Andere Länder, andere Sitten - Andere Zeiten, anderes Denken

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    Der Thread von Akira hat mich hierdrauf gebracht. Auf das Thema mit den anderen Ländern und fremden Kulturen.


    Generell ist es oft ja doch so, dass viele Fanfictions, aber auch Originale, nicht in Deutschland, sondern in anderen Ländern oder gar gänzlich anderen Welten angesiedelt sind. Immerhin sind - für viele Autoren und auch viele Leser - die Geschichten eine Möglichkeit für etwas Abwechselung. Raus aus dem tristen Alltag und rein ins "Wunderland", wenn man so will. Immerhin liegen Fernweh und Abenteuerlust beim Menschen immer stark in seinem Herzen verankert.


    Allerdings stelle ich selbst beim Fanfiction-Lesen immer wieder fest, dass viele Fanfictions, auch wenn sie vermeintlich in Japan oder den USA oder gar in einer anderen Welt spielen, eigentlich doch sehr deutsch sind. Zwar haben die Charaktere keine deutschen Namen, aber das ist oftmals das fremdländischte, was man an ihnen finden kann, da sie sich voll und ganz wie Deutsche verhalten und auch ihre Umgebung im allgemeinen sehr deutsch (oder schweizerisch oder "österreichisch") ist. Das geht teilweise so weit, dass japanische Kinder Gymnasien besuchen und Sonntags in die Kirche gehen... Obwohl es in Japan keine Gymnasien gibt und die meisten Japaner dem Shito- und buddhistischem Glauben angehören.
    Von dem im anderen Thread angesprochenen Thema der Sexualität ganz zu schweigen...


    Und das gilt so auch für andere Welten. Auch hier haben oftmals die Charaktere die Neigung, auch wenn sie in einer mittelalterlichen, morgenländisch geprägten Welt leben, sich eigentlich wie moderne, deutsche Teenager zu verhalten.


    Dies gilt nicht zuletzt auch für die Pokéwelt, würde ich behaupten. Denn auch wenn diese eigentlich, jedenfalls in Kanto, Johto, Hoenn und Sinnoh, ein gemildertes Abbild der japanischen Gesellschaft ist, kommt auch hier oft in Fanfictions das deutsche Denken hoch.


    Generell habe ich zudem oftmals das Gefühl, dass auch Autoren, die sich dessen bewusst sind, das Japan, Korea und China ein wenig anders sind als Deutschland, oftmals kein Verständnis haben, dass auch Briten, Italiener, Franzosen oder US Amerikaner teilweise andere Denkweisen haben als wir. Manche Dinge, die für den Deutschen sehr normal sind, sorgen in Amerika teilweise für aufsehen oder gar für eine Strafanzeige - und das nicht nur, weil es in den USA die seltsamsten Gesetze zu allen möglichen Thematiken gibt.


    Und dann ist da natürlich auch noch diese andere Sache. Sie ist nicht unbedingt deutsch und auch nicht unbedingt modern... Doch durch diverse epische Fantasy-Streifen geprägt, stellt man sich gerne die Heldentruppe vor, wie sie wunderbar sauber Monatelang durch die Wildnis rennt, da Dreck an ihnen nicht haften bleibt.
    Auch Krieg und blutige Morde, teilweise die Not selbst töten zu müssen, tangieren oftmals junge Helden nur peripher.


    Daher die Frage: Findet ihr dieses "eindeutschen" fremder Kulturen gut oder schlecht? Oder steht ihr dem ganzen vielleicht einfach neutral gegenüber, da es sich nicht vermeiden lässt?
    Wie steht ihr dazu, wenn diverse Sachverhalte, wie das von mir genannte Beispiel mit Gymnasien in Japan, einfach nicht recherchiert wurden?


    In wie weit setzt ihr euch mit einer Kultur, über die ihr schreibt, auseinander? Was tut ihr, um zu versuchen, die andere Kultur besser zu verstehen und auch besser darstellen zu können?
    Wie wichtig ist es für euch, das andere Kulturen vernünftig dargestellt werden?


    Und nicht zuletzt: Ob nun Fantay oder Historie, viele Geschichten spielen in anderen Zeiten oder Welten, die an anderen Zeiten angelehnt sind.
    In wie weit ist es wichtig diese Zeiten zu recherchieren - vor allem auch was das Gedankengut der Menschen angeht? Welche Fehler fallen euch dabei besonders auf?

