Flügellos.

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  • Quelle | zugeschnitten von mir~


    » Vorwort.
    Hallo du!
    Ich bin schon ziemlich lange am überlegen, ob ich ein Kurzgeschichten-Topic aufmache und plane das auch schon eine geraume Zeit. Normalerweise schreibe ich nur sehr lange Geschichten, die einiges an Planung, Zeit und Motivation bedürfen, jedoch mag ich auch kürzere Werke, in denen man einfach seine Spontanität mit einbringen kann und die man in kürzerer Zeit fertig hat, denen man etwas mitgeben kann, worauf man in Fanfictions lange hinarbeiten muss. Sehr viele Kurzgeschichten habe ich noch nicht geschrieben, das habe ich bis jetzt nur mal gelegentlich oder für Wettbewerbe gemacht. Angefangen hat meine Idee, ein Topic dafür aufzumachen, während der Bisaboard-Olympiade diesen Sommer/Herbst. Und nun setzte ich das endlich um.


    » Schreibart.
    Meist schreibe ich über ... traurigere Sachen, oder ein Ereignis, welchem ein trauriger Grund zugrunde liegt. Es werden seltener »fröhliche« Kurzgeschichten vorkommen, genauso wie gewaltverherrlichende KG's. Deshalb mag vielleicht das ein oder andere Werk dramatisch klingen. Bei manchen Situationen, die ihr lesen werdet, werden wohl Szenen sein, die entweder mir oder jemanden, den ich kenne, widerfahren sind, doch meist in abgewandelter Version. Von solchen Sachen lasse ich mich inspirieren und darüber schreiben, wer mich kennt, wird wohl die ein oder andere Situation erfahren haben und wiedererkennen.
    Über Pokémon werde ich nicht wirklich schreiben, wenn dann sind das Wettbewerbsabgaben, die ich hier poste. Sonst sind hier vermehrt Reallife- und Fantasy-Geschichten vorzufinden, aber ich plane auch momentan etwas, welches ich persönlich zu klein finde, um dafür extra ein Topic aufzumachen und was ich deshalb hier veröffentlichen werde, wenn ich es denn mal zustande bringe, das zu schreiben, *hust*. Wenn eine Warnung von Nöten sein sollte, werde ich sie jeweils hinzufügen.


    » Meine Werke.


    [tabmenu][Tab=x]~[Tab=Updates]


    [Tab=Werke][Subtab=Pokémon]

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    » Nachtragendes Erlebnis


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    » Eins aus Acht


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    [Subtab=Reallife][Subtab=Fantasy]

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    » Trauernde Verschwommenheit


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    » Verbannungsstern


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  • » Nachtragendes Erlebnis.


