[Blockierte Grafik: http://oi39.tinypic.com/nn4269.jpg]
Bild © shinyscyther on deviantArt.com
Information | Vote | Gewinner
Ähnlich wie im letzten Jahr gibt es auch dieses Jahr wieder eine bestimmte Anzahl an Punkten, die ihr den Texten geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr frei wählen könnt, wie genau ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenig oder zu viele Punkte enthalten können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen! Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen zur Wettbewerbssaison 2012
Ihr könnt 12 Punkte verteilen
Der Vote läuft bis zum 25.02.2012 um 23:59 Uhr.
Ich spürte das vertraute Kribbeln, das ich immer bekam, kurz bevor meine Trainerin mich aus meinem Pokeball hervorholte. Das rote Licht, das mich sanft umschloss, verschwand wenige Augenblicke später und ich fand mich auf einem großen Kampffeld wieder.
Ich blickte mich um. Das jubelnde Publikum und das Bild auf der riesigen Reklametafel, verriet mir, das ich das letzte Pokemon meiner Trainerin war, das noch kämpfen konnte, das unseres Gegners ebenfalls und dass ich mich im Finale der Pokemon-Liga befand.
„Ich vertraue dir, Vulnona. Jetzt geht es um Alles oder Nichts!“, hörte ich meine Trainerin Rain sagen. Ich schaute über meine Schulter zurück und nickte. Alles oder Nichts!, dachte ich. Und schaute entschlossen zu dem Jungen, der sich einige Sprünge von mir weg befand.
Der Junge warf ebenfalls einen Pokeball und rief: „Galagladi! Ich brauche dich!“
Ein großes Pokemon mit Ellbogen, die einem Schwert fast glichen, tauchte vor mir auf und funkelte mich kampfeslustig an.
„Vulnona, fang an mit Flammenwurf!“
Ich lief ein paar Schritte auf Galagladi zu und setzte Flammenwurf ein, doch das sprang einfach leichtfüßig zur Seite.
„Nahkampf!“, befahl Galagladi´s Trainer und es sprang sofort auf mich zu, doch ich konnte mich ebenfalls mit einem Sprung nach oben retten.
„Versuch´ noch einmal Flammenwurf!“, befahl Rain und diesmal traf der Strahl aus Flammen sein Ziel.
Galagladi kniff ein Auge zu, war aber sofort wieder bei der Sache. Noch bevor ich auf dem Boden aufkam, packte es mich.
„Ableithieb!“, rief sein Trainer und wenige Sekunden später blitzte ein intensiver, grüner Wirbel um Galagladi´s Hand auf und traf mich.
Ich spürte, wie meine Energie langsam schwand, aber Galagladi hingegen schien noch stärker zu werden.
Auf Rain´s Befehl werte ich mich wieder mit Flammenwurf.
Galagladi ließ mich auf den Boden fallen und ich stürmte zurück zu Rain.
Während das gegnerische Pokemon noch auf dem Boden kniete schloss ich es in Feuerwirbel ein. Die Funken flackerten um Galagladi herum und sein Trainer schien sichtlich verzweifelt.
„Jetzt, Ruckzuckhieb!“, befahl Rain und nachdem ich von einem silbernen Glühen erfasst wurde, befand ich mich auch schon hinter Galagladi und dem Feuerwirbel und griff es von hinten mit dem stärksten Flammenwurf an, den ich je geschaffen hatte und alles versank in einer Rauchwolke.
Hatte ich es besiegt?
Nachdem sich der Rauch gelichtet hatte stand Galagladi vor mir. Wieder packte es mich uns setzte Ableithieb ein.
„Nicht schon wieder!“, rief Rain verzweifelt. Ich strampelte, konnte mich aber nicht befreien. Nach in paar, quälenden Augenblicken schleuderte es mich weg, aber ch richtete mich wieder auf.
Ich war noch lange nicht am Ende, und das schien Galagladi ein bisschen zu verunsichern. „Schwerttanz, Galagladi!“
Galagladi leuchtete leicht bläulich und eine Art Schwert umkreiste es. „Gut! Jetzt, Psychokinese!“
Galagladi´s Augen funkelten und ich wurde von dem selben blauen Schein erfüllt wie seine Augen. Ich versuhte mich zu befreien, aber es klappte nicht.
Plötzlich war der blaue Schein verschwunden und ich schwebte. Nein, ich fiel!
Als ich aufschlug, wurde wieder alles von einer leichten Rauchwolke erfüllt. Brennender Schmerz durchzuckte mich und ich rappelte mich mit letzter Kraft auf.
Gleich ist es vorbei, ich verliere, außer…
Galagladi schien ebenfalls geschwächt und noch bevor ich meinen Gedanken zu Ende fassen konnte rief Rain entschlossen: „Vulnona! Feuersturm!“
Ich konzentrierte mich so sehr ich konnte.
Auf einmal leuchtete ich rot und mächtige Flammen traten aus meinem Körper. Ich schrie auf, als ich die gesammelte Energie freiließ. Das gesamte Feld schien von Feuer und Flammen verschluckt zu werden.
Zum dritten Mal wurde alles in eine gigantische Rauchwolke gehüllt und als der Rauch endlich verschwand, lag Galagladi am Boden. „Wir…wir…“, stotterte Rain.
„Galagladi kann nicht mehr weiterkämpfen! Und damit geht der Sieg des Finales der Sinnoh- Liga an Rain und Vulnona!“
Wir hatten tatsächlich gewonnen! Wir hatten die Pokemon-Liga gewonnen! Rain rannte voller Freude und mit Tränen in den Augen auf mich zu. „Du hast es geschafft, Vulnona!“
Nein, wir haben es geschafft…
…Am nächsten Morgen machten wir uns Startklar. Vom Pokemoncenter in Septerna City aus starteten wir den Marsch nach Stratos City. Wir gingen nicht lange, da erreichte uns schon ein Trauner, der heulend zu uns sagte: „Geht ja nicht weiter, dort sind irgendwelche durchgeknallten Typen, die deine Pokemon stehlen wollen.“ Natürlich konnten wir uns denken, das Team Rocket dahintersteckt und so gingen wir weiter. Nach kurzer Zeit sahen wir Team Rocket mit ungefähr 3 Pokemon an der Seite. „Das ist ein Geschenk von unserem Boss !!!“ , sagte Jessie zu mir. Das erste Pokemon war ein starkes Brockoloss. Das zweite ein Zapplarang und das dritte war so furchteinflösend, dass mir alle Haare zu Berge standen. Es war das Legendäre Pokemon Kyurem. Und Plöztlich ging auch schon das erste auf mich los. Ich setzte Pikachu ein und es war hoch motiviert, denn es hat in Septerna City erst seinen letzten Kampf gehabt. Brockoloss kämpfte gut und Pikachu konnte fast nicht mithalten. „Donnerblitz, Pikachu !!!“, schrie ich. „Steinwurf, Brockoloss, mach es fertig !!!“ , rief Jessie. Als ich bemerkte, dass Donnerblitz überhaupt nichts brachte, ahnte ich schon schlimmes. Brockoloss traf Pikachu mit voller Wucht und machte es fertig. Ich war enttäuscht, aber trotzdem gab ich nicht auf. Benny und Lilia kämpften beide gegen Zapplarang und James und ich sah auch, dass sie große Schwierigkeiten hatten. Es war zum losschreien. Als nächstes setzte ich Ferkokel ein. Es war so geladen mit Feuer, dass es sofort eine Attacke auf Brockoloss einsetzte und mit Wirkung. Brockoloss wurde voll getroffen und wurde sofort erledigt. Ich freute mich so und Ferkokel war ein bisschen traurig, weil es schon wieder vorbei war. Ich lief sofort mit Ferkokel zu Benny und Lilia. Sie kämpften verbittert. Jetzt waren wir zu dritt gegen ein doofes Zapplarang. Doch es war gegen mein Ferkokel im vorteil und es setzte sofort Wasserdüse ein. Zapplarang traf hart auf und Ferkokel musste viel zurückstecken. Jetzt waren alle Pokemon von uns geschwächt. Wir griffen in Dreierkombination an. Ferkokel mit Feuerball, Stalobor mit Schaufler und Vegimag mit Blättersturm. Es ging schnell und alle Attacken trafen. Wir schrieen:“Geschafft !!!“ Doch als der Staub sich senkte sahen wir, dass es immer noch unverletzt dastand. Wir waren hilflos. Ich rief Ottaro noch mit auf und es hatte die perfekte Idee. Es hatte den Einfall, dass es mit seiner Muschel das Pokemon blenden kann und die anderen Pokemon sollen es angreifen. Top Idee, dachte ich bloß und so probierten wir es. Ottaro gab alles, die Muschel in die richtige Position zu bringen und wie es fertig war, griffen alle Pokemon auf einmal an. Wir waren froh, als wir sahen, dass es dieses Mal geklappt hat. Jetzt war bloß noch das legendäre Pokemon Kyurem übrig. Wir legten los und tasteten uns vorsichtig heran, weil wir nicht wussten, was uns bevorstand. Ferkokel setzte erst einmal als Anfangsattacke Glut ein. Es prallte einfach so am Körper des Pokemon ab. Wir schauten, als hätten wir eine neue Art von Pokemon erlebt. Kyurem ließ sich das nicht gefallen und setzte eine völlig unbekannte Attacke ein. Sie war so heftig, dass uns der Boden unter den Füßen wegrutschte. Wir waren für eine kurze Zeit bewusstlos. Als wir wieder aufwachten, sahen wir schon, dass sie all unsere Pokemon schon in ihrer Gewalt hatten. Es war us mit uns. Sie hatten es endlich geschafft, die Knirpse (uns) zu besiegen. Ich konnte es nicht glauben. Kyurem setzte schon zur letzten Attacke an und ich schloss die Augen. Ich dachte an Pikachu und an meine Mutter und all meine Freunde. Natürlich dachte ich auch an meine anderen Pokemon und die bei Professor Eich im Labor, die jetzt dann alle wieder wilde Pokemon wären. Ich mochte es nicht glauben und ich hoffte, dass irgendein Wunder geschehen würde. Als ich meine Augen für kurze Zeit öffnete, sah ich schon den Feuerball auf uns zurasen. Ich spürte die Wärme von diesem Ball und die Energie, doch er kam nie an. Ich hörte bloß einen lauten Knall und dann versank alles im Rauch. Uns riss es von den Beinen. Es war unglaublich, aber als sich der Rauch verzog, sah ich, dass Reshiram vor uns stand. Das Legendäre Pokemon Reshiram war uns, ja uns tatsächlich zur hilfe geeilt. Die beiden Legenden kämpften sofort weiter und nach einiger Zeit konnte man nicht sagen, wer gewinnt. Reschiram setzte Fliegen ein und Kyurem wieder ein völlig unbekannte Attacke. Es war ein Fight, wie kein anderer. Nur 3 Attacken weiter fiel Kyurem kurz zu Boden, aber es stieg sofort wieder auf und konterte. Wahnsinn, was jetzt für eine Spannung hier war. Nun lag Reshiram am Boden. Unglaublich, aber Wahr. Zu guter letzt kam sogar noch das legendäre Pokemon vom Himmel. Es spürte wahrscheinlich, dass Reshiram sein hilfe braucht. Zu zweit ging alles gleich viel besser. Sie setzten beide ein Kombi ein und dagegen konnte Kyurem nichts mehr machen. Es fiel zu Boden und diesmal blieb es liegen. Wir hatten es tatsächlich geschafft. Reshiram überredete Kyurem, sich wieder den guten anzuschließen und es stimmte ein. Alle waren wieder froh, außer Team Rocket. Zekrom ließ in der Zeit, wo Reshiram mit Kyurem redete, die zwei anderen neuen Pokemon von Team Rocket frei. Die Beiden sahen ziemlich glücklich aus. Nun, da ja alles wieder in Ordnung war, stand Pikachu, dass mittlerweile auch wieder Fit war, nichts mehr im Wege, Team Rocket in den Ofen zu schießen. Doch ehe es Donnerbliz einsetzen konnte, war Team Rocket verschwunden. Nach einiger Zeit verabschiedete sich dann auch Kyurem, Zekrom und Reshiram. Benny gab ihnen auf die Reise noch vieles, vieles, vieles Pokemonfutter mit. Dieses Abenteuer werden wir nie vergessen.
Mewtu nutzte das gleißende Licht der letzten Explosion und suchte hinter einem hoch aufragenden Kristallturm Deckung. Sein Atem ging keuchend, und an seinem ganzen Körper brannten unzählige Wunden. Dass sein Gegner nicht leicht zu besiegen sein würde, hatte er schon geahnt; auch, dass ihm mit bloßer Kraft nicht beizukommen war. Wenn Mewtu gewinnen wollte, brauchte er nicht nur Geschick und Taktik, sondern auch Verstand.
Das Licht und der silbrige Staub zerstörter Kristalle legten sich. Mewtu gab sich keinen Illusionen hin, dass sein Gegner nicht wusste, wo er sich aufhielt. Das Pokémon verfügte schließlich über Sinneswahrnehmungen, von denen Mewtu nur träumen konnte. Das große Springmauspokémon sah sich in der riesigen Kristallhöhle um, in der es gefangen war, und entdeckte, wonach es suchte: Ein Spiegelbild seines Gegners!
Aus dem Winkel der reflektierenden Fläche schätzte Mewtu die Position des Legendären Pokémon. Es schwebte mit dem Rücken zum Spiegel, wodurch es Mewtu nicht auch gespiegelt sehen konnte. Er sammelte seine Kräfte und fokussierte sie in einer Kugel reiner Energie. Wenn er schnell handelte, konnte er seinen Gegner treffen, bevor dieser die Präsenz der Kugel wahrnahm und reagieren konnte.
