Wie Wasser und Eis

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • soo, da bin ich mal wieder, ein wenig schneller als beim letzten mal. hoffe, das neue kapitel gefällt euch :) ich will auch gar nicht so lange quatschen, los gehts:


    Kapitel 13
    „Female Investigation“
    28.6.2009


    Meine Atemzüge gehen ruhig und gleichmäßig. Äußerlich bin ich gelassen. Innerlich jedoch kochen die Gefühle. Ich will so schnell wie möglich Lee wiedersehen, doch ein Teleport nach Herzhofen wäre unklug, wer weiß, ob die Kerle, die für die Explosion verantwortlich waren, noch da sind. Aber wer war es? Wenn es Team Galaktik war, woher haben sie gewusst, was wir vorhaben? Ich hatte mit niemandem darüber geredet, genau so wenig wie Tai, Lee und Hagane. Aber vielleicht war jemandem der anderen etwas rausgerutscht. „Woher kennst du eigentlich meinen Namen?“, frage ich Sophie, wir gehen nebeneinander durch den Wald, sie hat ihr Pokémon zurückgerufen. Die Frau lächelt traurig. „Ich glaube, aus dem Polizeipräsidium gab…gibt es niemanden, der den nicht kennt.“, sie verbessert sich im Sprechen, wahrscheinlich hat sie im Satz gemerkt, dass die Vergangenheitsform nicht unbedingt Mut macht. „Wegen der Geschichte im letzten Jahr?“ – „Genau.“ – „Hm…“ – „Lass den Kopf nicht hängen! Ich bin sicher, wir finden die anderen schon wieder. Jetzt lass uns erst einmal Weideburg erreichen, dann sehen wir weiter.“, sie versucht, mich aufzumuntern. Dankbar lächele ich zurück, versinke direkt im Anschluss in Gedanken an Lee. ‚Er lebt. Ganz sicher. Er lebt.‘, diese Worte rasen mir pausenlos durch den Kopf. Mühelos steige ich über einen umgekippten Baumstamm, Sophie macht es mir nach, dabei verliert sie einen ihrer Schuhe in einer schlammigen Pfütze direkt dahinter. „Nein!“ – „Warte.“, ich ziehe den hochhackigen Schuh vorsichtig heraus, während sich die Braunhaarige auf einem Bein an mir abstützt. Dann richte ich die Handfläche darauf. Als ich sie weg bewege, folgt ihr der Wasseranteil des Schlamms, doch die Erde bleibt im und um den Schuh herum. „Verdammt.“, fluche ich leise. Gelingt mir denn heute gar nichts? „Tut mir leid, ich kann den Schlamm nicht komplett kontrollieren.“ – „Diese Fähigkeit ist der Wahnsinn, hat dir das schon mal jemand gesagt?“ – „Ja, einige!“, lache ich, werde sofort wieder ernst. Sie zieht auch den zweiten Schuh aus. „Naja, dann eben so.“, eins muss ich ihr lassen, Sophie denkt praktisch. Wenn ich doch nur meine Tasche hätte! Die Braunhaarige nimmt ihre Schuhe in die linke Hand und wir setzen unseren Weg fort. Die Bäume um uns herum sind sehr hoch, dieser Teil des Waldes muss ziemlich alt sein. „Ich glaube, wir sind in der Nähe eines Campingplatzes.“, meint sie nach einer weiteren Viertelstunde. Dabei sieht sie sich aufmerksam um, am Umgebungsbild hat sich aus meiner Sicht allerdings nicht viel verändert. Woher weiß sie das also? „Siehst du? Hier an den Bäumen sind manchmal kleine Markierungen, hier spielen Kinder ab und zu Schnitzeljagd.“ – „Du hast Recht.“, ich erkenne bei genauerem Hinsehen in die Rinde geschnitzte Figuren. Kreuze, Kreise und Dreiecke, aber auch manchmal stilisierte Pokémon. „Ein Voltobal!“ – „Nein, da hat jemand den Kreis durchgestrichen.“. Wieder kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. In der Situation ist es aber gänzlich unpassend.
    „Wie sieht der nächste Schritt aus?“, will sie eine Weile später wissen, die wir durch den Wald gelaufen sind. „Hm. Ich hatte gedacht, wir sollten so schnell es geht erst einmal nach Weideburg, danach sehen wir weiter.“ – „Wenn aus dem Team außer uns niemand mehr übrig ist…“, sie verbessert sich hastig, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. „Ich meine, sollen wir Rockys Auftrag fortführen?“ – „Du weißt davon?“ – „Naja, nicht direkt, aber man munkelt. Wir haben alle mitbekommen, dass sie sich oft mit einem Agenten der internationalen Polizei getroffen hat, und da dieser Schiffsüberfall auch im Präsidium die Runde gemacht hat, konnten wir uns den letzten Teil denken. Ich bin zwar lange nicht so gut wie sie, aber dennoch Polizistin.“, ich sehe ihr in die Augen. „Wenn es sein muss, jage ich Team Galaktik bis zum Ende der Welt.“, ich sehe auf meine Beine, ein Schritt, noch ein Schritt… „Das klingt, als wärst du sicher, dass sie daran schuld sind.“ – „Ja, so ziemlich.“, das stimmt nicht ganz, ich habe zwar den Verdacht, aber keine Beweise. Ich will einfach nur irgendjemanden dafür leiden sehen, dass er Lee und mich getrennt hat. Nachdenklich sieht Sophie nach vorn. Ich merke, dass sie links am Hals eine kleine Verletzung hat, will sie gerade danach fragen, doch dann weist sie nach vorn. „Eine Straße!“. Mitten durch den Wald führt eine zweispurige Asphaltstraße, ich wette, sie sorgt dafür, dass Forsthütten und ähnliches mit Gütern versorgt werden können. „Wenn hier wer vorbeikommt, trampen wir, oder?“ – „Normalerweise hätte ich da Bedenken, aber solang du dabei bist, geht das!“, stimmt Sophie zu. Meine neue Gefährtin ist ein wenig verklemmt, aber das dürfte ich hinkriegen. Schließlich war ich selbst mal so… „Gut, aber bis dahin müssen wir laufen.“, sie hält sich immer auf dem Grasstreifen neben der Straße, das Gras fühlt sich an ihren Füßen besser an, erklärt sie mir. Das Angebot, meine Schuhe zu nehmen, schlägt sie aus, weil ja ich dann barfuß laufen müsste. Ich erzähle ihr, wo ich herkomme und erfahre im Gegenzug eine ganze Menge über sie. Anscheinend sind ihre Eltern sehr reich, haben sie auf ein Internat für wohlhabende Mädchen geschickt, doch elterliche Liebe hat sie relativ wenig abbekommen. Ihr Großvater jedoch hat sich immer um sie gekümmert, wenn sie jemanden brauchte, und ihre Leidenschaft für Rätsel und dergleichen entdeckt sowie gefördert. Daher ist sie auch später, statt Jura zu studieren, an eine Polizeiakademie gegangen, wo sie ziemlich erfolgreich war. „Nun, und im Präsidium bin ich wahrscheinlich Rockys Nachfolgerin.“ – „Ich wünsche dir viel Erfolg, ich bin sicher, du machst deinen Job gut.“, sie nickt und sieht dann nachdenklich geradeaus. „Aber zuerst müssen wir das hier hinter uns bringen. Denkst du, wir können Team Galaktik zu zweit besiegen?“ – „Nein, das nicht. Aber ich habe da so eine Idee, wie wir unser Team wieder hinkriegen.“
    Bevor sie fragen kann, was ich meine, hören wir Motorengeräusche von hinten. Ein Auto… gut, es gab schon Tage, da bin ich durchgehend gelaufen, aber auf diesen Komfort verzichte ich jetzt ungern. Ich drehe mich um und hebe den linken Arm, strecke den Daumen in die Luft. „Hey!“, rufe ich, Sophie tut es mir gleich. Ein Geländewagen nähert sich, auf der Ladefläche kann ich einen Stapel Holzlatten erkennen, als der Wagen neben uns hält. Ein robust aussehender Mann beugt sich von seinem Sitz herüber, sein blaues Hemd raschelt leise. „Ich glaub ich werd wirklich blind, wirklich. Zwei Schönheiten wie ihr mitten im Wald von Weideburg? Das kann doch nicht wirklich sein, wirklich!“, ich beuge mich ein wenig vor und stütze die Arme auf den Fensterrahmen. „Naja, wir sind ein wenig verloren gegangen und wollten Sie fragen, ob sie uns vielleicht bist Weideburg mitnehmen könnten.“ – „Ja, wir wären Ihnen sehr dankbar!“, Sophie imitiert den bittenden Tonfall, den ich angeschlagen habe. Der Mann bedeutet mir, zurückzutreten, und stößt dann die Beifahrertür auf. „Klar doch, der alte Grant hilft gern, wirklich! Eine von euch muss neben Kralle sitzen, ich hoffe, das stört euch nicht.“, ich sehe ein sehr großes Fukano auf dem Rücksitz liegen, es knurrt mich leise an. „Ich glaube, es mag mich nicht.“ – „ Das ist merkwürdig, normalerweise ist Kralle sehr freundlich.“; der alte Grant runzelt die Stirn und streicht sich dann durch seinen grauen Vollbart. „Na, dann sitzt du wohl vorn, was?“, meint er mit einem fröhlichen Blitzen in den Augen. Als ich neben ihm einsteige, sehe ich, dass er eine sehr dicke Jeans trägt, vielleicht arbeitet er im Wald. Er greift kurz hinter sich und zieht irgendwo eine Wollmütze her, die er sich auf den Kopf setzt. Und das im Sommer. Naja, ich denke mir nichts weiter dabei, Sophie hat es sich auf der Rückbank bequem gemacht und der Wagen fährt los.
    //
    Herzhofen, Stadtmitte
    Lee sitzt auf einer Steinbank vor dem Polizeipräsidium, die gesamte Fassade des Gebäudes ist zerstört. Neben ihm hat sich Hagane niedergelassen, Pay, Lilith und Tai kommen soeben aus den Ruinen. „Da haben wir nochmal Glück gehabt, dass du da warst, großer Bruder.“, murmelt Hagane. Der Blonde sieht sie an. „Wie meinst du das?“ – „Naja, wäre dein Eisblock nicht gewesen, dann wären wir jetzt alle tot.“ – „Ich habe damit nichts zu tun, Hagane.“, widerspricht er, woraufhin sie überrascht den Blick hebt. „Was? Hast du nicht…“ – „Ich habe nur noch gesehen, wie alles um mich herum weiß wurde, und als ich aufwachte, steckten wir alle in diesem Eisblock fest. Mehr weiß auch ich nicht. Und außerdem, wie sollte ich so einen großen Eisblock aus dem Nichts erschaffen können?“ – „Und wer war das…Maria.“ – „Glaube ich auch. Aber was war eben mit ihr los?“ – „Weiß ich auch nicht.“ – „Unter uns, ihr beide scheint euch ja langsam anzufreunden.“, raunt der Blonde, Hagane sagt jedoch nichts mehr, weil die anderen in diesem Moment an der Bank eintreffen. „Also, die sind alle weg. Keine Leichen, keine Überlebenden, das Gebäude is leer!“, berichtet Pay. Tai schüttelt den Kopf. „Das kann eigentlich gar nicht sein. Wieso sind wir die Einzigen hier?“ – „Vielleicht…“, Lilith senkt die Stimme und linst zu Pay rüber. „War es Schicksal.“ – „Boah!“ – „Leute! Konzentration.“, Hagane hebt ihre Hände. „Was tun wir jetzt?“ – „Ist das nicht logisch? Nach Hause gehen!“ – „Tai, ganz schlechte Idee.“, findet Lee. „Wieso?“ – „Weil noch jemand büßen wird, bevor ich zur Ruhe komme. Ich bin dafür, da weiterzumachen, wo Rocky uns hingeführt hat, schließlich braucht Sinnoh unsere Hilfe!“ – „Aber die wollten uns in die Luft sprengen, Lee!“, regt sich der Kampftrainer auf, Lee erhebt sich. „Wir wussten alle von vornherein, dass das hier kein Zuckerschlecken wird. Ich für meinen Teil bin entschlossen, diesen Kerlen den Sieg nicht einfach so zu schenken. Wer macht mit?“, Hagane stellt sich schräg hinter ihren Bruder. „Ich.“ – „Ich auch! Mann, wir haben schon so viele zermalmt, n paar Galaktiker mehr oder weniger machen den Braten auch nicht mehr fetter!“, tönt Pay und schultert seinen Rucksack, und Marias Tasche, die er oben noch gefunden hatte. Durch das Eis ist auch sie beschützt worden. „Und damit steht auch fest, wo ich hingehe.“, Lilith fährt sich durch die schwarzen Haare und sieht Pay an. „War klar!“ – „Dann bleibt mir nichts anderes übrig, vor den Ladys will ich nicht kneifen.“, seufzt Tai. „Dann wäre das geklärt.“, Hagane sieht die zerstörte Fassade hoch. „Nur womit fangen wir an? Irgendwie müssen wir herauskriegen, wo die anderen hin sind.“ – „Naja, da wir das aber unmöglich schaffen, sollten wir uns überlegen, wie wir den Plan von Officer Rocky anfangen sollen. Was genau wir tun sollen, konnte sie uns ja nicht sagen.“ – „Ich würde sagen, zuerst finden wir heraus, wer dieses Feuer gelegt hat.“ – „Und wie willst du das anstellen?“ – „Hm…“, Hagane schweigt eine Weile. „Viellaischt, indäm wier irgändwen fragän?“ – „Kuré!“, überrascht wendet Pay sich um, dann scheint er sich zu entspannen. „Puh! Und ich dachte schon, es gibt keins von deinen komischen Broten da!“ – „Das siend Baguettes, du Crétin! Abär darum gäht es nun niescht.“, hinter der Rothaarigen stehen Manon und Cat, beide scheinen mit dem Schrecken davongekommen zu sein. „Wo kommt ihr her? Wir haben das ganze Gebäude abgesucht!“, fragt Hagane. „Wir waren da oben, ich wollte gerade ein wenig schlafen- nichts gegen Rocky, aber besonders spannend gestaltet sie das nicht!- als miau auf einmal schwarz vor Augen wurde! Als ich aufwachte, standen wir zu dritt allein in dem zerstörten Raum.“, Cat schluckt und blinzelt mehrmals schnell hintereinander. „Ich glaube, unsere Freundin aus Einall hat ein paar interessante Tricks auf Lager.“, wirft Manon ein. Lee hebt die Brauen. „Wie meinst du das?“ – „Nun, isch gann das erklärän. Vor langär Ssait ´abä isch gägen ainen Trainer gekämpft, där ainem sainär Pokämon eine Teschnik baigebracht ´at, die äs ihm erlaubtä, schnäller ssu sein als wir andärän. Und sswar indäm äs ainfach sainä Gägnär verlangsamt ´at!“ – „Und du hast diese Technik kopiert?“, hakt Tai nach, woraufhin das Mädchen nickt. „Oui.“ – „Das heißt, alle in ihrem Umfeld außer ihr waren langsamer als sonst, und sie hatte bei der Explosion Zeit, uns zu beschützen. Eva und sie haben mit ihren Psychopokémon die Trainer gerettet.“, ergänzt die rothaarige Frau.
    Lee kann nicht anders, als die beiden Trainerinnen zu bewundern. Nicht nur, dass Kuré eine Art Zeitstoppangriff angewandt hat, Eva hat ihr dabei geholfen, mit Psychokräften die menschlichen Zellen zu trennen, sodass sich die Körper der betroffenen Trainer quasi auflösten, und, als die Gefahr vorbei war, wieder zusammensetzten. „Und wo sind Eva, Alfred und dieses stumme Mädchen? Und Rocky erst?“ – „Ich nehme an, dass Eva sie wegteleportiert hat. Ihr Simsala ist der Wahnsinn.“, wirft Lilith ein. Pay atmet auf; endlich mal wieder ein normaler Satz aus ihrem Mund. Hinter ihm kommen nun nach und nach die Angestellten und Beamten aus dem zerstörten Gebäude. Lee schreckt hoch. „Schaff die weg! Schnell!“, zischt er Kuré zu, welche ihn verständnislos ansieht. Eine Menschenmasse hat sich schon um den Schauplatz des Verbrechens versammelt und bestaunt die Unversehrtheit der Opfer. „Ssu spät, morgän früh wird där, wär auch immär diesäs Feuär gälegt ´at, wissän, dass wier davongekommän siend.“, gibt sie zurück. Der Blonde schließt kurz die Augen. „Das war unser Vorteil. Verdammt.“, missmutig betrachtet er eine junge Frau, die mit ihrem Handy fleißig Fotos macht. „Verdammt!“
    //
    Erzelingen, Mine
    „Meine Güte, und das auf meine alten Tage.“; Alfred steht in einem dunklen Tunnel, den einen Arm wie immer auf dem Rücken, und inspiziert die Tunnelwand. Rocky und Eva stehen hinter ihm, Joana kauert auf dem Boden und starrt ihre Füße an. Etwas weiter weg lehnt der Chief an der steinernen Wand und döst. Der ältere Mann dreht sich zu Rocky um. „Ich nehme nicht an, dass das Teil Ihres Plans war.“ – „Stimmt. Ich muss dir danken, Eva. Das war Rettung in höchster Not.“ – „Wir haben gemerkt, dass Kuré die Zeit manipuliert, und uns überlegt, was wir tun wollen, wenn es nötig ist, schnell zu verschwinden. Unser Simsala beherrscht Teleport, darum erschien es uns leicht, davon Gebrauch zu machen.“ – „Gute Arbeit. Aber wieso sind wir nur so wenige?“ – „Die anderen konnte Simsala nicht erfassen, aber wir sind sicher, dass Kuré Sorge für sie trägt.“ – „Und Maria?“ – „Sie war nicht mehr im Gebäude, als das Feuer kam.“ – „Hm. Gut, wir sollten so schnell wie möglich nach Herzhofen zurück.“ – „Wieso denn, Mann? Wenn wir hierher teleportiert wurden, dann sind die anderen auch sicher nicht mehr da.“, wirft der Chief mit seiner müden Stimme ein. Die Polizistin sieht ihn an. „Aber eine andere Option haben wir nicht. Allein können wir gegen Team Galaktik nicht allzu viel ausrichten.“ – „Du weißt nur nicht, wie…“ – „Was denn?“ – „Findet ihr nicht, dass wir erst einmal hier rauskommen sollten?“, mischt sich Eva ein, Chief rappelt sich hoch und guckt zu, wie die Blonde Joana bei der Hand nimmt. „Wir sind in der Erzelingen-Mine, also nicht allzu weit von Herzhofen entfernt.“ – „Und warum benutzt du dein Simsala nicht einfach?“ – „Oh, daran haben wir bereits gedacht. Doch zuerst erschien es mir sinnvoll, eure Meinung einzuholen. Also, wollen wir nach Herzhofen zurück?“, Rocky überlegt kurz. „Das Feuer ist durch eine Bombe ausgelöst worden, dafür spricht die rapide Ausbreitung. Der Bombenleger hat sich nicht angekündigt oder uns gewarnt, also war es ein Attentat. Attentate sind darauf ausgelegt, schnell wieder zu verschwinden, also dürfte der Kerl weg sein. Gut, Eva, wärst du so nett?“ – „Natürlich. Simsala, wir bitten um deine Hilfe.“, sie hält einen rot-weißen Pokéball in die Luft, ein roter Blitz erleuchtet den Tunnel, der vorher nur von einer Taschenlampe erhellt worden war. „Haltet euch gut fest.“, die anderen halten sich an Evas Händen fest, dann richtet Simsala den rechten Löffel auf die Blonde. Es blitzt erneut, und der Gang ist leer. Zwei Männer in blauen Overalls und mit gelben Helmen auf den Köpfen betreten den Gang. Laternen an ihren Helmen spenden Licht. Der eine deutet aufgeregt an die Stelle, wo eben noch der Chief gesessen hatte. „Hast du das denn nicht gesehen?! Es hat geblitzt! Das Licht war extrem hell, du solltest wirklich mal deine Augen prüfen lassen, Mirko.“ – „Ach, du erzählst sicher wieder nur Blödsinn, werd endlich erwachsen.“
    //
    Wald nördlich von Weideburg
    Wir sind schon seit einigen Stunden gefahren, der alte Grant hat uns einige interessante Geschichten über Weideburg und seine Umgebung erzählt, um uns die Langeweile zu vertreiben. Der Mann ist echt unerschöpflich, wie es scheint, immer, wenn die Stille zu drückend wurde, fiel ihm etwas Neues ein. In wenigen Minuten sollten wir die Landstraße erreichen. Doch so schnell will uns der Wald wohl noch nicht gehen lassen, ein Baum fällt genau vor uns auf die Straße. Es kracht laut. Grant reißt das Lenkrad herum, ich zucke zusammen und packe den Anschnallgurt. Hinter mir hört es sich an, als würde Sophie auf Kralle drauf fallen, ein Jaulen erfüllt den Wagen. Schlingernd kommen wir von der Straße ab, es fühlt sich an, als würde mir eine große Hand in den Rücken schlagen, ich werde nach vorn geschleudert, doch der Gurt hält mich. Grant keucht neben mir und starrt durch die Scheibe. Über uns bedeckt eine dichte Wolkenschicht den Himmel, ein paar Tröpfchen fallen auf das dicke Glas. „Was zur Hölle!“, entfährt es dem Waldarbeiter, ich streiche mir nervös eine Strähne aus dem Gesicht, als wir zum Stehen gekommen sind. „Seid ihr okay?“, fragt er dann und dreht sich im Sitz um. Sophie hinter uns scheint kaum etwas abbekommen zu haben. „Ja, soweit alles in Ordnung. Fallen in der Gegend öfters Bäume auf die Straße?“ – „Eigentlich nie! Sowas ist mir noch nicht passiert.“, er stockt, als es neben ihm an die Scheibe klopft. Mehrere junge Männer stehen um das Auto herum, oben an der Straße kann ich 8 Motorräder zählen. Grant fährt die Scheibe herunter. „Ist bei euch alles klar, Jungs?“, fragt er, doch ich habe ein ungutes Gefühl dabei. Tatsächlich sehen die nicht wirklich überrascht aus… und das nach so einem Unfall. „Sollten wir das nicht eher Sie fragen?“ – „Nett von euch, aber wir sind alle mit einem Schrecken davon gekommen! Glück im Unglück, sagte meine Großmutter immer, wirklich!“ – „Gut.“, ein Kerl mit Sonnenbrille und knallgrüner Stachelfrisur übernimmt das Wort. Ich betrachte die Biker näher, sie tragen alle eine schwarze Lederjacke mit einem aufgenähten Pokéball darauf, doch aus irgendeinem Grund ist die obere Hälfte nicht rot, sondern ebenfalls weiß. Was für eine Gang ist das? „Dann rückt mal schön Wertgegenstände und sowas raus, dann passiert euch nichts.“, auf diese Worte hin sieht mich Grant entsetzt an. „Wie…Wertsachen? Ihr seid… ihr seid Gauner!“, wendet er sich wieder an den Stachelkopf. Doch der lacht bloß. „Ich wurde schon schlimmer beschimpft. Jetzt die Wertsachen bitte, sonst muss ich mein Sleimok aus seinem wohlverdienten Schönheitsschlaf reißen.“, ich verkneife mir die Bemerkung, dass diese Art Zeitvertreib für ein derartiges Pokémon komplett sinnlos ist, und schnalle mich ab. Dann stoße ich die Beifahrertür auf, einer der Typen, der davor steht, weicht zurück. Sophies Stimme tönt aus dem Geländewagen. „Wegelagerei ist in Sinnoh nicht geduldet! Im Namen der Polizei von Herzhofen verhafte ich euch…“ – „Klappe dahinten!“, fährt ein anderer Biker sie an, ein bulliger Kerl mit Glatze und grimmig dreinblickenden, schwarzen Augen. Es regnet ein wenig stärker. Wenn sie ihre Pokémon rufen, könnte es eng werden, ich habe keine Ahnung, wie stark Sophie ist, und mein Team ist hundert Kilometer entfernt. „Hey, Lady, schön im Wagen bleiben!“, weist der Stachelkopf mich zurecht, doch ich umrunde das Auto bereits und bleibe vor ihm stehen. Er nimmt die Brille ab, versucht, mein Gesicht zu fixieren, sein Blick huscht ab und zu runter. „Was ist? Ins Auto, los!“ – „Bist du hier der Boss?“ – „Ja, bin ich! Und jetzt tu, was ich sage!“, er holt aus, schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht. „Nicht!“, die Polizistin zückt einen Ausweis. „Ich wiederhole: Ihr seid verhaftet und…“ – „KLAPPE JETZT!“, wird sie angebrüllt. „Das geht wirklich zu weit…“, fängt Grant an, ich habe mich mit einer Hand auf der Kühlerhaube abgestützt. Der Schlag brennt, doch es lässt sich aushalten. Der Stachelkopf schaut sich um und deutet auf seine Biker. „Du hast keine Chance, Mädchen. Wir sind viel stärker und in der Überzahl. Jetzt mach, dass du ins Auto kommst, und lass deine Brieftasche hier.“ – „Ich habe einen Vorschlag für dich.“, murmele ich leise und halte den Blick gesenkt, er soll denken, dass ich nur ein normales, verängstigtes Mädchen bin. „Welchen?“ – „Derjenige, der von uns zuerst in die Knie geht, darf entscheiden, wer hierbleibt und wer seinen Weg fortsetzen kann.“ – „Wer zuerst in die Knie geht? Du meinst, einen Kampf?“ – „Genau.“, er lacht laut und breitet die Arme aus. „Du gegen mich? Ohne Pokémon? Das ist nicht dein Ernst!“ – „Doch.“ – „Leute! Ein armes, kleines Mädchen gegen Onkel Locksey. Was meint ihr?“ – „Leg die Kleine flach, Lock!“ – „Nein, lass gut sein, die mischt dich auf!“, seine Kumpane machen Späße über mich, währenddessen beobachte ich den Kerl genau. Er ist größer als ich, muskulöser, hat wahrscheinlich die Hälfte seines Lebens auf der Straße verbracht. Fast genauso wie ich. Aber das Leben auf der Straße fordert immer seinen Tribut, ich muss nur wissen, was Locksey zahlen musste.
    „Also gut. Wenn du gewinnst, lass ich euch drei Hübschen laufen. Locksey hält sein Wort, verlass dich drauf.“, eher würde ich mich selbst verlassen als auf diesen Typen, doch das sage ich nicht, nicke nur kurz. Er hat irgendwas mit dem linken Arm, das sehe ich daran, wie er manchmal mit der Schulter zuckt. Es ist nur ein sehr kleines Zucken, um Millimeter, doch es reicht. Gut…den Arm. Er führt mich ein wenig vom Auto weg, auf ein freies Stück Wiese, von wo aus ich den Baum sehen kann, der uns blockiert hat. Der Stamm ist glatt durchtrennt. „So, dann will ich dich mal nicht zu hart rannehmen, was?“, lacht Locksey. Ich lege die Hände im Schoß zusammen und verneige mich kurz. „Nett von dir.“ – „Oh, wie höflich die Kleine ist! Wer weiß, vielleicht bin ich ja nett und behalt dich bei mir, aber nur, wenn du was draufhast!“, ruft er und geht in eine Art Kampfstellung: den einen Arm hat er angewinkelt, die Faust zeigt zu mir. Den anderen streckt er in meine Richtung aus, dazu geht er ein wenig in die Hocke. Keine Frage: der weiß, wie man kämpft…auch ohne Pokémon. Doch das weiß ich auch. Der angewinkelte Arm ist verletzlicher, sage ich mir. Ich werfe einen kurzen Blick zu Grant und Sophie, sie werden immer noch von Lockseys Kumpanen in Schach gehalten. „Bereit, Prinzesschen?“ – „Immer.“, eine Hand lege ich auf den Rücken, die andere richte ich, die Handfläche nach außen, auf ihn. Den Rücken drücke ich ein wenig durch, sodass ich kerzengerade vor ihm stehe. „Was wird denn das…“, höre ich ihn murmeln, vielleicht merkt er langsam, dass ich keineswegs hilflos bin. Zuerst passiert nicht viel Spannendes, er geht einmal im Kreis um mich herum, seitwärts, damit er seine Kampfhaltung nicht aufgeben muss. „Boss…?“, langsam werden die Biker unsicher, wieso macht ihr Anführer wohl so ein Aufhebens um den Kampf?
    „Was ist los, Leute? Lasst mir den Spaß! Vielleicht will die Kleine es ja von hinten.“ – „Genau! Unser Boss, typisch!“, lacht einer, zwei andere grinsen mich an. Mein Blick zuckt in den Himmel. Mehr Wasser wäre nicht schlecht, mit diesem Getröpfel hier kann ich nicht viel anfangen. Dann greift Locksey an. Mir kommt diese Übung ganz gelegen, so kann ich besser nachfühlen, was meine Pokémon in einem Kampf empfinden. Mein Gegner versucht es mit einem geraden, einfallslosen Faustschlag, Mit einer leichten Drehung des Oberkörpers lasse ich ihn ins Leere laufen. Zu meinem Erstaunen bemerkt er relativ schnell, was ich vorhabe, setzt mit dem linken Fuß nach und zielt auf meine Beine. Mit zwei schnellen Schritten stehe ich links von ihm, bisher habe ich die Arme noch kein Bisschen bewegen müssen. Nach seinem Tritt dreht er sich einmal schnell um die eigene Achse, eine so schnelle Trittkombination habe ich lange nicht mehr gesehen! Ich muss die Arme benutzen und wehre seine Angriffe ab, so gut es geht. Er reißt die Augen auf, als ich mit einem Überschlag über ihn hinwegspringe, bestimmt hat er damit nicht gerechnet. Hinter ihm gehe ich in die Hocke, trete ihm in die Kniekehle und fege ihm mit dem Fuß die Beine weg. Er kracht auf den Rücken, im Fall greift er nach meinem T-Shirt, um sich festzuhalten. Ich bete eine Sekunde, es möge halten, doch mein schönes Shirt reißt, und ich stehe in meiner Jeans und BH im Freien. Peinlich ist mir das nicht wirklich, ich weiß, wie ich aussehe… doch ungestraft lasse ich mich nicht so behandeln. Das wars… das würde ich ihm nicht verzeihen. „Zufrieden?“, frage ich, zitternd vor Wut, doch Locksey bringt kein Wort raus. Er liegt immer noch auf dem Rücken, mein Shirt noch in der Hand, starrt mich an und rappelt sich hoch. „Na, die hats aber eilig!“, grinst er dann, erntet Gelächter, doch im nächsten Moment liegt er erneut auf dem Boden und hält sich den Bauch. „Argh! Was war denn…“, keucht er, ich hocke mich vor ihn hin. Der Regen wird stärker, ich kann fühlen, wie mir Regenwasser den Rücken herabläuft. Irgendwie tut das gut. „Wer bist du?!“, seine Stimme klingt, als wäre er einen Marathon gelaufen, doch für Unterhaltungen habe ich keinen Nerv mehr. Seinen Kumpels ist das Lachen vergangen. Locksey will aufstehen, doch ich setze mich auf seinen Rücken und packe den linken Arm, verdrehe ihn so, dass er sich nicht mehr rühren kann. "AAARGH! Verdammt!" - „Mein Name ist Maria, und jetzt sag mir, ob hier noch irgendwo welche von eurer Sorte rumlungern. Sophie?“, den letzten Teil rufe ich der Polizistin zu. „Wir liefern die bei der Polizei Weideburg ab. Die ganze Bande.“ – „Sie hat den Boss besiegt, was tun wir jetzt?“, einige der Typen besprechen sich gerade, ich werfe ihnen einen unmissverständlichen Blick zu. „Ich habe gewonnen, also werdet ihr uns gehen lassen. Euch laufen zu lassen, liegt jedoch nicht mehr in meinem Ermessen, Gaunereien auf Sinnohs Straßen werde ich nicht dulden.“ – „Hört zu…“, einer der Kerle fängt an, zu tuscheln, schnell stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Als er das sieht, kniet er sich hin und streckt die Arme aus. „Ich ergebe mich! Bitte tu mir nichts!“, woraufhin die anderen 7 ihn fassungslos anstarren. „Wolltest du nicht n Plan machen?!“ – „Ärgh! Ich verachte dich!“. Sophie ist mittlerweile mit einem kurzen Seil aus dem Wagen gekommen und fesselt Locksey.
    Kurz darauf liegt die Bikergang gut verschnürt auf Grants Ladefläche, der alte Mann schüttelt erstaunt den Kopf. „Also, so ein junges Ding wie dich so gut kämpfen zu sehen, das war was, wirklich! Die Welt steckt doch voller Überraschungen!“ – „Es musste sein, ich habe meine Pokémon nicht dabei.“, sage ich leicht verlegen und setze mich wieder neben ihn. Es war nicht schwer, die Typen zu fesseln, sie haben kaum mehr Widerstand geleistet. Die Wolken ergießen sich nun vollends auf die Erde, es schüttet wie aus Eimern. „Möchtest du meine Jacke haben?“, will die Braunhaarige wissen, ich schaue an mir herunter und nicke dann. „Ja, danke.“, ich streife sie über, glücklicherweise passt sie. Grant fährt einen Bogen um den Baum, als wir wieder auf der Straße sind, atmet er auf. „Ein Glück! Das hätte wesentlich schlimmer ausgehen können. Wo hast du das gelernt?“ – „Ach, nicht so wichtig.“, ich rede nicht viel- und schon gar nicht gern- über gewisse Dinge aus meiner Vergangenheit. Der Rest der Fahrt verläuft relativ ruhig, Grant scheint den Schock über sein „Beinahe-überfallen-werden“ noch nicht so recht verkraftet zu haben. Als wir in Weideburg vor dem Polizeirevier halten, steige ich aus. Die Stadt ist eigentlich sehr schön, doch momentan sieht alles grau und verregnet aus. Ich bleibe eine Weile im Regen stehen, dann reiße ich mich los und helfe Grant dabei, die Biker ins Gebäude zu bringen, wo uns eine erleichterte Officer Rocky erwartet. Bevor wir jedoch mit Officer Rocky reden, verabschieden wir uns von unserem Wohltäter. „Kein Problem, wirklich! Ich helfe gern. Der alte Grant tut gerne mal was für die Jugend! Passt auf euch auf, ja?“. Innen sieht es ähnlich aus wie in der Zentrale in Herzhofen, nur lange nicht so…groß. „Gott sei Dank! Ich bin schon seit Wochen auf der Suche nach diesen Kerlen, doch ich habe sie einfach nicht gefunden, immer waren sie mir einen Schritt voraus!“, ich vergleiche sie mit ihrer Kollegin aus Herzhofen; „unsere“ Rocky wirkt aber wesentlich tatkräftiger, finde ich. Und ihr Haar ist länger. „Kann ich etwas für euch tun?“, will sie wissen, nachdem wir in einem kleinen Büro unsere Aussagen gemacht haben, sie sieht uns an, dass wir hier nicht so wirklich hergehören. „Ich kann euch ein gutes Restaurant empfehlen, es ist nicht sehr teuer, aber die Gerichte sind genial! Warte, wo hab ich meinen Stift…“, interessant, wie jede Rocky dennoch ihre Eigenheiten hat, diese hier zum Beispiel hat einen Stift in der rechten Brusttasche, den sie überall sucht, nur nicht dort. Bei meiner Aussage ist mir das auch schon aufgefallen; mehrmals wollte sie etwas notieren, konnte es aber nicht, weil ihr Stift „unauffindbar“ war. Ich unterdrücke ein Grinsen. „Vielen Dank, kennen Sie vielleicht noch eine Pension oder so? Wir haben keinen Schlafplatz.“, ergänzt Sophie, ich bewundere sie insgeheim. Wie selbstverständlich war ich davon ausgegangen, bei Schwester Joy im Pokémoncenter schlafen zu können, doch ohne Pokémon und ohne meinen Trainerpass gilt dieses Angebot nicht. Die Polizistin jedoch hat sofort daran gedacht. „I remember you say don´t leave me here alone…“, wieso kommt mir jetzt dieses Lied in den Sinn? Andauernd muss ich an Lee denken, hat er es geschafft? Klar hat er das, es geht nicht anders. Er lebt. Er lebt. Er lebt… „Maria!“ – „Was…“, erschrocken sehe ich auf, halte mit einer Hand Sophies Jacke zusammen, um meine Blöße zu bedecken. Sie zeigt auf einen Fernseher, der an der Zimmerdecke über uns hängt. Bilder aus Herzhofen… ein zerstörtes Gebäude. Menschen, die das Gebäude verlassen, das Video ist verwackelt, ein Amateur muss es aufgenommen haben. Hektisch nehme ich die Fernbedienung zur Hand und drehe den Ton auf. Glasscherben überall auf der Straße. Was ich sehe, entfacht meine Wut nur noch weiter, wie KANN dieses Team Galaktik es auch nur wagen, ein Gebäude mit lebenden Menschen darin derart anzugreifen? Keines der Fenster ist noch intakt. Ein Krankenwagen steht mit blinkendem Licht am Straßenrand. Die Sprecherin wird eingeblendet. „Niemand hat eine Ahnung, wieso das Polizeihauptquartier angegriffen wurde. Interne Quellen sprechen davon, dass ein defekter Gastank dafür verantwortlich war, doch widersprüchlich dazu steht die Aussage, es hätte im oberen Stock, wo das Feuer ausgebrochen ist, keine Gastanks gegeben. Seltsamerweise sind alle Angestellten, die sich im Gebäude befanden, komplett unverletzt. Wir haben noch keine offizielle Erklärung erhalten. Näheres geben wir bekannt, wenn wir mehr wissen.“, ich starre den Fernseher an. Alle unverletzt. Wie konnte das sein? Indem sie… vielleicht zum Zeitpunkt der Explosion nicht verletzbar waren… oder anwesend. Doch wer kann die Gesetze der Physik dermaßen manipulieren? Wer… außer Eva? Die Hoffnung in mir erstarkt. Erneut werden Bilder vom zerstörten Gebäude gezeigt, ich schaue genau hin, ob ich jemanden aus dem Team erkenne. „Just close your eyes…the sun is going down.“, summe ich leise und richte mich auf. Meine Hand umklammert die Fernbedienung so stark, dass sie zersplittert. „Huch!“, entfährt es Rocky, doch ich achte nicht darauf. Natürlich wären sie niemals auf den Bildern zu sehen, Lee weiß, dass es wichtig ist, nicht erkannt zu werden, doch auch unsere Feinde würden Fernsehen. Es bleibt wenig Zeit.
    Wir verabschieden uns schnell von der nun etwas verstörten Rocky, folgen ihrer Wegbeschreibung durch die nassen Straßen Weideburgs. Sophie hat ein paar Formulare ausfüllen müssen, die polizeilichen Zwecken dienen, wie sie mir sagte, und hält nun einen grünen Regenschirm über uns, sodass wir nicht nass werden. „Auf jeden Fall wissen wir, dass die anderen sicher sind. Doch wie lange?“, gibt meine Gefährtin zu bedenken. „So lange, bis ich Team Galaktik habe bezahlen lassen.“, murmele ich, irgendwann stehen wir vor dem Restaurant. „Hast du Geld dabei?“ – „Ja, ein wenig.“ – „Gut… könntest du bezahlen? Ich schulde dir natürlich den Rest.“ – „Lass gut sein! Du hast uns vorhin gerettet, wer weiß, wo ich jetzt ohne dich wäre?“, wehrt Sophie ab. „Danke.“, lächele ich, das erste Mal seit Stunden wirklich befreit. Das Restaurant ist modern eingerichtet, helle Tischdecken liegen auf Edelstahltischen, welche in regelmäßigen Abständen herumstehen. Eine Bar gibt es auch, an der ein einzelner Mann sitzt und etwas trinkt. Maximal 5 Tische sind besetzt, schätze ich. Sophie setzt sich an einen Tisch am Fenster, nicht weit rechts von uns. Ich will mich gerade dazusetzen, da betritt ein weiterer Mann das Lokal, geht mit hastigen Schritten zur Bar, scheint dem dort Sitzenden irgendwas in die Hand zu drücken, ich spitze die Ohren. Was murmeln sie da? Irgendwas mit „Uranus“… „Sophie, bleib sitzen. Ich glaube, ich habe da einen Plan.“, flüstere ich, und als der zweite Mann wieder verschwunden ist, setze ich mich neben seinen Gesprächspartner. Zeit für Information. Hinter mir redet die Braunhaarige mit einem Kellner. So. Wie luchst man jemandem Informationen, die man haben will, am schlauesten ab? Als Mädchen sicher einfach, denkt ihr jetzt, aber dennoch gehört ein gewisses Maß an Raffinesse dazu. Der Typ hat drahtiges, schwarzes Haar, einen Backenbart und mehrere Gläser vor sich. Zwei müde, graue Augen schauen den nunmehr trockenen Boden des einen Glases an, als könnte das bloße Anstarren es wieder voll werden lassen. „Hey, Sie sehen etwas verloren aus.“ – „N-nein, mir geht’s gut. Danke.“, er guckt mich nicht einmal an. „Dann aber eingeschüchtert.“ – „Wieso d-denn das? Hicks!“ – „Naja, der Kerl da eben hat doch irgendwas mit Ihnen angestellt, danach sahen sie so deprimiert aus.“ – „Der da hat mich e-eingeschüchtert?! Guter Witz, Kleine, haha!“, er wirft mir einen Blick zu, ich stütze mich mit den Ellbogen an der Bar ab. Die Jacke klafft ein wenig auseinander. Der Mann stockt. „Hat er also nicht?“, hake ich nach und sehe ihn mit großen und hoffentlich möglichst unschuldigen Augen an. „Nein, wie könnte jemand auch einem Officer Angst einjagen, haha!“, antwortet er, nachdem er einen großen Schluck aus dem nächsten Glas genommen hat. Officer? Ist er etwa Polizist? „Dann sind Sie Polizist? Wahnsinn! Wo ist denn Ihre Uniform?“ – „Nein, Kleine, das bin ich nicht.“, er wendet sich mir nun ganz zu und taxiert mich. Ein wenig unwohl ist mir nun doch. „Ich gehöre zur…anderen Seite des Gesetzes, aber verrats keinem!“, flüstert er mir vertraulich zu und grinst mich an. Wahrscheinlich hat ihm das, was er da trinkt, schon stark die Zunge gelockert. „Hey, Barkeeper, einen Drink für die Kleine hier, auf mich!“, verlangt er, als der Wirt aus der Küche kommt. „Sie haben genug getrunken, glaube ich.“, erwidert der mit einem irritierten Blick auf seinen Gast. „Ist ja nur für sie, glaub mir.“ – „Gut.“, wenig später steht ein Glas mit einer blau schimmernden Flüssigkeit vor mir. Der Officer bedeutet mir fröhlich, einen Schluck zu nehmen, ich kneife die Augen zusammen und trinke. Es schmeckt nach…
    „Energydrink?!“, entfährt es mir, der Mann lacht leise. „Ja, k-komisch, nicht wahr? Aber ich wird vom dem Zeug so dicht, das ist nicht möglich. Oh, Mann, mein Boss sieht es aber nicht gern, wenn ich das Zeug trinke.“ – „Ach, Sie sind nicht der Boss? Naja, „Officer“ klingt aber auch extrem wichtig. Was tun Sie denn so?“ – „Ach, größtenteils bin ich am See, die andern Typen überwachen, doch das ist nicht wirklich schwer, darum bin ich ebenso oft hier.“ – „Am See? Ist es schön dort?“ – „Naja, der See der Kühnheit ist größer, als ich erwartet habe, und die Hütte am Nordstrand ist ne prima Tarnung, aber auf Dauer nichts, was jemanden wie mich beeindrucken könnte. Ich würd viel lieber nach Schleiede zurück, aber angeblich ist das Pflaster da zu heiß.“, plaudert er munter drauflos. Ich beuge mich ein wenig zu ihm herüber. „Eine Hütte am Nordstrand? Das klingt romantisch!“ – „Hey, verrat das aber keinem, okay, Kleine? Bleibt unter uns.“ – „Klaro!“, strahle ich ihn an. Endlich habe ich einen Plan.


    und wie immer freue ich mich auf kommentare, anregungen, beschwerden und dergleichen.
    LG´s
    ~Kori~

  • diese woche war ich fleißig *-* und das schreiben hat spaß gemacht, das war krass :o darum kommt das neue kapi etwas schneller, viel spaß ;)


    Kapitel 14
    Kann man bei Gangstern einbrechen?


