[Wichteln] Geschenke-Topic

Niemand wusste, wie es zu dieser Situation gekommen war. Niemand wusste, wieso Percy und Jason so aufeinander losgingen, oder was es verursacht hatte. Nun ja, mit Ausnahme derer, die dafür verantwortlich waren.

Aus ihnen unbekannten Gründen war der Gruppe auf einmal Apollo erschienen und hatte sich nach Leo erkundigt. Leo scherzte erst, dass er wohl selbst bei den Göttern heiß begehrt war, aber trotz allen Scherzen war er nicht gerade versessen darauf, eventuell den Zorn eines Gottes für irgendwas, was er verbrochen haben könnte, zu ertragen. Gut, da wäre vielleicht die eine oder andere Sache, die gewisse Unsterbliche gegen ihn haben könnten, aber das war nicht komplett seine Schuld!
Jedenfalls war dann der offizielle Grund, wegen dem Apollo kam, dass Leo eben der sagenumwobene, seltene Feuerteufel war, mit dessen Errungenschaften Hephaistos prahlte, was der Sonnengott selbst sehen wollte. Nachdem er sich also in Flammen gehüllt hatte, stieß der Olympier einen beeindruckten Pfiff aus, bevor er Kalypso einen verführerischen Blick zuwarf.
„Aber ich bin trotzdem heißer… Nicht wahr?“, flirtete der Unsterbliche. Kalypso stieß nur ein genervtes Seufzen aus.
„Das kann nicht sein“, erwiderte Leo. „Sie ist in Team Leo, nicht wahr? Und selbst wenn, ich bin der heißeste in dieser Gegend. Ich kann mich immerhin selbst anzünden!“ Zum Beweis leckte einmal wieder das hausgemachte Feuer an seiner Kleidung.
„Ich bin der Sonnengott. Heißer als ich geht es nicht, Kleiner. Oder, in ein Haiku gefasst:
Der Gott Apollo
Der heißeste der Heißen
Eher als dieser Knilch“, schoss Apollo zurück, während Kalypso die Augen rollte. Jungs.
„Das war nicht einmal die richtige Form, Apollo“, warf sie ein. „Der letzte Vers muss ebenfalls fünf Silben haben. Ganz abgesehen vom Inhalt natürlich.“
Während Apollo im Folgenden sein Haiku zu korrigieren versuchte und Leo ihn vollkommen übermütig deswegen aufzog, scheinbar vergessend, dass sein gegenüber ihn mühelos pulverisieren könnte, gesellten sich Jason und Percy dazu und beobachteten das Spektakel. Bis Leo sie bemerkte.
„Hey, Jason“, rief Leo, “Ich bin viel heißer als dieser läppische Gott, oder?“
„He, Percy“, grinste im Gegenzug Apollo, “Dieser kleine, wichtigtuerische Halbgott kann mir doch nicht einmal das Thermometer reichen, meinst du nicht auch?“
Beide sahen sie etwas schief an, bevor sie sich gegenseitig ansahen und dann die Blicke zurückwarfen, die Lippen fest verschlossen und die Köpfe schüttelnd. Keiner wollte in diesen Konflikt, abgesehen von den beiden Hitzköpfen, die das ganze Spektakel begonnen hatten. Unglücklicherweise hatten eben jene Hitzköpfe etwas anderes im Sinn.
„Nun, wenn wir das nicht durch ein Gespräch beurteilen können, dann sollten wir es auskämpfen!“, meinte Apollo voll Feuer und Flamme.
„Das klingt gut“, schoss Leo zurück, „Aber Kämpfen ist nicht meine Spezialität, also wäre ich im Nachteil.“
Darauf grinste Apollo nur. „Und wir Götter sollen uns nicht mehr so sehr in die Angelegenheiten der Sterblichen einmischen. Da fällt mir ein“, sprach er und drehte sich in Richtung des Sohns des Poseidon, „Percy, schuldest du mir nicht noch einen kleinen Gefallen für die Mitfahrgelegenheit damals?“
Percy war kurz baff, schüttelte dann aber eilig den Kopf. „Das ist doch viel zu lange her“, wandte er ein, aber der Sonnengott wollte nichts weiter hören. „Komm, kleiner Halbgott, du sollst mein Repräsentant sein.“
Leos Augen weiteten sich, doch dann drehte er sich rasch zum Sohn des Jupiter um. „Hey, Jason? Wäre es okay für dich, deinem besten Freund einen Gefallen zu tun und einzuspringen?“, frug der Schmied hibbelig. Jason sah weitaus weniger erfreut aus.
„Leo, ich denke, es gibt bessere Alternativen, wie ihr das lösen könntet…“, hob er an, wurde dann aber vom Fahrer des himmlischen Sonnenwagens unterbrochen.
„Aha, der Sohn des allmächtigen Jupiter gesteht also schon seine Niederlage ein, bevor der Kampf überhaupt begonnen hat? Das klingt, als hätte euer Kampf damals einen bleibenden Eindruck auf dich hinterlassen, hmm?“, kommentierte Apollo. Sein selbstgefälliges Grinsen war so breit, dass einem Nichtgott bereits die Wangen schmerzen müssten. Die Aussicht auf einen einfachen Sieg schien ihm zu gefallen. Percy sah ebenfalls ungewöhnlich selbstzufrieden aus; er genoss das eindeutig zu sehr.