  • Mir ist ehrlich gesagt egal, ob die Pokemonwelt - oder die meisten Teile davon - auf Japan ausgelegt sind. Manche Teile kann man daran anlehnen, aber ich möchte sie nicht komplett übernehmen, da ich kein Abziehbild unserer Welt möchte - egal, um welche Kultur es sich handelt und man kann eben in einer anderen Welt eigene Kreativität miteinfließen lassen. Für Orre nehm ich zwar den Orient als Beispiel heran, aber ich will, möchte und kann keine Kopie erschaffen. Auch das ist schon AU, dagegen hab ich aber nichts. Schon alleine, weil auf der gesamten Welt ein Vielgötterglaube (=alle Legendären als bestimmte Gottheiten) herrscht.
    Demnach gibt es auch keine Fehler.

  • Puh, da muss ich jetzt erstmal nachdenken. Die meisten meiner Geschichten spielen in ganz anderen Welten mit ganz anderen Sitten, da kann man das nicht wirklich festlegen. In der Pokémonwelt orientiere ich mich sehr an Spielen, Manga und ab und an dem Anime, aber speziell japanisch ist sie bei mir nicht, eher ein Kulturen-Mischmasch, wobei das aber auch sehr auf die Region ankommt. Wenn ich über Unova (Einall) schreibe, denke ich automatisch an Amerika und versuche auch irgendwie, mich in amerikanische Leute hineinzuverstzen, aber das ist meist schwieriger, als es klingt. So auch bei anderen Kulturen in der realen Welt. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, Handlungen in Japan stattfinden zu lassen, weil ich es einfach nicht schaffe, dass meine Charaktere sich wie Japaner benehmen. Ich kann nicht einfach sagen: "Jetzt schreibe ich eine Geschichte in Wasweißichistan, wo alle Leute total anders sind als hier, und schaffe es, dass meine Charaktere ganz typische Wasweißichistaner sind." Dafür bin ich wohl einfach zu sehr von meinem deutschen Denken geprägt, das schaffe ich nur mit Mühe.
    Mit den Zeiten ist das so eine Sache... Natürlich benehmen sich Leute im Mittelalter anders als heute, und das muss man natürlich bedenken. Kein Ritter grüßt seinen Knappen mit: "Lange nicht gesehen, Kumpel, wie geht's?" und kein Jugendlicher heute würde (außer im Spaß oder er hat extreme Probleme) zu seinem Freund sagen: "Es erfreut mich sehr, euch erneut zu begegnen." (xD) In eigenen Welten allerdings kann das ganz anders laufen. Selbst wenn eine Welt, sagen wir mal, an die Renaissance angelehnt ist, von den Bauwerken und Kleidungsstilen her und so, muss das noch lange nicht heißen, dass sich alle Menschen oder was auch immer da lebt so verhalten, als würden sie um diese Zeit geboren sein. Das liegt immer bei dem Autor, es ist ja schließlich seine Welt. Obwohl es natürlich mehr Sinn macht, aber Pflicht... Ich weiß nicht.
    Was mich aufregt ist, wenn man beispielsweise eine Geschichte schreibt, die im heutigen Amerika spielt, und dann seine Leute in die deutschen Schulformen schickt. Da muss man nun einmal recherchieren, wenn man nicht Bescheid weiß, denn alles andere wirkt nicht nur unprofessionell, sondern schlichtweg dumm. (Wenn es eine erdachte Zukunft ist, zählt das natürlich auch wieder anders, wenn zum Beispiel Deutschland Amerika unterworfen hat etc., aber ich sprach ja auch vom heutigen Amerika.)