Mewtu flog hinter der Deckung hervor und schleuderte die Kugel nach seinem Gegner. Die gebündelte Energie landete einen Volltreffer, Licht explodierte an der Stelle, an der sie eingeschlagen war. Doch Mewtus Euphorie ob dieses Schlages verflog augenblicklich, als sich der Staub legte: Das Pokémon schwebte noch dort! Doch jetzt zeigten sich auf seiner Haut Risse wie in porösem Gestein. Sein Gegner zerbrach in tausend winzige Kristallsplitter. Ein Trugbild!
„Glaubst du wirklich, ich sei so leicht zu besiegen?“
Mewtu hob den Kopf. Sein Gegner schwebte über ihm.
„Du hast es nicht verdient, eine Legende zu werden!“, rief Arceus so laut, dass die umstehenden Kristalle davon vibrierten. Die goldenen Bögen an seiner Seite färbten sich schwarz und grün – das Gottpokémon nahm die Typen Unlicht und Käfer an. Es reckte den Kopf in den nicht sichtbaren Himmel, und strahlendes Licht leuchtete über seiner Stirn auf. Wenn die Urteilskraft Mewtu traf, wäre er besiegt…
Arceus schoss seine mächtigste Attacke ab, schleuderte sie Mewtu entgegen. Das unterlegene Psychopokémon wich noch aus, wurde aber dennoch von dem Licht gestreift. Die Wucht des Angriffs warf ihn zurück und schmetterte ihn gegen die Kristallwände, die ihn gefangen hielten. Ein schreckliches Knirschen erklang, und Mewtu hoffte, dass die Kristalle gebrochen waren und nicht seine Knochen. Sterne tanzten vor seinen Augen und trübten seine Sicht.
Endlich vermochte er, über die Wolke aus Lichtpunkten hinweg seine Umgebung zu erblicken. Arceus schwebte vor ihm und lud einmal mehr eine zerstörerische Attacke. Es nahm den Typen Gestein an und unterwarf die Kristalle um es herum seinem Willen. Gewaltige, grünbläulich schimmernde Felsbrocken lösten sich von ihrem angestammten Platz und schwärmten um Arceus. Von der Gedankenkraft des Gottpokémon kontrolliert zerbröselten sie zu feinem Kristallstaub und sammelten sich an einem Punkt vor ihrem Meister, wo dieser den Staub komprimierte und zu etwas Neuem werden ließ.
Mewtu ahnte, dass dieser Angriff ihn töten mochte, und wollte von der Stelle in der Wand, in die Arceus‘ Urteilskraft ihn gedrückt hatte, auffliegen. Zu seinem Entsetzen musste er jedoch feststellen, dass die lebenden Kristalle bereits nachgewachsen waren und ihn um seinen ganzen Körper mit wulstigen Rändern eingeschlossen hatten wie die heilende Rinde eines Baumes. Er drückte gegen die klammernden Kristallfinger an, doch diese waren robuster, als er gedacht hatte.
Arceus indessen war damit fertig, den Kristallstaub zu verdichten. Nun drehte sich vor ihm ein neuartiger Kristall, so groß wie Mewtu, in der Leere. Geformt war das quellwasserklare Objekt wie eine Pfeilspitze, die genau auf Mewtu zeigte, und funkelte in regenbogenfarbigem Feuer. Ein riesiger Diamant!
Auf Gedankenbefehl ihres Schöpfers schoss die schöne wie tödliche Waffe auf den Gefangenen zu. Mewtu wand und wehrte sich gegen seine kristallenen Fesseln, versuchte, seinen sicheren Tod mit seinen Gedanken abzufangen; aber seine telekinetischen Angriffe prallten von der diamantenen Oberfläche ab wie Licht von einem Spiegel. Erst im letzten Augenblick schaffte es Mewtu, wenigstens seine Arme aus der Umklammerung der Kristallwände zu reißen, und fing den Diamantsplitter mit bloßen Händen ab. Mewtu hielt mit allem, was er aufbringen konnte, gegen die Schubkraft der Pfeilspitze an, doch sie ließ sich nicht von ihrem direkten Weg an seine Kehle aufhalten. Die Spitze zielte genau auf seinen Hals, während er sich an den messerscharfen Kanten die Hände aufschnitt.
Es ist aus, dachte er bitter und wurde von diesem Gedanken überflutet. Lange würde er der Diamantklinge nicht mehr standhalten, und sie würde ihn ohne Mühe aufspießen.
Aber andererseits… Es gab eine Möglichkeit, wie er sich der schieren Übermacht, über die Arceus gebot, erwehren konnte. Jahrelang hatte er daran, dies zu tun, nicht einmal gedacht, und jetzt erwog er es ernsthaft. Die Menschen hatten ihn mit Kräften ausgestattet, die groß genug waren, ganze Kontinente in wenigen Augenblicken zu verwüsten. Seitdem er Mew begegnet war, hatte er sie tief in sich versiegelt, zusammen mit all dem Schlechten, das aus ihnen erwuchs. Doch wenn er hier gewinnen wollte, musste er sie wiedererwecken.
Mewtu schloss die Augen und konzentrierte sein Bewusstsein in sein Inneres, ohne dass seine Bemühungen, die Diamantwaffe von seinem Hals fernzuhalten, nachließen. Er spürte tief in sich hinein, bis zu seinem Herzen, und bog kurz davor leicht ab. Mewtu hatte nicht nur das eine Herz, von dessen Pulsschlag ein jedes Lebewesen abhängig war. Daneben lag ein zweites, viel kleineres, in das er all die Zerstörungswut, die die Menschen in seinen Geist gepflanzt hatten, mit seiner künstlich erschaffenen Macht eingeschlossen hatte. So lange hatte es nicht geschlagen; aber es war nicht tot, das würde es niemals sein, solange Mewtu selbst lebte.
Es schlief nur. Und Mewtu vergaß alle Vernunft und erweckte es von seinem langen Schlummer, ließ es wieder schlagen.
Augenblicklich strömte die verborgene Energie durch seinen Körper, mächtiger, als Mewtu sie in Erinnerung hatte, so selbstverständlich, als ob sie nie fortgewesen wäre. Allein die Druckwelle, die der Kraftstoß erzeugte und die durch die Kristallhöhle fuhr wie Kreise auf Wasser, reichte aus, unzählige Kristalle unter hellem Klirren bersten zu lassen. Auch über Arceus brachen die edlen Steine aus ihren Verankerungen und regneten auf ihren Schöpfer herab. Das Gottpokémon ließ von Mewtu ab, um sich auf einen Schutzschild zu konzentrieren, der es vor den dolchartigen Splittern schützte.
Die Diamantklinge, die von der Druckwelle unversehrt geblieben war, hatte ihre Spitze bereits in Mewtus Haut gedrückt. Doch in dem Moment, da Arceus ihr keine Beachtung mehr schenkte, ließ ihr Drängen nach. Mewtu schleuderte sie meterweit von sich und befreite sich mit einem Schlag seines kräftigen Schwanzes aus der Umklammerung der Wand. Ohne Hast flog er auf die Stelle zu, an der Arceus zuvor vom Kristallregen getroffen worden war, und ließ mit einer Handbewegung den dichten Silberstaub wie von einem Sturm ergriffen verschwinden.
Das Gottpokémon schwebte nach wie vor in der Luft, keinen einzigen Kratzer hatten die Splitter auf ihm hinterlassen. Wut blitzte in dem uralten Gesicht, das sonst zu keiner Gefühlsregung fähig war. Wieder änderte sich sein Typ zu Unlicht und Käfer, und Arceus schoss erneut das gleißende Licht der Urteilskraft ab. Unbeeindruckt dieser weltenzerstörenden Attacke hob Mewtu die Hand und initiierte einen Schutzschild. Die Lichtkugel traf darauf, das Donnern ließ die ganze Halle erbeben – aber der Schild brach nicht. Das rote und das pfirsichfarbene Auge fassungslos aufgerissen, starrte Arceus Mewtu an.
Das Springmauspokémon schoss dutzende Kugeln in allen Blautönen auf das Gottpokémon, das nicht einmal Anstalten machte, auszuweichen. Die mächtige Attacke traf, bläuliche Explosionen hüllten die Höhle in unheimliches, von allen Oberflächen gebrochenes Licht. Mewtu schwebte zu Arceus, das auf dem Boden aufgekommen und in die Knie gegangen war. Immer wieder versuchte es, sich aufzurichten, doch es hatte keine Kraft mehr. Mit Genugtuung betrachtete Mewtu die Bruchstücke, die neben seinem Gegner lagen. Jedes Legendäre Pokémon hatte etwas an sich, in dem seine Unsterblichkeit eingeschlossen war, und für Arceus waren es die konzentrischen Bögen. Ein Angriff noch, und es wäre tot.
Mewtu schickte seinen Geist aus und befahl dem Diamantsplitter, der ganz in der Nähe lag, zu ihm zu kommen. Das glitzernde Objekt, das dazu dienen sollte, seinen Schöpfer zu töten, kam augenblicklich herbei. Ohne Zögern schoss Mewtu die Waffe ab.
Plötzlich leuchtete vor ihm ein rosafarbenes Licht auf, und die Diamantklinge traf mit solcher Wucht auf einen Schild, dass das unzerstörbare Material in Scherben zerging. Mewtu wich zurück; nicht wegen der Splitter, die prallten an seinem eigenen Schild ab.
Vor ihm schwebte Mew und schirmte Arceus mit ihrer Kraft vor möglichen weiteren Angriffen ab.
In diesem Moment realisierte Mewtu, was er zu tun im Begriff gewesen war. Er hatte diesen Kampf mit Arceus ausgeführt, um zu beweisen, dass er der Unsterblichkeit würdig war. Und jetzt hätte er das Gottpokémon beinahe selbst getötet!
Von sich selbst angeekelt stolperte Mewtu noch einige Schritte rückwärts, und die verbotene Macht kehrte in ihr Gefängnis zurück. Er zitterte am ganzen Körper und konnte nicht glauben, dass er sich so weit hatte gehen lassen.
Er brach zusammen und vergrub die Hände in Kristallstaub, winzige Splitter schnitten und stachen in seine Handflächen. Jetzt würde Arceus ihm niemals die Unsterblichkeit verleihen! Und daran trug er allein die Schuld...
Ein starker, unangenehm kalter Luftzug zerrte mich aus meiner viel zu kleinen Behausung. Es war wohl wieder an der Zeit zu zeigen, was ich konnte.
Die Welt um mich herum manifestierte sich aus greller, weisser Masse und ich fand mich auf einer saftig, grünen Wiese wieder, die sich wohl nicht allzu weit weg von dem kleinen Fluss, an dem wir gerade Halt gemacht hatten, befand. Mit meinen sensiblen Ohren konnte ich das leise Rauschen der Wassermasse ausmachen und kurz sehnte ich mich nach dem kühlen Nass, in dem ich mich so wohl fühlte.
„Azumarill, konzentrier dich!“, mahnte mich mein ach so toller Trainer zur Aufmerksamkeit und ich stellte mich aufrecht, immer mit meinem Schwanz das Gleichgewicht haltend, vor meinen Besitzer und knurrte das Gegenüber Feindseelig an. Angst war in meinem, doch sehr breiten Wortschatz nicht vorhanden, weswegen ich zwar oft an meine Grenzen ging, jedoch noch keine einzige Niederlage zu verzeichnen hatte.
Vor mir kristallisierte sich inzwischen aus dem weissen Licht eine schafsähnliche, beige Gestallt, die einen schwarz gelb gestreiften Schwanz besass, dessen Ende eine dunkelgelbe Kugel schmückte, heraus und blökte mir frech entgegen. Aus seinen schwarzen Knopfaugen sah mich mein blaugesichtiges Gegenüber schelmisch an. Dank meiner peripheren Sicht nahm ich einen grossen Menschen wahr, der sich, mit seiner kleinen Fahne rumwedelnd, wichtig machen wollte und wohl nun den Startschuss gab. Sofort preschte ich auf dieses blökende etwas zu. Adrenalin sprudelte durch meinen Körper und ich hatte dieses aufregende Zeihen im Bauch, welches ich immer verspürte, sobald ich kämpfen konnte. Ein sicheres Grinsen fand den Weg auf meine Lippen und ich setzte sicher zum ersten Schlag an. Meine Duplexhieb-Attacke hatte schon so manchen zu Boden geschickt und er hier würde der nächste sein.
„Warte!“, schrie plötzlich mein Besitzer und meine Muskeln verkrampften sich zu Stein. Seit ich ihm zu diesem Plastik-Orden verholfen habe, ist es bedeutend schwieriger geworden sich seinen lächerlichen Kommandos zu wiedersetzen. Ironie des Schicksals - Ich hatte ihm auf Grund meines eigenen Sieges jetzt zu gehorchen.
Genervt, versuchte ich mich etwas zu entspannen und blickte nun vorwurfsvoll über die Schulter zu meinem verdatterten Besitzer.
„Voltilamm hat einen Typenvorteil. Du solltest dieses kleine Schaf nicht unterschätzen …“, sagte er merklich zitternd, aber doch sehr ernst. Dieser Mensch, es war einfach nicht auszuhalten, hatte immer Angst. Vor Allem und Jedem fürchtete er sich und war so vorsichtig, dass es mich manchmal wunderte, nicht in Knickerfolie eingewickelt zu sein, sobald ich aus meiner sicheren Behausung entlassen werde. Ungeduldig wartete ich auf seine nächsten Befehle um diesem Voltilamm endlich zu zeigen, was es bedeutet besiegt zu werden. Doch es geschah nichts. Meinem Trainer musste wohl der Unterkiefer eingeschlafen sein; es kam kein Befehl zum Angriff über seine Lippen. Das Blaugesicht dagegen hatte einen Trainer erwischt, der das Sprechen nicht verlernt hatte und stürmte auf mich zu. Ich hielt es nicht mehr aus. Obwohl meine Muskeln rebellierten, mein Körper sich nicht meinem Willen sondern dem meines Trainers unterordnen wollte, stiess ich mich kräftig vom Boden ab und glitt elegant durch die Luft direkt auf meinen verdutzen, vermeidlich gefährlichen Gegner zu. Ich würde, wie gehabt, auf ihm landen und ihm mit meinem Duplexhieb das Fürchten lehren.
