Vote
In diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im Tab "Abgaben" geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr nahezu frei wählen könnt, wie ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.
Wer neben den Votes noch weitere Kritik für sein Werk erhalten möchte, aber kein eigenes Thema erstellen möchte, der kann dies gerne in unserem Feedback-Thema für fertige Texte tun!
Zitat von AufgabenstellungEin kleines Rätsel gefällig? Wir alle kennen ihn - den Pokédex. Er erklärt euch immer alles über das jeweilige Pokémon und zeigt euch an, wo es lebt und was es zu etwas Besonderem macht. Doch würde man es auch erkennen, wenn der Name nicht erwähnt wird? Das Ziel eurer Abgabe ist es, ein von euch frei gewähltes Pokémon so zu umschreiben (ohne dessen Name zu nennen!), dass eure Leser ins Grübeln geraten. Seid konkret, versucht euer Pokémon so lebendig wie möglich zu gestalten, verratet dabei aber idealerweise nicht zuviel auf einmal. Wo lebt es? Wie sieht es aus? Welche Besonderheiten besitzt es? Ist es selten, legendär? Um ein paar Leitfragen zu nennen. Lasst eurer Kreativität freien Lauf!
Ihr könnt 8 Punkte verteilen, maximal 4 an eine Abgabe
ZitatAlles anzeigenID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: X
Beispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2
Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 10.05.2015, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]
Meine frühesten Erinnerungen befassen sich mit Stimmen. Unverständliche Stimmen, die den verschwommenen Schemen gehören, welche durch mein Gedächtnis wandern. Ich erinnere mich an eine kurze Zeit der Dunkelheit und heftige Erschütterungen. Alles was ich danach weiß, ist, dass ich in einem kleinen Korb im Wald liege, erwache und aus meinem Behältnis steige. Ich kann auf Anhieb aufrecht stehen. Stolz gehe ich ein paar Schritte, stolpere jedoch über etwas und falle der Länge nach hin. Ich spüre zum ersten Mal ein unangenehmes Gefühl: Schmerz. Mein Gesicht tut weh. Ich blicke mich nach dem um, über das ich gestolpert bin und stelle fest, dass es mein eigener Schweif war, in dem ich mich wohl irgendwie verheddert haben muss.
Ich höre ein Geräusch. Ein Gebüsch in der Nähe raschelt. Ein kleines, pinkes Wesen, das nicht unbedingt entfernte Ähnlichkeit mit einem Ball hat, kommt auf kurzen Beinchen daraus hervor und starrt mich aus großen Augen an. Es macht seltsame Geräusche, sie klingen freudig, aber auch irgendwie spöttisch. Es lacht. Es lacht mich aus. Ich spüre ein neues Gefühl: Zorn, gemischt mit ein wenig Scham.
„Was gibt es da zu lachen?“, will ich sagen, doch heraus kommt nur ein unverständliches Gebrabbel. Richtig, ich kann ja noch gar nicht sprechen! Der rosafarbene Ball lacht lauter.
Er soll damit aufhören. Er soll mich verstehen.
„Ja, ich höre dich“, sagt das pinke Wesen.
„Gra?“, mache ich. Ich wollte „Was?“ sagen.
„Nein, nicht so“, antwortet das rosa Wesen. „Ich höre dich in meinem Kopf.“ Es tippt sich mit seinen kleinen Ärmchen an seinen Kopf. Beziehungsweise an seinen Körper, denn der Kopf scheint gleichzeitig auch der ganze Körper zu sein.
„Du bist offenbar ein Telepath“, fährt der Ball fort. „Und nenn mich nicht immer 'Ball'. Ich heiße Pummeluff. Und wie heißt du?“
„Ich, äh, heiße, äh, das heißt... Ich habe keine Ahnung“, denke ich.
„Ach herrje. Du hast keinen Namen?“
„Sieht so aus...“
„Irgendwie wundert mich das nicht. So jemanden wie dich habe ich noch nie gesehen. Du bist so anders. Irgendwie siehst du so knorrig aus. Wie ein alter, dürrer Baum.“
„Ist das ein Kompliment?“
„Naja, eher nicht. Aber auch keine Beleidigung. Ist einfach so.“
Ich denke nach. Nein, ich kann mich nicht daran erinnern, einen Namen zu haben. Ich kann mich nicht einmal erinnern, vor dem heutigen Tag überhaupt etwas gedacht zu haben.
„Du solltest mal darauf achten, dass ich nicht alles höre, was du denkst“, sagt Pummeluff lachend.
„Und wie soll ich das machen?“, gebe ich entnervt zurück. „Wie soll ich denn bitteschön nichts denken?“
„Du musst nicht nichts denken, du musst dich nur darauf konzentrieren, dass ich es nicht höre. Beziehungsweise dich dabei nicht zu stark auf mich konzentrieren.“
„Mhm“, denke ich. Dann denke ich an einen Baum, der in einiger Entfernung steht.
„Hast du das mitgekriegt?“, frage ich danach.
„Was?“
„Ich habe an einen Baum gedacht.“
„Habe ich nicht mitbekommen.“
„Gut“, denke ich zufrieden. „Woher weißt du überhaupt soviel über, äh...“
„Telepathie?“, ergänzt Pummeluff.
„Wenn man das so nennt. Bist du auch ein Telepath?“
„Ich? O nein, ich doch nicht Aber ich habe schon welche kennen gelernt. Daher weiß ich das.“
„Ach so.“
„Irgendwie bist du komisch“, sagt Pummeluff und legt die Stirn in Falten.
„Wieso?“ frage ich beleidigt.
„Das sollte keine Beleidigung sein“, antwortet Pummeluff hastig. „Aber naja, du hast vor heute nie etwas gedacht und jetzt denkst du bereits auf einem ziemlich hohen Niveau, wenn du verstehst, was ich meine. Die meisten Pokémon lernen das erst mit der Zeit, aber bei dir scheint sich das Denken geradezu sprunghaft zu entwickeln. Und dann siehst du so ungewöhnlich aus. So knöchern.“
Ich blicke an mir herunter. Tatsächlich, ich bin ziemlich dürr. Ein bisschen erschrecke ich vor mir selbst. Meine Arme und Beine sehen geradezu abgemagert aus. Meine Hände enden in merkwürdig knubbeligen Fingern. Meine Haut wirkt geradezu ungesund grau.
„Moment mal“, halte ich inne. „Was sind Pokémon?“
„Das weißt du nicht?“, fragt Pummeluff ungläubig. „Na, wir sind Pokémon, zum Beispiel. So nennt man Wesen wie uns.“
„Po-ké-mon“, mache ich und präge mir das Wort ein.
„Offenbar bist du ein Zweibeiner“, fährt Pummeluff fort. „Oder würdest du auch auf allen Vieren gehen?“
„Weiß nicht“, erwidere ich, gehe in die Knie und stütze mich probehalber auch auf meinen Händen ab. Es fühlt sich irgendwie falsch an.
„Passt nicht, was?“, fragt Pummeluff lachend. „Sieht auch ziemlich komisch aus!“
„Du bist wohl auch Zweibeiner?“, frage ich, um es vom Lachen abzulenken.
„Manchmal ja. Aber manchmal bin ich auch Nullbeiner.“
„Hä?“
„Pass auf, ich zeigs dir.“
Pummeluff legt Arme und Beine an seinen Körper. Es hat nun mehr denn je das Aussehen einer runden, rosafarbenen Kugel. Auf einmal fängt es an, hin und her zu rollen. Ich muss lachen.
Pummeluff hält an und lacht auch. Ich fühle mich seltsam unbeschwert, geradezu befreit.
Doch plötzlich spüre ich etwas anderes. Es ist ein komisches Gefühl, unangenehm. Ich bekomme Angst, meine Atmung beschleunigt sich, meine Sinne sind von einer Sekunde auf die andere geschärft. Auch Pummeluff hat aufgehört zu lachen. Es blickt in das Gebüsch, aus dem es selbst auch gekommen ist.
Ein lautes Rascheln ertönt, gefolgt von einem dunklen Knurren. Mit einem lauten Brüllen springt dann ein ein riesiges, braunes Wesen hervor. Auf seiner Brust befindet sich ein großer gelber Kreis. Ich kriege panische Angst und weiß nur eins: Ich will und muss hier so schnell wie möglich weg.
„Lauf!“, ruft Pummeluff und rollt mit einer Geschwindigkeit los, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich fange an zu laufen. Doch es ist äußerst schwer zu rennen, wenn man in seinem Leben erst drei Schritte getan hat. Ich verliere schnell wieder das Gleichgewicht und falle hin. Die braune Kreatur bäumt sich über mir auf und lässt ein ohrenbetäubendes Brüllen vernehmen.
„Pass auf!“, höre ich noch Pummeluff schreien.
Ich bin vor Angst wie gelähmt. Ich kneife die Augen zusammen, höre aber weiterhin das schreckliche Knurren. Es darf mich nicht verletzen! Es soll wieder weggehen!
Das Knurren verstummt. Stille tritt ein. Ich öffne vorsichtig meine Augen. Das braune Pokémon, jedenfalls glaube ich, dass es auch ein Pokémon ist, hängt freischwebend in der Luft. Was ist passiert?
Pummeluff kommt vorsichtig angerollt.
„Was hast du gemacht?“, frage ich es.
„Gar nichts“, sagt es. „Ich glaube, das warst du.“
„Ich?“, frage ich verblüfft. Ich denke nach. Als ich auf dem Boden lag und befürchten musste, gleich gefressen zu werden, hatte ich tatsächlich das Gefühl, als wäre in meinem Gehirn etwas aufgeknackt worden. Ich habe es nur vor Angst kaum bemerkt.
Ich spüre eine undefinierte Kraft in mir.
Ich verliere meine Angst.
Ich blicke gelassen dem braunen Wesen in die Augen, aus denen jetzt mir die Furcht entgegenblickt.
Es ist, als würde ein Feuer in mir lodern. Ich hebe meine Hand und lasse sie in Richtung des Pokémon schnellen, als wollte ich der Luft zwischen uns einen Stoß versetzen. Als hätte ich ihm einen kräftigen Schlag verpasst, fliegt es durch die Luft und landet in dem Gebüsch, aus dem es hervorgesprungen ist. Zorn, Furcht und Scham spiegeln sich in seiner Miene. Es knurrt noch einmal, dann verschwindet es.
