Wolfsjäger

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  • [font='Gisha, Georgia, Times New Roman, Times, serif']Fürchte dich nicht, Kasura Asamera.


    Ich träume von einer besseren Welt. Einer Welt, in der Wer- und Wandeltiere und Menschen mit oder ohne Fähigkeiten in Frieden zusammenleben. Wäre diese Welt nicht wunderschön?


    In einer Zeit, in der unter den Menschen solche wandeln, die sich bei Vollmond in Bestien verwandeln, und solche, die dies immer können, ist niemand sicher. Dies müssen Kasura Asamera und seine ältere Schwester Reia schmerzlich erfahren, als ihre Mutter auf der Jagd nach jenen stirbt. Ihr Vater schwört Rache – er will alle diese Ungeheuer töten, damit seine Frau endlich in Frieden ruhen kann. So nimmt er auch Kasura mit auf die Jagd.


    Doch dieser will nicht kämpfen – erst recht nicht, als sein Leben eine dramatische Wendung nimmt. Immer mehr sehnt er sich nach der Lebensweise seiner Schwester, die in der Hauptstadt dank eines Stipendiums Kunstwissenschaften studieren darf. Kasura will sich nicht länger verstecken.


    Aber wenn er überleben will, muss er das.


    V O R W O R T


    Herzlich willkommen zu einer neuen Fanfiction von mir... Wobei, so neu ist sie gar nicht. Zwar gab es sie in dieser Form bisher noch nicht, allerdings existierte sie bereits als Internet-RPG in einem von mir geleiteten Forum, das schon lange von der Bildfläche verschwunden ist.


    Zwar waren die Beiträge unterirdisch und das Forum sehr inaktiv, aber die Idee ist hängen geblieben und als ich eines Abends vor dem Laptop saß, begann ich, ein wenig in meinen alten Bilderordnern zu stöbern.


    Was ich fand, waren der Header und die weiteren Bilder des Forums zu "Wolfsjäger". Und auf einmal musste ich einfach schreiben.


    Zwar haben die Charaktere und die Stimmung nur noch wenig mit dem kindlichen, schlechten RPG gemein, aber die Grundidee ist dieselbe geblieben - Werwölfe und weitere Wertiere, Gestaltwandler, das Setting. Alle Erinnerungen waren wieder da, gute wie schlechte. Es macht mir so viel Spaß, die Welt von Kasura und Reia umzusetzen, und ich hoffe, ihr habt genau so viel Spaß beim Lesen...


    G E N R E


    Da sich "Wolfsjäger" in einer Welt, die unserer ähnelt, aber doch ganz anders ist, abspielt, ist das Hauptgenre dieser Geschichte Fantasy.
    Insgesamt ist das Genre allerdings schwierig zu definieren. Es wird Liebe aller Arten vorkommen - romantische Liebe, familiäre Liebe, freundschaftliche Liebe. Den größten Raum nimmt allerdings die geschwisterliche Liebe ein; wer nach Romantik sucht, wird hier wohl kaum mit bedient sein. Es wird traurig werden, und allgemein ist die Stimmung nicht wirklich fröhlich, daher könnte man "Wolfsjäger" noch als Tragödie bezeichnen. Und manchmal schleichen sich andere Aspekte ein, die kommen und gehen, wie sie wollen, und auf die ich wenig Einfluss habe, denn das hier ist nicht meine Geschichte, sondern die von Kasura und Reia.


    D I S C L A I M E R & W A R N U N G


    Sämtliche Ideen für die Geschichte liegen bei mir. Die Charaktere sind in keinster Weise an die anderer Teilnehmer des RPGs, das "Wolfsjäger" ursprünglich war, angelehnt, sondern alle von mir frei erfunden. Auch die Welt ist komplett meine.


    Da in "Wolfjäger" sowohl körperliche als auch leichte psychische Gewalt vorkommen und Charaktere sterben werden, schätze ich die Story selber auf P14 ein. Übermäßig viel Blut wird nicht fließen, aber auch schwere Verletzungen bleiben nicht aus. Im Grunde liegt es im Ermessen des Lesers, ob es zu viel für ihn ist. Wird es in einem Kapitel gewalttätiger, werde ich das aber auch kennzeichnen.


    W I D M U N G & D A N K S A G U N G


    Dies ist der Teil, an dem ich unbedingt meiner besten Freundin, die hier nicht registriert ist, danken muss. Sie hat im RPG mitgewirkt und es am Leben erhalten, solange es ging. Ohne sie wäre "Wolfsjäger" nur eine Idee, die in meinem Kopf schwirrt. Und auch, wenn sie dies wahrscheinlich niemals lesen wird (es sei denn, ich zeige es ihr), widme ich ihr diese Geschichte. Du bist die Beste, Schokowölfchen. ♥


    Zudem danke ich so einigen Autoren hier im BisaBoard, die mich mit ihren Startposts inspiriert haben. Wirklich. Ich liebe es, mir Startposts anzugucken, das inspiriert mich irgendwie total, und sehr viele hier sind wunderschön gestaltet, echte Augenweiden. Macht weiter so!


  • [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/vsANp0I.png]


    Fürchte dich nicht, Kasura Asamera.


    Im zweiten Startpost findet ihr Informationen zu der Welt, in der sich "Wolfsjäger" abspielt, sowie zu den Charakteren. Alle diese Informationen sind nicht notwendig, um die Geschichte zu verstehen, allerdings lohnt sich ein Blick in das Tabmenü zur Welt immer, wenn man Zusatzinformationen möchte oder mal den Überblick verloren hat.


    W E L T


    [tabmenu][tab=Die Länder]

    Der größte Teil der Geschichte spielt sich im Land Kaeli ab, das Land, in dem Kasura und Reia geboren wurden. Es ist das größte der drei genannten Länder und besitzt in etwa die Größe von Frankreich. Die Hauptstadt Kaelis ist Kayutsu, eine mittelalterliche, aber modern angehauchte Großstadt, deren Marktplätze von den bekanntesten Leuten der Welt aufgesucht werden. Vor allem die Kleidung ist etwas, wofür Kayutsu überall bekannt ist; viele ruhmreiche Schneider stammen von hier und man findet vor allem Kleidungsstücke, die unserer ähnlicher sehen, als man es bei diesem Setting vermuten würde. Wenn man lieber die leckersten Spezialitäten Kaelis probieren will, sollte man nach Bekomeno gehen, und wenn Urlaub in einer bunten, fröhlichen Stadt machen will, ist Fumorei der beste Anlaufpunkt. Die Wüstenstadt Emeruto ist einen Besuch ebenfalls wert. Kaeli ist vor allem bekannt für seine vielen Facetten - und für die Tatsache, dass einige der besten Werjäger der Welt hierher stammen.


    Der Name Kaelis ist übrigens an das lateinische "caelum" angelehnt, was "Himmel" bedeutet.


    Nördlich und südlich von Kaeli liegen die beiden größten Meere dieser Welt, im Norden die Wintersee und im Süden die Sommersee. Westlich von Kaeli ist das Land Enyade zu finden, nordöstlich das kleine Dralleyn.


    Eine Karte wird folgen, sobald ich sie fertig habe - das kann noch ein wenig dauern, da ich es so akkurat wie möglich gestalten möchte. Bis dahin müsst ihr euch leider mit den gegebenen Informationen begnügen - zu Anfang der Geschichte wird das reichen.


    [tab=Die Bewohner][subtab=Menschen]

    Der Großteil der Bevölkerung Kaelis besteht aus Menschen, die sind wie du und ich - meistens. Einige von ihnen sind mit besonderen Fähigkeiten gesegnet, so können manche Flammen tanzen lassen, andere Gedanken lesen und wieder andere Leute mit ihrem Gesang zum Einschlafen bringen.


    Es gibt durchaus Schulen für diese besonders begabten Menschen, jedoch bevorzugen es die meisten, sich in normalen Gefilden aufzuhalten und sich unter die gewöhnliche Bevölkerung zu mischen. Manche, wie Reia, die Heldin dieser Geschichte, machen ihre Talente zum Beruf, und wenige lassen sich so ausbilden, dass ihre Fähigkeiten optimal eingesetzt werden können.


    [subtab=Wertiere]

    Werwölfe sind wohl jedem bekannt - Menschen, die sich bei Vollmond in Wölfe verwandeln. In manchen Geschichten sind sie freundlich, in anderen wahre Bestien.


    In "Wolfsjäger" beschränkt sich die Auswahl der Tiere, in die manche Menschen sich verwandeln, nicht nur auf Wölfe. So gut wie alle uns bekannten Raubtierarten sind vertreten, und die meisten befinden sich nie dort, wo man sie erwarten würde. Ein Wolf mitten in der Wüste ist hier keine Seltenheit, wenn Vollmond ist, da die meisten Wertiere es bevorzugen, dort zu bleiben, wo sie geboren wurden.


    Man wird als Wertier entweder geboren, wenn eines der Elternteile eines ist - das passiert allerdings selten - oder man wird in eines verwandelt. Wird man von einem Wertier in verwandelter Form gebissen, kann das Gen übertragen werden. Sicher kann man sich allerdings erst sein, wenn es erneut Vollmond wird und die Kräfte der Wertiere erwachen.


    Es haben sich schon seit langer Zeit Gruppen gebildet, die der Meinung sind, Wertiere müssen aussterben. Von den Freien Jägern bis zu der Vereinigung Kayutsus, alle jagen sie die Wertiere - einige, weil sie jemanden an sie verloren haben, andere, weil sie der Meinung sind, die Wandlung sei unnatürlich... Die Beweggründe sind vielseitig. Allerdings arbeiten auch viele Gruppen gegeneinander, vor allem, wenn sie im selben Gebiet jagen. Dies ist der Grund, warum Wertiere sich als Menschen meist versteckt halten, bis dann bei Vollmond der Instinkt die größere Kraft erlangt.


    [subtab=Wandeltiere]

    Im Gegensatz zu Wertieren sind Wandeltiere größtenteils toleriert. Sie sind vergleichbar mit Gestaltwandlern und in jeglicher Form zu finden. Allerdings kommen sie auch weit weniger häufig vor, da sie ihre Fähigkeiten nur durch Erbschaft bekommen können.


    Wandeltiere können zu jeder Zeit ihre Gestalt in ein Tier ändern, jedoch besitzen sie auch als Menschen signifikante Merkmale dieses Tieres. Ist das Wandeltier zum Beispiel ein Hase, besitzt der Mensch, der sich in diesen Hasen verwandeln kann, die Ohren und den Schweif, auch, wenn er nicht verwandelt ist. So sieht man sofort, ob jemand ein Wandeltier ist, was es schwer macht, sich zu verstecken.


    [tab=Die Jäger]

    Wie bereits im Subtab zu Wertieren erwähnt, haben sich viele Menschen zusammengeschlossen, um die Wertiere zu töten. Die wichtigsten Jägervereinigungen sind hier aufgelistet.


    Die Freien Jäger - Rin Asamera, Kasuras und Reias Vater, ist ein Mitglied dieser Gruppe, die den Wald rund um das Dorf Ferashikobi sichert. Bevor seine Frau, Umiko, starb, war sie die stellvertretende Anführerin der Gruppe. Auch Kasura wird hier zum Jäger ausgebildet.


    Kaelis Rächer - eine Vereinigung, die quer durch Kaeli zieht, um überall zu jagen. Aus ganz Kaeli treten mehr und mehr Leute bei, und wie der Name der Gruppe schon sagt, besteht sie hauptsächlich aus denen, die jemanden an die Wertiere verloren haben. Sie ist in der ganzen Welt bekannt.


    Die Vereinigung Kayutsus - die Leibgarde der Herrscherfamilie, die für ihre Brutalität bekannt ist. Sie suchen Wertiere in ihrer menschlichen Form, um ein leichtes Spiel zu haben, scheuen sich aber auch nicht vor dem Kampf mit ihnen in Tierform. Wegen ihrer hohen Erfolgsquote gelten sie als die schillernden Helden Kaelis, doch viele sind nicht einverstanden mit dem, was sie machen, und verurteilen die Gewalt, die sie an den Tag legen.

    [/tabmenu]

    C H A R A K T E R E


    [tabmenu][tab=Charaktere]

    Es ist nicht notwendig, die Informationen zu den Charakteren zu lesen. Sie stellen lediglich einen Zusatz dar. Wer die Charaktere lieber in der Geschichte kennen lernen möchte, kann das hier überspringen, es werden keine relevanten Informationen nur hier gezeigt. Ich beschränke mich auf körperliche Informationen wie Alter, Spezies etc. Außerdem sind die Steckbriefe soweit spoilerfrei! Dabei kann es allerdings natürlich sein, dass einfachste Informationen, die schon im Prolog oder im ersten Kapitel enthüllt werden, vorweg genommen werden.


    Von Zeit zu Zeit werde ich die Steckbriefe updaten. Es werden Charaktere hinzugefügt, Nebencharaktere. Als solche bezeichne ich die, aus deren Sicht die Geschichte nicht erzählt ist, aber die einen wichtigen Teil zur Handlung beitragen.


    Wenn jemand die Quellen der Bilder kennt, fände ich es schön, wenn er mir sie sagen könnte. Die Bilder sind von solchen Portalen wie photobucket, und daher ist die Quelle fast nie zu finden. Ich suche trotzdem weiter ...


    Update I: Emma Layne
    Update II: Jeremy Ashbreak


    [tab=Hauptcharaktere][subtab=Kasura Asamera][font='Gisha, Georgia, Times New Roman, Times, serif']

    Kasura Asamera


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/S9kM4dl.jpg]


    NAMENSHERKUNFT: keine wirkliche, allerdings stammt das Wort "Kasura" von mir und bedeutet "Wolke"
    ALTER: 16
    SPEZIES: Werberglöwe (verwandelt)
    VERWANDSCHAFT: Reia Asamera (Schwester), Rin Asamera (Vater), Umiko Asamera (Mutter, verstorben)
    BERUF: Werjäger in Ausbildung bei den Freien Jägern
    HERKUNFT: Ferashikobi (Kaeli)


    [subtab=Reia Asamera]

    Reia Asamera


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/znUHq4k.jpg]


    NAMENSHERKUNFT: Reia -> Leia -> Lie (eng. Lüge)
    ALTER: 17
    SPEZIES: Mensch mit Fähigkeiten (kann ihre Gemälde zum Leben erwecken)
    VERWANDSCHAFT: Kasura Asamera (Bruder), Rin Asamera (Vater), Umiko Asamera (Mutter, verstorben)
    BERUF: Studentin an der Kayutsu-Kunstschule
    HERKUNFT: Ferashikobi (Kaeli), hält sich momentan aber in Kayutsu für ihr Studium auf


    [tab=Nebencharaktere][subtab=Emma Layne]

    Emma Layne


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/7OZhBe7.jpg]


    NAMENSHERKUNFT: keine bestimmte
    ALTER: 16
    SPEZIES: Wandelkatze
    VERWANDSCHAFT: Jordan Layne (Vater), Larissa Layne (Mutter)
    BERUF: Studentin an der Kayutsu-Kunstschule
    HERKUNFT: Dustvile (Dralleyn), hält sich momentan aber in Kayutsu (Kaeli) für ihr Studium auf


    [subtab=Jeremy Ashbreak]

    Jeremy Ashbreak


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/OFGQ8Y7.png]


    NAMENSHERKUNFT: Ash (eng. Asche)
    ALTER: 21
    SPEZIES: Wandelkatze
    VERWANDSCHAFT: ?
    BERUF: ?
    HERKUNFT: Dustvile (Dralleyn)

    [/tabmenu]

    B E N A C H R I C H T I G U N G S L I S T E


    Möchtet ihr immer up to date sein, was den Fortschritt von "Wolfsjäger" angeht? Sagt es mir, dann gebe ich euch per Gästebuch oder persönlicher Nachricht Bescheid, wenn ein neues Kapitel etc. erscheint. Gebt aber bitte an, auf welchem der beiden Wege ihr benachrichtigt werden wollt.


    Momentan bekommen eine Benachrichtigung:


    Yuno (Gästebuch)
    Dunames

  • [font='Gisha, Georgia, Times New Roman, Times, serif']E R S T E R--T E I L
    K A S U R A


    Prolog I
    - Angst vor der Dunkelheit -


    Reia weiß, wie sehr ich mich davor fürchte, im Dunkeln allein zu sein. Niemandem außer ihr habe ich es je erzählt.
    -Als wir noch zusammensaßen, kleine, unschuldige Kinder, und auf den Blumenwiesen spielten, verrieten wir uns all unsere Geheimnisse, die keiner sonst wissen durfte. Ich konnte niemandem so vertrauen wie ihr.
    -Wenn wir nichts mehr zu sagen hatten, lagen wir einfach da und schauten uns die Wolken an, die an uns vorbeizogen, versuchten, in ihnen Formen zu erkennen.
    -„Guck mal! Ein Hase!“, rief Reia begeistert aus und deutete auf eine weiße, flauschige Wolke. Ich erkannte den Hasen damals nicht, aber ich stimmte ihr trotzdem zu. Sie ist ein Jahr älter als ich. Damals glaubte ich noch, sie muss alles wissen, auch die Dinge, die mir verborgen bleiben.
    -Eines Nachts, der Himmel war sternenklar, standen wir am Fenster und beobachteten einfach nur, was draußen passierte. In unserer kleinen Holzhütte war kaum Platz genug für Mutter, Vater, Reia und mich, weshalb wir uns ein Zimmer teilen mussten. Sie schlief im oberen Bett. Weil ich Höhenangst hatte.
    -Der Wald lag still vor uns, nur erleuchtet vom sanften, kalten Mondlicht. So sah es fast aus, als wären die Blätter noch nicht golden gefärbt, als wäre es noch Sommer, nicht Herbst.
    -Ich mochte den Herbst nie. Es war zu kalt, um draußen Spaß zu haben, aber zu warm, um den ganzen Tag im Haus zu bleiben, und es regnete so viel. Eine so klare Nacht wie diese hier ist selten, zumindest in Ferashikobi; von allem anderen kann ich nicht sprechen, ich bin ja noch nie aus unserem Heimatdorf herausgekommen. Aber die Geschichten sind schön – von Kayutsu, der Hauptstadt, mit ihren geschäftigen Plätzen und lebendigen Gebäuden, oder von Fumorei, benannt nach dem alt-kaelischen Wort für Blume, wo alles bunt ist und der Blumenduft durch die weiten Straßen zieht.
    -„Ich wäre gern woanders“, sagte ich damals zu Reia. „Irgendwo, wo es groß ist und wo man immer etwas Neues entdeckt, egal, wie lange man schon da ist.“
    -Reia erwiderte lange nichts, sondern richtete die eisblauen Augen in die Ferne. Irgendwann, nach einigen Momenten des Schweigens, lächelte sie. „Ich finde es schön hier. Klar, ich würde auch gern mal verreisen, aber so schlecht ist es hier nicht. Jeder kennt hier jeden, wir sind wie eine große Familie.“
    -„Hm.“
    -Einen Tag nach unserer Unterhaltung starb unsere Mutter.
    -Ich bemerkte es sofort an Vater. Rin Asamera war immer ein stolzer, selbstbewusster Mann gewesen, den kein Wässerchen trüben konnte und deren Scherze auch den humorlosesten Banditen zum Lachen brachten. Nun waren seine blauen Augen, Reias Augen, leer, sein Gang schleppend, selbst seine schulterlangen, fast schwarzen Haare hatten ihren Glanz verloren. Er wirkte, als könnte er die Tränen nur schwer zurückhalten, wie er da durch die Türschwelle trat, und als er die alte Holztür hinter sich schloss, brachte er nur noch eines heraus.
    -„Umiko...“
    -Dann brach er in Tränen zusammen.
    -Reia eilte aus dem Koch- und Wohnzimmer hinaus, als sie unseren Vater weinen hörte. Wir wechselten einen teils panischen, teils schwermütigen Blick, bevor wir beide auf Vater zustürzten und ihn in unsere Arme schlossen, bevor auch wir begannen, zu weinen, eine gebrochene Familie, die auf dem winzigen Flur hockte und den Tod einer Frau beklagte, die jedem hier alles bedeutet hat.
    -„Wie ist es passiert?“, wisperte Reia unter Tränen. Ich habe nie verstanden, wie sie in dieser Situation noch etwas sagen konnte. Vielleicht, weil sie älter ist als ich. Vielleicht, weil sie immer die Vernünftige gewesen ist.
    -Vater blickte auf, und die Trauer in seinen Augen mischte sich mit Wut. „Ein Werwolf. Auf der Jagd, wir alle konnten entkommen, nur sie nicht...“ Er pausierte und begann erneut, heftig zu schluchzen, bevor er weitersprach. „Es war einfach furchtbar.“
    -In meinem Kopf begonnen die schrecklichsten Bilder zu tanzen. Blut, Blut überall, die Schreie meiner Mutter, mein Vater völlig zerstört daneben, und so langsam fing ich an, zu realisieren, dass das hier unwiderruflich war, dass Mutter, dass Umiko Asamera, die tapfere und starke zweite Anführerin der Freien Jäger, mich nie wieder umarmen würde, nie wieder mit mehr reden würde, außer in meinen Träumen. Es fühlte sich so unglaublich leer an, als hätte man mein Herz herausgerissen und nie wieder eingesetzt.
    -Vater stand auf und ließ uns los, den Blick auf irgendetwas gerichtet, das nur er sehen konnte. Ich glaube, das war der Moment, in dem er beschlossen hat, nicht mehr zu weinen, sondern zu kämpfen. Aber er konnte ja nicht wissen, was für Folgen das nach sich ziehen würde.
    -„Diese Werwölfe müssen dafür bezahlen“, flüsterte er so leise, dass ich es kaum hörte. „Alle diese Wertiere. Sie sind unnatürlich. Würde es sie nicht geben, würde Umiko noch leben.“
    -Reia zog an meinem Ärmel, und ich schaute sie an. Wir dachten das Gleiche. Aber keiner von uns beiden wagte, es auszusprechen.
    -„Kasura?“ Ich zuckte zusammen, als er meinen Namen sagte, in einer bedrohlichen, tonlosen Stimme, die klang, als wären alle Emotionen von ihm gewichen und hätten Platz gemacht für nur noch das, was er gleich sagte.
    -„Wir müssen deine Mutter rächen.“
    -Und als er mich ansah, die Augen voll Hass und Rachegelüsten, verstand ich, dass das ‚wir‘ uns beide meinte. Ich konnte seine Gedanken förmlich hören, bevor er sie aussprach, und sie machten mir Angst.
    -„Morgen wirst du mit mir kommen und die Freien Jäger werden beginnen, dich auszubilden. Erst, wenn alle Wertiere tot sind, wird Umiko in Frieden ruhen können.“
    -Ich protestierte nicht. Ich schaute einfach nur erst Vater, dann Reia, und dann wieder Vater an und betete zu den Göttern, dass meine Augen meine Emotionen nicht verrieten, dass der Schmerz und die Trauer und die Tränen meine Einstellung zur Jagd versteckten.
    -Verstecken... Von diesem Tag ist das meine Lebensaufgabe geworden. So wie andere Menschen atmen, so halte ich mich im Hintergrund.


    Es geschah schnell, kurz nachdem meine Ausbildung begonnen hatte. Meine allererste Mission, und Vater hatte mich allein geschickt. Er meinte, ich wäre ein Naturtalent.
    -Ich hatte nichts geantwortet. Obwohl ich ihn am liebsten angeschrien hätte, dass ich Angst hatte. Zwar hing der Vollmond über der Welt, aber er war verdeckt von Wolken und im Wald war es finster, die Blätter unter meinen Stiefeln knirschten, ein Geräusch, das mich schon längst an die lauernden Wertiere verraten hatte, und das wusste ich.
    -Es war reinster Selbstmord. Doch Vater hatte das nicht bedacht. Er war der Meinung, ich schaffe das schon allein, weil ich schnell und wendig bin. Er hatte auch nicht bedacht, dass meine schneeweißen Haare, die ich von meiner Mutter geerbt habe, herausstechen.
    -Leider hatte ich nicht bedacht, dass ich sie hätte verdecken können. Aber als ich das Grummeln hörte, war es schon zu spät. Jetzt konnte ich nichts mehr tun.
    -Es war ein Berglöwe, der mich schließlich ansprang. Ich schrie nicht einmal, als sich seine scharfen Zähne in meinen Oberschenkel bohrten, auch wenn es höllisch wehtat und der Schmerz sich durch meinen gesamten Körper zog. Von einem fast zehnjährigen Kind war ich in dem Moment weit entfernt, ich befand mich irgendwo zwischen einem kleinen Kind, das sich einfach nur freute, bald bei Mutter zu sein, und einem erwachsenen Mann, der stille Größe zeigt und sich auch in seinem Elend nicht dazu bringen lässt, zu schreien.
    -Als der Schmerz nachließ und durch eine kalte Taubheit ersetzt wurde, schlossen sich meine Augen – bis ich eine Stimme hörte. Die Stimme meines Vaters.
    -„Kasura!“
    -Ich weiß nicht, was danach geschah. Wahrscheinlich bin ich ohnmächtig geworden. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, im Bett zu liegen und das Gefühl zu haben, anders zu sein. Mich nach dem Mond zu sehnen.
    -Zwei Monate lang erholte ich mich, und ich kann von Glück reden, dass es so war, denn als es das erste Mal geschah, stand ich an meinem Fenster, blickte allein in die kalte Nacht hinaus. In der Dunkelheit allein zu sein, macht mir bis heute Angst. Ich fühle mich immer noch winzig und verloren, und ich will mich immer noch verkriechen, mich zusammenrollen und weinen.
    -Aber ich habe mich an das Gefühl gewöhnt. Mein ganzes Leben besteht nur noch aus Einsamkeit und Finsternis.
    -Ich bin Kasura Asamera, Auszubildender bei den Freien Jägern.
    -Ich bin Kasura Asamera.
    -Werberglöwe.

