese Story jemandem zu widmen, der mir dabei echt zur Seite gestanden hat. ~Mizu~, ich denke, das ist nur passend, wenn ich dir die Story widme, schließlich ist sogar dein Nick im Titel :) Außerdem bist du die Betaleserin. Auf diese Weise kann ich vielleicht ein bisschen davon zurückgeben, was wir so erlebt haben.


    Copyright


    Wie auch beim letzten Mal gilt: alle Charaktere, die man nicht aus TV, Kino und anderen Medien kennt, zählen als mein geistiges Eigentum. Spezielle Attacken, Angriffe und Eigenarten der Charaktere und Pokémon, die man nicht aus TV, Kino oder den Medien kennt, zählen ebenfalls als mein geistiges Eigentum.


    Rückblick
    In "Depth Pearl", meiner ersten Story, trafen Maria und Lucia durch Zufall aufeinander und wurden in ein gemeinsames Abenteuer verstrickt: Team Galaktik war hinter der "Tiefseeperle" her, einem sagenhaften Schatz aus den Weiten des Ozeans, der ungeahnte Kräfte in sich birgt. Nur eine besondere Gattung von Phione kann den Weg zu ihrem Ursprung finden. Es gelang den beiden mit Hilfe von Ash und Rocko, zu verhindern, dass die Perle in die Hände der Verbrecher fiel. Die geheimnisvollen Kräfte Marias wurden ihr von der Perle verliehen.



    Charakterbeschreibungen
    Ich habe mir gedacht, anstatt eines kleinen Tabmenus gebe ich denen, die mich noch nicht kennen, einen kleinen Einblick in meinen Schreibstil, die Beschreibungen der Hauptcharaktere erfolgt in Erzählform.


    Maria „Mizu“ Jou
    Eine weite Wiese erstreckt sich bis zum Horizont. Ein paar Bäume stehen vereinzelt herum, doch sie bilden keine Gruppen. Nur in der Ferne sieht man, wie immer mehr und mehr zusammen gruppiert sind, schließlich in einen gigantischen Wald übergehen. Mitten auf der Wiese befindet sich ein See, er ist klar, man kann fast bis auf den Grund hinab sehen. Die Sonne hat den Zenit fast erreicht, ihr Schein bringt die Wasseroberfläche zum Glitzern. Einige Vogelpokémon fliegen darüber hinweg, sie weichen abrupt aus, als eine Fontäne in die Luft schießt, die sie sonst passiert hätten. Die Fontäne verzieht sich, ein Mädchen durchbricht die Wasseroberfläche, fliegt elegant durch die Luft, richtet im Fall die Handflächen auf das Wasser unter ihr. Mit einem Knacken gefriert ein kleines Stück zu einer weißen Platte, auf der sie dann landet. Sie trägt einen zweiteiligen Badeanzug, beide Teile sind tiefblau. Allerdings scheint das Mädchen nicht mit der Kälte gerechnet zu haben, sie flucht leise und schlingt die Arme um den Körper, das Eis verschwindet, und sie taucht im See unter. Mit kraftvollen Bewegungen schwimmt sie an Land, steigt aus dem kühlen Nass, wirft die schulterlangen, braunen Haare zurück, die aufgrund der Nässe eng am Kopf anliegen. Das dabei aufspritzende Wasser glitzert in der Sonne, sie bückt sich schnell, hebt ein Handtuch auf, welches bereit liegt. Anschließend sondieren ihre dunkelblauen Augen die Umgebung, finden scheinbar nichts, was ihre Aufmerksamkeit erregen könnte, denn sie entkleidet sich und tauscht den Badeanzug gegen ein Top und einen Rock aus, beides auf ihre Augenfarbe abgestimmt.*
    Sie ist schlank, wirkt selbstbewusst, jedenfalls nun, wo sie völlig allein ist. Sie schlüpft in ein Paar Sandalen, die etwas abseits stehen, und legt sich das Handtuch um die Schultern. Ein Tropfen Wasser läuft ihr das Gesicht herunter, ungeduldig macht sie eine rasche Handbewegung, der Tropfen fliegt wie von Geisterhand bewegt einfach auf den Boden. Ihre langen Beine tragen sie langsam zu einem Baum herüber, in dessen Schatten eine Gestalt liegt, die man vorher nicht bemerkt hatte. Wäre das Mädchen nicht zielstrebig auf die Gestalt zugegangen, hätte man sie auch nie im Leben dort vermutet. Als sie den Schatten erreicht, stemmt sie die Hände in die Hüften. „Du wolltest dich eigentlich auch erfrischen, oder nicht?“, sagt sie, ihre Stimme klingt ruhig, nahezu sanft, doch ein leichter Tadel schwingt in ihrem Ton mit. Ein blonder Junge richtet sich schläfrig auf, gähnt ausgiebig. „Guten Morgen…“, murmelt er dann, sieht schlagartig ausgeschlafen aus. „Was gibt’s, Maria?“


    *: Sie trägt natürlich auch Unterwäsche und sowas. Nur der Vollständigkeit halber. Damit keiner mich für komisch hält.


    Lee Yule
    Er weiß genau, wieso ihn seine Freundin so ansieht. Sie hatte sich auf ein kleines Bad im See gefreut, nur dachte sie zuerst noch, dass er mitkommen würde. Doch aufgrund seines Schlafmangels hatte er den Vormittag verpennt, wie sein Begleiter es ausdrücken würde, und nun fühlt er sich rundum fit.
    „Was es gibt? Nun, wir wollen weiter. Schon vergessen?“
    „Du hast absolut Recht. Aber ich kann nicht laufen, wenn entweder mein Geist oder mein Körper nicht ordentlich funktioniert… das weißt du doch am besten.“
    „Ja. Nachts genau so, was?“, lacht sie, und Lee erhebt sich. Ihr Haar wird vom Wind ein wenig zerzaust, der Blonde klopft sich ein wenig Gras von seiner Jeans. Sein schwarzes Hemd hat er ausgezogen, weil ihm schneller warm wird als anderen Menschen. Kurz überlegt er; ja, es muss davon kommen, dass er lange in kalten Regionen unterwegs war. Als er in die Sonne tritt, zieht er sein Hemd wieder an, auf dessen Rücken das japanische Zeichen für „Eis“ aufgenäht ist. Er hat genug gefaulenzt. Man sieht es sogar aus der Ferne, weil sich das Weiß deutlich vom Schwarz des Hemdes abhebt.
    „Hast du ein neues Hemd? Früher war das Zeichen blau, und es stand „Wasser“ drauf.“, bemerkt das Mädchen, Lee sieht sie an. Wie immer klopft sein Herz schneller, als er beobachtet, wie ihre Muskeln unter der gebräunten Haut spielen, als sie neben ihm hergeht. Sie strahlt Eleganz und Stärke aus… Seit etwas mehr als einem Jahr waren sie zusammen, und er konnte es immer noch nicht glauben. Früher hatte er Angst gehabt, wieder aus einem Traum aufzuwachen, und zu erkennen, dass sie nicht in ihn verliebt war, doch nach einer Weile hatte er es akzeptiert. Warum auch nicht? Schließlich war er kein unfähiger Trainer, er hatte sie bei einem Abenteuer damals durch dick und dünn begleitet, und sie hatte Gefühle für ihn entwickelt, die er schon von Anfang an für sie gehegt hatte. Was folgte, war eine Zeit des Glücks, die bis zu diesem Tag andauerte. Es war, als ob die Zeit extra für sie stehen geblieben sei, damit sie jeden Tag aufs Neue genießen konnten. Dabei trennten sie sich selten, am liebsten gingen sie Hand in Hand, die Berührung ihrer Hand ließ den Blonden heute noch erschauern von Angst, sie könnte ihm entgleiten. Doch seine Ängste waren bisher unbegründet gewesen und sie würden es auch in Zukunft sein. Lees Schwarze Turnschuhe bilden den Abschluss seines Outfits, er trägt selten etwas anderes als Schwarz. Maria lacht ihn schelmisch an, ehe er versteht, wieso, rennt sie los.
    „Na komm, Bewegung!“, ruft sie von weit vorn, ihre Beine sind ebenso stark wie unglaublich schnell, doch Lee denkt nicht daran, zu verlieren. Obwohl… seine Gedanken schweifen ab. Kann man gegen die eigene Seele verlieren? Entschiedenes nein. Er merkt nicht, dass er mit einem Mal neben ihr läuft, exakt im selben Laufrhythmus gelandet ist wie das Mädchen, das ihm mehr bedeutet als das eigene Leben. Sie sieht ihn an, dunkelblaue Augen begegnen meerblauen. Im nächsten Moment liegt sie in seinen Armen auf der Wiese, das Gras kitzelt vermutlich ihre Beine, doch sie lässt sich nichts anmerken.
    „Wieso kann die Zeit jetzt nicht einfach stehen bleiben?“, fragt sie, woraufhin Lee in den Himmel sieht.
    „Wenn wir wollen, wird sie das.“


    Hagane Yule
    Der weiße Strand erstreckt sich von Süd- zur Nordküste, doch das Mädchen, welches ihn entlangläuft scheint das nicht groß zu interessieren. Genau so wenig wie die 4 Wingull, die vom Land aus in Richtung Meer weiterfliegen. Ein Wald grenzt an den Strand an, das Meer ist relativ still für die Tageszeit. Normalerweise zieht sich das Wasser um die Zeit zurück, aber diesmal scheint es lieber in Strandnähe zu bleiben… oder in der Nähe des Mädchens. Ihre stahlblauen Haare sind lang, auf dem Rücken zu einem schmalen Zopf zusammengefasst. Sie trägt eine dünne, schwarze Jacke, darunter ist ein weißes Top mit einem schwarzen Stern darauf zu sehen. Ihre Jeans ist marineblau, mit bloßen Füßen läuft sie über den heißen Sand. In der linken Hand hält sie ihre Schuhe; hellblaue Turnschuhe mit weißen Schnürsenkeln. Nachdenklich sieht sie in den Himmel, schüttelt dann leicht den Kopf und macht energischere Schritte. Auf einmal ist ein lautes Grummeln zu hören, sie beißt sich auf die Lippen, legt die freie Hand auf ihren Bauch und versucht, das Bild einer dampfenden Portion Nudeln aus ihren Gedanken zu verbannen. Stahlgraue Augen verschwinden für einen resignierten Lidschlag, kehren mit wacherem Ausdruck in die Realität zurück. Der Strand ist menschenleer, die Urlauber sind alle weiter im Süden. Dieser Teil des Strands ist schon immer mehr für Einzelgänger gewesen, doch sie geht ihn nur entlang, weil ihre Fähre an diesem Morgen angelegt hat, und sie nun weiter in die nächste Stadt laufen muss. In ihrem Geist taucht das Bild eines blonden Trainers mit schwarzem Hemd auf, entschlossen setzt sie einen Fuß vor den anderen. „Dich kriege ich. Hagane Yule bricht keine Versprechen!“, sie beginnt, zu rennen. Hagane ist schnell, doch ihre Ausdauer lässt längere Sprints nicht zu, daher verfällt sie nach 500 Metern in einen lockeren Laufschritt. Sie weicht geschickt Felsen und Löchern aus, die kleine Kinder gegraben haben, um … was auch immer damit anzustellen.
    „Ich finde dich!“


    Pay „El Gigante“ Roja, Lilith Solaria
    „Man nennt mich nicht umsonst so, kapiert?“, eine laute Stimme durchdringt die sonst so stille Lichtung, die sich mitten in einem Wald befindet. Der Boden ist feucht, als wäre in der vergangenen Nacht Regen gefallen, und eine Pfütze schimmert im neu einfallenden Sonnenlicht. Doch für die Laubbäume, auf denen sich einige kleine Waumpel tummeln, haben die beiden Menschen kein Auge. Es sind zwei, ein Junge und ein Mädchen, er hat leuchtend rotes Haar, sie dagegen pechschwarzes. Während ihre Augen ebenfalls schwarz sind, scheinen die des Trainers von innen heraus zu brennen, als er sich ein wenig nach vorn beugt und sein rotes T-Shirt dabei leise raschelt. Seine Shorts sind ebenfalls rot, genauso wie seine Turnschuhe.
    „Wie nennt man dich denn?“, haucht das Mädchen, sie trägt keine Schuhe, dafür allerdings einen langen, schwarzen Rock und eine grüne, weit ausgeschnittene Bluse. Doch was sie gefragt hat, interessiert sie selbst nicht, denn anstatt zu warten, bis ihr geantwortet wird, dreht sie sich langsam herum, schaut in den Himmel, starrt danach ihre linke Hand an.
    „El Gigante Roja! Es gibt keinen Feuertrainer, der es mit mir aufnehmen kann!“, tönt der Junge, zieht einen Pokéball aus der Hosentasche. Das Mädchen lächelt ihn liebenswürdig an, überquert die Lichtung.
    „Pay, das weiß ich doch. Ich wollte dich nicht reizen… aber du wirkst so süß, wenn du dich aufregst…“, flüstert sie und ergreift seine Hand.
    „Ich packs nich. Wir sind nu schon länger zusammen unterwegs, und immer noch hab ich kein Plan, was du eigentlich willst, Lilith!“
    „Ach, ich glaube, das weiß ich auch nicht.“, sagt sie leise, dann beginnt sie, ein Lied zu summen. Pay ist ein Stück größer als sie, ihre Gestalt wirkt neben seiner muskulösen Figur geradezu zerbrechlich. Ein Umstand, der den beiden schon mehr als einmal gelegen kam.
    „Pff. Weibchen. Gehn wir was essn?“
    „Mit dem größten Vergnügen.“, entgegnet sie, dann lässt sie ihn stehen. Pay sieht ihr verblüfft hinterher.
    „Egal, was ich denke, die reagiert anders! Unmöglich, da zu sagen, was die im Kopp hat! MEN!“, im nächsten Moment läuft er ihr nach. Ein Waumpel sieht ihm erschrocken hinterher. So viel Gebrüll im Wald ist es nicht gewohnt.


    Nebencharaktere (Stand: Abgeschlossen)


    [tabmenu]
    [tab='Warnung']
    In den folgenden Tabs sind Charaktere aufgelistet, die bis Kapitel 50 vorkommen, daher besteht Spoilergefahr. Sollte es euch besser gefallen, die Story ungespoilert zu lesen, ruft die Tabs besser nicht auf.
    [tab='Rockys Team']
    [subtab='Officer Rocky']
    Herausragendste Polizistin Herzhofens. Sie wird von der internationalen Polizei gebeten, Team Galaktik und Team Rocket zu bekämpfen. Sie stellt daraufhin eine Gruppe aus Trainern zusammen. Hegt scheinbar Gefühle gegenüber Inspektor LeBelle.
    [subtab='Manon']
    Mittzwanzigerin. Bildet ein Unterteam mit Joana und Cat. Schwankt stark zwischen "Gut" und "Böse", beherbergt ein Engel-Ich und ein Teufel-Ich, beide streiten sich gern und gewinnen jeweils zu etwa 50%. Benutzt zum größten Teil fliegende Pokémon. Besondere Fähigkeiten: wenn Schwarz und Weiß sich in ihrem Körper beide gleichstark ausbreiten und die Kontrolle übernehmen, setzt sie gleichzeitig alle drei Seelen frei, die in ihr wohnen- die dabei entstehende Energie verändert ihre Kampfkraft.


    [subtab='Alfred DeButler']
    Ältestes Mitglied aus Rockys Team. Bildet ein Unterteam mit Kuré und Eva. Trägt immerzu schwarze Anzüge, schwimmt in Geld und nimmt von allem nur das Beste. Bevorzugt alte, seltene Pokémon aus der Kanto-Region. Einen Arm hält er stets auf dem Rücken. Ist außerordentlich raffiniert und geht kaum ein Risiko ein.


    [subtab='Catherine Thompson']
    Spitzname: Cat. Ist Katzenfanatikerin, ihre bevorzugten Pokémon gehören alle der Gattung "Katze" an, statt "Mir" oder "Wir" sagt sie "Miau". Außerdem ist sie begeisterte Cosplayerin. Wenn es sein muss, kann sie ziemlich grob sein, um ihre Ziele zu erreichen. Besondere Fähigkeiten: herausragende Diebin, ihre körperliche Agilität sucht ihresgleichen.


    [subtab='Der Chief']
    Kaum jemand kennt seinen wahren Namen. Bildet ein Unterteam mit Pay und Lilith. Ein müder Zeitgenosse, der viel schläft und viele seiner Sätze mit "Mann" beendet. Kleidet sich wie ein alter Indianerhäuptling, was ihm seinen Namen eingebracht hat. Seine Pokémon sind allesamt dem Gestein-Typ zugeordnet. Besondere Fähigkeiten: "Baller-Modus". Wenn es ernst wird, ersetzt er sein Indianeroutfit durch das eines Westerncowboys, beendet seine Sätze mit "Frau" anstatt mit "Mann". Geschwindigkeit und Kampfkraft sind im "Baller-Modus" erhöht.


    [subtab='Eva Touretto']
    Redet von sich immer in der ersten Person Plural, von anderen in der dritten Person Singular, gehört einer alten Adelsfamilie an. Beispiel: "Wir finden, sie solle sich ein wenig zurückhalten.". Langjährige Freundin Marias und Liliths. Bevorzugt Psycho-Pokémon. Besondere Fähigkeiten: Wem sie in die Augen sieht, der verliebt sich in sie, wenn sie es will. Lediglich Lee ist es bisher gelungen, dieser Technik zu widerstehen.


    [subtab='Joana Hall']
    Die Heilerin der Gruppe. Ihre Fähigkeiten sind enorm, ihr gesamtes Team ist darauf ausgelegt, angeschlagene Pokémon wieder gesund zu machen, egal, wie schwer seine Verletzungen sind. Sie redet nie ein Wort, hat ein großes Herz und liebt Pflanzen. Besondere Fähigkeiten: eine Art Telepathie


    [subtab='Kuré Soignies']
    Psychotrainerin aus der Kalos-Region. Ihr starker französischer Akzent macht es schwer, sie immer zu verstehen, doch das schmälert ihre Fähigkeiten nicht. Sie liebt bunte Kleider, um aus der "Mänge ´ervorssustäschön", wie sie es ausdrückt. Ihr Guardevoir beherrscht eine Art Zeitstopp-Technik, welche sie nach langem Training auch ihren anderen Pokémon beigebracht hat.


    [subtab='Tai']
    Ein Kampfpokémontrainer, welcher durch Zufall auf Maria und Lee trifft. Bildet ein Team mit Maria, Lee und Hagane. Äußerst stark, ausdauernd und zuverlässig. Seine Schwäche sind Speisen, genauer gesagt: von Hagane gekochte Speisen, sobald er nur einen Bissen davon nimmt, löst sich seine Selbstachtung in Luft auf und er sieht sie als Göttin an. Besondere Fähigkeiten: exzellenter Nahkämpfer.


    [tab='Team Galaktik']
    [subtab='Galaktik Boss Saturn']
    Nach dem Verschwinden von Zyrus hat Saturn die Macht über das gesamte Team an sich gerissen. Er ist eiskalt, berechnend, plant momentan etwas, was die Sinnoh-Region vernichten könnte. Außerdem ist er schweigsam, duldet kein Versagen und geht mit den eigenen Verbündeten rücksichtslos um.


    [subtab='Galaktik Commander Jupiter']
    Sie ist nach Zyrus´ Sturz dem Team Galaktik treu geblieben, konnte sich der Verhaftung durch ständigen Wohnungswechsel entziehen. Erstes Opfer Liliths. Ihr unterstehen die Officers Felis, die auf Katzenpokémon spezialisiert ist, und Apis, dessen Team aus Käfertypen besteht.


    [subtab='Galaktik Commander Uranus']
    Neuer Commander, der den alten Platz von Mars eingenommen hat. Spezialisiert auf Überfälle und Raubzüge, hat jedoch das Problem, dass er kaum einen Satz richtig ausspricht. Seine Officer sind Gemini und Argo.


    [subtab='Galaktik Commander Venus']
    Neuer Commander, sie hat den alten Platz von Saturn eingenommen. Setzt ihr gutes Aussehen gern dazu ein, um ihre Gegner zu verwirren oder zu manipulieren. Hat aus einem bisher ungeklärten Grund dieselbe Stimme wie Maria. Officer Luna und Galaxy, welche die gleichen Frisuren haben wie Venus, unterstehen ihr.


    [tab='Team Rocket']
    [subtab='Die weiße Einheit']
    Ein Eliteteam innerhalb der Rockets. Jeder von ihnen beherrscht einzigartige Kampftechniken.


    [subtab='Phantom II']
    Ein Nachahmer des Phantoms aus Hoenn. Kleidet sich wie ein Pirat und bevorzugt Unlicht-Typen. Im Nahkampf benutzt er eine Bandbreite an Tricks, die ihm einen Vorteil bringen sollen.


    [subtab='Yussuf']
    Erster Offizier des Phantoms. Seine Kampffähigkeiten übersteigen die seines Chefs sogar noch. Gilt als Meister verschiedenster Kampfkünste. Spezialität: Der "Yussuf-Sprint", bei dem er eine gerade Linie, die bist zu 200 Meter lang sein kann, binnen Sekunden überwindet.


    [tab='Sonstige']


    [subtab='LeBelle']
    Leitender Agent der Internationalen Polizei, scheint gewisse Gefühle für Rocky übrig zu haben. Geschickt im Beschaffen von Informationen. Ab und zu etwas verquere Gedankengänge.
    [subtab='Lucia']
    Beste Freundin Marias. Entscheidet sich, ihr beim Kampf gegen das Böse zur Seite zu stehen. Trägt immer ihr Plinfa auf dem Arm, ist selbst- und modebewusst. Wenn Maria ausrastet, stellt sie meist das beruhigende Element dar. Sie liebt Wettbewerbe, kann allerdings ebenfalls gut kämpfen, weswegen sich die beiden perfekt ergänzen. Ist in "Wie Wasser und Eis" mit Ash zusammen, welcher momentan in Einall unterwegs ist. Sie denkt darüber nach, ihm zu folgen.
    [subtab='Anderson und Riley']
    Eva Tourettos Leibwächter. Stellen nie einen Befehl infrage, sind ihrer Herrin bedingungslos ergeben. Tragen stets schwarze Anzüge und Sonnenbrillen.
    [subtab='Kara']
    Letztes Opfer des Fluches von Malegoche, bevor Maria es fängt. Fristete ein Jahr in einer alten Skihütte, nachdem sie in eine Puppe verwandelt wurde.
    [subtab='Colin']
    Trainer, der unter Evas Kommando Herzhofen beschützt. Wird Zeuge von Marias Niederlage gegen Siata und Mewtu.
    [subtab='Pia']
    Reporterin aus Blizzach. Für eine gute Story würde sie alles tun. Filmt sowohl den Kampf am Stärkesee sowie das Finale am Kraterberg live.
    [/tabmenu]


    [tabmenu]
    [tab='Zusammenfassung bis Kapitel 50']


    [tab='Kapitellinks']
    Kapitel 1: Überfall...Sommerfest? Besuch!
    Kapitel 2: Die kleine Schwester
    Kapitel 3: Das Beste vom Besten?
    Kapitel 4: Von Regen und Kellnerinnen
    Kapitel 5: Augen auf...oder besser zu?
    Kapitel 6: "Man sagt doch auch nicht Sorgu!"
    Kapitel 7: Ankunft mit Hindernissen
    Kapitel 8: Alle Wege führen nach Herzhofen
    Kapitel 9: Allergisch?
    Kapitel 10: Die Wege treffen sich
    Kapitel 11: Heiß!
    Kapitel 12: Die Schöne und das Biest
    Kapitel 13: Female Investigation
    Kapitel 14: Kann man bei Gangstern einbrechen?
    Kapitel 15: Knapp daneben ist auch vorbei...
    Kapitel 16: Eine alte Bekannte
    Kapitel 17: Nebel ist Wasser
    Kapitel 18: ...und Menschen sind es auch.
    Kapitel 19: Eine Nacht in Angst
    Kapitel 20: Yin-Yarr!
    Kapitel 21: Die Kriegerin erwacht
    Kapitel 22: "Ich werde sie finden."


    [/tabmenu]


    Prolog


    Gefängnis von Herzhofen


    Eine Neonröhre beleuchtet unzureichend den kalt wirkenden Korridor, in welchem sich zwei Männer befinden, einer der beiden sitzt auf einem Klappstuhl. „Hank, ich überlass dir das.“ – „Geht klar.“, die beiden Wachleute lösen sich ab, beide tragen die gleiche Uniform in blau-grauen Farbtönen. Hank hat schütteres, braunes Haar, sein Kollege befindet sich im Halbschatten, wird nicht mehr von den Neon-Deckenleuchten angestrahlt. Er erhebt sich, ächzt ausgiebig, und nimmt ein Tablett mit Donuts von dem kleinen Klapptisch, der vor dem Zellentrakt steht. Hank klopft kurz gegen die Stahltür, die besagten Trakt vom Rest des Gebäudes abtrennt, als könnte er damit die Stabilität prüfen. Wie immer, wenn er das sah, schüttelt der Kollege den Kopf, doch es war schwer, Angewohnheiten abzulegen. Der Gang ist mit weißen Fließen ausgelegt, er biegt ein paar Schritte von den Wachmännern nach links ab, auf der anderen Seite versperrt die Tür mit dem kleinen, vergitterten Sichtfenster den Durchgang. „Hier, einer ist noch übrig.“, der Kollege bietet Hank das Tablett an. „Danke.“, ein Donut mit weißer Glasur wechselt den Besitzer. Plötzlich sind Schritte zu hören, Hank sieht hoch. „Hast du jemanden bestellt?“ – „Nicht, dass ich wüsste.“, der Kopf des Kollegen gerät nun ins Licht, er sieht angespannt aus, seine grauen Augen zeigen Besorgnis. Die Schritte kommen näher, eine Gestalt biegt um die Ecke. Sie hat eine der Leichtröhren hinter sich, man sieht quasi nur den Schatten. „Wer sind Sie?“, Hank fährt auf, die Rechte tastet nach dem Alarmknopf. „Halt!“, befiehlt der Kollege dem Schatten, er zieht seine Dienstwaffe und richtet sie auf den Eindringling. Dann geschieht alles ganz schnell, der Schatten scheint sich nicht zu bewegen, dennoch geht Hanks Kollege zu Boden, seine Augen blicken entsetzt ins Nichts. „Wa…“ – „Nicht bewegen.“, die leise Stimme scheint Hanks Blut in Eis zu verwandeln, sein Finger ist nur kurz vor dem Alarmknopf. ‚Nur..den Knopf!‘, denkt er, doch es scheint unmöglich. Eine unbekannte Art von Panik durchströmt ihn, beinahe dieselbe Angst, die er vor Monaten verspürt hat, als er noch eine andere Gefangene bewachen musste, Doch der Albtraum schien vorbei zu sein, er hatte sich neu beworben und war im am besten ausgerüsteten Gefängnis der Region gelandet.
    Eine Explosion erschüttert das Gefängnis, Hank schafft es, die Gewalt über seinen Körper soweit zurückzuerhalten, dass er zumindest schützend die Arme vors Gesicht reißt. Dennoch fährt ein glühender Schmerz durch seine Glieder, er prallt hart gegen die Wand hinter ihm. Der Donut vergeht in der Hitze, keuchend lehnt der Wachmann mit dem Rücken an der Wand, spürt etwas Warmes seine Stirn hinunterlaufen. Mehrere seiner Knochen fühlten sich gebrochen an, er konnte sich erneut nicht rühren. Der Mann läuft langsam an ihm vorbei, er erkennt nun einen schwarzen Mantel, ein schwarzes Kopftuch und eine weiße Maske, die einen Schlitz für die Augen frei lässt. Wurde er nicht getroffen?! Seine Schritte führen ihn zur Tür…Die Tür… die Tür! Hank stöhnt verzweifelt, die massive Stahltür, an die er eben noch geklopft hatte, ist aus den Angeln gesprengt. Der Gefangene darf nicht… darf nicht… freikommen, will Hank sagen, doch er schafft es nicht. Dreimal versucht er, sich hochzurappeln, doch seine Muskeln versagen ihm den Dienst.
    Das Letzte, was Hank zustande bringt, ist eine krächzende Frage. Seine Lunge muss es auch erwischt haben, überlegt er mit seltsam distanzierter Denkweise, als ginge ihn das alles nichts an. War das Gerechtigkeit? Er muss an seine Frau denken, die auf ihn wartet, an seine 2 kleinen Kinder… „Wer bist… du?“, Hanks Worte werden von einem Hustenanfall abgelöst. Der Eindringling bleibt stehen. Langsam wendet er sich seinem Opfer zu und nimmt die Maske ab.
    „Yussuf.“

  • Yeah, it's going weitaaa! *Q* Eischen is back xD (wirklich weg warst du ja nie, aber egal)
    So, dann will ich mal... Sry, für das erste, aber ich MUSSTE hier erste sein xD
    Aaalso, ich fang mal an... erstens: Hut ab, dass du so schnell weitermachst, ich meine, es waren keine 2 Wochen... wahnsinn *Q*
    So, zum SP... ist ja deine 2. Story und wenn man sich den SP im vergleich zum ersten anschaut, dann kann ich nur sagen: Viiieeel besser.
    Gut... Da ist eigentlich alles, Inhaltsangabe, Widmung (wtf, das bin ICH! Nya, sag ich gleich noch was zu.), Copyright usw.
    Was ich richtig gut finde ist, dass die Charas jeweils einen "kleinen" Text für sich haben. zu denen hab ich dir ja auch schon einiges gesagt... und ich freu mich schon drauf, was du aus hagane machst :') *like*
    Und auch die anderen Charas... haste sehr gut gemacht. Großes Lob an der stelle.
    Joa, über den Prolog sprachen wir ebenfalls bereits, sehr guter einstieg, der dir da gelungen ist. Also: Das Phantom bleibt nicht untätig *Q*
    Also: lob auch hier. da es ja nur der prolog ist, ist es relativ kurz, aber ich kenn dich und deine Kapitellängen ja ^^
    Im Endeffekt also: Freue mich auf's erste Kapitel :')
    Und jetzt zu der widmung... Erstmal: Womit hab ich das verdient, hier stehen zu dürfen? :blush: Danke dir, du Eischen :P Joa... ich scheine im Titel drin zu sein ^^ Oder besser mein nick... wahnsinn, danke, ey. Und: was heißt hier zurückgeben? Ich bin die einzige, die das tun müsste *knuddelbär sucht...* Jedenfalls: Ich werd versuchen, dieser Widmung gerecht zu werden.


    Und jetzt war's das schon wieder... Ziemlich kurz, aber das kommt davon, wenn man alles schon vorher bespricht... Naja, jedenfalls mach ich mich jetzt vom Kommiacker ;')
    GLG'S
    ~Mizu~

  • wo kämen wir dahin wenn ich fehlte? :D super dass du so schnell weitermachst, ich hab mich so dran gewöhnt! XDDD
    also, ich fang vorne an! vorwort und charakterbeschreibung:
    hier hast du ne neue idee reingebracht, statt die chars einfach vorzustellen, lässt du sie interagieren sodass sich jeder sein bild macht, das find ich ziemlich ansprechend
    jede der 5 personen hat einen kleinen text für dich, und ich find die kommen gut rüber


    einige beispiele!
    Maria

    Zitat

    Mit einem Knacken gefriert ein kleines Stück zu einer weißen Platte


    richtig, sie kontrolliert das wasser O:


    lee:

    Zitat

    auf dessen Rücken das japanische Zeichen für „Eis“ aufgenäht ist


    recht frostig,nicht wahr? xD ja, das passt


    was mir bei hagane auffiel:

    Zitat

    entschlossen setzt sie einen Fuß vor den anderen


    jop, ehrgeizig!


    pay

    Zitat

    El Gigante Roja! Es gibt keinen Feuertrainer, der es mit mir aufnehmen kann!“,


    großmaul, wie immer! aber was soll ich sagen er ist mir sympatisch :D


    lillith (ö.ö)

    Zitat

    „Ach, ich glaube, das weiß ich auch nicht.“, sagt sie leise, dann beginnt sie, ein Lied zu summen


    leichte psychopatin ._. xD ich weiß ja nicht, irgendwie ist die die sorte von der mal albträume bekommt!


    auch was die rechtschreibung angeht gibts hier nix zu meckern, aber ich wusste sowieso dass da auf dich verlass ist-ich kann nur betonen dass man das im BB nicht oft findet!
    ich geh darauf etwas näher ein, manche von uns kennen maria und lee ja schon, auch pay und lillith sind keine unbekannten, die hast du in dem absatz samt und sonders auch für neue leute gut herausgearbeitet
    hagane yule ist neu, sie ist wohl eine ehrgeizige kleine schwester nicht wahr? XD das wird sicher noch witzig


    der prolog beginnt dann ganz woanders, da haben wir ein gefängnis, und wer sitzt drin? das phantom! hank war der, der vorher noch lillith bewachte, stimmts? geniale verknüpfung, ich mag sowas xD wir haben es direkt mit nem halben blutbad zu tun, ein tragisches ereignis... der donut konnte nicht gegessen werden Q.Q
    der größte lacher kam hier für mich am ende, denn den kerl hatte ich schon fast vergessen
    wenn ich meine? ganz klar...
    YUSSUF.


    mfg! :D

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • So, hey, danke für eure kommis :) die werde ich natürlich sofort mal beantworten:


    Wasserchen zuerst :D
    Also, ja, hast Recht, ich konnte einfach nicht anders, das Schreiben macht soooo viel Spaß *-* darum hats so kurz gedauert xD (und ich wollte den freitag den 13ten nicht ungenutzt verstreichen lassen.) danke für das ganze lob, was soll ich sagen, ich hatte viel mehr hilfe als beim letzten mal xD und natürlich auch mehr erfahrung, was das angeht. jaa, das mit der widmung bist du ;) hab dir ja erzählt, warum. (zum glück warst du einverstanden :S ) xD
    das mit den texten für die charas war eine meiner hauptsorgen, soll ja leute geben, die sowas nicht gern sehen, aber nur so ne art steckbrief wäre mir zu langweilig... außerdem flogen mir grad so viele inspirationen zu *-* (musik und so.) da musste das sein :D
    hagane wird natürlich eine wichtige rolle spielen, im weiteren verlauf sieht man das deutlicher. aber danke für das megalob, sowas baut echt auf, wasserchen ;)
    die widmung haben wir beredet, die steht hier völlig zu recht, wie ich finde. ich find sie sehr gut so :)


    und pay:
    du sprichst auch die beschreibungen an, hätte nicht gedacht, dass die so gut ankommen :) ja, lilith und pay sinf ebenfalls alte bekannte, jedenfalls für die, die depth pearl gelesen haben... ich werde allerdings drauf verzichten, die story so zu schreiben, dass man sie nur versteht, wenn man meine erste gelesen hat. auch neueinsteiger sollen es leicht haben :o natürlich ist der eine oder andere lacher da, weil man die charaktere kennt, aber das macht ja nicht die ganze geschichte aus. war übrigens klar, dass du um den donut trauerst xD
    zum schluss, ja, yussuf kann einiges, wovon man nicht weiß, das merkt ihr auch im folgenden kapitel. viel spaß damit!


    Kapitel 1


    Überfall… Sommerfest? Besuch!


    13.6.2009


    Frachtschiff „Maynard“, westlicher Ozean
    Durch die Frontfenster des Steuerraums kann man das lange Deck des Frachtschiffes und davor eine ruhige See erkennen. Der Himmel ist strahlend blau, kein Windhauch scheint das Meer aufzuwirbeln, so still und friedlich sieht es aus. Dennoch ist der Kapitän des Frachtschiffes angespannt, als seine grauen Augen durch dieses Fenster blicken. Er trägt einen langen, dunkelblauen Mantel, eine weiße Kapitänsmütze und schwarze Stiefel, die schon etliche Kontinente mit ihm bereist hatten. Sein Mantel ist geöffnet, sodass man ebenfalls sein schwarzes Hemd und eine ebenso schwarze Hose sehen kann. Die Knopfleiste ist mit goldenen Fäden verziert, die Arme hält er verschränkt. Ein alter Seefahrer, der so gut wie alle Schrecknisse der Meere kennt und niemals seine Fracht verloren hatte. Ein Klopfen reißt ihn aus seinen Gedanken. „Captain Maynard?“ – „Was gibt’s?“, grummelt er, wendet sich dabei um. Sein erster Offizier steht vor ihm, sein Gesichtsausdruck ist neutral, wie immer. Der Erste lässt sich von fast nichts aus der Ruhe bringen. „Ein kleines Schiff nähert sich von Osten, es ist sehr schnell. Wie lauten Ihre Kommandos?“, Maynard legt den Kopf zurück, scheint nachzudenken. Dann streicht er mit der linken Hand durch seinen weißen Vollbart, umfasst einen Hebel zu seiner Rechten. Sollte sich sein schlechtes Gefühl bewahrheiten?
    „Wir wollen keine Risiken eingehen. Nicht mit dieser Fracht. Volle Kraft nach Westen!“, der erste Offizier zuckt nicht mehr zusammen; andere Kapitäne verzichten ebenfalls auf den Gebrauch von „Steuerbord“ und „Backbord“, und bedienen sich der geläufigen Richtungsbezeichnung. Doch von Maynard hatte er immer was anderes erwartet. „Ist gut, Captain!“, gibt der Offizier zurück und verlässt die Brücke. Maynard sieht sich um, die Wände sind mit Holzvertäfelung ausgekleidet, auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin. Er hatte es immer schon vorgezogen, ein wenig Natur, so gekünstelt sie auch sein mochte, um sich herum zu haben. Nachdenklich sieht er nach Osten, das kleine Schiff nähert sich immer noch schnell, verschwindet jedoch aus seinem Blickfeld, weil sich das größere Schiff nach Westen wendet. Einem Impuls nach sieht er auf den Sonar; was er dort erblickt, lässt ihn erstarren.
    3 U-Boote nähern sich nun direkt von vorn. Wieso ausgerechnet hier? Wieso sind es 3? Und woher konnten sie wissen, dass er, Maynard, nach Westen weiterfahren wollte? Er will schon auflachen und den Kopf schütteln, Maynard, du alter Schwarzseher, das müssen doch nicht zwangsläufig Feinde sein. Doch seine Sinne trügen ihn nie, und die Antwort liegt auf der Hand: das kleinere Boot ist die Ablenkung, die U-Boote haben so natürlich leichtes Spiel. Mit aller Kraft reißt Maynard das Steuer herum, zieht gleichzeitig an einer Leine, die über ihm gespannt ist. Auf dem ganzen Schiff schrillen Alarmglocken, überall sind hektische Geräusche von noch hektischeren Matrosen und Offizieren zu hören. „Hier spricht Maynard! Macht euch bereit für Notfallplan C, wir kriegen Besuch!“, brüllt er in den Lautsprecher, auf dem Deck vor sich sieht er seine Crew arbeiten. Zwei Männer verschließen die große Luke in der Schiffsmitte, wo ihre Fracht verborgen liegt. Eine massive Doppelpforte auf dem Deck schließt sich mit lautem Krachen, die beiden Türen sind mehr als 10 Meter lang. Ein weiterer Blick auf das Sonar zeigt ihm, dass die U-Boote ihn dennoch verfolgen. ‚Dachte ich es mir doch.‘, schießt es Maynard durch den Kopf, seine Hand umfasst einen Hebel vor ihm. „Volle Kraft“, steht darauf, und er zieht durch. Die Maschinen laufen auf Hochtouren, man hört es am gleichmäßigen Stampfen der Motoren weit unter ihm. Die Mannschaft des Maschinenraums hat vermutlich alle Hände voll zu tun.
    „Captain!“, der Erste ist wieder da, zeigt oberflächlich leichte Besorgnis. Grund genug für normale Menschen, sich weinend in eine Ecke zu setzen, wenn sie wussten, welche Hemmschwelle der Offizier normalerweise hatte. Doch der Captain hatte viel erlebt, auch diesen Überfall würde er überstehen. Und seine Fracht genau so, da war er sich sicher! „Ja?“ – „Sie schießen mit…“, eine Explosion am Achterdeck und ein erdbebenartiges Wackeln macht jedes weitere Wort unnötig. Der Erste verliert die Balance, Maynard gelingt es, sich am Steuerrad festzuhalten, ohne, dass es verstellt wird, und fängt ihn auf. „Verdammt, was…“, keucht der jüngere Mann, doch eine Antwort erhält er nicht. Stattdessen hilft der Kapitän ihm hoch und stürmt von der Brücke ans Deck.
    Eine Minute später wünschte er, er hätte es nicht getan. Drei Personen stehen ihm gegenüber, eine Frau und zwei Männer, wie sind sie an Bord gekommen? Zwischen Brücke und Deck ist noch ein kleines Stück übrig, dort hatten sie auf ihn gewartet. Er sieht sich um; das Schiff ist schon stark in Schräglage, bestimmt ist eine Menge Wasser ins Leck gelaufen. Unter Deck gibt es allerdings die Schotts, wenn sie abgeriegelt werden, bleibt das Schiff seefest! „Schließ die Schotts, los!“, knurrt er seinen Ersten an, er war ihm gefolgt. Nun rennt er los, weicht dabei dem einen Mann aus, der nach ihm greifen will. „Hey!“ – „Lass ihn laufen.“, mischt sich die Frau ein. Sie ist relativ jung, trägt einen Neoprenanzug und auf ihren grünen Haaren eine Taucherbrille. Ihre Figur erinnert Maynard an die Erzählungen von Meerjungfrauen, die einen mit ihrem bloßen Anblick um den Verstand bringen können. Schnell sieht er weg. Der Captain ahnt, wie sie so nah ans Schiff herangekommen waren. „Gestatten. Mein Name ist Venus, und ihr schmuckes Schiffchen gehört nun uns.“, wendet sie sich an den erstarrten Seefahrer. Er will seine Crew zu Hilfe holen, doch immer mehr Gegner strömen aus dem Wasser auf das halb versenkte Deck, sie tragen Harpunen bei sich, mit denen sie seine Mannschaft in Schach halten. Im Meer sieht Maynard einige Dreiecksflossen die Wasseroberfläche durchschneiden; sie haben Tohaidos mitgebracht! In seinem Kopf rasen die Gedanken, doch jeder Plan scheint auswegloser als der nächste. Seine Crew scheidet aus, sie können ihm nicht mehr helfen. Sein erster Offizier schließt die Schotts. Also bleiben noch er selbst, und vielleicht Männer, die unter Deck… „Los, Leute! Durchsucht den Kahn, nehmt alles gefangen, was sich euch in den Weg stellt!“, brüllt der eine Mann, er sieht aus, wie man sich einen Piraten aus dem Kino vorstellt. Kalte, dunkle Augen starren den Kapitän an, ein Dreieckshut sitzt auf seinem Kopf. Lange, schwarze Haare fallen, zu einem Pferdeschwanz gebunden, den Rücken des muskulösen Mannes herunter. Außerdem hat er ein weites Hemd an, es gibt den Blick auf eine ebenso muskulöse Brust zumindest zu einem Teil frei. Das Outfit wird von einer dunklen Stoffhose und Schwarzen Lederstiefeln abgerundet, ähnlich denen, wie sie Maynard trägt. Auf seinem Hut vorne ist ein schwarzer Sichelmond zu sehen, der von einem roten Kreuz durchgestrichen wird. Maynards Hoffnungen schwinden. Es bleibt nicht mehr viel…
    „Brüll hier nicht so rum, Phantom. Wir sind nicht schwerhörig.“, murmelt er zweite Mann, der aussieht wie ein Astronaut. Seine Haare sind schwarz, teilweise durchzogen von silbrig glänzenden Linien, die an die Milchstraße erinnern. Außerdem trägt er eine silberne Uniform. „Wie Venus gesagt hat… mein Name ist Uranus, ich bin Commander von Team Galaktik. Dein Schiff gehört uns, noch viel wichtiger, ich glaube, seine Fracht, wenn du verstehst, ich… deine Crew ist in unserer Gewalt, ich… die Fracht. Bergt die Fracht, los! Danach… brecht die Luken auf, ich will, dass das Objekt uns gehört. Danach ziehen wir uns vor, zurück. Danach ziehen wir uns zurück!“, ruft er den nächsten Männern zu, die allesamt Neoprenanzüge tragen und auf Maynards Schiff umher rennen. Der letzte der Kerle hat eine merkwürdige Sprechweise, denkt der Kapitän bei sich, als ob er dauernd neu überlegen müsste. Das Phantom, Venus, Uranus… Maynard prägt sich die Namen ein, während er langsam unter seinem Mantel nach einem seiner Pokébälle tastet. Zeit, für Plan F. Den hatte er noch nie anwenden müssen… dem Seebären steigt ein übles Gefühl in die Kehle, als er an seine Crew denkt. ‚Tut mir Leid, Jungs, die Fracht darf nicht in die falschen Hände geraten!‘. Das Phantom legt eine Hand auf Maynards Schulter. „Was hast du vor? Denkst du, ich sehe nicht, dass du da irgendwas suchst?“ – „Ich stütze mir den Rücken. Nicht jeder ist so ein Jungspund wie du, mein Junge.“, entgegnet er mit polternder Stimme, Venus zieht sich ein Stück zurück. „Das ist Kapitän Maynard, du solltest nicht zu nah ran, Phantom.“ – „Ich weiß, ich weiß. Aber ich denke nicht, dass er was Dummes tun wird, jetzt, wo wir seine Crew haben.“, sagt der Pirat. Dann hebt er die Stimme. „Yussuf! Du weißt, was zu tun ist!“, auf diese Worte hin springt einer der Eindringlinge, der sich durch einen dunklen Umhang und ein schwarzes Kopftuch von den ganzen Tauchern abhebt, in die aufgebrochene Frachtluke. Maynard setzt sich in Bewegung, es wird Zeit! Blitzschnell wirft er seinen Pokéball, ein Starmie materialisiert sich genau zwischen ihm und den Gangstern. „Teleport, los!“, befiehlt Maynard und packt sein Pokémon. In einem Lichtblitz sind sie verschwunden, das Phantom und die anderen beiden sehen mit unbewegten Minen auf die Stelle, wo er eben noch stand. „Yussuf!“, brüllt das Phantom dann, wendet sich in Richtung Luke. Auf einmal sieht er es im Laderaum ein zweites Mal blitzen, er erstarrt. Sollte Maynard tatsächlich… „Los, los!“, drängt Venus, rennt leichtfüßig am Phantom vorbei. Die drei laufen zwischen Crewmitgliedern und ihren eigenen Männern hindurch, das Deck entlang. Als sie bei der Ladeluke ankommen, finden sie Yussuf, der auf dem stählernen Boden des Schiffs kniet, und einen riesigen Behälter davor. Das Phantom grinst zufrieden. „Gut gemacht.“ – „Wie hat…“ – „Er wollte das Ding teleportieren, doch ich habe den Behälter seinen Blicken entziehen können. Nun ist Maynard allerdings irgendwo da draußen, und leider weiß die internationale Polizei bald Bescheid.“, keucht der Angesprochene, was das Phantom nicht zu stören scheint. „Du bist nicht umsonst mein erster Offizier. Gut gemacht. Den Rest übernehmen wir. Venus, los geht’s.“
    //
    20.6.2009
    Unbekannter Ort
    Es ist dunkel um mich herum, ich kann kaum etwas erkennen. Wo bin ich? Warum bin ich hier? Ich zittere leicht, als ein kalter Luftzug mich trifft. Bin ich in einer Art Höhle? Unter meinen Fußsohlen spüre ich spitze Steinchen, also muss es wohl entweder ein sehr dunkler Strand oder eine Höhle sein. „Hallo?“, rufe ich, erhalte aber kein Echo. Also doch keine Höhle. Ich schlinge die Arme um meinen Körper, frage mich kurz, warum ich keine Kleider trage, und gehe einige Schritte ins Nichts. Einige Strähnen meiner langen, braunen Haare fallen mir ins Gesicht, gewohnheitsmäßig schiebe ich sie hinter mein Ohr zurück. Beruhig dich, Maria, sage ich mir. Du hast schon Schlimmeres durchgemacht. Dennoch wird mir kalt, ich habe das Gefühl, dass mich jemand beobachtet. Auf einmal fliegt etwas mit einem feinen Zischen auf mich zu, etwas, das sich anfühlt, wie ein mit Wasser gefüllter Luftballon, klatscht mir ins Gesicht und zerplatzt. Angewidert wische ich mir über den Mund, versuche schnell, die Flüssigkeit aus den Augen zu kriegen. Wasser ist es aber nicht, dafür ist das Zeug, welches mir stellenweise auf die Brust tröpfelt, zu zähflüssig. Meine Augen brennen kurz, vorsichtig versuche ich, sie freizubekommen, ohne dieses Zeug noch weiter rein zu reiben. Plötzlich habe ich das Gefühl, das alles schon einmal erlebt zu haben. Es zischt noch einmal, ein weiterer „Ballon“ zerplatzt auf meinem Bauch, diesmal brennt es wirklich. „Au, verdammt!“, ächze ich und drücke die Hand auf die schmerzende Stelle, dabei wünsche ich mir, ich hätte doch ein wenig Wasser bei mir… so könnte ich mich wesentlich leichter von diesem Wackelpudding befreien.
    „Ja, verreib es nur noch ein bisschen weiter. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr du mir in die Hände spielst.“, eine Stimme haucht mich an, sie ist eindeutig weiblich, aber irgendwie doch weit entfernt… es klingt, als würde sie mich nur von weitem sehen. „Wer ist da?“, will ich wissen, halte inne. Das Zeug würde ich nicht weiter verreiben, wenn es den Plänen einer ominösen, unsichtbaren Stimme entspricht. „Ich?“, fragt die Stimme, ich wende mich abrupt nach links, weil ich glaube, dass sie von dort kommt. „Wer sonst, hier ist doch niemand außer dir und mir.“ – „Irrtum, du siehst bloß niemanden…“, flüstert sie, ein kalter Schauer läuft mir den Rücken herunter. Ich kreuze die Arme vor der Brust. „Wer ist da?“, wiederhole ich meine Frage, diesmal energischer. Wenn doch nur meine Stimme nicht so zittern würde! Ich habe zwar schon viel mitgemacht, doch an einem dunkeln Ort, an dem mich unbekannte Personen beobachten konnten, war ich noch nie gewesen. Ich blinzele, und es wird ein wenig heller um mich herum, doch Menschen sehe ich noch keine. Plötzlich höre ich auch noch Meeresrauschen, und es beginnt, zu regnen. „Huch…“, Sekunde, wieso habe ich das Meer bis eben nicht gehört? Ich spitze die Ohren; ganz klar, es klingt, als würden Wellen an einen Strand spülen. Hatte ich es nur nicht wahrgenommen? Nun lacht die Stimme leise, ich wirbele nach links. „Zeig dich endlich!“, fauche ich, und halte erschrocken inne. Seit wann klingt meine Stimme so wild?
    Auf meine Worte hin manifestiert sich im dunklen Neben die schlanke Gestalt Liliths, sie ist ein wenig kleiner als ich, ihre Haare sind pechschwarz, sie trägt einen langen, ebenso schwarzen Mantel. Ich bin beinahe erleichtert. Dann zucke ich zusammen, es ist nicht die Lilith, von der ich mich vor einigen Wochen verabschiedet hatte, es ist eine Lilith, die in meiner Vergangenheit für üble Probleme gesorgt hat. Schemenhaft scheint sie vor mir zu schweben, kommt dabei immer näher. „Bleib, wo du bist!“, fahre ich sie an, bin erneut von meiner Stimme überrascht. Sie lächelt nur und streckt einen Arm nach mir aus. Ich springe einen Satz zurück, ducke mich leicht, bin bereit, mich zu verteidigen. Das kann nicht sein, wir sind doch Freunde, denke ich, aber der Blick, mit dem sie mich mustert, ist derselbe wie damals… Als die ersten Tropfen auf uns herabregnen, spannt sie einen Schirm auf, ich hingegen stehe im kühlen Nass, das aus dem Himmel kommt. Erleichtert fühle ich, wie die glibberige Masse sich von meiner Haut löst, dann schlägt mir ein betäubender Geruch entgegen, der von Lilith auszugehen scheint. „Was…“, ich lege eine Hand vor meine Nase, atme nur noch durch den Mund. „Das ist mein Parfum.“ – „Was hast du denn für ein Parfum, bitte sehr? Das ist ja grauenhaft… viel zu stark…!“, atemlos weiche ich einige Schritte zurück. Die Schwarzhaarige schüttelt den Kopf und tritt vor. „Bleib weg!“, stoße ich hervor und stolpere noch weiter zurück. Meine Haare kleben mir nass im Nacken und auf der Stirn, ich streiche sie erneut weg. „Das liegt nicht an mir. Deine Nase ist tausendmal besser als sie es normalerweise ist.“, ihre Stimme dringt unnatürlich laut an meine Ohren. Meine Gedanken rasen, stimmt das, was sie da sagt? Und hat dieses Zeug damit zu tun, was mir am ganzen Körper geklebt hatte? War es darum heller geworden, aufgrund größerer Leistungsfähigkeit meiner Augen? Ich erinnere mich, es hatte gebrannt, als ich mir das Zeug in die Augen gerieben hatte… Und der Regen…verteilte es nur noch weiter! Was war das, eine Art Sinnesverstärker?
    „Du musst dich sicher fragen, warum ich deine Sinne so hochgesetzt habe.“, Lilith beginnt, zu reden. „Nun, natürlich bin ich nicht auf deiner Seite, also wäre es sicher dumm, so etwas zu tun, nicht?“ – „Warum bist du hier?“ – „Ich bin Forscherin. DU bist das Testobjekt“, ich stoße mich mit aller Kraft ab, springe auf sie zu. Maria Jou ist kein Testobjekt, schreit es in mir. Mit der linken Faust hole ich aus, ziele auf ihre Körpermitte. Ich fühle Widerstand, doch meine Gegnerin ist schneller, als ich gedacht hatte, es gelingt mir nur, sie zu streifen. „Na warte…“, ich wirbele herum, gehe in die Hocke. Sekunde, ich gehe in die Hocke? Nein, das ist nicht mein Kampfstil. Ich benutze eigentlich auch weniger meine Hände, als vielmehr meine Beine, warum… leises Gelächter reißt mich aus meinen Gedanken, als ich hochblicke, steht Lilith direkt über mir. Das Parfum dringt in meine Nase, füllt sie aus, ich kann kaum mehr klar denken. „Weg…“ – „Das könnte dir so passen. Du gehörst mir.“, auf einmal fallen mir Krallenspuren an ihrem Mantel auf, da, wo ich sie eben schlagen wollte. Noch mehr Gegner? Streunt hier irgendwo ein Löwe herum? „Ja, das warst du.“, sie hat meinen Blick verfolgt. Schnell springe ich rückwärts, weg von diesem Parfum. Sie lacht mich aus, meine Ohren schmerzen. „Schau dich mal an. Du sitzt da schon genau wie eine Katze.“, blitzschnell sehe ich an mir herunter, mein Verstand setzt aus. Das kann nicht sein! Meine Hände und Füße hatten sich in krallenbewehrte Pfoten verwandelt, mehrere Körperregionen sind mit schwarzem Fell bedeckt: von den Knien abwärts meine Beine… von den Ellbogen bis zu meinen Pfoten die Arme… und der Torso. Das erklärte natürlich meine verbesserten Sinne, schießt es mir durch den Kopf, und die Wildheit in meiner Stimme. Tatsächlich erinnert meine Haltung an die einer sitzenden Katze, ich hatte es rein instinktiv getan. Wie mein Gesicht aussieht, mag ich mir nicht ausmalen, ich konzentriere mich auf meine Feindin. Ein unnatürlicher Hass auf sie machte sich in mir breit, wer war sie schon, wie konnte sie es wagen, mir so etwas anzutun! „Ich dachte, Katzen hassen Wasser…“, murmelt sie, zieht ein kleines Notizbuch heraus, beginnt zu schreiben. Ich denke kurz nach. Nein, eigentlich liebe ich Wasser, warum auch nicht?
    Der Regen lässt mein Fell glänzen, als ich aufstehen will, ist meine Balance viel besser als sonst, fällt mir auf, aus meinem Steißbein ist mir ein Katzenschweif gewachsen, mit dem ich mich ausbalancieren kann. Ich verschränke die Arme vor der Brust und lächle Lilith an, merkte sie denn nicht, wie dumm sie gehandelt hat? „Indem du meine Sinne verbesserst und mir sogar…“, ich besehe mir meine Pfoten. „…sogar Krallen gibst, hast du den Kampf von vornherein verloren. Sag mir endlich, wo ich bin! Vielleicht lasse ich dich dann sogar am Leben, miau.“, ich ernte nur weiteres Gelächter. Langsam werde ich wirklich wütend. „Ach, verzeih mir… ich fand das nur so lustig. Ein Haustier, das sein Herrchen angreift, zu köstlich!“ – „Was meinst du damit, miau?“, fauche ich, halte mir eine Pfote vor den Mund. Das ist nicht gut, dieses Zeug scheint mein Gehirn zu manipulieren. Plan: diese Ziege da sofort ausschalten, dann Fragen stellen. Meine Beine sind auch so schon länger als sie sein sollten, mal schauen, was ich dazu noch mit der Agilität einer Katze ausrichten kann. Ich trete in eine Pfütze, sehe mein Gesicht darin. Was ich sehe, löst eine gewisse Erleichterung in mir aus, es hat sich kaum verändert. Meine Nase hat sich ein bisschen verändert, und meine Augen stehen leicht schräg, doch davon abgesehen ist mein Gesicht noch das, was ich gewohnt bin. Statt richtiger Ohren sitzen auf meinem Kopf zwei Katzenohren, das dürfte mein gutes Gehör erklären. „Komm, bei Fuß, mein Kätzchen!“, ruft die Schwarzhaarige, ich grinse in mich hinein. Das könnte dir so passen, alles, was du kriegst, sind meine Krallen, denke ich. Zu meinem Entsetzen jedoch bewegen sich meine Beine auf einmal von allein, ich setze eine Pfote vor die andere, bis ich direkt vor ihr stehe. Das Parfum ist mittlerweile nicht mehr so stark, es lässt sich aushalten. „Meine Beine, miau!“, ich merke, wie ich die Krallen einfahre, dabei wollte ich doch gerade eben…
    Ja, was wollte ich eigentlich? Verwirrt lege ich den Kopf schief, ich habe vergessen, was ich eben vorhatte. Dann fällt mein Blick auf das Gesicht des Mädchens vor mir, irgendwie kommt es mir bekannt vor… war sie mir feindlich gesonnen? „Komm, mein Kätzchen!“, sagt sie dann, ich fasse Vertrauen zu ihr. ‚Nein, sie ist böse!‘, schreit es in mir, ich unterdrücke ein merkwürdiges Gefühl des Hasses. Wieso sollte ich sie hassen? Sie ist doch so nett zu mir! Sie streichelt mich zwischen den Ohren, der warme Schauer, der mir über den Rücken läuft, bringt mich zum Schnurren. Meine Erinnerungen kommen für einen Moment zurück, ich springe fauchend zurück. „Miau, was hast du…“, ich verstumme, habe vergessen, was ich sagen will. „Ist ja gut, Frauchen ist bei dir. Komm her.“, eine sanfte Stimme ruft mich. Das letzte, was ich sehe, ist eine Art Spiegelbild meiner selbst, ein schlanker, schwarzer Körper, ein blasses Gesicht, dunkle Haare… und ich fühle ein endloses Entsetzen.
    //
    Schleiede, Villenviertel
    Ich erwache langsam, merke, dass mein Körper mit kaltem Schweiß bedeckt ist. Wie ich es mir gedacht habe, liege ich im Bett. Meine Arme und Beine konnte ich noch nicht bewegen, aber das war nach Albträumen bei mir so üblich… das würde sich gleich legen. Vorsichtig schlage ich die Augen auf, erblicke einen hell gestalteten Raum. Zwei Kommoden und ein Kleiderschrank schmücken ihn, sie stehen zu beiden Seiten meines Betts, welches mit einer dunkelblauen Decke bestückt ist, unter der ich mich momentan befinde. Ich beiße die Zähne zusammen, ziehe sie mit einem Ruck weg und sehe runter. Dabei fällt mir auf, dass ich allein bin. „Puh…“, stoßweise lasse ich den Atem entweichen, mein Körper ist wieder normal. Ein kurzes Top reicht zum Schlafen, eine leichte Hose vervollständigt mein „Outfit“. Verschlafen setze ich mich auf, streiche eine meiner braunen Strähnen hinters Ohr und sehe mich um. Auf der linken Kommode steht eine Ikebana-Dekoration der Ohara-Schule, das heißt, ein kleines Drahtgestell, genannt Kenzan, stützt das kunstvolle Blumengesteck, welches in einer flachen Holzschale steht. Rechts von meinem Bett ist die Tür, momentan wird sie durch die dünne Trennwand, die Shoji, verdeckt, welche direkt neben meinem Bett steht. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster des relativ großen Schlafzimmers, mein Kirschbaum, den ich seit langer Zeit hege und pflege, erfreut mich immer wieder. Ich höre, wie die Tür aufgeht. Schnell steige ich aus dem Bett, es ist schon hell draußen, besser, wer auch immer hereinkommt, sieht mich im Schlafanzug, als dass er mich beim Faulenzen erwischt. Als ich um die Shoji herum gucke, wird mir heiß und kalt… obwohl ich nun schon seit einem Jahr mit Lee zusammen bin, kann ich es nicht verhindern, öfters Mal in ein Wechselbad der Gefühle geworfen zu werden. Angst, ihn zu verlieren, Wut auf mich, dass ich überhaupt daran denke, dann wieder unendliche Freude… und ich weiß, dass es ihm genau so geht. Sein Lächeln verschwindet, als er in mein Gesicht sieht, eine seiner Brauen wandert nach oben. „Was ist los? Stimmt was nicht?“, will er wissen, ich merke, dass er den Raum sondiert, als ob sich irgendwo Geiselnehmer verstecken, die seine Maria in der Gewalt haben.
    Ich lächle ihn an. „Nein, nichts… nur hat sich ein dummes Mädchen von seinen Träumen erschrecken lassen. Gomen ne, ich muss duschen!“, ich merke, wie sehr ich nach Angst stinke, und meine Sachen kleben mir beinah am Leib. Lees blaue Augen scheinen mich aufsaugen zu wollen, ich öffne leicht den Mund. Er legt einen Finger darauf. „Du bist nicht dumm, merk dir das.“ – „Aber…“ – „Kein aber, Maria. Ich habe noch niemanden wie dich getroffen, das habe ich dir schon so oft gesagt, und dabei bleib ich.“, ich senke den Blick und will mich an ihm vorbeischieben. Es fällt mir trotz allem schwer, meinen Gefühlen in den richtigen Situationen den richtigen Ausdruck zu verleihen. „Danke.“ – „Ach, wofür? Aber ich halte dich auf, nach dem Duschen kannst du mir von deinem Traum erzählen, wenn du willst. Ach ja, die Zeitung kam heute nicht, ich schätze, der Briefträger hat unsere Auffahrt nicht gefunden.“ – „Schon wieder ein neuer?“, frage ich über die Schulter, spüre die Hände des Blonden auf meinen Schultern. Sanft schiebt er mich zur Tür heraus, redet dabei weiter. „Sieht zumindest so aus. Hm, der Traum muss dich ja arg mitgenommen haben…“, er ist neugierig, das spüre ich. Außerdem würde er alles tun, damit es mir nur gutgeht. Wir haben mein Zimmer verlassen, stehen nun im Flur. Unter meinen Füßen spüre ich nun den roten, äußerst flauschigen Teppich, kurz erinnere ich mich an das steinige Ufer aus meinem Traum. Schaudernd wende ich mich mit Lee zusammen nach links, vorbei an der kleinen Wandnische mit der Schriftrolle, mein Blick streift die weiß tapezierten Wände. Auf den Fensterbänken sind ebenfalls Ikebana-Kunstwerke zu sehen, ich habe den Teil des Hauses, in dem ich wohne, komplett japanisch eingerichtet. Es gefällt mir so wesentlich besser, die luftigen und naturnahen Dekorationen erfrischen mich geistig, besser kann ich es nicht beschreiben.
    Die einzelnen Räume dieser Etage sind mit dünnen Trennwänden voneinander abgegrenzt, in deren Mitte jeweils eine Schiebetür eingelassen ist. Jede Trennwand besteht aus einer Art Gerüst mit dickem, weißem Papier dazwischen. Naja, es ist nicht wirklich Papier, dazu ist es zu dick, aber… ach, ihr versteht mich. Lee schiebt eine Tür vor uns beiseite, unser Badezimmer ist mit glattem Bambus verkleidet. „Okay, bis gleich.“, sage ich, er schaut in Richtung Küche. „Ich mach dann das Frühstück fertig, okay?“ – „Klar.“ – „Dann bis gleich.“, ich schiebe die Tür hinter mir zu, es ist nicht so, dass er bei meiner Dusche unerwünscht wäre, doch der heiße Dampf sollte besser nicht im ganzen Haus umher wabern. Innen streife ich die verschwitzen Sachen ab, lege alles bereit, suche mein Handtuch. Im oberen Stock haben wir noch ein Badezimmer, aber das, in welchem ich mich befinde, ist weitaus besser eingerichtet: neben der Dusche ist eine Badewanne in den Boden eingelassen, das Wasser fließt durch ein Bambusrohr über dem Kopfende. Kleine Inspiration aus Asien… die Toilette ist durch eine weitere Shoji „versteckt“, es gibt Dinge, bei denen man eben nicht gern gestört wird.
    In der Dusche wird mein Kopf wieder klar, das warme Wasser tut immer wieder gut. Dennoch verbrauche ich mehr Shampoo als sonst, so, als ob ich die Albtraumbilder damit abwaschen könnte. Ich hatte mich so dermaßen hilflos gefühlt, als wäre ich ausgeliefert… ich atme tief durch und versuche, nicht mehr zu zittern. Es war nur ein Traum, Maria. Bestimmt stehe ich eine halbe Stunde in der Dusche, danach ist mir, als wäre ich aus einem weiteren Traum erwacht. Ruckartig drehe ich den Temperaturregler auf „Kalt“, bekomme eine Gänsehaut, als der Eisregen auf mich herabfällt. Abhärtung ist das nicht, ich will nur wissen, ob ich das noch aushalte… ein kleiner Tick von mir. Seufzend stelle ich das Wasser ab, trockne mich ab.
    Wenig später sitze ich in der Küche, Lee gegenüber. Wir sind keins von den Pärchen, die immer nur aufeinander hocken, wir sind mehr wie eine Art Einheit, wir wissen, was der jeweils andere gerade fühlt, und das genügt uns. Mehr Vertrauensbeweise brauchen wir nicht. Differenzen gibt es zwar manchmal, doch die sind nicht von Dauer. Dafür sind wir uns viel zu vertraut. Ich sehe meinen Freund an, er zuckt gerade die Schultern. „Lilith, sagst du?“, und ich habe ihm soeben von meinem Traum erzählt. Lilith ist eine alte Freundin aus meiner Vergangenheit, wir hatten arge Probleme miteinander gehabt, doch unser Zwist war vor einem Jahr beigelegt worden. Und nun träume ich von ihr… „Ich nehme an, das alles, was dir passiert ist, hat dich noch nicht losgelassen.“, fährt Lee fort, ich nickte abwesend. „Du konntest dich in Pokémon verwandeln, so war es doch, oder?“ – „Genau. Aber dieses machtvolle Relikt, was mir dies ermöglichte, besitze ich nicht mehr.“ – „Daran liegt es nicht. Du hast diese Erinnerungen in dir, und dein Unterbewusstsein verkoppelt sie mit deinen größten Ängsten- dem Verlust der Kontrolle oder totale Hilflosigkeit.“ –„Klingt logisch.“ – „Es IST logisch. Doch wie du diese Träume los wirst, kann ich dir leider nicht sagen.“, ich ernte einen vielsagenden Blick. „Als Katze siehst du sicher auch zum Anbeißen aus, oder?“ – „Wag es nicht, miau.“, erwidere ich. Okay, das war albern, ich erröte leicht, doch Lee schien das amüsant zu finden. „Lass gut sein, nachher muss ich dir noch Katzenfutter kaufen.“ – „ Naja, egal. Ich muss damit klarkommen. Ich bin immer klargekommen, und jetzt, wo…“, ‚wo ich dich an meiner Seite habe‘, will ich sagen, doch es gelingt mir nicht. Nur mit Lees Hilfe sowas durchzustehen, war nicht mein Stil. Ich bin selbst stark, ich will es selbst wert sein, geliebt zu werden. Ich bin keines von diesen Prinzesschen, um die man sich tagein, tagaus kümmern muss. Mir tut es schon gut, es gesagt zu haben. Er blickt über seine Schulter nach hinten, der Herd hat seine Aufmerksamkeit erregt, irgendwas brodelt dort. Hastig schiebt er seinen Stuhl zurück und sieht nach, ich lege den Kopf in den Nacken. Träume sind nach allem nichts anderes als vom Unterbewusstsein geschaffene Trugbilder, von sowas lasse ich mich nicht fertig machen. Nachdenklich hebe ich die Hände und betrachte sie. „Was für einen Tag haben wir?“ – „Samstag.“ – „Nichts zu tun, juhu!“ – „Was hast du denn sonst so vor?“, lacht er mich an, ich grinse schuldbewusst zurück. „Stimmt, ich wollte nur mal die allgemeine Antwort bei sowas wiedergeben. Da fällt mir ein, wo warst du denn so früh schon?“ – „Du hast ziemlich ruhig geschlafen, ich wusste nicht, dass du Albträume hast. Ich war schon draußen, ein wenig joggen...wollte deinen Schlaf nicht stören. Im Nachhinein wäre es mir natürlich lieber gewesen, ich hätte es getan.“, nach diesem Dialog stellt Lee zwei Teller voller Pfannkuchen auf den Tisch. Er kann nicht wirklich viele Rezepte, aber was er kann, das kann er richtig gut. Ich selbst koche gern, meist allerdings kommen meine Gerichte bei Gästen nicht wirklich gut an, dabei bin ich so experimentierfreudig… wie dem auch sei, wir ließen uns das Essen schmecken, redeten dabei ein wenig über unsere nächsten Planungen. „Also, ich wollte bald wieder los, mir fehlen noch drei Orden aus Sinnoh. Das ist…“, ich zähle an den Fingern ab. „Frida aus Blizzach, Volker aus Sonnewik und Adam aus Fleetburg. Mein Gott, da muss ich ja von einer Ecke Sinnohs in die andere laufen…“, stöhne ich, doch auch das ist nur gespielt. Reisen macht mir unheimlich Spaß, man trifft viele neue Leute und lernt auch die Region viel besser kennen. Die Pokémonliga startet aber erst in einigen Monaten, darum habe ich mir nach den ersten 5 Orden eine kleine Pause gegönnt, und bin in das Haus gezogen, welches mir mein ehemaliger Lehrmeister zur Verfügung gestellt hatte. Die Vorliebe für asiatische Kunst und Küche habe ich von ihm… und natürlich etliche Lebensweisheiten.
    „Hey, da fällt mir gerade ein, ist heute nicht der Start des Sommerfests?“, will Lee wissen, ich sehe ihn an. „Ich glaube auch. Sollen wir hin?“ – „Naja, würde ich wirklich gern, haben wir sonst etwas vor?“ – „Nein.“ – „Gut, dann gehen wir hin, das wird ein Spaß!“. Das Sommerfest von Schleiede findet immer im Juni statt, im Laufe von zwei Wochen wird die ganze Stadt nach und nach geschmückt. Außerdem kann man überall Eis und Süßigkeiten essen, weil so viele Buden herumstehen… es ist im Grunde der Jahrmarkt Schleiedes. Natürlich kommt nichts gegen Herzhofen mit seinen etlichen Attraktionen an, doch ich finde es in Schleiede besser, weil ich hier in der Nähe aufgewachsen bin. Lokalpatriotismus.
    Ich bin gerade mit dem Essen fertig und schon halb aufgestanden, als es klingelt; eine leichte Melodie erfüllt das Haus. „Erwartest du jemanden?“, frage ich, doch er schüttelt den Kopf. „Eigentlich nicht.“. Mit einem etwas unguten Gefühl stelle ich meinen Teller in den Geschirrspüler und durchquere die Küche. „Mal gucken, wer das ist.“. Als ich an einem Spiegel vorbeikomme, prüfe ich meine Frisur, streiche mir schon wieder eine Strähne hinters Ohr. Als ich wenig später die Haustür öffne, sehe ich, dass die Sonne vom Himmel strahlt. Das weiße Holz der Tür glänzt im Sonnenschein, doch meine Aufmerksamkeit gilt dem Mädchen, welches vor mir steht. „Ja? Wer bist du?“, frage ich, lehne mich an den Türrahmen. Die Kleine sieht mich böse an, ist jedoch verunsichert. Hat sie jemand anders hier erwartet? „Hagane ist mein Name, und deiner?“, ihr Ton ist mir seltsam vertraut, doch ich weiß nicht, woher. Sie spricht, als würde sie mir einen Befehl geben, amüsiert hebe ich eine Braue. „Wenn du hierherkommst, solltest du wissen, wer hier wohnt, oder nicht?“ – „Mh.“ – „Also, warum bist du hier?“ – „Kann ich reinkommen?“, nun werde ich wirklich aufmerksam, damit habe ich nicht gerechnet. Vielleicht, weil ich eigentlich der Annahme war, sie sei das neue Postmädchen? „Klar.“, von ihr geht keine potenzielle Gefahr aus, Risiko gering, denke ich bei mir, also kann ich sie auch hereinlassen. Lee kommt uns im Flur entgegen, mit den nächsten Worten Haganes wird meine Frage, woher ich ihre Redeweise kenne, beantwortet. Sie ballt sie Fäuste und starrt den Blonden an, er scheint unfähig, etwas zu sagen. Was ist los mit ihm? „Lee! Was hast du dir dabei gedacht, deine kleine Schwester zurückzulassen?!“


    soo, wie immer freue ich mich auf kommis, bewertungen, vorschläge oder gar beschwerden :o bis zum nächsten mal, hoffe, es ist mir gelungen :)
    LG´s
    ~Kori~

  • It's Kommi time again!
    So, Kapitel 1 ist da, also... let's go :')


    So, das Kapi ist ja quasi in 3 Teile aufgeteil diesmal, ich fang gleich mal mit dem ersten (mit welchen auch sonst) an...
    Also haben wir jetzt ein schiff, das eine ziemlich wichtige ladung an bord hat... frage nur: welche ist das, dass das Phantom sie unbedingt haben will? :o
    Aber das ist wieder typisch... kaum aus'm gefängnis raus, schon wieder auf "Beutezug"... Aber es wäre nicht das Phantom gewesen, wenn's nicht so gewesen wäre... Der Teil gefällt mir auch sehr gut, weil du damit beschrieben hats, wie die internationale Polizei davon Wind bekommt und somit ja den Grundstein für die ganze sache gelegt hast. Und mal sehen, wann wir gesagt bekommen, was das denn für 'ne Fracht ist... :o
    Und dieser Uranus ist echt klasse, die ideen, die du für deine charas hast, find ich echt supergut :')


    Teil 2, Marias Albtraum...
    So, hier haben wir ja quasi alle möglichen ängste von maria miteinander vereint... lilith, der verlust der kontrolle über sich selbst und so weiter. Und eben die erinnerung an die Perle...
    Hast du supertoll beschrieben, wie sie so die kontrolle über sich erliert und so. Also, auch an dem teil nix auszusetzen (sonst wüsstest du's auch längst xD)


    Und der letzte teil, der, der mein persönlicher lieblingsteil ist...
    So, jetzt sind wir also in Marias Haus. Einrichtung find ich total klasse, mag diesen stil total *-* Und diese alltäglichen dinge wie die mit dme briefträger und so bringst du auch sehr schön ein. Und dann... kommt Hagane *__* Ich mag sie ja total, und du weißt ja genau, warum... ^^ Und auf Lee scheint sie ja nicht grad gut zu sprechen sein, aber das ist ja kein wunder, wenn er sie einfach sitzen lässt... Und Maria hätt ich an ihrer stelle auch nicht so besonders toll gefunden... immerhin hat sie ihr den Bruder "weggenommen"... Aber ich bin mal gespannt, wie's weitergeht mit ihr. :')


    Und ich bin schon wieder durch und die Kommis werden immer kürzer... :o Nya, kann ich nicht viel ändern dran...
    Auf jeden Fall: Weiter so, du bist wirklich viel besser mittlerweile als du's zu beginn von DP warst :')
    So, dann war's das mal wieder von meiner seite...
    GLG's
    Wasserchen ^^

  • soo, neues kapitel, neue woche, neue inspirationen (die person, die ich damit meine, weiß es.). erst beantworte ich mal deinen kommi, twinkle.
    mal wieder sooo viel lob, danke dafür :) viele der ideen kommen einem spontan, und uranus gehörte dazu xD es macht einfach megaviel spaß, einfach schreiben zu können, was man will, und neue welten zu erfinden. teilweise holt man sich inspirationen aus dem leben, aus animes, aus wasweißichwoher, aber das resultat bleibt hoffentlich qualitativ :)
    marias haus hat mich viel recherche gekostet, habe nachgeschaut, was traditionell japanisch eingerichtete häuser so für interieur haben xD aber wenns ein film wäre, würde das echt mega gut aussehen. ja, ich weiß, wieso du hagane so toll findest, und ich werd mich bemühen, dass es so bleibt :D jetzt habt ihr aber lange genug gewartet...