  • Ich denke, deutschen Autoren ist die deutsche Denkweise einfach am vertrautesten, weshalb sie diese automatisch benutzen. Ich finde es schön, wenn eine Geschichte in einem anderen Land spielt und der Autor sich vorher ein wenig über die Kultur informiert hat. Da ich so etwas nicht so gerne mache, schreibe ich meistens Fantasy-Geschichten. Bei Fantasy ist quasi alles möglich. Trotzdem informiere ich mich über gewisse Dinge, damit ich besser über sie schreiben kann. Zum Beispiel soll mein Hauptcharakter Bogenschießen lernen. Da ich nun sowieso schon seit ein paar Malen im benachbarten Ort Bogenschießen gehe, habe ich mir beim letzten Mal einen kleinen Notizblock mitgenommen und aufgeschrieben was wichtig ist. Wusste ich bei einigen Sachen nicht genau bescheid, konnte ich dort vor Ort erfahrene Menschen fragen. Nun kann ich viel genauer schildern wie sie es lernt, welche Ratschläge sie von anderen bekommt und wo ihre Probleme liegen. Manchmal frage ich auch Fachleute (z.B. Heilpraktiker) ob die Vorgänge, die ich schildern möchte realistisch sind.
    Kurz gesagt: Ich finde es schön und lobenswert, wenn sich vor dem schreiben über Kultur, etc. ein wenig informiert wird, es ist für mich aber kein muss, wenn die Geschichte spannend und gut geschrieben ist.

  • Auch das ist schon AU, dagegen hab ich aber nichts. Schon alleine, weil auf der gesamten Welt ein Vielgötterglaube (=alle Legendären als bestimmte Gottheiten) herrscht.


    Also erst einmal: Nicht alle Legendäre sind Götter. Nur weil sie "Herrscher über..." sind, sind sie keine Götter und das behauptet so auch niemand. Zumal so viele legendäre nicht einmal das sind. Nur weil ein Wesen in Legenden auftaucht, ist es noch kein Gott.
    Die einzigen Legendären, die wie Götter behandelt werden, sind eigentlich Arceus, Palkia, Dialga und so halb auch Giratina. Wobei aber nie Arceus Eigenschaft als Urgott/Schöpfergott angezweifelt wird.
    Kyougre und Groudon werden zwar einzelne göttliche Fähigkeiten zugesprochen, wobei sie weniger stark verehrt werden.
    Davon abgesehen ist nicht klar, wie viele Menschen an diesen Schöpfungsmythos glauben und ob es nicht auch noch andere Glaubensrichtungen gibt. Auch der PokéDex sagt das recht deutlich, weil er immer betont, dass es in dieser und jener Mythologie so steht. Wir wissen nicht, ob die Leute/alle Leute in Einall daran glauben oder nicht.
    Dazu kommt, dass ansonsten, wenn wir Kanto, Johto, Hoenn und Sinnoh von ihren Mythen mit der shintoistischen Mythologie vergleichen dann doch recht viele Parallelen finden. Allein dadurch, dass der Shintoist an diverse Naturgeister glaubt und diese sehr gut durch die Pokémon repräsentiert werden.


    Selbst wenn eine Welt, sagen wir mal, an die Renaissance angelehnt ist, von den Bauwerken und Kleidungsstilen her und so, muss das noch lange nicht heißen, dass sich alle Menschen oder was auch immer da lebt so verhalten, als würden sie um diese Zeit geboren sein. Das liegt immer bei dem Autor, es ist ja schließlich seine Welt. Obwohl es natürlich mehr Sinn macht, aber Pflicht... Ich weiß nicht.


    Dem kann ich so nicht zustimmen. Unser Verhalten wird von unserer Kultur geprägt. Unsere Kultur prägt gleichzeitig auch unsere Mode, die sich in Kleidung und Baustil wiederfindet. Demnach bedeutet ein Bau- und ein Kleidungsstil auch ein gewisses Denken der Menschen. Gerade die Renaissance wäre so eine Zeit, da sie ohnehin so viel aus vorhergehenden Stilen übernommen hat und durch bestimmte Philosophische Denkweisen geprägt war, die sich wiederum mit vergangenen Prägungen auseinandersetzte, woraus sich am Ende die Mode entwickelt hat.
    Kultur, Mode und Denken beeinflussen einander, weshalb man so oder so immer zum Recherchieren gezwungen ist. Man kann zwar den Stil etwaig auch etwas anders erklären, aber dafür muss man erst einmal die reale Herkunft kennen und sich mit dem Thema auseinander gesetzt haben.


    Da ich so etwas nicht so gerne mache, schreibe ich meistens Fantasy-Geschichten. Bei Fantasy ist quasi alles möglich.


