(B2/W2) L'Éclair Congelé- Der gefrorene Blitz

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  • L'Éclair Congelé


    Der gefrorene Blitz



    Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.
    Dietrich Bonhoeffer


    Herzlich willkommen zu meiner zweiten Fanstory im Bereich Pokemon. Es handelt sich hierbei um, sozusagen, eine Nacherzählung der Geschichte aus Schwarz und Weiß 2. Ich werde meine eigenen Elemente mit einbringen, weswegen ich als Protagonist die weibliche Spielfigur wähle, aber im Grunde bei derselben Story bleiben.
    Zur Erklärung muss ich noch sagen, dass ich Schwarz 2 aktuell selbst spiele. Ich werde meine Hauptfigur dieselben Pokemon erhalten lassen, die ich auch habe. Da ich jedem meiner Pokemon einen Spitznamen gebe, werde ich diese auch hier übernehmen.


    Disclaimer: Pokemon und die Charaktere gehören natürlich nicht mir, und die Bilder, die ich für die Steckbriefe verwende, stammen von Pokewiki, wenn nicht anders ausgezeichnet.


    Genre
    Reise, Romance, Comedy, Reallife


    Idee
    Wie erwähnt übernehme ich Vieles aus Pokemon Schwarz 2 und natürlich meinem Speicherstand. Der Rest entstammt dann natürlich meiner Fantasie.
    Es wird Sequelshipping (Hyu x Mei /Matisse x Rosy) vorkommen, wobei beide anders heißen werden.


    Klappentext
    Einall ist vielfältig. Endlose Städte, tiefe Wälder, weite Wiesen, azurblaue Meere… Besonderheiten, wohin man auch sieht.
    Jeden Tag machen sich tausende Menschen auf, die Welt zu erkunden. Sie wandern und reisen, reden und besichtigen die Wunderwerke der Natur.
    Was ist dann also besonders an mir?
    Was fanden die Götter an mir, dass sie ausgerechnet mich mit jener Aufgabe betrauten?
    Ich bin nicht außergewöhnlich. Ich habe keine besonderen Merkmale.
    Bin ich gerade deswegen die Richtige?
    Ich habe Angst.
    Aber die kann ich mir nicht leisten. Das Schicksal der Welt steht auf dem Spiel. Und ich halte den Schlüssel für die Tür der Zukunft in den Händen.
    Nur… Welche Tür ist die Richtige?


    Charaktere:


    [tabmenu]
    [tab=Hinweise]
    Ich werde nur oberflächliche Daten hinsichtlich der Charaktere aufschreiben, da ich nicht alles vorwegnehmen möchte. Aufgezählt werden das Aussehen mit einem Bild, Alter und Familienstand als auch die Pokemon. Letzteres wird hin und wieder aktualisiert.


    Informationsstand: Kapitel 10


    [tab=Hauptcharaktere]
    [subtab=Rosalyn Marouve]

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    Rosalyn „Rose“ Marouve
    „Die reinste Rose“


    Alter: 15
    Herkunft: Dausing, wohnt jetzt in Eventura
    Familie: Mutter Daria Marouve, Vater Frederic verstorben


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    Aquamarine
    Geschlecht: Männlich
    Spezies: Ottaro
    Erhalten in: Eventura, Roses Starterpokemon


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    Cassiopeia
    Geschlecht: Weiblich
    Spezies: Felilou
    Erhalten in: Route 19


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    Allegretto
    Geschlecht: Männlich
    Spezies: Riolu
    Erhalten in: Dausing Hof
    [subtab=Marin Lafond]

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    Marin Lafond
    „Vom Meer“


    Alter: 16
    Herkunft: Eventura
    Familie: Vater Mathieu, Mutter Angeline, kleine Schwester Thamina „Mina“ Lafond


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    Serpifeu
    Geschlecht: Weiblich
    Erhalten in: Eventura, als Ei


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    Toxiped
    Geschlecht: Männlich
    Erhalten in: unbekannt
    [tab=Nebencharaktere]
    [subtab=Freunde]
    Erstes Erscheinen: Prolog
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    Daria Mavoure
    Alter: 42
    Beruf: Leiterin eines Shops in Eventura, Roses Mutter
    Pokemon: Arkani (Blaze), Griffel (Ginger), Volbeat (Beat)


    Erstes Erscheinen: Kapitel 1


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    Bell
    Alter: 18
    Beruf: Angehende Professorin, Assistentin von Professor Esche
    Pokemon: Picochilla


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    Professor Magnolia Esche
    Alter: 32
    Beruf: Professorin, spezialisiert auf den Ursprung der Pokemon
    [subtab=Rivalen]


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    Odette „Elle“ Elodie de la Croix
    „Erbin des Reichtums“


    Alter: 16
    Herkunft: Prismania, Kanto, lebt aktuell in Dausing
    Familie: Vater Lucius, Mutter Camille
    Orden: 5


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    [subtab=Feinde]

    Organisation aus Einall, die vor zwei Jahren die großen Umweltkatastrophen zu verantworten hatten. Einige von ihnen haben sich von der Verbrecherbande losgesagt, einige sind ihrem Herren, G-Cis, und den Weisen treu geblieben.

    Klauen in regelmäßigen Abständen Pokemon, allerdings ist es in letzter Zeit sehr ruhig um den noch aktiven Part geworden. Allerdings stellt Rosalyn schnell fest, dass die Ruhe nur eine trügerische ist.

    [/tabmenu]


