Monster unter meinem Bett

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    [tab=Vorwort]
    Hey Chess,
    bevor ich hier gleich einige Dinge schreibe, möchte ich anmerken, dass dies mein erster richtiger Kommi ist.
    Also verzeih mir, wenn ich an einigen Stellen nicht so ausführlich bin oder einige Verbesserungen nicht optimal sind^^
    Außerdem möchte ich mich entschuldigen, dass ich nur deinen Prolog, sowie das erste Kapitel kommentiere.


    btw: Ich werde das Ganze einfach mal, wie mein Vorposter, in einem Tabmenü machen, da das scheinbar üblich ist :p
    [tab=Startpost]
    Der ist dir sehr gut gelungen :D
    Sowohl die BIlder als auch die Zitate erzeugen eine passende Stimmung und lassen den Leser sofort an Mond, Nacht und Träume denken.
    [tab=Prolog]
    [subtab=Inhalt]
    Ein sehr gelunger Einstieg. Bei der Beschreibung des nächtlichen Zimmers und den mysteriösen Geräuschen kommt wirklich Gruselstimmung auf.
    Yume's Beschreibung ist sehr gut, es wird nicht zu viel über sie verraten und man möchte mehr über sie erfahren. Außerdem wird der Leser neugierig gemacht, was es mit Lunea auf sich hat ( btw: lunae ist wohl abgleitet vom lateinischen "luna" = Mond ;) )
    Auch das Gespräch zwischen den Beiden ist gut geworden und beschränkt sich auf die wichtigsten Sachen. Keine überflüssigen Wortwechsel, wie ich es bereits bei anderen Geschichten gelesen habe ( nicht in diesem Forum :p )


    Alles in allem hat mich dein Prolog total begeistert :D
    [subtab=Fehler]
    Sry, falls die von mir endtdeckten Fehler bereits früher einmal erwähnt worden. Ich habe mir nicht die ganzen Kommis durchgelesen :p
    Allgemin lässt sich sagen, dass du zahlreiche kleinere Schusselfehler in deinem Text hast. Ein nochmaliges Durchlesen vorm Veröffentlichen (vlt. auch durch einen Betaleser -Eltern, Verwandte, Freunde oder auch hier im Forum jemand-) kann da denke ich Abhilfe schaffen ;)
    grammatikalische/rechtschreibliche Fehler
    imo holprige Formulierung
    meine Vorschläge zur Verbesserung
    ----
    Es war schon fast Mitternacht, als ein grollendes Poltern, ein kleines Mädchen aus dem Schlaf zog. Sie wusste nicht, was das gewesen sein konnte, Angst schoss in ihr hoch. Zitternd richtete sie sich auf und schlich auf ihre geschlossene Zimmertür zu. Ihr Herz schlug schneller, als sievorsichtig ihr Ohr gegen die Tür hielt und der Stille lauschte. Jetzt war alle der Ton wieder weg, alles war ruhig. Nicht mal das Schnarchen ihrer Eltern war zu hören. Für einen Moment bewegte sich das kleine Mädchen nicht. Der Mond schien durch die Schlitze des Rollladens auf sie. Ihre Haut war blass und weiß, genau wie ihr Schlafanzug. Ihre langen, milchigen Haare fielen bis über die Schultern. Ihr tiefen, blauen Augen, wirkten kalt, als wäre sie tot. Sie starrte gebannt auf die Zimmertür, welche immer noch geschlossen war. Sie war nicht besonders groß, und wahrscheinlich auch noch sehr jung. Ihre Hände zitterten, wie als würden sie nicht zu ihr gehören.
    Das Mädchen neigte den Kopf herum, sodass sie das Fenster sah, gegenüber dem sie stand.
    Ängstlich bewegte sie ihre Beine und verließ die Nähe der Tür. Das Mädchen schlich auf das Fenster zu, und drückte eine Taste, die unter einem kleinen Bildschirm lag, welcher an der Wand hing. Mit einem kleinen Ruck, setzte sich der Rollladen in Bewegung und fuhr herauf, Langsam strahlte mehr Licht, in ihr Zimmer und tauchte es in eine schaurige Atmosphäre. Als der Rollladen etwa zur Mitte hochgefahren war, konnte sie den Mond sehen. Sie ließ den Knopf los und setzte sich behutsam auf die Bettkante.
    Der Mond durchflutete den Raum mit seinem milchigen Licht. Das Mädchen bewegte sich nicht, sie starrte einfach nur, gebannt, in das helle Licht des Mondes.
    Zum heutigen Tage, war er am größten, der Vollmond herrschte über die Menschen. Auch das kleine Mädchen, das an jenem Tage in ihrem Zimmer saß und nicht schlafen konnte, war einer der Menschen, die mit der einmaligen Stärke des Mondes zu kämpfen hatte. Sie saß jeden Monat hellwach auf ihrem Bett, und starrte in den Mond.
    Manchmal kam sie sich vor wie ein Werwolf. Doch sie war nicht so böse und kräftig. Oft wurde sie von ihren Freundinnen als schwach und zerbrechlich bezeichnet. Ängstlich, zu gutmütig. Solche Worte musste sie sich jeden Tag anhören. Nur Nachts, wenn sie schlafen wollte, war sie sicher, da sogar ihre Mutter ihr hier nichts zu sagen hatte. Nachts war sie anders. Sie fühlte sich in der schwarzen, tiefen Dunkelheit wohl, trotz ihrer Angst vor eben dieser.


    Das Mädchen stand auf und lief auf ihren Schreibtisch zu. Die Uhr zeigte die Zeit Mitternacht. Genau zu diesem Zeitpunkt fühlte sie sich am wohlsten. Doch auch genau zu dieser Zeit, wurde sie immer so müde, dass selbst der Vollmond sie nicht wach halten konnte. Normalerweise. Doch heute, war sie kein bisschen schläfrig. Sie fühlte sich wach, als hätte sie Kaffee getrunken, was sie mit ihren neun Jahren, natürlich nicht tun würde. Geistesabwesend schlurfte sie wieder auf das Fenster zu und stemmte ihre Arme auf die Fensterbank. Ihr Kopf lag nun auf ihren Händen, und stützte sich auf ihren Armen Arm.


    Verwirrt blickte sie auf die Straße, welche vollkommen eingeschneit war. Das hatte sie gar nicht mitbekommen. Vor kurzer Zeit, war doch alles noch normal, und jetzt war alles weiß.
    Sie schnappte sich ein kleines Stofftier, das auf der Fensterbank lag und legte sich behutsam auf das Bett. Ihren Kopf legte sie auf den dem großen Kissen nieder, ihre Beine und den Oberkörper verdeckte sie, kein Komma mit einer kreidebleichen Decke, die von der Farbe ihrer Haut und dem Schnee glich. (..), die sich sowohl von ihrer Hautfarbe als auch von dem Schnee kaum/nicht unterschied.
    Wieder hörte sie ein Poltern. Ein Schaudern durchfuhr sie. Langsam richtete sie sich auf und lief wieder auf die Zimmertür zu. Ein weiteres Geräusch erreichte ihr Ohr.
    Ängstlich überlegte sie, ob sie die Tür öffnen und nachsehen sollte, was gerade passiert geschah, doch sie hatte dazu nicht genug Mut. Ihr Herz schlug wieder schneller, und obwohl sie es wollte, fand sie ihre Hand, kein Komma an der Klinke wieder, gegen ihren Willen. Eigentlich wollte sie umdrehen, sich auf ihr Bett legen, die Augen schließen, und sie sich dazu zwingen, einzuschlafen, aber etwas hielt sie fest.
    Das Mädchen wusste nicht was. Und da war es wieder. Diesmal hörte sie eine Schranktür zufallen und schreckte hoch.
    Ungewollt bewegte sich ihre Hand so, dass sich die Tür öffnete. Nun sah sie den Flur, der sich durch das ganze Haus zog und lief zitternd heraus. Als sie ihren linken Fuß, aus dem Zimmer heraus in den Gang setzte hörte sie ein klirren Klirren. Erneut fühlte sie sich, als wäre sie kopfüber in Eiswasser gesprungen. Doch jetzt gab es kein Zurück mehr, denn sie war schon auf halbem Wege aus dem Zimmer.Vorsichtig schlich sie den Flur entlang. Sie konnte kaum etwas erkennen, alles war dunkel. Vorsichtig streckte sie die Arme aus, damit sie das Geländer der Treppe ertasten konnte.
    Ein dumpfes, leises Geräusch, verriet ihr, dass sie die Treppe in das Erdgeschoss gefunden hatte. Sie war mit ihrer linken Hand, gegen das Geländer gestoßen. Jetzt musste sie darauf hoffen, dass die Stufen nicht knarzten, so wie sonst. Sie wollte nicht entdeckt werde, was auch immer dort unten passierte.
    Langsam nahm sie ihren Fuß hoch, und tastete mit ihm, nach der ersten Stufe. Das Mädchen entdeckte sie und ließ das Bein ruckartig nach unten fallen, so dass es mit einem lauten Grollen auf der Treppe aufprallte. Peinlich berührt drehte sich sie den Kopf nach hinten, um zu sehen, ob sie jemand gehört hatte. Doch nichts regte sich.
    Also lief sie weiter. Sie schaffte es bis zur zweiten, dann bis zur dritten und am Ende sogar bis zur vierten Stufe, auf der sie stehenblieb. Von dort aus konnte sie perfekt in das Wohnzimmer schauen, doch auch dort war niemand.
    Das Mädchen lief weiter, sie war bald schon im Erdgeschoss angekommen. Auch als sie unten stand und sich umsah, konnte sie nichts finden. Ihre Mutter und ihr Vater lagen oben in ihrem Bett und schliefen, und ihr großer Bruder war auch nicht da. Wer konnte das dann sein?
    Ängstlich tapste das Mädchen in Richtung Küche. Wieder hörte sie etwas. Es klang, als würde jemand eine Schranktür zu werfen schließen.
    Da kam ihr ein schlimmer Gedanken. „Vielleicht ein Einbrecher“, hauchte sie. Angst machte sich in ihr Breit breit, sie wollte wieder hoch rennen, zu ihren Eltern, sie wecken, aber dafür war es zu spät.
    Während sie nachgedacht hatte, hatten sich ihre Füße selbstständig gemacht. Sie stand unmittelbar vor der Küchentür. Sie musste sie nur noch öffnen, dann könnte sie alles sehen. Und jeder könnte sie sehen.
    Sie wusste nicht, wer oder was hinter der Tür lauerte, aber sie wollte es unbedingt wissen. Sie war immer sehr neugierig. Doch oft wurde ihr Neugier von ihrer Angst gestoppt. Doch heute sollte das nicht so sein. An diesem Tag jedoch, sollte dies nicht der Fall sein.
    Mit einem gezwungen Ruck, schnellte ihr rechter Arm an die Türklinke und drückte sie herab.


    In der Küche brennte brannte das Licht, alles war hell.
    Etwas Licht strömte in das Wohnzimmer und beleuchtete die graue große Couch, die vor einem großen Fernseher stand. In der Küche war alles braun, der Kühlschrank war aus Holz, die Regale und sogar die Verkleidung des ansonsten pechschwarzen Herdes.
    Erschrocken drehte sich eine mittelgroße Frau um und blickte dem Mädchen ins Gesicht. Sie hielt ein Glas in der Hand, welches sie fallen ließ, als sie das Mädchen erblickte.
    Die Frau hatte sehr lange Beine und einen nicht ganz so langen Körper, ähnlich wie ein Modell. Sie trug einen zerrissen Mantel und hohe Fellstiefel. Ihr Gesicht hatte einen bläulichen Ton und ihre Augen hatten keine Pupille. Ein Schreck durchfuhr das Mädchen, als sie diese sah.
    Ihre Haare waren knallrot, auch sehr ungewöhnlich. Durch ihre roten Lippen, konnte man scharfe, spitze, glänzende Zähne erkennen. Ihr Fingernägel ähnelten Krallen, als wäre sie ein Wolf.
    „Mein Gott, wer sind sie denn?“, fragte das Mädchen kleinlaut.
    Sie wollte eigentlich wegrennen, aber irgendwas hielt sie fest. Vielleicht war es der freundliche und erschrockene Gesichtsausdruck ihres Gegenübers oder einfach nur der Schreck, der sie bewegungsunfähig machte.
    „Mein Name ist Lunea. Und ich hatte etwas Durst, also bin ich aufgestanden, um mir ein Glas Wasser zu machen. Allerdings kenne ich mich mit euren neumodischen Menschenkram nicht aus, also habe ich etwas Lärm veranstaltet, völlig unabsichtlich…
    Habe ich dich geweckt? Wenn ja, tut es mir furchtbar leid.“
    Die Frau zog eine traurigere Mine. Irgendwie tat sie dem Mädchen leid. Auch wenn sie es wohl bereuen würde blieb sie stehen und ging auf das Gespräch ein.
    „Sie hatten Durst?“, fragte das Mädchen irritiert.
    „Aber ja.“
    „Nun gut, Lunea, ehm, sie … sehen nicht aus wie ein Mensch…“
    Normalerweise könnte sie das zu einer erwachsenen Person nie sagen, doch trotzdem, irgendwie konnte sie nicht anders, und sie hatte ein Gefühl, dass Lunea ihr das nicht böse nehmen würde. Und sie behielt Recht.
    „Da hast du natürlich völlig Recht, Yume.“
    Einen Moment lang herrschte Stille. Das Mädchen erwartete eine Fortsetzung des Satzes, die sie offensichtlich nicht bekam.
    „Und? Was sind sie denn… Moment!“ Yume durchbrach ihr Unwissend und funkelte die Frau böse an. unterbrach ihre Frage plötzlich und funkelte die Frau böse an.
    „Huch, was ist denn los, Kleines?“, pfiff Lunea fröhlich.
    „Woher kennen sie meinen Namen?“ Yume wirkte böse, ihre Züge wurden straffer und angespannter.
    „Aber Yume, Schätzchen, ich sehe dich jede Nacht. Du Dummerchen!“
    Was? Das konnte unmöglich sein. Yume hatte dieses Wesen noch nie in ihrem Leben gesehen.
    „Naja, eigentlich noch gar nicht so lange. Aber länger als du denkst.“
    Was sollte das? Fragend blickte Yume der Frau in die Augen. Doch Lunea lächelte nur. Sie schien fest von ihrer Meinung überzeugt zu sein, und war eher verwundert, dass sie das Mädchen nicht erinnern konnte.
    „Also meine Kleine, ich muss dann weg und über das hier“, sie deutete auf die Scherben am Boden, die vor der Spüle lagen,“ da mach dir mal keine Sorgen.“
    Yume konnte nicht glauben, was da gerade passiert war. Sie tritt zögerlich zur Seite, um Lunea durch zu lassen. Diese betätigte den Lichtschalter, sodass man nur noch ihre Umrisse erkennen konnte. Das Mädchen glaubte die Frau noch einmal winken zu sehen, bis sie auf einmal verschwand. Verwirrt lief Yume in das Wohnzimmer und schlug um sich, doch niemand war mehr dort.
    „Das kann doch nicht sein!“, rief sie und im nächsten Moment wollte sie sterben. Sie hielt sich die Hände vor den Mund, doch nun war es schon passiert. Sie hatte richtig geschrien, ihr Eltern würde bestimmt wach werden. Was sollte sie ihnen sagen?
    „Hallo Papa und Mama, gerade war ein Monster hier, wir haben uns unterhalten, dann hat es sich in das Wohnzimmer gestellt und ist verschwunden!“
    Sie hörte sich schon, wie sie sich lächerlich machte und da war es soweit. Sie hörte wie sich die Schlafzimmertür ihrer Eltern öffnete und schwere Schritte auf sie zukamen.
    Sie war unschlüssig, im Bezug auf ihre nächste Aktion. Sollte sie sich verstecken, oder einfach stehen bleiben? Da kam ihr die Idee, sie wollte sich ein Wasser holen. Gerade als sie vor der Küche stand, fielen ihr die Scherben wieder ein. Doch es war schon zu spät, ihr Vater stand bereits am Ende der Treppe und starrte sie an. – Glaubte Yume zumindest, da es ja dunkel war.
    „Na Yume, eine kleine Nachwanderung, oder was?“, höhnte ihr Vater spöttisch, mit einem scharfen Unterton.
    „Ich wollte mir nur etwas zu trinken holen…“, hörte sich Yume sagen. Ihre Stimme war weich, zitterte und fühlte sich nicht an wie ihre. Als hätte jemand anderes gesprochen.
    „Achso, na dann. Ich mach dir was, geh hoch, ich bring es dir.“
    Ihr Vater lief auf die Küche zu und betrat sie. Was wenn er in die Scherben laufen würde? Doch es war zu spät. Er lief Schnurstraks auf den Kühlschrank zu, wo Lunea das Glas hatte fallengelassen. Jedoch stand ihr Vater genau dort und… Die Scherben waren weg!
    „Na los, worauf wartest du?“, fragte er. „Ab ins Bett!“
    Verwirrt kratzte sich Yume am Kopf und lief auf die Treppe zu.
    Sie wusste nicht, ob das was passiert war ein Traum oder nicht war, aber sie musste schlafen. Unschlüssig darüber, ob sie das Geschehene geträumt hatte oder nicht, legte sie sich wieder schlafen.
    Und so fielen ihr langsam die Augen zu.
    [tab=Kapitel I]
    [subtab=Inhalt]
    Auch hier wieder: Wow!
    Inhaltlich ist deine Geschichte einfach nur Top. Ich weiß nicht warum, aber das Thema träumen interessiert mich brennend ( siehe Nickname :p )
    Man erfährt wieder etwas mehr über die Angewohnheiten sowie die Charaktereigenschaften der kleinen Yume und durch die hinterlassene Nachricht in der Küche wird das Kapitel gut beendet, sodass man unbedingt weiterlesen und erfahren möchte, was hinter Lunea alles steckt.
    Eine kleine Logiklücke ist mir aufgefallen: Am Anfang deines Kapitels schreibst du von einer Schnur zum Öffnen des Rollladens. Im späteren Verlauf des Kapitels als auch im Prolog ist aber von einer automatisierten Rollladensteuerung die Rede ;)
    [subtab=Fehler]
    Sry, falls die von mir endtdeckten Fehler bereits früher einmal erwähnt worden. Ich habe mir nicht die ganzen Kommis durchgelesen :p
    Allgemin lässt sich sagen, dass du zahlreiche kleinere Schusselfehler in deinem Text hast. Ein nochmaliges Durchlesen vorm Veröffentlichen (vlt. auch durch einen Betaleser -Eltern, Verwandte, Freunde oder auch hier im Forum jemand-) kann da denke ich Abhilfe schaffen ;)
    grammatikalische/rechtschreibliche Fehler
    imo holprige Formulierung
    meine Vorschläge zur Verbesserung
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    Verschlafen erwachte Yume. Es war kein Geräusch, das sie geweckt hatte, es war die vollkommene Stille. Kein einziger Ton war zu hören. Kein Auto fuhr auf der Straße, keine Menschen liefen durch die Gassen. Es regnete nicht, es schneite nicht. Ihr Eltern schliefen, doch sie bewegten sich nicht, alles schein wie eingefroren.
    Yume fühlte sich schuldig die Stille durchbrochen zu haben, als sie sich langsam aufrichtete und die Decke von ihrem Körper streifte. Müde rieb sie sich die Augen und blinzelte in Richtung Fenster. Dort schien die Sonne durch die kleinen Schlitze des Rollladens in ihr Zimmer, und tauchte es in ein warmes Licht. Sie stand auf und suchte mit ihren Füßen den Boden nach ihren Hausschuhen ab. Endlich fand sie sie, und steckte ihre Füße hinein. Sie waren aus Wolle und wärmten ihre kalten Füße. Sie gähnte ausgiebig und lief auf das Fenster zu, um den Rollladen hoch zu ziehen. Vorsichtig griff sie an die Schnur und zog an ihr, so dass sich der Rollladen langsam in Bewegung setzte. Sie zuckte zusammen, obwohl sie wusste, dass das Geräusche von sich geben würde.
    Sie wollte ihre Eltern nicht wecken, doch im Dunklen rum zu irren war auch keine Option.
    Yume kniff die Augen zusammen, als die ersten Sonnenstrahlen voll in ihr Zimmer scheinen konnten. Heute würde ein wundervoller Tag werden. Während der Rollladen hoch fuhr, blickte sie aus dem Fenster und beobachtete eine graue Katze, die eine Mauer herauf sprang. Auch sie hatte das Schweigen unterbrochen. Yume war irgendwie froh, dass sie nicht das einzige Lebewesen war, das nicht im Moment nicht schläft.(...), das nicht schlief.
    Als der Rollladen ganz oben war, und das Sonnenlicht das Zimmer mit Wärme flutete drehte sie sich leise um und schlich zu ihrer Uhr. Es war noch relativ früh. Heute war keine Schule, Samstag war Ruhetag. Heute konnte sie machen was sie wollte, und es war erst Acht Uhr. Den ganzen Tag konnte sie Spaß haben. Würde sie vielleicht ihre Freundin anrufen, um mit ihr zu spielen? Yume liebte es, über die Zukunft, ob fern oder nah, nach zu denken. Und so dachte sie auch oft an ihre, -meistens ferne- Zukunft.
    Was würde sie erwarten? Sie war noch jung, und hatte viel vor sich.
    Manchmal kam sich Yume etwas komisch vor. Sie philosophierte über den Sinn des Lebens, die Zukunft und lauter solcher nicht materiellen Dinge. Andere Kinder in ihrem Alter spielten mit Puppen, oder mit Spielzeugautos, sie nicht.
    Oft sagte sie Freunden ab, wenn sie eingeladen wurde, weil sie etwas vorhatte. Wenn dem so war, setzte sie sich zu Hause auf ihr Bett, nahm ein kleines schwarzes Heft, mit einem grauen Kreuz darauf in die Hand und begann etwas hinein zu schreiben.
    Es war kein Tagebuch, oder sonstige, -unwichtige- Dinge. Sie schrieb Gedichte.
    Sie schämte sich dafür, sie kam sich zu jung dafür vor. Aber etwas sagte ihr, dass genau das ihre Bestimmung sein würde. Ihr Schicksal…
    Oft dachte sie darüber nach, ob es Schicksal wirklich geben kann? Und ob man es manipulieren könnte?
    All diese Aktivitäten passten nicht in den Alltag einer siebenjährigen. Das machte sie, -ihrer Ansicht nach- zu etwas Besonderen. Doch was wusste sie schon? Sie selbst hielt sich für Schwach. Sie hatte nicht mal genug Mut, ihrer Mutter eines dieser Gedichte zu zeigen. Dabei waren sie wirklich gut.
    Und auch heute, zu dieser ruhigen Zeit, würde sie sich wieder auf ihr Bett setzten, und schreiben.
    Genau das tat sie jetzt auch. Seufzend über sich selbst, schlich sie auf ihr Bett zu und griff vorsichtig unter ihr Kissen. Nach ein paar Sekunden zog sie ihr schwarz-graues Büchlein und einen Stift heraus.
    Auf der Titelseite war ein graues Kreuz abgebildet unter dem in kursiver, schnörkeliger Schrift stand: Sleep and Die.
    Was hatte das zu bedeuten?


    Alles bedeckt mit weißem Sand
    ein heller Schimmer in der Nacht.
    Wie unsre‘ bleiche Seele,
    die dunkle Welt bewacht.
    Wesen der Nacht,
    zu schön für den Tag.
    Wenn der Mond erscheint,
    erwachen wir aus dem Sarg.


    Mit traurigem Blick las sie diese Zeilen und eine Träne kullerte ihre Wange herab. Wie in Zeitlupe fiel sie langsam auf den Boden zu. Mit einem leisen Platschen prallte sie auf und versank in der ewigen Tiefe.
    Yume hob ihren linken Arm und wischte sich vorsichtig ein paar weitere Tränen aus den Augen. Ihr Gesicht war bleich und ihre Augen rot. Wieder dachte sie an ihr Schicksal. Hatte sie überhaupt ein Schicksal? Und wenn ja, wie lautet es? So viele Fragen traten auf, doch Antworten gab es keine.
    In solchen Momenten fühlte sich das kleine Mädchen immer so allein. Sie schniefte und blätterte eine Seite weiter.
    Die nächste Seite war leer, nur ein paar schwarze, dünne Linien überzogen sie. Hier würde sie einige neue Zeilen schreiben, die sie noch trauriger Stimmen.(...), durch die sie noch trauriger werden würde.
    Gedicht über Trauriges konnte sie immer gut schreiben, da sie dieses Gefühl wohl selbst nachempfand. Und da Tag für Tag. Eben war sie noch froh, der Tag war noch nicht richtig wach, sie hatte ihn noch vor sich und konnte machen was sie wollte. Doch die Gedanken, die Fragen und zu guter Letzt auch ihre Gedichte, sie zogen ihre Stimmung herunter. Und das ganz gewollt. Oft dachte sie, sie wollte, dass es ihr schlecht ging. Aber so war es nicht.


    Verstohlen blickte sie sich um. Nichts bewegte sich in ihrem Zimmer, alles war ruhig. Wieder gähnte Yume. Ob sie noch müde war?
    Es war Vollmond, aber an solche Art von Aberglauben glaubte sie nicht. Sie blätterte zurück und las das Gedicht noch einmal durch.
    Nacht, Mond. Diese Wörter lösten etwas in ihr aus. Yume wusste nicht genau was, doch in ihrem Kopf arbeitete etwas, wenn sie diese Wörter las. Immer und immer wieder, blickte sie auf die paar Zeilen, sie versuchte krampfhaft etwas aus diesem Arbeiten zu machen. Doch nichts geschah.
    Keine Bilder, keine Geräusche, nichts regte sich, alles war noch wie vorher. Verzweifelt griff sie unter ihre Bettdecke und zog einen kleinen, braunen Stoffteddy heraus. Traurig schaute sie ihn an und streichelte ihm über dem Kopf. So musste es sich anfühlen – allein sein.
    Behutsam legte sie ihre Hand wieder auf ihre Beine, lehnte ihren Kopf zu dem Teddy und hauchte:“Kannst du mir helfen?“
    Keine Antwort. Wieso sollte auch ein Stofftier auf ihre Frage antworten? Manchmal lachte sie innerlich über sich selbst.


    Ein Schauer lief ihr den Rücken herunter. Krampfhaft, kein Komma hielt Yume den Teddy fest. Was war das? Ihr wurde schwindelig, also legte sie sich ab hin. Sie nahm eine Hand an die Stirn. Große Schmerzen durchfuhren sie, beinahe hätte sie geschrien. Auf einmal schossen ihr Bilder durch den Kopf.
    Sie sah sich in ihrer Küche, wie sie sich mit einer anderen Frau unterhielt, doch die Bilder wechselten zu schnell, um etwas Genaues erkennen zu können.
    Als Nächstes sah sie ein blaues Gesicht, es lächelte freundlich, doch im nächsten Moment war es schon wieder weg.
    Yume dachte schon sie sei verrückt, doch nun hörte es endlich auf, Bilder zu regnen und das Mädchen lies erschöpft den Kopf hängen. Was hatte sie dort gesehen? Sie versuchte sich zu erinnern.


    Eine blauhäutige Frau, sie in der Küche… Mehr fiel ihr nicht ein. Das ging alles so schnell.
    Verwirrt versuchte sie zu erraten, was das mit ihr zu tun haben könnte. Sie in der Küche…
    „Stimmt!“, hörte sie sich zischen, bevor sie es zurückhalten konnte. Gestern Nacht, ist sie aufgestanden und in die Küche gegangen.
    Yume kam sie vor wie ein Detektiv, doch diese Bilder hatten ihre Neugier geweckt. Mittlerweile war ihr nicht mehr so schwindelig, also richtete sie sich vorsichtig auf. Langsam schob sie ihre Decke von den Beinen und streckte sich.
    Ihr Zimmer wurde von einigen Sonnenstrahlen geflutet und gewärmt. Sie lies die ganze Wärme auf sich zu kommen, und wirken. Den Kopf zur Sonne gestreckt, verweilte sie einen Moment. Dann stand sie auf und legte ihren Stoffteddy auf das Bett. Behutsam schlich sie auf die Tür zu. Ihre Finderspitzen berührten den goldenen Türgriff und sie drückte ihn leise herunter. Die Tür öffnete sich und Licht aus dem Flur strahlte ihr entgegen. Eine stille, nahezu unheimliche Atmosphäre herrschte in dem Haus. Alles schlief, nur sie geisterte durch die Zimmer, auf der Suche nach Antworten. Ihre Eltern schliefen also noch, vielleicht war das gar nicht schlecht, dann würden sie sie wenigstens nicht stören.
    Langsam schlich sie auf die Treppe zu, die sie hinunter in das Wohnzimmer führen würde. Sie streckte eine Hand nach dem Geländer aus, während sie einen Fuß auf die erste Stufe setzte. Behutsam lief sie die Treppe weiter runter. Yume wollte ihre Eltern keinesfalls wecken.
    Unten angekommen, blickte sich das kleine Mädchen um. Alles war so wie immer, nichts erschien ihr ungewöhnlich. Wieso auch, sie hatte sich ja nur ein Glas Wasser geholt.
    „Moment!“, dachte sie. Jetzt fiel ihr alles wieder ein. Gestern war ihr ein Glas herunter gefallen, deswegen war ihr Vater aufgestanden. Ob er die Scherben gesehen hatte?
    Yume lief auf die Küchentür zu, um nach zu sehen. Vorsichtig lugte sie hinter dem Türrahmen hervor. Nichts!
    Dort waren keine Scherben, nichts. Alles war wie vorher, alles stand da wo es hingehört und nichts war kaputt. Das verstand sie nicht. Konnte es sein, dass ihr Vater das war? Leise schlich sie im den Türrahmen herum und stand jetzt voll in der Küche. Sie erblickte auf dem Küchentisch ein Glas. Es war ein normales Glas, keinerlei Bilder oder anderes darauf. Halb gefüllt mit Wasser stand es auf dem Tisch und wartete darauf getrunken zu werden.
    Yume trat näher heran, der entdeckte sie einen Fetzten Papier unter dem Glas. Behutsam schob sie das Glas beiseite und griff nach dem Zettel. Etwas war mit blauer Tinte auf ich geschrieben.


    Nichts zu danken Yume.
    Wir sehen uns Bald wieder!
    Deine Lunea!