Diese Herausforderung hatte aber anscheinend Jasons Stolz angegriffen, da sich sein Blick verhärtete und er antwortete: „Wenn Aquaman denkt, dass er mich besiegen kann, hat er wohl einen Sonnenstich von seinem Auftraggeber abbekommen. Ich kann ihn mit Leichtigkeit überflügeln; das damals war komplett unter Gedankenkontrolle und selbst da hätte ich fast gewonnen.“
Percy grinste voll Vorfreude auf das Kräftemessen. „Superman bedroht mich? Oh weh, wie soll ich das jemals überleben? Oh, genau, das werde ich. Ich werde dich in Grund und Boden stampfen, Grace“, sagte er und zog seinen altbekannten Stift aus der Hosentasche.
Selbst Jason schien sich das nicht mehr gefallen lassen zu wollen. „Ihr bekommt, was Ihr wollt, Apollo. Beschwert Euch aber nicht, wenn ich Jackson ungespitzt in den Boden ramme…. Auch wenn ich ihn nicht verletzen werde. Zumindest ernsthaft.“ Seine Augen waren nunmehr Schlitze, als er sein eigenes Schwert zückte.
Percy begann mit einem weit ausgeholten Schlitzer von rechts, den Jason mit Leichtigkeit parierte und ableitete, wobei er mit seiner eigenen Klinge auf Percys Gesicht zielte. Dieser duckte sich unter dem Schwert weg, zog Springflut zurück und stach auf die rechte Seite seines Gegners ein; Jason wich auch diesem Angriff aus, indem er seinen Körper zur Seite bog und mit seinem Gladius die Klinge wegstieß. Als er sich wieder aufrichtete, täuschte er an, die Blöße Percys ausnutzen zu wollen und ihm in die Seite zu hacken, drehte aber geschwind sein Schwert und ließ stattdessen den Angriff von oben kommen. Der andere Halbgott fing den Angriff ab und bog seine Beine unter dem wuchigen Angriff, um den Stoß abzumildern.
Jason atmete scharf aus, als er einen Tritt in den Bauch erhielt. Leo feuerte ihn weiter an. Superman durfte nicht verlieren, das würde ihm Apollo bei zukünftigen Begegnungen immer wieder wissen lassen. Seine Hände werkelten nervös an den Zahnrädern, Riemen und sonstigen mechanischen Teilen herum. Er suchte nach Kalypso und sah, dass sie sich kein Stück bewegt hatte. Immer noch die alte, stolze Frau. Nicht dass er sie mochte und nicht dass es ihn kümmerte. Er zwinkerte ihr trotzdem zu. Alles nur für sie. Währenddessen lieferten sich Jason und Percy weiterhin einen Schlagabtausch, dass die metallischen Aufprallgeräusche im Camp widerhallten. Ihr Tanz zog sich immer weiter. Stoßen, parieren, abfangen, hacken, schlitzen, blocken. Ihre Augen glänzten schelmisch und ein Lachen kam fast gleichzeitig aus ihren Mündern. Beide grinsten und sprangen zurück.
„Nette Aufwärmübung, Grace. Sollten wir aber nicht langsam mit dem Spielen aufhören?“, frug Percys nebenbei.
Jason nickte nur. „Ich dachte, du würdest nie fragen, Jackson. Schluss mit dem Kindergarten, jetzt komme ich!“

Beide Halbgötter standen sich keuchend gegenüber, keiner gewillt, in irgendeiner Weise nachzugeben. Schweiß rann ihnen aus allen Poren und tränkte die inzwischen an einigen Stellen zerrissenen Kleidungsstücke. Inzwischen hatte sich eine große Menge versammelt, die gebannt zusah, doch niemand wusste, wieso die beiden so erpicht darauf waren, zu gewinnen – oder besser gesagt, wieso sie begonnen hatten. Apollo und Leo feuerten jeweils ihre Repräsentanten an, während Piper und Annabeth inzwischen sehr genervt aussahen und bereit, jeden Moment einzuschreiten und ihren festen Freunden kräftig auf den Kopf zu hauen, sollten sie die Geduld verlieren.
Kalypso war inzwischen genauso wenig interessiert wie am Anfang und rollte nur ihre Augen. Diese Kindsköpfe. Aber wenigstens war ihr Leo bereit, für das einzustehen, woran er glaubte. Nicht dass sie ihn liebte oder irgendwas dergleichen. Sie würde ihm nur später ordentlich die Leviten lesen, da er sich in solche Gefahr begeben hatte.
Kindsköpfe.

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Martin ging den Gang entlang. Von unten drang weihnachtliche Musik zu ihm herauf. Leise tröpfelten die lachenden Stimmen von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen den langen Flur entlang und wurden langsam lauter, als er weiterging.