  • Prolog: Ein Sturm zieht auf


    Unwetter entstehen durch Luftströmungen, die wiederrum durch die unterschiedlichen Winkel, in der die Sonne auf die Erde strahlt. Jene hängen davon ab, wie die Welt zum gigantischen Stern steht, was daran gebunden ist, welche exakte Form die Umlaufbahn um sie herum besitzt.
    Viele, viele Dinge sind nötig, damit diese Welt existieren kann. Manche nennen es Zufälle, manche nennen es Schicksal, andere eine göttliche Fügung.
    Zwei Jahre zuvor gab es ungewöhnlich viele und besonders starke Unwetter. Meteorologen konnten sich nicht erklären warum. Einige fürchteten sogar den Weltuntergang und andere kümmerten sich überhaupt nicht darum.
    Als es vorbei war und unser ehemaliger Champ Lauro uns über die wahren Ursachen aufklärte, als wir erfuhren, dass Team Plasma die Kräfte der heiligen Pokemon ausgenutzt hatten und nur das Handeln zweier junger Helden die Welt vor dem Untergang bewahrte, da wurde mir zum ersten Mal bewusst, wie gefährlich die Macht jener Wesen war, die an unserer Seite lebten.
    Lange Zeit war ich etwas misstrauisch, wann immer ich mich in der Nähe eines Trainers und seines Pokemons befand. Mir fiel es schwer zu glauben, dass wir tatsächlich dazu fähig waren, ihre Kraft so zu kontrollieren, dass sie keine Gefahr für uns oder unsere Mitmenschen darstellten.
    Die sechs Jahre, die ich bis zu diesem Zeitpunkt in der Schule zugebracht, Mathematik, Sprache, Naturwissenschaften und Kunst gelernt hatte, hatten mich nicht ansatzweise darauf vorbereitet, wie ich mit Pokemon umgehen musste.
    Ich besuchte ab diesem Zeitpunkt außerdem noch eine Trainerschule. Mein Vater war ein guter Trainer und ich schon immer mit Pokemon zusammen gewesen, da war es für mich und meine Mutter doch selbstverständlich, dass auch ich irgendwann mal auf eine Reise gehen würde.
    Ich lernte also nun auch noch über Pokemonmedizin, Evolutionsforschung und Attacken, sowie Typen und deren Vor- und Nachteile. Ich kämpfte mit geliehenen Pokemon kleine Trainingskämpfe, pflegte sie und eignete mir alles Wissen über sie an.


    Doch hätte man mich gefragt, ob ich mich für mein erstes Pokemon bereit gefühlt hätte, ich hätte ohne zu zögern mit „Nein“ geantwortet. Ich war fürchterlich unsicher, tendierte zu Fehlern, wenn es darauf ankam. Ich verwechselte bei Tests die einfachsten Fragen, obwohl ich sie doch eigentlich wusste. Das alles ließ mich glauben, dass ich nicht dazu fähig war, eine Trainerin zu werden. Ich zweifelte daran, ob ich wirklich reisen sollte. Natürlich liebte ich es, mit den Pokemon meines Vaters und denen meiner Mutter, die in unserem Haus wohnten, zu spielen. Nur gehörten sie mir eben nicht, und so hatte ich nicht diese Verantwortung, den Druck, der mich regelmäßig zum Verzweifeln brachte.


    Meine Mutter akzeptierte das. Sie war sogar glücklich, dass ich noch nicht loszog. Die Situation war noch angespannt, hatte sich Team Plasma doch gerade erst aufgelöst. Vorerst blieb ich also und lernte. Und so vergingen die nächsten zwei Jahre.
    Wir sprachen nicht oft über das Reisen. Meine Mutter vermied das Thema, wohlwissend, dass ich natürlich gerne aufgebrochen wäre, aber bisher einfach zu ängstlich war.
    Nur war ich nicht die Einzige, die darunter litt.
    Als ich mit neun nach Eventura zog, fand ich schnell Anschluss. Unsere Nachbarn hatten einen Jungen in meinem Alter, einen kämpferischen, freundlichen Blauschopf namens Marin. Er ließ nichts anbrennen, denn sobald er mich aus dem Auto steigen sah, öffnete er die Tür und sprach mich an. Er lud mich und meine Mutter zu sich ein, akzeptierte mein schüchternes „Wir wollen aber nicht stören“ in keiner Weise und klärte mich über alles auf, was ich hier wissen musste.
    Wir wurden gute Freunde und er brachte mich dazu, ihm zu versprechen, dass wir irgendwann gemeinsam durch Einall reisen würden. Ich war viel zu überrumpelt und stimmte natürlich zu.
    Marin besuchte noch immer die gleiche Klasse wie ich auch. Als wir noch jünger waren, schienen wir nahezu unzertrennlich, mittlerweile hatten wir beide aber auch andere Freunde gefunden. Es wurde komplizierter, je älter wir wurden, aber unsere Freundschaft hielt.
    Zu seinem dreizehnten Geburtstag bekam Marin ein Ei geschenkt. Er kümmerte sich aufopferungsvoll darum, sodass schon bald ein kleines Serpifeu daraus schlüpfte. Dieses Pokemon war sein Starter, und eigentlich sollte mit diesem Moment seine Reise beginnen. Doch als seine Eltern ihm den gepackten Rucksack überreichen wollten, da schaute er mich kurz an, schüttelte den Kopf und sagte, dass er nicht gehen würde.
    „Ich warte auf Rose, das habe ich ihr versprochen.“
    Er wartete jetzt als bereits zwei Jahre auf mich, und jedes Mal wenn ich sah, wie sehnsüchtig er zum Ortsausgang blickte, da fühlte ich mich unglaublich schuldig. Marin versuchte immer, es sich nicht anmerken zu lassen, ließ mich mit seinem Serpifeu spielen und tat so, als wäre alles normal, aber ich wusste, dass er es bereits bereute, mir dieses Versprechen gegeben zu haben. Ich versuchte ein- oder zweimal, ihn davon zu überzeugen, schon loszuziehen, aber der Blauschopf ignorierte es und wechselte schnell das Thema.
    Jetzt war ich fünfzehn und er sechzehn Jahre alt. Wir hatten alles gelernt, was wir lernen mussten, waren eigentlich ideal vorbereitet.
    Und was war uns im Weg?
    Meine stupide Angst.


    Als ich aus dem Fenster sah, weil ich mich nicht die Bohne für das Verhalten von Licht in Abhängigkeit der Linse interessierte, da war der Himmel wieder wolkenverhangen. Dicke, schwarze Wattebäuschchen gingen ineinander über und bewegten sich in schnellen Wellen dem Horizont entgegen. Ein greller Blitz zuckte hervor und versank wie eine Schlange wieder im Wolkenmeer. In Gedanken zählte ich, bis ein lautes Grollen einige meiner Mitschüler erschreckte.
    Sieben. Also noch sieben Kilometer entfernt.
    Heute weiß ich, dass dieses Gewitter nur ein Vorbote war.
    Und der wahre Sturm war keine sieben Kilometer, sondern sieben Monate von jenem Tag entfernt.

