Sehr geehrte BisaBoard-Community,
Ich denke nicht, dass mich noch einer hier kennt. Mein Name ist Lenny, ich bin schon seit mehreren Jahren nicht mehr im BisaBoard gewesen,
doch vor wenigen Tagen hat mich wieder meine Lust zum Schreiben gepackt, nach all den Jahren. :)
Beim Durchsehen meiner alten Werke bin ich auf "Courtroom Shakeup" gestoßen, eine Geschichte, die damals um die 40 Kapitel umfasste und ich ab November 2008
ein halbes Jahr lang regelmäßig hier im BisaBoard veröffentlich hatte. (Zu meiner Zeit hieß' das Ganze hier noch Fan-Story Bereich :D)
Mir hat es damals sehr, sehr, sehr viel Spaß gemacht, daran zu schreiben, da es eine Art Crossover war aus meinen beiden Lieblings-Franchises:
Ace Attorney: Phoenix Wright & Pokémon.
Mein Plan sieht nun vor, mit dem Untertitel "Truth" Das Remake meiner Geschichte hier nach und nach zu veröffentlichen, sowohl die alte als auch die neue Fassung. :)
Da meine Geschichte damals nicht abgeschlossen war, (Ich hatte eine große Story im Hinterkopf, hab' sie aber niemals aufgeschrieben...) werde ich, sollte das Interesse groß genug sein,
diese Geschichte auch zuende spinnen. (Auf jeden Fall "weiter". Keine Ahnung, ob es ein "Ende" geben soll :P)
Courtroom Shakeup: Truth ist ein Remake meiner alten Fanstory, die ich 2008/2009 hier im BB veröffentlicht hatte. Stilistisch ist es eine Art Crossover zwischen den Franchises "Ace Attorney: Phoenix Wright" und "Pokémon".
Der Hauptcharakter, Pikachu, ist ein noch relativ unerfahrener Anwalt (Dies ist jedoch nicht sein erster Fall), welcher in seinen späteren Fällen auf neue Gefährten treffen wird.
In seinem ersten Fall ist es Pikachus Aufgabe, ein Hoppspross vor einer Mord-Anschuldigung zu verteidigen.
Warnung: Es wird sowohl Gewalt, als auch Mord und Todschlag geben, nicht nur im eher "theoretischen" Gerichtsaal, sondern direkt vor den Augen der Protagonisten.
Kapitelliste:
Kapitel 1: "Pika Pi!"
Kapitel 2: "???" (In Arbeit)
Charaktere (Stand: Kapitel 1)
(Viel soll hier jedoch nicht verraten werden.)
Pikachu: Anwalt
Männlich
Ein junger, ambitionierter Anwalt, der allerdings nicht zum ersten Mal im Gerichtssaal steht.
Verzweifelt sehr leicht, ist aber umdso entschlossener, wenn er der Wahrheit auf der Spur ist.
Auch handelt er oft ohne wirklich zu denken: Auf gut Glück!
Honweisel: Staatsanwalt für Fall 1
Weiblich
Kühl und Berechnend, hat eine eher gehobene Sprache. Trotz der
Kühle die sie ausstrahlt, hat sie ein großes Herz... Irgendwo.
Botogel: Richter
Männlich
Liebt es, mit seinem Hammer auf sein Richterpult einzuschlagen.
Überstürzt gerne Vieles, was Anwälte und Staatsanwälte gleichermaßen in
Bedrängliche Situationen bringen kann.
Hoppspross: Angeklagter in Fall 1
Weiblich
Klein und eingeschüchtert.
Hat ein großes Geheimnis.
Nasgnet: Hauptzeuge in Fall 1
Männlich
Wird sehr leicht nervös, wenn man es anstarrt.
Erstmal bin ich jetzt gespannt, ob überhaupt noch Interesse an meiner Geschichte besteht, und daher ist hier, für euch, das allererste Kapitel des Remake!
Courtroom Shakeup: Truth - Kapitel 1: "Pika Pi!"
Courtroom Shakeup: Truth – Kapitel 1: "Pika Pi!"
