*weiterselbstgesprächeführ* Liest hier überhaupt noch jemand außer mir? xD
Ok, die oben genannten Ideen hab ich mittlerweile verworfen. Aber wir warn übers Wochenende in Friedrichroda (im Berghotel oo), und da war mir so LANGWEILIG, dass ich mich sogar von einem Traum zu einer KS hab inspirieren lassen xD Sie ist etwas ganz besonderes, denn:
1. Sie ist meine erste KS, in der keine Pokémon vorkommen OoO
2. Sie ist meine erste Story, die an einem meiner Träume angelehnt ist.
3. Sie ist meine erste Kurzstory, die ich am Computer und nicht am Laptop verfasst habe und
4. Sie ist, glaube ich, meine kürzeste Kurstory bisher und wäre für das, was wir mal im Unterricht gemacht haben, trotzdem zu lang xDD
Edit: 5. Sie leitet die zweite Seite von Post Scriptum ein x3
HF ^^
Ich kann nicht behaupten, dass ich es je bewusst wahrgenommen habe. Genauso weiß ich nicht, wie es sich anfühlt, ohne zu leben oder wie es für einen von euch wäre, wenn ihr es plötzlich haben würdet. Wie beschreibt man schon etwas, das man sein Leben lang kennt? Spüren Sie Ihren Herzschlag? Nein, ich meine nicht, wenn Sie die Hand darauf legen, sondern so, durch die Brust. So ähnlich verhält es sich in mir, und das ohne, dass ich bewusst daran denken muss. Wenn es schneller pulsiert, so wie das Herz, bei Anstrengung, dann kann ich es fühlen, hören, wie es aktiver wird. Manchmal hatte ich wirklich das Gefühl, es bräche aus mir heraus. Doch ich lernte, damit umzugehen wie mit dem Atmen: auch wenn sich dieses äquivalent zum Herzschlag beschleunigt, kann man es, anders als das Herz, kontrollieren, kann bewusst den Atem verschnellern oder verlangsamen. So lernte ich also, es in mir zurückzuhalten oder nach Bedarf zu aktivieren. Wie sich das anfühlt, kann ich Ihnen nicht erklären; dazu müssten Sie erst verstehen, wie es sich in seinem Normalzustand anfühlt.
Dass ich kein normales Kind war, ahnten meine Eltern schon während der Schwangerschaft. Da ich einen großen Bruder habe, der vor seiner Geburt schon sehr lebhaft war, wusste meine Mutter, wie aktiv ein ungeborenes Baby sein kann. Ich hingegen bewegte mich so gut wie nie. Das erste Mal, so erzählten sie mir, als sie einen Tritt von mir spürte, war zwei Monate nach dem Zeitpunkt, wo mein Bruder ihr seinen ersten Schlag verpasst hat – im Verhältnis, versteht sich. Es gibt nichts Schöneres für eine werdende Mutter, das heranwachsende Leben in ihr zu spüren, mit jeder kleinen Bewegung. Doch nach dem ersten sanften Schlag blieb ich lange Zeit stumm, doch entgegen ihrer Sorge versicherte meinen Eltern der Frauenarzt, dass ich völlig gesund sei, ja dass er selten ein Baby gesehen habe, das sich so gut entwickelt. Lediglich meine Herzgeräusche im siebten Monat machten auch den Arzt stutzig, weil nach dem doppelten Aufschlagen der Herzklappen ein Geräusch wie splitterndes Glas zu hören war – nur sehr, sehr viel feiner und leiser. Im Fruchtwasser fand sich nichts, und auch das Blut, das sie mir abnahmen, zeigte nichts Ungewöhnliches – die Technik war noch nicht weit genug fortgeschritten, um es zu sehen. Es hatte gelernt und hielt sich bei folgenden Untersuchungen zurück.
