Blut in der Kunst?

Hallo!

Bevor ich schlafen gehe, beantworte ich mal noch die Fragen aus diesem neuen, interessanten Thema, weil es mich von Titel her echt angesprochen, wenn nicht sogar bewegt hat. Aber das ist subjektiv. Legen wir los!

1. Was denkt ihr, wenn ihr den Titel ("Blut in der Kunst") lest?
Also mein erster Gedanke war recht simpel. Ich habe die grammatische Konstruktion genommen und logisch interpretiert. Dachte also an Maler/Künstler, die für ihre Werke ihr eigenes oder das Blut anderer Menschen verwenden. Wie ich mir das vorstelle und wie ich dazu denke, kann ich gern in den nächsten Antworten zu weiteren Fragen erläutern.
Mein zweiter Gedanke war etwas metaphorischer. Mit sagt doch "mit Blut und Schweiß" oder "Darin steckt sein ganzes Herzblut!" als Synonym für etwas, was dem Schaffenden sehr viel bedeutet und in das er viel Leidenschaft und Zeit fließen lässt. Daher halte ich es für möglich, mit dieser Wortgruppe zu assoziieren, dass ein Künstler einfach sein Leben der Kunst widmet, also sein Blut - das, was sein Leben ausmacht und ohne dessen flüssigwarmen Impuls er nicht leben könnte. Vielleicht denke ich auch einfach zu kompliziert und es war schlichtweg gemeint, dass die Künstler mit Blut- oder blutartigen Farben malen.^^ Oder es kommt (wie in der Philosophie) gar nicht auf allgemeingültige Thesen an (weil es die da gar nicht gibt), weil jeder eine eigene Meinung dazu hat. Dazu gehört auch der Interpretationsspielraum ein. Wie zu erkennen ist, habe ich zwei Ideen dazu, halte aber die erste, Groteskere, für einleuchtender und naheliegender.
2. Was haltet ihr vom Gebrauch von Blut in der Kunst (Speziell Gemälde oder Zeichnungen)?
Nun zu meiner Sicht der blutigen Dinge. Es mag befremdlich, gar abscheulich klingen, über sowas zu reden, aber ehrlich gesagt finde ich es rein von der Idee her gut. Schließlich hat Blut eine wundervolle Farbe und kann sicher auch einzigartige Muster erzeugen, je nachdem, wie man es aufträgt. Und anders, als herkömmlich gekaufte oder gemischte rote Farbe hat diese Farbe eine BEDEUTUNG. Sie ist nicht einfach hingeschmiert, sondern sie stammt aus einem selbst. Lebenssaft eben. Und das macht es besonders, auch wenn es abartig klingen mag. Blutkunst spricht mich daher im Grunde an, was nicht heißt, dass ich Zeit damit zubringe, mir derartige Kunstwerke anzusehen (habe ich auch noch nicht). Nur soviel, ich finde die Idee interessant, wenn man mal den gesundheitlichen und moralischen Aspekt außen vor lässt. Ich meine, welches Bild ist ein größeres, selbsterschaffenes "Original" - das mit gekauften Farben gemalte oder das, wo die Materialien aus den Adern stammen? Hat doch etwas viel näheres, mit dem sich jeder Betrachter irgendwo identifizieren kann.

2.1 Sprechen euch solche Bilder überhaupt an?
Wie gesagt, habe noch keine gesehen. Aber schon mal ähnliche gemalt. Nur eben, dass ich dazu (natürlich^^) nicht mein eigenes Blut benutzt habe, sondern es nur mit Buntstift oder dergleichen nachgestellt habe. Ich finde, Blut kann seelische Qual, aber auch den Fluss des Lebens, das Natürliche versinnbildlichen. Und solange die Bilder nicht übermäßig krank oder "emomäßig" gestaltet sind, stelle ich mir das ganz hübsch vor.

3. Sollte Blut als Medium überhaupt in der Kunst (siehe 2.) verwendet werden? Wenn ja, wie?
Ich sage mir, solange der Künstler selbst verantwortet, was er sich antut und keine Fremden dafür nimmt, ist es absolut OK. Könnte ich mir sogar als Fetisch vorstellen (so à la Kunstverwirklichung bei SVV). Obwohl man dazu auch sehen muss, dass derartige Kunst in der heutigen Gesellschaft wahrscheinlich weniger toleriert wird. Mir ist es in erster Linie nur wichtig, dass niemand zu schaden kommt. Es ist nicht gerade schön, in einer Gallerie ein Bild zu betrachten und die Randnotiz zu lesen "Der Künstler starb nach Vollendung dieses Werkes." Das wäre zuviel. Aber ich bin der Ansicht, dass körperliche Unversehrtheit zwar wichtig ist und man anderen auch nichts tun sollte, aber man muss selbst Erfahrungen mit seinem Körper sammeln und wissen, was man sich antun möchte und was nicht. Ist zumindest meine Meinung. Grausam fände ich es, wenn Tiere oder andere Menschen für diese Kunst sterben müssten, es sollte eine Tätigkeit sein, die der Künstler ganz allein ausübt.