  • Kapitel Eins: Vollkommen überrumpelt


    Samstags war in Eventura immer die Hölle los. Ich musste es wissen, denn wenn Unterricht ausfiel oder ich noch Zeit hatte, half ich meiner Mutter in ihrem kleinen Lebensmittelladen. Das Geschäft rentierte sich, denn auch die Leute aus Dausingen nahmen gerne den Weg hierher auf sich, um ihren Tag hier zu genießen.
    Gerade wegen diesem Boom mussten wir samstags oft die Regale neu bestücken. Es war gerade mal zwölf und vor allem Milch und Eier waren wieder aus.
    „Rose? Kannst du Annabelle helfen die Regale einzuräumen?“, schallte es durch den Laden. Ich streckte meinen Kopf aus dem Berg an Kartons heraus und rief zurück: „Schon dabei, Ma!“
    Annabelle, die zwanzigjährige Angestellte neben mir, kicherte leise, ich ließ mich aber nicht beirren und stapelte den nächsten Haufen Eierkartons ins Kühlregal. Ich hasste es, hier Ware nachzufüllen, weil es einfach saukalt war, die ganze Zeit vor den Regalen zu hocken. Es war immerhin Sommer und ich hatte nicht vor, mir nur deswegen einen Wintermantel anzuziehen.
    Natürlich sprang bei dieser Arbeit auch etwas für mich heraus. Ich half meiner Mutter gerne im Laden, weil man dabei so vieles über Menschen herausfand. Die Bewohner Eventuras kannten mich natürlich und so wechselten wir auch öfters ein paar Worte. Und selbst wenn man nicht mit ihnen redete, ihre Einkäufe sprachen doch für sich. Meine Mutter hatte mir einmal gesagt, dass sie anhand der Ware, die sie kauften, sagen konnte, in welchem Beziehungsstand, in welchem Alter und Vermögensstand sich ihre Kunden befanden, manchmal auch mehr. Seitdem achtete ich mehr darauf und es stimmte tatsächlich. Aber auch ihr Verhalten zeigte einem viel über ihren Charakter.
    Diese Art von Menschenkenntnis war der erste Vorteil. Der zweite war das großzügige Taschengeld, das meine Mutter mir wöchentlich gab. Ich kaufte eigentlich nicht viel, vielleicht ab und an ein paar Süßigkeiten oder etwas zu trinken, aber ansonsten sparte ich es.
    „So, geschafft“, hauchte Annabelle. Sie rieb sich die Hände und pustete kleine, weiße Wölkchen gegen sie.
    Ich nickte zufrieden, rückte noch eine der Milchtüten zurecht, dann hievte ich mich auf und suchte schnell das Weite.
    „Ich glaube, die ist hinten bei den Kühlregalen“, hörte ich meine Mutter noch sagen, bevor ich um die Ecke bog. Sie stand im Eingang und dekorierte das Schaufenster mit neuen Blumen. Neben ihr stand Marin, der die Hände lässig in seine Hosentaschen gesteckt hatte.
    „Bin schon hier. Hi, was gibt’s?“, fragte ich ihn und strich mir meine Haare zurecht. Die beiden drehten sich zu mir um und mein Freund redete wieder einmal nicht um den heißen Brei herum: „Hi, ich wollte nur wissen, ob du die Mathehausaufgaben schon hast. Ich check das nicht.“
    Marin grinste frech als ich die Hände in die Hüften stemmte und entnervt seufzte.
    „Dann klemm dich mal hinters Buch und lern. Du bist verdammt noch mal faul!“, grummelte ich missmutig. Er zuckte mit den Schultern und starrte mich einfach nur an. Das tat er immer, wenn er seinen Willen haben wollte. Und eigentlich schwor ich mir jedes Mal, dass ich nicht nachgab, aber…
    „Mein Gott, ist ja gut“, murmelte ich und wusch mir die Hände an dem Handtuch ab, das Mama mir reichte.
    Sie grinste und meinte: „Mach Schluss für heute, Schatz. Danke nochmal.“
    Ich nickte lächelnd, wandte mich Marin zu, der schon aus der Tür spazierte und rief noch einmal schnell „Bis demnächst“ in den Laden.


    „Also muss man nur das X mit sieben multiplizieren und man hat‘s?“
    „Ja.“
    „Dann ist das ja doch total einfach.“
    „Sag ich doch! Verdammt noch mal, Marin, du bist echt unverbesserlich… Denk doch einmal in deinem Leben selbst nach!“
    „Du weißt doch Rose, ich bin eher der Typ fürs Praktische. Theorie ist nicht mein Ding.“
    „Mathe geht aber nicht praktisch. Gewöhn dich dran!“
    „Dafür hab ich ja dich.“
    Ich grummelte eine für ihn unverständliche Antwort, die einige Beleidigungen enthielt, gab mich aber geschlagen. Marin suchte gerade seine Hefte und Bücher zusammen, damit mein Zimmer nicht mehr ganz so sehr dem Brennpunkt des dritten Weltkrieges glich.
    „Echt krass was sich Jeremy wieder geleistet hat, oder?“, meinte er irgendwann in die Stille hinein. Ich rückte meinen Tisch wieder zurecht, sah ihn dabei aber verwirrt an.
    „Was ist denn passiert?“
    „Hast du das nicht mitbekommen? Die Sache mit seinem Viso-Caster.“
    Ich schüttelte neugierig den Kopf. Jeremy war schon seit ich ihn kennengelernt hatte ein Vollidiot gewesen, aber er übertraf sich an Dummheit immer wieder aufs Neue.
    „Er hat versucht seinen Viso-Caster in die Mädchenumkleide zu schmuggeln und sich dann selbst anzurufen“, grinste Marin.
    „Bitte was?!“, stieß ich entsetzt aus. Okay, das legte es fest. Jeremy war eindeutig der größte Trottel den es gab und als ob das nicht schon genug wäre. Nein, zusätzlich war er auch noch ein Spanner. Dabei hatten wir gestern erst Sport gehabt!
    „Keine Panik, Rose, Joe hat es mitbekommen und den Viso-Caster rausgeholt, bevor was passiert ist. Allerdings hat die Pastinka in dabei erwischt und es natürlich gleich in den falschen Hals bekommen.“
    Ich seufzte erleichtert auf. Gottseidank. Das hätte mir gerade noch gefehlt. Pubertierende Jungen, die mich beim Umziehen beobachten.
    „Und was ist jetzt mit Joe?“, fragte ich Marin leicht verwirrt.
    „Der hat alles aufgeklärt, und das Namensschild auf dem Viso-Caster hat Jeremy entlarvt. Bin mal gespannt, was die jetzt mit dem machen“, lachte der Blauhaarige schadenfroh und ließ sich auf mein Bett fallen.
    „Meinetwegen können sie ihn ja rausschmeißen“, schnaubte ich genervt.
    „Ach komm, sei nicht so hart zu ihm.“
    „Er wollte uns bespannen!“, wandte ich wütend ein. Marin lachte gelassen, erwiderte aber nichts.