Er war dreizehn und ein Halbweise. Damals war sein Vater an einer schweren Herzerkrankung, deren Name er sich nie merken konnte, gestorben und seine Mutter war schlichtweg mit ihm und seinem Bruder überfordert gewesen, sodass die Familie auseinander gerissen worden war. Sein Bruder kam in eine Pflegefamilie – er in ein Kinderheim, in dem er darauf wartete, dass eventuell eines Tages doch eine Familie zur Tür eintrat und ein Pflegekind suchte und sich dann ihn auswählte.
Er lebte bereits seit zwei Jahren in diesem Heim und so langsam fühlte er sich hier auch wohl. Er hatte hier Freunde gefunden und die Erwachsenen, die auf sie aufpassen sollten waren auch ganz okay, der eine mehr, der andere weniger. Aber allesamt fing es langsam an, dass er es hier mochte. Was ihm aber sehr absurd vorkam, denn immerhin war es ein Kinderheim.
Langsam ließ er seine Finger über das über die Jahre dunkel gewordene und glatte Holz gleiten, welches die Wände und hohen Decken vollständig auskleidete und in dem warmen Licht der Lichterketten gemütlich aussah. Die Deckenlampen waren aus, damit eine etwas dunklere, gemütlichere Atmosphäre vorherrschte, in der sich jeder wohl fühlen konnte.

Rechts von ihm war nun eine Tür und er nahm die kalte, Messing-beschichtete Klinke in die Hand und drückte sie langsam herunter. Mit einem leisen „Klack“ sprang die Tür auf und er kam in ein dunkles Zimmer, in das der Mond hell durch das Fenster hineinschien.
In diesem Zimmer standen zwei Betten aus Holz und dazugehörige Nachttische. Auf beiden Betten lagen ein paar Kuscheltiere, die die beiden Jungen, die hier wohnten, damals mitgebracht hatten. Auf seinem Nachttisch zeigt der Wecker in großen, roten Zahlen die Uhrzeit 20:34 Uhr an. Er war überrascht, dass es schon so spät war. Er ging langsam über den Teppich und grub ab und zu seine Zehen in den flauschigen Stoff, dessen Farbe man im Mondlicht nur vage als ein „dunkelblau“ ausmachen konnte.
Die Stimmen wurden im Hintergrund immer leiser und er nahm sie auch nicht mehr richtig war, als er an das Fenster trat, sich dort mit den Ellbogen abstützte und in die helle Nacht hinausschaute. Das Heim hatte seinen Sitz in einer größeren Stadt in der Mitte Deutschlands und nach mehreren Jahren drang auch hier endlich mal wieder der Schnee durch. In dicken, schweren Flocken schwebte der Schnee vom Himmel gen Boden und bedeckte alles unter seiner weißen, schützenden Haube. Vor ihm erstreckte sich die große Stadt mit ihrer prachtvollen Weihnachtsbeleuchtung. In vielen Fenstern waren Lichterbrücken oder kleine Sterne zum Aufhängen zu sehen, die ihr warmes Licht mit den Menschen teilten. Vom großen Kirchturm, der aus dem Stadtkern hervorragte hingen Lichterketten an den Ecken herunter und ließen so den Kirchenturm prachtvoll im Weiße des Winters leuchten.
Immer wieder mochte er diesen Anblick einer Stadt, die vollkommen in Weiß gekleidet war und die Weihnachtsbeleuchtung die Stadt erhellte. Ihm wurde warm ums Herz, wenn er an die vielen Familien dachte, die jetzt am Weihnachtsbaum saßen, gleichzeitig wurde ihm aber auch wehmütig, da er wusste, dass er das nicht haben würde. Er hatte einfach keine richtige Familie mehr, mit der er etwas unternehmen konnte und das versetzte ihm immer wieder ein Stich ins Herz.
Er drehte sich wieder um und ging aus dem Zimmer heraus. Leise schloss er die Tür hinter sich und ging weiter den Gang entlang, hin zum Treppenhaus, welches in das Erdgeschoss des Gebäudes führte. Der Geruch von Punsch und frisch gebackenen Keksen drang ihm in die Nase und er hörte nun deutlich die lachenden und singenden Stimmen der anderen Kinder, die jetzt dort unten im Großen Saal zusammen saßen und den Abend genossen.
Er ging die hölzerne Treppe hinunter und einen breiten, hohen Flur entlang bis hin zum Gemeinschaftssaal, dessen Türen ein wenig offen standen und das helle Licht hinaus zum Flur drang. In dem Moment kamen ein paar Kinder durch die Tür und rannten an ihm vorbei, während sie ihn freundlich anlächelten.
Er trat durch die Tür und die Wärme schlug ihm ins Gesicht, sowie der Geruch von den Keksen und dem Punsch. In dem großen, hohen Saal, dessen Wände vollständig mit hellem Holz ausgekleidet waren, standen an den Rändern Tische, die mit allerlei Essen und Trinken gedeckt waren. Lichterketten und sonstige Weihnachtsdekoration hingen an den Wänden, lagen kunstvoll auf den Tischen und der Boden war mit roten Decken und vielen, verschiedenfarbigen Kissen ausgelegt worden, auf denen sowohl Kinder als auch die Erwachsenen saßen und miteinander etwas spielten oder redeten.