    Lunea? Verwirrt fragte Yume sich, wer das sein könnte.
    [tab=Nachwort]
    Joa, das wars dann auch schon von meiner Seite...
    Hoffe mein Kommi hat dir ein bisschen geholfen (wow, mehr als eine Stunde hat das gedauert Oo). Außerdem würde ich mich freuen, wenn du mich bei einem neuen Kapitel per PN benachrichtigen würdest :D


    lg Nightmares
    [/tabmenu]

  • Danke für eure Kommis, Zoro, Jingsel und Nightmares! x3
    [tabmenu]
    [tab='Zoroark']
    Schön, dass dir die Geschichte so gefällt, das ist ein tolles Lob. (und irgendwie keine Kritk)
    Ich habe die auf die Benachrichtigungsliste eingetragen. (:
    Bis zum nächsten Mal,
    ~ Chess
    [tab='Jingsel']
    Huhu du. o/
    Endlich bist du auch hier, habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.
    Ich sehe dass ich doch immer das selbe mache, viel Emotionen weniger Umgebung, im neuen Kapitel habe ich versucht das ein Wenig zu ändern. Zudem sind alle deine Verbesserungsvorschläge berechtigt, danke sehr. Bis auf die eigene Stimme, ich denke schon, dass man sich selbst erkennt.
    Bis zum nächsten Mal,
    ~ Chess
    [tab='Nightmares']
    Ouh, noch ein neuer Leser. (:
    Gut dass dir der Startpost gefällt. Auch der Prolog scheint dir zu gefallen. (da war ja gar keine kritk? :o)
    Das mit dem Rollladen stimmt, da muss ich etwas ändern. Nun kann ich nur sagen, dass es schade ist dass du ältere Sachen kommentiert hast.
    Ein Kommentar zum neuen Kapitel hätte mich vielleicht noch mehr gefreut. :3
    Bist eingetragen. Liebe Grüße,
    ~ Chess
    [/tabmenu]

  • K A P I T E L _ V


    Feuer «


    Das Feuer brennt die Seele ab
    Der Tod besucht dich in der Nacht
    Du schreist und weinst - du willst das nicht
    Doch dies ist ein Tunnel ohne Licht


    — Selbstverfasst


    „Ich komme Schatz!“, rief Yumes Mutter mit heller Stimme.
    Wie sollte das Mädchen ihr erklären, dass mal wieder alles nur Einbildung war? War es überhaupt Einbildung? Die Spuren sahen sehr echt aus und als sie drüber gefasst hatte, fühlte sich das auch sehr real an.
    Panisch überlegte sie was sie nun sagen sollte. Ihre Mutter würde sie für verrückt erklären und sie wahrscheinlich wieder ins Bett legen, weil sie Halluzinationen hat. Yume wusste mittlerweile jedoch selbst nicht mehr was real war und was nicht. Es war ihr ehrlich gesagt auch egal, die letzten Tage und auch den heutigen hatte sie sich selbst zerstört, da gab es kein Zurück.
    „Mama, es ist okay… Du brauchst nicht kommen“ stotterte Yume, während sie auf die Treppe zulief, um die Frau aufzuhalten. Eilig rannte sie an den weißen Tapeten vorbei, die überall im Flur an der Wand waren. Sie strahlten Kälte und Frost aus und gefielen ihr gar nicht. Doch ihre Eltern mochten die weiße Farbe ungemein, so vieles in diesem Haus war weiß. Zu den Standartfarben der Einrichtung zählte auch Grau, eine Farbe die ungefähr genauso oft vorkam wie weiß. Beide waren nicht wirklich die schönsten, erst Recht nicht wenn ein Kind dort leben sollte. Das einzige Zimmer mit richtiger Farbe war ihr eigenes Zimmer, es war dunkelrot und weiß gestrichen. Die Farben gefielen ihr und es war auch immer der einzige Raum in dem sie sich gerne aufhielt. Doch mittlerweile wäre sie am liebsten Nirgendwo, oder in ihrem Traum, wo es nur Dunkelheit gab.
    „Was ist denn los?“, fragte ihre Mutter misstrauisch. Yume schreckte aus ihren Gedanken hoch. Sie bemerkte, dass sie schon an der Treppe stand, schnaufend vor Energieverlust. Ihre Mutter blickte sie verwirrt an, doch Yume schüttelte nur den Kopf und winkte ab. Sie wusste nicht was sie sagen sollte, daher machte sie von ihrem Recht Gebrauch zu schweigen. Die Frau schaute sie fragend an, doch sie lies nur ein kleines Lächeln sehen und verschwand dann schnell in ihrem Zimmer.
    Zurück blieb eine besorgte Mutter die mal wieder nicht wusste was mit ihrem Kind los war.


    Yume kam an ihrer Tür an, schloss die Augen vor Erschöpfung und griff dann schwer atmend an den Türgriff. Wahrscheinlich würden die Kratzer nun wieder zu sehen sein, doch das war ihr nun auch egal. Ihre Mutter würde ihre nicht glauben. Langsam drückte sie die Klinke hinunter. Die edle Holztür öffnete sich und das Mädchen ließ die Klinke los. Das Licht des Ganges, welches von den Lampen an der Decke ausging, flutete ihre Zimmer mit hellem Licht. Yume trat langsam hinein und im nächsten Augenblick begann sie zu schreien. Fürchterlich zu schreien. Doch schon nach wenigen Sekunden erstickte ihre Stimme, sie brachte kein einziges Geräusch von sich. Was sie dort sah jagte ihr undendliche Angst ein. Vor ihr stand ein bleiches Wesen, mit weißen langen Krallen. Es hatte schwarze Haare und voller Hass glühende, rote Augen. Seine großen, scharfen und langen Zähne ragten weit über seine Unterlippe hinaus und glänzten in weißer Farbe. Was sich bei Menschen Hand nennen würde, war bei ihm ein helles Knäul mit drei Krallen, die ebenso wie die Zähne, angsteinflößend glitzerten.
    „Hallo Yume!“, krächzte das Wesen und fing schallend an zu lachen.
    Die Angst traf sie wie ein Pistolenschuss und streckte sie ebenso schnell nieder, wie es einer tun würde. Woher kannte dieses Etwas ihren Namen? Sie begann zu schwitzen, wollte wieder schreien, doch jeder Widerstand schien zwecklos, ihre Stimme war gefangen, ihre Herz war gefangen und sie war gefangen.
    „Was ist denn los? Hast du Angst?“, brüllte das Wesen genüsslich. Böse durchbohrte es Yume mit seinem Blick. Er war eiskalt und trotzdem heiß wie Feuer. Wenn dieses Etwas sie anschaute, hörte sie hohe Lautstärke und keine Töne zugleich. Dann empfang sie Wärme und Kälte im selben Moment. Ein ohrenbetäubendes, sehr hohes Pfeifen durschnitt ihre Gedanken wie ein Messer und hinterließ etliche Einzelteile, die wie Überreste eines Mordes auf der Fläche verteil lagen.
    „Willst du nicht mit mir kommen?“
    Yume öffnete den Mund und wollte auf diese Frage antworten, doch noch bevor sie das konnte, flog das Wesen blitzschnell neben sie und griff mit seinen Händen ihren Kopf. Sie waren eiskalt und bevor er auch nur etwas anderes tat begann ihr Kopf fürchterlich zu dröhnen, es war nicht auszuhalten. Dann zog er sie etwas zu sich heran und wisperte: „Komm schon Yume, ich nehme dich mit!“
    Wieder wollte sie antworten, sich wehren, doch ihr Körper war versteinert, genauso wie ihre Stimme. Die Stimme des Wesens war wie eine frisch geschliffene Klinge des Mittelalters. Sie durchschnitt alles. Yumes Kopf schmerzte immer noch, doch sie konnte nichts machen. Sie hatte einfach nur Angst. Was würde dieses Etwas mit ihr machen? Würde es sie wirklich mitnehmen?
    „Weißt du was ich bin?“, fragte das Wesen höhnisch. Tiefe Wut und unendlicher Hass lagen in seiner Stimme und untermalten sein bedrohliches Aussehen. Er wartete eine Antwort nicht mal ab, es interessierte ihn nicht, was das Mädchen dachte, er wollte sie einfach nur quälen.
    „Ich bin ein Vampir!“, brüllte er ihr so laut ins Ohr dass sie aufschrie. Doch ihre Stimme spielte nicht mit, sie gehorchte ihr immer noch nicht und gab keinen Laut von sich. Es blieb also nur die Geste des Schreiens übrig, doch das interessierte den Vampir wenig.
    „Mein Name ist Caída. Komm jetzt mit mir!“, rief er mit seinem verrückten Lachen. Es klang als wäre er geisteskrank, doch er war bei vollem Bewusstsein und sein einziges Verlangen war der endgültige Sieg über Yume. Sie konnte sich nicht mehr wehren, er hatte sie versteinert, sie konnte nicht mehr reden, er hatte ihre Lunge paralysiert, er hatte ihr alles genommen und dennoch gab er nicht auf.
    Wütend packte Caída das hilflose Mädchen am Kragen und brüllte mit tiefer, sonorer Stimme ob sie ihn nicht gehört habe. Yume nickte jedoch nur. Angst überkam sie wieder. Wo wollte er sie hin mitnehmen? Warum wollte er das tun? Existierte er überhaupt, oder war auch er nur eine Einbildung ihrer Fantasie. Warum hatte ihre Mutter sie nicht schreien gehört? Warum hatte sie ihn nicht schreien gehört? So viele Fragen stellten sich Yume. Ihr Körper wurde von Unwissen, Angst und Panik beherrscht.
    Caída zog sie näher an sich heran. Er hauchte ihr ins Ohr, dass sie nun lieber ruhig sein sollte und hob sie dann mit einem einfachen Schwung hoch. Er musste unglaubliche Kräfte haben. Er lief, Yume auf dem Arm, auf das Fenster zu, holte mit seinem linken Arm aus und schlug einmal mit der Faust dagegen. Sofort splitterte das Fenster und die Einzelteile fielen unsanft zu Boden. Nur noch einzelne Fetzten des Glases hingen im Rahmen und baumelten am seidenen Faden.
    Dass ihre Mutter das alles nicht hörte wunderte Yume. Wieder wollte sie schreien, um Hilfe flehen, sie wollte nicht entführt werden, doch es schien nichts zu geben, dass Caída daran hindern könnte sie mitzunehmen. Eine Träne kullerte ihre Wange hinab, doch der Vampir achtete gar nicht darauf.
    Waghalsig kletterte er aus dem Fenster uns stellte sich mutig auf das äußere Fensterbrett. Was würde er nun tun? Sich in eine Fledermaus verwandeln?
    Plötzlich drehte sich alles um Yume herum und ihr wurde schwindelig. Ihr Kopf war nun auf den Boden gerichtet und der Wind zog scharf an ihren Seiten vorbei. Caída war einfach von der Fensterbank gesprungen. Sie kamen dem Boden näher und näher, gleich würden sie aufprallen. Die Angst vor dem Tod kochte ihn Yume hoch und auf einmal wurde ihr schwarz vor Augen. Sie spürte nur noch wie der Sturz urplötzlich aufgefangen wurde und sie nun langsam wieder an Höhe gewannen.


    ~


    Ein leises, andauerndes Knistern weckte Yume. Sie öffnete die Augen und sah einen strahlenden blauen Himmel. Wo war sie hier? Was knisterte so? Was ist am Morgen passiert? Nahm das mit den Fragen denn gar kein Ende? Yume fühlte sich schwach und erschöpft, noch bevor sie sich umsah schloss sie die Augen wieder und konzentrierte sich auf ihre anderen Sinne. Sie roch einige Anzeichen auf Regen und… Feuer. Das erklärte wohl das Knistern, jemand hatte ein Lagerfeuer angemacht. Das Mädchen wusste nicht wer, doch sie war viel zu erschöpft um sich auch nur umzudrehen, von daher beließ sie es bei der Frage und suchte nicht nach einer Antwort. Sie begann etwas zu fühlen. Sie lag im Gras, es war noch etwas feucht vom Morgentau wahrscheinlich.
    Angestrengt öffnete Yume wieder die Augen und drehte sich nach rechts. Sie sah einen großen Busch mit dunkelgrünen, kleinen Blättern. Mehr nicht. Jemand hatte sie wohl direkt neben dieses Gewächs plaziert. Gespannt und auch etwas ängstlich drehte sie sich zur anderen Seite um. Dort sah sie ein kleines Lagerfeuer. Dahinter erblickte sie eine endlose Wiese, sie waren also auf dem Land. Vorsichtig richtete Yume ihren Oberkörper auf. Dabei durchfuhren sie höllische Schmerzen, vor allem in der Leiste. Gequält kniff sie ihre Augen zusammen, doch sie überwand die Auswirkungen der Wunden, die sie mittlerweile an Rücken und Beinen entdeckt hatte. Was hatte sie hier verloren? Verstohlen schaute sie wieder nach rechts und bemerkte einige dicht aneinander stehende Bäume, umgeben von tiefem Dickicht. Dies schien wohl ein Waldrand zu sein. Das Mädchen runzelte mit der Stirn und grübelte wo es einen ähnlichen Waldrand gab. In Gedanken versunken drehte sie sich um und sah wieder die endlose Wiese. Selbst wenn sie sich anstrengte erkannte sie kein Ende der Grasfläche.
    „Na, schon wach?“, krächzte eine tiefe, raue Stimme, gefolgt von einem leisen, kaum hörbaren, höhnischen Lachen. Yume wand ihren Kopf in die Richtung, aus der sie glaubte die Stimme gehört zu haben. Sie drehe sich komplett um und schrie im nächsten Moment aus voller Kraft. Dort saß wieder dieser Vampir. Jetzt kamen die Erinnerungen wieder in ihre hoch, heute Morgen wurde sie entführt von diesem Vampir Caída. Das schien er zu sein. Er legte ihr einen Finger auf den Mund und zischte drohend. Sie sollte wohl aufhören zu schreiben. Diesen Befehl befolgte sie ohne Widerworte.
    „Warum bin ich hier?“, fragte Yume verzweifelt. Ihre Stimme war sehr belegt und während sie sprach schaute sie Caída nicht an. Sie hatte große Angst vor ihm. Was wenn er ihr etwas tun würde? Was wenn er sie angreifen würde? Oder noch schlimmer… Wenn er ihr Blut saugen würde. Das konnten Vampire doch. Yume hatte einmal diesen süßen Film gesehen, wo auch ein kleiner, netter Vampir vorkam. Der konnte Blut saugen.
    „Unwichtig. Das würdest du nicht verstehen meine Kleine. Du bist zwar schon stolze neun Jahre alt, aber trotzdem viel zu jung um zu begreifen was heute Morgen geschehen ist“, antwortete der Vampir ruhig. Doch wieder ertönte dieses leicht überhörbare, fiese Lachen. Was Yume nicht erwartet hätte, dass Caída überhaupt eine Auskunft geben würde, wenn auch eine kleine, unwichtige.
    „Wo sind wir?“, fragte Yume traurig. Das war das, was sie am meisten interessierte. Erwartungsvoll blickte sie dem Vampir auf die Zähne, welche eine sehr hypnotisierende Wirkung auf sie hatten.
    „Am Waldrand, fernab deines zu Hauses. Und jetzt sei ruhig, ich warte auf die Anderen!“, entgegnete der Vampir mürrisch.
    Schon wieder ein Rätsel. Welche Anderen? Was meinte er damit? Yume konnte kaum noch klar denken, doch mittlerweile interessierte es sie gar nicht mehr, was Caída von ihr dachte, deshalb fragte sie ihn noch etwas.
    „Welche Anderen?“
    Genervte drehte er seinen Kopf zu ihr und schaute ihr mit seinem eiskalten Blick böse in die Augen. Die roten Pupillen durchbohrten sie und ihr wurde ein Wenig schwindelig.
    Caída öffnete den Mund, als wollte er Wort formen, doch er zögerte. Warum? Hatte er Angst, dass Yume dadurch etwas Wichtiges erfahren würde? Doch bevor sie diesen Gedanken zu Ende denken konnte wurde sie wieder von ihm überrumpelt.
    „Ein paar andere Vampire. Wir müssen dich von ihr fern halten“, antwortete er, wobei der letzte Satz mehr gemurmelt als Gesprochen war.
    Einen Moment lang herrschte Stille, doch plötzlich schnellte Caída herab, griff mit seinen Händen an ihre Schultern und schlug seinen Kopf an ihren Hals. Ein unglaublicher Schmerz durchfuhr sie, als der Vampir sein spitzten Zähne durch ihre Haut an ihre Adern bohrte. Sie wurde gebissen – von einem Vampir.
    Yume wollte schreien, wegrennen, sie hatte den Impuls Caída zu schlagen, doch bevor sie auch nur einem dieses Verlangens nachkommen konnte, wurde sie schon wieder ohnmächtig und verlor erneut ihr Bewusstsein.

  • K A P I T E L _ VI


    Aufwachen «


    Ein Labyrinth ohne Ausgang
    Ist wie ein Leben ohne Tod
    Doch beides kann der Wahrheit entsprechen
    Der Tod ist der Ausgang und dieser kommt zuletzt


    — Selbstverfasst


    Die völlige Stille umgab sie, als sie ihre Augen öffnete. Alles was sie sah war eine verschwommene Mischung der Farben blau, weiß und grün, mehr konnte sie nicht erkennen. Ihr Kopf brummte und sie fühlte sich sehr schwach. Sie glaubt, dass sie nicht mal genug Kraft hatte um sich aufzurichten, also versuchte sie es gar nicht erst. Es war dunkel in ihrer Umgebung, wieder einmal wusste sie nicht wo sie war. Doch im Moment trat das Unwissen in den Hintergrund und wurde von den höllischen Schmerzen abgelöst, die nun langsam wiederkehrten. Es war als wären sie nie weggewesen. Ihr Hals brannte tierisch und sie hatte das Gefühl sie würde bluten. Aber so war es nicht. Sie hörte ihr Herz schlagen, so ruhig war es. Das wunderte sie und sie überlegte, ob sie auch ihr Blut rauschen hören würde. Sie strengte sich an und lauschte in die Welt hinein, doch das einzige was sie vernahm war das rhythmische Schlagen ihres Herzes. Könnte es denn sein, dass? Nein, daran wollte sie gar nicht denken…
    „Guten Morgen Yume. Hast du gut geschlafen?“ Ein bleiches Gesicht, mit blutorten Augen und spitzen Zähnen tauchte auf einmal neben ihr auf. Caída war also auch noch hier.
    „Spar dir die Mühe“, hauchte Yume zurückhaltend und kaum hörbar, doch der Vampir hatte, wie wahrscheinlich jeder seiner Art ein fantastisches Gehör, somit war ihm diese Bemerkung nicht entgangen. Er schmunzelte und blickte sie dann etwas wehmütig an.
    „Es war einen Versuch wert!“, brachte er mit kratziger Stimme hervor, „Habe ich dir schon meine Schwester vorgestellt?“
    Überrascht versuchte Yume sich aufzurichten, bisher lag sie noch, Caída hatte sie zuvor über sie gelehnt. Doch nun hatte er ihr Interesse geweckt. Er hatte also eine Schwester…
    „Nein“, stotterte Yume kurz und knapp und blickte beschämt auf sich selbst herab, als sie bemerkte, dass ihr sogar zum Aufstehen die Kraft fehlte.
    Einen Moment lang war es ruhig, Caída wusste entweder keine Antwort, oder er hielt es nicht für nötig, ihre eine zu geben. Doch da öffnete er langsam seinen Mund und sprach weiter.
    „Vampire altern. Sehr schnell, schneller als du denkst, Yume.“
    Was meinte er damit? Sie holte Luft im ihn zu fragen, doch er stand auf und verschwand bemerkungslos. Yume wusste nicht wohin er gegangen war, sie konnte alles immer noch nicht richtig erkennen. Sie glaubte die Kronen von hohen Bäumen erkennen zu können, dazwischen ab und an etwas blauen Himmel, der durch die dunkelgrüne Decke strahlte. Waren sie nun also im Wald?
    Yume griff sich verwirrt an den Hals und fuhr im nächsten Moment zusammen. Es war wie ein Stromschlag der sie durchfuhr als sie ihren Hals berührte. Sie fuhr erneut langsam mit ihren Finger darüber und spürte eine große Wunde. Sie bestand aus vier kleineren, fein säuberlich angeordneten, verkrusteten Löchern. Von der Form her ähnelte es einem Biss… Sie erinnerte sich! Gestern, oder noch später, sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren, wurde sie von Caída gebissen und fiel darauf in Ohnmacht. Wut brauste in ihr auf und das Verlangen ihn zu schlagen kehrte zurück und begann ihren Körper zu dominieren. Wäre sie nicht so erschöpft gewesen, hätte sie wahrscheinlich nichts mehr halten können loszulaufen und den Vampir zu suchen. Doch sie konnte sich nicht mal richtig Aufsetzten. Schmerzen paralysierten ihren Körper für einen Moment, als sie ihre Arme nach hinter schob, sodass sie ihr Oberkörper etwas aufrichtete. Nun konnte sie, nachdem sie sich von dem Stechen erholt hatte, ihre Umgebung überprüfen.
    Yume behielt Recht mit ihrer Vermutung, sie befand sich in einem tiefen Wald. Genauer gesagt lag sie mit dem Rücken an einen großen Baum gelehnt, von Moos umgeben, im feuchten Laub. Um sie herum standen eine Menge Bäume, die von Gewächsen wie Beerensträuchern umringt wurden. Sie kannte diesen Ort nicht.
    „Caída? Ich weiß dass du hier bist!“ Ihre hohe Stimme schallte durch die Vegetation und kam von allen Seiten wieder zurück. Sie wartete einen Moment, doch nichts regte sich, Caída wollte sie nicht zeigen. Oder er war wirklich nicht hier. Aber wie weit kann ein Vampir in der kurzen Zeit kommen?
    Yume kratzte sich verwirrt den Kopf. Die letzten Tage waren nicht so gelaufen wie sie es erwartet hatte und sowieso war das alles was gerade passierte schwer vorstellbar. Geheim hoffte das Mädchen inständig darauf, dass dies alles nur ein Traum war und sie bald in ihrem Bett erwachen würde. Ohne blaue Menschen in der Küche, ohne Blut an der Türklinke. Ohne Kratzer an ihrem Fenster und ohne ein Tagebuch, dass zur Hälfte in Flammen steht. Auch Caída sollte nur ein Traum sein. Aber es schien doch alles sehr real und das bereitete dem Mädchen große Angst. Sie vermisste ihre Mama und ihren Papa, zu gerne würde sie sich gerade an ihre Eltern kuschel und einfach nur ihre Nähe genießen, den Duft der Beiden einatmen, die Augen schließen und an nichts denken. Doch das war ihr nicht möglich, sie wurde von einem Vampir gebissen und mutierte wohl selbst gerade zu einem seines Gleichen. Doch gerade war ihr alles gleichgültig. Sie fühlte sich leer, schwach und unnütz. Selbst wenn Caída sie jetzt umbringen wollte, würde sie sich wahrscheinlich nicht wehren. Ihr war einfach nur alles egal, sie hatte nichts mehr für das es sich lohnte zu kämpfen, zu kämpfen um das Leben.
    Vorsichtig richtete sich Yume ein weiteres Stück auf. Dieses Mal waren die Schmerzen nicht ganz so schlimm und sie versuchte ganz aufzustehen. Es gelang ihr zwar, doch direkt darauf musste sie erstmal verschnaufen, dieser Kraftaufwand hatte sie ziemlich erschöpft. Wie konnte eine kleine Wunde am Hals so großen Schaden anrichten? Oder war es doch eher die Tatsache, dass ihr Körper wahrscheinlich völlig befreit von Blut war?
    Doch Yume wollte sich nicht einfach geschlagen geben. Dann hatte Caída sie eben gebissen, sie würde das Beste draus machen und die neuen Kräfte nutzten. Wenn sie diese überhaupt schon hatte. Aber eines stand fest, das Mädchen hatte einen Entschluss gefasst – Sie würde den Vampir nun suchen und eine Erklärung für den Biss verlangen. Also nahm sie all ihren Mut zusammen und lief blindlings in eine Richtung los, von der sie glaubte dass dies die Richtung sei in die er verschwunden war.
    Sie trug immer noch dieselben Klamotten wie zuvor. Eine schwarze Hose aus dem Material einer Jeans, ein weißes T-Shit und eine weiße Strickjacke, sowie ein paar Lederschuhe. Sie war froh, dass sie das trug was sie hier hatte. Ohne Schuhe zum Beispiel wäre es unmöglich durch diesen Wald zu laufen. Überall waren spitze Steine am Boden verteilt, hätte sie ihre Schuhe nicht an, wären nun schon Löcher in ihren Füßen.
    So wanderte Yume also weiter durch den tiefen Wald, auf der Suche nach Caída. Sie hoffte ihn bald zu finden, denn langsam begannen ihr wieder die Kräfte zu schwinden.



    Seit einem gefühltem, halben Tag irrte Yume jetzt schon durch diesen Wald, auf der Suche nach dem Vampir der sie gebissen hatte. Sie suchte Antworten auf ihre Fragen. Wo war sie hier? Warum war sie hier? Vor wem musste er sie verstecken? Warum musste er sie verstecken? Warum hatte er sie gebissen? Wer war seine Schwester? Sie hätte ein ganzes Buch voller Fragen schreiben können. Doch am wichtigsten war ihr diese eine Frage: Wann wache sie wieder auf? Diese Frage wandelte ihr immer und immer wieder durch den Kopf, einzig und allein der Sinn dazu existierte nicht. Sie würde nicht aufwachen, das war ihr bewusst, doch trotzdem hoffte sie die ganze Zeit darauf, schweißgebadet in ihrem Bett zu liegen und jeden Moment von ihrer Mutter geweckt zu werden.
    Zu lange lief sie nun schon kopflos und ohne Orientierung durch diesen ewigen Urwald, auf der Suche nach einem Ausgang. Ihr wahres Ziel hatte sie schon aus den Augen verloren, doch was ihr gerade viel mehr auffiel. Sie war gewachsen. Sie war unglaublich gewachsen. Mindestens sieben Zentimeter, wenn nicht sogar noch mehr. Das wunderte sie schon, doch wieder ereilte sie ein schrecklicher Verdacht.
    Was hatte Caída als letztes gesagt…? „Vampire altern. Sehr schnell, schneller als du denkst, Yume.“
    Das waren seine Worte. Sie war sich nicht sicher was das zu bedeuten hatte, doch noch weniger warum er ihr das überhaupt gesagt hatte. Das Mädchen wusste nur eines. Er hatte sie gebissen, und die logische Schlussfolgerung daraus wäre eine Verwandlung. Eine Verwandlung in einen Vampir. Ein Schauder lief ihr bei diesem Gedanken den Rücken hinunter. Das konnte doch unmöglich die Wahrheit sein? Vielleich hatte er ihr ja gar nicht das Blut ausgesaugt. Vielleicht hatte er sich einfach nur gebissen um sie zu schocken und ruhig zu stellen. Jedoch wusste sie selbst, dass nur eine minimale Chance bestand, dass dem so wäre.
    Es wurde langsam dunkel und Yume war noch immer nicht fündig geworden. Nun wurde es kalt, die Sonne war vollends verschwunden, nach diesem langen, anstrengenden Tag und dem Mond gewichen, der mit seiner bleichen Farbe, gedämpftes Licht spendete. Ohne dieses wäre sie verloren, denn überall im Boden waren Wurzeln und Steine, über die sie mit Sicherheit gestolpert wäre, würde der Mond ihr nicht das Licht spenden. Sie hatte ja schon Mühe mit dem Mond alles zu erkennen, was würde sie dann nur ohne machen?
    Sie wurde traurig und bekam Angst. Es war Nacht und sie irrte einsam durch einen finsteren Wald, auf der Suche nach einem Vampir der ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit nur Schmerzen zufügen würde. Wäre die Angst nicht so unglaublich groß gewesen, hätte sie sicherlich über ihre irrsinnige Lage lachen können. Sie suchte etwas, das ihr schaden würde, doch trotzdem, Caída war ihr zurzeit lieber als der dunkle Wald, der sie mit seiner Finsternis verschluckte. Die Angst hatte ihre eiskalten, langen Finger um sie gewandt und drückte nun so fest zu, dass sie hätte schreien können, wäre noch Luft in ihren Lungen vorhanden. Sie wollte nichts anderes als hier weg, denn umso später es wurde, desto mehr wuchs ihre Panik. Überall hörte sie gruselige Geräusche und ihre Lauftempo nahm mit der Zeit zu, sie wollte immer so schnell wie es möglich war von einem Ort weg, mit dem Bewusstsein dass es an der nächsten Stelle genauso sein würde. Langsam wurde sie auch müde, doch die Vorstellung hier, umgeben von Tieren und anderen Lebewesen von denen sie lieber gar nichts wissen wollte, verwischte ihre Verlangen nach Schlaf jedes Mal aufs Neue und warf hingegen mit Farbklecksen der Angst um sich. Wie sollte sie diese Nacht nur überleben?
    Immer noch rannte sie durch das Dickicht, ihre Beine waren voller kleiner Wunden, die von Rosensträuchern oder Ähnlichen kamen. Ihre Schuhe hatten eine matschbraune Farbe angenommen, genauso wie ihre Hose. Einzig und allein ihre Jacke war halbwegs in Ordnung, doch etwas störte sie. Die Jacke war plötzlich zu klein. Schon seit sie laosgelaufen waren guckte ein ordentliches Stück ihres kreidebleichen Bauches hervor. Mittlerweile war dieser Teil ihres Körpers so klar, dass sie meinte er wäre erfroren und abgestorben. Auch an ihren Beinen fehlte ein Stück Hose und so konnte man ihre Knöchel über den Füßen komplett sehen. Der eisige Wind der durch das Labyrinth aus Bäumen pfiff verschlimmerte ihre Lage nur noch.
    Jetzt war es wirklich stockdunkel, was auch daran lag, dass eine Hand voll Wolken den Mond bedeckten. Die Angst in ihrem Körper könnte nun nicht mehr höher sein, das war einfach nur unmöglich. Sie zitterte am ganzen Leib und das nicht nur wegen der Kälte, ihre Zähne klapperten und ihre Augen wechselten panischen immer wieder von links nach rechts, auch wenn es wenig Effekt hatte, sie erkannte eh nichts.
    Sie war nun schon öfters gestürzt und hatte sich nun auch am Oberkörper und an den Armen tiefe Wunden zugezogen. Ihr Schädel brummte und ihre Wahrnehmung wurde immer schlechter. Ihre Ohren waren zu und sie hörte nur noch bedingt, was um sie herum passierte. Ihre Augen konnte sie gerade sowieso nicht benutzten, dafür war es viel zu finster. Gerüche gab es nur Wenige, es roch etwas feucht, als würde es bald regnen. Das war genau das was noch fehlte.
    Erschöpft stoppte Yume zu rennen und lehnte sich gegen den nächstgelegenen Baum, nachdem sie ertastet hatte, dass dieser auch wirklich dort stand und ihre Augen sie nicht getäuscht hatten. Ohne Kraft setzte sie sich hin und drückte ihren Rücken an den Baumstamm, während sie leise weiter schnaufte. Es war ihr egal ob hier Monster, Tiere oder weiß Gott was kreuchte, sie brauchte einfach nur Ruhe und neue Kraft. Sie atmete nun wieder halbwegs ruhig und schloss die Augen. Sie genoss den Moment der Stille, bis sie ein entferntes Rascheln vernahm. Sie öffnete ihre Augen nicht, sondern versuchte sich auf ihre Ohren zu konzentrieren. Das Rascheln kam näher und wurde lauter, ein Lebewesen schien sich auf sie zu zubewegen. Ganz abrupt endete der Geräuschpegel und es war still. Das Mädchen glaubte ein leises Atmen zu hören und öffnete ihre Augen.
    „Hallo Yume! Wir haben uns aber lange nicht gesehen“, sagte eine freundliche Stimme.

  • Hey Chess, ich dacht mir, ich schnei mal vorbei. ^^


    [tabmenu][tab=Startpost]
    [subtab=Titel]Ich glaub, der Titel sollte deiner Story einen mysteriösen Touch verleihen, aber ich finde ihn eher etwas kindlich. Man assoziert eher die kleinen Kinder, die nach Mami rufen, Alpträume haben und nicht einschlafen können, weil sie glauben, dass sich ein Monster unter'm Bett oder im Schrank versteckt hält.
    Aber gut, trotzdem ist der Titel nicht unbedingt schlecht. Er lässt zumindest viel Interpretationsspielraum.


    [subtab=Header und Zitat]
    Der Header sieht irgendwie zu harmlos aus, sehr friedlich, so schaffst du keine düstere Atmosphäre. =)
    Er passt zwar durchaus zum Titel, aber dennoch hätte ich mir hierfür etwas mit mehr Pepp vorgestellt.


