soo, da bin ich mal wieder, ein wenig schneller als beim letzten mal. hoffe, das neue kapitel gefällt euch :) ich will auch gar nicht so lange quatschen, los gehts:
Kapitel 13
„Female Investigation“
28.6.2009
Meine Atemzüge gehen ruhig und gleichmäßig. Äußerlich bin ich gelassen. Innerlich jedoch kochen die Gefühle. Ich will so schnell wie möglich Lee wiedersehen, doch ein Teleport nach Herzhofen wäre unklug, wer weiß, ob die Kerle, die für die Explosion verantwortlich waren, noch da sind. Aber wer war es? Wenn es Team Galaktik war, woher haben sie gewusst, was wir vorhaben? Ich hatte mit niemandem darüber geredet, genau so wenig wie Tai, Lee und Hagane. Aber vielleicht war jemandem der anderen etwas rausgerutscht. „Woher kennst du eigentlich meinen Namen?“, frage ich Sophie, wir gehen nebeneinander durch den Wald, sie hat ihr Pokémon zurückgerufen. Die Frau lächelt traurig. „Ich glaube, aus dem Polizeipräsidium gab…gibt es niemanden, der den nicht kennt.“, sie verbessert sich im Sprechen, wahrscheinlich hat sie im Satz gemerkt, dass die Vergangenheitsform nicht unbedingt Mut macht. „Wegen der Geschichte im letzten Jahr?“ – „Genau.“ – „Hm…“ – „Lass den Kopf nicht hängen! Ich bin sicher, wir finden die anderen schon wieder. Jetzt lass uns erst einmal Weideburg erreichen, dann sehen wir weiter.“, sie versucht, mich aufzumuntern. Dankbar lächele ich zurück, versinke direkt im Anschluss in Gedanken an Lee. ‚Er lebt. Ganz sicher. Er lebt.‘, diese Worte rasen mir pausenlos durch den Kopf. Mühelos steige ich über einen umgekippten Baumstamm, Sophie macht es mir nach, dabei verliert sie einen ihrer Schuhe in einer schlammigen Pfütze direkt dahinter. „Nein!“ – „Warte.“, ich ziehe den hochhackigen Schuh vorsichtig heraus, während sich die Braunhaarige auf einem Bein an mir abstützt. Dann richte ich die Handfläche darauf. Als ich sie weg bewege, folgt ihr der Wasseranteil des Schlamms, doch die Erde bleibt im und um den Schuh herum. „Verdammt.“, fluche ich leise. Gelingt mir denn heute gar nichts? „Tut mir leid, ich kann den Schlamm nicht komplett kontrollieren.“ – „Diese Fähigkeit ist der Wahnsinn, hat dir das schon mal jemand gesagt?“ – „Ja, einige!“, lache ich, werde sofort wieder ernst. Sie zieht auch den zweiten Schuh aus. „Naja, dann eben so.“, eins muss ich ihr lassen, Sophie denkt praktisch. Wenn ich doch nur meine Tasche hätte! Die Braunhaarige nimmt ihre Schuhe in die linke Hand und wir setzen unseren Weg fort. Die Bäume um uns herum sind sehr hoch, dieser Teil des Waldes muss ziemlich alt sein. „Ich glaube, wir sind in der Nähe eines Campingplatzes.“, meint sie nach einer weiteren Viertelstunde. Dabei sieht sie sich aufmerksam um, am Umgebungsbild hat sich aus meiner Sicht allerdings nicht viel verändert. Woher weiß sie das also? „Siehst du? Hier an den Bäumen sind manchmal kleine Markierungen, hier spielen Kinder ab und zu Schnitzeljagd.“ – „Du hast Recht.“, ich erkenne bei genauerem Hinsehen in die Rinde geschnitzte Figuren. Kreuze, Kreise und Dreiecke, aber auch manchmal stilisierte Pokémon. „Ein Voltobal!“ – „Nein, da hat jemand den Kreis durchgestrichen.“. Wieder kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. In der Situation ist es aber gänzlich unpassend.
„Wie sieht der nächste Schritt aus?“, will sie eine Weile später wissen, die wir durch den Wald gelaufen sind. „Hm. Ich hatte gedacht, wir sollten so schnell es geht erst einmal nach Weideburg, danach sehen wir weiter.“ – „Wenn aus dem Team außer uns niemand mehr übrig ist…“, sie verbessert sich hastig, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. „Ich meine, sollen wir Rockys Auftrag fortführen?“ – „Du weißt davon?“ – „Naja, nicht direkt, aber man munkelt. Wir haben alle mitbekommen, dass sie sich oft mit einem Agenten der internationalen Polizei getroffen hat, und da dieser Schiffsüberfall auch im Präsidium die Runde gemacht hat, konnten wir uns den letzten Teil denken. Ich bin zwar lange nicht so gut wie sie, aber dennoch Polizistin.