„Donnerwetter“, sagt Pummeluff. „Du kannst aber austeilen.“
Ich keuche schwer. Nicht, dass es mich sonderlich angestrengt hätte, aber einen Moment bin ich über mich selbst erschrocken. Ich blicke auf meine Hände. War ich vielleicht zu brutal?
„Hey“, sagt Pummeluff langsam und beruhigend. „Alles ist gut. Du hast das Richtige getan. Wir waren in Gefahr und haben uns verteidigt.“
„Habe ich ihm weh getan?“, frage ich beunruhigt.
„Ein wenig vielleicht. Aber nicht besonders.“
„Was bin ich?“ Ich fühle mich nicht gut, bin verzweifelt.
„Ich weiß es nicht“, gibt Pummeluff ratlos zurück. „Ich kenne deine Art nicht. Wie du gerade gekämpft hast, würde ich sagen, dass du zur Familie der Psycho-Pokémon gehörst, aber ich kann mich da auch irren.“
„Pycho?“
„Psycho.“
Pummeluff lacht wieder. Ich muss auch lachen. Die Anspannung fällt von mir ab.
„Das sind Pokémon, die scheinbar übernatürliche Kräfte besitzen“, erklärt Pummeluff.
„Glaubst du, es gibt noch mehr Pokémon wie mich?“, frage ich.
„Wie gesagt: Wissen tue ich es nicht. Mache Arten sind sehr selten, aber ich habe noch nie gehört, dass es von einer Art nur ein Exemplar gibt.“
„Ich bin also vielleicht ganz allein?“
„Allein bist du auf keinen Fall. Ich bin doch da“, sagt Pummeluff verschmitzt. „Ich bin dein Freund.“
„Mein Freund?“
„Natürlich.“
„Nimm es mir nicht übel“, beginne ich vorsichtig, „aber ich möchte herausfinden, woher ich komme. Wer ich bin. Und ob es noch mehr wie mich gibt.“
Pummeluff versucht zu nicken, was in Anbetracht seiner Körpermaße aber wie ein Wippen aussieht.
„Dann suchen wir deine Leute. Ich begleite dich“, versichert es.
Ich schließe die Augen und atme einmal tief durch. Ich spüre etwas Neues. Da ist etwas. Irgendetwas in der Ferne. Etwas Verlockendes, Wunderschönes, auch wenn ich nicht genau weiß, was es ist. Fest steht für mich aber, dass ich diesem Gefühl folgen muss.
„Ich glaube, ich weiß, in welche Richtung wir gehen müssen“, sage ich zögernd.
„Beeil dich, die Arbeit erledigt sich nicht von allein“, brüllte dieser nach Schweiß stinkende Kerl, durch den ich es bereute, eine Nase zu haben. Über eine Stunde lang schleppte ich bereits die Kartons in seine neue Wohnung, die – wie es sich für einen geschäftssüchtigen Typ der Rasse Mensch hier gehörte - im zehnten Stock eines Hochhauses der größten Stadt von Einall liegen musste. Meinen protzig aufgepumpten Muskeln ging dabei nicht ansatzweise der Saft aus, im Gegensatz zu meiner Lust an dieser Arbeit. Die blutroten Linien auf meinen Oberarmen leuchteten wie Rubine in der prallen Sonne. Wie konnten meine Artgenossen daran sogar Spaß finden und es gern tun? Vermutlich hofften sie darauf, dass ihre Stärke soweit anerkannt werden würde, dass sie an einen Trainer getauscht werden. Vier Arme hätten schon ihren Reiz, vor allem wenn man einen Gegner mit tausend Schlägen in Sekunden vermöbeln könnte, anstatt Möbel in eine Wohnung zu tragen. In diesem Moment wünschte ich mir, einem solchen Kraftprotz begegnen zu dürfen, um mir an ihm ein Vorbild zu nehmen.
„Schnall deinen goldenen Gürtel enger, der halbe Wagen ist noch voll“, forderte erneut der Mann im grauen Anzug, welcher sich die Tropfen von der Stirn wischte und durch die schmierigen, schwarzen Haare fuhr. Zum Glück trage ich nur diese modischen grauen Hornansätze aus Stein auf meinem monströsen Schädel, sonst würde ich wohl noch mehr unter der höllischen Hitze leiden. Ich schaute mich sehnsüchtig nach einer Fluchtmöglichkeit um. Die Straßen waren um die Mittagszeit ordentlich gefüllt, sodass man schnell in der Menge untertauchen konnte. An dem Stand, bei dem die Menschen sich das berühmte Stratos-Eis kauften, entdeckte ich jedoch eine rosige Aussicht: ein Rossanatrio neben seiner Trainerin, die dem faulen Wirtschaftsfritzen verdächtige Blicke zuwarf. Er konnte die Augen ebenso nicht von ihr lassen. Doch die Sinelbeere fällt nicht weit vom Baum, denn auch die Rossana starrten mich an. Ich nutze die Ablenkung durch das Mädchen, um hinter meinem Peiniger Posen auszupacken, die der Damenwelt das Eis im Mund zergehen ließen, als ob sie ein Feuerschlag getroffen hätte. Mein Körper hatte seine Vorzüge; endlich hatte ich die Chance, dieses Spiel zwischen Männchen und Weibchen mal auszukosten. Plötzlich brach das rot gekleidete Trio in ununterbrochenem Gelächter aus, gleichsam ihre Trainerin, die sich kaum noch halten konnte und ihre Handtasche vor den Mund hielt, um das Kichern zu verbergen. Der Anzugträger hatte mein Posieren peinlicherweise bemerkt. Sein Gesicht lief rot an und er kochte vor Wut. Ich durfte nicht lachen. In diesem Moment war ich felsenfest davon überzeugt, die Straße schleunigst verlassen zu müssen. Ich warf in der nächsten Sekunde die Kartons in die Luft, drehte mich in die entgegengesetzte Richtung, nahm mein 70 Kilogramm Lebendgewicht und rannte, rannte, und rannte bis in den Stadtpark.
„Maschok, du nutzloses Kampfpokémon, komm gefälligst zurück und tu das, was du am besten kannst!“, rief man mir hinterher.
Wind wehte über meinen Zufluchtsort, kitzelte mein braunes Fell und meine Ohren breiteten sich aus wie Flügel. Hinter mir rauschte das Wasser eines Springbrunnens, vor dem sich eine Gruppe von Tänzern niedergelassen hatte. Ein perfekter Platz für eine grandiose Show, zu der ich meine grazilen Beine schwingen konnte! Da ich aus meinem Geburtsort nur bloßes Blubbern und klirrende Glasgegenstände gewöhnt gewesen war, hörten sich diese Hip-Hop-Klänge herausragend an. Durch meine langen Löffel genoss ich jeden ich jeden Ton, jede Pause und jedes Klatschen der Menge, die sich vor uns versammelt hatte. Die Jungs warfen sich in ihren weiten Hosen zu Boden und drehten sich wie Kapoera knapp über dem Stein. Ich hoffte insgeheim, dass sie einen Drehwurm bekommen und von der freien Fläche kreiseln würden. Das wäre unterhaltsam gewesen. Doch ich versetzte ohnehin gemeinsam mit den übrigen hübschen Häschen die Menge mit meinen flexiblen Gliedmaßen bereits ins Staunen. Mein Körper hatte seine Vorzüge. Ich schnappte einst auf, dass sich meine Art sogar noch verbessern konnte, wenn sie perfekt mit ihrem Trainer harmonieren und beide einen in allen Farben funkelnden Stein tragen würden. Auch wenn ich es mir nicht vorstellen konnte, jemals mit einem Menschen eine solche Verbindung einzugehen … So würde ich sicher ein Star werden; dann wäre ich endlich etwas, das man schätzt und eine feste Rolle in dieser Welt besitzt. Mit meinem Charme würde ich sicher jedes Maschok im Flug erobern und es von seiner alltäglichen Arbeit ablenken.
Ablenken, mein Stichwort. Ich war in meinen Wünschen und Träumen versunken, hatte vergessen, dass ich mich noch mitten im Auftritt befand und blickte verwundert vor mich. Meine Kolleginnen hatten eine Pyramide gebildet, deren Spitze noch unbesetzt geblieben war. Neben mir machte sich das rosa Exemplar bereit. Es ist allein durch seine Fellfarbe etwas Besonderes gewesen und würdigte mir wohl deshalb keines Blickes. Ich konnte mir doch nicht von so einem hochnäsigen Häschen, das junge Trainer in den Wahn trieb, es unbedingt in ihre Sammlung aufnehmen zu müssen, die Show stehlen lassen. Wie eine Sprungfeder sauste ich mit einem Salto in die Höhe. Gleichzeitig landete die Konkurrenz mit ihren Stelzenbeinen neben mir. Ich zog ihr bloß am Ohr, um das dumme Ding auf seinen Platz unter meinen Füßen zu verweisen. Plötzlich trat es zu. Selbst meine mit Fell überzogenen Hände konnten mich nicht vor diesem Turmkick schützen und ich flog in hohem Bogen in die kraftvolle Fontäne, die mich nun im Takt hochschleuderte, bevor ich wieder auf ihrem Strahl landete. Die Tänzer und meine Artgenossen verloren vor Schreck die Konzentration. Die Jungs verrenkten sich die Köpfe, die Pokémonpyramide stürzte ein wie ein Kartenhaus.
„Der Auftritt ist wohl ins Wasser gefallen“, scherzte ein mir bekannt vorkommender Mann aus der Menge, dessen weibliche Begleitung sich daraufhin an ihrem Eis verschluckte. Die ehemaligen Fans lachten sich nun schlapp und die Schlapor schauten mich mit zornig angewinkelten Beinen an. Ich durfte nicht lachen. Als ich gerade darüber grübelte, wie ich mich von diesem Ort hier entfernen könnte, erledigt dies meine ehemaligen Kolleginnen bereits freundlicherweise mit einem Sprungkick für mich.
„Wo kommt dieses siebte Schlapor her? Was für ein Tollpatsch …“, meckerte einer der Tänzer vor meiner Abreise.