    Auch in Fantasy sind Menschen nur Menschen und jedes Wesen mit einer Psyche ist diversen Regeln der Psychologie und Soziologie unterworfen, deren Nichteinhaltung wenn durch irgendetwas erklärt sein muss. Denn sonst sind die Charaktere und ihre Konflikte unglaubwürdig und nichts ist so schlecht für eine Geschichte, wie unglaubwürdige Hauptcharaktere.



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    Für mich sind Geschichten, die nicht recherchiert sind generell ein rotes Tuch. Natürlich, eine alltagsgeschichte die im heutigen Deutschland spielt, muss vielleicht nicht sonderlich groß recherchiert werden, doch - wie ich aus den bisherigen Beiträgen hier auch gut herauslese - gerade bei Fantasy wird die Recherche oft vernachlässigt, weil man sich immer denkt: "Das ist Fantasy, da kann man machen, was man will."


    Gerade wenn man eine komplett eigene Welt erschafft, vernachlässigen viele die Recherche, die dem Weltenbau eigentlich vorhergehen sollte.
    Denn bevor an eine eigene Kultur, beziehungsweise eine eigene Welt allgemein erschafft, muss man sich über diverse Dinge informieren, denn ohne diese Information, kann man gar nicht erst darüber reflektieren.


    Das fängt schon bei der Biologie an.
    Um zwei Beispiele zu nennen:
    In der Welt von Avatar (dem bunten Cameron-Film) sind die Na'vi humanoid und offenbar Säuger. Und dann gibt es noch Lemuren. Doch auch diese Lemuren haben, wie praktisch alle andere Wesen in dieser Welt auch, vier Arme, also gesamt sechs Gliedmaßen. Sämtliche andere Tiere scheinen außerdem Fische, Reptilien oder Amphibien zu sein. Es scheint ansonsten keine anderen Säiger, geschweige denn Affen zu geben, was die Existenz der Na'vi rein nach Darwin ziemlich ausschließt.
    Auch haben wir es in Fantasy oder Science Fiction mehr als einmal, dass der Himmel auf einem Planeten Violett oder Grün ist und sich auch bei Sonnenuntergang anders verändert. Doch dies würde bedeuten, dass die Atmosphäre vollkommen anders zusammengesetzt ist als unsere Atmosphäre. Dies schließt in meinen Augen zwar nicht Grundsätzlich Leben aus, aber dieses wird vollkommen anders aufgebaut sein, als Leben auf unserem Planeten. Demnach sähe es auch gänzlich anders aus.


    Gut, gerade darüber machen sich beim Lesen ohnehin die wenigsten Gedanken und natürlich kann man sich auch hier mit Göttern immer Prima rausreden. Doch damit kommen wir zu einem wesentlich größeren Problem:
    Gesellschaft und Soziale Strukturen. Denn dafür muss man eine Kultur erfinden und um eine eigene Kultur zu erfinden, muss man erst einmal verstehen, wie eine Kultur funktioniert. Man muss die menschliche Psyche und die grundlegende Struktur einer Gesellschaft verstehen und wie all das funktioniert. Sonst wird die Geschichte früher oder später unglaubwürdig. Dabei ist es vollkommen egal, ob diese Kultur sich in unserer Welt oder einer eigenen Welt befindet und ob die Kultur aus Menschen oder anderen scienten Wesen besteht.
    Natürlich kann man gewisse Dinge festlegen, die bei anderen Wesen anders sind. Zum Beispiel besitzen meine Dämonen schlicht und ergreifend kein Scharmgefühl und an sich fehlt ihnen auch das Verständnis dafür. Wenn sie sich kleiden, dann für andere Rassen oder wegen der Kälte. Wenn es nach ihnen ginge, würden sie alle nackt rumlaufen. Genau so sind meine Kergath ein Nomadenvolk, was sich natürlich ebenfalls auf ihre Gesellschaft auswirkt.
    Genau so kann man sagen, dass eine Rasse zum Beispiel keine Gefühle hat und alles nur auf logischer Basis macht, aber dann sollte man sich auch Gedanken darüber machen, was alles in unserer Gesellschaft durch unsere Gefühle erst funktioniert und wie man dergleichen in einer Rasse ohne Gefühle erreichen kann.
    All solche Sachen haben in mehr als eine Richtung auswirkungen und man muss erst um die auswirkungen in unserer Gesellschaft wissen, um sie auf eine fremd Gesellschaft übertragen zu können.


