Unforgivable Sinner [Alte Version]

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Thema: Pokémon
    Genre: Romantik
    Rating: P6
    Status: 12 Kapitel // abgeschlossen
    Pairings:
    Shuu x Haruka (Shuuka) / vl Satoshi x Kasumi (Satumi)


    Legende:
    "…" = Jemand spricht
    '…' = Jemand denkt
    (…) = Kommentare meinerseits


    Inhalt:
    Haruka hat alle fünf Bänder der Johto Region gewonnen! Nun sind für sie die Tore zum großen Festival geöffnet. Doch in Ebenholz City, der Stadt der Drachen, warten Überraschungen auf sie, die sie nicht erwartet hatte...


    Charakter-Steckbriefe:


    Haruka
    Alter: 15 Jahre
    Herkunft: Blütenburg City (Hoenn)
    Charakter: nett, hilfsbereit, selbstbewusst, leicht verletzlich
    Mag: ihre Familie, Freunde und Pokémon, leckeres Essen, Shuu, Wettbewerbe
    Mag nicht: Niederlagen, gegen Shuu verlieren, wenn Shuu sie aufzieht
    Ihre Pokémon: Lohgock, Psiana, Enekoro, Ponita, Ampharos
    Rivale(n): Shuu, Harley
    Traum: Top-Koordinatorin
    Heimlich verliebt: vielleicht Shuu? <33
    dt. Name: Maike


    Über sie:
    Haruka hat sich von ihren Freunden getrennt und ist im Alleingang nach Johto gegangen um am großen Festival, das dort stattfinden sollte, teilzunehmen. Auf ihrer Reise hat sie einige neue Freunde kennen gelernt und auch neue Pokémon gefangen.
    Als sie nun endlich ihr Ziel zum Greifen nahe hat, trifft sie ausgerechnet auf Shuu...


    Shuu
    Alter: 15 Jahre
    Herkunft: LaRousse City (Hoenn - Nähe Baumhausen City)
    Charakter: arrogant, selbstbewusst, frech, von sich überzeugt, manchmal freundlich und nett
    Mag: Wettbewerbe, seine Pokémon, Haruka
    Mag nicht: Niederlagen, weiteres unbekannt
    Seine Pokémon: Roselia, Nachtara, Libelldra, Absol, Smettbo
    Rivale(n): Haruka, Harley, usw.
    Traum: Top-Koordinator
    Heimlich verliebt: Haruka?!
    dt. Name: Drew


    Über ihn:
    Er ist ebenfalls nach Johto gegangen um am großen Festival teilzunehmen. Aber seine wahre Absicht war, ob Haruka wieder am Festival teilnehmen würde. Als er sie schließlich trifft, verändert sich seine Einstellung ihr gegenüber...


    Satoshi
    Alter: 16
    Herkunft: Alabastia (Kanto)
    Charakter: überheblich. selbstsicher, stur, freundlich, nett
    Mag: Seine Familie, Freunde und Pokémon, leckeres Essen, Kämpfe, Kasumi
    Mag nicht: Niederlagen, Team Rocket,
    Seine Pokémon: Pikachu, Naetle, Mukubird, Griffel
    Rivale(n): Shigeru, Morrison, Tyson (kenn ihre jap. Namen nicht...)
    Traum: Pokémon Meister
    Heimlich verliebt: Kasumi?
    dt. Name: Ash


    Über ihn:
    Satoshi ist nach Shinou gegangen um dort weitere Orden zu sammeln. Als er allerdings erfährt, dass seine frühere Kameradin Haruka am Johto Festival teilnimmt, entscheidet er sich zum Festival zu kommen, allerdings trifft er dort auf eine alte Bekannte...


    Kasumi
    Alter: 16
    Herkunft: Azuria City (Kanto)
    Charakter: freundlich, nett, aufbrausend, intelligent
    Mag: Ihre Familie, Freunde und Pokémon, Satoshi
    Mag nicht: Satoshis Faulheit (XD)
    Ihre Pokémon: Garados, Liebiskus, Enton, Azurill, Sterndu
    Traum: Beste Wasser-Pokémon Trainerin
    Heimlich verliebt in: Satoshi-kun <333
    dt. Name: Misty


    Über sie:
    Kasumi liebt Wasser-Pokémon über alles und ist die Arenaleiterin von Azuria City. Als sie erfährt, dass Haruka am Festival teilnimmt, entscheidet sie sich ihrer Freundin bei Seite zu stehen, während des Festivals.


    Harley
    Alter: 16 Jahre
    Herkunft: unbekannt
    Charakter: gemein, hinterhältig, durchtrieben, fies
    Mag: Intrigen gegen Haruka
    Mag nicht: Haruka, Shuu
    Seine Pokémon: Noktuska, Banette, Ariados, Knuddeluf, Octillery
    Rivale(n): Haruka, Shuu
    Traum: Top-Koordinator, Haruka besiegen
    Heimlich verliebt: niemanden
    dt. Name: Harley


    Über ihn:
    Harley ist ein sehr guter Koordinator, der es allerdings hasst gegen Haruka zu verlieren. Ihm sind dafür alle Mittel recht! Er wird ebenfalls am Johto Festival teilnehmen und Haruka das Leben schwer machen...

    Saori
    Alter: ca. 18 Jahre
    Herkunft: Marmoria City (Kanto)
    Charakter: freundlich, nett, hilfsbereit, willensstark, ehrlich
    Mag: ihre Pokémon, Freunde und Wettbewerbe
    Mag nicht: unbekannt
    Ihre Pokémon: Lapras, Lahmus, Tauboss, Smettbo
    Traum: Top-Koordinatorin
    Heimlich verliebt in: niemanden
    dt. Name: Solidad


    Über sie:
    Saori nahm am großen Festival in Kanto teil und wurde der Champion der Kanto Region. Sie lernte Shuu in einem Wettbewerb kennen und ist seitdem mit ihm befreundet. Oft spricht Saori mit ihm über andere Koordinatoren.
    Auch im Johto Festival ist sie wieder dabei und hilft hin- und wieder...

  • 1. Kapitel


    Das Wiedersehen


    Es war ein Jahr vergangen, nachdem Haruka ihren eigenen Weg ging und nach Johto reiste. Damals, entschieden sich Satoshi und Takeshi nach Shinou zu reisen. Haruka dagegen wollte weiterhin an Wettbewerben teilnehmen um die beste Top-Koordinatorin zu werden. Um an dieses Ziel zu gelangen, blieb ihr nichts anderes übrig, als nach Johto zu reisen, denn dort sollte das nächste große Festival stattfinden.
    Das große Festival war der größte Traum für junge Koordinatoren. Viele schwärmten daran teilzunehmen, doch nur die besten hatten das Privileg daran teilzunehmen. Man benötigte fünf Bänder, die man in verschiedenen Wettbewerben gewonnen hatte.
    Haruka hatte ihr Ziel erreicht. Sie hatte fünf Bänder der Johto Region erkämpft und durfte am großen Festival teilnehmen. Darauf freute sich die junge Trainerin sehr.


    Haruka passierte zwei große Steinsäulen auf denen mächtige Staturen von zwei Dragoran thronten. Ebenholz City war bekannt für die Drachen, das wusste sie, aber dass die Stadt so umwerfend war, hatte sie nicht gerechnet.
    Überall standen weitere Staturen von Drachen Pokémon, allerdings kleinere, als am Eingang.
    Die Straßen der Stadt waren belebt. Sie sah einige Trainer, die mit ihren Pokémon trainierten. Eine Weile beobachtete sie die Traineransammlung.
    ‚Wenn die Trainer beim großen Festival mitmachen, werde ich mich wohl anstrengen müssen…’, dachte sich Haruka im Stillen.
    Als sie den Blick schließlich abwandte und ihren Weg weiter fortsetzte, erblickte sie das rote Dach des Pokémon Centers. Beim Anblick des Gebäudes beschleunigte Haruka ihre Schritte, denn sie war müde und hungrig von der langen Reise nach Ebenholz City. Die automatische Tür des Centers öffnete sich, als sie hinein trat. Das Pokémon Center war um einiges größer, als sie es sonst kannte. Kein Wunder, es war auch eine größere Stadt, die wegen der Verehrung von Drachen Pokémon berühmt geworden war.
    Haruka ging an den Tresen und legte vier identische Pokébälle auf eine Unterlage. „Schwester Joy? Könnten sie meine Pokémon durchchecken?“, fragte sie höflich. Schwester Joy nickte freundlich. Sie hatte bewusst ein Pokémon bei sich behalten. „Natürlich! Du kannst sie morgen früh wieder abholen.“ Haruka willigte ein, und überlegte was sie nun tun sollte, doch ihre Überlegungen wurden vom lauten Knurren ihres Magens unterbrochen. ‚Okay! Mein Magen hat wohl anders entschieden.’, brummte sie im Stillen und betrat das Restaurant des Centers.
    Als sie sah, wie voll das Restaurant war, entschied sich Haruka doch woanders etwas zu gehen, denn unter diesen Umständen hätte es einige Zeit gekostet auf das Essen zu warten. So verließ sie das Center schleunigst wieder und hatte nicht gesehen, dass eine Person, die lilane Haare hatte, sie ausspionierte.


    Haruka seufzte. Wo sie auch hinging, waren die Restaurants überfüllt, dank des nahenden Festivals, das übermorgen beginnen sollte. So entschied sich das Braunhaarige Mädchen einwenig in der Stadt umzusehen - wenn auch ohne etwas im Magen.
    Obwohl der Abend schon angebrochen war, waren viele Menschen noch unterwegs. Ihr begegneten einige Trainer der Stadt, die in Besitz von Drachen Pokémon waren. Die Schönheit dieser Pokémon faszinierte Haruka. Auf einmal wurde ihr klar, dass es so viele Pokémon gab, die sie noch nicht kannte.
    Außerhalb der Stadt befand sich ein kleiner See, der sie fast magisch anzog. Das rötliche Sonnenlicht spiegelte sich darin und ließ die Wasseroberfläche in verschiedensten Rottönen erstrahlen.
    Haruka entschied sich ans Ufer des Sees zu setzen und schaute verträumt auf die Oberfläche. Plötzlich vernahm sie ein ‚Klicken’ und Psiana stand neben ihrer Trainerin. „Psi-Psia Psiana!” Das Pokémon schmiegte sich zärtlich an den Arm ihrer Trainerin. Haruka schaute lächelnd auf Psiana herunter und kraulte sie.
    Das Mädchen starrte nachdenklich auf das Wasser. Sie dachte an ihre bisherige Laufbahn als Koordinatorin. Beim letzten Festival in Kanto war sie bis ins Finale gekommen, hatte aber leider verloren. Damals war sie sehr niedergeschlagen gewesen, doch jetzt belächelte sie diese Niederlage. Nun schweiften ihre Gedanken zu jemand ganz anderem. Sie hatte ihn seit längerem nicht wieder gesehen. Ob er überhaupt bei diesem Festival mit macht? Bei dem Gedanken, dass er bei diesem Wettbewerb nicht mitmachen würde, machte sich schon trübselig. Irgendwie vermisste sie sein arrogantes Getue.
    „Hallo Haruka!“, ertönte hinter ihr eine bekannte Stimme. Sie seufzte. ‚Jetzt höre ich sogar schon seine Stimme…’, dachte sie traurig. ‚Aber… Moment mal…’ Haruka wandte ihren Oberkörper um und schaute in die lieblichen grünen Augen, die sie gerade eben noch vermisst hatte. Amüsiert über ihren Gesichtsausdruck, fuhr sich Shuu durch die Haare und grinste. „Wa-Was machst du hier?“, stotterte Haruka leicht. Das Grinsen wurde breiter. „Na was wohl?“, fragte er arrogant. „Ich werde am Festival teilnehmen.“ Verwirrt sah Haruka ihn an. Typisch, Shuu machte sich mal wieder lustig über sie – und ihr fehlten leider die gescheiten Widersprüche, die sie Shuu entgegen setzen konnte.
    Verlegen drehte sie sich wieder zum See. Unaufgefordert setzte sich Shuu neben sie. „Schön dich wieder zusehen, Haruka.“ Seine Stimme wurde weicher, beinahe zärtlicher. Die Sanftheit in seiner Aussage verwirrte Haruka noch mehr, als sie ohnehin schon war. Sie starrte ihn schweigend an. Doch plötzlich knurrte wieder mal laut ihr Magen. Haruka wurde augenblicklich rot, wie eine Tomate. Shuu grinste belustigt und fuhr sich durch die grüne Haarpracht. ‚Verdammt ist das peinlich!’, dachte Haruka verzweifelt.
    Shuus Gesichtszüge wurden für das braunhaarige Mädchen unergründlich, als er sie anlächelte. „Hunger? Ich lade dich ein.“ Haruka wusste nicht, ob sie das gerade richtig verstanden hatte. Shuu lädt sie zum Essen ein?! Ein Moment blieb sie stumm, nickte aber dann schließlich. Der Hunger hatte gesiegt. „Meinetwegen…“, antwortete sie und wich seinem Blick aus.
    Der Junge erhob sich und neigte den Kopf zu Haruka herab. „Kommst du jetzt?“ Haruka schaute hoch. „J-Ja, na-natürlich…“ Das Mädchen sprang rasch auf und ihm schweigend.
    Shuu war sich nicht im Klaren, warum er Haruka, ausgerechnet seine Rivalin, zum Essen einlud. Was war in ihn gefahren? War er lebensmüde? Egal, er konnte jetzt nichts mehr daran ändern, aber… sie war süß, dass musste er zugeben, wohl oder übel.
    Haruka war gespannt darauf, wohin Shuu sie führte. Bis jetzt hatte er davon kaum ein Wort darüber verloren.
    Schließlich blieb Shuu vor einem edlen Restaurant stehen und deutete auf das kleine Haus. „Da essen wir?“, harkte Haruka nach. Sie hatte bewusst dieses Restaurant ausgelassen, denn die Preise waren für einen normalen Menschen viel zu hoch. Shuu nickte unbeirrt. „Hier essen wir.“, versicherte er ihr. Bevor Haruka wieder etwas sagen konnte, fügte er hastig hinzu. „Es war ein Geheimtipp. Koordinatoren bekommen einen Sonderpreis.“ Das hatte Haruka nicht gewusst, darum ließ sie sich darauf ein, ohne etwas zu sagen. Sie war zu verlegen um etwas zu erwidern.
    Trotz des restlichen Tageslichts, was draußen noch war, war es im Restaurant dunkel. Nur die Kerzenlichter, die auf den belegten Tischen brannten, verrieten die Anwesenheit anderer Gäste. Haruka holte tief Luft. „Welchen Platz?“ Shuu zuckte mit den Schultern. „Wähle nach Belieben.“, sagte er ruhig.
    ‚Nun gut. Wenn er schon mir die Wahl überlässt, dann muss er sich mit meiner Entscheidung zufrieden geben.’, dachte sich das Mädchen und wählte einen Tisch am Fenster, von dem man gute Sicht auf die Straße hatte. Schweigend verzog Shuu das Gesicht, als ihm erneut die Erkenntnis überfiel, dass er mit seiner Rivalin Essen ging und das in einem edlen Restaurant, wie dieses. Mit einem „Hm“ erklärte sich Shuu bereit den Platz anzunehmen und nahm schließlich, genau wie Haruka, Platz.
    Sofort eilte ein Kellner zu ihnen und reichte ihnen zwei Karten. „Wollen Sie schon etwas zu trinken haben?“, fragte der Kellner stocksteif. Harukas Kopf schnellte hoch. „Eine Cola!“ Der Kellner sah sie überrascht an, nickte dann er schließlich. Shuu dachte noch einen Augenblick nach. „Ebenfalls eine Cola.“
    Der Kellner verbeugte sich kurz und verschwand. Haruka beugte sich leicht vor. „Kennen die hier keine Cola oder warum hat der mich so verpeilt angeschaut?“, fragte sie. Shuu grinste, fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und antwortete: „Hier kommen nur reiche Leute hin, Haruka. Denkst du die bestellen eine einfache Cola?“ Er schaute sie amüsiert an.
    Stimmt, darauf hätte sie auch alleine kommen können. Shuu grinste sie wieder frech an. Schon wieder, Shuu machte sich über sie lustig. Haruka ignorierte jedoch diese Tatsache und studierte die Karte. Die Preise allerdings überlas sie allerdings bewusst (XD). Es gab so viele gute Sachen, dass sie gar nicht wusste, was sie nehmen sollte. ‚Verdammt! Was soll ich nehmen?’ Haruka schaute über den Rand der Karte hinweg und sah, dass Shuu bereits gewählt hatte und sie ungeduldig anschaute. „Hast du jetzt bald mal?“, fragte er, unterdrückte aber seine Ungeduld. Daraufhin sagte Haruka nichts und steckte wiederum die Nase in die Menü Karte. Ihr Blick blieb auf der Nummer 65 haften. ‚Gebratene Nudeln mit Bambusstreifen in Currysauce… Hört sich gut an. Dann nehme ich noch einen Salat.’ Nun legte auch sie die Karte weg. Da eilte auch wieder der Kellner zu ihnen. „Haben Sie gewählt?“, fragte er wieder höflich, wie man es von ihm verlangte. „Als Vorspeise hätte ich einen einfachen Salat und die Nummer 65.“, machte Haruka ihre Bestellung. Shuu schaute sie interessiert an, dann wandte er sich zum Kellner. „Für mich ebenfalls die 65, allerdings ohne Vorspeise.“ Der Kellner warf ihnen einen viel sagenden Blick zu, drehte sich aber nickend weg und verschwand.
    Shuu stützte sich auf seine Ellenbogen und beugte seinen Oberkörper leicht vor. „Ist das Zufall, dass du das Gleiche, wie ich bestelle, Haruka?“ Die Angesprochene sah auf. Sie wurde wieder rot. „Ähh… Ja… E-Es ist Zufall…“, stammelte sie. Wieder verzog Shuu seine Lippen zu einem Grinsen. Beleidigt, dass sich Shuu schon wieder über sie lustig machte, wandte sie ihren Kopf ab und spielte verlegen mit ihren Haaren.
    Shuu nippte an seiner Cola und schaute triumphierend zu Haruka. Er schaffte es immer wieder!
    Wenig später kam dann auch schon Harukas Vorspeise, ihr Salat. Ihr Magen hing ihr schon dermaßen in den Kniekehlen, das sie sich richtig freute etwas zu essen – auch wenn es nur ein einfacher Salat war.
    Shuu beobachtete das Braunhaarige Mädchen stumm, während sie aß. Doch sie bemerkte seine Blicke nicht.


    Nachdem der Hauptgang beendet war, und sowohl Haruka, als auch Shuu satt waren, war es bereits schon spät. Sie hatten schon längst bezahlt, unterhielten sich aber noch eine Weile über die Pokémon, die sie in Johto gesehen hatten.
    Doch dann bemerkte Haruka allmählich ihre Müdigkeit und gähnte herzhaft. Shuu blieb es nicht verborgen. „Na komm, ich bring dich noch ins Pokémon Center.“, sagte er und erhob sich. Haruka tat es ihm nach.
    Die kühle Abendluft fröstelte Haruka, und verschränkte deshalb die Arme vor der Brust um sich warm zuhalten. Shuu schälte sich aus seiner grünen Jacke und legte sie Haruka um die Schultern. „Danke.“, murmelte sie, aber Shuu lächelte nur leicht.
    Schweigend gingen sie die stillen Straßen entlang. Hin- und wieder begegneten ihnen Pokémon, die nachts aktiv wurden, waren aber so scheu, dass sie sofort wieder wegliefen.
    Zum Pokémon Center war es nicht weit gewesen. Sie standen schon wieder am Eingang und gingen zusammen hinein. Beide hielten inne. Shuu neigte den Kopf zu Haruka und sagte leise: „Gute Nacht, Haruka.“ Die Angesprochene blickte zunächst verwirrt, lächelte aber dann. „Dir auch, Shuu.“ Somit wandte Shuu dem Mädchen den Rücken zu, und ging. Haruka sah ihm nach bis er hinter einer Ecke verschwand. Dann drehte sich auch Haruka um zum Gehen, doch ihr fiel ein, dass sie gar kein Zimmer gemietet hatte. Innerlich fluchte sie und hoffte, dass Schwester Joy noch ein Zimmer für sie frei hatte… Hastig ging sie zum Tresen. Schwester Joy versorgte soeben ein Knofensa, welches kurz bevor Haruka und Shuu herein gekommen waren, eingeliefert worden war. Geduldig wartete bis Joy die Verletzungen rechtmäßig versorgt hatte. Schließlich wandte sie sich zu Haruka. „Entschuldigen sie, Schwester Joy… haben sie noch ein Zimmer frei?“ Schwester Joy dachte kurz nach. „Ich schaue mal nach.“ Sie lächelte und schaute an die Wand, an dem sonst einige Schlüssel hangen. Alle waren leer, bis auf einem. „Du hast Glück. Es ist noch einer da.“, somit übergab sie Haruka einen kleinen silbernen Schlüssel, an dem eine Plakette, die die Nummer 33 trug. „Zimmer 33. Direkt um die Ecke. Du wirst es nicht verfehlen.“ Eilig verbeugte sich Haruka dankend. „Arigatou, Schwester Joy.“, ging nun den Flur entlang und bog um die Ecke.
    Nur wenige Türen lag Zimmer 33. Sie drückte die Tür leicht auf und ging dann schließlich ins Zimmer.
    Der Raum war gut durchlüftet. und das Bett frisch bezogen. Haruka merkte erst jetzt, wie müde sie war und warf sich mit Klamotten auf das Bett. Sie dachte an den heutigen Abend – mit Shuu. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen schlief die Braunhaarige ein.

  • 2. Kapitel


    Erwacht!


    Haruka war schon am frühen Morgen auf den Beinen. Sie konnte einfach nicht mehr schlafen, und beschloss darum, früher aufzustehen, als sie es eigentlich geplant hatte. Doch das gab ihr eine gute Gelegenheit die Attacken ihrer Pokémon aufzufrischen und sich auf die Vorrunden vorzubereiten, die morgen stattfanden.
    Haruka beugte sich über das Waschbecken und warf sich das frische, kalte Wasser ins Gesicht. Dann hob sie den Kopf und betrachtete ihr Spiegelbild. ‚Ich bin wirklich einiges erwachsener geworden…’ Sie war schon lange kein kleines Kind mehr. Aus Harukas Gesicht war der Babyspeck verschwunden, denn sie vor einem Jahr noch besaß. Auch so war sie reifer geworden.
    Nun band sie ihr rotes Kopftuch um und schnallte sich ihre Tasche um die Hüfte. Dann verließ sie das Zimmer.
    Auf dem Flur prallte Haruka mit Shuu zusammen, der ebenfalls gerade sein Zimmer verlassen hatte. „Was für ein Zufall, dass wir unsere Zimmer nebeneinander haben, Haruka.“, meinte er mit leichtem Sarkasmus. Haruka war rot geworden und schaute kurz weg. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit ihm. „Ja…“, sagte sie leise. Shuu strich sich mit einem Finger durch die Haare. „Wir sehen uns, Haruka.“ Mit diesen Worten wandte sich der Grünhaarige von ihr ab und verschwand.
    Haruka seufzte erleichtert. „Verdammt war das wieder peinlich…“, murmelte das Mädchen vor sich hin und ging ins Restaurant um etwas zu Frühstücken.


    Später, am Vormittag suchte sich Haruka ein schattiges Plätzchen außerhalb der Stadt. Sie hatte nach dem Frühstück ihre Pokémon abgeholt und wollte nun einwenig trainieren.
    „Kommt alle raus!“, rief Haruka. Im hellen Lichtschein erschienen fünf Pokémon. Auf ihrer Reise in Johto hatte sie zwei neue Pokémon gefangen und trainiert, ein Voltilamm hatte sie sich nahe Azalea City gefangen und war nun zu einem Ampharos geworden und das andere war ein Ponita. Allerdings war das Pokémon sehr scheu, da sie von Wilderer misshandelt wurde. Allmählich hatte Ponita angefangen Haruka zu vertrauen und beide waren ein gutes Team geworden.
    Haruka wandte sich an ihre Pokémon. „So Leute, wir haben es bis hierhin geschafft! Warum sollten wir es nicht bis ins Finale schaffen, heh?“ Als Antwort hörte sie die Stimmen ihrer Pokémon. Sie lächelte glücklich.
    „Haruka, Haruka… Du bist also auch hier...“, vernahm sie eine bekannte Stimme, die nur zu Harley gehören konnte. Haruka drehte sich um. Sie wünschte sich, dass sie sich verhört hatte, aber leider erfüllte sich dieser Wunsch nicht.
    Harley war ein hinterlistiger und fieser Koordinator, der auf Harukas bisheriger Laufbahn ihr nur schaden wollte. Immer wieder versuchte er mit unfairen Mitteln aus Wettbewerben zu kicken. Doch Haruka schaffte es immer wieder Harley daran zu hindern.
    Als der Lilahaarige bei Haruka ankam, wich Haruka misstrauisch zurück. Er hatte schon zu viel Schaden angerichtet, als das sie ihm jetzt bedingungslos vertraute. „Ahh, wie ich sehe, hast du neue Pokémon!“, bemerkte er und betrachtete sie. Haruka holte tief Luft um nicht ihre Angespanntheit durch ihre Stimme wiederzugeben. „Hallo Harley…“ Sie wandte ihren Blick zu ihren Pokémon. „Wo hast du diese prachtvollen Pokémon her?“, fragte Harley übertrieben. Wieder musste Haruka auf ihre Selbstbeherrschung achten, allerdings hatte sie Schwierigkeiten Ruhe zu bewahren. Sie spürte, dass Harley nichts Gutes im Schilde führte, aber nur was?
    Harley war nicht dumm. Er merkte, dass Haruka ihm misstraute. Ein gehässiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen, aber Haruka bemerkte dies nicht. Sie war damit beschäftigt ihre immer mehr aufkommende Unruhe zu verbergen. Schließlich sagte sie, mit leicht zittriger Stimme: „I-In Johto habe ich sie… gefangen…“
    Sie war nervös, dass merkte Harley nach kurzer Zeit. Er überlegte, wie er ihre Nervosität sich zu nutze machen sollte. „Haruka…“, fing er schließlich an. „Kannst du mir jemals verzeihen?“ „Heh?“ Das Mädchen schaute verwirrt auf, aber sie erwiderte nichts auf seine Frage. Sie dachte nach, ob er ihr Vertrauen überhaupt wert war. Als sie schließlich antworten wollte, wurde sie abrupt von Shuu unterbrochen. „Haruka! Vertrau ihm nicht!“ Sie zuckte zusammen, als sie Shuus Hand auf ihrer Schulter spürte.
    Harleys setzte eine unschuldbewusste Miene auf und wusste natürlich nicht, worauf Shuu herauswollte. „Shuu! Was denkst du von mir?“, säuselte er. Shuus Gesichtszüge blieben ernst. Er traute diesem Koordinator nicht über den Weg. Shuu ignorierte Harley und wandte sich an Haruka. „Willst du ihm wieder vertrauen? Erinnere dich, was er beim Festival in Hoenn und Kanto tun wollte!“ Seine Stimme klang hart und streng. Dieser Ton verletzte Haruka, aber es war auch mehr als ein Funken Wahrheit dahinter, was Shuu ihr vorhielt. Sie wich seinem Blick aus und schwieg.
    Harley entschied sich, seine vorgespielte Fassade nicht mehr aufrecht zu erhalten um sein wahres Gesicht zu zeigen. Mit einem verstohlenen Blick wandte sich der Lilahaarige an das Mädchen. „Tja. Meine Tarnung ist wohl aufgeflogen…“, seufzte er und warf einen grimmigen Blick Shuu und Haruka zu. Haruka verzog beschämt das Gesicht. Sie wäre wieder auf ihn hereingefallen, wenn Shuu ihr nicht zuvor gekommen wäre! Sie holte tief Luft und fragte, mit unterdrücktem Zorn allerdings: „Was hattest du vor? Willst du mich mit deinen miesen Tricks aus dem Festival kicken?“ Harley lachte auf. „Was denkst du denn? Ich werde mich wohl kaum mit fairen Mitteln gegen dich antreten.“, meinte er und grinste fies. Haruka konnte nun ihre Wut auf diesen Fiesling nicht mehr unterdrücken und schrie: „Harley! Du bist mies! Warum kannst du nicht mit fair bleiben?“ Harley drehte sich um, machte eine abweisende Handbewegung und über seine Lippen kam nur ein arrogantes „Tse“, bevor er verschwand und Haruka davor noch einen kräftigen Stoß versetzte. Diese fing sich allerdings im letzten Moment mit dem linken Bein ab und verhinderte, dass sie zu Boden fiel.
    Wütend schaute sie Harley hinterher und war von sich selbst enttäuscht, dass sie – ohne Shuu – wieder auf ihn reingefallen wäre. Erst jetzt spürte sie Shuus durchdringenden Blick, der auf ihr haftete. „Ich hätte nicht gedacht, dass du wieder auf ihn hereinfällst.“, spottete der Grünhaarige. Haruka senkte den Blick und wich so seinen grünen Augen aus. Sie wusste noch nicht mal selber, ob sie ihm verziehen hätte oder nicht.
    Erwartungsvoll sah Shuu das Mädchen an. „Ich… Ich wollte ihm nicht vertrauen, aber…“, sie brach ab und blieb wieder zunächst schweigsam. Shuu fuhr sich wieder mit den Fingern durch die grünen Haare. Haruka dachte, dass Shuu sich, wie üblich, nun von sich abwandte und ging, doch er blieb bei ihr, was sie sehr überraschte. Allerdings fühlte sie sich in seiner Nähe wohl und lockerte ihre angespannte Körperhaltung.
    Shuu hob seinen Arm und legte ihn um Harukas Schulter. Die Nähe von ihm, raubte ihr glatt den Verstand und auf ihrem Gesicht erschien ein leichter roter Schimmer. Die Zeit schien für beide still zu stehen und nach einer Weile legte Haruka unbewusst den Kopf auf seine Schulter. Beide wurden aber jäh durch das Schnauben von Harukas Ponita aus ihrer Trance gerissen und wandten sich hastig den Rücken zu. Der Grünhaarige starrte in den blauen Himmel und Haruka klopfte Ponita den Hals. Sie schwiegen. Keiner sprach ein Wort zu den Anderen bis sich Haruka sich dazu durchrang: „D-Deine Jacke i-ist noch i-in meinem Zimmer…“, stammelte sie. Nervös fuhr sich Shuu wieder durch die Haare und erwiderte nur ein „Aha“. Am liebsten hätte er mehr Zuneigung für das braunhaarige Mädchen gezeigt, aber was versicherte ihm, dass sie genauso fühlte, wie er? Nein, sein Stolz verbot es ihm!
    Harukas Gefühle spielten ebenfalls verrückt und sie wusste nicht, wie die damit umgehen sollte. ‚Verdammt! Ich bin so blöd.’, dachte sie verzweifelnd.
    Nun wandte sich Shuu von ihr ab, warf aber noch einen schmerzvollen Blick auf Haruka, die ihren Kopf zu Boden neigte.
    Sie wollte ihn aufhalten und bitten bei ihr zu bleiben, aber ihre Stimme versagte kläglich.
    Haruka fühlte sich, als ob ein Dolch sich in ihr Herz bohrte. Schmerzvoll und ohne Gnade. Warme Tränen liefen ihr über die leicht geröteten Wangen. Sie sah, als Shuu aus ihrem Blickfeld verschwand. Haruka wünschte sich so sehr, in seiner Nähe zu sein, aber dann wurde ihr bewusst, dass sie Rivalen waren – nichts weiter.
    Trübsinnig wandte sie sich ihren Pokémon wieder zu und trainierte mit ihnen weiter, wie sie es auch geplant hatte.