Doch noch bevor mich das entsetzte Rufen meines Besitzers erreichte, zuckte ein greller Blitz aus dem wolligen Fell des kleinen Schafes. Mein Nervensystem wurde mit Reizwarnungen überflutet und in meinem Gehirn explodierte der Schmerz. Mein ganzer Körper zuckte unkontrolliert, vibrierte unter den stechenden Schmerzen und der Anspannung meiner paralysierten Muskeln. Ich hatte gar nicht begriffen, dass ich schrie. Mein schockierter, schmerz verzerrter Schrei tönte mir in den Ohren und ich hatte das unbestimmte Gefühl meine Trommelfelle würden jeden Augenblick zerreissen, wenn diese Grausamkeit nicht bald aufhörte. Ein harter Schlag liess mich meine Augen öffnen, ich war wie eine tote Fliege vom Himmel gefallen und nun hart auf der Wiese aufgekommen. Unter Tränen konnte ich nur erahnen, wie mein Gegner sich zu einem weiteren Schlag bereitmachte. Jede Faser meines sonst so agilen Körpers schmerzte, meine Lunge schien nicht mehr arbeiten zu wollen und ich schnappte panisch nach Luft. Unkontrolliert klatschte mein Schwanz neben mir auf den Boden. Ich wollte mich aufstemmen, das tonnen schwere Gewicht, das mich am Boden hielt abwerfen und wieder kämpfen; doch ich konnte nicht; mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Zu gross war der Schmerz …
Plötzlich spürte ich, wie warme Hände mich vorsichtig hochhoben und das Gesicht meines Trainers erschien in meinem verschwommenen Sichtfeld: „Wir haben verloren Azumarill“, ein leises trauriges Seufzten unterstrich diese sowieso schon armselige Aussage und er blickte mich mit ungläubigen Augen an.
„Doch unterlagen wir nicht diesem Voltilamm“, fuhr Ralf plötzlich unerwartet heftig fort, „sondern deinem Stolz!“
Vor langer Zeit, als die Welt noch nicht das war, was wir heute kennen und die Pokémon, wie sie heutzutage unsere ständigen Begleiter darstellen, noch nicht das waren, was wir nun gewohnt sind, ereignete sich einer der berühmtesten Kämpfe unserer Geschichte, dessen Ausgang den Verlauf der Weltgeschichte maßgebend beeinflusste…
So erhob sich feurig rot vom sandigen Grund ein gewaltiges Wesen. Seine Klauen, scharf wie Dolche, bereit zum entscheidenden Schnitt, strahlte es eine geradezu beängstigende Erhabenheit aus. Es schien, als hätte es lange Zeit auf diesen einen Moment gewartet, der nun endlich gekommen war.
Fast schon an ein hämisches Grinsen anmutend bleckte es seine spitzen Zähne und stieß einen markerschütternden Schrei aus.
Und just in diesem Augenblick zog eine andere Kreatur, nicht minder eindrucksvoll als die Erste, ihre Blicke auf sich – die blausilbrig schimmernde Haut mit Wassertropfen benetzt, die geheimnisvollen, roten Muster aufleuchtend, tauchte es aus den Wassermassen auf und es war so, als habe die Welt auf diesen Kampf gewartet, den Kampf der Giganten, Wasser und Erde, Erde und Wasser traten gegeneinander an, um den wahren Herrscher zu bestimmen.
Schon fuhr die blaue, walartige Kreatur auf das glühende Wesen zu, da wendete sie in letzter Sekunde und sank tief hinab auf den Grund des Meeres, unruhig seine Kreise ziehend. Groudon, wie man die Verkörperung des Landes in späterer Zeit nannte, ließ sich davon nicht beirren, alle Gliedmaßen zum Bersten angespannt blickte es über das Wasser, bereit zuzuschlagen, wenn sein ewiger Rivale wieder auftauchte.
Kyogre, wie der Name den die Menschen dem Meeresungeheuer gaben, lautet, sammelte derweil seine Kraft, um schließlich mit einem heftigen Schlag seiner Hinterflosse ohne einen weiteren Schwimmzug aus dem Wasser zu schnellen und eine gewaltige Menge des flüssigen Elements auf Groudon niederprasseln zu lassen. Dieses brüllte wütend auf und peilte mit seinen düsteren Augen nach seinem Gegner, der in kürzester Zeit nach seiner Attacke wieder auf den Grund herabgesunken war. Das nächste Mal würde es sich sicherlich nicht so einfach überlisten lassen…
In der Tat ließ der nächste Angriff nicht lange auf sich warten, Sekundenbruchteile nachdem die roten Zeichen auf Kyogres Körper im seichten Wasser aufleuchteten, schoss es erneut aus diesem, doch dieses Mal gelangte es nicht dorthin zurück; Groudon seinerseits erzeugte eine riesige Lavafontäne, die Kyogre mit ihrer vollen Wucht traf, was das elegante Wesen mit einem schmerzgeladenen Schrei quittierte, und als es zurück in das kühle Nass sprang, erhärtete die Lava um es herum und stellte ein schwierig zu überwindendes Hindernis dar. Groudon fletschte die Zähne und hob dann einen Fuß nach dem anderen, auf die Lagune zu, in der sich Kyogre befand, bereit für den finalen Schlag, der seinen Sieg bedeutete. Schon war es nur noch wenige Meter entfernt, da witterte Kyogre seine Chance und zum zweiten Mal prasselte hart wie Nägel das Wasser auf jenes, welches nun zwar heftig angeschlagen war, aber trotz der Gefahr seinen Vorteil ausspielen wollte…
Mit seinen tödlichen Pranken hieb es, den Blick starr auf seinen Gegner gerichtet, aus, kurz vor dem Schlag, der vielleicht seinen Sieg markierte. In einem letzten Moment des Triumphes blickte es auf den bald nicht mehr existierenden Ozean bis es schließlich mit voller Kraft seine langen Krallen in die glatte Haut des legendären Wals schlug.
Dieser wand sich unter den Schmerzen und sah zum Himmel auf, einen stillen Wunsch nach Rettung äußernd, von dem es nicht erwartete, dass er sich rechtzeitig erfüllen würde. Groudon griff erneut an und es schien, als sei Kyogre, das immer noch in der versteinerten Lava gefangen war, nun am Ende seines Lebens angelangt. Kurz vor der Niederlage gelang es der blauen Kreatur, die Lava zu durchbrechen und tief im Meer Erholung zu suchen und einen erneuten Angriff vorzubereiten. Groudon ließ nun auch von seinem Standpunkt über Wasser schwere Steine auf die Stellen, an denen es sein Pendant vermutete, fallen, seines Sieges schon sicher.
Kyogre währenddessen hatte sich etwas erholt und war nun wieder zu kämpfen imstande, was es auch keine Sekunde verzögerte und sofort mit einer eisigen Kälte Groudons voriges Lavamanöver konterte. Zum Glück des Landerschaffers traf die Attacke nicht, denn sonst hätte es übel um es gestanden, dafür ließ Kyogre nun schon zum dritten Male Wassermassen dem Eis folgen.
Doch plötzlich brach die Wolkendecke auf und den zerstörten Kampfplatz blendete göttliches Licht.
Ein erhabener, metallisch grüner Drache erschien am Horizont, in verwirrend eleganter Weise seine Kreise über dem Geschehen ziehend, das grelle Licht im Rücken.
Gebannt von dem Stadium, das der Kampf der beiden Legenden erreicht hatte, verharrte es einen Augenblick, bevor es vom Schmerz über das Geschehene erreicht, aufschrie, und außer sich von seinem Standort herabfuhr. Groudon und Kyogre stoben so gut es ihnen ihre Situationen erlaubten, auseinander, doch schien es als hätten sie ihre Tätigkeit, der sie gerade eben noch nachgegangen waren, völlig aus den Augen verloren, gebannt vom Auftauchen ihres Anführers, Rayquaza.
Dieses hatte nun keine Zeit zu verlieren und mit der Kraft, die ihm innewohnte, erlöste es beide von ihren Schmerzen, um sie nun in einen langen Schlaf zu schicken, dem sie beide verfallen würden, bis jemand, der der Begegnung der Legenden würdig war, die Kugeln, in denen ihr Lebensgeist nun wohnte, an den hierfür vorgesehenen, heiligen Ort brachte, um somit die geheimen Kammern der beiden zu öffnen und sie wiederzuerwecken, um sie vielleicht, wer wusste es schon, für immer zu vereinen. Das Licht brach sich auf den Schuppen des grünen Drachens, während er nun, da er seine Mission für eine unbestimmte Zeit erfüllt hatte, zu dem Ort, aus dem es zuvor erschienen war, zurückkehrte; der mächtige Himmel in dessen Ozonschicht es das Treiben auf der noch jungen Erde überwachte, bereit einzuschreiten, falls die natürlichen Gesetze in ein Ungleichgewicht gebracht würden, wie es sich hier nun schon zum wiederholten Male zugetragen hatte. Doch nun, da die ewigen Rivalen getrennt voneinander ruhten, würde fürs erste vielleicht endlich Frieden einkehren und dem schönen Planeten war eine gute Zukunft bereitet, auch wenn niemand je vergessen sollte, was sich einst hier zutrug, da es bewies, zu was die ausgelebte feindselige Rivalität der beiden führte, zu ihrem eigenen Nachteil.
Da stand sie, Snobilikat, dessen Name „Prinzessin“ bedeutete. Belustigt schnaubte ich und fixierte die Löwin verächtlich, welche arrogant und selbstverliebt meinem Blick standhielt. Wer adelte sich schon selbst?
Unweit ihrer Erscheinung befand sich ihr Trainer, ein unverschämtes Küken, das nicht seine Grenzen, geschweige denn Anstand, zu kennen schien. Dreist wie dieser Bengel gewesen war, hatte er den Mut gefunden, meine Trainerin Aika zu verspotten, somit auch meine Wenigkeit verhöhnte.
Gleiches galt für sein Schoßkätzchen, das gewagt hatte, mir entgegen zu treten.
Sachte hob sich meine Brust, während ich gierig nach Luft schnappte. Ich wusste nicht mehr, wie lange wir bereits kämpften. Jegliches Zeitgefühl war getrübt, genauso wie es jegliche Sinne vom Kampfesrausch vernebelt waren. Ich streckte meinen Leib und schloss für zwei, drei Herzschläge die Augen. Ich fühlte nur noch, wie mein Herz in meiner Brust hämmerte und das Blut in meinen Adern pulsierte. Wahres Feuer rann durch meine Venen.
„Juwelenkraft!“
Wie süß – um die Löwin tanzte ein Kreis aus geschliffenen Juwelen, die im Sonnenlicht wie ein Sternenbild glitzerten und funkelten. O welch euphorisches Fauchen. Glaubte das Kätzchen tatsächlich, dass sie mit solch einem Angriff, der mehr schön als gefährlich war, mich beeindruckte? Mit diesem Bling-Bling mochte sie Eindruck bei den Juroren eines Wettbewerbs schinden, aber nicht bei mir!
Flammen entkamen meinem Maul und schmolzen das Geschmeide in der Hitze der Feuersbrunst. Die Luft knisterte und war erfüllt von einer Wärme, die Stoff sogleich in Brand setzte. Snobilikat traute sich deswegen nicht in meine Nähe. Vergnügt stieß ich eine Rauchwolke aus meinen Nüstern.
Snobilikat öffnete leicht das Maul, während ihre Ohren seitlich wegklappten und sie ihre Nase kraus zog. Ein scharfes Fauchen zeugte von ihrer Feindseligkeit. Hass flackerte in ihren Augen.
Aus voller Kehle brüllte ich ihrer Drohgebärde entgegen, denn so leicht vermochte sie mich nicht zu bezwingen. Mein Leib war mit unzähligen Narben gezeichnet. Auf meiner Brust prangte von meiner rechten Schulter bis zur gegenseitigen Hüfte eine lange Narbe, die ich einst im Kampf erdulden musste. In den letzten Jahren hatte ich mehr Schmerz ertragen müssen, als dieses Küken, das mich so tollkühn herausforderte.
Plötzlich sprang Snobilikat, und ich sah ihre ausgefahrenen Krallen auf mich nieder sausen. Wieder entrann sich ein Schnauben, fast ein gelangweiltes Seufzen. So brennend wie Dornen flammte der Schmerz in meiner Schulter auf und ich tolerierte es, vertraute darauf, dass meine Trainerin die rechte Entscheidung traf.
„Jetzt haben wir sie – Flammenrad!“
Ich knurrte und packte Snobilikats schlanken Körper. Fliehen konnte die Löwin nicht, selbst wenn ich die Bisse und Kratzer hinzunehmen hatte. Eines Feuerballs gleich schlangen sich Flammen um unsere Leiber und liebkosten aneinander. Ich frohlockte, als die Katze qualvoll aufschrie, und hätte ihr am liebsten das Maul gestopft – meine armen Ohren!
Dann befreite ich sie wohlwollend aus dem hitzigen Griff und nahm den harten Aufprall mit einem freudigen Grinsen auf den Boden wahr.
„Das ist doch wohl ein Witz, oder? Auf die Pfoten mit dir!“
Nicht sonderlich motivierend oder liebevoll, aber einen Hauch von Nervosität und Furcht erschnupperte ich. So cool wie sich der Junge gab – wie war sein Name noch gleich? -, war er wohl doch nicht.
