Die Arbeit mit dem Tod

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  • Hallo liebe Community,
    heute haben wir in Religion über das Thema "Tod" gesrpochen,wo wir auch auf das Thema "Arbeit mit dem Tod" kamen. Das heißt alle Personen,die in ihrem normalem Berufsalltag mit dem Tod in Berührung kommen,wie z.B. Doktoren,Gerichtsmediziner,usw. Wir haben darüber diskutiert,ob der tägliche Kontakt mit dem Tod einen in dieser Hinsicht auf eine gewisse Weise "abstumpfen",oder ob sie es tatsächlich von ihrem Privatleben trennen können.
    Ich denke,dass dieses Thema eigentlich eine recht gute Disskusionsbasis bietet,und möchte euch ein paar Fragen stellen:


    Glaubt ihr,dass die Arbeit mit dem Tod eine Person privat beeinflusst?
    Wenn ja,wie?, und wenn nein,warum nicht?
    Könntet ihr eine Arbeit die mit dem Tod zusammenhängt ausüben?



    Hier einmal meine Meinung zu dem Thema:
    Ich denke schon,dass die Arbeit mit dem Tod eine Person beeinflusst,da ich kaum glaube,dass man den Tod einfach so ausblenden kann,selbst wenn man vieleicht jeden Tag,viele Jahre mit ihm arbeitet. Ich stelle mir die Arbeit eines Gerichtsmediziners schrecklich vor,wenn man jeden Tag Leichen untersuchen muss,manchmal verstümmelte oder schlimmeres,und glaube nicht,dass man als Gerichtsmediziners nach Hause kommen kann und das Gesehene,einfach von einem abfällt,und ich könnte niemals einen Beruf wie diesen ausüben,dazu bin ich einfach zu empfindlich.


    Ich hab zum Abschluss noch im Internet mal etwas nach Interviews mit Gerichtsmedizinern gesucht,und werde hier ein paar Ausschnitte aus diesen einfügen.


    Interview 1,mit Saskia Guddat:


    Interview 2,mitMichael Tsokos


    Augen mit tiefen Rändern vom miesen Weed der Händler
    Weil das einzige, was gleich bleibt, ist, dass sich nie was ändert
    Wieder schlendern an den Läden vorbei
    Verschwende deine Jugend, alles dreht sich im Kreis

  • Ich persönliche denke, dass es mit dem Tod nicht anders ist als mit jeder anderen Sache auf der Welt - man gewöhnt sich daran, wenn es alltäglich wird.
    Gerade Menschen, die täglich damit konfrontiert werden, lernen damit umzugehen. Wenn sie es nicht täten, würden sie früher oder später die Arbeit aufgeben müssen. Inwiefern es jemanden privat beeinflussen kann, hängt wohl wiederrum von der Persönlichkeit des Menschen ab. Ich denke es gibt welche, die dadurch stärker werden und lernen mit diesem Verlust "richtig" umzugehen bzw. diesen zu verarbeiten. Sowas kann auf Menschen, die die Person privat kennen "kalt" bzw. "abgestumpft" wirken. Wir verbinden mit Trauer um den Tod nun mal Tränen, große Schmezern und viel Dramatik. Wenn jemand also still und ruhig wirkt, scheint es uns nicht passend.
    Bei Berufen wie Gerichtsmediziner, also welchen wo der Tote einem nur als Toter begegnet und man diesen nicht als lebenden Menschen vorher gekannt hat, kann ich mir vorstellen, dass man das nicht wirklich realisiert. Man untersucht den Körper wie ein Botaniker seine Pflanzen untersuchen würde. Es ist nun mal völlig normal und man sieht nicht die "Person" dahinter.
    Ich denke da gibt es also durchaus einen Unterschied, ob man nur mit dem toten Körper zu tun hat oder tatsächlich mit dem Tod an sich.


    Ob ich selber etwas mit dem Tod zusammenhängendes ausüben könnte, weiß ich nicht genau. Spontan würde ich sagen, dass ich an sowas zu emotional rangehe. Allerdings denke ich, dass man sowas erst tatsächlich einige Zeit gemacht haben muss, um zu erfahren, ob man es wirklich kann oder nicht kann.
    Ich hatte mal als Joboption das Angebot gekriegt in einem Elternhaus zu arbeiten. Also eienr Einrichtung für Eltern von krebskranken Kindern. Damals hab ich abgesagt, so kurz nach dem Abitur, weil allein der Gedanke mich schon fertig gemacht hat. Heute würde ich mich darauf einlassen und es versuchen. Generell wünsche ich mir aber nicht einen Beruf zu haben, wo ich täglich mit dem Tod konfrontiert werde.