An meinem Geburtsort haben die Forscher entdeckt, dass ich mich optimal als Zuchtobjekt eigne. „Es ist talentiert darin, nicht es zu sein“, meinen sie und haben mich meinem sonderbaren Schicksal überlassen, als Nebenprodukt eines wahren Pokémonklons, das fortan wahrscheinlich als lebende Legende durch das Land streift. Im Vergleich fühle ich mich bloß wertloser; es trägt den Ruhm und ich bloß Staub. Sofern ich nicht gerade besondere Werte erziele oder türkis schillere, interessieren sich die Trainer selten für mich.
Der Geruch dieses Ortes, an dem ich gelandet war, musste grauenvoll sein, denn keine Menschenseele trieb sich in dieser dunklen Ecke herum. Ich war froh darum, gerade keine Nase zu besitzen. Den Boden zierten einige farbenfrohe Flüssigkeiten, giftgrüne Müllcontainer flankierten die Gasse und hinter einem versteckte ich mich vor einer Horde Unratütox, um nicht unfreiwillig einen Blickkontakt mit ihnen aufzunehmen. Vielleicht gehörte ich genau hierher, als ein violetter unidentifizierbarer Haufen Zellen, die sich nach Lust und Laune formten. Die Gegend war für einen Laborunfall, den man lieber geheim halten mochte, wie auf den Leib geschneidert. Mein Körper glibberte; im Schatten war es ohne Muskeln oder Fell zu kalt gewesen. Ich sehnte mich nach der Sonne, in der ich als Maschok arbeiten musste, und nach den Menschen, die mich als Schlapor bewunderten. Die Körper hatten ihre Vorzüge. Meine Fähigkeit verbot mir allerdings das Lachen und den Spaß daran. Auch wenn ich äußerlich groß gewesen war, im Inneren hatte ich die Seele eines drei Meter großen Wesens behalten. Ein schlechter Doppelgänger war ich. Ich beobachte mit meinen punktförmigen Äuglein die Wolken.
Doch immer dann, wenn ich nicht Ich bin, bin ich etwas, für das man sich interessiert. Ob als arbeitendes Maschok oder als unterhaltendes Schlapor, ich habe einen Sinn erhalten. Das Jahr hat 356 Tage und es gibt noch über 700 Leben, die ich leben kann. An diesem Tag habe ich beschlossen, meine Fähigkeit zu akzeptieren und nach oben zu schauen. Vielleicht finde ich einen Ort, an dem ein wandelndes Wesen geschätzt wird, vielleicht werde ich aber auch einfach nie Ich sein.
Atemloses Keuchen, hastige Schritte, mein wie verrückt schlagendes Herz. An mehr Details aus den letzten fünf Minuten erinnere ich mich nicht, als ich mich endlich in Sicherheit wähne und mich an einer Felswand abstütze, um wieder zu Atem zu kommen. Ich brauche einige Momente, um mich zu sammeln. Als ich endlich wieder normal atmen kann, sehe ich mich um.
Die Felswand rechts neben mir ragt bestimmt vierzig Meter hoch in die Luft. Links erstreckt sich der Wald. Mir ist egal, wo ich hinrenne. Das einzige, was ich will, ist von diesem Ding hinter mir wegzukommen. Das ist alles, was zählt.
Ich höre seinen Ruf hinter mir, und sofort blitzen die Bilder wieder in meinem Kopf auf. Diese rot funkelnden Schuppen, diese rasend schnellen Bewegungen, die Mordlust in den Augen des Wesens. Nackte Angst krallt sich in meine Eingeweide, und ich renne weiter. Die dichten Baumreihen empfangen mich wie stumme Beobachter.
Meine Füße werden mit jedem Schritt schwerer, je länger ich durch den Wald laufe. Ich springe über einen umgefallenen Baumstamm und danach über einen Felsen – und es passiert, was passieren musste. Mit dem linken Fuß bleibe ich an einem Ast hängen, verliere das Gleichgewicht und stolpere. Reflexartig reiße ich den rechten Arm hoch, um den Sturz abzufangen. Es ist, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen.
Ich stürze, rolle einen kleinen Abhang herab, schmecke Dreck und Gras in meinem Mund. Meine rechte Hand pocht scheußlich. Ich stütze mich mit links ab und drücke mich mühsam hoch. Meine Leggings und die Hotpants sind völlig verdreckt. Saubere Arbeit, Lucy, wirklich saubere Arbeit.
Vor mir zieht sich ein glitzerndes Band durch das Unterholz. Ein Fluss. Mit hastigen Bewegungen wische ich mir den gröbsten Dreck von den Kleidern, schiebe ein ahnungsloses Raupy von meinem Kopf und laufe weiter, diesmal im Schritttempo. Auf meinen Beinen sind zahllose kleine Kratzer zu sehen. Die Leggings sind hinüber, ich muss schon wieder neue bestellen. Das wird den Skipper nicht freuen. Verflucht.
Ich glaube, ich kann mich auf eine neue Standpauke von Lady Kordula einstellen. Sie betrachtet mich als Schande von Team Aqua, und wer will es ihr verübeln, bin ich doch das einzige Mitglied, das sich vor einem Wasser-Pokémon fürchtet.
„Reiß dich zusammen“, sage ich mir und merke, dass meine Stimme von Schmerzen verzerrt ist. Die vielen Kratzer und das Pochen in meinem Arm setzen mir arg zu. Als ich neben mir das Plätschern von Wasser höre, fahre ich herum.
Mein Puls schnellt in die Höhe. Es ist mir gefolgt! Mein Gehirn schaltet auf Notfallmodus, ich mache auf der Stelle kehrt und will wieder in den Wald hinein. Der kleine Hang ist zu steil, ich komme nicht mehr als ein paar Schritte weit, bevor ich abrutsche und erneut hinfalle.
„Nein! Bitte!“, höre ich mich schluchzen, aber irgendwo in meinen aufgewühlten Gedanken schafft ein kleiner Rest meines Verstands, zu begreifen, dass es hier nicht weitergeht. Also wende ich mich nach links und renne am Fluss entlang. Dabei tue ich mein Bestes, um den Schmerz zu ignorieren. Ich gestatte mir keinen Blick nach hinten.
Zum Glück dauert es nicht lange, bis der Abhang flacher wird und ich einen Weg ins Unterholz finde, der mich vom Fluss wegführt. Ich laufe weiter und weiter. Irgendwann finde ich eine der vielen Jagdhütten, die im Blütenburgwald herumstehen. Hektisch umfasse ich die Klinke und drücke sie herunter.
Zu meiner Verwunderung lässt die Tür sich ohne Weiteres öffnen. Anscheinend ist niemand zu Hause. Die Hütte ist recht geräumig und ich hoffe, dass es hier Verbandsmaterial gibt. Ich lasse die Diele hinter mir, durchquere danach eine Art Gemeinschaftsraum und finde die Küche. Der Boden und die Wände sind allesamt aus dunklem Holz, was der Hütte einen gemütlichen Flair verleiht.
In einem der Schränke, die sich über der Küchenzeile befinden, werde ich fündig. Ein weißer Erste-Hilfe-Kasten leuchtet mir aus der Dunkelheit entgegen. Hastig greife ich danach und laufe zurück in den Hauptraum, wo ich mich auf das große Sofa fallen lasse und das Verbandsmaterial hervor krame. In den nächsten Minuten versuche ich, die Schreckensbilder aus dem Wald zu verdrängen und mich auf meine Wunden zu konzentrieren. Meine unverletzte Hand zittert dabei allerdings so sehr, dass ich mehrere Anläufe brauche, bis der Verband sitzt. Als ich gerade die Leggings ausziehen will, quietscht die Eingangstür. Ich fahre erschrocken zusammen. Schwere Schritte poltern durch die Diele.
„Wer sind Sie? Was wollen Sie hier?“, fragt eine Stimme, die in etwa so klingt, als würden große Felsbrocken einen Hang herabrollen. Ich hebe langsam die Hände auf Kopfhöhe, um anzuzeigen, dass ich keine bösen Absichten habe. Der Besucher ist ein Mann in den Sechzigern, der ein Holzfällerhemd und eine Jeanshose trägt. Ein dichter, weißer Vollbart prangt in seinem Gesicht. Zu seinen Füßen sitzt ein Blanas auf dem Boden und betrachtet mich misstrauisch.
„Mein Name ist Lucy. Ich komme in Frieden“, antworte ich. Er lässt seinen Blick an mir herab wandern. Für einen merkwürdig luziden Moment sehe ich mich selbst durch seine Augen. Was er sieht, ist ein Mädchen, das eine blau-weiß gestreifte Leggings, ein schwarzes Bandana und ein bauchfreies Top trägt, welches die vielen kleinen Kratzer kaum verbergen kann.
„Was machen Sie in meiner Hütte, Lucy?“
„Ich bin verletzt und wollte mich nur schnell verbinden. Danach haue ich wieder ab. Versprochen.“
Der Mann nickt langsam und ruft sein Blanas in einen Pokéball zurück, bevor er sich mir nähert und die vielen kleinen Wunden inspiziert.
„Was haben Sie getan? Sind Sie von einem Baum gefallen?“
„Nein. War nur ein kleiner Abhang. Tat trotzdem verflucht weh“, erwidere ich leise und widme mich einem besonders tiefen Schnitt an meinem rechten Oberschenkel.
„Warten Sie. Lassen Sie mich helfen“, sagt der Mann. Ich zögere kurz, lehne mich dann aber zurück, um ihm den nötigen Platz zu verschaffen.
„Wie heißen Sie, wenn ich fragen darf?“, frage ich kurze Zeit später, nachdem er begonnen hat, eine brennende Flüssigkeit auf die Schnitte zu tupfen.
„Sagen Sie Foster zu mir. Ich bin Park Ranger.“
„Wohnen Sie hier?“
„Manchmal“, antwortet er, und fixiert den Verband. Ich beiße vor Schmerz die Zähne aufeinander. Der Alte sieht mich an.
„Ich glaube, Ihr Arm ist gebrochen. Sie müssen in ein Krankenhaus. Ich kann Ihnen zwar eine provisorische Schiene anlegen, aber das muss sich ein echter Arzt ansehen.“ Das Pochen ist zurückgekehrt und hat sich zu einem bohrenden Schmerz gesteigert. Er hat Recht.
„Werde ich. Vielen Dank für Ihre Hilfe.“
„Was genau ist passiert?“, will er dann wissen. Ich spüre, wie die Angst wiederkehrt, als ich mich an die Geschehnisse erinnere.