„Hey, Martin!“, rief Robin, welcher sein bester Freund hier war. „Komm, setzt dich zu uns!“
Er nickte, nahm sich etwas zu trinken und ein paar Kekse von einem der Tische und setzte sich auf ein grünes, kleines Kissen neben Robin. Robin war 14 und lebte länger als er in diesem Heim. Es war praktisch seit jeher sein Zuhause, soweit Martin es in Erinnerung hatte. Er hatte braune Haare und ein schmales Gesicht, war aber auch so im Allgemein ein Mensch mit schlanker Statur.
Er und Robin verstanden sich seit jeher sehr gut und irgendwie Robin für ihn auch eine emotionale Stütze, auf die er sich verlassen konnte, wenn es ihm mal nicht so gut ging. Allerdings war er das für Robin auch. Sie brachten sich gegenseitig wieder auf die richtige, emotionale Ebene, wenn es dem einen mal nicht so gut ging.
Und genau das schätzte er so an Robin.
Er genoss die Zeit, in der er einfach dort saß, Punsch trank und mit Robin redete, lachte und sich einfach nur amüsierte und so die Zeit und all seine Sorgen vergaß. Doch irgendwann schweiften seine Gedanken genau dorthin ab, wo er eigentlich die ganze Zeit versucht hatte, genau daran nicht zu denken. Er dachte an seinen Bruder, seine Mutter und fragte sich, wie sie wohl den Heiligabend feierten – ob sie gerade fröhlich waren? Ob sie an ihn dachten? Er wusste es nicht.
Sein Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an.
Da spürte er, wie Robin seine Hand auf seine Schulter legte. „Martin. Sei nicht traurig, dass du nicht mit deiner Familie feierst. Glaub mir, mindestens eine Person hier im Raum ist sehr froh darüber, dass du hier bist und die sitzt gerade neben dir.“
Martin musste lächeln. „Danke“, meinte er leise. „Danke, dass ich dich zu meinen Freunden zählen kann.“ Das hatte er ihm schon lange einmal sagen wollen, hatte nur nie den richtigen Zeitpunkt dafür gefunden.
Robin lächelte ebenfalls. „Das gleiche kann ich auch zu dir sagen.“, meinte er. „Aber komm. Lass uns den Abend jetzt hier genießen. Schließlich gibt es ihn nur einmal im Jahr.“
Martin nickte und nippte an seinem mittlerweile etwas abgekühlten Punsch.

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Graue Wolken verdeckten den Himmel. Alles war dunkel in dieser Nacht und eine fast schon gespenstische Ruhe lag über dem kleinen Dorf an der Route 123. Dabei hatten sich seine Bewohner nur wie jeden Abend zum Schlafen gelegt. Das Dorf lag abgelegen, nie verirrte sich ein Wanderer in diese Gegend. Aber die Dorfbewohner liebten ihren „kleinen Schatz am Rande Hoenns“, wie sie ihre Gemeinschaft gerne nannten. Doch diese wolkenverhangene Nacht sollte anders werden als alle vorangegangenen.

Sanft strahlte die Sonne auf die grüne Wiese, ließ die Blumen leuchten und wärmte Luxtras dunkles Fell. Kaum war der Elektrolöwe auf der Lichtung angekommen, witterte er auch schon ein Haspiror. Zwar lebte er bei sehr großzügigen Menschen, die ihn fütterten und durch welche es ihm an nichts fehlte, allerdings gefiel es Luxtra sehr, ab und zu ein paar kleinere Pokémon zu jagen und damit seine Fähigkeiten zu trainieren. Ganz besonders mochte er dabei Haspiror. Sie waren wie ein Überraschungs-Ei der Menschen; entweder sie flüchteten und man bekam eine lustige Verfolgungsjagd oder sie kämpften und man erhielt einen teils wirklich fordernden Kampf. Auch wenn die Schläge der Ohren manchmal ziemlich schmerzhaft waren.
Luxtra konzentrierte sich und scannte die Büsche, die um die Lichtung standen. Er liebte seine Fähigkeit, durch Wände sehen zu können, denn bei Büschen funktionierte sie genauso gut. So dauerte es gar nicht lange und er hatte sein Ziel entdeckt. Es stand nur ein paar Meter von ihm entfernt und kaute an einer Persimbeere. Er wollte ihm ja nichts tun, sondern nur ein bisschen spielen, also konnte er es auch beim Essen stören. Vorsichtig kauerte sich Luxtra nieder und begann auf das Hasenpokémon zuzuschleichen, da wurde mit einem Mal der gesamte Wald von einem gleißenden Licht durchflutet. Es war wie ein Blitz, aber der Himmel war noch immer klar. Keine Wolke war zu sehen. Doch leider wurde das Haspiror durch dieses Licht auf Luxtra aufmerksam und verschwand mit schnellen Hopplern im Wald. Ärgerlich setzte sich der Jäger auf die Lichtung. So hatte es nicht laufen sollen.
„Geh nach draußen.“
Eine Stimme drang an sein Ohr. Obwohl; eigentlich drang sie gar nicht an sein Ohr. Sie hallte in seinem Kopf, als wäre sie nur ein Gedanke.