  • E R S T E R--T E I L
    R E I A

    Kapitel I
    - Sternenstaubfänger -


    Die Straßen von Kayutsu faszinieren mich immer aufs Neue. So viele Menschen, die lachen und fröhlich sind und Spaß haben – wer hier lebt, bekommt automatisch gute Laune.
    -Es ist aber auch wirklich schön hier. Kunstvoll verzierte Gebäude, bunte Marktplätze und ein Leben auf den Straßen, das ich sonst noch nirgendwo gesehen habe. Einzig der Geruch ist eher... Unschön, aber darüber kann man hinwegsehen, wenn man das alles hier anschaut.
    -Besonders sticht die Kunstschule heraus, die ich besuche. Ein wahres kleines Schloss mit riesigen Fenstern, die so verziert wurden, wie man es sonst nur von Kirchen kennt, von denen es hier gleich drei gibt. Die Schule steht direkt auf einem Platz, der so liegt, dass die Sonne ihn so gut wie immer anstrahlt, und inmitten dieses Platzes ist ein Springbrunnen mit der Statue eines Engels zu sehen, von dessen ausgebreiteten goldenen Flügeln das Wasser sanft ins Becken fiel und ein plätscherndes Geräusch erzeugte.
    -Ich habe ihn schon einmal gemalt, und er ist davongeflogen in Richtung der Sterne, die über ihm gefunkelt haben, und niemals ist er wieder aufgetaucht. Ich stelle mir vor, dass er nun auf dem Mond sitzt und statt Wasser Sterne von seinen Flügeln perlen, die wunderschön funkeln.
    -„Erde an Reia? Alles in Ordnung?“
    -Ich schrecke aus meinen Gedanken auf und starre direkt in das Gesicht meiner Freundin Emma Layne. Sie ist eine sehr kleine Wandelkatze mit hellblauen Haaren und Augen – auch die Katzenohren, die aus ihrem wuscheligen Schopf ragen, und der lange Schweif, der unter ihrem hellgrauen Faltenrock der Schuluniform hin- und herpendelt, haben diese Farbe, und ich frage mich seit Ewigkeiten, ob sie es geschafft hat, das alles zu färben, oder ob das angeboren ist. Was ich nicht glaube.
    -Emma schnipst direkt vor meinem Gesicht und holt mich damit erneut aus den Gedanken. „Sag mal, ist da überhaupt einer zuhause oder lebt der gerade in den Wolken oder so? Deine Freunde sind dir wohl gar nicht mehr wichtig.“ Dabei zieht sie ein Gesicht, bei dem ich nicht anders kann, als zu grinsen. Nur sie kriegt so einen Schmollmund hin.
    -„Tut mir leid“, erwidere ich so ernst, wie ich kann, aber angesichts des Spottes, der in Emmas Augen funkelt, kommt das nicht unbedingt überzeugend rüber. „Ich war in Gedanken.“
    -„Ha!“ Emma hebt den Kopf und versucht offenbar, groß und rechthaberisch zu wirken. Das gelingt ihr nicht. Sie ist einen guten Kopf kleiner als ich, und ich habe Normalgröße für meine 17 Jahre, dabei bin ich nur ein Jahr älter als sie. Darauf würde man allerdings nie kommen, weil sie aussieht wie zehn, ihre ganzen Gesichtszüge sind deutlich auf ‚niedliche Katze‘ getrimmt. Ich finde es einfach nur süß, vor allem in Verbindung mit ihrem dralleyner Akzent, der sie alles weicher sprechen lässt. „Bist du doch immer!“
    -„Da hast du wohl recht“, gebe ich lachend zu. „Warum trägst du eigentlich deine Schuluniform? Heute ist doch Sonntag.“
    -Emma starrt mich an, als hätte ich gerade verkündet, die Welt sei gestern untergegangen. „Also wirklich, Reia Asamera. Dass du dir nach drei Jahren Freundschaft immer noch nicht gemerkt hast, dass ich die Musik-AG leite!“
    -Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt nicht einmal gewusst, dass wir eine Musik-AG haben. Aber das sage ich jetzt lieber nicht, sonst kommt Emma noch auf die Idee, mir den Kopf abzureißen. Das traue ich ihr durchaus zu.
    -Ihr Blick spricht allerdings Bände. „Du hattest keine Ahnung von der Musik-AG, oder?“
    -Anstatt einer Antwort flüchte ich mich hinter die Engelsstatue, woraufhin mir Emma mit einem spielerischen Fauchen folgt.
    -Sie ist eine der Wenigen, die mit mir Zeit verbringen wollen. Ich verstehe nicht wieso; okay, ich bin nicht gesprächig und träume gern vor mich hin, aber den Respekt, den sogar die älteren Schüler mir gegenüber an den Tag legen, habe ich so nun auch nicht verdient. Die haben ja geradezu Angst vor mir!
    -Emma meint, es liegt daran, dass ich immer nur dunkle Farben trage und meine Haare auch fast schwarz sind. Und dass ich so wenig rede. Und immer so kalt gucke. Wobei mir nicht bewusst ist, in welcher Art ich kalt gucke... Und die dunklen Farben gefallen mir halt. Abgesehen davon, dass die Schuluniform für meine Größe nun einmal nur in schwarz vorhanden ist, was ich nie verstanden habe.
    -Nach einigen Runden um den Brunnen geht mir die Puste aus, ich stütze mich auf meinen Knien ab und hebe die Hand. „Okay, du hast gewonnen. Bring mich ruhig um.“
    -„Neeee, ich brauch dich doch noch.“
    -„Wofür brauchst du mich bitte?“ Das ist mir neu.
    -„Na, wenn ich irgendwann die Welt beherrsche, musst du mir die Bilder malen, die die Palastwände dekorieren!“
    -Das ist typisch Emma. Immerzu schwärmt sie davon, in was für einem Palast sie irgendwann leben wird und davon, dass sie dann alle Macht der Welt hätte. Ich schätze, in der Hinsicht sind wir uns ziemlich ähnlich. „Wenn ich dich daran erinnern darf, du bist in meinem Praxiskurs.“
    -„Ja, aber deine Bilder bewegen sich!“, ruft Emma begeistert aus, wobei sich bei dem ‚bewegen‘ ein Quieken in eine mir nicht bekannte Oktave einschleicht. Wie sie es schafft, nach drei Jahren immer noch so begeistert von meiner Fähigkeit zu sein, ist mir ein Rätsel – vor allem, weil es deutlich interessante Kräfte gibt, die ich nicht besitze.
    -„Komm, andere Leute können Gedanken lesen oder Leute ohne irgendeine Handbewegung foltern. Das ist doch viel praktischer!“, entgegne ich.
    -Emma starrt zurück. „Sag mal, hast du tief in dir drin `ne sadistische Ader?“
    -Nein, eigentlich nicht. Eigentlich hasse ich es, wenn man Leuten wehtut. Aber es war ja nur ein Gedanke...
    -Bevor ich antworten kann, schlagen die Glocken von Kayutsu zwölf Uhr. Da die Hauptstadt Kaelis dreieckig aufgebaut ist und der Platz direkt in der Mitte der Stadt liegt, kommt uns von allen Richtungen das Geläut entgegen.
    -Eine Weile lang ist alles still in Kayutsu. Kein Mensch sagt mehr etwas, alle lauschen nur dem überwältigenden Klang der Kirchenglocken und blicken in die Richtungen, in denen die drei Kirchen stehen. Einige schließen die Augen, kaum jemand bewegt sich mehr. Auch Emma und ich hören andächtig zu.
    -Zwölf Uhr mittags – das ist meine liebste Tageszeit, seit ich in Kayutsu wohne. Jeden Tag um zwölf Uhr mittags geschieht dasselbe, und für zwölf Glockenschläge lang ist die geschäftige Hauptstadt völlig still.
    -Egal, wie oft ich es versuche, diese Stimmung kann ich nicht in einem Gemälde einfangen. Es ist wie Zauberei – eigentlich passiert ja gar nicht viel, aber wenn man diese Glocken hört, ist jeder automatisch in seinen Gedanken.
    -Ich träume von einer besseren Welt. Einer Welt, in der Wer- und Wandeltiere und Menschen mit oder ohne Fähigkeiten in Frieden zusammenleben. In der Wertiere nicht gejagt werden, von Gruppen, die sich quer über den Kontinent verteilen, sich gegenseitig anfeinden, und doch am Ende nur ein Ziel verfolgen. Wäre diese Welt nicht wunderschön?
    Deswegen male ich. Um meine Ideen von einer besseren Welt, von einer Utopie, umzusetzen, und sie nur kurz lebendig werden zu lassen.
    Als der letzte Schlag verklingt, geht alles wieder seinen geregelten Gang, so als wäre gar nichts passiert. Händler fangen an zu verkaufen. Freunde fangen an zu reden. Touristen fangen an, die Bauwerke zu bestaunen.
    -„Es ist jedes Mal wieder schön“, wispere ich Emma zu, die mir nur wortlos durch ein Nicken zustimmt.
    Und somit drehen wir uns wieder weg, haben jetzt die Kunstschule im Blick. „Weißt du“, meint Emma, und ihre Ohren zucken, „eigentlich würde ich gern mal die Schule malen. Ich meine, sie ist echt schön!“
    -„Ja, ich auch. Aber du weißt, was man sagt?“ Ich schenke ihr einen gespielt tadelnden Blick.
    -„Jaja. Male niemals einen Maler bei der Arbeit. Das bringt Unglück für euch beide.“ Sie zieht ihr weißes Jackett gerade und dreht sich auf dem Absatz ihrer braunen Halbschuhe zu mir herum. „Aber ich würde ja keinen Maler malen, sondern die Schule!“
    -„In der gerade garantiert irgendjemand sitzt und malt.“ Ich tätschele meiner Freundin in bester Katzenliebhabermanier den Kopf, woraufhin sie genervt die Augen verdreht. „Irgendwann bestimmt, wenn die Schule mal ganz leer ist.“
    -„Wann ist denn die Schule mal ganz leer?“
    -„Bestimmt irgendwann mal.“
    -„Sag nicht immer irgendwann mal! Und hör auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln!“
    -„Ich bin die Ältere.“
    -„Wie toll!“
    -Es geht noch eine Weile so weiter. Die Freundschaft zwischen mir und Emma zeichnet sich größtenteils dadurch aus, dass wir uns ständig streiten – zum Glück ist das Meiste nicht ernst gemeint und dient nur zu Unterhaltung. Manchmal nervt ihre fröhliche Art schon, aber sie steht voll hinter mir, wenn ich ihre Hilfe brauche. Was ziemlich oft der Fall ist. Dann ist sie diejenige, die irgendwelchen Leuten, die sich über mich lustig machen, die Leviten liest, oder gute Vorschläge bringt, wenn ich mich in einem kreativen Schaffensloch befinde.
    -Irgendwann sitzen wir auf dem Brunnen und können nicht mehr aufhören, zu lachen, bis Emma es schafft, die Fassung wiederzufinden.
    -„Reia?“, fragt sie und zieht das ‚a‘ in meinem Namen lang, was sie noch niedlicher klingen lässt als sowieso schon.
    -„Lass mich raten“, erwidere ich mit einem Blick auf sie, „du willst, dass ich dir etwas male.“
    -Emma grinst. „Ertappt.“ Sie zuckt mit den Katzenohren, wedelt mit dem Schweif – was ist sie, ein Wandelhund? – und schlägt mich dabei ‚versehentlich‘. So sieht sie immer aus, wenn sie eine Idee hat.
    -Meine Freundin macht einen Satz so hoch, wie ihn nur Katzen schaffen, und dreht sich auf dem Absatz zu mir. „Ich hab die perfekte Idee!“
    Ich gebe auf. Wenn sie das sagt, kann ich nicht mehr ablehnen. Das ist das Problem mit dem Künstlerdasein – man will alles mal ausprobieren und wenn jemand eine tolle Idee hat, kann man schwer -Nein sagen. „Lass hören“, meine ich seufzend. „Oder, nein, warte.“


    -Eine Stunde später stehen wir in der Klingenkirche im Westen Kayutsus vor dem äußersten der bombastischen linken Fenster. Es ist wirklich schön – mosaikartig ist die Entstehung der Welt dargestellt, mit den drei größten Göttern, den Geschwistern Akami, Suikami und Renkami, als Erde, Wasser und Wind über der Erdkugel, von der sich Stränge aus farblosen Fensterglas, die so, wie die Sonne gerade steht, aussehen wie Linien aus Licht, durch Flammen immer weiter nach unten kämpfen, bis sie schließlich in einem Feld aus Rosenbüschen enden und einzelne ‚Lichtfetzen‘ die Blüten schmücken, sodass es fast glitzert. Und das ist nur eines der elf Fenster, die die Klingenkirche schmücken – alle erzählen sie eine andere Schöpfungsgeschichte, bis auf das größte.
    -Hinter dem mit goldenen Rosen geschmückten Altar, der auf einer Bühne steht, von der man auf alle simplen Holzbänke herabschauen kann, befindet sich ein Teil der dreiteiligen Erzählung, die die Kirchenfenster in dieser und den zwei anderen Kirchen, der Sternenkirche und der Lebenskirche, wiedergeben. Alle gemeinsam beschreiben sie das Leben.
    -Der Anfang ist in der Lebenskirche zu sehen, in der die Geburt eines Kindes dargestellt wird, wie es von den Göttern geleitet ein Leben beginnt.
    -Hier in der Klingenkirche ergreift das Kind, nun ein junger Mann, das Schwert, das Gesicht starr aufs Ziel gerichtet, und die Kriegsgötter in ihren goldenen Rüstungen frohlocken.
    -In der Sternenkirche ist aus dem Mann ein Greis geworden, der von Sternen umhüllt, die Augen geschlossen, von Shikami, der Göttin des Todes, sanft ins Jenseits geleitet wird.
    -„Das da“, verkündet Emma und macht eine ausladende Geste zum Fenster, vor dem wir stehen, hin, „wird bestimmt wundervoll aussehen, wenn du es malst. Dann könnten wir die erste Schöpfungsgeschichte in Natura sehen, hätte doch was!“
    -Da muss ich ihr zustimmen. Natürlich würde wahrscheinlich nur das Mosaik sich bewegen, aber das wäre auch schon gut. Aber kann ich wirklich die Götter malen? „Steht nicht irgendwo, dass sowas verboten ist?“
    -Emma wischt meine Worte mit einer Handbewegung weg. „Nö. Ich muss es wissen, ich hab die ganze Heilige Schrift auf Dralleynisch und Kaelisch gelesen.“ Wie sie das geschafft hat, weiß ich übrigens bis heute nicht. Die Monogatari, wie man sie hier nennt, zählt als eines der dicksten Bücher der Welt, und leicht geschrieben ist sie auch nicht. Ich bin schon auf den ersten drei Seiten gescheitert. Abgesehen davon bestehen die ersten zehn Kapitel nur aus den verschiedenen Schöpfungsgeschichten, die man hier in der Kirche in Bilderform sehen kann. Da beschränke ich mich lieber auf das Malen als auf das Lesen.
    -„Wenn du meinst...“ Ganz wohl ist mir bei dem Gedanken nicht, aber ich setze mich auf den Rand einer der Bänke, hole Farbe und Pinsel, die ich immer in einer Ledertasche, die mir Kasura geschenkt hat, bevor ich ging, bei mir trage, und ein kleines Blatt Papier heraus, streiche meinen langen, schwarzen Rock glatt und beginne zu malen. Es ist kein Ersatz für eine Leinwand, aber erst einmal muss das hier genügen – ich schleppe sicher nicht meine große Staffelei quer durch Kayutsu, so wichtig mir das Malen auch ist.
    -Emma lässt sich eine Bank hinter mir nieder und betet so wie die meisten anderen Leute, die gerade hier sind – ein Dutzend etwa, der Rest schaut sich die Kirche an.
    -Doch alle äußerlichen Begebenheiten sind vergessen, als ich den ersten Pinselstrich setze.
    -Tatsächlich hat Emma recht gehabt; das Fenster zu malen, ist eine wunderbare Idee gewesen. Da ich von unten beginne, sind es als erstes die Rosen, die sich bewegen.
    -Sie tanzen im Wind, die Lichtsprenkel werden hin und her gewirbelt, und das Bild beginnt tatsächlich, zu funkeln wie die Sterne am klaren Nachthimmel. Je weiter ich male, desto mehr Leben dringt in mein Werk, die Lichtfäden werden zu Sonnenstrahlen, das Feuer wütet, ohne zu zerstören, und ganz am Ende dreht sich die Erde.
    -Als ich schließlich den letzten Pinselstrich am kaum menschlich wirkenden Wasserkörper der Suikami setze, geschieht etwas, womit ich nicht gerechnet habe.
    -„Götter!“, ruft Emma aus, die mir wohl die ganze Zeit über die Schulter geschaut hat, seit sie mit dem Beten fertig geworden ist. Und ich kann ihr nur zustimmen.
    Es ist nicht nur das Mosaik, das sich bewegt. Tatsächlich brechen die Rosen aus dem Fenster aus und nehmen eine realistische Form an, die Lichtsprenkel werden zu wahren Sternen und die Erde dreht sich beinahe dreidimensional, während die Götter darum kreisen. Auch die Strahlen sprengen ihr Glasgefängnis und erleuchten alles mit ihrem warmen Schein. Einzig das Feuer bleibt, wie es war.
    -„Wow“, hauche ich, als sich der Sternenstaubengel mit seinen goldenen Schwingen zu den Rosen gesellt und die Sterne einzusammeln beginnt.
    Dann bleibt die Szene stehen.
    -„Och menno“, motzt Emma, auch wenn ihre Freude über so ein Schauspiel deutlich herauszuhören ist. „Die tollen Sachen sind immer so schnell vorbei.“
    -„Ja, leider“, stimme ich zu. Viele meiner Gemälde bleiben noch lange in Bewegung, aber es scheint, je mehr passiert, desto mehr Kraft verbraucht das Bild und umso schneller ist es zu müde, sich weiter zu bewegen. Wenn es sich lange genug ausgeruht hat, kann ich es vielleicht mit einem weiteren Pinselstrich wieder zurück ins Leben rufen, aber momentan müssen wir uns wohl damit begnügen, dass das Mosaik kein Mosaik mehr ist, sondern eins der besten Bilder, die ich je zustande gebracht habe.
    -Wie hätte das Ganze wohl auf einer großen Leinwand gewirkt? Ich habe ja schon das nicht erwartet. Wäre alles auf einer größeren Spielfläche anders verlaufen?
    -„Wie machst du das?“, reißt mich Emma aus meinen Gedanken. Eine Sekunde lang bin ich perplex.
    -„Es ist meine Fähigkeit?“
    -Sie verdreht die Augen und schlägt mich mit dem Schweif. „Nein, du Doofi. Wie hast du es hinbekommen, dass es so aussieht, wie es aussieht? Wie beeinflusst du, zu was es wird? Was passiert?“
    -Die Antwort ist nüchtern. „Gar nicht.“ Um ehrlich zu sein, habe ich bis jetzt nicht raus, warum genau das geschieht, was geschieht. Vielleicht sind es meine Gefühle, die in das Bild übertragen werden. Vielleicht ist es nur Zufall. Vielleicht Schicksal.
    -Kasura hat immer gesagt, die Götter entscheiden. Ich wünschte, er hätte das gerade sehen können; es hätte ihm bestimmt gefallen. Aber er ist nun einmal gerade in unserer Heimat Ferashikobi und jagt Wertiere.
    -Wie gern ich ihm helfen würde, da raus zu kommen. Er kann das nicht wollen. Er wollte es nie, und noch weniger, seit er sich verwandelt hat...
    -„Du hast wieder diesen Blick in die Ferne drauf.“ Ich zucke zusammen, als mich Emma anstupst. „Kannst du nicht mal für eine Minute lang in der Realität bleiben?“
    -Entschuldigend lache ich. „Tut mir leid. Ich musste nur grad an etwas denken.“
    -„So wie immer also?“
    -„So wie immer also.“
    -Bevor wir gehen, setze ich mich noch einmal richtig auf die Bank, falte die Hände und sende ein kurzes Gebet zu den Göttern.
    -Wenn es wirklich Ihr seid, die mir all dieses Leben schenken, dann danke ich Euch von Herzen. Und auch dafür, Kasura bis jetzt beschützt zu haben. Ich kann mir nicht vorstellen, welche Qualen er leidet.
    -Bis vorhin habe ich es erfolgreich geschafft, einen Tag lang ohne Sorgen auszukommen, wie es meinem kleinen Bruder geht. Das habe ich mir wohl selber zunichte gemacht. Aber egal, was gerade in Ferashikobi vor sich geht, ich kann es nicht ändern. Es tut weh, aber ich muss meine Zeit hier so schön wie möglich machen. Sorgen kann ich mich, wenn ich in einem Jahr wieder zuhause bin. Kasura würde auch nicht wollen, dass ich hier sitze und Trübsal blase.
    -„Gehen wir?“, bin ich es diesmal, die eine Konversation anfängt – oder es zumindest versucht –, und Emma nickt. Als ihr Blick erneut auf mein Bild fällt, das in meinem Schoß liegt, grinst sie und richtet ihre Augen auf mich.
    -„Kann ich’s haben?“
    -Hm, warum eigentlich nicht? Es war ihre Idee, und ich bin sicher, das Bild ist bei ihr in guten Händen. Wortlos lächele ich und reiche ihr das Blatt, was ihr tatsächlich ein kleines Quieken entlockt.
    -„Danke, du bist die Beste, gesegnet seien du und deine Künste!“ Sie stellt sich hin, dreht sich zum großen Fenster und verbeugt sich. „Wirklich, Götter. Segnet sie, sie hat’s verdient.“
    -Mit einem Knuff in die Seite bringe ich sie zum Schweigen, nicht jedoch dazu, ihr Grinsen zu verlieren, und wir verlassen die Kirche.
    -Angesichts meiner besseren Laune verspüre ich aber doch irgendwie ein Schuldgefühl, dass ich Kasura einfach so aus meinen Gedanken verdränge. Ich versuche, es zu verdrängen, aber es hängt noch den ganzen Tag fest und weigert sich, zu verschwinden.




    Wortanzahl: 3 003


    Joa... Geht, ne? Ich bin ziemlich stolz auf meine Beschreibungen der Fenster in der Kirche, aber sonst... Passiert eigentlich nicht viel, was für meine Geschichten echt selten ist. xD Normalerweise geht bei mir alles immer sehr schnell, mal schauen, ob ich es in Wolfsjäger schaffe, ein langsameres Tempo anzuschlagen. Wäre auf jeden Fall mal was Neues.
    Die Kirche hätte ich vielleicht mehr beschreiben müssen, da habe ich den Fokus sehr auf die Fenster gelegt, aber ich denke, das geht in Ordnung. Erst in der Hälfte der Geschichte ist mir aufgefallen, dass ich vielleicht mal Reia beschreiben sollte, lol, das wirkt daher ziemlich reingequetscht, und die ganze Malsache war eigentlich auch nur eine Demonstration ihrer Fähigkeiten, je früher, desto besser oder so.
    Dafür, dass Reia seit dem Zeitpunkt ihrer Entstehung eine 180°-Drehung gemacht hat (von kalt und emotionslos zu naiv und träumerisch, das muss man auch erst mal schaffen), fühle ich mich ziemlich wohl in ihrer Perspektive. Trotzdem gibt's als nächstes erst einmal ein Kasura-Kapitel, er kriegt die geraden Zahlen, sie die ungeraden. Liegt einfach daran, dass ihr Leben geregelt und nett ist, während seins aus dem Ruder läuft. Ursprünglich wollte ich ihr deswegen die geraden Zahlen geben, aber er hatte schon den Prolog und so ironisch gefällt's mir doch besser.
    Das "Erster Teil" steht übrigens nur drüber, weil es schöner aussah und ich die Farbe mag. x)


    Was den Startpost angelangt by the way: meine Suche nach einem Header ist noch erfolglos, aber ich gebe nicht auf... *sigh* Mit den Kapitelüberschriften bin ich auch noch nicht glücklich, aber egal, wie ich es mache, es wird nicht schöner, deswegen lass ich's erst mal so, bis ich mal die Motivation finde, Bilder zu basteln oder so.
    Diese... Leerzeichen... Vor jedem neuen Absatz. AAAAHHH SO FRUSTRIEREND
    Habe Emma bei den Steckbriefen übrigens hinzugefügt. Wer wissen will, wer ihre (wirklich unwichtigen xD) Eltern sind, oder wie ihr Heimatort heißt, kann es jetzt also nachlesen, lol.