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    Sprichwörtlich wagte er einen Neuanfang. Weg von den Missetaten und verachtenden Blicken; hinein in eine neue Region, ein neues Leben.
    Laux war ausgesprochen ausgelaugt, was seine letzte Reise betraf. Es frustrierte ihn, dass er diesen entscheidenden Kampf verloren hatte, er schämte sich für seine Eltern, die ihn danach nur noch missbilligten und versuchten zu ignorieren. Sie hatten ihn im Stich gelassen, hatten die Türen verschlossen, und das nur weil er gegen ihn verloren hatte und einem gewissen Gerücht.
    Seinen größten Rivalen, seinen ehemaligen Freund, einen, den er seit Kindheitstagen kannte. Doch ein Verrat hatte vor drei Jahren dazu geführt, dass sie ihre eigenen Wege gingen. Dieser Verrat machte Laux heute noch sehr zu schaffen. Das, was sein Freund damals getan hatte ... nun, Laux wusste sicher, dass er schlechte Gerüchte über ihn verbreitet hatte, dass er seine Pokémon misshandeln würde, dass er sie zu hart trainieren würde, ja, dass er sogar sie extra von anderen Pokémon seines Team verletzen lassen würde. Das hatte dann auch seine Eltern erreicht, zwar erst nach der Niederlage gegen eben jenem ehemaligen Freund, aber war trotzdem sehr wirksam gewesen, sodass diese das geglaubt hatten.
    Mit gesenktem Kopf ging der Blondschopf durch die nun verlassenen Gänge des riesigen Schiffes, wich den fröhlichen Konversationen im Gemeinschaftsraum aus, versuchte das bellende Lachen aus seinem Kopf zu verbannen. Doch es gelang ihm nicht. Ab und zu merkte er, wie er von einem mitleidigen Blick gemustert wurde und wie man über ihn tuschelte, doch das machte ihm nichts aus. Er ging über den blank polierten hölzernen Boden, die prunkvollen Wände zogen in einem gedankenverschwommenen Film an ihm vorbei. Nach einiger Zeit fanden seine Füße den richtigen Weg, den Weg zum Achterdeck und er stieß einen leisen Seufzer aus. Bald würde er ankommen, in dieser neu entdeckten Welt, von der es hieß, dass Schönheit und Kunst die Kultur des Landes prägten.
    Die kurze, steile Treppe führte hinaus in die kühle Abendluft. Er sah sich um und bemerkte, dass das Achterdeck glücklicherweise größtenteils wie leergefegt zu sein schien. Nur einzelne Personen streiften wie ein müder Tiger über den Boden, standen meist in kleinen Grüppchen beieinander und hatten Gläser mit dem Inhalt einer rot-violetten Flüssigkeit in der Hand. Die Sonne war bereits tief purpur und verschwand langsam hinter dem Horizont, in den Weiten des offenen, tiefblauen Meeres, auf welchem er bereits seit zwei Wochen unterwegs war. Die letzten Strahlen der großen, roten Kugel am späten Abendhimmel leckten über die Wellen und tauchten das westlich von ihm liegende Wasser in einen unbeschreiblichen Glanz, was ihn mal wieder verblüffte. Ein Schnurren, dann spürte er das weiche, flauschige Fell seines Begleiters an seinen Beinen. Sein Folipurba hatte die Augen zufrieden geschlossen und lehnte sich gemütlich an das linke Bein des dünnen Jungens, welcher sich hinkniete und sein Pokémon sanft zwischen den Ohren kraulte. Dann stellte er sich wieder aufrecht hin und ging langsam zum Bug hin, sein Folipurba war ein vertrauter Schatten an seiner Seite. Einer der wenigen seiner ehemaligen Begleiter, die noch zu ihm hielten.
    Am Bug angekommen stützte er sich mit den Armen auf dem Geländer ab. Kalt war es unter seinen Händen, seine Finger konnten kleine Rillen ausmachen, die der Wind im Laufe der Jahre langsam aber sicher in das Metall geschliffen hatte, für das menschliche Auge jedoch fast nicht sichtbar; alle anderthalb Meter verband eine kleinere Eisenstange das Geländer mit dem Rest des riesigen Kreuzfahrtdampfers, welcher die Sinnoh mit der Kalos-Region verband, eine Reise die sehr teuer war und die Laux mit seinem letzten Geld bezahlt hatte. Er wünschte sich nichts anderes, als sich so weit wie möglich von seinem früheren Zuhause zu entfernen, so viel Strecke wie möglich zwischen sich und die Menschen zu bringen, denen er damals noch vertraut hatte. Menschen, die er geliebt hatte. Konnte er das noch? Konnte er noch jemandem sein Vertrauen schenken, oder für jemanden etwas empfinden, nachdem er solche seelische Ohrfeigen bekommen hatte? Er bezweifelte es.
    Leichtfüßig sprang sein einziger Begleiter, den er hatte mitnehmen wollen, auf das schmale Geländer und betrachtete die näherkommende Küste. Vor ihm erstreckte sich eine große Landmasse, dessen Ufer größtenteils von dichten Wäldern umrahmt wurde, vereinzelt strahlten sandfarbene Flecken in der Sonne, dahinter lagen meist reich aussehende, kunstvoll verzierte Häuser, deren Ausstrahlung selbst Laux‘ Gefühle ein wenig besserte und seinen benommen Verstand aus der einsamen Starre von reiner Enttäuschung weckte. Der Anblick eines reißenden Flusses zauberte ihm sogar ein leises Lächeln auf die Lippen. Schnelle Strömungen schnellten um Steine herum, ließen das tiefe Blau des Wassers für kurze Zeit in ein helles Weiß der Gischt verwandeln. Hohe und dichte Gräser umrahmten mit vereinzelten großen Steinen die Ufer des Flusses. Die wenigen Bäume, die dort in der Nähe standen, zählten bereits viele Jahre. Dunkel streckten sie ihre Arme gen Himmel, selbst Laux konnte das Rauschen der Blätter in dem starken Wind hören. Vom Ufer plätscherte fröhliches Lachen zu ihm hinüber.
    Der Anblick verzauberte Laux und er sann den schönen Stunden seines vergangenen Lebens nach, verglich diese Landschaftszüge mit den im Kopf vorhandenen Bildern seiner Heimat und stellte ein paar Parallelen fest. Seine Stimmung verbesserte sich erheblich und er freute sich auf diese Reise, die für ihn, so hoffte er, lange dauern würde und auf der er viele Sachen erfahren und viele Menschen kennenlernen würde. Sie bogen um eine Ecke und vor ihm erstreckte sich eine kleine Stadt mit einem ebenso kleinen Hafen. Es waren Anlegestege aus Beton für die Schiffe vorhanden und kleine Geschäfte umrahmten den kleinen Platz hinter den Betonreihen. Dort herrschte reges Treiben und Laux sah, wie einige Menschen bereits auf das Schiff zeigten und die Münder derer leicht offen standen. Der Blondschopf sah auch, wie ein junger Junge weiter vorne auf dem Steg stand und das Schiff nach einem bestimmten Gesicht absuchte. Zögerlich hob er eine Hand und winkte dem Jungen zu, sodass er die Aufmerksamkeit dessen aus sich zog. Als sie näher kamen, sah Laux, dass der Junge braune Haare, ein mandelförmiges Gesicht, zwei nussbraune Augen, welche von dünnen Augenbrauen und etlichen Sommersprossen eingerahmt wurden, eine Stupsnase und schmale Lippen hatte, die Hände hielt dieser nervös ineinander gekreuzt und er verlagerte sein Gewicht von einen Fuß auf den anderen.
    Das Horn des Schiffes schallte über den kleinen Platz und die hellen Mauern der Gebäude warfen diesen Laut wie ein Echo zurück. Nun kamen auch die anderen Passagiere auf das Deck und gesellten sich zu ihm, warteten darauf, dass die bewegliche Brücke ausgefahren wurde, um das Schiff mit dem Steg zu verbinden. Der Dampfer wurde vertäut, die Brücke hinabgelassen und Laux beeilte sich, einer der Ersten zu sein, die festen Boden unter den Füßen bekamen.
    Der frische Seewind zerzauste ihm das kurze, blonde Haar, welches ihm nun aus der Stirn geweht wurde, und er kniff die Augen ein wenig zusammen, damit sie nicht anfingen zu tränen. Der Junge auf dem Steg, der offenbar auf ihn gewartet hatte, lief winkend und lächelnd auf Laux zu und blieb vor ihm stehen. Hinter Laux beschwerten sich bereits ein paar andere Passagiere, dass er aus dem Weg gehen solle, sodass er das dann auch tat. Es wurden Rufe laut, der Platz hallte von fröhlichen Begrüßungen wider.
    „Hallo“, sagte der Junge zu ihm. „Bist du Laux? Ich soll dich zum Professor bringen.“ Laux nickte zögerlich, da er kurz gebraucht hatte, um die Sprache zu verstehen. Es war die gleiche wie in seiner Heimat, jedoch mit einem starken, fremd klingenden Akzent untersetzt, sodass es schwierig wurde, diese Sprache zu verstehen. Außerdem sprachen die Bewohner von Kalos verdammt schnell.
    Laux nickte noch einmal und schulterte dann seine Tasche, das Gewicht lagerte schwer auf seinem Rücken. Nun begann für ihn ein neuer Abschnitt seines Lebens, sowohl seelisch als auch körperlich.

  • Hey, Naryk! :)
    Ich habe mir einfach mal Deine kleine Story durchgelesen und was soll ich sagen? Sie ist richtig schön, mir gefallen die Personifikationen zum Beispiel, nicht oft benutzen Autoren diese, dabei ist ein Text und die Art, wie die Geschehnisse, Gedanken und Gefühle beschrieben werden, eine eigene Kunst und da gerade sowas richtig gut mit einbauen.
    Und Laux: Man kennt ihn nicht, erfährt nicht so unglaublich viel über ihn - insgesamt hat die Kurzgeschichte einen sehr offenen Anfang und ein sehr offenes Ende. Das bietet natürlich auch Freiraum zur Interpretation, was ich richtig gut finde, so könnte man nämlich aus diesem eher kurzen Text einen ganzen Roman hinzudichten. Das Bild, das Du oben eingefügt hast, passt meiner Meinung nach übrigens auch zu der Szenrie.
    Insgesamt würde ich mir aber vielleicht wünschen, dass Du Dinge weniger nebenbei beschreibst. Nach einer Weile kann "welches so und so ist" leider auch ganz schön eintönig wirken, daher solltest Du hier vielleicht einfach mal inne halten und eine bewusste Beschreibung liefern. Dabei ist es etappenweise auch interessant zu erfahren, woher das Aussehen herrührt. Damit beziehe ich mich zum Beispiel auf diese Stelle:


    [...] und lehnte sich gemütlich an das linke Bein des dünnen Jungens, [...]