“, ich sehe ihr in die Augen. „Wenn es sein muss, jage ich Team Galaktik bis zum Ende der Welt.“, ich sehe auf meine Beine, ein Schritt, noch ein Schritt… „Das klingt, als wärst du sicher, dass sie daran schuld sind.“ – „Ja, so ziemlich.“, das stimmt nicht ganz, ich habe zwar den Verdacht, aber keine Beweise. Ich will einfach nur irgendjemanden dafür leiden sehen, dass er Lee und mich getrennt hat. Nachdenklich sieht Sophie nach vorn. Ich merke, dass sie links am Hals eine kleine Verletzung hat, will sie gerade danach fragen, doch dann weist sie nach vorn. „Eine Straße!“. Mitten durch den Wald führt eine zweispurige Asphaltstraße, ich wette, sie sorgt dafür, dass Forsthütten und ähnliches mit Gütern versorgt werden können. „Wenn hier wer vorbeikommt, trampen wir, oder?“ – „Normalerweise hätte ich da Bedenken, aber solang du dabei bist, geht das!“, stimmt Sophie zu. Meine neue Gefährtin ist ein wenig verklemmt, aber das dürfte ich hinkriegen. Schließlich war ich selbst mal so… „Gut, aber bis dahin müssen wir laufen.“, sie hält sich immer auf dem Grasstreifen neben der Straße, das Gras fühlt sich an ihren Füßen besser an, erklärt sie mir. Das Angebot, meine Schuhe zu nehmen, schlägt sie aus, weil ja ich dann barfuß laufen müsste. Ich erzähle ihr, wo ich herkomme und erfahre im Gegenzug eine ganze Menge über sie. Anscheinend sind ihre Eltern sehr reich, haben sie auf ein Internat für wohlhabende Mädchen geschickt, doch elterliche Liebe hat sie relativ wenig abbekommen. Ihr Großvater jedoch hat sich immer um sie gekümmert, wenn sie jemanden brauchte, und ihre Leidenschaft für Rätsel und dergleichen entdeckt sowie gefördert. Daher ist sie auch später, statt Jura zu studieren, an eine Polizeiakademie gegangen, wo sie ziemlich erfolgreich war. „Nun, und im Präsidium bin ich wahrscheinlich Rockys Nachfolgerin.“ – „Ich wünsche dir viel Erfolg, ich bin sicher, du machst deinen Job gut.“, sie nickt und sieht dann nachdenklich geradeaus. „Aber zuerst müssen wir das hier hinter uns bringen. Denkst du, wir können Team Galaktik zu zweit besiegen?“ – „Nein, das nicht. Aber ich habe da so eine Idee, wie wir unser Team wieder hinkriegen.“
Bevor sie fragen kann, was ich meine, hören wir Motorengeräusche von hinten. Ein Auto… gut, es gab schon Tage, da bin ich durchgehend gelaufen, aber auf diesen Komfort verzichte ich jetzt ungern. Ich drehe mich um und hebe den linken Arm, strecke den Daumen in die Luft. „Hey!“, rufe ich, Sophie tut es mir gleich. Ein Geländewagen nähert sich, auf der Ladefläche kann ich einen Stapel Holzlatten erkennen, als der Wagen neben uns hält. Ein robust aussehender Mann beugt sich von seinem Sitz herüber, sein blaues Hemd raschelt leise. „Ich glaub ich werd wirklich blind, wirklich. Zwei Schönheiten wie ihr mitten im Wald von Weideburg? Das kann doch nicht wirklich sein, wirklich!“, ich beuge mich ein wenig vor und stütze die Arme auf den Fensterrahmen. „Naja, wir sind ein wenig verloren gegangen und wollten Sie fragen, ob sie uns vielleicht bist Weideburg mitnehmen könnten.“ – „Ja, wir wären Ihnen sehr dankbar!“, Sophie imitiert den bittenden Tonfall, den ich angeschlagen habe. Der Mann bedeutet mir, zurückzutreten, und stößt dann die Beifahrertür auf. „Klar doch, der alte Grant hilft gern, wirklich! Eine von euch muss neben Kralle sitzen, ich hoffe, das stört euch nicht.“, ich sehe ein sehr großes Fukano auf dem Rücksitz liegen, es knurrt mich leise an. „Ich glaube, es mag mich nicht.“ – „ Das ist merkwürdig, normalerweise ist Kralle sehr freundlich.“; der alte Grant runzelt die Stirn und streicht sich dann durch seinen grauen Vollbart. „Na, dann sitzt du wohl vorn, was?“, meint er mit einem fröhlichen Blitzen in den Augen. Als ich neben ihm einsteige, sehe ich, dass er eine sehr dicke Jeans trägt, vielleicht arbeitet er im Wald. Er greift kurz hinter sich und zieht irgendwo eine Wollmütze her, die er sich auf den Kopf setzt. Und das im Sommer. Naja, ich denke mir nichts weiter dabei, Sophie hat es sich auf der Rückbank bequem gemacht und der Wagen fährt los.
