Pokémon Quest [Buch 1] - Das Erbe des Giratina

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    Es ist an der Zeit, oh Wächter,
    Trete aus der Dunkelheit!
    Nutze was du fühlst, sich stets auf’s Neue regt.
    Dein Glaube wird dich leiten,
    Wenn deine Zeit kommen mag,
    wird deine heilige Kraft erwachen!
    Tief in dir Verborgen wirst du erkennen,
    Dass der Augenblick gekommen ist.
    Habe keine Furcht, bewahre deinen Glauben.
    Es ist in deinem Herzen, deiner Seele!


    Es ist an der Zeit, oh Wächter,
    Trete aus der Dunkelheit!
    Vertraue dem Licht deiner Pfade,
    Fühle den Wandel der Gezeiten.
    Und werde dein Schicksal,
    Führe und sie werden dir folgen.
    Du bist auserwählt, oh Wächter,
    Uns von der Finsternis zu befreien!
    Habe keine Furcht, bewahre deinen Glauben.
    Es ist in deinem Herzen, deiner Seele!


    Informationen
    Thema: Pokémon
    Genre: Fantasy, Romantik (Shippings), Abenteuer, Action
    Rating: P12 bis stellenweise P16
    Pairings: Shuu X Haruka, Shinji X Hikari, Kyouji X Rika, eventuell Satoshi X Kasumi
    Status: 60 Kapitel // nicht abgeschlossen
    Warnings:
    Ich warne im Vorraus, das im Verlauf dieser Fanstory (etwas) Blut fließen wird. Allerdings werde ich Gewaltszenen nicht detailliert darstellen, um die Grenzen des Geschmacks oder gar die Empfinlichkeiten jüngerer Leser nicht herauszufordern.
    Anmerkung:
    Diese FF ist die Fortsetzung zu Unforgivable Sinner. Darum empfehle ich die Vorgeschichte zu lesen. ^-^
    Auf Animexx könnt ihr sofort meine neuen Updates lesen, ihr findet mich HIER.


    Disclaimer
    Das Urhebeberrecht an Pokémon oder den Charakteren liegt nicht bei mir, sondern bei Satoshi Taijiri. Die Storyline, sämtliche dazugehörige Ideen, und Charaktere liegen bei mir.
    Allerdings liegen die Rechte der verwendeten Bilder bei ihren Artists.
    Coverbild by Antarel


    Partner-Stories
    Hoenn Legenden - Das Siegel der Lichtgöttin [Buch 2] von Bastet
    Kaltes Herz von Bastet
    Ein unvergessliches Abenteuer von Leafy
    Meister der Zeit von Alaiya
    Avalance - Die Legende des Lichts von Leafy
    Elements von Minou
    Resurrection von AoiYuki


    Kooperation:
    Zudem arbeite ich mit Kaltes Herz, geschrieben von Bastet, zusammen. Wir werden Handlungen in unseren Werken aufgreifen und verwenden. Daher werden sich gewisse Inhalte ähneln bzw. überschneiden.


    Der Inhalt:
    Dunkle Zeiten stehen dem einst friedlichen Kontinent Shinou bevor:
    Eine bösartige Orginsation, genannt Team Galaktik, strebt die Auferstehung der alten Gottheiten Dialgas und Palkias an, nicht wissend, dass ihre verbotenen Mächte niemals erweckt werden sollten, denn Naturkatastrophen werden alles Lebende vernichten und die Welt stürze ins Chaos.
    Nach einer ursalten Sage nach wird bloß ein Auserwählter den Mut und die Kraft werden dieser Apokalpyse Einhalt zu gebieten.


    Seit dem Johto Festival ist ein halbes Jahr bereits vergangen.
    Die Zeit verstreicht und in Haruka begehrt der Wunsch einer neuen Reise, in unbekannte Lande, auf. Ihr neues Ziel: Shinou.
    Ein unerbittlicher Sturm erwartet das junge Pärchen und ihnen ist nicht bewusst, dass dies der Beginn der nahenden Katastrophe ist…


    Als Shuu und Haruka in Schwierigkeit geraten, eilt ein mysteriöses Mädchen ihnen zur Hilfe. Wer ist dieses Mädchen?


    Charakter-Steckbriefe:



  • Dazugehörige Kommentare:
    Von Sheep


    Prolog


    Die Legende der Wächter


    Das Chaos warf seine düsteren Schatten - eine Leere, in der kein Leben war, sondern Tod und Verderben.
    Aus jener Finsternis wurde eine Kreatur geboren, umgeben vom heiligen Licht. Arceus, so pflegten die Menschen jenes göttliche Wesen zu nennen, welches das Nichts vertrieb und ein unscheinbares Ei schuf.
    Jenem Ei entsprangen Palkia und Dialga. Raum und Zeit vermochten sich auszudehnen, als ihre Herzen begannen zu schlagen.
    Doch Arceus Kräfte schwanden und so wurde Mew aus dem schwindenden Licht des Gottes geboren.
    Mew, die Lichtgöttin und Gottesmutter, betrachtete das unfertige Werk Arceus, welches vom Schleier der Dunkelheit bedeckt war.
    So sandte Mew Cresselia und Darkrai, die das Licht Tag und die Finsternis Nacht nannten.
    Da die Erde noch immer wirr und wüst war, erweckte Mew die Titanen des Himmels, der Erde und des Meeres.
    Rayquaza schied das Wasser unterhalb vom Wasser oberhalb des Gewölbes. Der Himmel war geboren!
    Nun sammelte Kyogre das Wasser an einem Ort und Land erstreckte sich durch Groudons Macht.
    Bereits in jener Zeit herrschte Zwietracht zwischen Kyogre und Groudon. So begannen jene Kreaturen, dessen Kräfte frei und ungezähmt waren, einen erbitterten Kampf.
    Mew aber zürnte, verbannte jene auf dem Grund des Meeres und ins Herz eines Vulkans und legte ein Siegel eines jahrtausendlangen Schlafes über Kyogre und Groudon.
    Mew entsandte Ho-oh und Lugia, die Obhut nahmen über Land und Meer.
    Zuletzt wurden die niederen Pokémon geschaffen, die Freund und Gefährte der Menschen in jener Zeit wurden.
    So kehrte Frieden in den Herzen der Menschen und der Pokémon. Die obersten Gottheiten schufen die Halbgötter Lavados, Zapdos, Arktos, Suicune, Entei, Raikou, Registeel, Regirock, Regice, Tobutz, Vesprit und Selfe.
    Ihre Aufgabe war es über das Werk der Gottheiten zu wachen.


    Jahrtausende verstrichen im Frieden. Die Welt blüh’ und gedieh. Als Dank an die Gottheiten erbauten die alten Völker prunkvolle Tempel und huldigten jene, die ihnen Schutz und Leben boten.
    Und doch war dieser Frieden bloß ein Trugbild der Wirklichkeit.


    Der Friede welkte.
    Boshafte Zwietracht zerfraß die Herzen der Hohepriester, die in den Tempeln den hohen Göttern Dialga und Palkia dienten. Jener umbarmherzige Hass brannte seit Anbeginn in ihren Herzen. Raum und Zeit führten eine Blutfehde, waren Feinde, bis in die Ewigkeit verdammt!
    So stand es geschrieben und wird es auch immer sein.


    Schon bald begann ein Krieg, dessen eiserner Griff die Menschen und Pokémon in Angst und Schrecken hielt.
    Und aus der Asche jener Zerstörung erhoben sich Palkia und Dialga umeinander zu bekämpfen.
    Das Gleichgewicht der Mächte war gestört und die Welt drohte im Chaos zu versinken…
    Und in der höchsten Not kündigte zartes Licht das jüngste Gericht der Gottesmutter Mew an, die Giratina aussandte, jener Gott der heute als Todesgott verschrien wird, um das Gleichgewicht zwischen Raum und Zeit zu wahren.
    Nach einem jahrtausendlangen Krieg wurden Palkia und Dialga bezwungen, und so bannte man ihre Macht vom Antlitz der Welt.
    Und trotz der Euphorie des Sieges hatte jener seinen hohen Preis: Giratinas Kräfte schwanden und das Siegel Dialgas und Palkias brach…


    In dieser Zeit wurden Kinder geboren, die die Gabe Giratinas gegeben war.
    Die Wächter.
    Zu beschützen und zu dienen war ihre Aufgabe.
    Und doch mussten Jahre des Krieges vergehen, bis sich die Kräfte jener entfalten vermochten, die von Giratina auserwählt waren um sein Werk zu vollenden.


    So sammelten sich die Wächter auf dem Gipfeln des Kraterberges, als der Krieg bereits viele Opfer gefordert hatte. Ihnen war der Glaube und der Mut geschenkt jenem grausamen Tötens und des sinnlosen Kampfes zwischen Palkia und Dialga zu beenden.
    Im Gleichklang der Wächters Stimmen woben jene einen uralten Zauber, der, sollte er keine Wirkung finden, die Berufenen und alles Lebende auszulöschen mochte.
    Und in der Stille der Schlacht durchdrang ein Hoffnungsfunke das finstere Firmament, umwarb im Lichtschleier die kämpfenden Titanen, schied die Seele vom Körper, wurde jenen eingehaucht, die als sagenumwobenen Hütern lobpreist waren. Geeint mochten sie die unbändigen Mächte Palkias und Dialgas zu zähmen.
    Ihre Körper, so sagt man, verweilten auf Ewigkeit im Herzen des Kraterberges. Für immer.


    Und die Spuren jener, die vom Schicksal geleitet waren, verwischten im Laufe der Jahrhunderte. Und doch waren sie niemals aus den Herzen der Menschen verschwunden.
    Die Zeit würde kommen um die längst vergessene Legende Wächter ins Leben zurückrufen.

  • 1. Kapitel


    Neue Ziele, neue Träume


    WUMM!!
    Der Koordinator vernahm einen dumpfen Aufprall, kurz darauf vernahm der er ein metallisches Klirren, begleitet von wütendem Fluchen.
    Shuu schlug die Augen auf und erhob sich von einem ledernden Sessel auf der er sich gerade einwenig Ruhe gönnte. Er querte den Raum und lehnte sich nun sich nun an dn Türrahmen, der zum Wohnzimmer des Hauses führte.
    Schweigend beobachtete Shuu das Mädchen, das ihre Haare zurück warf, während sie leise fluchte.
    Shuu musste lächeln.
    Es war nun ein knappes halbes Jahr, seitdem Shuu und Haruka gemeinsam den Bänder-Cup im Johto Festival gewonnen hatten. Nun stand jener goldglänzende Pokal auf einem Regal im Wohnzimmer und thronte über ihren Köpfen. Am Fuße des Schmuckstücks lagen die Bänder, die sie errungen in Johto errungen hatten.
    Einst waren Shuu und Haruka erbitterte Rivalen und doch war während des Wettbewerbs etwas geschehen, was die Beziehung zwischen ihnen grundlegend geändert hatte.
    Ja, Haruka und Shuu waren schon seit einiger Zeit ein Paar. Und dies hatte sich in Blütenburg City, wie ein Lauffeuer verbreitet. So nannte man das frische Pärchen „das Koordinatoren-Paar“.
    Shuu gefiel diese Bezeichnung. Was aber Haruka darüber dachte, wusste er nicht.
    Noch immer hatte Haruka seine Anwesenheit nicht bemerkt, sodass sich der Grünhaarige nun leise räupserte.
    „Tollpatschig, wie immer, hm?“, stichelte Shuu mit seinem gewohnten Tonfall, der, so wusste der Junge, Haruka wahrhaftig auf die Palme bringen konnte.
    Unwillkürlich zuckte das Mädchen zusammen und wandte ihm den Blick zu. Sein arrogantes Gehabe konnte Haruka nicht mehr aus der Ruhe bringen. Sie war es inzwischen gewöhnt. Und ja, irgendwie liebte sie es, wenn er versuchte sie zu provozieren.
    „Shuu, könntest du mir schnell helfen die Sachen auf den Nachboden zu bringen?“
    Shuu betrachtete die halboffene Kiste, die auf dem Treppenabsatz stand, mit einem interessierten Blick, hob das schwere Gepäck aber dann auf die Arme, wobei er leicht mit seinem Gleichgewicht rang.
    „Was ist darin? Ziegelsteine?!“, presste er aus zusammengebissenen Lippen hervor, während er Stufe für Stufe sich hoch schleppte.
    Haruka kicherte. „Nein, aber heute war Trödelmarkt in der Stadt und Papa hat einige Sachen verkauft.“, erzählte das Mädchen. „Na ja, zwei Kisten mit Krempel haben wir verkauft. Nur diese Kiste ist übrig geblieben.“
    Sie vollendete gerade den Satz, als sie das zweite Stockwerk erreicht hatten. Links un rechts befanden sich zwei Türen; die eine führte zum genannten Dachboden und die Andere führte in das Arbeitszimmer des Hausherrn.
    Haruka eilte voran und drückte die Klinke hinunter. „Du hast natürlich mal wieder verschlafen.“, sagte sie und deutete ihren Freund die Kiste auf ihrem rechtmäßigen Platz zu stellen.
    Shuu reckte seinen Oberkörper, was Haruka mit einem leisen Kichern quittierte. „Opa.“
    Shuu neigte seinen Kopf zu seiner Freundin. „Aha, Opa nennst du mich also schon.“, murmelte er beleidigt. „Na ja…“


    Wieder den Dachboden verlassend, blieb Haruka plötzlich auf dem Treppenabsatz stehen. Durch das Fenster des Treppenhauses konnte man auf die Straße blicken. Sehnsüchtig erblickte Haruka zwei junge Trainer, die in Begleitung ihrer Pokémon waren.
    Shuu folgte ihrem Blick. Das Leben der Koordinatoren hatte sich in den letzten sechs Monaten sehr verändert. Sie reisten nicht mehr umher, wie sie es früher taten, sondern waren hier in Blütenburg City nun wohnhaft.
    Haruka arbeitete in diversen Nebenjobs und Shuu ging ihren Eltern einwenig zur Hand, egal ob in der Arena oder im Haushalt.
    Für ihre eigenen Bedürfnisse und Sehnsüchte war kein Platz mehr übrig.
    Shuu hatte Haruka oft beobachten, als sie das Haus mit ihren Pokémon verließ.
    Geistesabwesend starrte sie hinaus und wandelte schließlich die Treppe hinab ohne Shuu noch eines Blickes zu würdigen.
    Shuu hinderte sie nicht daran und ließ sie davonziehen. Mit langsamen Schritten folgte der Junge der Treppe bis zum Treppenabsatz.
    Er seufzte schwer. Intuitiv müsste Shuu daran denken, was geschehen wäre, wenn sie bei diesem Festival nicht aufeinander getroffen wären? Würde Haruka dann noch immer herum reisen um neue Orte, neue Pokémon, gar neue Freunde zu entdecken? Hatte sie dann ihren Traum endgültig aufgegeben? Für ihn?


    Haruka ließ sich am Ufer des kleinen Baches nieder, der sich den Weg durch die saftig, grünen Wiesen bahnte. Ihren Kopf ließ sie auf die Knie sinken und starrte niedergeschlagen ins Wasser.
    Psiana, die neben ihrer Trainerin lag, versuchte das Mädchen zu trösten.
    „Heh du. Bist du eine Trainerin?“, erklang eine Stimme hinter dem Mädchen, die Haruka nicht zu ordnen konnte.
    Erschrocken wandte sie der unbekannten Person zu. „J-Ja.“, stammelte sie. „Gut, dann hast du wohl sicher Lust auf einen kleinen Kampf, oder?“
    Haruka beäugte den Jungen, der vor ihr stand, misstrauisch. Der Junge war gerade Mal im Alter von höchstens elf Jahren. Sein Lockenkopf sah sehr zersaust aus und die Haut war leicht gebräunt.
    Der kleine Junge erinnerte Haruka an ihre eigene Reise vor eineinhalb Jahren mit Satoshi, Takeshi und Masato und an ihre Eigene. Das Mädchen schwieg und war innerlich, wie zerrissen.
    Der Lockenkopf starrte das Mädchen immer noch an. „Was ist jetzt? Nimmst du die Herausforderung an?“
    Zögernd bejahte Haruka die Frage mit einem knappen Nicken.
    „Dann geht’s jetzt los! Komm raus, Entoron!“
    Aus dem rot-weißen Pokéball sprang ein Pokémon, das sich nun im Sonnenlicht streckte und seine blauen Schuppen schimmern ließ.
    Psi~ana-Psi!“
    Harukas Augen wanderten zu ihrem Pokémon. „Willst du kämpfen?“
    Psiana beantwortete die Frage mit einem kämpferischen Fauchen. Haruka spähte nun zu ihrem Gegner, der sie irgendwie an ihren Bruder erinnerte.
    „Entoron, Hydropumpe!“, befahl der Junge, dessen Name Eiji war.
    Der Kappa warf seinen Kopf herum und öffnete seinen Schnabel. Ein Schwall Wasser schoss auf Psiana zu, welches ihren zierlichen Körper anspannte.
    „Ausweichen!
    Mit einem wendigen Sprung wich die Lichtkatze aus. Knapp zischte die Hydropumpe an Psiana vorbei, die nun den Boden aufweichte.
    „Und mit Spukball kontern!“
    Psiana gehorchte. Einen schattenartigen Energieball schuf das Pokémon vor sich, aber Entoron stieß sich geshcickt vom Boden ab.
    Haruka fluchte. „Verdammt! Ruckzuckhieb!“
    Leichtfüßig landete Psiana wieder auf dem Boden, duckte sich und wollte sich soeben abstoßen, als die Erde unter ihren Pfoten nachgab.
    Hilflos mauzte die Lichtkatze. Der Matsch hielt sie in einem eisernen Griff.
    Haruka fühlte, wie ihr Herz in ihrer Brust raste. Wie lang es doch her war, dass sie gekämpft hatte! Ewigkeiten?
    „Hydropumpe, los geht’s!“, rief der junge Trainer mit einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen.
    Die Koordinatorin atmete tief durch, verjagte die nervösen Gedanken, die auch Psiana zu verwirren schienen.
    „Psiana! Aufhalten mit Psychokinese!“
    Das Juwel auf ihrer Stirn verströmte ein unangenehmes, kaltes Licht und setzte eine Kraft frei, die sich um die Hydropumpe schlang um jene abzufangen und auf Entoron zurück zu werfen.
    Entoron wurde durch die Wucht seiner eigenen Attacke zurückgedrängt und schüttelte sich bloß. Das Wasser perlte von seinen Schuppen ab.
    Inzwischen hatte sich Psiana aus ihrer misslichen Lage befreit, keuchte aber nun.
    „Sternschauer!“, befahl Haruka ohne zu zögern.
    „Mit Kratzfurie kontern!“
    Schwaches Licht fiel durch die dünnen Membranen, als der Kappa seine krallenartigen Finger spreizte. Hernach fuhren sie herab und ließ den sternenförmigen Strahl bersten.
    „Und mit Eishieb beenden!“
    Rasch, mit der Faust seitlich an den Körper angewinkelt, die nun von einem kühlen Licht erfasst wurde, hastete Entoron auf die Lichtkatze zu. Es fehlte die Zeit, als dass Haruka einen geschickten Gegenangriff ihrem Pokémon befehlen konnte.
    So wurde Psiana von Eishieb erfasst und prallte unsanft auf den Boden auf.
    „Psiana!“
    Haruka rannte zu ihrem Pokémon, wankte, als ihre Beine drohten nachzugeben. Geräuschvoll glitt sie neben Psiana ins Gras, die schweratmend ihren Kopf hob.
    „Ich hätte mehr von einer Koordinatorin erwartet.“, meinte Eiji, der seinen Pokéball anhob, um Entoron zurück zu rufen.
    Als Haruka nicht erwiderte, fügte er hinzu: „Warum verkriechst du dich hier? Hast du Angst vor neuen Herausforderungen?“
    In Haruka wallte ein Schimmer leichter Zorns auf. Wie konnte dieser Junge so mit ihr sprechen?!
    „Du hast noch nicht alles von dieser Welt gesehen. Es gibt so viele Pokémon mit ihren Trainern.“
    Der Trainer machte eine Pause. Er hatte erkannt, dass seine Worte bei Haruka ihre Wirkung nicht verfehlten.
    Nachdem dieser ihr den Rücken gekehrt hatte, starrte Haruka ihm eine Weile hinterher. Grübelnd erhob sich das Mädchen.
    Psiana, die in den Armen ihrer Trainerin lag, beäugte diese misstrauisch.
    „Psiana… Was soll ich nur tun?“, wollte Haruka mit zittriger Stimme wissen.
    Die Lichtkatze mauzte bloß, während sie den Kopf an ihre Schulter riebv. „Psi~ana!“
    Schließlich befreite sich Psiana aus dem festen Griff und sprang von ihren Armen. Angriffslustig peitschten die geteilten Schweife durch die Luft, während ein scharfes, überzeugtes Fauchen ihrer Kehle entwich.


    Voller Ungeduld wartete Shuu im Haus auf Haruka. Wieder ertappte er sich dabei, als er sich nervös durch die Haare strich, während seine Augen zur Uhr schweiften.
    Eineinhalb Stunden war Haruka bereits fort. Zu lange, als sie es für gewöhnlich war. Ob ihr etwas passiert war?
    Einen Blick auf eine kleine Schale im Zimmer des Mädchens verriet, dass sie nur ein Pokémon bei sich hatte. Ihre restlichen fünf Pokébälle lagen in einer Schale auf ihrem Nachttisch.
    Gegen die Besorgnis ankämpfend, stieg Shuu wieder die Treppe hinunter. Das Zuschlagen der Tür riss ihn erst wieder aus seinen Gedanken.
    „Haruka!“
    Die Angesprochene hob den Kopf, nachdem sie ihre Schuhe ausgezogen hatte.
    Shuu sprang von den Stufen hinunter. „Wo warst du?“ Seine Augen glitten zu Psiana, die neben ihr ins Haus humpelte.
    Verwirrt schaute er seine Freundin an. „Was ist passiert?“
    Seinem Blick wich Haruka rasch aus. „Psiana wurde im Kampf verletzt.“, erwiderte das Mädchen knapp und betrat das Wohnzimmer, begleitet von Shuu
    „Gegen wen hast du gekämpft…?“
    Haruka ließ sich auf einem der Sofas nieder. Sie schwieg auf seine Frage hin und vergewisserte sich, dass Psiana nicht ernsthaft verletzt worden war.
    Erleichtert atmete das Mädchen auf, als sie feststellte, dass sich die Lichtkatze nur ausschlafen musste, und streichelte Psiana über den Kopf.
    Zwischen Haruka und Shuu war es zu einre unangenehmen Stille gekommen, die die Koordinatorin nach einer Weille durchbrach.
    „Shuu?“
    Ein fragendes „Hm?“ erwiderte der Angesprochene und wandte sich seiner Freundin zu.
    „Mir ist etwas klar geworden.“, begann sie und suchte seinen Blick. „Ich bin nicht für das Rumsitzen geschaffen. Ich… Ich möchte reisen. Mit dir.“
    Shuu war verblüfft. War es nicht ihr Wunsch gewesen nach dem großen Festival in ihre Heimatstadt zurückzukehren?
    Im selben Moment, als Shuu erwidern wollte, klopfte es an der Tür.
    „Ich wusste, ich finde euch hier!“
    Diese Stimme!, dachte Haruka und neigte den Kopf in diese Richtung. „Masato!“, rief sie überrascht aus.
    Am Türrahmen gelehnt stand Masato, ihr kleiner Bruder, der ihr zu lächelte. „Hey Schwesterherz!“
    Seine Augen glitten zu Shuu, der ebenso überrascht wirkte, wie Haruka es war. „Lange nicht gesehen, Shuu!“
    Dieser hob zum stillen Gruß seine rechte Hand.
    Masato war es nicht lange vorenthalten worden, dass Shuu und Haruka ein Paar geworden ware. Seine Eltern hatten ihm dies berichtet.
    Doch wunderlich war dies ganz und gar nicht. Als die Geschwister gemeinsam mit Satoshi und Takeshi gereist waren, war es Masato nicht missfallen, dass Shuu seine Schwester mochte, obowhl er sie stets herablassend behandelt hatte.
    Wo die Liebe hinfällt, dachte sich er sich mit einem leichten Grinsen.
    Shuu schnippte sich mit einer fahrigen Gestik eine lästige Strähne aus dem Gesicht. „Ihr habt sicherlich viel zu erzählen. Ich lasse euch mal alleine.“
    Mit diesen Worten verließ Shuu den Wohnraum, stieg die Treppen empor und schlug unsanft die Tür zu.
    Haruka seufzte.
    Irritiert sah Masato seine Schwester an. Irgendetwas stimmte hier nicht!
    „Störte ich?“, erkundigte er sich vorsichtig.
    Was sollte sie erwidern? Dass er gestört hatte? Nein, dies würde ihn nur das Gefühl vermitteln, dass er nicht willkommen war und ihren Bruder vertreiben mochte sie nicht.
    So verneinte Haruka mit einem knappen Kopfschütteln. „Nein, hast du nicht.
    Prüfend sah Masato seine Schwester an, denn er wusste, dass sie nicht lügen konnte, entschied sich aber ihr Glauben zu schenken.
    „Was machst du eigentlich hier?“
    Beleidigt verschränkte Masato die Arme vor der Brust. „Darf ich euch nicht besuchen kommen? Ich wollte euch mal besuchen kommen!“
    Haruka legte den Kopf schief.
    „Außerdem ist es lange her, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben.“, fuhr er fort. „Um genau zu sein, haben wir uns fast seit einem Jahr nicht mehr gesehen!“ Der Junge lächelte. „Nun ja, ich hatte auch irgendwie keine Zeit früher zu kommen…“
    Dieser Gedanke machte Haruka nachdenklich. Den kleinen Bruder, den sie einst stets behütet hatte, durfte sie nun nicht mehr als ‚klein’ bezeichnen.
    Als sie nach Johto aufgebrochen war, hatte auch Masato mit seiner Reise begonnen.
    Haruka zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Was macht die Reise?“
    Masato strahlte. „Ich dachte, du fragst nie! Es klappt wunderbar.“, sagte er fröhlich. „Und wenigstens habe ich mich nicht so angestellt, wie du an deinem Anfang.“
    Autsch, das tat weh, empfand Haruka. An diese Zeit mochte das Mädchen überhaupt nicht zurückdenken. Sie war damals einfach nur tollpatschig gewesen und ja, in dieser Zeit hatte sie auch Shuu kennen gelernt.
    Dieser hatte keine Zeit verloren über sie und ihre Pokémon herzuziehen. Doch mit den Aufgaben war Haruka auch gewachsen.
    „Haruka, soll ich dir meine Pokémon zeigen? Sie sind klasse!“
    „Du? Jetzt nicht. Ich muss zu meiner Schicht im Pokémon Center. Schwester Joy wartet sicher schon auf mich.“
    Masato zog einen Schmollmund, schaute aber seiner Schwester verwirrt hinterher, als diese überstürzt das Haus verließ.
    Kam sie mal wieder zu spät? Typisch!