    Zitat: Nickelback, nicht? :love:


    [subtab=Vorwort und Klappentext]
    Du solltest nicht erwähnen, dass die Story ein "kindliches Thema" behandelt, das wirkt nicht sonderlich gut.
    Ansonsten hab ich am Vorwort eigentlich nichts ausszusetzen ^^


    Der Klapptentext sagt mir weder zu, noch schreckt er mich ab, deswegen werd ich einfach mal sehen.
    Nur klingt das Portal unter ihrem Bett bisschen nach Narnia, findest du nicht auch? Soll keine Unterstellung sein, aber ich muss trotzdem dran denken. ^^"


    [subtab=Danksagung - Idee]
    Gehören Danksagungen und zu erzählen, wie die Idee einem zugeflogen gekommen ist, nicht eigentlich in das Vorwort? Beziehungsweise direkt darunter? So wirken beide Überschriften so abgehackt, so getrennt vom Vorwort. Also für mich gehören sie da dazu, ohne Frage. Aber bitte. ^^"


    Du solltest nicht andauernd erwähnen, dass deine Story kindlich ist. Lass die Beurteilung lieber dem Leser über. ;)
    Was mir sehr, sehr bitte bei den beiden Absätzen aufstößt:

    Zitat

    Die Geschichte mag an manchen Stellen kindlich wirken, vielleicht auch, als würde sie keine Botschaft haben.
    Am meisten jedoch, inspiriert mich eben, dass sie eine Botschaft hat, und diese ist groß, wichtig und gut versteckt.


    Ich muss zugeben, dass ich Geschichten, in denen jemand oder sogar der Autor selbst, die Moralkeule schwingt (außer The Hunger Games, die Bücher dürfen das, weil The Hunger Games ist eben The Hunger Games =X), nicht wirklich leiden kann und ich hätte eigentlich schon fast weggeklickt, wenn ich nicht mittendrinnen gewesen wäre, einen Kommentar zu schreiben. Jetzt frag ich mich, inwieweit sie eine Botschaft hat und wie stark du es einfließen lässt. Wenn sie zu stark aufgetragen ist, dann wirkt die Geschichte womöglich tatsächlich kindlich.


    [subtab=Zweiter Startpost]
    Ob man so dringend News in einer Fanstory braucht? Naja, fraglich.


    Was mir gefällt ist, dass du das Klima genau beschreibst. Darunter kann man sich etwas vorstellen. Allerdings sieht die Karte schon laienhaft aus, muss ich zugeben ^^"
    Ich hab es lieber, wenn man Regionen erklärt, anstatt sie mit Karten darzustellen.


    Du bist bei Kapitel sechs und der Steckbrief deines Hauptcharakters ist immer noch nicht on? Ich nehme an, dann brauchst du nicht unbedingt Steckbriefe. Sie ewig leer zu lassen, das sieht nicht schön aus - genauso wie bei den Steckbriefen deiner Völker. Entweder sie sind da oder nicht, leere Steckbriefe nützen weder dir was, noch deinen Lesern. XD


    [subtab=Fehler]
    Vorwort~
    Herzlich Willkommen zu meiner neuen Fanfiction. Diese behandelt ein zu Beginn doch recht kindliches Thema, welches aber mit jeden Kapitel an Spannung zu nimmt (zusammen schreiben). Dazu kommt, dass ich jetzt schon auf unterschiedliche Genres aufmerksam machen sollte. Die Geschichte ist zwar im Bereich Fantasy, dessen Aspekte sie auch beinhaltet, anzusiedeln (irgendein Wort fehlt da einfach und dann natürlich der Beistrich) jedoch ist ein größerer Teil der Geschichte, der (dem!) Gerne Reallife zuzuordnen. Also bitte gegen Beginn der Geschichte nicht wundern, sollte die (das) Genre nicht auf Fantasy zutreffen. Weiteres (Weiters) gibt es wenig zu sagen, diese Geschichte existiert schon lange, seit (seitdem) ich acht bin, und wird nur überarbeitet, da ich nun doch etwas besser schreibe, (Beistrich!) als damals mit acht Jahren (unnötige Wiederholung).
    Ansonsten kann ich nicht viel sagen, ich freue mich, (Beistrich!) dass du hier bist dun hoffe, (Beeeistrich ^^) du liest.
    Über Kommentare freue ich mich natürlich auch sehr, also wenn ihr Zeit und Lust habt, nur zu, konstruktive Kritik ist gerne gesehen.


    Klappentext~
    Wieder und wieder kann Yume nicht einschlafen. Das kleine Mädchen hat ein Problem bei Vollmonden einzuschlafen, wie so viele andere.
    Doch einige Kleinigkeit unterscheidet sie von den anderen. Es gibt einen Grund warum sie nicht schläft, wenn der Mond voll (klingt seltsam) ist. Sie hat eine Aufgabe, sie wurde auserwählt Fuykai zu retten. Die Welt, die unter ihre, Bett existiert. (komischer Satz, grammatikalisch vollkommen falsch. "Die Welt, die unter ihrem Bett existiert) Doch jeden Vollmond aufs (auf's) neue (Neue), ist es eine Qual, die Tore nach Fuykai zu durchschreiten. Doch mit der Hilfe ihrer neuen Freunde schafft sie es von Monat zu Monat.
    Kann die kleine Yume, die Eisprinzessin Yuki retten?
    Kann sie wieder in ihre Welt zurückkehren, oder ist sie für immer in Fuykai, der endlosen Winterwelt, (hier noch ein Komma, das ist ein eingeschobener Satzteil) gefangen?


    Genre~
    Reallife | Fantasy | Drama | Tragödie


    Warnung~
    In der Geschichte werden gewaltsame, brutale Aspekte aufgeführt (aufgeführt? Ist es denn nun ein Theaterstück? XD).
    Desweiteren ist vor Blut und Tod zu warnen.


    Danksagung & Widmung~
    Ich sage Danke an meinen Beta Leser (Betaleser oder Beta-Leser) Onassis und an all meine Kommentatoren.
    Besonders jedoch an Paya, (Komma) die mir auch sonst sehr viel hilft, nicht nur durch kommentieren (das ist kein deutscher Satz. Entweder: "durch ihre Kommentare" oder "durch ihr Kommentieren").
    Ich widme diese Fanfiction allen meinen (das klingt wieder so abgehackt) Freunden im Bisaboard.
    In letzter Zeit habe ich viele nette Leute kennengelernt und Freunde gewonnen.
    Einen besonderen Platz in der Widmung bekommen vor allem Raiu & Choreomon.
    Die drei sind super Freunde und helfen mir immer, sind einfach toll und man könnte sich keine besseren Freunde wünschen.


    Idee & Inspiration~
    Die Idee kam mir vor sechs Jahren, als ich sieben Jahre alt war. Ich schrieb eben diese Geschichte.
    Nur nicht so gut, wie gesagt ich war sieben. (Diese Wiederholungen ziehen deinen Startpost nur in die Länge und ich dachte, du wärst acht gewesen ;)) Irgendjemand hat sich einen Spaß daraus gemacht, diese auf Word zu tippen.
    Und vor einger Zeit stieß ich darauf und begann sie umzubauen. (Wie? Was? Wo? Wer? Wann? - Irgendjemand? Soll das heißen, einer hat deine Story geklaut und du hast nichts dagegen gesagt? Was heißt, irgendjemand? ôo)
    Und sie gefiel mir so, dass ich dachte, ach was soll's ich schreib es neu.
    Die Idee stimmte schon mal (schon einmal oder wenn du Umgangssprache verwenden willst: schon 'mal).
    Mich inspiriert immer die Schwärze der Nacht und das ganz Dunkle (ach, nicht das halb Dunkle? =X), melancholische Zeugs, das mir durch den Kopf geht.
    Die Geschichte mag an manchen Stellen kindlich wirken, vielleicht auch, als würde sie keine Botschaft haben.
    Am meisten jedoch, inspiriert mich eben, dass sie eine Botschaft hat, und diese ist groß, wichtig und gut versteckt.
    Doch immer wenn ich daran denke, schreibe ich weiter, dann habe ich die tollsten Ideen.


    Copyright~
    Die Idee dieser Geschichte stammt aus meiner (kindlichen) Fantasie und ist mein Eigentum.
    Auch die letztendliche Ausführung ist mein Verdienst, weshalb die gesamt Geschichte (Gesamtgeschichte - was auch immer das für ein Wort sein soll, es gehört zusammen =D) mir gehört und unter keinen Umständen benutzt werden darf.
    Beim Header ist die Quelle angegeben, auf den Link bin ich zufällig in Google Bilder (bei den Google-Bildern) gestoßen.
    Der kleine Spruch (... den man auch als Zitat bezeichnet XD) unter dem Titel ist aus dem Lied Lullaby von Nickelback, aus dem Album Here and Now.
    Wie unter dem Gedicht am Ende steht, sind diese Zeilen Eigentum von Max Kruse.


    [subtab=Zusammenfassung Startpost]
    Du hast dir mit der Formatierung viel Mühe gegeben, aber leider sind dir einige Fehler und Ungereimtheiten unterlaufen. Zum Beispiel verwendest du viel Umgangssprache (was an sich nicht schlecht ist, nur aus dem Startpost sollte sie möglichst draußenbleiben) und wiederholst dich recht auf. Ich glaub, er könnte wesentlich kürzer und kompakter sein. Die Texte solltest du unbedingt noch einmal bearbeiten!


    [tab=Prolog]
    [subtab=Header - Titel - Zitat]
    Das Zitat bzw. das Gedicht ist ja recht nett, aber irgendwie stell ich keinen Zusammenhang her. Nun ja, Yume hat bisschen Probleme mit dem Vollmond, da hast du einfach ein Mondzitat hergenommen?
    Nachtwanderung klingt dafür gut und glaub mir, für den Header beneid ich dich. lol ^^ DER ist echt gut ausgesucht.


    [subtab=Schreibstil - Charaktere - Inhalt]
    Ich finde deinen Schreibstil noch teilweise abgehakt. Deswegen wirkt er auch abgehakt und einfach nicht so "rund", wie er sein sollte. Dein Schreibstil harmonisiert noch nicht wirklich. Du versuchst dich gehoben auszudrücken und die besten Worte auszusuchen, aber genau dadurch wirkt es gekünstelt und überladen.
    Ein Beispiel am ersten Satz:

    Zitat

    Es war schon fast Mitternacht, als ein grollendes Poltern ein kleines Mädchen aus dem Schlaf zog.


    Ein Poltern ist ein Poltern. Das Wort sagt für sich genug aus - und genau deswegen muss es für sich stehen. Ein Poltern kann nicht grollen, dann wäre es ein Grollen und kein Poltern! XD Und genau solche Beispiele meine ich.^^
    "Es war schon Mitternacht" ... das ist ein Plauderton, eine typische Einleitung, die ganz und gar nicht mit dem Nebensatz zusammenpasst. Im Nebensatz willst du Action erschaffen, wenn du im Hauptsatz noch einen angenehmen Erzählton einschlägst? Das funktioniert nicht, tut mir leid. ^^"


    Zitat

    Ihre Haut war blass und weiß, genau wie ihr Schlafanzug. Ihre langen, milchigen Haare fielen bis über die Schultern. Ihr tiefen, blauen Augen wirkten kalt, als wäre sie tot. Sie starrte gebannt auf die Zimmertür, welche immer noch geschlossen war. Sie war nicht besonders groß, und wahrscheinlich auch noch sehr jung. Ihre Hände zitterten, wie als würden sie nicht zu ihr gehören.


    Man kann elegantere Wege wählen, um das Aussehen eines Charakters zu beschreiben ^^


    Zitat

    Das Mädchen neigte den Kopf herum


    herum? Sie ist keine Eule. ;)


    Zitat

    Langsam nahm sie ihren Fuß hoch und tastete mit ihm nach der ersten Stufe. Das Mädchen entdeckte sie und ließ das Bein ruckartig nach unten fallen, so dass es mit einem lauten Grollen auf der Treppe aufprallte.


    Und ein Elefant ist sie wohl (hoffentlich) auch nicht. *gg*
    Klingt jedenfalls für's Erste so. Man muss nicht versuchen mit allen Mitteln zu beschreiben. lol


    ach, aber ich bin zu müde für alle Beispiele. ^^"



    Ich geh lieber noch auf Yume ein und auf die Handlung. ;)
    Du versuchst schon gut ihre Gefühle zu beschreiben - nur komm ich durch deine Beschreibungen, die manchmal leider etwas seltsam sind, auch bisschen aus dem Konzept ^^"
    Zudem sei gesagt, dass es nicht vorteilhaft ist, ein so junges Mädchen (oder einen kleinen Jungen, das wär genau das Gleiche) als Hauptcharakter zu nehmen. Nun, du hast sie schon, ist ja jetzt auch egal. Aber ältere Protas machen dem Autor das Leben auch leichter. ;)
    However, ihre Reaktion auf diese Lunea ist sehr, sehr unnatürlich. "Sie sehen nicht aus wie ein Mensch ..." Wenn die Frau aussieht wie ein Vampir, würden die meisten Leute (vor allem sehr junge Mädchen) sich mal die Seele aus dem Leib kreischen ôô
    Naja, dadurch bekommt der Prolog schon eine sehr bizarre Wendung. ^^"
    [/tabmenu]


    So, ich haben mal fertig. ^^
    Ich weiß noch nicht, ob ich weiterlesen möchte, aber ich hab dir halt mal einen Kommentar geschrieben, weil du ja konstruktive Kritik erwünscht hast.


    LG Bastet

  • K A P I T E L _ VII


    Brennendes Blut «


    Die Zeit soll alle Wunden heilen, doch die Erinnerung ist der größte Schmerz.


    — Selbstverfasst


    Verwirrt blickte Yume in ein grünes Paar, leuchtender Augen, die sie freundlich anstarrten.
    „Erkennst du mich denn nicht meine Kleine?“, fragte das Wesen überrascht und lächelte ihr versichernd zu. Sie schien wirklich sehr nett zu sein.
    Jedoch fiel Yume erst jetzt ihre Hautfarbe auf. Sie war blau. Vollkommen blau. Ansonsten trug sie eine braune Weste, eine braune kurze Hose und hatte lange, schwarze Haare, die zu einem Zopf zusammengebunden waren. Jetzt erinnerte sich das kleine Mädchen und ihr Gesichtsausdruck wechselte schlagartig.
    „Lunea!“, keuchte sie überrascht. Ihr blaue Haut leuchtete durch de dunkle Nacht und spendete den Beiden auf eine seltsame Art und Weise ein angenehmes Licht.
    „Also kennst du mich doch noch“, erwiderte die Frau erleichtert und legte einen Arm auf Yumes Schulter, als würden sich die Beiden schon lange kennen.
    „Groß bist du geworden, dabei ist unser letztes Treffen nicht lange her“, murmelte Lunea vor sich hin, „Sag, hast du meine Nachricht bekommen?“ Den letzten Satz fragte sie wieder deutlich, an Yume gerichtet.
    „Sie meinen den Zettel?“, fragte sie und runzelte die Stirn, „Ja er lag auf dem Küchentisch.“
    Lunea begann zu lachen. Anscheinend freute sie sich, dass das Mädchen ihre kleine Nachricht erhalten hatte. Doch sofort darauf wurde ihre Mine todernst und sie blickte mit ihren grünen Augen, durchbohrend auf Yume herab.
    „Wieso bist du hier?“, fragte die Frau, plötzlich mit einem sehr scharfen Unterton, bei dem das Mädchen unwillkürlich zusammenzuckte. Was sollte sie sagen? Sollte sie lügen, oder sollte sie Lunea die Wahrheit über ihre Entführung erzählen. Vielleicht kannte sie Caída ja, sie war auch so ein… Wesen.
    Angespannt holte sie Luft und begann zu sprechen: „Ich wurde von zu Hause entführt.“
    Bei diesem Worten lief ihr ein Schauder über den Rücken und automatisch wurde die ganze Luft aus ihren Lungen gepresst, sie hatte ihr Stimme wieder nicht unter Kontrolle. In den Erinnerungen an den Morgen ,an dem der Vampir in ihr Heim eingedrungen war, fühlte sie sich nicht wohl, die Angst überkam sie wie eine blutrote Flutwelle jedes Mal aufs Neue, doch um Lunea die Wahrheit zu offenbaren, versuchte sie sich zu überwinden und tiefer in ihre dunklen Gedanken und Erinnerungen zu tauchen und jede kleinste Information aus sich raus zu holen. Sie versuchte sein Gesicht bis auf jedes kleinste Detail vor ihr inneres Auge zu schieben, um den Vampir möglichst gut beschreiben zu können, selbst wenn es sie alles an Überwindung kostete. Sie winselte vor Angst, diese Erinnerungen, wie Caída in ihr Zimmer eingedrungen war und sie angegriffen hatte, machte sie wahnsinnig. Das war genug! Yume stoppte ab und zog sich aus ihren Erinnerungen zurück. Sie schluckte und berichtete Lunea von dem Vorfall. Nach jedem Satz wurde die Besorgnis in dem Gesicht der Blauhäutigen größer und deutlicher und das Mädchen spürte regelrecht das Mitgefühl, dass die Frau ihr entgegenbrachte. Sie musste sich eingestehen, dass sie froh war, dass Lunea hier war. Vielleicht könnte sie sogar noch einige ihrer Fragen beantworten.
    Als Yume Caída erwähnte und beschrieb zuckte die Frau zusammen. Allein schon beim Namen zeigte sich ein Hauch von Furcht auf ihrem Gesicht, doch sie versuchte dieses Gefühl zu unterdrücken, das kleine Mädchen machte sie schon genug Sorgen. Nachdem sie fertig erzählte hatte atmete sie kurz auf und stellte Lunea eine einfach zu beantworten Frage, es würde sie jedoch sehr viel Überwindung kosten, das Einfache zu bewältigen.
    „Kennen Sie Caída?“, fragte Yume zurückhaltend. Anscheinend machte sie sich keine großen Hoffnungen.
    Nach einem kurzen Moment der Stille seufzte Lunea und holte tief Luft, bevor sie ihre Stimme anlegte um dem Mädchen zu antworten.
    „Ich kenne ihn. Er ist ein böses Wesen…“, murmelte die Frau und schon wieder zeigte sie eine Spur Furcht in der Tiefe ihrer smaragdgrünen Augen. Eine Hand voll Tränen schossen in ihre Augen und sie begann zu weinen. Erst schluchzte sie nur ein bisschen vor sich hin, doch als Yume ihr ihre Hand auf den Rücken legte ergoss Lunea ihrer Tränen vollends auf dem Waldboden.


    Es war eine laue Sommernacht als ich geboren wurde. Meine Mutter erwartete mich schon viel zu lange, also haben mich die Heiler des Stammes aus ihrem Bauch geschnitten. Es waren höllische Schmerzen die sie durchstehen musste, doch sie tat es für ihre Tochter, für mich. Die Tatsache, dass ich in einer Vollmondnacht geboren war, schenkte mir den Namen Lunea. Ich war glücklich, all die Jahre, doch irgendwann war der Abschied nahe, der Abschied von meiner Mutter. Ich war nun alt genug um von zu Hause weg zu gehen und unseren Stamm im Krieg zu unterstützen. Doch es kam alles anders.
    Am Abend meines Aufbruches saßen meine Mutter und ich ein letztes Mal zusammen am Lagerfeuer und sie erzählte mir die Geschichte meiner Geburt. Sie erzählte mir, wie sie etliche Stunden auf dem Boden gelegen hatte, mit einem aufgeschnittenen Bauch, nur damit ich das Licht des Lebens erblicken durfte. Wir tauschten noch lange Geschichten aus und es wurde schneller dunkel als erwartet. Wir wollten das Feuer gerade ersticken und uns verabschieden, als uns plötzlich ein ohrenbetäubendes Pfeifen umgab. Wir hielten uns die Ohren zu, doch es schien kein Entkommen vor dem Klang zu geben. Kurz darauf, der Ton hielt an, wurde es wärmer und wärmer. Wir begannen zu schwitzen und keuchen, jedoch half es alles nichts. Und dann kam es. Dieses wahnsinnige, verrückte und schrille Lachen. Es schallte über die ganze Steppe und schallte von allen Seiten wieder, wie als wären wir in einem einzigen kleinen Raum. Das Lachen wurde immer lauter und lauter und unsere Ohren waren kurz davor zu platzen, da tauchte er auf. Er trat aus dem Lagerfeuer. Seinen Blick hatte er auf meine Mutter gerichtet. Das Feuer umgab ihn noch, jedoch war es gewachsen und strahlte einen rot-orangenen Strahl in den Himmel. Was auch immer diese Kreatur war, sie war böse, vom Scheitel bis zur Sohle. Seine Gesichtszüge waren durch den Rauch und die vielen Funken nur bedingt zu erkennen, doch was ich sah verschreckte mich. Seine Züge waren spitz, kantig und sein Blick schien als könnte er töten. Das schaurige Bild der Geburt eines Teufels brannte sich für immer in meine Erinnerungen ein, untermalt von dem schrillen Lachen und dem hohen Pfeifen. Die Kreatur trat aus dem Feuer heraus, sein Körper brennte noch etwas, doch es schien ihn nicht zu schmerzen. Nichts schien ihn zu kümmern, sein Blick war verankert, verankert mit den Augen meiner Mutter.
    „Caída!“, hatte ich sie flüstern gehört, doch dann war es schon zu spät. Er war auf sie zugeschnellt, hatte seine weißen, glitzernden Krallen in ihren Oberkörper geschlagen und sie mit einem einzigen Stoß seiner Arme, zu Boden geworfen. Ich habe geschrien, als ich sah wie viel Blut aus dem Rumpf meiner Mutter floss, doch dieses teuflische Wesen hatte mich nicht gehört oder beachtet. Mengen an dunkelroter Flüssigkeit spritzen über die große Fläche und sprenkelten seinen pechschwarzen Körper mit blutigen Flecken. Es hätte genau so gut mich anfallen können, doch es war an meiner Mutter interessiert. Wieder stürzte er sich auf sie und ihr hörte ihren verzweifelten Todesschrei, als er sie erbarmungslos niederstreckte. Augenblicklich schwand das Licht aus ihren Augen, ihr Herz war ihr Lebenselixier gewesen und ohne auch nur eine einzige Chance auf Überleben zu haben, wurde sie diesem Elixier beraut und ermordet. Ich schrie, rannte auf ihn zu und wollte ihn schlagen, doch das kümmerte ihn wenig. Seine wahnsinnigen Augen ruhten immer noch auf den leblosen Pupillen meiner toten Mutter. Was war das nur für ein krankes Wesen?
    Erst dann hatte er mich bemerkt und drehte sie in einer flüssigen Bewegung in meine Richtung. Er sah tief in meiner Augen und sofort begann das Pfeifen in meinem Kopf lauter und höher zu klingen. Ich hatte das Gefühl als würde mein Kopf platzen. Ich versuchte sein Gesicht besser zu erkennen und erstarrte, als ihr diese zwei langen, spitzen, weiß glitzernde Zähne sah. Dieses Wesen war ein Vampir!
    Er hatte gerade seinen Arm gehoben um auch mich aufzuschlitzen und einen grausamen zweiten Mord zu begehen, mit dem selben Motiv seiner vorherigen Tat, doch bevor es soweit kam hörte ich das galoppieren eines Pferdes. Es war nicht nur eins, es waren viele. Ich drehte mich um und entdeckte eine Horde von Pferden auf denen Krieger mit Pfeil, Bogen und brennenden Speeren saßen. Als der Vampir die Armee erblickte weiteten sich seine Pupillen und ein lauter Knall ereignete sich. Er war verschwunden, das einzige was ich in der Ferne glaubte zu erkennen war eine kleine Fledermaus die gen Himmel davonflog, für unser Gleichen unerreichbar. Einen Moment lang atmete ich nicht, dachte ich nicht, sogar mein Herz setzte aus, bis ich begriffen hatte, was gerade passiert war. Dieser Vampir hatte meine Mutter ermordet.


    Die Erinnerungen an dieses Ereignis waren zu schlimm um sie weiter zu erklären und als Lunea ihre Erzählung über den Tod ihrer Mutter beendet hatte begann sie wieder zu weinen. Sie schrie vor Leid und Yume weinte mit ihr. So etwas Schlimmes hatte sie noch nie gehört. Mit ansehen zu müssen wie die eigene Mutter von einem Vampir getötet wird, das war doch nicht normal. Doch trotzdem musste das Mädchen der Frau noch eine weitere Frage stellen, sie musste es einfach wissen.
    „Wo passierte das?“, flüsterte Yume und umarmte die verzweifelte Frau gleichzeitig. Die Zeit soll alle Wunden heilen, doch Erinnerung ist der größte Schmerz.
    „Fuykai. Auf einer Insel im Osten.“
    „Was? Wovon reden Sie?“, fragte das kleine Mädchen verwirrt. Dieses Land oder diese Stadt kannte sie nicht, doch Lunea musste Lächeln. Musste sie… Fuykai etwa kennen?
    „Stimmt, du kennst die ewige Eiswelt ja noch nicht“, murmelte die Frau, mehr vor sich selbst, als an Yume gerichtet und stand wieder auf, „Also gut, dann brechen wir mal auf, nicht, dass Caída uns wieder findet. Wir wollen doch nicht gebissen werden.“
    Plötzlich wurde Yume blass. Blasser als noch vorher. Vampire beißen und Caída war ein Vampir. Vampire altern und wachsen schneller… Sie war ein Vampir. Panik breitete sich in ihr aus.
    „Lunea! Caída hat mich gebissen!“, brüllte Yume. Tränen stiegen ihr in die Augen, sie hatte es zugegeben, sich eigestanden und sie wusste, dass sie Recht hatte. Sie war dabei sich in einen Vampir zu verwandeln. Deswegen war sie so schnell gewachsen, deswegen fühlte sie sich so verantwortungsvoll, nach Menschenjahren ist war sie bestimmt schon zehn. Wenn das so weiter ginge wäre sie bald erwachsen, so konnte das doch nicht weitergehen. Sie hatte eine Kindheit und das sollte sie nun verlieren, weil sie von einem Vampir gebissen wurde.
    „Was!?“, fragte Lunea rhetorisch und drehte sie zu dem kleinen Mädchen um, „Warum sagst du mir das erst jetzt? Dein Leben steht auf dem Spiel!“
    Wenn sie noch etwas warten würden, wäre sie schon bald erwachsen und in Windeseile wäre sie schon eine Oma. Wenn der Prozess der Verwandlung länger als ihr Menschen leben dauerte, dann würde sie sterben. Vampire können nicht sterben, aber wenn sie noch kein vollwertiger Vampir wäre, wenn sie kurz vor dem menschlichen Tod ankommt, würde sie sterben.
    „Komm sofort mit, spring auf meinen Rücken, wir müssen dich schnell nach Fuykai bringen!“, brüllte Lunea und reichte dem Mädchen die Hand. Sie wusste gar nicht wie ihr geschah und starrte perplex auf die blaue Hand, die ihr entgegengestreckt wurde. Lunea konnte nicht warten, sie nahm Yume an der Hüfte und setzte sie auf ihre Rücken.
    „Halt dich fest und schrei nicht, wir dürfen keine Aufmerksamkeit erregen!“, wies die Frau sie ein, und bevor das Mädchen diese Aufforderung mit einem Nicken oder einem ‘Ja‘ bestätigen konnte, rannte Lunea schon los, ohne Rücksicht auf Verluste. Ihre Beine mussten überzogen von Wunden sein, wegen den vielen Dornen und ihre Füße ein einziges kleines Schlachtfeld, da sie keine Schuhe trug, doch das war ihr alles egal. Sie wollte Yume retten und die Schmerzen, die damit auftraten, waren nur zweitrangig.
    Lunea lief sehr schnell und schon bald hatten sie den Wald verlassen. Yume war schwindelig, ihr Magen schien sich mehrmals überschlagen zu haben. Ihr Kopf dröhnte und ihre Gliedmaßen schmerzten. Den Wald hatten sie hinter sich gelassen, vor kurzem erst waren sie auf dieser großen Wiese angekommen. Lunea hatte einen Weg am Waldrand in Richtung Westen eingeschlagen, wahrscheinlich um unentdeckt zu bleiben. In der Ferne meinte das Mädchen das künstliche Licht von Straßenlaternen zu erkennen, war das ihr zu Hause? Sie wollte die Frau, die sie trug eigentlich fragen, doch sie wollte sie auch nicht ablenken und so unterlies sie das lieber. Sie war eh schon zu sehr beeindruckt von der Kraft die Lunea aufbrachte. Sie trug das Mädchen und rannte dabei noch in einem Tempo, in dem Yume nicht mal ohne jemanden auf dem Rücken laufen konnte. Was auch immer für eine Art von Wesen sie war, diese Rasse musste unglaubliche Muskeln haben.


    Plötzlich stoppte sie abrupt und setzte Yume vorsichtig ab. Die Beiden standen auf einem langen, matschigen Weg den Lunea die ganze Zeit entlang gerannt war.
    „Wir machen hier Rast, morgen in der Frühe laufen wir weiter. Es ist bestimmt schon Mitternacht und ich bin sehr erschöpft. Tut mir Leid, meine Kleine“, meinte die Frau mitfühlend und streichelte dem Mädchen liebevoll über die Wange.
    „Lunea?“, begann Yume und hob ihre Stimme ein Wenig, „Wo laufen wir hin?“ Das war eine Frage die ihr schon seit dem Loslaufen auf der Zunge lag, doch die Übelkeit und der Schwindel, der nun etwas abgeebbt hatte, hatte sie daran gehindert, die Frau zu fragen.
    „Zu dir nach Hause, meine Liebe“, erwiderte Yume und lächelte sie freudig an.
    Das Mädchen runzelte die Stirn. „Hatten sie nicht gesagt wir gehen nach… Fuykai?“, fragte sie und blickte Lunea nun wissensbedürftig in die Augen.
    „Aber Yume, ich habe doch gesagt wir gehen nach Fuykai. Zu dir nach Hause.“
    Wollte sie einen Spaß mit ihr treiben? Fuykai war doch ein Land oder eine Stadt, das konnte noch niemals bei ihr zu Hause sein, das wüsste sie doch.
    „Meinen Sie in der Umgebung oder meinen sie wirklich in unserem Haus?“, fragte das Mädchen misstrauisch und stocherte weiter nach.
    „Na in deinem Zimmer du Dussel, du weißt aber auch wirklich gar nichts“, spottete Lunea und begann zu kichern. Yume hingegen fand das gar nicht lustig. In ihrem Zimmer sollte ein ganzes Land liegen?
    „Kleines, Fuykai ist eine ganze Welt, kein Land“, erzählte die Frau, als konnte sie ihre Gedanken lesen, „Du solltest jetzt schlafen, damit du morgen fit bist. Ich werde mich auch aufs Ohr hauen. Gute Nacht meine Kleine!“ Lunea streichelte Yume über den Kopf, und legte sie an den Waldrand, neben dem Weg, auf eine Stelle von Moss und schloss die Augen.
    „Gute Nacht, Lunea“, flüsterte Yume und legte sich neben sie. Geplagt von Gedanken an ihre seltsamen Aussagen, schaffte sie es irgendwann doch in einen sanften Schlaf zu fallen und neue Kräfte zu sammeln.



    „Wo ist das Mädchen?“ Eine scharfe Stimme schallte durch die Bäume und schnitt Caída bildlich die Kehle auf.
    „Sie ist bei dem Ariska. Keine Sorge, wir werden sie noch finden“, flüsterte der Vampir und blickte in die blutorten Augen, die Gegenüber von ihm durch die Dunkelheit leuchteten.
    „Das will ich hoffen, Bruderherz, das will ich hoffen… Für dich!“

  • K A P I T E L _ VIII


    Gekreuzte Klingen «


    Angriff vermag die beste Verteidigung sein
    Doch wenn du nicht weiß, wo dein Gegner ist
    Bringt dir all der Angriff nichts


    — Selbstverfasst


    Die Prophezeiung erfüllte sich endlich. Das Mädchen mit dem Vampir Biss, sie wird kommen um uns zu retten, sie wird die Prinzessin befreien. Oder? Konnte dieses kleine Kind wirklich ein ganzes Land, nein, Fuykai war eine ganze Welt, allein retten? Was wenn sie scheitern würde? Dann wäre unsere Art für alle Zeit verloren. Andereseits haben wir nur diese eine Möglichkeit, nur diese Eine. Wir müssen sie einfach nur nutzen.


