Schreiben "lernen"?

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Hallo,


    Ich dachte mir, dass ich dann auch einfach mal einen Thread aufmache.


    Es geht um ein Thema, bei dem mich die Einstellung mancher Leute, auch mancher Verlage, teilweise durchaus wundert.
    In diese Diskussion bin ich gekommen, seit ich in meinem Weblog auf Animexx einen Schreibkurs gehostet habe, bzw. immer noch hoste, wo ich diverse Themen, wie Characterbuilding, Planen, Recherche usw. noch einmal erklärt habe. Teilweise aus eigener Erfahrung, vorrangig allerdings auch beruhend auf diversen Büchern zu den verschiedenen Themen.
    Ich hab zu einem bestimmten Zeitpunkt selbst angefangen, mich ein wenig auch an Büchern zu orientieren, auch für das eigene Schreiben, und natürlich auch an Tipps von meinen Autorischen Vorbildern, wie Chiaki J. Konaka oder Guillermo del Toro.


    Natürlich hat das ganze viel positives Feedback eingebracht. Aber dann gab es auch die Leute, die dazwischen saßen und rumjammerten: "Schreiben kann man niemanden beibringen! Das ist Talent und eigene Erfahrung! Es gibt kein richtig oder falsch! Das ist ja alles nur Geschmack! Und alles individuell! Es ist falsch jemanden beibringen zu wollen, wie man es 'richtig' macht! Weil es das richtig ja gar nicht gibt!!!" Und darunter waren sogar zwei Lektoren von Verlägen.


    Ich persönlich packe mir dabei dann an den Kopf.
    Natürlich gibt es durchaus mehrere richtige Lösungen, aber dass es grundsätzlich falsche Ansätze gibt, lässt sich - in meinen Augen - einfach nicht bestreiten.
    Es ist - allgemein - nicht gut, wenn es keine Charakterdynamik gibt.
    Mary Sues sind schlicht und ergreifend schlecht geschrieben.
    Eine Handlung sollte immer durchdacht sein.
    Daran gibt es für mich nichts zu rütteln.
    Weder ich, noch die meisten anderen Leute, die solche Schreibkurse verfasst haben, behaupten, dass ihr Weg, der EINZIG WAHRE ist. Niemand streitet ab, dass es da ganz individuelle Faktoren gibt.
    Nur die Behauptung, dass man Schreiben ja nur selbst und nur durch eigene Erfahrung lernen kann, finde ich ehrlich gesagt sehr weit hergeholt und nicht wirklich haltbar. Es kann sicher auch ein Weg sein, aber was ist so schlimm daran, anderen Autoren eine Hilfestellung bieten zu wollen?



    Was sagt ihr dazu?
    Ist es wichtig alles allein zu lernen, um einen "eigenen Stil" zu entwickeln?
    Gibt es "richtig" oder "falsch" beim Schreiben?
    Was haltet ihr von Schreibkursen und ähnlichen Angeboten?
    Habt ihr euch schon an solchen Kursen orientiert?

  • Dass Schreiben nicht erlernbar ist, ist grundsätzlich betrachtet Blödsinn, und dass es um Talent geht ebenso. Ganz einfach sieht mand as schon daran, dass kein Dreijähriger einen Bestsellerroman schreiben kann, zumindest ist mir keiner bekannt. Das "Talent" zum Schreiben entwickelt sich mit der Zeit, ebenso wie die Fähigkeit, Leute mitreißen zu können und spannend zu erzählen.
    Allerdings ist das Schreibenlernen schwierig, wenn man dafür nicht besonders affin ist. Man muss einen bestimmten Draht zu Worten haben und braucht schon ein Gewisses "Talent" um schreiben lernen zu können, doch das bedeutet letztlich nichts anderes, als dass manche Menschen schneller "schreiben lernen" als andere, was wiederum nicht bedeutet, dass letztere grundsätzloch schlechtere Geschichten schreiben.
    Praktisch braucht man nur eins, wenn man Schreiben lernen will: Dedication. Man muss es wirklich wollen. Oder aber das Schreiben geschieht aus einem Inneren, nicht zu bändigenden Verlangen heraus, man muss einfach schreiben. Wie auch immer, letztendlich zählt nur, dass man viel schreibt und sich mit seiner Materie auseinandersetzt.


    An Schreibschulen finde ich grundlegend nichts falsches, solange man sich als Schüler nicht zu sehr was einbläuen lässt. Man sollte immer wissen, dass man hier nur eine der vielen Meinungen hört, und sich auch anderweitig umschauen. Ich finde durchaus, dass man beim Schreiben viele Dinge so richtig falsch machen kann. Für mich gibt es durchaus ein "richtig" oder "falsch", wobei das Definitionssache ist: Ein Richtig oder Falsch gibt es nur, wenn man voraussetzt, dass man mit dem Text gewisse Sachen erreichen will. Will man erreichen, dass möglichst viele Leute den Text lesen und gut finden, sollte man sich schon an einige Grundregeln halten, beispielsweise dass eine geschichte Charaktere, einen Plot und einen Konflikt braucht oder son Kram. Oder dass man in einer einheitlichen perspektive schreibt, da man den Leser sonst verwirrt. Dann kann man tiefer gehen. Ich finde, ein jeder Schriftsteller sollte einen großen Teil der Regeln lernen, und Regeln sind nichts weiter als Richtlinien: "Wenn du willst, dass der Text so oder so wirkt und nicht so oder so, dann mach es lieber so oder so", sowas ist imho völlig legitim. Wenn man nicht will, dass andere den eigenen Charakter für oberflächlich halten, dann sollte man sich eben davor hüten, eine Mary Sue zu entwickeln, das ist total klar, außer man schreibt eine Satire oder Parodie, was dann wieder eine eigene Regel hat.
    Das Ding ist: Viele denken, Regeln oder Richtlinien schränken ein, deswegen haben sie so eine Angst davor, doch im Praktischen ist das gar nicht der Fall, sie erweitern sogar die Möglichkeiten, da durch das Regelwerk der Schriftsteller die Möglichkeit hat, bestimmte Effekte oder Gefühle auszulösen, wovon er eventuell keine Ahnung hätte, wenn er (oder eben sie) nicht wenigstens unterbewusst die Grundlagen kennen würde.


    Allerdings würde ich mich auch davor hüten, Leuten beizubringen, wie etwas "richtig" geht. Man muss immer darauf hinweisen, dass das und das gilt, wenn man das und das erreichen will. Außerdem sollte man in den Schülern den Willen erwecken, Kritiken zu erhalten, da man so am besten bemerkt, wie eigene Dinge auf andere wirken. Ist die Story zu verwirrend? Oder besser gesagt - ist die Story verwirrender als gewollt? Ist sie unverständlicher als gewollt? Hektischer als gewollt? Schriftsteller lernen durch Fehlschläge, aber sie lernen auch dadurch, dass sie fremde Geschichten lesen und bemerken, wie sie sich beim lesen fühlen - um dann zu ergründen, warum diese Gefühle entstanden.


