Die Thematik um die "aussterbenden" Wörter

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  • Wie steht ihr zum Umgang mit aussterbenden Begriffen? 19

    1. - Ich gebrauche solche Begriffe sowohl in der Literatur als auch in verbaler Kommunikation sehr häufig/ab und zu. (8) 42%
    2. - Insbesondere in der Literatur mache ich reichlichen bzw. gelegentlichen Gebrauch von solchen Begriffen; auf der Straße jedoch selten oder gar nicht. (5) 26%
    3. - Ich greife auch auf der Straße und unter Freunden gerne auf die eher älteren Begriffe zurück. Allerdings schreibe ich nicht und folglich benutze ich daher solche Wörter nicht in meinen Schriftstücken. (0) 0%
    4. - Gerne würde ich solche Floskeln gelegentlich verwenden, traue mich allerdings nicht wirklich. (1) 5%
    5. - Ich mache keinerlei Gebrauch davon und passe mich immer dem Hier und Jetzt an. (5) 26%

    Aufmerksame SWR1-Hörer (Südwestrundfunk) werden wohlmöglich im Radio auf ein ganz besonderes Thema gestolpert sein. Die Rede ist von "vom Aussterben bedrohten Wörtern". Die Sendung wurde von einem Spezialisten aufgesucht, der die Zuhörer etwas über diese Thematik aufgeklärt hat. Mich persönlich hat die Sache sofort gepackt. Klar, ich als Schriftsteller vollübe immer Freudensprünge, wenn ich durch Zufall über ein neues schönes Wort stolpere. Auch habe ich gleich am selben Morgen damit angefangen, einige Begriffe, die mir völlig spontan in den Sinn kamen, mir zu notieren. - Dazu gehe ich später noch kurz ein, allerdings nicht zu stark, denn darauf wollte ich hier nicht unbedingt zielen.



    Warum sterben Wörter aus?
    Mehrere Gründe können es sein, warum heute so manches Wort am seidenen Faden hängt. Beispielsweise existiert(e) der Begriff für ein Ding oder eine Sache, die es heute einfach nicht mehr gibt, bzw. über die nicht mehr geredet wird. Wann sieht man beispielsweise mal eine "Droschke" (Straßengefährt aus dem 18. und 19. Jahrhundert), geschweige denn redet von einer? "VHS" (Video Home System) - ein Begriff, der Dank des technischen Fortschritts auch immer mehr in Vergessenheit geraten wird. Wer misst heute überhaupt noch in "Ellen", wo er doch die modernsten Messgeräte gibt? Die Liste hierzu ist natürlich unendlich lange und würde soviel Inhalt bieten, um Bücher zu füllen.


    Ein weiterer Punkt, warum so manch ein Begriff auf der Klippe steht, könnte sein, dass sie unbedingt ein zum Aussterben bedrohte Sache bezeichnet, sondern da das Wort und ihre Bedeutung einfach so fremd oder skurril klingt, dass dieses Wort im allgemeinen Wortgebrauch einfach nicht mehr erwähnt wird. Man schweift etwas aus und redet von einem, der im Verborgenen Intrigen führt, als dass man gleich von einem "Ränkeschmied" spricht. Der "Tagedieb" im allgemeinen Sprachgebrauch salopp und einfach und leicht verständlich: fauler Hund. Hier könnte man auch ganze Bücher füllen. Begriffe, bei denen man den Zusammenhang einfach nicht auf den ersten Blick herauslesen/hören kann.


    Der letzte Punkt, den ich hier ansprechen möchte, wäre dann wohl die Globalisierung. "Denglisch" (nein, kein Begriff, der vom Aussterben bedroht ist; im Gegenteil) spielt in unserem allgemeinen Sprachgebrauch immer größere Rollen. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis wir nicht mehr sagen: »Tisch mir doch keine Märchen auf.«, sondern: »Erzähl doch keine Storys.«. "Kundendienst" wird in den kommenden Jahren wohl auch immer mehr zu "Support" oder "Hotline" werden.
    Ich würde allerdings behaupten, dass man sich bei diesem Punkt sogar am ehesten an die Veränderung anpassen könnte. Insbesondere "betagte" (auch wieder ein schönes Fremdwort, oder?) jammern zwar ununterbrochen über eben diesen Wandel in der Gesellschaft, doch eben diese Entwicklung ist nicht aufzuhalten oder wegzudenken. Die Welt wandelt sich und Wandel bedeutet Veränderung.



    Aussterbende Wörter benutzen: ein Unding?
    Diesen Punkt hätte ich natürlich auch in den Gründen für das Aussterben von Wörtern und Begriffen ansprechen können, denn eine weitere denkbare Ursache ist, dass sich der "Ottonormal-Bürger" (ha, wieder was tolles entdeckt!) sich vielleicht sogar schämt, von solchen Begriffe in der Öffentlichkeit Gebrauch zu machen, so zumindest der Experte im Radio. Man muss hier wohl auch zwischen dem verbalen und dem schriftlichen Gebrauch dieser Wörter unterscheiden. Ich behaupte jetzt einfach mal, dass man in der Literatur für diese Begriffe sehr viel aufgeschlossener ist, als wenn ich auf der Straße jemanden auf die "Nuckelpinne" (schwach motorisiertes Kleinfahrzeug) ansprechen würde, die am Seitenrand parkt. Viele, insbesondere die heutige Jugend, hätten wohl beim Klang dieser Bezeichnung ein leicht hämisches Grinsen auf der Lippe. Wer redet denn schließlich heute noch so abgedroschen? Man will im "Trend" liegen/cool sein (im Strom schwimmen) und verzichtet daher auf solche "Fremdwörter", die einem sonst den ein oder anderen spöttischen Blick verschaffen würde.