    „Yume, Kleines. Wach auf!“ Lunea legte ihre Hand auf die Schulter eines kleinen Mädchens, welches auf einem Stück Moos am Waldrand lag und noch schlief. Es war noch nicht sehr spät, die Sonne war gerade erst aufgegangen und doch hatte sie es geschafft in dieser kurzen Zeit entspannende Wärme und gleichzeitig kühlenden Schatten zu erbauen. Die Sonne war, wie so vieles andere auf dieser Welt, einzigartig, sie war so schön anzusehen. In Fuykai gab es keine Sonne mehr, weshalb Lunea jeden Moment genoss, in dem sie in der Nähe der gelben Scheibe verbrachte. Das Heer der Schatten und ihres Fürsten hatte die Sonne zerstört, sodass sie nie wieder scheinen konnte und die eisige Welt nie wieder erwärmen konnte.
    Yume lies nur ein leises Grummeln hören, bevor sie langsam die Augen öffnete und überrascht in die Augen der blauen Frau blickte. Natürlich! Sie hatte sich gestern im Wald verirrt und Lunea hatte sie aufgesammelt und mitgenommen. Sie musste fast schon schmunzeln über das, was ihr in den letzten Tagen alles passiert war. Sie wurde von einem Vampir entführt, sie wurde von einem Vampir gebissen und letztendlich hat eine blaue Kreatur, die sie bisher nur einmal gesehen hatte, mitgenommen. Nun sollte sie, zusammen mit eben dieser, in eine ihr völlig fremden Welt eintauchen und dort auch noch eine Art Prophezeiung spielen. Gestern Abend hatte Yume ihrer Begleiterin ein wenig zugehört, während sie an einem kleinen Feuer leise mit sich selbst gesprochen hatte. Sie hatte etwas von Legenden und Prophezeiungen erzählt, doch bevor das Mädchen mehr herausfinden konnte, fiele ihr bereits die Augen zu und binnen weniger Momente hatte sie sich der Müdigkeit vollends ausgesetzt und war in einen tiefen und erholsamen Schlaf gefallen. Nun war sie wieder erwacht und nichts hatte sich verändert, das ganze war kein Traum, es war echt.
    „Lunea… Du sagtest wir gehen nach Fuykai“, begann Yume mit leicht zitternder, leiser Stimme zu reden, bevor sie auf ihre eigentliche Frage hinauskam. „Wie kommen wir dort denn hin?“ Ein Stein fiel dem Mädchen vom Herzen, als sie diese Wort endlich über ihre Lippen gebracht hatte, diese Frage lag ihr schon seit gestern Abend auf der Zunge, nur war sie zu erschöpft gewesen um überhaupt auch noch einen Laut von sich zu geben. Am heutigen Morgen ging es ihr schon besser, die neuen Kräfte, die sie über Nacht bekommen hatte, wollte sie direkt verwenden, weshalb warten nicht in Frage kam.
    „Du wirst es nicht glauben, meine kleine, aber das Tor nach Fuykai liegt in deinem Zimmer!“, berichtete Lunea, plötzlich meinte Yume ein schwaches Glitzern in ihre Augen erkennen zu können. Doch bevor sie diesen Gedanken vertiefen konnte, erzählte ihre Begleiterin bereits weiter. „Der Weg nach Fuykai führt uns unter dein Bett.“
    Für einen Moment lang herrschte Stille, weder Lunea, noch Yume trauten sich, auch nur einen Ton von sich zu geben. Perplex starrte das Mädchen die Frau an, als hätte sie gesagt, sie sei vom Mars. Nein, sie hatte gesagt, der Eingang nach Fuykai würde sich unter ihrem Bett befinden… Sie war sich nicht sicher, ob sie ihre Begleiterin richtig verstanden hatte, doch es gab kaum eine andere Möglichkeit, kaum andere Wörter, die diese hätte benutzten können, sie schien es wirklich todernst zu meinen. Mit ihrem bleichen Gesicht, welches in diesem Augenblick noch blasser als zuvor wirkte, blickte das Mädchen sie an und sah ihr tief in die Augen. Neben der unglaublichen Zuneigung, die sie Yume entgegen brachte, auch in ihren Augen, meinte das Mädchen einen Hauch von Verständnis für ihre Reaktion zu erkennen. Fragend blickte sie die Frau an.
    „Glaub mir, ich sage dir nur die Wahrheit… Es gibt da aber noch etwas“, meinte Lunea, doch bevor sie weitersprechen konnte, verstummte sie. Yume blickte sich um, doch es war niemand da, der lauschen könnte, warum hatte sie dann wohl aufgehört zu reden. Sie schien eine Art Pause einzulegen, um ihre Gedanken zu ordnen, um sich die Wörter und Sätze so zu Recht zu legen, dass jedermann sie verstehen würde. Dieses Moment wollte ihr das Mädchen geben, weshalb sie einfach nur still auf dem Waldboden sitzen blieb und wartete. Ihre Geduld zahlte sich auch schon bald aus, denn schon nach ein paar Augenblicken holte die blaue Frau Luft und setzte ihre Erzählung fort.
    „Den Einlass Fremder, gewähren die Torwächter nur bei Vollmond. Und diesen haben wir erst wieder in einer Woche. Bis dahin könntest du schon… tot sein.“ Yume konnte plötzlich vollends nachvollziehen, warum Lunea eine Sprechpause eingelegt hatte, diese Nachrichten waren wirklich nicht gut und konnten für sie sogar das Ende bedeuten. Ein kleiner Schauer überfuhr sie und sie meinte zu fühlen, wie ihr Körper förmlich von einer Sekunde zur Anderen etwas wuchs, nur um ihr zu zeigen, dass ihre Begleiterin die Wahrheit sagte. In ihren Augen bildeten sich leicht erkennbare Spuren der Angst, noch viel stärker als zuvor. Doch bevor sie nun über eine mögliche Lösung des Problems nachdenken konnte, kam ihr etwas anderes in den Kopf. Dieser Gedanke schob sich sekundenschnell vor alle anderen und nahm sie und ihr Denken vollkommen ein. Sie konnte nicht anders, sie musste es einfach aussprechen.
    „Was wenn Caída uns bis dahin findet?“, fragte Yume, ihre Stimme war belegt und ihre Körperhaltung glich der Ausstrahlung ihrer Augen, die pure Angst vor all dem, was gerade geschah, machte sich erkennbar und mit jedem Augenblick nahm diese etwas zu, da sie genau wusste, das ihr Leben nun eine Zeitbombe war. – Irgendwann, in absehbarer Zeit, würde sie explodieren. Wenn sie nichts unternahm würde sie sterben.
    „Nun, dann sind wir verloren…“


    ~


    „Ich kann ihre Spuren sehen, sie sind hier entlang gelaufen!“, krächzte eine kratzig raue Stimme, dessen Klang am Waldrand hin und her schallte, es schien als wollte er gar kein Ende mehr finden. Doch wie alles einen Anfang hat, so hat alles auch ein Ende, deshalb wurde der erste Schall vom zweiten zerstört, wie eine Klinge fuhr die zweite, etwas höhere, feminine über die Umgebung und schnitt den Ton ihres Vorgängers ab.
    „Wie weit sie sind sie noch entfernt?“
    Mit prüfendem Blick musterte Caída seine Schwester. Sie hatte es schon wieder getan, sie hatte ihn erneut rumkommandiert, als wäre er irgendein Sklave, was hatte sie was er nicht hatte? Acroa hatte die gleichen wie glitzernden Zähne wie er, sie hatte die selben, scharfen Krallen wie er, ihre Augen waren genau so blutrot wie die seinen, wenngleich sich bei seinen immer wieder etwas braunes unter dem Rot zeigte. Sie war fast eine genau Kopie ihres Bruders, so wie sie eine Kopie eines jeden Vampires aus Fuykai war, sie sahen alle gleich aus. Dennoch genoss Acroa mehr Respekt als ihr Bruder Caída, obwohl dieser früher als seine Schwester geboren war. Doch lieber würde er ihr antworten und ihr gehorchen, als ihren Zorn mit zu erleben. Alles würde der Vampir mitmachen, doch dies war selbst ihm ein Wenig zu viel.
    „Sie werden nicht weit gekommen sein. Wenn wir uns beeilen, erreichen wir sie noch bevor die Sonne ganz oben am Himmel steht“, brachte Caída hervor. Er hatte mit einen seiner krallenbesetzten Finger ein paar Fußspuren auf einem langen Weg überprüft, die auf die Ariska Lunea hinwiesen. Sie war genau die Frau, die sie gesucht hatten.
    „Dann werden wir sie jetzt einholen!“ Es klang wie ein Befehl, als Acroa ihren Plan verkündete. Sie wollte Lunea und das Mädchen noch vor dem völligen Sonnenaufgang erreichen, wollte Rache üben und Ruhm einkehren. Ohne ihren Bruder zu beachten, begann die Vampir-Frau zu laufen, er ist in normalem Schritttempo. Doch mit jedem Schritt schien sie etwas schneller zu werden, Caída hatte sich ihrer Entscheidung einfach zu fügen, egal was er tun wollte. Er richtete sich auf und folgte ihr, den Gedanken an Rache hatte er nicht vergessen. Er wollte mehr Blut!


    ~


    „Sie kommen!“, zischte Lunea und sofort sprang Yume auf. Überrascht drehte sie ihren Kopf in die Richtung der Frau und blickte ihr fragend ins Gesicht. Wer kam? Was wollten sie? Die Beiden hatten doch nichts bei sich, keinen goldenen Schmuck, keine Waffen, nichts was für Räuber hätte interessant sein können.
    „Caída. Doch er ist nicht allein…“, verhieß ihre Begleiterin und zückte ein silbernes Schwert aus einer Scheide, die an ihrem Ledergürtel hing. Bis eben hatte Yume diese Scheide gar nicht bemerkt, doch nun fiel ihr doch auf, dass diese vielleicht sogar noch größer als gewöhnlich war. In ihr hatte bis vor einem Moment dieses majestätische Schwert gesteckt, welches ihre Begleiterin nun in den Händen hielt. Es hatte eine gewöhnliche, zweikantige Klinge aus Stahl, die perfekt geschliffen war um Gegnern mit einem gezielten Schnitt den Gar aus zu machen. Der Griff wurde überdeckt von einem Schutz aus Leder und auch der Griff hatte nichts besonderes, doch am Ende des Schwerts, an der Unterseite des Griffes, hing ein kleiner Edelstein in einer Verankerung aus Gold, der in grünen und blauen Farben aufleuchtete. Sie wusste nicht wieso, aber der Anblick dieser Waffe faszinierte sie.
    „Angriff ist die beste Verteidung!“, murmelte Lunea, wohl eher zu sich selbst, als zu Yume. Sie nahm es in beide Hände und wartete scheinbar darauf, dass Caída hier aufkreuzen würde. Genau wie er, wollte sie Rache üben, Rache an dem grausamen Mord an ihre Mutter. Der Vampir hatte ihr einfach den Brustkorb aufgeschlitzt und tot war sie. Von einen Wimpernschlag auf den anderen. Doch die Frau las dieses Verbrechen nicht auf sich sitzen, sie würde nicht aufgeben, bis der Mörder bekommen würde was er verdient hatte.
    „Ich werde mich mal lieber irgendwo im Gebüsch verstecken“, entgegnete Yume trocken, eine Antwort schien sie nicht abzuwarten, da die Frage ihrer Meinung nach mehr als rhetorisch war, doch trotzdem musste die Frau darauf antworten. Sie sollte sich irgendwo verstecken, wo sie Lunea sehen konnte, dies sei sehr wichtig. Diesen Ratschlag legte sich das Mädchen mit Freunden ans Herz und verschwand am Waldrand in einen Brombeerstrauch, während die Gefahr immer näher kam. Mittlerweile hatte auch Lunea etwas Angst, wer waren die Vampire, mit denen Caída herkam. Sie wusste er würde nicht allein kommen, doch seine Gehilfen kannte sie noch nicht. Oder war er nur ein Gehilfe? Sie wollte weiter überlegen, da setzte sich ein beißender Geruch in ihrer Nase fest und setzte alles andere aus. Dieser Geruch war alt, er wies jedoch auch einen großen Anteil an dem Geschmack von Blut auf. Sie mussten hier ganz in der Nähe sein. Langsam wurde die Frau nervöser, immer wieder sah sie sich um, um zu prüfen, ob er vielleicht doch schon da war. Immer wieder drehte sie sich mit einem gewaltigen Herzklopfen um, nur damit sie feststellen konnte, dass sie hier allein war und niemand auf sie lauerte. Nur irgendwo im Gebüsch lag jemand, die kleine Yume, die sie um jeden Preis beschützen musste, selbst wenn es ihr Leben kosten würde, sie hatte sie ewige Treue geschworen.
    Doch da! Es war nur ganz leise, doch trotzdem hatte Lunea das Geräusch mit ihrem feinen Gehör mitbekommen. Es war das knacken eines kleines Astes, wenn dieser unter den Füßen eines jeden zerbrach. Caída war hier, hier ganz in der Nähe.
    „Komm raus, du Mörder, zeig dein Gesicht!“, brüllte die Frau in den Morgen hinein, doch eine Antwort erhielt sie nicht. Sie wartete noch einen Moment, doch niemand bewegte sich, niemand zeigte sich. Da holte die Frau mit ihrem Schwert aus, die Spitze der Klinge zeigte gegen die Sonne und spiegelte wild deren Strahlen wieder, während ihre Hände gen Himmel gerichtet waren, bereit dazu, die tödliche Waffe jederzeit herunter schnellen zu lassen. Sie rannte mit einem markerschütternden Kriegsschrei auf eine große Eiche zu, hinter der sie ihre Feinde vermutete, als ihre Stimme plötzlich verstummte und ihr Körper seine Spannung verlor, bis er mitten im Lauf in sich zusammensackte und beinahe geräuschlos auf dem Kiesuntergrund aufkam. Im Hintergrund konnte man nur einen dünnen, schnellen Schatten erkennen, der seinen linken Arm leicht angewinkelt ausgestreckt hatte.
    Über Luneas Halsrücken zog sich nun eine riesige Narbe und ihr Atem ging nur noch schwer, sie wurde sämtlicher, verfügbaren Kraft beraubt. Ein endlosher Schmerz durchfuhr sie und mit der letzten Kraft die ihr ihre Stimme noch bot, krächzte sie nur eine Warnung: „Yume. Bleib wo du bist!“
    Doch es war zu spät, sie war bereits aufgesprungen und auf die verletzte Frau zugerannt.

  • K A P I T E L _ IX


    Wolf «


    Wie ist die Welt so stille,
    Und in der Dämm'rung Hülle
    So traulich und so hold!
    Als eine stille Kammer,
    Wo ihr des Tages Jammer
    Verschlafen und vergessen sollt.


    — Max Cruse


    „Sieh an, die Ariska ist also nicht alleine unterwegs“, lachte Caída boshaft auf. Der Vampir war so eben aus dem Gebüsch hervor geschlichen und lief jetzt auf Yume zu, die zitternd vor dem leblosen Körper einer Frau stand, die sie bis eben noch beschützt hatte. Einer aus der Gruppe hatte Lunea angegriffen, ob sie noch lebte, wusste das Mädchen nicht, nur war ihr bewusst, dass sie nun auf sie allein gestellt war. Innerlich lachte sie verzweifelt auf: Ein kleines Mädchen sollte gegen eine wilde Horde von Blutsaugern antreten. Der Gedanke war einfach nur lächerlich, sie wusste, dass sie keine Chance hatte. Doch was sollte sie anderes tun? Versuchen Lunea aufzuwecken? Und wenn sie schon tot war? Dann wäre alles umsonst und Caída und seine Anhänger hätten genug Zeit auch sie in den Himmel zu geleiten.
    „Lass sie in Ruhe, Caída! Weißt du denn nicht in wessen Gegenwart du dich hier befindest?“, bellte eine etwas hellere, femininere Stimme. Sie war rau und dennoch hoch und mit wunderschönem Klang versehen. Trotz allem waren die Kälte und der Befehlston, den sie an den Tag legte, nicht zu überhören. Sie schien ein weiblicher Vampir zu sein. Wie konnte denn eine Frau einem starken Mann wie Caída etwas befehlen?
    „Sie ist noch wichtig!“, brüllte sie ihn an und wendete ihm sogleich demonstrativ den Rücken zu. Anscheinend hatte sie hier mehr zu sagen, als Caída. Wer war sie nur?
    „Acroa, ich bitte dich, wir müssen…“, versuchte Caída mit der Frau zu reden, doch ehe er seine Forderungen beenden konnte, unterbrach ihn ein anderer Vampir, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte.
    „Caída, wenn sie es sagt, haben wir ihr zu gehorchen!“ Der Vampir der Yume entführt hatte winkte nur ab und schüttelte verständnislos den Kopf, während er qualvoll langsam auf sie zulief und sie mit seinem Blick durbohrte, als wolle er sie so umbringen. Doch sie wusste, dass er es nicht tun würde. Diese Frau war ihm über, sie kontrollierte ihn und damit jede seiner Handlungen. Mit einem kleinen Ruf könnte sie ihn sofort zurückholen. Wer war diese Frau nur und wie kam es, dass sie so eine hohe Autorität hatte?
    „Lasst mich in Ruhe!“, brüllte Yume, ihre Stimme klang weitaus tiefer als sonst. Das musste der Alterungsprozess sein, von dem Lunea gesprochen hatte. Warum musste das alles nur ihr passieren? Sie war ein ganz normales Mädchen und nun war sie auf dem Weg ein Vampir zu werden, wenn eben diese sie vorher nicht abschlachten würden, wie sie es mit Luneas Mutter und mit Lunea getan hatten.
    Angriffslustig blitzen Caídas Augen auf und ohne zu zögern – oder zu wissen wieso – griff Yume nach einem der Schwerter die sich vor dem leblosen Körper zu ihren Füßen befanden. Es schien eine Art Reflex zu sein, oder etwas anderes Derartiges. Das Adrenalin schoss durch ihre, mittlerweile recht schwach mit Blut benetzten Adern und all ihre Kraft schien sich in ihrer Hand zu bündeln und sich dadurch wie von selbst auf die silberne Klinge zu übertragen. Diese schien sich wohl selbstständig zu machen, denn ohne, dass Yume es gewollt hatte, schoss die silberne Schneide mit der Spitze voraus direkt auf ihren Gegenüber zu, den Vampir der sich gebissen hatte, und stoppte bedrohlich kurz vor dessen Rumpf. Ein Schreck durchfuhr den Mörder und für einen Moment herrschte Stille am Waldrand, auch Yume wagte es nicht auch nur einen Ton zu sagen. Ihren Atem hatte sie angehalten, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis sie wieder Luft holen müsste. Angst stieg in ihr auf, was wenn Caída jetzt angreifen würde? Oder wenn sie alle angreifen würden? Sie müsste sich und Lunea verteidigen, das war ihre einzige Chance, wenngleich die Horde von Vampiren noch keinen Zug getan hatte. Sie waren klar in der Überzahl, es waren um die sieben Stück seiner Sorte und allesamt hatten sie ihren Blick auf Yume und Caída gerichtet, die sich Beide noch angespannt wie eh und je gegenüberstanden und die Stille aufrecht erhielten.
    Da schoss Yume ein Gedanke durch den Kopf! Wenn sie das tun würde hätte sie vielleicht noch eine Chance… Allerdings könnte es auch ihr Ende bedeuten. Sie müsste… Doch ohne weiter zu überlegen unterbrach sie den Gedankenschwall und mit einem hasserfüllten, siegessicheren Schrei bohrte sie das Schwert in Caídas Rumpf herein. Ein weiterer, greller und markerschütternder Schrei schallte über den Weg am Waldrand und der stattlich gebaute Körper des Vampirs sackte kraftlos in sich zusammen. Blut spritze aus seinem Bauch und verteilte sich auf dem sandigen Boden, in dem der Vampir nun mit schmerzerfülltem Ausdruck kniete, seine Pupillen waren in verschiedene Richtungen gedreht und seine rote Iris färbte sich angsteinflößend violett. Yumes Haut hingegen wurde immer blasser, ihre Kraft wich der Angst, was würde wohl als nächstes passieren? Wenn die anderen Blutsauger sie angreifen würden, bräuchte sie gar nicht erst versuchen sich zu wehren, diesen Kampf würde sie nicht siegreich beenden. Ihre einzige Chance war es zu Rennen. Weit, weit weg zu rennen, selbst wenn sie dann Lunea hier lassen müsste. Aber ihr Leben war wichtig, zumindest dachte sie so.
    Jedoch… - Vielleicht sollte sie lieber warten, ob überhaupt etwas passieren würde, wer wusste das schon? Vielleicht hatte sie sich mit diesem Angriff Respekt verdient? Es bestand zwar nur eine kleine Chance, aber auf diese musste sie hoffen. Um ihre Übermacht zu beweisen zog sie das Schwert quälend aus dem Körper ihres Gegenübers und streckte es eindrucksvoll gen Himmel, von wo das Blut vor ihre Füße hinab tropfte und dort in den Boden sickerte und den Sand mit roter Farbe tränkte. Zu ihrem Haupt lag der erschlaffte Körper von Caída, welcher ohne eine Regung, mit einer großen, blutenden Bauchwunde, vor sich hin verblutete und darauf wartete, erlöst zu werden. Es kehrte wieder Stille ein, genau wie zuvor, als Yume ihn noch nicht getötet hatte.
    „Du hast meinen Bruder umgebracht!“, fauchte die Frau wütend, „Wir werden uns wiedersehen, darauf kannst du all das Gift dieser Welt nehmen, meine kleine Yume!“
    Woher kannte sie ihren Namen? War Caída etwa ihr Burder, so wie sie es gesagt hatte? Zu viele Fragen gingen ihr durch den Kopf, alle kreisten sie um das Geschehene und Caída. Sie hatte ihn getötet. Yume hatte… getötet. Wie konnte sie nur? Mit starrem Blick in die Ferne, in dessen Richtung die Vampire in diesem Moment verschwanden, stand sie da und ließ kraftlos das Schwert fallen, welches sie so eben noch in Richtung Himmel gestreckte hatte. Es fiel bedrohlich knapp neben den toten Körper von Caída, er hatte so eben aufgehört zu atmen und sich nun dem Tod ergeben. Yume meinte erkennen zu können, wie seine Seele aus seinem Körper wich und diese leblose Hülle hier zurück ließ, nur um das Mädchen damit zu quälen. Ihre Seele wollte sich ebenfalls verabschieden, sich in tausenden von kleinen Gegenständen verteilen und sich zu splittern, genau wie ihr Herz, welches diesen Prozess soeben durchgemacht hatte. Die pure Angst lag in ihren Augen!


    Es war noch recht früh am Morgen, richtig hell war es auch noch nicht, sodass Yume den Mond noch sehen konnte. Der runde Ball am Himmel beleuchtete den Weg mit seinem milchig weißen Licht und schaffte eine düstere Atmosphäre, wenngleich die Sonne ihn bald vertreiben würde. Es war ein ewiger Krieg beider Elemte, sowohl die glühende, runde Scheibe von der die Menschheit seit ihrer Existenz sprach, als auch der blasse, weiße Mond, der seit eh und je für eine Gravitation im Meer sorgte, die sich Gezeiten nannte. Ebbe und Flut…


    Vorsichtig beugte Yume sich über den bewegungslosen, blauen Körper, der bis eben noch eine wenige Schritte hinter ihr lag. Sie war auf ihn zugelaufen, begleitet wurde sie von der salzigen Tränenflüssigkeit, die mit demselben Geschmack wie Meereswasser, aus ihren Augen quoll und sie verlies, so wie Lunea sie verlassen hatte. Oder bestand noch Hoffnung? War es möglich, dass ihre Begleiterin und Beschützerin noch lebte?
    Verzweifelt legte Yume ihre Hand auf die Stirn der Frau, sie fühlte sich warm an, wie als würde ein feuriges Fieber in ihrem Körper toben. Mit ihrer Hand wanderte das Mädchen hinab, bis sie an den ersten Rippenknochen ankam. Sie versuchte sich zu konzentrieren, ihren Plusschlag zu fühlen, doch sie könnte weder etwas hören, noch spüren. Vielleicht war es doch schon vorbei und sie war tot. Doch da, nur ganz leise, meinte Yume ein unrhythmisches Klopfen zu hören, fast wie ein… Herzschlag! Aufgeregt legte das Mädchen in einer ruckartigen Bewegung ihren Kopf auf ihre Brust, mit dem Ohr auf die Rippen, wo sie ihr Herz vermutete. Bei ihrer Art von Lebewesen konnte sie zwar nicht sicher sein, aber warum sollte es anders als bei einem Mensch sein? Da war es wieder! Es klang nur schwach, aber dennoch war es zu hören. Lunea lebte noch! Nur wie sollte Yume sie wieder aufwecken?
    Nachdenklich starrte das Mädchen in dem Mond, ihre Gedanken waren bei der blauhäutigen Frau, ihre Angst befand sich in der Zukunft. Die blasse Kugel am Himmel schien sie zu hypnotisieren und ehe sie sich versah, hatte sie ihre Hand wieder auf Luneas Stirn gelegt, wenngleich sie es nicht aus eigenem Willen getan hatte.
    „Dera quio necron valtáson mêcòn“, murmelte das Mädchen vor sich hin. Was sollte denn das? Sie wusste nicht mal was diese Worte bedeuteten.




    "Opfere deinen Geist."


    Ein starker Schmerz durchfuhr Yume wie das Schwert in ihrer Hand Caída durchbohrt hatte. Sie kniff ihre Augen zusammen und ihre freie Hand ballte sie zu einer Faust. Jeder einzelne ihrer Muskeln war komplett angespannt und einzig und allein die Hand auf Luneas Stirn regte sich nicht, sie schien erschlafft zu sein.


    "Öffne dein Herz."


    Erneut überkam eine Welle von Schmerzen das Mädchen und ihr kompletter Körper zuckte. Ihre Hand, die auf Luneas Stirn lag, begann milchig weiß zu leuchten und ein Kribbeln ging von ihr aus. Alles was sie in diesem Moment spürte, war das Gefühl des Kribbelns und die unglaublichen Schmerzen, die Yume wieder und wieder durch die Adern fuhren und sie quälten.


    "Zeige deine Seele."


    Ein weiterer Schwall voller Schmerzen erfasste sie und durchfloss sie wie ein elektronischer Schlag. Ihre Augen wurden von dem Licht geblendet, das von ihrer Hand ausging und sie hielt überrascht die Luft an. Furcht lag in ihren Pupillen und nichts anderes als der Pein in ihrem Körper schien zu existieren. Ihre Wahrnehmung für die Umwelt und ihre Umgebung schwand der Qual die sie erleiden musste. Doch für welchem Preis?


    "Schenke dein Leben."


    Das Licht, welches von ihrer Hand ausging wurde heller und der komplette Waldrand und seine Umgebung wurden von dem milchig weißen Strahl geflutet. Mit ihm kamen das qualvolle Leiden zurück, welches von Sekunde zu Sekunde an Yume nagte und ihr mit jedem Moment einen weiteren Teil ihrer Lebenskraft auszusaugen schien. Die Kraft der Schmerzen stieg an und sie schrie. Ihre Stimme schallte über den Weg und das anliegende Feld und durchfuhr jedes Lebewesen in der Umgebung als wäre es die Welle einer Aura. In all dem Leiden und Licht meinte Yume ein Stöhnen zu hören. Das Kribbeln in ihrer Hand wurde stärker und mit einem Mal sackte sie zusammen. Ihr blieb die Luft weg, ihr Herz schlug nur noch schwach und unrhythmisch und das letzte was sie hörte, bevor ich schwarz vor Augen wurde, war ein gestöhntes, schwaches „Danke“.




    Sie ist endlich aufgebrochen. Danke… Lunea. Du bist meine einzige Rettung. Es besteht keine große Chance, dass ich frei komme, aber das ist wohl die einzige. Du musst sie hier her bringen, du musst sie zu mir bringen, nur so kann sie mich aus den dunklen Klauen befreien. Selbst wenn sie dafür sterben muss… Das ist ihre Bestimmung. Heile sie von ihrem Biss und zeige ihr die Tore. Durchschreite sie und bilde sie aus. Bring sie hier her und lass sie tun, wofür das Schicksal sie bestimmt hat. Bitte… Lunea. Sie ist meine einzige Rettung. Ohne sie… Es sei denn Prinz Caron kann… Aber es ist nicht sicher. Der nördliche Gebirgszug ist wichtig… Zu wichtig um ihn zu verlieren. Lunea… Reise zurück, kehre mit ihr Heim und rette dein Volk vor dem Untergang, so wie sie mich retten wird. Lehre sie des Kampfes und der Geduld. Lehre sie des Bändigens und der Macht. Ich vertraue dir… Lunea.



    Erst war es still, so wie immer, als wäre nichts geschehen. Auf ihr lag die Ruhe ihrer Träume in denen ihr Geist und ihre Seele noch wanderten, ihr Körper hingegen, hatte sich aus dieser Welt bereits verabschiedet. Letztendlich kam jedoch auch ihr elementares Leben zurück an die Oberfläche, geweckt von dem Galoppieren eines Pferdes und dem gleichmäßigen auf und ab Schaukeln, ihres Untergrundes. Verschlafen öffnete Yume die Augen und blickte auf einen mit Narben und Schnitten übersäten, blauen Rücken. Verwirrt rieb sich das Mädchen die Augen und richtete sich langsam auf. Sie saß auf einem Pferd, welches scheinbar ohne Halt einem Ziel entgegen ritt, welches ihr völlig unbekannt war. Um nicht von dem Tier zu fallen hielt sie sich an dem blauen Körper fest, ihr war bewusst, von wem dieser stammte.
    Mit einem Ruck drehte sich die Frau rum und entdeckte Yume, welche mit kleinen Augen auf dem Rücken des Pferdes saß und an ihrem fest hielt.
    „Guten Morgen meine Kleine. Hast du gut geschlafen?“, fragte Lunea unbeirrt, als wäre es vollkommener Alltag für sie, auf dem Rücken eines Pferdes aufzuwachen, welches von einem blauen Lebewessen geritten wurde. Sie blickte dem Mädchen erwartungsvoll in die Augen und zügelte mit ihren Füßen das Pferd, welches nach ein paar Schritten stehen blieb und vor Erschöpfung schnaubte. Ohne auf eine Aufforderung zu warten neigte es den Kopf hinab und biss mit seinen großen, weißen Zähnen in einen Grasbüschel. Es war ein wunderschöner Hengst mit braunen Fell und braunen Augen.
    „Ja… Schätze schon“, murmelte das Mädchen geistesabwesend, „Bist du nicht… tot?“ Diese Frage verließ ihren Mund ohne wirklich kontrolliert zu sein, doch Yume wusste, dass sie genau das wissen wollte. Gestern, oder heute, sie wusste es nicht, war Lunea in einen Hinterhalt gelaufen und von einem Vampir namens Caída ermordet worden. Oder?
    „Nein, wie du siehst lebe ich noch“, lachte die Frau und blickte sie freudig an, „Du hast mir das Leben gerettet. Weißt du denn nicht mehr?“ Verwirrt sah Yume die Frau an. Während das Mädchen nachdachte, war sie bereits von dem Tier abgestiegen und auf den Boden gesprungen, wo sie sich mit einer eleganten Bewegung abrollte und daraufhin aufgestanden war und sich dem Mädchen gegenüber gestellt hatte. Yume blieb lieber hier sitzen, sie fühlte sie wohl auf dem Hengst.
    „Ehrlich gesagt nein, ich kann mich an nichts Derartiges erinnern. Ich kann mich an gar nichts erinnern!“, gab sie zu und sah ihrer Begleiterin beschämt in die Augen. Was war nur passiert, bevor sie eingeschlafen war? Egal was se auch versuchte, sie konnte die vergangenen Erlebnisse von denen die Frau erzählte nicht mehr abrufen.
    „Das ist seltsam… Aber gut, ich werde dir erzählen, was heute Morgen passiert ist“, meinte Lunea und machte eine kurze Pause. Sie holte kurz Luft, bevor sie langsam weitersprach. „Wir sind aufgestanden und haben uns an ein Lagerfeuer gesetzt, als ich einige Geräusche bemerkt hatte. Caída und seine Gruppe waren aufgetaucht, doch hinterlistig wie sind nun Mal sind haben sie sich in irgendeinem Gebüsch versteckt. Ich habe dir gesagt, dass du dich verstecken sollst und bin dann mit meinen Schwertern auf das Gebüsch zugerannt, hinter dem ich Caída vermutet habe. Das einzige was ich dann noch gespürt habe, war ein beißender Schmerz an meinem Halsrücken. Ich bin zu Boden gefallen und ohnmächtig geworden. Mehr weiß ich nicht“, beendete Lunea ihre Erzählung.
    „Und wie kann es sein, dass du jetzt wieder da bist?“, fragte Yume entgeistert. Die ganze Geschichte klang für sie wie nichts anderes, als Seemannsgarn. Wieso sollte die Frau sie jedoch anlügen?
    „Ich weiß nur, dass du irgendeine Kraft verwendet hast, um mich zu heilen.“


    Sie ist es, Lunea. Sie ist die Auserwählte. Sie ist das Mädchen, auf welches wir schon so lange warten, wie ihre Rasse auf den Messias. Sie ist es, glaub mir. Sie hat all diese Kräfte und diese Macht nur, weil sie die Cryani ist. Erfülle deine Bestimmung und folge deinem Schicksal. Bitte.