    Schreiben heißt, Gedanken zu pflanzen. Und um das zu können, muss man wissen, aus welchem Saatgut was heranwächst, und wie man es zu pflegen hat. Das ist nun einmal so, und mit Talent hat das wenig zu tun. Man muss sich eben die Mühe machen, alles auswendig zu lernen, bevor man die Regeln brechen kann, das ist beim Malen genau so, wer weder Anatomie noch Perspektive beherrscht, der wird vermutlich kein so großes Publikum erreichen, wie jemand anders, der viele Stunden Arbeit hineininvestiert hat. Wir Menschen mögen es, wenn wir merken, dass sich jemand Mühe gegeben hat, deswegen wird eine Geschichte, die gewisse Regeln befolgt bzw es schafft, sie mit Verstand und Witz zu brechen, auch normalerweise als "besser" oder "gelungener" angesehen. Im Übrigen fallen mir in den Romanen der Weltliteratur oder auch nur in von Verlagen veröffentlichten Werken vergleichsweise selten Schriftsteller auf, die absolut keinen Schimmer vom Schreiben haben.

  • Man kann natürlich vieles erlernen, aber die Technik ersetzt das "Feingefühl" für's Schreiben und die Sprache nicht - und manche Leute besitzen das einfach nicht, was ich so sehe. Ich kann in Englisch auch Vokabeln lernen, die Grammatik, beherrsche ich alles, nur habe ich kein Gefühl für diese Sprache, genauso wenig wie für Französisch etwa. Genauso besitzen manche Menschen kein Gespür für ihre eigene Muttersprache und gleich wie viele gute Techniken ihnen beigebracht werden, er wird einem talentierten Schreiber nicht das Wasser reichen.
    Ich vergleiche das mit einem Menschen, der in Mathe untalentiert ist. Er kann jede Formel auswendig lernen, muss sich aber durch die Matura/das Abi schummeln, während es anderen leicht fällt.
    Für's Zeichnen, für Sprachen, für's Kochen, für Musik ... das sind alles noch Beispiele, bei denen Talent von Nöten ist, aber auch einiges erlernt werden kann. Ich bin beim Kochen sehr unbegabt und trotzdem kann ich mir auch ein ganz passables Essen auf den Tisch zaubern - mit einiges an Übung. Fünf-Sterne-Köchin werd ich dennoch nicht.


    Zitat von Aprikose

    Ganz einfach sieht mand as schon daran, dass kein Dreijähriger einen Bestsellerroman schreiben kann, zumindest ist mir keiner bekannt.


    Ich mag den Vergleich nicht. Dem Dreijährigen fehlt es auch an Einfühlsvermögen und einem grundlegenden Weltverständnis.

  • Ich denke, dass man man genug Hingabe und Ausdauer beider Seiten, es schon schaffen kann, jemandem Kreatives Schreiben beizubringen. Am Ende kann jeder Mensch "Schreiben". Die Einen können es nur besser, als die Anderen.


    Nun jedenfalls kommt das Talent zum Schreiben mit der Erfahrung und der Zeit. Ich selber habe ein paar Texte von mir gelesen, da war ich in der zweiten Klasse und ich habe nur gedacht: Was's das'n für'n Schrott? Nun aber lese ich meine eigenen Texte und denke: Das sieht das schon mal ganz gut aus.
    Ich denke, es kommt einfach mit dem Alter, mit der Reife, mit der Übung. Ich kann aber auch nicht leugnen, dass man ein gewisses Talent benötigt. Man benötigt Fantasy, was ich persönlich schon als Talent ansehe, wenn ich mir meine Klassenkameraden so anschaue, wie sie sie gegenseitig die Köpfe einschlagen.
    Aber generell zu sagen, dass jemand nicht "schreiben" kann, nur weil er nicht so gute Ideen hat, finde ich wirklich schade, das zeigt nur mal wieder, wie engstirnig einige Menschen sein können.


    Etwas wirr, dieser Beitrag, wie ich finde, aber egal.


    ~Amaroq

  • Ich gebe nun auch einfach mal meinen Senf dazu ab.


    Also so wie ich das sehe, ist es eigentlich kaum möglich jemanden das "richtige Schreiben" wirklich beizubringen, da unzählige Faktoren beeinflussen, ob jemand schreiben kann oder nicht. Ich lass das Alter jetzt grundsätzlich einfach einmal weg was diese Sache betrifft, da es wohl jedem klar ist das Kleinkinder wirklich keinen Roman schreiben können. Wurde in einem vorherigen Post ja schon erwähnt (Ja, ich bin zu faul Zitate zu verwenden, tut mir Leid ^^')


    Gut, fange ich also mal an.
    Meiner Meinung nach geht das Schreiben erlernen bis zu einem gewissen Grad. Natürlich, man kann Menschen beibringen wie sie besser schreiben können und darunter versteh ich jetzt eigentlich mehr, dass man ihnen zeigt wie sie Texte allgemein lebendiger gestalten können. Zum Beispiel durch Adjektive oder verschiedene Nomen für ein und dieselbe Sache. Solche Sachen eben, die ich persönlich auch in der Schule gelernt habe. Das an sich ist ja eigentlich noch nicht richtig schreiben, sondern bloss die Grundvoraussetzung für alles folgende. Um gute Texte zu schreiben, sollte man vor allem von Grammatik, Rechtschreibung und allem auch einiges an Ahnung haben und damit meine ich nicht, dass ich wissen müsst, welches verdammte Satzglied wie und wie heisst.


    Aber wer die Grammatik und Rechtschreibung schon nicht im Griff hat, wird wohl kaum irgendetwas zu Stande bringen, was sich für jemanden wirklich zu lesen lohnt. Und solche Dinge kann man nun wirklich erlernen, sofern man auch ein gewisses Interesse daran hat sich darin zu verbessern, um bessere Texte schreiben zu können.


    Allerdings macht perfekte Grammatik und Rechtschreibung noch lange keine guten Schreiber aus. Das gewisse Etwas, welches in jede Geschichte gehört und damit auch die jeweiligen Autoren ausmacht... das kann man wohl eher schwerer erlernen, wenn sogar gar nicht. Dabei kommt es wohl aber auch immer darauf an, wie viel Begeisterung und Interesse jemand mitbringt. Will sich jemand wirklich bessern, sprich, er nimmt sich andere Geschichten als Vorlage, redet mit anderen wie er seine Sätze eventuell umgestalten könnte, so kann man auch dort bis zu einer gewissen Ebene die Dinge erlernen, oder es sich einfach zur Gewohnheit werden lassen, auf einmal etwas anders zu schreiben.
    Oh Gott, ich hoffe ich versteht was ich meine...


    Doch das wirklich finale Etwas, was jeden Autor dann komplett von einem anderen unterscheidet... ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich etwas mit Talent zu tun hat, ich denke wohl eher schon, aber ich will mich hier auch nicht komplett festsetzen. Es ist aber so, dass manche Menschen einfach mehr Gespür fürs Schreiben haben als andere, so müssen sich manche Menschen wirklich ernsthaft fragen ob ihre Texte auch Gefühlvoll genug sind, während andere einfach irgendetwas hinschreiben und damit sofort ins Schwarze getroffen haben.