„Geh nach draußen!“
Jetzt wurde die Stimme eindringlicher. Was war das nur? Luxtra konnte sich keinen Reim darauf machen. Noch nie hatte jemand versucht, über Gedanken mit ihm zu kommunizieren.
Vollkommen verwirrt wirbelte herum, um einen möglichen Sprecher zu identifizieren, doch Er sah nur noch eine kleine schwebende Silhouette, die mit einem weiteren Lichtblitz verschwand. Geblendet kniff er die Augen zusammen. Was hatte das nur zu bedeuten?

Luxtra erwachte beim ersten Donnergrollen. Bedrohlich dröhnte der Donner wie das Brüllen einer längst vergessenen Legende. Der Löwe aber lag gemütlich und sicher auf dem Kissen, das ihm die Menschen geschenkt hatten. In ihrem Haus war es warm, auch wenn das Feuer im Kamin bereits verloschen war. Mit einem Seufzen legte Luxtra gerade seinen Kopf wieder auf die Pfoten, als ihm sein Traum wieder einfiel.
„Geh nach draußen …“
Es hallte noch immer in seinem Kopf. Es war nur ein Traum gewesen. Warum sollte er darauf hören? Und dennoch wusste Luxtra ganz genau, dass er nach draußen gehen musste. Es war ein Drang, den er sich nicht erklären konnte. Er wollte tun, was die Stimme ihm befohlen hatte. Dabei hatte sie noch nicht einmal wirklich befohlen. Vielleicht war es eher ein gut gemeinter Rat gewesen. Nur wieso sollte er nach draußen gehen? Dort war es dunkel und kalt. Und bald würde es sicherlich auch zu Regnen beginnen. Warum also das warme Haus verlassen? Würde es dem Sturm nicht standhalten? Wollte diese Stimme nur sein Leben bewahren? Oder gab es da draußen etwas, das er unbedingt sehen sollte?
Luxtra beschloss, dass die Möglichkeit, eine Antwort auf diese Fragen zu finden, wohl nur darin bestand, tatsächlich in die Kälte zu gehen. Also erhob er sich schwerfällig von seinem Kissen und trottete zur Tür, die er mit einem gekonnten Schlag gegen die Klinke öffnete. Die Türen in diesem Dorf waren nie verschlossen. Hierher verirrte sich kein Reisender und zwielichtige Gestalten schon gar nicht.
Ein kalter Windstoß begrüßte den Löwen. Die Nacht war noch dunkler als er erwartet hatte. Keinen einzigen Lichtstrahl ließen die Wolken auf die Erde scheinen und von der großen Gaslaterne, die den Platz in der Mitte des Dorfes erleuchtete, glühte nur noch ein kleines Fünkchen. Wäre es keine Gaslaterne gewesen, hätte Luxtra mit seiner Elektrizität nachgeholfen, aber mit Feuer kannte er sich leider gar nicht aus. Er wusste nur, dass es zwar wärmte, man ihm aber nicht zu nahe kommen durfte. Das hatte er in seiner Zeit als Trainerpokémon schmerzlich erfahren dürfen.
Einen Moment lang stand Luxtra einfach nur vor der Tür und wusste nicht, was er tun sollte. Gut, er war draußen, nur was jetzt? Wie als Antwort erleuchtete ein Blitz die Dunkelheit und gab für den Bruchteil einer Sekunde den Blick auf den Stadttorfelsen frei. Vor langer Zeit, bevor die Route 123 gebaut worden war, hatten sich Wanderer an diesem Stein orientiert und irgendwann dieses Dorf gebaut. So sagen es die alten Geschichten. Aber heute stand auf dem verwitterten Stein ein Wesen, dass Luxtra nur mit einem Engel vergleichen konnte. Hell wie der Mond leuchtete das weiße Fell im Licht des Blitzes. Mit stolz erhobenen, schwarzen Klingen thronte es auf dem Fels. Seine roten Augen glühten in der Dunkelheit. So schnell er konnte, sputete Luxtra zum Stadtrand. Ein weiteres Donnergrollen übertönte seine Begrüßung. Das Gewitter war nicht mehr weit.
„Du solltest dich von mir fernhalten“, ertönte eine Stimme über dem Löwen, als der Donner in der Ferne verklang. „Ich bringe Unglück.“ Es war tatsächlich die Stimme eines Engels. So weich und hoch und doch so verbittert, dass Luxtra einen Moment brauchte, um das Gesprochene zu verstehen.
„Du glaubst doch nicht etwa an diese alte Legende?“, erwiderte er in einem Ton, der zeigte, dass er nichts von dieser Erzählung hielt. Die Menschen sagten, wann immer ein weißes Pokémon mit schwarzer Klinge käme, würde ein Unglück über sie einher fallen.
„Du etwa nicht?“, fragte sein Gegenüber, eindeutig ein Weibchen, verwundert.
„Aber nein. Das sind bloß alte Märchen. Also komm doch von dem Stein herunter.“
An der Bewegung der Luft spürte Luxtra, dass die andere tat, wie ihr geheißen. Nun stand sie etwa einen Meter von ihm entfernt. Ihr weißes Fell schimmerte auffällig in dieser dunklen Nacht.