    „Du hast diese Kraft… aus dem Mond genommen“, murmelte Lunea und fasste Yume an der Hand, „Was zwischen dem Angriff auf mich und meiner Heilung passiert ist, weißt nur du. Aber das tut nichts zur Sache!“
    Lunea schien es plötzlich eilig zu haben, denn von einem Moment auf den anderen war sie in einer flüssigen Bewegung wieder auf das Pferd gesprungen und hatte ihm leicht in die Seiten getreten, sodass dieses sofort begann los zu laufen und schon nach ein paar Metern in einen zügigen Galopp verfiel.
    „Wir müssen so schnell wie möglich nach Fuykai!“, rief Lunea und trat ihrem Hengst erneut in die Flanken, worauf dieser sein Tempo noch ein Stück steigerte.


    Der Tag fiel seinem Ende entgegen und die Sonne salutierte dem Mond, der nun seine Aufgabe als Wächter der Nacht übernahm. Mit der Sonne wich auch das helle gelbe Licht, es wurde verdrängt durch das weiße, blasse Licht welches von dem Mond ausging. Es kam von einem Mond. War dies jedoch der einzige Mond? Oder gab es etliche seiner Art, die überall, ob nah oder fern, irgendwo in dieser Galaxie umherzogen? Oder gar in einer anderen Welt?


    „Wo sind wir hier?“, fragte Yume schläfrig. Ihre Augen fielen alle paar Schritte zu, doch sie nahm sich zusammen und zwang sich jedes Mal aufs Neue dazu wach zu bleiben.
    „Bei dir zu Hause“, antwortete Lunea knapp und als sie in eine Seitengasse einbogen bremste sie ihren Hengst mit einem leichten Stoß in seine Flanke ab. Er blieb stehen und ging ein Stück in die Knie, sodass Yume und Lunea bequem von ihm absteigen konnten.
    „Das hast du gute gemacht!“, meinte die Frau und ehe sich Yume versah, löste sich das Pferd auf und ein kleines, geflügeltes Wesen schwebte gen Himmel davon. Von ihm ging ein seltsames, hellgelbes Leuchten aus, welches das Mädchen auf verschiedenen Ebenen berührte. Sie war wie hypnotisiert von dem Schein dieses Wesen und wenn ihr nicht eingefallen wäre, dass sie mal wieder eine einer völlig absurden Situation war, dann wäre sie wohl für immer in dieser hypnotischen Starre gefangen.
    Die Beiden standen in der Straße in der sich auch das Haus von Yumes Eltern befand. Sollte sie nun zurückkehren, nach zwei Tagen? Ihre Eltern waren bestimmt schon seit Tagen auf der Suche nach ihr, wahrscheinlich hatten sie auch schon die Polizei gerufen, um sie ausfindig zu machen. Auf dem steinigen Asphalt der Straße lag, wie schon vor zwei Tagen, eine dicke Schneeschicht, die ihr bis zu den Knöcheln reichte. An beiden Seiten des Weges standen Häuser, allesamt weiß gestrichen, mit Dächern, deren Farbe nur vereinzelt schwach unter der Schneedecke hervortrat. An einigen Stellen an den Bürgersteigen standen Straßenlaternen die dem Weg mattes, gelbes Licht spendeten. Hier war sie zu Hause.
    „Lass uns gehen Yume, schnell!“, meinte Lunea und lief los. Nach ein paar Schritten schon stoppte sie ab und drehte sich auf dem Bürgersteig nach links, wo sie ein großes Haus betrachtete. Durch die Fenster leuchtete kein Licht, die Bewohner dieses Hauses mussten wohl schon schlafen. Yume blieb ebenfalls an dieser Stelle stehen und musterte Lunea, die mit ihrem Blick immer noch starr das Haus zu überprüfen schien.
    „Hier wohnst du, richtig?“, fragte sie ohne das Mädchen dabei auch nur für eine Sekunde anzusehen. Sie sah das Haus an und erkannte, dass die Frau Recht hatte. Das war das Haus ihrer Familie. Lunea lief auf die Eingangstür zu und Yume folgte ihr, jedoch mit einem mulmigen Gefühl. Sie würde Ärger bekommen, sie hatte Angst vor der Reaktion ihrer Eltern. Andererseits war sie wieder zu Hause, das war doch genau das was sie die ganze Zeit wollte. Weg von den Vampiren, weg von dem Wald. In den letzten zwei Tagen wurde sie von einem Vampir gebissen und hatte einen Vampir getötet. Was war nur aus ihr geworden? – Richtig! Sie wurde älter, der Alterungsprozess, von dem Lunea gesprochen hatte. Was würden ihre Eltern sagen? Sie war bestimmt schon vierzehn Jahre alt, zumindest sah sie so aus. Angst lag in ihren Augen, doch es war zu spät, Lunea hatte bereits geklingelt. Wieso klingelte sie? Vor allem: Wieso klingelte sie drei Mal in einem, für Yume unergründlichen, Takt?
    Die Tür öffnete sich und was sie dort sah überstieg ihre Vorstellungskraft bei weitem. Es war ein Tier. – Ein lebendiges Tier, das Lunea und Yume soeben die Tür geöffnet hatte. Was sollte das? Und wo waren ihre Eltern? Hatte dieses Tier sie etwas gefressen? Was war das überhaupt für ein Tier? Wieder überkam die Furcht das Mädchen und ummantelte sie wie eine schwarze Kralle der Finsternis die ihr sämtliche Kraft und all den Mut, den sie hatte, aussaugte.
    „Guten Tag Xeria. Freut mich, dich zu sehen“, pfiff Lunea jedoch fröhlich und trat ein. Das Tier, welches sich im Licht der Lampe im Eingang als Wolf entpuppte, setzt sich zutraulich zu den Füßen der Frau und kuschelte sich an ihre Beine. Yume stand nach wie vor auf der Türschwelle, ihr Unterkiefer hing unten, sehr weit unten.
    „Komm herein, ist nun schließlich dein Haus“, brummte der Wolf mit einem Hauch von Trauer in seiner Stimme. Es war doch nicht ihr Haus, oder? Dieses Gebäude gehörte ihren Eltern und niemand anderem. Auch nicht ihr. Was ging hier nur vor? Erst jetzt, nachdem sie die anfänglichen Fragen bei Seite geschoben hatte, schreckte Yume innerlich auf. Wieso konnte dieser Wolf sprechen? War er etwa so eine Art… Werwolf?
    „Lass uns schnell machen, ja?“, fragte Lunea den Wolf und Yume, doch sie schien keine Antwort abzuwarten, denn ohne auch nur eine Sekunde inne zu halten, steuerte sie durch das stockfinstere Wohnzimmer auf die Treppe hinzu, welche in das erste Stockwerk führen würde. Yume wusste nicht so recht was sie tun sollte, doch als der Wolf bedrohlich zu Knurren begann setzte sie sich ängstlich in Bewegung und folgte der Silhouette der Frau, dicht gefolgt von dem Vierbeiner, der ihnen die Tür geöffnet hatte, wie, war ihr jedoch immer noch nicht bewusst.
    Lunea lief die Treppe hinauf, leichtfüßig wie es schien, Yume hingegen hatte Probleme in der völligen Dunkelheit etwas zu erkennen, weshalb sie fast mit jedem Schritt über eine Stufe stolperte. Der Wolf hinter ihr schien mit einer ähnlichen Leichtigkeit wie die Frau die Treppe zu besteigen und stütze das Mädchen sogar hier und da, sodass sie nicht hinfiel. Oben angekommen klickte Lunea auf einen Lichtschalter und einige helle, gelbliche Strahlen fluteten den Gang mit ihrem Licht. Dies war der Flur, den Yume jeden Tag entlang gelaufen war, denn er führte direkt zu ihrem Zimmer, wohin Lunea auch hinzusteuern schien. Was wollte sie dort nur?
    Das mulmige Gefühl wich mittlerweile einer großen Angst. Vor ihr, ein mächtiges, blaues Lebewesen und hinter ihr ein Wolf, der sprechen konnte und sie wahrscheinlich mit einem Prankenhieb niederstrecken könnte. Wo war sie hier nur hineingeraten? Die Gruppe lief auf die Zimmertür zu und Lunea blieb unmittelbar vor dieser stehen, als sie dort ankam. Sie wartete auf Yume und den Wolf, der offenbar Xeria hieß. Sie nickte dem Tier zu und es griff ohne zu zögern mit einer vorderen Pfote an den Türgriff. Mit einer Leichtigkeit wie Yume sie noch nie gesehen hatte, drückte der Wolf die Klinke runter und die Tür öffnete sich. Ihr Zimmer sah normal aus, genauso wie vorher. Was wollten die Beiden nur hier?
    „Yume, wir werden jetzt nach Fuykai reisen. Ich habe dir bereits von dieser Welt erzählt?“, fragte Lunea, doch sie schien es mehr rhetorisch zu bemerken, denn ohne zu zögern trat sie ein und mit einer lässigen Handbewegung bat sie das Mädchen ihr zu folgen. Mit dem Gewissen, dass hinter ihr ein Tier stand, welches morden würde, um etwas zu fressen zu bekommen, sputete sie sich um so schnell wie möglich in ihr Zimmer zu kommen. Sie kniff die Augen zusammen um erkennen zu können, wo Lunea war. Sie saß auf dem Bett und schien auf die anderen Beiden zu warten. Während Yume sie fragend ansah war Xeria ihnen bereits gefolgt und hatte sie an dem Regal vorbeigedrückt. Sie stand nun unmittelbar neben der blauhäutigen Frau und schien auf eine Bemerkung seitens des Mädchens zu warten.
    „Dann mal los!“, rief der Wolf und ohne Hemmung sprang er auf Yumes Bett zu. Was sollte das? Gebannt beobachtete sie, wie Xeria scheinbar auf dem Bett aufkam, doch anstatt ein Geräusch zu tun, schien es den Wolf durchzulassen. Er tauchte durch eine Art von Portal, welches wohl ihre Ruhestätte war.
    „Jetzt du, meine Kleine“, rief Lunea ihr zu. Yume glaubte ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen zu können, doch es war zu dunkel um genaueres zu sagen. In ihr kam Angst hoch, noch mehr als zuvor. Sie wollte einfach nur schreien und wegrennen, doch was würde ihr das bringen? Sie hatte kein zu Hause mehr. Das Mädchen hatte keine andere Wahl als den Befehl der Frau zu befolgen. Sie schluckte einmal und lief dann langsam auf das Bett zu. Sie fasste all ihren Mut zusammen und presste die Hände zu Fäusten zusammen. Ohne weiter nachzudenken, sprang sie, begleitet von einem hohen Schrei. Es fühlte sich an, als würde sie sich auflösen, doch es tat nicht weh. Yume wurde schwarz vor Augen und mit einem Ruck, den sie kaum noch spürte, landete sie auf einer steinigen, harten Oberfläche.

  • Hallo Sui. ♥ Ich hatte dir das Kommentar ja versprochen und hier ist es. (:


    Ich denke, du hast zu den bisherigen Kapiteln und auch dem Startpost schon genug Feedback bekommen. Doch zuvor muss ich noch sagen, dass ich deine Geschichte einfach atemberaubend spannend und auch süß finde an etliche Stellen.
    Zum anderen ist der Titel gut gewählt und gefiel mir von Anfang an, denn er verrät nicht zu viel und auch nicht zu wenig. Zum anderen erinnert mich der Name an eine Kindergeschichte, die um Staubflusen unter dem Bett von einem blondhaarigen Mädchen handelt, aber dies tut hier ja nichts zur Sache.
    Ich lasse meinen kommentativen Senf jedoch nur bei Kapitel 8 und 9 los, warum ist bereits oben genannt.


    Kapitel 8:
    Das Bild und das Gedicht finde ich gut gewählt.
    Wow, da liegt ja echt eine enorme Last auf Yume. Sie soll also Fuykai, eine ganze Welt, retten? Also ich würde darunter ehrlich gesagt zerbrechen oder gar verrückt werden.
    Mir gefällt, wie genau du die Vampire beschreibst, ihren Krallen möchte ich lieber nicht begegnen.
    Das Kapitel an sich war sehr spannend, echt traurig, was die Vampire mit Luneas Mutter angestellt haben. Die Beschreibungen waren sehr gut, als hätte ich dabei gestanden.
    Einige kleine Fehlerchen, die nicht wirklich wichtig sind, gab es schon, doch es waren schließlich nur kleine.
    Am Ende des Kapitels hätte ich es Yume sicher gleich getan. Lunea war für sie wahrscheinlich derzeit die einzige Person, die sie kennt, wenn auch nur flüchtig.


    Kapitel 9:
    Oh mein Gott, ich liebe Wölfe.
    Interessant wie Acroa mit Caída umgeht und wie sie fast um ihn trauert, oder ihren Zorn auf die kleine Yume preisgibt, als das blasse Mädchen Acroa's Bruder umbringt. Yume stellt sich genau die Fragen, die ich mir auch gestellt hätte. Diese Schuldgefühle, als sie ihn getötet hat. Genau diese hätten mir gefehlt, wenn du sie nicht hingeschrieben hättest.
    Der Tag fiel seinem Ende entgegen und die Sonne salutierte dem Mond, der nun seine Aufgabe als Wächter der Nacht übernahm.
    Dieser Satz ist grandios, finde ich. Der Mond löst die Sonne ab und wird zum Wächter, die Sonne salutiert wie ein Soldat seinem Chef.
    Mysteriös, dass nicht Yumes Eltern öffnen, sondern dieser Wolf names Xeria, und das verwirrt nicht nur mich sondern auch Yume selbst.
    Das Ende des Kapitels ist ebenso interessant.
    Fehlerchen gab es sicherlich ein paar, aber wenn, dann sind sie mir nicht aufgefallen.


    Bisher bin ich schier begeistert von deiner Geschichte und würde deswigen gerne eine Benachrichtigung per Gästebuch erhalten, wenn du ein neues Kapitel on stellst.
    Das war's erst einmal von mir.
    Lg, Cherié.

  • [font='Times New Roman, Times, Georgia, serif']Eines meiner Top 3 Kapitel, yo.
    Ich finde deinen Schreibstil wie schon immer, einfach bezaubernd und die Art in der du erzählst, einfach als wäre man dabei
    Zwar stirbt eine Person, doch die neuen Kräfte Yume's sind ziemlich elegant, wie ich finde. Des weiteren sind mir keine Fehler
    untergegangen. Ich musste zugeben, ich hatte Angst um Lunea und das Ende ist, wie eigentlich immer poetisch geschrieben worden.
    Ob du, mein Freund, Fehler in deinem neuesten Kapitel hast, weiß ich nicht, da ich lieber nicht falsch kritisieren möchte :)

  • [tabmenu]
    [tab=Vorwort]Hallo Sui^^
    Wie versprochen nun endlich dein Kommentar. Natürlich habe ich mir alle Kapitel sorgfältig durchgelesen (hat auch ’ne Stunde gedauert xD) aber wie gesagt werde ich nur dein neuestes kommentieren. Sonst komme ich überhaupt nicht mehr hinterher. Ich hoffe, dass ist in Ordnung für dich. Wie ich sehe hast du ja auch einiges an Feedback bekommen, sehr schön.
    Die Struktur meines Kommentars wird etwas anders sein als sonst. Ich würde mich freuen wenn du mir hinterher sagen könntest, ob es dir auch so geholfen hat, da ich diese Form des Kommis zurzeit sozusagen noch teste. Ich persönlich finde es so etwas übersichtlicher und ich vergesse beim Schreiben nicht die Hälfte von dem, was ich eigentlich sagen wollte^^’’


    Und…wow. Da passiert ja einiges in diesem Kapitel. Ziemlich viel Handlung und natürlich auch ziemlich viel Spannung. Dann sollte ich jetzt wohl mal endlich mit dem eigentlichen Feedback anfangen.
    [tab=Kapitel 9]


    [tab=Fazit]
    Besser spät als nie. Nun hast du endlich deinen Kommi.
    In diesem Kapitel ist sehr viel Wichtiges passiert. Endlich ist man sich als Leser wirklich im Klaren darüber, dass Yume kein einfaches Mädchen ist, sondern versteckte Kräfte in ihr schlummern. Die Welt und die Charaktere, die du kreierst werden immer interessanter und ich verliere mich mehr und mehr in der Geschichte. Daher bin ich jetzt besonders gespannt, was für einen Zauber du mit der Welt Fuykai herrauf beschwören wirst. Ich erwarte großes, mein Freund ;)
    So gut gestaltet deine Charaktere und ihre Emotionen auch sein mögen, hapert es in diesem Kapitel doch stark an der Umgebung. Aber ich bin sicher, dass du dich in diesem Punkt bald wieder bessern wirst.
    Achte weiterhin darauf, nicht zu viel Handlung aneinanderzureihen. Bediene dich ruhiger Momente und langsamer Übergänge, damit alles nicht zu sprunghaft erscheint. So wird die spannende Handlung auch gleich noch viel besser rüber kommen. Denn wie gesagt ist auch diese gut durchdacht. Das zeigt sich vor allem in der großartigen Szene der Heilung, bei der du dich nicht nur verschiedenster Mittel bedient hast, sondern auch interessante Aspekte in die Geschichte eingewoben hast. Mehr davon!
    Deine Geschichte wird immer besser. Auch wenn du hier und da mal etwas zu viel willst und daher ein paar Aspekte außer Acht lässt, überzeugt mich dieses Kapitel doch ziemlich. Jetzt bin ich sehr gespannt, wie es Yume in Fuykai ergehen wird. :)

  • [tabmenu]
    [Tab=Vorwort]
    Huhu, Chess!


    Ich möchte dir nun auch wieder einen Kommi hinterlassen. Da ich mich mit 5 Kapiteln auf einmal beschäftigt habe, gehe ich auf die Rechtschreibung idR nicht ein.


    [Tab=K. 5]
    [Subtab=Positives]
    Gedicht
    Das Gedicht zu Beginn - auch wenn der Stil selbst mich nicht wirklich überzeugt - ist gut ausgewählt, das passt schön zum Kapitel insgesamt.


    Style
    Die Aufmachung deiner Kaps gefällt mir vom Grundtyp her ganz gut - die Schrift ist verträumt, einladend, die Bilder haben eine angenehme Größe und die Trennlinien (bei denen du aber im SP das Copyright hinzufügen solltest) bilden zusammen eine stimmige und zur Stimmung der FF passende Atmosphäre.


    Farben
    Die Farben, in denen Yumes Haus gestaltet ist,wirken zwar etwas konstruiert, aber nichts desto trotz hast du das gut gemacht. Mit den Farben versinnbildlichst du, dass Yume hier eigentlich nicht hingehört, dass da noch mehr ist, etwas Anderes, dass sie woanders hin muss - gute Verwendung eines stilistischen Mittels, jedenfalls. Nur ist es seltsam, wenn Yume Weiß nicht mag, ihr Zimmer teilweise aber so gestrichen ist ;3


    Caída
    Aktuell ist er zwar leider ein Klischeebösewicht (oder scheint das zumindest zu sein), aber der Name ist sehr schön. Hat er eine bestimmte Bedeutung? Die Tatsache, dass der Mann sie von ihr fernhalten muss" klingt schwer nach unerwartetem Beschützer, das könnte ein guter, versteckter Hinweis dafür sein, dass nichts so ist, wie es scheint ...


    Plotting
    Und endlich gewinnt die Geschichte an Fahrt! Man kommt zwar noch nicht in das geheimnisvolle Reich unter dem Bett, aber immerhin kommt Yume direkter in Kontakt mit den seltsamen Wesen. Schön!
    [Subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Titelbild
    Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass das hier wirklich passt. Die Entführung, der Biss - dazu sind die Farben zu hell, fröhlich, einladend. Das verfehlt leider doch ein wenig die Wirkung, du wolltest hier vermute ich auf den Wald hindeuten.


    Der Vampir an sich
    Gut zwar, dass du eine eigene, gestalterische Version der beliebten Fabelwesen versuchst, aber ein paar Dinge bleiben in der Vorstellung leider offen. "Bleich", heißt das, sie haben Haut? Sind sie nackt, oder bekleidet? "Knäul" als Hände, das klingt sehr fellig, wie genau muss man sich das vorstellen?
    Solche Dinge eben, auf die solltest du stärker achten. Du kannst Charakterbeschreibungen dieser Art ja sonst auch mal jemandem schicken, der dir dann sagt, was er sich noch nicht so gut vorstellen kann.


    "Andere"
    In diesem Kapitel lässt du Caída konsequent von "Anderen" sprechen; "andere" ist aber grundsätzlich immer klein, außer, man heißt Sergej Lukianenko und schreibt die Wächterromane ;3


    [Tab=K. 6]
    [Subtab=Positives]
    Titel und -bild
    Dieses Mal gefällt mir das Titelbild deutlich besser als bei K 5. Es strahlt genau die neblige, düstre Atmosphäre aus, die man sich in diesem verregneten Wald vorstellt, und passt auch gut zur Stimmung in der Story an sich.
    Der Titel wirkt tiefgründig; einerseits wacht Yume ganz real erneut auf, andererseits könnte das auch für Erkenntnis, neue Erfahrungen, neues Wissen und starke Lebensveränderungen stehen. Das "wahre Sein" erkennen, wenn man so will. Daher ist der Titel sehr schön und passend gewählt!
    as Gedicht klingt auch passend, wenn mir die dritte Zeile auch nicht so ganz einleuchten will. Aber da analysiere ich vll mal, wenn es nur ein Kapitel "Volltext" zu bewerten gilt.


    Schlussatz
    Solche Endpunkte wie plötzliche, wörtliche Reden, kurze, abgehackte Sätze, oder schlicht ganz unerwartete Abbrüche, machen sich in den meisten Fällen sehr gut in einer FF. Das ist auch hier der Fall, du lässt den Leser rätseln, wer diese Person wohl ist und was sie von Yume will. Passt sehr gut und regt zum Weiterlesen an!
    [Subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Caídas Verschwinden
    Es ist reichlich seltsam, dass Caída im vorigen Kapitel noch von irgendjemandem fernhalten muss, und jetzt, als einziger "Aufpasser", plötzlich verschwindet. Wahrscheinlich brauchtest du das, um deine blaue Lady wieder auftauchen zu lassen, aber da hakt es doch ein wenig. Zumal Caída aktuell ja auch keinen Grund hatte, sich zu entfernen.


    Plötzliches Erinnern
    In einem Absatz rekapitulierst du ganz selbstverständlich die seltsamen Ereignisse der vergangenen Tage, den Vorfall in der Küche z.B. An diese ganzen Dinge schien Yume sich aber nie erinnern zu können, sie hat nie im Anschluss darüber nachgedacht, sich nach der direkten Situation gewundert etc. Und plötzlich sind die Gedanken wie selbstverständlich da ... tut mir Leid, aber das passt nicht. Du hättest da entweder in den vorigen Kapiteln mehr Gewicht darauf legen müssen, dass das Ganze nicht aus ihrem Kopf verschwunden ist, oder eben in diesem hier auf ein plötzliches Erinnern hinweisen sollen.


    Motivationsschübe

    Zitat

    Ihr war einfach nur alles egal, sie hatte nichts mehr für das es sich lohnte zu kämpfen, zu kämpfen um das Leben.


    Aber im nächsten Absatz ist sie wieder komplett entschlossen und mutig genug, Caída zu suchen und Erklärungen zu verlangen - da felt ein Übergang. Ein innerer Widerstreit, irgendeine plötzliche Erkenntnis, ein Geräusch, Erinnerungen, irgendetwas, was den Motivationsschub etwas mehr erklärt.


    [Tab=K. 7]
    [Subtab=Positives]
    Erinnerungen
    Stilistisch gesehen ist es erstmal nicht unschön, das Ganze durch kursive Schreibweise etwas vom Resttext abzuheben, wenn auch nicht unbedingt nötig. Die Erinnerungen Luneas an sich aber haben eine guten Funktion in dieser Geschichte. Sie bringen einem den Charakter etwas näher, dienen gut als Einstieg für die wahre Einführung einer weiteren Figur. Außerdem erfahren wir so auch etwas über die Beziehung zwischen zwei bereits bekannten Gestalten, die auch einiges an Spannung bereithält und mit erhobenem Finger in die Zukunft deutet. Weitere Andeutungen in diesem Erinnerungsstück können dem leser zudem Fragen aufwerfen und ihn zum Weiterlesen anregen; Stamm? Und welcher Krieg? Das sind Dinge, auf die man gespannt sein kann und die zusätzlich schön in diesem Textstück eingearbeitet wurden.


    Fuykai
    Ah, das erste Mal erfahren wir etwas über das geheimnisvolle Land, wenn auch nicht allzu viel. Es ist gut, dass du es schon jetzt einmal in die Geschichte einbringst, auch, wenn die wahre Reise dorthin noch dauert. Denn dadurch bereitest du den Leser schon ein wenig darauf vor, was angesichts einer künftigen, komplett neuen Welt vielleicht doch überfordernd sein könnte, wenn dann noch mit Namen und "Fachtermini" um sich geworfen wird.
    [Subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Titel und -bild
    An sich passen die beiden Elemente gut zusammen und schauen auch prima passend aus - aber nicht zu diesem Kapitel. Falls du auf die Verwandlung in einen Vampir anspielen wolltest, das überzeugt mich hier nicht wirklich - "brennend", das steht für Leidenschaft, Wut, Zerstörung, Verlangen usw. Zwar werden traurige Detailsans Tageslicht gebracht, aber das hat doch weniger etwas von dem, was man mit dem Titel assoziieren würde.


    [Tab=K. 8]
    [Subtab=Positives]
    Titel
    "Klingen am Waldrand" hat etwas herrlich Paradoxes. Einerseits das friedliche, ruhige, gemächliche Klingen des Wortes "Wald", den man im Allgemeinen mit solcherlei Dingen assoziiert. Auf der anderen Seite stehen die "Klingen", die eindeutig auf Krieg und Kampf und Blut hindeuten. Dadurch wird schon vorab ein Spannungsfeld erzeugt, das vor dem Lesen neugierig macht.


    Neue Details zu Fuykai
    Immer mehr fütterst du deine Leser mit Infos über diese geheimnisvolle Welt. Bis jetzt klingt alles noch sehr klischeehaft, was aber zu diesem jetzigen, frühen Zeitpunkt aber auch absolut legitim ist. Eine wichtige Information in diesem Teil ist, dass es dort keine Sonne mehr gibt. Da werfen sich einem natürlich hundert Fragen auf, die einen gespannt darauf machen, diese Welt endlich betreten zu können.


    Problemchen
    Dass sich diese Reise als nicht ganz so einfach gestalten wird (Vollmond, die Verfolgung durch die Vampire) sind gute Eckpunkte, die hier einen schönen Spannungsbogen erzeugen.


    Acroa
    Die Vampirlady scheint ja einen ziemlich ausgeprägten Charakter zu haben. Zwar erfährt man noch nicht viel von ihr, aber sie wirkt doch sehr interessant, auf sie kann man denke ich gespannt sein.


    Ende
    Auch hier wieder ein recht spannendes Ende. Lunea stürzt zu Boden, und Yume rennt aus ihrem Versteck - was werden die Vampire/wird Caída tun, was geschieht mit der offenbar schwer verletzten Lunea? Lässt sehr aufs nächste Kapi hoffen, dieser Schluss.
    [Subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Wald?
    So interessant die Storyführung auch erscheint, so stellt sich doch langsam die Frage nach der Funktion der Waldszenen. Warum musste Caída das Mädchen erst dorthinbringen? Warum hat er nicht einfach bei ihr gewartet? Es wirkt leider ein wenig so, als wäre der Wald nur für die Konfrontation mit den Vampiren eingebaut worden, und die hätte ja auch in Fuykai stattfinden können. In sofern wirkt das etwas zu ... "gewollt", wenn du so willst. Ein paar kleinere Andeutungen in diese Richtung, nicht zwingend etwas komplett Erklärendes, hätten hier sicherlich gut gepasst.


    [Tab=K. 9]
    [Subtab=Positives]
    Heilung
    Hmmm, der Heilungsprozess wurde ganz gut beschrieben. Scheinbar intuitiv ausgeführt, aber irgendwie auch angeleitet, mit tiefsinnig klingenden Formeln. Besonders aber ist der Schmerz; denn das macht hier für den Heilenden einen nicht unwesentlichen faktor aus, wie es scheint. Was wiederum ein interessanter Aspekt ist, denn um ein Leben zu retten, muss das Mädchen von ihrem eigenen etwas geben, was recht ausgeglichen und durchdacht wirkt.


    Erzähler?
    Hm, schon wieder eine kursiv erscheinende Passage. Da stellt sich mir doch die Frage, ob hier der Erzähler selbst spricht, also als konkret handelnde Figur noch in Erscheinung treten wird, oder, ob da vielleicht ein Perspektivenwechsel stattfindet. Nicht unspannend, das wird sicher noch interessant.


    Xeria
    Hehehe, nette Stelle, hat definitiv was. Ein Wolf, der unbemerkt im eigenen Haus lebt - sehr mysteriös und durchaus einige Fragen aufwerfend, die geklärt werden wollen. Man erfährt ja hoffentlich zum Charakter des guten Wolfes noch ein wenig ...
    [Subtab=Verbesserungsvorschläge]
    Titel
    Eine Alliteration, hm? Eigentlich recht gut, aber das Problem ist, dass du die Worte damit in sehr direkten Bezug zu einander stellst. Die Tode (wobei es hier afair ohnehin nur einer ist) und die Tore (auch nur eines) stehen aber in keinem allzu direkten Zusammenhang, was dem Ganzen leider etwas an Tiefgründigkeit nimmt.