  • Es kommt wohl auch auf die Art von Beruf an. Es ist etwas anderes, wenn ein Gerichtsmediziner Leichen von Personen untersucht, die er nicht kennt, als wenn man, wie Cassandra beschrieben hat, ein krebskrankes Kind und dessen Familie auf dem Weg zum Tod begleitet und sie somit kennen lernt.
    Wieder etwas anderes ist es, als Soldat im Krieg Menschen zu töten oder seine Kameraden sterben zu sehen.
    Wie gut man damit zurecht kommt, hängt, da stimme ich Cassandra zu, hauptsächlich von der Persönlichkeit eines Menschen ab. Ein sehr labiler, emotionaler Mensch wird es schwerer haben, eine klare Grenze zwischen sich und seinem Beruf zu ziehen als jemand, der weniger einfühlsam ist.
    Und ich denke ebenfalls, dass es schwieriger wird, je besser man den Menschen zuvor gekannt hat (vielleicht mit Ausnahme eines Soldaten, der andere Menschen tötet - es ist nochmal etwas anderes, wenn man selbst für den Tod verantwortlich ist.). Ich habe neulich einen Bericht über Medizinstudenten gesehen, die ihren ersten Präperierkurs absolvierten. Vorher beschrieben sie ihre Gefühle als unsicher, aufgeregt und vielleicht sogar etwas ängstlich. Hinterher fanden es die meisten aber sehr spannend, die toten Körper zu untersuchen und kamen gut damit zurecht.
    Schwierig wird es wohl, sobald lebende Menschen hinzu kommen. Seien es Freunde, Verwandte oder der Sterbende selbst. Wenn man Angehörigen die Nachricht vom Tod des Kindes überbringen muss, kann man das denke ich nicht nach Feierabend einfach vergessen. Um das zu verarbeiten, braucht es schon eine gewisse emotionale Stabilität, und vor allem einen guten Ausgleich zum Berufsleben.


    Ob ich selbst einen Beruf ergreifen könnte, der etwas mit dem Tod zu tun hat, weiß ich nicht. Ich bin zwar ein emotionaler recht stabiler Mensch, kann diese Stabilität aber nur schwer an andere weitergeben. Es wäre mit Sicherheit eine interessante Erfahrung, da ich (glücklicherweise) bisher noch nie direkt mit dem Tod konfrontiert wurde und entsprechend nicht weiß, wie ich darauf reagieren würde.
    Dennoch ist ein solcher Beruf nichts, was ich gern mein ganzes Leben machen würde - daher meine Hochachtung an die, die ihr Leben dem Tod anderer widmen.

  • Das ist bei Mensch zu Mensch verschieden, du kannst das nicht pauschalisiert Fragen, ob sie privat beeinflusst wurden.
    Meine 2 großen Brüder sind angehende Mediziner, der eine Neurologe mit dem Gebiet Spastik und Anfallsleiden, der andere wird vermutlich Notfallmediziner. Beide haben mit dem Tod zu tun und sie haben sich nicht privat verändert. Eine Freundin von mir ist Altenpflegerin und sieht es so, dass die Leute von ihrem Leid erlöst wurden.
    Es gibt auch viele Menschen die Privat mit dem Tod zu tun haben, wenn sie einen Alten oder Kranken Menschen bei sich daheim pflegen oder ein Kind haben, mit dem zu rechnen ist das es sterben könnte. Meine Tochter ist ja auch krank und muss regelmäßig zu Untersuchungen, da habe ich Kontakt mit Eltern, die kranke Kinder haben, deren Lebenserwartung nicht sehr hoch ist, aber auch an der Schule (Schule für Körperbehinderte) meiner Tochter sterben Kinder.


    Mitleid habe ich nicht, aber ich denke darüber nach und stehe den Eltern bei. Auch wenn einem bewusst ist, das eigene Kind stirbt, abfinden ist sehr schwer und besser klar kommt man auch nicht. Gerade bei Kindern ist es besonders schlimm.
    Hierzu empfehle ich ein Buch, da geht es um eine Mutter, die wusste, ihr Kind ist dem Tod geweiht, aber sie trug es trotzdem aus.
    Buch


    In einem Hospiz glaube ich nicht das ich es packen würde, die Menschen sind da um zu sterben.
    Krankenhaus oder Pflegeheim ginge schon eher, denn da ist der Tod nicht so allgegenwärtig und die Menschen sind nicht alle dem Tod geweiht.


    Nach meinen Informationen müssen Menschen die in einem Hospiz arbeiten möchten auch erst mal einige Jahre Erfahrungen haben.