Zu meinem Leidwesen erhob sich Snobilikat auf Geheiß ihres Trainers hin wieder. Ihre Beine zitterten, und sie keuchte schwer. Der kampfeslustige Ausdruck in ihren Augen war noch immer nicht gewichen – jammerschade.
„Röste das Tornupto! Donnerblitz!“
Eine gelbe Aura blitzte einen Herzschlag lang um Snobilikats Leib auf, während sich die elegante Raubkatze mit einem Sprung in die Luft begeben hatte. Zugleich spürte ich wie Elektrizität wellengleich die Luft erfüllte. Da war der Augenblick, als jedes Haar meines Fells kribbelte und sich meine Muskeln zum Zerreißen anspannten.
Meiner Kehle entrann ein leises Grollen. Zu keiner Zeit ließen meine Augen die Löwin aus den Augen. Jede Faser meines Körpers war auf das Kommende vorbereitet, und doch traf es mich eiskalt. Schmerz durchflutete meine Glieder, als sich der Starkstrom seine Wege durch mein Fleisch und Blut bahnte. Obwohl ich mir stets Schwäche verbat, vermochte ich nichts gegen das gepeinigte Jaulen tun, das meinen Rachen entrann.
Als der Druck endlich gewichen war, fühlten sich meine Arme und Beine müde und schwer an, und ich schwankte auf meinen Hinterbeinen. Dennoch tat ich diesem Bettvorleger nicht den Gefallen, in die Knie zu gehen.
Noch brannte mein Feuer, welches sich liebevoll an meinen Nacken schmiegte und mir Kraft spendete.
Noch gaben meine Pfoten nicht nach.
Noch war ich fähig, alles zu geben.
Diesem Küken würde ich noch beibringen nach meinem Takt zu tanzen.
„Flammenwurf!“, war der schlichte Befehl meiner Gefährtin, meiner Trainerin. Ich kannte das Mädchen gut, Aika war meine beste Freundin. Ihre Nähe erfüllte mich mit einer Gewissheit, dass ich niemals alleine war, und ich spürte, dass allmählich der seichte Faden ihrer Geduld zu reißen schien.
Ich hörte und agierte. Tief in meinem Inneren loderte ein ewiges Feuer, und als sich mein Maul öffnete, entzündete sich die Flüssigkeit, die ich stets hervor würgte, wenn sich die Energien Bahn brachen.
Nun schoss eine dünne Flammenzunge aus meinem Rachen, so grell und einnehmend, in all möglichen Rot- und Orangetönen schillernd. Wunderschön.
…doch leider verfehlte ich dieses verfluchte Katzenbiest. Die Flammen versengten den Boden und hinterließen rußgeschwärzte Pflastersteine. Mein Maul klappte zu, und der Feuerstrahl erstickte sogleich. Enttäuscht stieß ich ein verärgertes Fauchen aus, während meine Augen Snobilikat verfolgten, die sich mit einem anmutigen Sprung in Sicherheit gebracht hatte.
Die Löwin zögerte nicht, mich erneut anzugreifen. Keinen Moment gönnte sie mir, zu Kräften zu kommen, denn um ihre rechte Pranke floss eine düstere Aura entlang.
Ohne Aikas Order abzuwarten, konzentrierte ich mich ebenfalls auf diese dunkle Macht, drang tief in mein Bewusstsein ein, an die dunkelsten Winkel meines Wesens, und beschwor jene herauf. Doch sie war zu flüchtig und drohte mir zu entgleiten, sodass es all meine gesammelte Geisteskraft bedurfte, sie zu meiner rechten Tatze zu lenken und anschließend die schattenhafte Energie zu verformen, zu einer finsteren Klauenhand.
Ich keuchte erschöpft, als ich die Augen öffnete, die ich während des Prozesses intuitiv geschlossen hatte, und betrachtete beiläufig mein Werk, aber ich richtete rasch meine Wachsamkeit wieder auf meine Konkurrentin und brachte Ordnung in meine zerstreuten Gedanken. Aus der Achtlosigkeit wurden oft Hochmut und falscher Stolz geboren, somit auch Fehler und falsche Entscheidungen. Allerdings war ich schon lange kein Welpe mehr, der sich von Gefühlen wie Leichtsinn oder Größenwahn leiten ließ.
Binnen weniger Sekunden stießen Snobilikat und meine Wenigkeit zusammen. Mir entwich ein schmerzhaftes Keuchen, als das Gewicht der Löwin auf meinen Leib prallte, und ich drohte die Balance zu verlieren. Ich spürte die allmähliche Erschöpfung in meine Gliedmaßen kriechen, denn meine Beine schienen schwächer zu werden und bald nachzugeben.
Allerdings wäre mein Opfer nicht umsonst. Selbst wenn ich zusammenbräche, dann würde ich Snobilikat gewiss mit mir reißen.
Unglücklicherweise landete das tölpelhafte Katzenvieh auf mir und missbrauchte mich offenbar als Kratzbaum, samt gemütlichem Wärmekissen, das sie darauffolgend mit ihren Krallen malträtierte. Stark war sie jedenfalls!
Ich stöhnte. Mein Hinterkopf war auf den harten Pflastersteinen aufgeschlagen, und mir schwindelte es. Das Bild meiner Augen verschwamm, und ich sah einen Atemzug triste Schwärze.
Mein Fang öffnete sich einen Herzschlag lang, nur um mit der Zunge über die Lefzen zu lecken, deren Winkel sich nun nach oben gezogen hatten. Blut.
Ich schmeckte Blut, den unverkennbaren, metallenen Geschmack. Und diese Erkenntnis erhitzte mein Blut, brannte so unerträglich heiß in meinen Adern und ließ mich nicht mehr klardenken. Das Feuer, welches zärtlich meinen Nacken liebkoste, glühte kraftvoller denn je, strahlend hell wie ein Stern in der Finsternis, und ließ die von Wärme durchdrungene Luft flirren.
Mir entfuhr ein wütendes Knurren, tief aus der Kehle entspringend, während ich geifernd meine Reißzähne entblößte. Eine alles verschlingende Hitze ergriff mein Sein und drohte mein Inneres zu verzehren. Rauch und Qual stieg aus meinen Nüstern empor, und die Fänge wurden in rötliches Licht getaucht. In meinem Rachen brodelte und kochte es.
Dieser Zorn – ja, er war befreiend, so erlösend, als würde eine Bürde von meinen Schultern herabfallen. Hernach entzündeten sich die Flammen und entflohen als glühender Strahl meinem Maul.
Eine zerstörerische Explosion zerriss die Luft, und ich spürte, wie der Boden unter mir brach. Jäh war das Gewicht, das auf meinen Leib lastete, verschwunden, aber die Druckwelle dieser gewaltigen Lohe erfasste mich und presste allen Sauerstoff aus meinen Lungen.
Als sich mein Atem beruhigt hatte, wagte ich, mich zu regen, obwohl ein Hustenanfall an meiner Stärke zehrte. Mir taten die Knochen weh und mein Kopf fühlte sich an als würde er jeden Moment zerspringen. Dennoch fand ich die Kraft, mich zu erheben, wenngleich unter bestialischen Schmerzen.
Ich sah mich um und kräuselte die Schnauze. Die Luft war von Staub durchdrungen und roch nach verbranntem Fleisch.
Und da sah ich meine Rivalin, bewusstlos am Boden liegend, das Fell an manchen Stellen verkohlt und mit Gesteinstrümmern übersät. Das schwache Heben ihrer Flanke verriet mir, dass die Löwin lebte.
Belustigt zog ich die Lefzen nach oben, sodass sie meinen Fang freilegten, und grinste spöttisch. Schade eigentlich. Welch Genugtuung es doch war, sie im Staub kriechen zu sehen! O ich flehte die Götter an, dass dieser Moment niemals enden möge.
Ein anziehender Geruch löste sich aus der Masse der Körperaromen und begann mich unwiderstehlich an der Schnauze zu kitzeln. Das Riechorgan in die Höhe gestreckt lief ich auf allen Vieren durch eine dunkle Gasse, irgendwo in einer dieser überfüllten Menschensiedlungen. Früher sollten hier mal viele saftige Pflanzen gewesen sein, doch jetzt war das Gras nicht mehr so grün. Es war grau und hart und schmeckte widerlich. Und die Menschen liefen darauf herum und legten Nahrung in metallene Behälter, nach der ich dann grub. Manchmal schmeckte sie sogar.
Da – Das war die Quelle des Geruchs.
Ich blieb vor einem der metallenen Behälter stehen und schnupperte vorsichtig daran, bevor ich mich auf die Hinterpfoten stellte und ihn umwarf. Der Behälter krachte laut gegen einen anderen seiner Art, die in dieser Gasse allesamt eng aneinander standen und die schmutzigen, kahlen Wände wie Bäume säumten. Trotzdem fiel letztendlich nur der Gegenstand meiner Begierde zu Boden, ohne seine Bekannten mitzureißen – offensichtlich waren die Anderen schwerer beladen als meiner.
Zwischen verfaulten Äpfeln und ähnlichen Unannehmlichkeiten entdeckte ich in einer halbgeöffneten Schachtel einige kleine, süßlich duftende Gebäcke in verschiedenen Farben, die meisten jedoch rosa. Ich hatte nun schon seit einer Weile keine ordentliche Mahlzeit genießen können und war hungrig und ausgelaugt. Doch gerade, als ich mich erleichtert über meine Beute hermachen wollte, hörte ich hinter mir ein Fauchen. Meine Nackenhaare stellten sich bedrohlich auf und ich drehte mich um, die Zähne gebleckt und einen Buckel machend.
Mir gegenüber stand ein katzenähnliches Wesen mit violettem Fell und einem langen Spiralschwanz, welcher abschreckend aufgerichtet war. Mein Instinkt sagte mir, dass es sich bei meinem Gegenüber um ein weibliches Geschöpf handelte, worauf ich mich jedoch nicht länger konzentrieren konnte, da sie abermals bedrohlich fauchte.
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter, doch ich würde nicht weichen. Sollte sie doch fauchen, ich hatte den Happen vor ihr gefunden!
Als hätte sie meine Gedanken gehört, fuhr sie ihre Krallen aus und sprang mit erhobener Tatze auf mich zu, doch ich duckte mich unter dem Hieb hinweg und stieß sie mit meiner ganzen Körperkraft von mir. Sie flog ein Stück weg, fing sich jedoch und landete elegant auf allen Vieren.
Ich bellte laut, sie sollte sich gefälligst verziehen und es schien zu wirken: Sie ließ ihren Kopf sinken und ihren Schwanz niedergeschlagen hin und zucken. Verwundert über den plötzlichen Sinneswandel, war mein Essen kurz vergessen und ich machte einen unsicheren Schritt auf sie zu. Als sie mir direkt in die Augen sah, setzte mein Herz glatt einen Schlag aus. Wie bezaubernd sie doch war! Und ich hatte sie angegriffen!
Über meine eigene Dummheit verärgert lief ich schwanzwedelnd zu ihr und begann beruhigend zu summen, um sie aufzuheitern. Offensichtlich half es, denn sie erholte sich und schmiegte sich an mich, was wir wahrlich Herzklopfen bescherte. Ich wollte gerade die Geste erwidern, als ich einen harten Schlag in den Bauch spürte, der mich überrumpelt von den Füßen riss. Mir wurde schwindelig und ich schloss die Augen vor Schmerz, als ich herb auf dem Boden aufkam, jedes berauschende Liebesgefühl verschwindend.
Der Schwindel legte sich schnell wieder und ich öffnete die Augen einen Spalt breit, um sie eine halbe Sekunde später entsetzt aufzureißen. Die hinterhältige Angreiferin machte sich über meine Beute her! Verärgert über meine eigene Unachtsamkeit durch die ich ihr schließlich auf den Leim gegangen war, schnellte ich auf und jagte auf sie zu. Allerdings bemerkte sie mich viel zu früh und fuhr abermals ihre Krallen aus. Doch anstand mich wieder zu ducken sprang ich diesmal in die Luft, stieß mich mit den Hinterpfoten an einem der Nahrungshalter ab und donnerte meinen Schädel in die Magengrube meiner Gegnerin, welche überrascht nach Luft japste als sie rückwärtspurzelte und sich schmerzhaft überschlug.
Stolz über meine eigene Leistung schnappte ich mir ein Gebäck aus der Schachtel und verzehrte es genüsslich. Dabei ließ ich sie jedoch nicht aus den Augen und es dauerte auch nicht lange bis sie sich wieder gesammelt hatte und zum Gegenangriff ansetzte. Geschwind leckte ich mir die letzten Krümel von den Lippen und wich einem weiteren Krallenhieb aus. Unter noch einer Attacke duckte ich mich hinweg, beim nächsten Schlag machte ich einen Schritt rückwärts, direkt in den Haufen der Unappetitlichkeiten hinein. Ich rutschte auf einem der zermatschten Äpfel aus und kam ins Straucheln. Die Gelegenheit wurde sofort am Schopfe gepackt und die scharfen Krallen versanken knapp unterhalb meiner Rippen in meinem Fleisch. Ich schrie vor Schmerz auf und viel in den Schmutz. Durch die halbgeöffneten Augenlieder hindurch bemerkte ich wie sich mein nachthimmelblaues Fell leicht rötlich färbte.
Meiner Gegnerin schien dies zu genügen. Feixend wandte sie sich wieder meiner Mahlzeit zu, doch ich würde das nicht zulassen. Ich durfte das nicht zulassen! Ich würde bis zum Ende kämpfen, nicht nur wegen meines Stolzes, sondern einfach nur um zu leben und zu essen.
Die Funken begannen über mein Fell zu tanzen. Zuerst nur ganz leicht und unauffällig, danach leuchteten sie immer eindrucksvoller und gereizter, setzten mich komplett unter Strom. Mühsam rappelte ich mich auf und war nun von der Schnauzspitze bis hin zum Ende meines sternenförmigen Schwanzes in ein hellblaues, elektrisches Licht getaucht.