    29.6.-30.6.2009


    Ich gebe zu, Schlaf hätten wir beide dringend nötig, doch nachdem ich dem Galaktik-Officer im Restaurant die Informationen entlockt hatte, drängte es mich, mir dieses Haus am See genauer unter die Lupe zu nehmen. Irgendwann hatte ich mir eine Ausrede gesucht, die er als wahr eingestuft hat, und war mit Sophie gegangen. Sie ist satt, ich hingegen könnte gut was im Magen vertragen, doch das konnte auch bis später warten. Wir haben die Stadt schon hinter uns gelassen und sind zu Fuß auf dem Weg zum See, mittlerweile wird mir doch ein wenig kalt obenrum, doch die Stoffjacke hält den Wind ganz gut ab. Sophie hat sich schnell ein paar neue Schuhe gekauft, Turnschuhe, die ihr für unser Vorhaben praktischer erscheinen. Es ist dunkel geworden, Straßenlaternen beleuchten die Landstraße, an dessen Rand wir gehen. Der See ist keine 2 Kilometer von der Stadt entfernt, bald sollten wir in Sichtweite kommen. Auf der einen Seite der Straße befindet sich eine große Wiese, auf der anderen ein Wald. Und in diesem Wald liegt der See. Irgendwann führt ein befestigter Waldweg von der Straße ab, dem wir folgen. „Bist du sicher, dass wir das tun sollten?“, will Sophie wissen, ich nicke entschlossen. „Morgen früh erinnert sich der Kerl vielleicht daran, was er ausgeplaudert hat, und wer weiß, vielleicht erkennt er mich. Würde mich wundern, wenn nicht. Und der nächste logische Schritt ist: alle seine Kumpane zu benachrichtigen, wo er uns gesehen hat. Also müssen wir schneller handeln als die.“ – „Du hast Recht. Und was tun wir dort?“, auf die Frage hin lächele ich finster. „Werden wir mal sehen. Informationen sind natürlich wichtig.“ – „Und wie wollen wir da reinkommen?“ – „Da habe ich schon eine Idee.“, nachdem ich meine Idee erläutert habe, scheint die Braunhaarige amüsiert zu sein. „Das könnte sogar klappen, und es klingt lustig.“, ich nicke und sehe nach vorn, es gibt nur noch vereinzelt Beleuchtung. Irgendwann kommt die im Mondlicht spiegelnde Fläche vom See der Kühnheit, und das passt sogar; kühn ist das, was wir vorhaben. „So, da vorn ist die Hütte.“, flüstere ich, wir werden vorsichtiger. Meine Begleiterin zögert. „Wenn sie dich kennen, wäre es nicht besser, wenn du das Risiko nicht eingehst?“ – „Hm. Hab ich auch dran gedacht, aber ich will dich nicht allein lassen.“ – „Wenn du Wasser kontrollieren kannst, mach dich doch unsichtbar! Der menschliche Körper besteht zu 60% aus Wasser, und das wäre sicher praktisch.“ – „Hm.“, das wäre eine gute Idee, aber bisher habe ich nur 100 prozentiges Wasser kontrolliert… bestimmt bräuchte ich viel mehr Konzentration, ich müsste das Wasser in meinen Zellen so manipulieren, dass sie kein Licht mehr brechen. Früher…
    „Hörst du das?“, unterbricht Sophie meine Gedanken, ich spitze die Ohren. Irgendjemand nähert sich. Aber von woher? Das Geräusch ist merkwürdig, es scheint von vorn und von hinten gleichzeitig zu ertönen. Schritte, die kleine Äste zerbrechen. „Was…“, zu spät erkenne ich, dass wir schon lange entdeckt worden sein müssen, niemand baut einen Außenposten am See, ohne ihn zu überwachen. Verdammt. Eine Hand packt meinen Arm, ich wirbele herum und bekomme ein feuchtes Tuch auf den Mund gedrückt. Es riecht betäubend nach Blumendünger, dann wird mir schwarz vor Augen. Wie durch einen Nebelschleier sehe ich Gras vor mir, ich liege auf dem Boden. Sophie stürzt ebenfalls, liegt neben mir. Dann schlafe ich ein. Direkt danach, so scheint es mir, wache ich wieder auf und finde mich auf einem Bretterboden wieder. Es riecht nach Möbelpolitur, vor mir kann ich einige Tischbeine erkennen, die eine Holzplatte stützen. Wozu sind die denn gut? Benommen schüttele ich den Kopf, was mache ich mir denn für Gedanken? Tischbeine sind doch was ganz Selbstverständliches. „M…Maria…bist du…wach?“, ich erschrecke, als ich Sophies kraftlose Stimme hinter mir wahrnehme. Es gelingt mir jedoch nicht, mich aufzurichten oder umzudrehen, ich kann meine Beine nicht bewegen. Ich spanne die Muskeln an, auch die Arme kriege ich nicht los. Meine Hände sind auf den Rücken gefesselt, irgendjemand hat meine Beine angewinkelt und die Fußknöchel an einer Schlinge befestigt, die um meine Taille gebunden ist. So komme ich hier ganz sicher nicht weg… wenn ich die Fesseln sprengen wollen würde, würde mir die Schlinge in die Hüften schneiden. Schlau ausgedacht. Und besonders bequem ist diese Körperhaltung auch nicht. „Ja. Was haben sie mit dir angestellt?“ – „Nichts, ich vertrage nur Betäubungsmittel nicht…das hält bei mir viel länger an als bei anderen Menschen.“, stöhnt sie, ich blicke mich um, soweit ich kann. Es sieht aus, als wäre diese Hütte aus nur einem Raum gebaut, eine kleine Kochzeile ist ebenso vorhanden wie mehrere Stühle und eben der Tisch. Dazu ein paar Regale und eine Matratze am Ende des Raums. „Sind wir drin?“ – „Ja…“ – „Hm. Mit Besuch habe ich heute Nacht nicht gerechnet.“, eine junge Frau tritt in mein Blickfeld. Sie trägt die Haare relativ lang, hat sie aus einem mir nicht bekannten Grund Türkis gefärbt und trägt eine silbrig glänzende Uniform mit einem gelben G auf der Brust. Sie legt irgendwas auf dem Tisch ab und scheint einen Gegenstand zu suchen, findet ihn kurz darauf und dreht das Deckenlicht ein wenig runter. Es wird schummriger im Raum. Dann beugt sie sich zu mir runter und dreht mich herum, sodass ich auf dem Rücken liege. Naja, eigentlich auf meinen Armen und Beinen, welche nun mein Gewicht tragen müssen. Ich ächze leise. „Tut mir leid, ich kenne euch nicht, aber ich würde zu gern wissen, was zwei junge Frauen zu so später Stunde in die Nähe dieser Hütte treibt. Darum…“, ich kann den Gegenstand erkennen, den sie gesucht hat, es ist eine Spritze, die mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt ist. Das Zeug möchte ich auf keinen Fall injiziert kriegen, ich konzentriere mich auf die Spritze und versuche, den Wasseranteil darin gefrieren zu lassen. Doch das Betäubungsmittel blockiert meine mentalen Fähigkeiten, ich kriege es einfach nicht hin. Die Nadel sticht in meinen Oberarm, ich frage mich, wo Sophies Jacke abgeblieben ist, es fühlt sich an, als würde flüssiges Eis durch meine Adern fließen. Gift kann es nicht sein, dagegen bin ich immun. „Wie ist dein Name?“, fragt die Galaktikerin mit sanfter Stimme, ich will zur Seite gucken und nichts sagen, doch mein Mund öffnet sich automatisch. „Maria Jou.“, höre ich mich sagen. Was zum Geier hat die mit mir gemacht?
    „Oh.“, erwidert sie nur und sieht nachdenklich aus. „Was für ein Zufall. Gerade, als sich das Hauptquartier fragt, ob du wohl auch überlebt hast…“ – „Also wart ihr das mit der Bombe?!“, fahre ich sie an, sie hält den Zeigefinger an meine Lippen. „Sei still.“, und sie schließen sich von allein. Ich versuche, den Mund zu öffnen, aber es geht nicht! „Ich befehle dir, von niemandem Befehle anzunehmen als von mir, bis ich etwas anderes sage.“, flüstert sie dann, hinter meiner Stirn fällt ein imaginärer Riegel. Sowas hatte ich doch schon mal… sieht aus, als hätten die Typen dazu gelernt. „Gut, dann muss ich nur noch auf den Officer warten, und anschließend wirst du mir alles erzählen, was ich wissen will.“, die Frau steckt die Spritze zurück in den Behälter auf dem Tisch, dreht sich zu mir um und bindet mich los. Meine Glieder sind fast alle eingeschlafen, es kribbelt überall, doch es tut gut, sich wieder richtig bewegen zu können. „Setz dich an den Tisch. Und bleib da still sitzen.“, gehorsam stehe ich auf, ziehe den Stuhl zurück und nehme Platz, während die Uniformierte die Hütte verlässt. Ein wenig Zeit vergeht. „Was ist los…“, fragt Sophie, sie kommt langsam aber sicher zu sich. „Kannst du nicht sprechen?“, ich schüttele stumm den Kopf, halte mühsam die Tränen zurück. Das ist mehr als demütigend. Wenn ich freikomme werde ich es ihr zurückzahlen. Zum Glück würde der Officer, von dem sie geredet hat, lange brauchen, ich weiß, dass er gerade nicht im besten Zustand ist. Die Braunhaarige macht seit einigen Minuten komische Bewegungen, sie ist genauso gefesselt, wie ich es war. Auf einmal reißt irgendwas, ich kann jedoch nur aus den Augenwinkeln sehen, was Sophie da treibt. Ihre Hände sind befreit! Mit schnellen Bewegungen hantiert sie an ihren Fußfesseln herum, es sieht aus, als hätte sie einen scharfen Gegenstand gefunden, an welchem sie ihre Fesseln aufgescheuert hat. ‚Schneller, schneller! ‘, denke ich, doch es dauert fast 20 Minuten, bis sie endlich erfolgreich ist. In der Zeit ist die Betäubung aus unseren Körpern gewichen, der Blick, mit dem sie mir in die Augen sieht, als sie frei ist, sprüht vor Energie. „Wie soll ich dich denn hier wegkriegen? Tragen vielleicht? Ach nein, ich hab eine Idee.“, sie sieht sich aufmerksam um. „Keine Kameras im Hauptraum…“, murmelt sie, mir geht ein Licht auf. Sie will den Plan einfach weiter durchziehen! Klar, wir haben einige Komplikationen beim Start gehabt, aber sie will sich nicht entmutigen lassen. „Ich bin sicher, draußen ist irgendwo der Zugang zum eigentlichen Gebäude, welches unter der Erde liegt.“. Wie kommt sie denn darauf? Die Antwort liefert mir die Polizistin gleich hinterher. „Du kannst dich nicht umdrehen, aber hinter dir ist eine Art Steuerpult. Da führen mehrere Rohre in den Boden, ich bin sicher, das ist die Belüftungsanlage. Also, wir befreien dich und suchen dann einen Weg runter, oder?“, ich will ihr sagen, dass sie die Spritze klauen soll, damit wir sie benutzen können, doch ich kann meinen Mund noch immer nicht öffnen. Wie lange hält dieses Zeug an? Sie muss es tun, bevor die Galaktikerin wiederkommt!
    Zum Glück kommt sie von selbst auf diesen Gedanken, den kleinen Metallbehälter zu öffnen, der auf der Küchenzeile steht, flink wie eine Diebin nimmt sie die Spritze heraus und füllt sie neu auf. „So, und damit kriegen wir heraus, wie man da runterkommt.“, sagt sie zufrieden. Dann tritt sie aus meinem Blickfeld und rüttelt, den Geräuschen nach zu urteilen, an der Türklinke, doch sie lässt sich nicht öffnen. „Hätte ja klappen können.“
    Wenig später hören wir Schritte, die näherkommen, die Tür geht auf und die Frau von vorhin steht wieder vor uns. „Wie hast du dich befreit?“, will sie erstaunt wissen, dann fällt ihr Blick auf den offenen Kasten und dann auf Sophie. „Nein! Maria, halt sie fest!“, befiehlt sie, ich drehe mich ein wenig herum, komme an die Braunhaarige glücklicherweise nicht heran. „Du darfst aufstehen! Los jetzt!“, ich folge dem Befehl und wende mich meiner Gefährtin zu, welche hektisch nachzudenken scheint. Ich packe sie am Arm. „Gut, und jetzt nimm ihr die Spritze ab.“ – „Ich werde mich nicht wehren, Maria, wir kriegen dich hier schon raus.“, flüstert mir Sophie zu, als sie mir die Kanüle freiwillig in die Hand gibt. „Bring sie her.“, ich beginne langsam, diese sanfte Stimme zu hassen, weil ich nicht anders kann, als zuzusehen, wie mein Körper ihre Befehle ausführt. Bilder blitzen durch meinen Kopf, wie die Galaktikerin aussehen wird, wenn ich mit ihr fertig bin. Ich stehe vor ihr, Sophies Hand in der Linken, die Injektionsspritze in der Rechten. Die Braunhaarige lacht leise. „Was ist so lustig? Ihr seid meine Gefangenen, und ich habe Maria Jou als Marionette. Mich hält so schnell niemand mehr auf.“ – „Oh, da irren Sie sich. Im Namen der Sinnoh Polizei nehme ich Sie fest wegen Kidnapping, verbrecherischer Aktivität, Nutzung illegaler Drogen und der Nichteinhaltung des Naturschutzes vom See der Kühnheit.“, es folgt eine kleine Stille, dann lacht unsere Gegnerin los. „Eine Festnahme? Ich glaube, ich habe meine Position nicht klar ausgedrückt. Ich…“ – „Oh, doch, klar haben Sie das. Aber ich sehe sehr oft, wie Gangster in einem vermeintlich wasserdichten Plan ein gravierendes Loch freilassen.“ – „Und welches wäre das?“, ihre Stimme ist wachsamer geworden, sie sieht von mir zu Sophie. Dann dämmert ihr etwas. Sie hat mir nicht befohlen, ihr nichts zu tun, ich muss ihr zwar gehorchen, aber das bedeutet nicht, dass ich sie nicht angreifen darf. Sie öffnet den Mund, doch ich bin zu schnell für sie. Die Hände kann ich nicht benutzen, weil ich die Spritze und Sophie festhalten muss, doch meine Beine sind sowieso stärker. Ich spanne die Muskeln an. Der erste Tritt zielt auf ihr linkes Bein, sie darf nicht dazu kommen, mir andere Befehle zu geben! Sie stürzt mit einem Aufschrei zu Boden, fängt sich mit den Händen mehr schlecht als recht ab. Den Knacken nach zu urteilen ist das Bein gebrochen. „Sieht so aus, als würde Maria Ihnen nicht mehr gehorchen.“, meint Sophie. „U-unmöglich! Ahhhh! Mein Bein! Ich habe ihr befohlen, auf mich zu hören, bis ich etwas anderes sage! Maria…“ – „Tja, Sie haben gerade „etwas anderes“ gesagt. Maria, ich befehle dir, nicht mehr auf diese Frau zu hören!“, ich spüre, wie sich ein Riegel hebt und ein anderer senkt, und bin erstaunt. Die Polizistin hat blitzschnell geschaltet und diese komische Droge gegen unsere Feindin verwendet. Unter uns starrt uns die Galaktikerin nur ächzend an, in ihren Augen lese ich, dass sie weiß: sie hat verloren. Lächelnd lasse ich Sophie los, sie reibt sich den Arm. „Und du darfst sprechen.“, fügt sie hinzu. „Danke.“, erwidere ich. Was tun wir jetzt am besten mit ihr? Das Mittel an ihr austesten oder sie durch Schmerzen gefügig machen? Mein Blick fällt auf ihr Bein, und mir kommt eine Idee. Ich schnappe mir die Spritze, entferne den Verschlussdeckel und beuge mich zur Galaktikerin herunter. Und wenn ich eine Vene erwische? Ich schiebe den Gedanken beiseite und suche exakt dieselbe Stelle, an der ich den Stich gespürt habe. Die Nadel gleitet leicht in ihren Arm, nach kurzem Zögern drücke ich auf den Schubbolzen oben.
    „Nein!“ – „Doch, wir haben nämlich vor, in euer kleines Versteck reinzukommen. Sag mir, wie das geht.“, verlange ich, ihre Augen werden irgendwie blass, verschleiert, als wäre ein Vorhang hinter ihnen zugegangen. Mir läuft ein Schauder über den Rücken, sehen meine genauso aus? Sophie legt mir eine Hand auf den Rücken, diese Geste spricht Bände. Ich schüttele leicht den Kopf. Meine Gefangene öffnet den Mund. „Draußen hinter der Hütte ist ein falscher Baumstamm. Er sieht aus wie eine Eiche, hat jedoch einen Kastanienzweig auf Kopfhöhe. Wenn man diesen Zweig herauszieht, öffnet sich ein Mechanismus, der den Fahrstuhl im Baum freigibt.“ – „Vielen Dank. Ach, und bevor wir gehen…“, mal schauen, mir muss etwas einfallen, womit wir den Officer ablenken können. Also drücke ich ihr die Spritze wieder in die Hand. „Wenn der Officer kommt, wirst du ihm das Zeug hier spritzen, und ihm befehlen, er soll sich an den Tisch setzen und da bleiben, kapiert? Und bis er da ist, kannst du ja mal die Fesseln wegräumen, die sehen nicht besonders dekorativ aus. Wenn du damit fertig bist, setz dich meinetwegen auf den Boden und beweg dich nicht. Ihm zu sagen, was hier los war, und wo wir sind, ist dir verboten.“ – „Aber ihr Bein…“, fängt Sophie an, ich dränge aufkommendes Mitleid sofort zurück. Die Galaktikerin schluchzt und macht sich an die Arbeit. „Ich weiß.“, danach verlasse ich die Hütte. Den Baum zu finden ist im nächtlichen Wald gar nicht so leicht, zum Glück spendet der Mond ein wenig Licht. Ich finde den Ast nach zirka 10 Minuten, ziehe ihn heraus, der Baumstamm hat gut 2 Meter Radius, ist insgesamt 4 Meter dick. Eine schmale Tür öffnet sich darin, es sieht aus wie eine kleine Höhle mit Metallboden. Es gibt an der Wand nur 2 Knöpfe, einen mit einem nach oben weisenden Pfeil, und einen, der nach unten zeigt. Ich drücke auf „runter“, und stelle mich in den Baum. „Schnell!“, zische ich, als Sophie zögert. „Aber es ist so eng…“ – „Wir haben nicht viel Zeit, hier könnte es bald noch mehr von denen geben.“ – „Du hast Recht.“, nun nickt sie und quetscht sich ebenfalls in den Fahrstuhl, sodass wir Bauch an Bauch stehen. Der Baum schließt sich, dann fühlt es sich an, als würde ich ruckartig in die Tiefe sacken; die Mechanik ist in Gang gesetzt worden. Mir läuft es heiß den Rücken herunter. „Hm. Und wenn unten noch welche davon sind?“ – „Da bin ich sogar sicher.“, meint die Braunhaarige und sieht mir in die Augen. Dann zeigt sie auf meine Aufmachung. „Wo ist meine Jacke?“ – „Weiß ich leider nicht, die muss ich irgendwie verloren haben, als wir gekidnappt wurden.“ – „Ich wollte eh eine neue.“, lacht sie.
    „Die Frau in der Hütte…“, Sophies Stimme ist wieder leiser, ich sehe sie an. „Ich weiß, was du sagen willst. Aber es ging nicht anders. In diesen „Held-gegen-Gangster“-Geschichten entwickeln die Gangster immer ein absurdes Selbstvertrauen, weil sie denken, der Held oder die Heldin würde ihnen nichts tun. Ich hasse es, unterschätzt zu werden, darum mache ich ihnen von vornherein klar, mit wem sie es zu tun haben.“ – „Verstehe.“, antwortet sie und sieht nachdenklich aus. Ich schaue zur Seite. Hoffentlich versteht sie es… ich würde sie ungern verlieren, sie ist mir in den letzten Stunden immer mehr ans Herz gewachsen. Die Fahrstuhltür öffnet sich, Sophie blickt über die Schulter und tritt rückwärts aus dem Schacht, und ich folge ihr. Vor uns liegt eine Art Labor, bestehend aus mehreren, weitläufigen Räumen. Sterile Metalltische stehen in regelmäßigen Abständen verteilt in dem Raum, in welchem wir uns befinden, von hier aus gehen 3 Türen ab: eine rechts, eine links, eine vor uns, sie sind aus Stahl, äußerst dick und haben kleine Sichtfenster. An den Wänden stehen komplex aussehende Schaltpulte, die irgendwas überwachen. Und außerdem ist der Raum komplett menschenleer. „Wie sieht der nächste Schritt aus, Sophie?“, höre ich die Polizistin zu sich selbst murmeln, sie geht zielstrebig zu einem der Tische herüber und durchsucht die darauf liegenden Unterlagen. Davon gibt es mehr als genug, manche der Tische sind über und über mit Papier bedeckt. Wissenschaftliche Daten stehen darauf, mit denen ich nichts anfangen kann, wie ich merke, als ich mir einige davon durchlese. Plötzlich klingelt ein Telefon irgendwo rechts von mir, ich schrecke zusammen. Knackend erwacht ein Lautsprecher irgendwo im Raum zum Leben. „Geh bitte ran, ich bin gerade beschäftigt! Ist das okay, Lara?“, es knackt wieder, dann herrscht Stille. Lara? Ist das die Frau, die oben in der Hütte sitzt? War sie mit der Wache dran? Ich muss gehorchen, nehme den Hörer ab. „Galaktik-Versteck Kühnheitssee, was kann ich für Sie tun?“, sage ich mit gedämpfter Stimme. „Machst du mal wieder Scherze, nein, Witze. Machst du Witze, Venus? Sehr amüsant, aber. Nein! Ich wusste nicht, dass du schon wieder dort, also, da bist. Lief die Reise glatt?“, sprudelt es mir entgegen. Erstaunt sehe ich den Hörer an. Wer auch immer das ist, er hat zwei Probleme, erstens scheint er zu denken, ich sei „Venus“, und zweitens kriegt er keinen Satz auf die Reihe, im dem er sich nicht verbessert oder neu anfängt. Was für ein komischer Kauz! Ich beschließe, mitzuspielen. „Klar war die erfolgreich. Hältst du mich für ein Kleinkind?“ – „Himmel, nein! Ich wollte nur sicherstellen, sichergehen, dass. Dass du wohlbehalten angekommen bist. Maynard hat noch ein wenig geplaudert, als, weil, nein, als du weg warst, es scheint, als hätte die Bombe. Wirkung, gezeigt! Seine Tochter ist ein Schatz, ist sehr wertvoll für ihn, das ist seine Schwachstelle!“ – „Gut. Hier ist gerade nichts los, hast du nicht noch eine kleine Aufgabe für mich?“ – „Eine Aufgabe, hm. Lass mich unterlegen, überlegen… du könntest die Blaupausen nach Ewigenau bringen, die werden gebraucht.“ – „Puh… da muss ich erst einmal suchen. Du glaubst gar nicht, was das für ein Saustall hier ist. Kaum bin ich mal ein paar Tage nicht da…“ –„ Du, du? Du warst noch nie am See der Kühnheit, treibst du wieder deine Späße mit mir?“, Mist, verschätzt. Ich beiße mir auf die Lippe. „War nur ein Witz. Aber ehrlich, die Typen hier können keine Ordnung halten.“ – „Schau im Tresor, da. Da sollten sie drin sein!“ – „Gut. Ich habe Lust, ihn aufzubrechen.“ – „Nein! Um Himmels Willen! 34-91-13 ist die Kombination, das ist doch nicht zu schwer für dich. Was ist nur heute los mit dir?“ – „Nichts, nichts. Bin nur merkwürdig aggressiv gerade, tut mir Leid. Ich hasse Unordnung!“ – „Das ist unter…nein, verständlich, ich werde dem Boss Bescheid geben, dass er mal ein Machtwort spricht, sprechen wird. Wir sehen uns in zwei Wochen am Kraterberg!“ – „Wir sehen uns… ich freu mich schon drauf.“, den letzten Teil sage ich erst, als ich aufgelegt habe, es klingt, als wäre das ein hochranginger Galaktiker gewesen. Wenn ich den in die Finger kriege! „Du hättest mich das tun lassen sollen, hätte der da was rausgekriegt, wärs um dich geschehen gewesen!“, besorgt kommt Sophie herüber. Ich nicke. „Zum Glück scheint meine Stimme genauso zu klingen wie die von einer Frau namens Venus…welche übrigens bald hier auftauchen könnte. Und außerdem konnte ich nicht anders, das, was da aus dem Lautsprecher kam, war ein Befehl für mich. Hast du hier irgendwo einen Safe gesehen?“ – „Bisher nicht, denkst du, wir haben Zeit, ihn zu suchen?“ – „Hm. Einen Versuch ist es wert, scheint, als wären diese Blaupausen wichtig für die Typen.“, ich gehe zu einer der Türen herüber und spähe durch das kleine Sichtfenster. Dann drehe ich mich wieder um. „Und sei vorsichtig, dieses Zeug, was sie mir gespritzt hat, ist gefährlich. Befiehl mir am besten, nur auf dich zu hören, und zwar, solange das wirkt, sonst wird das wieder gegen uns benutzt.“ – „Gute Idee. Also, ähm, ich befehle dir, solange, wie du gezwungen bist, zu gehorchen, niemandes Befehle auszuführen außer die meinen.“ – „Danke.“, antworte ich, als ich ein drittes Mal diesen Riegel fallen spüre. Ich weiß nicht, es ist wie eine Art Klicken hinter der Stirn. Dann wende ich mich wieder der Tür zu. „So, dann wollen wir mal.“
    //
    Herzhofen, Grande-Hotel
    „Lass den Kopf nicht hängen.“, Rocky sitzt in einem Sessel an der Wand von Lees Zimmer, ein T-Shirt und einen Rock am Leib, der Blonde hat sich auf dem Bett niedergelassen. „Gar nicht so leicht, Officer. Ich weiß nicht mal, wo sie ist.“ – „Ich weiß nicht, ob es dich aufmuntert, aber eine Polizistin ist bei ihr. Sie kann gut kämpfen, und sie wird vermutlich sogar einmal meine Nachfolgerin.“ – „Woher wissen Sie das?“ – „Mir wurde gesagt, dass Sophie die einzige Beamtin ist, die nicht mehr im Gebäude gefunden wurde.“. Lee sieht aus dem Fenster, es ist stockdunkel draußen. Die letzten Stunden waren hart gewesen, er fühlt sich ohne Maria nicht wie er selbst. Am Nachmittag war der Rest des Teams aufgetaucht, mitsamt der Polizistin mit den türkisfarbenen Haaren, und im Pokémoncenter war ein provisorisches Polizeipräsidium errichtet worden. Der Zentralrechner von Sinnohs Polizei liegt tief in der Erde, dem ist nichts passiert, diese Information war die erste, die Rocky haben wollte, als sie auf einmal in Herzhofen aufgetaucht war, erinnert sich Lee. Hagane, Tai und die anderen sind momentan irgendwo in der Stadt auf Achse, immer in Bewegung, damit nicht noch etwas Schlimmeres passieren kann. Bedrückt sieht der Eisbrecher sich um. Das Zimmer war ihm gestern noch hell und geräumig vorgekommen, nun jedoch, da eine Hälfte seines Ichs zu fehlen scheint, wirkt es eher beklemmend und unwirklich. „Ich glaube aber, dass sie weiß, dass wir noch hier sind.“, murmelt er, mehr zu sich selbst als zu Rocky sprechend. „Sophie besitzt ein Kirlia, wieso sind sie dann noch nicht wieder hier?“, gibt Rocky zu bedenken. „Weiß ich nicht, aber es muss einen Grund geben.“ – „Ich kenne deine Freundin kaum, aber in meinen Akten steht, dass sie immer genau weiß, was sie tut. Darum vertraue ich den beiden einfach.“ – „Was werden wir jetzt tun?“ – „Exakt das, was ich eigentlich mit euch vorhatte. Wir werden Team Galaktik und Team Rocket dort treffen, wo es schmerzt. Dazu brauchen wir allerdings zuerst Informationen, wie genau wir das anstellen können, doch dafür ist es heute Abend zu spät… morgen früh werden wir Genaueres besprechen. Fürs Erste müssen wir uns ausruhen. Gute Nacht, Lee.“, wünscht die Polizistin und erhebt sich. „Gute Nacht.“ – „Wie gesagt, ihr wird nichts passiert sein.“, mit einem aufmunternden Nicken verlässt Rocky den Raum und lässt Lee allein zurück. „Dort treffen, wo es schmerzt, hm?“, nachdenklich blickt Lee aus dem Fenster. Immer wieder sieht er vor seinem inneren Auge die Momente vor der Explosion, Maria, total blass, wie sie zur Tür herausgeht und offenbar kaum noch stehen kann. Dann ein merkwürdiges Gefühl, als würde er sie lange Zeit nicht wiedersehen, und dann Schwärze… „Sie wird das schon schaffen, ich darf nicht den Mut verlieren.“
    //
    See der Kühnheit
    Im Labor sind nicht viele Galaktiker postiert, es ist uns ein Leichtes, in den dritten Raum zu gelangen, ohne gesehen zu werden. „Hey, pass mal kurz auf!“, zische ich, auf einer Stuhllehne hängt ein weißer Arztkittel. Momentan hocken wir beide im Schatten eines Schreibpults an der Wand, ein forschermäßig gekleideter Kerl kommt durch die von uns aus gesehen linke Tür, es zischt, als sie sich öffnet. Auf einem Tisch durchwühlt er die Unterlagen, nimmt eine Mappe mit und geht wieder in den Raum, aus dem er gekommen war. Ich sehe mich um, husche zu dem Stuhl herüber und schnappe mir den Kittel. „Passt der denn?“, will Sophie wissen, ich brauche ein wenig, um ihn anzuziehen. Tatsächlich ist das Kleidungsstück ein wenig eng oben herum, ich mache die oberen Knöpfe auf. „So passt das. Ich wollte nicht die ganze Zeit halb nackt rumlaufen, denke, es ist entschuldbar, wenn ich mir den ausleihe.“ – „Bestimmt.“, lächelt die Braunhaarige, dann zückt sie eine kleine Kamera und fotografiert das Labor ein paar Mal. „Für die Akten.“ – „Hm. Ich habe gerade gedacht, wie es wäre, wenn wir den Laden hier auseinandernehmen.“, sie sieht mich erstaunt an. „Wie bitte? Ähm…ich weiß nicht, vielleicht wäre das gut so, um zu verhindern, dass hier noch weitere Verbrechen geplant werden…“ – „Das nehm ich als ja. Aber die Blaupausen will ich.“, mit diesen Worten stehe ich auf und schaue durch das Sichtfenster der Tür, durch die der Kerl eben verschwunden ist. „Da steht nur der von eben, ich glaube, der ist allein hier.“ – „Okay. Und siehst du auch den Tresor?“ – „Nein, leider nicht…warte! Der geht zu so einem Schrank herüber, mit der Mappe, die er geholt hat. Er klappt den Schrank auf. Mist, die Tür ist im Weg, ich sehe nicht, was er macht!“, enttäuscht drehe ich mich um, doch dann fällt mir etwas ein. „Naja, die Kombination kennen wir, wenn da jetzt der Safe drin ist, ist die Sache geritzt.“ – „Gut.“, meine Gefährtin steht auf und stellt sich schräg hinter mich, einen Pokéball in der Hand. „Bereit?“, flüstere ich, sehe ihr in die Augen. „Bereit.“, gibt sie, ebenso leise, zurück, ich drücke einen Hebel an der Tür herunter. Mit einem Zischen öffnet sie sich. Der Mann fährt auf und greift sich an die Brust. „Lara, musst du mich jedes Mal so erschreck… wer seid ihr?“ – „Mein Name ist Maria Jou… dein schlimmster Albtraum.“, flüstere ich, muss dabei an Lilith denken. Ihre Art bringt die meisten dazu, schleunigst die Flucht zu ergreifen, ich hoffe, ich habe ihren Ton einigermaßen getroffen. Sophie neben mir lächelt freundlich. „Und ich bin die neue Praktikantin.“ – „Du…deine Augen! Du hast die Droge im Körper. Nimm die Hände hoch! Keiner rührt sich!“, ruft er mit zittriger Stimme, scheinbar hat mein Auftritt Wirkung gezeigt. „Schluss mit den Spielchen.“, meine Geduld ist am Ende, ich trete zu dem Schrank aus weißem Aluminium herüber und öffne ihn. Der Safe nimmt den gesamten Platz ein, ein Tastenfeld auf Brusthöhe erregt mit seinem roten Blinken meine Aufmerksamkeit. „Los, Kirlia. Halten wir unseren Freund hier ein wenig in Schach.“, hinter mir wird es still, ich nehme an, dass der Forscher jede Gegenwehr eingestellt hat. Schnell gebe ich die Kombination ein, klickend öffnet sich ein Fach weiter oben, in welchem mehrere blaue Plastikmappen liegen, sie sind in durchsichtiges Plastik eingeschweißt. Sie fühlen sich kühl an, als ich sie herausnehme. „Ihr habt…keine Ahnung, mit wem ihr euch anlegt.“, stammelt der Forscher, ich sehe ihm in die Augen. Er sieht mich angsterfüllt an, ich fange an, mich zu fragen, wie meine Augen wohl auf andere gerade wirken müssen.
    „Sind das Blaupausen? Ich kenn mich nicht aus.“, ich halte Sophie eine der Mappen hin, durch das Plastik erkennt man weiße Striche auf blauem Papier, allein von der Farbe her würde ich sagen: wir haben sie. „Was machen wir mit dem hier und den beiden, die oben liegen?“ – „Ihr habt Lara…“ – „Ruhe.“, mein Blick lässt ihn verstummen. „Mitnehmen wäre eine Option. Kirlia kriegt das mit dem Teleport sicher hin.“ – „Gut, so machen wir das. Und jetzt nichts wie raus hier. Mitkommen.“, das letzte Wort richte ich an den gefangenen Galaktiker. Wenig später stehen wir vor dem Fahrstuhl, ich warte, bis er sich reingestellt hat, und stelle mich dann dazu. Mir fällt auf, dass er ungefähr mittleren Alters sein muss, obwohl ihn die Arbeit sichtlich mitnimmt: tiefe Falten um Augen und Mund verraten die vielen Stunden, die er schon an Orten wie diesem verbracht haben muss. Er versucht krampfhaft, mir nicht in die Augen zu sehen, als wir dicht an dicht in dem engen Fahrstuhl stehen, oben angekommen warte ich auf Sophie, die kurz darauf ebenfalls erscheint. Hinter uns verschließt sich der Stamm wieder, in der Hütte wartet Lara –unfreiwillig- auf uns. „Sieht so aus, als wäre euer Officer noch nicht da.“ – „Lara! Dein Bein…“, dem Labortypen fällt die merkwürdige Haltung auf, er wendet sich zu mir um. „Was habt ihr getan?“ – „Nichts was von Belang wäre. Lara, halt dich an Kirlia fest. Sie auch!“, weise ich die beiden an, widerwillig stellt sich der Mann neben die Galaktikerin. Dann verlasse ich die Hütte wieder. „Maria, was hast du vor?“, höre ich Sophies Stimme von drinnen. „Ich versenke das Labor.“ – „NEIN!“, brüllt der Mann, ich höre, wie er versucht, mich aufzuhalten, doch Sophies Kirlia hält ihn mit Konfusion fest. „Da sind unschätzbar wertvolle Daten drin! Die kannst du nicht zerstören!“ – „Ich kann und ich werde.“ – „BITTE! Der Boss würde mich…“, ich lege den Kopf schief. Unschätzbar wertvolle Daten? Eventuell etwas, was für uns nützlich wäre? Ich richte eine Hand auf den See, bewege sie langsam in Richtung des Baums. Eine Wassersäule steigt durch meine Kraft empor, es sieht aus, als würde ein riesiger, schimmernder Tentakel aus dem See wachsen. Er umschließt den Baum, ich balle meine Hand zur Faust und stelle mir genau vor, was passieren soll. Es knackt laut, das Wasser gefriert, eine eisige Ummantelung bleibt zurück. Dann beschreibe ich einen Halbkreis in der Luft, das restliche Wasser fließt in den See zurück. Jetzt sollte es den Galaktikern schwerfallen, ihre Daten selbst zu sichern, und wir haben Zeit, bis eines der Polizeipräsidien sich darum kümmert.
    Zufrieden kehre ich in die Hütte zurück. „Ich habe gesagt, Ruhe!“, fahre ich den immer noch zeternden Forscher an, er leistet dem hastig Folge. Danach lege ich meine Hand auf Sophies Arm, sie nimmt ihr Kirlia bei der Hand. „Teleport nach Weideburg, vor das Polizeipräsidium.“, das Psychopokémon summt leise, dann schließt es die Augen und mein Körper beginnt, zu kribbeln. Ich kenne dieses Gefühl. Kurz muss ich blinzeln, als ich mich danach umsehe, merke ich, dass wir schon da sind. Wir stehen genau vor dem Haupteingang der örtlichen Polizei, ein paar Nachtschwärmer um uns herum werfen uns Blicke zu, ich lasse Sophies Kirlia wieder los. Officer Rocky scheint nicht damit gerechnet zu haben, uns so schnell wiederzusehen, ich gebe ihr eine Wegbeschreibung, damit sie am nächsten Morgen mit ihren Leuten das Versteck unter die Lupe nehmen kann, und lasse die beiden Galaktiker in ihrer Obhut. Ein Teil des Eises sollte bis dahin getaut sein, aber ich rate ihr, ein paar Feuerpokémon mitzunehmen. Nachdem das also erledigt ist, machen Sophie und ich uns auf den Weg zu einer kleinen Pension, die uns empfohlen wurde, ich habe den Kittel aus dem Labor als Beweisstück bei Rocky gelassen und im Gegenzug das dunkelblaue Hemd einer Polizeiuniform als provisorisches Top bekommen. Es gehört jedoch einem Officer, der ein wenig massiver gebaut ist als ich, darum ist es viel zu weit. Morgen würde ich etwas anderes suchen müssen. Die Braunhaarige lacht leise. „Was ist?“ – „Irgendwie komisch. Wir haben heute genau das gemacht, worum Rocky uns gebeten hat.“, ich denke nach. „Du hast Recht. Und das nur wegen dieses Glückfalls im Restaurant. Stell dir vor, wir schaffen es, die Teams zu zerschlagen, weil wir diese Blaupausen mitgenommen haben! Der Boss von denen müsste dann nur diesen Kerl mit seinen Energydrinks bestrafen, weil er Schuld ist.“ – „Ja! Haha!“, Sophies Lachen erinnert mich an einen plätschernden Fluss, es klingt schön. Die Blaupausen, die wir aus dem Labor haben mitgehen lassen, befinden sich momentan in Sophies Tasche, wir wollten das Risiko nicht eingehen, dass irgendjemand herausfindet, wo sie sind, und das Präsidium in Weideburg auch noch zerlegt, haben sie deshalb nicht in Rockys Obhut gelassen. Sie hat alle Blaupausen eingescannt und in den Zentralrechner der Polizei kopiert, das sollte für deren Zwecke reichen. Das Original darf unter keinen Umständen in die Hände der Galaktiker in Ewigenau fallen. In Ewigenau…da war ich vor einiger Zeit auch, eine schöne Stadt. Wir machen auf dem Weg auch einige Späße über den Anrufer, wer auch immer das war, ihm gegenüberzustehen dürfte unterhaltsam werden. „Als hätte die Bombe. Wirkung, gezeigt!“, imitiere ich das merkwürdige Sprachmetrum des Typen, es ist gar nicht so leicht, die Worte so falsch zu betonen, wie er es tat. Sophie schüttelt lachend den Kopf, dann jedoch wird sie ernst. „Maynard, hat er gesagt… das ist der Vater von Rocky.“ – „Ich weiß. Wo auch immer der Anrufer steckt, er hat ihren Vater in der Gewalt.“ – „Hast du die Vorwahl erkannt, als das Telefon geklingelt hat?“ – „Nein, tut mir Leid… es war nur ein Hörer zum Abnehmen da, kein Display.“ – „Wir müssen ihn ebenfalls retten, das steht fest, wer weiß, zu was sie Rocky sonst zwingen können, wenn sie ihren Vater als Geisel haben?“ – „Das ist ein großes Problem… aber momentan wüsste ich nicht, wie wir den Standort herauskriegen wollen. Ich würde sagen, zuerst gehen wir nach Ewigenau.“ – „Das ist weit!“ – „Ja, aber andere Anhaltspunkte haben wir nicht, und außerdem bin ich sicher, dass Rocky ähnlich vorgehen wird. Genau diese Art von Taktik hat sie im Kopf.“, wir sind an der Pension angelangt. Das Gebäude scheint sich zwischen zwei wesentlich höheren Häusern zusammen zu kauern, doch für die eine Nacht reicht es. Ich hab schon unbequemer geschlafen. An der verrauchten Rezeption steht ein müder Angestellter mit dunkler Hautfarbe, ich halte die Lider möglichst halb geschlossen, an diese Augen würde er sich sonst später erinnern… und falls ihn jemand ausfragt wäre das ungünstig. Er reicht Sophie die Schlüssel und scheint wieder ein wenig motivierter zu sein, als wir links von seinem Tresen die Treppe nach oben nehmen. Das Zimmer liegt direkt hinter dem Treppenabsatz, ich schließe auf, wir finden uns in einem gemütlichen aber kleinen Raum wieder, in welchem zwei Kommoden, zwei Schränke und zwei Betten stehen. Seufzend ziehe ich das Hemd aus und lasse mich auf das nähere Bett fallen. Kein Lee, keine Zahnbürste, kein gar nichts… diese Nacht würde hart werden. Sophie geht für einige Minuten in das- zum Glück vorhandene- Badezimmer. „Ich hätte an den Kulturbeutel denken sollen!“, rufe ich ihr durch die leicht geöffnete Tür zu. „Ich auch! Leider habe ich nur die Handtasche dabei, aber einmal komme ich auch so klar.“, sie kommt wieder heraus, hat sich bis auf die Bluse und den Rock ausgezogen. Ich komme nicht umhin zu bemerken, dass sie nicht schlecht gebaut ist, auch wenn sie wahrscheinlich mehr für Büroarbeit gemacht scheint. Für Einsätze oder sowas wirkt sie…zu zart, wenn ich das so ausdrücken kann. Die Polizistin stellt ihre neuen Turnschuhe neben das Bett, legt sich darauf und schließt die Augen. Nachdenklich verschränke ich die Arme hinter dem Kopf. Was jetzt? Wie ich einschlafe, merke ich kaum.


    30.6.2009


    „Hey, Zeit zum Aufstehen.“, eine sanfte Stimme weckt mich. „Issesschomorgm…?“, frage ich nuschelnd und öffne ein Auge. Erst erkenne ich das Zimmer nicht, in welchem ich mich befinde, dann fällt mir ein, dass wir ja in der Pension wohnen. „Ja, los, steh auf! Die Sonne scheint!“, mühsam mache ich auch das zweite Auge auf, merke, dass ich schon auf den Beinen bin… die Droge wirkt also immer noch. „Oh, tut mir leid! Mist, das wusste ich nicht.“, nun wirkt die vorher fröhliche Sophie eher betreten, als sie meine Augen sieht. „Es wirkt noch, nicht wahr?“ – „Glaubeschom…“ – „Naja, auf jeden Fall war ich schon einkaufen! Sieh dir das an!“, sie greift in eine Plastiktüte, die mir jetzt erst auffällt, und zieht eine dunkelblaue, langärmelige Bluse daraus hervor. „Damit du nicht nur damit rumlaufen musst. Ist nur provisorisch, ich habe mir gedacht, dass wir heute nach Herzhofen reisen, in meiner Wohnung sind noch einige Dinge, die ich abholen möchte. Und vielleicht hast du ja noch was im Hotel, und es besteht ja immer noch die geringe Möglichkeit, dass wir die anderen treffen.“ – „Aber keiner darf uns erkennen.“ – „Stimmt, sonst wüsste Team Galaktik sofort Bescheid. Darum habe ich das hier gekauft.“ – „Sonnenbrillen?“ – „Ja, ich war nur kurz in der Stadt, und sowas wie Perücken hatten die da leider nicht. Reicht das?“, ich denke kurz nach und komme zu demselben Schluss wie sie, ein wenig Tarnung muss sein, und sei sie noch so gering. Es wäre fahrlässig, wenn uns irgendwer, der uns nicht erkennen darf, sehen sollte. „Ja, du hast Recht. Gute Idee!“ – „Okay. Ich habe hier eine mit rotem Rand…“, ihr Blick wandert zwischen zwei Brillen hin und her. „Und eine mit blauem. Welche willst du?“ – „Die mit dem blauen Rand, das ist meine Lieblingsfarbe.“ – „Gut, du bist mittlerweile auch wach, wie ich sehe. Aber probier bitte erst die hier an, ja? Das soll kein Befehl sein!“ – „Schon klar. Danke.“, lächele ich meine Gefährtin an, und streife die Bluse über. Sophie betrachtet mich kritisch und zupft hier und da ein wenig an dem Kleidungsstück herum, während ich die Ärmel hochkrempele. Ich halte die Luft an; obenrum spannt die Bluse ein wenig. "Hm. Ich lass die oberen Knöpfe auf.", kurz darauf stehe ich im Bad, betrachte mein Spiegelbild im kleinen Spiegel über dem Waschbecken. Die schmale Nase, der, wie ich finde, etwas zu breite Mund, die von der komischen Droge veränderten Augen. Unter dem Nebelschleier kann ich das normale Dunkelblau erkennen. Irgendwie komme ich mir komisch vor, wie in einem Spionagefilm. Sonnenbrillen, Verstecken, das ganze Zeug… meine Cap wäre nützlich, doch die ist leider in Herzhofen geblieben. Was solls, vielleicht würde ich sie ja noch finden, wenn wir nachher dort sind. Und irgendwie bin ich gespannt, wie es wohl in Sophies Wohnung aussieht. Ich grinse meinem Spiegelbild zu, streiche die Bluse glatt und wende mich zum Gehen. „Unser Ziel: Herzhofen.“


    soo, ich hoffe, ihr hattet nicht zu viel langeweile beim lesen, wenn euch etwas auf dem herzen liegt, nur raus damit :) ich freue mich auf anregunden, beschwerden, fragen und das ganze zeug. bis zum nächsten mal,
    LG´s
    ~Kori~

  • YEAH!
    ich weiß, ich bin spät dran :D darum komm ich direkt zum Punkt xDD
    nun haben wirs also mit einer komplett neuen und überraschenden situation zu tun, und zwar sind die gangster zur abwechslung maria einen schritt voraus gewesen O:
    das präsidium ist zerstört, aber maria wäre nicht maria wenn nicht umgehen der gegenschlag erfolgte, n´est ce pas ! der kommt auch recht bald, nachdem in einem kurzen intermezzo eine ganze gaunerbande vernichtet wurde (hat der eine gangster nicht sogar fast gewürgt weil ihn die korrumpierbarkeit seines kollegen so anwidert? :D:D)
    so landet sie mit der netten polizistin zusammen am see der kühnheit, wo erneut die drogenfalle zuschnappt,die ich ja bereits kennenlernte... fieses zeug man O.O
    genial find ich auch die stelle im labor unten, wo direkt mal ein ranghohes mitglied der galaktiker reingelegt wird xDD uranus fiel, nein- ich meine doch .ging! ihr, ziemlich auf den leim! :D
    was mich beruhigt: die andren sind aus der explosion heil rausgekommen, und wiedermal bin ich tierisch gespannt wies weitergeht O:


    hier meine favoriten!


    Zitat

    Himmel, nein! Ich wollte nur sicherstellen, sichergehen, dass. Dass du wohlbehalten angekommen bist.


    wunderbares metrum xDD


    Zitat

    „Issesschomorgm…?“, frage ich nuschelnd und öffne ein Auge.


    cooles wort, wer kennt die situation nicht nä?


    weiteres wird nachgereicht O:


    achja, eine sache wäre da noch.. wo sind nur evas gorillas geblieben :D
    und was zur hölle ist der bedankomat Oo

  • Hey, danke für den Kommentar :)
    Ich bin oft genug spät dran, mach dir mal keine Sorgen deswegen xD ja, ich kann schonmal verraten, dass es leider nicht das letzte Mal war, dass Maria mal ausgetrickst wird. Ganz so doof sind ihre Feinde schließlich nicht, nä?
    Ja, der Kollege hatte sich eigentlich drauf verlassen, dass der Kerl mit nem Plan aufkommt, aber im Angesicht Marias kneift man halt, wenn die Gute sauer ist ;)
    Hm, ich glaube, wenn sie das lesen würde, sollte ich für einige Wochen untertauchen .o.
    Egal, wo war ich?
    Ach ja, Uranus. Kämpfen kann er, verrate ich schonmal, aber sonst ist er eher... wie kann man das ausdrücken? Ein wenig anders.
    Evas Gorillas seht ihr im übernächsten Kapitel wieder, genauso wie einige andere Charaktere, mit denen man nicht so schnell gerechnet hat :D
    Und der Bedankomat ist mir auch neu, ich drück da mal rauf und guck, was passiert :D
    mfg
    DoD
    (angewohnheit xD)

  • und ein weiteres mal stell ich ein neues kapitel rein, viel spaß damit.


    Kapitel 15
    Knapp daneben ist auch vorbei…


    30.6.2009


    Wir geben den Schlüssel an der Rezeption unserer kleinen Pension ab, heute sitzt eine Frau am Schalter, welche sich ein Magazin ansieht. Sophie zahlt, in ihrem Geldbeutel scheinen sich einige Reserven zu befinden. Die Sonne steht schon relativ hoch am Himmel, dabei ist es gerade mal Vormittag. Vor dem Gebäude ist kaum etwas los. Besonders viel Betrieb ist in Weideburg zwar nie, doch selbst für diese Verhältnisse sind wenig Menschen auf der Straße. „Los, Kirlia.“, das Psychopokémon materialisiert sich und sieht uns erwartungsvoll an. „Teleport nach Herzhofen, bitte.“, die Worte der Polizistin ist das Letzte, was ich höre, bevor sie meine Hand nimmt und ich das typische Kribbeln spüre.
    //
    Herzhofen


    Ein paar Stunden zuvor


    Im Pokémoncenter ist so viel Betrieb wie sonst nie, Schwester Joy hat alle ihre Gästezimmer vergeben müssen. Die Behandlungsräume sind tabu, darauf hat sie von Anfang an bestanden, als man mit der Bitte an sie herantrat, sie möge doch bitte ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellen. Zum Glück befindet sich in Sinnohs größtem Pokémoncenter ein wahres Gewölbe an Kellerräumen, sodass dort Computer, Drucker und Faxgeräte aufgebaut werden konnten. Polizisten hasten an ihrem Tresen vorbei, Joy hofft, dass dieser Betrieb hier nicht die Trainer vergrault. „Ich frage mich, was die denn vorhaben.“, murmelt sie und beschließt, ihren Patienten einen Besuch abzustatten. Einige Meter unter ihr, in einem weitläufigen Kellerraum, hat Rocky einen Kreis aus Tischen aufbauen lassen, an dem locker 50 Menschen Platz haben. Fast alle Plätze sind besetzt, größtenteils sind Polizisten und Polizistinnen anwesend, Lee und der Rest des von Rocky zusammengestellten Teams stechen aus der Masse hervor. Ein Mann mit schwarzen Haaren und Trenchcoat betritt den Raum. „Rocky, ich habe gehört, was passiert ist.“ – „Ah, Du bists.“, LeBelle lächelt kurz, als sie ihn erkennt, dann sieht er sich ernst um. „Kommst du gut voran? Wie geht es dir?“ – „Soweit gut…die Zerstörung des Reviers war zwar ein Rückschlag, aber alle unsere Daten sind gesichert.“ – „Ich finde, du solltest dir mal eine Auszeit gönnen, du siehst schrecklich müde aus.“ – „Hm. Ich habe nicht viel Zeit zum Schlafen. Das Böse schläft nämlich auch nicht.“, die Polizistin blickt dem Agenten in die Augen. „Habt ihr eigentlich schon Anhaltspunkte, wer dafür verantwortlich gemacht werden kann? War es Team Galaktik?“ – „Nun, einige Kinder, die in der Nähe gespielt haben, sollen einen vermummten Mann und eine merkwürdig gekleidete Frau gesehen haben, die lange vor dem Revier standen und es beobachtet haben. Mehr wissen wir nicht.“ – „Hm. Wir müssen davon ausgehen, dass es eine Sicherheitslücke im Revier gibt. Irgendjemand hat uns verraten, sonst hätten die nicht gewusst, wo wir sind und was wir vorhaben.“ – „Gut…ich schlage vor, wir…“ – „Mademoiselle, wir sind vollzählig.“, Jaques unterbricht das Gespräch, LeBelle nickt und setzt sich auf einen freien Stuhl, nachdem er seinen Mantel ausgezogen hat. Rocky wendet sich ihren Zuhörern zu. „Ich bitte um Ruhe.“, hinter ihr arbeiten einige Beamtinnen an einer Reihe Computern, eine von ihnen steht auf und reicht Rocky ein paar Unterlagen, die sie eben ausgedruckt hat. Die Frau mit den türkisfarbenen Haaren wirft einen schnellen Blick darauf. Es wird still im Raum. „Zuerst einmal: danke, dass ihr alle Zeit gefunden habt. Das Sinnoh Polizei-Hauptquartier wurde zerstört, das ist der Grund, wieso wir nun hier sind. Spekulationen will ich keinen Freiraum lassen, darum werde ich nicht dulden, dass wild drauflos geraten wird, wem wir das zu verdanken haben. Jedoch…“, sie sieht sich jeden der Anwesenden genau an. „…habe ich eben die Information erhalten, dass ein Labor am See der Kühnheit, welches Team Galaktik gehörte, in unsere Hände gefallen ist. Ihr habt es sicher längst irgendwo aufgeschnappt; Team Galaktik und Team Rocket haben sich zusammengeschlossen und verfolgen einen uns bisher nicht bekannten Plan. Unser Vorteil, dass sie nicht von uns wussten, ist dahin, und dass wir die Bombe überlebt haben, dürfte ihnen auch bekannt sein. Darum müssen wir schnell sein, und herausfinden, was sie vorhaben!“ – „Was haben denn diese Kinder hier verloren?“, will einer der Polizisten wissen, ein hochgewachsener Mann mit Geheimratsecken, schwarzen Backenbart und durchdringenden Augen. „Sie und ihre Pokémon helfen uns.“ – „Denken Sie nicht, die Polizei kriegt das allein hin?“, Rocky sieht ihm in die Augen. „Nein. Wir haben das Labor am See der Kühnheit nie gefunden, obwohl es schon seit langer Zeit dort stehen muss. Eine Trainerin hat es im Alleingang geschafft, ist sogar eingebrochen, um die Informationen zu beschaffen.“, Alfred, der links von Rocky sitzt, hüstelt leise. „Wirklich ein beeindruckendes Persönchen. Übrigens hätte ich gern eine Tasse Tee. Exakt 2 Würfel Zucker, einen Schuss Erdbeersaft und alles gut durchgerührt. Fühlt sich irgendwer verantwortlich?“, eine der Frauen, die hinter Rocky am Computer sitzt, erhebt sich und verlässt den Raum. Alfred hebt die linke Braue. „Wirklich vorzüglich.“ – „Äh-ähm. Wo war ich?“, Rocky sieht wieder auf das Papier in ihren Händen. Pay hebt die Hand. „Ja, Pay?“ – „Wann kommt der Teil wo du uns losschickst um den Typen in den Arsch zu treten?“ – „In den…also, ich weiß nicht, ob man das so ausdrücken sollte…“, stammelt die Polizistin, Hagane fällt ihr ins Wort. „Einfach ignorieren. Jungs.“, sagt sie kopfschüttelnd. Pay starrt sie an. „Weibchen!“, äfft er sie nach. „Hast du ein Problem damit?“ – „Womit?“ – „Dass ich ein Mädchen bin?“ – „Nö. Die können prima essen machen. Das hier zum Beispiel!“ – „Das iest mon Baguette! Imbecile! Idiot!!“ – „Beruhigt euch!“, Rocky hebt die Hände. Kuré beißt die Zähne zusammen und hebt die Hand. Seufzend schließt Rocky die Augen. „Ja?“ – „Iesch wünschä, dass diesär Kärl dort von mainän Baguettes färnge´alten wierd!“ – „Oder du passt einfach besser drauf auf.“, lacht einer der Officer, der wie die anderen auch den Streit amüsiert verfolgt hatte. Sofort wird er zum Ziel von Kurés Aufmerksamkeit. „Oh, très bon, iesch laufä also nach´är dän ganssän Wäg nach Einall, nur uhm mier neuä Baguettes ssu ´olän, iest äs das? Isch ´abä ja nur niescht aufgäpasst, also macht das nieschts, wänn mir mein Ässän geklaut wierd!“ – „So meinte ich das nicht, es war doch nur…“ – „Dann sagän Sie äs niescht, wänn Sie es niescht so mainän! Mon dieu!“ – „Es reicht!“, die Polizistin legt sich eine Hand an die Stirn. „Pay, sorg bitte in Zukunft selbst für dein Essen. Hagane, es macht nichts, dass du ein Mädchen bist. Um zurück auf die vor uns liegenden Wochen und vielleicht sogar Monate zu kommen, ich werde Teams einteilen, die alle eine individuelle Aufgabe zugewiesen bekommen werden. Zuerst jedoch…“, sie stellt eine blaue Tragetasche mit Gurt vor Lee auf den Tisch, er sieht sie lange an. Marias Tasche. „Du hast sie mir gegeben, doch ich werde bald nicht mehr in der Stadt sein. Nimmst du sie mit? Wer weiß, vielleicht triffst du sie ja irgendwo.“ – „Nein. Ich werde sie im Hotel lassen, irgendwie habe ich das Gefühl, dass Maria bald hier auftauchen wird.“ – „Gut, das ist deine Entscheidung. Du wirst mit Tai und Hagane nach Ewigenau gehen, ist das okay für euch?“ – „Sicher.“, Lees ernste Augen sehen in die Rockys, dann nickt sie. „Gut. Macht euch sofort auf den Weg, es ist keine Zeit zu verlieren.“
    Ein wenig später steht Lee in der Eingangshalle des Hotels, in welchem sie die letzten Tage gewohnt haben. Er erinnert sich an Marias Witze über den Reichtum der anderen Hotelgäste, an ihre sanfte Stimme, an die Art, wie sie sich das Haar aus dem Gesicht streicht. An das kraftvolle Spiel ihrer Muskeln, wenn sie rennt oder an ihre Mimik. Der Blonde gibt die Tasche an der Rezeption ab und checkt aus, die Schlüssel sind abgegeben, Tai und Hagane warten vor der Tür auf ihn. Der geschniegelte Angestellte an der Rezeption nimmt die Tasche in Empfang und stellt sie in das Regal hinter sich, welches quadratische, relativ große Fächer hat. Nachdem er auch eine Beschreibung von Marias Äußerem geliefert hat, wendet Lee sich zum Gehen. Durch die Glastür erkennt er seine Schwester, sie hat die weiße Cap mit dem pinkfarbenen Schirm auf dem Kopf, die Maria zurückgelassen hat. Rockys Worte schwirren ihm durch den Kopf. Im Alleingang in ein Labor einbrechen und wichtige Informationen beschaffen, ja, das sieht seiner Freundin ähnlich. Er stellt sich vor, wie sie, ganz im Stil eines Actionfilms, an einem Drahtseil durchs Dach schwebt, Lichtsensoren ausweicht und dabei nie ihren typischen, nachdenklich-amüsierten Gesichtsausdruck verliert. „Hm. 1:0, würde ich sagen.“, murmelt er, das nächste Galaktikerversteck würde sich allerdings sicher finden lassen. „Wollen wir los?“, will Tai wissen, als Lee das Hotel verlässt. „Bin bereit. Auf nach Ewigenau.“
    //