Jener Saal, durchflutet von jenem wärmenden Sonnenlicht, versprach nichts als eine einzige, befreiende Gerechtigkeit – Eine Wahrheit, die das Schicksal nur weniger Pokémon zu ändern vermochte. Doch gerade diese scheinbar unbedeutenden, kleine Siege sind es, die das Leben eines jeden Pokémon erst lebenswert machen: Schutz und Versprechen, Rechte durch das Gesetz, unserer Justiz. Diese Säulen, die ein Leben in der Welt der Pokémon, so wie wir es kennen, erst möglich machen, sind jene, die es zu beschützen gilt. Und damit nicht nur die Justiz als höchste, gerechte Instanz unserer Welt, sondern jedes einzelne, kleine, noch so unbedeutende Zahnrad in dieser gewaltigen Maschinerie: Anwälte, Staatsanwälte, Richter.
Licht und Schatten dominieren diese Welt, wo das Licht gen Himmel emporstrebt und nach leuchtender Größe, Frieden und Gerechtigkeit sucht, so lauert die Dunkelheit im Verborgenen auf, um jene Erstrebungen der guten, friedvollen Pokémon zu zerstören und sich an dessen Leid zu laben.
Das Unlicht selbst ist es, dass nach Macht strebt, doch es ist eine Dunkle: Dominanz, Gier.
Nicht nur das Recht gilt es zu schützen, denn es selbst ist der Schutz, der jedes einzelne Lebewesen dieser Welt vor den Klauen der Finsternis zu behüten vermag.
Doch die Wahrung von Recht und Ordnung, von gerechter, herrlicher Justiz, die Erhaltung des eigenen Schutzes, liegt bei den Pokémon dieses Landes selbst. Jene, die sich als Hüter der Justiz sehen, Jene, die es sich zum Lebenssinn erkoren haben, Die Risse und den Säulen unserer Justiz mit all ihren Kräften zu verteidigen. Und sie sind Ritter, Beschützer ihres eigenen Heiligtums.
Ein Bollwerk, welches die Mauern der Gerichtigkeit aufrecht erhält. Jeder Einzelne von ihnen weiß:
Wenn die Justiz, das Recht und Ordnung der Pokémon-Welt fällt, so fallen unzählige, unschuldige Pokémon mit ihr. Der Schutz dieser bedeutet, den Schutz der Unschuldigen.
Und was für eine Welt wäre die Unsere, wenn nicht einmal jene, die sich keiner Tat haben schuldig gemacht, leben können in Frieden und Harmonie.
Dafür kämpfen Wir.
Der Gerichtssaal war voll und doch war er leer. Keiner im Saal vermochte zu atmen, all ihre Blicke waren gebündelt auf das kleine gelbe Pokémon, das zusammengesackt auf seinem Stuhl saß, ohne auch nur einen Ton von sich zu geben. Lediglich das leise Knistern seiner Wangen, welche ihre Ladung in kleinen, unregelmäßigen Blitzschlägen an sich selbst abgaben, war zu vernehmen.
Eine Anspannung, so groß, wie jeder einzelne Zuschauer sich nie hätten träumen lassen einmal zu verspüren, durchzog den Raum und hinterließ ein Gefühl von Respekt und Verzweiflung.
Kein Pokémon wagte es, sich zu bewegen, bis auf ein kleines, pinkes Wesen, welches zusammengekauert unweit von dem gelblichen Pokémon in sich selbst gekehrt und zitternd, den Tränen nahe, wie es schien, ins Leere starrte.
Ein leises Klatschen brach die Stille. Die Shilouette eines bisher unbekannten Pokémon trat aus dem Schatten heraus in das gleißend wärmende Sonnenlicht des Saales, was die Farbpracht jendes Wesen, seine goldgelbe Farbe im Lichte erstrahlen ließ: Staatsanwalt Honweisel.
"Wie ich bereits zu Beginn der Aussage sagte... Es war mir ein Vergnügen." sprach es, lächelte souverän, nicht aber hämisch und warf einen gezielten Blick in Richtung des gelben Pokémon, von welchem noch immer keinerlei Reaktionen zu vernehmen waren.
Langsam bewegten sich seine Augen in die Mitte des Saales und alle Zuschauer taten es ihm gleich.
"Nasgnet... Ich danke ihnen vielmals." Sie lachte, das Nasgnet wirkte sichtlich nervös, als würden die dutzenden Augenpaare, die auf seinem steinernen Körper klebten, jeden Moment wie Feuer zu brennen beginnen. Honweisel öffnete ihre Arme zu einer offenen Geste, drehte sich zum Richter, dessen Pult als einziger im Saal nicht vom Sonnenlicht erfasst wurde und sprach mit fester, entschlossener Stimme nicht nur zum Richter selbst, sondern jedem anwesenden Pokémon.