    Nachdem Shuu sich von dem Mädchen abgewandt hatte und aus ihrer Nähe geflüchtet war, machte er Halt. Sein Atem ging rasch, da er dir letzten Meter gelaufen war. Erschöpft lehnte sich der Grünhaarige gegen einen Baum und warf den Kopf in den Nacken. Seine Augen wanderten zum wolkenlosen Himmel hinauf, dann schloss er die Augenlider.
    Noch nie hatte er angenommen, dass er für ein Mädchen solche Gefühle entwickelte, egal ob sie seine Rivalin war oder nicht.
    Haruka war jetzt nicht mehr das ahnungslose, ängstliche Mädchen von damals, sie war jetzt um einiges älter und reifer geworden – nicht nur vom Körper her. Doch sie blieb sie für ihn immer noch das temperamentvolle Mädchen von damals.
    Nun öffnete er seine Augen wieder. Er sah alles in einem leicht bläulichen Ton, aber diese Tatsache bemerkte er nur am Rande.
    Shuu schwor sich nun noch härter in diesem Wettkampf zu arbeiten – um jeden Preis, auch wenn er gegen sie antreten muss, denn jetzt war es etwas ganz anderes, als es im letzten Jahr in Kanto war. Damals waren Haruka und Shuu große Rivalen, die es zu übertrumpfen galt. Sie hatten im Festival im letzten Jahr sehr miteinander konkurriert. Er erinnerte sich an eine Zeit, in der Shuu Haruka stark unterschätzt hatte. Jedoch war sie mit der Zeit zu einer starken Rivalin geworden, die er letztendlich auch sehr ernst genommen hatte. Ihm wurde bewusst, dass er sich im letzten Jahr sehr zurückgezogen hatte vor der Öffentlichkeit und hatte Haruka selten zu Gesicht bekommen – außer im Fernsehen. In diesem Jahr hatte sich so viel verändert und Shuu wurde klar, dass er das Mädchen wirklich vermisst hatte, die ihn zu größeren Anstrengungen getrieben hatte.
    Shuu hatte viel an sich und seinen Pokémon gearbeitet im vergangenen Jahr für dieses Festival. Er war viel herumgekommen und hatte viele neue Bekanntschaften geschlossen, sowohl auch neuartige Pokémon, die ihm bisher fremd waren.
    Doch eines überraschte ihn sehr:
    Die neuartigen Gefühle, die er für dieses Mädchen empfand, die einst seine Rivalin war… Aber war sie es nicht noch immer?

  • 3. Kapitel


    Mehr Freund, als Rivale?


    Haruka beschäftigte sich noch eine zeitlang mit ihren Pokémon. Entweder frischte sie die Attacken ihrer Begleiter auf oder Haruka pflegte sie mit großer Sorgfalt. Sie hatte sich viel mit der Aufzucht und Pflege der Pokémon beschäftigt, da sie stets alleine gereist war und auf sich selbst gestellt war.
    Schließlich gegen Mittag entschied sich Haruka zum Pokémon Center zurückzukehren, weil sie allmählich leichten Hunger verspürte.
    Kaum war sie in der Sichtweite des Centers, verlangsamte sie unmerklich ihre Schritte. Bisher hatte sie versucht die Gedanken an ihn zu verdrängen, aber sie kehrten, wie ein dunkler Schatten, zurück. Ihr wollte einfach nicht dieser Gedanke an ihre gemeinsame Nähe vergessen. Doch sie hatte Angst, Angst vor Enttäuschungen, Angst vor den Gefühlen, Angst vor sich selbst, dass er sie ablehnen würde.
    Shuu war sicher im Pokémon Center, da sie ihm bislang nicht wieder über den Weg gelaufen war. Kaum hatte sie das Pokémon Center betreten, vernahm sie aufgebrachtes Gekreische von Mädchen und neigte den Kopf schließlich leicht nach links. Eine Mädchenmenge hatte sich angesammelt und in deren Mitte stand niemand anders als Shuu, der sich soeben mit den Fingern durch die grüne Haarpracht fuhr und seine Fan Girls Autogramme vergab. Als sich ihre Blicke für einen Moment trafen, verharrten beide, jedoch wandte sich Haruka schmerzlich ab und ging ihre Wege.
    Shuu sah ihr nach und vergaß völlig seine Fan Girls um ihn herum. Er seufzte nur und hätte sich am liebsten selbst gestraft, doch die Mädchen um ihn, brachten ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. „Shuu!“, kreischte ein aufgebrachtes Mädchen. „Was ist los?“ Ein anderes Mädchen rief: „Bekomme ich jetzt ein Autogramm?“ Shuu zuckte zusammen und wollte nur hier verschwinden. Ihm gingen die Mädchen ziemlich auf die Nerven, aber er riss sich zusammen und verdrängte Haruka aus seinen Gedanken.


    Haruka ging ins Restaurant des Pokémon Centers und setzte sich ans Fenster, von wo sie auf die belebte Straße sehen konnte. Sie starrte eine ganze Weile ins Leere. Im Unterbewusstsein nahm sie wahr, dass einige Geschäftsleute mit handyartigen Geräten an ihr vorbei gingen, auch Eltern mit ihren Kinder, und ebenfalls Trainer mit ihren Pokémon, liefen am Fenster vorbei.
    Auch als schon längst das bestellte Essen auf den Tisch gestellt wurde, träumte sie noch eine ganze Weile.
    „Das sieht dir gar nicht ähnlich das Essen stehen zu lassen.“, riss eine vertraute Stimme, die fraulich klang, aus ihrem Tagtraum. Harukas Blick schnellte hoch und als sie niemand anders, als ein Mädchen mit orangenfarbenen Haaren vor sich sah, breitete sich in Haruka Freude aus. „Kasumi! Was machst du hier?“, fragte Haruka aufgeregt, aber freudig zugleich. Diese lächelte. „Ist hier noch ein Platz frei?“ Haruka nickte und ihre Freundin setzte sich Haruka gegenüber. „Und nun? Was machst du nun hier?“, stocherte die Braunhaarige. „Ich war hier in der Nähe unterwegs.“, antwortete Kasumi trocken und sie erkannte, dass sich auf Harukas Gesicht Enttäuschung ausbreitete. „Scherz!“, lachte sie. „Ich habe im Fernsehen eine Reportage über das diesjährige Festival angesehen und ich hab mir gedacht, ich feuere dich an.“
    Erleichterung zeichnete sich auf Harukas Gesicht aus. „Arigatou, Kasumi.“, bedankte sie sich. Wieder lächelte Kasumi. „Keine Ursache, und jetzt iss etwas.“
    Gesagt, getan. Haruka stürzte sich nun auf ihr Mittagessen – auch wenn es schon lauwarm war…


    Später, am Nachmittag, als die Sonne wieder schwächer wurde, streiften die beiden Mädchen durch die Stadt. Die Luft war schon deutlich kühler geworden und war weitaus angenehmer, als am Mittag gewesen.
    Haruka und Kasumi schwiegen eine ganze Weile bis dann Kasumi sich an Haruka wandte. „Wer macht noch alles beim Festival mit?“, wollte sie nach einer langen Pause wissen. Die Angesprochene neigte den Kopf zu Kasumi. „Harley macht mit und… Shuu…“ Sie wandte den Blick ab, als sein Name über ihre Lippen kam. Kasumi spürte sofort, dass etwas mit ihrer Freundin nicht stimmte. Eine leichte Vorahnung überkam sie, schwieg jedoch. „Bist du schon sehr aufgeregt, wegen dem Festival?“ Haruka blieb stehen. „Einwenig, aber mehr beschäftigt mich, welche Trainer daran teilnehmen…“, antwortete sie. „Versteh ich. Ich wäre genauso aufgeregt, wie du.“ Kasumi lachte Haruka freundlich an. „Ach ja… Hast du eigentlich etwas von Satoshi gehört?“, fragte das Mädchen, doch Kasumi schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“ Ein leicht betrübter Ausdruck erschien in ihren Augen.
    Haruka wusste, dass Kasumi Satoshi sehr mochte. Er war der einzige, der Kasumi so richtig zum austicken bringen konnte. Allerdings sprach sie nie mit ihr über die Gefühle zu Satoshi, daher wusste Haruka auch nicht, ob er dasselbe fühlte.
    Kasumi wusste jedoch genauso wenig, was Haruka wirklich für Shuu empfand. Ja, sie waren Rivalen, aber seit dem letzten Jahr war die Sehnsucht nach ihm stärker geworden. Sie hatte seine Arroganz, seine Überheblichkeit und die Auseinandersetzungen mit ihm vermisst. Bei jedem Wettbewerb hatte sie gehofft, ihn anzutreffen, aber die Enttäuschung war immer groß gewesen, als er nicht aufgetaucht war. Sie wusste zwar, dass es unsinnig war, da Shuu immer auf ihr rumgehackt hatte und sie nie wirklich richtig anerkannt hatte, aber nach seiner Niederlage in Kanto hatte er allerdings eingesehen, dass Haruka in Wirklichkeit sehr stark war und, dass es nicht so einfach war, sie zu besiegen.
    Haruka war in Gedanken versunken. Sie dachte an Shuu. „Heh, Haru-chan! Träumst du?“, stieß Kasumi sie an. Sofort blickte die Angesprochene auf. „Hast du was gesagt?“ Kasumi schüttelte den Kopf. „Nein, aber du bist so schweigsam.“, meinte sie. Haruka schaute weg. „Ist alles okay bei dir?“, fragte Kasumi besorgt. „Ja, klar! Es ist alles in Ordnung.“, log Haruka. Ihre Stimme klang nicht überzeugend, aber Kasumi schien dies nicht zu bemerken. „Hast du dich eigentlich bereits eingeschrieben?“, fragte Kasumi und neigte den Kopf wieder zu Haruka, die nun die Hand vor den Mund schlug. „Verdammt, dass hätte ich jetzt total vergessen!“


    Nachdem sich Haruka eingeschrieben hatte im Festival, gingen sie noch eine Weile durch die Stadt. Da die Sonne schon längst verschwunden, war es schon recht kühl geworden, darum entschieden sich Haruka und Kasumi ins Pokémon Center zurückzukehren. „Ich hoffe Schwester Joy hat noch ein Zimmer frei.“, hoffte Kasumi. Haruka schüttelte den Kopf. „Ich denke nicht. Gestern Abend habe ich das letzte Zimmer bekommen, aber du kannst bei mir schlafen. Hab noch drei Betten frei.“, sagte Haruka. Kasumi lächelte. „Gut!“
    Die beiden Mädchen gingen hinein ins Warme. Im Pokémon Center hielten sich einige Trainer auf, die ebenfalls vor der abendlichen Kälte Schutz suchten. Haruka und Kasumi war das Restaurant zu überfüllt, so entschieden sie sich noch eine Weile zu warten.
    Haruka schloss die Tür auf und knipste das Licht an. „Mach’s dir gemütlich.“, meinte sie, schmiss ihre Hüfttasche und ihr rotes Tuch auf das Bett. Kasumi setzte sich auf das Bett, welches gegenüber von Harukas sich befand. Haruka ging an den Schreibtisch. Sie hatte am Vorabend zwei Flaschen Wasser gekauft. Doch sie fand die Flaschen leer auf. „Mist.“, fluchte sie. „Ich hab sie ja schon ausgetrunken.“ Kasumi schaute auf. „Huh?“ Haruka wandte sich ab und ging zur Tür. „Was machst du?“ Haruka neigte ihren Kopf zu ihrer Freundin. „Etwas zu trinken holen, sonst sitzen wir auf dem Trockenen.“ Mit diesen Worten verschwand Haruka schon aus dem Zimmer.
    Das Mädchen ging in die Eingangshalle, die hell beleuchtet war. Einige Trainer pflegten ihre Pokémon, andere saßen vor dem Behandlungsraum und wirkten sehr bedrückt. Dieses Gefühl kannte Haruka, die Besorgtheit, wegen ihren Pokémon. Schnell wandte sie sich ab und setzte ihren Weg ins Restaurant mit schnellen Schritten fort. Es war immer noch sehr voll, alle Tische waren besetzt bis auf den letzten Platz. ‚Bis wir einen Platz haben, können wir noch lange warten.’, dachte Haruka und seufzte. Sie ging an den Tresen, aber selbst die Kellner beachteten sie nicht, weil sie sehr viel zutun hatten. Geduldig wartete Haruka, aber jeder Kellner vertröstete sie. „Tut mir Leid, wir haben gerade sehr viel zutun. Du musst dich einwenig gedulden!“, sagten die meisten. Haruka nickte stets nur, aber mit jeder Minute die verstrich, wurde sie ungeduldiger.
    In einer Ecke des Restaurants hob eine rothaarige junge Frau den Kopf. „Shuu, ist das nicht Haruka?“ Der Grünhaarige schaute auf und verzog das Gesicht. Er nickte schweigend. Saori erhob sich und ging auf Haruka zu, die gelangweilt den Kopf auf die Hand gestützt hatte. „Hallo Haruka! Schön dich zu sehen.“, begrüßte die junge Frau sie. Die Angesprochene drehte den Kopf zu Saori. Sie war überrascht. „Saori-san! Du bist auch hier?“ Sie nickte. „Ja, ich mache auch an diesem Festival mit.“ Harukas Gesicht verfinsterte sich. Noch eine harte Rivalin in diesem Wettbewerb. Im Finale des Kanto Festivals hatte Haruka gegen Saori verloren und war sehr enttäuscht darüber gewesen. Sie wusste damals nicht, ob sie enttäuscht war, wegen sich oder ihren Pokémon.
    „Komm! Setz dich zu uns.“, lud sie Haruka ein. „Uns?“ Haruka schaute verwirrt. Wieder nickte Saori und zeigte den Tisch, wo sie zuvor saß. Shuu hatte sich mit seinem Oberkörper zu ihnen gewandt und lauschte dem Gespräch, so gut es ging. Haruka wurde rot, als er die Hand hob und ihr knapp zu winkte. „Und? Setzt du dich einwenig zu uns?“, fragte Saori nach. Haruka wich Saoris Blick aus. Sie fühlte sich unwohl bei der Sache sich zu ihr und Shuu zu setzen. „Ähm… Eigentlich…“, sie schaute kurz zu Shuu und sie glaubte, ihr Herz würde ihr in die Knie rutschen. „…Eigentlich wollte ich nur etwas zu trinken holen…“ Saori fasste Haruka am Handgelenk. „Na komm, warum so scheu?“ Haruka wurde wieder leicht rot, versteckte es aber vor ihr. ‚Wenn sie wüsste!’, dachte Haruka nur, aber ließ dann locker und wurde von Saori mitgeschleift.
    Die Braunhaarige holte tief Luft. „Hallo Shuu.“, sagte sie leise. Shuu zwang sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen. „Haruka.“, er nickte ihr kurz zur Begrüßung zu. Schüchtern setzte sich Haruka Shuu gegenüber. „Nun, was willst du trinken?“, fragte Saori. Sie deutete auf eine Flasche Orangensaft, die neben ihnen standen. Haruka neigte den Kopf zum Orangensaft. „Eigentlich kann ich gar nicht so lange bleiben. Eine Freundin wartet auf mich in meinem Zimmer.“, antwortete Haruka.
    Kaum hatte sie es ausgesprochen, stand schon Kasumi vor dem Tisch. „Da bist du ja! Hat ziemlich lange gedauert.“ Haruka wandte den Blick zu Kasumi. „Entschuldige, ich wollte dich holen kommen.“ Saori lächelte freundlich. „Bist du nicht die Arenaleiterin von Azuria City?“, fragte sie. Kasumi bejahte die Frage mit einem Kopfnicken. „Ja, ich leite die Arena mit meinen Schwestern zusammen.“ Saori schaute das Mädchen interessiert an. „Setz dich doch zu uns.“ Dies tat Kasumi auch. „Danke.“
    Haruka warf einen kurzen Blick auf Shuu und lächelte schwach. Shuu blieb nicht verborgen, dass sie ihn ansah und erwiderte ihren Blick. Das Kerzenlicht fing sich in ihren Augen, und für einen kurzen Moment blieb im der Atem weg, fuhr sich aber rasch durch die Haare um diesen Moment zu überspielen. „Was glotzt du so?“, fragte er und grinste hämisch. „Häh?“ Sein Grinsen wurde breiter. „Du kannst wohl den Blick nicht von mir wenden, was?“ Haruka wurde knallrot. „Shuu!“, fauchte sie. „Was fällt dir ein?“ Saori und Kasumi beobachteten die angehende Auseinandersetzung zwischen Shuu und Haruka gelassen. Das kannten sie schon zu gut von den Beiden.
    Shuu blieb ruhig. „Es ist nur die Wahrheit, Haruka.“ Er verzog die Lippen zu einem spöttischen Grinsen. Ja, dass war Shuu - ihr Shuu. Sie lächelte erleichtert. „Idiot.“, zischte sie nur als Antwort. Shuu lehnte sich zurück und genoss seinen Triumph. Haruka wandte sich beleidigt ab und spielte mit einer Haarsträhne herum.
    Für den Rest des Abends herrschte zwischen Shuu und Haruka Funkstille. Beide hörten Saori und Kasumi aufmerksam zu, mal sagten sie ihre Meinung, dann schweigen sie wieder und warfen sich scheue Blicke zu.
    Das Restaurant leerte sich schnell bei den anbrechenden Abendstunden. Haruka spürte langsam, wie die anfängliche Müdigkeit langsam in ihren Körper kroch. „Ich bin müde. Ich geh jetzt langsam schlafen.“, kündigte sie an und trank mit einem Schluck ihren Orangensaft aus, schließlich erhob sie sich und rückte den Stuhl an den Tisch. Kasumi lächelte. „Gute Nacht, ich komm bald nach.“ Träge nickte Haruka nur und wandte sich dann ab. Shuu sah ihr nach und folgte ihr nach wenigen Minuten mit der Entschuldigung, dass er ebenfalls erschöpft war.


    Haruka ließ die Tür ins Schloss fallen, nachdem sie ihr Zimmer betreten hatte und tief durchatmete. Es hatte mehr Anstrengung gekostet, als sie erwartet hatte in Shuus gegenwärtiger Gesellschaft zu sein. Wie in Zeitlupe bewegte sich Haruka zum Schreibtisch, und legte ihre Hüfttasche und ihr Tuch auf den Tisch. Das Mädchen nahm die lilafarbene Jacke Shuus in die Hand und drückte sie an sich. Eine Weile blieb sie stehen. Der Mond schien ins Zimmer. Sie bemerkte nicht, dass es an der Tür klopfte und sich wenig später Shuu herein schob. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und beobachtete sie eine Weile stumm. Dann schließlich holte er Luft und sprach sie an: „Haruka!“ Seine Stimme klang leise und sanft. Die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen und wirbelte herum. „Sh-Shuu!“ Sie war sehr überrascht ihn zu sehen.
    Seine Augen ruhten weiterhin auf dem Mädchen. Nun fiel sein Blick auf seine Jacke, die Haruka in den Händen hielt. „Ich wollte meine Jacke eben abholen.“ Er blieb immer noch regungslos an seinem Standort stehen und wartete ab, wie Haruka reagierte. Haruka hob den Kopf. „Ich wollte sie dir gerade bringen.“, antwortete sie knapp und warf sie ihm nun schweigend zu. Shuu fing sie aus der Luft ab. „Danke.“, sagte er, warf Haruka einen kurzen Blick zu und wandte sich dann um. „Schlaf gut.“
    Shuu verschwand aus der Tür und Haruka atmete erleichtert auf. Sie war vor Schreck beinahe stumm geworden. Das Mädchen erholte sich schnell vom Schreck und ließ sich dann erschöpft ins Bett nieder.

  • 4. Kapitel


    Das Versprechen


    Haruka wachte früh morgens schon auf. Sie konnte einfach nicht mehr schlafen. An diesem Tag sollte das große Festival eröffnet werden. Ihre Gedanken waren schon auf beim Festival – auf der Bühne.
    Leise schob sie die Bettdecke zur Seite und stieg aus dem warmen Bett. Genauso lautlos zog sich das Mädchen an und verließ das Zimmer.
    Im Center war es still, keine Menschenseele traf sie auf dem Flur, und auch nicht auf der Straße. ‚Kein Wunder, es ist ja auch gerade mal zehn vor sieben.’, dachte sich das Mädchen belustigt, als sie einen Blick auf ihre PokéCom warf.
    Die frische Morgenluft war klar, keine einzige Wolke war am Himmel. Ein Zeichen, das das Wetter schön werden sollte. Jedoch war dies eine Tatsache, die Haruka nur nebenbei bemerkte, denn ihre Gedanken waren weit, weit weg. Ihr Blick war seltsam leer, und ihre Augen ruhten auf den endlosen Horizont.
    Haruka lief eine Weile rastlos durch die Stadt um sich die Zeit zu vertreiben. Doch die Zeit verging für sie, wie in Zeitlupe.
    Die Straße füllte sich schon einwenig, jedoch schwärmten nur die aus, die schon früh zur Arbeit gingen.
    Ohne zu merken, fand sich Haruka an dem See wieder, an dem sie vor zwei Tagen Shuu getroffen hatte. Die Oberfläche lag ruhig da, nur ein Windstoß ließ das Wasser leicht kräuseln. Das Mädchen hob den Kopf, als sie das Spiegelbild von zwei spielenden Pokémon sah – zwei Azurill. Sie waren noch sehr jung, aber als sie Haruka entdeckten erstarrten sie und verschwanden dann hastig in einem nah gelegenen Busch.
    Haruka hatte viel über das Verhalten der Pokémon gelernt; sie aus einer gewissen Entfernung zu beobachten ohne sie zu verschrecken. Doch Azurill waren von Natur aus scheue Pokémon und sie lebten vorzugsweise nah an Gewässern.
    Sie genoss die Stille des Sees und der Umgebung. Ab und an streckten Pokémon ihren Kopf durch die Wasseroberfläche und betrachteten den Menschen, verschwanden jedoch schleunigst, als sich Haruka kurz regte und den Kopf zum Himmel empor hob.
    Sie starrte versonnen in den Himmel, der so blau strahlten, dass ihr nach kurzer Zeit die Augen wehtaten.
    Sie bemerkte noch nicht mal die Anwesenheit von Saori, die hinter ihr stand. „Guten Morgen, Haruka.“, begrüßte sie und das Mädchen erwachte jäh aus ihrer Trance. Sie wandte den Blick zu Saori, die in Begleitung von Shuu war, der sich allerdings einwenig zurückhielt. „Morgen.“, antwortete Haruka hastig, als sie ihren kurzen Schreck überwand. Sie betrachtete Shuus Kehrseite, was dieser nicht bemerkte. „Konntest du nicht mehr schlafen?“, fragte Saori lächelnd. Harukas Blick schoss wieder zu Saori. Sie nickte. „Du hast es erfasst.“ Shuu wandte sich nun zu den beiden Frauen und trat neben Saori. „So geht es uns auch.“, meinte er und schob sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht. Haruka lächelte. Sie wusste zwar nicht warum, aber sie war froh über einwenig Gesellschaft – auch wenn es ihre Rivalen waren, die bei ihr waren.
    Es dauerte nicht lange, als auch Harley, Harukas schlimmster Widersacher, auftauchte. Mit erhobener Hand kam er auf das Trio zu gerannt. Allerdings war niemand sonderlich begeistert davon, besonders Haruka. „Hallo Leute!“, rief er schon vom Weitem und kam dann schließlich zum Stehen. Haruka versuchte nicht durch seine bloße Anwesenheit in Zorn zu schwelgen, und ballte nur wütend die Faust. Shuu warf Haruka einen kurzen Blick zu und erkannte, dass sie durch Harleys Anwesenheit nervös wurde. Nun wandte sich Shuu wieder zu Harley und sah in mit ausdrucksloser Miene an.
    Dieser bemerkte schnell, dass er nicht erwünscht war und meinte kühl: „Tse. Seid ihr heute mit den falschen Fuß aufgestanden?“
    Shuu sah ihn kalt an. „Wir sind doch alle Koordinatoren! Wir sollten einwenig freundlicher sein zueinander und fair im Wettbewerb kämpfen“, während er sprach, gestikulierte er wild mit den Armen in der Luft herum. „Du und fair kämpfen?“, platzte es plötzlich aus Haruka heraus. „Das einzige was du kannst, ist betrügen!“ Ihr stieg die Zornesröte ins Gesicht; ballte aber nur die Faust um sich im Zaum zu halten. Sie hatte Schwierigkeiten ihn nicht weiter anzubrüllen.
    Harley schaute mit unverholender Miene auf das Mädchen herab, dass er so sehr hasste, weil sie unzählige Male ihn in einem Wettbewerbskampf geschlagen hatte – und in jedem Kampf hatte er nichts unversucht gelassen sie mit trügerischen Tricks zu besiegen. Der lilahaarige Junge schwieg, verzog aber nur sein Gesicht zu einem fiesen Grinsen. „Oh, Haruka, sind wir unter die mutigen kleinen Mädchen gegangen?“ Bevor Haruka etwas zurückgeben konnte auf diese beleidigende Aussage, kam ihr Saori zuvor: „Es ist wohl besser, wenn du gehen würdest.“ Ihre Gesichtszüge waren ohne jegliche Regung. Jedoch hatte Harley nicht die Absicht die junge Frau auch noch zu seiner Feindin zu machen, bevor überhaupt das Festival begonnen hatte. Ohne ein Wort zu sagen, kehrte Harley dem Trio den Rücken zu und ging wieder. Saori neigte den Kopf zu Haruka. „Du solltest dich vor ihm in Acht nehmen.“, meinte sie. Haruka senkte den Kopf. Shuu hatte ihr sicher erzählt, dass sie am Vortag fast auf ihn reingefallen wäre, allerdings machte sie keine Anstalten, dass sie von diesem Vorfall etwas wusste, weil sie kein Wort davon erwähnte. Darum antwortete sie mit gesenkter Stimme: „Ich weiß. Er hat schon zuviel angerichtet.“ Saori nickte bloß, wandte sich dann an Shuu und Haruka. „Ich werde mich jetzt auf das Festival vorbereiten. Wir sehen uns später.“ Sie hob nur kurz die rechte Hand zum Abschied, bevor sie dann schließlich verschwand.
    Hilflos stand Haruka nun alleine da; nur wenige Meter von Shuu entfernt. Allerdings beobachtete er, wie Saori auf das Stadion zusteuerte, ohne sich noch einmal nach ihren Freunden umzudrehen. Nun wandte sich der Grünhaarige an Haruka. „Ich habe ihr nichts von Harleys Versuch dich wieder zu hintergehen, erzählt.“, sagte er ruhig und schaute in ihre dunkelblauen Augen. Ihr stockte der Atem, als sie für einen Moment seinen sanften Ausdruck in den Augen las, der jedoch gleich daraufhin wieder erlosch. „Danke.“, murmelte sie leise und senkte den Blick ein weiteres Mal um ihn nicht in die Augen sehen zu müssen. Shuu, der emotionslos auf sie herab schaute, hob die Hand und im selben Moment umfasste seine warme Handfläche Harukas Handgelenk. Sanft zog er sie mit sich. „Wir sollten uns vorbereiten, findest du nicht auch?“ Seine grünen Augen erhaschten einen kurzen Blick auf Harukas verwirrten Gesichtsausdruck. Als er begriff, welche viel sagende Annäherung getan hatte, ließ er Harukas Handgelenk hastig los. Er drehte sich halb von ihr weg, aber nach einem kurzen Moment des Schweigens, sah er sie an. „Versprichst du mir etwas?“ Die Angesprochene fuhr aus ihren Gedanken hoch. „Heh?“ Shuu holte tief Luft. „Wirst du im Festival dein Bestes geben? Versprichst du mir das?“ Haruka schaute Shuu beirrt an, schließlich öffnete sie ihre Lippen um etwas zu erwidern. „Natürlich. Ich verspreche es dir, Shuu.“ Beide besiegelten ihr gegenseitiges Versprechen mit einem Handschlag. Auf dem Gesicht des Mädchens spiegelte sich ihre glückliche Miene wider, was Shuu zu einem Lächeln brachte.