    Gegenwart


    „Wieso bist ausgerechnet du in meinem Team?“, will Pay wissen, genervt läuft er Herzhofens Hauptstraße entlang. Lilith neben ihm kichert leise. „Ich weiß nicht, Rocky wollte es so.“ – „Wir sind das Offensivteam, Mann.“, gibt der Chief seinen Senf dazu. „Die stärksten Kämpfer.“ – „Achso! Yeah, so gefällt mir das!“, mit einem Mal ist der Rothaarige wieder obenauf. „Denkst du, wir halten mit Lee und Maria mit?“ – „So bist du doch sonst nich eingestellt! Ich denk ma, die beiden finden wieder zueinander, wie es Turteltäubchen halt immer tun, und werden ihr Ding durchziehen. Klar, die sind stark, aber wenn wir uns ranhalten hauen wir auch bald unsern ersten Galaktik-Unterschlupf kaputt. Müssen nur irgendwie rauskriegen, wo die sich verkriechn.“, Pay strahlt unbeirrbaren Optimismus aus, Chief sieht ihn an. „Gehen wir deshalb nach Schleiede?“ – „Klar, vor einem Jahr war dort deren Hauptsitz. Wenn wir irgendwie rauskriegen wollen, wo die jetzt sind, dann fangen wir am besten dort an.“ – „Ich folge dir auf Schritt und Tritt, keine Sorge.“, haucht Lilith ihm ins Ohr, Pay spürt seine Eingeweide gefrieren. „Das hatte ich schon fast befürchtet!“ – „Habt ihr beide eigentlich was miteinander, Mann?“ – „Wie kommst du denn auf sowas?!“ – „Naja, Mann, so wie die dich die ganze Zeit anmacht…“ – „Beschrei es nich! Wenn du nachts aufwachst, und GENAU NEBEN dir liegt die und starrt dich an, da kriegste zu viel, ich halt das nich aus!“ – „Klingt doch ganz süß…“ – „Nachm 20ten Mal nich mehr.“ – „Ich glaube, ihr findet noch zueinander. Manitu lässt niemanden allein, Mann.“ – „Ich gebs auf! MEN!“, in diesem Moment passieren die drei die Ortsgrenze und betreten Route 209. „Wollen wir unserem Team n Namen geben?“, will Pay wissen. „N Namen, Mann? Wieso?“ – „Naja, falls wir Rocky mal anrufen oder so, sie hat uns ja diese Mikrodinger da gegeben.“ – „Das sind Handys…“ – „Wie auch immer, damit bleibt sie auf dem Laufenden. Damit sie halt weiß, was wir so schaffen. Ich meine, Maria hat n verdammtes Labor ausgehoben, wir müssen was regeln!“ – „Immer mit der Ruhe, chill mal. Was für einen Namen hast du denn so im Kopf?“ – „Naja, sowas wie…ach, keine Ahnung! Irgendwas was die Galaktiker halt in Angst und Schrecken versetzt und nach Zerstörung klingt.“ – „Ist er nicht süß?“, wirft Lilith mit der ihr eigenen Art ein. „Ich bin nicht süß!“ – „Was sich liebt, das neckt sich, sagt Manitu…“ – „Egal! Zum Punkt zurück. Wie wärs mit sowas wie…“, er wird von der Schwarzhaarigen unterbrochen. „Ich widerspreche dir wirklich ungern, aber wir sollten den Tag nicht vor der Nacht loben. Diese „Zerstörung“, die du ansprichst, könnte genauso gut uns widerfahren. Erst sollten wir ein paar Kämpfe bestehen, den Namen können wir uns danach immer noch ausdenken.“ – „Ja, aber im Kampf will ich so ne kranke Spezialattacke machen, die wir einüben müssen. Du kämpfst mit Steinpokémon, oder?“ – „Ja, es ist die Kunst, Mann, die Kunst…“ – „Welche Kunst?“ – „Gut, dann könnten wir eine Art Magmabombe raushauen, Feuer und Stein zusammen, verstehste?“, Pay fällt Lilith ins Wort. Dann ballt er die eine Faust und schlägt in die offene freie Handfläche. „BAMM! Damit machen wir sie kaputt.“ – „Klingt gut, Mann. Wirklich gut.“, leise lachend legt der Chief den Kopf in den Nacken, sein Federschmuck wird von einer kurzen Brise erfasst. „Die Bäche, die der Pfad kreuzt, winden sich auf beruhigende und heitere Weise durch Unterholz und Grasflächen.“ – „Lilith, wo hastn das her?“ – „Stand eben auf so einem Straßenschild.“ – „Hm.“, Pay sieht sich einige der Flüsse an, die unter ihnen hinweg fließen. „Findet ihr die beruhigend?“ – „Das ist Natur, Mann. Klar ist das beruhigend.“ – „Naja…hey, was ist denn hier los?“, die drei sind auf dem Stück angekommen, auf welchem man Brücken benutzen muss, um auf die andere Seite der Schlucht zu kommen, mehrere Inseln sind mit diesen Brücken verbunden.
    Doch einige davon sind komplett zerstört. „Na super! Weiter südlich gibt es noch eine größere Brücke. Wollen wir?“ – „Ach was, lassen wir uns von so einer kleinen Schlucht besiegen? Los, Arkani!“, mit leisem Knurren erscheint ein großes, feurig loderndes Pokémon, Pay springt auf seinen Rücken. „Ein Sprung und ich bin drüben, schaut zu und lernt! Arkani, los!“, ruft er und zeigt auf die andere Seite. „Arkani!“, das Feuerwesen dreht sich um, läuft ein paar Schritte auf der Stelle und nimmt dann Geschwindigkeit auf. Direkt an der Klippe springt es ab, segelt durch die Luft, Pay hält sich am Hals seines Pokémons fest. Drüben angekommen, ruft er Arkani zurück und winkt dann zu Lilith und Chief herüber. „Na los, kommt schon!“ – „Gut. Los, Hundemon! Bring mich schnell hinüber!“, ein schwarzer Höllenhund, so scheint es, kommt Lilith zur Hilfe, das Mädchen nimmt zwischen zwei der weißen Wölbungen auf seinem Rücken Platz. Pay bleibt der Mund offen stehen. „Wieso ist dieses Hundemon so groß!?“ – „Gutes Training.“, antwortet sie nach dem Sprung, dann ruft sie ihr Pokémon wieder zurück und streicht ihren schwarzen Rock, den sie heute trägt, glatt. Die beiden sehen erwartungsvoll zu Chief herüber, gespannt, was er wohl rufen wird, doch er ist nicht mehr zu sehen. „Wo ist…“ – „Können wir weiter?“, die typische, müde Stimme erklingt hinter Pay, er dreht sich um. „Wie kommst du denn hier rüber?“ – „Ist doch egal, Mann. Geht’s weiter?“ – „Sicher.“, Liliths Schulterzucken deutet Pay als „ich hab auch keinen Plan, wie er das gemacht hat“, und die beiden folgen dem Chief. Der erste Zwischenstopp wird in Trostu sein.
    //
    Herzhofen
    Ich befinde mich in einem komplett zerstörten Gebäude, wenn ich aus dem glaslosen Fenster des Raumes neben mir schaue, kann ich die Innenstadt sehen, und ein frischer Wind streicht über meine Haut. „Wo sind wir?“, frage ich Sophie, sie schaut sich traurig um. „Im Polizeirevier.“ – „Scheint, als hätte sich Kirlia die letzte bekannte Position gemerkt…“ – „Ja, das hier ist der Gang vor den Toiletten, hier habe ich dich gefunden.“, nachdenklich sehe ich an die Decke, wie es oben aussieht, mag ich mir gar nicht vorstellen. Sämtliche Wände sind rußschwarz, Stromleitungen ragen aus den Wänden und sprühen ab und zu ein paar Funken, und von eventuell vorhanden gewesener Dekoration sieht man höchstens nur noch die Asche. „Gut.“, ich hatte gestern einen Plan gefasst, bestimmt sind Lee, Hagane und Tai wieder auf dem Weg, ich will sie in Elyses treffen, sobald es geht. Doch wie teile ich ihnen das mit? Mir fällt ein rot-weiß gestreiftes Band auf, welches kreuzweise vor einer Tür gespannt ist. „BETRETEN VERBOTEN“ steht darauf. „Die Feuerwehr war wohl schon hier.“, murmele ich. „Logisch.“, stimmt die Braunhaarige zu. „Sicherlich auch die Presse.“ – „Ich glaube, die sind sogar noch hier, schau mal!“, sie ist über das Band hinweg geklettert und steht an der Fensteröffnung. Ich stelle mich neben sie. Tatsächlich kann ich weit unter uns noch einige Männer und Frauen sehen, welche Kameras und Schreibblöcke im Anschlag haben und sich immer wieder irgendwas notieren. „Klar, ein Angriff auf Sinnohs größte Polizeistelle muss natürlich ausgeschlachtet werden.“ – „Hm. Da kommt mir eine Idee. Hast du einen Stift mit?“ – „Naja, nur diesen Marker.“, schnell kramt sie einen dicken, schwarzen Stift aus ihrer Tasche, dann ruft sie Kirlia zurück, welches sich ebenfalls interessiert im Raum umgesehen hat. „Danke, Kirlia. Was hast du denn damit vor, Maria?“ – „Kannst du mir kurz helfen?“, ich drehe mich halb von ihr weg und halte ihr den Arm hin. „Kannst du drei Punkte auf meinen Arm malen? Möglichst groß, und sie sollen wie ein Dreieck angeordnet sein.“ – „Klar, aber wozu?“ – „Um meinen Freunden eine Nachricht zu senden. Ach, und in die Mitte muss ein ‚D‘.“, gesagt, getan. Kurze Zeit später befindet sich dieses Symbol auf meinem Oberarm, und wir wenden uns zum Gehen. „Mist! Die Treppe ist zerstört.“, flucht Sophie, woraufhin ich kurzerhand die paar Meter vom ersten Stock aus in die verbrannte Halle des Präsidiums springe. Unten gehe ich kurz in die Knie, um den Sturz abzufedern, und sehe hoch. „Komm, du schaffst das!“ – „Nein, schaffe ich nicht! Ich kann sowas nicht. Wo ist Kirlias Ball, Moment…“ – „Doch, du kannst es!“, unsicher sieht sie zu mir herunter und tritt an die Kante der Galerie, die kleine Glaswand, welche vorher für Sicherheit gesorgt hatte, wenn man sich auf der Galerie befand, ist ebenfalls verschwunden. Die Polizistin kneift die Augen zusammen und geht in die Knie. „Augen auf. Du musst sehen, wo du landen willst.“ – „Ich werde mir hundertprozentig den Hals brechen.“, mit diesen Worten springt sie ab und fliegt durch die Luft. Ihre Balance ist gut, ich strecke die Arme aus. Mit einem Schritt stehe ich unter ihr und kann sehen wie sie die sich entspannt, sie würde sich nichts tun. Bevor sie aufkommt, lege ich die Hände an ihre Hüften, muss einige Momente mit der Schwerkraft kämpfen und lasse sie langsam herunter. „Danke.“, sagt sie ein wenig verlegen, als ich sie wieder loslasse. Lächelnd lege ich den Kopf schief. „Es gibt fast immer jemanden, auf den du dich verlassen kannst. Auch wenn ich nicht mehr bei dir bin.“, dann hole ich tief Luft und blicke Richtung Ausgang. Zeit für ein kleines Gespräch mit der Presse. Wie soll ich mich verhalten? Möglichst orientierungslos, das wäre am besten, denke ich, und setze die Sonnenbrille auf.
    Kaum habe ich das Gebäude verlassen, steht auch schon einer davon vor mir. Er trägt ein Basecap, dazu ein weißes T-Shirt mit grünen Streifen und eine Drei-Viertel-Jeanshose. „Sind Sie da grad aus dem Gebäude gekommen?“ – „Wonach sah es denn sonst aus?“ – „Entschuldigung. Ich bin Kenchona Supai, vom Eternal Paper…“ – „…aus Ewigenau.“ – „Stimmt! Woher wissen Sie das?“ – „Ach, geraten.“, das stimmt nicht, ich habe den Typen schon einmal gesehen. Er wollte ein Interview mit mir führen, doch damals habe ich keine Lust auf so etwas gehabt. Heute allerdings ist es nötig, ein Mädchen, welches unverletzt aus den Ruinen eines zerstörten Gebäudes kommt, muss auf die Titelseite, schätze ich. „Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?“ – „Äh…ja… wenn ich helfen kann…aber bitte, duzen Sie mich, ich fühle mich noch nicht so alt.“, ich würde zu gern wissen, was er denkt, doch die Sonnenbrille vereitelt den Blick auf seine Mimik. Verdammtes Ding. „Arbeiten Sie hier…ähm, hast du hier gearbeitet?“, will er wissen und schießt die ersten Fotos. Ich achte darauf, so versetzt zu stehen, dass er meinen bemalten Oberarm mit auf dem Motiv hat. „Nein, habe ich nicht.“, nun legt er den Kopf schief. „Du siehst total unverletzt aus, warst du beim Zeitpunkt der Explosion im Gebäude?“ – „Ich weiß nicht… es ist… so verschwommen alles…da war viel helles Licht, und es wurde so furchtbar heiß.“ – „Das heißt, du hast keine Erinnerung an das, was passiert ist?“ – „Nein!“, ich verleihe meiner Stimme einen weinerlichen Unterton. „Stimmt jetzt was nicht mit mir? Werde ich verrückt oder sowas?“ – „Nein, nein!“, versichert er mir, während er mit irrer Geschwindigkeit Worte auf seinen Block kritzelt. „Woher kommst du denn? Und wie alt bist du?“ – „A-aus Schleiede. Ich bin 17… h-haben Sie meine Freunde gesehen?“ – „Nein, bedaure… das Gebäude ist komplett abgebrannt, es ist ein Wunder, dass du lebst!“ – „Wie ist denn das möglich…“ – „Weiß ich nicht, aber du wirst garantiert auf der Titelseite landen! Unversehrt trotz Bombe! Die Schlagzeile! Was genau hast du denn im Revier gemacht?“ – „Ich sollte mit irgendjemandem reden…“ – „Gedächtnisverlust. Interessant.“ – „Dann war alles nur noch weiß, ich glaube, ich bin eingeschlafen…als ich aufgewacht bin, lag ich oben in einem der Gänge!“ – „Also wurdest du überrascht? Ich meine, gab es irgendwelche Drohungen oder so?“ – „N-nein, nichts dergleichen… es kam so plötzlich…“ – „Darf ich noch deinen Namen wissen?“ – „Maria.“ – „Maria…kennen wir uns?“ – „Flüchtig vielleicht…i-ich glaube, ich werde mal zum Arzt gehen…“, damit scheint er zufrieden zu sein, Formulierungen vor sich hin murmelnd kritzelt er weiter. „Ja, danke für deine Zeit! Ich darf doch alles verwenden, was du gesagt hast, oder?“ – „J-ja…“ – „Gut. Auf Wiedersehen!“ – „Auf Wiedersehen.“, ich sehe ihm nicht nach, sondern wende mich nach rechts, in Richtung Hotel. Sophie holt mich ein, sie hat einen anderen Weg nach draußen gesucht, um nicht von einem der Reporter erwischt zu werden. „Hat es geklappt?“ – „Ja, und zwar gut. Jetzt schnell weg hier, bevor die anderen Typen auch noch auf die Idee kommen, mich zu befragen.“. Supai würde seine Story äußerst teuer an den Mann bringen, schätze ich. Auf dem Weg zum Hotel fällt mir auf, wie voll die Stadt heute ist, was für einen Wochentag haben wir? „Wieso möchtest du noch ins Hotel zurück? Die anderen sind bestimmt schon weg.“ – „Ich weiß nicht… irgendwie hab ich das Gefühl, Lee wartet dort auf mich.“, ich irre mich, als wir im Grande ankommen, sind die Zimmer verschlossen. Als wir mit dem Fahrstuhl wieder nach unten gefahren sind, fällt mir an der Rezeption ein Regal auf, in welchem meine Tasche steht. Meine Pokémon! Meine Kleider! Lee hat also daran gedacht, auch, wenn er nicht hier wartet. „Warte mal kurz.“, bitte ich Sophie und stelle mich hinter einigen locker gekleideten Männern an. Sie unterhalten sich über irgendeinen Typen, den sie für ihr Unternehmen anwerben wollen. „Aber du kannst nicht davon ausgehen, dass er…“ – „Den Kerl brauchen wir! Unbedingt. Ruft diese Headhunterin an, ihr wisst schon, die für SI den neuen Chefredakteur angeworben hat.“ – „SI? Das liegt doch in Einall, oder? Da müsste ich auch demnächst mal wieder hin.“, sagt der dritte, der bisher noch nichts gesagt hat. Er hat extrem kurze Haare, ist relativ klein und trägt Shorts sowie ein T-Shirt. Außerdem ist er ziemlich gut gebaut, ich schätze, er geht regelmäßig trainieren. „Dafür brauchst du ein Boot, und sowas hast du nicht.“ – „Doch, aber ich benutz es eigentlich nie. Es sei denn, Volkner will ans andere Ufer, bäm!“, ich räuspere mich leise, der Angestellte des Hotels wartet schon seit einer Minute darauf, dass die drei ihm Aufmerksamkeit schenken. Der größte von den dreien schreckt hoch. „Oh, tut mir leid. Ähm… wir wollten ihren zweiten Speisesaal mieten, für eine Veranstaltung nächsten Monat…“ – „Reden Sie bitte diesbezüglich mit dem Abteilungsleiter, mein Kollege führt sie weiter.“ – „Danke.“ – „Nicht so ungeduldig, Schätzchen!“, redet mich der Kleinere an und sieht kurz an mir runter. „Nette Figur, wirklich bedauerlich…“ – „Bedauerlich?“, bringe ich heraus, es kommt nicht oft vor, dass mir jemand derart unverfroren begegnet. Ohne ein weiteres Wort zwinkert er mir zu, folgt dann seinen Kollegen. Kopfschüttelnd trete ich vor und lege die Hände auf die Theke. „Bitte nehmen Sie die Brille ab, was kann ich für Sie tun?“, der Hotelangestellte hat einen reservierten Ton angeschlagen, als könnte ich jede Sekunde über ihn herfallen und sonst was mit ihm anstellen.*
    „Was denken Sie denn, wozu die gut ist?“ – „Zum Verschleiern Ihrer Identität, was unseren Kameras nicht gerade gut gefällt. Es ist nur eine Floskel, doch ich muss Sie wirklich bitten, dem Folge zu leisten.“, ich beschließe, dem Kerl nicht zu sagen, dass Kameras keine eigene Meinung haben, und hebe die Hand. Mit Daumen und Zeigefinger nehme ich die Brille am Gestell ab und sehe ihm in die Augen. Der Mann zuckt zurück, als er die Meinen sieht, innerlich bin ich enttäuscht. Es hält also immer noch an. „Sind Sie…blind?“ – „Nein, ich sehe sehr gut. Ich hätte gern meine Tasche wieder.“ – „Wie war das…braunes, langes Haar, relativ groß, blaue Augen, ja, passt alles, bis auf die Augen.“ – „Och…könnten Sie mir biiiiitte meine Tasche wiedergeben? Ich brauche sie unbedingt, da ist mein gesamtes Hab und Gut darin! Meine Pokémon…“, ich schließe die Augen und lege die Hände an die Wangen, als wäre mir das furchtbar peinlich. „Natürlich, es liegt mir fern, Sie zu belangen, aber die Beschreibung passt nicht zu 100% auf die mir gegebene…“, der Kerl ist hartnäckig, das muss man ihm lassen. Die Worte einer alten Freundin von mir schwirren mir durch den Kopf. ‚Du kannst alles erreichen, du musst nur wissen, wie!‘, nun wende ich mich ihm- scheinbar verzweifelt- wieder zu und beuge mich herunter, damit ich auf Augenhöhe mit den Angestellten bin. Er wird rot. „…was zieh ich denn sonst an? Meine ganzen Sachen sind da drin, meine Unterwäsche…“ – „Deine…Ihre…äh-ähm. Ich denke, die Beschreibung passt soweit. Hier, bitte.“, hastig greift der Mann hinter sich ins Regal, zieht meine Tasche daraus hervor und stellt sie auf die Rezeptionstheke. Lächelnd nehme ich sie in Empfang. „Danke. Hoffe, Sie hatten eine schöne Aussicht.“, mit der einen Hand halte ich die Tasche, mit der anderen setze ich mir die Sonnenbrille wieder auf und lasse einen extrem roten Hotelangestellten zurück. Sein Kollege beugt sich feixend zu ihm herüber. „Sehr professionell.“ – „Ach, halt den Mund.“, in Gedanken ist der Rezeptionist sicher froh, dass keine weiteren Gäste auf seine Dienste warten. Sophie grinst breit, als ich zu ihr aufschließe. „Hast du das irgendwo geübt?“ – „Ja, an Lee. Klappt immer.“ – „Armes Mädchen in Not, oder wie war das?“ – „Sagen wir mal so, es gibt Argumente, denen bestimmte Leute einfach nicht widerstehen können.“, lachend verlassen wir das Gebäude, ich drehe mich kurz um. Hier haben wir fast eine Woche lang gelebt. Alles in allem hatten wir eine Menge Spaß… doch nun ist es an der Zeit, weiter zu ziehen. Mit gemischten Gefühlen schultere ich die Tasche. „Wollen wir noch bei Schwester Joy vorbeischauen?“ – „Meinetwegen gern.“
    //
    Herzhofen, Pokémoncenter
    Joana sieht sich genau um, jede Menge Gerüche schwirren ihr entgegen. Es freut sie, zu sehen, wenn ein Pokémon von was auch immer durch ihre Hilfe geheilt wird. Nach der Besprechung in dem dunklen Raum unten hatte sie gewusst, wieso das nette Mädchen mit den langen Beinen nicht mehr da war, und nun soll sie der Polizistin trotzdem helfen. Ihr Team besteht nun aus ihr selbst, aus der rothaarigen Frau, die immer ernst guckt, und einem weiteren Mädchen, welches sich wie eine Katze verhält und auch so verkleidet. Zu dritt sitzen sie in einer der Sitzgruppen in Joys Vorraum. „Hm. Ich glaube, ohne einen genauen Plan werden wir Schwierigkeiten kriegen.“, sagt die Frau namens Manon gerade. „Ich glaube, du hast Recht, miau. Sie ist wirklich stark!“ – „Was glaubst du, wo sie gerade ist?“ – „Weiß ich doch nicht, woher auch? Laut Rocky sollte sie aber diejenige sein, die im richtigen Moment mit einem Notfallplan aushilft, wenns mal knapp wird. Sowas ist eigentlich sehr praktisch, und jetzt ist sie weg.“. Das Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren lässt den Blick schweifen, am Gespräch beteiligt sie sich sowieso nicht. Vor dem Pokémoncenter sieht sie das Gesprächsthema ihrer Teammitglieder stehen, welches gestern verschwunden ist. Joana denkt kurz nach, versucht, sich an den Namen zu erinnern. Maria. Wie ist sie wohl wieder hergekommen? Sie unterhält sich mit einer zierlich gebauten Frau, welche ein grünes T-Shirt und eine Jeans trägt. Aus irgendeinem Grund tragen die beiden Sonnenbrillen. Vielleicht, um nicht erkannt zu werden? Zum Glück hat Joana ihren Geruchssinn, und Marias Duft hat sie sich schon lang eingeprägt. Er erinnert sie irgendwie an einen tiefen Wald im Frühling. Früher hätte sie einen Geruch nicht durch all die anderen Gerüche hindurch wahrnehmen können, die im Pokémoncenter vorhanden sind, doch ihre Nase ist mittlerweile in der Lage, den Herkunftsort einer noch so winzigen Nuance fast punktgenau zu bestimmen. Es ist ziemlich voll im Eingangsraum des Krankenhauses, viele Leute sind unterwegs, größtenteils Polizisten in Zivil. Officer Rocky beendet soeben ein Gespräch mit Joy, als sie sich umdreht und wieder in die Kellergewölbe gehen will, fällt ihr Blick nach draußen. Irritiert überlegt Joana, woher Rocky wohl wusste, dass Maria wieder da ist. Vielleicht wusste sie es auch gar nicht. Nun aber durchquert sie die Halle, weicht immer wieder anderen Leuten aus und verlässt das Gebäude. Vor den Glastüren es Pokémoncenters redet sie sehr schnell auf Maria und die andere Frau ein, soweit sie es sehen kann. Sie gestikuliert viel, hält kurz inne, als Maria die Brille für einen Moment lüftet. Irgendwas stimmt nicht, Joana merkt es an der angespannten Haltung Rockys. Nach einigen Minuten Austausch der drei wenden sich die beiden Braunhaarigen einander zu und umarmen sich. Dann macht Maria kehrt, packt den Tragegurt ihrer Tasche und rennt los, verschwindet in der Menge der vorbeilaufenden Menschen. „Wie sieht der nächste Schritt aus?“, will die fremde Frau wissen, als Rocky und sie die Sitzgruppe von Joana passieren. „Das macht es um einiges leichter. Kommen Sie mit, Sophie. Gute Arbeit übrigens.“ – „Man tut, was man kann!“. Nachdenklich dreht sich das Mädchen mit den pinkfarbenen Haaren wieder um. „Du siehst aus, als wärst du in Gedanken. Stimmt was nicht?“, fragt Manon, doch sie erhält nur ein Kopfschütteln als Antwort. Sie würde es nicht verstehen. Doch ein unstillbarer Tatendrang breitet sich in Joana aus, sie will auch etwas tun, um die bösen Menschen, gegen die sie kämpfen sollen, zu verjagen. „Hm. Gut, dann ist wohl alles klar. Cat, wollen wir los?“ – „Wohin denn?“ – „Rocky sagte, wir haben erst einmal ein wenig Zeit, bis der Eisbrecher in Ewigenau ist. Ich dachte, wir könnten ein wenig Spaß haben.“ – „Hast du keinen Mann oder sowas?“ – „Und du keinen Freund?“ – „Naja, meine Aufmachung scheint den meisten gutaussehenden Typen nicht zu gefallen…“ – „…und ich bin ein Gefühlskrüppel. Zumindest laut einem gewissen A…“ – „Psscht! Das Mädchen ist dabei.“ –„ Tut mir Leid. Manchmal regt mich das einfach auf.“, die Rothaarige seufzt und erhebt sich. „Gut.“ – „Dann wollen miau mal!“, freut sich Cat, zupft sich kurz ihre weiße Jacke zu Recht und stolpert über einen Blumentopf. „Mi-Au!“, ächzt sie, woraufhin Joana lächelt, dann ein wenig in der Luft schnuppert. Es riecht nicht nach Schmerzen, scheinbar hat dieses Mädchen entweder eine erstaunliche Schmerzresistenz oder sie ist verdammt geschickt. Die kommenden Tage dürften interessant werden.
    //
    Herzhofen, Stadtrand
    Ihre Schritte verursachen ein leises Klicken auf dem Asphalt, dafür sorgen ihre Sneakers. Irgendwie ist da ein Stein ins Profil gerutscht, den sie nie findet, wenn sie nachsieht. Ein wenig ärgerlich ist das schon. Ihre weißen Jeans liegen eng an, obenrum trägt sie ein schwarzes, nicht besonders weit ausgeschnittenes Top, ihre blauschwarzen Haare glänzen im Sonnenlicht. Auf dem Rücken trägt sie einen rosafarbenen Rucksack, in der rechten Hand eine weiße Mütze. Und vor ihr läuft ein kleiner, blau-weißer Pinguin her, welcher sich für den Anführer ihres kleinen Zweierteams hält. „Plinfa, bist du sicher, dass wir hier richtig sind?“ – „Plinfaplina!“, entrüstet es sich. Das Mädchen lächelt gequält. „Schon gut, ich vertraue dir.“, sie schaut an den Hausfassaden hoch, welche sich zu beiden Seiten der Straße befinden. Die Gegend ist relativ ruhig, nur wenige Leute sind hier unterwegs. Sie passiert eine Eisdiele, an einem der Stehtische stehen ein älterer, schlanker Mann im schwarzen Anzug und ein rothaariges Mädchen, irgendwas an ihr lässt ein Glöckchen klingen. Dann fällt es ihr ein. Fröhlich geht die Schwarzhaarige auf die beiden zu. „Hey, du bist doch das Mädchen vom Flughafen! Hast du immer so bunte Kleider an?“ – „Bonjour…ah oui! Jä buntär umso bässär. Diesch gänne iesch doch. Wie gäht äs dier?“ – „Gut, danke der Nachfrage. Plinfa, warte mal! Und wie geht’s dir so?“, Kuré wartet, bis der kleine Pinguin kehrt gemacht hat, er war schon weitergelaufen. „Mier auch, très bien, wänn iesch das so sagän gann. Was ´at diesch nach ´Ärz´ofän geführt?“ – „Ach, nichts besonderes. Ich wollte meinen Freund abholen, doch er hat einen wichtigen Arenakampf in Einall.“ – „In Einall, sagst du? Très interessant.“ – „Ist das dein Großvater?“ – „Non, niescht ganss, iesch…“, die Konversation wird unterbrochen, als schnelle Schritte sich nähern, irgendwer rennt auf die Eisdiele zu. Kuré wendet den Kopf und hält ihr Eis fest, Alfred zeigt nur mäßiges Interesse. Eine Person rennt den Bürgersteig entlang, und das mit enormem Tempo. Auf dem Rücken trägt sie eine blaue Sporttragetasche und eine Sonnenbrille verdeckt die Augen. Es ist ein relativ großes Mädchen…und es scheint in Eile zu sein. Doch als sie Kurés Gesprächspartnerin sieht, weicht sie einem ihr im Weg stehenden Hydranten aus, springt über ein kleines Kind hinweg, welches aus einem unbekannten Grund hingekniet hat, und fliegt durch die Luft. Direkt vor der Dunkelhaarigen landet sie, geht in die Knie und erhebt sich wieder. Ihr Mund steht leicht offen, aber nicht aus Anstrengung, sondern vor Überraschung. „Mon Dieu! Das iest ainä Überraschung. Du biest schnäll, non?“ – „Das kann doch nicht sein…“ – „Uh? Ihr gännt eusch?“ – „J…ja.“, nun lächelt das Mädchen mit dem Plinfa und tritt auf ihr Gegenüber zu. „Lange nicht gesehen, Maria!“ – „Lucia…ich wusste, wir sehen uns wieder.“


    *: Naja, so Unrecht hätte er damit nicht, aber in gut besuchten Hotels kommen Blutbäder nicht halb so gut an wie zum Beispiel in einem versteckten Unterschlupf von Team Galaktik. Nichts für ungut.


    abschließend würde ich mich über alles freuen, was euch dazu einfällt, kritik ist genauso gern gesehen wie lob und das alles.
    LG´s
    ~Kori~

  • so, auch am muttertag will ich euch nicht den genuss eines weiteren kapitels verwehren, und lange um den heißen brei herumreden mag ich auch nicht. viel spaß :)


    Kapitel 16
    Eine alte Bekannte


    30.6.2009


    „Wahnsinn!“, das Mädchen lacht und stürmt auf mich zu, total überrascht schließe ich sie in die Arme. Hat sie gewusst, dass ich hier bin? Woher kennt sie Kuré? Wo sind Ash und Rocko? Vor einem Jahr habe ich mit den dreien eine echt schöne Zeit verbracht, wir waren beste Freundinnen geworden. Dank ihr habe ich meine Schüchternheit größtenteils überwunden. Wir lösen uns voneinander, ich sehe mir Lucia genau an. Sie ist erwachsener geworden, wie wir alle. Eben noch habe ich gedacht, allein nach Elyses reisen zu müssen, weil Sophie sich den Kampf nicht zutraut und darum lieber bei Rocky geblieben ist, welche zusammen mit den anderen ebenfalls überlebt hat. Zuerst war ich erfreut gewesen, doch dann habe ich erfahren, dass Lee und die anderen schon alle auf dem Weg sind, und bin, so schnell ich konnte, losgelaufen. Und nun steht Lucia vor mir, die beste Freundin, die ich mir vorstellen kann! Kuré und Alfred genehmigen sich ein Eis, doch ich habe keine Zeit, mir anzuhören, was sie vorhaben. Ich MUSS nach Norden, nach Elyses. „Wow. Du siehst toll aus, wirklich! Was tust du hier? Und wo ist Lee?“ – „Danke, du aber auch. Ich bin gerade auf dem Weg nach Elyses, ich muss ihn einholen! Begleitest du mich?“ – „Super gern!“, strahlt sie und lässt meine Hände los, die sie eben genommen hat. Dann nimmt sie Plinfa auf den Arm. „Aber nicht zu schnell, bitte, ja?“ – „Klaro. Kuré, Alfred, viel Erfolg, wir sehen uns!“ – „Stopp, Mademoiselle! Nimm das ´ier.“, die Rothaarige reicht mir ein kleines Handy, verwundert stecke ich es ein. „Okay. Danke. Wir müssen los!“ – „Viel Glück euch auch.“, fügt Alfred hinzu und mustert mich. Ich lächle den beiden noch einmal zu und laufe los, Lucia rennt neben mir her. „Also, was läuft hier?“, keucht Lucia eine Weile später, wir verlangsamen unser Tempo erst, als wir Herzhofen verlassen haben und wieder in Richtung Trostu unterwegs sind. Ich hätte problemlos weiter rennen können, aber ich weiß, dass ihre Ausdauer nicht so groß ist wie meine. „Lange Geschichte. Hast du ein paar Meter Zeit?“ – „Ich habe mich nicht geirrt. Du hast dich verändert!“, ich grinse kurz. „Da kommt man nicht drum herum. Also, ich habe vor einigen Tagen einen… ja, Hilferuf von Officer Rocky erhalten, laut ihr sind die Galaktiker wieder da.“, Lucia schweigt, sie hat unser Erlebnis vom letzten Jahr auch noch nicht vergessen. „Nicht im Ernst.“ – „Doch, ihr Vater ist entführt worden und konnte einen Notruf absetzen. Darum hat sie ein Team aus Trainern zusammengerufen, um dieser Bedrohung adäquat entgegen zu treten.“ – „Du redest noch genau so wie früher! Ach, gehört diese Psycho-Trainerin von eben auch dazu? Und ihr Großvater?“, ich muss lachen. „Das war nicht ihr Großvater. Das ist Alfred, ebenfalls ein Trainer, und bestimmt ein verdammt guter. Eva und Lilith sind auch wieder dabei, genau wie Pay.“ – „Sie hat diesen Fressfanatiker dazugeholt?!“, meine Freundin blickt mich ungläubig an. „Naja, du musst zugeben, dass er kämpfen kann. Darum ist er dabei.“ – „Hm. Stimmt auch wieder. Und wieso bist du von Lee getrennt? Ihr wart nach der Sache da letztes Jahr wie Pech und Schwefel!“ – „Das gehört zu der langen Geschichte. Du hast sicher im Fernsehen gesehen, dass das Polizeihauptquartier angegriffen wurde. Wir waren alle mitten drin.“, sie sieht mich geschockt an, sagt jedoch nichts. „Keine Sorge, er ist nicht tot. Rocky hat mir verraten, dass er auf dem Weg nach Ewigenau ist, und ich habe eine Nachricht vorbereitet, um ihm klar zu machen, dass ich ihn in Elyses treffen werde.“ – „Benutz doch dieses Handy da, was Kuré dir gegeben hat.“, schlägt sie vor, den Gedanken hatte ich schon gehabt, jedoch wieder verworfen, weil ich die Nummer nicht kenne, welche zu Lees Handy führt. „Dazu bräuchte ich zuerst seine Nummer.“ – „Ist die nicht eingespeichert?“ – „Warte, ich guck eben nach.“, doch egal was ich versuche, ich komme nicht aus dem Startmenu heraus. Resigniert seufzend stecke ich das Handy wieder weg. „Irgendwann komme ich sicher damit klar. Was hat dich eigentlich nach Herzhofen geführt?“ – „Die Karriere mal wieder. Den letzten Wettbewerb habe ich gewonnen, letzten Monat in Alamos Town. Alice und deinen anderen Freunden geht es gut.“ – „Danke. Glückwunsch! Die Raum-Zeit-Krise ist dank euch vorbei, ich habs in den Nachrichten gesehen. Doch Team Galaktik hat scheinbar einen neuen Anführer.“, die Blauhaarige senkt den Blick. „Ebenfalls danke. Sieht leider ganz danach aus… doch mal ehrlich, machst du dir Sorgen? Lilith, Eva und du, ihr seid unschlagbar. Was können diese Gauner denn tun, wenn auch noch Lee, Pay und diese ganzen anderen Trainer dabei sind?“, ich will antworten, doch in der Tasche meiner Jeans klingelt irgendwas. Mir fällt ein, dass es das Handy sein muss. Schnell ziehe ich es hervor und drücke den roten Telefonknopf. „Hallo?“. Stille. „Hallo!“ – „Maria?“ – „Ja?“ – „Du musst, wenn du den Anruf annehmen willst, immer das grüne Telefon drücken.“ – „Oh.“ – „Du kannst noch immer nicht mit Maschinen umgehen, was?“, lacht Lucia, errötend wende ich den Kopf ab. Wenn ich genau weiß, was ich zu tun habe, wie bei dem Safe in Weideburg zum Beispiel, dann ist das kein Problem für mich. Aber bei anderen Geräten weiß ich oft einfach nicht, was ich tun soll. „Soll ich mal versuchen?“ – „Ja, hier.“, ich reiche meiner Freundin das Handy, sie drückt ein paar Knöpfe in einer kompliziert aussehenden Reihenfolge. Dann sieht sie auf. „Hier. „Lee“. Soll ich anrufen?“ – „Nein, gib es mir bitte. Ich schaff das.“, ich wähle die Nummer an und drücke diesmal das grüne Telefonsymbol. Schnell halte ich mir das Gerät an den Mund, Lucia nimmt meine Hand und schiebt sie in Richtung Ohr. Schon wieder erröte ich und flüstere ihr ein „Danke“ zu. Es tutet und tutet, doch niemand geht ran. Meine Erregung flaut wieder ab. Enttäuscht lasse ich das Handy sinken. „Hm. Scheint gerade beschäftigt zu sein. Also, wo waren wir? Ach ja, die Gegenseite ist nicht schlecht, sie haben dieses falsche Phantom wieder. Und es scheint sich ein Sprengstoffexperte in ihren Reihen zu befinden.“ – „Und ihr wollt diese Typen aufhalten.“ – „Genau. In Weideburg habe ich durch Zufall eines ihrer Labors entdeckt, wichtige Blaupausen gestohlen und die Mitarbeitet der Polizei übergeben.“. Nachdem du die eine Frau verstümmelt hast, sagt eine gemeine Stimme in meinem Hinterkopf. „Sie hat es verdient.“, murmele ich, Lucia sieht mich fragend an. „Was?“ – „Ach, nichts, nichts! Ich schätze, die Rocky aus Weideburg hat „Unserer“ Rocky die Blaupausen zugeschickt, und irgendwelche wichtigen Informationen waren darauf. Darum ist er nach Ewigenau geschickt worden. Glaube ich.“ – „Nun, ich glaube das auch. Plinfa und ich haben gern ein wenig Gesellschaft, erst Recht, wenn es deine ist. Stimmt doch, oder, Plinfa?“ – „Plinfa!“, der kleine Pinguin auf ihrem Arm nickt. Mir wird das Herz warm. Fröhlich schlinge ich den linken Arm um ihre Schulter. „Und uns kann auch keiner besiegen, wenn wir zusammen sind!“. Die Sonne scheint auf uns herab, ich habe Lucia als Begleitung, und ich komme Lee näher. Ein fast perfekter Tag. Wenn er doch nur ans Handy gegangen wäre.
    //
    Weideburg
    Eine dunkle Gasse. Hier kommt selten ein Mensch vorbei, und wenn, dann entweder im Laufschritt oder betrunken. Zwei Menschen brechen dieses Vorurteil, sie sind normal gekleidet, tragen Regenmäntel und scheinen miteinander zu streiten. Der Mann drückt sich an die Hauswand, die hinter ihm steht, die Frau hat sich drohend vor ihm aufgebaut. „Haben Sie gerade angedeutet, dass Sie diesem Mädchen Informationen über unser verstecktes Labor gegeben haben?“ – „M-möglich. Aber mal ehrlich, es war dunkel, ich konnte in dieser Bar kaum etwas erkennen. Ich hatte vielleicht n Drink oder zwei, und die Kleine sah so nett aus…“ – „Ruhe.“, die Andere wendet sich um und denkt nach. Sonnenlicht fällt auf ihr grünes Haar, sie sieht kurz in die Wolken. Einige schmale Lücken tun sich in der sonst durchgehend grauen Masse über ihr auf und lassen das Licht hindurch. „Das Labor ist verloren. Ich muss Uranus benachrichtigen.“ – „Tun Sie das…“ – „Und nun zu dir.“, sie beugt sich weit zu ihm herüber, ihre Lippen sind nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. „Du bist gefeuert.“, haucht sie dann. Zitternd bleibt der Mann stehen, seine Gesprächspartnerin dreht sich um und will gehen. „Sie sind voll auf Maria Jou hereingefallen. Dank Ihnen sind die Blaupausen verloren! Verdammt, das wird mir das kleine Miststück büßen.“ – „Aber…C-Commander Venus, das kann nicht Ihr Ernst…“ – „Es IST mein Ernst. Wir können uns keine Fehler leisten.“, sie zieht ein Handy hervor und drückt einen einzelnen Knopf. Hinter ihr bricht der Officer zusammen, und sie hält das Gerät an ihr Ohr. „Venus? Schön, dass. Nein, dass du dich meldest. Wie weit bist du?“ – „Uranus. Wir haben Probleme. Das Labor ist der Polizei zugefallen, die Blaupausen sind weg, und Officer Star musste aus dem Weg geschafft werden. Seine kleinen Eskapaden in der Bar sind nicht mehr tragbar.“ – „Unmöglich! Glaube, meine ich. Denn! Wir haben doch gestern Abend noch miteinander geredet, ja, das haben wir!“ – „Nein, haben wir nicht. Zu dem Zeitpunkt dürfte Maria bereits ins Labor eingebrochen sein. Ich war in der Hütte, ein paar Ampullen von der Droge sind verbraucht worden. Scheinbar hat dieses Mädchen eine Begleiterin gehabt, sonst hätte sie sich nicht retten können. Eine Eissäule umschließt den Zugang zum Labor, ich schätze aber, die Polizei ist mittlerweile dabei, sie aufzutauen. Keine Chance.“ – „Hm. Gut…schlecht, schlecht, dass sie das geschafft hat, aber gut, dass wir es zumindest wissen. Ich sollte, nein, ich werde! Meine nächsten Schritte genau planen. Komm am besten so schnell es geht zuvor. Zurück. Wir hören voneinander!“ – „Okay. Bis dann.“, sie legt auf und steigt in einen dunklen, parkenden Wagen. Niemand der Passanten beachtet sie. Ruhig legt sie den Gang ein und fährt los, über die nassen Straßen Weideburgs. Der ganze Baum war gefroren. Was hat dieses Mädchen noch drauf?
    Ihr nächstes Ziel ist das Polizeirevier. Der Wissenschaftler ist wichtig, den würde sie da rausholen müssen. Wenig später hat sie erneut geparkt, zieht den Mantel wieder an und verlässt ihren Wagen. Dann hastet sie die kleine Treppe zum Revier hoch, setzt dabei eine getönte Brille und die Kapuze auf, damit sich niemand an ihre Haare erinnern kann, wenn er es müsste. „Officer!“, keucht sie, als Rocky ihr auf dem Flur entgegen kommt. „Oh! Was kann ich für Sie tun?“ – „Mein Onkel ist hier! Ich habe eben davon erfahren. Er ist kein schlechter Mensch, wirklich!“, Rockys Augen nehmen einen wachsamen Ausdruck an, sie sucht nach einem Stift, den sie trotz des Umstands, dass er sich in ihrer Brusttasche befindet, nicht sieht. „Wer ist Ihr Onkel?“ – „Er ist an seinem Arbeitsplatz gefangen genommen worden, habe ich gehört! Schrecklich!“ – „Beruhigen Sie sich. Ich bringe sie hin.“, zufrieden folgt Venus der naiven Polizistin, sie hat nicht einmal gefragt, woher sie diese Information hat. „Wie heißt Ihr Onkel denn? Wir haben momentan nur zwei Verhaftungen gestern Abend vorgenommen, und er war bisher nicht sehr kooperativ. Die Frau ist ins Krankenhaus gebracht worden, wegen eines gebrochenen Beins.“, sie öffnet eine unscheinbare Metalltür am Ende des Gangs, den sie entlanglaufen, dahinter ist ein massives Gitter angebracht. Der Wissenschaftler starrt ihnen entgegen. „Commander?!“, fragt er, ist völlig perplex. Venus packt Rockys Nacken, bevor sie etwas tun kann. „Ahhh! Was ist hier los?!“, schreit diese, doch die Grünhaarige zückt nur einen Pokéball. „Los, Blubella. Stachelspore.“, ein grüner Schleier wird von dem Pflanzenpokémon freigesetzt, welcher Rocky umhüllt. Der Körper der Polizistin erschlafft, betäubt fällt sie zu Boden und rührt sich nicht mehr. „So, Doc. Dann wollen wir Sie mal hier rausbringen.“, lächelt Venus.
    //
    Route 209
    „Wozu ist eigentlich die Brille gut?“, will Lucia wissen, als wir einige Stunden gewandert sind und uns alles Mögliche erzählt haben. Ich sehe sie an. „Man hat mir eine merkwürdige Droge gespritzt, die meine Augen verändert hat. Die willst du momentan nicht sehen, glaub mir.“, behutsam legt sie mir die Hand auf die Schulter und hält mich an. „Lucia…“ – „War es…“ – „Nein. Aber eine seiner Kreationen.“ – „Lass mich sehen.“ – „Nein.“ – „Maria, komm schon. Wir haben weitaus Schlimmeres durchgemacht. Weißt du noch, als du diese Linien auf dem Körper hattest?“ – „Erinnere mich nicht daran. Ich sah aus wie…ist ja auch egal.“, blitzschnell greift sie nach der Brille, ich kneife die Augen zusammen. „Och, hab dich nicht so. Wie willst du denn jetzt was sehen?“ – „Indem ich dich festhalte und dir einfach folge.“ – „Nichts da. Mach die Augen auf.“, ich stutze. Ich muss nicht gehorchen! Aufgeregt öffne ich das linke Auge einen Spalt breit und sehe Lucia an. Sie legt den Kopf schief. „Ich weiß nicht, was du hast. Sieht dunkler aus als damals. Steht dir.“ – „Die sind nicht…merkwürdig blass oder so?“ – „Nein. Schau mal.“, aus ihrer Tasche kramt sie einen für sie typischen, pinkfarbenen Spiegel und hält ihn mir vor. Ich sehe erst nur meinen Mund, drehe das Utensil ein wenig. Tatsächlich! „Ha! Perfekt. Danke.“, statt mir setzt sie nun die Brille auf. „Topmodern! Das steigert meine Coolness um ungefähr 20%. Perfekt.“ – „Du bist unglaublich.“, grinse ich und setze meinen Weg fort. Zu spät fällt mir ein, dass ich ihr sowieso nicht hätte gehorchen müssen, weil Sophie meinen Gehorsam auf ihre Person beschränkt hatte. Naja, darauf kommt es nun nicht mehr an. Sofort fühle ich mich freier. „Das nehm ich als Kompliment.“, nun wühle ich in meiner Tasche herum und finde meine Pokébälle. Los, Plinfa! Gesellschaft!“, rufe ich, es blitzt rot, und mein Plinfa steht vor mir und guckt verdattert. Dann sieht es mich und springt mir freudig in die Arme, es hat mich vermisst, also muss Lee ihm was zu essen gegeben haben. „Plinfaplinfa!“ – „Plin-plinfaplinfaplinfa!“ – „Ich glaube, die haben sich einiges zu erzählen.“, meint Lucia trocken. „Das glaube ich auch.“. Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her. „Wie läuft es denn zwischen Lee und dir gerade?“, fragt sie auf einmal. Ich schrecke hoch. „Äh…was? Wie soll es denn laufen?“ – „Naja, du hast gerade immer wieder „Lee“ gemurmelt.“, ich werde sofort rot und starre meine Füße an. „Nur Spaß! Ich bin halt interessiert!“ – „Oh. Wie soll ich sagen? Meine Beine werden regelmäßig zu Pudding, wenn er mir in die Augen sieht. Es ist einfach Wahnsinn, wie stark unsere Gefühle geworden sind.“, nun sieht sie mich aus dem Augenwinkel an. „Freut mich für dich, wirklich. Wer hätte das damals gedacht?“ – „Niemand! Zumindest nicht, wenn er mich gekannt hätte.“, sage ich scherzhaft, werde sofort wieder ernst. „Danke dafür. Du hast mir so sehr geholfen.“ – „Ach, komm schon, wir hatten beide unseren Spaß!“, wehrt Lucia ab. „Und diesmal wollen wir noch viel mehr!“, erwidere ich, nun lachend. „Gern, sobald wir Team Galaktik besiegt haben!“ – „Ach was, das kriegen wir auch so hin.“, mich erfüllt auf einmal ein Siegesgefühl, als würde ich alles schaffen, was ich anpacke.
    //
    Route 209
    „Verlass dich nicht nur auf deinen Typvorteil.“, Lee steht seiner Schwester gegenüber, zwischen den beiden kämpfen Stahlos und ein Glaziola. Sie kämpft zu aggressiv, denkt er bei sich. „Achte immer genau auf die Blicke des Trainers, doch vernachlässige das Pokémon nicht.“ – „Das ist leichter gesagt als getan!“, knurrt Hagane. „Stahlos, Eisenschweif!“ – „Glaziola, spiel den Trittbrettfahrer!“, das Eispokémon springt mit einem geschmeidigen Satz auf den unter ihm vorbeisausenden Schweif der Eisenschlange und krallt sich dort fest. „Knirscher!“, befiehlt das Mädchen. „Spring ab!“ – „Stahlos, stop!“, doch es ist zu spät. Stahlos hat seinen Knirscher mit viel zu viel Energie ausführen wollen, doch als es die Kiefer zu krachen lässt, ist Lees Pokémon schon verschwunden… und es beißt sich kraftvoll in den eigenen Schweif. Brüllend lässt es wieder los. „Verdammt!“, flucht Hagane, Lee setzt sofort nach. „Blizzard!“, eisige Böen schließen die Eisenschlange ein, kurze Zeit später ist sie besiegt. „Das war fies!“, beschwert sich Hagane. „So nutzt man halt die Eigenarten des Gegners aus, Das wirst du auch lernen.“, Tai mischt sich ein. „Wir haben Trostu fast erreicht. Wollen wir weiter? Ihr habt für heute genug trainiert.“ – „Stimmt. Hagane sogar so viel, dass sie Rockys Handy zerstört hat, nur weil ich es auf einem flachen Stein deponiert habe. Dein Tentantel ist gründlich. Gehen wir.“, Lee schultert seinen Rucksack und folgt dem Braunhaarigen. Er braucht was zu tun, ansonsten muss er dauernd an Maria denken. „Wenn wir es nicht mehr schaffen, dann musst du was zu essen machen.“, stellt Tai fest, woraufhin ihn Hagane anfunkelt. „Ich MUSS also? Ich kann, und ich werde, wenn ich Lust habe.“ – „Ich fand sie als Köchin niedlicher.“ – „WAS?!“ – „Hey, hey! Beruhigt euch.“, Lee atmet tief durch. „Wir schaffen das schon. Hagane, stimmt was nicht?“, seine Schwester blickt irritiert, dann nimmt sie ihren Rucksack ab und holt das Ei heraus. Das Licht, welches es abstrahlt, macht es beinahe unmöglich, hinzugucken. „Was…“ – „Es schlüpft!“, ruft das Mädchen, hält krampfhaft das Ei fest. Das weiße Licht breitet sich aus, geblendet kneift Hagane die Augen zusammen. Das Ei verändert sich, sie spürt es. Als sie ihre Augen wieder öffnet, sitzt ein kleines Lin-Fu in ihren Armen. „Süß…“, flüstert sie und drückt das kleine Wesen an sich. „Lin!“, quietscht es und sieht sie an. Dann versucht es, mit den Armen ihr Gesicht zu berühren. „Ist das niedlich!“, entfährt es ihr. Tai zuckt mit den Schultern. „Ich hab zwar keine Ahnung, was das ist, aber können wir jetzt weiter?“ – „Sicher.“, murmelt Lee und geht neben seiner Schwester her. „Das ist ein Lin-Fu! Meines Wissens nach ein Kampf-Typ. Das passt zwar nicht so gut in mein bisheriges Schema, aber ich werde es behalten.“ – „Hagane?“ – „Ja?“ – „Nimm die hier.“, Lee greift in seinen Rucksack und zieht zwei merkwürdig aussehende Manschetten hervor, welche er seiner Schwester reicht. „Die sind verdammt schwer! Wie stellst du dir das vor?!“ – „Nein, so. Warte…“, er beugt sich herunter und legt die Manschetten um Haganes Unterschenkel. Sie beißt die Zähne zusammen und streicht ihren Rock glatt. „Muss das sein? Das sieht doch bescheuert aus!“ – „Das sind noch die Leichtesten. Du hast dir gewünscht, stärker zu werden, das hilft dir dabei. Und hier… die verdecken die Gewichte.“ – „Ich kann aber nicht richtig laufen damit!“ – „In ein paar Stunden spürst du die nicht mehr, keine Sorge.“, Lee streift seiner Schwester hellgraue Stulpen über die Schienbeine, damit die Manschetten unsichtbar werden. Nun muss er erst recht wieder an Maria denken, sie hatte ähnliche Gewichte an den Beinen, nur sehr viele schwerere, das hatte sie ihm mal erzählt, als sie zusammen unterwegs waren. Heute hat Hagane schon einige Fortschritte gemacht, auch, wenn sie von ihrer „Frontal-drauf“-Kampfweise wegkommen muss. Lee hebt den Kopf und sieht in die Wolken. Sie hat Talent. Am Horizont steigt eine Flammensäule in den Himmel. „Was ist denn das?“ – „Ist doch egal! Auf nach Trostu!“, Tais Enthusiasmus ist beinahe ansteckend.
    //
    Route 209
    „Ivan, schau mal, noch mehr Trainer!“, ruft das blonde Mädchen an seiner Seite. „Ich seh es! Ihr da, wollt ihr vielleicht kämpfen?“. Pay dreht sich um und schaut das junge Glück an, welches ihnen auf dem Weg nach Trostu begegnet ist. „Was seidn ihr fürn Komikerpaar? Genau wie mein Kumpel und seine Freundin! Was wollt ihr? N Kampf? Is das euer Ernst?“ – „Sicher! Die Kraft der Liebe gegen…“, Ivan hält inne und sieht irritiert aus. Pay lacht laut. „Gegen was? Gegen mich? HAHAHA! Na, mit dem größten…“ – „Nein, gegen die Kraft der unsterblichen Liebe.“, flüstert eine Stimme neben ihm, Pay dreht sich um. Dann schreckt er zurück. Lilith hat sich an ihn ran geklammert und lehnt ihren Kopf an seine Schulter. Als er in ihre Augen sieht, lächelt sie. „MEN! Wieso merk ich sowas nie?! Hör auf damit!“ – „Er kann ja so grau-sam sein, zur armen Li-lith… dabei will-sie-nur…“, Pay unterbricht ihren Gesang. „Was sie will, will ich gar nich wissn! Wir sind soweit!“, mit diesen Worten zückt er einen Pokéball und wirft ihn in die Luft. Lilith stellt sich neben ihn und fährt sich mit der Hand über das Gesicht. „Er riecht nach grenzenloser Kraft, findet ihr nicht?“ – „Mit wem redest du da?!“ – „Oh. Los, Lohgock.“, ihr Pokémon erscheint ein paar Meter vor ihr, mitten auf dem Weg. „Skel…“, ein ätherischer Ton geht von Pays Kampfpartner aus, sein Pokémon erinnert ein wenig an einen Kronleuchter mit Augen. „Ivan, was ist das?“ – „Ich weiß nicht, Dea! Aber es wirkt ein wenig unheimlich!“ – „Nun, dann werden wir auch unser bestes geben! Los, Schlapor!“ – „Du auch, Walraisa!“, das Pärchen umarmt sich selbst im Kampf, Pay versucht, sich nicht zu sehr von Lilith ablenken zu lassen. Gar nicht so leicht, wo sie doch um jeden Preis seine Aufmerksamkeit zu erregen versucht. „Mann, sagt Bescheid, wenn ihr fertig seid, ich penn ne Runde…“, merkt der Chief an und setzt sich ins Gras neben dem Weg. „Wird gemacht. Skelabra, los, Gedankengut!“ – „Walraisa, Aquawelle!“ – „Lohgock, Scanner…“ – „Und Schlapor, setz Sprungfeder ein!“, alle 4 rufen ihre Attacken gleichzeitig aus, Pays Pokémon reagiert als erstes. Es schwebt ein wenig höher und beginnt, zu leuchten. Schlapor geht in die Knie, stößt sich mit aller Kraft ab und springt extrem hoch in die Luft, Lilith legt den Kopf in den Nacken. „Fast so hoch wie Maria… los jetzt.“, ihr Lohgock weicht der Aquawelle aus, auch, als Walraisa nachsetzt, ist es nicht in der Lage, deinen Treffer zu landen. „Verdammt!“, Ivan ist ratlos, seine Freundin umarmt ihn ein wenig fester. „Macht nichts, wir besiegen sie trotzdem, mein Liebster!“ – „Natürlich. Weiter, Walraisa, jetzt Frostbeule!“ – „Skelabra, weich aus! Das macht Spaß, Haha! Jetzt Finsteraura auf das Schlapor!“, ein Sturm aus schwarzer Energie wird vor dem Geisterwesen entfesselt und rast auf Schlapor zu. Im letzten Moment fliegt ein Eisbrocken in den Weg der Finsteraura und wird restlos zertrümmert. „Interessant… er hat die Attacke zum Schutz benutzt, um das Pokémon seiner Freundin zu retten.“, meint Lilith. „Ja, so macht das Spaß! Weiter jetzt!“, ein wahres Gewitter aus Finsterauren wird dem Pärchen entgegen gejagt, Schlapor schützt sich mit einem schnellen Schutzschild, und rast dann auf den Boden zu. Sein Ziel ist Lohgock. Lilith seufzt leise. Dann breitet sie die Arme aus. „JA! KOMMT NUR HER! Lohgock, Himmelhieb!“, schreit sie, von einer auf die andere Sekunde scheint sie nicht mehr dieselbe zu sein. Chief zieht eine Braue hoch, Pay hingegen zuckt nicht einmal zurück. Im letzten Jahr hat er das mehr als oft genug erlebt, sie steigert sich in den Kampf hinein. Je länger, dieser Zustand andauert, umso stärker werden sie und ihre Pokémon. Sie lacht ihre Gegner aus. „Jetzt beenden wir das Trauerspiel, bevor noch jemand zu Schaden kommt, was?“, raunt er, Lohgock holt weit aus, geht in die Hocke. Schlapor setzt eine Flugattacke ein, das heißt, sollte die treffen, könnte der Kampf gelaufen sein… jedenfalls für das Feuer-Kampf-Pokémon. Im nächsten Moment prallen die Kontrahenten aufeinander, Schlapor ist mit beiden Beinen voran in Lohgocks Himmelhieb gesprungen.
    Nun wird es meterweit durch die Luft geschleudert, zuckt einmal kurz, bleibt dann reglos liegen. „NEIN! Mein Schlapor!“, traurig ruft Dea es zurück und gibt Ivan einen Kuss auf die Wange. „Du schaffst das schon.“, meint sie dann. Lilith wirft Pay einen verstohlenen Blick zu, den er bemerkt. „Denk nich mal dran!“ – „Lohgock, weiter!“, ruft sie jedoch, ohne darauf einzugehen. Doch innerlich brennt sie. Ein Kampf mit Pay zusammen ist ein Kampf, den sie nicht verlieren darf! Aus den Fäusten ihres Partners schießen weiße Flammen. Pay lacht erneut. „Los, Skelabra, Flammenwurf!“ – „Lohgock, Feuerfeger!“ – „Nein! Walraisa, Surfer!“, das Wasser in der Luft wird komprimiert, eine gigantische Welle bildet sich vor Ivans Pokémon. „HIKEN!“, brüllt Pay, dann erhellt ein Flammenmeer den Weg. Skelabras Flammenwurf verbindet sich mit dem Feuerfeger, als der Schlag auf die Welle trifft, verdampft sie in weniger als einer Sekunde. Walraisa hat nicht den Hauch einer Chance. Die Feuersäule steigt in den Himmel, Skelabra und Lohgock nicken sich leicht zu. Dann verschwinden sie in roten Lichtblitzen, als Lilith und Pay sie zurückrufen. „Hiken? Wie kommst du darauf?“, will die Schwarzhaarige wissen. Flackernder Lichtschein fällt auf ihr ebenmäßiges Gesicht. „Ach, weiß nich. Is mir so eingefallen, und ich dachte, es klingt cool.“ – „Das tut es auch.“, bestätigt sie. Lilith scheint sich wieder ein wenig beruhigt zu haben. „Ihr habt´s drauf, echt. Das ist die Kunst, Mann! Die Kunst!“, Chief ist begeistert, seine Teamkameraden haben viel auf dem Kasten. „Welche Kunst?“ – „Ihr habt uns besiegt…“, Dea und Ivan haben ihre Partner ebenfalls zurückgerufen, treten gerade Pay und Lilith gegenüber. „Dabei halten wir so gut zusammen.“ – „Nur darauf kommts nicht an!“, gibt Pay zurück. „Stimmt. Aber auf rohe und brutale Kraft schon.“, raunt Lilith. „Das ist unsere zweite Niederlage diesen Monat, Ivan!“ – „Gegen wen habt ihr denn sonst verloren? Euer Team ist wirklich nicht schlecht!“, meint Pay. „Gegen ein anderes Pärchen, ein Mädchen mit Haaren, die aussahen, als wären sie aus Stahl, und einen Jungen mit Kampfpokémon.“ – „Tai und Hagane, oder?“, fragt Lilith. „Dann müssen da noch zwei dabei gewesen sein.“ – „Stimmt. Noch ein Mädchen und ein Junge.“ – „Ha! Die waren sich wohl zu fein für einen Kampf.“ – „Egal, wir müssen weiter. Man sieht sich!“, verabschiedet sich Lilith, bevor sie losgeht. Ivan und Dea setzen ihren Weg fort, sie wollen augenscheinlich nach Herzhofen. Auf dem Weg ist ein geschwärzter Krater übrig geblieben, den die Ordnungsbehörden wohl demnächst mal stopfen müssen. „Yeah, das war n lustiger Kampf!“, Pay grinst breit, ein Tag, an welchem er seinen Gegner in Grund und Boden stampfen kann, muss gut enden. „Der wird jedoch nichts sein, im Vergleich zu denen, die vor uns liegen.“, gibt Lilith zu bedenken. „Miesmacherin! Genieß einen Tag nach dem andern, sag ich immer!“ – „Ich bin nur realistisch! Wir kämpfen immerhin gegen Team Galaktik und Team Rocket.“ – „Damals haben wir die auch platt gemacht. Null Problemo.“, doch Pay sieht Lilith stirnrunzelnd an; wieso ist sie so normal? ‚Hm. Ganz nett anzusehen, wenn sie mir nich grad hinterhercreept.‘, denkt er, da schaut sie ihm mit starrem Blick in die Augen. ‚Zu früh gefreut!‘ – „Stimmt was nicht, mein Engel?“ – „Ich bin nich dein Engel!!“
    //
    Herzhofen
    „Mei, Riley?“ – „Was gibt’s, Mister Anderson?“, die beiden Leibwachen von Eva Touretto stehen links und rechts von der zerstörten Tür des Polizeireviers. Es wird Abend, die Sonne verschwindet langsam hinter den größeren Gebäuden, sodass ihr Schatten auf die Straßen fällt. Presse, Feuerwehr und Polizei haben sie bisher ignoriert. „I gloab, Madame Eva is net mehr doa!“ – „Wie kommen Sie denn darauf, Mister Anderson?“, entgegnet Riley, trotz der wie immer ruhigen Stimme hört man den Sarkasmus triefen. „Woaß net, sie hätt uns doch scho längst abgehoalt, oda?“ – „Wenn sie nichts Besseres zu tun hat, sicher.“ – „Mei, was moachn wir denn jetz?“ – „Wir warten, bis Madame Eva uns braucht, Mister Anderson.“ – „Riley, du woaßt halt imma, was zu tun is! I bin froh, so a Partner wie di zu hoabn.“. Anderson strafft sich und bleibt so stehen. Eine Weile später öffnet er nochmal den Mund. „Mei, Riley?“ – „Was, Mister Anderson?“ – „Des is a wenig langwoalig, gell?“ – „Dann passen Sie auf. Ich sehe was, was Sie nicht sehen, und das ist schwarz.“ – „Mei, des gfällt mir! Ma schoan… die Haare voam Reporterfuzzi dahintn?“ – „Falsch.“ – „Okay, i roat weiter! Dieser Fleck an der Stroaßnlaterne doahintn?“ – „Auch falsch.“, Anderson sucht mit den Augen die Fensterfront der Gebäude ihm gegenüber ab, im Erdgeschoss im Haus genau vor ihm steigt gerade eine junge Frau aus der Dusche, die ein schwarzes Handtuch benutzt. Madame Eva erlaubt eigentlich nicht, bei anderen Frauen ins Badezimmer zu gucken, doch er hat sich nun einmal so postiert und kann nicht weg.
    //
    Route 209
    Die Sonne knallt natürlich genau auf meinen Rücken. Eine Schweißperle läuft meine Stirn herab, ungeduldig wische ich sie weg. Sieht aus, als hätte der Sommer mal wieder voll zugeschlagen. ‚Ich muss aus dieser Jeans raus!‘, denke ich und schaue meine Tasche an. Mit einem schnellen Blick nach vorn fällt mir ein Baum auf, dessen dichte, grüne Krone an Watte erinnert. „Lucia?“ – „Ja?“ – „Kannst du eben aufpassen, dass keiner kommt? Ich will mir den hier anziehen.“, ich höre mit der Wühlerei auf, weil ich gerade einen meiner Röcke gefunden habe, bei diesen Temperaturen ist er ganz klar die bessere Wahl. Als mein Blick auf Lucias Gesicht fällt, stutze ich. „Ist dir gar nicht warm?“ – „Ähm… nein! Aber dir schon, so wie du schwitzt. Gut, ich halte Wache.“, lacht sie mich an, mein Blick wandert an ihrem Shirt herunter, weiter zu ihren langen Jeans und den Sandalen. Wie schafft sie es, so cool zu bleiben, wenn es so heiß ist, dass selbst Brötchen auf uns neidisch wären? Ich laufe die paar Schritte vor, ziehe Turnschuhe und Hose aus, nachdem Lucia mir ein Handzeichen gegeben hat und unauffällig weiterschlendert. Gerade will ich den Rock anziehen, da gibt sie einen Zischlaut von sich. „Shhht! Da kommt wer!“, hastig gehe ich in die Knie, setze Plinfa ab und springe ab, lande oben auf einem der Äste, setze mich darauf. Ein leises Atmen neben mir lässt mich innehalten, langsam drehe ich den Kopf. Und sehe einen ungefähr 12 Jahre alten Jungen neben mir sitzen, der mich mit hochrotem Kopf anstarrt. Wieso muss, ja, MUSS, so etwas immer mir passieren? ‚Bleib ruhig. Er kann nichts dafür, dass du diesen Baum gewählt hast. Außerdem hast du zumindest deine Unterwäsche noch an.‘, ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen und sehe wieder runter, nachdem ich den Zeigefinger an die Lippen gehalten habe. Unten pfeift Lucia unschuldig vor sich hin, ein Pärchen geht unter mir vorbei. Die kenne ich doch! Wie heißen sie noch gleich? Ivan und Dea. Stimmt, Lucia ist ihnen nie begegnet, darum bleibt es bei einem kurzen Gruß. Als sie weiter gegangen sind, blickt Lucia hinter den Baum, findet mich dort nicht, und sieht in die Baumkrone. Sieht aus, als würde sie mich noch gut kennen. „Sie sind weg, du kannst runterkommen!“ – „Ich sehs. Moment.“, mit einem Satz lande ich wieder neben ihr, der kleine Junge oben rührt sich nicht. Schnell beuge ich mich vor, ziehe den Rock über die Beine und prüfe, ob er richtig sitzt. „Gut. Wir können weiter.“, zufrieden packe ich Jeans und Turnschuhe in die Tasche, statt ihnen trage ich nun Flipflops an den Füßen. „Viel besser!“, stöhne ich nach ungefähr 4,37 Sekunden, als ein Windhauch um meine nackten Beine spielt. Diese Hitze könnte ich anders nicht ertragen. Mein kleiner Pinguin läuft neben mir her, Lucia hat den ihren auf dem Arm. „Hm. Ich frage mich, warum ich das abkann und du nicht, früher hast du immer mehr ausgehalten als ich.“, überlegt sie. „Du hast recht. Entweder bist du gegen Hitze besser gewappnet als ich, oder…“ – „Oder?“ – „Oder es liegt an der Veränderung an meinem Körper.“ – „Veränderung? Du meinst…“ – „Ja. Schau mal.“, ich hebe eine Hand und bilde eine kleine Wasserkugel in der Luft vor uns. Dann löse ich sie wieder auf.
    „Wow. Du kannst das also immer noch. Aber was hat das mit deiner Empfindlichkeit gegenüber Hitze zu tun?“ – „Ich kann mir das nur so erklären, dass ich auf bestimmte Einflüsse genau so reagiere wie Wasser, wenn es zu warm wird, verdampft es, ergo: mir wird schneller heiß.“, ich halte kurz in meiner Erklärung inne; das würde wirklich Sinn machen. Das Fukano vom alten Grant hatte nur mich angebellt…weil Feuerpokémon kein Wasser mögen. „Du hast Recht.“, bestätigt Lucia, als ich ihr die Episode mit Grant erzählt habe. Dann biegt sie sich vor Lachen. „Du hast die Typen total verarscht! Und dann standest du allen Ernstes im BH da rum?!“, japst sie. Ich muss lächeln. „Man sollte meinen, da ist was im Busch, wenn schon ein schwach aussehendes Mädchen vorschlägt, sich zu schlagen. Aber so weit hat der gute Locksey nicht gedacht.“ – „Ach, da wär ich gerne dabei gewesen. Zu köstlich.“ – „Jetzt sind wir zusammen unterwegs, und es passieren bestimmt wieder lustige Dinge.“ – „Wie das mit dem kleinen Jungen eben?“ – „Du hast ihn gesehen?“ – „Ja, wenn der dir mal nicht total was abgeguckt hat…“ – „Ach, komm schon. Der war höchstens 12 Jahre alt. Was soll der mir schon abgucken?“ – „Wie soll ich sagen, deine Bluse lässt keinen Platz für viel Phantasie.“ – „Das hast du schön ausgedrückt.“. Sie beginnt, zu kichern. Dann hebt sie eine Braue. „Sekunde. Veränderung? Das heißt, im Sommer bist du schwächer als im Winter?“ – „Gefrieren tue ich jedenfalls nicht. Aber ja, ich habe nicht dieselbe Ausdauer, wenn mir heiß ist.“ – „Denkst du, das wird ein Problem darstellen? Immerhin sind Galaktiker nicht allzu sanft, wenn ich das richtig in Erinnerung habe.“, ich denke schnell nach. Was sie anspricht, ist richtig, ich habe einen Nachteil. Aber die Vorteile, die sich mir aus solch einer Fähigkeit ergeben, sind auch nicht zu verachten. „Ein großes Problem wird es nicht, sagen wirs so. Aber solang mir nicht zu heiß wird, mache ich mir keine Gedanken.“ – „Hoffentlich finden die das nicht heraus.“, murmelt Lucia. Meine Gedanken schweifen zu der Frau und dem Wissenschaftler in Weideburg ab, ob Rocky schon mit dem Verhör begonnen hat? „Huch!“, ich stolpere über ein Hindernis am Boden und stürze. Mit der einen Hand gelingt es mir, mich abzurollen. „Wer hat denn diesen Krater hier hingemacht?“, frage ich, als ich sehe, was mir da im Weg liegt. Der Weg ist zerstört, ein 5 Meter großer Krater qualmt leise vor sich hin. Hier hat entweder jemand eine kleine Bombe gezündet, oder jemand… „Ich glaub, du träumst zu viel! Das Gras ist verbrannt.“, merkt Lucia an. Ihre Hand deutet auf die Wiese rundum. Im Radius von noch einmal 10 Metern fehlt jegliches florales Leben. „Hier, nimm meine Hand.“, dankbar lasse ich mir hochhelfen, im Gegensatz zu mir hat Lucia auf den Boden geachtet und konnte ausweichen. In der Ferne sehe ich den Turm der Ruhenden, wir setzen unseren Weg Hand in Hand fort. Es ist schön, wenn man nicht allein ist, der sanfte Druck von Lucias Hand fühlt sich gut an. „Trostu ist ganz in der Nähe, schätze ich.“ – „Gut.“, ich denke an Lee. Bestimmt liest er die Zeitung. Voller Hoffnung gehe ich neben Lucia her und lausche ihrer Stimme.


