Gestern habe ich einen Artikel auf Welt.de gelesen. Ein Artikel, der sich mit dem Thema Genforschung, Tierzucht und der Würde des Tieres beschäftigt.
Wie wir schon in anderen Themen zu genüge erörtert haben, ist Tierzucht, Massentierhaltung und Tierschlachtung immer ein brisantes Thema, zu dem es viele verschiedene Meinungen gibt. Immerhin ist Massentierhaltung immer in irgendeiner Form eine Art der Tierquälerei, da es den Tieren widerspricht, den ganzen Tag drinnen zu sein, den ganzen Tag eng beeinander zu stehen und diverse tierische Dinge - wie sich im Schlamm zu sulen - nicht machen zu dürfen. Doch das Gesetz erlaubt es, Tiere in dem Maße zu "quälen", sofern dies einen guten Grund hat - und die Nahrungsmittelproduktion ist ein "guter Grund". So ist es auch nach dem neuen Tierschutzgesetz weiterhin erlaubt, junge Schweine ohne Betäubung zu kastrieren, da auch dieser Vorgang, mehr oder minder, zur Nahrungsmittelproduktion gehört.
Gleichzeitig gehört beim Tier als Nahrungsmittelerzeuger auch dazu, dass die Tiere gezüchtet werden, sprich es vorrangig Tieren, deren Gene den Wünschen des Menschen entsprechen, erlaubt wird sich fortzupflanzen. Also Milchkühe, die besonders viel Milch produzieren, Hühner, die besonders große Eier legen, und Schweine, die besonders gutes Fleisch haben. Dies ist ein Eingriff in die Natur der Tiere, die schon seit langem betrieben wird - und das sogar außerhalb der Nahrungsmittelindustrie. Denn auch unsere Hauskatzen, Hunde und andere Haustiere, sind durch Zucht größtenteils verändert, damit sie hübscher sind, zutraulicher und vielleicht auch etwas weniger dreckig.
Nun Spricht der oben genannte Artikel etwas an: Eine Kuh, die Milch produziert aber von Geburt an Hirntot ist. Eine Kuh, die technisch gesehen irgendwie lebt, aber angeblich kein Bewusstsein hat. Damit auch eine Kuh, die Milch produziert, im engen Stall gehalten werden kann und darunter nicht leidet. Sprich: Eine Kuh, die man nicht quälen kann.
Und so etwas könnte man nicht nur mit Kühen machen, sondern auch mit Legehennen. Oder man könnte - rein Theoretisch - Schweine so verändern, dass sie nicht nur nicht mehr leiden, sondern auch das Fleisch, das man so isst, immer wieder nachwachsen, ohne dass man sie schlachten muss.
Doch da erhebt sich natürlich die Frage: Geht das nicht zu weit?
Sind das noch Tiere? Darf der Mensch soweit in die Natur der Tiere eingreifen? Und stimmt es wirklich, dass diese "Tiere" nicht leiden können?
Oder wäre es nicht sogar besser, solche leidensunfähigen Tiere so zu halten und die leidensfähigen Tiere in Ruhe zu lassen?
Doch die ethischen Fragen enden nicht nicht bei der Genmanipulation. Auch bei der Tierhaltung allgemein gibt es mehr als nur wenige ethische Fragen - und dabei ist nicht nur von der Massentierhaltung die Rede, sondern auch bei den Haustieren. Hier will ich gar nicht über so Themen wie Handaufzucht und dergleichen reden, wo es schon eigene Themen für gibt, sondern mich mehr auf den genetischen Aspekt beziehen: Denn auch die Zucht bestimmter Tierrassen ist streng genommen Tierquälerei. Manche Hunderassen, wie Boxer, haben Probleme zu atmen, da man ihnen eine flache Schnauze angezüchtet hat, andere können ihren Speichelfluss nicht kontrollieren, was nicht nur für den Menschen ekelig, sondern auch für das Tier sehr unangenehm ist.
Und dann gibt es natürlich diverse Praktiken in der Tierhaltung, vor allem in der Massentierhaltung, die ethisch durchaus Zweifelhaft sind. Wie zum Beispiel das im oben genannten Artikel angesprochene Enthornen von Rindern, damit diese sich Friedlicher verhalten und nicht so viel Platz brauchen, auch wenn es zu anderen gesundheitlichen Problemen führen kann. Oder auch die übliche Praxis junge Schweine ohne jedwede Beteubung zu kastrieren (auch bereits angesprochen). Oder auch, dass man Muttertiere ihre Jungtiere oftmals nicht selbst umsäugen lässt - da auch dies mehr Platz brauchen würde.
Und die Massentierhaltung allgemein ist umstritten. Immerhin ist sie nur nötig, weil der moderne Mensch zu viel Fleisch und sonstige tierische Eiweißprodukte zu sich nimmt. Mehr, als es der Körper braucht. Mehr, als es für den Körper gesund ist.
Und natürlich gibt es dann noch das andere große, ethisch fragliche Thema: Tierversuche, die ja ebenfalls im Artikel angesprochen werden, wenngleich hier unter dem genetischen Aspekt von veränderten Ratten, die keine Angst haben, Ratten, die kein Bewusstsein haben, oder Ratten, die auf dies oder jenes speziell reagieren, weil es ihre Gene ihnen so vorschreiben. Und dies hat nicht einmal einen wirklichen Zweck, sondern dient nur dazu zu schauen, was denn passiert, wenn wir dieses Genum nehmen und durch ein anderes austauschen.
Doch selbst Tierversuche, die einem Zweck dienen, zum Beispiel Medikamente zu testen, sind stark umstritten, selbst wenn es ohne sie keine Heilmittel für viele Krankheiten geben würde.
Und wieder ist die Frage: Was darf der Mensch? Was ist moralisch und ethisch vertretbar?
Worauf sollte bei Tierhaltung geachtet werden?
Sollte das Gesetz bei der Massentierhaltung und -schlachtung verschärft werden?
Diesbezüglich fällt mir auch noch das Konzept von "meine kleine Farm" ein, das in diesem Video (zusammen mit anderen Tierschutzaspekten) vorgestellt wird:
Wie findet ihr das Konzept im speziellen?
Wie findet ihr Biobauernhöfe mit "glücklichen Tieren" allgemein?
Zuletzt noch eine kleine Sache, die ich schon häufiger angedacht gesehen und gelesen habe. Man forscht mittlerweile ja daran, Organe im "Reagenzglas" zu züchten. Und wenn man schon dabei ist, könnte man - rein theoretisch auch - Muskelpartien von Tieren im Reagenzglas züchten. Sprich: Fleisch, das aus dem Reagenzglas, nicht von einem Tier kommt. Also Fleisch, für das kein Tier gestorben ist. Fleisch, für das auch kein Tier leiden musste.
Würdet ihr solches Fleisch essen?