    Ein kleines Beispiel was ich noch erwähnen will, sind Rollenspiele. Rollenspiele sind ja eigentlich Geschichten, die man einfach mit jemanden oder sogar mehreren anderen Personen schreibt, dabei aber bloss aus seiner eigenen Perspektive oder die seines eigenen Charakters. Ich mache hauptsächlich bei englisch sprachigen mit und habe auch dort schon festgestellt... wer gutes Englisch kann, ist nicht unbedingt ein guter Rollenspieler.
    Einfach um das nochmals zu verdeutlichen, das eigene Gespür spielt wirklich eine grosse Rolle, sowie die Kreativität die man besitzt.



    Tja, was ich daraus schliesse? Erlernen ist möglich bis zu einem gewissen Grad und Stufe, danach muss man sich wirklich selbst am Riemen reissen.
    Wer genug Begeisterung und Willensstärke mitbringt, sowie eine ordentliche Portion Geduld und Interesse, wird garantiert genauso gut werden, wie jemand der es vielleicht schon auf Anhieb her kann.
    Jeder "könnte" gut schreiben lernen, nur haben die meisten, die es damit nicht sooo genau nehmen, wohl auch gar kein Interesse daran wirklich etwas zu ändern oder sind so zufrieden wie es ist.
    Gut, es kommt hier wohl auch etwas auf die Einstellung drauf an, wobei ich mich immer darauf berufe: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!


    Wer vielleicht schon mitbekommen hat... eigentlich bin ich selbst nicht so richtig schlüssig ob es nun möglich ist das jemanden komplett beizubringen oder nicht. Ein richtig oder falsch gibt es nicht, da sind wir uns wohl alle einig... Individualität ist hier wirklich gefragt... aber ich hab jetzt wenigstens mal meinen Stand der Dinge vertreten können xD

  • Bastet Okay da müssten wir uns dann streiten, was Talent ist ^^
    Ich persönlich bin der Meinung, dass Talent überbewertet wird. Klar gibt es Menschen, die mehr sprachliches Feingefühl haben, doch das liegt imho meist daran, dass sie sich schon früh viel mit Sprache beschäftigt haben, und wenn man sich viel mit Sprache beschäftigt, dann kann man auch besser sprechen (und im Endeffekt auch schreiben). Nichts anderes wollte ich durch das Zitat wiedergeben. Ich denke, wenn jemand mit viel schreiberischem Talent schreibt, kann er dennoch von jemandem mit weniger Talent überholt werden, wenn letzterer Tag und Nacht an sich arbeitet. Klar, manche brauchen mehr Anstrengung als andere, um zum gleichen Ergebnis zu kommen, doch ich sehe oft Menschen, die ein echtes schreiberisches Talent haben und es verschwenden, weil sie nicht schreiben, und andere, denen es nicht in die Wiege gelegt wurde, die hart an sich arbeiten und die Talente dann überholen [und dann werden sie selber Talente genannt].


    Deswegen würde ich mich sehr stark davor hüten, zu sagen, schreiben könne man nicht erlenen, denn das ist meiner Meinung nach unwahr. Vielleicht glaubst du selbst, du wärst im Englischen nicht so talentiert, doch stell dir vor du würdest nach England ziehen und hättest den großen, starken Willen, tolle englische Geschichten schreiben zu wollen. Du würdest viel Englisches lesen, an deinen Texten arbeiten, dich verbessern und mit der Zeit ein sehr präzises Sprachgefühl entwickeln können. (oder du könntest sagen "Ich habe kein Talent also versuche ich es gar nicht erst")


    Wer sagt "Schreiben kann man nicht erlernen" oder "Jemand mit Talent wird immer über jemandem ohne Talent stehen, was schriftstellerische Güte angeht", der redet meiner Meinung nach an der Realität vorbei - und schlimmer noch, nimmt anderen den Mut, sich zu verbessern. Aussagen wie "Du hast kein Talent" oder "Schreiben kann man nicht lernen" wirken auf Leute niederschmetternd und wer weiß was für tolle Schriftsteller und Geschichten derartigen unnötigen und spekulativen Behauptungen schon zum Opfer gefallen sind.


    Zitat

    Genauso besitzen manche Menschen kein Gespür für ihre eigene Muttersprache und gleich wie viele gute Techniken ihnen beigebracht werden, er wird einem talentierten Schreiber nicht das Wasser reichen.

    Technisch ist dieser Satz korrekt, aber meiner Meinung nach liegt der Fehler darin, dass du implizierst, man könne kein Gespür für eine Sprache entwickeln, wenn man nicht von vornherein eins hat.

    Zitat

    Ich bin beim Kochen sehr unbegabt und trotzdem kann ich mir auch ein ganz passables Essen auf den Tisch zaubern - mit einiges an Übung. Fünf-Sterne-Köchin werd ich dennoch nicht.

    Egal wie wenig Talent du hast - wenn du dich jahrelang da ransetzt, alles dafür tust, jeden Tag mehrmals kochst, Kochbücher studierst, in die Lehre gehst und dich dafür begeistern kannst, dann wirst du auch Fünf-Sterne-Köchin werden können, davon bin ich überzeugt.



    Was ich sagen will, ist, dass es eine Einstellungssache ist, keine Frage des Talents. Es ist eine Frage der Motivation und der Willenskraft, man kann noch so viel Talent haben, ohne den Willen, es umzusetzen, kann man es in die Tonne kloppen. Der Unterschied ist auf den ersten Blick klein, weil man ya sagen könnte, Leute, die sich für etwas begeistern, entwickeln automatisch ein Talent für das jeweilige Interessensgebiet, doch der Unterschied wird dann groß, wenn es eben um die Frage geht, ob man Schreibkurse geben sollte oder nicht. Denn wenn man Talent als statisches Etwas benennt, das entweder da ist oder nicht, dann sind Schreibkurse überflüssig, dann ist im Übrigen auch Kritik überflüssig. Egal, wie viel Talent jemand hat, wenn er den Willen hat, es umzusetzen, dann hat er eine Chance, das ist meine persönliche Meinung dazu.


    Zitat

    Ich vergleiche das mit einem Menschen, der in Mathe untalentiert ist. Er kann jede Formel auswendig lernen, muss sich aber durch die Matura/das Abi schummeln, während es anderen leicht fällt.

    Hierzu noch kurz etwas:
    Dieser Vergleich hinkt meiner Meinung nach sehr. Ich habe selbst jahrelang in Mathe "relativ" schlechte Noten bekommen, bis ich mich irgendwann näher damit beschäftigt und gemerkt habe, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist. Ich gab anderen Nachhilfe, und bei einigen war das ähnlich. Auch bei meiner Schwester ist es so - während der ganzen Grundschulzeit und noch Jahre später hieß es, sie hätte eine große Rechenschwäche, jetzt will sie Physik studieren. Ich habe einfach viel zu viele Ausnahmen erlebt, um glauben zu können, dass es so etwas wie "Talent" wirklich gibt. Meiner Meinung nach gibt es nur Interesse und den Willen, ein Ziel zu erreichen. Wenn es ein Lehrer schafft, Mathe für den Schüler interessant zu machen, und sich die Noten des Schülers daraufhin verbessern, dann kann das nicht am Talent des Schülers liegen - oder man sagt, der Schüler hatte von vornherein Talent, es wurde nur nicht geweckt? Dann könnte man das auf jeden Menschen beziehen, also sagen, jeder Mensch hat Talent, und letztendlich kann man es dann auch wegkürzen.