    Es war etwa vier, als meine Mutter zurückkam. Marin war bereits gegangen, er sollte auf seine Schwester aufpassen, während seine Eltern auf der Arbeit waren. Ich war gerade dabei, die Karotten und Pilze fürs Abendessen vorzubereiten, als sie die Tür öffnete und lautstark eine Begrüßung brüllte. Als sie in die Küche trat und ihre Jacke ablegte, erwiderte ich den Gruß.
    „Was gibt’s denn heute?“, fragte sie mich und beugte sich über die Pfanne, in der die kleinen Schnitzel fröhlich vor sich hin brutzelten. Sie schnupperte lächelnd und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
    „Ruh dich aus, Rose, ich übernehme“, wies mich Ma an und deutete auf das Sofa, das hinter der kleinen Mauer stand, die den Essbereich vom Wohnzimmer abtrennte. Ich nickte, überreichte ihr feierlich den Kochlöffel und sank auf die Couch.
    Als ich den Fernseher einschaltete, lief gerade eine Reportage über Stratos City. Ich schaltete ein wenig durch, bis ich bei der täglichen Klatschsendung stehen blieb. Die Frau mit der blonden Lockenmähne lächelte in die Kamera und kündigte die Trends an.
    Eigentlich kümmerte ich mich nicht so sehr darum, in zu sein. Ich mochte es, mich schick zu machen und auch Make-Up war nicht verhasst, aber jedem Trend hinterher zu jagen war nicht mein Ding. Vor allem wenn man die Fragwürdigen unter ihnen genauer betrachtete. Ich begann zu lachen, als ein Model mit knallpinken Lippen und einem Halsband aus Kunstfell in die Kamera lächelte und zu posieren begann.
    Als ich umschaltete, lief gerade Kong. Ein gigantisches Flampavian stapfte durch eine computeranimierte Version von Stratos und schlug mit seinen Fäusten ein paar Wolkenkratzer zusammen. Ich sah dem Treiben noch etwas zu, bis mich Ma zum Essen rief.
    „Und? Hat Marin Mathematik jetzt verstanden?“, fragte sie zwischen zwei Bissen.
    „Ja“, nuschelte ich, schluckte aber erst herunter bevor ich ordentlich antwortete.
    „So wie immer. Er hat nur wieder nicht richtig nachgedacht.“
    „Na, dafür hat er ja auch dich!“, lachte sie.
    „Nicht du auch noch!“
    „War ja auch nur ein Scherz.“ Sie zwinkerte mir zu und schwieg dann. Ich seufzte auf, sagte aber auch nichts mehr. Die Uhr an der Wand neben mir klickte leise vor sich hin. Der geschlängelte Zeiger in Form von Griffels handartigem Schwanz deutete inzwischen auf halb fünf. Der Tag war wieder fürchterlich schnell vorbei gegangen. Ich hätte mich ja mit einem der wenigen Mädchen aus meiner Klasse getroffen, aber die meisten waren über das Wochenende verreist oder machten Ausflüge mit ihren Eltern. Je älter wir wurden, je länger wir in die Schule gingen, desto weniger Schüler hatten wir in unserer Klasse. Schulpflicht bestand nur für sechs Jahre, danach war es uns freigestellt, ob wir weiter lernen oder doch reisen wollten. Reisende wurden mittlerweile vom Staat selbst unterstützt und wenn sie wieder nach Hause kamen, dann studierten die meisten von ihnen weiter oder gingen direkt in den Beruf über. Nur einige wenige blieben tatsächlich im Hauptberuf noch Trainer. Nichtsdestotrotz, ihre Pokemon behielten sie.
    Die, die nicht reisten, hatten eigentlich nur wenige Vorteile. Auf diese Art und Weise drängte man uns schon fast dazu, unsere Sachen zu packen und das traute Heim zu verlassen. Es beschwerte sich niemand.
    „Magnolia hat mich heute angerufen“, informierte Ma mich. Ich antwortete nicht, als ich aufstand, die Tür aufstieß und einen schrillen Pfiff abließ. Von draußen kam ein raues Bellen und das Schaben von Krallen auf dem Boden. Spätestens als ich Futter in die drei Schalen schüttete und mit einer rasselte, standen Blaze, Ginger und Beat in einer Reihe vor mir, ihre Augen auf die Plastikschälchen gerichtete. Das Arkani wedelte mit dem Schwanz und holte sich noch eine kurze Streicheleinheit von mir ab, bevor es sich auf den Boden legte und hastig zu fressen begann. Ginger war da schon etwas gesitteter. Der kleine, violette Affe ließ seinen Schwanz über dem Futternapf schweben und wählte einige Stücke aus, die sich das Griffel genüsslichen in den Mund schob. Volbeat hingegen griff in den kleinen Topf mit Nektar und löffelte ihn in sein Maul. Ich setzte mich wieder zu Ma, nachdem die drei versorgt waren und richtete mich an sie: „Und, wie geht es ihr?“
    Mama nickte nichtssagend, trank einen Schluck und setzte dann wieder an: „Ja, alles okay. Sie hat mich nur um einen Gefallen gebeten, da hatte sie auch schon wieder aufgelegt.“
    Jetzt wurde ich neugierig.
    „Ja, und?“
    „Sie hat ihre Assistentin hierher geschickt und mich darum gebeten, sie morgen in Empfang zu nehmen. Nur hab ich morgen keine Zeit dafür. Die Inventur steht wieder an“, erklärte sie. Ich wusste schon genau, worauf das hinauslaufen sollte. Der bettelnden Blick, den sie mir zuwarf, sprach Bände.
    „Wann soll sie denn ankommen?“, fragte ich beiläufig.
    „Um eins, glaube ich“, antwortete meine Mutter neutral. Sie warf mir aus dem Augenwinkel Blicke zu, sah aber schnell weg, sobald ich sie erwiderte.
    „Na gut“, grinste ich resignierend. „Ich machs.“
    „Wirklich? Danke, Rose. Du rettest gleich drei Leuten das Leben!“, strahlte sie.
    Ich kicherte gelassen. Das Leben retten, hm?