„Mein Name ist Luxtra. Und wie lautet deiner?“, fragte er nun.
„Ich bin Absol“, entgegnete sie. „Aber es wird tatsächlich ein Unglück kommen. Ich habe es gespürt.“
„Du spürst das Unglück?“ Luxtra sah sie entgeistert an.
„Ja. Deshalb –“
Doch weiter kam sie nicht, denn nicht nur Luxtra war von dem Donner geweckt worden und nicht nur er hatte im Licht des Blitzes den Unglücksbringer entdeckt. Von allen Seiten kamen Menschen auf die beiden Pokémon zu. In ihren Händen hielten sie Mistgabeln, improvisiert zusammengebaute Fackeln oder Messer. Sie hatten alles geholt, was sie finden konnten, um ihr kleines, geliebtes Dorf vor dem Unglücksbringer zu schützen. Bedrohlich standen sie nun im Halbkreis und gingen langsam auf das arme Pokémon zu, welches sie nur vor einer anstehenden Katastrophe hatte warnen wollen. Von Absols majestätischen Körperhaltung war nichts mehr zu sehen. Mit eingezogenem Schweif kroch sie rückwärts, als Luxtra sich schützend vor sie stellte. Da kam einer seiner Menschen vor. „Luxtra, geh zur Seite. Dieses Pokémon bringt unserem Dorf Unglück. Schon bald wird etwas ganz Schreckliches geschehen, wenn wir es nicht verjagen.“
Er sprach mit Luxtra wie mit einem Jungen. Dabei kannte dieser doch all die Legenden genauso gut. Er wusste jedoch, dass sie nicht alle stimmten.
Langsam und vorsichtig kam der Mann auf den Löwen zu. Er wollte ihn beiseite nehmen, damit sie Absol verjagen konnten. Das konnte Luxtra nicht zu lassen. „Jetzt lasst sie doch in Ruhe!“, schrie er, wohl wissend, dass keiner ihn verstand. „Seht ihr nicht, wie verängstigt sie ist?“
Der Mann blieb stehen, als hätte er einen Geist gesehen. Sein ohnehin von vielen Jahren und Jahrzehnten gezeichnetes Gesicht schien noch mehr Falten zu bekommen. Ungläubig starrte er nach vorne. Und auch der Rest der Menschen war auf einmal stumm. Wieder lag das Dorf gespenstisch da und alles, was man hörte, war der Wind, der mit dem Feuer der Fackeln spielte.
Auch Luxtra wusste nicht, was geschehen war. Aber er hatte zu reden begonnen, also konnte er nun auch sagen, was er zu sagen hatte. „Es ist ein Ammenmärchen, dass dieses Pokémon“, er deutete auf Absol, die immer noch hinter ihm kauerte, „Unglück bringt. Sie will uns warnen, uns die Zeit geben, uns in Sicherheit zu bringen. Und wie dankt ihr es ihr? Ihr lasst sie in der Kälte stehen, vertreibt sie und denkt keinen Augenblick über ihr Schicksal nach. Ihr, die ihr in diesem Dorf immer nach dem Prinzip der Nächstenliebe lebtet, denkt nur noch an euch selbst, während sie für uns ihr Leben riskiert. Ihr solltet euch etwas schämen! Sie hat es nicht verdient, dass ihr sie so behandelt. Wenn ihr sie vertreibt, dann gehe ich mit ihr. Sie soll dieses Schicksal nicht alleine durchmachen müssen.“
Während seiner gesamten Ansprache rührte sich keiner der Menschen auch nur einen Zentimeter. Und als er geendet hatte, befürchtete Luxtra sogar kurz, sie hätten aufgehört zu atmen. Doch dann ergriff der ältere Mann vor ihm wieder das Wort. „Hast – hast du das gerade gesagt?“, stotterte er und schaute direkt auf den Löwen.
Er hatte ihn verstanden? Nun war Luxtra auch mehr als verwirrt, doch bevor noch etwas Seltsames geschehen konnte, brachen die Wolken. Wie aus einer riesigen Schleuse ergossen sich die Wassermassen auf Mensch und Pokémon. „Das Dorf wird ertrinken“, flüsterte Absol. „Das Wasser gewinnt.“
„Du wolltest uns wirklich nur warnen?“ Die Frage stellte eine Frau, die etwas abseits der Gruppe stand. Ihr langes Haar und selbst der dicke Mantel waren schon jetzt durchnässt. Auch Luxtra spürte, wie die Feuchtigkeit durch seinen Pelz an seine Haut drang, doch er dachte nicht daran, sich auch nur einen Schritt zu bewegen. Wenn es sein musste, würde er selbst gegen seine Menschen kämpfen.
Allerdings kam alles ganz anders, als Luxtra es erwartet hatte. Wahrscheinlich hätte niemand diese Geste erwartet, immerhin hatte auch niemand je gedacht, dass er eine Ansprache eines Luxtras hören würde. Der Mann, der hervorgetreten war, nahm nun aber den alten, grauen Hut vom Kopf, von dem der Regen in kleinen Wasserfällen hinunterfloss, und verbeugte sich vor Absol. Und alle anderen Dorfbewohner taten es ihm gleich. Sie alle verstanden nun, wie geblendet sie gewesen waren.