    Gerichtsmediziner verfolgen ein ganz anders Interesse, sie möchten die Todesursache erforschen. Wer sich auf so einen Beruf einlässt, der setzt sich auch mit dem Thema auseinander.

  • Was ich immer ganz interessant finde ist, wie Menschen zu diesen Berufen überhaupt hinfinden. Ich meine, die wenigsten haben einfach so den Wusch, z.B. Bestatter zu werden. Klar, oft sind das möglicherweise Kinder, deren Eltern vielleicht sogar ein eigenes Bestattungsinstitut haben und die ganz natürlich damit aufwachsen. Damit meine ich jetzt nicht, dass sie dabei zusehen, wie Leichen hergerichtet werden usw. aber man bekommt die Gespräche der Eltern mit und stellt vielleicht Fragen, die einen interessieren. Irgendwann beginnt man sich dann möglicherweise selber für dieses Geschäft (und etwas anderes ist es letztendlich nicht) zu interessieren und beschliesst vielleicht, das auch weiterzuführen. Aber als Aussenstehender hat man eigentlich meist andere Interessen, und wie gesagt, da interessiert es mich schon, wie man zu solch einem Beruf kommt.
    Gerichtsmediziner finde ich schon eher logisch. Man hat zu Beginn des Studiums ganz andere Vorstellungen, will unbedingt in eine bestimmte Richtung und kommt dann möglicherweise durch einen Zufall auf diese spezielle Richtung. Sei es, weil man feststellt, dass einem diese Arbeit keine Probleme macht (was man wohl erst feststellt, wenn man es macht) oder weil man merkt, wie interessant das Ganze doch sein kann und dass das hauptsächlich für Aussenstehende eklig oder abstossend wirkt. Jedenfalls habe ich schon einige Ärzte gehört, die später eine Richtung eigeschlagen haben, von der sie garnicht dachten, dass sie sie interessieren könnte.


    Ich kanns ehrlich nicht sagen, inwieweit sowas das Privatleben beeinflusst. Das wird so unterschiedlich sein, wie die Menschen an sich. Bei einigen kann ich mir schon vorstellen, dass das zu einem Problem wird und sie irgendwann den Beruf aufgeben weil sie nicht mehr können oder nicht mehr wollen. Ich selber könnte mir nichtmal vorstellen, mit jemandem zusammen zu leben, der den ganzen Tag mit Toten zu un hat. Egal, wie sich das anhört, aber ich denke, dass ich das einfach nicht aus dem Kopf bekommen würde. Ja komisch, ich weiß. :D
    Ansonsten ist es schwer, sowas zu beantworten. Ich kann mir vorstellen, dass viele in ihrem ganzen Leben noch nicht einen Toten gesehen haben, wie soll man sich da eine Arbeit mit ihnen vorstellen können?

    Er wandte sich an Gucky: "Der Kommandant hat mich gewarnt für den Fall, dass du bei den Ankömmlingen sein würdest. Deine Kommentare würden schwer zu verstehen sein, weil du in einer Art zwanghaften Humors gefangen bist." Perry Rhodan #3133, Seite 55

    Per aspera ad astra!

    Momentan kein Partneravatar mit Missy!

  • Was schockiert uns so am Tod?- Dass er uns an unsere eigene Sterblichkeit erinnert. Wir haben mit dem toten Hasen auch nur Mitleid, weil wir uns selbst dort liegen sehen.
    Zu damaligen Zeiten war die Berührung mit Toten/Todgeweihten Gang und Gebe, man kompensierte die damit verbundene Angst im Glauben an den Himmel und war sich seiner Sterblichkeit bewusst. Heutzutage wurde der Tod in gewisser Weise wegrationalisiert, wie ich finde.


    Heutzutage wird der Tod wo es nur geht aus unserem Leben verdrängt, dementsprechend schockierend ist es, wenn wir auf der Straße ein totes Kaninchen sehen oder gar einer Beerdigung beiwohnen.
    Man denkt sich durch die, eventuell sehr aufwühlenden Gefühle: wie halten Pathologen sowas nur aus?
    Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass der Tod, wenn man routiniert mit ihm arbeitet, er einen nicht persönlich betrifft und man ihm nicht unvorbereitet entgegentreten muss, eine gewisse Normalität annimmt.
    Das ist keinesfalls "Verrohung"- ein Arzt, der ein paar Leichen seziert hat, kann sicher noch zwischen Lebendigen und Toten unterscheiden und wird einem Kranken mit der gleichen Humanität helfen, wie ein Kollege, der diese Erfahrung (gibt es nicht, aber egal) nicht gemacht hat.
    Rabiate Bestattungsunternehmer sind sicher nicht durch den Job so geworden- sie haben ihn (weshalb auch immer) vllt. sogar wegen ihrer Emotionslosigkeit ergriffen. (Nichts gegen Bestatter, gibt sicher auch viele, die das pietätvoller machen als ich das erlebt habe)


