Geschrieben in Feuer

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  • Hallo Cynda,


    an die Geschichte hatte ich mich zumindest von der Idee noch erinnert, auch wenn mir der Inhalt zwischenzeitlich entfallen ist. Das mag wohl daran liegen, weil der eigentliche Höhepunkt halt irgendwie keiner ist. Die Mega-Entwicklung kommt und der Händler ist weg, wodurch dieser Konflikt etwas antiklimatisch ist. Natürlich sprechen wir hier noch immer von einem Kaufmann, der auch in Besitz eines Hundemons war und der sich damit eigentlich hätte verteidigen können. Hier hätte sich zum Beispiel ein Ruf seinerseits angeboten, dass er doch noch nie einen Kampf ausgetragen hat. Dadurch wäre sein Abgang noch lächerlicher geworden und die Situation wäre angesichts der Mega-Entwicklung besser abgehandelt worden.
    Wo ich schon dabei bin: Dass Florges ausgerechnet im Besitz eines Galagladiniten war, war auch recht konstruiert. Ehrlich gesagt hatte ich beim Beginn gar nicht damit gerechnet, dass die beiden von einem Schlüsselstein reden, bis der Mega-Stein in der Mitte der Geschichte auftaucht. Ja, man merkt, dass es auf wesentlich mehr ausgelegt gewesen wäre. Und doch hat es mich gut unterhalten. Es liegt wohl an dieser klassischen Prämisse, dass der Prinz seine Prinzessin befreit und dadurch ein kleines Abenteuer auf dem Markt erlebt. Zwar kommen sie nicht zusammen (das wäre auch zu viel des Guten gewesen), aber es entsteht ein durch die Geschichte praktisch getragener Eindruck einer mittelalterlichen Szene. Interessant sind in dem Zusammenhang die russischen Namen, wenn man bedenkt, dass Kalos von französischen Namen geprägt sein sollte. Daran merkt man, dass es sich wohl bei allen um Fremde handelt und sie ja nur auf der Durchreise sind.


    Wir lesen uns!

  • Ahoy, Matey. Der Captain hat sich diesmal eine Abgabe mit schön viel Wasser ausgesucht, namentlich Kanani. Zunächst, wie immer, die Zitatewelle, und die beginnt mit dem Kommentar, den ich damals im Wettbewerb zu Kanani gemacht habe.

    A8: Die hier ist mein Favorit, denke ich. Mit Wasser kann man mich immer gut ködern (welch Ironie), und auch die Charaktere von Aoi und Phoebe sind hervorragend rüber gekommen. Der einzige Minuspunkt wäre die Stelle mit dem Züchten, was wie eine forcierte Verbindung zu den Spielen der Hauptreihe wirkt. Phoebe als passionierte Anglerin wird sehr geduldig dargestellt, ihr Bruder wie das komplette Gegenteil. Gefällt mir, auch die Kampfszene am Ende fügt sich gut ein und das Happy End bildet den runden Abschluss. Ich glaube, irgendwo in der Kampfszene fehlt ein Komma, und einmal hat sich eine Leerstelle zwischen " und dem ersten Buchstaben der wörtlichen Rede eingemogelt, aber ansonsten finde ich keine Fehler.

    Und nun, nach all den Monaten, habe ich mir Kanani noch einmal gründlich durchgelesen und tatsächlich einige Dinge gefunden, die mir damals entgangen sind.

    „Wenn wir draußen unterwegs sind immer. Sie ist es so gewöhnt. Aber manchmal vergessen wir beide, dass sie kein Chelast mehr ist und manche Sachen für sie nicht zu überwinden sind.”

    Hier würde ich vor immer und nach mehr ist ein Komma setzen. "Sachen" vielleicht durch "Hindernisse" ersetzen, aber das ist mehr eine Slangfrage.

    Ein paar Geradaks huschten ins nächste Dickicht als sie die beiden Trainer sahen und ein Kecleon verschmolz augenblicklich mit seiner Umgebung, bis man es von dieser nicht mehr unterscheiden konnte.

    Komma nach Dickicht und nach sahen.

    „Ich finde Barschwa faszinierend und sie werden viel zu sehr auf ihre Weiterentwicklung reduziert. Die meisten ziehen Barschwa doch nur auf, weil es sich zu Milotic entwickelt. Ich will das nicht so machen und außerdem”

    Komma nach faszinierend und nach machen

    „Mal sehen was es ist!”, rief sie und zog ihren Fang mit einem Ruck aus dem Fluss.

    Komma nach sehen und nach rief sie.

    „Da gibt jemand nicht auf. Okay, Layla, benutz deinen Trugschlag.”

    Hier hast du das Komma richtig nach der Anrede benutzt, was vorher bei einer Attacke nicht so war.

    „Ja, ist es! Wuhuu!”, freute sich Phoebe und warf die Angel achtlos neben sich.

    Hier habe ich nur überlegt, ob eine so engagierte Anglerin ihr Werkzeug wirklich achtlos behandeln würde.

    Am meisten profitiert die Geschichte ja von den abwechslungsreichen Dialogen zwischen Phoebe und Aoi.

    Da stimme ich zu.


    Zum Punkt: Die Abgabe war nicht ohne Grund damals schon mein Favorit. Rusalka hatte es bereits erwähnt, und auch ich bin ein großer Fan dieser Beziehung der Geschwister. Es muss nicht immer viel passieren, um Charaktere vorzustellen, und hier reichen ein paar Seiten aus, um die Vorliebe für Wasserpokémon von Phoebe und die Ungeduld ihres Bruders darzustellen. Mag außerdem die Motivation von Phi, nicht nur wie alle anderen auf Milotic zu pochen, sondern auch Barschwa selbst mal eine Chance zu geben. Weiß noch zu gut, wie ich damals selbst Barschwa gezüchtet habe, bis es endlich shiny war. Hat sich gelohnt. Zu meiner Schande muss ich gestehen, es mittlerweile natürlich zu Milotic entwickelt zu haben.
    Wie auch immer, zuletzt möchte ich erneut die atmosphärische Wirkung loben, die du erzeugt hast. Mit der Hoenn-Region verband ich schon immer ein ganz besonderes Wind- und Wasserklima, und gerade die berüchtigte Barschwaroute ist da ein perfektes Beispiel.
    Auch diese besondere Aufmerksamkeit, die Torterra zukommt, finde ich cool, das hebt sie noch einmal von den anderen Pokémon ab (deren Spitznamen beiden Geschwistern bekannt sind, schönes kleines Nebendetail), es verleiht der Konstellation Trainer/Pokémon noch eine zusätzliche Tiefe.


    Arrr.

  • Guten Abend Cyndaquil!


    Ich dachte ich revanchiere mich einfach gleich mit einem Kommentar zurück (und stelle dich damit wieder in Zugzwang!), denn mir ist aufgefallen, dass sich leider noch niemand deinen beiden Gedichten angenommen hat. Ich dachte mir, dass ich mich einfach mal mit beiden außeinander setze, aber das etwas allgemeiner fasse. Aus folgendem Grund: Beide Gedichte entspringen dem gleichen inhaltlichen Genre, außerdem sind sie beide etwa um die gleiche Zeit entstanden. Das klingt für mich ziemlich interessant und deshalb wollte ich mich nicht auf eins festlegen, haha. Auf den ersten Blick merkt man schon mal, dass Du um einiges schmaler wirkt als Sommernacht. Kürzere Strophen, kürzere Verse. Sommernacht hat die typische Gedichtsform in diesen immer gleichen Blöcken, während Du auf mich wie eine Anreihung von Haikus wirkt; allerdings scheint es das nicht zu sein. Interessant finde ich auf jeden Fall, dass du in beiden Gedichten romantische Elemente zu Mengen einbaust. Wenig Inhalt sprich roter Faden, vor allem im zweiten Gedicht; dafür viel Gefühl, viel Berg und Tal, Nacht, Mond und Schnee und alles, was irgendwie geheimnisvoll wirkt und geheimnisvoll klingt. Das ist natürlich typisch für Liebesgedichte, wobei ich erst neulich eines gelesen habe, was eine romantische Geschichte auf sehr "erzählerische" Weise in ein Gedicht verpackt hat und dabei ohne groß rumzusüßeln sehr romantisch und süß gewirkt hat. Wie auch immer; diese Merkmale hatte ich nach dem Lesen der Updateinfo auch schon erwartet, das passt also schon mal! Vergleicht man die beiden Gedichte inhaltlich miteinander (und betrachtet sie hinter dem Hintergrund dass du das lyrische Ich bist und den von dir in der Updateinfo gegebenen Informationen) scheint sich irgendwie von einem zum zweiten eine Entwicklung getan zu haben. Drei Tage lagen wohl dazwischen, aber das klingt doch, als wären das irgendwo drei recht bedeutende Tage gewesen, oder? Wie auch immer, ich will da jetzt nicht zu sehr in dein Privatleben reinschreiben bzw. philosophieren. Mir gefällt jedenfalls die Schilderung der Emotionen wirklich sehr gut, man kann gut mitfühlen und dahinschmelzen. Was mir im zweiten Gedicht ein bisschen gefehlt hat, war der Bezug zum Sommer. Außer in der letzten Strophe erwähnst du den Sommer gar nicht und auch da kommt nicht so wirklich raus, warum es nun unbedingt eine Sommernacht sein muss. Ich meine; immer hin heißt das Gedicht so; da habe ich etwas mehr Bezug erwartet. Vielleicht irgendwas mit Schmetterlingen, haha. Oder ich denke zu klischeehaft; das ist auch gut möglich. ^^'


    Neben dem Inhalt gibt es da natürlich auch noch die Form und Technik, welche ja bei Gedichten für manch einen sehr wichtig ist. Ich zähle mich auch zu diesen Leuten, die gerne technisch hochwertige Gedichte lesen, weil darin liegt für mich auch irgendwie der ganze Reiz. Wie auch immer; du selbst scheinst (damals) nicht so oft Gedicht zu schreiben (/geschrieben zu haben); zumindest lese ich das so aus der Updateinfo raus. Ich finde, das merkt man dir gar nicht unbedingt an. Im Gedicht Du hast du ein eher ungewöhnliches Reimschema, nämlich einen Paarreim gefolgt von einer Waise. Drei Verse ist allgemein eher schwerer zu schreiben imo, weil man da für einen wirklich flüssigen Lesefluss oftmals auch noch strophenübergreifend reimen muss (bspw. caa cbb), allerdings finde ich das Gedicht vom Lesefluss her eigentlich sehr angenehm. Das liegt denke ich daran, dass die Waise am Ende der Strophen steht und somit wie eine Art "abrunder Schlussvers" wirkt. Dadurch dass die Verse eh alle relativ kurz sind und du dich relativ gut an ein Versmaß gehalten hast, lässt sich das sehr flüssig lesen! In Sommernacht hast du dann auf jeden Fall etwas eher anspruchvolleres was die Technik angeht: Längere Verse, d.h. das Versmaß einhalten ist schwerer, und alles reimt sich irgendwie. Du hast hier pro Strophe jeweils zwei Paarreime, das ist noch etwas einfacher als Kreuzreime imo, und dir auch gut gelungen. Die Reime lassen sich allesamt angenehm lesen und wirken auch nicht aufgesetzt (dann sollte es sich lieber nicht reimen, oder?). Aber mit dem Versmaß musst du ein bisschen aufpassen. Bzw was heißt musst? Ich selbst bin ein Fan von Einheit und Symmetrie in Gedichten, aber sehr viele sehen das auch ganz anders, von daher musst du schon mal gar nichts, haha. Mit dem Versmaß ist das sowieso so eine Sache, denn selbst wenn es nicht eingehalten wird, klingen Verse manchmal rund. Und ich denke, dass trifft im Großen und Ganzen auch auf dein Gedicht zu. Zumindest gab es keine Stelle, an der ich wirklich gestolpert bin und so ist das auch vollkommen okay (ich glaube ich bin sonst einfach zu perfektionistisch ...).