Ich kam, wie meine Eltern später scherzten, genau pünktlich zu dem Datum zur Welt, das die Ärzte errechnet hatten, war im letzten Monat jedoch nicht mehr gewachsen und daher ein recht zierliches Neugeborenes. Dass ich bei der Geburt nicht schrie, besorgte vor allem meine Eltern, doch alle Untersuchungen, die man in den folgenden Minuten und Monaten mit mir durchführte, ließen nichts Ungewöhnliches erkennen. Ich schrie nie sehr viel; wenn ich Hunger hatte, natürlich, aber sonst war ich auch in den folgenden Jahren ein sehr stilles Kind. Auch wenn meine Entwicklung verlief wie bei allen anderen meines Alters lernte ich nur sehr spät das Sprechen. Ich soll immer nur daneben gesessen, erzählen meine Eltern und Bekannte, und aufmerksam jedem Redenden gelauscht und auf seinen Mund gestarrt haben. An meine ersten Worte kann ich mich erinnern: Wir waren am Meer im Urlaub und genossen das gute Wetter. Ich war etwas über drei Jahre alt, mein Bruder fast fünf und unendlich begeistert davon, schon mit Schwimmflügeln schwimmen zu können – wie es kleine Kinder nun mal sind. Anders als er und alle anderen Kinder spielte ich nicht im Sand oder sammelte Muscheln, sondern saß einfach nur da und beobachtete alles und jeden. Meine Eltern hatten sich schon daran gewöhnt, dass ich fast nie spielte, und wunderten sich daher nicht mehr oder forderten mich dazu auf. Gegen Nachmittag legten sie sich hin und nickten bald ein. Mein Bruder trug in dem Moment zwar keine Schwimmhilfe, wollte jedoch trotzdem unbedingt ins Wasser. Was genau dann passierte und vor allem wie, weiß ich nicht mehr, jedenfalls gelang es ihm, weit hinauszutreiben, dorthin, wo ein Erwachsener das Gesicht über Wasser halten konnte, ein Kind aber unterging. Er paddelte panisch und rief um Hilfe, doch keiner hörte ihn. Ich weiß noch genau, als ich ihn untergehen sah, bildete sich eine Art akustischer Tunnel, der alle Geräusche um mich herum aussperrte und eindämpfte, das Schreien meines Bruders aber zu mir trug, als stünde er direkt vor mir und kämpfe nicht hunderte Meter entfernt um Luft. Ich trat zu meinen Eltern und weckte sie, sagte: „Jonas ertrinkt“, und deutete aufs Mehr hinaus. Zuerst waren sie wie versteinert, hatte ich doch zum ersten Mal gesprochen, doch ein etwas dringlicheres „Er braucht Hilfe“ löste den Bann, und mein Vater war schon im Wasser, um den Jungen zu retten. Meine Mutter blieb und starrte mich weiter an, als sei ich eine Außerirdische – aber wer weiß, vielleicht bin ich das ja auch? Irgendetwas versuchen Sie doch hier über mich herauszufinden.
Vorhin haben Sie mich gefragt, wo die Schusswunde an meinem Arm ist, die irgendjemand von euch mir zugefügt hat. Nun, sie war nicht sehr tief und ist daher innerhalb eines Tages verheilt, aber selbst das ist ja schon sehr schnell – für menschliche Maßstäbe. Ja, das war bei mir immer schon so: egal, welche Wunde ich mir zuzog, vom kleinen Kratzer beim Sturz von der Schaukel – ich bin nie schlimm gestürzt, es war meine Tante, die unbedingt wollte, dass ich schaukle, obwohl ich es hasse – bis zum Schnitt in den Finger verheilt bei mir alles im Zeitraum von zwölf bis vierundzwanzig Stunden. Als ich kleiner war, hat es so lange gedauert, wie es wohl bei jedem dauern würde, aber mit jedem Mal, wo es sich zeigte – zum Beispiel durch den Geräuschetunnel am Strand – verkürzte sich diese Zeit um ein paar wenige Minuten, die sich mit der Zeit summierten. Auch bin ich noch nie krank gewesen; ich weiß noch, wie ich bei einer Grippewelle vor acht Jahren in der dritten Klasse die einzige auf meiner Schule war, die keine Krankheitssymptome gezeigt hat und vollständig gesund blieb. Ich habe auch noch nie Windpocken oder andere Kinderkrankheiten gehabt, auch wenn ich nie geimpft wurde. Aber warum erzähle ich Ihnen das schon? Sie schnüffeln mir doch überall hinterher.