    Ich selbst würde (wenn ich's schaffe) gerne Medizin studieren.
    Durch den Tod meines Opas (meine Mutter und ich haben ihn bis zuletzt begleitet) weiß ich, dass im Sterben manchmal auch schöne Momente liegen und das wahrscheinlich das Gebiet ist, auf dem man durch persönlichen Einsatz am meisten verändern kann.
    Ich habe mich mit meinem Opa oft nicht gut verstanden, aber es gab Tage an seinem Bett, die waren fast schöner als die in gesunden Zeiten.

  • Ich persönlich Arbeite in einem Beruf, wo der Tod eines Menschen durchaus jeder Zeit eintreten kann. Ich bin Krankenschwester.


    Gerade jetzt z.B. bin ich in meinem aktuellen Einsatz in einem Hospiz. Dort kommen die Leute nur hin, um in aller Ruhe und Frieden, früher oder später...zu sterben. Aber gerade im Hospiz, ist es wirklich schön. Die Angst vor dem Sterben wird einem genommen (wenn man sich darauf auch einlässt). Diese Menschen können ohne Schmerzen sterben, man tut alles um die friedlich einschlafen zu lassen. Das hat jedenfalls nichts mit Abgestumpftheit zu tun. Es ist ein ganz neuer Blickwinkel, den man in seinem Leben dazubekommt. Wir alle sind vergänglich, und Menschen in ihrer größten Not (sterbend) zu pflegen, ist einfach eine gute Sache.
    Es muss Menschen geben, die mit dem Tod umgehen können und nicht vor ihm weglaufen. Der Tod ist überall, die Frage ist nur aus welchen Blickwinkel man ihn betrachtet ;)


    Wichtig ist allerdings auch, dass man seinem Arbeitsplatz verlässt und die Gedanken an die verbliebenen Patienten auch dort lässt. Es darf und soll einem nicht belasten. Wenn man sich auch noch nach der Arbeit gedanklich fertig macht, ist man defintiv im falschen Beruf. Auch ich musste mir abgewöhnen: Wird Herr Xy noch leben, wenn ich am Mo. wiederkomme? Wie geht es weiter? Nein, das sollte man nicht.


    Wenn Menschen allerdings überfordert sind mit ihrem Job, könnte ich mir schon eher vorstellen, dass Sie das abstumpft, weil sie damit auch nicht mehr klar kommen, nicht mit ihrem Gewissen mehr vereinbaren können. Dann muss das Gewissen eben sterben...und so mancher Mensch dann auch :geschwätz:


    Aber eins steht fest: Wer in einem solchen Beruf arbeiten will, muss ein verdammt harter Hund sein! Oder in meinem Fall ein Wolf :D Ist nicht immer alles heitidei-Sonnenschein 8-)

  • Ich kann mir schon vorstellen, dass Leute die jeden Tag mit toten Menschen arbeiten auch privat beeinflusst werden. Jedoch ist das doch mit allen Berufen so, oder etwa nicht? Egal welche Arbeit man nach geht, auf irgendeiner Art und Weise wird man auch privat davon beeinflusst. Ein Arzt weiß was zu tun ist wenn sich ein Familienmitglied nicht wohl fühlt oder sich verletzt hat, ein Rechtsanwalt was rechtens ist und was nicht, ein Elektriker welche Leitungen welche Bedeutung haben und so weiter.
    Trotzdem denke ich nicht, dass die Personen durch ihre Arbeit mit Toten abgebrüht sind und nicht um verstorbene Angehörige und Bekannte trauern. Zwar gehören tote Menschen zu deren Alltag, aber trotzdem hängt es immernoch davon ab wer gestorben ist, ob man sie kennt oder nicht. Der Tod ist immer etwas über das sich die Menschen nicht gerne austauschen, nicht gerne ihre Erfahrungen teilen und auch nicht viel darüber nachdenken, geschweige denn über ihren eigenen Tod nachdenken. Das ist sicherlich auch bei Leuten die mit toten Menschen arbeiten so. Trotzdem ist der Tod ein fester und wohl auch sicherer Bestandteil unseres Lebens, auch wenn es viele gibt die das nicht ganz war haben wollen und es sich nur schwer vorstellen. Sicherlich sollte man jetzt nicht den ganzen Tag über den Tod nachdenken, aber es ist sicherlich nicht verkehrt sich darüber Gedanken zu machen.