    Auf jeden Fall zwei sehr emotinale und schöne Gedichte. Ich wünsche euch wirklich noch viel Glück weiterhin und freue mich auf weitere Werke. Gute Nacht!

  • Was?! Gleich drei Kommentare? Das ist echt … wow, weiß gar nicht was ich sagen soll, außer vielen Dank an @Rusalka, @#shiprekt und @Avalanche für eure Mühe! #^^#







    Moriko


    Eine plötzliche Wärme erfüllte mich, als stünde ich in der hellen Mittagssonne an einem Frühlingstag. Ich konnte spüren, wie meine orangefarbenen Hörner Gefühle wahrnahm. Verwundert blickte ich mich um, versuchte die Quelle dieser auszumachen. Um mich herum standen jedoch nur hohe Bäume — ich befand mich im Wald und war somit weit entfernt von der Route, auf der man immer wieder Menschen sehen konnte. Warum spürte ich die Gefühle bis hierher? Neugierde ergriff mich, obwohl mir meine Vorsicht etwas anderes riet. Doch die Wärme fühlte sich zu gut an, um sie zu ignorieren. Ich wollte herausfinden wo ihr Ursprung lag.
    Natürlich wusste ich, dass die Gefühle nur von einem Menschen kommen konnten. Weshalb meine Hörner gerade auf die Empfindungen von Menschen reagierten, wusste ich nicht, doch sie übten eine gewisse Faszination auf mich aus. So gefährlich es auch war, sich in ihre Nähe zu begeben, so sehr zog es mich dorthin, wenn ich warme Gefühle wahrnahm. Feindseligkeit oder andere kalte Empfindungen lösten in mir direkt Panik aus und trieben mich nur tiefer in den Wald. Schon oft hatte ich die unterschiedlichsten menschlichen Gefühle wahrgenommen — aber noch nie, hatte ich eine derartige Wärme verspürt.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Bäume weniger wurden und schließlich den Blick auf die Grasebene freigaben durch die sich einige Wege zogen. Ich versteckte mich hinter der letzten Buche vor dem Waldrand und spähte auf die Ebene. In einiger Entfernung jagten sich ein paar Zigzachs und es zogen ein kleiner Schwarm Schwalbini über den blauen Himmel, doch ansonsten konnte ich niemanden sehen. Das warme Gefühl nahm ich aber immer noch wahr und so trat ich aus dem Schatten des Waldes. Es war so allgegenwärtig wie der Sonnenschein an diesem Tag, schien trotzdem intensiver zu sein. Obwohl mein Herz vor lauter Aufregung heftig schlug, legte sich das warme menschliche Gefühl wie eine beruhigende Decke darüber. Eine seltsame Erfahrung, die mich völlig einnahm.
    Ich streifte durch das hohe Gras, wo ich mich sicher fühlte. So kam ich zwar nur langsam voran, denn ich konnte nicht besonders weit sehen, aber meine Vorsicht zwang mich dazu. Die Angst, ich könnte entdeckt werden, war zu groß. Immer mal wieder blieb ich kurz stehen, strich mir die blauen Haare aus den Augen und versuchte über die Grashalme zu spähen. Der Geruch von Wildblumen stieg mir in die Nase — das süßliche Aroma war mir so unbekannt, dass ich einige Male neugierig an einigen von ihnen schnupperte. Ich kannte nur das herbe, würzige Aroma aus dem Wald, in dem man nur wenige Blumen an Lichtungen finden konnte. Eine kurze Böe strich über das Gras und daraufhin wiegte es sich sanft von einer Seite zur anderen. Das Rascheln der Halme und das Flüstern der entfernten Bäume erfüllten meine Ohren, sodass ich die Gefahr zu spät wahrnahm. Zu sehr war ich von dem starken, warmen Gefühl und der unbekannten Umgebung eingenommen gewesen, um zu bemerken, dass ich bereits entdeckt wurde.
    „Fiffyen, Tackle!”, durchschnitt ein Kommando die Stille und bevor ich begreifen konnte, was geschah wurde ich mit voller Wucht weggestoßen. Mit einem schmerzvollen Aufschrei rollte ich aus meinem Grasversteck auf einen der Wege. Am ganzen Körper zitternd erhob ich mich unter Anstrengung und blickte in das kampfbereite Gesicht eines Fiffyen. Der graue Hund war in angespannter Kampfhaltung und fletschte die Zähne.
    „Erwischt”, knurrte mein Gegenüber zufrieden. Von dem warmen Gefühl abgelenkt, erreichten mich nun feindselige Empfindungen, die mich in ihrer Intensität direkt lähmten. Mein Herz begann vor Angst schneller zu schlagen und innerhalb eines Augenblicks stand ein Mensch hinter dem Fiffyen.
    „Guter Junge, du hast es erwischt. Und was für eines! Okay, mal sehen, was es so drauf hat, was?”, wandte sich der Trainer an sein Pokémon und schien bereits ganz aufgeregt zu sein. „Noch einen Tackle!”
    Mit einem entschlossenen Bellen stürzte sich der graue Hund erneut auf mich und rammte mich mit vollem Körpereinsatz. Ich verlor den Boden unter den Füßen und kam hart mit dem Hinterkopf auf dem Schotter auf. Vor Schmerz winselnd krümmte ich mich.
    „Na los, du bist dran. Greif mich an!”, forderte das Fiffyen und trat dabei von einer Pfote auf die andere.
    „Ich will nicht”, gab ich leise wimmernd zurück, doch das traf auf taube Ohren.
    „Hey, Trasla!”, rief der Trainer ungeduldig. „Verteidige dich endlich mal! So ist es doch total langweilig! Tu nicht so, als hättest du nichts drauf. Mich kannst du nicht täuschen!”
    Für einen Teleport war ich nicht erfahren genug und meine Konfusion war sehr ungeübt — zudem wusste ich, dass mir dieser Angriff gegen meinen Gegner nichts genützt hätte.
    „Ich kann nicht gegen dich kämpfen”, wandte ich mich nachdrücklich an den grauen Hund. „Bitte, lass mich in Ruhe.”
    „Pff, denkst du darauf fall ich rein? Nix da, verteidige dich oder ich greif dich wieder an. Deine Entscheidung.”
    Vorsichtig erhob ich mich und hoffte, dadurch etwas mehr Zeit zu erhalten. Vielleicht würden sie annehmen, mein Angriff folgte daraufhin und möglicherweise wäre ich schnell genug zu verschwinden. Zwar zweifelte ich an meinem Plan, doch eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. Ich ließ einige Momente verstreichen, in denen meine beiden Gegenüber sichtlich gebannt auf die nächste Aktion warteten. Schließlich drehte ich mich so schnell ich konnte um und rannte weg.
    „Es will fliehen! Fiffyen, hinterher und den Biss!”
    Ein zustimmendes Kläffen folgte auf den Befehl und ich konnte hören, wie mein Gegner mit seinen Pfoten den losen Kies hochschleuderte. Zurück zu blicken traute ich mich nicht, stattdessen versuchte ich noch schneller zu laufen, aber ich wusste, dass es aussichtslos war. Das Hecheln des grauen Hundes wurde immer lauter. Ich spürte, wie mir das Laufen schwerer fiel und ich vor Erschöpfung meine Beine kaum noch bewegen konnte. Mein Herzschlag dröhnte mir panisch laut in den Ohren, während ich keuchend nach Luft schnappte. Es gab keinen Ausweg mehr, ich wusste, dass es nur noch Augenblicke dauern würde, bis mein Gegner mich eingeholt hatte. In meiner Verzweiflung versuchte ich auf meine Schwäche hinzuweisen und verwendete allen Atem, den ich noch hatte, um einen lauten Heuler hinauszuschreien. Kurzzeitig schien das aufgeregte Hecheln hinter mir verschwunden zu sein, doch lange konnte ich mich nicht darüber freuen. Auf dem Kiesweg stolperte ich und landete schmerzhaft mit dem Gesicht auf den kleinen Steinen.
    „Jetzt hab ich dich!”, hörte ich das Fiffyen bellen.
    „Wohl eher nicht”, erklang plötzlich eine andere Stimme. Vorsichtig hob ich den Kopf und erkannte einen großen Schatten auf dem Boden, der sich über mich spannte.
    „Hey, geh zur Seite, das ist mein Gegner! Such dir einen eigenen!”, beschwerte sich der graue Hund lauthals.
    „Deiner Unerfahrenheit wegen sei es dir verziehen, dass du dich ohne Sinn und Verstand auf einen Gegner stürzt, der dir nichts entgegen zu setzen hat.”
    „Was in aller Welt schwafelst du da?!”
    „Was soll das?”, meldete sich schließlich der Jungen zu Wort. „Was macht das Wie-Shu denn da?”
    Ein tiefes Knurren war zu hören und darauf folgte ein eingeschüchtertes Winseln von Fiffyen.
    „Das ist mein Partner”, erklang eine weitere fremde Stimme. „Er hat den Heuler des Trasla gehört.”
    „Ja und? Was soll das, warum mischt du dich da ein?”
    „Weil dieses Trasla offensichtlich fliehen und gar nicht gegen dich kämpfen wollte. Hast du in der Trainerschule etwa nicht aufgepasst? Pokémon, die nicht kämpfen wollen, greift man auch nicht an.”
    „Und wer bist du bitte, dass mich interessieren sollte, was du da laberst?”, erwiderte der Junge bockig. „Du hast mir gar nichts zu sagen!”
    „Vermutlich nicht”, gab die Stimme zu. „Aber dein Fiffyen wird jeden Kampf gegen meinen Freund Shun hier verlieren. Denn so, wie ich das sehe, ist er mehr als angepisst über dein Verhalten.”
    Ein weiteres, kehliges Knurren unterstrich die Aussage, zusammen mit einem kurzen, knallenden Geräusch.
    „Wenn du dein Pokémon nicht unter Kontrolle hast, bist du der Verbrecher und nicht ich!”
    „Shun tut nichts ohne meine Erlaubnis. Im Gegensatz zu dir, kenne ich meine Pflichten. Wenn du also nicht vor hast, dieses Trasla dort zu fangen, dann verschwindest du jetzt besser. Bevor ich dich offiziell zu einem Kampf herausfordere, den du sowieso nicht gewinnen kannst.”
    „Ach ja? Wie stark wird dieses Wie-Shu schon sein, huh?”
    „Lin-Fu entwickelt sich erst, wenn es sehr viel Erfahrung in der Kampfkunst gesammelt hat und sowohl mit Schlägen, als auch mit Tritten blitzschnell angreifen kann. Aber das wüsstest du, hättest du in der Schule nicht geschlafen. Wenn du aber einen anderen Beweis brauchst … hier.”
    „D-das … sind …!”
    „Ja, fünf offizielle Orden der Arenaleiter aus Hoenn. Erst vor zwei Stunden hab ich Norman mit meinem Freund Shun hier besiegt.”
    Eine kurze Stille trat ein, in der ich nur knirschenden Kies hören konnte.
    „Lass uns gehen, Fiffyen”, richtete sich der Junge sichtlich kleinlaut an sein Pokémon und die Schritte der beiden entfernten sich.
    „Diese Kinder”, seufzte die Stimme und wurde von einem zustimmenden Laut bestätigt. Meine Angst drängte mich dazu, eine weitere Flucht zu wagen, doch mein Körper hatte nicht mehr die Kraft dazu. Bei dem Versuch mich aufzurichten, schaffte ich es gerade mal, mich auf die Seite zu drehen. Und mit einem Mal erreichte mich wieder dieses warme Gefühl, als ich die beiden Schemen sah, die hoch über mir aufragten. Der größere von beiden drehte sich zu mir um und kniete sich auf den Boden.
    „Bist du sehr verletzt?”, fragte er, doch ich war nicht in der Lage ihm eine Antwort zu geben. Meine Sicht begann unscharf zu werden, als eine plötzliche Erschöpfung mich überschwemmte. Ich schloss die Augen und alles wurde schwarz.

