Rumo Bisafan
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Leseprobe:
„Dort“ war eine weite, in allen nur erdenklichen Grüntönen gesprenkelte Fläche, die sich erstreckte soweit das Auge reichte: Erst ganz oben, am Rande des Blickfeldes wurde sie zunehmend von grauen, aus dem grünen Teppich herausragenden Falten durchsetzt, gekrönt von kleinen weißen Flecken, die, je weiter man nach oben kam, schnell zahlreicher und größer wurden, bis sie schließlich zu einer einzigen alles überziehenden, makellos weißen Decke verschmolzen. Unten dagegen endete das Grün abrupt, wurde verdrängt von einem tiefen, reinen Blau, in das sich nur einzelne kleine grüne Punkte hinein verirrten, die jedoch schnell weniger wurden je weiter man sich von der großen grünen Fläche entfernte. Diese wiederum ließ ihrerseits so gut wie keinen Raum für andere Farben als grün in allen Schattierungen. Lediglich eine schmale blaubraune, nach unten breiter werdende und schließlich in dem weiten Blau am unteren Ende aufgehende Linie wagte es, das Grün einmal schnurgerade von oben nach unten zu durchschneiden.
„Dort“ war, wie man bei näherer Betrachtung erkennen konnte, ein unglaublich großer Wald, der die gesamte Ebene von der fernen Küste des südlichen Meeres bis hinauf zu den tief verschneiten Bergen des hohen Nordens bedeckte. Durchtrennt wurde er von einem gewaltigen Strom, der hier oben, am Rande des ewigen Winters seinen Ausgang nahm:
Unzählige kleine Rinnsale entsprangen den sich zwischen den Berggipfel hindurchzwängenden Gletscherzungen, plätscherten fröhlich über die davor liegenden Kiesbänke, überkreuzten sich, flossen ineinander und trennten sich wieder, stauten sich in kleinen klaren Pfützen, überwanden die Dämme aus Kies und Geröll und stürzten sich schließlich übermütig die stetig steiler werdenden Abhänge hinab. Immer schneller werdend rauschten sie über Klippen und durch Schluchten, in brausenden Wasserfällen und gurgelnden Strudeln den Tälern entgegen.
Dort angekommen kamen sie ein wenig zur Ruhe, schlängelten sich zwischen den Hohen Bergen hindurch und nahmen dabei die überall von den Hängen herabstürzenden Bäche in sich auf. Weiter ging es mal langsam und gemächlicher durch weite, in längst vergessenen Tagen von gewaltigen Gletschern ausgeschürfte Becken, mal schnell und reißend durch enge erst von den Flüssen selbst in den Berg getriebene Einschnitte, bis die Berge schließlich mit einem Mal ganz zurück traten und die Flüsse über donnernde Wasserfälle hinab in das freie Land brausten.
Doch obwohl sie froh der Enge und dem Schatten der Berge entkommen zu sein munter und das Sonnenlicht genießend durch die weite Ebene flossen, konnten sie sich auch noch nicht ganz von dem Gebiet ihrer Quellen losreißen und so flossen sie am Rand des Gebirges entlang, bis sie sich schließlich am Fuße des am weitesten in den Süden hineinragenden Berges sammelten, um von dort nach einer kurzen Rast in dem flachen, kristallklaren See als ein großer Strom den langen Weg in den fernen Süden anzutreten.
Dieser neue, breite und nahezu sämtliche Flüsse, Bäche und Rinnsale der nördlichen Berge in sich vereinigende Strom bewegte sich kaum weniger schnell, jedoch nicht mehr in munteren Kurven und übermütigen Kaskaden, sondern nahezu perfekt gerade und in stetig gleichem Tempo auf den Rand des Großen Waldes zu, der erst in einigem Abstand von dem eiskalten Gletschersee begann und auch vor dem ihm entspringenden Strom zunächst respektvoll zurückwich. Und erst nach vielen Meilen, in denen die Sonne seine Oberfläche erwärmt und die warmen Wasser der aus dem Wald auf ihn zuströmenden Flüsse sich mit dem seinen vermischt hatten, wagten sich die Bäume vorsichtig näher heran. Zaghaft streckten sie zunächst ihre Wurzeln ein wenig in sein Wasser, wuchsen dann näher an das Ufer heran, darüber hinaus und tauchten schließlich auch ihre Äste ins kühle Nass. Der Rand des Stromes verschwand so allmählich unter einem Geflecht aus Bäumen, Sträuchern und Wasserpflanzen, die in den nun deutlich verlangsamten Randgebieten des Flusses ebenfalls Halt finden konnten.