    Der Abend senkte sich über Blütenburg City, als Masato auf der Terasse saß und genoss es wieder zu Hause zu sein. Zufrieden knurrend lag Fukano neben seinem Trainer, das sich ebenfalls an der Ruhe erfreute.
    Sein Reptain hob den Kopf und stieß ein leises Zischen, als es dumpfe Geräusche auf dem Holzsboden vernahm. Masao wandte seinen Kopf, entspannte sich aber sogleich wieder und streichelte seinem Pokémon beruhigend den Kopf, das den Koordinator nicht aus den Augen ließ.
    „Ach, du bist es.“, sagte Shuu kühl. „Ich dachte, du seist schon wieder weg.“
    Masatio schüttelte den Kopf. „Nein, ich bleibe wohl noch ein paar Tage.“, erwiderte er und sah Shuu eindringlich an. „Du hast meine Schwester erwartet, nicht wahr?“
    Shuu zögerte, bevor er sich neben den Jungen niederließ.
    „Habt ihr Streit? Ich mein, du und Haruka.“, fragte der Jüngere ohne Umschweifungen zu machen
    Der Angesprochene schwieg auf seine Frage hin, antwortete dann jedoch mit souveräner Stimme: „Ich verstehe Haruka momentan nicht. Sie ist in letzter Zeit einwenig… seltsam. Verschwindet manchmal ohne etwas zu sagen, wohin sie geht und wenn ich sie frage, wo sie war, zickt sie mich an.“
    Shuu seufzte bedrückt. „Streit kann man diese Phase nicht nennen, aber-“
    „Ihre Zickenphase.“, unterbrach Masato den Koordinator. „Ich kenn das.“
    „Was? Na toll. Und was soll ich tun, damit ich meine Prinzessin nicht erzürne?“
    Der junge Trainer lächelte. „Warte einfach ab.“, meinte Masato. „Haruka kann manchmal ziemlich kompliziert sein.“
    Shuu lachte. „Nur manchmal?“
    „Ach, die kriegt sich wieder ein. Und dann wird sie so anhänglich sein, wie ein Snobilikat, das nicht mit der falschen Pfote aufgestanden ist.“
    Shuu betrachtete den Jüngeren misstrauisch, unsicher, ob er ihm glauben sollte. Dann schlich sich ein schwaches Lächeln auf die Lippen des Älteren.
    Masato, der plötzlich auf die Füße sprang, ließ Shuu unwillkürlich zusammen zucken. „Hast du Lust auf einen Kampf?“, forderte Masato den Koordinator auf.
    Verwirrt schaute der Grünhaarige den Jüngeren an. Sodann aber erhob er sich nickend und zückte den einzigen Pokéball, der momentan an seinem Gürtel befestigt war.
    „Dann zeig mal, was du kannst, Masato!“, meinte Shuu ruhig.
    Herausfordernd grinste Masato. „Liebend gerne!“


    Die Kontrahenten nahmen ihre Positionen auf dem Kampffeld im Garten ein, den Senri für sein Training angelegt hatte. Das Feld war so angefertigt worden, dass jedes Pokémon seine Elemente ausschöpfen konnte.
    In der Mitte war ein sanfiges Plateau, umgeben vom hohen Gras und einem Wassergraben durchzogen.
    „Reptain! Bereit?“
    Reptain nickte und spreizte die Krallen. „Rep~tain!“
    Shuu blieb gelassen. „Absol!“
    Absol streckte sich und stieß ein erhabenes Fauchen aus. Das schneeweißes Fell, sowie seine katzenartige Gestalt, wurden in sanftes Licht getaucht.
    Shuu fuhr sich durch die grünen Haarsträhnen. „Na los, fang schon an.“
    „Reptain, eröffne mit Ruckzuckhieb!“
    Das Pflanzenpokémon stieß sich vom Boden ab und rannte mit hoher Geschwindigkeit auf Absol zu.
    Shuu aber blieb immer noch gelassen. „Blende sie mit Blitz.“
    Absol hob den Kopf. Der Stein auf seiner Stirn tauchte die Umgebung in einen grellen Lichtblitz, der Masato und Reptain für kurze Zeit das Augenlicht nahm.
    „Und jetzt Eisenschweif!“
    Absols Pfoten verließen den Boden und nun raste der glühende Schweif der Schattenkatze auf Reptain herab, das noch immer durch die Helligkeit die Augen zu kniff.
    „Reptain! Weiche nach rechts aus!“
    Reptain tat, wie sein Trainer ihm befahl, und rollte sich hastig nach rechts ab, sodass Absol das Pokémon knapp verfehlte.
    Schwerfällig erhob sich Reptain wieder, schwankte einen kurzen Moment, bevor es wieder festen Halt unter den Füßen bekam.
    Erhitzt durch das Fortschreiten des Kampfes bemerkten Shuu und Masato nicht, dass sich die Schiebetür zur Veranda aufschob und Haruka zu ihnen hinaus spähte, offensichtlich neugierig über den Lärm.
    Nun aber starrte Haruka überrascht auf das Kampfgeschehen.
    Masato kämpfte gegen Shuu!
    „Reptain, Laubklinge!“
    Das Reptil hielt die rechte Klaue vor sich, während es auf Absol zu lief. Die weitgefächerten Blätter formten sich zu einem grünen Lichtschwert und sausten hernach auf Absol herab.
    „Ausweichen!“
    Doch es war zu spät, um ausweichen zu können. Ein schmerzvoller Aufschrei legte sich in Shuus Ohren, als sein Pokémon getroffen wurde.
    Triumphierend grinste Masato. „Kugelsaat!“
    „Abwehren mit Klingensturm!“
    Absols Klinge glühte auf. Als die Schattenkatze den Kopf herum warf, raste unbarmherzig eine sichelförmige Windklingen auf Reptain zu, das von den Beinen gerissen wurde.
    So fiel das Pflanzenpokemon auf dem Boden und schien sich zunächst nicht mehr zu regen.
    „Hast du genug?“, wollte Shuu von seinem Gegner wissen, der allerdings eifrig den Kopf schüttelte.
    „Nein!“, erwiderte er trotzig. „Reptain, steh auf!“
    Mit sich ringend erhob sich sein Pokémon wieder und entgegnete der Schattenkatze ein drohendes Fauchen.
    „Dann werden wir es nun beenden müssen. Eisenschweif!“
    „Doppelteam, Reptain!“, konterte Masato rasch.
    In Sekundenbruchteilen erschuf das Reptil zahlreiche Täuschungen von seiner Gestalt, die Absol inne halten ließen.
    „Absol, Aquawelle!“
    Ein Wasserball formte sich vor Absols Maul, die sich als eine gewaltige Flutwelle über das Kampffeld ergoss. Reptain wurde von jener erfasst und gegen einen Felsen gespült.
    „Oh nein, Reptain!“, rief der Junge und hockte sich geschlafen zu seinem Pokémon. „Mach dir keine Gedanken, Reptain. Du hast gut gekämpft.“
    Shuu trat zu Harukas Bruder und reichte ihm dankend die Hand. „Danke für diesen Kampf. Er war-“
    Ein Klirren schreckte Shuu auf und ließ ihn herum wirbeln. Seine Blicke trafen auf Haruka, deren Augen sich mit Tränen füllten.
    „Haruka…“
    „I-Ich w-wollte euch nicht stören…“, stotterte Haruka. „Tut mir Leid!“
    Sie wollte kehrt machen, als Shuu mit wenigen Schritten an sie heran trat und sie rüde am Handgelenk packte. Mit einer schnellen Handbewegung wischte er ihre Tränen weg.
    „Was ist los mit dir?“, wollte der Koordinator leise wissen.
    Das Mädchen aber schluchzte bloß, unfähig etwas zu erwidern.
    Tröstend nahm Shuu seine Freundin in die Arme. „Alles ist gut.“
    Diese stieß Shuu von sich. „Nichts ist gut!“, schluchzte die Brünette. Sie deutete mit zitternden Fingern auf das Feld. „Du amüsierst dich, aber es kümmert dich nicht, wie es mir geht!“
    Bestürzt wich Shuu von Haruka zurück, die unentwegt zitterte, jedoch wurde ihr rasch bewusst, was sie soeben gesagt hatte.
    „Shuu? Es tut mir Leid. Ich weiß, ich bin unausstehlich, aber…“, sie hielt inne und suchte seinen Blickkontakt. „Aber ich halte es hier nicht mehr aus! Lass uns irgendwo hingehen – zusammen!“

  • 2. Kapitel


    Zu neuen Ufern (Teil I)


    Shuu starrte Haruka überrascht an. „Du willst was…?“ Haruka lächelte sanft. „Nach Shinou reisen. Mit dir zusammen.“ Diese Entscheidung von seiner Freundin verdutzte Shuu kurz, aber als er begriff, wie die Herausforderung ihr gefehlt hatte, da er selber daran die erste Zeit daran genagt hatte, machte ihre Entschlossenheit ihm Mut.
    Masato hielt sich bislang zurück und kommentierte erst jetzt den Entschluss seiner großen Schwester. „Ich finde es gut, Haruka.“ Haruka strahlte über das ganze Gesicht und Shuu teilte diese Freude mit ihr.
    Nun, da die Welt einwenig heiterer aussah, als vorher, freute sich Masato sehr über das Glück der Beiden. Gerne wäre er dabei gewesen, als sich Shuu und Haruka zueinander gefunden hatten. Aber zu diesem Zeitpunkt war Masato selbst mit sich zu sehr beschäftigt gewesen. Nun wandte sich Haruka ihrem kleinen Bruder zu. „Wie ich sehen konnte, bist du ein guter Trainer geworden.“, lobte sie ihn. Masato wurde leicht rot um die Nase. „Ach quatsch!“
    Haruka kicherte vergnügt.


    Nachdem es beschlossene Sache war, dass Shuu und Haruka wieder auf Reisen gehen sollten, und dies mit Harukas Eltern abgesprochen war, begann für das junge Pärchen einige Planungen. Ihr Ziel sollte die Shinou Region sein, in der auch ihre Freunde Satoshi und Takeshi unterwegs waren. Allerdings bezweifelten sie, dass sie jemals auf sie treffen würden, denn sie hatten sicherlich einen gewaltigen Vorsprung.
    Haruka freute sich sehr auf das Abenteuer, was ihr und Shuu noch bevor stand. Besonders aufgeregt waren sie darüber, welche Pokémon und Trainern sie begegnen würden. Noch mehr steigerte sich die Freude, als Haruka und Shuu die Entscheidung getroffen hatten, wieder an Wettbewerben teilzunehmen, und trotz ihrer Beziehung waren sie somit wieder Rivalen.
    An ihrem letzten Abend in Blütenburg City verbrachten sie gemeinsam die letzten Stunden in Harukas getrautes Heim, welches sie nun abermals für unbestimmte Zeit verlassen würde. Masato leistete ihnen Gesellschaft und berichtete ihnen von seiner bisherigen Reise. „Wo werdet ihr eigentlich eure Fähre nehmen?“, wollte nun der Jüngere nach einer Weile des Schweigens wissen. Haruka legte die Karte von Shinou beiseite. „In Graphitport City setzt eine Fähre nach Shinou über. Na ja, die werden wir wohl nehmen.“, erklärte sie. Ein leises „Hm“ kam von Masato. „Bis zum Fahrradweg kann ich euch, denke ich mal, begleiten.“
    Haruka lächelte nun wieder leicht und lehnte sich an Shuus Schulter. Dieser war den Abend sehr still gewesen. Den Grund für sein Schweigen wusste Haruka nicht. Es war ein anstrengender Tag gewesen. Vieles war noch zu organisieren, besonders Kummer bereitete ihnen die Fähre, denn es war seltsamerweise keine offizielle Organisation. Für eine andere mussten Haruka und Shuu allerdings eine ganze Woche noch warten, darum war ihnen diese Tatsache nicht wichtig.
    Norman, der Arenaleiter von Blütenburg City und der Vater von Haruka und Masato, steckte nun den Kopf zwischen die Terrassentür. „Haruka? Shuu? Morgen wird ein anstrengender Tag für euch werden! Ihr solltet langsam Schluss machen für heute.“
    Haruka nickte ihrem Vater zu. „Natürlich, Dad.“, und schaute jetzt zu Shuu. „Ich komm gleich.“, meinte dieser. Ratlos schaute Haruka ihn an, nickte dann schließlich und erhob sich. „Ach ja, ihr sollt morgen noch mal zum Labor von Professor Birk kommen. Er möchte noch etwas mit euch besprechen.“, fügte Norman hinzu. „Was?“, Masato schaute enttäuscht Haruka an. „Dann kann ich nicht mit Haruka und Shuu gehen!“ Haruka sah ihren Bruder enttäuscht an. „Kann man nichts machen…“ Sie wuschelte ihm zärtlich durch die Haare.
    Bevor sie jedoch ins warme Haus ging, wandte sie sich Shuu noch einmal zu. „Mach nicht mehr so lange, ja?“ Leicht lächelte Shuu. „Keine Sorge.“


    Der große Tag war gekommen. Harukas und Shuus Abreise stand kurz vor der Tür und sie, Haruka, war kaum mehr zu beruhigen, so aufgeregt war sie. Shuu schmunzelte über den Tatendrang seiner Freundin, doch als nun der Moment des Abschieds gekommen war, wallte auch in ihm die kommende Freude auf.
    Masato umarmte seine große Schwester. „Mach’s gut, Schwesterherz!“ Nun sah der Jüngere zu Shuu. „Pass mir ja auf meine Schwester auf!“, tadelte er den Grünhaarigen, der leicht lächelte und Harukas Hand noch mehr drückte. „Ich verspreche es dir.“ Shuu sah Haruka an. ‚Ich habe ihr damals ein Versprechen gegeben, und das werde ich auch halten!’ Die Braunhaarige beäugte Shuu Stirn runzelnd. Schließlich war die Zeit der Abreise gekommen und Haruka umarmte ihre Eltern lange. Shuu schulterte den Rucksack, wandte sich noch einmal um und wartete geduldig auf Haruka.
    „Nun geh schon, Haruka. Shuu wartet schon auf dich.“, munterte Caroline ihre Tochter auf. Haruka zwang sich ein leichtes Lächeln auf die Lippen, als sie sich anschließend umdrehte und auf Shuu zu rannte.


    Es dauerte nicht lange bis Haruka und Shuu in Rosaltstadt angekommen waren. Von da an, war es nicht mehr weit bis nach Wurzelheim, von wo Haruka ihre Reise gestartet hatte. Noch lebhaft konnte sie ihr erstes Aufeinandertreffen mit Satoshi vorstellen. Damals war Pikachu stark überladen worden und zudem war es auch noch Team Rocket, die das gelbe Pokémon wieder stehlen wollte. Doch trotz allem nahm diese Misere ein gutes Ende; Team Rocket verhalf Pikachu seine Überladung zu überwinden und die Anhänger der finsteren Organisation in die Luft zu sprengen. Zu allem Übel wurde bei Pikachus heftiger Attacke Harukas Fahrrad regelrecht gegrillt.
    Schließlich bekam sie ihr erstes Pokémon, Flemmli.
    Shuu hörte ihren Erzählungen aufmerksam zu. Beim Anfang, als Haruka von Satoshi sprach, glaubte Shuu einen Keim der Eifersucht aufblühen zu merken, doch als er daran dachte, dass er, Satoshi, mit Kasumi zusammen war, verwarf er das negative Gefühl ins sich. Schon oft hatte er dieses Gefühl gehabt, wenn er auf Satoshi traf. Richtig erklären konnte er es sich sowieso nicht, denn für Haruka war Satoshi nur ein guter Freund gewesen. Diese Tatsache betonte Haruka nun auch besonders, was seinen Verdacht nicht wieder minderte. Plötzlich blieb Shuu stehen. Haruka schaute ihn fragend an. „Was ist los?“ Shuu funkelte Haruka an. „Kannst du mal aufhören von Satoshi zu reden?“ Er war genervt, dass stand fest und noch weniger mochte er es, wenn das Thema sich nur über Satoshi handelte. „Bist du eifersüchtig?“ Shuu fuhr sich durch die Haare. „Ja… So in der Art.“ Haruka senkte den Blick. „Tut mir Leid.“, sagte sie mit gedämpfter Stimme. „Ich dachte, es interessiert dich.“ Nun lachte Shuu. „Du weißt doch ganz genau, dass ich Satoshi für einen Idioten halte.“ Haruka schmunzelte verwirrt, gab sich aber mit seiner Antwort zufrieden.
    Es vergingen fast zwei Stunden bis sie in Wurzelheim ankamen. Es war bereits Mittag und die Sonne schien kraftvoll zur Erde hinab. Den Weg zum Labor fand man schnell. Schon beim Eingang des Dorfes konnte man das Gebäude mit einem großen Dach ausmachen. Haruka klopfte gegen die Holztür. Stille. Noch einmal klopfte sie und dann hörte sie ein schepperndes Geräusch hinter der Tür bis sich diese nun öffnete. Der Professor war braunhaariger, stämmiger Mann, der sehr viel wert darauf legte, die Körpersprache der Pokémon zu benutzen, was allerdings ziemlich schwierig war. Jedes Pokémon hatte eine individuelle Körpersprache, mit ihren Mimiken und Gesten. Professor Birk liebte seine Arbeit, was man allerdings nicht von der Ordnung seines Labors behaupten konnte. Ordner, Protokolle, alles Mögliche flog wild im Raum umher. Wundersamerweise fand nur der Professor Unterlagen, die er suchte – seine Assistenten nicht (XD)! Haruka mochte den Mann sehr. Er war sehr freundlich und hilfsbereit.
    „Hallo Professor!“, begrüßte Haruka ihn. Birk sah verwirrt auf, als ob er seinen Augen nicht traute. „Haruka? Wir haben uns ja lange nicht mehr gesehen!“ Haruka lächelte. „In der Tat. Lange ist es her, dass ich für längere Zeit in Hoenn war.“ Professor schaute abwesend zur Seite. „Jaja, habe gestern schon mit deinem Vater telefoniert. Er hat mir erzählt, dass du ein halbes Jahr zu Hause warst, nachdem du und Shuu das Festival in Johto gewonnen habt.“ Er blickte den Grünhaarigen prüfend an, warum auch immer er Shuu tiefsinnig anschaute. (Gescheiter Satz, ey XD) Ungeduldig strich Shuu sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Sie wollten etwas mit uns besprechen.“, meinte er kühl. Der braunhaarige Professor blickte auf. „Oh ja.“ Zunächst machte er die Tür frei. „Kommt doch einen Augenblick rein.“ Diese Einladung ließen sich Shuu und Haruka nicht zweimal sagen und traten über die Schwelle ins Labor.
    Wie sich Haruka schon gedacht hatte, war der Innenraum des Labors unaufgeräumt, besonders die hinteren Räume, in dem die sich nur Bücher stapelten.
    „Tut mir Leid, wegen der Unordnung. Ich habe noch keine Zeit gefunden aufzuräumen.“, entschuldigte sich Birk. „Aber die Forschungen sind einfach zu interessant.“ Der Professor wuselte aufgeregt im Raum herum, brachte ein Buch nach dem Anderen zu einem anderen Platz und hinterließ alles noch verwüsteter, als vorher.
    Haruka und Shuu standen hilflos herum und wussten nicht, was sie tun sollten bis der Professor einigermaßen wieder zur Ruhe gekommen war. „Nun, setzt euch.“, bat er sie. Der Bitte nachkommend setzten sich die Jugendlichen auf die Stühle, die Birk ihnen angeboten hatte. „Nun… Wie ich gehört habe, wollt ihr nach Shinou reisen.“, begann der Professor. Shuu bejahte diese Feststellung nickend. „Wir wollen dort am großen Festival teilnehmen.“, antwortete der Grünhaarige. „Eine gute Einscheidung.“, meinte der Mann. „Shinou ist eine schöne Insel, dessen Landschaft einfach toll ist. Sie wird euch gefallen.“ „Waren sie dort schon mal, Professor?“, wollte Haruka wissen. Dieser schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht.“ Lächelnd erhob sich Birk und kramte in einer Schublade. Nach wenigen Minuten wurde er fündig und wandte sich ihnen wieder zu. In seinen Händen lagen zwei Geräte, genannt PokéDex. Diese Erfindungen speicherten die all möglichsten Informationen über Pokémon. „Das hier ist der neuste PokéDex. Er ist ausgestattet mit den Daten der Shinou Pokémon.“ Birk überreichte Shuu und Haruka die technischen Pokémon Lexika. Harukas glänzte in einem matten Rotton und Shuus PokéDex in einem bläulichen Ton. „Danke, Herr Professor!“, sprudelte es aus den Jugendlichen. Dieser lachte lauthals. „Keine Ursache, ihr Zwei.“ Er klopfte ihnen auf die Schulter. „Nun, sicher ist es nun Zeit für euch, oder? Eure Fähre fährt doch heute Abend, wenn ich mich nicht irre?“ Haruka und Shuu erhoben sich von ihren Sitzplätzen. „Ja, deshalb sollten wir langsam.“, war Haruka der Meinung. Kurz dachte der Professor nach. „Ich kann euch höchstens zur Route 103 fahren und euch dort absetzen. Wie ihr allerdings über den Wasserpfad kommt, ist eure Sache.“ Haruka strahlte. „Das wäre sehr nett von ihnen! Dankeschön!“


    Mit dem Auto brauchte das Trio nur eine halbe Stunde zur Route 103, die an einen Wasserpfad grenzte. Von dort aus konnte man mit einem Pokémon zum anderen Ufer gelangen oder man musste fliegen. Letzteres war kein Problem; Shuu hatte sein Libelldra dabei. Binnen von wenigen Minuten würden sie am anderen Ufer sein.
    „Da sind wir.“, sagte Professor Birk. Shuu und Haruka bedankten nochmals beim Professor. Die Höflichkeit der Jugendlichen belächelte er. „Passt gut auf euch auf.“ Er wollte sich gerade wieder in sein Auto steigen, als ihm noch etwas in letzter Minute einfiel. „Ach ja, das hätte ich fast vergessen…“, räusperte sich der stämmige Mann. „Es wäre ganz nett von euch, wenn ihr Professor Eibe eine Nachricht von mir überbringt.“ Er zog einen weißen Briefumschlag aus seinen Kitteln. „Er wohnt in Zweiblattdorf. Ihr werdet das Dorf nicht verfehlen.“ Haruka nahm den Brief entgegen und steckte ihn sorgfältig in ihre Hüfttasche. „Werden wir machen, Professor.“ Ein weiteres Mal lachte der kauzige Professor. „Ich wusste, ich kann mich auf euch verlassen!“
    Mit diesen Worten stieg er in sein Auto, winkte Shuu und Haruka noch einmal zu und brauste mit quietschenden Reifen davon.
    Unentschlossen blieben Shuu und Haruka zurück. Sich an die Stirn fassend, schüttelte Shuu den Kopf. „Meine Güte. Einen Tag länger mit ihm könnte ich nicht überstehen.“ Haruka brach in schallendes Gelächter aus. „So schlimm ist der Professor auch wieder nicht. Du übertreibst.“ Shuu zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer.“ Er nahm Libelldras Pokéball und vergrößerte ihn per Knopfdruck. „Libelldra, los!“
    Binnen von Sekunden erschien das grüne Drachen Pokémon vor ihnen und bot ihnen den Rücken dar. Shuu bestieg als erstes das Pokémon, bevor er Haruka auf Libelldra zog.
    Sie waren schon oft gemeinsam auf Libelldras Rücken geflogen und es erfüllte Haruka mit innerer Freiheit. „Hältst du dich gut fest?“, fragte Shuu. Ein Kopfnicken, welches von einem leisen „Hm“ begleitet wurde, beantwortete seine Frage. Nun gab Shuu seinem Pokémon das Zeichen in die Lüfte abzuheben. Mit einem Ruck spürte Haruka den peitschenden Wind in ihrer Haut und sie hielt das Gesicht dicht an Shuus Schulter. Es war auf offenem Wasser sehr viel windiger, als auf dem Festland, das stand fest. Der Wind pfiff ihnen um die Ohren und ließ sie durch einen kalten Schauer erzittern.
    Libelldras Flügel bewegten sich rhythmisch auf- und ab, mal glitt das Pokémon durch die Luft und ließ sich durch den Aufwind nach gen Himmel tragen.
    Haruka wagte die Umgebung, die nur schemenhaft an ihnen vorbei rauschte, zu betrachten. Beide Seiten des Wasserwegs waren durch eine steinige Wand abgetrennt, nur Wasser Pokémon konnten darunter tauchen oder Pokémon, die fliegen konnten, waren in der Lage die Felswand zu überwinden. Beide Flussläufe mündeten früher oder später in den Ozean und da es eine Wasserverbindung zwischen Rosaltstadt und Graphitport City, genauso wie Malvenfroh City war, konnten die enorme Strömung gefährlich werden. Darum bauten die Bewohner der Städte einen Schutzwall um die Strömung zu stoppen, gleichzeitig achteten sie darauf, dass der normale Lebensraum der heimischen Wasser Pokémon nicht zerstört werden würde, durch diesen Eingriff.
    Plötzlich riss ein markerschütterndes Brüllen sie aus ihren Gedanken. Panisch schauten sie auf die Wasseroberfläche, die sich nun kräuselte und der Kopf eines Garados aus dem Wasser pflügte. Haruka schlug die Hand vor dem Mund um nicht erschrocken los zu schreien.
    Als Garados knurrend angriff, brach Libelldra nach links aus um dem blitzschnellen Angriff des drachenartigen Pokémon auszuweichen. Wütend schlug das Pokémon mit seinem Schwanz auf das Wasser, dann bäumte es sich auf um eine mächtige Fontäne zu speien. Libelldra trudelte leicht, als die Attacke sein Ziel nur knapp verfehlt hatte und die Flanke von Shuus Pokémon leicht straff.
    Shuu biss sich auf die Lippen. Nur schwer konnte sich der Grünhaarige am Hals des Pokémons festklammern. Haruka richtete ihren Blick nach Vorn und erkannte schon das Land. „Da! Das Ufer!“
    Prüfend folgte Shuu ihren Blick und schätzte die Entfernung zwischen ihnen und den rettete Boden. „Wir haben keine andere Wahl.“, meinte Shuu. „Wir müssen zuerst ans Ufer.“ Kaum gesprochen, brauste Libelldra dem Ufer entgegen, gefolgt von Garados, welches zischende Laute von sich gab. Es spie eine Hydropumpe nach der Anderen auf Libelldra. Doch das schlanke Drachen Pokémon wich mit geschickten Flugmanövern aus. „Halte durch, Libelldra!“, feuerte Shuu sein Pokémon an. „Wir haben es bald geschafft!“ Tatsächlich war es nicht mehr weit zum rettenden Ufer, doch genau bei den letzten Metern schoss Garados einen gewaltigen Hyperstrahl, der Libelldra ins Trudeln brachte und dazu gezwungen war, eine Bruchlandung zu machen.
    Hart auf den Boden aufkommend, suchte Libelldra mit scheußlichem Quietschen der Klauen Halt, fand ihn auch und kam ruckartig zum Stehen. Erschrocken von der Bruchlandung krabbelten Shuu und Haruka von dem Rücken das Libellen Pokémons. Libelldra regte sich nicht und Shuu stürzte besorgt an die Seite seines Pokémons. „Libelldra! Libelldra!“, er rüttelte am Leib des Drachens. Träge hob Libelldra den Kopf und gab beruhigende Laute von sich. Shuu war sichtlich erleichtert. Äußerlich schien Libelldra keinen weiteren Schaden erlitten zu haben, außer kleinen Kratzern, die leicht heilen sollten. Keuchender Atem wich aus dem Maul des Drachens, als er versuchte sich gegen den Boden zu stemmen um Aufzustehen.
    Fauchend kam Garados heran gebraust, schoss wieder einen Hyperstrahl aus seinem Maul. Libelldra wirbelte herum, baute sich vor den Menschen auf und spie einen glühenden Flammenwurf dem Hyperstrahl entgegen. Beide Attacken explodierten bei Berührung. Doch Garados durchstieß den dicken Rauch und attackierte Libelldra von neuem. Die Flügel des Drachens knirschten unter dem festen Biss des Garados’. Libelldra kreischte schmerzerfüllt auf. Shuu schrie. Er konnte nichts tun!
    „Psiana! Psychokinese!“, schrie Haruka und ließ Psiana aus ihrem Pokéball frei. Der Juwel des Pokémons glühte rötlich auf und schleuderte Garados augenblicklich gegen eine Felswand. Sich windend griff es nun seinen nächsten Gegner an, Psiana. „Blitzkanone!“ Um Psiana leuchtete eine gelbliche Aura auf, die sich an seinem Juwel sich zu sammeln schien. Garados war Psiana so nah gekommen, dass die Blitzkanone aus dieser Nähe verheerende Auswirkung hatte: Garados wurde gegen einen Felsen geschleudert, der über ihm zusammenbrach. Kampfunfähig blieb Garados reglos liegen.
    Haruka atmete auf, sah dann in Shuus Richtung. Der Grünhaarige hockte neben seinem Pokémon, welches den Kopf auf den Boden gelegt hatte und den Flügel vom Körper abspreizte. Ganz klar eine Schonhaltung. Die Flügelmembran war zerfetzt und nicht nur das, an manchen Stellen sah man die hervorstehenden Knöchelchen.
    Libelldra wimmerte leise vor Schmerz. Shuu drückte das Gesicht gegen den Hals des Pokémons. Haruka stand hilflos neben ihm. Sie waren zwar heil angekommen, aber zu welchem Preis? Libelldra war schwer verletzt, es konnte weder fliegen, geschweige den Laufen, dafür war es zu entkräftet. „Shuu?“ Harukas Stimme klang zittrig. „Wir müssen Libelldra ins Pokémon Center bringen.“ Shuu hob für einen Moment den Kopf. „Es braucht Hilfe und zwar dringend!“, betonte das Mädchen. Shuu wurde klar, das jede Minute für Libelldra die reinste Qual war. Jeder Muskel vibrierte unter der dicken Drachenhaut. „Halt durch, Libelldra.“, sagte Shuu. Libelldra hob leicht den Kopf, wurde dann vom Sog des Pokéballs zurück ins Innere transportiert. „Beeilung!“ Haruka nickte und lief Shuu mit weiten Schritten hinterher.