„Ich bin...einem Wesen begegnet.“
„Einem Pokémon?“
„Nein. Das ist kein Pokémon. Das ist eine der Tiefe entstiegene Schreckensgestalt, die nur existiert, um zu töten. Es ist nicht von dieser Welt. Wenn ich nur daran denke...“ Ich spüre, wie ich eine Gänsehaut bekomme. Der alte Foster unterbricht mich und sieht mir in die Augen.
„Wenn etwas in meinem Wald umgeht, muss ich wissen, was es ist. Könnten Sie es beschreiben?“
Ich schließe die Augen und sehe es vor mir. Ich spüre förmlich wie meine Seele aufschreit. Vor meinem inneren Auge sehe ich erneut, wie ich durch den Wald laufe und den See finde, an dem ich mit Karnivanha trainieren wollte. Und dann tauchte es aus den klaren Fluten auf, um Verderben und Tod zu bringen.
„Es hat funkelnde Schuppen, rot wie das Blut“, flüstere ich. Mein Atem geht wieder schneller. Die Kombination von Angst und Schmerz lässt mein Herz rasen. Foster legt mir eine Hand auf die Schulter.
„Weiter, Mädchen. Erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben.“
„Seine Flossen sind gezackt und weiß wie Knochen. Es hat lange Barteln, die vor Bosheit zucken. Sein Maul ist immer geöffnet und bereit, mich zu fressen!“ Ich spüre, wie etwas in mir ausrastet, und fange wieder an zu schreien: „Bitte, lassen Sie mich! Nicht mehr! Nicht mehr!“
Foster greift nach meinem unverletzten Arm und tätschelt ein wenig unbeholfen meine Hand. Diesmal beruhige ich mich wesentlich schneller, weil ich mich in der Hütte sicher fühle.
„Ich fahre Sie ins Krankenhaus und rufe ein paar Kollegen an, die sich das mal ansehen. Kommen Sie mit. Mein Jeep steht vor der Hütte.“
„Danke“, sage ich erleichtert, aber immer noch zitternd. Gemeinsam verlassen wir die Hütte, wobei Foster mich stützt, um meine Beine zu entlasten. Sein Jeep ist ein recht altes Modell mit abblätterndem Lack und ohne Dach. Foster verfrachtet mich auf den Beifahrersitz, setzt sich neben mich und startet den Motor. Kurz darauf fahren wir auf einem schmalen Waldweg in Richtung Metarost.
Ich blicke hinaus und versuche, meinen Arm still zu halten. Neben uns lichtet sich der Wald und ich sehe den Fluss, an dem ich vorhin entlang gerannt bin. Und ich erstarre.
Mitten im Fluss schwimmt etwas Rotes. Ich bin wie gelähmt und kann den Blick nicht abwenden. Sein offenes Maul scheint mich einsaugen zu wollen. Aber am schlimmsten sind seine Augen, diese schrecklichen, großen Augen, die nichts sagen außer einer einzigen Sache.
'ICH SCHWÖRE, IRGENDWANN ENTWICKELE ICH MICH, UND DANN GNADE EUCH GOTT.'
Die Sonnenstrahlen durchbrechen die Wolkendecke und lässt diese in viele kleine Wölkchen zerfallen, welche sich schnell auflösen und einem schier endlosen, hellblauem Himmel Platz machen, der sich mit der Sonne einen Wettbewerb um die vollkommendere Schönheit lieferte. Doch drei Dinge, die sich weit unter ihnen befanden schlugen die Kontahenten um Längen. Es waren eine Insel, auf der Palmen und ein kleiner, exotischer Dschungel und ein schneeweißer Sandstrand das Auge reizten, das Meer, welches den Himmel geschickt kopierte und durch seine Farbintensität und die Wellen sogar übertrumpfte und schließlich: Das schillernde, unberührte und herrlich große Korallenriff, dass sich unter dem Meeresspiegel verbarg und sanft im Sand, welcher auch auf dem Strand zu finden war gebettet war und sich klammheimlich bis zum Horizont erstreckte. Dieses Riff war auch unser geliebtes Zuhause.
Wir liebten warme Gewässer, doch wir wussten auch von entfernten Verwandten, die sich auch in etwas raueren Gewässern herumdrückten. Dennoch ist uns nie eine Geschichte von einem Artgenossen, der in den Eismeeren leben sollte zu Ohren gekommen. Unsereiner liebte die Sicherheit und Nahrung die uns die Riffe boten und nutzen diese solange wie möglich auf, ehe wir zu unseren Wanderungen aufbrachen. Wir sind Gemeinschaftspokémon, was bedeutet, dass wir ohneeinander verloren sind. Deswegen wandern wir immerzu zusammen durch die Meere, achten jedoch darauf verschmutze oder kalte Gewässer zu meiden. Wenn uns ein Ort gefällt, dann bleiben wir- nicht für immer aber lange genug um für freundliche Menschen und Pokémon eine große Hilfe zu sein wir errichten gemeinsam prachtvolle, schwimmende Siedlungen, da wir äußerst kräftige und hilfsbereite Wasser-Pokémon sind. Wenn wir es einmal geschafft haben etwas großartiges wie etw den Bau einer Siedlung oder einfach die Vollkommenheit des Meeres zu genießen und zu unterstützen, sind wir in der Lage den Regenbogen heraufzubeschwören und alles in seine wunderbaren Spekralfarben zu tauchen, ehe wir weiterziehen. Bei der Wanderung sind wir meist munter und glücklich und fühlen uns zumeist ursaringstark- doch auch in unserem Leben gibt es Tiefpunkte. So haben wir oft das Pech durch verpestete Meeresteile zu reisen und dabei viele Freunde zu verlieren, die dem Gift, welches die Menschen und Pokémon ins Meer leiten, nicht gewachsen sind. Sie verblassen und ihre Gliedmaßen werden immer nutzloser, ehe sie zu Boden sinken, oder nach oben Steigen wie eim Stück Müll, dass keiner mehr vermisst, geschweige denn braucht. Glücklicherweise sind wir dafür gegen Angriffe von Tohaidos oder gelangweilten Impergators bestens gewappet und wissen uns- meist sogar im Alleingang- gegen diese Tunichtgute zu behaupten.
Ich und unsresgleichen lieben das Meer, die Wärme und den Zusammenhalt, und die Menschen lieben unseren Nutzen und unser liebliches Aussehen, was sie dazu reizt uns zu fangen, zu hätscheln oder zu trainieren und kämpfen zu lassen. Das stört uns eher geringfügig, da sie uns dennoch wertschätzen und akzeptieren, und das werden sie so lange tun, bis unser wichtigster Teil aufhört zu wachsen und anfängt zu sterben: Das Riff.
Ein aufgebrachtes Fauchen ertönte, als Schritte durch die Höhle zu hören waren. Drei Menschen, vermutlich auf der Suche nach einem Abenteuer, tasteten sich langsam voran. Der Schein der beiden mitgebrachten Taschenlampen wanderte von links nach rechts, von oben nach unten und verriet auch, dass einer der Träger etwas nervös war. Dieser schluckte.
„Wir befinden uns hier auf der Suche nach einem Pokémon, das ... ach, verdammt! Tom, stell das Ding wieder aus!“, rief er seinem Kumpel zu, der daraufhin mit einem Arm gestikulierte.
„Micha, was geht mir dir?“, versuchte Tom diesen zu beruhigen, während er die Aufnahme seiner Videokamera stoppte. Micha leuchtete ihm daraufhin entnervt in die Augen.
„Wie sollen wir in dieser Höhle überhaupt dieses Pokémon finden, von dem uns im Unterricht aufgetragen wurde, es zu untersuchen? Noch dazu sollen wir Zeichnungen anfertigen, Berichte schreiben und ein Video drehen!“ Er seufzte. „Ich meine, es war schon schwierig genug, in Fleetburg jemanden darum zu bitten, uns hierher zu bringen. Warum muss das so umständlich sein?“
„Ganz einfach“, meinte Adrian, der Dritte im Bunde und erhob dabei seinen Zeigefinger. „Weil es so ist.“
„Ja, Murphys Gesetz, ich weiß.“ Micha bedeutete den beiden, weiterzugehen. Er richtete seine Taschenlampe erneut vor sich und leuchtete die Umgebung aus. Kein Pokémon war zu sehen, lediglich einige größere Steine, die allein vom Ansehen schon zu schwer waren, um sie anzuheben. Wer weiß, welche Schätze sich darunter verbergen mochten! Aber das war in diesem Moment nicht von Belang. Tom räusperte sich im Gehen.
„Probieren wir’s nochmal“, sagte Micha mit entschlossener Stimme, sehr zu Adrians Erfreuen. Der Vorschlag, gemeinsam einen Dialog über die Pokémon in Höhlenregionen zu führen, war schließlich seiner und das nicht nur, um selbst auch produktiv aufzutreten. Er wusste, ein Monolog musste schon sehr gut ausgeführt sein, um gut anzukommen und so konnten sie die laienhafte Ausstattung zumindest im Dialog etwas niveauvoller gestalten.
Tom bereitete die Aufnahme vor und wartete auf das Zeichen. Micha hob, ohne nach hinten zu blicken, den Daumen und es folgte ein leises Piepen. Er war nervös und schluckte noch einmal. Ein kurzer Blick zur Seite verriet ihm, dass Adrian ebenfalls etwas haderte. Aber sie würden das schon schaffen!
„Wir befinden uns hier in einer Höhle auf der Eiseninsel. Wie es der Name schon aussagt, ist dieses Gebiet die Heimat vieler Stahl- und Gestein-Pokémon, die ... äh, die hier ihr Unwesen treiben. Eines der hier lebenden Pokémon suchen wir. Adrian“, er wandte seinen Blick zur Seite, „kannst du uns etwas über dieses Pokémon erzählen?“
Der Angesprochene hustete kurz, wohl ob des erhöhten Eisenanteils in der Luft. Er hatte eine empfindliche Lunge und war für diverse Partikel anfälliger als seine beiden Freunde.