    Die Vampire
    Auch, wenn du gelegentlich Begriffe und Phrasen wie "Gruppe" oder "einer der anderen Vampire" einbringst, bleiben diese doch sehr nebulös. Einzig Caída und Acroa werden konkret bezeichnet, was leicht dazu führen kann, dass man sie als einzige am Geschehen beteiligte Vampire in Erinnerung behält. Hilfreich wäre schon ein kleiner Satz gewesen, der ausdrückt, dass tatsächlich mehrere dieser Gestalten auftauchen - vll, wo sie stehen, ob sie männlich oder weiblich scheinen oder was auch immer.


    ohne zu zögern – oder zu wissen wieso – griff Yume nach einem der Schwerter die sich vor dem leblosen Körper zu ihren Füßen
    Hier ist leider ein kleiner Logikfehler drin, denn was Lunea betrifft, wurde nur das eine Schwert erwähnt, nicht mehrere. Du hättest auf unterschiedliche Waffen also bereits vorher hinweisen oder einen Grund angeben sollen, wieso das noch nciht von Yume bemerkt wurde.


    Caídas Tod
    Tut mir Leid, aber das kommt leider viel zu plötzlich und abrupt. Natürlich können Charaktere unerwartet dem Tode verfallen, aber hier fehlte doch ein wenig. Wenigstens ein kleiner Kampf, oder auch nur innerer Gefühlshochschaukelwahnsinn Yumes, der das Ganze ein bisschen illustriert hätte. Außerdem stoppt das Schwert ja zunächst kurz vor dem skrupellosen Vampir, da hätte sie ihn eigentlich nicht so plötzlich überrumpeln dürfen.
    Auch Acroas reaktion ist eher unverständlich. Es mag sein, dass sie den Tod ihres Bruders nicht oder zumindest nicht gleich rächen will, damit kommt man klar. Dass sie und die anderen Vampire unbestimmter Anzahl aber unverrichteter Dinge wieder abziehen, wo Yume doch so wichtig sein soll - das passt nicht wirklich ins Bild. Da hättest du vielleicht noch ein wenig mehr zeit drauf verwenden sollen.


    Pferd?
    Erinnert mich gerade ein wenig an "Snow White and the Huntsman", aber das ist OT. Jedenfalls ist es seltsam, dass da plötzlich ein Pferd ist, das zuvor niemand mitgeführt hatte, und sich nicht einmal Yume darüber zu wundern scheint. Da hättest du noch ein paar Wörtchen drauf verwenden können.


    Das Portal
    Es tut mir Leid, das so drastisch auszudrücken, aber hier steckt ein dicker Logikfehler drin. Zuvor hat Lunea noch gesagt, dass es brenzlig wird, weil sie erst zum nächsten Vollmond - also in gut einem Monat - wieder nach Fuykai hinübersetzen können. Und dann geht das Portal doch? Das Problem bei einer Alternativlösung zur Durchschreitung des Tores wäre, dass Lunea dann nicht derartig Panik hätte schieben müssen, als sie von dem Biss erfuhr, und dann vor allem auch keine Überlegungen hinsichtlich der Tatsache angestellt werden müssten, wie sie sich in dieser langen Zeitspanne (~ ein Monat) vor Caída und co. verbergen sollten.


    "Sie hatte kein zu Hause mehr."
    Warum denn? Ihre Eltern leben, das Haus steht noch, Yume ist zu Hause. Wenn es um die Angst vor den Vampiren geht, hättest du das erwähnen müssen.
    [Tab=Nachwort]
    Du treibst deine Geschichte voran, sehr schön! Letztlich betritt die Protagonistin also die "andere Welt" - da ist man doch sehr gespannt, wie diese aussehen wird.


    Und die Idee mit dem Erzähler, der nicht nur erzählt, die ich irgendwo aufgeworfen habe ... ich bin sehr gespannt, ob da was draus wird, seit "God of War II" bin ich einfach ein Gottverdammter Fan von solchen Wendungen, ich finde das einfach genial. Aber mal schauen, was du da so draus machst.


    Bis zum nächsten Kapitel!


    ~ Clio
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab='Neues Kapitel']
    Ja, endlich geht es weiter, und das auch noch recht spannend. Bevor ihr das Kapitel lest:
    In diesem Kapitel wird Blut und Gewalt beschrieben!
    Ansonsten wünsche ich viel Spaß beim Lesen! :)
    [tab='Cherié']
    Ninaaa ♥
    Danke für deinen Kommentar. :* Kritik war ja eigentlich so gut wie nicht vorhanden, daher kann ich leider nicht viel drauf antworten, außer: Danke :)
    Ich werde dich natürlich benachrichtigen. c:
    Liebe Grüße <3


    [tab='believe']
    Auch du hast ja kaum Kritik hinterlassen, glauben, daher kann ich auch hier nur sagen: Danke :))
    Liebe Grüße (:


    [tab='Paya']
    Dankeee, FF Schwester x333
    Das mit dem Umgebungsbeschreibungen ist mir auch schon aufgefallen, nur wäre das Kapitel dann noch länger, ich finde es ist so schon fast zu viel. Allerdings sollte die Umgebung gut beschrieben werden, da hast du Recht, daher werde ich mal schauen wie ich das mache, vielleicht werde ich da mal etwas umbauen, zwei Kapitel draus machen, oder sowas. Das Acroa dir gefällt habe ich nicht anders erwartet, ich kenne dich ja mittlerweile schon ganz gut, hehe. :3 Ja, ansonsten kann ich mich auch nur für deinen Kommentar bedanken, auch für die Fehler-osterei-Suche und ich freue mich aufs nächste Mal, deine Kommentare sind wirklich immer sehr hilfreich. Zum neuen Stil schreibe ich dir noch eine PN. :)
    ~ Dein Adrian ♥
    [tab='Clio']
    // Wird editiert //


    [/tabmenu]

  • K A P I T E L _ X


    Mond und Eis «


    Leise pfeift der Wind hinab.
    Die braunen Blätter fallen ab.
    Die Dunkelheit ummannt das Licht
    Was es nicht gibt, das sieht man nicht.


    — Selbstverfasst


    Es war ein einfaches Erwachen, weder von Qualen noch von Freuden begleitet. Sie wurde einfach wach. Yume lag auf einem steinigen Boden, dessen Oberfläche recht uneben schien, fast als wäre sie wellig. Auf ihm lagen kleine Steinchen und hier und da blickte auch vereinzelt ein Grasbüschel aus einer Spalte. Eine trostlose Gegend, fürwahr. Alles zusammen war das ein sehr unschöner Untergrund, also richtete sich das Mädchen auf. Zuerst streckte sie nur ihre Arme durch, sodass ihr Oberkörper aufrecht stand und ihr Kopf nicht mehr auf den Brocken lag, die auf dem Untergrund verteilt waren. In dieser Position blieb sie jedoch ruckartig stecken, als ihre Augen die Umgebung erblickten, in der sie sich befand.
    Es schien eine Art Tropfsteinhöhle zu sein, denn an allen Seiten der Wände und Decken hingen kleine, bröcklige Zapfen aus Gestein. Die Höhle schien in eine Art Tunnel zu münden, an dessen Ende ein Licht schimmerte. Es war ein sehr helles Leuchten, gänzlich weiß und betäubend. Als erstes kam Yume der Gedanke an den Tod, alles was sie über ihn wusste war das Licht am Ende eines weißen Tunnels, doch es war viel mehr als das.
    Schier beeindruckt von der Höhle wagte es das Mädchen nicht richtig aufzustehen, also blieb sie schwer atmend am Boden liegen. Wenngleich ihre Umgebung wunderschön anzusehen war, ihr war immer noch nicht bewusst, wo sie sich befand. Und warum sie hier war. Hatte man sie wieder entführt? Gab es auf der Welt überhaupt solche Orte, die so wunderschön waren? Nein, Yume war von keiner Tropfsteinhöhle im näheren Umkreis bewusst, daher musste sie sich wohl eine andere Lösung ausdenken. Auf jeden Fall war sie nicht mehr zu Hause. Ein gewisses Gefühl ergriff sie, auf den ersten Blick schien es den Stempel der Angst zu tragen, doch wenn man ihm die Maske abnahm, entdeckte man ein pures Unwohlsein. Sie hatte große Furcht, vor allem was sie nun erwarten würde!


    Nachdem Yume sich nun halbwegs gut umgesehen hatte, lief sie ein paar Schritte in Richtung des Lichtes, als sie am Ende dieses Tunnels zwei schemenhafte Gestalten erblickte. Eine der Beiden, deutlich größer als die andere, stand auf zwei Beinen und fuchtelte mit den Armen wild um sich. Vom Aufbau wirkte die Kreatur wie ein Mensch, doch mehr erkannt sie nicht, da das Licht ihr die Sicht verdeckte. Die zweite Gestalte ging hingegen auf allen vieren und war dadurch auch merklich kleiner. Sie schien etwas längeres Fell zu haben und ein seltsames Blitzen ging von ihrem Kopf aus. Waren das… Zähne? Mehr konnte das Mädchen auch nicht erkennen, aber sie hatte schon einen Verdacht wer das war, daher begann sie, immer wieder stolpernd, auf die Beiden loszulaufen.


    „Ach sieh an, unsere Yume ist endlich wach!“, schallte es durch dieses tunnelartige Gemäuer, die Stimme schien von dem vierbeinigen Wesen auszugehen. Im Gegensatz zu diesem jedoch, bewegte sich die menschenähnliche Kreatur auf Yume zu und als sie ihr etwas näher kam, erkannte sie, wer das war.
    „Lunea!“, rief das Mädchen, in ihrer Stimme lag Freude, wohl da sie nun nicht mehr allein war. Und dann war dieser Vierbeiner wohl der Wolf, der sie in ihrem Haus empfangen hatte, warum war ihr noch immer fragwürdig. Ebenso wie so viele andere Fragen, die der Umgebung und wo ihre Eltern waren. Xeria, so war sein Name gewesen. Ob er sich auch in einen Menschen, oder etwas ähnliches, verwandeln konnte, so wie es in den Sagen, Legenden und Märchen immer über Werwölfe erzählt wurde? Sie ging davon aus, doch fragen wollte sie auch nicht, viel zu groß war ihre Angst vor ihm und der Situation, in der sie sich befand.
    „Wo sind wir hier?“, fragte Yume heiser, nun wieder an die Ariska Lunea gewandt.
    „Fuykai“, antwortete diese knapp, aber deutlich und drehte sich wieder um. Sie schien wohl ihre Stimme zu heben um etwas zu sagen, doch der Werwolf durchschnitt diesen Ansatz mit seiner tiefen, kalten Stimme, scharf wie des Messers Schneide.
    „Lunea, wir müssen uns beeilen, sonst verlieren wir das, was uns das Leben retten soll“, brummte er und hob dabei eine Augenbraue, werden er mit dem anderen Augen skeptische auf das Erdenmädchen blickte. Alles war ihr vorher fremd, doch da war sie wenigstens noch zu Hause. Nun war sie ihn… Fuykai. Wenn sie nur wüsste was das sein sollte. Wenngleich Lunea es ihr bereits gesagt hatte, nach wie vor fehlte einfach die Idee.
    „Du hast recht, Xeria. Komm Yume, wir müssen aufbrechen“, murmelte sie und lief sofort los, als auf das weiße Licht zu. Yume hatte ein bisschen Angst, doch sie hatte keine Wahl, entweder sie folgte den beiden Fabelwesen, oder sie blieb hier, alleine und einsam und wartete darauf, dass sie an Hunger und Durst starb. Mittlerweile schon alt genug, urteilte sie darüber, dass die Variante des Gehorchens deutlich mehr Vorteile hatte und so setzte sie sich, ebenso wortkarg wie die zwei anderen Reisenden, in Bewegung auf den hellen Schein zu.


    „Hör mir gut zu Yume“, brachte Lunea nach ewigem Schweigen von sich. Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit von Zeitepoche durch den Tunnel gelaufen waren, den Ausgang erreicht, über eine große, graue Fläche voller Stein und Schutt gelaufen und zu guter Letzt in eine tiefe Schlucht, bestehend aus Stein und Staub, geklettert waren, standen sie nun vor einer riesigen, steinernen Wand, die keinerlei Auswege bot. Diese Mauer ragte so hoch in den Himmel, dass Yume das Ende dieser nicht sah und ihr bei dem Gedanken daran schon schwindelig wurde. Aber egal was käme, sie müsste eh dort durch. „Ich will dass du jetzt alles genau so tust, wie ich es dir sage. Verstanden?“
    „Ich denke schon“, murmelte das Mädchen nachdenklich, aber dies schien Lunea wohl nicht zu genügen, denn fast schon etwas herrisch griff sie Yume am Arm, zog sie zu sich und flüsterte ihr mit einer brennend scharfen, aber leisen Stimme, erneut ihre Forderung ins Ohr. Sie nickte nur kurz und sah die blauhäutige Frau dann verwundert an. Eben, auf der Erde, war sie noch total freundlich und hatte überhaupt keinen Stress oder etwas der Art, und hier, in Fuykai – bei diesem Namen runzelte sie argwöhnisch die Stirn -, war sie plötzlich wie ein anderer Mensch. Sie schien sehr sorgsam und bedacht in allen ihren Handlungen und machte auf Yume einen krampfhaft konzentrierten Eindruck, fast als wäre dieser Weg und das Land voller Fallen, die sie gerne umgehen würde, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Oder war es wirklich so? War diese Mauer auch eine Falle, ein Hindernis, dass sie aufhalten sollte? Warum wollte man sie nicht in Fuykai haben?
    „Lauf auf die Wand zu, drück deine Hand mit ihrer Fläche irgendwo auf diese Wand und sage dann deinen Namen. Der Vorname genügt.“ Yume sah Lunea stirnrunzelnd und fragend an, aber als Antwort bekam sie einen fordernden, kalten Blick zurück geworfen, der sie darauf hinwies, was sie vor ein paar Sekunden noch versprochen hatte. – Also lief sie los, ein paar Schritte auf die Mauer zu. Sie drehte sich nochmal um, doch weder Xeria, der das ganze Gespräch noch kein Wort von sich gegeben hatte, sondern einfach nur auf dem bröckligen Untergrund schlummerte, noch Lunea, die einfach nur dort stand und das Mädchen mit eiskalten Blick musterte. Also ging sie weiter. Die Mauer war nun keine zwei Schritte mehr von ihr entfernt und die genaueren Konturen dieser offenbarten sich ihr. Überall waren ganz leicht Zeichnungen eingeritzt, Zeichnungen von, ihr unbekannten, Symbolen. Kreisförmige, Ovalförmige und Eckige, alles war dabei. Zusammen gaben sie ein schier wunderschönes Bild ab und Yume hegte nun nicht eine Minute ein Misstrauen gegen die so hübsch verzierte Mauer.
    „Was soll‘s?“, murmelte das Mädchen vor sich hin und ohne weiter nachzudenken, drückte sie ihre Hand gegen die steinige Mauer und flüsterte ihren Namen.
    Plötzlich standen auch Lunea und Xeria hinter ihr, sie waren wohl gerade zu ihr gestoßen. Beide hoben sie, ob Pfote oder Arm, eine ihrer Gliedmaßen und legten sie ebenfalls mit der Fläche auf die Wand. Gleichzeitig wisperten sie ihre Namen und mit einem Schlag ertönte ein ohrenbetäubendes Grollen. Es schien so, als würde man Steine über den Boden ziehen, es wurde immer lauter und lauter und plötzlich bemerkte Yume einen Riss in der Mauer, genau dort wo ihre Hand lag.
    „Nimm die Hand nicht zurück!“, befahl Xeria an Stelle von Lunea. Es kam ihr so vor, als hätte er ihre Gedanken lesen können, denn genau das hatte sie vor Schreck vorgehabt. Oder hatte er doch nur sinnvoll kombiniert? Der Wolf machte ihr von Minute zu Minute etwas mehr Angst. Aber sie befolgte seinen Befehl und ihre Hand ruhte weiterhin auf der mittlerweile mindestens zwei Zentimeter breiten Spalte, die sich genau dort gebildet hatte. Sie wurde immer und immer größer, ihre Hand hing nun frei in der Luft. Flüchtig warf sie Xeria einen fragenden Blick zu; dieser nickte nur und Yume nahm entspannt die Hand wieder runter.
    Das Grollen wurde immer stärker, Staub wurde aufgewirbelt und von überall wo oben war, bröckelten kleine, teilweise auch sehr große Brocken, die Mauer entlang hinab, auf sie und ihre zwei Begleiter zu, die dort standen und warteten. Die Spalte nahm, genau wie der qualvolle Lärm, mit jeder Sekunde an Masse zu und schon bald, war die Spalte so groß, dass Yume ihren Kopf hätte durchstecken können. Was sie dort sah, war jedoch alles andere als erfreulich!


    Sie wird es schaffen, keine Sorge. Ich möchte nur, dass du sie nicht zu mir bringst, denn das würde wohl fatal für meine, ihre und unsere Mission enden, das weißt du hoffentlich. Ich möchte, dass du sie in das südliche Flusslager bringst, dort wollen wir sie erst einmal aufklären, dass wird Jicua übernehmen. Er findet doch immer die richtigen, weisen Worte. Von dir erwarte ich jedoch viel, meine Liebe. Beweise mir, dass du den Tod deiner Mutter rächen willst. … Ich weiß, dass Caída tot ist, diese Nachricht ereilte das Gefängnis schneller als die Grippe eines Reisenden, aber es scheint hier niemanden zu interessieren. Er muss etwas getan haben, einen Verrat oder etwas Derartiges auf dem Gewissen liegen haben, sonst würde diese ganze Ruhe und Gelassenheit keinen Sinn machen. Und ich brauche euch… Es ist nahe zu grausam hier, ich hatte schon öfters die Angst, dass sie mir den Garaus machen, aber bisher ist noch nichts passiert, o welch ein Glück, ich danke dir Herr. Ich bitte dich, komm mit der Cryani und rettet gemeinsam unser Land! Für die Elfen, die Zwerge, die Ariska, die Werwölfe und all unsere Anhänger, die von Schatten und Kälte ergriffen worden sind. Yume – Sie ist unsere letzte Hoffnung, unser Schicksal ist durch ihr Handeln besiegelt.

    „Tretet ein“, bellte eine raue, tiefe Stimme hinter der felsigen Mauer und Lunea und Xeria taten sofort, wie ihen aufgetragen wurde, Yume hingegen zögerte noch einen Moment. Nur ein Wink mit der Hand ihrer blauhäutigen Beschützerin überzeugte sie, ihr und dem Werwolf gleich zu tun, und den Befehl der Kreatur zu befolgen.
    Sie traten gemeinsam ein und standen nun wieder in einer Art Tropfsteinhöhle, wie sie es schon zuvor waren. Nur etwas war anders. Das Licht am Ende eines weiteren Tunnels, war heller und deutlicher und die Tropfsteinhöhle war nicht leer, sie waren hier nicht allein. Es war eine Art Ball, der in einen Stab mündete, welcher sie zum Licht führte. Vor dem Stab, der als Tunnel diente, standen zwei größere Gestalten. Sie hatten beide einen recht buckeligen Rücken und Kapuzen auf dem Kopf. Ihre langen, schwarzen Umhänge verdeckten ihren kompletten Körper und in der Hand trugen sie jeweils einen Speer, mit einer fürchterlich außergewöhnlich geformten Spitze, die dazu bereit waren, jedem Eindringling kommentarlos den Kopf abzuschlagen. Wenngleich die beiden Gestalten gänzlich identisch aussahen, so lag der Unterschied der Beiden wohl in den Spitzen ihrer Lanzen. Die des Rechten hatte eine Art Eiskristall als Spitze, während die des Linken einen Halbmond hatte. Was hatten diese Zeichen nur zu bedeuten? Yume sah erst Xeria und dann Lunea fragend an, doch keiner der Beiden erwiderte ihren Blick auch nur, allesamt starrten sie gebannt auf die beiden Gestalten. Sie hoben nun zeitgleich ihre Arme, in der Hand die Speere, und ohne Vorwarnung, begannen sie im Chor, eine helle, kratzige und eine tiefe, dunkle Stimme, zu sprechen.
    „Dies sind die Tore nach Fuykai“, gaben sie von sich, woraufhin sie einen Moment schwiegen, als würden sie ihre Gedanken sortieren und überlegen, was sie als nächstes zu sagen hatten.
    „Lunea, die mutige Ariska. Du bist bei uns weitbekannt und selbst wenn du für des Eises Macht eine Bedrohung bist, so darfst du doch passieren.“ Lunea lief auf die Beiden Wesen zu und sie hoben ihre Lanzen, sodass sie durchtreten konnte.
    „Xeria, Wolf des Grauens. Du bist uns als Mörder bekannt, aber dennoch hast du ein gutes Herz. Wenngleich auch du für des Eises Macht keine Bereicherung bist, so braucht dich dein Volk. Dein Durchlass sei gewährt“, krächzten die zwei Gestalten und der Werwolf folgte Lunea in den Tunnel. Nun waren nur noch ihre Schatten zu sehen.
    „Yume“, begannen die Beiden ihre nächste Entscheidung, doch sie stoppen abrupt ab, „über dich wissen wir nichts. Aber du hast eine Aura, du wirst des Eises Tod sein.“ Einen Moment lag Stille über der Höhle, sogar Lunea und Xeria hatten sich umgedreht, um zu sehen was passierte.
    „Du bist ein Neuankömmling und von diesen verlangen wir Blut“, zischten die beiden Wesen, und die Kreatur des Eises kam, ohne irgendwelche Füße oder Beine zu zeigen – es schien wohl zu schweben -, auf sie zu und hielt ihr sofort die Klinge des Stabes an die Adern unter der Handfläche. Das war eine Pulsader! Da entnahm man doch kein Blut!
    „Lasst das!“, brüllte Lunea und rannte nun zurück, auf die beiden Wesen zu, doch das andere mit Mondstab versperrte ihr den Weg.
    „Das sind die Regeln, Lunea!“, keifte nur das Mondwesen und stieß sie mit der Lanze bedrohlich tief in die Magengegend. Doch die Ariska schien den Schlag recht einfach abzuwehren.
    „Sie wurde von einem Vampir gebissen, Blut hat sie schon genug verloren, wir müssen sie schnellstmöglich davor retten, sich zu verwandeln, sie ist unsere einzige Hoffnung!“
    Die Kapuze nach wie vor tief im Gesicht, starrte das Mondwesen sie an, doch dann schüttelte es nur den Kopf.
    „Seit Beginn der Zeit nehmen wir das Blut der Neuen, das ist das Gesetzt!“, zischte es und drehte sich damit um, zu seines gleichen.
    Das Wesen mit der Eislanze hatte die Klinge dieser bereits an Yumes Arm gehalten und musste nun nur noch ritzen. Es wäre eine Aktion von zwei Sekunden, doch es würde brennen, wie die Hölle, sie würden schreien, wie ein Tier und sie würde sterben, wie ein… Vampir.
    Ohne weiter zu warten, legte das Eiswesen die Klinge auf die Adern und murmelte noch ein paar letzte Worte auf einer Sprache die sie nicht verstand, bevor es Yume tatsächlich ritzte. Der Schrei des Mädchens, vor Schmerzen, mischte sich mit dem Schrei des Ariska, vor Trauer, Wut und Angst, und zusammen schallten sie qualvoll von der Höhle rauf und runter. Blut quoll aus dem Rinnsal und das Eiswesen fing es regelrecht mit der Hand auf; und ebenso schnell wie es dies getan hatte, lies es die Flüssigkeit auch verschwinden, wohin wusste niemand.
    Die Schmerzen in Yumes Körper häuften sich und sie spürte nahezu wie das Blut in ihrem Körper immer weniger wurde, der Prozess der Verwandlung in einen Vampir würde so nur noch beschleunigt werden und es würde nicht mehr lange dauern, bis er vollends beendet war. Sie schrie vor Schmerzen; diese glichen einer Brandwunde oder einem Schwerthieb. Kaum bei Bewusstsein schloss das Mädchen die Augen und begleitet von endlosen Qualen und Schmerzen fiel sie langsam in Ohnmacht.

  • K A P I T E L _ XI


    Yama Ni «


    »Du hast den Kampf verloren, aber nicht die Schlacht! «
    »Nur was ist, wenn dieser Kampf die Schlacht war? «


    — Selbstverfasst


    Stille. Einzig und allein Stille. Alles was sie vernahm war das tiefe Schweigen, das sich unter allen Anwesenden ausgebreitet, sie erfasst und übernommen, hatte. War sie wach? Oder war das vielleicht doch nur ein einfacher Traum, in dem sie ziellos wandelte? Bestand jedoch die Möglichkeit, dass dies die Realität war? Dass sie zu Hause in ihrem Bett lag? Nein, das war kein Bett. Und das war auch nicht zu Hause. Es war… eine Höhle? Eine Hütte? Ein Haus? Doch, es war definitiv eine Höhle, in der sie sich befand.
    Sie lag, mit dem Rücken an einer steinernen Wand angelehnt, auf dem eiskalten Boden und blickte sich um. Es war nicht die Tropfsteinhöhle, in der sie gestern aufgewacht war. Oder vorgestern? Noch früher? Mal wieder hatte das Mädchen jegliches Zeitgefühl verloren, sie konnte nicht mehr auf ihre, wie man sie unter ihrer Art nannte, innere Uhr vertrauen. Ob es diesen Ausdruck auch hier gab, wusste sie nicht. Und es war ihr auch ziemlich egal, wenn sie ehrlich zu sich war. Was interessierte es sie, was es in dieser Welt für Bräuche und Wörter gab? Völlig unwichtig.
    Sie saß also in einer Höhle. Wo war diese Höhle? Wahrscheinlich, nein, ganz bestimmt, war sie noch in Fuykai. Waren Lunea und Xeria hier? Die Zwei waren zwar seltsame Gesellen – und das nicht nur vom Aussehen – aber trotzdem waren sie immer nett zu ihr gewesen. Ob sie ihr wieder helfen würden?
    Schall. Der Ton ging von Schritten aus. Ein langer, pechschwarzer Schatten wurde von ihr aus rechts in die Höhle geworfen. Wer kam dort? War es Lunea? Der Schatten zeigte eine Art Mensch, Xeria war es also nicht. Die Ariska könnte es schon eher sein.
    Freude kam in ihr auf. Lunea war immer freundlich und hilfsbereit und in der letzten Zeit, wenn man die paar Tage in denen verrückte Dinge geschahen so nennen konnte, waren sie gute Freunde geworden. Ein aufgeregtes Herzklopfen legte sich über ihren Körper und ihre Hände begannen zu zittern. Zu Zittern… Vor Freude etwa? War es möglich, dass Hände war Freude zitterten? Wohl eher vor Angst. Hatte sie also Angst vor Lunea? Nachdenklich runzelte sie die Stirn, doch nun war es zu spät. Der Schatten war nun vollends in ihrem Teil der Höhle und im vermeidbaren Eingang stand sie. Groß, blauhäutig. Ihre pupillenlosen Augen überraschten sie immer wieder. Sie kam auf sie zu, emotions- und wortlos, wie sie das Mädchen noch nie gesehen hatte. War etwas passiert?


    „Sind unsere Unternehmungen erfolgreich gewesen? Haben wir unser Ziel erreicht?“
    „N… Nein“, gestand eine eingeschüchterte Stimme. Sie war schwach, klang verletzt und anfällig auf alles und jeden. Die pure Angst lag in ihr, ein ständiger Begleiter.
    „Warum erfüllst du deine Aufgabe nicht?“, fragte nun die zweite Stimme, deutlich energischer und fordernder als zuvor. Offenbar gefiel es dem Wesen, oder was auch immer sich dahinter verbarg, gar nicht. Es war wütend.
    Als Antwort bekam es Stille.
    „Ich rede mit dir!“, zischte die dominante Stimme erneut, fuhr das ängstliche Wesen an und breitet Furcht in ihm aus.
    „Es tut mir Leid. Es war meine Schuld. Wir hätten es tun sollen, als sie die Gelegenheit dazu ergab, aber wir haben versagt, einzig und allein weil ich abwarten wollte.“
    Stille. Schon wieder.
    „Abwarten?“, fauchte die Stimme, „Ich glaube es nicht!“
    Wieder bekam es als Antwort Schweigsamkeit und Furcht. Mit keinem anderen Mittel, außer diesem, wusste sich das Geschöpf, was auch immer es war, zu helfen.
    „Geh und erfülle deinen Auftrag!“, bellte das Wesen und verschwand. Einfach so, ohne zu laufen, ohne zu fliegen, ohne zu schweben. Es war einfach weg.


    „Komm mit Yume, schnell. Wir haben wichtige Dinge zu klären. Auf dem Weg werde ich dir erzählen, was gestern passiert ist.“
    Aha, also doch Ohnmacht. Sie nickte und schüttelte daraufhin den Kopf. Wenn das so weiterginge bräuchte sie bald ihren persönlichen Retter, der nur für sie da war. Ein durchaus lustiger Gedanke, aber wie sie Luneas Gesichtsausdruck entnahm, der Situation völlig unpassend. Schnell verwarf sie ihn und folgte der bläuhäutigen Ariska zum Ausgang.


    Das erste was sie spürte war Schnee. Kalter, weißer, eisiger und scharfer Schnee. Wie kleine Pfeile schossen ihr die Flocken entgegen und spießten ihr Gesicht auf. Ihr langes, fast weißes Haar, wog anmutig in der leichten Brise, die über die Landschaft zog. Vor der Höhle, die auf einem etwas höher gelegenen Plateau, erstreckte sich eine ewige weiße Winterlandschaft. Es war wie in einem Märchen, oder einem Trickfilm, Yume kam sich vor, als würde sie ein Buch lesen, oder im Kino sitzen. Es war unglaublich. Aber wahr. Hier und da mal ein Baum, bedeckt von Schnee, doch ansonsten war so weit das Auge reichte kein Unterschied auf der Fläche zu erkennen. Weißer Schnee, auf einer nun nicht mehr sichtbaren, aber überallgleich hohen, Fläche. Am Horizont der eisblaue Himmel, der diesen malerischen Anblick auf einer wundervollen Weise beendete. Das Kunstwerk war vollbracht.
    „Weißt du wo wir sind, Yume?“, fragte Lunea und blickte das Mädchen an, nun aber eher freundlich und gelassen, nicht wir noch ein paar Minuten zuvor. Nachdem sie ihr die Zeit gelassen hatte, die Landschaft einen Moment zu genießen, sah sie die Blauäugige nun erwartungsvoll an und wartete gespannt auf ihre Antwort.
    Was sie jedoch antworten sollte, wusste sie gar nicht so recht. Wo war sie hier?
    „Fuykai?“, antwortete sie. Es war mehr eine Frage, als eine Antwort.
    „Richtig, aber kannst du es genauer einordnen?“
    „Nein, ich war hier noch nie“, sagte Yume und musste direkt darauf kichern, als sie verstand wie dumm ihre Aussage doch klang, wenn man sie hörte. Manchmal übertraf sie sich mit diesen Dingen selbst.
    Lunea lachte kurz, bevor sie ernst weiterredete: „Was weißt du über das Sekai Geto?“
    Verwirrt blickte sie drein. Das was? Diesen Namen – war es überhaupt ein Name? – hatte sie noch nie gehört. Er war ihr gänzlich unbekannt, auch die Wörter an sich waren ihr vollkommen fremd. Warum wollte Lunea das von ihr? Sie müsste doch wissen, dass das Mädchen keinen blassen Schimmer von dieser Welt hatte. Oder?
    „Gut so. Das Sekai Geto ist das größte Gebirge Fuykais. Es liegt auf der kleinen Insel Kigen. Sie liegt weit im Norden und ist vollkommen von anderen Kontinenten abgetrennt. Derzeit“, hier machte sie eine kurze Pause, als müsste sie sich überwinden weiterzureden, „haben wir hier unser Lager aufgeschlagen. Hier verstecken wir uns vor ihnen.“
    Ihnen? Wer war damit gemeint? Etwa die Vampire? Die Wesen wie Caída? Warum mussten sie sich vor diesen verstecken? Herrschte hier Krieg? So viele Fragen kamen in ihr auf, regten sich wie Wale im Meer, warteten auf eine Gelegenheit darauf, an die Oberfläche zu schwimmen und zu signalisieren, dass sie noch da waren. Dass sie noch geklärt werden wollten. Dass sie noch keine Antwort hatten. Bevor sie jedoch auch nur einen ihrer Wale besänftigen konnte, geschahen wieder zu viele Dinge in zu kurzer Zeit.
    Eine etwas größere Gruppe von Ariska, der Art der Lunea angehörte, rannte panisch auf die Beiden zu. Sie kamen von der ewigen, schneeweißen Landschaft, die sich vor ihnen zeigte. Richtig erkennen konnte Yume ihre Kleidung nicht, doch vieles wies auf eine Kriegsrüstung hin. Also doch ein Krieg? Warum? Wer? Wo?
    „Lunea, ihr müsst hier weg. Schnell!“, brüllt einer der Ariska regelrecht in ihre Richtung. Wer es war erkannte sie nicht, sie allen Trugen Helme in Form eines Hundekopfes, welche auch ihre Münder verdeckten. So war es unmöglich zu erkennen, wer etwas sagte und wer nicht. Fragend, zugleich jedoch mit einem Hauch von Panik und Furcht, sah Yume ihre Begleiterin an, doch diese schien auf die Worte ihrer Rasse zu vertrauen. Ein zuversichtliches Kopfnicken machte die Sache klar. Sie würden den Befehlen der Ariska folgen.
    „Was ist los, Wryu?“, fragte Lunea hastig.
    „Sie wollen den Yama Ni erobern. Wenn sie diesen haben sind wir verloren. Ohne ihn sind wir schutzlos!“, rief er panisch; durch die engen Schlitze konnte Yume die pure Furcht in seinen Augen erkennen. Sie nagelte sich an diesen fest und ließ nie wieder los, sie wollte ihn auffressen und vernichten, als wäre er nur ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank.
    Lunea nickte nur und nahm soeben Yume an der Hand. Sie lief sofort los, an der Höhle vorbei in Richtung eines steilen Passes, rechts von ihnen. Wo würde er hinführen? In Sicherheit? Weg von ihnen? Es war ein steiniger Weg, doch davon war kaum zu spüren, da er gänzlich von den weißen Kristallen des Himmels bedeckt war und ihn so in einen wunderbar, hellen Ton färbte. Sie rannten und rannten und Yume konnte nichts tun, als Luneas Hand zu halten und ihr zu folgen. Wohin war ihr nicht bewusst.