4. Wie denkt ihr über den Einsatz von Blut in Filmen?
Noch weniger drastisch als in der Kunst. Gesellschaftlich auch deutlich anerkannter. Allein schon in zahlreichen amerikanischen Actionstreifen oder deutschen Krimiserien fließt genug Blut. Selbst viele Animes sind sehr blutig. Und wenige stören sich dran, außer vielleicht Programmdirektoren, die das Ganze zensieren (oder meinen, es zensieren zu müssen) bzw. Mütter, die darauf achten müssen, dass ihre Kinder nicht zu früh damit in Berührung kommen. Aber generell finde ich es OK, es sollte nur realistisch sein. Sobald es übertrieben wird, wird es mir auch zu bunt.

5. Kann Blut in euren Augen ästhetische Aspekte aufweisen?
Selbstverständlich, wie bereits oben erwähnt. Kurzfassung: Als Quelle des Lebens, in seiner flüssigwarmen und dunkelrot- bis schwarzen Farbe erscheint mir Blut als solches als sehr schön. Unter welchen Umständen es wie eingesetzt wird, ist eine andere Sache. Aber Blut? Wundervoll. Was nicht heißt, dass ich gebannt und sehnsuchtsvoll auf meine offenen Wunden blicken würde, wenn ich mich stark verletze. Das fände ich schon ziemlich fanatisch... Blut ist schön. ^_^

6. Löst der Anblick(o.Ä.) von Blut etwas in euch aus? Wenn ja, was? (bspw Angst, Unwohlsein, etc)
Wenn ich mir versehentlich wehtue (oder bei einem Unfall zum Beispiel) bin ich natürlich erstmal geschockt, wenn ich viel Blut sehe. Hatte ich aber noch nicht, ist nur eine Prognose. Wenn ich eine Schürfwunde am Knie habe, die ziemlich wehtut und da so leicht Blut rauskommt, finde ich das nicht weiter wild und denke mir nur "Mist, schon wieder aufgeschürft!", aber nichts weiter. Auch wenn ich mir nen Pickel ausdrücke und der blutet, fange ich nicht an zu schreien.^^ Allen Mädchen, die bereits menstruieren, dürfte der Anblick einmal monatlich auch bekannt sein. Ich denke, dass da die wenigsten von euch umfallen, obwohl ich dieses Blut fast noch ekliger finde (Weitere Ausführungen klemme ich mir an der Stelle mal).
Wenn das Blut an einem fremden Individuum austritt, welches ich beobachte, schätze ich mich als sehr schwach ein. Ich sagte, Blut sei schön, aber wenn ich sehen würde, wie jemandem Leid zugefügt würde oder ihm anderswo was passiert, was Blutfluss zur Folge hat, dann würde ich glaube ich die Krise kriegen, total geschockt sein und leichenblass werden vor Angst. Also ich mache einen Unterschied, ob ich blute oder jemand anders. Hatte auch mal eine Phase, wo ich es selbst mochte, mich dabei zu sehen, das ist aber eine andere Geschichte, hat mit psychischen Komplexen zutun und ist nichts für ein Kinderforum wie das Bisaboard.

7. Ist Blut nur ein Zeichen von Gewalt, Schmerz, etc?
Ganz und gar nicht. Und das müsste ich jetzt ein drittes Mal sagen. Ehrlich gesagt habe ich das erste Mal an diese Assoziationen gedacht, als ich sie eben las. Und ich würde mir nicht anmaßen, Blut NUR als etwas Negatives zu betrachten.
Ist so wie mit Tränen. Viele glauben, Tränen seien schlecht, weil sie nur austreten, wenn man traurig oder verletzt ist, also als Folge einer schlimmen Situation. Dabei sind es für mich die wundersamsten, schönen Körperflüssigkeiten, die wir zu bieten haben. Sie drücken Gefühle aus, ohne dass man etwas sagen muss. Man kann auch vor FREUDE lachen. Tränen sind so wundervoll... Obwohl ich wie gesagt annehme, dass zum Thema Blut wesentlich kontroversere Diskussionen geführt werden.

Das soll erstmal alles gewesen sein. Wenn andere auch interessante Beiträge verfassen, werde ich mich vielleicht nochmal hier melden. ;)

Bis dahin!
Scaro

Nachtrag: "Hermann Nitsch" bei Google Bilder eingeben und anschauen, wenn ihr das durchhaltet. Sowas finde ich NICHT ästhetisch (obwohl es auch nur irgendwo Natur ist), sondern etwas eklig. Nur jene Bilder, auf denen keine Schweinehälften oder blutüberströmte Menschen drauf sind, sowas wie das hier oder sowas . Das ist schön. :)