"Wie Sie gehört haben, Euer Ehren, habe ich den Angeklagten zweifelsfrei als den tatsächlichen Täter überführt. Mein ehrenwerter Zeuge, Nasgnet, hat deutlich ausgesagt, Hoppspross zur Tatzeit in der Nähe des Tatortes gesehen zu haben."
Honweisel verbeugte sich, so gut es eben ging führte mit der Hand eine untertänige Geste aus.
"Ich denke, die Beweise reichen vollkommen für eine vollständige Verurteilung aus."
Ein Raunen, ein lautes Murmeln fuhr durch die Reihen der Zuschauer. Die Ruhe und Anspannung wart erneut gebrochen, aus einer Ecke des Saales war das laute Schluchzen des Angeklagten, einem kleinen, rosa Hoppspross zu hören. Langsam verkorch es sich unter seinem Stuhl und begann bitterlich zu weinen. Honweisel betrachtete das Schauspiel gelassen.
"Tränen sind nur Tränen. Keine Träne war je ein Beweis." Sie pausierte.
"In unserer Welt, der Welt der Wahrheit und Gerechtigkeit zählen nichts als Beweise. Tränen lassen die Sicht sich verschwimmen, verschleiern den Augen die Realität, die einzige Wahrheit. Nichts als eine Reaktion der Verleumdung und Verzweiflung sind sie."
Das Schluchzen wurde lauter und das Gemurmel der Zuschauer brach als Chor lauthalser Zurufe hervor, die nicht nur Hoppspross, sondern auch Honweisel attackierten.
Richter Botogel hob seinen linken Arm in die Höhe, bündelte seine Kraft und schlug mit seinem Hammer, dessen Kopf größer war als sein eigener, auf sein Pult. Ein kleine, schwache Druckwelle breitete sich im Raum aus, die Blätter des Hoppspross wirbelten umher, ein lauter Knall hallte noch Sekunden nach dem Aufschlag im Saale nach – Eine respekeinflößende Stille trat ein, mit allen Augenpaare auf Botogel gerichtet.
"Ruhe!" rief er laut und klar.
"Auf der Stelle Ruhe oder ich lasse den Saal räumen!" Das Publikum verstummte vollends.
Botogel nahm wiederrum seinen Hammer in die Hand und bearbeitete sein Pult mit eben diesem, allerdings in kleinen, sanften Schlägen, dennoch hörbar. Er räusperte sich.
"Das ist genug! Dieser Aussage war das Tüpfelchen auf dem "i". Einer vollständigen Verurteilung steht nun nichts mehr im Wege – Die Beweislast ist erdrückend."
Hoppspross wagte es nicht, in die Richtung Botogels zu blicken. Zu traaurig, zu verzweifelt war es, und zu furchteinflößend jeder Anblick für ein kleines, junges Pokémon wie dieses. Es wusste, es war vorbei: Nicht einmal ausmalen konnte es sich, wie sein Leben von jetzt an verlaufen würde. Und was für es überhaupt "Leben" bedeuten würde. Große Gedanken für ein kleines Hoppspross und viel zu klein die Hoffnung.
Doch in einer Ecke des Gerichtssaales, welche außer dem flackernden Lichte der Sonne kein Zeichen von Leben preiszugeben vermochte, fand ein kleines gelbes Wesen zu neuer Kraft.
Seine Gedanken drangen wirr durcheinander, flogen umher vor seinem gesitigen Auge, seine Fantastie, seine Kreativität war geprägt vom Chaos. Zu schmerzlich ist der Rückschlag gewesen, den er nach dem sichergeglaubten Sieg soeben einzustecken hatte. Ein loderndes Feuer von Hoffnung und Wahrheit ausgetreten von einem Felsen: Nasgnet.
Doch es war noch nicht vorbei. Es glaubte an Hoppspross, es glaubte an sich selbst und vorallem glaubte es an die Wahrheit, die hier irgendwo versteckt war, tief zwischen Aussagen und Belegen, Akten und Beweisen. Doch wo war der Fehler, was war es, das er übersehen hatte?
"Pikachu, Sie als Anwalt Hoppspross' sollten bei der Urteilsverkündung wenigstens geistig anwesend sein." Botogel sprach zu dem gelben Häufen Elend auf dem Pult der Verteidigung, doch es reagierte in keinster Weise.