Weil ich damit aufgewachsen bin, war ich mir stets sicher, dass jedes Kind so war, vielleicht sogar jeder Mensch. Ich fühlte mich nicht unbedingt als etwas Besonderes, auch wenn ich die einzige war, bei der ich in dem aus kleinen Wunden tretende Blut winzige Sterne sah. Nein, „Sterne“ ist vielleicht nicht das richtige Wort, mehr so etwas wie Staub, silberner Staub, der im grellen Sonnenlicht glitzerte. Ich war die einzige, die sie zu Gesicht bekam, diese Partikel zwischen meinen Blutkörperchen, weil die Augen normaler Menschen zu schlecht sind, um sie zu sehen. Sie haben sie ja gesehen, unter Ihrem Mikroskop, wie winzig sie sind. Ich weiß, Sie waren nicht gerade begeistert davon, als Sie in Ihr Labor kamen und meine Blutproben nur noch schwarzes Wasser waren – ich habe gespürt, was Sie im Begriff waren über mich herauszufinden, daher musste ich sie zerstören. Es war kein schlechter Trick, das mit meinem Hausarzt, der angeblich ein Virus in mir finden wollte, aber ich werde nicht krank, und mir wurde schnell klar, dass ich nicht auf AIDS untersucht werden sollte. Das mit den Vergewaltigungen an unserer Schule mag zwar stimmen, aber um mich hat der Kerl einen Bogen gemacht, und das ist für ihn auch besser so. Wie auch immer, falls Sie in Zukunft vorhaben sollten, mein Blut zu untersuchen, wissen Sie jetzt, was ich mit ihm durch den Staub anstellen kann, selbst wenn hunderte Kilometer und meterdicker Stahl mich davon trennen.
Als ich herausfand, dass ich nicht wie alle anderen war, schwor ich mir, es für mich zu behalten. Es war zwei Jahre nach dem Strandurlaub, dazwischen hatte es sich noch hin und wieder gezeigt, mal durch den Geräuschetunnel, mal durch meine Hand, die plötzlich unsichtbar geworden war, zum Glück, als ich alleine in meinem Zimmer saß. Eine Freundin war gekommen und wir sollten spielen; ich spielte nicht so gerne, aber ich mochte Nadja und wollte sie als Freundin nicht verlieren, daher fügte ich mich ihren Wünschen nach einer Spielkameradin, die mit ihr Puppen frisierte und auf den Spielplatz ging. Wir saßen an meinem kleinen Spieltisch, auf dem ich meistens Bilder malte – keine Blumen oder Tiere, sondern abstrakte Formen und Farben, sie sie in meinen Gedanken zu finden sind – und kämmten ihre Puppen, die sie immer von zu Hause mitbrachte, weil ich keine besaß. An dem Tag hatte sie eine Blonde und eine Rothaarige mitgebracht, doch letztere war schon einige Zeit unbenutzt gewesen und daher nur schwer aufzukämmen. Wie so oft in den letzten Minuten blieb sie wieder mit der Plastikbürste in dem Kunsthaar hängen. Nadja war damals noch sehr impulsiv, und vor Zorn war ihr Gesicht rot angelaufen, daher zog sie ohne jede Geduld so fest an dem Haar, dass sich der Kopf der Puppe vom Hals löste und mitsamt hängengebliebener Bürste durch den Raum flog, weil Nadja sie aus Versehen losgelassen hatte. Nun war das ja nicht tragisch, denn den Kopf brauchte man nur wieder auf den Hals zu stecken, doch die Puppe kopflos zu sehen, verpasste meiner Freundin einen gewaltigen Schock. Sie war im Begriff zu weinen, daher versuchte ich sie zu trösten, also befahl ich dem Kopf, der auf der anderen Seite meines Kinderzimmers lag, wieder zu mir zu kommen. Ja, ich befahl es ihm, ein anderes Wort wäre wohl nicht treffender; wie gesagt, ich kann es niemandem erklären, der es nicht selbst gesehen, gespürt hat. „Schau, Nadja“, sagte ich tröstend. „Cynthia kommt wieder zurück!“ Als sie aufsah, ein kleines, verletzliches Mädchen, das ohnehin schon emotional aufgewühlt war wie noch nicht zuvor in seinem Leben, und den Kopf auf sich zuschweben sah, die Bürste immer noch im Haar verfangen und dieses wie einen Totenschleier hinter sich herziehend… es muss für sie ein noch üblerer Schock gewesen sein. Sie saß nicht mehr lange auf ihrem Stuhl, nur bis ich den Kopf aus der Luft pflückte, nachdem er die Distanz zwischen uns überwunden hatte, und rannte dann schreiend raus, so entsetzt, dass ich selbst, die eigentlich ein sehr ruhiges Gemüt hatte, einen Schrecken bekam. Cynthia und die andere Puppe vergaß sie bei mir und kam die nächsten Tage nicht in den Kindergarten. Ich