  • Hey Cynda,


    für den Anfang kommen einmal zwei Zitate:

    strich mir die blauen Haare aus den Augen

    Nettes Detail, wenn man bedenkt, dass diese Formation öfter mal wie ein zu groß geratener Helm angesehen wird. Die Haare kann ich mir auf jeden Fall angesichts der Vorlage gut vorstellen.

    „Diese Kinder”, seufzte die Stimme und wurde von einem zustimmenden Laut bestätigt.

    Dem ist nichts hinzuzufügen.


    Ja, ich weiß gar nicht, ob du mal was über diese angedachte Trilogie erzählt hast, aber ich finde den Ansatz gut. Vor allem in Anbetracht dessen, dass es um ein schillerndes Trasla geht und das dem jungen Trainer gar nicht aufgefalen sein dürfte, da er ja lediglich eine Herausforderung gesucht, geschweige denn vom Fangen gesprochen hat. Wenn man sich die Situation nun wieder ins Gedächtnis ruft, dann ist das eigentlich sehr interessant, weil Shinys als sehr begehr gelten und hier aber lediglich der Kampf gesucht wurde. Das bezeichnet man wohl als jugendlicher Leichtsinn: Keine Ahnung von nichts, aber ein großes Abenteuer erleben wollen und Fiffyen hat sich davon mitreißen lassen. Ob sich Pokémon so leicht mitreißen lassen, ist ja immer die Frage, aber ich nehme mal an, es handelt sich um junges Fiffyen.
    So, jetzt haben wir also diese Situation, in der Trasla gar nicht kämpfen will und verzweifelt nach Hilfe sucht. Das hat man auch noch nicht oft gelesen und fühlt sich daher frisch an, mal nicht aus der Sicht des Trainers so einen Kampf mitzubekommen. Denn das wilde Pokémon wird auch eher selten sofort charakterisiert. Wie du das gemacht hast, ist dir gelungen, wie auch bei Fiffyen (wichtiges Detail, dass der Gegner ja auch sprechen kann). Gegen Ende verlierst du dich etwas zu sehr in Dialogen, ohne die Situation noch etwas mit Bewegungen aufzulockern. Ich hätte mir da leicht vorstellen können, dass Fiffyen in seiner Wildheit einfach Wie-Shu angreift und einen harten Schlag kassiert. Aber gut, das sollte wohl nicht sein. Jedenfalls lässt du am Ende viel offen und mich würde schon interessieren, wie es da nun weiter geht und wer dieser fremde Trainer ist. Vor allem stelle ich mir da eine tiefe Verbundenheit zwischen Trasla und Wie-Shu vor.


    Wir lesen uns!

  • Heeey, Bibliotheksmaus!
    Nachdem ich mit einem so lieben Kommentar von dir überrascht wurde, möchte ich nun auch dir einen hinterlassen. Beginnen wir mit der Vorstellung!



    Glockenturm ist eine Geschichte mit schöner Athmosphäre und klugen Gedanken zur Hintergrundhandlung der zweiten Generation. Ich finde, das fügt sich auch super in die Lore ein und wirft Schatten auf die Ereignisse voraus, die man in den Spielen spielt, in sofern hat das nochmal eine besonders würzige Note. Und deinen Schreibstil liebe ich ja sowieso, besonders diese kleinen Feinheiten zwischendrin (rrrrrrrrrrr genial) und die Assoziationen, die du in mir weckst. Was mich zur Spur am Himmel bringt, die Ho-Oh zieht. Erkennst du diese Strophe wieder?


    When the last moon is cast
    Over the last star of morning
    And the future is past
    Without even a last desparate warning
    Then look into the sky where through
    The clouds a path is formed

    Look and see her how she sparkles
    It's the Last Unicorn


    Das, was du beschrieben hast, klang total nach dieser Stelle! Und wieder einmal begeisterst du mich mit diesen (unbeabsichtigten) Assoziationen *.*



    Meine Liebe, danke für diese Erhellung meines Nachmittags. Ich wünsche dir alles Gute und wir lesen uns!


    ~ Sheoooo

  • Na Maus
    Ich wollte dir einen Kommentar zu „Moriko“ dalassen.
    Wie bist du auf diesen Titel gekommen?


    Wie ich es von dir gewohnt bin, weisst du, wie man spannend einsteigt. Was mir bei dir auffällt ist, dass du jemand bist, der gut darin ist, lange und ausführliche Texte zu schreiben. So merkt man, dass du zuerst deine Anlaufzeit brauchst, in der du viel beschreibst, vielleicht mehr als eine Kurzgeschichte bräuchte und doch soviel, wie es braucht, um dir gut folgen zu können. Der Grossteil der Handlung passiert dann aber erst im unteren Teil der Geschichte- als hättest du dich erst warmschreiben müssen. Das kenne ich aber und finde ich auch legitim, denn du verpackst das Ganze einfach immer sehr gut und spannend. Du weisst, ich liebe deinen Stil, weil du sehr angenehm und flüssig schreibst und Fehler raussuchen muss ich dir glaube ich nicht. Wenn, dann machst du höchstens Tippfehler aber ich habe beim Lesen jetzt keine gesehen. Ich fand es spannend zu lesen, wie du das aus Sicht eines Pokémon beschreibst. Wenn man einfach nur sein Game spielt dann überlegt man sich gar nicht, ob das Pokémon gefangen werden will oder nicht. Entweder man fängt es, oder eben nicht...So wie du das geschrieben hast konnte ich mit Trasla mitfühlen und mitleiden, weil es einfach nur seine Ruhe wollte.


    Jemand, der so sanftmütig ist, sollte in Ruhe gelassen werden. Ich sehe darin auch Eigenschaften von dir :3 ich kenne dich auch als jemanden, der sehr ruhig und sanft ist und sich nur wehrt, wenn es wirklich nötig ist. Trasla hat sich bis zum Schluss nicht gewehrt sondern musste verteidigt werden- jetzt wirft das Ganze natürlich sehr viele Fragen auf. Das mag ich an Open-End Geschichten auch. Aber es macht auch neugierig, weil das eher wie eine Einleitung wirkt, muss ich zugeben. (Planst du etwas? Oder war das mal ein Auftakt und daraus wird nichts?) Also wer sind beide Trainer, vor allem, wer ist der Trainer, der Trasla rettet? Und warum rettet er es? Was geschieht wenn Trasla hoffentlich wieder aufwacht? Nettes Detail, dass es sich um ein Shiny handelt, du ahnst vermutlich, wie sehr ich es liebe. Weil Blau natürlich die beste Farbe ist, das muss man sagen. Die Dialoge gegen den Schluss sind teilweise nicht ganz deutlich, d.h. Es ist stellenweise verwirrend, wer spricht. Aber das Detail, dass die Pokémon sprechen sagt mir sehr zu. In Zukunft könntest du darauf achten, dass du bei Dialogen (gerade bei schnellem Wortwechsel) etwas deutlicher wirst und mehr Abwechslung noch reinbringst. Ansonsten kann ich bei dir wie so oft nichts bemängeln- tolle Geschichte!


    „Diese Kinder”, seufzte die Stimme

    Was könnte ich da noch gross anfügen? ;-D
    Bis bald ♥

  • Oh my, schon wieder drei Kommis, womit hab ich das verdient? #^^#


    Vielen lieben Dank an @Rusalka, @Sheogorath und @Lauriel für eure Mühen! Alle Kommis haben mir sehr große Freude bereitet.





    Als Update gibt es eine kleine Vorschau auf eine Geschichte, die ich im Mai veröffentlichen werde. (: Deshalb dachte ich mir, ich zeig schon mal zur Promotion den Anfang. Zur Entstehung der Geschichte hab ich in diesem Topic schon bissl was geschrieben -- jeweils in den Spoilern: eins, zwei, drei. Und in diesen Posts konnte man sogar schon was lesen: vier, fünf. Allzu viel will ich auch gar nicht dazu sagen, dafür hab ich ja später den Startpost der Story. ;) Hier aber die ersten 1,8k der Geschichte. Viel Spaß beim Lesen!



    Wunschstern


    Teil eins: Feuerfuchs


    Meine Rasse ist verhasst. Deshalb leben wir abgeschieden von anderen für uns selbst. Wir bilden keine Gruppen, denn das würde nur die Gefahr für unser Leben erhöhen. Einige bilden Paare, leben gemeinsam an Orten, die so weit weg von unseren Feinden sind, dass sie uns nicht erreichen können. Die Einsamkeit hat mein Volk stolz und stark gemacht. Und misstrauisch. Ich erinnere mich daran, wie meine Eltern die Vögel fürchteten, weil sie Späher sein könnten. Wir begegnen jedermann mit Vorsicht. Unser Vertrauen muss hart erkämpft werden und manchmal reicht es nicht einmal für unsere eigenen Artgenossen.
    Ich sollte sie gewöhnt sein, diese Lebensweise. Die ständige Einsamkeit, das fehlende Vertrauen in andere. Aber ich bin es nicht. Mein ganzes Leben kenne ich nichts anderes und doch scheine ich als einziger darunter zu leiden. Jedenfalls denke ich das, eigentlich bin ich mir gar nicht sicher. Ich weiß nicht, wie es ist Gesellschaft zu haben, aber manchmal frage ich mich, wie es wäre. Aber vielleicht ist das auch nur ein Ausdruck von Schwäche.