Und dann kam ein Licht.
Luxtra kannte das Licht, aber es war kein Blitz. Es war das Licht, dass ihm das Haspiror in seinem Traum verjagt hatte. Und jetzt erinnerte er sich auch wieder an die Silhouette, welche er darin gesehen hatte. Denn sie erschien erneut.
„Ihr seid die ersten“, begann die Stimme, noch bevor das Wesen komplett zu erkennen war, „die ersten, die auf das hörten, was Absol euch zu sagen hatte.“ Das Licht wurde schwächer und nun konnte man eine kleine, rosa Gestalt inmitten der Anwesenden schweben sehen. „Obwohl ich euch natürlich ein bisschen geholfen habe“, kicherte es nun und sein langer Schweif schnippte hin und her. „Nur du“, fuhr es nun an Luxtra gewandt fort, „du hast es sofort verstanden. Deshalb habe ich dich gerufen. Ich begleite Absol nun schon lange Zeit und habe versprochen, allen Glück zu bringen, die es verstehen.“ Es blickte zum Himmel und zuckte erneut mit dem Schweif. Dieses Mal jedoch war es beabsichtigt. „Deshalb möchte ich euch etwas schenken.“ Und ehe sie wussten, wie ihnen geschah, waren alle Dorfbewohner wieder trocken und statt Wasserfluten fielen sanft riesige, weiße Flocken vom Himmel.
„Es schneit!“, riefen die Dorfbewohner aufgeregt. Luxtra allerdings stand nur ungläubig da. Er konnte nicht glauben, was gerade passierte.
Während die Menschen zu beschäftigt waren mit dem plötzlichen Schneefall, schwebte das rosafarbene Wesen auf die beiden Pokémon zu. „Meine liebe Absol“, begann es, „ich würde dir raten, deine Reise hier zu beenden. Hier sind Menschen, die dich akzeptieren. Und ein Pokémon, das dich sehr zu mögen scheint.“ Während das Wesen den letzten Satz leiser mit einem Seitenblick auf Luxtra sagte, wurde diesem ziemlich warm um die Schnauze. Wäre er ein Mensch, wäre er bestimmt rot angelaufen.
Aber Absol schaute nur wehmütig auf die fröhlichen Menschen. „Nein, Mew“, erwiderte sie, „ich kann nicht. Es gibt so viele andere, die ich vor ihrem Leid warnen muss. Ich kann nicht ruhig schlafen, ohne zu wissen, dass ich es wenigstens versucht habe.“
Luxtra bewunderte ihren Mut und ihre Opferbereitschaft. Hier hätte sie ein bequemes Leben und ein warmes Haus gehabt. Aber sie lehnte ab. Mew jedoch sah sie verständnisvoll an. „Wenn dies dein Wunsch ist, so werde ich dich weiterhin begleiten und all jene vor ihrer Katastrophe bewahren, welche dir zuhören.“
„Und ich auch.“ Einen Moment lang wusste Luxtra nicht, ob wirklich er dies gesagt hatte. Aber es war genau, was er nun tun wollte.
Mit großen Augen sah Absol ihn an. „Meinst du das wirklich?“
„Vergiss nicht, die Reise wird lang und beschwerlich. Nirgends wird dich ein warmes Heim erwarten. Möchtest du tatsächlich mit uns kommen?“
„Ja“, erwiderte er. Aus tiefstem Herzen wollte er mit ihnen gehen. Und das kleine Lächeln, das sich auf Absols Gesicht stahl, war jede beschwerliche Reise wert.

Sanft fiel der Schnee auf das kleine Dorf am Rande der Route 123. Die Bewohner hatten sich wieder Schlafen gelegt, wohl wissend, dass sie in dieser Nacht absolut sicher waren. Aus einer einzelnen Wolkenlücke brach der Mond hervor und warf sein Licht auf zwei Gestalten, die durch den frisch gefallenen Schnee liefen. Ihre weißen und schwarzen Pelze schienen sich zu mischen an der Stelle, an der sie sich berührten. Das leichte Schimmern in der Luft hinter ihnen war leicht zu übersehen.

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Maike wartete schon lange, viel zu lange. Allmählich begann sie, sich Sorgen zu machen. Wo blieb Drew nur so lange? Er wollte die letzten Einkäufe für Weihnachten erledigen, während sie den Baum schmückte - das war vor drei Stunden. Der Baum stand längst in voller Pracht da, doch ihr Mann blieb fort.
Sie konnte nicht länger warten, ein ungutes Gefühl trübte ihren Verstand, irgendetwas war passiert. Drew musste etwas zugestoßen sein.
In ihrem Entschluss sicher stand sie auf, ging zur Garderobe und griff nach ihrem Mantel. Er war rot, sie mochte diese Farbe schon immer. Ihre Pokémon befanden sich in deren Bällen, die wie üblich an ihrem Gürtel hingen. Die junge Frau konnte ihre Vergangenheit als Pokémon-Trainerin und -Koordinatorin einfach nicht ablegen.