Davon völlig unbeeindruckt aber rauschte das Wasser in der Mitte des Stroms weiter mit ungebremster Schnelligkeit und unveränderter Richtung gen Süden. Lediglich ein einziges Mal – etwa auf halben Weg von den Bergen des Nordens zum Südmeer – wich der mächtige Strom einmal für eine kurze Strecke von seiner eingeschlagenen Richtung ab, teilte sich in zwei kleinere Arme um Platz zu machen für eine kleine von einem hohen Vulkanberg gekrönte Insel.
Nur äußerst widerwillig ließ sich der Fluss von seinem Weg abbringen, mit voller Wucht prallte er gegen die Flanke des Berges, die er inzwischen zu einer vollkommen glatt polierten, teils senkrechten, teils sogar überhängenden Felswand abgeschmirgelt hatte. Einzelne, hoch aufragende Basaltsäulen, die ihren Platz besonders erbittert verteidigt hatten, standen von weißer Gischt umhüllt einsam inmitten des brodelnden Wassers, das zornig aber letztlich vergeblich gegen die unverrückbare Felswand stieß, von dort zurück prallte, gegen die ständig nach strömenden Wassermassen geworfen und so schließlich doch von seinem eigentlichen Weg ab und nach links und rechts an dem Bergmassiv in seiner Mitte vorbei gedrückt wurde. Kaum war dieses jedoch umflossen, drängten die beiden getrennten Flussarme mit aller Macht wieder zurück in ihr eigentliches Flussbett und vereinigten sich bald darauf erneut zu einem einzigen, mächtigen Strom, der zielstrebig weiter dem Meer entgegen floss.
Dabei wurde er nun, je weiter er nach Süden kam, doch allmählich wärmer, schwerfälliger und breiter. Auch seine Farbe änderte sich von blau zu braun, immer mehr von dem Schlamm und Dreck, den er auf seiner weiten Reise in sich aufgenommen und mitgerissen hatte, lagerte er wieder ab und wurde so zunehmend flacher. Sandbänke tauchten in der Mitte des Flusses auf, kleine Inseln entstanden daraus und teilten ihn in mehr und mehr Arme. Die Ufer traten weiter und weiter zurück, überließen dem Fluss immer mehr Raum und verschwanden schließlich völlig. Der Fluss, endlich an seinem Ziel angelangt, ergoss sich in die warmen Fluten, die ihm hier entgegenkamen, und verschmolz mit dem tiefblauen, unendlich weiten Südmeer.
„Dort“ war die kleine unscheinbare Insel, die sich, einsam und von der Außenwelt abgeschnitten, inmitten des mächtigen Stroms gelegen, auf den ersten Blick in Nichts von den scheinbar grenzenlosen Waldgebieten an den beiden anderen Ufern unterschieden hätte, wäre da nicht der hoch über die gesamte Landschaft aufragende Berg gewesen, der an ihrem nördlichen Ende thronte und, indem er den Großen Fluss dazu zwang von seiner eingeschlagenen Richtung abzuweichen, die Insel erst geschaffen hatte.
Dieser Berg hatte, trotz seiner beeindruckenden Größe und obwohl sein von Wind und Wetter verwittert Gipfel wie ein uralter Überlebender aus längst vergessenen Zeiten wirkte, erst ein erstaunlich kurzes Leben hinter sich – zumindest für einen Berg. Und dennoch hatte er darin schon mehr erlebt als jeder andere Berg und sollte bald auf eine ereignisreichere Geschichte zurückblicken können als selbst sämtliche Berge des Nordens zusammen. Schon seine Geburt war in eine der bewegtesten Epochen der Geschichte gefallen und war doch spektakulär genug gewesen, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und so die Geschicke der Welt, in die er soeben erst hineingeboren war, entscheidend zu verändern.