    Kapitel 2
    Die kleine Schwester


    20.6.2009


    „Lee! Was hast du dir dabei gedacht, deine kleine Schwester zurückzulassen?!“
    Ich glaube, mich verhört zu haben. Mir gegenüber hatte er nie von Familie geredet, das weiß ich, vielleicht kommt das jetzt darum so überraschend… Hagane ist noch nicht fertig, redet wahnsinnig schnell auf ihn ein. „Ich habe mich so gefreut! Wo hat man dir das beigebracht? Ich wache eines Morgens auf, und mein großer Bruder ist weg, alleine auf Pokémonreise! Ich glaub, ich spinne! Kannst du dir vorstellen, wie schwer es für mich war…“, anstatt ihr zuzuhören, sehe ich den Blonden an. Vor einem Jahr habe ich ihn das erste Mal gesehen, er schien mir ein Einzelgänger zu sein, genau, wie ich es bin. Doch im Laufe einiger Wochen haben wir uns immer wieder getroffen, und schließlich hatte er mir bewiesen, was er für mich fühlte, oder vielmehr hatte ich entdeckt, dass in meiner sonst so eisigen Einöde, die sich Seele nennt, auch Gefühle vorhanden sind, und das war der Beginn unserer Freundschaft gewesen. Er ist nie um eine Antwort verlegen, weiß immer, was zu tun ist, wenn das Problem komplexer ist, denkt er eine Weile nach, um dann mit der Lösung herauszurücken. Doch jetzt, wo dieses kleine Mädchen vor ihm steht, sieht er absolut sprachlos aus. Ich werde langsam wütend.
    „Stopp.“, sage ich leise, die Kleine wendet den Kopf, unterbricht ihre Tirade. „Was ist?“, schnappt sie dann und mustert mich argwöhnisch. „Das ist mein Freund, den du da anschreist.“, ihre Augen weiten sich, im nächsten Moment jedoch funkelt sie erneut Lee an. „So, das ging ja flott! Ist der Herr gerade ein paar Jahre aus dem Haus, schon wirft er sich dem erstbesten Mädchen an den Hals, was…“, erneut unterbreche ich sie, was sie scheinbar nicht gewohnt ist. Doch ich habe fürs Erste genug gehört. „Jetzt halt mal die Luft an! Du bist hier zu Gast, also sag uns, was du hier willst!“, Lee hebt beschwichtigend die Hände. „Hey, ich will nicht, dass ihr wegen mir so einen Wirbel veranstaltet. Ich schlage vor, wir setzen uns in die Küche, dort lässt sich wesentlich besser reden.“, die Art, wie er das sagt, vernichtet jedes Widerwort im Voraus. Man sieht es ihm nicht sofort an, aber er kann wirklich eiskalt sein, wenn ihm etwas nicht passt. Ich gehe neben Hagane her, merke, sie sie erst meine Beine, dann meinen Körper und schließlich mein Gesicht ansieht. In meiner Brust macht sich ein merkwürdiges Gefühl breit, ich kann nicht sagen, was genau es ist. In der Küche setze ich mich rittlings auf die Tischkante, Lee lehnt sich an den Herd, Hagane setzt sich auf den Stuhl am oberen Kopfende. Aufmerksam wandert ihr Blick durch den Raum, weder die japanisch anmutenden Wände oder der dazu im Kontrast stehende moderne Herd und die Einrichtung, noch die Trennung der Dekoration in der Mitte des Raums bleiben ihr verborgen. Lee bevorzugt Deko-Gegenstände der nördlichen Indianer, die obere Etage ist nach seinen Vorstellungen dekoriert, während ich „meinen“ Teil, wie schon erwähnt, japanisch eingerichtet hatte. Die Küche ist sozusagen ein Treffpunkt der Kulturen. Während ich mir allerdings bei der Bestückung des Hauses extreme Gedanken um die richtige Aufstellung und Berücksichtigung aller kulturellen Aspekte des alten Japans gemacht hatte, nahm mein Freund das eher auf die leichte Schulter. Wo die Dekoration hinkam, stand in seinem Kopf schon fest, als er sie kaufte, er achtet auf das gute Aussehen und regelmäßige Verteilung, damit eine Stelle nicht überlastet und eine andere zu leer wirkt. Wie dem auch sei, in der Küche befinden sich auf der einen Seite Ikebana-Dekorationen und japanische Schriftrollen, auf der anderen Seite kleine Totems und beispielsweise eine traditionelle Maske.
    „Deine Freundin.“, nimmt Hagane den Faden wieder auf, der Blonde scheint aufzuschrecken, sieht sie an und nickt. „Obwohl wir uns versprochen haben, zusammen zu reisen.“ – „Das hast du falsch verstanden. Meinetwegen reisen wir irgendwann mal zusammen, aber ich habe dir nicht gesagt, dass ich warten würde, bis du ebenfalls Pokémon hast. Hagane, ich wollte sicher mal wiederkommen, um dich abzuholen, aber…“ – „Pff. Für mich klang das anders.“, sie beugt sich zu ihm herüber, zeigt auf meine Kleidung. „Ist das nicht ein wenig zu kurz? Und so ein Top gehört verboten. Ehrlich mal, ich dachte, du…“, weiter kommt sie nicht, ich werde rot. „Hör mal…“ – „Lass gut sein, Maria. Hagane, ihr Kleidungsstil hat dich momentan nicht zu interessieren, okay? Bist du hier, um mich nach Hause zu holen?“. Schnell schaue ich an mir herunter, dann wieder zu Hagane. Nein, meine Kleidung mag ich so, wie sie ist. Sicher, früher hatte ich es mich nie getraut, so herumzulaufen, doch in einem Kampf ist es wirklich praktisch, wenn man viel Beinfreiheit hat. Die Kleine beginnt, mich ein wenig aufzuregen. Meine kurzen Shorts und mein blaues Lieblingstop waren immer noch meine Sache. Ich erhebe mich, streiche eine Strähne hinter mein Ohr. „Was du hier möchtest, würde mich auch interessieren, ich wollte gerade auf das Sommerfest… mit meinem Freund.“, ein wenig leiser füge ich hinzu: „Mit meinem Freund.“. Ich weiß nicht, wieso, doch ich habe ein merkwürdiges Gefühl, als ob sie mir Lee wegnehmen würde. Wütend blitzt Hagane mich an. „Das brauchst du nicht zweimal zu sagen. Und, nein, ich bin nicht da, um dir meinen Bruder wegzunehmen, wenn du das denkst. Ich bin hier, weil ich ab jetzt mit ihm zusammen reisen werde!“, es ist, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Wie war das möglich?
    Für einen Moment scheint die Zeit still zu stehen. Dann nimmt Lee das Gespräch mit einem Räuspern wieder auf. „Das kannst du nicht ernst meinen. Ich bin nun schon ewig unterwegs, und ich habe Maria… sie allein wünsche ich mir in gefährlichen Situationen an meiner Seite.“ – „Sind deine Versprechen so viel wert, Lee Yule?“, fragt seine Schwester zurück, ich hebe eine Hand. „Es ist zwar dein Bruder, aber wage es nicht, meinem Freund gegenüber so zu re…“, doch der Blonde unterbricht mich. „Nein.“, resigniert stößt er einen Seufzer aus. „Maria, schon gut. Nein, Hagane, du weißt, wie meine Versprechen aussehen… wenn du es heute wünschst, werden wir zusammen reisen.“, ein triumphierender Ausdruck erscheint in ihren Augen, ich muss mich zurücknehmen. Ich will Lee nicht mit anderen teilen, und wenn es seine Schwester ist! Doch dann meldet sich mein analytisch denkender Teil, und beginnt, mich zu fragen, was denn so schlimm daran sei. Es ist ja nicht so, als könne er sich in sie verlieben. „Freu dich nicht zu früh, ich bin natürlich verantwortlich für alles, was du tust.“, fährt Lee fort. „Also muss ich auf dich aufpassen.“, an dieser Stelle muss ich mir ein Grinsen verkneifen: Hagane sieht ein wenig geschockt aus. Dann reiße ich mich zusammen, Schadenfreude ist wirklich nichts für mich! Was ist nur los mit mir?! Irgendetwas an diesem Mädchen lässt mich denken, sie sei eine Rivalin.
    „Wie du willst.“, meint die kleine Schwester dann, Lee lächelt ihr aufmunternd zu. Sofort schaut sie mich an. „Er hat mir zugelächelt, kapiert? Mir, nicht dir!“ – „Beruhig dich, Hagane. Wir wollten gerade aufs Sommerfest, und du wirst uns begleiten. Aber erst ziehst du dich um, du musst ja weit gelaufen sein!“
    Gesagt, getan. Wenig später habe ich meine Sandalen angezogen, im Sommer brauche ich kein festeres Schuhwerk. Wir haben einen Fußweg von ungefähr 15 Minuten vor uns, Lee trägt wie immer eines seiner schwarzen Hemden, eine dunkle Jeans und schwarze Turnschuhe. Wo er hintritt, scheint der Boden ein wenig zu gefrieren, ich habe ihn noch nie gefragt, wieso. „Ach ja, Moment!“, wir stehen schon vor dem Vordertor, mir ist noch etwas eingefallen. Schnell renne ich zurück, durch die Haustür, biege links ab, den Parkettboden entlang, vorbei an einigen japanischen Dekorationen, sehe, wie immer, durch eines der Fenster in den Garten, den unser Haus umrahmt, und wo meine Kirschblüte wächst, schiebe meine Zimmertür auf, umrunde die Shoji. Fast wäre ich über mein Bett gestolpert, doch ich schaffe es, mich zu fangen. Hastig durchwühle ich meine Kommode, irgendwo hier hatte ich doch… Bingo! In meiner Hand halte ich ein schwarzes Halsband, an dem ein silberner Anhänger in Form eines Sichelmonds hängt, ich binde es mir um. Es liegt eng an, doch das Atmen krieg ich dennoch hin. Ich atme tief ein, renne dann, so schnell es geht, zurück. Hagane hat die Arme vor der Brust verschränkt, ich muss zugeben, dass sie recht eindrucksvoll aussieht… irgendwie strahlt sie dieselbe unerschütterliche Zuversicht aus wie ihr Bruder. Ihre Haare erinnern mich an polierten Stahl, wie sie so in der Sonne glänzen, ich ertappe mich dabei, sie anzustarren. Nachdem sie geduscht hatte, musste sie sich ein paar von meinen Kleidern ausleihen, weil sie selbst irgendwie recht wenig dabei hatte; ihr Rucksack war größtenteils mit anderen Dingen gefüllt. Ihre Baumwolljacke und ihren Rock trägt sie immer noch, allerdings musste sie ihr Top mit dem Stern gegen eins von meinen austauschen, welches ihr ein wenig zu groß ist, doch ich bin erstaunt, wie gut es im Endeffekt zu passen scheint. Sie bläst sie Wangen auf. „Was ist? Was sollte das? Wir wollten doch los, oder nicht?“ – „Ja. Ich hab nur…“ – „Dein albernes Halsband geholt, ja sicher. Los jetzt.“, ich laufe rot an und will etwas erwidern, doch Lee nimmt meine Hand, und ein Teil von mir, irgendwo in der Bauchgegend, zerschmilzt in der Sommerluft. „Das war unfair.“, flüstere ich ihm zu, als wir einige Minuten später die Hauptstraße entlang gehen und das Haus sowie das Villenviertel schon hinter uns liegen. „Sie ist jünger als du, in dem Alter sind einige Phasen recht…“, beginnt er, ich weiß, was er meint. Ich selbst hatte so eine Phase durchgemacht. „…schwierig.“ – „Ja. Aber irgendwie bin ich ein wenig eifersüchtig, muss ich gestehen.“ – „Was? Nur ein wenig?“ – „Du weißt genau, was…“ – „Ja, tut mir leid. Klar weiß ich das. Aber mach dir keine Sorgen, du wirst sehen, ihr werdet sicher gute Freundinnen.“, von der Hauptstraße biegen wir ab, es gibt eine Abkürzung, die ich immer gern nehme. Wir sind nun in einer noch relativ vornehmen Wohngegend, links und rechts von der breiten Straße stehen hübsche Einfamilienhäuser. Ich weiche einer Pfütze aus, die vom Gewitter aus der letzten Nacht übrig geblieben ist, wende mich dann erneut dem Blonden an meiner Seite zu. Im selben Moment dreht auch er den Kopf, wir sehen uns an. Langsam kommen sich unsere Gesichter immer näher, ich verzichte darauf, auf den Weg zu achten, weil er das sicher für mich tut, schließe die Augen, öffne meinen Mund…
    „Fliiiirt.“, ich schrecke zusammen, Hagane läuft nicht mehr vor uns her, sondern hat sich umgedreht und stemmt die Hände in die Hüften. Ihr Blick lodert. „Was…“, fange ich an, die weist mit dem Zeigefinger auf mich. „Nicht in der Öffentlichkeit, das ist mein Bruder, klar?“ – „Stimmt mit dir was nicht? Wir können uns…“, mit hochrotem Kopf sehe ich Lee an, ich hatte nicht gewollt, dass er vor seiner kleinen Schwester bloßgestellt wird. „Sumimasen.“, murmele ich und senke den Blick. Kurz spüre ich, wie Lee den Druck auf meine Finger verstärkt, als wolle er mir sagen, dass alles okay ist. Darum entspanne ich mich, doch bevor wir irgendwie reagieren können, springt ein maskierter Mann aus einer Gasse, die wir eben passierten. Kurz wünsche ich mir, zumindest Bollterus oder Plinfa hier und nicht bei Professor Eibe im Labor gelassen zu haben, dann springe ich zurück, sehe, wie Lee sich vor seine Schwester stellt. Der Mann ist komplett schwarz gekleidet, nur seine Maske ist weiß, sie sieht aus, als hätte er sie aus einem Theater geklaut. Ein weinendes Gesicht ist darauf zu sehen. „Geld oder Leben!“, stößt er hervor, geht einige Schritte in meine Richtung, wohl weil ich harmloser aussehe als Lee. Schnell sehe ich mich um, es ist leider kein Wasser da… dann muss Lee herhalten. Rasch fasse ich meinen Entschluss, richte mich zu voller Größe auf. „Geld oder Leben? Klingt nach altmodischem Western, oder, Lee?“ – „Naja, ich glaube, der Spruch war damals schon sehr alt. Im alten Mesopotamien, da…“ – „WOLLT IHR MICH HOCHNEHMEN? Geld oder Leben!“, schreit der Mann, zückt eine Pistole und ein Messer, die er beide auf mich richtet. „Keinen Sinn für Geschichte. Sind die Gangster von heute allesamt Kunstbanausen?“, seufze ich und nehme beide Arme nach vorn, sodass meine Fingerspitzen auf den Kerl zeigen. „Ihr haltet mich für blöde, oder? Du bist doch diese Maria aus der Zeitung, denkt ihr echt, ich würde euch ausrauben?“, lacht er, senkt die Pistole. Verwundert halte ich inne. „Hä?“ – „Nein, nein. So doof bin ich nicht. Die Kleine da, die ist weniger gefährlich, die nehmen wir als Geisel, wenn ihr nichts dagegen habt.“, erklärt er, als wären wir auf einer Teeparty. Beiläufig deutet er mit dem Daumen auf Hagane, viel zu spät bemerke ich einen weiteren Kerl, der sich von hinten an Hagane angeschlichen hat. Ich zögere nicht. „Lee!“ – „Hier!“, er wirft die Wasserflasche, die er immer am Gürtel trägt, in Richtung des ersten Ganoven, dreht sich zeitgleich zum Zweiten um, geht dabei in die Knie und vollführt eine Drehung, die ein wenig an einen Wirbel erinnert. Sein rechtes Bein trifft den Kerl, der Haganes Handgelenkt gepackt hatte, in die Kniekehlen und fällt ihn, währenddessen ist die Wasserflasche durch das Messer des ersten Mannes zerstört worden. Das Wasser spritzt heraus, schnell winkle ich den rechten Arm an, sodass die nun geballte Faust in den Himmel zeigt, meine Linke Handfläche richte ich auf das Wasser und konzentriere mich. Einen Moment lang starrt der Kerl auf eine Kugel aus Wasser, die vor ihm in der Luft schwebt, Bruchteile einer Sekunde danach klatscht sie ihm ins Gesicht, er bricht zusammen. Als ich nachschaue, ob es Hagane und Lee gutgeht, sehe ich Eis an den Beinen des Komplizen, und ebenfalls auf seiner Brust, wo Lee seinen linken Fuß hingesetzt hatte. Es dampfte, als wäre die Temperatur seiner Schuhe weit unter dem Nullpunkt. „Schade, dass dieses Viertel hier so unbelebt ist, sonst würde sowas nicht passieren.“, meint Lee, ich nicke bekräftigend. „Ja, wenn hier Leute gewesen wären, hätten sie sich das nicht getraut. Jetzt aber weiter.“ – „Hey, wartet mal ne Sekunde!“, ruft Hagane und stampft mit dem Fuß auf. „Wollt ihr mir vielleicht mal erklären, was das da gerade war?!“, verdutzt sehe ich meinen Freund an. Dann fällt mein Blick auf den ersten Angreifer, den mit der Maske. Die Mündung seiner Pistole zeigt auf Hagane.
    //
    Polizeihauptquartier, Herzhofen
    „Mademoiselle Rocky!“ – „Was ist?“, wie alle ihre Schwestern hat sie türkisfarbenes Haar, welches ihr aufgrund des Versuchs, sich von ihnen abzuheben, in Wellen auf den Rücken fällt. Eine Polizeimütze trägt sie nicht, wohl aber die typische Rocky- Uniform. Einer ihrer besten Officer ruft nach ihr. „Jemand möchte Sie sprechen, er wartet im Vorzimmer.“. Müde erhebt sich Rocky, sieht sich kurz in ihrem Büro um. Nichts Besonderes, wenn man bedenkt, dass es hier in Herzhofen kaum Verbrechen gibt, die Kriminalität ist seit einem Jahrzehnt stetig abgeflaut. Sicher, dies war die Leitstelle der Polizei in Sinnoh, doch im Grunde war das ein Hohn, da hier am wenigsten passierte. 10 Schritte lang, 8 breit, das waren die Maße des ihr zur Verfügung gestellten Raums, welchen sie nun langsam verließ, um dem Officer zu folgen. „Um wen handelt es sich?“ – „Um einen Monsieur LeBelle, von der internationalen Polizei. Er meint, Sie kennen sich.“, abrupt bleibt die Polizistin stehen. „Was? Internationale Polizei? Sind Sie sicher?“ – „Ja, Mademoiselle.“, sie kneift kurz die Augen zusammen, der Officer war ihr immer schon durch seine Redeweise aufgefallen. Er stellte französische Anreden immer voran. „LeBelle… ja, den kenne ich doch.“, Rocky setzt sich in Bewegung und seufzt. Endlich etwas zu tun. Sie verlassen den schmalen Flur, von dem immer wieder Einsichten in andere Büros möglich waren, die an ihn angrenzten, und finden sich auf einer Galerie wieder, die einmal um einen großen Raum herumführt. Rocky stellt sich ans Geländer und sieht herunter, ihr Büro befindet sich im zweiten Stock, von hier aus kann man eine weitere Galerie sehen, die vom ersten Stock. Ganz unten warten Besucher und dergleichen, sofort erkennt sie die schwarzgraue Frisur und den braunen Trenchcoat des Detektivs.
    Kurze Zeit später hält der Fahrstuhl im Erdgeschoss, Rocky und der Officer gehen zielstrebig zu der Sitzgruppe hinüber, in der LeBelle wartet. Als er sie sieht, steht LeBelle auf, reichte ihr die Hand. „Rocky! Ich habe dich lange nicht so hübsch in Erinnerung, wie du nun vor mir stehst, oder vielleicht liegt das an meinem Gehirn, ich bin nicht mehr der Jüngste. Will sagen…“ – „Freut mich auch, LeBelle. Jaques, wir kommen klar, vielen Dank.“ – „Sehr wohl, Mademoiselle.“, mit einem knappen Nicken entfernt sich der Officer, um direkt danach von einer älteren Dame gerufen zu werden, die in einem anderen Sessel sitzt. Rocky wendet sich LeBelle zu und nimmt ihm gegenüber Platz. „Also, was hast du für mich?“, sie geht diesmal nicht auf seine Schmeicheleien ein, es war zwischen den beiden schon immer ein Vergnügen gewesen, ein wenig zu flirten, doch sie beide wussten, dass es dabei bleiben würde. LeBelle nickt geschäftsmäßig und legt die Hand auf eine Mappe, die auf dem Tisch zwischen ihnen bereitliegt. „Die Hafen- und Schifffahrtsbehörde aus Fleetburg hat uns angerufen. Ein sehr wichtiges Frachtschiff kam nicht an, welches gefährliches Gut für die Forscher dort und in Schleiede geladen hatte. Der Kapitän konnte entkommen, hat es irgendwie geschafft, einen Funkspruch abzusetzen, bei dem einige wichtige Details an uns weitergegeben wurden. Doch auch ihn haben wir letztlich verloren, niemand weiß, wo er, seine Crew oder die Fracht sich momentan befinden.“ – „Das klingt für mich aber nicht nach einer Aufgabe für mich, ich meine, ich bin Polizistin in Herzhofen.“, der Agent sieht ihr in die Augen, braun trifft auf hellblau. „Ich suche dich auf in Funktion als Polizeichefin der Regionsleitung Sinnoh, denn wir brauchen Hilfe. Viel Hilfe, um genau zu sein. Aus dem Funkspruch ging hervor, dass Team Galaktik wieder da ist und sich am Überfall beteiligt hat. Erinnerst du dich an den Überfall auf das Gefängnis vor einem Monat? Das war kein Zufall. Die Internationale Polizei dachte daran, die fähigsten Trainer Sinnohs um ihre Mithilfe zu bitten, deine Aufgabe ist es, diese Trainer auszuwählen. Ich weiß, wie gut du bist, und mein Chef weiß das ebenfalls… es gibt niemanden, der dafür besser geeignet ist, dein Ergebnis brauchen wir in 3 Tagen. Du hast Eingriff in sämtliche Datenbanken der Pokémonliga und der Pokémoncentren. Desweiteren hast du bei allen Aufträgen in und um Herzhofen niedrige Priorität, das heißt, man wird dich dabei größtenteils in Ruhe lassen.“, Rocky schlägt die Beine übereinander und legt den Kopf in den Nacken.
    „Ihr schachert mich hier ab als wär ich ein Gaul oder so. Schon dran gedacht, mich erst zu fragen?“ – „Nicht nötig, es ist alles bereits veranlasst. Ich…“ – „Das meinte ich! Ich habe hier meinen geregelten Job, und soll jetzt gegen Team Galaktik kämpfen, die von einem ominösen Kapitän einer noch ominöseren Fracht ins Spielt gebracht wurden? Nein danke. Meine Entscheidungen treffe ich selbst.“, sie kocht vor Wut. Das war ihr zwar bereits mehrmals passiert, doch von der Internationalen Polizei hätte sie das nicht erwartet. „Rocky, hör zu…“, sie springt auf und verschränkt die Arme. „Nein, DU hörst zu. Es…“ – „Es ist dein Vater.“, sie hatte es nicht hören wollen, sie will es immer noch nicht hören. Klar hatte sie daran gedacht, doch ihre Weigerung, LeBelle zu helfen, war auf Wut begründet gewesen. Doch von Anfang an wusste sie, um welchen Kapitän es sich handeln musste, den einzigen, der auch bei einem Überfall noch in der Lage war, zu siegen. Kapitän Maynard, ihrem Vater, gelang sowas irgendwie immer. Ihre Kraft verpufft, sie starrt an die Decke. „Team Galaktik.“, murmelt sie dann. „Ja, Team Galaktik.“ – „Wie viele Leute stehen mir zur Verfügung?“ – „Hm, wir haben Personalmangel in Herzhofen, doch einige Agenten aus Weideburg reisen nachher noch an. Mach dir keine Sorgen, wir kriegen die Typen. Hier…“, er nimmt die Mappe und reicht sie ihr, Rocky stellt fest, dass ihre Finger sich taub anfühlen, als sie sie nimmt. „Das ist eine Auflistung der Finalisten aus den letzten 20 größeren Turnieren. Die Pokémonliga, Sonnewik-Star, das Ewigenau-Jahresturnier, et cetera. per Computer kannst du selbstverständlich nun auch zugreifen."
    Auf einmal erwacht in ihr erneut das Gefühl, welches ihr den Aufstieg zur ranghöchsten Rocky in Sinnoh ermöglicht hatte: der Instinkt der Polizistin. Ihr Vater ist nicht tot, sie muss ihn nur finden. Fieberhaft schlägt sie die Mappe auf, kriegt nur am Rande mit, wie LeBelle sie langsam wieder in Richtung ihres Büros führt. „Liga…“, murmelt sie, sieht auf der ersten Seite das Bild eines schwarzhaarigen Trainer, der es dort sehr weit geschafft hatte. Pikachu, Panferno… sein Team interessiert sie nicht, sie sieht sich sein Gesicht an. Willenskraft liest sie aus den Augen des Jungen, wahrscheinlich einer, der niemals aufgeben würde. Potenzieller Anführer… weiter. Der nächste ist ein langhaariger Trainer, dessen Darkrai etliche seiner Gegner besiegt hatte. Relativ ruhiger Typ, schätzt Rocky, aber auch umgänglich. Könnte… unwillig überspringt sie den „Liga“-Teil, blättert zum nächsten Turnier. Die Pokémonliga kämpfte nur eins gegen eins, aber die Trainer, die ihr helfen sollten, mussten womöglich mit vielen auf einmal klarkommen, denkt sie. „Ewigenau-Endrunde…Battle Royale…“, murmelt die Polizistin, auch hier stehen mehrere junge Trainer und Trainerinnen zur Auswahl, gewonnen hat ein braunhaariges Mädchen. „Galagladi und Turtok…“, der Name kommt ihr irgendwoher bekannt vor. „Maria Jou…“ – „Kennst du sie?“, will LeBelle wissen, er wirft einen Blick auf die Mappe. „Ihr Name kommt mir bekannt vor, mehr nicht.“ – „Interessant, dass du auf sie aufmerksam wurdest, sie hat mir letztes Jahr geholfen, einen von Team Galaktiks Plänen zu durchkreuzen.“, Rocky sieht den Agenten ungläubig an. „Dieses Mädchen?“ – „Genau.“ – „Wo kann ich sie finden?“
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    Schleiede
    Bevor ich auch nur eine Bewegung im Ansatz spüre, fliegt die Pistole weg, und der Arm des Gangsters verfärbt sich weiß. Nicht mal 10 Sekunden später ist er komplett eingefroren, Lee steht über ihm und hat ihm den rechten Fuß auf das Schultergelenk gesetzt. Wie wahnsinnig schnell er sich bewegt haben muss! Ich habe nicht mal gesehen, wann er sich umgedreht hat… innerlich atme ich durch, froh darüber, dass wir keine Feinde sind. „Lee…“, murmelt Hagane, nachdem sie erschrocken herumgefahren war. „Du hast mir das Leben gerettet! Vielen Dank!“, sie klammert sich an seinen Arm und scheint kleine Sternchen in den Augen zu haben, ich seufze leise. „Sie hat sich komplett verändert…von einer auf die andere Sekunde.“ – „Hat MEIN Bruder dir auch schon einmal das Leben gerettet?“, fragt sie mich an, hängt immer noch an Lees Arm. „Du brauchst das „mein“ nicht so zu betonen!“, fahre ich auf, setze mich wieder in Bewegung. „Da vorn wird es wieder belebter, dann passiert so etwas nicht.“ – „Hagane, du kannst loslassen, sie sind weg.“, merkt Lee an, woraufhin seine Schwester weiter neben ihm hergeht. „Aber jetzt sagt mir, was das eben war, klaro? Ihr seid doch nicht normal!“, auf ihre Worte hin drehe ich mich um und gehe rückwärts weiter. „Lee, sollen wir?“ – „Sie kriegts eh raus, wenn sie länger mit uns reist.“ – „Stimmt…also, ich erkläre es dir, so gut ich kann.“, kurz überlege ich. „Also, du weißt ja sicher, was Wasser ist.“ – „HEY!“ – „Das nehme ich als ja. Jedenfalls habe ich seit einem Jahr die Fähigkeit, Wasser zu kontrollieren, wie ich es möchte. Ich kann es einfrieren lassen, bewegen, sogar verdichten, wie bei dem Kerl da eben. Leider hat meine Konzentration eine enorme Wirkung darauf, das heißt, ich muss mit ganzen Herzen dabei sein, um es perfekt kontrollieren zu können.“ – „Du bist also eine Art Magierin?“, ich überlege erneut, darüber habe ich noch nie nachgedacht. „Hm, wenn du so willst, bestimmt. Aber komplett einsatzfähig ist meine Gabe noch nicht, ich kann zum Beispiel an anderen Menschen außer mir nichts verändern, obwohl wir alle zu 60% aus Wasser bestehen.“ – „Du kannst dich selbst verändern? Wie?“, Haganes Ton klingt ehrlich interessiert, also mache ich weiter. „Naja, wenn ich stärker sein will, kann ich meine Muskeln in den Armen verändern. Wenn ich schneller werden will, werden die Muskeln in meinen Beinen leistungsfähiger, oder meine Beine einfach länger, je nachdem, wie beansprucht die Muskeln schon sind. Aber selbst ohne Wasser kann ich kämpfen, so wirklich normal bin ich also echt nicht.“, den letzten Teil flüstere ich, wende mich wieder nach vorn.
    “Well open up your mind and see like me, open up your plans and damn you're free, I look into your heart and you'll find love, love, love, love…”, summe ich, Musik ist eine meiner Leidenschaften. “Was singst du da?”, fragt Hagane, ich lasse mich ein Stück zurückfallen. „Mein Lieblingslied.“ – „Das hat sicher auch einen Namen.“ – „Mädels…“ – „Ja, einen englischen, den kann man nur schwerlich aussprechen.“ – „Mädels…“ – „Ach, was du nicht sagst! Zögerst du darum, oder wie soll ich das verstehen?“ – „Es reicht.“, wenn die Stimme von Lee am leisesten ist, ist er am gefährlichsten, das scheint sogar Hagane zu begreifen. Ich bin sofort still und sehe ihn mit gesenktem Kopf an, hoffe, dass ihn das beruhigt. „Was soll das heißen, „sogar?!““ – „Sumimasen, ich sage oft das, was ich denke, ohne es zu wollen.“ – „Ihr braucht euch nicht streiten, das ist nur vergeudete Zeit.“, das würde ja bedeuten, ich erkenne dieses kleine Mädchen da als meine Rivalin an… und das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. „Wir streiten nicht!“, zu meiner Überraschung benutzt Hagane denselben Wortlaut, nur um einiges lauter als ich, und das gleichzeitig. Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe in die entgegengesetzte Richtung. Wie kann sie es wagen, einfach in unser Leben zu platzen? Es war doch so schön bisher… „Und ich habe viel trainiert. Maria übrigens auch, wer versucht, sie zu überfallen, ist entweder sehr doof, sehr mutig, beides, und in jedem Fall danach um mindestens ein Körperteil ärmer.“ – „Hey, so stimmt das nicht…die sind nie doof.“ – „Klaro, Maria, die Blutrünstige, das ist ihr Spitzname in der Turnierszene gewesen.“, Hagane wird immer blasser, dann kehrt die Farbe in ihr Gesicht zurück. „Du lügst. Große Brüder sollen nicht lügen!“, der Blonde hebt die Hände. „Na schön, ein wenig übertrieben.“, ich muss lachen, was die kleine Schwester noch ein wenig mehr aufregt. Gut, Lee hat Recht, sie ist jünger als wir, ich sollte versuchen, sie gut zu behandeln… schließlich sind die beiden verwandt. Und die eifersüchtige Zicke zu spielen, passt auch nicht zu mir. Dann fällt mir etwas ein. „Aber sag mal, du hast doch keine Kräfte, von denen ich nichts weiß, oder? Wie machst du das, dass du immer mit deinen Tritten die Typen einfrierst?“, ich sehe auf seine Schuhe herunter, weißer Nebel kennzeichnet den Weg, den wir gekommen sind. „Hmm, das ist ein kleines Geheimnis. Momentan sollte es ausreichen, wenn ich dir sage, dass es immer funktioniert, wenn es muss.“ – „Aha.“.
    Nach diesem kleinen Zwischenfall befinden wir uns auf dem Weg Richtung Hauptstraße, langsam wird der Einfluss des Sommerfests sichtbar. Viele Häuser sind mit Ballons geschmückt, in den Gärten, an denen wir vorbeikommen, blüht es in den schönsten Farben. An einer Kreuzung bleiben wir stehen, vor uns befindet sich die Einkaufsstraße. „So, danach müssen wir nur noch durch den Park, dort findet das Fest statt!“, rufe ich und beginne, zu rennen. Nicht, weil ich Lee oder Hagane abhängen möchte, sondern weil ich es liebe, zu rennen. Ich fühle mich nur wirklich frei, wenn ich Wind in meinem Haar spüre, und dabei ist es mir auch egal, ob jemand doof guckt. Nicht einmal 5 Minuten später stehe ich vor dem Eingang des Parks, dabei ist die Einkaufsstraße wirklich lang… aber ich bin gut im Ausweichen von Passanten, früher wäre ich zu schüchtern gewesen. Manche Läden haben heute geöffnet, obwohl Samstag ist. Gerne hätte ich noch einem oder zwei Läden einen kleinen Besucht abgestattet, aber ich kann mich zurückhalten… ich bin keine Shoppingfanatikerin.
    „Warum rennst du denn so?!“, fährt mich Hagane an, als ich von den beiden eingeholt werde. Eine Bank steht neben dem Schmiedeeisernen Tor des Parks, der ist von einem Zaun aus demselben Material umgeben. Auf dieser Bank habe ich mich der Länge nach hingelegt, es ist wirklich heiß… und die kleine Pause hat mir gut getan. Die Arme habe ich seitlich angewinkelt, damit ich den Kopf auf meine Hände legen kann. Erstaunt sehe ich den beiden entgegen, sie sind schnell nachgekommen, obwohl sie nicht aussehen, als wären sie gerannt. „Ich habe dir doch gesagt, dass sie das gern tut, Hagane.“, merkt Lee an, er lächelt mir zu und streckt die Hand aus. „Wollen wir?“, ich nehme sie, lächle zurück und stehe auf. Der Blonde ist mindestens so schnell wie ich, ich habe noch nie erlebt, dass er mal alles gegeben hätte, wenn es um ein Wettrennen ging. „Wer zuerst am Riesenrad ist, bekommt eine Zuckerwatte ausgegeben!“, sagt Lee, ich merke erst gar nicht, dass es die Aufforderung zum Wettrennen ist, weil er so ruhig spricht. Doch dann beginnt er, zu laufen, und ich verfalle ebenfalls in Sprint. Hagane ist erstaunlich schnell, obwohl sie ein Kopf kürzer ist als ich, kann ich sie nur schwerlich abhängen. Mir geht es nicht um die Zuckerwatte, auch nicht um das Riesenrad, mir geht es um dieses wahnsinnige Gefühl, welches sich meiner bemächtigt, als ich mit Lee gleichauf laufe und das Riesenrad, dessen Spitze erst nur über den Baumkronen sichtbar war, immer näher kommt. Ganz egal, wie sehr ich es versuche, ich schaffe es nicht, ihn zu überholen. Und irgendwie will ich das auch nicht… die Möglichkeit, meine Muskeln zu stärken und damit zu schummeln schließe ich kategorisch aus. Auf einmal bleibt der Blonde stehen, ich renne direkt in ihn rein. „Sumimasen!“, stoße ich hervor, bevor wir zu Boden fallen und uns mehrmals überschlagen. Als wir liegen bleiben, fängt er an, zu lachen, und weil ich nicht weiß, was ich tun soll, mache ich mit. „Typisch!“, schießt es mir durch den Kopf, als ich merke, dass ich auf Lee liege.
    „Das hat sie Hundertpro mit Absicht gemacht!“, wirft mir Hagane vor, als sie uns eingeholt und lachend vorgefunden hat. Immer noch leise kichern erhebe ich mich und helfe dem Blonden, der mir zu Füßen liegt. „Nein, keine Sorge. Aber Lee, was ist los?“ – „Wir hatten Hagane vergessen. Sie ist zwar schnell, aber ich denke, mit uns könnte sie noch nicht mithalten.“ – „Ihr seid auch älter als ich, das ist kein Wunder! Aber wenn ich älter bin, bin ich schneller als ihr!“, ruft sie, und genau in diesem Moment habe ich ein sehr merkwürdiges Gefühl… einerseits spüre ich irgendwie, dass sie Recht hat, dann macht sich eine Art Trauer in mir breit, es fühlt sich an, als ob mir das halbe Herz herausgerissen würde. Keuchend breche ich in die Knie und schlinge die Arme um meinen Körper. Dann, so plötzlich, wie das Gefühl gekommen war, verschwindet es. Einen Augenblick später spüre ich, wie sich jemand vor mich kniet, schlage die Augen auf. „Was ist los?“, Lee sieht mich ernst an, ich erhebe mich und schüttele den Kopf. „Keine Ahnung, was das war, aber mir geht es gut.“ – „Sicher?“, er steht ebenfalls auf und tritt genau vor mich, ich senke den Blick. Damit nur er es hört, flüstere ich. „Mir hat jemand das Herz rausgerissen, so fühlte sich das an.“ – „Das klingt schrecklich.“, mir wird kalt, ich zittere leicht, obwohl es Sommer und noch dazu sehr heiß ist. Reiß dich zusammen, Maria! Was auch immer das war, es ist vorbei, und ich bin keins von den Mädchen, die sich nach sowas noch stundenlang aufregen. „Ist schon gut. Wir können weiter.“, sage ich, Lee spürt, dass ich es einfach vergessen will. Hagane hat die Zeit genutzt, um Luft zu holen, sieht mich zwar argwöhnisch an, sagt jedoch nichts. Zu dritt gehen wir weiter in Richtung Riesenrad, in der Mitte des Parks ist eine große, freie Fläche, die man betoniert hat. Statt der Bäume oder Wiesen, die um uns herum liegen, ist hier nur ein kleiner Springbrunnen aufgestellt, den ich allerdings aufgrund der ganzen Stände und Menschen nicht sehen kann. Ja, es ist wirklich voll hier! „Wow!“, entfährt es Lees Schwester, innerlich kann ich ihr nur zustimmen. Schleiede ist eine wahnsinnig große Stadt, und an diesem Samstag sieht es so aus, als ob sich die Hälfte ihrer Bewohner hier versammelt hätte. „So, wo gibt es Zuckerwatte…“, murmelt Lee, ich höre es und muss lachen. Typisch für ihn, auf diese Weise schafft er es immer, mich aufzumuntern. Das ist sein Humor, wenn man nicht mehr damit rechnet, erinnert er sich an etwas, was eigentlich total unwichtig ist.
    „Vergiss die Zuckerwatte, ich bitte dich. Ich kaufe dir erst einmal eine neue Wasserflasche, deine ist kaputt…“ – „Brauchst du nicht, es war nötig.“, plaudernd kommen wir an einem Stand vorbei, der Ringwerfen anbietet. Es ist der erste Stand, den wir passieren, der Besitzer wirkt trotz verspiegelter Sonnenbrille und seinem schwarzen Anzug relativ jung. Allerdings lassen mich seine silbrigen Haare stutzen, in dem Alter ist man eigentlich noch lange nicht angegraut. „Hättest du Lust dazu?“, will Lee wissen, er merkt, dass ich stehen geblieben bin. „Hm…Glücksspiel ist nicht so meine Sache.“ – „Sie traut sich nur nicht.“, dringt Haganes leise Stimme an mein Ohr, verärgert trete ich an die kleine Theke des aus Holz gefertigten Stands. Hinter dem Besitzer, jedenfalls glaube ich, dass er das ist, sind eine Menge Preise aufgereiht, in der Mitte bilden sie ein freies Feld, auf welchem eine kleine Pyramide steht. In verschiedenen Abstufungen sind dort große Becher aufgestellt, um die man den Reifen werfen muss. Es erfordert sicher eine Menge Geschick… Auf einem Schild links von mir kann ich die Preise lesen. „5 Würfe 5 $.“, steht darauf, ich sehe Lee an. „Meinetwegen, aber nur 5 Würfe.“ – „Ist gut. 5 Mal, bitte!“, sagt der Blonde zum Verkäufer, Besitzer, wer auch immer der Kerl ist. Merkwürdig… eigentlich ist er zu gut gekleidet, um an einem Jahrmarkt in einer kleinen Bude zu stehen. „Sehr wohl.“, ich zucke unwillkürlich zusammen, irgendwoher kenne ich die Stimme! Im nächsten Moment schüttele ich über mich selbst den Kopf, ich wüsste nicht, woher. Mir werden 5 Ringe in die Hand gedrückt, mein räumliches Vorstellungsvermögen ist nicht sonderlich gut, daher frage ich Lee, ob sie überhaupt passen. Er schaut kurz auf die Ringe, dann auf die Becher, die dort abgestuft herumstehen, ich sehe förmlich, wie er in seinem Kopf den Wurf berechnet. Dann nickt er. „Passen, es sind sogar ungefähr 4 Zentimeter Platz.“ – „Danke.“. Also drehe ich mich ein wenig nach links, hole Schwung, spanne die Muskeln. In einem kleinen Bogen fliegt der Ring aus meiner Hand, gespannt sehe ich ihm nach. Direkt vor dem Becher sieht es auf einmal so aus, als würde er die Kraft verlieren, prallt gegen den Becher, und bleibt liegen. Verdutzt richte ich mich auf, nachdem ich mich zuvor ein wenig geduckt hatte, um zu zielen. „Hm, leider nicht stark genug!“, bedauert der Verkäufer, woraufhin ich die Brauen hebe. Das kann eigentlich nicht sein. „Alles in Ordnung?“, fragt mein Freund, ich nicke leicht. Ich gehe einen Schritt zurück, mein rechter Fuß wird nass. „Verdammt!“, zu spät sehe ich die Pfütze, die wohl auch noch vom Sturm übrig geblieben ist. Blitzartig schießen mir mehrere Gedanken durch den Kopf: die Wasserkugel, mit der ich vorhin den Gangster besiegt hatte, mein Wurf, der Becher, der scheinbar eine Art Einfluss auf die Ringe hat. Kann es sein, dass dieser Stand manipuliert ist?
    „Bah, meine Füße!“, ich bücke mich kurz, um die Sandalen auszuziehen, ich hasse das Gefühl… zwar in irgendwas zu laufen, aber zu wissen, dass es nass ist. Beim Ausziehen tue ich so, als würde ich das Gleichgewicht verlieren, lasse die 4 restlichen Ringe fallen. Sie werden nass, hastig hebe ich sie auf. „Sumimasen! Ich mag es nur nicht, in nassen Sandalen zu laufen.“ – „Völlig verständlich.“, erwidert der Kerl, scheint sich sicher zu sein, dass seine merkwürdigen Becher mich weiterhin austricksen. Doch nun sind sie nass, und alles, was nass ist, kann ich kontrollieren. Also gehe ich wieder ein wenig herunter, ziele sorgfältig, und werfe den zweiten Reifen. Dann balle ich die Fäuste und konzentriere mich auf die Flugbahn des Rings. Durch meine Kraft fliegt er genau auf den Becher zu, will aber im letzten Moment, wie eben schon, die Richtung wechseln. Genau, wie ich es mir dachte, irgendwas stimmt da nicht. Ich fühle die Verbindung zwischen dem Wasser und mir, halte gegen die merkwürdige Kraft, die den Ring manipulieren will. Nicht mal eine Millisekunde hat das Duell zwischen meiner Fähigkeit und dem Becher gedauert, der Ring trifft, kreiselt um den Becher. Der Besitzer zeigt keine Regung, und so werfe ich alle 3 verbliebenen Reifen ebenfalls auf verschiedene Becher. „Glückwunsch, kleine Dame, du darfst dir einen dieser Preise aussuchen.“, er weist auf eine Abteilung, die durch ein Schild mit einer „4“ gekennzeichnet wird. Ich entscheide mich für eine tragbare Sporttasche, mir fällt ein, dass mein Rucksack stark abgenutzt ist. Die neue Tasche ist dunkelblau, der Tragegurt schwarz, sie gefällt mir sofort. „Bis demnächst!“, strahle ich den Verkäufer an, er verschränkt nur die Arme und lächelt leicht. Erneut habe ich dieses Gefühl, ich würde ihn kennen… energisch verscheuche ich es, hänge mir die Tasche über die Schulter und lege einen Arm um Lees Taille, er tut es mir gleich. „Hat jemand Lust auf ein Eis?“, fragt der Blonde dann, ich lächle leicht. „Immer.“, den Witz versteht nur er, kann sich ein Lächeln ebenfalls nicht verkneifen. Seine kleine Schwester geht neben uns her, schaut sich aufmerksam die ganzen Stände an. „Ein Eis? Ja, gern!“, sagt sie dann. „Okay, ich bezahle.“ – „Er bezahlt mir ein Eis, DIR NICHT, nur mir!“, flüstert Hagane mir zu, als wir vor dem Eisstand stehen und auf Lee warten, der sich in die beträchtliche Schlange eingereiht hat. Schicksalsergeben seufze ich, stütze die Ellbogen auf einen der weißen Stehtische, die vor dem Eisladen gruppiert sind. „Das ist doch nur, weil ich gerade keinen Appetit habe!“, doch sie scheint nicht mehr zuzuhören. Um mir die Zeit zu vertreiben, betrachte ich die anderen Besucher des Fests, größtenteils sind Kinder mit ihren Eltern vertreten, die das Riesenrad oder den Autoscooter besuchen wollen. Mein Blick schweift über die Eisbude, bleibt an Lee hängen, kurz spüre ich erneut diese Wärme in mir aufsteigen, dann wird mir klar, dass Hagane mich beobachtet. „Was ist?“ – „Ach, nichts. Du scheinst dich ja gut umzusehen.“, schon wieder muss ich meinen Ärger unterdrücken. Sollte das jetzt etwa verboten sein? „Ja, na und?“ – „Ich weiß ja nicht, was mein Bruder an dir findet, aber früher war er stark zurückhaltend, was Mädchen angeht. Gut, du kannst kämpfen, wie er, aber das macht euch noch lange nicht zu Seelenverwandten!“ – „Jetzt hör mal, wir haben zusammen einiges durchgestanden, und wir fühlen beide dasselbe füreinander! Wärst du damals dabei gewesen, als ich ihn getroffen habe, würdest du das verstehen.“, ungeduldig hebe ich eine Braue und schaue weg, wir schweigen uns an, bis Lee wiederkommt. „Hey, so cool wie eure Atmosphäre bin ja noch nicht mal ich. So, Hagane, dein Eis… sie hatten keine Schokolade mehr, darum musste ich improvisieren.“ – „Danke, Brüderchen!“. Diesmal unterdrücke ich ein Kichern, doch der Blonde merkt es. „Sie verniedlicht mich immer. Es ihr auszureden ist unmöglich!“, raunt er mir zu, als wir auf dem Weg zum Riesenrad sind. „Achso. Soll ich dich jetzt immer ‚Schatzilein‘ oder so nennen?“ – „Wag es nicht.“, grinst er, ich lege ihm den Arm um die Schultern. „Wieso?“ – „Bei dir hätte ich zwar nichts dagegen, aber ich liebe deine wirkliche Art, und ‚Schatzlein‘ gehört eigentlich nicht zu deinem Repertoire.“ – „Verstehe. Gomen ne!“ – „War doch nur ein Spaß, hör auf, dich immer zu entschuldigen.“, meint er, und ein weiteres Mal fühle ich seine Umarmung an meiner Taille. „Fliiiirt!“, bemerkt Hagane, ich schließe die Augen. Auf einmal schießt mir ein sengender Schmerz durch die linke Fußsohle, ich hatte ganz vergessen, dass ich Barfuß laufe. „Itai!“ – „Was?“ – „Mein Fuß tut weh.“ – „Mist, wer hat denn hier die Scherbe liegen gelassen?“, regt sich mein Freund auf, ich sehe mich um. Nicht weit von hier steht ein Getränkeverkäufer, ich stütze mich auf Lee. „Ich brauche Wasser von dem Typen da.“, hastig deute ich auf den Stand, in welchem ein gelangweilter Verkäufer mit Basecap und Dreitagebart sitzt. „Gut, warte hier.“, zum Glück entdecke ich eine weiße Bank rechts von uns, ich lasse mir darauf nieder und lege das Bein hoch.
    „Was willst du mit dem Wasser, du brauchst einen Verband oder zumindest ein Pflaster!“, scheint Haganes ungläubiger Blick zu sagen, doch ich warte, bis Lee zurückkommt. In der Hand hält er eine Flasche stilles Mineralwasser. Sie hat einen merkwürdigen Verschluss, ich muss erst an dem Mundstück ziehen, es dann herunterdrücken, damit das Wasser herauskommt. Meine Linke halte ich mit der Handfläche nach oben unter das Mundstück der Flasche, gieße den Inhalt aus, nachdem ich mich vergewissert habe, dass niemand hersieht. Die Flüssigkeit bleibt einfach in der Luft schweben, als meine Kräfte sie erreichen, eine Kugel von der Größe einer Faust bildet sich, das sollte genügen. Eine Handbewegung später ist die Flasche wieder dicht. Mit dem Arm beschreibe ich einen Viertelkreis, sodass sie auf meinen verletzten Fuß zeigt, die Wasserkugel folgt der Bewegung und hält über der Verletzung inne. Das Wasser umschließt die Wunde, ich brauche ein wenig mehr Konzentration, um die Heilkraft wachzurufen… ich benutze sie nicht oft. Doch dann fühlt es sich an, als würde kühles Wasser in die Wunde fließen, ich atme auf. Schnell sehe ich meine Sohle an; was ich sehe, ist zufriedenstellend. Ein weiteres Mal wird nichts von meiner Verletzung bleiben. „Du bist echt…komisch.“, meint Hagane, woraufhin Lee ihr die Hand auf die Schulter legt; scheinbar bedeutet das einen leichten Tadel. Doch ich lächle nur. „Naja, normal bin ich nicht… aber das wäre doch auch langweilig, oder?“


    ich hoffe, es ist mir gelungen, und ihr hattet viel spaß beim lesen. das neue kapitel kommt wahrscheinlich so bis zum WE, eventuell auch früher, mal schauen... bis zum nächsten mal also, über alle kommis, vorschläge, einwürfe oder gar beschwerden würde ich mich mega freuen :)
    LG´s
    ~Kori~

  • JA! neues kapi :D
    eigentlich bin ich ja total am abkacken grad aber ich zwing mich mal dazu jetzt O_O
    hier trifft hagane auf ihren bruder und seine freundin..seine freundin!ö.ö xDDDD kleines energiebündel, nicht wahr? die spannungen die hier augenblicklich auftreten sind lebhaft und gut durchdacht, das gefällt mir, beispiel:

    Zitat

    Ist das nicht ein wenig zu kurz? Und so ein Top gehört verboten.


    auch die inneneinrichtung die du selber erwähnt hast, kommt super rüber,schöne beschreibungen und deko artikel; ein zweigeteiltes haus scheint mir recht interessant :D
    zurück zum thema, lee hat also seine kleine schwester schändlich enttäuscht und sie weiß gar nicht wie sie damit umgehen soll O: aber als es dann zum sommerfest geht scheint die sache ja ein wenig aufzulockern, bis auf die stelle mit dem eis essen xDD super diss: Nur mir, nicht dir kauft er ein Eis! :DD
    kurz kommen noch einige gangsterchen dazu, aber im gegensatz zu team galaktik sind die wohl echt kleine fische XDD einer ist mir aber später noch aufgefallen, der silberhaarige budenspieler! ich glaub den kann ich einordnen !
    also, wir haben es hier mit beziehungsvertiefung zu tun, die dir echt gut gelungen ist, auch die fähigkeiten der protagonisten hast du deutlich gemacht, wie auch ihre jeweiligen antriebe
    was ich jetzt interessant finde: ausgerechnet maria wird von der rocky nun ins visier genommen, ich glaub sie wird nicht viel zeit haben, das fest zu genießen O_O
    hab ich eigentlich rechtschreibfehler gesehen? glaub nicht :D


    jetzt noch einige stellen die mir persönlich gut gefallen:


    Zitat

    „Fliiiirt.“, ich schrecke zusammen, Hagane läuft nicht mehr vor uns her, sondern hat sich umgedreht und stemmt die Hände in die Hüften.


    ist da jemand eifersüchtig? ö.ö


    Zitat

    Sind die Gangster von heute allesamt Kunstbanausen?“,

    tja... peinlich xDD


    Zitat

    „Er bezahlt mir ein Eis, DIR NICHT, nur mir!

    <- oooooooh 0 punkte!


    soweit von mir!
    ach ja, da wäre noch eine sache...

    Zitat

    erst beantworte ich mal deinen kommi, liebling.


    SIE MMMMMMMMMMMMMMMMÖGEN SICH!

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • soo, neue woche, neues kapitel. zuerst muss ich jedoch auf deinen kommi eingehen, pay xD du warst nach der arbeit soo fertig und hast mir dennoch den gefallen getan, das muss ich ja beantworten. aber eigentlich ist ja wieder nur lob dabei, ich werd noch rot hier... :P mit dem besitzer des ballwurfstands hast du recht, man muss ihn aber nicht kennen. doch wers tut, hat halt eine art kleines easteregg gefunden :) davon wirst du auf jeden fall noch mehr finden, und alle, die depth pearl gelesen haben, genau so. danke für deinen kommi, und hier kommt...


    Kapitel 3
    Das Beste vom Besten?