„Ja, kann ich. Das gesuchte Pokémon trifft man bevorzugt in Höhlen wie dieser an, welche auch sein natürlicher Lebensraum sind. Seine Sinne hat es an die Dunkelheit angepasst, weswegen man es bei Tageslicht eher selten antrifft und so äußert sich auch das Verhalten dieses Pokémons. Zurückgezogen, eher allein lebend und immer auf der Hut vor Feinden.“
Micha war erstaunt über die Redekunst seines Freundes und stolperte beinahe über einen aus dem Boden herausragenden Stein. Er konnte sich noch rechtzeitig fangen und übernahm wieder das Wort.
„Das klingt interessant. Aber allein von diesen Punkten kann man es ja, äh, kaum bestimmen, da das auf viele Pokémon zutreffen würde. Kannst du noch genauer werden?“
„Auch das kann ich“, meinte Adrian bestimmt und mit leicht gehobener Stimme, während er seinen Schritt etwas beschleunigte. „Tatsache ist, dass es sich dabei um kein Gestein-Pokémon handelt, da diese nicht selten als angriffslustig gelten. Außerdem würden wir uns doch nicht in die Nähe eines solchen begeben, um vielleicht angegriffen zu werden.“ Er kicherte daraufhin. „Spaß beiseite. Auf jeden Fall greift das gesuchte Pokémon nicht selten zu einer eher hinterhältigen Taktik oder versteckt sein Empfinden, dem Gegenüber etwas anzutun. Dadurch wird sein Gegner natürlich eingelullt und lässt seine Verteidigung fallen. Was auch passieren kann, ist, dass es sich in den Schatten verbirgt und auf den richtigen Moment wartet, seinen Feind zu überfallen.“
„Das heißt, es handelt es sich um ein Unlicht-Pokémon?“, fiel ihm Micha überrascht ins Wort, woraufhin Tom ein Lachen verkneifen musste. Es belustigte ihn, wie theatralisch sein Freund manchmal sein konnte und fand diese Vorstellung daher mehr als unterhaltsam. Er festigte seinen Griff um die kleine Videokamera, damit das Bildmaterial am Ende gut wurde.
„Lass mich bitte ausreden“, sagte Adrian geduldig. „Und nein, nicht zwingend, aber es könnte natürlich eines sein. Viele Leute können den Typ dieses Pokémons gar nicht bestimmen oder verwechseln ihn sogar, was angesichts seines Aussehens eigentlich nicht möglich sein dürfte. Wie auch immer. Ihm wird außerdem nachgesagt, es ernähre sich von Steinen. Genauer gesagt Edelsteinen. Und ja“, obwohl er ihm nicht in die Augen sah, spürte er, dass Micha erneut ansetzen wollte, um ihn zu unterbrechen, „das trifft theoretisch auf jedes Stahl-Pokémon zu, aber deswegen sind wir auch hier auf der Eiseninsel, um dieses Rätsel zu lösen.“
Mit seiner Erklärung fertig bedeutete er seinen beiden Freunden mit erhobener Hand, stehen zu bleiben. Sie waren nun schon einige Minuten dem langen Gang der Höhle gefolgt und fanden sich in einem größeren Bereich wieder, in dem von oben das Licht auf eine kleine Wasserstelle herab leuchtete. Sie löschten ihre Taschenlampen, da es nun ausreichend hell war und traten einige Schritte nach vor. Adrian hustete einmal kurz und Tom hielt die Kamera wieder auf ihn.
„Passt auf, hier könnte sich das Pokémon herumtreiben. Übrigens, es gibt auch einige Geschichten, die die Trainer auf ihrer Reise durch solche Höhlen erlebt haben. Einer meinte, dass er in der Dunkelheit plötzlich in ein Paar hell glühender Augen sah, die ihn so erschreckt haben, dass er auf der Stelle kehrt machte. Ein weiterer Trainer erzählte hingegen von einer merkwürdig verzerrten Fratze, als ihm das Pokémon den Rücken zukehrte. Da es allerdings so schnell in der Dunkelheit verschwand, war er sich nicht mehr so sicher, ob das tatsächlich stimmte.“
Micha hob den Finger, wohl dazu bereit, eine Frage kund zu tun.
„Eine Frage, die mich allerdings doch beschäftigt: Ist dieses Pokémon zur Mega-Entwicklung fähig?“
Adrian nickte. „Ja, ist es tatsächlich. Es heißt, wenn es diese vollzieht, würde seine ohnehin schon hohe Verteidigung noch weiter zunehmen. Und das ist noch nicht alles, denn auf die Gruppe der Mega-Entwicklungen bezogen ist es das kleinste bisher bekannte Pokémon. Was also heißt, dass es trotz seiner geringen Statur natürlich mit Vorsicht angesehen werden sollte.“
„Das klingt doch sehr vielversprechend! Wir melden uns wieder, wenn wir dieses Pokémon gefunden haben!“ rief Micha freudig und Tom stoppte mit diesen Worten die Aufnahme. „Leute, das ist so eine gute Einleitung, da müssen die anderen einfach erstaunt sein!“
„Freu dich mal nicht zu früh“, meinte der Kameramann daraufhin und rückte seine Brille zurecht. „Zuerst einmal müssen wir es überhaupt finden, bevor wir uns darüber freuen können.“
Micha sackte kurz zusammen, um seine gespielte Enttäuschung zu zeigen, was die beiden Freunde zum Schmunzeln brachte. Im nächsten Moment machte er schon wieder eine ernste Miene und zeigte sich verwirrt.
„Aber ... wonach suchen wir eigentlich genau?“
Adrian schnaubte. „Ernsthaft?! Du bist hier und weißt nicht einmal, wonach wir eigentlich suchen? Hast du denn in der Schule wieder nicht aufgepasst?“
„Nein, warum auch? Du bist doch da, um mich, wie immer, zu belehren.“
Der Angesprochene lachte daraufhin und der Rest der Truppe stimmte freudig mit ein, während sich in der Dunkelheit ein Schatten daran machte, die drei zu beobachten. Dieser setzte ebenfalls ein Lächeln auf und zog rasch von dannen. Allzu leicht wollte er es ihnen nicht machen!
Ich bin eine seltenere Entwicklung. Wenn ich meine Körpertemperatur senke, kann ich mein Fell gefrieren lassen, sodass die Haare wie Nadeln abstehen und als Geschosse verwendet werden können. Wenn ich die Luft um mich gefriere, kann ich auch ein schönes Diamantstaubgestöber verursachen. Ich lebe gerne in kalten Gebieten und sehe sehr elegant aus. Ich hatte auch schon einige Auftritte in den verschiedensten Staffeln des Pokémon Animes. Und wisst ihr wer ich bin? Noch einige letzte Hinweise: Ich entwickle mich als eines der zwei einzigsten Pokémon bei einem speziellen Stein. Ich bin das blauere der beiden Pokémon und komme ursprünglich aus Sinnoh.
Ich war zu früh aufgewacht. Mal wieder. Nicht, dass das mich oder irgendwen anders stören würde. Das Gegenteil war eher der Fall. Schließlich war ich bei Weitem nicht der Einzige, der noch vor der Sonne seine Augen öffnete und rastlos durch das weit verzweigte Tunnelsystem hastete, auf der Suche nach Arbeit, von der es immer reichlich gab.
Ich huschte durch alte Gänge, die schon vor vielen Generationen gegraben worden waren und allmählich ihren Nutzen zu verlieren begannen. Die Erde war lange nicht mehr so sicher, wie sie es einst gewesen war, die Decke ächzte und bröckelte unter dem Gewicht der immer tiefer dringenden Wurzeln, die hier und da bereits den Gang versperrten wie gigantische, kaum zu durchdringende Spinnweben. Sie immer wieder aus Neue zu durchschneiden stellte sich zunehmend als wenig nützlich heraus, wie übereifrig einige von uns, mich eingeschlossen, auch nach Arbeit lechzen mochten. Es gab reichlich effizientere Wege, seine Kraft einzusetzen, anstatt sie an altersschwache Tunnel und widerborstige Wurzeln zu verschwenden. Das neue Tunnelsystem, das seit einigen Wochen einen Großteil der Kolonie in Anspruch nahm, war das beste Beispiel dafür. Wer nicht an der Oberfläche Essen zusammentrug und seine Beute auf dem schnellsten Wege zurück in den sicheren Untergrund schaffte, der schlug seine Zangen in ewig gleicher, fleißiger Manier in Wände aus Erde und Stein und schob beides gleichermaßen beiseite. Selbstverständlich war das keine Arbeit, die sich allein erledigen ließ. Aber etwas anderes als Teamwork war mir sowieso kaum bekannt.
Also huschte ich durch alte und neue Tunnel, hektisch nur ab und an einen Bekannten mit einem kurzen Nicken und Klackern grüßend. Die meisten waren auf demselben Weg wie ich. Heute sollte endlich mit der Grabung des Haupttunnels begonnen werden und dieses Spektakel wollte sich genauso niemand entgehen lassen, wie die Ehre und den Stolz die mit der Mitarbeit an einem solch essenziellen Projekt einhergingen. Selbst diejenigen, die den bald schlüpfenden Nachwuchs mit mütterlicher Hingabe pflegten, sah ich mehr traurig als neidisch aus den Brutkammern spähen.
Umso erstaunlicher, dass ich selbst an einem solchen Tag beinahe über meinen Freund Askret stolperte, der in derselben Generation wie ich geboren war und den ich noch etwas mehr liebte, als meine anderen Brüder und Schwestern. Ich gab ihm einen nicht unerheblich starken Stoß, um ihn aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken, in dem er nur zu gerne versank.
„Askret, du Schnarchnase! Sieh zu, dass du deinen Hintern hochbekommst!“
Er erwachte leicht verwirrt und erschreckt, fand jedoch schnell wieder zu seinen Sinnen, wie es nun einmal die Art unserer Art ist. Ich war noch etwas schneller und schob ihn vorwärts, während seine Tarsen, obwohl seine Tarsen keinen Halt auf dem fest getretenen Boden fanden. Es dauerte kaum wenige Sekunden, bis seine Beine sich endlich bewegten.
„Aspera!“ keuchte er wie der verschlafene Idiot, der er war. „Der Tunnel!“
„Mein ich doch!“ schrie ich ihm übertrieben laut entgegen und überholte ungeduldig noch ein paar weitere meiner Geschwister, ungeachtet der Tatsache, dass ich Askret meilenweit hinter mir ließ.
