Lohnobergrenzen wie die 1:12-Initiative - notwendig oder nicht?

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  • Zur Zeit ist in der Schweiz das Thema einer Lohnobergrenze sehr aktuell. Im Prinzip erklärt sich der Begriff von selbst, eine Lohnobergrenze legt die höchstmöglichen Löhne in einem Unternehmen fest. Auch in Deutschland sind die sehr hohen Löhne der Manager und Chefs in Firmen ein aktuelles Thema, wenngleich nicht so heiss diskutiert wie in der Schweiz, soweit ich das richtig mitbekommen habe. Ich poste dies nun, weil in der Schweiz ist gerade eine Volksinitiative am Start, die den höchsten Lohn an den tiefsten Lohn im Unternehmen koppeln will, der höchste maximal 12 Mal mehr als der tiefste. Die 1:12-Initiative verlangt eine relative Lohnobergrenze.



    Die Initianten sind linke Gruppierungen, namentlich die JUSO, die Jungpartei der Sozialdemokraten (SP), die etwa der deutschen SPD entsprechen. Sie sind linker als ihre Mutterpartei und vertreten sehr linke bis sozialistische Anliegen.


    Von der neuen Initiative erhoffen sie sich fairere Löhne für die Leute mit tiefem Lohn und arbeitnehmernähere und bodenständigere Leute in den Chefetagen.

    Zitat von Initiativbefürworter

    «Die 1:12-Initiative schafft gerechte Löhne. weil niemand im Jahr weniger verdient als der bestbezahlte Manager pro Monat. Dadurch wird verhindert, dass sich Abzocker-Manager immer mehr vom Kuchen unter den Nagel reissen und allen anderen Mitarbeiter/innen nur Brosamen bleiben. Mit der 1:12-Initiative werden den Manager-Gehältern Schranken gesetzt, damit die Löhne aller wieder steigen.»
    «Die 1:12-Initiative stoppt Abzocker. Die Abzocker-Manager zahlen sich unverschämte Saläre und Millionen-Boni aus. Im Schnitt verdient ein Manager heute 4 Millionen oder 56 Mal mal mehr als ein/e normale/r Schweizer Arbeitnehmer/in! Dafür gehen sie erneut unverantwortliche Risiken ein, für die wir dann mit tieferen Löhnen, unseren Jobs oder unseren Steuern gerade stehen müssen. Die 1:12-Initiative schiebt hier einen Riegel.»
    «Die 1:12-Initiative lässt das Volk über die Spielregeln entscheiden. Heute entscheiden die Abzocker alleine über die Löhne – und berücksichtigen dabei nur ihr eigenes Portemonnaie. Alle anderen müssen tatenlos zusehen und die Folgen ausbaden. Das ändert die 1:12-Initiative. Sie gibt dem Volk wieder das letzte Wort, um für faire Spielregeln zu sorgen.»


    Die Gegner befürchten Abwanderung von grossen Firmen und dadurch fehlende Arbeitsplätze und Steuerausfälle in Milliardenhöhe. Sie befürchten, dass die schweizer Wirtschaft nachhaltig geschädigt werden würde und so der zwischenzeitlich etwas gestiegene Lohn der Arbeitnehmer wieder sinken würde.


    Zitat von Initiativgegner


    "Die von den Initianten angesprochenen Manager sitzen in Grossunternehmen, dort werden durchaus und durchs Band faire Löhne auch für die «normale» Belegschaft bezahlt. Dadurch werden die Gehälter des Otto Normalbürger nicht besser, meist sind die Löhne in Grossunternehmen schon ganz fair. Die raffgierigen Manager der selbigen finden auch in Zukunft juristische Lösungen um weiterhin genügenden zu «verdienen». Damit werden also die Manager nicht gestoppt."
    "Die Initiative ist kontraproduktiv. Die Löhne des 'Ottonormalverdieners' werden nicht gesteigert, sondern nur die Attraktivität der Schweiz als Wirtschaftsstandort geschädigt."


    Was haltet ihr von einer Lohnobergrenze? Findet ihr eine Lohnobergrenze nötig?
    Was haltet ihr von der 1:12-Initiative? Der richtige Ansatz oder eher kontraproduktiv?
    Wie würdet ihr eine Lohnobergrenze umsetzen?