    21.6.2009
    Das Zimmer ist fast gänzlich verdunkelt, doch ein schwacher Schimmer am Himmel, den man durch das Fenster sieht, lässt auf einen baldigen Sonnenaufgang schließen. Lee erwacht langsam, merkt, dass er nicht allein ist: neben ihm liegt Maria, die einzige Person, die es geschafft hatte, ihn mit nur einem Blick in ihren Bann zu schlagen. Lächelnd sieht er auf ihre schlafende Gestalt herab, die Bettdecke hebt und senkt sich auf ihrer Brust, bei jedem Atemzug. Ihre Lippen sind ein wenig geöffnet; eine zarte Versuchung. Scheinbar hat sie diese Nacht keine Albträume. Der Blonde streicht ihr sacht durch ihre braunen Haare, dann schlägt er einen Teil der Decke zurück und steht auf. Hagane hat das Schlafzimmer im oberen Stock bekommen, allerdings sind seine Anziehsachen noch dort. Im Stillen denkt er sich, er hätte sie am gestrigen Abend mitnehmen sollen. Aber nach dem Tag auf dem Sommerfest waren sie alle müde gewesen, er hatte schlicht nicht mehr daran gedacht. Momentan trägt er nur eine Shorts zum schlafen und ein T-Shirt. Als er am Wohnzimmer vorbeikommt, schweifen seine Gedanken kurz zur Riesenradfahrt von gestern ab, sie hatte wirklich Spaß gemacht, obwohl Hagane ein wenig höhenängstlich ist. Ein schwaches, blaues Glimmen erregt seine Aufmerksamkeit, er wendet den Kopf und sieht, dass sein Laptop noch an ist. „Was ist denn los mit mir…“, seufzt er und betritt den weitläufigen Raum. Als Tür dient eines von Marias japanischen Schiebeelementen, sie steht offen. Lee beugt sich zu einem flachen, schwarzen Tisch herunter, vor dem man normalerweise kniet, eine schöne, längliche Vase und sein Laptop stehen darauf. Die Fenster weisen alle nach Norden, der Laptop ist die einzige Lichtquelle. Lee merkt, dass seine Gedanken dauernd abschweifen, nicht mal das Deckenlicht hat er eingeschaltet. Auf dem Monitor ist die Website eines Online-Netzwerks zu sehen. Die Augen des Trainers wandern beiläufig darüber suchen den „Log-Out“- Knopf. Dann bleiben sie an einer Meldung fast ganz oben hängen. „…ist in einer Beziehung mit…“, kurz denkt er, sein Magen würde zu Eis gefrieren; das Mädchen, welches die Meldung betrifft, kennt er zu gut. Er vergisst für einige Momente, zu atmen, dann jedoch lächelt er kurz. „Wurde auch Zeit.“, dieses Kapitel seines Lebens war abgeschlossen. Energisch klappt er die Maschine zu, verlässt den Raum und schleicht auf Zehenspitzen die Treppe hoch. Hagane oder Maria sollen nicht wach werden, er gönnt ihnen den Schlaf, auch wenn er ihn nicht braucht. Am Treppenabsatz scheint es, als würde man eine andere Welt betreten; Marias japanische Dekorationen werden restlos von den seinen abgelöst. „Don´t loose the grip on the dreams of the past, you must fight just to keem them alive…“, summt er, Lee weiß, dass Maria eine Musikleidenschaft hat, und manchmal bleibt auch er von einem Dauergesang im Ohr nicht verschont.
    Zügig passiert er indianische Masken und Totems, sogar einen echten Federschmuck hatte er aufgetrieben und ihn an eine Wand gehängt. Über dem Bett, in welchem Hagane gerade liegt, das weiß er, hängt außerdem ein Traumfänger aus mehreren Federn und Perlen. Lautlos öffnet er die Tür, sieht, dass seine Schwester noch tief und fest schläft, und nimmt sich seine Sachen aus einem Kleiderschrank. Als er das Zimmer wieder verlassen hat, schweifen seine Gedanken erneut ab. Lee schafft es nie, seinen Kopf mal abzuschalten, immer muss er in Aktion sein, doch Maria geht es meist genau so, und das stimmt ihn froh, weil es jemanden gibt, der ihn versteht. „So, Duschen, essen machen, zur Post…“, murmelt er, als er seinen Plan fertig macht. Diese Postboten regen ihn in letzter Zeit schneller auf als sonst, es war doch wohl nicht so schwer, von der Straße aus abzubiegen, den Park entlang, der vor ihrem Haus liegt, dann das Tor zu öffnen, dass in die Grundstücksmauer eingelassen war, und dann den Kiesweg entlang bis zur Tür zu laufen… der Trainer schüttelt erneut den Kopf… dann muss er halt selbst ran. Er war wieder im Erdgeschoss, betritt das Badezimmer und entkleidet sich. Wie immer fällt ihm auf, dass eine Art Rosenduft in der Luft hängt, doch er kann nie sagen, woher er kommt. Andauernd nimmt er sich vor, Maria zu fragen, doch entweder vergisst er es dann oder sieht es plötzlich als irrelevant an. Ein weiterer Seufzer entringt sich seiner Brust, er steigt in die Dusche.
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    Herzhofen, Polizeihauptquartier
    „Mademoiselle, die ersten Briefe sind verschickt.“, Rocky dreht sich müde auf ihrem Stuhl herum. Der Officer von gestern steht vor ihr, mittlerweile ist es 9 Uhr morgens. Gestern hatte sie den ganzen Tag damit verbracht, geeignete Trainer zu suchen. Außer ihr und einigen wenigen anderen Leidensgenossen ist das Präsidium so gut wie ausgestorben, kein Wunder, es ist Sonntag. Doch ihre Aufgabe war großer als die eines normalen Polizisten, sie hatte ein Team zusammenzustellen und zwei der größten Verbrecherorganisationen der Welt auszuschalten. Jaques scheint nie unter Schlafmangel zu leiden, egal, wie oft sie ihn im Dienst sieht. „Danke. Den Anruf werde ich selbst tätigen.“ – „Sie wollen Jou anrufen? Wieso schicken Sie nicht auch einen Brief, wie an die anderen drei?“ – „Weil der Chief, Alfred DeButler und el Gigante Roja nicht ablehnen werden, so wie sie es könnte.“, Rocky sieht auf den Monitor, der vor ihr auf ihrem Schreibtisch aufgebaut ist, ein Kaffeebecher steht davor. Ihr Kollege scheint skeptisch zu sein. „Bei allem Respekt, das sind wirklich drei großartige Trainer, aber keiner von ihnen hat sich bisher durch ein großes Verantwortungsbewusstsein ausgezeichnet. Sie sind allesamt Freigeister, die tun und lassen, was sie wollen!“ – „Mag sein. Ich habe allerdings in ihre Briefe geschrieben, dass Maria Jou dabei sein wird.“ – „Na und?“ – „Na und?! Nun, sie werden sich wohl kaum etwas entgehen lassen, was mit ihr zu tun hat. Denken Sie an die Schlagzeilen von vor einem Jahr.“ – „Wollen wir hoffen, dass es klappt.“ – „Es klappt. Selbst wenn 13 der 26 Trainer absagen, die ich ausgewählt habe, ist das Team groß genug. Ich hatte eigentlich auch 13 vorgesehen; sie könnten sich in kleinere Teams aufteilen, wenn es hart auf hart kommt, und der Anführer hätte es um einiges leichter.“ – „Also werden Sie im Nachhinein so vielen eine Absage erteilen, bis 13 übrig bleiben?“, will der Mann ungläubig wissen, Rocky schüttelt jedoch den Kopf. „Nein, wenn es mehr als 13 werden, vergrößere ich das Team. Ich habe mit einer relativ großen Verneinungsquote von 50% gerechnet, zur Sicherheit.“ – „Gut, aber es könnten auch 100% absagen.“ – „Unmöglich. Ich habe nicht nur nach Kampfkraft gesucht, sondern auch auf eventuelle Vorfälle mit Team Galaktik und Rocket in ihrer Vergangenheit. Darum muss Maria unbedingt zusagen, ich werde sie am Telefon überreden.“ – „Wird sie die Anführerin des Teams?“, die Polizistin lacht leise. „Nein. Das wird jemand anders, doch ich weiß nicht, ob er auffindbar ist.“ – „Welche Rolle spielt Jou, Mademoiselle?“ – „Sie wird in der zweiten Reihe stehen, sie ist keine Führungspersönlichkeit. Man unterschätzt sie, darum kann sie hart zuschlagen, sollte es vonnöten sein. Aber vorrangig werde ich ihr das Denken überlassen, wenn es um einen spontanen Plan geht.“ – „Denken, wie meinen Sie das? Ein Trainer führt seine Pokémon nicht nur durch Denken zum Sieg.“ – „Allein nicht, das stimmt.“, Rocky nimmt einen Schluck Kaffee und drückt eine Taste ihrer Tastatur.
    „Doch wenn sie 5 Sekunden nach Beginn des Kampfes weiß, wie sie ihn gewinnen kann, dann zählt das mindestens genau so viel wie ein Team voller starker Partner.“ – „Wie soll das gehen?“, auf diese Worte hin lächelt die Polizistin ihren Untergebenen an. „Genau das ist die große Preisfrage, wo lernt man sowas?“. Der Officer denkt kurz nach. „Dann sind Jou, Monsieur le Chief, DeButler und el Gigante die ersten 4, nehme ich an, wenn man den geheimnisvollen Anführer abzieht. Fehlen also noch 22 Briefe, nehme ich an.“ – „Genau.“ – „Gut, dann sagen Sie mir, wer das sein soll, und ich werde mich an die Arbeit machen, Mademoiselle. Doch zuerst sagen Sie mir, wieso Sie die ganze Zeit von dem ominösen Trainer ablenken, und wer er ist, sonst kann ich ihn nicht kontaktieren.“ – „Naja, selbst, wenn Sie es wissen, wird es schwer. Er kommt zu großen Turnieren, gewinnt, lässt danach einige aus, man kann nie sagen, wo er auftaucht, doch es ist klar, dass er gewinnt, wenn er teilnimmt. Es ist der Eisbrecher.“, sie wendet sich erneut ihrem Monitor zu, der Officer hinter ihr schüttelt den Kopf. „Mon Dieu, ich hätte ja zuerst die Arenaleiter gefragt, anstatt solche unbeständige Trainerseelen mit einzubeziehen…“ – „Die dürfen nicht auffallen, das wissen Sie.“, Rockys Ton klingt angespannt. „Wenn wir den Arenaleitern Bescheid geben, ist sofort klar, dass wir Wind von der Sache bekommen haben. Mein Vater hat seinen Notruf in aller Hast abgeschickt, die beiden Teams dürften nicht wissen, dass wir ihnen auf der Spur sind.“ – „Gut, ich kümmere mich um Leitung 4. Halten Sie sich bereit.“ – „Danke.“. Nachdenklich blickt sie auf ihren Monitor, zwirbelt, ohne es zu merken, eine ihrer türkisfarbenen Strähnen zwischen den Fingern, während Jaques sich entfernt. LeBelle hat ihr ein relativ kleines Team gegeben, doch das war ausreichend. „Nummer 6… jemand, der dem Team hilft, und es selbst aus gefährlichen Situationen befreien kann.“, ein weiterer Klick führt Rocky zur Siegerliste der letzten Pokémonliga. „Da bist du ja…hab ich dich.“, und sie lehnt sich halb zufrieden, halb übermüdet, zurück. Dann erhebt sie sich, um ihr Telefonat zu führen.
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    Schleiede
    Für einen Moment glaube ich, ich wäre noch auf dem Sommerfest, es hat einfach riesigen Spaß gemacht, sich mal einfach tragen zu lassen und nicht zu tun. So etwas in der Art hatten wir schon ewig nicht gemacht… doch dann schlage ich die Augen auf und erblicke meine Kirschblüte vor dem Fenster. Es ist schon hell draußen, also habe ich mal wieder zu lang geschlafen. Verdammt. Leise fluchend steige ich aus dem Bett, frage mich kurz, wo Lee schon wieder ist, doch er ist nicht der Typ, um den man sich Sorgen machen müsste, da habe ich vollstes Vertrauen in ihn. In meinen knappen Sachen stehe ich vorm Schlafzimmerspiegel, dann erinnere ich mich daran, dass Lee und ich ja nicht mehr allein im Haus sind… Hagane wohnt für die paar Tage, bis wir wieder aufbrechen, noch bei uns. Mit einem Mal klingelt das Viso-Telefon im Flur, ich stütze mich kurz auf die Kommode neben mir. Wer kann denn das jetzt sein? „Es ist Sonntag, Leute…“, seufze ich und verlasse barfuß mein Zimmer. Wer auch immer der Anrufer ist, er braucht einen wirklich guten Grund, mich von meiner Dusche abzuhalten. Mehrere Fenster erhellen den Flur, unser Telefon steht in einer Wandnische, die für japanische Häuser typisch ist. Der Monitor des „Viso“, wie ich es nenne, ist schwarz, wenn ich abnehme, erscheint die Person, die mich anruft. Meine Rechte umschließt den Hörer, ich zögere kurz und nehme ab.
    Das Bild einer jungen Frau erscheint, aus ernsten und dennoch müden Augen blickt sie mich an. Ist das eine Polizeiuniform? Entweder habe ich es mit einer Cosplayfanatikerin oder mit einer Rocky zu tun. „Guten Morgen, entschuldige, wenn ich störe oder dich aus dem Bett gerissen habe. Ich hasse Cosplay, wenn du gestattest.“, erschrocken schlage ich mir eine Hand vor den Mund. Das war peinlich, mehr als peinlich! „Tut mir leid, ich…“ – „Schon gut. Ich bin Officer Rocky aus Herzhofen, und du musst Maria Jou sein.“ – „Da haben Sie recht, worum geht es?“, ich werde nervös, mit der Polizei hatte ich eigentlich nichts zu schaffen. Was konnte sie wollen? Langsam werden mehrere Hirnregionen wach. „Ich will offen mit dir reden.“ – „Ist Ihre Leitung sicher?“, frage ich, es klingt nach einer äußerst ernsten Angelegenheit. „Ja, ist sie. Also, es geht um Team Rocket und Team Galaktik.“. Eine Faust scheint mich in den Magen zu treffen, kurz reißt mich die Zeit zurück und ich stehe erneut an einem mondbeschienenen See, umringt von Feinden. Ich schließe die Augen und zwinge mich, ruhig zu bleiben. „Ich sehe, du erinnerst dich.“ – „Ja, tue ich. Und ich will nie wieder etwas mit denen zu tun haben.“ – „Nicht so voreilig! Die Polizei von Herzhofen arbeitet mit der Internationalen Polizei zusammen, es sind Hinweise bei uns eingegangen, die deutlich machen, dass die Teams wieder da sind. Vor kurzer Zeit ist in unser Gefängnis eingebrochen worden, einer unser gefährlichsten Gefangenen ist wieder frei.“ – „Das Herzhofen-Gefängnis? Saß dort nicht das Phantom?“ – „Genau.“, Rocky sieht mich an, ich versuche, zu ergründen, was sie vorhat. Klar, ich soll ihr helfen, aber was kann ich ausrichten? Ich bin Pokémon-Trainerin, keine Detektivin. Ohne mich selbst loben zu wollen, ich denke weitaus schneller als die meisten anderen, was mir Planung von Taktiken erlaubt, die niemand so schnell durchschaut. Bestimmt will sie mich nicht als bloße Kämpferin. „Ich habe damals gewonnen, aber nicht allein, das habe ich euch damals gesagt.“ – „Das weiß ich. Ich bin dabei, ein Team aus Trainern zusammenzustellen, welches der Polizei helfen soll.“ – „Ist das Ihr Ernst? Kinder und Jugendliche sollen…“ – „Hör mir erst zu, bitte! Ich suche keine Kinder aus, sondern Trainer wie dich, von denen bekannt ist, dass sie gut sind. Team Galaktik hat einen Frachter mit einem gefährlichen Chemischen Experiment gekapert, der Kapitän hat uns gewarnt. Es ist nicht viel Zeit, bis übermorgen brauche ich deine Zustimmung.“, sie redet hastig, als würde ihr die Zeit weglaufen, was sie gewissermaßen wirklich tat. Aber ich war glücklich, wie mein Leben gerade so verlief, mit Lee… ich will nicht mein ganzes Dasein lang hinter Verbrechern herjagen. Andererseits war es im Grunde die Pflicht jedes Trainers, die Sinnoh-Region sauber zu halten, ich meine, wozu trainierte ich denn, wenn ich meine Heimat im Stich lassen würde? Team Rocket und seine Verbündeten sind gefährliche Gegner, sicher, doch wenn dieses Team gut sein sollte, können wir es schaffen. Ich bin sicher, dass sie mich als „Kopf“ will, und ich weiß, dass diese Rocky was auf dem Kasten hat, ihr Blick sagt es mir. Sie merkt längst, dass ich nachgeben werde. Dann schüttele ich den Kopf. „Ich rufe Sie übermorgen um 8 Uhr an, ist das für Sie in Ordnung?“, Rocky lächelt leicht und nickt. „Die letzten Einzelheiten werde ich mit allen, die zusagen, in 6 Tagen besprechen, wir treffen uns in Herzhofen. Direkt hier, bei mir. Ich hoffe, du bist dabei.“ – „Ist gut… bis dann, Officer Rocky.“ – „Bis dann. Ach, eins noch…“ – „Ja?“ – „Weißt du zufällig, wo der Eisbrecher momentan ist? Du weißt schon, der Trainer, der bisher noch keinen Kampf verloren hat und als letzte Attacke immer Blizzard benutzt.“ – „Leider nicht. Ich habe von ihm gehört, aber wo er sich aufhält, weiß niemand… er soll vor längerer Zeit verschwunden sein.“ – „Hm.“, sie wirkt nachdenklich. Mit Sicherheit will sie ihn als Anführer. „Okay, wir sehen uns.“ – „Sayonara.“, mit diesen Worten legen wir auf, ich lehne mich an die Wand, wende den Kopf und sehe aus dem Fenster.
    Ich bin Maria Jou. Klar, das weißt du jetzt, doch ich habe manchmal Phasen, in denen ich extrem lange ins Grübeln komme, wer ich bin, wozu ich gut bin, und warum ich auf dieser Erde bin. Hm… ich bin auch schüchtern, jedenfalls, wenn ich irgendwo neu bin. Oder zumindest war ich das, ich habe mich ein wenig gebessert. Mit mehreren guten Trainern gleichzeitig konfrontiert zu werden, dürfte mein Selbstvertrauen jedoch auf eine neuerliche Probe stellen. Naja… noch sind 2 Tage Zeit, in denen ich meine Entscheidung fällen kann. Nach einer Dusche und mit frischen Kleidern am Leib fällt es mir leichter, einen klaren Gedanken zu fassen. Heute habe ich mich für meine langen Jeans und ein weißes T-Shirt entschieden, für den Sommer sollte das ausreichen. In der Küche finde ich Hagane und Lee, die beiden reden miteinander. „Guten Morgen.“, sage ich, Lee steht auf und gibt mir einen Kuss auf die Wange, wobei seine Schwester dezent wegsieht. „Guten Morgen. Ich habe meiner Schwester einige Fragen gestellt, die ich gestern noch nicht fragen konnte… du verstehst, es ist das erste Mal seit langem, dass ich jemanden von zuhause sehe.“ – „Klar.“ – „Wer war denn eben am Telefon?“, ich setze mich auf meinen Stuhl am unteren Tischende, er ist schwarz lackiert und hat eine Rückenlehne, die mit Leder bezogen ist, sodass es sich bequemer darauf aushalten lässt. Auf dem Tisch steht schon wieder ein komplettes Frühstück, mein Freund ist wirklich schnell damit. Brötchen, Marmelade, Honig… vom bloßen Anblick fängt mein Magen an zu knurren. Dann fällt mir etwas auf. „Hagane, hattest du die Brille gestern auch schon?“ – „Ja.“ – „Komisch, ich kann mich nicht erinnern, dass…“ – „Ich hatte sie im Rucksack.“, ich verstumme. Sie klingt nicht gerade so, als würde sie mit mir reden wollen. Ich zucke die Schultern, gut, wenn sie es nicht wollte, dann eben nicht. „Das war Officer Rocky aus Herzhofen.“, sage ich zu Lee, er sieht erstaunt hoch, verharrt in der Bewegung des sich-Setzens. „Was wollte sie?“ – „Nun…“, ich hole Luft und erzähle, was mir die Polizistin anvertraut hatte. Die beiden hören zu, Lee verbirgt seine Spannung nicht so gut wie seine Schwester. „Und sie sucht einen Anführer, der sich Eisbrecher nennt.", beende ich meinen kleinen Vortrag. "Ich kenne den Kerl vom Hörensagen, doch angeblich ist er verschwunden, seit…“ – „Einem Jahr?“ – „Ja. Du hast auch davon gehört?“, der Blonde unterbrach mich kurz, er hatte Platz genommen, um besser zuhören zu können, doch nun seufzt er. „Kann man so sagen. Das bin ich.“
    Einen Moment lang ist es still im Raum, ich spüre mein Herz schlagen, höre Haganes leises Atmen. „Du…bist der Eisbrecher?“, mein Freund nickt, in meinem Kopf fügen sich Puzzleteile zusammen. Stimmt, er beendet seine Kämpfe wirklich oft mit Blizzard… seit einem Jahr sind wir zusammen, und seitdem hat niemand mehr den Eisbrecher gesehen… das passt alles wie der Rocket in den Knast, wenn ich das so sagen darf. „Dann wird Rocky dich auch fragen. Ach, nein, sie weiß es nicht… warum hast du es mir gesagt?“, er steht auf, geht zu unserem Eierkocher herüber. Seltsamerweise scheint ein großes Ei darin zu liegen, obwohl ich sicher bin, keine gekauft zu haben. Es sieht aus wie ein Pokémon-Ei, ich werde in dieser Vermutung bestätigt, als Lee es herausnimmt und Hagane überreicht. „Dieses Ei braucht mehr Hitze als andere, darum lag es dort.“, erklärt er, als er meinen fragenden Blick sieht. „Ich habe es dir gesagt, weil ich denke, dass wir helfen müssen.“, erneut setzt er sich, ich bestreiche ein Brötchen mit Butter. „Warum?“ – „Weil wir uns es nicht leisten können, zu warten, bis die Teams ihre Pläne durchgezogen haben.“ – „Also sagen wir Rocky…“ – „Wir sind dabei.“. Hagane mischt sich ein. „Und was ist mit mir? Soll ich nach Hause gehen, oder was?“, auf ihre Worte hin sieht mein Freund den Kühlschrank an, ich schlucke einen Bissen herunter. Seine Schwester wird sauer. „Nein, musst du nicht.“, sagt der Blonde dann, wendet sich ihr zu. „Was?“ – „Du wirst mitkommen. Aber wir können nicht immer da sein, wenn du in Schwierigkeiten steckst. Darum wirst du kämpfen müssen.“, sie sieht nun etwas erschrocken aus und presst das Ei an sich, welches Lee ihr eben gegeben hatte. „Kämpfen?“ – „Genau. Maria und ich sind vielleicht auf den ersten Blick ein einfaches Liebespaar, doch wir haben es auch beide gelernt. Wenn ich nicht da bin, ist sie dennoch in der Lage, sich zu verteidigen, und du musst das auch können.“ – „Gut, damit wäre das geklärt… ich gebe Rocky nachher Bescheid.“, ich bin im Grunde froh, dass Lee der Eisbrecher ist… das kam unerwartet, doch so muss ich ihn nicht zurücklassen. Während des Essens denke ich mir einen Plan aus, fest steht, dass wir nach Herzhofen müssen. Die Reise wird keine 3 Tage dauern, dennoch sollten wir uns besser heute auf den Weg machen, weil unterwegs immer etwas passieren kann. „Woran denkst du?“, fragt Lee, ich merke, dass ich seit einer Minute mein Brötchen anstarre. „Oh. Ich habe nachgedacht… wir sollten noch heute los, oder?“ – „Das liegt an dir, wir können von mir aus jederzeit los. Officer Rocky soll wissen, woran sie bei uns ist.“ – „Klar. Dann werde ich ihr sagen, dass ich dich mitbringe, und unser kleines Anhängsel hier ebenfalls.“ – „Wer ist hier das Anhängsel, du Klette?“ – „Hagane…“ –„Ich lasse mich nicht als Anhängsel bezeichnen!“ – „Naja, anhänglich bist du, aber das ist nichts Schlechtes. Halt, Mädels!“, Lee blick von mir zu seiner Schwester und zurück. „Wir wollen uns nicht streiten, okay?“, ich beiße in mein Brötchen und versuche, mich zu beruhigen. Hagane ist ziemlich aufbrausend, wenn es um ihren Bruder geht… irgendwie gelang es mir nicht, sie zu behandeln, wie mein Freund es vorgeschlagen hatte. Sie kam mir einfach nicht vor wie ein Kind. Mit ihrem Temperament konnte aus ihr eine gute Trainerin werden… eine, die nicht auf uns angewiesen war, wenn sie in der Klemme steckte. Sie sitzt von mir aus gesehen rechts, an der längeren Seite des Tischs. Blitzschnell spanne ich sämtliche Muskeln an, stütze mich auf dem Tisch ab und hole aus. Mein Arm schnellt vor, Millimeter vor ihrem Gesicht bleibt meine Hand in der Luft stehen. Hagane rührt sich nicht, starrt nur meine Hand an. Ich seufze und setze mich wieder hin, was hatte ich erwartet? Dass sie unbekannte Fähigkeiten und Reflexe zeigt? „Sowas kannst du schon bald sehen, wenn alles klappt.“, sage ich, ihre Augen scheinen mich aufspießen zu wollen. Wenig später räume ich die Teller ab, stelle sie in den Spüler. Bevor ich die Küche verlassen kann, spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Das war ein wenig hart, oder?“ – „Irgendwann muss ich anfangen. Und besser früh als spät, wir haben wenig Zeit.“ – „Hm… stimmt. Aber sie ist noch nicht sehr lange Trainerin.“, dabei fällt mir etwas ein. „Welche Pokémon trainiert sie?“ – „Größtenteils Stahltypen. Ihr erster Partner war ein Plinfa, welches nun zu Impoleon geworden ist.“ – „Plinfa, hm?“, ich streife Lees Hand sanft ab und drehe mich zu ihm herum, ich glaube, ich sollte den Professor anrufen.
    „Wir sollten langsam unsere Sachen packen. Wir treffen uns gleich an der Tür.“, fügt er hinzu und geht an mir vorbei, seine Hand streift meine Hüfte. Kurz schließe ich unter der Berührung die Augen, reiße mich dann zusammen und gehe in mein Zimmer. Im Türrahmen bleibe ich stehen, lasse den Blick schweifen. Mein Bett ist gemacht, Lee schläft zwar eigentlich immer hier, doch sein eigenes Zimmer ist, wie ich schon sagte, oben. Die Kommoden glänzen, wie üblich, schwarz, und mein Fenster steht einen Spalt breit offen. Wie lange wird es diesmal dauern, bis ich wieder hier bin? In Gedanken versunken packe ich einiges an Wäsche, mein Tagebuch und meinen Pokétch in die blaue Tragetasche, die ich gestern gewonnen habe, mir fällt ein, dass ich Professor Eibe anrufen muss. Mein Team hat sich lange genug ausgeruht. Ich stelle die Tasche aufs Bett, notiere mir in Gedanken 2 Dinge: Pokémon und Sprite. Im Kühlschrank sollten noch einige Flaschen stehen. Ich nehme mein Halsband ab, es wäre hinderlich, wenn es zu Kämpfen kommt, und außerdem will ich es nicht verlieren. Wenn mich jemand angreift, könnte er es dazu benutzen, um mich zu würgen, und die Chance will ich nicht vergeben. Zu guter Letzt nehme ich meine Basecap aus der linken Kommode, sie ist weiß mit einem pinkfarbenen Schirm… auch sie findet einen Platz in der Tasche. „Bis bald, Kirschblüte…“, flüstere ich nach einem Blick aus dem Fenster und verlasse das Zimmer, die Tragetasche über der Schulter. Im Flur stelle ich sie vor dem Viso ab, drücke auf eine Schnellwahltaste. Der Bildschirm flackert kurz, dann erscheint das Gesicht Professor Eibes, er wirkt wie immer ziemlich streng. Als er mich erkennt, nickt er kurz. „Ah, Maria. Was kann ich für dich tun? Deinen Partnern geht es ausgezeichnet, nur Galagladi bereitet mir Kopfzerbrechen. Es kapselt sich schon wieder ab.“. Ich überlege, schüttele dann den Kopf. „Tut es nicht. Es ist ein Einzelgänger, und will seine Ruhe haben. Dass es letztens mit allen so gut auskam, dürfte eine Phase gewesen sein…“ – „Habe ich auch gedacht, doch es scheint eher beleidigt wegen irgendwas zu sein.“ – „Hm. Gut, dann werde ich mal sehen, was mit ihm los ist… könnten Sie mir ein Team schicken? Ich muss wieder los.“ – „Sicher, an wen dachtest du denn da?“ – „Galagladi auf jeden Fall.“, Galagladi -genannt Zorro- ist das einzige von meinen Pokémon, welches in Nahkampf so gut wie unbesiegbar ist, mittels einer Kombination aus Teleport und physischen Angriffen habe ich noch jeden Kampf gewonnen. Der Professor drückt einige Knöpfe, die außerhalb meines Sichtfelds liegen. „Wie geht es Panzerschrank?“, frage ich, und meine damit mein Turtok. Es ist wahnsinnig groß, und es wurde von einer Freundin aufgezogen. Dennoch gehorcht es mir, vielleicht, weil es sich daran erinnert, dass sein Pokéball mir einmal zum Geburtstag geschenkt worden war. „Ganz gut, ich schaffe es immer, genug Futter aufzutreiben. Willst du ihn mitnehmen?“. Au weia, die Sache mit dem Futter… ich weiß nicht, ob Rocky einen Nahrungsmittelexperten mit in ihr Team steckt, also muss ich davon ausgehen, meine Pokémon selbst versorgen zu müssen. Lee ist nicht schlecht als Koch, doch wie gesagt, er kann nicht besonders viele Rezepte. Panzerschranks Ernährung ist für solch eine Aufgabe eher ungünstig, auch wenn es eine wahnsinnige Kampfkraft mitbringt. „Hm. Nein, diesmal nicht. Aber Plinfa hätte ich gern.“, ich höre ein elektronisches Piepen, als er erneut auf eine Taste drückt, die ich nicht sehen kann. Rocky hat mich sicher nicht nur aufgrund des Vorfalls im letzten Jahr ausgesucht, bei dem ich sozusagen Praxiserfahrung in Sachen Verbrechensbekämpfung gesammelt hatte, sondern auch wegen meines Kampfstils. Es ist bekannt, dass ich Wasserpokémon bevorzuge, also würde ich auch größtenteils solche mitnehmen. „Hm, dann würde ich gern noch Garados und Milotic mitnehmen.“ – „Alles in Ordnung, kein Problem. Den beiden geht es auch gut.“, sagt er, als ich erneut den Mund öffne, um genau diese Frage zu stellen. Hastig schließe ich ihn wieder. „Galagladi, Plinfa, Garados und Milotic. An welches Pokémoncenter soll ich sie schicken?“ – „Schleiede. Ich hole sie sofort ab.“ – „Gut. Ach ja, dein Honweisel ist wieder da. Es hat sich prächtig entwickelt.“ – „Danke, Professor. Bis zum nächsten Mal!“ – „Mach´s gut.“.
    Ich lege auf, mein Finger verharrt kurz vor der Rückwahltaste in der Luft. Dann atme ich ein und drücke darauf, die Nummer von Rocky erscheint in silberner Schrift auf dem Monitor. Es tutet dreimal, dann erhellt sich das Bild, die Polizistin sieht zuerst relativ genervt aus, ihr Gesicht erhellt sich jedoch, als sie mich erkennt. „Maria! Wolltest du nicht erst übermorgen anrufen?“ – „Wollte ich. Aber es ist was dazwischen gekommen.“, kurz betrachte ich ihr Büro, ich kann Aktenschränke und enorm viele Ordner hinter ihr sehen. Links von ihr scheint die Sonne durch ein Fenster. „Ich bin dabei, aber nur unter einer Bedingung: zwei Personen sollen mich begleiten.“ – „Ich habe aus deiner Nähe aber niemanden auf meinen Listen stehen, wen meinst du?“, ich sehe, wie sie mich gedanklich auf die „Alternativ“-Liste setzt, weil jeder, der nicht gut kämpfen kann, den Auftrag gefährdet. „Nummer eins: die kleine Schwester meines Freundes, ich werde sie beschützen, solange es nötig ist.“, Rocky sieht mich ernst an. „Du weißt, was auf dem Spiel steht. Willst du ein unschuldiges Leben in Gefahr bringen?“ – „Nein, sie wird sicher sein, dafür sorge ich.“ – „Ich werde darüber nachdenken. Und Nummer zwei?“ – „Mein Freund, Lee.“ – „Warte.“, sie dreht sich um und tippt auf einer Tastatur herum. „Interessanter Typ.“, sagt sie dann. „Kann er kämpfen?“ – „Ich glaube schon. Er ist der Eisbrecher.“, auf diese Enthüllung hin sieht die Polizistin mich lange an. „Bist du…wirklich sicher? Ich wusste nicht, dass du mit ihm befreundet bist! Wieso hast du mir vorhin nichts gesagt?“ – „Weil ich es selbst nicht wusste. Er hat es mir eben erst gebeichtet, wenn ich das so sagen kann.“ – „Oh…gut.“, ich muss mir ein Lächeln verkneifen, Rocky scheint etwas durcheinander zu sein. „Und wir machen uns noch heute auf den Weg. Wir sollen in drei Tagen in Herzhofen sein.“ – „Freut mich zu hören. Vielen Dank! Wir treffen uns, wie besprochen, im Revier. Man sieht sich!“ – „Sayonara.“, antworte ich ihr, streiche mir eine Strähne hinters Ohr und hänge den Hörer ein. Es wird Zeit. Meine Schritte führen mich ins Badezimmer, mit raschen Handgriffen bestücke ich eine kleine Kulturtasche mit den wichtigsten Dingen, die ich für mich selbst brauche. Bei einigen vorherigen Reisen hatte ich immer Glück; entweder war ich rechtzeitig in ein Pokémoncenter gekommen oder hatte einen Fluss zum Baden gefunden. Der Weg bis Herzhofen war zwar weit, aber es gab bestimmt in Tagesabständen Gelegenheiten zum Duschen. Ich hasse es, mich an einem Tag schmutzig zu fühlen. Die Kulturtasche verschwindet in meiner Umhängetasche, danach erhebe ich mich und sehe mich noch einmal im Badezimmer um. So oft hatte ich unter der Dusche gestanden und nachgedacht, so oft hatte ich mich gewundert, wo dieser Rosenduft herkommt, und so oft war ich hier gewesen…
    Dann schiebe ich die Tür zu, wende mich nach links, öffne eine weitere Tür, die auf die hölzerne Veranda führt, schließe sie hinter mir, und finde mich im Garten wieder. Unsere Veranda führt fast einmal um unseren Innenhof, auch eine Eigenart aus Japan, wofür ich aber nicht verantwortlich bin. Mit großen Schritten überquere ich den Rasen, werfe einen Blick in die Krone meiner Kirschblüte. Meine linke Hand tastet über den Stamm, ich fühle die kühle Rinde unter meinen Fingern. Lächelnd wende ich mich ab und laufe zum Küchenfenster hinüber, sehe, dass niemand drin ist, und klettere hindurch. Im Kühlschrank sind noch 5 Flaschen meines Lieblingsgetränks, ohne zu zögern, packe ich sie ein… leise atme ich tief ein: ich bin bereit. Wenig später stehe ich vor der Haustür um auf Lee und Hagane zu warten. Die Luft riecht gut, ich fühle Sonnenstrahlen auf meinen Armen. In meinem Kopf scheint wie so oft Musik zu spielen. „Spürst du die Kraft in dir, die dich weitertreibt, durch diese fremde Welt?“, singe ich und lege den Kopf in den Nacken. „Du musst dein Bestes geben, also sei bereit, doch du hast jemand, der zu dir hält!“, ich merke nicht einmal, dass ich angefangen habe, zu lächeln, doch als Lee hinter mir steht und mich ansieht, fällt es mir auf. Vorhin habe ich statt der Hausschuhe Turnschuhe angezogen, sie sind blau mit jeweils einem schwarzen Streifen in der Mitte. Mein Freund hat seinen Rucksack auf dem Rücken, sein Team ist bestimmt auch mittlerweile im Pokémoncenter, im Gegensatz zu mir hat er sie immer bei längeren Pausen bei Professor Esche aus einer anderen Region gelagert. Er hat ein dunkelblaues Hemd und eine Jeans an, Hagane trägt erneut eines meiner Tops und einen Rock. Da ich es nicht allzu gern mag, geblendet zu werden, binde ich mir ein Haarband in meine Frisur und setze die Cap auf, die Aussparung der Cap hinten lässt Platz für meinen Pferdeschwanz. „Erster Halt ist das Pokémoncenter.“, sage ich und ergreife seine Hand. Lee nickt und sieht kurz in den Himmel, es sind kaum Wolken zu sehen. „Also, auf geht’s.“, Lee schließt die Tür ab, wir durchqueren den kleinen Park, der vor dem Grundstück liegt. An der Hauptstraße biegen wir rechts ab, einige Staralili fliegen über uns hinweg. Es ist Sommer, das ist in diesem Moment deutlich zu spüren… ich liebe dieses Gefühl. Wie gestern auch, geht Hagane vorweg, an jeder Kreuzung wartet sie auf Lees Anweisung, wo es langgeht. Das Pokémoncenter liegt fast genau in Schleiedes Zentrum, auf einem gigantischen Steinsockel. Wir brauchen fast eine halbe Stunde bis dahin, die Stadt ist groß… und erneut fallen mir mehr und mehr Dekorationen des Sommerfests auf, die die Läden und Häuser schmücken. Vor dem Pokémoncenter packe ich den Gurt meiner Tasche fester, gehe Seite an Seite mit Lee die in den Stein gehauenen Stufen hinauf. Die gläserne Tür öffnet sich automatisch, ein kleiner Junge geht neben mir hinein. Die Halle ist mit grünem Laminatboden ausgelegt, am Tresen betreut Schwester Joy gerade mehrere junge Trainer, ich warte hinter ihnen, bis sie fertig sind. Als sie sich umdrehen und mein Gesicht sehen, scheinen sie zu erschrecken, ich ziehe die Cap tiefer ins Gesicht. „Verdammte Zeitung.“, murmele ich, es hat mich angefangen, zu nerven, dass mich jeder kennt. „Was kann ich für euch tun?“, will Joy hilfsbereit wissen, ich sehe sie an. „Mehrere Pokémon sind von Professoren Eibe und Esche hier angekommen, glaube ich.“ – „Ah, genau, wenn ihr mir bitte folgen würdet!“, sie eilt um den Tresen herum, winkt kurz einem Trainer zu, der auf einer der Sitzbänke hockt, die um Tische herum aufgestellt sind und als Wartemöglichkeit dienen. Hinter dem Empfang führt ein Gang tiefer ins Center hinein, wir folgen der Krankenschwester dorthin. Mehrere Türen gehen nach links und rechts ab, doch sie geht an ihnen vorbei, bis zu einem Raum, der am Ende des Gangs liegt. Routiniert schließt sie ihn auf, massenhaft Pokébälle sind darin gelagert. Große Regale, die bis an die Decke reichen, stehen nebeneinander, ich frage mich kurz, wie sie hier unsere Bälle finden will, da fällt mir auf, dass sie nach Alphabet sortiert sind.
    „Eure Namen?“ – „Maria und Lee.“ – „Und du, kleine Dame?“ – „Ich bin Hagane, aber von mir sind keine da!“ – „Gut. Maria… M…hier!“, Joy muss wirklich nicht lange suchen, sie überreicht mir 4 Bälle, alle haben eine rote und eine weiße Hälfte. Auf die weißen Hälften jedoch ist mit schwarzem Stift eine Markierung geschrieben worden, so kann ich mir merken, wem welcher Ball gehört. Bei Milotic zum Beispiel habe ich eine Flosse auf den Ball gemalt… aber das tut hier nichts zur Sache. Kurz versinke in in Erinnerungen, die mir diese Pokémon beschert hatten. Lee nimmt ebenfalls mehrere Pokébälle in Empfang, wir bedanken uns und verlassen den Raum. „Ich nehme an, ihr habt eine Pause von eurer Reise eingelegt?“, will Joy mit ihrer sanften Stimme wissen, als wir den Gang erneut entlang schreiten. „Genau, wir haben uns zu lange ausgeruht, finden wir.“, bestätigt der Blonde, er hat seine Partner in seinem Rucksack verstaut. Ich ziehe den Reißverschluss der Umhängetasche auf, verstaue mein Team darin, und ziehe ihn wieder zu. „Danke, Schwester Joy!“ – „Bis zum nächsten Mal!“, verabschieden wir uns, kurz sehe ich mich noch einmal um. Dann stehen wir wieder vor dem Gebäude, Sonnenstrahlen kitzeln meine Nase.
    „Bereit?“, Lees Stimme dringt an meine Ohren. Vogelzwitschern ertönt aus einem nahen Baum. „Bereit.“


    so, wie immer freue ich mich auf kommentare, vorschläge und derartiges, ich hoffe, ihr hattet viel spaß beim lesen :)
    LG´s
    ~Kori~

  • So, Kori ist mal wieder da, und weiß nicht, ob er wegen des fehlens von kommis bitterlich weinen oder sich- da es ja bedeutet, dass keine fehler vorhanden waren- freuen soll. naja, was solls, ich will euch nicht länger auf die folter spannen :D viel spaß beim lesen!


    Kapitel 4


    Von Regen und Kellnerinnen


    21.6.2009
    „Wieso regnet es hier nochmal den ganzen Tag?“, wir sind auf dem Weg nach Herzhofen, die Route steht bereits fest. Über die Regenstraße wollen wir runter nach Trostu, im Anschluss daran Richtung Südwest, wo Sinnohs Millionenmetropole liegt. Hagane hatte sich bisher kaum beschwert, doch der Dauerregen auf dieser Route scheint ihr auf die Nerven zu fallen. „Weiß ich auch nicht, ist bisher ein ungeklärtes Phänomen“, antwortet ihr Bruder. Sie umklammert den Regenschirm, den Lee eingepackt hatte, Lee und ich gehen nebenher. Wir werden nass, ich könnte es verhindern, doch dazu müsste ich die Arme über den Kopf halten, und das sähe doch etwas bescheuert aus. Bei so großen Mengen, das habe ich herausgefunden, muss ich die Arme benutzen, irgendwie wird so die Kraft besser konzentriert. Aber ich kann uns, sobald wir aus dem Regen draußen sind, vom Wasser befreien, wenn er es wünscht, ich selbst aber liebe Wasser und das Gefühl, nass zu sein, doch vielleicht denkt er da anders. Wassertropfen laufen meinen Rücken hinunter, lassen mich schaudern. „Und du bist sicher, dass du nicht auch untern den Schirm willst?“, hakt Hagane nach, der Blonde nickt. „Ja. Maria, du auch?“ – „Ja, geht schon, danke.“, ich blicke seine Schwester nicht an, ich bin mir sicher, dass sie mich, auch wenn ich Lees Frage bejaht hätte, kaum gern unter dem Schirm sehen würde. Meine neue Tasche ist wasserdicht, merke ich, als kurz umgreife, um den Gurt besser halten zu können. Naja, selbst wenn nicht… ich kann alles Wasser aus meinen Kleidern entfernen, sollte es nötig sein.
    Bisher ist uns niemand begegnet, dabei sind wir schon den halben Tag unterwegs. Diese Route wird nur äußerst ungern von Trainern benutzt, dabei ist sie eigentlich ganz schön… sie führt mitten durch einen mittelgroßen Wald, doch auch Grasflächen muss man überqueren, wenn man hier lang will. Überall um uns herum hat sich der Regen in spiegelnden Pfützen auf dem Boden gesammelt, weil es quasi nie aufhört, zu regnen, das muss an der Lage liegen, überlege ich. Schleiede liegt um einiges höher als Trostu, natürliche Felsformationen stützen die Stadt. Wenn man sich also dieses Terrain verlässt, muss man damit rechnen, durch Senken und über kleinere Hügel zu kommen. Und in einer von diesen riesigen Senken liegt die Regenroute. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, am Abend noch Trostu zu erreichen, doch daraus wird wohl nichts. Wir hatten mehrmals einen Bogen um unpassierbare Stellen machen müssen, ausgelöst etwa durch einen kleinen Erdrutsch. Zu meiner Rechten kann ich nichts als Bäume sehen, links jedoch liegt eine riesige Grasfläche, wo uns eben noch ebenfalls der Wald eingeschlossen hatte, der nun hinter uns liegt. Sieht aus, als würden wir von nun an lange Zeit am Waldrand entlanglaufen. „Was machen die da?“, ich registriere erst Momente später, dass Hagane gesprochen hatte, weil ich so sehr auf die Umgebung achte. Sie wies nach vorn, wo in etwa 500 Metern Entfernung drei Gestalten am Wegesrand standen, als wären sie da aufgereiht worden. „Suchen die was?“, will Lee wissen, ich schüttelte den Kopf. „Die stehen nebeneinander, ich glaube, die warten auf etwas. Aber wieso bewegen die sich nicht?“ – „Keine Ahnung… sollen wir sie fragen?“ – „Ist das euer Ernst? Einfach mal fremde Leute ansprechen, um zu gucken, warum die vor einem Wald stehen und geradeaus starren?“ – „Warum nicht?“, antwortet Lee seiner Schwester, ich sehe sie nun doch an. Mit der einen Hand nimmt sie gerade ihre Brille ab, mit der anderen hält sie den Schirm. Schnell putzt sie die Gläser ab, setzt die Brille wieder auf, und legt den Kopf schief. „Und wenn es Gauner sind?“ – „Dann wirst du lernen, mit Gaunern umzugehen.“, meint der Blonde, sie erstarrt. „Was?“ – „Wir haben dir doch gesagt, du wirst lernen, wie man kämpft. Das da ist der erste Schritt, wenn es wirklich auf einen Kampf ankommen sollte.“ – „A-aber ich hab doch erst vor kurzem…“ – „Das spielt keine Rolle. Du bist nicht dumm, kleine Schwester, und die Typennachteile kennst du alle. Die erste Lektion, die du von Maria und mir lernen kannst, ist Individualität.“ – „Inwiefern?“ – „Niemand darf dir seinen Kampfstil aufzwingen. Du reagierst als eigenständige Persönlichkeit.“, sage ich, fahre fort. „Und genau so darf niemand denken, er wüsste, was du als nächstes tust.“ – „Klingt logisch.“ – „Ist es aber nicht.“, erkläre ich, als wir weitergehen. „Man erwartet immer irgendwas. Wenn du mit Kampfpokémon gegen Eis kämpfst, denkt jeder, du wirst Kampfattacken einsetzen, doch jeder kennt seine Schwachstellen, darum wird er eine Technik benutzen, die dich ausbremst.“ – „Aber mit Eis- gegen Kampfpokémon kann man doch gar nicht gewinnen!“ – „Doch, wenn du gut bist, schaffst du das.“. Wenig später erreichen wir sie, es sind 2 Jungen und ein Mädchen. Das Mädchen steht links außen, die beiden anderen neben ihr. Sie scheinen uns nicht zu bemerken, ich bleibe kurz vor ihnen stehen. „Äh…was macht ihr da, wenn ich fragen darf?“, leider erhalte ich keine Antwort. Unsicher drehe ich mich zu Lee um. Wir stehen mittlerweile unter einer kleinen Baumgruppe, die sich die drei Trainer offenbar als Schutz gesucht hatten. „Was ist mit denen?“, fragt er, woraufhin ich darüber nachdenke, ob die drei vielleicht Hilfe brauchen. „Weiß nicht. Die tun nichts.“, vorsichtig winke ich mit der Hand vor dem Gesicht des Mädchens herum, sie zeigt keinerlei Regung. „Wir sollten weiter, am besten holen wir einen Arzt oder sowas.“, befindet Hagane, ich nicke geistesabwesend. Doch als ich mit dem rechten Bein einen Schritt mache und so vor die Trainerin gerate, zuckt sie zusammen und packt mich am Arm. „Hey, nicht so schnell! Wir kämpfen jetzt gegeneinander!“ – „Wa…“ – „Sie hat Recht!“, die anderen beiden sind auch aus ihrer Starre erwacht, der eine der Jungs bekräftigt die Worte des Mädchens.
    „Soll das etwa eine Art Witz sein? Ihr steht hier solang herum, bis einer kommt, den ihr bekämpft?“, ungläubig hebe ich die Brauen, doch sie drei scheinen das keineswegs komisch zu finden. „Ja, hast du ein Problem damit?“, ich besehe mir das Mädchen genauer, sie hat schwarzes Haar, ein grünes T-Shirt und einen roten Rock an. An den Füßen trägt sie nagelneu aussehende Schuhe, die anderen beiden sind ebenfalls locker gekleidet, durchschnittliche Typen halt. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, wende ich mich Hagane zu. „Also, bist du bereit?“ – „Geht so.“ – „Gut. Ihr drei gegen uns drei, okay?“ – „Yeah, Babey! Zwei Mädchen und einer, der nicht aussieht, als könnte er was, Jackpot!“, ruft der, er bisher noch nichts gesagt hat, er trägt mehrere Goldketten über seinem Pullover. Die Jeans von ihm schimmert silbern, ich frage mich, wo er die wohl herhat, und wie gesundheitsschädlich sie wohl ist. „Hey! Meine Hose ist nicht gesundheitsschädlich, Babey!“ – „Nenn mich nicht Babey, das darf nur er hier.“, ich zeige auf Lee. „Ach, wie süß, ein Pärchen! Wie wärs mit einer kleinen Wette?“ – „Kein Bedarf, danke. Wir kämpfen und wollen dann weiter.“, entscheide ich. „Sie hat Angst, ganz klar.“, tönt einer der Trainer, doch ich gehe nicht darauf ein. „Das Kampffeld ist die Wiese hier.“, die Trainerin verlässt die schützende Baumgruppe und spannt einen Schirm auf, den sie irgendwo in ihrem Rucksack gehabt haben muss. Ihre Freunde stellen sich mit darunter, Hagane, Lee und ich allerdings stellen uns in etwa 25 Metern entfernt, ihnen gegenüber, auf. „Hagane, jetzt heißt es schnell sein. Sieh zu, dass sie keine Schwachstellen finden.“, warnt ihr Bruder sie. „Ich werd´s versuchen.“ – „Nein, es gibt kein versuchen.“, sie dreht den Kopf, ich lege den Kopf in den Nacken und genieße das Wasser auf meinem Gesicht. „Tu es, oder lass es sein. Die nächsten Gegner, denen wir gegenüberstehen, können schon um einiges gefährlicher sein.“, sie sagt nichts weiter, ich schließe den Mund und taste nach einem Pokéball in meiner Tragetasche. Es regnet… Zeit für Milotic. „Du da mit der Mütze, du wählst zuerst!“, rief einer unserer Gegner herüber. „Wieso?“ – „Weil dann keiner benachteiligt ist! Danach wählt Cassy, dann dein kleiner Freund und so weiter!“, ich verstehe, was er meint, wir würden unsere Partner in Zickzackform auswählen. „Gut…los, Tsuname!“, der Spitzname von Milotic ist eine Mischung der japanischen Begriffe „Tsunami“, was Hafenwelle bedeutet, und „Ame“, dem Regen. Der Ball öffnet sich, mit einem leisen Singen erscheint das Zartheits-Pokémon auf dem Feld. „Wow, ist das schön…“, höre ich das Mädchen auf der anderen Seite seufzen, dann reißt sie sich zusammen. „Okay, Wassertypen sind kein Problem für mich. An die Arbeit, Bisaflor!“, vor uns erscheint ein riesiges Pflanzenpokémon, ich lächle innerlich; damit, dass Tsuname Eisattacken beherrscht, scheint das Mädchen nicht zu rechnen. Sie würde mich sofort mit einer Pflanzenattacke angreifen, das war klar. „Ich wähle dich, an die Arbeit! Glaziola!“ – „So eins hat eine Freundin aus Hoenn, fällt mir gerade ein…“ – „Schön für dich! Ich bin dran! Los, Aerodactyl!“, der nächste Trainer unterbricht mich. Ich hasse es, unterbrochen zu werden. Hagane versucht, professionell zu wirken, entscheidet sich relativ schnell für eines ihrer Pokémon. Aerodactyl würde Glaziola angreifen, eventuell auch Haganes Wahl… es kommt auf sie an.
    „Tentantel, auf geht’s!“, als ich den Namen höre, sehe ich sie verwundert an. Was soll denn ein Tentantel sein? Sie wirft ihren Ball, zum Vorschein kommt ein sehr merkwürdig aussehender Kaktus mit Tentakeln. Das Ding sieht richtig fies aus, über und über ist es mit Stacheln bedeckt. „Wo sind seine Augen?“, frage ich leise, Lee raunt mir zu: „Es steht auf dem Kopf. Du wirst gleich sehen, warum.“, die Antwort lässt mich nur noch argwöhnischer werden. Egal, ich konzentriere mich auf den letzten unserer Gegner, er hat sich für Piondragi entscheiden. Wahrscheinlich denkt er, ein Kaktus wäre zu 100 ein Pflanzentyp, doch ich erinnere mich daran, dass Hagane größtenteils Stahlpokémon trainiert. Also wird dieses merkwürdige Wesen den Typen Stahl und Pflanze angehören, wenn ich mich nicht irre… und es konnte Aerodactyl mit Stahlattacken besiegen. Mein Milotic würde der Urzeitbestie fern bleiben, mir fällt auf, dass es vom Dauerregen, dem es ausgesetzt ist, unberührt bleibt… irgendetwas dämpft seine Anfälligkeit dem Wasser gegenüber. Also ist mein erster Gegner entweder Bisaflor oder Piondragi. Kurz wandert mein Blick zu Lee, ich sehe ihm an, dass auch sein Gehirn wie verrückt am Arbeiten sein muss. Gut, er wird bestimmt Bisaflor angreifen, weil sein Glaziola ein superstarker Angreifer ist… also bleibt mir das Giftpokémon. Dennoch macht Aerodactyl mir Sorgen, es ist schnell und außerdem in der Luft. Doch dazu würden wir kommen, wenn die anderen beiden besiegt sind.
    „Möge das bessere Team gewinnen!“, ruft die gegnerische Trainerin. Die Gefühle durchfluten mich, Erregung, ein wenig Angst, und Freude. Endlich kämpfe ich wieder! Ich bin zwar nicht versessen darauf, doch mir fehlte die Abwechslung in den letzten Wochen. Und in Kämpfen kann ich immer testen, was ich kann, und vielleicht beweisen, wie gut ich geworden bin. Mein Plan ist gemacht, kaum dass wir eine Sekunde gekämpft haben. Hoffentlich halten unsere Gegner was aus. Ich befehle die erste Attacke: „Milotic, Wasserring!“, das Wasserwesen beginnt, blau zu glimmen, das Regenwasser um es herum bleibt in der Luft stehen, fließt dann zu 3 großen Ringen zusammen, die sich, wie sternförmig angeordnete Hula-Hoop-Reifen um Milotic legen. In der Mitte überkreuzen sie sich, und dort ist das Licht am intensivsten. „Glaziola, Blizzard.“, Lees ruhige Stimme ist trotz der relativ geringen Lautstärke auf dem ganzen Feld zu hören, ich muss ihn mal fragen, wie er das macht. Die Luft um Glaziola gefriert, ich höre es knirschen, und der Regen verwandeln sich in Hagel, da, wo er neben den Pfoten von Lees Partner niederfällt. Das kleine Pokémon öffnet das Maul. „Aerodactyl, flieg höher!“ – „Piondragi, Giftbiss!“, die andern beiden rufen ihre Attacken ebenfalls aus, ich weiß, wen der Giftbiss treffen soll. „Bisaflor, Gigasauger, greif Milotic an!““, befiehlt das Mädchen, ein Großteil des Blizzards trifft den grünen Giganten allerdings fast sofort. „Habt ihr das gesehen?“, will einer der beiden Jungs wissen, der mit der Kette. Ich weiß, warum er das fragt. Die Blizzard-Attacke sah aus wie ein weißer Sturm, der blitzschnell über das Feld gerast ist. „Bisaflor…zurück.“ – „Tentantel, umdrehen!“, unser erster Gegner ist bereits von Lees unglaublicher Kraft besiegt worden, bleiben noch Aerodactyl, welches hoch über uns kreist, und Piondragi, welches soeben dem Irrtum erliegt, Haganes Pokémon wäre ein reiner Pflanzen-Typ. Das Giftpokémon öffnet die Kiefer, springt auf den Kaktus zu. Dieser drückt sich mithilfe seiner Tentakel soeben aus dem Kopfstand, was zum Vorscheint kommt, lässt mich erstarren. Es trägt einen Merkwürdigen, eingedellten Helm, jeder, der dagegen schlägt, würde unweigerlich Schaden erleiden. Diese Erfahrung macht nun auch Piondragi, nicht nur, dass seine Gifttechnik aufgrund des Stahlelements nichts ausrichtet, es beißt genau dort zu, wo Tentantels Stacheln und der komische Helm aufeinandertreffen. Ich höre ein echt widerliches Knacken, wahrscheinlich einer von Piondragis Zähnen. Jaulend taumelt das Pokémon zurück, sein Trainer sieht ziemlich verwirrt aus. „Was ist das für ein Ding?“, entfährt es ihm. „Los, Eisenabwehr!“, nun beginnt auch Hagane mit dem Kampf, sie scheint eine defensive Taktik zu bevorzugen. Tentantel zieht alle seine Tentakel an, sodass sie es wie eine Art stachliger Käfig umschließen.
    „Aerodactyl, los, Stahlflügel!“, schreit der andere Trainer, weist dabei auf Glaziola. Es sieht so aus, als ob er sich wegen der merkwürdigen Wasserresistenz in Milotics Reichweite traut, doch mit Tentantel rechnet er nicht. Doch Hagane unternimmt nichts, das merke ich, als das Urzeitwesen immer näher kommt, und sie immer noch Piondragi fixiert hat. Verdammt. „Tsuname, los, Surfer!“, rufe ich, mein Pokémon dreht sich elegant in Glaziolas Richtung. Was nun geschieht, lässt mich daran denken, was ich vielleicht eines Tages mit meiner Gabe anrichten kann. Das Regenwasser aus den Pfützen fließt von überall her auf Tsuname zu, staut sich auf, ballt sich in der Luft zu einer Welle, die von unsichtbaren Kräften gelenkt wird. Aerodactyl hat kaum eine Chance, zu groß ist die Wassermenge, brüllend prallt das Wasser gegen seine Opfer. Tentantel wird wegen seiner Typen keine Probleme haben, doch Aerodactyl dürfte besiegt sein. Als sich das Wasser beruhigt hat, sehe ich, dass meine Vermutung stimmt: auf unserer Seite befinden sich noch alle drei Pokémon, uns gegenüber steht nur noch Piondragi. „Ich versteh das nicht! Feuerzahn!“, ruft sein Trainer, durch das Rauschen des Regens verstehe ich ihn beinahe nicht. Erschreckend schnell bewegt sich Piondragi auf Tentantel zu, ich entspanne mich. Dieses Wesen hat eine irre Verteidigung, vor allem nach Eisenabwehr. Doch im nahezu letzten Moment ändert es die Richtung, hechtet auf Glaziola zu. „Blizzard, volle Kraft.“, befiehlt Lee, es wird mehrere Grade kälter. Ich spüre, wie das Wasser in meinem Haar gefriert, meine Kleider knistern. Das ist nicht gut. „Lee! Nicht im Regen!“, ermahne ich ihn, er sieht mich schnell an, bricht den Angriff ab. Hagane will gerade eine Attacke ausrufen, doch die Zeit haben wir nicht. „Eisstrahl, Tsuname!“, mein Pokémon senkt den Kopf ein wenig, sodass zwischen seinem Maul und dem Punkt, an dem sich Piondragi befindet, die Schnittstelle seiner Wasserringe befindet. „Und los.“, der Eisstrahl rast aus Tsunames Maul einmal genau durch den Schnittpunkt hindurch, scheint die drei Wasserringe einzusaugen und wird um einiges stärker. Ehe irgendjemand reagieren kann, ist Piondragi eingefroren, rührt sich nicht mehr. „Das ist ja krank! Was ist los mit euch?“, will der mit der Kette wissen, als wir unsere Partner wieder zurückgerufen haben und uns gegenüber stehen. Ich lege eine Hand an den Schirm meiner Cap und gehe wortlos an ihnen vorbei. Das waren kein wirklich guter Kampf gewesen… für Hagane kein gutes Training. Ich höre noch, wie Lee einige ausgesucht nette Worte für die drei findet, danach schließen seine Schwester und er wieder zu mir auf. Er ist meist der Part von uns, der noch das Positive in den Menschen sieht, ich hingegen schweife schnell dazu ab, sie in „Nutzlos“ oder „Nützlich“ zu unterteilen, was gewissermaßen ein Fehler ist, aber ich kann ihn nur schwerlich mal abstellen.
    „Hagane, dein Pokémon ist gut trainiert.“, meint Lee, wir befinden uns wieder auf der Weiterreise. Der Regen lässt nicht nach, wir haben die Trainer weit hinter uns gelassen und laufen nun immer mehr nur an vereinzelten Bäumen vorbei. Der Wald lichtet sich. „Aber für so einen Kampf musst du dir merken, dass du nicht allein bist. Jeder kann dich angreifen, du hattest Glück, dass sie den Stahltyp nicht erkannt haben.“ – „Aber wir haben gewonnen, oder?“, widerspricht sie ihm, ich schüttele den Kopf. „Klar haben wir das, gegen solche Trainer würden wir nie verlieren. Ich hoffe, das nächste Mal sind es bessere.“, entgegne ich und hülle mich danach in Schweigen. Das würde noch hart werden… es kam nicht nur aufs Gewinnen an. Spontan entschied ich, ihr diese Lektion auch noch zu zeigen. „Denkst du, Lee und ich wären so gut, wenn wir nicht verloren hätten? Es gibt in Sachen Kampf kein Wunderkind. Du magst alle Typen und ihre Vor- sowie Nachteile auswendig kennen, und kannst nicht immer gewinnen. Geistige Präsenz ist irre wichtig für jeden Kampf. Ohne Niederlage lernt man seine Fehler nicht kennen. Es geht um den Lernprozess, nicht darum, anderen zu zeigen, wer besser ist. Die eigenen Pokémon müssen dich kennen, und du sie. Und wenn du gut bist, kennst du die des Gegners auch. Das Aerodactyl eben hatte eine mittlere Resistenz gegenüber Wasser, ich weiß nicht, wieso. Aber wenn ich nicht im Regen angegriffen hätte, oder die Attacke schwächer gewesen wäre, die Tsuname ausgeführt hat, könnten wir nun von Aerodactyls Angriffen besiegt sein.“ – „Unmöglich!“, fährt sie mir ins Wort, ich sehe sie kurz an. „Nein. Diese Wesen beherrschen alle möglichen Attacken. Stahlflügel besiegt Glaziola, Donnerzahn mein Milotic. Und Feuerzahn dein Tentantel, da kannst du noch eine so harte Verteidigung haben. Regen stärkt Wasserattacken, und das war mein Vorteil.“ – „Aber so stark kann ein Stein-Typ doch unmöglich sein, wenn er permanent dem Wasser ausgesetzt ist.“ – „Wie weit diese Resistenz geht, kann ich nicht sagen. Aber eventuell hätte sie ausgereicht. Im nächsten Kampf sehen wir weiter, vielleicht kämpfen wir ja auch mal- übungsweise natürlich.“ – „Wie du meinst.“, Hagane verstummt, und ich konzentriere mich ebenfalls wieder auf den Weg vor uns. „Mal so nebenbei, welche Pokémon hast du noch?“, fragt der Blonde seine Schwester. Sie dreht den Schirm ein wenig, bevor sie antwortet. „Magneton, Impoleon und Onix. Und mein Pokémon-Ei.“, ich horche auf, das Ei hatte ich völlig vergessen. Aber der Rest ihres Teams sah auch vielversprechend aus, auch, wenn Onix ein wenig fehl am Platz schien. „Willst du das Onix weiterentwickeln?“ – „Klar doch, Brüderchen. Aber ich habe keinen Metallmantel!“ – „Oh, ich habe einen. Sobald wir in Trostu sind, tauschen wir dein Onix, damit es sich entwickelt.“ – „Vielen Dank!“ – „Aber in unserem Team sind wir 2 Trainer mit einer Schwäche dem Feuer gegenüber…“, gibt Lee zu bedenken, ich wische mir den Regen aus dem Gesicht. „Naja, Feuerpokémon schaffe ich mit Leichtigkeit. Denk dran, ich kämpfe mit Wasser.“ – „Alles klar, dann sollte uns nichts im Weg stehen. Aber wie sieht es mit Kampf-Typen aus?“ – „Hm…“, ich überlege schnell. Kampfpokémon könnten ein Problem werden, wenn sie gut wären… ich für meinen Teil habe nur mein Plinfa mit seiner Bohrschnabelattacke und Zorros Psychoklinge. „Wir werden das schon irgendwie geschaukelt kriegen, Galagladi und Plinfa sind nicht schwach.“ – „Gut.“, für die nächste Stunde sagt keiner ein Wort, wir nähern uns langsam, aber sicher Trostu.
    „Hm, sieht nicht gut aus…“, gegen Nachmittag scheinen Lee Sorgen zu befallen, ich frage ihn, was es damit auf sich hat. „Ich hatte gehofft, dass wir das Milchcafé noch erreichen, bevor es dunkel wird, weil wir dort hätten übernachten können. Es ist zwar Sommer, doch diesen Dauerregen will ich euch nicht zumuten, meine Hübschen.“ – „Du weißt genau, dass ich bei Komplimenten immer rot werde.“, entgegne ich lächelnd, ziehe den Schirm der Cap ein wenig nach unten, damit man meine brennenden Wangen nicht sieht. Ich kriege sowas zwar öfter von ihm zu hören, doch das tut meiner Empfindlichkeit keinen Abbruch. „Wo ist denn dieses Café, von dem du geredet hast?“, möchte Hagane wissen, woraufhin ihr Bruder kurz überlegt. Er sieht in den Himmel und zuckt die Schultern. Keine Ahnung. Wenn man die Regenroute entlangläuft, liegt es quasi auf dem Weg… aber bei diesem Regen kann ich leider nicht sagen, wo wir gerade sind. Wir sollten…“, was wir sollten, werde ich wohl nicht erfahren, denn in diesem Moment kommen wir an der letzten wirklich dichten Baumgruppe des Waldes vorbei, und sehen das Milchcafé. „Komisch, ich hätte schwören können, wir sind noch nicht soweit…“, meint Lee, doch ich nehme seine Hand und ziehe ihn mit. „Ist doch egal, wahrscheinlich ist unser Zeitgefühl durch diesen ganzen Regen ein wenig falsch gewesen. Mein Pokétch ist in der Tasche, also konnte ich nicht nachsehen. Und nun kommt, wir sind nass genug!“.
    Wir biegen vom befestigten Weg ab, rennen quer über die Wiese, ob wohl ein Stück weiter vorn ein weiterer Pfad zum Café führt. Ich trete immer wieder in relativ tiefe Pfützen, mein ganzer Körper scheint schon nass zu sein. Nun, uns vom Wasser zu befreien, dürfte kein Problem für mich darstellen. Im Himmel bricht soeben die Wolkendecke auf, ein breiter Sonnenstrahl fällt genau auf uns herab. Geblendet kneife ich die Augen zusammen, sehe eine weitere Pfütze nicht, stolpere und falle hin. Reflexartig lasse ich Lees Hand los, schlittere einige Meter über das nasse Gras. Lachend hilft er mir hoch, ich sehe an mir herunter. Na prima, dann kann ich mir ja gleich ein neues Top anziehen… zum Glück habe ich momentan nur das T-Shirt an. „Besonders geschickt ist sie ja nicht.“, höre ich Hagane murmeln, erwidere jedoch nichts, was mir schwerfällt, und gehe neben meinem Freund her. Dann fällt mir etwas ein, ich drehe mich um. Ein Regenbogen spannt sich einmal über den Horizont, die Sonne ist schuld. „Was ist?“ – „Schau mal. Wünsch dir was.“ – „Oh!“, statt einer Antwort gebe ich Lee einen Kuss auf die Wange, wende mich ab und besehe mir das Milchcafé. Es sieht aus wie ein im Bauernstil gehaltenes Restaurant, große Teile des Gebäudes sind entweder aus weißem Holz gebaut oder verkleidet. Welche der beiden Möglichkeiten es tatsächlich ist, kann ich leider nicht sagen. Rote Ziegel decken das abgeflachte Dach ab, auf den Fensterbänken sind Blumendekorationen zu sehen. Eine kleine Treppe mit einem stählernen Geländer führt zu einer Doppeltür aus braunem Holz, ein wenig zaghaft klopfe ich an. Dann drücke ich die Klinke herunter und öffne die Tür einen Spalt breit, zögere kurz, öffne sie dann ganz. „Sumimasen, ich bin Maria, das sind Lee und Hagane. Wir wollten fragen, ob…“, beginne ich, erhasche kurz einen Blick in den weitläufigen Restaurantsaal, doch ein ungefähr 17 Jahre junges Mädchen mit kurzen, dunklen Haaren und schwarz-weißem Dienstmädchenoutfit unterbricht mich. „Willkommen daheim! Wir… nein, ich hoffe, ihr seid nicht allzu vom Unwetter mitgenommen, denn…“, ihr Enthusiasmus, den sie bei den ersten beiden Wörtern aufrecht erhalten hat, scheint in sich zusammen zu fallen, je länger sie mich ansieht. Lee hinter mir drückt leicht gegen meinen Rücken, ich erschrecke und gehe weiter in das Café hinein, um die anderen beiden hereinzulassen. Hagane klappt ihren Schirm zu und sieht sich um. „Daheim?“, frage ich, weil mir nichts Besseres einfällt. „Das sagen sie hier, damit man sich wohler fühlt, wie zuhause eben.“, sagt Lee leise, was mir neu ist. Aber eine ganz lustige Sitte ist es ja schon… „Danke. Es geht… wieso siehst du so niedergeschlagen aus?“ – „Ach, gar nichts! Mein Name ist Shoshanna, ich bin Praktikantin hier. Und…“, sie hat es geschafft, einen Teil ihrer guten Laune zu mobilisieren, doch nun sieht sie traurig zu Seite. „Ich bin normalerweise nicht allein hier. Zwei der Kellnerinnen sind in Herzhofen, um Zutaten zu kaufen, und das Mädchen, dem ich hier nur helfen sollte, ist krank geworden… bitte, könnt ihr mir irgendwie zur Hand gehen? Sie kommen morgen früh aus Herzhofen zurück, ich schaffe das hier nicht!“; sie unterdrückt mühsam die Tränen, ich bekomme sofort Mitleid. Auch Hagane und Lee sehen das Mädchen bedrückt an, ich lege ihr eine Hand auf die Schulter. „Wir helfen gern. Aber könnten wir vielleicht die Nacht hier verbringen? Wir schaffen es nicht mehr bis nach Trostu, bevor es dunkel wird.“ – „Würdet ihr das echt für mich tun?“, fragt sie leise, aufmunternd lächle ich sie an. „Ja. Aber erst muss ich mich umziehen, geht das?“ – „Oh, entschuldigt! Ihr seid ja ganz nass, wartet, ihr könnt euch oben umziehen, wartet…“, sie verschwindet hinter der Theke, die links von uns steht, bückt sich und scheint etwas zu suchen. Zwischendurch taucht ihr Kopf wieder auf, sie schaut meine Beine an und scheint etwas abzumessen. Lee tippt mir auf die Schulter. „Das wäre geklärt. Bei dem Regen würde ich Hagane nur ungern weiter nach Trostu mitnehmen.“ – „Hast Recht… wir warten ab, bis die beiden Kellnerinnen wieder da sind, dann dürfte Shoshanna klarkommen.“, wir besprechen uns leise, dann kommt die Praktikantin wieder, in den Armen hat sie ein paar Kleider, so wie es aussieht. „Das war gar nicht leicht bei dir, du hast echt lange Beine, aber ich glaube, es passt alles.“, dankbar nehme ich sie entgegen, dann führt sie mich an einigen Sitzbänken zu meiner Rechten und an einer Kühltruhe vorbei, in welcher Eis bereit liegt, bis hin zu einer Tür am Ende des Saals. Sie wird von zwei großen Topfpflanzen flankiert und besteht aus demselben, dunklen Holz wie die Innenvertäfelung des Speisesaals. Auf Kopfhöhe ist ein kleines, viergeteiltes Milchglasfenster eingelassen, durch welches man allerdings aufgrund der Trübung nichts sieht. „Die erste Tür oben links ist das Dienstmädchenzimmer, dort kann ich auch schlafen, wenn ich mal eine Nacht hier bleiben muss. Dort kannst du dich umziehen, ich muss mich um die anderen beiden kümmern! Nochmals vielen Dank, dass ihr mir helft, ich weiß gar nicht, was ich…“, bevor sie weiterhin den dankbaren Wasserfall spielt, halte ich ihr eine Hand vor den Mund. „Wir helfen gern. Außerdem ist es ja nicht so, als würden wir dafür nichts bekommen. Ein warmes Bett und ein Dach über dem Kopf sind manchmal mehr, als man sich erhofft hat.“. Shoshanna nickt dankbar und schließt die Tür, durch die ich eben hindurchgegangen bin. Gespannt, was sie für Lee und Hagane wohl vorgesehen hat, steige ich im Treppenhaus nach oben, dann merke ich, dass ich noch immer nass bin. Ich richte meine Konzentration auf das Wasser in meiner Kleidung und meinem Haar, stelle mir vor, was geschehen soll. Meine Kleider scheinen Wellen zu schlagen, dann sieht es aus, als ob es aus ihr anfangen würde, zu regnen. Kleine Wassertropfen lösen sich von mir, bleiben in der Luft hängen. Am Treppenabsatz bleibe ich stehen und schließe die Augen. Nun sollte sich das Wasser zu einer Kugel zusammenschließen…
    Platsch.
    Erschrocken öffne ich meine Augen wieder, eine große Pfütze liegt zu meinen Füßen. „Verdammt!“, entfährt es mir, die Wasserkugel hat sich aufgelöst. Leider habe ich meine Gabe noch nicht vollständig unter Kontrolle, darum passiert so etwas manchmal… seufzend richte ich die linke Hand auf die Pfütze, als ich sie hebe, folgt die Flüssigkeit der Bewegung. Dann wende ich mich nach links, öffne die mir von Shoshanna zugewiesene Holztür. Schnell betrete ich das Zimmer und schließe die Tür, sehe mich um. Ein relativ großes Bett steht in einer Ecke, ansonsten ist das Zimmer recht karg eingerichtet. Neben mir bangt eine kleine Kommode um ihr Dasein, sie ist, wie ich nach einem kleinen, neugierigen Spionageanfall weiß, mit Kleidern gefüllt. „Wie kann ein Möbelstück so dermaßen ängstlich aussehen…“, kopfschüttelnd lasse ich den Blick schweifen. Durch das Fenster sehe ich, dass es zwar noch regnet, allerdings sind schon viel mehr Sonnenstrahlen zu sehen als vorhin. Es ist schon beinahe Abend, darum haben die Strahlen eine leicht orangefarbene Färbung. Fasziniert betrachte ich das Lichter- und Farbenspiel eine Weile, dann reiße ich mich zusammen und streife das nun zwar wieder trockene, aber dennoch schmutzige T-Shirt ab, werfe es aufs Bett. Meine Jeans folgt, ich zittere leicht, als ich die Kleider betrachte, die mir unsere Gastgeberin gegeben hat. „Das ist doch nicht ihr Ernst.“, murmele ich, wohl wissend, dass mich sowieso niemand hört. Aber was habe ich erwartet? Ein Top und einen Rock? Das wäre naiv gewesen. Stattdessen halte ich ein schwarzes Kellnerinnen- Outfit in den Händen, ähnlich dem, was Shoshanna trägt. Ich werde versuchen, es objektiv zu beschreiben.
    Im Wesentlichen besteht das Outfit aus 3 Teilen, einem schwarzen Kleid, welches auf halber Höhe der Oberschenkel endet, einer weißen Schürze, deren Ränder mit einer Art Rüschenmuster bestickt sind, und -ebenfalls weißen- Kniestrümpfen. Schicksalsergeben ziehe ich mir das Kleid zuerst über den Kopf, stelle erstaunt fest, dass es haargenau passt. Es liegt eng an meinem Körper an, ist zugleich figurbetont und dennoch nicht allzu unseriös… erleichtert betrachte ich mich in dem großen Spiegel, der dem Bett gegenübersteht. Doch, das sieht nicht schlecht aus, denke ich, binde im Anschluss die Schürze um. Zu guter Letzt ziehe ich die Kniestrümpfe an, fühle mich dabei etwas unwohl, weil ich es eigentlich mag, Luft an meinen Beinen zu spüren… irgendwie lösen diese Strümpfe ein beengendes Gefühl aus. Ich tröste mich damit, dass sie ja nur bis zu einem Viertel meiner Oberschenkel reichen, ein gutes Viertel Freiheit bleibt mir. Ein weiteres Mal betrachte ich mich im Spiegel, seufze, dann fällt mir auf, dass ich keine Schuhe dazu bekommen habe. Meine Turnschuhe kann ich ja schlecht anziehen… ich werde Shoshanna fragen. Zufrieden mit meinem Gesamtbild öffne ich die Tür, will aus der Tür treten… und stehe Lee gegenüber, sehe ihm direkt in die Augen. Was ist los mit mir? Ich kenne ihn doch, schon lange, und wir sind zusammen… doch mein Herz schlägt, als wäre ich ein verliebtes Mädchen, was sich nicht traut, seinen Schwarm anzuschauen. Er trägt einen schwarzen Anzug, darunter ein weißes Hemd und eine kleine, schwarze Fliege. Den rechten Arm hat er vor der Brust eingeknickt, ein weißes Handtuch liegt darauf. ‚Sieh woanders hin, schnell!‘, schreit es in mir, doch es geht nicht. ‚Dann sag wenigstens etwas, irgendwas!‘, mein Zeitgefühl schwindet, lange sehen wir uns an.
    Viel zu lang. Irgendwas in meinem Kopf setzt aus.
    Das nächste, was ich weiß, ist, dass wir eng umschlungen an der Wand stehen, unsere Lippen sich immer näher kommen, ich spüre, wie er mir durchs Haar streicht, und sich eine gigantische Hitze in mir ausbreitet. „Ähm… wir kommen später wieder!“, der Blonde und ich erstarren. Langsam blicke ich nach links, aus einer der anderen Türen sind soeben Shoshanna und Hagane gekommen, doch während die Praktikantin versucht, so unauffällig wie möglich einen Bilderrahmen vor ihr zu richten und uns in Ruhe zu lassen, verschränkt Lees Schwester entrüstet die Arme vor der Brust. „Fliiiirt! Was soll denn das werden, wenn ich fragen darf?“. Lee und ich lösen uns widerwillig voneinander, mit knallrotem Gesicht streiche ich meine Kleidung glatt. „Nichts. Shoshanna, hast du zufällig noch passende Schuhe? Meine Turnschuhe wollte ich nicht als Kellnerin anziehen…“ – „Oh, klar, tut mir leid! Folgt mir.“, das schwarzhaarige Mädchen scheint froh zu sein, dass der peinliche Moment vorüber ist, und wuselt an uns vorbei. Damit die Strümpfe nicht schmutzig werden, haste ich in das Zimmer, in dem meine Sachen liegen, und ziehe ersatzweise die Turnschuhe an. Meine Tragetasche steht auf dem Bett, da kann sie erst einmal bleiben. Als ich wieder auf den Flur komme, sehe ich, dass Hagane und Lee gewartet haben. Nun fällt mir erst auf, was die Jüngere anhat: eine dunkelblaue Hose, dazu eine weiße, relativ lange Jacke mit doppelter Knopfleiste. Und auf ihren stahlblauen Haaren sitzt eine Kochmütze, die wahrscheinlich als Vase benutzt werden kann. „Diese Mütze ist das Symbol der schaffenden Zunft, merk dir das!“, fährt sie mich an, ich halte mir eine Hand vor den Mund. „Ups.“ – „Schätze, das machst du eh mit Absicht. Aber das stört mich nicht, denn ich werde endlich mal anderen beweisen können, was ich kann.“ – „Sie kocht irre gern.“, murmelt ihr Bruder mir zu, irgendwie habe ich damit gerechnet. Naja, der Stolz, mit dem sie ihre Kochmütze trägt, lässt eine derartige Vermutung ohne Zweifel zu. Gemeinsam steigen wir die Treppe hinunter, ich hoffe, ich gewöhne mich schnell an diese Kleider. Unten erwartet mich ein -zum Glück schmuckloses- Paar Schuhe, welches Shoshanna für mich parat hat, ich probiere sie an und stelle die Turnschuhe an die Wand. „Danke, wie nennt man die? Vielleicht sollte ich mir sowas auch mal kaufen.“, sage ich, als ich einige Schritte gelaufen bin. „Das sind schwarze Ballerinas!“ – „Achso. Okay, es läuft sich wirklich gut darin.“, mein Freund hat jedoch eine andere Frage. „Warum habt ihr hier eigentlich so einen schwarzen Anzug? Ich dachte, ausschließlich weibliches Personal wird hier beschäftigt.“ – „Wird es eigentlich auch, nur hatten wir vor einiger Zeit mal Hilfsbedarf, und der junge Mann, der da für uns gearbeitet hat, fühlte sich in unserem normalen Outfit nicht gerade wohl, darum dachten wir, falls so etwas noch einmal passiert, wollen wir vorsorgen…so wurde es mir jedenfalls erzählt, dieselbe Frage hab ich nämlich auch mal gestellt.“, antwortet die Praktikantin. Ich muss lächeln, als ich mir Lee in meinem Outfit vorstelle, doch genauso schnell, wie ich dieses Bild geistig heraufbeschworen habe, verscheuche ich es wieder… das ist seiner nicht würdig.
    „Also… ich dachte mir, Hagane, du hilfst mir in der Küche, Lee und Maria, wenn Gäste da sind, nehmt ihr ihre Bestellungen auf, okay? Ich komme sofort wieder…“, beginnt Shoshanna, Lee und ich nicken brav. „…und ihr beide könnten die Theke einmal abwischen, das mache ich jeden Tag. Wärt ihr so nett?“ – „Ja, das mache ich.“, antworte ich und bekomme kurz darauf einen Lappen, einen Schwamm und eine kleine Sprühflasche in die Hand gedrückt. „So, dann komm mal mit, wir fertigen nur Speisen an, die gewünscht werden, das heißt, du hast dein Ruhe, solange niemand hier ist…“, während Shoshanna Hagane in die Küche führt, höre ich sie Dinge erklären, die Lees Schwester wahrscheinlich helfen werden. Mit meinem Putzzeug drücke ich mich unnötig dicht an Lee vorbei, streife seine Brust mit dem Arm. Er bleibt stehen, scheint sich nur schwer beherrschen zu können, und ich kann es ihm genau nachfühlen. Ich stelle mich an die Theke, beginne, indem ich das Reinigungsmittel drauf sprühe. Lee verlässt den Saal, kommt nach einigen Minuten, die ich putzend verbringe, mit Speisekarten wieder, die er auf den Tischen aufstellt. Durch die mit grünen Gardinen verzierten Fenster sehe ich, dass das Wetter zwar immer besser wird, doch dunkel wird es ebenfalls langsam, während Lee und ich im Speisesaal arbeiten. Plötzlich klingelt die Glocke über der Eingangstür, mein Blick scannt den Neuankömmling. Sein Haar ist pechschwarz, er trägt ein grünes T-Shirt und eine Shorts aus Jeansstoff, an den Füßen trägt er weiße Sneakers. Und der Typ ist klatschnass.
    „Willkommen zuhause.“, begrüße ich ihn, mich an das erinnernd, was Shoshanna vorhin zu uns gesagt hatte. Der Junge grinst mich an und tritt zögerlich hinein, dann entdeckt er Lee und legt sich eine Hand an den Hinterkopf. Er hat ein offenes, irgendwie humorvoll wirkendes Gesicht, doch mir entgeht nicht, dass er extrem gut trainiert ist. Wenn er ein Problem mit anderen haben sollte, so schätze ich ihn ein, würde er es schnell lösen können. „Danke, ich bin nur auf der Durchreise. Ich, äh, ich bin Tai, und ich dachte, vielleicht isst du halt mal was, bevor du weiterreist.“ – „Sicher doch. Ich sage der Köchin Bescheid. Setz dich doch erst einmal, okay?“ – „Klar, danke.“. Auf meine Worte hin geht er zum nächstgelegenen Tisch hinüber, ich betrachte seine tropfenden Kleider. So kann ich ihn nicht essen lassen. „Warte mal kurz.“, richte die rechte Hand auf Tai. Er sieht mich nervös an, sein Blick zuckt zu Lee, dann wieder zu mir. Nachdem ich mich kurz konzentriert habe, schließe ich die Augen, ein leises Plätschern verrät mir, dass meine Vorstellung Realität geworden ist. Als ich sie aufschlage, funkelt ein kleines Universum an Wassertröpfchen vor mir, unser Gast sieht mich entgeistert an. Ich balle meine Hand zur Faust, die glitzernden Kügelchen vereinigen sich zu einer schimmernden Kugel, mit 4 Schritten geh ich zur Tür, lasse die Kugel hinaus schweben und sich dort in Wohlgefallen auflösen. „Ist es normal, dass Bedienungen in einem Café magische Kräfte besitzen?“, will Tai wissen, als er sich einige Momente später hingesetzt hat. Damit entlockt er mir nur ein leises Lächeln, ich nehme einen kleinen Notizblock von der Theke, an dessen Seite ein Stift befestigt ist. „Nicht wirklich, aber ich bin keine richtige Bedienung, auch wenn ich so aussehe. Was darf´s denn sein?“


    wie immer freue ich mich auf kommis, anregungen, beschwerden, fehlerkorrekturen (ui ein neues wort) und sowas :) bis zum nächsten mal!
    LG´s
    ~Kori~