    Man konnte nicht sagen, dass ich eine Langschläferin war. Ich mochte es, am Wochenende etwas länger im Bett zu dösen, aber das auch nur, weil ich während der Woche kaum dazu kam, mich richtig auszuruhen. Erst in die Schule, dann in den Supermarkt, Essen, Hausaufgaben machen, die Pokemon meiner Eltern versorgen, mich mit meinen Freunden treffen… Da verging die Zeit wirklich schnell.
    Es war neun, als ich zum ersten Mal auf die kleinen, leuchtenden Ziffern meiner Digitaluhr schaute. Ich drehte mich in meiner Bettdecke noch ein paarmal herum, drückte mein Magnayen Plüschtier an mich und schloss wieder die Augen.
    Was wohl passiert wäre, wenn Joe nicht gewesen wäre? Hätte Jeremy es dann wirklich durchgezogen? Ich konnte mir schon denken, wen er ganz besonders gerne beobachtete hätte.
    Und wie Marin gegrinst hatte, als er es mir erzählt hatte.
    Sowieso… Je mehr ich darüber nachdachte, desto offensichtlicher wurde es doch. Marin interessierte sich für rein gar nichts mehr. Er hörte im Unterricht nicht mehr zu, machte auch seine Hausaufgaben nicht. Er wirkte ständig abwesend, und ich wusste genau warum, auch wenn ich mir einredete, dass es nicht meine Schuld war…
    Er blieb nur wegen mir hier.


    Ich rappelte mich auf, als etwas an meiner Türe scharbte. Als ich mich so durch mein Zimmer kämpfte und innerlich darüber fluchte, dass ich das Licht nicht angeschaltet hatte, weil mein Zeh nun alle zwei Sekunden Bekanntschaft mit irgendwelchen Gegenständen auf dem Boden machte, gesellten sich zu dem Kratzen auch noch Summen und Wimmern dazu. Als ich die Tür öffnete, überfiel Blaze mich sofort mit einem freudigen Sprung, der mich von den Beinen riss. Mit seinen knapp 160 Kilo war das Arkani nicht gerade ein Leichtgewicht und hatte dummerweise schon immer die Angewohnheit mir dabei zu helfen, mein Gesicht zu waschen… Mit seiner Zunge.
    Ich drückte den riesigen, flauschigen Kopf zur Seite und wies es lachend an, endlich von mir herunter zu gehen. Als ich mich hochkämpfte summte Beat schon neben meinem Ohr und reichte mir das Handtuch, das ich vorsorglich über meinem Stuhl hängen ließ. Ich dankte ihm knapp und wischte den Sabber von meinem Gesicht ab, bevor mir vom Geruch nach Futter schlecht wurde.
    „Dir mach ich Beine!“, drohte ich Blaze grinsend. Es beugte den Rücken durch und sah mich aus großen, schwarzen Kulleraugen an. Ich lachte etwas, fuhr ihm unwirsch durchs Fell und murmelte leicht schuldig: „Aber die Zähne putzen muss ich dir trotzdem, mein Süßer!“
    Ginger hatte meine Mutter wohl mit zur Inventur genommen. Das Griffel half ihr oft im Geschäft, das heißt, wenn sie es denn schaffte, Ginger zu motivieren. Meist holte Ma ein paar Leckerlies raus und die Sache mit der Motivation war gegessen. Für Essen tat der kleine Affe einfach alles.


    Am Abend hatte mir Ma noch mitgeteilt, dass ich nach einer jungen Frau mit blonden Haaren und einer grünen Mütze Ausschau halten sollte. Eventura war nicht so groß wie Stratos oder Rayono, aber selbst hier konnte man sich gut verirren. Nachdem ich Beat und Blaze versorgt und Letzterem eine Ladung Wasser mit dem Schlauch ins Maul gespritzt hatte, schlüpfte ich in meine Schuhe und machte mich langsam auf den Weg zum Stadteingang. Es war kurz vor eins, als ich dort ankam.
    Aber sie kam nicht. Ich wartete zehn Minuten, zwanzig, irgendwann war eine halbe Stunde um. Viele Leute passierten das kleine Gebäude an der Stadtgrenze, aber keiner von ihnen entsprach der Beschreibung. Irgendwann reichte es mir und ich beschloss, bei der Empfangsdame nachzufragen. Die erinnerte sich tatsächlich an ein Mädchen mit blondem Haar und einer "großen, grünen Mütze. Echt fürchterlich dieses Ding, total letzten Winter!“ Ich bedankte mich hastig und lief zur Stadtmitte, bevor sie sich noch über diese „schreckliche Caprihose“ beschweren konnte.
    Aber auch da erwarteten mich nur bekannte Gesichter. Ich fragte hier und dort, aber keiner schien das Mädchen gesehen zu haben. Noch eine halbe Stunde verging und langsam verlor ich den Mut. Ich sank auf eine Bank im Schatten und starrte betrübt meine Füße an, als würde ich dort ihren genauen Standort ablesen können.
    Verdammt noch mal. Ich verbrachte meinen Sonntag damit, eine Assistentin zu suchen, die ich eigentlich gar nicht kannte…
    Und während ich so Trübsal blies, näherte sich mir schnell ein kleiner Schatten. Als ich aufsah, stand ein Pokemon, das ich nur allzu gut kannte, vor mir und begrüßte mich mit einer Ranke, die nach rechts und links schwank, als würde es damit winken wollen.
    „Serpifeu! Was machst du denn hier? Schon wieder ausgebüxt?“, grinste ich, als es neben mir auf die Bank sprang und sich hinsetzte. Es stieß ein keckes Lachen aus und nickte begeisterter als ich es für richtig hielt. Ich grinste schief. Marin hatte sein Pokemon immer noch nicht so gut unter Kontrolle wie er eigentlich sollte.
    „Na wundervoll, noch etwas, was ich heute erledigen muss…“, seufzte ich genervt. Wie ich Marin kannte, rannte er gerade wie verrückt durch die Gegend und suchte jeden Winkel und jede Mülltonne- ja, wirklich, das meine ich ernst- nach Serpifeu ab. Er war eine echte Glucke, was sein Pokemon anging und verstand diesbezüglich auch absolut keinen Spaß. Ich stand resignierend seufzend auf, hob Serpifeu hoch und trug es vor meiner Brust in der Gegend herum.
    Die Aufgabenliste für heute erweiterte sich also um zwei Punkte.
    Ernstens: Die Assistentin von Professor Esche finden.
    Zweitens: Marin sein Serpifeu zurück bringen.
    Drittens: Marin dafür schelten, dass er wieder nicht auf die Reihe bekam.