Feuer, Hitze und Rauch begleiteten seine kurze Kindheit und Jugend. In gewaltigen Schüben erhob er sich bis zu seiner heutigen, beeindruckenden Höhe - innerhalb einer Zeitspanne, die für einen Berg kaum mehr als ein paar Augenblicke bedeutete. Dann aber beruhigte er sich ebenso unvermittelt wie er ins Leben getreten war, kühlte ab und schlief schließlich ganz ein – und mit ihm die gesamte Welt.
So lag er nun da, seit zahllosen Wintern und Sommern in tiefem Schlummer, sein nördlicher Fuß umspült von den Wassern des großen Stroms, sein südlicher Fuß fest verwurzelt auf der mit dichtem Wald bewachsenen Insel. Und genau an dieser Stelle, wo Berg und Wald einander berührten, lag etwas, das diese Insel weit und breit, am gesamten Strom, ja vielleicht sogar in der ganze Welt zu etwas wirklich einzigartigem machte: Ein kleines, unscheinbares, kreisrundes Dorf.
Dieses Dorf war nur unwesentlich jünger als der Berg, an dessen Fuß es sich schmiegte, und wenigstens ebenso außergewöhnlich: Kein Haus glich dem anderen, jedes war für sich genommen einzigartig, sei es nun in Form, Farbe oder Größe. Fast hatte es den Anschein, als wäre ein verrückter Architekt mit einer Zeitmaschine kreuz und quer durch alle Epochen und Länder gereist, hätte sich dabei immer wieder einzelne Gebäude herausgepickt und diese dann wild durcheinander gewürfelt über das kleine Dorf verteilt. Und so ließ auch die Verteilung der Häuser und der Aufbau des Dorfes keinerlei Planung oder klare Struktur erkennen. Keine großen, repräsentativen Gebäude gab es hier, keine weiten, geschmückten Plätze, nicht einmal nur eine einzige breite, geteerte Straße, sondern nur schmale, holprige Pfade, die kreuz und quer von Haus zu Haus, wild durcheinander und scheinbar ohne Ziel das Dorf durchzogen.
Ein wirklich seltsames Dorf war es: Keine Karte dieser Welt kannte dieses Dorf, kein Weg führt zu diesem Dorf und kein Schild stand am Eingang dieses Dorfes um den Reisenden, der es besuchte, zu begrüßen und ihm den Namen dieses Dorfes zu verraten. Denn es kamen keine Reisenden in dieses Dorf – schon Jahrzehnte war es her, dass jemand von außerhalb einen Fuß in dieses Dorf gesetzt hatte. Und den Bewohnern dieses Dorfes war das nur recht so.
Das heißt allen, bis auf zwei:
ZitatÜbrigens, als besonderen Service gibt es bei dieser FanFiction zu jedem Kapitel eine kurze Zusammenfassung (zu finden im Inhaltsverzeichnis im Startpost), sodass ihr auch problemlos mal ein Kapitel überspringen und erst in einem späteren Kapitel wieder einsteigen könnt
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Der Weltraum, unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Persha, das mit seiner zwei Mann starken Besatzung unterwegs ist, um schöne, neue Welten zu entdecken, neues Leben und neue Zivilisationen aufzuspüren und mutig dorthin vorzustoßen, wo nie ein Mensch zuvor...Na gut – das ist jetzt vielleicht doch ein wenig übertrieben – aber weit davon entfernt ist diese Ecke des Vertania Waldes mit Sicherheit nicht! Zugegeben, die Persha ist eigentlich auch kein Raumschiff, sondern eher ein Lkw (immerhin aber mit topmodernem sprachgesteuerten Navigationscomputer). Und mein Auftrag ist nicht die Erforschung fremder Welten, sondern das Ausliefern von 200 Litern flüssigem Stickstoff, sowie 20 tiefgekühlter Pizzas.