"Ich muss meine Gedanken ordnen... Was sind die Fakten?" Pikachu war nun vollkommen in sich gekehrt, aber aktiver denn je.
"Hoppspross... mein Mandant. Ein kleines, unschuldiges, leichtes Hoppspross soll vor wenigen Wochen ein Charmian in seinem Zuhause umgebracht haben... Das passt nicht." Pikachus rote Wangen begannen noch lauter zu knistern.
"Myrapla... Der erste Zeuge sagte aus, Hoppspross am Tatort nicht gesehen zu haben. Das passt, aber Myrapla ist eng mit meinem Mandaten befreundet, sodass seine Aussage weniger ins Gewicht fällt.
Verdammt... Auch ist eine Aussage, die die Nicht-Anwesenheit eines Pokémon unterstützen soll, natürlich schwächer als eine, die eben Jene widerlegt. Myraplas Aussage ist so fast nichts wert..." Pikachu setzte eine deutliche angestrengte Miene auf, seine Augen hielt er dennoch geschlossen. Alles in seinem Kopf schien viel schneller abzulaufen.
"Dann rief Honweisel Nasgnet auf, der behauptete, die Shilouette Hoppspross' vor Ort gesehen zu haben, nachdem er einen lauten Schrei aus dem Hause Charmians vernahm..."
"Doch warum nur eine Shilouette?"
Urplötzlich riss Pikachu seine Augen auf, als hätte ihn die Erkenntnis wie ein Blitz mitten in seinen Schweif getroffen. Seine Wangen knisterten lauter denn je, Funken flogen auf ihnen heraus, Pikachu strotze nur so vor Energie, Motivation und Hoffnung.
Er stellete sich vor seinen Tisch, die Pfoten fest auf dem Boden, den Schweif zielstrebig gen Decke gerichtet und entschlossenem Blick.
Botogel hob seinen Hammer. "Ich erkläre den Angeklagten hiermit für..."
Doch noch ehe das Werkzeug des Gesetzes, der Hammer Botogels, einer Guillotine gleichend , seinen Weg gen Boden suchte um das Leben Hoppspross' auf ewig zu verändern, so unterbrach ihn die hallende Stimme des einen, bis hierher unauffälligen, gelben Pokemon:
"Einspruch!" rief es mit fester Stimme und auf einmal schien alle Zeit stillzustehen.
Die linke Pfote in Richtung Honweisel gestreckt, mit ernster, doch stolzer und entschlossener Miene stand es da, alle Blicke lagen auf ihm und man konnte spüren, wie es nur darauf wartete, seine gesamte elektrische Energie, die schon als Funken seinen Wangen zierten, mit all seiner Kraft zu entladen. Honweisel schrak zurück und brauchte einen Moment, sich zu sammeln, doch nichts geschah in dieser Zeit: Pikachu stand einfach nur da und wartete, seine Wangen knisterten.
"P-Pikachu? Wie können Sie es wagen, die Urteilsverkündung so schamlos zu unterbrechen?"
sprach sie und lehnte energisch über auf ihr Pult.
Pikachu schloss die Augen für etwas länger als einen Augenschlag, rammte seine blanken Pfoten auf sein Pult, öffnete die Augen erneut und schaute dem Nasgnet im Zeugenstand mit eiskaltem Blick direkt ins Gesicht. Nasgnet schien sichtlich verwirrt und auch wenn es äußerlich kaum mehr war als ein Felsen, so konnte man fast sehen, wie ein wenig Schweiß seinen steinharten Körper herunterfloss.
"Nasgnet! Würden Sie für mich und vorallem meinen Mandanten noch einmal ihre Aussage von vorhin wiederholen?" Man spürte, dass Pikachu zielstrebig den roten Faden seines Plans verfolgte.
Auch ohne ausgeprägter Mimik merkte man Nasgnet seine Skepsis an, dennoch kam er der Bitte nach, nachdem er mit prüfendem Blick das gleichzeitig verdutzte, als auch selbstsichere Nicken Honweisels vernahm:
"Nunja... Wie ich bereits sagte..." begann es, seine Stimme zitterte im Gegensatz zum ersten Mal.
"Als ich am besagten Tage vor wenigen Wochen am Haus des Opfers Charmian vorbeilief, als ich wieder einmal Spazieren war, hörte ihr zuerst einen markerschütternden Schrei, den ich zweifelsohne dem Opfers zuordnen kann."