    Tinterne Dunkelheit erfüllte den Himmel. Ein fast voller Mond glühte zwischen den Wolken auf, die vom Wind weiterbewegt wurden. Scheu funkelten einige Sterne zwischen den Fetzen hervor, nur um im nächsten Moment verdeckt zu werden. Stille lag über den schroffen Berggipfeln und die Kälte sammelte sich in den Tälern. Schließlich erhob sich ein Lichtschein im Osten und schickte sein Licht über den Himmel. Die Finsternis verblasste langsam und aus dem tiefen Schwarz wurde ein unwirkliches Grau. Einige Zeit verging und ein goldener Schimmer breitete sich aus und färbte die Wolken purpur. Je stärker das Licht wurde, desto kräftiger wurde die Farbe, wandelte sich in ein zartes Rosa und schließlich in ein kräftiges Orange. Die tinterne Schwärze wich aus dem Himmel, wurde an den Rand des Westens gedrängt, als der Mond sein Glühen verlor und das Funkeln der Sterne überstrahlt wurde. Doch noch schirmten die gewaltigen Berggipfel das Licht von den Tälern ab, während die Farbe des Himmels von der Dunkelheit ausgewaschen wurde und wieder in einem hellen Blau leuchtete.
    Die Sonne kämpfte sich ohne Hast vor und als ein Stück von ihr schließlich zwischen zwei Gipfeln hervorlugte, strahlte ihr Licht über die Berge. Weißer Schnee glänzte auf den höchsten Zinnen und ein goldener Schimmer überzog das graue Gestein. Die Unebenheiten im Fels warfen harte Schatten und die Dunkelheit verkroch sich in den Tälern. Als die Wolken ihre Farbe verloren und rein gewaschen über den Himmel zogen, wurden die bewaldeten Berghänge und die Wiesen in Licht gebadet und auch die letzte Finsternis musste weichen. Mit der Sonne kam die Wärme und die Kälte stieg als Nebelwolken aus den dunklen Wäldern. Mit fröhlichem Gezwitscher begrüßten die Vögel den neuen Tag, sangen Lobgesänge an das Licht und Liebeslieder an das Leben. Das geschäftige Treiben in den Dörfern war jedoch zu weit weg, um von ihm gehört zu werden. Die Weiden des Viehs zu weit entfernt um die Ruhe seines Schlafes zu stören. Erst als die Sonne seine Pfoten kitzelte und er die Gesänge der Vögel wahrnahm, erwachte er. Ein weiterer Tag war angebrochen.
    Er hob den Kopf und gähnte mit weit aufgerissenem Maul. Noch etwas schlaftrunken erhob er sich auf seine vier Pfoten und streckte seine Glieder. Mit langsamen Bewegungen trat er aus dem Schatten in die frühe Morgensonne vor seiner Höhle. Er reckte sich noch einmal und genoss für einige Herzschläge die Wärme auf seinem schneeweißen Fell.
    Vom Eingang seiner Höhle aus, hatte er einen guten Blick auf das Tal. Der Wind wehte das Geräusch mehrerer Glocken zu ihm hoch und er erkannte eine Gruppe kleiner Punkte, die einen Hang hinaufgeführt wurde. Vom Klang her, konnte er sagen, dass es eine Herde Miltank sein musste.
    „Damit gibt es heute keine Magobeeren. Schade”, ging es ihm durch den Kopf, als er den schmalen Weg von seiner Höhle zu einer Anhöhe hinunter ging. Einige Nagelotz steckten die Köpfe aus ihren Erdhöhlen und beäugten ihn aus aufgerissenen Augen, blieben aber stumm. Die Kleinstein ließen sich noch die Sonne auf ihren Körper scheinen und regten sich selbst dann nicht, wenn ein Rattfratz über sie hinüberlief. Die kleinen Nager huschten immer wieder durch das Gras auf der Suche nach Essbarem. In einem leichten Lauf überquerte er das Plateau — die anderen Bewohner ignorierten ihn, so wie er sie großzügig übersah. Er hatte vor langer Zeit aufgegeben ihnen zu misstrauen, aber das bedeutete nicht, dass er ihnen vertrauen konnte. Und ihr Vertrauen hatte er sich auch nicht verdient. Aber so wie es war, empfand er es als gut. Zumindest kannte er es nicht anders.
    Er wusste von einem steilen Pfad, der von dem Plateau in einen Wald führte, der in der Nähe des Tals lag. Der Forst war ungenutzt, da ihn eine hohe, steile Felswand von der Ebene abgrenzte die schließlich ins Dorf hinabfiel. Die Menschen hatten kein Interesse an den alten Bäumen dort und das kam den Pokémon nur sehr gelegen. Vor allem ihm — ein Zusammentreffen mit einem Menschen würde für jemanden seiner Art nicht gut ausgehen. Mit sicheren Schritten folgte er dem schmalen Pfad bergab, sprang über größere Felsbrocken und war auf der Hut vor gelockerten Steinen. Obwohl er diesen Weg kannte, so war er jedes Mal vorsichtig und konzentriert. Aus wachsamen roten Augen musterte er die Umgebung, beobachtete den Vogelflug am Himmel und die Bewegungen an den entfernten Bergweiden der Menschen. Auf halbem Weg zum Wald entsprang eine Quelle und er hielt dort für einen Moment, um zu trinken. Das Wasser war ganz kalt als er es gierig aufleckte. Er erhob sich und wollte weiter dem Pfad folgen, als ihn etwas stoppen ließ. Verwundert hob er den Kopf und schnüffelte. Der Wind hatte sich gedreht und trug eine merkwürdige Ahnung mit sich, wie er das Gras bewegte.
    Sein schwarzes, sichelförmiges Horn schien auf die Veränderung zu reagieren und etwas drängte ihn zu einem bewaldeten Hang in der Nähe der Bergweiden. Er kannte solche Gefühle — er hatte sie oft. Es lag in seiner Art Dinge zu spüren die geschehen werden. Nur konnte er selten sagen, wann sie geschehen würden. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass es einige seiner Rasse schafften genau vorherzusehen wann etwas passierte, aber darin hatte sich schon lange niemand mehr geübt. Wozu auch? Diese Fähigkeit war immerhin der Grund für den Hass der auf seiner Art lag. Er wollte es ignorieren. So wie er schon mehrere Male zuvor der Ahnung nicht nachgegangen war. Doch dieses Mal schien es stärker als jemals zuvor zu sein. Das konnte nur bedeuten, dass etwas besonders Schlimmes passieren würde oder aber, dass es sehr bald geschah. Obwohl sein Hunger ihn zu dem bekannten Wald trieb, schlug er einen anderen Weg ein und hielt auf den Hang zu, zu dem es ihn zog.


    Die Umgebung raste an ihr vorbei, als sie sich ihren Weg durch das Unterholz bahnte. Ihr Herz klopfte wild, während sie immer weiter lief. Sie konnte ihre Verfolger hinter sich hören, wie ihre schweren Schritte Zweige zerbrachen und das trockene Laub aufwirbelten. Geschwind schlug sie ein paar Haken, versuchte sie in einer Gruppe dichtstehender Birken abzuhängen oder zu verlangsamen, aber ihre Versuche schienen nicht erfolgreich zu sein. Sie konnte immer noch die verzerrte Stimme hinter sich hören, die unbekannte, aber laute Befehle gab. Vor ihr tauchte plötzlich ein umgestürzter Baumstamm auf, der ihr den Weg versperrte. Für einen schnellen Herzschlag dachte sie daran anzuhalten und um ihn herum zu laufen, aber das würde ihren Verfolgern nur die Möglichkeit geben, sie zu erwischen. Also gab es nur eine Möglichkeit.
    Sie versuchte noch etwas schneller zu laufen und stieß sich kurz vor dem Stamm vom Waldboden ab. Für einen kurzen Moment schwebte sie in der Luft, unter ihr die verwitterte Borke und vor ihr der Weg aus dem Forst. Ihr goldgelbes Fell setzte sich deutlich von der Umgebung ab und ihre sechs Schweife folgten ihr wie eine Schleppe. Im Augenwinkel bemerkte sie plötzlich ein helles Licht, welches sich schnell auf sie zubewegte.
    Der Schmerz explodierte in ihrer Flanke, als die sichelförmige Energie sie im Sprung traf und mehrere Sprünge von dem Baum fortschleuderte. Voller Pein jaulte sie auf und blieb für einige Herzschläge zitternd am Boden liegen. Wimmernd rappelte sie sich auf die Pfoten, ihr rechtes Hinterbein angehoben, um es nicht zu belasten. Keuchend stand sie zwischen zwei Fichten und sah ihre beiden Verfolger auf sich zukommen.
    „Jetzt haben wir dich”, wandte sich das Klingen-Pokémon an den Fuchs. Abwehrend knurrte sie ihr Gegenüber an und stellte ihre sechs Schweife auf.
    „Du hast es erwischt! Gut gemacht, Galagladi”, lobte der Mensch seinen Begleiter, welcher daraufhin kurz nickte. „Also gut, wie machen wir das jetzt am Besten …”, begann der Trainer und fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch die Haare. Er schien unsicher über sein weiteres Vorgehen zu sein.
    Sie verstand nicht was dieser Mensch von ihr wollte und warum er sie so lange mit seinem Galagladi gejagt hatte. Aber die Attacke machte deutlich, dass er kämpfen wollte — nur wollte sie es nicht. Während ihre Verfolger bewegungslos dastanden testete sie vorsichtig, ob sie ihr rechtes Hinterbein belasten konnte. Es tat etwas weh, aber das konnte sie aushalten. Mit einem entschlossenen Ruf spie sie den Beiden etwas Feuer entgegen und nutzte die Überraschung um zu fliehen. Geistesgegenwärtig stellte sich Galagladi vor seinen Trainer und beschwor einen schützenden Schild auf, der sie vor der Attacke abschirmte. Nachdem die Flammen sich aufgelöst hatten, sprintete das Klingen-Pokémon auf Befehl seines Trainers nach vorn, um die Verfolgung wieder aufzunehmen.
    Sie kam langsamer voran als zuvor, hatte sich aber einen guten Vorsprung durch ihre Attacke verschaffen können. Doch ihr Weg endete abrupt vor einer Felswand, die hinter einigen Bäumen aufgetaucht war. Sie bremste scharf ab und stand schwer atmend vor dem Hindernis. Die Schritte ihrer Verfolger und ihre Rufe wurden wieder lauter.
    „Wohin? Wohin?”, schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Beine zitterten und Erschöpfung machte sich in ihrem Körper breit. Sie fühlte sich so müde, dass sie nicht wusste, ob sie überhaupt noch die Kraft hatte weiterzulaufen. Aber hatte sie dann überhaupt die Kraft zu kämpfen? Dem Fluchtinstinkt folgend sprintete sie nach rechts — irgendwo musste es doch einen Weg geben! Doch im Augenwinkel blitzte ein helles Licht auf und eine Energiesichel schoss auf sie zu. Sie bremste scharf und rannte zurück, während die Attacke in das Gestein krachte. Aber auch der Weg nach links wurde ihr versperrt, als eine weitere Psychoklinge sie beinahe getroffen hätte und sie zum Umkehren zwang.
    „Es ist zwecklos, du sitzt in der Falle”, sagte das Galagladi triumphierend, welches nun einige Sprünge von ihr entfernt auftauchte. Seine grünen Klingen leuchteten, aber sie war unsicher, ob das noch von den Psychoklingen zuvor war oder bereits auf die nächsten Attacken hindeutete. Sie kauerte sich auf den Boden und knurrte ihr Gegenüber mit zurückgelegten Ohren feindselig an.
    „Verschwindet endlich und lasst mich in Ruhe!”, bellte sie aufgebracht, aber das schien den Krieger vor ihr gar nicht zu beeindrucken.
    „Haben wir dich!”, bemerkte der Trainer entschlossen, als er den Platz vor der Felswand erreichte.

  • Hallo Cynda,


    die Voraussicht auf Wunschstern lockt schon ziemlich stark mit dem Anfang. Absol als Protagonist ist darüber hinaus auch einmal etwas Neues (da es sonst meist als Nebencharakter vorkam), weil du hier nicht bewusst die Sicht der Menschen auf das Pokémon hervorhebst, sondern seine eigene Sicht auf die Dinge. Dass die gezwungenermaßen durch die Menschen und auch teils der anderen Pokémon beeinflusst wurde, ist in dem kurzen Abschnitt durchaus erkennbar. Interessant jedenfalls, dass dieses Detail auch die Pokémon erkannt zu haben scheinen; das macht die Aufmachung frisch. Grundsätzlich bleibst du hier aber auch recht neutral mit der Darstellung. Du erwähnst ein paar Eigenheiten, dass Absol alle anderen ignoriert und lässt den ganzen Abschnitt noch dazu mit einem richtig malerischen Blick über die Umgebung einleiten. Da das quasi dein Markenzeichen ist, sollte mich das nicht überraschen. Für den Anfang möchte ich aber auch noch sagen, dass du aufpassen solltest, nicht zu sehr in Düsternis abzudriften. Die Egal-Haltung und Ablehnung gegenüber Absol lässt schon mal durchblicken, dass da wohl einiges passiert ist, aber es lädt eben auch ein, mehr Drama aufzubauen als vielleicht nötig ist. Eine gute Balance ist hier also zu empfehlen.
    Vulpix als Gegenpart ist ebenfalls eine interessante Wahl, auch wenn mich zuerst das goldgelbe Fell in Kombination mit den sechs Schweifen verwundert hat. Entweder ist es also ein Vulpix oder ein Vulnona. Jedenfalls baust du in diesem Abschnitt nach der ruhigen Szene und Absols Wahrnehmung eine hektische Verfolgungsjagd ein, die mit sich einiges an Atmosphäre bringt und bei der man auch noch nicht genau weiß, warum eigentlich. Vermutlich handelt es sich um einen Pokémon-Jäger. Wie auch schon bei der Trasla-Geschichte weiter oben ist hier wieder erkennbar, dass Galagladi nicht zu Kompromissen bereit ist. Hier ist es allerdings deswegen nachvollziehbar, weil es als voll entwickeltes Pokémon an seinen Trainer schon gewöhnt ist und daher wohl auch die Sichtweise besser teilt als das noch junge Fiffyen mit seinem Trainer. An dieser Stelle dann abzubrechen war schon fies, aber man will sich ja auch etwas für später aufheben, hm?