    Im Stadion war Hochstimmung. Überall war es voll, bis auf dem letzten Platz. Der Jubel der Zuschauer dröhnte ihr in die Ohren. Es war das, was Haruka so an Wettbewerben liebte: jubelnde Zuschauer, die sie zur Höchstleistung brachten. Sie ließ die Augen über die Zuschauertribünen gleiten und hob die Hand um ihren Jubelrufen zu erwidern. Nun tosten die Zuschauer auf, obwohl sie noch gar nicht mit ihrer Kür begonnen hatte. Wie jedes Mal fühlte sich Haruka vor einer solchen Zuschauermenge, wie betäubt, allerdings war sie solches Publikum schon gewohnt.
    „Psiana! On Stage!!“, rief sie und warf den rot/weißen Pokéball in die Höhe. In einem grellen Lichtschein kam schließlich Psiana, das sehr gut gepflegt war.
    Psiana rollte sich in der Luft zusammen, bevor das Pokémon elegant auf den Boden landete. „Psiana, Sternschauer!“
    Psiana öffnete das Maul und schoss einen Hagel aus Sternen in die Luft, die in der Sonne glänzte. „Und jetzt Psycho-Plus!“
    Der Juwel auf der Stirn leuchtete auf und die Sterne tanzten anmutig in der Luft, die schließlich einen Tunnel aus Sternen bildeten. „Beende es!“
    Psiana tat, wie befohlen; sprang in den kreisförmigen Tunnel hinein und drehte sich um sich selbst bis es schließlich wieder elegant auf dem Boden landete. Die Sterne lösten sich auf und feiner Sternenstaub regnete auf Psiana und die Zuschauer hinunter.
    Anschließend verbeugten sich Haruka und Psiana synchron. Das Publikum jaulte auf und spendete ihr einen Sturm aus lauter Jubelrufen. Haruka war stolz, stolz auf sich und ihr Pokémon. Auch die Juroren applaudierten. „Eine perfekte zusammen Arbeit von Pokémon und Trainer.“, lobten sie. Haruka bekam für ihre Vorführung 93 Punkte. Bei ihrer vorherigen Vorführung hatten sie und Lohgock 87 Punkte erreicht. Jedoch verlor sie darüber keinen Gedanken und verspürte nur Fröhlichkeit.
    Nun wandte sie dem Publikum den Rücken zu und verließ die Bühne. Die Jubelrufe verebbten, nachdem sie sich abgewandt hatte um dem nächsten Teilnehmer die Bühne freizugeben.
    Im Sammlungsraum der Koordinatoren wurde sie von Saori bereits erwartet. Shuu hielt sich im Hintergrund. Er hatte wie gebannt zum Monitor geschaut und Harukas Vorführung mit angehaltenem Atem beobachtet.
    „Klasse Vorstellung, Haruka!“, lobte die junge Frau. Haruka sah hoch. „Danke.“ Sie lächelte fröhlich. Shuu neigte den Kopf zu dem Mädchen. „Du bist sehr viel besser geworden, als im letzten Jahr.“, bemerkte Saori weiter. Haruka nickte zustimmend. „Ich habe viel gelernt.“, antwortete sie knapp und lächelte schwach.
    Nun jubelte das Publikum wieder Mals. Harley hatte ebenfalls eine sehr gute Vorführung geschafft. Haruka wunderte sich nicht darüber, denn Harley war wohl oder übel ein guter Koordinator.
    Vor ihnen lagen noch einige Trainer, die ihr Können beweisen mussten – zwei davon waren Shuu und Saori.
    Nach drei Teilnehmern war es endlich soweit. Saori war der Reihe und trat siegessicher auf die Bühne. „Lapras! Raus mit dir!“
    Aus dem Pokéball kam ein imposantes Wasser Pokémon, das auf graziös auf der Wasseroberfläche landete. „Whirpool!“, befahl Saori und Lapras verursachte einen Wirbelsturm aus Wasser. Dieser drohte auf die Zuschauer zuzurasen, allerdings hatte Saori alles unter Kontrolle. „Eiseskälte!“
    Blitzartig gefror der Wirbelsturm zu einer anmutigen Wasserstatue, die gleichzeitig wild und wunderschön war. Das Publikum war begeistert und Saori lächelte dankbar.
    Nun war Shuu an der Reihe. Er war relaxt, wie immer und zeigte keine Spur von Nervosität. „Los Roselia!“ Er warf den Pokéball und Roselia kam zum Vorschein. Roselia war sehr graziös und hatte schon einige Wettbewerbe gewonnen. „Blättertanz, los!“ Roselia startete mit einem wunderschönen Blättertanz und ließ rosafarbene Blätter herabregnen. „Und jetzt Zauberblatt!“ Roselia drehte sich geschwind im Kreis und feuerte eine Salve aus grünlich schimmernden Blättern auf seine vorherige Attacke und zerfetzte somit die einzelnen rosa Blätter. Feiner Staub nieselte herab und Roselia und Shuu verbeugten sich.
    Die Vorrunden waren nach Shuus exzellenter Vorführung beendet. Diese hatten beinahe den ganzen Tag gekostet. Weltweit hatten über 200 Trainer sich für das Festival qualifiziert, jedoch konnten nur 16 Koordinatoren die Endrunden bestreiten.
    Shuu und Saori hatten bei ihrer Kür eine makellose Vorführung hingelegt. Von den Juroren hatten beide eine hohe Punktzahl bekommen. Haruka bezweifelte, dass sie jemals besser werden konnte, als Saori oder Shuu.
    „Gleich erfahren wir, wer weiterkommt.“, meinte Harley und sah gehässig zu Haruka. Diese allerdings ignorierte ihn, was ihn fast auf die Palme brachte.
    Kaum hatte er es ausgesprochen, wurden die Koordinatoren auf die Bühne gebeten, die eine gute Kür geboten hatten. Es herrschte allgemeine Aufregung, sowohl unter den Zuschauern, als auch unter den Koordinatoren, denn die 16 Koordinatoren wurden endlich bekannt gegeben.
    „Und nun geben wir die 16 Koordinatoren bekannt, die durch ihr können bewiesen haben in diesem grandiosen Festival!“, brüllte Lilian, die Moderatorin in ihr Mikrofon. Sie führte eine Handbewegung aus, die zum Monitor deutete.
    Dort erschienen die 16 Teilnehmer, die es tatsächlich geschafft haben, in den ernsthaften Runden des Festivals anzutreten. Darunter waren Shuu und Saori, dahinter mit Abstand Harley und auch Haruka, was sie sehr freute.
    Shuu wandte sich zu ihr. „Nun, jetzt haben wir es beide geschafft.“, sagte er. Haruka lächelte ihn an. „Ja! Und ich werde mein Versprechen nicht brechen, Shuu!“

  • 5. Kapitel


    Unverhoffte Ereignisse


    Haruka war sichtlich erleichtert, dass sie in den Endrunden des Festivals war. Sie saß mit Saori und Shuu an einem Tisch im Restaurant und feierten ihren bisherigen Sieg. Allerdings fiel Haruka langsam auf, dass sie Kasumi bis jetzt noch nicht gesehen hatte. Auch nicht im Publikum.
    Kaum hatte sie an ihre Freundin gedacht, kam diese schon ins Restaurant. Allerdings mit Begleitung, was sie nicht ahnte.
    „Schmeckt’s?“, fragte eine Stimme, die nur zu Satoshi gehören konnte. Ihr fiel vor Schreck fast die Gabel aus den Händen. „Satoshi! Was machst du hier?“, fragte sie geschockt. Dieser lächelte. „Ich werde wohl meiner Freundin im Festival beistehen dürfen.“, antwortete er unbeirrt. „Pi-Pika chuu!“ Das kleine gelbe Pokémon sprang auf Satoshis Schulter umher.
    Shuu und Saori schauten auf. „Keine Sorge, wir wollten euch nicht lange stören!“, sagte Kasumi hastig. „Ich habe gerade gehört, dass eine Feier stattfinden wird und alle Koordinatoren sind eingeladen.“ Shuu sah sie ungläubig an. „Jetzt? Der Ball ist doch immer hinterher.“ Er zog die Stirn in Falten. Kasumi zuckte nur mit den Schultern. „Mhm… Ich werde mich dann fertig machen.“, meinte Haruka und stand auf. Shuu sah ihr verblüfft nach. Sie hatte es plötzlich ganz schön eilig. Eine leise Vorahnung beschlich den Grünhaarigen. „Und? Wirst du auf das Fest gehen?“, stieß Saori ihren alten Kindesfreund an, der unwillkürlich zusammen zuckte. „I-Ich we-weiß.“, stammelte er. Saori sah ihn schulternzuckend an, und seufzte. „Deine Entscheidung.“, sagte sie und erhob sich ebenfalls. „Ich zu meinem Teil werde mich jetzt ebenso umziehen.“
    Kasumi, Satoshi und Shuu schauten der jungen Frau kurz nach, dann wandte sich Satoshi zu Kasumi herum, die ungeduldig durch ihre Haare fuhr. „Meinst du nicht auch, ich sollte mir vorher noch mal die Haare waschen?“ Nun wirkte Satoshi bedrückt und bevor er etwas sagen konnte, war das Mädchen auch schon verschwunden. „Bis später, Shuu!“, sagte der junge Trainer und lief Kasumi nach.
    Shuu, der nun alleine da saß, rührte in seinem Cocktail. „Weiber!“, zischte er spöttisch, und nippte am Strohhalm.


    Die Luft war warm, trotz des fortgeschrittenen Abends. Der Park des Pokémon Centers war erhellt und geschmückt. Allerdings etwas spärlicher, als auf dem Ball, der den Sieger des Festivals krönen sollte.
    Es waren schon einige Koordinatoren versammelt; auch diejenigen, die bereits ausgeschieden waren.
    Auch Shuu war letztendlich auf die kleine Eröffnungsfeier gekommen. Saori hatte ihn dazu gedrängt, darum gab er schließlich nach und begleitete sie.
    An einem Stehtisch unterhielt sich die kleine Gruppe. Kasumi und Saori schienen sich gut anzufreunden, dagegen waren die Jungs eher schweigsamer. Shuu konnte schon immer Satoshi nicht wirklich leiden, darum gab es keinen Anlass es jetzt zu tun.
    „Wo ist eigentlich Haruka?“, knurrte Satoshi verdrossen. „Sie wollte schon vor 10 Minuten hier sein.“ Er checkte die Uhrzeit auf seinem Pokétch (Kay, hab keine Ahnung, ob er das Ding in den D/P Folgen hat, aber wayne…).
    Gerade als er den Satz vollendet hatte, erschien auch schon das gesuchte Mädchen im Garten. „Was regst du dich so auf?“, zischte Kasumi. „Da ist sie doch!“ Ihre Augen blitzten auf.
    Shuu hob den Blick. Ihr Anblick raubte ihm den Atem. Noch nie hatte er dieses Mädchen in einem Kleid gesehen. Das Gewand schimmerte dunkelblau und ging ihr bis zu den Knien. An ihrer Taille prangte ein schwarzer Gürtel, der mit kristallähnlichen Nieten versehen war. Die Haare waren hochgesteckt und nur einzelne Strähnen hingen aus der Frisur.
    Sie sah so vollkommen verändert aus, dass Shuu kein Wort herausbrachte. Auch als ihn Haruka kurz begrüßte, blieb er sprachlos.
    Das Mädchen fand sein Schweigen sehr amüsant. „Shuu?” Sie legte ihm die Hand auf die Schulter, wodurch er zusammenschrak und wieder in sein altes arrogantes Verhalten zurückfiel. „Warum hast du dich so aufgemotzt? Soweit ich weiß geht es im diesem Wettbewerb um die Pokémon, nicht um die Koordinatoren.“, meinte er spöttisch. Verärgert über seine Bemerkung blähte Haruka die Wangen auf. „Shuu! Du bist ein Idiot!“, fauchte sie.
    Okay, er war zu weit gegangen… Sie sah alles andere, als hässlich aus, aber sein Stolz weigerte sich ein Kompliment ihr auszusprechen.
    Giftig funkelte Haruka den Jungen an; sie wollte sich gerade wegdrehen, als er sie von neuem am Handgelenk packte und sie zu sich zog, damit seine Lippen nah genug an ihrem linken Ohr war. „Du siehst toll aus.“, flüsterte er so leise, dass nur sie es verstehen konnte.
    Verblüfft schaute sie den Grünhaarigen an. Noch nie hatte sie so was aus seinem Munde gehört. „Shuu…“, flüsterte sie leise. Dieser jedoch legte ihr einen Finger auf die Lippe und brachte sie zum Schweigen. Dann wandte er ihr den Rücken zu.
    Die Anderen hatten die kurze Szene mit einer fragenden Miene beobachtet, allerdings verstanden nur Kasumi und Saori was wirklich zwischen Haruka und Shuu ablief. So zogen sich die beiden Mädchen unmerklich zurück ohne die Aufmerksamkeit von Satoshi oder Shuu zu wecken…


    Haruka stand mit einem Sektglas am Geländer und starrte versonnen auf den Garten herunter. Ihr wollten einfach nicht Shuus Worten aus dem Kopf gehen. Sie ließ das Glas in ihren Fingern leicht kreisen. ‚Was ist nur los? Er benimmt sich irgendwie seltsam. Aber…’ Sie richtete ihren Blick zum klaren Nachthimmel. ‚Aber was ist mit mir…?’
    „Weißt du wo Kasumi steckt?“ Plötzlich tauchte Satoshi neben ihr auf. Haruka erschrak fürchterlich. „Sa-Satoshi!“ Dieser sah Haruka verwirrt an. „Hast du jemand anderen erwartet?“ Haruka senkte den Kopf. Sie konnte unmöglich sagen, dass sie Shuu erwartet hatte. Sie schüttelte zaghaft den Kopf. „Nein, habe ich nicht…“ Die beiden Jugendlichen machten eine kurze Pause. „Was wolltest du?“ Satoshi verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ob du Kasumi vielleicht gesehen hast?“ Wieder schüttelte Haruka den Kopf. „Ich habe sie eine ganze Weile nicht gesehen.“
    Satoshi verzog den Mund. „Trotzdem danke.“, und schon war der Junge auch schon wieder verschwunden.
    Haruka seufzte schwer. Sie konnte sich denken, warum er sie suchte, denn die Tanzfläche wurde nun eröffnet. „Ich werde wohl diesen Abend keinen Tanzpartner finden…“, sagte sie leicht bedauernd. „Das wirst du hoffentlich nicht bleiben…“ Haruka fuhr herum. Die fremdartige Stimme erschrak sie, jedoch beruhigte sie sich im gleichen Moment wieder. Es war ein Koordinator, der es ebenfalls in die Endrunden geschafft hatte. „Entschuldige bitte, wenn ich dich erschreckt haben sollte…“, sagte dieser förmlich. „Mein Name ist übrigens Ken.“ Die höfliche Geste von Ken erstaunte Haruka. Noch nie hatte sie einen Gentleman, wie ihn getroffen. Er hatte ein schwarzes Anzug an; die Haare dagegen waren eher struppig. Haruka schätzte sein Alter auf 17 oder 18 Jahre. „Schön dich kennen zu lernen! Mein Name ist Haruka!“ Sie reichte Ken die Hand. „Ganz meinerseits.“ Das Mädchen wandte sich halb wieder weg. „Darf ich zu einem Tanz bitten?“, fragte Ken und bot ihr wieder seine Hand dar. Haruka drehte ihren Oberkörper Ken nun ganz zu. „Gerne!“ Sie strahlte über das ganze Gesicht und nahm Kens Angebot dankend an.
    Dieser machte höflich einen Knicks und führte Haruka auf die Tanzfläche hinab. In diesem Moment kam Shuu über die Veranda und beobachtete Haruka und den Fremden. Seine Hand schloss sich fester um sein Sektglas und es drohte zu zerspringen. In ihm brodelte Eifersucht auf. Doch bevor er zu ihnen stürmen konnte, tauchten Kasumi und Saori hinter ihm auf. „Shuu! Da bist du ja!“, sagte Saori. Der Angesprochene drehte seinen Kopf zu Saori. „Habt ihr mich gesucht?“ Kasumi nickte. „Ja.“, antwortete sie knapp und sah sich suchend um. „Wo ist Haruka?“ Shuu deutete hinter sich auf die Tanzfläche. „Dort.“, brummte er.
    „Wer ist das?“, fragte Saori ihn. Shuus Geduldsfaden schien nun endgültig zu reißen. „Woher soll ich das wissen?“, keifte er und flüchtete aus deren Nähe.
    Saori schaute Kasumi fragend an. „Was ist denn mit ihm los?“ Kasumi zuckte die Schultern. „Ich hab keine Ahnung…“, meinte sie, aber sie hatte eine Vorahnung…


    Shuu flüchtete in die Eingangshalle des Pokémon Centers, die ebenfalls zum Fest geschmückt war. Der Grünhaarige erhoffte sich, dass er einwenig Ruhe bekam, doch er täuschte sich.
    Er sah, wie der Fremdling gerade hinfort eilte, und Haruka alleine ließ. Diese jedoch schien sich zu amüsieren. Shuu ging auf sie zu. „Scheinst dich ja zu amüsieren.“, meinte er mit einem seltsamen Unterton. Haruka schien verblüfft zu sein. „Shuu!“ Sie war überrascht ihn zu sehen. „Tu nicht so überrascht.“, antwortete er. „Was willst du eigentlich von dem Typen?“ Haruka begriff, worum es ging. „Er ist charmant und nett.“ Die Antwort traf Shuu. War er nicht auch nett? Haruka war aufgebracht. „Was mischst du dich überhaupt ein?“
    In diesem Moment kam Ken zurück mit zwei Champagnern in den Händen. Er bekam nur noch die letzten Worte von ihrem Wortgefecht mit. „Haruka, ist das dein Freund?“
    Haruka und Shuu sahen sich kurz an. Die Röte stieg ihnen ins Gesicht und sie riefen gleichzeitig: „NEIN!!“ Ken war aber allerdings diese Dinge nicht überzeugt.
    Shuu warf einen kurzen, spöttischen Blick auf Haruka, bevor er verschwand. Seine Gefühle waren aufgewühlt, verletzt und er war enttäuscht.
    Auch Haruka fühlte sich so, allerdings war sie zu stur um es einzusehen. Schnell wandte sie sich wieder an Ken. „Bist du sicher, dass du ihm nicht nach willst?“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein.“, sagte sie trocken und ertränkte ihren Kummer an ihrem Champagner Glas. „Shuu ist ein Idiot und wird es immer bleiben.“
    Nach wenigen Gläsern Champagner machte sich allerdings in Haruka das schlechte Gewissen breit. Doch sie konnte nun nicht mehr weg, nachdem sie Ken klar gemacht hatte, dass Shuu für sie uninteressant war. Aber machte sie sich da nicht etwas vor? Verleugnete sie nicht ihre Gefühle?
    Plötzlich fiel ihr eine Lösung für dieses Problem ein! Sie wandte sich an Ken: „Ken? Ich muss mal eben kurz weg.“ Dieser neigte fragend den Kopf zu ihr. „Wohin?“ Mit dieser Gegenfrage hatte sie gerechnet. „Zu meinen Freunden.“, sagte sie hastig. „Hm, okay. Ich warte hier.“
    Haruka nickte stürmisch und raffte ihr Kleid, bevor sie davon eilte. Ihr Herz raste vor Aufregung. Ihr erster Weg führte tatsächlich zu Satoshi und den jungen Frauen, in der Hoffnung, dass Shuu bei ihnen war. Als sie jedoch sah, dass die Hoffnung vergebens war, verlangsamte sie ihren raschen Schritt.
    „Haruka-chan!“, begrüßte Saori sie. Diese erwiderte den Gruß nur halbherzig. „W-Wo i-ist Shuu?“, fragte sie leicht stotternd.
    Kasumi zuckte die Schulter. „Keine Ahnung…“ Sie wirkte bedrückt. „Er war sehr aufgebracht nach eurem Streit…“, fügte Saori hinzu.
    „Er hat euch davon erzählt?“ Kasumi und Saori nickten. Haruka schaute benommen zu Boden. „Shuu war vorhin kurz hier. Er war sehr aufgewühlt. Zuerst wollte er davon nichts erzählen.“
    Nun war sicher, dass sie – nein, sie beide – zu weit gegangen waren. „Tut mir Leid, aber ich muss wieder.“, sagte sie schnell und war im selben Moment auch schon wieder weg.


    Shuu saß alleine auf einer Parkbank, die weit genug vom Fest weg war. Seine Gedanken waren aufgewühlt. Vor ihm glaubte er Haruka zu sehen, die ihn vorwurfsvoll ansah, aber mit einem Blick, den er überraschenderweise an Haruka so mochte. Ihm wurde klar, dass er zu weit gegangen war, und das sie jetzt wohl wusste, wie es in ihm aussieht.
    ‚Verdammt, ich bin ein Idiot.’, knurrte Shuu und hielt seine Hände vor dem Gesicht. Ein träger Geschmack lag ihm auf der Zunge und er betrachtete die Weinflasche neben ihm. Als er sie vom Büffet geschnappt hatte, war sie noch übe die Hälfte voll gewesen – jetzt war nur noch ein viertel davon übrig.
    Angewidert wandte er den Blick ab und starrte in den klaren Nachthimmel – und plötzlich zeichnete sich eine Gestalt in der Finsternis ab. Müde hob er den Kopf. Die Gestalt rannte nun auf ihn zu und er erkannte diese Person sofort. „Ha-Haruka?“
    Diese blieb vor ihm stehen. „Was machst du hier?“ Shuu versuchte sich aufzuraffen, doch seine Beine gaben nach und er blieb auf der Bank sitzen. „Ich will alleine sein – das ist alles.“ Harukas Blick fiel auf die Weinflasche. „Bist du betrunken?“ Shuu schüttelte den Blick. „So ein bisschen Wein haut mich nicht um.“ Er grinste höhnisch.
    Wieder schaute Haruka Shuu giftig an. Toll, jetzt war sie hier um sich zu entschuldigen, aber er ließ keine Gelegenheit aus, auf ihr rumzuhacken.
    „Gut, dann gehe ich halt wieder.“, sagte Haruka eingeschnappt. Shuu packte sie am Arm, als sie sich gerade wegdrehen wollte und zog sie zu sich. „Tut mir Leid… Haruka…“ Ihre Gesichter waren sich so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, aber Haruka schubste ihn verlegen zurück. Dieser fiel unsanft auf den Boden und machte Bekanntschaft mit dem Dreck auf der Erde. „Shuu! Was machst du denn da unten?“, fragte Haruka, während sie sich ein Lachen verkniff. Brummend stand er wieder auf und würdigte Haruka keines Blickes. Er nahm die Flasche in die Hand und wollte gerade zum Schluck ansetzen, als Haruka ihm die Flasche aus der Hand nahm. „Ey!“, er guckte sie protestierend an.
    „Du hast schon genug getrunken.“, fauchte sie und drehte sich in die Richtung aus der sie gekommen war. Taumelnd folgte Shuu ihr. ‚Von wegen er ist nicht betrunken.’, dachte sie grinsend und legte einen Arm um Shuu um ihn sicher zum Pokémon Center zurückzubringen.
    Haruka merkte jedoch ebenfalls nach der Hälfte des Weges, das sie selbst müde und leicht angetrunken war. Shuus Verstand war noch soweit klar, dass er ihre Müdigkeit bemerkte. „Alles in Ordnung?“ Er sah sie forschend an, jedoch schüttelte sie vehement den Kopf. „Geht schon.“
    Besorgt schaute Shuu sie an, doch ehe er etwas unternehmen konnte, waren Haruka und Shuu wieder im Gelände des Festes.
    Kasumi, Satoshi und Saori kamen zu ihnen gelaufen. „Ist was passiert?“, fragte Saori, aber Shuu schüttelte den Kopf. „Nein, alles in Ordnung.“ Er stemmte sich von Haruka weg, ging zu einem Stuhl und setzte sich hin.
    Auch Haruka fühlte sich seltsam. In Kopf tat höllisch weh, als ob jemand mit Gewalt gegen ihren Kopf hämmern würde. Sie torkelte leicht unbemerkt zur Seite und fasste sich dann an die Stirn. „I-Ich geh i-ins Bett.“ Sie fühlte sich sehr erschöpft.
    In Shuus Augen flackerte Besorgnis auf, jedoch war Haruka schon sehr schnell weg. Er entschied sich ihr nachzulaufen.


    Haruka schwankte zur Seite. Plötzlich wurde ihr speiübel und sie presste ihre Handfläche auf den Mund. Sie wollte nur noch ins Bett und zwar schnellst möglich.
    Doch das Schwanken war zu stark und sie musste sich eine kurze Verschnaufpause gönnen. Kaum hatte sie sich gegen die kühle Wand gelehnt, kam Shuu um die Ecke. Allerdings stand er ebenfalls unter dem Einfluss des Alkohols und war, dank diesem, auch müde. Shuu war aber noch in der Lage klar zudenken und wusste, dass mit Haruka etwas nichts stimmte und lief zu ihr – obwohl er Schwierigkeiten die Balance zu halten.
    Gerade als beide an den Türen ihrer Zimmer war, kippte Haruka vor Müdigkeit um und Shuu konnte sie gerade rechtzeitig vor einem schlimmeren Sturz bewahren.
    „Haruka? Haruka!“ Er versuchte sich wachzurütteln – ohne Erfolg.
    Seufzend öffnete er die Tür seines Zimmers, nun schlang er seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie so gut es ging in den Raum. Die Tür fiel hinter ihnen klickend ins Schloss.
    Haruka wurde durch diese unbequeme Tortur wieder leicht wach, und merkte kaum, wie Shuu den Reißverschluss öffnete. Darunter hatte sie Gott sei Dank ein dünnes Unterkleid.
    Shuu, der jetzt nicht mehr klar denken konnte, vergrub sein Gesicht in Harukas Haaren und seine Lippen fuhren über ihren Hals.
    Das Mädchen gab einen wolligen Laut von sich. Anschließend legte Shuu Haruka sanft ins Bett, die sich sofort in die weiche Decke kuschelt. Hinterher ließ sich der Grünhaarige ebenfalls neben ihr ins Bett sinken.
    Als sich Shuu zu ihr drehte, schaute Haruka in seine verführerischen Augen. Sie zuckte kurz zusammen, als Shuu mit den Fingern über ihre Wange strich.
    Shuu beugte sich zu ihr und verschloss ihre Lippen mit seinen. Haruka war müde und erwiderte seinen Kuss. Dabei legte er seine Arme um sie und zog Haruka mehr zu sich. Kurz hielt er inne und schaute auf ihr fragendes Gesicht. Nun fuhr er über mit seinen Lippen über den Hals und saugte an einer Stelle.
    Wieder gab Haruka ein wolliges Stöhnen von sich, bevor sie ihre Augen schloss und einschlief.
    Auch Shuu war zu müde und gab ihr einen letzten Kuss auf die Stirn. Dann folgte er ihr ins Traumland...


    Doch was war mit Haruka geschehen?

  • 6. Kapitel (Teil I)


    Offenbarung


    Der Himmel war leicht bedeckt, aber einige warme Sonnestrahlen drangen hindurch und fielen als helle Lichtkegel auf Harukas Gesicht.
    Das Mädchen regte sich leicht. Sie spürte Wärme, allerdings ging sie nicht von ihr aus, sondern von jemand anderen. Sie konnte den Körper nicht klar erkennen, da er sie umarmte und sie immer noch sehr müde war. Außerdem spürte sie immer noch die Wirkung des Alkohols.
    Zögernd setzte sich Haruka auf und blinzelte in die helle Sonne. Sie neigte den Kopf zur Seite und erstarrte vor Schreck.
    Nun war sie endgültig wach. Nur wenige Sekunden später durchschnitt ein schriller Schrei die friedliche Stille des Zimmers.
    Sie rückte immer mehr in die Richtung der Bettkante und tastete sich soweit, dass sie nicht drohte hinunterzukippen. Ihr fehlten die Worte. Sie zitterte am ganzen Leib, da sie nun unerbitterte Kälte auf ihrer Haut spürte.
    Vor ihr lag kein anderer, als ihr Rivale Shuu, der vor einigen Sekunden noch friedlich geschlafen hatte und nun träge den Kopf hob. Allerdings begriff er schnell die Situation. „Wa-Was machst du hier?“, fragte er, während er sich aufsetzte und seinen nackten Oberkörper in die Decke wickelte. Er sah sie nun mit seinen grünen Augen funkelnd an. „I-Ich w-weiß es nicht…“, antwortete sie und senkte den Blick. Shuu wandte sich ab. „Dann mach nicht so einen Aufstand.“ In seiner Stimme war ein kühler Unterton zu hören.
    Er war so ruhig, dass sich Haruka noch mehr aufregte. „Shuu! Vielleicht… Vielleicht haben wir etwas…“ Shuus strenger Blick brachte sie zum Schweigen. „Wenn du meinst das wir es getan haben, muss ich dich enttäuschen, denn ich nehme an, dass du okay bist? Du würdest dich erschöpft und schlapp fühlen…“ Er machte eine kurze Pause, als ob er plötzlich selbst unsicher war über seine Worte. „Und außerdem hättest du Schmerzen.“
    Haruka drehte sich halb von ihm weg. Ja, sie war okay – von ihren höllischen Kopfschmerzen abgesehen. „Na, du musst es wissen!“, sagte sie mit einem bitteren Unterton in ihrer Stimme. „Tse, sogar du, müsstest es wissen, wo du noch Jungfrau bist…“ Er strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und starrte in Harukas wütendes Gesicht. Ihr schoss das Blut in den Kopf. „Wer sagt, dass ich noch Jungfrau bin?“, fuhr sie ihn gekränkt an. „Du musst es ja wissen, wenn du schon Erfahrung hast…“ In ihrer Stimme machte sich ein leichter spöttischer Unterton breit. Shuu grinste breit und blieb so locker, wie immer. „Tse. Wer würde schon mit dir etwas anfangen?“
    Das war zuviel. Haruka stand ruckartig auf, drehte sich zu Shuu und holte mit der Hand aus und PATSCH! „DU DRECKSKERL!!“, schrie sie ihn an. In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen.
    Shuu war von Harukas Ohrfeige so geschockt, dass er zunächst nicht wusste, was geschehen war. Seine Wange brannte und pochte, wie wild. Noch nie hatte ein Mädchen ihn geschlagen. Doch er hasste es Haruka weinen zu sehen und bereute seine Aussage; er sprang hastig auf um sie aufzuhalten.
    Shuu versuchte ihr Handgelenk zu packen, doch sie zog es weg. „Lass mich!“, fauchte sie und rannte zur Tür. „Haruka!“ Shuu lief zur Tür, blieb aber im Türrahmen stehen, da er nur seine Boxershorts anhatte.
    Er schlug mit der Faust gegen den Türrahmen, dass ihm die Knöchel schmerzten und aufplatzten. Leise fluchte er und lehnte seine Stirn gegen den kühlen Metallrahmen. Er spürte nicht, wie warmes Blut über seinen Handrücken lief.