    Alternativ eventuell: "[...] und lehnte sich gemütlich an eines der dünnen/dürren Beine des Jungen. In letzter Zeit kam er kaum noch zum Essen, seine Gedanken plagten ihn einfach zu sehr, daher hatte er mit der Zeit ziemlich viel abgenommen, sein gesamter Körper wirkte dadurch mittlerweile ziemlich mager. [...]" (Natürlich ist das jetzt nicht eins zu eins das Passende, ich weiß ja nicht, warum er dünn ist, aber Du weißt sicher, was ich meine. x3) Übrigens, da es für die folgende Szenerie nicht von Bedeutung ist, musst Du nicht erwähnen, dass es sich an das linke Bein lehnte, Du kannst also ruhig für den Verlauf relevantere Informationen darin einbauen.


    Eine weitere bedeutsame Stelle, wo ich persönlich etwas geändert hätte, wäre folgende:

    Sie hatten ihn im Stich gelassen, hatten die Türen verschlossen, und das nur weil er gegen ihn verloren hatte und einem gewissen Gerücht.

    Das Gerücht hätte ich eher gesondert erwähnt, also in einem neuen Satz. Also so: "[...]und das nur, weil er gegen ihn verloren hatte. Und wegen eines gewissen Gerüchts. [...]" So wirkt das nicht so nebenbei und fällt mehr auf, ma wird auch nicht im Lesefluss unterbrochen, immerhin scheint das Gerücht ein sehr wichtiger Punkt zu sein.


    Aber insgesamt finde ich Deine Kurzgeschichte echt schön, man kann sich schon so ziemlich in den Hauptcharakter hineinversetzen. Auch kommt das Motto "Neue Region, neuer Anfang, neues Glück" sehr deutlich herüber. Den Charakter musst Du übrigens nicht so genau beschreiben, da solltest Du Dir also keine allzu großen Sorgen machen. In Kurzgeschichten haben Charaktere generell kein so sehr ausgefülltes Profil, damit sich sozusagen möglichst viele Menschen in die Situation hineinversetzen können, der Charakter aber dennoch zur Handlung passt. Das ist also einer der großen Unterschiede zwischen Kurzgeschichte und Roman, wobei natürlich jeder Autor davon abweichen kann, wie er mag. Das gibt die Würze, diese Individualität. :3






  • » Trauernde Verschwommenheit.


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    Gefunden irgendwo auf zerochan.net



    „Nein!“, schrie ich, als er hinter mir aus dem Sattel gerissen wurde. Ich riss meinen Kopf herum. Er prallte unsanft auf den Boden auf, die tobende Schlacht überspülte seine Schreie.
    Das Pferd stoppte im vollen Galopp und ich sprang ab, ein zuckender Schmerz durchfuhr meine Beine, als ich auf dem hart getrampelten Boden aufkam. Nur kleine, verdörrte Grasbüschel trauten sich noch bis hier vor, wo die Sonne am Tag ihre grauenhaft heißen Strahlen über das Land schickte und jedes Leben auszulöschen vermochte, was nicht im Schutze von Häusern lebte. In der Ferne funkelte die Burg meines Vaters in den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Der Krieg zog durchs Land und hatte nun auch unser Land erfasst. Mein Vater war von seinen Lehnsherren gezwungen worden, zu den Fahnen zu rufen.
    Ich hastete über das Schlachtfeld hin zu meinem Bruder, den ich zwischendurch hinter mich auf den Sattel gezogen hatte, weil sein Pferd durch gegnerische Pfeile seinen letzten Atemzug getan hatte. „Felix!“
    Als ich bei ihm ankam, regte er sich nicht mehr. Sein muskulöser, in Rüstung steckender Körper lag neben einem gefallenen Pferd. Rabenschwarzes Haar umrandete sein schmutziges Gesicht. Dann sah ich auch den Grund für seine Reglosigkeit. Ein Pfeil ragte aus seiner Brust, hatte einen Weg durch das Kettenhemd gefunden, war in das Herz meines Bruders gedrungen. „O-oh n-nein“, stammelte ich, während ich neben ihm niederkniete. Ich starrte den Pfeil an. An der Stelle, wo dieser das Fleisch berührte, breitete sich auf dem weißen Untergewand ein roter Fleck aus, der sehr schnell größer wurde.
    „Navin“, flüsterte mein älterer Bruder und griff nach meiner Hand. Er klammerte sich an mir fest, als wolle er damit das verhindern, was unweigerlich sehr bald eintreten würde. Auch wenn ich es nicht glauben wollte. „Mach diese Schweine für mich fertig, die meinen, einen Krieg anfachen zu müssen.“
    „D-Du kannst jetzt nicht sterben“, schrie ich ihn an und rüttelte ihn, während in mir ein dicker Kloß im Hals heranwuchs. „Das darfst du nicht!“ Das Salz der Tränen kitzelte in meinen Augen, drohte, den innerlichen Damm zu brechen, der das heiße Nass zurückhielt. „Hörst du, du musst hier bleiben, bei mir!“
    Er legte eine Hand an meine linke Wange. „Navin“, sprach er noch einmal, nur noch leiser als davor. Tränen hinterließen Rillen der Sauberkeit auf seinem von Staub bedeckten Gesicht. „Ich spüre es, das Leben rinnt aus mir heraus. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit.“ Er atmete nur noch sehr flach.
    Um uns herum tobte weiterhin die Schlacht, doch keiner schien sich für uns zu interessieren. Ich schluchzte auf. Der Damm brach, ich konnte nichts mehr zurückhalten. Meine Sicht verschleierte sich vollkommen durch die Tränen. Ich konnte fast nichts mehr erkennen. „Warum, w-warum du?“ Meine Stimme zitterte, ich fror am ganzen Körper.
    „Jedes Leben wird einmal durch den Tod beendet, Bruder.“ Er klang sanft, ruhig und überaus weise. Ich schüttelte den Kopf, konnte das alles nicht begreifen. Warum er? Das erschien mir alles so surreal. Als ob das alles ein Traum wäre. Doch fror man so entsetzlich in einem Traum?
    Der Wind toste auf dem Schlachtfeld. Überall wurden Schreie des Schmerzes laut. Der Griff um meine Hand wurde wieder fester. „Versprich mir, dass du das hier lebend überstehst.“ Mein Bruder klang entsetzlich hart, fordernd. „Versprich es mir“, wiederholte er.
    Ich starrte ihn an, neue Tränen sammelten sich in meinen Augen, bahnten sich einen Weg über das schmutzige Gesicht. Er wischte mit schwacher Hand meine Tränen fort. „Ich verspreche es“, flüsterte ich, obwohl ich es kaum aussprechen konnte.
    „Gut“, sagte er kaum hörbar. „Das ist Gut. Wisse, dass ich immer bei dir sein werde.“ Ich sah ihn durch einen Schleier der Verschwommenheit an. Seine Augen erwiderten zwar den Blick, doch waren sie starr. Irgendjemand ganz in meiner Nähe schrie, doch realisierte ich erst kurz darauf, dass ich es selbst war. Mein Kopf sank herab, berührte die Brust meines Bruders, während ich erneut aufschluchzte. Mein Körper erbebte vor Wellen der Trauer. Mich drohte eine Trauer zu verschlingen, die ich zuvor noch nie gekannt hatte. Unerbittlich drängt sie sich in mein Bewusstsein.
    Ich wusste nicht mehr, was um mich herum geschah. Warum musste ausgerechnet er sterben. Warum?
    Auf einmal verwandelte sich meine Trauer in Zorn und ich presste meine Handballen gegen die Schläfen. Wer konnte so etwas überhaupt tun? Wer konnte den Krieg ausrufen, wenn man doch wusste, dass tausende Menschen nie wieder nach Hause zurückkehren würden? Ich schrie auf und blickte gen Himmel. Dieser färbte sich wegen der untergehenden Sonne blutrot, in der Ferne türmten sich schwarze, unheilvolle Wolken auf. Blitze zuckten in dieser Region über das Himmelsgewölbe. Ich schaute wieder auf den Menschen herab, der mein Bruder gewesen war. Abermals bildete sich ein Kloß in meinem Hals
    In der Ferne erklangen Hörner. Hörner des Sieges. Doch dieser Tag war alles andere als siegreich. Um mich herum wurde es still, sehr still. Dann spürte ich eine Hand auf meiner Schulter ruhen. Mein Vater kniete neben mir, doch nahm ich das nicht mehr richtig war. Während ich geistlich abdriftete, konnte ich nur noch an Eines denken.
    Rache. Rache für den Menschen, der mir wichtiger als alles andere gewesen war.