    Wo liegen die Vorteile, wo die Nachteile?
    Natürlich habe ich hier schon so manch einen Punkt erläutert. Dennoch noch einmal kurz meine persönlichen Ideen, wo die Vor- und wo die Nachteile liegen können.


    Vorteile:
    - Kann in der Literatur das Mitdenken fördern
    - Praktische Synonyme, die lästige Wiederholungen vermeiden können
    - Sie sind teilweise recht lustig und schaffen Gesprächsstoff (siehe hier)
    - Vergrößerung des eigenen Wortschatzes
    - ...


    Nachteile:
    - Teils unverständlich
    - Spott von Außen
    - Könnte - im krassen Gegensatz zu Punkt eins der Vorteile - auch zu Abneigung und Denkblockaden führen
    - Man könnte sich intellektuell als bemindert fühlen, wenn man im ersten Moment nichts mit dererlei Begriffen anzufangen weiß
    - ...


    Hier nun ein Punkt, mit dem ich euch bei diesem Thema konfrontieren möchte: Wie sieht es bei euch aus? Liegt ihr im Trend und benutzt stets die aktuellen Bezeichnungen, oder greift auch ihr gerne mal auf die eher altmodischen Begriffe zurück. Unterscheidet hier auch unbedingt in Bereich Literatur und Slang (verbale Kommunikation. Heute bin ich mal wieder richtig in Fahrt.).

  • Schönes Thema. :)
    Wobei ich denke,dass viele Wörter aussterben,weil viele Wörter durch Anglizismen ersetzt werden(bzw. Denglisch^^").Andere wiederum,sind einfach so in Vergessenheit geraten,wie schon angesprochen "VHS".
    Aber meiner Meinung nach,kann man das nicht verhindern.Da sich der Mensch in ständiger Entwicklung befindet,ob nach vorne oder nach hinten ist jetzt mal egal,und somit auch die Sprache.Das geschieht aber besonders bei uns Deutschen.Nehmen wie als Gegenbeispiel die Franzosen,diese haben(meines Wissens)ein eigene Regierungsabteilung,die sich mit dem Schutz der französischen Kultur beschäftigt.Und diese führen auch nicht jedes englisches Wort ein,wie z.B. "Computer" = "(un)ordinateur".
    In Deutschland,werden viele englische Wörter benutzt,um auch die jugendliche Zielgruppe anzusprechen,wie mit den Wörtern "Flatrate".Mir persönlich fällt das in der "Handywerbung" auf.Da wären wir beim nächsten Wort.Jeder benutzt Handy,aber es heißt eigentlich Mobiltelefon. :D Doch wer benutzt es?
    Unsere Freunde,aus den U.S.A. gelten in vielerlei Hinsicht als Vorbild und als modern.Somit werden von den Jugendlichen auch viele Wörter benutzt und verbreitet.
    Ich glaube ich könnte noch vieles Schreiben,wie sich Anglizismen verbreitet haben,aber belassen wir es bei den Zeilen.
    Ich sträube mich schon gegen den Slang bzw. den Gebrauch von aktuellen Bezeichnungen.Mit vielen Wörtern kann ich mich nicht anfreunden. :S Da kann ich immer wieder nur den Kopf schütteln,wenn ich manche Wörter höre.
    Eines der beliebtesten Wörtern ist: "chillen". :huh: "Chill mal kurz.":"Was machst du heute noch?"-Jo,ich chill noch,ne Runde."
    Da kommt bei mir der Magensaft hoch.-_- Ich von meiner Seite kann behaupten,dass ich das Wort nicht benutze.Und somit bin ich ein Individualist. :P Es wird meiner MEinung nach auch sehr provokant benutzt,um auch immer wieder zu beweisen,dass man "cool" ist.Das ist auch der Fehler,viele machen es einfach mit,um auch kein "Außenseiter" zu sein und unterwerfen sich somit dem Gruppendruck.
    Ein weiteres Wort,sehr beliebt bei Mädchen,"shoppen".Kenne kein Mädchen,was "einkaufen" sagt.Es muss ja spannend sein,was man macht.Da kommt dieses Wort sehr gelegen,die Jugend möchte sich auch in gewisser Weise abspalten,von der älteren Generation.Diese sagen"Einkaufen".
    Ich selber für meinen Teil,versuche mich gegen diesen Trend zu wehren und versuche "alte" Wörter zu benutzen.Aber natürlich sind in meinem täglichen Wortgebrauch nicht die Wörter "Elle",o.ä. dabei.Die sind einfach "out". :P
    EDIT:Ich würde auch sagen,dass literarische Texte mit alten Wörtern durchaus interessant sein können und einen ganz speziellen Eindruck vermitteln,an den Leser.



    lg. ;)

  • Um etwas Leben in dieses ruhende Thema zu bringen...


    Manche Wörter scheinen auszusterben, dennoch benutze ich sie seltener weiter, manche wie "Hohn" benutzen andere viel zu selten und scheinen in der Versenkung verschwunden zu sein. Solange man entsprechende Begrifflichkeiten lediglich einstreut und nicht allzu häufig benutzt, kann man sich etwas schlauer darstellen oder den Schreib-/Sprechstil interessanter gestalten. Wobei: In der U-Bahn mit Besoffenen, die womöglich nach Niederlage ihres Lieblingsfußballvereins gerade wütend sind, würde ich keinefalls entsprechend geschwollen reden. Das zieht mit Pech nur Kloppe nach sich.