    Deswegen ist Recherche in allen Punkten wichtig. Man kann auch bei Fantasy nicht alles mit Magie und Göttern erklären.
    Und überhaupt: Wie wirkt sich denn Magie auf die Gesellschaft aus?

  • Puh...mich persönlich stört es eigentlich nicht, wenn eine Fanfiction beispielsweise in Japan spielt, aber der Stil doch recht deutsch ist.
    Dem normalen bzw. "nicht-aufmerksamen" Leser fällt so etwas wahrscheinlich auch nicht auf.
    Ich bin aber schon der Meinung, man sollte sich über bestimmte Sachen informieren, bevor man einfach so drauflosschreibt. Ich bin mir abrer sicher, dass ich diesen "Fehler" auch schon mindestens ein Mal gemacht habe. Deshalb würde ich beim Lesen einer Fanfiction möglicherweise nicht mal merken, dass da irgendetwas verkehrt ist. Außer es sind eher extreme Sachen, wie in genanntem Beispiel, dass die Japaner Sonntags in die Kirche gehen. Das klingt auch für mich, die sich mit japanischem Glauben noch nicht auseinandergesetzt hat, komisch.
    Wie gesagt habe ich jedoch höchstwahrscheinlich selbst schon mal diesen Fehler gemacht, da ich mich ehrlichgesagt nicht jedes mal, bevor ich eine Geschichte schreibe, gründlich über das Thema, über das ich schreibe, informiere. Wenn ich mir in einer Sache nicht sicher bin, schaue ich vielleicht kurz auf Wikipedia nach, aber das war's auch schon.


    Manchmal vermische ich auch absichtlich Merkmale einer realen und unrealen Welt, z. B. habe ich eine (unveröffentlichte) Fanfiction geschrieben, in der es sowohl Pokémon als auch Tiere gab. In dieser Fanfiction habe ich auch überlegt, ob ich zusätzlich zu Arceus, das ja der Gott der Pokémonwelt sein soll, auch noch "unseren" Gott einbauen soll. Wobei "unser Gott" ist auch wieder ein recht schwammiger Begriff ist, da es ja noch immer unterschiedliche Religionen gibt.


    LG

  • Oho, was für ein äußerst interessantes Thema~
    Meiner Meinung nach ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, das Denken und Verhalten einer anderen real existierenden Kultur darzustellen. Klar kann man sich über das Internet jederzeit Informationen besorgen und es dürfte kein Problem sein, sich etwas über das Schulsystem und religiöse Bräuche zu informieren. Das sollte man meiner Meinung nach auch immer tun. Aber wo im Internet steht denn bitte, wie Japaner denken oder wie sie sich in den Situationen, die ich in meiner Geschichte darstelle, verhalten würden? Das ist alles reine Interpretationssache und was für mich passend erscheint, hält jemand anderes vielleicht für völlig abwegig. Außerdem wird mein Denken nun mal von meiner Umwelt beeinflusst, ich denke eben wie eine Deutsche und selbst wenn ich versuche, meine Charaktere anders denken zu lassen, scheint doch meistens ein bisschen meine Art zu denken durch.
    Auch macht man einfach Fehler bei Dingen die man für selbstverständlich hält und wo man gar nicht auf die Idee kommt, dass sie in anderen Ländern vielleicht anders sein könnten, sodass jemand, der z.B. ein Jahr in Japan verbracht hat, IMMER Dinge in Fanfictions findet, die in Japan nicht üblich sind.


    Bei Welten, wie z.B. der Pokémonwelt, ist das Ganze noch schwieriger, denn wir haben nur wenige Informationen und an die müssen wir uns wenigstens ansatzweise halten, aber niemand kann mir sagen, wie Schulsystem (wenn überhaupt vorhanden, schließlich gehen die 10jährigen Hauptcharaktere ja nicht in die Schule), Religion oder Regierung dort aussehen. So erschafft sich jeder einen Headcanon, der aber natürlich unterschiedlich ist, weswegen uns Dinge unrealistisch, nicht durchdacht oder unverständlich erscheinen, die aber völlig sinnvoll sind, wenn die Gesellschaft so aufgebaut ist, wie im Headcanon des Autors.


