Einer von Ihnen? Bin ich hier überhaupt dabei?

So, ich hoffe mal die Leute geben sich etwas Mühe das nicht in Integrationspolitik abdriften zu lassen, schließlich haben wir dafür ein Thema. Also bitte darauf achten, dass Angriffstruppenführer bereits zwei weitere Themen angegeben hat, die separat besprochen werden können.

Dann mache ich mal den ersten Schritt hier, um das Thema offiziell zu eröffnen.
1) Wie geht es dir deinem neuen Heimatland?
Ich kann mich nicht wirklich beschweren, lol. Ich würde nicht sagen, dass es besser oder schlechter läuft. Ich finde Deutschland ist ein schönes Land und hat auch seine Vor- und Nachteile. Allerdings hatte ich auch einen etwas "leichteren" Start, da ich 5 Jahre alt war als wir hierherzogen und die komplette Schullaufbahn von Anfang an durchgehen konnte. Das war kein Sprung ins kalte Wasser, wie bei meinen älteren Cousins und Cousinen. Mein Cousin kam damals sofort in die 7. Klasse Hauptschule aufgrund der mangelnden Deutschkenntnisse, musste sich den Weg zum Studium erstmal schön erarbeiten. Hat es aber auch geschafft. Ähnliches gilt für meine Cousine, die zwar in die 5. Klasse Gymnasium kam, aber kein Wort Deutsch konnte, weswegen sie nach einem halben Jahr erstmal auf die Realschule versetzt wurde. Kurzum, für einige kann der Start in der neuen Heimat etwas belastend sein und deprimierend. Es ist nicht sonderlich angenehm ohne Sprachkenntnisse in ein für einen völlig fremdes System geschickt werden. Es ist auch nicht angenehm, wenn man merkt, dass man herabgestuft wird, nur weil einem der Wortschatz fehlt. Viele Jugendliche sind dann einfach unterfordert, was wiederum frustriert. Bei Erwachsenen ist es nicht anders. Teilweise verlieren viele ihre Abschlüsse, weil diese nicht übertragen werden können und müssen sich mit weniger zufrieden geben. Natürlich gibt es auch die andere Seite, Menschen denen es in der alten Heimat schlecht erging und die hier in Deutschland etwas mehr Sicherheit genießen können.

2) Fühlst du dich Wohl?
Mal so mal so. Es gibt Dinge, die mir noch immer fremd erscheinen und ich merke, dass auch ich manchmal auf Deutsche etwas befremdlich wirke durch bestimmte kulturelle Dinge. Ich persönlich habe aber keine großen Probleme mittlerweile. Ich weiß aber, dass manche Menschen -auch wenn sie integriert sind- sich nie richtig einleben in ihrer neuen Heimat. Was doch schwierig ist, wenn man sich dauernd etwas unwohl fühlt in seiner Haut.

3) Denkst du man akzeptiert dich hier?
Hängt von den Menschen ab. Mir sind schon beide Sorten begegnet, sowohl die Leute, die keinerlei Probleme damit haben, als auch welche, die es fast schon als verbrechen ansehen, wenn ich mit meiner Mutter russisch rede, lol. Allgemein würde ich sagen, dass man in Deutschland eigentlich Ausländer recht gut akzeptiert. Nur sobald man in die individuelle Ebene geht, wird das etwas schwieriger. Ansonsten finde ich ja, dass man sich hier zumindest durch verschiedene Institutionen und Gesetze Mühe gibt Ausländern entgegen zu kommen. natürlich gibt es auch Dinge, die einem das leben etwas erschweren. Grad wenn es um Asylanten geht, dann sind manche Gesetze etwas menschenverachtend in Deutschland (ja, in Deutschland. Kein anderes Land in der EU hat so viele Gesetze dazu wie Deutschland und kein einziges auch noch einige etwas "menschenunwürdigen" Aber das ist ein anderes Thema, das ich sogar plane zu erstellen, lol). Aber mein Fazit ist an sich, dass in Deutschland eine recht gute Akzeptanz herrscht.

4) Hast du mit Vorurteilen zu kämpfen?
Wer nicht lol. Alles an einem Menschen bietet anderen Grund irgendwelche Vorurteile zu bilden, auch die Herkunft. Hm, also laut Vorurteil trinke ich massig Vodka, dabei trinke ich eigentlich keinen Alkohol, lol. Wurde schon mal gefragt, wie ich Kontakt zu meinen Großeltern habe, da es ja keine Telefone in Kasachstan gibt. Ich habe auch gemerkt, dass es für viele nicht zusammenpasst, dass ich studiere aber gleichzeitig in meiner Familie nur russisch gesprochen wird.

5) Was müsste getan werden um dich besser zu verstehen?
Die Antwort ist wohl immer die gleiche: Aufklärung. Interkulturelle Kompetenz. Das sind Dinge, die in der Schulbildung fast gar nicht behandelt werden oder nur indirekt. Dabei ist es für Jugendliche und Kinder wichtig so etwas zu lernen. Nicht nur bezüglich Ausländern, sondern allgemein dem "anders sein". Ich kenne einige Institutionen, die Seminare für Schulen anbieten. Schlimm finde ich es auch, dass keinerlei Anpassung des Benotungsystems besteht für ausländische Schüler, die aufs Gymnasium oder die Realschule kommen. Dabei verlangt man nicht mal, dass die offizielle Note den Sprachkenntnissen angepasst wird, es wäre schon ausreichend für das Kind/den Jugendlichen, wenn er noch inoffiziell für sich vom Lehrer eine individuelle Benotung kriegen würde, um zu sehen, dass es Fortschritte macht. Nur weil man dreimal hintereinander eine 5 im Deutschaufsatz kriegt, heißt es ja nicht, dass man nicht langsam besser wird. Gerade Lehrern in weiterführenden Schulen fehlt die Möglichkeit und die Ausbildung um mit solchen Ausnahmeschülern zurecht zu kommen, weil sie es ja nicht gewohnt sind, dass da jemand mit wenigen oder gar keinen Deutschkenntnissen dasitzt. Auch einige bürokratische Dinge, gerade am Anfang, sollten etwas den Kenntnissen der Leute angepasst werden. Gerade wenn man neu in Deutschland ist hat man ewig viel Papierkram auszufüllen und ist damit überfordert (es gibt Gott sei Dank Institutionen, die einem aushelfen, aber halt nicht überall).

Insgesamt finde ich es eigentlich okay und definitiv besser als in manchen anderen Ländern. Es gibt Dinge, die anders angegangen werden sollten, aber es wird auch immer wieder etwas gemacht. Man kann nicht gerade sagen, dass sich das Land keine Mühe gibt und das sollte man schon schätzen, selbst wenn einiges einen stört oder einschränkt und sich diskriminierend anfühlt.