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Herzhofen, Stadtmitte
Lee sitzt auf einer Steinbank vor dem Polizeipräsidium, die gesamte Fassade des Gebäudes ist zerstört. Neben ihm hat sich Hagane niedergelassen, Pay, Lilith und Tai kommen soeben aus den Ruinen. „Da haben wir nochmal Glück gehabt, dass du da warst, großer Bruder.“, murmelt Hagane. Der Blonde sieht sie an. „Wie meinst du das?“ – „Naja, wäre dein Eisblock nicht gewesen, dann wären wir jetzt alle tot.“ – „Ich habe damit nichts zu tun, Hagane.“, widerspricht er, woraufhin sie überrascht den Blick hebt. „Was? Hast du nicht…“ – „Ich habe nur noch gesehen, wie alles um mich herum weiß wurde, und als ich aufwachte, steckten wir alle in diesem Eisblock fest. Mehr weiß auch ich nicht. Und außerdem, wie sollte ich so einen großen Eisblock aus dem Nichts erschaffen können?“ – „Und wer war das…Maria.“ – „Glaube ich auch. Aber was war eben mit ihr los?“ – „Weiß ich auch nicht.“ – „Unter uns, ihr beide scheint euch ja langsam anzufreunden.“, raunt der Blonde, Hagane sagt jedoch nichts mehr, weil die anderen in diesem Moment an der Bank eintreffen. „Also, die sind alle weg. Keine Leichen, keine Überlebenden, das Gebäude is leer!“, berichtet Pay. Tai schüttelt den Kopf. „Das kann eigentlich gar nicht sein. Wieso sind wir die Einzigen hier?“ – „Vielleicht…“, Lilith senkt die Stimme und linst zu Pay rüber. „War es Schicksal.“ – „Boah!“ – „Leute! Konzentration.“, Hagane hebt ihre Hände. „Was tun wir jetzt?“ – „Ist das nicht logisch? Nach Hause gehen!“ – „Tai, ganz schlechte Idee.“, findet Lee. „Wieso?“ – „Weil noch jemand büßen wird, bevor ich zur Ruhe komme. Ich bin dafür, da weiterzumachen, wo Rocky uns hingeführt hat, schließlich braucht Sinnoh unsere Hilfe!“ – „Aber die wollten uns in die Luft sprengen, Lee!“, regt sich der Kampftrainer auf, Lee erhebt sich. „Wir wussten alle von vornherein, dass das hier kein Zuckerschlecken wird. Ich für meinen Teil bin entschlossen, diesen Kerlen den Sieg nicht einfach so zu schenken. Wer macht mit?“, Hagane stellt sich schräg hinter ihren Bruder. „Ich.“ – „Ich auch! Mann, wir haben schon so viele zermalmt, n paar Galaktiker mehr oder weniger machen den Braten auch nicht mehr fetter!“, tönt Pay und schultert seinen Rucksack, und Marias Tasche, die er oben noch gefunden hatte. Durch das Eis ist auch sie beschützt worden. „Und damit steht auch fest, wo ich hingehe.“, Lilith fährt sich durch die schwarzen Haare und sieht Pay an. „War klar!“ – „Dann bleibt mir nichts anderes übrig, vor den Ladys will ich nicht kneifen.“, seufzt Tai. „Dann wäre das geklärt.“, Hagane sieht die zerstörte Fassade hoch. „Nur womit fangen wir an? Irgendwie müssen wir herauskriegen, wo die anderen hin sind.“ – „Naja, da wir das aber unmöglich schaffen, sollten wir uns überlegen, wie wir den Plan von Officer Rocky anfangen sollen. Was genau wir tun sollen, konnte sie uns ja nicht sagen.“ – „Ich würde sagen, zuerst finden wir heraus, wer dieses Feuer gelegt hat.“ – „Und wie willst du das anstellen?“ – „Hm…“, Hagane schweigt eine Weile. „Viellaischt, indäm wier irgändwen fragän?“ – „Kuré!“, überrascht wendet Pay sich um, dann scheint er sich zu entspannen. „Puh! Und ich dachte schon, es gibt keins von deinen komischen Broten da!“ – „Das siend Baguettes, du Crétin! Abär darum gäht es nun niescht.“, hinter der Rothaarigen stehen Manon und Cat, beide scheinen mit dem Schrecken davongekommen zu sein. „Wo kommt ihr her? Wir haben das ganze Gebäude abgesucht!“, fragt Hagane. „Wir waren da oben, ich wollte gerade ein wenig schlafen- nichts gegen Rocky, aber besonders spannend gestaltet sie das nicht!- als miau auf einmal schwarz vor Augen wurde! Als ich aufwachte, standen wir zu dritt allein in dem zerstörten Raum.“, Cat schluckt und blinzelt mehrmals schnell hintereinander. „Ich glaube, unsere Freundin aus Einall hat ein paar interessante Tricks auf Lager.“, wirft Manon ein. Lee hebt die Brauen. „Wie meinst du das?“ – „Nun, isch gann das erklärän. Vor langär Ssait ´abä isch gägen ainen Trainer gekämpft, där ainem sainär Pokämon eine Teschnik baigebracht ´at, die äs ihm erlaubtä, schnäller ssu sein als wir andärän. Und sswar indäm äs ainfach sainä Gägnär verlangsamt ´at!“ – „Und du hast diese Technik kopiert?“, hakt Tai nach, woraufhin das Mädchen nickt. „Oui.“ – „Das heißt, alle in ihrem Umfeld außer ihr waren langsamer als sonst, und sie hatte bei der Explosion Zeit, uns zu beschützen. Eva und sie haben mit ihren Psychopokémon die Trainer gerettet.“, ergänzt die rothaarige Frau.