Nach kurzer Zeit weitete sich der Tunnel vor mir, bis er vor einer massiven Wand aus fester Erde endete. Meine Geschwister taumelten ungeduldig übereinander hinweg, stapelten sich nahezu und trieben den Tunnelbau voran, während einige andere sich damit abrackerten, den Raum vor dem zukünftigen Haupttunnel zu erweitern. Ich konnte es nicht erwarten, an diesem Projekt teilzuhaben, meine Zangen in dem Erdboden zu versenken, Steine beiseite zu räumen und den Weg frei zu machen. Wie hypnotisiert eilte ich vorwärts, schob meine Brüder vor mir her, kletterte auf stahlharte, rutschige Körper, drängte mich an die Wand aus unnachgiebiger Erde wie an einen lange verloren geglaubten Freund. Doch als ich meine Zangen gerade in ihr versenkte, erschütterte ein kräftiges Beben unser Zuhause. Aus keinem rationalen Grund dachte ich kurz, ich trüge an diesem unerwarteten Ereignis die Schuld.
Die Decke bröckelte unsicher. Urplötzlich brach sie zusammen und vergrub zahlreiche von uns unter einem Berg aus Schutt. Dieser Lawine konnte ich nur durch Glück entkommen und mit ansehen, wie sich eine flammende Zunge von der offen gelegten Oberfläche ihren Weg bahnte und sich um den erstbesten meiner Geschwister schlang. Seine Haut verzog sich auf seltsame, erschreckende Weise und als er aus seinem zerstörten Heim gerissen wurde ließ er nichts zurück, als ein paar heiße, silberne Tropfen.
Eine geordnete Panik brach angesichts der Tatsache aus, dass der Tunnel hinter uns eingestürzt war und uns kein anderer Fluchtweg blieb, als der an der Oberfläche, der an unserem Feind vorbei führte. Dennoch kletterten wir ohne Zögern nach oben, auch wenn wir zahlreiche Familienmitglieder auf unserem Weg an die glühend heiße Zunge unseres Todfeindes verloren. Die Oberfläche bot keine Versteckmöglichkeiten. Sie servierte uns auf dem Silbertablett und ich konnte nur noch daran denken, dass wir unseren Nachwuchs verloren hatten und mit unserer sterbenden Kolonie auch meinen Lebensziel- und Sinn zerflossen wie meine Brüder und Schwestern in der Zunge des Feindes. Bis zu dem Moment, an dem sich Askret in für ihn ungewöhnlicher Geschwindigkeit gegen den Strom an allen anderen vorbeischlängelte und genau vor dem übermächtigen und übergroßen Feind stehen blieb. Eine gewisse, unsichere Erleichterung ging durch unsere Reihen. Denn so unscheinbar mein Freund auch erscheinen mochte, so war er doch Teil einer Spezialeinheit, die man nur selten zu Gesicht bekam. Obwohl Askret ganz auf sich allein gestellt war, begann er furchtlos seinen perplexen Feind mit seltsamen Tanzschritten zu umrunden. Er bewegte seinen Körper zu einem seltsamen, nicht hörbaren Rhythmus, der selbst seine Seele in Schwingungen zu versetzen schien. Bald schon schwankte sein Gegner mit, wand sich in falsch aussehenden Wellenbewegungen und stoppte erst, als der für ihn typische, plötzliche Schlaf ein weiteres Mal über Askret kam und ihn zusammen brechen ließ. Sein Gegenüber, wie hypnotisiert von dem fremdartigen Tanz, tat es ihm gleich, stürzte zu Boden und gab uns so die Möglichkeit, zu fliehen. Für Askret hingegen war jetzt nur noch von Bedeutung, wer zuerst aufwachen würde. Wer die Augen öffnete, gewann. Es gab keinen Favoriten. Dennoch wandte ich mich nicht um und zögerte keine Sekunde. Gedankenlos, ohne jede Reue, ließ ich meinen guten Freund und Bruder zurück.
Denn in einer so großen Gruppe, die so sehr auf Teamwork angewiesen ist, ist der Einzelne doch seltsam egal.
Die Magnayen beschnüffelten den Boden. Eine frische Fährte. "Nicht mehr lange, dann gehörst du mir.", knurrte ihr Trainer, der seit Tagen hinter seinem nächsten Fang her war, ihn in die Enge trieb. Jeder hätte es für ein hoffnungsloses Unterfangen gehalten, bloß er nicht. Niemand sonst hatte es geschafft, das mysteriöse Zoroark einzufangen, welches ein Meister des Versteckspiels gewesen war. Dies hier würde bedeutend einfacher zu fangen sein. Zwar war ihm nicht bekannt, welche Identität das Ziel eigentlich hatte – es waren einfach zu viele unterschiedliche Hinweise da – aber die Spur führte ihn eindeutig in die Richtung eines tiefen Waldes, und er wusste, dass das Pokémon im Kampf nicht sonderlich stark war.
Als er aus der Ebene in die bewaldetere Umgebung kam, wurde es stiller. Das Pokémon war flink, die Magnayen hatten größere Probleme, die Fährte zu wittern. Die Dartiri und Taubsi, die man schon von Weitem, um ihr Leben fürchtend, nervös auffliegend sah, als das fremde Wesen durch ihre Sträucher und Wiesen hetzte, waren bereits wieder zurückgekehrt. Dies bedeutete nichts Gutes. "Eilt euch.", trieb er sein Rudel erneut an. Die Magnayen bellten zustimmend und sofort befanden sich dreizehn Nasen wieder in Bodennähe. Von irgendwo ertönte ein lautes Bellen, das Rudel sammelte sich und jagte weiter. Der Trainer folgte. Die Bäume wurden dichter, und bald erstarben auch sämtliche Lichtungen, was jedoch anhand der mondlosen Nacht niemandem auffiel. Für solche Fälle jedoch hatte man immer ein Volbeat dabei, sodass die Jagd kaum beeinträchtigt wurde. Wären da nur nicht diese klebrigen Netze überall! Der dunkelbraune Armeerucksack und seine grünbräunliche Camo-Weste verfingen sich, das Gewehr und die Pokébälle hingen überall um ihn herum, alle in greifbarer Nähe, doch würde er mit jedem Griff nur weitere Gegenstände einbüßen. Kurzerhand pfiff er, und sein Rudel wartete, sich die Richtung merkend. Auf ein Schnippsen öffnete sich eine der schwarzen Ballkapseln, die immer an seinem Gürtel hingen, und ein Frigometri kam zum Vorschein, welches mit einer einzigen eleganten Drehung die gesamten Netze aus der Umgebung entfernte. "Komm zurück." Was auch immer dieses Pokémon ihm noch entgegenwerfen würde, er würde es doch noch einfangen.
Und weiter ging die Hetzjagd. Die Magnayen rannten durch das Unterholz, glücklicherweise stand der Wind günstig, und kamen dem Flüchtling immer näher. Die Dunkelheit verhinderte ein direktes Zurechtfinden, doch anhand des Fußbodens bemerkten die Jäger, dass das Gebiet felsiger wurde. Bald gingen auch die Bäume wieder zurück und der Himmel wurde allmählich sichtbar. Der Trainer musste aufpassen, nicht zu stolpern, und achtete stärker auf den Boden. Der Schweifglanz des Volbeat war nun nicht mehr nötig, also holte er es zurück in seinen Pokéball, damit es sich ausruhen konnte. Übersät von kleinen Kratzern fing er an, den Berg hinaufzukriechen, den Magnayen folgend, die geschickt nach alternativen Wegen suchten. Weit über sich meinte er eine kleine, dunkle Gestalt auszumachen, konnte sich jedoch nicht weiter drauf konzentrieren, da ihm plötzlich einige kleine, scharfkantige Steine entgegenstürzten. Auch eines seiner Magnayen rutschte ein Stück herunter, jedoch nicht weit. Er warf einen Blick zurück, um zu Überprüfen, ob es ihm gut ging. Sein grober Blick erkannte es, als es gerade aufstand und sofort weiterkletterte. Was würde er nur ohne seine starken Kameraden tun. Er stieß einen lauten Pfiff aus, auch, um sich selbst anzuspornen, und alle beeilten sich.
Bald wurde aus der Steigung eine regelrechte Klippe, sodass der Trainer sein Rudel zurücklassen musste. Er suchte ein kleines Felsplateau, auf das sich ein Rinnsal reinen Bergquellwassers ergoss, wusch sich kurz durch Gesicht und Haare, und befahl seinen Magnayen, hier zu warten. Er bekam ein missmutiges Jaulen zurück, jedoch gehorchten sie alle, wie gewohnt. Sobald die Kletterausrüstung herausgesucht war, ging es weiter. Da, wo in der Ebene Magnayen die idealen Jäger waren, zumindest als Begleiter für Menschen, war es im Gebirge ein Sandamer. Genau das bewies jetzt auch wieder seinen unvergleichbaren Wert, indem es geschickt hochkletterte und sich an den richtigen Stellen in den Fels grub, um schneller voran zu kommen, und um seinem Trainer besseren Halt zu geben. Auch warnte es in Notfällen, falls plötzlich ein wildes Rettan oder andere gefährliche Pokémon, die sich gerne in den Bergen versteckten, aus einer Spalte kroch. Doch hier gab es jetzt andere Probleme, denn anscheinend lagen überall giftige Stacheln – vermutlich von einer der ortsansässigen Arten – zwischen den Felsen herum. Doch, solange das Sandamer den Markierungen im Dunkeln folgen konnte, hielt auch den Jäger nichts davon ab, das Pokémon zu verfolgen.