  • und erneut ist es soweit: wer sehnsüchtigst auf das kapitel gewartet hat, soll nun belohnt werden, jedenfalls hoffe ich das ;) es gab schon wieder keine kommis, darum muss ich davon ausgehen, dass es nichts zu bemängeln gab :o nya, vielleicht hab ich ja diesmal mehr glück xD jetzt hab ich aber genug gesabbelt, viel spaß!
    ach, eins noch: entweder war ich zu lang in belgien oder es heißt wirklich "omelette"... vielleicht weiß das ja wer, ich hätt gerade fast alles umeditiert :o



    Kapitel 5
    Augen auf…oder besser zu?


    21.6.-22.6.2009


    Wenig später hat Hagane seinen Wunsch erfüllt, und ein Omelette gezaubert, welches sogar mir das Wasser im Mund zusammen laufen lässt, als ich es Tai an den Tisch bringe. Das ist das erste Mal, dass ich so etwas tue, und ich versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie unsicher ich bin. Was ist denn schon dabei, rede ich mir ein, du bringst ihm das, und fertig. Ja, aber was, wenn ich es fallen lasse? Wenn er findet, ich sehe albern in diesen Kleidern aus? Wenn er etwas fragt, was ich nicht weiß? Unwillig schüttele ich den Kopf, das war nun wirklich nicht meine Art. Entschlossen straffe ich die Schultern und stelle das Tablett vor den jungen Trainer, als ich seinen Tisch erreiche. „Danke!“ – „Lass es dir schmecken.“, lächele ich ihn an, Shoshannas Worte im Ohr: ‚Und sei immer nett, der Kunde ist König!‘. Als ich mich umdrehe und gehen will, hält Tai meine Hand fest. Langsam drehe ich mich um, er scheint nicht zu wissen, dass es Regionen an mir gibt, die nur Lee anfassen darf. „Ja?“, frage ich, er lässt die Hand sofort los. „Äh, tut mir leid, ich wollte nur fragen, ob ihr auch Trainer seid. Du hast vorhin nicht geantwortet, als ich wegen diesem Wassergezaubere…“, ich setze erneut mein unverbindliches Lächeln auf. „Ich verstehe, was du meinst. Und du hast recht, wir sind auf der Durchreise, wir wurden gefragt, ob wir hier eine Weile aushelfen möchten.“ – „Du und der Kellner von eben?“, ich sehe mich um, Lee ist offenbar gerade woanders beschäftigt, vielleicht ist er im Lager. „Nicht nur wir zwei. Die Köchin gehört auch zu uns.“ – „Ich will nicht aufdringlich wirken, es hat mich halt interessiert.“, meint er, ich nicke ihm kurz zu und wende mich um. Dann halte ich inne. „Diese Wasserzauberei, wie du es nennst…ich kann das nicht schon immer.“ – „Ich will dich nicht dazu drängen, was zu erzählen, was du nicht willst!“, versichert er mir hastig, und stockt dann plötzlich. Irritiert blicke ich über die Schulter, sehe, dass er sich eben einen Bissen vom Omelette in den Mund geschoben hat. Nun starrt er mich an, Tränen laufen ihm über die Wangen. „Was zum…“ – „Das hat…“, nun ernsthaft besorgt blicke ich zur Küche, niemand sieht uns. Ich lege ihm die Hand auf die Stirn. „Fieber ist es nicht…“, murmele ich, während ich nachdenke, was er haben könnte. Tai hört nicht auf, mich anzustarren, und dann schluckt er. „Das hat eine Göttin gekocht!“, bringt er hervor, wischt sich einen kleinen Teil der Tränen weg.
    Hä?
    Verwundert richte ich mich wieder auf und verschränke die Arme vor der Brust. „Eine Göttin?“, einerseits bin ich erleichtert, dass er nicht krank war, aber wieso er sich wegen des Essens so herein steigert, kann ich nicht sagen. Wie in Trance nimmt er noch einen Bissen, ich zucke die Schultern und will erneut gehen. „Das ist ein kleines Problem von mir, wenn ich etwas wirklich Gutes esse, raste ich aus. Kann nichts dagegen tun, ich schätze sowas eben!“, erklärt er mir, woraufhin ich ein Grinsen unterdrücken muss. Hagane-eine Göttin? Es mag sein, dass ich aufgrund geringer Eifersucht nicht objektiv beurteilen kann, was sie angeht, doch das geht nun wirklich zu weit. „Es freut mich, dass es dir schmeckt. Weiterhin guten Appetit.“, mit einem leichten Knicks wende ich mich endgültig ab und will gehen, da höre ich, wie er erneut nach Luft holt. In meinem Geist kriegt ein kleines Glas mit Geduld drin einen Riss. „Wie viele Eier hat sie dafür benutzt? Ich will sowas unbedingt auch können!“ – „Da fragst du die Köchin am besten selbst, ich kenne mich leider nicht aus.“, antworte ich und kehre in die Küche zurück, wo Hagane und Shoshanna arbeiten. „Und? Hat er was gesagt?“, will Hagane wissen, als ich mich mit dem Rücken an die Tür lehne und tief durchatme. „Er meinte, es…“, weiter komme ich nicht. Von hinten erhalte ich einen Stoß, der mich nach vorn taumeln lässt, reflexartig fange ich den Sturz mit beiden Händen ab, Schmerz schießt meine Arme hinauf. Mehrere Gedanken schießen mir durch den Kopf, den Großteil verscheuche ich sofort. Ächzend rappele ich mich hoch, sehe dabei, dass meine Hände aufgeschürft sind. Wütend wirbele ich herum, und sehe… Tai im Türrahmen. Die Küchentür befindet sich hinter der Theke, es scheint, als habe er seine Mahlzeit kurz unterbrochen. Atemlos blickt er uns an, nimmt von Shoshanna und mir offenbar keinerlei Notiz mehr, als er Hagane mit ihrer Kochmütze sieht. „Du!“, stößt er hervor, Hagane blinzelt überrascht. „Ich?“, fragt sie dann, während ich zur Spüle herübergehe, um Wasser aus dem Hahn zu lassen. Es fließt ins Waschbecken, ich halte meine Hände hinein und schließe die Augen. Dabei höre ich, was hinter mir beredet wird. Tai scheint um Worte zu ringen.
    „Du hast ein Meisterwerk geschaffen, dieses Omelette! Ich wollte dich mit Lob überhäufen und auf Händen tragen, doch jetzt, wo ich vor deiner Größe und bloßen Präsenz erzittere, und merke, was für ein kleines, wertloses Stäubchen ich im Universum doch bin, fallen mir nicht die richtigen Worte ein, um dich ausreichend zu würdigen, Meisterin! Bitte!“, ein merkwürdiges Geräusch folgt, neugierig drehe ich mich um. Meine Wunden heilen, ich spüre das. Doch was ich sehe, bringt mich in eine unangenehme Lage, ich muss einerseits nett und geduldig wirken, andererseits muss ich mich zusammenreißen, um nicht der Komik dieses Augenblicks zu erliegen und zu lachen. Tai hatte sich auf die Knie fallen lassen und verbeugt sich vor Hagane, welche damit stark überfordert zu sein scheint. „Sumimasen, der Boden ist für unsere Gäste nicht der geeignete Ort, bitte steh auf.“, sage ich und lege die Hände im Schoß zusammen, wie ich es von Kellnerinnen aus dem Fernsehen kenne. Der Trainer sieht hoch, Tränen strömen ihm über das Gesicht. Ich zucke zurück. „Niemals! Ich bin nicht würdig, auf derselben Höhe zu atmen wie sie, dieses Omelette…“ – „Steh auf, ja? Dann atmest du eben über mir, du bist größer als ich.“, sagt Lees Schwester dann, unser Gast hält sich einen Ärmel vor die Augen, wischt die Tränen halbwegs weg. „Höher als du…unmöglich…“, dann reißt sich Tai sichtlich zusammen, legt sich eine Hand an den Hinterkopf, dreht sich um und rennt zur Tür hinaus. Hagane sieht ihm stumm hinterher, und denke nach. Ist er nur wegen dem Essen so durch den Wind gewesen, oder hat das Omelette tatsächlich Gefühle in ihm ausgelöst? „Äh… okay, Hagane, mach eine Pause, wir haben momentan keine Gäste außer ihm, und er ist versorgt. Maria, du könntest Lee im Lager helfen, ich komme mit, wir müssen einige Dinge katalogisieren, die noch nicht erfasst sind… sozusagen eine Art kleine Inventur.“ – „Ist gut.“, Shoshanna versucht, wieder einen geregelten Ablauf zu erreichen. Ich folge ihr aus der Küche. Draußen umrunden wir den Tresen, Tai sitzt nun wieder vor seinem Omelette und ringt mit den Tränen, ich frage mich, wie man ihn wieder normal werden lässt. Aber das sollte fürs Erste nicht meine Sorge sein, die Praktikantin führt mich aus dem Gebäude hinaus. Es regnet nicht mehr, doch das Gras glitzert feucht in der Abendsonne. Hinter dem Café ist erstens eine kleine Scheune angebaut, und dahinter steht eine geräumige Blockhütte, gebaut aus braunen Baumstämmen, eine weiß lackierte Stahltür verschließt sie. Shoshanna schiebt sie auf und tritt einen Schritt beiseite. Ich streiche meinen Rock glatt und betrete das Lager, irre viele Regale dominieren den Innenraum. Kisten und Fässer stehen hier in Reih und Glied, der Boden ist mit glattem, roten Laminatboden bedeckt, und mehrere Neonleuchten sorgen dafür, dass wir nicht im Dunklen stehen. Lee kniet vor einem der Regale, er erhebt sich in diesem Moment. „Ich bin mit diesen Regalen fertig.“, er zeigt auf eine Regalreihe links von uns. Shoshanna bleibt der Mund offen stehen. „Bitte was? Das alles?“ – „Ja. Ich wollte gerade mit der Seite weitermachen.“ – „Das…“ – „Und ich werde ihm helfen, okay? Wir schaffen das. Wenn wir Gäste bekommen, ruf mich einfach, ja?“, aufmunternd lächele ich sie an, die Praktikantin erwidert mein Lächeln erst zögerlich, dann umarmt sie mich stürmisch. „Danke! Ihr seid großartig, vielen Dank! Ich werde dann die Miltanks melken gehen, frische Milch ist immer im Haus, wenn ich mich beeile…“, und mit diesen Worten verlässt sie uns. Die Tür fällt zu, und ich drehe mich zu Lee um. Er reicht mir ein Klemmbrett mit zwei Zetteln, darauf sind Namen von Lebensmitteln gelistet, die hier vorhanden sein sollten. Ich nehme ebenfalls einen Stift von ihm in Empfang, ein zweites Klemmbrett liegt auf dem Boden, er hebt es rasch auf. „So, ich mache dann die ersten drei Regale, und du die zweiten. Okay?“, frage ich, er nickt und dreht sich um, dabei stößt er mit dem Ellbogen einen kleinen Topf mit Gurken um, der ungünstig im Regal steht. Blitzschnell bücke ich mich, strecke den Arm vor, der Blonde ist genauso schnell. Sein schwarzer Anzug raschelt leise, als er die Finger um die meinen schließt, und wir beide das Glas in der Hand halten. Seine Finger fühlen sich warm an, obwohl dieses Lager nicht gerade gut beheizt ist. Ein Schauer rieselt meinen Rücken herab. Gemeinsam stellen wir das Glas zurück, dann nimmt Lee meine Hände mit den seinen. Ein Lächeln umspielt seine Lippen. „Genau in diesem Moment kommt sonst immer jemand reingeplatzt.“ – „Sie haben beide zu tun, und Tai isst noch.“ – „Was hältst du von ihm?“ – „Mit Sicherheit ist er ein guter Trainer. Hast du gemerkt, wie er sich umgesehen hat?“ – „Ja, vor allem du scheinst ihn interessiert zu haben.“ – „Du hast die Szene mit dem Omelette verpasst.“, seine blauen Augen scheinen direkt in meine Seele zu blicken, in meinem Inneren steigt erneut diese Hitze an. Die Klemmbretter fallen klappernd zu Boden. Wie von unsichtbaren Stricken gezogen mache ich zwei kleine Schritte vorwärts, stehe nun wenige Zentimeter von Lee getrennt. „Ich glaube, ich habe noch nie so eine gutaussehende Kellnerin gesehen.“ – „Stehe zu Diensten.“ – „Das hier könnte uns die nötige Konzentration nehmen, findest du nicht?“ – „Habe ich kein Problem mit.“, erneut lächelt er mich an. Von mir aus könnte unsere Konzentration zur Hölle fahren, wenn ich diesen Moment dafür bis in alle Ewigkeit verlängert könnte. Wieso bringt er mich immer noch so zum Erröten wie vor einem Jahr? Ich begreife es nicht, doch es gefällt mir. Äußerlich jedoch bleibe ich ernst, ihm sein Lächeln nachmachen zu wollen, wäre vermessen. In Herzhofen würden uns womöglich schwierige Aufgaben erwarten, also wäre das hier eine der letzten Möglichkeiten, so einen Moment zu genießen. Einem inneren Impuls folgend lasse ich seine Hände los, zögere kurz, schlinge meine Arme um Lees Hals. Mein Herz schlägt immer schneller, als er die Umarmung erwidert, irgendwo in meinem Kopf macht es leise „klick“, schlagartig verabschiedet sich mein rationales Denken. Verschwommen erinnere ich mich, dass man beim Küssen die Augen schließen sollte, doch auch so nehme ich außer dem Blonden vor mir und unseren Gefühlen nichts mehr wahr. Unsere Lippen berühren sich, ich drücke ihn fester an mich, will ihn nie wieder loslassen, spüre diese unendliche Energie, die sich in mir aufstaut, und ich verliere mich in unserer Umarmung. Hier gehöre ich her… zu Lee.
    //
    Stratos City
    Es wird Nacht über Stratos City, der größten Stadt in der Einall-Region. Im obersten Stock eines Hochhauses findet jemand allerdings die verdiente Ruhe nicht: pausenlos geht sie in ihrer Wohnung hin und her. Das Mädchen hat rote Haare, die ihr bis zum Kinn reichen und dort glatt abgeschnitten sind. Sie trägt einen weiten Kittel, dessen weiße Farbe kaum mehr zu erahnen ist, überall sind bunte Farbklekse darauf zu sehen. Allerdings zieht sie ihn soeben aus, darunter kommen ein grüner Rollkragenpullover und eine weiße Cordhose zum Vorschein, ihre Füße stecken in beigefarbenen Sandalen. Aufgeregt verlässt sie ihr Atelier, den Raum, in welchem sie künstlerische Ideen auslebt, was man an den ganzen bemalten Bildern und Leinwänden sieht. Für heute ist sie fertig damit. Die Tür fällt hinter ihr zu, als sie das geschmackvoll eingerichtete Wohnzimmer betritt. Ihre linke Hand hält ein Handy umklammert, was sie an ihr Ohr hält, wobei sie die rechte Hand frei hat und wild gestikuliert. Dann stützt sie sich auf ihrem Eichholztisch ab und schließt die flaschengrünen Augen.
    „Das gann nischt ihr Ärnst sain. Isch läbe doch gar nischt in ihrer Région, odär sä´e isch das falsch?“, ihr Gesprächspartner sagt irgendetwas, was das Mädchen zusätzlich zu ärgern scheint. „Was soll das ´aissän, es giebt gaine guten Psyschopokämon-Trainär dort?“. Sie legt das Handy auf den Tisch, stellt den Lautsprecher an, und geht in die angrenzende Küche, wo sie den Kühlschrank öffnet. Aus dem Handy ertönt die Stimme einer Frau, welche einen bittenden Tonfall angeschlagen hat. „Mir wurde aufgetragen, ein Team zusammenzustellen, was genügend Erfahrung hat, um Team Galaktik aufhalten zu können, und du bist eine der besten Trainerinnen der letzten Turniere hier in Sinnoh! Bitte, Kuré, wir brauchen jede Hilfe, die wir kriegen können!“ – „´ier gä´än auch Grobiane auf die Strasän, wissen Sie? Isch gann unmöglisch…“ – „Was diese Gruppierung angeht, so versichere ich dir, dass wir auch das in den Griff kriegen werden. Maria Jou wird unmöglich allein stark genug sein, um…“, diesmal ist es Kuré, welche die Anruferin unterbricht. „Moment, Mademoiselle le Commissaîre. Sagtän Sie „Maria Jou“? Ist sie auch in ihräm Team?“ – „Ja, ist sie. Um genau zu sein war sie die Erste, die bisher zugesagt, hat, und leider auch die einzige, ich erwarte allerdings erst in zwei Tagen Rückmeldung von mehreren weiteren Trainern.“, es folgt eine längere Stille. Schließlich räuspert Rocky sich dezent. „Bist du noch dran?“ – „Oui, oui… isch dänke, es schadet nischt, der Sinnoh-Région ain wänig ssu ´älfen, non? Mon dieu…isch bin dabei.“. Auf die Worte der Rothaarigen hin hört man einen erleichterten Seufzer aus dem Handy. „Vielen Dank. Morgen erwartet dich auf dem Flugplatz ein Jet, welcher dich nach Herzhofen bringt, dort findet die Besprechung statt, bei er das ganze Team anwesend sein wird.“ – „Gut, isch packe maine ´Abselischkeitän, wier sä´en uns.“ – „Bis morgen, Kuré.“ – „Eins noch, Madame le Commissaîre!“ – „Ich höre.“ – „Isch will frische Baguettes, wänn es kaine Umstände macht.“
    Nach diesem Telefonat stellt die Rothaarige einen Teller und eine Flasche Mineralwasser auf den Tisch, sieht sich in ihrer Wohnung um. Die Möbel sind größtenteils aus hellem Holz gefertigt, sie hat hier ein schönes und angenehmes Leben. Statt einer Wand gibt auf der Nordseite eine breite Fensterfront den Blick auf die City frei, tief unter ihr, das weiß Kuré, sind noch viele hundert Menschen mit Shopping und Bummeln beschäftigt. „Die Sinnoh-Région ´at also Ärgär, non?“, murmelt sie, scheint in Gedanken zu versinken. „Dann wollen wier mal sä´en, was wier dagägän zu unternähmen imstandä sind.“, dann stutzt Kuré kurz. „Wie ´at sie so schnääl ein Flugsseug bekommän? ´at sie misch reingelägt?“
    //
    Milchcafé, kurz vor Trostu
    Wir sind nun seit gut einer Stunde fertig, Shoshanna hatte uns hundertfach gedankt und uns danach ins Bett geschickt. Ich liege im Schlafzeug auf dem Bett im Dienstmädchenzimmer, im Magen eines von Haganes Omelettes, welches sie uns als Abendessen gemacht hatte. Klar, es hat irre gut geschmeckt, aber nicht so sehr, dass ich in Tränen ausgebrochen war und sie angebetete. Tai musste echt ein kleines Problemchen mit gutem Essen haben. Wo er gerade steckt, weiß ich nicht zu sagen, aber ich habe das dumpfe Gefühl, den Typen noch öfter zu sehen. Morgen früh würden wir weiterreisen, Trostu ist unser nächstes Ziel… ich muss an Lee denken, sein blondes Haar und die tiefen, blauen Augen, und mir wird warm. Meine Hand wandert zu meiner Stirn, ich fühle, ob sie heiß ist. „Das gibt es doch nicht, wieso schafft er das immer wieder…“, murmele ich, als das Resultat positiv ausgefallen ist, und ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken. Keine Frage: immer, wenn Lee in meiner Nähe ist, geht es mir blendend, allein dafür bin ich ihm schon dankbar. Manchmal befällt mich die Angst, er könnte mich nicht mehr wollen oder verlassen, dann wieder habe ich Angst, mich soweit zu verändern, dass wir uns auseinanderleben. Ich war schon immer selbst meine größte Feindin, mein Kopf spielt nach seinen eigenen Regeln. Wenn mir derlei Zweifel kommen, denke ich daran, was wir teilen, und nicht daran, was uns trennt… meist hilft das. Wenn er nicht der Richtige für mich ist, wer dann? Und sollten wir uns auseinanderleben, würde ich auf eine wunderbare Vergangenheit zurückblicken können… wir haben alles zu verlieren, aber auch vieles zu gewinnen.
    Unwillig schüttele ich den Kopf, merke, dass meine Gedanken mal wieder abschweifen. So viel Zeit vergeht… Menschen und Freunde kommen und gehen, wenn man Glück hat, trifft man sie ab und zu mal wieder… wenn es schön genug ist, sollte man die Chance haben, zu verweilen und die Zeit anzuhalten. Aber da das nicht möglich ist, sollten wir in die Zukunft blicken und aus ihr das Beste machen. Ich drehe mich auf die Seite und winkele die Beine an, mein Blick fällt auf die Tragetasche. Klar, ich bin nie allein, mein Team ist bei mir. Schnell strecke ich den Arm aus, doch da ich auf dem Bett liege und die Tasche an der Wand steht, komme ich nicht an sie heran. „Aufstehen, baka!“, stöhne ich und erhebe mich. Dann kommt mir eine Idee. Hastig wühl ich nach einem meiner Pokébälle, dem mit dem aufgemalten Schwert. „Los, Zorro!“, flüstere ich, in einem Roten Lichtblitz erscheint Galagladi, mein Schwertkämpfer. Es ist wahnsinnig stark und kann zudem noch eine spezielle Technik, die es nahezu unbesiegbar macht. „Gal.“ – „Tut das gut, dich mal wieder zu sehen… wie geht es dir?“, klar, ich kann nicht wirklich mit ihm sprechen, höchstens mit einem Dolmetscher, der die Pokémonsprache beherrscht… doch es versteht mich, gibt mir durch Gestik zu verstehen, wie es fühlt. „Da bin ich beruhigt. Weißt du, wir sind gerade kurz vor Trostu, in einem Café. Kannst du einen Teleport einsetzen, 7 Meter in die Richtung da?“, ich zeige auf meine Zimmertür. Das sollte reichen, um mich in Lees Zimmer zu teleportieren. Klar, ich sollte mich ausruhen und schlafen, aber ich will kurz sehen, wie er aussieht, wenn er schläft. Irgendwie, fällt mir gerade ein, ist er fast immer wach, ich schlafe abends auch früher ein als er. Und morgens ist er schon fertig, wenn ich in die Küche komme… vielleicht hat er einen kleinen Trick, der einen ausgeruht werden lässt? Ich werde wirklich neugierig und schaue Galagladi an. Wenn meine Berechnung stimmt, sollte der Teleport genau hinter die Tür gehen. Zorro nickt, dankbar lächelnd halte ich seinen rechten Arm fest, schließe die Augen, ich fühle überall in mir ein Kribbeln, als das Psychopokémon die Technik wirkt. Im nächsten Moment schlage ich sie wieder auf, sehe allerdings nicht viel…in seinem Zimmer ist es komplett dunkel. Dann merke ich, dass ich in der Luft schwebe, Zorro hat mich zu weit über den Boden teleportiert! Erschrocken versuche ich, mit den Füßen den Teppich zu erreichen, doch ich komme nicht ran. Im nächsten Moment falle ich, meine Zehenspitzen berühren den Boden, ich verliere die Balance, schlage dann mit den Knien unten auf, beiße die Zähne zusammen und sehe in Richtung des Bettes, in welchem Lee liegt. Langsam stehe ich auf, streiche mir eine Strähne hinter mein Ohr, und rufe Galagladi in seinen Ball zurück. Hoffentlich ist er davon nicht aufgewacht! Noch immer kann ich kaum etwas erkennen, beuge mich über das Bett. Da, wo eigentlich Lee liegen sollte, ist nichts.
    „Was…“, murmele ich, streiche mit der Hand über die Decke. Sie ist kalt, das Bett ist unberührt. Panik steigt in mir hoch, hat er uns nun doch verlassen? Oder sind Hagane und er alleine weitergereist? Nein, sage ich mir entschieden, das würde er nicht tun. Nicht, ohne ein Wort zu sagen. Mit einem merkwürdigen Gefühl wende ich mich um, pralle gegen eine schwarze Gestalt, die sich lautlos von hinten angeschlichen hat. Ich sehe sofort, dass sie sehr muskulös ist. Die eine Hand hält sie erhoben, ich sehe etwas glitzern. ‚Ein Messer!‘, schießt es mir durch den Kopf, gehe blitzschnell in die Hocke und stütze mich mit den Händen auf dem Boden ab, strecke das linke Bein parallel zum Boden aus. Als ich der Gestalt mit dem Bein die Füße wegtreten will, schießt mir ein starker Schmerz bist in die Hüften hinauf, den Sturz habe ich noch nicht so gut verkraftet, wie ich dachte. Doch dann werde ich erneut überrascht, es fühlt sich an, als würde ich gegen einen Stein treten. Das kann nicht sein! Niemand hat es bisher geschafft, diesem Angriff zu widerstehen! Ich muss diesen Kerl besiegen! Ganz klar, er ist männlich, die Statur verrät es mir. Doch wie ist er hierhergekommen, und was hat er mit Lee gemacht? Wütend weiche ich dem Arm aus, mit welchem der Eindringling nach mir greifen will, stoße mich vom Boden ab, drehe mich im Flug um, berühre mit den Füßen kurz die Wand, spanne die Muskeln an. Bevor ich allerdings springen kann, steht der Kerl schon wieder vor mir, packt meine Arme, will mich festhalten. „Loslassen!“; keuche ich, trete nach seiner Kniescheibe, er reißt jedoch viel schneller, als ich es erwartet habe, das Bein hoch, es landet genau in meiner Magengrube. Mir wird schlecht, kraftlos falle ich zu Boden und bleibe zwischen Tür und Bett liegen, kleine Sterne tanzen vor meinen Augen. ‚Steh auf.‘, befiehlt eine Stimme in meinem Kopf. Die dunkle Gestalt beugt sich über mich, ich sehe erneut dieses Glitzern über mir, dann knallt etwas so hart gegen meine Beine, dass es sich anfühlt, als würden sie brechen. Nach dem Sturz eben ist das zu viel, ich schreie einmal laut auf und verliere dann das Bewusstsein.
    //
    22.6.2009
    Langsam erwache ich aus einem traumlosen Schlaf, merke sofort, dass sich mein Bauch merkwürdig kühl anfühlt, und meine Beine brennen wie Feuer. „Itai…“, das ist der japanische Ausdruck für „Aua“, und ich benutze ihn, wenn mir etwas weh tut. Eine Hand umschließt meine Rechte, ich schlage die Augen auf. Die Decke sieht genauso aus wie die im Dienstmädchenzimmer, ich sehe mich benommen um. Es ist hell im Zimmer, die Sonne steht am Himmel, den ich durch das Fenster sehe. Wie bin ich hier gelandet? Wo ist der Angreifer? Und warum lebe ich noch? „Endlich bist du wach!“, sagt die Stimme eines Mädchens, ich entdecke Shoshanna, die neben meinem Bett sitzt. Auf der anderen Seite erkenne ich Lee, Erleichterung durchflutet mich, er ist es, der meine Hand hält. Ich merke, dass mein T-Shirt ein Stück hochgeschoben wurde, auf meinem Bauch liegt ein großes Kühlkissen, meine Beine bestehen quasi aus blauen Flecken. „Verdammt.“, fluche ich, drehe den Kopf wieder in Richtung Decke. Zu erschöpft, um etwas anderes zu tun, frage ich, was passiert ist. Lee sieht mich an, er wirkt ernst. „Ich weiß es nicht, und genau das regt mich auf. Ich war noch ein wenig draußen, und als ich wiederkam, hörte ich diese Geräusche aus meinem Zimmer. Also bin ich rein gestürmt, und hab mit der Tür deine Beine getroffen. Das tut mir wahnsinnig leid… vor allem, weil ich den Kerl nicht mehr bestrafen konnte, er ist durch das Fenster gesprungen, als er mich gesehen hat.“, ich schüttele leicht den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, du hast damit nun wirklich nichts zu tun. Der Kampf war unheimlich, ich hatte kaum eine Chance…“ – „Was soll das heißen, keine Chance?“, fragt Lee nach, ich sehe in seine Richtung. „Als ich ihm die Beine unter dem Körper wegziehen wollte, hat es sich angefühlt, als würde ich gegen Stahlbeton oder sowas treten. Schau dir meine Beine an. Ich bin dankbar, dass du rechtzeitig hereingekommen bist… ich hätte das nicht geschafft.“ – „Wie ist das möglich?“ – „Es wär leicht, es auf die Dunkelheit und meinen Sturz zu schieben. Aber ich hatte den Kampf eigentlich unter Kontrolle, hätte es schaffen müssen. Doch nichts schien den Typen stark getroffen zu haben.“ – „Wäre es möglich, dass er irgendwas unter der Hose versteckt hat, eine Art Rüstung vielleicht?“, kurz denke ich nach. Wie immer nahm Lee alles auseinander, was ihm als Information gegen einen Gegner helfen konnte. „Ja, theoretisch. Allerdings hätte er dennoch eine Reaktion zeigen müssen. Als ich ihn getreten habe, ist nichts passiert, als würde ihn das nicht einmal jucken!“ – „Hast du gesehen, was das für ein Typ war?“ – „Nicht wirklich, es war zu dunkel. Aber er könnte ein Messer dabei gehabt haben, ab und zu hat es in seiner Hand geblinkt, als hätte er einen metallenen Gegenstand bei sich. Hast du was erkannt? Und wo ist mein Galagladi?“, ich meine den Moment, als mein Freund ins Zimmer gekommen war. Er schüttelt den Kopf. „Nein, nur, dass er sehr muskulös war. Tut mir leid. Deinen Pokéball habe ich in deine Tasche gepackt.“ – „Wisst ihr…“, zum zweiten Mal, seit ich wach bin, meldet sich Shoshanna zu Wort. „Das ist mir sowas von peinlich! Ihr helft mir so sehr, und ich kann euch nicht mal einen sicheren Ort zum Schlafen anbieten… hier bricht sonst nie einer ein, wisst ihr, ich weiß gar nicht, was ich jetzt tun soll…“, sie verstummt, als ich ihr die Hand auf den Arm lege. „Du hast nichts falsch gemacht. Es war meine Schwäche, die mir das hier beschert hat, nicht mehr und nicht weniger. Könntet ihr…“, ich beiße die Zähne zusammen und kneife die Augen zu, als eine Schmerzwelle durch mich hindurch rast. Lee drückt meine Hand, ich entspanne mich, mein Atem geht flacher. „Habt ihr Wasser für mich? Ich halte diese Schmerzen nicht aus.“, frage ich dann. Kurz sind die Erlebnisse aus der Nacht wieder präsent, mein Schock, als meine Angriffe alle wirkungslos blieben. Der Blonde lässt meine Hand los und verlässt den Raum, und ich bleibe mit Shoshanna allein. Sie scheint den Tränen nahe, kann es kaum fassen, dass so etwas ausgerechnet während ihrer Zeit hier passiert. „Shoshanna, es ist nicht deine Schuld.“, wiederhole ich, und erzähle ihr genau, was passiert ist. „Ich hätte gewinnen müssen.“, schließe ich leise, dann kehrt Lee zurück. In der Linken hält er einen wassergefüllten Eimer, stellt ihn neben dem Bett ab. „Helft mir kurz, okay?“ – „Klar.“, mit der Hilfe der beiden setze ich mich auf, mein T-Shirt rutscht wieder runter, das Kühlkissen fällt in meinen Schoß. Mein Bauch beginnt langsam, ebenfalls zu brennen, als die wohltuende Kühlung ausbleibt. Schnell konzentriere ich mich auf das Wasser, richte die Hände darauf und beschreibe einen kleinen Halbkreis. Die Flüssigkeit folgt meiner Bewegung, ein Wasserball erhebt sich aus dem Eimer. Nun breite ich die Arme ein wenig aus, sodass sich die Kugel in zwei teilt, dann senke ich sie, stelle mir vor, wie das Wasser meine Beine umschließt. Im nächsten Moment geschieht genau das, mir kommt eine Idee. Einen Gedankenimpuls später ist das Wasser gefroren, es sieht aus, als würde ich eine eisige Rüstung an den Beinen tragen. „Auch eine Möglichkeit.“, befindet Lee, ich verflüssige das Eis wieder und konzentriere mich auf den Heilungsprozess. Lee hat schon herausgefunden, was ich mit dem kleinen Versuch eben bezwecken wollte; sollte es mal wieder hart auf hart kommen, bin ich besser gerüstet.
    „Verdammt!“, rufe ich, als ich erneut von Schmerzen in meinen Beinen spürte, die so stark sind, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann, das Wasser rieselt mit einem plätschernden Geräusch auf den Boden. „Es klappt nicht… ich kriege die Konzentration nicht zusammen.“, schwer enttäuscht sehe ich meine Füße an, die Knöchel waren angeschwollen und schmerzten bei jeder Bewegung. Ich hatte schon viele Verletzungen gehabt, aber noch nie so massiv an einer Stelle. Erst hatte ich mir beide Knöchel auf einmal verstaucht, und dann war die Tür dagegen geknallt… ich fühle mich hilflos wie schon lange nicht mehr, nun nicht mal mehr in der Lage, mich zu regenerieren. Wütend stehe ich auf, setze das linke Bein vor, sehe Lees erstaunten und doch traurigen Blick. Dann kommt mein Fuß auf dem Boden auf, die Wunde scheint erneut zu explodieren. Es gibt nach, und ich wäre gestürzt, wenn mein Freund mich nicht aufgefangen hätte. „Das gibt es doch nicht. Wie nutzlos!“; murmele ich, Tränen der Wut steigen in mir auf. Doch Lees Berührung gibt mir neue Kraft, ich sehe die Pfütze an, die zwischen dem Bett und dem Blonden liegt. Mit voller Konzentration versuche ich erneut, meine Wunden zu heilen, und diesmal klappt es! Wie ein glitzerndes Tuch erhebt sich das Wasser in die Luft, legt sich auf meine verletzten Beine, der Schmerz lässt langsam nach. Erleichtert lasse ich das kühle Nass in den Eimer zurückfließen, lehne mich zurück und werde erneut umarmt. „Ich habe es früher so selten wie möglich getan, weil es mir vorkam wie Schummelei.“, erkläre ich Shoshanna, die mich entgeistert ansieht. „Doch diese Fähigkeit ist ein Teil von mir, und sie zu verleugnen wäre dumm gewesen.“ – „Das ist der Wahnsinn…“, flüstert sie, starrt die Stellen an, die rapide abgeschwollen sind, sogar die Rötung ist weitestgehend verschwunden.
    Wenig später habe ich mich soweit fertig gemacht und umgezogen, dass ich wieder im Essenssaal stehen kann und die Tische mit Tellern und Besteck eindecke. Die Tür zu den Privaträumen geht auf, Hagane tritt heraus, schaut mich kurz an, sie trägt ein neues Top, diesmal in grün, und einen Rock*, überrascht hebe ich die Brauen. „Geht Shoshanna davon aus, dass wir keine Gäste mehr bekommen?“ – „Offensichtlich. Jedenfalls nicht, bevor die anderen beiden wieder da sind, die hier sonst das Sagen haben. Ich helfe euch noch, aber in die Küche muss ich leider nicht mehr.“, ich zwinge mich, ruhig zu bleiben. Natürlich ist das offensichtlich, das muss mir die Kleine nicht erzählen. Doch Hagane behält Recht, es dauert nicht mal eine Stunde, dann höre ich die Türklingel, als ich gerade auf den Toiletten neue Handtücher ausgelegt habe. Hastig betrete ich den Essenssaal, da geht auch schon die Eingangstür auf. Wie ich es in Erinnerung habe, lege ich die Hände im Schoß zusammen und lächle freundlich. Wie mögen die Besitzerinnen dieses Cafés wohl sein? Ich bin aufgeregt, das gebe ich zu. Shoshanna kommt soeben aus der Küche, Hagane und Lee sind oben und machen sich für unsere Weiterreise bereit, das werde ich auch gleich tun.
    „Willkommen zuhause.“, begrüße ich die beiden Mädchen, die nun das Haus betreten, sie sind sommerlich gekleidet, passend zum wunderschönen Wetter draußen. Die eine von Beiden hat schwarzes, die andere jedoch braunes Haar, ihre Augen sehen jedoch beinahe identisch aus, sie sind von einem hellen Blau. Überrascht schauen sie mich an, haben bis eben fröhlich geplaudert. „Oh, danke! Ähm…du bist neu hier, oder?“, fragt die Braunhaarige, ich schüttele den Kopf und bewundere ihre von einem orangefarbenen Oberteil und einer engen Jeans betonten Figur.*² Klar, ich bin selbst nicht schlecht aussehend, doch dieses Mädchen hätte ein Model sein können. Ich muss grinsen, als ich denke, dass Lee dasselbe von mir immer sagt, und reiße mich zusammen. „Eure Praktikantin hatte Schwierigkeiten, darum sind ein paar Freunde von mir und ich selbst eingesprungen. Mein Name ist…“ – „Maria Jou!“, unterbricht mich die Zweite, deren hellgrünes Langarmshirt an eine Frühlingswiese erinnert, der ihr bis zu den Knien reichende, türkisfarbene Rock verstärkt diesen Eindruck. Beide tragen außerdem Sandalen, ich merke, dass sie sich auch die Fingernägel in Orange und Grün lackiert haben. „Ich kenne dich aus der Zeitung! Sommer, das ist sie!“ – „Echt? Okay… dann sag mal Chaud Bescheid, die Lebensmittel können wie immer sofort ins Lager gestellt werden.“, meint die Angesprochene, ich merke, dass sie wahrscheinlich ein wenig Älter ist, doch Schwestern sind sie auf jeden Fall. Aufgeregt verlässt die Schwarzhaarige das Gebäude, und Sommer wendet sich mir zu. Entschuldigend lächelnd versucht sie, das Verhalten ihrer Schwester zu erklären, ich werde rot. „Sie hat fast alle Artikel von damals gelesen, und ist sozusagen eine Art Fan von dir. Es gibt sicher nicht mehr so viele wie vor einem Jahr, aber sie ist halt einer…“ – „Macht nichts. Es gibt immer noch mehr, als mir lieb sind. Ihr seid Frühling und Sommer, nicht wahr? Ich habe schon von euch gehört, wusste jedoch nicht, dass ihr dieses Café leitet.“ – „Du hast Recht!“, entgegnet sie überrascht, schließt die Tür hinter sich. „Ich sehe, Shoshanna, du hast alles gut im Griff gehabt?“ – „Naja… nur dank Maria und ihren Freunden. Herbst ist krank!“ – „Oh, nein!“, Sommer wirkt stark überrascht, dann fasst sie sich. „Was ist es? Normalerweise geht es ihr doch gut… sie ist diejenige von uns, die am seltensten krank wird.“ – „Eine Erkältung, glaube ich. Sie musste vorgestern andauernd niesen.“ – „Hm… wie geht es den Miltank?“ – „Denen geht es wiederum gut, ich war gestern Abend noch bei ihnen… ich bin so froh, dass ihr wieder da seid!“, Sommer wendet sich an mich und verneigt sich kurz. „Ich muss mich dann wohl auch bei euch bedanken.“, ihren Dank wehre ich jedoch hastig ab. „Nein, nein! Wir müssen danken, schließlich durften wir die Nacht hierbleiben. Wir haben uns nur dafür revanchiert.“ – „Sieht aus, als würde stimmen, was die Zeitungen geschrieben haben!“, zieht sie mich auf, lächelt dabei. Hagane und Lee kommen die Treppe hinunter, auch sie werden von Sommer begrüßt, die beiden haben ihre Sachen schon dabei. Der Blonde sieht mich ernst an. „Wir werden weiterreisen, du passt so perfekt in dieses Kellnerinnenoutfit, dass wir uns entschlossen haben, dich hier zu lassen.“, ich erkenne sofort, dass es einer seiner typischen Albereien ist. „Das könnte dir so passen, Kleiner.“ – „Ja, Mama.“. Ich schaffe es nicht mehr, ernst zu bleiben, und muss ein Lächeln unterdrücken. Er hat es mit so einem unterwürfigen Ton gesagt, als könnte ich jeden Moment eine Peitsche irgendwoher zaubern, um ihn gefügig zu machen. Sommer sieht uns zu, legt den Kopf schief. „Kleiner? Er ist doch ein Stück größer als du! Ihr seid ein süßes Paar, wisst ihr das?“, ich trete meinem Freund auf den Fuß, um ihn an einem weiteren „Ja, Mama“ zu hindern, und muss nun doch lachen.
    Wiederum ein kleines Kontingent an Zeit später sind wir wieder auf der Straße, ich trage nun wieder ein blaues Top und meine Jeanshotpants, winke Shoshanna, Frühling und Sommer zu, die vor ihrem Café stehen und uns verabschieden. Die Sonne scheint auf uns herab. Zum Glück sind die Straßen nicht allzu nass, darum habe ich mich dazu entschieden, es den beiden Schwestern nachzumachen und Sandalen anzuziehen. „Danke nochmal, Shoshanna! Wir sehen uns bestimmt wieder!“, rufe ich ihr noch zu, dann sind wir außer Hörweite, ich winke dennoch noch ein wenig weiter. Ich wende mich nach vorn, sehe, dass Lee ein Foto ansieht, welches mich in Shoshannas Outfit zeigt, ein Tablett in der Hand haltend und rot im Gesicht. „War das nötig?“, frage ich gequält, der Blonde sieht mich erstaunt an. „Klar! Dich als wunderschöne Kellnerin NICHT fotografiert zu haben, wäre ein Verbrechen gewesen.“ - „Fliiiiiiiiiirt!“ – „Hagane…“, weiter kommt der Trainer nicht, ein Typ spricht uns an, der an einem Baum am Straßenrand gesessen hatte. „Endlich! Ich dachte, ich würde nie mehr in den Genuss deines göttlichen Anblickes kommen, dein wunderschönes Gesicht sehen, immer süchtig und doch nie würdig, deines…“, wieso gibt es eigentlich Leute, denen nie die Komplimente ausgehen? Lee gehört dazu, doch laut eigener Aussage hat er auch allen Grund. Tai jedoch war im Grunde nur in ein gebackenes Ei verliebt, und Hagane war anscheinend nun Ziel seiner Gefühle… „Dieses Omelette war kein gebackenes Ei! Es war… es war…“, er ringt um Worte, doch Lees Schwester unterbricht ihn. „Wenn du nach Trostu willst, komm mit uns.“


    *: bevor du wieder fragst: sie hat natürlich auch Unterwäsche an und ihre Brille auf. Hätte ja sein können, dass es hier unschicklich wird.
    *² : jetzt fang nich schon wieder damit an.


    so, ich hoffe, ich habe euch nicht enttäuscht... und ich freue mich auf kommentare, hinweise, weise ratschläge, schlagkräftige aussagen und angesagte beschwerden. klang irgendwie witzig, aber was solls :)


    LG´s
    ~Kori~

  • ja *-* sehr gut, ich hab wieder was zu lesen:DD mir wurde fast shcon langwielig muhaha
    xDDD zuerst einmal meinen glückwunsch zu dieser sehr gelungenen verknüpfung! das milchcafe ist wohl einigen ein begriff, und auch kure, die wir hier kennenlernen, ist mir einigermaßen bekannt :D
    also, das geht los bei der outfitwahl, ich hatte fast gehofft sie stecken lee in ein kleidchen :D:D schade dass meine hoffnung hier enttäuscht wurde ._. aber man kann ja nicht alles haben oda!
    kommen wir zu shoshanna und tai, erstere hat anscheinend keine ahnung wen sie sich da ins haus geholt hat xDDD da wird mal eben mit wasser gezaubert und unser süüüüüüüßes pärchen (Muhaha) endet hier in wirklich romantischen szenen(gut umgesetzt)
    zweiterer kommt mit omelettes nicht klar :D zu geil die stelle xDDD
    moment:

    Zitat

    „Niemals! Ich bin nicht würdig, auf derselben Höhe zu atmen wie sie, dieses Omelette…“


    xDD krieche du kleintier, KRIECHE! MuHaHAAHAHA


    hagane wird mir auch immer sympatischer, vielleicht weil sies nicht mag wenn ihr bruder *öffentlich rumknutscht* und dementsprechend warnungen verteilt xD


    Zitat

    „Klar! Dich als wunderschöne Kellnerin NICHT fotografiert zu haben, wäre ein Verbrechen gewesen.“ - „Fliiiiiiiiiirt!“


    jaja, aussi amusante :D
    so, noch 2 aspekte:
    1- die internationale polizei hat sich nach maria nun auch kure geangelt, das verspricht noch sehr viel lustiger zu werden (baguettes :D )
    2- der einbrecher, kann das nicht zufällig Yussuf gewesen sein? wäre ma wieder geil xD


    mfg :D

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • konnichiwaaa~
    und wieder steht euch ein neues kapitel bevor. zuerst jedoch: pay, zu deinem kommi:
    danke für deine ausführungen, größtenteils ist ja mal wieder nur lob enthalten, da muss ich ja fast wieder rot werden :blush: auch, wenn ich deine hoffnung enttäuschen musste :P lee ist zu seriös für kleidchen xD
    und auch haganes charakter habe ich versucht, stärker herauszuarbeiten, ihr humor muss zwar erst in fahrt kommen aber dann kann sie auch lustig sein, zumindest ungewollt (fliiiirt) xD
    nya, ob das yussuf war, will ich noch nicht verraten, aber es ist auf jeden fall kein freund gewesen :o
    doch genug geredet, hier kommt:


