Carmina Fatalia

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  • Seit Wochen will ich dieses Werk schon kommentieren und komme einfach nicht dazu. Und heute dachte ich mir, jetzt komm, du hast gerade nichts wirklich sinnvolles zu tun. Nutze die Zeit!
    Es ist und bleibt wohl mein Lieblingswerk, mit dem Thema Tod und Leben hast du es bei mir halt gut erwischt. Und auch dieser Teil hat wieder seinen völlig eigenen Charme, aber auch seine Verbindung zu den beiden vorherigen. Wir haben hier einen sehr schönen Perspektivwechsel und sehen die ganze Geschichte mal aus einer völlig anderen Sicht. Und während man vorher mit dem Schicksal zweier Einzelpersonen konfrontiert wurde, erzählen hier Gesichtslose, wie "alltäglich" das doch ist...


    Capti Saeculorum
    Ich hasse dich. Nein, aber wieso zwingst du mich mein Lateinlexikon auszupacken ;___; ... Ich kann kein Latein mehr XD Das Greifen in aller Ewigkeit? Zumindest für Saecolorum gibt es einfach nur die Formulierung "in aller Ewigkeit". Auf jeden Fall - wie sollte es auch anders sein? - passt der Titel zum Gedicht. Ja, ich treffe diese Aussage ohne genau zu wissen, was der Titel nun heißt òó


    Seit dem Anfang weilen wir in diesen dunklen Hallen;
    wir harren eines Wunders, welches uns vom Nichts befreit.
    Der allerletzte Sand in uns'rer Uhr ist früh gefallen –
    wir sind Seine Opfer, sind Gefangene der Zeit.

    Es beginnt auch schon ewig. "Seit Anfang" hat natürlich viel Interpretationsfreiraum. Welchen Anfang, von was? Assoziiert wird es meist automatisch mit dem Beginn der Welt.Am Anfang war das Wort ist jedem halbwegs gebildeten Menschen ein Begriff, weswegen man natürlich daran denkt. Das wiederrum wäre eine sehr lange Zeit nach menschlichen Vorstellungen. Aber da wir hier über den Tod sprechen, ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser damals mit dem Leben seinen Anfang nahm.
    So lange verharren sie (auf das "wir" gehe ich ich Vers vier ein) schon und warten auf Erlösung. Sehr schönes Verb im Übrigen. Verharren weist auf eine ungemütliche, starre Lage hin, die man meist aus Angst einnimmt und sich nicht mehr traut sich zu bewegen, wenn nicht sogar zu atmen. Völliger Stillstand, was mich zum Nichts bringt. Welches uns vom Nichts befreit deutet nicht nur auf Stillstand, sondern auch auf Bedeutungslosigkeit hin. Sie befinden sich in einem unerträglichen Zustand der Hoffnungslosigkeit. Ich las mal irgendwo "In einer Welt, die nicht fähig ist sich zu verändern, gibt es keine Hoffnung". Trifft hier wohl sogar zu, da hier in dunklen Hallen das Nichts herrscht.
    Vers drei deutet wieder darauf hin, dass sie schon lange hier sind. Außerdem wird klar, dass ihnen wohl mehr vom Leben zustand, denn der Sand ist früh gefallen. Die Zeit ist zu schnell für diese Seelen abgelaufen. Ich gehe hier jetzt einfach frech davon aus, dass es sich bei den Opfern um Seelen handelt, also Menschenleben, die vernichtet worden sind. Gefangene der Zeit ist eine Formulierung, die mir etwas zu schaffen macht. Vielleicht weil ich Zeit als etwas fliessendes ansehe und das im großen Gegensatz zum Nichts steht. Aber vielleicht sind sie gerade deswegen gefangen, da Zeit normalerweise keine Grenzen hat, sondern im Leben immer weitergeht. Hier im Nichts hingegen, sind wohl doch die Gitter gesetzt worden und es gibt kein Vorwärts mehr, was die verstorbenen Seelen natürlich zu Gefangenen macht.
    Ansonsten Anmerkung für den Fall, dass ich das später brauche: zwei echte Kreuzreime, Silbenbruch in Vers 3 und 4.



    Kein Sterblicher vermag den finster'n Gärtner zu erkennen,
    aber wir erleben jedes einzeln' Blutgericht.
    Die Bilder plagen uns in unseren schlaflosen Träumen,
    doch den Schrecken brechen – das können wir nicht.

    Mir gefällt die Wortwahl des Gärtners. Das hat viel Raum für Interpretationen. Zudem erinnert mich es an ein Lied... Kennst du "Der Mörder ist immer der Gärtner"? Das haben wir oft in der Schule gesungen. In jeder Strophe stirbt jemand und man verdächtigt den Gärtner. In der letzten Strophe wird dieser ebenfalls ermordet und es stellt sich heraus, dass es der Butler war... Auf jeden Fall habe ich jetzt anstelle der üblichen Sense einen Haken im Kopf (haha, wie das klingt). Gärtner haben tatsächlich einen sonderbaren schaurigen Touch. Interessant ist aber vor allem, dass der Gärtner auch Leben schenkt. Schließlich reisst er nicht nur Unkraut aus, sondern pflanzt auch etwas ein. Eigentlich ist Gärtner ein Beruf voller Leben indem man sich um zarte Geschöpfe kümmert. Trotzdem wird er oft als etwas bedrohliches angesehen. Aber(!) von den zukünftigen Opfern wohl auch nicht, den diese erkennen ihn nicht. Vielleicht würde ich ja glatt dazugehören, da ich nicht das Bösartige dieses Gärtners sehe...
    Vers zwei ist wirklich interessant. Anscheinend kriegen die bisherigen Opfer alles mit, sind womöglich mit dem Tode verbunden. Jedesmal müssen sie zusehen, wie jemand ahnungslos in die Falle läuft und das durchmacht, was sie vor langer Zeit selber durchlebt haben. Dabei können sie gar nichts tun, das muss eine furchtbare Hölle für sie sein. Vers drei unterstreicht dies auch. Genauso wie der vierte Vers, der nochmal die Hilflosigkeit der Opfer betont. Schön ist hier der Bindestrich, der beim Lesen eine dramatische Pause hervorruft und dieses "das können wir nicht" dadurch nocheinmal hervorhebt.
    Und diesmal haben wir einen Kreuzreim mit zwei Waisen, und gleiche Silbenanzahl in Vers 1 und 3. Also insgesamt stilistische Überkreuzung, wie beim letzten Vers auch, nur hier bedient man sich nicht nur dem Reimschema.



    Und letzte Nacht er wieder hat geweht,
    verformt die Luft zu Messern jener Wind,
    dem keine Menschenseele widersteht,
    wenn teures Leben so abrupt verrinnt.

    Oh, beim ersten Vers muss ich an den Tod der Schwester denken. Ob es sich darauf bezieht? Wer weiß. Eine schöne Metapher mit dem Wind, zumal in Calamitas sich unser Schatten ja wie der Wind durch die Stadt bewegt hat, hin zum Garten des Opfers (oh, und da treffen wir auch unseren Gärtner wieder). Und wenn ich mich Recht entsinne, gab es da auch schon diese Metapher ähnlich zu den Messern aus Luft... *nachschau* Ahja, die Luft war hier wie tausend Klingen ^^ Das wäre wieder eine wundervolle Verbindung zu der Nacht in der die Schwester verschwand. Dem keine Menschenseele widersteht wollte ich zu Anfang eigentlich im typischen "Verführungssinne" interpretieren, doch mir scheint hier widerstehen doch etwas anderes zu bedeuten, vor allem in Hinblick auf die letzte Zeile dieser Strophe. Man kann dem Tode keinen Widerstand leisten. Mich erinnert das an eine Folge aus der Serie Charmed, wo ein Hauptcharakter dem Tod begegnet und ihn als böse ansieht und versucht seine nächsten Opfer zu retten. Letztendlich muss sie dann aber einsehen, dass sie am Lauf der Dinge auch nichts ändern kann und wenn der Zeitpunkt da ist, dann ist er da. Die Zeit ist sogesehen für diese Seele verinnt. Traurig ist es trotzdem, dass ein Leben, das 9 Monate keimen muss, ein Leben lang sich entwickelt im nächsten Augenblick zu Ende sein kann. Teuer ist es wirklich, denn es braucht Zeit um das zu sein, was es zum Zeitpunkt des Todes ist.
    Wieder zwei Kreuzreime und diesmal kein einziger Silbenbruch.



    Und letzte Nacht er wieder ist geglitten,
    der Schatten, der ein jedes Licht verschlingt;
    dem Opfer naht er auf tonlosen Schritten
    und es mit seinem kalten Arm durchdringt
    .

    Oh, eine Anapher in der ersten Zeile, was eine Parallelität zum Geschehen davor herstellt. Sogesehen gehören diese Strophen wohl zusammen, was auch inhaltlich Sinn ergibt. Das Wort geglitten passt auch sehr schön zu diesem "schleichenden" Vorangehen. Man kann es aber auch mit dem ersten Gedicht in Verbindung setzen, wo der Tod einen Fluss entlang im Boot geglitten ist. Vor allem ist hier auch wieder die Rede von dem Schatten. Wenn ich mich richtig erinnere, ist er auch plötzlich im Garten der Schwester aufgetaucht, also hat sich ihr auf tonlosen Schritten genähert.
    Der kalte Arm hier klingt für mich ganz nach der Sense des Todes <3 Sie kann die Luft auch wie Messer oder Klingen durchdringen, aber ist auf jeden Fall des Todes "Arm", sein Werkzeug, seine rechte Hand. Die Strophe insgesamt erinnert mich wirklich stark an das erste Gedicht der Reihe, sowie auch an die Einführung des zweiten Gedichts. Alles erzählt vom selben Vorgang und du hast es echt toll geschaft, die selbe Situation immer wieder neu zu verpacken.
    Kreuzreim, wie vorhin, was natürlich die Parallelität der beiden Strophen unterstützt. Sowie auch die gleiche Silbenanzahl nicht nur durch die vier Verse hindurch, sondern auch gleich zur Strophe vorher.



    Den gold'nen Stern vom Firmament gerissen,
    den silbernen der Henker hat erschüttert.
    Er offenbart nicht kleinsten Hauch Gewissen
    und tiefster Menschenhass ihn weiter füttert.

    Mh... ich denke die erste Zeile hat natürlich auf viele den Eindruck, dass ein Lichtlein erlischt bzw. ein Leben. Für mich als Sailormoonfan hat es gleich eine doppelte Bedeutung. Und auch wenn du es nicht hören willst, so schweife ich mal aus :P Jeder Mensch besitzt so etwas wie einen Sternenkristall in sich, sowas wie eine Essenz der Seele. Dieser Sternenristall stammt aus Cauldron, dem großen Kessel des Chaos, aus dem alles Leben entstand. Wenn man stirbt, wandert die Seele in den Kessel zurück und durch Zufall entsteht auch wieder neues Leben. Zum Kessel selber gibt es noch mythologische Hintergründe, aber die sind irrelevant. Hier geht es ja eher um den Sternenkristall. Wie dem auch sei, es war immer mit sehr viel Schmerz verbunden, wenn man versucht hat jemandem den Sternenkristall zu entreissen, weswegen die erste Zeile in mir gleich ein sehr unangenehmes Gefühl geweckt hat.
    Schön finde ich die Formulierung der dritten Zeile, da sie nichts darüber aussagt, ob er ein Gewissen hat. Nur, dass dieses nicht offenbart wird. Das lässt auch Gedanken spielen... macht es dem Tod was aus zu töten? Was mich zur nächsten Zeile führt. Die ist doppeldeutig. Ist es der Hass der Menschen gegen ihn, der ihn weiter antreibt oder hasst er die Menschen? Wenn er sie hasst, dann wieso? Was bewegt ihn im Innersten dazu das Leben zu beenden. Tiefster Menschenhass. Ein Superlativ, der darauf hindeutet, dass da etwas großes verwurzelt sein muss. Zudem wirft sich hier die Frage auf, wenn der Hass aufhört, hört der Tod dann auch auf? oder wäre das Ende des Sterbens sein eigener Tod? Vielleicht ist er auch nur selber eines der Opfer, das stillsteht und gefangen ist in einer auswegslosen Situation. Ja, ich habe Mitleid mit dem Tod, das hatte ich schon immer.
    Reimschema wie oben und nur eine Silbe mehr pro Zeile, ansonsten regelmässig. Die Strophe setzt sich nur leicht von den vorherigen zwei ab, was aber nur zeigt, dass sie nicht mehr direkt parallel zu sehen ist.



    Oh, lass Silber Goldes Dämmerlicht empfangen;
    geboren sei der Strahl, der alle Schatten blende!
    So möge diese Kraft den Schwarzen Schlächter bannen,
    auf dass jahrtausendalte Folter endlich ende!

    Und die letzte Strophe beginnt und endet mit einem Ausruf. Erinnert mich etwas an die Form von Gebeten. Hier eigentlich sogar recht passend, allein schon wegen Verbformen wie "lass" und "möge". Wir wünschen uns also Licht und eher helles gleisendes Licht, den Silber erinnert weniger an Sonne. Außerdem muss ich da an ein Schwert denken, dass einen dunklen Mantel durchschneidet, sodass Licht durchdringen kann. Und das herbeigewünschte Licht soll die Schatten blenden, in der nächsten Strophe bezogen auf den Tod selber sogar bannen. Eine Steigerung in der Wortwahl, nichtsdestotrotz wird hier nicht von vernichten und verschwinden gesprochen, was wohl auf die alte Weisheit deutet "Ohne Licht kein Schatten und wo Licht ist, da ist auch Schatten". Das heißt den Tod kann man niemals endgültig loswerden. Aber vertreiben wollen wir ihn. Hier kommt mir der Gedanke auf, gab es im Paradies den Tod? Eher nicht, dort herrscht ja ewiges Leben. Vielleicht ist das Licht, der Strahl und diese Kraft, von der die Rede ist, ja auch nur die Erlösung. Schließlich wird mit keinem Wort erwähnt, dass das Leben zurückkehren soll oder ähnliches. Nur die Folter soll beendet werden, der Schrecken, der die Opfer plagt. Wir haben ja am Anfang schon gehört, dass sie vom Nichts befreit werden wollen.
    Nur ein Kreuzreim hier, aber dafür ein richtig starker, denn der endet recht passend mit einer weiblichen Kadenz, also einer unbetonten Silbe. Das passt ziemlich gut als letzter Aufruf, zumindest beim Lesen hat es das Gedicht sehr gut abgerundet.



    Alles zusammen eine würdige Fortsetzung, wenn auch etwas kürzer als Nummer zwei. Inhaltlich viele schöne Parallelen zu beiden Vorgängern und trotzdem eine ganz eigene Geschichte, die auch neue Gedanken und Fragen aufwirft. Gute Wortwahl, passende Wortwiederholungen (Opfer am Anfang und am Ende) und auch die Metapher mit der Zeit taucht immer wieder auf. Die letzte Strophe schafft außerdem eine schöne Abrundung zur ersten, denn dort wird das Wunder erwähnt, das vom Nichts befreien soll und am Ende wird das noch einmal in Worte und Ausrufe gesetzt.
    Ich muss zugeben, ich hab die Schwestern vermisst, lol. Ist jetzt keine Kritik an diesem Werk, aber ich wollte es erwähnt haben.


    Warte wie immer sehnsüchtig auf die Fortsetzung, vor allem aber bin ich gespannt wie diese Geschichte denn irgendwannmal endet. Aber das Ende soll mir in jeglicher Hinsicht fern bleiben, denn ich erfreue mich im Moment dem Fortgang ♥

  • Liebe geht durch den Magen. Ich koch Euch heute etwas… Originelleres?


    "Liebe"


    Sonne scheint, da find ich Dich;
    auf dem allerersten Blicke
    reißt sie mich an sich, an Dich,
    aus dem Teppich, den ich flicke.


    Kommst wie aus dem Paradiese,
    trägst herum wohlig' Gerüche
    und die Blumen, die ich gieße,
    wandeln mich in Teufels Küche.


    Altes Tau die Brust mir fesselt,
    im Erwürgen neu entzücken,
    sie mich sanft im Topf einkesselt,
    mich verrücken zu verglücken.


    Rührst mich um im Sud der Liebe,
    bin gerührt, kann nur noch schwärmen,
    oder wohnt hier doch 'ne Fliege?
    Bin verführt, kann nicht mehr lernen.


    Packst mich nun auf Deinen Teller,
    das Produkt aus Deinen Mühen.
    Du verschlingst mich immer schneller,
    siehst die Nächte sich verfrühen.


    Wild und wilder, wie die Tiere
    sieht man Fleisch zusammenballen,
    prüfst mich denn auf Herz und Niere –
    bin aufs Härt'ste durchgefallen!


    Nichts zu nehmen, nichts zu geben,
    junges Glück davon sich schlich.
    Es diktiert der Schalk mein Leben,
    wenn ich glaub, Du liebtest mich.


    (15.10.2011)

  • Ich glaube mich zu erinnern, dass ich irgendwann noch ein älteres Gedicht kommentieren wollte...^^ Und da ich ja kürzere Gedichte am liebsten mag (ich finde wirklich, dass die oft auch die meiste Aussagekraft haben), hab ich mir mal den kalten Wind ausgesucht.


    Ich fand es an diesem Gedicht so spannend, dass der Titel scheinbar in keinerlei Zusammenhang zum Inhalt steht, und doch hat man am Ende das Gefühl, als würde einen ein kalter Luftzug streifen. Das ist faszinierend.
    Woran liegt das? Vermutlich an der "kalten Haltung" des lyrischen Ich (unser Deutschlehrer sagte immer es heißt auch im Genitiv "Ich", nicht "Ichs"...sorry ich lenke ab ^^), das man am Ende aber eher als verbittert als kaltherzig empfindet, weil man das Gefühl hat, dass es in genau der gleichen Lage steckt, und versucht, für sich selbst Gründe zu finden, weshalb ihm (bzw. eigentlich ihnen, sind ja mehrere) auch niemand hilft.
    Aber nochmal von vorne:
    Die ersten zwei Zeilen beschreiben aus meiner Sicht eine Art "Schicksalsschlag". Gestern war alles noch einigermaßen in Butter, aber von einem Tag auf den anderen ist nichts mehr so wie vorher. Ist einigen von uns sicher wohl bekannt. Dann weist das lyrische Ich darauf hin, dass sich das Schicksal des Einzelnen kaum von der Masse abhebt, weil es einfach sehr vielen dreckig geht. Das ist natürlich wahr, schließlich heißt es ja auch "Ein Todesfall ist eine Tragödie, hunderttausende eine Statistik" (oder so ähnlich). In der zweiten Stophe stellt das lyrische Ich auch genau diese Frage: Was macht dich besonders, was unterscheidet gerade dich von den anderen? Lauter rhetorische Fragen, denn die Antwort ist immer "Nichts" bzw. "Es gibt keinen Grund". Eine niederschmetternde Antwort. Strophe 3 sagt dann "hilf dir doch selber" - natürlich, wenn einem sonst niemand hilft, geht es ja nicht anders. Sich selbst zu helfen ist natürlich auch die Optimallösung, wenn man sich denn selbst helfen kann (geht ja leider nicht immer). Das "Wir brauchen dich nicht" kommt nochmal extrem gemein rüber, nur ist es leider sehr nah an der Wahrheit. Wir brauchen die Hilfsbedürftigen nicht. Sie brauchen uns. Nur sind die Übergänge zwischen denen die helfen, und denen, die Hilfe brauchen fließend, es kann sich immer wieder ändern, genau wie in Vers 1 und 2 beschrieben.
    Die letzte Zeile finde ich am interessantesten, weil sie weit mehr aussagt als diese fünf Worte die da stehen. Dieser Satz lässt ein paar Rückschlüsse auf das lyrische Ich zu. Erstens: Eigentlich bräuchte es selbst Hilfe. Zweitens: Es ist resigniert, weil es keine Hilfe erhält. Drittens: Dieser Umstand, zusammengesetzt mit den Strophen davor, lässt das lyrische Ich selbst verbittert und verzweifelt wirken, und die Kaltherzigkeit, die es den anderen gegenüber an den Tag legt, fällt plötzlich auf es selbst zurück, als hätte es die ganze Zeit nur sein eigenes Spiegelbild betrachtet.