    Warum sieht das Kapitel so viel kürzer aus, als es ist? ;A;

  • Huhu Molnija :)


    Da mich der Titel deiner neuen FF so neugierig gemacht hat und ich festgestellt habe, dass dir noch niemand einen Kommentar geschrieben hat, wollte ich dir gerne ein kurzes Feedback schreiben. Ich hoffe, du ziehst den einen oder anderen Nutzen daraus!


    Titel & Startpost
    Was mir beim Titel als erstes in den Sinn gekommen ist, waren Werwölfe. Ich denke, das ist so gewollt, da diese laut deinem Startpost ja auch eine Rolle spielen; allerdings erwähnst du auch, dass es neben den allseits bekannten Werwölfen auch um andere Wer- und Wandeltiere geht - da du diese im Titel aber nicht erwähnt hast, vermute ich, dass die Wölfe für die Story besonders wichtig sind und bin schon gespannt, wie du diese ins Geschehen einbringen wirst. Neugierig gemacht hat mich der Titel - wie bereits erwähnt - also allemal, aber auch vom Klang her gefällt er mir sehr gut!
    Was deinen Startpost angeht, fällt es mir ehrlich gesagt ziemlich schwer, ein paar Worte zusammenzukratzen, da er mir sowohl vom Design, aber auch vom Aufbau (und Inhalt) her gefallen hat (und Startposts letzten Endes sowieso immer etwas individuelles sind). Der Klappentext baut jedenfalls auch Spannung auf und hat mich persönlich auch zum Weiterlesen animiert. Seine Aufgabe hat er also definitiv erfüllt; auch zu den anderen Punkten will mir wie gesagt nicht wirklich etwas einfallen, weshalb ich nur noch auf bestimmte Formulierungen usw. eingehen möchte.


    Prolog - Angst vor der Dunkelheit
    Wenn ich das richtig sehe (oder eher lese), hast du deinen Prolog dafür genutzt, die Vergangenheit der Hauptcharaktere näher zu beleuchten und Dinge zu erklären, die du auch schon im Startpost erwähntest (z. B. das Kasura ein Werberglöwe und seine Mutter tot ist). Dabei hat mir besonders gut gefallen, dass du auch auf "unwichtige" Kleinigkeiten eingegangen bist, beispielsweise, dass Kasura sagte, er möge keinen Herbst. Mir persönlich ist so etwas immer ziemlich wichtig, um mich mit einem Charakter mehr identifizieren zu können und finde auch, dass dir Textstellen dieser Art sehr gut gelungen sind.
    Beeindruckt hat mich auch dein Schreibstil bzw. deine Wortwahl, die mich schon sehr schnell ins Geschehen hineingezogen hat. Da du relativ am Anfang des Prologs die Vergangenheit und das ausgesprochen gute Verhältnis zwischen Kasura und Reia mit teilweise sehr "idyllischen" (mir fällt das richtige Wort gerade nicht ein xD) beschrieben hast, wirkt der darauffolgende Tod von der Mutter der beiden besonders schockierend und steht in einem starken Kontrast zu der eher träumerischen Atmosphäre vom Vortag. Auch solche Kontraste sind etwas, das mir jedes Mal aufs Neue unheimlich gut gefällt, wenn sie glaubhaft rübergebracht wurden - was hier definitiv der Fall ist.
    Da man durch den Prolog ja schon einen kurzen Einblick in das Leben/die Vergangenheit der Charaktere bekommen hat, habe ich mir erlaubt, mir über diese auch schon eine Meinung zu bilden. Ich muss sagen, dass mir besonders Kasura sehr sympathisch ist, da seine Charakterzüge auf mich sehr menschlich wirken - beispielsweise kann man aus einigen Zeilen recht klar herauslesen, dass er Angst davor hat, Wertiere zu jagen; und die hätte wohl jeder, wenn dabei die eigene Mutter gestorben ist.
    Wie du siehst, habe ich kaum negative Kritik zu dem Prolog, weil er insgesamt einfach unheimlich gut geschrieben wurde und mir sehr gefällt. Das einzige, was ich noch anmerken möchte, ist, dass du gegen Ende des Prologs kurz in der Erzählzeit wechselst. Ich spreche dabei von diesen drei Sätzen: "Ich weiß nicht, was danach geschah. Wahrscheinlich bin ich ohnmächtig geworden. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, im Bett zu liegen und das Gefühl haben, anders zu sein." Im ersten Satz schreibst du noch im Präteritum, danach aber im Perfekt, obwohl hier das Plusquamperfekt richtiger wäre. Der letzte Satz wurde dann im Präsens verfasst, obwohl es dafür, wenn ich mich nicht irre, keinen Grund gibt - sollte es anders sein, korrigiere mich bitte.
    Wie gesagt hat mir der Prolog als Gesamtes aber sehr gut gefallen und mich außerdem neugierig auf das erste Kapitel gemacht, weshalb er seinen Zweck auf jeden Fall erfüllt hat!


    Kapitel 1 - Sternenstaubfänger
    Schon der Titel hat es mir sehr angetan. Ich mag Ein-Wort-Titel generell gerne und bin der Meinung, dass deiner außerdem einen wunderschönen Klang besitzt - und, wie ich im Nachhinein finde, auch gut zum Kapitel passt.
    Ein Großteil des ersten Kapitels besteht ja aus Dialogen zwischen Reia und Emma. An dieser Stelle möchte ich sagen, dass mir diese allesamt wirklich gefallen haben, da du es gut hinbekommen hast, diese Dialoge trotz der Wortwahl alltäglich wirken zu lassen. Auch in diesem Text haben die Charaktere darum sehr lebendig gewirkt, allen voran Emma. Diese ist mir übrigens sehr, sehr sympathisch geworden, haha - ich muss aber zugeben, dass ich zuerst ein wenig erstaunt war, dass Wandeltiere etwas derart gewöhnliches sind, dass sie sogar problemlos eine Musik-AG leiten können, obwohl du das in deinem Startpost ja schon angedeutet hast.
    Aber auch Reia mag ich jetzt schon, besonders, da sie in diesem Kapitel ja für die eine oder andere witzige Textstelle verantwortlich war (z. B. "was ist sie, ein Wandelhund?" hat mich doch schmunzeln lassen) und ich der Meinung bin, dass auch in der dramatischsten Geschichte der Welt ein Fünkchen Humor selten schadet.
    Ebenfalls sehr gefallen hat mir die Szene um zwölf Uhr mittags, da du die Atmosphäre hier besonders schön beschrieben hast und somit wieder einen Kontrast zu dem mehr oder weniger alltäglichen Gesprächen davor und danach geschaffen. Außerdem trifft man hier wieder auf die paar Sätze, die mir auch schon im Klappentext sehr gefallen haben. Der Teil, den ich aber als den interessantesten betrachte, ist der, als sich Reia und Emma in der Kirche befinden und man endlich Reias beeindruckende Fähigkeit kennenlernt. Die Beschreibung des Mosaiks ist dir hier tatsächlich außerordentlich gut gelungen, aber wie du ja erwähnt hast, wäre es vielleicht einen Versuch wert gewesen, auch den Rest der Kirche so bildhaft zu beschreiben. Was (Umgebungs)beschreibungen betrifft, hätte ich mir übrigens auch noch mehr Informationen zum Aussehen von Reia (und evtl. Emma) gewünscht, vor allem für Leser, die sich die Charakterbeschreibungen im Startpost nicht durchgelesen haben. Das war aber auch schon alles, was ich hierbei an Kritik habe, ansonsten hat mir das Kapitel sehr gefallen!


    Abschließend möchte ich sagen, dass ich von deiner neuen FF wirklich beeindruckt bin, da mir nicht nur die Grundidee gefällt, sondern auch dein ausgereifter Schreibstil. An der einen oder anderen Stelle könntest du wie gesagt noch genauer auf Umgebungsbeschreibungen achten, allerdings habe ich keinen Zweifel daran, dass dir das gelingen würde, nachdem ich die Beschreibung des Mosaiks in der Kirche gelesen habe.
    Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass mein Kommentar ungewöhnlich kurz ist - ich hoffe, das stört dich nicht und du freust dich trotzdem etwas über mein Feedback. Übrigens würde ich mich sehr über eine Gästebuch-Benachrichtigung bei neuen Kapiteln freuen! ^^


    Liebe Grüße

  • [font='Gisha, Georgia, Times New Roman, Times, serif']R E K O M M E N T A R
    A N--Y U N O


    [align=justify]Ein Kommentar! *~*


    Hallo Yuno :3 Danke natürlich erst einmal für deinen Kommentar, und das Lob. ^-^


    Zitat

    Ich muss gestehen, dass ich den Satz zweimal lesen musste, bevor ich ihn verstanden habe, haha. Da ich anfangs nicht den Eindruck hatte, als wolltest du das "bei Vollmond" betonen, habe ich mich dann kurz gefragt, was genau mit "immer" gemeint ist. Vielleicht fällt dir ja eine andere Formulierung ein, bei der besagter Vollmond ein bisschen mehr hervorgehoben wird; ansonsten könntest du auch "immer" genauer definieren, zum Beispiel mit "zu jeder Tageszeit" etc.


    Hm... Ja, ich glaube, da hast du recht. ^^" Ich schau mal, wie ich es umändere.


    Zitat

    Klingt so meiner Meinung nach besser, wobei das auch eher Geschmackssache ist.


    Da bin ich mir noch unsicher... Saß da auch eine Weile vor, haha. Wird wohl irgendwann spontan entschieden.


    Zitat

    Erklärt sich, denke ich, von selbst. x)


    Uh. xD Wie mir das erst einmal gar nicht aufgefallen ist, haha. ^^" Danke für den Hinweis, lol.


    Zitat

    Das einzige, was ich noch anmerken möchte, ist, dass du gegen Ende des Prologs kurz in der Erzählzeit wechselst. Ich spreche dabei von diesen drei Sätzen: "Ich weiß nicht, was danach geschah. Wahrscheinlich bin ich ohnmächtig geworden. Das nächste, woran ich mich erinnere, ist, im Bett zu liegen und das Gefühl haben, anders zu sein." Im ersten Satz schreibst du noch im Präteritum, danach aber im Perfekt, obwohl hier das Plusquamperfekt richtiger wäre. Der letzte Satz wurde dann im Präsens verfasst, obwohl es dafür, wenn ich mich nicht irre, keinen Grund gibt - sollte es anders sein, korrigiere mich bitte.


    Aalso... Da ja quasi Kasura erzählt und die Geschichte an sich im Präsens verfasst ist, dürfte das Perfekt meines Wissens schon richtig sein. So wie in "Ich weiß, dass der Film super gewesen ist" oder so =D Bei dem letzten Satz... Bin ich mir nicht so ganz sicher... Ich glaube, es ist richtig, aber es klingt so falsch. D= (Dafür ist mir dank dir ein fehlendes "zu" aufgefallen =D)


    Zitat

    Was (Umgebungs)beschreibungen betrifft, hätte ich mir übrigens auch noch mehr Informationen zum Aussehen von Reia (und evtl. Emma) gewünscht, vor allem für Leser, die sich die Charakterbeschreibungen im Startpost nicht durchgelesen haben. Das war aber auch schon alles, was ich hierbei an Kritik habe, ansonsten hat mir das Kapitel sehr gefallen!


    Daaaas... Hab ich mir schon gedacht. Dx Wie gesagt, mir ist irgendwann in der Hälfte das Kapitels mal aufgefallen, dass ich Reia vielleicht mal beschreiben sollte, haha. Das wird definitiv noch mal überarbeitet. ^^" Aber danke, dass du's angesprochen hast, so wie ich mich kenne, hätte ich das sonst vergessen. Und auch in Richtung restlicher Umgebungsbeschreibungen schau ich noch mal, ob ich dran rumschraube, bin selbst noch nicht so ganz glücklich damit...


    Zitat

    Abschließend möchte ich sagen, dass ich von deiner neuen FF wirklich beeindruckt bin, da mir nicht nur die Grundidee gefällt, sondern auch dein ausgereifter Schreibstil. An der einen oder anderen Stelle könntest du wie gesagt noch genauer auf Umgebungsbeschreibungen achten, allerdings habe ich keinen Zweifel daran, dass dir das gelingen würde, nachdem ich die Beschreibung des Mosaiks in der Kirche gelesen habe.
    Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass mein Kommentar ungewöhnlich kurz ist - ich hoffe, das stört dich nicht und du freust dich trotzdem etwas über mein Feedback. Übrigens würde ich mich sehr über eine Gästebuch-Benachrichtigung bei neuen Kapiteln freuen! ^^


    Danke sehr ^///^ Ich komm mir immer so blöd vor, wenn ich mich für Lob bedanke. Himmel, muss ich unhöflich wirken Dx Freut mich, dass es dir gefällt. Und ja, ich hab mich definitiv gefreut, vor allem hatte ich nicht mit einem so positiven Kommentar gerechnet, haha. ^-^ Bist auch schon auf die Benachrichtigungsliste gesetzt.


    Kapitel 2 ist in the making. Beziehungsweise gedanklich. Ich kann erst schreiben, wenn ich einen Titel habe, und der fehlt mir bis jetzt... Aber ich weiß schon, was passieren wird, das ist immerhin ein Anfang! o/

  • E R S T E R--T E I L
    K A S U R A

    Kapitel II
    - Sturmruhe -


    Es gibt nur eines, was ich noch mehr hasse als eine Nacht bei Vollmond, und das ist der Tag davor.
    -Wenn man weiß, dass sich in der Nacht die Freien Jäger aufmachen, Wertiere zu suchen und zu töten. Wenn man weiß, dass man selbst nicht nur so tun muss, als täte man es auch, sondern auch noch den tierischen Instinkt soweit zurückhalten, dass man daran denkt, sich zu verstecken. Wenn man diese Schmerzen ertragen muss, wenn alles in einem sagt, man solle sich endlich dem Instinkt hingeben.
    -Die grausame Ruhe vor dem Sturm.
    -Es ist eine Sache, tagsüber zu trainieren, Messer zu werfen, Pfeile abzuschießen, meistens auf Bäume, und zu wissen, dass jeder andere, der mit einem übt, diese Fähigkeiten irgendwann mal auf ein Wertier anwenden wird. Das tut weh, aber ist erträglich, wenn man nicht darüber nachdenkt.
    -Aber wenn wir uns kurz vor dem Erscheinen des Vollmondes auf die Gegend um Ferashikobi herum aufteilen und ich kurz darauf zu einem Berglöwen werde, ist es schwer, mich zu kontrollieren. Dann schreit mich mein ganzer Körper an, ich solle jagen und die anderen Wertiere beschützen, mich vor den Menschen, die mich töten wollen, nicht mehr zu verstecken, sondern mich zu wehren. Und glaubt mir – wenn ich aus meinen Berglöwenaugen meinen Vater sehe, wie er einen meiner Rudelsgefährten, wenn man uns, die sich jeden Vollmond zusammenfinden und gemeinsam auf die Jagd gehen, denn so nennen kann, absticht, ist es fast unmöglich.
    -Meine goldenen Augen, die ich wie meine kurzen, weißen Haare – ein Glück, dass mein Fell nicht so weiß wird wie sie, wenn ich mich verwandle, sonst wäre ich leichte Beute – von meiner Mutter geerbt habe und die im totalen Kontrast zu Vaters und Reias eisblauen stehen, starren auf den dreckigen Waldboden. Die anderen Mitglieder der Freien Jäger hören gebannt unserem Anführer, Funyo Arukante, zu, sie wollen unbedingt, dass die Nacht ein Erfolg wird. Aber noch steht die Sonne im Zenit.
    -Funyo sieht nicht aus wie der typische Jäger. Die meisten Männer bei uns sind um die 30 Jahre alt, teilweise 40, wie mein Vater, tragen einen Bart und besitzen Muskeln, die manche wohl beneiden würden. Aber unser Anführer sieht selbst gegenüber den Frauen der Jäger, die deutlich in der Unterzahl sind, zierlich aus – und noch weiblicher als so manche. Langes, schwarzes Haar, ein Gesicht, das man nur als hübsch bezeichnen kann, ein steter Blick aus stahlgrauen Augen mit langen Wimpern, schlanker Körperbau. Im Gegensatz zu mir wirkt er aber nicht zerbrechlich, sondern steht felsenfest. Ich würde ihn gerne mögen, aber gewisse Umstände verbieten das. Welche, muss ich wohl nicht weiter erläutern.
    -„Und deshalb ist es wichtig, dass wir einen größeren Bereich abdecken. Wir sind meistens in den Wäldern unterwegs, aber auch in Richtung der Berge, beim Mizu-See, treiben sich so einige Wertiere herum.“ Funyo hält das dünne, aber offenbar sehr scharfe Schwert, das so perfekt zu seinem alt-kaelischen Gewand in dunklem Grau passt, in der linken Hand und dreht es hin und her, während er seine Rede hält. Mit seinen 25 Jahren ist er verdammt jung für einen Anführer, ich würde gern mal wissen, mit wie vielen Jahren er angefangen hat. Man sollte meinen, das Jagen von Wertieren wäre einfach; immerhin hat man sie nur zu töten. Ist es aber nicht.
    -Ich selbst durfte schon die Erfahrung machen, dass ich mich in meiner verwandelten Form sehr schnell bewegen kann, schneller als in den kühnsten Träumen eines normalen Berglöwen. Zwar hält meine Kondition nicht allzu lange vor, aber das liegt eher an mir und der Tatsache, dass ich für alles Sportliche absolut nicht geeignet bin. Abgesehen davon sind vor allem die Großkatzen unter den Wertieren sehr leise und gut im Verstecken, was ihnen... Uns einen enormen Vorteil verschafft, wenn es darum geht, nicht entdeckt zu werden.
    -Ich habe immer gedacht, ich würde mich nach sechs Jahren daran gewöhnen, ein Werberglöwe zu sein. Ich habe es nicht. Eigentlich ist das ja nicht wirklich überraschend – das wäre ja zur Abwechslung mal etwas Gutes, was in meinem Leben passiert. Zumindest ein wenig.
    -„Aber beim See haben wir viel weniger Platz zum Verstecken“, wirft jemand rechts von dem Baum, an dem ich lehne, ein. Anka Kitayuki, eine Wandelwölfin und die einzige in meinem Alter, mit einem geflochtenen Zopf, der so schwarz ist, dass er in gewissem Licht schon violett schimmert. Vor zwei Jahren hat Vater den plötzlichen Einfall gehabt, dass ein Wandeltier in den Reihen zu haben einen Vorteil für uns darstellen würde, und das hat Funyo bestätigt. Anka hat sich perfekt geeignet. Recht muskulös für ein sechzehnjähriges Mädchen, ein enormer Hass auf Wertiere – „ich weigere mich, zu glauben, dass diese hirnlosen, gewalttätigen Monster Verwandte meiner Art sind!“ – und natürlich die Fähigkeit, sich in einen hellbraunen, großen Wolf zu verwandeln, der sich gut in die Werpopulation Ferashikobis einfügt, sprich, sie kann quasi als verdeckte Ermittlerin arbeiten. Ich kann sie nicht leiden.
    -Gut, ich kann hier niemanden leiden, außer vielleicht Funyo. Ein wenig. Selbst Vater habe ich zu hassen gelernt, mit seinem fast wahnsinnigen Hass seit dem Tod meiner Mutter, und seinem wilden Entschluss, den Werwolf zu finden, der ihm seine Frau genommen hat, auch, wenn er immer noch mein Vater ist und ich damit emotional mit ihm verbunden bin. Seine Augen, die früher immer so gutmütig geschimmert haben wie Reias, haben ihren Glanz verloren, und das, was dann und wann aufflackert, ist Abscheu und Wut.
    -Ich weiß nicht, was er tun würde, wenn er mein Geheimnis kennen würde.
    -Ich will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen.
    -Wenn doch nur endlich mein Fluchtplan eine Form annehmen würde, die umsetzbar ist!
    -Schon seit Jahren plane ich daran. Die Grundlagen stehen. Ich will nach Kayutsu fliehen, bestenfalls einen Tag nach Vollmond, dort Reia Bescheid geben und von dort aus entweder nach Dralleyn oder nach Enyade reisen. Dort werden Wertiere zwar auch gejagt, aber immerhin kennt mich keiner und die Anzahl an Jägern und ihren Gruppen beträgt deutlich weniger als die in Kaeli.
    -Das Problem ist, dort hinzukommen. Reia musste damals, als sie vor drei Jahren nach Kayutsu gegangen ist, eine lange Kutschfahrt in Kauf nehmen, die quer durch die Berge und wieder herab führte, bis sie dann endlich mal auf befestigte Straßen traf. Einen anderen Weg gibt es so gut wie gar nicht. Klar könnte ich immer bei Vollmond reisen und zwischendurch sehr lange rasten, aber da würde ich mit meinen Vorräten nicht hinkommen und die Gefahr, entdeckt zu werden, wäre auch viel zu groß.
    -Ich wünschte, Reia wäre hier. Sie war immer die von uns beiden, die gedacht hat, die die Ideen hatte, die Verantwortung übernahm, und ich stand bewundernd daneben. Aber erst in einem Jahr kommt sie wieder zurück – wenn überhaupt. Schon seit einem Monat habe ich keinen Brief mehr von ihr bekommen. Vielleicht bin ich ihr schon längst egal geworden und sie hat in Kayutsu jemanden gefunden, der ihr mehr bedeutet als ich.
    -Vielleicht hat sie eine Arbeitsstelle bekommen, sich verliebt, vielleicht besitzt sie einen großen Freundeskreis. Dann will ich nicht derjenige sein, der ihr das alles kaputt macht.
    -Auch, wenn ich es, obwohl es ein egoistischer Gedanke ist, gern wäre.
    -„Hey, sag auch mal was dazu!“, fordert mich ein stämmiger, großer Mann auf der anderen Seite der Gruppe auf. Als ich erst nicht verstehe und ihn verwirrt anschaue, deutet er auf mich. „Ja, du.“
    -Verdammt.
    -„Äh...“ Einer der Gründe, warum ich nie viel geredet habe, ist, dass ich Angst habe, etwas Falsches zu sagen. Ob es nun um einfache Sympathien geht oder um die Tatsache, dass mich diese Menschen töten würden, wenn sie mein Geheimnis kennen würden – ich war schon immer sehr empfindlich. „Ich... Ich glaube, Funyo hat recht. Ja, wir können uns beim See nicht so gut verstecken, aber... Nun...“ Ja, was sagt man in dieser Situation? Dem Anführer recht zu geben, ist schon einmal ganz gut gewesen, aber jetzt brauche ich noch Argumente, um meine Aussage zu unterstützen. „Aber das können die Wertiere auch nicht. Momentan sind sie, wenn wir im Wald jagen, am See, weil sie sich trotz der fehlenden Möglichkeiten dort sicher fühlen. Wenn sie merken, dass sie es nicht mehr sind, haben sie weniger Rückzugsgebiete.“
    -Die Mehrheit der Gruppe nickt oder gibt zustimmende Geräusche von sich; da wir mit sechzehn Leuten eine sehr kleine Vereinigung sind, noch dazu eine, die sich gern demokratisch gibt, wird sich das allerdings wohl noch hinziehen, bis wir eine Kompromisslösung gefunden haben. Immerhin sagt Ankas Blick aus dunkelblauen Augen alles, Vater starrt mich kritisch an und der Mann, der mich gerade zum Sprechen aufgefordert hat, schüttelt nur in einer abwertenden Art und Weise den Kopf.
    -Naja, ich schätze, damit habe ich es den meisten recht gemacht. Außer mir und den anderen Wertieren natürlich. Was allerdings auch schlecht ist – zwar folgen wir alle unseren Instinkten, das haben wir so an uns, wenn wir uns verwandeln, deswegen werden wir ja gejagt und nicht alle Wer- und Wandeltiere, aber unsere Erinnerungen bleiben. Und die anderen wissen, dass ich ein Jäger bin, was mich schon oft in Bedrängnis gebracht hat, vor allem in verwandelter Form. Da ist Vertrauen alles, und man vertraut mir nicht, zumindest nicht vollkommen.
    -Dabei habe ich sie eigentlich lieb gewonnen. Kinmei, die tapfere Wertigerin, deren Tochter Arina ihre Fähigkeiten geerbt hat und deswegen getötet wurde, als sie gerade zehn Jahre alt gewesen ist. Buran, ein weiterer Wertiger und der Waffenhersteller von Ferashikobi, dessen Bruder mit seinen eigenen Waffen getötet wurde. Hakune, der hinkende Werfuchs, der mit einem Wandelschwan aus Fumorei, der Blumenstadt, verlobt ist und auf der Durchreise durch Ferashikobi war, sich verletzte und das Dorf nie wieder verließ. Und sie mögen mir vielleicht nicht vertrauen, aber sie haben mich aufgenommen und strahlen so etwas wie Mitleid aus.
    -Einzig den Werwolf, der meine Mutter getötet hat, habe ich noch nicht gefunden. Ob ich es will? Da bin ich mir nicht so sicher. Denn ich weiß nicht, ob ich ihn töten würde... Oder ihn mögen, so wie den Rest der Wertiere.
    -Manchmal, wenn wir uns in der Stadt treffen, tauschen die anderen und ich wissende Blicke aus. Teilweise bleiben wir stehen und reden über die Götter und die Welt, und häufig ignorieren wir uns. Wir verstehen uns darin, unsere menschlichen Identitäten geheim zu halten. Zwar bezweifle ich, dass die Jäger es über sich bringen würden, uns in menschlicher Form zu töten, wie es die Vereinigung Kayutsus, eine verhasste und gefeierte Gruppe, tut, aber man kann nie sicher sein. Und vor allem meinem Vater würde ich alles zutrauen. Seit er so besessen von dem Gedanken der Rache ist, glaube ich daran, dass er über Leichen – Menschenleichen – geht, um sie zu bekommen.
    -Traurig, wie es so weit gekommen sein kann.
    -Der Tod von geliebten Menschen verändert einen, soviel ist klar. Auch ich war früher jemand anderes. Ich war schon immer schreckhaft, aber nun gibt es kaum noch Momente, in denen mein Herz nicht unermüdlich gegen meinen Brustkorb pocht, aus Angst, man könnte mich finden. Es ist ein Wunder, dass das noch niemand bemerkt hat – außer Anka. Die macht sich gern mal darüber lustig und nennt mich ‚Angsthase‘. Ich schätze, das bin ich auch.
    -Die Briefe, die ich von Reia bekomme, überraschen mich in der Hinsicht immer wieder, dass sie es geschafft hat, sich ihre träumerische Art zu wahren, oder zumindest so klingt. Worte wie ‚Es ist so perfekt hier!‘ oder ‚Du musst es dir unbedingt mal ansehen‘ bringen mich gleichzeitig dazu, den Kopf zu schütteln, und zu lächeln, etwas, das nur sehr Weniges zu erreichen vermag. Nicht einmal ein harter Schicksalsschlag hat es geschafft, sie in die Realität zurückzuholen, und das bewundere ich an ihr. Ich wünschte, ich könnte so fröhlich durch die Welt gehen wie sie, anstatt mich einfach nur zu beklagen.
    -Aber zu meiner Verteidigung – ich habe alles Recht, mich zu beklagen.
    -„Also, meiner Meinung nach können wir das so machen“, verkündet Funyo und mir fällt auf, dass ich offenbar die gesamte Diskussion seit meinem Einwurf in Gedanken gehangen habe. Nun höre ich doch genauer hin. „Wir probieren es mal aus, aber nur mit Freiwilligen, die zum See gehen, der Rest bleibt im Wald. Wenn es zu viele sind, wird gelost.“ Ah. Wieder so eine Demokratie-Sache, die bei den Freien Jägern läuft. Wenn es zu viel Auswahl gibt, entscheidet das Los. Dass wir durch unpassende Verteilung schon einige Freunde und Helfer verloren haben, scheint niemanden zu interessieren. „Ich schätze, wir halten die Anzahl möglichst klein, und wenn es sich auszahlt, können wir größere Gruppen hinschicken.“
    -Ich frage mich, wie wir, die wir schon zu wenig sind, um den großen Wald abzudecken, uns noch einmal aufsplitten sollen, aber mir soll es recht sein, denn das bedeutet, dass weniger Gefahr von den Jägern ausgeht. Allerdings haben wir wirklich eine andere Gruppe Wertiere – man glaubt gar nicht, wie viele es sind. Wir sind schon zehn – am See entdeckt, die nichts mit uns zu tun haben will, was bedeutet, dass diese wohl ein schlechtes Schicksal erleiden werden. Ich will sie nicht in Gefahr bringen, aber bei uns gilt: das ‚Rudel‘ zuerst.
    -Es ist einfach unfair.
    -Niemand weiß so genau, wann die Sache mit den Jägern angefangen hat. Wertiere wurden schon immer als gefährlich eingestuft, da wir, im Gegensatz zu Wandeltieren, unseren menschlichen Verstand fast komplett verlieren, auch, wenn ein Teil davon bleibt, wie ich bereits in meinem dummen Versteckspiel gemerkt habe. Und wenn wir Menschen als Gefahr ansehen, greifen wir an. Irgendjemand hat das wohl verteufelt und angefangen, uns als unnatürlich und brutal einzustufen. Das ist dann zu einem Teufelskreis geworden – mit mehr Gefahr für uns kommt mehr Gefahr für die Menschen. Irgendwann muss sich das Feindbild der Menschen bei den Wertieren eingeprägt haben und wir wurden aggressiv ihnen gegenüber. Und wenn es so weitergeht, wird sich das wohl niemals ändern.
    -„Heute Abend treffen wir uns wie üblich bei Dämmerung, bis dahin bereitet euch vor.“ Funyo klatscht in die Hände. „Damit ist die Versammlung beendet.“
    -Na endlich. Ich balle meine Hände zu Fäusten und unterdrücke das Zittern, das meinen ganzen Körper schütteln will. Morgen ist es soweit. Meine Vorbereitung wird darin bestehen, mich in meinem Zimmer einzuschließen und mich unter meiner Decke zu verkriechen. Zu hoffen, dass ich einschlafe, aufwache und sich mein Schicksal als ein böser Traum herausstellt und meine Mutter noch lebt und ich noch der zehnjährige Junge bin, der zusammen mit seiner Schwester aus dem Fenster schaut und von einer schönen Welt träumt.
    Aber bis ich zuhause bin, muss ich versuchen, normal zu wirken, und nicht so, als würde ich Todesangst haben.
    -Wobei ich mich manchmal doch frage, ob es denn so schlimm wäre, einfach zu sterben und das alles hier hinter mir zu lassen. Aber dann denke ich an Reia. Und die anderen Wertiere.
    -Und mir wird klar, dass das Leben nicht so leicht ist. Man kann nicht einfach aufgeben, wenn man keine Lust mehr hat, und selbst, wenn diese Welt nur ein Spielbrett der Götter ist, gibt es noch andere wichtige Spielfiguren, die man beschützen muss, sei es nun, weil es in den Regeln steht, oder, weil man sich mit ihnen verbündet hat.
    -Reia. Die Wertiere. Ja, sogar mein Vater. Wie könnte ich sie allein in dieser Welt zurücklassen, in der eine Niederlage Verlust und Schmerz bedeutet?
    -Gar nicht. Die Antwort ist einfach gar nicht.
    -Obwohl ich noch entscheiden muss, ob mir das nun gefällt oder nicht.




