Vor etwa einer Woche, wurden die Ergebnisse einer Studie der beiden Politikwissenschaftler Klaus Schroeder und Monika Deutz-Schroeder veröffentlicht. Die beiden haben bereits in der Vergangenheit verschiedene Studien zum Thema politische Einstellungen, Einstellung zur DDR und Folgen der Wiedervereinigung auf das Gesellschaftsbild durchgeführt und so war das Thema der aktuellen Studie keine so große Überraschung, da sich diese Studie mit der politischen Linken oder viel mehr mit der Einstellung der Leute zu dieser befasste.
Was allerdings tatsächliche viele überrascht und auch erschreckt hat, waren die Ergebnisse.
Bei der Studie wurden 1400 Bürger aus verschiedenen Teilen Deutschlands befragt, die so ausgewählt wurden, dass man die Studie als repräsentativ bezeichnen kann. Fragen der Studie bezogen sich auf Demokratie, Kapitalismus, Sozialismus und andere ähnliche Themengebiete.
Und wer auf so Dinge wie Wahlbeteiligung schaut, wird vom ersten Ergebnis nicht besonders überrascht sein. 60% der befragten, empfinden die deutsche Demokratie nicht als „echte“ Demokratie, da sie den Eindruck haben, dass Politiker sich nicht darum scheren, was die Bürger wollen, sondern sich viel eher durch eigene Interessen und Lobbyismus beeinflussen lassen.
Dies setzte sich auch in einem anderen Gedanken fort: Zur Thematik der Verbesserung sozialer Unterschiede, sagte immerhin knapp ein Viertel der Befragten, dass diese durch politische Reformen nicht mehr zu erreichen sei, sondern viel mehr nur noch durch eine Umstellung des politischen Systems erreicht werden kann.
Entsprechend sympathisierte auch mehr als ein Drittel der Teilnehmer mit dem Gedanken an eine Revolution – entsprechend einer sozialistischen Revolution.
Der Grund dafür liegt wohl auch darin, dass viele Kapitalismus als einen Hauptauslöser für Hunger, Armut und Kriege sieht und 30% außerdem der Meinung sind, dass Demokratie nur ohne Kapitalismus funktionieren kann. Noch mehr Teilnehmer (60% im Osten, 37% im Westen) sind außerdem der Auffassung, dass Sozialismus und Kommunismus im Kern gute Ideen sind, die bisher nur falsch ausgeführt wurden.
42% sagten außerdem, dass ihnen die soziale Gleichheit der Menschen wichtiger ist, als die Freiheit des einzelnen.
Es zeigte sich außerdem, dass mit 14% im Westen und 28% im Osten erstaunlich viele Teilnehmer mit linksradikalen und linksextremen Aussagen sympathisierten.
Ein weiterer Punkt, der sich außerdem zeigte, war Misstrauen in die Polizei. Zum einen wünschten 46% der Teilnehmer, dass das Gewaltmonopol der Polizei abgeschafft werden sollte, zum anderen hatten sogar 50% den Eindruck, dass Staat und Polizei politische Kritiker von der linken Seite des Spektrums übermäßig überwachen und klein Halten.
Kurzum: Die Studie zeigt, dass viele der Teilnehmer und entsprechend wahrscheinlich auch viele Deutsche allgemein das Vertrauen in die aktuelle Demokratie verloren haben, Angst vor einer Überwachung durch den Staat, ja, sogar Angst vor einer neuen Diktatur haben und immer mehr Leute mit Sozialismus und Kommunismus sympathisieren.
Letzten Endes ist es wohl auch nicht schwer zu sehen, woher diese Einstellungen kommen.
Immerhin gibt es gefühlt alle paar Monate neue Skandale über Politiker, die von Betrug, nachgewiesener Bestechlichkeit, hin zu Dingen wie dem Fall Edathy reichen. Und dann sind da natürlich auch noch die übergeordneten Skandale und der Umgang mit diesen (Stichwort NSA).
Gleichzeitig gibt es immer wieder Aussagen hoher Politiker, die zeigen, wie weit sie vom einfachen Volk entfernt sind („Gehen wir doch gegen die Altersarmut vor, indem wir Pfand erhöhen!“) und auf entsprechende Empörung wird meist verständnislos reagiert.
Und dann ist da natürlich auch die Tatsache, dass die deutsche Wirtschaft neue Rekorderfolge erzielt, während gleichzeitig im Volk die Armut immer weiter zunimmt, es keine wirkliche Verfolgung von Unternehmen, die sich weigern, Mindestlohn zu zahlen, gibt und die Tatsache, dass nach aktuellen Rechnungen 2016 bereits 1% der Weltbevölkerung genau so viel Geld besitzen werden, wie die anderen 99% zusammen.
Kurzum: Es ist leicht zu erkennen, woher ein gewisser Unmut der Bevölkerung kommt.
Nun ist die Frage, wie ihr dazu steht?
Haltet ihr den Unmut für verständlich?
Denkt ihr auch, das Kapitalismus für Politik und Gesellschaft schädlich ist?
Glaubt ihr, dass die Politik noch etwas machen könnte, um dem Unmut entgegen zu wirken?
Diskutiert darüber. Ich bin gespannt, was ihr über diese Thematiken denkt! :)
Quellen: Berichte über die Studie (1), (2)
Threadtitel ist übrigens eine Anspielung auf diese Aussage unserer lieben Bundeskanzlerin ;)