Lee kann nicht anders, als die beiden Trainerinnen zu bewundern. Nicht nur, dass Kuré eine Art Zeitstoppangriff angewandt hat, Eva hat ihr dabei geholfen, mit Psychokräften die menschlichen Zellen zu trennen, sodass sich die Körper der betroffenen Trainer quasi auflösten, und, als die Gefahr vorbei war, wieder zusammensetzten. „Und wo sind Eva, Alfred und dieses stumme Mädchen? Und Rocky erst?“ – „Ich nehme an, dass Eva sie wegteleportiert hat. Ihr Simsala ist der Wahnsinn.“, wirft Lilith ein. Pay atmet auf; endlich mal wieder ein normaler Satz aus ihrem Mund. Hinter ihm kommen nun nach und nach die Angestellten und Beamten aus dem zerstörten Gebäude. Lee schreckt hoch. „Schaff die weg! Schnell!“, zischt er Kuré zu, welche ihn verständnislos ansieht. Eine Menschenmasse hat sich schon um den Schauplatz des Verbrechens versammelt und bestaunt die Unversehrtheit der Opfer. „Ssu spät, morgän früh wird där, wär auch immär diesäs Feuär gälegt ´at, wissän, dass wier davongekommän siend.“, gibt sie zurück. Der Blonde schließt kurz die Augen. „Das war unser Vorteil. Verdammt.“, missmutig betrachtet er eine junge Frau, die mit ihrem Handy fleißig Fotos macht. „Verdammt!“
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Erzelingen, Mine
„Meine Güte, und das auf meine alten Tage.“; Alfred steht in einem dunklen Tunnel, den einen Arm wie immer auf dem Rücken, und inspiziert die Tunnelwand. Rocky und Eva stehen hinter ihm, Joana kauert auf dem Boden und starrt ihre Füße an. Etwas weiter weg lehnt der Chief an der steinernen Wand und döst. Der ältere Mann dreht sich zu Rocky um. „Ich nehme nicht an, dass das Teil Ihres Plans war.“ – „Stimmt. Ich muss dir danken, Eva. Das war Rettung in höchster Not.“ – „Wir haben gemerkt, dass Kuré die Zeit manipuliert, und uns überlegt, was wir tun wollen, wenn es nötig ist, schnell zu verschwinden. Unser Simsala beherrscht Teleport, darum erschien es uns leicht, davon Gebrauch zu machen.“ – „Gute Arbeit. Aber wieso sind wir nur so wenige?“ – „Die anderen konnte Simsala nicht erfassen, aber wir sind sicher, dass Kuré Sorge für sie trägt.“ – „Und Maria?“ – „Sie war nicht mehr im Gebäude, als das Feuer kam.“ – „Hm. Gut, wir sollten so schnell wie möglich nach Herzhofen zurück.“ – „Wieso denn, Mann? Wenn wir hierher teleportiert wurden, dann sind die anderen auch sicher nicht mehr da.“, wirft der Chief mit seiner müden Stimme ein. Die Polizistin sieht ihn an. „Aber eine andere Option haben wir nicht. Allein können wir gegen Team Galaktik nicht allzu viel ausrichten.“ – „Du weißt nur nicht, wie…“ – „Was denn?“ – „Findet ihr nicht, dass wir erst einmal hier rauskommen sollten?“, mischt sich Eva ein, Chief rappelt sich hoch und guckt zu, wie die Blonde Joana bei der Hand nimmt. „Wir sind in der Erzelingen-Mine, also nicht allzu weit von Herzhofen entfernt.“ – „Und warum benutzt du dein Simsala nicht einfach?“ – „Oh, daran haben wir bereits gedacht. Doch zuerst erschien es mir sinnvoll, eure Meinung einzuholen. Also, wollen wir nach Herzhofen zurück?“, Rocky überlegt kurz. „Das Feuer ist durch eine Bombe ausgelöst worden, dafür spricht die rapide Ausbreitung. Der Bombenleger hat sich nicht angekündigt oder uns gewarnt, also war es ein Attentat. Attentate sind darauf ausgelegt, schnell wieder zu verschwinden, also dürfte der Kerl weg sein. Gut, Eva, wärst du so nett?“ – „Natürlich. Simsala, wir bitten um deine Hilfe.“, sie hält einen rot-weißen Pokéball in die Luft, ein roter Blitz erleuchtet den Tunnel, der vorher nur von einer Taschenlampe erhellt worden war. „Haltet euch gut fest.“, die anderen halten sich an Evas Händen fest, dann richtet Simsala den rechten Löffel auf die Blonde. Es blitzt erneut, und der Gang ist leer. Zwei Männer in blauen Overalls und mit gelben Helmen auf den Köpfen betreten den Gang. Laternen an ihren Helmen spenden Licht. Der eine deutet aufgeregt an die Stelle, wo eben noch der Chief gesessen hatte. „Hast du das denn nicht gesehen?! Es hat geblitzt! Das Licht war extrem hell, du solltest wirklich mal deine Augen prüfen lassen, Mirko.“ – „Ach, du erzählst sicher wieder nur Blödsinn, werd endlich erwachsen.“
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Wald nördlich von Weideburg
Wir sind schon seit einigen Stunden gefahren, der alte Grant hat uns einige interessante Geschichten über Weideburg und seine Umgebung erzählt, um uns die Langeweile zu vertreiben. Der Mann ist echt unerschöpflich, wie es scheint, immer, wenn die Stille zu drückend wurde, fiel ihm etwas Neues ein. In wenigen Minuten sollten wir die Landstraße erreichen. Doch so schnell will uns der Wald wohl noch nicht gehen lassen, ein Baum fällt genau vor uns auf die Straße. Es kracht laut. Grant reißt das Lenkrad herum, ich zucke zusammen und packe den Anschnallgurt. Hinter mir hört es sich an, als würde Sophie auf Kralle drauf fallen, ein Jaulen erfüllt den Wagen. Schlingernd kommen wir von der Straße ab, es fühlt sich an, als würde mir eine große Hand in den Rücken schlagen, ich werde nach vorn geschleudert, doch der Gurt hält mich. Grant keucht neben mir und starrt durch die Scheibe. Über uns bedeckt eine dichte Wolkenschicht den Himmel, ein paar Tröpfchen fallen auf das dicke Glas. „Was zur Hölle!“, entfährt es dem Waldarbeiter, ich streiche mir nervös eine Strähne aus dem Gesicht, als wir zum Stehen gekommen sind. „Seid ihr okay?“, fragt er dann und dreht sich im Sitz um. Sophie hinter uns scheint kaum etwas abbekommen zu haben. „Ja, soweit alles in Ordnung. Fallen in der Gegend öfters Bäume auf die Straße?“ – „Eigentlich nie! Sowas ist mir noch nicht passiert.