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„Hm? Was ist los?“
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In dem Moment saust schon ein 60-Schild am Beifahrerfenster vorbei – und ein Stück weiter vorne taucht bereits das nächste runde Schild mit einer verdächtig klein aussehenden Geschwindigkeit darauf auf. Na super – dabei bin ich doch eh schon spät dran...
„Was ist denn? Ich bremse doch schon!“,
antworte ich meinem besserwisserischen Beifahrer und steige im selben Moment mit voller Kraft in die Eisen. Begleitet von einem lauten Quitschen der zugegebenermaßen schon länger nicht mehr geölten Bremsen, wandert die Tachonadel rasch nach links: 70 zeigt sie als wir das 40-Schild passieren, 50 als wir das 20-Schild erreicht haben. Gerade möchte ich den Bremsvorgang beenden, da taucht weit vorne am Ende des Scheinwerferkegels ein dunkler, zusammen gekrümmter Körper von der Größe eines Grundschulkindes auf – mitten auf der Straße!
„Oh Scheiße!“
Die Bremsen quitschen lauter als je zuvor, auf der Ladefläche tanzen die Gasflaschen Polka und meine als Mitternachtsimbiss gedachten Kässpatzen haben an der Windschutzscheibe eine neue Heimat gefunden, dann kommen wir schließlich zum Stehen.
„Nummer 4-4-1, mitkommen!“,
rufe ich meinem Begleiter zu und springe aus dem Wagen.
Vor uns auf der Straße liegt der Körper, kein Kind, wie ich nun erkennen kann, sondern ein ausgewachsenes Pokemon. Humanoide Gestalt, hellgelber Rumpf, schwarz-blaue Extremitäten und ganz eindeutig tot. Seine Kehle ist durchgeschnitten – Glück gehabt! Unser kleiner Zusammenstoß hat ihm also nicht mehr geschadet, denn sein von unzähligen weiteren kleinen Verletzungen – Einstiche, Kratzer, Schrammen – übersäter Körper ist längst schon für immer erkaltet.
Ich schaue mich um: Vor mir liegt die schnurgerade Straße, hinter mir natürlich auch – aber da kann ich sie mangels Beleuchtung nicht sehen. Um mich herum der in vollkommene schwärze getauchte Vertania Wald. Und da, am Straßenrand blitzen für einen kurzen Moment zwei kleine, weiße Lichtpunkte auf: Ein Zeuge!
Langsam bewege ich mich auf die besagte Stelle zu, dann blitzen die Augen erneut auf, ich greife zu und halte ein kleines, vor Angst zitterndes Rattfratz in meinen Händen.
„Nummer 4-4-1, ich brauche einen Dolmetscher!
Und nun zu dir, mein Kleiner: Hast du heute Nacht vielleicht irgendetwas verdächtiges gesehen?“
Die lila Ratte schaut mich mit großen Augen an und schweigt. Okay, die Frage war für ein Rattfratz wohl etwas zu hoch. Also nochmal:
„Kennst du das Pokemon, das da liegt?“ - Kopfschütteln
„Ist hier heute Nacht jemand vorbeigekommen?“ - Nicken
„Und wer?“ - „Du!“
Uff, dieses Exemplar ist selbst für ein Rattfratz besonders schwer von Begriff.
„Und außer mir?“ - „Dieser bunte Vogel neben dir!“
Oder aber, es ist ein besonders intelligentes Exemplar und will etwas verheimlichen. Aber da hat es sich den Falschen herausgesucht! Ich setze es so vor mir auf den Boden, dass es um mich anzuschauen genau in die Scheinwerfer meines Lkws blicken muss. Dann richte ich mich auf, verschränke die Arme vor meiner Brust und brülle zu ihm hinunter:
„War AUßER mir und meinem Begleiter heute Nacht NOCH ein Lebewesen hier?“ - Nicken
„UND WER?“
Das Rattfratz schaut mich mit seinen großen, weißen Augen treuherzig an und zittert dabei am ganzen Körper. Dann setzt es vorsichtig zu einer Antwort an:
„I-i … ich...?“
Jetzt reicht's!