Dick eingepackt mit Wintermantel, Schal, Mütze und Handschuhe, alle aus Chevrummwolle gewebt, sowie gepolsterten Stiefeln öffnete sie die Tür und ging hinaus.
Weißes Chaos stürmte ihr entgegen und hüllte sie innerhalb eines Augenblicks vollkommen ein.
Hat er sich etwa in diesem Schneesturm verirrt? Ich muss ihn schnell finden!
Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen den Sturm und stapfte Schritt für Schritt in die Richtung, in der sich der nächste Supermarkt befand. Sie lebten etwas außerhalb, kein anderes Haus war in der Nähe und das nächste Dorf war rund vier Kilometer entfernt - mehr als genug, um sich in einem Schneesturm zu verirren.
Sie kam zwar nicht schnell voran, aber beständig. Durch zusammengekniffene Augen musterte sie aufmerksam ihre Umgebung, damit sie nicht an Drew vorbei lief, sollte er in der Nähe sein. Äußerlich wirkte sie noch ruhig, doch innerlich rang sie mit ihren Gefühlen, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Wenn sie nicht mehr klar denken konnte, würde es die Situation nur noch schlimmer machen.
Die Zeit hatte sie schnell aus den Augen verloren. Maike wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs war. Der Teil ihrer Gedanken, der noch zu rationalem Denken fähig war, kreiste um ihren Mann herum. Wie sollte sie ihn finden? Sie hatte doch keine Ahnung, wo er verblieben war!
Inzwischen erschien ihr das Vorhaben, Drew auf eigene Faust zu suchen, ziemlich dämlich, aber nun gab es kein Zurück mehr. Sie befand sich bereits mitten in dem weißen Sturm.
Drew... Wo bist du?
Langsam verließen sie ihre Kräfte. Ihre Bewegungen wurden immer langsamer, ihre Gedanken schienen förmlich einzufrieren, bis sie schließlich stehen blieb.
Wo bin ich?
Sie hatte die Orientierung verloren und konnte keinen Schritt mehr gehen.
Drew...
Die junge Frau sank auf die Knie, ihre rechte Hand griff wie zufällig an ihren Gürtel und berührte einen ihrer Pokébälle.
Schlagartig wurde ihr Verstand wieder klar. Maike sprang auf und ließ ihren alten Partner aus seinem Ball.
"Los, Lohgock!" Vor ihr erschien das gerufene Pokémon, das sie vor Jahren als Flemmli erhalten und seither viele Reisen und Abenteuer mit ihm gemeinsam bestritten hatte. "Alter Freund, kannst du mir bitte helfen?"
Noch bevor sie ausgesprochen hatte, flammte Feuer um die Handgelenke und Knöchel Lohgocks auf. Ihr Partner stieß einen aufmunternden Ruf aus, der ihr die Zuversicht, ihren Mann zu finden, zurückgab. Das Pokémon hatte sofort verstanden, wie sie sich fühlte und was sie brauchte.
Lohgock ging voraus und Maike dicht hinterher, gemeinsam suchten sie nach Drew. Das Pokémon schnupperte in der Luft, freilich besaß es nicht den besten Geruchssinn aller Pokémon, aber er war immer noch um einiges besser als der eines Menschen.
Zu zweit liefen sie durch die stürmische Nacht, normalerweise hätten sie das Dorf und den Supermarkt längst erreichen müssen, doch durch den weißen Tod wurden sie stark ausgebremst, zudem waren sie vielleicht vom Weg abgekommen.
Wie soll ich Drew so jemals finden? Hoffentlich geht es ihm gut... Ich muss Lohgock vertrauen!
Plötzlich stieß sie gegen das Pokémon, es hatte ohne Vorwarnung inne gehalten.
"Hast du etwas bemerkt?"
Mit einem Ruf zeigte ihr Partner nach rechts, ehe er die junge Frau packte und mitzog. Maike mühte sich ab, mit ihm Schritt zu halten, was ihr auch gerade so gelang. Glücklicherweise war der Weg, den das Pokémon einschlug, nicht weit.
Vor ihnen erschien ein schwarzer Schemen im weißen Sturm. Eine Träne lief ihre Wange hinab.
Drew...
"Drew!" Freudig rannte sie auf ihren Mann zu und fiel ihm um den Hals.
"Maike, da bist du ja endlich! Ich hatte mich doch tatsächlich verirrt und meine Pokémon hatte ich nicht mitgenommen, aber ich war mir sicher, dass du nach mir suchen und mich finden würdest!"
Glücklich umarmten sich die beiden, froh, einander gefunden zu haben. So wie damals, als sie endlich zueinander gefunden hatten, nachdem sie lange Zeit als Rivalen gegeneinander angetreten waren.
Lohgock führte sie sicher nach Hause, wo sie sich mit warmem Kakao aufwärmten und an dem prachtvollen Weihnachtsbaum erfreuten, ehe sie ins Bett gingen. Heiligabend, der für die beiden zu einer langen Nacht wurde, war vorbei und sie mussten doch am nächsten Tag wieder fit sein. Immerhin erwarteten sie besonderen Besuch!