    Ich denke dass ist unser aller Problem. Wir jammern alle gerne viel herum und denken dass es uns selbst ach so beschissen geht (geht mir genauso), obwohl es nur ganz wenigen Leuten eigentlich wirklich gut geht. Kritisch anzumerken gegenüber der Einstellung des lyrischen Ich ist, dass man den anderen trotzdem helfen kann, auch wenn einem selbst niemand hilft. Denn wenn jeder so denkt und keiner mehr keinem hilft, ist das ja auch nicht so schön. Es bleibt also trotz aller Interpretation und Erklärung eine kalte Einstellung, realistisch, aber mitleidslos.
    Ein interessantes Textstück, dass sehr zum Nachdenken anregt.

  • So, hier ist nun endlich meine lang versprochene Antwort. Dass ich so lang gewartet hab, lag einfach daran, dass ich auf einen bestimmten angekündigten Kommentar gewartet hab, den ich eigentlich noch mit rein nehmen wollte, aber von dem bis heute keine Spur, aber stattdessen zwei oder drei andere. Na wie dem auch sei, es wird so oder so wirklich Zeit. Falls manche Sachen im Beitrag seltsam wirken sollten, liegt das einfach daran, dass sich der Schreibprozess über einen ungewohnt langen Zeitraum mit noch viel größeren Lücken der einfachen Inaktivität erstreckt hat.



    Bezüglich Verloren im Nebel


    Im normalen Leben kann das gelingen, hier jedoch stirbt das lyrische Ich, den Schlag von hinten, den es bekommt, kann man sozusagen als den Tropfen sehen, der das Fass zum Ueberlaufen bringt.

    Moment, was hab ich verpasst? ;)

    Zitat

    Wenn man das ganze so interpretiert, kristallisiert sich eine sehr wichtige Botschaft, naemlich, dass man immer mit der Ernsthaftigkeit, die die Situation verlangt, an eine Sache rangehen sollte, diese Ernsthaftigkeit sollte bis zum Schluss gewahrt bleiben.
    Weder Uebermut noch Traegheit, elche beide in diesem Gedicht vorkommen, sollten Ihre Hand im Spiel haben.

    So sieht's aus. Ist aber nur allzu menschlich, dass diese Binsenweisheiten sowieso schon jedes Kind zigtausendmal durch die Ohren gepustet kriegt, und sich am Ende trotzdem nicht dran hält. Ich beneide den, der sein ganzes Leben nicht auf sowas Billiges reinfällt. ;D

    Zitat

    Ps.: Opera Mobile untestuetzt leider keine Umlaute -.-

    Was zum Teufel muss man genommen haben, um einen Kommentar auf dem Handy zu verfassen? 8o



    Bezüglich Buch


    Woran man, nicht nur ich, bei engelsgleichem Haar als erstes wohl denkt, ist das kleine Mädchen. Oder der kleine, goldgelockte Junge? Ich weiss es nicht ^^
    Jedoch nehme ich an, dass das wohl der Vergangenheit angehört. Tränen beflecken das Blatt? Eine vielleicht sogar ungewollte Doppelung des reinen Kindes, das keines mehr ist und nun mehr und mehr Sünden begeht. Aber entschuldige, ich schweife zu sehr ab ^^“

    Diese Abschweifung hätt mich ja jetzt tatsächlich mal interessiert, um zu sehen, wo das hin führt. ;D Momentan jedenfalls bin ich mir unsicher, ob ich Dir folgen kann. Paradox, aber isso. :P ;D

    Ja, Wünsche sind gut. ;D (Verwiesen sei da doch auch mal auf diese Kindermythen, dass man einen Wunsch frei hätte, wenn man eine Sternschnuppe sieht.) Hm, aber Abwesenheit von Gefühlen hätt ich jetzt so nicht vermutet. Perspektivlosigkeit schon eher, weil die Sterne ja ins Wasser fallen und es dann auch noch quasi "konsumieren". Kann man sich ja ausmalen, wie es wohl wirkt, wenn sowas Großes wie ein Ozean mal eben verschwindet. Es läge eine zu weiten Teilen unerforschte Welt völlig offen und tot dazu!
    Ansonsten sind es Strophen, nicht "Absätze". ;)

    Zitat

    „Reiß die Seite raus“ steht dann wohl für das ultimative Ende? Oder mehr für die Ignoranz des eigenen Schmerzes?

    Letzteres eher. Wenn ich nur eine Seite rausrupfe, hab ich ja immer noch die ganzen andern Seiten drinnen. Reißt man nun aus dem Buch seines mehrere Seiten heraus, geht das dann wohl oder übel in Richtung Selbstzerstörungswahn und der wurzelt in Verzweiflung. Ich finde, dass man, auch wenn Dinge nicht gut für einen laufen, lernen sollte, mit ihnen umzugehen, und eben nicht auf Biegen und Brechen zu versuchen, sie ungeschehen zu machen. Tatsächlich behandelt das Gedicht nicht nur den "Versager", sondern auch den Perfektionisten, den es furchtbar kränkt, wenn da irgendwo ein kleiner Schandfleck im sonst so guten Leben ist. ;)



    Zum Abgrund


    Uhh… der Startpost wurde überarbeitet? Ist nach wie vor schön anzusehen, fehlt halt nur noch der Header, nä? Jk xD

    Du weißt doch, ich kann sowas nicht, und jemand anders hat's mir bisher auch noch nicht angeboten. ;D

    Zitat

    Ein schlichter Titel, würde ich mal fast behaupten und auch hat mich erst dieses – ich sag einfach mal – „raue“ am etwas irritiert. Eher hätte ich mir „Nahe dem Abgrund“ oder Ähnliches vorstellen können, aber so unmittelbar…

    Wieso? Ich hätt das jetzt viel zu umständlich gefunden. (Ja, ich weiß, dass ich durchaus auch den einen oder anderen "umständlichen" Titel hab! :P) Gerade bei sowas Kurzem kann der Titel imho ruhig einfach und direkt sein. Noch dazu ist er in diesem Fall halt eine Alliteration; wer nimmt sowas nicht gern mit? ;D

    Zitat

    Denn oft gibt es in unserem Leben ja auch tiefe Abgründe, in die man reinzufallen droht. Das Problem dabei ist, dass man auch meist keinen anderen Ausweg sieht, als sich in diesen zu stürzen

    Da ich den Kommentar so spät schreibe, ist es jetzt eh schon ein altes Lied, aber: Ich bin verwirrt. ;) Seit wann bevorzugt man es, sich in den Abgrund zu schmeißen, wenn man vor ihm steht? Das hätt ich ja gern nochmal erklärt! ;D

    Zitat

    (Muss bei dem „seh“ nicht noch so ein ‘ Zeichen hin? ;D)

    Apostroph heißt der Gute. Aussagen dazu sind jedenfalls widersprüchlich... Meine Meinung dazu ist jedenfalls, dass ich sie an Wortenden in der Regel nur setze, wenn das dadurch entstehende Wort zu ungewöhnlich für den Alltagsgebrauch ist oder Verwechslungsgefahr besteht (etwa bei manchen Vergangenheitsformen, die mit abgehacktem E genauso wie Gegenwartsformen aussehen können).

    Zitat

    Egoismus, Naivität usw. des Sprechers

    Das find ich ja nicht so doll, wie Du hier über meinen Sprecher herziehst! :( Ich bin ja der Meinung, der Angesprochene ist mindestens genauso egoistisch und naiv, wenn nicht sogar noch mehr. Du hast halt irgendwoher das Bild, dass der Sprecher ein nicht vertrauenswürdiger Trottel sei oder sowas? Kann ich Dir nicht verbieten, das zu denken, aber aus meiner Sicht ist er jemand, der sich von den Fesseln lösen will, die ihm Gesellschaft und selbst Vertraute anlegen. ;) Von mir hat er guten Respekt dafür, dass er seine Sache durchzieht ohne von jemand anderem irgendwas zu verlangen. Er will nur seine persönliche Freiheit bewahren - und die ist auch mir, sowie ich hier schreibe, ein besonders heiliges Gut. (Wenn ich noch weiter ausholen darf: Es darf ruhig mal jeder für sich selbst nachdenken, was ihm wichtiger ist: Freiheit oder Loyalität? In der beschriebenen Situation kann eines davon wahrscheinlich nicht erfüllt werden.) Würd er sich von seinem Freund den Rückzug diktieren lassen, müsste er dafür womöglich (nicht "wohlmöglich" an dieser Stelle! :P ;D) seine Freiheit aufgeben, weil er nicht mehr aus Überzeugung handeln würde.
    Die andere Frage ist ja dann sowieso, was genau passiert da jetzt eigentlich und wo sind die überhaupt... Inwiefern sollte man's wortwörtlich nehmen, inwiefern übertragen? ;)

    Zitat

    Lyrische Ich(/Sie) (...) (sie muss einfach eine Frau sein, geb’s zu! Òó)

    Erstens gib, zweitens gibt doch soweit ich weiß keine eindeutigen Hinweise, oder? ;)

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    tritt die letzten Sekunden ihres Lebens an. Denn auf festen Boden nach einem Abgrund kann man ja schon hoffen, dennoch wird dieser einen nicht mit offenen Armen empfangen, sondern einen eher noch die Dornen in den Leib bohren. Wtf, falsche Sprach hier wieder angewandt *hust*. Jedenfalls… ich denke mal, dass diese Frau einfach hier ihr Ende finden wird, selbst wenn sie mir recht erfolgreich gewesen zu sein scheint. Schließlich hatte sie das Du an ihrer Seite, lässt dennoch zu früh los. Ein trauriger Verlust quasi.

    Ja, ich verweis nochmal explizit auf das Kleingedruckte oben. :P

    Zitat

    Was nun der Abgrund genau bedeutet, darf jeder für sich selbst entscheiden, aber ich denke, der Tod spielt hier durchaus eine Rolle.

    Jo, den ersten Teil davon würd ich wieder unterschreiben - mit besonderer Betonung auf für sich selbst und nicht für andere. ;)


    Guten Abend, auch ich will mich endlich mal wieder hier verewigen, und meine Gedanken zu einem deiner Werke äußern. Leider komme ich schulisch und äh nebenjobbedingt momentan sehr selten dazu, Gedichte zu kommentieren aber nun nehm ich mir die Zeit.

    Kein Problem. Mehr hab ich selber auch kaum geleistet in letzter Zeit... :(

    Zitat

    Oben ist alles hell und durchleuchtet, alles ist 'ausgelutscht' und nichts ist mehr wirklich interessant. Im Gegenteil, man lernte Schmerz und Verlust kennen. Unten jedoch, ist alles noch unerforscht, neu und aufregend. Mir kam beim Lesen direkt ein Mensch in den Sinn, der das Leben leid ist. Er steht am Abgrund, und überlegt ob er springen soll oder nicht.

    Aber wenn's da unten "aufregend" ist, wieso dann Selbstmord?? Der Teil kam jetzt wieder nur aus der natürlichen Assoziation, die man mit einem physikalischen Abgrund hat. Gibt auch andere, in die man vordringen kann. :P
    Nichtsdestotrotz, die Folgerungen daraus wiederum ergeben einen Sinn, wenn auch einen psychopathischen. Na ja, aber offenbar hab ich ja Spaß dran, mein Zeug iwie "psychopathisch" erscheinen zu lassen? ;D (Wie anders würd ich mir auch die auffällige Formatierung am Ende erklären... Bin am Überlegen, ob ich die zumindest rausnehme, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass es etwas bringt.)

    Zitat

    Ob es nun um so etwas wie den Selbstmord geht, oder darum, unabhängig von anderen auch mal unvernünftige Entscheidungen zu treffen.

    Und hier kommt genau die Geschichte mit der Perspektive ins Spiel (siehe auch Antwort auf Noxa direkt drüber). Was genau ist denn "unvernünftig" und was nicht? Halt ich für eine subjektive Bewertung. Ein intelligenter Mensch wird ja wohl kaum etwas tun, was er selbst für unvernünftig hält, wenn er die Chance hat, stattdessen genau etwas Vernünftiges zu tun. Die Meinungen der beiden Figuren im Gedicht schließen sehr wahrscheinlich einander aus, sonst würd der Sprecher ja nicht schon "kämpfen" um sein Recht.



    Zum Blut an unsern Händen


    Was mir hier grad bloß auffällt ist die Tatsache, dass du das böse "Wir" vom Titel nicht mehr aufgreifst. Schade. Entweder ganz, oder gar nicht, finde ich.

    Nur weil das "wir" nicht mehr wortwörtlich auftaucht, heißt das nicht gleich, dass es ganz verschwunden ist. ;) Der Gedanke von oben mit dem Kollektiv der Gesellschaft war eigentlich schon ein sehr guter. Um die geht es ja hier und ihr Zusammenhalt ist...löchrig.

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    Politik

    Wieso sehen bloß immer Leute da Politik, wo eigentlich keine ist? :( Und bei jenem, was stattdessen wirklich einen politischen Hintergrund hat, hat es (in diesem Thema) noch keiner bemerkt... Sollte ich öfter über Politik schreiben, wenn ich mich gerade davor schützen will, ständig mit Politik in Verbindung gebracht zu werden? 8o

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    Uah, die Seele in den Füßen, yummy. Passt aber zu den ganzen Kriegsministern, die bloß ihr Denkmal sehen wollen, den Rüstungsbonzen, die nur wollen, dass ihre Räder roll'n und den Präsidenten, die aufm roten Teppich stehen wollen.

    Muh, ist zwar auch Politik, aber ja, das Beispiel geht schon in Ordnung. Sie sind eben trotzdem nur ein kleiner Teil der vielen Leute, die für ihren Mist gefeiert werden. Man kann so unglaublich viel Widerliches tun in dieser Welt, wenn man nur die richtigen Freunde dafür hat...

    Zitat

    Hm, ich weiß nicht so recht. Als ich den Titel gelesen hab, als ich Gesellschaftskritik gedacht hab, hab ich mehr von dir erwartet. Klar, die Metaphern sind toll umgesetzt und so, aber das was du schreibst ist nix Neues. Es ist weder aus einem neuen Blickwinkel, noch wirklich auf die Gesellschaft gemünzt, sondern nur auf die, die wir alle eben als die "üblichen Verdächtigen" kennen. Geldgeil, machtbesessen, emotionskalt... joah. Und jetzt? Jetzt denk ich auch nicht mehr drüber nach als sonst. Mir fehlt der Kick, das gewisse Etwas am Ende, dass mich das Gedicht nicht einfach wieder vergessen lässt.
    Fazit: Ich finde, du warst mal besser...

    Erwartungen. :( Ich kommentier das einfach mal damit, dass Du "CF2-geschädigt" bist (und Du hast mir ja selbst gesagt, dass Du nicht alles hier gelesen hast), aber das Ding war quasi etwas "Besonderes". Damit einzelne Werke auch etwas "Besonderes" bleiben, ist es ja ganz normal, dass irgendwo dazwischen auch mal welche kommen müssen, die vielleicht einfach nur "gut, aber nicht mehr" sind. Das konkrete Beispiel hier würd ich auch selbst nicht als eins sehen, was jemand "unbedingt mal gelesen" haben sollte. Es ist einfach nur etwas, das ich mal loswerden wollte. Die Kritik "nix Neues" find ich ja insbesondere überzogen... Was ist denn "neu" und was "alt"? Das ist halt subjektiv und für mich persönlich ist "neu", wenn ich was schreibe, das ich in genau der Form noch nie vorher gesehen hab bzw. ich hab's gesehen, aber war nicht zu 100% glücklich damit - und diese Eigenschaft ist auch hier gegeben. So, und da das wie schon gesagt subjektiv ist, passt es auch, wenn jemand anders meine Gedanken mal nicht sieht. Ich werde dann nur seiner Meinung nach korrekterweise schon öfter "Altes" gebracht haben. Vor mir haben schließlich schon unzählige Massen von Menschen gelebt, die auch Gedanken mit mir geteilt haben, nur können wir sie jetzt nicht live dazu befragen. ;D


    Das Blut an unseren Händen
    (...) Die Metapher erinnert mich an irgendwas... [ca. 10 Minuten später, srsly] Ich habe tatsächlich mal selber mit dieser Metapher gearbeitet, aber das war ein lyrischer Tagebucheintrag, deswegen wirst du nie den ganzen Text zu Gesicht bekommen XD Aber einen Ausschnitt hätte ich da, also wenn du Interesse hast, meld dich im GB XD

    Kann ich mich auch hier melden? :P
    Na ja, zum Rest... Fühl mich geschmeichelt, dass Du's Metapher nennst, aber das Bild, wie der Rabe über Dir schon festgestellt hat, findste ja wirklich an allen Ecken und Enden in der Welt. Wahrscheinlich verwendet es über die Hälfte der Menschen auf der Welt in seinem Leben mal, ob nun nur in der wörtlichen Rede oder in irgendeinem poetischen Geschreibsel. ;D

    Zitat

    Ist natürlich auch typisches Handeln. Anstatt etwas zu klären, schweigt man weiter, sonst muss man sich ja der unangenehmen Situation stellen. Gilt im Übrigen für beide Seiten, auch der 'Nicht-Schuldige' traut sich nicht immer den 'Schuldigen' anzusprechen, nur um eine angespannte Situation zu vermeiden...

    Perfekter Punkt, Cassandra. Du hast meine Wahl der Personalpronomina offenbar verstanden. :)

    Zitat

    Als ob der Erfolg die Untat rechtfertigen würde... 'Der Zweck heiligt die Mittel', die Redewendung konnte ich noch nie leiden.

    Ändert leider nichts an ihrer Wahrheit... Die Welt tickt ja nun mal genau danach und wir haben keine Chance, uns dem zu entziehen, solange wir uns nicht total absperren. Weiter führ ich das jetzt mal nicht aus, würde in einer total sinnlosen Hasspredigt gegen Dich, mich, Deine Krankenversicherung, meinen Pizzadealer, die nette Frau mit den Flyern und den ganzen Rest der Welt enden. ;D

    Zitat

    Respekt wird mit Gewalt erzwungen statt verdient
    und Schuldgefühl wird nur den „Schwachen“ buchstabiert.

