Zur Zeit ist in der Schweiz das Thema einer Lohnobergrenze sehr aktuell. Im Prinzip erklärt sich der Begriff von selbst, eine Lohnobergrenze legt die höchstmöglichen Löhne in einem Unternehmen fest. Auch in Deutschland sind die sehr hohen Löhne der Manager und Chefs in Firmen ein aktuelles Thema, wenngleich nicht so heiss diskutiert wie in der Schweiz, soweit ich das richtig mitbekommen habe. Ich poste dies nun, weil in der Schweiz ist gerade eine Volksinitiative am Start, die den höchsten Lohn an den tiefsten Lohn im Unternehmen koppeln will, der höchste maximal 12 Mal mehr als der tiefste. Die 1:12-Initiative verlangt eine relative Lohnobergrenze.
Quelle: http://1-12.ch/#item=die-initiative
Die Bundesverfassung mit folgendem Text ergänzt werden:
I. Die Bundesverfassung (SR 101) wird wie folgt geändert:
Art. 110a (neu) Lohnpolitik
1 Der höchste von einem Unternehmen bezahlte Lohn darf nicht höher sein als das Zwölffache des tiefsten vom gleichen Unternehmen bezahlten Lohnes. Als Lohn gilt die Summe aller Zuwendungen (Geld und Wert der Sach- und Dienstleistungen), welche im Zusammenhang mit einer Erwerbstätigkeit entrichtet werden.
2 Der Bund erlässt die notwendigen Vorschriften. Er regelt insbesondere:
a. die Ausnahmen, namentlich betreffend den Lohn für Personen in Ausbildung, Praktikantinnen und Praktikanten sowie Menschen mit geschütztenArbeitsplätzen;
b. die Anwendung auf Leiharbeits- und Teilzeitarbeitsverhältnisse.
II. Die Übergangsbestimmungen der Bundesverfassung
werden wie folgt ergänzt:
Art. 197 Ziff.8 (neu)
8. Übergangsbestimmung zu Art. 110a (Lohnpolitik)
Tritt die Bundesgesetzgebung nicht innerhalb von zwei Jahren nach Annahme von Artikel 110a durch Volk und Stände in Kraft, so erlässt der Bundesrat die nötigen Ausführungsbestimmungen bis zum Inkrafttreten der Bundesgesetzgebung
Die Initianten sind linke Gruppierungen, namentlich die JUSO, die Jungpartei der Sozialdemokraten (SP), die etwa der deutschen SPD entsprechen. Sie sind linker als ihre Mutterpartei und vertreten sehr linke bis sozialistische Anliegen.
Von der neuen Initiative erhoffen sie sich fairere Löhne für die Leute mit tiefem Lohn und arbeitnehmernähere und bodenständigere Leute in den Chefetagen.
Zitat von Initiativbefürworter«Die 1:12-Initiative schafft gerechte Löhne. weil niemand im Jahr weniger verdient als der bestbezahlte Manager pro Monat. Dadurch wird verhindert, dass sich Abzocker-Manager immer mehr vom Kuchen unter den Nagel reissen und allen anderen Mitarbeiter/innen nur Brosamen bleiben. Mit der 1:12-Initiative werden den Manager-Gehältern Schranken gesetzt, damit die Löhne aller wieder steigen.»
«Die 1:12-Initiative stoppt Abzocker. Die Abzocker-Manager zahlen sich unverschämte Saläre und Millionen-Boni aus. Im Schnitt verdient ein Manager heute 4 Millionen oder 56 Mal mal mehr als ein/e normale/r Schweizer Arbeitnehmer/in! Dafür gehen sie erneut unverantwortliche Risiken ein, für die wir dann mit tieferen Löhnen, unseren Jobs oder unseren Steuern gerade stehen müssen. Die 1:12-Initiative schiebt hier einen Riegel.»
«Die 1:12-Initiative lässt das Volk über die Spielregeln entscheiden. Heute entscheiden die Abzocker alleine über die Löhne – und berücksichtigen dabei nur ihr eigenes Portemonnaie. Alle anderen müssen tatenlos zusehen und die Folgen ausbaden. Das ändert die 1:12-Initiative. Sie gibt dem Volk wieder das letzte Wort, um für faire Spielregeln zu sorgen.»
Die Gegner befürchten Abwanderung von grossen Firmen und dadurch fehlende Arbeitsplätze und Steuerausfälle in Milliardenhöhe. Sie befürchten, dass die schweizer Wirtschaft nachhaltig geschädigt werden würde und so der zwischenzeitlich etwas gestiegene Lohn der Arbeitnehmer wieder sinken würde.
Zitat von Initiativgegner
"Die von den Initianten angesprochenen Manager sitzen in Grossunternehmen, dort werden durchaus und durchs Band faire Löhne auch für die «normale» Belegschaft bezahlt. Dadurch werden die Gehälter des Otto Normalbürger nicht besser, meist sind die Löhne in Grossunternehmen schon ganz fair. Die raffgierigen Manager der selbigen finden auch in Zukunft juristische Lösungen um weiterhin genügenden zu «verdienen». Damit werden also die Manager nicht gestoppt."
"Die Initiative ist kontraproduktiv. Die Löhne des 'Ottonormalverdieners' werden nicht gesteigert, sondern nur die Attraktivität der Schweiz als Wirtschaftsstandort geschädigt."
Was haltet ihr von einer Lohnobergrenze? Findet ihr eine Lohnobergrenze nötig?
Was haltet ihr von der 1:12-Initiative? Der richtige Ansatz oder eher kontraproduktiv?
Wie würdet ihr eine Lohnobergrenze umsetzen?
Meine persönliche Meinung ist, dass Lohnobergrenzen nicht nützlich sind, sondern eher schaden. Der Standort wird für grosse und gewinnorientierte Firmen sehr unattraktiv, und es wird immer Orte geben, wo es keine Lohnobergrenzen gibt. Es kommt zu fehlenden Steuereinnahmen, die dann der kleine Verdiener, der eigentlich von der Obergrenze profitieren sollte, kompensieren. Da finde ich eine Lohnuntergrenze der viel bessere Ansatz, das Problem anzugehen, weil es so die Attraktivität weniger beeinflusst. Es kommt für den, der den Standort auswählt, wahrlich weniger draufan, ob er jetzt seinen 300 Mitarbeitern 4100 anstatt 3700 Franken / Euro zahlt (Beispielzahlen), als dass er "nur" 40'000 anstatt 100'000 verdient. Kombiniert mit anderen Standortvorteilen , welche die Schweiz gerade hat (für Deutschland kann ich das zu wenig beurteilen), kann eine Lohnuntergrenze das Problem viel wirksamer bekämpfen als eine Lohnobergrenze.
Die 1:12-Initiative halte ich für die schlimmste Initiative seit langem. Sie versucht, das Problem mit völlig falschen Massnahmen zu beheben. Ich muss den Gegnern mehr oder weniger komplett zustimmen. Die drei Hauptargumente, das Initiativkomitee auf seiner Website vorstellt, sind alle einfach und überzeugend zu widerlegen, abgesehen davon, dass Argument Nr. 3 (siehe Website) gar nicht stimmt. Die Arbeitnehmer werden mit der Annahme der Initiative nicht das letzte Wort haben, das wird der Eigentümer der Firma weiterhin haben. Diesem Text der Initiativgegner stimme ich mehr oder weniger komplett zu.
Wie schon gesagt bin ich gegen eine Lohnobergrenze und würde eher mit einer Lohnuntergrenze schaffen. Was haltet ihr davon? Die Meinung würde mich sehr interessieren.