    Wenn man eine völlig eigene Welt erfindet, ist das etwas anders. Dann MUSS man sich meiner Meinung nach über alle möglichen Dinge Gedanken machen, die die gesellschaftliche Struktur und das Denken der Menschen Einfluss haben, z.B. die Regierungsform, der Stand der technischen Entwicklung, die Religion, eventuelle Konflikte oder Kriege innerhalb oder außerhalb des Gebietes, in dem die Handlung stattfindet, wichtige Ereignisse in der Vergangenheit, die auch in der Zeit der Geschichte noch Einfluss haben und, und, und. Das muss man nicht alles in der Geschichte erwähnen, aber man muss es wissen, sonst widerspricht man sich schnell selbst oder die Geschichte wirkt oberflächlich.

    Zitat von Alaiya

    In der Welt von Avatar (dem bunten Cameron-Film) sind die Na'vi humanoid und offenbar Säuger. Und dann gibt es noch Lemuren. Doch auch diese Lemuren haben, wie praktisch alle andere Wesen in dieser Welt auch, vier Arme, also gesamt sechs Gliedmaßen. Sämtliche andere Tiere scheinen außerdem Fische, Reptilien oder Amphibien zu sein. Es scheint ansonsten keine anderen Säiger, geschweige denn Affen zu geben, was die Existenz der Na'vi rein nach Darwin ziemlich ausschließt.

    Ich persönlich habe den Film nie gesehen, aber einige meiner Freunde waren sehr begeistert. Du hast zwar recht, dass das irgendwie unlogisch ist, aber im Grunde kommt es doch darauf an, dass es den Leuten gefällt. Solche Dinge fallen eben nur wenigen auf und ich tue das meistens mit einem "Naja, so wirkts halt exotischer" ab, wenn es mir auffällt~ Bei Biologie oder auch Physik kann man ruhig mal ein wenig pfuschen, das stört eigentlich nicht ;) Die Gesellschaft bzw. das Denken der Figuren ist wichtiger und solang das zueinander passt, hab ich mit kleineren Fehlern absolut kein Problem. Grundsätzlich bin ich aber für so viel Recherche wie möglich, dann kann man Dinge realistischer beschreiben und nicht zuletzt lernt man selber auch etwas dabei :)

  • Zitat von Alaiya


    Also erst einmal: Nicht alle Legendäre sind Götter. Nur weil sie "Herrscher über..." sind, sind sie keine Götter und das behauptet so auch niemand. Zumal so viele legendäre nicht einmal das sind. Nur weil ein Wesen in Legenden auftaucht, ist es noch kein Gott.
    Die einzigen Legendären, die wie Götter behandelt werden, sind eigentlich Arceus, Palkia, Dialga und so halb auch Giratina. Wobei aber nie Arceus Eigenschaft als Urgott/Schöpfergott angezweifelt wird.
    Kyougre und Groudon werden zwar einzelne göttliche Fähigkeiten zugesprochen, wobei sie weniger stark verehrt werden.
    Davon abgesehen ist nicht klar, wie viele Menschen an diesen Schöpfungsmythos glauben und ob es nicht auch noch andere Glaubensrichtungen gibt. Auch der PokéDex sagt das recht deutlich, weil er immer betont, dass es in dieser und jener Mythologie so steht. Wir wissen nicht, ob die Leute/alle Leute in Einall daran glauben oder nicht.
    Dazu kommt, dass ansonsten, wenn wir Kanto, Johto, Hoenn und Sinnoh von ihren Mythen mit der shintoistischen Mythologie vergleichen dann doch recht viele Parallelen finden. Allein dadurch, dass der Shintoist an diverse Naturgeister glaubt und diese sehr gut durch die Pokémon repräsentiert werden.


    Ich sagte ja, das wäre auch schon AU. Nur weil es im Original nicht so ist, heißt es nicht, dass man sich in einer FF nicht diese Freiheit nehmen kann, es so zu handhaben.


    Was die verschiedenen Völker angeht: Es ist schwer Völker zu erfinden. Ich hab es mit tierischen versucht, die mir immer zu menschlich geworden sind, auch wenn ich entgegenteuern wollte.
    Aber wie bereits gesagt wurde, Menschen bleiben immer Menschen und egal wie groß die Kulturunterschiede, jede Gefühlsregung, die sich in unserem Breitengrad finden lässt, lässt sich auch sonst wo, überall auf der Erde finden - aber vielleicht durch ihre Kultur, in der sie leben, in abgeschwächter oder verstärkter Form. Warum sollten also Menschen in einer Fantasywelt anders sein?