    Der vorletzte Vers hat für mich einen starken politischen Beigeschmack. Wobei ich fast schon finde, dass Respekt etwas fehl am Platz ist in diesem Gedicht, weswegen ich in meinem Interpretationskontext jetzt nicht viel damit anfangen kann. Dass der Respekt, der auf solchem Wege (durch Untaten, Schuldverleugnung usw.) erreicht wurde, nicht wirklich ist, sehe ich. Aber, mir passt dieses 'durch Gewalt' gerade nicht. Schweiffe ich jetzt von meiner Interpretation ab, kann ich das so deuten, dass oft Machtpositionen durch weniger schöne Wege erreicht werden bzw. Lügen Alltag dabei sind. Und wer erstmal eine Machtposition inne hat, kann natürlich drohen und sich somit 'Respekt' einholen...

    Ja schmeiß die blöde Politik halt weg und schau dann nochmal, lal.
    Jedenfalls, was ich sagen kann, in direktem Bezug zu Deinem bisherigen Weg: Wenn es die Leute gibt, die einen bestätigen, was hat man denn dann, wenn die Gegendarstellung an den Start kommt? Richtig, die "Gewalt der Überzahl", mal total nüchtern gesagt. Wenn die Partei, die da mit Dreck wäscht, zu stark wird, dann wird der Geschädigte niemals zu seinem Recht kommen und muss es alles schlucken, um nicht noch mehr zu verlieren. Und dann ist ebenfalls "alles verloren". Ach ja genau, mit dem "Respekt" ist genau ein schmutziger Respekt gemeint, weil eben Unterdrückung. Ganz banales und unpolitisches Beispiel, das hier auch klappt, ist die Situationen auf vielen Schulhöfen...

    Zitat

    Das Gedicht erinnert mich von der Thematik stark an 'Das Gewicht der Schuld'. An dieses Verleugnen von Tatsachen, von der Wahrheit, durch irgendwelche Rechtfertigungen (schon mal aufgefallen, dass es nicht GErechtfertigung heißt? Da merkt man, dass eine Rechtfertigung recht wenig darüber ausszusagen hat, ob es nun gerecht war).

    Gut bemerkt, beides. ;D Na ja, der erste Teil war ja nun zugegebenermaßen auch nicht schwer, wenn man das Thema einfach irgendwie so verfolgt... Najo, ich denke, man kann das hier als eine indirekte Fortsetzung sehen. Damals ging es ja eben darum, "die Schuld zu wiegen" und nun geht es darum, wie "die Schuld leicht genug gemacht wird", damit sie jener Prüfung standhält.

    Zitat

    Man könnte tiefer gehen.

    In so kurzer Zeit nur mit dem genialstmöglichen Einfall. :P Najo, einfach mal schauen, was die Zukunft bringt, würd ich sagen.


    Ich denke mal, du spielst hier auf ihr Geld an? Die Formulierung gefällt mir wahnsinnig gut und sie sagt wohl genau das aus, was viele denken. Die Wand ist dann wohl Symbol für die Intoleranz mancher…

    Was, Geld? Wie kommst Du auf Geld? Mögliche Ausprägung wohl schon auch, ja, aber das war's dann auch eigentlich.


    Zitat

    Doch ihre Seele, die ist nie befleckt,
    solang's wen gibt, der ihre Füße leckt.


    Ob du damit sogenannte „Handlanger“ meinst? Wenn nicht, habe ich das dann wohl falsch interpretiert.

    Hm, gehören dazu, aber müssen's nicht sein. Die "Füße lecken" kann auch jemand, der sich an überhaupt keinen Aktionen beteiligt, sondern sie nur beobachtet und eben entsprechend begrüßt.



    Bezüglich Schätze


    Dein Gedicht "Schätze" gefiel mir spontan, was mit an dem Reimschema liegt das du verwendest. Das Zusammenspiel von den rein weiblichen Kadenzen, die Regelmäßigkeit im Metrum und dazu das unregelmäßige Reimschema das du verwendest.. ist mir so noch nie begegnet- find ich gut ;D

    Na, übertreiben wollen wir mal nicht; das Reimschema ist sehr wohl regelmäßig. ;) Diese Gebilde sind historisch über mehrere Sprachen hinweg belegt, etwa als Dezimen. Bin da nur unwesentlich von der Silbenzahl abgewichen, weil zunächst schonmal die Vorlage da oben nicht trochäisch war und insgesamt, na ja, man sagt dem Trochäus gerne nach, er habe was irgendwie Feierliches, und gerade so zur Geschichtenerzählerei fällt es auch etwas leichter, unbetonte Anfänge zu finden als betonte.

    Zitat

    In der zweiten Strophe kommt mir in den Sinn, dass das lyrische Ich von Schuldgefühlen einer Tat der Vergangenheit ergriffen wird. Irgendetwas hat es getan, das den "Glaskäfig" den es als Schutz um sich herum errichtet hat, zerstört und wie eine dunkle Wolke des Gewissens zu ihm hineindringt. Hinein in die Welt, die eigentlich sauber und ordentlich sein sollte.

    Nein, das hast Du ein wenig verdreht. Er hat sich keinesfalls selbst einen Glaskäfig gebaut, sondern ist nichts ahnend in den hereingerannt, nun darin gefangen und die Atemluft wird ihm ausgehen, wenn nicht bald was passiert. Ein ganz ähnliches Bild gab es bei dem Buch bereits. ;)



    Zu CF3


    Capti Saeculorum
    Ich hasse dich. Nein, aber wieso zwingst du mich mein Lateinlexikon auszupacken ;___; ... Ich kann kein Latein mehr XD Das Greifen in aller Ewigkeit? Zumindest für Saecolorum gibt es einfach nur die Formulierung "in aller Ewigkeit". Auf jeden Fall - wie sollte es auch anders sein? - passt der Titel zum Gedicht. Ja, ich treffe diese Aussage ohne genau zu wissen, was der Titel nun heißt òó

    "Lexikon"? ;D Wörterbuch und ein bisschen Erinnerung an Deklinationsgedöns hätt's halt auch getan. ;D Na ja, privat hab ich's Dir eh schon gesagt, aber hier nochmal für alle: Capti sind natürlich die Gefangenen und mit dem Rest dazu, würde ich sagen, ist die im Gedicht selbst verwendete Formulierung Gefangene der Zeit eine treffende Möglichkeit der Übersetzung. Aber klar, Ewigkeit ist natürlich erst recht super; hab dieses Wort ja genau genommen, weil es "etwas Großes", also einen Zeitraum weit länger als ein Menschenleben beschreibt.


    Zitat

    Außerdem wird klar, dass ihnen wohl mehr vom Leben zustand, denn der Sand ist früh gefallen. Die Zeit ist zu schnell für diese Seelen abgelaufen. Ich gehe hier jetzt einfach frech davon aus, dass es sich bei den Opfern um Seelen handelt, also Menschenleben, die vernichtet worden sind.

    Brauchst keine Frechheit dazu; ist genau richtig erkannt. ;) ;D

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    Gefangene der Zeit ist eine Formulierung, die mir etwas zu schaffen macht. Vielleicht weil ich Zeit als etwas fliessendes ansehe und das im großen Gegensatz zum Nichts steht. Aber vielleicht sind sie gerade deswegen gefangen, da Zeit normalerweise keine Grenzen hat, sondern im Leben immer weitergeht. Hier im Nichts hingegen, sind wohl doch die Gitter gesetzt worden und es gibt kein Vorwärts mehr, was die verstorbenen Seelen natürlich zu Gefangenen macht.

    Ja, genau so ist das zu sehen. Es ist einfach der ultimative Stillstand, die Ewigkeit eben. (Kleiner Exkurs: Ist der Verbleib in Himmel oder Hölle, wie ihn etwa die katholische Kirche vorsieht, nicht auch irgendwie totaler Stillstand? ;))


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    Mir gefällt die Wortwahl des Gärtners. Das hat viel Raum für Interpretationen. Zudem erinnert mich es an ein Lied... Kennst du "Der Mörder ist immer der Gärtner"? Das haben wir oft in der Schule gesungen. In jeder Strophe stirbt jemand und man verdächtigt den Gärtner. In der letzten Strophe wird dieser ebenfalls ermordet und es stellt sich heraus, dass es der Butler war...

    So ein Lied selbst kenn ich nicht, aber das Bild selbst schon, ja. ;D

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    Auf jeden Fall habe ich jetzt anstelle der üblichen Sense einen Haken im Kopf (haha, wie das klingt). Gärtner haben tatsächlich einen sonderbaren schaurigen Touch. Interessant ist aber vor allem, dass der Gärtner auch Leben schenkt. Schließlich reisst er nicht nur Unkraut aus, sondern pflanzt auch etwas ein. Eigentlich ist Gärtner ein Beruf voller Leben indem man sich um zarte Geschöpfe kümmert. Trotzdem wird er oft als etwas bedrohliches angesehen. Aber(!) von den zukünftigen Opfern wohl auch nicht, den diese erkennen ihn nicht. Vielleicht würde ich ja glatt dazugehören, da ich nicht das Bösartige dieses Gärtners sehe...

    (Ein Haken? Was für ein Haken? Achja, und ich hasse Gartenarbeit! ;D) Ja, Du bist wirklich auf einem guten Weg. Mehr will ich an dieser Stelle aber auch nicht mehr sagen, weil ich sonst schon irgendwie die Fortsetzung(en) teils vorwegnehmen würde. ;D


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    Für mich als Sailormoonfan hat es gleich eine doppelte Bedeutung. Und auch wenn du es nicht hören willst, so schweife ich mal aus :P Jeder Mensch besitzt so etwas wie einen Sternenkristall in sich, sowas wie eine Essenz der Seele. Dieser Sternenristall stammt aus Cauldron, dem großen Kessel des Chaos, aus dem alles Leben entstand. Wenn man stirbt, wandert die Seele in den Kessel zurück und durch Zufall entsteht auch wieder neues Leben. Zum Kessel selber gibt es noch mythologische Hintergründe, aber die sind irrelevant. Hier geht es ja eher um den Sternenkristall. Wie dem auch sei, es war immer mit sehr viel Schmerz verbunden, wenn man versucht hat jemandem den Sternenkristall zu entreissen, weswegen die erste Zeile in mir gleich ein sehr unangenehmes Gefühl geweckt hat.

    Hmh, schwierig der Vergleich, nach meinem Eindruck beschreibst Du da zwar etwas prinzipiell Verwandtes, aber doch anderes als ich.
    Na ja, ich schmeiß unabhängig davon einfach mal die Frage in den Raum: Kennen wir diese Sternbilder nicht irgendwoher? ;)


    Muh, Dein Kommentar ist einfach zu gut für mich. ;D Ich kann auch auf so viele andere Sachen heute gar nicht antworten, weil es auch wieder Dinge vorwegnehmen würde. Ich freu mich aber wirklich, dass Du Dir so tiefgreifende Gedanken darum machst; vielen Dank dafür! :) ♥ Dann wirst Du doch hoffentlich noch viel Freude an den nächsten Teilen haben, wenn nicht gar bis ganz zum Ende, wann auch immer es erreicht sein wird; ich weiß es ja selbst noch nicht.



    Zum kalten Wind


    Ich glaube mich zu erinnern, dass ich irgendwann noch ein älteres Gedicht kommentieren wollte...^^ Und da ich ja kürzere Gedichte am liebsten mag (ich finde wirklich, dass die oft auch die meiste Aussagekraft haben), hab ich mir mal den kalten Wind ausgesucht.

    Hmh ok, Deine Meinung in Ehren, aber teilen kann ich sie nicht! ;D Na gut dann.


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    Ich fand es an diesem Gedicht so spannend, dass der Titel scheinbar in keinerlei Zusammenhang zum Inhalt steht, und doch hat man am Ende das Gefühl, als würde einen ein kalter Luftzug streifen. Das ist faszinierend.
    Woran liegt das? Vermutlich an der "kalten Haltung" des lyrischen Ich (unser Deutschlehrer sagte immer es heißt auch im Genitiv "Ich", nicht "Ichs"...sorry ich lenke ab ^^), das man am Ende aber eher als verbittert als kaltherzig empfindet, weil man das Gefühl hat, dass es in genau der gleichen Lage steckt, und versucht, für sich selbst Gründe zu finden, weshalb ihm (bzw. eigentlich ihnen, sind ja mehrere) auch niemand hilft.

    Ich kann mich gerade nicht mehr erinnern, ob ich's jemals öffentlich angedeutet hab, aber wenn nicht, dann mal eh jetzt: Man gebe das Kursive in der Einleitung bei Google ein und schon findet man heraus, was mich hier inspiriert hat.


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    (...)
    Ich denke dass ist unser aller Problem. Wir jammern alle gerne viel herum und denken dass es uns selbst ach so beschissen geht (geht mir genauso), obwohl es nur ganz wenigen Leuten eigentlich wirklich gut geht. Kritisch anzumerken gegenüber der Einstellung des lyrischen Ich ist, dass man den anderen trotzdem helfen kann, auch wenn einem selbst niemand hilft. Denn wenn jeder so denkt und keiner mehr keinem hilft, ist das ja auch nicht so schön. Es bleibt also trotz aller Interpretation und Erklärung eine kalte Einstellung, realistisch, aber mitleidslos.
    Ein interessantes Textstück, dass sehr zum Nachdenken anregt.

    Ja, so sieht's aus; Du hast es durchweg erkannt. Natürlich habe ich nicht vor, damit zum kollektiven Egoismus aufzurufen oder sowas, sondern einfach genau diese kaltherzige und doch zu reale Einstellung kritisch zu betrachten. Ein gutes Beispiel, das mir gerade einfällt, sind diverse Schlägereien mitten in der Öffentlichkeit, manchmal auch mit Todesfolge. Es ist überhaupt kein schönes Bild, wie da die sowas von absolute Mehrheit von Menschen am Ort einfach nichts tut, weil sie a) das Opfer nicht kennt und b) sich selbst in Gefahr bringen würde, die Rolle des Opfers gleich mitzubelegen.



    Sonstiges


    Edit: Achja, den neuen Starpost hab ich mir jetzt auch noch kurz angeschaut und möchte nur noch anmerken, dass du bei der Liste der Gedichte, wo überall das Jahr angegeben ist, doch auch noch den Monat angeben könntest, ansonsten kann man die zeitlich eh nicht einordnen.

    Könnte ich, ja, aber will ich nicht wirklich - wird bisschen zu viel Text dann und den Mehrwert halt ich für zu gering, eher noch bald verwirrend. Sortierung ist ja nunmal alphabetisch und nicht chronologisch, und wer nun wirklich eine Reihenfolge will, ist ja zumindest mal ganz ordentlich damit beraten, einfach durch das Thema zu blättern. ;) (Und abgesehen davon führ ich ja die neusten fünfdrei nochmal gesondert auf; wär mir ja eben am liebsten, dass Neueinsteiger erstmal die finden, wegen der aktuellen Entwicklungen.) Ansonsten stimmt schon, dass das mit den Jahreszahlen leicht lächerlich aussieht, wo ich das noch keine drei Jahre mache, aber da bin ich einfach mal davon ausgegangen, dass die Zukunft noch genug an Neuem bringen wird. ;D
    Nachtrag: Wow, wie alt dieser Kommentarkommentar teilweise doch ist. Nun hab ich den SP ja schon wieder umgeschmissen! ;D


    Pleonasmus

    Wie kommst Du jetzt gerade darauf? Der ist jetzt so gar nicht meine Welt, aber ok, lol.

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    negative Kritik

    ...Ich bin mal suspensiv gespannt. :P

    Zitat

    Du schreibst häufig grammatisch korrekte Sätze.
    (...)
    Ich selbst mag das in Gedichten nicht, sie erhalten so einen strengen, für mich unangenehmen Stil. Dadurch lässt sich die Geschichte zwar leichter erzählen und viele finden das vielleicht auch angenehm, doch häufig sagen für mich ein paar Worte mehr als ein ganzer Satz. Gedichte, die "anders" geschrieben sind, also mit einzelnen Wörtern/Wortpaaren, die grammataisch nicht völlig korrekt sind, erhalten für mich einen höheren lyrischen Wert, da sie sich von einfacher Epik mehr abgrenzen.

    Es stimmt, dass ich den "Satz-Stil" bevorzuge, aber ich kann von mir nicht behaupten, exzessiv an Ellipsen gespart zu haben. Du hast nicht die komplette Sammlung gelesen, oder? :P Kann Dir bei der Gelegenheit insbesondere den Zerfall ans Herz legen, der legt's mal wirklich drauf an, zu weiten Teilen nur Schlüsselwörter und sonst gar nichts zu bringen. :)

    Zitat

    Ich liebe es, über den Tod, Grausamkeiten oder Leid zu schreiben, aber häufig dann als lyrische Kritik verfasst, was mir bei dir einfach ein wenig fehlt. Der Kritikpunkt (Musst du jetzt nicht verstehen).

    Doch, ich würd's aber gern verstehen. Was willst Du mir sagen? Ich versteh es an dieser Stelle nicht.


    Hallo =)

    Meine Fresse, so benutze das gute Kind doch bitte den Quellcode-Modus! Macht absolut keinen Spaß, hier in zigtausend redundanten Formatanweisungen herumzufrickeln beim Zitieren. :(

    Zitat

    [font='Tahoma']Ich muss gestehen, Gedichte, damit kenne ich mich wirklich weniger gut aus und demnach kommentiere ich sie auch seltener. Was sehr schade ist und das möchte ich nun ändern.

    Zitat

    Und, wie läuft's dabei? Ich hab die andern Themen jetzt die letzten Wochen, Monate leider selber im Prinzip kaum verfolgt, muh.
    Oder ansonsten: Schonmal selbst welche geschrieben? Ich denk mal, dass sowas wunderbar zum Kommentieren hilft. Quasi in etwa so, wie ich heute immer noch keine Ahnung hab, wie ich eigentlich einen epischen Text hier im Bereich kommentieren soll. ;D

  • Manchmal ist es notwendig, dass jemand für das Glück, den Frieden und dergleichen eine Maske zu tragen hat. Eine entsprechende Geschichte erzählen die folgenden Zeilen.


    TW: Es geht um Manipulation und toxische Beziehungen.


    Deine Maske


    Komm und spiel mit mir!
    Deine Maske ist heut wieder wunderschön.
    Komm und bleib bei mir!
    Was darunter liegt, darf niemand jemals seh'n.


    Komm und spiel mit mir!
    Es gibt keinen Grund für Dich, betrübt zu sein.
    Komm, vertraue mir,
    denn Dein Herz gehört für immer mir allein.


    Komm und spiel mit mir!
    Sei mein Freund, erfüll die Leere meines Lebens.
    Komm, ich helfe Dir:
    Tu, was ich Dir sag; tu's ohne viel Aufhebens!


    Komm und spiel mit mir!
    Fühl Dich frei in meinen Armen, sollst nicht ringen,
    hab doch Spaß mit mir!
    Sollst mein Glück mir bringen, sonst werd ich's erzwingen.


    Komm und spiel mit mir!
    Sei für mich mein liebstes lebend Kuscheltier.
    Bist so gut zu mir;
    ohne Dich wär ich schon lange nicht mehr hier.


    Komm und spiel mit mir!
    Diesem Spiel zuliebe geh ich über Leichen.
    Komm und spiel mit mir –
    notfalls meine eig'ne, willst Du nicht erweichen!


    Komm und spiel mit mir!
    Deine Maske, so schön; sie ist alles, was ich an Dir liebe.
    Komm und spiel mit mir – ich, mein Freund, befehl es Dir.


