Carmina Fatalia

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  • Seit einem Jahr nun werfe ich mit mehr oder weniger poetischen Wörtern und Worten um mich. Das ist doch ein guter Grund, um sich mal mit der Macht von nur einem einzigen Wort zu befassen…


    Ein einziges Wort


    Ein einziges Wort
    kann nichts, kann viel, kann alles sagen,
    ein starkes Werkzeug uns'rer Hand,
    ist Antwort, Wurzel neuer Fragen
    und löscht das Feuer, schürt den Brand.


    Sieh, ein einziges Wort
    ist nur ein kleiner Schritt zur Stille,
    ist wenig, aber doch genug,
    von den Gefühlen nur die Hülle,
    mal wahr und bar, mal Lug und Trug.


    Denn ein einziges Wort
    kann alles ändern, alles wenden,
    kann ganz neu ordnen Deinen Blick,
    fingiert Dir Klarheit, kann Dich blenden,
    wird Dir zum Ruder und zum Strick.


    Und ein einziges Wort
    kann Deine schwere Stimmung lichten,
    kann Dir erretten schwarzen Tag,
    kann auch den Mut Dir ganz vernichten,
    der letzte Nagel für den Sarg.


    Aber ein einziges Wort:
    'ne Folge nur von nackten Zeichen –
    Dein Geist verleiht ihm erst den Sinn,
    kann's stärken und kann's auch erweichen,
    ein Ende und ein Neubeginn.


    (26.-28.03.2011, für Cassandra)


  • Muss man, um Selbstmord zu begehen, wirklich physikalisch sterben? Ich sage nein. Erfahre die Geschichte von einem Menschen, der seine eigenen Gedanken und Gefühle, Worte und Taten, Erinnerungen und Träume, Errungenschaften und Ziele „ermordet“. Was bleibt dann von seinem Leben übrig?


    Das Buch


    Gespannt hältst Du in Händen
    ein dickes, schweres Buch.
    Du blätterst durch die Seiten
    am Tag, den Du verfluchst.
    Das Werk aus Deiner Feder
    wird Dir zur Seelenqual,
    erzählt aus Deinem Leben,
    durchbohrt Dich wie ein Pfahl.


    Du findest eine Strähne
    von engelsgleichem Haar.
    Wie Gold glänzt es seit Jahren,
    nun davon nichts mehr wahr.
    Befleckt das Blatt mit Tränen,
    das Glück war jäh verblüht.
    Du wolltest nur besitzen,
    hast niemals mehr gefühlt.


    Voll Zorn hältst Du in Händen
    Dein leidenschweres Buch
    und wenn Du's nicht mehr sehen kannst,
    dann reiß die Seiten raus!


    Und auf den nächsten Seiten
    herrscht Winter und das Eis
    und in Dir regt sich Sehnsucht,
    sie brennt im Herzen heiß.
    Dort prangen teure Briefe,
    verblasst ist ihre Schrift,
    benetzt mit grauem Schimmel
    ihr Anblick wirkt wie Gift.


    Dann malerischste Bilder,
    ein Wunschbild Deiner Welt:
    bewundernswerte Landschaft,
    ein Trugbild, das Dich hält.
    Es fallen leis die Sterne
    hinab ins tiefe Meer,
    verspringt im Sturm das Wasser,
    der Ozean ist leer.


    Voll Schmerz hältst Du in Händen
    Dein jammerschweres Buch
    und wenn Du's nicht mehr fühlen willst,
    dann reiß die Seiten raus!


    Die ersten Seiten
    an Erinnerungen waren reich,
    doch nun die letzten Seiten
    sind vor Ungewissheit bleich.


    Du bist ein Träumer
    wie er im Buch geschrieben steht!
    Du wirst an Dir nichts ändern,
    egal wie's weiter geht.
    Du blätterst weiter,
    wie aufgepeitscht von Hass und Wut,
    und auf der allerletzten Seite
    Dein Name steht in Blut!


    Voll Angst hältst Du in Händen
    Dein lebensschweres Buch.
    Es nähern sich die Wände,
    Dir fehlt die Atemluft.
    Dein Leben ist geprägt von Schimpf und Schande
    und Du versuchst, der Wahrheit zu entflieh'n!
    Der Tod wär Dir Erlösung, zur Erkenntnis nicht imstande,


    denn Du reißt die Seiten raus!


    (03.-05.02.2011)


  • Jetzt muss ich auch mal wieder ein Kommentar hinterlassen.
    Zuerst (ich hab noch immer keinen Plan von Gedichten) schreibe ich ein paar Gedanken zu deinem neustem Gedicht.- Das Buch


    Der Anfang ist sehr düster. Man merkt schon das die Seele des betroffenen in Qualen versunken sind. Ich finde die Idee mit dem Buch als „Sündenfänger“ sehr gelungen.
    Ich interpretiere es als etwa ein Tagebuch oder ein Manuskript in dem Erfahrungen des Lebens in unangenehmen und seelisch zerstörenden Ausmaß niedergeschrieben werden.
    Der Schluss der ersten Strophe (mhm, heißt es Strophe? egal)

    Zitat von Fatum

    aus Deinem Leben,
    durchbohrt Dich wie ein Pfahl

    ist wie der Anfang vom Ende geschrieben.


    Die zweite Strophe ist wieder heiterer geschrieben. Es erinnert mich ans wahre Leben... Ein ständiges auf und ab. Naja über die Definition Engel kann man streiten. Es ist durchaus angebracht diesen vergleich zu benutzen jedoch tue ich mich gerade schwer das einzuordnen, da etwas derart zu benutzen was man nicht kennt eher schwer zu begreifen ist als etwas weltbekanntes. Egal. Es ließt sich wie ein Lebenslauf. Das finde ich super da man eine ungefähre Vorstellung haben kann wie sich das etwas einordnen lässt.


    Zitat von Fatum

    Wie Gold glänzt es seit Jahren, nun davon nichts mehr wahr.
    Du wolltest nur besitzen, hast niemals mehr gefühlt.


    Diese Zeilen finde ich besonders schon. Ich muss an jemanden denken der alles hat aber auch nicht. Ein Mensch der vieles will aber nichts damit Anfangen kann. Wieder wie aus dem waren Leben. Wirklich gut geschrieben.
    In Strophe 3 u. 4 kommt wieder Hoffnung zum Vorschein. Es erinnert mich an den Punkt einer Depresion in der doch zwei Wege Auftuen.
    Weg 1 - Kraft um hieraus zukommen
    Weg 2 - weiter in die scheiße hinein.
    Doch wenn ich nun weiterlese bis zum Schluss der 4 Strophe muss ich feststellen das Weg 2 wohl doch einfacher war.



    Die 5 Strophe erinnert mich an das wahre Leben (ich mag heute das Wort wahr)
    Man baut ein Trugbild auf um allen um einen herum nicht zu zeigen das man Probleme hat - doch die Innere Welt von einem Selbst ist wahrlich nicht das „gelbe vom Ei“
    Langsam denke ich das das „Buch“ kein Buch im Sinne eines literarischen Werkes sondern ehr als die Seele zu verstehen ist. Immer weiter reisst sie ein bis sie irgendwas zerfällt - Tragisch!


    Die vorletzte Strophe ist schon mal ein Vorgeschmack zum Ende. Diese „Seele“ ist hällt die Qual nicht länger aus, sie zerfällt langsam lässt ein Loch da das nicht zu stopfen ist, Schwarzes loch das alles verschlingt... ? Doch so einfach ist es nicht. Sterben um all der Qual zu entkommen...Nein es geht weiter bis...bis es zu ende ist.
    Wirklich sehr gutes Gedicht. Diese Gedanken wahrlich kostbar.


    NATÜRLICH hast du ja noch andere Künstlerische Ergüsse gehabt. Ich werde mir nun noch etwas zeit nehmen und noch etwas zu kommentieren. - Ein einziges Wort


    In diesem Gedicht gefällt mir sehr gut wie du die Macht eines Wortes darstellst. Die positiven und negativen Aspekte die ein Wort mit einem kleinen Gedanken auslösen kann. Die Gedanken die das Wort beim Empfänger auslösen kann.


    Zitat von Fatum

    ist wenig, aber doch genug,
    von den Gefühlen nur die Hülle,
    mal wahr und bar, mal Lug und Trug


    Zitat von Fatum

    Aber ein einziges Wort:
    'ne Folge nur von nackten Zeichen –
    Dein Geist verleiht ihm erst den Sinn,
    kann's stärken und kann's auch erweichen,
    ein Ende und ein Neubeginn.


    Hier gefällt mir das du das Wort als Alpha und Omega bezeichnest, zwar nicht Wörtlich aber an das muss ich denken. Das was du auslösen kannst um etwas gesagtes rückgängig zu machen oder ganz neu zu starten. Aber auch durch das alles zu verändern.
    Mhm mehr fällt mir nicht ein aber ich glaube das ist ok.



    Sei nicht all zu sauer auf mich das ich so wenig kommentiere, du bist sehr schnell mit deinen Gedichten. Sie sind immer so qualitativ was meine Kommentare eher nicht sind da ich nur meine Gedanken in sie hineinlege aber nicht auf einzelne Stellungen der Reime/Strophen/Verse eingehe. Vielleicht bin ich eines Tages soweit das ich dieses kann, nur Momentan kann ich dir nur dies geben.


    Nun sage sich zum Schluss noch
    beste Grüße
    Aevum ^.^

  • So, auf ein Neues. Hoffe mein Lappy stürzt nicht schon wieder ab, denn ich schreib wieder nicht vor..


    Joa, ich will mir mal Zeit nehmen, und dein neustes Werk kommentieren. Hab die Entstehung und die Einleitung nicht gelesen um mich nicht beeinflussen zu lassen. Falls ich also mit meiner Interpretation komplett daneben lieg, weisste bescheid :D


    Ok, zum Gedicht.