  • Huhu, Naryk^^


    Da ich mich mal etwas bei den Gedichten&Kurzgeschichten erkundigen wollte, was es hier so alles gibt, sah ich dass du dein Topic gerade geupdated hast, deshalb hier mein Kommi:


    MFG
    Rexilius UHaFnir

  • Heya Naryk!
    Dachte mir ich schreibe dir mal spontan einen kleinen Kommentar, wo das Topic auf mich so leer gewirkt hat. Rexilius ist zwar schon auf deine neue Kurzgeschichte eingegangen, dennoch werde ich da mal eher auf Logik und Inhalt achten, als auf die Rechtschreibung und Grammatik.


    [tabmenu][tab=Titel]Anfangs konnte ich mir kaum etwas unter "Trauernde Verschwommenheit" vorstellen. Aufgrund des Wortes Verschwommenheit wird man nach kurzer Zeit wahrscheinlich an Tränen denken, worum es ja in der Geschichte geht. Allerdings wurde es nach dem Durchlesen der Kurzgeschichte ziemlich vorhersehbar, warum du diesen Titel genommen hast. Ein Titel, der vielleicht nicht sehr viel über den Inhalt aussagt oder einfach nur Fragmente der Geschichte enthält wäre vermutlich passender gewesen, als mit diesem Titel hier ziemlich viel von der Story preis zugeben.
    Allerdings finde ich es gut, dass er überhaupt etwas mit der Story zu tun hat. Es ist natürlich wichtig, dass man nicht willkürlich irgendetwas hinschreibt, was für andere Leser einfach nur interessant klingt, sondern eine Mischung aus dem und einer gewissen Verschleierung, wo der Leser vielleicht erst etwas später darauf kommt, was genau der Titel den mit der Geschichte zu tun hat. Nach dem Durchlesen deiner Kurzgeschichte hatte ich persönlich eher das Gefühl, als hättest du dir den Titel auf die Schnelle ausgedacht, damit du überhaupt einen hast. Lieber setzt man sich für eine halbe Stunde hin und überlegt, was zur Geschichte passen könnte, wie man das Interesse der Leser erwecken könnte, sei es durch einen Titel in anderer Sprache oder etwas, wo man überhaupt nicht erwartet, dass es etwas mit der Geschichte zu tun hat.
    Ich denke auch, dass der Titel für andere Leser keinen Sinn ergibt, wenn sie die Story noch nicht kennen. Dann sitzt man da und denkt sich "Hö, was hat das eine mit dem anderen zu tun?" Da muss man mehr Klarheit schaffen und bei nicht ein Wort-Titeln Wörter nehmen, die zusammenpassen und Fragmente der Story enthalten.
    [tab=Geschichte]Traurige Story, das muss ich zugeben, aber beim Durchlesen hatte ich das Gefühl, als wäre alles irgendwie wirr durcheinander und dass Teile der Story am falschen Ort wären. Anfangs wurde man mitten ins Geschehen rein geworfen, damit hast du schon mal einen wichtigen Punkt erfüllt, nach dem Aufschrei vom Charakter kam aber eine Weile lang nichts mehr dazu, sondern Beschreibungen. Als Leser fragt man sich natürlich, wer vom Pferd gefallen ist und wieso und wenn danach einfach nur Beschreibungen von der Landschaft kommen ist man fast schon ein wenig enttäuscht, weil man eine Weile "lange" nicht erfährt, was denn mit dieser anderen Person passiert ist.
    Die Beschreibungen hatten auf der einen Seite eine ziemliche Vielfalt an Wörtern und auf der anderen Seite sind mir dann wieder blöde Wortwiederholungen aufgefallen, die eigentlich gar nicht hätten sein müssen. Mir fehlten nähere Informationen zur Umgebung. Du hast eigentlich nur die Hitze genauer geschrieben, wieso nicht auch die Landschaft? In einem Krieg sind die Landschaften meistens verwüstet, ausgetrocknet, kaputt und was weiß ich, so was fehlt der Kurzgeschichte halt noch. Gut, sie ist aus Zeitdruck für einen Wettbewerb entstanden, aber beim Schreiben solltest du dir die Gegend, in der sich das Geschehen gerade abspielt so gut wie möglich bildlich vorstellen, damit du diese Vorstellungen dann in der Geschichte mit detaillierten Beschreibungen einbringen kannst. So können sich die Leser das genau so gut vorstellen, wie du es in deiner Idee hattest.