    Wir lesen uns!

  • Hey Maus,


    Ich lass mich ungern vorher spoilern, dafür nehme ich mir jetzt umso lieber den Text vor und freue mich, wenn du die Story dann veröffentlichst! Ich lese immer gerne Neues von dir <3


    Toller Titel, gleich vorweg. Wie mans von dir gewohnt ist lässt du die Leser zuerst an der malerischen Landschaft teilhaben und da muss ich dir lassen, dass du es drauf hast, dich dabei nicht zu sehr im Detail zu verlieren. Allerdings habe ich dir in früheren Geschichten/Texten schon geraten, dass du aufpasst, die Dinge zu beschreiben, die wirklich von Bedeutung sind und nicht „nur“ die Umgebung. Manchmal wäre es auch interessant, wenn du das Hauptaugenmerk mal auf die Gefühle, den Charakter oder die Gedanken von Protagonisten legst anstatt auf den Wald drumherum, doof gesagt. Dass du Meisterin im beschreiben bist wissen wir alle- einfach top. Da sehe ich jetzt zum Beispiel einen Unterschied zu dem Text, den du mir privat gezeigt hast vor ein paar Tagen. Je nachdem worüber du schreibst machst du mal mehr, mal weniger an Beschreibungen. Ich denke, das zeigt einmal mehr, dass Pokémon dein Gebiet ist, da fühlst du dich wohl. Ich bin deshalb immer besonders gespannt, wenn du dich mal an Dinge wagst, in denen du dich nicht so sicher fühlst. (Das sollte ich auch öfter tun).


    Absol als Hauptchara finde ich sehr spannend und ich hab auch ein paar Sätze gebraucht um zu merken von welchem Pokémon du da sprichst. Es gilt ja bei den Menschen eher als Unheilbringer soweit ich weiss und daher scheint die Wahl ganz passend. Warum es aber so düstere Gedanken hat wissen wir noch nicht...ich finde es aber toll, dass du die Pokémon so reflektierend hinstellst, ich dachte ganz am Anfang, du schreibst von Menschen ;) Einzig das Wort „Rasse“ gab den Hinweis auf Tiere. Ich bin noch nicht so ganz schlüssig, worauf die letzte Szene abzielt (abgesehen davon, dass das Kleine in Bedrängnis ist) und du einen ganz fiesen Cliffhanger hinbekommen hast. Ich wäre aber sehr gespannt, wie es weiter geht (damit hast du dein Ziel erreicht). Lass es mich wissen, wenn du mehr veröffentlichst!


    Vulpix als Gegenpart ist ebenfalls eine interessante Wahl, auch wenn mich zuerst das goldgelbe Fell in Kombination mit den sechs Schweifen verwundert hat. Entweder ist es also ein Vulpix oder ein Vulnona

    Hatte denselben Gedanken.


    <3

  • Mir war heute nach einem kleinen Update und deshalb gibt's einen kleinen Text. (:
    Doch zuvor freu ich mich drauf, auf die Kommis einzugehen! Vielen lieben Dank an @Rusalka und @Lauriel — ihr seid einfach zu lieb zu mir!



    Irgendwann letztes Jahr war in der Wettisaison hier im Bereich, das Thema „Fabeln“ und nachdem ich eine Phase hatte, wo ich in meiner Mittagspause sehr viel zu Fabeln und Märchen recherchiert hatte, hatte ich Lust bekommen mitzumachen. Ich hatte mir eine vielleicht weniger bekannte Fabel herausgesucht: The North Wind and the Sun und mir da zwei passende Pokémon genommen, um diese Fabel darzustellen. Inspiration unter anderem war das Bild in dem Wikieintrag mit dem Wanderer und der letzte Satz ist natürlich inspiriert von Michael Endes "Die Unendliche Geschichte". (:
    Viel Spaß dabei!


    Ehrensache


    Vor langer, langer Zeit, als die Welt noch jung war und die Pokémon die Menschen noch als ihre Freunde betrachteten und nichts von ihnen fürchten mussten, da gerieten zwei Pokémon in Streit. Eines von ihnen war ein großes, starkes Washakwil, dessen mächtiger Flügelschlag in der Lage war einen ganzen Baum zu entwurzeln. Das andere war ein großes Tornupto, dessen gewaltiger Feuerkranz so heiß wie Lava brennen konnte. Aber wie waren die beiden in Streit geraten?
    Nun, es begab sich, dass Washakwil eines Tages über eine weite Ebene flog und unter sich ein Tornupto entdeckte, welches durch die Landschaft wanderte. Das große Vogel-Pokémon sank herab, grüßte den feurigen Kameraden und fragte ihn: „Wohin des Wegs?“
    Darauf antwortete das Feuer-Pokémon: „In die Berge, um den Legendären Vogel Lavados zu treffen. Man sagt, er würde jedem Besucher ein Geschenk machen!“
    Washakwil war äußerst überrascht über das Reiseziel des anderen, gleichzeitig aber auch sehr erbost. Wie konnte ein am Boden gefesseltes Lebewesen es wagen den Legendären Vogel zu belästigen?
    „Da kannst du gleich wieder kehrt machen“, erwiderte das Kühnheit-Pokémon. „Nur flugfähige Pokémon dürfen den Legendären Vogel besuchen.“
    „Das ist nicht wahr!“, rief Tornupto aus. „Die Legendären Pokémon machen keine Unterschiede!“
    „Da muss ich dich enttäuschen“, entgegnete Washakwil stolz. „Obwohl ich den Weg kenne, den du nehmen musst, um ihn zu treffen.“
    „Ist das wahr?“, wollte das Feuer-Pokémon wissen und blieb stehen. „Wo muss ich hingehen?“
    Das große Vogel-Pokémon landete und reckte seinen Kopf in die Höhe. Es freute sich über die Aufmerksamkeit des Tornupto, dachte aber nicht daran diesem zu helfen.
    „Ich sagte doch, ein Erdbewohner wird Lavados niemals sehen. Es ist zwecklos mich zu bitten.“
    „Wieso bist du so stolz und willst mir nicht helfen mein Ziel zu erreichen?“, fragte das Vulkan-Pokémon verständnislos.
    „Weil du nicht würdig bist. Sieh dich an! Dieser plumpe Körper, diese Unfähigkeit zu fliegen! Allein dein Wunsch den Legendären Vogel zu sehen ist eine Anmaßung. Niemals würde ich jemandem wie dir helfen!“
    „Ich muss nicht fliegen können“, entgegnete Tornupto gefasst. „Ich bin stark genug, um jeden Berg zu erklimmen, auf dessen Gipfel sich Lavados befinden mag.“
    „Stark? Du?“, lachte Washakwil laut auf. „Du bist nur schwer. Das hat nichts mit Stärke zu tun! Wärst du stark, könntest du fliegen, so wie ich.“
    „Aber fliegen zu können hat auch nichts mit Stärke zu tun!“, erwiderte das Feuer-Pokémon wütend. „Kämpf gegen mich und ich beweise dir meine Stärke!“ Da richtete sich Tornupto zu voller Größe auf und überragte das Vogel-Pokémon. Washakwil wusste, dass es einen Zweikampf unmöglich gewinnen konnte und lehnte ab.
    „Du würdest mich mit deinem Feuer verbrennen und das wäre kein fairer Kampf.“
    Dies sah Tornupto ein und überlegte. Er musste Washakwil beweisen, dass er würdig war, den Legendären Vogel Lavados zu treffen. Aber wie konnte er das nur anstellen? Nach einigem Überlegen schlug er vor: „Lass uns dies auf eine andere Art als im Zweikampf lösen.“
    „Einverstanden. Was schlägst du vor?“, erwiderte das Vogel-Pokémon sichtlich interessiert. Er war sich sicher, dass seinem Gegenüber nichts einfallen würde.
    „Sag mir“, begann Tornupto vorsichtig, „wenn ich dir beweise, dass ich würdig bin den Legendären Vogel zu treffen, wirst du mir dann helfen?“
    Washakwil überlegte eine Weile, antwortete aber schließlich: „Wenn du dich für würdig erweist, dann werde ich dir helfen.“ Er hatte schon bemerkt, dass es dem Feuer-Pokémon ernst war und nun wollte er testen, was dem anderen einfallen würde, um sich als ehrenhaft herauszustellen. Tornupto blickte sich um und entdeckte in einiger Entfernung einen Wanderer. Der Mensch trug einen weiten Mantel aus Stoff um die Schultern und einen langen, geraden Stab in der Hand. Und da kam dem Feuer-Pokémon eine Idee.
    „Siehst du diesen Mensch dort?“
    „Ja, ich sehe ihn. Was ist mit ihm?“, wollte das Kühnheit-Pokémon verwundert wissen.
    „Du und ich wissen, dass Legendäre Pokémon dafür bekannt sind mit den Menschen umzugehen, ohne, dass man sie sieht.“
    „Das ist richtig.“
    „Jeder von uns wird das jetzt tun und somit seine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Wir werden beide versuchen diesen Mensch dazu zu bringen seinen Mantel auszuziehen. Dabei dürfen wir diesen jedoch nicht beschädigen und dürfen von dem Mann auch nicht gesehen werden. Wem dies gelingt, der hat seine Würdigkeit bewiesen“, erklärte Tornupto seine Idee.
    „Und das bedeutet, wenn ich es schaffe, dass du deine Reise aufgibst“, forderte Washakwil sogleich.
    „Richtig“, erwiderte das Feuer-Pokémon. „Sollte aber ich es schaffen, so sagst du mir, wohin ich gehen muss.“
    „Einverstanden!“ Und mit diesen Worten schlug das Vogel-Pokémon mit seinen großen Schwingen und erhob sich in die Lüfte. Er wusste bereits, was er tun musste, um diesen Menschen dazu zu bringen den Mantel aufzugeben. Sein Kontrahent dagegen ging gemächlichen Schrittes näher an den Menschen heran und hielt sich in Deckung auf, um nicht entdeckt zu werden.
    Als Washakwil schließlich den Menschen erreicht hatte, da blieb er mit heftig schlagenden Flügeln in der Luft stehen und blies dem Mann einen kräftigen Windstoß entgegen. Verwundert über die plötzliche Heftigkeit des Windes klammerte der Mensch sich an Mantel und Stab und stemmte sich gegen die Böen. Tapfer ging er weiter und ließ sich nicht aufhalten. Wie toll flatterte der Stoffmantel im Wind, doch der Griff des Wanderers war stark genug, um ihn festzuhalten. Immer heftiger schlug Washakwil mit seinen Schwingen und immer heftiger wurden die Windstöße, doch egal, wie stark diese auch waren, er schaffte es nicht den Mann dazu zubringen seinen Mantel auszuziehen. Nach einiger Zeit war das große Vogel-Pokémon müde und musste verärgert aufgeben. Er schimpfte auf den Wanderer und kreiste über ihm. Nun war er sehr gespannt, was Tornupto wohl anstellen würde.
    Erschöpft von dem heftigen Wind, der das Laufen erschwert hatte, setzte sich der Mann unter eine große Eiche, die in der Nähe wuchs. Er wollte ein wenig rasten und lehnte sich an den mächtigen Stamm des Baumes. Das Feuer-Pokémon näherte sich vorsichtig und duckte sich ins Gras. Schließlich schloss der Mensch die Augen und hielt dabei Stab und Mantel fest umklammert. Er wollte sichergehen, dass er nicht wieder vom Wind überrascht werden und ihm dieser doch seinen Mantel entreißen würde. Als Tornupto sicher war, dass der Mensch schlief, wagte er sich noch ein wenig näher und versteckte sich hinter dem Stamm der Eiche. Dort ließ er seine Flammen aus seinem Nacken schießen und erwärmte die Luft. Regungslos blieb das Feuer-Pokémon versteckt und wartete ab. Nach einer Weile hörte er, wie sich der Mensch im Gras bewegte.
    Die Wärme hatte den Wanderer im Schlaf überrascht und obwohl diese zunächst angenehm war, wurde es ihm nun zu heiß. Er erhob sich und zog seinen Mantel aus, bevor er sich wieder an den Stamm lehnte, um noch ein wenig weiter zu rasten. Als Tornupto nur mehr die gleichmäßigen Atemzüge des Wanderers hören konnte, da ließ er seine Flammen verschwinden und wagte sich vorsichtig um den Stamm herum. Mit einem freudigen Grinsen entdeckte er, dass der Mensch seinen Mantel ausgezogen hatte. Der Plan des Feuer-Pokémon war erfolgreich gewesen!
    Eilig huschte Tornupto von dem Mann fort und auf Washakwil zu, der in einiger Entfernung im hohen Gras gelandet war.
    „Du hast gewonnen und deine Ehre bewiesen“, wandte sich das Vogel-Pokémon an den feurigen Kameraden. „Ich war zu blind vor stolz, um dies zu sehen.“
    „Vielen Dank“, erwiderte Tornupto und verkniff sich eine weitere Bemerkung. Er wollte Washakwil nicht beleidigen, denn dieser hatte in seinen Augen die Stärke eines würdigen Vogels bewiesen.
    „Nun folge mir, ich will mein Wort halten und dir den Weg zum Legendären Vogel Lavados zeigen!“
    Mit diesen Worten schwang sich Washakwil in die Luft und Tornupto folgte ihm im vollen Lauf. Die beiden ungleichen Reisegefährten sollten noch einiges auf ihrem Weg zu Lavados erlegen. Doch dies ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