    Zuerst einmal gehe ich davon aus, dass dieses Buch von dem die Rede ist, sowas wie das Buch des Lebens des lyrischen Dus ist. So ein dicker Wälzer, wo das komplette Leben bis ins kleinste Detail aufgeschrieben ist. Dieses Buch ist "dick und schwer", das lässt darauf schliessen, dass das lyr. Du evtl ein langes, bewegtes Leben hatte. Es fängt also an, in dem Buch zu blättern, geht sein Leben nochmal durch, schaut sich seine Vergangenheit an. Dabei fallen ihm negative Dinge auf, eventuelle Fehler, verpasste Chance etc. Irgendwas, was es nicht sehen will zumindest. Und ihm wird bewusst, dass es Selbst "Schuld" an solchen Situationen war, denn das Werk stammt "aus seiner Feder". Nicht die Mitmenschen oder die Umstände warn schuld an Fehlern, sondern das lyrische Du selbst.


    In dem Buch findet es eine Haarsträhne. Ich dachte spontan an ein Mädchen, das dem lyrischen Du mal etwas bedeutet hat. Doch die Geschichte mit dem Mädchen nahm wohl kein gutes Ende, denn "das Glück war jäh verblüht". Anscheinend war das lyr. Du zu egoistisch, hat nur auf den eignen Vorteil geachtet und evtl die Gefühle des Mädchens das er eigentlich mochte, verletzt.


    Nun in der 3. Strophe bzw im "Refrain" (kA wie das bei Gedichten heisst) gibt es einige Veränderungen. Zuerst fällt natürlich auf, dass sie nur 4 Zeilen hat und nicht wie die ersten beiden 8. Allein schon dadurch werden diese Zeilen deutlich hervorgehoben. Ausserdem appelliert das lyrische Ich in den letzten beiden Zeilen diese Strophe sehr direkt an das lyrische Du. Es fordert es auf, die Seiten herauszureissen.


    In der nächsten Strophe erfahren wir, dass die nächste Etappe im Leben des lyr. Dus von Kälte und Eis geprägt war. Ich bin mir jetzt nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe, aber es gab wohl einen Briefwechsel zwischen dem lyr. Du und seiner Angebeteten. Beim Anblick dieser Briefe kommen beim lyr. Du wieder jede Menge Gefühle hoch. Wir erfahren noch, dass die Geschichte mit dem Mädchen wohl schon einige Zeit her ist, denn die Schrift ist verblasst und die Briefe ham schon angefangen zu schimmeln.


    Dann kommt etwas, was viele von uns sicher kennen. Davon bin ich keine Ausnahme. Die Realität ist beschissen, man kommt mit schlimmen Ereignissen, Verlusten, Sehnsucht etc nicht mehr klar und flüchtet sich in seine eigne Traumwelt. Immer weiter taucht man in diese Welt ab, die genauso ist wie man sie sich wünscht. Wo man selbst die Regie führen kann und so sein kann wie man ist. Auch dem lyrischen Du geht es wohl so. Im Buch seines Lebens findet es Bilder von seiner Traumwelt, in die es vielleicht gerne geflüchtet wäre. Dann muss ich zugeben, dass ich die zweite Hälfte dieser Strophe irgendwie nicht verstehe, sie hört sich wunderschön an mit Sternen die ins Meer fallen ud Ozean und so, aber ich weiss ehrlich gesagt nichts damit anzufangen^^' Brett vorm Kopf oder so. Ähm naja weiter im Text :D


    Dann kommt wieder dieser "Refrain". Dieses mal fühlt das lyr. Du Schmerz beim Anblick der letzten Seiten, und bekommt wieder den Rat diese rauszureissen.


    Wir erfahren dann, dass die ersten Seiten dieses Buches sehr reich gefüllt waren. Es sind viele Erinnerungen übrig geblieben, wenn auch manche nicht so schön waren. Die letzten Seiten jedoch sind "bleich". Das lyr. Du kann nicht beschreiben, was genau in diesen Zeiten im Leben passiert ist. Irgendwie wird es grad voll schwer, die nächsten Strophen zu interpretieren merk ich grad :D Also wenn ich Blödsinn schreib, nicht böse sein :S


    Es folgen "Verurteilungen" über das lyrische Du. Es wird als "Träumer" bezeichnet, der es nicht auf die Reihe bekommt, sein Leben in die Hand zu nehmen und überhaupt irgendwas zu tun damit es weitergeht.
    Auf der letzten Seite steht dann sein Name und zwar in Blut. Vielleicht könnte man es so interpretieren, dass das lyrische Du nach seinem Tod (Name in Blut=Tot) Einblick in das Buch seines Lebens gewährt bekommt. Es durchblättert die Seiten, durchlebt ein Stück weit die traurigen Situationen nochmal, und ärgert sich, dass es irgendwann in seine Traumwelt abgetaucht ist und nicht mehr richtig gelebt hat.


    Dadurch dreht das lyrische Ich irgendwie durch. Es fühlt sich plötzlich eingeengt und denkt an Selbstmord. Es muss "der Wahrheit ins Gesicht schauen" und erkennen, dass es aktiv werden muss, étwas ändern muss bzw überhaupt irgendwas tun. Und das tut es dann auch, indem es die Seiten aus dem Buch reisst.


    Also. wie gesagt, ich fands gegen Ende hin sehr schwer deine Zeilen zu interpretieren, liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich auf extremen Gta Entzug bin momentan etwas verpeilt bin. Insgesamt aber ein sehr schönes Gedicht, das sich sehr gut lesen lässt. Auch die Idee mit dem Buch des Lebens find ich sehr gut.

  • So, da ich gerade merke, dass meine letzte Antwort auch schon wieder 'ne Weile her ist, und meine Kreativität auch schonmal besser war... Los geht's. Ach ja, nochmal vielen Dank allerseits natürlich. :)



    Bezüglich Halbmond


    Ein Fehler: Ich würde eher schreiben, "des Winters Geister ihn schon früh verließen", schließlich ist das Subjekt des Satzes immer noch der See.

    *hustgermanistenlogikhust* Mathematisch betrachtet ist das richtig, aber vielleicht entspricht es ja einfach nicht dem, was ich sagen will. "Sie" muss/müssen beispielsweise auch noch gar nicht bekannt sein. ;)


    Zitat

    zusammenfinden (<- schreibt man das jetzt zusammen, oder nicht?).

    Lol, danke. Da ich mir eh irgendwann, wenn es sich mal ergibt, eine neue Duden-Version besorgen wollte, werd ich das dann bald mal nachschlagen. Ich weiß es im Moment nicht und dass die deutsche Sprache bei der Getrennt- und Zusammenschreibung schwierig sein muss, beweist ja schon der Bereichsname hier, haha. :P

    Zitat

    Linde ist auf jeden Fall ein schöner Baum dafür, finde ich (auch wenn du sie wohl eher deshalb genommen hast, weil sie sich auf "finden" reimt? ^^). Kann man sich jedenfalls gut vorstellen, dieser riesige, uralte Baum, an dem sich gerne Liebespaare treffen.

    Nö, die Linde war tatsächlich vor der Findung da, sie ist doch nicht zum Spaß auch der Baum der Liebe. Gibt da übrigens auch so einen "Klassiker" von Walther von der Vogelweide, den ich hier sicher als Einfluss bestätigen müsste, wenn man mich danach fragte. ;)


    Zitat

    Die Rede der männlichen Figur könnte man böse ausgedrück direkt als Selbstgespräch sehen, denn eigentlich fasst er genau alles zusammen, was er selbst empfindet. ^^

    Wieso ist es deshalb gleich ein "Selbstgespräch"? ;D


    Zitat

    Bis auf die eine oben genannte Wiederholung war das Gedicht sprachlich übrigens perfekt

    Hm, aber da frag ich mich: was ist an dem Halbmond denn weniger Wiederholung?



    da das Gedicht ja auch in der Vergangenheit spricht, könnte das heißen, dass es einmal zwar so war, aber es heute schon wieder anders aussieht. Alles ist somit vergangen, könnte man meinen.

    Ne, würd sagen, das geht ein bisschen weit. Es ist einfach die narrative Vergangenheit, nichts weiter.


    Zitat

    Mit den kalten Fluten kam ich anfangs etwas ins Rätseln, doch es heißt schätzungsweise, dass er sein Herz, da es ja verglüht ist, einfach aufgab und somit im übertragenen Sinne wegwirft.

    Kann man so sehen, ja. Nach meiner Sichtweise hat er sich allerdings - gemeinsam mit seinem Herzen wohlgemerkt - ertränkt.

    Zitat

    Eine tragische Geschichte, die man ja fast täglich zu hören bekommt. Zwei Menschen wegen der Liebe zerstört.

    Wie, Du hörst diese Geschichten fast täglich? Was muss ich bloß für ein Leben des Sonnenscheins führen, dass sich aus meinem Bekanntenkreis noch niemand deswegen die Kugel gegeben hat...


    Zitat

    doch im Gegenzug dazu, spiegelt sich nur noch die Hälfte des Mondes auf diesem See, der doch erst so friedlich erschien.

    Wie? Am Anfang war er auch nicht voller.

    Zitat

    Das zeigt, dass etwas fehlt. Etwas nicht vollkommen ist und man es auch nicht mehr ändern kann. Der Mond wird trotzdem nur die Hälfte von dem bleiben, was er einmal war.

    Hm, jein. Der sichtbare Anteil des Mondes ändert sich in jeder Nacht kontinuierlich, also hat das ja nicht wirklich etwas zu sagen, oder? Und ja, vielleicht wäre mit den beiden doch was gegangen, wenn gewisse Umstände/Taten/sonstwas anders beschaffen gewesen wären... Was wir in jener Nacht als Momentaufnahme haben, ist eben dieser Halbmond sinnbildlich für die Gefühle, die sozusagen auch nur halb waren.
    (Aber noch ein Tipp für die fleißigsten Leser: Es gibt noch ganz andere Personifizierungen bzw. mit den Figuren verbundene Naturgegebenheiten in diesem Gedicht. Viel Spaß beim Finden. :P)


    Zitat

    Die Stelle selbst, wo die Trennung der beiden klar wird, hätte meiner Meinung nach durchaus noch mehr in den Vordergrund kommen können, damit es einfach noch deutlicher wird, dass die Liebe sie zerrissen hat.

    Hast Du nicht gerade unrecht damit, ja. Ich wollte allerdings nicht zu viel Dialog haben hier - dafür gibt es eigentlich Filme und Vergleichbares. Ich wollte mich nicht unbedingt den annähern, da ich die schon längst nicht mehr sehen kann... *hust* Von daher soll der Leser eben seiner Fantasie freien Lauf lassen, wie die beiden sich nun trennen. Es ist ja noch nichtmal gesagt, ob er sich direkt vor ihren Augen ertränkt oder ob er das erst später tut, beispielsweise.