  • 2. Kapitel


    Zu neuen Ufern (Teil II)


    Es war ein anstrengender Lauf, der an einer Kreuzung endete. Nördlich ging es nach Malvenfroh City. Man konnte entweder mit dem Fahrrad den Radweg entlang fahren und die sausende Luft genießen oder den Weg unter der Brücke nehmen. Nach Graphitport City ging es allerdings südlich. Es war kein langer Weg, man konnte schon ein paar Gebäude schemenhaft ausmachen.
    „Und jetzt?“, presste Shuu aus zusammengekniffenen Lippen hervor. Haruka schnappte nach Luft. „Es gibt eine Möglichkeit. Hätten wir auch vorher drauf kommen können.“ Mit diesen Worten warf sie einen Pokéball in die Luft, der sich klickend öffnete und Gallopa erschien. Auf dem Boden scharrend, schnaubte das feurige Pferd.
    Nun war es Haruka, die Shuu auf den Rücken ihres Pokémons zog. Unbehagen breitete sich in ihm auf, als er auf dem Rücken des Feuer Pokémons saß.
    Haruka schnalzte mit der Zunge und gleich darauf schoss Gallopa nach vorne. Ängstlich herunter zu fallen, klammerte sich Shuu an Haruka fest. (Zu geile Vorstellung! XD) Das Mädchen beugte sich tief über Gallopas Hals und hielt sich an dessen flammende Mähne fest. Shuu dagegen hatte Mühe sich auf dem Pokémon zu halten. Für ihn stand fest, dass er niemals auf den Rücken des Pokémons mehr steigen würde!
    Doch trotz allem waren sie schnell am Ziel und Shuu stieg mit wabbelnden Beinen von Gallopa herunter, gefolgt von Haruka. Sich zusammenreißend, wollte Shuu natürlich gegenüber Haruka sich nichts anmerken lassen und ging mit schmerzenden Schenkeln ins Pokémon Center. Am Tresen wandte sich Shuu Schwester Joy zu. „Schwester Joy? Könnten sie sich um Libelldra kümmern?“ Schwester Joy lächelte freundlich. „Natürlich. Das ist doch mein Job!“ Mit diesen Worten nahm sie den Pokéball entgegen, bat Shuu und Haruka um etwas Geduld und verschwand im Behandlungsraum.
    Haruka nahm Platz auf einem der Stühle, Shuu dagegen lief aufgeregt auf- und ab. Schon bald wurde Haruka durch sein herum Gerenne nervös. „Shuu, setz dich. Es bringt weder dir noch Libelldra etwas, wenn du dich verrückt machst!“, redete Haruka vernünftig auf ihn ein. Shuu hielt inne. Tief in Innerem gestand er, dass Haruka Recht hatte, doch die Unruhe wich nicht. Sie wuchs sogar noch, als Schwester Joy aus dem Operationssaal (Ich nenn’s mal so…) trat.
    Mit einem Mal sprang auch Haruka auf die Füße. „Und?“, wollte Shuu wissen. „Wie geht es meinem Libelldra?“ Schwester Joys Gesicht wurde ernst. „Es ist nicht nur entkräftet, sondern ist schwer verletzt. Die Flügel sind völlig zerrissen und der rechte Flügel ist gebrochen.“ Die Wahrheit über Libelldras Zustand erschlug Shuu regelrecht. Wie betäubt stand er nun da. „Es braucht eine Weile bis es sich voll erholt hat.“ Haruka schluckte unmerklich. „Wie lange wird es ungefähr dauern?“, fragte sie vorsichtig. Schwester Joy blickte Haruka an. „Ich schätze mal ungefähr fünf Wochen.“
    Shuu schaute Haruka an, wandte sich dann aber wieder der Pokémon Krankenschwester zu. „Können sie Libelldra in Obhut nehmen bis es vollständig fit ist?“ Überrascht schaute Joy den Grünhaarigen an. „Natürlich kann ich es machen.“ Shuu nickte dankend. Vorwurfsvoll schaute nun Haruka ihn an. „Es geht nicht anders! Wir müssen Libelldra hier lassen.“, sprach Shuu hastig. Die Gesichtszüge entspannten sich einwenig. „Könnten sie Libelldra dann zu meinem Vater nach Blütenburg City bringen, Schwester Joy?“, bat Haruka. Die Angesprochene nickte. „Werde ich machen.“ Es herrschte einige Sekunden Ruhe. „Macht euch keine Sorgen. Libelldra wird es bald wieder gut gehen.“ Shuu bedankte sich bei der Krankenschwester und wollte Libelldra ein letztes Mal sehen, bevor er sich wieder mit Haruka auf dem Weg zur Fähre machen wollte.
    Haruka beobachtete, wie Shuu zärtlich Libelldras Hals streichelte und sich das Pokémon an seine Hand schmiegte. Der Grünhaarige flüsterte dem Drachen beruhigende Worte zu und erklärte, dass es hier im Pokémon Center bleiben musste. Libelldra reckte den Kopf und beäugte Shuu aus schwarz funkelnden Augen an. Dann, völlig unerwartet, schleckte Libelldra Shuus Wange ab. Ein leises, trauriges Lächeln schlich sich auf Shuus Gesicht und Haruka glaubte auf den Wangen ihres Freundes Tränen schimmern zu sehen. Der Junge drehte Libelldra den Rücken zu und verließ den Raum. „Können wir?“, sprach er zu Haruka, die zögernd nickte. „Na-Natürlich.“
    Bevor Shuu endgültig das Pokémon verließen, sprachen sie ein letztes Mal mit Schwester Joy über die Details von Libelldas künftigen Aufenthalt im Center.
    Auf dem Weg zu Fähre schweiften Harukas Gedanken zu ihrem kleinen Bruder ab. Ob er jetzt schon auf dem Weg nach Malvenfroh City war? Und ob er gut dort angekommen würde? Es war ein anstrengender Marsch von Blütenburg City nach Malvenfroh City zu kommen um dann von dort aus nach Baumhausen City zu gelangen. Ja, aus ihrem kleinen Bruder war jetzt ein verantwortungsvoller junger Bursche geworden, der gut auf sich selbst aufpassen konnte. Shuu war es, der sie aus ihren Gedankenstrom riss. „Heh, Haruka. Wir sind da.“, seine Stimme klang schroff und angeschlagen. Kein Wunder, nach der vergangenen Stunde.
    Den Blick auf die kleine Fähre werfend, hob Haruka den Kopf. Es war in der Tat nur eine kleine Fähre – wenn man es überhaupt eine Fähre nennen konnte, fand Haruka. Wie dem auch sei, es war ihre einzigste Möglichkeit nach Shinou zu kommen, auch wenn der Kapitän dieses Gefährts angekündigt hatte, dass er noch andere Inseln ansteuern wollte um Passagiere wohlbehalten an ihre Ziele zu bringen. Nun ja, und Shinou war halt die letzte Etappe auf dieser Reise.
    Shuu unterhielt sich mit dem Kapitän des Kahns und erhielt die Erlaubnis auf „seine Suijo no Samé“ zu steigen, welches übersetzt „Wasserhai“ bedeutete.
    „Haruka? Kommst du?“, fragte Shuu. Haruka nahm tief Luft und antwortete fröhlich: „Ja, ich komme!“ Sie lachte breit, sprang auf ein schmales, hölzernes Brett, und rutschte haarscharf auf dem glitschigen Steg aus. Doch Shuu packte ihre Hand, zog sie an sich und gab ihr einen langen, leidenschaftlichen Kuss. „Denkst du, ich spring dir hinterher, wenn du ins Wasser fällst?“, neckte er sie provozierend. „Ach ja? Wer war es denn, der unbedingt eine Lydzibeere haben wollte und dann runtergestürzt ist?“, feixte Haruka neckisch. „Und ich war es, die hinterher gesprungen ist.“ Shuu grinste verführerisch und strich mit seinem Zeigefinger über ihre Lippen, bevor er sie sanft berührte. Kurze Zeit standen sie in einer festen Umarmung an der Rehling des Bootes bis sich Shuu von ihr löste. Den Kopf legte Haruka auf die Schulter Shuus und sie spürte, wie sich seine Arme um sie schlangen.
    Schließlich stachen sie endlich in die große, weite See. Ungewiss welche neuen Abenteuer auf sie warteten…

  • 3. Kapitel


    Der Sturm


    Haruka und Shuu genossen die frische Meerluft, die ihnen in die Nase zog. Der Wind rauschte an ihren Ohren vorbei und erfüllte sie mit einem Gefühl des Friedens.
    Die Oberfläche des Meeres glitzerte im Licht der Sonne und verlieh dem tief blauen Wasser einen anmutigen Anblick. Das Boot durchpflügte das kühle Nass, sodass dieses zu allen Seiten spritzte.
    Haruka lehnte sich über die Rehling und beobachtete mit Begeisterung die Wasser Pokémon, die am Bug des Bootes schwammen. „Shuu! Sieh mal!“, rief das Mädchen. Der Junge, der soeben noch die Karte Shinous studiert hatte, hob den Kopf und trat neben Haruka. „Was ist?“ Haruka zeigte auf die Wasseroberfläche, unter der ein schemenhafter Schatten zu erkennen war, der die Oberfläche durchstieß und die Rückenflosse eines Tohaidos heraus ragte. Dahinter schwamm ein ganzer Schwarm der haiartigen Pokémon. „Tohaidos!“ Diese Pokémon waren auch als „Tyrann des Meeres“ bekannt und waren in der Lage sogar Öltanker zu zerbeißen, dank der mächtigen Reißzähnen. Doch dieser Schwarm wirkte ruhig und beabsichtigte nicht, dieses Boot anzugreifen.
    Nun ließ sich Shuu von der Vielfalt der Wasser Pokémon ebenfalls faszinieren. Der Junge war überrascht, wie viel Haruka über diese Wesen des Wassers wusste. Er gab zu, dass er viele dieser Pokémon noch nie gesehen hatte und wunderte sich darum, woher Haruka über diese Pokémon wusste. ‚Sie muss wohl viel gesehen haben, als sie noch mit Satoshi gereist ist.’, dachte er sich im Stillen und lächelte sie an.
    Haruka legte den Kopf in den Nacken, mit geschlossenen Augen, sog das Mädchen die frische Luft ein. Sie fühlte sich so frei, ja, sie liebte das Meer, trotz der wilden Schönheit. Shuu erging es genauso und gemeinsam ließen sie sich die Winde durch die Haare wehen. „Heh, sollten wir nicht unseren Pokémon einwenig an die frische Luft lassen?“ Shuu bejahte die Frage mit einem kurzen Nicken, gleich darauf warfen sie ihre Pokébälle in die Luft. Nachtara und Psiana setzten sich nebeneinander und kuschelten sich an den Anderen. Roselia genoss die strahlende Sonne. Gallopa allerdings musste im Pokéball bleiben. Das Pferde Pokémon hätte das Boot glatt zum Kentern gebracht. Haruka und Shuu sahen Psiana und Nachtara zu, wie sie sich gegenseitig kabbelten. Zärtlich bissen sie dem Anderen ins Ohr, und gaben dann leicht empörende Laute von sich.
    Nicht nur, dass Shuu und Haruka zusammen waren, jetzt waren auch noch zwei ihrer Pokémon verliebt und das seit geraumer Zeit. „Ist es nicht schön?“ Shuu legte Haruka einen Arm um die Hüfte und zog sie zu sich. „Heh?“ Haruka wurde leicht rot um die Nase. „Wa-Was meinst du?“ Shuu lachte und hielt sein Gesicht ganz nah an Ihres. „Nicht nur wir sind zusammen, sondern auch sie.“ Er deutete auf Nachtara und Psiana, die sich nun zusammen gerollt hatten und gemeinsam nebeneinander schliefen. Haruka war sich nicht im Klaren, was sie sagen sollte und schwieg, lächelte aber hinterher darüber.


    Das Boot schwankte gemächlich und dessen Insassen dösten entspannt auf dem kleinen Deck. Ihr Kurs war eine kleine Insel, die letzte Anlaufstelle vor den shinou’schen Hafen Fleetburg. Shuu erklärte währenddessen ihre zukünftige Route, die sie verfolgen würden. Aufmerksam hörte Haruka dem Grünhaarigen zu und erfuhr somit ebenfalls vieles über die Shinou Region. Die Zeit verging dabei sehr schnell und sie legten am vorletzten Hafen an. Das Wetter war unnatürlich schnell umgeschlagen. Dicke, schwere Wolken trieben am Himmel entlang und die See wurde von jeder Minute aufgewühlter.
    Haruka und Shuu waren besorgt darüber und sprachen den Kapitän darauf an. „Kapitän, wäre es nicht besser, dass Wetter abzuwarten?“, schlug Shuu vor. Der Kapitän wandte sich zu dem Grünhaarigen herum. Im Vergleich sah Shuu aus, wie ein dünnes, klappriges Skelett. Der Kapitän dagegen, war sehr breit und fettleibig. Sein ganzer Bauchwulst erbebte, als ein schallendes Gelächter erklang. „Jung’chen, denkscht du etwa, dass isch vor dem Wetter Angscht habe?“ Wieder erklang das raue Lachen. Ohne weitere Widerworte stiegen die Jugendlichen auf das kleine Boot. Allerdings mit einem flauen Gefühl in der Magen Gegend. Machten sie ihren größten Fehler? Was, wenn das Wetter schlimmer wird? Mit diesen Gedanken nahmen Haruka und Shuu ihre vorherigen Plätze ein.


    Das Meer tobte, und der frostige Wind peitschte ihnen den kalten Regen ins Gesicht. Nicht nur das, die Naturgewalten forderten ihre ganzen Nerven heraus. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde der Wind bissiger. Wie erwartet, war das Wetter schlagartig umgeschlagen und die Natur ließ ihrem Zorn freien Lauf.
    Der Kapitän kämpfte mit aller Kraft gegen diese Gewalt an. Der aufkommende Sturm beanspruchte dessen ganze Kraft. Doch gegen das Meer hatte er keine Chance. Die schäumende Gischt einer gebrochenen Welle, ergoss sich über das Deck und überschwemmte dieses. Jede Sekunde, ja jede Minute, wurde unerträglicher für Haruka und Shuu. „Kapitän!“, schrie Haruka gegen den Sturm an. Doch dieser hörte sie nicht. Immer noch kämpfte er den hoffnungslosen Kampf gegen die wütende See. Als auch noch das Ruder zerbrach, dank eines Felsens, der aus dem Wasser ragte, wurde ihre Hoffnung völlig davon gespült. „Verdammt.“, fluchte der fettleibige Kapitän. Sein Blick wanderte kurz zu Haruka und Shuu. „Das ischt reiner Mord hier zu bleiben.“ Mit diesen Worten holte er einen Pokéball hervor. Haruka und Shuu verstanden rasch, was der Mann vorhatte: Er wollte nicht sie retten, sondern nur seinen eigenen Arsch retten!
    Bevor sie überhaupt reagieren konnte, rief der Kapitän ein krokodilartiges Pokémon aus dem Pokéball, ein Impergator, und bestieg dieses.
    In Shuu schäumte die Wut auf und lief an die Rehling, wo der Mann gerade mit seinem Pokémon stand. „Was haben sie vor?“, schrie er. Sich kurz zu Shuu wendend, warf er dem Jungen einen gehässigen Blick zu. „Isch bleibsch net hier! Das könnt ihr eusch abschminken.“ Mit diesen Worten sprang der Mann mit seinem Impergator ins Wasser. Die Fluten überspülten sie sofort, kamen aber dann wenig später wieder an die Oberfläche zurück. Shuu schrie aus voller Kehle üble Flüche und Verwünschungen dem fettleibigen Mann hinterher, doch keine Wirkung. Er kehrte nicht zurück.
    Niedergeschlagen schwankte Shuu zu Haruka zurück, die mit jeder Minute nervöser und ängstlicher wurde. „Shuu!“, wisperte sie. „Was…“ Eine Welle brach über das Boot herein und riss beide von den Beinen. Mit dem Bauch schlugen sie auf den Boden auf. „Alles in Ordnung, Haruka?“ Zögernd nickte das Mädchen. „Was sollen wir bloß tun?“, flüsterte sie angsterfüllt.
    Shuu schwieg und richtete sich wieder auf. Sein Blick heftete an einen dunklen Schatten in weiter Ferne. Panisch wandte sich der Junge um. „Scheisse!“, fluchte dieser und ließ seine Blicke umherschweifen. Gerade als eine Welle wieder über das Boot hinweg schwappte, schnellte Shuu nach vorn und umfasste ein langes Seil, welches beinahe vom Wasser weggetragen wurde. Haruka sah nun ebenfalls die Felswand, die sich einige Meter vor ihnen auftürmte. Ein erschrockener Schrei entfuhr ihrer Kehle. „Shuu! Wir fahren direkt auf die Felsen zu!“ Ihre Stimme hörte sich schwach und zittrig an. Leise schluchzte sie.
    Shuu hatte sich währenddessen das dicke Seil um seine Hüfte gebunden und ging nun zu Haruka. Er umfasste ihre Handgelenke. „Vertraust du mir?“ Haruka guckte in seine magisch, grünen Augen. Zögernd bejahte sie die Frage mit einem Nicken. Der Grünhaarige schloss fest seine Arme um sie und gab ihr einen langen Kuss, bevor er nun auch um Harukas Hüfte den Strick befestigte. „Was hast du vor?“, wollte Haruka wissen. Shuu holte Luft. „Das Seil dient dazu, dass wir uns nicht verlieren.“ Er schaute sie an. „Klar soweit? (Is doch klar, woher des kommt. *hust* XD)“ Wieder nickte Haruka. Noch einmal schaute der Junge Haruka tief in die Augen und fasste sie an die Hand. „Will-Willst ins Wasser springen?“, kam Haruka zur Erkenntnis. Shuu schaute Haruka streng an. „Willst du lieber an den Felsen zerschellen oder ins Wasser springen?“ Haruka schluckte, und drückte dabei noch fester Shuus Hand. Er hatte Recht, entweder würden sie an den Felsen knallen und somit den Tod finden oder in den tobenden Fluten. „Shuu.“, flüsterte Haruka. „Ich habe Angst.“ Shuu wandte sich Haruka zu. „Ich auch.“
    Nun gab Shuu seiner Freundin die Hand, damit sie auf die Rehling steigen konnte, gefolgt von Shuu. Beide hielten die Hände des Anderen ganz fest und wagten es nicht sie los zu lassen. „Bist du bereit?“, schrie Shuu gegen den Sturm an. Haruka nickte heftig. „Wenn du springst, spring ich auch!“ Shuu lächelte. Am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen und nicht mehr los gelassen. Doch keine Welle brach über sie herein und zog Shuu in die Tiefe. Das Seil verhedderte sich und die Verbindung zwischen ihnen, zerriss. Haruka schrie aus Leibeskräften. Ihr ganzer Körper bebte, dann jedoch sprang sie Shuu hinterher, der wieder zu Oberfläche kam und nun Haruka nicht mehr erblicken konnte. „Haruka! Haruka! Wo bist du? „HARUKA!“ Doch der Sturm trug seine Worte fort und verschluckte diese. Voller Panik schaute sich Shuu um und hatte überhaupt Mühe seinen Kopf über Wasser zu halten. Er hatte Angst, Angst zu Erfrieren, Angst zu Ertrinken, Angst zu Sterben, doch die einzige Furcht, die sich wie ein dunkler Schatten sich über Shuu legte, war Haruka zu verlieren.
    Eine Weile war ihm so, als würde die Zeit still stehen. Er vernahm das tobende Meer, den wütenden Sturm, einfach alles um sich herum hörte er nicht mehr.
    Plötzlich nahm er einen keuchenden Atem wahr. Haruka war wieder an die Oberfläche gekommen. „Haruka!“ Shuu schwamm schwermütig zu ihr. „Haruka! Sag was?“
    Doch Haruka war zu schwach um Shuu zu antworten. Ihre Stimme versagte. Ihr Mund formte nur wage Wörter, die Shuu nicht deuten konnte.
    Dann überschwemmte eine riesige Welle die Jugendliche und wurden in die Tiefen des Meeres gezogen. Sie kämpften gegen den Druck an, der auf ihnen lastete, doch ihre Reaktionen wurden immer schwächer. Nur einen Schatten, der bedrohlich wirkte und auf sie zu schnellte, nahmen Haruka und Shuu noch wahr, bevor sie ihr Bewusstsein endgültig verloren.

  • 4. Kapitel


    Der Tag nach dem Unwetter


    Strahlender Sonnenschein war nun, nachdem sich das schreckliche Unwetter verzogen hatte. Keine der unheilvollen Wolken waren mehr am Himmel zu entdecken und auch die See war nun wieder friedlich. Vogelschreie zogen über die weite Landschaft hinweg. Pokémon sammelten sich aus einem am Strand, der sich als gelbbrauner Strich an der Küste entlang zog. Ein hasenähnliches Pokémon wagte sich vor und beschnupperte die reglosen Gestalten. Erschrocken wich das Pokémon zurück. Dort lagen zwei Menschen im Sand und bewegten sich nicht! Doch da! Die Finger des weiblichen Wesens zuckte und nun auch des Männlichen. Schwer hustend versuchten sich Shuu und Haruka aufzustemmen, doch ihre Kräfte schwanden.
    „Ha-Haruka…“, wisperte Shuu schwach. Er suchte die ihm bekannte, warme Hand, ihre Nähe, und drückte sie fest. Die Braunhaarige stemmte sich mit aller Kraft in den Sand und schaffte sich aufzusetzen. Ihre Muskeln taten ihr weh nach der höllischen Anstrengung vergangene Nacht. Shuu empfand dasselbe. Es war eine schreckliche Erfahrung gewesen, die er erleben musste. Ein Wunder war es überhaupt, dass sie beide den Sturm überlebt hatten. Shuu war sich sicher, dass dieses Ereignis Haruka und ihn mehr zusammen schweißen würde. „Wie… Wie fühlst du dich, Haruka?“, wollte er wissen. Haruka hustete schwer, bevor sie antwortete. „I-Ich weiß nicht… genau…“, stammelte die Angesprochene. „Wie konnten wir nur überleben?“ Plötzlich kehrten die Erinnerungen von diesem mysteriösen Schatten zurück. „Shuu!“ Sie krabbelte zu ihm. „Erinnerst du dich an den Schatten?“ „Welchen Schatten?“ Verwirrt sah Shuu seine Freundin an. Haruka wich seinem Blick nachdenklich aus. „Bevor wir bewusstlos wurden… D-Da war ein Schatten… ich bin ganz sicher.“ Shuu lächelte schwach. „Das hast du dir eingebildet.“, meinte er, bereute es aber gleich wieder, als er den Satz ausgesprochen hatte. „Woher willst du das wissen?“, keifte Haruka. „Willst du damit sagen, dass ich mir das wirklich eingebildet habe?“ Sie funkelte ihn aus bösen Augen an. „Schon gut. Ich habe es nicht so gemeint.“, versuchte der Grünhaarige Haruka zu beruhigen. „Jetzt müssen wir erstmal in die nächste Stadt.“ Die Braunhaarige nahm nun ihre Umgebung in Augenschein. „Glaubst du, wir sind in Shinou?“, fragte sie. Der Angesprochene schwieg. Er schien über die Frage nachzugrübeln. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. „I-Ich denke schon.“ Shuu erhob sich und half schließlich Haruka auf die Beine zu kommen. Ihre Klamotten waren inzwischen getrocknet, aber immer noch voller Sand und Dreck. „Also gut… Welche Richtung sollten wir?“, sagte der Grünhaarige mehr sich selbst, als Haruka. Diese war schon vorgelaufen. „Shuu! Da!“ Sie deutete in weiter Ferne auf ein hohes Gebäude, einen Wolkenkratzer gleich. „Da ist eine Stadt!“ Shuu stand neben ihr. „Gut, werden wir wohl dahin gehen.“
    Nun setzten sich Shuu und Haruka in Bewegung. Sie wussten nicht, wie weit es wirklich noch bis zur nächsten Stadt war, aber der Hunger und der Durst trieb sie an. Außerdem wollten sie sich irgendwo gänzlich erholen. Auf ihrem Weg zur nächstgelegenen Stadt, blieben Shuu und Haruka sehr schweigsam und redeten nicht über die letzte Nacht, die sie in dem schrecklichen Sturm verbracht hatten.


    Die Jugendlichen waren schon eine ganze Weile unterwegs gewesen. Um genau zu sein, waren sie schon drei Stunden ohne Pause durch die grünen Wiesen gewandert. Noch immer hatten Shuu und Haruka die nächste Stadt nicht erreicht. Diese Tatsache ließ beide entnervt wirken. Sie sprachen kaum zueinander oder gaben nur knappe Antworten, wenn einer den Anderen Fragen stellte. Schließlich machten sie endlich Rast. Es war bereits Abend geworden und der Mond erhellte die Umgebung mit seinem spärlichen Licht. Sie entzündeten ein Lagerfeuer, welches ihnen Wärme spendete. Die Nacht war ungewöhnlich kalt und auf eine bestimmte Weise sogar unheimlich. So empfand es jedenfalls Haruka. Eher zögernd aß die Braunhaarige ihr Abendessen, was aus Äpfeln und Beeren bestand. Ein heiserer Ruf zog sich über den Himmel und ließ Haruka unwillkürlich zusammen fahren. Aus Shuus Richtung erklang ein leises Lachen. „Fürchtest du dich etwa in der Dunkelheit?“ In seinen Augen war ein Schimmer von Spott zu erkennen. „Ne-Nein.“, erwiderte sie irritiert. „Gut.“, meinte der Grünhaarige mit einem verspielten Grinsen auf den Lippen. Es kehrte wieder Ruhe zwischen den beiden Jugendlichen ein, aber Haruka traute dem Frieden nicht. Irgendetwas lag in der kühlen Luft, doch sie konnte nicht deuten, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte. War es vielleicht Gefahr? Was auch immer es war, es raubte ihr jedenfalls den Schlaf. Shuu war schon eingeschlafen neben dem Feuer. Er lag zusammengerollt, wie eine Katze auf dem Boden. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dann, nachdem sie lange wach war, überkam Haruka nun endlich die Müdigkeit und riss sie in einen traumlosen Schlaf.


    Schon früh erwachte Haruka aus einem unruhigen Schlaf. Sie hatte nicht besonders gut geschlafen. Lag wohl an den wenigen Komforts, der die Natur bat. Genüsslich streckte sich die Braunhaarige und gähnte. Shuu schlief noch. Kein Wunder, es war ja auch noch früh am Tag. So entschloss sich Haruka einwenig die Umgebung in Augenschein zu nehmen, Shuu war ja noch nicht wach, darum nutzte sie die Zeit um mal einwenig ‚shuulos’ zu sein. So schlenderte sie los. In der Dunkelheit des letzten Abends hatte sie gar nicht wahrgenommen, dass sie am Waldrand übernachtet hatten. Die letzten Bäume des Waldes grenzten an einer weit läufigen Wiese. Ein kleiner Bach floss durch die Gräser und war für die Pokémon, die ihr lebten die einzige Wasserquelle in ihrem Umfeld.
    Es war seltsam ruhig und friedlich hier, obwohl Haruka die Stille angenehm empfand. Ein leises Sirren hörte Haruka in ihren Ohren und richtete ihren Blick auf ein rotes Käfer Pokémon, welches im hohen Gras hockte. ‚Was ist das für ein Pokémon?’, fragte sich das junge Mädchen und griff instinktiv zum Pokédex, der sonst sich in ihrer Hüfttasche befand. Dummerweise hatte sie die Tasche in ihrem Nachtlager gelassen. „Mist. Ich habe ja die Tasche ja bei Shuu gelassen.“, fluchte sie leise vor sich. Nun fiel ihr Blick auf weitere unbekannte Pokémon, die sie noch nie gesehen hatte. Eine altertümliche Freude ließ ihr Herz auf hüpfen, als sie eine handvoll der shinou’sche Pokémon beobachtete. Die Zeit verging rasch und so blieb Haruka nicht länger an diesem Ort, suchte stattdessen Obst und Beeren in der Umgebung, damit sie wenigstens etwas zum Frühstück hatten. Einige Zeit später traf sie wieder im Lager an. Shuu war jetzt inzwischen wach. „Wo warst du, Haruka?“, wollte Shuu wissen. „Ich hab mich einwenig umgesehen.“, erwiderte sie. „Falls das noch erlaubt ist.“ Sie funkelte ihn mit ihren blauen Augen an. Shuu schnippte eine Strähne zurück. „Du hättest mir Bescheid sagen sollen.“ Haruka legte ihre Fracht nun ab. „Du hast geschlafen. Ich wollte dich nicht wecken.“ Sie setzte sich auf den Boden und wählte einen besonders roten Apfel aus ihren Obsthaufen, den sie zusammen gesucht hatte. „Außerdem habe ich einige interessante Pokémon gesehen.“ Der Grünhaarige beließ es dabei und besann sich ebenfalls darauf sich zu stärken. Er hörte geduldig Harukas Erzählungen von den neuartigen Pokémon an, wie aufregend und spannend sie waren, einfach alles vermittelte sie ihn. Die Unterhaltung steigerte auch seine Neugier auf die neuen Pokémon, sodass er am liebsten sofort aufgesprungen wäre und weiter gezogen wäre, aber er blieb geduldig sitzen.
    „Ich freue mich richtig darauf noch andere Pokémon zu sehen.“, beendete Haruka dieses Gespräch. Der Junge nickte nur zustimmend und wieder kehrte das Schweigen zwischen ihnen ein. Haruka kratzte währenddessen die Reste des Obstes zusammen und verstaute sie als Leckerbissen für unterwegs. Tja, man weiß ja nie, ob man auf dem Weg Hunger bekommt oder nicht. Wenigstens eine Kleinigkeit, die als Notration diente.
    Letztendlich war Haruka fertig und schaute Shuu erwartungsvoll an. „Willst du wieder aufbrechen?“ Er schaute seine Freundin fragend an. Diese nickte jedoch. „Ich weiß nicht, wie lang der Weg noch ist, aber wir sollten uns wieder auf den Weg machen.“, meinte sie. „Hn, na dann, okay. Lass uns gehen.“, antwortete Shuu.
    Mit diesen Worten stand er auf und ging hinter Haruka her, die durch den Wald spazierte. Es dauerte nicht lange, da erreichten Haruka und Shuu einen Art Trampelpfad. Er schien nicht häufig benutzt zu werden, denn einige Äste von Sträuchern und niedrig gewachsenen Bäumen hingen darüber. Schlimmer noch, einige Bäume waren umgestürzt und versperrte ihnen den Weg. Wohl wegen des Unwetters von vorletzter Nacht. Sie hatten zwar schon gesehen, dass der Sturm einige Bäume und Sträucher entwurzelt und umgeworfen hatte, aber das das Unwetter solche Schäden verursacht hatten, hätten sie sich nicht vorstellen können. „Und jetzt?“, erkundigte sich Haruka ratlos. Nur ein leises „Hm“ kam aus Shuus Richtung. Er schien sich umzusehen, ob es einen anderen Weg gab, der um den mächtigen Baum führte, doch um sie herum waren nur Sträucher, die ebenfalls dem Sturm zum Opfer gefallen waren. Viele waren einfach nur umgeknickt, andere waren, wie die Bäume, umgekippt. „Müssen wir wohl wieder zurückgehen und einen anderen Weg suchen.“, meinte Shuu. Just in diesem Moment hörten sie ein leises Wimmern unter den schweren Ästen des Baumes vor ihnen. „Was war das?“, fragte Haruka erschrocken. Das Jammern erstarb wieder. Shuu zuckte die Schultern. „Keine Ahnung.“ Und wieder begann ein jammervolles Weinen. „Da ist doch was!“, Haruka lief an den Baum entlang. Die wimmernden Geräusche kamen näher. „Da ist ein Pokémon eingeschlossen.“, rief Shuu. Ohne zu zögern, warf Haruka ihren Oberkörper gegen den schweren Baumstamm, der mehrere Tonnen wog. Keinen Zentimeter rührte sich der Stamm vom Fleck. Auch Shuu half mit, aber immer noch ließ sich der Baumstamm nicht bewegen. „Das… hat keinen… Zweck.“, sagte Shuu außer Atem. „Denkst du, dass ich so schnell aufgebe?“ Ihre Dickköpfigkeit in allen Ehren, ehrgeizig war sie ja. Haruka rief nun Gallopa zur Hilfe, die mit Leichtigkeit den Stamm verrücken konnte. Die Braunhaarige stieß einen kurzen, aber lauten Freudeschrei aus. „Haruka! Komm mal her!“ Haruka schaute zu Shuu, der hockend am Baumstamm saß. Unter dem Stamm kam eine tiefe Grube hervor. Was darin hockte, hatte Haruka nicht erwartet – ein Lugia.