    (23.-24.11.2011)


  • Moin Fatum.
    Ich hatte schon länger mal vor, hier zu kommentieren, aber irgendwie war ich dann doch nie dazu gekommen. Keine Ahnung, was mich immer davon abgehalten hat, hier noch nicht zu kommentieren, aber gut, das kann ich ja nachholen, und zwar jetzt. Nja, ich hab nun mal gesehen, dass du ein neues Gedicht gepostet hast, also dachte ich mir, ich kommentiere das gleich mal. Joa, eigentlich hätte ich es schon eher kommentiert, doch da fehlt halt manchmal die Zeit zu. Naja, wie auch immer, jedenfalls will ich mal ein bisschen was zu deinem neusten Gedicht sagen.


    Komm und spiel mit mir!
    Deine Maske ist heut wieder wunderschön.
    Komm und bleib bei mir!
    Was darunter liegt, darf niemand jemals seh'n.


    Was mir besonders aufgefallen ist: In der ersten Strophe wird das Thema vom Gedicht irgendwie noch nicht so richtig klar. Ich meine, generell fand ich das Gedicht etwas schwer zu verstehen, musste es auch mehrmals lesen aber gut, kommt halt hin und wieder mal vor. Wie auch immer. Der erste Vers wiederholt sich ja generell bei allen Strophen, was ich gar nicht mal so schlecht finde. Immerhin ist dadurch schon etwas klar, dass die einzelnen Strophen zusammen hängen. Aber gut, es geht ja nicht nur darum, sondern auch um den Inhalt. Und joa, der Inhalt von dieser Strophe ist ganz nett. Ich meine, eine ganz gute Einleitung, die allerdings meiner Meinung nach eher weniger auf das eigentliche Thema anspielt. Im zweiten Vers ist es ein Kompliment, gut und schön, spielt auch etwas auf die weiteren Verse an. Man könnte Vermuten (sofern man das Gedicht schon ganz gelesen hat), dass dieses Kompliment eher eine falsche Versprechung oder schlicht weg eine Lüge sein soll, um diese Person „anzulocken“. Kann sein, dass ich es auch falsch deute, man weiß ja nie, was sich der Verfasser nun wirklich dabei denkt. Den Dritten Vers hast du ja auch immer in jeder Strophe sehr ähnlich, doch variiert er immer leicht, damit es auch vom Sinn her passt, was ich sogar recht gut finde. Der letzte Vers – ich weiß nicht, aber irgendwie finde ich diesen nicht ganz so passend. Ich meine, den Sinn versteh ich nicht so ganz. Unter Maske kann man generell vieles Verstehen – einmal eine Maske wie die Theater; auf der anderen Seite nennt man es ja auch „sich eine Maske aufsetzen“, wenn sich jemand total verstellt und nicht mehr er/sie selbst ist. Da kommt bei mir eben die Frage auf, was von den beiden Möglichkeiten nun gemeint ist. Ich vermute jedoch eher, dass du meinst, dass niemand wissen darf, wie die Person in Wirklichkeit ist, vielleicht versteh ich es auch einfach falsch. Wie auch immer, soviel dazu – die Strophe an sich ist ein netter Einstig, reimen tut sich zwar nicht wirklich, aber gut, das muss ja nicht sein. Was ich hier von der Form her auch ganz schön finde, ist, dass die Verse im Großen und Ganzen (auch bei den weiteren Strophen) immer in etwa die gleiche Form haben. Sprich der erste und der dritte Vers sind immer etwas kürzer, der zweite und vierte dafür immer um einiges länger.



    Komm und spiel mit mir!
    Es gibt keinen Grund für Dich, betrübt zu sein.
    Komm, vertraue mir,
    denn Dein Herz gehört für immer mir allein.


    Erster Vers ist klar – so wie bei jeder Strophe. Hier finde ich, dass es generell so danach klingt, dass die angesprochene Person mehr oder weniger dazu gezwungen werden soll, zu der anderen Person zu gehen. Doch durch das spielen wird das ganze so wie ich es sehe wieder etwas netter gestaltet, obwohl es gar nicht so gemeint ist. Im zweiten Vers ist es wieder so, dass es eine Art Aufmunterung sein soll. Doch ob diese ernst gemeint ist oder ob das wieder nur eine leere Versprechung ist, keine Ahnung. Jedenfalls deute ich es so. Es kann sein, ja, dass ich völlig falsch liege, was ich aber eher weniger hoffe. Jedenfalls okay, wieso betrübt sein? Naja, ich finde, das passt schon, doch denn Sinn versteh ich nicht so ganz, denn auch in der Vorigen Strophe kam nichts vor von wegen Jemand sei betrübt. Aber man kann es auch hier so ansehen, dass man damit meint, dass die Person nicht traurig sein „darf“, wieder so eine Art Zwang, dass dieses nicht sein soll, die Person ist sozusagen gezwungen bzw wird gezwungen, Glücklich zu sein. Nun gut, wie auch immer. Im dritten Vers hast du was von Vertrauen geschrieben. Ach ja, Vertrauen, ein nicht ganz einfaches Thema. Ich meine, wem kann man in der Heutigen Welt schon vertrauen, wir wissen ja nie, was sich hinter einem Menschen wirklich verbirgt. Und ich denke, das hast du auch hier damit gemeint. Dieses „komm, vertraue mir“, es soll doch wahrscheinlich andeuten, dass die angesprochene Person der anderen Person vertrauen „muss“ weil er/sie es so will. Jedenfalls würde ich es so annehmen. Der letzte Vers wirkt sehr besitzergreifend. So als würde man sagen „du gehörst mir und kein anderer darf dich haben“. Ja, so was ist rein menschlich gesehen eher ein nicht so tolles verhalten, würde ich mal sagen – denn Menschen sind keine Objekte. Diese Strophe hat schon deutlich mehr mit dem Thema des Gedichtes zu tun. Insgesamt ist dir die Strophe recht gut gelungen, es gab ja auch nicht wirklich was, was ich dran auszusetzen hatte.



    Komm und spiel mit mir!
    Sei mein Freund, erfüll die Leere meines Lebens.
    Komm, ich helfe Dir:
    Tu, was ich Dir sag; tu's ohne viel Aufhebens!


    Erster Vers ist klar, dazu sag ich auch nichts mehr. Im zweiten Vers finde ich es schön, dass du wieder etwas geschrieben hast, was mehr wie ein Befehl oder ein Zwang ausschaut. „Sei mein Freund“ - das klingt ja noch nett, im Sinne von Freundschaft. Doch der zweite Teil dieser Strophe lässt eher das Gegenteil davon erscheinen. „erfüll die Leere meines Lebens“ - das soll wahrscheinlich soviel heißen, wie, dass die angesprochene Person der anderen ein besseres Leben „machen“ soll. Im Sinne von „tu alles was ich dir sage sonst kannst du was erleben“, oder? Wie auch immer, das spricht dann schon wieder deutlich auf das Thema an. Und auch „Leere meines Lebens“ finde ich sehr passend. Denn nun ja, das kann man eigentlich genau so gut mit Langeweile vergleichen. Und naja, klar dass man da will, dass jemand einem die Langeweile „vertreibt“. Doch so wie das klingt, nun ja, es kling einfach viel mehr nach einem Befehl. Aber gut, soviel dazu.Im dritten Vers kommt das ganze nahe dem ersten Vers, aber irgendwie auch nicht wirklich (blöde Erklärung, ich weiß.). Es hat schon wieder so was von leerer Versprechung, von wegen diesem „ich helfe dir“, was, wie man ja leicht im letzten Vers lesen kann gar keine Hilft ist, sondern wieder eine Art, wie soll ich es am besten Ausdrücken.. „tu was ich dir sage“ - klingt eher nach so was á la „tu es oder du kannst was erleben“. Auch nicht wirklich die beste Art wem zu Helfen, wenn man es denn überhaupt Hilfe nennen darf. Aber gut, genau das ist es ja, um das es geht. Um dieses Erzwingen – zuvor leere Versprechungen machen und dann will man irgendwas, das ist soweit ich es richtig geblickt habe die Thematik, um die es hier gehen soll. Und hier wird das zum ersten Mal im Gedicht richtig deutlich klar. Zuvor wurde es zwar schon hin und wieder etwas klar, aber hier erstmals so richtig deutlich, was ich gar nicht mal so schlecht finde. Der Kern des Gedichtes muss nicht immer gleich in der der ersten Strophe so richtig deutlich zum Vorschein kommen, etwas später passt durchaus auch.


    Komm und spiel mit mir!
    Fühl Dich frei in meinen Armen, sollst nicht ringen,
    hab doch Spaß mit mir!
    Sollst mein Glück mir bringen, sonst werd ich's erzwingen.


    Erster Vers – das gleiche wie eben immer, also gibt’s dazu mal wieder nichts zu sagen, ist ja wohl klar. Im zweiten ist es wieder einmal so, dass der Person etwas mehr oder weniger versprochen wird. Eine Versprechung von wegen „Fühl dich frei“ - passt nicht ganz und irgendwie auch doch. Mit nicht passen meine ich nicht vom Sinn her, sondern von der Tatsache, dass schon wieder ein paar Verse tiefer etwas kommt, was so gar nichts mit Freiheit mehr zu tun hat. Aber gut, genau das ist ja das passende, so in etwa ist ja jede Strophe aufgebaut (was mir jetzt erst auffällt, lol). Wie auch immer, was ich damit meine – die Strophen haben immer einen gewissen Aufbau, was ich gar nicht mal so übel finde – im Gegenteil! Es ist wirklich gut, dass du es so gemacht hast. So ist da eben ein gewisser Wiedererkennungswert vorhanden. Aber gut, es ist ja immer so, dass erst etwas scheinheilig nettes gesagt wird und dann kommt ein Befehl oder wie auch immer man es nun nennen soll - Find ich gut. Weiter im Text. Der letzte Vers gefällt mir recht gut, besonders das Wort erzwingen passt hier wirklich sehr gut. Denn genau das passt zu dem ganzen mit dem Zwingen und den Befehlen und so was alles eben. Nun gut, ich denke, du verstehst schon, was genau ich nun damit meine.


    Komm und spiel mit mir!
    Sei für mich mein liebstes lebend Kuscheltier.
    Bist so gut zu mir;
    ohne Dich wär ich schon lange nicht mehr hier.


    Erster Vers – immer das gleiche. Im Zweiten ist es mal wieder so, wie ich ja vorhin schon angemerkt hatte – eine Versprechung. Die Formulierung an sich mag ich nicht so, aber gut, das ist ja auch Geschmackssache. Nun, aber Menschen mit nicht lebenden Objekten zu vergleichen finde ich nicht so besonders toll, da es meiner Meinung nach immer etwas abwertend klingt. Aber gut, das ist ja nur meine Meinung, es gibt ja auch genug Leute, die das nicht so kritisch sehen. Im dritten Vers s´finde ich es ganz schön, dass die Person aus dessen Sicht du das geschrieben hast ein kleinen wenig Dankbar ist, jedenfalls hat es stark den Anschein danach. Der letzte Vers passt meiner Meinung nach leider nicht so gut zu den anderen. Ich meine, sonst war es immer so, dass im letzten Vers eine Art Befehl oder gar eine Drohung zu lesen war und hier ist es, naja, nur so was. Ich meine, keine Frage, es ist schön formuliert und passt auch von der länger her, aber ich weiß nicht, irgendwie mag ich das an dieser Stelle nicht so. Ich meine, viel mehr von der Form her ist es unpassend, ganz einfach weil es sonst nie so in der Form geschrieben ist. Naja, du wirst schon verstehen, was ich damit meine. Soviel dazu.


    Komm und spiel mit mir!
    Diesem Spiel zuliebe geh ich über Leichen.
    Komm und spiel mit mir –
    notfalls meine eig'ne, willst Du nicht erweichen!


    Erster Vers – no comment. Im zweiten finde ich es ganz gut formuliert, dass hier näher auf dieses „Spiel“ eingegangen wird von wegen „Komm und spiel mit mir“ - da kommt ja schon das Wort spiel drin vor und dementsprechend ist das ganze, worum es hier geht nichts weiter als ein Spiel. Zwar finde ich, dass so was nicht wirklich ganz menschlich ist, so mit jemandem umzugehen, aber gut du hast ja so oder so selbst geschrieben dass das Gedicht eine ganz eigene Form von Gewalt beschreibt. Und dieses mit dem über Leichen gehen passt da meiner Meinung nach wirklich sehr gut hin. Aber gut, über Leichen gehen, das ist immer so eine Sache. Ist das noch normal oder kann man es schon fast als krank bezeichnen? Ich weiß nicht, aber irgendwie hört sich das schon nicht mehr ganz moralisch an, wenn man sagt „ich würde für dieses und jenes sogar über Leichen gehen“. Aber von der Thematik her passt es richtig gut. Im dritten Vers wiederholt sich der erste Vers nur nochmal, was sich wiederum wie einer weitere Aufforderung anhört. Ich meine, wenn jemand sagt mach dieses und jenes, die Person es aber nicht macht, dann wiederholt man sich ja gerne nochmal. Und genau das war hier wahrscheinlich auch deine Absicht gewesen, dass es genau so rüber kommt, oder? Im letzten Vers beziehst du dich dann nochmals auf die Sache mit dem „über Leichen gehen“, nicht wahr? Jedenfalls klingt es so. Und naja, diesen Satz finde ich dennoch etwas umständlich formuliert, dass ich ihn erst ein paar Mal lesen musst, bis ich ihn richtig verstehen konnte. Aber gut, soviel zu dieser Strophe.


    Komm und spiel mit mir!
    Deine Maske, so schön; sie ist alles, was ich an Dir liebe.
    Komm und spiel mit mir – ich, mein Freund, befehl es Dir.


    Im Zweiten Vers ist es ganz schön, dass wieder diese Komplimente. Mit Maske meinst du wahrscheinlich so oder so, dass die Menschen nicht mehr sie selbst sind und sich verstellen, nicht das „Objekt“. Das Wot „lieben“ kommt hier sehr stark als (falsche?) Zuneigung rüber, würde ich sagen. Denn im folgenden Vers kommt es dann nochmals so richtig auf das Thema zurück. Freundschaft bzw. eine Beziehung (was davon gemeint ist, keine Ahnung), hat rein gar nichts mit Befehlen oder jemanden zu etwas zwingen zu tun, im Gegenteil. Man sollte in solchen Dingen nie wen zu etwas zwingen sondern es die Leute aus freiem Willen tun lassen, denn so was tut man, wenn man den anderen eben mag. Und joa, dadurch kommst du nochmal richtig gut auf das Thema zurück, was ich gar nicht mal so schlecht finde.
    Wie auch immer, soviel dazu. Mein Kommentar wurde nach unten hin immer kürzer, das passiert mir irgendwie immer, aber gut. Insgesamt war das Gedicht wirklich ganz gut, muss ich echt zugeben. Und ja, ich habs gelesen obwohl ich noch nicht 16 oder älter bin. :D. Nun denn,wie auch immer, ich hoffe mal, es hat dich mehr oder weniger gefreut, dass ich was halbwegs ausführliches zu dem Gedicht geschrieben habe. Ich freu mich schon auf weitere Gedichte von dir.


    Liebe Grüße.

  • Ja, ich poste schon wieder hier und diesmal ist das Gedicht sogar länger xD


    Erstmal: Wow, ich bin nicht die einzige, die das Gedicht selbst nach mehrmals durchlesen noch nicht völlig geblickt hat xD Aber naja, nachdem ich ja etwas älter als Raiu (die Weisheit des Alters, lol) und zudem Ex-Deutsch-LKler bin werd ich mal versuchen noch etwas mehr rauszufiltern, also ran an den Speck =)


    Das Hauptthema des Gedichtes hab ich auf jeden Fall erkannt, denke ich: Ein Mensch wird von einem anderen Menschen nicht mehr als lebendes, fühlendes Wesen mit eigenem Willen angesehen, sondern geradezu zu einem Spielzeug degradiert. Er darf nicht er selbst sein, sondern muss sich hinter einer Maske verstecken. Und das ist meiner Meinung nach das Interessante an diesem Gedicht: Normalerweise geht man immer davon aus, dass der mit Maske der "Böse" ist, der etwas zu verbergen hat, sich verstellt, andere täuscht. Diesmal ist es genau umgekehrt, es ist dem armen Kerl nicht gestattet, jemals er selbst zu sein.


    Das "Komm und spiel mit mir!" ist wie eine Forderung, der der andere immerzu nachzukommen hat, ob er will oder nicht. Er ist das Spielzeug und muss alles mit sich machen lassen. Der "Spieler", ich nenn ihn jetzt einfach mal so, Spieler und Spielzeug, will nur die Maske sehen, sie ist schön, denn mit Maske macht der andere alles was er von ihm verlangt; was drunter liegt, will er nicht sehen, da er dann daran erinnert würde, dass der andere auch ein Mensch ist und kein Gegenstand. Dies wird auch deutlich in dem Satz "es gibt keinen Grund betrübt zu sein" - selbst das Recht einmal nicht nett und fröhlich zu sein, wird dem anderen abgesprochen. Das "vertrau mir" ist fast schon höhnisch gemeint, da der andere gar keine andere Wahl hat, er ist dem Spieler buchstäblich ausgeliefert. Dass dieser sich als Besitzer ansieht, zeigt wieder, dass er den anderern vergegenständlicht, da man eigenständig denkende Wesen niemals besitzen kann.
    "Erfüll die Leere meines Lebens" - der Spieler ist gewissermaßen angewiesen auf sein Spielzeug, weil er sonst nichts hat, nur sieht er den Lebenszweck des anderen darin, ihm Freude zu machen. "Tu was ich dir sag" - einmal ganz konkret ausgedrückt, was er von dem anderen erwartet. Und es wird in der vierten Strophe noch konkreter: Macht der andere nicht "freiwillig", was der andere will (lol, das ist bereits ein Gegensatz), wird er's erzwingen. "Fühl dich frei" - wieder eine bittere Ironie, weil es gar nicht möglich ist. In der 5. Strophe bestätigt sich die Vermutung, dass der Spieler angewiesen ist, denn ohne sein Spielzeug hat er nichts mehr, würde vielleicht gar nicht mehr leben, oder denkt das zumindest. Diese Verdinglichung ("lebend Kuscheltier") ist wie Raiu schon sagte abwertend, jedoch von dir als Autor gewollt abwertend ausgedrückt, denn es beschreibt nur in Worten, was überall bereits zwischen den Zeilen stand.
    Die sechste Strophe ist vermutlich so gemeint, dass der Spieler sich von niemandem sein Spielzeug wird wegnehmen lassen, sondern eher dafür töten würde - und wenn es ihn selbst umbrächte. Die siebte Strophe schließlich kommt noch einmal auf den Anfang und den Titel zurück: Die Maske ist alles, der Mensch darunter interessiert nicht. Und der letzte Vers ist die längere Version des stets wiederkehrenden "spiel mit mir" und zeigt wie die Worte wirklich gemeint waren - nämlich befehlend, fordernd, erzwingend.