    Für eine Kurzgeschichte war es für mich ehrlich gesagt einfach zu wenig Inhalt, was sich auch an den 800 Wörtern bemerkbar macht. Diese Szene, wo der Bruder stirbt wurde viel zu schnell abgehandelt. Man erfährt nicht, wie der Pfeil den Brustpanzer durchdrungen hat, wer ihn abgeschossen hat usw. und sofort. Als Leser hätte man gerne gewusst, wer denn daran Schuld war bzw. allgemein, was für Leute denn gerade in der Umgebung sind, da man während des Durchlesens auf die zwei Charaktere fixiert ist und nur kurz nebenbei erfährt, dass rundum der Krieg in vollem Gange ist. Der Tod des Bruders ist natürlich der Hauptteil der Geschichte, keine Frage, nur war es eben nur auf diesen fixiert und sonst auf nichts anderes. Wie kam es überhaupt zu diesem schrecklichen Krieg? Wer hatte ihn ausgelöst? Solche Fragen bilden sich im Kopf des Lesers und bleiben da auch verankert, wenn sie die Geschichte weiterlesen. Am Ende sollte man sich ja nicht denken, dass die Geschichte kaum Inhalt hatte, viel mehr sollte sie mit viel Detail in Erinnerung bleiben. Insgesamt hätte die Story einfach mehr Detail gebraucht, mit mehr Hintergrundinformationen, vielleicht sogar nähere Informationen zu den Charakteren und deren Verhältnis zu einander, da gibt es ja Haufen an Möglichkeiten.
    [tab=Schluss]So, ich hoffe ich konnte dir mit meinem Kommi ein wenig weiterhelfen, auch wenn ich jetzt nicht der große Kurzgeschichten-Experte bin. Ehrlich gesagt ist dein Schreibstil nicht unbedingt mein Fall, aber das sieht ja jeder anders und hat da einen anderen Geschmack. Rexilius hatte ja schon die Rechtschreibe- und Grammatik-Fehler korrigiert bzw. darauf aufmerksam gemacht, deswegen habe ich das mal außen vor gelassen.


    Bis dann! :3
    [/tabmenu]

  • Da es hier ja jetzt viele tun, und ihre Wettbewerbsabgabe in ihren Topics nochmal ausstellen, will ich mal gleichziehen. Ich habe mich sehr über die Kommentare gefreut Rexilius und Saki, eure Meinungen haben sich großteils auch mit meiner eigenen zu der KG gedeckt, beizeiten folgen aber noch ausführliche Rekommis. Momentan bearbeite ich die letzte KG auch, hab angefangen, die einmal neu zu schreiben. Mal schauen, was daraus wird :3
    Von der Wettbewerbsabgabe existieren zwei Versionen, keine Ahnung, warum ich mich hinterher für die erste entschieden hab, aber irgendwie gefiel mir erstere Version besser.






    gefunden vor längerer Zeit irgendwo auf tumblr


    Version 1 (Wettbewerbsabgabe):
    Schneidender Wind schickte seine kalten Finger durch ihre Kleidung, schmiegte sich wie ein Eismantel an sie, wehte ihr rabenschwarzes Haar in das schmale Antlitz.
    Unter der Spitze des Berges, dessen Haupt sich königlich gen Himmel reckte, breitete sich das finstere Tal aus. Am dunklen Gestirn hing nur ein einziger, silberner Stern, der höhnisch auf sie herabblickte.
    Sie, die nun in den Tod verbannt werden würde. Ihre begangenen Schandtaten drückten wie eine unbändige Kraft auf sie hernieder. Flüsternde Worte entsprangen ihrer ausgedörrten Kehle.
    Im glitzernden Sternenlicht kam eine große, dunkle und undeutliche Hand auf sie zu.
    Und sie griff danach.




    Version 2:
    Immer kälter werdender Wind schnitt durch ihren schwarzen Umhang, den sie wegen ihrer Schandtaten tragen musste. Diese drückten wie eine unbändige Kraft auf ihre zierlichen Schultern hernieder.
    Am Gestirn hing nur ein einziger Stern. Er wies ihr den Weg, blickte auf sie herab. Höhnisch, sarkastisch forderte er sie auf, seinem Lauf am Himmelsgewölbe zu folgen.
    Sie war an der Spitze des königlichen Berges angekommen.
    „Ich weiß, was ich getan habe. Hole mich für meine Schandtaten“, entkamen ihr sehr leise die Worte.
    Im glitzernden Licht des Sterns kam eine große, dunkle und undeutliche Hand auf sie zu.
    Und sie griff danach.

  • Hey Naryk. =)
    Da ich schon länger mal vorhatte dir einen Kommentar zu hinterlassen, wollte ich auch diesem nachgehen und hoffe du freust dich ein wenig.
    Zu deinem Startpost brauche ich eigentlich keine Worte zu verlieren, tue es aber trotzdem, da ich diesen wirklich schön finde, wenn auch eher dezent, aber dennoch alles hat, was zu einer schönen Eröffnung deines Topic beiträgt und den Leser einlädt, sich weiter mit deinen Werken zu beschäftigen. Dein Titel war es auch schlussendlich, welcher mich hierher geführt hat. Wie der Nektar für einen Schmetterling, war er genauso anziehend für mich. Gleichzeitig wirkt er vielleicht etwas hoffnungslos, wenn man sich erstmals der Tatsache bewusst das man leider keine Flügel hat (;_;), aber auf der anderen Seite wirkt er zunehmend poetisch bzw. haftet an jenem etwas leicht philosophisches, wenn man das so sagen darf.^^ Dein Header im übrigen gefällt mir wirklich gut, er widerspiegelt in meinen Augen auch den Titel, da die Person darauf so wirkt, als würde sich sich wünschen Flügel zu haben und sehnsuchtsvoll gen Himmel schaut, jedoch auch sich weit aus dem Balkon lehnt wie es scheint. Scheinbar auch um vielleicht herauszufordern, ob irgenwelche Schwingen sie auffangen wurden, falls sie hinabstürzen sollte. Zumindest wäre dies meine Interpretation, ich weiß nicht ob du dir genau jenes vorgestellt hast. Aber ich finde es im übrigen schön, dass du dir zu deinen einzelnen Werken immer ein Bild herausgesucht hast, dass es in gewisser Weise repräsentiert bzw. widergespiegelt. Ich finde es immer nett anzuschauen, wenn man dies tut.