  • 5. Kapitel


    Unbeschwerte Kindheit


    Ein leises Wimmern kam aus der Richtung Lugias. Es schien noch sehr jung zu sein. Es jammerte kläglich und duckte sich ängstlich, als es die Menschen vor seinem Versteck sah.
    Haruka versuchte es zu beruhigen. „Es ist alles gut. Wir tun dir nichts.“, sagte sie mit ruhiger Stimme. Lugias Klagen erstarb und es sah Haruka aus schwarzen Augen fast neugierig an. „Ganz ruhig. Wir wollen dir nichts Böses.“ Vorsichtig streckte das Mädchen ihre Hand nach dem Baby Lugia, doch dieses zuckte zusammen und wimmerte wieder. „Haruka, irgendetwas scheint nicht in Ordnung.“, meinte Shuu. Haruka richtete sich wieder auf. Es hatte keinen Zweck das Kleine zu verängstigen. Schweigend nickte sie nur und wandte sich von dem Kleinen ab und setzte sich einige Meter von Lugia entfernt auf einen Baumstumpf. Das weiße Pokémon starrte Haruka mit großen Augen, die so lebhaft wirkten, an. Es grenzte schon fast an einem Wunder, als das Baby vorsichtig aus der Grube krabbelte, die ihm zum Verhängnis geworden war und näherte sich der Braunhaarigen. Shuu hielt die Luft an und beobachtete still die Szene.
    Nur wenige Zentimeter von Haruka, ungefähr eine Armlänge, war es nun von ihr getrennt. „Du bist wohl doch nicht so ängstlich, wie du sein wolltest, was?“, lächelte sie und versuchte abermals die Hand nach dem jungen Lugia auszustrecken. Dieses wich kurz zurück, beschnupperte ihre Hand und schmiegte seinen kleinen Kopf in ihre Hand.


    Haruka und Shuu hatten schnell das Vertrauen des jungen Lugias gewonnen. Schon nach einer Stunde tapste es ihnen hinterher. Doch ihnen fiel auf, dass das Kleine einen Flügel, den Rechten, nur hinter sich herschleifte. Anscheinend war der Flügel des Lugias unter dem Baumstamm eingeklemmt gewesen. Kein Wunder, der Sturm hatte viele Lebensräume von Pokémon zerstört.
    Haruka und Shuu machten wieder Rast. „Kannst du etwas feststellen?“, wollte Shuu wissen. Haruka hatte im letzten halben Jahr viel im Pokémon Center gearbeitet und so viel über Pokémon Medizin gelernt. „Nein, beim Abtasten habe ich nichts gefühlt, was auf einen Bruch hindeuten könnte.“ Sie machte eine kurze Pause, bevor sie hinzufügte: „Ich schätze eher eine Verstauchung.“ Haruka tröstete Lugia, indem sie es streichelte. „Du hast sicher Hunger.“ Lugia schaute die Braunhaarige neugierig an und nickte eifrig, dabei stieß es Quieklaute aus. „Leider haben wir nichts mehr.“, meinte Shuu. „Das Kleine hat einen Appetit, wie drei Erwachsene.“ Seine Stimme klang schon fast vorwurfsvoll, als das Gegenteil. „Shuu! Das Kleine ist noch in seinem Wachstum. Verübelst du ihm etwas, dass es soviel Hunger hat?“, keifte sie ihn an. Shuu schnippte sich eine Strähne aus dem Gesicht und sah sie kühl an, bevor er sich abwandte und im Wald verschwand. ‚Wohin haut er denn jetzt ab?’, dachte Haruka wütend, wurde aber mit einem Stupsen Lugias wieder einwenig besänftigt.


    Shuu wanderte einwenig durch den umliegenden Wald. Es war ruhig, außer den Vogelschreien, die durch die dicht bewachsenen Böschungen hallten. Aus irgendeinem Grund war der Grünhaarige wütend, ob auf sich oder Haruka, wusste der Junge nicht. Seit dem Sturm lagen nur zwei Tage und das Verhältnis zwischen dem jungen Paar war seit dem seltsam angespannt gewesen. Jetzt wusste Shuu nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte. Wieder so wie früher oder sollte er sie einfach in Ruhe lassen? Shuu zweifelte an Harukas Zuneigung zu ihm und dieser Gedanke hüllte sein Herz ein wie ein dunkler Schleier. Was, wenn sie tatsächlich nichts mehr für ihn fühlte? Eine ganze Weile nagten seine Gedanken an dieser Vorstellung, schließlich verdrängte er diese negative Einstellung. Der Grünhaarige genoss es wieder mal alleine zu sein, obwohl ihm die Nähe zu Haruka sehr gut getan hatte. Unbewusst hatte Shuu eine recht weite Strecke zurückgelegt. Er war immer noch im Wald, das stand fest. Bevor der Junge seinen Weg fortsetzen konnte, vernahm er ein warnendes, grimmiges Knurren. Wie von selbst, drehte der Grünhaarige seinen Kopf zu Boden. Zum Vorschein kam ein kleines, blaues Pokémon, welches einwenig hündisch aussah. Doch es schien gar nicht freundlich gesinnt zu sein, denn es kläffte Shuu erbost an. Dieser wich einwenig zurück und holte den PokèDex hervor, der wundersamer Weise heil geblieben war (XD). „Sheinux – Das Flacker-Pokémon: Die Vorderbeine dieses Pokémons stellen über die Muskeln Elektrizität her. In Gefahr blenden sie ihre Gegner mit ihrem Fell und flüchten.“ Die Stimme von PokéDex erstarb, nachdem Shuu das Gerät zuklappt hatte. ‚Interessantes Pokémon.’, dachte der Grünhaarige und betrachtete das kleine, immer noch wütende Pokémon. Schließlich griff Shuu und warf den rot-weißen Pokéball auf das Pokémon, welches den Ball einfach mit dem Schweif zurückschlug. Ein Geräusch, welches einem Fauchen ähnlich war, erklang. „Du willst also kämpfen? Den kannst du haben.“, meinte Shuu ruhig. „Nachtara, los!“ Das nachtschwarze Pokémon erschien und machte sich bereit, als es das gegnerische Pokémon erblickte. „Ruckzuckhieb!“ Blitzschnell griff Nachtara Sheinux mit Ruckzuckhieb an, doch dieses steckte den Angriff gekonnt weg und attackierte nun mit Funkensprung. Nachtara hechelte schon einwenig angeschlagen. „Spukball, los!“ Das schwarze Pokémon erschuf einen finsternden Energieball und schleuderte diesen auf Sheinux. Das blaue Elektro Pokémon war nicht in der Lage auszuweichen, schlug rücklings hart auf den Boden auf und blieb reglos liegen. Shuu nutzte die Gelegenheit und schmiss einen weiteren Pokéball auf das Pokémon. Einen erschrockenen Schrei stieß es aus, war allerdings zu schwach um sich gegen den Sog des Balles zu wehren. Bewegungslos blieb der Pokéball letztendlich liegen. „Mein erstes Pokémon in Shinou!“, sprach der Grünhaarige stolz und hob den Ball auf.


    Inzwischen war Lugia auf Harukas Schoss eingeschlafen. Es war sehr müde geworden und war mitten beim Spielen fest eingedöst. Haruka fing nun an ihren kleinen Schützling richtig ans Herz zu schließen. Doch es war immer noch nicht klar, woher das Miniatur Lugia überhaupt her kam. War es von seiner Mutter getrennt worden? Ist der Mutter vielleicht etwas passiert? Der Sturm hatte schwerwiegendere Folgen gehabt, als sie zuvor gedacht hatten. Welche Pflichten kamen jetzt auf Haruka und Shuu zu? Musste Lugia mit auf ihre Reise kommen? Die beiden Jugendlichen könnten unmöglich das Junge im Stich lassen. Immerhin gehörte es zu den legendären Pokémon. So genannte Pokémon Wilderer würden es sofort einfangen und für teures Geld verkaufen. Es war so kostbar, das man sich dessen Wert gar nicht vorstellen konnte.
    Haruka sah jedoch in diesem quirligen Pokémon, ein junges, verspieltes Baby, welches noch in seinem Wachstum war und unbedingt Schutz brauchte. Vorsichtig legte Haruka Lugia auf den Boden, was allerdings nicht funktionierte, denn das Junges wurde schlagartig wieder wach. „Oh entschuldige!“, sagte die Braunhaarige, während Lugia leise quengelte. Tröstend tätschelte Haruka Lugias Kopf. Schnell vergaß das Kleine, das sie seinen Schlaf gestört hatte und schmiegte sich an ihre Hand.
    Lächelnd richtete sich Haruka auf und blickte sich um. „Ich wundere mich, wo Shuu ist… Er ist schon seit einiger Zeit weg.“, nun schaute Haruka wieder ihren Schützling an. „Ob wir ihn suchen gehen sollen?“ Lugia erwiderte ihren Blick und quietschte leise. „Nicht nötig!“, erklang eine Stimme hinter ihr. Am Waldrand erschien Shuu, der von seinem Alleingang zurückgekehrt war. Haruka seufzte erleichtert auf, sah ihn im selben Moment wieder ernst an. „Wo warst du, Shuu? Ich hab mir Sorgen gemacht!“ Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. „Ich kann schon ganz gut auf mich alleine aufpassen.“, antwortete der Grünhaarige gleichgültig. Haruka schwieg. Sie konnte ihm ja keinen Vorwurf machen, denn Shuu hatte das Recht sie eher kühl zu behandeln. „Tut mir Leid, wegen vorhin.“, murmelte Haruka leise. Der Grünhaarige blickte seine Freundin an und winkte nur barsch ab. „Schon gut.“ Allerdings missfiel sein Tonfall Haruka nicht. Er klang irgendwie… seltsam. Sie machte sich Sorgen, zeigte aber Shuu natürlich dies nicht. Als dann auch noch das blaue Elektro Pokémon Sheinux hinter Shuu erschien, weiteten sich Harukas Augen noch mehr. „Du hast ein Pokémon gefangen?“ Der Grünhaarige nickte zustimmend. „Siehst du doch. Ein Sheinux.“ Gegen ihren Neid ankämpfend, richtete Haruka ihren Blick wieder zu ihrem Freund. „Hast du etwas zu essen gefunden?“, wollte die Blauäugige stattdessen wissen. „Nur Beeren und einwenig Obst. Das wars.“, erwiderte Shuu und legte seine verzehrbare Fracht vorsichtig ab. Lugia stierte gierig auf den Haufen, schaute dann schwanzwedelnd zu Haruka hinauf. „Du hast schon genug, Kleines.“ Traurig ließ Lugia den Kopf hängen. Shuu beugte sich über den bunt gemischten Haufen und fischte zwei blaufarbene Beeren heraus. „Hier, esst die.“, er hielt Lugia und Sheinux eine Sinelbeere entgegen. Sheinux nahm fröhlich bellend, die Beere entgegen, dagegen hüpfte Lugia schüchtern hinter Haruka. Shuu blickte es enttäuscht an. War er so angsteinflößend?
    Haruka kniete sich neben ihren Schützling. „Er tut dir nichts. Geh ruhig zu ihm.“, versuchte die Braunhaarige das Lugia aufzumuntern. Dieses schaute sie jaulend an, überwand jedoch seine Furcht und stakste zu Shuu hinüber. Aufordernd schlug das Kleine mit den Flügeln und stierte weiterhin die Sinelbeere an. Shuu hielt diese Lugia entgegen und sofort schnappte sich das silbern schimmernde Pokémon die Nahrung. Mit einem Mal schluckte es die Beere hinunter. Anschließend watschelte Lugia zu Haruka zurück und kuschelte sich an ihr Bein. Die Braunhaarige sah auf und merkte die Enttäuschung in seinem Gesicht. Sie zuckte nur die Schultern und meinte schließlich: „Wir sollten weiter. Die Zeit rennt uns davon. Außerdem muss ich bei Professor Birk anrufen, wegen ihm.“ Dabei deutete sie auf das Junge, was sich wieder davon trollte und anscheinend etwas zum Spielen gefunden hatte. Shuu nickte bloß zustimmend. „Lugia! Wir müssen weiter. Komm jetzt!“, rief Haruka mahnend.
    Lugia war von zwei Smettbos ganz fasziniert gewesen und schaute erst auf, als Haruka ihn mahnend zu sich holen versuchte. Leicht quiekend folgte Lugia den Jugendlich, was sich gar nicht als leicht darstellte, denn auf zwei Beinen sich fortzubewegen war nicht gerade einfach…


    Auf ihrem Weg zur nächsten Stadt munterte Lugia die beiden Jugendlichen auf. Entweder blieb es zurück und trieb Unsinn, oder es huschte vor und wartete geduldig auf sie. Als hätten sie sich ewig nicht gesehen, kuschelte sich Lugia an Haruka und tapste ihr brav hinterher. Kurze Zeit später lichtete sich der Wald und Haruka und Shuu kamen auf eine gepflasterte Straße auf der einwenig Betrieb war. Baby Lugia zeigte sich somit nur noch selten. Es war einfach zu riskant auf der Straße herumzulaufen, denn auch andere Trainer mit ihren Pokémon waren unterwegs.
    Haruka kam gerade zu Shuu zurück gerannt. „Es ist nicht mehr weit. Die nächste Stadt ist Jubelstadt. Dort sollten wir ins Pokémon Center gehen.“, berichtete die Braunhaarige. Shuu nickte nur zustimmend. „Was machen wir mit Lugia?“, wollte er wissen. Haruka grübelte kurz nach, bevor sie antwortete: „Du bleibst erstmal mit Lugia hier und passt auf es auf. Im Center werde ich dann mit Schwester Joy und dem Professor sprechen.“ Fast hätte sich Shuu schon einwenig auf die Erholung gefreut, doch er sah Harukas Vorschlag ein und willigte anschließend sein Einverständnis ein.


    Gesagt, getan. Kurz vor Jubelstadt belehrte Haruka ihrem kleinen Waisenkind, das es auf Shuu hören musste. Lugia hielt nur den Kopf schief und blickte das Mädchen nur unwissend an, doch tief im Inneren hatte es Haruka verstanden. Zusammen mit Shuu versteckte es sich im Gebüsch, etwas entfernt von der Straße und von der nächsten Stadt. Ruhigem Gewissens konnte Haruka losziehen. Instinktiv hoffte sie, dass Lugia den Grünhaarigen nicht auf die Palme brachte. ‚Hoffentlich geht alles gut.’, schoss es ihr durch den Kopf, setzte aber ihren Weg weiter fort.


    Je näher sie der Stadt kam, desto weniger wurde der Wuchs von Bäumen und Büschen. Schon bald gelangte Haruka auf dem direkten Wege nach Jubelstadt, einer großen und belebten Stadt. Es waren einige Menschen auf den Straßen. Lag wohl daran, dass heute Markt auf einem großen Platz war. Es tummelten sich nicht nur Touristen in den Straßen, sondern auch Geschäftsleute, Anwohner der Stadt und noch viele mehr. Vor einem besonders großen Gebäude, welches mit einem großen Bildschirm versehen war, standen drei Clowns um Touristen in ihr Geschäft zu locken. „Kommt her! Kommt her! Eine neue und einzigartige Erfindung bieten wir Ihnen an!“, rief einer von ihnen. „Der Pokétch mit seinen fabelhaften Features!“, brüllte ein Anderer. „Er bietet ihnen so viel, die sie im Alltag gebrauchen! Von einer Digitaluhr bis zum Taschenrechner! Alles was sie benötigen in einem Gerät!“
    Haruka stoppte und hörte der Werbung den bunt bemalten Clowns aufmerksam zu. Gerade tänzelte einer von ihnen auf sie zu, als ihr gerade noch einfiel, warum sie war. Doch sie konnte dem lustig aussehenden Mann nicht mehr ausweichen. „Junges Mädchen! Du siehst aus, als ob du unbedingt dieses Gerät brauchst.“, säuselte er. Haruka lachte etwas irre und winkte nur ab. „Tut mir Leid, aber ich habe es ganz eilig! Vielleicht später!“ Mit diesen Worten rannte sie fort. Die Rufe des Clowns hallten ihr hinterher. „Heh! Bleib hier! Ich wollte dir einen super-spitzen-klasse Angebot machen!“, meinte er rufend. „Bleib stehen!“
    Haruka hörte nicht darauf und bahnte sich den Weg durch die Menschenmenge bis zum Pokémon Center hin. Die Tür öffnete sich, als sie die Tür passierte. Es war reger Betrieb im Pokémon Center. Viele Trainer waren dort, ruhten sich für ihre Weiterreise aus oder warteten darauf, dass die Behandlungen ihrer Pokémon schnell vorüber waren. Zielstrebig trat Haruka an die Theke an der Schwester Joy stand. „Schwester Joy! Wo sind die Telefone?“ Die Pokémon Krankenschwester sah auf und lächelte. „Einfach um die Ecke! Dann findest du sie direkt.“ Haruka verbeugte sich kurz. „Vielen Dank!“ Haruka stürmte schon wieder los. „Hey? Was ist denn los?“, rief Schwester Joy hinterher. Die Braunhaarige blieb neben den Telefonen stehen. Zum Glück war niemand dort und sie nicht geheimnisvoll zu tun. Die Rosahaarige stand nun neben ihr. „Das erkläre ich ihnen sofort!“ Haruka wählte die Nummer von Professor Birk. Sie kannte sie auswendig. Es dauerte nicht lange, als auf dem Bildschirm der Professor erschien. „Oh, hallo Haruka! Ich habe gerade an dich gedacht.“, begrüßte er sie. „Was ist denn los? Du machst so ein trauriges Gesicht. Ist etwas passiert?“ Tatsächlich verzog war Harukas Gesicht leicht bekümmert. „Es ist in den letzten Tagen so viel passiert, Professor.“, gestand Haruka mit einem schiefen Lächeln. „Gut, gut, alles nach der Reihe…“ Er machte eine kurze Pause. „Deine Eltern machen sich große Sorgen um dich, denn sie haben von dem Unwetter an der Küste von Shinou gehört. Selbst hier waren die Auswirkungen zu spüren. Was war bloß los?“ Haruka war nun irritiert und gleichzeitig überrascht. Das üble Wetter war sogar selbst in Hoenn noch zu spüren? Welche dermaßen Auswirkungen hatte das Unwetter bloß gehabt? „Haruka? Alles in Ordnung mit dir?“, wollte der Professor wissen. Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken hoch. „Hä, was?“ Professor Birk lächelte. „Uns geht’s gut, Shuu und mir. Es ist nur einiges passiert… Zuerst sind wir in diesen Sturm geraten, denn wir nur knapp überlebt hatten… Er hat mir Mut gemacht, während des Sturms. Shuu hat mir Kraft gegeben.“, berichtete Haruka seufzend. Birk nickte verständnisvoll. „So was nennt man Liebe, Haruka.“, erwiderte Professor Birk. „Wenigstens habt ihr beide diesen schrecklichen Sturm überlebt. Gemeinsam.“ Das letzte Wort betonte der Mann besonders. Die Aufmunterung tat Haruka gut. Sie sah kurz zu Schwester Joy, die etwas entfernt von ihr weg stand. „Der eigentliche Grund warum ich angerufen habe ist, dass Shuu und ich ein mutterloses Pokémon gefunden haben.“ Professor Birk und Schwester Joy horchten auf. „Um welches Pokémon handelt es sich?“, erkundigte sich die Krankenschwester. „Um ein junges Lugia.“


    Währenddessen bei Shuu und ihm anvertraute Findelkind Harukas, saßen im Gebüsch, weit ab von den belebten Straßen. Lugia hatte sich in der ersten halben Stunde von Harukas Weggang ruhig verhalten, wie sie es ihm aufgetragen hatte. Der Grünhaarige war über diese Ruhe froh. Er hatte sich die Angelegenheit auf Lugia aufzupassen, schwieriger vorgestellt. Es schlief zufrieden und regte sich zunächst nicht. Zunächst! Nach kurzer Zeit wurde das Miniatur Lugia langsam aktiv; streunte und tollte umher, dabei ging es Shuu ziemlich auf die Nerven. „Bleib hier!“, fluchte dieser und rannte gerade hinter dem Jungtier her. Lugia quiekte vergnügt und fasste diese kleine Verfolgung, als eine Art Fangen spielen auf.
    Jedenfalls hatte Shuu schon nach kurzer Zeit keinen Atem mehr und beendete das ‚Spiel’ auch wieder. Lugia flatterte nur aufgeregt mit den Flügelchen und versuchte den Grünhaarigen zum weiteren Spiel aufzufordern, was allerdings nicht glückte. Darum blickte sich Lugia neugierig um, um eine neue Beschäftigung zu suchen.


    Haruka erklärte dem Professor und Schwester Joy wie Shuu und sie das Lugia gefunden hatten. Sie ließ kein Detail aus, was sie mit Lugia bereits erlebt hatten und das Lugia an ihr, Haruka, sehr hing. Nachdem das Problem offensichtlich war, fragte das Mädchen den Professor: „Wir können Lugia unmöglich alleine lassen. Wieder aussetzen möchte ich es nicht. Es würde das nicht verstehen. Außerdem wäre es in Gefahr.“ Beide, der Professor und die Pokémon Krankenschwester, schwiegen und grübelten anscheinend über diese Tatsache nach. Schließlich blickte Professor Birk Haruka ernst an. „Du wirst nicht darum herum kommen, es mit dir mit zu nehmen auf deine Reise. Deine Aufgabe, als Ersatzmutter für das Junge, ist dafür zu Sorgen, das es wachsen und Erfahrungen sammeln kann.“ Zustimmend nickte Schwester Joy. „Der Professor hat Recht.“ Nur einen kurzen Blick auf die Erwachsenen werfend, blickte sie auf den Boden. „Das heißt… Ich muss es… fangen?“ Professor Birk bejahte die Frage mit einem Kopf nicken. „Das ist die einfachste Möglichkeit, die dir zur Verfügung steht.“ Haruka neigte den Kopf weg. Es leuchtete ihr ein, dass sie Lugia sorgen musste, aber gleich fangen? „Das ist die einzige sichere Möglichkeit, die dir bleibt.“, fügte Schwester Joy hinzu. „Mir bleibt wohl keine andere Wahl.“, sagte sie. „Das wirst du schon schaffen, Haruka.“, munterte der Professor sie auf. „Triff dich ihm Sandgemme mit Professor Eibe. Er hat dort sein Labor und wird euch sicherlich gerne empfangen. Er wird dir mehr über Lugia erzählen.“
    Haruka bedankte sich herzlich. „Vielen Dank, Professor.“ Er lächelte freundlich. „Keine Ursache. Versprich mir aber, dass du noch mit deinen Eltern telefonierst. Tschüss!“ „Mache ich. Natürlich. Auf Wiedersehen, Professor.“
    Der Bildschirm wurde schwarz und Haruka drehte sich zu Schwester Joy. „Ich werde Lugia hierher bringen. Ich glaube, es ist nämlich verletzt. Kümmern sie sich um das Kleine dann?“, sprach die Braunhaarige. „Natürlich, Haruka. Es ist schließlich mein Job!“ Haruka lachte kurz auf. Dann entfernte sich schließlich Schwester Joy und besetzte den Tresen.
    Wie der Professor ihr aufgetragen hatte, telefonierte sie mit ihren Eltern, bevor sie aufbrach. Nachdem Haruka ihre Mutter getröstet und beruhigt hatte, dass ihnen nichts passiert war, während des Sturmes, berichtete sie, dass Masato wieder aufgebrochen war. Er war etwas enttäuscht gewesen, dass er Haruka und Shuu nicht begleiten konnte, fand sich aber dann schließlich schnell damit ab. Anschließend sprach Haruka von ihrem neuen Schützling, dem kleinen Lugia.
    Es drängte die Zeit und Haruka musste aufbrechen zu Shuu, der sicherlich schon ungeduldig auf sie wartete. Haruka verabschiedete sich von ihrer Mutter und ihrem Vater, und konnte dann endlich wieder zu Shuu aufbrechen.

  • Jejeje...solch eine gute Story und so wenige Kommis...Ich glaube, da muss ich noch ein paar Leuten ins Gewissen reden...


    Aber egal, zur Story: muy bien!
    Wirklich ein exzellenter Stil, vermischt mit einer etwas konfusen Idee. Schön komplex also.^^
    Ich mag zwar generell keine Shippingstories aber die hier ist was das anbelangt recht gut. Wahrscheinlich, weil du die japanischen Namen benutzt. Der Rest ist aber 1A, das muss man sagen. Viel verbesserung was Stil, Spannung und Rechtschreibung anbelangt. Folglich keine Kritik. Mich persönlich interessiert's, was denn jetzt mit dem Lugia passiert. So ganz egal kann es seinen richtigen Eltern doch nicht sein. Was macht ein Lugia überhaupt in Sinnoh? Aber das wirst du bestimmt noch auflösen.
    Also, allem in allem eine 1+. Besser geht's kaum.