  • Ahoy, Matey. Hab mir mal "Ehrensache" durchgelesen und wollte mal meinen Kommentar dazu da lassen.
    Fehler sind da bemerkenswert wenige drin, hauptsächlich zu-Konstruktionen, bei denen Kommas fehlen, und das hier:

    „Ja, ich sehe ihn. Was ist mit ihm“, wollte das Kühnheit-Pokémon verwundert wissen.

    Und da müsste dann noch ein Fragezeichen hin, meine ich.


    Abgesehen davon ist das Übertragen einer Fabel ins Pokémonuniversum eine schöne Idee. Die für ein solches Schriftstück typische Waghaftigkeit von Umgebung und Motivation würde mich normalerweise stören, aber wie gesagt, für eine Fabel kommt das ganz passend. Das Einzige, was ich ändern würde, wären vielleicht die Pokémon - in der ursprünglichen Fabel sind es die Sonne und der Wind, weswegen gerade Lugia und Ho-Oh da ein gutes Gegnerpaar machen würden, und die ganze Geschichte auf eine legendäre Ebene heben würden. Washakwil und Tornupto funktionieren gut, aber - subjektiv - sind es eher schwache Pokémon, weswegen da irgendwie ein wenig der Pfeffer fehlt. Die Beschreibung ihrer Macht am Beginn ist gut gelungen, aber ich hab zu lange im CP-Bereich gesessen, und dort sind die beiden leider Monster, die man für gewöhnlich nicht ernst nimmt. Zu fragil, zu niedrige Defensive. Darum fällt es mir schwerer als anderen Lesern, diese enorme Stärke bei den beiden zu verstehen. Gleichzeitig muss man jedoch dann die Motivation der "Sonne" verändern, wenn man stärkere Pokémon nimmt, weil es sonst wenig Sinn macht, dass z.B. Ho-Oh unbedingt eine Audienz bei Lavados will. Objektiv wiederum ist es dir hier hervorragend gelungen, passende Äquivalente der Fabelgestalten zu finden und die Pokémon ihre jeweilige Stärke ausspielen zu lassen, wobei Washakwil hier von vornherein keine Chance hatte.


    Wie auch immer, bin sehr gespannt darauf, was die beiden wohl bei Lavados erwartet, und ob du dort noch weitere Fabeln übersetzt, den Aufmacher hast du ja nun etabliert. Vielleicht tauchen ja auch noch ein paar Wassermons auf. Man sieht sich!


    mfg
    #shiprekt

  • Oh wow, ich war ja ziemlich gut darin dieses Topic zu vernachlässigen. Aber das soll sich jetzt ändern -- hoffe ich.
    Erstmal ein Danke an @#shiprekt für deinen Kommi zu meiner Fabel.


    Sou, das folgende Werk hab ich eine Weile hinausgezögert hier zu posten, weil ich einfach nicht wusste, wie ich all meine Gedanken, die zur Entstehung der Geschichte führten, aufschreiben soll, ohne eine WoT ohne gleichen zu schreiben. Also versuch ich mich an einer Liste und beschränke mich auf das Wesentliche. ;)
    Und zwar geht es um das Drama, das ich für den diesjährigen Drama-Wetti geschrieben habe. Ursprünglich wollte ich gar nicht teilnehmen, weil ich von der Textform keine Ahnung habe, aber @Rusalka hat mich dazu gedrängt es zumindest zu versuchen. Und ich hatte eine Menge Spaß dabei!
    Nun das Trivia.

    Ich denke, das müsste soweit alles gewesen sein. Wie gesagt, zur Entstehungsgeschichte könnt ich viel erzählen, aber das dürften noch so die interessantesten Infos sein. Nachdem ich inzwischen relativ häufig Österreich besuchen darf, kenn ich das Gefühl in einem anderen Land zu sein, dass sich aber erstmal nicht wirklich "fremd" anfühlt. Immerhin ist Österreich auch deutschsprachig, auch wenn das Österreichische eine eigene Klangfarbe und eigene Begriffe hat. Und ich denke, irgendwie wollte ich das wohl ausdrücken -- in meiner ursprünglichen Idee, zusammen mit ausschweifenden Beschreibungen der herrlichen Landschaft, die es natürlich nicht ins Drama geschafft haben. Letztendlich war es aber eine interessante Herausforderung eine komplett neue Textsorte auszuprobieren, vor allem, an einer Idee, die gar nicht dafür gedacht war.



    Herbergssuche


    Personen:
    AMANDA, eine Reisende aus einem anderen Land, unterwegs mit
    SASCHA ihrem fuchsfarbenen Noriker
    Ein BAUER, den beide auf dem Weg treffen
    HERR SENNER und FRAU SENNER, die einen abgelegenen Gasthof betreiben
    wo sie mit ihrem Sohn SAMUEL leben



    ERSTE SZENE — Treffen auf der Straße


    In Zeiten politischer Machtkämpfe zwischen den Königshäusern der Länder ist Amanda auf ihrem Hengst Sascha unterwegs. Sie stammt aus dem Land Arcadaya und hat auf ihrer Reise die Landesgrenze zu Ziln überschritten. Es nieselt leicht und ist später Nachmittag. Sie hat gerade ein Dorf durchquert, wo sie sich nach einer Unterkunft umgeschaut hatte, doch dort war bereits alles belegt. Nun folgt sie weiter der Dorfstraße zum nächsten Ort.
    Dort kommt ihr ein Bauer auf dem Heimweg entgegen.



    Amanda (höflich)
    Grüß Gott, der Herr.


    Bauer
    Ja, bist deppert! Eine aus Akad’ja. Du traust dich was!


    Amanda (verwundert)
    Woher wissen Sie das?


    Bauer (selbstverständlich)
    Anschaun muss man dich bloß. Das erkennt hier jeder, dass du ned von hier bist.


    Amanda
    Sagen Sie, wissen Sie noch einen Gasthof? Hier im Dorf waren schon alle voll.


    Bauer
    Unterschlupf suchst, was? Ja, da kann ich dir leider ned viel helfen. Das nächste Dorf ist drei Stunden entfernt. Und ob da noch was frei ist, glaub ich eher ned.


    Amanda
    Sonst gibt es keine Höfe dazwischen?


    Bauer
    Ja, doch scho. Die Senners wohnen da droben aufm Hügel. Aber die sind bestimmt auch schon voll heut. Bei dem großen Fest morgen kommen alle Familien aus der Umgebung. Nein, Platz werden die keinen mehr habn.


    Amanda
    Schönen Dank, werter Herr, ich werde dort nachfragen.


    Bauer (laut)
    Bist du wahnsinnig! Mädl, jetzt hör mir mal zu. Selbst wenn jemand noch Platz frei hat, dich lassen sie eh ned rein. Du hast bestimmt Dreck am Stecken. Was würdest du sonst hier machen? Du bist nicht von hier, dir gibt keiner ein Bett für die Nacht.


    Amanda (schnell und höflich)
    Haben Sie einen guten Abend, werter Herr.


    (Amanda schnalzt mit der Zunge und reitet mit Sascha an dem Bauer vorbei die Straße entlang.)


    Bauer
    Eingebildetes Ding! Hätt nur bissl was erzählen müssen und nicht so vornehm daherreden, dann hätt ich vielleicht noch Platz gehabt. Aber ist ned schad um sie. Braucht hier eh keiner.



    ZWEITE SZENE — Auf dem Weg zu dem Gasthof


    (Amanda folgt der Straße, entdeckt auf dem Hügel den Hof. Sie biegt bei einer Abzweigung ein und reitet mit Sascha die Anhöhe hinauf.)


    Amanda
    Ich hatte gehofft, es ist nicht so deutlich, dass ich nicht von hier bin. Meinst du, ich habe so komisch gesprochen?


    (Sascha schnaubt)


    Amanda (besorgt)
    Was soll ich denn machen, wenn die Herrschaften uns wegschicken, weil ich aus Arcadaya bin? Wo sollen wir denn dann hin?


    (Sascha senkt den Kopf, achtet auf den Weg)


    Amanda (fordernd)
    Jetzt sag doch auch mal was!


    Sascha (ruhig)
    Prinzessin, was soll ich dazu sagen? Es verwundert mich nicht, dass man dich als Ausländerin erkennt, wenigstens nur als das! Wüsste man, dass du Thronerbin bist, hätten wir schon die Gendarmerie an den Hufen kleben.


    Amanda
    Ja, das ist wahr. Aber wir können doch nicht immerzu weitergehen. Natürlich ist das eine Flucht, aber doch keine, bis wir beide umfallen!