    „Xeria!“, schallte es über die Landschaft, Freude lag in der Stimme, tief begraben unter Angst und Panik, „Wie sieht es aus?“
    „Sie sind durch die ersten paar Reihen durchgedrungen, bald haben wir keine Männer mehr. Wir müssen zurück, dieser Kampf ist entscheidend!“, keuchte der Werwolf atemlos und sackte damit in sich zusammen. Vollkommen ausgelaugt lag er in der schneeweißen Pracht und hechelte nach Luft. Ein wahrlich unschöner Anblick.
    „Unsere Aufgabe ist es sie zu beschützen… Aber Lunea scheint diese recht gut zu übernehmen.“ Wryu, der Krieger mit dem sie eben noch geredet hatten, wirkte nachdenklich, als müsste er eine schwere Entscheidung treffen. Wahrscheinlich schien es nicht nur so, sondern war so. „Also gut. Wir gehen zurück und helfen in der Schlacht. Du hast Recht Xeria, dieser Kampf wird von großer Bedeutung sein!“
    Ohne weitere Bemerkungen seiner Krieger, geschweige denn des Werwolfes, abzuwarten, drehte er sich um, mit dem Blick weg von der Höhle, und pfiff laut in seine Hände. Es dauerte einen Moment, bis von weither ein Galopp zu hören war. Erst leise, aber gänzlich lauter werden, bis man nicht weit entfernt ein stattliches, braunes Pferd mit silberner Rüstung und ledernen Zaumzeug erkennen konnte. Es shcien wohl Wryu zu gehören. Er hatte es mit seinem Pfeifen gerufen, nun war er für die Schlacht bereit.
    Auf dem Rücken das Ariska lagen zwei lange, metallene Todesmaschinen, auch bezeichnet als Schwert. Überkreuzt ruhten sie auf seinen Schultern, darauf wartend gezogen und verwendet zu werden. Sie lechzten nach Blut und schon bald würden sie ihren Wunsch erfüllt bekommen. Mit goldenen Griffen versehen waren sie die perfekten Klingen für den Kampf und eines Kriegers wie Wryu sicherlich angemessen. Er schien der Anführer der Gruppe zu sein. Auf seinem Hundehelm waren keine blauen, wie bei allen anderen Kriegern, sondern rote Augen. Das Zeichen des Leiteres.


    Der Hengst wies ein hohes Tempo auf, als er die Ebene herunter ritt, auf der Suche nach Feinden. Sie schienen noch nicht in das tiefere Gebiet vorgedrungen zu sein, das war eine recht gute Nachricht, da es hieß, dass der Fluss Yama Ni noch nicht erobert wurde. Es bestand noch Hoffnung das flüssige Lebenselixier zu erhalten, es bestand noch eine Chance. Und die würden sie nutzen!
    Er zückte sein Schwert, als er Schlachtrufe und Klingen von weit her hörte. Mit jedem Schritt kamen sie dem Geschehen näher. Den Galopp seines Pferdes hatte er bereits gezügelt, es lief nun nicht schneller als seine Krieger zu Fuß. Von allen Seiten umgaben sie ihren Anführer, nur links neben ihm war eine Lücke. Dort lief ein Wolf, er trug eine Art Kapuze und um den Hals eine kleine, silberne Kette, in die ein rubinroter Stein eingearbeitet war.
    Die Geräusche wurden lauter, das Aufeinanderprallen von Schwertern, die Todesschreie der Gefallenen und die Siegesrufe der Kämpfenden, all das drang zu ihnen hervor. Die Schlacht war noch nicht vorbei. Wryu ritt die Ebene vor der er stand hinauf und als er auf ihrem höchsten Punkt stand offenbarte ihm sich der Fluss und der Kampf. Etwa zehn seiner Art waren, größtenteils mit dem Rücken zum Yama Ni, in den Kampf verwickelt gegen eine deutliche Überzahl von Schattenkriegern. Niemand wusste woher sie stammten, sie waren eines Nachts einfach aufgetaucht. Sie waren nicht fest, sie hatten keine Körper, dennoch waren sie verwundbar. Sie besaßen einige besondere Fähigkeiten die von Wesen zu Wesen unterschiedlich waren, aber dennoch erwiesen sie sich jedes Mal als unglaublich starke Gegner.
    Mit einem lauten Schlachtruf ritt Wryu die Ebene hinab und schnellte mit voller Kraft in den Kampf hinein. Er zog sein rechtes Schwert und köpfte im Vorbeiritt soeben einen Schattenkrieger, der in den Kampf mit einem seiner Krieger verwickelt war. Kraftlos sackte die Leiche in sich zusammen; sämtliches Leben war ihr entzogen. Für einen Moment schien die Welt und ihre Zeit anzuhalten, der Anführer betrachtete seinen toten Gegner und spürte ein glückliches Gefühl. Doch dieser Moment ging vorbei und direkt darauf wurde er in einen weiteren Kampf, dieses Mal gegen zwei Schatten verwickelt. Von beiden Seiten seines Pferdes versuchten sie ihn mit ihren langen Lanzen zu erstechen, bisher noch erfolglos. Wutentbrannt drehte sich Wryu in einer flüssigen Bewegung zum linken Schattenkrieger rum und rammte ihm sogleich kompromisslos sein Schwert in den Bauch. Auch dieses Wesen sackte in sich zusammen und starb einen würdevollen aber grausamen Tod. Er drehte sich nun auf die rechte Seite und besah sich sofort seines Todes. Die Lanze seines Gegners raste mitten auf sein Herz zu; er war fest davon überzeugt nun seine letzten Atemzüge zu tun. Er dachte an seine Frau und an seine Kinder. Er dachte an sein Leben, an die Vergangenheit. Doch all das verschwand augenblicklich, als die vermeidlichen Augen des Schattenkriegers ihr Licht verloren und durch seinen Körper ein bronzenes Schwert ragte, mitten durch sein Herz.
    Ein kurzes Nicken zu seinem Mitstreiter und sofort ging es weiter.
    Die Schattenkrieger griffen die zwei Stützpunkte, westlich und östlich des Yama Ni gelegen an, sie wollten also zuerst die Kontrolle über die Türme an sich reißen. Natürlich wollten sie das, das war taktisch am klügsten. Wryu sah sich verstohlen um und ritt, als er keine feindlichen Lebensformen in seiner Nähe erspähen konnte, direkt auf den ersten Wachturm zu. Auf ihm, zwei seiner Art, die ihn mit ihrem Leben verteidigten. Zu ihren Füßen, und noch weiter unten, warteten einige Schattenkrieger, die die Ariska mit ihren Lanzen und Schwertern bedrohten. Es waren etwa fünf, zu viel um sie mit einem überraschenden Streich zu erledigen. Oder vielleicht auch nicht?
    Wryu warf den zwei Ariska auf dem Turm einen vielsagenden Blick zu. Mit seinem Schwert deutete er dabei auf die Feinde unter ihnen. Die Wachmänner erwiderten den Blick, nickten und schienen den Plan verstanden zu haben. Flüchtig konnte der Anführer der Gruppe aus den Augenwinkeln ausmachen, wie die zwei Wachmänner ihre Bögen hervor nahmen. Wenn er losreiten würde, würden sie schießen. So konnten sie zusammen alle fünf Feinde gleichzeitig erledigen.
    Als die Schattenkrieger die Bögen sahen, traten sie instinktiv ein paar Schritte zurück. „Perfekt“, dachte Wryu sich. Ohne weiter zu warten zog er sein zweites Schwert – dabei hoffte er inständig, dass sein Pferd auf ihn hören würde, auch wenn er es nicht zügeln würde – und der Hengst sprintet unter vollstem Einsatz auf den Wachturm und seine Feinde zu.
    Erneut köpfte er im vorbeirennen zwei seiner Gegner, während der Pfeilregen von oben, der genau im richtigen Moment eingesetzt hatte, zwei weitere Feinde umgebracht hatte. Übrig blieb nur noch ein letzter ihrer Art, bewaffnet mit einem langen, schwarz-grauen Schwert in der rechten Hand. Er hatte einen überraschten, teils auch entsetzten, Blick aufgelegt und starrte Wryu nun voller Hass an.
    Dieser aber zögerte nicht, er hob eines seiner Schwerter und zielte genau auf die Seite seines Gegners. Dieser jedoch war geschickter als er aussah, und so konnte er dem Angriff mit einem geschickten Schwung blockieren um im selbigen Moment, mit einem flüssigen Übergang, eine eigene Attacke starten. Er rammte sein Schwert in Richtung des Halses des Ariska. Nur mit Mühe und Not konnte der Anführer diesen Schlag parieren. Die Klingen der beiden Kämpfenden trafen ein weiteres Mal aufeinander; in diesem Moment war es nicht mehr als ein bloßes Kräftemessen. Schwert an Schwert verweilten die beiden Krieger ein paar Sekunden, bis Wryu geistesgegenwärtig sein zweites Schwert hob und es seinem Gegner mitten ins Herz stieß. Dieser fiel kraftlos in sich zusammen und ging zu Boden, folgte seiner Artgenossen in einen kalten, schmerzhaften Tod.
    „Wir verlieren den östlichen Wachturm!“, brüllte einer von Wryus Kriegern. Er zeigte mit seinem Dolch in der rechten Hand auf ein helles Feuer, welches auf der anderen Seite des Flusses brannte. Was dort zu Asche gemacht wurde war der östliche Turm des Yama Ni.
    „Wryu, das hat keinen Sinn!“, brüllte ein weiterer Krieger und sah seinen Anführer an, „Wir sollten uns zurückziehen, die Verletzten heilen und den Stützpunkt am Fluss mit neuen Kräften einnehmen, wenn wir soweit sind!“
    Wryu antwortete nicht. Sein Blick schien starr auf einen fixierten Punkt gerichtet, was auch immer sich dort befand. Seine Pupillen hatten etwas ergriffen, etwas… Lebendes. Einen Krieger der Feinde. Irgendeinen? Oder war es jemand besonderes? War es vielleicht gar kein Schattenkrieger?
    „Arcroa! Was zur Hölle hast du hier verloren?“, brüllte Wryu und rannte auf die Brücke neben dem westlichen, noch stehenden, Wachturm zu, den sie soeben zurück erobert hatten. Blanke Wut stand ihm groß und fett in sein Gesicht geschrieben, untermalt von Siegeswillen und Feuer. Der eben noch so kühle und nachdenkliche Anführer schien wie ausgewechselt.
    „Spiel dich nicht auf, Wryu. Der Yama Ni gehört jetzt uns.“

  • Guten Morgen liebe Leser,
    ich habe hier noch ein paar wichtige Neuigkeiten:


    Bis wahrscheinlich zum Ende der Sommerferien wird es hier bei Monster unter meinem Bett kein neues Kapitel geben. Der Grund; ich werde die Geschichte in den nächsten vier Wochen mal schön überarbeiten. Nachdem sie für den Profi Bereich vorgeschlagen, aber nicht angenommen wurde, gab mir das schon zu denken. Jetzt habe ich also vor, es so zu bearbeiten, dass es dem Profi Bereich schon eher würdig ist. Das heißt, Startpost, Kapitel und alles andere werden hier wirklich komplett überarbeitet.
    Natürlich freue ich mich nach wie vor über Kommentare, das heißt die Fanfiction bleibt in diesem Bereich und wird nicht vorübergehend in den inaktiven Bereich verschoben. Kommentare zu den Verbesserungen sind natürlich auch gerne gesehen, darüber würde ich mich ebenfalls sehr freuen.


    Zudem wurden nun noch einige Änderungen am "Desing" ausgeübt, die Kapitel sind nun vollkommen anders gestaltet. In ein paar Tagen wir wahrscheinlich dann auch schon Kapitel 12 folgen (:


    Liebe Grüße.
    _________Chess

  • Huhu. :3 Ich hatte dir das Kommentar ja versprochen. :3 Tut mir leid, wenn ich mich auch so kurz fasse. ^^


    Kapitel 10:
    Sowohl Kapitelname, Kapitelbild und das Gedicht sind passend.
    Wie du die Umgebung beschreibst, lässt in mir das Gefühl aufleben, hautnah dabei zu sein.
    Doch eine Sache gefiel mir nicht ganz so gut:
    Wenngleich ihre Umgebung wunderschön anzusehen war, ihr war immer noch nicht bewusst, wo sie sich befand. Und warum sie hier war.
    Ich würde das so schreiben: Wenngleich ihre Umgebung wunderschön anzusehen war, war ihr immer noch nicht bewusst, wo sie sich befand und warum sie hier war.
    Wie die Mondwesen Yume 'registrieren' ist durchaus interessant.


    Kapitel 11:
    Ich muss sagen, der Kapitelname fasziniert mich irgendwie. Genauso wie das Kapitelbild, dass auf eine absurde Art und Weise perfekt zu dem Namen passt.
    Das Selbstverfasste passt zur Schlacht.
    Auch an diesem Kapitel fasziniert mich deine Art, Umgebungen zu beschreiben.
    Rechtschreibfehler sind mir soweit nicht aufgefallen, außer einem kleinen Buchstabenverdreher, wo du anstatt schien 'shcien' geschrieben hattest.


    Lg, Cherié.

  • K A P I T E L _ XII


    Verrat «


    Ein Kampf ist gewonnen wenn der Gegner besiegt ist
    Eine Schlacht ist gewonnen wenn der Gegner tot ist
    Aber der wahre Sieg lässt sich nur in einem Wort zusammenfassen
    Es ist Reue


    — Selbstverfasst


    „Trag das auf die Wunden auf, dann wird der Schmerz bald vergehen, Liebes.“
    „Was machen wir gegen die Blutung? Es ist wichtig, diese zu stoppen, meinen sie nicht auch, Erýn?“
    Das Wesen, welches sich über ihren Bauch geneigt hatte, zog sich zurück und lief hektisch, mit armähnlichen Gliedmaßen zitternd, auf ein großes Regal zu, welches einen Artgenossen in en großen Bibliotheken glich. Nur war der Inhalt keine literarischer Stoff, sondern Kräuter und Heilmittel aller Art, wie Yume sie in ihrem Leben noch nicht gesehen hatte. Immer noch ein wenig verwirrt, versuchte sich das Mädchen daran zu erinnern wie sie hier hergekommen war, bevor sie sich Gedanken darüber machte, wo sie hier eigentlich war.
    Lunea hatte sie von dieser Ebene weggebracht, als ein Mann ihrer Rasse etwa von einer Eroberungen des Flusses gesprochen hatte. Hatte ihre Beschützerin sie also vor einem Kampf bewahrt? Doch war auf der winterlichen Ebene, auf der sie in ihren Erinnerungen immer noch verweilte, kein Fluss zu sehen; weit und breit nicht. Wovon hatte der männliche Ariska nur gesprochen? Schnell kam Yume zu dem Entschluss, dass es keinen Sinn machen würde, sich weiter darüber Gedanken zu machen, sie musste nun den Tatsachen ins Gesicht blicken und weiter überlegen. Lunea hatte sie weit weggebracht, sie waren lange über eine große Ebene geritten und schließlich durch eine Art Gebirgspass – weiter vermochte sich das blasse Mädchen nicht zu erinnern.
    „Bitte öffne deinen Mund, Arashi… Ich… Ich meine natürlich Yume, wie unaufmerksam von mir“, bemerkte das Geschöpf, welches offenbar die richtigen Heilmittel gefunden hatte und nun wieder zu ihr zurück gekehrt war, nachdem es sich wohl in ihren Namen vertan hatte, „Ich bitte vielmalst um Verzeihung.“
    Benommen nickte sie nur, was das Wesen als ein ‚Ja‘ interpretierte – richtig geraten. Wie ihr aufgetragen öffnete Yume ihren Mund und sofort steckte das seltsame Geschöpf seine Finger hinein. Es hielt zwei grünliche Blätter mit ihnen, welche es dann losließ.
    „Auf der Zunge zergehen lassen, nicht kauen“, befahl es kurz und drehte sich wieder um. Offenbar ein wenig verwirrt murmelte das Wesen ein paar unverständliche Sätze vor sich hin, bis es wohl gefunden hatte, was es suchte. Einen hölzernen Behälter mit Deckel, den es abnahm. Zum Vorschein kamen ein paar silbrige Spinnennetze, deren Antlitz im Licht geheimnisvoll schimmerte.
    Das Wesen kam wieder auf sie zu und legte eines der Spinnennetze behutsam auf eine klaffende Wunde an Yumes rechtem Bein. Zunächst spürte sie ein kräftiges Ziehen, worauf sie leicht aufstöhnte, doch dann zeigt das Netz seine Wirkung, das Blut gelang nicht mehr durch die Fäden und die Wunde war geschlossen. Während das Geschöpf dies an allen anderen ihrer größeren Wunden und Schnitte tat, sah sich das Mädchen in dem Raum, in dem sie lag etwas um. Es war kein großer Raum, gerade groß genug für sie um zu stehen, Lunea konnte sich hier wahrscheinlich nicht aufrichten. Die Decke, sowie der Boden und die Wand bestanden aus einem weißlichen Material das Holz sehr nahe kam – vielleicht war es sogar Holz. An der Wand frontal gegen über dem Bett auf dem sie lag, hing ein Bild, es war nur eine Pergamentrolle, die irgendwie befestigt wurde und auf ihr war nur ein einfaches Zeichen abgebildet. „死“ Was hatte dieses Zeichen zu bedeuten? Rechts des Bettes war das Regal mit den Heilmitteln, links war einfach nur die Wand. Nach hinten wollte und konnte Yume nicht sehen, jede einzelne ihrer Gliedmaßen schmerzte so unendlich. Sie fühlten sich taub, träge und schwer an und jede kleinste Bewegung tat ihr umso mehr weh.
    „Lunea“, fragte sie nach der Ariska, die sie in Fuykai schon immer begleitet hatte, „sag mir bitte wo wir hier sind.“ Letzteres klang eher nach einem Flehen als nach einer Bitte, doch die Blauhäutige verstand. Sie warf dem Geschöpf – welches offenbar auf den Namen Erýn hörte – einen fragenden Blick zu, doch dieses schenkte ihr keinerlei Aufmerksamkeit, wofür es einen verachtenden Blick erntete. Doch schließlich holte sie kurz und Luft, und begann Yume zu erzählen, wie sie hier her gekommen waren und wo sie waren.
    „Die ist der Baum des Todes, meine Liebe. Hier wohnt Erýn, der Wächter des Todes. Klingt düster, nicht? Nun, Oraij ist Heilerin und kümmert sich daher um deine Verletzungen, besonders jedoch um Caídas Bisswunde… Keine Sorge, hier sind wir erstmal sicher.“
    „Was ist… Erýn?“, fragte Yume, in ihrer Stimme klang ein abwertender Unterton wieder, den sie, sobald sie die Antwort des Geschöpfes vernahm, zutiefst bereute.
    „Was bist du denn, Yume? Ich bin ein Lebewesen, so wie wir alle – tut es etwas zur Sache, was ich bin?“ Erýn Stimme klang kalt, aber dennoch wirkte sie auf das Mädchen nicht böse oder verärgert. Es lag ein Hauch von Trauer, sehr tief jedoch, in ihr…
    „Ich bin ein Mensch“, trotze Yume der Gegenfrage, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und erntete dafür überraschte Blicke, sowohl von Erýn, als auch von Lunea, „Und was bist du?“
    „Des Todes Wächter – ich bin eine Eule“, zischte das Geschöpf und mit dem Klang des letzten Wortes breitete sie auf ihrem Rücken ihre Flügel aus – sie erstrecken sich insgesamt fast über den ganzen Raum. Ein Schreck ereilte das Mädchen, wenn auch nur von kurzer Dauer, nachdem sie Dämonen, Wölfe und Vampire gesehen hatte, waren Eulen nicht unbedingt ihre größte Angst.
    „Wie auch immer“, meinte Erýn in Gedanken versunken – mehr zu Lunea, anstatt zu Yume, mit der sie bis eben noch geredet hatte, „Wir müssen sie schnell zu den Nomaden bringen, Wryu soll sie mitnehmen; deine Aufgabe ist beendet Lunea…“
    „Aber…!?“, fuhr ihr die Ariska durchs Wort, wovon sich die Eule nicht beeindrucken ließ. Einen Moment lang starrte sie Yumes Begleiterin mit einem durchdringenden Blick an, doch dann fuhr sie einfach fort.
    „Deine Aufgabe war es sie hierher zu bringen, das weißt du Lunea.
    Wo ist Wryu jetzt? Du es etwas von Unruhen am Yama Ni gesagt und dass sie da sind. Stimmt das?“
    „Ja“, meinte Lunea knapp und stand auf. Ihre Stimmen klang so monoton, als wäre ihr plötzlich alles gleichgültig. Überrascht beobachtete das blasse Mädchen, wie ihre einzige Freundin die Höhle verließ und sie von einem Ast zum anderen schwang, bis sie den Boden erreicht hatte. Wortlos ging sie fort, keine Mimik, keine Abschiedsgrüße, sie verschwand einfach am Horizont, wo die Sonne langsam unterzugehen begann. Ein paar kleine Tränen entwichen Yume aus ihren Augen und sie schniefte kurz. Bedacht versuchte sie ihre Gefühle vor der Eule zu verstecken, alle Empfindungen, die Trauer und der Schmerz, sie waren in ihr gefangen und es gab keinen Weg hinaus.


    Sie hat deine Augen… Herr, beschütze sie, denn andere können es nicht!


    Erýn, bitte weise ihr den Weg; zeige ihr, wohin ihr Schicksal sie führen wird und muss, geleite sie durch die Pforten des Yama Ni. Reise mit ihr. Meine einst treu Ergebene beging soeben verrat – des Feindes Vorteil sie schuf. Nun ist die Cryani allein, deshalb beschütze sie – opfere dich voll und ganz ihrem Wohl und sterbe, wenn es an der Zeit ist zu sterben. Denn so lebst du auch, wenn es an der Zeit ist zu leben. Erýn, ich vertraue dir und setzte all meine Hoffnungen in dich. Doch kann ich dir sagen; du solltest befolgen was dir aufgetragen, denn meine Rache ist fürchterlich und meine Macht erstreckt sich über alles der Welt – nur gibt es einen Feind. Das Eis ist ein ständiger Begleiter unsererseits und so wird es uns den Tod bringen.
    Bei Arashi, bring sie zu mir Erýn!


    Vorsichtig breitet Erýn ihre Flügel aus, bevor sie in dieser Nacht davonflog. Ein letztes Mal blickte sie auf ihren Baum des Todes zurück. ‚Ich werde es bereuen‘, murmelte sie verbittert, doch sie hielt ihr Tempo und segelte anmutig durch die Dunkelheit. Der kalte Wind schlug ihr entgegen, doch schon bald war auch sie verschwunden und Yume war nun endgültig allein. Es sollte ein grausames Erwachen für sie werden, denn einsam ist man nur, wenn man sich vor allen anderen verschließt.


    ~


    „Das werde ich nicht zulassen, so wahr ich Wryu – der Führer der arnischen Streitmacht – bin und noch die Kraft dazu haben, gegen dich zu kämpfen!“
    Ein Hauch von Überraschung legte sich über Acroas bleiches Vampirgesicht, doch schnell schüttelte sie dieses Gefühl ab und sah ihren Gegner nur herausfordernd an. Lüstern auf seinen Tod zeigte sie ihre Zähne, bevor ihre scharfe Stimme zu reden begann.
    „Sie tötete meinen Bruder; dafür töte ich dich!“ Ohne weitere Vorwarnungen schoss sie auf den Fluss zu und machte einen unglaublichen Satz auf die anderen Seite, der für die Ariska so wichtigen Wasserstraße, wo sie elegant landete und ihren Gegner anvisierte.
    „Nur wir beide; hier und jetzt. Ein letzter Kampf!“, zischte sie verräterisch. Das war offenbar das Startsignal, denn augenblicklich rannte auch Wryu los, sein Schwert in der rechten Hand. Er ließ alles stehen und liegen was er bei sich hatte, auch sein Pferd musste wohl warten, denn er wollte nur eines und zwar ihren Kopf.
    Frontal sprintete er auf sie zu und zog mit seinem Schwert einen Bogen, sodass es nun schräg auf ihren Hals gerichtet war. ‚Gleich ist sie tot!‘, schoss es ihm durch den Kopf, doch genau in diesem Moment, sprang Acroa in einer eleganten Bewegung nach oben, machte in der Luft eine Art Rückwärtssalto und landete ein paar Meter weiter hinten, nur weniger Schritte vom Fluss Yama Ni entfernt. Ein verschmitztes Lächeln legte sich auf ihre Lippen und ehe Wryu sich versah, startete sie einen Gegenangriff. Blitzschnell fuhr sie ihren Krallen aus und rammte sie dem Ariska frontal in den Bauch, welcher sie perplex anstarrte. Zumindest bist er den Schmerz spürte und laut aufschrie.
    Derweil begann Acroa wie wild zu lachen; es war ein verrücktes Lachen, als wäre sie eine Psychopatin. Ein helles Pfeifen kam in Wryus Ohr auf und plötzlich spürte er das grässliche Verlangen sich einfach in den Fluss zu werfen und zu sterben – alles besser als von er Vampirdame misshandelt und verachtet zu werden; sie würde mit ihm spielen und ihn leiden lassen bis nicht mehr als sein Kopf übrig wären. Tränen stiegen in seinen Augen auf; ein Reflex den der Krieger bisher immer unterdrücken konnte; und er streckte die Hände an seine Ohren. Dieses Geräusch sollte aufhören! Doch dem nicht genug begann plötzlich die Umgebung um Acroa zu brennen, das Feuer schien unkontrolliert zu sein und dennoch konnte die Anführerin ihrer Gegner es irgendwie zügeln. Das war aber nicht der Punkt. Demonstrativ schüttelte der Krieger der Ariska sich um die unnötigen Gedanken und das Pfeifen in seinen Ohren loszuwerden, letzteres gelang nicht ganz so gut wie erhofft. Doch er kämpfte dagegen an.
    Erneut rannte er auf Arcoa zu, sein Schwert gerade ausgestreckt, mit der Absicht sie zu töten. Die Vampirdame lachte nur höhnisch und als würde sie schweben raste sie auf Wryu zu, dessen Zuversicht bedenklich sank. In seinen Augen zeigte sich die Furcht, was seine Gegnerin und ihren Siegeswillen nur stärkte und nährte, es schien als wäre der Ausgang des Kampfes bereits geschrieben und man wartete nur noch darauf, dass das Geschriebene wahr wurde.
    „Stirb du Dämon des Bösen!“, brüllte Wryu hasserfüllt und schüttelte mit einem Mal alle seine Bedenken ab. In diesem Moment fiel sämtliche Angst von ihm und mit Mut und Kraft stürzte er sich in den Kampf. Wieso das genau zu diesem Zeitpunkt passiert war, wusste er nicht, aber irgendwas hatte ihn davon überzeugt, dass er gewinnen könnte, wenn er nur wollte. Wer weiß wer oder was das war, auf jeden Fall kam es genau im richtigen Augenblick.


    Das Schwert traf sie und sie ging zu Boden. Aus einer dicken Wunde an ihrem Arm quoll dunkles, fast schon schwarzes, Blut und mehrere Schürfwunden überzogen ihren zarten Körper. Ihr schwerer Atem war über das ganze Kampffeld, östlich und westlich des Yama Ni, zu vernehmen, da es niemand wagte auch nur einen Ton von sich zu geben und diese majestätische Stille zu unterbrechen.
    Wryu hatte sie zunächst einmal besiegt und das schien das einzige Wichtige zu sein. Krampfhaft versucht die Vampirdame aufzustehen, doch es gelang ihr nicht, sie war zu schwach. Der Schlag des Ariska hatte ihr schwer zugesetzt. Der Anführer der Blauhäutigen glaubte ein leises Flüstern zu vernehmen, es beinhaltete Flüche. Er musst kurz auflachen, doch dann drehte er sich einfach um und ging zurück zu seinen Kumpanen. Ein letztes Mal sah er seine Feinde an und brüllte mit grollender Stimme ein paar letzte Worte.
    „Verschwindet von hier; nehmt eure Anführerin ruhig mit. Wir brauchen keinen Dreck an unserem Fluss. Aber lasst euch eins gesagt sein, lasst euch hier nie wieder blicken!“
    Erstaunt sahen die meisten der Gegner Wyru an, doch dann handelten sie schneller als gedachte; drei der Schatten nahmen Acroa, der Rest zog einfach ab, angeführt von einem weiteren Schatten.
    „Wenn die Sonne weg ist, machen wir Jagd auf euch!“, fauchte Wyru und mit dem Ende dieses Satzes brach die Menge an Ariska hinter ihm in ein jubelndes Geschrei aus.
    Diesen Kampf hatten sie also doch gewonnen. Doch war er nicht die Schlacht.


    Und seine Worte… Bitte oh Herr!


    Sie wachte einfach nur auf und sofort wusste sie es: Sie war allein.

  • K A P I T E L _ XIII


    Opfer «


    Es gibt nur eine die es sein kann...
    Doch weiß sie es?