    Verbannungsstern
    Ich erinnere mich noch an dein Drabble zu dem ersten Wettbewerb diese Jahres, allerdings habe ich vergessen was ich damals dazu geschrieben habe, deswegen verzeih, dass ich auf meine damalige Kritik nicht eingehe, sondern jenes nochmal mit neuen Augen betrachten werde, zumal du auch eine neue Version dessen präsentierst.
    Der Titel an sich wirkt ungewöhnlich, weil man sich - oder zumindest bei mir – nicht unbedingt keine wirkliche Vorstellung entwickeln wollte, außer eben die eines Sternes. Umso sonderbar erschien es mir, dass du hier einen Stern als einen „Richter“ darstellt, zumindest nehme ich dies an, als ich dein Werk gelesen habe und in dem Kontext mit Verbannung erschien es mir so. Es ist ebenfalls interessant mit anzusehen, was man unter den Sternen so alles auffassen kann und das jeder dahingehend, eine andere Assoziierung hat. In der ersten Version beginnst du recht eindrucksvoll mit einer Personifikation was den Wind anbelangt, dass dieser sozusagen seine Finger nach der Person ausstreckt. Währenddessen ein Stern auf sie hernieder blickt, welcher scheinbar die Hand nach ihr ausstreckt und diese auch ergreift, weil sie etwas getan hat, wofür der Tod ihr ereilen muss. Man erfährt nicht um was für ein Vergehen es sich handelt, lediglich dass es wohl so eine drastische Tragweite ausübte, dass diese Person nichts anderes verdient hatte, aber jene auch mehr oder weniger Einsicht bzw. Reue zeigt, dass sie selbst ein Schritt auf ihr Schicksal zugeht und auch am Ende zugreift. Hierbei hat mir das Ende ebenfalls sehr gefallen, es wirkt einerseits sehr offen, aber auch beabsichtigt und nicht viele - zumindest dieser Annahme bin ich -, lassen eine Handlung in einem Drabble mit einfließen, eher sogar Gedanken. Umso schöner und erstaunlicher fand ich, dass du eine hier mit eingeflossen lassen hast und besonders deine Beschreibungen haben es mir sehr angetan, denn diese wirken liebevoll, aber auch nicht aufgesetzt oder gar künstlich. Ich hätte mir aber das Geschehen auch anderweitig auch in einer Kurzgeschichte „unterbringen“ können, aber auch als Drabble fand ich es nicht schlecht. Im Vergleich zu deiner zweiten Version hast du hierbei auf die Beschreibungen des Aussehens der Person verzichtet, dafür aber mehr auf die Rolle des Sternes fokussiert und auch durch den Satz von ihr, merkt man tatsächlich dass sie ihre Tat einsieht, wobei diese Andeutung ebenfalls durch das gleiche Ende des ersten aufgefallen ist, zumindest du dich hier aber konkreter ausdrückst. Auch das du hier generell noch mehr auf die Außenwelt eingegangen bist, besonders als du erwähntest, wo sie sich nun befindet, wobei ich selber nicht unbedingt eine allzu große Neuerung oder Verbesserung sehe, wo diese Information nützlich sein könnte. Aber dennoch hebt sich besonders dieser Berg – der Ort an dem ihr Schicksal besiegelt wurde -, durch die Beschreibung „königlich“ deutlich ab, nur bin ich mir im unklaren was dies für das weitere Geschehen für eine Rolle spielt. Auch beim zweiten hast du die Charakterisierung des Sternes noch deutlicher durch mehrere Wörter hervorgehoben, wie „höhnisch“ und „sarkastisch“, welche zwar nicht unbedingt sich positiv jemanden zuschreiben lassen, dennoch aber diese Position zwischen dem Mensch und dem Stern um einiges gewichtiger erscheinen lässt. Oder auch anders gesagt, die Entfernung zwischen einem Richter und einem Verurteilten.
    Alles in allem mag ich beide Varianten deines Drabbles, wobei du hier eher Kleinigkeiten verändert hast, welche dennoch zum gleichen Ende geführt haben.


    Dunames


  • Zu der folgenden Kurzgeschichte habe ich nicht sonderlich viel zu sagen, außer, dass es sich um Pokémon dreht. Momentan habe ich da ja noch ein schönes Gleichgewicht in meinem Topic :D





    » E i n s_ a u s_ A c h t.


    [Blockierte Grafik: http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/000dep0r3so7t.jpg]