    Zusammenfassend: Es gibt ein lyrisches Ich und ein lyrisches Du. Das Ich hat die Macht und die Kontrolle über alles, das Du ist nur ein Spielzeug und soll sich auch entsprechend verhalten, soll niemals zeigen, dass es ein lebendes Wesen ist (daher die Maske). Sein einziger Daseinszweck (aus der Sicht des lyr. Ich) ist, es zu unterhalten, immerzu, ob es will oder nicht. Das Ich glaubt das Du in seiner verqueren Sichtweise zu lieben und denkt evtl. sogar, dass es sich umgekehrt ebenso verhält. Seine sog. "Liebe" sperrt das Du in einen goldenen Käfig, wie einen kleinen Vogel, der immerzu singen soll. Oder woran es mich erinnert hat: Die uralte Animefolge von Pokemon, in der Ash und co. von Sabrina geschrumpft wurden, und mit ihr "spielen" sollen, was sie fast umbringt. Ja, dieser Vergleich passt haargenau auf das Gedicht. Und genau wie ich diese Folge früher schon gruselig fand, finde ich dieses Gedicht gruselig. "Die Maske" steht für eine völlige Unterdrückung jeglicher Charakterzüge und Verformung vom Menschen ins Spielzeug, einen Gegenstand, mit dem man tun und lassen kann, was man will. So lange, bis er daran zerbricht. Oder wie Rousseau schon sagte: "Die Freiheit eines Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern dass er nicht tun muss, was er nicht will." Gut gewähltes Thema und kreative Ausgestaltung. Der Horror dieser Art von Gewalt ist definitiv rübergekommen.

  • So, diesmal schneller. ;D


    Ja, ich poste schon wieder hier und diesmal ist das Gedicht sogar länger xD

    "Schon wieder". ;D Ohne das würd ich hier bald verhungern! ;D ;D ;D

    Zitat

    Erstmal: Wow, ich bin nicht die einzige, die das Gedicht selbst nach mehrmals durchlesen noch nicht völlig geblickt hat xD Aber naja, nachdem ich ja etwas älter als Raiu (die Weisheit des Alters, lol) und zudem Ex-Deutsch-LKler bin werd ich mal versuchen noch etwas mehr rauszufiltern, also ran an den Speck =)

    Buh, wasn das für 'ne falsche Bescheidenheit. Nachm Lesen Deines Kommentars hab ich festzustellen, dass Du es (bis auf ggf. Kleinigkeiten, die in der andern Antwort hier drunter nochmal auftauchen) sehr gut verstanden hast. Das Letzte wären irgendwelche noch feineren Details oder die (sowieso nicht für die Öffentlichkeit vorgesehene) Hintergrundgeschichte, aber komm, manchmal hat eben das Unbekannte auch so seinen Charme. ;D



    Moin Fatum.
    Ich hatte schon länger mal vor, hier zu kommentieren, aber irgendwie war ich dann doch nie dazu gekommen. Keine Ahnung, was mich immer davon abgehalten hat, hier noch nicht zu kommentieren, aber gut, das kann ich ja nachholen, und zwar jetzt.

    Jo, passt schon. Ist eh nett zu wissen, dass sich seit langer Zeit mal wieder einer der stillen Leser überwindet, was zu schreiben. :P :)


    Zitat

    Was mir besonders aufgefallen ist: In der ersten Strophe wird das Thema vom Gedicht irgendwie noch nicht so richtig klar. Ich meine, generell fand ich das Gedicht etwas schwer zu verstehen, musste es auch mehrmals lesen aber gut, kommt halt hin und wieder mal vor.

    Oh, damit hab ich mein Ziel wohl erreicht! ;D Ich bin persönlich nicht so der Fan von Gedichten (wenn nicht gar auch Geschichten), die sofort alles preisgeben. Ist doch gut und spannend, wenn man Dinge mehrmals lesen und immer noch was draus mitnehmen kann! :P ;D

    Zitat

    Der letzte Vers – ich weiß nicht, aber irgendwie finde ich diesen nicht ganz so passend. Ich meine, den Sinn versteh ich nicht so ganz. Unter Maske kann man generell vieles Verstehen – einmal eine Maske wie die Theater; auf der anderen Seite nennt man es ja auch „sich eine Maske aufsetzen“, wenn sich jemand total verstellt und nicht mehr er/sie selbst ist. Da kommt bei mir eben die Frage auf, was von den beiden Möglichkeiten nun gemeint ist. Ich vermute jedoch eher, dass du meinst, dass niemand wissen darf, wie die Person in Wirklichkeit ist, vielleicht versteh ich es auch einfach falsch.

    Najo, damit sind wir wieder genau bei dem Punkt, dass es sich am ehesten klärt, wenn man den Rest des Texts auch kennengelernt hat. Ansonsten ja, wir sind gewissermaßen beim Selbstverstellen, bis hin zur totalen Selbstentfremdung.


    Zitat

    Jedenfalls okay, wieso betrübt sein? Naja, ich finde, das passt schon, doch denn Sinn versteh ich nicht so ganz, denn auch in der Vorigen Strophe kam nichts vor von wegen Jemand sei betrübt.

    Es ist eine offene Geschichte und klar kannst Du kaum wissen, welche Bilder (doofes Wort hier) ich dabei so im Kopf hatte, von daher ist hier sicher auch die Fantasie des Lesers gefragt. ;D Nichtsdestotrotz, ein im Text schon selbst vorhandener Grund direkt davor: Es soll etwas unter einer Maske versteckt werden und nach einer Meinung wird nicht gefragt.

    Zitat

    Ach ja, Vertrauen, ein nicht ganz einfaches Thema. Ich meine, wem kann man in der Heutigen Welt schon vertrauen, wir wissen ja nie, was sich hinter einem Menschen wirklich verbirgt. Und ich denke, das hast du auch hier damit gemeint.

    Nein, nicht wirklich. Auch wenn ich durchaus der Mensch bin, der nur Wenigen trauen mag, hat das hier keinen Eingang gefunden...

    Zitat

    besitzergreifend

    Wichtige Erkenntnis.


    Zitat

    Im zweiten Vers finde ich es schön, dass du wieder etwas geschrieben hast, was mehr wie ein Befehl oder ein Zwang ausschaut. „Sei mein Freund“ - das klingt ja noch nett, im Sinne von Freundschaft. Doch der zweite Teil dieser Strophe lässt eher das Gegenteil davon erscheinen. „erfüll die Leere meines Lebens“ - das soll wahrscheinlich soviel heißen, wie, dass die angesprochene Person der anderen ein besseres Leben „machen“ soll.

    Ich zitiere nochmal: Sei mein Freund, erfüll die Leere meines Lebens. Versuch Dir mal vorzustellen, dass Dir jemand genau das tatsächlich sagt. Allein schon im ersten Teil würd ich da weniger "Nettes" hören, stattdessen Abhängigkeit bemerken. Der zweite Teil bestätigt's dann offensichtlich, aber andererseits müsste man schon irgendwie tief sinken, um das wirklich genau so zu sagen... Nun ja, warum ich das hier meine Figur dennoch sprechen lasse, überlass ich mal weiter der Interpretation. :)


    Zitat

    Nun, aber Menschen mit nicht lebenden Objekten zu vergleichen finde ich nicht so besonders toll, da es meiner Meinung nach immer etwas abwertend klingt. Aber gut, das ist ja nur meine Meinung, es gibt ja auch genug Leute, die das nicht so kritisch sehen.

    Es klingt nicht nur abwertend, sondern widerlich. Gewollt. ;)

    Zitat

    Der letzte Vers passt meiner Meinung nach leider nicht so gut zu den anderen. Ich meine, sonst war es immer so, dass im letzten Vers eine Art Befehl oder gar eine Drohung zu lesen war und hier ist es, naja, nur so was.

    Ohne Dich wär ich schon lange nicht mehr hier. Wirklich keine (implizite) Drohung? ;)


    Zitat

    Im dritten Vers wiederholt sich der erste Vers nur nochmal, was sich wiederum wie einer weitere Aufforderung anhört. Ich meine, wenn jemand sagt mach dieses und jenes, die Person es aber nicht macht, dann wiederholt man sich ja gerne nochmal. Und genau das war hier wahrscheinlich auch deine Absicht gewesen, dass es genau so rüber kommt, oder? Im letzten Vers beziehst du dich dann nochmals auf die Sache mit dem „über Leichen gehen“, nicht wahr?

    Ja und ja.


    Komm und spiel mit mir!
    Deine Maske, so schön; sie ist alles, was ich an Dir liebe.
    Komm und spiel mit mir – ich, mein Freund, befehl es Dir.


    Zitat

    Nun denn,wie auch immer, ich hoffe mal, es hat dich mehr oder weniger gefreut, dass ich was halbwegs ausführliches zu dem Gedicht geschrieben habe. Ich freu mich schon auf weitere Gedichte von dir.

    Irgendwie gebrauchst Du mir nicht allzu wenige Litotes ;D, aber damit komm ich auch schon zum Abschluss des Beitrags:


    Danke für die Kommentare und für mal wieder ein neues Gedicht plane ich dieses Wochenende als Termin. Kreativität ist derzeit mal wieder anderswo unterwegs, aber da kommt es sicher gut, dass ich von 2011 noch ein bisschen was übrig hab. Und das ist diesem Fall ganz sicher keine "Wegwerfware". :P

  • Katastrophalkaskade


    Komm und lies mir diese Seiten
    und sage mir, was siehst Du dort?
    Und sag auch, soll ich Dich denn geleiten
    in dies gut bewachte Reich gebaut
    aus Lug und Trug,
    aus Leid und Neid,
    aus Sucht und Wahn,
    Verrat und Mord?


    Komm, beschreite diese Stufen,
    die ganz hinab Dich führen werden
    in ein wasserloses Meer von Rufen,
    in den hasserfüllten Sumpf auf tristen Erden.


    Komm und schau in diese Seelen,
    sie seh'n Dich zappeln, hör'n Dich schrei'n,
    sind Hüllen ihrer Hüllen, nichts würd ihnen fehlen,
    sind viele, weilen überall und weinen doch wie Du allein.


    Komm und fühle diese Hände;
    sind sie kalt wie Eis und starr wie Stein?
    Sind sie blutbefleckt wie alte Dornenwände?
    Sind sie goldbesetzt, bewehrt mit dem Gewicht von Blei?


    Komm, ich les Dir diese Seiten,
    sind für Dich ja nur das täglich Brot,
    soll'n bei Leuten Deines Schlags nur Furcht verbreiten
    durch ein zu wahres Schauspiel – die Regie geführt vom Tod.


    (24., 26.09.2011, 24.01.2012)

  • Huhu Colonel Fortune Fatum,
    ich dachte da du immer noch keinen Kommentar zu deinem neusten Gedicht hast werde ich das einfach mal übernehmen, ich arbeite ja seit neustem auch mit Poesie. Zwar sind deine Gedichte, oder zumindest das, was ich von ihnen gelesen habe, bisher immer relativ schwer zu verstehen gewesen. Das mag auch bei deinem neuen Werk Furch so sein, doch ich werde mir Mühe geben, dass ich mit meinen Gedanken nicht vollkommen daneben zu liegen. (Oh Mann, jetzt habe ich Furcht.^^‘) Na gut, dann wollen wir mal anfangen, du letzter Krieger.


    Furcht
    Ein einfacherer, aber doch relativ interessanter Titel. Man kann sich doch schon einiges darunter vorstellen, er verschlüsselt also das Gedicht so ein Wenig. Zum einem könntest du hier einfach nur das Gefühl der Furcht beschreiben, zum anderen aber auch eine Situation in der jemand Furcht verspürt. Oder vielleicht wie jemand etwas tut, sodass jemand anderes Furcht bekommt? Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, den Titel dieses Werkes zu interpretieren, was das Gedicht für mich etwas geheimnisvoll erscheinen lässt, somit hat mich der Titel im Endeffekt zum Nachdenken und Grübeln gebracht, und genau das, soll ein Titel ja auch machen, von daher kann ich über Furcht eigentlich nicht meckern.


    Komm und lies mir diese Seiten
    und sage mir, was siehst du dort?
    Und sag auch, soll ich Dich denn geleiten
    in dies gut bewachte Reich gebaut
    aus Lug und Trug,
    aus Leid und Neid,
    aus Sucht und Wahn,
    Verrat und Mord?

    Puh… Du glaubst nicht wie oft ich diese paar Zeilen gelesen habe um sich komplett zu verstehen. Irgendwie ist diese Strophe sehr rund, das gefällt mir. Sie lässt sich gut lesen und der Part mit der Frage (also die letzten vier Verse) beenden die Strophe ganz schön. Reime hast du auch eingebaut, einen zumindest, von Vers eins, auf drei, ein Kreuzreim also. Gefällt mir eigentlich ganz gut. Wie eben schon angesprochen ist diese Strophe sehr rund, das heißt man kann sie gut lesen, sowas passiert meistens dank eines richtigen Versmaßes. Ich glaube im vierten Vers ist das nicht ganz eingehalten, aber trotzdem klingt hier alles ganz schön. Um mal auf den Inhalt zu gehen: Wie immer sehr schön versteckt, aber am Ende kann man doch einen Strich darunter ziehen. Mir gefällt vor allem die Frage, aus was das Reich gebaut ist, momentan wissen wir noch nicht wirklich was mit dem Reich gemeint ist, ob es wirklich ein Reich sein soll, oder ob dieser Ausdruck nur als Metapher verwendet wurde. (Mich würde Letzteres nicht wundern) Der Anfang ist… etwas anders als der Rest der Strophe, aber dadurch doch sehr geheimnisvoll, dass man nicht genau weiß, was mit Reich und mit Seiten gemeint ist (auch hier denke ich eher, dass es eine Metapher für etwas ist, zum Beispiel ein Gefühl könnte ich mir gut vorstellen) macht die Strophe umso spannender und erhöht das Verlangen mehr lesen zu wollen. Alles in allem ist dir die erste Strophe also ziemlich gut gelungen, das Highlight ist wie gesagt, die Frage aus was das Reich gebaut ist. Super!


    Komm, beschreite diese Stufen,
    die ganz hinab Dich führen werden
    in ein wasserloses Meer von Rufen,
    in den hasserfüllten Sumpf auf tristen Erden.

    Schöne Strophe, nicht so ganz schwer zu verstehen, aber auf jeden Fall eine schöne Strophe. Der Reim Stufen und Rufen gefällt mir ungemein und klingt sehr schön und die Strophe lässt sich allgemein ganz gut lesen, ein einziger Versmaßfehler ist im letzten Vers aufgetreten. „Hasserfüllten“, das ist meiner Meinung nach das Wort, welches etwas zu lang ist. Das „wasserlose Meer aus Rufen“ ist eine wunderschöne Metapher und gefällt mir unglaublich gut und auch allgemein ist die Strophe wie gesagt sehr schön. Die Handlung beginnt hier etwas, während die erste Strophe noch eher auf gedanklicher Ebene statt fand, ist auf jeden Fall wichtig, zu viel Beschreiben in einem Gedicht ist auch nicht so schön. Die Strophe hat mir wirklich sehr gefallen, und bist auf den letzten Vers, aufgrund des Versmaßes, habe ich nichts zu meckern!


    Komm und schau in diese Seelen,
    sie seh'n Dich zappeln, hör'n Dich schrei'n,
    sind Hüllen ihrer Hüllen, nichts würd ihnen fehlen,
    sind viele, weilen überall und weinen doch wie Du allein.

    Hm… Beide Reime sind ziemlich schön, und lasse die Strophe (wie davor auch erwähnt) sehr rund wirken/erscheinen. Das Versmaß stimmt auch soweit, bis auf eine Stelle, die ist viel zu lang. Das wäre das dritte Vers, und darauf im Anschluss auch das vierte Vers. Da es sonst einfach nicht hinhauen würde, hätte ich sechs Zeilen draus gemacht und nach dem zweiten Hüllen, ein neues Vers. Würd müsste dann, damit es in das Versmaß passt, zu würde werden und in dem vierten Vers würde ich den Absatz vor und machen. Dann wäre das Versmaß richtig, Reime wären immer noch vorhanden und es ließe sich immer noch gut lesen. Vom Inhalt hr finde ich besonders den zweiten Vers gut gelungen, die Vorstellung daran ist zwar grausam und macht Angst, man könnte auch sagen Furcht, und es gefällt mir daher so sehr, weil du hier richtig auf den Titel anspielst. Hüllen ihrer Hüllen ist noch ein wenig verschleiert, zumindest verstehe ich es nicht ganz, aber es klingt doch schön und hat einen sehr mystischen Touch, es macht die Strophe und allgemein das Gedicht noch ein Wenig interessanter. Der letzte Vers ist vom Inhalt auch ziemlich stark, gerade ab weinen, das ist sehr tiefgründig und traurig und man kann es auf einer gewissen Ebene auch mit Furcht gleichstellen. Daher vom Inhalt eine gelungene Strophe, aber am Versmaß kann/könnte man (wie gezeigt) noch arbeiten.


    Komm und fühle diese Hände;
    sind sie kalt wie Eis und starr wie Stein?
    Sind sie blutbefleckt wie alte Dornenwände?
    Sind sie goldbesetzt, bewehrt mit dem Gewicht von Blei?

    Die Strophe teilt meine Meinung. Das Versmaß stimmt in den letzten beiden Versen wieder nicht, jedoch finde ich den Reim von eins auf drei (Kreuzreim) wieder ganz schön und der Inhalt der Verse ist auch gut. Der erste Vers ist irgendwie gruselig und erinnert mich an Hypnos Wiegenlied (keine Ahnung ob du es kennst.), der zweite Vers ist das Highlight der Strophe. Eine tolle Beschreibung der Hände, der Kälte und der Starre und dazu noch schön in einem Gedicht verpackt und an das Versmaß angepasst, richtig gut. Der dritte Vers hingegen stimmt nicht, obwohl er vom Inhalt gut ist, habe ich etwas zu meckern, du solltest das Adjektiv alte weglassen. Zwar schmückt und beschreibt es das folgende Nomen gut (und treffend) jedoch macht es das Versmaß kaputt. Ohne alte würde es im dritten Vers noch stimmen. Dornenwände ist ein komischer Ausdrück (nebenbei bemerkt) ich kann mir darunter nicht wirklich viel vorstellen, außer eine Wand mit Dornen, was aber nicht wirklich Sinn ergibt. Ich denke nochmal drüber nach, aber es bleibt mit verschleiert. Zum einen passt das ganz gut, so kommt das Geheime besser rüber, allerdings ist es auch irgendwann schwer sich das ganze unergründete zu merken, beziehungsweise darüber nachzudenken. Am letzten Vers habe ich lange versucht zu arbeite und ich habe keine Möglichkeit gefunden, das Versmaß gerade zu biegen. Das Problem sind die Wörter goldbesetzt und Gewicht. Goldbesetzt könnte man zwar gegen gold(en) auswechseln, aber Gewicht kann ich irgendwie nicht verändern… Da fällt mir leider nichts ein. Ansonsten ist die Strophe vom Inhalt her echt klasse, und auch der Reim ist nett, aber gerade der letzte Vers macht mir zu schaffen…


    Komm, ich les Dir diese Seiten,
    sind für Dich ja nur das täglich Brot,
    soll'n bei Leuten Deines Schlags nur Furcht verbreiten
    durch ein zu wahres Schauspiel – die Regie geführt vom Tod.