    Zitat

    Ich persönlich mag ja keine Liebesgedichte

    Ich auch nicht, aber das ist ja eh bekannt. ;D



    Bezüglich Welt der Zahlen


    Ungewöhnlicher Titel für ein Gedicht, würde ich mal sagen. Oder es kommt mir einfach nur so vor, weil unser Mathematik-Buch in der Grundschule so hieß *hust*.

    Lol, das ist ja mal ein echt netter Titel für ein Mathebuch. :) (Wenn auch bei einem Grundschulbuch arg irrealistisch, weil das von der weiten Welt der Mathematik nur ein zartes Ein-Mann-Dorf beinhaltet. ;D)


    Zitat

    Ob es nun einfach die Sonne ist oder vielleicht auch Licht im Sinne von Leben?

    "Sonne" ist gut, aber "einfach" nicht ganz. ;) ;D Die Sonne ist eben ein Symbol für alles Positive auf der Welt - darunter aber auch überhaupt die Fähigkeit, leben zu können. Wobei, ich merk beim Weiterlesen gerade, wieso schreib ich das überhaupt... Ergibt sich ja dann eh.


    Zitat

    Dieses „groß“ klingt mir einfach etwas abwertend, wodurch man auch etwas skeptisch bezüglich der davor genannten Nomen wird.

    Genau, gut erkannt. Hm, es klingt paradox, aber wann immer von "großen Worten" gesprochen wird, schwimmt da ja schon meistens so eine Ironie mit, oder? Ich kann mich im Moment nicht erinnern, wo ich diese Formulierung jemals mit einer positiven Bedeutung gehört haben soll, lol.

    Zitat

    lyrische Erzähler (weiß nicht, ob man ihn so nennen darf ^^“)

    Sprecher.



    Zitat

    So würde sich dann auch der letzte Vers erklären, der wohl davon spricht, dass diese Sonne als Herrscher nur Leid und Kälte mit sich bringt. So ist vielleicht die Regierung gemeint?

    Nein und nein. Womit ist denn gesagt, dass sie außer "Leid und Kälte" nichts bringen würde? Das wär ja zu "schön" um wahr zu sein, aber so ist's dann ja doch nicht ganz. ;) Und bitte keine Regierung oder sowas, wenn's geht. Ich fand dieses Gedicht jetzt so ziemlich unpolitisch und hab nicht an irgendeine begrenzbare Entität gedacht, die all den Kram verursacht.


    Zitat

    Hier habe ich lange gerätselt, was mit der Fuchtel aus Gold gemeint sein könnte. Mir zeigte sich seltsamerweise ein Zepter vor Augen, als ich es las. Unbewusst und spontan also. So könnte es abermals auf unsere Regierung hinweisen, die, wie wir, immer mehr möchte? Mag aber sein, dass ich mich täusche.

    Einfach der "Leistungsdruck" der Gesellschaft. Gut ist nicht mehr gut genug, wenn es etwas Besseres gibt - in dem Sinne lagst Du mit der Raffgier schon richtig, nur eben unpolitisch bevorzugt.



    Bezüglich Berlin-Buch


    Ich finde die Idee mit dem Buch als „Sündenfänger“ sehr gelungen.

    Oh, ich liebe dieses Wort. Du wirst doch nichts dagegen haben, wenn ich das in meine Notizen für zukünftige Werke aufnehme, oder? :)


    Zitat

    Naja über die Definition Engel kann man streiten. Es ist durchaus angebracht diesen vergleich zu benutzen jedoch tue ich mich gerade schwer das einzuordnen, da etwas derart zu benutzen was man nicht kennt eher schwer zu begreifen ist als etwas weltbekanntes.

    Kann dem jetzt nicht wirklich folgen. Wenn jemand etwas als "engelsgleich" bezeichnet, dann hält er eben für ungewöhnlich schön.
    Egal. Es ließt sich wie ein Lebenslauf. Das finde ich super da man eine ungefähre Vorstellung haben kann wie sich das etwas einordnen lässt.


    Zitat

    wahre Leben (ich mag heute das Wort wahr)

    Alternativ verwendbar: Real Life. *hust* ;D ;D ;D

    Zitat

    Langsam denke ich das das „Buch“ kein Buch im Sinne eines literarischen Werkes sondern ehr als die Seele zu verstehen ist. Immer weiter reisst sie ein bis sie irgendwas zerfällt - Tragisch!

    Nanu, ich dachte Du hättest es von Anfang an nicht für literarisch gehalten. Aber ja, da Buch = Leben und Leben = Seele, muss ja auch Buch = Seele folgen. ;D



    So, auf ein Neues. Hoffe mein Lappy stürzt nicht schon wieder ab, denn ich schreib wieder nicht vor..

    Mädls, warum? WARUM? :( ;D


    Zitat

    In dem Buch findet es eine Haarsträhne. Ich dachte spontan an ein Mädchen, das dem lyrischen Du mal etwas bedeutet hat. Doch die Geschichte mit dem Mädchen nahm wohl kein gutes Ende, denn "das Glück war jäh verblüht". Anscheinend war das lyr. Du zu egoistisch, hat nur auf den eignen Vorteil geachtet und evtl die Gefühle des Mädchens das er eigentlich mochte, verletzt.

    Jawoll, eine Klischeeinterpretation! ;D Es ist mir schon über lange Jahre verteilt aufgefallen, dass männliche Autoren dazu neigen, ihre Protagonisten auch männlich zu machen und analog mit den weiblichen. Von daher überrascht mich das überhaupt nicht, dass Du das hier jetzt auch annimmst - darfst Du auch gerne glauben. Nichtsdestotrotz würd ich sagen...warum sollte es denn keine Frau sein, die da blättert? Ich finde, es geht Beides, und von wem das Haar überhaupt ist und warum es da überhaupt zu sehen ist...wer weiß, was es alles bedeuten könnte. Liebe ist wohl das Naheliegendste. ;) ;D


    Zitat

    Nun in der 3. Strophe bzw im "Refrain" (kA wie das bei Gedichten heisst)

    Hm, ich wusste es auch nicht, aber laut der Wikipedia soll die Begrifflichkeit da wohl auch identisch sein, ja.


    Zitat

    In der nächsten Strophe erfahren wir, dass die nächste Etappe im Leben des lyr. Dus von Kälte und Eis geprägt war. Ich bin mir jetzt nicht sicher ob ich das richtig verstanden habe, aber es gab wohl einen Briefwechsel zwischen dem lyr. Du und seiner Angebeteten.

    Kurz anhalten und Luft holen. Es ist wie Du schon erkannt hast 'ne neue Etappe, also haben die Briefe ja womöglich schon gar nichts mehr mit der Geschichte von davor zu tun.


    Zitat

    Dann muss ich zugeben, dass ich die zweite Hälfte dieser Strophe irgendwie nicht verstehe, sie hört sich wunderschön an mit Sternen die ins Meer fallen ud Ozean und so, aber ich weiss ehrlich gesagt nichts damit anzufangen^^' Brett vorm Kopf oder so. Ähm naja weiter im Text :D

    Du hast Dich halt irgendwie mit dem Kommentar abgehetzt. :P ;D Kannst ja nochmal drüber nachdenken; lass Deiner Fantasie freien Lauf. (Wie so oft halte ich's aber gar nicht mal für so schwer... *hust* Na ja, ich halt, ich hab's ja geschrieben. Bin aber stolz auf dieses Bild.)


    Zitat

    Wir erfahren dann, dass die ersten Seiten dieses Buches sehr reich gefüllt waren. Es sind viele Erinnerungen übrig geblieben, wenn auch manche nicht so schön waren.

    Na, insbesondere die "nicht so schönen" hat er doch rausgerissen...bzw. wurde von seinen inneren Dämonen dazu angewiesen, es zu tun.

    Zitat

    Die letzten Seiten jedoch sind "bleich". Das lyr. Du kann nicht beschreiben, was genau in diesen Zeiten im Leben passiert ist. Irgendwie wird es grad voll schwer, die nächsten Strophen zu interpretieren merk ich grad :D Also wenn ich Blödsinn schreib, nicht böse sein :S

    Hilft es, wenn ich sage, dass die leeren/bleichen Seiten die Zukunft sind? Das Leben an jenen Stellen ist ja aus rein zeitlichen Gründen noch nicht vollzogen worden, also konnten die entsprechenden Seiten auch noch nicht gefüllt werden. Sie sind Platzhalter für alles, was noch kommt - oder nicht kommt.



    So. Hab ich's ja tatsächlich noch heute geschafft. *hust* Wenn noch Anregungen, Fragen, sonstwas sind, klar, immer nur ran damit, und ansonsten...das nächste Gedicht gibt es dann vielleicht in knapp zwei Wochen, könnt ich mir vorstellen. Muss dafür aber definitiv wieder schreiben, denn mein bereits vorhandenes Material ist hiermit mal wieder erschöpft. Ich sag schonmal so viel, dass ich hier einen Arbeitstitel "Verloren im Nebel" liegen hab. ;)

  • Leichtsinn, Voreiligkeit, mangelnde Rücksichtnahme… Das nun auch noch im komplett falschen Moment und es kriecht uns der Schleier der Ungewissheit mitten ins Blut.


    Verloren im Nebel


    Auf gutem Wege waren wir,
    würden die Berge vor der Dämmerung verlassen.
    Jawohl, auf gutem Wege waren wir,
    doch dann haben wir uns vom Leichtsinn ködern lassen:


    Wir hielten Rast an einem großen Stein,
    erfreuten uns der Sonne, nickten zufrieden ein,
    und als wir denn erwachten – Nebelschwaden –
    das Ziel nicht mehr zu seh'n, doch konnten Nachteinbruch nicht wagen.