    Nicht nur deutsche Wörter im deutschsprachigen Raum, worauf gemeinhin hier der Fokus liegen sollte, auch lateinische Wörter halte ich für "tot". Die zugrundeliegende Sprache selbst ist tot und viele Wörter kennen Realschüler oder Hauptschüler gar nicht; sie hatten nie Lateinisch als Unterrichtsfach und allenfalls aus dem Deutschunterricht manches aufgeschnappt oder vom zu Lernenden behalten. Beispielsweise messe ich dem Ablativ eine gewisse Relevanz noch bei; dennoch ist es prinzipiell doch unnötig, gerade im Bezug aufs reale Leben(!), Näheres darüber zu wissen. Es mag vorteilhaft erscheinen, ihn wenigstens namentlich zu kennen, mehr als ein Gimmick ist die Kenntnis darüber aber dann doch nicht.


    Im Zusammenhang mit aussterbenden Wörtern denke ich noch an Buchstaben, die an Wörtern wie "gerne" hinten stehen, die wegfallen. So wird aus "gerne" ein schlichtes "gern". Mutmaßlich will man schlicht kürzer sprechen. So wie bei "schlichtweg -> schlicht" oder "Übersichtlichkeit -> Übersicht". Demnach lassen manche die weiteren Anhängsel weg. Bei "gerne" ist mir das ein Dorn im Auge, die Kurzform klingt ganz einfach nicht ehrlich und gerade bei emotional geprägten Wörtern sollte es doch gängig sein, so wie reden/schreiben, wie man Bock hat. Im Journalismus lassen manche Lektoren selbiges nicht zu, sie redigieren Wörter, bei denen es Ansichts-/Geschmackssache ist, welches Pendant man präferiert. Elende Bevormundung. Bei "Im Jahre XY" oder "Die Türe offen lassen" verhält es sich bei mir umgekehrt: Das "e" empfinde ich als unnötiges Beiwerk; das im Journalismus so schreibt, dem werfe ich sowohl im Print- als auch Onlinebereich gedanklich vor, Lückenfüller zu benutzen. Im Online-Segment, wo es keine Platzbeschränkungen gibt, fragt man sich aber: Wozu Lückenfüller?


    Dass sich die Sprache wandelt, damit habe ich kein Problem, ältere Wörter benutze ich trotz Massen-Inkompatibilität teils weiter, mitunter mit angehängter Erklärung; diverses neu Aufgeschnapptes vergesse ich häufig schnell wieder und hier vergesse ich ausnahmsweise das Googeln. Häufig recherchiere ich via Google und duden.de zeitnah, wenn ich wissen will, das eine bestimmte Floskel bedeutet. Während ich älteren Wörtern nicht prinzipiell abgeneigt bin, sieht es schon anders mit Wort-Neuschöpfungen aus – oder Wörtern der Jugendsprache, die in einem für mich unverständlichen Kontext verwandt werden: Wer als Jugendlicher etwas toll findet, "feiert" es eigener Aussage nach. Mit dieser Redewendung kann ich nichts anfangen, sie ergibt für mich im genutzten Kontext keinen Sinn und auch das "chillen" hasse ich. Chillen ist doof, der letzte Dreck – wenn eine deutsche Bezeichnung zum Einsatz kommt, hat das Gemeinte für mich den beabsichtigten positiven Charakter.


    Abschließend sei angemerkt, dass ich die ausgestorbene alte deutsche Rechtschreibung nicht anwende. Wer Wörter wie Telefon mit "ph" schreibt, schreibt für mich nicht "nostalgisch", sondern begeht schlicht einen Rechtschreibfehler. Sollte eine weitere neue Rechtschreibung kommen, wäre ich gewillt, sie anzunehmen und wenigstens das meiste an Änderungen davon zu verinnerlichen.

  • "Übersichtlichkeit -> Übersicht"

    Das sind schon zwei unterschiedliche Wörter mit genauso unterschiedlicher Bedeutung. Übersichtlichkeit ist das Übersichtlichsein von etwas, das also übersichtlich sein soll. Eine Übersicht kann also auch unübersichtlich sein und Übersichtlichkeit findet man nicht nur in einer Übersicht.
    Es vollzieht sich halt so, dass eine Sprache sich immer weiter wandelt, das kann man auch ganz ohne irgendeine Wertung betrachten; nicht umsonst sind im Laufe der Zeit so viele verschiedene Sprachen entstanden, die einst eine einzige Sprache waren. Besonders gut sieht man das am amerikanischen Englisch und dem britischen Englisch, die immer weiter divergieren. Oder aber auch an Deutsch, Luxemburgisch und andere (alemannische) Dialekte und Ausbaudialekte, die zu Sprachen wurden.
    So verändern sich Worte, aber manche Worte sterben eben auch aus, um irgendwann durch Worte abgedeckt zu werden, die einst nicht gepasst hätten.
    Ein Beispiel, das mir einfällt, wäre Aapa, das die Bezeichnung für ein kleines, von Bächen durchzogenes Gebiet ist; benutzt das noch jemand? Ist natürlich ein altes Wort, aber keine Jahrtausende wie Fakt(um) oder Statistik. Worte sterben eben aus, wenn sie nicht mehr häufig genutzt werden. Und Worte werden nicht mehr benutzt, wenn es treffendere Begriffe gibt, die möglicherweise mehr als eine Bedeutung haben, oder wenn das Wort nicht mehr die gleiche Bedeutung für die tägliche Sprache haben. Bei Aapa liegt das teilweise auch daran, dass Gebiete, die früher von vielen kleinen Bächen durchzogen worden sind, heute einfach seltener existieren, weil Bäche häufiger mal trockengelegt werden, um Stadtgebiete zu vergrößern. Es ist also nicht mehr von Bedeutung, weil es sie de facto seltener gibt.