Auch sie hatte es bemerkt und ging grimmig fauchend in Verteidigungsstellung, welche sie jedoch eine Sekunde später wieder aufgab und die Flucht über die Deckel der Behälter ergreifen wollte.
Ich ließ es nicht soweit kommen. Wie eine Rakete schoss ich vor und rammte sie mit all meiner Kraft. Die elektrischen Strömungen gingen auf sie über und ließen sie aufkreischen, doch der Ausstoß der Qual ging im Lärm der Entladung unter.
Meine Haut prickelte immer noch ein wenig, als sie mit einem leidvollen Stöhnen bewusstlos zwischen den Behältern zu Boden sank. Ich schwitze und auch meine Pfoten zitterten, während ich mich erschöpft, zugleich aber auch stolz und erleichtert meinem wohlverdienten Mittagessen zuwandte. Es waren nur noch zwei Leckerbissen übrig. Der Rest schien bei unserem Kampf untergangen zu sein.
Etwas enttäuscht trat ich nach der Schachtel und schwankte dabei leicht. Die Verletzung an meiner Seite machte mir ganz schön zu schaffen. Nun gut, der Verliererin ging es bestimmt noch schlechter. Doch das hatte sie sich selbst zuzuschreiben. Ich hatte nur mein Hab und Gut verteidigt!
Plötzlich spürte ich, wie es mir kalt den Rücken hinunterlief. Für den Bruchteil einer Sekunde war ich vor Schock wie gelähmt, dann keimte der Schmerz. Mein Rücken schien in Flammen aufzugehen und ich hörte mich selbst aufkeuchen. Das Gebäck, welches ich mir hatte in den Mund schieben wollen, rollte davon und ich sackte in mich zusammen. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie ein Artgenosse meiner Gegnerin die Schachtel mit dem Mund hochnahm und zu seiner Kumpanin herübertrug. Meine Muskeln schrien nach Erlösung, als ich ächzend versuchte, meiner Habhaft zu werden und aufzustehen, doch ich versagte, blieb liegen. Die Erkenntnis der Niederlage machte sich in mir breit, während die Wunde auf meinem Rücken brannte und an meinem Bewusstsein zerrte.
Wieder schielte ich zu den Beiden herüber. Sie schien aufgewacht zu sein. Unsere Blicke trafen sich für einen kurzen Moment, doch es war mir unmöglich, etwas aus ihren Augen herauszulesen. Ihr Freund nahm sich währenddessen unter meinem neidischen Blick das letzte Gebäck, zerbrach es in der Mitte und die beiden teilten es sich. Nach dem er es verzehrt hatte, entsprang er bereits auf einen der Behälter, doch seine Freundin drehte sich unerwarteter Weise noch einmal zu mir um. Ich versuchte einen letzten Hilferuf über die Lippen zu bekommen, doch kein Laut entwich meiner Kehle. Sie entdeckte den übriggebliebenen Leckerbissen, der mir vorher heruntergefallen war, und trat ihn mit der Hinterpfote in meine Richtung, als sie ebenfalls aus meinem Blickfeld entfloh.
Diese Geste versetzte mir einen letzten Hoffnungsschimmer, an den ich mich klammerte und nicht mehr losließ. Krampfhaft holte ich mit der Vorderpfote aus, um das nur wenige Zentimeter entfernte Gebäck doch noch zwischen die Zähne klämmen zu können. Der Druck auf mir lastete immer stärker, in meinen Ohren rauschte mein eigenes Blut, doch schließlich musste ich mich der Dunkelheit beugen, die mich einladend umfing.
Das Letzte was ich verspürte, war die weiche Kruste des Konfekts an meiner Pfote.
„Beruhigen sie sich doch bitte, wir können ihre Aussage so nicht aufnehmen!“
Dem Mann, der gerade in die Polizeistation getaumelt gekommen war, steckte der Schrecken offensichtlich noch in allen Gliedern. Er zitterte am ganzen Leib, versuchte aber ruhig zu sprechen:
„Es war so: Ich betreibe ein Bar für Erwachsene und normalerweise verhalten sich dort auch alle ruhig, aber nicht heute. Da war dieses Kind.“
„Ein Kind? In ihrer Bar? Was soll es schon angestellt haben?“
„Das ist es ja. Es war kein normaler Knirps. Der kleine Junge hat mein ganzes verdammtes Etablissement dem Erdboden gleich gemacht!“
Schluchzend sackte der grauhaarige Mann in sich zusammen.
„Bitte, nicht weinen. Sie sind doch erwachsen!“
Ratlos standen die Polizisten um den nun bankrotten Greis herum, bis er sich zusammenriss um alles zu erzählen: „Also gut. Ich werde alles erzählen. In meiner Bar treiben sich die seltsamsten Gestalten herum, müssen sie wissen. Wirklich schräge Leute, aber solange sie immer ihre Drinks bezahlt und niemanden im Laden umgebracht haben, konnte ich ein Auge zudrücken. Heute Abend war alles anders. Erst dachte ich, das wäre ein ganz ''normaler'' Kunde, ein wenig untersetzt, aber hey, im Vergleich zu so manch anderem Gast wirkte er richtig... putzig. Er kam an die Bar, zu dem Zeitpunkt habe ich Freddy, unserem neuen Barkeeper, erklärt wie man einen Cuba Libre mixt. Der Kleine hat laut gegen den Tresen geschlagen, leider konnte ich sein Gesicht unter der komischen roten Kappe nicht sehen. Was waren seine Worte? Ah ja: 'Ich will einen Orangensaft, und zwar pronto!'
Freddy ist natürlich sofort hin und hat ihm höflich erklärt, dass solche Getränke leider nicht im Angebot waren, da ist der Kappenjunge total ausgeflippt.
Hat Sachen gebrüllt wie: „Ihr habt hier keinen Organgensaft? Was für ein Saftladen ist das eigentlich?“
Und als sich die anderen Gäste langsam bedroht gefühlt haben, sollte Freddy ihn nach draußen begleiten.
Da geschah es dann: Der Zwerg griff in seine Hosentasche und holte eine dieser neumodischen rot-weißen Kugeln hervor. Brüllte irgendwas und warf den Ball auf den Boden. Daraus kam dieses komische gelbe Vieh, ich schwöre, das sabbernde Teil war fast zwei Meter groß und hatte Muckis die sogar Arnold Schwarzenegger vor Neid erblassen lassen hätten. Ich dachte erst es wäre ein Tiger, wegen der gelben Farbe und der Streifen, aber dann stand es auf zwei Beinen und statt einem Schweif hatte es zwei gottverdammte Stromkabel!“
Einer der Polizisten flüsterte seinem Kollegen zu: „Das muss ein Elektek gewesen sein.“
„Nee, du, Das war Elevoltek, noch eine Stufe gefährlicher.“
Der Barbesitzer, welcher sich scheinbar nie mit der Legalisierung des Pokemonbesitzes hatte anfreunden können, sprach weiter: „Jedenfalls schien das Vieh hungrig zu sein, denn es sabberte und starrte meine Kunden mit diesen irren, blutunterlaufenen Augen an. Aber das war noch nicht genug, denn der kleine Junge hatte es ja nicht umsonst aus seinem Ball geholt. Er gab irgendeinen Befehl, und von einer Sekunde auf die andere fing das gelbe Monster an den Laden zu zertrümmern! Es griff sich mit seinen riesigen Pranken Tische und Hocker; alles flog durch den Raum. Ich war total gelähmt vor Angst, da ist ein Tisch direkt neben mir gegen das Spirituosen-Regal gekracht und die Flaschen sind explodiert wie gottverdammte Dynamitstangen, gottverdammt!
Aber Freddy, wissen sei, er ist nicht so talentiert mit den Drinks, aber dafür hat er das Herz eines echten Barmanns. Hat sich ganz ruhig die Haare aus der Stirn gestrichen und unter dem Tresen seinen eigenen komischen Monster-Ball hervorgeholt.
Daraus kam dann ein roter Drache, nein, es war ein kräftiges Orange. Ich machte mir Sorgen deswegen, also nicht wegen dem Drachen an sich, der war ja auf unserer Seite, aber sein Schwanz hat gebrannt! Komisch, dass ihm das nicht weh getan hat, aber der hat nur seine gewaltigen Zähne entblößt und geknurrt.
Wissen sie, ich sag am anderen Tag noch zu Freddy: 'Freddy, hör zu. Diese Viecher werden uns noch alle umbringen, Freddy. Ist dir das klar?' Und er sagt nur:'Aber sogar zehnjährige Kinder rennen mit denen herum!' Und ich schwöre ihnen, er hat dann gegrinst und mich gefragt ob ich will, dass kleine Kinder den Laden verwüsten. Damals habe ich gelacht, aber heute kann ich nur weinen.“
Der Greis kramte umständlich nach einem Taschentuch und schnäuzte sich ausgiebig.
„Jedenfalls hat er dem Drachen dann was befohlen, 'Flammenwerfer' oder so hat er ihm zugerufen.
Der Drache legt sofort los, sage ich ihnen, saugt tief Luft ein und speit einen gewaltigen Feuerstrahl in die Luft, dass die halbe Decke verkohlt wird. Aber das war geplant. Freddy ist ein verdammt kluger Junge, hat absichtlich meine Kunden so erschreckt, dass alle die noch halbwegs nüchtern waren aus dem Laden gerannt sind, während der Knirps Dinge gebrüllt hat, irgendwas von wegen er wolle der Allerbeste sein wie keiner vor ihm war oder so. Dann hat er seinem Tigerding befohlen den Drachen zu schocken. Der Tiger ist sofort los gerannt, ich schwöre der ganze Laden hat gebebt, und mit seinen riesigen Armen hat er dann ausgeholt als wolle er jemandem den Kopf abreißen, und...“
Der Mann stockte kurz.
„Sie glauben mir doch das alles hier, oder? Ich bin weder besoffen noch irre, der Tiger hat wirklich mit seinen Pranken Strom erzeugt, richtig gebrizzelt hat es!“
„Keine Sorge, das ist nicht unser erster Fall von Sachbeschädigung durch unangemessenen Pokemongebrauch. Fahren sie nur fort.“
Sichtlich beruhigt ging es also weiter: „Jedenfalls wollte das gelbe Biest den armen Drachen elektrisieren, aber das hat unser Freddy sich nicht gefallen lassen. Hat ihm noch mal den 'Flammenwerfer' zugerufen, und diesmal hat der Drache auch getroffen. Das ganze verbrannte Fell hat schlimmer gestunken als die Misthaufen bei uns damals auf dem Bauernhof, ernsthaft.
Und das Gebrüll erst! Das Vieh ist total durchgedreht, ich hatte mir schon Sorgen gemacht dass die Nachbarn wegen Ruhestörung die Polizei rufen, aber dann dachte ich mir, dass es gut wäre, wenn ihr Jungs aufkreuzt, und das ist dann wenige Minuten später auch tatsächlich passiert.“
„Ja, aber als wir am Tatort ankamen war der Kampf bereits zu Ende. Was ist in diesen letzten Minuten geschehen?“
„Ach, das. Der Kleine ist total sauer geworden, hat einem Monster befohlen uns alle umzubringen mit dem Eishieb. Ich fragte mich noch was ein Eishieb sein sollte, aber da sah ich es schon und bereute es so neugierig gewesen zu sein.
Der Tiger riss sich noch mal zusammen, ignorierte sogar die Tatsache, dass sein halber Oberkörper verbrannt war und hob seine rechte Hand in die Höhe. Urplötzlich schien die ganze Wärme aus dem Raum zu verschwinden, als würde sie weg gesaugt und die Hand von dem gelben Ungetüm gefror einfach! Ernsthaft! Und der Rest seine Fells war auch ziemlich bald von einer kleinen Eisschicht überzogen, jedenfalls hörte er auf zu brennen und um seinen Arm hatte sich eine Art Handschuh aus Eis gebildet, so ein richtig massiver Brocken. Damit hat das Vieh wie wild herumgefuchtelt und ist wieder auf Freddys orangene Echse losgegangen. Hat aus Versehen, oder vielleicht war es auch Absicht, keine Ahnung was sich ein Monster so denkt, jedenfalls hat es noch die letzten Hocker in seinem Weg beiseite gerammt und ist dann aber kurz vor dem Drachen zur Seite gesprungen um nicht noch Mal einen Feuerball abzukriegen. Dafür habe ich ihm auch weiß Gott keinen Vorwurf gemacht. Schließlich hat er die Echse - ah jetzt fällt es mir wieder ein! Glurak nannte Freddy es immer. Jedenfalls hat er Glurak übel am Flügel erwischt, das hat total gruselig gekracht und dann war er so verbogen, aber Glurak hat das alles nicht interessiert, der hat noch ein Mal Luft geholt und dem gelben Monster direkt ins Gesicht gefeuert! Das Teil ist danach einfach umgekippt, da war noch mehr von diesem Gestank, aber nicht lange, denn der Kleine hat die Sirenen der Polizeiwagen gehört, sein Tier wieder in den Ball zurück verfrachtet und ist so schnell abgehauen als wäre der Leibhaftige ihm höchstpersönlich auf den Fersen.“
Seufzend atmete der grauhaarige Mann aus, er hatte den Polizisten alles mitgeteilt was er zu sagen gehabt hatte.