    So ritten wir langsam Mann hinter Mann in engem Verbund –
    wir kannten die Richtung noch, wir mussten sie nur halten…


    „Dort hinten, schaut, dort muss das Gebirge enden! Folgt mir!“


    Ich glaubt', ich sah den Ausweg, ein gutes Zeichen –
    nach den anderen zu schauen ich vergaß, wollt' ihn nur schnell erreichen –
    und es war nur ein Trugbild; mich packt' schon bald das Grauen,
    sah das scheinend' Licht des Muts mir schnell verbleichen…


    Ich war zu schnell, meine Freunde kamen mir nicht nach…


    Der dichte Nebel kroch mir in die Lungen,
    als ich nach ihnen rief;
    ein kalter Schauer mir ins Herz gedrungen,
    selbst mein Ross nicht bei mir blieb.


    …Und keine Antwort, nur der Berge Widerhall –
    wie sagt man: Hochmut kommt vor dem Fall?


    Ich suchte, und ich suchte, und ich suchte…
    Ich stieg für sie auf jeden Berg, durchkämmte ihretwegen jede Schlucht!
    Ich suchte, und ich suchte, und ich suchte…
    War Hoffnung noch berechtigt, oder blieb nur noch die Flucht?


    Ich hab doch nie gewollt, dass sie mich auf dieser harten Reise begleiten!
    Mein Schicksal wiegt zu schwer, um es selbst mit den engsten Freunden zu teilen…


    Ich suchte, und ich suchte, und ich suchte…
    Ich konnte ohne sie nicht gehen, musst' sie finden, nichts mehr hielt mich bei Geduld!
    Ich suchte, und ich suchte, und ich suchte…
    Und wenn sie nicht gesund nach Hause kämen, wär es ganz allein nur meine Schuld!


    …Irgendwann vernahm ich einen Hilferuf, ich folgte ihm.
    Dann traf mich ein Schlag von hinten, ich verlor das Bewusstsein…


    Und so lieg ich hier: nackt, gefesselt, im Dreck, allein –
    und alles nur weil ich mich hab zu früh gefreut!
    Gefangen zwischen Gold, Gestank und Gebein –
    nun rettet's keinen mehr, dass ich meine Fehler hab bereut!
    Jetzt seh ich nur noch faule Knochenhände näher kommen –
    dann ist uns auch die letzte Hoffnung bald genommen…


    Oh, ich wünschte, sie könnten mich sehen!
    Ich wünschte, sie könnten verstehen…


    (21., 28.-30.04.2011, für Lemon)



  • und auf die Gefahr hin, dass mein Kommentar zum Himmel stinkt, werde ich Nebel jetzt mal interpretieren bzw analysieren. Das jedoch nur auf inhaltlicher Basis, alles andere waere zu hoch fuer mich. ;)


    Das lyrische Ich macht hier einen Wandel durch. Tapfer kaempfte es sich mit den Freunden durch das Gebirge, welches hier wohl stellvertretend fuer eine schwere Aufgabe bzw mehrere steht.
    Doch kurz vor dem bezwingen dieser Aufgabe, wird das lyrische Ich leichtsinnig und schludrig. Macht Pause und vergisst die Zeit.
    Erinnert ein wenig an die Geschichte vom Wettrennen des Hasens, und der Schildkroete, wollt ich nur mal erwaehnen.
    Jdf steht wohl dieses Ausruhen auch fuer das Aufschieben bestimmter Dinge. Ich denke jeder kennt das, man ist mit etwas fast fertig, doch anstatt es noch bis zum Ende durchzuziehen macht man erstmal Pause und dann kommt der Nebel.
    Diesen wuerde ich hier als Bild fuer irgendetwas unerwartets auffassen. So kommt, wenn man eigentlich die Aufgabe beenden will noch irgendwas dazu, einem faellt etwas ein was noch dringend erledigt werden muss oder jmd ruft an, etc.
    Irgendwie versucht man dann die Dinge unter einen Hut zu bekommen, anfaenglich kann man die Ruhe bewahren,
    so gehen die Personen in dem Gedicht erstmal Mann fuer Mann, Pferd fuer Pferd durch den Nebel, doch kaum machen sich erste Anzeichen fuer den 'Sieg', ueber diese Aufgabe bemerkbar, wird das lyrische Ich uebermuetig.
    stuermt voran, vergisst, die richtige Richtung und die Ruhe zu bewahren, und in diesem Fall zurueck zu blicken, auf die Freunde.
    In diesem Fall kann, man die Freunde stellvertretend als Rueckhalt sehen. Als Absicherung, wenn man etwas vergisst, erinnert sich vllt einer von ihnen daran.
    So kommt es, dass das lyrische Ich die Erinnerungen an den vorangegangen Weg verliert, und nun voller Tatendrang voraus stuermt. Unwissend, dass das vermeintliche Zeichen fuer den Sieg sich als falsch herausstellen wird.
    Doch sobald es dies bemerkt, versteht es, was passiert ist.
    Panisch wird nach den Freunden gesucht, nach Hinweisen wie man wieder heraus kommt, aus dieser misslichen Lage.
    Im normalen Leben kann das gelingen, hier jedoch stirbt das lyrische Ich, den Schlag von hinten, den es bekommt, kann man sozusagen als den Tropfen sehen, der das Fass zum Ueberlaufen bringt.
    Das lyrische Ich scheitert an der Aufgabe.


    Wenn man das ganze so interpretiert, kristallisiert sich eine sehr wichtige Botschaft, naemlich, dass man immer mit der Ernsthaftigkeit, die die Situation verlangt, an eine Sache rangehen sollte, diese Ernsthaftigkeit sollte bis zum Schluss gewahrt bleiben.
    Weder Uebermut noch Traegheit, elche beide in diesem Gedicht vorkommen, sollten Ihre Hand im Spiel haben.
    Dazu gibt es zwei passende Sprichwoerte, dass eine hast Du bereits verwendet, Hochmut kommt vor dem Fall, das andere waere, Was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen.


    Mir persoenlich gefaellt dein neustes Werk recht gut, Du haeltst bestaendig diese Geschichte von der Gruppe in den Bergen und dennoch wird recht klar deutlich, wo die eigentliche Botschaft liegt, was zwischen den Zeilen steht.
    So und jetzt sag Du mir, wie weit hab ich mit meiner Interpretation, deine Gedanken verfehlt? ;)


    Gruss, Gera


    Ps.: Opera Mobile untestuetzt leider keine Umlaute -.-
    PPs.: Tja und jetzt erst komm ich auf den Gedanken die Entstehung zu lesen... nya so bezieht sich die Interpretation wenigstens nur auf das Gedicht. :)

  • „Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“ (Friedrich Wilhelm Nietzsche)


    Am Abgrund


    Hier oben gibt es kein Geheimnis mehr.
    Hier oben hab ich so viel geseh'n, so viel erlebt.
    Da unten allerdings seh ich den Boden nicht.
    Da unten liegt neues Land, liegt neues Leben.


    Ganz nach unten, dahin schaut mein Sinn!
    Du musst mich nicht versteh'n, musst meinen Weg gewiss nicht geh'n.
    Doch an den Grund, da will ich hin!
    Und Du musst nicht nach unten schau'n, musst mir auch nicht vertrau'n.
    Ich werde nie von Dir verlangen, mir zu folgen –
    ich verlange nur, dass Du mich akzeptierst.


    Also lass mich los!


    Lass mich geh'n!


    Lass mich fallen!!!


    (16.05.2011)

  • Wie versprochen gibts jetzt mal wieder einen Kommi von mir. Ich nehm mir mal gleich das neuste vor, mehr als ein Gedicht schaff ich eh nie, sonst kann ich nicht mehr meine ganze Aufmerksamkeit darauf richten. Vielleicht schreib ich nächstes Mal was zu einem älteren.


    Am Abgrund


    Ein Gedicht, wo nicht gleich jeder den Sinn finden wird? Haha, wahrscheinlich bin ich gleich mal die Erste, die ihn auch nicht findet. ^^" Egal, vielleicht "finde" ich dafür was anderes, was gar nicht drin ist. xDD


    Die ersten paar Verse erinnern mich ungemein an Faust. Ein Wissenschaftler, der schon so viel herausgefunden hat und so viel weiß, aber noch immer nicht damit zufrieden ist, sondern den Kern der Welt erkennen will. Aber irgendwie denke ich nicht, dass es darum geht. Jedenfalls hört sich die Sache mit dem Abgrund schonmal sehr gefährlich an. Wer will schon gerne in einen Abgrund springen? Aber das lyrische Ich scheint sich ja sehr sicher zu sein, dass es genau dort "neues Leben" statt den sicheren Tod findet. Und mit jedem Satz verstärkt sich die Sehnsucht nach dem Abgrund. Zum Glück verlangt das lyrische Ich ja nicht, dass andere es verstehen oder nachkommen, ja auch nur selbst hinunterblicken. Nur, dass seine Entscheidung akzeptiert wird, dass niemand versucht, es aufzuhalten. Gerade die letzten drei Sätze wirken, als stünde jemand neben ihm, um es vor dem letzten Schritt zu beschützen - jemand, der es gut meint mit dem lyrischen Ich und nicht versteht, dass er nur zwischen ihm und seinem Glück steht. "Akzeptier endlich, dass ich selbst weiß was gut für mich ist" - das ist die Botschaft, die ich gefunden habe.


    Zur sprachlichen Gestaltung: Die letzen drei Zeilen wirken besonders eindrucksvoll und machen für mich den Reiz des Gedichts aus. Eine einzige Botschaft, die immer größer, immer lauter wird, bis sie nicht mehr überhört werden kann. Besonders dieses "Lass mich fallen!!!" kommt so eindringlich daher, dass man fast davor zurückzuckt. Wie weit ist man bereit zu gehen? Jemanden loslassen, okay. Jemanden gehen lassen fällt vielleicht schwer, aber auch noch okay. Jemanden fallen lassen, im Sinne von abstürzen lassen, das will man einfach nicht. Aber es ist das Einzige, was das lyrische Ich will, nämlich freigelassen zu werden. Frei zu sein, an jeden Ort der Welt zu gehen, egal wie gefährlich er ist oder anderen erscheinen mag (natürlich auch im übertragenen Sinne).
    Interessant sind auch die zwei Paare gleicher Versanfänge in der ersten Strophe, die gleichzeitig im Gegensatz zueinander stehen ("Hier oben" - "Hier unten"). Auch innerhalb der Verse setzt sich der Gegensatz fort: Oben: Keine Geheimnisse, alles liegt offen, Sicherheit - unten: das Unerforschte, das Neue, das Interessante, verbunden mit etwas Gefahr. Oben langweilt sich das lyrische Ich ja nur noch, kein Wunder, dass es mal etwas anderes sehen will. Es will Freiheit, nicht Sicherheit.
    Reime findet man ja nicht viele in diesem Gedicht, in der zweiten Strophe einmal zwischen dem ersten und dritten Vers und innerhalb des zweiten und vierten. Die Aussagen der beiden Versgruppen überkreuzen sich hier, immer abwechselnd wird der Wunsch des lyrischen Ich verkündet und dem Gegenüber erklärt, dass doch gar nichts von ihm verlangt wird, es wird ihm ja nichts zugemutet, es darf ruhig Angst vor dem Abgrund haben, solange es nicht von sich auf andere schließt, und andere von dem (vermeintlich?) gefährlichen Schritt abhalten möchte. Die letzten Verse wirken gerade weil sie sich nicht reimen besonders ruhig und sachlich, als würde das lyrische Ich seinem Gegenüber genau in diesem Moment in die Augen sehen und dort nach der Akzeptanz suchen, die es sich wünscht.