  • Ich finde es furchtbar, wenn sich manche Hobbyautoren extra gewählt ausdrücken - und dann passt's weder zur Situation noch zum Charakter. Ich war auchmal eine derjenigen, deren jugendlichen Charaktere sich wie pseudointellektuelle Elfen ausgedrückt haben. Ich geniere mich immer noch. :D
    Meist ist es leider nichr mehr als das: Pseudointellektuell; zumindest das zwanghafte Einwerfen alter oder gehobener Wörter, um dem Leser zu zeigen: Schau, was ich alles weiß! (Selbst dann, wenn es mein Charakter nicht wissen kann...)
    Denn meist werden sie zum allen Überdruss falsch verwendet. Phrasen wie "Mein Freund hat mich nach Hause eskortiert" wirken plötzlich unfreiwillig komisch, solange die Erzählperspektive nicht der Präsident, Prinz oder eine andere hochrangige Person ist. ;) (vll. ist der Freund auch ein Callboy-Escort o.o...)


    Zitat von Lenovo-Schesan

    Wobei: In der U-Bahn mit Besoffenen, die womöglich nach Niederlage ihres Lieblingsfußballvereins gerade wütend sind, würde ich keinefalls entsprechend geschwollen reden. Das zieht mit Pech nur Kloppe nach sich.

    Weil Fußballfans ja auch alle dumm und primitiv-brutal sind. :)
    "Geschwollen" zu sprechen, ist auch der falsche Weg. Außerdem passieren dann solche Dinge wie oben beschrieben: es wirkt bemüht, man schaut auf andere herab, wie man ja an deinem Beispiel mit den Fußballfans sehen kann... teilweise ist dein Wortgebrauch einfach nur falsch, sorry. ^^"
    Ein natürlicher Sprachgebrauch reicht vollkommen aus.
    Was mich persönlich ärgert, ist, dass manche Persönchen meinen, einen Dialekt zu sprechen wäre "zu niedrig" für all die hochwohlgeborenen Herrn und Damen Hobbyautoren. :D


    Zitat von Lenovo-Schesan

    Die zugrundeliegende Sprache selbst ist tot und viele Wörter kennen Realschüler oder Hauptschüler gar nicht; sie hatten nie Lateinisch als Unterrichtsfach und allenfalls aus dem Deutschunterricht manches aufgeschnappt oder vom zu Lernenden behalten. Beispielsweise messe ich dem Ablativ eine gewisse Relevanz noch bei; dennoch ist es prinzipiell doch unnötig, gerade im Bezug aufs reale Leben(!), Näheres darüber zu wissen. Es mag vorteilhaft erscheinen, ihn wenigstens namentlich zu kennen, mehr als ein Gimmick ist die Kenntnis darüber aber dann doch nicht.

    Jeeeez. O.O
    Kann sich der noble Herr vorstellen, dass es auch Gymnasien und andere höhere Lehranstalten gibt, in denen man...
    ... französisch
    ... italienisch
    ... spanisch
    ... (alt)griechisch
    ... türkisch
    ... chinesisch
    statt Latein lernt?


    Zitat von Lenovo-Schesan

    Mutmaßlich will man schlicht kürzer sprechen.

    Das gibt's doch nicht, das arme e! ;) Andere Sprachen ziehen noch mehr zusammen sls wir. Außerdem muss und möchte Sprache ökonomisch sein. Besonders die Gesprochene. Sie ist kein Werkzeug, um sich zu profilieren.
    PS: Mutmaßlich verwendet man normalerweise für mutmaßliche Täter und Sachverhalte, nicht als Synonym am Satzanfang für vermutlich oder möglicherweise. ^^"


    Zitat von Lenovo-Schesan

    Wer als Jugendlicher etwas toll findet, "feiert" es eigener Aussage nach. Mit dieser Redewendung kann ich nichts anfangen, sie ergibt für mich im genutzten Kontext keinen Sinn und auch das "chillen" hasse ich. Chillen ist doof, der letzte Dreck – wenn eine deutsche Bezeichnung zum Einsatz kommt, hat das Gemeinte für mich den beabsichtigten positiven Charakter.

    Hast du auch ein Argument dafür, was genau daran Dreck sein soll?
    Viele alte Redewensungen ergeben heute ebenfalls keinen Sinn mehr. Menschen werden heute einfach nicht mehr "im Stich gelassen"; das wurden Ritter auf Turnieren, die von ihrem Knappen nicht rechtzeitig vom Pferd abgesattelt und somit von der Lanze gestreift wurden: also im Stich gelassen.
    Es geht um die Bedeutung einer Phrase und darum, dass beide Seiten VERSTEHEN, was da gesagt wird, nicht um eine möglichst gehobene Ausdrucksweise.
    Übrigens knotz ich lieber als zu chillen, manchmal chill ich aber auch. :P


    Zitat von Dusk

    Das sind schon zwei unterschiedliche Wörter mit genauso unterschiedlicher Bedeutung. Übersichtlichkeit ist das Übersichtlichsein von etwas, das also übersichtlich sein soll. Eine Übersicht kann also auch unübersichtlich sein und Übersichtlichkeit findet man nicht nur in einer Übersicht.

    Genau das.
    Außerdem soll man in der Literatur möglichst wenig Wörter verwenden, die auf "-keit", "-heit", "-schaft" und "-ung" enden, da sie meistens nur hartes Beamtendeutsch sind.

  • Interessant. Ich höre solche Wörter meistens nur in der Schule, im Unterricht.
    Aber auch nur von den Lehrern und dann fragt sich die ganze Klasse was das heißt. Und dann fragen die Lehrer, ob das denn jemand weiß und wer meldet sich als EINZIGES? Ich.
    Das ist schrecklich. An solchen Sachen messe ich dann das Niveau meiner Klasse.

  • Ich finde es furchtbar, wenn sich manche Hobbyautoren extra gewählt ausdrücken - und dann passt's weder zur Situation noch zum Charakter.