    Es tut mir Leid, dass ich schon wieder so viel schreibe, ich bekomme nur immer irgendwie einen Stich, wenn jemand von Talent spricht, das klingt irgendwie so als ob man das "Glück gehabt hätte, für ein Talent erwählt worden zu sein". So ist das nicht. Menschen, die etwas gut können, die haben nicht zwangsläufig ein Talent, sondern sie haben hart dafür gearbeitet (zumindest oft härter als man das als Außenstehender erwartet). Man sieht immer nur das, was außen ist: Ein Mensch, der etwas besonderes kann. Man sieht nicht, wie viel Arbeit es ihn gekostet hat, sondern im schlimmsten Fall nimmt man es als alltäglich hin und nennt es sein "Talent", als ob es ihm oder ihr in die Wiege gelegt worden wäre. Wer sagt, er habe kein "Talent" für etwas, der meint damit nur, er ist zu faul, sich damit auseinanderzusetzen. Und das ist völlig okay, nicht jeder muss alles können.

  • Ich empfinde es eher als weit an der Realität vorbei zu behaupten, Talent existiere nicht. Keiner kann die Existanz vierjähriger Wunderkinder bestreiten, die sich ans Klavier setzen und schwierige Stücke spielen. Und nein, nicht jedes dieser Wunderkinder hat Eltern, die es drillen.
    Man kann beim Singen auch verschiedene Atemtechniken erlernen wie beim Schreiben verschiedene Schreibtechnik (deswegen hab ich auch nicht behauptet, dass man nicht schreiben lernen kann), wenn man allerdings keine angenehme, schöne Singstimme hat, dann hat man sie einfach nicht - und wird sie auch niemals bekommen.
    Natürlich kann man beim Schreiben erlernen wie man Charaktere designt, wie man Mary-Sues vermeidet, wie man einen großen Teil der Logikfehler ausradiert. Das muss jeder erlernen. Aber ich finde, man liest den Unterschied zwischen Leuten, die eben die Techniken erlernt haben und denen, die wirklich talentiert sind.
    Revie hat es schon erwähnt. Da geht es um das "gewisse Etwas".

  • Zitat

    Keiner kann die Existanz vierjähriger Wunderkinder bestreiten, die sich ans Klavier setzen und schwierige Stücke spielen. Und nein, nicht jedes dieser Wunderkinder hat Eltern, die es drillen.


    Aber du glaubst nicht, dass sich diese vierjährigen Wunderkinder ans Klavier setzen und spontan die Mondscheinsonate spielen, oder? Diese Kinder, die schon so jung so perfekt spielen können, auch die haben hart dafür gearbeitet. Sie lieben das Klavier und spielen den ganzen Tag lang, sie setzen sich nicht alle paar Monate oder einmal in der Woche ran. Sie lieben was sie tun, und deswegen sind sie so gut. Ich habe noch von keinem vierjährigen Wunderkind gehört, das das hasst, was es tut, oder das von vornherein perfekt darin war. Beziehungsweise diejenigen, bei denen das der Fall war, haben den Druck von ihren Eltern erhalten und mussten also genauso hart dafür arbeiten.
    Ich finde es ist richtig: Manche können bestimmte Dinge besser lernen als andere, schneller, werden darin virtuos, aber ich will das nicht als "Talent" bezeichnen, da dieser Begriff all die Arbeit und Mühe außer Acht lässt, die sie sich gemacht haben.


    Im Übrigen würde es mich mal sehr interessieren, wie du da einen Unterschied rausliest. Nehmen wir an, zwei Menschen haben das gleiche Wissen und das gleiche gelernte schreiberische Können, wie willst du dann anhand eines Textes festmachen, wer mehr Talent hat? Was ist für dich denn Talent? Ohne ein konkretes Beispiel könnte ich dir das nicht abkaufen. Zumindest wenn ich zwei Geschichten lese, kann ich höchstens erkennen, wer noch viel zun lernen hat und wer weniger. Sicher - ich habe nicht bei allen das Gefühl, dass sie noch viel lernen werden. Das ist aber fast immer eine Einstellungsfrage, eine Frage, ob sich diese Personen verbessern wollen oder nicht.
    Außerdem könnte es doch sein, dass du da persönliche Präferenzen einfließen lässt? Wenn eine Person Steine liebt, in der einen Story kommen welche vor, in der anderen nicht - dann hat die, in der welche Vorkommen, doch von vornherein einen Vorteil! Wie kannst du behaupten, jemandem fehle das "gewisse Etwas", wenn es doch für viele andere eine tolle Geschichte sein kann? Es ist ya nicht so, als wäre dein Gefühl der Inbegriff für "Talent", oder?


    Ich will die Sache nicht zu weit vertiefen, da wir uns vermutlich schon im Kreis drehen. Ich finde, dass du recht hast, wenn du sagst, dass manche Menschen besser und schneller Schreiben lernen als andere. Das kann man meinetwegen als Talent beschreiben. Ich halte es jedoch für falsch, zu behaupten, jemand, der langsamer lernt als der andere, könne niemals so gut werden, wie das "Genie". Zumal das auch immer eine Geschmacksfrage ist.


    liebe Grüße,
    Aprikose

  • Alice
    Sorry, dass die Antwort spät kommt.
    Nein, ich glaube nicht, dass sie sofort die Mondscheinsonate spielen.
    Allerdings ist Talent nicht nur das richtige Abspielen von Noten, sondern funktioniert vor allem intuitiv. Es hört sich einfach anders an, wenn ein talentierter Mensch und ein Mensch, der die Abfolge der Tasten und Noten gelernt hat, am Klavier sitzen.
    Zudem spielt das Kind, weil es Freude an der Musik hat und es hat Freude, weil es talentiert ist und etwas weiterbekommt. Würde es nur Misserfolge erleiden, würde es damit schnell aufhören.


    Genauso ist es beim Schreiben. Richtig kann ich es nicht erklären, aber manche Autoren haben das "gewisse Etwas", können vieles, das andere erst mühsam und vor allem sehr theoretisch und steif, erlernen (müssen). Ihre Werke lesen sich anders, einfach "natürlicher", als wären sie dafür gemacht worden zu schreiben. Bei anderen Autoren hat man das Gefühl (auch bei Profis): Er hat sich mit dem Schreiben auseinandergesetzt, aber da fehlt einfach etwas ...
    So ging es mir zB. bei Dan Brown. Ich weiß nicht, ob du auch so empfindest.