„Vielen Dank für ihre detaillierte Aussage, wir werden alles in die Wege leiten um den Jungen zu schnappen.“
„Gut, aber was ist mit meiner Bar? Die hat 'nen gottverdammten Totalschaden!“
„Tja, wenn sie nicht versichert ist, dann müssen sie wohl warten bis wir den Burschen erwischt und seine Eltern zur Rechenschaft gezwungen haben. Die werden dann für den Schaden aufkommen müssen. Wieso gönnen sie sich nicht ein wenig Urlaub? Fahren sie doch in die Stadt, sehen sei sich was von der Welt an.“
„Ja, das werde ich wohl. Ich denke, ich werde fürs erste zu meinen Verwandten in der Kanto-Region fahren. Dort werde ich bestimmt meine Ruhe haben von diesen Monstern.“
When the going’s rough you can be sure
I’ll tough it out, I won’t give in
If I’m knocked down I get up again
As long as my dream’s alive,
I will survive.
- Stephanie Bentley - I will survive
Das Finale. Der wichtigste und letzte Kampf vor den Top vier Johtos. Unser wichtigster Kampf. Wenn wir hier scheitern, dann war alles umsonst. Unser Traum war dann geträumt und wir konnten von vorne anfangen. Erneut… Dieses Mal durften wir nicht scheitern. Die Arena war erfüllt von den vielen Stimmen der Zuschauer, ein einziges Rauschen, welches die Euphorie der Kämpfe nur noch steigerte. Unser Match war angesagt worden und ich trat aus dem dunklen Gang der zu dem Kampffeld führte; in das gleißende Sonnenlicht dieses Tages. Die Anweisungen des Schiedsrichters und die Ankündigung vom Stadionsprecher kamen mir wie Phrasen vor, ich hatte sie doch so oft schon gehört. Mein Gegner war in meinem Alter, auch wenn ich schlecht war, so etwas zu schätzen. Viel erkannte ich von dem Jungen allerdings nicht, das Feld war zu groß um den Ausdruck in seinen Augen sehen zu können. Ob er überrascht war? Möglich war es schon, aber das war momentan nicht wichtig. Meine Hände wurden nass, ich war nervös - kein gutes Zeichen. Ich atmete einmal tief durch, versuchte ruhig zu werden.
„Zeit zu zeigen, was wir gelernt haben“, flüsterte ich dem Pokéball in meiner rechten Hand zu. Danach warf ich ihn hoch in die Luft.
Ich spürte wie der Ball sich öffnete und meine Materie in einem gleißenden Strahl auf den Boden goss. Als erstes nahm ich die Wärme wahr und die Sonnenstrahlen, die auf mein dunkelblaues Rückenfell schienen. Danach drang der Jubel der Menge in meine Ohren, bis es in meinem Kopf dröhnte; ich roch Essen, Schweiß, das Metall um mich herum und den staubigen Boden der das Kampffeld sein musste. Ich öffnete die Augen und erkannte nun meine Umgebung, es war dasselbe Feld wo ich schon die letzten Tage gestanden habe. Die weißen Linien begrenzten den Kampfplatz, aber für mich waren es unsichtbare Mauern. Ein Kampf kann manchmal ein Gefängnis sein, das hatte ich schon öfter spüren dürfen. Die heiße Luft erfüllte meine Lungen und ich verspürte Durst, denn meine Kehle war wie so oft trocken. Doch daran durfte ich jetzt keinen Gedanken verschwenden, stattdessen ließ ich kampfbereit die Flammen aus meinem Nacken schießen.
Meine Umgebung war mir gleichgültig, all die lärmenden Zuschauer beachtete ich gar nicht, nur mein Gegner war wichtig, der sich ebenfalls gerade vor mir materialisierte. Der schlanke, blaue Körper eines Aquana glänzte feucht in der Mittagssonne.
Konnte das denn möglich sein? Unglaubig starrte ich mein Gegenüber an. Aber ja, es musste so sein, diesen Duft würde ich doch überall erkennen.
„Azura?“, hauchte ich, war mir aber im selben Moment bewusst, dass sie es weder gehört noch darauf geachtet hatte. Wie gern hätte ich ihr gesagt, dass ich sie vermisst hatte, dass ich an sie gedacht hatte. Aber woher sollte ich jetzt die Zeit dafür nehmen? Und als ihr Trainer den ersten Befehl aussprach war vergessen, dass ich sie je erkannt hatte.
„Aquana, beginn mit einer Hydropumpe!“
„Ba’ku, weich aus!“
Unser Gegner machte den ersten Fehler noch bevor der Kampf richtig begonnen hatte. Er unterschätzte uns, daran waren wir jedoch gewöhnt. Jeder Trainer mit einem Wasser-Pokémon tat das, sie dachten, sie hätten ein leichtes Spiel mit einem großen, schwerfälligen Tornupto. Bloß irrten sie da alle.
Schneller als ich es erwartet hatte, hatte sie die Attacke vorbereitet und spie den kräftigen Wasserstrahl in meine Richtung. Zwei Herzschläge blieb ich wo ich war, danach begann ich mich in den Untergrund zu graben. Egal wie fest der Boden war, mein Schaufler hatte mich noch nie enttäuscht, das lag wohl daran, dass nicht nur meine Körperkraft sondern auch die Energie der Attacke selbst mir dabei halfen. Aber wie das genau geschah war mir ein Rätsel, es passierte einfach. Ich bemerkte wie das Wasser brausend über mein gegrabenes Loch hinwegsauste, winzige Tröpfchen fielen auf mein Gesicht, als ich kurz nach oben blickte, aber lange konnte ich mich hier nicht in Sicherheit wiegen. Also grub ich weiter und bewegte mich auf meine Gegnerin zu. In einer Tiefe von gerade mal einem Meter war es ein Leichtes herauszufinden wo sie war. Eine innere Ahnung zog mich, ein Instinkt, der mir ihren Aufenthaltsort verriet und ich merkte, dass sie auf mich zu kam.
„Jetzt.“ Mit aller Kraft stieß ich mich vom Boden ab, durchbrach die Erdschicht über mir und schleuderte meine Kontrahentin in die Luft; Staub und größere Erdstücke gleich mit.
„Attacke!“, hörte ich meinen nächsten Befehl über das Feld schallen und zögerte nicht lange. Sternförmige Energie entließ ich aus meinem geöffneten Maul - während ich mich noch in der Luft befand - die Aquana bald vollständig bedeckte und noch höher trug. Sie wand sich schreiend darunter, ich beendete die Attacke und landete auf allen Vieren. Wie ein besiegtes Vogel-Pokémon fiel sie einige Meter von mir entfernt zu Boden.
Mein Fell war voller Staub und von der Erde verdreckt, doch ich fixierte mit meinen roten Augen ihren mit Kratzern übersäten blauen Körper.
„Säurepanzer, Aquana.“
Keine gute Wendung. Mir war klar, dass meine Attacken weniger Schaden angerichtet hatten, als es den Anschein hatte, aber mithilfe des Säurepanzers würde meine Kontrahentin sogar noch mehr aushalten. Die glatte Haut sonderte eine helle, lilafarbene Flüssigkeit ab, die bald den gesamten Körper bedeckte und eine widerstandsfähige Schicht bildete. Jetzt hieß es schnell handeln, denn er spielte auf Zeit und das war etwas, was uns schon ein paar Mal in der Vergangenheit den Sieg gekostet hatte.
Die Wasserkatze erhob sich und schien noch einiges aushalten zu können, bevor sie sich geschlagen geben würde. Kampfwillig peitschte sie mit ihrem Fischschweif die Luft. Herausfordernd blickte sie mich an, mit ihren tiefblauen Augen und fauchte. Für einen Moment hatte ich das Gefühl dieses Bild schon mal gesehen zu haben, aber ich hatte keine Zeit näher darüber nachzudenken.
„Hydropumpe, erneut!“, schallte der Befehl ihres Trainers über den Platz.
Wieder kam der starke Wasserstrahl auf mich zu, die Entfernung war zu gering, als dass ich mich erneut mit dem Schaufler hätte retten können, deshalb reagierte ich prompt mit der einzigen Attacke die mir in den Sinn kam und wartete keinen Befehl ab. In meinem Maul sammelten sich die Funken, ich spürte wie die Flammen sich einen Weg aus meinem Rachen bahnen wollten. In einem Flammenwurf schenkte ich ihnen die Freiheit, in der Hoffnung damit das Wasser verdampfen zu können.
Mit einem Zischen prallten die beiden Attacken aufeinander, Dampf stieg in die Höhe und kräuselte sich wie Rauch. Ich konnte die Kälte spüren, mein Flammenwurf wurde etwas zurückgedrängt und ich wusste nicht, was ich tun sollte, würde er vollständig gelöscht werden.
Sollte ich es wagen? Aber was würde geschehen, wenn ich es täte? Es war eine verrückte Idee, aber vielleicht würde sie für Verwirrung sorgen. Ich versuchte meine Körpertemperatur zu erhöhen, die Luft um mich herum sollte vor Hitze nur so flimmern. Das lenkte mich allerdings von meiner Attacke ab, weswegen diese stetig von der Hydropumpe zurückgedrängt wurde. Aber das war mir nur Recht, jetzt kam es auf den richtigen Moment an. Und dann ging alles ganz schnell, mit der Sekunde, in der ich meinen Flammenwurf abbrach, ließ ich auch das Feuer auf meinem Nacken versiegen, schloss die Augen und beugte den Kopf nach unten.
Kalt und eisig traf mich das Wasser, für einen Moment hatte ich das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Doch ich wusste, dass es noch schlimmer gewesen wäre, wenn ich die Luft um mich herum nicht noch aufgeheizt hätte. Die Hydropumpe traf mich kurz hinter meinen Ohren und floss meinen Rücken hinunter. Lieber dort wo mein Fell dunkler war und sich somit schneller wieder durch die Sonne erwärmen würde, als meine Brust oder mein Bauch. Trotzdem war es nicht angenehm, ich schauderte und musste den Drang zu fliehen unterdrücken. Ein wenig Wasser lief meine Stirn entlang, über meine Augen und Nase, sodass ich einige schreckliche Sekunden das Gefühl hatte zu ertrinken.
Der Druck auf meinen Nacken durch die Attacke ließ schlagartig nach, als meine Gegnerin diese abbrach. Anscheinend hatten sie und ihr Trainer begriffen, dass wir es ihnen so leicht nicht machen würden.
„Bereit, Ba’ku?“
Mit einem entschlossenen Brüllen antwortete ich meiner Partnerin, denn der Kampf ging gerade in die nächste Runde und wir würden sie erneut überraschen. Ich erkannte den panischen Ausdruck in den blauen Augen meiner Gegnerin, als sie bemerkte warum ich den Sonnenschein gerade so richtig genoss.
„Zeit für Runde zwei!“
„Das macht dann drei Euro!“ Ich holte meinen Geldbeutel aus der Tasche und kramte im Kleingeldfach rum.
Doch zu meinem Leidwesen waren da nur noch vier spärliche 50ct Münzen drin. Ich wurde so langsam panisch.
Hinter mir war schon eine gefühlt kilometerlange Schlange. „Einen Moment, vielleicht in meiner Jackent…“, ich wurde unterbrochen.
„Er kann rein!“, hallte es von weitem. Ich war erleichtert seine Stimme zu hören. Ich wurde von dem Ticketverkäufer durchgelassen und bekam ein Ticket in die Hand gedrückt.
Doch das nächste Problem ließ nicht lange auf sich warten. Ich hörte zwar Dave rufen, doch konnte ich ihn in der großen Menschenmenge nicht ausfindig machen.
Nach einer Minute verstummte dann sein Rufen. Ich war ziemlich gereizt durch die scheinbar endlose Autofahrt zur Weltmeisterschaft.
Dann noch das stundenlange Anstehen und der Stress mit dem Kleingeld. Und als Höhepunkt fand ich nicht einmal meinen Bruder.
In meiner Verzweiflung schrie ich so laut ich konnte: „Dave! Wo bist du?“. Erst passierte nichts, doch dann vernahm ich hinter mir ein Stöhnen.
„Autsch… Henry musst du so laut schreien?“. Doch als wir uns dann sahen war der Ärger so schnell verflogen wie er auch kam. „Bruder, ich habe dich so vermisst!
Du warst jetzt über zwei Jahre weg, das reicht!“, schluchzte ich. Wir weinten vor Freude und umarmten uns.
„Henry, ich bin so froh dich zu sehen, aber leider muss ich schon los in die Arena, denn gleich ist mein erster WM Kampf!
Ich bin froh, dass du die stundenlangen Strapazen auf dich genommen hast!“, sagte er. „Kein Ding, um dich zu sehen hätte ich noch zehn Stunden fahren können!“, antwortete ich.
„Ok, ich muss mich jetzt in die Arena sieben begeben. Dort ist in einer halben Stunde mein Kampf!“, sagte er angespannt.
„Nur die Ruhe du schaffst das! Mum und Dad drücken dir vorm Fernseher die Daumen!“, sagte ich ihm.
„Ich werde euch alle einen tollen Kampf zeigen, wünsch mir Glück!“, rief er mir zu. Er war schon ein Stück gegangen und nur Sekunden später
war er in der Menschenmenge verschwunden. Ich ging in die Katakomben der Arena und schaute mir noch ein wenig die Läden an. Dort gab es alles zu kaufen.
Doch mit meinen zwei Euro konnte ich leider nicht viel anfangen, weshalb ich mich zum Eingang in den Innenraum der Arena begab.
Der Signalgong ertönte schon, was bedeutete, dass es in zehn Minuten losging. Ich hetzte zum Eingang, doch blieb ich kurz davor verdutzt stehen.
Ich sah hinter einem Stand einen Mann mit einem Karpador. Er redete wie wild auf einen komischen Typen, der ein großes R auf seinem Hemd hatte ein.
„Komischer Kauz“, flüsterte ich mir zu. Kurz darauf war ich dann in der Arena und ich setzte mich auf meinen Platz.
Ich war schon spät dran, denn beide Kämpfer waren schon auf dem Kampffeld. Auf der einen Seite mein Bruder Dave auf der anderen ein Südländer namens Fernando.