Honweisel nickte, Pikachu starrte ohne auch nur eine Geste zu machen, weiter auf Nasgnet.
"Sofort drehte ich mich in die Richtung des Hauses und konnte nur noch sehen, wie eine kleine Shilouette aus dem Fenster des Hauses sprang. Die Blätter der umstehenden Bäume erschwerten meine Sicht, da sie durch den starken Wind überall umherflogen.
Aber ich bin mir sicher, dass das Pokémon, welches ich dort gesehen habe, jenes Hoppspross war!"
Ein leises Raunen strich durch die Reihen der Zuschauer, Pikachu nickte verständnisvoll.
"Ich verstehe..." murmelte es, legte eine Pfote an sein Kinn und gab vor, zu grübeln.
"Doch was wäre, wenn ich beweisen könnte, dass eben dieses Szenario unmöglich gewesen ist!"
Pikachu lief um sein Pult herum, ohne auch nur einmal den Blick von Nasgnet zu nehmen.
Botogel, der seinen Hammer mittlerweile beiseite gelegt hatte, sowie Honweisel, welche die Arme verschränkt da stand tauschen einen kurzen, verwirrten Blick aus.
Pikachu grinste verschmitzt. "Nasgnet, Sie haben sich mit ihrer Aussage ihr eigenes Grab geschaufelt, oder eher das Grab des Staatsanwaltes. So wie sie es darstellten, hätte es unter keinen Umständen mein Mandant Hoppspross sein können, der in das Haus von Charmian eindrang und es ermordete."
Honweisel wirkte sichtlich genervt und unterbrach Pikachu energisch in seinem Redefluss.
"Nun kommen Sie zur Sache!" rief es, doch Pikachu ließ dies unbeeindruckt.
"Ein winziges Detail, das der Argumentation der Staatswanwaltschaft das Genick bricht:
Der Wind."
Es war still, und jedem Pokémon im Raum war die Verwirrung im Gesicht abzulesen.
"Der Wind?" wiederholte Botogel fragend und gerade als Pikachu sich in Richtung des Richters umdrehen wollte, sah er aus dem Augenwinkel, wie Honweisel die Augen weit aufriss: Erkenntnis.
"Nein..." stammelte sie. "Nein... Der Wind... Nein!"
Pikachu lächelte erneut und wandte sich wieder Nasgnet zu.
"Eine der großartigen und ebenso schwächenden Eigenschaften eines jeden Hoppspross ist es, dass sie so unglaublich leicht sind, dass sie sich nicht aus eigener Kraft am Boden halten können – Selbst bei den schwächsten Brisen." Die Erkenntnis schien nun auch einige Pokémon aus den Zuschauerreihen zu erfüllen, doch Nasgnet schien geistig noch immer umnachtet.
Doch noch ehe das Nasen-Pokemon eine Gegenfrage formulieren konnte, erstarrte es.
Die Augen ins Leere starrend, stand es bewegungslos da.
"Nein..." flüsterte es, sichtlich in Schock.
"Doch!" Pikachu strotze vor Energie und war bereit, den Spieß im gesamten Fall ein für alle mal umzudrehen.
"Du sagtest, du hättest den Täter nicht genau erkennen können, weil der Wind Blätter und Staub vor dein Gesicht trug und deine Sicht störten! Doch genau Wind ist es nun, der die Unschuld meines Mandanten beweist!" Pikachu war fest entschlossen.
"Nein..." flüsterten Nasgnet und Honweisel gleichermaßen.
"Im Gegensatz zu dir Nasgnet, ist Hoppspross eines der leichtesten Pokemon die überhaupt existieren. Myrapla sagte die Wahrheit: Mein Mandant hätte an jenem Tag nicht am Tatort sein können..." Pikachu schien zum finalen Dolchstoß auszuholen, das letzte Siegel diees Falles entgültig zu schließen.
"....Es wäre weggeweht!"
Ein Moment des Schocks ließ den gesamten Gerichtssaal verstummen.
Plötzlich begann Nasgnet am ganzen Leib zu zittern, seine Augen waren geschlossen, angestrengt, in Gedanken stand es da, der Boden unter ihm vibrierte.
Mit einmal mal schlug es die Augen auf und brüllte so laut, wie es noch nie ein Pokßemon hat schreien hören: "Nein! Neeein! Das darf nicht sein! Niemals! NIEMALS!"