“, er stockt, als es neben ihm an die Scheibe klopft. Mehrere junge Männer stehen um das Auto herum, oben an der Straße kann ich 8 Motorräder zählen. Grant fährt die Scheibe herunter. „Ist bei euch alles klar, Jungs?“, fragt er, doch ich habe ein ungutes Gefühl dabei. Tatsächlich sehen die nicht wirklich überrascht aus… und das nach so einem Unfall. „Sollten wir das nicht eher Sie fragen?“ – „Nett von euch, aber wir sind alle mit einem Schrecken davon gekommen! Glück im Unglück, sagte meine Großmutter immer, wirklich!“ – „Gut.“, ein Kerl mit Sonnenbrille und knallgrüner Stachelfrisur übernimmt das Wort. Ich betrachte die Biker näher, sie tragen alle eine schwarze Lederjacke mit einem aufgenähten Pokéball darauf, doch aus irgendeinem Grund ist die obere Hälfte nicht rot, sondern ebenfalls weiß. Was für eine Gang ist das? „Dann rückt mal schön Wertgegenstände und sowas raus, dann passiert euch nichts.“, auf diese Worte hin sieht mich Grant entsetzt an. „Wie…Wertsachen? Ihr seid… ihr seid Gauner!“, wendet er sich wieder an den Stachelkopf. Doch der lacht bloß. „Ich wurde schon schlimmer beschimpft. Jetzt die Wertsachen bitte, sonst muss ich mein Sleimok aus seinem wohlverdienten Schönheitsschlaf reißen.“, ich verkneife mir die Bemerkung, dass diese Art Zeitvertreib für ein derartiges Pokémon komplett sinnlos ist, und schnalle mich ab. Dann stoße ich die Beifahrertür auf, einer der Typen, der davor steht, weicht zurück. Sophies Stimme tönt aus dem Geländewagen. „Wegelagerei ist in Sinnoh nicht geduldet! Im Namen der Polizei von Herzhofen verhafte ich euch…“ – „Klappe dahinten!“, fährt ein anderer Biker sie an, ein bulliger Kerl mit Glatze und grimmig dreinblickenden, schwarzen Augen. Es regnet ein wenig stärker. Wenn sie ihre Pokémon rufen, könnte es eng werden, ich habe keine Ahnung, wie stark Sophie ist, und mein Team ist hundert Kilometer entfernt. „Hey, Lady, schön im Wagen bleiben!“, weist der Stachelkopf mich zurecht, doch ich umrunde das Auto bereits und bleibe vor ihm stehen. Er nimmt die Brille ab, versucht, mein Gesicht zu fixieren, sein Blick huscht ab und zu runter. „Was ist? Ins Auto, los!“ – „Bist du hier der Boss?“ – „Ja, bin ich! Und jetzt tu, was ich sage!“, er holt aus, schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht. „Nicht!“, die Polizistin zückt einen Ausweis. „Ich wiederhole: Ihr seid verhaftet und…“ – „KLAPPE JETZT!“, wird sie angebrüllt. „Das geht wirklich zu weit…“, fängt Grant an, ich habe mich mit einer Hand auf der Kühlerhaube abgestützt. Der Schlag brennt, doch es lässt sich aushalten. Der Stachelkopf schaut sich um und deutet auf seine Biker. „Du hast keine Chance, Mädchen. Wir sind viel stärker und in der Überzahl. Jetzt mach, dass du ins Auto kommst, und lass deine Brieftasche hier.“ – „Ich habe einen Vorschlag für dich.“, murmele ich leise und halte den Blick gesenkt, er soll denken, dass ich nur ein normales, verängstigtes Mädchen bin. „Welchen?“ – „Derjenige, der von uns zuerst in die Knie geht, darf entscheiden, wer hierbleibt und wer seinen Weg fortsetzen kann.“ – „Wer zuerst in die Knie geht? Du meinst, einen Kampf?“ – „Genau.“, er lacht laut und breitet die Arme aus. „Du gegen mich? Ohne Pokémon? Das ist nicht dein Ernst!“ – „Doch.“ – „Leute! Ein armes, kleines Mädchen gegen Onkel Locksey. Was meint ihr?“ – „Leg die Kleine flach, Lock!“ – „Nein, lass gut sein, die mischt dich auf!“, seine Kumpane machen Späße über mich, währenddessen beobachte ich den Kerl genau. Er ist größer als ich, muskulöser, hat wahrscheinlich die Hälfte seines Lebens auf der Straße verbracht. Fast genauso wie ich. Aber das Leben auf der Straße fordert immer seinen Tribut, ich muss nur wissen, was Locksey zahlen musste.
„Also gut. Wenn du gewinnst, lass ich euch drei Hübschen laufen. Locksey hält sein Wort, verlass dich drauf.“, eher würde ich mich selbst verlassen als auf diesen Typen, doch das sage ich nicht, nicke nur kurz. Er hat irgendwas mit dem linken Arm, das sehe ich daran, wie er manchmal mit der Schulter zuckt. Es ist nur ein sehr kleines Zucken, um Millimeter, doch es reicht. Gut…den Arm. Er führt mich ein wenig vom Auto weg, auf ein freies Stück Wiese, von wo aus ich den Baum sehen kann, der uns blockiert hat. Der Stamm ist glatt durchtrennt. „So, dann will ich dich mal nicht zu hart rannehmen, was?“, lacht Locksey. Ich lege die Hände im Schoß zusammen und verneige mich kurz. „Nett von dir.“ – „Oh, wie höflich die Kleine ist! Wer weiß, vielleicht bin ich ja nett und behalt dich bei mir, aber nur, wenn du was draufhast!“, ruft er und geht in eine Art Kampfstellung: den einen Arm hat er angewinkelt, die Faust zeigt zu mir. Den anderen streckt er in meine Richtung aus, dazu geht er ein wenig in die Hocke. Keine Frage: der weiß, wie man kämpft…auch ohne Pokémon. Doch das weiß ich auch. Der angewinkelte Arm ist verletzlicher, sage ich mir. Ich werfe einen kurzen Blick zu Grant und Sophie, sie werden immer noch von Lockseys Kumpanen in Schach gehalten. „Bereit, Prinzesschen?“ – „Immer.“, eine Hand lege ich auf den Rücken, die andere richte ich, die Handfläche nach außen, auf ihn. Den Rücken drücke ich ein wenig durch, sodass ich kerzengerade vor ihm stehe. „Was wird denn das…“, höre ich ihn murmeln, vielleicht merkt er langsam, dass ich keineswegs hilflos bin. Zuerst passiert nicht viel Spannendes, er geht einmal im Kreis um mich herum, seitwärts, damit er seine Kampfhaltung nicht aufgeben muss. „Boss…?“, langsam werden die Biker unsicher, wieso macht ihr Anführer wohl so ein Aufhebens um den Kampf?