„Plaupa – Fernlicht!“
Mein Dolmetscher fliegt erst Richtung Tür, dann zögert er kurz und dreht sich zu mir um.
„Doch, ich meine das ernst! Und ja, an das Verhör mit dem verstockten Lektroball kann ich mich noch lebhaft erinnern. Aber erstens musste der Verhörraum damals sowieso dringend mal wieder generalsaniert werden und zweitens können Rattfratz nicht explodieren!“
Das Fernlicht blitzt auf, das Rattfratz macht vor Schreck einen Satz nach hinten und prallt gegen den Körper des toten Pokemon. Noch bevor es weiter reagieren kann, mache ich einen Schritt nach vorne und schneide der Ratte den letzten verbliebenen Fluchtweg ab.
„So – und jetzt werde ich dir mal zeigen, was ein echtes Verhör ist...!“Computerlogbuch der Persha – Nachtrag:
AUUTSCH!
Nein, explodiert ist das Rattfratz natürlich nicht – ich lag mit meiner Einschätzung vollkommen richtig! Allerdings hat diese Pokemonspezies dafür zwei ziemlich scharfkantige Argumente um ein Gespräch zu beenden in seinem Mund.
Notiz: Zeige niemals mit nacktem Finger auf ein in die Ecke gedrängtes Rattfratz!
Immerhin weiß ich nun, dass das Lucario wohl von einem kleinen, hellblauen PickUp gefallen ist, der vor ungefähr drei Stunden hier vorbeigekommen und etwa eine Stunde später wieder zurück Richtung Vertania-Forschungszentrum gefahren ist. -
Kurzgeschichtensammlung
Der Lebenstraum
Dass mir diese Geschichte niemand glauben wird, ist mir selbstverständlich bewusst. Dennoch schreibe - ich nenne es der Einfachheit halber „schreiben“, auch wenn es mit eigentlichem „Schreiben“ natürlich nicht wirklich etwas zu tun hat; aber ich weiß bis heute keine besseres Wort für diese seltsame Form des In-Worte-Fassens und Abspeicherns von Texten – schreibe ich sie also hier nieder, denn sie wird sowieso nur von einer einzigen Person gelesen werden – von mir! Und ich weiß, dass es sich alles genauso zugetragen hat, damals – wenn Zeit noch irgendeine Bedeutung für mich hätte, würde ich wohl sagen, vor vielen Jahrzehnten.
Alles begann mit dem Ende meines kurzen und gleichzeitig viel zu langen, völlig ereignislosen und uninteressanten Lebens, meinem – wie ich in eben diesem Moment, in dem diese Geschichte ihren Ausgang nahm, glaubte - Tod:Ich war, kurz nachdem ich aufgewacht war, noch vollauf damit beschäftigt meine gepanzerten Glieder in der warmen Morgensonne aufzutauen und der glitzernde Raureif perlte vom hohen Gras herab auf meinen Körper, als sich plötzlich ein dunkler Schatten vor die Sonne schob. So schnell wie möglich richtete ich meine von der Kälte der Nacht noch steifen Fühler aus und legte den Kopf ein wenig schief um dieses gewaltige grüne Etwas, das sich da zwischen mich und meine Sonne gestellt hatte, genauer wahrnehmen zu können. Doch bevor ich noch mehr erkennen konnte, sah ich plötzlich eine Faust auf mich zu rasen, die mich aber, wie mein eigentlich perfekter und vor allem selbst am frühen morgen blitzschnell arbeitender Insektensinn sofort erkannte, knapp verfehlen würde. Und genau in dem Moment, in dem diese Erkenntnis mein Bewusstsein erreichte, traf mich ein Schlag mit unglaublicher Wucht genau zwischen meine Augen. Ich hörte meinen Chitinpanzer knacken, flog ein Stück zurück und landete hilflos auf dem Rücken. Genau auf der Schwelle zwischen Bewusstsein und Ohnmacht, spürte ich noch wie mein Lebensgeist kurz davor war durch den Riss in meinem Schädel zu entweichen, dann sah ich auf einmal nur noch ein helles Licht.