    Kapitel 6
    „Man sagt doch auch nicht Sorgu!“


    22.6.2009


    „You and I are painting pictures in the sky…“ – “Ich denke, dort hinten müssen wir rechts.” – “Everything I need is right here by my side…” – “Oder doch links?” - “And I know everything about you, I don´t wanna live without you…” – “Hagane, guck mal… ach, nein, du kennst die Region nicht. Maria?” - “Im only up when youre not down, don’t want to fly if you are still on the ground!” – “Maria!” – “Oh, tut mir leid. Ja?” – “Wo müssen wir lang? Du kommst doch von hier.”, Lee reicht mir eine Landkarte, und ich sehe mich um.
    Ohne es zu merken, hatte ich das Lied nachgesungen, was mir durch den Kopf gegangen war, ich halte mich zwar nicht für eine gute Sängerin, aber ich treffe die Töne, und das reicht mir. Mein Freund meint manchmal, dass ich eine bestimmte Art im Gesang hätte, die meine Gefühle direkt auf andere projiziert, und darum hört er mir zumindest gern zu. Ich reiße mich zusammen und nehme die Karte an mich, wir sind auf dem Weg nach Trostu, stehen nun vor einer Gabelung, und es ist 11 Uhr 34. Biegen wir von der normalen Route nach links ab, müssen wir Grasland durchqueren, rechts hingegen befindet sich eine Hügellandschaft mit viel Baumbewuchs. „Hm, ich glaube, rechts ist irgendwo eine Schlucht, die man nicht passieren kann. Wir halten uns links.“, entschlossen falte ich die Karte zusammen, lege eine Hand um den Tragegurt meiner Tasche, und setze mich in Bewegung. Der Blonde und ich gingen voran, Tai und Hagane folgten uns. Zu meinem Erstaunen hatte sich unser neuer Freund beruhigt, nachdem er den Geschmack des Omelettes nicht mehr im Mund hatte, es war allerdings nur eine Frage der Zeit, bis Lees Schwester wieder etwas kochen würde. „Tai, sag mal.“, beginne ich, als das Gras um uns herum immer höher wird und der Weg nicht mehr klar zu erkennen ist. „Welche Pokémon trainierst du eigentlich? Ich habe gesehen, dass du ein Trainer bist, und es interessiert mich.“, der Angesprochene überlegt kurz. „Am ehesten Kampftypen. Klar, ich habe kein reines Kampfpokémon-Team, aber ein Großteil ist es. Wie sieht es bei euch aus?“, ich merke, dass er es vermeidet, Hagane anzusehen, als ich mich umgedreht habe und rückwärts weiterlaufe. Das ist eine kleine Angewohnheit von mir, wenn ich mit Leuten rede, die hinter mir gehen. Scheinbar ist ihm sein Ausbruch peinlich. „Also, ich habe mir vorgenommen, die beste Wasserpokémon-Trainerin der Welt zu werden.“, antworte ich, Tai legt den Kopf schief. „Keine leichte Aufgabe, es gibt viele gute Wasserpokémon-Trainer.“ – „Allerdings. Aber Juan aus der Hoenn-Region habe ich besiegt, Marinus aus Weideburg genauso. Ich muss nun noch gegen Misty aus Kanto kämpfen, und wenn ich sie besiegt habe, bleiben nicht mehr viele.“ – „Aber Misty ist irre stark, ich habe gehört, sie war eine ganze Weile lang auf Trainingsreise.“ – „Wie gut sie ist, werde ich sehen, wenn ich gegen sie kämpfe.“ – „Und ihr beiden?“, mein Gesprächspartner wendet sich an Lee und Hagane. „Also, ich finde, Eis- und Wasserpokémon haben ein gewaltiges Potenzial.“, antwortet mein Freund, ich drehe mich wieder um, achte darauf, dabei nicht zu stolpern, und sehe nach vorn. „Wenn Maria Wasser wäre, so wäre ich Eis, und das ist unsere Aufteilung. Ich will, im Gegensatz zu ihr, der beste Eispokémon-Trainer werden, den es gibt.“. Seine Schwester mischt sich ein. „Aber gegen Lorelei zu gewinnen ist quasi unmöglich, das hat bisher keiner geschafft.“ – „Sie gehört zu den Top Vier der Kanto-Region, das stimmt, aber niemand ist unbesiegbar. Bestimmt hat sie eine Schwachstelle, die ich ausnutzen kann.“. Das Gras kitzelt meine Unterschenkel, als wir die gigantische Wiese vor uns überqueren. Ab und zu steht ein Busch oder eine kleine Baumgruppe in unserem Weg, die wir dann umgehen.
    Hagane ist nicht auf Tais Frage eingegangen, fällt mir später auf, vielleicht will sie nichts preisgeben. Sie hält das Pokémon-Ei in den Armen, welches mir schon zuhause in Schleiede aufgefallen war. Es ruckel hin und her, als würde es bald ausschlüpfen, vielleicht gibt sie darum so sehr auf es acht. Lee und ich unterhalten uns über die bevorstehende Aufgabe, er ist der Ansicht, dass wir vermutlich vorrangig kämpfen werden, wozu sollte Rocky sonst ein Team, bestehend aus Trainern, zusammenstellen? Weit vor uns ist schon Trostu zu sehen, das Dorf ist relativ klein, doch es hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Die Pokémon-Pension zum Beispiel, oder den Geisterturm. Wir laufen eine abschüssige Ebene hinunter, die direkt nach Trostu führt. Aber wir würden dort nur schnell Haganes Onix tauschen und weiterziehen, wir könnten es bis zum Abend noch weit schaffen. Zwei kleine Gestalten weit unter uns kommen uns entgegen, eine Viertelstunde später passieren sie uns, es sind Zwillingsmädchen von höchstens 12 Jahren. Ich höre sie darüber reden, dass weiter nördlich ein gutes Restaurant liegen würde, lächelnd setze ich meinen Weg fort.
    //
    Ewigenau, Nordteil
    Er hält den rechten Arm stets hinter dem Rücken, seine grauen Haare sind ziemlich kurz und liegen gescheitelt auf seinem Kopf. Kerzengerade hält er den Rücken durchgedrückt, die schwarzen Anzüge, die er trägt, bügelt er jeden Tag selbst. „Ich lasse keine Stümper an meine Garderobe.“, pflegt er sein Dienstpersonal zurechtzuweisen. Im Moment steht er im Wintergarten seines Anwesens knapp außerhalb von Ewigenau, zwischen einem massiven Eichenholztisch und der gläsernen Wand. In der linken Hand hält er ein Telefon, vor ihm auf einem Stehtisch aus weißem Holz liegt ein aufgerissener Brief. Der Mann hat die 50 sicher schon überschritten, doch er ist gut gebaut und wirkt fit. Seine Augen wandern über die Zeilen des Briefes. „Wir bitten Sie, Alfred DeButler, uns in schwierigen Zeiten beizustehen, im Namen der Polizei Sinnohs…“, so beginnt das Schreiben. Alfred taxiert kurz seine polierten, schwarzen Schuhe, findet ein argloses Stäubchen, bückt sich kurz und schnippt es weg. Seine Gesprächspartnerin verabschiedet sich soeben. „Wir müssen dann los, es gibt viel zu tun. Wir hoffen, er nimmt es uns nicht übel.“ – „Nein, Gnädigste, wie könnte ich. Auf Wiederhören.“ – „Fühle er sich gegrüßt.“, DeButler legt auf und dreht sich mit einer raschen Bewegung um. Er durchschritt den Wintergarten mit großen Schritten, öffnete eine hölzerne Tür am anderen Ende des Raums. Sie führte ihn in den Garten, wo er sich gerne auf eine der herumstehenden Steinbänke setzte, um nachzudenken. Der Garten war fast so groß wie ein Park, mehrere Gärtner halten ihn in Schuss. DeButler setzt sich auf eine sonnenbeschienene Bank, blickt in den Himmel. Seit Jahren lebt er hier, hatte sich nur gelegentlich hinaus begeben, um an dem einen oder anderen Turnier teilzunehmen. Aber seine Glanzzeit ist vorüber, die Zukunft gehört nicht ihm, sondern der neuen Trainergeneration. In der Zeitung hatte er im letzten Jahr viel über ein Mädchen gelesen, welches diese Generation zu vertreten schien, und er hatte sich stolz gefühlt, ebenfalls aus Sinnoh zu kommen. „Die Zeit vergeht, ganz egal, wie sehr ich versuche, jünger zu werden. Die Kinder sind unsere Hoffnung, und darum werde ich Rocky helfen, meine Heimat zu schützen, koste es, was es wolle.“, murmelt er, ein sehnsüchtiger Ausdruck ersetzt für eine Sekunde das ewig gleiche, arrogante Gesicht, welches er sonst der Welt zeigt. „Irgendwann wird auch sie alt sein, und auf ihre Vergangenheit zurückblicken. Aber ich werde dafür sorgen, dass es keine schlimme Vergangenheit sein wird.“. Entschlossen steht der Mann auf, klappt den Knauf seines Gehstocks beiseite, ein kleiner Knopf kommt zum Vorschein. Er überlegt einen kurzen Moment. Dann drückt er mit dem Daumen darauf, wirft einen Blick auf die Rosenhecken und den kleinen, marmornen Brunnen, geht er durch den Wintergarten ins Haus zurück. Ruhelos durchquert Alfred einen Raum nach dem anderen, blickt sich nicht um, bewundert nicht, wie so oft zuvor, die Dekorationen oder die sündhaft teuren Teppiche auf dem Boden. Der Tresorraum steht weit offen, die zentimeterdicken, stählernen Türen vermittelten sonst einen Eindruck der Unbesiegbarkeit, doch nun, wo sie geöffnet sind, würdigt Alfred sie keines Blickes. In einer Holzschatulle von der Größe eines Tischkickers befinden sich seine Pokébälle, seit so langer Zeit hat er sie nicht benutzt… „So, es wird Zeit, euch wieder zu benutzen, will ich meinen.“, sein rechter Arm wandert hinter seinen Rücken, nachdem er die Schatulle geöffnet hat, und er hebt einen der Bälle vor seine Augen. „Es ist so weit. Ein letztes Mal.“ – „Master?“, Jason steht in der Tür, sein langjähriger Diener. „Ja?“ – „Der Wagen steht bereit.“ – „Gut. Sehr gut…rufen Sie Eibe an. Sein alter Freund braucht Unterstützung.“
    //
    Herzhofen, Polizeihauptquartier
    Rocky lehnt sich müde zurück. Dieser Tag war bereits anstrengender gewesen, als viele zuvor, obwohl es gerade mal Mittagszeit ist. Zum Glück hat sie bisher so viele Zusagen erhalten, Maria, der Eisbrecher, Kuré aus Einall und Alfred DeButler stehen bereits fest. Jemand klopft an die Tür ihres Büros, sie streicht sich durch ihre langen Haare. „Herein!“, ruft sie dann. LeBelle betritt den Raum, er sieht ebenso müde aus wie sie selbst. „Seltener Anblick, so müde und doch so schön anzusehen, Rocky.“ – „Wenig Schlaf gepaart mit ein paar Sorgen hat Männer schon arg zugerichtet, aber scheinbar sind Sie immun gegen schlechtes Aussehen.“, der Agent lächelt sie an, setzt sich dann rittlings auf die Tischkante. Die Polizistin schlägt die Beine übereinander, verschränkt die Arme hinter dem Kopf. „Ich habe mich ein wenig umgehört, scheinbar sind noch zwei weitere Schiffe überfallen worden.“, Rocky spürt erneut ein nagendes Gefühl im Bauch. Ihr Vater muss dringend gerettet werden, koste es, was es wolle. Doch ihr Instinkt sagt ihr, dass sie keinesfalls überstürzen darf, der Gegner, den sie bekämpft, ist alles andere als dumm. „Das bringt uns nicht weiter, es beweist nur, dass die was Großes planen.“ – „Wir haben schon einen Tag verloren…“, beginnt LeBelle, doch Rocky unterbricht ihn. „Nein, haben wir nicht. Mehrere gute Trainer sind schon dabei, und in den nächsten Tagen werden es sicher noch mehr.“ – „Das ist gut. Sehr gut!“, der Agent scheint nachzudenken. „Wir müssen wissen, was Team Galaktik und Rocket vorhaben, und es um jeden Preis verhindern. Die gestohlene Fracht ist in den falschen Händen extrem gefährlich.“. Auf seine Worte hin setzt sich Rocky wieder gerade hin und drückt einige Tasten auf ihrer Tastatur. Das Bild eines rothaarigen Trainers mit flammendem Blick erscheint, er hat einen Burger in der einen Hand, die andere ist zur Faust geballt, er hält sie in den Himmel gestreckt. „Das da…“, die Polizistin gähnt, hält sich die Hand vor den Mund. „…tut mir Leid. Das ist der rote Riese, wie man ihn in der Turnierszene nennt. Wir haben einen Brief an seine Heimatadresse geschrieben, doch er scheint auf Reisen zu sein und antwortet nicht.“ – „Dann benachrichtigen wir die Pokémoncenter. Irgendwann muss er sich ausruhen.“ – „Aber nicht dort. Ich habe seine Akte gelesen, dieser Typ wird am ehesten in Restaurants zu finden sein. Aber Ihre Idee ist gut, nur könnte, egal, wie wir vorgehen, etwas an Team Rocket geraten. Vorsicht ist gefragt, wir dürfen nicht zulassen, dass sie vorzeitig herausfinden, was wir zu tun gedenken.“ – „Daran hätte ich selbst denken müssen. Gut, aber wie wollen wir ihn dann finden?“ – „Indem wir einen Köder auslegen. Der rote Riese ist angeblich der beste Feuer-Trainer der Region, und sein Ehrgeiz ist groß. Also werde ich bekanntgeben, dass jemand Besseres hier in der Stadt ist, und er wird herkommen.“ – „Sind Sie sicher? Das klingt, als ob Sie einem Knakrack ein Stück rohes Fleisch vorlegen, und hoffen, dass es den Braten nicht riecht.“ – „Treffender Vergleich. Viele sehen in ihm genau so etwas.“ – „Gut…aber auch irgendwie beunruhigend. Wen haben Sie sonst noch?“ – „Eine Pflanzenfanatikerin aus Flori, ihr wird nachgesagt, dass sie so ziemlich alles heilen kann, was es auf der Welt gibt, sei es eine Brandwunde, eine Vergiftung, ein Heuschnupfen oder eine Schürfwunde. Ihr Name ist Joana Hall.“, einen Klick später sieht man ihr Bild neben dem von Pay, sie hat rosafarbenes Haar und trägt ein weißes Poloshirt sowie einen weißen Rock, ihre Beine stecken in einer schwarzen Strumpfhose. „Sie sieht sehr jung aus, an wen erinnert sie mich nur…“, murmelt LeBelle, Rocky lächelt kurz. „Wenn sie ihre Haare nicht glatt tragen würde, könnte man sie für eine Joy halten, oder?“ – „Das muss es sein.“ – „Okay, weiter im Text. Hier… was sagen Sie dazu?“, das dritte Bild zeigt ebenfalls ein Mädchen, es hat langes, blondes Haar und Kleider, die aus einem französischen Modekatalog stammen könnten. Ihr dunkelbrauner Rollkragenpullover scheint ihre Figur mehr zu betonen als zu verhüllen, eine eng anliegende, weiße Cordhose bildet quasi eine Überleitung zu ihren Stiefeln.
    „Ein interessantes Mädchen. Wer ist das?“ – „Eva Touretto. 2 meiner Leute haben einen ganzen Tag gebraucht, um sie zu finden. Sie kämpft mit allen Typen gut, doch ihr wahres Potenzial liegt woanders.“ – „Und das wäre? Kommen Sie, spannen Sie mich nicht auf die Folter!“ – „Sie hat eine Führungspersönlichkeit, und so jemanden können wir sehr gut brauchen.“ – „Gut, sehr gut. Ich wusste, du bist die Richtige dafür.“, LeBelle verfällt in die persönliche Anrede, die Polizistin macht es ihm nach. „Ich gebe 100%, das weißt du.“ – „Gut, ich habe hier eine Art groben Plan entwickelt.“, er zieht eine Mappe aus einem Aktenkoffer, den er bis eben unten am Tisch hatte stehen lassen. Mit einem geübten Griff klappt er sie auf, breitet einige Blätter vor Rocky aus. „Wir werden natürlich wissen wollen, was Team Galaktik vorhat.“
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    Trostu, Pokémoncenter
    Kein Pokémoncenter sieht aus wie das andere. Jede Schwester Joy hat andere Vorlieben für Dekoration und sowas, das schießt mir durch den Kopf, als ich das Trostu-Center verlasse und die Arme über den Kopf recke. Dann spanne ich Bein- und Armmuskeln an, strecke mich einmal, so gut es geht. Lee und Hagane sind im Inneren des Krankenhauses, sie nutzen die Tauschstation, um Haganes Onix zu Stahlos weiterzuentwickeln. Trostu ist eine uralte Siedlung, die jedoch im Laufe der Jahrhunderte nicht wirklich gewachsen ist, im Osten sind einige interessante Ruinen übrig geblieben, die man heute noch besichtigen kann. Staralili und Staravia fliegen über mich hinweg, als ich die Hauptstraße hinuntersehe. Das Pokémoncenter steht fast exakt in der Mitte Trostus, mehrere Straßen führen von hier weg, direkt vor mir befindet sich der Marktplatz. Als Tai neben mich tritt, packe ich den Gurt meiner Tasche. Er sieht sich ebenfalls genauestens um, das merke ich. Schnell unterbreche ich meine kleine Dehnübung, stelle mich normal hin. Ich sehe Leute die Straßen entlang schlendern, einige Autos fahren vorbei. „Maria?“, fragt er, woraufhin ich die Augen kurz schließe und ihn dann ansehe. Meine Augen sind dunkelblau, das weiß ich, und einige haben Angst vor meinem Blick, doch er hält ihn aus und lächelt unsicher. „Du bist auf dem Weg nach Herzhofen, genau wie ich, aber ich habe vergessen, euch zu fragen, was ihr dort vorhabt. Seid ihr kämpfende Trainer oder Koordinatoren? Was genau…?“ – „Ich bin, wie gesagt, Wasserpokémontrainerin. Wettbewerbe sind nicht mein Ding, ich will die Stärkste werden. Sonst hätte ich das vorhin nicht gesagt.“, ich spiele auf unsere erste Unterhaltung an, in welcher ich mein bevorzugtes Element preisgegeben hatte. „Oh, stimmt, tut mir leid. Also musst du gegen Lamina kämpfen?“ – „Nein, das muss ich nicht.“, schnell überlege ich, inwiefern Tai die Mission gefährden könnte, wenn ich ihm sage, was ich wirklich will. Womöglich verrät er es an einen getarnten Rocket oder so. „Ich helfe einer Freundin dort, die mich um Hilfe gebeten hat.“ – „Achso.“, meint er, schweigt eine Weile. „Weißt du, ich bin superstark!“, raunt er dann und rückt etwas näher. Seine braunen Haare schimmern im Sonnenschein. Langsam wende ich mich ihm zu und lasse meinen Blick gefrieren. „Oh, äh… ich meine, Officer Rocky aus Herzhofen will mich sehen, darum. Schätze, ich muss irgendeine megawichtige Aufgabe für sie erledigen. Das ist der Grund, wieso ich hier bin.“, er tut so, als wüsste er nicht, wie genau diese Aufgabe aussieht, doch er kann ja nicht wissen, dass ich ebenfalls eingeweiht bin. Interessant… also ist Tai auch in Rockys Team. Scheint so, als hätte ich mit meiner Vermutung, dass er ein guter Trainer ist, richtig gelegen. Still drehe ich mich wieder nach vorn, er scheint erschrocken zu sein. „Ich wollte dich nicht beleidigen! Ich weiß, dass du auch nicht schlecht bist, aber naja… wenn Officer Rocky sich für mich interessiert, bin ich wohl was Besonderes.“ – „Hm, interessant. Mich hat sie nämlich auch angerufen.“, wieso ich weiß, dass er angerufen wurde? Naja, weil alle anderen Kommunikationswege bei weitem nicht schnell genug sind. Es ist nicht möglich, dass er gestern Abend schon einen Brief erhalten hat.
    Tai fällt aus allen Wolken. „Ist sie die Freundin, die du meintest?“ – „Nein, wir sind nicht befreundet. Aber ich konnte nicht ausschließen, dass du auf irgendeine mir unbekannte Weise Team Rocket und Galaktik davon in Kenntnis setzt, was ich treibe. So vorsichtig warst du eben nicht.“, entgegne ich, der Trainer wird rot. „Äh…ich…“ – „Macht nichts.“. Er schaut betreten zu Boden. „Ich glaube nicht, dass wir hier etwas zu befürchten haben. Doch in Herzhofen müssen wir aufpassen, die Stadt ist groß.“ – „Ist gut.“. Ich stemme die Hände in die Hüften und drehe mich halb um, um durch die gläserne Tür des Pokémoncenters sehen zu können, Lee und Hagane brauchen ja ziemlich lange für den Tausch… einige jüngere Trainer laufen über den Marktplatz, kommen genau auf mich zu, ich sehe sie erst, als sie mich schon fast erreicht haben und ich mich nach vorn drehe. Es sind zwei Jungen und ein Mädchen, das Mädchen stolpert, als es die Straße überquert hat und den Bürgersteig betreten will. Sie schreit auf, ich sehe, wie sie nach vorn kippt, die Arme zum Schutz vorstreckt und sich die Hände aufschürft. Dann fällt sie auf die Knie, wo auch zwei Schürfwunden entstehen, weil sie so schnell war. Der eine der beiden Jungs bleibt stehen und hilft ihr hoch, der andere hastet an mir vorbei ins Pokémoncenter, die Glastür öffnet sich zischend. Innen ruft er nach Joy, und ich setze mich in Bewegung. „Hast du das gesehen?“, fragt Tai erschrocken, will ebenfalls helfen, doch ich halte ihn zurück. „Lass. Ich mach das.“ – „Was?“, ich antworte nicht, sondern eile zu den Kindern hinüber. Der Junge sieht mich an, er stützt seine Freundin, sagt jedoch nichts. Mit der linken Hand öffne ich meine Tasche, mit der rechten nehme ich eine Wasserflasche heraus. Dann sehe ich dem Jungen in die Augen. „Lass sie los, ich trage sie. Okay?“, zögerlich nickt er, hilft mir dabei, das Mädchen auf meinen Rücken zu heben, doch sie schreit ein weiteres Mal, als sie die Beine anwinkeln muss. „Hm. Mist.“, entfährt es mir, ich setze sie behutsam wieder ab. Schnell sehe ich mich um; es sind zwar Leute in der Nähe, aber es achtet niemand auf uns. „Halt still.“, sage ich leise, sie kneift die Augen zusammen, ich sehe Tränen ihre Wangen herabfließen und bekomme Mitleid. Darum öffne ich die Wasserflasche, gieße den Inhalt aus, richte die Handfläche auf die Flüssigkeit, bevor sie auf den Boden trifft. Die nun entstehende Wasserkugel folgt meinen Bewegungen, teilt sich auf, umschließt nach meinen Vorstellungen die Hände und Knie des Mädchens. In meinen Gedanken sehe ich sie, wie sie vor ihrem Sturz aussah, an ihre unversehrten Körperteile. Als ich die Augen wieder öffne, starren die beiden mich mit großen Augen an, ich lege den Zeigefinger an die Lippen. „Das bleibt unser kleines Geheimnis, okay?“ – „O…okay!“, antwortet das Mädchen. Lächelnd erhebe ich mich, lasse das Wasser wieder in die Flasche zurückkehren. Die Verletzungen der Kleinen sind geheilt. „Wie hast du das gemacht?“, will der Junge wissen, er starrt meine Hände an. „Ich kann, wenn ich Wasser bei mir habe, alles heilen, was durch Verletzungen entstanden ist.“ – „Wow! Wieso das?“ – „Naja, das ist meine Gabe. Ihr beide seid noch nicht lange Trainer, oder?“ – „Nein, erst seit ein paar Wochen.“ – „Gebt euer Bestes. Versprecht ihr mir das?“ – „Klar doch, immer!“, in seinen braunen Augen brennt ein Feuer, ich lege den Kopf schief. „Eins noch!“, das Mädchen packt meine Hand, als ich mich umwende. „Ja?“ – „Wie heißt du?“ – „Maria. Und du?“ – „Rika.“ – „Ein schöner Name. Gib auf dich Acht, Rika, beobachte deine Umgebung.“ - „Danke!“, ruft sie mir hinterher, als ich schon beinahe wieder am Pokémoncenter bin. Fröhlich winkend steht sie auf der anderen Straßenseite, dort warten sie und der eine Junge auf den, der ins Pokémoncenter gerannt war. „Du kannst Verletzungen heilen?“, murmelt Tai, woraufhin ich kurz den Reißverschluss meiner Tasche prüfe und dann nicke. „Alle?“ – „Naja, bisher nur Abschürfungen, Kratzer und sowas. Innere Schäden erreicht mein Wasser nicht, die kann ich nur bei mir heilen. Aber Menschen sollte ich auch kontrollieren können, schließlich bestehen wir alle aus Wasser, zu 60%.“, ich richte meine Hand auf Tai, stelle mir vor, wie er sich eine Backpfeife verpasst. Nichts passiert. „Was hattest du vor?“ – „Nichts, nichts.“, sage ich, habe jedoch gemerkt, dass ich sehr wohl eine Art Verbindung gespürt habe, nur eben wahnsinnig schwach. Training sollte wohl helfen… doch wie trainiere ich denn das?
    Meine Gedankengänge werden unterbrochen, Lee und Hagane verlassen das Pokémoncenter. „Hat es geklappt?“, frage ich, mein Freund nickt. „Sie hat ihr Stahlos, und nun sollten wir weiter. Proviant haben wir noch mehr als genug, einkaufen müssen wir nichts.“ – „Alles klar.“, er streicht sich durch die Haare, ich merke, wie aus meinen Pupillen kleine Herzchen werden, und wende mich schnell ab. „Dann wollen wir mal weiter, oder?“ – „Sehe ich auch so.“, gemeinsam überqueren wir die Straße, ohne hinzusehen, strecke ich eine Hand in Lees Richtung, er geht neben mir. Als ich sie in meiner spüre, rast mir ein heißer Schauer durch den Körper, ich schließe die Augen, ich muss nichts sehen, wenn er es tut, er wird mich sicher überall hinbringen… Haganes Stimme lässt mich aufschrecken. „Hättest du die Freundlichkeit, meine Hand loszulassen?“, zeitgleich merke ich, dass die Hand kleiner ist als die von Lee, und er drückt auch immer sanft zu, als ob er mich nie mehr gehen lassen will, doch seine Schwester zieht die Hand gerade weg. Errötend verschränke ich meine Hände im Schoß, gucke auf die Straße. Wann hat sie sich zwischen uns gedrängt? Die Wut in mir wird größer, was misst sich dieses Mädchen an, sich einzumischen? Still lasse ich mich zurückfallen, gehe hinter Hagane weiter. Vielleicht will Lee ja gar nicht, dass ich neben ihm laufe, sonst hätte er was gesagt. Ja, das muss es sein… vielleicht hat er sich sogar mit Hagane abgesprochen, als sie im Center waren. Unwillig schüttele ich den Kopf, die Wut wird von Trauer abgelöst. Dann muss ich an seine Augen denken. Es fühlt sich an, als würde Wasser den Schmutz von einem Stein waschen, das Misstrauen schwindet. Wir haben so viel gemeinsam erlebt, er würde mich niemals hängen lassen. Und außerdem heißt „ein Paar sein“ nicht, dass ich ihn nonstop für mich allein haben muss… wir können durchaus auch allein agieren, wir hängen nicht nur zusammen. Wie konnte ich das nur vergessen? Tief in meinem Herzen bin ich verletzlicher, als man mir ansieht, daran muss es liegen. Wir kommen an Geschäften und Läden vorbei, die irgendwann verschwinden, als wir die Wohngegend betreten. „Wieso heißt das eigentlich Trostu?“, will Tai einige Minuten später wissen, ich sehe hoch. Er spaziert neben mir, hat einen fragenden Blick aufgesetzt. „Naja…“ – „Ich meine, wie „Trost“ nur mit einem u hinten dran. Man sagt doch auch nicht „Sorgu“ oder „Freudu“!“, er klingt so empört über diesen Namen, dass ich lachen muss. „Daran kannst du auch so nichts ändern, also akzeptierst du es am besten.“, sage ich, so liebenswürdig, wie es mir geht. Der Trainer ist wirklich merkwürdig… ich spitze die Ohren, um zu hören, was Lee Hagane erzählt, die beiden unterhalten sich die ganze Zeit schon. „…das heißt, Wasser und Feuer sind deine größten Feinde. Verstehst du?“ – „Klar, ich bin nicht doof. Auf Wassertypen wirken meine Techniken nicht, da muss Tentantel ran. Und wieso Feuer gefährlich ist, weiß jedes Kleinkind.“, erleichtert atme ich auf. Er wollte ihr Tipps für den Kampf geben, und ich denke natürlich sofort an das Schlimmste. Wie konnte ich nur mein Vertrauen so erlahmen lassen? In meinen Gedanken schlägt sich eine kleine Maria selbst gegen den Kopf.
    Wir verlassen Trostu, das letzte Haus bleibt hinter uns, und vor uns befindet sich Route 209, die Route des Geisterturms. Ich weiß noch, wie ich hier das erste Mal entlanglief, mein Team war gerade erst an seinen Anfängen. Die Erinnerungen überkommen mich, ich bleibe überwältigt stehen. Kurz bin ich wieder das 10-Jährige Mädchen, welches niemanden mehr hat und dem alles Recht ist, wenn es nur nicht mehr allein sein muss. Meine 4 Niederlagen gegen Lamina sind mir auch noch nur zu präsent… doch im letzten Anlauf hatte ich es endlich geschafft. Merkwürdig, wie leicht im Gegensatz zu ihr die anderen Leiter waren. „Maria, kommst du?“, ich zucke zusammen, eine Stimme wie Musik… „Ja. Gomen ne.“, ich schließe auf, hole die anderen ein. Während der nächsten Viertelstunde sagt keiner von uns ein Wort, und ich nutze die Zeit, um unsere Umgebung zu bewundern. Es sieht friedlich aus. Wiesen säumen den Weg, in einem Kilometer Entfernung kann ich den Geisterturm sehen, dunkle Nebelschwaden wabern um seine Spitze herum. „Der Turm der Ruhenden…“, sagt Tai, scheint sich ein wenig zu fürchten. „Hat da jemand Angst?“ – „Nein!“ – „Tai mag keine bösen Geisterchen…“; flüstere ich Lee zu, er bekommt dieses Funkeln in den Augen. „Buhuuuuu…“, ich streichele Lee langsam über den Rücken, merke, wie es Tai eiskalt denselben hinunterläuft. „Hör auf! Ich gebe es ja zu, mit Kampfpokémon ist es relativ schwer, Geister…“ – „…sind schwer zu besiegen, wenn man keine Geisterattacken hat, klar.“, beende ich seinen Satz. „Aber die sind doch sonst ganz niedlich, oder?“ – „Geister und niedlich?!“, nun sieht er mich entsetzt an. „Nein! Sie sind das pure Böse, für jeden rechtschaffen kämpfenden Trainer.“ – „Du übertreibst!“, lache ich, schaue dann nach vorn. „Sag mal…“, Lee schaut mir in die Augen, in mir schmilzt etwas. Ich reiße mich zusammen. „Ja?“ – „Wen, glaubst du, hat Rocky noch in ihr Team geholt?“, seine Frage bringt mich ins Grübeln. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht… „Naja, das einzige, was ich weiß, ist, dass sie gute Trainer sucht.“, das Bild eines rothaarigen Jungen blitzt in meinem Verstand auf, ich stöhne leise. „Oh nein.“ – „Du denkst an ihn, oder?“ – „Du auch?“, mein Freund lächelt gequält. „Ich wusste, irgendwann musste es wieder soweit sein.“ – „Denkst du, er hat…“ – „Ja.“ – „Das bedeutet, ich…“ – „Genau…“ – „Verdammt.“. Kurz schließe ich die Augen, Lee und ich teilen oft unsere Gedanken, es ist wie Telepathie… ich weiß, dass wir uns blind verstehen, und das macht mich froh. „Was?“, fragt Tai, er hat uns nicht folgen können. „Wir vermuten, dass Rocky einen bestimmten Trainer gefragt hat, den wir von früher kennen.“ – „Und wen?“ – „Spielt momentan keine Rolle, wir sind ja nicht mal sicher.“ – „Naja…“, gebe ich zu bedenken, „…er ist gut, da besteht kein Zweifel. Aber moralisch ist er ein wenig fragwürdig.“ – „Klingt interessant.“, meint Hagane dazu. Während wir unseren Weg fortsetzen und in der Entfernung langsam der Turm der Ruhenden vorüberzieht, denke ich weiterhin nach. Wenn ich Polizistin wäre, wen würde ich mit solch einer Aufgabe betrauen? Starke Trainer, sicher, aber auch welche, die teamfähig sind und allein agieren können, wenn es nötig sein sollte. Pay würde definitiv die Kraft sein, die uns den Rücken stärkt und Feinde ausschaltet. „Ich frage mich, wann es schlüpft.“, Haganes Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Sie hält immer noch dieses Ei in den Armen, es ruckelt schon ab und zu, doch Anstalten, sich zu zeigen, macht das Pokémon im Inneren des Eis nicht. Hätte sie ein Feuerpokémon im Team, könnte es ja beim Brüten helfen. „Das ist nicht witzig!“ – „Doch, irgendwie schon, weil die Wärme von Feuertypen wirklich hilft.“, diesmal habe ich gemerkt, wie ich gesprochen habe, und mir schnell eine zweite Antwort ausgedacht. Ein Pärchen kommt uns entgegen, ein Junge, ein Mädchen, eng umschlungen. Bei dem Anblick wird mir warm, ich blicke verstohlen zu Lee herüber.
    Und blicke genau in seine Augen. Schnell sieht er weg, ich weiß, dass in seinem Kopf ein kleiner Lee extrem rot wird. Lächelnd gehe ich weiter, das Mädchen lehnt sich an die Schulter ihres Freundes. Die beiden kommen uns näher. Sie trägt ein bauchfreies, weißes Top und einen Jeansrock, er hingegen eine grüne Shorts sowie ein dazu passendes T-Shirt. „Dea, Schatz, da sind ein paar Trainer!“ – „Hihi, zwei Pärchen!“, kichert die Angesprochene, Lees Schwester funkelt sie an. „Ich bin in keinem Pärchen.“ – „Ach, nicht? Wie schade!“, Dea und ihr Freund bleiben vor uns stehen, halten nun Händchen. Dann zeigt sie auf Tai. „Wollt ihr beide vielleicht gegen uns kämpfen? Ein kleiner Doppelkampf, die Kraft der Liebe gegen das glückliche Singledasein! Wie poetisch!“, seufzt sie, was Tai ein Grinsen entlockt. „Ein Kampf? Klingt gut, ich bin allzeit bereit.“, er schaut sich zu Hagane um. „Wollen wir?“ – „Ich sehe keinen „wenn-du-mit-ihm-kämpfst-seid-ihr-ein-Pärchen-Vertrag“, also geht das in Ordnung. Gut, legen wir los.“, sie ist selbstbewusst, obwohl sie nicht weiß, was ihr Gegner einsetzen wird… ich hoffe, dass es gutgehen würde. „Ivan, bist du soweit?“ – „Immer, das weißt du doch.“, wir verlassen den befestigten Weg und betreten die Wiese, die eben noch rechts von uns lag. Ivan und Dea stellen sich in ungefähr 25 Metern Entfernung auf, die Blonde zeigt auf das Pokémon-Ei. „Hihi, guck mal, das sind Eltern!“ – „Sind wir nicht!“, fährt Hagane sie an und zückt mit der linken Hand einen Pokéball, während sie mit rechts das Ei hält. „Los, Haspiror!“ – „Und Bamelin.“, vor Ivan und Dea erscheinen ein kleines Häschen mit flauschigen Ohren und ein orangefarbenes Wiesel mit Schwimmreifen am Hals. „Süß!“, quietscht Dea, als sie Ivans Bamelin sieht. „Süß, aber Kampfkraft geht gegen null. Schätze, das wird leicht. Los, Meditalis!“ – „Du auch, Bollterus!“, Hagane und Tai legen ebenfalls los, beim Anblick von Bollterus kommen mir schöne Erinnerungen, ich habe auch eins, momentan ruht es sich von meiner letzten Reise aus. Professor Eibe sorgt immer gut für meine Partner. Meditalis setzt sich sofort auf den Boden und tut das, was es am besten kann: meditieren. Bollterus hingegen folgt Haganes erstem Befehl: „Los, Eisenabwehr!“, sein mächtiger Kopf beginnt, zu glänzen, dann macht das Pärchen den ersten Zug. „Los, Haspiror, Sprungkick!“ – „Bamelin, greif auch Bollterus an, Aquaknarre!“ – „Bamelin!“, das Wiesel springt in die Luft und holt tief Luft. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Tais Pokémon sich ein wenig in die Luft erhebt, außerdem setzt es auf einmal eine gigantische Menge Energie erzeugt. Das kann eigentlich nicht sein, es bewegt sich kein Bisschen! Sein Trainer streckt eine Faust vor. „Eishieb!“, im nächsten Moment ist Meditalis verschwunden, und wenn ich selbst nicht solche Reflexe hätte, würde ich jetzt nicht sehen, was ich sehe. Es rast mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit auf Bamelin zu, trifft es mit dem Knöchel des linken Ringfingers genau am Brustbein. Es sieht nur aus, als würde es das Wiesel nur leicht streicheln, doch ich kann die Kraft, die von Meditalis ausgeht, beinahe greifen… solche eine Energie hält niemand so leicht aus. Bamelin geht sofort zu Boden. „Oh nein! Ich habe zu sehr auf Dea und nicht auf den Kampf geachtet.“, meint der Junge, ruft sein Pokémon dann zurück. Dea sieht verunsichert aus, doch dann trifft Haspirors Attacke. Bollterus ist noch nicht fertig damit, seinen Schädel zu härten, doch seine Verteidigungskraft reicht aus, um den Schlag des kleinen Hasen fast vollständig abzuwehren. Ans Aufgeben denkt das Mädchen trotzdem nicht. „Weiter, Irrschlag!“ – „Meditalis, Scanner!“, ruft Tai, doch der Angriff sollte von vornherein Bollterus treffen; Tai verschwendet Zeit. Haspiror zieht die Ohren ein, springt auf Bollterus´ Rücken. „Bollterus, Lichtkanone!“, befiehlt Hagane, doch sie ist zu langsam, mit beiden Ohren trommelt Haspiror auf dem Rücken des Stahlpokémons herum, welches extrem zu leiden scheint. Danach taumelt es ein wenig, scheinbar hat Irrschlag seine volle Wirkung entfaltet.
    „Bollterus, tu, was ich dir sage!“, ruft Lees Schwester, doch es hört sie nicht mehr. „Und nochmal Sprungkick!“, Deas Stimme schallt zu mir herüber, doch Tai ist erneut schneller. „Los, Zen-Kopfstoß!“, Meditalis stemmt beide Beine gegen den Boden, stößt sich ab… und fliegt genau über den Rücken des Urzeitwesens rüber, nimmt im Flug das Häschen mit. „Tut mir leid, Ivan!“, ruft Dea, ihr Pokémon verschwindet in seinem Ball. Hagane wendet sich dem Kampftrainer zu, streckt ihm die Hand hin. „Danke, da habe ich wohl nicht aufgepasst.“, er grinst verlegen. „Ehrensache.“ – „Das war gut, ihr beiden.“, mische ich mich ein, verlasse meinen Sitzplatz am Wegesrand und klatsche drei Mal in die Hände. „Teamwork. Das war genial, Tai, ich hätte nicht gedacht, dass dein Meditalis so schnell ist.“ – „Es ist mein allerstärkster Partner.“, entgegnet er, woraufhin ich nicke. Das war zu erwarten gewesen. „Hagane, du darfst dir nicht zu sicher sein, wenn du deine Gegner nicht genau kennst, okay?“, Lee verschränkt die Arme vor der Brust und blickt zwischen Tai und dem Mädchen mit den stahlblauen Haaren hin und her. Ein schelmisches Blitzen stiehlt sich in seinen Blick. „Ob die Liebe vielleicht doch gewonnen hat?“, raunt er mir zu, dabei wandert sein Blick kurz zu Ivan und Dea herüber, die sich nicht sonderlich aufzuregen schienen, dafür waren sie zu sehr in einander vertieft. Ich werde bei dem Gedanken rot und formuliere ihn im Geiste um. Ich lächle ihn an, wende mich ab und blicke Richtung Süden… in Richtung Herzhofen. „Wollen wir?“


    ...uuuund~ ich freue mich auf kommis, anregungen, beschwerden und sowas :) bis zum nächsten mal.
    LG´s
    ~Kori~

  • so, wegen des praktikums hatte ich nicht die chance, am donnerstag zu posten, aber ich habe mich rangehalten und bin jetzt fertig. viel spaß mit dem neuen kapitel :)


    Kapitel 7
    Ankunft mit Hindernissen


    22.6.2009


    „Ich frage mich…“ – „Was?“, will ich wissen, als Lee den Satz unbeendet lässt. „Ach, nichts.“ – „Du weißt genau, wie ich sowas hasse. Sag schon.“ – „Hm… denkst du, wir haben uns verlaufen?“, ich denke kurz nach. Nein, eigentlich sollten wir auf dem richtigen Weg sein, Herzhofen liegt eigentlich direkt vor uns, wenn meine innere Karte stimmt. Die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut fühlen sich großartig an, eine leichte Brise sorgt dennoch für Abkühlung. „Baby i´m not like the rest!“, ich zucke ein wenig zusammen, laute Musik ertönt von irgendwo hinter mir. Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Hagane ihren Rucksack abgenommen hat, der Reißverschluss steht offen. Aus zwei kleinen Boxen, die sie irgendwie da rein gebaut hat, schallt die Musik, hektisch dreht sie an irgendwelchen Reglern herum. „Verdammt, wieso geht das nicht leiser!“, murmelt sie, dann schafft sie es endlich. „I know you´re scared ist wrong, like we might make a mistake…“ – “Das ist ein schönes Lied, wie heißt es?” – „Das sollte eigentlich keiner hören, also vergiss es einfach, ja?“, Lees Schwester zieht zwei kleine Hörer aus der Tasche, schließt sie an die Rucksackboxen an und steckt sie sich dann in die Ohren. Ich merke, wie sie rot wird, scheinbar möchte sie nicht, dass man etwas über ihren Musikgeschmack erfährt. Dann strecke ich die Hand aus und halte ihren Arm fest. „Findest du nicht, dass du das laut hören könntest?“ – „Maria hat Recht, lass es mal laut.“, bestätigt Lee, Hagane schaut uns misstrauisch an. „Und wenn ich nicht will?“, fragt sie dann, sieht ungläubig aus. Hat sie in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen deswegen gemacht? Blitzschnell schnappe ich mir die Hörer, wickle sie zusammen und halte sie in die Luft. Die Musik spielt weiter, nicht zu laut, aber hörbar. Hagane streckt den Arm aus und versucht, sich ihre Hörer zurückzuholen. „Das ist gemein! Du bist viel größer als ich!“ – „Oh, gomen ne, aber ich möchte gern den Song hören.“, ich gebe ihr die Hörer wieder, als sie die Arme vor der Brust verschränkt hat und sich von mir abwendet. „Wie hast du das eigentlich gemacht? Du scheinst da Boxen eingebaut zu haben.“, will ich wissen, sie verstaut die Hörer wieder und wird rot. „Das geht dich gar nichts an!“, seufzend blicke ich wieder nach vorn. „Gut, dann nicht…“, hinter meinem Rücken höre ich, wie Lee mit seiner Schwester spricht, und spitze die Ohren. „Sei nicht so grob zu ihr, versuche, sie wie eine Schwester zu sehen, okay?“ – „Pah!“, und kurze Zeit später geht er wieder neben mir her. „Ist echt schwierig manchmal…“ – „Schätze, sie mag es nicht, dass ich dich ihr weggenommen habe.“ – „Naja, damit wird sie klarkommen müssen, es stand von vornherein fest, dass ich nicht für immer allein bleibe.“ – „Ich frage mich, wann sie mich wohl akzeptieren wird.“ – „Lass ihr ein wenig Zeit, ich glaube, es war ein kleiner Schock für sie, als du die Tür geöffnet hast.“, mir fällt etwas ein. „Wie hat sie dich eigentlich gefunden? Selbst Rocky und ihr Team wussten nichts von dir.“ – „Hm, Hagane ist was Besonderes, sie verhält sich zwar manchmal wie eine Kratzbürste, aber das tut dem keinen Abbruch.“ – „Inwiefern „Besonders“?“ – „Naja, sie weiß Dinge, die sie nicht wissen dürfte. Nenne es weibliche Intuition, wenn du so willst, aber manchmal ist das schon mehr als unheimlich.“ – „Hm.“, ich denke schnell nach. Im Kampf könnte sowas extrem hilfreich sein.
    Neben uns fließt nun ein kleiner Fluss vorbei, bei seinem Anblick kommt mir ein Gedanke. „Training!“, sagt eine Stimme in meinem Kopf. Normalerweise benutze ich die Arme, um das Wasser sozusagen besser lenken zu können, nun versuche ich es mal ohne „Hilfe“, und stelle mir vor, wie sich eine kleine Fontäne aus dem Nass erhebt. Nichts passiert, ich atme enttäuscht aus, konzentriere mich stärker. Der Fluss fließt gegen unsere Laufrichtung, mal schauen, ob ich das ändern kann. Meine mentale Kraft drückt gegen die Fluten, das spüre ich. Doch es ist anstrengend, da kommt einfach zu viel Wasser von vorn. Vielleicht klappt es, wenn ich erst ein wenig nachgebe und dann das Wasser einfach aus dem Flussbett hebe? Lee neben mir bemerkt nicht, was ich versuche, um mir besser vorstellen zu können, was passieren soll, schließe ich die Augen. In meiner Vorstellung fließt der Fluss in die Luft, jedenfalls ein Teil von ihm, und zerstäubt dann in Milliarden kleiner Tröpfchen. Was als nächstes passiert, erstaunt mich ungemein. Der Fluss fließt normal weiter, ein Teil jedoch schießt aus dem Flussbett, genau auf mich zu, und durchnässt mich komplett. Ich reiße gerade noch so zum Schutz die Arme hoch, kneife die Augen zusammen. Als ich sie öffne, traue ich meinem Sehvermögen nicht richtig, ich stehe mitten in einer Welle, die aus dem Fluss gekommen ist! Scheinbar habe ich meine Kräfte im Moment des Erschreckens ausgelöst, und sie haben die Welle quasi eingefroren. Nun verharrt das Wasser in der Luft, die anderen sehen mich wortlos an. Lee findet seine Worte als erster wieder. „Das sieht interessant aus. Warte, ich muss ein Bild machen.“, hastig kramt er einen Fotoapparat hervor und kniet sich ins Gras. Hagane schaut demonstrativ in eine andere Richtung, Tai hingegen scheint nicht fassen zu können, was er sieht. „Unmöglich! Unbewegliches Wasser, das in der Luft schwebt!“. Lächelnd hebe ich die Arme über den Kopf, konzentriere mich ein weiteres Mal, das Wasser gefriert. Für einige Sekunden sehe ich die anderen durch eine glänzende Oberfläche, dann lasse ich die eingefrorene Welle wieder flüssig werden, einen Gedankenimpuls später kehrt die Flüssigkeit in den Fluss zurück. „Ich wollte eigentlich nur eine kleine Fontäne erzeugen.“, erkläre ich den anderen, mein Freund schüttelt den Kopf. „Und dafür bist du nun nass. Naja, Wet-Look steht dir, doch du läufst Gefahr, dich zu erkälten.“, wie als ob ihm meine Frisur zustimmen will, tropft mir in diesem Moment ein bisschen Wasser in den Nacken, es lässt mich erschauern. Wir setzen unseren Weg fort, das Wasser folgt meinen gedachten Befehlen und löst sich von meinem Körper. Wirklich praktisch, so spare ich mir auch jeden Morgen nach der Dusche das Handtuch. „Das sieht wunderschön aus…“, murmelt Lee, er starrt auf seine Digitalkamera. „Was?“, ich drücke mich an ihn heran und erhasche ebenfalls einen Blick auf das Display. Was ich sehe, lässt mich erröten, ich stehe auf der Wiese, um mich herum glitzert es überall. Mein Gesicht, meine Arme und Beine glänzen von dem Wasser, welches aus dem Fluss gekommen war, und meine Haare hängen mir nass in die Stirn. Auf dem Bild sehe ich, das muss ich zugeben, umwerfend aus… mein Selbstbewusstsein erstarkt ein weiteres Bisschen. „Danke.“ – „Wofür?“ – „Dass du mich jeden Tag aufs Neue davon überzeugst, dass ich etwas wert bin.“, flüstere ich, gebe ihm einen Kuss auf die Wange und beschleunige meine Schritte, damit er nicht sieht, wie sehr meine Wangen glühen. Ich habe mich keine Armlänge von ihm entfernt, da spüre ich seine Hand, die sie um meine legt. „Hey, renn doch nicht so. Was soll das heißen, dass du was wert bist? Für mich gibt es nichts Wertvolleres als dich.“ – „Hör auf! Du weißt genau, wie sehr ich…“ – „Tut mir Leid, klar weiß ich das. Aber ich schätze mal, gegen sowas kann man nichts tun.“ – „Ja…“, ich suche krampfhaft nach Worten, schaue in diese blauen Augen, die mich so sehr fesseln, dass mein Verstand mal wieder weich wird. Dann schließt Lee die Augen, und der Bann ist gebrochen. Die letzte Minute habe ich die Luft angehalten, nun ist mir schwindlig, ich atme tief aus. „Wollen wir weiter?“, sein Blick sagt mir, dass von ihm aus die anderen beiden ruhig weiterkönnten, solange wir dann nur allein wären, und diese Wiese sieht doch wirklich gemütlich aus… ich schließe die Augen. Maria, deine Phantasie schlägt Blasen.
    Ich fahre mir mit der Hand durch mein Haar, sehe nach Westen, wo sich irgendwo Herzhofen befinden muss. Dann reiße ich mich zusammen, nehme Lees Hand und ziehe ihn mit. „Los, wir wollen vor der Dämmerung da sein.“. Wenig später kommen wir an eine Stelle, an welcher sich mehrere kleine Flüsse treffen, man kommt nur weiter, wenn man diese Hängebrücken überquert. Ich schrecke auf, bin für eine halbe Stunde oder so im Rhythmus von Haganes Musik versunken, Musik ist für mich wie eine Art Droge, dermaßen starke Gefühle kann sie freisetzen. „Hm. Wo geht’s nun lang?“, Lee ist etwas ratlos, ich sehe mich kurz um. Die Flüsse bilden einen breiten Strom, man kann entweder die große Hängebrücke nehmen, die weiter hinten aufgebaut ist, oder man geht über 5 kleinere, die jeweils die Inselchen zwischen den Flüssen verbinden und jeweils 5-8 Meter lang sind. „Los, wir nehmen die hier.“, ich entscheide mich für den kürzeren Weg: den über die Inselchen. Ich lasse die Hand des Blonden nur ungern los, aber hier ist es sicherer, sich mit beiden Händen an den Seilen festzuhalten, um nicht abzustürzen. Mehrere Meter unter mir stehen spitze Steine im Wasser, und die Flüsse strömen drum herum. Als ich die erste Brücke überquert habe, drehe ich mich um, Lee und Tai kommen gerade zu mir herüber… doch Hagane steht am Ufer und scheint sich keinen Schritt bewegen zu wollen. Als Lee drüben ist, winkt er ihr zu. „Komm schon! So tief ist das nicht.“ – „Die paar Meter reichen, um einen beim Aufprall komplett zu zerschmettern! Vergiss es!“, ruft sie. Ich hebe die Brauen. „Mag sie kein Wasser?“ – „Doch, aber Höhe kann sie nicht ab. Ich geh zurück und hole sie.“, elegant weicht er Tai aus, welcher soeben meine Insel betritt, hält sich an den Seilen fest, dabei lässt er seine Schwester nicht aus den Augen. Als er sie fast erreicht hat, streckt er die Hand aus. „Komm, ich halte dich fest.“ – „Ich will nicht!“ – „Dir passiert nichts, komm schon! Nimm meine Hand.“, zögerlich macht sie einen Schritt vor, ihr Rock raschelt leise.
    Im nächsten Moment höre ich ein Zischen, was von irgendwo über uns kommt, und die Brücke mitsamt einem Teil meiner kleinen Insel explodiert. Hagane schreit laut auf, ich kann durch den aufwirbelnden Staub nichts sehen. „LEE!“, mir entfährt ebenfalls ein Schrei, mehr aus Wut als aus Erschrecken. Tai ist hingefallen, sitzt neben mir, doch er scheint geschockt zu sein. So schnell es geht, nutze ich meine Gabe, spüre, wie meine Beine und Arme schwerer werden, als ich das Wasser in meinen Muskeln manipuliere, sie werden stärker. Schritt eins: herausfinden, was passiert ist. Mein Kopf ruckt hoch, ein Ballon schwebt über uns, er ist geformt wie der Kopf eines Mauzis. Ich blende ihn aus, Schritt zwei ist nun wichtiger. Mögliche verletzte Personen: 4, davon fallen zwei weg, weil Tai und ich hier drüben waren, und die Explosion auf die Schnittstelle zwischen der Brücke und unserer Insel gezielt hat. Übrig bleiben Hagane und Lee. Mein Herz wird kalt, als mir Bilder durch den Kopf schießen, auf denen Lee unten zwischen den Felsen liegt, leblos…
    All dies rast mir in Sekundenbruchteilen durch den Kopf. Ohne weiter nachzudenken, springe ich von der Insel, genau in den Rauch hinein. Hagane ist durch die Druckwelle zurückgeschleudert worden, im Flug kann ich ihre schemenhafte Gestalt am Boden liegend ausmachen, sie hält eine Hand vor den Mund. Kopfüber fliege ich auf die Felsen zu, Erleichterung durchströmt mich, als ich Lee erkenne, er hat es irgendwie geschafft, den Felsen auszuweichen, und hält sich an einem davon fest. Um ihn herum treiben kleinere Eisschollen, die langsam in Strömungsrichtung davon treiben. Unten angekommen, verliere ich zuerst meine Sandalen, sie scheinen es eilig zu haben, den Eisschollen zu folgen. „Verdammt.“, fluche ich, strecke die Beine aus, sodass sie sozusagen ein A ohne den Mittelstrich bilden, ich stehe auf zwei schräg gelegenen Steinen, packe Lees Arm, den er mir entgegenstreckt. Es ist wahnsinnig schwer, ihn gegen die Strömung aus dem Wasser zu ziehen. Um mir zu helfen, stellt er die Füße auf das Wasser, ein kleiner Teil gefriert, die Scholle treibt jedoch ebenfalls weg, und er fällt zurück ins Wasser, reißt dabei an meinem Arm. „Itai!“ – „Die Strömung ist zu stark!“ – „Halt still, ich krieg das hin!“, ächze ich, ziehe ein weiteres Mal. Endlich schaffe ich es, ihn aus dem Wasser zu ziehen, Körper an Körper stehen wir zwischen den beiden Steinen. „Festhalten, ich bringe uns hier hoch!“, ich muss gegen das Brüllen des Wassers anschreien, Lee versteht mich, nickt kurz. Die Bilder kommen kurz zurück, ich bin dankbar, dass ihm nichts passiert ist… meine Tränen werden vom überall aufspritzenden Wasser getarnt, zum zweiten Mal an diesem Tag werde ich nass. Von oben ertönt eine weitere Explosion, kleine Steine rieseln herunter, ich hebe schützend den Arm vor mein Gesicht. „Wer ist das?“, brüllt Lee. „Team Rocket!“ – „Nicht echt!“ – „Doch, leider schon! Wir müssen zu den anderen!“. Hastig sehe ich mich um; die Felswände um uns herum sind fast 10 Meter hoch. Scheinbar haben die Flüsse im Laufe der Jahrtausende immer tiefere Schneisen in das Gestein gegraben. Mit geübtem Blick erkenne ich die Steine, auf denen man stehen kann, gemeinsam überwinden wir die Distanz, die uns noch von der Wand trennt. Im Anschluss suche ich Kerben, an denen ich mich hochziehen kann, um nach oben zu klettern, brauche ich entweder kleine Felsvorsprünge oder Felsspalten. Mit beiden Händen hänge ich an der Wand, setze die Füße nach. Lee reicht mir seine Hand, eine andere Sicherung haben wir nicht. Dank meiner stärkeren Muskeln ist es mir möglich, erstens einhändig zu klettern, und zweitens darauf zu achten, dass Lee nicht abrutscht. Klettern kann er gut, und sportlich ist er auch, doch die Felswände hier sind glitschig, und zuweilen habe sogar ich Probleme, mich festzuhalten. Kurz bevor wir die Hälfte geschafft haben, rutscht er wirklich ab, ich beiße die Zähne zusammen und ziehe ihn wieder auf meine Höhe, mein linkes Bein schmerzt unglaublich… fürs Erste kann ich es ignorieren. Wir klettern weiter, ich habe die Nachwirkungen meiner Gabe, wenn ich sie auf mich selbst anwende, leider vergessen… meine Arme und Beine sind zwar viel stärker als sonst, aber sie werden auch sehr viel schneller müde. Mein Körper scheint in Flammen zu stehen, doch ich zwinge mich, auch die letzten Meter durchzuhalten. Ich atme stoßweise, glaube, meine Lungenflügel reißen zu hören, doch ich gebe nicht auf, ich muss Lee helfen! Er ist von der Explosion noch mitgenommen, darum liegt es an mir! Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich über die Kante sehen, spanne noch ein letztes Mal die Beinmuskeln an, stoße mich von der Felswand ab, spüre, wie unter dieser Kraft ein paar Steine wegbrechen, und katapultiere mich sozusagen selbst auf sicheren Boden. Lee liegt neben mir, legt einen Arm um mich, während ich die Auswirkungen meiner Gabe zu spüren kriege und wieder schwächer werde. Mühsam blicke ich hoch, Hagane hat ihr Stahlos gerufen, es kämpft mit einem Nockchan, von dem ich annehme, dass es Tai gehört.
    Und dann sehe ich diesen Ballon wieder. „Oh, verdammt!“, stöhne ich, schließe entnervt die Augen. Hämisches Gelächter ist die Antwort. „Kannst du kämpfen?“, ruft Tai mir zu, ich versuche, mich hochzurappeln, lasse es jedoch sein, als ich merke, dass meine Fußsohlen bluten. „Hier, ich trage dich.“, raunt Lee, hievt mich auf seinen Rücken. „Ich brauche nur ein wenig Wasser…“ – „Du hast genug getan, ruh dich aus.“, widerspricht der Blonde, dreht sich so hin, dass ich den Kampf sehen kann. Tai und Hagane müssen sich gegen ein Venuflibis und ein Yanmega durchsetzen, scheinen jedoch gute Chancen zu haben, vor allem, weil die Typennachteile ganz klar bei ihren Gegnern liegen. Ein Blick nach oben zeigt mir, wer ihre Gegner überhaupt sind. Es sind drei, ein Mauzi, ein junger Kerl mit violetten Haaren und eine rothaarige Frau, sie und der Mann tragen weiße Uniformen mit einem roten R auf der Brust, dazu schwarze Stiefel. Ich hatte gehofft, sie nie wieder zu sehen.
    „Was wollt ihr?“, ruft Lee zu ihnen hoch, die Frau antwortet. „Eure Pokémon, was denn sonst?“ – „Verzieht euch!“, mische ich mich ein, meine Stimme bricht, und ich lasse den Kopf gegen Lees Schulter sinken. „Verdammt. Lee, mach sie platt.“ – „Nichts anderes hatte ich vor. Aber die beiden schaffen das.“. Stahlos erwischt Yanmega in diesem Moment mit seinem Schweif, das Käferwesen knallt gegen einen nahen Baum, schwirrt in die Luft, wo es von Nockchans Feuerschlag erwischt wird. Brummend trudelt es ins Wasser. Oben regt sich das Katzenpokémon auf. „Wieso können wir nicht ein einziges Mal gewinnen? Jetzt kämpft gefälligst richtig!“ – „Tun wir doch! Los, Venuflibis! Kugelsaat!“ – „Nockchan, nochmal Feuerschlag, schnell!“, ruft Tai, Venuflibis kann knapp ausweichen. „Nochmal!“ – „Stahlos, Knirscher.“ – „ARGH!“, brüllt die Metallschlange, sein gigantischer Körper knirscht laut, als er sich biegt und den Kopf über Venuflibis bringt, welches einige wirkungslose Energiekugeln gegen den gigantischen Rumpf schießt. „Nein! Zurück!“, ruft der Mann, und sein Pflanzenpokémon verschwindet in einem roten Lichtblitz, Stahlos´ Kiefer schlagen krachend in der Luft zusammen. „Was ist nur los mit diesen Kindern?! Erst werden wir in Herzhofen enttarnt und jetzt das!“ – „Ihr seid so unfähig!“, Mauzi unterbricht seinen Kollegen, drückt auf eine kleine Fernbedienung, die es in den Pfoten hält. Kurz muss ich an meinen Traum denken, als ich mich in eine Katze verwandelt hatte, schüttele unwillig den Kopf. Abgeschlossen. „Was ist das?“, flüstert mir mein Freund zu, ich hebe die Brauen. „Was meinst du?“ – „Na, dieses Rauschen.“, unter dem Ballon fährt sich eine große Hand aus Gummi aus, die an einer Art Kran befestigt ist. Erst höre ich gar nichts, doch dann nehme auch ich etwas wahr, was aus Richtung Herzhofen zu kommen scheint. „Da ist wirklich was.“ – „Hm. Lass uns erst diese Typen loswerden.“ – „Stahlos, Steinwurf!“, die Stimme von Lees Schwester unterbricht unseren Dialog, mit lautem Krachen hebt sich ein Felsblock aus dem Boden, schießt auf den Ballon zu, und zerschmettert die Hand. Der kranartige Arm durchbricht den Gondelbogen, zerstört die Flamme, die dem Ballon Gas spenden soll. „NEIN! Die war teuer!“ – „Das war wohl….“ – „…mal wieder ein Schuss in den Ooooooooofen!“, das Geschrei der drei höre ich nur noch schwach, meine Kraft ist am Ende. Mir wird schwarz vor Augen, doch ich spüre Lees Körper an mir. Der Ballon wird weit weg geschleudert.
    /
    „Maria!“, der Blonde schaut erschrocken nach hinten, als ihr Kopf auf seine Schulter fällt. Hagane und Tai rufen soeben ihre Pokémon zurück und eilen an seine Seite. „Ihre Füße! Wir brauchen einen Arzt!“, ruft Tai erschrocken, Lee setzt sich in Bewegung. „Nein, wir müssen weiter, und zwar schnell. Die drei gehörten zu Team Rocket, und wenn sie ihren Kumpels verraten, was wir hier zu suchen haben, bekommen wir ein Problem.“, Hagane sieht ihn still an. „Das ist deine Freundin.“ – „Ja, ist sie.“ – „Wie kannst du sie in dem Zustand lassen und einfach weitergehen wollen?“, die Stimme des Mädchens ist ruhig, doch sie wird wütend, das spürt Lee. So war es auch früher gewesen. Lächelnd schaut er nach vorn, seine Schritte führen in Richtung Süden, wo die große Brücke hängt. „Weil sie mir sagen würde, sie sei kein verdammtes Prinzesschen, und wir sollen nach Herzhofen. Ihre Wunden wird sie selber heilen, doch fürs Erste müssen wir hier weg. Und Wasser braucht sie auch.“ – „Das blutet…“, Tai sieht aus, als wäre er geschockt, doch Hagane setzt ihren Weg ebenfalls fort, aus ihrem Rucksack tönt immer noch Musik. „Denkst du, das tut ihr gut?“ – „Nein, aber sie hält es aus.“, meint Lee, und geht neben ihr her. „Sie will immer stärker werden, durch jede Verletzung, durch alles, was ihr irgendwie schadet, wird sie Schritt für Schritt stärker.“, murmelt der Blonde, sodass nur seine Schwester ihn hört. „Unheimlich.“, nachdenklich betrachtet Hagane das schlafende Mädchen auf Lees Rücken, dann ertappt sie sich dabei und starrt stur geradeaus. „Und wenn schon.“, fügt sie in Gedanken hinzu. Doch ein Teil von ihr beginnt zu verstehen, was ihr Bruder an der Braunhaarigen findet.
    Die drei setzen ihren Weg fort, überqueren eine halbe Stunde später die große Hängebrücke. Hagane blickt in den Himmel, scheint eine Wiederkehr der Gangster zu befürchten, ab und zu sieht sie Maria an. Entschlossen setzt sie den linken Fuß auf die Brücke, ihr Bruder hebt erstaunt eine Braue, sagt jedoch nichts. Zweimal geht Hagane für einige Minuten neben Tai her, befragt ihn zu seiner Trainerkarriere, dabei wird sie von Lee überholt. Sie selbst ist zwar schlank, doch von der Braunhaarigen scheint eine immense Kraft auszugehen, selbst nun, da sie schläft. ‚Da kann ich nicht mithalten. Hagane, reiß dich zusammen, du bist Lees Schwester, das kann dir diese Tusse da nicht streitig machen. Aber ist sie wirklich eine Tusse?‘, überlegt das Mädchen mit den stahlblauen Haaren, ihr Blick wandert über die Schlafende, die langen, braunen Haare, ihren Rücken, ihre langen Beine, die blutenden Füße. ‚Wie sanft Lee sein kann…‘, fährt es ihr durch den Kopf, es entgeht ihr nicht, dass er extrem vorsichtig ist, was die Art angeht, mit der er Maria trägt. ‚So war er früher nie.‘, als sie sich bei dem Gedanken erwischt, wird sie leicht rot, lenkt sich ab, indem sie die Umgebung betrachtet. „Was ist?“, will Tai wissen. „Nichts.“, entgegnet Hagane. „Du bist gerade rot geworden. Was stimmt nicht?“ – „Es ist nichts. Lass mich.“ – „Wollt ja nur gefragt haben!“, der Kampftrainer sieht aus, als würde ihm der Gesprächsverlauf gar nicht gefallen. „Ähm…tut mir leid.“ – „Was tut dir leid?“ – „Naja, die Frage, das geht mich ja nichts an.“ – „Hm.“, schweigend gingen die beiden nebeneinander weiter. Jedenfalls solange, bis Tai eine neue Frage eingefallen ist. „Sag mal, was hältst du von der Sache hier? Ich meine, Rocky fragt doch nicht ohne Grund bei den Trainern um Unterstützung.“ – „Lee hat mir gesagt, dass offenbar noch weitaus mehr Trainer angesprochen werden oder schon wurden, das heißt, nicht nur wir vier werden kämpfen müssen.“ – „Dann ist da doch erst Recht was im Busch!“ – „Ich glaube aber nicht, dass wir uns Sorgen machen müssen.“, Hagane blickt zu Boden, betrachtet die Grasbüschel, die manchmal auf dem Weg wachsen. Ringsum werden die Bäume immer mehr von Grasland abgelöst, Hügel prägen die Landschaft, in der sich die vier Trainer bewegen. „Lee!“, ruft seine Schwester dann. „Ja?“, antwortet er von vorn, blickt sich kurz um. „Wer waren eigentlich diese Typen da vorhin?“ – „Das war eine kleine Gruppe von Team Rocket, die eigentlich immer nur ein Ziel haben, und zwar das Pikachu eines alten Freunds zu stehlen. Vor einem Jahr hatte Maria ein paar Zusammenstöße mit denen, aber danach lange Zeit nicht mehr… ich weiß nicht, was sie nun auf einmal wieder auf uns stoßen ließ.“ – „Vielleicht derselbe Grund? Was ist, wenn dieses Pikachu in der Nähe ist?“, daraufhin sagte Lee nichts mehr, aber er wusste genau, dass es durchaus wahrscheinlich war. „Naja, selbst wenn, wir haben keine Zeit, uns mit irgendwelchen Bekannten zu treffen. Maria ist wichtiger.“
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    Herzhofen, neuer Stadtteil
    Die Einkaufsmeile ist mal wieder völlig überfüllt, regelmäßig tritt man jemandem auf die Füße. Das kommt davon, wenn man in der größten Stadt Sinnohs wohnt, denkt die junge Frau bei sich, sie dürfte so Mitte Zwanzig sein. Ihre langen Haare sind dunkelrot, dadurch fällt sie überall auf, wenn sie irgendwo neu ist. Wenn sie nachdenkt, zwirbelt sie eine Strähne meist um einen Finger, sobald sie es merkt, zuckt sie oft mit den Schultern, wie um zu zeigen, wie sehr ihr diese Angewohnheit mittlerweile nervt. Unendlich viele Gedanken schwirren ihr durch den Kopf. Für einen Moment schließt sie die hellblauen Augen, atmet dabei tief aus, und bleibt inmitten der Menschen, die von Geschäft zu Geschäft laufen, sich unterhalten oder bummeln, stehen. Sie trägt eine leichte Jacke aus einem roten Stoff, deren einfacher Schnitt über den immensen Wert hinwegtäuscht, der diesem Kleidungsstück innewohnt. Ein Stirnband ist um ihren Kopf gewickelt, es ist schwarz, und in weißen Buchstaben steht „Manon“ darauf. Ihr langer Rock reicht ihr bis zu den Fußknöcheln, er ist weiß und absolut makellos, als würde jeglicher Schmutz, der eventuell auf ihn gelangen könnte, einen Bogen um ihn machen. Absatzschuhe in der Farbe ihrer Augen vervollständigen das Bild. Auf einmal rempelt jemand die Frau von hinten an. „Passen Sie doch auf!“, fährt sie ein Kerl von maximal 18 Jahren an. Sie packt ihn am Kragen, reißt ihn zurück, als er verschwinden will. Den Mund bringt sie nah an sein linkes Ohr, riecht dabei sein Deo. „Ich soll aufpassen? Ich habe hier niemanden angerempelt.“ – „Was wird das? Lassen Sie mich los!“ – „Erst, wenn ich aus deinem unwürdigen Mund eine Entschuldigung gehört habe, ist das klar?“ – „Scheiße! Loslassen! Hey! Hilfe!“, er fängt an, um sich zu schlagen, doch die Frau legt eine Hand auf seine Schulter, kurz spürt er einen stechenden Schmerz durch die linke Körperhälfte schießen, danach spürt er seinen Arm nicht mehr, er hängt nutzlos herunter. „Was…“ – „Schrei hier nicht so rum, kapiert?“ – „Ist ja gut! Es tut mir leid, jetzt lassen Sie mich los!“ – „Schon besser.“, mit diesen Worten wandert ihre Hand zum Hals des Jungen, erneut sticht es in ihm, nur diesmal überall, und er verliert das Gefühl im ganzen Körper. Mit aufgerissenem Mund fällt er aufs Pflaster, ohne einen weiteren Blick zu verschwenden dreht sich die Rothaarige um, setzt ihren Weg fort. „Ich hasse es, angerempelt zu werden.“, murmelt sie, steckt sie Hände in die Taschen ihrer Jacke. Ihre Gedanken schweifen ab, wandern zu ihren Pokémon, die zuhause warten. Ein Lächeln schleicht sich auf ihre Züge. „Ich hätte viel früher herziehen sollen. Viel früher.“. Ihre Schritte führen sie immer weiter in Richtung Stadtrand, die Gegend ist viel ruhiger als der hektische Kern. Das Stadtbild ändert sich schon seit vielen Jahren, wird immer moderner und moderner, überlegt sie, und das findet sie gut so. Ein Schild am Straßenrand vor ihr zeigt an, dass sie im Begriff ist, in den Wohnbezirk zu laufen, die letzten Geschäfte liegen hinter ihr. Es ist auch nicht mehr so viel los, doch Menschen begegnen ihr immer wieder.
    Manon sieht beim Gehen auf die Pflastersteine vor sich, überlegt, ob die Behandlung des Remplers vielleicht zu hart war. „Nein. Ich hasse sowas, eine kleine Abreibung war genau richtig.“, sagt sie sich leise. Und wie so oft erscheinen vor ihrem inneren Auge zwei kleine Gestalten, ein Engel und ein Teufel. Der Engel sieht sie mitleidig an. „Klar, mal wieder musste die Gewalt raus, was?“ – „Ich habe ihm nur eine Abreibung verpasst.“, murmelt die Frau, die Teufel-Manon nickt. „Genau. Der Kleine war arrogant und ungehobelt, das hat er verdient.“, die echte Manon sieht ihr Teufels-Ich dankbar an. „Genau.“ – „Hätte ein „So geht das nicht, ich würde es lieber sehen, wenn du dich entschuldigst“ nicht auch gereicht?“, entgegnet Engel-Manon. „Nein!“, die Echte schüttelt den Kopf, ein älterer Mann, an dem sie gerade vorbeigeht, sieht sie erschrocken an. Sie ignoriert ihn. „Er hätte das nicht verstanden, außerdem wollte ich, dass er still ist.“ – „Du hast genau richtig gehandelt.“, sagt die Teufelin und tippt sich an die Stirn, knapp unter einem ihrer kleinen, roten Hörner. „In solche Köpfe geht nur Gewalt rein, so traurig es ist.“ – „Das ist grausam.“, Engel-Manon schließt die Augen. Diesmal verliert sie. Insgesamt hält es sich in etwa die Waage, Gut und Böse sind in der jungen Frau zu etwa 50% vertreten. Die Rothaarige kneift die Augen zusammen und beginnt, die Pflastersteine zu zählen, die sie betritt, um sich von ihrem inneren Konflikt abzulenken. „2…5…7…10…“, nach einer Weile stört es sie, dass die Zahlen unregelmäßig sind, und sie setzt ihre Füße gezielt auf jeden dritten Stein. Den 33. Stein verfehlt sie, flucht leise, und geht weiter. „Ich muss den Kopf freikriegen.“, murmelt sie, in diesem Moment stößt sie mit einer Frau zusammen, die von vorne kam und intensiv auf ein Handy gestarrt hat. Manon nickt ihr herablassend zu. „Guten Tag, Officer.“ – „Tut mir leid. Ah!“, Rocky schaut hoch, und erkennt die Frau wieder. „Manon, du bist es! Wie geht es dir?“, Manon hebt die Brauen, scheint nicht auf ein Gespräch erpicht zu sein. Rocky und sie sind Kindergartenfreundinnen, doch es gab bereits einige Hürden, die ihre Freundschaft mal mehr, mal weniger gut verkraftet hat. „Gut, danke der Nachfrage. Und dir?“, Rocky antwortet nicht sofort, steckt erst ihr Handy in ihre Jackentasche. Ihr langes, türkisfarbenes Haar weht in einer leichten Brise, es steht in krassem Kontrast zu der leuchtend roten Frisur Manons. Die Rothaarige ist ein Stück kleiner als ihr Gegenüber. „Auch gut, es ist vielleicht ein Wink des Schicksals, dass ich dich hier treffe.“ – „Schicksal?“ – „Jetzt guck nicht so misstrauisch. Ich bin da einer… speziellen Sache auf der Spur, und… vielleicht hast du Lust, mir zu helfen.“, hoffnungsvoll blickt die Polizistin in die hellblauen Augen der anderen, doch diese schüttelt den Kopf. „Wenn es wieder um eine von deinen gefährlichen Spielereien geht…“ – „Überlege es dir gut, okay?“, Rocky klingt hastig, sie will keine Absage hören. „Es ist wichtig, glaub mir. Vielleicht können wir das in meinem Büro besprechen.“, Manon sieht sie ernst an, eine leise Stimme in ihrem Kopf rät ihr, zu helfen. Dann stößt sie einen Seufzer aus. „Wo geht’s lang? Ich folge dir.“
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    Herzhofen, Nordgrenze
    Ich höre Schritte, es klingt nach Schuhen, die über Stein laufen. Mein Schmerzempfinden kehrt zurück, ich befürchte, von den Schmerzen, die durch meine Beine jagen, erneut ohnmächtig zu werden. „Du bist also endlich wach.“, Lee hat bemerkt, dass ich nicht länger schlafe. „Ja… es tut so weh, chikusho…“ – „Ich habe Wasser dabei, willst du?“ – „Gern. Danke.“, ich blicke mich um; vor uns erheben sich die ersten Häuser von Herzhofen, wir sind in einem Wohnbezirk gelandet. Hagane und Tai sind soeben stehen geblieben, ich sehe, dass Tai meine Tasche trägt. „Hast du mich den ganzen Weg lang auf dem Rücken…“ – „Jep.“, er zieht ohne weitere Worte eine Flasche aus seinem Rucksack, nachdem er mich an einem Gartenzaun abgesetzt hat. Ich drehe hastig den Verschluss auf, versuche, nicht das Blut anzustarren, welches mir die Sohlen herunterläuft. Dann ignoriere ich die Schmerzen, so gut es geht, bewege das Wasser mithilfe meiner Kraft, sodass es meine Beine hinab läuft und sie einhüllt. Es wird angenehm kühl, ich spüre ein Kribbeln, welches sich meiner Glieder bemächtigt. Nach einigen Sekunden ist es vorbei. Probeweise stehe ich auf, werfe einen Blick in die gepflegten Vorgärten um uns herum, und bewege die Füße. Es geht absolut schmerzfrei, glücklich spanne ich die Muskeln an und springe kurz in die Luft. „Es kann weitergehen.“, sage ich etwas verlegen, als ich ein Paar Turnschuhe aus der Tragetasche genommen habe, sie mir über die Schulter hänge, Tai danke und mich neben Lee stelle. Meine Hand findet die Lees, mir wird flau in der Magengrube. Doch ich schaffe es, sein Lächeln zu erwidern, und wir machen uns auf den Weg zu Officer Rocky. „Äh…“, mir fällt etwas ein. „Was ist?“ – „Weiß jemand wo hier das Präsidium ist?“ – „Ja, zufällig schon!“, wirft der Kampftrainer ein, erstaunt drehe ich ihm den Kopf zu. „Wir müssen ins Stadtzentrum. Vom Fanclub aus nur ein paar hundert Meter nach Westen, und…“ – „Wie bitte? Ein paar hundert Meter? Wie groß ist diese Stadt?“ – „So genau weiß ich das nicht, aber ein paar Kilometer beträgt der Durchmesser sicher!“, ich verstumme, mit solchen Dimensionen habe ich nicht gerechnet. „Und wie groß ist diese Wohngegend hier?“ – „Das ist nur der äußere Ring der Stadt, keine Sorge. Der ist nur 2 Kilometer dick.“ – „Toll. Na dann mal los.“, bestimmt nochmal eine Stunde laufen wir an den unterschiedlichsten Gärten vorbei, manche sind kleiner, andere größer, und ebenso verschieden sind die Häuser, die wir passieren. Je weiter wir in Richtung Zentrum kommen, umso mehr Menschen begegnen uns. „Die Vororte sind ebenfalls der Hammer, die bestehen fast nur aus Wohnhäusern für Leute, die in der Stadt arbeiten.“, berichtet Tai, interessiert befrage ich ihn zu den Sehenswürdigkeiten Herzhofens. Er zählt auf. „Naja, die Kathedrale, der Pokémon-Fanclub, die Knursp-Bäckerei, die Wettbewerbshalle, dann wäre da der Park der Ruhe, die Einkaufsstraße ist der Hammer, und…“, weiter kommt er nicht, ein Typ, der uns von vorne entgegenkommt, stößt mit mir zusammen. Er hat schwarzes Haar, eine ausgeleierte Jeans an, und sein Pullover, der auch schon bessere Tage gesehen hat, ist hellgrau. Eine goldene Kette baumelt an seinem Hals, er sieht mich an, sein Blick wandert kurz zu Lee, dann zu Hagane. „Was ist dein Problem, hä?“, fragt er mich. Ich finde es nett, dass er sich Sorgen um mich macht, aber mir geht es gut, bevor ich eine Antwort formulieren kann, kneift er die Augen wütend zusammen. „Ich mache mir keine Sorgen!“ – „Ups…“ – „Ich kann nur Tussen nicht ab, die die Glotzkartoffeln nicht aufmachen können und in mich rein rasen, als wären sie n Pachirisu auf Drogen, kapiert?“
    „Hey, DU bist in MICH rein gerannt, nicht anders herum. Und jetzt entschuldige dich.“, verlange ich, in seinen Augen flackert es. Was ist los mit ihm? Irgendetwas, an was er sich erinnert, scheint ihm Angst zu machen. „Kannste vergessen, Süße! Ich werd mir doch von so jemandem nicht sagen lassen, was…“, ich unterbreche ihn höflich, indem ich mir seinen Kragen packe und ihn zu mir heranziehe. „Tutmirleid!“, quiekt er auf einmal, erstaunt lasse ich ihn los. Sein Mund scheint sich in ein x verwandelt zu haben, er sagt nichts mehr, sondern stürmt einfach in die Richtung, aus der wir gekommen sind, davon. „Komischer Kerl.“, murmelt Hagane, Lee stimmt ihr zu. „Ja, aber was solls. Schaut mal!“. Er weist die Straße hinunter, die tatsächlich bestimmt eine Senkung von 10% hat, die Häuser, die nun vor uns stehen, sind größer, teilweise schon 5-stöckig. „Da geht’s genau in die Innenstadt. Wir müssen nicht mehr weit.“, gibt der Braunhaarige seinen Senf dazu. „Deinen Dimensionen traue ich irgendwie nicht. Wie weit noch?“ – „Ach, so eine halbe Stunde oder so. Weiter jetzt! Wir haben Glück, dass das Präsidium relativ nördlich gelegen ist.“ – „Wusste ichs doch.“ – „Egal.“, Lee unterbricht unseren Dialog, drückt meine Hand kurz. „Wir sind in Herzhofen, Leute.“


    so, kommis habs schon wieder nicht, aber so perfekt kann die story doch noch nicht sein O.o nya, was solls, mich freuts :) wie immer sind anregungen, ebschwerden und fragen gern gesehen, bis zum nächsten mal.
    LG´s
    ~Kori~

  • und wieder einmal begrüße ich euch zu einem neuen kapitel von "Wie Wasser und Eis", ich hoffe, das warten hat sich für euch gelohnt, also, ihr habt ja sicher nicht nur die ganze woche hier gesessen, und ... ach, ihr wisst, was ich meine. viel spaß mit...