    Ich persönlich könnte mir schon so eine Arbeit vorstellen, allerdings denke ich nicht, dass ich das ein Leben lang durchhalten würde. Warum auch immer, ich habe bisher noch keine großen Erfahrungen mit dem Tod gemacht und weiß auch nicht wie es ist neben einem leblosen Menschen zu stehen (klingt total komisch - ich weiß). Wie so ein Praktikum in der Gerichtsmedizin wohl wäre? Ich möchte gar nicht darüber nachdenken, aber finde es durchaus interessant ;D

  • Ich denke, daß kommt auch auf die Person selbst an. Jemand der sich für so einen Beruf entscheidet, muß schon ihm Vorhinein wissen, ob er es packt. Ich würde es nicht. :ohno:
    Aber mit der Zeit wird man abgestumpft. Ich seh das bei unserem Tierarzt. Der ist so Hart wie Stein. >_<
    Mein Vater war auch unter anderem Gerichtsmediziner und ich merkte nicht, daß es ihn besonders mitnahm. 8| Nun, ich war auch noch zu jung um ihn gut zu kennen. Aber ich sah ihn nie traurig. :o
    Doch es könnt schon sein, daß es ihn zumindest einmal etwas außer Fassung brachte. :S Letztendlich starb er ja quasi an überarbeitung. ;(

  • Es kommt wohl auch auf die Art von Beruf an. Es ist etwas anderes, wenn ein Gerichtsmediziner Leichen von Personen untersucht, die er nicht kennt, als wenn man, wie Cassandra beschrieben hat, ein krebskrankes Kind und dessen Familie auf dem Weg zum Tod begleitet und sie somit kennen lernt.
    Wieder etwas anderes ist es, als Soldat im Krieg Menschen zu töten oder seine Kameraden sterben zu sehen.


    Grundsätzlich richtig. Allerdings kommt es, denke ich, nur sehr geringfügig auf den Beruf an. Entscheidend ist die emotionale Bindung zum Toten und die dürfte bei allen genannten Berufen nicht erheblich abweichen. Ein Gerichtsmediziner hat es oft mit "frischen" Leichen zu tun, also mit Menschen, die noch vor einigen Stunden gelebt haben. Auch zu diesen Menschen baut man eine gewisse emotionale Bindung auf. Das ist aber eine distanzierte Bindung, die durch die Vorstellung an das frühere Leben dieses Menschen entsteht. Wer im Hospiz arbeitet der wird auch nur eine distanzierte emotionale Bindung zu den Sterbenden aufbauen. Im Zeitpunkt des Todes entsteht diese Bindung auch nur durch die Vorstellung an das frühere Leben. In beiden Fällen ist es aber keine Bindung, die auf Freundschaft oder Liebe beruht. Im Groben gilt das so auch für Henker, Bestatter, Ärzte etc. Nur für Soldaten im Krieg gilt das nicht. Sie befinden sich in einer Ausnahmesituation und die Bindung zu gefallenen Kameraden kann auch eine auf Freundschaft oder Liebe beruhende sein kann. Daher werden Soldaten durch die Ausübung ihres Berufes eher traumatisiert als z.B. Bestatter, Ärzte oder Gerichtsmediziner.


    Ich glaube nicht, dass man durch "die Arbeit mit dem Tod" auch nur im Geringsten unsensibel gegenüber dem Tod wird, wenn es um eine geliebte Person geht. Ich kenne einen Gerichtsmedizin-Professor, der fast sein ganzes Leben mit Toten zu tun hatte und selbst in den Vorlesungen mit echten Leichen gearbeitet hat. Laut eigener Aussage kann er aber überhaupt keine Leichen von Menschen sehen, die ihm nahe standen, weil ihm das emotional vollkommen fertig macht, obwohl er fast tagtäglich mit Leichen zu tun hat. Bevor man da unsensibel wird, geht mal wohl psychisch zu Grunde.


    Ich selbst könnte mir durchaus vorstellen, würde das Interesse da sein, irgendeinen Beruf auszuüben, der mit dem Tod zu tun hat. Man stumpft da ziemlich schnell ab, wenn es keine Menschen sind, die einem nahe standen.

  • Genauso wie es Menschen gibt, die kein Blut sehen können, und wiederum Menschen, die absolut nichts dagegen haben, wird es auch beim Thema Tod verschiedene Auffassungen geben. Ich kann mir schon vorstellen, dass einige Ärzte darunter leiden, wenn ihre Patienten vom einen Tag auf den anderen sterben. Von Abstumpfung würde ich da allerdings nicht sprechen. Bzw. nicht in jedem Fall. Auf der anderen Seite wird es auch Menschen geben, die dem gegenüber total distanziert sind, denen es also kaum bis gar nichts ausmacht. Ich denke also nicht, dass man darauf eine pauschale Antwort geben kann.