    hoffe, ihr habt noch einen schönen sonntag ;) und ich freue mich auf kommentare, kritik und all das zeug.
    LG´s
    ~Kori~

  • so, hallo alle zusammen :) hier ist das neue kapitel, hoffe ihr langweilt euch nicht o:


    Kapitel 17
    Nebel ist Wasser


    30.6.2009-1.7.2009


    Meine Entscheidung war richtig. In Rock und Bluse lässt sich der Sommer wesentlich besser aushalten. Vor einer halben Stunde haben wir Trostu passiert, sind nun auf Route 210 angekommen. Auf einen längeren Aufenthalt hatten wir beide keine Lust. Laut Lucia wohnt hier in der Nähe eine Freundin von ihr, deren Eltern ein Hotel besitzen. Route 210 hat auf ihrer ersten Hälfte die Eigenart, dass es nur einen Pfad gibt, den man wirklich leicht entlanglaufen kann, zu beiden Seiten des Wegs verhindert hohes Gras ein sorgenfreies Weiterkommen. Man weiß nie, wo einen dort ein wildes Pokémon erwartet, und da es hier wohl kaum Wassertypen gibt, bin ich auch nicht sonderlich erpicht auf ein solches Treffen. Mit Milotic, Garados, Plinfa und Galagladi komme ich bestens aus, doch es ist dumm, nur 4 Pokémon dabei zu haben, wo wir doch schließlich die Sinnoh-Region retten sollen. Welche beiden Pokémon könnten Nummer 5 und 6 sein? Ich muss an Professor Eibe denken, er hat den Großteil meiner Partner bei sich untergebracht, ich könnte allerdings auch noch 2 neue fangen. Genug Pokébälle habe ich immer dabei, doch es müssen Wassertypen sein. Es ist an der Zeit, dass ich mich wieder auf meine Typvorlieben konzentriere. Rocky hat mich nicht ohne Grund ausgewählt, falls unsere Gegner starke Boden- oder Steinpokémon besitzen, kann ich diese mit Leichtigkeit besiegen. „Wie geht’s denn Haspiror und Pachirisu?“, frage ich. „Super! Nur, dass mein Haspiror jetzt ein Schlapor ist. Letzten Monat hat es sich entwickelt.“ – „Oh, Glückwunsch. Das geht nur, wenn es dich irre gern mag, oder?“ – „Ja! Das macht die Sache ja so schön.“, strahlt sie mich an. „Aber Plinfa will sich nicht entwickeln?“ – „Nein, genauso wenig wie deins, wenn ich das richtig sehe.“ – „Stimmt.“, ich strecke die linke Hand aus, spüre, wie die Grashalme meinen Unterarm kitzeln, als ich weitergehe. Auf einmal stößt mein Arm gegen etwas Festes. Ich sehe erstaunt zur Seite, doch durch das dichte Gras kann ich nichts erkennen. Meine Finger ertasten eine weiche, glatte Oberfläche, sie ist warm und zittert leicht. „Warte mal.“, schnell drehe ich mich um und teile mit der anderen Hand das Gras, sodass ich sehe, was ich da berühre. Was ich sehe, lässt mein Herz hüpfen. Ein Chaneira! Dieses Pokémon ist extrem selten, und angeblich bringt es seinem Trainer Freude. „So eins hab ich lange nicht mehr gesehen!“, entfährt es Lucia, sie zückt ihren Pokédex. „Das Ei-Pokémon. Es ist die Weiterentwicklung von Wonneira. Chaneira ist ein Pokémon, das mit seinem Ei allen hilft, die krank oder verletzt sind.“, die mechanische Stimme verstummt. „So eins hat Rocko.“ – „Sein Wonneira hat sich entwickelt, nehme ich an.“ – „Genau. Das war für ihn der Hammer, eine Joy hat ihm damals vorgeschlagen, Arzt zu werden.“ – „Klingt gar nicht schlecht.“, das Objekt meiner Aufmerksamkeit will sich langsam zurückziehen, doch ich zücke bereits Garados´ Pokéball. „Oh, nein. Du bleibst schön hier.“, raune ich. Auf einmal schmeißt es das Ei, welches bis eben noch in seinem Beutel lag, in die Luft, verwundert fange ich es auf. „Eira, eira!“, mit einer Geste bedeutet es mir, davon zu essen. „Du schenkst mir das Ei?“ – „Eira!“ – „Danke. Du gehörst trotzdem gleich mir.“ – „Wie schmeckt es?“, will Lucia wissen, als ich hineingebissen habe. „Das kann ich nicht beschreiben, der Geschmack ist… der Wahnsinn!“, entfährt es mir, sowas Gutes habe ich noch nie gegessen!
    Aus irgendeinem Grund muss ich lächeln, ich fühle mich super. Langsam stecke ich Garados´ Ball wieder weg und drehe mich zu Lucia um. „Willst du es doch nicht fangen?“ – „Nein, wozu? Mir geht es blendend.“, kichere ich und drehe mich einmal mit ausgestreckten Armen im Kreis. Das Gras erscheint mir noch grüner als zuvor, aus der Drehung lasse ich mich hineinfallen, um zu testen, wie es sich anfühlt. Es federt unter meinem Gewicht, lachend bleibe ich liegen. Ich kriege kaum mit, wie sich das Chaneira verzieht. „Das ist toll hier, leg dich doch neben mich! Huiiii!“ – „Maria? Alles klar bei dir?“ – „Was denkst du denn? Alles klipp und klar.“ – „Wir wollen aber nach Elyses, weißt du nicht mehr?“ – „Ach, sei keine Spielverderberin! Die Stadt rennt schon nicht weg, und selbst wenn, ich bin schneller!“, fröhlich strecke ich ein Bein hoch in die Luft, es ist fast so lang wie die Grashalme um mich herum. Irgendwie sieht das lustig aus, ein Maria-förmiger Abdruck ist sicher von oben im Gras zu sehen. „Wieso ist das Zeug eigentlich hier so hoch? Ich meine, normalerweise ist Gras doch soooo klitzeklein…“, mit dem Daumen und Zeigefinger zeige ich Lucia, was ich unter „klitzeklein“ verstehe. „Weiß ich auch nicht, aber wollen wir nicht wirklich weiter?“ – „Erst liegen wir hier und gucken uns die Wolken an, guck mal, die da sieht aus wie ein Kissen! Ich will auch so ein Kissen haben.“, verlange ich. Ist doch unfair, wieso gibt’s sowas nur im Himmel? Vielleicht sollte ich mal da raufgehen und mich beschweren. Lucia packt meine Hand und zieht mich hoch. „Jetzt komm schon, was ist denn los mit dir?“ – „Nichts ist los! Ich will nur ein bisschen Spaß haben!“, ich kann nicht aufhören, zu lächeln. Schließlich gebe ich nach, folge ihr nörgelnd. „Das war gemütlich dahinten. Ich frage mich, wann einer den Mariaabdruck da bemerkt.“ – „Sicher bald.“, ich fange erneut an, zu lachen, als ich mir vorstelle, wie ein kleines Kind den Abdruck sieht, seinen Vater fragt, wie der da hinkommt. Der Vater weiß es natürlich nicht, und ruft einen megaschlauen Wissenschaftler an. Der Wissenschaftler wird einen Haufen Messgeräte mitbringen und trotzdem nicht herausfinden, dass ich dort lag. „Hihi, ich bin schlauer als ihr!“, kichere ich. Lucia sagt nichts mehr, ich bin sicher, sie grübelt auch darüber nach. Irgendwann werde ich gnädig sein und es ihr sagen. Oder verarscht sie mich? Ich habe das dumpfe Gefühl, dass sie genau weiß, dass ich dort gelegen habe. Doch die wunderschöne Umgebung lenkt mich ab. „Ach ja, du warst dabei.“, gluckse ich, nachdem ich einige Minuten nachgedacht habe. „Egaaaaal! Wollen wir ein Wettrennen machen?“ – „Öh…klar! Von wo aus?“ – „Von hier.“ – „Okay. Wer schneller in Ewigenau ist.“, ich lächele breiter, spanne alle Muskeln an. Dann hebe ich die Brauen. „Hey, das ist aber unfair.“ – „Wieso?“ – „Weil ich viel schneller bin als du. Du willst mich reinlegen.“ – „Will ich gar nicht!“, ich lasse ihre Hand los und gehe hoch erhobenen Hauptes weiter. „Vergiss es. Ich liefere mir nur Wettrennen, wenn das Ergebnis ungewiss ist.“ – „Wie du willst.“, seufzt sie und holt wieder auf. So gehen wir eine Weile nebeneinander her, die ganze Zeit über betrachte ich die Wiesen und Bäume, die in den schönsten Farben blühen. Irgendwann kommt uns ein Jogger entgegen. Er trägt einen roten Schal, eine rote Mütze und einen blauen Pulli. „Hey! Du!“, ruft er Lucia entgegen, als er sich uns ein gutes Stück genährt hat. „Ich?“ – „Ja! Du. Du hast mich angesehen, das heißt, wir müssen kämpfen!“, er zeigt mit übertriebener Pose auf Lucia, wir bleiben stehen. Mein Blick wandert zu meiner Freundin. „Kennst du den Typen?“ – „Noch nie gesehen.“ – „Und wieso ignorierst du mich?“, frage ich den Kerl und trete vor ihn hin. „Ich will gegen die Kleine da mit der Sonnenbrille kämpfen!“ – „Zu blöd, das ist nämlich MEINE Freundin, such dir eine Eigene.“, verlange ich und nehme Lucias Hand erneut. Der Jogger schüttelt den Kopf. „Nein, nein! Sie hat mich angesehen, das heißt, sie muss gegen mich kämpfen!“ – „Ich hab dich auch angesehen, also kämpf gegen uns beide.“, ich lächele immer noch, es macht mir Spaß, ihn zu verunsichern. Gegen uns beide zusammen würde er nie gewinnen. Lucias Hand zuckt, als ich sie ansehe, merke ich, dass sie sich stark zusammenreißt, um nicht in Gelächter auszubrechen. Von mir aus könnte sie ihren Gefühlen freien Lauf lassen, das befreit.
    Er versucht, mich wegzuschieben, was denkt er sich nur dabei? Lucia ist nicht am Kampf interessiert. Aus irgendeinem Grund verliere ich die Balance, als ich mich gegen ihn wehren will, und schlinge den rechten Arm blitzschnell um Lucias Nacken, verhindere so den Sturz. Sie beißt die Zähne zusammen. „Au! Hey, lass Maria in Ruhe!“ – „Ja, lass Maria in Ruhe.“, stimme ich ihr zu, dann fällt mir ein, dass ich das ja selber bin. „Hey, danke, Lucia…“, nuschele ich und sehe ihr ins Gesicht. Ihre Lippen glänzen leicht im Sonnenlicht, ich frage mich, wie es wohl schmeckt, sie zu küssen. Als ich mich ihr bis auf wenige Zentimeter genähert habe, hebt sie mit der einen Hand die Brille an und sieht mich verwundert an. Irgendwas in ihren Augen erinnert mich an… Lee. Wie konnte ich ihn nur verdrängen?! Mein Lächeln schwindet. Mit einem Schlag bin ich wieder klar, halte in der Bewegung inne, merke, dass ich sie noch immer umarme und ihren Atem auf meinem Gesicht spüren kann. Hastig lasse ich sie los und streiche eine Strähne aus meinem Gesicht. Verdammt, das ist jetzt peinlich.*
    //
    Route 208
    Wenn sie hinter sich aus dem Fenster sieht, kann Joana die gigantische Stadt am Fuße des Kraterbergs sehen. Die Polizistin, die Frau mit den roten Haaren und das Katzenmädchen sitzen mit ihr im Auto, welches sie nach Fleetburg bringen soll. „Das klingt nach einem guten Plan, Rocky.“, die Frau mit den roten Haaren sitzt auf dem Beifahrersitz. Joana spürt, dass sie und Rocky sich von irgendwoher kennen müssen. Beide Frauen sind stark, aber beide haben auch große Verluste hinter sich. Wenn sie nur wüsste, welche. Sie würde die beiden so gerne von ihrer Trauer heilen. Als sie ihre Augen schließt und Manons Duft einsaugt, blitzt das Bild eines feuerroten Pokémons in ihrem Geist auf, welches schwer verletzt eine Klippe hinabstürzt. Tränen steigen ihr in die Augen, sie verspürt den Drang, Manon zu umarmen. „Alles in Ordnung mit dir?“, Cat, welche neben Joana sitzt, schaut sie besorgt an. „Du weinst ja!“, doch Joana nickt nur und wendet den Blick nicht von Manon ab. Rocky ergreift das Wort. „Also, in einigen Stunden legt ein weiteres Frachtschiff ab, es hat eine ähnliche Fracht wie die letzte Lieferung meines Vaters. Wir werden uns auf diesem Schiff verstecken und sozusagen beschützen. Ihr drei seid stark, ich glaube nicht, dass wir irgendwelche Probleme kriegen.“. Joana versucht, sich abzulenken, und spielt mit der lederbezogenen Armlehne herum. Die ganze Inneneinrichtung des Wagens sieht ziemlich edel aus, mehr als ein sanftes Brummen lässt der Motor nicht vernehmen. Sie soll mit auf ein Schiff kommen, hat die eine Frau gesagt, und damit hat Joana kein Problem. Sie mag Schiffe, auf See ist es fast so ruhig wie auf ihrer Lieblingswiese in Flori. Außerdem verletzt sie ja niemanden, sie heilt nur, wenn sich die anderen verletzen. „Was hat Ihre Polizistin Ihnen noch mitgeteilt?“ – „Bitte, sag doch „du“ zu mir, Manon. Wir kennen uns schon so lang. Also, Sophie und Maria waren in Weideburg und haben dort wichtige Blaupausen sicherstellen können. Die werden uns sicher helfen, doch um das Labor komplett untersuchen zu können habe ich noch einige Officer dort hingeschickt.“ – „Wie du willst. Und du denkst, Team Rocket wird so dumm sein, das Schiff wirklich anzugreifen, wenn wir da an Bord sind?“ – „Was wissen die denn? Wir sind alle am Leben, damit dürften sie nicht rechnen. Und zweitens haben wir nicht im Geringsten unser Ziel aus den Augen gelassen, sind nicht im Panik oder Planlosigkeit ausgebrochen. Stattdessen ist unsere Organisation so gut wie nie zuvor. Nein, ich glaube nicht, dass irgendjemand von denen denkt, wir könnten uns auf einem dieser Schiffe aufhalten.“. Manon denkt kurz nach. „Gut, und sobald sie da auftauchen besiegen wir sie und du nimmst sie fest.“ – „Ganz genau. Wir müssen dennoch aufpassen, wenn sie meinen Vater und seine Mannschaft besiegen konnten, sind sie extrem stark. Das wird kein Spaziergang.“ – „Ich bin bereit, miau!“, das Mädchen mit der Katzenverkleidung ballt eine Faust und sieht entschlossen aus dem Fenster. Joana fühlt, wie ihre Tränen trocknen. Sie wird auch ihr Bestes geben. Damit keine bösen Menschen in ihren Garten eindringen können. Der Wagen fährt weiter, Rocky tritt ein wenig mehr aufs Gas. Die Sicht auf die Stadt wird von Bäumen versperrt.
    //
    Route 210
    „Du hast dieses Ei gegessen, und darum wurdest du so?“, Lucias Stimme dringt durch die Dämmerung. Wir sitzen Rücken an Rücken auf einer Lichtung, um uns herum ist es ziemlich neblig, aber für diesen Teil der Route ist das normal. „Ja, aus irgendeinem Grund. Eigentlich heilt Chaneiras Ei nur die schlimmsten Verletzungen, ich weiß nicht, wieso ich so…komisch geworden bin. Ich war total glücklich, aber ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Das mit dem Kuss tut mir leid, wirklich, das wollte ich nicht.“ – „Ach, ist doch nichts passiert! Außerdem fand ich das eher lustig, wenn du verstehst.“, Lucias Stimme entnehme ich, dass sie kurz vor einem Kicheranfall steht. Sie hat das Karpador des Joggers mit Leichtigkeit besiegt, ich kam in den Genuss einer neuen Kombinationsattacke, die sie so gut beherrscht. Danach waren wir in einiger Entfernung am Milchcafé vorbeigegangen, als es immer dunkler wurde, haben wir allerdings beschlossen, im Freien zu übernachten, und nun sitzen wir hier. „Naja, du hast sicher Recht. Aber ich bevorzuge einen klaren Kopf. Ich werde so schnell kein Chaneira-Ei mehr essen.“ – „Doch, bitte! Das war witzig.“ – „Lucia, nein.“, nun kann ich nicht anders und lache leise. „Lass Maria in Ruhe!“, imitiere ich meinen schlingernden Tonfall von vorhin. Lucias Körper zuckt, ich spüre es an meinem Rücken. „Genau! Oder ‚Ich will ein Wolkenkissen!‘“, kichert sie. Beschämt schüttele ich den Kopf. „Herrgott, das war mal eine ganz neue Erfahrung.“ – „Du bist immer wieder für Überraschungen gut.“ – „Und du hast die Fähigkeit, alles, selbst, wenn es mir noch so peinlich ist, nett auszudrücken. Unglaublich.“, wiederhole ich das Wort von vorhin. Lucia ist echt die Beste. Es raschelt im Gebüsch neben mir, mir fällt auf, wie dunkel es schon geworden ist. „Gut, dann sollten wir uns mal eine Weile ausruhen.“, schlage ich vor. „Du hast Recht. Zum Glück ist es nicht allzu kalt, mein Zelt hält nämlich kaum was ab.“, ich setze mich vor ihr Zelt, welches direkt an einem Baum steht. „Der Nebel hier gefällt mir nicht. Ich pass auf.“ – „Aber du musst auch schlafen.“, ich sehe Lucia in die Augen und lächle aufmunternd. „Naja, es ist besser, nicht ausgeruht zu sein, als…unangenehme Überraschungen zu erleben.“ – „Du meinst, uns findet hier jemand?“ – „Unmöglich ist es jedenfalls nicht. Geh ruhig schlafen, ich lass niemanden an dich ran.“, sie grinst zurück. „Danke. Gute Nacht, Maria.“ – „Schlaf gut.“, ich höre, wie sie sich umzieht, lasse dabei den Blick schweifen. Doch außerhalb unserer kleinen Lichtung ist es wirklich schwierig, etwas zu erkennen…dieser verdammte Nebel. Ich weiß nicht, wie lange ich vor dem Zelt sitze, nach einigen Minuten schweifen meine Gedanken ab. Mein linkes Bein schläft ein, weil ich mich im Schneidersitz niedergelassen habe, seufzend erhebe ich mich wieder und gehe einige Schritte, damit das Blut wieder ungehindert fließen kann. Dann hebe ich die Brauen. Nebel ist Wasser. Ich konzentriere mich und richte beide Hände vor mir auf das diffuse Zwielicht. Dann balle ich sie zusammen. Eine Art Wellenbewegung driftet einmal durch die Nebelbank, mehr passiert nicht. Ich wollte eigentlich, dass es sich zu Wasser verdichtet. Ein wenig verärgert versuche ich es noch einmal, stelle mich in Position. Diesmal ist die Wellenbewegung stärker, es fühlt sich an, als würde ich in Watte greifen, und versuchen, sie zu verfestigen. Beim dritten Mal strenge ich mich noch stärker an, lasse die Kraft aus mir herausfließen. Es klappt, zumindest ansatzweise: dann klingt es, als würde Wasser aus dem Nebel herausregnen. Schwer atmend stütze ich die Hände auf die Knie. Gar nicht so leicht. Als ich es das vierte Mal versuche, lichtet sich der Nebel vor mir merklich, eine glitzernde Wasserkugel schwebt vor mir in der Luft. Aber es kostet mich wahnsinnig viel Kraft, ich verstehe nicht, wieso. Ich kann ohne Probleme Wasser aus der Luft ziehen, wieso geht das beim Nebel so schwer? Ausgelaugt löse ich die Kugel wieder auf, setze mich vor Lucias Zelt und ziehe die Beine an. Dann stütze ich mein Kinn auf die Knie und denke nach. Ich bleibe lange so sitzen.
    //
    Route 215
    Natürlich regnet es. Lilith sitzt an einem der vielen Bäume auf der „Regenroute“, die Füße hat sie in eine kleine Pfütze gestellt, damit sie die Kühle genießen kann. Der Chief hat ein kleines Tipi errichtet, vor welchem Pay und er gerade sitzen und sich über einen passenden Teamnamen unterhalten. Leise lächelt die Schwarzhaarige, wendet den Blick nicht von Pay ab. Er merkt es jedoch nicht. Wie so oft. Die Erde teilt ihr mit, dass es noch bis zum nächsten Abend weiterregnen wird, ein Blitz zuckt über den Himmel. Mit einem stätigen Plätschern fällt ein Tropfen nach dem anderen auf ihren linken Fuß. Geduldig sieht sie in die Krone, in einem Blatt hat sich das Regenwasser gesammelt, und nach gewisser Zeit wird es zu schwer und fällt hinab. Auf einmal lodert eine Stichflamme auf, Chief zuckt zurück, vor ihm und Pay brutzelt ein kleines Lagerfeuer. Lilith erhebt sich und tritt herüber. Ein undefinierbares Stück Fleisch steckt an einem Spieß, den Pay nun schräg in die Erde rammt, um es zu garen. „Was ist das?“, will sie wissen. „Keine Ahnung. Vielleicht n Ibitak. Denkste, es schmeckt?“ – „Oh…armes, armes Ibitak…“, sie streichelt zwei oder dreimal mit der bloßen Hand über Pays Fundstück und leckt sich dann die Finger. Pay weicht ein wenig zurück, sie versteht nicht, wieso. „Ich will nur freundlich zu dem armen Vögelchen sein.“, flüstert sie, dabei sieht sie ihm in die Augen. „Is ja schon gut, so genau wollt ich das gar nich wissn!“ – „Schade…ich werde übrigens wach bleiben, während ihr schlaft…und euch im Auge behalten.“ – „WAS?!“ – „Nein, Mann, sie hat schon Recht…überleg doch mal, wenn uns diese Galaktik-Fritzen erwischen, sind wir geliefert, jedenfalls, wenn sie uns im Schlaf kriegen. Darum ist das gar nicht so doof, was die Squawk vorschlägt.“ – „Gesundheit.“ – „Hä?“, Chief sieht Lilith erstaunt an. „Ich hab nicht geniest, Lilith. Das ist doch dein Name, oder?“ – „Ja. Für mich klang das wie Niesen.“ – „Oh, Mann.“, müde sieht er in die Flammen. Die drei warten in der Dunkelheit. Bald müsste ihr Essen fertig sein. „Was genau suchen wir eigentlich in Schleiede?“, Lilith hat sich wieder an ihren Baum gesetzt. „Information. Irgendwas, was uns helfen kann. Da MUSS es etwas geben.“ – „Und wenn nicht?“ – „Dann suchen wir halt woanders. Ich weiß, dass der Plan nich perfekt is, aber was andres haben wir momentan nich.“, Pay nimmt das Fleisch vom Spieß und teilt es in drei Stücke. „Darum machen wir uns morgn n Kopf, wenn wir da sind, okay? Haut rein!“ – „Das hier gefällt mir, Mann. Genau wie die Urväter in der Prärie…“ – „Wer sindn die?“ – „Du kennst die Urväter nicht, aber die Kunst kennst du, Mann. Die Kunst!“ – „Und was meinst du damit?“ – „Ah-hahaha…“, mehr ist der Chief offenbar nicht bereit, preiszugeben. Dann wendet er sich wieder Pay zu. „Sag mal, Mann, wie stehst du eigentlich zu diesem Blonden, dem Eisbrecher? Für mich sieht das so aus, als würdet ihr euch schon lange kennen.“ – „Oh, tun wir auch. Gibt nichts, was wir nicht kaputthauen könnten. Der Typ ist genial, wir waren lange Zeit zusammen unterwegs.“ – „Kaputthauen, Mann?“ – „Hm. Das Kaputthauen war ich meistens Schuld, aber Lee kann auch ganz gut austeilen. Wenns hart auf hart kommt, und man den dabei hat, kann eigentlich nix schiefgehen.“
    //
    Herzhofen
    „Vorzüglich. Wirklich vorzüglich.“, Alfred nippt an seiner Teetasse und stellt sie danach auf dem aus Porzellan gefertigten Untersetzer ab. Eva, Kuré und er sitzen an einem Tisch des teuersten Restaurants von Herzhofen. Durch eines der riesigen Panoramafenster sieht man die Einkaufsstraße, es ist Nacht, doch die Leuchtreklame der Geschäfte sorgt für hellen Glanz überall. Der Luxus springt einen aus jeder erdenklichen Ecke an, sei es die Tischdekoration, das Geschirr oder das Benehmen der Bediensteten: hier wird absolut nichts geduldet, was nicht auf 10 Meter Entfernung nach Geld riecht. Einer Menge Geld. Was Kuré nicht verstehen kann, ist, wieso sie hier überhaupt hineingelassen wurde. Scheinbar liegt es an Alfred, der Duft seines Geldes scheint ihre, Kurés, mindere Qualität zu übertünchen. ‚Wie viel Gäld ´at diesär Kärl aigäntliesch?‘, fragt sie sich im Stillen. Andauernd flüstert Eva ihr aus dem Mundwinkel Dinge zu, die sie besser nicht tut, zum Beispiel, wenn es um die Benutzung eines Bestecks geht. Aus einem ihr nicht bekannten Grund liegen sage und schreibe 4 Gabeln, 4 Löffel und 6 Messer herum, die sie in einer bestimmten Reihenfolge benutzen muss. Alfred trägt einen schwarzen Nadelstreifenanzug, dazu eine farblich abgestimmte Krawatte und ein goldgefasstes Monokel am Auge. Eva hat sich für ein reinweißes Cocktailkleid entschieden, und Kuré musste sich von ihr einen schwarzen Rock und eine weiße Bluse leihen. Der dezente Schmuck an ihrem Hals stammt ebenfalls von der Blonden. ‚Iesch bin für so ätwas niescht geschaffän, iesch bien Künstlärin.‘, entscheidet sie für sich. Klar, sie ist keine Grobmotorikerin, und eigentlich hat sie sich schon für sehr zivilisiert gehalten, doch das hier… das ist noch mal eine ganz andere Liga. Nachdenklich betrachtet sie Alfreds Teetasse. ‚Von dem Gäld, was da drienstäckt, gönnte iesch ainä Woche lebän.‘. „…dir?“, sie merkt, dass Eva mit ihr redet. Hastig schreckt sie hoch. „Was? Tut mier laid, iesch war in Gedankän.“ – „Wir haben uns gefragt, ob es Ihr wohl schmeckt.“, hakt Eva nach. „Oui! Très bon. Sähr gut. Danke.“, an Evas Tick, jeden in der dritten Person anzureden, hat sie sich schon gewöhnt. „Nun, wie wollen wir vorgehen?“, wendet sich Eva an die beiden. Dabei macht sie sich nicht die Mühe, die Stimme zu senken, der nächste besetzte Tisch ist einige Meter entfernt, und das daran sitzende ältere Pärchen macht nicht den Eindruck, als würde es jemals auch nur im Entferntesten mit Galaktikern zu tun haben. Für ein kurzes Briefing hat Alfred den perfekten Ort ausgesucht, das hat Kuré schon vor einer halben Stunde gemerkt. „Nun, wäre äs niescht klug, in Waidäburg vorbaissuschauän? Iesch mainä, Mademoiselle Jou mag dort schon für Vär´aftungän gesorgt ssu ´abän, doch viellaischt findän wier dort noch ätwas.“ – „Hm. Vielleicht wäre das wirklich klug. Einen anderen Plan haben wir nicht, oder?“, Alfreds Stimme passt irgendwie hervorragend zu dem Etablissement, wie Kuré findet. Sie klingt nach Geld, anders kann sie es nicht beschreiben. „Nein, bisher nicht. Wir finden, dass es ein guter erster Schritt wäre. Oder…“, Eva versinkt in Gedanken. „Was, odär? Was mainst du?“ – „Nun, wenn sie am See der Kühnheit ein verstecktes Labor hatten, wieso dann nicht auch an den anderen beiden Seen? Maria hat uns erzählt, dass die Seen hier vor einigen Monaten eine Schlüsselrolle für die Raum-Zeit-Krise gespielt haben. Was, wenn an den anderen Seen auch noch was zu finden ist?“ – „Den Punkt sollten wir vertiefen, finde ich.“, Alfred winkt mit herrischer Geste einen Kellner heran und bestellt einen weiteren Tee. Mit einer Verbeugung nimmt der Mann die Order entgegen und verschwindet wieder.
    „Also, wir würden vorschlagen, dem See der Wahrheit zuerst einen kleinen Besuch abzustatten.“ – „Bon. Damiet ´abä iesch auch gain Probläm, je länger iesch darübär nachdänke, umso mähr glaube iesch auch daran, dass wier dort fündiesch werdän.“, genussvoll nimmt Kuré einen weiteren Bissen von ihrem Mahl, kommt jedoch mit dem Ellbogen dabei gegen eine Kanne mit Soße, welche für Evas Essen gedacht ist. Die Kanne fällt auf den Boden, zerschellt und verteilt ihren Inhalt auf dem wahrscheinlich unbezahlbaren Teppich. Die Trainerin aus Einall hört eine Art Seufzen von Alfred, als würde sich eine unangenehme Vermutung bewahrheiten. Sofort eilt eine junge Kellnerin herbei. Sie verneigt sich höflich vor Kuré und weist in Richtung Ausgang. Von links flüstert Eva ihr wieder einen Haufen Benimmregeln ins Ohr, was sie jetzt am besten sagen und tun soll. Ihr schwirrt der Kopf, soll sie die Soße versuchen, aufzuwischen? Oder macht das Personal das? Was soll sie nur tun? „Entschuldigen Sie vielmals, ich muss Sie bitten, das Restaurant zu verlassen.“, sagt die junge Frau, als Kuré wieder einigermaßen klar ist. „Ah, nom d´un chien, excuse-moi! Entschuldiegän Sie! Das wolltä iesch niescht. Soll iesch ihnän ´elfän, es aufssuwieschän?“, die Bedienung erbleicht. Alfred legt eine Hand auf Kurés Arm. „Das wird nicht nötig sein. Bleib sitzen, meine Liebe. Hier.“, er reicht der Frau einen Scheck hinüber, doch diese schüttelt den Kopf. Eine leichte Röte legt sich auf ihre Wangen, doch sie behält die Fassung. „Das ist keine Frage des Geldes. Es gehört zur Politik unseres Hauses, dass wir keine Fehltritte dulden. Von den Gästen genauso wenig wie vom Koch oder dem Personal. Dieses Restaurant steht für Perfektion!“ – „Sehen Sie, es ist alles eine Frage des Geldes. Ich kaufe das Restaurant. Diesen kleinen Vorfall können wir vergessen, nicht?“, es herrscht Schweigen, dann nimmt die Bedienung den Scheck entgegen und wirft einen Blick auf die Summe. Ihre Hand beginnt, zu zittern, wie Kuré bemerkt. Zu ihrer grenzenlosen Überraschung legt die Frau nun die Hände im Schoß zusammen und verneigt sich vor Alfred. „Entschuldigen Sie meine Inkompetenz vielmals. Wir werden das Missgeschick sofort beheben.“, mit diesen Worten verschwindet sie. Kuré starrt Alfred an. „Was ssur ´Ölle war dänn das?“, zischt sie. Alfred hebt die rechte Braue exakt 5 Millimeter. „Nichts von Belang. Eigentlich wollte ich kein vierunddreißigstes Restaurant, aber mir gefällt das Geschirr.“, sagt er, als würden sie sich über das Wetter unterhalten. Kuré bleibt die Spucke weg. Hilfesuchend wendet sie sich an Eva, doch in den Augen der Blonden liest sie höchstens eine Spur Belustigung. „Nun, wir haben Lust auf ein Dessert.“, meint Eva dann. Kuré wagt nicht, sich auch nur zu bewegen, als die Bediensteten die Soße und die Kanne entfernen, doch dann sinkt sie ein wenig in sich zusammen. ‚Diesä baidän machen miesch färtiesch.‘, stöhnt sie innerlich.
    ///


    1.7.2009


    Route 210
    Meine Nase kitzelt. Ich verziehe das Gesicht, öffne ein Auge. Dann erstarre ich. Ich bin vor Lucias Zelt eingeschlafen und liege nun im feuchten Gras. Außerdem sitzt eine Art flauschige Wolke auf meinem Kopf, die meine Nase anstupst. „Lassas.“ – „Wablu!“ – „Wasnlos…“, ich richte mich auf und taste auf meinem Kopf herum, ich spüre Zweige und kleine Blätter. Und ganz oben zwei kleine, warme Körper mit flauschigen Flügeln. „Wassum Teufel…“, was ist denn nun los? Haben die da… auf meinem Kopf ein NEST gebaut?! Gähnend versuche ich, das Nest von meinem Kopf zu nehmen, doch die Zweige sind mit meinem Haar verflochten, und ich kann sie nicht lösen. „Wieso gehtn dasso schnell!?“ – „Morgen, Maria!“, ich schaue in Richtung Zelt, Lucia hat eine kleine Kamera gezückt, nimmt mich ins Visier und drückt gerade in dem Moment ab, als sich eines der Wablu herunterbeugt und mir den Schnabel in den Mund steckt. Ich reiße die Hände hoch, packe das kleine Pokémon und nehme es auf Armeslänge von mir Weg. Dann spucke ich den Wurm aus, mit dem es mich füttern wollte und funkele es wütend an. „Wassoll das, hä?“, doch als Antwort zwitschert es mich nur fröhlich an. Lucia kringelt sich vor Lachen. „Maria, du bist jetzt ihr Küken! Spiel mit!“, japst sie, dabei hält sie sich die Seiten. Auf ihre Worte hin sehe ich sie an, was sie nur noch weiter anstachelt. „Die haben da ein Nest auf deinem Kopf gebaut!“ – „Ja, ich weiß.“, ich bin jetzt erst richtig wach, kann auch wieder normal sprechen. „Kannst du mir helfen, es abzunehmen?“ – „Klar.“, ich setze mich auf einen umgekippten Baumstamm unweit von unserem Lagerplatz, meine Freundin stellt sich hinter mich. Die beiden Wablu sehen zu, wie wir gemeinsam das Nest, so gut es geht, entfernen, die Prozedur dauert länger als eine Stunde. Jeder Zweig muss mühsam aus meinem Haar entfernt werden, mir ist es ein absolutes Rätsel, wie sie dieses Kunstwerk erstellen konnten, ohne dass ich aufgewacht bin. „Gar nicht so leicht.“, murmelt Lucia. „Irgendwie haben die deine Haare hochgesteckt und mit den Zweigen verflochten. Das kann noch dauern.“ – „Macht nichts, das Ding muss da weg, wie seh ich denn aus? Ich kann doch nicht als menschliches Nest rumlaufen!“ – „Eigentlich siehst du ganz gut damit aus, so naturverbunden.“, zieht sie mich auf. Irgendwann hat sie es soweit geschafft, dass zumindest ein Großteil meiner Haare auf einmal frei wird, ich spüre, wie sie an ihre eigentliche Position zurückfallen. „Eben sahst du aus, als hättest du eine komische Frisur, jetzt gleicht das Nest eher einem Hut.“, kommentiert Lucia. Schließlich nimmt sie das Nest behutsam hoch und legt es neben sich auf den Waldboden. Ein Wablu hüpft sofort hinein, das andere setzt sich wieder auf meinen Kopf. „Hey!“, protestiere ich, doch Lucia legt den Kopf schief. „Sieht aus, als würde es dich mögen.“ – „Wieso denn das?“, in meinem Haar spüre ich noch einige Zweige, doch die bekomme ich einfach nicht gelöst. Was solls. Ein Schatten verdunkelt den Himmel für einen Moment, mein Kopf ruckt hoch. Ein majestätisch aussehendes Pokémon landet neben mir und sieht mich herablassend an, es ist genau so blau wie die Wablus, doch um einiges Größer. Und sein Körper besteht aus demselben, wattigen Stoff wie die Flügel der kleineren Pokémon. Es öffnet leicht den Schnabel. „Altaria - Das Summsel-Pokémon und die Weiterentwicklung von Wablu. Wenn Altaria durch den Himmel fliegt, gleicht es einer Wolke. Es summt mit seiner hohen Stimme.“, Lucia hat ihren Pokédex gezückt, der mit seiner mechanischen Stimme die Daten zu Altaria durchgibt. „Halt dir die Ohren zu, schnell!“, ich presse die Hände an die Ohren, als Altaria zu singen beginnt. Ich meine, mich daran erinnern zu können, dass seine Stimme Menschen in eine Art Trance versetzen kann, und für die Weiterreise muss ich klar bleiben. „Was?“, fragt Lucia, als ich zur Seite blicke, sehe ich, wie sie mit entspanntem Gesichtsausdruck zu Boden sinkt. „Verdammt.“, ich traue mich erst, die Hände runterzunehmen, als das Drachenpokémon das eine Wablu anstupst, welches daraufhin auf dem Rücken Altarias´ platznimmt. Doch mein „Hut-Wablu“ denkt nicht daran, von meinem Kopf zu verschwinden. Entschlossen nehme ich es herunter und setze es auf den Rücken seiner wartenden Weiterentwicklung. Als Dank drückt es mir mit dem Schnabel einen seltsamen, weißen Stein in die Hand, als ich ihn berühre, fühlt sich mein Körper auf einmal total leicht an. „Was…“, doch ich muss den Satz nicht beenden, das kann nur ein Leichtstein sein. Diese Dinger sind selten, sie halbieren das Gewicht des Trägers. Probeweise gehe ich in die Hocke und hüpfe ein paar Mal auf der Stelle, wünsche mir kurz eine engere Bluse, dann fällt mein Blick auf Lucia. Sie hat ihr Zelt schon vor geraumer Zeit abgebaut, also könnten wir weiter…
    „Altaria!“, summend verabschiedet sich das Trio, ich lächle ihnen kurz zu, sie verschwinden über den Bäumen. Ein kleiner Zweig fällt aus meinem Haar. Mir kommt eine Idee. Geschickt schiebe in den Stein in Lucias Top, dann hebe ich sie hoch. Sie wiegt quasi nichts, dieser Stein ist praktisch. Nachdem ich meine Arme unter ihren Beinen verschränkt und ihre Arme um meine Schultern gelegt habe, mache ich mich auf den Weg. Ich kann sie locker auf dem Rücken tragen. Vor dem wogenden Nebel bleibe ich kurz stehen, dann setze ich den Fuß entschlossen vor. Man sieht nicht wirklich weit, das weiße, undurchsichtige Gewabere verhindert das. Doch es reicht, um nirgends eine Klippe hinunter zu fallen oder gegen einen der vielen Bäume hier zu stoßen. Ich trage meine Freundin in Richtung Westen, wo irgendwo Elyses liegt. Lucia murmelt irgendwas, sie scheint zu träumen. Lächelnd vergewissere ich mich, ob sie es bequem hat. Eine halbe Stunde vergeht, in der ich niemandem begegne, und immer nur denselben Nebel um mich herum sehe, abgelöst nur ab und zu von einem Busch oder einem Baum, der sich dann geisterhaft materialisiert. Endlich wacht Lucia auf. „Guten Morgen.“, grüße ich sie, als sie sich die Augen reibt. Dann merkt sie, dass ich sie trage. „Oh! Tut mir leid! Das hatte ich total vergessen, äh…du kannst mich runterlassen.“, ich tue wie geheißen und sehe, dass ihr Gesicht einen interessanten Rotton angenommen hat. „Hey!“ – „Ups. Habe ich laut gedacht?“ – „Ja. Also, wo sind wir?“, sie schlägt einen effizienten Tonfall an, um professionell zu wirken. Ich verkneife mir ein Grinsen. Lucias Gesichtsausdruck verändert sich. „Ich fühle mich ganz komisch. So leicht.“ – „Ich sehs. Das Ding ist besser als jeder Push-Up.“ – „Was?!“ – „Du hast da einen kleinen Stein…“, ich zeige auf ihre Brust. Irritiert nimmt sie ihr Shirt unten am Rand, lüftet es ein paar Mal und der kleine Stein fällt heraus. Sie zuckt kurz zusammen. „Jetzt fühle ich mich wieder schwerer. Das Ding ist ja der Wahnsinn.“, ich erzähle ihr kurz, wie Altaria offenbar nach seinen Schützlingen sehen wollte, und sie mitgenommen hat. „Und als Dank dafür, dass ich das Nest gespielt habe, hab ich den Stein bekommen…glaube ich.“ – „Nimm du den Stein, bei dir bringt der mehr!“, lacht sie, nun ist es an mir, rot zu werden. Nicht, dass wir solche Späße nicht oft machen würden. Nur hat sie den Nagel auf den Kopf getroffen... „Naja, ich bin auch ein bisschen älter als du.“, mit diesen Worten hebe ich den Stein wieder auf und schiebe ihn in die Tragetasche. Aber an dieses Gefühl der Leichtigkeit könnte ich mich gewöhnen. Sicher könnte das nochmal hilfreich sein. „Das ist verdammt neblig hier.“, fluche ich, selbst mit meinen Kräften würde es schwer werden, hier für klare Sicht zu sorgen. „Hast du ein Flugpokémon, was hier mit ein paar Windstößen den Nebel wegfegen könnte?“ – „Du meinst „Auflockern“?“ – „Ja.“ – „Nein, das hat mein Togekiss leider nicht drauf…“ – „Hm. Und ich habe nur meine Wasserpokémon und Zorro dabei.“ – „Naja, egal. Hier, nimm meine Hand, dann verlieren wir uns nicht.“ – „Plinfaplinfa!“ – „Ja, du auch, Plinfa!“, lacht sie, ihr blauer Pinguin scheint schnell eifersüchtig zu werden. Erst, als sie ihn mit dem linken Arm trägt, scheint es zufrieden zu sein. Gemeinsam setzen wir unseren Weg fort.
    //


    Neues Galaktik-Hauptquartier
    „Erklärt mir das.“, eine Zeitung liegt in der Mitte des Konferenztisches. 20 Personen sitzen drum herum und niemand scheint sich wohl in seiner Haut zu fühlen. Uranus ergreift das Wort. „Saturn, ich, wir. Wir sind eigentlich! Fest! Davon ausgegangen, dass diese Bombe ausreichend sei, ausreicht, um den Widerstand im Keim zu erlüften. Nein, ersticken! Ich, wir, ich habe leider keine ausreichende Erklärung, und weiß auch ja, will sagen, nicht, wie sie es geschafft haben, zu entkommen!“ – „Das sollte eigentlich kein Problem darstellen.“, der schwarz vermummte Mann links von ihm rutscht ein wenig auf seinem Sitz hin und her. „Ich habe die Bombe platziert. Es waren alle im Gebäude. Ich weiß es. Yussuf macht keine Fehler.“, zischt er. „Ist gut, Yussuf.“, das Phantom legt die Hände auf den Tisch vor sich. „Ist doch egal, oder? Sie habens überlebt, also brauchen wir n neuen Plan.“, woraufhin er Gelächter von Venus erntet. Momentan ist die gesamte Führungsetage von Team Galaktik anwesend, die sich nach der großen Niederlage im letzten Jahr etabliert hat. Saturn hat aufgrund des Fehlens von Mars und Zyrus die Führung übernommen. Von Team Rocket sind lediglich Yussuf und das Phantom anwesend. Venus neigt sich ein Stück vor, ihre figurbetonte Kleidung schimmert im Licht des anbrechenden Tages, welches durch das Fenster fällt. „Einen neuen Plan können wir uns aber nicht leisten, uns sitzt die Zeit im Nacken! Jetzt, wo Rocky es geschafft hat, dieses Team zusammenzustellen, dauert es womöglich keine 3 Wochen mehr, bis die uns finden! Und dann haben wir nicht nur ein paar Trainer am Hals, sondern auch die Polizei von Sinnoh und die Agenten von LeBelle, diesem miesen Schnüffler!“ – „Was schlägst du vor?“, Saturns Stimme überschreitet selten die Lautstärke eines durchschnittlichen Wiesor, welches nicht gesehen werden will, und dennoch sorgt sie augenblicklich für Ruhe. Venus sieht ihn lange an, bevor sie spricht. Dann atmet sie genervt aus. „Wir finden heraus, wo sich diese Trainer jetzt aufhalten und was diese Tätowierung bedeuten soll. Dann machen wir sie kalt.“ – „Die Tätowierung? Was ist damit?“ – „Die hatte sie davor noch nicht. Irgendwie versucht sie, eine Botschaft zu übermitteln, das spüre ich.“


    *: Und damit meine ich nicht „peinlich“ im Sinne von „Oh, habe mich verquasselt“, sondern richtig peinlich, wie „Ich merke gerade, dass ich mit dem falschen Rock durch die Innenstadt laufe, und kann mir jetzt endlich denken, wieso jeder starrt“. Glaub mir, das ist mal was Neues für mich.




    die spoiler sind für diejenigen leser, die "Depth Pearl" gelesen haben, zwei wichtige Charaktere werden dort wiederzufinden sein. ansonsten hoffe ich, dass ihr spaß hattet, und freue mich mal wieder auf kommentare und sowas alles :D


    LG´s
    Kori

  • ja super :DD da bin ich wieder und hab einige geistreiche sätze im gepäck xD
    erstmal natürlich daumen hoch dass du so ausdauernd große kapitel reinsetzt, auch wenn das feedback viel zu wünschen übrig lässt -weiß echt nicht warum, wo doch die story noch greifender gestaltet ist als die vorhergehende! vermissen die leute conway oder merlin? ich kanns nicht sagen O:
    weiter im text, kein kommentar zur rechtschreibung da machste eh nie bis kaum fehler, ebenso was eloquenz und schreibstil betrifft
    was mir aufgefallen ist, da unsre liebe maria inzwischen selbstbewusster ist, fallen auch viele der "..." weg, mit denen sie zuvor noch gern ihre sätze (NICHT!) beendete xDDDD
    auch hast du eine gute balance zwischen erzählteilen und dialog- das gefällt mir :D
    du bringst es mittlerweile fertig, einen ohne große lücken von einem geschehen ins nächste zu bringen- wir haben inzwischen gut und gern 4 handlungsstränge stimmts?
    maria+lucia
    pay ( :D ) lillith (D:) und der chief
    manon,cat und joana (letztere find ich i wie recht seltsam, so ganz ohne sprache und doch versteht man sie O:)
    lee, tai und hagane
    achja, und die snobs natürlich, eva alfred und kure
    xD einfach mal gut wie die sich unter der gehobenen klasse so richtig blamiert- und die reaktion der kellnerin hat mir eins bestätigt.. jeder ist käuflich (:<
    was mir vor allem spaß macht: die art wie einige von den protagonisten mit der doch gefährlichen situation umgehen. maria und lucia albern durch die gegend, pay und der chief hauen sich lieber geflügel rein, und lillith.. naja ich versuch die so gut es geht zu verdrängen ;(


    der lebensnah, muss ich schon sagen, es folgen meine lieblingszeilen :D :D


    Zitat

    Ich will auch so ein Kissen haben.“, verlange ich.

    maria ist zur abwechslung mal doof :DD


    Zitat

    Der Vater weiß es natürlich nicht, und ruft einen megaschlauen Wissenschaftler an.

    <- da wirds erst richtig crazy xDDDD


    Zitat

    „Nein, nein! Sie hat mich angesehen, das heißt, sie muss gegen mich kämpfen!“

    <- alles ist möglich in pokemon.. :D


    Zitat

    Darum ist das gar nicht so doof, was die Squawk vorschlägt.“ – „Gesundheit.“

    duden Lillith O:


    Zitat

    „Darum machen wir uns morgn n Kopf, wenn wir da sind, okay? Haut rein!“

    ja man so wirds gemacht kumpel! XDD


    Zitat

    „Nichts von Belang. Eigentlich wollte ich kein vierunddreißigstes Restaurant, aber mir gefällt das Geschirr.“

    OMG AlFRED !


    Zitat

    „Wassoll das, hä?“, doch als Antwort zwitschert es mich nur fröhlich an. Lucia kringelt sich vor Lachen.

    hm eigentlich.. achne ich zitier jetzt nicht den ganzen absatz :DD einfach GUT.


    Zitat

    „Die hatte sie davor noch nicht. Irgendwie versucht sie, eine Botschaft zu übermitteln, das spüre ich.“

    zum schluss nochmal das organisierte verbrechen, übrigens super besetzt mit einer menge unverwechselbarer charaktere xDDD yussuf ftw!
    achja, gar nicht mal so gut dass die galaktis langsam auf die spur kommen- gar nicht mal so doof die typen! Oo wo maria noch nichtmal wieder bei lee ist, der wiederum erstmal seine schwester fitmacht. hoffen wir das beste für die 3! ich freu mich auf den nächsten part x:

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • Und willkommen zu einem neuen Kapitel. Doch zuerst: danke, Pay, für deinen Kommentar, den muss ich doch glatt beantworten o:
    joa, ab und zu krieg ich ja mein feedback, hab im kommitopic schon was dazu geschrieben, und wer weiß, vielleicht kommt ja bald mal wieder wer dazu. ob das an merlin liegt, kann ich nicht sagen, aber er ist wirklich ein interessanter charakter, der für einigen spaß gesorgt hat :D
    stimmt, darum habe ich mich in der letzten story bemüht, sie mit lucia reisen zu lassen, welche ihr ein wenig aus ihrer...schale herausgeholfen hat ;D und, mal ehrlich, ich hab letztens selber die alte story mal wieder gelesen, die "..." da stören extrem, wenn man drauf achtet o.o was solls, dafür mach ich sicher andere fehler, die mir nicht auffallen xD aber mich freuts, dass du ja fast immer nur lob hinschreibst :)
    was die verschiedenen handlungsstränge angeht, da wollte ich mal fragen, wie ihr, die leser, so damit klarkommt o: ich meine, sind das zu viele? nerven die ewigen sprünge? wenn ja, scheut nicht, es mir zu sagen:) und nun viel spaß mit:



    Kapitel 18
    …und Menschen sind es auch.