Ich spürte mit einem Mal keinerlei Schmerz mehr, eine wohlige Wärme breitete sich in meinem ganzen Körper aus, gefolgt von einer angenehmen Müdigkeit und dem Gefühl allen Mühsal und Elend dieser Welt endgültig entkommen zu sein. Von Ferne hörte ich noch eine ziemlich wütend klingende Stimme, die mich jedoch nicht im Mindesten berührte: „Verflucht! Das sieht ja doch wieder genauso aus, wie alle anderen. Dabei hat da vorhin eindeutig etwas geglitzert, als es aufgetaucht ist. So ein Mist, so ein Verfluchter! Schon wieder ein Ball verschwendet, für so ein verdammtes...“ Dann hörte, sah und fühlte ich nichts mehr und glitt hinüber in einen langen, tiefen und mit den schönsten nur denkbaren Träumen angefüllten Schlaf.Ich habe keine Ahnung wie lange ich so schlafend verbrachte, aber obwohl es der tiefste und angenehmste Schlaf meines Lebens war, fühlte ich mich müde und schwach als ich zum ersten Mal erwachte. Zuerst konnte ich weder etwas sehen, noch etwas hören, noch etwas fühlen - erst langsam und nacheinander erwachten im Folgenden meine Sinnesorgane. Zu sehen gab es nicht viel, denn aus allen Richtungen strahlte mir nur helles, weißes und seltsam kaltes Licht entgegen. Ebenso ohne erkennbare Herkunft vernahm ich ein schwaches, absolut gleichförmiges Summen, das genauso leblos und unnatürlich wirkte wie das Licht. Schließlich kehrte allmählich auch wieder das Gefühl in meine Glieder zurück. Vorsichtig versuchte ich meine Beine zu bewegen, doch keines schien darauf zu reagieren. Auch meine Fühler, meine kurzen Flügel, selbst mein Kopf bewegte sich keinen Millimeter. Ich kannte diesen Zustand bereits aus dem Winter, den ich in der Mitte meines Lebens völlig regungslos in eisiger Kälte erstarrt in einem kleinen Erdloch verbracht hatte. Aber im Gegensatz zu damals spürte ich jetzt aus dem Inneren meines Körpers immer noch jene höchst angenehme Wärme, die sich darin bereits vor dem Einschlafen ausgebreitet hatte. Trotzdem konnte ich mich noch immer kein Stück bewegen.
Zumindest schienen sich meine Augen mittlerweile an das ungewohnte Licht zu gewöhnen und ich konnte meine Umgebung etwas genauer wahrnehmen. Ich befand mich offenbar in einem perfekt runden und in sich vollkommen geschlossenen Raum, an dessen Wand sich in regelmäßigen Abständen sechseckige, weiß leuchtende Flächen befanden, die den Raum mit ihrem kalten Licht fluteten. Dazwischen konnte ich kleine teils permanent leuchtende, teils in verschiedenen Zeitintervallen blinkende Lichter, Hervorhebungen in den allen Formen und Farben sowie schwarze, grashalmförmige Schläuche sehen, die kreuz und quer durch den gesamten Raum verliefen und von denen einige sogar direkt mit meinem Körper verbunden zu sein schienen.
Dann verschwammen die Konturen und klaren Formen wieder vor meinen Augen, bildeten an der Wand ineinander verschlungene Ringe verschiedenster Größe, die sich langsam um mich zu drehen begannen. Und obwohl mir mein Gleichgewichtssinn meldete, dass ich noch immer vollkommen regungslos auf dem Rücken lag, fühlte ich, wie auch mein Körper anfing sich mit den Ringen mitzudrehen – und zwar jeder Teil meines Körpers mit einem anderen Ring, in einer anderen Geschwindigkeit und in eine anderen Richtung. Mir wurde schlecht und mein Magen zog sich immer mehr zusammen um sich zu entleeren. Doch was da meine Speiseröhre hinauf und meinem Mund entgegen stieg, war nur warme, trockene Luft, die schließlich mit einem schwachen Geräusch aus meinem Körper entwich. Dann wurde wieder alles schwarz um mich und ich verlor erneut das Bewusstsein.