machte mir sorgen um sie und glaubte, wenn ich ihr ihre Puppen zurückbrächte, wäre sie wieder gesund. Stundenlang saß ich an Cynthia und kämmte sie auf, tat sonst nichts anderes, befahl jedem einzelnen Haar aufs Neue, sich von den anderen zu lösen, und schließlich dem Kopf selbst, wieder auf dem Körper zu stecken. Nadja wohnte nicht weit von uns, daher ging ich zu Fuß, sie zu besuchen. Doch sie war nicht da; ihre Mutter sagte mir, sie sei bei ihren Großeltern. Ob sie die Puppen entgegennehmen und sie ihr übergeben solle. Doch ich wollte sie ihr persönlich zurückgeben – bis heute liegen die beiden bei mir im Schrank. Später erfuhr ich, dass man Nadja wegen des Schocks psychiatrisch hatte behandeln müssen und sie auch eine andere Schule besuchte. Dieses Ereignis zeigte mir, dass ich anders war, so anders, dass es mich um die beste und einzige Freundin gebracht hatte, die ich je hatte, denn ich sah und sprach Nadja nie wieder. Und es belehrte mich, vorsichtig mit ihm umzugehen, dem Ding in mir, damit so etwas nie wieder geschah und sich kein Mensch mehr von mir abwenden würde. So kommt es, dass auch meine Eltern nichts davon wissen, für sie bin ich lediglich eine etwas verschwiegene Jugendliche, die gut in Mathe, Kunst, Sport und Sprachen ist, aber nun mal nicht die Klassenbeste und daher doch in gewisser Weise normal. Ich halte mich zurück, denn in Wirklichkeit könnte ich noch viel mehr Schulisches leisten, aber ich will nicht auffallen, doch mit Ihrem Sondereinsatzkommando und diesem Gespräch hat sich das wohl erledigt.
Ich weiß immer noch nicht, wie Sie mir auf die Schliche gekommen sind. Sicher, das Blut mit dem Silberstaub war der Auslöser, aber davor mussten Sie wenigstens einen Verdacht gehabt haben. Nun ja, letzten Endes spielt es keine Rolle, wie Sie es herausgefunden haben. Sie wollen mit mir Weltruhm erlangen, nicht wahr? Ich sehe es Ihnen an, Sie wollen den Durchbruch in der Medizin landen, aber Ihnen geht es nicht um das Menschenheil, das sie damit erreichen; Sie wollen mit mir berühmt und reich werden. Und dafür ist Ihnen jedes Mittel recht, wie ich sehe. Ich habe mehr Menschenkenntnis als Sie und Ihre Polizistenkollegen zusammen, aber ich kann mir nicht erklären, warum Sie ihnen befohlen haben, zu schießen. Sie hätten sich und Ihre Männer oder meine Familie verletzen können, doch das war Ihnen egal. Ich will jetzt nicht selbstgefällig klingen, aber sie hätten mich erschießen können, wobei ich doch von so großer Wichtigkeit für Sie bin. Sie waren sich wohl sehr sicher, dass ich die Kugeln mit Gedankenkraft würde abwehren können, aber wie Sie gesehen haben, ist mir eine entgangen. Sie haben die Polizisten bestimmt schießen lassen, weil ich den Dienstwagen gesprengt habe; auch wenn Sie ganz genau erkannt haben, dass ich die Explosion und die Trümmerteile so gelenkt habe, dass niemand verletzt wurde. Oder aber es war Angst, und zwar vor mir, denn Sie wollten nur demonstrieren, wozu Sie fähig sind, wenngleich nicht zu so viel wie ich. Es war kein schlechter Schachzug, das muss ich zugeben, obwohl ich in Schach noch gegen niemanden verloren habe. Sie haben nun, was Sie wollten, bekommen, indem Sie meine Familie bedroht haben; Sie wissen, dass ich hier jederzeit ausbrechen könnte, trotz aller Sicherheitsvorkehrungen, dass ich mich für Augen und Kameras unsichtbar machen, tonnenschweren Schutztüren einfach befehlen könnte, aufzugehen, dass weder Stahl noch Waffenfeuer es vermögen, mich aufzuhalten. Deswegen gehen Sie sogar gegen die Menschenwürde und die Rechte meiner Familie vor, damit Sie als Retter der Menschheit dastehen, wenn Sie herausgefunden haben, was ich bin. Eine seltsame Ironie, finden Sie nicht auch?
Können Sie Latein? Dann wissen Sie bestimmt auch, dass sich das Englische „Alien“ vom Lateinischen „alius“ für „der Andere“ ableitet. Führen Sie mit mir die Tests durch, die Sie wollen, aber Sie werden nie eine Möglichkeit finden, das, was sie herausfinden, auf andere Menschen anzuwenden. Denn ich bin ein Alien – ich bin anders als alle Menschen.
Und jetzt schalten Sie endlich dieses dämliche Aufnahmegerät ab, oder ich werde es tun.