    1.7.2009
    Nebel…überall Nebel. Langsam beginnt diese Route, meine Geduld zu strapazieren. Ich habe schon lange aufgehört, ihn lichten zu wollen; es kostet zu viel Kraft. Die Wald- und Wiesenlandschaft geht langsam aber sicher in felsiges Gelände über, je weiter wir laufen. Kleine Bäche fließen durch steinerne Rinnen, die sich ab und zu den Weg entlang schlängeln. Bei dem Anblick muss ich daran denken, wie Lee und ich im tosenden Wasser kurz vor Herzhofen getrieben haben, als Team Rocket die Brücken zerstörte. Lee… seine Abwesenheit macht mir von Stunde zu Stunde mehr zu schaffen. Für Erste kann ich mich zusammenreißen und starre wütend geradeaus. „Guck nicht so böse, Plinfa kriegt Angst!“ – „Oh, das wollte ich nicht. Es ist nur…ach, nichts.“, ich fühle, wie sie mir einen Arm um die Schulter legt. „Wenn du schon mit mir nicht darüber reden kannst, mit wem dann? Komm schon, raus mit der Sprache.“, sanft nehme ich ihren Arm weg, nicke jedoch. „Es ist wegen Lee. Wenn ihm jetzt etwas zustößt, könnte ich mir das nie verzeihen.“ – „Du weißt doch am besten, wie stark er ist. Mach dir keine Sorgen, er kriegt das auch ohne dich hin.“ – „Danke, Lucia.“ – „Für dich immer.“. Ihr Plinfa schaut uns abwechselnd an; wenn ich rede, mich, und wenn seine Trainerin redet, sie. Als wir schweigen, brütet es vor sich hin.*Die nächste halbe Stunde verbringe ich damit, zu testen, wie ich den Nebel möglichst kraftsparend beeinflussen kann. Lucia stört sich nicht an den Bewegungen, die ich dafür machen muss, ich habe relativ schnell begriffen, dass ich größere Massen an Wasser bewegen kann, wenn ich den ganzen Körper für meine Manipulationen benutze. Ein kleines Beispiel: für eine Kugel aus Wasser, die ungefähr so groß ist wie…sagen wir, ein Fußball, brauche ich nur eine Hand. Wenn ich sie zur Faust balle, gefriert sie, und wenn ich meine Finger wieder spreize, und an Wasserdampf denke, verdampft sie. Doch je größer die Kugel wird, umso mehr Kraft verbrauche ich, und um sie noch kontrollieren zu können, muss ich beide Hände benutzen. Wird die Menge an Flüssigkeit noch größer, wie zum Beispiel ein kleiner Teich, dann muss ich quasi so fühlen, als wäre ich ein Teil des Wassers. Als wir vor einem weiteren kleinen Fluss stehen, mache ich halt und stelle mich seitlich davor auf. Das linke Bein lasse ich einknicken, strecke den einen Arm in Richtung des Wassers, den anderen winkele ich an, sodass aber auch die andere Hand aufs Wasser zeigt. „Was machst du da?“ – „Ich versuch was. Moment.“, mit diesen Worten schließe ich die Augen und bewege die Arme langsam nach oben, senke sie dann wieder, gleichzeitig verlagere ich mein Gewicht vom linken Bein aufs rechte, bleibe in diesem Takt, bis ich mir einen wellenartigen Rhythmus zugelegt habe. Am Rauschen des Wassers höre ich, dass es meinen Bewegungen folgt, ich kann also schon die Wellenbewegungen beeinflussen. „Wenn ich diesen „Schieben-und.-Ziehen-Takt" beibehalte, kann ich mehr Wasser manipulieren. Siehst du?“, ich gehe tiefer runter als zuvor, als ich nun die Arme hochnehme, hebe ich eine riesige Menge Wasser aus dem Flussbett und lasse sie in der Luft schweben. Neues Wasser füllt die Steinrinne wieder. Ich öffne die Augen und halte erstaunt in meinen Bewegungen inne. „Wahnsinn.“, flüstert Lucia. Eine wabernde Sphäre aus glitzerndem Wasser schwebt vor uns, bestimmt 15 Meter lang und 10 hoch. „Ich kann diese Gabe trainieren.“ – „Wie stark, denkst du, wirst du denn noch?“ – „Weiß ich nicht genau… ob ich wohl Ebbe und Flut beeinflussen kann?“, langsam lasse ich das Wasser wieder in sein Bett zurückfließen. Dann atme ich langsam aus und erhebe mich. „Gut. Wir können weiter.“ – „Das ist wirklich der Wahnsinn!“, wiederholt Lucia. „Damit kannst du deinen Pokémon in jedem Kampf beistehen, indem du zum Beispiel ihre Wasserattacken verstärkst oder so!“ – „Ja, das könnte ich. Cool, was?“, grinse ich. „Da wird man ja glatt neidisch! Ich würde sowas auch gern können.“ – „Dafür hab ich kein Auge für Wettbewerbe und Mode. Die hier…“, ich zupfe an meiner neuen Bluse herum, „…die hat eine Polizistin für mich gekauft. Außerdem bin ich sozial eine Niete.“ – „Stimmt doch gar nicht!“, widerspricht sie, als wir gerade eine in den Fels gehauene Treppe hinaufsteigen. Oben am Absatz kommt uns ein Junge entgegen, der es offenbar eilig hat; er trägt eine braune Hose, grüne Stiefel und eine orangefarbene Weste. Mit einem affektierten Lächeln streicht er sich durch die ebenfalls grünen Haare. „Was führt denn zwei Mädchen in diese neblige Wildnis? Soll Kornelius dir den Weg nach Elyses zeigen, meine Kleine?“, er hat sich zu Lucia heruntergebeugt, die gerade die letzte Stufe nimmt. Ich sage nichts, Fremden gegenüber bin ich ein wenig…misstrauisch. Lucia wirft mir einen hilfesuchenden Blick zu. „Äh…gern, aber wir sind doch schon fast da, oder?“ – „Elyses liegt noch einige Stunden weit weg, bedauerlicherweise…“, mit theatralischer Geste legt er sich eine Hand auf die Brust und hält die andere von sich gestreckt, als würde jemand da irgendwas Lustiges reinfallen lassen, wenn er nur lange genug bittet. „Ich bin sicher, wir schaffen das!“, lächelt sie ihn an, bemüht sich dabei, höflich zu bleiben. Doch Kornelius gibt nicht auf. „Oh, Schicksal! Wenn nun ein heimtückisches Wablu euch anfällt, da ihr doch ohne die schützende Hand eines heldenhaften, heroischen Ass-Trainers reist, dann könnte ich…“, ich mache nun doch den Mund auf. „Heimtückische Wablus hatte ich heute schon, damit kommen wir klar. Danke für das Angebot. Wir finden den Weg.“, ein wenig verärgert drängle ich mich an ihm vorbei und gehe weiter, links von uns befindet sich eine extrem tiefe Schlucht, von der ich annehme, dass sie ganz unten Wasser führt, doch der Nebel, der wie Pudding in der Senke liegt, macht natürlich die Sicht schwer. Rechts von uns ragen die Felsen und Berge hoch auf. Der Pfad, auf dem man laufen kann, ist ziemlich schmal, es ist also besser, vorsichtig zu sein.
    Mit einem entschuldigenden Wort verabschiedet sich Lucia von dem Trainer und holt mich ein. „Siehst du? Ich hab den ja quasi abblitzen lassen, dabei wollte er nur helfen. Du wirst sofort angesprochen, mich dagegen sehen sie an, als könnte ich ihnen im nächsten Moment, weiß ich nicht, irgendwas Grauenvolles antun.“ – „Das liegt vielleicht daran, dass es der Wahrheit entspricht. Der Trick ist, sie glauben zu lassen, sie säßen am längeren Hebel. Du schüchterst die halt ein. Wenn man über ihre Witzchen lacht, egal, wie doof die sind, und oft lächelt, fühlen die sich in deiner Gegenwart toll, und darauf kommt’s halt an. Nicht, dass wir das beide nötig hätten, ich meine, du hast Lee und ich Ash, aber wenn wir Information oder einen kleinen Gefallen brauchen, sind diese Tricks äußerst nützlich.“. Nachdenklich gehe ich neben ihr her. Dann erzähle ich ihr vom Galaktik Officer aus Weideburg und von der Episode im Hotel, als ich meine Tasche zurückholen wollte. Die beiden Geschichten bringen Lucia erneut zum Kichern. „Das nenne ich „Die Waffen der Frau“! Funktioniert perfekt, wenn man so aussieht wie du.“, lacht sie. „Irgendwie klappte das aber besser als meine Kommunikation mit anderen Jungs. Ich habe halt jeweils ein Ziel verfolgt, einmal meine Tasche und einmal das Geheimnis des Sees, und die waren wichtiger als irgendwelches Schamgefühl. Hm…“ – „Ach, jetzt sei nicht so, das klappt bestimmt auch beim nächsten Mal super.“ – „Ich glaube auch. Denn jetzt habe ich diesen Stein.“, sie reißt in gespieltem Erstaunen die Augen auf, ich sehe es an ihren Brauen. Im nächsten Moment nimmt sie die Brille hoch und zwinkert mir zu. „Mein Gott. Du willst ihn benutzen, um deine weiblichen Reize hervorzuheben und arglose Jungs gefügig zu machen? Total schamlos. Maria, du bist eine gelehrige Schülerin, ich bin stolz auf dich!“ – „Jetzt übertreib mal nicht!“, doch wir kommen beide für einige Minuten aus dem Lachen nicht mehr heraus. Dann müssen wir uns allerdings ernsteren Dingen widmen, die Schluchten sind immer tiefer geworden, und der Pfad immer schmaler. Ab und zu müssen wir auch eine ziemlich wacklige Hängebrücke überqueren, wir haben Glück, dass die Dinger noch gut in Schuss sind. In der Mitte einer ganz besonders langen Brücke bleibe ich stehen und lege den Kopf schief. Lucia tippt mir von hinten auf die Schulter. „Stimmt was nicht?“ – „Diese Brücke gibt eine eins A Schaukel ab, findest du nicht?“ – „Ähm…nein! Schau mal, wenn wir einen Fehler machen, geht’s tief runter.“ – „Wahrscheinlich hast du recht.“, ich gehe weiter, doch dieses träge Gewackel bei jedem Schritt gefällt mir. Als wäre dies keine Brücke, sondern ein schlafendes Tier, was nur darauf wartet, geweckt zu werden und zu spielen. Überrascht ertappe ich mich bei diesen Gedanken, was ist denn nur los mit mir? Auf dermaßen instabilen Holzbrücken spielt man keine Spielchen, das sollte mir klar sein. Sieht aus, als wären das die Nachwirkungen von Chaneiras Ei.
    Die Brücke endet, vor uns allerdings befindet sich nur ein sehr schmaler Grat, auf dem man laufen kann. Langsam setze ich den linken Fuß vor, verlasse das letzte Brett und presse mich an die Steinwand. „Verdammt, pass bloß auf hier.“, doch dann passiert es: sie stellt sich genau neben mich, ich drehe mich um, höre es bröckeln. Ich hasse dieses Geräusch. Zuerst hoffe ich noch, ich würde mir das einbilden, doch als ich herumwirbele und Lucia fallen sehe, muss ich mich damit abfinden, dass es real ist. Vor meinem inneren Auge fällt sie tiefer und tiefer, in den Nebel hinein, und wird unten von Gravitation und den Felsen zerschmettert. Ich bekomme keine Luft mehr, mir schnürt es die Kehle zu, als ich in einer hilflosen, verzweifelten Geste die Hand nach ihr ausstrecke und ihre ganz knapp verfehle. In meinem Kopf rastet irgendetwas ein, ich sehe sie tiefer fallen, ich kann sie auf keinen Fall mehr erreichen… ich merke gar nicht, dass der Schrei, der von den Felswänden widerhallt, mein eigener ist. In Sekundenbruchteilen rasen mir Pläne durch den Kopf, wie ich Lucia retten könnte, aber dazu müsste ich ihr hinterher springen, und die Chance, das zu überleben, ist gering. „Maria?“, ihre Stimme klingt fragend, ich schlage die Augen auf, die ich unwillkürlich zusammengekniffen habe. Ich knie am Rand des Felsgrats, die linke Hand noch immer ausgestreckt. Und 15 Meter unter mir schwebt Lucia in der Luft. Sie guckt langsam über die Schulter, wendet sich danach blitzschnell wieder mir zu. „Äh…was auch immer du da machst, hol mich BITTE wieder rauf!“ – „Was?!“, mein Blick fällt auf meine Hand, die auf Lucia gerichtet ist. Vorsichtig ziehe ich die Hand zurück, gleichzeitig kommt Lucia mir entgegen. Als sie nah genug ist, packe ich ihre Hand und ziehe sie neben mich auf festen Boden. „Das war richtig unheimlich. Danke, Maria. Ich verdanke dir mein Leben. Schon wieder!“ – „Und ohne mich wärst du nie in diese Situation gekommen.“, werfe ich mir vor. Hoffentlich gelingt es mir immer, sie zu retten, wenn ich sie mal wieder in Schwierigkeiten bringe. Ich sehe meine Hände an. Wozu bin ich noch fähig? „Jetzt spiel nicht die trübe Tasse, es ist doch nichts passiert! Eins kann ich dir sagen, das fühlte sich merkwürdig an. Als würde mich jemand festhalten.“ – „Was ich ja auch getan habe. Kann ich jetzt…“, neugierig richte ich die Hand auf Lucia, doch die Verbindung zum Wasser in ihrem Körper, die ich eben gespürt hatte, ist weg. „Klappt nicht.“, murmele ich, als sie mich ansieht. Seufzend erhebe ich mich. „Wieso geht das nicht? Ist es wegen meiner Angst?“, tatsächlich zittere ich immer noch, den Gedanken, was ohne diese Fähigkeit passiert wäre, verscheuche ich schleunigst. „Du wirst immer stärker, Maria. Hoffentlich kann ich da noch mithalten!“, scherzt Lucia.
    //


    Elyses
    Hagane rennt ein Stück vor, sie will sich noch im Kiosk eine Tüte Gummibärchen kaufen. Die Stadt, in der sie vor einigen Stunden eingetroffen sind, besteht aus vielen alten Gebäuden, je weiter man aus dem Kern hinauskommt, umso moderner werden sie. Außerdem befinden sich alte Tempelruinen hier, doch für eine Besichtigung haben sie keine Zeit. Die Straße, die das Mädchen entlang rennt, ist zu beiden Seiten mit hohen Bäumen gesäumt. In der Mitte fährt ab und zu ein Auto vorbei. Als sie den Laden betritt, fällt ihr sofort eine Zeitschriftenauslage ins Auge. „Wahnsinn!“, auf dem Cover des Hefts befindet sich ein Bild ihres Idols, des angeblich stärksten Stahlpokémontrainers außerhalb der Elite 4, sein Name ist Danny. „Hier! Das Heft und die Gummibärchen, bitte.“, sie legt beides auf den Tresen. Der Verkäufer, ein etwas korpulenterer Mann, zieht gelangweilt den Laser über die Strichcodes. „Was darfs noch sein? Eine Zeitung vielleicht? Heute Morgen kam so eine Wahnsinnsmeldung aus Herzhofen, die…“ – „Nein, schon gut. Danke…Sammy.“, sagt Hagane, als sie auf das Namensschild des Typen guckt. „Das heißt „Sammi.““ – „Was?!“ – „Nicht „Sämmieh“. "Sammi".“ – „Das hab ich ja noch nie gehört.“, das Mädchen will gehen, doch er redet sich in Rage. „Was habt ihr Leute eigentlich für ein Problem mit meinem Namen? Erst bin ich Aufpasser im Ruinenmuseum, da kam letztes Jahr auch schon so eine vorlaute Göre, die meinte, sich über meinen Namen lustig machen zu müssen! Und nun sogar in diesem winzigen Kiosk! Hör mal zu, Kleine…“ – „Nichts für ungut, aber wenn da Sammy draufsteht, steckt das für mich Sammy drin, und nicht Sammi. Schönen Tag noch.“, kopfschüttelnd macht sich Hagane auf den Rückweg zu Lee und Tai, die beiden warten sicher schon auf sie. Ihr frisch geschlüpftes Lin-Fu trägt sie stolz auf dem Arm. Als sie ihre Gefährten erreicht, hält sie kurz inne. Lee wendet sich um, in Richtung Kraterberg. „So. Seid ihr soweit?“ – „Klar.“ – „Immer doch!“ – „Gut. Dann los.“. Ihr nächstes Ziel ist Ewigenau.
    Tais Blick fällt auf das Cover von Haganes Magazin. Ein weißhaariger, lächelnder Trainer mit perfekt sitzendem Anzug ist darauf zu sehen. „Wer ist das?“ – „Du kennst Danny nicht?!“, fragt sie erstaunt. „Offensichtlich nicht.“ – „Er ist der beste, und damit meine ich: der beste, Stahlpokémontrainer, den es gibt.“ – „Oh, wirklich?“ – „Nein, ich lüge, sobald ich den Mund aufmache!“, faucht sie zurück. „Hey, hey. Kein Grund zur Aufregung.“; Lees klare Stimme sorgt mal wieder für Ruhe. Hagane rückt Marias Cap auf ihrem Kopf zurecht. „Von ihm kann ich sicher eine Menge lernen.“ – „Ich kenne den Burschen, er ist wirklich nicht von schlechten Eltern.“, bestätigt ihr Bruder. „Dieser Verkäufer hatte aber echt eine Macke.“ – „Wieso, was ist los?“, sie erzählt kurz von ihrem Zusammenstoß mit Sammy. „Klingt irgendwie bekannt. Ich kann aber nicht sagen, wieso.“, Lee legt eine Hand ans Kinn und scheint nachzudenken. Dann neigt er den Kopf. „Ist wahrscheinlich nicht so wichtig. Was wollte der denn?“ – „Dass ich die Zeitung kaufe. Aber ein Heft reicht, dann wird mir nicht langweilig.“, als sie ihre Drahtgestellbrille hervorkramt und aufsetzt, wirft ihr Bruder ihr einen Blick zu. „Hast du Maria schon gefragt, ob sie deine Sehkraft heilt?“, woraufhin seiner Schwester der Mund offen stehen bleibt. „Ist das…ist das möglich?“ – „Ich weiß nicht, aber mit Wasser konnte sie bisher alles heilen, was uns zugestoßen ist. Würde mich, ehrlich gesagt, nicht wundern.“ – „Ich werde sie fragen, wenn wir sie treffen.“.
    //


    Unbekannter Ort
    Das Zimmer ist relativ Dunkel, die Fensterläden sind heruntergezogen worden. Kaum Licht dringt herein. An dem runden Tisch, der im Raum steht, sitzen drei Frauen, eine mit grünen, die nächste mit braunen, und die letzte mit grauen Haaren. Eins ist bei allen gleich: die Frisur. Die Haare reichen allen dreien bis über die Schultern, je zwei Strähnen rahmen das Gesicht ein; die linke ist jedoch kürzer als die rechte. Venus ergreift das Wort. „Schon irgendwelche Ideen?“ – „Nein.“, antworten die beiden anderen im Chor. Auf dem Tisch liegt eine aufgeschlagene Zeitung, das Bild des braunhaarigen Mädchens ist übersät mit Notizen, bestimmte Bereiche an ihrem Körper sind eingekreist. Das „Tattoo“ ist einer davon. „Sie übermittelt eine Nachricht, das ist klar. Und ich bin absolut sicher, dieses Tattoo ist der Schlüssel.“ – „Oder die Brille. Ich habe sie noch nie mit Brille gesehen.“, merkt die Grauhaarige an. Ihr Gesicht ist gezeichnet von den Jahrzehnten, die sie schon durchgemacht hat. Dennoch klingt ihre Stimme erstaunlich frisch und voller Tatendrang. „Ha, Officer Galaxy, ich glaube, die Brille trägt sie, weil ihre Augen von der Droge „S“ verschleiert sind.“, widerspricht die letzte der drei Frauen. Galaxy sieht sie herablassend an. „Officer Luna.“, das erste Wort betont sie, um ihr Gegenüber ihre Verachtung spüren zu lassen. „Das wäre eine Möglichkeit, aber denken Sie nicht, dass sie davon ausgeht, dass wir das denken, und gerade deswegen die Nachricht in der Brille versteckt?“ – „Ha! Aber sie kann auch davon ausgehen, dass Sie davon ausgehen, sie würde davon ausgehen, und uns in die Irre führen.“ – „Langsam wird es lächerlich.“, schnaubend verschränkt Luna die Arme vor der Brust. „Ladies, keinen Streit.“, mischt sich Venus ein. „Wenn sie etwas auf diesem Bild versteckt hat, finden wir es. Schließlich sind wir von allen Einheiten des Team Galaktik die klügste.“ – „Ha. Aber, wenn Uranus, Argo und Gemini Recht behalten und sie…“ – „Nein. Auf keinen Fall. Wir sind ganz nah dran, ich spüre es.“, in Venus´ Augen lodert ein Feuer, welches ihren beiden Untergebenen nur zu vertraut ist. Die gibt so schnell nicht auf, denkt Galaxy. Tatsächlich hat sich die Hierarchie in Team Galaktik seit dem letzten Jahr stark verändert; Saturn hat die Führungsposition an sich gerissen und sitzt nun als Boss auf dem Thron von Zyrus. Ihm sind die drei Commander untergeordnet: Uranus, Venus und Jupiter. Jeder Commander hat zwei Officer unter sich. In Uranus´ Fall: Argo und Gemini, Galaxy und Luna, die Officer Star nach seiner Niederlage in Weideburg ersetzt, dienen Venus. Jupiters Officer sind Apis und Felis, ein düsteres Zwillingspärchen. Alle Officer, Commander und der Boss haben eine höhere Stufe als die „Rüpel“, wie sie von der Polizei genannt werden; sie stellen das Fußvolk dar. Außerdem beschäftigt das Team eine große Anzahl Forscher, die überall in Sinnoh an geheimen Orten arbeiten.
    Eines dieser Labors ist zerstört, doch ihre Zahl ist groß. Allerdings rechnen weder Galaxy oder Luna, noch Venus oder Saturn damit, dass ein weiteres bald dem Erdboden gleich gemacht werden könnte.
    //


    Schleiede
    „BWAHAHAHA! Die kleinen Galaktis wissen nicht mal, dass das „Zisch-zisch-knall-bumm-Team da ist!“ – „Das klingt irgendwie doof, Mann.“, Pay steht auf einer Klippe, von welcher aus man Schleiede überblicken kann. Die Sonne hat den Zenit erreicht und strahlt erbarmungslos auf die drei hinunter, was ihnen jedoch nicht allzu viel auszumachen scheint. Chief blickt ihm müde über die Schulter. „Ach ja? Denkt euch halt auch was aus! Wie wäre es mit „Ihr macht gleich boom“ oder „Frissmagma1.0“?“ – „Überlass das ruhig mir.“, Lilith stellt sich neben ihn. „Aber zuerst müssen wir da unten für Ordnung sorgen.“.
    Das alte Galaktik-Gebäude steht am nordöstlichen Rand der Stadt, auf einer natürlich entstandenen Terrasse aus Stein, die es unmöglich macht, von unten einen Blick auf das Gebäude zu werfen. Die drei Trainer umrunden die Stadt, ohne auf irgendjemanden zu treffen, dabei halten sie sich dicht am Rand des großen Waldes, der Schleiede umschließt. Die Terrasse ist ungefähr 10 Meter hoch und ziemlich groß, außerdem umschließt ein hoher Zaun aus Draht das Gelände. „Polizei“, steht in schwarzer Schrift auf einem gelben Band, welches sich einmal um den Zaun windet. „Das nenn ich mal n Zaun!“, meint Pay, als Lilith, der Chief und er die Terrasse erklommen haben und sich oben mit dem neuen Hindernis konfrontiert sehen. Der Chief zückt einen Pokéball, doch Lilith streckt die Hand aus und bedeutet ihm, es gut sein zu lassen. „Das wird noch unnötig Aufmerksamkeit erregen. Lass mich das machen.“, sie greift in die Maschen des Zauns, klettert geschickt daran hinauf und hockt sich oben auf einen der Stützpfeiler. Unter ihren Füßen befindet sich eine Art Halterung für die metallenen Maschen, dann nestelt sie so lange daran herum, bis auf der ganzen Strecke von einem bis zum nächsten Pfeiler der Zaun einfach in sich zusammenfällt. Rasselnd fällt das Drahtgeflecht in sich zusammen, das Geräusch ist so laut, dass es ein Echo hervorruft, welches noch weithin zu hören ist. Chief und Pay warten einen Moment, dann treten sie durch das Loch im Zaun auf das ehemalige Gelände von Team Galaktik. In der Mitte des Plateaus erhebt sich das, was einmal das Hauptquartier der Galaktiker war, es ist mittlerweile wie ausgestorben hier. Die oberen Fensterreihen sind zerstört, die Mauern machen einen instabilen Eindruck. 4 große Satellitenschüsseln sind im Viereck um das Hauptquartier aufgebaut. Auf dem Dach befindet sich eine kaputte Glaskuppel. „Sehen wir uns mal um.“, raunt Pay. „Unnötig, Mann. Hier ist schon lange keiner mehr.“ – „Lilith?“, der Rothaarige dreht sich um, Lilith steht vor ihnen, sieht auf ihre Füße und sagt kein Wort. „Lilith?“, wiederholt Pay und stellt sich neben sie. Wie immer trägt sie keine Schuhe, nur ihr Kleid, ihre Lippen bewegen sich lautlos. Dann sieht sie ihn ruckartig an. Er zuckt zurück. „Doch. Es ist jemand hier. In der Erde.“ – „Du meinst…ne Leiche oder so?“ – „Nein. Sie arbeiten. Dutzende.“, Pay denkt kurz nach. „Hm. Wenn sie arbeiten, sinds wahrscheinlich ähnliche Typen wie die, die Maria in Weideburg plattgemacht hat.“ – „Forscher, Mann?“ – „Genau. Aber mit denen können wir nix anfangen. Ich hab n Plan.“, grinsend zückt er alle 6 Pokébälle.
    /


    Ebenfalls Schleiede
    Niemand schenkt den drei Personen Aufmerksamkeit, auch wenn sie dafür sorgen könnten, dass die Sinnoh-Region, so, wie sie jetzt ist, für immer zerstört wird. Jupiters violette Haare sind unter ihrer Schirmmütze zum größten Teil verdeckt, die Frau trägt ein weißes Top und modische Jeans. Ihre Uniform wäre zu auffällig. Die beiden Officer Apis und Felis, welche ihr unterstellt sind, folgen ihr. Es sind zweieiige Zwillinge, ein junger Mann und seine Schwester, sie beide haben pechschwarze Haare und sind ebenfalls locker gekleidet. Felis wirft ihre Mähne zurück und gähnt ausgiebig. „Ich will auch Schiffe überfallen, stattdessen bin ich gezwungen, mit euch beiden Langweilern hier rumzuhängen! Nyaaaa, das ist nicht zum Aushalten!“, ihr Bruder schüttelt den Kopf. „Nicht zu fassen. Hör mal, wir sind undercover hier, um zu checken, ob das Labor noch clean ist. Verstanden? Das ist genau so wichtig.“, seine Frisur ist mithilfe von Gel nach hinten gekämmt worden, er erinnert ein wenig an einem Mafiaboss in Zivil. „Und wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst mit diesem Katzengetue aufhören? Die Gegenseite hat auch so jemanden, und willst du so sein, wie die Gegenseite?“ – „Die haben Cat. Ich freue mich schon darauf, sie auseinander zu nehmen, um zu beweisen, wer die wahre Macht der Katze hat!“, zischt Felis. Jupiter lässt sich nichts anmerken, die Geschwister zanken zwar viel, aber im Kampf sind sie ein gefährliches Gespann. Genau wie ihre Pokémon sind sie hervorragend durchtrainiert. Natürlich haben sie ihre Eigenheiten, Apis will so cool wie möglich klingen und baut viele englische Begriffe in seine Sätze ein, während Felis die Katzenfanatikerin schlechthin ist. Sie ist bestrebt, das Mädchen namens Cat zu besiegen, weil sie sich in ihrer Rolle bedroht fühlt. Als eine gigantische Detonation erschallt, die aus nördlicher Richtung kommt, zucken die drei zusammen, sämtliche Passanten, die in der Nähe sind, tun es ihnen gleich. Auf einmal herrscht in der Einkaufsstraße helle Aufregung, Mütter halten ihren Kindern die Ohren zu, falls es noch einmal knallt. „Was war das?“, will Apis wissen, das rechte Auge hat er zusammengekniffen, genau wie seine Schwester hält er sich die Ohren zu. „Unmöglich.“, Jupiter steht total erstarrt vor den Geschwistern und sieht in den Himmel. Felis keucht, als sie dem Blick ihrer Anführerin folgt. Eine gigantische Flammensäule steigt über Schleiede auf, der Ursprung wird jedoch von Häusern und Bäumen verdeckt. „Das kommt…“ – „Vom alten Hauptquartier.“ – „Aber da ist unser verstecktes Labor drunter!“ – „Wir haben Rocky unterschätzt.“, knurrt Apis. „Diese Trainer scheinen hinterlistig, stark und extremely intelligent zu sein. Niemals hätte das sonst jemand herausbekommen, dass da etwas drunter versteckt liegt.“ – „Was, wenn…“ – „Was wenn, was?“, Jupiter hakt nach, als Felis verstummt. „Wenn diese Trainer ne Nummer zu groß für uns sind?“ – „Wir sind Team Galaktik. Keiner ist groß genug für uns. Schnell, wir müssen retten, was zu retten ist!“, mit diesen Worten rennt sie los.
    /


    Ehemaliges Galaktik HQ, Schleiede
    „HAHAHA! Das brennt ja sogar richtig gut!“ – „Geht das klar, Mann? Ich mein, vielleicht gehörte das ja irgendwem.“, Chief, Lilith und Pay stehen auf dem steinernen Plateau und begutachten das brennende Inferno, welches Pays Team entfesselt hat. Er ruft seine Pokémon nacheinander wieder zurück. Das Feuer hat irgendwo einen Gastank erwischt, der die Explosion verstärkt hat. Die halbe Terrasse ist zu einem blubbernden Magmasee geschmolzen, als die feurige Kraft entfesselt wurde. Die ersten Schaulustigen kommen zum Schauplatz des Geschehens, ein kleiner Junge zeigt mit dem Finger auf den Chief. Was er seine Mutter, die neben ihm steht, fragt, kann Pay allerdings nicht hören. Lilith winkt ihre Teammitglieder heran. „So. Wenn hier in der Stadt noch weitere von den Typen rumhängen, kommen die sicher gleich angerannt, um zu schauen, was los ist. Die können uns weitere Informationen liefern, wenn wir sie verfolgen.“ – „Wieso machen wir die nich einfach platt und holen uns die Infos selber?“ – „Nein!“, Lilith bemerkt einen sich ausbreitenden, grünlichen Fleck auf ihren Arm, eine Art Flüssigkeit scheint darauf gespritzt zu sein, als das Gebäude explodierte. Sie leckt die Stelle sauber und spuckt aus. „So, haha… nun wollen wir die Show beginnen. Denkt dran, wir verfolgen sie, schauen, wo sie wohnen, und später holen wir uns, was wir haben wollen. Und jetzt runter mit euch, man hat uns noch nicht deutlich gesehen, dazu müssten die hier rauf kommen. Mich kennt niemand, ich werde dafür sorgen, dass man denkt, ich wäre daran schuld. Passt auf, ob ihr verdächtige Personen seht.“, Pay und der Chief stehen halb auf, während der Chief geduckt in Richtung des Loches im Zaun läuft, hält Lilith Pays Arm fest. „Pass auf dich auf.“, flüstert sie. Pay schluckt. Dann folgt der dem Chief. Lilith erhebt sich gerade, da kommen zwei Personen die große Treppe auf der Südseite des Plateaus hochgerannt. Von unten hört sie eine Stimme. „Gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen! Polizei! Wir haben alles im Griff!“. Als sie die beiden Polizistinnen näher kommen sieht, fängt sie an, zu lachen. Erst leise, dann immer lauter. Die zwei halten inne, sehen sich kurz an und gehen dann weiter. Die eine hat violettes Haar, irgendwie kommt sie Lilith bekannt vor. ‚Die beiden sind nicht, was sie zu sein scheinen!‘, teilt ihr der Boden mit. Leichte Vibrationen verraten ihre Unsicherheit. Sie sind gekleidet wie Officer Rocky, sind ebenfalls Frauen, doch damit enden die Gemeinsamkeiten. „Bist du hierfür verantwortlich?“, will die Frau mit den violetten Haaren wissen, doch Lilith lacht einfach weiter. Irgendwann gerinnt ihr Gelächter zu einem Kichern, ein weiterer falscher Officer gesellt sich zu ihnen. Kichernd sieht Lilith ihnen zu, wie sie sich beraten. „Die Schaulustigen unten sind alle weg. Was ist mit der?“ – „Keine Ahnung, Nya. Aber die ist total durchgedreht.“ – „Not cool. Was machen wir jetzt?“ – „Sie beseitigen. Das ganze verdammte HQ ist verbrannt!“, wütend dreht sich die Frau um. „Du da! Komm her!“, verlangt sie, worauf Lilith keine Lust hat. „Komm du doch.“, flüstert sie. Sie streckt die Arme aus und dreht sich mehrmals im Kreis, hört dabei nicht auf, zu kichern. „Die ist irgendwie unheimlich.“, hört sie den Mann sagen. Dann fällt ihr ein, woher sie das Gesicht der mittleren Frau kennt; Rocky hat ihr das Bild auf einem der Treffen gezeigt. Das muss Commander Jupiter sein. Blitzschnell wendet sich Lilith wieder ihrem Gegenüber zu, duckt sich, und rennt auf sie zu. „Aaahh! Was machst du denn da! Los, Bronzong!“, doch bevor sie den Pokéball auch nur anfassen kann, ist Lilith bei ihr und hält sie in einer festen Umarmung. „Officer! Tun Sie was!“, kichernd schüttelt Lilith den Kopf. „Ich fall auf eure süßen Spielchen nicht herein. Ich weiß genau, wer ihr seid. Und du…“, sie kommt mit dem Gesicht immer näher an das von Jupiter heran. „…du bist das Sahnehäubchen hier, oder?“, Jupiter sieht den Wahnsinn in Liliths Augen, ihre Officer tun jedoch nichts, vermutlich, weil sie schlimmere Konsequenzen für ihren Commander fürchten, sollten sie sich einmischen. Apis beißt die Zähne zusammen. „Lass sie los, siehst du denn nicht, dass du einen Officer im Dienst behinderst?“, auf seine Worte hin seufzt Lilith leise. „Ich habe euch doch gesagt, ich falle darauf nicht herein. Haltet die kleine Lilith nicht für eine Idiotin.“, ihr Gesicht ist dem von Jupiter immer näher gekommen, die Galaktikerin wendet den Kopf ab und schließt die Augen. „Lass mich gehen, sofort!“, doch als Antwort gibt ihr Lilith nur einen Kuss auf die Wange. 10 Sekunden. 20 Sekunden. Mit einem Mal schnappt Jupiter nach Luft. „Was ist das? Ich…verliere meine Kraft…“, keucht sie. Ihr Atem geht immer schwerer. Felis ballt die Fäuste. „Hör auf! Lass sie gehen!“, nach weiteren 20 Sekunden löst Lilith die Umarmung, Jupiter geht zu Boden, und die anderen beiden eilen ihr sofort zu Hilfe. „Was hast du getan?!“, will die andere Frau wissen. Ihre Anführerin verliert das Bewusstsein. Mit eiskaltem Blick starrt Lilith die beiden Geschwister an. „Verschwindet. Bevor ihr mein Interesse weckt.“, säuselt sie. Apis stellen sich die Nackenhärchen auf. Nicht umsonst ist er seit Jahren im Training. Er erhebt sich, überlässt Jupiter seiner Schwester, und nimmt eine Kampfhaltung ein. „Felis! Nimm Jupiter und verschwinde von hier!“, ruft er, während er eine Faust auf Lilith richtet. ‚Mit diesem Mädchen stimmt was nicht! Ich muss sie besiegen, dann können wir sie zum Doc bringen und verhören.‘, denkt er. Die Schwarzhaarige dreht sich wieder ein paar Mal im Kreis und singt irgendwas. ‚Die ist total verrückt!‘, doch als Apis zwei Pokébälle zückt, richten sich diese kalten Augen wieder auf ihn, ein Schauer rieselt seinen Rücken herunter.
    Ein Blick über die Schulter verrät ihm, dass es Felis schon beinahe vom Plateau herunter geschafft hat, schnell zückt er eine Rauchgranate, wirft sie vor sich auf den Boden und rennt ihr hinterher. „Not cool. Wenn wir die besiegen wollen, brauchen wir erst einen Plan.“, murmelt er. „Ich dachte, WIR wären die Bösen! Wieso haben die so jemanden im Team, Nya?!“, keucht Felis, als ihr Bruder sie eingeholt hat. „Ich hab keine Ahnung. Was ist mit Jupiter?“ – „Sie hat jeden Funken Energie verloren, der sie bei Bewusstsein gehalten hat. Wie dieses unheimliche Mädchen das gemacht hat, weiß ich nicht.“ – „Ist auch egal, wir müssen so schnell es geht einen Plan brainstormen, dem Hauptquartier Bescheid geben und dann zurückschlagen.“, bevor seine Schwester etwas erwidern kann, rast ein grauer Blitz zwischen den Bäumen links von ihnen hervor, erwischt Apis, und verschwindet rechts im Wald. Sie bleibt unsicher stehen, die Schreie ihres Bruders scheinen sich schnell zu entfernen. Sie legt eine Hand auf den Mund, kneift die Augen zusammen und rennt weiter. ‚Schnell nach Hause. Schnell nach Hause. Schnell nach Hause!‘.
    /


    „Ich glaub, dein Rameidon hats übertriebn.“, meint Pay. Chief zuckt die Schultern. „Ist egal, Mann. Wenns dich…“ – „Schon klar. Aber es findet den Weg zu uns zurück, oder?“ – „Naja, wenns diesen Typen irgendwo abgesetzt hat, sicher. Hast du schon mal einen so schnell wegfliegen sehen?“ – „Nö. Sah witzig aus. Das war also Commander Jupiter, hm?“, der letzte Satz ist an Lilith gerichtet, die drei Trainer sind getrennt worden, darum hält sich Pay eines der Handys ans Ohr, die Rocky ihnen mitgegeben hat. Liliths Stimme antwortet nicht sofort, doch man hört ihre Atemzüge. Sie rennt. „Genau. Ich verfolge diese Frau, die Jupiter auf den Schultern trägt. Verfolgt ihr den Anderen?“ – „Naja, verfolgen ist übertrieben, Mann. Ich hab meinem Rameidon gesagt, es soll den vielleicht ein wenig langsamer machen, aber es hat den voll mit nem Kopfstoß erwischt. Schätze, der liegt hier irgendwo.“ – „Gut. Wir treffen uns dann heute Abend … wo?“ – „Weiß nich. Im Pokémoncenter?“ – „Wohnt Maria nicht hier? Wir könnten bei ihr im Haus schlafen.“ – „Naja, n Schlüssel haben wir aber nicht, Mann.“ – „Gut.“, Lilith macht eine kurze Pause, erneut hört man sie rennen. „Bei Maria, wir kommen da schon irgendwie rein. Sie wohnt an der großen Straße, erste Abzweigung von euch aus rechts, die Nächste links. Nicht leicht zu finden, weil die Auffahrt durch einen kleinen Park führt. Ich treff euch dort.“ – „Geht klar. Bis dann.“, Pay legt auf, überlegt, wieso Lilith gerade so normal geklungen hat, und folgt dem Chief. „Sieht aus, als wären wir endlich im Spiel, Mann.“ – „Sieht wirklich so aus! Bwahahaha!“
    //


    Fleetburg
    Es wird Abend über dem kleinen Inselarchipel, welches Fleetburg genannt wird. Jede Insel ist durch eine Hängebrücke mit der nächsten verbunden. Auf der größten von ihnen befindet sich der Hafen, von welchem aus Manon, Joana und Cat in See stechen werden. Am Dock verabschiedet sich Rocky von ihnen. „Gebt auf Joana acht. Ihr schafft das, ich wünsche euch viel Erfolg. Wir sehen uns, sobald das Schiff in Blizzach angelegt hat. Nun muss ich aber noch mit dem Hafenmeister sprechen. Ihr packt das!“ – „Bis dann, Officer!“ – „Gut. Ich passe hier auf.“; sagt Manon und zupft ihr Stirnband zurecht. Das Frachtschiff ist ziemlich groß, Joana schließt kurz die Augen. Ihre Freunde sind dabei, ihr kann nichts passieren. Vorsichtig laufen Cat, Joana und Manon den metallenen Niedergang hinauf, betreten das Deck und winken Rocky zum Abschied. Das Schiff legt ab. „Miau, ich hasse Wasser!“ – „Das ist momentan unser geringstes Problem. Lasst uns die Kajüten beziehen, danach denken wir uns einen Plan aus.“, erwidert Manon. Joanas Blick fällt kurz auf die riesigen Ladeluken an Deck. Was auch immer da drin ist, es wird ihre Gegner anlocken. Ihr Bauch fühlt sich auf einmal merkwürdig kalt an, sie schnuppert und riecht Angst. Ihre eigene Angst.


    *: Also, im Sinne von Nachbrüten über etwas. Nicht das, was Pinguine sonst gern tun.


    so, ich freue mich wie immer auf kommis, anregungen, fragen und beschwerden:)
    LG´s
    Kori

  • Ansonsten: viel Spaß mit dem folgenden Kapitel!


    Kapitel 19
    Eine Nacht in Angst


    1.7.-2.7.2009


    „Endlich!“, Lucia streckt die Arme über den Kopf, um sich ein wenig zu dehnen. Vor uns liegt Elyses, mittlerweile dämmert es schon. „Kein Nebel mehr.“, seufze ich. Kaum etwas sehen zu können, war wirklich hart gewesen. „Mittlerweile müsste Lee die Zeitung gelesen haben. Egal, wo er ist, in 3 Tagen treffen wir uns hier.“, sie sieht mich an. „Du hast ihm per Zeitung geschrieben, wo du bist? Aber sehen die Gangster das nicht auch?“ – „Schon, aber sie wissen nicht, was die Botschaft ist.“, lächle ich sie an. „Warte, ich zeigs dir, sobald wir eine Zeitung haben.“ – „Okay. Aber was machen wir in der Zwischenzeit?“ – „Tag eins ist schon fast rum, das heißt, morgen müssen wir uns noch irgendwie beschäftigen. Gibt es irgendwas in Elyses, was du schon immer mal sehen wolltest?“ – „Naja, die Ruinen kennen wir schon. Lass uns zuerst etwas essen, ich verhungere noch!“ – „Als ich mit Sophie in Weideburg war, hat sie bezahlt. Aber ich will nicht immer eingeladen werden, das heißt, wir brauchen Geld.“ – „Puh…ich hab auch kaum noch etwas.“, gibt Lucia resigniert zu. Während wir reden, passieren wir die ersten Gebäude der Stadt, sie sehen ziemlich modern aus. Größtenteils sind es Einfamilienhäuser mit schönen, gepflegten Gärten. „Aber wo kriegt man auf die Schnelle Geld her? Normalerweise krieg ich immer auf Turnieren ein Preisgeld.“ – „Hm, vielleicht könnten wir irgendwo fragen ob wir dort ein wenig Jobben könnten, du weißt schon.“, kurz muss ich an Shoshanna denken, dort haben wir ihr ausgeholfen und dafür freie Kost und Logistik erhalten. „Ja, das kann klappen. Aber wo?“ – „Wir sehen uns mal um, wenn wir im Stadtkern angekommen sind.“ – „Gut.“, eine halbe Stunde vergeht, in der die Sonne sich immer mehr dem Horizont nähert. Auf die uns entgegenkommenden Passanten müssen wir wirken wie beste Freundinnen, was ja auch stimmt, aber mir geht der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass jeder von denen ein Galaktiker sein könnte. So, wie wir uns jetzt benehmen, dürften wir nicht auffallen. Eigentlich. In Elyses verhält es sich ein wenig anders; Schleiede und Herzhofen haben die Eigenart, dass man immer mehr Leuten begegnet, je näher man dem Stadtkern kommt. Doch hier sind alle Viertel gleich gut besucht, in den Außenbezirken sieht man jedoch mehr ältere Leute als innen. Nicht umsonst wird Elyses auch der „Ort der lebendigen Vergangenheit“ genannt. „Ich hab hier schon 2 Wettbewerbe gewonnen.“, sagt Lucia. „Glückwunsch. Ich dachte, die große Lila wohnt hier? Sie soll eine Koryphäe sein.“ – „Ist sie. Und es war auch wirklich nicht leicht! Aber in beiden Wettbewerben habe ich sie besiegt. Ihre Boutique ist hier in der Nähe.“ – „Wollen wir sie mal besuchen?“ – „Weiß ich nicht. Sie sagte irgendwas davon, dass sie auch mal wieder verreisen will, vielleicht ist sie nicht da.“ – „Ein Versuch ist es wert. Ich habe sie noch nie getroffen.“ – „Okay! Die Nächste links.“. Der Laden ist leider schon geschlossen, daher gehen wir sofort weiter. In den Schaufenstern sind aber wirklich schöne Kleider zu sehen. Auf dem Weg in den Stadtkern kommen wir an einem Pärchen mittleren Alters vorbei, sie unterhalten sich angeregt über irgendeine Gala, zu der sie gerade wollen. Lucia bleibt stehen. „Auf so einem Event gibt’s doch sicher ein Buffet, oder?“ – „Du meinst…“ – „Ich meine, wir schleichen uns da rein.“, ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Denkst du, das geht in Ordnung? Da braucht man doch sicher eine Einladung.“ – „Die haben wir nicht.“, stirnrunzelnd sieht sie dem Pärchen hinterher, welches in Richtung Stadtpark unterwegs ist. Dann legt sie die Hand auf ihren lautstark protestierenden Bauch. „Aber ich hab Hunger!“ – „Hm. Unerlaubtes Betreten einer Galaveranstaltung, dazu brauchen wir erst einmal das passende Outfit. Sonst fallen wir auf.“, ich greife in meine Tasche, halte dann inne. „Du hast doch sicher eines von deinen Wettbewerbskleidern dabei, oder?“ – „Sicher. Zwei Stück sogar.“ – „Gut. Ich habe nämlich nur Freizeitkleidung. Kann ich mir ein Kleid ausleihen?“ – „Klar. Aber wo ziehen wir uns um?“ – „Die meisten Läden haben schon geschlossen, das heißt, Umkleidekabinen können wir vergessen.“ – „Und außerdem würde ich nicht im Kleid durch halb Elyses laufen. Lass uns erst einmal dort hingehen, dann sehen wir weiter.“, wir folgen dem Paar einfach, auf den Straßen wird es langsam leerer. Die Sonne sinkt immer weiter. Im Stadtpark angekommen, bewundere ich zuerst einmal die meterhohen Hecken, die ihn eingrenzen, den riesigen, weißen Pavillon in der Mitte und die ganzen, fein angezogenen Menschen, die von den Sicherheitskräften durchgelassen werden.
    „Die sehen ziemlich diszipliniert aus.“, flüstert Lucia, wir haben uns hinter einer Hecke versteckt und halten Kriegsrat. „Und die gucken sich von jedem die Einladung an, bevor sie ihn durchwinken. In diesem Pavillon gibt es mit Sicherheit Toiletten, da müssen wir hin. Komm mit!“, wir schleichen uns einmal um die Hecke, bis wir dort stehen, wo ich auf der anderen Seite den Pavillon vermute. Es gibt zum Park scheinbar nur diesen Eingang, den die Männer in Schwarz bewachen. Ich strecke Lucia eine Hand hin. „Gib mir deinen Rucksack. Du wirst springen.“ – „Was?! Die Hecke ist bestimmt 5 Meter hoch!“ – „Mit diesem kleinen Stein hier sollte das kein Problem sein. Deine Muskelkraft bleibt erhalten. Und ich gebe dir Starthilfe.“, sie schluckt. „O-okay.“ – „Danach müssen wir schnellstens in den Pavillon rein, und am besten sieht uns niemand. Ich sorge ein wenig für Deckung.“, nachdem ich sie soweit über meinen Plan unterrichtet habe, wühle ich in meiner Tasche herum, finde den Leichtstein und reiche ihn ihr.
    Ihren Rucksack trage ich auf dem Rücken, meine Tasche über der Schulter, und verschränke die Hände so, dass sie den Fuß darauf stellen kann. „Bereit?“ – „Bereit.“ – „Und-Hopp!“, auf mein Kommando ziehe ich beide Arme mit aller Kraft nach oben, sie stößt sich ab und fliegt durch die Luft. Einige Sekunden später höre ich, wie Lucia auf der anderen Seite aufkommt. „Woa. Du hast Recht, das war leicht!“, sagt sie. Ich fange den Stein auf, der wieder rüber geflogen kommt, gehe in die Hocke und stecke ihn in die Tragetasche. Danach springe ich ebenfalls ab, mache am höchsten Punkt des Fluges eine Rolle, und komme wie eine Turnerin genau neben Lucia auf. Uns hat noch niemand bemerkt, den Bäumen, die zwischen uns und dem von Girlanden erleuchteten Festplatz stehen, sei Dank. Schnell gebe ich Lucia ihren Rucksack wieder, strecke die Hände aus, und lasse das Wasser in der Luft um den Pavillon herum verdunsten. Eine dicke Nebelbank bildet sich, sodass wir ungesehen in das Gebäude huschen können. „Wäre schön, wenn die uns nicht finden und den Kanivanhas zum Fraße vorwerfen.“, murmele ich, als wir durch die weiß gefliesten Gänge laufen. Geschmackvolle Bilder hängen an den Wänden, sicher wird dieser Pavillon nur zu besonderen Anlässen aufgeschlossen. Lucia dreht sich zu mir um. „Beschrei es nicht! Wo ziehen wir uns jetzt um?“ – „Halte am besten nach Wegweisern Ausschau. Wir müssen die Toiletten finden.“, wenig später haben wir es geschafft, zum Glück ist auch grad niemand hier. Meine Freundin reicht mir ein weißes, schmuckloses Kleid, es scheint leicht zu schimmern. „Das habe ich neu gekauft. Könnte dir ein wenig zu klein sein, probier es einfach mal aus.“, raunt sie, dankbar lächle ich sie an und verschwinde dann in einer der Kabinen. Wenn man mit sowas Übung hat, ist es nicht weiter schwer, sich hier umzuziehen, denke ich, während ich verzweifelt versuche, nirgends gegen zu knallen, als ich meinen Rock und die Bluse ausziehe. Richtig: Ich habe keinerlei Übung mit sowas. Hastig steige ich in das Kleid, bei Lucia reicht es sicher bis zu den Knöcheln. Bei mir bis zu den Schienbeinen. „Verdammt.“ – „Was ist, Maria?“ – „Das geht nur hinten zu. Kannst du mir helfen?“ – „Klar. Komm raus.“. Ich öffne die Kabine und stelle mich dann mit dem Rücken zu meiner Freundin. Geschickt macht sie den Reißverschluss des Kleids zu. „Perfekt. Danke.“, kommentiere ich und betrachte mich im Spiegel. Die Frisur sitzt, das Kleid sitzt, die Tasche muss ich irgendwo abstellen…sonst passt alles. Da Lucia es für den Eigengebrauch ausgesucht hat, spannt es obenrum, doch damit kann ich leben.
    Der Ausschnitt ist ebenso wenig verziert wie der Rest des Kleids, allerdings schmiegt sich der feine, weiße Stoff außerordentlich bequem an meinen Körper. Es fühlt sich großartig an, sowas zu tragen. Sie selbst trägt ein schwarzes Cocktailkleid, welches mir ebenfalls gut gefällt. Sie legt den Kopf schief. „Ich glaube, das hier würde dir wirklich nicht passen.“ – „Sumimasen. Das Kleid steht dir gut, Prinzessin.“ – „Danke. Du siehst aber auch wunderschön aus.“. Wir wollen den Pavillon in Richtung Parkanlage verlassen. „Verdammt!“, wiederhole ich, als mein Blick auf meine Füße fällt. „Du hast keine Schuhe!“, Lucia bemerkt es auch, im Gegensatz zu ihr muss ich ja kein Wettbewerbszeug mithaben. Eine Tür vor uns geht auf, heraus kommt ein ernst dreinblickender Kellner mit einem Tablett voller Wassergläser. Er nickt uns freundlich zu, danach setzt er wieder die Maske der Ernsthaftigkeit auf.
    Ich warte, bis er weg ist, öffne leise die Tür, und bleibe dann stehen. Bestimmt hundert Gläser warten dort darauf, gefüllt zu werden, und neben dem mit dunkelblauem Tischtuch abgedeckten Tisch steht kastenweise Wasser. „Komm!“, ich ziehe Lucia mit, schließe die Tür hinter uns. Eine der Flaschen werde ich brauchen. Langsam drehe ich den Verschluss auf, richte die Hand auf die Flüssigkeit und beschreibe eine kleine Welle in der Luft. Das Wasser teilt sich in zwei wabernde Kugeln, die sich um meine Füße legen. Meine Gedanken formen es nun zu Pumps, die ich gefrieren lasse. Es ist ziemlich kalt. „Ist das nicht…“ – „Ja.“ – „Das heißt, deine Füße…“ – „Es wäre schön, wenn sie nicht wegen Gefrierbrand amputiert werden müssen.“ – „Maria!“ – „Nein, keine Sorge. Ich habe eine Schicht Wasser da drin, die ist ein wenig wärmer. Ich komme zurecht.“, sie hakt sich bei mir unter und wir treten ins Freie. „So, jetzt ist es wichtig, so wenig Aufmerksamkeit zu erregen, wie es nur irgendwie geht.“, zische ich Lucia zu, ihre Sonnenbrille hat sie zum Glück im Rucksack gelassen, der nun sicher verstaut in einer Schließfachzeile steckt, welche wir zufällig im Raum mit den Wassergläsern gefunden haben. Sie fühlt sich inmitten all dieser herausgeputzten Leute sichtlich unwohl, darum lege ich die bisher freie Hand auf ihren Arm. „Mach dir keine Sorgen, wir kriegen das hin.“, murmele ich. Das Buffet steht am Rande des Festplatzes, überall sind Stehtische mit blauem Tuch aufgestellt, an denen sich Grüppchen zum Plaudern zusammen gefunden haben. Lucia strebt sofort in seine Richtung, doch ich halte sie zurück. „Nicht so schnell. Lass uns ganz langsam da rübergehen, dabei tu so, als würden wir scherzen oder sowas. Wenn uns jemand beobachtet…du weißt schon. Disziplin und so.“ – „Erzähl das meinem Magen. Ich hätte mehr Proviant einpacken sollen.“, stöhnt sie, und das in einem Ton, bei dem ich wirklich lachen muss. Dann verstelle ich die Stimme, blicke herablassend drein und versuche, so zu klingen, wie ein reiches, total verwöhntes Mädchen. „So, denk dran. Regel Nummer eins für gehobene Ladies: rede nie mit dem gemeinen Volk. Wenn dir irgendwas passiert, ganz egal, was, dann tust du nichts weiter, als um ein Glas Wasser zu bitten, und zu sagen: „Herrje, ist das aufregend!“, und außerdem…“ – „HALTET DEN SCHWAAAAN!“, brüllt jemand, gerade als ich meine Ausführungen beenden will. Die Stimme klingt komisch…ist jemand in Gefahr? Ich wirbele herum, lasse Lucias Arm frei, und sehe, wie eine der Eisskulpturen, die auf dem Buffettisch stehen, zusammenbricht. Eine junge Frau steht direkt davor und kneift die Augen zusammen, ihr Schrei hallt durch den Park. „Ich glaube, das Schicksal, vom Eis zerquetscht zu werden, erspar ich ihr.“, befinde ich, Lucia sieht erschrocken zu der 2 Meter hohen Figur hinüber, die ein fliegendes, schwanenähnliches Pokémon darstellt, das ich nicht kenne. Der, der eben gebrüllt hat, steht händeringend daneben, ein hochgewachsener Mann mit glatt anliegenden, schwarzen Haaren und rosafarbenem Anzug. Ich strecke beide Arme in Richtung Eis aus, beuge die Knie ein wenig, spanne die Muskeln an und spreize die Finger ab. Das vorher massive Eis verflüssigt sich, sodass eine schillernde Wassersphäre über der Frau schwebt. Ein paar Gäste in ihrem näheren Umfeld, die sich ebenfalls mit dem Armen schützen wollten, halten erstaunt inne. Dann wenden sich mehr oder weniger alle Blicke mir zu. Mir wird heiß. Doch ich kann das Wasser nicht einfach freilassen, sonst würde es die arme Frau nassmachen. Also muss ich den Schwan wiederherstellen, ich habe mir eingeprägt, wie das Bildnis eben noch ausgesehen hat. Hastig denke ich nach, es hat ohnehin jeder gesehen, was ich getan habe. Darum kann ich genauso gut aufs Ganze gehen. Ich beginne einen kleinen Tanz, zumindest sieht es für die anderen so aus. Doch es ist notwendig, um das Wasser in die richtige Form zu bringen, wenn ich mit dem ganzen Körper meine Kraft freisetze, geht es sehr viel leichter. Meine Bewegungen sind langsam und fließend, als würde ich im Wasser tanzen, nach einer halben Minute ungefähr ist der Schwan wieder fertig und glitzert wie geschmolzenes Glas. Bingo. Mir ist mittlerweile ein wenig kalt, meine Füße stecken in Eispumps und ziehen die Wärme aus meinem Körper. Als ich meine Aufgabe beendet habe, beiße ich die Zähne zusammen. Es ist still um uns herum. „Maria! Jetzt haben alle gesehen, was du kannst!“ – „Das weiß sowieso schon jeder aus der Zeitung. Aber…“, mir schießen die Gedanken durch den Kopf. Wenn jetzt ein Fass wegen mir aufgemacht wird, weiß Team Galaktik sowieso bald, wo ich bin. Das muss ich verhindern. Also strecke ich die Arme zu den Seiten aus, drehe mich um und verneige mich tief. „Danke für Ihre Aufmerksamkeit. Es war niemand wirklich in Gefahr. Wir hoffen, es hat Ihnen gefallen. Genießen Sie den Abend!“, rufe ich dann. Irgendwo ganz hinten klatscht jemand zögerlich, einen Moment später brandet Applaus auf. Links von mir legt sich eine Frau die Hand an die Wange. „Das war aber ein schöner Zaubertrick! Wirklich realistisch. Wo sind die Psychopokémon, die das gemacht haben?“, fragt sie ihren Begleiter, einen weiteren, Anzug tragenden Mann.
    „Das sah so schön aus! Mama, ich will sowas auch später mal machen!“, freut sich ein kleines Mädchen, ihre Mutter lächelt geduldig. „Das wirst du, Schatz, wenn du zum Zirkus gehst.“ – „Dann will ich dorthin!“. „Puh…danke.“, der Typ mit dem rosafarbenen Anzug kommt zu mir herüber. Er wirft einen Blick über die Schulter, als könnte er damit den Schwan daran hindern, erneut zu fallen. „Wie hast du das gemacht?“ – „Äh…“, ich murmele etwas von „Psychopokémon“ und „Getrickse“, doch er schüttelt den Kopf. „Nein. Du bist dieses Mädchen aus der Zeitung. Ich hab die Geschichte damals genau mit verfolgt, und heute Morgen warst du auf der Titelseite. Habe ganz schön lange rumgerätselt, aber es war offensichtlich, dass du dich mit jemandem treffen willst. Die drei Punkte auf deiner Schulter, die stehen für die Anzahl der „days“, der Tage, die du mit dem „d“ signalisieren wolltest. Deine Bemalung erinnert außerdem an die Höhlenmalerei in den Ruinen hier. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass es eine Bemalung ist.“, er wirft einen Blick auf meine nackten Arme. „Ja, Bemalung. Du hast diese Frau gerettet und mein Swaroness wieder zum Leben erweckt! Was kann ich dir dafür Gutes tun?“ – „Sie sind wohl der Designer für das alles hier, nehme ich an.“ – „Ganz genau! Meine Kreationen sind in der ganzen Region bekannt. Ich bin „die Nummer zwei“, das ist mein Künstlername. Aber Schwan drüber. Erzähl, was kann ich für dich tun?“, ich nehme Lucias Hand und sehe den Mann an. „Nun, wir würden gern etwas essen.“ – „Selbstverständlich! Alles, was eure Herzen begehren. Bitte, folgt mir.“, ich werfe ihr einen Blick zu, Lucia zuckt die Schultern. Ob wir dem Kerl trauen können? Er scheint exzentrisch, aber auch nett zu sein. „Der ist ziemlich schlau, oder?“, flüstert Lucia. Ich nicke. „Hätte nicht damit gerechnet, dass jemand so schnell darauf kommt. Egal, jetzt wird gegessen.“ – „Herrje, wie aufregend!
    //


    Schleiede, Villenbezirk
    „Ruh dich am besten aus, okay?“, Felis steht auf der Türschwelle und will gerade gehen. Jupiter nickt kraftlos. „Ja. Danke, dass du mich hergebracht hast.“ – „Ehrensache. Was war das für ein Mädchen?“ – „Ich weiß es nicht. Aber wir müssen es dringend dem Hauptquartier melden, Rocky hat sich eine Psychopathin ins Team geholt, die keinerlei Regeln zu befolgen scheint, außer ihre eigenen.“ – „Ich werde das sofort in die Wege leiten. Mein Bruder liegt im Krankenhaus, diese Kerle sind doch nicht normal.“, den letzten Teil flüstert sie. Jupiter nimmt ihr Haarband ab, die violetten Haare fallen ihr über die Schultern. „Er wird schon wieder, ein kleiner Kopfstoß bringt ihn schon nicht um, dafür habt ihr viel zu viel trainiert. Nur Mut. Und du solltest auch nach Hause gehen.“ – „Tu ich. Gute Nacht.“ – „Gute Nacht.“, Jupiter schließt die Haustür und lehnt sich an die blass grün tapezierte Wand. In ihrer Küche brennt Licht, es fällt auf den Flur hinaus. Ein Luftzug streift ihre Beine, sie erhebt sich und schließt das Fenster in der Küche. Es ist fast stockdunkel draußen, nur eine Laterne, die in ihrem Garten steht, erleuchtet die Wiese. Seufzend knipst sie das Deckenlicht aus und verlässt die Küche wieder. Im Schlafzimmer zieht sie die falsche Uniform aus, betrachtet kurz das Mondlicht, welches in Streifen auf ihr Bett fällt. Müde schleppt sie sich ins Bad, der Spiegel zeigt eine mittelgroße Frau im seidenen Bademantel, welche beinahe umkippt. Ihre Kraft ist nach und nach zurückgekehrt, dennoch fröstelt sie beim Gedanken an die Augen dieses Mädchens. „Wer ist das bloß? Unser Informant sagte nur etwas von Maria Jou, Joana Hall, Cat, Kuré aus Einall und Eva Touretto. Keine von denen hat ein derartiges Verhaltensmuster. Verdammt.“, mit beiden Händen stützt sie sich am Waschbecken ab. ‚Denk nach. Beruhig dich. Felis regelt das.‘, ermahnt Jupiter sich. Dann strafft sie die Schultern und lächelt ihrem Spiegelbild zu. „Wir schaffen das schon. Das sind nur ein paar Kinder. Team Galaktik wird schon bald zu neuer Größe aufsteigen.“, das Licht flackert, Jupiter wendet sich dem Fenster zu. Hier hat sie den Lichtschalter noch nicht betätigt, die Laterne aus dem Garten reicht ihr. Doch wieso hat die gerade geflackert? Sie ist ziemlich stark, leuchtet eigentlich konstant. Irgendwas muss da einen Schatten geworfen haben. Zögernd tritt sie zum Fenster herüber, öffnet es und beugt sich heraus, um in den Garten zu sehen. „Ist da jemand?“, ruft sie. Dabei denkt sie an ihre Pokébälle, die im Schlafzimmer liegen. Ihr Team hat sie noch nie im Stich gelassen. Wenn jemand sie besuchen kommen sollte, würde sie vorbereitet sein.