    — Selbstverfasst


    Schon seit drei Tagen hatte sie weder etwas von Lunea, geschweige denn von Erýn gehört, Yume war nun vollkommen allein. Es war ein seltsames Gefühl, sie spürte eine starke innere Leere und oft vermisste sie die Beiden, vor allem die Ariska. Sie hatten beide schon viel für sie getan. Die Vampirwunde zum Beispiel: Erýn hatte ihr ein gutes Mittel verschrieben – sie hatte es die Tage noch ein paar Mal auf den Biss aufgetragen und er war abgeschwollen, außerdem fühlte sie sich jetzt schon viel frischer und kräftiger; sie glaubte, dass die Gefahr wohl vorüber sei. Trotz allem hatte sie durch diese Attacke von Caída erheblichen Schaden genommen und war offenbar etwa sieben Jahre gealtert, in Menschenjahren wäre sie jetzt also sechzehn. Aber das interessierte hier niemanden; das war eine kalte Welt in der solche Fakten sinnlos waren.
    Wie schon so oft seit Erýns Verschwinden saß Yume auf der Kante des Hauses im Baum des Todes und baumelte mit ihren Füßen auf und ab. Dabei dachte sie immer lange nach, über diese Situation, über Lunea, über diesen anderen Ariska – wie hieß er doch? – … Wryu und über Caída.
    „Ich habe getötet“, flüsterte sie kaum vernehmbar. Eine Träne kullerte ihre linke Wange herunter und fiel von ihrem Gesicht herab, wie ein Tautropfen an einer welken Blume. Er fiel und fiel, bis er in der Schwärze der Nacht verschwunden war. Sie weinte einfach weiter, es kümmerte sie nicht, was man von ihr dachte. Es war doch eh niemand hier, der sie sehen konnte, oder sie kannte. Was würde das denn auch ändern? Sie war allein, so allein wie nie zuvor.



    „General, die Feinde sind abgezogen, wir können sie vom Turm aus nicht mehr sehen.“
    „Gut“, antwortete Wryu knapp. Zu seinen Füßen kauerte Xeria, sein Körper war mit Wunden übersät. Der General der Gruppe sah auf den Werwolf hinab und runzelte die Stirn.
    „Geh mit den anderen verletzen zu Simna, sie wird euch heilen“, meinte er trocken und wollte seinem Untergegeben schon wieder den Rücken zukehren, als dieser stehenblieb und seinen Anführer durch dringlich ansah. Er schien Wryu mit dem Blick zu durchlöchern, wenn auch offenbar auf keine schlechte, negative Weise. Es schien fast etwas Freundliches zu haben.
    „Was gibt es denn noch, Xeria?“, fragte Wryu kalt und starrte ihn weiterhin gefühlslos an.
    „Der Befehl war es, sie zu verflogen, sobald die Sonne untergegangen ist“, meinte Xeria und nickte mit dem Kopf auf eine rote Kugel am Horizont, die nur noch zur Hälfte zu sehen war, bevor er fortfuhr, „Es ist soweit.“
    Wryu schüttelte bedacht den Kopf und holte Luft, bis ihm der Werwolf darin hinderte zu reden. „Sprich nicht. Sie sind unsere Feinde und gehören getötet“, fauchte Xeria verachtend, „Deinen Kriegern kannst du vielleicht etwas befehlen, ich hingegen bin ein freies Wesen und darf tun und lassen was ich möchte!“ Würdevoll erhob sich das große Tier und wollte sich gerade umdrehen, als er eine Hand auf seiner rechten Schulter spürte.
    „Geh nicht!“, hauchte Wryu. Der Werwolf wartete kurz, doch dann schüttelte er nur den Kopf und lief weiter.


    In dieser Nacht starb er also?... Unverschämt, er ist selbst daran schuld. Er war ein guter Kämpfer, doch er ist wohl von uns gegangen. Aber warum nur? Was haben wir ihnen allen getan? Was haben wir dir getan, Arashi? Oh großer Arashi, warum lässt du diese Folter zu? Was leitet dich, nichts dagegen zu tun? Wir haben immer auf dich gezählt, oh Herr, aber du hast uns enttäuscht…


    Die Schlacht schien geschlagen, bevor sie begonnen hatte. Etwa zwei dutzend Feinde, darunter vier Schatten, bauten sich vor dem verhältnismäßig kleinem Werwolf auf, der ganz offensichtlich den Tod suchte. Doch wollte er nur seine Herr stolz machen und seine Befehle blindlings befolgen; niemand außer er tat das. Er war etwas besonderes, seiner Ansicht nach, jedoch fehlte ihm in dieser Situation der Mut. Seine Gegner rannten mit wildem Geschrei und erhobenen Waffen auf ihn zu, sowohl Xeria als auch die Schatten waren sich des Ausganges dieses Kampfes bereits bewusst – es hatte keinen Sinn sich gegen diese Macht aufzulehnen. Sein Schicksal war wohl besiegelt und es gab kein Zurück mehr.
    Das erste Schwer zischte mit einem hellen Ton auf seinen Rücken herab und ehe Xeria sich abwenden konnte erreichte ihn die Klinge. Nie da gewesen Schmerzen durchfuhren sein Leib, als die Waffe des Schattens in sein Fleisch eindrang und eine tiefe Wunde schlug, die nur nach wenigen Sekunden wie wild zu bluten begann. Sein erster Reflex war Schreien, doch das ersparte er sich… Er ließ Schmach und Schmerz über sich ergehen, so lange, bis er sich nicht mehr rühren konnte. Er wollte doch nur helfen.
    Bald waren seine Gegner abgezogen, hämisch lachend hatten sie ihn hier alleine zurück gelassen. Blutend aus allen möglichen Wunden und zu schwach um auch nur eine Pfote aufzurichten. Sein Atem ging langsam und schwer und er hatte Mühe damit, seine Augenlied oben zu halten. Er sah dem Tod ins Auge, eine Melodie des Abschiedes erklang in seinen Ohren und der stechende Schmerz schien sich zu verstärken, gar zu verdoppeln. Es war aus und vorbei.


    „Geht es dir gut?“, erklang eine seltsam fremde Stimme an seine Ohren. Tausendfach hallte sie wieder und schallte durch seinen momentan so leeren Kopf, er hatte keine Erinnerung daran.
    „Wo bin ich?“, fragte er monoton und versuche die Augenlieder hochzuziehen – er war zu schwach. Ihm fehlte die Kraft dazu, zu allem. Nicht mal bewegen konnte er sich; leblos lagen seine Vorderläufer wohl vor ihm und taten es seinem gesamten Körper gleich, indem sie nicht auch nur den kleinsten Ansatz an Bewegung zeigten und bei jedem erneuten Versuch unglaubliche Schmerzen in jeder Gegend seiner Lebenshülle verursachten.
    „Unwichtig. Geht es dir gut?“, wiederholte diese Stimme ihre Frage, dieses mal etwas schärfer. Anscheinend wollte das Lebewesen jetzt eine Antwort. Jetzt.
    Xeria brummte nur kurz und wand sich erneut mit aller Kraft gegen seine Unbeweglichkeit. Es fühlte sich fast so an, als wäre sein Körper nunmehr in einer Hülle aus Eisen gefangen; unmöglich zu zerbrechen. Erneut brummte er sonor, doch war es mehr ein wütendes Schnaufen, und schaffte es letztendlich doch seine Augenlieder für einen Moment lang offen zu behalten. Allein dies kostete ihn schon enorm viel Kraft und nur nach wenigen Sekunden waren seine Augen wieder verschlossen. Nur schemenhaft hatte er den Mann erkennen können, der leicht über ihn gebeugt war und offenbar mit ihm geredet hatte. Ihre Umgebung schien eine Art Höhle zu sein, sicher war sich der Werwolf jedoch nicht.
    „Wo bin ich?“, fragte Xeria erneut, dieses Mal betont langsam; mit einem scharfen Unterton. Einen Moment war es ruhig, der Mann schien zu zögern, doch dann kam schnell und leise eine Antwort.
    „In Sicherheit. Warum hast du das getan?“
    „Was soll das!?“, knurrte er, nun etwas aggressiver, „Ich will jetzt augenblicklich wissen wo ich bin, sonst hat das ein Nachspiel!“ Ein Zischen entrang seiner Kehle und mit aller Macht versuchte er sich aufzurichten. Eine kurze Bewegung schien um seinen Brustkorb herum zu sehen zu sein, doch dann sackte er ebenso schnell wie er es versucht hatte, wieder in sich zusammen, die Augen weiterhin verschlossen.
    „Gib Antwort, Wolfsgetier. Was hast du dir dabei gedacht einfach in den Feind reinzustürmen, ohne Taktik und… Erzähl!“, meinte der Mann weiterhin so ruhig wie zuvor. Er hatte wohl eine große Geduldsspanne, doch war sich Xeria nicht sicher, wie lange diese noch halten würde. Wer weiß, wie der Fremde reagieren würde, wenn seine Geduld platzt.
    „Ich habe keine Erinnerungen. Was ist geschehen?“, knurrte Xeria leise. Schämte er sich?
    „Du hast dich dummer Weise gegen eine unzählbare Menge gestellt und wurdest natürlich fast eigenhändig besiegt. Sie haben deinen Körper zerrupft und als auf dich eingetreten und geschlagen, obwohl du schon zu Boden gegangen bist und höchstwahrscheinlich auch ohnmächtig warst. Sie haben dich so lange fertig gemacht, bis sie daran offenbar den Spaß verloren. Ich habe das alles beobachtet und habe ich darauf so schnell wie nur eben möglich hierher gebracht.“
    „Wo ist ‚hier her‘?“, brachte Xeria stoßweise hervor, er schnappte nach Luft und keuchte erschöpft. Tatsächlich holten ihn nun die ersten Erinnerungen ein und er fühlte sich noch viel gedemütigter als zuvor in seinem ganzen Leben.
    „Mein Zuhause. Eine abgelegene Höhle im Süden“, reagierte der Mann etwas später. Noch immer konnte der Werwolf seine Augen nicht richtig öffnen und so blieb es ihm unerlaubt einen Blick auf seinen Retter zu werfen; zu erfahren wer ihn vor dem sicheren Tod bewahrt hatte. Doch in diesem Moment drängte ein anderer Gedanke in den Vordergrund, der ihn vor Wut kochen ließ.
    „Dann heißt das… du bist einen von ihnen!“, brüllte Xeria nun mit aller Kraft und sprang augenblicklich auf. Mit einem Mal war sein Körper befreit und er fühlte die Macht die sich nun durch alle seine Gliedmaßen ausbreitete und in jeder Faser seines Körpers, wie ein Bote eine Nachricht, den brachialen Willen hinterließ, diesen Mann das Genick zu brechen. Mit einem Ruck zog der Werwolf seine Augenlieder hoch und er konnte nun sofort klar und deutlich erkennen, wer dort vor ihm stand.
    Der Mann hatte eine normal menschliche Hautfarbe und trug eine braune Jacke auf seiner nackten Oberfläche. Seine Beine und sein Rumpf wurden größtenteils von einer Art Hose bedeckt, die schlammig und verdreckt an seinem Körper klebte. Sein Gesicht zeichnete eine Narbe in Form einer Sichel, welche sich mit der Öffnung zum Auge, quer auf der linken Seite seiner Stirn befand. Wie eine eingebrannte Erinnerung spürte er wohl diese Narbe bei jedem seiner Atemzüge. Auf seinem Kopf waren keine Haare vorhanden, dafür aber ein seltsam glühender Halbmond, der seltsam hellblau aufleuchtete. Seine kristallfarbenen Augen glühten argwöhnisch und unter seinen Lippen konnte Xeria klar und deutlich die Form von größeren Zähnen erkennen, die wie Pfeiler aus der Reihe hinaus ragten. An den Füßen trug er sowas wie Schuhe, jedoch konnte der Werwolf eine genaue Bezeichnung nicht wirklich festlegen, da sein Schuhwerk zerfetzt und dreckig war. Was jedoch – neben dem Halbmond auf seinem Kopf – Xerias meiste Aufmerksamkeit auf sich zog, war der silbern schimmernde Dolch zu seiner linken. Seine Schneide war zu beiden Seiten ausgerichtet und der Griff war zum Ende hin mit einem hölzernen Drachenkopf verziert.
    „Ich… ich…“, stammelte der Werwolf plötzlich. All sein Mut war ihm mit einem Mal wieder genommen.
    „Was ist los, oh Jäger? Hieß es nicht, du seist der brutalste und gemeinste Kopfgeldjäger Fuykais? Pah. Ich habe mich auf einen ordentlichen Kampf mit dir gefreut, aber du bist ein Haufen Elend! Du bist es nicht wert auf dieser Welt zu existieren, Xeria! Deine Freiheit und dein Leben wollte ich dir schenken doch du warst zu schwach um auch nur eines der beiden anzunehmen. Du hast kein Leben verdient!“, brüllte der Mann auf einmal ziemlich wütend und mit einer flüssigen Bewegung stach er den Dolch in seiner linken Hand in Xerias rechte Schulter. Schmerzerfüllt heulte der Werwolf auf und versuchte sich zu wehren, doch ihm blieb keine andere Möglichkeit, als regungslos zu verharren und die Schmerzen auszuhalten; sein Körper hatte erneut eine Schockstarre angenommen. Unfähig sich zu rühren sah der Werwolf zum zweiten Mal in kürzester Zeit seinem Tod entgegen.


    Was? Er lebt!? Nur die Ruhe bewahren, wir müssen nun stark sein. Die Dunkelheit darf uns nicht verschlucken, es ist unsere letzte Hoffnung. Doch er ist bei… nein, das darf nicht sein! Holt ihn zurück! Holt ihn sofort zurück! Wenn er noch am Leben ist, dann wollte Arashi es so. Er darf nun nicht dem Tod zu Füßen fallen. Alleine kann er es nicht schaffen, so ziehet los und helfet ihm! Dies ist eine der wichtigsten Aufgaben die ihr je bekommen habt. Der General darf ihn nicht töten. Rettet sein Leben! Rettet Xeria…


    Melanchonie begleitete ihren flehenden Blick in den Himmel, der ihr jedoch keine Antwort geben wollte, auf die Frage die sie sich schon so lange stellte. Sie blickte immer inniger in die unendlichen Weiten des Firmamentes am Himmel in dieser Nacht und als würde sie damit etwas erreichen können, faltete sie die Hände zusammen und schien ein stilles Gebet zu sprechen.
    Warum war sie hier? Was hatte das alles zu bedeuteten? Wo war Lunea? Was war mit Erýn passiert? Wieso das Alles? Womit hatte sie das verdient?
    Eine Träne quoll aus ihrem linken Auge hervor und tropfte von ihrer Wange in die Tiefen des Baums des Todes hinab, als just in diesem Moment ein grelles Licht am Himmel erschien. Nur für den Bruchteil einer Sekunde schoss der Lichtstreif in der Dunkelheit herab, bis er schließlich nach einem Wimpernschlag wieder verschwunden war. Doch dem nicht genug, wiederholte sich dies nun immer wieder.
    „Sternschnuppenregen“, flüsterte eine Stimme vielsagend und vom Schreck getroffen, fuhr Yume ängstlich herum, sodass sie ihm direkt in die Augen sah, „Er ist wunderschön nicht?“

  • K A P I T E L _ XVI


    Das letzte Aufgebot «


    Leichen von Völkern
    in Menschenleibern
    grausam verzaubert
    fahren langsam
    ohne Verkündung


    — Rudolf G. Binding


    Ein neuer Bote einst gesendet. Ich bin zuversichtlich, dass er seine Arbeit ordentlich verrichten wird, doch weiß man nie, was passieren kann. Bei Lunea und auch Erýn hat man es schließlich gesehen. Ich hoffe, dass der Tod sie ereilen wird; nicht anders verdient haben es diese Verräter.


    „Wer… wer bist du!?“, hauchte Yume ängstlich; sie hatte sich umgedreht und war sofort einen Schritt zurück geschnellt. Nun stand sie genau an der Kante des Baumhauses, nur wenige Zentimeter trennten sie von der Schwärze, in der irgendwo weit, weit unten ein Untergrund sein sollte.
    „Hm?“, brummte das Wesen vor ihr fragend, „Du weißt es nicht mehr?“ Stille. Verwundert sah sie ihn an; offenbar wusste Yume nicht wovon er redete. „Seltsam. Nun gut…“, murmelte das Wesen. Vorsichtig schritt er einen Satz nach Vorne, sodass das Licht der Sternschnuppen am Firmament des Nachthimmels nun sein Haupt beleuchtete. Ihr zeigte sich ein stämmiger Oberkörper von menschlicher Hautfarbe, der nur von einer braunen Lederweste bedeckt wurde. An den Beinen trug er eine Art kurze Stoffhose, seine Füße waren nackt. Sein Kopf war bedeckt von dunkelblonden, längeren Haaren, die nach links fallend auf seiner Stirn lagen und seine Ohren fast gänzlich bedeckten. Nur schemenhaft konnte das Mädchen die spitzen Züge seiner Lauscher erkennen, die katzenartig von seinem Kopf abstanden. Sein Mund war geprägt von zwei größeren Eckzähnen, dessen Form sie ein Wenig an Vampire erinnerte; sofort schossen ihr Bilder von Caída in den Kopf und ein Schauder lief ihr über den Rücken.
    „Du bist doch kein Vampir… Oder?“, stammelte Yume verunsichert und blickte ihren Gegenüber fragend an. Dieser erwiderte ihren Blick standhaft; seine brau-grünen Augen waren offenbar an ihrem zierlichen Körper hängen geblieben, doch schien er sie genauso mit seinem Blick mitten in ihren Seelenspiegeln zu treffen. Sein Blick strahlte Zuneigung und Unschuld aus; augenblicklich verschwanden ihre Vermutungen über seine Art, ebenso schnell wie sie aufgetreten waren.
    „Nein“, kicherte der Junge – er schien etwa in Yumes Alter zu sein, höchstens ein Jahr älter; dank Caídas Vampirbiss also etwa 16 –, „Ich bin ein Elf.“
    Das war doch wirklich unglaublich; Yume kam sich vor wie im Zirkus. Alle paar Momente lernte sie neue Arten von Lebewesen kennen und nach jeder Ohnmacht neue Leute. Unglaublich, wie war sie hier nur hineingeraten und warum? Gut, über diese Fragen war sie jedoch schon lange hinweg, sie hatte es aufgegeben eine Antwort zu finden. Nein, in diesem Moment beherrschte eher die Angst ihren Körper, die Angst vor diesem Jungen. Wer war er? Wie kam er hier her? Was meinte er mit „du weißt es nicht mehr“? Zu viele Fragen stellten sie; Fragen, die sicherlich keine wundervollen Antworten hatten – daher ihre Furcht vor dem Elf; ja die Angst kam wieder…
    „Wie heißt du?“, fragte Yume; sie versuchte stark zu wirken, doch schien es ihr nicht so zu gelingen, wie es sollte.
    „Inku – Ryo Inku“, verkündete er; ihr kam es so vor, als würde ein starker Stolz in seiner grollenden Stimme liegen. „Yume, richtig?“, antwortete Ryo mit einer Frage und nickte ihr vielsagend zu.
    „Exakt“, brachte sie heraus. Die Furcht vor ihm, wich der Nervosität. Wieso war sie nervös? Dafür gab es einfach keinen Grund? Was war denn nur mit ihr los? Sie hatte Angst einen Fehler zu machen, sich lächerlich zu machen; sie hatte Angst vor peinlichen Situationen… Wieso denn das? Es ging ihr doch sonst nicht so?
    „Ach ja… Yume… Lange ist es her, was?“, fragte er und sah sie erneut durchdringlich an.
    „Tut mir Leid… ich weiß nicht wovon sie reden, Inku…“, versuchte sie sich betont höflich auszudrücken, woher sollte sie auch wissen, dass man sich in Fuykai immer duzt, solange es sich nicht um einen Vorgesetzten handelt, welche man mit Grin ansprach.
    „Welch Ironie…“, murmelte Ryo leise.
    „Was löst er in dir aus?“, flüsterte er dann nach einem Moment, gänzlich unterwartet und noch dazu vollkommen aus dem Kontext gegriffen.
    „Was?“
    „Der Sternschnuppenregen“, meinte der Elf wissen und deutete mit seinem Finger auf die Sternschnuppen die am Firmament der Nacht ihren Weg gen Horizont suchten, wo sie einfach verschwanden.
    „Wunderschön…“, hauchte Yume. Und sie küsste ihn.


    ~


    „Caron…“, wimmerte Xeria schwach, als er seine Sinne nach einem kurzen Aussetzer zurück erlangte. Noch immer fuhren im Schmerzen durch seine Schulter, die bis in seinen Brustkorb und runter in die Krallen seiner Pfote erstreckten und ihn mit ihrer Existenz quälten.
    „Pah!“, fauchte er nur und stach erneut zu, „Stirb!“
    Licht. Helles Licht. Viel helles Licht. All das Licht breitete sich in diesem Moment dort aus, wo sich Xeria und Caron in diesem Moment befanden, und verschränkten beider Sicht. Was war das?
    „Was ist das, oh Jäger. Redet!“, zischelte sein Angreifer und kam ihm bedrohlich näher, den Dolch weiterhin bereit haltend.
    Xeria war sich selbst nicht ganz sicher was gerade geschehen war, doch hatte eine Art unsichtbare Kraft ihm neue Macht verliehen, den Schmerz in seiner Schulter schien er gar nicht mehr zu spüren. Er schüttelte auf die Frage seines Gegenübers nur den Kopf und stürzte sich dann mit einem großen Satz auf ihn. Hasserfüllt tauchten seine Klauen in sein Fleisch ein und augenblicklich schoss Blut aus der Wunde, die Xeria ihm soeben verpasst hatte. Nun verbiss er sich auch mit seinen Zähnen im Fleisch seines Gegners, Schulter und Hals hatte er nun vollkommen in seinem Besitzt. Er knurrte grollend und funkelte Caron boshaft an.
    „Das ist noch nicht vorbei“, hustete dieser und richtete sich auf, seinen linken Arm hebend. Von einer Sekunde auf die nächste hatte Xeria erneut einen Dolch im Körper stecken, dieses Mal hatte es der Kronprinz auf seinen Rücken abgesehen.
    „Wieso hast du sie verraten?“, fauchte der Werwolf, als er langsam von seinem Gegner abließ und sich schützend vor ihm niederlegte. Er hatte die Pfoten auf seine Schnauze gelegt, als Zeichen des Aufgebens.
    „Ich habe sie nicht verraten, Yuki wurde entführt und das weißt du auch, elendes Wolfsgetier“, fauchte Caron und stach erneut zu. Aus heiterem Himmel schoss der Dolch hinab und grub sich verachtend in Xeriaxs Schulter, dieses Mal in die andere. Nu mehr unfähig sich zu bewegen, lag der Kopfgeldjäger wehrlos am Boden und murmelte dort verachtende Worte vor sich hin.
    „Du lügst, Caron…“, knurrte Xeria; hätte er die Macht dazu würde er jetzt aufstehen und ihn erneut angreifen.
    „Gib es auf, Jäger. Ich habe Yuki nicht verraten, man hat sie entführt und –“
    „Warum hast du sie nicht gerettet!?“, warf der Werwolf keuchend ein.
    „… und ich weiß nicht wo sie sich aufhält. Nun ja, wie auch immer. Erklär mir bitte, was das für ein gleißender Lichtstrahl war, der dich offenbar so schön mit Energie gefüllt hat“, fuhr Caron mit seiner Rede unbeirrt fort und beendete diese schließlich mit einer Frage.
    „Ich weiß es nicht… Was machst du jetzt mit mir?“, antwortete Xeria ihm mit einer Gegenfrage.
    „Das ist doch offensichtlich…“, hauchte Caron, „Das war ein Vergehen an den Kronprinzen Fuykais… und wird bestraft mit… dem Tod“
    Xerias Pupillen weiteten sich ein letztes Mal, bevor Caron seinen Dolch hob und ihn zerstörerisch in Richtung des Burstkorb des Werwolfes stach. Ein leises Knacken erfüllte den Raum; ein brachialer Schrei eines Tieres, welches in diesem Moment seinen letzten Atemzug tat, hingegen übertönte dieses vergleichsweise kleine Geräusch und betäubte sogar Carons Ohren ein Wenig. Blut quoll aus der Wunde am Brustkorb des Wolfes und verklebte ihm sein Fell. Sein Atem ging nicht mehr stoßweise – er atmete nicht mehr. Das rhythmische Schlagen seines Herzens hatte aufgehört und nur noch leichte Nachtodzuckungen waren an den Hinterläufen des Werwolfes zu erkennen, doch es dauerte nicht lange, bis seine Starre den Eiszapfen an den Bäumen außerhalb des warmen, schützenden Raumes glich.
    Das hat er nicht verdient, Caron…
    ‚Doch, Yuki… Das hat er.‘


    Und erneut macht uns das Schicksal einen Strich durch seine eigene Rechnung…


    ~


    Tausend und ein Schmetterling schossen in diesem Moment in ihrem Bauch hinauf und erfüllten ihren gesamten Körper mit Leidenschaft und Liebe. Sie fühlte sich frei und doch geborgen in den Armen des Jungen, den sie doch eben erst kennengelernt hatte. Seine Lippen waren zart und die Berührung dieser auf der ihren glich nicht mal annähernd dem größten Glücksgefühl, welches das Mädchen in ihrem noch so kurzen Leben bisher verspüren durfte. Nein, dieser Kuss war nicht irgendeiner, wie man ihn eben mal hatte… Zumal es ihr erster Kuss war, doch spielte dieser Aspekt hier keine Rolle. Es war einfach nur schön. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr verloren, irgendwo im Niemandsland, wo man sie zwar zu kennen, aber sie niemanden hatte, mit dem sie reden konnte. Sie war nicht mehr allein, denn jetzt war er wieder da. Selbst wenn die Welt um sie herum in Flammen aufgehen würde, es wäre ihr nur für diesen einen Augenblick egal. Seine Wangen färbten sich leicht rötlich, gleich der ihren, doch sie spürte, dass auch er es schön fand. Sie hielt die Augen geschlossen und war glücklich, zum ersten Mal seit ewiger Zeit.
    Ihr war nicht mehr kalt.
    „Ich…“, stammelte Yume beschämt und senkte ihren Blick, die Augen auf ihre aktuell nackten Füße fixiert, welche nach wie vor von dem Baumhaus der Eule Erýn baumelten und ein wunderschönes Bild abgaben. Sie versuchte sich selbst abzulenken, legte eine Haarsträhne ihrer wunderschönen, hellen Pracht über ihr linkes Ohr und schloss die Augen. ‚Warum habe ich das gemacht? Ich kenne ihn doch kaum… Aber ich konnte auf einmal nicht anders… Er hat mich dazu gezwungen… Oder? Nein, das war anders. Etwas hat mich dazu gezwungen, ich konnte mich nicht dagegen wehren. Es ist einfach so passiert… Was war das nur?‘, überlegte Yume, während sie darauf wartete, dass nun auch Ryo etwas sagen würde.
    „Du hast es nicht vergessen…“, meinte er mit brüchiger Stimme, den Kopf ebenfalls gesenkt. Auf seinen Lippen meinte Yume ein Lächeln erkennen zu können; das stimmte sie glücklich. Da war wieder dieses Gefühl. Wenngleich sie ihn nicht kannte verspürte sie doch eine unendliche Sympathie ihm gegenüber. Es war zwar ein gruseliges, aber genauso wunderschönes, überwältigendes Gefühl und sie wünschte sich insgeheim, dass es nie wieder aufhören würde. Dennoch wollte sie mehr erfahren. Neben den unglaublichen, nein, gar unbeschreiblichen Gefühlen, die sie gegenüber diesem Ryo empfand, wollte sie auch wissen, was das alles sollte; sie wollte Antworten. Und just in dem Moment in dem sie fragen wollte, erreichte sie postwendend die Antwort des Elfs, als hätte er ihre Gedanken lesen können.
    „Nein, wir kennen uns noch nicht. Es geht auch viel weniger um uns, als um ihn…“ Er sprach in einem einzigen Rätsel, wie sollte man das denn wieder verstehen?
    „Yume, du weißt sicherlich schon, dass du in unsere Welt geboren wurdest, um sie zu retten. Du bist die Außerwählte“, begann Ryo seine Erklärung. Yume nickte und murmelte nur leicht genervt: „Das wurde glaube ich schon erwähnt, ja…“
    „Du bist aber nicht die Erste. Nein, es ist eine Art Zyklus. Er schickt uns einen Cryani, wenn die Welt vor dem Ende steht. Die Legende erzählt von Sieben dieser Art – er hat uns damit sieben Möglichkeiten gegeben uns, und unsere Welt, zu retten. Du bist die Letzte Cryani, insofern man der Legende Glauben schenkt.“
    „Cry…?“, versuchte das Mädchen perplex den Ausdruck zu wiederholen, der sie offenbar perfekt beschrieb.
    „Cryani; das bedeutet Außerwählte“, antwortete Ryo beiläufig, sodass man es schon fast überhören konnte, und fuhr daraufhin unbeirrt fort, „Teron, der erste Cryani Fuyakis. Er verhinderte damals den Vulkanausbruch im Süden und rettete den Kontinent vor dem sicheren Tod. Suya, die zweite Cryani. Als sich eine schreckliche Flut ankündigte erschien sie und besänftigte die Meere sodass unsere Insel nicht des Meereswassers gleich gemacht wurde. Sempain, der dritte Cryani. Er verhinderte dass Shun, der Tyrann, alle Völker unterwirft und sich zum alleinigen Herrscher ernennt. Noyu, der vierte Cryani. Als es Sterne regnete und ein besonders großer Stern unser‘ aller Leben aus zu löschen drohte, trat er diesem entgegen und verhinderte den Einschlag, sodass unser‘ Vorfahren Leben gerettet war. Kyia, die fünfte Cryani. Einst waren es die Wölfe, die sich vereinten und gegen uns anderen auflehnten. Sie beendete den Krieg und sorgte für Frieden und Eintracht. Und schließlich Tojiu, der sechste Cryani… Nun, sein Werk wurde nicht vollendet. Er war der erste Außerwählte der es nicht schaffte Fuykai vor einer Katastrophe zu bewahren. Und allzu lange ist es auch noch nicht her…“
    Fragend sah Yume den Elf an, der nun ebenfalls seinen Blick gesenkt hatte. War das dort eine Träne? Nur kurz hatte etwas aufgeblitzt von dem sie glaubte es sei diese Flüssigkeit, die Trauer und Schmerz deutlich machte. Was war damals passiert? Sie zog eine Augenbraue hoch und blickte Ryo liebevoll ins Gesicht. Seine braun-grünen Augen waren in tiefe Trauer getränkt und im Schein der Sternschnuppen, die nach wie vor in unzählbaren Mengen vom Himmel regneten, sah er noch wunderschöner aus, als er es eh schon war.
    „Nun… Tojiu hätte den Krieg der heute herrscht verhindern können. Als sich die Schatten auflehnten unter dem Befehl von Jigoku stand der Cryani eben diesen in einem Kampf epischen Ausmaßes Gegenüber. Als Jigokus Armeen vor Kyodaina standen herrschte ein gewaltiger Kampf zwischen diesem und Tojiu. In diesem Kampf starb er und mit ihm fielen die Mauern der damaligen Hauptstadt des westlichen Königreiches. Im Zuge des Angriffes auf Kyodaina tötete Jigoku, der damals zum ersten Mal bei einem Schlachtzug anwesend war, Silu Bajia und Silo Onuo. Prinzessin Yuki und Prinz Caron konnten entkommen… vorerst.
    Jedenfalls war dies das Ende unserer Welt. An dieser Stelle sahen wir keine Hoffnung mehr. Die Überlebenden der Verbündeten zogen sich auf die bis dato fast unbewohnte Insel zurück auf der wir uns zurzeit befinden und stärkten sich dort während der Feind kampflos den westlichen Kontinent übernehmen konnte.“
    Yume schwieg.
    „Du bist die siebte und letzte Cryani. Es ist dein Schicksal uns den Frieden zu bringen. Du musst Jigoku töten und seine Armee niederschlagen; einen anderen Weg den Frieden nach Fuykai zu führen gibt es nicht.“
    Ihr Pupillen weiteten sich ängstlich. „Ich…“, stammelte sie verzweifelt und sah Ryo tief in die Augen. Neben Mitgefühl und Trauer fand sie dort vor allem aber Entschlossenheit. Sie war das letzte Aufgebot.