  • Auch wenn ich die Antworten jetzt alle nur leicht überflogen habe, so teile ich die Meinung von Bastet. Das wirklich gute Schreiben ist eine Fähigkeit, für die man sich grundsätzlich erst einmal interessieren muss. Aber nur das Interesse an sich reicht nicht aus. Als Beispiel wurde ja bereits die Musik genannt, aber ist es nicht generell mit sehr vielen Fähigkeiten so, dass man gewisse Grundvorraussetzungen braucht?
    Ich meine - Ein Autor muss über eine gute Wortwahl verfügen, und muss einfach ein Sprachgefühl besitzen. Und hier unterscheidet sich meine Meinung dann etwas von den anderen. Dieses Sprachgefühl kann einem niemand beibringen. Jedoch gibt es Wege, wie man es lernen kann. Gerade diese Wege, ein Sprachgefühl zu lernen, das kann eine andere Person versuchen zu vermitteln. Ich denke, dass ein guter Fremdsprachenlehrer in der Schule auch nicht strikt Grammatik aus dem Buch lehren sollte, nur weil es vielleicht so auf dem Lehrplan steht. Natürlich, so lernt man die Grammatik, will man sich dann aber in einem anderen Land verständigen, fehlt das nötige Sprachgefühl, dass man beispielsweise durch häufiges Lesen hätte lernen können.
    Ein Lehrer kann also zum Beispiel anstatt die letzte Grammatik zu wiederholen, auch spontan einen Text lesen lassen, in dem diese Grammatik vorkommt.
    Übertragen auf das Schreiben bedeutet das für mich, dass es auch Wege gibt, einem unerfahrenem Autor ein Sprachgefühl zu vermitteln. Wortschatz, Grammtik, Satzbau, etc. ergibt sich dann schon von selbst.


    Das direkte eibringen des Schreibens ist aus meiner Sicht also nicht möglich. Viel mehr sollte man einen guten Weg finden, wie man seinem "Schüler" ein gutes Sprachgefühl vermitteln kann.


    ~ étoile filante


    ____________


    Tippfehler, etc. bitte ich auf Grund der Zeit zu entschuldigen. :)

  • Dazu muss ich jetzt auch mal meinen Senf dazugeben.
    Ich habe über dieses Thema schon oft und lange nachgedacht, deswegen könnte das hier jetzt ein Bisschen länger werden.


    Bis zu einem gewissen Grad ist es mMn möglich, eigentlich alles zu erlernen. Sänger können bestimmte Techniken lernen, Künstler, wie man einen Pinsel am Besten hält etc. (Der Vergleich ist ein Bisschen komisch, aber ihr versteht hoffentlich, was ich meine.) So kann auch ein Autor gewisse Dinge lernen - sprachliche Regeln, Metaphern, wie man Dinge beschreibt etc. - mit denen man eine gute Geschichte schreiben kann. Das streite ich nicht ab, denn das ist nun mal eine Tatsache.
    Und dann gibt es auch noch Menschen, die das alles gar nicht erst lernen müssen. Klar, kein Kleinkind schreibt perfekte Geschichten, aber ich denke auch, dass Talent sich eher erst zeigt, wenn man reifer wird. "Talent" ist für mich, Dinge zu beherrschen, die Andere erst lernen müssen. Jeder kann gut schreiben, nur müssen sich Einige erst mit grundlegenden Dingen auseinandersetzen, während Andere das gar nicht erst mussten und auch ohne Übung herausragende Werke verfassen. Jedoch denke ich, dass man immer etwas lernen muss, egal, wie talentiert man ist. Sänger zum Beispiel können noch so schön singen, aber sobald sie eine weitere Technik gelernt haben, klingen sie noch besser. Ähnlich ist es auch beim Schreiben; beispielsweise kann es sein, dass ein sehr talentierter Autor mit Beschreibungen so seine Probleme hat. Aber wenn er das wirklich ändern, wirklich besser werden will, dann übt er und übt bis er gut im Beschreiben geworden ist. Jedoch könnte ein nicht so talentierter Autor das ebenfalls, es dauert nur länger. Wie bei Mathematik: Ein Freund von mir sieht eine ihm unbekannte Formel, schaut sie sich an und versteht sie automatisch, während ich mich erst mal hinsetzen und überlegen muss.
    Allerdings hat auch vieles mit der Einstellung zu tun. Man liest es nun mal raus, ab ein Autor nach dem Motto "G€LDG€LDG€LD" geschrieben hat oder wirklich, weil es ihm Spaß macht. Ähnlich ist das in der Musik: Im Spiel eines Pianisten hört man, ob es ihm Freude bereitet, und wenn, klingt es gleich viel besser.


    Dann wäre da noch Bastets Vergleich, dass ein Sänger Atemtechniken erlernen kann, aber ohne schöne Singstimme einfach nicht gut klingt. (Kann gerade nicht zitieren, sorry.) Den möchte ich hier auch mal auseinandernehmen.
    Erstmal: Ja, da hast du vollkommen recht. Aber die Singstimme an sich ist auch nicht wirklich Talent, sondern genetisch bedingt, genau wie die Sprechstimme. Talent (nach meiner Definition zumindest) würde bedeuten, dass man jene Techniken eben sehr schnell erlernt oder sogar von vorneherein alles richtig macht. Deswegen hinkt der Verhleich mMn ein Bisschen, obwohl du in irgendeiner Hinsicht auch wieder recht hast.
    Ich weiß, ich widerspreche mir, aber ich kann es nicht wirklich erklären. Es ist ein ziemlich kompliziertes Thema, über das ich aber auch gerne diskutiere.


    Eigentlich hat sowieso jeder eine andere Meinung, deswegen bezweifle ich, dass man hierbei jemals zu einer Einigung kommen wird. Muss man aber auch nicht. Talent ist ein Thema, über das man stundenlang reden kann, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Schließlich hat jeder eine andere Einschätzung, was Talent ist. Ich wiederhole mich, deswegen belass ich es jetzt dabei.


    Grüße,


    Reshira

  • Soo, ich drücke mich gerade vor meinen eigentlichen Aufgaben, deshalb krame ich mal ein Topic vor *in die Runde lins*
    Ich hoffe ich werde dafür nicht verhaun *duck*


    Ist es wichtig alles allein zu lernen, um einen "eigenen Stil" zu entwickeln?


    Ich weiß nicht so wirklich wie man einen Schreibstil lernen soll, schließlich konzipiert man bei eignenen Geschichten das Konstrukt jedes Satzes selbst. Die Wörter, Beschreibungen, wie die Charaktere Reden und natürlich auch ihre Handlungen, welche Wörter in welcher Reihenfolge man wählt, kann man jetzt nicht wirklich lernen, da es ja wie glaube ich schon erwähnt nicht "den einen Stil" gibt an dem man sich orientiert. (Abgesehen von der deutschen Rechtschreibung und Grammatik, die ich zugegebenermaßen weniger studiert habe als nötig).
    Meiner Meinung nach ist für die Stilabteilung beim Schreiben wichtig, dass man Bücher liest, um erst einmal herauszufinden was einem gefällt. Genre, Gewichtung von Beschreibungen und gesprochener Text, Thematik, Erzähltempo, Reihenfolge, Sprachniveau, etc. Bei mir ist das so, dass ich beispielsweise beim Lesen automatisch irgendwann angefangen habe zu denken: "Das und das würde ich so und so machen, so wie der Author das gemacht hat bin ich unzufrieden damit" oder "Das ist ja richtig gut, wieso lesen sich meine Texte nicht so?" und da ist ein Punkt wo man selbst anfängt mit seiner eigenen Schreibweise zu experimenteren.
    Sprich lernen von den Großen aber auch von den subjektiven Fehlern dieser. Oder anderen Werke von sich zeigen und sie um Feedback bitten, so kann man sehen wie was bei jemand anderem ankommt und dann kann man überlegen, ob man es geschafft hat, seine Gedanken so zu übermitteln, wie man es beabsichtigte.
    Also das würde glaube ich zu Folge haben, dass niemand ein Buch schreiben sollte, finde ich, der selbst keine Bücher liest. Sowas wie ein eigener Stil kommt auf natürliche Weise, sonst hätten ja alle denselben.