    Kapitel 8
    Alle Wege führen nach Herzhofen

    22.6.-23.6.2009


    „Schätze, die haben halt viel zu tun, darum ist das so groß.“, murmele ich, als wir vor der Polizeistation Herzhofens stehen. Um uns herum laufen sehr viele Menschen herum, so viele, wie ich in meinem Leben noch nie gesehen habe. Die Stadt ist wirklich riesig, nicht umsonst nennt man sie „Das Herz von Sinnoh“. Die Sonne hat den Zenit überschritten, es wird langsam aber sicher Abend. Die Fassade besteht aus dunkelgrauem, spiegelndem Stein, zwei große Glastüren gleiten zischend zur Seite, als ich in die Reichweite des Sensors trete. Im Inneren herrscht nicht mehr viel Betrieb, mit Sicherheit sind schon viele der zuständigen Officers im Feierabend. Zielstrebig laufe ich auf den Empfang zu, ein junger Angestellter sitzt hinter einem halbkreisförmigen, langen Pult, welches direkt an der Rückwand steht. Mehrere Bildschirme hängen hinter ihm an der Wand, sie zeigen verschiedene Ausschnitte aus dem Gebäude; ich kann den Eingang auf dem Schirm links oben erkennen. Rechts von uns befindet sich eine Sitzgruppe für Wartende. Auch dort sieht es momentan relativ öde aus, nur eine Frau sitzt dort, sie hat lange, rote Haare und sieht gelangweilt aus.* Der Angestellte ist kurz abgelenkt, dann zwingt ihn ein zweckmäßig böser Blick meinerseits ihn dazu, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren. „Wir möchten zu Officer Rocky, ist sie zu sprechen?“, frage ich, Lee neben mir lässt den Blick schweifen. Ich weiß, dass er sich jede kleine Einzelheit einprägt, das macht er immer, wenn er irgendwo neu ist. Sollte es hier drin zum Kampf kommen, wäre er total im Vorteil. Hagane und Tai sagen nichts, sie stehen auf der anderen Seite von Lee, sind von den Monitoren fasziniert. „Genial, ich kann meinen Rücken sehen, da!“, freut sich der Braunhaarige, und zeigt auf einen der Schirme. Dann räuspert er sich verlegen und sieht den Angestellten an. Dieser lächelt irritiert. „Willkommen im Polizeipräsidium von Herzhofen. Ja, Officer Rocky ist da, aber sie ist momentan im Vorbereitungsraum, und eine andere Person wartet bereits auf sie.“, damit kann er nur die Frau meinen, die in ihrem Sessel ausharrt, denke ich, wende ihr den Kopf zu. „Ich möchte Sie bitten, zu warten, bis Officer Rocky Zeit für Sie hat. Dort sind dafür zur Verfügung stehende Sessel, die…“ – „Hat er mich gerade gesiezt?“, frage ich meinen Freund, der Angestellte verliert den Faden. „Ja, ich glaube schon.“, antwortet der Blonde nachdenklich und sieht den Typen an. „Was soll ich mit ihm machen? Ich will nicht warten.“ – „Hm, erst mal ziehen wir ihn aus dem Verkehr. Die drei Kameras in diesem Raum schwenken, lassen jedoch für ein paar Momente die Rezeption aus den Augen, in wenigen Sekunden ist es soweit.“, während Lee und ich so tun, als ob wir Bonnie und Clyde wären, ist der junge Mann immer blasser geworden, drückt sich an die Monitorwand hinter ihm. „W…was meint ihr mit „Aus dem Verkehr ziehen?! Was h-habt ihr…“ – „Gar nichts, war nur Spaß.“, lächle ich ihn an, merke, wie seine Sicherheit in sich zusammenfällt. Ich sehe zwar nicht besonders alt aus, aber wer mich nicht kennt, verschätzt sich oft um ein paar Jahre. Vor allem, weil…
    „Da seid ihr ja!“, eine bekannte Stimme spricht mich an, ich drehe den Kopf. Officer Rocky ist aus dem angrenzenden Gang gekommen, den nun wieder eine helle Holztür versperrt. Sie läuft mit schnellen Schritten über den Laminatboden, streckt Lee zuerst die Hand hin und schüttelt uns anderen, während sie spricht, ebenfalls die Hände. „Danke, dass ihr da seid. Folgt mir, oben redet es sich besser.“, ihre türkisfarbenen Haare scheinen im Licht der Lampen über uns zu glitzern, ich kann mich nur schwer von dem Anblick losreißen. Hätte ich doch auch so eine schöne Haarfarbe… aber mit braun kann ich gut leben. Ich setze mich in Bewegung und lasse den Empfangstypen ein wenig geschockt zurück, wir gehen auf die Frau zu, die gerade von ihrem Sessel aufsteht. „Ist das dein Ernst, Rocky? Kinder?“, ihre Blicke wandern von Tai zu Hagane. „Nein, Trainer. Maria, Lee, Tai, das ist Manon. Manon, das hier sind der Eisbrecher, Maria und Tai, drei der Trainer, die mir helfen werden. Das dort muss deine Schwester sein, von der Maria erzählt hat, oder?“, will die Polizistin dann von Lee wissen, er nickt nur. Manon scheint mir irgendwie nicht besonders konzentriert zu sein, mit ihr stimmt etwas nicht, das sehe ich sofort. Die Rothaarige verschränkt die Arme vor der Brust und lässt sich nicht dazu herab, uns zu begrüßen. Darum werde ich mich ihr gegenüber fürs Erste ebenfalls kühl verhalten, zumindest, bis ich weiß, was mit ihr los ist. „Gut… dann kommt.“, Rocky deutet das peinliche Schweigen richtig und geht voraus, hält auf eine Treppe zu, die an der Wand nach oben führt. Kurz schaue ich über meine Schulter, auf der anderen Seite ist ebenfalls eine Treppe aufgebaut, sie führt, wie auch unsere, zu einer Galerie hoch, von der aus man in die Halle gucken kann. Oben biegen wir in einen weiteren Gang ab, von dem mehrere Holztüren mit mittelgroßen Sichtfenstern abgehen, am Ende des Flurs wartet Rocky kurz. Sie lächelt nervös. „Bitte lasst euch nicht von der…Unordnung ablenken, ich hatte nur wenig Schlaf in letzter Zeit.“, mit diesen Worten öffnet sie die Tür zu ihrem Büro, und wir treten ein. Schnell blicke ich mich um, es sieht aus, wie ich mir das Büro einer Polizistin eben vorgestellt habe: ein Schreibtisch dominiert den Raum, eine Topfpflanze und ein paar Bilder stehen darauf, von Kindern, die ein wenig älter sein mussten als 4 Jahre. Das Bild eines Mannes sehe ich nicht, es scheint, als wäre sie geschieden. Macht sie das Misstrauen, welches sich aus dem Verlust der Ehe eingestellt haben musste, zu einer besseren Polizistin? Einige Kaffeebecher stehen herum, das muss die „Unordnung“ sein, von der sie geredet hat. Naja, ich habe schon Schlimmeres gesehen. Sie setzt sich an ihren Computer, drückt einige Tasten und schaut uns dann erneut an. „Bitte, setzt euch.“, ihr linker Arm weist auf ein paar Sessel, die ziemlich unnütz herumstehen, wir stellen sie im Halbkreis um den Tisch auf und nehmen Platz: Lee, ich, Hagane, Tai, Manon, von links nach rechts. Rocky schweigt eine Weile, ich merke, dass sie immer wieder kurz zum Bild ganz links sieht, bevor sie zum Reden ansetzt. Scheinbar spendet das Kind ihr Kraft. „Ihr wisst, warum ihr hier seid.“, beginnt sie. Manon schlägt die langen Beine übereinander und lehnt sich zurück. „Nein, nicht wirklich.“ – „Also, es geht um die Rückkehr von Team Galaktik und Team Rocket.“ – „Was?“, die Rothaarige stöhnt und legt den Kopf zurück. „Also doch eine gefährliche Spielerei.“ – „Du hast richtig gehört. Mein Vater, der Kapitän eines Frachtschiffs, wurde entführt, und er war vermutlich nicht der Erste, nur hat er rechtzeitig einen Funkspruch absetzen können, doch mittlerweile fehlt jede Spur von ihm. Wir vermuten, er wurde… von der falschen Seite gefunden.“ – „Sie haben gesagt, wir sollen helfen.“, mischt Tai sich ein. Die Rothaarige schnaubt leise, ‚Das sind Kinder, sie können nicht helfen‘, sagt ihr Schnauben. Ich registriere einen Blick zwischen ihr und Rocky, ehe die Frau mit den türkisfarbenen Haaren antwortet. „Genau. Ich arbeite momentan… mit der internationalen Polizei zusammen, und mir wurde aufgetragen, ein Team aus hervorragenden Trainern zusammenzustellen. Diese Trainer seid ihr.“, einen Mausklick später wird es links von mir hell, ich kneife kurz die Augen zusammen, weil Rocky ihre Rollos zugezogen hat, sodass kaum Licht in den Raum kommt. Nun weiß ich, wieso.
    Ein Projektor strahlt die Wand an, und ich sehe mich selbst, in einem relativ kurzen Rock und dem blauen Top, welches ich vor einem Jahr gern getragen habe. Scheinbar ist das Bild in einer Stadt aufgenommen worden, doch ich erkenne nicht, in welcher. Auf dem Bild bin ich allein und sehe gedankenverloren in die Ferne, als würde dort etwas auf mich warten. Unter mir erscheint ein weißer Balken. „Maria Jou“, steht darauf, dann mein biologisches Alter, mein letztes gewonnenes Turnier, meine charakterlichen Eigenheiten, mein favorisierter Pokémontyp: Wasser. Ich werde rot. „Was soll das?“ – „Tut mir Leid, falls ich hier Daten preisgebe, die du für dich behalten willst, aber ich musste sicher gehen, wer du bist, darum habe ich einige Nachforschungen angestellt. Zu den anderen übrigens auch.“, ein weiterer Klick, ein weiteres Bild… diesmal ist es Lee. Er trägt sein schwarzes Hemd, eine weiße Shorts, und er wirkt eisig sowie unnahbar zugleich. Jemand, der kein Mitgefühl kennt, geschweige denn irgendein anderes Gefühl empfinden kann. Er sieht genau in die Kamera, und es ist, als würde er jeden, der dieses Bild sieht, verachten. Ich fühle, wie mir kalt wird, als würden seine Augen, deren helles Blau in mir sonst ganz andere Gefühle wecken, die Temperatur des Zimmers gnadenlos herabsetzen. Langsam wende ich den Kopf, - wieso eigentlich? Will ich sehen, was er von diesen Bild hält? Will ich sehen, dass er es ansieht wie einen Feind, den er loswerden muss? Oder wie ein uraltes Ich, welches längst nicht mehr existiert? Dieser Lee ist nicht der, den ich kenne… dieser Lee ist anders. Ich unterdrücke die Tränen und zwinge mich zur Ruhe, ich habe nicht das Recht, ihn für eine Vergangenheit zu verurteilen, die er wahrscheinlich längst hinter sich gelassen hat. Schließlich kenne ich das selbst mehr als gut genug.
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    Rocky klickt noch 2 Mal, Tai und Manon werden gezeigt, Manon jedoch sieht sehr viel jünger auf den Bildern aus. Bei Tai ist es anders, er hat sich kein Stück verändert, trägt aber eine Art Karate-Kampfanzug, die Fäuste hatte er geballt und in die Luft gestreckt, auf dem Bild scheint er soeben einen wichtigen Sieg errungen zu haben. „Neben euch habe ich, wie ihr wisst, einige andere Trainer auf meiner Liste, ihr alle will ich darum bitten, mir zu helfen. In einigen Tagen ist unsere Besprechung, jeder, der dort ist, ist willens, diese neue Bedrohung von Sinnoh abzuwenden.“ – „Entschuldigung.“, Maria unterbricht sie, die Polizistin sieht sie an, und einmal mehr hat sie eine merkwürdige Angst vor ihrem dunkelblauen Blick. Ob man wohl ertrinken konnte, wenn man zu lang hineinsah? Sie verscheucht diesen dummen Gedanken und nickt. „Ja?“ – „Ich weiß nicht, wie die internationale Polizei arbeitet, aber was können wir tun, was die nicht können?“ – „Das habe ich mich auch die ganze Zeit gefragt!“, wirft Tai ein, und die Türkishaarige stützt das Kinn auf ihre Hände. „Ihr könnt kämpfen.“, antwortet sie nach einer Weile. „Und zwar besser als die Agenten der Internationalen Polizei, ich dachte, das wäre offensichtlich. Die sind damit beschäftigt, herauszufinden, was in Sinnoh gerade passiert, seit einigen Wochen kommen dauernd Berichte von überfallenen Transporten und verlorenen Mitarbeitern rein. Da steckt ein System dahinter, da bin ich sicher. Die klauen sich irgendwas zusammen, aber was es ist, weiß ich noch nicht.“, nacheinander zieht sie einige Blätter aus einer Mappe, die vor ihr auf dem Tisch liegt, und wirft sie vor sich auf die Tastatur. „Einmal ein Schiff mit einem unbekannten, wissenschaftlichen Experiment, das war der erste Überfall. Dann ein Lebensmitteltransport, dann wieder eine Lieferung Pokébälle für Jubelstadt. Teilweise kann man nicht mal einen Zusammenhang erkennen, was daraus entstehen soll.“ – „Interessant.“, gähnt Manon, und Rocky merkte einmal mehr, wie sehr sie sich anstrengen musste, um nicht entnervt zu gucken. Freundinnen, das waren sie früher einmal gewesen, doch irgendwie… aber das spielt keine Rolle. „Das sollte für dich aber wirklich interessant sein, Manon. Denn mit den anderen Trainern wirst du ein Team bilden, welches unsere Gegner aufhalten soll.“, die Rothaarige hob die Brauen. „Ich habe kein Interesse daran, mein Leben durch sowas Sinnloses aufs Spiel zu setzen. Sie haben mir noch nie was getan, wieso sollte ich ihnen was tun?“. „Doch, haben sie.“, will Rocky sagen, doch sie schweigt. Der Grund, wieso Manon mit ihrer glänzenden Trainerinnenkarriere aufgehört hatte: der Verlust ihres Partners, es war ein Glurak gewesen, wie es kein zweites geben konnte. Die beiden waren zusammen um die halbe Welt geflogen, und eines Tages war es verschwunden, und es war Rockys Schuld. „Nicht meine. Die von Team Galaktik.“, seit Jahren denkt sie es immer wieder, doch es hatte zu wenig Beweise gegeben, und so war sie verantwortlich gemacht worden. Manon hatte es nie ausgesprochen, doch es ist klar, wem sie die Schuld gibt.
    Sie fühlt sich ausgelaugt, doch voller Tatendrang. Ein Widerspruch, der durch ihren Erfolg zustande kommt, die beiden Stärksten hat sie bereits im Team. Sie reißt sich zusammen. „Sprecht mit niemandem darüber, dem ihr nicht zu 100% vertraut, ist das klar? Ich will nicht, dass unsere Gegner sich vorbereiten können.“, erneut schließt sich ihre Hand um die Computermaus. „Ich habe mit euch eigentlich erst in einigen Tagen gerechnet, muss ich zugeben, dann werden wir alles Weitere besprechen. Ist das okay?“ – „Klar.“, antworten die Kinder im Chor, Manon erhebt sich nur wortlos. An der Tür bleibt sie stehen, dreht sich jedoch nicht um. „Meinen Entschluss hast du in drei Tagen, Rocky. Ich sage noch nicht zu.“ – „Ist gut. Ach, ehe ich es vergesse, habt ihr eine Unterkunft?“, sie wendet sich an Maria, nachdem ihre alte Freundin gegangen war. „Wir wollen Schwester Joy fragen, im Pokémoncenter gibt es immer einige freie Zimmer.“ – „Lasst gut sein, ich habe euch ein Hotel reserviert. Es ist nicht die Welt, aber es erfüllt seinen Zweck. Hier ist die Adresse.“, Rocky reicht der Braunhaarigen ein hellblaues, gefaltetes Stück Papier, sie nimmt es dankbar an. „Vielen Dank, das ist sehr großzügig von Ihnen.“, fügt Hagane hinzu. Die Polizistin sieht sie an, die Brille hatte sie, kurz nachdem sie sich gesetzt hatte, abgenommen, und nun taxiert sie ihrerseits die Frau in Uniform. Man durfte sie trotz ihres jungen Alters keineswegs auf die leichte Schulter nehmen, denkt Rocky bei sich. Aber was stellt sie am besten mit ihr an? Es konnte gefährlich werden… Maria winkt ihr noch kurz, bevor sie hinter ihren Freunden hinausgeht und die Tür schließt. Innerlich gestattet sie sich ein Lächeln, aber es währt nicht lang, denn ihr fällt ein, dass nicht alle Trainer, die sie um Hilfe gebeten hat, so ruhig und vernünftig sind wie diese drei. Es versprach noch ungemütlich zu werden. Nachdenklich öffnet sie eine weitere Mappe, welche tiefblau gehalten ist, und sucht ein Bild heraus. Es zeigt undeutlich ein junges Mädchen, von hinten fotografiert, welches an einer Ladentheke steht und etwas in die Jackentasche gleiten lässt. Eine Überwachungskamera scheint für das Bild verantwortlich zu sein. Das lange, braune Haar des Mädchens reicht ihr bis zur Taille, sie kann nicht älter sein als 8. „Was ist mit dir passiert?“, langsam dreht Rocky das Foto herum, ihr Blick streift kurz die Akte vor sich. ‚…enorme Körperkraft, Beinmuskelaktivität weit höher als menschliches Maß…‘, steht dort. „Wer bist du wirklich?“, murmelt die Polizistin. Dann wirft sie das Bild hin, erhebt sich und lächelt still. „Sei nicht dumm, Rocky. Das ist sie nicht.“. Auf der Rückseite des Fotos stand ein verblasstes Datum.
    21.8. 1954.
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    Müde gehe ich neben Lee her, wir waren wirklich weit gekommen, für nur einen Tag. Wir gehen durch Herzhofens Straßen, ich achte kaum auf meine Umgebung, merke nur, dass wir bloß ein einziges Mal abbiegen. Es ist auch noch Betrieb in der Stadt. Und zwar sehr, es machen noch viele ihre Einkäufe in der City. Schließlich bleibt er stehen. „Das muss es sein.“, ich hebe den Kopf, als Hagane und Tai erstaunte Geräusche machen, was ich sehe, lässt mich erstarren. „Es ist nicht die Welt“, tönen mir Rockys Worte durch den Kopf… was für eine maßlose Untertreibung. Zwei Treppen aus weißem Stein führen zu einem gigantischen Wolkenkratzer hinauf, der seinesgleichen in der näheren Nachbarschaft vergeblich sucht. Fast alles ist auch hier aus Glas, nur zwischen den Stockwerken befinden sich immer wieder Ebenen aus Stahl. „HERZHOFEN GRANDE“ steht in silbernen Lettern über dem Eingang. „Wow.“, bringe ich heraus. Wann ich das letzte Mal in sowas gewohnt habe, weiß ich nicht mehr. „Dann mal los.“, sagt Lee, nachdem wir eine Minute so gestanden haben. „Ja.“, ich komme mir extrem falsch vor, zwischen all diesen Männern und Frauen, die schick aussehen, entweder schwarze Anzüge, graue Kostüme, einen Aktenkoffer oder beides tragen.*² Innen sieht es noch besser aus, die mit Marmorfliesen ausgekleidete, riesige Halle wurde von mehreren großen Kristalllüstern beleuchtet, deren Reinigung wahrscheinlich das halbe Jahr dauern musste. Die Rezeption befindet sich links vom Eingang, eine polierte, meterlange Holztheke mit Computern und Papieren darauf. Hinter ihr stehen 5 Mitarbeiter, die neue und abreisende Kunden betreuen. Mit hochrotem Kopf stelle ich mich hinter einer Frau an, mein Blick fällt auf ihre goldene Halskette von der Dicke weniger Nanometer. „Die ist teurer als ich, wetten?“, flüstere ich Lee zu, er lächelt nur. „Im Leben nicht.“. Mit der Antwort hätte ich rechnen müssen, dann fällt mir die Szene aus Rockys Büro ein, verstumme wieder. War dieser charmante Junge wirklich der eisige Kämpfer…
    „Hey, wie lange willst du da noch rumstehen? Wie kann ich helfen?“, die Stimme des Angestellten vor mir reißt mich aus meinen Gedanken, ich merke erschrocken, dass die Frau auf einmal weg ist. „Äh…ja…“, fieberhaft denke ich nach. Rocky hat reserviert, aber wie? Möglich waren 3 Namen: der von ihr, von Lee oder von mir. Zeit schinden! „Ähm… ich hatte ein zwei Zimmer reserviert.“ – „Schön. Wie heißt du?“, ich sehe ihm an der Nasenspitze an, dass er mir nicht glaubt. Hinter uns stehen weitere hochwichtig aussehende Männer, in das Schema dieses Hotels passt kein Mädchen mit Hotpants und blauem Top. Ich lächle ihn an, er sieht aus wie ein typischer Hotelbeamter, scheint auch nur wenig älter zu sein als ich. Ein Praktikant? Schwarze, nach hinten gekämmte Haare, schwarzer Anzug, rote Krawatte. „Maria. Maria Jou.“ – „Ah, hier.“, er runzelt die Stirn, scheint nicht glauben zu können, dass es stimmt. Doch dann entspannt er sich, wahrscheinlich denkt er jetzt, ich sei irgendein reiches, verwöhntes Mädchen auf Reisen. Ich packe den Gurt meiner Tasche fester. Er nennt uns neutral lächelnd die Zimmernummern, als wir in einem der 8 Fahrstühle stehen und der Fahrstuhltyp neben mir auf die „13“ drückt, fällt mir ein, dass einiges merkwürdig ist. Woher hatte Rocky gewusst, dass wir Tai mitbringen würden? Ein Dreierzimmer hätte gereicht. Und wenn sie mit uns erst in wenigen Tagen gerechnet hat, wieso dann die voreilige Reservierung? Irgendwie scheint sie viel mehr zu wissen, als sie uns sagt. „Der ist wirklich hoch.“, sage ich, als wir schon zwei Minuten im Fahrstuhl stehen, auf Etagen 3 und 7 steigen weitere Leute ein. Der Knopfdrücker sieht mich verstohlen an. „Ja, dieses Hotel ist eines der 5 höchsten Gebäude Herzhofens. Seit 2005 gibt es übrigens…“, ich unterbreche ihn nur ungern, aber genau in diesem Moment geht die goldene Tür auf, ich schaue kurz in einen der Spiegel, mit dem die Kabine ausgekleidet ist, dann verlasse ich den Fahrstuhl. Mein Blick streift den Fahrstuhlhelfer, er lässt die Augen gerade über meine Beine wandern. Dann richte ich meine Gedanken auf die Wasserflasche, aus der er gerade trinken will. Ich spüre den dicken Teppichboden unter meinen nackten Sohlen, höre ein lautes Platschen hinter mir, und danach ein Prusten und einen lauten Fluch. Zufrieden gehe ich den Gang hinunter, er ist bestimmt 4 Meter breit, zu beiden Seiten sind die Türen durchnummeriert. „14…14…“, murmele ich, finde das Zimmer auf Anhieb. Den anderen Schlüssel, den für Zimmer 16 gegenüber, reiche ich Tai. „Nein, wir machen ein Mädchen- und ein Jungszimmer.“, fährt Hagane dazwischen. „Was?“, ich sehe sie überrascht an. Es war eigentlich klar für mich gewesen, dass ich mit Lee… wobei… vielleicht sollte ich ihn lieber erst einmal daran erinnern, dass wir immer ehrlich zueinander sein wollten, uns alles sagen. Von so einer Vergangenheit seinerseits hatte ich jedoch nichts gewusst. Klar, er war ein Trainer, aber was für einer, das war mir bis vorhin nicht bekannt. „Wie du willst.“, der Blonde senkt den Kopf und nimmt sich den zweiten Schlüssel, dabei streifen seine Finger meine Hand. Das war Absicht, alles, was er tut, ist Absicht. Er weiß also genau, was mit mir los ist… warum will er nicht mit mir darüber reden? Bevor ich weiter darüber nachdenken kann, folgt er Tai in das gegenüber liegende Zimmer und legt die Hand um den goldenen Türgriff. „Schlaf gut.“, sagen seine Augen, ich bleibe stehen wie erstarrt. „Nun komm schon.“, das war Haganes ungeduldige Stimme. „Ja…“, mit umherirrenden Gedanken setze ich mich in Bewegung.
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    23.6.2009


    Ewigwald
    Die Sonne geht bald auf, das merkt sie. Immer, wenn die Sonne aufgehen will, spürt sie dieses Kribbeln im Gesicht. Das ist schon immer so gewesen, darum ist sie fasziniert von diesem riesigen Feuerball am Himmel, der Laufen kann und schlafen und brennen. Ja, brennen, das tut er am besten. Sie dreht den Kopf, ihre pechschwarzen Haare umrahmen das zarte Gesicht. Sie erhebt sich, Blätter rieseln von ihren Schultern. Wo kommen sie her? Wahrscheinlich von oben, alle Blätter kommen von oben. Sie trägt ein rotes Seidenkleid, welches am Saum ein wenig zerrissen ist. Schuhe trägt sie keine, aber das braucht sie auch nicht. Würde sie Schuhe tragen, könnte ihr der Boden nichts mehr mitteilen, und sie spricht doch so gern mit ihm. Er sagt viele Dinge, wie „Hier musst du aufpassen, es gibt spitze Steine“, oder „Tanze, Lilith, das Gras ist herrlich“. Und meistens hört sie auf ihn. „Aufwachen…“, flüstert sie, als sie bei einer Gestalt angekommen ist, die vor ihr schläft. Die Gestalt ist unverkennbar männlich, trägt, genau wie sie, nur rot, ein Hemd und eine Shorts. Die muskulösen Arme hält er verschränkt, er schläft im Schneidersitz, das Kinn auf der Brust. Er hat nicht gehört, wie sie aufgestanden war, aber das tut niemand. Niemand hört Lilith. Nicht, wenn sie es nicht will. Das Mädchen umarmt ihn sanft, bringt ihren Mund an sein Ohr, widersteht der Versuchung, ebenso sanft hineinzubeißen. „Aufwachen, Pay…“, ein weiteres Mal versucht sie, ihn zu wecken, und diesmal klappt es. Er drückt blitzschnell die Arme auf den Boden, katapultiert sich hoch, wirbelt im Aufspringen herum und rammt die Faust gegen den Baum hinter ihm. Rinde splittert unter seiner Kraft. „Schhhhhhhhhh.“, macht Lilith, erhebt sich und legt Pay die Hände auf die Brust, er scheint jetzt erst richtig aufzuwachen. „Wieso machst du das jeden Morgen? Ich krieg noch Albträume von dir!“ – „Oh, er ist böse zu der…armen…kleinen…unschuldigen…Lilith…“, sie spricht die Worte jeweils mit einer kleinen Verzögerung aus, bei jeder Pause schiebt sie die Hand weiter seine Brust hinauf, dabei tut sie so, als wären zwei ihrer Finger Beine eines kleinen Männchens. „…Lilith mag das.“ – „Ich hab schon verstanden! Du und unschuldig, klar doch! Wieso haste mich geweckt?“, er tritt einen Schritt zurück, als sie versucht, ihn zu küssen, und nimmt einen feuerroten Rucksack auf, der neben ihm im Gras liegt. Dann horcht er auf. „Es kommt jemand.“ – „Ich weiß.“ – „Typisch! Weißt du auch irgendwann mal etwas nicht?“ – „Manchmal.“, haucht sie, doch Pay schultert den Rucksack und stapft davon. Lilith folgt ihm leichtfüßig. Sie ist kleiner als er, scheint auf den ersten Blick nicht rational zu denken, doch dieser Eindruck täuscht. Wer das herausfindet, für den ist es meistens zu spät. An einem dünnen Gürtel, der um ihre schmalen Hüften gewickelt ist, befinden sich 6 Pokébälle, mehr Gepäck hat sie nicht. Sie ist gut gebaut, daran besteht kein Zweifel, besonders stark ist sie körperlich zwar nicht, aber als Trainerin stellt sie eine Bedrohung für jeden dar, der sich ihr in den Weg stellt. Pays Turnschuhe leuchten rot im dämmrigen Wald, die Schwarzhaarige fährt sich mit einer Hand über die Wangen, als sie neben ihm hergeht. Die Sonne geht auf, sagen ihre Wangen. „Halt.“, Lilith weiß, was er sagen wird, bevor er es weiß. Es ist jemand hier, ganz knapp vor ihnen. Wenn doch nur dieses Licht besser wäre, das denkt er bestimmt auch, doch für sie, für Lilith, ist das kein Problem. Etwas kommt den Waldweg entlang, Schritte nähern sich. Pay und Lilith bleiben stehen; es ist nur ein Jogger. Er erstarrt ebenfalls, als er sie sieht. „Oh…guten Morgen, mir war nicht klar, dass jemand schon so früh hier ist.“, sein Blick bleib an Liliths Kleid hängen. „Geht es euch gut?“ – „Klaro.“, antwortet der Rothaarige. „Was rennste denn hier rum?“ – „Das ist mein Frühsport. Ich laufe diese Route jeden Tag.“ – „Achso.“ – „Momentan mache ich mich für einen Kampf fit, der in Herzhofen stattfindet.“, Lilith spitzt die Ohren, ein Kampf, sagt er? „Um was geht es?“, will sie wissen, doch der Jogger schüttelt den Kopf. Die Morgendämmerung beleuchtet ihn nicht besonders gut, doch ihren Augen entgeht nichts. Nicht die dunkelblonden Haare, nicht das blaue Shirt oder die Trainingshose. „Naja, ich will jemanden zum Kampf fordern.“ – „Wen denn?“ – „Habt ihr es noch nicht gehört? In Herzhofen soll momentan der beste Feuerpokémontrainer der Region wohnen, und ich will ihn besiegen.“, er greift in einen Beutel, den er auf dem Rücken trägt, und zieht einen Din-A-4-Zettel hervor.
    Herausforderung gesucht! Brennt in dir das Feuer des Sieges?
    Pay sagt nichts, als er ihn durchliest. „Der beste Feuertrainer der Region?“, fragt er dann, zerknüllt den Zettel, wirft ihn in die Luft. Aus der Baumkrone links über ihm schießt ein Flammenstrahl, der erstens das Unterholz erhellt, flackerndes Licht beleuchtet die drei Gesichter im Wald. Und zweitens zerstört er das rote Papier restlos. Lilith kichert leise und sieht Pay an. „Schluss mit Hausaufgaben, mein Schatz. Wir müssen jemandem einen Besuch abstatten.“, flüstert sie dann. Der Rothaarige zuckt die Schultern. „Keine Ahnung, wie du auf Hausaufgaben kommst, aber das klingt unheimlich genug. Aber es sieht wirklich so aus, als müssten wir uns mal wieder beweisen.“, seine Augen lodern, als er sich den kommenden Kampf vorstellt. „Jetzt brenne ich erst recht darauf!“. Sie lassen den sprachlosen Jogger zurück, er merkt nicht, wie das Panferno in den Baumkronen ihn beobachtet, bevor es geräuschlos seinem Trainer folgt.
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    „Sehr geehrte Passagiere, bitte schnallen Sie sich nun an, wir landen in wenigen Minuten am Flughafen Triple-Heart. Bestellen Sie ein paar letzte Snacks, wenn Ihr Magen das verkraftet, auf der rechten Seite sehen Sie ein paar süße Schäfchenwolken, links übrigens auch, logisch, wir befinden uns immer noch in mehreren hundert Metern Höhe. Wir fliegen eine charmante Linkskurve, wenn Sie etwas im Mund haben, achten Sie darauf, es drin zu behalten. Es war mir eine Freude, sie befliegen zu dürfen, und ich bedanke mich im Namen der Crew dafür, dass sie sich für EinallFly entschieden haben, beehren Sie uns bald wieder. Ihr Kapitän.“. Kuré stöhnt leise. Was war denn das für einer? Sie sitzt nun schon seit 6 Stunden im Flugzeug, ihr tut der Hintern weh, und ihr Nacken ist trotz der komfortablen Ausstattung des Fliegers total verspannt. „Unmöglisch, isch schaffe äs nie im Lebän, misch rischtisch hinssusätssän.“, grummelt sie, fährt sich einmal durch die kurzen, roten Haare. Sie ist schon die ganze Zeit über angeschnallt, hat zwischendurch mehrere Wasserflaschen geleert. Um sie herum schlafen fast alle, nur sie hat es nicht geschafft, nach nur einer Stunde im Flugzeug war sie hellwach gewesen und dabei blieb es dann. „Mon dieu. Und ob isch den Schlaf auf´olän kann, iest mal wiedär ungäwiss.“, über ihr in der Gepäckablage, sie sitzt ganz links am Fenster, befindet sich ein kleiner Handkoffer mit ein paar Kleidern, ihren Pokébällen und diversen Artikeln zur Körperpflege. Vor ihr redet gerade irgendein Student, so wie er aussieht, mit seinem Sitznachbarn darüber, dass Flugzeuge heutzutage schon von allein landen, sie schüttelt leise den Kopf. ‚Wenn sie das tätän, würdä äs doch gaine Notwendischgait für Monsieur le capitaine mähr gäbän‘, denkt sie bei sich. Wenig später ist sie tatsächlich gelandet, sie nimmt ihren Handkoffer und verlässt das Flugzeug. Draußen steigt sie die Treppe hinunter, wird von strahlendem Sonnenschein empfangen. „´Erz´ofän iest trés ´übsch, damit habä isch nischt geräschnet.“, murmelt sie, streckt ihre Arme in die Luft und dehnt sich ausgiebig. Der Student überholt sie, er sieht eigentlich ganz nett aus. Kuré vergisst ihn relativ schnell, sieht sich um. Mehrere Flugzeuge stehen auf dem riesigen Rollfeld, einige starten, eines kommt aus Richtung Osten gerade an. Die Passagiere aus ihrem Flieger streben in Richtung Hauptgebäude. Der Flughafen besteht zum größten Teil aus riesigen Glasgebäuden, sie steuert ebenfalls auf die Haupthalle zu. Nach dem Auschecken sucht sie den Ausgang, amüsiert sich über lange Laufbänder, die aussehen wie Rolltreppen, die man auf den Boden geklebt hat. Man kann sich daraufstellen und wird weitergetragen. Wenn sie rennt, ist sie fast doppelt so schnell wie sie es normalerweise wäre. „Die sind wirklisch witssig.“, befindet sie, doch als einige andere Nutzer dieses Bands beschweren, hört sie auf damit. „Langweilär.“, und hoch erhobenen Hauptes verlässt sie die Halle. Ihre Baskenmütze schützt nicht vor der Sonne, darum hält sie die Hand wie einen Schirm an die Stirn. Heute hat sie sich ein weißes T-Shirt und eine grüne Hose, welche ihr bis zu den Schienbeinen reicht, als Outfit ausgesucht. An den Füßen trägt sie quietschgelbe Turnschuhe, eine Modesünde, die sie aus irgendeinem Grund heute Morgen amüsant fand. Ungefähr 200 Meter muss sie noch laufen, läuft einen steinernen Weg entlang, der zu den Shuttlebussen führt. Dort angekommen setzt sie sich auf die Bank im gläsernen Wartehäuschen. Neben ihr steht ein blauhaariges Mädchen, welches ihr vage bekannt vorkommt. Sie trägt eine weiße Mütze, ein schwarzes Top und eine weiße Jeanshose, auf ihrem Arm sitzt ein Plinfa. „Bittä, setss disch, wänn du möschtest.“, bietet Kuré ihr an, doch das Mädchen schüttelt den Kopf. „Nein, danke. Ich habe die ganze Zeit gesessen, momentan muss ich stehen!“ – „Iest gut, dähn diesch viellaischt ain wänig, mier ´at äs ge´olfän.“ – „Danke, ich versuchs.“, lacht sie, setzt ihr Plinfa ab und versucht, mit den Fingern ihre Zehenspitzen zu berühren, ohne die Beine einzuknicken. „Ah, das ist schwer!“, ächzt sie, und Kuré lacht. „Hey, dein Lachen klingt schön… wie Wassertropfen irgendwie.“ – „Dankä. Das sah wietssisch aus, waisst du.“ – „Ja, ich habe eine Freundin, die kann das viel besser. Ich bin nicht so sportlich.“, die Rothaarige betrachtet sie kritisch, schlank war sie, aber kaum trainiert. Wie ein Prinzesschen eben. „Naja, nischt jäder ist dassu geschaffän, einen Marathon ssu laufän.“ – „Du hast Recht. Oh, mein Bus!“, ruft sie erschrocken, nimmt ihr Plinfa wieder auf den Arm, welches wohl kurz vor dem Lachanfall steht, und steigt in einen roten, relativ vollen Bus mit der Nummer „6“. „Tschüss!“, verabschiedet sie sich, die Rothaarige winkt ihr kurz. „Man sieht siesch viellaischt wiedär.“ – „Ja!“, bestätigt das Mädchen zum Schluss, dann geht die Tür mit leisem Zischen zu. Der Bus fährt weg, Kuré sieht ihm eine Weile hinterher.
    Wenig später kommt ihr Bus, Richtung Zentralbank: die Nummer „9“. „Iesch bin gespannt. Bon, Morbitesse, Guardevoir, ihr andärän, dann lasst uns mal ssaigän, was wier könnän.“, die Tür öffnet sich, und sie steigt ein. Zum Glück sind noch Sitzplätze frei. Müde lässt sie sich auf einen der gepolsterten Sitze fallen, links und rechts vom Mittelgang sind die Sitze in Zweierreihen aufgebaut. Sie guckt kurz auf ihre silberne Armbanduhr: 8:37.
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    Ich weiß nicht, ob ich geträumt habe. Aber als ich aufwache, bin ich wach wie schon lange nicht mehr. Hagane reißt mit einem Ruck die Gardinen auf, die ich gestern Abend zugezogen hatte, und Sonnenlicht fällt genau auf mein Bett. Langsam stehe ich auf, schlage die Decke zurück, gähne dabei. Mein Blick wandert durch unser Hotelzimmer, die beiden Betten stehen genau nebeneinander. „Closing time, open all the doors and let you out into the world“, das Radio spielt, wahrscheinlich ist Hagane davon schon wach geworden. „I know who I want to take me home”, leise singe ich mit, suche die Sachen zusammen, die ich anziehen will. Ich wühle in meiner Tasche herum, gehe dann ins Badezimmer, eine weiße Holztür trennt es vom Rest des Zimmers. Nach einer erfrischenden Dusche ziehe ich mich an, betrachte mich im Spiegel. Seufzend fixiere ich den Scheitel mit einer Haarspange, putze mir die Zähne und denke nach. Ob ich sofort mit Lee reden sollte? „Gut. Sollen wir?“, will ich von Hagane wissen, als ich fertig bin. Sie sitzt auf dem Bett und rechnet irgendwas aus. „Ich warte nur auf dich.“ – „Okay, dann mal los.“, sie steht auf, legt das Papier auf die Kommode, die neben ihrem Bett steht, passt auf, nicht gegen die Stehlampe zu stoßen, und folgt mir. Im Flur treffen wir Lee und Tai, die beiden sehen auch sehr gut erholt aus. „Frühstück gibt es laut diesem Faltblatt…“, der Blonde sieht sich eine kleine Informationskarte an, „…im Speisesaal unten im Erdgeschoss. Speisesaal klingt nach Anzug und Kleid, was meint ihr?“ – „Naja, hätte ich auch gesagt, aber sowas habe ich nicht dabei.“, antwortet Hagane. „Ich auch nicht.“ – „Und ich auch nicht…“, ergänzen Tai und ich, wir sehen uns eine Weile an. „Wollen wir mal dreist sein?“, fragt Lee, und er hat wieder dieses Funkeln in den Augen. „Klingt spaßig. Wir wollen aber niemanden belästigen.“, gebe ich zurück. „Tun wir schon nicht, wir sind nur… zweckmäßig angezogen. Und dafür, dass wir die Sinnoh-Region retten, haben wir uns doch zumindest ein bisschen Freiheit verdient.“, lächelt er. Ich werde sofort wieder schwach, doch die Erinnerung an das Bild gestern ist noch zu frisch. Als Tai und Hagane vorgehen, packe ich Lee am Arm. „Wir müssen reden.“ – „Nein, das müssen wir nicht.“, er wendet sich mir zu und nimmt meine Hände. „Du hast Recht, wenn du denkst, ich hätte es dir sagen müssen. Ich bin keiner der Trainer gewesen, die aus Spaß kämpfen, ich wollte immer nur gewinnen, und bin irgendwann so gut gewesen, dass es von allein kam.“ – „Das Bild war…“ – „… nicht der, den du jetzt kennst, ich weiß.“, er überlegt kurz. „Wir haben beide keine allzu schöne Vergangenheit, doch diese Vergangenheit hat uns erst dazu gemacht, was wir jetzt sind. Und so, wie wir jetzt sind, finde ich es gut so, du nicht auch?“ – „Doch, stimmt… aber wieso hast du nichts gesagt?“ – „Weil ich es vergessen wollte. Und ich dachte, du kommst da selbst drauf.“ – „Genau wie ich…gomenasai, ich schätze, dafür war ich ein wenig zu verklemmt.“, ich sehe seinen Augen an, dass ich ihn ebenfalls einmal mehr schwach mache. Dann muss ich an Hagane denken, die wahrscheinlich nur auf so eine Szene wartet, und setze mich in Bewegung. „Lass uns das aufheben.“, sein Blick folgt meinem zu Hagane, welche mit Tai zu reden scheint. „Ja, du hast Recht. Dann wollen wir mal schauen, ob man ohne Anzug oder Kleid unten rausgeschmissen wird.“, sein Kommentar bringt mich zum Lachen, und ich entspanne mich. Maria, du solltest ruhig bleiben, sage ich mir, und folge meinen Freunden in den Fahrstuhl. „Hallo!“, begrüße ich den Angestellten, der immer die Knöpfe drückt, und sehe, dass er schon wieder meine Beine anstarrt. „Haben Sie ein wenig Wasser für mich? Ich bin durstig.“


    *: natürlich hat sie auch einen Rock, eine Bluse, eine Jacke und anderes Zeug am Leib, zufrieden?
    *²: damit meine ich: entweder einen schwarzen Anzug und einen Koffer, oder ein Kostüm und einen Koffer, keinesfalls ein Kostüm UND einen Anzug. Sähe auch bescheuert aus, oder?


    sooo, hattet ihr spaß? schreibt, wenn ihr lust habt, n kommi, auch über anregungen, fragen, vorschläge oder gar beschwerden würde ich mich freuen :) bis zum nächsten mal,
    LG´s
    ~Kori~

  • Zitat

    „Wieso machst du das jeden Morgen? Ich krieg noch Albträume von dir!“


    super :D:D so, außer mir traut sich wohl keiner also gehts mal los mit meinem kommi !
    nun, das zitat kommt von einer meiner favosisierten stellen hier, pay und seine psychopatische begleitung treiben mir jedes mal die laune hoch xDDD
    ich finds allgemein sehr gut wie du die charakter nach und nach einfließen lässt, es sind zwar wieder recht viele auf einmal gewesen (zuletzt manon) doch jeder wird sofort authentisch, das muss mal einer nachmachen O_O krass
    maria und lee schießen dabei noch voll den vogel ab, machen erstmal einen auf gangsterpärchen im polizeipräsidium xDD gute stelle, das geht bis zur zimmerverteilung im GRANDE, wo hagane eiskalt die beiden tttttttturteltäubchen trennt :D:D ich weiß nicht was mir in den 1-2 kapiteln vorher gefehlt hat, aber dieses ist wieder sehr erfrischend geworden
    zur rechtschreibung und logik sag ich nichts mehr, da lässt du keine wünsche offen
    im anschluss poste ich noch ein paar sätze die mir besonders gut gefielen!


    Zitat

    Die Rothaarige schnaubt leise, ‚Das sind Kinder, sie können nicht helfen‘, sagt ihr Schnauben.


    ooohh ich glaube die wird noch eines besseren belehrt :D gut, man fragt sich schon in den spielen immer.. wie kann ein kind das böse team alleine fertigmachen xDDD pokemon machens möglich!


    Zitat

    Aber es sieht wirklich so aus, als müssten wir uns mal wieder beweisen.“, seine Augen lodern, als er sich den kommenden Kampf vorstellt.


    JA MAN! hau sie alle weg! MUHAHAHAHAHAA!


    Zitat

    auf der rechten Seite sehen Sie ein paar süße Schäfchenwolken, links übrigens auch, logisch, wir befinden uns immer noch in mehreren hundert Metern Höhe.


    da hat kure spaß dran :D hey so nen piloten hatte ich schonmal.. xDDD


    sehr geil! ich freu mich aufs nächste mal!
    achja eine sache noch..

    Zitat

    „Haben Sie ein wenig Wasser für mich? Ich bin durstig


    PLATSCH! IN YOUR FACE :D

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • hey, mal wieder :D
    tut mir leid, dass ich mich ein wenig verspätet habe, aber irgendwie kam ich nicht so wirklich zum schreiben. naja. hier ist das neu ekapitel, ich hoffe, ihr habt viel spaß beim lesen :) aber zuerst... zu pays kommi.


    naja, weiß auch nicht, vielleicht hast du recht aber vielleicht ist ja auch einfach kein kommibedarf... macht mich schon ein wenig nachdenklich aber was solls, ich schreib, weil es mir spaß macht, und nicht weil ich kommis will xD
    danke, eine story wird meiner meinung nach zu flach, wenn man immer nur die selben charas da sieht. darum versuche ich, eine größere vielfalt einzubringen, damit ich alle paar kapitel mal wieder aus einer anderen sich schreiben kann :)
    zieh das t nicht so lang :P
    danke auf jeden fall für dein kommi, war ja mal wieder nur lob dabei xD
    jetzt aber genug geredet, viel spaß nochmal.


    Kapitel 9
    Allergisch?


    23.6.2009


    „Gut… ich geh vor.“, wir stehen vor dem Speisesaal des Hotels, eine große Doppeltür aus Eichenholz, so, wie es aussieht, versperrt uns den Weg. Hinter uns kommt gerade ein älteres Paar von den Fahrstühlen her zu uns, sie sind außerordentlich fein gekleidet und wollen offenbar ebenfalls zum Frühstück. „Ich glaube, der konnte einfach nicht mit diesen neuartigen Flaschen umgehen.“, sagt der Mann zu seiner Frau, sie lacht kurz. Ich könnte wetten, dass es um den Bediensteten im Fahrstuhl geht. Entschlossen hole ich Luft, lege beide Hände an die Flügeltüren und drücke sie auf. Innen erwartet mich nicht unbedingt eine Überraschung, dennoch bleibe ich zuerst einmal wie erstarrt stehen. Bestimmt 200 Tische stehen in einem gigantischen Saal, gleichmäßig verteilt. Auf der linken Seite befindet sich das Buffet, eine meterlange Glastheke, in welcher Lebensmittel darauf warten, mitgenommen zu werden. Hinter dieser Theke, ungefähr in Höhe der Saalmitte, befindet sich eine Edelstahltür, die vermutlich in die Küche führt. Zu dieser Annahme verleiten mich die weiß gekleideten Köchinnen und Köche, welche ab und zu neue Leckereien rein- und rausbringen. Das Pärchen hinter uns geht wortlos an uns vorbei, ich merke, dass ich immer noch erstarrt bin. „Das ist…groß.“, murmele ich und setze mich in Bewegung, in Richtung Fensterfront. Mein Blick fällt nach draußen. „Was ist das? Ein Wald mitten in der Stadt?“, entfährt es mir. Tatsächlich blickt man von hier aus genau auf eine wuchernde, von Kieswegen durchzogene, Flora. „Das Hotel ist aufgebaut wie ein Viereck, in der Mitte ist ein relativ großes Areal ausgespart worden, damit der Park Platz hat.“, erklärt Tai. „An dem Buffet hätte Pay seine Freude, glaub mir.“, flüstert Lee mir zu, ich entgegne: „Das Buffet aber nicht.“, was ihn zum Lachen bringt. Ein Kellner kommt auf uns zu, als wir uns gerade einen Tisch am Fenster gesucht haben, Lee und ich sitzen auf der einen Seite, Hagane und Tai auf der anderen. Unter den missbilligenden Blicken einer offensichtlich gut betuchten Familie tritt er an uns heran. „Entschuldigt, wir achten sehr auf den Ruf dieses Hotels.“, beginnt er. Ich schaue an mir herunter, dann versuche ich, Blickkontakt aufzunehmen. „Sind wir nicht angemessen gekleidet?“, frage ich, versuche, wie ein Mädchen zu klingen, was jeden Moment literweise Wasser im Raum verteilen könnte. Dann fällt mir ein, dass ich das praktischerweise wirklich könnte, doch… ach, du weißt, was ich meine. „Äh, so meinte ich das nicht! Ihr seht anständig aus, aber das reicht in unserem Haus nicht. Versteht ihr?“, Lee spielt mein Spiel mit, legt mir tröstend den Arm um die Schulter. „Er meint es nicht so, beruhig dich.“ – „A-aber er h-hat doch R-recht, wir sind nicht so fein angezogen wie die alle!“; schluchze ich, lege die Hände vors Gesicht. „Doch, ich meinte, eigentlich… ich meine, nein! Hör auf, bitte!“, er wedelt erschrocken mit den Armen, als ich ein wenig Wasser aus der Luft auf meinem Gesicht komprimiere und es aussieht, als würde ich wirklich am Rande eines Nervenzusammenbruchs stehen: das Wasser läuft meine Wangen herunter.*
    „Ist gut, ist gut, bleibt sitzen, okay?“, hastig schaut er sich um, ein kleiner Junge aus der Familie neben uns sieht nun ebenfalls betrübt aus. „Guck mal, Mama, das Mädchen weint!“ – „Oh, die Ärmste!“, und seine Mutter ist nun ebenfalls auf uns aufmerksam geworden. Mir tut der Angestellte ein wenig Leid, er scheint total vergessen zu haben, dass er eigentlich im Recht ist. Mit einer schnellen Verbeugung verlässt er uns, ich schluchze noch ein wenig weiter, lasse meinen Freund mich „beruhigen“. Es tut gut, von ihm umarmt zu werden, also ziehe ich das noch ein wenig in die Länge, was die Mutter vom Nebentisch dazu bewegt, aufzustehen. Es ist eine zierliche Frau mit mittellangen, braunen Haaren, ihre Familie ist mit dem Essen fertig, sie sind im Begriff, den Tisch zu verlassen. Sie legt mir eine Hand auf die Schulter. „Ist alles okay bei dir?“ – „D-danke, es geht… ich wollte nicht unhöflich sein, und wir sind doch w-wirklich ein wenig z-zu normal gekleidet, um…“ – „Ach was, das macht nichts.“, sie selbst trägt einen beigefarbenen Hosenanzug, welcher, genau wie das Hemd ihres Ehemanns, extrem elegant aussieht. „Helen, kommst du?“, fragt er in diesem Moment, er ist mir schon aufgefallen, als wir den Saal vorhin betreten haben: so viele Muskeln hat nicht mal Pay. Sie verdreht kurz die Augen. „Sofort!“, und, an mich gewandt, fährt sie fort: „Nimm es dir nicht so zu Herzen, ja? Ist doch nur ein Hotel.“ – „Ist g-gut, vielen Dank.“, zum Abschied lächelt sie mir zu, verlässt dann hinter ihrer Familie den Saal. „Du kannst den Arm jetzt wegnehmen.“, sagt Hagane zu ihrem Bruder, als sie und Tai sich schon ihr Essen geholt haben, und vor uns sitzen. Der Blonde grinst gut gelaunt. „Wieso, sie braucht Trost, siehst du das nicht?“ – „Ich brauche Toast, fällt mir gerade ein. Lass uns auch was essen.“, widerspreche ich Lee, und als wir aufgestanden sind, scheint das Mädchen mit den stahlblauen Haaren besänftigt zu sein… jedenfalls bis sie merkt, dass wir Hand in Hand zum Buffet gehen.
    //
    Flori
    Ein Brief? Sie bekommt eigentlich keine Post, denkt sie bei sich. Dass sie ihre Brauen hebt, kann man höchstens erahnen, denn ihre Stirn und ihr eines Auge sind von rosafarbenen Haarsträhnen verdeckt, hinten sind ihre Haare so lang, dass sie auch ihre Schulterblätter verdecken. Momentan steht sie vor dem Briefkasten des Pokémoncenters, wo sie zurzeit wohnt. In der ganzen Stadt sind Blumendekorationen an Fensterläden oder Fensterbänken angebracht, in Flori wird die Verbundenheit zur Natur großgeschrieben.
    Und bei ihr, Joana Hall, ist diese Verbundenheit extrem stark ausgeprägt. Sie streicht ihr weißes Poloshirt glatt, zupft ein wenig am ebenso weißen Rock herum, reißt den Brief auf und lenkt die Schritte in Richtung Eingang des Pokémoncenters. Wer sie das erste Mal sieht, würde nie vermuten, dass sie eine begabte Trainerin ist. Sie redet nie auch nur ein Wort. Nicht mal Befehle ruft sie laut aus, vielmehr scheinen ihre Pokémon alle ein besonderes Gehör für ihre Wünsche und Angriffe zu haben. „Joana, was hast du denn da?“, will Schwester Joy wissen, als sie das Mädchen sieht. Kurz scheint sie in die Betrachtung ihrer schwarzen Strumpfhose zu versinken, dann hebt sie den Kopf und reicht einige Briefe, adressiert an Schwester Joy, weiter, behält den letzten jedoch für sich. „Ah, die Post. Danke.“, die Krankenschwester legt die Briefe neben sich ab und öffnet den ersten. Dann stutzt sie. „Ist der für dich?“, will sie wissen, wie immer erhält sie nur ein Nicken als Antwort. Joy lächelt, während Joana das Gebäude wieder verlässt und sich nach links wendet. Sie durchquert die Stadt, bewundert die Blumendekorationen in Restaurants, Wohnhäusern und Geschäften. Sie ist auf dem Weg zu ihrem Lieblingsplatz in den Auen Floris, früher hat ihr immer ein grünhaariges Mädchen Gesellschaft geleistet, welches nun auf Reisen ist. Das findet Joana schade, aber sie ist nicht auf andere angewiesen. Eine halbe Stunde später sitzt sie, umringt von Blumen und Wadribie, auf einer der weitläufigen Wiesen, welche die Gegend um ihr Heimatdorf so berühmt machen. Sie würde gerne Blumen im Haar tragen, doch dafür hätte sie sie ausrupfen, ihrem rechtmäßigen Lebensraum entreißen müssen. Und so etwas würde sie nie tun. Ein Pachirisu setzt sich auf ihren Schoß, und sofort steigt ihr der beißende Geruch einer Verletzung in die Nase. Sie schüttelt sich; davon wird ihr sicher wieder schlecht... es ist wie eine Art Allergie, ihr Körper sträubt sich gegen die Verletzungen von Lebewesen. Der Geruch erinnert sie immer an Essig, schnell presst sie die linke Hand auf Nase und Mund, dann beugt sie sich über das Strompokémon. Es hat die Augen zusammen gekniffen und zittert ein wenig, als sie es umdreht, fällt ihr Blick auf einen langen Kratzer am Bauch des kleinen Wesens. Langsam nimmt Joana die Hand weg, schnuppert in der Luft. Die Gräser um sie herum rascheln leise, und sie hört den Ruf der Natur, wie schon so unendlich oft zuvor. Vor ihrem inneren Auge sieht sie, wie Pachirisu über einen Fluss springt, dabei jedoch mit einem Bamelin zusammenstößt, welches Kratzfurie einsetzt. Wortlos zückt das Mädchen mit den rosafarbenen Haaren einen Pokéball, er öffnet sich, ein Heiteira materialisiert sich vor ihr. Es nickt lächelnd, weiß sofort, was seine Trainerin möchte.
    Weißes, warmes Licht erstrahlt um das Ei-Pokémon herum, springt dann auf Pachirisu über, wie im Zeitraffer heilt der Schnitt an seinem Bauch. Heiteira scheint nicht im Geringsten erschöpft zu sein, obwohl die Weichei-Attacke eigentlich erfordert, dass ein Teil der eigenen Gesundheit geopfert wird. Joana schließt die Augen, erinnert sich an all die Trainingsstunden auf diesen Wiesen… dann öffnet sie den Brief, welchen Pachirisu neugierig beäugt. Heiteira wendet sich um, lässt den Blick schweifen und scheint stolz auf sich zu sein. „…müssen wir dich leider um Hilfe bitten, es geht um ganz Sinnoh. Schreibe nicht zurück, wenn du einverstanden bist, treffen wir uns in Herzhofen, am…“, das Mädchen liest nur bis „Sinnoh“, faltet den Brief zusammen und denkt nach. Dafür, dass diese Region gesund bleibt, würde sie alles tun, dazu ist sie fest entschlossen. „Heiteira?“, der Ton des Pokémon klingt fragend, als es mit schief gelegtem Kopf Joana anblickt, welche den Brief in eine Gürteltasche steckt, welche sie fast dauerhaft trägt.
    Nach einer halben Stunde, die sie dösend in ihrem geliebten Gras verbracht hat, steht sie auf und streicht mit der Hand über die Wiese. Der Ruf der Natur ist für niemanden hörbar, den sie kennt, doch er verrät ihr immer, welche Verletzung jemand hat, wo sie herkommt, und wie sie sie heilen kann. Wie ein leises Flüstern, welches nur sie hören kann. Es gibt nichts, was Joana Hall nicht heilen kann. Zufrieden tippt sie sich an die Nase, der Essiggeruch ist verschwunden. Ins Pokémoncenter würde sie nur kurz zurückkehren, um Schwester Joy den Brief zu geben, sie wird wissen, was Joana vorhat. Als würde sie einem alten Freund auf Wiedersehen sagen, dreht sie sich einmal um die eigene Achse und betrachtet ihre Wiese. Hier war sie groß geworden, und damit die Sinnoh-Region weiterhin eine so schöne Region bleibt, würde sie nun die ihr verliehene Kraft einsetzen, und der netten Polizistin helfen. Auf dem Rückweg betrachtet sie die Stadt mit ganz anderen Augen, wie ein Lebewesen, was gerettet werden muss. Wenn sie doch nur einen Duft hätte… doch die Stadt riecht nach wunderschönen Blumen, wie immer, und lässt keine Rückschlüsse auf eine Heilungsmöglichkeit zu. Doch die Bedrohung ist laut Rocky noch nicht offensichtlich, vielleicht liegt es daran. Joana betritt Seite an Seite mit ihrem Heiteira das Pokémoncenter, merkt, dass Pachirisu ihr gefolgt ist, und setzt es auf Joys Tresen ab. Sie hat gerade fertig telefoniert, legt in diesem Moment den Hörer auf. „Oh, schon wieder eins? Joana, du sollst doch nicht… ach, es war verletzt. Gut, ich behalte es eine Nacht hier, ja?“, das Mädchen nickt, bevor es den Brief vor der Krankenschwester hinlegt und sich umdreht. „Was ist das?“, doch die Rosahaarige dreht sich schon um, ruft ihr Heiteira zurück und verlässt das Pokémoncenter. Joy überfliegt den Brief. „Halt, Joana!“, seufzend schaut sie den Brief an. „Sie kann auf sich aufpassen… ich muss mir keine Sorgen machen.“, ihre Brauen heben sich, sie legt sich eine Hand an die Stirn. „Warum tue ich es dann immer wieder?“.
    Die Mittagssonne scheint auf ihr rosafarbenes Haar herab, sie legt den Kopf in den Nacken und genießt die warme Sommerluft. Manchmal möchte sie die Zeit einfrieren und für immer in einem Augenblick verweilen. Vogelpokémon fliegen über sie hinweg, Joana hört es am Flügelschlag. Kurz rückt sie die kleine Tasche zurecht, dann beschleunigt sie ihre Schritte. In wenigen Tagen wird sie in Herzhofen sein. Ihre Gedanken schweifen kurz zu dem grünhaarigen Mädchen ab. Was sie wohl gerade macht? Wird sie je erfahren, dass Joana vorhat, die Region zu retten? Wahrscheinlich würde sie versuchen, mitzuhelfen. Es war schön mit ihr, die Rosahaarige musste sie nur ansehen und wurde verstanden. Auch eine Art Freundschaft. Langsam überkommt sie ein Gefühl des Mitleids für die, die ihr im Kampf beistehen, sie hasst den Geruch von Verletzungen. Still setzt sie einen Fuß vor den anderen.
    //
    Sonnewik
    Am Rande der Stadt steht ein kleines Zelt, direkt unter zwei großen Eichen, manchmal sieht man ein paar Tüten Chips davor stehen, die jemand abgelegt hat. Am nächsten Tag sind sie dann leer, und aus irgendeinem Grund wurden sie dann zerschnitten und gefaltet, sodass sie aussehen wie Pokémon. Der Junge, der darin wohnt, kommt auch mindestens einmal am Tag heraus, zwar nur für eine Stunde, doch dann ist er ausschließlich im Training. Steintypen sind seine bevorzugte Pokémonart, und er gilt als ein Experte unter den Trainern. In diesem Moment jedoch wagt sich der Bewohner dieses kleinen, indianisch anmutenden Zelts scheinbar nicht ans „Tageslicht“; es schüttet wie aus Kübeln, es ist wie ein Hohn, gemünzt auf den Namen der Stadt. Doch einen blau uniformierten Mann schreckt das nicht ab, er hastet, einen Schirm mehr schlecht als recht in der rechten Hand haltend, den matschigen Feldweg entlang und bleibt keuchend vor dem Zelt stehen. Dann wischt er sich das Regenwasser aus dem Gesicht, richtet seine kleine, ebenfalls blaue Mütze. „Eilzustellung für…“, er hält inne, schaut sich noch einmal den Brief an, den er mit der Linken vor seine Augen hebt. „…für den Chief! Sind Sie zuhause?“, als Antwort erhält er nur ein müdes Lachen, im Anschluss passiert lange nichts. Unsicher streckt der Postbote den Arm mit dem Brief aus. „Äh… eine Eilzustellung für den Chief!“ – „Hab ich gehört, Mann. Komm rein.“, antwortet eine Stimme von innen, irritiert leistet der Bote dem Folge und betritt das kleine Zelt. Nachdem, was er gehört hat, war hier noch nie jemand drin. Zumindest ist noch nie jemand von hier zurückgekehrt. Was er jedoch im Inneren sieht, lässt ihn die Luft anhalten. Das Tipi ist geräumiger, als man von außen denkt, doch viel Einrichtung gibt es nicht. In der Mitte des Zelts steht ein Pfahl, der die ganze Konstruktion stützt, an diesem Pfahl sitzt ein Junge, der angezogen ist wie ein alter Indianer. Eine Decke umhüllt seine Gestalt, auf seinen strohblonden Haaren sitzt ein Federschmuck. Aus müden Augen blickt der Chief den Boten an, merkt, dass dieser sich umsieht. Weder die indianischen Schnitzereien oder die Lederhäute, noch die schwere Holztruhe im hinteren Teil des Zelts oder die Kalebassen mit Wasser bleiben dem Besucher verborgen. „Na, genug geguckt, Mann? Was gibt’s…“ – „Oh, tut mir leid! Hier.“, schnell wechselt der Brief den Besitzer, der Chief reißt ihn in zwei Hälften, zieht das Schriftstück aus dem Umschlag, faltet beide Seiten auf und hält sie aneinander. Nach einigen Momenten dreht er die eine Seite auf den Kopf. „Falsch rum.“ – „Das ist…eine interessante Methode, Briefe zu öffnen.“, merkt der Bote an. Die Augen des Chiefs wandern zu seiner Frisur, unbehaglich muss der Bote daran denken, was Indianer normalerweise mit Köpfen machen. „…Sinnoh-Region, darum bitte ich dich, zu helfen…“, murmelt der Chief leise, dann steckt er sich beide Hälften des Briefs in den Mund und schluckt sie herunter. „Soll keiner lesen.“, begründet er seine Tat und rappelt sich mühselig hoch. „Da glaubt man, man hat ne Weile Ruhe, und dann sowas… ich glaub, da hilft nur noch eins…“, der Bote kommt sichtlich nicht mehr hinterher. „Was meinst du?“, er zügelt seine Neugier nur mühsam, hätte so viele Fragen, auch dieses ominöse Zelt betreffend. „Na, was schon, Mann?“, eine weitere Antwort erhält der Bote nicht, der Chief packt einen Sack, in welchem sich offenbar Habseligkeiten von ihm befinden, er war schon fertig gepackt. „Man sieht sich.“ – „Halt! Ich würde gern wissen, was…“ – „Manitu würde es nicht gutheißen, wenn ich mich verspäte. Muss los, klar?“, damit schiebt er den Boten aus seinem Zelt, zieht einen Pokéball hervor, wirft ihn durch die Eingangsöffnung. „Du passt auf, solang ich weg bin, ja?“, fragt der Chief, ein leises Grollen dringt aus dem Zelt. „Du weißt, was du zu tun hast, wenn sich jemand unbefugt Zutritt verschaffen will.“ – „Was genau…“, beginnt der Uniformierte, Chief unterbricht ihn gelangweilt.
    „Du fragst und fragst und wirst niemals zufrieden sein, oder? Was tut man, um der Region zu helfen? Was tut man, um Eindringlinge fernzuhalten? Und was ist die universelle Antwort auf Probleme jedweder Art?“ – „Ich verstehe nicht…“ – „Natürlich nicht, Mann, du weißt gar nichts.“, der Bote richtet sich auf und reckt den Kopf. „Ich mag zwar nur ein Postbote sein, aber ich lasse mich nicht…“ – „Ich sage dir, was du tun musst, klar?“, Chief schaut in den Himmel, der Regen wird von der Decke abgehalten, die er sich nun über den Kopf gezogen hat. Danach bleibt er lange so stehen, als würde er mit einer unsichtbaren Macht reden, die nur er hören oder wahrnehmen kann. „Na, ich werd dann mal.“, sagt der Blonde. „Was w…“ – „Mann, wir müssen nur den Manitu hören.“, mit diesen Worten wendet sich der Chief um, verschwindet langsam in den immer dichter werdenden Regenschauern. „Was sollte denn das jetzt?“, murmelt der Bote und wirft einen kurzen Blick auf das Zelt. Erneut kann er dieses unheimliche Grollen hören, hastig macht er sich auf den Heimweg, vergisst beinahe, den Schirm zu öffnen. Was meint dieser merkwürdige Junge nur?
    //
    Es wird Abend, das merke ich daran, dass es langsam abkühlt. Momentan stehe ich keuchend auf dem Sportplatz von Herzhofen, er liegt nur ein kurzes Stück vom Hotel entfernt. Ich stütze die Hände auf meine Knie, hinter mir steht Galagladi und verschränkt die Arme. Tsuname und Garados kämpfen am Rand der Tartanbahn gegeneinander, unterbrechen ihre Übungen immer, wenn ein Läufer vorbeikommt. Erschöpft streiche ich mir über die Stirn, dann drehe ich mich um, strecke den rechten Arm aus, meine Handfläche zeigt auf meinen Schwertkämpfer. Den linken Arm winkele ich an, halte ihn nah am Körper. Kurz drehe ich mich um, Lee und Hagane laufen ihre Runden auf der roten Rennstrecke. Das ist auf Haganes Trainingsplan Schritt eins, ein guter Trainer braucht viel Kondition. Wir werden die nächsten 4 Tage genau so weitermachen, und auf unserer… Mission, oder was auch immer dieser Auftrag für uns ist, kommt das Kampftraining an die Reihe. „Das ist total verrückt.“, höre ich sie keuchen, als sie und ihr Bruder dicht an mir vorbeilaufen, und muss lächeln. Das dachte ich auch früher, wozu muss ich Kondition haben, wenn meine Pokémon kämpfen? Hastig ducke ich mich unter dem ersten Schlag von Galagladi, seine superscharfen Ellbogen verfehlen mich um Haaresbreite. Ich stütze mich mit den Händen auf dem Boden ab, mein Bein beschreibt parallel zum Boden einen Halbkreis, doch Zorro ist ebenfalls zu schnell, springt kurzerhand über mich hinweg. In der Drehung springe ich auf, konzentriere mich, vor meiner Rechten bildet sich eine Wasserkugel, sie gefriert und rast auf die Körpermitte meines Partners zu. Sein nächster Hieb zertrümmert das Eis, es kostet mich meine ganze Kraft, gleichzeitig zurückzuspringen und gleichzeitig das Eis zu verflüssigen, damit ich es weiterhin benutzen kann. Diese Art zu kämpfen verlangt eine extreme Konzentration, das merke ich nicht zum ersten Mal. Dem nächsten Hieb weiche ich mit einem Rückwärtssprung aus, überschlage mich in der Luft, komme auf einem Knie und einer Hand auf, die freie Hand halte ich in die Luft, balle so dort zur Faust, das nun wieder flüssige Wasser, welches irgendwo hinter Galagladi liegt, bildet einen glitzernden Käfig um das Pokémon herum. Es fackelt nicht lange, springt mit enormer Wucht auf mich zu, ich verliere die Kontrolle über das Wasser, als ich ausweiche. Das Wasser regnet in einem kleinen Schauer zu Boden. Danach verlasse ich mich mehr auf meine körperlichen Fähigkeiten, den Kampfstil mit Wasser habe ich noch nicht so wirklich gut drauf. Dann fällt mir etwas ein, kreuze die Arme zu einem X, als Galagladi mit der Faust zuschlägt. Ich werde zurückgedrängt, meine Turnschuhe reißen eine Spur ins Gras, ich kneife die Augen zu. Dann öffne ich sie, lächle Galagladi an. „Nicht übel, aber jetzt fang ich erst an.“, sagt sein Blick. Wassertröpfchen bilden sich in der Luft, meine Gedanken nehmen Gestalt an. Eine glitzernde Eisschicht umschließt meine Arme und Beine, ich spanne die Arme an, stoße den Schwertkämpfer ein gutes Stück zurück. Er legt den Kopf schief.
    „Mal gucken, ob das klappt.“, murmele ich, versuche, das Eis zu komprimieren. Die Schicht wird dünner, es knackt und knistert. Es kostet mich einige Mühe, diesen mentalen Druck auszuüben, doch das Resultat gefällt mir schon ganz gut. Das Eis reicht mir an den Armen bis zu den Ellbogen, meine Finger sind ebenfalls frei, doch Schläge, die ich am Unterarm einstecken würde, würden abgefangen werden. Meine Unterschenkel sind nun ebenfalls geschützt. Schnell spanne ich die Beinmuskeln an, gehe in die Knie, stoße mich ab, fliege auf Zorro zu. Es reißt seine schwertähnlichen Ellbogen vor, nimmt seine typische Kampfpose ein und ist bereit den Schlag abzufangen. Im Sprung habe ich mit dem rechten Bein ausgeholt, es kracht in seine Seite, im nächsten Moment ist es Galagladi, der einige Meter weit über den Boden fliegt, und, Gras, Erde und kleine Steine aufwirbelnd, liegen bleibt. An meinem Bein knackt etwas, ich achte nicht drauf, beende die Drehung in der Luft, komme kurz auf dem Gras auf, springe erneut. Sollte das mein zweiter Sieg gegen den Schwertkämpfer werden? Wir kämpfen nun schon das…ich weiß nicht mehr, wievielte Mal, und erst einmal habe ich gewonnen. Doch als ich gerade vor ihm bin, schnellt er in die Höhe, dreht sich, fast zu schnell für mein Auge, um sich selbst, ist im nächsten Moment verschwunden. Teleport! Alarmiert will ich herumwirbeln, doch er steht schon direkt hinter mir und rammt mir sein Ellbogenschwert durch das linke Bein. Nicht durch das, was ihn verletzt hat, davor hat er Respekt, ich kenne seine Denkweise. Ich stoße einen Schrei aus, das Eis platzt von meinen Armen und Beinen ab, als ich erneut zu Boden gehe. „Du hast gewonnen, du hast gewonnen! Hör auf!“, rufe ich, als er nachsetzt und mir den zweiten Ellbogen an die Kehle setzt. Die Haut wird leicht aufgeritzt, ich spüre es. Seine Schwerter sind so scharf, dass sie sogar Dinge zerschneiden, die noch einige Millimeter entfernt sind.*²
    Zorro erhebt sich, zieht das Schwert aus meinem Bein und verschränkt die Arme wieder, seine Waffen verschwinden. Aus der Wunde dringt noch kein Blut, dafür kam der Stich zu schnell, ich presse eine Hand darauf und ziehe mit der anderen Wasser aus der Erde, welches ich dann mein Bein umschließen lasse. „Mann, ich dachte, ich schaffe das diesmal.“, bedauere ich, in diesem Moment beendet Lee die Laufeinheit und kommt auf mich zu. „Du wirst das schon schaffen, keine Sorge.“, sagt er nur, ich nicke zuversichtlich. So spricht mein Denken: Übung macht die Meisterin. Hagane kommt mit gerötetem Gesicht dazu, sie ist extrem außer Atem. „Was…sollte…der Kampf? Trainer, Gott, ich hasse Lauferei… Trainer kämpfen mit ihren Pokémon zusammen, nicht gegen sie!“, keucht sie und hält sich die Seite. Ich sehe sie an, spüre, wie mein Bein abkühlt und heilt, der Schmerz verschwindet bereits, kaum, dass er sich eingestellt hat. „Nun, wenn ein Pokémon besiegt ist, ist der Kampf zu Ende. So besagen es die Regeln der Ligavereinigung. Und so besagen es ebenfalls die Regeln der Arenaleiter. Doch unsere Gegner sind keine Pokémontrainer, die benutzen sie nur, um zu stehlen, zu entführen und zu töten. Wenn meine Pokémon besiegt werden, will ich dennoch eine Bedrohung darstellen, so leicht ist das. Dein Bruder ist genau so, und mit deinem Training wirst du das auch.“ – „Unmöglich. Ich weiß nicht, wie lange ihr schon trainiert, aber in 4 Tagen ist diese Besprechung, wenn ich das richtig verstanden habe. Bis dahin werde ich doch nicht kämpfen lernen!“ – „Dann müssen wir auf der Reise weitermachen, wohin auch immer sie führen mag.“, entscheidet der Blonde, er hilft mir hoch. Probeweise stelle ich mich auf ein Bein, es funktioniert perfekt, wie immer. „Danke.“ – „Kein Problem.“.
    Ich sehe mich um, Garados und Tsuname sind immer noch im Kampf, scheinen jedoch keine 100% zu geben, dazu mögen sie sich zu sehr. Von allen meinen Pokémon finde ich, dass sie am besten im Team kämpfen; Garados brutale Kraft und Tsunames anmutige Kampfkünste ergänzen sich optimal. Für einige Momente sehe ich ihnen zu, ihre Bewegungen erinnern mich an Tanzschritte. Lächelnd hebe ich zwei Pokébälle. „Das reicht, ihr zwei, ihr seid großartig.“ – „Graaaaarados!“, brüllt das Wasserpokémon, dann verschwindet es in einem roten Lichtblitz. Tsuname neigt leicht das Haupt, bevor ich es ebenfalls zurückrufe. „Wo ist eigentlich Tai?“, will ich wissen und hebe die Brauen. „Er hat doch zugesagt, mit euch zu laufen, oder nicht?“ – „Naja…“, Lee schaut kurz über die Schulter. „Irgendwas gab es Wichtiges zu erledigen, worum es genau geht, erwähnte er nicht. Wir treffen ihn im Hotel wieder.“, weiter kommt er nicht, eine Gruppe Teenager sind gerade auf dem Sportplatz aufgetaucht, einer von ihnen hat einen Fußball hoch in die Luft geschossen, er rast von oben genau auf Lees Kopf zu. Ich sehe, wie einer der Jungs die Hände an den Mund legt und irgendwas ruft. So schnell es möglich ist, gehe ich in die Hocke, springe ab, stütze mich mit beiden Händen auf Lees Schultern ab, durch die Fliehkraft gerate ich in einen Handstand. Viele würden unter der einwirkenden Kraft zusammenbrechen, doch der Blonde merkt, dass irgendwas nicht stimmt, und spannt die Muskeln an, damit ich einen stabilen Halt habe. Mein Shirt rutscht, ich trete mit links nach dem Ball, erwische ihn genau im Flug und befördere ihn zu seinem Besitzer zurück. Dann lasse ich Lee los, überschlage mich einmal und komme auf dem rechten Fuß auf, habe kurz Bedenken… einen verstauchten Knöchel hatte ich schon oft genug. Doch es klappt, und erstauntes Schweigen breitet sich unter den bis eben noch heftig diskutierenden Jungen aus. Einer der Typen kommt herüber, nachdem er den Ball trotz meines Schusses auffangen konnte, er trägt große Handschuhe und ein langärmeliges, gelbes Shirt*³. Zorro beobachtet ihn misstrauisch. „Das war echt n genialer Trick, Kleine.“, ich richte mich auf, überrage ihn um einige Zentimeter. Er schluckt. „Äh, sollte nicht persönlich wirken. Ich wollte nur mal fragen…“, er dreht sich unsicher zu seinen Kumpels um, sie sind alle schätzungsweise zwischen 13 und 19 Jahren alt. Nach einigen Sekunden sieht er mir fest in die Augen.
    „Wollt ihr vielleicht eine Runde mitspielen? Ich sehe, ihr seid Trainer…“ – „Ihr nicht?“ – „Nein, wir nicht. Nicht für jeden Menschen gibt es ein Pokémon. Und daher versuchen wir, unsere Freunde zu unterstützen, wenn sie wichtige Kämpfe haben. Aber viel öfter spielen sie auch mit uns, also gehe ich davon aus, dass Trainer nicht nur Pokémonkampf in der Freizeit machen, oder?“, ich überlege kurz. Ein Fußballspiel? Kondition wäre auch hier gefragt, und eine Art Training wäre das allemal. Rocky will uns erst in 4 Tagen weitere Informationen geben, bis dahin ist also Zeit… Verletzungsgefahr besteht auch keine, weil ich uns sofort wieder gesund werden lassen kann. Lee sieht mich an, ich nicke ihm kurz zu. „Meinetwegen.“, sagt sein Blick. Daraufhin lächele ich dem Jungen vor mir zu. „Alles klar, dann wollen wir mal.“ – „Hey! Ich will nicht!“, ruft Hagane, bedauernd zucke ich die Schultern. „Gut, du darfst dich ausruhen. Überanstreng dich bloß nicht.“ – „Das…“ – „Lass gut sein.“, unterbreche ich sie. „Deine Gesundheit ist für das Kommende wichtig.“, auf diese Worte hin folge ich den Jungen zum Fußballplatz, Lee folgt mir. Wie ich es erwartet habe, kommt seine kleine Schwester hinterher, sie will auf keinen Fall als Weichei gelten. Ehrgeizig ist sie, das ist gut. Das Gras ist ein wenig feucht, wahrscheinlich aufgrund der Abendkühle. Ich ziehe meine Schuhe aus, die Sohlen würden nur unnötig rutschen, da habe ich barfuß bessere Chancen. Der Torwart stellt sich zwischen die beiden Pfosten, hält seine rechte Hand kurz an die Oberlatte, als wolle er prüfen, ob er groß genug sei, auch hohe Bälle abzufangen. Seine Freunde verteilen sich auf der gegenüberliegenden Hälfte. „Die Regeln!“, ruft der Keeper, ich stelle mich ungefähr ins untere Viertel der Mittellinie. „Jeder gegen jeden. Wer ein Tor erzielt, erhält einen Punkt. Der oder die Erste mit zwei Punkten ist raus, darf sich ausruhen und erreicht Runde 2. Jede Runde ist ein weiterer Punkt gefordert, um weiterzukommen. Ich hab Abstoß, es geht sofort los! Fouls sind, wie im richtigen Spiel, verboten!“, ein Mädchen neben mir, mit pechschwarzen Haaren und einem Haarreif auf dem Kopf, zupft ihr blaues T-Shirt zurecht. „Aber wehe, du heulst wieder, wenn du keinen hältst!“, mit diesem Kommentar löst sie leises Gelächter aus, der Junge im Tor wird ernst und zieht sich die Cap ins Gesicht. „Keine Sorge, Sally, das wird nicht passieren.“ – „Letztes Mal ist auch nichts passiert.“, murmelt sie, der Junge neben ihr kichert drauflos. Vielleicht ist es eine Art Witz zwischen ihnen, mal gucken, was der Keeper so draufhat. Er legt sich den Ball vor, schießt ihn mit Anlauf quer über das Feld. Sofort fangen drei der Jungen an, zu rennen, einer der drei springt ab, köpft extrem ungünstig. Der Ball fliegt fast wieder bis zum Torwart, er läuft einige Schritte aus dem Tor heraus. Auf einmal steht Sally vor ihm, stupst mit dem Fuß einmal leicht gegen den Ball, als er aufkommt, er ändert die Richtung und rollt ins Tor. „Nummer eins.“, ruft sie, trabt zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Erstaunt sehe ich den Keeper an, er scheint sich jedoch noch nicht aufzuregen. Dieses Mädchen ist schnell!
    Der zweite Abstoß geht mehr in meine Richtung, ich setze mich in Bewegung, sehe aus dem Augenwinkel Hagane in Richtung Strafraum laufen. Vielleicht hofft sie auf einen erneuten Kopfball. Das Leder prallt auf der Erde auf, ich springe ab, reiße das linke Knie nach vorn, befördere den Ball so weiter von der Gruppe weg, die sich langsam um mich schließt, und will ihm nachsetzen. Lee ist ein wenig schneller als ich, überholt mich, lupft den Ball in die Luft, lässt sich nach hinten fallen, der Ball fliegt in hohem Bogen in Richtung Hagane. Sie sieht den Ball, blickt schnell zum Torwart, welcher erneut aus seinem Kasten herausrennt. „Diesmal nicht!“, ruft er, vollführt einen Hechtsprung, und fischt Lees Schwester den Ball genau vor der Stirn weg. „Mist!“; flucht sie und kehrt ins andere Viertel zurück. Schwer atmend schießt der Junge im Tor ein drittes Mal, er scheint nervös zu sein. Ich beschließe, ihn ein wenig zu testen. Der Ball fliegt hoch über uns, der höchste Punkt seiner Flugbahn beträgt schätzungsweise 10 Meter. Dann fällt er, bei 4 springe ich ab, erreiche ihn bei 3, strecke beide Arme aus, um die Balance zu halten, hole mit dem rechten Bein aus, ziele kurz, und schieße mit voller Kraft in Richtung Tor. Danach hebe ich die Arme über den Kopf, um im Flug eine Stromlinienform zu erhalten, und den Widerstand zu verringern, lande, genau wie vorhin, auf einem Fuß und einer Hand auf dem Boden, den Kopf gesenkt. Als ich den Blick hebe, starren mich Sally und die anderen fassungslos an, Lee steht lächelnd am Strafraum, Hagane murmelt etwas, was verdächtig nach „Angeberin“ klingt. Was soll ich denn sonst tun, mich zurückhalten? Auf meine Beine bin ich mittlerweile wirklich stolz, sowohl auf ihr Aussehen, als auch auf ihre Kraft. Der Weg, den ich dafür beschreiten musste, war alles andere als leicht, doch dank einer guten Freundin habe ich dieses Selbstvertrauen letztendlich entwickeln können.
    „Wie hast du das gemacht?“ – „Habt ihr das gesehen? Das waren mindestens 5 Meter!“ – „Unmöglich!“ – „Hm, du hast was drauf, Schätzchen.“, der letzte Kommentar kommt von Sally, sie beäugt mich kritisch. Außer mir und Hagane gibt es hier keine Mädchen, wahrscheinlich hat sie die Jungs eisern im Griff. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie lange ich dafür trainiert habe.“, entgegne ich, streiche mein Shirt glatt und stemme die Hände in die Hüften. Eine Strähne fällt mir ins Gesicht, ich schiebe sie hinter das linke Ohr. „Punkt für mich, würde ich meinen.“, grinse ich den Keeper an. Dann stocke ich, der Keeper liegt auf Ellbogen und Knien am Boden, doch ich sehe den Ball nicht. Langsam hebt der den Kopf, zwischen seinen Armen liegt der Ball! „Du bist irre, das stimmt… aber so schnell schießt man bei mir kein Tor!“ – „Woa.“, entfährt es Lee, bei der Wucht hätte ich nie erwartet, dass der Typ das hinkriegt. Respekt. Nachdenklich lege ich den Kopf schief. „Hmm. Gut, verschätzt. Weiter geht’s.“