  • 6. Kapitel


    Ein neuer Gefährte


    Shuu hatte alle Hände voll zutun, dass kleine Lugia zu bändigen. Obwohl es schon seit fast zwei Stunden ohne Pause tobte, wurde es nicht müde. Der Grünhaarige schloss das Kleine ebenfalls ans Herz. Man konnte einfach nicht anders. Wenn sich Shuu nicht mit ihm beschäftigte, dann nervte es ihn so lange, bis es schließlich seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Falls dies nicht gelang, suchte sich Lugia selber einen Spielgefährten, geriet dabei aber fast in Gefahr.
    Trotz allem begann Shuu langsam daran Spaß und Freude zu haben. Gemeinsam suchten sie wieder nach etwas Essbarem, denn Lugia hatte trotz seines jungen Alters einen fast unstillbaren Hunger.
    Satt und voll gefressen kugelte sich Lugia zusammen und schloss die Augen. Nach wenigen Minuten war das Baby Gott sei Dank eingeschlafen. Das Herumtoben war einfach zu viel geworden. So konnte Shuu erleichtert sich gegen einen Baum lehnen und auf Haruka warten. Die Wartezeit zog sich mehr in die Länge, als er erwartet hatte. Seine Gedanken schweiften abermals ab und gelangten zu dem Punkt, an dem er am vorherigen Tag gewesen war. Ihn beschäftigte der Gedanke, ob Haruka ihn noch tatsächlich liebte. Es war ein Wunder, dass die beiden noch keinen Streit miteinander hatten. Mehr oder weniger…
    Schließlich schreckte ein Rascheln den Grünhaarigen aus den Gedanken und er sprang halb erschrocken auf die Füße. Lugia hob träge den Kopf, und quengelte wieder.
    „Hey, hey. Ich bin es doch nur.“, sprach Haruka leise und versuchte Shuu und Lugia zu beruhigen. Das Kleine sprang auf die Füße und begrüßte seine ‚Mama’ stürmisch. „Das wurde ja auch mal langsam Zeit.“, brummte der Grünhaarige leicht gereizt. Haruka warf ihm einen verwunderten Blick zu. „Tut mir Leid, ging nicht eher. Die Stadt war voll und dann habe ich noch mit Professor Birk und meinen Eltern telefoniert.“, erwiderte Haruka und schob währenddessen Lugia zur Seite. Das Baby legte den Kopf schief, nicht wissend, warum Haruka es so kühl behandelte. „Was hat der Professor gesagt?“ Die Braunhaarige wich seinem Blick aus. „Na ja, er hat ebenfalls gesagt, dass wir es unmöglich alleine lassen können.“ Enttäuscht von Haruka watschelte Lugia zu Shuu und stupste seine Hand an. Auffordernd stieß Lugia weiterhin seinen kleinen Kopf gegen seine Hand, bis Shuu es schließlich streichelte. „Ich muss es fangen.“, sagte sie. „Bitte was?“, ungläubig sah Shuu seine Freundin an. „Es ist die einzige Möglichkeit, die uns oder eher mir bleibt.“, meinte Haruka. Der Grünhaarige strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und blickte Haruka ernst in die Augen. „Das wird nicht einfach.“ Haruka erwiderte ebenfalls seinen Blick. „Ich weiß.“


    Haruka forderte Lugia zu einem Kampf heraus und rief ihr Psiana heraus. Doch das Baby verstand nicht, was sie wollte und blickte Haruka nur fragend an. „Psiana, Ruckzuckhieb!“, befahl sie ihrem Pokémon.
    Psiana duckte sich und raste auf Lugia zu. Verschreckt quietschte das Junge und wich dem Angriff aus. Als sich Psiana zu ihm umdrehte und wieder angriff, dachte Lugia, es sei ein Spiel und schlug aufgeregt mit den Flügeln. Dabei entfesselte es eine Art Blitzwelle, die Psiana schockte und gegen den Boden warf. „Das war Schockwelle!“, rief Shuu überrascht. „Haruka! Pass auf!“
    Lugia flatterte immer noch aufgeregt mit den Flügeln. ‚Es ist stärker als ich gedacht habe.’, schoss es durch ihren Kopf. „Psiana, Spukball!“ Das elegante Psycho Pokémon formte einen schwarzen Schattenball, während Lugia den ganzen Kampf, als eine Art Spiel ansah. Psiana schleuderte den Spukball auf Lugia und Rauch verhüllte es, als die Attacke sein Ziel traf. Doch aus dem rauchigen Nebel blitzte plötzlich etwas Blaues auf und schoss direkt auf Psiana. Mit voller Wucht wurde Psiana gegen einen Baum gerammt. Die bläuliche Kugel, die kurz bevor auf Harukas Pokémon zu gerast war, löste sich auf. „Diese Attacke… Das war doch nicht etwa… Aquawelle?“ Haruka schaute fassungslos zu Lugia. Dieses quirlige Pokémon beherrschte solch starke Attacken? Es war wahrlich legendär. Psianas Keuchen rüttelte Haruka wieder wach. Sie sah nicht gut aus. Das Pokémon war von Lugias überraschend starken Angriffen geschwächt gewesen. „Kannst du noch?“ Psiana nickte. „Psi-Psia-Psiana!“ Haruka richtete ihren Blick zu Lugia, welches auf seinen Beinen herum hüpfte. „Benutz Psychokinese!“ Psianas Juwel leuchtete auf seiner Stirn und um Lugia schlich sich eine seltsame Aura, die es erfasste und in die Luft hob. Abermals schickte das Kleine eine Aquawelle, die Psiana zurück warf. Diesmal stand es nicht wieder auf und bleib reglos liegen. „Psiana!“ Haruka rannte zu ihrem Pokémon und hob es vorsichtig hoch. Ein Pokéball löste sich von ihrem Gürtel und kollerte über den Boden. Haruka neigte überrascht den Kopf in die Richtung. Lugia, so neugierig wie es war, stellte dem Pokéball natürlich hinterher und berührte dessen Knopf. Durch den Sog wurde das mysteriöse Pokémon ins Innere des Balls gesogen. Nach wenigen Sekunden blieb der Ball bewegungslos liegen.
    Haruka konnte nicht glauben, dass Lugia von selbst in den Pokéball gegangen war, trotz ihres Kampfes. „I-Ist es gefangen?“, stotterte sie und blickte Shuu fragend an, der ihre Frage bestätigte. „Es hat den ganzen Kampf nur als Spiel angesehen und auch den Pokéball hat es als ein Spielzeug gesehen…“, sagte er mit gedämpfter Stimme. Haruka, die immer noch reglos da saß, mit Psiana in den Armen, und auf den Pokéball starrte, in dem sich nun das Baby Lugia befand. „Na komm schon. Wir müssen zum Pokémon Center. Psiana braucht Hilfe und dein Lugia ebenfalls.“ Sanft zog Shuu seine Freundin auf die Beine, die Psiana zurück in den Pokéball gerufen hatte, damit es sich ausruhen konnte.


    Gesagt, getan. Nach wenigen Minuten waren Shuu und Haruka im Pokémon Center angekommen und Haruka gab ihre zwei Pokébälle, in dem sich Psiana und Lugia befanden, an Schwester Joy, die sie bereits erwartete.
    „Dann hast du es wohl geschafft es zu fangen.“, meinte sie lächelnd. Shuu konnte nicht anders und erwiderte: „Als fangen würde ich das nicht bezeichnen. Das Pokémon ist freiwillig in den Ball gegangen.“ Haruka musterte den Grünhaarigen. Irgendetwas war nicht in Ordnung. Sie spürte, dass Shuu etwas beschäftigte. „Ich werde es aber jetzt erstmal durchchecken.“
    Mit diesen Worten wandte sich die Krankenschwester ab und verschwand mit Chaneira im Behandlungsraum. Haruka setzte sich auf einen der Stühle, die davor sich befanden. Shuu dagegen blieb stehen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, den Blick abwesend gegen die gegenüberliegende Wand gerichtet. Sie sprachen kein Wort zueinander. Die Atmosphäre war seltsam gespannt und keiner der beiden Jugendlichen schien den ersten Schritt machen zu wollen.
    Es verging mehr als eine halbe Stunde, das sie sich anschwiegen bis schließlich das Symbol, welches eine Art Spritze darstellte, über der Tür erlosch und diese aufschlug. Haruka stand augenblicklich auf, als Schwester Joy auf sie zu trat. „Deinem Psiana geht es gut. Es muss sich nur eine Nacht erholen.“ Sie machte eine kurze Pause und fuhr schließlich mit gedämpfter Stimme fort, als ein fremder Trainer an ihnen vorbei ging. „Deinem Schützling geht es gut. Es scheint keine weiteren Verletzungen zu haben, außer abgesehen von der kleinen Verrenkung des rechten Flügels.“ Erleichtert seufzte Haruka unmerklich auf. „Und außerdem… Das Kleine ist ein ‚er’.“, fügte die Pokémon Krankenschwester hinzu (Ich mag es lieber, wenn Pokémon ein Geschlecht haben. Wie können se sonst Kinder kriegen? XD). Haruka hob überrascht den Kopf, sagte jedoch nichts dazu. „Möchtest du zu ihm?“, fragte Schwester Joy. Die Braunhaarige nickte kurz. Kaum hatte die Krankenschwester die Tür geöffnet, damit Haruka und Shuu zu Lugia konnten, reckte er aufmerksam seinen Hals und quiekte fröhlich, als er Haruka erblickte. Vom Bett hüpfend, stürmte Lugia auf Haruka zu und kuschelte sich eng an sie. Von Geheimhaltung war wohl nichts mehr. Haruka war noch nicht einmal in den Raum gegangen. Lugia war mitten auf den Gang gestürmt um Haruka so heftig zu begrüßen, als ob sie sich mehrere Tage nicht gesehen hatten. „Jetzt beruhig dich wieder.“, lachte Haruka und versuchte ihn anhand von Streichereien zu beruhigen. Lugia quietschte so laut, dass die herumstehenden Trainer verwundert den Kopf umwandten und in Harukas Ohren drangen einige überraschte Ausrufe. Sie hätte damit rechnen müssen, dass Lugia sie so sehr begrüßte, dass die Tarnung nur auffliegen musste.
    „Hey! Da ist ein Lugia!“, rief jemand. Ein anderer: „Oh wie süss! Ein Baby Lugia!“ Haruka wagte einen Blick um sich werfend. Es waren einige Trainer nun zu ihnen gekommen und Lugia drängte sich erschrocken an ihre Beine. Die Braunhaarige hockte sich neben ihn. „Es ist alles gut.“, sagte Haruka sanft und das Kleine watschelte von ihr weg. Haruka ließ es zu, dass die fremden Trainer Lugia betrachten konnten, allerdings behielt sie ihren Schützling genau im Auge. Man wusste ja nie, was in den Köpfen der Trainer sich abspielte. Dafür hatte Haruka schon zu viele negative Erfahrungen mit einer Organisation, genannt Team Rocket, gemacht. Immerhin konnten sich Mitglieder sich als normale Trainer verkleiden um Pokémon zu klauen und dann würden sie sich ein Lugia nicht entgehen lassen… Nun, da das Mädchen fand, dass die Trainer genug an Lugia erfreut hatten, sagte sie mit einem strengen Ton: „Lugia, komm es ist genug. Du musst dich ausruhen.“ Lugia, welches die Bewunderung genossen hat, hob den Kopf und gab einen enttäuschten Quiekton von sich, gehorchte aber seiner Ersatzmama und schlenderte wieder zu ihr. Mit Shuu und Haruka folgte Lugia Schwester Joy, die ihnen ein Zimmer gab, indem sie die heutige Nacht verbringen konnten. Nicht nur das, die beiden Jugendlichen durften mal wieder in richtigen Betten schlafen.
    Haruka hatte sich auf eines der weichen Betten gesetzt. Lugia hüpfte zu ihr auf das Bett und schaute sie neugierig. Erst jetzt, als sie nicht mehr in der Öffentlichkeit war, spürte sie, wie unendlich müde sie war… All ihre Sorgen um Lugia und ihre Beziehung mit Shuu fielen von ihr plötzlich ab. Shuu konnte förmlich spüren, wie erschöpft seine Freundin doch war. Sie hatte immer ihm immer sonst gezeigt, wie tapfer sie war. Doch jetzt; jetzt war er sich nicht mehr sicher. Shuu verspürte das Gefühl Haruka ganz fest zu umarmen und nicht mehr los zu lassen. Irgendetwas, ganz tief im Inneren seines Herzens und seines Daseins, hielt ihn davon ab. Was war es nur? Als Haruka nun das Lugia Baby plötzlich an sich drückte und ihr Gesicht an seinem Hals vergrub, schnürte es Shuu regelrecht den Magen ab. In seinem Kopf pochte es laut. Er fühlte Zorn, Hass und vor allem fühlte er… Eifersucht. Eifersucht auf Lugia. Er durfte sich ihr nicht nähern, doch Lugia? Die Nähe des Pokémon gewährte Haruka, aber ihn? Nein!
    Sein Blick fixierte starr und kalt das Baby. Zwar konnte das Kleine nichts dafür, dass es noch Geborgenheit brauchte. Doch Shuu wollte Haruka wieder in den Arm nehmen, sie küssen, für sie da sein… Er konnte es aber nicht, weil Harukas Aufmerksamkeit galt nun nicht mehr ihm, sondern ihrem Schützling.
    Nun hob die Braunhaarige ihren Kopf und ihre Blicke trafen sich. Das Mädchen hielt für einen Augenblick erschrocken die Luft an. Irgendetwas schien Shuu zu beschäftigen. Sie schob Lugia zur Seite. „Sollen wir uns in der Stadt umsehen?“, fragte Haruka vorsichtig, nicht wissend, was wirklich in Shuu vorging. Dieser schien von der Realität so weit weg zu sein, dass er ihre Stimme gar nicht wahrnahm. „Shuu! Was ist los? Du bist andauernd so still.“ Ihr Ruf weckte ihn aus seinen gehässigen Gedanken. „Alles in Ordnung. Keine Sorge, Haruka.“ Fragend blickte Haruka ihren Freund an. Er log, nichts war in Ordnung, doch sie wollte ihn nicht bedrängen. „Sollen wir uns in der Stadt umsehen?“, wiederholte das Mädchen abermals. Der Grünhaarige zuckte mit den Schultern. „Meinetwegen.“ Sofort war Haruka auf die Füße gesprungen. Lugia jaulte empört auf, denn er hatte es sich gerade behaglich gemacht. „Willst du Lugia hier lassen?“, wollte Shuu wissen, doch Haruka schüttelte nur den Kopf. „Ich bringe ihn zu Schwester Joy. Sie wird auf ihn aufpassen.“
    Der sichere Aufenthaltsort von dem Baby war wohl gesichert. Schwester Joy hatte kein Problem ein paar Stunden auf Lugia aufzupassen, sodass Shuu und Haruka in die Stadt gehen konnten um sich dort einwenig umzusehen.


    Shuu und Haruka schlenderten schweigsam durch die Straßen von Jubelstadt. Hin und wieder blieb Haruka an einem Schaufenster stehen und starrte begeistert auf die Waren. Trotz des fortgeschrittenen Tages herrschte noch reger Betrieb in den Straßen. Dann gingen sie weiter und kamen schließlich vor dem riesigen Gebäude an mit der Leinwand. Es war anscheinend so etwas, wie ein Fernsehersender oder eine Werbekampagne. Schließlich folgten Shuu und Haruka dem Weg und stoppten am Eingang eines Gebäude. Zuvor am Nachmittag waren hier die Clowns postiert, die die Touristen angelockt hatten. Nun waren nur noch Bewohner der Stadt unterwegs und keine Touristen waren mehr weit und breit zu sehen. Haruka verschwand in der Tür des Geschäftes und ließ Shuu alleine zurück.
    Im Gebäude knallte sie plötzlich mit einem Mann zusammen, der adrett gekleidet war. Vielleicht war es der Firmenchef oder eine andere wichtige Person. „En-Entschuldigung.“, stammelte die Braunhaarige. „I-Ich habe sie nicht gesehen. Ist alles in Ordnung?“ Dieser nickte stets und lächelte. „Keine Sorge. Ich bin selber Schuld. Ein Geschäftsführer hat immer viel zutun und achtet nicht auf seine Umgebung.“ Haruka lag also richtig mit ihrer Vermutung. „Ach ja? Was stellen sie denn her?“, fragte sie vorsichtig. „Mädchen, du bist in der Pokétch Firma! Wir erfinden neue Funktionen dieses Geräts.“ Er zog eine Armband aus der Jacketttasche, die einer Uhr sehr ähnlich war. Harukas Augen weiteten sich vor Verblüffung. „In diesem Gerät hat all mögliche Funktionen, die du täglich brauchst, wie eine Uhr, Taschenrechner, Kalender und andere nützliche Funktionen.“
    Die Braunhaarige schien zu grübeln. „Nun, wie ich gesehen habe, bist du in Begleitung hier.“, stellte der Präsident der Firma fest. „Hier. Ich schenke dir zwei Exemplare.“
    Er drückte Haruka zwei dieser Geräte in die Hände, die Pokétch genannt wurden. Mehr als verwundert, blickte sie den Mann an. „Wofür ist das?“ Wieder umspielte ein Lächeln die Lippen des Mannes. „Ihr scheint neu in Shinou zu sein, du und dein Freund. Darum schenke ich sie euch.“ Er schaute auf die Uhr. „Nun, jetzt ruft aber die Arbeit. Mach’s gut, Mädchen.“ Somit ließ er Haruka alleine zurück und das Mädchen entschied sich zu Shuu hinaus zu gehen, der anscheinend schon vorgegangen war, denn er war nicht mehr vor dem Gebäude.
    Shuu hatte Haruka fast die ganze Zeit über ignorierte. Sein Blick war stets auf die Straße gerichtet und nahm seine Umgebung nicht wirklich wahr. Als Haruka hinter ihm her lief und ihm an der Schulter packte, reagierte er plötzlich über und schlug ihre Hand weg. Vor Schreck wich sie zurück. „S-Shuu? Wa-Was ist bloß los mit dir?“ Der Grünhaarige blickte sie ausdruckslos an und antwortete nicht. Erst als sich ihre Augen mit Tränen füllten, merkte er was er angerichtet hatte. Doch zu spät. Haruka kehrte ihm den Rücken zu und rannte weg. Shuu wollte sie aufhalten, aber sein Mut verließ ihn. Was hatte er bloß mit seiner Schroffheit ihr angetan? Hatte er sie nun für immer verloren? Keine Zeit verlor der Junge und stellte dem Mädchen nach. Als er jedoch um die Ecke abbog, wohin auch Haruka gelaufen war, stockte er. Weit und breit nichts zu sehen. Wo war sie bloß hin? Und wo sollte er sie suchen? Er hatte zwar einen guten Orientierungssinn, aber er hatte weder einen Reiseführer dabei und außerdem war niemand mehr auf der Straße den er fragen konnte, weil sich nun langsam der Abend hereinbrach.
    Die Faust gegen eine Hauswand schlagend, lehnte Shuu seinen Kopf dagegen. Er spürte, wie die Knöcheln aufrissen und warmes Blut hinunter lief. Doch das Blut bekümmerte ihn im Moment weniger. Sein Gewissen nagte an seinen Gedanken. Die Eifersucht hatte die Oberhand über seinen Verstand gewonnen und machte ihn blind für jegliche Wahrheiten vor seinen Augen. Shuu fühlte sich schrecklich.
    Nach einer Weile raffte er sich auf und machte sich auf den Weg zurück ins Pokémon Center, in der Hoffnung Haruka dort anzutreffen.


    Haruka wischte sich die Tränen weg. Ihr Schluchzen erstarb nach einiger Zeit. Sie war aufgewühlt und kann nicht zur Ruhe. Lugia stupste sie tröstend an, doch das Mädchen reagierte darauf nicht. „Dieser Idiot!“, brüllte sie plötzlich. Vor Schreck plumpste Lugia mit einem dumpfen Aufprall vom Bett und quiekte erschrocken. Haruka musste leicht lächeln, als das Baby sie vorwurfsvoll ansah. „Oh entschuldige! Ich wollte dich nicht erschrecken. Nur… Shuu ist so ein Idiot! Warum behandelt er mich so? So geht es schon seit einigen Tagen!“ Lugia kletterte das Bett hinauf und legte sein Köpfchen auf ihren Arm. Er gurrte leise und versuchte Haruka dadurch zu beruhigen. „Was ist bloß los…? Ich kenne ihn so nicht…“ Es sprudelte nur so aus Haruka heraus. Doch es tat ihr gut ihren Kummer jemanden anzuvertrauen, auch wenn ihr Gesprächspartner Lugia war, welches von ihren Problemen wohl gar nichts verstand.
    Plötzlich hörte sie Schritte an der Tür und reflexartig schmiss sie sich unter die Decke, wobei Lugia wieder mal vom Bett rutschte und auf dem Boden aufprallte. Zum Glück merkte Shuu nichts von alldem, als er das Zimmer betrat und das Licht einschaltete.
    Sein Blick fiel auf Haruka, die mit dem Gesicht zur Wand lag. Leise und vorsichtig sie nicht zu wecken, setzte er sich zu ihr ans Bett. Die Finger strichen über ihre Wangen. „Haruka… Es tut mir so Leid… Bitte verzeih mir. Ich… Ich habe überreagiert. Es war falsch. Du bist am wenigsten Schuld daran, dass ich in letzter Zeit so gereizt bin. Bitte… Verzeih mir.“, flüsterte der Grünhaarige.
    Haruka, die seine bewegenden Worte mit hörte, musste die Hand vor dem Mund schlagen um einen Schluchzer zu unterdrücken. Dann spürte sie, wie Shuu sich von ihrem Bett sich entfernte und auf seines sich nieder legte.
    Es war inzwischen spät, es war ungefähr fast Mitternacht. Es vergingen nur zehn Minuten, als Haruka leise die Decke weg schob und sich vom Bett stieß. Irgendetwas sagte ihr, dass Shuu noch wach war. „Sh-Shuu? E-Es tut mir auch Leid… Ich verzeihe dir.“ Es raschelte in seinem Bett. „Da-Darf ich… bei dir… schlafen?“, wollte Haruka nach einer Minute des Schweigens wissen. Sie konnte nur die Umrisse Shuus erkennen, wie er die Decke schweigend anhob und Haruka darunter schlüpfen konnte. Die Braunhaarige legte den Kopf auf seine Brust und vernahm seinen ruhigen Atem. Shuu sagte immer noch nichts und stattdessen streichelte ihr nur durch die Haare, dann küsste er sie auf die Stirn. „Shuu… Ich liebe dich.“, wisperte Haruka. Shuu schob sie weg und stützte seinen Arm neben ihr ins Bett. Er sah ihr einige Sekunden in ihre blauen Augen. „Ich liebe dich auch, Haruka.“, flüsterte er und gab ihr einen zärtlichen Kuss. Haruka erwiderte seine Zärtlichkeit und wurde dann ins Kissen gedrückt (Die tun nicht das, was JETZT einige sicher denken XD).
    Lugia schlug beschämt den linken Flügel vor die Augen und wandte sich von der Liebhaberei der Jugendlichen ab. (XD)

  • 7. Kapitel


    Die Bestie des Meeres (Teil I)


    Am nächsten Morgen schliefen Shuu und Haruka noch lange im weichen Bett. Shuu war schon eine ganze Weile wach und betrachtete seine Freundin, während diese noch schlief. Sie wirkte ruhig und ja, sah aus wie ein Engel, wenn sie schlief. Auch wenn er diese Erkenntnis etwas kitschig fand. Aber was soll’s? Er liebte sie, egal ob seine Erkenntnisse darum immer kitschiger wurde und er, Shuu, nach seiner Meinung immer weicher. Er seufzte bei diesen Gedanken, jedoch bereute Shuu keinesfalls sich in Haruka verliebt zu haben. Seit dem Sturm hatte sich Shuu immer weiter von der Braunhaarigen abgewandt, obwohl Haruka ihm während des Sturms gezeigt hatte, dass sie ihm vollkommen vertraute. Klar, er bereute sein Verhalten von den letzten Tagen, aber ändern konnte es keinesfalls mehr. Warum auch? Die Versöhnung war umso schöner geworden. Und was macht schon ein Streit, wenn man sich hinterher wieder verträgt?
    Ein leises Rascheln der Decke verriet das Haruka aufzuwachen schien. Shuu senkte den Blick zu ihr hinab. „Guten Morgen.“, flüsterte der Grünhaarige ihr zu. Verschlafen schlug Haruka zunächst die Augen auf. „Morgen.“, erwiderte sie noch schlaf betrunken. Auf Shuus Gesicht lag ein schwaches Lächeln und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Gut geschlafen?“ Haruka schlug wieder halb die Augen nieder. „Ja, und du?“, erwiderte die Braunhaarige. Shuu küsste sie auf die Stirn. „Auch.“ ‚Dank dir.’, fügte er in Gedanken noch hinzu, sagte es aber nicht.
    Haruka schloss vollständig die Augen und döste noch eine Weile. Shuu genoss die restlichen Minuten die sie gemeinsam in ihrem Ruhelager. Schließlich piepste Harukas Pokétch auf dem Schreibtisch. Verärgert hob Shuu den Kopf. „Was ist das, meine Fresse?“, schnauzte er. Haruka, die grad wieder eingeschlafen war, hob träge den Kopf. „Heh? Was? Die habe ich gestern geschenkt bekommen. Ich wollte sie dir zeigen, aber du…“ Haruka verstummte. Shuu beugte sich über die Braunhaarige. „Du weißt gar nicht, wie sehr es mir Leid tut.“ Haruka grinste schelmisch. „Doch, ich weiß das.“
    Ihr strahlendes Lächeln machte selbst ihn glücklich. Er war wirklich sehr froh, dass sie ihm nicht mehr böse war. „Los! Jetzt müssen wir aber mal aus den Federn.“ Shuu erschrak sich so heftig, dass Haruka ihn förmlich aus dem Bett schmiss. „Hey!“, fauchte er und bekam gleich darauf ein Schlag mit dem Kopfkissen zu spüren.
    Lugia war noch soeben am Schlafen gewesen auf Harukas Bett, als die kurzweilige Kissenschlacht begann. Das junge Pokémon quietschte vor Schreck.