    Gibt es "richtig" oder "falsch" beim Schreiben?


    Auf subjektiver Ebene, aber im generellen nicht. Für jede Art des Schreibens werden sich Liebhaber und Kritiker finden. (Ausnahme: Regelwerke der Rechtschreibung und Grammatik)


    Was haltet ihr von Schreibkursen und ähnlichen Angeboten?


    Ich denke es gibt Leute die brauchen sowas und Leute die das natürlich lernen.
    Nehmen wir zum Beispiel einen kreativen Menschen, den Kopf voller fantastischer Ideen für eine Geschichte, aber keine Ahnung von Struktur, dem täte es gut an einem Kurs teilzunehmen, um sich zeigen zu lassen, wie man Ordnung schafft. Genauso gibt es Menschen, die generell ordentlich denken, die werden ganz von sich aus einen Roman struckturieren können. Es gibt eben Chaoten und Systematiker (hoffentlich habe ich das halbwegs verständlich ausgedrückt). Letzterer kann problemlos komplexe Aufgaben aufschlüsseln, die Essenzen extrahieren und in anderem Kontext umsetzen und berechnen, während der vorige nach der ersten Hälfte den Faden verloren hat, weil ihr stupide Datenabfrage zuwieder ist und zwischenzeitlich Männikins auf dem Blattrand kritzelt und sich fragt was wohl die Essenz von Muttis leckerem Mittagsbraten ist. Um einen Roman schreiben, muss der Chaot lernen, dass man bei aller Kreativität auch eine sinnvolle Reihenfolge braucht, dafür muss er hart an sich arbeiten. Trotzdem können beide ebenbürtige Authoren sein, wenn auch der logisch affine Mensch genug Ideen in sich birgt.


    Talent?


    Also für mich ist Talent die Fähigkeit eine Sache leichter zu erlernen als der Durchschnitt. Wenn derjenige sich gehen lässt, wird er dennoch nie zu den Großen in dieser Sache gehören, aber eben immer schneller Fortschritte machen als andere Leute auf dem gleichen Leistungsstand, gemäß den Fall dieser Mensch strengt sich an.


    Aber natürlich gibt es diese Ausnahmemenschen. Wo viele sagen würde "Was für ein Ausnahmetalent" Ich würde sagen sie sind auf ihrem Spezialgebiet vll so etwas wie ... (R)Evolutionäre, mir fällt kein besseres Wort dafür ein.
    Sie machen im Endeffekt etwas neues, brechen mit Regeln, die andere aufgestellt haben und der Konsenz sich dem ergeben hat und schaffen Etwas was es so einfach vorher noch nicht gab (oder durchgesetzt hat). Diese Menschen werde vielleicht als Virtuosen an die Weltspitze steigen, oder als Verrückt abgestempelt, als Spinner betitelt, je nachdem für was sich die Mehrheit entscheidet.
    Und mancher einer Einzigartigkeit wird erst erkannt nachdem dieser Jemand verstorben ist. Diese Menschen leben dann vielleicht ihr ganzes Leben in Armut und werde irgendwann nach ihrem Tod zu Pionieren erklärt.


    Das gewisse Etwas?


    Ist glaube ich ein Mythos. Und letztendlich völlig subjektiv, wobei sich aufgrund gespaltener Leserschaften wohl auch einen gewissen subjektiven Konsenz gibt. Manche bewundern einen locker leichten Schreistil wie eine Sommerbrise, die an einem vorbeifegt, vielleicht manchmal etwas verwirrend spontan, andere schreien dahingehend "Buh, wie dahingesagt und platt" und verteidigen einen sehr ausführlichen Schreibstil wie einen empor wachsenden Keimling bis zur großen entfaleten Baumkrone, jede Zelle Stück für Stück aneinander gereiht, den andere wiederum als "nicht auf den Punkt kommend" oder "künstlich in die länge gezogen" verschreien.
    Jede der beiden Parteien, würden sich sicherlich kaum davon abbringen lassen, dass "ihr Author" das gewisse Etwas habe. Und jeder kann damit Recht haben, denn sie haben alle ihre Prioritäten, was ein Schreibstil ihrer Meinung nach haben sollte.



    Genau wie ich.

  • Zitat

    Meiner Meinung nach ist für die Stilabteilung beim Schreiben wichtig, dass man Bücher liest, um erst einmal herauszufinden was einem gefällt.


    Das denke ich auch. Es ist mir selbst schon aufgefallen, dass man im Laufe der Jahre, je mehr man liest, umso mehr und auch intuitiver Beschreibungsstile und Ideen mitnimmt. Und auch, wie du schon sagtest, gewisse Mängel. So habe ich z.B. einmal ein Buch gelesen, das "Nachtvogel" hieß - eine Fantasy-Geschichte mit viel Potential, bei der mich vor allem die Idee angesprochen hat, das Ganze ein wenig "natürlicher" einzubetten. Allerdings ist das meiner Ansicht nach in soweit misslungen, als dass der Fantasy-Anteil wieder zu "subtil" wurde, kaum mehr spürbar war. Da dachte ich: "So willst DU nicht schreiben!"


    Aber nicht nur Bücher können da eine Hilfe sein. Gerade, was Story-Elemente angeht, sind auch Videospiele und anderes, das von einer Handlung lebt, gute Anhaltspunkte. Einer der faszinierendsten Impulse, den ich zum Schreiben bekommen habe, stammt z.B. aus einem Spiel. Dazu will ich jetzt nichts Näheres verraten, aber es hat, richtig eingesetzt, einen unheimlichen Überraschungseffekt - ja, man kann gut auf Ideen kommen^^


    Was mitunter auch helfen kann, einen Stil zu entwickeln, ist, einfach die Dinge um sich herum in Gedanken zu beschreiben. Oder, wenn man gerade tagträumt, diese auch mit Beschreibungen zu unterlegen. "Er legte seinen Kopf schief und sah sie an" ist z.B. eine Phrase, die mir beim Nachdenken des Öfteren durch den Kopf geht.