    Meine persönliche Meinung ist, dass Lohnobergrenzen nicht nützlich sind, sondern eher schaden. Der Standort wird für grosse und gewinnorientierte Firmen sehr unattraktiv, und es wird immer Orte geben, wo es keine Lohnobergrenzen gibt. Es kommt zu fehlenden Steuereinnahmen, die dann der kleine Verdiener, der eigentlich von der Obergrenze profitieren sollte, kompensieren. Da finde ich eine Lohnuntergrenze der viel bessere Ansatz, das Problem anzugehen, weil es so die Attraktivität weniger beeinflusst. Es kommt für den, der den Standort auswählt, wahrlich weniger draufan, ob er jetzt seinen 300 Mitarbeitern 4100 anstatt 3700 Franken / Euro zahlt (Beispielzahlen), als dass er "nur" 40'000 anstatt 100'000 verdient. Kombiniert mit anderen Standortvorteilen , welche die Schweiz gerade hat (für Deutschland kann ich das zu wenig beurteilen), kann eine Lohnuntergrenze das Problem viel wirksamer bekämpfen als eine Lohnobergrenze.


    Die 1:12-Initiative halte ich für die schlimmste Initiative seit langem. Sie versucht, das Problem mit völlig falschen Massnahmen zu beheben. Ich muss den Gegnern mehr oder weniger komplett zustimmen. Die drei Hauptargumente, das Initiativkomitee auf seiner Website vorstellt, sind alle einfach und überzeugend zu widerlegen, abgesehen davon, dass Argument Nr. 3 (siehe Website) gar nicht stimmt. Die Arbeitnehmer werden mit der Annahme der Initiative nicht das letzte Wort haben, das wird der Eigentümer der Firma weiterhin haben. Diesem Text der Initiativgegner stimme ich mehr oder weniger komplett zu.


    Wie schon gesagt bin ich gegen eine Lohnobergrenze und würde eher mit einer Lohnuntergrenze schaffen. Was haltet ihr davon? Die Meinung würde mich sehr interessieren.

  • Mipha

    Hat das Label Allgemeine Diskussionen hinzugefügt.
  • Es ist schade, dass ein so interessantes Topic bisher noch keine Beiträge bekommen hat.


    Ich halte eine 1:12-Lohnobergrenze sogar noch für zu hoch. Demnach verdient man als Mitarbeitender des Unternehmens dann ein Zwölftel des CEOs, was immer noch auf der einen Seite zu niedrig und auf der anderen Seite zu hoch gegriffen ist. Auch in großen Supermarkt- und Fast Food-Ketten oder Klamottenläden zb. werden die Angestellten nicht so sehr am Gewinn, der vom Unternehmen abgeworfen wird, beteiligt, wie sie eigentlich beteiligt werden sollten. Wir sind es nur schon gewöhnt es als normal anzusehen, dass es in diesen Berufen Minimum Wage gibt.


    Klar will ich nun nicht, dass jede Berugsgruppe und jede Person in einem Unternehmen oder im selben Berufsstand, dasselbe verdient. Die meisten Leute denken auch nicht über einen Oberarzt eines Krankenhauses "der ist das wahre Problem unserer Gesellschaft, der sollte nicht (Hausnummer) 3K mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung verdienen", sondern über CEOs und alle möglichen Billionäre.


    Momentan wird nun der Spruch "niemand sollte Milliardär sein" verbreitet, aber ich halte das immer noch für zu hoch gegriffen. Es benötigt auch niemand 999 Millionen.

    Mehr als eventuell noch 30, 40 Millionen Privatbesitz ist ein Verbrechen am Rest der Bevölkerung, und nein, nichts davon wurde mit "harter Arbeit" oder bloßen "Geschäftssinn" erwirtschaftet, nur durch Erben und Ausbeutung.


    Und ja klar, mir ist nun wieder auch wurst, ob jemand ein ganz normales, ein-zweistöckiges Einfamilienhaus erbt, das seit zwei, drei Generationen im Besitz der Familie ist und dazu vielleicht Omas Goldohrringe. Gönn dir.

    Wenn Reiche jedoch erben, oft abermillionenschwere, milliardenschwere Unternehmen(santeile), und bereits seit früher Kindheit darauf vorbereitet werden, dass sie diese Position übernehmen, ist das eine ganz andere Geschichte.


    Sowas wie die 1:12-Iniative wäre ein sehr guter Beginn für Unternehmen, die sich in dem Land, in dem die Regelung gilt, niederlassen. Ich bin mir nicht sicher, ob die 12 nicht auch noch zu hoch gegriffen ist (sagen wir der niedrigste Lohn in dem Unternehmen ist 1.500 € netto, was noch gut dasteht, dann wären das 18.000 €, imo niemand sollte 18.000 im Monat verdienen), aber es ist ein Beginn. Würde man es zu niedrig ansetzen, gäbe es noch mehr Gegenwind gegen solche Ideen.

  • Momentan wird nun der Spruch "niemand sollte Milliardär sein" verbreitet, aber ich halte das immer noch für zu hoch gegriffen. Es benötigt auch niemand 999 Millionen.