    Wortanzahl: 2 533


    Wow. Also, das ist mit Abstand das Kapitel, in dem ich am wenigsten Inhalt im längsten Text habe, das ich jemals geschrieben habe. o.O Ich find die Länge immer noch zu kurz, aber wenn man bedenkt, dass eigentlich nichts passiert... So absolut gar nichts, also wirklich jetzt. xD Dafür hab ich das ganze Rumgewhine von Kasura schon aus dem Weg. Keine Sorge, das nächste Kapitel wird das nicht mehr beinhalten. =D An alle diejenigen, die die Jagd erwartet haben: sorry, nächstes Mal. ^^" Wollte die Jagd ursprünglich hier reinpacken, aber irgendwie fand ich es so viel passender.
    Unzufrieden hoch zehn. Wenn das so weitergeht, wünsche ich mir mein zu schnelles Pacing zurück, das war irgendwie spannender als das da. Dx Es ist mal wieder mein berüchtigtes "Zweites Kapitel"-Syndrom aufgetreten, sprich, erstes Kapitel war ja noch schön und gut, aber das zweite... Hilfe. Bin auch nur ganz knapp über die 2 500-Worte-Marke gekommen, die ich mir gesetzt habe. (Alles andere geht nur noch als Prolog durch.) Aber was kann ich denn dafür, wenn einfach nichts passieren will? Ich schraub auf jeden Fall noch mal am Kapitel rum. Uh. So furchtbar. Dx Da war ja Labyrinth Kapitel II besser, und das war schon schlecht...
    Eigentlich wollte ich nach dem Ende noch den Rest des Tages schildern, aber a) wäre das noch uninteressanter geworden, als das Kapitel ohnehin schon ist, und b) ist das so ein schönes, passendes Ende gewesen, das wollte ich mir nicht kaputt machen.
    Himmel, Kasura ist aber auch nur am Rumheulen. xD Dafür finde ich, ich habe seinen bitteren Sarkasmus ganz gut getroffen, und zum ersten Mal seit Ewigkeiteeeen ♪ habe ich es geschafft, einen Charakter nur mit einer PRISE Sarkasmus auszustatten, nicht so wie sonst immer einen Eimer drüberzukippen.
    Anka und Funyo solltet ihr euch merken. Und Hakune am besten auch, obwohl ich noch nicht ganz weiß, was ich mit ihm anfangen will... Irgendwas auf jeden Fall.


    Fun Fact des Tages. Das Kapitel hieß erst "Der Tag davor", bis gerade eben sogar, aber dann kam mir auf einmal "Die Ruhe vor dem Sturm" in den Kopf und als "Sturmruhe" passt das doch viel schöner und klingt besser. Das nächste Kapitel, also das von Reia, wird übrigens "Mitternachtssinfonie" heißen. Bei ihr bleib ich bei den Nachttiteln. ^-^


    Ansonsten: tschö. Nächstes Kapitel wird besser. Ich versprech's. ;A;

  • E R S T E R--T E I L
    R E I A

    Kapitel III
    - Mitternachtssinfonie -


    An diesem Abend sitze ich mit Emma auf den blauen Kissen, die ich mangels Stühle um den flachen Wohnzimmertisch meiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung gelegt habe. Die Steinwände, grau wie sie sind, habe ich mit Zeichnungen dekoriert, eine davon erst von gestern, eine blaue Blume, um die herum ein Blumenfeld gewachsen ist, das in allen Blautönen erstrahlt. Noch immer weht der Wind durch die Weiden, während der Mond passend zu dem, der über Kayutsu in seiner Sichelform silbern schillert, die Szenerie kühl erleuchtet. Viel ist nicht in diesem Raum, in einer Ecke steht mein schmales, mit weißem Bettzeug bezogenes Bett mit einem alten Holznachttisch daneben, auf dem eine schon zu zwei Dritteln heruntergebrannte, rote Kerze brennt, ihm gegenüber liegt auch schon die dunkle Holztür, die in das Bad führt, und am Fußende des Bettes habe ich meine Staffelei hinstellen können, die jedoch die Wand neben ihr schon berührt, und gegenüber der Leinwand sitzen Emma und ich und essen eine heiße Suppe, die wir uns auf dem Markt gekauft haben. Ich weiß nicht genau, was in der grünen Brühe, die auf dem weißen Teller hin- und herschwappt, während Emma, die schon längst aufgegessen hat, mich mit zuckenden Katzenohren mustert, drin ist, aber sie schmeckt.
    -„Hör auf, mich so anzustarren.“ Ich schenke meiner Freundin einen Seitenblick und führe den Löffel mit der heißen Suppe zum Mund.
    -„Iss halt schneller“, gibt Emma nur zurück und schlägt mich mit ihrem Schweif. „Warum bin ich eigentlich noch hier?“
    -Ich schlucke und spüre die Suppe meine Speiseröhre hinunterfließen, dann wende ich den Kopf zu Emma und lächle. „Weil du eine nette Freundin bist, die mich nicht allein lassen will in den furchtbaren weiten Weiten von Kaelis Hauptstadt, in der die Gefahren an jeder Ecke lauern...“
    -Das bringt mir einen weiteren Schlag mit dem Schweif ein und Emma schnaubt. Dann grinst sie mich an und wackelt mit den Ohren, was ziemlich niedlich aussieht, bevor sie den Kopf schüttelt und auf ihrem Gesicht plötzlich weiße Haare zu sprießen beginnen, die in Sekundenschnelle ihren Kopf in eine Katzenform gebracht haben. Während dieses Prozesses schrumpft sie und ihre Körperform ändert sich, bis der Tisch sie überragt und ich sie nicht mehr sehen kann.
    -„Wieso verwandelst du dich?“, frage ich amüsiert und schiebe mir einen weiteren Löffel Suppe in den Mund. Ob es wohl für Wandeltiere angenehmer ist, sich in ihrer Tierform zu befinden? Oder vielleicht ist der Verwandlungsprozess wohltuend, ich weiß es nicht, aber es tut auf jeden Fall nicht weh, das wüsste ich bereits, Emma ist niemand, der stillschweigend Dinge über sich ergehen lässt. Wenn sie mit etwas nicht einverstanden ist, regt sie sich durchaus auf – und das gern mal sehr lautstark. Es ist eines der Sachen, die ich an ihr besonders mag. Sie ist so ehrlich.
    -Natürlich gibt sie mir keine Antwort, als Katze kann auch sie nicht sprechen, zumindest nicht mit gewöhnlichen Menschen wie mir, aber sie springt auf meinen Tisch, eine winzige, weiße Katze mit Augen, die zwar nicht menschlich aussehen, aber mehr Ausdruck besitzen, als die eines gewöhnlichen Tieres es haben könnten. Dann setzt sie sich demonstrativ auf den flauschigen Hintern und schlägt mit dem Schweif auf den Tisch.
    -„Ich mach ja schon!“, entgegne ich und verdrehe die Augen. So ist sie immer, egal ob in Menschen- oder Katzengestalt. Es heitert einen immer wieder auf, schon alleine in ihrer Nähe zu sein. Sie strahlt eine Fröhlichkeit aus, die viele Menschen nicht besitzen. Naja, ungeduldige, laute Fröhlichkeit.
    -Ich bin froh, dass wir Freunde sind, auch, wenn ich mich in Momenten wie jetzt unweigerlich frage, ob Kasura auch mit ihr klarkäme. Ich denke es ehrlich gesagt nicht, sie wäre ihm doch zu hektisch und aktiv... Und dann fällt mir auf, dass ich gar nichts von seinen Freunden weiß. Wir schreiben uns mindestens einmal im Monat, aber seine Antworten fallen meist sehr kurz aus und erzählen wenig von seinem Privatleben. Es fühlt sich fremd an, distanziert, auch, wenn ich weiß, dass es einfach nicht seine Art ist, viele Worte zu verlieren.
    -Schade ist es trotzdem.


    Ich renne, renne immer weiter weg von diesem Abgrund, der sich hinter mir auftut. Mein schweres, detailreiches Kleid mit tausenden Unterkleidern, von der Art, wie man sie früher trug, verlangsamt mich und ich stolpere mehrmals über den Saum, doch irgendwie schaffe ich es, zu fliehen.
    -Da vorne ist ein Wald, ob ich dort sicher bin? Irgendwie weiß ich es. Ich muss dort hinein, und dann wird es mir gut gehen.
    -Die ersten Bäume sind in Richtweite, ich habe es gleich geschafft...
    -„Reia!“
    -Abrupt bleibe ich stehen. Diese Stimme...
    -Gerade als ich mich umdrehe, bröckelt der Boden unter meinen Füßen weg und ich falle. Doch ich habe ihn gesehen.
    -Während ich in meinen Tod stürze, befindet sich Kasura in Sicherheit auf der anderen Seite und lächelt mich an.


    Ich schrecke hoch, schweißgebadet, die Augen weit aufgerissen und doch ins Nichts der Finsternis starrend. Oh Götter, ich hasse Alpträume, vor allem, wenn mein Bruder darin vorkommt, was nicht selten passiert. Für gewöhnlich ist allerdings er derjenige, der stirbt, nicht ich...
    -Was mache ich mir überhaupt Gedanken darüber, ob er derjenige ist, der in meinem Schlaf vergeht, oder ich es bin? Fakt ist doch, dass Träume gruselig sind. Meistens zumindest, manchmal habe ich auch schöne, aber wenn ich überhaupt träume, dann zumeist von so etwas.
    -Wie so häufig kann ich mich an jedes Detail erinnern, ich schätze, das hängt irgendwie mit meiner malerischen Gabe zusammen. Leider erweist sich diese Fähigkeit nicht wirklich als freundlich, wenn man den ganzen Tag so etwas im Kopf schwirren hat...
    -Ich sollte mich einfach wieder schlafen legen. Mein Bett ist zwar nicht unbedingt bequem, aber besser als nichts, die dünne Decke wärmt mich in der warmen Sommerzeit nicht zu sehr auf und die Nacht liegt ruhig da, mit dem Mond, den ich durch mein Fenster sehen kann. Das einzige, was ich höre, ist der Wind, der durch die engen Gassen der Hauptstadt zieht, wie eine sanfte Flötenmelodie...
    -Nun ja, es klingt nicht wirklich wie ein Flöte, aber kein anderes Instrument hat einen ähnlichen Klang. Vielleicht könnte man, wenn man weiter weg von der Stadt und näher an der ländlichen Seite Kaelis wäre, das Rascheln der Baumkronen hören, und auch das Rauschen eines Baches, und es wäre fast ein Orchester.
    -Ich weiß nicht, ob mir Kayutsu oder Ferashikobi besser gefällt. Beide sind genaue Gegenteile voneinander, also kann man sie auch nicht unbedingt vergleichen. Aber in Ferashikobi ist meine Familie, während ich in Kayutsu Emma getroffen habe. Keine der beiden will ich mehr missen.
    -Ich schließe meine Augen und sehe ein Bild vor mir; nicht von dem beängstigenden Traum, sondern von meinem Heimatdorf mit den Holzhütten, dem Wald und den Bergen auf der anderen Seite. Mitternacht, zumindest nehme ich an, dass es Mitternacht ist, ist nun wirklich keine gute Zeit, zu malen – man sieht die Farben nicht so gut bei Kerzenschein und die Lichtverhältnisse sind alles andere als optimal, außerdem bin ich immer noch leicht schlaftrunken, auch, wenn meine Gedanken sich wieder mal auf Wanderschaft befinden... Aber ich weiß, dass ich jetzt nicht wieder werde einschlafen können, wenn ich dieses Bild nicht auf meine Leinwand banne.
    -„Mensch, Reia“, schimpfe ich mich selbst murmelnd aus, „kannst du dir keine andere Tageszeit aussuchen?“
    -Offenbar kann ich das wirklich nicht. Als meine nackten Füße den kalten Steinboden berühren, zucke ich zusammen, er ist so viel kühler als die Luft, dass ich erst einen Moment brauche, bis ich ihn als angenehm empfinden kann. Dann allerdings bietet er einen herrlich erfrischenden Gegenpart zur schwülen Luft von Kaelis Sommer.
    -Nun gilt es allerdings erst einmal, in der doch sehr schweren Finsternis Streichhölzer zu finden, wo ich doch die Kerze schon einmal neben mir stehen habe. Weitsichtig, wie ich nicht bin, weiß ich leider nicht, wo ich die Zündhölzer hingetan habe, weshalb ich eine Zeit lang quer durch das winzige Zimmer stolpere und mir mein Knie und meine Zehen an allem stoße, an dem ich sie stoßen kann, bis ich schließlich direkt an meiner Staffelei lande, sprich, ich stehe mit schmerzenden Körperteilen genau da, wo ich einfach hätte hingehen können, wäre ich zwei Schritte nach unten gelaufen. Warum lege ich die Hölzer auch ausgerechnet zu meinen Malutensilien? Da kommt doch keiner drauf!
    -Manchmal fühle ich mich, als wären mein Unterbewusstsein und ich uns nicht ganz einig, was gewisse Sachen angeht.
    -Immerhin kann ich jetzt ein kleines Streichholz anzünden und muss nicht einmal weit laufen, um zurück zu meiner Kerze zu gelangen. Ich meine, weit ist hier sowieso nichts...
    -Die Flamme springt auf den Docht der Kerze über und taucht meine Wohnung in angenehmes, warmes Licht, wobei es mir schon wieder zu warm ist, die Temperatur betrachtend. Ich glaube, nicht einmal ich selbst kann es mir recht machen... Mit einem Blick zur Staffelei denke ich mir, ich sollte einfach anfangen, zu malen, dann kann ich wieder ins Bett gehen.
    -Ich atme tief durch und drehe mich wieder um, die rote Kerze in der Hand, um endlich beginnen zu können. Jetzt kann mich ja eigentlich nichts mehr stören...
    -REIA!
    -Ich zucke zusammen und lasse die Kerze los, die mitsamt dem kleinen Teller, auf dem sie steht, zu Boden fällt. Ein Klirren beweist mir, dass das Porzellan nun in Scherben gesprungen ist, und der Rauchschwaden, der aufzieht, als der Raum sich plötzlich verdunkelt, lässt auch darauf schließen, dass das Feuer der Kerze ausgegangen ist. Wahrscheinlich tropft in diesem Moment heißer Wachs auf den Stein, und wenn ich daran denke, dass ich schon enorm Glück hatte, als meine Füße nicht von den Scherben erwischt wurden, mache ich hastig drei Schritte zurück – und laufe direkt in eine kleine Gestalt hinein, von der ich schon weiß, wer sie ist.
    -„Emma, es ist mitten in der Nacht!“, beklage ich mich und fahre herum, nur, um dem geschockten Blick meiner Freundin zu sehen, deren Katzenohren zittern. Die Tür hinter ihr steht sperrangelweit offen, ich sollte mir wirklich angewöhnen, sie zu verriegeln, und die Augen der Wandelkatze glänzen vor ungeweinten Tränen. Sie ist schweißgebadet, wohl durch den Lauf von ihrer Wohnung am anderen Stadtende zu meiner, die auch noch im dritten Stock liegt, und hat Gänsehaut an den nackten Armen. Auch sie trägt wie ich noch ihr blaues Nachthemd und ist barfuß, was heißt, sie hat diesen Besuch garantiert nicht vorbereitet.
    -Was bei den Göttern ist passiert?
    -Ich muss die Frage nicht stellen, bevor Emma ihren Redeschwall ablässt.
    -„Meine Freundin Sarine, sie ist ein Wandelschwan, und die Vereinigung glaubt sie hat was mit einem Wertier zu tun, und die hassen sie sowieso schon, weil sie sich ansatzweise für die Wertiere ausgesprochen hat, und jetzt suchen sie sie und eigentlich ist sie bei mir untergekommen und ich war nur mal schnell im Bad und hab sie schreien gehört und jetzt ist sie weg und die Tür war dann offen und ich habe Blut gesehen und oh Götter Reia ich habe solche Angst!!!“ Bei diesen Worten bricht sie unter Tränen zusammen und fällt in meine Arme. Ich hingegen bin völlig hilflos, wenn auch berührt von der Geschichte, und will etwas tun, aber kann es nicht. Ich kenne diese Sarine ja nicht einmal, aber was ich kenne, ist ihre Situation, zumindest ein wenig. Was würde passieren, wenn man erfahren würde, dass ich die Identität meines Bruders als Werberglöwe verheimliche? Ich will es gar nicht so genau wissen.
    -Mangels besseren Ideen streiche ich meiner Freundin einfach über den Kopf und sage gar nichts, aus Angst, ich könnte die falschen Worte finden.
    -Aber wenn die Vereinigung Kayutsus, die wahrscheinlich brutalste Jägergruppe, die sich in Kaeli finden lässt, Emmas Freundin bei ihr gefunden hat, wird es nur eine Frage der Zeit sein, bis sie die Wandelkatze ebenfalls verdächtigen. Und ich kann nicht zulassen, dass ihr etwas geschieht. Allerdings, hätten sie Emma dann nicht schon längst mitgenommen?
    -Es ergibt alles keinen Sinn, und ich kenne auch die Hintergründe nicht, aber würde die Vereinigung wirklich so vorgehen?
    -„Etwas Schreckliches wird passieren“, murmelt Emma in mein Nachthemd, unter Schluchzern. „Ich fühle es ganz genau.“
    -„Ach was.“ Ich glaube selbst nicht ganz an meine Worte, denn es ist schon viel Schlimmes passiert in letzter Zeit, aber ich finde durchaus, sie übertreibt. Ja, sie durchlebt eine schlimme Zeit, aber das klingt ja, als wären wir alle dem Untergang geweiht. „Alles wird gut werden.“ Das ist allerdings schlicht und ergreifend gelogen. Zwar glaube ich an Schicksal und daran, dass die Götter am Ende alles so haben werden, wie sie es wollen, aber alles wird niemals gut, daran glaube nicht einmal ich. Eine Welt ganz ohne Schlechtes kann es dann doch nicht geben, auch wenn sich alle vertragen könnten.
    -„Das glaubst du doch selbst nicht.“ Emma klingt nicht sarkastisch oder ironisch. Sie stellt die Tatsache einfach in den Raum. Es passt nicht zu ihr, aber zu dieser Situation.
    -„Stimmt... Aber ich glaube daran, dass alles so passiert, wie es passieren soll. Und ich bezweifle, dass deine Freundin ein so schlimmes Schicksal hat. Ich meine, sie ist deine Freundin, das muss doch heißen, dass sie kein schlechter Mensch... Wandelschwan ist, nicht?“
    -Emma drückt sich von mir weg und schaut zu Boden, bitter lächelnd. „Stimmt. Sarine ist eines der liebsten Wesen, die ich kenne, und sie hat Mitleid mit jedem, sogar mit den Wertieren. Ich bin zwar nicht immer ihrer Meinung, aber ich kann sie immer verstehen. Du würdest sie mögen.“
    -Ich schüttele vehement den Kopf. „Nein! Ich werde sie mögen, wenn du mich ihr vorstellst, was ich doch mal stark hoffe, jetzt will ich sie nämlich kennenlernen.“
    -Emma hebt den Blick und schaut mir aufgelöst in die Augen, ihre Mundwinkel sind wieder nach unten gesunken, aber sie blickt nicht mehr ganz so traurig drein.
    -„Optimismus!“, fahre ich fort. „Wenn du mit einer negativen Einstellung durchs Leben gehst, kann das gar nichts werden. Egal, was passiert, hoffe einfach immer auf das Beste!“ Ich nicke entschlossen und grinse meine Freundin so fröhlich wie möglich an. „Morgen gehen wir sie suchen, morgen finden wir sie und morgen können wir uns alle zusammen ein Eis kaufen, was bei der Hitze, die momentan noch herrscht, einfach mal sein muss. Und es wird vielleicht nicht alles, aber zumindest dein und Sarines Dilemma in Ordnung sein, dann lachen wir alle wieder und die Auflösung ist etwas ganz Banales.“
    -Eine Weile sind wir still und starren uns einfach nur an, bis die Ohren meiner Freundin zucken und sie sich ein Lächeln abringen kann, das nicht unbedingt fröhlich, aber doch zumindest nicht mehr so bittersüß wirkt. „Das war mit Abstand die motivierendste Rede, die du jemals gehalten hast, Reia. Und wahrscheinlich auch die längste.“
    -Ich antworte nicht, sondern lächle nur zurück. Wenn ich jetzt noch mehr sagen würde, fiele wahrscheinlich alles in sich zusammen. Ich glaube zwar daran, dass es ein fröhliches Ende geben wird, aber das ändert nichts an dem, was ich außerdem fühle und was ich immer weiter zurückdrängen will, bis ich vergessen habe, dass es existiert.
    -Tief in meinem Inneren, irgendwo in einer kleinen Ecke meines Herzens, sitzt nämlich die Angst.
    -Angst, dass wir Sarine tatsächlich finden werden, aber ohne Leben in ihr.
    -Angst, dass wir nur mehr Sarines Leiche bergen werden können.
    -Sie ist klein, aber sie ist da.