    „MIAU!“, ein Charmian springt vom Dach, rauscht genau vor ihrer Nase vorbei. Jupiter schreckt zurück und schließt das Fenster. Dann atmet sie auf und lacht über sich selbst. „Wie dumm. Von einem Charmian erschreckt.“, kopfschüttelnd tritt sie ans Waschbecken und putzt sich die Zähne, bevor sie sich zu Bett begibt. Der Raum ist groß, lediglich ein Kleiderschrank, eine Kommode und das Bett bestücken ihn. Sie wohnt nie lange an einem Ort, dieses Zimmer ist nur eines von vielen. Aber hier ist es schön, schöner als an all den anderen Orten, an denen sie schon war. Es lebt sich gut in Schleiede. Sie mag das riesige Haus, den Garten, die steinerne Mauer, die es umgibt. Langsam dämmert sie ein. Schattenhafte Träume suchen sie heim, unruhig murmelt sie im Schlaf. Mitten in der Nacht wacht sie auf, starrt in die Dunkelheit um sich herum. Was hat sie geweckt? Verschlafen dreht Jupiter sich auf die Seite, hört nur ein leises Rascheln neben sich. ‚Wahrscheinlich der Wind, der die Bäume im Garten zum Rauschen bringt…‘, denkt sie, schon fast wieder im Reich der Träume. Dann bemerkt sie einen dunklen Schatten zwischen Schrank und Wand, der sie anstarrt, ruckartig setzt sie sich auf und starrt in die Ecke. Doch nun scheint wieder alles normal zu sein. Ihr Herz klopft laut in der dröhnenden Stille, die sie umgibt. „Nicht aufregen, alles wie immer.“, murmelt sie und legt sich wieder hin. Dann besinnt sie sich anders, steht wieder auf, und nimmt ihr Wasserglas von der Kommode neben dem Bett. Sie kann nie schlafen, wenn sie nicht ab und zu einen Schluck trinkt. Nachdem sie sich erfrischt fühlt, legt sie sich wieder hin und schließt die Augen.


    2.7.2009


    Es ist noch relativ dunkel im Raum. Als Jupiter am nächsten Morgen aufwacht, streckt sie die Arme in die Luft und gähnt laut. Dann legt sie die Hände neben sich auf das Bett und erstarrt. Langsam dreht sie sich nach links, senkt den Blick und stößt einen Schrei aus. Neben ihr ist das Bett durchgelegen, als hätte sich dort jemand lange Zeit befunden. „Was…das kann unmöglich wahr sein!“, entfährt es ihr. „Da lag jemand neben mir. In meinem Haus.“, sie fängt an zu zittern. Wer könnte sich hier rein schleichen? Eigentlich niemand, ihre Villa ist bestens gesichert; Laserschranken, Alarmanlagen und dergleichen schützen sie. Mit einem klammen Gefühl im Bauch geht sie ins Bad und entkleidet sich. Als sie sich die Hose ausziehen will, hält sie inne. Irgendwas stimmt da nicht, eine Art Strich scheint kurz über der Hüfte zu beginnen und zieht sich weiter nach unten. Im nächsten Moment stößt sie einen weiteren Schrei aus: direkt über ihrem linken Bein ist ein handlanger Schnitt in ihre Haut geritzt worden. Noch stärker zitternd streicht sie darüber, es fängt leicht an zu bluten. „Was…“, wiederholt sie, und will in die Dusche steigen. Als ihr Blick in den Spiegel fällt, sackt sie geschockt in sich zusammen.


    Ein blutroter, leicht schräg versetzter Kussmund bedeckt ihre Lippen.


    Mit den Fingern tastet sie danach, hält die Hand dann vor ihr Gesicht. „Lippenstift…?“, keucht sie, dann erhebt sie sich wieder. So schnell es geht, steigt sie unter die Dusche und dreht das heiße Wasser auf. „Weg damit, schnell, weg damit!“, beinahe hysterisch wäscht sie sich das Gesicht und den Bauch ab, bevor Jupiter sich auf den Duschboden sinken lässt, die Beine anzieht und die Arme darauf stützt. „Nicht ausrasten. Nicht ausrasten!“, ermahnt sie sich. Wie kann es jemand hier reingeschafft haben? Und wer? Der Schnitt brennt ein wenig, die Frau beißt die Zähne zusammen. Dann leckt sie sich über die Lippen. ‚Wie schlimm kann es noch werden?‘, stöhnt sie innerlich: es schmeckt nach Blut. Wer auch immer ihr das angetan hat, er hat den Lippenstift aus ihrem eigenen Blut hergestellt. Wenig später hat sie sich einigermaßen beruhigt und verlässt die Dusche. Mit Bademantel und Handtuch auf dem Kopf legt sie ihren Schlafanzug zurück aufs Bett, dabei streift ihr Blick das Wasserglas. Ein roter Rand auf halber Höhe erregt ihre Aufmerksamkeit. Jupiter schluckt schwer; in dem Glas war Blut drin. Viel Blut. Hinter ihr ertönt auf einmal eine traurige Melodie, die nach alter Spieluhr klingt. Ein Mädchen scheint dazu zu singen, in dem Lied kommt Tod, Verfall, Grausamkeit und die Trauer von zerrissenen Seelen vor. Jupiters Nackenhärchen stellen sich auf, sie schlingt die Arme um den Körper. SO EINE Spieluhr ist ganz sicher nicht durch ihr Zutun ins Haus gekommen. „W-wer ist da?“, ruft sie, und verflucht sich dafür, dass ihre Stimme so zittrig klingt. Bestimmt nur ein dummer Scherz von Uranus, um ihre Position zu schwächen. ‚Blödsinn. Auf sowas würde niemand kommen, der noch halbwegs normal im Kopf ist.‘, denkt sie dann. Uranus hat zwar einen kleinen Fehler, aber das hier traut sie ihm nicht zu. Die Musik reißt mitten im Satz ab, es ist totenstill im Haus. Jupiter macht sich auf die Suche nach der Spieluhr, findet sie jedoch nicht, auch nicht, als sie das gesamte Erdgeschoss durchkämmt hat. Als sie in ihrem Schlafzimmer aufs Bett sinkt, schreckt sie wieder hoch, weil sie das Rascheln von etwas hört, worauf sie sich gesetzt hat. „Eben…“, stammelt sie, als sie sieht, worauf sie sitzt: es sind 2 Fotos, die sicher noch nicht hier gelegen haben, als sie das Zimmer verlassen hat. Das eine zeigt sie, wie sie sich mit dem blutigen Lippenstift und total geschockt im Spiegel ansieht, das andere zeigt ebenfalls sie. „Nein!“, ächzt sie und sinkt zu Boden. Auf dem zweiten Bild ist sie zu sehen, schlafend, von links ragt eine Hand ins Bild, die ein kleines Skalpell hält und bewegt sich scheinbar gerade auf ihren freigelegten Bauch zu. Das ist zu viel, ihr Verstand schaltet ab. Regungslos bleibt Jupiter vor ihrem Bett liegen.
    //


    Kleine Zusammenfassung aufgrund von natürlich komplett sinnvoller Internetzensur: hier befand sich ein Absatz, der verdeutlichen sollte, dass sich Pay und Lilith ein gutes Stück näher kommen, wenn ihr versteht, was ich meine. Bin nun gezwungen, ihn zu entfernen, die Story setzt nach einer wirklich heißen Nacht, die die beiden zusammen erlebt haben, wieder ein. Ich weiß, hat mega die Stimmung versaut, aber dagegen kann ich nichts tun. Bitte entschuldigt die Unannehmlichkeiten.


    Eine Stunde später steht der Chief vor Lees und Marias Badezimmer, er hat die Nacht wirklich geschlafen wie ein Stein. Er lacht leise über seinen Einfall, nimmt dann einen leichten Rosenduft wahr, der aus dem Bad zu kommen scheint. „Wasn das…“, murmelt er, und folgt dem Geruch. Als er die Tür öffnet, stehen Lilith und Pay vor ihm, die sich gerade gegenseitig abtrocknen. Erschrocken halten sie inne, Lilith bindet sich das Handtuch um die Brust, läuft dann hochrot an. Chief legt den Kopf schief, Pay erwidert den Blick hoch erhobenen Hauptes. „Habt ihr da gerade zusammen geduscht, Mann?“ – „Nein, mir ist ein Nagel in der Dusche abgebrochen und er hat mir geholfen, ihn wiederzufinden.“, murmelt das Mädchen, was Chief zum Lachen bringt. „Mann, der Manitu hat die Liebe nicht umsonst gerecht unter uns Menschen verteilt. Fühlt euch frei, ich find das toll. Gibt gleich Essen, Mann. Denkt dran.“. Mit großen Schritten verlässt er das Badezimmer wieder, die beiden sehen sich an. Unter dem nassen Handtuch erkennt der Rothaarige Liliths Kurven, sie bemerkt seinen Blick und lächelt ihn an. „Du glaubst gar nicht, wie gut sich das anfühlt, wie ein normales Mädchen zu sein.“ – „Hm. Manchmal is „nich normal“ aber nich schlecht, oder?“ – „Ja…erzählen wir den anderen davon? Von uns?“ – „Sobald wir sie treffn, sicherlich. Ich mein, is doch nix dabei, oder? Schämn muss man sich für sowas nich, außerdem machn Maria und Lee ja auch kein Geheimnis draus.“ – „Gut.“, sie nickt und lässt ‚versehentlich‘ das Handtuch fallen. Pay lässt den Blick an ihr herabwandern. Dann hebt er es für sie auf und legt es ihr um die Schultern. Dem Rothaarigen fällt etwas ein. „Warte, Maria hat sicher nix dagegn, wenn wir uns hier n bisschen Kram ausleihn, oder?“ – „Was meinst du?“ – „Dein Kleid und meinen Magen mein ich! Denke, sie hat hier Anziehsachn im Überfluss, wir schreibn ihr dann ne Liste, was wir uns geborgt habn.“ – „Gute Idee. Was war das mit deinem Magen?“ – „Naja, n Kühlschrank hat sie auch.“. Nur mit einem Handtuch bekleidet geht Lilith zurück ins Schlafzimmer und öffnet den Schrank. Eine Sekunde später stößt sie einen Pfiff aus. „Wer hätte gedacht, dass sie sowas anzieht?“, Pay neben ihr schüttelt ungläubig den Kopf. „Boah. Dabei hat sie immer so verklemmt gewirkt. Is ja lustig, was man so alles über n Menschen erfährt.“ – „Ich denke, ich nehme den Rock und diese Bluse hier, oder lieber…“, sie wirft dem Trainer einen unmissverständlichen Blick zu. „…das?“ – „Soll ich ehrlich sein?“, lachend nimmt Lilith die Bluse aus dem Schrank und schließt ihn wieder.
    //
    Westliches Meer
    Es ist neblig. Das ist das Einzige, was Manon an dieser Fahrt stört. Man sieht nicht, wer sich unerlaubt dem Frachter nähert. Sie zündet sich eine Zigarette an und inhaliert den Rauch, als sie Schritte auf dem Metall des Frontdecks hört, dreht sie sich um. Joana steht vor ihr. „Wo ist Cat?“, fragt sie zwischen zwei Zügen, das Mädchen sagt nichts, sondern deutet auf den Eingang zum Zwischendeck, wo sie eine Kajüte bezogen haben. „Gut. Ich passe hier auf, falls sich jemand im Schutz des Nebels nähern will.“. Joana stellt sich neben sie und schnuppert in der Luft. Manon sieht, wie sie die Nase rümpft. „Das beruhigt mich. Ich weiß, es ist ungesund.“, meint sie, und betrachtet ihre Zigarette. „Davon kannst auch du mich nicht mehr heilen.“, fügt sie hinzu, woraufhin das Mädchen nur aufs Meer guckt. Die beiden stehen eine Weile so und sagen nichts, dann hört Manon ein leises Motorengeräusch. Alarmiert tritt sie von der Reling zurück und packt Joanas Hand. Sie würde nicht zulassen, dass der Kleinen etwas passiert. Nicht wie damals, als…
    Unwichtig. Sie würde alle hier beschützen. Blitzartig greift sie zu ihren Pokébällen, als sie gegen jemanden stößt, der sich angeschlichen hat. Im Herumwirbeln merkt sie, dass es Cat ist, welche den Finger an ihre Lippen legt. „Shh! Ich habe was gehört. Da kommt jemand, miau müssen vorsichtig sein!“, zischt sie. „Glaubst du, das sind die Typen?“ – „Wer denn sonst? Es ist früher Vormittag, laut Kapitän haben wir die einzige Fahrt um diese Zeit. Hobbykapitäne fahren niemals so weit raus. Nein, das ist jemand, der genau weiß, was hier transportiert wird.“ – „Gut. Also Achtung.“, die drei verstecken sich hinter einem der gigantischen Rohre. Manon hält Joana die Ohren zu, als eine Explosion das Schiff erschüttert. Sofort herrscht helle Aufregung, Matrosen und Offiziere hasten umher und rufen Befehle. „Sagt dem Kapitän Bescheid, los!“, brüllt einer. Dort, wo Manon eben noch gestanden hat, klafft auf einmal ein großes Loch in der Reling. Drei Personen klettern an Deck, ein hochgewachsener Mann mit Piratenkleidung und Dreieckshut, dann einer mit silbrig glänzender Uniform und silbernen Sternchen im sonst pechschwarzen Haar und ein weiterer Mann mit schwarzer Kutte. „YARR! Nehmt den Laden auseinander!“, brüllt der Pirat, den Manon aus einer von Rockys Sitzungen wiedererkennt: Das Phantom.


    Und das wars auch schon wieder. Hoffe, das war nicht allzu unrealistisch, wenn ich das so sagen kann, und ich hab meinen job gut gemacht. natürlich freue ich mich auf kommentare, anregungen, verbesserungen und sowas, bis zum nächsten mal!
    LG´s
    Kori

  • hihi ich bin schon über 18 und darf das lesen [pokemon]Diglett[/pokemon]
    zuerst sag ich wieder mal gut gemacht zu einem gut gelungenen kapitel, das außer horror so gut wie alles bietet :D hm und ich seh grad horror ist da wohl drin ._.
    nicht vorgreifen, der part mit dem festival ist ein guter einfall um ein wenig aufzulockern und gleichzeitig die fähigkeiten von maria und ihrem leichtstein zu vertiefen xDDD
    schuhe aus eis, so kann mans machen O:
    hier kommt auch marias morbide ader raus :

    Zitat

    „Es wäre schön, wenn sie nicht wegen Gefrierbrand amputiert werden müssen.“


    später wirds die reinste komedy - geht los bei "Herrje wie AUFREGEND" und setzt sich fort mit HALTET DEN SCHWAN :D ich weiß nicht warum aber der satz hat mich fast gekillt man


    Zitat

    Wo sind die Psychopokémon, die das gemacht haben?“

    <- gute ausrede wenn eine aufgrund paranormaler wasserkräfte skulpturen wieder aufrichtet x:
    merkwürdig ist nur dass der hilfsbereite designer offenbar kein problem damit hatte, den code auf marias arm zu knacken Oo


    als nächstes wirds direkt noch ne ecke AUFREGENDER, hier hast du aus jupiters sicht geschrieben xDD ich find bei ihr in der bude gehts nicht mit rechten dingen zu, das is ja zum fürchten ö.ö
    ich dachte wirklich die wird gekillt oder so, als da noch die fotos auftauchten. UND ich dachte DIE wären die bösen D: xD
    kann mir auch schon denken wem sie diesen besuch zu verdanken hatte x.x oh man da biste ja psychisch fertig mit der welt hinterher, lillith tickt ja völlig aus
    den absatz in dem sie dann dem pay auf die pelle rückt kann man mit dem wort MOLEST gut beschreiben q.q na, wobei die zwei sich ja ne gute zeit machen (OMG BESCHAFFT DEM ARMEN KERL DOCH EINEN VERBAND)
    faszinierend find ich hier die abgeklärtheit.. nein direktheit des chiefs :D wenn der morgens in die dusche kommt xDD erinnert mich an jemanden.. (ich find das TOLL, macht weiter! = -...- = )
    den abschluss des kapit find ich erfrischend gut übergeleitet, stellt so nen kontrast da- hier mal meine favoriten :D


    Zitat

    „Herrje, ist das aufregend!“

    <- das kann man in dem ganzen kapi immer wieder sagen xD


    Zitat

    „HALTET DEN SCHWAAAAN!“

    <- stell dir mal vor der brüllt das leicht tuntig angehaucht xDDDDDDDDDDDDDDD


    Zitat

    Neben ihr ist das Bett durchgelegen, als hätte sich dort jemand lange Zeit befunden.

    <- tja jupiter, der wahnsinn findet dich egal wo du hingehst ö.ö


    Zitat

    Es war eine gute Nacht, eine außerordentlich gute Nacht.

    ok man weiß es nicht GENAU aber ich wette die wars x.x


    Zitat

    „WAS? NACHT? Was hast du getan?!“ – „Ach, gar nichts… nichts, was du nicht gewollt hättest, glaube ich.“

    die stelle ist ziemlich doppeldeutig ._. und schön wie die einfach mal davon ausgeht dass er "es" gewollt hätte ö.ö


    Zitat

    „Lilith…“ – „Was ist?“ – „Runter von mir.“

    Halte durch, Kumpel! Ich glaube an dich!! *-*


    Zitat

    „Guck nich so. Wenn du auf mir drauf liegst, kann ich mich wirklich schwer ausziehn.“

    <- ok das wars. du bist verdammt D:


    Zitat

    Gibt gleich Essen, Mann. Denkt dran.

    so spricht der pragmanitou :D


    so, einen hab ich noch

    Zitat

    „YARR! Nehmt den Laden auseinander!“, brüllt der Pirat

    ziemlich guter zug, rocky ! diesmal sind nämlich manon und ihre kolleginnen mit an bord, ich denk mal den überfall kann team rocket gepflegt streichen :D

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • guten vormittag oder so, werte leserchen :) habe das neue kapitel jetzt schon wieder fertig, was ein kleiner antrieb so alles bringt o: zuerst jedoch: ein neuer kommi von pay. danke schon mal dafür, ich beantworte mal deine fragen, wenns welche gibt.
    hm, ich dachte von dir kommt zuerst dieser FSK 21: lilith ist das mädchen witz, aber der muss ja nicht sein :D danke für das viele lob, deine kommis bestehen ja aus nichts andrem mehr :blush: juhu, eine frage! ja, ich dachte, ich stell das analytische denken, was sie ja charakterisiert, besser heraus, und dazu gehört halt, dass sie in vielen situationen vom schlimmsten fall ausgeht und das auch mal direkt mitteilt xD für sie ist das sicher ganz amüsant, für ihre begleiterin nicht so, schätz ich :s
    auf jeden fall freuts mich, dass das kapitel so gut ankommt, das neue kriegt übrigens auch ne altersfreigabe...moment


    Also viel Spaß auch mit dem neusten Kapitel, hier kommts schon.



    Kapitel 20
    Yin-Yarr!


    2.7.2009


    „Ruhe bewahren.“, raunt Manon. Langsam wandert ihre Hand in Richtung Jackentasche, links befinden sich die ersten drei Bälle, rechts die anderen. Nervös schiebt sie ihr Bandana ein Stück nach unten und drückt die Zigarette aus. Cat hat ebenfalls einen Ball gezückt. Galaktiker schwärmen vom anderen Boot aus an Deck, einer zerrt den Kapitän vor das Trio, welches scheinbar das Sagen hat. „So, wir müssen leider Ihre Fracht an uns nehmen.“, gibt das Phantom gerade bekannt. „Das reicht. Los, meine Damen.“, flüstert die Rothaarige und wirft drei Pokébälle auf einmal. Iksbat, Kramshef und Togekiss verschwinden im Nebel. Cat ruft ihr Luxtra zu Hilfe, es beginnt sofort, statische Energie aus der Umgebung zu ziehen. Währenddessen duckt sich Joana hinter dem Metallrohr und wartet ab. Kurz darauf sind Schreie zu hören, Iksbat hat einige Luftschnitte abgefeuert, welche die Tohaidos und Taucher der Galaktiker treffen, die sich noch im Meer befinden. „Was ist hier los?!“, brüllt das Phantom, der Mann neben ihm, der mit der Kutte, beugt sich tief runter, nimmt einen Arm vor, einen zurück, und spannt die Beinmuskeln an. Er blickt hoch. „Yussuf.“, raunt er, die Energie entlädt sich, und er sprintet in Richtung des Rohrs, hinter dem die drei Trainerinnen sitzen. „Weg!“, ruft Manon, das Luxtra von Cat wartet, bis Yussuf nah genug ist, dann setzt es eine Donnerwelle gegen ihn ein. Er springt mit unglaublicher Kraft nach hinten weg, katapultiert sich erneut nach vorn und versetzt Cat einen Schlag gegen das Kinn, es reißt ihr den Kopf zurück, ächzend fliegt sie einige Meter durch die Luft und knallt auf das metallene Deck. „Alles okay bei dir?“, will Manon wissen, Cat reibt sich mit der Hand die Unterlippe; sie scheint aufgeplatzt zu sein. „Miau geht’s gut. Luxtra, los, Donnerzahn!“ – „Das sind Rockys Trainer! Uranus, kümmere dich um sie!“, ruft das Phantom, woraufhin der Kerl mit den Glitzereffekten im Haar in seine Gürteltasche greift. „Wie ungezogen, möchte, will, ich! Meinen, dabei wollten wir, wollen wir nur, ich meine, NUR, die Fracht sichten und, was heißt und, auf jeden Fall mitnehmen! Weg, nein, los, Piondragi!“, ein gigantisches Giftpokémon erscheint auf dem Deck, sofort wird es von Kramshef und Togekiss angegriffen. Die beiden sind schnell, sie greifen an und verschwinden sofort wieder im Nebel. „Akupressur!“, merkwürdige Stacheln erscheinen auf seinem Körper und stechen es, dabei scheint es, als würden sie geheime Druckpunkte in seinem Nervensystem treffen. Augenblicklich steigt die Bewegungsgeschwindigkeit des Wesens, in Sekundenschnelle steht es hinter Luxtra. „Togekiss, Donnerwelle!“ – „Du auch, Luxtra!“, beide Elektroattacken gehen ins Leere, Piondragi ist einfach zu schnell. Yussuf gibt ebenfalls nicht auf, der rennt hinüber zur Ladeluke, die sich gerade öffnet. Manon folgt ihm, ihre langen Beine sind durchtrainiert, nach einigen Momenten hat sie ihn eingeholt. „Wieso verfolgst du Yussuf?“, zischt er, sie antwortet nicht, stattdessen holt sie aus und rammt ihm den Ellbogen gegen die Stirn. „Kramshef, Nachthieb auf das Piondragi! Dann Luftschnitt! Und Togekiss, versuch weiter Donnerwelle!“, befiehlt sie mit einem Blick über die Schulter. „Deine Attacken nutzen nichts. Uranus hat sein Piondragi zu gut trainiert.“ – „Das wollen wir doch mal sehen.“, raunt sie und fängt einen Faustschlag Yussufs mit dem Unterarm ab. Die beiden kämpfen eine Weile, es scheint, als wären sie exakt gleich stark: jeder kann die Angriffe des jeweils anderen abfangen oder ihnen ausweichen. Doch auf einmal steht Yussuf genau hinter Manon, sie fühlt seine Hand auf ihrem Rücken. Dann rast ihr ein gigantischer, gleißender Schmerz durch den Hinterkopf, herab zur Wirbelsäule und von da aus in ihre Beine. Es ist, als ob ihr Körper plötzlich verschwunden wäre, sie schlägt mit dem Kopf auf die Ladeluke und öffnet den Mund. „Wa…“, mehr bringt sie nicht heraus. „MANON!“, Cats Schrei hallt über das Deck.
    Das Katzenmädchen sieht, wie der unheimliche Kuttentyp Manon niederstreckt, zugleich gelingt es Togekiss, Kramshef und Iksbat, das Piondragi auszuschalten. Schnell duckt sie sich, ihr Katzenschweif zuckt vor Aufregung. Dank ihrer empfindlichen Ohren hört sie genau, was sich auf dem Deck abspielt. Die Galaktiker haben nicht mit Gegenwehr gerechnet, den 4 Pokémon gelingt es, gut platzierte Gegenangriffe zu setzen. Luxtra ist ihr stärkster Partner, seine Donnerzähne strecken einen Gegner nach dem anderen nieder. Dank ihres extremen Trainings wird die Wirkung von „Ladevorgang“ nicht nach einer Attacke aufgehoben, daher kann Luxtra immer doppelt so starken Strom freisetzen, wie es normalerweise möglich wäre. Die Truppen des Phantoms werden von Cats Luxtra und den Pokémon der Matrosen zurückgedrängt, mit grimmigem Funkeln in den Augen ballt der Pirat die Fäuste. Mehrere geschlagene Tohaido treiben im Wasser. „Yussuf! Lass gut sein, spätestens in einigen Stunden haben wir die gesamte Küstenwache am Hals! Verschwinden wir von hier, Leute!“ – „Nein… ja, nein! Wir können es nicht auf sich besitzen, beruhen. Lassen! Wir können immer noch die Niederlage, will sagen, den Sieg! Davontragen.“ – „Red keinen Blödsinn, die sind total in der Überzahl. Die haben mit uns gerechnet! Rückzug!“, den letzten Befehl brüllt er seinen Männern zu, nach nicht mal 3 Minuten ist das Deck von Piraten befreit. Joana läuft, so schnell sie ihre Beine tragen, über das Deck, ihre rosafarbenen Haare glitzern im zwischen den Nebelschleiern hindurch dringenden Sonnenlicht. Als sie Manon erreicht, beschnuppert sie den Hals, den Rücken und den Kopf der Frau, legt ihr eine Hand an die Wirbelsäule, die andere an die Hüfte, und massiert die Stellen sanft. Dabei zückt sie einen ihrer Pokébälle und holt ihr Heiteira zur Hilfe. Es nimmt ein Ei aus dem Beutel an seinem Bauch, reicht es Togekiss und lächelt dabei. Togekiss ist von Manons Partnern der einzige, der eben ein wenig was abgekriegt hat, mehrere von Piondragis Attacken haben es erwischt. Rapide heilen auch seine Verletzungen, Heiteira nickt ihm bedächtig zu und verschwindet wieder.
    Einige Momente später richtet sich Manon auf und presst die Hände an ihre Schläfen. „Dieser verdammte Pirat. Das tat dermaßen weh. Was hat er getan?“, Cats Schweif peitscht nervös durch die Luft. „Er hat deine Nerven angegriffen.“ – „Versteh ich nicht.“ – „Schau mal, dein Körper ist wie ein Brunnen mit mehreren Wasserschalen. Von ganz oben fließt Wasser in die beiden darunter liegenden, von da aus in wiederum vier weitere, und immer so weiter. Doch wenn man die oberste Schale zustopft, kommt kein Wasser mehr unten an, genauso verhält es sich mit deiner Kraft. Es gibt Punkte im Körper, die nur gedrückt werden müssen, damit keine Kraft mehr fließen kann. Darum darf man sich mit solchen Typen auf keinen Fall im Nahkampf anlegen.“ – „Woher weißt du das alles?“, will Manon wissen, Cat lächelt gequält. „Weil ich das auch kann.“ – „Du verarschst mich.“ – „Nein. Ich habe das vor einigen Jahren gelernt, ein gutes Studium des menschlichen Körpers ist dazu vonnöten.“ – „Und wieso hast du sie nicht alle damit ausgeschaltet? Du bist schnell, wendig, schwer zu treffen und stark.“ – „Weil da all diese Pokémon im Weg waren! Ans Phantom und den anderen Kerl kam ich gar nicht heran. Und dieser Kuttenmann ist wahrscheinlich besser darin als ich.“ – „Yussuf.“, flüstert Manon. Cat nickt. „Aber sieh es so: wir haben gewonnen. Die Fracht ist sicher, und Rocky wird zufrieden sein.“ – „Wir müssen es nur noch bis Blizzach schaffen.“, ganz in Gedanken blickt Manon in den Himmel. Diese Kerle haben sie sicher nicht zum letzten Mal gesehen. ‚Yussuf, hm? Dich krieg ich noch.‘
    //


    Elyses
    Die Sonnenstrahlen fallen durch das Fenster, ich öffne die Augen. Mein Rücken schmerzt, das kommt davon, wenn man nicht wie gewohnt auf dem Rücken, sondern auf der Seite schläft. Lucia liegt neben mir, allerdings ist sie noch nicht wach. Wie spät mag es wohl sein? Das Bett ist außerordentlich bequem, wir hatten gestern Abend das Glück, dass dieser Künstler uns ein Zimmer im Pavillon zur Verfügung gestellt hat, als er von unserer Situation erfuhr. Natürlich haben wir ihm nicht die ganze Geschichte erzählt, so sehr vertraute ich ihm dann doch nicht. Aber dass wir eine Bleibe für die nächsten zwei Tage suchen und ein wenig was zu essen vertragen könnten, hat er uns beides gewährt. Ihre Lippen bewegen sich lautlos, sie scheint zu träumen. Ich muss lächeln und will ihr eine Hand auf die Schulter legen, um sie zu wecken. Mitten in der Bewegung erstarre ich und werde schlagartig wach. Wir waren gestern nach dieser Veranstaltung so müde gewesen, dass wir uns nur noch ausziehen und dann schlafen konnten, ihr Rucksack und meine Tasche müssen sich noch in den Schließfächern befinden! Ich schlage die Decke so behutsam wie möglich zurück, bis auf den schwarzen BH und Slip trage ich nichts am Leib. Wieso überraschen mich solche Situationen nicht mehr? Wie dem auch sei, auf einem Polstersessel am Ende des Raums liegen unsere Kleider. Leise stehe ich auf, meine Füße berühren den flauschigen, roten Teppich. Wer hätte gedacht, dass im Pavillon ein derart geschmackvolles Zimmer wartet? Auf dem Flur ist zum Glück niemand, ich schließe die Tür hinter mir und schleiche den Gang herunter. Am Ende erwartet mich eine Treppe, nachdem ich die Augen geschlossen und ein wenig gelauscht habe, setze ich meinen Weg fort. Den Raum mit den Wassergläsern finde ich auf Anhieb, ich richte die Hand auf das Schloss. Wir hatten gestern keinen Schlüssel, darum habe ich das Schloss einfach zugefroren. Nun taue ich es auf, leise quietschend öffnet es sich. Erleichtert nehme ich meine Tasche heraus, wühle kurz darin herum, ziehe mir Rock und Bluse an. Ich werde noch duschen müssen. Aber es ist besser, schon mal etwas anzuhaben, bevor ich wieder raufgehe. Aus irgendeinem Grund muss ich an Pay und Lilith denken. Wie es den anderen wohl inzwischen ergangen ist? Ich werde es sicher bald erfahren. Mit Lucias Rucksack und meiner Tasche ausgestattet mache ich mich auf den Weg nach oben, sie schläft immer noch, als ich unsere Zimmertür öffne. Im Vorbeigehen tippe ich ihr auf die Schulter. „Aufstehen, Schlafmütze!“, sage ich, normalerweise ist sie es, die MICH weckt. Als sie durch nichts erkennen lässt, ob sie mich gehört hat, sondern einfach weiterschläft, hebe ich eine Braue. „Lucia?“, frage ich und lege die Hand auf ihre Schulter. Dann schüttele ich sie sanft. „Aufwachen.“, noch immer keine Reaktion. Nun lege ich den Kopf schief. Sie hat einen wirklich festen Schlaf. Ich versuche etwas Neues, lege eine Hand auf ihre Schulter, die andere an ihre Hüfte, und schüttele noch einmal. „Es ist schon hell, aufwachen!“, doch erneut passiert nichts weiter, als dass sie sich auf die Seite dreht und kurz die Nase verzieht.
    Ein wenig ratlos knete ich meine Unterlippe. Ist sowas überhaupt möglich? Ich beschließe, erst einmal zu duschen, danach kann ich weitersehen, wie sie am besten geweckt werden kann. Als ich mich umdrehe, passiert es. Ich spüre die Bewegung hinter mir mehr, als dass ich sie sehe, auf einmal liegen ihre Hände an meinen Seiten. Dann drückt sie einmal kräftig zu. „KYA!“, ich stoße einen kurzen Schrei aus und wirbele herum. Lucia kugelt sich vor Lachen, legt dann eine Hand vor den Mund, als sie meinen Blick sieht. An ihren tränenden Augen sehe ich, dass sie entweder furchtbare Schmerzen leidet oder sich köstlich über ihren Überfall amüsiert. „Zweiteres!“, kichert sie, als sie kurz genug Luft hat. Dann lacht sie hemmungslos weiter und lässt sich aufs Bett fallen. „Das zahle ich dir heim.“, verspreche ich lächelnd, wende mich dann in Richtung Bad. „Da hat jemand Gänsehaut!“, flötet sie hinter mir her. Mir fällt etwas auf, ich blicke über die Schulter. „Wieso hast du eigentlich deinen Schlafanzug an? Warst du noch im Schließfachraum gestern Abend?“ – „Jap. Naja, was heißt Schlafanzug, einen Schlafanzug habe ich nicht mehr, ich ziehe halt immer dieses Shirt hier und die Hose an.“ – „Wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt?“ – „Dachte, du schläfst immer in Unterwäsche!“, ich betrete die Dusche, entkleide mich wieder und drehe das warme Wasser auf. Nach 15 Minuten Entspannung stelle ich den Wasserregler kurz auf „Kalt“, beiße die Zähne zusammen, als mich der Eisschauer trifft. 2 Minuten bleibe ich so stehen, dann verlasse ich die Duschkabine und streife mir die Hotpants über die Beine. Hinzu kommt die neue Bluse. Den Rock verstaue ich im Rucksack. Fies grinsend drehe ich den Kaltwasserregler auf Anschlag, daran wird Lucia gleich ihren Spaß haben. Als kleine Rache unter Freundinnen. „Du kannst.“, teile ich ihr mit, im Vorbeigehen strecke ich ihr die Zunge raus. Lachend schließt sie die Badezimmertür hinter sich. Eine Minute später höre ich ihren Schrei. „Mariaaaa!
    //


    Schleiede
    Als Pay und Lilith eintreten, blickt Chief müde hoch. Er hat schon ein reichliches Frühstück gehabt, größtenteils mit Lebensmitteln aus Marias Kühlschrank. Ein Blatt Papier ist mithilfe eines Magneten an der Tür befestigt, darauf hat er die Sachen aufgelistet, die er entnommen hat. „Na, wie war die Vorspeise, haha…“, lacht er, die beiden sehen sich an. „Äh.“, macht Pay, Lilith umarmt ihn. „Wir hatten eine köstliche Vorspeise. Wirklich.“, murmelt sie. „Also, ich hab das Zeug, was ich aus ihrem Kühlschrank hab, aufgeschrieben, Mann. Machts am besten auch so, wenn sie euch nicht später lynchen soll. Die Kleine hatn extrem eisigen Kern, wenn ich das so sagen kann.“, träge rappelt der Chief sich hoch, umrundet den Tisch und stößt gegen eine komisch aussehende Maschine, die auf einem Stativ aufgebaut ist. Das Tuch, was er immer um die Schultern trägt, verfängt sich darin, leise grummelnd befreit er sich. Eine kleine, rote Lampe blinkt auf, gleichzeitig fährt eine kleine Glaslinse aus dem Kasten heraus. Es könnte eine Art hochmoderne Kamera sein, aber so ein Teil hat er noch nie gesehen. „Hm, Wasn das…“, fragt er sich, dann geht er zum Kühlschrank herüber und nimmt den Zettel ab. Als er sich umdreht, befindet sich Pays Hand unter dem kurzen Rock, den sich Lilith von Maria geborgt hat, sie sitzt auf seinem Schoß, die beiden scheinen nur noch Augen füreinander zu haben. Wie großzügig der Manitu doch ist, denkt der Blonde, und bedauert ein wenig, diese Gabe selbst nicht zu besitzen. Doch das ist auch nicht seine Aufgabe auf Erden, er ist dafür da, das Gleichgewicht zu halten. „Wenn ihr mitm Essen fertig seid, sagt Bescheid. Wir müssen planen, wie wir weiter vorgehen, Mann.“, ermahnt er die beiden, Lilith nickt ihm kurz zu, wendet ihr gerötetes Gesicht dann wieder in Richtung Pay und gibt sich dem Kuss hin.
    „Wir sollten etwas essen.“, meint sie ein wenig später. „Stimmt. Ich hab extremen Hunger!“ – „Ich auch. Und du weißt auch, auf wen.“, murmelt Lilith. Pay will zum Kühlschrank rübergehen, sie hält ihn zurück. „Zuerst wird gegessen, dachte ich.“, Lilith antwortet nicht, und als Pay sich umdreht, sieht er, warum: eine Erdbeere steckt zwischen ihren Lippen. Unter halb geschlossenen Lidern blicken ihn ihre Augen erwartungsvoll an. Das ist mehr als bloße Nahrungsaufnahme, schießt es ihm durch den Kopf. Er nähert sich der jungen Frau, seine Lippen umschließen die andere Hälfte der kleinen Frucht. Zum wievielten Mal küssen sie sich jetzt? Unwichtig, befinden sie, als sich ihre Zungen treffen und nicht mehr gehen lassen wollen.
    Nach einem ausgiebigen Frühstück beschließt das „Zisch-Zisch-Knall-Bumm-Team“, sich für die Weiterreise auszurüsten. „Nun, wir können nicht ewig bei Maria rumgammeln, Mann. Daher brauchen wir wieder eigenes Zeug. Geld genug ist da, also gehen wir heute mal einkaufen. Ich brauch allerdings noch ein paar andere Sachen, die man nur in etwas…unseriöseren Stadtteilen bekommt, darum wollte ich euch bitten, das mit dem Proviant und der Ausrüstung zu regeln. Okay?“, Chief stellt seinen Plan vor. Pay hebt die Hand. Chief lacht müde. „Ja, Pay?“ – „Also gehen wir zu zweit los und du allein? Denkste nich, dass Galaktiker gerade auf sowas warten würdn?“ – „Naja, sagen wir so, ich weiß, wie ich mit denen fertig werde. Macht euch mal keine Sorgen um mich.“, er schultert einen schwarzen Rucksack, richtet kurz den Federschmuck auf seinem Kopf zurecht. „Gut. Dann los!“, entscheidet Pay, erwidert Liliths Umarmung und steckt seinen Geldbeutel ein. Das blinkende Lämpchen in der Küche erlischt, niemand bemerkt es. Eng umschlungen machen sich die beiden auf den Weg, gehen denselben Weg, den Maria und Lee vor einigen Wochen gegangen sind. Die Straße hinunter, in Richtung Stadtkern. Für die doch relativ frühe Stunde sind erstaunlich viele Menschen auf den Beinen und shoppen. Als sie an einem Modegeschäft vorbeikommen, hält Lilith an. „Weißt du…“, sagt sie, wirft Pay aus dem Augenwinkel einen kurzen Blick zu. „Ich wollte schon lange mal Shoppen gehen. Ganz normal. Wie Maria und Lee das tun.“ – „Die sind aber auch so…so Pärchnmäßig halt.“ – „Wir doch auch gerade.“, erwidert sie, Pay nickt. „Hm. Wenn Lee das erfährt, wird der sich endlos über mich lustig machen. Verdammt! Ich hab ihn so oft damit aufgezogen, und jetz…“ – „Mach dir doch keine Gedanken darum, was andere sagen. Außerdem schätze ich ihn nicht so ein, auch, wenn er dich gerne mal neckt.“, als Pay ihr ins Innere des Ladens folgt, könnte man beinahe meinen, er wirkt nachdenklich. „Hm. Naja, vielleicht erfährt ers ja gar nich.“, beruhigt er sich. Wenige Minuten später sitzt er auf einer Bank vor den Umkleidekabinen und schiebt sich einen Burger in den Mund. Die dritte Kabine von links öffnet sich. „Janet, hast du meinen Burger gesehen?“, will der Mann wissen, der herauskommt. Eine Kabine rechts daneben wird ebenfalls frei, eine total mit Kleidern bepackte Blondine schüttelt den Kopf. „Nein, Du solltest besser auf deine Sachen aufpassen.“. Pay schluckt hastig den Rest hinunter. In dem Moment geht die Kabine genau vor ihm auf, Lilith dreht sich für ihn einmal um die eigene Achse. Sie trägt ein leichtes, hellgrünes Sommerkleid, er bemerkt ihre Unterwäsche auf der Bank und muss sich zusammenreißen. „Und, wie gefällt es dir?“, fragt sie. „Denke, bei den Temperaturen das genau Passende, oder? Was meinste?“ – „Genau. Wenn man wie ein dahergelaufenes Prinzesschen wirken will.“, eine spöttische Stimme ertönt von links, Pay spannt die Muskeln an. Niemand macht sich über Mitglieder des Zisch-Zisch-Knall-Bumm-Teams lustig. Er steht auf. „Haste n Problem damit?“, will er von dem süffisant grinsenden Mädchen wissen. Lilith hebt eine Hand. „Lass gut sein. Ich will wissen, was sie noch zu sagen hat.“ – „Ach, mehr nicht. Viel Spaß noch bei eurer kleinen Modenschau.“, Lilith blinzelt kurz, Pay erkennt ein gefährliches, grünes Flackern in ihren Augen. Sie tritt näher an das Mädchen heran. „Ich mache keine Modenschau. Ich will wissen, welches von den Kleidern, die ich anprobiere, er am besten findet. Hast du ein Problem damit? Oder soll ich dich gleich ertränken?“, flüstert sie. Der Rothaarige muss schlucken, doch die Reaktion des anderen Mädchens ist ungleich extremer. Sie reißt die Augen auf, stammelt ein paar zusammenhangslose Wortfetzen, dann rennt sie in Richtung Ausgang.
    Lilith sieht ihr gefährlich lächelnd hinterher. Dann wendet sie sich zu Pay um. „Okay. Wo war ich?“ – „Das Grüne.“ – „Das geht nur hinten zu.“, sie wirft einen Blick über die Schulter. „Kommst du eben mit rein und hilfst mir, es zuzumachen?“ – „Klar.“, antwortet er, und folgt ihr in die enge Kabine. Bevor der Reißverschluss hochgezogen wird, spürt sie seinen Kuss auf dem Rücken und schließt die Augen.
    //


    Sandgemme
    Eva, Alfred und Kuré sitzen auf einer Parkbank vor dem Pokémoncenter und besprechen sich. Gestern sind sie nach Sandgemme gereist, um sich den See der Wahrheit anzusehen, doch eine Barrikade aus Bäumen hat die einzige Straße versperrt. Nun überlegen sie sich eine Taktik, wie sie weiter vorgehen wollen. Noch offensichtlicher hätte Team Galaktik ihnen nicht verraten können, dass da was im Busch ist. „Wir könnten uns einfach hinter die Barrikade teleportieren, Simsala wird uns dabei helfen.“, schlägt Eva vor, doch Alfred schüttelt den Kopf. „Das wäre zwar eine Möglichkeit, aber wir wissen nicht, was uns dahinter erwartet. Wir müssen alle Eventualitäten ausschließen.“ – „Und wie wollen wir das anstellen?“ – „Hm. Indem wir dem See in der Dunkelheit einen kleinen Besuch abstatten.“ – „Abär die Straßä iest total gespärrt! Äs iest unmögliesch, da durch ssu kommän.“ – „Ich muss mich revidieren. Es ist nicht mehr die Zeit, eine übertriebene Vorsicht walten zu lassen. Wir machen uns einfach einen Weg frei. Heute Abend geht es los. Ich werde so viel Kraft einsetzen, wie es nötig sein wird, damit wir unser Ziel erreichen.“, Eva hebt eine Braue. In Alfreds Kreisen drückt man sich nie so deutlich aus, das, was da eben aus seinem Mund kam, war so gut wie eine Kriegserklärung. „Wo´är der plötzliesche Sinnäswandäl?“ – „Ich habe nachgedacht. Vielleicht wollen die uns ja einfach nur hinhalten, und dem will ich nicht entgegenkommen. Je schneller wir das hier hinter uns bringen, umso eher haben wir Fortschritte zu verzeichnen.“, er steht auf, Eva tut es ihm gleich. Sie trägt ein trägerloses Top und eine unter den Knien endende Jeans, ihre langen, blonden Haare sind hinten hochgesteckt, vorn fällt ihr der Pony in die Stirn. Ab und zu schiebt sie ihn wieder zu Recht. Alfred scheint trotz der Sommerhitze nicht zu schwitzen, er trägt einen weiteren, nachtschwarzen Anzug. Wie immer legt er eine Hand auf den Rücken, als müsse er sich stützen. „Bon, dann ru´än wier uns den Räst des Tagäs noch aus, bevor wier angraifän, odär wie sä´e iesch das?“ – „Richtig. Ich schlage vor, einem Händler kristallinen H2Os einen Besuch abzustatten. Danach werden wir zum Zwecke der Erholung in Richtung Park promenieren, wenns euch genehm ist.“ – „Mon dieu. Was?“ – „Er sagte, wir kaufen uns ein Eis und gehen spazieren.“, übersetzt Eva. Den ganzen vergangenen Tag hat sie als Dolmetscherin zugebracht, weil Kuré mit Alfreds Ausdrucksweise nicht klarkommt. „Ah. Très bon. Iesch bien dafür.“, sie rückt sich ihre Baskenmütze zurecht und dreht sich um. „Mir nach! Iesch erkänne ainän gutän Eismann auf 3 Kilometär gegän den Wiend.“, sie denkt kurz nach. Eigentlich wollte sie Maria noch einen Haufen Fragen stellen, zu dem, was damals durch die Zeitungen ging. Aber es war alles zu schnell gegangen, die Explosion, ihr Verschwinden, und jetzt der Auftrag…sie fragt sich, wann sie sich wohl wiedersehen werden.
    //


    Elyses
    „Das war sooo fies!“, beschwert sich Lucia, woraufhin ich schon wieder lächeln muss. Mein Wasserstreich hat voll ins Schwarze getroffen, sie war schreiend aus der Dusche gesprungen und hatte das Badezimmer durchnässt. Erst, als ich es wieder auf „Warm“ reguliert hatte, konnte sie weiterduschen. Momentan sitzen wir in einem kleinen Restaurant, nicht weit vom Stadtpark entfernt, und essen heiße Waffeln zum Frühstück. Das Café ist ganz nett eingerichtet, je zwei Sitzbänke stehen sich immer gegenüber, dazwischen befindet sich der Tisch. Der Boden ist im Schachbrettmuster gefliest, an der meterlangen Theke steht eine Reihe von Barhockern. Es erinnert ein wenig an ein typisch amerikanisches Diner. Sogar eine Jukebox haben die hier, sie spielt ein altes Lied, welches ich nicht genau kenne, aber "Country Roads" kommt oft im Refrain vor, darum schätze ich, dass dies der Titel sein könnte. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass es dem Chief hier gefallen würde. Lucia hat, um es sich bequemer zu machen, die Beine auf meinen Schoß gelegt und trinkt gerade ihren Orangensaft aus. Ich bestelle eine weitere Waffel. „Wie kannst du nur so viel essen und so eine Bombenfigur haben?!“, will Lucia erstaunt wissen. „Mach ich normalerweise nicht. Aber ich habe Hunger, und zwar extremen.“, erwidere ich und trinke einen Schluck Wasser. „Außerdem trainiere ich viel. Das tust du nicht, und dennoch bist du genauso schlank.“ – „Hast ja Recht.“, sie stützt das Kinn auf die Hand und schaut verträumt aus dem Fenster. Woran sie wohl denkt? Sie erinnert mich ein wenig an mich selbst…ich weiß, dass ich oft so dasitze und vor mich hin träume. Meine Mundwinkel heben sich, Lucia sieht mich an. „Warum lachst du?“ – „Ach, ich bin einfach froh, dass du hier bist. Du bist eine wunderbare Freundin.“, es überkommt mich einfach, normalerweise ist es nicht meine Art, gefühlsduselig zu sein. „Danke, Maria. Du auch.“, gerührt erwidert sie meinen Blick. Eine Kellnerin kommt an unseren Tisch, wir sind im Café fast die einzigen. „Möchten Sie bezahlen?“ – „Wenn Sie mich nicht siezen, gern.“ – „Sicher. Möchtest du bezahlen?“ – „Mit Vergnügen. Hier.“, ich reiche ihr einen Teil des Geldes, den uns „die Nummer Zwei“ gestern als Belohnung dafür gegeben hat, dass wir den Abend vor einer Pleite bewahrt haben. Er meinte noch, der „Zaubertrick“ habe Aufsehen erregt und war sehr gut angekommen, darum hat er sich im Nachhinein erkenntlich gezeigt.
    Die Kellnerin steckt das Geld in eine kleine Börse, stellt unsere Teller und Gläser auf ein kleines Tablett und verschwindet in Richtung Küche. „Wieso siezen mich alle?“, frage ich leicht überrascht. Lucia taxiert mich, ich schüttele lachend den Kopf. „War ja klar. Schon gut, ich sehe halt erwachsen aus. Dennoch kein Grund mich das dauernd spüren zu lassen.“ – „Sie wissen es halt nicht besser, meine Dame.“, sie hat den Tonfall angeschlagen, mit dem ich ihr gestern Abend die Regeln für gehobene Ladies erklärt hab. Mein Lachen verstärkt sich. „Herrje, wie aufregend!“, japse ich, im selben Moment gibt auch Lucia diesen Satz von sich. Nun können wir beide nicht mehr aufhören. Tränen laufen mir über die Wangen, ich wische sie mit dem Handballen weg, nachdem wir uns einigermaßen beruhigt haben. „Heftig. So sehr habe ich ewig nicht mehr gelacht.“ – „Du bist auch mehr so die ernste Person, aber manchmal tut das gut.“ – „Stimmt. Wie aufr…“ – „Halt!“, ruft sie und legt mir beide Hände auf den Mund, um mich zum Schweigen zu bringen. „Ich kann jetzt schon nicht mehr! Sei bloß ruhig, ich warne dich!“, grinst sie. Ich nicke hastig. Als sie die Hände wegnimmt, tue ich so, als wäre ich erschöpft. „Herrje…“ – „Maria!“ – „Nur Spaß! Tut mir wirklich, wiiiirklich Leid.“, verspreche ich ihr. Hinter dem Rücken halte ich die Finger gekreuzt. Bevor sie etwas erwidern kann, klingelt das Handy, was in meiner Tragetasche steckt. Eilig krame ich es hervor und drücke auf… „Lucia, Hilfe!“ – „Grün!“ – „Danke.“…den grünen Telefonknopf. Rockys Stimme ist zu hören.
    //


    Jubelstadt
    Rocky fährt ihren Wagen zielsicher durch die Straßenschluchten Jubelstadts. Größtenteils bleibt sie auf der Überholspur und drückt das Gaspedal durch. Dabei klemmt sie sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr, legt dafür den Kopf schief. Auf einem kleinen Display vor ihr erscheinen die Namen derer, die dem Gespräch beitreten. Manon. Cat. Joana. Maria. Kuré. Alfred. Moment. Maria? Das kann nicht sein, sie war nicht mehr da, als sie, Rocky, die Geräte verteilt hat. Sie denkt kurz nach. Dann entfernt sie Marias Handy aus der Konferenz. „Guten Tag, Leute. Ich rufe euch per Konferenzfunktion an, die ich in die Handys habe integrieren lassen. Momentan sind alle bis auf Lee und Tai in der Leitung, ich vermute, dass das Magnetfeld des Kraterbergs ihren Empfang stört. Ist Maria hier?“ – „Ja.“, die kühle Stimme der Trainerin ertönt aus dem Hörer, Rocky sieht Kurés Namen aufblinken. „Kuré hat dir also ihr Handy gegeben.“ – „Stimmt.“ – „Gut. Kuré erfährt dann sicher von Alfred und Eva, was los ist.“ – „Eva ist bei ihr? Ich habe nur ihren Großvater gesehen, als ich Kuré in Herzhofen getroffen habe.“ – „Hm. Ich bin nicht ihr Großvater.“ – „Weiß ich, war nur Spaß.“ – „Maria, wo bist du gerade?“, will Rocky wissen. „In Elyses. Ich warte auf Lee.“ – „Dann habe ich schlechte Nachrichten für dich. Er, seine Schwester und Tai sind auf dem Weg nach Erzelingen, ich glaube nicht, dass dein Trick mit der Zeitung geklappt hat.“, sie hört ein enttäuschtes Aufatmen am anderen Ende. „Sie haben es also auch herausgefunden.“ – „Ja, aber es hat gedauert. Guter Einfall. Aber darum rufe ich nicht an! Wo seid ihr alle und was plant ihr?“, fragt sie mit ernster Stimme. Pay antwortet, er scheint sich in einem engen Raum zu befinden, so, wie seine Stimme widerhallt. „Also, wir haben hier in Schleiede das alte Hauptquartier auseinander genommen, scheinbar war da noch son Labor drunter, so, wie das explodiert is. Außerdem…“ – „Sekunde.“, Rocky überholt einen LKW und spricht lauter. „Es ist EXPLODIERT? Was hast du…nein, ich will es gar nicht wissen.“, sie stößt genervt die Luft aus. Es erweist sich als gar nicht so leicht, die Trainer im Zaum zu halten. Vor allem diesen Hitzkopf. „Okay, und danach kamn son paar Fakes an, die meinten, sie wärn Polizisten. Aber Lilith hat sie durchschaut, dann haben wir die fertig gemacht und ihre Adressen rausgefundn.“ – „Perfekt. Gute Arbeit.“, endlich eine gute Nachricht, denkt Rocky. „Wisst ihr, um welche Mitglieder von Team Rocket oder Galaktik es sich handelt?“ – „Ja, Commander Jupiter und ein paar kleine Kanonenfuttermenschlein.“, nun hat Lilith geantwortet, ihre Stimme klingt unheimlich wie immer. Aber heute irgendwie…lebendiger. Rockys Herz macht einen Satz. „Einen Commander? Ihr habt einen Commander besiegt?“ – „Ja. War gar nicht schwer, die kam angerannt, als ich mein Feuerchen angezündet hab. Dann hat Lilith ihr irgendwie die Kraft aus dem Körper gesaugt, und die Motivation der anderen beiden war sofort im Keller.“ – „Gut. Wirklich gut.“ – „Ja, Mann. Das Zisch-Zisch-Knall-Bumm-Team meldet vollen Erfolg.“, lacht der Chief. Manon mischt sich ein. „Was war das? Zisch- Zisch- Peng? Wieso habt ihr so einen Teamnamen?“ – „Haben wir uns ausgedacht, als uns langweilig war. Sind wir nich cool?“ – „Ist er nicht süß…“ – „Miau! Wir haben auf dem Schiff gegen das Phantom, seinen ersten Offizier und Commander Uranus gekämpft, zwar einiges eingesteckt, aber die kleine Joana hat alles wieder in Ordnung gebracht! Die Fracht ist sicher, nur das Schiff ist ein wenig demoliert!“, berichtet Cat danach.
    Rocky versucht, alles, was die Trainer berichten, zu notieren, bedient das Lenkrad mit den Knien. Als ihr das zu riskant wird, kramt sie ein kleines Diktiergerät hervor. „Und wir werden heute Abend einen Angriff auf den Wahrheitssee in die Wege leiten. Wir denken, dass sich Team Galaktik auch hier eingenistet hat.“, Evas Worte dringen sanft aus dem Telefon hervor wie der Honig aus seiner Flasche. Irgendwie mag Rocky diese Stimme. Dann merkt sie, dass es zu Evas Ausstrahlung gehört, und reißt sich zusammen. Maria meldet sich wieder zu Wort. „Wieso seid ihr in Schleiede? Wo übernachtet ihr? Ich habe ein Haus dort, ihr könnt dort schlafen, wenn ihr wollt.“, schlägt sie vor. „Ja, wissen wir, danke für das Essn! Wir gebn natürlich alles irgendwann zurück, nich, dass du denkst, wir…“ – „Warte mal. Ihr seid schon in meinem Haus?“ – „Genau genommen sind wir einkaufn, aber, ja, da haben wir die Nacht verbracht.“, Rocky kann förmlich sehen, wie Maria die Augen schließt und tief durchatmet. „Dann rate ich euch, meinen Schrank nicht anzufassen.“, die darauf folgende Stille wirkt ein wenig drückend. Als Marias Stimme erneut ertönt, ist sie gefährlich ruhig. „Ihr wart da auch schon dran.“ – „Ich habe mir ein paar von deinen Sachen ausgeborgt. Die sind wirklich…erregend.“, das letzte Wort flüstert Lilith. „Freut mich, wenn sie dir gefallen.“, danach klingt Maria so, als würde sie mit jemandem sprechen, der neben ihr sitzt. „Kannst du mich mal eben töten oder so?“ – „Hey, so schlimm ist das nicht, Mann.“, der Chief versucht, sie zu beruhigen. „Du bist halt dergestalt von Manitu erschaffen worden, dass du für sowas prädestiniert bist! Schäm dich nicht dafür, sondern genieß es, Mann.“ – „Ich bin kein Mann.“ – „Dann eben Frau, Mann.“ – „Wie dem auch sei!“, nun ergreift Rocky wieder das Wort. „Das habt ihr gut gemacht. Manon, Cat, Joana? Ich habe der Küstenwache Bescheid gegeben, sobald ihr in die Hoheitsgewässer von Blizzach kommt, werdet ihr eskortiert. Pay, Lilith, Chief! Macht mit eurem Plan weiter, wie ihr es vorhattet, das erweist sich bestimmt als hilfreich. Maria, ich will, dass du, bis Lee deine Nachricht erhalten hat, in Elyses bleibst, es kann sein, dass unsere Gegner sich für die Ruinen interessieren. Eva, Alfred und Kuré, ihr macht ebenfalls da weiter, wo ihr gerade steht. Eine Sache noch. Bisher haben sich immer die Galaktiker von uns erwischen lassen, mir bereitet das Sorge. Wo ist Team Rocket? Was planen die? Wo verstecken die sich? Wenn ihr irgendwas herausfinden könnt, wäre ich euch wirklich dankbar. Das wäre fürs Erste alles. Wir sprechen uns heute Abend oder morgen früh!“, damit legt sie auf und steckt das Telefon in die Ladestation.


    soo, ich freue mich mal wieder auf kommentare, verbesserungen und den ganzen kram, man liest sich :D
    LG´s
    Kori

  • [tabmenu]
    [tab='Huhu']
    Guten Tag, Kori.
    Mit mir hättest du nicht gerechnet, was? Tja, da hast du dich getäuscht, denn nun gibt es mal einen Kommentar von mir. Weißt du, als du anfangs diese Story gepostet hast, hat sie mich nicht wirklich beeindruckt, (was auch ein Grund war, warum ich nicht kommentiert habe... Sie hat mir nicht gefallen) aber von Kapitel zu Kapitel hat mich diese Geschichte immer mehr gefesselt. Dann kommt noch hinzu, dass du viel zu wenige Kommentare bekommst, das liegt wohl an der Länge deiner Kapitel, was ich aber nicht als negativ verstehe, sind eigentlich nicht zu lang. Nur muss ich sagen, dass 20 Kapitel solcher Länge einen schon abschrecken können. Ich habe mich mal ins Vergnügen reingeschmissen, seit gestern lese ich und ja, jetzt will ich auch kommentieren, ist doch klar. Was auch klar ist, dass ich nicht jedes Kapitel einzeln kommentieren werde, da säße ich viel zu lange dran, das wäre einfach unmöglich. Stattdessen werde ich mal etwas Allgemeines zu deinem Schreibstil und so sagen. Ich hoffe das geht für dich in Ordnung. :3 Aber wenn ich heute noch fertig werden will, dann sollte ich mal langsam anfangen, daher genug des (viel zu langen) Vorwortes und ab ans Eingemachte.
    [tab='Allgemeines']
    Beginnen wir mal mit den Anfängen. (lol, wo sonst...)
    Ich würde dir empfehlen einen Text "Was bisher geschah..." in den Startpost zu stecken, da man so die 20 Kapitel umgehen könnte. Es würden dadurch vielleicht sogar ein paar mehr User Feedback da lassen und auch allgemein ist so eine Übersicht über das Geschehene sowohl für dich als auch deine Leser sehr hilfreich, überleg mal, ob dir der Vorschlag zusagt. (:


    Bevor ich was zum Schreibstil sagen werde, muss ich noch was zu der Warnung/den Warnungen sagen, die du vor dem 19. Kapitel gegeben hast. Erstens, wenn ich Payfires Kommentar nicht gelesen hätte, wüsste ich nicht mal was von der Warnung, da man sie einfach überlesen kann. Ich würde vielleicht in großen, roten Buchstaben schön fett und unterstrichen Warnung davor schreiben, damit man diese ja nicht übersieht, so wie ich. Mir hat das Kapitel jetzt zwar keine Angst gemacht und ich bin dreizehn, aber was sowas angeht, bin ich eh nicht so ängstlich. Ansonsten kann ich dir nur empfehlen, dann in einem Spoiler oder so, eine kurze Zusammenfassung, ohne die FSK18 Elemente, einzufügen, damit auch jeder weiß, was hier passiert ist. Im neuen Kapitel hast du das dann schon besser gemacht, mit der roten Schrift und so.