    Mehr als eventuell noch 30, 40 Millionen Privatbesitz ist ein Verbrechen am Rest der Bevölkerung, und nein, nichts davon wurde mit "harter Arbeit" oder bloßen "Geschäftssinn" erwirtschaftet, nur durch Erben und Ausbeutung.

    Bei Privatvermögen und Erbe gehe ich direkt mit, aber Milliadäre finde ich nicht grundsätzlich schlecht, wenn das meiste von ihrem Vermögen in ihrer Firma bleibt und sie damit Innovationen oder so ermöglichen können und sozusagen etwas Spielgeld haben für neue Ideen, die jetzt nicht unbedingt funktionieren müssen. Aber das würde ich dann auch iwie nicht als Privatvermögen bezeichnen, und die meisten beuten ja wirklich eher lieber ihre Arbeiter aus, als sich Innovationen zu überlegen.


    Ich finde Manager bzw Ceo Gehälter und besonders die Abfindungen echt pervers hoch, das ist echt ein Mittelfinger gegenüber 90% der Leute, die in dem Konzern arbeiten, dagegen sollte man auf jeden Fall mehr machen.

  • Bastet

    sagen wir der niedrigste Lohn in dem Unternehmen ist 1.500 € netto, was noch gut dasteht, dann wären das 18.000 €, imo niemand sollte 18.000 im Monat verdienen),

    Die Forderung berechnet übrigens Brutto-Gehälter. Wer 1.500€ Netto hat, wird ungefähr und natürlich abhängig von der Steuerklasse zwischen 1.800 und 1.900€ Brutto verdienen. Das zwölffache von 1.900 sind 22800. Das Netto davon sind aber 13.000€. Also weniger als das neunfache. Von daher ist die Rechnung so nicht richtig. Aber das nur am Rande ;)


    Allgemein gehe ich in der grundsätzlcihen Diskussion mit dir mit. Dennoch halte ich eine 1:12 Regelung für viel zu niedrig gegriffen. Egal ob brutto oder Netto.


    Das liegt nicht daran, dass ich der Meinung bin, dass Leute unbedingt mehr als 13.000 €, 18.000 € oder gar 24.000 € (wenn man von Netto ausgeht und den untersten Lohn erhöht, damit man selbst an der Spitze auch mehr kommt) verdienen müssen bzw. durch ihre Arbeit unbedingt mehr verdient haben.


    Nur wird die Umsetzbarkeit je härter man diese Grenze setzt immer schwerer und auch werden die Kollateralschäden immer größer.


    Mehr als eventuell noch 30, 40 Millionen Privatbesitz ist ein Verbrechen am Rest der Bevölkerung, und nein, nichts davon wurde mit "harter Arbeit" oder bloßen "Geschäftssinn" erwirtschaftet, nur durch Erben und Ausbeutung.

    Und deswegen ist die Forderung finde ich die bessere. Denn ich stimme dir zu, dass selbst die Milliarden immer noch zu hoch gegriffen ist. Aber zwischen der Milliarden und dem was die Leute, wirklich verdient haben ist ne Menge Spielraum.


    Es gibt ja keine objektiv ermessbare Größe, was wirklich "verdient" ist und was nicht. Das ist immer willkürlich. Von daher sollte man die Grenze meines Erachtens so setzen, dass man so Umverteilen kann, dass es der Gesellschaft dient und dass man aber dennoch nichts verdientes abschöpft. Und um niemals in das Gefilde rutscht, wo man zu stark eingreift, lässt man einen Puffer. Dieser Puffer sorgt auch für ne größrere Akzeptanz und für ne realistischer Umsetzbarkeit.


    Und bei den 30 bis 40 Millionen Privatbesitz hat man solch einen vernünftigen Puffer. Auch wenn man damit nicht 100% des unrechtmäßigen Reichtum anpackt, kann man aber 90% davon umverteilen und hat es aber leichter es durchzusetzen.


    Bei nem Lohn das Zwölffache oder noch weniger zu nehmen ist daher meines Erachtens aus taktischen Gründen nicht so sinnvoll.


    Oder anders gesagt: Es wird viel einfacher sein es durchzusetzen, dass niemand ein Jahresgehalt hat, welches im Millionenbereich liegt bzw. ein Monatsgehalt. was über 100.000 liegt als ne Akzeptanz dafür zu finden, die Grenze schon bei 18.000€ anzusetzen. Statt mich um 13.000, 18.000, 25.000 oder 50.000€ zu streiten und dann die Leute mit 100.000, 200.000€ oder gar über ne 1.000.000€ pro Monat dann uneberührt zu lassen, nehme ich lieber die großzügige Kompromisslösung. Das was man damit machen könnte wäre schon immens und danach kann man ja immer noch schauen wie man anpasst.

  • Yuki

    Hat das Label Politik hinzugefügt.