    Sehe das genauso, ebenso wollen manche User hier im Forum offensichtlich bewusst "einen auf schlau" machen. Sie schreiben dann zum Beispiel "Eine Ausnahme stellt(...) dar", obwohl es ein einfaches "ist" genauso tut. Wobei mehrere "ist"-Formen hintereinander stilistisch doof sind. Ähnlich fürchterlich wie der inflationäre Gebrauch des Wortes "auch". Kann nur jedem am Schreiben Interessierten nahelegen, diese Wörter in Zeitschriften mal zu zählen und darüber nachzudenken, an welchen Stellen sie entbehrlich sind. Schlimmes Beispiel hier ist die PCgo, doch auch Stern und Focus sind nur wenig besser.


    Weil Fußballfans ja auch alle dumm und primitiv-brutal sind.
    "Geschwollen" zu sprechen, ist auch der falsche Weg.

    Es war ein Beispiel, interpretiere da nicht zu viel rein. Dass geschwollenes Sprechen der falsche Weg ist, das ist mir neu. Wieder was gelernt. (/Ironie)

    Ist ebenso bekannt, ich lasse mich davon nicht ärgern.

    Außerdem muss und möchte Sprache ökonomisch sein. Besonders die Gesprochene. Sie ist kein Werkzeug, um sich zu profilieren.

    Doch, ist sie, besonders die geschriebene. Wer ein Mindestniveau beim Texten einhält, kann theoretisch sogar, verknüpft mit Fachinformationen, über soziale Netzwerke an einen Job kommen. So bin ich an meine jetzige Stelle gekommen; ohne Bewerbung und dergleichen.
    Bezogen auf die mündliche Sprache vertrete ich die Auffassung, man kann reden, wie der Schnabel gewachsen ist. Dasselbe gilt für Foren; ich schreibe, wie ich(!) Lust habe und anders als etwa im Beruf. In letzterem muss(!) es manchmal ein "ß" sein, gerade früher mochte ich dieses nicht und ich habe es durch ein "ss" ersetzt, inzwischen bin freiwillig ich am Soll dran.

    PS: Mutmaßlich verwendet man normalerweise für mutmaßliche Täter und Sachverhalte, nicht als Synonym am Satzanfang für vermutlich oder möglicherweise. ^^"

    Ich benutze "mutmaßlich" normalerweise in diesem Kontext. Mutmaßen darüber will ich momentan nicht, wie es sich bei anderen "normalerweise" verhält. Nur soviel: duden.de führt als Erklärung "aufgrund bestimmter Tatsachen, Anzeichen möglich, wahrscheinlich" sowie "allem Anschein nach, aller Voraussicht nach, angenommen, anscheinend, mit ziemlicher Sicherheit, vermutlich, voraussichtlich, wahrscheinlich, wohl" an. Insofern darf man von einem Synonym ausgehen.

    Hast du auch ein Argument dafür, was genau daran Dreck sein soll?allem Anschein nach, aller Voraussicht nach, angenommen, anscheinend, mit ziemlicher Sicherheit, vermutlich, voraussichtlich, wahrscheinlich, wohl

    Komplett subjektives Empfinden, das mit dem "chillen". Es liegt in meiner Natur, Dinge tendenziell verbal zu boykottieren respektive das damit Gemeinte, wenn in einer unsympathischen sprachlichen Art vorgetragen.

    Außerdem soll man in der Literatur möglichst wenig Wörter verwenden, die auf "-keit", "-heit", "-schaft" und "-ung" enden, da sie meistens nur hartes Beamtendeutsch sind.

    Ist mir bekannt, sehe es selbst so, dass man durch Weglassen dieser verzichtbaren Änderung zu qualitativeren Texten kommt. Wurde mir als Redakteur schon am ersten Arbeitstag so gelehrt. Beim "gerne" weiche ich von meinem Standpunkt ungeachtet davon aber nicht ab. Gerade im Nicht-Print-Bereich braucht es keine Lückenfüller, Online-Leser wollen schnell Infos und lesen ganz anders vorm Display als Gedrucktes.

  • Menschen werden heute einfach nicht mehr "im Stich gelassen"; das wurden Ritter auf Turnieren, die von ihrem Knappen nicht rechtzeitig vom Pferd abgesattelt und somit von der Lanze gestreift wurden: also im Stich gelassen.

    Seit wann gehört das denn zur alten Sprache? (mal davon abgesehen, dass ich die Bedeutung mit dem Ritter und so überhaupt nicht kannte oo) Ich denke, auch heutzutage wird es jeder verstehen, wenn du sagst "Xy hat mich im Stich gelassen", sprich er hat dich verlassen/enttäuscht/wollte dich bei etwas unterstützen, aber hat es nicht. Daran finde ich persönlich nichts Altertümliches ;)



    Ansonsten finde ich es ehrlich gesagt ziemlich schade, dass einige ältere Wörter aussterben, vor allem, wenn man sie in der Literatur wirklich gut gebrauchen könnte, aber dann wieder Leute daherkommen und mich fragen, was das denn bedeute. Wenn man sich unterhält, kann man es wohl nicht vermeiden, eben modernere Begriffe zu benutzen, ich ertappe mich selbst zunehmend bei Anglizismen und im Nachhinein denke ich mir "Nein, das musst du dir abgewöhnen! /).(\", aber ich denke, wenn ich sage "Ich habe mich Zuhause ausgeruht" statt "Ich habe Zuhause gechillt", würde sich schon der Eine oder andere darüber lustig machen xD Manchmal mache ich es trotzdem, weil halt. o/