    *: Manchmal denke ich, ich sollte Schauspielerin werden.
    *²:Frag mich nicht, wie das geht, hat irgendwas mit Energieüberschuss zu tun.
    *³: Schon gut. Hose, Schuhe, eine Basecap, das alles hat er auch noch an. Wenn du es ganz genau wissen willst, ist die Hose schwarz und hat Polster am Oberschenkelbereich.


    so, ich freue mich auf alles, von kommis über ratschlägen bishin zu beschwerden oder fragen, bis zum nächsten mal :)
    LG´s
    ~Kori~

  • soo, erneut ist eine woche rum, leider gabs wieder keine kommentare. naja, viel spaß wünsch ich mit


    Kapitel 10
    Die Wege treffen sich


    23.6.2009


    Die Abendsonne taucht den Sportplatz in rosafarbenes Licht. Ich liege, Arme und Beine von mir gestreckt, im Gras und atme schwer. Es war schwer gewesen, immer die nötigen Tore zu schießen, dieser Keeper hatte sich als Genie herausgestellt. Sally jedoch hatte ihre Punkte mit Leichtigkeit erhalten, sie schien ganz genau zu wissen, wie der Torwart tickt. Nach und nach sind immer mehr Spieler rausgeflogen, später waren nur noch Lee, Sally und ich übrig gewesen, ich war völlig verausgabt. Das alles schießt mir in Sekundenschnelle durch den Kopf, im Endeffekt hat das Spiel sehr viel Spaß gemacht, auch ohne, dass ich gewonnen habe. Kondition ist schon immer eine meiner größten Stärken gewesen, aber mit Lee konnte ich noch nie mithalten. Früher hätte ich es vielleicht geschafft, da habe ich bei Bewusstlosigkeit noch eine Art Reserve gehabt, die mich weitermachen ließ, doch diese Fähigkeit besitze ich nicht mehr…*oder zumindest stand ich nicht mehr genug unter Stress, um sie einzusetzen.
    Hagane lässt sich neben mir auf den Hintern fallen und sieht mich an. Ihr Blick wandert von meinen bloßen Füßen zu meinem Gesicht. „Du bist merkwürdig, weißt du das? Welches Mädchen spielt Fußball gegen den eigenen Freund?“, ich lächle sie müde an, meine Haare fallen mir ins Gesicht. „Ich will mich anstrengen, bei allem, was ich tue. Lee weiß, dass ich nur knapp nicht mit ihm mithalten kann, und will sich keine Blöße geben, darum spornt ihn meine Anstrengung immer mit an.“, langsam drehe ich den Kopf, schaue in die vom Abend gefärbten Wolken. War das eine Bemühung ihrerseits, mich besser zu verstehen? „Sag mal…“ – „Was ist?“, hake ich nach, als sie eine Weile geschwiegen hat. Lees Schwester sitzt neben mir, die Arme auf den Knien und das Kinn auf die Arme gestützt. Ihre stahlblauen Haare wehen leicht in einem Luftzug. „Wieso kannst du das alles eigentlich?“ – „Das alles?“, meine Brust hebt und senkt sich bei jedem Atemzug, und ich denke nach. Wie viel kann ich ihr anvertrauen? Sollte ich das überhaupt? „Ausdauer und Stärke erlangt man nur durch jahrelanges Training.“, sie unterbricht mich. „Das meine ich nicht. Es gibt Meister des Kampfsports, und die schaffen keine 3-Meter-Sprünge. Die können nicht mit Wasser rumzaubern wie du, und jemanden, der so schnell ist wie mein Bruder, hab ich auch noch nie gesehen. Wie hast du das gemacht? Du bist doch nicht älter als 18 Jahre, und dennoch sind deine Beine so stark, als hättest du bereits 100 Jahre lang trainiert! Ich will das auch können.“, den letzten Teil flüstert sie. Ich richte mich so weit auf, dass ich mich auf die Ellbogen stützen kann. 100 Jahre? Wie kommt sie darauf? „Wieso gerade ich so stark bin, weiß ich nicht, aber ich hatte einen sehr guten Lehrmeister, vielleicht liegt es daran. Wenn du im Training bist und bleibst, wirst du dich von Tag zu Tag besser fühlen, das verspreche ich dir. Vielleicht ist es nicht dein Schicksal, so hoch springen zu können oder so schnell zu laufen, aber dafür hast du andere Qualitäten, da bin ich sicher. Schau, ein wenig genetisch bedingt ist das auch.“, ich lege mich hin und strecke beide Beine in die Luft, spanne die Bauchmuskeln an, federe nach vorn und komme auf beiden Füßen auf. Dann sehe ich auf Hagane herunter. „Meine Beine sind länger als gewöhnlich, vieles, was ich kann, geht nur deswegen. Die sind schuld.“, sie schaut mir lange in die Augen. Kurz habe ich ein merkwürdiges Gefühl, als ob wir in einer anderen Zeit Schwestern hätten werden können, dann schüttele ich den Kopf. „Ich werde auf jeden Fall dafür sorgen, dass du dich verteidigen kannst.“, dann reiche ich ihr die Hand, erstaunt hebt sie die ihre. Dann, bevor sie sich treffen, zuckt sie zurück, starrt wütend in eine andere Richtung. Auf einmal scheint eine Art Widerstand in ihr zusammen zu fallen, und sie nimmt meine Hand doch, damit ich sie hochziehen kann. Aufmunternd, wie ich hoffe, nicke ich ihr zu und drehe mich dann um.
    „Argh!“, schreit der Torwart, als Lee gekonnt über ihn hinwegspringt und den letzten Punkt holt. „Mist!“, Sally lässt sich ausgepowert ins Gras fallen und bleibt liegen. „Mist, Mist, Mist! Von einem Jungen besiegt!“, regt sie sich auf, der Blonde streicht sich durchs Haar, wie ich es kenne und liebe, und sieht amüsiert auf sie herunter. „Was hätte ich denn sagen sollen? Von einem Mädchen? Nein, ich weiß, dass du gut bist, und habe darum alles gegeben, wäre doch unfair, wenn nicht.“, sagt er. Das Mädchen erwidert nichts, reckt nur einen Daumen in die Höhe. Der Keeper hat sich hochgerappelt, er und seine Freunde beraten sich kurz, es sieht aus, als würden sie die Fehler analysieren, die sie gemacht haben. Ich schätze, das machen sie nach jedem Spiel. Sein Blick sucht den meinen, wortlos hebe ich die Brauen. „Ihr seid wirklich gut, spielt ihr auch oft Fußball?“, will er wissen. Kopfschüttelnd sage ich: „Nein, ich mache das nicht oft, aber danke für das Lob.“ – „Sally respektiert nicht oft jemanden, aber ihr habt es geschafft, sie zu beeindrucken. Wir würden das gerne mal wiederholen, aber erst, wenn wir besser sind.“ – „Sollten wir mal wieder in der Stadt sein, werden wir das auch.“, verspreche ich, rufe Galagladi zurück, welches das Spiel vom Rand aus mit verfolgt hat, und wir wenden uns zum Gehen. „Halt!“, ertönt die Stimme des Mädchens, überrascht bleibe ich stehen. „Ihr seid neu hier.“ – „Stimmt.“ – „Wie wärs, wenn wir zusammen ein Eis essen? Dabei können wir euch ein wenig die Stadt zeigen.“, schlägt sie vor und steht keuchend auf. Ich lege den Kopf schief. „Wahnsinnig gern, aber erst will ich duschen und was Passendes anziehen.“ – „Gute Idee.“, meint einer der Stürmer, ein Typ mit grünen Haaren, der bisher nichts gesagt hat. „Das Eis oder das Umziehen?“, frage ich und er wird rot. Der Keeper zieht seine Handschuhe aus. „Naja, wenns darum geht, können wir auch ins Dampfbad, der Service soll genial sein, und sauber wird man da auch.“, ich sehe an ihm herunter, überall hat er Erd- oder Grasflecken an seiner Kleidung. Eins muss man ihm lassen, er ist mit vollem Einsatz dabei. „Was meint ihr?“, fragt Hagane ihren Bruder und mich, ich fühle so etwas wie Erleichterung. Scheint so, als würde sich die Beziehung zwischen ihr und mir doch langsam verbessern. Genau wie damals zu… ach, meine Gedanken schweifen ab, ich reiße mich zusammen. „Klingt gut.“, erwidert Lee, ich nicke zustimmend. „Alles klar!“, fröhlich dreht sich der Keeper um und geht voraus, Sally geht neben ihm her, wir anderen folgen ihm. Flüsternd beuge ich mich zu meinem Freund und seiner Schwester herüber. „Kein Wort von Rocky, denkt dran!“ – „Klaro.“ – „Naja, die sehen mir nicht aus wie Spione von Team Rocket.“, wirft das Mädchen mit den stahlblauen Haaren ein. „Man kann nie vorsichtig genug sein. Natürlich sind das keine Spione, aber wenn die zuhause was ausplaudern, und die Mutter es beim Kaffee mit Freundinnen weitererzählt, oder der Vater im Büro, oder was weiß ich…“ – „Schon verstanden, unschöne Zufälle kann es immer geben.“, Hagane sieht nach vorn und scheint nachzudenken.
    Auf dem Weg unterhalte ich mich mit einigen von den Spielern, später auch mit Sally und dem Keeper. Scheinbar sind die beiden Geschwister, das erklärt, wieso sie ihn so gut einschätzen kann und die ganzen Tore geschossen hat. „Er hat sich mal als Kind das linke Bein gebrochen, darum springt er lieber mit rechts ab. Aus dem Grund steht er nicht mittig im Tor, das kann man ausnutzen.“, berichtet sie. Lee hebt eine Braue. „Hm, ich dachte das läge an seiner Spinnenphobie, da saß ein kleines Webarak am Pfosten neben ihm.“ – „Ne, sowas hat er nicht, leider! Ich halte nämlich gern kleine Pokémon zuhause, auch wenn ich keine Trainerin bin.“ – „Achso.“, ich muss lachen. Typisch Lee, er hat alles analysiert, was auf dem Feld passiert ist. Mir ging es größtenteils um den Spaß, darum habe ich mich treiben lassen. Staunend folge ich Sally und ihrem Bruder durch diese Megastadt, es gibt dermaßen viel zu sehen, dass ich die ganze Zeit über Angst habe, was zu verpassen, wenn ich nicht in jedes Kaufhaus, Restaurant oder Museum hineingehe, welches wir passieren. Sally kommt mit den Erklärungen der Gebäude kaum hinterher. Wolkenkratzer stehen dicht an dicht, von der friedlichen Atmosphäre des Sportplatzes im Park ist nichts mehr zu spüren, das hier ist der Großstadtdschungel. An einer Ampel bleiben wir stehen, mehrere vierspurige Straßen münden in einer gigantischen Kreuzung. All diese Menschen überall… sie tragen Anzüge, T-Shirts, Kleider, Röcke, scheinen sich entweder zu freuen, mit Freunden Spaß zu haben, zu einem wichtigen Termin zu müssen oder einfach nur zu bummeln. Nach einer halben Stunde haben wir einen etwas stilleren Bereich der Stadt gekommen, nahe am Stadtrand gelegen. Zwischen zwei Restaurants eingebettet liegt das Herzhofen Dampfbad, das Haus ist in japanischem Stil errichtet, was mir wirklich gut gefällt. „Scheint, als wäre das wie für mich gemacht.“; murmele ich und Folge Sally durch das massive Eichenholztor.
    Wenig später sitzen Sally, Hagane und ich in einer heißen Quelle, von einer Veranda aus kann man unter dem Sternenhimmel im herrlich heißen Wasser entspannen. Der Bereich für die Jungs ist mit einer ungefähr 3 Meter hohen Mauer abgetrennt, ich weiß jedoch, dass Lee ohnehin nicht dabei ist. Er mag es nicht, zu viel Gesellschaft um sich zu haben. Seufzend lege ich die Arme links und rechts auf die Steine, die die Quelle abgrenzen. „Das tut gut!“ – „Jap, nirgends kann man in dieser Stadt so schön die Seele baumeln lassen wie hier.“, bestätigt Sally, erhebt sich, wickelt sich ein Handtuch um den Körper und setzt sich auf den Beckenrand. „Wohnst du in der Nähe?“, will Hagane wissen. „Ja, jedenfalls, wenn man 5 Kilometer als Nähe bezeichnen kann. Unser Haus steht in einem der Vororte, wir brauchen etwa ne Dreiviertelstunde von zuhause bis zum Fußballplatz. Aber den Weg gehe ich gern, ich hab ja unseren Torwart zum Reden.“ – „Ihr kommt gut miteinander aus.“, bemerkt Lees Schwester. Sally lacht leise. „Ja, aber wehe, du sagst das jemandem. Es gibt niemanden, dem ich mehr vertraue als ihm.“ – „Keine Sorge, ich rede mit keinem darüber.“, verspricht sie. Dann senkt sie den Kopf. „Ich wünschte, ich hätte auch so ein enges Verhältnis zu meinem Bruder. Das hast du nicht gehört, klar?“, spricht sie mich an, erschrocken schüttele ich den Kopf. Dann jedoch muss ich lächeln, als sie weiter miteinander reden. Ich dachte, sie wäre nur eine kleine Zicke, aber im Grunde wünscht sie sich nur mehr Aufmerksamkeit von Lee… er sollte es erfahren, befinde ich. Hinter dem Teich stehen einige Bäume, links von mir ist die Trennwand, ungefähr 15 Meter rechts die Gartenmauer des Dampfbads. Außer uns ist momentan keiner hier, scheinbar ist vielen Leuten ein pünktliches Abendessen wichtiger als ein erfrischendes Bad. Naja… vielleicht baden sie auch zuhause, aber meiner Meinung nach ist so ein Dampfbad mal eine schöne Abwechslung. Ich höre die Fußballspieler drüben lachen, wahrscheinlich machen sie Witze, über die man nur lachen kann, wenn man a) zu viel Testosteron oder b) einen extrem kindlichen Sinn für Humor hat. Ich bin nicht jungsfeindlich oder so, aber Lee ist einmalig, und so ruhig und besonnen sind nicht viele Typen. Wahrscheinlich sitzt er jetzt auf der anderen Seite der Gartenmauer, den Kopf zurückgelegt, und sieht die Sterne an, genau so, wie ich es gerade tue. „Sag mal, Hagane…“ – „Ja?“ – „Kennst du einen Typen, der sich ausschließlich rot kleidet und rote Haare hat?“ – „Nö. Wieso?“ – „Hm. Er ist ein guter Freund von Lee, ich dachte, die kennen sich vielleicht schon eine Weile.“, an dieser Stelle muss ich kichern, denn mir fällt ein, dass Pay momentan Lilith am Hals hat, vielleicht sogar wörtlich… dabei hat er eine Mordsangst vor ihr, möchte ich wetten. Die beiden wollten in Richtung Hoenn-Region reisen, als ich sie das letzte Mal sah. Okay, das ist schon eine Weile her, vielleicht sind sie schon lange wieder zurück. „Ich denke auch. Als er noch zuhause war, kam nie einer, auf den die Beschreibung passen würde, zu Besuch oder so.“, antwortet Lees Schwester. Mein Blick bleibt an einem Bambusrohr hängen, welches aus einem der Steine hervorragt. Es ist leicht nach oben gekippt. „Ich wette…“, murmele ich, erhebe mich, wickele mir mein eigenes Handtuch um, und gehe einige Schritte nach links. Dann strecke ich den Arm aus, halte mit dem anderen das Handtuch fest, und kippe das Rohr nach unten. Wasser fließt in regelmäßigen Abständen heraus, ab und zu kippt es jedoch wieder in seine Ausgangsposition, bis es erneut einen Schwall ausstößt. „Das ist eine Art Wasserhahn!“, erklärt Sally, die mich beobachtet hat. „Ich mag diese japanische Kunst… ich glaube, hierher komme ich noch öfter.“, sage ich lächelnd und drehe mich um. Dann halte ich inne. Irgendwas stimmt nicht, die Geräuschkulisse hat sich verändert. Vorher war noch Vogelgezwitscher zu hören, das Rauschen der Bäume, ab und zu ein vorbeifahrendes Auto oder ein Passant, dazu das Plätschern des Wassers… aber da fehlt was. Ich lege den Kopf schief. „Stimmt was nicht?“, will Sally wissen und sieht mich durch den feinen Nebel, der vom Wasser aufsteigt, an. „Ich bin nicht sicher.“, antworte ich, ob es Gefahr bedeutet, weiß ich nicht. Wenn ich nur wüsste, was es ist! „Vergiss…“, fange ich an, dann fällt es mir ein. Im anderen, den Jungs zugeteilten Bereich, ist es verdächtig still. Mehrere Möglichkeiten schießen mir durch den Kopf, angefangen bei einem Angriff von Team Rocket, den ich aufgrund von Geräuschlosigkeit ausschließe, über mehrere merkwürdige Vorfälle, in denen abgetrennte Gliedmaßen eine nicht unbedeutende Rolle spielen, bis hin zu der gänzlich unwirklichen Vermutung, sie wären einfach von einer auf die andere Sekunde ruhige, nachdenkliche Eremiten geworden, die im Wasser sitzen und meditieren. „Hm.“, mache ich, fahre fort: „Die Jungs sind so still.“ – „Sind sie sonst nie.“, entgegnet die Schwarzhaarige stirnrunzelnd. Ich drehe mich um, schaue nachdenklich die Mauer an. Was ist dort vorgefallen? „Die spielen wahrscheinlich verstecken.“, grinst Hagane, ich schüttele ernst den Kopf. „Nein, dann würden wir einen bis 10 zählen hören.“ – „Ich kenn das nur mit 100.“ – „Das sind Jungs, Hagane.“, daraufhin starrt sie mich eine Weile an, fängt dann an, zu kichern, steigert sich in einen Lachanfall hinein, bis sie merkt, was sie tut, sich räuspert und verlegen wegsieht. Der Dampf, der vom Wasser aufsteigt, wird von einem Windstoß geteilt, nun habe ich klare Sicht auf die Mauern.
    Und was ich dann sehe, weckt eine Art tief schlafende Wut in mir. Die haben es doch tatsächlich geschafft, sich irgendwie an der Mauer hochzuziehen! Natürlich sind sie dabei still, das erklärt alles. Fassungslos sehe ich sie an, scheinbar sind das nur die Stürmer, der Keeper scheint noch sowas wie Anstand zu kennen. Momentan halte ich das Handtuch mit beiden Händen, fasse einen Entschluss. ‚Sagt Sayonara zu euren Gehirnen, baka!‘, denke ich und lasse das Handtuch fallen. „Das macht ein Eis pro Nase!“, rufe ich, kurz darauf ist die Mauer leer, zufrieden höre ich es 8 Mal platschen. Sally brüllt vor Lachen, Hagane hat sich bis zur Nase ins Wasser sinken lassen. „Blubb… willst du die einfach so davonkommen lassen?“, fragt sie, ihr Gesicht ist vom heißen Wasser und vor Zorn gerötet. „Das ist absolut… Argh!“, ihr fehlen die Worte, allerdings lächele ich nur. „Nein, will ich nicht.“, erwidere ich und schließe die Augen. Dann erspüren meine Fähigkeiten die Quelle im Jungsbereich, ich strecke die Hände in Richtung Mauer aus, balle sie zu Fäusten, in meinen Gedanken gefriert das Wasser. Auf der anderen Seite knackt es laut. „Ahhh!“ – „Helft uns!“ – „Das ist kaaaaalt!“ – „Verdammt!“, die Schreie sind bis zu uns zu hören, sie ersterben nur langsam. „Das wird sie abkühlen.“*² – „Was hast du getan?“, fragt Sally erstaunt, bevor ich antworte, wringe ich das nasse Handtuch aus und schlinge es mir um Brust und Unterleib. „In der griechischen Mythologie hat Aktaion, ein großer Jäger seiner Zeit, eine Grotte gefunden, in der er Artemis, eine Göttin, nackt beim Bad gesehen hat. Er wurde grausam bestraft.“, antworte ich, woraufhin die Schwarzhaarige den Blick auf die Mauer richtet. „Moment, vergleichst du dich mit einer Göttin?“, will Hagane wissen, ich beiße mir auf die Unterlippe. „Nein, ich wollte nur…“ – „Würd ich auch, bei dem Körper… warte, aber mein Bruder…“ – „Er ist nicht in der Quelle gewesen, keine Sorge.“, unterbreche ich sie, Sally entspannt sich wieder. „Geht es euch gut?“, ruft sie herüber, kann ein Lachen kaum mehr unterdrücken. „Nein! Das Wasser ist gefroren! Ich will zu meiner Mama!“ – „Wa…“, mitten im Wort stockt sie und sieht mich an. „Wie hast du das gemacht?“, will sie wissen, woraufhin ich eine Hand auf unser Becken richte, ihn langsam in die Luft hebe. Eine Wasserkugel löst sich aus der Quelle und folgt meiner Bewegung. Ich zucke die Schultern, halte wieder mein Handtuch fest, die Kugel fällt mit einem Platschen ins Wasser zurück. „Wow.“, flüstert das Mädchen. „Das dachte ich auch damals… und auch heute noch, immer wieder. Diese Fähigkeit ist der Hammer.“, entgegne ich, in meinen Gedanken wird das Wasser auf der anderen Seite wieder flüssig und heiß. Ich höre Eis splittern, erneute Aufschreie, und weiß, dass es geglückt ist.
    „Naja, wozu soll ich es verheimlichen, du hast sicher die Zeitung gelesen…“ – „Welche Z…warte. DU bist Maria Jou!“, ruft sie und sieht an mir herunter. Das nasse Handtuch betont meine Kurven eher, als dass es sie verdeckt. Ich hätte es wissen sollen, von dieser Geschichte damals werde ich nie loskommen. „Was da alles über mich verbreitet wurde, weiß ich schon lange nicht mehr zu überblicken, aber Fakt ist, dass ich der internationalen Polizei geholfen habe, einen Plan von Team Rocket und Galaktik zu durchkreuzen.“, das entsprach nicht ganz der Wahrheit, die internationale Polizei hatte mich so gar nicht interessiert, ich hatte einem Freund geholfen, den ich verloren habe. Im Gegenzug bekam ich von einem mächtigen magischen Gegenstand diese Fähigkeiten verliehen, doch das sage ich nicht. In den Zeitungen stand allerhand über mich, weil irgendwer, vielleicht ein maskierter Galaktiker, zur Presse gegangen ist und furchtbar ausgepackt hat. Viele denken darum heutzutage, ich hätte diese Kraft wegen eines fehlgeschlagenen Experiments, bei dem ich Testperson war. Ich hasse es, zu viel Aufmerksamkeit zu bekommen. „Aber das, was du da kannst, das ist Wahnsinn! Dann war das mit der Göttin…“ – „Ich bin keine Göttin. Du hast Recht, diese Gabe ist was Besonderes, doch dazu muss ich sie erst vollständig kontrollieren können. Dass das mit dem Eis geklappt hat, ist nur meiner Wut zu verdanken gewesen, mit starken Gefühlen kann ich das leichter. Es gibt noch so viel zu lernen…“, den letzten Teil murmele ich, bin aber insgeheim überrascht, dass ich eine ganze Quelle einfrieren konnte, ohne es zu versauen. Es geht immer besser, sage ich mir. Erneut nehme ich das Handtuch ab und lasse mich ins heiße Nass sinken.
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    Herzhofen, Innenstadt
    Tai hatte nach einem Sportgeschäft gesucht, seine Trainingsausrüstung braucht eine kleine Aufbereitung. Nun schlendert er durch die immer noch stark belebten Straßen, und versucht, das Hotel wieder zu finden. „Herzhofen…was war das? Grande? Oder Heart Grande? Oder…“, murmelt er vor sich hin und überlegt. Er merkt nicht, dass er mehr auf seinen Weg achten sollte, bis er vor einem Blumenladen in ein rothaariges Mädchen hineinläuft. Er selbst verfügt über bemerkenswerte Muskeln, daher kann er seine Balance halten, doch die Rothaarige prallt zurück und fällt auf den Hintern. „Aua! Mon Dieu, was für ain unge´obeltes Ver´alten!“, schimpft sie und rappelt sich hoch, klopft sich mit einer Hand den Straßenstaub aus den Kleidern. „Tut mir leid, ich hab nicht…“, er setzt zu einer Entschuldigung an, doch sie schneidet ihm wütend das Wort ab. Ihre hellgrünen Augen blitzen. „Nischt auf den Wäg gäachtet, was? Wie wäre es, wänn Typen wie du, die offenbar nieschts bässeres ssu tun ´abän, als Passanten umssurämpeln, sich einmal ganz…“ – „Hey, ich sagte doch, es tut mir leid! Ich hab den Weg zu meinem Hotel vergessen und bin in Gedanken gewesen!“, der Braunhaarige fühlt sich extrem unwohl, dieses Mädchen ist ihm zu aufbrausend. Wie kommt er jetzt schnell aus dieser Geschichte raus? „Dann scheint dein Gä´irn auch niescht mehr korrekt ssu funktionierän, non?“ – „Ich…“, Tai weiß nicht mehr, was er sagen soll, so beleidigend war noch nie jemand zu ihm gewesen. Klar, sein Großvater war immer sehr streng, doch auch gerecht. Das, was dieses Mädchen ihm an den Kopf wirft, ist schon sehr hart, aus seiner Sicht. „Ich muss Maria und die anderen finden!“, sagt er zu sich selbst, und will sich vorbeidrängeln. Die Rothaarige hält inne. Dann packt sie ihn am Arm. „´ast du da gerade „Maria“ gäsagt?“ – „Ja, sie kennt den Weg zum Hotel, da bin ich sicher.“ – „Maria Jou?“ – „Äh…“, Tai versucht, sich daran zu erinnern, wann und ob sie ihm ihren Nachnamen genannt hat. „Ich glaube ja.“ – „Oh, je suis désolee, isch wusstä niescht, dass du ain Freund von ihr bist.“ – „Naja, Freund ist übertrieben… warte, du kennst sie?“, will er überrascht wissen, sie schüttelt allerdings den Kopf. „Non, isch ´abe nur ainmal gägen sie gekämpft, aber sie ist eine Trainerin, wie es sie kein sswaitäs Mal gibt. Isch ´offä, sie ssu träffen.“, dem Mädchen scheint etwas einzufallen. „Viellaischt sind wir sogar aus demsälben Grund ´ier, möschte ich vermutän.“ – „Aber eben wolltest du mich noch halb umbringen, und jetzt…“ – „Ach, versseih der lieben Kuré diesen klainän Scherss. Iesch ´abä nischts gägän gute Trainär, und so einär musst du sain, wenn du mit Maria Jou unterwägs bist.“, sie hält Tai eine Hand hin, er nimmt sie zögerlich und schlägt ein. „Isch schüttäle die ´And einäs Totän.“, flüstert sie dann und zwinkert ihm vergnügt zu. „Rieschte ihr ainän schönän Gruß aus, von Kuré, Chérie. Man sieht sisch.“, mit diesen Worten verschwindet sie in der Menge und lässt Tai total verstört zurück. Er starrt seine Hand an, während die Passanten einen Bogen um ihn machen. „Eines Toten? Was ist denn mit der los?!“, kopfschüttelnd setzt er seinen Weg fort. Wie kann man nur eine Stimme haben, die nach Musik klingt, und dennoch so grobe Sachen von sich geben? „Verstehe einer die Mädchen!“, seufzt er.
    Er bemerkt den Typen nicht, der sich auf der Bank, neben der sich Kuré und Tai unterhalten haben, unnatürlich lange die Schuhe zugebunden hat. Es ist ein Mann in einem schwarzen Mantel, der außerdem eine schwarze Sinnenbrille trägt, Muskelberge zeichnen sich unter dem Leder ab. Der Mann richtet sich auf. „Aus demselbn Grund? Mei, möchte ger ma wissn, was für a Grund es ist! Das erzähl I am besten glei Riley.“
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    Herzhofen, Grande-Hotel
    „Wenn wir unseren Saft wollen, Riley, was bedeutet das?“ – „Madame: absolut unverzüglich, soll heißen, keine halbe Stunde Wartezeit oder Verzögerungen aufgrund meiner Unfähigkeit. Gerührt, exakt 33% Fruchtanteil, dennoch so, dass Ihr ohne Probleme trinken könnt.“ – „Richtig. Und wo ist unser Saft jetzt?“ – „Madame…“ – „Wir sind nicht erfreut, Riley.“ – „Ich weiß. Ich erwarte meine Bestrafung.“, das blonde Mädchen schüttelt sanft den Kopf. „Das wird nicht nötig sein. Aber wir wünschen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt.“ – „Vielen Dank, Madame.“ – „Er ist entschuldigt.“, sie winkt ab, Riley, ein Mann um die 30, er hebt sich, nachdem er 5 Minuten vor ihr gekniet hatte. Er richtet seine schwarze Krawatte, die perfekt zu seinem maßgeschneiderten Anzug passt, und setzt eine schwarze Sonnenbrille auf. Das Hotelzimmer ist groß, doch das Doppelbett ist mit nur einem Kopfkissen bestückt, was vermuten lässt, dass das Mädchen mit den blonden Haaren niemanden außer sich dort wünscht. Die Tür geht auf. „Mylady!“, ruft ein weiterer Mann, der identisch gekleidet ist, wie sein Kollege. „Was will Er?“ – „Mei, woaß net, aba in der Stadt meint so ei Maderl, diase Maria wär hier in Herzhoafn, wissen Sie…“ – „Das wissen Wir, Officer Rocky erwähnte es in dem Brief, den Wir erhielten.“ – „Mei, aber es schauts aus, als würd sie hier im Hoatel wohnen!“ – „Ah.“, die Blonde tritt zum Fenster, ihre weiße, ärmellose Bluse raschelt leise. „Sieht so aus, als würden wir doch in den Genuss einer Unterhaltung kommen, oder?“ – „Wenn Mylady Eva es wünschen, werden wir das arrangieren.“, sagt der kleinere von beiden Leibwächtern, Riley. „Kommen Sie, Mister Anderson.“. Eva lächelt leise. „Lange nicht gesehen, Maria… wir freuen uns auf ein Wiedersehen.“, aus dem Schatten eines Kleiderschranks tritt ein Simsala hervor, welches die Löffel hebt und die Augen schließt. Die Bettdecke schwebt in die Luft, Eva legt sich hin. „Danke.“
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    Kraterberg, Ostseite
    „Kannst du etwa nicht mehr?“ – „Verarsch mich nicht, ich habe nicht so viel Ausdauer!“, keucht Lilith, Pay dreht sich erstaunt um und hört auf, zu rennen. Sie sind schon seit Stunden auf den Beinen, doch Müdigkeit verspürt er nicht. „Verarsch mich nicht? Ein normaler Satz? Ich dachte, da kommt wieder sowas Komisches, wo einen Albträume heimsuchen, wenn man nur daran denkt.“ – „Ich weiß nicht, was du meinst!“ – „Hm. Sieht aus, als hätte sie manchmal auch normale Phasen.“, murmelt der Rothaarige. Lilith bleibt stehen und stützt die Hände auf die Knie. „Ich…brauche…eine…Pause.“ – „Die können wir machen, wenn wir in Herzhofen sind! Wieso folgst du mir überhaupt?“, daraufhin lächelt sie nur und sieht den Trainer an. „Damit du nicht so allein bist.“, flüstert sie, Pay beißt die Zähne zusammen und weicht zurück. „Zu früh gefreut, ich merk schon!“, entfährt es ihm, doch Lilith geht schon wieder voraus. Der Weg ist felsig, und mehr als einmal müssen die beiden an Erdrutschen vorbei, über kleine Schluchten hinwegspringen oder auf schlammigen Untergrund aufpassen, was bei der Dunkelheit der Nacht nicht allzu leicht ist. Der Schwarzhaarigen scheint es nichts auszumachen, dass ihre Füße schmutzig werden, sie findet dennoch mit traumwandlerischer Sicherheit den Weg, als wäre sie ihn schon millionen Mal gegangen. Auf einmal dreht sie sich um. „Hörst du das?“, murmelt sie und geht ein paar Schritte zurück, steht nun direkt vor dem Feuertrainer. Dieser schließt die Augen, damit er akustisch bessere Signale empfangen kann. Dann schüttelt er den Kopf und öffnet sie wieder, guckt direkt in Liliths Augen. „Boah, erschreck mich nich so!“, wieder will er zurückweichen, steht jedoch mit dem Rücken auf einmal an einer Felswand. Lilith kommt immer näher. „Ich auch nicht. Ist das nicht schön?“, flüstert sie und ergreift seine Hand. „Geh weg!“ – „Oh, du bist ja so gemein…“, der Glanz in ihren Augen lässt Pay darauf schließen, dass er von ihr aus gern noch viel gemeiner sein dürfte, weiter möchte er darüber lieber nicht nachdenken. Er schüttelt sie ab und rennt los, sie rennt trotz ihres hinderlichen, langen Kleides erstaunlich schnell hinterher. Ihre langen, schwarzen Haare wehen nach hinten. „Verdammt, ich komm nich mehr klar! Wieso is die so schnell, eben war die doch voll ausgepowert!“, Pay springt über einen weiteren Spalt in der Erde, Lilith macht es ihm nach. Nachdem sie noch eine Weile im Laufschritt verbracht haben, ist es still um den Rothaarigen herum, unsicher sieht er über die Schulter.
    Lilith ist verschwunden. „Bin ich die los? Kaum zu fassn.“, sagt er und will weiter. Auf einmal bleibt sein rechter Knöchel hängen, er stolpert und fällt hin, verliert dabei sein Gepäck.. „Was…“, als er hinter sich sieht, merkt er, dass eine zierliche Hand sich um seinen Knöchel klammert. „WIE KOMMST DU DENN SO SCHNELL HIERHIN?!?“, brüllt er, als Lilith sich langsam erhebt und sich auf seinen Rücken setzt. Er versucht, aufzustehen, sie verlagert ihr Gewicht. Der Mond scheint auf sie herab. „So viel Kraft…“ – „Was willste denn jetzt, wir müssen weiter!“ – „Was ich will? Ich will spielen.“, haucht sie. „Für sowas ist jetzt echt keine Zeit, runter von mir!“ – „Lilith kann nicht mehr.“ – „Hab ich fast befürchtet. Die macht mich noch fertig.“, seufzt der Rothaarige und steht mühsam auf, das Mädchen auf seinem Rücken wiegt jedoch quasi nichts, im Vergleich zu den Gewichten, mit denen er sonst trainiert. Sie schmiegt sich an ihn, schlingt die Arme um seinen Hals, er befürchtet, dass sie ihn in jeder Sekunde blitzartig erwürgen könnte. Dennoch muss er zugeben, dass sie um einiges komfortabler ist als sein Rucksack, auch, wenn auch sein Rucksack nicht halb so unheimlich ist. „Warum immer ich?“, will er wissen, Liliths linker Arm löst sich von ihm, sie streichelt seine Schulter. „Lass das! Ich trag dich, aber hör auf, hier rumzumolesten!“ – „So ein starker Junge…“ – „Argh!“ – „Schon gut, ich bin still.“, haucht das Mädchen, lehnt den Kopf an seine Schulter und schließt die Augen.
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    Herzhofen, Dampfbad
    Ich streife mir frische Unterwäsche und ein neues Shirt über, es ist zwar obenrum etwas eng, aber die Farbe gefällt mir: weiß mit drei blauen Streifen, die ein Z bilden. Danach folgen die Jeanshotpants, ich trockne mir, so gut es geht, die Haare, und warte im Ankleideraum auf Hagane und Sally. Dank meiner Fähigkeit könnte ich das Wasser auch einfacher loswerden, aber gegen ein bisschen Feuchtigkeit in der Frisur hab ich nichts. „So, können wir?“, will Lees Schwester kurze Zeit später wissen, als sie und Sally ebenfalls fertig sind. Wir gehen einen hellen Parkettboden entlang, ich sehe im Empfangsraum, dass die Jungs schon draußen bereit stehen. Einer bekommt Nasenbluten, als er mich sieht, ich muss ein Lächeln unterdrücken. Mehrere der Jungen haben nun dicke Pullis an. „Ist euch kalt?“, frage ich mit zuckersüßer Stimme, sehe mich kurz um, wo Lee wohl steckt. „Die anderen haben scheinbar eine Art Albtraum gehabt.“; beginnt der Keeper, ihm scheint es gut zu gehen. „Angeblich ist das Quellwasser zu Eis gefroren, aber bei euch scheint alles okay zu sein.“ – „Hmm, vielleicht war das eine Strafe für begangene Sünden, könnt ihr euch an irgendeine Sünde erinnern?“, grinst Sally, das Nasenbluten des einen verstärkt sich, sein Blick zuckt immer wieder zu mir. „Habt ihr für morgen schon was vor?“, hilft der Keeper seinen Freunden über die folgende peinliche Pause hinweg, ich sende den Stürmern nacheinander jeweils einen Blick, der ihnen für den wiederholten Fall, dass ich sie beim Spannen erwische, eine entsprechende Behandlung verspricht.*³. „Habt ihr Lee gesehen?“, will ich wissen, die Stürmer schütteln den Kopf. Einer murmelt etwas wie „Der hätte uns sicher zweimal den Hals umgedreht“, vielleicht habe ich mich auch getäuscht, aber so klang das. Und damit liegt er, glaube ich, gar nicht so falsch. „Bisher noch nicht, in 4 Tagen haben wir erst was geplant.“ – „Alles klar, wie wärs, wenn wir morgen wieder zusammen spielen?“ – „Klingt super!“, antworte ich begeistert, ich mag körperliche Ertüchtigung wirklich gern. Hagane stöhnt leise. „Was sagt ihr zu 10 Uhr? Dann ist dort auch nichts los, wir haben den Platz für uns.“ – „Alles klar… aber ich spreche nicht für uns alle.“, erwidere ich und sehe Hagane an. „Was meinst du?“, hinter ihrer Stirn rasen die Gedanken, ich merke jedoch, dass sie sich wünscht, stärker zu werden, darum wird sie das Angebot annehmen. „Hm, von mir aus.“ – „Lee und Tai kommen eventuell auch wieder mit, ich werde die beiden fragen.“ – „Tai?“ – „Ja, er ist eigentlich auch mit uns unterwegs, doch er hatte in der Stadt zu tun, darum war er nicht dabei.“ – „Achso, okay, gern, je mehr, umso lustiger.“, stimmt Sally zu. Wir verabschieden uns fürs Erste, während wir uns in Richtung Hotel auf den Weg machen, winke ich unseren neuen Freunden, bis sie hinter einer Biegung verschwinden.
    „Ah, ihr seid fertig?“, ich spüre, wie sich zwei Hände auf meine Schultern liegen, spanne die Muskeln an, werde jedoch wieder ruhig, als ich die Stimme höre. „Jap, wo warst du?“, will ich von Lee wissen, gehe dabei weiter, er nimmt die rechte Hand weg und geht neben mir her, die Linke bleibt da, wo sie ist. „Du scheinst dich mit Hagane mittlerweile besser zu verstehen, oder?“, flüstert er mir ins Ohr, ich sehe Lee an. „Ja, ich schätze, wir gewöhnen uns aneinander.“ – „Was war denn eben los, ich hab Schreie gehört.“ – „Ach, ich musste den Jungs mal zeigen, dass es Dinge gibt, die man Mädchen besser nicht abguckt.“, er sieht besorgt aus. „Gilt das auch für mich?“ – „Hm…“, ich tue so, als müsste ich überlegen. „Nein, für dich nicht.“, im Hotel jedoch wartet eine weitere Überraschung auf mich.


    *: Klar, ich hätte auch meine Beine stärken können, aber irgendwelche magischen Fähigkeiten gehören aus meiner Sicht nicht in ehrenhafte Wettbewerbe wie Fußballspiele.
    *²: Ab jetzt würde ich, wenn ich du wäre, davon absehen, bei Mädchen zu spannen. Genau das könnte passieren.
    *³: Nämlich ein beispielloses Blutbad. Angerichtet von mir.


    ich freue mich auf kommis, hoffe, ihr hattet keine langeweile :P
    LG´s
    ~Kori~

  • so, tut mir leid, dass ich so spät dran bin, hatte einiges zu tun doch nun bin ich wieder da, mit einem neuen kapitel in einer neuen woche. viel spaß beim lesen :)


    Kapitel 11
    Heiß!


    24.6.2009


    Eva braucht, wie immer, extrem lange, um sich für den kommenden Tag frisch zu machen. Allein 30 Minuten lang wäscht sie ihr Haar, welches ihr sogar bis über die Taille fällt, bevor sie zufrieden ist. An diesem Morgen jedoch ist sie nicht ganz bei der Sache, andauernd denkt sie über den Brief von Officer Rocky nach. Die Sinnoh-Region sei in großer Gefahr, heißt es dort, und Eva werde dringend gebraucht. Sinnoh ist ihre Heimat, darum würde Eva nie zulassen, dass etwas geschieht, nach außen hin tut sie zwar gern so, als würde sie nichts wirklich interessieren, im Grunde jedoch ist sie mit Herz und Seele dabei. Nachdenklich steht sie im Bad ihres Hotelzimmers, welches wirklich erstaunlich gut ausgestattet ist, und betrachtet sich im Spiegel. Ihre Mutter wäre stolz auf sie gewesen, langes Haar stand in ihren Augen für Schönheit. „Mylady, seids Ihr foatig?“, tönt es von außen, sie seufzt kurz und ruft: „Ja, Anderson, Wir sind gleich soweit.“, und kleidet sich an. Eine grüne, langärmlige Bluse und ein gleichfarbiger, langer Rock scheinen ihr gut zum Sommer zu passen, ihre Haare werden von einem roten Reif gebändigt. Hoch erhobenen Hauptes verlässt sie das Badezimmer und sieht sich um. Die Sonne scheint schon in den Raum. Anderson und Riley, ihre Leibwächter, stehen zu beiden Seiten der Zimmertür und warten auf sie. „Mylady haben sich für eine neue Frisur entschieden?“, sonst war ihr ein Seitenscheitel angenehmer gewesen, den sie ab und zu mit einer Handbewegung aus dem Gesicht geschoben hat, nun jedoch fallen ihr die Strähnen links und rechts am Gesicht vorbei. „Er kann ausgezeichnet sehen, wisse Er.“, gibt sie zurück und lässt sich die Tür öffnen. Riley geht hinter ihr her, checkt kurz, ob der Gang für Mylady Eva sicher sei. „Mei, Riley, net immer so übavorsichtig, ge?“ – „Wenn es um Myladys Wohlbefinden geht, kann ich nicht vorsichtig genug sein, Mister Anderson.“ – „Mei…“ – „Genug.“, die Blonde schreitet den mit rotem Teppich ausgelegten Flur entlang. Vor den Fahrstühlen hält sie inne und schaut auf die Anzeige. ‚20…19…‘, heißt es dort. „Noch 3 Etagen, dann ist er bei uns.“, meint Eva, doch als die beiden metallenen Türen sich öffnen, erstarrt sie, bevor sie sich entspannt und sogar lächelt. Das Mädchen, welches sie entgeistert ansieht, kennt sie nur zu gut. „Ah, hallo, Maria.“, neben ihr steht dieser Blonde, den sie damals kennen gelernt hat, ein weiteres, jüngeres Mädchen und ein weiterer Junge, die beiden gehören offensichtlich auch zu ihr. Das jüngere Mädchen sieht misstrauisch zu den Leibwächtern auf, welche sich nicht rühren und durch ihre Größe einschüchternd wirken müssen. Maria lächelt nun auch, hat den Überraschungsmoment überwunden. „Eva! Dich hab ich ja ewig nicht gesehen, du…“, fröhlich streckt sie die Arme aus und umarmt die Blonde stürmisch. Nun ihrerseits überrascht, erwidert Eva die Umarmung, fühlt Marias warmen Körper, ihren Herzschlag, und eine Erhebung, die sich über ihren Rücken zieht, als hätte sie einen Verband um den Oberkörper angelegt. Ihre Freundin von sich schiebend, sieht Maria aus ihren blauen Augen an Eva herunter. „Du bist viel erwachsener geworden, wirklich.“ – „Du auch, das bleibt schließlich nicht aus, wenn man sich ein Jahr nicht sieht, was?“ – „Und deine Gorillas hast du auch dabei, da werden Erinnerungen wach!“ – „Mei…“ – „Stellen Sie sich nicht so an, Mister Anderson.“, fährt Riley seinen Kollegen mit eisiger Stimme an, wendet sich an Maria. „Es freut mich, Sie zu sehen, Fräulein Jou.“, die Erinnerungen, die sie meint, waren für ihn und Anderson nicht gerade schmerzfrei, doch aus Feind- war Freundschaft geworden, und mittlerweile kommen sie gut miteinander klar. „Die Freude ist ganz meinerseits. Oh, kommt rein.“, hastig tritt das Mädchen einen Schritt zurück, der Leibwächter merkt, dass ihre Schritte exakt geplant zu sein scheinen, doch die extreme Kontrolle und Stärke, welche dieses Mädchen in den Beinen hat, hatte er am eigenen Leib erfahren müssen. Kein Wunder. Er schüttelt unmerklich den Kopf, es war nicht die Zeit, sich über Vergangenes aufzuregen. Sie betreten den Fahrstuhl, die Türen schließen sich zischend.
    „Darf ich vorstellen? Das ist Lee, wir sind seit damals ein Paar. Neben ihm steht seine jüngere Schwester, Hagane. Und das hier ist Tai, er wurde ebenfalls von Rocky angesprochen. Leute? Das ist Eva, eine meiner besten Freundinnen, die beiden Riesen daneben heißen Anderson und Riley.“, stellt Maria ihre Freunde vor. „Warte mal, du sagtest ‚Auch angesprochen‘, wie kommst du darauf…“, unterbricht Eva sie, doch Maria winkt ab. „Es gibt nicht viele so starke Trainer in Sinnoh wie dich, und dass du gerade jetzt hier auftauchst, ist doch kein Zufall, erzähl mir nichts.“ – „Nun, du hast Recht. Wir haben von ihr einen Brief bekommen, und darum haben Wir uns entschlossen, zu helfen.“ – „Entschuldige mal…“, Tai hebt halb die Hand, Eva betrachtet kurz seinen sandbraunen Haare, dann sieht sie ihn an. „Was will Er?“, woraufhin er verunsichert zu sein scheint. „Wer?“ – „Na, Er!“, dann erhellt sich sein Gesicht. „Ach, ich! Ich will, ich meine, vielleicht könntest du deinen Fuß von meinem runternehmen, das tut irre weh!“, Eva guckt an sich herunter, der Absatz ihrer hochhackigen Schuhe bohrt sich in seine Turnschuhe. „Will Er Uns verbieten, da zu stehen, wo Wir wollen?“ – „Nein! Aber lass mich kurz weggehen, bitte!“, fleht er, die Blonde lächelt und dreht sich halb um, sodass sie nun an der Wand lehnt. Das Mädchen mit den braunen Haaren lehnt sich ebenfalls an die Fahrstuhlwand, sie steht auf der anderen Seite. „Eva redet von sich immer im Plural, gewöhnt euch dran, ich weiß, wie schwer das ist.“ – „Das ist…ähm…interessant.“, findet Hagane, sie hat sich zwischen Lee und Tai gestellt, damit sie nicht neben Anderson stehen muss. „Aber sag mal, was hast du das Jahr über so gemacht? Wir haben viel in den Zeitungen über dich gelesen.“, will die Blonde wissen, Maria legt den Kopf schief. „Ich habe viel trainiert, und ein paar neue Partner dazugewonnen. Mit jemandem zusammen zu trainieren macht viel mehr Spaß, ich bin froh, dass Lee an meiner Seite ist.“, ihr Freund mischt sich ein, Eva betrachtet ihn genau. Ja, sie kennt ihn noch, ein ruhiger Typ, den nur wenige Dinge aus der Ruhe bringen. „Was hat denn das letzte Jahr so für dich bereit gehalten? Du kannst übrigens vor uns allen frei sprechen, wenn du was zu Rockys Auftrag wissen willst, wir sind alle dabei.“ – „Okay. Wir danken Ihm.“, sobald sie mit jemand anderem spricht als mit Maria, verfällt sie in ihre übliche Anrede, die Braunhaarige jedoch hat sich ihren Respekt verdient, darum bedient sie sich in Gespräch mit ihr der üblichen „Du“-Anrede. „Auf der faulen Haut gelegen haben Wir ebenfalls nicht, Wir haben viel für Unsere geistige und körperliche Gesundheit getan. Neue Pokémon haben Wir nicht, doch wir befinden Unser Team für gut genug für das Kommende.“ – „Klingt wirklich gut. Ich freu mich, dass du dabei bist!“ – „Wir würden dir aber gern noch einige Fragen zu damals stellen, wenn es geht.“, daraufhin nickt Maria kurz. „Klaro.“
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    „Waaaahahaha!“, Pays Lachen schallt über die Wiese, nur vereinzelt stehen ein paar Bäume herum. Lilith sitzt schräg hinter ihm im Gras, er achtet jedoch nicht auf sie, sondern vielmehr auf seinen Gegner, einen Kerl mit blonden Haaren und ziemlich wütendem Gesichtsausdruck. Sein Sumpex steht Pays Panferno gegenüber, scheint aus irgendeinem Grund nichts ausrichten zu können. Was auch immer er für eine Technik einsetzt, das Affenpokémon scheint schneller zu sein und jedes Mal auszuweichen. „Hammerarm, schnell!“ – „Was ist los, mein Panferno kannst du mit solch schwachen Attacken nicht besiegen! Los, Flammenfaust! Beenden wir das Trauerspiel!“, ruft der Rothaarige, woraufhin sein Pokémon hoch in die Luft springt. Kurz darauf steht es komplett in Flammen, eine Feuersäule schießt senkrecht in den Himmel und befördert Panferno mit alarmierender Geschwindigkeit in Richtung Boden, dabei reißt es eine Faust nach vorn, sie brennt ebenfalls. „Sumpex, Nein! Kaskade!“, doch es ist bei weitem nicht genug Wasser, die Flüssigkeit verdampft sofort, ohne etwas bewirkt zu haben. Es wird tierisch heiß. Eine gigantische Explosion erschüttert die Wiese, als sich der Rauch nach einer Minute verzogen hat, ist das Gras in großem Umfeld verbrannt. Ein schwarzer Krater, in welchem das besiegte Sumpex liegt, wird zukünftig vorbeireisende Trainer an diesen Kampf erinnern*. „Zurück.“, murmelt Pays Gegner, in einem roten Lichtblitz verschwindet das Wasserpokémon. Panferno hüpft kreischend auf und ab, es feiert seinen Sieg. Lilith erhebt sich. „Früher hat ihm diese Attacke selbst großen Schaden zugefügt.“ – „Stimmt, aber jetzt hat sich unser Training ausgezahlt!“, prahlt der Feuertrainer, ruft den Affen nun auch zurück. Ohne ein weiteres Wort verschwindet der andere Trainer in Richtung Westen, dorthin, wo Lilith und Pay hergekommen sind: In Richtung Kraterberg. Die Ausläufer umgeben sie immer noch, die Landschaft ist größtenteils hügelig. Und am Fuße dieser Hügellandschaft liegt ihr Ziel, Herzhofen. Gut gelaunt setzt Pay seinen Weg fort, ein Tag kann aus seiner Sicht nicht besser beginnen als mit der Vernichtung eines kleinen Gegners. Er kämpft immer mit voller Kraft, auch, wenn sein Gegenüber nicht annähernd mithalten kann. Genau so sind seine Pokémon trainiert, sie geben von Anfang an ihr Bestes. „Hmm, mal sehen. Knakrack, Panferno, Gallopa, Arkani, Skelabra und Ramoth. Mit der Truppe kann ich gar nicht verlieren, den mach ich ja sowas von platt!“, tönt er und freut sich schon riesig auf den Kampf gegen den vermeintlich besten Feuertrainer der Region. Er wendet sich um, als er merkt, dass Lilith wieder mal merkwürdig still ist, und erwischt sie dabei, wie sie ihn anstarrt. „Argh! Wie lang machst du das schon?“, als keine Antwort kommt dreht er sich nach vorn und seufzt. „Mann, mit der kann man ja gar nix anfangen!“ – „52 Stunden jetzt, am Stück.“ – „WAS?“ – „Soll ich damit aufhören?“ – „Boah ja! Hör auf! Ich kann wieder nich schlafn wegen dir!“ – „Du…bist…schlaflos… wegen mir?!“, sie wird rot, und Pay kneift die Augen zusammen. „Jetzt leg das nicht so aus, dass es dir in den Kram passt, so meinte ich das nicht!“, energisch stapft er weiter, die Schwarzhaarige bleibt stehen, ihr Kleid weht im warmen Sommerwind. Diese 7 Worte rasen ihr immer wieder durch den Kopf. „Er kann nicht schlafen wegen mir… ist es das… ist es das, was man ein Geständnis nennt?!“, fragt sie sich in Gedanken, auf einmal scheint es ihr, als wäre das Sonnenlicht nur für sie da. Beschwingt rennt sie los und holt Pay ein. Lilith besitzt, genau wie Pay, ein reines Feuerpokémonteam, die einzige Ausnahme bildet ihr Machomei, welches jedoch auch fast nur mit Feuerschlag kämpft. Normalerweise sollten Wasserpokémon den beiden gegenüber im Vorteil sein, doch jahrelanges Training hat die Flammen ihrer Partner so heiß werden lassen, dass jegliche Wasserangriffe verdunsten. Sie gehen schweigend nebeneinander her, manchmal verdunkelt eine einsame Wolke die Sonne, doch größtenteils bleibt der Himmel wolkenfrei.
    „Hast du eigentlich schon dran gedacht, dass das eine Falle sein könnte?“, will Lilith eine halbe Stunde später wissen, die sie unterwegs waren. Pay sieht sie erstaunt an. „Hä?“ – „Du weißt schon, dass dich jemand da haben will um dir eine Falle zu stellen.“ – „Das wäre aber ein bisschen gefährlich, oder?“ – „Je nachdem, wer dein Gegner ist.“ – „Mit dem Feuer spielt man nicht. Und außerdem, wer würde sich die Mühe machen, extra so n Plakat zu drucken, nur um mich dahin zu locken, wo man mich doch von überall aus angreifen könnte?“ – „Und das wiederum kommt auf die finanziellen Mittel deines Gegners an.“ – „Jetzt mal doch nicht den Teufel an die Wand, schließlich hab ich bisher noch jeden plattgemacht. Außerdem sind wir zu zweit.“, erneut bleibt Lilith stehen. „Wir sind…zusammen?!“ – „DAS HAB ICH NICHT GESAGT!“ – „Schon gut, schon gut.“, sie holt wieder auf. „Ich verstehe ja, dass du schüchtern bist.“ – „Weißt du, was deine eine Freundin dazu sagen würde?!“ – „Wer?“ – „Die mit den braunen Haaren und den megalangen Beinen da, hab den Namen vergessen.“ – „Maria?“ – „Genau.“, das Mädchen schließt die Augen und leckt sich die Lippen. „Ja, das weiß ich.“, Pay zuckt zusammen, beschleunigt seine Schritte. „Ich packs nich! Egal, was ich sage, es wird nur noch unheimlicher! Vergiss es!“ – „Lilith vergisst nie.“, flüstert sie und geht nun ebenfalls schneller. Dass der Rothaarige ihre Annäherungsversuche scheinbar entweder nicht bemerkt oder ihre Gefühle nicht teilt, stört sie nicht. Dies macht doch erst den Reiz aus, ihn zu überzeugen, genauso zu fühlen, wie sie es tut. Sie kommen Herzhofen immer näher.
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    Route 212, westlich von Weideburg
    „Miau ist langweilig!“, ruft ein braunhaariges Mädchen, welches eine von Sinnohs Regenrouten entlangläuft, doch wer soll sie schon hören, außer ihr hat sich niemand bei dem Wetter auf diese Route verirrt. Sie hält einen Schirm in der Hand, unaufhörlich prasselt das vom Himmel fallende Wasser darauf. Ihre schwarzen Augen verschwinden für den Moment ihres Gähnens hinter den Lidern, danach öffnet sie sie wieder, blinzelt kurz und blickt in den schwarzen Himmel. „Ich kann ja gar nicht kämpfen wenn das so nass ist überall. Ich hasse Wasser.“, mault sie. Sie zupft sich die Ärmel ihrer weißen Jacke zu Recht, achtet darauf, keinen Tropfen abzukriegen, und setzt ihren Weg fort. Eine schwarze Strumpfhose und ein Jeansrock vervollständigen das Bild eines modebewussten Mädchens, nur die hellgrünen Turnschuhe wollen nicht so wirklich ins Bild passen. Auf Höhe ihres Steißbeins befindet sich ein kleines Loch in ihrem Rock, aus welchem ein Katzenschweif hervorragt, der momentan um ihre Taille geschlungen ist. Und auf ihrem Kopf sitzt ein Haarreif mit zwei Katzenohren darauf, sie scheint ein ziemlicher Fan dieser Art Lebewesen zu sein. „Viel zu nass, zu grau, ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden!“, sie hält inne, läuft dann still weiter. Wer sollte ihr auch antworten? Sicher nicht diese Polizistin, die ihr den Brief geschickt hat, die sitzt immer noch in Herzhofen. Anscheinend werden die besten Trainer der Region gefragt, die ihr bei einem schwerwiegenden Problem helfen sollen. Aber als so gut sieht sie, Catherine, nicht. „Cat, du bist der Wahnsinn!“, heißt es manchmal, wenn die Kommentatoren auf den Turnieren mal wieder ausflippen, aber sie dachte immer, das liegt entweder an ihrem, manchmal total verrückten, Verhalten, oder an ihrem Aussehen. Nachdenklich legt sie den Kopf zurück, ihre kinnlangen Haare kitzeln sie. „Hmm, aber diese Turniere gewinne ich immer, vielleicht liegt es daran.“, die Route ist zu beiden Seiten mit Bäumen gesäumt, ab und zu liegt ein kleiner Teich am Wegesrand. Nach einer Viertelstunde, in der Cat an mehreren Büschen und noch mehr Bäumen vorbeigekommen ist, steht sie plötzlich vor einem mannshohen Schild. „Wer stellt miau Schilder in den Weg? Was steht denn da? Po…ké…mon. Land…gut. Po…ké…mon…be…sicht…i…gung… Mann, können die nicht weniger kompliziert schreiben? Meine Augen tun weh.“, leise liest sie den Rest, ‚…nach Vereinbarung‘, heißt es dort weiter, doch das Schild ist verwittert, Moos macht das Lesen schwer. „Das bedeutet wohl, dass ich da ohne Vereinbarung nicht reindarf, was?“. Doch seit wann interessieren sie Vereinbarungen? Was sie braucht, holt sie sich, egal, woher. Entschlossen betritt sie das Grundstück, welches von einem hohen, goldenen Zaun umgrenzt ist. Ein großer Park erstreckt sich vor ihr, kunstvoll geschnittene Büsche stehen in regelmäßigen Abständen herum. In weiter Ferne kann sie durch dicke Regenschauer eine Villa erkennen, so groß, wie sie noch keine gesehen hat. „Hey, du!“ – „Redest du mit miau?“, ein Wachmann rennt auf sie zu, der Regen perlt an seinem Regencape ab, doch die blaue Mütze mit dem goldenen Stern drauf kann sie trotzdem erkennen. „Nein, mit dir! Was tust du hier, das ist Privatbesitz!“ – „Ich wollte miau nur mal die Villa ansehen, die ist riesig!“, ihr Gegenüber scheint mit ihrer Angewohnheit, ‚miau‘ statt ‚mir‘ zu sagen, nicht besonders gut zu Recht zu kommen, doch er bleibt ruhig. „Das geht nicht, heute will der Master ungestört bleiben.“ – „Gut, ich komm ein andermal wieder. Muss ich halt im Regen herumlaufen.“, sie wischt sich verstohlen über die Augen und macht kehrt, der Wachmann hebt die Hand. „So meinte ich das nicht!“, unbehaglich dreht er sich um. „Du kannst meinetwegen kurz rein, um…“ – „Was sagen Sie? Ich darf doch rein? Vielen Dank!“, von einer Sekunde auf die andere ist Cat wieder obenauf, geht mit großen Schritten in Richtung Villa. Der Wachmann sieht nur verdutzt hinterher. „Äh… so auch nicht…HEY! Oh Gott, diese Jugend von heute…“, stöhnt der Mann und folgt dem Mädchen. Sie hört seine Schritte, wenig später hat sie das Haus erreicht, biegt kurz vor dem Eingang jedoch ab.
    Eines der Fenster steht einen Spalt offen, sie klappt den Schirm ein, steckt ihn in die Schlaufe, die an ihrem rechten Bein befestigt ist, springt ab, kriegt das Fensterbrett zu fassen und zieht sich hoch. Als die ersten Tropfen sie treffen, beißt sie die Zähne zusammen, sie stellt sich auf das Fensterbrett und schaut hinter sich, der Wachmann ist verschwunden. „Gut so.“, dann dreht sie sich um 90 Grad nach links, sodass sie orthogonal zum geöffneten Fenster steht. Mithilfe ihres Katzenschweifs öffnet sie das Fenster von innen, es schwingt auf, und sie gelangt geschickt ins Innere. „Klappt immer wieder.“, zufrieden macht sie das Fenster wieder zu. „Hier warte ich, bis der Regen nachgelassen hat, das ist die reinste Zumutung!“, entscheidet sie. Scheinbar ist sie in der Küche gelandet, sämtliche Koch- und Arbeitsoberflächen bestehen aus Edelstahl, auf dem hochmodernen Herd brutzelt irgendwas, was ihr einen verführerischen Duft in die Nase treibt. „Was ist denn das? Los, Leute, Essenszeit!“, nach diesem geflüsterten Satz drückt sie nacheinander auf die Knöpfe der 6 Pokébälle, die sie an ihrem Gürtel trägt, und ein Team aus 6 Katzenpokémon materialisiert sich. Das sind ihre Lieblinge, mit diesem Team hat sie schon so oft gewonnen, weil einfach niemand mit ihrer Schnelligkeit mithalten kann. „Nein, Snibunna, das ist der Ofen, da tapst du nicht rein.“, verbietet sie und schließt das Gerät wieder, welches das Katzenpokémon geöffnet hatte. Sie folgt dem verführerischen Duft, öffnet einen der Töpfe, schließt die Augen und atmet tief ein. „Was für eine köstliche Suppe!“, murmelt sie, bevor sie sich auf die Suche nach 7 Schüsseln macht. Sie selbst würde am liebsten auch eine Katze sein, darum verkleidet sie sich zumindest wie eine. Nach einer Minute sind die Schüsseln mit dampfender Nudelsuppe gefüllt. „Nicht zu schnell essen, sonst verbrennt ihr euch. Aber auch nicht zu langsam, wer weiß, wann der Koch zurückkommt!“, mahnt sie ihr Team. Was wohl ihr Vater dazu sagen würde, wenn er seine Tochter jetzt sehen könnte. „Pff, er weiß nicht, wie schön das Leben sein kann. Miau egal.“, grummelt Cat und widmet sich ihrer Suppe.
    //
    „Naja, und auf dem Weg hierher haben wir Tai getroffen, als ich im Milchcafé Kellnerin war. Er war unvorsichtig, darum habe ich erfahren, dass er ebenfalls von Rocky gerufen wurde. Er trainiert Kampfpokémon, mehr weiß ich über den Typen nicht.“, sage ich. Eva und ich sitzen vor einem kleinen Restaurant in der Innenstadt, Lee, Tai und Hagane sind auf dem Sportplatz, und wo Evas Bodyguards abgeblieben sind, kann ich momentan nicht sagen. Jede Wette, dass ihnen jedoch keine Bewegung meinerseits entgeht, das Wohlbefinden der Blonden ist den beiden mehr wert als ihr eigenes Leben. Ob sie immer noch wegen Evas Gabe oder mittlerweile aufgrund Eigeninitiative für sie arbeiten, weiß ich ebenfalls nicht. Ihre besondere Fähigkeit ist, dass sie, wenn sie jemandem in die Augen sieht, dafür sorgen kann, dass die betreffende Person sich hoffnungslos in sie verliebt, irgendwie stört sie bestimmte Neuronen im Gehirn*². Ich selbst bin erst einmal von ihr betört worden, danach hatte ich den Dreh raus. „Und dennoch reist du mit ihm zusammen? Wie untypisch für dich.“ – „Was soll ich sagen? Lee und Hagane sind auch dabei, der wird schon keine Probleme machen. Viel interessanter finde ich, was Rocky da für uns hat.“, Eva winkt herrisch eine Bedienung zu sich heran, bestellt ein Stück Kuchen, und jagt sie fort. Mit demselben Interesse töten andere Leute ein lästiges Insekt. „Den unbekannten Plan einer gefährlichen Verbrecherbande durchkreuzen… nicht der Leichteste aller Aufträge.“, murmelt sie dann, achtet genau darauf, ob jemand mithört. „Ich schätze, den Teil mit der Recherche machen ihre Jungs. Aber den schweren Teil machen wir.“ – „Du meinst Einbruch, Zerstörung und Kämpfe?“ – „Genau.“, Eva sieht mir in die Augen, ich habe kurz ein ungutes Gefühl, entspanne mich jedoch schnell wieder. Sie würde ihre Gabe nicht gegen mich einsetzen. „Was ist daran schwer? Wenn wir wissen, was wir zerstören müssen, tun wir es einfach.“ – „Ob das so leicht wird, ist nicht gewiss, denk daran. Auch unsere Feinde sind stärker geworden.“ – „Das wiederum sieht dir ähnlich, Maria Jou. Du bezweifelst deine eigene Stärke, wobei du doch ganz genau wissen solltest, wieso du so weit gekommen bist.“, sie lächelt mich an, weit zurückliegende Erinnerungen scheinen in ihrem Geist aufzuflammen. Ich sehe weg. Dann lehne ich mich zurück und schlage meine Beine übereinander. „Schmeckt´s?“, ihr Kuchen ist soeben gebracht worden, skeptisch probiert die Blonde einen Bissen. „Ja, nicht übel. Willst du auch mal?“ – „Gern.“, sie hält die Gabel in Mundhöhe, ich beuge mich ein wenig vor. „Hm, der schmeckt super.“, entfährt es mir, Sahnetorte mag ich wirklich. „Was hältst du eigentlich von Herzhofen?“, will ich dann wissen. „Recht große Stadt. Uns gefällt es hier. Hast du schon die Knursperei besucht?“ – „Du weißt genau, dass ich die nicht draufhabe.“ – „Oh, tut uns leid.“ – „Macht nichts. Hast du die Tage schon was vor, oder willst du dich mit uns abgeben, bis Rocky sozusagen die Besprechung hält?“ – „Klar, du bist unsere Freundin, und wir haben endlich mal wieder Zeit, uns ein wenig näher zu kommen. Von uns aus können wir das ruhig ausnutzen.“ – „Genau.“, wir schweigen eine Weile. Die Blonde isst ihren Kuchen auf. Dann nimmt sie meine Hand. „Es ist wirklich schön, dich mal wieder zu sehen, Maria!“ – „Danke…“, sage ich, ein wenig beschämt, und streiche mir mit der freien Hand eine Strähne aus der Stirn. „Ich freue mich auch.“
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    Officer Rocky hat also mehrere junge und alte Trainer befragt, ob sie ihr auf ihrer Mission helfen wollen. Maria, Lee, Kuré, Manon, Eva, Lee und Tai sind die Ersten in Herzhofen. Alfred hat sich nach Herzhofen fahren lassen, wo er 4 Tage lang ebenfalls das Grande bewohnt, ohne jedoch Maria und ihre Freunde zu treffen. Pay und Lilith müssen in Herzhofen erfahren, dass es keinen Feuertrainer gibt, und sie Rocky auf den Leim gegangen sind. Lilith verlangt zwar sofort Wiedergutmachungen, die Rockys körperliche Unversehrtheit in Mitleidenschaft gezogen hätten, doch Pay sieht das Ganze wesentlich gelassener. Cat braucht 2 weitere Tage, die sie größtenteils verschläft, doch endlich schafft auch sie es nach Herzhofen. Der Chief hat den längsten Weg, kommt jedoch, dank einer Mitfahrt in einem Lastkraftwagen, noch kurz vor Joana an, welche in Elyses länger gebraucht hat, um einige Pokémon zu heilen, die nach einem Kampf in den Ruinen verletzt waren.
    Maria und Eva treffen sich noch öfter in der verbleibenden Wartezeit, an anderen Tagen trainiert sie mit Lee, Hagane und Tai, welcher ein erstaunliches Talent für Zerstörung zu besitzen scheint. Seine Kampfpokémon übertreiben es oft, mehr als nur einmal muss er dafür beim Platzwart geradestehen. Zum Glück ist er nie allein, wie es sonst ausgegangen wäre, ist ungewiss. Dass Lilith und Pay in der Stadt sind, weiß Maria ebenfalls noch nicht. Am Tag der Besprechung macht sich Joana früh auf den Weg zum Polizeipräsidium, auf dem Weg dahin begegnet sie Cat. Jeder dieser Trainer hat einzigartige Vorlieben und Fähigkeiten, doch werden sie ausreichen, um Sinnoh zu retten?