    Genug dieser Sachen, kommen wir nun zu deinem Schreibstil. Zuerst einmal möchte ich etwas anmerken, was sich auf deine Formatierung bezieht. Absätze verteilst du schon ganz gut, diese sitzen meist an den richtigen Stellen und wirken nicht so daher geklatscht, was mir aber nicht so gefällt, dass du nach einer wörtlichen Rede keinen Zeilenumbruch machst. So wirkt dein Text gequetscht und einfach nicht so schön, außerdem ist es (für mich) schwer ihn so zu lesen, aber da bin ich sicherlich nicht der Einzige. Dann müssen auch nicht mehr diese Striche zwischen den einzelnen Reden sein, ich finde die reißen ziemlich aus dem Lesefluss raus, was kann sicher nicht so sein sollte. Überdenke das am Besten nochmal, denn mit Zeilenumbrüchen sieht es einfach schöner aus und lässt sich durchaus einfacher lesen.
    Nun aber mal wirklich zu deinem Stil... Ich finde dir gelingen die Beschreibungen nicht immer so gut, wie sie meiner Meinung nach sein könnten. In deinen Kapiteln ist immer viel Handlung und an Dialogen sparst du auch nicht, aber unter der Menge beider Faktoren leiden deine Beschreibungen ein bisschen. Die Gefühle bekommst du eigentlich recht gut hin, was auch wichtig für eine Shipping Story ist, die Gedanken gehören fast dazu, daher sind diese auch ganz beschrieben, nur manchmal wünschte ich, du würdest mit den Gedanken die Beweggründe für Handlungen deiner Charaktere offen legen, da diese nicht immer zu hundert Prozent verständlich sind. Was mir nicht so gefällt sind deine Umgebungsbeschreibungen. Da ist einfach zu wenig, da musst du dich mehr anstrengen. Wenn du nicht genau weißt, wie das geht, dann schau dir entweder mal das Schreibschulen Topic dazu an, oder beachte folgende Tipps: Beschreibe von weit weg, bis nahe, das bedeutet, erstmal nimmst du das, was man direkt sehen kann und beschreibst es und dann gehst du so gesehen näher ran und beschreibst das, was man dann erkennen kann. Bei solcher Art von Text sind dir keine Grenzen gesetzt, beschreibe so viel zu kannst, ein zu Viel gibt es kaum, wobei wenn ich kaum sage, bedeutet das, es gibt eine Grenze, nur liegt diese sehr hoch. Was dir besser gelingt sind einleitende Beschreibungen, das heißt solche kleinen Abschnitte wie, die Sonne ging auf und legte ihr Licht über... :bla:. Sowas halt. Soviel zu deinen Beschreibungen.
    Machen wir mal weiter mit deiner Art zu Schreiben, wie du Sätze verbindest (oder auch nicht) und was deine Wortwahl so sagt. Letztere ist eigentlich recht gut, du verwendest eher selten die selben Adjektive/Nomen/Verben, sondern versuchst immer Synonyme zu finden. Allerdings würde ich dich bitten öfters mal Synonyme für Charaktere zu verwenden, statt sie könntest du auch mal öfters das Mädchen oder die Trainerin verwenden, das ist auf keinen Fall verkehrt. Ansonsten scheinst du einen recht großen Wortschatz zu haben, achte nur auf die Charaktere. Nun zu deinem Satzbau. Der ist meiner Meinung nach schon ganz okay, aber noch Lange nicht der Beste. Du verbindest oft Sätze, die alleine besser wären und anders rum ebenso. Zwar hast du auch immer wieder mal sehr schöne Sätze aber manchmal ist es auch einfach nicht so der Hammer. Versuch dir deine Kapitel vor dem Online stellen noch ein paar Mal durchzulesen, damit du solche Dinge vermeiden kannst.
    Rechtschreibfehler hast du selten bis gar nicht, das sieht immer ganz gut aus, da mache ich mir keine Sorgen. Einen Beta Leser hast du nicht, oder? Brauchst du meiner Meinung nach auch nicht, denn deine Rechtschreibung ist auch schon so ganz gut.


    So, nun noch etwas zu deinen Kapiteln an sich: Sie sind sehr lang, dass muss ich zugeben und ich brauche immer recht lange um sie zu lesen, vielleicht kannst du es ja mal in Erwägung ziehen deine Kapitel aufzuteilen, in Parts die du zeitversetzt postest, oder eben einfach mehrere Kapitel draus machst, denn so eine Kapitellänge kann auch abschrecken. Ansonsten würde ich dir noch empfehlen nicht so schnell neue Kapitel online zu stellen. Ich wollte eigentlich was zu Kapitel 19 schreiben, aber als ich hier fertig war, kam gerade das nächste Kapitel und irgendwann bin ich wieder nicht aktuell. Beim nächsten Mal gibt es dann (logischer Weise) einen Kommentar zum Kapitel, aber trotzdem würde ich dir empfehlen, erstens kürzere Kapitel zu schreiben, beziehungsweise in Parts aufzuteilen und länger zu warten, mit den neuen Kapiteln, damit User auch Zeit zum lesen und kommentieren haben. Vielleicht nimmst du etwas weniger Handlung mit in ein Kapitel, dann machst du eben zwei draus, aber dann ist es nicht so erschlagend (und du hättest schon 40 Kapitel geschrieben. :B)


    Nachdem ich jetzt viel zum Stil und allgemein zur Fanfiction gesagt habe, möchte ich noch ein paar Wörtchen zur Storyline verlieren. Mir gefällt diese bisher ganz gut, du hast nicht lange gebraucht um auf die richtige Handlung einzuleiten und diese schreitet nicht zu langsam voran, eher ein wenig zu schnell. Aber gut... Mir gefallen die Überraschungen die du hin und wieder einbaust. Allerdings würde ich sagen, dass du, da es (auch) eine Shippingstory ist, etwas mehr Augenmerk auf die Gefühle legen solltest. Versuch es einfach mal. Versuch mal ein inaktiveres Kapitel zu schreiben, wo kaum Handlung drin ist, sondern nur ein paar Gedanken und Gefühle. Nya, ansonsten war es das soweit.
    Ich mag Wie Wasser und Eis, nur dass es so viele und lange Kapitel sind schreckt natürlich etwas ab, sogar mich. Mein wichtigster Vorschlag wäre wohl das Was bisher geschah, sowas würde ich an deiner Stelle auf jeden Fall machen. Aber gut, das ist deine Entscheidung, mach wie du es für richtig hälst. :)
    [tab='Adieu']
    Oh Mann, es tut mir echt Leid, dass ich nichts zum Kapitel geschrieben habe, warum habe ich ja davor schon gesagt... Aber ich verspreche, dass es beim 21 Kapitel anders sein wird. Lass dir meine Tipps mal durch den Kopf gehen, ja? Ich hoffe das war jetzt nicht zu viel oder zu harte Kritik, denn ich finde du schreibst gut, mach ruhig weiter so. Also, ich würde gerne benachrichtigt werden, auch wenn ich in diesem Bereich eh alles mitbekomme. xD' Nya, egal. über mein Gästebuch, bitte. Bis zum nächsten Mal und viel Spaß noch beim Schreiben.
    Liebe Grüße,
    Chess
    [/tabmenu]

  • juhuu, noch ein kommentar, und das sogar am selben tag wie der erste *-* ne, damit hab ich echt nicht gerechnet, aber ich versuch mal, alles unter einen hut hier zu bringen, wenn ich das so sagen kann.
    zuerst jedoch: danke für den kommentar, ne, keine sorge, dass du nicht aufs kapitel eingegangen bist, macht nichts, ich weiß, wie schwer es ist, auf andere stories einzugehen. soo, mal schauen, ob ich das richtig auf die reihe kriege, will auch gar nicht lange um den heißen brei rumreden. die hauptpunkte, die du ansprachst, sind:


    um-und beschreibungen:
    umschreibungen zuerst:
    du sprichst an, dass ich öfters mal "Die Trainerin", "Das Mädchen", oder sowas einbringen sollte, und, klar, für dich liest sich das einfach besser, denk ich. aber ich wurde auch schon darauf angesprochen, dass ich ZU oft "Die Grün/braun/schwarzhaarige, "das mädchen mit der weißen mütze", usw. schreibe, sodass ich mich in den letzten paar kapiteln auf "sie" und "er" fixiert habe. vielleicht wäre eine art mittelweg passender, ich teste daran am besten mal herum. in den restlichen ist allerdings mehr als oft genug ein synonym zu finden, ich weiß jetzt nicht, was die allgemeinheit lieber liest, darum werd ich mal abwarten, ob vielleicht noch jemandem das auffällt.


    beschreibungen zunächst:
    wollte mal zuerst fragen, in welchen kapiteln dir das besonders aufgefallen ist, ich hab stichprobenmäßig mal die ersten und letzten kapitel durchgeguckt und war zufrieden damit, und würde mir das jetzt gern mal gezielt anschauen. die schreibschule hier überzeugt mich, ehrlich gesagt, eher nicht so, meine vorgehensweise ist normalerweise die: orte, die wichtig sind, beschreibe ich mehr, orte, die schonmal vorgekommen sind (das haus, in dem lilith, pay und chief grad wohnen, zB: aus den ersten kapiteln), oder keine so große rolle spielen, lasse ich von der beschreibung her ein wenig außen vor, das stimmt, um das augenmerk darauf zu fokussieren, was wichtig ist. wäre aus meiner sicht schade, eine halbe seite lang zum beispiel das café zu beschreiben, in welchem maria und lucia sitzen, wenn es danach nie wieder in der story vorkommt. das wäre einfach nur...füllung, oder? bei der masse, die ich schreibe, ein wenig verschwendet. auf typischen routen, in städten oder bekannten orten ist es den lesern freigestellt, ein wenig die phantasie spielen zu lassen, die welt von pokemon kennen wir ja alle.


    satzbau
    puh, gut, dass du meine alte story nicht gelesen hast, da wars schlimm. hab letztens mal wieder ein paar der älteren kapitel gelesen und...ach, darum gehts nicht. stimmt, ich hab manchmal das komma anders gesetzt, als es vielleicht nötig wäre, und persönlich finde ich, es ist ziemlich gut zu lesen, aber danke auch für die anregung, ich werd in zukunft mal drauf achten, ob ich was ändern kann. allerdings will ich verhindern, immer wieder "und" dazwischen zu schreiben, und kurze, knappe sätze, leiten so schlecht über, finde ich. vielleicht hast du ja mal was von karen rose gelesen, die ist einfach genial, und hab mich an ihrem stil grob orientiert.


    kapitellänge/tempo des online stellens
    aber hier hast du auch wieder recht, es IST enorm viel. daher muss ich hoffen, dass neue leser einfach gern lesen, und das halt auf sich nehmen. aber eine trennung der kapitel beeinflusst die masse der zeichen nicht, es sorgt allerdings vielleicht dafür, dass das ganze geordneter aussieht. andererseits... wenn man "40" statt "20" kapitel da in der anzeige hat, schreckt das doch auch ab, oder nicht?
    was das tempo angeht, was dich am kommentieren der nummer 19 gehindert hat: tut mir ebenfalls leid, gestern war halt n guter tag, da hab ich mega viel auf einmal hingekriegt. normalerweise liegt aber immer mindestens eine woche zwischen den kapiteln, meiner meinung nach mehr als genug, um sich die 8 seiten zu gemüte zu führen. oder meinst du, ich schreib einfach zu viel? das wär unschön, ich schreib doch so gerne D:


    zu guter letzt:
    doch, ne betaleserin habe ich, sie findet immer noch 2 -4 fehler, die ich übersehe (heul, egal wie gut ich bin, immer überseh ich was ._. ) und gibt dem ganzen sozusagen den letzten schliff. das mit dem "was bisher geschah" werd ich auf jeden fall machen. aber die 20 kapitel dazwischen sollten zukünftige leser trotzdem gern lesen, egal, wie gut die zusammenfassung ist, das original enthält einfach mehr...witz? geist? so zeug was einem zusagt wenn mans liest, eben. eine frage noch: gibts eine spezielle funktion, die immer hinter wörtlicher rede n umbruch setzt? das wird sonst vieeeel viel viel viel viel arbeit gleich. mir fällt außerdem grad auf, dass du avatar kennst, dann fällt es dir sicher leichter, marias beschreibungen ihrer fähigkeit nachzuvollziehen, wollt ich nur mal anmerken :)


    und weil ich das so gern sage, noch einmal danke für die anregungen, sicher kann ich davon einiges einbringen beziehungsweise in die kapitelplanung einbeziehen, wenn man das so sagen kann. man liest sich, und, klar, die benachrichtigung geb ich dir gern, wenn ich was neues poste.
    mfg
    Kori

  • hey nicht schlecht, du bist fix OO jetzt kannst du dir aber wieder zeit lassen, bin bis montag nicht da xDDDDDDDD
    ich muss sagen, nun da es endlich mal kritik gibt bin ich enttäuscht, offenbar wurden hier, genau wie damals als es um den profibereich ging, nur 1-2 kapitel gelesen und daran dann der kommentar festgemacht.. kann an der kapitellänge liegen, aber wenn sich einer wirklich mal zeit nimmt, oder halt über 2 tage verteilt liest, dann kommt einem das auch nicht so vor- und ganz ehrlich für die 8 seiten brauch ich auch nur 5-10 minuten xDD
    zu deinen beschreibungen sagte ich schon lange nix mehr, weil die sich so hielten wie in "Depth Pearl", und demnach wenig zu wünschen übrig lassen (gut, jetzt im vorletzten kapi gabs eher dialoge) und chess hat recht, zu viel gibts eig nicht
    wo ich dich aber als meinen lieblingsautor dringend bitten muss: werd nicht zu einem von diesen kleinen mädchen die mit vorliebe N oder wahlweise maike, drew, misty und ash verkuppeln und nix andres tun, als sich ein kapitel lang darüber aufzuregen ob der trainer nun maike mag oder sonst wen- sowas ist einfach langweilig D:
    kannst ja mal testen ob du dich auf 2-3 szenarien beschränkst und halt nach 6-7 seiten zum ende kommst, aber ich glaub so wies nun ist seh ich das am liebsten xDD


    achja, sehr gute sache mit der telefonkonferenz, mehr editier ich wenn ich wieder zuhause bin :D

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • Guten Tag, liebe Leser,
    leider gibt es momentan einige kleine Problemchen mit den vorangegangenen 2 Kapiteln, trotz offensichtlicher und gut ausformulierter Warnungen meinerseits scheint die Altersfreigabe dennoch nicht den Regelungen des BBs zu entsprechen. Ich bin sozusagen in Kontakt mit der Moderation, und versuche, einen Mittelweg zu finden, die Kapitel wieder aktivieren zu lassen. Für die Handlung sind große Teile daraus essenziell, ich hoffe, das trifft auf verständnisvolle Ohren. Dachte, ich sags euch lieber mal, damit sich niemand wundert.
    mfg
    Kori


    /Edit: So, die Kapitel sind wieder da, das erste stark gekürzt, hoffe, das schmälert den Gesamteindruck nicht. Wer den Rest haben will, kann mich gern anschreiben, mit einem Scan der schriftlichen Erklärung der Eltern, dass derjenige volljährig, beim Staat gemeldet und nicht auf der Flucht ist. Danke für euer Verständnis.

  • hey da bin ich wieder!
    jo ich war ziemlich überrascht als ich davon hörte! MEN! auf einmal fehlten große stücke, gut dass das meiste wieder da ist
    aber ich will nicht wissen wer hier im kommite sitzt, für den fail sollte man einigen leuten das internet löschen! mein gott da gibts viele *bösartigere* stellen und texte hier im bb, aber vermutlich haben die einfach an den richtigen stellen nen kumpel Oo
    ich appelliere an euren guten geschmack und den willen viel zeug zu lesen, das geht doch so nicht, behandelt BITTE alle kreativen köpfe gleich ja? das wär schön, denn wenn da auf einmal steht: - sry hier fehlt was das du nicht kennst aber einige leute wollten das nicht mehr, aber bei andren storys lassen sies drin - das stört doch
    gut, die stelle kenn ich und stehe ihr auf andre weise kritisch gegenüber aber es geht ums prinzip
    zum P16 / P18: wenn ihr kinder vor schädlichen inhalten schützen wollt, dann nehmt ihnen den zugang zur digitalität weg, damit sollte das hauptproblem gelöst sein
    LOLD

    "I said: Ryan, Jedi don´t give up. Then again, I´m thinking oldschool. This is a new generation."

  • heute melde ich mich mal wieder mit einem neuen kapitel, bin in letzter zeit extrem schreibsüchtig geworden, die nächsten beiden sind auch schon fertig. doch ich werde damit warten, bis dieses hier schätzungsweise eine woche online war, denke ich, sonst kommt man mit dem lesen ja gar nicht hinterher.
    danke für deinen kommentar, pay, wie ich darstelle, habe ich das mit der moderation abgeklärt. scheinbar ist alles bis P16 noch erlaubt, nur P18 nicht mehr, weil das board vorrangig für jüngere mitglieder gedacht ist. das jedenfalls konnte ich da soweit rauslesen. wie dem auch sei, in zukunft werde ich auf altersbeschränkungen verzichten, wenn man sie weglässt, passiert offenbar nichts.
    nun aber viel spaß mit dem neusten kapitel!


    Kapitel 21
    Die Kriegerin erwacht


    2.7.2009


    „Gut. Langsam aus- und wieder einatmen.“, Lee steht vor seiner Schwester und beobachtet ihre Atemtechnik. Sie, ihr Bruder und Tai sind auf den schneeverwehten Gipfeln des Kraterbergs angekommen und trainieren gerade. Die Sonne dringt durch einige Wolkenschleier, die sich am Himmel gebildet haben, wohl aufgrund von Luftfeuchtigkeit. Hagane hat sich im Schneidersitz auf einem kleinen Felsen niedergelassen, der aussieht wie eine Art Podest. Ihre Hände sind im Schoß gefaltet. Sie befolgt die Anweisungen Lees so gut sie kann, und in den letzten Tagen hat sie auch große Fortschritte gemacht, doch man merkt ihr noch immer an, dass sie diese Trainingsmethoden kaum gewöhnt ist. „Auf dem Kampffeld musst du mit einem Blick wissen, wo du bist. Wer deine Gegner sind, und wo sie sich befinden. Wie du angreifen kannst, auch, ohne im Chaos deine Freunde und Verbündeten versehentlich zu treffen. Klar soweit?“ – „Natürlich.“, antwortet sie ruhig. „Gut. Dreh dich um.“, sie tut, wie geheißen, und schlägt nach seiner Anweisung die Augen auf. Sie betrachtet das Panorama vor sich, Berggipfel, die aus dem Nebel stoßen wie große Nadeln und die Sonne aufspießen wollen, welche hinter ihnen ihren Schatten wirft. „Und umdrehen. Male das, was du gesehen hast.“ – „Was? Ich habe nur eine Sekunde…“ – „Male es.“, wiederholt Lee, Hagane blickt runter und bemerkt ein Blatt weißes Papier sowie einen Bleistift. Dann versucht sie, sich genau an das zu erinnern, was sie eben gesehen hat. Ihr Bruder steht neben ihr und blickt ins Tal herab, von dort unten irgendwo haben sie den Aufstieg begonnen. Hier in den Bergen ist ihnen noch niemand begegnet, nicht mal ein einsamer Wanderer. Der höchste Gipfel des Kraterbergs ist ein dogmatisches Tabu, niemand wagt sich je dort hinauf. Nachdenklich blickt er nach Westen, wo die Spitze des Kraterbergs noch kilometerhoch aufragt. Hatte Maria nicht von einem Mädchen erzählt, welches dort im letzten Jahr die Raum-Zeit-Krise zu beenden geholfen hat? Ist es möglich, dass sich dort…
    Unwillig schüttelt er den Kopf. Es ist nicht die Zeit, sich über dumme Theorien den Kopf zu zerbrechen. Tai und er setzen sich neben Hagane und meditieren ebenfalls, der Kampftrainer hat einige Überraschungen parat, mit denen Lee nicht rechnen konnte. Meditation scheint ihm ein bekanntes Hilfsmittel zur Selbstreflexion zu sein, auch im Nahkampf ist er ein ernst zu nehmender Gegner, das hat Lee mittlerweile erfahren. Wo er wohl herkommt? Er muss bei einem Meister gelernt haben, was Körper- und Geistbeherrschung angeht. Nur, wenn Hagane etwas zu essen kocht, verliert er die Contenance, dann ist er nicht wiederzuerkennen. Das Abendessen verbringt er meist damit, sie über alle Maßen für ihre Kunst zu loben, ist sich auch nicht zu schade, sich selbst exorbitant zu deklassifizieren oder herabzuwürdigen. „Amphibische Ursedimente ohne jedwedes Recht auf Atmen derselben Luft wie Ihre Majestät, Hagane“, ist noch die netteste Bezeichnung, die er für sich je erfunden hat. Eine halbe Stunde vergeht, dann ist das Mädchen mit den stahlblauen Haaren fertig. „So, zufrieden?“, will sie von Lee wissen, und reicht ihm das Blatt. Er wirft einen langen Blick darauf. „Ich kann mich an keinen Regenbogen erinnern.“ – „Ich hab keinen…“ – „Ich weiß, war nur Spaß!“, unterbricht er sie lachend. Das Bild ist äußerst detailgetreu, nur die Entfernung der einzelnen Bergspitzen stimmt nicht so ganz. „Oh. Ich bin beeindruckt. Scheinbar hast du einen guten Blick für das Aussehen deiner Umgebung. Doch die Distanzen könnten ein Problem darstellen. Noch einmal. Dreh dich um!“, sie fängt das Panorama erneut ein, widmet sich dann einem neuen Blatt. Das zweite Bild ist ein wenig besser, doch für heute ist Lee zufrieden. „Gut, gut. Außerdem muss ein Kämpfer allzeit auf Vorteile achten, die sich ihm ergeben. Sei es eine Eigenart des Gegners, eine Behinderung, eine Verletzung, oder das Gelände. Verstehst du?“ – „So wie die kleine Felsspalte hinter dir, in die du rein treten könntest und stolperst?“, will Hagane wissen. Lee dreht sich um und guckt runter, kann jedoch nichts entdecken. Er hört, wie Hagane sich abstößt, auf ihn zu rennt. Blitzschnell dreht er sich um und hebt die Hand, Haganes Gesicht bleibt direkt davor stehen, der Blonde spürt ihren Atem auf seiner Handfläche. Seine Schwester ist genau vor ihm zum Stehen gekommen. Er atmet leise aus. Das war knapp gewesen.
    „Sehr gut. Hinterhältig, aber gut. Genau so etwas meine ich, das kann dir auch einen Vorteil verschaffen. Los, Admurai.“ – „Tentantel, du bist gefragt.“, die beiden stellen sich einige Meter voneinander entfernt auf, Tai öffnet ein Auge und sieht interessiert zu. Natürlich müssen sie extrem gut aufpassen, auf der einen Seite kann zwar aufgrund der hohen Felswände nichts passieren, doch direkt hinter dem Braunhaarigen sorgt eine tiefe Klippe für Angstzustände, wenn man mit sowas nicht klarkommt. Wer da runterfällt, hat verloren. Das Stahlpokémon des Mädchens ist das widerstandsfähigste Biest, was Tai je untergekommen ist. Ganz egal, wie oft er mit seinem Machomei in den letzten Tagen dagegen gekämpft hat, mit Egelsamen und irgendwelchen merkwürdigen Essensresten, die unter seiner Schale verborgen liegen, besitzt es eine schier unerschöpfliche Energiequelle. Das kleine Lin-Fu von Hagane scheint auch gern zu kämpfen. Wenn es nicht schläft, sitzt es meist in den Armen der Trainerin oder guckt bei ihren Trainingseinheiten mit den anderen beiden zu. Momentan sitzt es jedoch direkt neben ihm und meditiert ebenfalls, was Tai amüsiert. Die Geschwister schenken sich nichts, der Kampf dauert bestimmt eine Stunde, dann hält Lee inne. „Es reicht. Sehr gut, Hagane. Du wirst immer besser.“, mit diesen Worten packt er seinen Rucksack, ruft sein Admurai zurück und sieht den dünnen, felsigen Pfad herab, den sie nun gehen müssen. Dann rennt er los. Hagane kennt das mittlerweile, die nächste halbe Stunde werden sie mehr oder weniger im Laufschritt verbringen. Hastig nimmt sie Lin-Fu auf den Arm und folgt ihrem Bruder, Tai bleibt dicht hinter ihr. Was sie wohl in Erzelingen erwartet? Hagane rätselt schon seit Stunden darüber, doch ihr fällt nichts ein. Sie hätte nicht erwartet, dass e so aufregend sein würde, ihren Bruder wieder zu sehen. ‚Wenn ich das unseren Eltern erzähle, die würden mir das nie glauben!‘, denkt sie. Vor Lee würde sie es nicht zugeben, außerdem belastet ihn Marias Abwesenheit sehr, man merkt es, doch auch sie vermisst die große Braunhaarige aus Schleiede. Zwar ist es ein unschöner Gedanke, ihren Bruder ab nun teilen zu müssen, doch mit Maria kann man ebenfalls Spaß haben, wenn man sie näher kennen lernt. Als sie an die Szene im Dampfbad denkt, muss Hagane grinsen. Auf sowas kann nur Maria kommen. Im Boden vor ihr taucht ein Spalt auf, der den Weg blockiert, schnell spannt sie die Muskeln an und springt darüber hinweg. Auf der anderen Seite landet sie, lässt das rechte Knie kurz einknicken, federt ab und läuft weiter. Ob sie Angst hat? Eigentlich nicht. Die Explosion in Herzhofen war zu plötzlich gekommen, dennoch waren sie alle unversehrt geblieben. Solange sie bei Lee bleibt, denkt sie, kann ihr nichts passieren. Die beiden Gangsterteams mögen furchtbare Gegner sein, doch mit der Kraft von Rockys Team rechnen sie sicher nicht. Gut gelaunt schaut Hagane in den Himmel, dann konzentriert sie sich wieder auf ihre Schritte. Sie würde sich nicht verzeihen, wenn sie nicht mit den anderen mithalten könnte.
    //


    Unbekannter Ort
    Wie immer steht Saturn, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, am Fenster und späht durch die Lamellen der Fensterverdunkelung. Hinter ihm steht ein länglicher, ovaler Tisch aus schwarz glänzendem Holz, und an diesem Tisch haben sich seine Commander, ihre Officer und das Phantom versammelt. Uranus und der Pirat sind soeben mit dem Helikopter eingetroffen, scheinbar mit schlechten Nachrichten. „Ihr habt die Fracht nicht stehlen können.“, murmelt Saturn, seine Augen verengen sich kaum merklich. Phantom schlägt verärgert mit der Faust auf den Tisch. „Natürlich nicht! Rocky hat das kommen sehen und drei von ihren Trainern mitgeschickt, um das Schiff zu bewachen. Wir hatten eine Chance, aber die ist zunichte gemacht worden, als wir uns haben zurückdrängen lassen. Das hätte nicht passieren dürfen, aber wir waren überrascht! Ich könnte mich vor Wut selbst erwürgen, es waren Frauen! Und ein kleines Mädchen, aber das zählt nicht, die hat nicht gekämpft. Wir sind von FRAUEN besiegt worden, Hölle und Verdammnis!“ – „Beruhig dich mal.“, Venus mischt sich ein und lächelt das Phantom spöttisch an. Seit sie ihn kennt, hat sie noch nie auch nur einen Funken Respekt dem Piraten gegenüber gezeigt. „Was ist denn so schlimm daran, dass es Frauen waren?“ – „Das ist…unwürdig.“, knurrt ihr Gegenüber. Die Grünhaarige gibt ihrem Lächeln eine etwas gefährlichere Note. Mit diesem Macho soll sie zusammenarbeiten? Lächerlich. „Unwürdig? Die waren stärker als du, sieh es ein. Es sind auch Menschen, genau wie du.“ – „Frauen gehören nicht aufs Kampffeld, sondern in die Küche!“, fährt das Phantom Venus an, sie verschränkt die Arme vor der Brust und hört weg. Auf sein Gezeter geht sie nicht ein, sagt sie sich. Demonstrativ gelangweilt schaut sie aus dem Fenster und lässt die Worte an sich abprallen. Saturn schüttelt nur den Kopf. „Ruhe jetzt.“, schlagartig kehrt Stille ein. „Venus, was machen deine Ermittlungen? Du warst mit der Entschlüsselung des Tattoos betraut.“ – „Schon, aber wir kommen nicht wirklich zu einem Ergebnis. Meine Officer meinen, möglicherweise spielt auch die Brille eine Rolle.“ – „Nein, nein, nein.“, nun schüttelt der neue Boss von Team Galaktik den Kopf. „Wenn ihr wirklich verängstigt aus einem zerstörten Gebäude kommt, seht ihr nicht so aus, wie sie auf diesem Bild aussieht. Ihr guckt mit gesenktem Kopf in die Kamera, ihr fürchtet euch. Ihr posiert aber nicht, dass jeder guten Blick auf euren Oberarm hat.“ – „Ist ja schon gut.“, den Atem ausstoßend erhebt sich Venus, ihre Uniform betont den schlanken Körper. Genervt breitet sei eine Zeitung auf dem Tisch aus und wartet, bis sich jeder das Bild angesehen hat. Dann fällt ihr etwas auf. „Wo ist eigentlich Jupiter? Apis und Felis seh ich auch nirgends.“ – „Ich weiß es nicht. Irgendwas…“, Saturn unterbricht sich, als sein Handy klingelt. Er wendet sich um und spricht leise mit der Stimme am anderen Ende der Leitung. Venus spitzt die Ohren, hört jedoch nicht viel. Nach einigen Minuten beendet der Blauhaarige das Gespräch und legt die Hände auf die Tischplatte. „Also, Jupiter, Felis und Apis hatten auch schon einen Zusammenstoß mit Rockys Trainern. Erstens: sie hat sich offenbar eine Art Psychopathin dazu geholt, um ihr Team zu stärken. Zweitens: Apis liegt mit schweren Prellungen in Hüft- und Schulterbereich im Krankenhaus, seine Schwester sieht ab und zu nach ihm. Jupiter will die nächsten Tage ihr Haus nicht verlassen, warum, konnte mir Felis nicht sagen. Argo?“, er spricht einen riesenhaften, dunkelhäutigen Mann an, der neben Uranus sitzt und zu dessen Officers zählt. „Ja.“, die Stimme dieses Hünen klingt wie eine rollende Felslawine. „Ich möchte, dass du Jupiter hier herschaffst. Ich muss wissen, was da vorgefallen ist. Du machst dich sofort auf den Weg nach Schleiede.“ – „Verstanden.“, antwortet der Mann und erhebt sich schwerfällig. Ein wahrer Koloss.
    „Drittens: das Labor in Schleiede ist restlos niedergebrannt. Wir vermuten, auch, wenn Felis es nicht bezeugen kann, dass sich „El gigante Roja“ in Schleiede aufhält. Daher sei ganz besonders vorsichtig.“ – „Ich werde niemanden an mich heranlassen.“, grollt Argo. Im Gegensatz zu seinem Vorgesetzten und den anderen Mitgliedern von Team Galaktik trägt er keine silbrig glänzende Uniform, sondern einen weiten, schwarzen Mantel. Auf seinem etwas zu klein geratenen Kopf sitzt ein brauner Filzhut. Nachdem er den Konferenzraum verlassen hat, wendet sich Saturn erneut Venus zu. „Gut. Wo waren wir stehen geblieben?“ – „Bei meiner favorisierten Interpretation. Sie ist von den anderen getrennt worden, wieso, weiß niemand. Laut dem Doc, den ich in Weideburg aus dem Knast geholt habe, sind zwei junge Frauen in das Labor dort eingebrochen, eine davon war mit Sicherheit unser Prinzesschen aus der Zeitung. Daher will sie die anderen wiederfinden, also muss es eine Art Karte sein. Wir haben ihr Tattoo auf eine Landkarte von Sinnoh übertragen, mit den Punkten auf den Seen. Die obere Spitze des „D“ befindet sich zufällig genau auf Ewigenau. Damit wäre das „WO“ geklärt. Was fehlt, ist die Zeitangabe. Es steht nichts dabei. Außer den Punkten. Es sind drei, also drei Tage, Wochen, oder gar Monate, Ausgangstag ist selbstverständlich das Erscheinungsdatum der Zeitung.“ – „Ich glaube eher, drei Tage. Denen sitzt, genau wie uns, die Zeit im Nacken.“, meint Saturn. Venus nickt knapp. „Genau. Also von heute an… nur noch einen Tag, dann sollte sie in Ewigenau sein.“, sie hält inne. „Ewigenau…da, wo die Blaupausen hingebracht werden sollten.“, murmelt der Galaktik-Boss. „Aber das können sie nicht so schnell entschlüsselt haben.“ – „Wir müssen vom Schlimmsten ausgehen. Ich werde sofort nach Ewigenau aufbrechen.“, gibt Venus bekannt, und stützt die Hände auf ihren Hüften ab. Yussuf, der wie immer im Schatten des Phantoms sitzt, beugt sich ein wenig vor. „Eine von Rockys Trainerinnen ist kampfunfähig. Die rothaarige Frau. Ich habe die drei wichtigsten Punkte ihres Körpers ausgeschaltet. Sie wird mindestens einen Monat nicht mehr laufen können.“, zischt er. Saturn legt den Kopf schief. „Wollen wir es hoffen. Habt ihr nicht gesagt, dass ein kleines Mädchen dabei war, welches nicht am Kampf beteiligt gewesen ist?“ – „Ja, sie hatte langes, pinkfarbenes Haar.“ – „Joana Hall. Mein Informant sagt, dass sie imstande ist, alles zu heilen, ganz egal, ob es um Pokémon oder Menschen geht. Die Frau, die du ausgeschaltet hast, ist wahrscheinlich schon wieder auf den Beinen.“ – „Verdammt.“, der Mann mit der schwarzen Kutte versinkt in Schweigen. Innerlich brodelt es in ihm. Diese Frau war so schnell gewesen wie er, trotz des Yussuf-Sprints. Das kann eigentlich nicht sein. Beim nächsten Mal würde er auch das kleine Mädchen erledigen. Niemand legt sich ungestraft mit Yussuf an.
    „Gut, das eine Schiff kommt also durch. Das macht nichts, wir haben mehr als genug andere Transporte abgefangen. Phantom, du kannst Giovanni sagen, dass wir bisher keine Unterstützung brauchen, wir kriegen diese Krise locker allein in den Griff. Diese paar Trainer hatten bisher nur Glück. Commander Uranus, du wirst zum See der Stärke reisen, es ist wichtig, dass zumindest das Labor intakt bleibt. Wer auch immer dort auftaucht, den vernichtest du. Restlos. Du kannst so viele Mitglieder unserer Organisation abkommandieren, wie du willst.“ – „Natürlich! So großes Vertrauen, wie sie auf mich, in mich, setzen, darf ich nicht vertäuschen! Enttäuschen, meine ich, und werde mich sofort mit 50 unserer Leute auf den Weg machen, in die Hitze, nein, die Kälte des Nordens.“ – „Sehr gut.“, Saturn wendet sich erneut an den Piraten. „Nachdem du Bericht erstattet hast, wirst du Uranus folgen. Der See der Stärke darf um keinen Preis fallen.“
    //


    Elyses
    Die Sonne steht hoch im Zenit, träge betrachte ich das sanfte Windspiel der Bäume vor mir. Lucia und ich sitzen auf einer der vielen Parkbänke, die der Stadtpark von Elyses bereithält. Genau hinter uns ragt die Hecke, die den Park umgibt, meterhoch in die Luft. Seit einigen Stunden ist der Pavillon wieder verschlossen, ich kann sein Dach zwischen den Kronen hindurch erblicken. „Wollen wir uns ein Eis kaufen?“ – „Ich will nicht aufstehen.“, ich wusste es; die Faulheit hat wie ein Monster ihre Klauen in das Fleisch meiner Freundin geschlagen. Mit einem Arm versuche ich, sie zum Aufstehen zu bewegen. Dann erwischt es mich ebenfalls, stöhnend lasse ich mich gegen die Rückenlehne sinken. „Wir müssen irgendwo aushelfen oder so. Das Geld von Nummer zwei hält nicht ewig.“ – „Wieso gehen wir nicht einfach ins Pokémoncenter? Schwester Joy hat sicherlich ein Zimmer frei.“, schlagartig bin ich wieder wach. „Du bist ein Genie!“ – „Bin ich das? Ja, jetzt, da du es so sagst, kann ich da nicht widersprechen.“, sie betrachtet mit hochgezogenen Brauen ihre Fingernägel und macht ein selbstgefälliges Gesicht. Ruckartig stehe ich auf, stelle mich vor sie und packe ihre Hände. „Los, komm!“, nach einigen Versuchen lässt sie sich endlich hochziehen. Dann machen wir uns auf dem Weg zum Pokémoncenter, doch dafür müssen wir die mitten durch die Einkaufsstraße laufen. Vor jedem zweiten Modegeschäft drückt sich Lucia die Nase am Schaufenster platt, bis ich nach Nummer x=2*die Summe des Augenverdrehens meinerseits die Geduld verliere und sie weiterschiebe. „Mami!“ – „Ja?“, ich werde auf einen kleines Mädchen aufmerksam, das mit seiner Mutter neben uns hergeht. Scheinbar wollen die beiden ins Hallenbad, welches sich ein paar Straßen weiter befindet: sie tragen einen großen Gummischlauch mit sich herum, auf dem man sich im Wasser treiben lassen kann. „Das ist die Tante aus der Zeitung!“, flüstert sie mit viel zu lauter Stimme, ich unterdrücke ein Grinsen. Ihre Mutter legt der Kleinen eine Hand auf den Kopf. „Nein, Liebes, das Mädchen ist doch in Herzhofen.“, sie wirft mir kurz einen Blick zu, stockt dann, und sieht mich dann länger an. „Huch. Sind Sie wirklich die junge Frau aus der Zeitung?“, innerlich zähneknirschend setze ich ein breites Lächeln auf. Besser, kein Risiko einzugehen. „Ich komme als normale Bürgerin äußerst selten in die Zeitung, es sollte mich wundern, wenn Sie mich von dort wiedererkannt haben.“, ‚Gut, Maria! Das stimmt sogar größtenteils.‘, lobe ich mich. Die Frau nimmt die Hand ihrer Tochter und entschuldigt sich. „Dann habe ich mich da wohl vertan! Schönen Tag noch.“ – „Danke, Ihnen auch.“
    Nach dieser Episode wünsche ich mir eine eisgekühlte Sprite, doch wir müssen erst das Pokémoncenter finden. Die Straße staubt unter meinen Sandalen, doch Lucia neben mir ist hellauf begeistert von den Auslagen der Geschäfte, und gibt Kommentare wie „Schau mal, das wollte ich schon ewig mal haben!“ – „60% BILLIGER? Geil!“, oder „Maria, wie wäre es damit?“ von sich. Stumm leidend laufe ich neben ihr her, lehne mich einmal, als ich sie wirklich nicht mehr aufhalten kann, an die Wand des Ladens, den sie unbedingt betreten will. Irgendwie riecht das schwer nach Problemen, ich kann nicht beschreiben, wieso. Mir wird klar, dass die beiden Metallkörbe mit Waren, die vor mir stehen, zu dem Geschäft hinter mir gehören. Sie sind gefüllt mit Strandspielzeug und Schnorcheln. Was wohl Lucia mit nem Schnorchel will? Als ich an sie und Ash denke, werde ich rot. Die beiden werden doch wohl nicht…
    „Hey, da bin ich wieder!“, ich schrecke zusammen, als ich Lucias Stimme genau neben mir höre, und drehe mich zu ihr um. Erstaunt fragt sie: „Warum bist du so rot? Habe ich dich erschreckt? Tut mir leid!“ – „Nein, es…ist nichts. Was hast du gekauft?“, von ihrem Handgelenk baumelt eine kleine Einkaufstüte. Neugierig will ich einen Blick hineinwerfen, doch sie dreht sich halb von mir weg. „Kein Schnorchel?“, will ich wissen. „Nö, Wozu brauch ich denn sowas?“ – „Stimmt. Brauchst du nicht.“, ich versuche, meine Verlegenheit zu überspielen. „Was ist es dann?“ – „Ich zeigs dir im Pokémoncenter.“ – „Oh. Und wenn ich ganz lieb bitte sage?“ – „Dann zeig ichs dir trotzdem im Pokémoncenter. Maria!“, das letzte Wort sagt sie mit gespielter Entrüstung, als ich sie traurig aus großen Augen ansehe und die Unterlippe vorschiebe. „Nur Spaß. Dann werde ich mich in Geduld üben.“ – „Gut.“. Den Rest des Weges unterhalten wir uns über alte Erlebnisse, als wir vor dem Krankenhaus stehen, fühle ich Erleichterung, die sich in mir ausbreitet. Endlich Kühle! Voller Vorfreude durchschreite ich die gläsernen Doppeltüren, es ist, als würde ich durch eine Art Wand laufen. Direkt hinter den Türen empfängt uns das wohltemperierte Klima des Pokémoncenters von Elyses. Weiße Fliesen bedecken den Boden, mehrere Topfpflanzen stehen in den Ecken der Eingangshalle. Links hängt ein großer Bildschirm an der Wand, der irgendwelche Nachrichten zeigt. Hinter der Theke steht Schwester Joy, sie redet mit einer alten Dame, die, auf einen Stock gestützt, zu ihr hochsieht. Als wir zu ihr an den Tresen kommen, wendet sich Joy uns zu. Die alte Frau jedoch fixiert weiterhin die Krankenschwester. „Ich weiß nicht, wieso du dir keine Pause gönnst, Kindchen. Meine Enkelin ist genau wie du. Immer ist sie auf Achse.“, bedauert sie gerade. „Liegt mir im Blut, glaube ich.“, lächelt Joy freundlich zurück. Ihr Blick fällt auf mich. „Guten Tag. Was kann ich für euch tun?“ – „Äh, hallo, wir hätten gern ein Zimmer für…“, ich überlege. Rocky hat nicht erwähnt, wie lange ich noch hier bleiben soll. „…für drei Nächte, bitte!“, ergänzt Lucia. Joy nickt, reicht uns einen Schlüssel, den sie von irgendwoher unter der Theke hervorzaubert. Ich nehme ihn entgegen und verneige mich kurz. „Danke.“ – „Hey, du. Du bist die Kleine aus der Zeitung, oder?“, will nun die ältere Frau neben mir wissen. Automatisch fange ich an, zu lächeln. Schutzmechanismus. „Tut mir Leid, als normale Bürgerin komme ich für gewöhnlich nicht in die Zeitung. Sie müssen…“ – „Nein, ich muss gar nichts. Vor einem Jahr warst du in der Zeitung. Ich weiß das. Meine Enkelin hat mir die Artikel gezeigt, du bist es, darin besteht kein Zweifel.“ – „Ihre…Enkelin?“, meine Gedanken überschlagen sich. Klar, vor einem Jahr gab es mehrere Wochen oder auch Monate, in denen mich jeder erkannt hat, aber ich dachte, die Zeiten wären langsam mal vorbei. Welche Enkelin meint sie?
    „Cynthia, meine Enkelin.“, mir stockt kurz der Atem. Cynthia hat mir damals aus der Patsche geholfen, als ich dachte, es geht nicht mehr weiter. Dann stoße ich den Atem aus und verziehe die Mundwinkel zu einem Lächeln. „Gut, Sie haben mich. Ist Cynthia in der Nähe? Sie ist eine gute Freundin von mir.“ – „Das weiß ich doch, Dummerchen. Sie hat deine Fortschritte genauestens beobachtet. Vielleicht bist du sogar so weit, gegen sie zu kämpfen. Nur mal als Training.“ – „Das wage ich zu bezweifeln. An sie komme ich noch lange nicht heran.“ – „Ha, keine falsche Bescheidenheit. Meine Enkelin ist Sinnohs Champ, wenn sie denkt, du wärst soweit, dann bist du es auch. Versuch es einfach mal. Ich schlage vor, morgen um 12 Uhr an den Ruinen.“ – „Sie…ist hier?!“, frage ich, nun bin ich wirklich erstaunt. Ein Kampf gegen den Champ… es wäre eine äußerst gute Gelegenheit, um mein Team zu testen und in Form zu bringen, außerdem habe ich hier sowieso nichts zu tun. Und wenn ich SIE schlagen könnte…dann wäre Team Galaktik kein Problem mehr. „Maria, ich finde, das wäre eine gute Idee.“, murmelt Lucia mir zu. Ich nicke begeistert. „Klar, gerne! Ich werde da sein.“ – „Gut, gut. Dann genießt den Tag noch. Und Joy, meine Liebe, nimm dir endlich mal eine Pause.“ – „Ich werde dran denken!“ – „Dran denken reicht nicht!“, ruft Cynthias Großmutter über die Schulter, bevor sie das Gebäude verlässt. Außer uns beiden und Schwester Joy ist nun niemand mehr in der Vorhalle. Scheinbar hat es die Trainer, die hier noch wohnen, bei der Temperatur ebenfalls ins Hallenbad getrieben. Mir kommt eine Idee. „Schwester?“ – „Ja, was ist?“ – „Ich würde Ihnen gerne helfen. Dann können Sie ihre Pause machen und ich fühle mich nicht ganz so nutzlos.“ – „Nein, das kann ich nicht annehmen.“ – „Doch, klar können Sie!“, das Mädchen mit den blauen Haaren mischt sich ein. „Maria hat Recht, ruhen Sie sich mal aus.“ – „Willst du mitmachen?“, will ich erstaunt wissen. Irgendwie ist Lucia zu schnell einverstanden gewesen. „Klaro! Mit dir wird alles irgendwie lustig, ganz egal, was.“ – „Du gehst davon aus, dass ich irgendwas falsch mache, und du drüber lachen kannst.“ – „Naja, ein bisschen. Komm schon, sei keine Glucke! Das wird spaßig.“, Joy, die unseren kleinen Dialog verständnisvoll lächelnd mit verfolgt hat, faltet die Hände vor der Brust. „Danke euch beiden, wirklich. Ich denke, die Pause wird wirklich guttun. In 4 Stunden bin ich wieder da, ist das okay für euch?“ – „Klaro! Verlassen Sie sich auf uns.“, strahlen wir im Duett. Nachdem sie uns erklärt hat, was wir tun sollen, geht sie in die wohlverdiente Pause. Endlich habe ich wieder was zu tun, und ich komme mir nicht vor wie ein Parasit, wenn ich hier ein paar Nächte bleibe. 5 Minuten später kommt ein Trainertrio durch die Tür, ich putze gerade, mit Lappen und Spülmittel bewaffnet, den Tresen. Es sind drei Jungs, und wenn mich meine Intuition nicht sehr trügt, haben sie gerade anstrengende Kämpfe hinter sich und müssen ihre Teams versorgen lassen. Andererseits sind die drei kaum gestresst, ich spüre es. Was ist also der Grund für ihren Besuch? Zuerst ergreift der Junge in der Mitte das Wort. Er hat eine lustig aussehende Mütze auf, drei Schirme befinden sich daran, im Dreieck angeordnet. Sie sind unterschiedlich lang, wahrscheinlich kann er sich so besser an die Tageszeit anpassen. Dazu trägt er eine hellgrüne Weste und Jeanshosen. Seine hellblauen Augen fixieren zwanghaft mein Gesicht, ich sehe mit Überraschung, dass er rot wird. „Wo ist Schwester Joy?“ – „Guten Tag. Sie befindet sich zurzeit leider nicht im Dienst. Kann ich etwas für euch tun?“, frage ich liebenswürdig, stelle die Putzsachen zur Seite und stütze mich mit einer Hand auf die Theke. Nun völlig rot im Gesicht, wendet sich der erste Junge ab, sein Kumpel springt ein. Der Zweite sieht eigentlich ganz normal aus, beinahe schon langweilig. Braunes Haar, braune Augen, Jeanshose und weißes T-Shirt. Einer, den man schon vergisst, bevor man das Gespräch begonnen hat. „Entschuldigen Sie…“, ich zucke leicht zusammen. „…mein Freund hat ein Problem damit, wenn Frauen zu viel Haut zeigen. Er meint, das verdirbt die Gesellschaft.“ – „Huch, wer bist du denn?“, entfährt es mir, ich schlage die Hand vor den Mund. Sieht aus, als hätte ich den Kerl wirklich kurz vergessen, und das, obwohl er mit mir geredet hat. Peinlich. Dann sehe ich an mir herunter. Die Bluse ist eigentlich schön konventionell zugeknöpft, nur die oberen paar Knöpfe muss ich offen lassen. Dazu die Hotpants… ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, als ich mich wieder den Trainern zuwende. Ich könnte Lucias Hilfe gebrauchen, wo steckt sie nur? Sie meinte, sie kümmert sich ums Obergeschoss, stimmt ja. Der dritte Trainer ist recht schweigsam, doch die Blicke, die er an mir herabgleiten lässt, sprechen Bände.
    „Äh-ähm. Also, was kann ich für euch tun?“ – „Unsere Pokémon sind von der Herreise erschöpft, und wir ebenso. Könnten wir hier für ein paar Stunden bleiben?“ – „Natürlich. Bitte, reicht mir die Pokébälle, ich kümmere mich um alles Weitere.“, die werden überrascht sein, wenn ich mit meinem Wasser ihre kompletten Teams geheilt habe. Die drei geben mir sämtliche Pokébälle und setzen sich am Ende des Raums in eine der kleinen Visophon-Boxen, scheinbar wollen sie jemanden anrufen. Gelassen lege ich die Bälle auf ein dafür angefertigtes Tablett, gehe den Gang neben dem Tresen herunter und betrete den Medizintrakt. Dann wollen wir mal.
    //