    Zumindest der zweite Punkt erledigte sich schneller als angenommen. Nach zwei weiteren Minuten stürmte Marin an mir vorbei und grüßte mich rasch. Dass Serpifeu noch immer in meinen Armen hing, begriff er erst, als ich ihn zurückpfiff und es ihm mehr oder weniger direkt unter die Nase hielt. Erst klimperte er verwirrt mit den Augen, dann seufzte er erleichtert auf und dann setzte er zum halbherzigen Versuch an, wütend auf sein Pokemon zu sein. Ich unterbrach ihn mit einem bösen Blick und grummelte ihn an: „Wetten wir, dass du schon wieder nicht richtig aufgepasst hast?“
    Marin druckste etwas herum und erklärte leise, dass er sich um seine Schwester hatte kümmern müssen und es ihm dabei entwischt war. Er nahm sein Serpifeu wieder an sich und bedankte sich bei mir.
    Da fiel mir ein…
    „Hast du zufälligerweise ein Mädchen mit blonden Haaren und einem grünen Hut gesehen? Sie kommt nicht von hier, ich denke, dass sie sich verlaufen hat“, sprach ich ihn an. Marin legte den Kopf schief und dachte einige Sekunden nach.
    „Blonde Haare?“, fragte er nach.
    „Ja.“
    „Und grüne Mütze?“
    „Ja doch! Komm schon, Marin, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“ Langsam wurde ich ungeduldig.
    „Ja, klar, die hab ich gesehen!“, stieß er aus. „Aber warum fragst du?“
    Ich klärte ihn kurz darüber auf, auch wenn ich gerade überhaupt keine Lust dazu hatte. Ich wollte diese ganze Sache einfach so schnell wie möglich hinter mich bringen.
    „Wo ist sie denn nun?“, fragte ich und klopfte ungeduldig mit meinen Fingern in meiner Handfläche herum. Marin grinste: „Komm mit, ich zeig‘s dir!“


    Wir streiften einmal quer durch Ventura und als ich mir zusammenreimen konnte, wohin mich Marin führte, da wollte ich mir am liebsten die Hand gegen den Kopf schlagen. Natürlich, die Aussichtsplattform. Von dort konnte man alles sehen, und um diese Tageszeit trieb sich dort auch keiner herum. Das ich nicht selbst darauf gekommen war…
    Kurz vor den weißen Steintreppen blieben wir stehen und ich sah hoffnungsvoll hoch.
    „Wer zuerst oben ist!“, stieß Marin neben mir plötzlich aus und sprintete los. Für einen Moment vergas ich, dass wir beide ungefähr sechzehn, nicht neun waren, und beschwerte mich noch lautstark, dass er geschummelt hatte.
    Schwer atmend kam ich oben an und stützte erst einmal meine Hände auf den Knien auf um durchzuatmen.
    „Gewonnen!“, verkündete Marin grinsend, aber ebenfalls keuchend.
    „Nicht wahr!“, protestierte ich. „Das zählt nicht, du Schummler!“
    Erst als ich mich aufrichtete und das Mädchen sah, das sich lächelnd zu uns umgedreht hatte und uns beobachtete, erinnerte ich mich wieder daran, wozu wir überhaupt hier waren. Ich merkte, dass mir das Blut in die Wangen stieg, als ich mir die junge Frau genauer ansah. Blonde Haare, grüne Mütze…
    „Bell?“, probierte ich mein Glück.
    Sie blinzelte überrascht, nickte aber. Ich atmete noch einmal tief durch und versetzte Marin einen kurzen Seitenhieb, als er anfing, leise zu lachen.
    „Ich bin Darias Tochter. Sie hatte leider zu tun, deswegen sollte ich Sie abholen“, klärte ich sie auf.
    „Ach so!“, stieß die Assistentin aus und näherte sich uns. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie eine kleine, blaue Röhre in der Hand trug. „Na, das ist ja wunderbar! Du bist also Rosalyn, richtig?“
    Ich nickte noch etwas außer Atem.
    „Das trifft sich ja bestens! Es geht sowieso um dich!“, lachte Bell fröhlich. Ich runzelte die Stirn. Um mich? Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl bei dieser Sache. Marin kam mir aber zuvor. Er schlenderte neben mich und fragte genau das, was ich gerade dachte: „Hast du schon wieder etwas ausgefressen, Rose?“
    Okay, vielleicht nicht genau das Gleiche.
    „Nein, nein!“ Bell rückte die knallrote Brille zurecht und lächelte wissend. „Es ist nichts Schlimmes, ganz im Gegenteil.“ Sie stellte sich genau vor mich, suchte mit den Fingern einen kleinen Knopf auf der Röhre, die sie mir entgegen streckte. Als sie ihn fand und drückte, schimmerte die blaue Glasfläche kurz auf und wurde dann langsam transparent. Als sie fast durchsichtig war, da sirrte die kleine Röhre kurz und das Visier öffnete sich schnell. Und darin lagen…
    „Pokebälle?“, Marin reckte seinen Kopf über meine Schulter. Ich blinzelte verwirrt, als Bell mich auffordernd ansah. Als ich mich nicht bewegte, da legte Belle den Kopf schief und murmelte: „Haben sie es dir etwa nicht erzählt?“
    „Was denn bitte erzählt?“, krächzte ich ein wenig hysterisch.
    „Na… Du bekommst heute dein erstes Pokemon!“