    Wow, die letzte Strophe ist wirklich episch, und das perfekte Ende für das Gedicht. Zwar stimmt hier wieder (sag mal ist das Absicht!?) in Vers drei und vier das Versmaß nicht, aber trotzdem, die Strophe ist toll. Der Reim Seiten und verbreiten ist ein ganz schöner Reim und Brot und Tod, naja, es ist jetzt kein richtiger Reim, aber es hat was und lässt die letzte Strophe einfacher lesen. Der erste Vers ist eine Wiederholung, beziehungsweise etwas ähnliches, wie der erste Vers der ersten Strophe. Dort heißt es, ließ mir diese Seiten, hier heißt es, ich lese dir diese Seiten, ist ein guter Kontrast der alles in allem sehr professionell wirkt. Der zweite Vers ist eher schwerer zu verstehen, es scheint als lebt jemand davon, von der Furcht, aber gut, das geht dann ins tiefgründige und ist wirklich ziemlich verschleiert. Trotzdem gefallen mir der Sinn und auch der Klang des Verses. Drittes Vers: Deines ist zu viel, da liegt der Versmaßfehler. Ich habe keine Möglichkeit gefunden ihn zu bereinigen aber… Der Inhalt der Stropeh ist toll. Das was gelesen wird, soll nur Furcht verbreiten, Menschen/oder anderes abschrecken, guter Einfall, und auch der letzte Vers, welcher am vorletzten anknöpft ist einfach nur toll. Regie geführt vom Tod, einfach nur klasse, ich weiß gar nicht was ich da sagen soll. Ach richtig, das Versmaß, das stimmt hier auch nicht ganz, aber auch hier müsste man viel umbauen, daher lasse ich die Aussage einfach mal im Raum stehen. Die letzte Strophe ist ein toller Abschluss für das Gedicht und gerade der letzte Satz ist einfach nur der Hammer.


    Fazit
    Wie immer schwer zu verstehen und wie immer hat es etwas Besonderes. Aufgefallen sind mir die „vielen“ (vielen ist übertrieben aber mir fällt jetzt kein passendes Wort ein) Versmaßfehler. Die Reime hingegen waren immer ziemlich gut und vom Inhalt muss ich gar nicht erst anfangen. Alles in Allem ein tolles Gedicht mit nur kleinen Mäkeln. Rechtschreibfehler sind auch keine vorhanden, sowas finde ich immer besonders schlimm in einem Gedicht, von daher kann ich dich nur mehr loben als dir Kritik geben.



    So, jetzt bin ich durch, meine Furcht hat sich gelegt, ich habe es doch geschafft, etwas halbwegs anständiges zu deinem Werk zusammen zu reinem. Ich hoffe dass ich dir damit ein bisschen helfen konnte und so. Ich werde hier mal wieder vorbeischauen, denn mir gefallen deine Gedichte wirklich sehr. (Besonders Deine Maske. *-*)
    Liebe Grüße,
    Chess ♔


  • (Quelle)


    Dinodora


    Three Heads for the Dragon Queen under the sky,
    Landing Meteors that turn foes into stone.
    He who defies her, doomed to die,
    To feed the bones that adorn her throne.
    In the Hands of Destiny her Dark Wings rise;
    One Head to taunt them all, One Head to find them,
    One Head to eat them all and in the darkness bind them

    At the Hands of Fate, where they shall seek demise.


    (30.06.2012)

  • Unter der Sonne aus Blut

    (De Bello Iusto)


    Es gibt nur eine Art gerechter Kriege:
    Für unser gottgegeb'nes Recht auf Freiheit
    wir müssen kämpfen tapfer und in Einheit,
    bis denn der Feind erschlagen vor uns liege.


    Es gibt nur eine Art gerechter Kriege
    und die gilt denen, die den Frieden stören;
    wir müssen auf des Führers Weisheit hören
    und unterdrücken ihre schlaue Lüge.


    Und manchmal hört man die Berichte schweigen –
    es gibt Geschichte, die kommt immer wieder,
    doch reden könn' sie nur so viel im Dunkeln.


    Unter der Sonn' aus Blut die Waffen funkeln,
    wenn uns're größte Gabe stolz wir zeigen
    und skrupellos ermorden uns're Brüder.


    (27.04., 07.05., 10.05.2014)


  • Mondscheinsonett


    Der Ozean erleuchtet, Wellen rauschen,
    und wie dort draußen, auch in mir die Nacht
    schon wogt, und wiegt mich in den Schlafe sacht;
    der Ruh vor keinem Sturme will ich lauschen.


    Und sieh den schwarzen Fährmann unten warten!
    Auf seiner Geige reiht er Ton an Ton,
    der Knochenfinger zeigt: auch Du, mein Sohn,
    sollst fortan blüh'n in einem andern Garten.


    Geboren auf der See gelebt gestorben –
    die Bretter uns're immergrüne Wiese,
    umschifften wir so manchen kalten Fjord.


    Es kommt für Dich schon bald ein neuer Morgen,
    wenn ich zum letzten Mal die Augen schließe,
    das Bett deck zu mach segeln über Bord.


    (28.04., 08.05.2014)


  • Hallo I~Weltall. (:
    (EDIT: Ah, verflixt, die Tilde hab ich gar nicht erkannt! D: Sorry, die sieht man hier im BB echt schlecht ...)


    Vorneweg möchte ich gleich mal sagen, dass sich mein Wissen um Gedichte arg in Grenzen hält - man darf hier also nicht viel erwarten, lol. Aber bevor hier weiterhin Flaute herrscht, dachte ich mir, vielleicht bringt dir ein amateurhafter Kommi auch etwas. (Nebenbei lassen wir die Mondscheinsonate gleich mal laufen - dabei fällt mir auf, wie selten ich eigentlich reine Klaviermusik höre.)
    Außerdem hab ich in deinem Startpost was von erwünschter Interaktion gelesen. In diesem Sinne: interagiere ich mal. ;D


    Mondscheinsonett
    Dass du den Titel bringen wolltest, kann ich verstehen und das nicht nur wegen der Mondscheinsonate von Beethoven. Die Nacht hat ja eine sehr eigene Stimmung aufgrund des fehlenden Lichtes, was gerade für so visuelle Lebewesen wie den Menschen natürlich unterschiedliche Assoziationen hervorruft. Wenn ich in einem Titel "Nacht" lese, habe ich gleich die Dunkelheit vor Augen, wohingegen "Mond" für mich wieder mit Licht verknüpft ist. (Und nicht mal so schwachem Licht, bei Vollmond kann man tatsächlich seinen eigenen Schatten sehen.) Deshalb zielt für mich der Titel "Mondscheinsonett" darauf ab, eine Sache zu beleuchten, die zwar in der Nacht oder in der Dunkelheit stattfindet - oder in irgendeiner anderen Form damit verbunden ist - aber trotzdem "gesehen" werden kann. Oder besser gesagt, vom Dichter gesehen wurde, weshalb er sich die Mühe gemacht hat, es aufzuschreiben. ;)


    Der Ozean erleuchtet, Wellen rauschen,
    und wie dort draußen, auch in mir die Nacht
    schon wogt, und wiegt mich in den Schlafe sacht;
    der Ruh vor keinem Sturme will ich lauschen.


    -> Wokay - dann versuch ich mich mal dran. ^^ Für den Anfang ist es etwas ungewohnt, dass die Verse so ein bissl in die nächste Zeile reichen. Oder besser gesagt, dass die Aussage mit dem Vers am Ende nicht beendet ist, sondern sich in der nächsten Zeile fortsetzt. Ist aber eigentlich nur eine Feststellung meinerseits. ^^
    Du kommst auch gleich mit dem im Titel erwähnten Licht, wenn du in der ersten Zeile von dem erleuchteten Ozean sprichst. Da hab ich natürlich nach der zweiten Zeile sofort ein Bild vor Augen: der volle Mond über dem Meer stehend, der mit silbernen Licht das wogende Wasser erleuchtet. Und das stetige Rauschen der See in den Ohren. Ein sehr schönes Bild um einzusteigen und es vermittelt für mich eine gewisse Ruhe. Da ist diese Beständigkeit in dem Meer und in dem Rauschen der Wellen.
    Das lyrische Ich kommt in der zweiten Zeile zu Wort und spricht davon, dass die Nacht in ihm wogt und ihn in den Schlaf wiegt. Jetzt ist es hier interessant, dass nicht nur der Schlaf allein genannt wird, sondern die Nacht auch noch. Da ist also eine Art Finsternis, die nichts mit dem Schlaf zu tun hat, so wirkt's auf mich.
    Die letzte Zeile musste ich jetzt öfter lesen und ich weiß nicht, ob ich sie wirklich verstanden habe. ^^" Das lyrische Ich will der Ruhe also lauschen, Okay, soweit so gut, nur der Zusatz mit dem Sturm war dann für mich verwirrend. Würde dastehen "der Ruh vor einem Sturm will ich lauschen" wäre das für mich ein Hinweis darauf, dass das lyrische Ich die Ruhe genießt. Bezogen auf jemandem der wohl auf und mit dem Meer lebt, macht das Sinn. Ein Sturm ist ja eine Gefahr und man ist natürlich froh drum, wenn alles ruhig ist. Aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, wenn du hier den Ausspruch "Ruhe vor dem Sturm" umgekehrt hast - weil die Ruhe vor einem Sturm ist ja meist trügerisch, man weiß nicht, wann der Sturm losbricht, ob er überhaupt losbricht und deshalb ist man da ja angespannt - und die Ruhe an sich gemeint hast dann lauscht das lyrische Ich einfach der Ruhe. Der gerade herrschenden.


    Und sieh den schwarzen Fährmann unten warten!
    Auf seiner Geige reiht er Ton an Ton,
    der Knochenfinger zeigt: auch Du, mein Sohn,
    sollst fortan blüh'n in einem andern Garten.


    -> Und wie mir bei dem Bild von dem schwarzen Fährmann sofort "Don't Pay the Ferryman" von Chris de Burgh durch den Kopf schießt. Natürlich fällt mir auch gleich Charon ein, der Fährmann aus der griechischen Mythologie, der die Toten über den Totenfluss setzt.
    Sprich: ich musste unweigerlich an den Tod denken und meine auch, dass es in dieser Strophe darum geht. Interessanterweise springst du jetzt hier in die Rolle eines Erzählers, sodass ich mir nicht sicher bin, ob das lyrische Ich am Ende seines Lebens steht oder die Sache erzählt wird und eine weitere Person in dem Sonett vorkommt. Das Porträtieren des Todes mit einer Geige fand ich auch interessant. Das hat auf mich jetzt eine wenig abschreckende Wirkung, weil Musik ist ja eine schöne Sache und macht den Tod somit zu einem Musiker. In gewisser Form also zu jemandem, der etwas erschafft. Allerdings wird der Sache in der zweiten Zeile auch die Schönheit etwas genommen, wenn vom bloßen Aneinanderreihen von Tönen die Rede ist. Wirkt auf mich jetzt wie eine wiederkehrende Melodie. Eine Art Wehklagen?
    Ich sehe den Fährmann ohnehin direkt vor mir, wie er kurz in seinem Geigenspiel innehält und mit dem Knochenfinger auf mich zeigt und meint, dass ich fortan in einem anderen Garten blühen soll. Zeigt mir: jemand wird sterben. Das mit dem Blühen ist ein schöner Euphemismus - oder ist das eine Metapher? Meh, ich glaub, ich lass die Fachbegriffe weg. Hab davon zu wenig Ahnung, um wirklich drüber sprechen zu können. ;D
    Jedenfalls sagt der Tod hier nicht: du wirst sterben, sondern verschleiert das etwas mit dem Blühen in einem anderen Garten. Also einem Leben an einem anderen Ort, immerhin sind Blumen in ihrer Blüte sogesehen auf dem Höhepunkt ihres Lebens. Die Sache mit dem Garten hat auch so einen interessanten Aspekt - Boden, fest, beständig. Ich hatte durch den ersten Vers jemanden vor Augen, der entweder Fischer oder Seefahrer ist. Also jemand, der sich in meinen Augen am Wasser wohler fühlt als an Land. Aber vielleicht soll gerade das "an Land gehen" hier mit dem Tod aufgefasst werden - im übertragenen Sinn. Im ersten Moment klingt die Aussage des Todes beruhigend - für jemanden wie mich, der nicht so gerne am Wasser ist, ist die Vorstellung von einem Garten natürlich sehr schön -, aber das kommt natürlich darauf an, zu wem er spricht. Das Blühen in einem anderen Garten hat ja etwas Endloses an sich und bedeutet wohl den Abschied vom Leben auf dem Meer. Für einen Seemann also durchaus weniger beruhigend - so denke ich mir das jedenfalls.
    Auch die Sache mit dem Sohn ist interessant - ich entschuldige mich am besten jetzt schon mal für die in keinem Verhältnis stehende Häufigkeit dieses Wortes in diesem Kommi - weil man nicht so ganz sicher ist, wer gemeint ist. Spricht das lyrische Ich zu jemandem - der Vater zu dem Sohn? - oder sagt der Totd zu dem lyrischen Ich Sohn? (Und nein, ich mache jetzt keinen Star Wars Witz von wegen "Ich bin dein Vater.") Mhm ... es könnte natürlich auch der Vater sein, der seinem Sohn von dem Tod erzählt - da der Vater vielleicht im Sterben liegt - und dem Tod in den Mund legt, dass dieser den Vater mit "Sohn" anspricht.


    Geboren auf der See gelebt gestorben –
    die Bretter uns're immergrüne Wiese,
    umschifften wir so manchen kalten Fjord.


    -> Irgendwie bin ich bei der ersten Zeile ins Stocken gekommen, weil mir die Kommata gefehlt haben. Wahrscheinlich muss man da nicht unbedingt welche setzen, aber ich hätte welche gesetzt. Die Zeile sagt für mich aus, dass nur bei der Geburt und beim Tod die See kein Bestandteil des Lebens war. Ansonsten war sie das ganze Leben hindurch präsent. Somit ist mir jetzt klar, dass das lyrische Ich ein Seefahrer ist - was du ja ohnehin gesagt hast, dass das Sonett ein bisschen Seefahrerromantik beinhaltet, wer liest ist im Vorteil.
    Jedenfalls machst du die Verbundenheit mit dem Meer noch deutlich, durch die Darstellung der Bretter des Schiffes als immergrüne Wiese. Für den Seemann ist somit das Boot sein "Boden" und er schätzt dessen Beständigkeit. Grün ist ja außerdem noch die Farbe der Hoffnung und Zuversicht - Danke Wikipedia! - und das zeigt mir, dass der Seemann mit seinem Schiff auch Probleme - wie etwa den kalten Fjord - umschifft, weil er immer voller Zuversicht ist. (Leider konnte mir Wikipedia jetzt nicht die Gefahr von Fjorden erklären.) Solange der Seemann sein Schiff hat, fühlt er sich wohl. Wahrscheinlich sollen aber nicht nur Probleme auf See hier gemeint sein, sondern auch andere Dinge, die einem das Leben manchmal so hinschmeißt. Könnte ich mir jedenfalls denken.


    Es kommt für Dich schon bald ein neuer Morgen,
    wenn ich zum letzten Mal die Augen schließe,
    das Bett deck zu mach segeln über Bord.


    -> Auch hier bekomme ich in der ersten Zeile das Gefühl, dass zwei Personen in diesem Gedicht vorkommen. Man weiß nur nicht wer oder ob nicht doch zum Leser hier gesprochen wird. Zumindest erhärtet sich der Verdacht, dass das lyrische Ich am Ende seines Lebens steht, wenn du schreibst, dass es zum letzten Mal die Augen schließt. Da es in der ersten Zeile heißt, dass für die anderen Person ein neuer Morgen kommt, ist klar, dass diese Person weiterleben wird. Mir fällt jetzt auch wieder ein, dass ja in der Strophe davor, in der ersten Zeile in der Vergangenheit gesprochen wurde. So als wäre dem lyrischen Ich sein Tod schon bewusst.
    Hier musste ich jetzt in der letzten Zeile wieder bissl knobeln, irgendwie. So ganz erschloss sich mir die Aussage nicht. Auf der einen Seite fängt die Zeile an mit "das Bett deck zu" - hat was von Ende irgendwie. Und dann der hintere Teil mit "segeln über Bord" - also wird etwas über Bord und somit ins Wasser gehen. Seebestattung für den Seemann? Das Segeln ist natürlich ein schöner Begriff, da er eine gewisse Leichtigkeit mit sich bringt und etwas von Fliegen hat - finde ich. Gibt dem Sterben hier etwas weniger bedrohliches. Nur das "mach" bringt mich raus. Hätte fast gesagt, man ersetzt es durch "lass" - lassen -, damit erschließt sich mir persönlich der Sinn jetzt leichter. Aber vielleicht soll das mach auch etwas bestimmtes aussagen und ich komm nur nicht drauf. ^^"


    Zusammenfassung:
    Jetzt hab ich ziemlich viel darüber geschrieben, was ich interessant finde und was ich so herausgelesen habe, aber eigentlich noch gar nicht, wie ich das Sonett an sich finde. Mir gefällt es sehr und ich fand die Mondscheinsonate von Beethoven eine sehr passende musikalische Untermalung, die eine gute Stimmung für das Sonett vermittelt hat. Würde also nicht sagen, dass das Sonett so viel schlechter ist. ;D
    Es gefällt mir inhaltlich, sprachlich und von der gewählten Form, auch wenn man sich an das Sonett so im ersten Moment erst gewöhnen muss. Man liest's halt nicht so oft. Technisch kann ich nichts hinzufügen, da mir der Wikiartikel zum Sonett viel zu ... abstrakt ist. Bei Wörtern wie Jambus und Kadenz steigt in meinem Kopf irgendwas aus, aber ich konnte trotzdem erkennen, dass ich es hier mit einem Sonett zu tun hatte - auch wenn ich das nur anhand des Reimschemas festgemacht habe.
    Ganz allgemein gefällt mir, was du schreibst und wie du schreibst - ganz kurz und bündig. ;D


    Bin schon gespannt, was man im Zuge deiner Sonettwochen noch so alles hier lesen wird!


    - Cynda

  • Stellungnahme eines Beteiligten zur hiesigen Wettbewerbskultur


    Du schreibst für uns Geschichten und Gedichte
    und stellst sie im Zweiwochentakt zur Wahl.
    Sie bringen Punkte Dir in großer Zahl,
    'nen Augenblick mit Deiner Kunst im Lichte.


    Und auch Du, der viel lobt und kritisiert,
    denn Deine Meinung ist uns gut und wichtig,
    auch wenn Dein Urteil manchmal nicht ist richtig –
    solltest niemals wer sein, der dran verliert.


    Fürwahr, hier wär nichts los ohne Euch beide –
    sollte nur einer mal komplett verschwinden,
    dann käm es auch dem andern sehr zuleide.


    Und eines noch, das bleibe nicht geheim:
    In beiden Rollen wollen wir Euch finden
    zugleich, denn ein Mensch sollt Ihr zwei nur sein!


    (27.04., 07.05., 30.05.2014)


  • So... Da ich niemandem das Gefühl geben will, ignoriert zu werden, und ein Kommentar nun schon seit Jahren einfach so hier steht, nehm ich's mir mal heraus, eine Antwort auf nur zwei zu schreiben. Ich hoffe, es gelingt mir auch, sie weniger arschlochmäßig als diverse alte zu verpacken; kann mich bei denen echt freuen, dass sich überhaupt noch Leute hierher getraut haben. Aber das werden wir dann wohl sehen...


    Chess / Furcht:

    Zwar sind deine Gedichte, oder zumindest das, was ich von ihnen gelesen habe, bisher immer relativ schwer zu verstehen gewesen.