    Ich wollte früher mal Arzt werden und glaube auch nicht, dass ich sonderlich große Probleme mit toten Menschen hätte. Zwar gibt es bestimmt spannendere Berufe als Bestatter, aber seelisch belasten würde es mich vermutlich nicht.

  • Ich glaube, daran, dass die Arbeit mit dem Tod eine Person privat beeinflusst, führt kein Weg vorbei. Selbst wenn Leute, deren Arbeit immer wieder mit dem Tod zu tun hat, meinen, dass sie in der Lage sind, den Job jederzeit vom Privatleben zu trennen, werden sie sich irgendwann das Gegenteil eingestehen müssen. Es mag sein, dass es Ausnahmen auf diesem Gebiet gibt, aber im Allgemeinen hinterlässt so etwas Spuren. Und wie andere schon geschrieben haben, kommt es auch immer darauf an, in welcher Hinsicht man mit dem Tod zu tun hat. Ein Altenpfleger hat zum Beispiel eine andere Sichtweise auf dieses Thema als ein Gerichtsmediziner oder ein Bestatter, da er unter Umständen viele Jahre Zeit hat, um eine Bindung zum späteren Todesopfer aufzubauen. Es ist natürlich alles andere als überraschend, wenn Bewohner eines Seniorenheims sterben, aber im ersten Moment werden ihre Verluste natürlich trotzdem einen Schock hinterlassen.


    Wobei ich dazusagen muss, dass ich vor knapp drei Jahren mit einer Altenpflegerin zusammengearbeitet habe, die auf diesem Gebiet schon extrem abgestumpft gewesen ist. Ich habe damals im Rahmen meiner Ausbildung zum Sozialhelfer ein vierwöchiges Praktikum im Altenheim absolvieren müssen. Unser Fachlehrer für Sozialpädagogik hatte uns im Vorfeld zwar gesagt, dass er nicht damit rechnet, dass wir uns in dieser Zeitspanne mit dem Tod auseinandersetzen müssen, allerdings sind innerhalb dieser Zeitspanne zwei Bewohner gestorben. Und was macht die Altenpflegerin? Sie jubelt halb, weil sie mit anderen gewettet hatte, welcher Bewohner als nächstes stirbt - und richtig lag. Sie hat, soweit ich das beurteilen konnte, einen guten Job gemacht, aber so ein Verhalten geht meiner Meinung nach überhaupt nicht. Es mag ja sein, dass man von diesem Job irgendwann genug hat und meint, ihn mit makaberen Aktionen schmücken zu müssen, aber hier wurde meiner Meinung nach eine Grenze überschritten. Aber wie man es auch dreht und wendet: Der Tod beeinflusst die Menschen sowohl privat als auch beruflich. Das ist ein Prozess, der vollkommen automatisch abläuft. Vielleicht registriert man es nicht sofort, aber wenn man das Thema dann mal reflektiert, werden einem die Unterschiede bewusst.


    Ich habe im Hinblick auf dieses Thema sowohl privat als auch beruflich schon einige Erfahrung gesammelt. Dennoch würde ich so einen Job nicht unbedingt ausüben wollen, zumindest wenn wir von Ärzten und Altenpflegern sprechen. Es sind nicht die Todesopfer an sich, denn damit hatte ich während meines Praktikums keinerlei Probleme. Es ist vielmehr der Blick auf die Fehler, die man machen kann und die unter Umständen dazu beitragen, dass ein Bewohner oder Patient stirbt.

  • Aber wie man es auch dreht und wendet: Der Tod beeinflusst die Menschen sowohl privat als auch beruflich. Das ist ein Prozess, der vollkommen automatisch abläuft. Vielleicht registriert man es nicht sofort, aber wenn man das Thema dann mal reflektiert, werden einem die Unterschiede bewusst.

    Und was lässt dich so sicher sein, dass das bei jedem Menschen so ist? Generell beeinflusst der Beruf doch auch in gewisser Hinsicht das Privatleben, ist nicht nur so, wenn man mit Toten arbeitet. Und nur weil du in diese Richtung Erfahrungen gesammelt hast, heißt das noch lange nicht, dass sich das auf jeden anwenden lässt. Es gibt halt einfach auch viele Menschen, die absolut kein Problem mit dem Tod haben. Mein Onkel ist auch Arzt und hat bestimmt schon viele Menschen sterben sehen. Trotzdem sehe ich jetzt nicht, dass er deswegen ein seelisches Wrack ist oder weniger traurig war, als sein Vater verstarb. Vermutlich hat er dadurch sogar ein differenziertes Bild vom Tod als Leute, die damit kaum in Kontakt kommen. Wie gesagt, ich finde es unzureichend, die Auswirkungen in diese Richtung zu pauschalisieren.