    Normalerweise hätte ich mich freuen sollen. Neunzig Prozent der Kinder konnten es nicht abwarten, ihr erstes Pokemon zu bekommen, schliefen die Nacht davor meist nicht, und sprangen im Dreieck wenn es dann endlich soweit war.
    Naja… Meiner Reaktion fiel etwas anders aus.
    Ich stand bewegungslos gegen das Geländer gepresst vor drei kleinen Pokemon, die sich mir alle auf ihre ganz eigene Art und Weise vorstellten.
    Ottaro, der kleine Otter mit der Muschel auf dem Bauch watschelte auf mich zu und sah mich aus großen, schwarzen, treudoofen Kulleraugen an. Das kleine Feuerferkel stieß regelmäßig Rauschwolken aus seiner Schnauze aus und rollte sich zusammen, sobald es mich kurz gemustert hatte. Jetzt schnarchte es leise vor sich hin.
    Serpifeu wandte sich von Anfang an ab und betrachtete die Landschaft, als hätte es noch nie Bäume gesehen.
    Und ich? Ich sah mir alle drei abwechselnd an, fuhr nervös mit den Füßen über den Steinboden und kaute auf meiner Lippe herum.
    „Und? Welches möchtest du haben?“, fragte Bell mich mit ihrem strahlenden Lächeln.
    Ich wandte mich hilfesuchend an Marin, der neben mir stand und wenig hilfreich mit den Schultern zuckte.
    „Das musst du schon entscheiden“, murmelte er mir leise zu. Ich widerstand dem Drang wegzulaufen und mich in der nächsten Mülltonne zu verstecken, weil Marin mich dort eh finden würde und sah mir die Pokemon noch einmal an.
    Floink war nicht das, was ich mir unter einem Partner vorstellte. Wenn es wirklich die ganze Zeit schlief, na dann Halleluja.
    Und Serpifeu war auch nicht besser. Es schien mir ein Einzelgänger zu sein. Sowieso wollte ich nicht die gleiche Spezies wie Marin haben. Hatte ich mich erst einmal entschieden, dann würden wir beide losziehen… Und wenn dieses Exemplar genauso aufsässig wie seines war… Nein, nein danke.
    Das Pokemon das also noch übrig blieb, versuchte unentwegt, an meinem Bein hochzuklettern und rutschte dabei immer wieder ab. Ich beugte mich herunter, griff es vorsichtig unter den kleinen Ärmchen und lächelte unwillkürlich, als es mich mit seinen Knopfaugen ansah.
    „Ottaro soll es also sein?“, hörte ich Bell fragen. Und bevor ich wirklich darüber nachgedacht hatte nickte ich.
    „Na, das ist ja wunderbar! Dann gehört er jetzt also dir!“, strahlte sie mich an. Ich blinzelte verwirrt, setzte zu einem „Nein, stopp mal!“ an, brach aber ab, weil sich die Blonde die anderen Pokemon schon wieder eingefangen und in der Röhre verstaut, sich abgewandt hatte und summend die Treppen herunterhüpfte. Ja, sie hüpfte. Sie hüpfte die Treppen herunter,
    rutschte aus und stieß einen schrillen Schrei aus. Fing sich dann doch noch und lachte laut.
    Und dann war Bell plötzlich verschwunden.
    Sie hatte mir Ottaros Pokeball in die Hand gedrückt. Jetzt stand ich also mit meinem ersten Pokemon auf dem Arm, Marin neben mir, und einer kleinen Kapsel in der Hand auf der Aussichtsplattform, schaute Bell hinterher und realisierte erst langsam, was hier vor sich ging.
    Und als mir dann Schuppe um Schuppe von den Augen fielen…
    „Na dann, herzlichen Glückwunsch!“, grinste Marin mich an.
    Und alles was mir dazu einfiel, war ein lautes, klein wenig hysterisches „Was zum Teufel ist denn gerade passiert?!“.

  • Ciao Cáithlyn,


    Eigentlich wollte ich schon viel früher einen Kommentar zu der neuen Fanfiction die mit meiner rivalisiert, ich bin mal so frei und nenne es so, schreiben, aber die eigene Faulheit macht es einem auch manchmal zu schaffen. Aber nun denn, hier bin ich.


    Startpost:
    Ein insgesamt schlichter und etwas dunkler gehaltener Startpost, der irgendwie zu dem Titel passt, welchen ich übrigens auch sehr schön finde. Ist es bei dir üblich französische Titel für deine Fanfictions zu wählen? Bei L'artista ist das ja auch der Fall. Auf jeden Fall ist das mal etwas anderes, als das übliche Englisch, wenn man nicht gerade einen deutschen Titel verwendet. Der Header erinnert mich an wenig an eine düstere Version von dem den ich in meiner eigenen Fanfiction verwendet habe, da deine Fanfiction die Handlung des Spiels größtenteils adaptieren wird, denke ich dass gerade dieses etwas "unheimliche" Bild gut passt. Genauso wie das Zitat, das die Gefühle der Heldin aus dem Prolog gut wiedergibt und auch irgendwie Lust auf mehr macht. Ansonsten wie gesagt ein recht schlichter Startpost, der aber durchaus seinen Charme hat und alle Infomationen beinhaltet die den Leser interessieren.


    Prolog:
    Ein durch und durch gelungener Prolog, in dem du mal wieder deine Fähigkeiten für die Kreation einer realistischen und sympathischen Protagonistin gezeigt hast. Der Prolog hat ihre Gefühle und Ansichten gut vermittelt, stellt eine gute Einleitung für die Geschichte dar und macht auch neugierig auf folgende Ereignisse. Kritisieren kann ich inhaltlich im Grunde nichts, also kannst du dir ruhig selbst auf die Schulter klopfen.


    Kapitel 1:
    Ach man, du machst es einem wie mir, die absichtlich alle kleinen Verschreibsler überliest, echt nicht einfach etwas ernsthaft zu kritisieren. Vor allem wenn noch so relativ wenig passiert ist wie hier. Das du deine Geschichten in einem eher gemächlichen Tempo angehst, weiß ich ja bereits aus L'artista, von daher wurden wir hier im ersten Kapitel erst mal nur über Roses derzeitigen Lebensumständen, Beziehungen und Einstellungen aufgeklärt. Sehr detailliert sogar, sodass ich als Leser nun eine sehr genaues Bild von ihr vor Augen habe. Ebenso von Marin, der noch nicht ganz so viel "Screentime" genießen durfte wie seine Kollegin, aber das wird sich wohl in Zukunft noch ändern. Sympathisch ist er auf alle Fälle schon mal und mal sehen was sich noch so alles hinter seiner Figur versteckt. Die Dialoge sind dir wie gewohnt sehr gelungen und wirken nicht gekünstelt, sondern wie ein einfaches Gespräch unter Freunden. Darüber dass sich die Gespräche zwischen deinen Charakteren gezwungen anhören könnten, brauchst du dir also keinesfalls Sorgen machen. Das tun sie nicht, sondern sind sehr angenehm und amüsant zu lesen.


    Etwas schmunzeln musste ich bei folgender Stelle:

    Zitat von Kapitel 1

    Als ich die Tür öffnete, überfiel Blaze mich sofort mit einem freudigen Sprung, der mich von den Beinen riss. Mit seinen knapp 160 Kilo war das Arkani nicht gerade ein Leichtgewicht...