„Was ist los, Leute? Lasst mir den Spaß! Vielleicht will die Kleine es ja von hinten.“ – „Genau! Unser Boss, typisch!“, lacht einer, zwei andere grinsen mich an. Mein Blick zuckt in den Himmel. Mehr Wasser wäre nicht schlecht, mit diesem Getröpfel hier kann ich nicht viel anfangen. Dann greift Locksey an. Mir kommt diese Übung ganz gelegen, so kann ich besser nachfühlen, was meine Pokémon in einem Kampf empfinden. Mein Gegner versucht es mit einem geraden, einfallslosen Faustschlag, Mit einer leichten Drehung des Oberkörpers lasse ich ihn ins Leere laufen. Zu meinem Erstaunen bemerkt er relativ schnell, was ich vorhabe, setzt mit dem linken Fuß nach und zielt auf meine Beine. Mit zwei schnellen Schritten stehe ich links von ihm, bisher habe ich die Arme noch kein Bisschen bewegen müssen. Nach seinem Tritt dreht er sich einmal schnell um die eigene Achse, eine so schnelle Trittkombination habe ich lange nicht mehr gesehen! Ich muss die Arme benutzen und wehre seine Angriffe ab, so gut es geht. Er reißt die Augen auf, als ich mit einem Überschlag über ihn hinwegspringe, bestimmt hat er damit nicht gerechnet. Hinter ihm gehe ich in die Hocke, trete ihm in die Kniekehle und fege ihm mit dem Fuß die Beine weg. Er kracht auf den Rücken, im Fall greift er nach meinem T-Shirt, um sich festzuhalten. Ich bete eine Sekunde, es möge halten, doch mein schönes Shirt reißt, und ich stehe in meiner Jeans und BH im Freien. Peinlich ist mir das nicht wirklich, ich weiß, wie ich aussehe… doch ungestraft lasse ich mich nicht so behandeln. Das wars… das würde ich ihm nicht verzeihen. „Zufrieden?“, frage ich, zitternd vor Wut, doch Locksey bringt kein Wort raus. Er liegt immer noch auf dem Rücken, mein Shirt noch in der Hand, starrt mich an und rappelt sich hoch. „Na, die hats aber eilig!“, grinst er dann, erntet Gelächter, doch im nächsten Moment liegt er erneut auf dem Boden und hält sich den Bauch. „Argh! Was war denn…“, keucht er, ich hocke mich vor ihn hin. Der Regen wird stärker, ich kann fühlen, wie mir Regenwasser den Rücken herabläuft. Irgendwie tut das gut. „Wer bist du?!“, seine Stimme klingt, als wäre er einen Marathon gelaufen, doch für Unterhaltungen habe ich keinen Nerv mehr. Seinen Kumpels ist das Lachen vergangen. Locksey will aufstehen, doch ich setze mich auf seinen Rücken und packe den linken Arm, verdrehe ihn so, dass er sich nicht mehr rühren kann. "AAARGH! Verdammt!" - „Mein Name ist Maria, und jetzt sag mir, ob hier noch irgendwo welche von eurer Sorte rumlungern. Sophie?“, den letzten Teil rufe ich der Polizistin zu. „Wir liefern die bei der Polizei Weideburg ab. Die ganze Bande.“ – „Sie hat den Boss besiegt, was tun wir jetzt?“, einige der Typen besprechen sich gerade, ich werfe ihnen einen unmissverständlichen Blick zu. „Ich habe gewonnen, also werdet ihr uns gehen lassen. Euch laufen zu lassen, liegt jedoch nicht mehr in meinem Ermessen, Gaunereien auf Sinnohs Straßen werde ich nicht dulden.“ – „Hört zu…“, einer der Kerle fängt an, zu tuscheln, schnell stehe ich auf und gehe auf ihn zu. Als er das sieht, kniet er sich hin und streckt die Arme aus. „Ich ergebe mich! Bitte tu mir nichts!“, woraufhin die anderen 7 ihn fassungslos anstarren. „Wolltest du nicht n Plan machen?!“ – „Ärgh! Ich verachte dich!“. Sophie ist mittlerweile mit einem kurzen Seil aus dem Wagen gekommen und fesselt Locksey.