    Ich finde, dass es ein tolles Gedicht mit einer tieferen Botschaft (egal, ob's die jetzt war oder nicht ^^) ist, und würde es keineswegs als Randnotiz bezeichnen. Auf irgendeine Art ist es faszinierend.
    Coole Einleitung übrigens, aber auch irgendwie gruselig. ^^


    Edit: Achja, den neuen Starpost hab ich mir jetzt auch noch kurz angeschaut und möchte nur noch anmerken, dass du bei der Liste der Gedichte, wo überall das Jahr angegeben ist, doch auch noch den Monat angeben könntest, ansonsten kann man die zeitlich eh nicht einordnen. Das Vorwort finde ich sehr schön geschrieben, besonders das mit dem Funken Hoffnung usw. - der Satz ist ja selbst schon poetisch. ^^

  • N'abend


    Huh? Da hätte ich ja beinahe vergessen ein Versprechen zu halten. 0.o Pardon, dass mein Kommentar erst so spät kommt, aber hey, es ist noch Mai. ;D Da Spanisch mir nach wie vor jedoch lauernd im Nacken sitzt, kann ich mir erst mal leider nur ein Gedicht vorknöpfen, obwohl ich mehr eingeplant hatte.


    Aber jut, dann hoffentlich das nächste Mal. ^^
    Uhh… der Startpost wurde überarbeitet? Ist nach wie vor schön anzusehen, fehlt halt nur noch der Header, nä? Jk xD Eine Kunstpause braucht also auch Fatum gerne mal; kann ich aber gut verstehen. Auf deine wohlmöglich kommenden Gedichte bin ich schon sehr gespannt und mal schauen, ob sie auch Inhalte zeigen werden, die mir bekannt vorkommen. ;)


    Zitat

    Am Abgrund


    Ein schlichter Titel, würde ich mal fast behaupten und auch hat mich erst dieses – ich sag einfach mal – „raue“ am etwas irritiert. Eher hätte ich mir „Nahe dem Abgrund“ oder Ähnliches vorstellen können, aber so unmittelbar… na, mag einfach Ansichtssache sein und selbst, wenn der Titel mich erst in Zweifel barg, so hab ich nach einem Weilchen überlegt, wie es sich anfühlen würde, an einem Abgrund zu stehen. Was empfindet man wohl, wenn man selbst an einer Art „Abgrund“ steht? Vor allem… was wird es für ein Abgrund sein? Denn oft gibt es in unserem Leben ja auch tiefe Abgründe, in die man reinzufallen droht. Das Problem dabei ist, dass man auch meist keinen anderen Ausweg sieht, als sich in diesen zu stürzen, daher mal schauen, wie du es in dem Gedicht verpackt hast und was genau du aufdecken möchtest. C:

    Zitat

    Hier oben gibt es kein Geheimnis mehr.
    Hier oben hab ich so viel geseh'n, so viel erlebt.
    Da unten allerdings seh ich den Boden nicht.
    Da unten liegt neues Land, liegt neues Leben.

    (Muss bei dem „seh“ nicht noch so ein ‘ Zeichen hin? ;D) Ähnlich wie ich dachte, aber dennoch anders, huh. Das Lyrische Ich scheint „hier oben“ bereits alles gesehen und erlebt zu haben, wodurch sie etwas Neues entdecken will. Oben könnte in diesem Fall auch bedeuten, dass die Person schon viel in ihrem Leben erreicht hat´, quasi an der Spitze steht, wodurch sie besonders tief fallen kann. Dennoch scheint sie (für mich ist es irgendwie eine Frau… wieso auch immer, lol) auch etwas naiv in der Beziehung zu sein. Einfach dem Hier und Jetzt entfliehen und nur auf das achten, was unter ihr ist, ohne eigentlich zu wissen, was genau sie erwartet, da sie ja nicht mal den Boden sieht. Nein, sie stärkt sich einfach in dem Glauben, dass da unten etwas Neues auf sie wartet und ich denke, da liegt der Fehler. Mal schauen, inwiefern sich das bewahrheiten wird.


    Zitat

    Ganz nach unten, dahin schaut mein Sinn!
    Du musst mich nicht versteh'n, musst meinen Weg gewiss nicht geh'n.
    Doch an den Grund, da will ich hin!
    Und Du musst nicht nach unten schau'n, musst mir auch nicht vertrau'n.
    Ich werde nie von Dir verlangen, mir zu folgen –
    ich verlange nur, dass Du mich akzeptierst.

    Lustig, über den ersten Vers musste ich fast schon ein wenig schmunzeln. Wenn ich nun das miteinbeziehe, was ich eben nannte – nämlich das sie wohl etwas naiv und damit nicht recht bei Sinnen ist (den Teil dachte ich mir dazu xd) – dann wäre das ein kleiner Widerspruch. Während man sie für verrückt erklären kann, da sie tatsächlich diesem Abgrund näher kommen möchte, dessen Boden aber auch in dieser Strophe nach wie vor unklar ist. Aber die Person hält fieberhaft daran fest und lässt sich selbst von dem Lyrischen Du nicht mehr umstimmen, was in dieser Strophe auch noch hinzukommt. Traurig, dass das Lyrische Du von dem Lyrischen Ich auf diese Weise angesprochen wird. Es ist fast schon anklagend und stellt das Du auch irgendwie so bloß da. Quasi „Du bist meinen Weg nicht gegangen und kannst es daher auch nicht nachvollziehen“; zeigt wieder, dass sie/es auf ihre eigene, sogar leicht egoistische Art, zu denken scheint. Dennoch lese ich vor allem aus den letzten Versen auch einen kleinen Wunsch raus. Sie/Es „verneint“ ja gerade das so stark, was man sich ja eigentlich von einem Freund/Menschen wünschen würde. Vielleicht versteckt sie/es damit noch den letzten Wunsch, der in ihrem/seinem Geist steckt, nämlich „folge mir“, „akzeptiere mich so, wie ich bin“. Aber dennoch wagt sie/es nicht, dies auszusprechen, womit quasi der letzte Augenblick vertan wurde.


    Zitat

    Also lass mich los!


    Lass mich geh'n!


    Lass mich fallen!!!

    (Einfach mal dreist in ein Zitat gepackt… aber hey, musste man das wirklich formal so übertrieben darstellen? Na jut, Entscheidung des Künstlers xd). In diesen drei einzelnen Versen wird also klar, dass es hiermit ein Ende nehmen wird, sollte es nicht noch eine dramatische Liebesromanzen-Wendung geben, wie es gerne in Filmen der Fall ist *hust*. Auch hier können die strikten Aufforderungen wieder den Wunsch ausdrücken, dass jemand für das Lyrische Ich(/Sie) da wäre. Dennoch scheint die Hoffnung hier ihr karges Ende gefunden zu haben und Sie (sie muss einfach eine Frau sein, geb’s zu! Òó) tritt die letzten Sekunden ihres Lebens an. Denn auf festen Boden nach einem Abgrund kann man ja schon hoffen, dennoch wird dieser einen nicht mit offenen Armen empfangen, sondern einen eher noch die Dornen in den Leib bohren. Wtf, falsche Sprach hier wieder angewandt *hust*. Jedenfalls… ich denke mal, dass diese Frau einfach hier ihr Ende finden wird, selbst wenn sie mir recht erfolgreich gewesen zu sein scheint. Schließlich hatte sie das Du an ihrer Seite, lässt dennoch zu früh los. Ein trauriger Verlust quasi.


    Das Gedicht ist kurz, was aber auch gut darauf anspielen könnte, dass der Sturz in einem Abgrund auch oft schneller gehen kann, als man ihn erwartet. Was nun der Abgrund genau bedeutet, darf jeder für sich selbst entscheiden, aber ich denke, der Tod spielt hier durchaus eine Rolle. Wenn’s auch traurig erscheinen mag, mir gefällt’s ganz gut soweit. C:
    Uh, short way, heute. Wird dann halt nächste Mal wieder etwas mehr (denke ich xd). Ich hoffe, ich konnte mich ungefähr verständlich ausdrücken, ansonsten… mist.


    Liebe Grüße und viel Erfolg, Lernkollege ;D

  • Das Blut an unseren Händen


    Sie wissen nur zu gut, dass auch Blut trocknen kann,
    und trock'ne Hände wollen sie nicht waschen.
    Kannst reden, wie Du willst – am Ende steht die Wand,
    denn es zählt nur der Sieg in ihren Taschen.
    Doch ihre Seele, die ist nie befleckt,
    solang's wen gibt, der ihre Füße leckt.


    So schützt das Blut wie Balsam raue Hände
    und kalte Füße werden warm im Speichel der Bestätigung
    bei einem Kopf gefüllt mit Raffgier, Arroganz und Selbstgerechtigkeit –
    das Herz liegt eingesperrt im Rumpf einer Maschine.


    Respekt wird mit Gewalt erzwungen statt verdient
    und Schuldgefühl wird nur den „Schwachen“ buchstabiert.