    Gedankenverloren ging der Trainer durch den Wald, den er so mochte; doch dieses Mal war er nur wegen einer Sache hierher gekommen.
    Die dichten Baumkronen ließen das Sonnenlicht nur vereinzelt zum Boden tröpfeln, tauchten den Wald in ein sanftes, warmes Licht; die Pflanzen am Boden sogen das Licht gierig auf, um ihr Wachstum zu fördern. Die Blätter wippten leicht in der sanften Brise, die langsam durch die verschlungenen Gänge fuhr. Von weitem hörte er bereits den Fluss plätschern, ein leises Rauschen, als das Wasser über die Steine sauste, sich Gischt bildete und das Blau für kurze Zeit in Weiß verwandelte. Der Wald strahlte in den verschiedensten Grüntönen, die durch das Sonnenlicht noch aufhellten. Das Moos unter seinen Füßen war saftig grün und dämpfte jeden seiner Schritte bis auf den niedrigsten Laut, einen, der für das Menschenohr nicht mehr zu hören war. Die Bäume um ihn herum zählten bereits viele Jahre, dunkel streckten ihre Arme nach der Sonne, schirmten diese teilweise ab, ließen eine angenehme Kühle unter ihnen. Geräusche von fernen Pokémon vernahm er, jedoch nur am Rande, er konzentrierte sich auf das Geschehen, was heute noch kommen würde. Der Grund, warum er überhaupt diesen Wald wieder betreten hatte, bevor er sich auf nach Hause machte. Doch der Umweg war es ihm wert.
    Lange, sehr lange hatte er überlegt, was er tun sollte, ob nicht eine der anderen Formen besser wäre, ob sie ihm nicht vorteilhafter im Kampf wäre. Doch schließlich hatte er überlegt, dass das die richtige Wahl sei und hatte deshalb den weiten Weg in den Ewigenwald auf sich genommen. Denn dort gab es diesen magischen Stein, den er noch nie gesehen hatte, aber genug davon gehört. Er solle immer im Sonnenschein liegen, der die Herzen öffnete und der Lebenskraft auf die umstehenden Personen übertragen sollte. So sagten es zumindest die Geschichten, Ammenmärchen von seiner Mutter, die bereits über einem Jahr auf ihn wartete.
    Nun war er mit seiner Reise fertig, hatte viele Pokémon auf seinem Weg gefangen, sie trainiert und mit ihnen im Finale der Liga unterliegen, doch das hatte seinen Ehrgeiz nicht vermindert; eher angestachelt. Deswegen hatte er bereits einen neuen Plan, wie sein Leben nach dieser Sache weitergehen sollte. Er würde in eine neue Region fahren, eine neue, noch unentdeckte, mit zahlreichen Pokémon und einer Zivilisation, die gerade erst erfahren hatte, dass es in erreichbarer Nähe noch weitere Länder gibt, die von diesen sonderbaren Wesen bevölkert waren.
    Ein Rascheln in dem Gestrüpp rechts neben ihm riss ihn aus seinen Gedanken, und das, was er sah, zauberte ihm ein Lächeln auf das Gesicht. Ein kleines, hellbraunes Pokémon lächelte ihm mit einem schmalen Mund und großen, nussbraunen Augen zu, der buschige, kleine weiße Schwanz wedelte fröhlich hin und her. Die Ohren lagen entspannt am Kopf an und die Hinterbeine stießen sich vom Boden ab.
    Kurz darauf landete das kleine Tier geschickt auf seiner linken Schulter an lehnte sich mit den Kopf gegen den Kopf seines Besitzers, wobei es leise eine Art Schnurren von sich gab und ausgiebig gähnte. Lächelnd kraulte Vinx es zwischen den Ohren und setzte seinen Weg fort – weiter hinein in den dichten Wald, der sich langsam etwas lichtete, sodass die Sonne mehr Möglichkeiten hatte, den Boden mit ihrem Schein zu erhellen und den Wald so in ein helles Licht zu tauchen.
    Außerdem spürte Vinx, wie der Boden unter ihm leicht vibrierte und je länger er in die weissagte Richtung ging, desto stärker wurde dieses Vibrieren. Leichte Kraftwellen glitten unsichtbar über den Boden, ließen die Blätter der kleineren Pflanzen sanft erzittern, ließen Vinx ein Kribbeln durch die Knochen jagen während sein Atem ein wenig schneller ging. Vinx wurde ein wenig unsicher, redete sich aber ein, dass das zur Vorankündigung gehörte, dass das ihm sagte, dass er auf dem richtigen Weg sei. Also ging er unermüdlich den langsam breiter werdenden Gang entlang, welcher ihn zwischen den heller werdenden Bäumen hindurchführte, ihm den Weg vorgab, den er gehen musste und seine Beine gehorchten. Dicke Wurzeln krochen über den Boden, spalteten sich mehrmals, wie nach einem greifende Finger. Eine übersah Vinx, sodass er beinahe gestolpert wäre, er fing sich jedoch wieder und setzte seinen Weg fort.
    Er kam an nicht wenigen kleineren, schmäleren Bächen vorbei, die ein steinernes Flussbett hatten und träge dahin flossen, während sich der Sonnenschein im Licht spiegelte und Vinx öfters im Gesicht blendete. In der Nähe dieser Bäche war die Luft wärmer und feuchter, sodass das Licht in den kleinen Wasserteilchen funkelte, als würde es auf kleine Kristalle treffen. Das Evoli von Vinx stellte die Ohren auf und blickte sich suchend um, dann fixierte es einen Punkt in der Nähe vor Vinx, sprang von seiner Schulter und lief zielstrebig den Weg entlang, dem Rauschen des Flusses entgegen. Dann war es plötzlich um eine Biegung verschwunden, sodass Vinx gezwungen war, schneller zu gehen.
    Als er ebenfalls um die Ecke bog, sah er etwas Sonderbarem entgegen. Zu seiner Linken floss der Fluss, den man schon von weitem hören konnte, schnell in seinem Flussbett gen Süden und kleinere Steine säumten mit hellgrünen Grasbüscheln das von Gras bewachsene Ufer. Vor ihm ging das dunkelgrüne Moos langsam in braune Erde über, in der vereinzelt dunkelgraue Kieselsteine lagen. Das Ufer auf der rechten Seite des Flusses war frei von jeglicher Art von Bäumen, nur vereinzelt standen kleine Blumen mit roten, violetten und blauen Blüten, doch in der Mitte stand das, was er schon seit einer Stunde suchte.
    Der Felsen war riesig, ungefähr sieben Fuß hoch, größtenteils mit Moos bewachsen. Kleine Kuhlen in dem massiven, hellbraunen Stein zeigten, wo der seltene Regen sich gefangen und dem Stein über die Jahre seine jetzige Form verliehen hatte. Am unteren Ende des Felsens wuchsen die Grashalme höher als sonst, es sah so aus, als wenn man mit dem Rasenmäher seit Langem nicht mehr dorthin gekommen und deswegen das Gras immer höher gewachsen war. Der Anblick des Steines erfüllte Vinx mit noch mehr Ehrgeiz und er ging langsam, aber zielstrebig, auf ihn zu. Als er aus dem Schatten der Bäume trat, verfing sich der Sonnenschein in seinem Haar uns ließ dieses rot aufleuchten, doch der Moment war nur von kurzer Dauer, denn hellgraue Wolken schoben sich vor die Sonne und verdunkelten leicht den Himmel – die Lichtung lag im Schatten.
    Wie in einem Halbkreis säumten die Bäume den Rand des Platzes und ragten hoch, aber licht über dem Stein auf, die Blätter wechselten nun teilweise von einem Blutrot in ein helles, warmes Orange und diese wippten in dem stärker werdenden Wind hin und her; fast so, als würden sie tanzen. Vinx trat auf den Stein zu und kaute dabei auf seiner Unterlippe. Sein Evoli stakste argwöhnisch um diesen riesigen Brocken aus hellbraunem, ausgewaschenen Felsen herum, der nun im Schatten lag, und betrachtete ihn wachsam, dann sah es seinen Trainer an, der sich auf den Boden kniete. Dieser nickte und Evoli trat noch näher an den Stein heran, dann legte es eine seiner weichen Pfoten auf den Gegenstand vor ihm.
    Erst passierte nichts.
    Dann fing das Moos unter der Pfote an, aufzuleuchten, erst in einem dunklem Grün, dann wechselte es in ein Eisblau, welches schließlich den ganzen Stein umfasste und in kleinen Schockwellen über den Boden kroch, alles in Blau verwandelte. Auch sein Evoli selbst nahm diese Farbe an und eine verschwommene Gestalt an, eine, von der man weder sagen konnte, dass es etwas Reales oder eine Einbildung war. In dem Moment brach die Sonne durch die Wolken hindurch, erhellte die Lichtung mit gleißendem Licht, verfing sich erneut in Vinx‘ Haar, ließ dieses leuchtend rot auflodern. Vom Schein geblendet, musste der Junge mit der Hand einen Schatten über den Augen bilden, damit er das Geschehen weiter verfolgen konnte.
    Sein ehemaliges Evoli nahm nun die Gestalt von etwas Größerem an, etwas grünerem. Allmählich verblasste das Blau und gab das Geschöpf preis, welches sich in der kurzen Zeitspanne entwickelt hatte. Vinx staunte nicht schlecht, als er dieses Wesen zum ersten Mal sah: wie sein altes Evoli hatte auch dieses vier Beine und einen Schwanz, jedoch waren die Beine ein wenig schmaler und der Schweif sah wie ein Blatt aus, der Ansatz am restlichen Körper war zwar noch in einem sehr hellen Beige, aber dann schritt die Farbe allmählich ins Grüne über. Zwei nussbraune Augen sahen Vinx in einem schmalen Gesicht erwartungsvoll an, eine kleine Stupsnase schnupperte die kühle Luft des Waldes ein und ebenfalls grüne Ohren lauschten gespannt dem vorbeirauschendem Fluss, ein etwas dickeres Haarbüschel war ebenfalls in der Farbe des Schweifes gehalten und formte sich wie ein kleiner Halbmond. Das Fell lag glatt an, den hellen Beigeton beibehaltend, an den Pfoten wuchsen kunstvoll ein paar kleine, grüne Blätter, die Pfoten allerdings selber waren hellbraun.
    Dann verzog sich der kleine Mund des Pokémon zu einem angedeuteten Lächeln und es nahm Anlauf, sprang in die geöffneten Arme von Vinx und eben jener wusste in dem Moment, dass er das richtige getan hatte. Erleichtert atmete er auf; es war so, wie er sich das vorgestellt hatte.
    Im Schein der Sonne warfen die beiden einen glücklich aussehenden Schatten.