    Haruka war aus Shuus Zimmer hinaus gelaufen. Sie wollte nur weg – weg von ihm. Die Flure waren noch leer und Haruka schlüpfte lautlos in ihr Zimmer, als Shuu wieder die Türe schloss.
    Kasumi schlief fest. Sie murmelte etwas Undeutliches im Schlaf und schlang ihre Arme fester um das Kissen. „Bleib hier…“, murmelte sie im Schlaf und Haruka zuckte zusammen. Sie vergewisserte sich, dass Kasumi nicht aufgewacht war und zog ihre normale Kleidung wieder an. Das Unterkleid und das Abendkleid warf sie auf ihr Bett. Dann ging sie zum Spiegel und bürstete sich die Haare.
    ‚Was fällt Shuu eigentlich ein? Warum ist er immer so… so… gemein zu mir?’ Haruka stand den Tränen nahe, allerdings biss sie mit den Zähnen auf die Lippe um diese zu vermeiden. Schließlich legte sie die Bürste weg und schaute mit einem ausdruckslosen Gesichtsausdruck in den Spiegel. „Ich werde mich nicht mehr von ihm bloßstellen!“, beschloss sie.
    „Von wem bloßstellen?“, fragte Kasumi, die wach geworden war. Unwillkürlich schrak Haruka zusammen, und drehte ihrer Freundin das Gesicht zu, sagte allerdings nichts.
    „Und wo warst du eigentlich die ganze?“
    Haruka schluckte. Sie konnte Kasumi nicht sagen, dass sie die ganze Nacht bei Shuu verbracht hatte. Was würde sie dann denken? Das sie miteinander geschlafen haben? Trotz Shuus verletzlicher Bemerkung dazu, verdrängte Haruka diese Möglichkeit nicht aus ihrem Kopf. Haruka sagte kein Wort und wich Kasumis Blick aus. Sie war aufgebracht und sehr nervös, aber gleichzeitig auch gereizt.
    Diese jedoch folgte der Bewegung ihrer Freundin. „Haruka, irgendetwas ist doch vorgefallen.“
    Haruka schüttelte aber den Kopf. „Nein, es… es ist schon gut…“, sagte sie. Kasumi sah Haruka eine Weile an, dann wandte sie sich ab.
    Das braunhaarige Mädchen ging schweigend an Kasumi vorbei und schloss die Tür hinter sich. Sie lehnte sich an die geschlossene Tür und atmete auf. Ihr fiel es schwer Kasumi so im Unwissenden zu lassen, geschweige denn anzulügen.
    „Ich muss mich auf die Endrunden konzentrieren.“, murmelte sie leise. „Ich hab dafür so hart gearbeitet, dass ich es jetzt nicht vermasseln darf…“
    Sie stieß sich von der Tür ab und ging in die Eingangshalle des Pokémon Centers. Dort traf sie auf Ken, ein Gutaussehender Pokémon Koordinator. „Guten Morgen, Haruka!“, begrüßte er sie. Die Angesprochene hob den Kopf. „Morgen.“, antwortete sie knapp. Sie hatte nicht besonders Lust auf eine längere Unterhaltung. Doch dies blieb Ken verborgen. „Wo warst du gestern Abend?“, fragte er. „Du wolltest doch wiederkommen.“
    Stimmt, Haruka hatte ihn total vergessen, da sie nach Shuu gesucht hatte und auch gefunden hatte. Allerdings… Was war passiert? Ihr fehlten jegliche Erinnerungen ab dem Zeitpunkt, als Shuu und sie ins Pokémon Center zurückgekehrt waren. Nachdenklich schaute sie auf den Boden und grübelte darüber nach.
    „Haruka?! Hörst du mir eigentlich zu?“, fragte der Junge. Haruka nickte. „J-Ja, na-natürlich.“, log sie. Sie schaute Ken an und wartete auf eine Antwort von ihm ab. „Ich war müde.“, fügte sie noch hastig hinzu.
    Ken lächelte. „Okay.“ Er trat an Haruka heran und legte einen Arm um sie. Haruka wusste nicht was geschah und wehrte sich nicht dagegen. Doch Shuu kam in diesem Augenblick und sofort verharrte. Das Herz in seiner Brust zog sich schmerzhaft zusammen und die Eifersucht keimte in ihm auf. Der Grünhaarige unterdrückte den Impuls Haruka von diesem Typen wegzureißen und ihn zu verprügeln. Er hasste sich für diese derartigen Gefühle. Shuu drehte sich schnell weg und ging fluchtartig weg.
    Haruka schaute ihm nach. Sie wäre am liebsten zu ihm gegangen und hätte sich für die saftige Ohrfeige entschuldigt, doch ihr Stolz verbat es ihr wieder einmal. Sie stieß Kens Arm von ihrer Schulter herunter und sagte: „Tut mir Leid, aber ich muss mich vorbereiten.“ Ken nickte verständnisvoll. „Natürlich. Wir sehen uns dann später.“
    Haruka nickte nur, hob die Hand zum Abschied und ging dann schließlich mit leerem Magen aus dem Pokémon Center.
    Ken grinste diabolisch, als Haruka ihr den Rücken gekehrt hatte. Shuu, der sich an die Wand gelehnt hatte, blieb es allerdings nicht verborgen. Seine Vermutung wurde bestätigt: Ken versuchte Harukas Vertrauen zu erschleichen. Doch für wen? Und was wollte er damit bezwecken?
    Ken schaute sich um und vergewisserte sich, dass niemand ihm folgte. Dann verschwand er im Flur, der in die Lagerhalle des Pokémon Centers führte.
    Shuu huschte dem Verräter lautlos hinterher. Die schwere Eisentür der Lagerhalle war ein Spalt breit offen und konnte einen vorsichtigen Blick dort rein werfen. Doch durch die Dunkelheit in der Halle konnte sie nur die Umrisse von Ken erkennen.
    „…wie du gesagt hast, sie ist wirklich noch ein naives Kind.“, sagte Ken mit einem unheilvollen Grinsen. „Sie fällt tatsächlich auf unseren Plan herein.“
    Shuu ballte die Faust und konnte kaum glauben, was er hörte. Ken spielte ein falsches Spiel! Er versuchte tatsächlich ihr Vertrauen zu gewinnen.
    „Gut gemacht, Ken. Das war auch unser Plan. Jetzt wird es einfacher sein Haruka Stück für Stück aus dem Festival zu schmeißen.“, sagte die andere Stimme gehässig.
    Shuu stockte der Atem. Harley! Es war Harleys Stimme. Ken hinterging Haruka in Harleys Auftrag!
    Er hatte genug gehört und ging mit raschen Schritten davon.
    „Da war jemand!“, zischte Harley. „Ist dir einer gefolgt?“ Ken schüttelte den Kopf. „Ich bin mir sicher, dass mir niemand gefolgt ist!“
    Doch Harley stieß ihn wütend weg und starrte in den Flur. Es war niemand dort. Shuu war noch rechtzeitig entkommen, bevor sie ihn entdeckt hatten.
    Shuu konnte kaum glauben, was er soeben gehört hatte. Er mochte Ken von Anfang an nicht leiden – auch weil er sich an Haruka herangemacht hatte, doch jetzt war es etwas ganz anderes. Ihm wurde klar, dass er Haruka vor einer großen Dummheit bewahren musste. Doch wie? Es war offenkundig, dass sie verletzt war und das wegen ihm.
    Gerade als Shuu das Pokémon Center verlassen wollte, kam Saori herein. „Hallo Shuu!“, begrüßte sie ihren Freund aus Kindertagen.
    Shuu hob den Kopf. „Hallo Saori-san.“, antwortete er knapp. „Wo willst du so schnell hin? Die Paarungen der Endrunden werden bald bekannt gegeben.“ Shuu schaute sie an. „Ich muss noch kurz etwas erledigen.“, sagte der Grünhaarige und wollte gerade gehen, als er wieder stoppte. „Hast du Haruka gesehen?“
    Die junge Frau war überrascht über Shuus Interesse an Haruka neuerdings. Sie wusste zwar, dass er sie sehr schätzte, doch hatte Shuu dem Mädchen es nie gezeigt und hatte sie stets über sie lustig gemacht.
    Ein Grinsen schlich sich auf Saoris Gesicht, welches Shuu allerdings nicht bemerkte. „Sie ist noch mit Kasumi und Satoshi am See, wollten aber bald nachkommen.“
    Shuu neigte den Kopf weg. Jetzt hatte er die Möglichkeit mit Haruka zu reden! „Danke, Saori-san!“, bedankte sich der Grünhaarige. Diese stutzte für einen Augenblick. „Wir wollten uns im Restaurant treffen. Kommst du mit?“
    Diese Einladung ließ sich Shuu nicht entgehen und willigte nickend ein. Dann folgte er Saori ins Restaurant.


    Wenige Minuten später betraten Kasumi und Satoshi das Restaurant und hinter ihnen folgte ihnen Haruka mit Abstand. In ihrem Kopf herrschte reines Chaos und das nur wegen einer Person – Shuu. Sie blieb stehen. Warum war er nur immer so gemein zu ihr? Warum musste er immer so auf sie herum hacken?
    Sie war so in Gedanken, dass sie die Umgebung um sich herum völlig vergaß. „Alles in Ordnung, Haruka-chan?“, fragte Saori. Haruka schreckte hoch und schaute in das Gesicht der jungen Frau, dann schweifte ihr Blick zu Shuu, der aufgestanden war.
    Die beiden Jugendlichen starrten sich einen Augenblick in die Augen. Dann wandte Haruka ihren Blick ab. „Ich glaube, ich gehe wieder…“, murmelte Haruka leise. Kasumi und Saori tauschten kurze Blicke. Ihnen wurde schnell klar, was zwischen Shuu und Haruka war. Der einzige, der nichts davon merkte, war Satoshi. Er kümmerte sich wenig über solche Angelegenheiten und ganz besonders nicht, wenn es nicht seine Eigenen waren.
    Der Grünhaarige packte Harukas Handgelenk. „Kann ich kurz mit dir reden?“, fragte Shuu beinahe tonlos und sah die beiden Mädchen und Satoshi eindringlich an.
    Saori und Kasumi zogen Satoshi sanft mit sich um sie ungestört reden zu lassen. Zwar waren sie in der Nähe, aber konnten kaum hören was sie sagten.
    Haruka schaute Shuu nur kühl an. Ihre schroffe Art erschrak Shuu, denn er hatte Haruka als eine aufgeschlossene und freundliche Person kennen gelernt. Doch nun war sie das komplette Gegenteil; sie strahlte eine gewisse Kälte aus, die Shuu unangenehm war.
    „Haruka…“ Er holte tief Luft. „Es tut mir Leid.“ Für einen Moment breitete sich ein Funke Freude auf Harukas Gesicht aus, doch dann fragte sie kühl: „Meinst du damit ist alles geklärt, hä? Ich kann darauf verzichten, Shuu!“
    Der Grünhaarige schwieg. Er wusste er würde Haruka nur noch mehr gegen sich aufbringen, wenn er etwas Falsches sagte – und im Moment war es sowieso das Beste den Mund zu halten.
    Auch das Mädchen sagte nichts. Sie schauten sich schweigend an bis Haruka den Kopf abwandte. „Willst du noch etwas?“
    Shuu sog die Luft ein um sich mental auf das vorzubereiten, was auf ihm zu kommen würde. „Haruka… Ich…“
    Doch im selben Augenblick wurde Shuu von Ken, der gerade lässig zu ihnen ging, unterbrochen. „Haruka, da bist du ja.“
    Haruka, die anscheinend sichtlich erleichtert war über diese Ablenkung, neigte den Kopf zu Ken. Shuu hingegen begegnete Ken mit Misstrauen.
    „Was ist?“, fragte Haruka leicht angespannt. Kens Blick schweifte kurz zu Shuu und sah ihn missbilligend an. „Die Kampfpaarungen stehen fest.“
    Haruka und Shuu wurden auf einem Mal nervös. Was wenn sie schon in der ersten Runde gegeneinander antreten mussten?
    „Danke, dass du mir…“ Sie sah kurz zu Shuu. „Ich meine, uns gesagt hast…“ Ken lächelte. „Kein Problem, Haruka-chan.“ Er wandte sich umzugehen. „Wir sehen uns.“ Dabei warf er Shuu einen gehässigen Blick zu.
    Shuu ballte die Faust. Er hatte die Wut auf diesen Mistkerl nur schwer unterdrücken können. Als Haruka sich ihm wieder zuwandte, und er eine kurze Berührung an seiner Hand spürte, schoss sein Blick zu Haruka. „Wir sehen uns später.“, sagte er hastig, da ihm der Mut verließ und verschwand schnell.
    Haruka sah ihm nach und spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Kasumi legte eine Hand auf die Schulter ihrer Freundin. Haruka zuckte kurz zusammen. „Und?“ Sie starrte in die Augen der Braunhaarigen. Dann schweifte ihr Blick auf den Nacken Harukas. „Was ist das?“ Sie deutete auf einen dunkelroten Fleck an ihrem Hals, der allerdings halb verdeckt wurde. Haruka lief knallrot an und verdeckte instinktiv den kuriosen Fleck. „Ein Knutschfleck, was?“, grinste Kasumi sie an. Haruka wurde noch röter, als sie ohnehin schon war. „Wie kommst du darauf?“, keifte sie gereizt.
    Kasumi jedoch zwinkerte ihr nur zu. „Du brauchst gar nicht so zu tun, als wäre zwischen dir und Shuu nichts vorgefallen.“ Haruka gab sich geschlagen. Sie hatte ja Recht! „Letzte Nacht… Letzte Nacht…“ Sie rang mit den Worten um die Geschehnisse so wiederzugeben, wie sie es empfand. Dann fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort: „Letzte Nacht habe ich bei Shuu geschlafen… neben ihm im Bett…“
    Kasumi, die mit allem gerechnet hatte, aber nicht mit dieser Tatsache, verschlug es glatt die Sprache. „Was wenn ihr… du weißt schon.“ Haruka schüttelte den Kopf. „Nein, haben wir nicht… Sagt er zumindest.“, erwiderte die Braunhaarige. Kasumis Blick ruhte immer noch auf Haruka. „Und? Glaubst du ihm es?“ Überrascht hob Haruka den Kopf. „Ich… Ich weiß nicht…“ Bekümmert ließ sie wieder den Kopf hängen. „Habt ihr euch deswegen gestritten?“, schlussfolgerte Kasumi erfolgreich. Schweigend nickte Haruka.
    „Das bekommt ihr schon wieder hin.“, lächelte Kasumi. „Ja.“, nuschelte Haruka nur zur Antwort. Dann war das Thema auch schon wieder beendet.

  • 6. Kapitel


    Offenbarung (Teil II)


    Aufgeregt wartete Haruka im Vorbereitungsraum der Koordinatoren. Im nächsten Kampf sollte sie kämpfen. Ihre Finger fühlten sich leicht klamm an. „I-Ich muss noch mal weg!“, sagte sie zu Saori, die neben ihr saß. Hastig stand die Braunhaarige auf und verließ den Raum.
    Der Flur war leer. Sie hörte nur, wie das Publikum toste im Stadion. Haruka kannte zwar die Situation eines so großen Festivals, doch ihre Gedanken waren aufgewühlt.
    Shuu, der ihr besorgt gefolgt war, schloss leise die Tür hinter sich. Haruka hatte ihn nicht bemerkt, da sie mit dem Rücken zu ihm stand. Leise trat der Grünhaarige an die heran. Er sog ihren Duft ein, bevor er sprach: „Du bist sehr aufgeregt?“
    Haruka erschreckte sich fast zu Tode und wirbelte herum. „Shuu! Erschreck’ mich nicht noch mal!“ In ihrer Stimme flog Ärger, Spott und Verwirrung mit. Shuu lächelte nur schwach. „Ich muss mit dir reden.“, sagte er ohne auf sie einzugehen.
    Haruka baute sich vor ihm auf und schaute ihn erwartungsvoll an. „Ach ja?“ Shuu erwiderte starr ihren Blick. „Hüte dich vor diesem Ken. Er hat einen Auftrag von Harley dich zu sabotieren.“
    Haruka nahm seine Aussage anders auf, als er erwartet hatte. Verärgert giftete sie ihn an: „Woher willst du das wissen?“
    Shuu seufzte. „Ich habe sie belauscht.“ Wütend schnappte Haruka nach Luft, doch mit einer Handbewegung Shuus, schwieg sie. „Ich habe keine Beweise, aber ich möchte dich warnen.“
    Haruka überwand es nicht, ihm zu glauben und flüchtete sich tief in ihren Innern um sich vor ihren Gefühlen zu verstecken. „Denk’ nicht daran, dass ich dir jetzt glaube!“
    Shuu lachte kurz auf und funkelte sie an. Ehe sie sich versah, drückte Shuu sie gegen die Wand. Ihre Hände presste er gegen die kalte Wand und hielt seinen Kopf gefährlich nahe an ihren. „Das verlange ich auch gar nicht von dir.“, flüsterte er. Haruka pöbelte ihn mit schwachen Beleidigungen an, doch sie verstummte jäh, als Shuu seine Lippen auf Ihre presste. Ein leichter Rotschimmer erschien um ihrer Nase und sie gab ihren Widerstand bedingungslos auf. Shuu schlang seine Arme um ihre Hüfte und zog sie eng an sich.
    Seine Lippen fühlten sich warm und sanft an. Die Zeit schien für sie beinahe still zu stehen. Nur die tosenden Zuschauer zeigten das Gegenteil.
    Haruka löste sich von ihm und sah in seine sanften grünen Augen. „Shuu… Ich…“ Doch Shuu legte ihr den Zeigefinger auf die Lippe und brachte sie zum Schweigen. Haruka entzog sich seiner Umarmung vollständig und verschränkte die Arme vor der Brust. Wieder waren ihre Gefühle aufgewühlt, wie am heutigen Morgen.
    Shuu beugte sich zu ihr und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange. „Ich wünsche dir viel Glück, Haruka-chan.“, sagte er leise, bevor er ging.


    Dann war es endlich soweit. Haruka zog in den Kampf. Ihr Gegner war ein Mädchen, das ungefähr zwei Jahre jünger war, als sie selbst. Sie hieß Nana und ihre Performance war alles andere als schlecht. Haruka hatte also eine harte Nuss vor sich. Doch sie spürte, dass derjenige, der ihr Kraft gab, zusah – Shuu. Sie war ihm nicht mehr sauer. Wie denn auch? Jedoch brachte eine Sache sie zum Nachdenken; war Ken wirklich in Harley Auftrag unterwegs? Versuchte er ihren Traum zu zerstören? Nein! In diesem Punkt glaubte sie Shuu nicht. Jetzt erregte jedoch der bevorstehende Kampf ihre Aufmerksamkeit.
    Die Zuschauer jubelten, als sie das Stadion betrat und auf ihrer Gegenseite erschien Harukas Gegnerin, Nana. Das Mädchen hatte lange, braune Haare und smaragdgrüne Augen, die aufmerksam ihre Umgebung in Augenschein nahmen. Sie hatte einen dünnen, weißen Rock, und oberhalb hatte sie ein trägerloses rotes Oberteil an. Alles in einem sah diese Person eher schwächlich, aber Haruka hatte gelernt, sich nicht vom Aussehen täuschen zu lassen.
    „Es ist Zeit für einen Wettbewerbskampf! Was sagt ihr?“, rief Lilian feierlich. Zur Antwort jaulten die Zuschauer auf. „In unserem ersten Kampf werden Haruka und Nana gegeneinander kämpfen! Dieser Kampf wird als Doppelkampf ausgetragen. Wenn beide Pokémon des Gegners K.O. sind, ist der Kampf gewonnen!“, stellte Lilian die Regeln vor. „Und nun! Wählt eure Pokémon.“
    Harukas Gegnerin zog zwei Pokébälle hervor. „Sniebel und Azumarill, auf in den Kampf!“, rief Nana. Im Lichtschein der sich öffnenden Pokémon erschienen ein Sniebel und ein Azumarill. Beide waren gut trainiert.
    Haruka sog die Luft in ihre Lungen. „Enekoro! Ampharos! Auf die Bühne mit euch!“
    Mit einem Klick-Ton öffneten sich beide rot-weißen Pokébälle und zum Vorschein erschienen Enekoro und Ampharos. Enekoro machte sich kampfbereit und um Ampharos zuckten leichte Blitze. „Ampha-ros!“ „Ene-Ene koro!“
    „Sniebel, Ruckzuckhieb!“, befahl das junge Mädchen. „Azumarill, Walzer!“ Sniebel und Azumarill eröffneten den Kampf mit zwei rasanten Attacken. Haruka blieb jedoch gelassen und war davon unbeeindruckt.
    „Ampharos, Donnerschlag! Enekoro, Finte!“, konterte sie.
    Ampharos Faust leuchtete gelb glühend auf und Blitze sammelten sich. Enekoro lief Azumarill entgegen und stoppte dessen Walzer Attacke so gut es ging.
    „Azumarill, weiter Walzer und Sniebel, benutz jetzt den Eishieb!“, schrie das langhaarige Mädchen.
    „Was für ein Kampf! Beide Kontrahenten schenken sich nichts!“, tönte Lilian, doch Haruka nahm dies nur nebensächlich wahr.
    Beide Attacken, der Eishieb und der Donnerschlag kollidierten, als sie aufeinander trafen und eine Explosion verursachten. Ampharos und Sniebel wurden zurückgeschleudert, allerdings war Ampharos schwerer und fand schneller in seine Position wieder.
    Enekoro dagegen hatte mehr Probleme. Sie wurde von Azumarills Walzer schwer zugesetzt. „Ampharos, hilf Enekoro!“
    Wieder griff Ampharos mit einem mächtigen Donnerschlag an und stoppte die Walzer Attacke effektiv. „Sniebel; Eissplitter!“, rief Nana.
    Sniebel formte zwischen seinen Klauen einen großen Splitter Eis und bombardierte mit diesen Ampharos und Enekoro.
    „Und nun! Wasser-Eis Kombination! Eissturm und Blubbstrahl!“ Sniebel holte tief Luft und spie einen eisigen Wind hervor. Azumarill spuckte währenddessen Wasserblasen hervor, die bei Berührung des Eissturms zu Eiskristallen gefroren und auf Harukas Team niederprasselten.
    Ampharos und Enekoro wirkten sehr mitgenommen und erschöpft.
    „Was für eine wirkungsvolle Kombination zwischen Wasser und Eis!“, kreischte Lilian in ihr Mikrofon.


    Shuu saß mit Saori, Kasumi und Satoshi zwischen den Zuschauern und fieberten eifrig mit Haruka mit.
    Shuus Hände waren vor Aufregung feucht geworden. Haruka war nicht mehr das Mädchen, welches er in Graphiport City kennen gelernt hatte bei ihrem ersten Wettbewerb. Damals war Haruka noch eine Anfängerin gewesen, doch jetzt war das Mädchen eine großartige Pokémon Trainerin geworden.
    „Glaubt ihr, sie schafft es noch?“, flüsterte Kasumi. Satoshi, der neben ihr saß, nickte nur und wandte sich wieder dem Kampfgeschehen zu.


    „Ampharos, Ladevorgang.“, befahl Haruka und biss sich auf die Lippen. „Gib Ampharos Deckung!“
    Enekoro sprang vor Ampharos, während dieses Energie sammelte.
    „Dumm.“, lachte Nana kurz. „Noch mal Eissturm und Blubbstrahl!“ Nanas Pokémon starteten zum zweiten Mal ihre gemeinsame, vernichtende Kombination.
    Haruka grinste nur. „Ampharos! Donner! Und Enekoro Zuschuss!“
    Nana war geschockt. „Donner?! Aber Ampharos ist total erledigt…“ Nana jedoch lag falsch; Ampharos sprühte nur vor neu gewonnener Energie.
    Enekoro sprang in die Luft und spie einen gewaltigen Flammenwurf, der auf Sniebel und Azumarill zu raste. „Am-Ampharooooos!“ Das Elektro Pokémon entlud seine ganze Kraft mit einer heftigen Donnerattacke, die sich mit Enekoros Flammenwurf zu einer heftigen Kombinationsattacke verband und Nanas Team mit einem Schlag außer Gefecht setzte.
    „Ein brillanter Sieg für Haruka und ihre Pokémon Ampharos und Enekoro! Herzlichen Glückwunsch Haruka, du ziehst in die zweite Runde!“
    Haruka und ihre Pokémon verneigten sich vor den Zuschauer, die sie für ihren Sieg glorreich bejubelten.


    In den nächsten Kämpfen traten weitere Koordinatoren an, die es in die Endrunden geschafft hatten. Darunter auch Harley und Saori.
    Beide kämpften hervorragend gegen ihre Gegner. Harley eröffnete den Kampf mit Octillery und Knuddeluff. Dank seinem listigen Kampfstil gewann er schnell die Oberhand in dem Kampf und brachte seinen Gegner in den Wahnsinn.
    Saori kämpfte mit Lapras und Tauboss, was ihr einen schnellen Sieg einbrachte. Sie war eine exzellente Trainerin und wusste, wie sie die Fähigkeiten ihrer Pokémon einsetzen musste.
    Und nun stand Shuus Kampf bevor. Sein Gegner war eine hübsche junge Frau mit blonden Haaren. Ihr Name war Aika und war eine sehr talentierte Pokémon Trainerin.
    Shuu fuhr sich ruhig durch die Haare, als er das Stadion betrat. „Du kannst gleich aufgeben!“, drohte Aika grinsend.
    Der Grünhaarige blieb ruhig und erwiderte darauf nichts.
    „Und in unserem letzten Kampf der ersten Runde tritt nun Shuu gegen Aika an!“, brüllte Lilian gegen die Zuschauer an. „Und jetzt geht’s los!“
    „Libelldra, Roselia! Los!“, rief Shuu und warf die Pokébälle in die Luft. Aika lächelte schwach. „Tornupto und Seedraking! Ihr seid an der Reihe!“
    Zum Vorschein kamen im grellen Licht die Pokémon der Trainer zum Vorschein. Shuus Libelldra und Roselia waren in sehr guter Verfassung. Er kümmerte sich stets sorgfältig um seine Pokémon.
    Um Tornupto flimmerte die Luft und brachte diese zum Glühen. Seedraking war genauso gut trainiert und sprühte nur vor Kampflust.
    „Beginnt!“, rief Lilian.
    „Roselia, Blättertanz auf Seedraking, Libelldra, Feuerodem auf Tornupto!“, befahl Shuu.
    Seine Pokémon gehorchten bedingungslos und griffen sofort an; Roselia drehte sich um sich selbst und feuerte zahlreiche kleine, rosafarbene Blüten auf Seedraking und Libelldra spie einen weißen, feurigen Atem auf Tornupto.
    „Tornupto, schütze Seedraking!“ Tornupto sprang vor Seedraking und sein flammender Hitzeschild verbrannte Roselias Blättertanz. Der Feuerodem verfehlte sein Ziel allerdings nicht und drängte Tornupto zurück. Die Attacke machte dem kräftigen Feuer Pokémon nichts aus.
    Shuu biss sich auf die Lippen. Er hatte ein hartes Stück Arbeit vor sich. „Roselia, spring auf Libelldras Rücken!“ Das Pokémon sprang auf den Rücken des Drachens. „Libelldra! Erdbeben!“
    Libelldra landete mit gewaltiger Kraft auf den Boden und löste ein heftiges Beben aus, welches Tornupto und Seedraking schwer zu setzte.
    „Seedraking, benutze Drachenpuls!“, rief Aika. Shuu schreckte kurz zurück. Das musste eine neue Attacke sein!
    Seedraking erschuf einen Energieball und schoss ihn gleich darauf auf Roselia und Libelldra. „Ausweichen, schnell!“
    Seinem Drachen Pokémon gelang das Manöver, doch die Attacke traf Roselia schwer. „Roselia!“, rief Shuu entsetzt. Er spürte, dass er die Kontrolle über diesen Kampf langsam verlor.
    Roselia rappelte sich schweratmig wieder auf. „Ros Roselia Ros!“
    Aika grinste überheblich. „Tornupto, Sonnentag!“, schrie das blonde Mädchen. Grelles Sonnenlicht schien ins Stadion herab.


    Haruka hatte sich zu ihren Freunden gesetzt. Nun starrte sie mit angehaltenem Atem hinunter ins Stadion. Noch nie hatte sie Shuu dermaßen in die Ecke gedrängt gesehen!
    „Das sieht schlecht aus für ihn. Wenn er nicht gleich etwas unternimmt, wird er verlieren.“, sagte Saori. Haruka starrte die junge Frau geschockt an über diese Erkenntnis. Er durfte nicht verlieren!! ‚Was ist mit unserem Versprechen, Shuu? Hast du es schon etwa vergessen?’, dachte Haruka, während sie ihre Fingernägel in ihre Haut bohrte vor Aufregung.


    Shuu spürte auf magische Weise Harukas ausdrücklichen Wunsch und sein Blick suchte kurz nach ihrem Gesicht. Er schloss kurz die Augen um neue Kraft zu schöpfen, dann öffnete Shuu diese wieder und war entschlossener als zuvor. ‚Ich darf nicht verlieren! Niemals!’, dachte er.
    „Seedraking, wieder Drachenpuls und Tornupto Flammenwurf!“, rief Aika. Tornupto spie einen Flammenwurf der um einiges stärker war, als gewöhnlich und Seedraking schleuderte einen weißen Energieball auf Shuus Team.
    Shuu lachte nur kurz. „Danke für das Sonnenlicht.“, sagte er. „Roselia! Solarstrahl, los!!“
    Dank des Sonnenlichts konnte Roselia einiges schneller Energie für den Solarstrahl sammeln und feuerte einen gewaltigen Strahl, der in sieben verschiedenen Farben schillerte, auf Tornuptos Flammenwurf und Seedrakings Drachenpuls und pulverisierte die Attacken. Anschließend traf der Strahl aus reinem Licht dessen Anwender und katapultierte sie auf den Boden.
    Tornupto war reichlich geschwächt und Seedraking erging es kaum besser. Das Blatt änderte sich zugunsten von Shuu. „Libelldra, Feuerodem auf Seedraking!“
    Libelldra tat wie geheißen und spie einen Feuerodem auf Seedraking. Das Resultat dieser Attacke war, dass das Pokémon gelähmt war und nicht mehr in der Lage war, sich zu bewegen. „Und jetzt Zauberblatt, Roselia!“
    Die Attacke, die von Roselia ausging, gab Seedraking den Rest – es ging K.O. „Zurück Seedraking, du hast gut gekämpft.“, lobte die Blondhaarige ihr Pokémon. „Tornupto, Feuersturm!!“
    Tornuptos Augen glühten rötlich auf, bevor es in seinem Maul ein gewaltiges Flammenkreuz beschwor und Roselia mit einem Schlag außer Gefecht setzte.
    Shuu biss sich auf die Lippen und hob die Hand mit Roselias Pokéball. „Gut gemacht, Roselia. Ruh dich aus.“ Der rote Lichtstrahl sog Roselia zurück in seinen Ball.
    „Dunkelklaue, Tornupto!“ Die Krallen des Feuer Pokémons glühten schwarz und nun sprang Tornupto auf Libelldra zu.
    „Schnell Drachenklaue!“, befahl Shuu von neuem. Die Krallen des Drachen Pokémons glühten auf und verpasste Tornupto einen heftigen Schlag, bevor dessen Attacke traf.
    Tornupto versuchte sich auf den Beinen zu halten, jedoch brach es entkräftet zusammen.
    „Und der Gewinner dieses Kampfes ist Shuu mit seinem Libelldra! Ein grandioser Sieg!“
    Shuu und Libelldra verbeugten sich vor dem Publikum.