    In der Literatur hingegen benutze ich solche Wörter nie. Für mich ist Literatur > gesprochene Sprache und dementsprechend sollte man auch damit umgehen. Ich verwende vor allem bei Beschreibungen gerne auch etwas ältere Wörter, weil sie den Sinn einfach so treffend beschreiben und sich dabei auch noch schön anhören <3 Ich meine, wie kann sich "Ein Weg, an dem sich Blumen aneinanderreihen" schöner lesen als "Ein von Blumen gesäumter Pfad"? (nur als Beispiel). Verständnis hin oder her, aber in der Literatur geht es (ausgehend davon, dass ich nie ein Fan von Sachbüchern, Ratgebern oder Biographien war oder sein werde) zumindest in dem Genre, in dem ich mich bewege, darum, jemandem eine Handlung und eine Atmosphäre beizubringen und die Bedeutung von Worten richtig zu nutzen und nicht darum, möglichst schnell möglichst konkrete Informationen zu präsentieren wie bei einer Zeitung.
    Und warum dafür nicht auch mal wieder etwas ältere Begriffe hervorholen? Sprache sollte möglichst vielfältig sein und nicht einfach nur stumpf auf ein Ziel gerichtet und ebenso sollte man sich darum bemühen, diese Vielfalt zu erhalten. Jeden Blödsinn meinen Menschen, in Gedenken halten zu müssen, irgendwelche Ereignisse, die schon Jahre vergangen sind und keinen mehr interessieren außer die Angehörigen, aber bei der Sprache lässt man das so schleifen :s

  • Ich denke, auch heutzutage wird es jeder verstehen, wenn du sagst "Xy hat mich im Stich gelassen", sprich er hat dich verlassen/enttäuscht/wollte dich bei etwas unterstützen, aber hat es nicht. Daran finde ich persönlich nichts Altertümliches

    Denke, dass @Bastet nicht meint, dass wir diese Redensart nicht verstehen :D Viel mehr, dass sich die Bedeutung dahinter ganz klar gewandelt hat und die Redensart auf etwas Altertümliches zurückzuführen ist.
    Stupides Beispiel: „omg - oh mein Gott“. Das höre ich regeömäßig in meinem Umfeld, nutze es selbst auch und weiß, dass weder ich, noch mein konkretes Umfeld, wirklich gläubig ist. TROTZDEM wird es genutzt, weil es sich aus alten Zeiten in unseren Sprachgebrauch geschmuggelt hat :D


    Ähnlich stark gibt es das übrigens im Italienischen: „il papa“ = der Papst; „il papà“ = der Papa (Vater). Klar: Die Aussprache ist nicht exakt dieselbe, die geschriebenen Worte selbst aber haben verdächtig viel gemein - aus alten Zeiten heraus.

    Ansonsten finde ich es ehrlich gesagt ziemlich schade, dass einige ältere Wörter aussterben, vor allem, wenn man sie in der Literatur wirklich gut gebrauchen könnte

    Deshalb lohnt es sich immer, Goethe zu lesen :D Ich müsste mal genauer recherchieren und kann deshalb nur grobe Daten nennen: Die Bildzeitung - die sich ja nun wirklich einer einfachen Sprache bedient - nutzt wohl in sämtlichen erschienen Artikeln einen Pool von rund 2000 Wörtern. Im Vergleich: Bei Goethes Werken waren es irgendwo um die fünf- bis zehnmal so viel (wie gesagt, müsste ich recherchieren). Ist durchaus eine erstaunliche Leistung!

  • In der Literatur hingegen benutze ich solche Wörter nie. Für mich ist Literatur > gesprochene Sprache und dementsprechend sollte man auch damit umgehen. Ich verwende vor allem bei Beschreibungen gerne auch etwas ältere Wörter, weil sie den Sinn einfach so treffend beschreiben und sich dabei auch noch schön anhören <3 Ich meine, wie kann sich "Ein Weg, an dem sich Blumen aneinanderreihen" schöner lesen als "Ein von Blumen gesäumter Pfad"? (nur als Beispiel). Verständnis hin oder her, aber in der Literatur geht es (ausgehend davon, dass ich nie ein Fan von Sachbüchern, Ratgebern oder Biographien war oder sein werde) zumindest in dem Genre, in dem ich mich bewege, darum, jemandem eine Handlung und eine Atmosphäre beizubringen und die Bedeutung von Worten richtig zu nutzen und nicht darum, möglichst schnell möglichst konkrete Informationen zu präsentieren wie bei einer Zeitung.