Bald wurde die obere Grenze des Kliffs sichtbar, von wo ihm noch einmal kleine Felsbrocken entgegenstürzten. Sein Sandamer war schon vorausgeklettert und versuchte oben, das Pokémon in seinem Sandgrab einzuschließen, doch anscheinend entkam es wieder, denn ein enttäuschtes Knurren ertönte. Als es seinen Trainer sah, blickte es ihn aus ermüdenden Augen an – anscheinend hatte es sich mit dem Klettern und dem darauf folgendem Kampf überbeansprucht – und kippte ermattet um. Er rief es zurück in seinen Pokéball und hetzte weiter. Inzwischen waren auch seine Reserven erschöpft, und er war müde. Hier oben hatte er anscheinend einen Ort gefunden, der jedem Botaniker wie eine Offenbarung vorkommen musste: Er befand sich auf einem Hochplateau, und allerlei niedrigere Pflanzenarten boten sich dem Jäger zur Betrachtung. Im Sternenlicht sah das alles wunderschön aus, vor Allem der Ausblick – obgleich er sich Sorgen um seine Magnayen machte – allerdings konnte er auch nicht warten. Hier musste er es nun in die Enge treiben. Er trat in die hüfthohen Büsche, sich bereits auf ein langes Versteckspiel vorbereitend. Pollen stoben um ihn herum, die Pflanzen standen in voller Blüte. Irgendwo raschelte es. Er holte einen Flottball aus der Tasche, und befreite ein Ariados aus einem Anderen. Motiviert wie sein gerade gerufener Partner rannte er durch die Büsche, laute Rufe ausstoßend, während das Ariados klebrige Netze hinter ihm her schleuderte. Das Rasterverfahren, an solch einem Ort funktionierte das immer. Nicht auf die sich beschwerenden Waumboll und Zirpurze achtend, scheuchte er sein Ziel immer näher an den Rand des Plateaus – hoffentlich. Auch Ariados leistete ganze Arbeit, wie üblich. Gerade sah er die kleine, schattige Gestalt am Rande stehen, erhob seinen Wurfarm, näherte sich, zielte..
...doch gerade, als er die annähernd menschliche Gestalt des Pokémon zu identifizieren geglaubt hatte, kippte er vornüber und ermattete. "Scheiße.", war das Letzte, was er dachte. Er meinte noch, eine höhnisch herausgestreckte Zunge zu erkennen, bevor er komplett eingeschlafen war.
Ich hatte das Gefühl zu fliegen, nein, zu schweben. Hatte das Gefühl, frei zu sein und doch nicht frei zu sein. Etwas schien an meinen Flügeln zu ziehen, mich zurück in die Dunkelheit zu reißen, während eine weit entfernte Stimme im Nichts verklang. Sie schien mir so vertraut, so bekannt und doch, … doch wusste ich nicht zu sagen, woher ich sie kannte, … ob ich sie kannte …
Je tiefer die Finsternis mich zu verschlingen drohte, je fester sie mir die Flügel auszureißen schien, mich so hinab in den Abgrund zog, desto lauter wurde die Stimme. Ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, was sie sagte, doch noch war ihre Stimme zu weit fort, als dass ich hätte auch nur ein Wort verstehen können.
„Thurid!“ Ich horchte auf. „Thurid!“ Thurid? Was bedeutete dieser Name? Ich verstand nicht, wusste nicht, was ich mit diesem Namen anfangen sollte. Die Stimme war mir keine Hilfe und so beschloss ich zu kämpfen, versuchte mich zu befreien, wissend, dass ich verlieren würde, dass die Dunkelheit mich umhüllen würde. Ich versuchte etwas zu sagen, versuchte zu schreien, doch es war nicht möglich. Ich konnte die Hand, die nach mir griff, nicht abschütteln, und die Stimme nicht um Hilfe bitten … was blieb mir außer aufzugeben? Verzweifelt ergab ich mich, meinen Körper entspannend, bevor ich verschluckt wurde. „Thurid...“
Langsam öffnete ich meine Augen, versuchte es zumindest, da mir der Schmerz in meinen Gliedern kaum gestattete, auch nur einen Satz zu machen. Wo war ich? Was war passiert? Immer noch unfähig mich zu bewegen, versuchte ich erneut meine Augen zu öffnen, mich nicht mehr erinnernd, wann ich sie geschlossen hatte. Kurz blinzelte ich, dieses Mal erfolgreicher als davor, bevor ich in ein weinendes paar brauner Augen sah, die nur wenige Meter von mir entfernt waren. Verwirrt erwiderte ich den schmerzhaften Blick der blauen Augen, bevor ich ansetzte etwas zu sagen – vergeblich jedoch, wie ich merken sollte. Mein Gegenüber kam mir nämlich zuvor. „Thurid...“ Erneut dieser Name... was hatte er zu bedeuten? Moment... diese … diese Stimme kam mir bekannt vor. War sie es, die ich gehört hatte, als mein Geist in der Finsternis gefangen war? Hatte mich ihre Stimme hier her geführt? … Wo war hier eigentlich?
„Es wird alles wieder gut, Thurid, jetzt wird alles wieder gut.“ So, als hätte die blaue Gestalt vor mir meine Gedanken gelesen, als vermochte sie in meinen Kopf zu sehen, antwortete sie auf die nicht gestellte Frage. „Du bist im Pokémoncenter. Es wird alles wieder gut, … ich … ich bin so froh, weißt du? So verdammt froh, dass du noch hier bist. Ich … ich hatte … oh, ich hatte solche Angst, dich nie wieder zu sehen“, erzählte das Wesen mir gegenüber. Sie hatte mich Thurid genannt. Das war also mein Name? Thurid? War ich das? Ich wusste es nicht, ich erinnerte mich nicht. „Wer bist du?... Nein, warte... sage mir lieber zuerst, wer bin ich?“ Entgeistert sah sie mich an, suchte etwas in meinen blauen Augen, das sie nicht zu finden schien, etwas, das ihr zeigte, dass ich log, dass ich scherzte. Sie fand es nicht. Das sah ich, doch auch spürte ich deutlich die Panik in ihr, den Schmerz, … die Trauer. Sie versuchte zu lächeln, unfähig ihre Mundwinkel zu bewegen, so, als wäre sie paralysiert, gar gefroren. „Du... du kannst … du … weißt du wirklich nicht, wer du bist?“ Nur ein leises, gebrochenes Hauchen verließ ihre Kehle, so als müsste ich fürchten, sie würde gleich zusammen brechen. Ich nickte, den Schmerz, der dabei durch meinen Körper fuhr, so gut wie ignorierend. Verzweifelt ergriff das rote Wesen vor mir meine Hand, strich sacht darüber, so als könnte ich zerbrechen, bevor sie anfing zu weinen.
Das Mädchen saß schweigend auf dem Baumstumpf, so sehr in ihren Sinelbeersaft vertieft, als hoffte sie, er würde ihr die Zukunft vorher sagen. Ich wusste nicht, wie lange wir so saßen, schweigend, und in Gedanken versunken. Ich wusste nur, dass - auch wenn mir die Situation unangenehm war – sie die Einzige war, die mir Antworten auf meine Fragen geben konnte. Allem voran hoffte ich, sie könnte mir sagen, wer ich war. Ich wusste nichts über mein Leben vor dem Krankenhaus, das ich vor zwei Monaten verlassen hatte. Sie war mein einziger Hinweis auf meine Vergangenheit, der einzige Strohhalm, an den ich mich klammern konnte, an den ich mich klammern musste. „Wer bin ich?“, stellte ich schließlich die Frage, die mir schon seit 2 Monaten in der Seele brannte.
Sie blickte nicht auf, sah mich nur weiter an, bevor sie kurz lächelte. Nur einen Moment, dann war es verschwunden. „Wäre es nicht höflicher zu fragen, wer ich bin?“ Hatte ich das nicht? Ich musste es vergessen haben. Ich war ein Idiot. „Verzeih“, flüsterte ich, bevor ich beschämt zur Seite blickte, nur um aus den Augenwinkeln erneut ein Lächeln zu erkennen, genau so kurz wie das erste. So als wäre auch dieses nie da gewesen. „Schon gut, Thurid. Mein Name ist Hiko und ich bin... nein... ich war deine beste Freundin“ Erneut versuchte sie ein Lächeln, doch es misslang, zu sehr schien der Schmerz sie zu lähmen. Dann herrschte erneut Stille. Beste Freunde also... kein Wunder, wieso es sie so schmerzte, dass ich mich nicht erinnerte, nachdem mich dieses Stahlos so zugerichtet hatte. Ich wusste, was passiert war, hatte es mir mehrmals genau erzählen lassen, und doch, doch konnte ich immer noch nicht glauben, dass ich so leichtsinnig gewesen war. So dumm, mich alleine vier Stahlos zu stellen.
„Wie war ich so... was war ich für ein Pokémon? Kannst du mir das erzählen, kannst du mir helfen, der zu werden, der ich war?“ Schließlich blickte Hiko auf, schmerzhaft lächelnd, bevor sie nickte. „Wir lebten beide in einem Wald, in der Nähe des Mondberges. Unsere Familien waren nicht wirklich Freunde, um es freundlich auszudrücken und eigentlich hätten wir damals – als wir uns das erste Mal trafen – kämpfen müssen, wenn nicht wenigstens aus Prinzip. Doch wir taten es nicht, standen nur da, und sahen uns an. Ich kann nicht sagen, ob es Sekunden, Minuten oder Stunden waren, wobei es sich wie Letzteres anfühlte. Ich weiß nur, das ich schon damals das starke Band zwischen uns spürte, das sich noch entwickeln sollte. Obwohl wir älter wurden, erwachten, blieben wir Freunde, selbst nachdem wir uns beide entwickelt hatten. Ich war froh, ich war so froh, dich kennen gelernt zu haben, dich meine Freundin nennen zu dürfen. Du warst mir das Kostbarste auf der Welt.“ Kurz hielt Hiko inne, schien mit sich zu ringen, den Schmerz in sich zu verschließen, den ihre Worte in ihr heraufbeschworen hatten. Ich wünschte, ich könnte ihr helfen, ihr irgendwas sagen, das Balsam für ihre Seele sein könnte. Doch ich wusste nichts, hatte keine Idee, was ich tun sollte. Und so saß ich nur da, und sah sie an, darauf wartend, dass sie weiter erzählen würde. „Du rettetest mir so oft das Leben, weißt du. Wie damals, als das Garados mich angreifen wollte und meine Wasserattacken es nur zum Lachen brachten. Du zögertest keine Sekunde, ins Wasser zu springen und mich zu retten, obwohl du selbst nicht so gut schwimmen kannst wie ich. Gekonnt warfst du mich mit deinem langen Schweif aus dem Wasser, bevor dein Donner das Garados außer Gefecht setzte. Oder damals, als die Bibor mich jagten, weil ich von ihrem Honig genascht habe. Oder als mich die Stahlos in die Enge trieben... du warst immer an meiner Seite, egal wie eng es um dich stand. Du warst … so … gütig, und warmherzig, und … und … es tut mir leid. Für all die Male, an denen du mir den Hintern retten musstest. Ich habe dir nie gesagt, wie wichtig du mir bist, dir nie gesagt, wie sehr ich litt, bei jedem Kratzer auf deiner sonnengelben Haut, bei jeder Schramme an deinen rosigen Wangen. Es … es tut mir so leid, Thurid, es tut mir so leid“ Auf einmal fing sie an zu zittern, bevor ein Schluchzen ihren ganzen Körper durchzuckte und sie anfing zu weinen. Zuerst rollten nur ein paar Tränen ihre blauen Wangen hinab, doch dann, bedeckte ein ganzer Schleier aus salzigen Tränen ihr Gesicht. Unsicher was ich tun sollte, stand ich auf und ging zu ihr hinüber. Kurz zögerte ich, doch dann nahm ich sie in den Arm, zog sie an mich und strich ihr sanft über den Panzer, was dazu führte, dass sie sich enger an mich zog, ihr Gesicht an meine Schulter pressend. „Psst... es ist alles gut Hiko... hörst du... ich bin hier, ich bin bei dir... es wird alles wieder gut.“ Ich wünschte, ich würde mich daran erinnern, wer ich war. Doch noch mehr wünschte ich, ich würde mich daran erinnern, welchen Weg ich und Hiko gemeinsam gegangen waren.