Nach einer kurzen Ansprache des Kampfrichters wurde es kurz völlig still. Doch endlich ertönte der Startgong. Beide ließen voller Elan ihre ersten Pokémon raus.
Auf der einen Seite Daves allererstes Pokémon Susi, auf der anderen ein Tauros. Dann ging es auch schon los. „Los, Susi! Schlafpuder!“, rief Dave.
„Weich aus und dann Tackle!“, rief Fernando. Es gelang Tauros auszuweichen, doch das gleiche gelang auch Daves Smettbo Susi.
„Schnell, Fadenschuss auf Tauros Vorderbeine!“, schrie Dave. „Weich aus Taur… oh nein!“ Daves Plan funktionierte.
Tauros konnte sich nicht mehr halten und es kippte um. „Los und jetzt Silberhauch!“, rief Dave. Ein Volltreffer!
Ich dachte, dass es das Ende für Tauros war, doch konnte es mit letzter Kraft die Fäden mit seinen Hörnern zerstören.
Doch da hatte Dave schon die Stachelsporenattacke befohlen. Das Tauros war grade aufgestanden, da wurde es schon wieder schwer getroffen.
Es hielt sich aber immer noch auf den Beinen! „Los Tauros, Bodycheck!“, befahl Fernando, doch Tauros war gelähmt und völlig handlungsunfähig.
„Das ist deine Chance, Susi, setze Käfergebrumm ein und beende es!“, rief Dave. Tauros wurde nochmals schwer getroffen und sackte zusammen.
„Tauros ist kampfunfähig, Fernando hat noch drei Pokémon übrig!“, sagte der Kampfrichter. Als nächstes setzte Fernando Gengar ein.
Doch auch Dave wechselte sein Pokémon und er holte ein Ramoth aus seinem Pokeball. „Los Rama grill das Gengar mit deiner Hitzewelle!“,
„Gina ausweichen und dann setzte Fluch ein!“, sagten sie parallel. Ramoth setze Hitzewelle ein, doch konnte ich zuerst nicht ausmachen,
ob das Gengar getroffen wurde, das es unsichtbar wurde. Doch wie aus dem Nichts tauchte es hinter Ramoth auf und belegte es mit Fluch.
Dave sah geschockt aus, doch musste er sich schnell etwas einfallen lassen, denn Fernando befahl Gengar die Schleckerattacke.
„Flieg nach oben Rama!“, hörte ich Dave sagen. Ramoth flog höher und höher verfolgt von Gengars Zunge.
Doch dann reichte Gengars Zunge nicht weiter und mein Bruder kam zum Zuge. „Schnell Rama, Glut!“ Und tatsächlich wurde Gengar gegrillt und war besiegt.
Erst dachte ich, dass es deshalb nach verbranntem Hähnchen roch, doch gingen eine mysteriöse Frau und ein sprechendes Mauzi (!) mit einer mobilen Grillanlage rum.
Auf jeden Fall war Gengar erledigt. Doch auch Rama sackte zusammen, was mich erst verwirrte. Doch dann fiel mir wieder Gengars Fluch ein.
Nachdem beide Pokémon zurückgerufen wurden fragte ich mich, welche Pokémon wohl jetzt kämpfen würden. „Du schaffst es Freddy!“, „Los Tauro!“, hörte ich beide rufen.
Mein Bruder setzte ein Karnimani ein, was mich besonders freute, denn es ist mein Lieblingspokemon. Es stand einem topmotiviertem Bisofank gegenüber!
„Los Freddy Aquaknarre!“, rief Dave. „Biso, weiche aus und dann Hornattacke!“, schrie Fernando.
Tatsächlich wich Bisofank geschickt aus und griff Daves Karnimani mit seinen Hörnern an. Tatsächlich wurde Freddy schwer getroffen
und nun lag es entkräftet auf dem Boden. Freddy richtete sich aber langsam wieder auf, alle fieberten mit. „Los jetzt Steinschädel!“, hörte ich Fernando sagen.
Freddy sprang mit letzter Kraft weg und hatte plötzlich sogar einen Vorteil, da das Bisofank nicht Karnimani, sondern einen Werbebanner mit seinem Schädel zerstörte.
Es hing mit seinen Hörnern fest, was eine große Chance für Dave war. „Los, Freddy setzte Hydropumpe ein! Und direkt danach Schlitzer!“, rief Dave.
„Biso reiße den Werbebanner aus dem Boden und benutze ihn als Schutzschild!“ Der Plan von Fernando ging zumindest teilweise auf.
Zwar konnte er die Hydropumpe abwehren, doch der Schlitzer zerstörte sein Schutzschild. Noch bevor Fernando reagieren konnte befahl Dave: „Los, Freddy Silberblick!“
Tatsächlich zog Freddy eine Fratze, doch sie sah eher witzig als unheimlich aus. Aber es verfehlte seine Wirkung trotzdem nicht, denn Bisofank war eingeschüchtert.
„Jetzt gibt’s Prügel! Freddy hau es mit Fuchtler weg!“ „Bisofank, lass dir das nicht bieten, denn du bist stärker!
Warte bis es direkt vor dir ist und dann Furienschlag!“, riefen beide gleichzeitig. Die Spannung knisterte in der Luft.
Ich hielt den Atem an, doch konnte ich erleichtert aufatmen, denn Freddy konnte Bisofank eine Tracht Prügel verpassen.
Aber Bisofank steckte die vielen Schläge weg, als wäre nichts gewesen. „Biso, Raserei und dann Furienschlag!“, „Freddy spring hoch in die Luft und dann Aquaknarre ins Gesicht!“
Bisofank war jetzt nicht mehr zu bremsen. Es sprintete auf Freddy in einem Tempo zu, dass Freddy noch nicht einmal die Chance hatte auszuweichen.
Der Furienschlag verfehlte seine Wirkung nicht und zu Daves Leidwesen war Freddy nach etlichen Schlägen kampfunfähig.
Dave setzte als nächstes sein wohl stärkstes Pokémon ein. Es war ein Siberio. Ich irrte mich nicht mit meiner Vermutung,
dass das geschwächte Bisofank Kanonenfutter für ihn war, denn nachdem Siberio die Steinschädelattacke von Bisofank abgewehrt hatte
wurde Bisofank kurzerhand mit Blizzard schockgefrostet. Fernando setze als nächstes ein Kapoera ein. Auch hier dachte ich, dass es ein Spaziergang für Siberio werden würde,
doch es kam anders. So lief es wirklich: „Los Siberio, halte Kapoera auf Abstand und setze Blizzard ein. „Kapoera, schnell Turbodreher!
Bewege dich auf Siberio zu!“ Der Blizzard verfehlte sein Ziel deutlich und nun war Kapoera direkt vor Siberio. „Los und jetzt Fegekick!“
„Siberio, frier Kapoera mit Eisstrahl ein!“ Doch Fernando war Dave in dieser Phase des Matches immer einen Schritt voraus. „Attacke abbrechen, setzte Agilität ein!“
Dave war erstaunt über Fernandos und vor allem Kapoeras Schnelligkeit. Doch am Rande einer Niederlage zu stehen treibte ihn vielleicht umso mehr an.
Um auf den Kampf zurückzukommen: Die Agilität hatte Fernando scheinbar mit Kapoera perfekt trainiert, denn um Siberio waren scheinbar zehn Kapoeras.
„Los, Kapoera, Dreifachkick in Siberios Gesicht!“, rief Fernando. „Siberio, springe schnell zurück!“, rief Dave verzweifelt.
Doch Fernando blies schon zum nächsten Angriff. „Los Kapoera, Nahkampf!“ Noch bevor Dave etwas sagen konnte, sprang Kapoera hoch und vermöbelte Siberios Gesicht.
Nach gefühlten tausenden Schlägen kippte Siberio um und war tatsächlich besiegt! Ich konnte die Fassungslosigkeit meines Bruders spüren. Nun lag es an Susi.
„Los Susi, flieg hoch in die Luft!“ „Kapoera, Turbodreher in die Luft!“ Tatsächlich hob Kapoera ab. „Susi, schnell setzte Schlafpuder ein!“, schrie Dave.
Kapoera wurde zwar vom Puder getroffen, doch schaffte es noch Susi zu treffen. Beide fielen zu Boden. Der Aufprall wirbelte Staub in die Luft,
sodass ich nicht ausmachen konnte, wer noch kampffähig war. Doch dann verdichtete sich der Staub und der Sieger stand fest. Es war kein geringerer als…
Seit ich letzte Woche auf das Land gezogen bin, habe ich nicht eine einzige Nacht durchschlafen können: Jedes Mal hat es mitten in der Nacht Kampfgeräusche gegeben, und unser Yorkleff hat wohl auch nicht durchgeschlafen, denn es war morgens stets sehr erschöpft. Weil meine Frau eigentlich heute zusammen mit unserem zweiten Pokemon nachkommen wollte, habe ich mich gestern Abend dann doch dazu entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen und bin entsprechend länger auf geblieben.
Tatsächlich musste ich diese Nacht auch nicht lange warten, denn bereits kurz nach Mitternacht vernahm ich von draußen ein kräftiges Gejaule. Ich lief sofort zum Fenster und entdeckte einige wilde Pokemon, die wohl für die hiesige Gegend üblich sind, für mich als Zugezogenen aber völlig unbekannt waren. Mein Pokedex verriet mir, dass es sich dabei um ein Magnayen und einige Fiffyen handelte. Offenbar hielt es unser Yorkleff für seine Pflicht, sein Zuhause zu beschützen, denn es stellte sich den wilden Wolfspokemon entgegen, wobei es gleich als erstes einen Silberblick anwendete. Ob dieser viel Wirkung hatte, kann ich nicht so genau sagen, denn dafür war der gerade beginnende Kampf zu unübersichtlich. Zunächst einmal schnitt das Magnayen eine Grimasse und schwächte damit die Initiative unseres Hundepokemons. Sofort darauf setzte das Magnayen zu einem Bodycheck an. Das Yorkleff wich zu spät aus und musste deshalb gleich am Anfang des Kampfes bereits einen deutlichen Schaden einstecken. Die Fiffyen blieben unterdessen nicht untätig: Sie erzeugten einen Sandwirbel, um damit die auch noch Genauigkeit unseres Pokemons zu schwächen.
Natürlich wollte sich das Yorkleff nicht so ohne Weiteres besiegen lassen, und deshalb biss es einfach einmal zu und erwischte damit eines der wilden Fiffyen. Mit einem Bodycheck versuchte es, auch noch das Magnayen anzugreifen, aber das wich einfach aus, um kurz darauf mit einer Bissattacke einen Gegenangriff zu starten. Dieses Mal wich unser Yorkleff allerdings schnell genug aus, um von den Auswirkungen dieser Attacke verschont zu werden.
An dieser Stelle erweckte am Horizont ein Lichtschein meine Aufmerksamkeit, so dass ich für kurze Zeit nicht wirklich auf den Kampf der Pokemon achtete. Wie ich schon bald heraus finden sollte, stammte dieser Lichtschein von einer Taschenlampe, mit deren Hilfe sie den Weg zu unserem Haus suchte. Wie sie mir nach dem Kampf erzählte, war der Flug, mit dem sie von unserer alten Heimat nachgekommen war, wegen eines Unwetters vorverlegt worden, und weil sie mich nicht erreicht hatte, hatte sie sich zu Fuß auf den Weg gemacht. Unser zweites Pokemon hatte sie dabei begleitet, und sobald dieses den Kampf bemerkte, stürmte das Felilou los, um unserem Yorkleff in dem Kampf beizustehen. Sobald es den Kampfplatz erreicht hatte, setzte unser Katzenpokemon auch gleich eine Kratzfurie gegen eines der Fiffyen ein. Zufälligerweise erwischte es dabei genau das Fiffyen, welches Yorkleff bereits mit einer Bissattacke geschwächt hatte, und erstaunlicherweise konnte das wohl noch recht junge Fiffyen nach dieser zweiten Attacke nicht mehr weiter kämpfen. Die übrig gebliebenen Wolfspokemon stellten sich recht schnell darauf ein, dass sie es nun mit zwei Gegnern zu tun hatten, und deshalb griff das Magnayen als nächstes das Felilou mit einer Bissattacke an. Das Katzenpokemon versuchte, diese Attacke mit einem Sandwirbel abzuwehren, wurde aber dennoch von der Attacke erwischt.
Unterdessen hatten sich die zwei verbliebenen Fiffyen entschlossen, das bereits geschwächte Yorkleff mit Tackleattacken anzugreifen. Das Hundepokemon wich der Attacke des ersten Gegners aus, wurde dafür aber von dem zweiten Gegner voll erwischt. Dennoch war es nicht bereit, den Kampf aufzugeben und versuchte erneut, eines der gegnerischen Wolfspokemon mit einer Bissattacke zu erwischen. Das Fiffyen wich allerdings aus, so dass diese Attacke ins Leere lief. Das andere Fiffyen setzte unterdessen einen weiteren Sandwirbel ein, um die Treffsicherheit des Yorkleffs weiter zu senken.
Inzwischen hatte das Felilou in schneller Folge zwei Kratzer und zum Schluss eine Kratzfurie gegen das wilde Magnayen eingesetzt. Letzteres war bei der ersten Attacke ausgewichen, hatte die zweite Attacke mit einem Jauler abgewehrt und wurde von der Kratzfurie voll getroffen. Um den dadurch erlittenen Schaden auszugleichen, jagte es dem Katzenpokemon mit einer Grimasse Angst ein, um dessen Initiative zu senken. Anschließend griff es das Felilou mit einer Bissattacke an und schwächte es damit noch mehr. Komplett besiegt war es zwar noch nicht, aber das Magnayen hielt zu diesem Zeitpunkt das Yorkleff für den gefährlicheren Gegner, und deshalb griff es als nächstes unser Hundepokemon mit einer Bissattacke an.