    Nach ungefähr einer Stunde war es endlich soweit. Gestärkt mit dem Frühstück in ihren Mägen verließen sie das Pokémon. Die Sonne kämpfte gegen einige dunkle Wolken, die tief hingen und verhießen dass, das Wetter schlechter werden würde. Shuu hoffte insgeheim, dass es nicht zu regnen beginnen würde.
    Haruka hatte Lugia vorsichtshalber in den Pokéball zurückgerufen. Auf der Straße wären sie nur aufgehalten worden, wenn Lugia hinterher getapst wäre. Nicht nur wegen seiner Neugierde, auch wegen den Touristen, die wieder unterwegs waren, obwohl gerade mal Morgen war. Erst als Haruka und Shuu die Stadt hinter sich gelassen hatten und gegen Süden marschierten, befreite die Braunhaarige ihren Schützling. Sofort watschelte das quirlige, weiß-silberne Pokémon voraus und war auf der Suche nach einem Spielgefährten. Haruka behielt das Kleine sorgenvoll im Blick, vergleichbar wie eine Mutter ihr Junges behütete.
    Shuu musste unwillkürlich über dieses Schauspiel grinsen. Nicht, dass er ihre Sorgen nicht verstand, doch der Grünäugige fand es eher amüsant, wie sie auf Lugia aufpasste. Kein Wunder, es zählte ja zu den kostbarsten Pokémon, die existierten.
    Schweigsam folgte er ihr und beobachtete das spielende Pokémon nun ebenfalls.
    Lugia war wirklich noch dermaßen verspielt, dass man schon von selbst auf sein Alter schließen konnte. Alles was sich bewegte oder raschelte, musste untersucht werden, sei es nur der Wind, der durch die Gräser und Bäume fegte, oder tatsächlich ein lebendiges Objekt, welches vor Schreck erstarrte, als Lugia sich auf sie stürzte – wenn auch nur spielerisch. Aber woher sollten die wilden Pokémon wissen, dass Lugia nur spielte? Immerhin war Lugia schon so groß, dass er Haruka an die Kniekehlen reichte.
    Als es schließlich Shuu und Haruka erblickte, flitzte Lugia zu ihnen, wirbelte und tanzte aufgeregt um sie herum um im selben Moment wieder davon zu stürmen.
    Shuu lächelte insgeheim über die Verspieltheit des jungen Pokémons. Haruka schielte zu ihrem Freund. „Was denkst du?“, fragte sie. Verwirrt blickte Shuu die Braunhaarige an. „Wi-Wieso fragst du?“, erwiderte er. Schulterzuckend schaute sie in den gräulichen Himmel. „Das ist unsere Reise, die wir gemeinsam bewältigen.“, meinte sie.
    Shuu wandte den Blick von ihr ab und schaute auf die Straße. Haruka hatte Recht. Sie würden sich nicht ab- und an bei Wettbewerben aufeinander treffen, nein, sie waren ständig zusammen. Bisher hatte Shuu sich noch gar keine Gedanken darüber gemacht. Es war ungefähr eine Woche her, nachdem Shuu mit Haruka aus Blütenburg City aufgebrochen war um nach Shinou zu reisen. Mit ihr zusammen und mit keinem anderen Mädchen hätte er sich auf diese Reise eingelassen. Und er bereute keine Sekunde seine Entscheidung.
    Den Kopf wieder zu ihr wendend, antwortete er: „Falls du meinst, ob ich es bereue mit dir aufgebrochen zu sein, dann muss ich dich enttäuschen. So schnell wirst du mich nicht mehr loskriegen.“ Ein Grinsen huschte über ihr Gesicht und sie boxte leicht auf seinen Arm. „Idiot.“, feixte Haruka. „Warum müssen Frauen immer zu Gewalt neigen?“, gab er feixend zurück. Nochmals bekam er Harukas Faust zu spüren. „Das habe ich nicht so gemeint!“ Lachen schob sich Haruka eine Strähne aus dem Gesicht. „Klar, dass hätte ich jetzt auch gesagt.“ Nahezu beleidigt wandte sich Shuu ab und schmollte.
    Lugia huschte wieder zu ihnen und tapste neben ihnen her. Eine Gruppe von Rowdys näherten sich Shuu und Haruka. Sie hatten ausgefranste Jeansjacken an und wirkten nicht gerade freundlich. Noch gerade so schaffte es Lugia in die Böschungen zu springen um nicht entdeckt zu werden.
    Es war eine Gruppe von fünf Motorradfahrern. Sie brausten auf die beiden Jugendlichen zu und umkreisten sie mit ihren Bikers. Haruka und Shuu blieben stehen. „Hey, hey. Was sehe ich denn da?“, lachte der einer. Er hatte beeindruckende Muskeln und sah eher etwas finsterer aus, als seinen Kumpanen. Sicherlich war er der Anführer der Gruppe. „Keine Ahnung, Boss. Sieht nach kleinen Kindern aus. Haha.“, erwiderte ein Anderer, ein eher hagerer Typ. Der Boss der Biker-Gang setzte den Fuß auf den Boden und blickte hinüber zu den beiden Jugendlichen. „Hey, hey, er ist in Begleitung einer jungen Lady.“ Nun lachte einer der Anderen, die sich etwas im Hintergrund hielten. Der Muskelprotz packte Haruka am Handgelenk und ließ diese zusammen zucken. Shuu schlug dem Typen die Hand weg und hielt seinen Arm beschützerisch vor ihr. „Fass sie nicht an.“, fauchte Shuu ihn an. Wieder erklang ein scheußliches Lachen, aber Shuu wich keinesfalls ängstlich zurück. Nein, wenn Blicke töten könnten, dann wäre der Anführer der Biker-Gang sogar wohl tot umgefallen, so böse sah der Grünhaarige ihn an. „Was willst du, Wicht? Du könntest noch nicht einmal fünf Minuten gegen mich standhalten!“ Im Inneren Shuus wallte Zorn auf, doch nach Außen wirkte er eher ruhig, als aufgebracht. „Ach ja? Willst du es unbedingt herausfinden oder kneifst du?“ Der Schwarzhaarige zückte ein Pokéball. „Heul aber nicht, wenn du verlierst! Los Skunkapuh, mach ihn fertig!“ Ein stinktierartiges Pokémon erschien, dessen Fell purpurfarben war. Während Shuu ebenfalls ein Pokémon hervorrief, öffnete Haruka Pokédex um das Pokémon zu analysieren: „Skunkapuh – Das Stinktier-Pokémon: Um sich zu schützen, sondert dieses Pokémon eine Flüssigkeit ab, die 24 Stunden anhält. Andere Pokémon gehen auf Abstand bei diesem Gestank.“ Die Stimme des Pokémon Lexikons verstummte und Haruka schaute etwas besorgt zu Shuu. Dieser hatte inzwischen Nachtara aus seinem Pokéball gerufen. „Skunkapuh, mach es mit Schlitzer fertig, los!“, befahl der Boss der Biker. Das Stinktier-Pokémon lief auf Nachtara zu und spreizte die linke Klaue für einen heftigen Schlitzerangriff. Das Unlicht-Pokémon machte sich währenddessen bereit für einen Gegenangriff. „Erteil ihm eine Lektion und dann Spukball!“ Das schwarze Pokémon machte eine Rolle in der Luft und wirbelte dann Sand auf um diesen Skunkapuh ins Gesicht zu schleudern. Für einen Augenblick war dies, dank des Sandes, unfähig etwas zu sehen und bekam volle Breitseite den Spukball ab. Skunkapuh flog gegen einen Baum, rappelte sich letztendlich wieder auf um auf Nachtara zu zuspringen. „Matschbombe, Skunkapuh und dann Dunkelklaue!“ Zuerst bombardierte das Gift-Pokémon Nachtara mit einer Salve von schlammigen und übel riechenden Kugeln. Nachtara wich zurück und zitterte benommen. Gleich darauf wurde Shuus Pokémon jedoch auch noch von der Dunkelklaue Skunkapuhs erwischt, die anscheinend nicht seine Wirkung verfehlte! Nachtara prallte auf den Boden und kam nur schwerfällig auf die Beine. ‚Lange wird Nachtara nicht mehr kämpfen können. Ich muss ihn überlisten…’, schoss es Shuu durch den Kopf. „Spukball“ Wieder beschoss das nachtaktive Pokémon das gegnerische Pokémon mit einem Spukball. „Was hast du vor?“, keifte der Boss. „Skunkapuh, mach dich bereit zu einer Matschbombe, wenn sich der Rauch verzogen hat!“ Auf Shuus Gesicht lag ein fieses Grinsen. „Ruckzuckhieb-Eisenschweif Kombination!“, brüllte er und Nachtara raste mit hoher Geschwindigkeit in den Rauch. Man konnte nur den Aufenthalt des Pokémon hervorahnen, an dem Aufleuchten des Schweifes. Doch zu spät – Skunkapuh hatte wenig Chancen auszuweichen und wurde zurückgeschleudert. Der Unbekannte fluchte leise. „Verdammt.“ Nur mühselig kam das Gift-Pokémon wieder auf die Beine.
    Doch nun mischten sich die restlichen Fünf im Hintergrund ein. „So nicht!“, rief einer und in seiner Hand blitzte ein Pokéball auf. „Bronzel!“ „Traunfugil!“ „Pionskora!“ „Smogon!“ „Und Arbok, komm raus!“
    Nun standen sechs Pokémon, wenn man noch Skunkapuh dazu rechnte, gegen ein Pokémon, welches schon genauso angeschlagen war, wie das des Anführers. „Greift an!“, schrieen die Gang-Mitglieder gleichzeitig. Die Pokémon gehorchten ihren Trainern und stürzten sich auf Nachtara. Ihnen war es egal, dass sie unfair waren und somit den Kampfesstolz jedes Pokémons brachen.
    Haruka konnte das Debakel nicht mit ansehen und mischte sich nun ein. „Nichts da! Da war ein fairer Kampf!“, brüllte die junge Trainerin sie so heftig an, dass alle samt kurz zusammen zuckten. „Psiana! Zeig es ihnen!“ Die Braunhaarige war so wütend letztendlich, dass ihre Stimme leicht zitterte. „Shuu! Zeigen wir denen mal so richtig, was wir Koordinatoren drauf haben!!“ Es war eher eine Aufforderung, als eine Frage, aber Shuu verstand schnell und nickte nur. „Okay!“, erwiderte er selbstbewusst. „Nachtara, Hyperstrahl, los geht’s!“ Im Maul des Unlicht-Pokémon blitzte eine orangefarbene Kugel, begleitet vom rötlichen Lichtschein, die letztendlich zu einem gewaltigen und zerstörerischen Strahl anwuchs. „Psiana, benutze Psychokinese!“, rief das Mädchen. Der Juwel Psianas glühte auf und das Pokémon strahlte eine unheimlich, starke Aura aus, die den schlanken Körper des Pokémons rötlich umschwärmte. Die enormen Psychokräfte erfassten den Hyperstrahl und verdoppelten seine Stärke. Durch die heftige Explosion, die darauf folgte, wurden die gegnerischen Pokémon hart auf den Boden geworfen und waren allesamt K.O.. „Da-Das kann nicht sein…“ Beinahe ängstlich wich der Anführer der Bande zurück. „Wer seid ihr?“
    Shuu und Haruka riefen ihre Pokémon zurück in ihre Bälle und neigten dann den Kopf zu ihm. „Haruka aus Hoenn und das…“ „Mein Name ist Shuu, ich bin ein Koordinator aus LaRousse City.“, schnitt er Harukas Wort ab. „Ihr beide… Ihr habt doch das große Festival von Johto gewonnen!“, stammelte er leicht beirrt. Bevor Shuu oder Haruka etwas darauf erwidern konnten, ertönten Sirenen und die altbekannte Officer Rocky erschien in der Ferne. Die Biker-Bande schreckte auf und stürzten aufgebracht zu ihren Maschinen um sie zu besteigen und dann schließlich eilig davon zu rasen, wie die Verrückten.
    Unfähig zu handeln, blieben die beiden Jugendlichen zurück und starrten ihnen nur hilflos hinterher. Das Quietschen des Motorrads von der Officer holte sie zurück in die Gegenwart. „Hey! Ihr da! Ich habe eine Explosion gehört. Ist alles in Ordnung bei euch?“, wollte die Polizistin wissen. Shuu und Haruka wandten sich zu ihr um. „Alles in Ordnung, Officer.“, sprach Shuu ruhig. Diese sah sich um und entdeckte die aufgewühlte Erde, die durch Reifen verursacht wurde. „Verdammt, dass war sicherlich die Bande von Masaki.“ Haruka sah die blauhaarige Frau fragend an. „Von wem?“ Officer Rocky seufzte leicht. „In letzter Zeit treibt in dieser Gegend eine Motorrad Gang ihr Unwesen. Sie stehlen Anfängertrainern ihr Geld oder gar ihre Pokémon. Diese Bande wird von Masaki, einem recht kräftigen Mann, geleitet.“
    Ja, die Beschreibung passte auf ihn. Der Typ war wahrhaftig Masaki, der Anführer der Räuberbande gewesen. Sehr wahrscheinlich hatte er beide für Trainer gehalten, die gerade erst ihre Reise begonnen hatten. Wie dem auch sei, sie hatten Masaki und dessen Gefolge gehörig die Leviten gelesen. „Er und seine Bande sind gerade eben geflüchtet.“, erzählte Haruka. Officer Rocky fluchte. „Mist, schon wieder sind sie mir entwischt.“ Schließlich schaute sie Shuu und Haruka an. „Kann ich euch noch irgendwie helfen?“, fragte sie, doch beide schüttelten den Kopf. „Wollt ihr nach Sandgemme?“ Nun bejahte Shuu die Frage mit einem kurzen Nicken. „Nun, weit ist es nicht mehr. Ich werde euch mitnehmen.“ Haruka bedankte sich für dieses Angebot. „Keine Ursache.“
    „Haruka, hast du nicht jemanden vergessen?“, erinnerte Shuu sie. Diese nickte nur und pfiff dann schließlich. Aus dem nah gelegenen Gebüsch erschien Lugia, und quiekte leise, als Haruka ihn über den Kopf streichelte. Verspielt zehrte er an Harukas Hose. „Na komm, wir haben keine Zeit zum Spielen.“
    Officer Rocky war alles andere, als erfreut ein legendäres Pokémon zu sehen. „Was macht dieses Lugia in eurem Besitz?“, erkundigte sich die Polizistin zornig. Lugia versteckte sich hinter seiner ‚Mama’ und lugte nur schüchtern hinter ihr hervor. „Wir haben es nach dem Sturm gefunden und haben von Professor Birk den Auftrag es zu seinem Kollegen Professor Eibe zu bringen.“, erwiderte Shuu. Die Haltung der Blauhaarigen lockerte sich einwenig. „Wenn das so ist, dann kann ich euch schlecht, wegen Wilderer verhaften.“
    Shuu und Haruka erwiderten darauf nichts und sahen nur besorgt zueinander rüber. Officer Rocky hatte sie anscheinend für Pokémon Diebe gehalten. Es beruhigte sie, dass dies nun nicht mehr der Fall war. „Worauf wartet ihr? Na los, steigt in den Nebenwagen ein.“
    Gesagt, getan. Zusammen quetschten sich Shuu und Haruka in den Nebensitz. Zum Glück mochten sie die Nähe des Anderen. Vor eineinhalb Jahren hätte dies in einer argen Streiterei geendet. Nur Lugia passte leider nicht mehr rein und musste sich in seinen Pokéball verziehen.
    Officer Rocky blickte zu ihnen. „Haltet euch gut fest. Es geht los!“, kündigte die Polizistin an und brauste schließlich los.

  • 7. Kapitel


    Die Bestie des Meeres (Teil II)


    Milhife von Officer Rocky waren Shuu und Haruka schnell an ihrem Ziel angelangt: Sandgemme.
    Sie sahen schon aus der Ferne die Dächer der Häuser des Dorfes. Am Rand zur westlichen Dorfsgrenze befand sich das Labor des Professors. Unmittelbar daneben, nur durch einige Meter getrennt, stand das Pokémon Center, das exakt der Größe der Siedlung entsprach. Das Krankenhaus für Pokémon war eher klein, aber war ausreichend für seinen Standort.
    Da es ein kleines Dorf war, befanden sich ungefähr zehn Häuser im Dorf, die fast genauso aussahen, wie die etwas älteren Bewohner des Dorfes.
    Sandgemme war schließlich ein Dorf, in dem zum Größtenteils Familien und die Älteren wurden ja nicht ausgeschlossen.
    Die ruhige und friedliche Umgebung ermöglichte ihnen hier ihr fortgeschrittenes Alter zu genießen.
    Im Süden des Dorfes zog sich ein schöner, aber kleiner Sandstrand entlang. Also ein perfekter Ort für Senioren!
    „Da sind wir.“, kündigte die Polizistin an. „Das ist Sandgemme und dort…“ Sie deutete auf ein Gebäude mit grauem Dach. „…ist das Labor von Professor Eibe.“
    Haruka und Shuu folgten ihrem Blick. „Ich nehme an, dass ihr dann wieder nach Jubelstadt wollt?“ Abermals nickten die beiden Jugendlichen. „Gut, dann treffen wir uns am Abend wieder hier.“, meinte die Officer und war auch schon weg. Haruka und Shuu ließ sie alleine zurück.
    Das Klicken von eines Pokéballs ertönte und das darin liegende Pokémon erschien in einer hellen Lichtflut vor ihnen. Wild mit den Flügeln schlagendm begrüßte Lugia Haruka. Shuu blickte währenddessen hinab. „Du hast wohl einen kleinen Ausreißer.“
    Die Braunhaarige erwiderte nichts darauf und kniete sich stattdessen zu Lugia hinab. Du darfst niemals von selbst aus deinem Pokéball kommen, hörst du?“ Ihre Stimme war streng, eben einer Mutter gleich.
    Fragend erwiderte das silberweiße Etwas den Blick seiner Trainerin, Mutter, was auch immer, sie für Lugia war. Keinesfalls verstand er, warum er nicht bei ihr sein durfte. Eingeschüchtert legte das Kleine den Kopf unter den Flügel.
    Haruka musste unwillkürlich lächeln. Lugia wusste, wie er es schaffte, ihr Herz zu erweichen. „Na komm, du Racker.“ Liebevoll zog Haruka das kleine ‚Kind’ zu sich heran und umarmte ihn.
    Shuu schnippte sich eine Strähne aus dem Gesicht und sagte schließlich. „Na kommt, ihr Zwei, wir sollten zum Labor gehen.“ Haruka war einverstanden und folgte ihm, zusammen mit Lugia. Es war ja zum Glück nicht weit bis zum Gebäude des Professors.
    Der Grünhaarige klopfte an dir Tür. Keine Antwort. Na gut, noch mal und diesmal kräftiger! Wieder keine Antwort. War der Professor vielleicht nicht da?
    „Hm, er ist wohl nicht da.“, bemerkte Haruka knapp.
    Plötzlich ertönte ein Räuspern hinter ihnen und Beide zuckten zusammen. „Gut erkannt.“ Nun etwas verblüfft wandten sich Shuu und Haruka um. Sie sahen sich Auge im Auge mit einem alten Mann mit weißen Haaren gegenüber – Professor Eibe.
    „Ihr wollt zu mir?“ Sein Blick fiel auf das Lugia Baby, das sich halb hinter Shuus Bein versteckte. „Ah, ich habe schon von euch gehört. Kommt doch bitte mit rein.“
    Schlüsselgeklimper verriet, dass der Professor die Tür aufsperrte.
    Haruka und Shuu gehorchten und traten in den halbdunklen Raum. Sie konnten nur wage die Umrisse einiger Möbel und allerlei Regalen mit Ordnern ausmachen. Schließlich betätigte der alte Mann den Lichtschalter und brachte Licht ins Dunkle. Es war penibel aufgeräumt, alles sortiert und übersichtlich, dagegen waren die Labore von zwei anderen Professoren, die Haruka persönlich kannte, um einiges chaosreicher.
    Ein junger Mann, im weißen Kittel gekleidet, kam aus einem Eckchen des Labores. „Da sind sie ja wieder, Professor!“ Der Assistent neigte den Blick zu Haruka und Shuu. „Oh! Sie haben ja Gäste!“, fügte er noch hinzu.
    Etwas abweisend brachte der Professor seinen Assistenten mithilfe einer raschen Handbewegung zum Schweigen. „Ich minder deine Freude nur ungern, aber die Kinder haben ein wichtiges Anliegen.“ Damit meinte er ganz klar das Lugia Baby. Und ja, so war es auch!
    Dochg nun schien sich der junge Mann an dieses Anliegen zu erinnern. „Sind das die Kinder, die das junge Lugia gefunden haben?“ Wieder bejahte sein Vorgesetzter die Frage mit einem Kopfnicken, wenn auch schweigend. Anschließend blickten die Fremden auf das junge Lugia hinab.
    Auf dem ersten Blick fand Haruka den alten Man, der sich als Professor Eibe entpuppt hatte, als eher unfreundlich. Nicht vom Aussehen, aber von seiner Art…
    „Ich ich auf den ersten Blick erkennen kann, ist Lugia in einem guten Zustand.“, lobte dieser. Der Assistent kniete sich währenddessen vor das Pokémon. „Dürfte ich mir es für weitere Untersuchungen ausborgen?“ Zögerlich gab Haruka ihr Okay. Ihr Schützling war zwar sehr aufgeweckt und verspielt, doch hatte er ziemlich Respekt vor Fremden. Zwar war ihre Sorge berechtigt, da diese Furcht vor Neuem relativ normal war. Trotzdem stand sie dieser Angelegenheit eher skeptisch gegenüber.
    Nun, wenigstens ließ sich Lugia ohne Komplikationen auf den Tisch heben. Wie heißt es aber so schön? Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!
    Wie vorhergesehen, schnappte Lugia nach der Hand seines unerlaubten Anfassers und erwischte diese auch! Ein schmerzvoller Schrei durchschnitt die Luft. „E-Es ha-hat mich… gebissen!“, wimmerte der junge Mann. Der Blick des Professors zeigte eher Spott, als Mitleid mit seinem Mitarbeiter. „Wirst du noch nicht mal mit einem Baby fertig, Higo?“, spottete er. Fast kleinlaut duckte sich der Angesprochene und rieb sich die Hand, in der Lugia seine kleinen, aber trotzdem scharfkantigen Zähne vergraben hatte. Dieses saß nun quiekend auf dem Tisch, als würde es kein Wässerchen trügen!
    Der Professor räusperte sich. „Während er Lugia ohne Zwischenfälle untersucht…“ Er warf Higo, dem Assistenten, einen mahnenden Blick zu. „…werde ich euch etwas über diese Pokémon erzählen.“, meinte Professor Eibe und wandte sich zu einer Leinwand, die bereits aufgebaut war. Er betätigte den Schalter und das Bild eines erwachsenden Lugias erschien. „Lugia können mit einem einzigen Flügelschlag einen Sturm entfachen, der 40 Tage dauert.“ Aufmerksam hörten Shuu und Haruka zu. „Darum entschieden sie sich auf dem Meeresgrund zu leben.“ Ein Bild eines Lugia wurde eingeblendet, welches am Boden des Meeres schlief. Es war ein altes Gemälde, das so real wirkte, dass Shuu erst glaubte, es sei tatsächlich eine echte Aufnahme. „Sie wollen also ihre Kräfte dadurch im Zaum halten…“, schlussfolgerte dieser. „Gut erkannt, junger Mann.“, sprach der Weißhaarige. „Der letzte Sturm… Dieser Sturm war kein normales Unwetter.“
    Haruka blickte den Professor mit einer Mischung auch Schock und Irritation an. „Sie glauben doch etwa nicht…“ Sie wagte diese Worte nicht auszusprechen, nein, gar zu denken! „Doch.“, bestätigte er. „Nur durch solch extreme Wut eines Lugia kann ein solcher Sturm verursacht werden.“
    Haruka und Shuu sahen, wie auf die Leinwand, die eine Aufzeichnung eines zerstörten Dorfes darstellte. Beide kannten die sagenumwogenden Legenden, doch hatten sie diesen keinen Glauben geschenkt. War dies nun ein Fehler gewesen?“
    Professor Eibe schaltete das Gerät aus und richtete seinen Blick starr auf die jungen Trainer. Lugia schmiegte sich an Harukas Bein, als es endlich wieder zu ihr durfte. „Begreift ihr nun? Dieses junge Pokémon scheint der Schlüssel für dieses Drama zu sein.“ Er machte eine kurze Redepause um ihnen zu ermöglichen über das Gesagte noch einmal nachzudenken. „Wir müssen alles daran setzen um zu erfahren, wo sich die Mutter befindet.“
    „Professor! Professor!“, ein zweiter Assistent erschien im Raum. Er wirkte sehr aufgebracht. „Irgendjemand scheint am See der Wahrheit Unruhe zu stiften! Kommen sie schnell!“

  • Aha! Aufklärung! Jetzt wissen wir, was der Schatten war, den Haruka gesehen hat. Nun, deine Geschichte ist sehr schön detailliert beschrieben, macht das Ganze lebendiger. Die Versöhnung der beiden Teenies hat mir auch gut gefallen, vor allem dieser Teil:


    Zitat

    Haruka erwiderte seine Zärtlichkeit und wurde dann ins Kissen gedrückt (Die tun nicht das, was JETZT einige sicher denken XD).

    looooool! XD


    Einfach zum Schiessen.
    Der Rest ist natürlich auch gut. Von Rechtschreibung und Stil werde ich nichts mehr schreiben, beide sind zu 99,99% perfekt(nobody's perfect ;) )
    Freu' mich auch schon aufden nächsten Teil. Bin wie gesagt lesesüchtig XD

  • So~o. Ich will dir nicht meinen Kommentar enthalten. Du weißt dass ich deinen Schreibstil schon in diesen Kapiteln liebe, leider finde ich ihn nicht so gut wie in deinen neuen Kapiteln. Ich kann es nicht so recht erklären, aber ich habe das Gefühl die letzten acht, neun, zehn Kapiteln bist du viel, viel sicherer in deinem Schreibstil geworden und das Bild, das dabei entsteht kommt noch lebendiger hinüber als in diesen.
    Ja, diese Kapiteln sind auch sehr toll. Besonders weil du dich hier noch mehr auf die Romanze zwischen Haruka und Shuu hineinlebst. Auch hier bitte nicht falsch verstehen, ich find es gut, dass du mehrere Charaktere hast, die gleich wichtig sind, damit Shuu und Haruka nicht 'der Mittelpunkt der Welt' sind. Super geschrieben, tolle Ideen, tolle Umsetzung. Top. :thumbup:
    Zum Satz den Dragon zitiert hat...kannst du Gedanken lesen? :D

  • Dragon
    Vielen Dank. <3 Leider lässt in den späteren Kapitel einwenig die Romanze nach, da neue Charaktere dazu kommen. Dadurch nehmen sich Haruka und Shuu einwenig zurück. Aber mal schauen~. Du kennst ja noch nicht die anderen Kapitel, aber ich plane wieder etwas zwischen den Beiden. Werd mich wieder mehr auf Shuu und Haruka konzentrieren.


    @Chari
    Hm~. Bin in diesem Thema ganz deiner Meinung. Habe auch das Gefühl, das mein Schreibstil um einiges besser geworden ist. Und ich freue mich, dass du es mir so offen sagst. Einige sagen dies, dass mein Schreibstil sich dem von Unforgivable SInner in längen unterscheidet, als auch vom Beginn von Pokémon Quest.
    Aber ich arbeite daran, dass mein Schreibstil noch besser wird!!


    Roselia
    Die Mutter des Kleinen is daran Schuld, nicht das Baby selbst - ist doch noch viel zu unerfahren darin. Aber da wirds noch spannend! Plane ich bereits. <3

  • 8. Kapitel


    Galaktischer Angriff


    Es ging alles so rasch, dass Haruka und Shuu gar nicht begriffen, was überhaupt geschehen war. Nur, dass irgendjemand mal wieder Unruhe stiftete. Vielleicht die elende Bande von vorhin? Masaki und seine Gang?
    „See der Wahrheit?“, fragte Haruka vorsichtig um die Anwesenden nicht zu verärgern. Der Professor wandte sich zu den Jugendlich herum. „In Shinou gibt es drei Seen, den See der Wahrheit, der Klugheit und der Stärke. Jeder dieser Seen bewahren ein altes Geheimnis.“, erklärte er, während der dazu gestoßene Assistent die Tür aufriss. „Professor, wir dürfen nicht viel zeit verlieren!“ Dieser nickte nur und stürmte mit seinen Mitarbeitern aus der Tür hinaus.
    Shuu und Haruka blieben etwas hilflos im Labor zurück. Der Grünhaarige blickte Haruka lange in die Augen um hervorzuahnen, was sie im selben Moment dachte. Unmöglich konnten sie schließlich tatenlos hier bleiben! Vielleicht brauchten sie ihre Hilfe?
    „Na los.“, forderte Shuu die Braunhaarige auf. „Hinterher.“ Fast gleichzeitig stürmten sie ebenfalls aus dem Haus und setzten dem Professor hinterher, mitsamt Lugia.
    Es war ein anstrengender Lauf. Haruka musste sich zwingen nicht Halt zu machen um nach Luft zu schnappen. So ähnlich erging es Shuu ebenfalls. Er war erleichtert, als der Professor und seine Assistenten am Ufer eines wunderschönen Sees anhielten. Die Oberfläche kräuselte sich sanft im Hauch des Windes. Doch irgendetwas störte diese wunderbare Idylle.
    Plötzlich ertönte eine laute Explosion und die Bäume in der Nähe waren hinterher entweder umgeknickt oder waren gar entwurzelt worden.
    „Macht weiter so. Gut so. Wir müssen den Boss zufrieden stellen.“, forderte eine weibliche Stimme.
    Und ein weiteres Mal wurde Staub aufgewirbelt und die Sicht wurde ihnen halb verwehrt.
    Als sich der Rauch letztendlich verzog, kamen nun endlich die Verantwortlichen hervor, die an den Explosionen Schuld waren. Eine junge, rothaarige Frau mit drei männlichen Anhängern kam zum Vorschein, die versuchten den See zu sprengen.
    „Hey!!“, brüllte der Professor mit voller Stimme. „Was machen sie da? Hören sie sofort auf.“
    Die Frau drehte sich zu dem Professor um. „Oh ho, wir haben Besuch.“ Auf ihrem Gesicht lag ein fieses Grinsen. „Nur weil ein altersschwacher Mann uns befiehlt, dass wir aufhören sollen, heißt es noch lange nicht, dass wir es wirklich tun.“ Sie hob ihre Hand und strich sich eine Strähne weg. „Weitermachen!“ Der Professor war deutlich wütend. „Sie zerstören den See und nicht nur das, sie vernichten den Lebensraum der Pokémon!“
    Diesmal lachte die unbekannte Frau auf. „Denken sie etwa, dass diese Tatsache uns in irgendeiner Weise interessiert?“
    Der Blick des weißhaarigen Mannes fiel auf das Emblem auf der Uniform der Frau, welches ein verschnörkeltes „G“ darstellte. Er hielt überrascht den Atem an. „Team Galaxy!“ Ein Lächeln machte sich auf dem Gesicht der Rothaarigen breit. „Ganz richtig.“, bestätigte sie. „Mars, Vorstand von Team Galaxy!“
    Jetzt war es der Professor, der auflachte. „Was gibt es da zu lachen?“ Starr richtete der alte Mann den Blick auf Mars. „Ich denke mal, euer Plan gefällt einigen Pokémon nicht.“
    Tatsächlich versuchten die wilden Pokémon die Zerstörung des Sees zu verhindern. Die Käfer Pokémon spieen ihre klebrigen Fäden auf die drei Galaxy Anhänger und auf die Maschine um sie zu stoppen, mit der sie schon einen Teil des Sees vernichtet hatten.
    „Verdammte Mistviecher!“, schrie Mars zornig. „Charmian, Dunkelklaue, zerfetz die Netze, los!“
    Ein katzenartiges Pokémon mit weißgrauem Fell durchschnitt mit Leichtigkeit die Fäden und verhinderte so wiederum, dass die Pokémon den Plan verhinderten. „Und jetzt Kratzfurie!“ Mit beeindruckender Schnelligkeit griff Charmian die schwachen Käfer Pokémon an. „Niemand legt sich mit Team Galaxy an oder glaubt ihr, schwächliche Käfer könnten uns von unseren Plänen abhalten?“
    Haruka und Shuu, die sich bislang nicht einmischen wagten, treten hervor. Sie konnten nicht mit ansehen, wie brutal die Pokémon aus ihrem zu Hause vertrieben wurden. „Da haben wir wohl auch noch ein Wörtchen mitzureden!“, hob Haruka ihre Stimme. Neben ihr stand ihr Feuerpferd. Die Mähne loderte stärker den je. Ein Zeichen, das Gallopa bereit zu kämpfen war. Auch Shuu war ebenso bereit. „Wir lassen nicht zu, dass dieser schöner See zerstört wird.“ Roselia war ebenfalls bereit zum Kampf.
    Mars fand diese Sache anscheinend sehr amüsierend. Sie nahm keinesfalls die Situation ernst. „Uhh, jetzt zittern wir ja regelrecht vor Angst.“ Mars machte sich lustig über Shuu und Haruka, ganz offensichtlich. „Los, von Kindern und einem Mann lassen wir unsere Pläne niemals durchkreuzen.“
    Diese Worte wandte die Team Galaxy Commander direkt an ihre Anhänger, die drei Golbats aus ihren Pokébällen riefen.
    Während des Gesprächs war auch Officer Rocky am Ort des Geschehens eingetroffen und hielt neben Professor Eibe inne. Auch sie machte Anstalten einzugreifen, aber Eibe verwehrte dies, indem er die Polizistin mit seinem Arm zurückhielt. „Die Kinder kümmern sich darum schon.“ „Aber…“ Der Weißhaarige schüttelte nur den Kopf.
    Kaum war diese Entscheidung gefällt, griffen auch schon die Golbats mit ihrer gefährlichen Windschnitt Attacke an. „Roselia, Zauberblatt, los!“
    Auf jedes fliegende Pokémon schoss es grünlich leuchtende Blätter, doch diese wichen geschickt aus und Roselia bekam den Windschnitt zu spüren.
    Mars hielt sich allerdings sehr distanziert zurück, wohl auf eine günstige Gelegenheit abwartend.
    „Gallopa, benutz den Flammenwurf!“ Auch auf diese Powerattacken antworteten die geflügelten Pokémon mit einem geschickten Ausweichmanöver. „Verdammt, sie sind einfach zu schnell.“, fluchte der Grünhaarige. Haruka dachte währenddessen nach und schaute sich ihre Umgebung an. Ihr Blick fiel auf das glitzernde Wasser.
    Hernach blickte sie suchend zu Shuu und für einen Moment ruhten ihre Augen auf den Anderen. „Roselia, blende sie mit deinem Sonnentag!“
    Das Pflanzen Pokémon hob ihre beiden Blüten zum Himmel empor. Plötzlich strahlte die Sonne so intensives Licht aus, dass die Wasseroberfläche das gesamte Licht des glühenden Feuerballs wider spiegelte und mit geballter Kraft die gegnerischen Fledermäuse blendete.
    Die braunhaarige grinste und hob lässig ihren linken Arm in die Höhe. „Und jetzt das Finale, Feuersturm mit aller Kraft!“
    Gallopa stieg auf die Hinterbeine und in ihrem Maul sammelte sich eine gewaltige Feuerkugel, die es anschließend ausstieß und als geballtes Flammenkreuz alle drei Golbats lahm legte.
    Mars wich schockiert zurück. Mit einem einzigen Schlag wurde das gesamte Golbat Trio außer Gefecht gesetzt? Unmöglich!
    „Da-Das kann nicht sein…“, stammelte die Rothaarige und drehte sich fast verängstigt zu ihren Leuten um. „Rückzug!“, befahl sie schroff.
    Natürlich gehorchten sie Mars und flüchteten so schnell mit ihr, dass Officer Rocky sie gar nicht verhaften konnte.
    Das blendende Licht der Sonne war inzwischen schwächer geworden und letztendlich völlig verschwunden.
    Professor Eibe legte beiden Jugendlichen eine Hand auf die Schulter. „Sehr gut. Ich habe selten Trainer gesehen, die perfekt synchron zusammen arbeiten.“
    Haruka und Shuu liefen dermaßen rot an, dass sie am liebsten im Boden versanken wollten. Professor lachte jedoch nur. „Gute Arbeit, Kinder!“, lobte er sie.
    Somit war das Unheil der Zerstörung des Sees angewandt. Und wer weiß, vielleicht birgt der See wahrlich ein Geheimnis, was tief im Inneren des Herzens verborgen ist?