Die Stimme des Gestein-Pokémon erfüllte den gesamten Saal und eben dies war der Auslöser für das was nun folgte: Die Zuschauer, jeder einzelne von ihnen begann ebenfalls lautstark zu rufen. Nicht nur ein Raunen, war es, das ihre Reihen durchzog, sondern ein undefinierbares Chaos aus Schreien der Wut, Verzweiflung, Trauer und Hoffnung.
Eine Unruhe, wie Pikachu sie noch nie vorher erlebt hatte, entstand inmitten der heiligen Hallen der Justiz. Botogel schlug mit seinem Hammer auf sein Pult.
"Ruhe! Ruhe! Oder ich lasse den Saal räumen!"
Seine Androhungen dämmten die Unruhe und Gefühle ein wenig ein und wiederrum schlug es mit seinem Hammer auf das Richterpult ein.
"Soeben wurde diesem Fall eine komplett neue Wendung gegeben! Diese neuen Umstände erfordern einen kühlen Kopf. Das Publikum und die Anwälte mögen sich sammeln, hierzu legen wir eine halbstündige Pause ein!"
Pikachu lächelte zufrieden. Sein Plan ging auf – Jedenfalls für's Erste.
"Gerichtsdiener!" rief Botogel. "Nehmen Sie Nasgnet in Gewahrsam!"
Honweisel schmiss sich auf ihren Stuhl, den Kopf nahezu leblos in den Nacken geworfen, während sie den Klängen eines vollkommen ausgeprägten Chaos lauschte: Ein krakeelendes Publikum, voller ungezügelter Emotionen und ihre wilden Zurufe.
Der Zeuge, der unter Verdacht der Falschaussage aus dem Gerichtssaal gezerrt wird und seine gesammelten Emotionen in Schreie der Verzweiflung und Wut umsetzt, sowie der Richter, der verzweifelt mit seinem Hammer versucht, die Meute zu besänftigen und das Chaos zu zügeln.
Und inmitten dieser Schlacht der ungezähmten Gefühle stand nichts weiter als ein kleines, gelbes Pokémon, dessen Wangen vor Freude Funken ausstießen.
Dieses einen Pokémon riss innerhalb weniger Sekunden ihr gesamtes Bollwerk der Argumentation nieder. "Pikachu..." dachte sie, sowohl zornig, als auch respektvoll.
Doch Pikachu selbst schien unberührt von den Geschehnissen im Gerichtssaal. Ohne zu Zögern schritt es langsam vor in Richtung der großen, verzierten Tür, die aus dem Saal herausführte.
Nicht einmal er selbst hatte wirklich realisiert, was er gerade getan hatte.
Mit einem stolzen und entschlossenen Lächeln, das sein Gesicht zierte trat es aus dem Saal heraus.
Die großen Flügeltüren des Gerichtssaales fielen hinter ihm ins Schloss und versiegelten das pure Chaos hinter ihm.
Doch auch Pikachu wusste: Ein kleiner Sieg im Kampf bedeutet nicht den Sieg in der Schlacht.
Denn die Schlacht selbst hatte gerade erst begonnen...
Direkt dazu auch gleich die Originalfassung des Kapitel, für die, die's interessiert :)
[Original] Courtroom Shakeup - Kapitel 1: "Pika Pi!"
Botogel schlug mit einem Hammer auf sein Pult.
„Nasgnet wird in den Zeugenstand gerufen!“ sagte es. „Es wird uns schließlich die Lösung zu diesem Fall offenbaren. Gerichtsdiener! Bringen sie Nasgnet herein!“
Eine Tür knarrte und das Nasen-Pokemon kam ziemlich unbeholfen hineingestolpert.
Es taumelte ein wenig, aber fand letzten Endes doch noch Platz im Zeugenstand.
„Nasgnet.“ Begann Staatsanwalt Honweisel. „Vor genau drei Tagen wurde ein Charmian stark von einem unbekannten Angreifer verletzt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, Hoppspross wäre es gewesen. Es kannte das Opfer schon länger und wir wissen, dass es einen Groll gegen Charmian hegte. Nasgnet. Sie sollen nun diese Sache ein für alle mal besiegeln.
Bitte sagen sie aus, was sie gesehen haben.“
„Mit dem größten Vergnügen, Euer Ehren.“ Sagte es und grinste dabei.