    Shuu war gerade auf den Weg in den Vorbereitungsraum, als ihm Haruka entgegen lief.
    „Shuu!“, rief sie von weitem. Auf seinem Gesicht schlich sich ein leichtes Lächeln, als er ihre Stimme erkannte. Er drehte sich zu ihr um, allerdings verbarg er immer noch seine Anspannung von seinem letzten Kampf.
    „Wie geht es Roselia?“, fragte sie leise, während das Mädchen den Blick senkte. „Ihm geht es gut. Es muss sich nur ausruhen.“, antwortete er. Haruka hob den Kopf und sah ihn sein Gesicht. Obwohl Shuu versuchte seine Anspannung vor ihr zu verbergen, spürte sie es. „Und wie geht’s dir…?“ Shuu lächelte sie kurz an. „Mir geht es gut, keine Sorge.“ Haruka musterte ihn noch einen Augenblick. „Dein nächster Gegner wird Ken sein.“, erzählte ihm nebenbei. Shuus Blick verfinsterte sich, als der Name fiel. „Und? Glaubst du mir?“, sagte er mit tonloser Stimme. Haruka wich seinem Blick aus. „Gut, dass ist auch eine Antwort.“, antwortete er. Dann wandte er sich ab und ließ Haruka alleine stehen.
    Diese hätte sich für ihre Reaktion ohrfeigen können. Jedoch war die Pause zwischen der ersten und der beginnenden zweiten Runde zu Ende… Die nächsten Kämpfe standen bevor…

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    7. Kapitel


    Gefangen


    Haruka betrat selbstbewusst das Stadion und nahm ihre Position ein. Ihr Gegner war ein Junge gleichen Alters. Er hatte kurze, schwarze Haare und genauso schwarze Augen. Sein Name war Chiaki und hatte in der letzten Runde seine enorme Schlagfertigkeit bewiesen.
    „Der erste Kampf der zweiten Runde beginnt… JETZT!“, brüllte Lilian und die Zuschauer waren begeistert. „Die Regeln sind, wie in der ersten Runde; ihr setzt zwei Pokémon aus, wenn beide Pokémon K.O. sind, ist der Kampf beendet.“
    Haruka und Chiaki nickten und zückten bereits ihre Pokébälle. „Und nun! Wählt eure Pokémon!“
    „Zwirrklop! Stollos! Ihr seid dran – los!!“, rief Chiaki. „Zwirr-klop!“ „Stollos!!“, brüllte das große drachenartige Pokémon.
    „Psiana, Lohgock, on Stage!!“, erwiderte Haruka. Ihr Lohgock und Psiana erschienen aus ihren Pokébällen.
    „Und nun beginnt den Kampf!“, sagte Lilian mit lauter Stimme.
    „Stollos, Metallklaue auf Psiana! Zwirrklop, Nachtnebel!“, sagte Chiaki ruhig. Stollos spreizte seine Klauen und rannte auf Psiana zu. Zwirrklop schoss einen schwarzen Strahl auf Lohgock.
    „Lohgock, spring und benutze Feuerfeger! Und du Psiana, Psystrahl!“
    Das Feuer Pokémon sprang hoch empor und es glich, als würde Lohgock fliegen, dann flammte sein rechter Fuß auf und es raste auf Zwirrklop zu. Der Feuerfeger traf Zwirrklop mitten ins Gesicht.
    Psiana schoss einen siebenfarbigen Strahl aus dem Juwel, welches sich auf der Stirn des Pokémons befand. Allerdings wirkte diese Attacke auf Stollos nicht besonders und Psiana wurde von der Metallklaue voll getroffen.
    „Gut gemacht, Stollos, weiter angreifen mit Metallklaue!“ Stollos’ Klauen glühten weiterhin auf und versuchten Psiana zu treffen, doch das Pokémon war flink genug um jeden Angriff auszuweichen. „Psiana, Spukball! Lohgock, Megakick!“
    Psiana sammelte einen schwarzen Schattenball vor sich im Maul und schoss diesen wenige Sekunden später auf Zwirrklop ab. Das Geist Pokémon schlitterte beim Aufprall wenige Meter zurück. Dann sprang Lohgock auf Stollos zu und verpasste ihm einen heftigen tritt in die Magengegend. Die dicke Stahlhaut des Pokémon federte allerdings den Megakick ab. „Zwirrklop, Finsterfaust und Stollos Bodycheck!“, konterte Chiaki.
    Zwirrklop hielt seine rechte Faust in die Luft und eine Geisterhand erschien, die Lohgock zurück warf. Währenddessen sprang Psiana über Stollos hinweg, als das große Pokémon versuchte es mit Bodycheck zu rammen.
    „Lohgock, Feuerwirbel!“, befahl Haruka. Lohgock spie einen flammenden Wirbel, der auf Zwirrklop und Stollos zu raste. „Und jetzt Psychokinese!“
    Psianas Psychokinese fing den Feuerwirbel ab, jedoch brauste dieser mit doppelter Stärke auf die gegnerischen Pokémon zu und verfehlte das Ziel auch nicht.
    „Nein! Stollos! Zwirrklop!“ Zwirrklop stand nicht mehr auf, jedoch erhob sich Stollos wieder, obwohl es sehr geschwächt war.
    „Beende es mit Feuerfeger, Lohgock!“ Lohgock sprang auf das Stahl Pokémon mit seinem flammenden Fuß zu.
    „Benutz schnell Schutzschild!“ Stollos erschuf einen grünen Schutzschild, der Lohgock zurück warf. „Und jetzt Donner!“
    Stollos glühte gelb und schoss einen heftigen Donner auf Harukas Team Kameraden. Beide schwankten leicht, als die Energie nachließ.
    ‚Lange durchhalten werden sie nicht mehr…’, dachte Haruka. „Feuerwirbel, Lohgock!“
    Lohgocks Feuerwirbel schloss Stollos in die Flammen ein. „Psiana, Psychokinese!“
    Ein weiteres Mal verdoppelte sich die Stärke des Feuerwirbels und Stollos ging zu Boden.
    Chiaki gab sich geschlagen und so gewann Haruka ihren zweiten Kampf beinahe mühelos.
    „Und der Sieg geht an Haruka und ihr Team!“, applaudierte Lilian mit dem Mikrofon in der Hand.
    Haruka und ihre Pokémon verbeugten sich, dann verließen sie die Arena in Richtung zum Vorbereitungsraum.


    Im nächsten Kampf trat Harley gegen seine Gegnerin an. Er setzte Noktuska und Banette gegen Guardevoir und Heiteira ein. Harley gewann den Kampf mit Leichtigkeit und zog ebenfalls ins Halbfinale.
    Ebenso wie Saori; sie gewann ihren Kampf binnen von zwei Minuten, indem sie Lahmus und Tauboss in den Kampf schickte. Sie griff mit kraftvollen Kombinationsattacken an, die ihre Gegner ausschalteten.
    Der letzte Kampf des Tages war Shuu gegen Ken. Mit kühler Miene trat der Grünhaarige dem Schwindler gegenüber.
    Kurz davor hatten die beiden Jungen ein Wortgefecht ausgetragen, welches Haruka natürlich mitbekam und nun wieder mal sauer auf Shuu war. Allerdings wusste sie nicht, dass sie Shuu zu Unrecht beschuldigte.
    „Der letzte Kampf des heutiges Tages werden Shuu und Ken austragen!“, rief Lilian. „Los geht’s!“
    „Sichlor! Hundemon! Ihr seid dran!“, rief Ken gelassen und warf die Pokébälle seiner Pokémon auf den Boden, die schließlich in einem hellen Lichtschein erschienen.
    „Nachtara und Smettbo, los!“
    „Lasst den Kampf beginnen!!“, schrie Lilian aufgeregt.
    „Hundemon, Flammenwurf und Sichlor, Verfolgung!“, eröffnete Ken den Kampf. Hundemon mobilisierte in seinem Maul einen gewaltigen Flammenwurf und Sichlor raste mit hoher Geschwindigkeit auf Smettbo zu.
    „Greif Sichlor mit Ruckzuckhieb an, Nachtara und Smettbo, Konfusion!“, erwiderte Shuu. Hundemons Flammenwurf stoppte mitten in der Luft und kehrte zu dessen Anwender zurück. Nachtara lief geschwind auf Sichlor zu und stoppte dessen Attacke.
    Shuu grinste. „Wohl doch nicht dein Glückstag, was?“, sagte er. Ken lachte nur. „Warte es ab.“, antwortete dieser. „Hundemon, Feuersturm!“
    Das Hunde Pokémon öffnete sein Maul und formte ein gewaltiges Kreuz aus Flammen.
    Der Feuersturm raste mit hoher Schnelligkeit auf Shuu Team zu.
    „Smettbo, Schutzschild, schnell!“ Das Pokémon baute um sich und Nachtara einen grünlichen Schutzschild auf, der den Feuersturm verpuffen ließ.
    Ken grinste nur diabolisch. „Sichlor, Durchbruch!“
    Das Käfer Pokémon schnellte auf den Schutzschild zu und zersäbelte diesen mit seinen Sicheln mit Leichtigkeit. Dessen Insassen wurden schwer getroffen.
    „Verdammt!“, fluchte Shuu und sah zu den Splittern des Schutzschildes hinauf. Dabei schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Smettbo, benutze Windstoß!“
    Die Scherben des Schutzschildes wurden durch die Luft gewirbelt und prasselten auf das gegnerische Team nieder.
    „Nachtara, Eisenschweif auf Sichlor, los!“ Nachtara lief auf das angeschlagene Sichlor zu, dann sprang das Unlicht Pokémon im letzten Moment in die Luft und raste mit dem weiß glühenden Schweif auf das Käfer Pokémon zu. Sichlor wurde von der Wucht gegen die Wand geschleudert, allerdings stand es gleich darauf wieder auf.
    „Du musst schon andere Attacken benutzen, wenn du mich besiegen willst.“, spottete Ken. Der Grünhaarige ließ sich dadurch nicht sonderlich beeindrucken. „Smettbo, Psystrahl!“
    Smettbo schoss einen Strahl, der in hellen Farben leuchtete auf Sichlor ab. Dieses blockte die Attacke mit den Sicheln ab, wurde allerdings stark zurück gedrängt.
    „Und jetzt Spukball, Nachtara!“ Das Pokémon formte einen dunklen schwarzen Ball im Maul und schleuderte diesen mit gewaltiger Wucht auf Sichlor, das es hart auf den Boden aufschlug.
    Ken war außer sich vor Wut. „Sichlor, steh auf!“ Das Pokémon gehorchte. Nur schwer fand es seine alte Position wieder. „Hundemon, Feuersturm und Sichlor, Hyperstrahl – LOS!“
    Shuu war zunächst Bewegungsunfähig, als sich die Pokémon bereit machten für eine Attacke. „Smettbo, Psystrahl und Nachtara, ebenfalls Hyperstrahl!“
    Shuus und Kens Pokémon mobilisierten dermaßen Energie, das man wahrhaftig die Spannung der Pokémon wahrnehmen konnte. Sie gaben wirklich alles für ihre Trainer.
    Dann schossen sie gleichzeitig ihre Attacken ab; die Angriffe kollidierten bei Berührung und verursachten eine wahnsinnige Explosion, die das ganze Stadion in dichten Rauch bedeckte.
    Shuu spürte, wie ihn die leichte Panik befiel. Er konnte weder sehen, noch etwas hören.
    Nur langsam lichtete sich der dichte, schwarze Rauch und Shuu wurde mit jeder Sekunde nervöser. Seine Augen brannten, da der Rauch ihm in die Augen gestiegen war. Nur noch plötzliche Erschöpfung verspürte er.
    Die tosenden Zuschauer rissen ihm aus dem Dämmerschlaf heraus. Die klatschten Beifall, jubelten und jaulten vor Freude. Hatte er nun verloren? Nein, wieso würden dann das Publikum ihm zu jubeln?
    „Und der Gewinner des Kampfes ist… SHUU!!“, brüllte Lilian ins Mikrofon, das einem die wehtaten.
    Shuu hob träge den Kopf. Nachtara und Smettbo waren in einem jämmerlichen Zustand, sie standen kurz davor zusammen zu brechen. Und im welchem Zustand war er nun? Er fühlte sich auch nicht besser…
    Es war keine gute Leistung gewesen; Shuu hatte seine Pokémon zur völligen Verausgabung gebracht.
    Nur knapp verbeugte er sich vor dem Publikum, bevor er aus der Arena taumelte…


    Der Grünhaarige wurde von Saori, Kasumi und Satoshi bereits erwartet, nur Haruka hielt sich einwenig im Hintergrund und beobachtete Shuu besorgt aus wenigen Metern Abstand.
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu, wandte dann allerdings nach wenigen Sekunden wieder ab. Was hatte es gebracht? Er hatte immer noch nicht bewiesen, dass Ken ein falsches Spiel trieb. Noch mehr verletzte ihn, dass Haruka einem Fremden glaubte, den sie gerade mal ein paar Tage kannte und nicht ihm!
    „Ich muss mich ausruhen…“, sagte er mit heiserer Stimme und schob sich an den Freunden vorbei.
    Der Blick der Braunhaarige schweifte Shuu hinterher und Kasumi sah ihr an, dass etwas nicht stimmte. Sie stieß Haruka mit dem Ellenbogen an, was das Mädchen unwillkürlich zusammenzucken ließ. „Geh ihm nach.“, flüsterte Kasumi ihm zu. Haruka guckte ihre Freundin nur trübsinnig an. „Aber…“ Kasumi schüttelte den Kopf. „Kein aber.“
    Haruka schluckte, drehte sich dann schließlich weg und folgte ihm.


    „Shuu!“
    Der Angesprochene blieb stehen und wandte sich zu Haruka um. „Was ist?“, fragte er, ohne jegliche Gefühlsregung. Haruka verstummte kurz. „Nun?“ Er starrte sie mit seinen grünen Augen an. „Shuu… Ich…“ Sie neigte den Kopf zu Boden, dann hob Haruka wieder den Kopf. „Ich wollte fragen, wie es dir geht.“
    Shuus Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln. „Mir geht’s gut.“, antwortete er knapp, dann wandte er sich von ihr ab. „Wir sehen uns später.“
    Haruka blieb wie versteinert stehen. In ihr regte sich kein Muskel, sie sog nur die Luft ein um sie dann stoßweise wieder auszuatmen.
    Nun ging auch sie in die Eingangshalle und gab ihre Pokémon ab, abgesehen von Psiana, erkundigte sich etwas bei ihren Eltern nach ihrem Wohlstand, dann verließ auch sie das Pokémon Center.
    Die Luft war drückend schwül geworden. Die Sonne schien zwar, allerdings wurde diese von grauen Wolken verdeckt. Die Schatten der Bäume spendeten allerdings einwenig Kühlung, so ging Haruka am Waldrand spazieren. Das Mädchen war in Gedanken versunken und dachte über die Ereignisse der letzten Tage gründlich nach. Besonders über Shuu. Sagte er die Wahrheit? Und was, wenn ja? Würde er ihr jemals verzeihen können?
    Sie mochte nicht daran denken, was passieren würde, wenn Shuu ihr nicht verzeihen konnte… Ob er wieder so werden würde, wie früher, als sie sich zum ersten Mal trafen? Haruka dachte an diesen Tag zurück… Es war zur Beginn ihrer Reise gewesen…


    ~*~ FLASH BACK BEGIN ~*~


    Es war ein warmer Sommertag in Graphitport City gewesen. Satoshi, Takeshi, Masato und Haruka waren am Strand. Haruka wollte ihre erste Performance für ihren Wettbewerb zu trainieren. Ihre ersten Versuche gingen so ziemlich daneben. Doch Mal zu Mal wurde sie besser.
    „Papinella! Benutz Windstoß!“ Dann warf sie drei Frisbee Scheiben in die Luft. Ihr Papinella ließ einen schneidenden Wirbelwind entstehen und katapultierte diese zu Haruka zurück.
    Das Mädchen fing allerdings nur zwei Scheiben und die Dritte, die letzte Frisbee Scheibe schoss auf einen Jungen zu. Dieser schnappte die Frisbee Scheibe aus der Luft auf. „Du machst doch nicht beim Pokémon Wettbewerb mit?“, fragte er arrogant, während er die Scheibe auf den Fingerspitzen balancierte und sie schließlich vor Harukas Füßen warf.
    Verwirrt, aber gleichzeitig gereizt, schaute sie den Grünhaarigen an, der inzwischen ihr gegenüber getreten war.
    „Du hast keine Kondition zu einem Koordinator!“ Haruka platzte natürlich sofort vor Ärger. „Hey! Wer bist der, der so was zu mir sagen kann?!“
    Der Junge hob eine Hand und hielt diese Haruka ins Gesicht. „Wenn du es wissen willst. Ich bin Shuu, ein Pokémon Koordinator!“
    Haruka brodelte vor Zorn. „Genau, wie du!“, versuchte Takeshi zu beruhigen. Doch Shuu widersprach: „Das ist doch kein Vergleich!“ Er wandte sich mit dem Oberkörper zu Haruka und Papinella um. „Schau, du und dein Pokémon haben keinen Stil!“
    Wieder ging die Braunhaarige hoch, wie eine Bombe. „Hey! Du kannst mich beleidigen, aber NICHT mein Pokémon!“ Wieder hielt Shuu ihr die Handfläche ins Gesicht. „Wow, komm runter, kleines Mädchen!“
    „Haruka, hör nicht auf ihn!“, Masato versuchte seine große Schwester zu beruhigen. Satoshi trat einen Schritt auf Shuu zu. „Zeig uns doch dein ‚ach so gutes’ Pokémon!“ Es war eine Aufforderung, als auch eine Drohung, jedoch ließ sich Shuu davon nicht beeindrucken. „Wieso sollte ich? Das hier ist ein Privatstrand für Leute, wie mich!“, kam es sofort von Shuu zurück, dabei deutete er auf ein Gebäude hinter sich.
    Haruka blies die Wangen wütend auf und starrte, wie ein aggressives Tier auf ihr Opfer, das Shuu darstellte. „Wir sollten gehen.“, meinte Satoshi ernst. Die Freunde wandten sich zum Gehen. Haruka drehte sich noch einmal um. „Ich nehme an, du machst ebenfalls beim Wettbewerb mit?“ Shuu lachte kurz. „Brilliante Feststellung, Kleine.“
    Dabei starrten sie sich eine Weile an, bis Haruka nun ihren Freunden hinterher ging.


    ~*~ FLASH BACK END ~*~


    Haruka musste zugeben, dass ihr erstes aufeinander treffen ihre Rivalität, Freundschaft oder Beziehung, wie auch immer es man nennen mag, sehr geprägt hatte. Über die verschiedenen Zusammenkünfte auf Wettbewerben wurde aus der kühlen Abneigung einander, eine rivalisierende Freundschaft.
    Plötzlich hörte das Mädchen Stimmen und der Kopf schoss hinauf. Sie fand sich auf einer Lichtung im Wald wieder. Ihre Augen erspähten Umrisse eines Mensches, die ihr bekannt vor kamen. Schnell huschte sie lautlos über den leicht feuchten Waldboden. Die Stimmen drangen nun lauter ins Ohr.
    „E-Es tut mir Leid! Wirklich. Er war einfach zu stark!“, wisperte die eine Stimme.
    Haruka zuckte zusammen. Kens Stimme! Vorsichtig lugte sie aus ihrem Versteck heraus. Tatsächlich! Es war Ken und neben Ken war… Ihr Atem stockte. Sie glaubte, ihr Herz würde aussetzen! HARLEY!!
    „Du hattest den Auftrag Haruka und ihren kleinen Freund Shuu aus dem Weg zu räumen. Und was hast du geschafft?! Gar nichts! Du bist unnütz!“, keifte der Lilahaarige.
    Haruka schüttelte den Kopf. „Nein! Das kann nicht wahr sein!“, murmelte sie. „Shuu hatte Recht!“ Dabei ging sie einen Schritt zurück und trat auf einen Zweig, der sofort knackend zerbrach.
    Die Köpfe der beiden jungen Männer schossen zu Haruka herum. Harleys Gesicht verzog sich zu einem bösen Grinsen. „Sieh an, sieh an! Hat man dir nicht beigebracht anderen Leuten nicht zu belauschen?“
    Haruka schnappte nach Luft. Sie musste hier weg! Und das tat sie auch, so schnell es ihre Beine erlaubten.
    „Schnapp sie dir.“, befahl Harley kalt. Ken nickte und verfolgte Haruka.
    Sie rannte, sie rannte um ihr Leben. Ihr Herz pochte ihr bis zum Hals. Die Umgebung schien zu verschmelzen um sie herum. Haruka nahm nichts mehr wahr, nur noch ihr rasendes Herz und ihr Gedanke wegzulaufen.
    Doch plötzlich tauchte vor ihr Ken auf, der lachend sich vor ihr aufbaute und sie niederschlug.
    Haruka glitt ohne einen Laut zu Boden und verlor das Bewusstsein.
    „Das ging einfacher, als ich gedacht hatte.“, lachte Ken und legte Harukas schlaffen Körper über seine Schultern.


    Haruka hatte höllische Kopfschmerzen, als sie wieder zu Bewusstsein kam. Ihr Kopf dröhnte schrecklich und ihre Augen waren getrübt. Die Umgebung, wo sie sich befand war dunkel. Nur einzelne Sonnenstrahlen drangen durch die hölzerne Wand.
    „W-Wo bin ich?“, kam es von ihr. Ihre Stimme klang erschreckend schwach. Sie erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder! Und sie fühlte sich so seltsam müde an…
    Ein Lachen drang an ihre Ohren. Ein scheußlich böses Lachen. „Du bist endlich aufgewacht.“, meinte Ken, der auf sie zuging. „Wurde ja auch mal Zeit.“
    Haruka hob schläfrig den Kopf. „Ken!“ Nun erinnerte sie sich wieder. Ken arbeitete insgeheim für Harley und sie war prompt auf ihn herein gefallen! „Du verlogene Schlange!“, zischte sie. Dieser zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Ich habe nur das getan, was mir aufgetragen wurde: Dein Vertrauen zu gewinnen und wie leichtgläubig du bist, bist du auf unsere Falle hereingefallen.“ Wieder erklang ein scheußliches Lachen, das Haruka die Kälte über den Rücken lief. Nun beugte sich Ken zu ihr hinab und zog ihr Kinn nach oben, bis es nah an seinem war. Haruka zitterte am ganzen Leib. Ihre Hände krampften sich unter die Wolldecke unter sich.
    Die Lippen Kens berührten fast Harukas, jedoch stieß diese im letzten Moment den jungen Mann von sich fort. „Fass mich nicht an!“, keifte sie, wie eine wütende Katze.
    Ken warf seinen Kopf in den Nacken und kicherte bösartig. „Gut, wenn das so ist, dann musst du halt hier verrotten.“ Wieder brach Ken in schallendes Gelächter aus bis es allmählich verklang, als er die Hütte verließ. Ein leises ‚Klicken’ verriet, dass die Tür abgeschlossen wurde.
    Sie war alleine in einer gottverdammten Hütte, die weit entfernt von menschlicher Zivilation war.
    Haruka verweilte zunächst einen Moment auf ihrem unbequemen Lager. Dann erst wagte sie sich in der Hütte einwenig umzusehen.
    Die Hütte war alt und sehr verstaubt. Die Möbel wirkten sehr spröde und zerbrechlich. Nur eine Lampe erleuchtete die dunkle Hütte spärlich.
    Die Fenster der Waldhütte waren mit Holzplatten verbarikaddiert, sodass kein Sonnenlicht herein dringen konnte.
    Nun überkam Haruka ein Gefühl der Ausweglosigkeit. Sie ließ sich wieder auf die harte Matratze unter sich fallen. ‚Wie komm ich nur hier raus?’, sie war verzweifelt. Ein leichter Hoffnungsschimmer durchkam sie. „Meine Pokémon!“, sie fasste sich an den Gürtel, doch es waren keine Pokébälle daran befestigt. ‚Verdammt. Ich hab sie im Pokémon Center gelassen! Aber moment mal…’ Haruka schaute sich um. „Psiana?! Wo bist du?“
    Sie hatte Psiana mitgenommen, davon war sie überzeugt. Doch wo war sie nun? Hatten Harley und Ken ihrem Pokémon etwas angetan?
    Plötzlich vernahm sie ein leises Rascheln aus einer Ecke ihrer Bleibe und gleich darauf sprang Psiana hervor. „Psiana! Gott sei Dank, du bist entkommen!“ Sie fuhr Psiana über den Kopf. „Wie hast du hier reingefunden?“
    „Psi Psiana!“ Das flinke Pokémon deutete auf einen schmalen Spalt an der Wand, der halb von Regentonne verdeckt wurde. Haruka hatte gehofft, dass sie auch flüchten konnte, jedoch war der Spalt so schmal, dass nur ein Pokémon, wie Psiana hindurch schlüpfen konnte.
    „Verdammt.“, kam es flüsternd von ihr, als sie sich wieder auf die harte Matratze setzte. Sie neigte den Kopf zu Psiana, die sie fragend ansah. „Du musst Hilfe holen, Psiana.“
    Psiana schaute ihr eine Weile tief in die Augen, dann schlüpfte sie durch den schmalen Spalt ins Freie und lief davon.
    Haruka wusste, dass Psiana sie verstanden hatte. Sie lehnte sich an die kalte Wand. Nach wenigen Sekunden war sie eingeschlafen…

  • 7. Kapitel


    Gefangen (Teil II)


    Shuu wusste nichts von Harukas Verschwinden. Er hatte es noch nicht mal gemerkt, dass sie weg gegangen war. Doch seine Gedanken drehten sich um das braunhaarige Mädchen. Er konnte einfach nicht glauben, dass Haruka ihm nicht glaubte. Shuu schüttelte seinen Kopf, als ob er etwas loswerden wollte. Warum drehten sich seine Gedanken nur um sie? Schon die ganze Zeit!
    Das Sonnenlicht schien in sein Gesicht, als er dieses zum Fenster neigte und hinaus blickte.
    Es klopfte an der Tür und darauf erschien Saori in der Tür. „Störe ich dich?“, wollte sie wissen. Jedoch verneinte er diese Frage mit einem Kopf schütteln. „Nein, du störst nicht.“ Saori schloss leise die Tür. „Geht es dir inzwischen besser?“ Shuu nickte, blieb aber stumm. „Weißt du wo Haruka ist?“ Nun wandte der Grünhaarige Saori sein Gesicht zu. „Nein, warum?“ Sein Gesicht war nun nicht mehr ernst. „Wir haben sie seit einigen Stunden nicht mehr gesehen.“ Shuus Miene veränderte sich zu einem überraschten Gesichtsausdruck. „Ich habe sie nicht gesehen…“ Er neigte den Kopf zur Seite, als ob er überlegen würde. „Moment mal… Ich hab sie nach meinem Kampf gesehen. Allerdings vor drei Stunden.“
    „Vor drei Stunden?“, rief sie erschrocken aus. „Sie kann doch nicht einfach verschwunden sein!“ Nun wurde Shuu langsam nervös. Hatter er etwas mit ihrem Verschwinden zutun? „Vielleicht sollten wir erstmal abwarten…“, schlug er vor, unterdrückte aber gleichzeitig seine aufkommende Nervosität. Saori zuckte mit den Schultern. „Kann sein, dass sie nur alleine sein will… Na ja, bis später.“ Mit diesen Worten verschwand die junge Frau wieder aus Shuus Zimmer.
    Shuu schaute Saori nach. Haruka war verschwunden? Er machte sich Sorgen. War es wegen ihm? Der Junge drehte sich wieder zum Fenster. „Nein. Ist es nicht.“, redete er sich ein, jedoch missfiel dieser Versuch. Die Sorge um sie war stärker.


    Haruka erwachte aus ihrem Schlaf wieder. Sie schreckte hoch und realisierte erst nicht, wo sie war. Sie setzte sich auf und fasste sich an den Kopf. Ihr Kopf brannte höllisch und ihr war schwindelig. Dazu war noch ihre Kehle trocken. Sie sah sich um. Neben ihrem Lager fand sie zwei mit Wasser gefüllten Flaschen vor.
    Jedoch verschmähte sie das verlockende Wasser. Kummer breitete sich in ihrem Herzen aus, als sie nachdachte.
    „Shuu hatte die ganze Zeit Recht gehabt und was habe ich getan? Ihm nicht geglaubt!“, sprach sie leise. „Was wenn er mir nicht verzeiht?“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ich wünschte, ich wäre bei ihm und nicht hier…“ Nun ließ sie ihren Tränen freien Lauf. Tränen der Verzweiflung und der Traurigkeit.
    Erst als sie keine Tränen mehr hatte, verstummte sie. Ihre Tränen waren bereits getrocknet. Warum war sie jetzt nicht bei ihm? Warum? Sie wollte ihm die Wahrheit sagen. Die ganze Wahrheit über ihre Gefühle, die sie für Shuu empfand.
    ‚Warum habe ich die Gefühle für ihn nicht akzeptiert?’, durchging sie ihre Gedanken. ‚Aus Angst? Aus Stolz?’
    Das Einzige, was ihr übrig blieb, die Hoffnung nicht zu verlieren. „Das ist was Harley bewirken will. Das ich freiwillig aufgebe. Aber niemals! Ich gebe nicht auf.“, rief sie und wunderte sich selbst über die Ernstheit in ihrer Stimme.
    Haruka stand auf und suchte nach einer Möglichkeit aus dieser Hütte zu entfliehen. Als plötzlich ein klickendes Geräusch erklang von der Tür, huschte sie wieder lautlos zur Matratze und tat so, als würde sie schlafen.
    Sie öffnete kurz ein Auge und erkannte die Umrisse von Harley und Ken. „Hat sie etwas getrunken?“, wollte Harley wissen. Ken, der sich zu den Wasserflaschen herunter gebeugt hatte, schütteltde den Kopf. „Sorge dafür, dass sie davon trinkt, verstanden?“
    Wieder nickte Ken. „In Ordnung.“ Dann hörte sie Schritte, wie sich jemand entfernte.
    Vorsichtig öffnete sie die Augen. Es war niemand mehr in der Hütte, so setzte sie sich auf. Ihre Kehle war nun trocken, wie Staub und sie griff nach einer Wasserflasche neben sich. Das kühle Wasser floss, wie flüssiges Eis ihre Kehle hinunter und benetzte diese wohltuend. Als sie beinahe die Hälfte der Füllung gelehrt hatte, stellte sie die Flasche wieder ab.
    Nun überkam sie wieder die plötzliche Einsamkeit, die sie wieder verspürte. Trübselig zog sie die Beine an den Körper heran und schlang die Arme um die Knie. Sie starrte mit leeren Augen in die Dunkelheit. Haruka schätzte, dass die Dämmerung bereits anbrach.