    Ich denke es ist sinnvoll, gesprochene Sprache und geschriebene Sprache zu hierarchisieren. Insbesondere, da beide Arten von Sprache in völlig unterschiedlichen Situationen benutzt werden - in alltäglicher Kommunikation würde kaum jemand so sprechen, wie er schreibt, und das wäre ja auch ziemlich unpraktisch. Beim Sprechen passiert es alleine schon oft, dass man vergessen hat, etwas im Satz unterzubringen - das wird dann eben schnell nachgeschoben. Oder man hat nach einer Weile vergessen, wie genau man den Satz angefangen hat (seien wir ehrlich, das passiert jedem), und bringt ihn dann irgendwie zu Ende, in der Hoffnung, dass er grammatikalisch halbwegs stimmt. Bei gesprochener Sprache ist eben ein Faktor entscheidend: Korrekturen sind im Nachhinein kaum mehr möglich. Was raus ist, ist raus.
    In der geschriebenen Sprache hingegen hat man die Zeit und die Möglichkeit, Fehler zu korrigieren und etwas kompliziertere Nebensätze zu bilden, ohne die Übersicht zu verlieren. Auch hat geschriebene Sprache eine völlig andere Funktion: Die Sprache, in der Romane geschrieben werden, hat eben, wie du ja richtig anmerkst, schlicht eine völlig andere Funktion als Alltagssprache. Ebenso verhält es sich mit der Sprache in wissenschaftlicher Literatur: Sie soll so präzise wie möglich sein und dabei möglichst schlau klingen. Man könnte elendig lange so weitermachen und fände noch hunderte Unterkategorien von geschriebener Sprache, die alle anders funktionieren und andere Funktionen haben.
    Etwa Kommunikation über WhatsApp und co., die ich allerdings eher in die Nähe von gesprochener Sprache rücken würde.
    Nunja, worauf ich hinaus will: Die unterschiedlichen Arten von Sprache jetzt zu hierarchisieren, ergibt in etwa so viel Sinn wie Buntstifte und Füller zu hierarchisieren. Oder Flip-Flops und Skier. Kann man machen - ist aber ziemlich überflüssig und nichtssagend.
    Ich denke, keiner würde bestreiten, dass die Sprache, die man in einem Roman nutzt, Gefühle und Spannung besser rüberbringt als die Sprache, die man in einem Bewerbungsschreiben benutzt - dass sie vielleicht, rein subjektiv gesehen, schöner ist. Dennoch wäre die Roman-Sprache im Bewerbungsschreiben ja völlig unangebracht und würde höchstwahrscheinlich nicht zum Ziel führen.
    So mag man vielleicht die eine oder andere Sprach-Kategorie von einem ästhetischen Standpunkt aus ansprechender finden - aber, ich wiederhole mich, eine Hierarchisierung erscheint mir wenig sinnvoll.



    Zitat von Namine

    Und warum dafür nicht auch mal wieder etwas ältere Begriffe hervorholen? Sprache sollte möglichst vielfältig sein und nicht einfach nur stumpf auf ein Ziel gerichtet und ebenso sollte man sich darum bemühen, diese Vielfalt zu erhalten. Jeden Blödsinn meinen Menschen, in Gedenken halten zu müssen, irgendwelche Ereignisse, die schon Jahre vergangen sind und keinen mehr interessieren außer die Angehörigen, aber bei der Sprache lässt man das so schleifen :s

    Hm, ich denke das Argument ist etwas konstruiert. Ginge es dir wirklich um die Vielfalt der Sprache, so müsstest du doch die Anglizismen und all die neuen Wörter begrüßen. Wäre es die Vielfalt, die dir wichtig ist, dann würdest du die Wörter "chillig", "chillexen", "abchecken", "cool" usw. gerne auch in der Literatur lesen. Aber das willst du nicht - denn Vielfalt ist zwar ein interessanter Punkt an Sprache, aber du wirst die Behauptung, sie sei von zentraler Wichtigkeit, von deinem sprachpuristischen Standpunkt aus nicht halten können.
    Ohne dir da böse Absichten oder gar einen schlechten Charakter unterstellen zu wollen, denke ich eher, dass es dir auf das höhere gesellschaftliche Prestige der älteren Wörter ankommt. Darüber hinaus spielt natürlich eine Rolle, dass man es zB. bei Fantasy einfach gewohnt ist, etwas altertümliche Sprache zu lesen, und man aus solchen Gewohnheiten eben nur selten und ungern ausbricht. Neuerungen werden ja gerne mal abgelehnt, einfach weil es Neuerungen sind.
    Und ich meine diesen Kommentar wirklich nicht als Angriff - ich benutze ja selbst in der geschriebenen Sprache tendenziell lieber solche Wörter, die ein höheres gesellschaftliches Prestige haben, wäre über neuere Anglizismen in Fantasyliteratur äußerst erbost, und eigne mir schlau und gut klingende Wörter gerne mal auch für die gesprochene Sprache an. Ich würde vermuten, dass das bei ziemlich vielen Menschen so ist, und ich persönlich habe da kein Problem mit (solange es Menschen nicht übertreiben, sowas geht hart auf den Sack xD).


    Wegen des Gedenkens: Sprache ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck. Worte um ihrer selbst Willen zu erhalten ergibt wenig Sinn. Alte Worte sollte man nur dann künstlich am Leben erhalten, wenn sie echt schnafte sind.

  • @Sneek


    Keine Sorge, ich nehme dir da nichts übel (:


    Ginge es dir wirklich um die Vielfalt der Sprache, so müsstest du doch die Anglizismen und all die neuen Wörter begrüßen. Wäre es die Vielfalt, die dir wichtig ist, dann würdest du die Wörter "chillig", "chillexen", "abchecken", "cool" usw. gerne auch in der Literatur lesen. Aber das willst du nicht - denn Vielfalt ist zwar ein interessanter Punkt an Sprache, aber du wirst die Behauptung, sie sei von zentraler Wichtigkeit, von deinem sprachpuristischen Standpunkt aus nicht halten können.

    Es ging mir hierbei vielmehr um die Vielfalt innerhalb einer Sprache, aber nicht sprachübergreifend (hätte ich vielleicht zum besseren Verständnis noch anfügen sollen). Nein, ich möchte solche Worte nicht in der Literatur lesen, weil das für mich - Entschuldigung an alle, die diese Worte regelmäßig benutzen, "chillig" oder "cool" sind da noch am humansten meiner Meinung nach und ich benutze diese beiden Begriffe selbst - einfach nach 'Assideutsch' klingt :pflaster: Und ja, spätestens an dieser Stelle darf man mir auch Oberflächlichkeit unterstellen, aber ich möchte kein Buch lesen, in dem solche Dialoge vorkommen und ich möchte mich auch mit keinem unterhalten, der in einem Satz übermäßig solche Worte einbaut, weil es eine Menge über die Person aussagt und zumindest ich von Anfang an das Gefühl bekomme, dass ich mit demjenigen keine anständige Unterhaltung führen kann ^^"


    Sprache ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zum Zweck. Worte um ihrer selbst Willen zu erhalten ergibt wenig Sinn. Alte Worte sollte man nur dann künstlich am Leben erhalten, wenn sie echt schnafte sind.