    Sascha
    Beruhig dich, Prinzessin. Es wird schon werden. Schau! Dort ist der Hof. Ein stattlicher Vierkanter mit hübschen Kirschbäumen auf der Wiese. Noch gibt es Hoffnung! Sie können mich ruhig zu den Kühen stellen; selbst ein einfacher Unterstand tut’s auch. Und genug Silber haben wir jedenfalls, um die Wirte zu bezahlen.


    Amanda
    Du hast Recht. Die Wälder gibt es auch noch. Wir dürfen jetzt nicht anspruchsvoll sein. Wenn mich bloß keiner erkennt, bin ich schon froh!


    (Sascha schnaubt)


    (Amanda steigt ab, führt Sascha zur Tür des Hofes und klopft. Der Regen ist stärker geworden. Die Tür öffnet sich und ein junger Mann steht im Rahmen. Viele Stimmen klingen aus dem Haus nach draußen, vermischt mit dem Klappern von Gläsern und Porzellan.)


    Junger Mann
    Ja, bitte?


    Amanda (freundlich)
    Grüß Gott.


    (Angesichts der jungen Frau vor ihm streicht sich der junge Mann schnell das Hemd glatt.)


    Junger Mann (höflich)
    Grüß Gott, werte Dame. Was führt Sie zu uns?


    Amanda
    Die Hoffnung auf eine Bleibe über Nacht, verehrter Herr. Im Dorf war schon voll und man sagte mir, dass hier vielleicht noch frei wäre?


    Junger Mann (verunsichert)
    Ja … ähm … nun, ich frage mal gschwind. Bitte warten’s kurz.


    (Der junge Mann verschwindet im Haus.)


    DRITTE SZENE — Im Gasthof


    (Der junge Mann läuft durch den vollen Gastraum zur Schänke, wo seine Eltern den Gästen Maßkrüge voll schäumendem Bier und Teller gefüllt mit Fleisch und Knödl reichen. Der Raum ist voller Gelächter und Stimmen.)


    Junger Mann
    Papa, Mama, da steht eine Dame vor der Tür und bittet um Unterkunft.


    Herr Senner
    A Dame sagt’s, Samuel?


    Samuel
    Ja, Papa, sie redet ganz vornehm. Weiß ned, woher sie kommt, hab sie noch nie g’sehn.


    Frau Senner
    A Madl hast g’sagt? Ja, wo san denn deine Manieren, Bub! Kannst sie doch ned im Regen stehen lassn, wo samma denn da! Raus mit dir, lass sie g’fälligst rein und schau, dass sie aus den nassen Kleidern rauskommt.


    Samuel
    Natürlich, Mama. Ich wusst bloß nicht, was tun, weil wir doch nur Stammgäste habn. Und was soll ich mit ihrem Pferd machn?


    Frau Senner (bestimmt)
    Stammgäste hin oder her, im letzten Krieg hamma auch keinen weggeschickt und damit werdn mia jetzt auch ned anfangn.


    Herr Senner (ruhig)
    Stell das Pferd in den Stall. Wir haben ja jetzt bissl Platz seit vor zwei Tag die Martha gstorben is. Wenn’s n Hengst is’ braucht er aber Abstand zum Seppl, ned, dass uns der noch narrisch werd.


    Samuel
    Sehr wohl, Papa.


    (Samuel rennt zurück zur Tür.)


    Samuel
    Entschuldigen’s das Warten ham müssn. Kommen Sie ruhig rein und ziehen Ihren Mantel aus. Darf ich Ihr Pferd in den Stall führen?


    Amanda
    Vielen Dank und sicher, sehr gerne. Sie können mich ruhig Amanda nennen, wenn Sie möchten.


    Samuel (lässt sich von Amanda die Zügel reichen)
    Freut mich, ich bin Samuel, Sohn der Gastwirte.


    Amanda (lächelnd)
    Sehr erfreut, da hab ich ja gleich den Richtigen an der Tür gehabt.


    (Samuel führt Sascha in den Stall. Amanda tritt in den Vorraum und zieht ihren durchnässten Mantel aus. Frau Senner erscheint in der Tür zum Gastraum, wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab und begrüßt das Mädchen.)


    Frau Senner
    Grüß Gott und willkommen im Gasthof „Zum schwarzen Rössl“. Ich weiß, wir habn kein Schildl mehr draußen, des hat’s vor Jahren mal runtergehaun und seitdem san mia noch ned dazu gekommen es wieda aufzumhängen. Ich bin die Frau Senner. Wart, ich nehm dir den nassen Mantel ab.


    Amanda (übergibt den nassen Mantel)
    Sehr erfreut, Frau Senner. Ich bin Amanda und möchte mich sehr bedanken, dass Sie mich hier aufnehmen. Unten im Dorf war schon alles voll und Sie sind wirklich meine letzte Hoffnung gewesen.


    Frau Senner
    Ja, es is morgen unser großes Fest, da sind alle Familien zusammen. Da wird’s ganz schön eng für Fremde, aber wir hier oben habn immer noch was frei.


    (Frau Senner hängt den durchnässten Mantel an einen Garderobenhaken, nimmt einen Metallkübel und stellt ihn drunter. Dabei fällt ihr ein gesticktes Emblem auf dem schwarzen Stoff auf. Das Wappen der Königsfamilie des Landes Arcadaya. Amanda folgt ihrem Blick und erschrickt. Die ganze Zeit hatte sie aufgepasst und nun war ihre Identität mit einem Mal aufgedeckt.)


    Frau Senner (überrascht)
    Des is doch des Wappen der Königsfamilie, ned wahr?


    Amanda (wahrheitsgemäß)
    Ja, verehrte Frau Senner, das ist es.


    Frau Senner (langsam)
    Dann bist du die Tochter des Königs, Prinzessin Amalia vom Hause Schönhofen.


    Amanda
    Das ist richtig, Frau Senner. Ich möchte Ihnen auch keine Schwierigkeiten machen und wenn Sie sich besser fühlen, dann geh ich auch wieder.


    Frau Senner (bestürzt)
    Aber Euer Majestät, was tun Sie denn hier in Ziln? So weit weg vom Schloss und in solch politischen Zeiten?


    Amanda
    Ich bin auf der Flucht vor der Politik meines Vaters, Frau Senner. Zur Stärkung der Bündnisse zwischen Arcadaya und Yebarn möchte er mich mit dem dortigen Prinzen vermählen. Ich versuchte es ihm auszureden, weil in Yebarn doch gerade alles im Umschwung ist und das Königshaus vielleicht nicht mehr lang besteht. Aber er war taub für meine Bedenken. Die Hochzeit war bereits in fünf Tagen, da bin ich heut in aller Früh einfach fortgeritten. Ich bereite Ihnen Probleme, wenn ich hierbleibe, da Sie nun wissen wer ich bin. Und das möchte ich nicht, also werde ich wieder gehen.


    (Amanda will ihren Mantel nehmen, aber die Gastwirtin stellt sich ihr in den Weg.)


    Frau Senner
    Wissen’s Euer Hoheit, der Gasthof hier besteht schon seit drei Generationen. Im Krieg vor drei Jahrn haben wir keinen fortgeschickt, egal ob Soldat aus den eigenen Reihen oder Deserteur unseres Feindes. Wenn ich Sie jetzt gehn lass, verzeih ich mia des nie mehr.


    Amanda (besorgt)
    Aber mein Vater wird überall nach mir suchen!


    Frau Senner
    Das soll er auch. Aber soweit ich weiß, ist in diesem Haus keine Prinzessin Amalia, sondern nur eine Reisende namens Amanda. Und die kriegt jetzt erstmal einen Teller Knödl. Was sagt’s?

  • Sascha kann reden, weil die Geschichte keinerlei Anspruch auf "Realitätstreue" erhebt und wenn Wolfgang Borchert die Elbe als Charakter haben kann, dann kann ich auch ein sprechendes Pferd haben

    Ist jetzt aber nicht so abwegig, in der Geschichte ein sprechendes Pferd zu haben. Das kann man einfach als simples Fantasy-Element ansehen und fügt sich ja auch gut ein.


    Hallo Cynda! Find's schön zu lesen, dass du an deinem ersten Drama viel Spaß hattest und umso interessanter ist nach dem Lesen auch die Trivia, bei der mir erst bewusst geworden ist, wie viele Namen, Begriffe, Umgebungen und was nicht noch alles in diesen Text eingeflossen ist. Da macht es schon Spaß, diese quasi alternative Welt zu erleben und zu bemerken, dass da gar nicht mal so viele Unterschiede bestehen.
    Die Charaktere finde ich allesamt gut gestaltet und haben ihre Motive, auf ihre Weise vorzugehen. Die Prinzessin auf der Flucht, die allerdings auch nicht viel Auskunft über die weitere Vorgehensweise gibt, was aber für den Anfang nicht so schlimm ist. Ehrlich gesagt würde mich dazu eine Fortsetzung interessieren, wie das alles weiter geht und was sie noch erlebt. Frau Senner ist auch wie eine dieser typischen Gastwirtinnen, die man in diesen älter angehauchten Geschichten, aber teilweise auch im realen Leben, wieder findet und die man allein für ihre Art einfach gern haben muss. Keine Kompromisse, nur das Beste und vor allem ein lockerer Humor. Das bietet sich auch zu der eher wehmütigen Stimmung an, dass die Prinzessin auf Reise ist und nur eine Unterkunft sucht.
    Übrigens: Samuel hat im Vergleich einen ziemlich schwachen Akzent bzw. weiß sich bei Amanda entsprechend gewählt auszudrücken. Liegt das einfach am Generationenwechsel oder war das eher unbewusst?


    Ich bin schon gespannt auf deine nächsten Dramen. Wir lesen uns!

  • Heute gibt's mal ein größeres Update mit mehreren Werken, die im Rahmen der tollen Aktion Bild um Bild entstanden sind. (:
    Zuerst freu ich mich aber auf den Kommi von @Rusalka eingehen zu können -- vielen lieben Dank dafür! ^-^


    Mit der Aktion Bild um Bild hatte ich viel Spaß. Es ist seltsam, wie schnell mir manchmal kurze Plots in den Sinn kommen, wenn ich ein Bild anschau. Ich hab oftmals auch nicht viel darüber nachgedacht, sondern einfach runtergeschrieben, vielleicht noch einmal Korrektur gelesen und mehr auch nicht. Etwas untypisch für mich, aber hat viel Spaß gemacht. (:


    Recht untypisch für mich, sind in allen Texten die Charaktere Menschen -- was ich sonst eher nicht mache, aber die Bilder haben einfach dazu eingeladen. Anbei eine kleine Liste mit Trivia zu den Texten.

    • Bei dem Bild mit den blauen Papageien fühlte ich mich an einige Besuche von Kunstmuseen oder Kunstgalerien erinnert, die ich in den letzten Jahren gemacht hab. Mein bester Kumpel Rai mag so was sehr, also haben wir uns in Wien in der Albertina mal eine Ausstellung zum Impressionismus angeschaut, in München haben wir uns Bilder von Franz Marc und August Macke angeschaut und in Dresden waren wir ebenfalls in einem Kunstmuseum.
    • Die Idee mit dem kleinen Sohn, der sich über das Tier wundert, war sehr spontan. Ich hatte plötzlich diese Idee und hab sie aufgeschrieben. Kinder können manchmal komische Sachen sagen und obwohl ich keine Ahnung hab, ob ich mal als Mutter tauge -- oder überhaupt eine werden möchte -- find ich die Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern sehr interessant darzustellen.
    • Die Drachenträne war ein sehr spontanes Drabble, in dem ich einen Magier und seinen Schüler im Kopf hatte. Bissl so wie der Zauberlehrling.
    • Bei dem Text über das Teleskop hab ich mich ein wenig mit einer romantischen Beziehung auseinandergesetzt. Weil ich da auch so meine eigenen Erfahrungen für mich selbst gemacht hab, was bei einer Fernbeziehung glücklicherweise gut funktioniert, ohne, dass man den Partner mit seiner eigenen Verwirrung arg belastet. Im Grunde geht's in dem Text um Eifersucht und die Frage, wie man Liebe definiert. Denn Liebe ist nicht dieses ständige Hochgefühl, das ist die Verliebtheit, Liebe ist das, was daraus entsteht.