    Shuu hatte von Harukas Freunden erfahren, dass sie immer noch nicht aufgetaucht war. Seine Sorge um sie steigerte bis zum Abend hin. Er wurde nervös und war ruhelos. Immer wieder erwischte er sich selbst, wie er vor Harukas Zimmer tür stand und horchte, ob sie wieder da war.
    Shuu ließ sich auf der Terrasse des Pokémon Centers nieder und neigte den Kopf zum Himmel. Shuus Nachtara stubste ihn an die Hand und kuschelte sich an dessen Handfläche. Der Grünhaarige streichelte das Pokémon verträumt über den Kopf. „Ich mach mir Sorgen um Haruka…“, gestand Shuu seinem Pokémon.
    Nachtara sah ihn aus klugen Augen an und gab dann einem miauartiges Geräusch von sich. „Nach-Nachtara tara!“ Shuu lächelte. Er war froh über die Gesellschaft seines Pokémons. Nun lehnte er sich an die Wand zurück. Nachtara legte sich auf seinem Schoss nieder. Shuu schloss die Augen und fuhr mit den Zeige- und Mittelfinger über Nachtaras Nacken. Das Pokémon schloss zufrieden die Augen und gab schnurrende Laute von sich. „Ich habe es nicht wahrhaben wollen, aber Haruka ist mehr eine Rivalin oder eine einfache Freundin.“ Nachtara spitzte aufmerksam die Ohren. „Weißt du…“ Shuu öffnete die Augen und richtete seinen Kopf gen Himmel. „…ich habe mich in sie verliebt…“
    Nachtara machte die Augen wieder auf und gab einen wohltuendes Mauzen von sich, dabei schmiegte es sich noch mehr an Shuus Hand. Dieser lächelte sanft.
    Plötzlich sprang ein Psiana auf die Terrasse, welches sehr verdreckt war. Nachtaras sprang sofort auf die Füße, ebenso sein Trainer. Nun beschnupperten sich beide Pokémon neugierig und blieben einander gekuschelt sitzen.
    Shuu erkannte sofort das Pokémon, es war Harukas Psiana! Ein jäher Hoffnungsschimmer durchzog ihn, der gleich darauf verblasste. Wo war Haruka? War ihr etwas passiert? Hatte sie einen Unfall?
    „Psi Psi-ana ana!“ Das Pokémon wirkte verstört und sehr ängstlich, was Shuu sehr beunruhigte. Als er sich Psiana nähern wollte, wich das Pokémon vor Angst zurück.
    Nach mehreren Versuchen gab Shuu dieses Treiben allerdings auf. „Es kann keinen Zweck. Sie lässt mich nicht an sich heran.“, beschloss er leise murmelnd. „Na kommt, ihr Beiden!“
    Nachtara und Psiana hoben ihre Köpfe und Nachtara folgte seinem Trainer gehorsam. Mit Nachtaras Aufmunterungshilfe trabte Psiana dem Grünhaarigen und seinem Pokémon hinterher, allerdings mit größter Vorsicht und gebliebener Scheu.


    Haruka befand sich in einer Art Dämmerzustand. Sie konnte nicht mehr unterscheiden, ob sie schlief oder wach war. Ihr Kopf fühlte sich seltsam leer und träge an. Dauernd war sie müde, schlief eine Weile, erwachte dann schließlich und fühlte sich immer noch träge, wie vorher.
    Als sie das leise Klicken des Schlosses hörte, neigte sie den Kopf zur Tür. Ken erschien im dunklen Raum mit einer sehr alten Öllampe und einem Korb.
    „Na? Fühlst du dich schon, wie zu Hause?“, wollte er wissen, allerdings mit einem sakastischen Unterton in der Stimme. „Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht und eine Lampe.“ Er deutete auf die verstaubte Lampe und dem Korb mit frischem Obst und Sandwiches.
    Haruka rührte sich nicht von der Stelle und als Ken diese Desinteresse bemerkte, wandte er sich zu ihr. „Was ist lo-“ Weiter konnte der junge Mann nicht sprechen, denn Haruka sprang flink auf die Beine, hob eine Metallstange über den Kopf und ließ sie auf Ken hinuntersausen. Dieser machte einen Satz rechtzeitig zur Seite. Mit einem hässlichen Klirren fiel die Stange auf den kalten Boden.
    So plötzlich erschrocken, wie er auch war, Ken fing sich genauso schnell wieder, und somit seine Bösartigkeit. Mit breiten Schritten trat er auf Haruka zu, schubste sie auf die Matratze zurück und beugte sich über sie. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck. „Für meinen Geschmack hast du zuviel Power noch…“ Er grinste ekelhaft und ließ seine Hand über ihren Oberschenkel gleiten. „Doch das lässt sich ganz schnell ändern… nicht wahr?“
    Haruka zappelte, kratzte und biss um sich, wie eine wütende Katze, die ihr Hab und Gut verteidigen wollte. Doch Kens kalter Griff hielt sie gefangen, hielt sie in einem eisigen Griff gefangen und Haruka schrie, schrie so laut, wie sie nur konnte. Ihr liefen leise die Tränen über die Wangen, als ihre Stimme kläglich versagte…

  • Du weißt gar nicht wie anstrengend es ist das alles zulesen!
    Aber ich muss sagen ich fand es super!
    Es erinnert mich, vom aufbau her, an die Geschichte einer Freundin.
    Ich finde die Story wirklich klasse!
    Ich habe keine Kritik!
    Du beschriebst alles perfekt!
    Ich hoffe das Maike da noch heraus kommt!
    Ich würde es mir sehr wünschen!
    Hoffe das man bald lesen kann, wie es mit dem WB weiter geht!
    Hoffe es geht bald weiter!
    Freue mich schon aufs nächste Kap! :thumbsup:

  • Roselia
    Vielen Dank für deinen lieben Kommi. <3 Freue mich wirklich sehr. Mein erster Kommi hier. ^^ Und ich enttäusch dich nicht. Hier kommt Kapitel 8!


    8. Kapitel


    Wettlauf mit der Zeit (Teil I)


    Haruka zitterte am ganzen Leib vor Angst und Kälte. In ihrem Kopf schallte immer noch Kens böses Lachen wider. Wie konnte sie nur auf ihn so hereinfallen? Als sie sich auf die beine aufrichten wollte, knickten diese unter ihr weg.
    Der Schweiß tropfte von ihren Schläfen hinunter. Sie hatte geschrien bis ihre Stimme versagte. Kein Ton entrann ihrer trockenen Kehle mehr. Obwohl Ken die Hütte verlassen hatte, war ihr ganzer Körper in Alarmbereitschaft.
    Haruka war nun sehr erschöpft und schmiegte sich an die warme Wolldecke. Sie verfiel in einen wohltuenden Schlaf, der allerdings immer wieder von schlechten Träumen geplagt war. Immer wieder wachte das Mädchen auf und über ihre Lippen entkam immer derselbe Name: Shuu!


    Selbst Shuu war ruhelos und konnte nicht in den Schlaf finden. Der helle Mond schien ins Zimmer, obwohl die Gardinen zugezogen waren.
    Der Grünhaarige trat ans Fenster und zog mit einem Finger ein kleines Stück der Gardine weg. ‚Ob es an dem Vollmond liegt?’ Helle Strahlen des Mondes fielen auf sein Gesicht. ‚Nein, es ist wegen ihr…’ Er schlug seine Faust gegen das kalte Glas. „Warum Haruka? Hab ich dich verletzt?“
    Der dumpfe Ton des Glasses rissen Nachtara und Psiana aus ihrer Nachtruhe. Das schwarze Pokémon leckte beruhigend an seiner Hand. Shuu, der sich zu seinen Schützlingen gewandt hatte, ging in die Hocke.. „Tut mir Leid, das ich euch geweckt habe.“ Seine Züge wurden wieder sanfter, doch in seinem Inneren schrie sein Herz vor Sorge, Traurigkeit und Kummer.
    Nachtara spürte, dass etwas mit seinem Trainer nicht stimmte und versuchte ihn aufzumuntern. „Schon gut, Nachtara. Es ist alles okay.“, erwiderte er auf Nachtaras Versuchen ihn aufzuheitern.
    Harukas Psiana beobachtete die Szene aufmerksam und sprang schließlich aus dem Körbchen, indem vorher Nachtara und sie gelegen hatten. Das schlanke Pokémon schmiegte sich ebenfalls an Shuus Beine und leckte ihm vorsichtig die Hand als Vertrauensbeweis. Shuu schaute auf das lilafarbene Pokémon hinunter. „Danke Psiana. Wirst du mir morgen helfen Haruka zu finden?“
    Psiana stoppte in seiner Handlung und sah den Grünhaarigen aus wissenden Augen an, bevor sie ein Mauzen, als Einwilligung von sich gab.


    Der nächste Tag war klar, aber dennoch kühler, als der vorherige Tag es gewesen war. Shuu gönnte sich einwenig mehr Ruhe, denn er hatte in der Nacht oft wach gelegen. Nun holte er den verloren gegangenen Schlaf wieder nach. Daher erwachte der Grünhaarige erst, als es schon fast Mittag war.
    Nachtara und Psiana begrüßten den Trainer freundlich. Als diese Begrüßungsphase beendet war, verließ Shuu sein Zimmer und ging in Richtung zur Eingangshalle.
    „Guten Morgen, Shuu!“, schallte es hinter ihm. Interessiert wandte er sich um. „Guten Morgen kann man nicht gerade sagen.“, meinte er kühl, sah dabei Kasumi und Satoshi in die Augen. „Ist sie immer noch nicht wieder da?“
    Die Angesprochenen schüttelten den Kopf. „Nein, ist sie nicht.“, erwiderte Kasumi. Dabei ließ sie den Kopf hängen. Satoshi legte seine Hand auf Kasumis Schulter. „Sie wird schon auftauchen.“ Kasumi schniefte etwas. „Bis später dann, Shuu.“
    Und schon waren Kasumi und Satoshi wieder verschwunden und ließen Shuu mit den beiden Pokémon alleine zurück. Der Grünhaarige zuckte nur mit den Schultern und betrat das Restaurant. Doch beim Anblick von Essen wurde Shuu übel und überdachte schnell seinen Entschluss. Stattdessen setzte er sich wieder auf die Terrasse. Nachtara und Psiana schauten erwartungsvoll zu Shuu hinauf. Doch von ihm kam keine Reaktion auf ihre wartende Geste.
    Psiana spitzte die Ohren und fixierte ihren Blick auf eine Person auf der anderen Seite der Terrasse. Ihr Fell sträubte sich und fauchende Laute waren zu hören.
    Shuu richtete seinen Blick in die Richtung und erkannte Harleys Umrisse, wie sie auf ihm zu kamen.
    „Shuu-kun! Da bist du ja!“, der Noktuska Typ winkte schon von weiten. Shuu wandte sich nun mit dem ganzen Körper zu ihm. Still wartete er ab, was der unheimliche Mann wollte und lange darauf warten musste Shuu sowieso nicht.
    „Weißt du wo Haruka-chan steckt?“, wollte er wissen und tat dabei sehr scheinheilig. Shuu fixierte nun Harley ebenfalls. Hatter er etwas mit ihrem Verschwinden zutun? Nein, so fies war er auch wieder nicht. Obwohl…
    Sein Gedankengang wurde von Psianas bösartigen Fauchlauten aufgeschreckt. Harleys Augen weiteten sich und als er versuchte Psiana anzufassen, sprang sie weg, fauchte noch einmal und lief in Richtung Wald davon.
    Shuu stand sofort auf den Füßen. „Psiana! Komm zurück!“, brüllte er, doch ohne Erfolg. Harley stattdessen machte ein finsteres Gesicht. ‚Das war doch Harukas Psiana!’, schoss es durch seinen Kopf. ‚Ob es weiß, wo Haruka ist? Ich sollte vorsichtig sein…’
    Shuu drehte sich wieder nun wieder zu Harley um, nachdem er versuchte Psiana zurückzurufen. „Ich weiß nicht, wo sie ist.“, erwiderte der Grünhaarige voller Arroganz und Kühlheit, dabei fuhr er sich durch die Haare.
    Harley blusterte beleidigt die Wangen auf. Gegen Shuus Arrogant war kein Kraut gewachsen!
    Angefressen machte er Harley kehrt. „Na viel Spaß beim Weitersuchen!“, meinte der Lilahaarige lachend, als er sich entfernte.
    Diese Aussage stimmte Shuu nachdenklich. Er überdachte seine Vermutung ein weiteres mal… War er doch verantwortlich für Harukas Verschwinden? Nein, er konnte es nicht sein!


    Die Kräfte verließen Haruka immer weiter. Der Hungerstreik und vorallem der Wassermangel zehrten ihre restlichen Vorräte fast vollständig auf. Jede Minute, ja fast Sekunde spürte sie, wie ihr Körper schlaffer wurde.
    Ihre Kehle fühlte sich an, wie eine trockene Wüste ohne Wasser, dazu plagte sie ein gewaltiger Hunger. Jedoch wagte sie nicht Kens Nahrungsmittel im Korb anzuführen.
    Haruka versuchte sich aufzurichten. Schweratemend lehnte sie sich an die kalte Wand. Die Auseinandersetzung mit Ken hatte ihr viel Kraft gekostet. Sie hatte sich gewehrt, und zwar wie!


    ~*~ FLASH BACK BEGIN ~*~


    Haruka schrie, wie am Spieß. Ken presste ihr die Handfläche auf den Mund. „Sei still, du dumme Göre!“, fauchte er.
    Ihr wehklagendes Geschrei verstummte, da ihre Stimme versagte. In den Augenwinkeln sammelten sich Tränen der Hoffnungslosigkeit.
    Ken fuhr mit den Fingern über ihre Oberschenkel und zog sanfte Kreise darauf, dann spürte sie, wie seine Handfläche sich um ihre Schenkel legte. Seine Hand war eisig und fühlte sich an, wie ein Fremdkörper, die ihre Sinne betäubte.
    „Dir gefällt es… Natürlich gefällt es dir…“, flüsterte er mit fesselner Stimme. Er beugte sich tief über sie und vergrub sein Gesicht an ihrem Hals. Haruka wollte schreien, doch Ken erstickte ihren Schrei mit einem Kuss.
    Haruka wehrte sich, sie zappelte und strappelte, doch Kens Hände hielten ihre Handgelenke über ihren Kopf, sodass sie keine Möglichkeit hatte ihn von sich zu stoßen. Als sich Ken von ihr löste, fauchte sie angestrengt: „Lass… Lass deine Pfoten von mir!“
    Ken grinste amüsiert. „Wieso sollte ich dir diesen Gefallen tun, Kleines? Du bist einfach zu energiegeladen.“, entgegnete Ken. „Das muss bestraft werden…“
    Wieder versiegelte Ken ihre Lippen mit einem Kuss. Es war kein Kuss aus Leidenschaft oder Lieben. Es war ein Kuss aus reiner Gier. In jeder Minute, die verging, wurde Haruka panischer. Ihr Puls raste vor Angst. Sie sog scharf die Luft ein und warf ihren Kopf in den Nacken, als Ken sich an ihrem Hals begnügte. Doch Ken wollte mehr, viel mehr.
    Haruka realisierte dies, als Ken versuchte mit der Hand unter ihr T-Shirt zu gelangen. Sie sammelte den letzten Funken Kraft in ihr, riss ihre Hände los und schubste den scheußlichen jungen Mann von sich herunter. Dabei stieß sie ihre beiden Knie in seinen Unterleib, sodass er sich vor Schmerz krümmte. „D-Du verdammte…“ Weiter konnte er nicht sprechen, da der Schmerz ihn beinahe lähmte.
    Die Aktion hatte Haruka viel Kraft gekostet und vorallem Mut. Sie wusste nicht, wozu Ken noch in der Lage war, aber sie traute ihm alles zu, nachdem er versucht hatte, ihr etwas anzutun. Dann fiel sie in einen ermüdeten Schlaf und nahm alle Anstrengungen von ihr…


    ~*~ FLASH BACK END ~*~


    Haruka lächelte nun über ihren Mut, den sie in der Nacht gezeigt hatte. Ken hatte sie erfolgreich in die Flucht geschlagen. Zwar war er an diesem Morgen wieder in der Hütte gewesen und hatte frische Lebensmittel gebracht, allerdings hielt er zu Haruka einen respektvollen Abstand. Besonders sein jetziger Schonungsgang amüsierte Haruka und am liebsten hätte sie aufgebrüllt vor Lachen. Aber ihr war nicht danach fröhlich zu sein, nicht in ihrer Lage.
    Sie musste an ihre Freunde denken und besonders an Shuu. Was er wohl von ihr denkt? Das sie sich aus dem Staub gemacht hat? Haruka seufzte nur schwer. Sie wollte nur hier raus um Shuu die Wahrheit zu sagen!


    Es waren schon einige Stunden vergangen. Es war Nachmittag, die Sonne stand schon schräg am Himmel und von Psiana war immer noch nichts zu sehen. Shuu wurde unruhig. Hatte Harley Psiana so Angst eingejagt, dass sie einfach nur so weggelaufen war oder steckte etwas anderes dahinter? Obwohl er fieberhaft nach einer Antwort auf seine Fragen suchte, blieb er erfolglos.
    Shuu versuchte sich mit den verschiedensten Dingen abzulenken. Er ging durch die Stadt, an den See und in ein kleines Kaufhaus der Stadt, doch seine Gedanken wanderten immer wieder zu Haruka zurück. So kehrte Shuu niedergeschlagen zum Pokémon Center zurück. Nachtara begleitete seinen Trainer, allerdings mit Abstand, da es ständig aufhorchte nach Geräuschen. Als das Pokémon tatsächlich etwas hörte, stoppte es und ließ ein brummendes Geräusch aus seiner Kehle aufsteigen, welches zu einem bedrohlichen Fauchen wurde. Shuu wurde aufmerksam und wandte sich zu seinem Pokémon. „Nachtara. Was ist los?“
    Es raschelte weiter im Gebüsch und dann trat Psiana hinaus. „Psiana!“, kam es überrascht von Shuu. Psiana kniff die Augen zusammen und mauzte. „Psi-Psiana ana!“
    Shuu ließ sich neben Psiana auf die Knie nieder. „Wo warst du?“
    Psiana schaute den Grünhaarigen still an, und schmiegte sich jedoch nur an seine Hand. Dann beobachtete Shuu, wie sich Psiana und Nachtara durch miauartige Geräusche kommunizierten.
    Nachtara wandte sich nun wieder zu seinem Trainer um, zupfte ihn vertrauensvoll am Ärmel und deutete darauf hin den Pokémon zu folgen.
    Shuu sprang hastig auf die Füße, als er begriff, worauf Nachtara und Psiana hinaus wollten. Sie wollten ihm den Weg zu Haruka zeigen!
    Sein Nerven waren zum Zerreißen gespannt, als er ins Pokémon Center zurückgekehrt war, schnell Proviant mit einpackte, weil er nicht wusste, wie lang die Suche werden sollte. Blitzartig verließ er wieder das Gebäude und schulterte den kleinen Rücksack.
    Psiana und Nachtara stoben ins Freie und balgten einen kurzen Moment miteinander. Shuu musste unwillkürlich lächeln und entspannte sich für einen kurzen Augenblick wieder. Jedoch bemerkte Shuu nicht, dass er beobachtet wurde. Er steuerte in die Richung des Waldes.
    Harley lehnte an der Wand des Pokémon Centers und bespitzelte Shuu mit Neugierde. „Dann hatte ich gar nicht so Unrecht gehabt! Es ist Harukas kleines Pokémon.“, murmelte der Lilahaarige mit einem Ausdruck von Boshaft in den Augen. „Du wirst deine kleine Freundin nicht vorfinden, Shuu-kun. Dafür werde ich schon sorgen.“
    Harleys Lachen erfüllte die Luft, als er sich entfernte.


    Shuu schlug sich durch das Unterholz des dichten Waldes. Der Geruch feuchter Erde drang in seine Nase, ebenfalls eine Vielfalt anderer Gerüche, die er wahrnahm. Allerdings hatte er Mühe hinter Psiana und Nachtara herzulaufen, denn dank ihres kleinen Körperbaus fanden sie sich im Unterholz schneller zurecht. So war es kein Wunder, das er nach einer halben Stunde schon völlig aus der Puste war.
    „Es muss noch eine andere Möglichkeit geben hier durchzukommen…“ Er machte eine kurze Pause um nach Luft zu schnappen. „Ich habs!“ Shuu griff nach einem Pokéball. „Libelldra, los!“
    Aus seinem Pokéball sprang sein Libelldra, welches amutig in der Luft schwebte und dann schließlich auf dem Boden mit den Beinen aufsetzte.
    Shuu zeigte auf die vielzähligen Äste, die seinen Weg versperrten. „Benutz Stahlflügel um die Äste wegzuschneiden, Libelldra!“
    „Liiibell-da Lii!“ Die grünen Flügel des Pokémon glühten weiß auf, und zerschnitten sauber die Äste und Zweige der Bäume ohne sie groß zu beschädigen.
    Für Shuu war es nun um einiges leichter den beiden Pokémon, Psiana und Nachtara, zu folgen.


    Harley inzwischen hatte Kontakt mit Ken aufgenommen und hatte ihm erzählt, dass Shuu ihnen für ihren Plan gefährlich werden könnte. Jedoch waren Harley die Arme gebunden, denn wenn herausgekommen wäre, dass er diesen Plan entwickelt hätte, wäre er aus dem Festvial ausgeschlossen worden.
    „Dieser Möchtegern Held wird für uns kein Problem darstellen, Harley.“, beruhigte Ken seinen Komplizen. Harley grinste hinterhältig. „Will ich hoffen.“
    Dann war dieses Gespräch beendet.


    Haruka erwachte aus einem Dämmerschlaf. Dies war wieder ein Moment, indem sie nicht sagen konnte, ob sie geschlafen hatte oder wach gewesen war.
    Sie setzte sich auf und streckte sich genüsslich. Für sie gab es kein Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht. Die Hütte war so dunkel gewesen, dass nur wenig Tageslicht hinein drang. Als sie versuchte sich aufzurichten, gaben ihre Beine sofort nach. „Wie schwach bin ich geworden?“, fragte sich Haruka. „Was ist aus mir nach dieser kurzer Zeit passiert?“
    In diesem Augenblick hasse sie sich selbst für ihre Schwäche. Wieder suchte sie mit den Augen nach einer Fluchtmöglichkeit – ohne Erfolg jedoch. So ließ Haruka hoffnungslos auf die Matratze fallen. Ihr wurde speiübel. Sie konnte sich nur noch geradewegs zur Seite legen um nicht in ihrem Erbrochenen zu liegen… Dann wurde alles um sie schwarz herum. Haruka fühlte sich, als ob jemand ihr den Boden unter den Füßen wegzog und sie in die gähnde Tiefe hinab stürzte.


    Was Haruka allerdings nicht spürte war, dass wegen ihr ein Wettlauf mit der Zeit stattfand. Ken nahm die Verfolgung von Shuu auf. Dies gelang ihm mit Hilfe seines Hundemon, welches Shuus Geruch witterte und den schnellsten Weg zeigte Shuu zu folgen. Auf seinem Gesicht lag ein böses Lächeln, als er merkte, dass Shuu keinen großen Vorsprung mehr hatte.
    Die Sonne neigte sich schon langsam, als der Vorsprung unter Kens Füßen nur dahin schmolz.
    Die Pokémon des Verfolgten spürten nach kurzer Zeit, das jemand sie verfolgte. Dieses Gefühl übertrug sich auch auf Shuu. Jedoch fiel ihm eine brilliante Idee ein, seinen unfreiwlligen Verfolger abzuschütteln, indem er durch einen nahgelegenden Fluss watete.
    Als Ken an dieser Stelle am Fluss angekommen war, waren er uns sein Pokémon völlig orientierungslos gewesen, was ihm Zeit kostete und Shuu ermöglichte seinen Vorsprung wieder auszubauen.
    Wie clever dieser Einfall auch gewesen war, hatte Ken genauso schnell eine Antwort darauf gefunden, denn oberhalb des Flusses befand sich eine schmale Brücke, die er passierte und die Verfolgungsjagd wieder aufnahm.


    Die Freunde am Pokémon Center wussten von Shuus heroischen Entschluss Haruka zu befreien, nichts. Sie machten sich zwar Sorgen um Haruka, doch Shuus Verschwinden fiel ihnen nach wenigen Stunden ebenfalls aus. War es Zufall, das Beide verschwunden waren oder steckte mehr dahinter?
    Wie dem auch sei, sie machten nun weniger Sorgen…


    Der Vorsprung schrumpfte rapide, so war nun der Zeitpunkt des Zusammentreffens nicht mehr aufzuschieben.
    Shuu und Ken trafen sich auf einer Lichtung, nicht weit entfernt von Harukas Versteck.
    „Dann bist du es also, der mich verfolgt…“, meinte Shuu ruhig und zeigte keine Emotionen. Ken grinste nur. „Was hast du vor?“, fuhr Shuu vor.
    Kens Kehle entrann nun ein Lachen. „Was denkst du wohl? Ich bin dir sicherlich nicht durch den ganzen Wald hinterher gerannt um Spaß zu haben…“ Shuu rührte sich nicht, er sog nur die Luft ein um sie dann wieder stoßweise auszuatmen. Ken hob die Hand und zeigte auf Psiana, die ihr Fell sträubte. „Ohne dieses Mistgeschick hättest du nie ein Hinweis auf Harukas Aufenthaltortes erfahren.“
    Shuus grüne Augen weiteten sich. Was hatte es zu bedeuten? Dann begriff er, worauf Ken hinaus wollte. „Heißt es, du hast etwas mit ihren Verschwinden zu tun?“ Ken lachte grausam auf. „So könnte man es nennen, jedoch kommt diese Erkenntnis zu spät. In diesem Augenblick wird das Mittel wirken, was ich ihr als Strafe verabreicht habe, als sie nicht das tun wollte, was ich wollte… Du kannst dir doch denken was ich meine, oder?“ Kens Grinsen wurde noch eine Spur breiter.
    In Shuu brodelte Wut, unbändige Wut auf. „Du hast es gewagt, Haruka etwas anzutun?“, schrie er seinen Zorn heraus. Ken blickte Shuu kalt in die Augen. „Sie hat es freiwillig getan.“, log er um Shuu aus der Kontenonce zu bringen.
    Der Grünhaarige ließ sich dadurch nicht beirren. Er hatte nur noch eines im Kopf: Haruka retten, koste es was es Wolle!
    „Geh mir aus dem Weg, wenn du nicht kennenlernen willst, was Schmerz ist.“, drohte Shuu. Ken brach in leises Gelächter aus. „Du willst mir drohen? Das ich nicht lache!“
    Er gab seinem Hundepokémon ein Handzeichen und Hundemon ging knurrend auf Shuu zu, dann – plötzlich unerwartet machte es einen Satz und griff Shuu an!
    Libelldra reagierte blitzschnell und beschützte seinen Trainer, indem es einen Sandsturm heraufbeschwor, der Hundemon davon wehte. Anschließend setzte Libelldra das gegnerische Pokémon K.O. Am Schluss wurde Ken von Libelldra gegen einen Baumstamm geschleudert. Seine Klauen bohrten sich in seine Schulter und ließen schmerzhaft auftsöhnen.
    „Gib auf, Ken. Du hast keine Chance.“, meinte Shuu ruhig. Ken knurrte etwas Unverständliches vor sich hin. „Das wirst du mir büßen…“
    Libelldras Klauen bohrten sich tiefer und ließen Ken vor Schmerz leise aufschreien. „Lass ihn los, Libelldra. Wir haben wichtigeres zutun.“
    Das Pokémon gehorchte sofort und löste seine messerscharfen Klauen, die nun leicht blutbefleckt waren.
    Shuu wandte sich von Ken ab, schaute kurz nochmal über die Schulter zu ihm, bevor er dann weiterrannte.