    Bist mit Sicherheit nicht der Erste, der das sagt, aber der Inhalt der Aussage ist mir manchmal echt ein Rätsel, so wie ich dazu neige, manchmal vollkommen Gegenteiliges zu denken. Denn manche meiner Gedichte find ich eigentlich doch recht offensichtlich im Inhalt, aber wenn ich fremdes Material lese, passiert es mir immer wieder, dass ich mir darunter kaum was vorstellen kann. Na ja, so ist es dann wohl, man steht zu seiner eigenen Arbeit immer ein bisschen anders als zur fremden...


    Zitat

    Mir gefällt vor allem die Frage, aus was das Reich gebaut ist

    Da haste Dich verlesen -- woraus "das Reich gebaut ist", wird nicht gefragt, sondern aufzählend beschrieben.


    Zitat

    Schöne Strophe, nicht so ganz schwer zu verstehen, aber auf jeden Fall eine schöne Strophe. Der Reim Stufen und Rufen gefällt mir ungemein und klingt sehr schön und die Strophe lässt sich allgemein ganz gut lesen, ein einziger Versmaßfehler ist im letzten Vers aufgetreten. „Hasserfüllten“, das ist meiner Meinung nach das Wort, welches etwas zu lang ist. Das „wasserlose Meer aus Rufen“ ist eine wunderschöne Metapher und gefällt mir unglaublich gut und auch allgemein ist die Strophe wie gesagt sehr schön. Die Handlung beginnt hier etwas, während die erste Strophe noch eher auf gedanklicher Ebene statt fand, ist auf jeden Fall wichtig, zu viel Beschreiben in einem Gedicht ist auch nicht so schön. Die Strophe hat mir wirklich sehr gefallen, und bist auf den letzten Vers, aufgrund des Versmaßes, habe ich nichts zu meckern!

    Na dann hat die Strophe ihren Zweck doch erfüllt, oder? :P ;D Habe mich dennoch gegen das Gemecker zu verteidigen bzw. auch etwas zu erklären, das ich, wie ich gerade sehe, damals gar nicht veröffentlicht hab, und das hier zur Aufklärung dienlich sein könnte. Erstmal: hasserfüllt ist ein genauso langes/kurzes Wort wie etwa wasserlos, und beide Wörter sind auch gleichermaßen zusammengesetzt, also das kann das Problem ja nicht so wirklich sein, also da kann nicht eines irgendwie unpassender als das andere sein in dieser technischen Hinsicht. Die Wahrheit ist, Du hast ein Problem mit den innerhalb der Strophen immer länger werdenden Versen (was sich im weiteren Verlauf des Kommentars dann auch bestätigt hat). Nu ist es so, altbackene Puristen werden für mich dafür ein Leben lang verfluchen, wohingegen typische Leute der jüngeren Generationen genau sowas, das sich nicht grundlos an die Tradition hält, sehen wollen. Ich versuch mit meinem Gesamtwerk beide Vorlieben zu bedienen, weil sie offensichtlich beide ihre Vorteile haben. Damit zurück zu diesem Gedicht hier: Die sich verlängernden Verse sind ein von Anfang an geplantes Stilmittel gewesen. Es ist ja rein inhaltlich absolut einengend, und dann will ich auch, dass es gelesen genauso einengend wirken kann, und das kann etwa beispielsweise durch kurze, langsame Anfangsverse und gefüllte, schnelle Endverse erreicht werden. Deswegen hat es in seinen verschiedenen Arbeitstiteln auch so bildlich passende Wörter wie "Treppe" (da sind sie auch wieder, die direkt in der Strophe vorkommenden Stufen!) oder "Kaskade" gehabt -- irgendwie find ich's gerade schade, dass ich nichts dergleichen dann für den tatsächlichen Titel übernommen hab, warum hab ich das überhaupt getan, wtf.


    Zitat

    Hypnos Wiegenlied (keine Ahnung ob du es kennst.)

    Fürchte nein, und Google gibt mir ungefähr das hier und in verschiedenen Varianten -- ist es das?


    In diesem Sinne bedank ich mich für den Kommentar. Und, ist das Versmaß immer noch so verachtenswert nach der Erklärung, oder unterstützt es vielleicht doch die Wortwahl?



    Cyndaquil / Mondscheinsonett

    Hallo I-Weltall. (:


    Vorneweg möchte ich gleich mal sagen, dass sich mein Wissen um Gedichte arg in Grenzen hält - man darf hier also nicht viel erwarten, lol. Aber bevor hier weiterhin Flaute herrscht, dachte ich mir, vielleicht bringt dir ein amateurhafter Kommi auch etwas. (Nebenbei lassen wir die Mondscheinsonate gleich mal laufen - dabei fällt mir auf, wie selten ich eigentlich reine Klaviermusik höre.)
    Außerdem hab ich in deinem Startpost was von erwünschter Interaktion gelesen. In diesem Sinne: interagiere ich mal. ;D

    Erstmal: nix Minus, das ist eine verdammte Tilde! :( Auf Treffen stell ich mich auch stets als "ih-tilde-weltall" vor, und da schnallt's iwie auch keiner... :( Könnt mich aber auch einfach nur I nennen, was nur dummerweise ebenso keiner macht, lol.
    Und dann: Schon gut so, und vielen Dank für den Kommentar. Du hast Dich mit dem Gedicht auseinandergesetzt, das ist die Hauptsache, und um das überhaupt zu können braucht es wohl schon ein etwas anderes Talent als solche Sachen selbst zu schreiben...vermute ich zumindest. Du wirst mir nicht glauben, wie stümperhaft ich mich für meine eigenen Kommentare (also die, die ich andern Leuten selber schreibe) teils fühle, aber es ist wahr...


    Zitat

    Das Porträtieren des Todes mit einer Geige fand ich auch interessant. Das hat auf mich jetzt eine wenig abschreckende Wirkung, weil Musik ist ja eine schöne Sache und macht den Tod somit zu einem Musiker. In gewisser Form also zu jemandem, der etwas erschafft. Allerdings wird der Sache in der zweiten Zeile auch die Schönheit etwas genommen, wenn vom bloßen Aneinanderreihen von Tönen die Rede ist. Wirkt auf mich jetzt wie eine wiederkehrende Melodie. Eine Art Wehklagen?

    Musik ist nicht immer schön, Musik kann auch hässlich oder sonstwas sein. Ich find, die Geige ist in der Hinsicht auch sehr passend, so wie sie allein in der Geschichte schon quasi jedes mögliche Gefühl gespielt hat... Ob der Fährmann nun so einen erfüllten Abschiedsruf, ein fieses Lied des Todes oder auch einfach nur das Rauschen der Wellen nachspielt, kann nur der beantworten, der das Spiel tatsächlich hört -- wie etwa der Sprecher.
    In dem Kontext ist auch genau Beethovens Klassiker durchaus passend, übrigens. Es ist kein Zufall, dass man den tauben Meister in die Epoche der Romantik, für die das Folgende ein sehr typisches Stilmittel war, einordnet, wenn er wie auch genau in dieser Melodie fühlbar das Schöne so fließend mit dem Schaurigen kombinieren kann. Das ist so eine (natürliche) Erhabenheit, die wollte ich der Szenerie auch geben.


    Zitat

    Auch die Sache mit dem Sohn ist interessant - ich entschuldige mich am besten jetzt schon mal für die in keinem Verhältnis stehende Häufigkeit dieses Wortes in diesem Kommi - weil man nicht so ganz sicher ist, wer gemeint ist. Spricht das lyrische Ich zu jemandem - der Vater zu dem Sohn? - oder sagt der Totd zu dem lyrischen Ich Sohn? (Und nein, ich mache jetzt keinen Star Wars Witz von wegen "Ich bin dein Vater.") Mhm ... es könnte natürlich auch der Vater sein, der seinem Sohn von dem Tod erzählt - da der Vater vielleicht im Sterben liegt - und dem Tod in den Mund legt, dass dieser den Vater mit "Sohn" anspricht.

    Irgendwer musste genau diese Stelle ja ansprechen, sofern denn jemand spreche... Ist zunächst mal offensichtlich offen gelassen und entsprechend ist die Fantasie des Lesers gefragt; da will ich jetzt auch gar kein klares Bild vorgeben. Für die Geschichte, wie diese Formulierung hier rein gekommen ist, da hab ich mir den Star-Wars-Witz wohl sicher verdient, lol. Und zwar hab ich mich nicht lange vor dem Schreiben des Gedichts mal wieder ein wenig mit Caesar befasst -- der soll was Ähnliches in seinen letzten Worten gesagt haben soll. Gemessen an der Tatsache, dass er das dann genau seinem mit ihm in keiner Form verwandten Mörder gesagt hat, wird es dann auch so faszinierend und ist letztendlich eines der bedeutendsten Mysterien der europäischen Geschichte. So, und warum ist das jetzt auf einmal mitten in so Seefahrerromantik drin, wo man meinen sollte, dass es dort nichts zu suchen hat? Na, auch diese Frage soll der Leser für sich selbst beantworten. Vielleicht ist der Protagonist ein ähnlicher Tyrann gewesen, vielleicht liebt der Tod alle Menschen, vielleicht hab ich 'nen Reim gebraucht und nur den gefunden, vielleicht auch was ganz anderes. :)


    Zitat

    Irgendwie bin ich bei der ersten Zeile ins Stocken gekommen, weil mir die Kommata gefehlt haben. Wahrscheinlich muss man da nicht unbedingt welche setzen, aber ich hätte welche gesetzt. Die Zeile sagt für mich aus, dass nur bei der Geburt und beim Tod die See kein Bestandteil des Lebens war.

    Genau andersrum, und um das zu bezwecken habe ich sie absichtlich nicht gesetzt.


    Zitat

    Nur das "mach" bringt mich raus. Hätte fast gesagt, man ersetzt es durch "lass" - lassen -, damit erschließt sich mir persönlich der Sinn jetzt leichter. Aber vielleicht soll das mach auch etwas bestimmtes aussagen und ich komm nur nicht drauf. ^^"

    Kann man machen, aber kann man auch basierend auf aktuellen Sprachgebrauch in der Form missverstehen, dass er von dem, den er anspricht, begleitet werden will. So wie tatsächlich gewählt find ich es eindeutiger.


    Zitat

    Jetzt hab ich ziemlich viel darüber geschrieben, was ich interessant finde und was ich so herausgelesen habe, aber eigentlich noch gar nicht, wie ich das Sonett an sich finde. Mir gefällt es sehr und ich fand die Mondscheinsonate von Beethoven eine sehr passende musikalische Untermalung, die eine gute Stimmung für das Sonett vermittelt hat. Würde also nicht sagen, dass das Sonett so viel schlechter ist. ;D

    Doch, ist es. Welches der beiden Werke hat und wird als einziges und zu Recht die Jahrhunderte überleben? ;D




    So, und das war's dann auch schon damit. Wenn man dem Titel glauben kann, wird es nach dem eigentlich erfolgreichen Umbau vielleicht noch einen weiteren Umbau geben... Kann noch nicht sagen, wie lang sich das ziehen wird, aber so oder so gibt es jetzt wenigstens keine kaputten Beiträge mehr. Was ich mir so gedacht habe, nun noch zu verändern, dürfte jedenfalls vor allem für die Stammleserschaft interessant sein (und für die andern wird trotzdem alles ästhetisch korrekter), also wer das Geschreibsel hier ehrlich mag, vielleicht mögt Ihr ja auch mein zukünftiges Konzept? ;D

  • Hallo I. (:
    (wenn du schon sagst, es ist ok, das abzukürzen, dann mach ich das gleich mal. Dann kann ich auch die Tilde nicht vergessen.)


    Ja, ich mal wieder. Mit deinem Wettisonett hast du bei mir einfach ins Schwarze getroffen - da ich den Wetti nicht verfolgt hab, hab ich es erst hier gesehen und ja, hab da so meine Gedanken dazu. (:
    Aber noch kurz etwas Interaktion. ;D

    Now back to topic.



    Stellungnahme eines Beteiligten der hiesigen Wettbewerbskultur
    Langer Titel, aber er trifft bei dem Sonett den Nagel auf den Kopf. Zum einen sagt er genau aus, was das Sonett ist: eine Stellungnahme. Zum anderen find ich lange Titel, mit erklärendem Charakter, ziemlich reizvoll. Man liest's halt nicht so häufig, weil zurzeit Einworttitel so gefragt sind. Gibt ja ohnehin keine Regeln was das betrifft. Der Titel zeigt auch noch einen anderen Aspekt: eine persönliche Sicht der Wettbewerbskultur. Aber nicht von einem Außenseiter, einem schlichten Beobachter des Ganzen, sondern von einem Beteiligten. Man weiß also gleich: da steckt jemand in der Thematik drin, er schaut nicht nur aus der Ferne zu und zieht seine Schlüsse, sondern ist selbst direkt betroffen. Das transportiert natürlich gleich viel mehr Gefühl und ich finde man hört so einen gewissen Frust heraus. (Der in Anbetracht der momentan herrschenden Wettbewerbskultur absolut nachvollziehbar ist.)
    Ich werd mir im Übrigen jetzt mal das Zitieren der Strophen sparen, weil ich in den Strophen keine Verbesserungen machen kann und es insofern irgendwie nicht so viel Sinn macht, imo.
    In der ersten Strophe wird ganz klar der Teilnehmer der Wettbewerbe charakterisiert. Und du stellst auch heraus, dass er das für das Publikum tut, also ist klar der Faktor des Erreichens einer Leserschaft. vorhanden. Natürlich gibt es vielfältige Gründe an einem Wettbewerb teilzunehmen: Langeweile, die Chance auf eine Herausforderung an der man sich persönlich messen kann oder auch die spontane Inspiration durch die Wettiaufgabe und die man gleich umsetzen möchte. Und wenn man sich eh schon damit auseinandersetzt, warum nicht auch gleich teilnehmen? Als ich damals in der Saison '12 mich an den Wettis versucht hab, war es die Herausforderung und die Ideen zu den Themen, die mich antrieben. Erst bissl später kam dann der Ehrgeiz dazu. Dass die Teilnahme auch entlohnt wird, zeigst du in der dritten Zeile: mit Punkten. Man kann also auch rein aus diesem Grund an einem Wetti teilnehmen: für die Punkte, damit man in der Tabelle weiterkommt und vielleicht das Saisonfinale Ende des Jahres erreicht oder sich dafür qualifiziert. Der Augenblick mit der eigenen Kunst im Licht - auch ein Anreiz. Zwar sind die Werke ja erstmal anonym veröffentlicht und keiner weiß, wer was geschrieben hat, aber schon während des Votes kann man als Teilnehmer ja absehen wie "erfolgreich" die eigene Teilnahme ist und wie viel Punkt sie bekommt. Man kann als Teilnehmer die eigene Abgabe schon im "Licht" sehen, erst nach der Bekanntgabe der Gewinner sieht auch die Öffentlichkeit wer dahinter steckt. Da hat man natürlich noch einmal die Aufmerksamkeit. Man muss bei der Charakterisierung natürlich bissl weiter denken, weil die erste Strophe schon das Bild von einem aufstrebenden, ehrgeizigen Teilnehmer zeichnet, der stark auf die Punkte fixiert ist. (Du sprichst ja von "großer Zahl".) Dabei haben die Wettis einen wesentlich größeren Vorteil: ungeschöntes Feedback. Einigen fällt es nämlich wesentlich einfacher, nicht zu wissen, wer hinter einer Abgabe steht, wenn sie dort voten und sind deshalb auch etwas freier in ihrer Meinung. (Außerdem sind alle Teilnehmer ja gleich, sodass keine "beliebten" Personen bevorzugt werden.) Trotzdem ist das imo kein Freifahrtschein seine guten Manieren zu vergessen und völlig außer acht zu lassen, dass hinter jeder Abgabe eine Person steht - und einiges an Arbeit. (:


    Die zweite Strophe ist dann den Votern gewidmet, ohne die es ja gar nicht gehen würde. Ich finde, dass du dei Voter - trotz des Seitenhiebs in der dritten Zeile - allgemein etwas besser darstellst, als die Teilnehmer. In der ersten Zeile wird schon mal klar: auch hinter einem Vote steckt Arbeit und die darf nicht übersehen werden. Da das alles schriftlich geschieht, ist klar, dass "viel lobst und kritisierst" mit viel Text in Verbindung gebracht wird. Das bedeutet viel geopferte Zeit für das Lesen der Abgaben und das Aufschreiben des Votes. (Und jeder der mal gevotet hat, weiß, es ist wirklich eine Menge Arbeit. Ich selbst saß früher an manchen Votes ganze Tage(!), weil ich plötzlich nicht mehr konnte und eine längere Pause brauchte. Auch heute ist ja von vielen Votern der Anspruch "alle Abgaben" zu bewerten, so auch für mich damals und einige meiner Kollegen aus dem FFK - die jetzt auch nicht mehr dabei sind. Mein Feedback war allgemein nicht so hochwertig, wie das aufgrund der Länge vielleicht gewirkt hat. Wie gesagt, ich laber viel über den Inhalt, falls mir nicht konkret irgendwelche andere Sachen ins Auge springen. ^^) Und ich find's deshalb in der zweiten Zeile auch so schön zu lesen, dass die Voter von den Teilnehmern durchaus geschätzt werden und ihre Meinung essentiell ist. (Logisch, sonst läuft ja nix.) Klar, natürlich können die Voter sich - wie in der dritten Zeile erwähnt - auch mal irren und als Teilnehmer geht man nicht immer mit dem Feedback der Voter konform.Ich selbst fand manche Kritik an meinen Abgaben bissl ungerechtfertigt - auf den ersten Blick, ich selbst erkenn die Fehler erst im Nachhinein. xD - aber damit muss man als Teilnehmer leben. Deshalb nimmt man ja unter anderem teil - im besten Fall. Man weiß als Voter ja nicht, wer dahinter steckt und manche vergessen in ihrer Art des Feedbacks auch bissl den Autoren dahinter. (Und simple Feedbackregeln, wie: einen negativen Aspekt mit zwei positiven ausgleichen oder konkrete Verbesserungsvorschläge geben, anstatt nur stur zu kritisieren.) Gut find ich den Appell, dass der Voter niemals an dem Vote verlieren sollte und das Gefühl bekommt "für den Papierkorb" zu arbeiten. Weil das frustet schon, obwohl einem als Voter natürlich klar sein sollte, das man eigentlich nicht erwarten kann in irgendeiner Form entlohnt zu werden. Ich meine, ist es nicht schon Honorar genug, dass man mit seinem Vote das Ergebnis entscheidend beeinflussen kann? Aber ich begrüße hierbei sehr, dass die Topics nach der Siegerehrung noch ein Weilchen offen bleiben und der Dialog zwischen Votern und Teilnehmern so gefördert wird. Die Neuerung ist sehr awesome. (:


    Die dritte Stophe ist ja in der Wettifassung nur geringfügig anders, also bleib ich da mal bei deiner finalen Fassung - erst in der vierten Strophe werde ich da konkret zwischen den beiden Versionen vergleichen. Ich finde, du fasst hier die Thematik schön zusammen: jede Seite ist wichtig und sie leben eigentlich in Symbiose miteinander. Ohne Teilnehmer keine Wettis für die man voten kann oder Texte die man lesen kann, ohne Voter keine fairen Wettis und kein Feedback zu den Abgaben. Egal, wer also fehlt, der andere "leidet" darunter und verliert den Spaß an der ganzen Sache. Und die Wettis sollen ja Spaß machen, trotz des Konkurrenzkampfes - der natürlich vorhanden ist, weil das find ich normal bei einem Wettbewerb -, denn dafür sind sie ja da. Die Zuschauer, die weder teilnehmen noch voten, sollen dabei natürlich ebenfalls ihren Spaß haben. Obwohl's natürlich am schönsten wäre, wenn die meisten Zuschauer sich als Voter beteiligen würden.
    (Dabei muss man natürlich sagen, dass ich es schon verstehen kann, wenn jemand sich so erschlagen von den ganzen Abgaben fühlt, dass er nicht votet. Irgendwie wird die Messlatte für einen Vote auch ziemlich hoch gelegt, obwohl sie gar nicht so hoch ist. Das Komitee hat natürlich den Anspruch alle Abgaben zu kommentieren, viele andere tun es ihnen gleich und schon fühlt sich der einfache Voter, der eigentlich nur kurz zu den Beiträgen an denen er Punkte vergibt, seine Meinung sagen wollte, minderwertig. Ich meine, gegen die ganzen WoTs kommt man ja auch schwer an, ne? Ist natürlich alles Schwachsinn, ein Vote ist ein Vote. Punkt. Ob man jetzt alle Abgaben kommentiert und hochwertig auseinanderpflückt oder ob man lediglich zu denen, an die man Punkte vergibt fünf aussagekräftige Sätze schreibt ist Jacke wie Hose, g'hupft wia g'sprunga. Nur irgendwie scheinen das die wenigsten zu verstehen, hab ich das Gefühl. Aber vielleicht scheuen sich wirklich so viele vor der Arbeit und Zeit sich nacheinander alle Abgaben durchzulesen und danach die persönliche Meinung zu posten.)