Kurz darauf liegt die Bikergang gut verschnürt auf Grants Ladefläche, der alte Mann schüttelt erstaunt den Kopf. „Also, so ein junges Ding wie dich so gut kämpfen zu sehen, das war was, wirklich! Die Welt steckt doch voller Überraschungen!“ – „Es musste sein, ich habe meine Pokémon nicht dabei.“, sage ich leicht verlegen und setze mich wieder neben ihn. Es war nicht schwer, die Typen zu fesseln, sie haben kaum mehr Widerstand geleistet. Die Wolken ergießen sich nun vollends auf die Erde, es schüttet wie aus Eimern. „Möchtest du meine Jacke haben?“, will die Braunhaarige wissen, ich schaue an mir herunter und nicke dann. „Ja, danke.“, ich streife sie über, glücklicherweise passt sie. Grant fährt einen Bogen um den Baum, als wir wieder auf der Straße sind, atmet er auf. „Ein Glück! Das hätte wesentlich schlimmer ausgehen können. Wo hast du das gelernt?“ – „Ach, nicht so wichtig.“, ich rede nicht viel- und schon gar nicht gern- über gewisse Dinge aus meiner Vergangenheit. Der Rest der Fahrt verläuft relativ ruhig, Grant scheint den Schock über sein „Beinahe-überfallen-werden“ noch nicht so recht verkraftet zu haben. Als wir in Weideburg vor dem Polizeirevier halten, steige ich aus. Die Stadt ist eigentlich sehr schön, doch momentan sieht alles grau und verregnet aus. Ich bleibe eine Weile im Regen stehen, dann reiße ich mich los und helfe Grant dabei, die Biker ins Gebäude zu bringen, wo uns eine erleichterte Officer Rocky erwartet. Bevor wir jedoch mit Officer Rocky reden, verabschieden wir uns von unserem Wohltäter. „Kein Problem, wirklich! Ich helfe gern. Der alte Grant tut gerne mal was für die Jugend! Passt auf euch auf, ja?“. Innen sieht es ähnlich aus wie in der Zentrale in Herzhofen, nur lange nicht so…groß. „Gott sei Dank! Ich bin schon seit Wochen auf der Suche nach diesen Kerlen, doch ich habe sie einfach nicht gefunden, immer waren sie mir einen Schritt voraus!“, ich vergleiche sie mit ihrer Kollegin aus Herzhofen; „unsere“ Rocky wirkt aber wesentlich tatkräftiger, finde ich. Und ihr Haar ist länger. „Kann ich etwas für euch tun?“, will sie wissen, nachdem wir in einem kleinen Büro unsere Aussagen gemacht haben, sie sieht uns an, dass wir hier nicht so wirklich hergehören. „Ich kann euch ein gutes Restaurant empfehlen, es ist nicht sehr teuer, aber die Gerichte sind genial! Warte, wo hab ich meinen Stift…“, interessant, wie jede Rocky dennoch ihre Eigenheiten hat, diese hier zum Beispiel hat einen Stift in der rechten Brusttasche, den sie überall sucht, nur nicht dort. Bei meiner Aussage ist mir das auch schon aufgefallen; mehrmals wollte sie etwas notieren, konnte es aber nicht, weil ihr Stift „unauffindbar“ war. Ich unterdrücke ein Grinsen. „Vielen Dank, kennen Sie vielleicht noch eine Pension oder so? Wir haben keinen Schlafplatz.“, ergänzt Sophie, ich bewundere sie insgeheim. Wie selbstverständlich war ich davon ausgegangen, bei Schwester Joy im Pokémoncenter schlafen zu können, doch ohne Pokémon und ohne meinen Trainerpass gilt dieses Angebot nicht. Die Polizistin jedoch hat sofort daran gedacht. „I remember you say don´t leave me here alone…“, wieso kommt mir jetzt dieses Lied in den Sinn? Andauernd muss ich an Lee denken, hat er es geschafft? Klar hat er das, es geht nicht anders. Er lebt. Er lebt. Er lebt… „Maria!“ – „Was…“, erschrocken sehe ich auf, halte mit einer Hand Sophies Jacke zusammen, um meine Blöße zu bedecken. Sie zeigt auf einen Fernseher, der an der Zimmerdecke über uns hängt. Bilder aus Herzhofen… ein zerstörtes Gebäude. Menschen, die das Gebäude verlassen, das Video ist verwackelt, ein Amateur muss es aufgenommen haben. Hektisch nehme ich die Fernbedienung zur Hand und drehe den Ton auf. Glasscherben überall auf der Straße. Was ich sehe, entfacht meine Wut nur noch weiter, wie KANN dieses Team Galaktik es auch nur wagen, ein Gebäude mit lebenden Menschen darin derart anzugreifen? Keines der Fenster ist noch intakt. Ein Krankenwagen steht mit blinkendem Licht am Straßenrand. Die Sprecherin wird eingeblendet. „Niemand hat eine Ahnung, wieso das Polizeihauptquartier angegriffen wurde. Interne Quellen sprechen davon, dass ein defekter Gastank dafür verantwortlich war, doch widersprüchlich dazu steht die Aussage, es hätte im oberen Stock, wo das Feuer ausgebrochen ist, keine Gastanks gegeben. Seltsamerweise sind alle Angestellten, die sich im Gebäude befanden, komplett unverletzt. Wir haben noch keine offizielle Erklärung erhalten. Näheres geben wir bekannt, wenn wir mehr wissen.“, ich starre den Fernseher an. Alle unverletzt. Wie konnte das sein? Indem sie… vielleicht zum Zeitpunkt der Explosion nicht verletzbar waren… oder anwesend. Doch wer kann die Gesetze der Physik dermaßen manipulieren? Wer… außer Eva? Die Hoffnung in mir erstarkt. Erneut werden Bilder vom zerstörten Gebäude gezeigt, ich schaue genau hin, ob ich jemanden aus dem Team erkenne. „Just close your eyes…the sun is going down.“, summe ich leise und richte mich auf. Meine Hand umklammert die Fernbedienung so stark, dass sie zersplittert. „Huch!“, entfährt es Rocky, doch ich achte nicht darauf. Natürlich wären sie niemals auf den Bildern zu sehen, Lee weiß, dass es wichtig ist, nicht erkannt zu werden, doch auch unsere Feinde würden Fernsehen. Es bleibt wenig Zeit.