  • 8. Kapitel


    Wettlauf mit der Zeit (Teil II)


    Harukas Zustand verschlechterte sich jede Minute, die verstrich. Ihre Sinne fühlten sich an, als wären sie betäubt, ihre Stimme versagte und vorallem die Kraft verließ sie endgültig. Haruka fühlte sich hilflos, hilflos den Schmerzen gegenüber, die sie erlitt. Es waren keine Schmerzen, die von ihrem Körper ausgingen, nein, es waren Schmerzen, die ihr herz bluten ließ. Warum kam niemand? Warum machte sich niemand Sorgen um sie? War sie ihren Freunden so egal? Waren die Gefühle von Shuu falsch gewesen?
    Plötzlich riss ein ohrenbetäubendes Krachen sie aus ihrem negativen Gedankenstrom und holte sie in die Realität zurück. Die Tür wurde mit grobster Gewalt aufgesprengt. Der Rauch lag in der Luft, die Haruka schmerzhaft zum Husten brachten.
    Der aufgewirbelte Rauch, der vermengt mit Staub war, lichtete sich und der Schatten einer Person war durchzusehen. Haruka war wie gebahnt. Sie wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte oder Angst haben sollte.
    Nun war der Rauch vollkommen verschwunden und ihr geliebter Rivale enthüllte sich aus dem geheimnisvollen Rauch.
    In Harukas Augen sammelten sich Tränen der Freude. Shuu war hier! Wegen ihr! Aus ihrer Kehle entrann ein schwacher Ausruf: „Shuu!“ Ihre Stimmte erstickte jäh wieder.
    Shuu, der nun auch erleichtert war, rannte auf Haruka zu und ließ sich auf die Knie fallen. „Haruka! Bin ich froh!“
    Das Mädchen fiel ihrem geliebten Rivalen um den Hals. Als Shuu spürte, wie sich ihre Arme um ihn schlangen, legte er seine Hände auf ihre Hüfte und erwiderte die feste Umarmung, die sich nach kurzer Zeit löste. Shuu streichelte Haruka über die Wange. „Bin ich froh.“ Er drückte sie wieder lautlos an sich.
    Haruka und Shuu verhaarten einen Moment bis Haruka schmerzhaft husten musste. Shuu zuckte zusammen. Er hatte ihren Zustand völlig vergessen!
    Er stand hastig auf, deutete Libelldra zu ihm zu kommen um Haruka vorsichtig auf Libelldras Rücken zu heben. Dann stieg er ebenfalls auf den Rücken seines Pokémon.
    Libelldra hob in den rötlich schimmernenden Nachthimmel hinauf…


    Die Nacht war bereits angebrochen, als Libelldra lautlos vor dem Pokémon Center landete und seine Fracht ablud.
    Shuu rutschte träge den Rücken hinunter, und fing Haruka im letzten Moment auf, die eingeschlafen war. Mit Haruka in seinen Armen betrat er das Pokémon Center und ging in sein Zimmer.
    Sanft legte Shuu das Mädchen auf sein Bett. Als er sich wieder aufrichten wollte, hielt Haruka unerwartet den Arm des Grünhaarigen fest. „Shuu… Bitte geh nicht!“, flüsterte sie leise. Shuu lächelte und legte ihren einen Finger auf den Mund. „Ich lasse dich nie wieder im Stich. Glaub mir, ich werde dich immer beschützen…“
    Haruka hob den Kopf, schlang ihren Arm um Shuus Nacken und zog ihn zu sich hinunter, dabei gab sie ihm einen langgezogenen, leidenschaftlichen Kuss. Shuu erwiderte diesen Kuss. Atemlos schauten sich auf um sich im gleichen Moment wieder einen langen Kuss zu geben.
    Sie verdrängten sie ihre Müdigkeit und ihren Hunger. Stattdessen gaben sich Haruka und Shuu vollkommen ihrer aufgeflammten Leidenschaft hin…

  • Klasse 8.Kapitel!
    Ich fand es wirklich richtig gut!
    Du hast alles perfekt beschrieben!
    Hakura ist befreit worden!
    Und dieser Ken! :evil: Ich könnte ihn umbringen!
    Hoffen wir das Harley doch noch rausfliegt
    und das es Hakura bald besser geht!
    Ich hoffe es geht bald weiter!
    Freue mich schon auf das nächste Kap!
    P.s.Bei dieser Story kann ich nicht sagen, dasdie Kaps zukurz sind!Sie sind perfekt! :thumbsup:

  • Roselia
    Na dann freuts mich ja. Die Kapitel der Fortsetzung sind um einiges länger. Meist umfassen sie so 4.000 Wörter. XD
    Und das Längste hat bisher 7.000 Wörter. XD


    9. Kapitel


    Das Halbfinale (Teil I)


    Haruka erwachte, als einige Sonnenstrahlen ihr ins Gesicht schienen und trotz geschlossener Augen blendete. Shuus Arme wärmten ihren Körper und sie fühlte sich in ihnen sehr wohl, sodass sie sich noch mehr an ihn kuschelte. Als er sich nicht regte, hob sie leicht den Kopf. Shuu schlief fest. Sein Brustkorb hob und senkte sich gleichmäßig.
    Haruka legte ihren Kopf auf seine Brust und schloss halb die Augen. War es ein Traum oder war es Wirklichkeit?
    Sie warf wieder einen Blick auf Shuu. Nein, es war kein Traum. Er hatte sie wirklich gerettet. Unwillkürlich musste Haruka lächeln. Jetzt hatte sie mit ihrem Rivalen eine Nacht verbracht. Nicht irgendeine Nacht, nein, für sie war es eine besondere Nacht gewesen.
    Shuu, der sich nun leicht regte, hob den Kopf. Seine Augen wanderten zu Haruka hinunter, die sich nicht bewegte. Er streichelte ihr sanft über die Wangen und gab ihr einen leichten Kuss auf die Stirn. „Schläfst du?“ „Nhhhnnn…“, kam es von Haruka. Shuu setzte sich auf. Obwohl es sich für ihn seltsam anfühlte, bereute er nichts, was in der Nacht zwischen ihm und Haruka passiert war.
    Vorsichtig schlug er die Decke weg, krallte sich seine Boxershort, die sich halb unter dem Bett befand und stand dann nun auf.
    Haruka, die seine Nähe nicht mehr spürte, setzte sich ebenfalls auf und streckte sich genüsslich. Dann sah sie Shuu erwartungsvoll an. Dieser verschwand ohne ein Wort zu ihr nebenan ins Badezimmer.
    Haruka stieg aus dem Bett, wickelte die Wolldecke um ihren Leib und lehnte sich an den Türrahmen zum Badezimmer. Schweigend beobachtete sie den Jungen, der sich über das Waschbecken beugte, und sein Gesicht wusch. Als er sich aufrichtete, sah Shuu durch den Spiegel, das Haruka hinter ihm stand.
    Diese lächelte. „Danke Shuu.“, sagte das Mädchen plötzlich. Der Grünhaarige drehte sich zu ihr um. „Für was?“, wollte er wissen, während er Haruka musterte. „Für alles.“, antwortete sie. Shuu musste lächeln, dann ging er auf sie zu und drückte sie an sich.
    Es war ein neues Gefühl, ein völlig neues Gefühl, was früher für ihn unbekannt war, überkam ihn. Diese Nähe… Shuu konnte ihre Wärme, ihren Atem und ihren Herzschlag spüren.
    Die Umarmung löste sich nach einer halben Minute wieder. „Du solltest dich jetzt langsam fertig machen. Du willst doch nicht etwa so ins Halbfinale!“, meinte er mit seiner üblichen Arroganz, die allerdings gespielt war. Haruka blies die Wangen auf. „Ach! Seit wann kannst du mir Befehle erteilen?“, spie Haruka zurück. Shuu fasste sie am Arm und zog sie wieder zu sich heran. „Du bist hier in meinem Zimmer, und ICH gebe ihr die Befehle.“, sagte er kühl, konnte seine Schroffheit allerdings nicht lange aufrechterhalten, sodass er leicht lächeln musste. Haruka strich ihm mit den Fingern über die Wange. „Ach ja? Das wusste ich ja gar nicht.“ Sie gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund, den Shuu mit geschlossenen Augen erwiderte.
    Eine Weile standen sie Arm in Arm im Badezimmer bis sie sich lösten und Shuu nun ernst wurde. „Jetzt mach dich mal fertig.“, sagte er. „Ja, Chef.“, keifte sie frech und verschwand danach in der Dusche.
    Shuu rollte mit den Augen. „Frauen!“


    Shuu und Haruka saßen bereits im Restaurant des Pokémon Centers. Allerdings aßen sie stumm ihr Frühstück.
    Haruka hatte über die Ereignisse der letzten Tage kaum gesprochen. Shuu wollte sie bei diesem Thema nicht bedrängen, da er wusste, dass es nicht leicht war für das Mädchen darüber zu reden.
    Nun legte Haruka ruckartig das Besteck weg. Der Grünhaarige schaute interessiert auf. „Harley war an der Gefangennahme beteiligt. Es war sein Plan gewesen.“, sagte sie.
    Shuu, der nicht damit gerechnet hatte, sah sie erstaunt an, blieb allerdings still. „Jedoch war er kaum da. Das wäre zu auffällig gewesen. Sie haben mir auch etwas ins Wasser getan, damit ich viel schlafe. Ich weiß nicht, ob es Schlafmittel war oder etwas anderes…“, fuhr sie fort. „Aber das Schlimmste… Das schlimmste war…“ Ihre Stimme versagte und sie klammerte sich verzweifelt an die Tischkante. Tränen rannen über ihre geröteten Wangen.
    Shuu sprang auf und nahm Haruka in die Arme. Haruka klammerte sich an ihm und ließ ihren Tränen leise an seiner Schulter freien Lauf. „Sccchhttt. Alles ist gut. Ich bin hier.“ Er wiegte sie in ihren Armen und wie ein Wunder, wurden ihre Tränen immer weniger bis sie nach wenigen Minuten ganz versiegt waren.
    Shuu blieb jedoch eine Weile bei ihr gehockt sitzen. Er sah ihr zärtlich ins Gesicht und streichelte ihr über die Wange. Haruka musste lächeln. „Danke Shuu.“ Nun war es Shuu, der seine Mundwinkel zu einem Lächeln verzog. Er drückte ihr einen leichten Kuss auf die Wange, bevor er wieder aufstand und sich auf seinen Stuhl niederließ.
    Der Grünhaarige schaute sich um; sie waren die einzigen im Restaurant. Niemand hat sie beobachtet. Darum war Shuu seltsamerweise froh. Doch das wichtigste für ihn war, dass sich Haruka wieder beruhigt hatte. Shuu war bekümmert, dass die Gefangenschaft solche Auswirkungen auf Haruka hatte. Ihm kam eine Idee. „Haruka.“ Die Angesprochene schaute ihm in seine grünen Augen. „Warum zahlst du Harley das, was er dir angetan hat, nicht in deinem nächsten Kampf zurück?“ Haruka senkte den Blick wieder und starrte auf den Rand ihres Tellers. „Ich weiß nicht…“, murmelte sie. Shuu legte seine Hand auf Ihre. „Du wirst um diesen Kampf nicht herumkommen, Haruka. Das ist die einzige Möglichkeit ihm zu zeigen, dass er zu weit gegangen ist.“
    Haruka sah zärtlich in die grünen Augen Shuus, neigte dann schließlich nachdenklich den Kopf zur Seite. „Du hast Recht.“, sagte sie leise. „Ich muss ihn schlagen.“
    Auf Shuus Gesicht machte sich ein Grinsen breit. Noch immer ruhten die Hände der Jugendlichen aufeinander. Doch Haruka tat der Kontakt zu ihm sichtlich gut. In jeder Minute, die verstrich fühlte sich das Mädchen wohler.
    In diesem Moment betraten Satoshi, Kasumi und Saori das Restaurant. Shuu neigte den Kopf zur Seite. „Guck mal wer da kommt.“
    Haruka, die nun ihren Kopf zur Seite drehte, war jetzt etwas enttäuscht. Zu gern wäre sie lieber mit Shuu alleine gewesen. Doch die Freude ihre Freunde wieder zu sehen, schwemmte die negativen Gedanken fort.
    „Haruka!!“, schrieen das Trio im Chor und kamen auf sie zu gelaufen. „Wo warst du? Wir haben uns verdammte Sorgen gemacht!“, sprudelte es aus Kasumi nur so heraus. Auch Satoshi baute sich vor seiner ehemaligen Wegbegleiterin auf. „Das ist eine längere Geschichte.“, erwiderte sie gelassen, dann schaute sie kurz zu Shuu hinüber. Dieser nickte ihr aufmunternd zu.
    Haruka holte tief Luft. „Ken ist Harleys Komplize. Er hatte die Aufgabe mein Vertrauen zu erschleichen. Shuu hat es zufällig belauscht.“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie den wirklichen Teil ihres Verschwindens erklärte. „Harley und Ken haben mich zwei Tagen lang in einer Hütte im Wald gefangen gehalten. Shuu hat mich erst gestern Abend befreit.“
    Kasumi und Saori schwiegen betroffen. Ihnen fehlte glatt die Sprache, im Gegensatz zu Satoshi. Dieser konnte nur schwer seinen Ärger verbergen. „Dieser Mistkerl.“, presste Satoshi aus zusammen gepressten Lippen hervor. Kasumi legte ihm die Hand beschwichtigend auf die Schulter, wodurch er einwenig ruhiger wurde.
    Nun musterte der Schwarzhaarige Haruka und Shuu und auf seinem Gesicht machte sich ein Grinsen breit. „Ach, so vertraut habe ich euch noch nie übrigens gesehen.“ Seine Augen ruhten auf die Hände, die immer noch übereinander lagen.
    Shuu und Haruka wurden unwillkürlich rot und zogen diese weg. Sie würdigten sich keines Blickes, als würden sie versuchen ihre Gefühle vor den Freunden zu verstecken. Kasumi konnte nachvollziehen, dass es ihnen unangenehm war und wechselte hastig das Thema. „Hast du dich auf deinen Kampf schon vorbereitet?“, wollte sie von Haruka wissen.
    Haruka schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe mir noch keine Strategie ausgedacht.“ Sie ließ ihre Augen umher streifen. Nur ein leises „Hm“ kam von ihren Freunden. Der Einzige, der nichts sagte, war Shuu. Er erhob sich von seinem Platz. Haruka schaute ihn fragend an. Als Shuu an ihr vorbei ging, strich er sanft mit seinen Fingerspitzen über ihren Handrücken. Die Berührung war genauso schnell vorbei, wie sein kurzer, zärtlicher Blick, den er ihr zuwarf.


    „Und jetzt ist es wieder soweit! Das Halbfinale des Johto Festivals wird in wenigen Minuten beginnen. Seid ihr bereit?“, rief Lilian in ihr Mikrofon.
    Das Publikum kreischte vor Begeisterung auf. „Und hier sind unsere Halbfinalisten!“ Sie tänzelte nach Links. „Hier kommt Harley!“
    Das Rampenlicht fiel auf Harley, der herein gelaufen kam. „Danke, danke, ihr seid zu gütig!“, winkte er den Zuschauern zu.
    Nun beschrieb Lilian einen Kreis und zeigte auf die entgegen gesetzte Richtung aus der Haruka ins Stadion gelaufen kam. „Und hier betritt Haruka das Feld. Dieses Mädchen hat Power, das sag ich euch!“
    Haruka und Harley nahmen nun ihre Positionen ein. Der Noktuska-Mann grinste Haruka fies an, jedoch blieb das Mädchen ruhig und erwiderte seine Blicke mit einem emotionslosen Gesichtsausdruck.
    „Jetzt wird es Zeit!“ Lilian posierte und gab das Startzeichen für den Kampf.
    Harley zückte zwei Pokébälle. „Los Banette und Noktuska! Kommt zu Papa!“ Im Lichtschein der Pokébälle erschienen Noktuska und Banette.
    Haruka zog nun ebenfalls zwei Pokébälle und schmiss diese auf den Boden. „Ponita! Enekoro! On Stage!“ Aus den rot-weißen Bällen erschienen Ponita und Enekoro.
    „Du hättest aufgeben sollen, Haruka. Du hast keine Chance.“, warnte Harley. Haruka lachte nur kurz auf. „Das werden wir ja sehen.“
    „Noktuska, Kugelsaat! Banette, Spukball!“, befahl Harley. Noktuska und Banette bereiteten sich auf ihre Attacken vor. „Ponita, schütz’ Enekoro!“, erwiderte Haruka.
    Das pferdeartige stellte sich vor Enekoro und bevor die gegnerischen Attacken ihr Ziel erreichten, erschuf Ponita einen grünlichen Schutzschild, der die Attacken verpuffen ließ.
    „Und jetzt sind wir an der Reihe!“, rief das Mädchen. „Ponita, Bodycheck. Enekoro, Risikotackle!“ Enekoro raste auf Harleys Team und Ponita hinterher.
    Harley grinste nur. „Noktuska, Kugelsaat!“
    Das kakteenartige Pokémon bombardierte Ponita und Enekoro mit einer heftigen Kugelsaatattacke, die Harukas Pokémon zurückschleuderten.
    „Banette, Irrlicht!“ Das geisterhafte Pokémon spie blaue Feuerbälle aus dem Maul und beschoss mit diesen Enekoro und Ponita. Diese wehrten sich erbitterst gegen den Irrlichtregen, wussten aber jedoch keinen Ausweg sich anderweitig zu schützen.
    Banettes Attacke kostete Haruka viele Punkte. Sie biss sich nervös auf die Lippen und starrte in Harleys Richtung, der belustigt grinste.
    „Enekoro, Blizzard!“ Das Pokémon befreite sich für einen Moment aus der niederprasselnden Irrlicht Attacke und pustete diese mit einem gewaltigen Blizzard davon. Die blauen Flammen erstarrten und wurden schließlich in der Luft zerfetzt. Eine Mischung aus feinen Schneekristallen und den blauen Flammen rieselte zum Boden herunter.
    Harley knurrte etwas Unverständliches und befahl dann: „Donner und Nadelrakete!“ Banette entlud aus seiner Hand einen heftigen Donner, der sich mit Noktuska zu einem Nadelraketen-Donner verschmolz. Die Kombinationsattacke setzte Enekoro schwer zu und warf es auf den Boden.
    „Weiter mit Nadelrakete!“, fügte Harley hinzu. Noktuska attackierte das zu Boden gegangene Enekoro mit einer Salve Nadelrakete.
    Haruka blieb nicht lange zimperlich. „Ponita, Feuerwirbel!“ Graziös spie das Feuer Pokémon einen Feuerwirbel auf die weißen Nadeln, die sich sofort rot färbten. „Enekoro, wieder Blizzard!“
    Enekoro spuckte vom Boden aus einen Blizzard und warf die rötlich schimmernden Nadeln auf dessen Anwender zurück, die Noktuska schwer schädigten. „Banette, Spukball!“ Banette erschuf einen schwarzen, schattenartigen Ball, den es mit gewaltiger Kraft auf Ponita zuwarf. Das Feuer Pokémon konnte nicht schnell genug reagieren und wurde ebenfalls zu Boden geworfen.
    In Harukas Ohren erschallte Harleys böses Lachen, gleichzeitig spürte sie, wie sie Kens kalten Atem auf ihrer Haut spürte, wie an jenem Abend. Sie erschauderte. Es war zwar nur Einbildung, aber es ängstigte sie so sehr, dass Haruka keinen weiteren Befehl an ihre Pokémon gab. Das Mädchen erstarrte zu Eis.


    Shuu hatte erwartet, dass Haruka noch immer aufgewühlt war, wegen den schlechten Erinnerungen der letzten Tage. Seine Fingernägel bohrten sich in seine Handfläche vor Nervosität. Er erhoffte, dass Haruka wieder zu sich fand, doch seine Hoffnung verblasste in jeder Sekunde, die verstrich, denn Harley nutzte diese Gelegenheit um Anzugreifen – seine Gegnerin rührte sich noch immer nicht.
    Shuu wurde schwindelig. Sie durfte nicht verlieren! Haruka hatte so hart gearbeitet um im Halbfinale zu stehen.

  • 9. Kapitel


    Das Halbfinale (Teil II)


    Haruka blickte mit leeren Augen durch das Stadion. Sie hörte Rufe, nicht irgendwelche Rufe, es waren Harleys Befehle. Dann hörte sie ihre Pokémon, Enekoro und Ponita, verzweifelt aufschreien. Sie vernahm das protestierende Geschrei der Zuschauer. Dass alles hatte sie sich hart erkämpft, doch irgendetwas war nicht Ordnung. Ihr Verstand war benebelt, sie fühlte sich, wie in Trance. Ja, sie vernahm auch die Stimmen von Kasumi und Satoshi, änderte aber nichts an ihrem Zustand.
    Und wieder hörte Haruka die Schreie ihrer Pokémon – auch dies weckte sie nicht auf.
    Dann drang eine Stimme in ihr Ohr, die Stimme, die sie hören wollte – Shuus.
    „Haruka! Was ist mit dir los?“, brüllte er. „Du hast so hart für dieses Ziel gearbeitet. Willst du es jetzt alles aufgeben?“
    Er hatte Recht. Sie hatte in der Tat für dieses Festival hart gearbeitet – zusammen mit ihren Pokémon hatte sie alleine die Johto Region durchreist. Mit dieser Reise war sie ihren Pokémon noch näher geworden. Haruka hatte in diesem Jahr sehr viel gelernt und hatte sich auf diesen Tag vorbereitet. Nein! Es war zu früh um aufzugeben!
    Das Mädchen hob den Kopf. Ihre Augen erfassten, dass Ponita und Enekoro einige Angriffe einstecken mussten, jedoch waren sie zäh – auch sie wollte nicht aufgeben.
    „Wenn du gedacht hast, dass ich dir den Sieg überlasse, hast du dich getäuscht!“, schrie Haruka, das alle sie verstehen konnte. „Enekoro, Zuschuss, los! Ponita, Flammenwurf!“
    In Ponitas Maul sammelten sich Flammen, die das Pokémon schließlich auf Noktuska und Banette spie und Enekoro wurde von gelblichem Licht umgeben. Dann entlud das Pokémon eine gewaltige Donnerattacke, die ganz eindeutig von Ampharos war.
    Diese heftige Doppelattacke war so zerstörerisch, dass es Harleys Team gegen die Wand schleuderte.
    „Was? Wie kann das sein?“ Harley wich erschrocken zurück. Haruka grinste siegessicher. Der Donnerangriff hatte Enekoro allerdings sehr geschwächt, dass bemerkte Harley nach wenigen Sekunden. „Banette! Noktuska! Donnerblitz und Kugelsaat auf Enekoro!“
    Nachdem sich beide Pokémon einigermaßen wieder erholt hatten, holten sie nun zum Gegenschlag aus, der Enekoro zum Verhängnis wurde – es ging K.O.
    Haruka blieb ruhig. „Bodycheck, los!“ Ponita raste auf Banette zu und obwohl Geist Pokémon immun gegen eine physische Attacke waren, wurde Banette bei der Wucht gegen die Wand geschleudert – es war ebenfalls kampfunfähig.
    Haruka und Harley riefen ihre besiegten Pokémon zurück in ihre Pokébälle. „Super gemacht, Enekoro. Du hast dir eine Pause verdient.“ Das Mädchen steckte den Pokéball in ihre gelbe Hüfttasche. „Du hast spitze, Banette. Jetzt erhole dich.“, nun steckte auch Harley den rot-weißen Pokéball weg.
    Liliane platzte vor Aufregung. „Wow, was für ein heißer Kampf! Die Spannung ist zum Zerreißen gespannt!“
    Haruka und Harley starrten sich einen Moment an, bevor sie ihren Pokémon weitere Befehle gaben. „Bodycheck, los!“ „Konter mit Giftstachel!“
    Noktuska feuerte einige lilafarbene Stacheln auf Ponita, allerdings wich das Feuer Pokémon rechtzeitig aus. Noktuska folgte jeder Bewegung Ponitas und schließlich verfehlte es nicht sein Ziel. Ponita wurde an den Vorderbeinen stark gestreift. Schmerzhaft wieherte das Pokémon auf. Haruka fluchte leise. Harley dagegen kicherte amüsiert. „Noktuska, wir beenden es mit Kugelsaat!“
    Noktuskas grüne Geschosse trafen Ponita mit einem Volltreffer. Es hätte zwar locker ausweichen können, denn Ponita war sehr schnell, jedoch schränkte die Verletzung seine beweglich stark ein.
    „Und nun! Power-Punch, los!“, befahl Harley. Haruka schreckte zurück. ‚Power-Punch?’
    Noktuskas rechter Arm leuchtete auf und dann kam das Kakteen Pokémon auf Ponita zugerast. Mit einem sauberen Schlag schlug Noktuska das Feuer Pokémon zu Boden. Ponita zitterte am ganzen Leib. War es das Ende? Kein Muskel regte sich in Haruka.
    Lilian, die zu Ponita gestürmt war, wollte schon den Kampf beenden, doch Ponita wollte diese Niederlage keinesfalls akzeptieren. Mit aller Kraft stemmte es sich auf die Beine zurück. Immer wieder knickten die Beine unter dem Pokémon weg.
    Haruka gab es immer wieder ein Stich ins Herz, als sie hörte, wie ihr Pokémon vor Schmerz aufstöhnte. „Ponita…“, wisperte sie. „Es reicht! Du verletzt dich noch mehr! Hör auf!“ Ponita schüttelte vehement ihren Kopf und schnaubte. Die flammenden Mähnen loderten noch stärker auf. Weiter versuchte das Feuer Pokémon auf die Beine zu kommen. Haruka starrte mit regungsloser Miene auf Ponita. „Ponita…“, flüsterte sie leise. Sie spürte die Willensstärke ihres Pokémons. „Du schaffst es! Mach weiter!“
    Ponita, die sich von Harukas Anfeuerungen bestärkt fühlte, stemmte sich ein letztes mal in den Boden. Die Erde wurde von den Hufen aufgewühlt – doch es stand! Haruka lachte glücklich. „Das hast du toll gemacht!“
    Ponita wieherte schrill auf und bäumte sich auf. Die Mähnen loderten stärker, denn je auf. Dann geschah es – Ponita wurde in helles Licht getaucht. Der Körper es Pokémons formte sich um, die Beine wurden kräftiger, der Körper mächtiger und die Flammen loderten in einer orangeroten Farbe auf. Ponita, welches sich nun zu einem Gallopa weiterentwickelt hatte, scharte auf dem Boden und senkte den Kopf zu Boden.
    Haruka war vollkommen sprachlos. Ihr Ponita hatte sich für sie entwickelt!
    Lilian war begeistert und teilte es auch den Zuschauern mit. „Der Kampf wird immer Nervenzerreißender! Noch nie wohnten wir einer Entwicklung bei!“
    Das Publikum kreischte vor Begeisterung auf. Nun hielt sie alle zu Haruka.
    Harley, der das Ereignis mit emotionsloser Miene zuerst zugeschaute hatte, wurde nun nervös. Er verlor keine Zeit um Haruka anzugreifen. „Noktuska, Nadelrakete!“
    Harukas Gedanken schweiften nun wieder zum Kampf. „Ponita… äh Gallopa, setz Bodycheck ein!“
    Gallopas waren bekannt für ihre derartige Geschwindigkeit, die sie über kurze Strecken erreichen konnte, und Harukas machte dieser Fähigkeit alle Ehren. Blitzschnell wich sie Noktuskas Nadelrakete und attackierte es mit einer heftigen Bodycheckattacke. Noktuska wurde einige Meter zurückgeschleudert, fing sich allerdings schnell wieder. „Verwende Kugelsaat um es aufzuhalten!“, befahl Harley. Haruka grinste nun. „Sprungfeder!“
    Gallopa stoppte ruckartig. Die Kugelsaatattacke näherte sich dem Feuer Pokémon. Allerdings machte Gallopa einen gewaltigen Satz in die Luft und für einen Moment schwebte das Pokémon.
    Die Zuschauer riefen erstaunte Rufe aus. „Und nun! Wir beenden es mit Feuersturm!“
    Gallopa stürmte zum Boden hinab auf Noktuska zu. Im letzten Moment spie das Pokémon ein gewaltiges Flammenkreuz aus nächster Nähe. Noktuska war gegen diese Attacke machtlos und ging zu Boden. Somit fielen auch Harleys Punkte und auch die Zeit war auf Null.
    „Dieses aufregende Match geht an Haruka und ihr Team! Somit bist du im Finale! Alles Gute, Haruka, du warst toll!“, schrie Lilian gegen die Zuschauer an, die es nicht mehr auf ihren Plätzen. Sie jubelten Haruka zu, und auch Harley bekam seinen wohlverdienten Applaus, doch die Ehre gebührte Haruka. Sie hatte einen tollen Kampf hingelegt und bewiesen, dass die Freundschaft zwischen Mensch und Pokémon Berge versetzen können.
    Lachend verbeugte sich Haruka vor dem Publikum, und auch Gallopa verneigte sich kurz, stieg dann anmutig auf die Hinterbeine.