    Kraterberg
    Hagane zieht ihre dicke Fleecejacke aus und steckt sie in den Rucksack, aus dem mal wieder Musik ertönt. Eye oft he tiger: eines ihrer Lieblingslieder. Die kälteren Regionen des Kraterbergs haben sie nun passiert, sie waren allerdings einen großen Bogen gelaufen, um den Gipfel zu umgehen und keine Zeit zu verschwenden. Tai, Lee und sie selbst sind nun auf einem relativ gut befestigten Weg angelangt, der durch ein Waldstück führt. Links und rechts ragen Laubbäume in ihrer ganzen Pracht auf, kleinere Waldpokémon springen in den Ästen umher. Die Trainerin sieht ein Griffel, welches sich mit einem Burmadame um irgendetwas Essbares streitet. Sie richtet ihren Blick wieder nach vorn. „Wann kommen wir in Ewigenau an?“, fragt sie ihren Bruder. Lee trägt nun wieder sommerliche Kleidung, nachdem er in den Bergen einen Pullover tragen musste, scheint er sich jetzt besser zu fühlen. Er mag es kalt, das weiß Hagane mittlerweile. Nachdenklich sieht er in die Baumwipfel. „Hm…nicht leicht zu sagen. Wenn wir dieses Stück schnell hinter uns bringen, liegt nur noch Route 211 zwischen uns und Ewigenau.“ – „Gut.“ – „Sagt mal, woher wussten die Gangster eigentlich, dass wir uns damals in Herzhofen gerade mit Rocky besprochen haben?“, will Tai wissen. „Ich hab das noch nicht so wirklich realisiert. Ich dachte, sie hätte aufgepasst, dass niemand davon erfährt.“ – „Wahrscheinlich gibt es irgendwo bei der Polizei einen Verräter.“, antwortet Lee und weicht dann einem großen Ast aus, der vor ihm auf den Weg gefallen ist. Innerlich brennt er darauf, ein paar Gegner zu zermalmen, am besten natürlich Mitglieder von Team Galaktik oder Team Rocket. Allein dafür, dass sie ihn von Maria getrennt haben, verdienen diese Typen eine Bestrafung. Doch ihn befallen auch leise Zweifel. Ist er wirklich dafür geeignet, die Trainer von Officer Rocky anzuführen? Er ist meilenweit von den anderen entfernt, auf dem Kraterberg hatte er nicht mal Empfang, sodass er vermutlich mehrere Anrufe verpasst hat. Er zieht das Handy, was er sich von Tai geborgt hat, aus der Hosentasche und blickt aufs Display. Ihm ist schon aufgefallen, dass dort sämtliche Bilder der Trainer eingespeichert sind, wer auch immer ihn anruft, er würde sehen, wer es ist, bevor er abnimmt. Sein Blick fällt auf Hagane. Sie wird tatsächlich von Tag zu Tag stärker, viel schneller, als er es erwartet hatte. Außerdem ist es Lee aufgefallen, dass sie in der Nacht nicht viel Schlaf braucht, von irgendwoher scheint sie geheimnisvolle Energiereserven zu beziehen. Noch weiß er nicht, woher genau, doch das wird sich sicher noch herausstellen.
    Blitzschnell dreht er sich um, holt mit der Faust aus, zielt auf Haganes Gesicht. Sie blinzelt nicht einmal, reißt den Arm hoc, will die Faust abfangen, ist jedoch um eine Winzigkeit zu langsam. Ihr Bruder nickt zufrieden. „Sehr gut. Vor einer Woche noch hättest du das nie hingekriegt.“ – „Aber ich bin noch nicht schnell genug.“, enttäuscht starrt sie die Faust an, die Zentimeter vor ihrem Gesicht in der Luft verharrt. Lee wendet sich um und geht weiter. „Macht überhaupt nichts. Wäre es nicht langweilig, wenn du jetzt schon perfekt wärst?“ – „Du hast ja Recht.“ – „Und du wirst bereit sein, wenn du es musst, dafür sorge ich.“, verspricht ihr Bruder. „Ich lasse nicht zu, dass ich von euch auch noch getrennt werde.“. Die drei setzen ihren Weg fort, gegen 18 Uhr gelangen sie an eine lange Brücke, die über einen Fluss führt, welcher sich glitzernd unter ihnen hinweg schlängelt. „Gut. Dahinter sind nur noch ein paar Hügel, dann kommt Ewigenau. Bald sind wir da.“, gibt Lee bekannt. Auf einmal hat er ein ungutes Gefühl und tastet nach seinen Pokébällen. Alle noch da. „Stimmt was nicht?“, will Hagane wissen, die neben ihm läuft. „Ich weiß nicht. Irgendwas stört mich hier.“. Er bleibt auf der Brücke stehen, schließt die Augen und lauscht. Man hört das Rauschen des Flusses, die Blätter, die vom Wind sanft zum Wiegen gebracht werden, und das gleichmäßige Atmen der drei Trainer. „Keine Pokémon.“, sagt Lee schließlich. „Und was heißt das?“, fragt Hagane. Er zuckt die Schultern. „Normalerweise ist die Route hier voller Pokémon. Aber nun sind sie alle weg. Irgendwas muss sie verscheucht haben.“ – „Vielleicht ein amoklaufendes Stahlos, davon gibt’s hier viele in der Gegend.“, schlägt Tai vor. Der Blonde jedoch schüttelt den Kopf. „Nein. Davon würde man hier sicher irgendwelche Spuren sehen.“, er versucht, die Dunkelheit zwischen den Bäumen auf der anderen Seite der Brücke zu durchdringen, schafft es jedoch nicht. Der erdige Weg beschreibt hinter dem Fluss eine Biegung, führt den Hügel hinauf, daher kann man nicht wirklich weit sehen. Hagane ruft ihr Lin-Fu in einen nagelneuen Pokéball zurück, auch sie hat eine merkwürdige Vorahnung. Plötzlich passiert es.
    Die Brücke explodiert, große Steinbrocken werden durch die Luft gewirbelt. Eine Staubwolke verdunkelt den Himmel. Das Holz verbrennt und verdampft sofort, geistesgegenwärtig stößt Lee seine Schwester vom Explosionsherd weg. Tai sieht, Sekunden vor dem Knall, wie Lee die Augen aufreißt. Er hat sicher irgendwas gespürt, so kurz davor. Die drei fliegen durch die Luft, als wären sie Stoffpuppen, knallen nacheinander schmerzhaft auf den Weg hinter der Brücke und regen sich eine Weile lang nicht mehr. Hagane presst die Hände an die Ohren, ihr Gehör hat sie verlassen. Sie liegt auf dem Rücken, wendet den Kopf mit zusammengebissenen Zähnen nach rechts, um nach den anderen zu sehen. Lee ist mit dem Kopf zuerst aufgeprallt, auf seiner Stirn befindet sich eine blutende Platzwunde. Tai hat es nicht so schlimm erwischt, ein Busch am Wegrand hat seinen Sturz abgefedert. Stöhnend kämpft er sich auf die Beine. Die Kleidung an seinem Rücken ist angesengt, der Rucksack, den der Braunhaarige trug, liegt brennend im Gebüsch. Das Mädchen sieht, wie er den Mund bewegt, doch sie hört nichts. Wie durch einen Schleier wird sie Zeugin des Angriffs: mehrere Männer und Frauen in silbernen Uniformen springen aus dem Dickicht des Waldes und umzingeln die drei Trainer. Begleitet werden sie von einigen Pokémon, mehrere Magnayen, Shnurgarst und Drifzepeli. Ratlos hebt Tai die Hände. Hagane kann sich kaum rühren, wütend und hilflos muss sie mit ansehen, wie ihr Bruder auf die Beine gezerrt und gefesselt wird. Sie versucht, ebenfalls auf die Beine zu kommen, doch eine Galaktikerin bemerkt ihre Bemühungen. Fies grinsend stellt diese ihr einen Fuß aufs linke Handgelenk. Dann sagt sie etwas, doch Hagane versteht es nicht. Als ihr Blick auf die Hände fällt, merkt sie, dass Blut daran klebt. Entsetzt kämpft sie gegen den Druck der Galaktikerin an, doch ihre Gegnerin ist zu stark. Wenige Momente später wird auch sie auf die Füße gezerrt, nachdem ihr Handgelenk endlich frei ist. Hinter ihr steht Tai, seine Hände sind hinter dem Rücken zusammengebunden. Dem Mädchen mit den stahlblauen Haaren wird klar, dass diese Typen hier gewartet haben müssen. Mit einem Knacken kehrt ihr Gehör wieder. Sie hustet. „Was wollt ihr von uns?!“, schreit sie den erstbesten Galaktiker an, der neben ihr steht und ihre Hände fesselt. Er verzieht genervt das Gesicht. „Um die Wahrheit zu sagen: Fesseln, zum Boss bringen, verhören, einsperren, Foltern, nochmal verhören, und wenn das nicht klappt, legen wir euch um.“. Hagane stockt. Natürlich wollen sie das. Es sind die Gegner, gegen die Rocky ihr Team zusammengestellt hat. Sie wirft einen Blick zu Lee, doch er scheint noch bewusstlos zu sein. Die Tränen kommen ihr, doch das Mädchen versucht tapfer, sie zurückzuhalten.
    Im nächsten Moment fliegt der Galaktiker, der sie festhalten sollte, selbst durch die Luft, über den Fluss, die zerstörte, qualmende Brücke, in die Felswand dahinter, und verschwindet in der Dampfwolke des Aufpralls. Verstört sieht Hagane sich um, Lee ist aufgewacht. Eine Blutspur zieht sich von der Stirn über die gesamte linke Gesichtshälfte. Der Boden um seine Füße herum sieht aus wie eine gefrorene Pfütze, er ist total vereist. Hoffnung breitet sich in seiner Schwester aus. Sie würde doch nicht sterben! „Lee!“, die Galaktiker haben erst den Flug ihres Kameraden verfolgt, auf ihren Gesichtern zeichnet sich Ungläubigkeit ab, wenn nicht sogar Schock. Dann rufen sie ihren Pokémon Befehle zu. Lee zerreißt seine Fesseln, in seinen Augen lodert die Wut. Haganes freudiges Gesicht erstarrt, sie erkennt ihn gar nicht mehr wieder. Der Blonde kämpft mit Tritten und Schlagangriffen, streckt 3 weitere der Galaktiker nieder. Langsam bekommt sie es mit der Angst zu tun. Seit er von Maria getrennt wurde, ist er merkwürdig still gewesen, außerhalb der Trainingseinheiten hat er kaum geredet. Nun scheint er ein Ventil gefunden zu haben. ‚Diese Typen sind schuld, dass Maria weg ist, und nun lässt er es an ihnen aus!‘, schießt es ihr durch den Kopf. „Ihr greift meine Freundin an…“, murmelt Lee, während er dem Angriff eines Shnurgarst ausweicht. „…und meine Schwester auch.“, im nächsten Moment ist er umringt von ein paar Galaktikern und ihren Pokémon, er springt ab, macht in der Luft eine Rückwärtsrolle, kommt wieder auf, spannt seine Muskeln an und führt einen Sprungkick gegen den nächststehenden Gegner aus. „Und ihr glaubt, ich werde euch das verzeihen?“, irgendwas rastet ein, seine Augen strahlen hellblau. Ruckartig greift er in die Tasche seiner Jeans, zieht 6 Pokébälle daraus hervor. „Euch zeig ichs.“ – „Parasekt, Pilzspore.“, sagt eine ruhige Frauenstimme, die ihren Ursprung irgendwo links hat. Lee erstarrt für einige Momente, Hagane weiß, wieso. Diese Stimme gehört Maria. Aber sie kann es unmöglich sein. ‚Nein, bitte nicht! Er ist gerade im Vorteil! Nicht noch mehr Gegner!‘, betet Hagane, doch es ist zu spät. Eine grünhaarige Frau mit enger, silbriger Uniform betritt den Kampflatz, ihr Parasekt bestäubt Lee mit irgendwelchen grünen Sporen, die sein Pilz absondert. Sie versucht, sich aus den Fesseln raus zu kämpfen, doch ein weiterer Gangster hält sie nun fest. Lee steht mitten in der grünen Wolke, taumelt, fasst die neue Gegnerin ins Auge. Sein Blick ist eiskalt. Sie hebt eine Braue, der Blonde springt erneut ab und holt in der Luft zum Schlag aus. Die Pokébälle fallen ihm aus der kraftlosen linken Hand. „Du…wieso hast du ihre Stimme?“, knurrt er, seine Gegnerin beißt die Zähne zusammen und weicht zurück. „Schlaf doch endlich ein!“, schreit sie. Lee scheint im Flug die Energie zu verlieren, seine Kraft bricht, er fällt ihr regungslos vor die Füße und zieht eine Spur aus Staub hinter sich her. Schwer atmend sieht Venus auf ihn herunter. Dann tritt sie vor und stößt ihm den Fuß in die Seite. „Gut, er schläft. Nehmt ihn mit. Die Verletzten bringt ihr sofort wieder ins Hauptquartier.“. Hagane sieht mit aufgerissenen Augen zu. ‚Nein, nein, nein! Hätte er doch bloß ein Pokémon rufen können!‘, denkt sie. Die grünhaarige Frau schaut zu ihr und Tai herüber. „Die anderen da nehmt ihr auch mit. Los!“, Lees Schwester spürt die Hoffnung schwinden. Sie denkt an die Freundschaft, die sie mit Maria schließen wollte, und es nun wohl nicht mehr beenden können würde. An ihre Eltern, die sich sicher irgendwann Sorgen machen, und nachforschen, wo sie geblieben sein könnte. An Rocky, die wohl nun von ihren Trainern enttäuscht sein wird. Und an Lee, der sogar noch in der Niederlage beinahe gewonnen hätte. ‚Es tut mir so leid, Bruder. Du hast an mich geglaubt, und ich habe nichts tun können.‘
    Tai, der neben ihr steht, hat es nach dem Sturz geschafft, einen spitzen Stein einzusammeln, ihn vor den Galaktikern zu verstecken, und versucht nun, die Fesseln zu durchtrennen. „Keine Sorge, ich bring uns hier raus!“, flüstert er Hagane zu, der Kerl vor ihm wird auf ihn aufmerksam. „Was machst du da, hä?“, will er wissen. Als das Lees Schwester einmal zusammenzuckt, wird es still auf dem Kampffeld. Lees Hände und Beine sind gefesselt worden, nun sehen alle das Mädchen an. „Was…“, murmelt Venus, geht einige Schritte auf Hagane zu. Ihre Augen sehen irgendwie verträumt aus, ihren Kopf hat sie zurückgelegt und starrt in den blauen Sommerhimmel, wo die ersten Sterne zu sehen sind. „Was ist mit der?“, fragt sie die Frau, welche Hagane festhält. „Ich weiß nicht, der Typ da hat uns angegriffen, da war sie noch normal, aber als er von den Sporen getroffen wurde, ist sie…weggetreten.“. Haganes Mund steht leicht offen, die Lippen bewegen sich, als würde sie mit jemandem stumme Zwiesprache halten, den nur sie sehen kann. Das Blut, welches ihr aufgrund ihrer geplatzten Trommelfelle aus den Ohren läuft, glänzt leicht im Sonnenschein. „Das ist komisch. Egal, in den Laster mit ihr. Folgt mir, Leu…“, weiter kommt Venus nicht, es kommt erneut Leben in Hagane. „Schaut mal nach oben.“, sagt sie mit völlig klarer und ruhiger Stimme. Team Galaktik lacht sie bloß aus. „Warum, kleines Mädchen?“, die Beunruhigung, die Venus eben gespürt hatte, ist wieder verschwunden. „Weil da die Sterne leuchten. Sie leuchten für mich.“, ihre Fesseln fallen ab, und eine Hand zuckt in ihre Hosentasche. „Los, Stahlos. Sandwirbel.“ – „Pilzspore!“, schreit Venus, doch die gigantische Stahlschlange peitscht mit dem Schweif so viel Staub auf, dass man die Hand vor Augen nicht erkennt. Als sie sich Minuten später verzieht, ist das Mädchen verschwunden. „VERDAMMT!“, Venus lässt ihrem Ärger in einem lauten Schrei freie Luft. „Commander!“, eine der Frauen spricht sie an. „Was?“ – „Das Mädchen ist egal. Sie gehört nicht mal zu Rockys Team. Wir haben den Eisbrecher und den Kampfkünstler, das reicht. Wir sollten ins Hauptquartier zurück.“ – „Du hast recht. Alle Mann: Einpacken!“
    Hagane sitzt ein Stück flussabwärts zwischen einigen Büschen, sie will sich so lange verstecken, bis die Typen weg sind. Die Tränen rollen ihr über die Wangen und fallen dann ins Gras herab. Sie hat keine Ahnung, wie sie sich eben ihrer Fesseln entledigen konnte, doch es ist ihr im Grunde egal. Als Einzige ist sie entkommen. ‚Verdammt, ich bin zu schwach!‘. Mit der Faust schlägt sie auf den Boden. Sie sackt unnatürlich weit ins Erdreich ab. Das Mädchen hält inne. „Meine…“, sie zieht ihre Hand aus der Erde. „Meine Kraft.“; flüstert sie, probeweise rammt sie die Faust gegen den Baum neben ihr. Es knirscht, als die Rinde nachgibt und splittert. Sie sieht zu, wie einige Blätter aus der Krone herabfallen. Durch eine Lücke im Blätterdach kann Hagane die Sterne sehen. ‚Sind die dafür verantwortlich?‘, fragt sie sich. Dann jedoch gewinnt die Trauer Überhand. Sie hat Tai und Lee verloren, nun endgültig.


    hoffe, ihr hattet spaß beim lesen, wie gesagt, werde ich nun ein paar tage warten, bevor das nächste kapitel kommt. ich freue mich auf anregungen, beschwerden, kommentare und das ganze zeug.
    mfg
    Kori

  • guten tag, liebe leserchen, und viel spaß mit dem neuen kapitel :D will nicht lang um den heißen brei rumreden, sondern poste einfach mal~



    Kapitel 22
    „Ich werde sie finden.“


    3.7.2009


    Eine halbe Stunde später traut sich Hagane aus ihrem Versteck, der Ort, an dem ihr Bruder und Teamkamerad entrissen wurden, zieht sie wie magisch an. Die Abendsonne strahlt vom Himmel herab, als sie aus dem Wald kommt und das Kampffeld wiedersieht, scheint alles ganz friedlich zu sein. Der Fluss glitzert im Sonnenlicht, die zerstörte Brücke ist mittlerweile abgekühlt. Ihre Tränen sind versiegt. An der Stelle, an der Lee gestürzt ist, sieht man noch die Schleifspur, die er im Sand hinterlassen hat. Hagane beißt sich auf die Unterlippe und will gehen, ihren Rucksack trägt sie in der Hand. Dann sieht sie etwas glitzern, am Ende der Furche im Sand. Sie bückt sich und untersucht die Stelle näher. „Da steckt was drin…“, murmelt sie. Das Mädchen gräbt mit den Fingern durchs Erdreich, legt langsam aber sicher ein Handy frei. ‚Das hat Rocky ihm gegeben…Lee muss es versteckt haben, kurz, bevor er ohnmächtig wurde.‘, überlegt seine Schwester. Sie nimmt das Handy in die Hand, pustet den Staub weg, und sucht Rockys Nummer. Erneut beißt sie sich auf die Unterlippe und drückt auf das grüne Telefon. ‚Es ist meine Schuld. Ich muss stärker werden.‘, sagt sie sich, betrachtet die Stulpen an ihren Schienbeinen, welche die Gewichtmanschetten verdecken. Das Handy gibt ein Tuten von sich. Es wählt.
    //


    Schleiede
    „So, denke, wir haben alles. Du kannst ja richtig mädchenhaft sein, das überrascht mich!“, Pay und Lilith verlassen die Einkaufsstraße, der Rothaarige ist bepackt mit Einkaufstüten. Seine Begleiterin hingegen trägt bloß eine kleine Tasche in der Rechten. Mit ihrer freien Hand richtet sie sich gerade ein wenig die Haare. „Ich hoffe, das bereitet dir keine Umstände.“ – „Nö, passt schon. Besser als dieses gruselige…“, an dieser Stelle zieht er eine Grimasse und guckt so bösartig er nur kann. „…du weißt schon.“, endet Pay, und geht normal weiter. Lilith grinst ihn an. „Ich dachte, darauf stehst du.“ – „Klar doch! Ich steh drauf, wenn ich nachts nich schlafn kann, weil ich dauernd in Angst leben muss, du könntest da irgendwas Niedliches ausbrütn! Du machst mich fertig!“ – „Oh, sei nicht so hart zu Lilith…“, flüstert sie. Wenn die Schwarzhaarige will, kann sie immer noch extrem unheimlich sein. Pay zuckt zusammen. „Schon wieder zu früh gefreut! Ich dachte, du bist mittlerweile normal!“ – „Oh, bin ich doch. Jedenfalls, solange du bei mir bist.“ – „Das heißt…“ – „Ja!“, mit glänzenden Augen sieht sie ihn von der Seite an und kommt ein Stückchen näher. Das neue, grüne Kleid wird im Sonnenlicht beinahe durchsichtig und betont ihre Figur. „Das Schicksal will es so! Wir sind für immer miteinander verbunden!“ – „Leg das nicht immer so aus, dass es dir in den Kram passt!“ – „Wieso denn nicht? Ich dachte, du magst mich!“, sie tut so, als wäre sie beleidigt. Pay seufzt. „Tu ich auch, ich finde diese dunkle Seite an dir irgendwie extrem verführerisch. Aber das hat nix mit Schicksal zu tun!“ – „Für mich schon.“, sagt die Schwarzhaarige glücklich und legt den Arm nun um seine Taille. Gemeinsam betreten sie Marias Grundstück, der Kies der Auffahrt knirscht unter ihren Füßen. Der Kies ist ein wenig feucht, die Abenddämmerung hat eingesetzt. Es tut Lilith gut, mit bloßen Füßen über diese Steine zu laufen. Im Haus wartet schon der Chief auf das Paar, er führt die beiden sofort in die Küche. Auf dem Tisch liegen drei Rucksäcke bereit. „So. Wir wissen jetzt, wo die Typen wohnen, nun kommt der Part, in dem wir uns bei Team Galaktik einschleichen. Da die, wenn die wussten, dass sie das Polizeirevier in Herzhofen angreifen müssen, dann haben die bestimmt auch Bilder von uns, Mann. Daher…“, er zieht die drei Rucksäcke zu sich heran und räumt einen davon aus. „Das hier ist deiner, Mann.“, sagt er zu Pay. Ein Satz gefälschte Ausweise befindet sich darin, dazu Haarfärbemittel, mehrere Perücken, Kontaktlinsen in verschiedenen Farben, eine Sonnenbrille, hautfarbene Gummihandschuhe, eine Jeanshose sowie mehrere T-Shirts. Pay und Lilith starren ihn an. Chief zuckt die Schultern. „Was ist denn? Wir müssen auf alles vorbereitet sein, Mann.“, er zählt auf: „Damit wir unsere Identitäten schützen können, muss eine Verkleidung her. Ich werde mich, sobald die nächste Phase unseres Plans beginnt, von meinen spirituellen Stammesinsignien trennen müssen, also wehe, ihr meckert. Die Handschuhe sind dafür da, damit wir alle keine Fingerabdrücke hinterlassen, wenn es nicht unbedingt sein muss. Falls wir in Schwierigkeiten geraten, nehmen wir einfach eine andere Identität an, Mann. Außerdem werde ich mein Sprachmuster verändern, sodass ich meine wahre Identität verschleiere. Frau.“ – „Du denkst, wenn du ein anderes Wort benutzt, geht das gut?!“
    Lilith und Pay nehmen ihre Rucksäcke in Empfang, auch wenn der Chief ein wenig eigenartig sein mag, ist seine Idee sehr gut. Pay greift sich eine schwarze Afroperücke. „Yeah, die passt doch! Warte, anderes Sprachmuster, sagst du? Ich werd mir was ausdenkn.“, während Lilith die Packung mit dem blonden Haarfärbemittel auswählt. „Ich mochte Evas Haare schon immer. Mal sehen, ob mir das auch steht.“, murmelt sie. ‚Dazu grüne Kontaktlinsen und ein hellgrünes T-Shirt, welches dann zum Kleid passt, ja, das sollte mir gefallen.‘ „Gut. Und was machen wir dann?“, fragt Pay. „Dann gehen wir spionieren, Mann. Ich will wissen, wo die ihre geheimen Konferenzen abhalten und ihre Pläne besprechen. Die eine da, die wir getroffen haben, ist Commander Jupiter, ich bin sicher, wenn du, Pay, dich an sie dranhängst, wirst du bald erfahren, was wir wissen wollen. Wenn nötig, schleich dich bei denen ein. Hauptsache, dich erkennt keiner! Darum habe ich auch nicht dich gebeten, Frau.“, mit dem letzten Satz scheint er sich bei Lilith entschuldigen zu wollen, dass er nicht sie angesprochen hat. „Willst du das mit dem „Frau“ jetzt durchziehen?!“, fragen die beiden anderen im Chor. „Wieso nicht? Außerdem…“, Lilith und Pay klammern sich ein wenig ängstlich aneinander, als sie sehen, was der Chief auf einmal für eine Veränderung durchmacht. Seine Augen, die vorher nie ganz geöffnet waren, blicken nicht mehr müde, sondern hellwach, sie glühen sogar richtig. Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf, legt den Kopfschmuck und seine indianischen Halsketten ab und fährt sich durch das kurze, hellblonde Haar. Ein Hauch von Gefahr umgibt ihn. „Was passiert mit ihm?“, wispert Lilith. Pay schüttelt den Kopf. „Hätt ich nie gedacht, dass das mal passiert!“ – „Uh, yeah. Das ist die Kunst, Frau, die Kunst.“ – „Wirst du uns jetzt endlich sagen, WELCHE KUNST?!“, will Pay wissen, Chief richtet den Blick auf seine beiden Teamkameraden. Und endlich offenbart er, welches Wort er so oft benutzen wollte, es aber nie konnte. „Es ist Zeit, zu ballern.“
    //


    Elyses
    „Nicht dein Ernst!“, wir legen gerade eine kleine Pause von der Arbeit ein, und Lucia hat beschlossen, mir zu zeigen, was sie für mich gekauft hat. Also hatte sie in ihre Tasche gegriffen, mit einem mir äußerst ominös vorkommenden Lächeln etwas hervorgezogen, und mich in unserem neuen Zimmer ins Bad geschickt. Meine Kleider liegen auf dem Bett, also öffne ich die Tür und winke mit einem Arm heraus. „Bitte, Lucia!“, ich höre ihr Lachen, und weiß, dass sie nicht nachgeben wird. Resigniert lasse ich mich an den kleinen, hölzernen Schrank sinken, in welchem einige Handtücher bereitliegen. Das Bad ist in einem hellen Blauton gehalten; Waschbecken, Dusche, sogar die Toilette alles hier lässt an eine blaue Lagune denken. „Du kannst so fies sein!“, beschwere ich mich. „Ist nur zu deinem Besten! Du willst doch nicht am Strand mit einem unpassenden Bikini auftauchen!“ – „Ich glaube nicht, dass ich so schnell zu einem Strandurlaub komme!“ – „Da ist jemand schüüüüchtern!“, flötet sie, woraufhin ich unwillkürlich lächeln muss. Seufzend erhebe ich mich, sehe mich selbst im Spiegel über dem Waschbecken. ‚Herrje…dann wollen wir mal schauen, ob das Ding passt.‘. In Gedanken schon mit lustigen, kleinen Racheplänen für Lucia beschäftigt, streife ich den Bikini über, zu meinem Erstaunen passt er sogar sehr gut. Er ist schwarz, meine Freundin hat also nicht vergessen, was meine Lieblingsfarbe ist. In der Antike stand die Farbe Schwarz für das Wasser. So wie Rot eben für das Feuer stand. Das Oberteil ist elastisch und passt sich perfekt meinem Körper an, ich überlege, was Lee wohl dazu sagen wird. Auf einmal fühle ich einen plötzlichen Kopfschmerz, exakt in dem Moment, als ich an seinen Namen gedacht habe. Was ist nur los!? Mein Blick verschwimmt, atemlos falle ich auf die Knie, reiße dabei einen weiteren Handtuchständer mit um. Ich beginne, am ganzen Leib zu zittern, und mir wird schlecht. „Maria?“, Lucia kommt ins Bad gerannt, sie hat gehört, wie es gescheppert hat, doch ich kann ihr Gesicht nicht richtig fokussieren. Nach einigen Momenten geht es mir wieder ein wenig besser. „Alles okay?“, sie kniet sich neben mich und legt mir den Arm um die nackten Schultern. „Er…passt.“, ich lächle gequält und drehe mich halb zu ihr um. Mit Besorgnis im Blick schaut sie mich an. „Sicher, dass es dir gutgeht?“ – „Ja. Wirklich! Schau mal.“, mit einer geschmeidigen Bewegung stehe ich auf und drehe mich für sie einmal um die eigene Achse. „Sitzt wie angegossen. Sogar obenrum.“, ich spüre, dass sie mir noch nicht ganz traut, doch nun lächelt sie ebenfalls. „Freut mich! Du siehst einfach wahnsinnig zum Anbeißen aus, Lee wird sicher…MARIA!“, ich sacke erneut auf den Boden und presse beide Hände an den Kopf. „Ich verstehe es nicht…sein Name…irgendwas Furchtbares ist passiert.“, flüstere ich. Lucia umarmt mich und redet beruhigend auf mich ein. „Ihm geht es sicher gut! Du hast erzählt, seine Schwester und dieser Tai sind bei ihm. Außerdem kann Team Galaktik gar nicht wissen, wo die drei jetzt sind!“ – „Du hast wahrscheinlich Recht…ich rufe trotzdem Rocky an.“. ‚Maria, beruhig dich. Hör auf deine Freundin. Es ist ihm nichts passiert, du bist bloß so, weil du ihn zu lange nicht gesehen hast.‘, sage ich mir. Dennoch fühle ich mich nicht wirklich wohl. Um mich an das Gefühl zu gewöhnen, bleibe ich, zumindest für die Zeit unserer Pause, so, wie ich gerade bin. Unsere Plinfas sitzen beide auf dem Bett und scheinen sich zu unterhalten, stelle ich fest, als wir das Bad gemeinsam verlassen. Meine anderen Pokémon sehe ich nicht. ‚Stimmt, Garados und Tsuname sind unten beim Essen. Hoffentlich benehmen sie sich. Gut, dass ich Zorro gesagt habe, er soll aufpassen.‘. Hastig ziehe ich das Handy aus der Tragetasche, schließe den Reißverschluss und lasse mich aufs Bett sinken, direkt neben Plinfa. Lucia wiederum nimmt auf meiner anderen Seite Platz. Ich will gerade mit Lucias Hilfe die Anrufliste aufrufen, da werden wir beide überrascht. Es klingelt.
    //


    Flori, Außenbezirke
    Einmal mehr sitzt Rocky in ihrem Wagen, langsam hat sie die ewige Fahrerei satt. Doch es muss sein; nach einer Unterredung mit der Polizistin von Flori sind ihr noch einige Dinge eingefallen, die sie erledigen muss. In Ewigenau würde sie kurz nach Lee und seinem Team sehen, danach ist es an der Zeit, Blizzach zu erreichen. Sie nimmt ihr Handy aus er Station, schaltet ihr Diktiergerät ein und drückt auf den Durchwahlknopf. Gleichzeitig überholt sie eine kleine Motorradgruppe, die für ihre Verhältnisse viel zu langsam unterwegs ist. Müde fährt sie sich mit der Hand übers Gesicht. Der Schlaf kam definitiv zu kurz in letzter Zeit. ‚Was wohl die internationale Polizei für Fortschritte macht? Bin ich weiter als sie?‘, nach diesem Gedanken lächelt sie über sich selbst. Das ist kein Wettbewerb, sondern die Rettung der ganzen Region. Die Namen blinken auf, nacheinander, immer, wenn jemand ihren Anruf annimmt. Diesmal geht auch Tai ran, soweit sie das sehen kann. „Guten Abend, Leute. Rocky hier.“, stirnrunzelnd drückt sie wieder „Maria“ aus dem Anruf, dann fährt sie fort. „Ich bin momentan in Flori, auf dem Weg nach Ewigenau. Schätze, morgen früh bin ich da, und…“ – „Helfen Sie mir! BITTE!“, eine schluchzende Mädchenstimme unterbricht sie. Für einen Moment ist es totenstill in der Leitung. Dann melden sich mehrere Trainer auf einmal. „Wasn da los?“ – „Uns scheint, als wäre sie ein wenig aufgebracht.“ – „Mon dieu, was iest passierd?!“ – „Ruhe, Leute! Du bist nicht Tai. Bist du das Mädchen, was Lee mitgebracht hat?“, will Rocky wissen. Man hört, wie sie Atem holt. „Ja! Sie haben ihn mitgenommen!“ – „Ganz ruhig. Wer hat wen mitgenommen?!“ – „SIE HABEN TAI UND LEE MITGENOMMEN!“; nun kann sie nicht mehr an sich halten und lässt ihren Tränen freien Lauf, ihr Weinen tönt aus dem Lautsprecher. Rocky verlangsamt die Fahrt, ihr bleibt der Atem weg. ‚Meine Verantwortung.‘
    Pay schaltet sich ein. „Was? Das kann nich sein! Niemand nimmt Lee einfach so MIT, das geht nich!“ – „S-sie h-haben uns aufge-gelauert, wir ka-kamen gerade vom K-Krater-berg runter! Die Brücke ist explodiert u-und dann war-en da so Typen in Silber, ganz viele, u-und eine grünhaarige Frau mit einem Parasekt!“, ihre Schluchzer machen den Großteil des Gesagten ein wenig undeutlich, Rocky fährt auf den Haltestreifen an der Autobahn und stoppt den Wagen. Dann lehnt sie sich zurück. „Hagane, so heißt du, oder? Ich weiß, es ist schwer, aber du musst Ruhe bewahren! Ich werde dein Handy nun stummschalten, weine, so viel du willst, das ist in Ordnung, ja? Warte in Ewigenau auf mich, ich komme, so schnell es geht, dorthin. Leute!“, sie drückt einen Knopf neben Tais Symbol, der mit einem kleinen, durchgestrichenen Lautsprecher bedruckt ist. Haganes Weinen verstummt. Es herrscht für einige Momente Totenstille. Rocky atmet tief aus. „Es tut mir leid, aber wir müssen weitermachen. Es war Team Galaktik, niemand sonst trägt silberne Uniformen.“ – „Wo´är wussten die, wo sie wartän müssän?!“, will Kuré wissen. Die Polizistin denkt kurz nach. „Ich weiß es nicht. Aber dass sie gerade dort zugeschlagen haben, beweist mir nur, dass da was im Busch ist. Irgendwo in oder um Ewigenau ist etwas versteckt, was wir nicht finden dürfen.“, sie schließt kurz die Augen und beißt die Zähne zusammen. ‚Als wäre Entführung nicht schon schlimm genug, wieso musste es ausgerechnet der Eisbrecher sein?‘. „Verdammt richtig, und wenn nich mal Lee eine Chance hatte, wie sollen wir das dann schaffn?“, fragt Pay. „Beruhige dich. Laut seiner Schwester hatten die Gegner einen Hinterhalt gelegt. Parasekt beherrscht Pilzspore, ich bin sicher, Lee ist nicht ohne Grund so einfach gefangen worden. Ich muss die Details wissen, Hagane, ich schalte dich wieder frei, schaffst du das?“, sie wartet einen Moment, in dem das Mädchen Mut sammeln soll. Dann drückt sie den Lautsprecherknopf erneut. „So, und nun erzähl uns genau, was passiert ist.“ – „Wir sind vom Kraterberg gekommen.“, die Stimme der Kleinen klingt monoton, als wäre sie nur noch eine Hülle, die ihren Job tun muss. Resigniert und verzweifelt. „Lee hatte ein komisches Gefühl, ich weiß nicht, wieso. Er meinte irgendwas davon, dass es keine Pokémon mehr gäbe, und dass das sehr untypisch sei. Wir haben eine steinerne Brücke überquert, und als wir fast auf der anderen Seite waren, ist alles in die Luft geflogen. Dann waren wir umzingelt, die hatten Pokémon dabei, viele davon. Ich hatte solche Angst, als ich Lee da habe liegen sehen… Tai ist nichts passiert, der ist in einen Strauch gefallen. Sie haben uns gefesselt, an Händen und Füßen. Dann ist er wach geworden und war nicht mehr derselbe.“, Rocky nimmt an, dass Hagane wieder ihren Bruder meint. „Er war so wütend. Hat, glaube ich, 4 oder 5 von denen besiegt, ich weiß nicht mehr. Als er seine Pokémon rufen wollte, haben sie ihn eingeschläfert. Mit dem Parasekt.“ – „Wie bist du entkommen?“, fragt die Polizistin.
    „Ich weiß nicht genau. Als dieses Puder ihn getroffen hat, habe ich in den Himmel geschaut und…gebetet, glaube ich. Die Sterne haben so schön geglänzt. Dann habe ich die Fesseln zerrissen und mein Stahlos geholt. Durch den Sandwirbel konnte ich flüchten.“ – „Danke, Hagane. Du bist sehr mutig, weißt du das? Du hilfst uns sehr. Wo bist du jetzt?“ – „In dem Wald, wo es passiert ist. Ich habe Angst, in die Stadt zu gehen, vielleicht warten die da noch auf mich.“, ihre Stimme wird höher, sie ist kurz vor der Panik, erkennt Rocky. „Nein, wenn Menschen in der Nähe sind, kriegt dich niemand. Rufe meinetwegen alle deine Pokémon, du musst ins Pokémoncenter, verstehst du? Ich bin morgen früh auch dort, versprochen! Ich komme dich abholen. Ja, Hagane? Schaffst du das?“ – „Ja.“, aufatmend wischt sich Rocky über die Stirn. „Wie hast du die Fesseln zerrissen?“, will Manon dann wissen. „Ich weiß es nicht. Kurzzeitig hatte ich eine wahnsinnige Kraft, ich konnte sogar einen Baum umstoßen.“ – „Was?!“, schallt es aus dem Hörer, Pays Symbol blinkt. Rocky mischt sich wieder ein. „Lasst sie in Ruhe, okay? Wir besprechen das später.“, neben ihr rauschen LKWs und andere Autos vorbei. Ein typischer Arbeitstag geht zu Ende, alle hier sind auf dem Weg nachhause. Nur sie nicht. „Officer.“ – „Ja, Hagane?“, es ist wichtig, oft ihren Namen zu sagen, denkt Rocky. So viel hat sie aus ihrer psychologischen Schulung noch mitgenommen. Das verleiht Opfern eines Schocks mehr Macht über sich selbst, sie wissen wenigstens, wer sie sind. Und Hagane ist momentan wirklich ein Musterbeispiel, so leid es ihr tut. „Werden Sie Lee wiederholen?“ – „Na klar holen wir ihn zurück. Ich werde umgehend meiner Cousine dritten Grades Bescheid geben, dass sie auf dich aufpasst.“ – „Ich bin zu schwach. Es ist alles meine Schuld.“, Rocky weiß nicht, was sie sagen soll. „Nein, das ist es nicht.“, die Stimme, die sich nun zu Wort meldet, gehört Maria. Die Polizistin schreckt auf. ‚Verdammt. Du musst verhindern, dass sie was Dummes tut!‘. „Maria, ich weiß, wie du dich fühlst, mir haben sie den Vater genommen, aber, um Himmels Willen, mach nichts Unüberl…“ – „Du bist in Ewigenau, oder?“, fährt Maria fort, ohne auf sie einzugehen. ‚Zu spät.‘. „Ja.“, antwortet Hagane. Die Braunhaarige wird noch leiser. Beinahe hat Rocky das Gefühl, das Telefon würde gefrieren. „Ich werde sie finden. Yurusarenai. Yurusarenai!“, verspricht sie, irgendwie ist die Polizistin in diesem Moment wahnsinnig froh, auf derselben Seite zu stehen, wie dieses Mädchen. Die japanischen Worte, die aus ihrem Mund zwar wunderschön, aber dennoch extrem gefährlich klingen, will Rocky sie lieber gar nicht erst übersetzt haben. Hastig nimmt sie den Faden wieder auf. „Maria, du…“, doch dann hält sie inne. ‚Wieso eigentlich nicht? Ich muss nach Blizzach, kann also auf Hagane nicht Acht geben. Wenn Maria das übernimmt, und gleichzeitig ihren Rachegelüsten frönt, dann…‘ – „…du wirst sofort nach Ewigenau gehen. Aber ich bitte dich, tu NICHTS zu überhastet! Lee bedeutet dir viel, aber die dürfen auf keinen Fall rauskriegen, dass du ihnen auf der Spur bist. Klar?!“, langes Schweigen. „Verstanden.“, Kurés Symbol blinkt auf und erlischt; Maria hat aufgelegt. „Verdammt, ist die sauer.“, murmelt Pay betreten. „Hätte ich miau nie träumen lassen, dass die diesen gutaussehenden Blonden mitnehmen!“ – „Cat, ich auch nich. Ich dachte irgendwie immer, ders unbesiegbar. War ewig und drei Tage mit dem unterwegs…“, antwortet der Rothaarige. „Ich weiß, wir haben einen Verlust erlitten, aber der Rest von uns ist noch im Spiel. Von nun an müsst ihr alle doppelt, nein, dreimal so vorsichtig sein wie bisher! Zieht eure Pläne weiter durch, doch sobald ein noch so kleines Risiko besteht, zieht euch erst einmal zurück. Hat das jeder verstanden?“ – „Ja, Officer!“, schallt es ihr vielstimmig entgegen. Nur die Eigenheiten von jedem einzelnen Trainer machen diesen Satz so vielseitig. Sei es Kurés „Offiessär“, Chiefs Nachsatz, den er aus irgendeinem Grund von „Mann“ nach „Frau“ geändert hat, oder das „Hm“, was Alfred häufig seinen Sätzen voranstellt. Rocky legt auf, denkt einige Minuten lang nach und fährt danach weiter. Auf der Überholspur lässt sie ihren Frust raus und drückt das Gas durch. ‚Erst zu Hagane. Dann nach Blizzach. Schneller. Schneller!
    //


    See der Wahrheit
    „Hm. Damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet.“, nachdenklich blickt Alfred das Handy an, welches Rocky ihm gegeben hat. Er, Eva und Kuré verstecken sich im Unterholz des Waldes, der den See umschließt. Wie ein Spiegel liegt das Gewässer vor ihnen, nichts regt sich. Der Mond wird im Wasser reflektiert, es sieht aus, als würde es einen weiteren Erdtrabanten tief unter der Seeoberfläche geben. Kuré nickt. „Das iest wierklisch schlimm. Das armä Mädschän. Pauvre fille.“, flüstert sie. „Abär wier müssän uns auf das konssentrierän, was wier uns vorgenommän ´abän.“ – „Sie hat Recht. Ist ihnen schon irgendwas aufgefallen?“, will Eva wissen. Im Gegensatz zu Alfred, der sich nicht mal für so etwas von seinen teuren Anzügen trennt, trägt sie ein enges, schwarzes Kostüm, was ein wenig an einen Ninja erinnert. Ihre langen Haare hat sie mit Haarbändern zu einem Zopf zusammengebunden, der ihr fast bis zum Steißbein reicht. Kuré, die sich nicht besser zu helfen wusste, hat es ihr einfach nachgemacht, nur dass ihre Haare für einen Zopf nicht lang genug sind. Und nun sitzen die drei schon seit Stunden im Wald, darauf wartend, dass sich Team Galaktik durch irgendetwas verrät. „Das Einzige, was wir bisher von Team Galaktik gesehen haben, war diese Barrikade auf der Straße.“, murmelt Alfred. „Das bedeutet, hier ist auf jeden Fall irgendetwas. Aber wo…?“ – „Wir glauben, sie haben uns gesehen.“ – „Wie kommst du darauf?“, Eva bemerkt, dass Alfred sie nie direkt ansieht, auch nicht, wenn er mit ihr redet. Er schaut immer knapp links oder rechts an ihrem Gesicht vorbei. Sie kümmert sich nicht weiter drum, es macht sie bloß traurig. „Sonst wäre hier doch schon lange etwas passiert.“. Nur, weil sie ihre besondere Fähigkeit hat, schaut ihr niemand mehr in die Augen. ‚Du wusstest von Anfang an, welchen Preis du zahlen wirst. Find dich damit ab.‘, seufzend rückt sie ihre Tasche, die sie quer über dem Rücken trägt, zurecht. Nur eine Person sieht ihr regelmäßig und ohne Furcht ins Gesicht; das ist Maria. ‚Sie weiß, dass du sie nicht manipulieren würdest.‘, darum redet sie die Braunhaarige auch immer mit „du“ an, anstatt mit der herablassenden Form. Das ändert jedoch alles nichts daran, dass sie nun Wut auf Alfred DeButler empfindet. Klar, er hatte sie mit seinem Privatwagen bis nach Sandgemme gebracht, und dank seines Geldes mangelt es ihnen an nichts. Aber das gibt ihm nicht das Recht, sie nun auch wie eine Art Monster zu behandeln, nur, weil sie anders ist. „Kuré, sieht sie irgendetwas?“, will Eva wissen. Das Mädchen mit den roten Haaren hat die besten Augen von den dreien, darum hatten sie sich entschieden, ihr das Fernglas zu geben. Flach auf dem Bauch liegend, späht sie nun den See aus, liegt dabei mit dem Oberkörper halb unter einem großen Busch.
    „Bies´är niescht. Manchmal sieht ainä Wellä merkwürdiesch aus, dachtä iesch, abär das iset sischär ainä Täuschung.“ – „Mist.“ – „Wie „merkwürdig“? Was meinst du damit?“ – „Iesch waiss niescht so rächt. Sie krümmän und breschän siesch. Diräkt am Strand vorne, nebän diesem Stück miet Schilfgras.“ – „Gebe sie das kurz her.“, Eva schnappt sich das Fernglas und legt sich neben Kuré. Ihre Ellbogen stoßen aneinander. „Tut uns leid.“, die Blonde späht in dieselbe Richtung wie Kuré. „Stimmt. Da IST irgendwas. Direkt am Ufer. Los!“ – „Was? Los? Iesch dachtä, wier wartän auf irgendjemanän, der da rauskommt!“ – „Dauert uns jetzt zu lange, wir glauben, dass sich dort ein Eingang befindet.“, keucht Eva im Laufen, Alfred hinter ihnen klopft sich erst einmal ein paar Blätter vom Anzug, bevor er ihnen folgt. Am Ufer bleibt Eva stehen und schaut sich die Stelle an, die Kuré gemeint hat. Es ist sandig, normal für den Strand eines großen Sees. Doch die Wellen brechen sich auf eine Weise, die vermuten lässt, dass sich in diesem Sand etwas befindet. „Das…“, Kuré beugt sich zu einer quadratischen Erhebung im Sand herunter. Durch den Wellengang ist eine Art Viereckiger Schacht freigelegt worden! Grinsend ruft Kuré ihr Guardevoir. „So. Dann wollän wier mal se´än, was wier darin fiendän. Teleport! ´Altät eusch fäst!“, Alfred legt eine Hand an ihre Schulter, Eva nimmt ihren freien Arm. Das Psychopokémon summt leise, schließt dann die Augen und führt die Technik aus. Evas Glieder kribbeln, wie immer beim Teleport. Als sie ihre Augen wieder öffnet, steht sie in einem engen Steintunnel, an dessen Wänden in regelmäßigen Abständen Gasleuchten hängen. „Interessant. Sieht aus, als ob diese Kreaturen einen Tunnel von außerhalb hier rein verlegt haben. Kein Wunder, wieso wir niemanden gesehen haben.“, murmelt sie. Kuré bedeutet ihrem Guardevoir, ihr zu folgen, und geht voraus. „Los, iesch glaubä, iesch ´örä etwas!“, in ebenso leisem Ton wie Eva sprechend, winkt sie den beiden. Eva und Alfred folgen ihr. Bewusst geht Eva einige Schritte vor Alfred, sie würde es sich nicht gestatten, ihm in irgendeiner Weise das Gefühl zu verleihen, er sei mehr wert als sie. Mehr als eine Stunde lang folgen sie dem Schacht, er ist leicht abschüssig, führt als direkt in den See hinein.
    Hinter einer Biegung des Tunnels werden sie von Licht geblendet, Kuré streckt stumm den Arm aus, um ihre beiden Teamkollegen zu stoppen. „Was ist?“, fragt Eva, woraufhin die Rothaarige zur Seite tritt. Ein Drahtgitter trennt sie von einem laborartigen Raum, der sich unter ihnen befindet. Es ist 2 Meter hoch und ebenso breit, sperrt den Tunnel komplett ab. „Das iest ain Lüftungsschacht!“, schlussfolgert Kuré. „Mit Lampen drin? Unwahrscheinlich, eher zur Versorgung. Sieh dir diese Schleifspuren an.“, flüstert Alfred. Hinter dem Gitter geht es mehrere Meter runter, der Ausgang führt fast bis unter die Decke des Raums. „Wenn wir hier rauskommen, müssen wir springen.“ – „Hm. Ich sehe keine Menschen hier.“. ‚DeButler hat Recht‘, denkt Eva. ‚Es sieht aus wie ein Labor. Metalltische mit Reagenzien darauf, merkwürdige, dampfende Fläschchen, alles da! Nur keine Laboranten!‘. „Das kann nicht sein. Wussten die wirklich, dass wir kommen?“ – „Unmöglich. Lasst uns den Laden durchsuchen.“, den linken Arm hat Alfred, wie immer, auf dem Rücken, mit dem rechten zückt er eine kleine, schwarz glänzende Holzschatulle. Als er sie öffnet, kommt ein Pokéball zum Vorschein. Er ist ebenfalls schwarz, besetzt mit Diamanten und Edelsteinen, der Knopf schimmert golden. „Mon Dieu!“, entfährt es Kuré. „In meinem Alter leistet man sich gewisse Dinge. Los, Raichu. Eisenschweif.“ – „Iesch gann uns auch ainfach teleportierän, um…“ – „Rai.“, das Elektropokémon springt ein paar Schritte rückwärts, sein Schweif beginnt, zu glühen. Mit einem zischenden Geräusch durchschlägt es das Gitter, bevor die Bruchstücke hinunterfallen und damit verräterischen Lärm erzeugen, hält Alfred sie fest und legt sie behutsam auf den Schachtboden. „Nach euch, meine Damen.“, Kuré lässt sich das nicht zweimal sagen und springt, unten kommt sie mit einem leisen Ächzen auf. Die beiden anderen folgen ihr. „Untersucht alles! Die Schränke, die Tische, irgendwelche Unterlagen!“, zischt der Weißhaarige, Eva hebt das Kinn. „Darauf wären wir auch selbst gekommen.“ – „Kainä Sseit ssum streitän, fiende iesch.“ – „Wissen wir.“, doch auch nach einigen Minuten hat keiner der drei etwas finden können. Eva wischt sich über die Stirn und spielt ein wenig mit dem Ende ihres Zopfs. „Wir glauben, das ist eine Falle.“ – „Ich auch.“, Alfred tritt gerade von einem metallenen Schrank zurück. Irgendetwas blinkt im Inneren. „Wir müssen hier raus, und zwar schnell. Die haben gewusst, dass wir kommen!“, auch nach dieser Nachricht verliert er seinen üblichen Gesichtsausdruck nicht, Kurés Blick zuckt zu ihrem Guardevoir. „Bon, dann werdä iesch…“ – „Gar nichts wirst du, meine Kleine.“, alle drei fahren herum, Eva sucht den Mann, dessen Stimme sie hört, doch alles, was sie erfassen kann, ist ein kleiner Lautsprecher über ihrem Kopf. „Wer ist da?“, ruft die Blonde, erntet jedoch nur Gelächter. „Jemand, der sich eigentlich mehrere Kilometer von euch entfernt befindet und eure dummen Gesichter auf seinem Bildschirm hat. Mal schauen… Eva, Kuré und Alfred. Ich denke, meine Informationen stimmen soweit. Gefällt euch mein kleiner Unterwasserkäfig?“ – „Käfig?!“ – „Was dachtest du denn, meine Schöne? Nach dem, was eure Freundin in Weideburg angerichtet hat, sind wir vorsichtig geworden, was die drei Seen angeht. Ihr werdet hier nichts finden, außer…“, es folgt eine kurze Stille, in welcher Eva bemerkt, dass überall unter den Tischen Blinklichter anspringen. In plötzlicher Erkenntnis reißt sie die Augen auf. ‚Das kann doch nicht wahr sein.‘, „RAUS HIER!“ – „…den Tod.“
    /


    Einige Staralilis fliegen erschrocken durch die Luft, als eine gigantische Wasserfontäne aus dem See schießt. Pokémon rennen und fliegen durchs Unterholz, vom Lärm aufgescheucht. Nach einer Minute hat sich der Wald wieder beruhigt, nur der ungewöhnlich starke Wellengang kündet noch davon, was passiert ist.
    //


    Elyses
    Lucia hält dem Blick ihrer Freundin stand. Die sonst tiefblauen Augen Marias sind beinahe schwarz geworden, als sie Haganes Ausführungen gefolgt ist. Nach dem Telefonat hatte sie sich wieder umgezogen, saß dann eine Weile nur still auf dem Bett, die Koordinatorin hatte versucht, sie zu trösten. Bestimmt eine Stunde lang saß sie, den Arm um Marias Schulter gelegt, an ihrer Seite, dann war sie aufgestanden, um Joy zu informieren, dass sie sofort aufbrechen müssten. Nun will sie Maria dazu bringen, das Naheliegendste zu tun und nachzudenken. Doch auf dem Gesicht der Braunhaarigen zeichnet sich nichts ab, rein gar nichts. Keine Trauer, keine Wut, keine Freude. „Komm schon. Wir müssen los.“, sie schafft es irgendwie, ihre apathische Freundin aus dem Pokémoncenter zu führen, Schwester Joy bedankt sich für ihre Hilfe und nimmt den Schlüssel entgegen. „Sie hat alle meine Patienten auf einmal geheilt, ich weiß nicht mal, wie. Und nun wünschte ich, ich könnte ihr helfen…“, bedauert Joy. Lucia schüttelt traurig den Kopf. „Das kriegen wir schon irgendwie hin. Auf Wiedersehen, Schwester Joy. Könnten Sie Cynthia morgen Bescheid sagen, dass der Kampf verschoben werden muss?“ – „Das ist doch das Mindeste, was ich für euch tun kann. Ich hoffe, ihr kommt heil in Ewigenau an!“ – „Danke vielmals, Schwester Joy, auch für die Verpflegung, die Sie uns mitgegeben haben.“, die gläsernen Türen öffnen sich, die beiden Mädchen verlassen das Pokémoncenter und halten sich danach rechts. Sie laufen durch die vergleichsweise leere Stadt, nun, da es dunkel ist, befindet sich kaum jemand mehr auf den Straßen. „Der Stadtpark.“, flüstert Lucia, als sie die riesige Hecke passieren. „Als wir hier geschlafen haben, war alles ganz anders.“, antwortet Maria. Dann beugt sie sich runter, ballt eine Hand zur Faust, und rammt sie mit einem lauten Schrei in den Gehsteig. Die Steine splittern, kleine Brocken fliegen quer über die Straße. Eine Staubwolke steigt auf. Die Braunhaarige streicht sich eine Strähne hinters Ohr, erhebt sich wieder. Ihre Augen lodern vor Wut. „Was maßen sich diese Kreaturen an, Lee zu entführen? Wer gibt ihnen das Recht dazu? Nun bezahlen sie hundertfach.“, raunt sie. „So kenne ich dich gar nicht.“, Lucias leise Stimme bringt Maria dazu, herumzufahren. Sie starren sich an. „Was?“ – „Lass nicht zu, dass dir diese Gefühle das Herz verdunkeln. Das sind deine eigenen Worte, du hast mir das auch einmal beigebracht. Du musst stark sein, und ich weiß, dass du das kannst.“, mit diesen Worten nimmt Lucia die Hand ihrer Freundin und drückt sie sanft. Der Druck wird viel zu stark erwidert, vor Schmerz beißt sie die Zähne zusammen. ‚Zeig ihr, dass du für sie da bist. Sie ist nicht allein, und das muss sie begreifen.‘, fährt es der Koordinatorin durch den Kopf. Also lächelt sie aufmunternd.
    „Ich bin noch da, und ich werde dir auch weiterhin helfen. Komm, wir müssen los.“, der Druck lässt nach. Maria senkt den Kopf, entspannt sich ein wenig. Man sieht ihr an, wie es in ihr arbeitet. „Danke, Lucia.“ – „Hey, wozu sind Freunde denn da?“ – „Nein, das ist es nicht.“, die Trainerin schüttelt den Kopf. „Du könntest längst in Einall bei Ash sein, wie du es geplant hast. Stattdessen lässt du dich auf diesen Selbstmord ein.“ – „Na, na.“, Lucia zwinkert ihr zu. „Wenn du dabei bist, wird es wohl kaum ein Selbstmord.“ – „Wirklich? Ich hoffe es. Du bist mir wie eine Schwester.“, den letzten Teil flüstert sie, silbrige Streifen glitzern auf ihrem Gesicht. Die Blauhaarige sagt nichts, drückt ihre Hand jedoch kurz ein wenig fester. Dann hebt sie den Kopf und blickt geradeaus. Mondschein erleuchtet ihnen den Weg, als sie das nächtliche Elyses durchqueren. Lange Zeit schweigen sie nur. Niemand begegnet ihnen auf dem Weg, und als sie den Ortsausgang durchschreiten, gehen sie weiter, ohne zurückzublicken.


    soo, wie immer freue ich mich auf anregungen, beschwerden und kommentare, bis zum nächsten mal :D
    mfg
    Kori