    Wortanzahl: 2 509


    Naja, wirklich viel mehr Handlung als Kapitel II hat es nun auch nicht, aber ich mag es irgendwie lieber. Ich hab ja Traumszenen gern, auch wenn diese hier mir etwas misslungen ist, sie zeigt Reias Inneres, das sie Tag für Tag für ihr Lächeln versteckt und verdrängt, doch recht gut. ... Hoffe ich. '-' Ansonsten mag ich irgendwie die Tatsache, dass dieses gesamte Kapitel nur in einem Raum spielt, und der noch dazu sehr klein ist.
    Warum sich Emma verwandelt hat? Hatte keinen weiteren Sinn und Zweck als die Tatsache, dass ich das mal beschreiben wollte. xD


    Emma mag Wertiere ja nicht so. Sie hasst sie nicht direkt und würde nie einem Jägertrupp beitreten, hat aber auch nichts gegen ihre Auslöschung. Das ist relativ irrelevant für die Story, aber ich wollte es mal erwähnt haben.
    Merkt euch Sarine! Die wird noch wichtig! Also, wirklich wichtig! Erst später in der Geschichte, um ehrlich zu sein, aber sie wird es. Überhaupt werden aber noch soooo viele mehr oder weniger wichtige Charaktere vorgestellt werden, die noch nie erwähnt wurden, plus natürlich Funyo und Anka, die noch ihr Spotlight bekommen werden, und halt Sarine...


    Die Handlung schreitet irgendwie sehr langsam voran, habe ich so das Gefühl. Ist mal eine Abwechslung von dem üblichen Schlag-auf-Schlag-Zeug, das ich schreibe, und macht auch irgendwie Spaß, auch, wenn die Kapitel da immer dauern, aber das tun sie sowieso...

  • [tabmenu][tab=Vorwort]Hey Güte!
    Ich hatte schon länger mal vor, deine Geschichte zu lesen und dir einen Kommentar zu hinterlassen, weswegen ich dies nachhole, nachdem du auch bereits das dritte Kapitel gepostet hast. Normalerweise würde ich eher allgemein auf alles eingehen, aber in deinem Falle habe ich mir gedacht, die Kapitel einzeln durch zu gehen, weil du auch vielleicht mehr davon hast. :)
    Und das im schicken tabmenu Style!

    [tab=Allgemein][subtab=~]Startpost
    Gestaltungstechnisch brauche ich dir keine Tipps zu geben, sondern spreche ein Lob aus, da mir dieser sehr gut gefällt und meiner Meinung nach zu deinem Titel passt bzw. zu deiner Thematik passt, besonders zu deinem Rot, dass du noch als zweite Farbe verwendete hast, welche gut mit einander harmonieren. Ich finde auch das deine Neben- Informationen sehr gut zur Geltung kommen und man merkt selbst, wenn man jenes durchliest, dass du dir viele Gedanken über deine Geschichte gemacht hast und dir diese am Herzen liegt und das finde ich besonders bemerkenswert. Etwas schade finde ich dass du keinen Header verwendet hast, selbst wenn es alle mal immer noch schön und ordentlich aussieht, finde ich dass du ruhig noch eines hinzufügen könntest, da es sicherlich viele gibt, die zu deinem Titel und allgemein deine Geschichte widerspiegelt, wobei dies natürlich deine Sache ist, erwähnen wollte ich es dennoch. Allgemein fand ich es auch interessant, wie dieser Gedanke bzw. dieses RPG dich mehr oder weniger animiert hat, diesen Faden zu verfolgen und eine Geschichte daraus zu machen. Besonders dieses war es, was mich sehr daran faszinierte und mich umso neugieriger werden ließ, wie dein Werk sein wird, besonders da es mir nach einem lang läufigen Projekt erscheint und nicht etwas, was man nach kürzester Zeit wieder aufgibt. Etwas schade fand ich ebenfalls, dass du kein Klappentext oder ähnliches verfasst hast, dafür aber eine erstaunliche Sammlung an anderen eher nebensächlichen Informationen verfasst hast, was zwar in keinster Weise negativ gemeint ist (da es allemal interessant war, diese zu lesen, selbst wenn ich eher der Typ bin, der so etwas gezielt auslässt), aber dennoch man als Leser nicht wirklich Ahnung hat, um was es vage geht, selbst wenn der Titel einige Schlussfolgerungen vorne wegnimmt. Aufgefallen ist mir auch unter anderem das du auch keine Quellenangabe zu den Bildern angegeben hast (oder habe ich etwas übersehen? Wenn dies der Fall, kannst du mich gerne darauf aufmerksam machen!), aber dies wollte ich nur anmerken. Noch etwas was mir ins Auge gestochen ist, dass du – und dies ist nur meine Ansicht, am Rande erwähnt – keinen wirklich konkreten Unterschied zwischen Wandel- und Wertieren meiner Meinung nach machst, denn beide „Wesen“ wirken beinahe identisch von den Informationen her, auch wenn mir bewusst ist, dass Wandeltiere – wie der Name an sich schon angibt -, sich in verschiedene Formen ihres Seins verwandeln können, aber dennoch würde mich hier zB. Interessieren, welcher entscheidende Unterschied zwischen den beiden wirklich ausmacht, denn beide Arten scheinen mir auf dem ersten Blick recht gleich, was aber auch nur an mir liegen kann. Im Prinzip können genauso gut Wandeltiere gefährlich sein, weswegen ich die Frage mal werfe, warum es so ist– oder zumindest aus den Informationen und den Kapiteln entnehmen kann -, dass Wandelwesen noch nicht derart ins Misstrauen der „normalen“ Menschen gerieten. Zumindest wollte ich das nur sagen, weil es mir etwas schleierhaft war, aber dies nur an mir liegt
    Die Steckbriefe hier gefallen mir sehr, nicht nur die schönen Bilder die du erwählt hast und aus dem was ich bisher gelesen habe, meiner Meinung nach auch gut das beschriebene Aussehen der Charaktere widerspiegeln und du hast dich hierbei nur an die nötigsten Informationen gehalten, was ich auch gut finde, ohne großartig zu viel zu verraten. Ebenfalls begrüße ich es, dass du es aktuell hältst und dich an dem Erscheinen deiner Charaktere in deinen Kapitel orientierst und entsprechend diese noch hinzufügst. Vor allem das du etwas zu den Namen bzw. zu deren Herkunft schreibst, denn das ist ein Detail, das mir selbst auch als wichtig erscheint, den Namen präsentieren in gewisser Weise einen Charakter.


    Prolog – Angst vor der Dunkelheit
    Den Prolog hier gebrauchst du offenbar für die Einleitung bzw. den Grund, für die Handlung und wie dies alles zustande gekommen ist. Dabei beginnst du hier mehr friedlich, später sich die Situation aber merklich steigert, bis es abrupt mit dem Tod der Mutter zusammenfällt und dies durch die Werwölfe bzw. Wertiere, weswegen der Vater sich entschließt gegen diese anzukämpfen um seine geliebte Frau zu rächen. Auf der einen Seite ist dies ein sehr durchschaubarer Grund, von dem oftmals Gebrauch gemacht wird, denn Rache kann als Antrieb für das Kämpfen und die Verfolgung eines Zieles dienen, was in diesem Falle auch zutrifft. Demnach entschließt sich der Vater daraufhin, seinen Sohn (den ich zunächst fälschlicherweise für ein Mädchen hielt, lol) zu trainieren, damit er ebenfalls dieser Aufgabe gewachsen wird und seine Mutter rächen kann. Was ihn aber in keinster Weise abzuschrecken scheint. Auffällig in deinem Geschehen war unter anderem, dass er seine Eltern auch mit dem Vornamen nennt, zumindest gedanklich, was so etwas wie eine Distanz die sich durch jenes tragische Erlebnis, zwischen ihn und seine Eltern bzw. seiner Familie aufweist oder zumindest in meinen Augen ausdrückt. Der Beschluss des Vaters wirkt hier teilweise etwas zu schnell abgehandelt, ich hätte eher gedacht das er sich mehr der Trauer hingegen würde und sein Sohn allein von sich aus, eine Rache plant. Später beschreibst du dann aus der Sicht von Kasura, wie seine Mission verläuft, nachdem die Ausbildung zu einem Jäger begonnen hatte und angegriffen wird, jedoch sein Vater ihn wahrscheinlich rettet, aber merklich er selber für sein Wohl nichts tut um sich zu verteidigen. Ihm scheint der Lebenswille für solch etwas zu fehlen, was alle mal in deinem Prolog deutlich präsent war.
    Jedoch ist dies nicht alles, denn wie es scheint ist er selbst zu einem Wertier geworden, was man nicht nur zuletzt anhand deiner Anspielung „er sehnt sich nach den Mond“ entnehmen kann, sondern auch dem letzten Wort, was ebenfalls hier den Titel gut widerspiegelt, da er in gewisser Weise Angst verspürt, alleine in der Dunkelheit zu sein, da ihn jene Angst verfolgt, er würde sich in das Tier, in das Wesen verwandeln, was einst das Leben seiner Mutter geraubt hatte bzw. in dessen Spezies. Und wie würde sein Vater darauf reagieren? Besonders durch diesen Beginn wirfst du viele Fragen auf und wie alles weitergeht, alles in allem baust du hier deutliche Spannung auf. Es war eine an sich gute und schöne Vorgeschichte des Ganzen (wenn man dies als schön bezeichnen kann), denn mir gefiel es besonders, dass du Anfangs – wie ich bereits erwähnte – eine Harmlosigkeit eingebaut hast, welche sich aber nur als Illusion entpuppt und nur Erinnerungen des Jungen aus einer einstigen schöneren Zeit waren, bevor er mit diesen Problemen konfrontiert wurde.


    Fehler/Anmerkungen

    • Ich erkannte den Hasen damals nicht, aber ich stimmte ihr trotzdem zu. Sie ist ein Jahr älter als ich. Damals glaubte ich noch, sie muss alles wissen, auch die Dinge, die mir verborgen bleiben blieben.

    • Wir wechselten einen teils panischen, teils schwermütigen Blick, bevor wir beide auf Vater zustürzten und ihn in unsere Arme schlossen, bevor auch wir begannen, zu weinen, eine gebrochene Familie, die auf dem winzigen Flur hockte und den Tod einer Frau beklagte, die jedem hier alles bedeutet hatte.

    • „Ein Werwolf. Auf der Jagd. Wir alle konnten entkommen, nur sie nicht...“

    • Doch Vater hatte das nicht bedacht. Er war der Meinung, ich schaffte das schon allein, weil ich schnell und wendig bin. Er hatte auch nicht bedacht, dass meine schneeweißen Haare, die ich von meiner Mutter geerbt habe, herausstechen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass ich sie hätte verdecken können. Aber als ich das Grummeln hörte, war es schon zu spät. Jetzt konnte ich nichts mehr tun.

    [subtab=Kapitel I]
    Kapitel I – Sternenstaubfänger
    Ich finde das du diesen Anfang wirklich sehr schön begonnen hast, zwar ist nicht sonderlich viel passiert, aber dennoch gefällt es mir, wenn man den Leser eher zu Beginn in die fremde Welt entführt wird und dann langsam die Handlung und in das Eigentliche einsteigt, dann verläuft alles nicht so schnell und abrupt und ich finde dass ist dir auf jeden Fall gelungen. Der Titel hat ebenfalls einen sehr schönen Klang; zwar etwas abstrakt wenn man es mit dem Geschehen betrachtet, aber dennoch passt er auch irgendwie, wenn man die Beschreibung des bewegenden Bildes nicht außer Acht lässt. Du hast auch dieses Kapitel aus der Sicht der anderen Protagonistin geschrieben, was mich zwar zu Anfangs etwas verwirrt hat, sich dieses aber relativ schnell gelegt hat, denn es war interessant, das Geschehen auch aus den Augen eines anderen zu betrachten umso mehr bin ich gespannt darauf, wie ihr Bruder dies alles erzählt und wie sich seine Perspektive von der seiner Schwester unterscheidet. Die Beschreibungen waren auch liebevoll gestalten worden, zwar waren diese deutlich überwiegender als die Handlung und die Konversationen, die du gelegentlich mit einfließen lassen hast, aber dennoch haben mir diese sehr gefallen und waren in meinen Augen, auch an den richtigen Stellen geschrieben, so dass man das Ganze im Zusammenhang begreifen und mit verfolgen konnte – ohne Probleme. Weil meist herrscht das Problem, dass durch viele detailverliebte Beschreibungen oftmals man als Leser, die Handlung vergisst und nicht mehr weiß um was es denn eigentlich geht, was aber bei dir nicht der Fall war, nur als Anmerkung am Rande, für den weiteren Verlauf. Deine Welt – oder eher die Welt in der sich Reia befindet – wirklich gut dargestellt, so dass man auch erfährt, dass sie nicht mit ihrer Familie zusammen wohnt, etwas was mich allerdings verwundert hat, dass sie ihre Mutter gedanklich nicht erwähnt, aber es scheint so, dass dieser Vorfall der Vergangenheit angehört, aber dennoch eine zentrale Rolle in dem Geschehen spielt, weswegen das möglicherweise noch gepasst hätte, dennoch aber auch die Beziehung zwischen den Geschwistern um einiges gewichtiger erscheinen ließ.
    Reia erscheint mir durchaus sympathisch zu sein, wenn auch verträumt, aber genau deswegen mag ich sie wahrscheinlich auch, weil ich mich ein wenig mit ihr identifizieren kann ebenfalls auch ihre Freundin, selbst wenn sie in so mancher Gelegenheit etwas aufdringlich wirkte, aber das in einer süßen Art und Weise. Ihre Gabe ist im übrigen sehr faszinierend, ich hätte nicht unbedingt erwartet, dass es in dieser Welt üblich ist, aber dennoch mag ich das Konzept sehr, auf dem die Welt basiert und dass so etwas mehr etwas alltäglicher hier ist. Auch dass hier noch dieser Gedankengang welchen du unter deiner Überschrift deines Startpostes zitiert hast, ist mir sofort aufgefallen, zur Geltung gebracht hast, was ich gut mit eingebaut fand.


    Fehler/Anmerkungen

    • Die Schule steht direkt auf einem Platz, der so liegt, dass die Sonne ihn so gut wie immer anstrahlt, und inmitten dieses Platzes ist ein Springbrunnen mit der Statue eines Engels zu sehen, von dessen ausgebreiteten goldenen Flügeln das Wasser sanft ins Becken fiel fällt und ein plätscherndes Geräusch erzeugt.

    • Wie sie es schafft, nach drei Jahren immer noch so begeistert von meiner Fähigkeit zu sein, ist mir ein Rätsel – vor allem, weil es deutlich interessantere Kräfte gibt, die ich nicht besitze.

    • Angesichts meiner besseren Laune verspüre ich aber doch irgendwie ein Schuldgefühl, dass ich Kasura einfach so aus meinen Gedanken verdränge. Ich versuche, es zu verdrängen, aber es hängt noch den ganzen Tag fest und weigert sich, zu verschwinden.

    [subtab=Kapitel II]
    Kapitel II – Sturmruhe
    Den roten Faden dieses Unglücks, das Kasura widerfahren ist, setzt du hier fort, auch wenn man nur hier wiederum mehr gedanklich etwas über seine Umwelt und die anderen relevanten Charaktere erfahren hat, war es dennoch interessant gestalten von dir und ebenfalls passt es zu dem Ganzen Bild. Hier wurde auch zum ersten Mal die Zeit aufgegriffen, in der das Ereignis, welches verursacht hat, dass es so weit gekommen ist, stattgefunden hatte, aber du die Jahre dazwischen eher außer Acht lässt, dich hauptsächlich auf das Hier und Jetzt fokussierst. Etwas was mich aber dennoch fragend zurücklässt ist, dass du hier beschreibst, Kasura würde auch andere seiner Art kennen und sich auch mit diesen trifft, aber in mir keimen dann Fragen auf wie, wie das zustande gekommen ist, da er unter anderem doch unter den wachsamen Augen seines Vaters eine Ausbildung zum Jäger absolviert und ich mich frage, wie dieses Zusammentreffen und dieses Kennenlernen stattgefunden hat, ich selbe hätte mir auch unter anderem vorstellen können, dass er es – wenn er Missionen alleine gemacht oder noch machen würde – eventuell auf diese trifft, dennoch aber eher ungewiss bleibt, wie er zu diesen stieß. Noch etwas was mir aufgefallen ist, ist unter anderem dass du hier einen kleinen Unterschied zwischen den zwei verschiedenen Wesensarten machst und auch beschreibst, dass Kasura selbst nicht die genauen Hintergründe für die Verfolgung und Ausrottung – zumindest der Versuch dieses – der Wertiere weiß (zumindest konkretere, die nicht nur das töten von Menschen beinhalten, sondern dieser Hass schon vor solche Vorfällen wohl verankert war), aber wiederum erwähnt wird, dass wenn sich diese von Menschen bedroht fühlen, auch dementsprechend angreifen. Aber eben dieser Fall tritt im Prolog nicht unbedingt auf, denn nach Kasura eigener Vorstellung von sich selber, macht er keinen allzu bedrohlichen Eindruck und wurde dennoch angegriffen, möglicherweise ebenso seine Mutter. Wobei dies genau auch von dir beabsichtigten werden könnte, dass man sich dies fragt und auch mehr dahinter steckt, als es den Anschein erwecken kann. Unglücklich ist aber auch, dass er nicht vollends das Vertrauen seiner Artgenossen genießt, denn er ist selber in dem Bund, welcher diese jagt, was ihn allesamt zu Feinden beider Seiten macht, für die er kämpft. Eben dass die anderen dieser Wesen auch „nur“ ganz normale Menschen sind bzw. eben jenes Leben leben, dennoch aber ein Geheimnis gleichzeitig wahren müssen, ist es kein Einzelfall, aber dennoch dass Kasuras hier wiederum wirklich einzigartig ist – wenn man es als so etwas bezeichnen darf, da gerade er zwischen den Fronten beider Seiten gerät oder noch geraten kann (wenn er das bisweilen schon nicht ist). Gerade aber das auch ein sehr gemeinschaftlicher Gefühl für seine Freunde hat, würde mich ein Hintergrund umso mehr interessieren, wie sich diese Zusammenführung entwickelt hat, es wirkt hier eher nur kurz am Rande erwähnt, dabei denke ich dass besonders das, sehr wichtig für das weitere Geschehen werden kann. Noch dazu, dass hier die Beziehung zwischen Vater und Sohn sehr angespannt zu sein scheint, da er vielleicht den Erwartungen und Hoffnungen seines Vaters nicht unbedingt gerecht wird, aber auch eben dass der Tod seiner Frau, eine tiefe Kluft zwischen den beiden und generell der Familie, getrieben hat, was auch zudem noch sein unausgereifter Plan zu fliehen zeugt, da er diesen gedanklich erwähnt, ohne Scheu zu empfinden oder bedauern darüber, das sein Vater als einziges Familienmitglied zurückbleiben würde, wenn er diesen in die Tat umsetzten würde. Eher hatte er schon einige Punkte seines Planes überlegt (bei denen ich mir auch vorstellen könnte, dass er unter anderem bei seinen Artgenossen für einige Zeit leben würde, aber dies ist ein Szenario, dass ich mir nur vorstellen bzw. in Erwägung ziehen würde.) In vielerlei Hinsicht wirkt auch die meisten seiner Gedanken und Beschreibungen so, als würde er direkt zu dem Leser sprechen und besonders, dass du selbst die Charaktere auch vorstellen lässt, stechen diese zunächst deutlich heraus und an so mancher Stelle zeigt auch Kasura meiner Meinung nach, einen Sarkasmus, aber dennoch ist er ehrlich was dies anbetrifft.
    Jedenfalls hast du hier merklich einige Anspielung auf das mögliche Geschehen einem gegeben, aber auch eben die Freiheit einiges Interpretieren zu können. Und auch wenn du hier wieder weniger die Handlung beschrieben hast, mochte ich das Kapitel im allgemeinen sehr.


    Fehler/Anmerkungen

    • Zwar hält meine Kondition nicht allzu lange vor an, aber das liegt eher an mir und der Tatsache, dass ich für alles Sportliche absolut nicht geeignet bin.

    [subtab=Kapitel III]
    Kapitel III – Mitternachtssinfonie
    Auch dieses Kapitel beginnst du hier recht sorglos und man bekommt auch ein besseres Bild der Freundschaft bzw. dem Band, welches die beiden Mädchen verbindet, was an sich auch nicht langweilig war zu lesen, sondern du hast es amüsant zur Geltung gebracht, aber ohne dieses zu übertreiben. Eben, dass das Szenario dann auch mit den Gedanken ihres Bruders endet und sofort träumt sie von diesem und dieser tritt hier auf, in einem mehr eher negativen Licht, was ich besonders daran ausmache, dass er sie am Ende ihres Lebens nur anlächelt, was zuweil in mir einige misstrauische Gedanken aufkeimen lässt, dennoch aber die beiden wohl eine geschwisterliche Liebe teilen. Aber auch hier wiederum nur an ihren Bruder denkt, kaum an ihre Mutter oder gar an ihren Vater und wie es aus der Erzählung so rüber kommt, mit ihm keinen sonderlichen Kontakt pflegt, zumindest ist hier nur die Rede, dass sie mit ihrem Brüder welchen hat, auch wenn der recht beschränkt ist. Später auch heraus kommt, dass sie über sein Geheimnis Bescheid weiß, aber man nur dies eben am Rande mitbekommt, was aber unter anderem die Anmerkung Kasuras aus dem zweiten Kapitel erklären würde, als er bei der Ausarbeitung seines Planes gemeint hat, er würde seine Schwester kontaktieren, wenn ich mich nicht irre. Dennoch aber du dieses Merkmal deutlich mehr beschreiben könntest, da ich auch wiederum hier denke, dass ist etwas, was wichtig für die Handlung darstellen könnte bzw. für mich eigentlich bereits darstellt, da sein Vater ungewiss darüber ist, was sein Sohn wirklich vor ihm verbirgt. Eben auch später kaum etwas über die Angst berichtet, die in ihr innewohnt, aber in hier nicht erwähnt, möglicherweise nicht diesen Gedanken, dass ihm etwas passieren könnte oder seine Identität aufgedeckt werden kann, blühen möchte und ihn deswegen verdrängt. Bisweilen du ihre verträumte Art nicht nur mit der Liebe die sie zur Kunst hegt ausdrückst, sondern auch selber mit ihren Handlungen bzw. Gedanken erschaffst, da gerade dieses Verdrängen dafür sorgt und auch deutlich macht, dass sie der Konfrontation des Bevorstehenden Problems ausweicht, so gut wie möglich, gerade ihre Lage bietet sich dafür an, aber als am Ende ihre Freundin ihr von ihrem Problem berichtet, ihr eben jenes Gefühl das sie hat, wieder aufkommt, aber dennoch wieder wegwischt.
    Eben auch das Problem ihrer Freundin wiederum zeigt, wie tief dieser Konflikt und Hass auf die Wertiere ist bzw. sein kann, da selbst solche die unter Verdacht stehen, mit diesen etwas zu tun zu haben oder befreundet zu sein, bestraft werden, schlimmstenfalls vielleicht auch getötet werden. Wobei ich mir hier wiederum nicht ganz sicher bin, wie weitreichend dieses „Gesetz“ nenne ich es mal, ist und wie sich der Kontakt zu diesen Werwesen auf andere auswirkt, wobei die meisten wie es scheint nur Verachtung für diese übrig haben, nicht umsonst existieren Jäger, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, diese zu töten. Aber dennoch leistest du langsam die Geschehnisse und die Handlung ein und ich bin gespannt, wie diese „Vereinigung“ (die wahrscheinlich die Regierung in diesem Falle spielen oder zumindest diesen Eindruck erwecken) ihre Rolle in deiner Geschichte erfüllen werden, aber auch Reia, die langsam immer mehr damit hineingezogen wird, was sie wohl eher weniger möchte.