    Haruka hatte das Stadion hinter ihr gelassen und wollte nun zum Vorbereitungsraum zurückkehren. Sie war erschöpft von den Ereignissen der letzten Minuten. Wenn Galoppa nicht gewesen wäre, hätte sie den Kampf verloren und nun stand sie im Finale. Allerdings… Wer würde ihr nächster Gegner werden?! Shuu oder Saori? Zwar konnte sie sich vorstellen gegen Saori wieder anzutreten, doch die Niederlage beim letzten Festival saß ihr immer noch in den Knochen. Doch was ist, wenn sie gegen Shuu antreten musste? Auch noch im Finale! Würde ihre „Beziehung“ daran zerbrechen? Nein! Sie mochte es sich nicht vorstellen, konnte allerdings auch nicht diese Gedanken aus ihrem Kopf verdrängen.
    Haruka stoppte auf dem Flur und seufzte schwer. Gegen wen sie kämpfen musste, entschied sich nun im nächsten Kampf. Sie hob den Kopf. „Shuu!“, Der Grünhaarige stand vor ihr. „Du warst fantastisch.“, lobte er sie. Haruka konnte ihre Gefühle nicht im Zaum halten und fiel Shuu um den Hals. „Hey, hey, hey! Nicht so stürmisch.“, lachte dieser. Haruka presste ihr Gesicht gegen seine Schulter. „Ohne dich hätte ich es nicht geschafft.“ Shuu drückte seine Freundin von sich weg. „Du hast den Sieg nicht mir, sondern dir und Gallopa zu verdanken.“, antwortete er. Haruka lächelte ihn an und umarmte ihn. Shuu ließ es geschehen und legte ebenfalls die Arme um das schlanke Mädchen. „Ich wünsche dir viel Glück, Shuu.“, flüsterte Haruka. „Ich bin bei dir.“
    Shuu schloss die Augen. „Ich weiß.“, erwiderte er leise, dann schob der Grünhaarige das Mädchen von sich weg und wandte sich zum Gehen. Haruka ließ Shuu gehen. Sie verstand, dass er sich genauso viele Gedanken machte, wie sie. Egal, wie weh es ihr tat, Haruka sah ein, dass Shuu auf sich alleine gestellt war. Und nun begann der Kampf, der über einiges entscheiden sollte…


    „Wir spüren die Spannung in diesem Stadion. Ja! Wisst ihr auch warum? Dies ist der letzte Kampf des Halbfinales!“ Lilian tänzelte über das Feld und postierte aufgebracht. „Hier kommt Saori aus Mamoria City auf die Bühne!“ Die Moderatorin deutete auf die linke Seite von der die junge Frau das Stadion betrat. Dann zeigte sie auf die rechte Seite. „Shuu aus LaRousse betritt die Bühne!“
    Shuu nahm ruhig seinen Platz ein, genauso wie Saori. Ihnen wurde bewusst, dass es nun um alles oder nichts ging. Auch wenn Shuu und Saori gute Freunde waren, würden sie sich nicht zurückhalten in diesem Kampf.
    „Und jetzt beginnt der Match, welches entscheiden wird, wer ins Finale rücken wird. Gebt euer Bestes!“, rief Lilian. „Bühne frei!!“
    Saori schaute Shuu an. „Möge der Bessere gewinnen!“, sagte sie und nahm zwei Pokébälle zwischen die Finger. „Lapras! Tauboss! Los geht’s!“
    Aus ihren Pokébällen erschienen Lapras, das starke Wasser Pokémon, und Tauboss, der Herr der Lüfte.
    Shuu nickte knapp. „Roselia und Maskeregen! Raus mit euch!“
    Nun standen sich die vier Pokémon gegenüber und waren bereit zum Kampf. „Und los geht’s!“, gab Lilian das Startsignal.
    „Tauboss, Aero-Ass!“, befahl Saori. „Und Konfustrahl, Lapras!“ Tauboss flog hoch empor in die Luft und stürzte sich im Sturzflug auf Roselia. Lapras schoss einen lilafarbenen Strahl auf Maskeregen.
    Shuu konterte. „Roselia, benutze Zauberblatt, wenn Tauboss in deiner Nähe ist und Maskeregen ausweichen!“ Maskeregen wich dem Strahl geschickt aus. „Und jetzt Silberhauch!“
    Als Tauboss in Roselias nächster Nähe war, beschoss das Pflanzen Pokémon das angreifende Pokémon mit einer Salve grüner Blätter, die es zurückschlugen und Maskeregen erzeugte mit den Flügel einen schönen Windhauch, der silbern glänzte.
    Lapras steckte diese Attacke allerdings leicht weg und Tauboss regenerierte sich auch schnell von Roselias Attacke. Shuu fluchte leise, gab aber auch nicht leichtfertig auf. „Roselia, Stachelspore und Maskeregen Windstoß!“
    Roselia stieß eine Wolke aus orangefarbenen Sporen aus, die von Maskeregens Windstoß auf Saoris Team gewirbelt wurden. „Tauboss, Flügelschlag!“ Mit kräftigen Schlägen der Flügel vertrieb Tauboss die Stachelsporen. „Lapras, Eisstrahl!“ „Du auch, Maskeregen!“ Beide Pokémon attackierten sich gegenseitig mit einem Eisstrahl, der in der Luft kollidierte und die Pokémon zurückwarf. „Roselia, Blättertanz!“
    Roselias rosafarbene Blätter schossen durch den Rauch auf Tauboss zu und setzten dem Pokémon schwer zu. „Tauboss, Daunenreigen!“
    Das Flug Pokémon breitete seinen Schwingen aus und schoss weiße Federn auf Roselia und Maskeregen hinab.
    Shuus Team war dieser Attacke völlig schutzlos ausgeliefert. „Lapras, benutze Aquawelle!“ Lapras erschuf einen Wasserball im Maul und beschoss mit diesem Roselia und Maskeregen, die daraufhin ungeschickt zu Boden fielen.
    Saori grinste selbstsicher. Shuu dagegen wurde nervöser. Der Schweiß tropfte ihm bereits hinunter, obwohl gerade mal zwei Minuten des Kampfes vorbei waren. „Steht auf, los!“ Maskeregen schoss wieder in die Luft und Roselia schaffte es wieder auf die Beine zu kommen. „Tauboss, und wieder Aero-Ass!“ Kaum war Maskeregen wieder in der Luft, wurde es gleich darauf wieder angegriffen. Der Zustand seiner Pokémon verschlechterte sich mit jeder Sekunde, die verstrich. Saori war einfach zu stark, aber sein Verstand weigerte sich so schnell aufzugeben. „Maskeregen, streng dich an!“
    Maskeregen war schon sehr außer Atem und flog wieder in den Himmel empor. „Benutze Blubber!“, rief Shuu. Das Käfer Pokémon stieß eine Salve Blubber aus. „Und jetzt Eisstrahl, dann Silberhauch!“ Maskeregen ließ die Blasen in der Luft zu Eiskugeln gefrieren, anschließend erzeugte das Pokémon abermals einen wunderschönen Silberhauch, der die Eiskugeln auf Tauboss und Lapras zu schleuderten. Diese waren Shuus Kombinationsattacke völlig unterlegen und versuchten dem Eishagel auszuweichen – ohne Erfolg.
    Der Grünhaarige fühlte sich wieder bestärkt dadurch. „Roselia, Blättertanz!“ Saoris Pokémon erholten sich gerade mal von Maskeregens dreifach Attacke, schon wurden sie wieder durch Roselia angegriffen.
    „Benutze Eisstrahl, Lapras, los!“, konterte die junge Frau und ihr Pokémon führte daraufhin einen eisigen Strahl aus, der die Blätter gefrieren ließ. „Und jetzt Flügelschlag, Tauboss!“
    Tauboss flog wieder in den Himmel empor und stürzte sich auf Maskeregen. „Greif es mit Eisstrahl an!“
    Das Motten Pokémon konzentrierte wieder einen Eisstrahl, und als Tauboss in seiner Nähe war, schoss es den Strahl auf das gefiederte Pokémon, das sofort gefror. Doch es befreite sich binnen von Sekunden. „Silberhauch!“
    Erfasst vom Silberhauch knallte Tauboss gegen die Wand und war kampfunfähig. Saori gab im gleichen Moment einen weiteren Befehl: „Hydropumpe!“
    Eine Wasserfontäne fegte Maskeregen beinahe über das gesamte Kampffeld bis es schließlich auf dem Boden aufschlug und K.O. ging.
    Beide Trainer riefen ihre besiegten Pokémon zurück und bedankten sich bei ihnen, dann nahmen sie schließlich den Kampf wieder auf.
    „Bühne frei für den entscheidenden Teil dieses Kampfes!“, rief Lilian. „Die letzten
    Saori und Shuu gönnten eine kurze Zeit Ruhe, bevor Shuu nun rief: „Zauberblatt!“ „Wieder Eisstrahl!“, erwiderte Saori.
    Lapras ließ wieder mal Roselias Attacke in Eis erstarren. „Weiter Eisstrahl!“ Lapras ließ das gesamte Feld zu einer Eisfläche erstarren. „Roselia, ausweichen! Schnell!“
    Roselia flüchtete vor Lapras’ eisigen Strahl, jedoch rutschte das Pflanzen Pokémon auf der glatten Fläche aus. Shuu biss sich auf die Lippen. „Steh auf, Roselia, wieder Blättertanz!“
    Roselia versuchte auf die Beine zu kommen und nahm wieder eine Angriffsposition ein. „Lapras, Hydropumpe!“ Das Pokémon war wieder bereit eine heftige Hydropumpe zu erzeugen. „Roselia, rutsche nun auf dem Eisfeld!“
    Roselia gehorchte und glitt, wie eine Eisläuferin über die glatte Oberfläche. Mit jeder halben Sekunde wurde Roselia schneller und schneller. Lapras konnte kaum noch Roselias Bewegungen verfolgen. „Jetzt Zauberblatt, los!“, schrie der Grünhaarige.
    Shuus Pokémon bremste keinesfalls für ihren Angriff und feuerte während ihres eleganten Eislaufs grünliche Blätter auf Lapras, die aus unterschiedlichen Richtungen hervor schossen. Lapras wurde durch die zunehmende Erschöpfung immer langsamer in seinen Bewegungen. Shuu warf einen kurzen Blick auf den blauen Himmel. Die Sonne schien hell und klar auf Roselia hinunter. „Und jetzt Solarstrahl!“
    Binnen von Sekunden war der Solarstrahl einsatzbereit und raste auf Lapras zu. Mit einem Schlag war das starke Wasser Pokémon besiegt.
    Shuu war genauso außer Atem, wie sein Pokémon und begriff zunächst nicht, dass er den Kampf gegen Saori gewonnen hatte.
    „Du warst klasse, Lapras, ruh dich aus.“, sagte Saori, die ihr Pokémon zurück rief und dann auf Shuu zuging. „Du hast einen tollen Kampf geleistet, Shuu. Du hast den Sieg verdient.“ Freundschaftlich reichte die Frau Shuu die Hand. „Gleichfalls, Saori. Du warst auch klasse.“
    Die Zuschauer spendeten Shuu und Saori einen heftigen Applaus. Sie sprangen von ihren Plätzen auf und klatschten. Einige riefen begeisterte Rufe aus.
    „Was für ein aufregender Kampf es doch war! Nun steht die Entscheidung für das Finale fest, liebes Publikum!!“


    Shuu durchquerte den Flur. Er stoppte auf halber Strecke und neigte den Kopf zu Boden. Ihm wurde schlagartig klar, dass sein nächster Gegner Haruka sein würde. Mit einem Mal fühlte er sich niedergeschlagen. Nur einer von ihnen konnte das Finale bestehen. Entweder Haruka oder er selbst.
    Der Junge hob den Kopf. Seine Augen weiteten sich, denn Haruka stand ihm gegenüber. Über seine Lippen kam kein einziges Wort. Sein Körper fühlte sich an, als sei er gelähmt worden. „Haruka…“ Die Lippen des Mädchens verzogen sich zu einem Lächeln. „Shuu, dein Kampf war toll.“ Verwirrt von seinen eigenen Gefühlen, blieb Shuu stumm. Sie schweigen beide bis Shuu schließlich die Stille brach. „Haruka… Ich habe mein Versprechen gehalten.“ Nun nickte Haruka lachend. „Ich weiß, Shuu.“
    Shuu ging an Haruka vorbei, als sie plötzlich nach seinem Handgelenk griff. Mit einer ruppigen Bewegung zog Haruka ihn zu sich. Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe. „Haruka…“, wisperte er, allerdings legte das Mädchen den Zeigefinger auf seine Lippen. „Sag nichts, Shuu, bitte.“, bat sie ihn. Shuu sah in ihre dunkelblauen Augen und strich ihr mit den Fingern über die Wange, dann küsste Haruka ihn zärtlich. Der Grünhaarige erwiderte den Kuss erst zögernd, schließlich genauso leidenschaftlich.
    Nach kurzer Zeit lösten sie sich wieder. Shuu schaute Haruka verwirrt an. „Ich liebe dich, Shuu.“, flüsterte sie leise. Nun war es Shuus Herz, das regelrecht einen Hüpfer machte. „Ich dich noch viel mehr.“, antwortete er mit gedämpfter Stimme und presste seine Lippen gegen Ihre. Dabei drückte er sie gegen die kalte Wand. Doch die Leidenschaft wärmte sie gegenseitig – für immer.

  • Wow!Mir hat es die Sprache verschlagen!
    Ich fand es grandios!
    Du hast die Kämpfe super becshrieben!
    Ich...ich fand es atemberaubend!
    Shuu und Hakura sind im Finale!
    Ich hoffe nur das sie die Beziehung nicht wirklich
    durch den Kapmpf zerbrechen lassen!
    Ich hoffe nur das alles im Finale gut geht!
    Ich hoffe es geht bald weiter!
    freue mich schon riesig aufs nächste Kap! :thumbsup:

  • Wow! Super Story! Ich liebe ja Contestshipping und dann auch noch so eine super Story dazu! *hechel*
    Tolle Ausdrucksweise, keine Rechtschreib- oder Grammatikfehler, keine Wortwiederholungen, Spannung und auch sonst keine (gravierenden) Fehler. Du kannst wirklich super schreiben! *Neidisch sei*
    Die Story an sich ist auch klasse, wie schon erwähnt finde ich Contestshipping ganz toll und freue mich über alle Stories über dieses Shipping. Und Shuu ist so süß, wie er Maike rettet! *Träum, schwärm* Er verteidigt sie auch immer und ist für sie da. *Schnüff, ich will auch einen Shuu* Haruka ist auch total nett, immer noch naiv, irgendwann müsste man doch mal verstehen, dass Harley durch und durch böse ist! *Kopf schüttel* Die anderen sind auch nett, aber nicht Ken!*Der Name beißt sich ziemlich mit Charis Story...*
    Also, ich freue mich über die nächsten Kapitel! MfG Foli
    Ps.: Entschuldige dieses ganze unsinnige Gelaber, aber wenn ich gute Stories lese *An deine und auch ein paar andere denk* bekomme ich keinen normalen Satz mehr hin
    Pps.: Shuu! *träum*

  • Zitat

    Die anderen sind auch nett, aber nicht Ken!*Der Name beißt sich ziemlich mit Charis Story...*


    Das habe ich mir auch gedacht. Liegt aber nicht an dir Akira, dass ich mir die Szene nicht ordentlich vorstellen konnte. Irgendwie geht das bei mir nicht so richtig -das liegt an meinem Ken aus Hoenn Legenden ^^- aber gut beschrieben.


    So, damals habe ich dir bloß diese kurzen Kommentare gegeben, nicht wirklich aussagekräftig. Was auf Animexx nicht war, kann ja im Bisaboard noch werden. Toll finde ich die Story noch immer keine Frage, der Schreibstil ist gut aber ohne Zweifel, bei deinen neuen Kapiteln aber viel verfeinerter.


    Auf Animexx hatte ich keine Kritik für dich, das soll sich nun ändern. Ich erzähle dir auch gerne was ich zu kritisieren habe: ich hätte mir einige 'Ausruhkapiteln' für Haruka gewünscht. Das Mädchen wäre fast vergewaltigt worden! Nachdem sie den ersten Schock davongetragen hat, kann sie schon auf Shuu eingehen und wieder Kämpfe austragen? Klingt ein wenig unrealistisch, finde ich.


    Aber den Rest der Story finde ich natürlich klasse, dass sich die Namen überschneiden, das konntest du ja nicht ahnen, als du den Vorgänger zu deiner jetzigen Geschichte geschrieben hast. Also, einfach topp. :thumbup:


    *knuddel* Chari

  • User125660
    Dankeschön, freut mich sehr, dass sie dir gefällt. ^^Und... Chari und ich haben uns erst später kennen gelernt. Da kannte ich ihre FF noch nicht. ^^"


    Charizard
    Ich weiß. Mir sind nun ein paar Fehlerchen in der Logik eingefallen. Vielleicht schreibe schiebe ich noch ein Kapitel dazwischen. Mal sehen. ^^


    10. Kapitel


    Schicksalhafte Begegnung


    Nun war es soweit. Das Finale begann. Mehrere hundert Menschen hatten auf dieses Ereignis gewartet. Die besten Koordinatoren würden sich in diesem Kampf gegeneinander messen. Nur einer konnte siegen, doch wer?
    Das Publikum applaudierte wild, nachdem die Finalisten die Arena betreten hatten. Shuu und Haruka verbeugten sich voreinander. Trotz der Gefühle, die sie füreinander empfanden, hatten sie sich versprochen keine Rücksicht auf den Anderen zu nehmen. So würde der Kampf fair bleiben und nicht von ihren Emotionen geleitet werden…


    ~*~ FLASH BACK BEGIN ~*~


    Shuu starrte Haruka in ihr junges Gesicht. Diese erwiderte seinen Blick mit einem Ausdruck von Frage und Unwissenheit. Doch der Grünhaarige strich ihr sanft über die Wangen und hielt, mit zittrig, angespannter Hand, inne. Haruka fühlte seine Nervosität. „Shuu… Was ist los? Hat es etwas mit dem Finale zutun?“, wollte sie vorsichtig fragend wissen. Zunächst antwortete er ihr nicht, dann nickte Shuu. Haruka zog den Jungen noch weiter an sich heran. „Ich möchte nicht, dass unsere Gefühle etwas an dieser Situation ändern.“ Shuu schaute in ihre klugen Augen. „Trotzdem fair kämpfen, huh?“ Die Braunhaarige bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken. „Erinnerst du dich an unseren Kampf im letzten Jahr, Shuu?“ Sie hörte, wie Shuu kurz auflachte. „Natürlich erinnere ich mich, Dummerchen.“ Haruka wich seinem Blickkontakt aus. „Ich möchte, dass wir unser Bestes geben - wie damals.“ Das Mädchen machte eine kurzweilige Pause. Shuu lachte leise in sich hinein. „Ich weiß, was du meinst.“, erwiderte er. „Und natürlich werden wir unser Bestes geben und uns nicht von unseren Gefühlen irritieren lassen.“
    Haruka strahlte regelrecht und fiel Shuu ein weiteres Mal um den Hals. „Hey, hey. Du erwürgst mich noch!“ Der Grünhaarige lachte ausgiebig. „Dann ist es also klar. Ich werde dich besiegen, Shuu!“ Dieser verzog seine Mundwinkel zu einem hochnäsigen Grinsen. „Wir werden sehen, Haruka.“ Nun wandte sich Shuu von ihr ab.


    ~*~ FLASH BACK END ~*~


    Der Tag war gekommen, an dem beide Koordinatoren, Haruka und Shuu, im Finale gegenüber stehen würden. Im letzten Festival hatte Haruka ihren Rivalen in einem harten Kampf bezwungen. Doch nun hatte sich die Situation grundlegend verändert – für beide. Kurz bevor Haruka und Shuu in den Kampf gezogen waren, hatte er ihr ein Versprechen gegeben: Er würde keine Rücksicht auf sie nehmen, auch wenn er sie liebte. Haruka willigte ein und versprach Shuu sich ebenfalls nicht zurückzuhalten.
    Das Rauschen des Applauses, den die Zuschauer ihnen spendeten, drang in ihren Ohren. Lilian, die Moderatorin, war genauso begeistert und diese Tatsache erhob sich besonders an ihrer Stimme. „Jetzt beginnt das Ereignis, worauf wir so lange wartet haben! Zwei hervorragende Koordinatoren haben sich bis hierhin mit ihren Pokémon durchgeschlagen. Wer wird wohl gewinnen?“ Die machte eine Drehung um sich selbst. „Und los geht’s, Leute! Haltet euch fest!“
    Das war der Startschuss. Haruka und Shuu griffen nach ihren Pokébällen. Bevor sie ihre Pokémon riefen schauten sie sich noch einmal tief in die Augen. Dann erfüllte das Klicken der sich öffnenden Pokébälle die Arena. Das Publikum war nicht mehr zu halten.
    „Psiana! Gallopa! On Stage!“, rief Haruka. Gallopa scharte auf dem sandigen Boden und neben dem feurigen Pokémon, erschien Psiana. „Absol und Vulnona!“, erwiderte Shuu. Neben Absol tauchte aus dem Lichtschein ein wunderschönes Vulnona, dessen Fell in der Sonne golden glänzte. Haruka schaute Shuus neues Pokémon überrascht an. Shuu, der anscheinend ihre Gedanken las, sagte mit ruhiger Stimme: „Dieses Pokémon habe ich für dieses Festival großgezogen.“ Haruka lächelte. So kannte sie ihren Shuu. Dieser gab nun den ersten Befehl an seine Pokémon weiter. „Absol, Eisenschweif und Vulnona, verwende Flammenwurf!“ Absols Schweif glühte auf, während es auf Gallopa zu stob. Sein neues Pokémon dagegen spie einen orangeroten Flammenwurf auf Psiana.
    „Gallopa, schütze Psiana!“ Gehorsam sprang das Pokémon vor Psiana und der Flammenwurf konnte sein Ziel nicht verfehlen. Allerdings brach Gallopa die Flammen mit Leichtigkeit, sodass sie als Funkenregen zu Boden fielen. Nun griff Absol Harukas Feuer Pokémon an. „Angriff ist die beste Verteidigung! Furienschlag!“
    Gallopa senkte sein Haupt und somit auch das gefährliche Horn. Als Absol in die Luft sprang um seinen Angriff auszuführen, wurde das hundeartige Pokémon regelrecht in der Luft abgefangen und auf den Boden geschleudert. Dann folgten erbarmungslose Schläge mit Gallopas Horn.
    Shuu biss sich auf die Lippen. Haruka war tatsächlich um einiges stärker, als bei ihrem letzten Kampf. Doch Harukas neu gewonnene Stärke spornte den Grünhaarigen nur mehr an. „Vulnona, Kraftreserve!“ Das Fuchs Pokémon erschuf grünlich glühende Kugel, die einen weißen Schimmer aufwiesen. „Und jetzt Flammenwurf!“ Die Kugel färbten sich augenblicklich rötlich. Shuu machte mit dem Arm eine Bewegung, die nun auf Absol deutete. „Jetzt Klingensturm, Absol!“
    Die Klinge an Absols rechten Gesichtshälfte schimmerte weiß auf, dann schoss eine gewaltige Sichel auf die erhitzten Kraftreserve Kugeln. Die runden Objekte wurden vom Klingensturm zerfetzt und übertrugen die erwärmte Energie auf die verheerende Attacke. Die Attacke schleuderte Psiana gegen Gallopa und verursachte so, dass beide Pokémon auf den Boden fielen.
    Shuu lächelte über das Ergebnis und zögerte nicht lange für einen weiteren Angriff. „Absol, benutze jetzt Aquawelle!“
    Absols Umrisse wurden nun von einem Blauton durchzogen, die zu einer massigen Welle wurden und auf Harukas Team niedersauste.
    Haruka atmete tief durch. „Halte das Wasser mit Psychokinese auf, Psiana!“ Durch Psianas kristallartigen Juwel an dessen Stirn, wurden die Psychokräfte des Pokémons frei und hielten die Welle auf. Es war, als ob die Zeit angehalten wurde.
    Shuu traute seinen Augen nicht. Das kleine Pokémon, welches gerade mal fast einen Meter groß war, war im Stande eine riesige Welle mit Hilfe von seinen Psychokräften aufhalten. Doch was darauf folgte, erschütterte Shuu mehr den je. „Und hau ihm nun seine eigene Attacke um die Ohren!“
    Psiana wurde in ein rötliches Licht getaucht, welches von ihrem Juwel ausging, und beförderte die Wassermasse in die entgegen gesetzter Richtung. Über Absols und Vulnonas Köpfen brach die Welle und beide Pokémon wurden an die Wand gedonnert. Shuu schien wie paralysiert zu sein. Er starrte auf Harukas Psycho Pokémon. Er hatte Psiana völlig unterschätzt, denn in den vorherigen Kämpfen, in den Haruka Psiana eingesetzt hatte, hatte sie nie Gebrauch dieser derartigen Kräfte gemacht.
    „Gallopa, Bodycheck!“ Gallopa hetzte mit weiten Sprüngen auf Shuus Pokémon zu. Dieser lächelte amüsiert. „Absol, blende sie mit Blitz!“
    Ein grelles Licht umfing das Pokémon, welches Gallopa und Psiana, inklusive Haruka, blendete. „Eisenschweif und Flammenwurf!“
    Absol sprintete los und Vulnona schoss einen flammenden Strahl auf Harukas Team. Gallopa und Psiana hatten sich noch nicht von Absols vorherigem Angriff erholt und wurden von dieser Doppelattacke vollkommen überrascht.
    „Gallopa! Psiana! Alles okay bei euch?“ Gallopa und Psiana regten sich langsam und erhoben sich schweratmig vom Boden. „Shuu, ich werde dir nicht kampflos das Feld überlassen.“ „Das erwarte ich nicht von dir.“, erwiderte dieser. „Aquawelle, Absol, los geht’s!“
    Harukas Blick schnellte zu Gallopa. „Konter mit Feuersturm!“ Während Absol wieder Aquawelle ausführte, erschuf Gallopa den Feuersturm, dessen Hitze die Aquawelle verdunsten ließ. Dichter Nebel war das Ergebnis dieses Aufpralls der Attacken.
    Haruka war mit diesem Resultat vollkommen zufrieden. Shuu dagegen war ratlos. Durch den dichten Nebel konnte er Haruka weder sehen noch voraussagen, welchen Angriff sie tätigen würde.
    Der Grünhaarige erkannte schnell, dass das Mädchen dies hervorrufen wollte. Er hatte keine andere Wahl, als in die Defensive zu gehen. „Haltet eure Augen offen.“
    Haruka kommunizierte in der Zwischenzeit mit Psiana in einem flüsternden Ton, was Shuu nicht hörte. „Psiana, spür Vulnona und Absol im Nebel auf.“
    Psiana tat wie geheißen und sein geteilter Schweif durchschnitt die Luft. Die Barthaare vibrierten. „Schick ihnen mit Spukbällen Grüße!“, befahl Haruka nun. Shuu schrak auf und sein Blick schoss herum, doch der Nebel war zu dicht.
    Überraschend schossen drei gleichgroße schattenartige Bälle auf Vulnona und Absol zu, die das Team einige Meter zurück warf. Shuu schaute in die Richtung aus denen die Spukbälle gekommen war und er glaubte, den Schatten Psianas zu sehen. „Absol, Klingensturm!“ Absols Klinge leuchtete ein weiteres Mal auf und der darauf folgende Angriff wirbelte Psiana durch die Luft. Der Nebeneffekt des Klingensturmes war, dass sich der Nebel verzog.
    Psiana rappelte sich schwermütig wieder auf. An dem Psycho Pokémon preschte plötzlich Gallopa vorbei und griff Vulnona mit Bodycheck. Beide Feuer Pokémon stemmten sich gegeneinander.
    Kurz davor hatte Haruka ihrem Gallopa ein Zeichen zum Gegenangriff gegeben. Shuu hatte von der wortlosen Kommunikation nichts mitbekommen und war darum ziemlich überrascht. „Klingensturm!“ Absol warf wieder einen Klingensturm, der Gallopa von Vulnona hinfort drückte. „Und nun Aquawelle!“
    Absol griff erneut unerwartet mit Aquawelle an – und dieses Mal war es das Ende von Gallopa.
    Haruka erstarrte und blickte auf Gallopa, die entkräftet zu Boden glitt. „Es ist vorbei, Haruka.“, verkündete Shuu. „Vulnona, Feuersturm, los!“
    Seine Stimme rüttelte Haruka wach. „Psychokinese!“, befahl sie ruhig. Psiana stoppte den Feuersturm kurz bevor dieser das Pokémon treffen konnte und leitete den Angriff zum Boden hin. „Schieß zwei Spukbälle gegen den Boden!“ Das Pokémon gehorchte und zwei Spukbälle sogen die Nässe des Bodens auf.
    „Absol, halte Psiana mit Eisenschweif auf!“, befahl der Grünäugige. Haruka grinste verschmitzt. Shuu tat, was sie erreichen wollte – er ließ Absol nah an Psiana herankommen. Ihr triumphierender Gesichtsausdruck ließ Shuu schmunzeln. War es das, was sie erreichen wollte? Doch es war zu spät, Haruka gab schon den Befehl, den Shuus Absol den Rest geben würde. „BLITZKANONE!!“, schrie Haruka.
    Aus Psianas Juwel trat eine schwarze Kugel hervor, die von gelben Blitzen umgeben wurde. Die Energie der Blitzkanone steigerte sich in jeder Sekunde, und als Absol nah genug an Psiana herangekommen war, schleuderte das Psycho Pokémon die verheerende Attacke auf das Desaster Pokémon. Absol konnte weder ausweichen, noch die Attacke neutralisieren. Sein Pokémon wurde durch die halbe Arena gefegt bis sich die Blitzkanone von selbst auflöste – Absol war kampfunfähig.
    Niedergeschlagen erkannte Shuu, das die Spukbälle als Ablenkungsmanöver gedient hatten um ihn von der eigentlichen Attacke abzulenken. Ein kluger Zug von Haruka!
    Nun riefen Haruka und Shuu ihre besiegten Pokémon zurück in die Pokébälle.
    „Liebe Damen und Herren, dieser Kampf hat schon heroische Effekte angenommen und jetzt wird dieser als ein eins-gegen-eins Kampf fortgesetzt!“, rief Lilian.
    Haruka warf einen kurzen Blick auf die Uhr, sie hatten nur noch eineinhalb Minuten Zeit. „Vulnona, Flammenwurf!“ Das Feuer Pokémon griff Psiana mit seinen Flammen an. „Ausweichen mit Ruckzuckhieb!“ Psiana sprang blitzschnell zur Seite und der Flammenwurf verfehlte das Pokémon knapp. Vulnona jedoch lenkte den Flammenwurf zur linken Seite und Psiana wurde doch noch getroffen.
    „Spukball und Psychokinese!“ Spukball setzte Psiana wieder ein und verstärkte ihre Wirkung mit Psychokinese. Immer wieder ließ Psiana den Spukball Vulnona treffen und das Feuer Pokémon hatte keine Chance zu einem Gegenangriff. „Blitzkanone!“, befahl Haruka erneut. „Feuersturm!“, konterte Shuu.
    Beide Pokémon setzten ihre stärksten Attacken gegeneinander ein. Beim Zusammenprall der Angriffe erschütterte eine heftige Explosion die Arena. Vulnona, als auch Psiana wurden in die Luft geschleudert und prallten gegen die harte Wand.
    Die letzten Sekunden des Kampfes brachen nun an. Haruka und Shuu riefen geschockt nach ihren Pokémon. Als der Staub sich lichtete, waren beide Pokémon am Boden. Doch sie regten sich und versuchten mühsam auf die Beine zu kommen. Haruka und Shuu feuerten ihre Pokémon mit tonlosen Stimmen an. Genau wie ihre Pokémon schwanden ihre Kräfte.
    12, 11, 10, … Ihre Pokémon kämpfen mit der Schwerkraft. 9, 8, 7, … Vulnona und Psiana waren wieder auf den Beinen. 6, 5, 4, … Dann geschah es: Beide Pokémon fielen zeitgleich auf den Boden zurück. 3, 2, 1… Die Zeit war vorbei! Der Kampf beendet. Doch es war ein Unentschieden, beide Pokémon waren unfähig weiterzukämpfen. Auch dessen Trainer hatten keine Kraft mehr. Doch sie hielten sie vehement auf den Beinen.
    „Ein Unentschieden? Sowas gab’s noch nie!“, Lilian suchte Hilfe suchend zu den Juroren, die völlig aus dem Häuschen waren. Mr. Contesta ergriff das Wort zuerst: „Ein unvergesslicher Kampf. Ein Kampf, der uns in Erinnerungen sein wird. Darum zolle ich euch meinen Respekt. Ihr habt wunderbar gekämpft. Ihr habt Beide den Titel ‚Top Koordinator’ verdient.“
    Ohrenbetäubender Jubel brach aus. Haruka warf Shuu einen fragenden Blick zu. Der Grünhaarige ging zu Haruka, umschlang ihre Hüfte und verbeugte sich mit ihr zusammen vor dem Publikum.


    Kurz nach dem Finale fand die Siegerehrung statt. Haruka und Shuu bestiegen gemeinsam das Podest. Die Juroren übergaben ihnen den Bänder Cup, der matt glänzte. Haruka und Shuu nahmen ihn zusammen entgegen. Sie lächelten sich glücklich an und Shuu hätte am liebsten geküsst, als sie ihn anstrahlte.
    Die Teilnehmer, die Juroren und das Publikum klatschten Beifall. Haruka und Shuu umklammerten den Pokal und winkten den Zuschauern dankend zu. Ihre Blicke trafen sich und die Umklammerung verfestigte sich mehr.