Dieses Mal war es eine unruhiger, traumloser Schlaf, immer wieder unterbrochen von kurzen Phasen, die ich in diesem Zustand noch für kurze zusammenhangslose Traumfetzen hielt und in denen ich hinter einem wabernden lila Schleier immer wieder weiße Punkte aufblitzen, dunkle schwebende Kugeln auftauchen und verschwinden und Schatten an mir vorbeihuschen sah. Als ich zum zweiten Mal aus dieser Ohnmacht erwachte, geschah das auf eine deutlich unsanftere Weise als beim ersten Mal. Ich wurde in regelmäßigen Abständen leichter und schwerer, wobei jedes Mal mein Kopf auf dem Boden aufschlug. Außerdem schien sich einmal wieder alles um mich zu drehen, diesmal aber zumindest alles in die gleiche Richtung und mein Gleichgewichtssinn war damit einverstanden. Dennoch wurde mir wiederum schlecht und mein Magen krampfte sich erneut zusammen. Diesmal jedoch konnte er nicht einmal mehr trockene Luft aus sich herauspressen – er war bereits vollkommen leer.
Meine Augen hatten deutlich weniger Schwierigkeiten sich an die Helligkeit zu gewöhnen als beim letzten Mal, denn inzwischen war ein Großteil der sechseckigen Flächen dunkel, einige weiteren flackerten nur noch schwach vor sich hin und lediglich vereinzelte Flächen leuchteten noch immer ununterbrochen. Es waren auch kaum noch grüne Lichter zu sehen, dafür blinken nun einige rote, die ich beim letzten Mal gar nicht wahrgenommen hatte. Auch viele der Schläuche waren inzwischen abgerissen, baumelten sinnlos von der Decke herab oder hatten sich in anderen Schläuchen verfangen. Die größte Veränderung aber war, dass ich mich, obgleich ich mich schwächer fühlte als je zuvor, plötzlich wieder bewegen konnte. Meine Beine, meine Fühler, meine Flügel und auch mein Kopf reagierten wieder auf meine Befehle. Ich überlegt, ob ich den Versuch wagen sollte, mich umzudrehen und auf die Beine zu stellen. Aber dazu fühlte ich mich doch zu schwach und irgendwie hatte ich auch gar keine Lust dazu. Überhaupt hatte ich zu gar nichts mehr Lust. Ich fühlte mich vollkommen leer. Das letzte bisschen Wärme war längst aus meinem Körper entwichen. Ich spürte wie mein Geist ebenso wie es mein Körper längst getan hatte, langsam aber sicher austrocknete.
Dann tat es plötzlich einen gewaltigen Schlag, der die gesamte Kugel erschütterte. Schnell hintereinander fielen sämtliche Lichter, die weißen sechseckigen, die kleinen grünen und die blinkenden roten aus und es wurde vollkommen dunkel um mich herum. Das Gefühl ständig zu- und abnehmender Schwere verstärkte sich und oben und unten begannen in immer kürzer werdenden Intervallen ihre Plätze zu tauschen. Da schlug mein Kopf erneut und härter als zuvor auf dem Boden auf. Ich hörte ein knirschendes Geräusch, dann zerbröselte der Chitinpanzer meines Schädels und ich verlor ein letztes Mal das Bewusstsein.