    Zurück im Labor machte Officer Rocky noch eine Ansammlung von Aussagen zu den Personen am See. Es war inzwischen der Abend hereingebrochen und es war nun zu spät um nach Jubelstadt wieder aufzubrechen. So entschieden sich Shuu und Haruka eine Nacht im Labor zu bleiben um dann am nächsten Tag mit Officer Rocky wieder aufzubrechen.
    Professor Eibe hatte für sie ein nächtliches Lager eingerichtet in einer ruhigen Ecke des Labors, damit sie sich in Ruhe von dem Ärger des Tages erholen konnten. Doch eines war unklar, wo war Lugia gewesen? Haruka glaubte sich daran zu erinnern, dass Lugia ihr gefolgt war. Unmöglich wäre das Baby im Labor geblieben, denn eigentlich folgte das Kleine seiner Mama überall hin.
    Aber wo war Lugia gewesen, als sie gegen die Schergen des Team Galaxy gekämpft hatten? Noch eine ganze Weile unterhielten sich Shuu und Haruka darüber, jedoch verlor der Grünhaarige schnell die Lust an dem Thema. „Hauptsache, es ist nicht weggelaufen und ist wieder da.“, meinte er. „Aber…!“ Seine Freundin versuchte zu widersprechen, aber er schnitt ihr mit einer kurzen Handbewegung das Wort ab. „Schlaf jetzt. Es hat keine Sinn darüber nachzudenken.“
    Somit schaltete der junge Koordinator das Licht aus und war schon nach wenigen Minuten eingeschlafen. Haruka hingegen hielten diese Gedanken noch eine ganze Weile wach bis auch sie schließlich in den Schlaf fiel.


    Der nächste Morgen war schneller hereingebrochen, als Haruka und Shuu erwartet hatten. Sie waren am Vortag wahrhaftig erst spät ins Bett gegangen oder eher gesagt, das Licht ausgemacht. Besonders traf es aber Haruka. Ihre nächtliche Grübelei wurde nun mit heftiger Müdigkeit bestraft. „Habe ich dir nicht gesagt, du sollst diese ewige Detektivspielerei beenden?“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll und seltsam kühl, wie immer halt, wenn er sie provozieren will. Jedoch fielen ihr am heutigen Morgen die gekonnten Gegensprüche dafür. Vielleicht waren ihre Gedankengänge wirklich unsinnig gewesen und sie hatte sich umsonst die Nacht um die Ohren geschlagen?
    Der Grünhaarige blickte zu Haruka. Sie sah besorgt aus, fand er, und irgendwie konnte er es ihr noch nicht Mal übel nehmen. Schließlich hatte sie die gesamte Verantwortung für Lugia, und nicht er. Darum konnte Shuu noch nicht Mal ansatzweise ihre Gedanken oder besser gesagt ihre Gefühle nachvollziehen. Okay, er war es schließlich, der auf Haruka aufpasste und somit auch irgendwie auch auf das kleine Lugia. Fürsorglich legte Shuu seine Hand auf die ihre und umfasste sie. Ihre Finger fühlten sich seltsam kalt an und fast hätte er Seine sogar vor Schreck zurückgezogen. „Hey, mach dir keine Sorgen. Wir werden schon herausfinden, was mit seiner Mutter bist.“ Er machte eine kurze Pause. „Und solange bist du seine Mutter. Ich kann deine Sorgen verstehen, und egal was geschieht, ich werde bei dir sein.“
    Haruka konnte nicht anders, als lächeln. Am liebsten wäre sie jetzt aufgesprungen und wäre ihm um den Hals gefallen. „Es ist nur… Ich mach mir viele Gedanken. Nicht nur wegen Lugia.“, flüsterte sie.
    Der junge Mann erwiderte ihr schwaches Lächeln. „Dann hör auch solch ein deprimierendes Gesicht zu ziehen!“, forderte Shuu leicht verärgert auf. „Sei du selbst.“
    Die Braunhaarige sah Shuu überrascht in seine grünen Augen, dann jedoch zauberte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. „Danke Shuu.“
    Bevor Shuu etwas darauf erwidern konnte, störte Officer Rocky die getraute Ruhe von dem jungen Pärchen. „Kann’s jetzt losgehen?“
    Noch einmal warf die Blauäugige Shuu einen erheiternden Blick zu und erwiderte dann schließlich gut gelaunt: „Natürlich! Lass uns aufbrechen!“ Shuu stimmte ebenfalls ein und so brach das Trio zurück nach Jubelstadt auf.

  • 9. Kapitel


    Was sich liebt, das neckt sich!


    Schon pünktlich zur Mittagszeit kamen Shuu und Haruka in Jubelstadt wieder an. Sie verabschiedeten sich von Officer Rocky, die gleich darauf davon brauste. Nun blieben die beiden Trainer wieder Mals alleine zurück, trafen aber die Entscheidung noch etwas in der Stadt zu bummeln.
    Da Jubelstadt eine zentrale Stadt Shinous war, erreichte man in allen Himmelsrichtungen eine andere Stadt. Im Norden und im Osten musste man durch eine Höhlenpassage um nach Flori und nach Erzelingen zu gelangen. Dagegen musste man im Westen um nach Fleetburg zu kommen einen Wasserweg überqueren.
    In Flori sollte allerdings der nächste Pokémon Wettbewerb stattfinden. Dies wäre ihr erster Auftritt in der Shinou Region. Vorausgesetzt, sie schafften es bis dahin nach Flori zu kommen. Darum entschieden sie sich nach Norden zu wandern. Um dafür gut ausgerüstet zu sein, kauften sie im Supermarkt noch einige Tränke, Heiler und natürlich Lebensmittel für sich selbst.
    Als sie letztendlich alles verstaut hatten, verließen sie den Markt. „Willst du noch etwas in Jubelstadt?“, wollte Haruka wissen, aber der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Nein, wir gehen direkt auf Route 204.“


    Es war nur ein kurzer Weg um auf Route 204 zu gelangen. Schon aus der Ferne konnten sie die Gesteinwand erblicken, die sie durch eine Höhle zu überqueren hatten. Beide waren bei guter Laune, obwohl sie recht still waren. Immerhin wurden sie bald an einem Wettbewerb teilnehmen – beide. Was das bedeuten würde? Nun ja, ihre Rivalität würde erneut aufflammen, obwohl sie mittlerweile ihr Glück gefunden hatten und zusammen waren. Doch wie war es in der Beziehung Top Koordinator zu werden? Würde ihre rivalisierende Feindschaft wieder erscheinen?
    Haruka und Shuu waren nicht nur die einzigen, die an diesem sonnigen Tag unterwegs waren. Viele Trainer waren anscheinend auf dem Weg nach Flori. Einige genossen den schönen Tag, andere trainierten gemeinsam mit ihren Pokémon. So entschlossen sich auch Haruka und Shuu dazu. „Hm, hast du nicht Lust auf einen Kampf?“, wollte Haruka wissen. Shuu fuhr sich durch die Haare, arrogant wie immer, tat er in diesem Moment. „Wenn du unbedingt verlieren willst.“ Natürlich ärgerte sich Haruka über seine Geste und Shuu genoss diesen Moment mit Genugtuung. Er wusste, dass er sie somit ärgern konnte. „Was ist jetzt?“; keifte Haruka, während sie einen Pokéball zückte. „Kämpfst du nun?“ Völlig gleichgültig gab der Grünhaarige sein Einverständnis. „Auf geht’s! Los Gallopa!“ In einer grellen Lichtflut erschien das flammende Feuerpferd. Die Mähne loderte lichterloh, das Pokémon strotzte nur vor überschüssige Energie. Nun hatte auch Shuu einen rot-weißen Ball zwischen den Fingern und vergrößerte ihn per Knopfdruck. „Komm raus, Sheinux. Ich wähle dich.“ Shuu schickte sein erstes Pokémon der Shinou Region in den Kampf, obwohl Gallopa anhand des Größen- und Gewichtvergleiches Sheinux erheblich überlegen war. „Und wir legen los!“, rief Haruka. „Furienschlag!“
    Und schon griff Gallopa an und warf mithilfe des Hornes das blaue Pokémon in den Himmel empor. Hart prallte das Elektro Pokémon auf den Boden, stand jedoch schnell wieder auf. Nervös biss sich Shuu auf die Unterlippe, er musste etwas tun, sonst würde er gegen Haruka verlieren. „Sheinux, setz Biss ein!“ Schnell und flink, wie das kleine Pokémon war, verbiss sich Sheinux im Hals von Gallopa. „Schüttel es ab und dann wieder Furienschlag!“ Das Elektro Pokémon wurde, wie ein Spielball durch die Luft geschleudert und dann mit heftigen Hornschlägen attackiert. Angeschlagen rappelte sich das tapfere Pokémon wieder auf. „Sprungfeder!“ Mit einem kräftigen Sprung katapultierte sich Gallopa in den Himmel. Shuu blickte hinauf. Die harten Hufe, die selbst Diamanten spalten konnten und dem gefährlichen Horn, würden Sheinux Ende bedeuten, wenn sie ihr Ziel nicht verfehlen würden.„Ladevorgang!“
    Um Sheinux’ Körper zuckten Blitze, mit jeder Sekunde, die verstrich, wurden die Funken stärker. „Gallopa, greif jetzt an!“ Das Feuer Pokémon stürzte vom Himmel hinab, mit dem gefährlichen Horn vorab. Es glich einem herabfallenden Meteoriten, denn um Gallopas Körper bildeten sich kleine Flammen. „Halt es mit Funkensprung auf, Sheinux!“ Ja, es war Wahnsinn, doch Sheinux sprang Gallopa entgegen und entlud seine ganze aufgeladene Energie bei Berührung. Schwerfällig fiel Gallopa zu Boden. „Tackle es jetzt!“ Zum Abschluss versuchte Sheinux Gallopa mit vollem Körpereinsatz zu rammen. „Gegenangriff mit Flammenwurf!“ Obwohl das elegante Feuer Pokémon zu Boden gegangen war, richtete sie ihren Flammenatem gegen Sheinux, welches in letzter Sekunde versuchte dem Angriff auszuweichen. Nur glimpflich entrann das Elektro Pokémon diesem Angriff. Leise fluchte der Grünhaarige. „Noch einmal Funkensprung!“ Mit Blitzen umgeben, schnellte Sheinux abermals auf Gallopa los, dass sich währenddessen wieder erhoben hat. Über Harukas Gesicht schlich sich ein schwaches Grinsen. „Beenden wir es mit Feuersturm!“ In Gallopas Maul konzentrierte sich ein gewaltiger Feuerball, der sich schließlich zu einem mächtigen Flammenkreuz entwickelte. Shuu starrte kurz fassungslos auf diese Attacke. Würde Haruka so weit gehen? Jedoch fasste sich der Grünhaarige wieder schnell und befahl: „Schnell mit einem Sprung ausweichen.“
    Doch es war zu spät. Der Feuersturm erfasste Sheinux und entkräftet sank das Elektro Pokémon zu Boden. Beschämt sah Sheinux zu seinem Trainer hinauf. „Du warst prima, ruh dich jetzt aus.“ Shuu erhob sich und sah zu Haruka, die sich an Gallopas Kopf schmiegte. Das Feuerpferd verhielt sich diesem Zuneigungsbeweis nicht ablehnend und blies durch die Nüstern Luft in Harukas Gesicht. „Du hast wohl etwas übertrieben, Haruka.“, spottete Shuu und fuhr sich durch die Haare. „Du hättest Sheinux schwer verletzen können.“ „Ts. Du hast mir keine andere Wahl gelassen!“ Die Braunhaarige wandte ruckartig den Kopf von Shuu ab. Bevor dieser etwas erwidern konnte, wurde sie unterbrochen. „Was für ein wunderbarer Kampf!“ Es war ein dunkelhaariger Mann, der sie störte. Shuu und Haruka blickten den Fremden irritiert an. „Wer sind sie?“, wollte Haruka wissen. „Tut mir Leid, mein Name ist Ibuki Mizuhara. Ich bin Reporter.“, stellte sich der Mann vor. Unsicher, wie sie reagieren sollten, blickten Shuu und Haruka aneinander an. Was wollte dieser Mann? „Darf ich euch interviewen? Wir ich annehme, seid ihr Koordinatoren, die am Flori Wettbewerb mitmachen wollt, stimmt’s?“ Überrascht starrte Shuu den Reporter an. „Woher wissen sie, dass wir Koordinatoren sind?“ Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des fremden Mannes. „Ich habe eure Performance gesehen und habe direkt erkannt, dass ihr Koordinatoren seid. Wie ihr wissen müsst, bin ich ein guter Kenner von Koordinatoren und ihren Vorstellungen. Seit längerem bin ich in diesem Bereich tätig und interviewe Koordinatoren.“ Haruka lächelte kurz. „Dann haben sie ja ganz gute Erfahrungen.“, erwiderte sie. „Wir stehen ihnen gerne für ein Interview zur Verfügung.“ Leicht neigte das Mädchen den Kopf zu Shuu. Dieser war anscheinend genervt und gab nur widerspenstig sein Einverständnis. „Wie lautet euer Name, Kinder?“ „Mein Name ist Haruka, ich komme aus Hoenn.“ „Shuu.“, sagte dieser knapp.
    Nun war es der Reporter, der anscheinend überrascht war. „Haruka und Shuu? Ihr seid doch nicht diejenigen…“ Mit einer raschen Handbewegung unterbrach Shuu den Mann. „Doch, Haruka und ich haben das Johto Festival gewonnen.“ Beinahe zärtlich warf er ihr einen Blick zu. Zu gerne erinnerte er sich daran zurück. „Wow! Zwei Profis! Fantastisch. Nun, Haruka, wie hast du dich gefühlt, als du im Finale gegen Shuu gekämpft hast?“ Die Angesprochene kratzte sich an der Stirn. Es war schwierig ihre Gefühle von damals wiederzugeben. „Es war… Na ja, wie soll ich sagen? Ich wollte keinesfalls gegen Shuu verlieren. Immerhin kenne ich ihn schon seit einiger Zeit. Damals verband uns eine gewaltige Rivalität. Wir haben uns gegenseitig angespornt.“ Haruka atmete auf, denn der Reporter schien mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Er wendete sich nun Shuu zu. „Und? Wie war es mit dir?“
    Shuu strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, die ihm vor die Augen fiel. „Wie Haruka es schon gesagt hat; wir waren Rivalen, die nicht gegen den Anderen verlieren wollten.“ „Und wie wird es sein, wenn ihr im Flori Wettbewerb gegeneinander antreten müsst?“ Shuu warf Haruka einen kurzen Seitenblick zu. Sie nickte im lächelnd zu. „Wir werden unser Bestes geben und nicht von unseren Gefühlen füreinander blenden lassen.“


    Nachdem der Reporter endlich gegangen war, atmete der Grünhaarige auf. Natürlich hatte er noch weitere Fragen gestellt, die Haruka und Shuu zu beantworten hatten. Es waren zunehmend private Fragen über ihre Familien, Freunde und anderes. Das Einzige, was Haruka irritierte, dass Shuu nie über seine Familie sprach, auch wenn sie ihm darauf ansprach. Entweder antwortete er nicht, oder versuchte schnell das Thema zu wechseln. Na ja, Haruka mochte ihn auch nicht unter Druck setzen. Dies würde nur das komplette Gegenteil heraufbeschwören. Wie dem auch sei, nun sie kamen nun an einer flachen Senke an und rasteten dort, abseits von der Route und den Reisenden.


    „Ich weiß, warum ich Reporter hasse.“, meinte Shuu kühl. Haruka grinste ihn nur verspielt an. „Quatsch! Du magst es doch.“ Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Nein, tue ich nicht.“ „Jaja, du sagst auch immer, du magst es nicht, wenn dich Mädchen umschwärmen. Und lässt es letztendlich trotzdem zu.“ Abermals strich sich Shuu durch die smaragdgrünen Haare. „Ich habe nie gesagt, dass ich es mag. Außerdem ist das eine komplett andere Sache.“ Nun warf Haruka ihrem Freund einen fast spottenden Blick zu. Sie musste sich gar bemühen, nicht lauthals aufzulachen. „Das ist keine andere Sache, Shuu! Gib es schon zu, dass du es magst.“, versuchte Haruka ihren Freund zu provozieren. Jetzt war es der Grünhaarige, der seine Lippen zu einem Grinsen verzog. „Eifersüchtig?“ Beleidigt drehte Haruka den Kopf von ihm ab. „Tss. Von wegen.“ Unerwartet packte Shuu die Braunhaarige an den Handgelenken, zog sie mit einem kräftigen Ruck über seine Beine. „Gib es zu, dass du vor Eifersucht nur so brodelst.“ Haruka hingegen stieg die Zornesröte ins Gesicht. Doch ehe nur ein Wörtchen über ihren Mund kam, verschloss Shuu ihre Lippen mit den Seinen. Zunächst stemmte sich das Mädchen gegen ihn, gab aber dann schließlich nach. „Idiot.“, flüsterte sie leise, nachdem sie sich wieder getrennt hatten. „Immer doch.“, murmelte er und streichelte ihr über die Wangen. Sich an seine Schulter lehnend, schloss sie die Augen. Eine wohlige Wärme umgab ihr Herz. War es Shuus Nähe, die sie umgab?
    Jäh in diesem Moment der Stille und des Friedens öffnete sich natürlich einer von Harukas Pokébällen. Daraufhin befreite sich das Lugiababy sich aus seinem Gefängnis. Empört, dass es vernachlässigt wurde, quengelte das Kleine.
    „Da ist wohl einer wütend.“, Shuu blickte auf Lugia. „Haruka, du hast dein Kind vernachlässigt.“ Mit einem Mal war die Braunhaarige auf die Füße gesprungen. „Du hast sicher Hunger!“ Lugia hielt den Kopf schief. Sobald Haruka die Dose des Aufzuchtsfutter in den Händen hielt, begriff es was Haruka ihm sagen wollte: Futter! Und klar, war es hungrig, so hungrig, dass es fast ein Dutzend von dem Inhalt der Dosen herunter schlingen konnte.
    Lugia drängte sich gierig zu seiner Mama, die in eine Schüssel die katzenfutterartige Nahrung füllte, und mit einem Messer, welches sie dabei hatte, noch frische Kost dazu schnitt. Beeren, Obst, Gemüse, alles was gesund war eben.
    Shuu beobachtete sie währenddessen, er konnte seine Augen einfach nicht von ihr nehmen. Ein Lächeln umgab seine Lippen.
    Haruka richtete sich letztendlich auf, als sie zufrieden feststellte, dass dem Baby das Futter anscheinend schmeckte.
    Nachdem Shuu seine Gedanken und Gefühle wieder geordnet hatte, trafen sich die Blicke der zwei Jugendlichen. Für einen Augenblick stutzte das Mädchen über den Ausdruck in seinen Augen; sie wirkten sanft, zärtlich und so unendlich anziehend. Doch gleich darauf verschwand dieser Spiegel seiner Gefühle in den Augen. „Hm? Was ist?“, kam es von dem Jungen. Die Angesprochene schüttelte nur den Kopf. „Scho-Schon gut.“ Shuu stieß sich von der Mauer ab, sodass er geradewegs mit den Füßen den Boden zu fassen bekam. Nun stand er in Harukas unmittelbarer Nähe. Seine grünen Augen fixierten die Braunhaarige fest. „Ach ja?“ In seiner Stimme schwang ein Unterton von Spott mit.
    Haruka war nicht fähig in diesem Moment etwas darauf zu erwidern. Zu sehr war sie von ihm fasziniert. Ihr wurde schlagartig klar, dass sie zu viele Sekunden ihn angestarrt hatte. „De-Denk je-jetzt nichts Falsches!“
    Verdammt, sie stotterte und stammelte! Dabei benahm sie sich wie ein frisch verliebter Teenager. Am Liebsten wäre sie GENAU in diesem Augenblick in ein Loch im Erdreich gekrochen. Einfach irgendeins, in dem sie sich verstecken konnte.
    Doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Zu ihrem Pech, denn Shuu führte seine altbekannte Geste wieder vor, mit der er Haruka jedes Mal zur Weißglut brachte. „Ich und Falsches denken?“ Grinsend warf er ihr einen verächtlichen Blick zu.
    Auf Harukas Stirn begann eine Ader zu pulsieren. „D-Du bist ein verdammter, blöder-“ Weiter konnte das Mädchen ihren Beleidigungsversuch nicht fortsetzen, denn Shuu schnitt ihr abermals mit einer raschen Handbewegung das Wort ab. „Du bist so süss, wenn du dich aufregst, Haruka.“
    Sie hätte alles andere erwartet, aber KEIN Kompliment, was aus Shuus Munde stammte! Wieder verschlug es ihr glatt die Sprache, jedoch erschien ein schwacher Rotschimmer auf Harukas Gesicht und sprach glatt Bände über ihre aufgewühlten Gefühle. „Und wenn du rot wirst, bist du umso niedlicher.“
    Haruka spürte, wie ihr die Wärme in die Wangen schoss, eine unerträgliche Hitze machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    Okay, 1:0 für Shuu. Sein Plan ging auf. Trotzdem überlegte er, ob er sie weiter aufzuziehen sollte. „Und du bist-“ Diesmal unterbrach ihn Haruka. „HÖR VERDAMMT NOCHMAL AUF! JA, GRINS NICHT SO, MISTER ROSE!!“, brüllte das braunhaarige Mädchen so unerwartet, dass Lugia vor Schreck zusammen zuckte und das Weite hinter der Mauer suchte.
    Der Grünhaarige hasste es, wenn Haruka ihn so nannte, und das tat sie nur, wenn sie definitiv wütend war. Da es der Fall war, ärgerte sich Shuu natürlich über seine eigene Dummheit sie so zu reizen. Gewiss würde der junge Koordinator dies niemals freiwillig zugeben…
    Nun ja, das erste Mal, als Haruka ihn so nannte, hatten beide ein junges Mädchen kennen gelernt. Wakana hieß sie und war furchtbar in Shuu verliebt. Haruka war für das junge Mädchen eine Nebenbuhlerin und setzte fast alles daran Anerkennung bei Shuu zu gewinnen. Aber erfolglos. Tja, gegen wahre Liebe ist wahrlich kein Kraut gewachsen.
    Einem Vorwurf hingegen Shuus warf die Braunhaarige ihm den Namen ‚Mister Rose’ an den Kopf, was ihn früher ebenfalls den Scham ins Gesicht gezaubert hatte.
    „Jetzt werden wir auch noch hinterhältig.“, bedauerte der Grünhaarige brummend.
    STRIKE! 1:1, Ausgleich! Triumphierend beäugte Haruka den Grünhaarigen. „Tss. Denken dir jetzt nichts dabei, nur weil du glaubst, dass du besser bist als ich.“ Mit seiner üblichen arroganten Geste schnippte Shuu sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und unterstrich somit seine Haltung gegenüber seiner Freundin. Dabei warf er ihr so einen höhnischen Blick zu, dass er fast zu weit ging!
    Dennoch schaffte es der Junge Haruka wütend zu machen. „ACH JA?! Will Mister Oberschlau etwa herausfinden wer von uns besser ist?“
    Shuu lachte kurz auf. „Wen du willst.“, erwiderte er lässig. „Okay! Du legst es ja, wie immer darauf an.“
    Abermals belustigte Shuu sich über Harukas leichte Reizbarkeit. „Du bist zu süss, wenn du dich aufregst.“
    „SHUU!!! HÖR AUF!“
    Tja, wie heißt es so schön? - Was sich liebt, das neckt sich!