    Kann man Schreiben also lernen? Ja. Allerdings erfolgt der "Lernprozess" vor allem intuitiv, die oben beschriebenen Dinge lassen sich meiner Meinung nach nicht erzwingen, sondern müssen "erfühlt" werden. Allerdings kann man selbstverständlich bestimmte Grundregeln oder Hinweise wie "beschreiben, aber sinnvoll verteilt" durchaus "erlernbar" (ein weiterer, wundervoller Hinweis, den ich in einem Seminar erlernt habe, ist z.B., auch zu seinen Nebencharakteren eine so intensive Hintergrundgeschichte wie möglich zu erfinden; das wird in der Geschichte natürlich nicht alles auftauchen werden, aber die Vergangenheit z.B. eines tyrannischen Königs im Hinterkopf zu haben, hilft enorm, die Reaktionen und Handlungen der Figur glaubwürdiger wiederzugeben).



    In sofern denke ich, dass nur gewisse Aspekte lernbar sind. Wenn man das, was eher intuitiv erfolgt, zu lernen versucht, ist das ungleich schwerer, kann möglicherweise aber auch zum Erfolg führen.

  • Mit euren langen, aussagekräftigen Texten, werde ich wohl nicht mithalten, hehe. Über das Thema "Schreiben lernen" lässt sich allgemein nicht streiten, nur von Schreibart des Autors. Das Schreiben lernen wir doch erst richtig in der Schule, und ich finde durch Foren allgemein kann man echt seine Rechtschreibung lernen, wenn man sich so Textwände von anderen Nutzern ließt. Ich mag zwar nicht auf Anhieb die beste Recht- und Grammatikschreibung beherrschen, doch dies bessert sich in der Zeit. Ich finde die Art und Weise wie man Texte verfasst, findet man in der späten Zeit. Auch Personen mit einer Rechtschreibschwäche können vom Text her schon tolle Geschichten schreiben, bzw. haben eine tolle Phantasie und können diese gut in einen Text verfassen, aber allgemein sind jetzt nicht die gemeint, die eine solche Schwäche besitzen - Nein, im Gegenteil, auch die mit einer tollen Recht- sowie Grammatikschreibung können tolle Texte verfassen, es hängt eigentlich nur von der Person ab, wie sie Texte verfassen kann. Ich persönlich mag Texte, wo z.B sehr viele Wörter vorkommen, welche man in heutigen Sätzen nicht mehr sehr oft verwendet (Schelm, eloquent, was auch immer), ich finde durch genau sowas kann man als Leser, der z.B selbst irgendwann Geschichten schreiben will, eine Menge lernen. Ich habe zwar nicht einen riesen Text verfasst, aber naja, dies war meine objektive Meinung. Hoffentlich 'hab ich mich nicht selbst widersprochen und einen Quark erzählt.

  • Hm, ich hab da noch was hinzuzufügen.
    Ich denke, es ist nicht schwer einen halbwegs niveauvollen Text zusammenbekommen. Ab einem gewissen Alter SOLLTE man über eine passable Rechtschreibung, einen großen Wortschatz und über eine ausreichende Menschenkenntnis verfügen. Besonderes Letztes finde ich wichtig. Das braucht' man nicht zu lernen. Es ist sowieso zweifelhaft, ob man das überhaupt noch lernen kann, wenn man kein Kind mehr ist.
    Und wir haben auch alle in der Schule gelernt, wie Romane und Theaterstücke aufgebaut sind und haben alle Charaktere analysiert - sei mal dahingestellt, ob uns das gefallen hat. :D
    Bei manchen Texten denke ich mir, dass ich das selbst so nie hinbekommen hätte, weil mir selbst dann doch das Feingespür für die "Kunst" in der Sprache fehlt. Mir fehlt sowieso ein Veständnis für Kunst ...
    Auf manche Metaphern wäre ich nie gekommen. (Obwohl man mit Metaphern echt vorsichtig sein muss) Ich muss dazusagen, dass es mich beeindruckt, wenn ein Mensch ein Gespür dafür hat, ich aber bevorzugt in etwas gehobener Alltagssprache und Umgangssprache lese, da authentischer.

  • Schreiben lernt man duch Schreiben. In der Schule lernt man nur die Basis, meine Meinung nach, mehr nicht. Je mehr man in der Freizeit sich damit beschäftigt wird man besser. Ich sehe es auch in meine eigene Texte. Texte, die ich vor ein, zwei Jahre geschrieben habe(kleine Anmerkung: ich kann seit etwa 11 Jahre schreiben), sind eindeutig schlechter als die von Heute, und ich bin mir sicher, dass ich in einbar Jahre noch besser bin. Es nützt auch, nach möglich Fehlerquellen zu suchen. Dazu verwende ich gerne Foren. Ich lese Themen durch, bei denen ich denke, dass ich sie selber falsch mache. Die Tipps versuche ich dann zu berücksichtigen.

  • Ich denke, dass auch "Lebenserfahrung" da eine wichtige Rolle spielt. Hat man vor 10 Jahren noch Texte geschrieben, mit denen man total zufrieden war, rümpft man heute vielleicht die Nase über gewisse Formulierungen oder fehlende Beschreibungen.
    Ich denke also, zu einem kleinen Maße spielt das Alter auch eine Rolle. Es ist nicht so, dass man per sé als alter Mann besser schreiben kann denn als kleiner Junge, das meine ich nicht. Aber allein das "Denken" kann beim Formulieren helfen, und je älter man ist, desto mehr "denkt" und formuliert man auch.
    Ganz zu schweigen davon, dass man als "älterer" Mensch eventuell Zugang zu Texten, Techniken oder was auch immer hat, die einem früher verwehrt blieben. Sei es durch simple altersbedingte Beschränkung (z.B. bestimmte Spiele, Filme oder teilweise auch Bücher), Interessenwandel oder schlicht die "Ausdauer", sich auch mal durch längere Buchwerke zu fressen - manch einer tut das schon in jungen Jahren, bei anderen kann es dauern, bis sie sich an solche Werke herantrauen.

  • Dann will ich auch mal meine Meinung dazu bekunden, da ich finde, dass es ein interessantes Thema ist :3

    Zitat von Kleio

    Ich denke, dass auch "Lebenserfahrung" da eine wichtige Rolle spielt. Hat man vor 10 Jahren noch Texte geschrieben, mit denen man total zufrieden war, rümpft man heute vielleicht die Nase über gewisse Formulierungen oder fehlende Beschreibungen.


    Genauso sehe ich das auch. Bei mir ist das sogar noch was anderes. Bei mir reicht es nämlich schon, wenn ich die Story lese, die ich vor circa zwei Jahren geschrieben habe. Es ist manchmal ein so krasser Unterschied zu meinen jetzigen Formulierungen, dass ich die Sachen am liebsten löschen oder zerreißen würde. Von daher stimme ich der allgegenwärtigen Meinung zu, dass man sich mit Zeit entwickelt und Lebenserfahrung eine große Rolle spielt. Denn selbst die, die jetzt wahre MeisterInnen des Schreibens existieren und Bestseller schreiben, haben in der Grundschule wohl auch viele Fehler gemacht.
    Also Schreiben 'lernen' ist schwierig. Ich finde, man kann das nicht lernen, man muss Spaß dran haben und die Leidenschaft zum Schreiben entdecken.
    ~Onee-chan

  • Zitat von Kleio

    Das denke ich auch. Es ist mir selbst schon aufgefallen, dass man im Laufe der Jahre, je mehr man liest, umso mehr und auch intuitiver Beschreibungsstile und Ideen mitnimmt.