  • Willi00

    Hat das Label Diskussion hinzugefügt.
  • Okay, ich betreibe mal wenig Nekromantie, weil dieses Thema ist eins, was mich doch sehr aufregt. Gerade, da ich ja vor allem im Moment in Fandoms aktiv bin, die kinda historische Settings haben. Also Castlevania hat komplett ein historisches Setting, da es effektiv Historical Fantasy ist, und DnD... Na ja, also es ist nicht wirklich historisch, aber es ist natürlich halt so wie das obligatorische High Fantasy Setting... Faerûn is "more or less" Europäisches Mittelalter/frühe Rennaissance. Aber ja, bei DnD verzeihe ich natürlich weit mehr, weil das Setting per se nicht besonders historisch ist - allein schon dadurch dass die Welt high-magisch ist.


    Bei Castlevania aber... Puh. Ich meine, die Serie hat einige Fehler bzgl. historischen Sachen drin (Tomaten und Paprika zum Beispiel...), aber bei den Fanfics ist es halt teilweise sehr nervig. Da gibt es zwei Sachen. Die einen sind diejenigen die einfach gar keine historische Recherche betreiben - und dann diejenigen, die einfach England im Hochmittelalter als Referenz nehmen, anstatt die Walachei im Spätmittelalter. Weil sie dann glauben dass "Mittelalter ist Mittelalter". Und es nervt mich so sehr. Also die sogar noch mehr, als die ersteren.


    Was aber auch in der Richtung so nervig ist: Super viele, die dahingehend schreiben (und damit rede ich auch über historsiche Fantasy, die veröffentlicht wird als Bücher) haben einfach auch diese falsche Vorstellung darüber, wie im Mittelalter Leute über diverse Dinge gedacht haben. Wie Behinderung, Queerness oder auch nicht-weiße Menschen. Das ist etwas, was einfach so nervig ist. Weil in vielerlei hinsicht einfach viktorische Propaganda weiterverbreitet.


    Aber das wird dann auch gerne von den Leuten super darauf beharrt, dass das genau so sein muss. Was mich dann umso mehr nervt. Weil reale Geschichte hat so viele Nuancen - und die werden bei diesen Sachen ständig ignoriert. Uuugh.

  • Das eigene Denken wird nicht nur andere Kulturen aufgedrückt, sondern auch anderen Wesen wird sehr menschliches (und modernes, europäisches) Denken aufgedrückt, imo. Aber vor allem eben menschliches Denken allgemein.

    Was mich hier beschäftigt und ich schon auch im anderen Topic angesprochen habe, ist das Thema Tod. Auch andere menschliche Kulturen und Epochen standen ihrem eigenen Tod und den Nahestehender, nicht immer so negativ gegenüber wie wir heute. Oft wird selbst bei über 90jährigen noch jeder Tag an Beatmungsgeräten rausgequetscht, anstatt sie in Frieden sterben zu lassen. Hab ich mitangesehen, war abstoßend.

    Sicher, der Tod von Kindern oder Mord oä. war immer traumatisch, aber friedliche Tode im hohen Alter nicht unbedingt.


    Bei sehr langlebigen oder unsterblichen (zumindest durch Alter unsterblichen) Wesen find ich es auch immer langweilig, wenn die Langlebigkeit als Fluch gesehen wird, weil geliebte Personen sterben, als würde selbst ein unsterbliches Wesen den Tod so negativ betrachten und als würde es so denken und fühlen müssen, wie ein moderner Mitteleuropäer.

    Bei Dracula zb. ergab es für mich Sinn, da er bis auf Lisa und Alucard überhaupt niemanden hatte, und für sich auch keinen anderen Lebenssinn sah. Zudem wurde ihm Lisa gewaltvoll entrissen.


    Aber es ist sonst schon fast default bei Romanzen, dass das unsterbliche / langlebigere Wesen auf ewig um diese eine Person trauert (ich glaube da spielt auch sehr viel das Wishfullfilment von Leser*innen mit hinein, dass man so besonders für eine Person ist und sie nach deinem Tod nie wieder lieben kann) - und sonst ebenfalls keine Aufgabe und Beschäftigung für sich findet, und sonst gar niemanden kennt.