  • Hallu Naryk. (:


    Ich denke zwar, dass ich ein wenig aus der Übung bin, aber ich dachte mir, nachdem ich deine KG vor einiger Zeit gelesen habe, dass ich doch mal ein wenig Feedback dalasse. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen. (Außerdem hatte ja Onee-chan für dich um Feedback gebeten und nachdem dem noch keiner bisher nachgekommen ist, dachte ich, ich geb mir einen Ruck und tipp meine Eindrücke ab. ^^)


    Zuallererst wollte ich etwas zu dem Titel sagen. Zahlen in Titeln haben auf mich immer einen leicht mathematischen Eindruck und wirken auf mich deshalb immer etwas abstrakt. Bei dir war natürlich gleich mal die Frage, was die acht sein soll und welche eins gemeint ist. Konnte damit im ersten Moment nicht viel anfangen, später im Text wurde die Sache dann natürlich erklärt. Man hätte hier viele Titel nehmen können, aber ich finde, deiner passt sehr gut. Mich machte er ziemlich neugierig, weil ich erstmal gar nichts damit anfangen konnte und ja, er wirkte auf mich abstrakt - und da bin ich immer sehr neugierig. ;D


    Positiv möchte ich hervorheben, dass du dir schon eine interessante Thematik ausgesucht hast. Ich jedenfalls hab noch nicht viele KGs gelesen, wo der Schwerpunkt derartig auf die Entwicklung eines Pokémon gelegt wurde. Und ich meine, es handelt sich hier ja auch nicht um eine "Standardentwicklung", sondern um eine ganz besondere Entwicklung. Das hat mir sehr gefallen zu lesen und zu erfahren, wie du dir das vorstellst, wenn sich ein Evoli zu Folipurba entwickelt und wie das ablaufen könnte. Da bekomme ich direkt Lust mich ebenfalls mit der Thematik zu beschäftigen und mir die Stelle mit den beiden Steinen mal genauer anzusehen. ^^ Zwar muss man sagen, dass die Eeveelutions ein besonders beliebtes Thema sind und sie sehr oft in Stories vertreten sind, aber deswegen sind sie ja nicht uninteressant. Evoli ist ja gerade aufgrund seiner vielen möglichen Entwicklungen so faszinierend. (Mal ganz davon abgesehen, dass es super knuffig ist! ^o^) Hat mir also sehr gefallen, dass du dich mit diesem Thema auseinandergesetzt hast.


    Ein wenig negativ muss ich jedoch in Bezug auf die Charas werden. Sie wirken für mich ein ganz kleines bisschen leblos. Du hast mit dieser Entwicklung als Thematik in meinen Augen ein sehr emotionales Ereignis gewählt. Für Evoli ändert sich das gesamte Leben und es vertraut seinem Trainer in dieser Hinsicht ja auch sehr. Doch diese Verbindung die die beiden ja offensichtlich haben kommt nicht wirklich heraus. Vinx selbst hat sich zwar wohl viele Gedanken gemacht, aber es kommen keinerlei Emotionen rüber. Ich meine, natürlich mag mancher Trainer da sehr rational denken und vielleicht bin ich zu blauäugig, wenn ich glaube, dass manch einer, diese Thematik vielleicht mit seinem Pokémon bespricht, aber es wirkte auf mich so, als würden sie sich lange genug kennen, um so ein Gespräch zu führen. Ich meine, klar wird Evoli nicht antworten können, aber es hat vielleicht sein Vertrauen in die Entscheidung seines Trainers kundgetan? Da gäbe es viele Möglichkeiten das darzustellen. Das hat mich ein wenig gestört, dass Vinx hier etwas wenig Gefühl zeigte - allgemein bekam man nur wenig Einblick in sein Inneres.
    Auch nicht so ganz hat mir der Schluss gefallen. Gegen Ende fällt es zu stark ab und ich hatte das Gefühl, dass du die Sache nur noch zu Ende bringen wolltest. Das ist bei längeren KGs wirklich ein Problem, dass man auch zum Ende hin noch genug Energie hat, ich weiß genau, wie das ist.


    Was dir aber auf jeden Fall in einem unglaublichen Maße gelungen ist, ist die Darstellung der Umgebung. Alter Falter! Es ist eine ganze Weile her, seit ich eine derartig detailgetreue und ausführliche Umgebungsbeschreibung gelesen habe. Allein schon der Anfang ist so malerisch! Und du verwendest auch sehr schöne Beschreibungen. Das tröpfelnde Sonnenlicht möchte ich hier erwähnen, weil mir das besonders gut gefallen hat. Gerade, wenn man sich die Blätter in Bewegung vorstellt und somit Löcher im Blätterdach durch die das Sonnenlicht scheint, kurzzeitig geschlossen werden, so hat das wirklich etwas von einer Flüssigkeit die dann später wieder den Boden erreicht. Fand ich richtig genial! Aber auch so tragen deine Beschreibungen sehr zur Stimmung bei, ich fühlte mich richtig in den Wald versetzt. An der ein oder anderen Stelle hakte es etwas, da hätte ich etwas anders beschrieben, aber ansonsten hast du dir wahnsinnig viel Mühe gegeben, die richtige Stimmung zu vermitteln. Ein richtiges sprachliches Gemälde ist dir hier gelungen. Sehr schön, dass du auch Folipurba später so ausführlich beschrieben hast, das verdeutlicht natürlich die Veränderung nur noch mehr. Also bei den Beschreibungen fehlen mir ehrlich gesagt die Worte. Einfach nur Wow! Da musst du dich definitiv nicht verbessern, nur dieses Niveau beibehalten.
    Auch sehr positiv ist deine Rechtschreibung. Fand nur einen Tippfehler, falls überhaupt waren es zwei. Also viel konnte man da wirklich nicht entdecken und das hilft natürlich ungemein sich auf den Inhalt zu konzentrieren, wenn man nicht über einen Fehler stolpert. Sehr gut.


    Sou. Der Kommi ist etwas anders als ich normalerweise kommentiere, aber wie gesagt, bin wohl leicht aus der Übung. Außerdem dachte ich mir, dass es vielleicht an der Zeit ist, sich von den unnötigen WoTs zu verabschieden. ;D In diesem Sinne, hoffe ich, dass ich dir etwas helfen konnte.


    - Cynda