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    28.6.2009
    Joana blickt auf die Straße und setzt einen Fuß vor den anderen. Es ist noch etwas kühl, kein Wunder, bei der Uhrzeit. Sie mag diese Stadt nicht, sie ist viel zu groß und zu laut. Sie hat keine Ahnung, wo diese Polizistin wohnt, daher hat sie das Grüne gesucht, damit sie sich zumindest ein bisschen wie zuhause fühlen kann. Zum Glück gibt es hier einen Park, der ein wenig an ihre Heimatstadt erinnert. Die ganzen Leute um sie herum sondern alle einen anderen Duft ab, viele von ihnen müssen geheilt werden, denkt das Mädchen. Sie kommt an einem Eisladen vorbei, ein kleiner Junge und seine Mutter haben dort gerade ein Eis gekauft. Irgendwer kommt von rechts und rempelt die Frau an, sie macht einen Ausfallschritt und stößt dabei gegen ihren Sohn, welcher das Eis fallen lässt. Sofort fängt der Kleine an, zu weinen, seine Mutter starrt erst wütend dem Rempler hinterher, dann kniet sie sich vor den Jungen und streichelt ihm über den blonden Schopf. „Nicht weinen, wir kaufen schnell ein neues, ja?“, versucht sie, ihn zu beruhigen, ihr Blick fällt kurz auf Joana. Das Mädchen wendet sich ab und überquert die Straße. Die beiden erinnern sie ein wenig an das Mädchen mit den grünen Haaren und sie selbst, denkt Joana. Immer war ihre Freundin für sie dagewesen, bestimmt geht es ihr gut. Sie ist wirklich stark, auch wenn sie ein wenig introvertiert scheint. Ein schmiedeeiserner Zaun umschließt den Park, Joana drückt eine der Pforten auf und betritt einen Erdweg, welcher einmal am Zaun entlang führt. Ein kleiner Wald erstreckt sich vor ihr, zufrieden schließt sie die Augen. Als es im Baum über ihr raschelt, blickt sie hoch, in Erwartung eines süßen kleinen Pokémon. Doch stattdessen springt ihr ein Mädchen vor die Füße, welches Katzenohren auf dem Kopf hat und sie neugierig anschaut. An ihrer Kleidung hängen kleine Zweige und einige Blätter. Joanas Blick wird von ihren knalligen Turnschuhen angezogen. „Wer bist du denn? Miau ist niemand aufgefallen, und eigentlich höre ich alles.“, sie legt den Kopf schief. Joana schnuppert in der Luft, aber von dem Katzenmädchen geht ein frischer Geruch aus, der sie irgendwie an eine Blumenwiese erinnert. „Warum lächelst du?“, doch Cat erhält keine Antwort. Ungeduldig peitscht ihr Katzenschweif durch die Luft. „Dann bleib eben still. Du bist ja ein komisches Mädchen!“, als sie noch immer keine Antwort erhält, runzelt sie die Stirn. „Ja, ich weiß, normal bin ich auch nicht, aber wer ist denn das schon?“, Cat hält inne. Irgendwie verleitet einen dieses kleine Mädchen immer dazu, sich auszudenken, was sie sagen würde. „Bist du ganz allein hier? Ach, dumme Frage, ich doch auch. Wohin willst du?“. Einen Moment später seufzt Cat laut. „Du sagst ja gar nichts. Miau ist das zu langweilig, vielleicht sieht man sich ja mal wieder.“, nach diesen Worten rennt sie in die Entgegengesetzte Richtung davon, Joana sieht ihr lange nach. Sie war nicht die Richtige.
    //
    Lee und ich sind ein wenig spät, Hagane, Eva, ihre Gorillas und Tai sind bestimmt schon bei Rocky. Wir sind noch einige Runden durch den Park gejoggt, mir ist der Morgensport genauso wichtig wie die morgendliche Dusche. Für den Sport trage ich diesmal eine eng anliegende, schwarze Sporthose, welche knapp unter den Knien endet, und ein weißes T-Shirt. Stichwort Dusche… nach der Anstrengung könnte ich auch eine vertragen. „Wollen wir erst noch einmal duschen gehen?“, Lee sieht mich mit großen Augen an, ich weiß sofort, dass er sich einen Scherz erlaubt. „Wir?“ – „Du weißt genau, was ich meine!“ – „Schon klar. Ja, wollen wir.“ – „Gut…also auf ins Hotel, duschen, umziehen, und dann schauen wir mal, was Rocky für uns hat.“, ich unterbreche mich, ein kleines Mädchen steht auf einmal vor uns. Sie hat langes, pinkfarbenes Haar, sieht aus, als wäre sie weit gereist, und sie sieht uns aufmerksam an. „Alles okay bei dir?“, frage ich sie, das Mädchen nickt. Dann überrascht sie mich, indem sie auf mich zugeht und meine Hand nimmt. „Äh…“ – „Kennst du sie?“, will Lee wissen, verneinend schüttele ich den Kopf. „Ich habe sie noch nie gesehen. Wo kommst du her, Kleine?“, doch sie bleibt still. „Wollen wir sie zu Rocky mitnehmen? Scheint, als wäre sie verloren gegangen.“ – „Gute Idee, das machen wir.“, nachdem wir das beschlossen haben, machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel, ich stelle fest, dass die Straßen schon relativ gut gefüllt sind, auch, wenn es noch früh am Morgen ist. Im Fahrstuhl wartet heute ein junges Mädchen statt des anderen Typen, sie hat ein scheinbar ewig haltendes Lächeln aufgesetzt und drückt auf unseren Etagenknopf, als wir ihn nennen. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, ich glaube, da hatte jemand zu oft eine Dusche im Fahrstuhl. Oben angekommen streife ich sofort die verschwitzten Sachen ab, das kleine Mädchen sieht sich aufmerksam um. Mit 2 schnellen Schritten stehe ich im Badezimmer, suche ein Handtuch raus. „Lee, versuch mal, rauszufinden, ob man sie irgendwie zum Reden bringt!“, rufe ich durch die offene Tür, ich sehe vor meinem inneren Auge, wie er nickt.
    Nach der Dusche komme ich, mir noch das Haar trocken rubbelnd, aus der Dusche, doch die Kleine gibt auch jetzt keinen Laut von sich, obwohl Lee wie mit Engelszungen auf sie einredet. Dafür gibt es mehrere Gründe*³, doch darum habe ich mich nicht zu kümmern, wenn sie nicht sprechen will, dann kommt es nicht infrage, sie zu zwingen. Lee duscht nach mir, er braucht nie so lange. Nichts für ungut, aber schulterlange Haare lassen sich nicht so leicht waschen wie kurze. Seufzend setze ich mich neben ihr auf das Bett, bemerke, dass ihr Hüftbeutel ein wenig ausgebeult ist, als würde sie Pokébälle darin tragen. Ist sie eine Trainerin? Aufmunternd lege ich ihr eine Hand um die schmalen Schultern, jedenfalls hoffe ich, dass das so rüberkommt. „Wenn ich nur wüsste, wo du herkommst.“, murmele ich, die nächsten 10 Minuten sehen wir Schulter an Schulter aus dem Hotelzimmerfenster und genießen den Ausblick. Was wohl Tai und Hagane gerade machen? Vielleicht sind sie noch ein wenig bummeln, wir müssen erst gegen 12 Uhr bei Rocky sein. Ich schultere meine Tasche, als Lee aus dem Bad kommt, setze meine Cap auf und prüfe, ob mein Team dabei ist. Mit einem etwas flauen Gefühl im Bauch denke ich an das bevorstehende Abenteuer. Werden wir dem gewachsen sein? Klar, Lee und ich sind stark, und die anderen Trainer sicherlich auch, aber… immerhin sprechen wir von den beiden größten Verbrecherbanden, die in der Sinnohregion agieren. Ein wenig gespannt bin ich auch… das wird sicher keine Kaffeefahrt. „So, können wir?“, fragt Lee, ich nicke still.
    Also machen wir uns wieder auf den Weg zurück, ziehen einige Blicke auf uns, von Leuten, die gesellschaftlich wesentlich höher eingestuft sind als wir, unten öffnen sich die Glastüren von allein. Was dann passiert, verschlägt mir glatt den Atem. Eine kleine Familie kreuzt unseren Weg, dann sehe ich nichts mehr, weil eine Feuersäule genau vor meinem Gesicht explodiert. Die Hitze fühlt sich an, als würde mir eine gigantische Faust ins Gesicht schlagen, so plötzlich kommt das. So schnell es mir möglich ist, reiße ich die Arme vors Gesicht, werde zurückgestoßen. Irgendwo rechts von uns schreit ein Mädchen, Lee hat es genau so schlimm erwischt wie mich. Zum Glück habe ich Wasser dabei, eventuelle Wunden oder Verbrennungen kann ich sofort wieder heilen. Brüllendes Lachen begleitet meinen Schrecken, von wem es stammt, kann ich mir schon fast denken. Aber ich hätte es wirklich wissen müssen… man stellt kein Team aus den stärksten Trainern der Region zusammen, ohne diesen Typen mitzunehmen. Damit werde ich klarkommen müssen. „Hab ich euch gefunden, ihr Turteltäubchen! BWAHAHAHA!“


    *: Nur, dass sie sicher nicht wissen, woher der Krater stammt, sich drüber wundern werden sie dennoch, glaub mir.
    *²: Wenn du es herausfinden willst, besuch sie doch mal. Doch ich kann nicht garantieren, dass du zurückkommst.
    *³: einige haben mit der Psyche zu tun, aber die Option mit der entfernten Zunge gibt’s ja auch noch.


    so, ich freue mich wie immer auf anregungen, beschwerden und verbesserungen sowie auf kommentare :) hoffe, ihr hattet spaß beim lesen. bis zum nächsten mal,
    LG´s
    ~Kori~

  • Also wird mal Zeit wieder ein Kommi dazu lassen sonst musst du ja noch denken die Story liest keiner :P
    Ah Eva und ihre untergebenen sind auf Maria und co getroffen. Hat Tai da i-wie Angst vor Eva? :assi:


    Typisch Pay das Kampffeld verwüsten müssen tse. Geht das eigentlich auch mal ohne Zerstörung bei dem? Bestimmt besteht sein Part daraus alles in die Luft zu jagen während der Mission


    Lilith find ich ja zum Schießen. Da nich zu merken das Lilith in Pay ist ist ja fast unmöglich. Nur Pay will ja nicht wie es scheint :/ kann der sich nich seinem Schicksal ergeben, wobei dass kann man Lilith auch wieder nich antun sie an die Seite von Pay zu stellen.


    Cat ein interesannter Charakter mmmmag also Katzen. Ich weis jetzt schon dass das den General ärgern wird;) Eine "Katzen" Trainerin = TIIIILT


    Tja dann noch wer is das mysteriöse mädchen das nicht spricht? Erfahren wird mans wohl erst im nächsten Kapitel :/


    Als letztes wer ist wohlverantwortlich für diesen mysteriösen Feuerangriff ? Ich sage nur Typisch (Zensiert um nicht evt zu Spoilern:P)


    Hm Kritik und Beschwerden gibts nicht wollen wir nicht.
    Anregungen hätte ich was für du hast vergessen zu Schreiben das die natürlich auch alle Unterwäsche tragen:P ne mal ehrlich warum erwähnts du das eigentlich immer hast du doch vorher sonst auch nie.
    Naja bis Zum nächsten Kapitel dann
    Addio

  • soo, ich bins mal wieder :) bevor ich wie immer mein kapi poste, beantworte ich dein kommi, kasai.
    1. tai fühlt sich in ihrer gegenwart zumindest unwohl, wahrscheinlich, weil sie ein so herrisches auftreten hat :P
    2. ich glaub er kennt einfach sein maß nicht :patsch: xDD aber du hast richtig geraten soweit, wenn was kaputtgehen muss ist er dafür zuständig :D
    3. die arme lilith wird einfach ignoriert ... :( ich will nicht zu viel verraten, aber es gibt kein schlechtes ende in der story :)
    4. du hast recht, das mysteriöse mädchen wird im folgenden kapitel erwähnt und ein wenig mehr beleuchtet, so erfährt man, wer sie ist.
    5. das mit der unterwäsche sollte nur spaß sein, falls sich jemand fragt, wieso ich immer nur die offensichtlichen kleidungsstücke beschreibe xD


    danke für dein kommi, und nun viel spaß mit


    Kapitel 12
    Die Schöne und das Biest
    28.6.2009


    Der Chief sieht die Fassade des Polizeipräsidiums hinauf. „All das Glas, Mann… wo sie wohl den Sand weggekarrt haben…“, kopfschüttelnd betritt er das große Gebäude. Im Inneren ist nicht besonders viel los, scheint, als hätte Rocky einen günstigen Zeitpunkt für das Treffen ausgesucht. „Zweiter Stock, erster Flur links, dann die letzten Tür“, murmelt er vor sich hin, die Wegbeschreibung aus dem Brief wiederholend. Als er dort angekommen ist, wickelt er seine Decke ein wenig enger um sich. Was ihn wohl erwartet?
    //
    Rocky blickt auf, als sich die Tür ihres Büros öffnet. Ein blonder Junge in Mokassins und Federschmuck betritt den Raum und sieht sich müde um. „Ah, Chief! Ich bin froh, dass du gekommen bist.“, begrüßt sie ihn erfreut. „Bin ich etwa der Erste hier?“ – „Ja. Erstaunlich, nicht wahr? Bitte, setz dich.“, die Polizistin weist auf einen von etwa 20 Stühlen, die in geordneten Reihen in ihrem Büro stehen, ihr Schreibtisch ist an die Wand gerückt worden. Sofort sucht er sich einen in der hinteren Reihe aus und lässt sich in den Sitz fallen. Eine Sekunde später schien er eingeschlafen zu sein. Stirnrunzelnd betrachtet Rocky ihn, doch dann erinnert sie sich an seine Akte. Der Typ hatte ein gigantisches Schlafbedürfnis. Sie setzt sich an ihren Tisch, bereitet an ihrem Computer die Präsentation vor, welche die Trainer sehen sollen. Sie vertieft sich in die Arbeit, sodass sie nicht mal das leise Schnarchen des Chiefs oder das zaghafte Klopfen an der Tür hört. „Klopf!“, macht es, einmal ein wenig lauter. Erschrocken wendet sich Rocky um. „Herein!“, ruft sie. Ein rothaariges Mädchen mit einer Baskenmütze schaut sie an. „Bin isch ´ier rischtisch?“ – „Kuré! Ja, natürlich.“, mit dem Arm bedeutet die türkishaarige Frau ihr, sich zu setzen, den Chief, der sich die Decke über den Kopf gezogen hat, würdigt das Mädchen kaum eines Blickes. Wahrscheinlich hält sie es für ungehobelt, sich einfach so in einer offiziellen Institution schlafen zu legen. Rocky setzt sich neben Kuré, ihre Arbeit am Computer scheint beendet zu sein. Die beiden unterhalten sich eine Weile, bis es ein weiteres Mal klopft. „Ist offen!“, ruft die Polizistin, diesmal kommen mehrere Personen auf einmal herein: ein junges Mädchen mit sichtlich nervösem Blick, Rocky erinnert sich an ihren Namen: Hagane. Der Junge, der hinter ihr hereinkommt und in die Runde winkt ist sicher Tai. Direkt hinter den beiden stolziert Eva Touretto in den Raum, sie nimmt wie selbstverständlich an Rockys Schreibtisch Platz. Bevor sie ihr in die Augen sehen kann, senkt Rocky den Blick .Kuré besieht sich die Neuankömmlinge genau, versucht, sie einzuschätzen. ‚Mit dänän wärde isch in nächster Sseit ssusammenarbaitän müssän.‘, denkt sie bei sich. An Evas Bluse kann sie sich nicht sattsehen, sie sieht nur auf den ersten Blick schlicht aus. Doch Kuré kennt sich mit Mode sehr gut aus, und für dieses Stück wurde sicher keine allzu geringe Summe bezahlt, dafür würde sie einen großen Vorrat ihrer Baguettes verwetten.
    //
    „Okay, wenn du schon dabei bist, werden wir miteinander klarkommen müssen. Aber benimm dich, Officer Rocky setzt große Stücke auf uns!“, ich gehe neben Pay her und versuche, ihm ein wenig zivilisiertes Benehmen beizubringen. Lilith hatte mich mit dem ihr eigenen Charme begrüßt, in Gedanken habe ich bereits mit einer Woche Schlaflosigkeit Freundschaft geschlossen. Verdammt, dem Mädchen traue ich es zu, dass sie mitten in der Nacht auf mir sitzt und irgendein genauso niedliches wie giftiges Pokémon in mein Bett legen will. Ich streiche mir über die Arme, um eine aufkommende Gänsehaut zu verhindern. Irgendwie passen sie und Pay aber gut zusammen… der Name eines alten Märchens schießt mir durch den Kopf. „Ich benehm mich doch immer!“, verteidigt sich der Rothaarige. Seufzend schließe ich die Augen. „Jemandem auf offener Straße einen Streich zu spielen, der mit Feuer und einer Menge Kohlendioxid zu tun hat ist KEIN gutes Benehmen!“ – „Fandest du das nich witzig?“ – „Oh, warte, lass mich kurz überl…Nein!“, den ersten Teil des Satzes spreche ich noch mit nachdenklich klingender Stimme aus, um dann immer genervter zu werden. Typisch Pay. Es kommt einem vor, als wollte er ganz bewusst nicht verstehen, was man ihm sagen will, nur damit er weiterhin seine zweifelhaften Späßchen durchziehen kann. In der Hinsicht passen Lilith und er wirklich gut zusammen. „Typisch Weibchen. Da macht man mal n kleinen Spaß und sie kriegt das in den falschen Hals.“ – „Nenn sie nicht so, okay?“, mischt Lee sich ein, aber seine Stimme hat denselben Klang, den überstrapazierte Eltern nach 3 Stunden sinnloser Erklärungen gegenüber ihrer Kinder, nicht das Brot auf die Schokocreme zu schmieren sondern andersrum, anschlagen. Diskutierend laufen wir durch die Innenstadt, irgendwann konzentriere ich mich mehr auf den Weg als auf das Gespräch. Das Mädchen, was wir im Park gefunden haben, hält meine Hand, ich frage mich kurz, ob sie wohl ihre Eltern verloren hat. Was hat sie denn in den Park geführt? Und wieso sagt sie nichts? Vielleicht werde ich das nie erfahren. „Hey, Kleine?“, murmele ich, sie sieht mich ernst an. „Wo kommst du her?“, jetzt blickt sie nach vorn, scheint irgendwas zu suchen. Vor uns befindet sich ein Blumenladen, einige Regale aus Stahl stehen auf dem Bürgersteig, ein paar Gehilfen stellen neue Pflanzen in die Auslagen. „Kommst du aus Flori?“, frage ich, einer inneren Stimme folgend. Die Rosahaarige nickt. Verwundert lege ich mir die freie Hand an die Stirn. Es war, als würde ich genau das denken, was sie sagen will. Wie macht sie das?
    „Würdest du meine Hand auch halten, wenn ich dich darum bitten würde?“, Lilith geht auf einmal neben mir her, sie läuft zwischen Lee und mir. „Wie bitte?!“ – „Naja, du weißt schon…“, ihre Stimme wird immer leiser, dann sieht sie mich aus den Augenwinkeln an. „Wie früher.“ – „Man soll die Vergangenheit ruhen lassen, wenn man sie hinter sich hat, findest du nicht?“, will ich wissen, meine alte Freundin kichert leise. Mir fällt auf, dass sie immer noch barfuß ist, selbst in der Stadt. Ich weiß noch, wie sie Eva und mir einmal erklärt hatte, wieso sie das tut. „Aber manchmal findet man vergangene Tage so schön, dass man sie am liebsten zurückholen würde.“, sagt sie, diesmal in normaler Lautstärke. Dabei schlingt sie mir einen Arm um die Taille und geht weiter, als wäre nichts dabei. Vor ihrer Berührung jedoch sollte man sich in Acht nehmen, innerlich gefrieren weite Teile meines Körpers zu Eis. Das hat den Grund, dass sie, wie auch Eva und ich, eine besondere Fähigkeit hat, die sie perfekt kontrollieren kann: wen sie berührt, dem kann sie nur durch ihren Willen die gesamte Kraft rauben. Das erwartete Schwächegefühl bleibt jedoch aus, dennoch… mir ist nicht wohl dabei. „Ich kann allein laufen, danke.“, murmele ich und beschleunige meine Schritte, sie lässt sich auf Pays Höhe zurückfallen. „Sie kann ja so grausam sein, findest du nicht?“, höre ich sie ihn fragen, doch der Rothaarige lacht bloß. „Und du nicht? Ich find euch beide irgendwie gruselig. Ist diese Blonde auch noch dabei? Mann, ich will nicht in der Haut dieser Galaktiker stecken!“ – „Ja, brüll das nur noch lauter, damit es gleich ganz Sinnoh weiß!“, zische ich ihn an, sehe dabei über die Schulter… und erstarre. Dann wende ich mich wieder nach vorn, die Kleine neben mir schaut mich fragend an, als sie spürt, dass sich mein Griff verstärkt hat. „Entschuldigung.“, ich lockere den Druck meiner Finger und sehe in den Himmel. Hinter uns befindet sich dieselbe Frau, die schon seit dem Hotel hinter uns herläuft. Dabei sind wir schon an der Einkaufsstraße vorbei, ist es bloßer Zufall, dass sie in dieselbe Richtung will wie wir? Was soll ich tun? Wie kann ich sie besser beobachten? Ein Schuhgeschäft kommt mir ungewollt zu Hilfe*, ich bleibe vor dem Schaufenster stehen. Lee hält schräg hinter mir. „Oh, schaut mal!“, rufe ich, äußerlich entzückt, schaue jedoch in der spiegelnden Glasscheibe nach der Verfolgerin. Irgendwie kommt sie mir bekannt vor, ich kann aber beim besten Willen nicht einordnen. Eine dunkle Sonnenbrille verdeckt ihre Augen. Wie ich es mir dachte bleibt sie genau hinter uns stehen, lehnt sich lässig gegen eine Laterne, beobachtet einige Menschen, die vorbeilaufen. Wie kann ich sie am besten loswerden? Den anderen Bescheid zu geben wäre zu auffällig, wer weiß, ob sie irgendwo Handlanger versteckt hat, die uns auflauern. Also muss die Frau weg.
    „Seit wann stehst du denn so auf Schuhe?“, will Lee wissen, als er neben mich tritt. „Ach, nicht so wichtig!“, entgegne ich, versuche gleichzeitig, möglichst normal zu klingen. Das Resultat: der Blonde hebt die Brauen und sieht sich aufmerksam um; er scheint sofort verstanden zu haben, dass etwas nicht stimmt. Und dabei schafft er es, nur auszusehen, als würde er nach den anderen gucken. Ich setze mich wieder in Bewegung, Pay und Lilith sind ein wenig vorausgegangen. Als wir um eine Ecke biegen, drücke ich mich hastig an die Mauer und warte. „Was ist los?“, zischt mein Freund, ich lege den Zeigefinger an die Lippen. „Psst!“ – „Kommt ihr?“, ruft uns Pay zu, da biegt die Braunhaarige um die Ecke. Ich lasse die Hand des kleinen Mädchens los, packe den Arm der Fremden und ziehe sie in den Eingang einer kleinen Gasse zwischen den beiden Gebäuden hinter mir. Dabei presse ich ihr eine Hand auf den Mund, damit sie keinen Ton von sich gibt. „Wer sind Sie und warum verfolgen Sie uns?“, anstatt einer Antwort reißt sie meine Hand weg, tritt mir gegen das Schienbein, vor Schmerz stöhne ich auf. Lee will eingreifen, doch sie duckt sich unter seinem Arm weg, schmeißt eine leere Mülltonne, die neben ihr steht, um, welche gegen die Beine meines Freundes prallt. Er springt zur Seite. Die Zeit nutzt die geheimnisvolle Angreiferin, um mein linkes Bein zu packen und hochzureißen. „Verdammt!“, ächze ich, verliere jedoch nicht die Balance, womit sie offenbar nicht gerechnet hat. Aus dem Spagat springe ich ab, erwische sie mit dem rechten Knie im Rückwärtssalto am Kinn und erwarte eigentlich, sie am Boden zu sehen, als ich auf selbigem aufkomme. Fehlanzeige: sie ist zwar außer Atem, aber nicht so angeschlagen, wie ich dachte. Die hält was aus!
    Als Lee sich herunterbeugt, irgendwas an seinen Schuhen macht, woraufhin diese einen weißen Nebel absondern, hebt die Braunhaarige die Hände. „Schon gut! Ich gebe auf.“, ein wenig außer Atem frage ich sie, wer sie ist und was sie will. Als Antwort greift sie sich in die Frisur, hebt die Hand… und hält mit einem Mal eine Braunhaarperücke in die Luft. „Was…“, ihr echtes Haar ist dunkelrot, das sehe ich nun. Jetzt fällt mir auch wieder ein, woher ich sie kenne. „Sie sind Manon!“ – „Tut mir leid, ich wollte euch testen, weil mir nicht klar wurde, wieso Rocky nicht versierte Mitglieder der Polizei fragt, sondern Trainer.“, ein berechnender Blick trifft mich. „Scheint, als hätte ich euch unterschätzt.“ – „Wieso reden Sie nicht einfach mit uns, so würden Sie auch rauskriegen ob wir was draufhaben, oder? Und wieso sind Sie so schnell?“, hake ich nach, das, was ich eben im Kampf gesehen habe, war nicht normal. So leicht hält sonst keiner mit mir mit. Nun zu sechst, setzen wir unseren Weg fort, und kurz darauf kommen wir am Präsidium an. Und als wir in Rockys Büro treten, erwartet mich die nächste Überraschung. Fast alle außer uns scheinen schon da zu sein, einige unterhalten sich, in der einen Ecke schläft jemand auf seinem Stuhl. Ein Mädchen erkenne ich sofort, es ist Kuré aus der Einall-Region! „Wir sind fast vollzählig.“, sagt Rocky, dann erblickt sie Manon und scheint erleichtert zu sein. „Danke, dass du auch da bist.“ – „Die Kleine hier hat´s drauf, das könnte interessant werden.“, gibt die rothaarige Frau zurück. Ich bemerke, dass Tai sich so weit von Kuré entfernt hingesetzt hat, wie es geht, scheinbar hat er eine Art Angst entwickelt…wieso, weiß ich nicht. „Lange nicht gesehen, Kuré. Was gibt’s neues in deiner Heimat?“, frage ich sie, fröhlich blickt sie mich an. „Ach, nischts Ungewöhnlischäs. Einige märkwürdige Typen machen Rayono City unsieschär, doch der Champ ´at alles im Griff. Wie war denn das lätsste Jahr für disch?“ – „Anstrengend aber wunderbar.“, ich werfe einen vielsagenden Blick in Lees Richtung, woraufhin Kuré uns herzlich anlächelt. Dann weist sie mit dem Daumen auf den hinter ihr schlafenden Typen. „Den dort müsstest du auch noch kännen, wenn isch nischt irre.“, meint sie. Ich beuge mich ein wenig herüber, strecke den Arm aus. „Lass die Decke liegen, Mann.“, eine müde Stimme tönt darunter hervor, schnell ziehe ich die Hand zurück. Der, der da unter der Decke liegt, ist zu 89% der Chief aus Sonnewik. Er nimmt seine Decke runter, lässt den Blick an mir herabgleiten. „Sieht aus, als wär da jemand erwachsen geworden.“ – „Danke.“, erwidere ich, ein wenig errötend, stelle fest, dass auch der Chief wesentlich reifer aussieht als ich ihn in Erinnerung habe. „Wahaha! Wen haben wir denn da? Hast du zufällig was zu essen?“, Pays Stimme schallt durch das Büro, ich muss nicht lange nachdenken, um herauszufinden, mit wem er redet. Kuré wird sauer. „Isch bin nischt dein Dienstmädschen, wänn du das dänken solltest!“ – „Ach Gottchen, die ist ja immer noch so! Gut, dann eben nicht.“, entgegnet Pay bedauernd, dabei hat er schon wieder irgendwas im Mund und kaut. „Mein Croissant! Du unge´obelter Klotz, du!“ - „Damit kann ich leben!“, lacht der Rothaarige, nachdem er runtergeschluckt hat. Rocky lächelt gequält, ich stemme die Hände in die Hüften. „Pay, ich hab dir gesagt du sollst dich benehmen!“ – „Mach ich doch! Aber wenn ich Hunger hab, dann ess ich was!“ – „Entschuldige dich sofort! Ach ja, Officer Rocky, wir haben ein kleines Mädchen im Park gefunden, wir glauben, dass sie sich verlaufen hat. Können Sie was für sie tun?“, wende ich mich an die Polizistin, doch nachdem sie sich meine kleine Begleiterin angesehen hat, schüttelt sie den Kopf. „Das ist gar nicht nötig. Sie gehört zu uns, das ist Joana Hall.“
    Okay, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Dieses kleine, noch dazu stumme Mädchen soll uns helfen? Ich mahne mich innerlich: Maria, der äußere Schein trügt oft genug, das solltest gerade du am besten wissen. Rocky lehnt sich neben ihrem Schreibtisch an die Wand, Eva sitzt neben ihr, wie ich soeben bemerke. So viele bekannte Gesichter, doch einige kenne ich auch nicht. Ein Mädchen mit Katzenohren lümmelt sich in der ersten Reihe, sie nimmt mich gar nicht erst zur Kenntnis sondern scheint mit der Pflege ihrer Hände beschäftigt zu sein. Als ich sie ansehe, kommt mir ein ungutes Gefühl hoch, für eine Sekunde bin ich wieder in dem Traum von damals gefangen und habe selber Pfoten und Schnurrhaare. Energisch reiße ich mich davon los. „Ich würd dich ja sofort über diese Aktion da im Ostmeer ausfragen, aber, Mann, die Rocky da will was erzählen, wenn alle da sind.“, murmelt der Chief und wickelt sich ein wenig fester in seine Decke. Rocky erhebt sich, der Raum wird ein wenig dunkler. Im letzten Moment öffnet sich die Tür noch einmal, ein älterer Herr im schwarzen Anzug tritt herein, einen Arm hält er auf dem Rücken, und sein Gesicht zeigt einen gelangweilten und hochnäsigen Ausdruck. Ohne ein weiteres Wort setzt er sich hinter Kuré. Chief sitzt in der gegenüberliegenden Ecke, davor das Katzenmädchen, Lilith, Pay und Eva. Ich quetsche mich auf die hintere Reihe, lasse mich auf den Sitz neben Chief fallen. Lee sitzt kurz darauf neben mir, das Mädchen namens Joana-schöner Name, denke ich kurz- wiederum neben ihm. Tai und Hagane sitzen zu beiden Seiten von Manon. Insgesamt sind die Frauen hier in der Überzahl. Die Polizistin drückt einen Knopf an ihrem Computer, ein leuchtendes Quadrat von etwa 2 mal 2 Metern erscheint an der Wand. Sie steht an ihrem Tisch und sieht uns an. „So. Ich will nicht lange um den heißen Brei herumreden. Danke, dass ihr alle hier seid. Ich nehme an, da wir die nächsten Wochen oder sogar Monate zusammen arbeiten werden, kann ich euch duzen.“, fragend sieht sie Alfred und Manon an, Kuré hebt stolz den Kopf. „Natürlisch dürfän Sie das. Wänn wir das auch dürfän, gar kein Probläm.“ – „Gut.“, Rocky nickt kurz und fährt fort. „Also, wie ihr alle schon wisst, geht es um eine Bedrohung, die sich seit neustem in Sinnoh eingenistet hat…es geht um Team Galaktik und Team Rocket. Vor einem Jahr haben wir das erste Mal von ihnen gehört, meine Schwestern aus Kanto, Johto und der Hoenn-Region haben mir allerlei Informationen zu Team Rocket zusenden können, weil diese Verbrechergruppierung dort wohl schon länger aktiv ist. In Sinnoh jedoch hatten wir vorher noch nie gehört, und im letzten Jahr wurde einer ihrer Pläne von einigen hier Anwesenden vereitelt.“, an dieser Stelle kann ich quasi spüren, wie mich mindestens 4 oder 5 Leute anstarrten. Verdammt. So viele. „Und darum habe ich sie auch diesmal gebeten, zu helfen.“, sie hält eine kleine Fernbedienung in der Hand und drückt einmal darauf. Das Bild eines Manns erscheint auf dem Schirm, er ist gekleidet wie ein Pirat aus diesen alten Filmen und sieht ziemlich finster aus. Den Typen kenn ich. „Das hier ist das Phantom II, wie wir ihn nennen. Er hält sich selbst für den Verbrecher, der vor einiger Zeit in einem Ozean in Hoenn von der Rangervereinigung gefangen genommen wurde und seitdem in Haft sitzt; das richtige Phantom. Phantom II arbeitet als Schattenmann für Team Galaktik, das wissen wir dank Fräulein Jou hier.“, sie lächelt mich an, was ich erwidere. Dann streiche ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und höre weiter zu. „Er wurde letztes Jahr eigentlich zusammen mit der gesamten Führungsriege von Team Galaktik festgenommen, doch in das Gefängnis wurde eingebrochen und das Phantom II befreit.“, ich denke nach. Mit Sicherheit war das einer aus seiner Crew, der von Team Galaktik als entbehrlich eingestuft wurde, falls er versagt hätte. „Und kurz darauf hat er einen Containerfrachter überfallen, zusammen mit zwei neuen Mitgliedern von Team Galaktik. Der Kapitän konnte uns warnen, ist dann jedoch verschwunden.“, sie hält kurz inne und legt eine Hand an ihre Stirn. Dann nimmt sie sie wieder weg. „Der Kapitän ist mein Vater. Ich vermute, dass sie ihn mittlerweile gefunden haben. Das hier…“, sie klickt ein weiteres Mal. „…ist Commander Saturn, nach dem rätselhaften Verschwinden von Zyrus wird er als der momentane Anführer gehandelt.“, ich sehe mir den Typen an. Er hat blaues Haar, welches an beiden Seiten absteht und zu einer Art Katzenohren geformt ist. Seine eiskalten Augen lassen mich vermuten, dass er mit seinen Pokémon wahrscheinlich rücksichtslos umgeht… im Kampf wäre das ein Vorteil für mich. „Wo er sich momentan aufhält, ist leider nicht bekannt. Und sie…“, das Bild einer rothaarigen Frau mit merkwürdiger Frisur und fiesem Gesichtsausdruck ist als nächstes dran. „…wird Commander Mars genannt. Sie wurde zusammen mit Vorständen beider Teams vor einem Jahr gefasst und eingesperrt, die Bewachung wurde seit Phantoms Befreiung verstärkt. Sollte sie freikommen, würde das unser Vorhaben erschweren, weil sie angeblich eine der besten Taktikerinnen des Teams ist. Sollte das passieren, muss ich einige von euch dazu anhalten, sie wieder einzufangen. Diese drei sind gefährlich, sollte es euch gelingen, sie irgendwo zu finden, stellt euch auf keinen Fall dem direkten Kampf, wenn ihr allein seid.“, sie klickt noch einmal, und ein Bild von Lee erscheint, so, wie er jetzt gerade ist. Wahrscheinlich wurde es in der letzten Woche irgendwann aufgenommen. Zeit genug war ja.
    „Damit kommen wir zur Vorstellung. Lee Yule aus Sinnoh, er trainiert vorzugsweise Eis- und Wasserpokémon, er ist wahrscheinlich der Stärkste hier… falls ihr schon mal vom Eisbrecher gehört habt: das ist er. Seine Pokémon sind dafür bekannt, jeden Kampf mit Blizzard beenden zu können, und auch im Nahkampf ohne Pokémon kann er mithalten. Mehr weiß ich nicht über ihn, aber ihr werdet ihn schon kennen lernen. Ich habe ihn ins Boot geholt, weil er sozusagen der Anführer sein soll, ich wollte jemanden mit der Fähigkeit, Überzeugen zu können, und ich denke, er ist da nicht die falsche Wahl. Wenn ihr Probleme habt, die ich nicht lösen kann, ist er euer Ansprechpartner. Lee, ich hoffe, du bist damit einverstanden.“, ich schaue zur Seite, im Zwielicht des Raums wird der Blonde nur von der Videowand vorn ein wenig beleuchtet. Er nickt. „Von mir aus.“ – „Gut.“, es macht klick, als ihr Finger die Bedienung drückt. Ich sehe mich selbst, in weißem T-Shirt und Hotpants. Offenbar ist das Foto aufgenommen worden, kurz nachdem ich Sport gemacht hatte, die Haare kleben mir an der Stirn und ich habe mir ein Handtuch um die Schultern gelegt. Der Chief beschwert sich. „Denkst du, ich bin tot, Mann? Klick ma weiter!“, woraufhin ich die Polizistin ansehe. Entschuldigend zuckt sie die Schulter. „Ich dachte, ein wenig aktueller würde zur Identifikation besser passen. Entschuldige.“, ich werde rot und sehe mich verstohlen um. „Macht nichts, die werden meinen Anblick wohl einige Sekunden aushalten.“, entgegne ich dann. Lilith flüstert im Dunklen irgendwas, und ich bin froh, dass ich es nicht genau verstehen kann. Pay jedoch sitzt näher an ihr dran. „Das is ja zum Fürchten! Mach mich nich fertig!“ – „Was denn, stimmt doch!“, die Schwarzhaarige redet nun auch ein wenig lauter. „Ja, das macht es umso schlimmer! Hör auf damit!“, die darauffolgende Stille wird von Rockys Räuspern unterbrochen. „Äh-ähm. Also, das hier ist Maria Jou, ihre bevorzugten Pokémon sind alle vom Typ Wasser. Sie sorgt dafür, dass ihr, falls irgendwas schieflaufen sollte, nicht in der Klemme steckt, soll heißen, im Entwickeln von spontanen Plänen ist sie, genau wie im Nahkampf, eine Meisterin. Ein wenig schüchtern ist sie auch, also lernt sie besser schnell kennen. Ich will, dass ihr euch gut einspielt.“, endlich lässt sie ein neues Bild erscheinen: der Mann mit den silbrigen Haaren. „Alfred DeButler ist hier der Älteste, er trainiert und züchtet Pokémon schon seit Jahren. Ein bevorzugtes Element hat er nicht, aber durch seine Kontakte und Verbindungen werden wir schneller an Informationen kommen, die wir brauchen. Alfred, du wirst wahrscheinlich nicht so viel reisen wie die anderen, das will ich dir nicht zumuten.“, mir fällt auf, dass sie seinen Namen englisch ausspricht, und besehe mir den Mann näher. Sein schwarzer Anzug sieht wirklich edel aus, ich kann mir nicht vorstellen, dass er kämpfen soll. Er senkt wohlwollend den Kopf. „Ich denke, ich kann euch von jedem Standort gut helfen, egal, was meine Aufgabe ist.“, sagt er dann. Seine Stimme ist tief und melodisch, ich kann mir gut vorstellen, dass er früher mal Radiosprecher oder sowas gewesen sein könnte.
    „Darf ich vorstellen: Catherine Thompson, genannt Cat. Sie liebt Katzenpokémon über alles, wie man sieht. Sie ist im Kampf schnell und geschickt, außerdem soll sie eine hervorragende Taschendiebin sein. Wenn es Dokumente in den Händen der Verbrecher gibt, die uns helfen, kann sie sie beschaffen.“, das Mädchen zwinkert mir zu, als ich sie ansehe, und grinst breit. Dann hebt sie die rechte Hand, meine Halskette baumelt von ihrem Zeigefinger. „Hey!“ – „Nur ein kleiner Spaß, hier!“, sie wirft sie mir zu, und ich fange meine Kette auf. Verärgert lege ich sie wieder an. „In Zukunft beschränkst du deine Fähigkeiten auf unsere Feinde, okay?“, mahnt Rocky. „Schon klar!“ – „Gut. Hier…“ –klick!- „… kommen wir zu Joana Hall.“, auf dem Bild hockt sie vor einem kleinen Beet und schnuppert an einer Blume, die besonders hoch gewachsen ist. Ihr Gesicht sieht entspannt und zufrieden aus, ihr rosafarbenes Haar schimmert in der Sonne. „Joana ist eine sehr spezielle Trainerin, ihr Spezialgebiet ist das Erfrischen und Gesundmachen von Pokémon. Sie ist sogar besser als manche Joy-Schwestern. Wenn euer Pokémon vergiftet oder paralysiert ist, kann sie es heilen.“, ich horche auf. Das ist interessant. So jemanden habe ich noch nie getroffen… ich frage mich, wie sie kämpft. Heilen sich ihre Pokémon so lange, bis der Gegner nicht mehr kann? Auf jeden Fall ist dieses Mädchen eine echte Bereicherung für das Team. „Sie redet nie ein Wort, aber das liegt nicht an euch, keine Sorge. Findet euch am besten damit ab.“, es folgt ein Bild von Pay, er steht an einem Teich, sieht in an, und man könnte glatt auf den Gedanken kommen, er betrachtet sinnierend das Wasser, würde zwischen seinen Augen und der spiegelnden Oberfläche nicht ein relativ großes Sandwich die Sicht versperren. „Pay, der rote Riese. Laut meiner Informationen ist er der beste Feuerpokémontrainer der Region, und er hat einen enormen Bedarf an Kohlenhydraten. Legt euch besser nicht mit ihm an, Kämpfen ist zwar das Einzige, was er richtig gut draufhat, aber dafür…“, sie klickt weiter, man sieht eine felsige Landschaft, in welcher ein gigantischer Krater eingebrannt ist. Große Felsen sind einfach pulverisiert, ich kann das Ausmaß der Zerstörung sogar spüren, obwohl es nur eine Photographie ist. „Nun, ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass Team Galaktik mit den gestohlenen Gütern irgendetwas baut, und wenn es in einer Fabrik oder Ähnlichem hergestellt wird, wäre es besser, sie zu zerstören.“, erläutert Rocky. Verstehe… und Pay wäre der Typ, der diesen Job übernimmt.
    „Darf ich vorstellen: Lilith Solaria, ebenfalls eine der Toptrainerinnen hier.“, das Bild sieht ganz normal aus, Lilith steht barfuß neben einem Laternenpfahl und lehnt sich dagegen. Sie trägt ein rotes Top und einen langen, dunklen Rock, lächelt dabei in die Kamera. Man könnte sie beinahe für normal halten.
    Beinahe. Die Polizistin fährt fort. „Lilith, es war unmöglich, dich zu finden, und der Umstand, dass du mit Pay zusammenreist, war wohl ein Glücksfall.“ – „Für Sie oder für mich?“, haucht die Schwarzhaarige, doch Rocky scheint ihren Gemütszustand zu kennen und macht unbeirrt weiter. „Danke, dass du hier bist.“ – „Gern geschehen.“ – „Du wirst uns sicher…“, weiter kommt Rocky nicht. Jedenfalls kommen ihre Worte nicht mehr bei mir an, ein Brummen erfüllt meine Ohren. Was ist das? Ich schüttele den Kopf, doch es verschwindet nicht. Irritiert sehe ich Lee und Kuré neben mir an, sie sehen jedoch noch zu Rocky. Irgendetwas wird passieren, schießt es mir durch den Kopf. Mir wird heiß, meine Haut prickelt. Ich nehme die Cap ab und streiche mir über die Stirn. Ich brauche Wasser. Viel Wasser.
    //
    „Bist du sicher?“, im Schatten zweier Bäum stehen ein Mann und eine Frau, der Mann nickt still. Er trägt einen schwarzen Umhang, ein schwarzes Kopftuch, nur die Augen sind frei. Er streckt einen Arm aus, eine kleine Fernbedienung befindet sich darin. Die Frau sieht ihn aus grünen Augen an, ein hautenges Top aus silbernem Stoff betont ihre Figur. Die dicke Militärhose will nicht so recht dazu passen, und die feinen Sandalen an ihren sonst nackten Füßen wiederum verunvollständigen das Bild nur noch. Keine Frage: von Mode hat diese Frau keine Ahnung. Ihre Frisur allerdings sieht passabel aus, fast weiße Haare fallen ihr über die Schultern. Ihr schmales Gesicht verströmt Würde und Gelassenheit. „Schade für sie. Die Kleine sah gar nicht so übel aus.“ – „Wie alt bist du eigentlich? Dass gerade DU sie „klein“ nennst.“ – „25, na und? Sie ist jünger.“ – „Ein Jammer, dass wir das Mädchen umlegen müssen.“ – „Sie könnte uns sonst schaden. Was ist mit dir, Yussuf? Normalerweise bist du nicht so zögerlich.“ – „Ich zögere nicht.“, damit drückt er auf den Knopf. Das Gebäude, welches sie beobachten, hat mehrere Stöcke, eine Glasfront und zwei Schiebetüren aus demselben Material. Einen Moment erschüttert eine Explosion das Obergeschoss, Menschen, welche an dem Gebäude vorbeigehen, suchen schreiend und weinend Deckung. Irgendwo wird ein Gastank erwischt, die erste Etage geht ebenfalls in Flammen auf. Sicher ruft gleich jemand die Polizei. „Weg hier.“, raunt Yussuf, und wendet sich um. In der Stadt kann man trotz der frühen Stunde gut untertauchen. Sein Umhang bauscht sich im aufkommenden Wind, die Frau an seiner Seite blickt noch einmal über die Schulter. „Wäre sicher lustig gewesen.“, meint sie. „Ronja! Komm!“ – „Ist ja gut!“, sie rennt Yussuf hinterher und verschränkt die Arme hinter dem Rücken. „Der Boss wird zufrieden sein, meinst du nicht?“ – „Möglich. Daraus mache ich mir nichts. Meine Loyalität gilt dem Phantom.“ – „Naja, der Boss hat sich damals nicht schnappen lassen.“ – „Das kann man nicht vergleichen. Maria Jou war unsichtbar.“ – „Ha! Wie soll das gehen? Naja, egal, wir haben erreicht, was wir wollten. Die funkt uns nicht mehr dazwischen… und dieser Inspektor auch nicht.“
    //
    Ein Wald, nördlich von Weideburg
    „Maria? Maria!“
    Stöhnend mache ich die Augen auf. Ich sehe nichts. Alles um mich herum ist blendend weiß. Was ist passiert? Mein Erinnerungsvermögen funktioniert scheinbar nicht richtig… ich habe ein kleines Mädchen im Park gefunden…nein, stimmt nicht, ich habe geduscht… auch nicht, wir waren in der Stadt… in einem Haus aus Stahl und Glas… Officer Rocky! Mit einem Knall ist alles wieder da, ich schnappe nach Luft. Mir war heiß gewesen. Ich brauchte Wasser. Und dann…? Meine Kiefer fühlen sich geschwollen an, ich kann sie kaum bewegen. „Mhm!“, das Weiß verschwimmt, ich kann eine dunkle Gestalt ausmachen. Die Konturen sind erst undeutlich, verfestigen sich dann zu meiner Erleichterung immer weiter. Eine mir unbekannte Frau mit schwarzen Haaren beugt sich über mich und befühlt mein Gesicht. Augenblicklich normalisieren sich meine Kiefer wieder, ich mache den Mund auf. „Was ist passiert?“, die Umgebung verdichtet sich ebenfalls, ich erkenne Büsche, Bäume und eine Wiese, auf der ich sitze. Die Frau sieht mich an, ich merke, dass sie fast schwarze Augen hat. Sie hat fast dieselbe Frisur wie ich, nur ein wenig länger, und ihre Kleider lassen sie nach Sekretärin aussehen: ein dunkler, knielanger Rock, hochhackige Schuhe, ein weißes Hemd und eine schwarze, langärmlige Jacke, die vorne offen ist, darüber. „Wer sind Sie?“ – „Ich bin eine Angestellte von Officer Rocky, du kannst Sophie zu mir sagen. Es gab unvorhergesehene Komplikationen, darum hat dich mein Kirlia hergebracht.“, ich bemerke das Pokémon, welches hinter ihr steht. Es sieht ziemlich zerbrechlich aus…genauso eines war mein Galagladi einst gewesen. „Wo sind die anderen?“ – „Das weiß ich nicht. Wir haben einen Notfallplan für sowas, und ich konnte nur dich erwischen, bevor es zu spät war. Du hast die Toiletten betreten, als ich gerade hinauswollte, und sahst sehr blass aus.“, ich mag es, ihrer Stimme zu lauschen, die klingt ein wenig wie Wasserplätschern und dazu noch sehr fließend. Ein Wort scheint dem nächsten eine Art verbalen roten Teppich auszurollen. „Und wo sind wir hier?“ – „In einem Wald in der Nähe von Weideburg, in meiner Kindheit war ich hier oft.“ – „So weit weg?! Ich muss meine Freunde wiederfinden!“, sie schaut mich betrübt an. „Das dürfte gar nicht so leicht werden, fürchte ich… das Polizeipräsidium ist komplett zerstört worden.“, eine eisige Faust scheint sich um mein Herz zu klammern. Das konnte unmöglich wahr sein. Eva, Lilith, Pay, Kuré, Hagane, Tai…und Lee. Beim Gedanken daran, dass ich ihn nie wieder sehen könnte, drückt sie Hand in meiner Brust nochmal extra fest zu. Ich kriege keine Luft mehr. Mit jedem neuen Gedanken versinke ich nur noch tiefer in Mutlosigkeit und Depression. Meine Pokémon waren alle in der Umhängetasche, die unter dem Stuhl stand, auf dem ich gesessen habe.
    Dann kommt mir ein neuer Gedanke. „Nein, sie können nicht…bestimmt hat Lee sie irgendwie gerettet. Ja, so muss es sein!“, ich packe sie am Arm und erhebe mich halb. Wieso sieht sie denn noch so traurig aus? Es ist doch ganz leicht, Lee kann unmöglich einer lächerlichen Explosion zum Opfer gefallen sein. Bestimmt hatte er sich etwas einfallen lassen. Vielleicht hat er den oberen Stock irgendwie komplett gefroren, um danach aus dem Gebäude zu entkommen. Oder er hatte… Sophie legt eine Hand auf meine Stirn. Dann schüttelt sie den Kopf. „Als ich Kirlia gerufen habe, war es fast schon zu spät. Die Flammen sind im oberen Stock ausgebrochen, wir hatten Glück, dass du die Toiletten im Erdgeschoss benutzt hast. Ich habe so schnell gehandelt, wie es mir möglich war. Sie schiebt mit der Linken ihren Seitenscheitel ein wenig zur Seite, ich erkenne eine Platzwunde an ihrer Stirn. „Irgendein herumfliegendes Metallstück hat mich noch erwischt, es war wahnsinnig knapp. Hätte Lee eine Explosion in der kurzen Zeit verhindern können?“, ich lasse mich ins Gras fallen. Wozu? Wozu war ich extra von Schleiede angereist? Hatte Rocky uns vielleicht sogar verraten? War sie eine getarnte Galaktikerin gewesen, die auf Rache sann? Aber wozu dann das Theater mit Kuré und den anderen? Die Faust drückt noch einmal, es fühlt sich an, als würde mein gesamter Oberkörper gefrieren. „Haben Sie…“ – „Bitte, nenn mich einfach Sophie.“ – „Okay. Hast du ein wenig Wasser?“ – „Leider nein, willst du etwas zu trinken? Dahinten gibt es irgendwo einen Fluss.“, ich schüttele den Kopf und hebe den Arm. Dann konzentriere ich mich auf den Raum zwischen ihr und mir, ich weiß, dass es dort Wasser gibt. Eine Minute lang sammeln sich mikroskopische Wassertröpfchen zu einer Kugel, Sophie starrt die immer größer werdende Menge an. „Wie machst du das?!“, statt einer Antwort richte ich den Arm auf sie, die Kugel schwebt in Richtung ihres Gesichts und berührt die Verletzung an der Stirn. Sie muss wahnsinnige Schmerzen leiden, ein schmales Blutrinnsal läuft ihr über das Gesicht. Ich kann sehen, wie sie sich entspannt, und fühle wie die Verletzung heilt. „Danke.“, sagt sie, kraftlos lasse ich den Arm fallen. Das Wasser verteilt sich wieder in der Luft. Die Trauer verschwindet, noch bevor sie sich richtig entfaltet hat, und macht einem neuen Gefühl Platz. Wer war das? Wem habe ich das zu verdanken? Wer hat es auf mich und Lee abgesehen?
    Es ist Wut.
    //
    Herzhofen
    Die Flammen toben durch das ganze Gebäude, zerstören Glas, Elektronik, Wasserleitungen und alles, was von Menschenhand geschaffen worden war. Mit knisternden Geräuschen geben die Computer ihren Geist auf, Funken sprühen von den Lampen, bevor sie der Vernichtung anheimfallen. Eine halbe Stunde nach Ausbruch des von Yussuf ausgelösten Brandes ziehen sich die Flammen zurück, scheinen zu ihrem Ausgangsort zurückkehren zu wollen. In den unteren Etagen lassen sie ein Chaos zurück, in Etage zwei sieht es am schlimmsten aus. Die Wände sind verkohlt, Türen hängen in ihren Angeln, wenn sie nicht pulverisiert wurden. In Rockys Büro, welches oft als Konferenzraum benutzt wird, kann man nicht einmal mehr erahnen, welche Möbelstücke da eingeäschert auf dem Boden liegen. Dort, wo vor einer Stunde noch Stuhlreihen Platz boten, steht nun ein dampfender, undurchsichtiger, weißer Klotz. Eine immense Kälte geht von ihm aus, er reicht knapp bis unter die Decke und misst im Quadrat etwa 2 mal 2 Meter. Das Feuer ging an ihm fast spurlos vorbei. Weißer Dampf quillt über den Boden, als das Gebilde langsam in sich zusammensinkt. „Mann! Das war nur n kleines Feuer, das hätt ich auch ohne den Eiswürfel hier überstandn.“ – „Klappe, Pay.“, auf den ersten, mürrischen Kommentar antworten 4 genervte Stimmen im Chor. Zwei Mädchen und drei Jungs kommen zum Vorschein. Hagane klopft sich Staub vom Rock. „Was zur Hölle war denn das?“ – „Kann ich dir nicht sagen, auch wenn ich das gern täte...“, haucht Lilith. „Ich hab Hunger!“ – „Klappe, Pay!“ – „Hm.“ – „Lee, was ist?“, Tai schaut hoch. Der Blonde starrt nur stumm vor sich hin. Pay legt ihm eine Hand auf die Schulter. „Die is nich doof, bestimmt hat sie es auch irgendwie geschafft.“ – „Wie denn? Du hast doch gesehen, was mir ihr los war.“ – „Ihr haltet es doch nicht für möglich, dass Maria…“ – „Wer auch immer das getan hat.“, Lee beißt die Zähne zusammen und ballt die Fäuste. Die Zähne knirschen leise. „Den werde ich finden.“


    soo, ich freue mich auf weitere kommis, anregungen, verbesserungen und soweiter, bis dann :)
    LG´s
    ~Kori~