Wir verabschieden uns schnell von der nun etwas verstörten Rocky, folgen ihrer Wegbeschreibung durch die nassen Straßen Weideburgs. Sophie hat ein paar Formulare ausfüllen müssen, die polizeilichen Zwecken dienen, wie sie mir sagte, und hält nun einen grünen Regenschirm über uns, sodass wir nicht nass werden. „Auf jeden Fall wissen wir, dass die anderen sicher sind. Doch wie lange?“, gibt meine Gefährtin zu bedenken. „So lange, bis ich Team Galaktik habe bezahlen lassen.“, murmele ich, irgendwann stehen wir vor dem Restaurant. „Hast du Geld dabei?“ – „Ja, ein wenig.“ – „Gut… könntest du bezahlen? Ich schulde dir natürlich den Rest.“ – „Lass gut sein! Du hast uns vorhin gerettet, wer weiß, wo ich jetzt ohne dich wäre?“, wehrt Sophie ab. „Danke.“, lächele ich, das erste Mal seit Stunden wirklich befreit. Das Restaurant ist modern eingerichtet, helle Tischdecken liegen auf Edelstahltischen, welche in regelmäßigen Abständen herumstehen. Eine Bar gibt es auch, an der ein einzelner Mann sitzt und etwas trinkt. Maximal 5 Tische sind besetzt, schätze ich. Sophie setzt sich an einen Tisch am Fenster, nicht weit rechts von uns. Ich will mich gerade dazusetzen, da betritt ein weiterer Mann das Lokal, geht mit hastigen Schritten zur Bar, scheint dem dort Sitzenden irgendwas in die Hand zu drücken, ich spitze die Ohren. Was murmeln sie da? Irgendwas mit „Uranus“… „Sophie, bleib sitzen. Ich glaube, ich habe da einen Plan.“, flüstere ich, und als der zweite Mann wieder verschwunden ist, setze ich mich neben seinen Gesprächspartner. Zeit für Information. Hinter mir redet die Braunhaarige mit einem Kellner. So. Wie luchst man jemandem Informationen, die man haben will, am schlauesten ab? Als Mädchen sicher einfach, denkt ihr jetzt, aber dennoch gehört ein gewisses Maß an Raffinesse dazu. Der Typ hat drahtiges, schwarzes Haar, einen Backenbart und mehrere Gläser vor sich. Zwei müde, graue Augen schauen den nunmehr trockenen Boden des einen Glases an, als könnte das bloße Anstarren es wieder voll werden lassen. „Hey, Sie sehen etwas verloren aus.“ – „N-nein, mir geht’s gut. Danke.“, er guckt mich nicht einmal an. „Dann aber eingeschüchtert.“ – „Wieso d-denn das? Hicks!“ – „Naja, der Kerl da eben hat doch irgendwas mit Ihnen angestellt, danach sahen sie so deprimiert aus.“ – „Der da hat mich e-eingeschüchtert?! Guter Witz, Kleine, haha!“, er wirft mir einen Blick zu, ich stütze mich mit den Ellbogen an der Bar ab. Die Jacke klafft ein wenig auseinander. Der Mann stockt. „Hat er also nicht?“, hake ich nach und sehe ihn mit großen und hoffentlich möglichst unschuldigen Augen an. „Nein, wie könnte jemand auch einem Officer Angst einjagen, haha!“, antwortet er, nachdem er einen großen Schluck aus dem nächsten Glas genommen hat. Officer? Ist er etwa Polizist? „Dann sind Sie Polizist? Wahnsinn! Wo ist denn Ihre Uniform?“ – „Nein, Kleine, das bin ich nicht.“, er wendet sich mir nun ganz zu und taxiert mich. Ein wenig unwohl ist mir nun doch. „Ich gehöre zur…anderen Seite des Gesetzes, aber verrats keinem!“, flüstert er mir vertraulich zu und grinst mich an. Wahrscheinlich hat ihm das, was er da trinkt, schon stark die Zunge gelockert. „Hey, Barkeeper, einen Drink für die Kleine hier, auf mich!“, verlangt er, als der Wirt aus der Küche kommt. „Sie haben genug getrunken, glaube ich.“, erwidert der mit einem irritierten Blick auf seinen Gast. „Ist ja nur für sie, glaub mir.“ – „Gut.“, wenig später steht ein Glas mit einer blau schimmernden Flüssigkeit vor mir. Der Officer bedeutet mir fröhlich, einen Schluck zu nehmen, ich kneife die Augen zusammen und trinke. Es schmeckt nach…
„Energydrink?!“, entfährt es mir, der Mann lacht leise. „Ja, k-komisch, nicht wahr? Aber ich wird vom dem Zeug so dicht, das ist nicht möglich. Oh, Mann, mein Boss sieht es aber nicht gern, wenn ich das Zeug trinke.“ – „Ach, Sie sind nicht der Boss? Naja, „Officer“ klingt aber auch extrem wichtig. Was tun Sie denn so?“ – „Ach, größtenteils bin ich am See, die andern Typen überwachen, doch das ist nicht wirklich schwer, darum bin ich ebenso oft hier.“ – „Am See? Ist es schön dort?“ – „Naja, der See der Kühnheit ist größer, als ich erwartet habe, und die Hütte am Nordstrand ist ne prima Tarnung, aber auf Dauer nichts, was jemanden wie mich beeindrucken könnte. Ich würd viel lieber nach Schleiede zurück, aber angeblich ist das Pflaster da zu heiß.“, plaudert er munter drauflos. Ich beuge mich ein wenig zu ihm herüber. „Eine Hütte am Nordstrand? Das klingt romantisch!“ – „Hey, verrat das aber keinem, okay, Kleine? Bleibt unter uns.“ – „Klaro!“, strahle ich ihn an. Endlich habe ich einen Plan.
und wie immer freue ich mich auf kommentare, anregungen, beschwerden und dergleichen.
LG´s
~Kori~