    (14.06.2011)



  • Ich wieder, Vögelchen^^
    Iwie hast dus mit Drama oder? Also allein der Titel macht mich schon wieder ganz nervös. Erstmal das "unsren" in der Überschrift. Es lebe die Gesellschaftskritik, die die Ehre hat, alles einfach auf einen Nenner, nämlich das böse "Wir" bringen zu können und sich nicht mit Einzelheiten rumschlagen muss. Gesellschaft sind wir schließlich alle, ob gute oder schlechte ist Geschmackssache.

    Hm, ich weiß nicht so recht. Als ich den Titel gelesen hab, als ich Gesellschaftskritik gedacht hab, hab ich mehr von dir erwartet. Klar, die Metaphern sind toll umgesetzt und so, aber das was du schreibst ist nix Neues. Es ist weder aus einem neuen Blickwinkel, noch wirklich auf die Gesellschaft gemünzt, sondern nur auf die, die wir alle eben als die "üblichen Verdächtigen" kennen. Geldgeil, machtbesessen, emotionskalt... joah. Und jetzt? Jetzt denk ich auch nicht mehr drüber nach als sonst. Mir fehlt der Kick, das gewisse Etwas am Ende, dass mich das Gedicht nicht einfach wieder vergessen lässt.
    Fazit: Ich finde, du warst mal besser...

  • So, spontan klappt es doch immer am Besten mit Interpretationen, als wenn ich es plane. Also, dann mal los mit dem neusten Werk:


    Das Blut an unseren Händen
    Die Überschrift leitet dann wohl das Thema Schuld/Sünde ein, zumindest verbindet man es sofort mit der Metapher 'Blut an den Händen haben'. Der Bezug zum Leser ist auch sofort da, da es sich nicht um irgendjemanden handelt, sondern um uns. Die Metapher erinnert mich an irgendwas... [ca. 10 Minuten später, srsly] Ich habe tatsächlich mal selber mit dieser Metapher gearbeitet, aber das war ein lyrischer Tagebucheintrag, deswegen wirst du nie den ganzen Text zu Gesicht bekommen XD Aber einen Ausschnitt hätte ich da, also wenn du Interesse hast, meld dich im GB XD



    Sie wissen nur zu gut, dass auch Blut trocknen kann,
    und trock'ne Hände wollen sie nicht waschen.

    Wenn etwas trocknet, dann stört es nicht mehr, weil es weder verschmieren kann noch was anderes dreckig machen. Man kann halt damit leben... Dinge, die in Vergessenheit geraten. Man stellt etwas an und lässt 'Gras darüber wachsen', bis man niemanden mehr Rechenschaft schuldig ist. Also würde Unrecht wirklich je verjähren... aber selbst das Gesetzt sieht es für manche Untaten vor.
    Klar das man getrocknetes Blut nicht wieder wäscht... Man würde es ja wieder verflüssigen, frisch machen. Dann lieber trocken kleben lassen. Ist natürlich auch typisches Handeln. Anstatt etwas zu klären, schweigt man weiter, sonst muss man sich ja der unangenehmen Situation stellen. Gilt im Übrigen für beide Seiten, auch der 'Nicht-Schuldige' traut sich nicht immer den 'Schuldigen' anzusprechen, nur um eine angespannte Situation zu vermeiden... Aber dazu im 5. und 6. Vers mehr.


    Kannst reden, wie Du willst – am Ende steht die Wand,
    denn es zählt nur der Sieg in ihren Taschen.

    Das ist wieder wahr. Man kann noch so vernünftig reden, wenn jemand nicht will, dann will er nicht. Menschen, die Schuld spüren, aber Angst haben diese zuzugeben, verschließen sich oft extrem vor Ratschlägen oder auch dem eigenen Gewissen. Und wie viele schöne Ausreden man erfinden kann, wenn man etwas nicht einsehen möchte... Menschen können so kreativ sein. Egal welche Wand, ob es die der Sturheit ist, der Angst, der Uneinsichtigkeit, der Ausreden usw., sie kann sehr stark sein und nichts durchdringen lassen.
    Der 4. Vers spricht auch noch so eine Sache an. Solang man stark genug ist, also Vorteile aus seinen Untaten schöpft, ist man nur noch uneinsichtiger. Als ob der Erfolg die Untat rechtfertigen würde... 'Der Zweck heiligt die Mittel', die Redewendung konnte ich noch nie leiden.


    Doch ihre Seele, die ist nie befleckt,
    solang's wen gibt, der ihre Füße leckt.

    Und hier kommen wir zum besten Nebeneffekt, wenn niemand den Mund aufmacht und das Unrecht anspricht. Selbst wenn wir etwas, still und heimlich für uns, als falsch ansehen, ist diese Einsicht der Schuld sofort weg, wenn irgendjemand sagt 'Halb so schlimm', 'Hätte ich auch gemacht' usw. Oder es gibt Menschen, die dir fast schon huldigen, weil sie selber nur das 'Ziel' vor Augen haben und über Leichen gehen würden. Solang es solche Menschen gibt, dringt die Schuld niemals bis zu uns vor.


    So schützt das Blut wie Balsam raue Hände
    und kalte Füße werden warm im Speichel der Bestätigung

    Hmm, alles zu schaffen und immer aufrichtig dabei zu sein, ist sehr anstrengend und harte Arbeit. Natürlich werden dabei die Hände, das meist gebrauchte Werkzeug im Alltag, beansprucht. Dann kan es gut sein, dass das Blut bzw. 'Abkürzungen durch Untaten' uns die Arbeit erleichtert. Egal worum es aus geht.
    Haha, hier muss ich jetzt an 'kalte Füße haben' im Sinne von 'Angst haben' denken. Das passt auch ganz gut. Wenn man sich schuldig fühlt, hat man womöglich vor Konsequenzen Angst. Aber wenn jemand deine Taten rechtfertigt, dann fühlst du dich natürlich auch weniger ängstlich, also hast keine kalten Füße mehr.



    bei einem Kopf gefüllt mit Raffgier, Arroganz und Selbstgerechtigkeit –
    das Herz liegt eingesperrt im Rumpf einer Maschine.

    So, und wenn wir jetzt so 'der Zweck heiligt die Mittel'-mäßig arbeiten, voranschreiten, unsere Ziele erreichen, dann vergessen wir gerne Gefühle. Man arbeitet nach Strategie, nach Taktik und Logik. Umso mehr dann unsere Köpfe mit egoistischen Eigenschaften angefüllt sind, desto weniger achten wir auf andere um uns rum und darauf, was man mit seinen Taten anstellt. Somit finde ich, das Bild vom eingesperrten Herz in einer Maschine sehr passend. Das Herz als Symbol für starke Gefühle und auch für das 'Gute' im Menschen, steckt hier zwischen etwas kaltem, etwas, das einfach nur arbeitet und der Nützlichkeit dient.



    Respekt wird mit Gewalt erzwungen statt verdient
    und Schuldgefühl wird nur den „Schwachen“ buchstabiert.

    Der vorletzte Vers hat für mich einen starken politischen Beigeschmack. Wobei ich fast schon finde, dass Respekt etwas fehl am Platz ist in diesem Gedicht, weswegen ich in meinem Interpretationskontext jetzt nicht viel damit anfangen kann. Dass der Respekt, der auf solchem Wege (durch Untaten, Schuldverleugnung usw.) erreicht wurde, nicht wirklich ist, sehe ich. Aber, mir passt dieses 'durch Gewalt' gerade nicht. Schweiffe ich jetzt von meiner Interpretation ab, kann ich das so deuten, dass oft Machtpositionen durch weniger schöne Wege erreicht werden bzw. Lügen Alltag dabei sind. Und wer erstmal eine Machtposition inne hat, kann natürlich drohen und sich somit 'Respekt' einholen...
    Nun, und der letzte Vers spricht einfach wieder die Wahrheit. Oft wird das als Schwäche gedeutet, wenn man keine 'Opfer' bringen möchte, also nicht über Leichen gehen...


    Das Gedicht erinnert mich von der Thematik stark an 'Das Gewicht der Schuld'. An dieses Verleugnen von Tatsachen, von der Wahrheit, durch irgendwelche Rechtfertigungen (schon mal aufgefallen, dass es nicht GErechtfertigung heißt? Da merkt man, dass eine Rechtfertigung recht wenig darüber ausszusagen hat, ob es nun gerecht war).
    Es sind auf jeden Fall interessante Einsichten in diese Thematik, wenn auch etwas grob behandelt. Man könnte tiefer gehen. Jedoch wird mit dem Gedicht auch viel angesprochen und sollte den ein oder anderen vielleicht zum Nachdenken anregen.

  • Carmina Fatalia – Übersicht
    I. Damnatio
    II. Calamitas
    III. Capti Saeculorum (in diesem Beitrag)


    Die Carmina Fatalia – eine in Versen geschriebene Geschichte von Tod und Leben, Leben und Tod.
    Im vorliegenden dritten Teil lauschen wir den Seelen jener, die all das nur zu gut kennen…


    CARMINA FATALIA 

    III. Capti Saeculorum


    Seit dem Anfang weilen wir in diesen dunklen Hallen;
    wir harren eines Wunders, welches uns vom Nichts befreit.
    Der allerletzte Sand in uns'rer Uhr ist früh gefallen –
    wir sind Seine Opfer, sind Gefangene der Zeit.


    Kein Sterblicher vermag den finster'n Gärtner zu erkennen,
    aber wir erleben jedes einzeln' Blutgericht.
    Die Bilder plagen uns in unseren schlaflosen Träumen,
    doch den Schrecken brechen – das können wir nicht.


    Und letzte Nacht er wieder hat geweht,
    verformt die Luft zu Messern jener Wind,
    dem keine Menschenseele widersteht,
    wenn teures Leben so abrupt verrinnt.


    Und letzte Nacht er wieder ist geglitten,
    der Schatten, der ein jedes Licht verschlingt;
    dem Opfer naht er auf tonlosen Schritten
    und es mit seinem kalten Arm durchdringt.


    Den gold'nen Stern vom Firmament gerissen,
    den silbernen der Henker hat erschüttert.
    Er offenbart nicht kleinsten Hauch Gewissen
    und tiefster Menschenhass ihn weiter füttert.


    Oh, lass Silber Goldes Dämmerlicht empfangen;
    geboren sei der Strahl, der alle Schatten blende!
    So möge diese Kraft den Schwarzen Schlächter bannen,
    auf dass jahrtausendalte Folter endlich ende!