"Ich gehe jetzt schlafen", sagte der Junge. Seine Mutter sah ihn leicht traurig an.
"Na gut", sagte sie dann und kam einige Schritte auf ihn zu, um ihn zu umarmen. Doch der Junge machte eine lockere Armbewegung und brachte seine Mutter damit zum Erstarren. Er verließ das Wohnzimmer fluchtartig und ließ die Frau, die sich nun wieder bewegen konnte, traurig zurück.
"Schlaf gut, mein Junge", flüsterte diese, als er schon lange gegangen war.
Der Junge legte sich in sein Bett. Mithilfe seiner telekinetischen Kräfte bewegte er seine Decke, die er auf dem Boden hatte liegen lassen, zu sich ins Bett und deckte sich zu. Er legte seinen magischen Löffel auf sein Nachttischchen. Diesen trug er immer bei sich. Eigentlich war es nur ein ganz normaler Suppenlöffel, doch der Junge war sich sicher, dass er seine Kräfte ohne diesen kaum unter Kontrolle hatte.
Der Junge kuschelte sich an seinen Teddy. Dieser schien der Einzige zu sein, der ihn verstand.
"Warum versteht Mutter das nicht?", fragte er seinen Teddy traurig. "Warum kann sie nicht endlich aufhören, mich wie einen ganz normalen Jungen zu behandeln? Das bin ich nunmal nicht mehr." Sein Teddy sah ihn stumm an. Die großen, treuen Knopfaugen funkelten im fahlen Mondlicht. "Weißt du...", fuhr der Junge dann fort, "manchmal wünschte ich, man würde es mir einfach ansehen... Ich bin nicht normal. Und ich will nicht mehr so behandelt werden."
Vor seinem Fenster schwebte unbemerkt ein in goldenes und silbernes Licht getauchtes Wesen vorbei.
KLIRR! Der Junge schreckte hoch. Er blickte in das entsetzte Gesicht seiner Mutter. Sie stand vor seinem Bett und hatte das Glas Wasser, dass sie ihm jeden Morgen brachte, fallen gelassen.
"Mutter, was ist los?", fragte der Junge erschreckt, doch die Frau stand immer noch wie versteinert da und starrte ihn nur an.
"Mutter?", der Junge verstand nicht, was sie hatte. "Mutter? Was ist?"
Endlich vermochte die Frau wieder, sich zu bewegen.
"Wer oder was bist du", fragte sie mit zittriger Stimme, fast flüsternd, "und was tust du im Bett meines Sohnes?"
Der Junge verstand nicht. Er war doch er selbst, in seinem Bett, und vor ihm stand seine Mutter.
"Mutter, ich bin es doch", sagte er ruhig, doch die Frau begann zu weinen.
Der Junge wollte aufstehen und zu seiner Mutter gehen, also warf er seine Bettdecke zur Seite und rutschte vom Bett. Dabei sah er an sich hinunter. Vor Schreck erstarrte nun auch er.
Seine Beine, seine Arme - seine Haut war gelb. Seine Hände hatten nur noch drei lange, dünne Finger mir Klauen an den Enden, seine Füße sahen so ähnlich aus. Langsam löste er sich aus seiner Starre und stand auf, nur um sofort wieder umzufallen. Ein Gewicht hatte ihn nach hinten gezogen. Er tastete - und fühlte einen großen Fellbausch. Über Nacht war ihm wohl ein Schweif gewachsen. Was war nur los? Der Junge verstand all das nicht mehr.
"Mutter", flüsterte er. "Jetzt verstehe ich... Aber... Warum? Was ist nur mit mir passiert?"
Seine Mutter schien ihn nicht zu verstehen. Weinend saß sie auf dem Boden und warf dem fremden Wesen im Bett ihres Sohnes Drohungen und Beleidigungen an den Kopf. Wie es es nur wagen könne, ihren Sohn zu entführen; wo es denn überhaupt herkomme; dass es sofort ihren Sohn wieder hergeben solle, weil es den Raum sonst nicht mehr lebend verlassen würde.
Den Jungen machte das traurig. Was konnte er schon dafür, dass er nun so anders aussah? Gut, er hatte es sich gewünscht, aber so extrem... so extrem hätte die Verwandlung doch nicht ausfallen müssen, oder?
Er nahm seinen Löffel, um zumindest die Glassplitter vom Boden auf den Tisch zu bewegen, damit sich keiner daran verletzen würde. Seine Mutter blickte erstaunt auf. Erkannte sie ihn etwa? War das möglich?
"Leg das weg!", rief sie schluchzend. "Der Löffel gehört meinem Sohn. Den hat niemand außer ihm zu benutzen!"
Ernüchtert ließ der Junge den Löffel sinken. "Aber Mutter... ich bin es doch", flüsterte er kaum hörbar, wissend, dass sie ihn nicht verstehen konnte.
"Verschwinde von hier!", brüllte die Frau ihn nun an. "Verschwinde, und wage es nicht, jemals wieder hierher zu kommen!"
Traurig stand der Junge nun auf und verließ das Haus. Alles ließ er zurück - seine Familie, seine Spielsachen, seinen Teddy. Nur seinen Löffel nahm er mit.
„Oh, Hallo! Tut mir leid, ich bin etwas überrascht, denn es kommt nur selten vor, dass jemand an meiner Lichtung vorbeikommt. Und dann auch noch ein Mensch. Naja, was soll’s. Ich wollte mich gerade zu einem Spaziergang im Wald aufmachen. Komm doch mit und begleite mich!
…Wer ich überhaupt bin, willst du wissen? Zu viel will ich nicht verraten, versuche es doch selbst herauszufinden!
Ich lebe schon lange hier in diesem Wald, seit ich damals mein Zuhause verlassen habe, um meine eigene kleine Existenz aufzubauen. Damals war ich noch jung und nicht entwickelt. Doch ich fand eines Tages, bei einem felsigen Weg liegend, einen roten Stein, in dessen Inneren Flammen zu lodern schienen. Als ich ihn genauer betrachten wollte, fing mein Körper plötzlich an zu leuchten! Ich wurde größer und mein eigentlich goldenes Fell wandelte sich in ein strahlendes silber-grau. Du musst wissen, ich bin ein besonderes Pokémon meiner Art, denn meine Farbe kommt nur sehr selten vor. Alle meine Artgenossen beneiden mich darum, aber das mag ich gar nicht. Ich bin normalerweise sehr scheu und lebe zurückgezogen, weswegen ich nicht gerne im Mittelpunkt stehe.
Viele Andere Wesen meines Typs besitzen einen hitzigen Charakter und brennen vor Leidenschaft für den Kampf. Wenn es ums Kämpfen geht, bin ich eher still und beginne selten den Konflikt. Werde ich allerdings angegriffen, wehre ich mich mit einem verwirrenden Strahl, um den Gegner mit sengenden Flammen zu vernichten.
Gegen mich selbst sollte man die Macht des Feuers allerdings nicht anwenden, denn jeder kleine Funken lässt meine Kampfeslust noch stärker entflammen und schon bald steigt meine Kraft ins Unermessliche.
Nach einem harten Kampf ziehe ich mich oft in meinen Bau zurück und halte einen heilenden Schlaf. Nachts stehe ich erholt und munter wieder auf.
Ich liebe es, von geisterhaften Irrlichtern geschützt, durch den Wald zu laufen. Meine Spaziergänge führen mich meistens zu der nahegelegenen Klippe, an welcher ich inne halte, um das Mondlicht zu genießen. Etwas unpassend, wenn man bedenkt, dass viele meiner Artgenossen mit der Fähigkeit die Sonne zu kontrollieren, beschenkt wurden.
Wir verwenden Telepathie um uns mit euch Menschen zu verständigen zu können. Du bist aber der einer Wenigen, die sich hier her verirren. Es gibt viele Mythen über uns. Angeblich legen wir Flüche auf Störenfriede, um in Ruhe zu leben. Nun ja, es stimmt.
Aber ich verschone dich.
Sprach der Feuerfuchs und verschwand von Irrlichtern geschützt im dunkeln Wald.
Irgendwo auf diese Welt lebt ein Taschenmonster, ja, es ist ein schönes und anmutiges Monster.
Dummerweise ist es recht schwierig zu entwickeln, aber das macht nichts, denn es ist schön.
Habe ich schon erwähnt, dass es Flammenwurf, Donnerblitz und Eisstrahl erlernt.
Das macht es zum fast beinahe Herr der Elemente, nein, nein, sagte ich Herr, es sieht eher feminin aus.
Es ist ein gütiges Pokémon, man muss es einfach liebhaben, es ist einfach zum knuddeln.
So eins will ich in einen Teich aussetzen, glaub mir, niemand wird es wagen es zu anzugreifen, denn es ist so süß.
Habe ich schon erwähnt, dass ich seine flügelartigen Ohren mag.
Esv ist einfach der Hammer, es lässt einen nicht mehr los.
Habe ich dir schon von anderen Fähigkeiten erzählt?
Es soll fliegen können und es ist eine lebendige Wettermaschine.
Das beste, was mir an ihr gefällt ist ihre absolute Freundlichkeit!
Ich rede von meinen treuen ……
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