    Nun also zur vierten Strophe, wo ich zuerst mal die Fassung des Wettis kommentieren möchte. In der Wettifassung mag ich den Aufruf der dahinter steckt - es hat halt etwas von einem Revoluzzer, aber das ist mehr als passend hier, weil du dadurch klar machst, dass etwas getan werden muss! Dein Appell ist, dass Teilnehmer und Voter - wenn möglich - zu einer Person verschmelzen sollten. Sprich, die Voter können ruhig zu Teilnehmern werden, sie müssen nicht immer nur die Werke anderer kommentieren, sie können durchaus auch selbst ihr Können zeigen, wenn sie das möchten. Aber vor allem, sollen die Teilnehmer sich als Voter beteiligen. Fakt ist nämlich, es waren irgendwie schon immer weniger Voter als Teilnehmer bei den Wettis. Gerade bei den regulären Wettis, weil man sich halt dort doch bissl Feedback - oder Begründungen - zu den verteilten Punkten wünscht. Sicherlich mit einer reinen Punkteschablone, wie es bei einigen Specials angewandt wird, erreicht man zeitweise auch Leute, die sonst gar nicht im Bereich unterwegs sind, aber imo darf man den Aspekt des Kommentierens, bei den normalen Wettis nicht unter den Tisch fallen lassen. (Geht dir sicherlich auch so, dass dir Punkte allein zu wenig wären?) Besonders, weil ein Ansporn bei einem Wetti mitzumachen auch das reine Feedback durch die Voter sein kann. Mir gefällt auch die Sache mit der Petition. Laut Wiki - ja, ich kannte zwar den Begriff, aber nicht die genaue Bedeutung - ist das ja eine Bittschrift oder eine Beschwerde. Ich persönlich empfand es hier eindeutig als Bittschrift, als Aufruf an alle, die dasselbe beobachtet haben, dieselbe Meinung vertreten und jetzt nur noch motiviert werden müssen sich zu beteiligen. Einfach der Aufruf an alle Teilnehmer: wenn auch Du votest, dann bewirkt das etwas!
    (Und irgendwie kann ich die Votes zu deinem Sonett gar nicht nachvollziehen. xD Versteh gar nicht, wie man die Message dahinter nicht verstehen konnte, aber da bewahrheitet sich eben doch die dritte Zeile in deiner zweiten Strophe.)
    Für mich nimmst du in der "neuen" vierten Strophe etwas die Energie. Sicherlich rufst du hier auch dazu auf, dass sich die gesamten Teilnehmer - denn so interpretier ich das "wir" - freuen würde, wenn es mehr Voter gäbe und gerade sich mehr Teilnehmer als Voter engagieren würden - aber irgendwie fehlt mir das gewisse Etwas. Kann aber einfach an der Petition liegen, die verleiht dem Ganzen für mich einen offiziellen Charakter, der in der neuen Version fehlt. Dafür spricht die neue Fassung von einer Gruppe von Personen, die dahinter stehen, während in der Wettifassung klar der Charakter des "Beteiligten" aus dem Titel im Vordergrund stand. Das gefällt mir an der neuen Fassung gut, dass es so wirkt, als hätte sich bereits eine Gruppe formiert, die jetzt nur noch "weitere Unterstützer" sucht, während in der Wettifassung, der "einsame Kämpfer" versucht hat, auf sich aufmerksam zu machen. Hat beides etwas für sich und kann mich nicht so wirklich entscheiden, welche Fassung ich lieber mag. ^^
    Was die geänderte Fassung in der letzten Zeile noch sagt - was falsch verstanden werden könnte - ist "zugleich, denn ein Mensch sollt Ihr zwei nur sein!". Diese Aussage mit dem "nur" klingt für mich danach, als wären lediglich Hybride aus Teilnehmer und Voter gewünscht. Sodass, der reine Teilnehmer sich hier angegriffen fühlen könnte. Ist aber so das einzige, was stören könnte, mich stört's nicht, weil ich die Message dahinter verstanden habe und ich diese Zeile als Ausspruch des Frustes sehe. Der Frust darüber, dass einige Teilnehmer gar nicht erst versuchen sich zum Voten durchzuringen.
    Der Missstand der fehlenden Votes hast du hier gut herausgearbeitet und dargestellt. Und das sogar noch als Sonett - das find ich schon beachtlich. (:


    Im Nachhinein klingt das natürlich doof, aber hätte ich gevotet, hätte dein Sonett auf jeden Fall Punkte von mir bekommen - als Begründung dann erstmal ein fettes WORD und einige Anmerkungen. Es vertritt einfach genau meine Meinung - und auch die Meinung anderer Personen, mit denen ich über diese Thematik sprach. Außerdem wird ein Problem der Wettis angesprochen, welches irgendwie schon immer da war. Schon die Jahre vor 2012 - also vor meiner aktiven Teilnahme bei den Wettis - musste das Komitee mit zu wenigen Votes kämpfen und Deadlines wurden sehr oft verlängert. Anscheinend hat sich die Lage inzwischen noch verschlimmert, weil der Sonettwetti echt unterirdisch schlecht bevotet war. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn das Komitee mit gutem Beispiel voranginge, aber ich finde, dass wirklich vor allem die Teilnehmer schauen sollten, dass sie voten. Es ist ja doch zu Gunsten des Wettis!
    Ob sich an der momentanen Situation so bald was ändern wird, bleibt abzuwarten. Die im Bereich aktiven User wechseln eigentlich fast jedes Jahr - und das Komitee, wie ich es von der Zusammenstellung her kenne existiert nicht mehr. Vielleicht kommt mal wieder ein Aufschwung, vielleicht rutscht man noch mehr ab. Keine Ahnung, ich kann da keine Prognose anstellen.
    (Allein schon mein plötzliches Auftauchen aus der Versenkung ist nicht als Comeback zu werten. Lediglich mal die Lust darauf in einem Monat einige Kommis zu schreiben - ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber ich hab meinen Spaß. ^_^)
    Leider kann man nicht sagen, wie viele Leute das Sonett gelesen haben, aber ich hoffe doch einige. Weil die Message sollten zumindest alle Teilnehmer mitbekommen haben!
    (Ach ja, fehlende Meinung zur Form kommen mal wieder von meinem fehlenden Wissen. Und der Tatsache, dass ich nichts zu verbessern habe. ;D)


    Sou, damit also mal wieder eine WoT fabriziert - aber bei der Thematik konnte ich nicht anders als kommentieren. ;)


    - Cynda


  • Ich hab mir mal ein paar Gedanken über Rosen als Geschenk für die Geliebte gemacht, ausformuliert im nun folgenden Gedicht.


    Zwei Rosen

    Zwei junge Rosen in der Vase
    ineinander verschlungen, die Dornen entfernt
    und eine roter als die and're.


    Zwei junge Rosen in der Vase
    zehren von nur einem Wasser
    und im Blick der Sonne ihre Köpflein hängen.


    Zwei traurige Rosen in der Vase
    sind jung und werden alt zugleich
    zwei welke Rosen in der Vase.


    Zwei junge Rosen in der Vase
    werden sie für immer sein.
    Wir sahen ihnen zu beim Sterben,
    oh verflog'ne Liebe mein.


    (13.05.2014)

  • Zeit, sich etwas mehr um meinen Lieblingsbereich zu kümmern!


    Zwei Rosen


    Ein absolut tolles Gedicht. Ganz ehrlich, ich bin begeistert. Es beginnt schon beim Titel, welchen ich unglaublich passend finde. Er ist schlicht, aber nicht langweilig, was imo recht schwierig zu erreichen ist.


    Die erste Strophe nimmt die Metapher der Rose, die für die Liebe steht, auf und baut sie aus, so dass es nicht nur klischeehaft "ach Rosen sind soooo toll" ist. Rosen haben diesen "fiesen" Aspekt, die Dornen, die du meiner Meinung nach sehr gelungen in die Beschreibung der jungen, frischen Liebe einbaust. Es ist tatsächlich so, man ist zu Beginn einer Liebschaft nicht nur verblendet von der Blüte, sondern legt auch alle Hemmungen, die Dornen in dem Fall, beiseite. Du hast hier ein aussagekräftiges Bild geschaffen.
    Die zweite Strophe beginnt ähnlich wie die erste, was ich immer mag, da es ein Konzept und damit einen Zusammenhang gewährleistet. Das nächste Bild, das mit dem Wasser, begreife ich nicht ganz, aber ich denke, du willst damit die Routine, die in einer Beziehung entsteht, symbolisieren, was durch das Köpflein-hängen gut unterstrichen wird. Ganz allgemein finde ich aber, dass diese Strophe sprachlich nicht ganz aufgeht, man hätte dies sicher eleganter lösen können. Es fehlt zum Beispiel ein Verb zu "hängen" oder die Syntax ist so krass umgestellt, dass es mir nicht mehr gefällt.
    Die dritte Strophe finde ich wieder deutlich besser als die zweite. Es ist eine gute Metapher für das schnelle Altwerden einer Beziehung, so dass sie welkt; und vielleicht ist es nicht nur die Beziehung, die welkt, sondern auch die Menschen selber. Ich lasse hier beide Optionen offen. Auch sprachlich gefällt mir der Parallelismus in Zeilem 1 und 3 sehr gut, ausserdem ergänzt es das eingeschlagene Konzept.
    Die vierte Strophe ist dann sozusagen eine Schlussfolgerung von jenem, was in Strophen 1 bis 3 dargestellt wurde. Du hast weiterhin dein Konzept verfolgt, auf der anderen Seite brichst du deine Struktur mit dem vierten Vers, so dass sich diese Strophe zurecht von den anderen unterscheiden lässt. Was mir nicht klar wird, weshalb die Rosen immer jung bleiben. Ganz offensichtlich blickt das lyrische Ich, das vorher in einer Beziehung war, welche durch Rosen verkörpert wurde, auf einen Strauss echte Rosen und trauert seiner verlorenen Liebe nach. Durch den letzten Satz wird das Gedicht gut abgerundet, es ist komplett, es fehlt nichts. Bis auf ein paar kleine Dinge ist dieses Gedicht wirklich sehr gut.


    Wie ich sehe, hast du grösstenteils kein Reimschema eingehalten, bis auf die letzte Strophe. Dies passt meiner Meinung nach sehr gut zum Gedicht, denn der Inhalt stellt die Tradition infrage. Daher passt auch ein modernerer, progressiverer Gedichtstil ohne festes Reimschema und Metrum sehr gut zur Botschaft des Gedichts.


    Ich hoffe, du hast dich ab dem Kommentar gefreut und kannst das eine oder andere mitnehmen.
    Perseus

  • Hallo I. (:


    Sou, eigentlich hab ich mir in diesem Monat vorgenommen nur sonntags Kommis zu posten, aber ich dachte mir, ich mach für dein Gedicht eine Ausnahme, weil ich gerade so motiviert bin.
    Dass es dieses Mal kein Sonett ist, ist eine schöne Abwechslung, auch wenn ich gern wieder eines sehen würde. (: Aber man soll sich ja da nicht zwingen.


    Das neue Layout gefällt mir übrigens sehr gut, hatte gegen das alte eigentlich nichts einzuwenden, aber das hier passt gut. Die Rückkehr zu Spoilern statt Tabmenüs ist ja nicht verkehrt. ;) Back to the roots und so. Die Entstehungsgeschichte les ich im Übrigen besonders gern, ich mag solche Blicke hinter die Kulissen!


    Zwei Rosen
    Ich glaub, ich red einfach mal über dein Gedicht, was mir so dazu einfällt.
    Vorneweg würde mich sehr interessieren, von welchem schlauen Menschen du inspiriert wurdest - ich kann ihm nämlich nur zustimmen. Nicht, dass man gar keine Blumen verschenken sollte, aber als DER Liebesbeweis taugen Schnittblumen nicht so. Dann lieber Blumen in kleinen Töpfen, die halten sich bei guter Pflege länger - wie die Liebe eben auch. (:
    Okay, dann werd ich mich jetzt mal in wilden Interpretationen verlieren - mal sehen, was dabei herauskommt.
    Die erste Zeile vermittelt gleich ein sehr klares Bild: ich sehe also zwei rote Rosen - rot, weil Liebe - in einer, joa, recht einfachen, hohen, schmalen Vase aus Glas. Da sie jung sind, sind sie noch nicht ganz geöffnet, aber trotzdem weit genug offen, damit man ihre Schnheit sieht. Sie sind ineinander verschlungen und ihre Dornen - funfact, botanisch korrekt wären Stacheln - sind entfernt. Und eine von ihnen ist roter als die andere - da war ich mit meinem Bild der roten Rosen nicht mal verkehrt. ^^
    Ich glaube mit den jungen Rosen ist ein junges Pärchen gemeint oder junge Liebe ganz allgemein. Da sie so ineinander verschlungen sind, denke ich entweder an eine sehr liebevolle Beziehung, in der sie sich viel umeinander kümmern oder eine vor allem von Lust geprägte Beziehung. Gerade die fehlenden Dornen geben mir zu denken. Entweder passen die beiden wirklich so gut zusammen oder du spielst darauf an, dass man in der Liebe seine Macken zurückstellt und auch die des Partners nicht so wahrnimmt. Oder hier wurden sämtliche negativen Eigenschaften in der Liebe aufgegeben, wo ich mich dann nach der Authenzität frage.
    Eine der beiden Rosen ist auch roter als die andere. Einer liebt mehr? Oder ninmt mehr als er gibt? Irgendwie schaut's nach einem Ungleichgewicht aus, ich weiß nur nicht ganz in welcher Beziehung - oder vielleicht in jeglicher? Oder hat das etwas mit dem Wasser zu tun, das in der zweiten Strophe erwähnt wird und von dem beide zehren? Jetzt ist die Frage, was das Wasser ist. So ganz will ich da nicht draufkommen. ^^'
    Im Blick der Sonne lassen sie ihre Köpfe hängen - irgendwie muss ich da an Routine denken. Die Sonne geht jeden Tag auf und unter, zwar sieht man sie nicht immer, aber wenn du hier davon sprichst, dass man sie sieht, ist vielleicht der Alltag gemeint, der die Liebenden nun einholt. Vielleicht nimmt der Alltag jeden für sich so ein, dass ihre Beziehung darunter leidet und somit jeder für sich. Deshalb könnten sie vor Erschöpfung die Köpfe hängen lassen. Oder vor Resignation - das wäre auch möglich. Zu hohe Ansprüche an den Partner vielleicht, nachdem man seine Macken erkennt.
    Schließlich sind die Rosen traurig, ob sich das auf ihren "traurigen" da wahrscheinlich fast verwelkten Zustand bezieht oder als Personifikation zu sehen ist ... ein bisschen von beidem? Im ersten Moment dachte ich, dass du damit ihren Zustand klarmachen möchtest, da von den Rosen bisher nur so beschreibend und distanziert gesprochen wurde - jedenfalls wirkte es auf mich so. Aber jetzt könnte es durchaus die Liebenden direkt beschreiben, die traurig über ihre nicht funktionierende Beziehung sind. Jedenfalls hab ich das Gefühl, dass die Beziehung wohl in die Brüche gegangen ist, da die letzte Zeile der Strophe von welken Rosen spricht. Jetzt bin ich nur noch etwas unsicher über die Zeile dazwischen: "sind jung und werden alt zugleich". Jung könnte sich auf das reale Alter des Pärchens beziehen und nur ihre Liebe altert und vergeht. Oder mit jung ist die Liebe an sich gemeint, also, dass die Beziehung noch nicht lange bestand, aber trotzdem schnell gealtert ist. Gründe könnte es dafür viele geben, die wahrscheinlich in den Strophen davor angesprochen werden. Also, denk ich jetzt mal. ^^
    Die letzte Strophe ist besonders interessant, da dort ein lyrisches Ich spricht und man somit das Gefühl bekommt, dieses reflektiert den Verlauf seiner eigenen Beziehung anhand der Rosen. Die Rosen waren also eigentlich jung, weil sie noch nicht lange abgeschnitten waren und in der Vase standen, aber starben trotzdem recht schnell, weil Rosen nicht so lang leben, wenn sie nur im Wasser stehen. Das lyrische Ich wirkt auf mich in der letzten Zeile sehr sehnsuchtsvoll und trauert seiner verflogenen Liebe nach.
    Gerade durch den Erzähler bekommt es einen menschlichen Faktor und ist imo weniger abstrakt. Man bekommt einen besseren Bezug zu dem Gedicht, durch das lyrische Ich. Gekonnt ans Ende gesetzt, möchte ich hier anmerken, dadurch wirkt der Anfang gleich anders.
    Sou, inhaltlich gefällt mir das Gedicht jedenfalls sehr gut und du hast die Thematik hier schön durch das Bild der Rosen dargestellt und umgesetzt. Gerade mit diesen Blumen der Liebe das Verwelken einer Beziehung darzustellem sagt mir sehr zu - entzaubert die Rose einfach.
    Tja, jetzt wolte ich mich tatsächlich an der Technik des Gedichts spielen, aber als ich in Wiki geschaut hab, was Versfüße und Verslehre sind ... öhm, lassen wir das besser. Dein Gedicht ist ziemlich frei gehalten, du hast kein regelmäßiges Reimschema, aber durch die wiederkehrende Zeile "Zwei junge Rosen" besitzt es eine gewisse Rhythmik. Die sich durch das Gedicht wie ein roter Faden zieht, gleichsam mit dem Thema.


    Tjoa, mehr kann ich dazu jetzt nicht sagen - konstruktive Kritik ist irgendwie was anderes, aber was soll's. (:
    Hab schon früher den Ruf als "begeisterte Leserin" gehabt - die einfach nix negatives findet - und ich würde sagen, dass ich das bei deinen Gedichten bin. In diesem Sinne bin ich gespannt, was als nächstes kommt. ;D


    - Cynda