    [tab=Ende]
    Alles in allem mag ich deine Geschichte wirklich sehr, sie ist von der Thematik her interessant und schön gestalten worden und auch dein Schreibstil hat es mir angetan, deswegen hätte ich gerne eine Benachrichtigung bei weiteren Kapiteln und ansonsten freue ich mich auf mehr von dir.
    Dunames

    [/tabmenu]

  • [font='Gisha, Georgia, Times New Roman, Times, serif']R E K O M M E N T A R
    A N--D U N A M E S


    [align=justify]Kommentarkommentar, yay!


    Zitat

    Etwas schade finde ich dass du keinen Header verwendet hast, selbst wenn es alle mal immer noch schön und ordentlich aussieht, finde ich dass du ruhig noch eines hinzufügen könntest, da es sicherlich viele gibt, die zu deinem Titel und allgemein deine Geschichte widerspiegelt, wobei dies natürlich deine Sache ist, erwähnen wollte ich es dennoch.


    Ich suche noch. ;A; Find's auch etwas leer, aber es ist so schwer, etwas zu finden, was meinen Vorstellungen entspricht... Vielleicht geh ich am Ende selber ran, mach n Foto oder ne Zeichnung oder so, irgendwas muss das noch kommen. D=


    Zitat

    Etwas schade fand ich ebenfalls, dass du kein Klappentext oder ähnliches verfasst hast,


    Huchwas? o.O Das vor dem Vorwort ist der Klappentext und der ist durchaus vorhanden. ;_;


    Zitat

    Aufgefallen ist mir auch unter anderem das du auch keine Quellenangabe zu den Bildern angegeben hast


    Google Bilder ist ein Arschloch. Dx Nah, ich habs größtenteils bei Portalen wie Photobucket gefunden (oder auch auf meinem Laptop, haha) und suche daher immer noch die richtigen Quellen.


    Zitat

    Der Beschluss des Vaters wirkt hier teilweise etwas zu schnell abgehandelt, ich hätte eher gedacht das er sich mehr der Trauer hingegen würde und sein Sohn allein von sich aus, eine Rache plant.


    Man muss bedenken, das hier ist nur eine Abhandlung der Geschichte, wie Kasura sie später erst erzählt. Sicherlich lässt er dabei einiges unter den Tisch fallen oder übertreibt... Bzw klaubt das zusammen, was er noch im Kopf hat. x)


    Zitat

    Doch Vater hatte das nicht bedacht. Er war der Meinung, ich schaffte das schon allein, weil ich schnell und wendig bin. Er hatte auch nicht bedacht, dass meine schneeweißen Haare, die ich von meiner Mutter geerbt habe, herausstechen. Leider hatte ich nicht bedacht, dass ich sie hätte verdecken können. Aber als ich das Grummeln hörte, war es schon zu spät. Jetzt konnte ich nichts mehr tun.


    Die Wortwiederholung war gewollt. :3 Deswegen auch die Extrabetonung auf dem Ich.


    Zitat

    etwas was mich allerdings verwundert hat, dass sie ihre Mutter gedanklich nicht erwähnt, aber es scheint so, dass dieser Vorfall der Vergangenheit angehört, aber dennoch eine zentrale Rolle in dem Geschehen spielt, weswegen das möglicherweise noch gepasst hätte, dennoch aber auch die Beziehung zwischen den Geschwistern um einiges gewichtiger erscheinen ließ.


    Reia hat gedanklich mit dem Vorfall abgeschlossen. Ist ja auch schon ne ganze Weile her - bei Kasura ist das eher weniger so, aber das wird man alles noch im nächsten Kapitel sehen.


    Die Zeitfehler fuuuuuuuuu >.< *schlägt sich selbst* Mensch Nija ;A;


    Zitat

    Etwas was mich aber dennoch fragend zurücklässt ist, dass du hier beschreibst, Kasura würde auch andere seiner Art kennen und sich auch mit diesen trifft, aber in mir keimen dann Fragen auf wie, wie das zustande gekommen ist, da er unter anderem doch unter den wachsamen Augen seines Vaters eine Ausbildung zum Jäger absolviert und ich mich frage, wie dieses Zusammentreffen und dieses Kennenlernen stattgefunden hat, ich selbe hätte mir auch unter anderem vorstellen können, dass er es – wenn er Missionen alleine gemacht oder noch machen würde – eventuell auf diese trifft, dennoch aber eher ungewiss bleibt, wie er zu diesen stieß.


    Kapitel 4 lässt grüßen o/


    Zitat

    und an so mancher Stelle zeigt auch Kasura meiner Meinung nach, einen Sarkasmus, aber dennoch ist er ehrlich was dies anbetrifft.


    Yay, genau so sollte es sein \o/


    Zitat

    Aber dennoch leistest du langsam die Geschehnisse und die Handlung ein und ich bin gespannt, wie diese „Vereinigung“ (die wahrscheinlich die Regierung in diesem Falle spielen oder zumindest diesen Eindruck erwecken) ihre Rolle in deiner Geschichte erfüllen werden, aber auch Reia, die langsam immer mehr damit hineingezogen wird, was sie wohl eher weniger möchte.


    Aber auch nur gaaaaaaaaaaanz langsam... Der Hauptkonflikt wurde noch nicht einmal erwähnt, haha. xD


    Zitat

    Alles in allem mag ich deine Geschichte wirklich sehr, sie ist von der Thematik her interessant und schön gestalten worden und auch dein Schreibstil hat es mir angetan, deswegen hätte ich gerne eine Benachrichtigung bei weiteren Kapiteln und ansonsten freue ich mich auf mehr von dir.


    Dankeföhn für Kommentar, Lob und alles andere, wirst natürlich eingetragen :3


    Weil's mir grad so eingefallen ist, das nächste Kapitel wird Wolkenjagd heißen und da haben wir endlich mal die Jagd. Actioooooon! xDD

  • E R S T E R--T E I L
    K A S U R A

    Kapitel IV
    - Wolkenjagd -


    Es ist soweit.
    -Ich zittere am ganzen Körper, als der rote Feuerball der Sonne weiter am Horizont verschwindet und Platz macht für die Vollmondnacht. Ob es die Angst ist oder ein Vorbote meiner Verwandlung, weiß ich nicht.
    -Manchmal hört man kleine Kinder fragen, warum ausgerechnet die Wertiere so verteufelt werden – sie können es sich noch erlauben, wenn man als ältere Person so eine Frage stellt, dann wird man zumeist verachtet, als Sympathisant der Wesen abgestempelt. Und es stimmt, wenn die Leute antworten, dass man Wertiere jagt, weil sie gefährlicher sind als Wandeltiere oder auch ganz normale Tiere. Egal, wie sehr man das verleugnen möchte, es ist nun einmal ein Fakt.
    -Was uns so gefährlich macht, ist die Kombination aus Instinkt und Intelligenz. Der Instinkt ist es, der uns bei Vollmond zu den Tieren macht, die wir sind, der uns in den Wald zieht und zu unseren Kameraden, der es uns unmöglich macht, uns irgendwo zu verriegeln und zu warten, bis es vorbei ist, ohne wahnsinnig zu werden. Die Intelligenz sorgt dafür, dass wir uns bewusst sind, was wir tun, zumindest, bis wir in eine Notsituation geraten und nur noch nach Gefühl handeln, unsere Gedanken ausblenden. Man kann es nicht ‚Verstand‘ nennen, wir handeln, wie es Tiere nun einmal tun, aber immerhin wissen wir, was wir tun, auch, wenn wir es nicht immer kontrollieren können.
    -Ich spüre es bereits. Dieses Ziehen in meinem Herzen.
    -Es ist schlimmer als das geradezu melodische Klingen des Schmerzes in meinen Knochen, weil ich mich für jenes verachte. Ich sollte nicht so sein, wie ich bin. Sich bei Vollmond in einen Berglöwen zu verwandeln, ist eine Sache, aber meine Gruppe an anderen Wertieren, meine Heimat im Wald, mein Leben als Tier zu vermissen, ist einfach nur verabscheuungswürdig.
    -Hier sitze ich, versteckt hinter einer hoch aufragenden Wurzel, und bereite mich darauf vor, mich zu verwandeln.
    -Es ist so ein langsamer, schmerzhafter Prozess, dass ich mich noch immer zusammenreißen muss, nicht dabei zu schreien. Hier bin ich recht geschützt, niemand wird mich finden, weil ich in unserer Strategie diesen Bereich für mich alleine habe. Man vertraut auf meine Fähigkeiten als Jäger, auch, wenn ich noch nie ein totes Wertier zu verzeichnen gehabt habe.
    -Was für eine Ironie.
    -Tränen laufen mir die Wangen herunter, während ich mir auf die Lippen beiße, bis ich Blut schmeckte. Mein Zittern ist zu einem starren Zucken geworden, während sich die brennende Hitze in meinem Körper ausbreitet, meine Adern durchströmt, und mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich explodieren. Die Augen habe ich zusammengekniffen, in der naiven Hoffnung, das könnte den Schmerz lindern, doch ich kann mir vorstellen, wie ich aussehen muss. Schweiß läuft über meinen Körper, der sich langsam in eine für einen Menschen viel zu unnatürliche Haltung verkrümmt, ganz von selbst, bis ich auf allen Vieren hocke, ein armseliges, nur mehr mit Fetzen bekleidetes Bild von einem Jungen.
    -Ich wage es, die Augen zu öffnen und herab zu starren auf meine Hände, die sich zu felllosen Tatzen verformen, meine Nägel werden länger, härter, und bohren sich in den weichen Waldboden, versuchen, Halt zu finden, damit vielleicht der Schmerz nachlässt, aber es ist zwecklos es ist zwecklos es ist zwecklos und ich schließe meine Augen wieder.
    -Ich kann beinahe fühlen, wie mir überall Haare sprießen, das Fell des Tieres, das ich bin, und Blut und Speichel laufen von meinem Mund herab, von meinen sich schärfenden Zähnen tropfen und von dem Gesicht, das eine katzenartige Form annimmt.
    -Es tut so weh, es tut so weh, dass ich wünschte, ich wäre tot und müsste das hier nicht jede Vollmondnacht durchstehen
    -und dann plötzlich ist es einfach vorbei
    -und ich spüre mich rennen.
    -Der Schmerz ist vergessen, während mich meine Tatzen durch den Wald tragen, leise und leicht wie eine Wolke, und ich öffne die Augen und sehe die Dunkelheit dieser Umgebung, nur erhellt von dem kalten Licht des Vollmondes, das durch die Baumkronen schimmert, wie ein Beschützer, wie jemand, der mir sagt ich bin da und passe auf dich auf und so laufe ich.
    -Zu unserem üblichen Treffpunkt. Nicht am See, wo sich einige Jäger jetzt wirklich aufhalten, dort sind vielleicht Andere, aber nicht wir, wir sind immer hier.
    -Bedacht darauf, nicht entdeckt zu werden, verlangsame ich mein Tempo und mache mich so klein wie möglich, schleiche durchs Unterholz. Es ist nicht mehr weit. Sie sind nicht mehr weit.
    -Sie sind ganz in der Nähe.
    -Die Höhle liegt vor mir.
    -Grün, überdeckt von Moos, sind die Felsen, die sie markieren, um den Eingang herum, der nach unten führt. Es ist nicht schön, unter der Erde zu sein, aber es ist die beste Alternative.
    -Geduckt drücke ich mich durch den Eingang, der so winzig ist, dass sich der Mensch Kasura Asamera wohl gefragt hätte, wie ich hindurchpassen kann.
    -Ich bin der Erste.
    -Alles zieht mich heraus aus dieser Höhle, hinaus nach draußen, an die Oberfläche, wo ich nicht eingeengt bin und nicht den Dreck in meinem Fell hängen habe, aber ich stemme mich mit allem, was von meinem Bewusstsein übrig ist, dagegen.
    -Ich muss warten.
    -Und so warte ich.
    -Eine Ewigkeit lang.
    -Bis sich eine kleine Gestalt durch den Eingang mogelt, dem Geruch nach ein Fuchs, einen, den ich kenne. Hakune, sagt etwas in mir. Ein Rudelmitglied.
    -Das macht es leichter. Wenn Andere hier sind, fühlt es sich richtiger an, unter der Erde zu sein, auch, wenn es niemals das sein wird, was ich ersehne.
    -Hakune trägt in seinem Maul eine tote Maus und verschlingt sie, nachdem er sich hingehockt hat. Ich bleibe still sitzen, obwohl ich auch Hunger habe, denn wer etwas gejagt hat, der darf es auch behalten und essen. Wir mögen so etwas wie ein Rudel sein, aber dennoch lebt jeder für sich allein.
    -Kurz nach Hakune trifft eine stämmigere Gestalt ein, die Schwierigkeiten damit hat, sich durch den Eingang zu quetschen. Ein weißer Werlöwe. Männlich. Der Anführer.
    -Sein Wort ist Gesetz, obwohl ich nicht einmal seinen Namen kenne. In einem blutigen Kampf mit einem der beiden Wertiger hat er sich als der Stärkste behauptet.
    -Er ist es auch gewesen, der mich damals gerettet und zu dieser Höhle gebracht, mich dem Rudel hinzugefügt hat, als ich mich auf meiner ersten Jagd verletzt habe und wohl entdeckt worden wäre, wäre er mir nicht zufällig über den Weg gelaufen. Ich respektiere ihn daher sehr und weiß nicht, wie ich ihm jemals danken soll, weshalb ich meine Zeit als Berglöwe in seinen Dienst stelle.
    -Aber selbst, wäre dem nicht so: man widersetzt sich dem Anführer nicht. Er ist der Stärkste und das weiß jeder hier. Seit dem Kampf um seine Position hat es keiner gewagt, sich ihm entgegenzustellen.
    -Ich senke meinen Kopf, um ihn demütig zu begrüßen. Die Anderen tun selbiges, und er bedenkt uns nur mit einem Blick, bevor er tiefer ins Innere der Höhle stolziert.
    -Schlussendlich dreht er sich um und setzt sich wie Hakune und ich auf den Boden, wartend auf den Rest des Rudels, verharrend in seiner stolzen Position. Nach und nach treffen weitere Mitglieder ein, zwei Füchse, ein Luchs, eine Wildkatze, ein Löwe. Noch nicht alle. Aber es wird immer leichter, hier zu sein, fühlt sich immer besser an.
    -Zeit vergeht. Niemand folgt mehr.
    -Das soll so nicht sein. Normalerweise sollten wir nach nicht langer Zeit komplett sein, aber die beiden Wertiger sind noch nicht aufgetaucht. Gerade Kinmei ist eigentlich zumeist eine der ersten, die die Höhle betritt.
    -Etwas ist geschehen.
    -Der Anführer scheint das Selbe zu denken, denn er erhebt sich und signalisiert mit einer Schweifbewegung, einige sollten hinaus und die Fehlenden suchen. Der Luchs, die Wildkatze, einer der Füchse, und ich.
    -Die Anderen haben es leichter, passen besser in die Umgebung, als ich, der Berglöwe, der ich bin, aber ich beklage mich nicht. Es war eine Anweisung vom Anführer, und ich werde sie befolgen. Zudem sind mir Kinmei und Buran wichtig. Sie sind neben Hakune die Einzigen des Rudels, deren Namen ich kenne und mit denen ich auch als Mensch manchmal rede, zumindest wissentlich. Und sie sind ein Teil des Rudels.
    -Die frische Nachtluft schlägt mir ins Gesicht, eine willkommene Abwechslung zu der stickigen, stinkenden in der Höhle. Die Anderen teilen sich auf, jeder läuft in eine andere Richtung, für mich bleibt nur übrig, nach hinten zu gehen, dorthin, wo der Wald nicht mehr ganz so dicht ist.
    -Vielleicht ist es besser so. Es ist ein Wunder, dass die Jäger unseren Standort noch nicht gefunden haben, obwohl sie doch eigentlich meist dort suchen, wo man sich gut verstecken kann. Im lichteren Teil des Waldes bin ich weniger geschützt, aber man wird mich auch weniger dort vermuten.
    -Ich schleiche geduckt durch den Wald, wohl wissend, dass mein hellbeigefarbenes Fell aus dem Dunkel heraussticht. Es hat noch nicht viel geregnet dieses Jahr, weshalb ich mich nicht mit Matsch werde abdecken können. Das könnte zu einem Problem werden. Ich muss irgendetwas finden, mit dem ich mein Fell verdunkeln kann.
    -Immer wieder stehe ich still und prüfe die Luft, um den Geruch der beiden Wertiger auffangen zu können, aber nichts ist anders an dem Duft des Waldes.
    -Auch, wenn es wohl hoffnungslos ist, pirsche ich mich weiter voran. Je weiter ich komme, desto dünner wird der Wald, es gibt weniger dicke Baumstämme, weniger hohe Wurzeln, weniger dichte Büsche. Weniger Verstecke.
    -Egal, wie ungern ich unter der Erde bin, ich habe das immer noch lieber als dieses Gefühl, leicht entdeckt werden zu können. Ich muss vorsichtig sein. An jeder Ecke kann Gefahr lauern.
    -Ich erstarre, als mir ein unbekannter Geruch in die Nase steigt. Er ist anders als der der beiden Wertiger, erdiger, allgemein schwerfälliger. Neu.
    -Ein Feind auf unserem Territorium?
    -Ich muss dem nachgehen. Selbst, wenn es nur ein normales Tier ist, es wird ein großes sein, und davon muss der Anführer erfahren. Doch bis ich nicht weiß, was das ist, ist es zu gefährlich, jetzt zurückzugehen. Es könnte mich erwischen, weil ich nicht weiß, womit ich rechnen muss.
    -Er kommt nicht vom lichteren Teil des Waldes, sondern eher von links, und ich mache mich so klein wie möglich und pirsche mich heran wie an Beute.
    -Je näher ich ihm komme, desto stärker wird der Geruch. Kein Zweifel, es ist hier, und es ist am Boden, zumindest kommt der Duft von dort.
    -Qualvoll langsam bewege ich mich darauf zu, bis ich eine große, wilde Gestalt erkennen kann, die sich umsieht, die lange Schnauze in den Wind gerichtet. Ich kann von Glück reden, dass die Sommernachtsbrise von seiner Richtung kommt und mein Geruch daher nicht zu ihm weht. Ich hätte mich in etwas wälzen sollen, um ihn zu überdecken, und könnte mich selbst dafür beißen, das nicht getan zu haben.
    -Bei näherer Betrachtung erkenne ich die Statur des Tieres. Nicht katzenhaft wie mein eigener Körper, sondern eher hundeähnlich, aber größer, das Fell anscheinend lang, und der Andere bewegt sich nicht von der Stelle, bis auf den Kopf, als würde er etwas suchen.
    -Nicht, nicht der Andere, die Andere, der Geruch des Wesens wirkt eher weiblich, jetzt, wo ich näher bei ihm bin.
    -Es ist ... Ein Wolf.
    -Irgendetwas in mir rastet ein.
    -Bilder finden Weg in meinen Kopf, Erinnerungen an einen am Boden zerstörten Mann, an eine wundervolle, starke Frau, an ein ungläubiges Mädchen, an die verzweifelten Worte. Umiko ... Ein Werwolf. Auf der Jagd, wir alle konnten entkommen, nur sie nicht ...
    -Meine Mutter.
    -Sie ist von einem Werwolf getötet worden.
    -Und dies ist die erste Wölfin, die ich hier jemals gesehen habe. Sie muss es sein.
    -Die Mörderin meiner Mutter.
    -Ich kann sie töten. Ich werde sie töten. Das ist das Mindeste, was ich tun kann, um Umiko Asamera zu rächen.
    -Meine Muskeln spannen sich an, ich pirsche mich weiter voran, in kleinen Schritten. Es ist ein Wunder, dass sie mich noch nicht bemerkt hat, aber das ist mir egal. An diesem Ort gibt es genug hochgewachsenes Gras und beieinanderstehende Bäume und Büsche, um sich nah anzuschleichen.
    -Ich bin der Jäger. Sie ist die Beute.
    -Ich habe noch nie Beute erlegt. Sie wird die erste sein.
    -Das bin ich meiner Mutter schuldig.
    -Ein Zweig knackst unter meinen Tatzen und mein Versteck ist dahin.
    -Die Wölfin dreht den Kopf blitzschnell in meine Richtung und egal, wie tief ich mich ducke, der einzige Grund, warum sie mich bislang nicht bemerkt hat, war, dass sie nicht nach mir gesucht hat.
    -Sie lässt ein tiefes Knurren hören und ich weiß, dass ich nicht mehr viel Zeit habe. Wenn ich sie töten will, muss ich es jetzt tun, muss ich jetzt springen.
    -Ich werde dich rächen, Mutter.
    -Ich stoße mich vom Boden ab und mache einen großen Satz auf die Wölfin zu, doch ich bin nicht nah genug bei ihr gewesen, ich lange kurz vor ihr hart auf dem Waldboden, rappele mich wieder auf. In der Zeit spüre ich aber schon ihre Zähne in meinem Bein, spitz und stark und Schmerz schießt mir durch den Körper, lähmt mich für eine Sekunde, bevor ich versuche, mich loszumachen. Ich schlage mit meiner freien Pranke nach ihr, treffe ihr Gesicht und sie jault auf, was mir ermöglicht, mich zu befreien.
    -Als ich versuche, mich aufrecht hinzustellen, gibt mein verletztes Bein unter mir nach, was erneut einen Stromstoß des Schmerzes durch mich schickt und nun spüre ich ihre Zähne in meinem Nacken, sie drückt mich zu Boden und ich kann nur leise wimmern, als ich ihren massigen Körper auf meinem spüre.
    -Sie ist in jeder Hinsicht stärker als ich.
    -Ich habe absolut keine Chance.
    -Mutter ...
    -Ich reiße den Kopf weg, der Schmerz in meinem Nacken ist unerträglich, aber sie lässt nicht los sie lässt einfach nicht los und ich bin vollkommen verloren.
    -Ich weiß nicht, warum sie mich noch nicht getötet hat. Das Einzige, was ich weiß, ist, dass sie nach meiner Mutter nicht auch noch mich umbringen wird, nicht nach all dem Schmerz, den sie meiner Familie bereitet hat.
    -Doch je mehr ich mich wehre, desto fester scheint sie mich zu halten, sie lässt mir keine Öffnung, aus der ich mich herauswinden kann, und in diesem Moment kommt mir dieser absolut dumme Gedanke, ein absurd menschlicher Gedanke, etwas, von dem ich nicht geglaubt hätte, dass ich fähig wäre, es in meiner Berglöwenform zu denken.
    -Sie ist zu intelligent, um ein Werwolf zu sein. Sie kämpft wie jemand, der ein Training erhalten hat. Wie jemand, der genau für so eine Situation ausgebildet wurde.
    -Das hier ist keine Werwölfin, und schon gar nicht die, die meine Mutter getötet hat.
    -Das hier ist eine Wandelwölfin. Und ich kenne genau eine davon.
    -Plötzlich lässt sie von mir ab, geht von mir herunter, und ich versuche, aufzustehen, aber es gelingt mir nicht, ich habe nicht die Kraft, es zu tun.
    -Ich werde hier sterben.
    -Getötet nicht von irgendeinem Jäger, sondern ausgerechnet von der Kameradin, die sich in etwas verwandeln kann, das dem Bild des Wolfes, das mich noch immer in meinen Alpträumen verfolgt, zu ähnlich sieht.
    -Keine ehrenvollen Tod für das Rudel oder für die Jäger, sondern ich werde verbluten, weil ich zu neugierig war und nicht fortbleiben konnte von der Gefahr in unserem Territorium, mich nicht darauf konzentrieren konnte, Kinmei und Buran zu finden, meine Rudelmitglieder.
    -Nach dieser Jagd wird man sich fragen, wo Kasura Asamera denn ist, und keiner wird es wissen, denn keiner könnte ahnen, dass der Sohn von Rin Asamera ein Werberglöwe war, und dass er umgebracht wurde wie jedes andere Wertier auch. Umgebracht von Anka Kitayuki.