Hoppspross, das auf der Anklagebank saß, verkroch sich langsam unter seinem Stuhl und schluchzte.
Nasgnet begann. „Am Morgen vor drei Tagen war ich, wie immer, spazieren gehen.
Doch plötzlich hörte ich ein lautes Schreien und ich drehte mich in die Richtung, aus der der Schrei kam. Es war ein starker Wind da draußen, und wegen der umherfliegenden Blättern konnte ich nur die Shillouette eines Pokemons sehen. Aber es war auf jeden Fall das Hoppspross von der Anklagebank dort drüben.“
Der gesamte Gerichtssaal erschrak. Und ein lautes Raunen ging durch den Raum.
„Das reicht!“ rief Botogel und hämmerte mit seinem Hammer auf seinem Pult herum.
„Wenn ich um Ruhe bitten dürfte! Diese Aussage war das Tüpfelchen auf dem I. Das vorgelegte Beweismaterial reicht völlig für eine Verurteilung.
Eine kurze Stille trat ein, dann begann Botogel erneut.
„Ich verurteile den Angeklagten hiermit zu…“
„Einspruch!“ hallte es durch den gesamten Gerichtssaal und alles verstummte.
Das gelbe Maus-Pokemon knallte mit voller Wucht seine Pfoten auf den Tisch und blickte das Nasgnet im Zeugenstand mit einem eiskalten Blick an.
„So wie du das sagst… kann das nicht passiert sein!“ begann es und lächelte.
Wir haben von Myrapla vorhin erst gehört, dass mein Mandant, Hoppspross, nicht am Ort des Geschehens gesehen wurde. Fragwürdig, oder?“
Nasgnet wurde unsicher. Warum sollte der Verteidiger von Hoppspross ihn nun unterstützen?
„Mit Sicherheit! Ähm… eben! Das Myrapla wird gelogen haben!“ es zitterte.
„Verstehe…“ Pikachu grübelte.
„Aber… was wäre… wenn ich sogar beweisen könnte, dass mein Mandant an diesem Tag nicht am Ort des Geschehens war?“ Pikachu grinste bis über beide Ohren.
„Denn so wie du das gerade beschrieben hast, ist es unmöglich, dass Hoppspross vor Ort war!
Und zwar wegen… „
Eine kurzen Moment ließ der Verteidiger die Anderen noch zappeln, bevor er die Lösung des Rätsels aussprach.
„wegen… dem Wind!“
Nasgnet zitterte nervöser denn je.
„Natürlich war es da! I-ich hab es gesehen! Was soll der Wind da…?!“
Plötzlich erstarrte Nasgnet.
„Nein…“ flüsterte es.
„Oh doch! Hoppspross hätte nicht am Tatort sein können1 Es wäre weggeweht!
Denn im Gegensatz zu dir, Nasgnet ist Hoppspross so leicht wie eine Feder und wird selbst bei kleinsten Luftstößchen weggepustet!
So gesehen… sagte Myrapla die Wahrheit!
Hoppspross war vor drei Tagen nicht am Tatort!!!
Myrapla hat nicht gelogen! Sondern du!“
Pikachu grinste Nasgnet an. Es zitterte und schwitzte am ganzen Leib vor Aufregung.
„Aber… das kann doch nicht! Das darf nicht sein!!!“
„Neeeeein!!!“ brüllte das Gesteins-Pokemon durch den Gerichtssaal.
Im ganzen Gericht rumorte es. Niemand glaubte, was gerade geschehen war.
Der Verteidiger des Angeklagten hatte in letzter Sekunde die gesamte Sachlage auf den Kopf gestellt.
Dieses Pokemon war einfach unglaublich!
Alle Pokemon tuschelten und flüsterten sich Sachen zu. Alle waren aufgeregt und alle Augen lagen auf Pikachu. Jeder erwartete voller Spannung den nächsten Streich des Pokemons.
Einige Momente später meldete sich Botogel wieder zu Wort.
„Ähem…! Nun… Das stellt natürlich die ganze Sache auf den Kopf.
Und da ich das Gericht beim jetzigen Stande des Verfahrens sowieso nicht beruhigen kann,
legen wir eine halbstündige Pause ein.“
Botogel haute schließlich mit seinem Hämmerchen auf sein Pult.
„Bitte verlassen sie den Raum!“
Ich hoffe sie gefällt euch :)
Gruß,
~Lenny