  • ^^
    Endlich wieder Liebeleien! Hab' mich so gefreut als Die beiden wieder mit ihrem geturtele angefangen haben. Ich lieebe diese Teilchen*bliss* Tjo, sonst gibt's an sich net viel zu sagen...Obwohl, doch schon. Mir ist aufgefallen, dass du als Synonym für eine Person oft die Haarfarbe benutzt- also braunhaarig für Haruka, für Shuu grünhaarig usw...sogar für den alten Herrn Eibe hast du weisshaarig benutzt XD Ist nicht schlimm, aber(für mich jedenfalls) leicht irritierend. Es könnten ja auch noch andere, gleichhaarfarbige in der Nähe sein...und wen meinst du dann XD
    Nja, alles in allem wieder zwei gelungene Kapis, zu denen exzellenter...(den Rest kennst du^^)
    Tjo, sonst gibt's nur noch diese einzige Bemerkung zu machen: schreib schnell weiter!^^

  • 10. Kapitel


    Das Dorf der Blumen (Teil I)


    Noch immer rieb sich Shuu seine Wange, die leicht gerötet war und ein schwacher Abdruck einer Hand zu erkennen war. Es brannte etwas, aber zugegeben, dass beide, vor allem er mit seinen Provokationen, übertrieben hatten, würde er selbstverständlich niemals tun. Vorsichtig warf der Grünhaarige einen Blick auf Haruka, die ihm den Rücken gekehrt hatte. Doch im selben Moment schielte auch sie über die Schulter. „Was guckst du?“, fauchte sie angriffslustig, wie eine Katze.
    Shuu erhob sich und trat auf Haruka zu. „Bist du wütend auf mich?“, fragte er. Haruka blickte irritiert auf. Bitte was? Shuu hatte sie mit voller Absicht zur Weißglut gebracht und jetzt fragte er, ob sie sauer auf ihn war? War das jetzt ein Scherz?
    Kühl drehte Haruka den Kopf weg und zeigte ihm die kalte Schulter. „Ist das nicht offensichtlich?“, erwiderte sie schroff. Shuu kniete sich vor das Mädchen. „Kann es sein, dass der Stolz der jungen Dame angekratzt ist?“
    Haruka plusterte die Wangen auf. „Mein Stolz? Du fragst nach meinem Stolz? Möchtest du etwa auch noch einen schönen Abdruck an deiner anderen Wange haben?“
    Shuu lachte kurz in sich hinein. „Sicherlich nicht.“ „Ach ja? Warum fragst du dann?“ Sich wieder durch die Haare streichend, schwieg der Angesprochene. „Weil… Weil ich…“ Shuu erhob sich rasch und wandte sich ab. Haruka schaute ihn ratlos an. Was versuchte er ihr zu sagen? Ungefähr eine Minute verstrich, Haruka konnte nicht genau sagen, ob tatsächlich eine Minute verstrichen war, als Shuu ihr wieder in die blauen Augen sah. „Ich möchte mich entschuldigen. Es war nicht fair dich dermaßen in Verlegenheit zu bringen.“
    Vor Verblüffung blieb Haruka der Mund offen, so überrascht war in diesem Moment. „Mach den Mund zu. Das steht dir nicht.“ In seinen Augen funkelte ein höhnischer Glanz wider. „Du tust es schon wieder!“, fauchte Haruka. Shuu machte ein unschuldiges Gesicht als ob ihn kein Wässerchen trügen würde. „Was tue ich?“ „Versuchen mich zu provozieren!“, erwiderte das Mädchen empört. „Ich? Ich doch nicht. Das musst du dir einbilden.“ Rasch trat Shuu an sie heran und legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, bevor sie überhaupt protestieren konnte. „Sag nichts.“, bat Shuu sie mit flüsternder Stimme. Haruka schlug die Augen nieder um nicht in seine magisch anziehenden Augen sehen zu müssen. „Ach Shuu… Du bist so ein Idiot.“ Der Grünhaarige lächelte leicht. „Ich weiß.“


    Später setzten Haruka und Shuu die Reise nach Flori fort. Ohne weitere Stichelei und gegenseitiger Provokation natürlich.
    Je näher sie der Bergwelt kamen, desto trister und steiniger wurde der Weg zur Höhlenpassage, die Flori mit Jubelstadt und umgekehrt verband. Der Pflanzenwuchs nahm ab, dagegen aber erhob sich langsam eine hohe Gesteinwand vor ihnen. Allerdings war diese noch in weiter Ferne. Shuu konnte nicht sagen, wie lange sie noch brauchten, darum zuckte der Junge nur mit den Schultern als Haruka wissen wollte, wie weit es noch war und ob sie heute noch ankamen.
    Doch die Sonne neigte sich nun langsam und der Abend kündigte sich an. Viel hatten sie am heutigen Tag wohl nicht zurückgelegt, aufgrund ihrer Flirterei. So entschieden sich beide für die Übernachtung im Freien, obwohl Haruka ganz flau im Bauch war. Irgendetwas sagte ihr, dass etwas passieren würde.
    Nachdem sie sich gemeinsam ans Feuer gesetzt hatten, nachdem und Lugia versorgt war, bemerkte Shuu Harukas Nervosität. Er rückte noch etwas an sie heran und legte zögernd seine Hand auf ihr Knie. „Hey, was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so still.“ Haruka blickte ihn seine smaragdgrünen Augen, sie konnte nicht wirklich sagen, was sie bedrückte. Immerhin war es nur ein Gefühl ihres Bauches. „Ni-Nichts. Es ist alles okay.“ Er starrte sie durchdringend an, da Haruka leicht ins Stottern kam. „Du hast doch nicht etwa Angst im Dunkeln?“, versuchte der Grünhaarige sie wieder (mal) zu provozieren. Der Blick der Braunhaarige schnellte zu Shuu. Er grinste sie an, doch im Moment nahm das Mädchen diese Tatsache nicht wahr. „Nein! Hab ich nicht!“, protestierte Haruka vehement. „Ach ja? Wovor denn dann?“ Seinem Blick ausweichend, starrte die Angesprochene umher. Zwar gab es keine Verstecke für die vermeintliche Gefahr, denn von Wald waren sie nicht umgeben. Trotzdem blieb dieses ungewisse Gefühl. „Ich hab so ein komisches Gefühl… Irgendetwas wird heute Nacht passieren.“, erzählte sie schließlich. „Ich weiß es klingt absurd und sicherlich hälst du mich jetzt für eine Idiotin oder so was.“
    Shuu schaute sie schweigend an und streichelte ihr nun beruhigend über den Oberschenkel. „Mach dir keine Sorgen.“ Der Grünhaarige beugte sich vor, sodass er mit seinen Lippen nah an ihrem Ohr war. „Egal was passiert, ich beschütze dich.“ Ein schwaches Lächeln zierte Harukas Lippen.
    Unerwartet schreckte Lugia aus dem Schlaf und reckte den Hals. Unsicher warf es den Kopf hin- und her, dabei blickte er suchend über das niedrige Felslandschaft. Ein dunkler Schwarm war am blauschwarzen Himmel erkennbar. Verstört kreischte Lugia und sprang ruckartig auf um sich zu Verstecken. Nun hob auch Shuu seinen Blick zum Himmel empor. Harukas Magen verkrampfte sich bei diesem Anblick. War ihr ungutes Gefühl nun doch keine Einbildung gewesen? Kurz schloss sie die Augen um die Nerven zu behalten. Währenddessen erklang die Stimme des PokeDex: „Kramurx – Das Finsternis-Pokémon: Wanderer lockt es tief in den Wald und führt sie in die Irre. Sie stehen für das Unglück was sie bescheren sagt man, wenn man sie bei Nacht sieht.“
    Ein Schwarm Kramurx also… „Wir sind wohl in ihr Territorium eingedrungen.“, flüsterte Shuu leise zu Haruka, die wie betäubt hinter ihm stand.
    Die dunklen Vögel näherten sich mit großer Schnelligkeit und rissen kurz vor ihrem Ziel begierig den Schnabel auf. „Haruka?“ „Huh?“, kam es von ihr. „Wir müssen kämpfen!“, sagte Shuu und zwischen den Fingern hielt er drei Pokébälle. „Nachtara, Roselia, Sheinux, ich brauche euch!“ Das übliche Geräusch der sich öffnenden Pokébälle ertönte und die gerufenen Pokémon erschienen im Lichtschein. „Rose-Roselia!“ „Nach-tara tara!“ Sheinux knurrte dagegen nur verwegen.
    Nun schossen auch die ersten Kramurx aus dem Schwarm auf die Pokémon zu. „Roselia, benutz Zauberblatt, Nachtara Spukball und du Sheinux Funkensprung!“
    Egal wie schnell ihre Attacken einsatzbereit waren, die Kramurx waren kluge und besonders flinke Pokémon, die den Angriffen der Gegner leicht ausweichen konnten. Der misslungene Angriff wurde mit einer heftigen dreifachen Verfolgung der Kramurx gebüßt. „Verdammt.“ Shuu drehte sich zu Haruka. „Haruka! Du musst mir helfen.“
    Die Braunhaarige blickte erstaunt zu Shuu. „Was? Wie?“ „Die Kramurx! Sie greifen uns an.“ Das Mädchen nickte nur und befreite auch Psiana und Gallopa aus ihren Pokébällen. „Flammenwurf und Psiana Psychokinese!“ Der Flammenwurf Gallopas erfolgte so rasch, dass einige der Kramurx nicht rechtzeitig das Weite suchen konnte. Doch die darauf folgende Psychokinese zeigte keine Wirkung bei den nachtaktiven Vögeln. „Was? Keine Wirkung?“, stellte Haruka etwas geschockt fest. Shuu verdrehte währenddessen die Augen. „Hast du etwa vergessen, dass Psycho Attacken keine Wirkung auf Unlicht Pokémon haben?“, erinnerte er sie an die Typ Vor- und Nachteile. „Stimmt… Dann müssen wir es eben anders machen. Ruckzuckhieb und dann hau ihnen deine Spukbälle um die Ohren!“ Nur die Umrisse Psianas waren zu sehen und die verschreckten Kramurx, die plötzlich verwirrt feststellten, dass der Feind unter ihnen war. Doch nun bekamen sie einen Spukball nach dem Anderen zu spüren. K.O. segelten die Kramurx zu Boden und blieben erschöpft liegen.
    Leichtfüßig landete die zartfarbene Katze auf dem Boden, wurde aber dann von einem heftigen Flügelschlag zurückgeschleudert. Ein Kramurx hatte die Wehrlosigkeit Psianas bei ihrer Landung ausgenutzt und sie hinterhältig angegriffen. Gott sei Dank reagierte Shuu schnell und rächte dies, indem er Nachtara den Angriff zum Eisenschweif erteilte und dieser folglich das rabenähnliche Pokémon zu Boden gehen ließ. Derweil konnte sich Psiana einigermaßen wieder erholen und war bereit den Kampf fortzusetzen. „Danke Shuu!“, rief Haruka ihrem Freund zu. Dieser nickte ihr nur und wandte sich schließlich den nächsten herabstürzenden Kramurx zu. „Roselia, lenke sie mit Zauberblatt ab und du Nachtara, mach dich bereit für einen Hyperstrahl.“, befahl der Grünhaarige ruhig. Roselia gehorchte ihrem Trainer und beschoss den Schwarm mit scharfkantigen Blättern. Geschickt wichen sie dem Angriff aus, jedoch hatten sie nicht damit gerechnet, dass der Zauberblatt niemals sein Ziel verfehlte.
    Die übrigen Kramurx schienen nun verunsichert zu sein, ob sie angreifen sollten. Ihre Kameraden waren zu erschöpft um überhaupt zu fliehen. Sollten sie ihre Gefährten rächen? Eines der schwarz gefiederten Vögel wandte sich zu seinen Kameraden herum um sich mit ihnen zu verständigen. „Krah-Kra-murx!“, kam es von dem Pokémon. Schließlich machte der Schwarm den Anschein wieder anzugreifen. Doch plötzlich tauchte ein dunkler Schatten über den Kramurx auf. „Kra-Kramshef!“ Das Pokémon hatte starke Schwingen, die einen leicht bläulichen Ton besaßen.
    „Kramshef – Das Anführer-Pokémon: Es lässt sich von Kramurx das Essen bringen und fliegt mit ihnen durch die Nacht.“ Harukas PokéDex verstummte. „Es ist der Anführer des Schwarms!“, rief Haruka. Shuu bejahte diese Erkenntnis nur knapp. „Ja, und anscheinend haben wir es wütend gemacht.“
    Das hatten sie wirklich. Immerhin hatten Haruka und Shuu über die Hälfte des Schwarms ausgeschaltet. „KRAMSHEF!!“, kreischte das dunkle Pokémon zornig und stürzte sich mit weiß glühenden Flügeln auf Haruka und Shuu. „Verdammt, es ist schnell!“, fluchte Haruka. „Flammenwurf, Gallopa!“
    Das Feuerpferd stellte sich vor Shuu und seiner Trainerin und spie einen gewaltigen Flammenwurf auf Kramshef, welches allerdings blitzschnell ausgewichen war. Es ließ keine Sekunde verstreichen und griff direkt wieder an. „Sheinux, Funkensprung.“ Das kleine blaue Elektro Pokémon sprang Kramshef mutig entgehen. Von Blitzen wurde es umhüllt und schockte Kramshef fürchterlich. „Krraaaaahhh!“ Ein dumpfer Aufprall erfolgte als das geflügelte Pokémon auf dem Boden gefallen war und gleich darauf wieder aufstand. Seine Anhängsel, die Kramurx, gaben einen fauchenden Laut von sich und öffneten ihre Flügel um sich auf Shuus Sheinux zu stürzen. Doch Kramshef breitete seine Flügel aus und stoppte die Kramurx, bevor sie überhaupt agieren konnten. Schließlich wandte es sich Shuu und Sheinux zu. „Kra-Kra!“
    Shuu blickte das Pokémon ruhig an. „Du forderst mich heraus?“ Kramshef nickte. „Dann sollst du deinen Kampf haben! Sheinux, los geht’s!“ „She-Sheinux!“, machte das Pokémon und trat Kramshef tapfer entgegen. „Shuu! Du willst echt gegen Kramshef kämpfen?“ „Sieht doch so aus, außerdem kommen wir dann endlich zur Ruhe.“ Haruka war nun nicht mehr fähig etwas zu erwidern. Shuu drehte sich von Haruka weg. „Benutz Tackle.“ Sheinux lief auf Kramshef zu, das sich soeben in die Luft erhoben hat und hinderte es an dessen Angriff, indem das Unlicht Pokémon abermals Flügelschlag einsetzte. Sheinux flog durch die Luft und kam hart auf dem Boden auf. Nichtsdestotrotz stand es wieder auf. „Gut gemacht. Jetzt Ladevorgang!“
    „Shei!“ Um den Körper Sheinux’ sammelten sich kleine Blitze. Kramshef griff unwissend wieder an und setzte eine Attacke ein, die für Haruka und Shuu völlig unbekannt war – den Nachthieb. Aber Sheinux war furchtlos und nahm kaum Schaden dadurch. „Und jetzt Funkensprung!“ Rasend spurtete Sheinux auf Kramshef und versetzte ihm einen heftigen Stromstoß. Das Unlicht Pokémon strauchelte, und griff dann wieder Sheinux an. „Ausweichen, beiß dich dann fest!“ Mit einem wendigen Sprung wich Sheinux Kramshef aus und biss sich schließlich am linken Flügel hartnäckig fest. Der Anführer der Kramurx versuchte Sheinux abzuschütteln, doch das blaue Pokémon ließ nicht los.
    Schon nach wenigen Minuten war Kramshef diesem Ausdauerkampf nicht gewachsen und ermüdete rasch. „Beenden wir es noch einmal mit Funkensprung.“ Wieder entlud Sheinux seine geladene Energie und vollendete nun den Kampf. Kramshef ging in Folge dieses Angriffes zu Boden und Sheinux war stolz über den Sieg gegen Kramshef.
    Shuu stattdessen holte einen leeren Pokéball hervor und warf diesen auf Kramshef, doch es schlug den Pokéball mit dem Flügel zurück zu Shuu. Anscheinend hatte es noch genügend Kraft gehabt um nicht gefangen zu werden.
    Schließlich erhob sich Kramshef, warf Shuu und Haruka einen letzten Blick zu und flog, mitsamt der Kramurx, fort.
    Haruka atmete auf und ihre Pokémon ebenfalls. Shuu streichelte Sheinux über das weiche, immer noch statisch aufgeladene Fell. „Das hast du gut gemacht. Du kannst dich ausruhen.“ Über glücklich zog sich Sheinux in seinen Pokéball zurück. „Ihr ward alle gut. Ruht euch aus.“ Mit diesen Worten holte Shuu Roselia und Nachtara in ihre Pokébälle zurück. Anschließend wandte sich Shuu der Braunhaarigen zu. „Tss, und du hast dir Sorgen gemacht.“, meinte dieser. Haruka drehte sich ihren Pokémon zu. Psiana war etwas verletzt, an der Pfote genauer gesagt, dabei wirkte sie sehr erschöpft. „Ich kümmer mich um dich, Psiana. Keine Sorgen. Das wird schon.“ Shuu aber widersprach: „Du siehst müde aus, Haruka. Du solltest dich hinlegen.“ „Und Psiana? Was ist mit ihrer Wunde?“, erwiderte sie empört. „Das kann ich doch auch machen.“, äußerte sich Shuu. „Du hast dich noch nie um meine Pokémon gekümmert, Shuu! Wieso willst du das auf einmal?“ Nun schaute Shuu etwas gekränkt seine Freundin an. „Man darf doch seine Meinung ändern, Dummkopf. Du legst dich jetzt hin.“
    Ihr blieb ja auch nichts anderes übrig als sich in ihrem Schlafsack einzurollen und dabei zu sehen, wie Shuu dem Psycho Pokémon eine kühlende Salbe auf die Verletzung schmierte und anschließend einen Verband darum wickelte.
    Danach fiel auch er müde und ausgelaugt in seinen Schlafsack und schlief endlich ein…


    Nach der aufregenden Nacht schliefen Shuu und Haruka etwas länger als es vorher geplant war. Geweckt wurden sie nicht durch die Sonnenstrahlen, sondern durch ein silbernes, kleines Monster mit schwarzen Augen.
    Haruka schlug verschlafen die Augen auf und erschrak als sich Lugia über sie beugte. „Lu-Lugia… Du bist es…“ Den Kopf schief legend, betrachtete das Pokémon Haruka.
    Shuu wachte nun auch langsam auf und streckte sich. Dann blickte er hinüber zu Haruka und Lugia. „Wo warst du eigentlich schon wieder? Wir hätten dich heute Nacht ganz gut gebrauchen können.“ In ihrer Stimme schwang ein Ton von Vorwurf mit. „Was wirfst du ihm vor, Haruka? Es ist noch jung und hat kaum Erfahrungen beim Kämpfen.“ Haruka blinzelte zu ihm. Die Sonne blendete sie einwenig. „Eben! Es wird Zeit, das er etwas lernt.“
    Shuu erwiderte nichts zu ihrem Plan Lugia das Kämpfen beizubringen. In seiner Sicht war es noch zu früh dazu, doch Haruka widersprechen wollte er nicht. Schließlich war der Tag noch lange nicht vorbei und wollte keinen Streit mit Haruka riskieren.

  • 10. Kapitel


    Das Dorf der Blumen (Teil II)


    Rasch hatten Shuu und Haruka ihr Inventar wieder verstaut und waren schon auf dem Weg nach Flori, der Stadt der Blumen. Doch dazu mussten sie nun erstmal die Höhle durchkehren die vor ihnen lag. „Hoffentlich kommt uns jetzt nichts mehr dazwischen.“, seufzte Haruka. Shuu lachte leise. „Nach der Karte ist der verwüstete Pfad schnell überwunden.“ Wieder seufzte Haruka. „Ich hoffe es. Ich hab tierischen Hunger! Und ich will ein weiches Bett für heute Nacht!“ „Du denkst schon fast, wie Satoshi nur noch ans Essen.“, meinte der Grünhaarige kühl. „Huch? Seit wann vergleichst du mich mit Satoshi. Und überhaupt… Seit wann interessiert dich Satoshi-kun?“ Schulterzuckend antwortete er auf ihre Frage: „Wir werden ihn sicherlich hier in Shinou über den Weg laufen.“ „Aber das ist doch ziemlich unwahrscheinlich, wenn du darüber noch einmal nachdenkst.“
    „Na ja, ich hätte nicht damit anfangen sollen. Los geht’s!“ Haruka folgte ihm in die Höhle, welche auch ‚der Verwüstete Pfad’ genannt wurde. Warum er so hieß hätte Haruka gerne gewusst, wenn ihr Hunger und das Bedürfnis nach Schlaf sie nicht plagen würde.
    Es war relativ dunkeln, aber man konnte durchaus ohne Hilfe eines Pokémon durch finden. Man musste nur auf den Boden achten, denn kleine Felsen waren überall verteilt. Sie sahen leicht brüchig aus und ein Pokémon hätte sie mit einer speziellen Attacke, den Zertrümmerer, leicht zerstören können.
    Haruka zuckte leicht zusammen als zwei Zubats knapp an ihrem Gesicht vorbei flatterten. „Das waren nur zwei Zubats.“, beruhigte Shuu sie. Haruka grummelte. „Willst du mich als Angsthase bezeichnen?“ „Nicht unbedingt, aber du tust im Moment alles um dir diesen Titel zu verdienen.“, erwiderte er leicht höhnisch. „Pff.“ Beleidigt ging die Braunhaarige an Shuu vorbei. Dieser schüttelte nur leicht den Kopf. Auch wenn sie sich kindisch benahm, hatte Shuu nur Mühe ihr keinen Spruch hinterher zuwerfen.
    Haruka war so gekränkt, dass sie nicht bemerkte, dass ein Kleinstein im Weg lag. Man konnte diese Gestein Pokémon leicht mit einem Felsen verwechseln. „Haruka! Vorsicht, da ist ein-“ Doch zu spät. Die Braunhaarige fiel tollpatschig über das Kleinstein und schlug hart auf dem Boden auf. „Autsch, autsch, autsch.“, ächzte sie.
    Das Kleinstein war alles andere als begeistert und setzte zu einem Walzerangriff an. „Haruka!!“ Shuu stieß Haruka zur Seite und wurde von dem Gestein Pokémon gegen die Wand geschleudert. Sich vor Schmerz krümmend, lehnte sich der Grünhaarige an die Steinwand und hielt sich die Schulter. „Oh mein Gott! Shuu!“ Haruka ignorierte ihre eigenen Schmerzen im Augenblick. Wichtiger war es ihr gerade, dass Shuu sich vor sie geworfen hatte und selbst den Zorn des Kleinsteins zu spüren bekommen hatte. „Es geht schon.“, presste Shuu unter zusammengekniffenen Lippen hervor. „Du lügst! Du blutest.“ „Nein, nur ein Kratzer.“, erwiderte Shuu. „Von wegen!“, keifte Haruka. „Bis zum Pokémon Center werde ich es wohl aushalten.“, meinte der junge Trainer. Er wollte nicht vor ihr schwach sein. Auf keinen Fall! Sein Arm pochte und der Schmerz vergiftete seinen Körper. „Zu Fuß brauchen wir noch länger. Du reitest auf Gallopa vor.“, schlug Haruka vor. „Nein!!“, widersprach Shuu. „Auf keinen Fall!“ Irritiert schaute das braunhaarige Mädchen Shuu an. „Huh?“ „Ich lasse dich nicht alleine.“, seine grünen Augen fixierten Haruka starr. „Na gut. Dann beeilen wir uns lieber besser.“ Shuu atmete auf und zwang sich, trotz der Last der Wunde, ein Lächeln auf die Lippen. „Worauf warten wir denn noch? Ich sehe schon einwenig Licht.“
    Tatsächlich war das Tageslicht zu sehen am Ende des Tunnels. Angespornt dadurch setzten Haruka und Shuu ihren Weg fort. Nur das Haruka Shuu nun keine Sekunde mehr aus den Augen ließ. Dieser quälte sich mit den Schmerzen. Er wagte nicht den Arm zu bewegen. Haruka ahnte nichts von alldem und das er zu stolz war.
    Dank Harukas schnellem Schritttempo waren sie schon am Ende des Tunnels angelangt. Das helle Sonnenlicht blendete sie einwenig, obwohl sie noch nicht mal eine Stunde in der Höhle gewesen waren. „Wir haben es bald geschafft, Shuu!“, munterte das Mädchen ihren Gefährten einwenig auf. Stumm bewegte er nur den Kopf.
    Die Route auf der sie sich nun befanden, war die Fortsetzung der Route 204 und hier war diese sehr pflanzenreich. Überall wuchsen schöne Blumen. Ein aromatischer Duft erfüllte die Luft. „Na komm!“ Haruka setzte ihren Weg weiter fort um schnell zu ihrem Ziel gelangen. Shuu folgte ihr langsam. Sein Arm pochte immer noch wie verrückt und das Blut tränkte nun schon auch leicht seine Jacke. Doch die rötlichen Flecken auf seiner Jacke kümmerte ihn wenig. Sein Gedanke galt gerade dem Wettbewerb. ‚Kann ich jetzt in meiner Verfassung an dem Wettbewerb teilnehmen?’, schoss es ihm durch den Kopf. Haruka drehte sich besorgt zu Shuu. Er sprach seit einer ganzen Weile nicht mehr. „Shuu? Alles in okay?“ Shuu hob den Kopf. Seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren. Haruka ging zu ihm und berührte ihn am unverletzten Arm. „Shuu?“
    Der Angesprochene blickte ihr in die Augen. Sein Gesicht wurde wütend. „Das hast du doch mit Absicht gemacht!“ „Wa-Was?“ „Du bist mit voller Absicht über Kleinstein gestolpert, damit ich nicht am Wettbewerb teilnehmen kann!“, warf er ihr an den Kopf. Zunächst war Haruka unfähig etwas darauf zu erwidern. „Wieso sollte ich das tun? Damit ich einen Rivalen weniger habe oder wie?“
    Shuu drehte sich weg. „Außerdem hättest mich dann nicht beschützen sollen!“ Immer noch schwieg er. „Warum hast du das getan?“ In ihren Augenwinkeln bildeten sich Tränen. „Sag! Warum hast du mich dann beschützt?“
    Nun wurde Shuu schlagartig klar, was er soeben Haruka, seiner Freundin, an dem Kopf geworfen hatte. Reue befiel ihn. Er wandte sich ihr zu. Tränen. Ihre Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Shuu hätte sich ohrfeigen können. „Haruka… E-Es tut mir Leid.“ Sie schluchzte. „I-Ich we-weiß selber nicht, was in mich gefahren ist.“ Er verstummte kurz und hörte nur noch Harukas Schluchzen. „Verzeihst du mir?“
    Am liebsten hätte Haruka ihm eine heftige Ohrfeige gegeben. Doch sie konnte nicht. Seine smaragdgrünen Augen funkelten schwach. Ihre Augen fielen auf seinen verletzten Arm. „De-Deine Ja-Jacke…“, stammelte sie. Shuu blickte herab. Unbekümmert zuckte er nur die Schultern. „Lenk nicht ab.“, erwiderte er.
    Haruka antwortete ihm nicht. Sie kehrte ihm nur den Rücken zu und ging weiter. Shuu blieb verwirrt zurück. „Kommst du jetzt?“ „Ja.“, brummte der Grünhaarige.


    Haruka und Shuu erreichten nach kurzer Zeit die Stadtgrenze von Flori. Auf den ganzen Weg vom verwüsteten Pfad bis nach Flori hatten Haruka und Shuu kein Wort miteinander gewechselt. Haruka war sauer und das konnte Shuu auch spüren. Dieser ärgerte sich natürlich, dass er Haruka die Schuld gegeben hatte für diesen ‚Unfall’.
    Die Stadt Flori war klein und eher als ein Dorf zu bezeichnen. Doch die Umgebung von Flori war wunderschön. Überall wuchsen Blumen vielerlei Farben. Man sagt, dass der Hügel damals kahl und unfruchtbar war. Pflanzen Pokémon änderten dies und daraus entstand dieses wunderschöne Blumenmeer und natürlich das Dorf Flori.
    Haruka machte Halt und lugte nur über die Schulter zu Shuu. „Wir gehen jetzt sofort zum Pokémon Center. Vielleicht kann Schwester Joy etwas für dich tun.“ Schweigend nickte der Angesprochene und folgte wieder der Braunhaarigen.
    Das Pokémon Center lag zentral im Dorf. Durch das rote Initiale „P“ war es unschwer zu erkennen und die jungen Koordinatoren steuerten geradewegs darauf zu.
    Die Schiebetür öffnete sich automatisch als sie im Tastbereich der Tür kamen. Shuu hielt kurz an und sah sich um. Obwohl der Wettbewerb in zwei Tagen war, hielten sich schon einige Trainer innerhalb von Flori auf. Haruka kümmerte sich nicht um ihre vermeintliche Konkurrenz und ging geradewegs auf Schwester Joy am Tresen zu. Shuu machte es ihr nach und lehnte sich ausversehen mit der verletzten Schulter ans Holz. Zwischen zusammengepressten Zähnen ließ er zischend Luft entweichen. Gott sei Dank bemerkte Haruka nichts!
    „Schwester Joy?“, sprach Haruka die Krankenschwester an. Diese schaute von ihrer Arbeit auf. „Ja?“ „Wir hatten einen Unfall.“ Schwester Joy zog die Augenbrauen hoch. Dabei fiel ihr Blick auf Shuu und dessen blutdurchtränkten Ärmel. „Du blutest ja! Hat es mit dem Unfall zutun?“ Haruka bestätigte folglich. Die Rosahaarige bat beide in ein Behandlungszimmer. Chaneira, die Assistentin von Schwester Joy, war ebenfalls im Raum.
    Die Krankenschwester drückte Shuu auf eine Liege. Desinteressiert präsentierte er ihr seinen Arm. „Was ist passiert?“ Vorsichtig krempelte Schwester Joy den Ärmel des Shirts hoch. Shuu verzog leicht das Gesicht als die Luft an die Wunde kam. Es brannte leicht. Trotzdem begann er die Geschehnisse zu schildern: „Meine Freundin ist über ein Kleinstein gestolpert im Verwüsteten Pfad und zum Schutz habe ich sie weggestoßen, sonst hätte Kleinstein sie verletzt.“ „Wie heldenhaft.“, lächelte sie. „Du kannst froh sein, solch einen Freund zu haben.“ Die letzten Worte richtete sie an Haruka, die etwas abseits stand.
    Die Wunde an Shuus Arm war zum Glück nicht tief; sie war eher oberflächig, trotzdem hatte es stark geblutet. „Du hattest Glück, das Kleinstein dich nicht ganz erwischt hat, sonst wäre dein Oberarm gebrochen.“ Shuu atmete insgeheim auf. Wenn dies der Fall gewesen wäre, dann hätte er sicherlich nicht am Wettbewerb teilnehmen können.
    Schwester Joy legte sich Verband, Kompresse und eine Salbe zurecht. Mit einer angefeuchteten Kompresse säuberte die Pokémon Krankenschwester die Wunde und verband sie letztendlich. „Am Wettbewerb kann ich doch teilnehmen, oder?“, erkundigte sich Shuu. Schwester Joy bestätigte ihm dies mit einem kurzen Nicken. „Ja, es sei denn, die Verletzung entzündet sich bis dahin, aber keine Sorge. Die Wunde sieht gut aus und wird schnell heilen.“ Sichtlich erleichtert war Shuu und so blickte er zu Haruka. Doch die war nicht mehr im Raum. „Haruka?“ „Cha! Chaneira-eira!“ Das rosafarbene Pokémon deutete auf die offene Tür. „Habt ihr Streit?“, fragte die Krankenschwester vorsichtig. Shuu reagierte zunächst nicht, schreckte dann aber letzten Endes doch auf. „Was?“ Irritiert blickte Shuu zu Schwester Joy. „Streit?“ Der Grünhaarige bejahte die Frage mit einem stummen Nicken. „Geh ihr nach.“, meinte Joy. „Na los.“
    Shuu tat, wie es Schwester Joy ihm empfahl. „Danke, Joy-san.“, sagte er und rannte dann hinaus auf den Flur.
    Haruka wollte gerade das Pokémon Center verlassen. „Haruka, warte! Bitte.“, rief Shuu. Die Braunhaarige hielt inne, wandte sich aber noch nicht zu ihm um. Langsam ging er auf seine Freundin zu. „Es tut mir Leid, Haruka. Ich war unfair zu dir. Ich hätte dir das nicht an den Kopf werfen dürfen.“
    Shuu hörte, wie Haruka leise lachte. Er war verblüfft. Lachte sie ihn aus? Nahm sie Shuu nicht ernst? „Shuu, du bist ein Idiot.“, erwiderte das Mädchen. „Aber ich liebe dich.“
    Mit diesen Worten umarmten sich die Beiden, jedoch nur kurz um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    „Dann werden wir wohl gegeneinander antreten.“, flüsterte Shuu. „Ich will nicht verlieren, Shuu! Auch nicht gegen dich. Merk dir das.“