    Wortanzahl: 2 559


    Aww, Cliffhanger. =( Aber immerhin ist es erst der erste wirkliche meiner Story, habe zumindest bis Kapitel 4 gewartet, ich bin stolz auf mich! Nur wird das jetzt noch schmerzhafter werden, weil dazwischen erstmal wieder ein Reia-Kapitel kommt, wäre ja ein Unding, die Ordnung zu durchbrechen!


    "Wolkenjagd" btw deswegen, weil es einfach aussichtslos ist, eine Wolke zu jagen, genau, wie es aussichtslos von Seiten Kasuras ist, gegen Anka zu kämpfen. Aber es gibt trotzdem Kinder, die versuchen, Wolken zu fangen (ich war eines davon *hust*), und genauso versucht aus Kasura, geblendet von seinem Hass auf den Mörder seiner Mutter, das Unmögliche.


    Hint, hint, er hätte nie eine Chance gegen Anka gehabt, selbst, wenn er konzentrierter gewesen wäre. Wandeltiere, im Gegensatz zu Wertieren, haben noch sämtliche menschliche Vernunft, während die bei ihren mondsüchtigen Verwandten wie gesagt eher im Hintergrund steht, auch, wenn sie intelligenter sind als normale Tiere.


    Anka Kitayuki more like der größte Badass meiner Story, omg. Wenn sie mehr Screentime bekommt, werde ich guten Gewissens sagen können, dass ich sie gerne hab, auch, wenn ich noch nicht ganz weiß, was ich mit ihr anstellen soll, ich hab auf jeden Fall im Kopf, wie sie wird. Sie ist btw an den Charakter angelehnt, den ich im RPG gespielt habe, auch, wenn die damals eine Werkatze war und keine Wandelwölfin.


    Nun habt ihr also eine Verwandlung eines Wandeltieres und eine eines Wertieres gesehen und sie sind nicht miteinander zu vergleichen, Wertiere haben's in dieser Welt echt schwer, lol. War irgendwie spaßig, Kasura etwas leiden zu lassen (ich Sadistin, hat er nicht schon genug Probleme? ;A;), auch, wenn ich ehrlich sagen muss, dass mir Kasura-Kapitel ziemlich schwer fallen. Bei Reia fühle ich mich da mehr zuhause.


    Aber Berglöwen-Kasura ist auch nur noch wenig mit Menschen-Kasura zu vergleichen, was ich auch sprachlich versucht habe, umzusetzen, aber vor allem darin, dass er kaum noch an die Hintergründe denkt und mehr die rudimentären Empfindungen hat - Gefahr, der Anführer (den ihr euch merken solltet), sein Rudel. Letzteres bedeutet ihm viel, auch, wenn er weitesgehend kalt behandelt wird da. Gawd, ich hab ihm aber auch wirklich kein Licht in seinem Leben gelassen. xD


    Was mit Kinmei und Buran passiert ist? Nun, you'll see, mehehehehe. Der Cliffhanger ist ja aus einem Grund da. o/

  • E R S T E R--T E I L
    R E I A

    Kapitel V
    - Nachthimmelvogel -


    Der Vollmond steht am Himmel.
    -Kasura ist sicher gerade da draußen und muss sich vor seinen eigenen Freunden verstecken, die nichts ahnend nach Wertieren suchen, die sie erlegen können. Wertieren wie ihn.
    -Es ist eine verquere Welt.
    -Wir haben die ganze Stadt abgesucht, jeden Winkel, zweimal, dreimal, viermal. Von Sarine fehlte jede Spur.
    -Emma ist selbstverständlich am Boden zerstört und hat nach unserer aussichtslosen Suche ohne viele Worte umgedreht, ist nach Hause gegangen. Ihre Katzenohren haben herabgehangen, der Schweif ebenso.
    -Und ich?
    -Ich fühle mich furchtbar.
    -Zum ersten Mal seit Ewigkeiten geht es mir richtig, richtig elend. Meine letzten Tränen sind gerade getrocknet, während auf meiner Leinwand das Bild eines blutenden Schwans zum Leben erwacht. Er möchte hinaufsteigen, doch man hat ihm seine Flügel entrissen und so ist es nur sein Kopf, der sich zitternd gen Nachthimmel reckt.
    -In gewisser Weise erkenne ich mich selbst darin wieder. Ich bin eine fröhliche Person, die stets auf das Beste hofft, eine Optimistin, die trotz weniger sozialer Kontakte nach vorne sieht und eine strahlende Zukunft in der Malerszene durch ihre Fähigkeit so gut wie sicher hat. Und doch gibt es Dinge, die ich nicht erreichen kann. Emmas Freundin. Kasura. Frieden.
    -Warum ist es so schwer? Warum kann man nicht einfach einen götterverdammten Kompromiss finden? Warum muss man Wertiere hassen, warum gibt es Leute, die andere für ihre Meinung mitnehmen, wenn nötig mit Gewalt? Warum musste Sarine verschwinden?
    -Es sind Fragen, auf die ich keine Antwort habe, auf die niemand eine Antwort hat. Warum ist die Welt, wie sie ist? Warum sind Wertiere, wie sie sind – instinktgeleitet und blutrünstig?
    -Kasura ist nicht so. Ich habe ihn in seiner Werform nie erlebt, aber ich kenne ihn in der menschlichen. Ich bin immer die Starke von uns gewesen, ich habe auf ihn aufgepasst, ihn des Nachts beruhigt. Kasura könnte niemals auch nur einer Fliege etwas zuleide tun.-Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein triebgesteuertes Gehirn in seiner Werform daran etwas ändern kann, egal, wie tierisch er dann sein mag.
    -Aber wenn Kasura nicht so ist, wie die Geschichten sagen ... Ist er ein Einzelfall? Gibt es andere wie ihn?
    -Ist alles, was wir über Wertiere dachten, falsch?
    -Der Gedanke kam schon öfter auf, ja, aber ich musste mich nie so mit ihm auseinandersetzen. Die Welt hat mir immer gesagt, dass Wertiere böse sind und jeder, der mit ihnen sympathisiert, ein Psychopath. Also auch Sarine – aber das glaube ich nicht, nicht, wenn sie mit Emma befreundet war ... Ist, und auch nicht nach Emmas Geschichten. Laut ihr ist Sarine eine sanfte, gutmütige Persönlichkeit. Ich habe keinen Zweifel an der Wahrheit ihrer Worte.
    -Oder hat Sarine eine versteckte Seite, die Emma nicht kennt? Eine, die gefährlich ist? Liegen wir beide nun falsch? Ist, auch, wenn mir der Gedanke Qualen bereitet, auch Kasura in seiner Werform anders? Hat er sich eventuell sogar in seiner Menschenform verändert, seit ihn der Vollmond plagt?
    -Nein.
    -Nein.
    -Das kann und werde ich nicht glauben. Ich würde mich niemals so gegen meinen Bruder und meine beste Freundin wenden. Ich glaube fest daran, dass sowohl Kasura als auch Sarine gute Menschen ... Gute Wer- und Wandeltiere sind.
    -Mein Schwan schreit um Hilfe. Ich kann es nicht hören, sie machen niemals Geräusche, aber sein Schnabel öffnet sich. Es ist, als schallten seine Klagen bis an meine Ohren.
    -Wir sind uns so ähnlich, denke ich.
    -Wir sind flügellose Vögel.
    -So sehnen wir uns nach dem Horizont.


    Ich schreibe.
    -Ein kleines Notizbuch liegt vor mir, viele Seiten bereits vollgeschrieben mit den Vorschriften der Briefe, die ich an Kasura geschickt habe. Aber diesmal bin ich mir nicht einmal sicher, ob ich es verschicken will.
    -Ich will so vieles fragen. So vieles sagen. Ihm alles erzählen, was ich fühle. Aber mich beschleicht da diese Ahnung, dass so ein Brief ganz schnell an den falschen Adressaten gelangen kann, und das wäre es dann.
    -Die Kerze spendet mir warmes Licht.


    Kasura,
    -ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich tue es jetzt dennoch: ich habe Angst.
    -ich muss etwas erfahren. Wie
    -ich habe keine Ahnung, wie ich diesen Brief anfangen will.
    -Wie geht es dir? Das ist immer von Belang, egal, wie seltsam und verdreht die Zeiten. Ich schreibe dir, weil Emma – du weißt schon, meine Wandelkatzenfreundin – und ich in einem Dilemma stecken und ich deinen Rat brauche. Dein letzter Brief ist eine Weile her, deshalb schreibe ich dir.
    -Hast du Vater gefragt, ob du gehen darfst? Ich höre deine Antwort bis hierhin („er wird Nein sagen“), aber du solltest es immerhin versuchen. Vielleicht geschieht ja ein Wunder. Vielleicht darfst du nach Kayutsu kommen und wir könnten uns endlich wieder sehen.
    -Ja, ich weiß, dass ich das in jedem Brief schreibe.
    -Nein, ich gebe nicht auf.
    -Ich wünschte, ich müsste diesen Brief nic ich könnte mit dir reden. Wirklich reden, nicht nur über Papier, das lange braucht, bis es ankommt, und noch länger, bis es vergisst. Es gibt so vieles, was ich dir erzählen will.
    -Meine Freundin Emma und ich vermissen eine ihrer Freundinnen. Einen Wandelschwan namens Sarine. Angeblich hatte sie mit einem Wertier zu tun und wurde jetzt, womöglich mit Gewalt, von irgendjemandem mitgenommen. Emma ist krank vor Sorge und ich ... Ich habe Angst. Um dich. Um Emma und Sarine. Um alle, die es wagen, etwas Anderes zu denken als das, was die Welt uns vorgibt.
    -Wie ist es auf der Jagd? Macht ihr Fortschritte mit den Wertieren?
    -Wie fühlt es sich an, ein Wertier zu sein zu jagen? Ich habe es nie erfahren und bin ehrlich gesagt auch recht froh drum, aber ich mache mir Sorgen um dich. Ist es dir auch nicht zu viel?
    -Wie steht es um Vater? Ich sage das glaube ich immer, aber seit Mutters Tod ist er nicht mehr derselbe. Denkst du, er würde dich hassen, wenn er die Wahrheit kennte?
    -Ich vermisse dich.
    -Ich habe Angst.
    -Wenn ich könnte, würde ich nach Ferashikobi kommen.
    -Ich will mich nicht länger sorgen müssen.
    -Aber ich kann nicht, sonst war es das für mein Stipendium – nicht in der Schulzeit, nicht, wo die Anforderungen so hoch sind. Außerdem kann ich das Geld nicht aufbringen.
    -Es tut mir leid.
    -Es tut mir weh.
    -Ich hoffe, ich habe bald die Zeit und die Mittel. Oder du hast bald die Möglichkeit, mich zu besuchen.
    -In Freundschaft,
    ----Reia.


    Was ein nichtssagender Text.
    -Die wichtigen Stellen werde ich niemals so verschicken können, doch hier auf dem Papier sind sie gut lesbar, wenn auch durchgestrichen. Dinge, die ich Kasura niemals werde mitteilen können, nicht über Briefe.
    -Ich klappe das Notizbuch zu und atme tief durch.
    -Ohne das Durchgestrichene lohnt es sich ja nicht einmal, das loszuschicken.
    -Seufzend lasse ich mich auf mein Bett fallen und puste die Kerze aus. Ich bezweifle ja, dass ich viel werde schlafen können, aber immerhin kann ich mich hinlegen und in die Finsternis starren, vielleicht döse ich sogar weg ...
    -Miaaaaaau.
    -Nicht ernsthaft.
    -„Emma, ich hasse dich“, murmle ich vor mich hin, entzünde die Kerze wieder – lange wird sie nicht mehr leben – und bahne mir meinem Weg zum Fenster, wo tatsächlich eine schwarze Katze auf dem Fensterbrett ...
    Moment.
    -Schwarz?
    -Ich runzle die Stirn, lasse das kleine Tier aber herein. Die Katze schlägt dankbar mit dem Schweif und ich habe gerade noch Zeit, mich zu fragen, ob ich gerade eine Straßenkatze eingelassen habe, bevor sie sich verwandelt.
    -Aus dem Fellknäuel entwächst ein junger Mann, schwarzhaarig, mit Katzenohren und stechend smaragdgrünen Augen, der mich um etwa einen Kopf überragt. Ich schätze ihn spontan auf etwa 25 Jahre alt ein und – hey, Moment mal, das ist alles zweitrangig, weil hier gerade ein Mann in meiner Wohnung steht, ohne, dass ich überhaupt wüsste, wer er ist!
    -Mein Herz rast – ich habe gerade alles falsch gemacht, was ich hätte falsch machen können. Verdammt, Reia, schimpfe ich mich aus, jetzt bist du tot ... Oder Schlimmeres. Wie kann man nur so dumm sein?
    -„Danke fürs Reinlassen“, sagt er.
    -„Sie können doch hier nicht einfach rein!“, rufe ich im selben Moment.
    -Wir blinzeln uns erst einmal eine Weile an, verwirrt. Ja, eigentlich hat er recht. Er ist hier drin, weil ich ihn gelassen habe. Blöd von mir.
    -„Tut mir leid ...“ Er wirkt tatsächlich entschuldigend und ein wenig so, als wäre dies auch für ihn eine peinliche Situation. „Aber es ist dringend.“
    -„W-wenn ...“ Ich suche nach einer abschreckenden Rede. „Wenn sie mich ausrauben wollen ... Oder ... So ... Dann können Sie gleich wieder gehen! Ich hab nämlich nichts! Außer ... Außer mein Leben natürlich. Und das nur über meine Leiche!“
    -...
    -Halt.
    -Innerlich ohrfeige ich mich.
    -Der Mann hält schützend die Hände vor sich, als ob er sagen wollte hey, ich hatte nichts dergleichen vor, aber ich sehe keinen Grund, ihm zu glauben. Eine Waffe ... Ich brauche eine Waffe ... Das Einzige, was als solche durchgehen würde, sind meine Malutensilien. Vielleicht fällt er in Ohnmacht, wenn ich ihm eine Leinwand vor den Kopf haue ...
    -Vorausgesetzt, ich krieg das überhaupt hin.
    -Alle Punkte stehen gegen mich. Verdammt.
    -„W-was wollen Sie?“, entscheide ich mich, zu stammeln. Ich glaube zwar nicht, dass er so friedlich ist, wie er vorgibt, aber ich gehe lieber kein Risiko ein.
    -Natürlich könnte er mich einfach anlügen ...
    -Naja, immerhin habe ich gleich einen Anhaltspunkt.
    -„Emma hat mich geschickt. Emma Layne. Sie sagte, du bist ihre Freundin ... Reia, richtig?“
    -„Für Sie immer noch Fräulein Asamera, danke ...“ Ich halte inne. „Emma hat Sie geschickt?“
    -Erst jetzt schaue ich dem Mann richtig ins Gesicht. Es liegt eine Falte auf seiner Stirn, als wäre er besorgt. Seine Lippen zittern irgendwie und er ist blass wie Kreide.
    -„Ist irgendetwas mit Emma passiert?“ Meine Stimme ist bloß ein Flüstern.
    -Er schüttelt den Kopf. „Das ist ja das Problem. Wir wissen es nicht. Wir haben absolut keine Ahnung, wo sie sein könnte.“
    -Wir ... In meinem Kopf liefern sich die Sorge um Emma und die Frage danach, was hier eigentlich los ist und wer „wir“ sind, ein heftiges Duell. Letztere gewinnt.
    -„Wer sind Sie eigentlich? Was haben Sie mit Emma zu tun? Und haben Sie nicht gerade eben noch gesagt, dass Emma Sie geschickt hat?“ Ich kneife die Augen zusammen.
    -Er seufzt. „Ich bin Jeremy Ashbreaker. Ich war mit Emma in einer Grundschule ... Und ich bin eigentlich gerade zu Besuch hier in Kayutsu. Urlaub, du weißt schon. Da ist sie mir letztens über den Weg gelaufen, heute Mittag um genau zu sein.“
    -Heute Mittag ... Nachdem sie die Suche nach Sarine endgültig aufgegeben hat. Kurz nach der Schule. Sie ist gegangen mit den Worten „ist doch eh sinnlos. Wir finden sie nie“.
    -„Sie sagte, ich sollte Reia Asamera suchen und ihr sagen, dass ‚sie den Sternenstaubfänger gesehen hat‘. Was auch immer das heißen soll, da bin ich leider überfragt. Dann wollte ich heute Abend bei ihr vorbeischauen, weil sie mich zum Essen eingeladen hat, aber die Wohnung war verlassen und als ich mich rumgefragt hab, hatte keiner eine Ahnung, wo sie stecken könnte.“
    -Ich atme tief ein und versuche, mir darauf einen Reim zu machen. Der Sternenstaubfänger ... Das Gemälde, klar. Das verrät aber lange nicht, wo Emma sein soll. Vor allem, da diese ganze Sache ihr überhaupt nicht ähnlich sieht. Emma rennt nicht davon und hinterlässt keine Spuren. Sie ist laut und wild und wenn sie Probleme hat, geht sie zu anderen. Sie würde noch nicht einmal allein nach Sarine suchen, weil sie mit genug Realismus durch die Welt geht, um zu wissen, dass sie allein keine Chance hat, irgendetwas zu tun, sollte doch ein Problem zutage treten.
    -Emma Layne verschwindet nicht einfach spurlos.
    -Ich habe einen schrecklichen Verdacht.
    -„Wer ist jetzt ‚wir‘?“, frage ich eher halbherzig, während ich meinen Gedanken freien Lauf lasse.
    -„Die Leute, die ich gefragt hab, und ich.“ Die Antwort ist so im Nachhinein zu erwarten gewesen.
    -Vor zwei Tagen ist Sarine verschwunden und niemand weiß, wo sie sein könnte.
    -Heute ist Emma verschwunden und niemand weiß, wo sie sein könnte.
    -„Die Jäger“, wispere ich mehr zu mir selbst als zu ihm. „Was, wenn die Jäger sie mitgenommen haben?“
    -Jeremy schüttelt den Kopf. „Das ist das Ding. Wieso sollten sie? Sie ist eine Wandelkatze, keine Werkatze. Werkatzen gibt es nicht mal. Nur Wergroßkatzen ... Du kennst das Spiel. Und mir wäre neu, sollte Emma irgendwie mit Wertieren zu tun haben.“
    -„Über drei Ecken vielleicht“, denke ich laut, während mein Herz sich noch weiter beschleunigt. Je schneller es wird, desto lauter und schneller spreche ich. „Vor zwei Tagen wurde ihre Freundin Sarine entführt, ein Wandelschwan, der offenbar was mit Wertieren zu tun hatte, aber sie wusste nicht, was. Was, wenn die Jäger daraus den Schluss gezogen haben, dass Emma ebenfalls auf der Seite der Wertiere steht?“
    -Nein. Bitte, bitte, bitte nicht.
    -Jeremy schweigt. Ich schweige. Es ist eine unangenehme Stille und keiner will sie brechen, bis er wieder die Stimme erhebt. „Ich habe keine Ahnung. Aber wir müssen was tun.“
    -„Aber was?“ Ich klinge furchtbar flehend und Tränen steigen mir in die Augen, zum wiederholten Male heute.
    -„Erst einmal Infos sammeln.“
    -„Was bringen uns Infos, wenn wir ihr nicht helfen können?“
    -Jeremys Gesichtausdruck ist der finsterste, den ich jemals auf einem Menschen oder Wandeltier gesehen habe. „Dann müssen wir selbst ran.“
    -Ich erstarre.
    -Er meint ...
    -Nein. Auf keinen Fall. Das geht nicht. Völlig unmöglich.
    -„Wir können sie doch nirgendwo rausholen! Wir sind eine Wandelkatze und ein Mädchen, das malen kann, keine Kämpfer. Es sei denn, du hast eine Ausbildung oder sowas. Und ich kenne nicht genug Leute, die uns helfen könnten ... Oh Götter.“
    -Ich muss mich setzen und stütze den Kopf auf die Hände. Lasse die Tränen fließen. Entfernt spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Leider nein. Aber bist du sicher, dass du niemanden kennst? Ich könnte auch quer durchs Land, das ist das kleinste Problem.“
    -Quer durchs ...
    -Ich erlaube mir einen Gedanken, den ich in den meisten Fällen verschließe, weil ich weiß, dass es eh nicht geht.
    -Ferashikobi.
    -„In ... In meinem Heimatdorf“, fange ich an, kann die Worte nicht stoppen in meinem Emotionswall. „Mein Vater ist ein Jäger da. Ein paar Leute kenne ich noch von damals ... Aber ich weiß nicht, ob sie uns helfen würden.“
    -„Einen Versuch ist es wert“, stellt Jeremy fest und lässt mir keinen Platz für weitere Zweifel. „Wie heißt das Dorf?“
    -„Ferashikobi. Aber was ist mit der Universität?“
    -„Die vermissen dich schon nicht. Wir beeilen uns.“
    -Ich kann nicht glauben, dass ich das tue.
    -Niemand wird uns helfen, außer ...
    -Außer Kasura.
    -Götter!
    -Hier steht die großartigste Lösung, die ich zu seiner Flucht vor den Jägern Ferashikobis jemals hatte, wie auf einem Silbertablett vor mir.
    -Wäre es nicht damit verbunden, dass Emma wohl in Schwierigkeiten steckt, würde ich mich freuen.
    -Aber anscheinend kommt alles mit einem hohen Preis.
    -Dennoch kann ich nicht glauben, dass ich bald nach Hause kommen werde, denn das werde ich. Ich habe mich längst entschieden.
    -Dem Vogel auf meinem Gemälde wachsen Flügel. Bis er den Horizont erreichen kann, wird es noch eine Weile dauern. Aber er wagt wieder, zu hoffen.




    Wortanzahl: 2 504


    Ich LEBE!


    Ist das etwa ... Ist das etwa ein KONFLIKT, den ich da aufkommen sehe? Ein richtiger, echter Konflikt, der Reia nicht nur am Rande featured? Ich kann es selbst nicht glauben, aber doch, was ihr vor euch seht, ist die eigentliche Einführung in den Hauptplot! Can you believe it? I certainly can't.


    Gibt ziemlich viele Stimmungsumschwünge in diesem Kapitel, ups. Find ja btw Reias Reaktion auf Jeremy sehr gelungen. "Mein Leben nimmst du mir nur über meine Leiche! ... wait what" Zudem: "vielleicht fällt er ja in Ohnmacht, wenn ich ihm eine Leinwand vor den Kopf haue ..." =D


    Das mit dem flügellosen Vogel ist aus meinen Beautiful Cruel World-Lyrics. "Flüggellose Vögel, so sehnen wir uns nach dem Horizont". ~ ♪ Fun fact, der Arbeitstitel dieses Kapitels war "Mondscheingebet". Wieso? Keine Ahnung! x,D


    Dieses Kapitel fiel mir recht schwer, weil ich unbedingt für Kasura weiterschreiben will. Oh, wie die Zeiten sich ändern. Nächstes Kapitel! Und bald verweben sich ihre Schicksale auch wirklich!


    Ich mag übrigens Jeremy. Wenn ihr dachtet, Emma wird Reias Sidekick, dann liegt ihr gar nicht mal so falsch, aber auch Jeremy wird diese Aufgabe bald erfüllen, haha. Wir brauchen ja auch in Emmas Abwesenheit jemanden, der eher outgoing ist!