Doch genau als ich damit rechnete, dass das Yorkleff besiegt werden würde, geschah etwas, womit wohl keines der beteiligten Pokemon gerechnet hatte: Das Hundepokemon hatte in den voraus gehenden Nächten zwar oft gegen die Wolfspokemon verloren, aber dabei sicher auch einige Erfahrungen gesammelt. Weil jetzt mit dem Felilou, meiner Frau und mir auch noch die komplette Familie anwesend war und es von unserer Seite eigentlich immer eine große Zuneigung wahrgenommen hatte, begann es zu leuchten und entwickelte sich mitten im laufenden Kampf zu einem Terribark. Derart gestärkt wehrte unser Hundepokemon die Bissattacke des Magnayens mit einem erneuten Silberblick ab und griff es sofort darauf mit einem Bodycheck an. Es folgte noch eine Reihe weiterer Attacken, doch dieses Mal sah es so aus, als ob das Terribark und das Magnayen einander ebenbürtig wären.
Das Felilou hatte es inzwischen mit den beiden Fiffyen zu tun bekommen, und in diesem Teilkampf sah es gar nicht gut für unser Katzenpokemon aus. Gegen ein einzelnes Fiffyen hätte es sich wohl behaupten können, aber gegen gleich zwei Gegner war es doch nicht stark genug. Immer wieder gelang es den zwei Wolfspokemon, ihre Attacken so zu synchronisieren, dass das Felilou einer der Attacken ausweichen konnte, von der anderen aber voll getroffen wurde. Nachdem die beiden kleineren Gegner es bereits stark geschwächt hatten, entschied sich der Anführer der wilden Wolfspokemon erneut für einen Taktikwechsel und setzte zu einem Bodycheck auf das fast sowieso schon besiegte Felilou an.
Dieser einzelne Angriff sollte sich tatsächlich als entscheidende Wendung des Kampfes herausstellen, allerdings auf eine andere Art und Weise als es den wilden Pokemon lieb gewesen wäre: Irgendwie hatte es unser Hundepokemon nicht nur geschafft, sich während des Kampfes weiter zu entwickeln, sondern es hatte dabei auch gleich eine neue Attacke erlernt, die es nun zum ersten Mal einsetzte. Weil es seine ganze Wut über den Verlust seines Teammitglieds mit hinein fließen ließ, fiel die Heimzahlerattacke besonders stark aus und erledigte somit auch gleich das durch den langen Kampf geschwächte Magnayen. Weil die Fiffyen daraufhin die Flucht ergriffen, war der Kampf damit entschieden.
Ob es heute Abend wieder zu einem Kampf zwischen unseren Pokemon und den wilden Wolfspokemon kommen wird, müssen wir abwarten, aber ich bin mir zumindest sicher, dass unsere beiden Pokemon in einem solchen Kampf zusammen deutlich bessere Chancen haben als es das Yorkleff alleine gehabt hätte. Und wer weiß, vielleicht entwickelt sich unser Felilou auch irgendwann einmal zu einem Kleoparda.
Freiheit, Stärke, Vorfreude und Kampfeslust. Es ist ein überwältigendes Gefühl all das wieder zu spüren, nach so vielen Jahren. Die Erde erzittert unter meinen Schritten und ehrerbietig weichen ihre Bewohner, wenn sie mich erblicken. Manche folgen mir auch in respektvollem Abstand und gespannter in Erwartung dessen, was da kommen wird. Unaufhaltsam schreite ich auf mein Ziel zu.
Es ist nun nicht mehr fern, ich rieche bereits seinen beißend salzigen Duft, höre sein penetrante Rauschen und spüre seine nassen Ausdünstungen auf meinem Panzer. Wasser! Ich hasse es seit ich denken kann. Und doch zieht es mich heute zu ihm hin. Denn dort wartet, verborgen in den Tiefen dieses Elementes, mein Gegner auf mich.
Als ich jedoch an die Küste trete, ist dort niemand zu sehen. Ruhig liegt das Meer da und bietet in der Sonne glitzernd einen Anblick, den man beinahe schön nennen könnte. Enttäuschung beginnt sich in mir auszubreiten, gemischt mit unerklärlicher Erleichterung, da endlich zerreißt die spiegelglatte Oberfläche. Umgeben von brausender Gischt durchstößt sie ein gewaltiger, tiefblauer Fischkopf und lässt einen eisigen, markerschütternden Schrei erschallen.
Das ist er, seine Stimme würde ich nie vergessen! Und auch er wird sich an mich erinnern, wenn nun mein grollend-tönernes Brüllen über die Erde schallt.
Ja, wir kennen einander, leben auf diesem Planeten schon von Anfang an und sind erbitterte Feinde seit beinahe genauso langer Zeit. Obgleich wir zunächst die gemeinsame Aufgabe hatten, diese neue Welt zu formen, spürten wir schnell, dass sie nicht genug Raum für uns beide bot. Ließ der eine den jungen Boden überfluten, ließ der andere die entstandenen Gewässer wieder austrocknen. Verschlang das Meer weitere Landmassen, erwuchsen dem Ozean neue Kontinente. Was der eine schuf, riss der andere wieder ein.
Die Erde kam so nicht zur Ruhe und hätte ihre Geburt wohl nicht überlebt, hätte es nicht noch einen dritten Herrscher gegeben. Der Himmel, der schon vor uns gewesen war und noch nach uns sein wird, war sein Element und als er uns unter sich toben sah, kam er herab um unseren Streit zu schlichten. Doch wir hörten nicht auf ihn und so bannte er schließlich einen Großteil unserer Kräfte in zwei gläsernen Gefäßen. Uns aber schickte er in einen langen, traumlosen Schlaf tief im Inneren der neuen Welt.
Schwarze Wolken sammeln sich über dem Ozean und ziehen Richtung Küste. Ein Sturm braust auf und treibt den Regen vor sich her. Dicke Regentropfen prasseln bald schon auf mein Gesicht, benetzen meinen Körper und beginnen den Boden vor meinen Füßen aufzuweichen. Hinter meinem Rücken jedoch ist der Himmel wolkenlos. Die Sonne ist meine Verbündete, trocknet die Erde aus, lässt Wolken verdampfen und zwingt mit ihrem gleißenden Licht meinen Gegner wieder abzutauchen.
In meinem Panzer sammle ich die von ihr ausgesandte Energie um sie gebündelt gegen meinen Kontrahenten zu werfen. Aber auch dieser beginnt nun Wasser in seinen Körper aufzusaugen um einen Gegenangriff vorzubereiten.
Um einen Vorteil zu haben, muss ich jetzt schnell sein: Ich öffne mein Maul, ein blendend greller Strahl grünweißen Lichtes schießt hervor und fast ungebrochen hinab in das blaue Meer. Fraglos habe ich mein Ziel getroffen, doch schon im nächsten Moment bricht ein Wasserstrahl aus den Fluten empor. Zischend und brodelnd prallen unsere Attacken aufeinander und halten sich für eine Momente im Gleichgewicht. Dann jedoch geht meine gespeicherte Energie zu Ende, der Strom aus Licht versiegt und die Wassermassen prallen unvermittelt gegen meine Brust. Sie reißen mich von den Beinen und schleudert mich auf den Boden. Das Nass auf meinem Körper schmerzt, lässt meinen Panzer weich und schwach werden, doch das darf mich in diesem Moment nicht verunsichern.
Ich richte mich wieder auf und sehe wie mein Gegner aus dem Meer empor springt. Diesmal jedoch bin ich gewapptnet. Mit meinen Pranken werfe ich einen Erdwall auf und vergrabe mich selbst dahinter im Boden. Ich höre noch wie der massige Fischkörper auf die Wasseroberfläche prallt, doch als die dadurch erzeugte Welle über mich hinweg brandet, bin ich längst in mein eigenes Element abgetaucht und darin geschützt.
Selbst hier unten noch, durch Sand, Stein und Fels hindurch kann ich die Schwingungen spüren, die die gewaltigen Flossenschläge im Meer über mir erzeugten. Genug erholt, es ist Zeit zurück an die Oberfläche zu gehen. Allerdings nicht allein, denn der Meeresboden steigt mit mir nach oben, verdrängt das Wasser und bildet eine neue Insel. Für einen Moment liegt mein Gegner irritiert auf dem Trockenen und ich stehe inmitten des von ihm beschworenen Gewittersturms. Dann durchbricht die Sonne die Wolkendecke über mir und zugleich holt eine mächtige Welle ihren Herrscher zurück in seine Welt. Dieser Kampf hat gerade erst begonnen, unsere wahren Kräfte haben wir längst noch nicht gezeigt.
Lange hatten wir nach unserem ersten Treffen geschlafen, geborgen im Schoß unserer Elemente. Bis zu jenem Tag als die Männer mit den roten Kopfbedeckungen zu mir kamen um mich zu wecken. Sie glaubten, sie könnten mich für ihre Zwecke benutzen, nur weil wir scheinbar ähnliche Wünsche hatten, und musste umso schneller erkennen, dass niemand mich kontrollieren konnte. Nicht einmal ich selbst kann das - nicht, solange auch mein ewiger Widersacher einen Platz in dieser Welt beanspruchte.
In einem alten Vulkankrater trafen wir zum zweiten Mal aufeinander und hätten schon damals eine endgültige Entscheidung herbeigeführt, wäre nicht erneut der Himmelsherrscher erschienen, hätte uns getrennt und noch einmal in tiefen Schlaf versetzt, der doch diesmal nur von kurzer Dauer sein sollte.
Längst ist das Land um uns nicht mehr wiederzuerkennen. Neue Küstenlinien entstehen und vergehen wieder. Erdbeben lassen Berge erzittern, Flutwellen umspülen ihre Füße. Ziehe ich mich ins Innere des Landes zurück, reißt er neue Gräben auf und lässt das Wasser mich verfolgen. Taucht er in die Tiefen des Meer hinab, lasse ich Inseln emporsteigen und schaffe neues Land inmitten der tosenden Flut.
Ununterbrochen rollen Donner durch die Luft und zucken Blitze über den Himmel. Manch einer gelenkt von ihm oder mir, die meisten jedoch unkontrolliert als bloße Nebeneffekte unseres Kräftemessen.
Wieder einmal taucht mein Gegner unter, nur um kurz darauf direkt vor mir wieder zu erscheinen und durch sein Blasloch eine gewaltige Fontäne klirrend kalten Wassers in die Luft zu blasen. Ehe es mich erreichen kann, schleudere ich den Wassermassen in einer gewaltigen Eruption Feuer, Lava und glühend heiße Felsen entgegen. Zischend und tosend prallen die Elemente in unserer Mitte aufeinander, erstarren schließlich zu einem riesigen Gesteinswall, nur um gleich vom nächsten Angriff wieder dem Erdboden gleich gemacht oder vom Meer verschlungen zu werden.
Durch solch banale Attacken können wir uns nicht mehr überraschen oder gar bezwingen. Zu viel haben wir dazu in unseren vergangen Kämpfen schon von einander gelernt. Nur dieses Mal werden wir es selbst zu Ende bringen müssen, denn niemand anders wird uns heute aufhalten können.
Den Himmelsrichter nämlich gibt es nicht mehr. Das hat mir das junge Mädchen erzählt. Die Trainerin, die mit der roten Kugel in den Händen zu mir hinabgestiegen war, und mich zum dritten Mal aus meinem Schlummer weckte. Warum sie das tat, weiß ich nicht, aber sie war offensichtlich selbst überrascht von dem, was sie in dieser Höhle fand. Mehr erfahren konnte ich von ihr nicht mehr, denn als ich das rötliche schimmernde Glasbehältnis in ihren Armen sah, entflammte neu der altbekannte Zorn in mir, befahl mir die Kugel zu zerstören.
Dabei war sie doch nicht der Grund für das Feuer, das wiederum in mir zu brennen begonnen hatte. Denn als ich meine alten Kräfte meinen Körper durchströmen fühlte, erkannte ich, wer es wirklich war, der meine Wut neu entzündet hatte. Er war es, der ebenfalls erneut geweckt worden war...
Ihm stehe ich nun zum dritten Mal gegenüber – und zum letzten Mal.
Der Regen fällt nun dichter als je zuvor. Über dem Kopf meines Feindes gefriert er zu dicken Hagelkörnern, die der tobende Sturm in meine Richtung jagt. Bevor sie mich jedoch erreichen, lässt die Sonne, die noch immer über meinem Kopf brennt, sie verdampfen und emporsteigen zum Himmel, wo sie sich erneut zu Wolken zusammenballen.
Die Kälte selbst aber kommt dennoch langsam näher. Ich spüre wie sie gegen meinen Panzer schlägt und ihn zu durchdringen sucht. Noch leisten das Feuer in und die Sonne über mir Widerstand, doch machtvoll strömen immer neue Wogen kalter Luft und gefrorenen Wassers heran. Er will dem nun also ein Ende setzen. Soll es nicht das meine sein, so werde ich ihm zuvor kommen müssen. All meine Kräfte und die meines Elementes muss ich in diese letzte Attacke stecken. Frost beginnt nun den Boden zu meinen Füßen zu überziehen, wandert langsam meine Beine hinauf. Es ist soweit.
Ich stoße mich ab, springe in die Luft, verharre für einen Moment in diesem uns beiden fremden Element und lande dann wieder mit meinem ganzen Gewicht auf der vertrauten Erde. Donnernd erzittert der Boden unter mir. Feine Risse bilden sich von meinem Landungsort aus und weiten sich schnell. Ein gewaltiger Graben bricht auf und rast auf meinen Gegner zu. Selbst der Grund des Meeres öffnet sich, beginnt alles darin mit sich in die Tiefe zu reißen.
Dann erlischt der feurige Zorn in mir.
Eisige Kälte durchflutet meinen Körper...