Im nächsten Moment aber wurde mir bewusst, dass das so nicht ganz richtig war. Zwar hatte mein Körper tatsächlich sein Bewusstsein und damit den letzten Rest an Leben, der noch in ihm gewesen war, verloren. Dieses „Bewusstsein“ war aber nicht einfach verschwunden, als es durch die Öffnung in der Schädeldecke aus dem Körper entwichen war, sondern schwebte nun ein ganzes Stück über diesem und schaute auf ihn hinab. Obwohl es doch eigentlich vollkommen dunkel war, sah ich ihn deutlich unter mir liegen: Völlig vertrocknet und im Zerfall begriffen, eine nutzlos gewordene Hülle. Und während ich so auf sie herabblickte und mich fragte, ob es nicht angemessen wäre zumindest ein kleines bisschen Wehmut zu verspüren, dehnte sich mein Volumen immer mehr aus, wuchs ich der Kugelwand entgegen. Doch als ich sie schließlich erreichte, hörte dieses Wachstum nicht etwa auf, sondern ich verschmolz mit der Kugel und dehnte mich einfach immer weiter aus.
Und da geschah etwas, was ich mit Worten nicht beschreiben kann, nicht einmal mit denen, die ich seit diesem Zeitpunkt neu gelernt habe: Die Kugel und mit ihr auch ich stülpte sich einfach um, kehrte ihr Inneres nach außen. Links und rechts, oben und unten, hinten und vorne – meine gesamte Welt kehrte sich einfach in sich selbst um.
Mit einem Mal war ich wieder frei und fand mich genau an dem Ort wieder, an dem ich schon in meinen Träumen immer wieder kurze Zeit verbracht hatte.Langsam zog ein lila Nebel vor meinen Augen vorbei, steig von unten auf und schwebte über mich hin weg, einzelne Nebelschwaden waberte von links nach rechts und umgekehrt. Der Nebel war dicht und ich konnte nicht durch ihn hindurch sehen, doch fühlte ich mich in ihm keinesfalls gefangen, sondern vielmehr geborgen als wäre der Nebel selbst ein Teil von mir. Dann tauchte vor mir plötzlich ein paar weißer Punkte auf. Ein Lufthauch folgte, der den Nebel sachte zur Seite blies, bis er fast völlig aus meinem Gesichtsfeld verschwunden war, gleichzeitig aber - wie ich zwar nicht sehen, dafür jedoch umso deutlicher spüren konnte – immer noch dicht bei mir blieb. Direkt vor mir zeichnete sich nun gegen eine nur undeutlich zu erkennende Felswand eine gewaltige violette Gestalt ab, die zwei große, weiße Augen sowie einen seltsamerweise zugleich furchteinflößend und freundlich wirkenden Mund besaß, aus dem auch der Luftzug entstammte, der den Nebel davon abhielt wieder meine Sicht zu verdecken. Direkt vor ihm schwebten zwei ebenfalls violette Hände, die zwar keinerlei Verbindung zu der restlichen Gestalt zu haben schienen, trotzdem aber eindeutig zu ihr gehörten.
Die Hände bewegten sich ein Stück nach vorne, dann drehte sich die rechte ein wenig nach rechts, die linke ein wenig nach links und beide nahmen eine Art Abwehrhaltung ein, wie um den mich umwabernden Nebel dort zu halten, wo er gerade war. Die Gestalt schloss ihren Mund und fing an zu sprechen. _Der Mund blieb dabei vollständig geschlossen und doch hörte ich sie laut und deutlich reden:
„Willkommen im wirklichen Leben – ich hoffe dein Erwachen war nicht zu schmerzhaft. Nun haben Traum und Leben endgültig die ihnen zustehenden Plätze eingenommen und du kannst endlich dein Leben mit uns beginnen...“Dies ist sie also, die Geschichte meiner Geburt. Seit ihr verlief mein Leben genau wie das eines jeden Seiendens, doch was mich vermutlich von allen anderen unterscheidet und was diese Geschichte so unglaublich macht, ist das, was geschah, bevor ich zum Leben erwachte. Dieser Traum von einem anderen Leben – so kurz und arm an Ereignissen es auch gewesen sein mag – schien mir so real wie einem etwas nur erscheinen kann.
Ja, manchmal denke ich sogar, dass es realer schien als mein wirkliches Leben...