  • [font='Gisha, Georgia, Times New Roman, Times, serif'][align=center]

    E R S T E R--T E I L
    K A S U R A

    Kapitel VI
    - Gewitteraugen -


    „Kasura Asamera?“
    -Ich atme schwer, mein Blut fließt unablässig auf den mit Laub bedeckten Waldboden, und doch ...
    -Und doch ...
    -Die Stimme, die ich höre, ist menschlich. Weiblich. Ich kenne sie. Anka.
    -„Du hast mir einiges zu erklären, Asamera. Wenn du dich zurückverwandelt hast, meine ich. Das sieht aber auch echt verdammt schmerzhaft aus.“
    -Sieht ...
    -Ich habe die Schmerzen unter meinen bereits vorhandenen gar nicht mehr gemerkt. Aber als ich mich darauf konzentriere, öffne ich die Augen und sehe, spüre, wie sich die Haare auf meinem Körper in die Haut zurückziehen und sich meine Körperteile wieder in die menschliche Form verbiegen.
    -Lustig. Diesmal merke ich es kaum.
    -Das liegt aber wohl eher daran, dass mir sowieso schon alles wehtut.
    -Aber ist es wirklich schon so spät? Oder früh, eher? Sanftes Licht schimmert bereits auf den Boden, auf dem ich liege. Die Nacht ist vorüber.
    -Ich hätte nie gedacht, dass ich dem Mond einmal dankbar sein würde.
    -Wie viel Glück kann man haben? Ich war mir sicher, ich war davor, zu sterben.
    -„So, mein Lieber. Gib mir einen einzigen Grund, warum ich dich nicht an Ort und Stelle töten sollte.“ Ich schaffe es, meinen Kopf Anka zuzuwenden, die auf mich herabstarrt wie auf ... Beute. Die Beute, die ich für sie bin.
    -„E...“, krächze ich, mir in meinem menschlichen Körper der Schmerzen noch mehr bewusst. Die Rückverwandlung heilt immer einen Teil der Wunden, aber kein Mensch überlebt so etwas ohne mehr Glück, als zu fassen ist.
    -Anka zieht eine Augenbraue hoch und seufzt dann. „Schon kapiert. Du bist grad etwas verhindert.“ Dann, nach einer kurzen Pause: „‘tschuldige.“
    -Es tut dir überhaupt nicht leid, würde ich gern antworten.
    -„Ich warte meinetwegen auch den gesamten Morgen hier. Hast du keine, ich weiß nicht, Super-Heilkräfte? Oder so?“
    -Ich verdrehe die Augen.
    -„Jaja, blöde Frage, ich weiß.“ Sie kneift die Augen zusammen, mustert meinen blutenden Körper, bevor sie seufzt. „Weißt du, ich würd gern sagen, ich hab kein Mitleid mit dir, weil du ein Wer... Was auch immer das gerade für ein Tier war bist, aber wenn ich dich so hier liege, tust du mir schon ein bisschen leid. Wart‘ ‘ne Sekunde.“
    -Sie kramt in einem ledernen Beutel, den sie bei sich trägt, und holt ein paar Blätter heraus, sie sie mir vors Gesicht hält. „Mund auf.“
    -Ich beäuge die Kräuter misstrauisch.
    -„Heilkräuter. Mund. Auf.“
    -Ich glaube nicht, dass sie mir eine großartige Wahl lässt, also tue ich wie mir geheißen. Zu was Schlimmerem als meinen Tod kann’s ja eh nicht mehr kommen. Und der ist mir eh schon so gut wie sicher.
    -Die Kräuter schmecken abartig und ich muss mich zurückhalten, um sie nicht gleich wieder auszuspucken. Während ich die bitteren Blätter widerwillig zerkaue, schmiert sie mir meine Wunden mit irgendetwas ein, das etwas brennt, aber nicht so sehr, wie man befürchten würde.
    -„Runterschlucken, los“, kommandiert sie und ich folge ihrem Befehl wohl oder übel.
    -Bah.
    -„Bleib noch ‘ne Weile so da liegen, aber die Schmerzen sollten gleich besser werden. Ach, und ...“
    -Aus ihrem Beutel – wie schier endlos kann der sein? – zieht sie eine braune Decke und schmeißt sie mir über. Jetzt erst fällt mir auf, dass ich nackt bin. Dass ich überhaupt noch genug Blut im Körper habe, um rot anzulaufen, ist ein schieres Wunder, dennoch spüre ich, wie meine Wangen sich aufheizen. „Der Vorteil darin, ein Wandeltier zu sein, ist, dass man sich mit Klamotten verwandelt. Wie auch immer das funktioniert, ist mir ein Rätsel. Aber deine Verwandlung ... Rückverwandlung sah definitiv anders aus als meine. Ha.“
    -Empfindet sie etwa Genugtuung darin, dass ich jeden Vollmond Höllenqualen leide?
    -Biest.
    -Tatsächlich ebben meine Schmerzen aber schon etwas ab. Mich zu bewegen, wage ich noch nicht, aber ich versuche erneut, zu sprechen, und es bringt mich nur halb um. Immerhin. „Danke“, bringe ich heraus, ohne vollkommen sarkastisch zu klingen. Was wohl eher daran liegt, dass meine Stimme kaum wie sie selbst klingt. Reia meinte mal, ich klinge immer sarkastisch.
    -„Bitt’schön.“
    -„Ich bin mir ... Sicher, dass das kein Wort ist.“
    -„Verschwend‘ nicht deine Energie auf solchen Firlefanz, sondern erklär mir lieber, warum ich dich leben lassen sollte!“
    -Da ist sie wieder, die Jägerin. Wenn man Anka eins nicht absprechen kann, ist das, dass sie ihre Aufgabe ernst nimmt.
    -Ich könnte sagen weil ich Rins Sohn bin, oder weil es engstirnig ist, Wertiere nur aufgrund ihrer Natur zu jagen. Stattdessen entscheide ich mich aber für die Wahrheit. Etwas Anderes wird mir hier nicht helfen und wenn ich etwas nicht will, dann, mich neben meinem ständigen Verstecken auch noch in Halbwahrheiten zu verstricken. Zumeist weiche ich Fragen einfach aus.
    -„Ich wurde als ich jünger war von einem Werberglöwen angegriffen. Er hat mich nicht getötet, aber einen Vollmond später habe ich gemerkt, dass es ausreichte, mich zu verwandeln.“
    -Anka scheint nicht überzeugt. „Und das hilft dir jetzt genau wie?“
    -Ich will nicht weinerlich rüberkommen, aber ich sage es trotzdem. Weil es wahr ist. „Ich hab mir dieses Leben nicht ausgesucht. Es wurde mir aufgezwungen und glaub mir, wenn ich könnte, würde ich ganz weit weggehen und irgendwo einsam leben, wo ich niemanden in Gefahr bringen kann.“
    -„Hm.“
    -Eine Weile lang sagt sie nichts, schaut mich einfach nur an. Ihre Augen, dunkelgraublau, mustern mich mit geringem Interesse, aber auch etwas, das mir unbekannt vorkommt.
    -„Was du sagen willst, ist ... Du willst nicht sterben, aber du hast auch keine Lust, Leute zu töten?“
    -„Natürlich nicht!“, rufe ich so laut, wie es mir in meinem momentanen Zustand möglich ist. „Wer tötet schon gern Leute? Und ... Ich glaube nicht, dass ich sterben darf“, füge ich kleinlaut hinzu.
    -Es ist nicht so, als hätte ich nicht darüber nachgedacht. Ob die Welt ohne mich nicht besser dran wäre. Ob es für mich und alle Beteiligten nicht viel einfacher wäre, würde ich einfach sterben. Es gibt friedliche Wege. Kräuter, die den Tod bringen, ohne, dass man es wirklich merkt.
    -Aber etwas hält mich immer zurück.
    -„Was?“, fragt Anka eher verwirrt als feindselig.
    -„Reia“, entgegne ich. Für mich ist es logisch. Sie ist immer auf meiner Seite gewesen und ich weiß, dass ich ihr viel bedeute. Egal, wie selten wir uns sehen – sie steht mir zu nahe, als dass ich ihr das antun könnte. Nach Mutters Tod und Vaters Charakterumschwung hat sie außer mir keine Familienmitglieder mehr, die für sie wirklich eine Familie sind.
    -Anka setzt sich im Schneidersitz auf den Boden und stützt den Kopf auf eine Hand. Anscheinend hat sie gemerkt, dass von mir keine Gefahr ausgeht, und wie sie mich nun ansieht, könnte man meinen, wir führen einfach eine friedliche Unterhaltung über das Wetter.
    -Wenn man mich nicht sieht, natürlich. Ich liege immer noch verwundet auf dem Waldboden und blende die Schmerzen aus. Die allerdings wirklich besser werden.
    -„Reia, deine Schwester, oder?“ Ich nicke gequält. „Ich kenn‘ sie ja jetzt nicht so, weiß nur, dass es sie gibt. Rin erzählt manchmal von ihr. Sie klingt nett ... Steht ihr euch nahe?“
    -Was ist eigentlich aus unserer ‚Ich bring dich gleich um‘-Debatte geworden?
    -„Ja. Sehr“, antworte ich trotz der immer abstruser werdenden Situation.
    -„Ich hab ‘nen Bruder.“ Sie hält inne. „Ewig nicht gesehen ... Aber es gibt ihn. Wir waren uns nie so nahe, aber ich kann schon nachvollziehen, was du meinst. Wenn du ihr so wichtig bist und andersrum ... Da würde ich mich auch nicht umbringen wollen. Bringt nur Trauer und Schmerzen. Punkt für dich, Wervieh.“
    -Wervieh?
    -Sie starrt eine Weile in die Luft, die Baumkronen an, die das Morgenlicht nicht komplett durchlassen. Dann, nach einem langen, kräftigen Atemzug, schüttelt sie den Kopf.
    -„Ich muss wahnsinnig sein. Ich muss von absolut allen Sinnen sein.“
    -Ich komme nicht dazu, sie zu fragen, wovon sie redet, bevor sie mich hochnimmt, die Decke zu eng um mich schlingt und mich wie einen Teppich über die Schulter wirft. Die Decke mildert zumindest die Schmerzen beim Aufprall. „Ich sag Rin, du wurdest von einem Werding verletzt und ich hab dein Leben gerettet. Damit bist du erst einmal für eine Weile aus der Schusslinie und keiner wundert sich, warum du viel im Hintergrund bleibst. Ich lass dich auf den nächsten Jagden in Ruhe und wir arbeiten gemeinsam ‘nen Plan aus, wie du hier wegkommst. Und dann geh gefälligst auch. Und komm nie wieder zurück. Aber bis dahin hast du von mir nichts zu befürchten.“
    -Ist das gerade wirklich Anka Kitayuki, die mit mir redet? Die Anka Kitayuki, die Wertiere hasst und irgendwann mal meinte, sie wolle sie am liebsten alle töten?
    -Reia wird mir nicht glauben, wenn ich ihr davon erzähle.
    -Entfernt frage ich mich, ob ich das selbst eigentlich glaube. Vielleicht hat sie mich ja doch getötet und ich verbringe meine letzten Momente in einem Traumzustand, bevor gleich der Tod herabsteigt und mich in den Himmel führt oder wo immer ich hingehöre.


    Es ist kein Traum.
    -Vater war völlig am Boden zerstört, als Anka mich zurückgebracht hat. Ich habe ihn lange nicht mehr weinen sehen, aber er sah aus, als wäre er den Tränen nahe gewesen. Mit einem Mal war mir wieder eingefallen, dass er trotz seines Hasses und seiner Rachelust seine Familie immer noch über alles liebte. Aus irgendeinem Grund habe ich Gewissensbisse bei seinem Anblick bekommen – er ist doch nichts anderes als ein armer Mann, dem das genommen wurde, was ihm am wertvollsten war, und der nun einen Sohn hat, der seine halbe Existenz vor ihm verschweigt.
    -Nun liege ich also in meinem Bett in unserem kleinen Häuschen, starre die dunkle Holzdecke an, mittlerweile soweit sauber und verheilt, dass ich nicht die ganze Decke mit Dreck und Blut beschmutze, und verstehe die Welt immer noch nicht so ganz.
    -Anka Kitayuki hat mir mein Leben gerettet.
    -Und dank dessen und des Anblickes meines Vaters erwäge ich zum ersten Mal voller Ernst, ihm alles zu erzählen.
    -Anka hat von mir abgelassen, als sie gemerkt hat, dass ich wirklich nichts Böses im Sinn habe. Von allen Menschen ... Wandeltieren dieser Welt, Anka.
    -Wenn selbst sie Gnade gezeigt hat ... Würde es Vater vielleicht auch tun? Immerhin kann ich wirklich nichts dafür, dass ich mit dieser Bürde leben muss. Und ich gehöre zur Familie, ich bin sein Sohn. Noch dazu sehe ich meiner Mutter ziemlich ähnlich, die Vater die Welt bedeutet hat. Wieso gehe ich eigentlich immer davon aus, dass er mich nicht verstehen würde?
    -Blöde Frage.
    -Auch, wenn ich sein Sohn bin, wäre es nicht das Streben nach Rache und der Hass auf Wertiere, das ihn dazu treiben würde, mich zu töten, wäre es sein Ehrgefühl. Er ist schon so lange Mitglied bei den Jägern, dass er die Liebe zu seiner Familie hinter sich lassen würde, würde dies bedeuten, dass er die Gegend vor ihnen sichern kann.
    -Ich kann es ihm nicht einmal vorwerfen.
    -Manchmal frage ich mich, ob ich genauso denken würde, wenn ich nicht verwandelt worden wäre. Ob die Philosophie der Jäger nach einer Weile in mich übergegangen wäre. Freiwillig hätte ich mich ihnen wohl nie angeschlossen, aber nicht aus so edlen Gründen wie Reia. Sie hat es nie wirklich laut ausgesprochen, aber ich weiß, dass sie niemanden gerne töten würde, weder Mensch, noch Wandel- oder Wertier. Ich hingegen habe einfach Angst gehabt.
    -Mein jetziges Leben ist noch viel gefährlicher. Wenn das ein Witz des Universums sein soll, kann ich wenn überhaupt nur ironisch darüber lachen.
    -Bevor ich mich weiter in Gedanken verlieren kann, klopft es an der Tür und ohne auf eine Antwort zu warten, öffnet wer auch immer dahinter steht sie.
    -Zu meiner Überraschung sehe ich einen Jungen, den ich noch nie vorher gesehen habe.
    -Er trägt eine weiße Augenklappe über dem linken Auge und seine Haare sind eine seltsame Mischung zwischen Dunkelbraun und Grau, passend zu seinen dunkelgrauen Augen, in denen das Licht des Vormittages sich spiegelt. Es hat ein bisschen war von einem Blitz am Gewitterhimmel. Reia würde sich einen Ast freuen und sofort drauflos malen, darauf wette ich.
    -„Guten Morgen, Herr Asamera“, begrüßt er mich und setzt sich auf den Stuhl gegenüber meinem Bett. „Ich bin Garumoi Joute. Ihre Schwester ist in meinem Kurs für erweiterte Kunst in Kayutsu.“
    -Ich runzle die Stirn. Wieso um alles in der Welt ist er dann hier? Es sind noch keine Semesterferien. Abgesehen davon sieht er aus, als wäre er in Reias Alter, und müsste damit recht neu an der Uni sein, sprich er kann sich noch nicht so viel erlauben.
    -Als hätte er meine Gedanken gelesen, zeichnet sich auf Garumois Gesicht ein höfliches Lächeln ab, das ich fast geglaubt hätte. Fast.
    -Das riecht ganz eindeutig nach Ärger.
    -„Heute Morgen ist Ihre Schwester nicht zum Unterricht erschienen und da ihr das überhaupt nicht ähnlich sieht, wurde ich geschickt, um mich zu erkundigen. Eventuell haben Sie ja Hinweise, wo sie sein könnte?“
    -Bitte wie?
    -„Keine Ahnung“, erwidere ich wahrheitsgemäß. „Vielleicht ist sie krank? Wäre doch naheliegend. Oder sie hat einfach verschlafen.“
    -Garumoi schüttelt bedächtig den Kopf. „Nein. Auch ihre beste Freundin und Sitznachbarin, Emma Layne, ist nirgendwo aufzufinden, und bei keinem der beiden sind zuhause irgendwelche Hinweise vorzufinden. Alles ist verlassen und aus Fräulein Asameras Wohnung verschwanden nur die Malutensilien.“
    -Ich atme tief durch.
    -Einerseits sollte ich vielleicht fragen, wieso zur Hölle er einfach so in Reias Wohnung gegangen ist, wenn sie ihm aus gegebenen Gründen nicht erlauben konnte, es zu tun. Andererseits gibt es da noch eine Menge andere Unstimmigkeiten in seiner Geschichte.
    -„Und wie haben Sie es geschafft, so schnell von Kayutsu hierher zu kommen? Selbst in den schnellsten Kutschen Kaelis braucht man mindestens zwei Tage.“ Ich sollte das von allen Beteiligten am besten wissen, immerhin habe ich das lange genug recherchiert.
    -„Teleportation“, antwortet Garumoi schlicht und sein Lächeln erweitert sich ein wenig. „Meine Fähigkeit. Deswegen wurde ich geschickt und kein Professor oder anderweitig Bediensteter der Universität.“
    -Ich habe von solchen Leuten gehört, die Fähigkeiten haben, von denen andere nur träumen können. Reias lebendig werdende Gemälde sind nett, aber das ist auch alles. Bis auf gute Aussichten in der Künstlerszene brachte ihr das wenig. Die meisten Fähigkeiten sind so einfach gehalten, aber das bedeutet nicht, dass es so unwahrscheinlich scheinende nicht geben kann. Das geht von Feuerspucken über Unsichtbarkeit bis hin zu Gedankenkontrolle.
    -Dennoch, so eine weite Strecke mit Teleportation zu überbrücken? Unwahrscheinlich.
    -„Natürlich musste ich mehrmals Halt machen und die Strecke in Abschnitten bereisen, aber insgesamt hat es mich nur wenige Minuten gebraucht.“
    -So langsam bin ich mir unsicher, ob er nicht doch Gedanken lesen kann.
    -„Und ...“, beginne ich langsam. Ich habe eine Menge Fragen, aber alle auf einmal zu stellen, wäre zu viel. „Wissen Sie so in etwa, wo Reia sein könnte? So rein hypothetisch? Ist irgendetwas Komisches in letzter Zeit passiert?“
    -„Ich weiß nur, dass ich zuerst hierhin kam, weil ich dachte, vielleicht sehnt sich Fräulein Asamera nach ihrer Heimat und hat sich ... Nun, spontan freigenommen, um ihre Familie in Ferashikobi zu besuchen.“ Meine Herzfrequenz beschleunigt sich. Das ist nicht gut, gar nicht gut. Sein Lächeln hat mittlerweile etwas von einem Raubtier. Oh, die Ironie. „Sie wüssten nicht zufällig etwas von derartigen Plänen? Hat sie Sie angeschrieben? Oder Andeutungen gemacht?“
    -Ich schlucke. „Nein.“ Es ist die Wahrheit. Hat sie wirklich nicht. Aber das alles macht mir fürchterliche Sorgen. Garumoi wirkt jetzt nicht gerade wie die Freundlichkeit vom Dienst und Reia verschwindet nicht einfach mal so.
    -Was, wenn ihr etwas passiert ist?
    -Entführung? Vielleicht ist sie verletzt? Aber wenn Emma auch verschwunden ist ...
    -Oh Götter. Ich muss mich beruhigen. Jetzt Panik zu schieben hilft niemandem, ganz besonders nicht Reia.
    -„Möchten Sie vielleicht suchen helfen?“, fragte Garumoi und ich will instinktiv ‚Nein‘ antworten, halte aber den Mund.
    -Das könnte alles eine riesengroße Falle sein. Und wenn ich auf eines stolz bin, dann darauf, dass ich auf diese eigentlich nie reinfalle. Vorsicht ist in vielen Fällen besser als Nachsicht.
    -Dennoch ... Wenn Reia wirklich in Gefahr wäre und ich nichts tun würde, könnte ich mir das niemals verzeihen. Vielleicht kann ich ja die entscheidende Hilfe sein.
    -Ich habe ja jetzt immerhin einen ganzen Monat Zeit, bis ich mich wieder verstecken muss.
    -In meinem Kopf hallen die Worte Ankas wider. Ich muss wahnsinnig sein. Ich muss von absolut allen Sinnen sein.
    -„In Ordnung. Was kann ich tun?“




    Wortanzahl: 2 681


    Ich hasse den neuen Editor. Ich dachte, er sei besser, bis er anfing, mir die Codes nicht nur durcheinanderzuschmeißen, sondern einfach random abzuschneiden und neu wieder hinzupappen, Absätze riesengroß zu machen und generell einfach alles verkomplizierte ... Ugh, ich freu mich schon überhaupt nicht mehr darauf, den Startpost zu updaten. GRAH. Ich will WBB3 zurück. ;________;


    Genug übers BB gemeckert, mehr zum Text!


    ICH LIEBE ANKA. Ich liebe alle meine Charaktere, aber Anka ganz besonders. Irgendwann schreibe ich sicher mal ne KG über sie. Sie ist einfach so super! ♥ Wer Garumoi ist und was er will und warum er so verdammt böse rüberkommt, lasse ich übrigens erstmal offen, thihihi. Er sollte übrigens erstmal keine Fähigkeiten haben, aber so konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - erstens wollte ich einen Chara mit etwas beeindruckenderer Fähigkeit als Reias haben, zweitens hätte es ewig gedauert, das Ganze in Briefform zu machen und so erfährt Kasura noch vor Reias Ankunft davon, dass sie irgendwie weg ist. Tempo unso. *hatschi* (Get it? Weil, Tempo ... Ach, vergesst es.)


    Merkt ihr was? Teil 1 neigt sich dem Ende zu! Es gibt noch ein Reiakapitel und dann geht es auch schon in Teil 2. Wie Teil 1 wohl abschließen wird? Wann wir endlich den gottverdammten Hauptkonflikt auch tatsächlich mal sehen? Was aus Emma geworden ist, was Jeremy mit dem Ganzen zu tun hat und warum ständig Leute in Reias Wohnung kommen? Fragen über Fragen ...


    Das Kapitel ging mir sehr leicht von der Hand. Hab auf übermäßige Beschreibungen verzichtet, weil ... Weil es sich nicht anbot. '-' Immerhin hat Kasura wirklich Wichtigeres zu tun, als sich die Umgebung anzuschauen, vor allem, weil er die ohnehin schon gut kennt.


    PAKA! Nija out.

  • Nachdem ich anlässlich des Kommentar-Marathons schon eine Reihe von anderen Fanfictions kommentiert habe, habe ich nun auch einmal in deine Geschichte hinein gelesen. Dass du spät an die Reihe kommst, liegt übrigens nicht daran, dass mir das Thema deiner Geschichte nicht zusagen würde - ganz im Gegenteil, es fällt sogar ziemlich gut mit meinen Vorlieben zusammen. Vielmehr hatte ich bei meinen Kommentaren mit den Werken des allgemeinen Fanfictionbereiches angefangen, die bisher noch gar keine Kommentare bekommen hatten.


    Im Vergleich zu den anderen Geschichten hat mich dein Werk auf jeden Fall positiv überrascht. Während ich bei den anderen Geschichten in jedem Kapitel fast auf Anhieb einige Stellen gefunden habe, die sich nicht gut anhören, hatte ich bei deinem Werk zunächst einmal den Eindruck, als ob es fast fehlerfrei wäre - wobei ich den Text nicht einer Rechtschreibprüfung unterzogen, sondern ihn mir nur ganz entspannt vom Computer vorlesen lassen habe - Längere Texte auf dem Bildschirm zu lesen ist mir zu anstrengend.
    Weil zwischen den einzelnen Kapitel einiges an Zeit verstrichen ist, nehme ich an, dass du die Geschichte nicht überstürzt zu Ende bringen, sondern vielmehr in Ruhe an den einzelnen Kapiteln arbeiten willst. Zufälligerweise ist das auch die Vorgehensweise, die ich bei meiner Fanfiction bevorzuge, wobei ich allerdings teilweise auch nicht ganz ausgereifte Kapitel online stelle, wenn seit dem letzten Kapitel zu viel Zeit verstrichen ist.


    Auch inhaltlich lässt sich der Text gut lesen, oder in meinem Fall konnte ich bei dem vorgelesenen Text gut zuhören. Auch der Inhalt hat mir gut gefallen, aber leider kann ich keine Stellen nennen, die mir besonders gut gefallen hätten. Das liegt allerdings nicht an deiner Geschichte, sondern vielmehr daran, dass ich (falls mir das Genre zusagt und keine offensichtlichen Widersprüche im Text vorhanden sind) mehr aus dem Bauch heraus entscheide, ob mir eine Geschichte gefällt oder nicht.


    Allerdings habe ich doch noch ein paar einfache Verbesserungsvorschläge:


    Was den Startpost angeht, möchte ich anmerken, dass dieser schön aussieht und alle wichtigen Informationen an passenden Stellen enthalten sind. Allerdings lässt sich bei den Überschriften die schwarze Schrift auf dem grauen Hintergrund schlecht und bei dem Abschnitt „Sämtliche Ideen für die Geschichte liegen bei mir. Die Charaktere ...“ die rote Überschrift fast gar nicht lesen.


    In dem Abschnitt zum Genre erwähnst du, dass man deine Geschichte auch als Tragödie bezeichnen könnte, weil es traurig wird und „allgemein [...] die Stimmung nicht wirklich fröhlich“ ist. Ich weiß nicht, ob du dabei etwas über das Ende der Geschichte aussagen wolltest oder ob du dir unter einer Tragödie etwas anderes vorstellst als ich. Meines Wissens nach versteht man unter einer Tragödie nämlich nicht unbedingt eine Geschichte mit einer traurigen oder düsteren Grundstimmung, sondern vielmehr eine Geschichte, die unabhängig von der Stimmung auf ein tragisches Ende zusteuert.


    Nachdem du als Reaktion auf @Dunamess Kommentar angekündigt hast, dass im vierten Kapitel die Action losgeht, hatte ich beim Zuhören des genannten Kapitels irgendwie das Gefühl, dass es unglaublich langatmig erzählt ist und kaum Action enthält. Ich weiß nicht, ob das an der fälschlicherweise geweckten Erwartung auf ein actionreiches Kapitel liegt, aber im direkten Vergleich hat es mir nicht so gut gefallen wie die anderen Kapitel.


    Auch wenn ich oben gesagt habe, dass der Text beim ersten Reinhören fast fehlerfrei zu sein schien, habe ich dennoch ein paar wenige Fehler gefunden - teilweise allerdings auch erst, als ich mir die Kapitel nach dem Vorformulieren dieses Kommentars noch einmal vorlesen lassen habe:


    Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass du mich bei neuen Kapiteln gerne benachrichtigen kannst.