  • Kuckuck! Tja, was wäre ich für ein Leiter einer Aktion, wenn ich mir nicht zumindest hoffnungslos verspätet wenigstens ein Werk herauspicken würde, um es zu kommentieren? Also dachte ich mir, dass ich mir dann direkt Die Blauen Papageien vornehme, mit denen die Aktion dann ja quasi erst "richtig" angefangen hat. Diesbezüglich müsste ich dich aber eigentlich erst einmal korrigieren: Die Bildvorgabe habe ich zwar gepostet, aber tatsächlich stammt der Vorschlag dieses Bildes von der guten Shiralya (wie du auch nachprüfen könntest, wenn du willst; ich kann's leider nicht mehr verlinken, weil, naja, du weißt schon). Rückblickend denke ich mir, dass ich da eigentlich im Startpost vielleicht auch besser darauf hätte verweisen können; jedenfalls aber wäre es wohl präziser, davon zu sprechen, dass die Bildvorgabe von ihr kam.
    So, nachdem das aus dem Weg ist ...


    Äh, ja, ich habe die Geschichte beim Lesen ziemlich gemocht. Dazu hat sicherlich zunächst einmal auch beigetragen, dass man den deutlichen Bezug zum Bild (okay, um Verwirrung vorzubeugen: ich spreche im Folgenden von der Inspirationsquelle als Bild und von dem Bild in diesem Bild als Gemälde) sieht, in das die Geschichte tatsächlich hineinerzählt wird - man findet infolgedessen so ziemlich alle Details aus dem Bild auch in der Geschichte wieder, das Gemälde, die Sitzbank, die Person, sogar die Tasche und das Smartphone. Dabei kommt dann natürlich der Lebendigkeit des Gemäldes im Bild auch in der Geschichte eine besondere Bedeutung zu: Zunächst ist Nora offenbar nicht so sehr an allem interessiert und tatsächlich auch ein wenig gestresst, da sie sich um Bewerbungen und alles kümmern muss. Da ist es ja nicht verwunderlich, dass sie die Kunst zunächst nicht so richtig wahrnehmen kann, aber mit der Betrachtung des Gemäldes kommt dann gewissermaßen der Wendepunkt; hier kommt die Lebendigkeit des Gemäldes ins Spiel, die dann auch gleich ihre Wirkung zeigt. Dabei finde ich es auch recht sympathisch, wie sie eigentlich nur eine Sitzgelegenheit sucht, da es mir oft genauso geht (nicht, dass ich Ausstellungen langweilig fände oder so; ich kann nur einfach nicht lange stehen). Aber dabei entdeckt sie eben doch eine Seite an der Kunst, die ihr vorher verborgen geblieben ist und vergisst eben auch ein wenig den alltäglichen Stress, was echt ganz nett ist. Dabei kann man vielleicht auch noch spekulieren, dass hinter dem Gemälde noch ein bisschen mehr steckt - ich meine, man kann sich als Leser natürlich denken, dass es schlicht gut darin ist, Nora in seinen Bann zu ziehen und diese Wirkung eben von ihrer Einbildungskraft unterstützt wird, dass also das Bild "magisch" im eigentlich nicht-magischen Sinne ist; andererseits sind die Umstände mit einem anonymen Künstler, der dahinter steht, eigentlich auch hinlänglich mysteriös, dass man annehmen könnte, dass es "tatsächlich magisch" ist. Das wird natürlich nicht weiter erforscht, aber der Gedanke daran könnte einem schon kommen. Aber gut, am Ende kann man hier wohl ein bisschen auch eine Lehre aus der Geschichte ziehen, sich bei allem Alltagsstress auch mal hin und wieder Zeit für andere Dinge nehmen, wie zum Beispiel die Kunst zu genießen. Das hat mir besonders gefallen.


    Alles in allem: Eine sehr schöne Geschichte mit Alltagsbezug und sicherlich ein würdiger Beginn der Bilderkette. ;)


    P.S.: Jetzt kenne ich übrigens Hyazinth-Aras, sind echt hübsche Vögel.

  • Hey Cynda,


    ich find die Geschichte mit dem Teleskop interessant. Vor allem, dass du gar nicht mal so sehr das Hobby oder die damit verbundenen Sterne in den Vordergrund rückst, sondern dich voll und ganz auf die beiden Akteure als Handlungsträger konzentrierst. Der Fokus passt deswegen gut, weil du hier über kleine Gesten und wenige Dialogzeilen so viel über die Charaktere erzählst, dass man schnell mit ihnen sympathisiert und sie einfach in ihrer Denkweise kennenlernt. Das ist bei diesem vergleichsweise kurzen Text eine großartige Leistung. Insgesamt hätte es sich aber wohl auch angeboten, diesen Dialog etwas zu erweitern, denn immerhin war Layla lange Zeit nicht mit seinem Hobby (hat er keinen Namen?) einverstanden und ich kann mir vorstellen, dass eine spöttische Antwort zumindest kurzweilig für etwas Ablenkung gesorgt und gepasst hätte.
    Die Atmosphäre ist schön geworden. Sterne zu beobachten ist ein interessantes Hobby und das zu zweit zu erleben macht es gleich noch angenehmer. Da ist die anfängliche Eifersucht fast schon vergessen, wenn man den Tatendrang des anderen sieht und sowas ist in nahezu allen Lebenslagen möglich. Insofern nette Botschaft und eine tolle Umsetzung.


    Wir lesen uns!

  • Plätschernd fällt Regen
    Blattwerk flüstert mit dem Wind
    ein Schlaflied der Nacht


    06.10.17 auf Twitter




    Wird Zeit, dass ich hier mal wieder update, ist ja doch mehr Zeit vergangen, als ich eigentlich wollte. Momentan arbeite ich immer noch an einer Kurzgeschichte, die sich allerdings als etwas widerspenstig herausstellt — oder besser gesagt, meine Motivation ist widerspenstig und deshalb ist es gerade schwer daran zu schreiben, obwohl der Plot schon fest ist. Wird hoffentlich demnächst mal fertig.


    Bevor ich aber ein paar Sachen veröffentliche, will ich natürlich noch auf die Kommis von @Thrawn und @Rusalka eingehen. Vielen lieben Dank an euch zwei! :3






    Heut gibt's eine recht große Sammlung an Drabbles und Haikus, die in der letzten Zeit so entstanden sind und größtenteils durch die Motivation auf einem discord-Server. Deshalb erstmal vielen Dank an alle, die so tolle Titel/Wörter vorgeschlagen haben! :3


    Drabbles





    Kriechender Nebel
    Berggipfel in den Wolken
    Schweigende Kälte


    07.10.17 auf Twitter




    Haikus





    Schwarze Finsternis
    hüllt mich plötzlich ein; es fehlt
    dein Sternenleuchten


    07.10.17 auf Twitter

  • Na Cynda. :3
    Ich komme dann auch endlich mal dazu, mich für deine ganzen tollen Kommentare zu revangieren! Hat ja auch lange genug gedauert. Ich hoffe einfach mal, dass ich dir diesen Sonntag damit ein bisschen verschönere! Ausgesucht habe ich mir ein Drabble von dir - hattest ja auch eine schön große Auswahl parat, haha. Na dann wollen wir mal!


    Reue
    Ich frage mich grad selbst, warum ich in letzter Zeit anscheinend einen Fabel dafür habe, doch eher düstere Werke zu lesen, haha. Bilde ich mir das nur ein oder bieten diese meistens die tiefreichensten Aussagen? Hm, wie dem auch sei. Reue an sich ist bekanntlich ein Gefühl des Menschen, was ... sehr einnehmend sein kann. Ich erinnere mich noch an die Male, wo ich Reue gezeigt habe und ja, das war ein sehr omnipräsentes Gefühl. Wahrscheinlich weil Reue immer eine selbst ausgeführte Tat betrachtet. Zwar ist es mitunter der größte Lerneffekt, wenn man sich selbst Fehler eingesteht, aber oftmals kann es einen auch sehr runterziehen; besonders wenn es Fehler sind, die man bereut hat. Wenn ich so darüber nachdenke, dann ist das Gefühl "Reue" durchaus ein ziemlich Faszinierendes. Zwar kann man Gesagtes oder Getanes nicht rückgängig machen, aber wir gestehen uns selbst ein gewissen Verständnis für "richtig" oder "falsch" ein und besonders im Hinblick auf andere Menschen (die ja zumeist unter etwas leiden mussten, wenn wir etwas bereuen), macht Reue finde ich sehr viel aus. Wobei es natürlich auch noch eine andere Art des Bereuens gibt; nämlich wenn man selbst nicht eine bestimmte Chance ergriffen hat, als man die Möglichkeit dazu hatte. So oder so - Reue macht uns auf lange Sicht wohl weiser.
    Ouh ... Liebe und Reue. Was für eine Kombination. Aber ich glaube, das dürfte sogar die am meisten Vertretende sein. Leider, lol. Ich will nicht wissen, wie oft es da zu solchen Ergebnissen kommt wie in deinem Drabble. Manchmal wäre es ja so schön leicht, wenn man einfach einen Schalter umlegen könnte und Gefühle dann das machen, was man in dem Moment gut gebrauchen könnte. Sei es jetzt das Erwidern oder das Aufhören. Besonders interessant finde ich bei dem Drabble, dass sie sich quasi noch gar nicht sicher ist, ob sie die Gefühle nicht doch erwidern könnte für ihn. Oder habe ich das falsch verstanden? Falls ja, finde ich das Handeln ein wenig verquer - immerhin hätte sie es ja sonst auch genau so sagen können. Kommunikation ist ja ohnehin das A und O in einer Beziehung bzw. allgemein zwischen zwei Menschen. Wenn man sagen würde "Hey, da ist was zwischen uns, aber ich bin mir noch nicht sicher, was genau", wäre es ja so gesehen kein Weltuntergang. Zumindest könnte ich mir vorstellen, dass der Gegenüber damit besser zurecht kommen würde, als mit einer Lüge. Auf der anderen Seite würde das aber gut die "Reue", die sie am Ende verspürt beschreiben. Hm ... Gefühle sind anstrengend, jaja.
    Was ich auch noch vermuten könnte, dass sie das ganze Thema nach hinten bzw. zur Seite schiebt. Also das sie letztendlich diese Nachricht gar nicht abgeschickt hat. Und das dies ihre Reue in diesem Moment beschreibt. Aufgeschobene - gefühlstechnische - Dinge sind ohnehin meistens ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen. Kann ich aus Erfahrung sagen, lol. Es ist wohl nie gut, sich selbst zu belügen oder solche Entscheidungen nach hinten zu verschieben, weil man damit nicht das Problem löst (es existiert ja noch immer), sondern es sogar noch verschlimmert.


    Ja, auf jeden Fall ein sehr interessantes Drabble, was mich auch daran erinnert hat, dass man sich niemals vor Gefühlssachen fürchten sollte. Meist werden sie dadurch nur noch schlimmer. *sigh* Danke, für das Drabble! Ich wünsche dir noch viel Spaß beim weiteren Schreiben und ich hoffe, du hast dich über diesen kleinen Kommentar gefreut. :3