    (08.-16.07.2011)


    Fortsetzung folgt.


  • So, ich sage nur mal meine persönliche Meinung zum Schreibstyl. Ob ich nun auf rhetorische Figuren eingehen werde, wage ich mal zu bezweifeln, aber gut. Ein bisschen Meinung soll ja auch weiterhelfen^^.


    Lob
    Insgesamt fällt mir auf, dass du eine eigene Art hast, zu schreiben. Das gefällt mir natürlich schon einmal, man erkennt praktisch eine Linie in deinen Werken. Metaphern und Vergleiche scheinst du ja zu lieben. Du schreibst sehr "verschleiert" (äh :/ ), was die Qualität der Gedichte meiner Meinung nach erhöht. Man erkennt nicht auf den ersten Blick, was das Geedicht aussagen soll. Dadurch wird man zum Nachdenken angeregt und so kann man auf ganz verschiedene Gedankenwege kommen.
    Da ich ein Mensch bin, der sich über Metaphern, Personifikationen und Verwendung des Pleonasmus' erfreut, gefällt mir die Anzahl und Verwendung der rhetorischen Figuren. Du setzt sie platziert, sie haben einen Sinn, wie es halt sein soll^^.


    "Kritik"
    Ich schreibe mal als Überschrift Kritik, wobei hier ausschließlich negative Kritik steht. Erwarte keine wirklichen Verbesserungsvorschläge, da ich nun einfach meine persönliche Meinung zu deinem allgemeinen Schreibstil verfassen werde:


    Du schreibst häufig grammatisch korrekte Sätze.

    Zitat

    Sie wissen nur zu gut, dass auch Blut trocknen kann,
    und trock'ne Hände wollen sie nicht waschen.


    Ich selbst mag das in Gedichten nicht, sie erhalten so einen strengen, für mich unangenehmen Stil. Dadurch lässt sich die Geschichte zwar leichter erzählen und viele finden das vielleicht auch angenehm, doch häufig sagen für mich ein paar Worte mehr als ein ganzer Satz. Gedichte, die "anders" geschrieben sind, also mit einzelnen Wörtern/Wortpaaren, die grammataisch nicht völlig korrekt sind, erhalten für mich einen höheren lyrischen Wert, da sie sich von einfacher Epik mehr abgrenzen.


    Ansonsten finde ich deine Themen - sagen wir - individuell. Ich liebe es, über den Tod, Grausamkeiten oder Leid zu schreiben, aber häufig dann als lyrische Kritik verfasst, was mir bei dir einfach ein wenig fehlt. Der Kritikpunkt (Musst du jetzt nicht verstehen).
    Aber da hat ja auch jeder seinen eigenen Lieblingsstil.


    Zusammenfassung
    Insgesamt gefallen mir deine Gedichte halbwegs, wobei ich mich mit der Art wahrscheinlich nie anfreunden kann. Deine Art, zu schreiben, ist individuell, habe das bisher noch nirgends so "authentisch" gesehen. Von daher werde ich hier bei den Updates immer mal wieder vorbeischauen. Hoffe natürlich auf weitere Gedichte.

    weinschnecke

  • Hallo =)


    Eigentlich existiert dieser Kommentar im Ansatz schon länger und nun scheint mir die Zeit richtig, ihn dir endlich mal zu schenken.
    Ich muss gestehen, Gedichte, damit kenne ich mich wirklich weniger gut aus und demnach kommentiere ich sie auch seltener. Was sehr schade ist und das möchte ich nun ändern. Mal sehen, wie dir meine Interpretationen so gefallen ^.-


    Als erstes habe ich mir natürlich, wie es sich so gehört, mal deinen Startpost durchgelesen und bin an deinen Worten haften geblieben, die ebenso gut von mir hätten sein können. Ich kann dich gut verstehen, dass du diese „heile Welt“ nicht als solche darstellen willst und lieber die Dinge beim Namen nennst- das gefällt mir. Meine Texte sind auch oft eher auf der melancholischen Seite, was ich an sich als etwas Gutes werte- schliesslich heisst das in meinen Augen nichts anderes, als sich mit der Wahrheit zu befassen. Was wäre daran so falsch? Daher also schon mal meine Sympathie dafür. Auch deine Worte danach finde ich wirklich schön und ich teile diese Meinung. Weil ich zu deinem wirklich kompakten Startpost nicht mehr viel zu sagen habe (da du sogar die zu benachrichtigenden User verlinkt hast) werde ich nun mal mit den Gedichten beginnen, denn deshalb bin ich doch auf dein Topic gestossen:


    Ich werde mich wohl mal mit den Aktuellsten beschäftigen, scheint mir spontan am sinnvollsten.


    Das Blut an unseren Händen
    Sie wissen nur zu gut, dass auch Blut trocknen kann,
    und trock'ne Hände wollen sie nicht waschen.
    Kannst reden, wie Du willst – am Ende steht die Wand,
    denn es zählt nur der Sieg in ihren Taschen.


    Ich denke mal, du spielst hier auf ihr Geld an? Die Formulierung gefällt mir wahnsinnig gut und sie sagt wohl genau das aus, was viele denken. Die Wand ist dann wohl Symbol für die Intoleranz mancher…
    Wenn das Blut trocken ist, dann scheint es wohl wie der Vergangenheit anzugehören, dann ist die Schandtat nicht mehr Greifbar. So verstehe ich das jedenfalls, mir gefällt einfach deine Art das auszudrücken hier wirklich sehr.


    Doch ihre Seele, die ist nie befleckt,
    solang's wen gibt, der ihre Füße leckt.


    Ob du damit sogenannte „Handlanger“ meinst? Wenn nicht, habe ich das dann wohl falsch interpretiert. Wenn doch, auch da muss ich dir recht geben. Gibt wohl genug Menschen, die nichts an sich heran lassen, solange es jemanden gibt der sie im Glauben lässt, alles sei in Ordnung.


    So schützt das Blut wie Balsam raue Hände
    und kalte Füße werden warm im Speichel der Bestätigung
    bei einem Kopf gefüllt mit Raffgier, Arroganz und Selbstgerechtigkeit –
    das Herz liegt eingesperrt im Rumpf einer Maschine.


    Kalte Füße, aus Angst? Werden warm wenn jemand ihnen diese Pseudobestätigung gibt. Und da im Kopf all die schlimmen Charaktereigenschaften vorherrschen muss das Herz ja irgendwo versteckt gefangen sein. Vereinen kann man ein großes Herz einfach nicht mit so was wie Gefühlskälte, wie ich finde =/


    Respekt wird mit Gewalt erzwungen statt verdient
    und Schuldgefühl wird nur den „Schwachen“ buchstabiert.


    Das klingt fast politisch und nur zu recht. Respekt wird oft auch mit Angst erzwungen, weil wahrer Respekt auch auf Geduld basiert und die haben die meisten doch irgendwie nicht. Ich denke hier wird auch drauf angespielt wie viele „hohe Tiere“ andere ausnutzen und ihre Macht missbrauchen.


    Verloren im Nebel
    Wie ich da erst das Gedicht las und dann dachte „Herr der Ringe“ und siehe da? Ich hatte recht. Aber keine Angst, ich stelle so oder so ungern Vergleiche an, denn ich bin eine Freundin von Individualität.
    Aber nun ans Eingemachte:


    Ich bin deinen Lesern wirklich dankbar, das Thema „Nebel“ ins Spiel gebracht zu haben, da mich diese Thematik immer wieder fasziniert, seit ich „Die Nebel von Avalon“ gelesen habe. Daher musste ich mir dein Gedicht heraussuchen, bei dessen Beginn noch alles gut erscheint, alle sind zusammen und die Reise hat eine Leichtigkeit in sich, die jedoch unter einem ungünstigen Stern steht.
    Hochmut kommt vor dem Fall? Ich denke schon, wer fällt denn schon, wenn er achtsam genug wäre?


    Ich hab doch nie gewollt, dass sie mich auf dieser harten Reise begleiten!
    Mein Schicksal wiegt zu schwer, um es selbst mit den engsten Freunden zu teilen…


    Diese Stelle hat mich ziemlich berührt, muss ich gestehen. Jedoch ist hier die Frage, was mehr wiegt: sein Schicksal auf dem Rücken zu tragen und daran zu zerbrechen, oder es mit Freunden zu teilen und es zu überleben. Ich weiß es nicht.


    Dein Reimschema gefällt mir. Dieses Gedicht wirkt in sich fast schon wie eine ultrakurze Story, das Unheil ist förmlich greifbar und es wird deutlich, wie wichtig es ist, bei dir zwischen den Zeilen zu lesen. Was ich durch dein Gedicht verstanden/interpretiert habe ist, dass dir die Ruhe an die Dinge ranzugehen wichtig scheint. Auch sehe ich einen leisen Zweifel darin, ob es wirklich immer gut ist, alleine zu handeln und nicht um Hilfe zu bitten.


    Das Buch
    Das Buch des Lebens? So scheint es mir.
    Gespannt hältst Du in Händen
    ein dickes, schweres Buch.


    Ein schweres Buch, da es viele belastende Dinge gegeben hat, die das Buch des eigenen Lebens zu etwas Schwerfälligem, Trostlosem und Trübsinnigem gemacht haben? Das eigene Selbst wie ein Buch in Händen zu halten halte ich für eine sehr philosophische Vorstellung, die mir gefällt, mich aber auch nachdenklich macht.


    Du findest eine Strähne
    von engelsgleichem Haar.
    Wie Gold glänzt es seit Jahren,
    nun davon nichts mehr wahr.
    Befleckt das Blatt mit Tränen,
    das Glück war jäh verblüht.
    Du wolltest nur besitzen,
    hast niemals mehr gefühlt.


    Woran man, nicht nur ich, bei engelsgleichem Haar als erstes wohl denkt, ist das kleine Mädchen. Oder der kleine, goldgelockte Junge? Ich weiss es nicht ^^
    Jedoch nehme ich an, dass das wohl der Vergangenheit angehört. Tränen beflecken das Blatt? Eine vielleicht sogar ungewollte Doppelung des reinen Kindes, das keines mehr ist und nun mehr und mehr Sünden begeht. Aber entschuldige, ich schweife zu sehr ab ^^“
    In den nächsten Absätzen gehen wir durch die eiskalten Zeiten, einer Depression gleich. Winter verbinde ich mit Stille und Düsternis, die einen umfängt wie Watte.