  • Und was lässt dich so sicher sein, dass das bei jedem Menschen so ist? Generell beeinflusst der Beruf doch auch in gewisser Hinsicht das Privatleben, ist nicht nur so, wenn man mit Toten arbeitet. Und nur weil du in diese Richtung Erfahrungen gesammelt hast, heißt das noch lange nicht, dass sich das auf jeden anwenden lässt.

    Du hast es selbst gesagt, ein Beruf beeinflusst generell das Privatleben! Der Job mit den Toten hat also einen Einfluss auf den Menschen. Egal ob er abstumpft, oder sich in seiner Trauer vergräbt, ein toter Körper besitzt eine negative Auswirkung. Aus dieser Wirkung können Menschen lernen, mit dem Tod umzugehen, überwinden werden sie ihn nicht-dein Verwandter auch nicht-denn einen bestimmten Teil des Todes verstehen unsere Gehirne einfach nicht. Ein seelisches Wrack ist dein Onkel deshalb nicht sofort, ich bin mir aber sicher, dass er für seinen Job einiges an Stärke aufbringen muss.

  • Das mit dem Beeinflussen des Privatlebens durch den Beruf bzw. in diesem Fall speziell durch die Toten in eine immer negative Richtung würde ich nicht so unterschreiben. Zwar kann man durchaus von einem Normalfall sprechen, aber auch das wäre in meinen Augen zu vereinfacht. Es kommt einfach immer auch auf den Blickwinkel der Person an. Eine Person, die den oder die Tote(n) schminkt und ihr schöne Kleider anzieht, könnte statt des Todes des Menschen auch die letzte Ehre eines Lebens als Hauptbestandteil ihrer Arbeit verstehen und daraus sogar durchaus Kraft ziehen. Dass wir dabei den Tod nicht gänzlich verstehen können, ist doch total unwichtig, schließlich können wir auch das Universum nicht gänzlich verstehen und dennoch sind die wenigsten Astronomen negativ durch ihren Beruf beeinflusst.
    Eine frühere Erzieherin in meinem Hort hat beispielsweise eine Ausbildung zur Bestatterin gemacht und arbeitet noch immer voller Freude in ihrem Beruf, weil sie Menschen helfen kann, denen es nicht so gut geht, dabei etwas für die Gemeinschaft tut, was nicht jeder kann; und währenddessen zieht sie sogar noch eine Kraft aus der Arbeit, die weder gespielt noch durch bloße Akzeptanz des Übels mit Toten arbeiten zu müssen verbunden sein kann.

  • Du hast es selbst gesagt, ein Beruf beeinflusst generell das Privatleben! Der Job mit den Toten hat also einen Einfluss auf den Menschen.

    Ja, aber nicht unbedingt negativ.


    Aus dieser Wirkung können Menschen lernen, mit dem Tod umzugehen, überwinden werden sie ihn nicht

    Ich bezweifle, dass überhaupt irgendein Mensch den Tod überwinden wird. Aber ja, wie du schon sagst, Menschen bekommen vermutlich ein besseres Verständnis für den Tod, wenn sie jeden Tag mit ihm konfrontiert werden. Was aber nicht in jedem Fall negativ sein muss. Natürlich bezweifle ich nicht, dass es einen depressiv machen kann, wenn man jeden Tag sieht, wie Menschen sterben. Trotzdem kannst du nicht pauschal sagen, dass es jedem so ergeht.
    Kommt natürlich auch auf den Beruf an. Ich habe mal ein Interview mit einem Bestatter gesehen, der gesagt hat, dass ihm sein Beruf Kraft gibt. Der wirkte auf mich weder abgestumpft noch traurig. Ich habe bis jetzt auch kaum Ärzte gesehen, die abgestumpft oder depressiv sind. Da macht es einen bestimmt depressiver, jeden Tag in einem grauen, stickigen Büro mit Teppichboden zu arbeiten.


    denn einen bestimmten Teil des Todes verstehen unsere Gehirne einfach nicht.

    Wie @Lime de Pie schon sagte, nur weil wir etwas nicht verstehen, heißt es nicht, dass es uns abstumpft oder eine negative Auswirkung auf unser Gemüt hat. Das Gehirn wird das Prinzip der Unendlichkeit wohl auch nie wirklich begreifen können. Heißt ja nicht, dass alle Mathematiker depressiv sind.