    Hab das nun so, dass mein Protagonist, ein Elf, nunmal einen menschlichen Mann als Partner und seinen Tod einige Jahre zuvor erwartet hatte, bevor er eingetreten war. Dey hat nun einen Tieflingpartner (und denElfenpartner*, weil Polybeziehung, aber hier ist die natürliche Lebensspanne kein Problem). Tieflinge haben eine ähnlich lange Lebensspanne wie Menschen, ein wenig länger, ca. so um die 120, 130, und dey weiß, dass man dessen Tod, und auch den Tod von deren Halbelfensohn, in Zukunft nunmal erwarten muss ... wenn man zuvor nicht an etwas Unerwarteten selbst stirbt. Der wirklich traumatisierende Tod war von dem früheren Elfenpartner, der bei einem damaligen Angriff starb.

    Mit "normalen Toden" jedoch wird man normalerweise recht gut umzugehen lernen, denke ich. Zudem besitzt dey positive Erinnerungen an deren verstorbenen Mann, die in der Trance sehr lebendig sind und wenn man andere nahestehende Personen im Umfeld hat und dazu noch starke Interessen und Aufgaben, sollte es kein Problem sein Leben nach ein paar Monaten Auszeit an Trauer, gut fortzuführen.


    (*in einen Mann geändert, weil... bin draufgekommen, dass ich einige verstorbene Frauen als Backstory habe, kommt nicht gut lol)


    Langlebigkeit oder Unsterblichkeit sind by default schlimm (bzw. verliebt sich jeder nur einmal im Leben und hat keinerlei Freunde und Interessen oder so...); den Trope find ich schon ermüdend.

    Und selbst wenn man danach gar keine Partnerschaft mehr eingeht, oder allgemein kein Interesse hat: ich hab als Nebencharakter eine Ace-Person, einen Elfenfrau, die keinerlei Interesse an einer Beziehung hat, und seit 150 Jahren Schmiede ausbildet (sie ist ca. 300 Jahre alt), weil bloß ihr und wenig anderen die Ehre zugestanden wird Sylvium-Stahl zu vearbeiten, der von Elfen genutzt werden kann. Die Frau nimmt ihr Handwerk sehr ernst, it's her one and only true love. xD



    Allgemein will ich aber natürlich schon, dass Elfen und andere Humanoide recht menschenähnlich in ihrem Denken und Fühlen sind, aber speziell Elfen in ihrer Trance und in manchen Dingen dennoch recht alien auf Menschen wirken.


    Gerade bei Tabaxis und co, möchte ich etwas sehr Fremdartiges beibehalten, das vielen Humanoiden seltsam befremdlich vorkommt. Ein paar wenige Male im Leben entscheiden sich Tabaxis dazu mit einigen Tabaxi-Männern zu schlafen, verlassen diese dann meist, ziehen die meist Zwillinge bis Drillinge alleine groß und entscheiden, wenn diese so zwischen fünfzehn bis zwanzig Jahre alt sind, sie hochkant rauszuwerfen. Dieses "ich werfe meine Kinder urplötzlich raus und wag dich bloß nie wieder nach Hause" unter Tabaxis wirkt wohl sehr fremdartig auf menschenähnliche Humanoide. Tabaxis sehen das jedoch als gute Erziehung an, um den Ansporn zu geben sich eine eigene Gruppe zu suchen, "ich hab ihnen das Grundlegende ja gelehrt, was wollen die noch daheim." Meist ziehen die in Kleingruppen durch die Gegend oder lassen sich mit Geschwistern und Freunden irgendwo nieder, und so einige andere Dinge. Curiosity kills the cat too.

    Menschen kennen solche Vorstellungen von Moral von anderen Humanoiden mit denen sie öfters in Kontakt kommen nicht, daher ist das wirklich etwas, das ich hervorherben möchte, und wenn es nur so einfache Dinge wie Fell- oder Gefiederpflege sind.


    Oder wenn ein Owlin einfach nur nett grüßen möchte und seinen Kopf um 180 Grad dreht um hallo zu sagen: uncanny valley. :D

    Tortles: ich muss in den letzten fünf Jahren meines Lebens den Tortlebabys alles erzählen, was ich je gelernt habe, ehe sie zu Waisen werden und sich selbst verteidigen! In ihren ersten Lebensjahren! xD