    Find ich auch voll knorke:knot:
    Weil man sie generell eher als Mittel zum Zweck betrachtet. Ich kann leider nicht bestreiten, dass Sprache in erster Hinsicht zur Informationsvermittlung dienst und eben, um sich anderen mitzuteilen, aber wenn man sich mal vor Augen führt, wie Sprache wohl entstanden sein könnte (hierzu gibt es ja mehrere Ansätze), wie sie sich entwickelt hat und was für eine Errungenschaft das eigentlich ist, finde ich, dass jedes Wort schon seine Erhaltungs-/Existenzberechtigung besitzt.

  • Gerade eben haben wir in der Schule für einen Test solch einen Bericht gelesen. Dieser Bericht war extrem parteiisch und empfand es als eine Schande, dass Sprachen aussterben.


    ausserdem hat der mich getriggered als da stand: "warum sollte und das Aussterben eines Kondors oder eines Pandas mehr beschäftigen als das Aussterben unserer eigenen Sprachen?" .. ehm was soll denn das heissen. Weil Sprachen kein Lebewesen ist vielleicht?!?!

    Wie auch immer... es ist wieder die Generation über uns, die sich darüber beschwert, dass Sprachen aussterben und Englisch überall den Alltag übernimmt. Ich sage... das ist nun mal einfach so. Vor 100 Jahren hat man anders gesprochen als heute. Im Mittelalter hat man anders gesprochen als vor 100 Jahren.
    Aber es ist wieder mal das 21. Jahrhundert und die alte Generation dieser Zeit, welche daraus wieder ein Riesendrama machen muss.


    Natürlich sterben die Sprachen der Inuit Leute aus, wenn auch diese Kultur kleiner wird. Natürlich sterben die Sprachen aller indogenen Kulturen aus, wenn diese überrannt werden. Aber das ist nicht der Fehler der neuen Generationen. Das liegt viel weiter zurück. Die Technologie und Globalisierung verändern nun mal ebenfalls alles. Und auch das ist nicht der Fehler der Jugend, die beginnt auf Englisch und mit englischen Worten miteinander zu kommunizieren. Es ist (wenn man es überhaupt so bezeichnen will) der Fehler unserer vorangegangenen Generation.


    Warum man so ein Drama darum macht und darum kämpfen will veraltete Sprachen am Leben zu erhalten verstehe ich wirklich nicht. Klar sie in Daten und Schriften für die Ewigkeit zu verwahren finde ich eine gute Sache.
    Jedoch bringt es nichts, Zeit und Energie darauf zu verschwenden, solche Sprachen am Leben zu erhalten wenn sie früher oder später doch verschwinden. Irgendwann wird es auch das Deutsch das wir sprechen nicht mehr geben und das ist und bleibt einfach so.


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    Zu den Begriffen an sich. In der Literatur empfinde ich sie als regelrechte Kernstücke eines Texts. Als Autor sollte man einen gewaltigen Wortschatz besitzen. Worte wie Nachtmahr oder Tagedieb werden im Alltag zwar kaum gebraucht aber sie sind deshalb in der Literatur umso wichtiger. Sie bringen Abwechslung in die Texte.


    Im täglichen Gebrauch kann man sie natürlich verwenden. Allerdings sollte man sich darüber bewusst sein, dass das Gegenüber sie nicht versteht und sie sowieso der Situation entsprechend vollkommen Fehl am Platz sind. Ausserdem wirkt eine Person, die mit solchen Worten um sich wirft, nicht intelligenter sondern viel mehr geschwollen und besserwisserisch.

  • Zitat von northheart

    Jedoch bringt es nichts, Zeit und Energie darauf zu verschwenden, solche Sprachen am Leben zu erhalten wenn sie früher oder später doch verschwinden.

    Da hinkt der Vergleich mit den Tieren aber doch ein wenig, oder? Denn genau das von dir Gesagte trifft doch auf Lebewesen ebenso zu wie auf die Sprache, die ja deinen Worten zufolge auch lebt und zwar im Sinne dessen, dass sie sich ständig verändert, genauso wie die Tier- und Pflanzenwelt. Beides, sofern ein Teil davon gänzlich verschwindet, zieht Konsequenzen nach sich, wobei jeder für sich entscheiden darf, welche er für schlechter befindet. Und da ich absolut kein Tierfreund bin und meine persönliche Wertschätzung mehr auf der Sprache als tägliche Notwendigkeit und Kunstform liegt... ^^`



    Und so für so alt hatte ich mich gar nicht gehalten , obwohl ich mich darüber "beschwere" ?(

  • Aber Sprachen mit Lebewesen zu vergleichen, entzieht sich einfach jeder Realität und ähm... Respekt vor Leben? Sprachen sind nur ein menschliches Konstrukt, um jemand anderem Informationen mitzuteilen und damit nur ein kaltes, totes Instrument. Ein Lebewesen ist ein Lebewesen wtf. O.o

  • Man könnte einwenden, dass Tiere schon ausgestorben sind, bevor es cool war bevor es überhaupt Sprachen gab, die man hätte davor bewahren können.
    Ich halte den Vergleich einfach für unpassend, weil ganz andere Argumente für und gegen Aussterben (lassen) von Sprachen sprechen, als das bei Tieren der Fall ist. Die einzige Gemeinsamkeit dürfte sein, dass beide von mehr oder weniger vielen Menschen als schützenswert betrachtet werden. Eine Abwägung Sprache bzw Worte oder Tiere aussterben lassen gibt es nicht.

  • Mipha

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  • Yuki

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