    Wie gesagt, bezweifle ich nicht, dass die Arbeit mit dem Tod einen negativ beeinflussen kann. Jedoch wäre ich vorsichtig damit, zu behaupten, es hätte auf jeden Menschen negativen Einfluss. Denn das stimmt einfach nicht.

  • @Antiheld


    Ich habe mit keiner Silbe behauptet, dass sich der Tod ausschließlich negativ auf das Privatleben der Personen auswirkt, die beruflich damit zu tun haben. Mein Beitrag mag sich stellenweise vielleicht so lesen, aber eigentlich habe ich nur geschrieben, dass die Arbeit mit dem Tod immer irgendwelche Auswirkungen auf die Menschen haben wird. Ob die Leute nun abstumpfen, ihn irgendwann als normal ansehen, daran zerbrechen, ihn einfach hinnehmen, daraufhin den Job wechseln, jemanden zum Reden brauchen oder ihr Leben dadurch besser genießen können, sei mal dahingestellt. Selbst die Personen, die mir gegenüber geäußert haben, dass der Tod sie privat nicht beeinflussen würde bzw. beeinflusst hätte, haben in einem Gespräch unter vier Augen deutlich erkennen lassen, dass das Gegenteil der Fall gewesen ist.

  • Oh Mann, man sollte solche Themen wie Tod wirklich auch in anderen Fächern als Religion ansprechen. xD


    Ich finde es gut, dass es Menschen gibt, die eine Arbeit ausüben, die mit Toten zu tun hat. Ich glaube aber auch nicht, dass das sonderlich schwierig ist. Ich habe schon viel mit Ärzten und sogar einem Bestatter geredet und die sehen ihren Beruf als, naja, nicht normal, aber eben notwendig und okay an. Sie gehen mit der Sache sehr professionell um.
    Nicht zu vergessen sind natürlich Soldaten, die sich nicht nur mit dem Tod von feindlichen Soldaten, sondern auch mit dem Tod von Kameraden und Kameradinnen und dem möglichen eigenen Tod auseinandersetzen müssen. Ich glaube, diese Belastung ist deutlich größer als die eines Arztes oder eines Bestatters.
    Ich glaube nicht, dass man dadurch abstumpft. Ich habe kürzlich mit zwei Afghanistanveteranen in der Bahn gesprochen und die beiden wirkten alles andere als abgestumpft oder gefühlskalt. Ganz im Gegenteil. Sie vertraten eine weitaus differenziertere und weitaus kritischere Meinung zu Kriegseinsätzen als viele Menschen, die noch nie im Krieg waren.
    Dasselbe beobachte ich bei Bestattern. Ein professioneller Umgang mit Tod und Abstumpfung sind zwei unterschiedliche Dinge.

  • Das Thema gehört im Allgemeinen wesentlich öfter angesprochen. Ich finde es schwach, dass es in unserer Gesellschaft immer noch mehr oder weniger als Tabu behandelt wird, obwohl sich jeder früher oder später damit auseinandersetzen muss.


    Genau aus diesem Grund wäre es meiner Meinung nach durchaus angebracht, ausnahmslos jeden Menschen mal für ein paar Wochen verpflichtend in einen Beruf zu stecken, in dem man sich früher oder später mit dem Tod auseinandersetzen muss. Dann kann man seine eigenen Erfahrungen zum besten geben und muss sich nicht immer auf das verlassen, was die anderen sagen. (Zumal man hier nicht einmal weiß, wie sie darüber denken, sobald das Gespräch beendet ist.) Es hat schon einen Grund, warum die meisten Klassen in Berufsschulen für soziale Berufe nach einer gewissen Zeit einen enormen Schülerschwund aufweisen. Meine Klasse bestand damals aus über 30 Leuten, von denen nicht einmal die Hälfte die Ausbildung geschafft hat. Und davon fielen nur zwei Leute in die Rubrik "nicht bestanden". Die meisten haben die Ausbildung nach dem ersten Praktikum abgebrochen - das zufälligerweise im Altenheim stattgefunden hat.

  • Genau aus diesem Grund wäre es meiner Meinung nach durchaus angebracht, ausnahmslos jeden Menschen mal für ein paar Wochen verpflichtend in einen Beruf zu stecken, in dem man sich früher oder später mit dem Tod auseinandersetzen muss. Dann kann man seine eigenen Erfahrungen zum besten geben und muss sich nicht immer auf das verlassen, was die anderen sagen.

    Äh, davon halte ich jetzt mal gar nichts. Das sollte doch jeder Mensch frei entscheiden. Der Staat kann uns doch nicht zwingen, Menschen beim Sterben zuzuschauen. Das ist die absolute Entwürdigung für alle Beteiligten.