    Hm, das kann ich so nicht unterstützen. Wenn ich mich selbst mal als Beispiel nehmen darf, ich habe kaum gelesen in den ganzen Jahren, die ich des Lesens mächtig bin. Vielleicht mal diese LTB's aus Entenhausen, inzwischen recht viele Mangas, aber mit richtigen Büchern konnte ich kaum etwas anfangen, so schade das klingen mag ^^"
    Ich denke eher nicht, dass ich davon also Beschreibungsstile übernommen habe, geht ja schlecht bei Bildergeschichten. Die Schullektüre besteht entweder aus total kindlich geschriebenen Büchern oder aber Theaterstücken (zumindest bei mir), die nicht unbedingt so viel Umschreibungen bieten, sondern ja eher auf Dialoge und Weltbilder ausgelegt sind. Dennoch kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass ich eine recht gute Schreiberin bin - auch ohne sonderlich viel gelesen zu haben. Mit Sprache an sich habe ich mich ebenso wenig sonderlich beschäftigt. Nun gut, ich habe einen Faible für Lyrik, aber das hat an sich mit epischem Schreiben nichts zu tun, oder?


    An sich finde ich, Schreiben kann man nur bis zu einem gewissen Maße lernen. Klar kann man die Basics pauken wie Umgebung, Gefühle, Gedanken, sich Rechtschreib- und Zeichensetzungsregeln bis zum Erbrechen einverleiben, den halben Duden für einen adäquaten Wortschatz auswendig lernen. Wenn man jedoch trotz alledem keinen Spaß an der Sache hat, nützt einem das beste Lernen nichts. Da kann ich mich an sich nur Bastet - und einigen anderen hier - anschließen. Manche Leute haben es einfach im Blut, das Schreiben, die Wortwahl, die Gefühle. Man merkt, dass es ihnen Freude bereitet, sie mit Leidenschaft dabei sind, mit Ehrgeiz, mit einer Art von Freiwilligkeit. Man merkt einen Unterschied im Vergleich zu denen, die schlichtweg irgendeine Idee haben und diese um jeden Preis umsetzen wollen. Die richtige Vermarktung verkauft uns doch auch angebliche Bestseller, die im Endeffekt aber bloß aus Worten bestehen, nicht aus Freude am Schreiben oder Gefühlen. Ist halt nen einigermaßen brisantes Thema gepaart mit teurer Werbung, lal.


    Zitat von Aprikose

    Egal wie wenig Talent du hast - wenn du dich jahrelang da ransetzt, alles dafür tust, jeden Tag mehrmals kochst, Kochbücher studierst, in die Lehre gehst und dich dafür begeistern kannst, dann wirst du auch Fünf-Sterne-Köchin werden können, davon bin ich überzeugt.

    Nur muss man dafür auch mal erst die Kraft aufbringen. Bei Vielen ist es ja so, wenn sie merken, dass sie in etwas nicht so gut sind, dann vielleicht noch harte Kritik bekommen und erst sehr viel Aufwand betreiben müssten, um überhaupt einigermaßen so gut wie andere "mit Leichtigkeit" zu sein, haben sie umso weniger Lust, sich damit auseinander zu setzen. Weil "Bis ich so gut bin wie der, ist der sowieso schon wieder viel besser". Klar, entweder, man schöpft daraus neue Kraft, stellt sich der Herausforderung und geht mit Ehrgeiz ran, oder aber, imo die häufigere Variante, man beschäftigt sich mit etwas, das man auch "von Natur aus" besser kann.


    Im Übrigen halte ich auch nichts von "Schreibschulen", zumindest nicht so viel. Ich hab immer das Gefühl, da werden im Großen und Ganzen betrachtet auch nur die Grundregeln vermittelt, gewisse Techniken, die man am Ende abspult wie auch hier bereits benannte Formeln, und das soll es meiner Meinung nach einfach nicht sein.


    Im Endeffekt finde ich also schon, dass es ein gewisses Talent braucht - Talent im Sinne von Veranlagung, da ich davon ausgehe, dass man für manches einfach Veranlagung hat; viele Mädchen eher für Sprachen, viele Jungs eher für Naturwissenschaft und Technik - , um wirklich gute Texte zu schreiben. Seien es Analysen, Sachtexte, Lyrik oder Epik. Ohne das bestimmte Etwas wird es einfach nie so, wie es mit dem sein kann/könnte, da kann man meiner Ansicht nach noch so viel Willen aufbringen. Wenn man es will, wirklich will, aber man immer wieder merkt, dass man schlichtweg kein Gefühl dafür hat... das funktioniert einfach nicht =/


    LG


    Namine ~

  • Ich hoffe, jedem ist klar, dass man bei allem, was man tut auch Spaß haben sollte. Daher denke ich es sehr wohl, dass es eine "natürliche" Eingebung ist, die auf Interessen und Hobbies basiert. Wenn ich etwas gerne tue, mit meinem Herzen und meiner Leidenschaft dabei bin, dann beschäftige ich mich mit voller Hingabe damit und habe Spaß, mir die Mühe und den Zeitaufwand aufzubürden. Dazu sollten auch die Basics, also Grammatik- und Rechtschreibkenntnisse sowie das Gespür für die Sprache (Wortschatz und so), vorhanden sein.
    Wenn wir dagegen gezwungen werden etwas zutun, haben wir dabei Spaß und die Lust uns frei zu entfalten? Ich hätte keinen Spaß, wenn ich aus Zwang Kochen lernen und dafür Kochbücher durchlesen müsste. Gleiches gilt beim Schreiben: Hat man Mühe, sich die Grammatik und Rechtschreibung einzuprägen und muss gleichzeitig ein Gespür für die Sprache entwickeln, dann ist es sehr, sehr mühsam und würde mir mit meiner nicht vorhandenen Geduld einfach grundsätzlich den Spaß verderben. xD Es fehlt eben das Grundgerüst, was das Schreiben ausmacht.


    Zum Bleistift hatte ich bei Fahrstunden häufig keine Lust gehabt, Auto zu fahren und bin mit einer sehr destruktiven Einstellung ans Steuer gegangen, hab die ganze Zeit rumgemault, dass ich keine Lust habe, zu müde bin und alles einfach scheiße ist. Das schlägt sich unmittelbar auf die Aufmerksamkeit nieder und unweigerlich auf den Fahrstil. Dadurch hät' ich fast einen Rollerfahrer umgenietet, der sowieso der totale Idiot gewesen war. >__> Mein Fahrlehrer hat mir dann gründlich den Kopf gewaschen und seither macht mir das Fahren einfach übelst Spaß, weil ich auch den Willen hatte, den Lappen endlich zu kriegen.


    Letztendlich kommt es auf die eigene Einstellung an, die eine Art "Motor" darstellt, in dem, was man lernen möchte. So muss sich jeder fragen, ob man sich die Mühe machen möchte, um etwas zu lernen - nicht nur auf das Schreiben bezogen, sondern alles, was uns umgibt. ^^