    Dann malerischste Bilder,
    ein Wunschbild Deiner Welt:
    bewundernswerte Landschaft,
    ein Trugbild, das Dich hält.
    Es fallen leis die Sterne
    hinab ins tiefe Meer,
    verspringt im Sturm das Wasser,
    der Ozean ist leer.


    Hier reden wir wohl von den Wünschen und unerfüllten Sehnsüchten? Sollen die Sterne hier Symbole für die Wünsche sein, denn wenn ich Meer lese, denke ich auch immer an die Gefühle, was ja passen würde, denn er ist leer. Ein sehr schöner Absatz, der mir zusagt und mich auch inspiriert!
    In den weiteren Absätzen sehe ich immer mehr die Verzweiflung, über den Beginn des Buches, der, wie das Leben wohl oft so ist, noch voller Freude und Friede und gegen Ende immer leerer wird. „Reiß die Seite raus“ steht dann wohl für das ultimative Ende? Oder mehr für die Ignoranz des eigenen Schmerzes? Hier bin ich mir bei meiner Interpretation nicht sicher, jedoch sollte natürlich eine Selbstverletzung oder gar eine Selbsttötung nie die Lösung sein, wie du schon selbst gesagt hast.


    So, ich hoffe, ich liege nicht komplett falsch =)
    Ja, ich hätte gerne eine Benachrichtigung bei weiteren Gedichten.
    Liebe Grüsse

  • Zähne


    Er kommt aus unerforschten Tiefen;
    zog los, als sie noch alle schliefen,
    hat sich verbündet mit den Winden,
    wird bald schon Land und Leute finden.


    Marschiert in großen, runden Schritten,
    kein Wesen hat ihn je geritten;
    geboren in der weiten Wildnis,
    geschickt nur für ein Schreckensbildnis.


    Er ist zu stark für alle Mauern;
    die Küste, hilflos sie wird kauern;
    ein letztes Mal sieht man ihn springen
    und hört sein nasses Lied erklingen:


    „Der Ozean, in seiner Ruh gestört,
    sich holt zurück, was ihm gehört!
    Der Ozean, durch hohen Grund gefegt,
    sich schließlich wieder schlafen legt.“


    (06.08.2011)

  • Guten Abend, auch ich will mich endlich mal wieder hier verewigen, und meine Gedanken zu einem deiner Werke äußern. Leider komme ich schulisch und äh nebenjobbedingt momentan sehr selten dazu, Gedichte zu kommentieren aber nun nehm ich mir die Zeit. Von deinen zuletzt veröffentlichten Gedichten berührt mich "Am Abgrund" ganz besonders. In den ersten beiden Zeilen beschreibt das lyrische Ich, dass es hier oben, also in seiner 'kleine' Welt bzw in seinem Leben schon alles kennt, und zuviel erlebt hat um weiterzumachen. Oben ist alles hell und durchleuchtet, alles ist 'ausgelutscht' und nichts ist mehr wirklich interessant. Im Gegenteil, man lernte Schmerz und Verlust kennen. Unten jedoch, ist alles noch unerforscht, neu und aufregend. Mir kam beim Lesen direkt ein Mensch in den Sinn, der das Leben leid ist. Er steht am Abgrund, und überlegt ob er springen soll oder nicht. Auch wird in der ersten Strophe klar, dass das lyrische Ich sich nicht sicher ist, was genau da unten am Boden sein wird. Es kann den Grund nicht sehen, so wie kein Mensch voraussagen kann, was nach dem Tod sein wird. Am Anfang der Zweiten Strophe spricht das lyr. Ich das lyr. Du an. Die beiden scheinen sich näher zu stehen, denn sonst würde es sich nicht für seinen Selbstmord 'rechtfertigen'. Ihm ist auch klar, dass das lyr. Du es nicht verstehen wird, und sehr wahrscheinlich auch nicht begeistert sein wird.
    Die dritte Zeile macht die Entschlossenheit deutlich, UNBEDINGT muss erforscht werden, was genau am Boden (im Tod..?) lauert. In den letzten Zeilen löst das lyr. Ich sich vom lyr. Du. Es verlangt nicht, dass ihm jemand (in den Tod..) folgt, denn es ist entschlossen, diesen Weg zu Ende zu gehen, und es hat kein Problem damit, dies alleine durchzuziehen. Es möchte nur, dass sein Entschluss akzeptiert wird.
    Soviel zu meiner Interpretation. Ich finde das Gedicht sehr schön, es spiegelt Gedanken und Gefühle wieder, die sicher einigen von uns (mich eingeschlossen) vertraut sind. Ob es nun um so etwas wie den Selbstmord geht, oder darum, unabhängig von anderen auch mal unvernünftige Entscheidungen zu treffen. Irgendwann kommt der Punkt, wo man sich für etwas entscheidet, was kein anderen, und steht er uns auch noch so nahe, nachvollziehen kann.

  • Kennt Ihr den Luftikus noch? In Wirklichkeit hatte er noch etwas mehr als nur zwölf Verse zu sagen…


    Schätze


    Vergaß die dunkle Wolke,
    die ich selbst erschaffen –
    erblindet von dem Nebel
    sind verstummt all meine Waffen.


    Ich reiste einstmals durch die Lande,
    verlor den Weg und fand ihn wieder,
    ich war im Zentrum und am Rande.
    Es folgten mir die schönsten Lieder,
    gravierten meines Schicksals Bande –
    es schien mir alles so wie's sollte.
    Dem Bild misstrauen ich nicht wollte,
    denn wie ich's sah, so sollt' es sein,
    doch dann der Schatten holt' mich ein:
    Ich vergaß die dunkle Wolke.


    Aus Glas sich bauten um mich Wände,
    ein dichter Dunst von dumpfer Schwärze,
    der zog zu mir herein behände;
    fühlt' mich wie in des Schelmen Scherze.
    Voll Furcht schaut' ich in meine Hände,
    vernahm dort eine Lücke klaffen
    und alles wollte sie mir raffen!
    Die Folge eitler Narrenheit
    wurde zu einer Grausamkeit,
    die ich selbst erschaffen.


    War's wahr oder war ich gefangen
    tief in des Abgrunds schlimmsten Traume?
    Sollt' ich jemals zurück gelangen
    in meines Heims geliebten Raume,
    wo alle meine Schätze prangen?
    Wer war's, wer schob des Hasses Hebel?
    Wer band ihn mir, den engen Knebel?
    Ich war's allein, hab's selbst getan,
    ein Luftikus, verblieb fortan
    erblindet von dem Nebel.


    Die Dunkelheit mich fiebrig küsste,
    ein Schlangengriff tat mich umarmen,
    erdrückt, ach! wenn ich doch nur wüsste:
    Konnt' ich all dies denn je erahnen?
    Was schürte diese kalten Lüste?
    Ich stand am Schluss von meinem Schaffen
    und spürte nur noch Leere klaffen;
    er ward mir leid, mein inn'rer Krieg,
    denn echter Traum, das war mein Sieg –
    nun sind verstummt all meine Waffen.


    (10.09.2011)


  • Hallo Fatum^^
    Hab grade gesehen dass du auf dein jüngstes Werk noch keine Rückmeldung bekommen hast. Ich sitze grade in der Schule im Computerraum und hab Zeit mich mal wieder im BB aufzuhalten und dir zumindest kurze Rückmeldung zu geben.
    Dein Gedicht "Schätze" gefiel mir spontan, was mit an dem Reimschema liegt das du verwendest. Das Zusammenspiel von den rein weiblichen Kadenzen, die Regelmäßigkeit im Metrum und dazu das unregelmäßige Reimschema das du verwendest.. ist mir so noch nie begegnet- find ich gut ;D
    Inhaltlich sagt die erste Strophe genau das aus, was die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben mal denken. Bisher eigentlich immer so durchs Leben gekommen, zwar mal auf Abwegen gewesen aber im Großen und Ganzen seine Pflichten erfüllt. Viel erlebt, viel Positives- aber es ist eigentlich nur ein Trugbild- ein Leben aufgezwungen, gelebt weil es eben so sein muss- die dunklen Seiten der Vergangenheit unter den Teppich gekehrt. In der zweiten Strophe kommt mir in den Sinn, dass das lyrische Ich von Schuldgefühlen einer Tat der Vergangenheit ergriffen wird. Irgendetwas hat es getan, das den "Glaskäfig" den es als Schutz um sich herum errichtet hat, zerstört und wie eine dunkle Wolke des Gewissens zu ihm hineindringt. Hinein in die Welt, die eigentlich sauber und ordentlich sein sollte. In der dritten Strophe geht dieser Gedankengang weiter, (kann sein dass ich was ganz anders hineininterpretiere aber so bin ich halt ;D) man fragt sich "was hab ich getan?" oder "wie konnte es nur soweit kommen", "wie hätte ich es verhindern können" und so weiter. Zugleich wird die Sehnsucht nach der früheren Unschuld deutlich. Das lyr. Ich möchte "nach Hause zurück, da wo seine Schätze sind". Damit könnte Materieller Wert gemeint sein, oder geliebte Personen, die das lyr. Ich durch seine Taten verloren hat. Außerdem bekommt die ganze Sache so einen Hauch Endlosigkeit. Es gibt keine Entschuldigung für das Getane, kein Weg zurück, es wird nie mehr so sein wie früher. Die 4. Strophe klingt sehr verzweifelt. In den ersten Versen dieser Strophe versucht sich das lyr. Ich zu rechtfertigen, indem es sagt dass es zum Zeitpunkt seiner Tat von der Dunkelheit ergriffen war. Außerdem überlegt es sich, welche Umstände genau es zu dieser Tat geführt haben die ihm nun so leid tut. Es versuchte sein Ziel zu erreichen, rücksichtslos. Und nun ist es aus dem vollendeten Traum aufgewacht, und nicht glücklich obwohl es ihn eigentlich verwirklicht hat.


    Soviel zu deinem neusten Gedicht, wollte dir nur kurz Rückmeldung geben. Mir gefällt es wie gesagt vor allem wegen dem verwendeten Reimschema und den Kadenzen. Auch inhaltlich ist es sehr gut gelungen.


    lg ~ Jule