    Arkani sind nicht nur ziemlich schwer, sondern auch gute zwei Meter groß, von daher würde ich so ein Pokemon lieber nicht in meinem Haus herum rennen lassen. ;)


    Bisher habe ich also einen sehr positiven Eindruck von deiner neuen Fanfiction und mal sehen ob du dieses Niveau auch in Zukunft halten kannst, wenn es etwas ans Handlungsdichte dazukommt. Also: Mach weiter so. :)


    Gruß Yura

  • [tabmenu]
    [tab=1]
    Hallo Cáthylin. (:
    Ich habe am Wochenende deine Geschichte gelesen und war ehrlich gesagt ziemlich begeistert. Heute „Abend“ habe ich dann endlich mal wieder Zeit gefunden etwas an dem Kommentar für dich zu schreiben und das kam jetzt dabei heraus. Ich hoffe, ich kann dir etwas helfen.
    [tab=2]
    Zunächst möchte ich dich darauf hinweisen, dass ich deinen Startpost nicht kommentieren werde, da dies ja schon geschehen ist.


    Der Prolog hat mir wirklich sehr gut gefallen. Der Titel passt schon ziemlich gut – etwas Ähnliches habe ich damals auch beim Prolog meiner Fanfiction gemacht, haha – und verrät doch nicht zu viel, obwohl er ja eigentlich genau den Inhalt wiederspiegelt. Wenn man so eine Überschrift liest denkt man natürlich eher erstmal an einen metaphorischen Sturm und nicht direkt an einen Sturm an sich, ich zumindest. Das Schöne ist, dass sowohl die Metapher als auch der gerade Gedanke hierbei zutreffen; das hat mir gut gefallen.
    Im Allgemeinen behandelt der Prolog die Ereignisse vor dem erzählerischen Jetzt. Sowas finde ich immer ganz schlau, da die Situationen die dann in den Kapiteln beschrieben werden meistens etwas sinnvoller erscheinen (allerdings kann sowas auch (gewollt) für Verwirrung sorgen) Jedenfalls ist das doch eine recht nette Erzählung um die liebe Rosalyn; hat mir inhaltlich sehr gut gefallen. Ihre Gründe für das „Nicht-Aufbrechen“ sind auf jeden Fall verständlich, finde ich zumindest, da sowas ja wirklich nicht einfach ist. Allerdings hättest du vielleicht den Zwiespalt zwischen Wollen und nicht Wollen an der ein oder anderen Stelle noch etwas deutlicher machen können, beziehungsweise generell in diesem Prolog weiter in den Vordergrund bringen. Einerseits hat sie sicherlich Spaß an den Pokémon und will unbedingt mit Marin auf die Reise, weil dieser ja schon wartet; andererseits hat sie aber auch Angst davor ihr Heim zu verlassen, usw. Das ist doch eigentlich ein netter Ansatz für eine lange Beschreibung der Gedanken (abends im Bett, wenn sie nicht einschlafen kann *lach*) die du noch nicht allzu ausgeprägt vorkommen lassen hast. (Im Kapitel 1, eben) Aber gut… Im Allgemeinen kann ich auch gar nicht mehr soviel zum Prolog sagen, weil er einfach gut ist. Kompakt; nicht zu kurz, nicht zu lang; behandelt genau das, was man unter einem Prolog (auch) versteht und ist noch dazu echt schön geschrieben – was soll ich jetzt also noch schreiben? Nichts; und deshalb machen wir mal mit dem ersten Kapitel weiter, was deutlich mehr Text hat, somit werde ich auch etwas mehr schreiben können. :3


    Das ist eine schöne Länge für ein Kapitel… Nicht zu viel, dass es mich umhaut, aber nicht zu wenig. Gefällt mir! Der Titel „Vollkommen überrumpelt“ passt würde ich sagen ziemlich gut, denn die arme Rosalyn wird wirklich ziemlich überrumpelt, was? Aber gut, eins nach dem anderen. Das Kapitel beginnt im „Kaufhaus“, oder besser gesamt im Supermarkt ihrer Familie, wo sie (teilzeitlich) arbeitet. Sie muss dort das Kühlregal einräumen, was ihr nicht so gefällt aber wird dann doch entlassen. Hier haben wir auch gleich den ersten Auftritt vom schon im Prolog erwähnten Marin; sehr schön. Den hast du meiner Meinung nach schon recht gut rübergebracht, allerdings auch nicht übermäßig viel mit Beschreibungen umrankt. Hier und da könntest du doch noch etwas mehr schreiben, zu seinem Auftreten, wie er sich verhält, usw… Die Beiden lernen, beziehungsweise erklärt Rosalyn ihm etwas aus Mathe, was er angeblich nicht versteht. Das Gespräch der Beiden erinnert mich so übelst an mich und jemand aus meinen Reallife und das sollte ein Lob sein. *lach* Du hast das wirklich schön beschrieben und die Stimmung gut rübergebracht. Der Abschnitt hat mir schreibtechnisch wirklich unglaublich gut gefallen. Du hast einen richtigen Erzählstil, finde ich; du beschreibst nicht so unendlich viel, aber auch nicht zu wenig – an den meisten Stellen ist das gerade richtig! Nur hier und da eben (zum Beispiel bei Marins erstem Auftreten) könntest du dann doch etwas tiefer in die Kiste greifen und etwas detailierter schreiben. Na gut, diese Sequenz beendest du dann recht schnell, aber doch passend.
    Weiter geht es beim Kochen, als ihre Mutter nach Hause kommt. Die Beiden scheinen sich gut zu verstehen, das Verhältnis der Zwei hast du meiner Meinung nach schön dargestellt – gefällt mir richtig gut. Ich konnte mir auch ganz gut vorstellen, wie das Ganze so abläuft, also schön beschrieben. Den Auftrag den sie von ihrer Mutter bekommen hat nimmt sie an… Und hier stellen sich mir die ersten Fragen: Warum will sie gar nicht wissen, was die Assistentin hier will, oder weiß sie es schon? Wenn ja, warum lässt du sie nicht darüber nachdenken, oder etwas in der Richtung? Damit wir Leser noch abwarten müssen? Nun, sieht man sich das Ende an, ist das ja doch recht plötzlich… Also war das auch nicht geplant. Also kann sie es auch nicht wissen; was mich auf Frage eins zurückbringt. ^^
    Du weißt, wie groß so ein Arkani sein soll? ;D Was du da geschrieben hast ist witzig, aber ich denke etwas unrealistisch… Vielleicht hättest du auf das „Umwerfen“ verzichten, und lieber etwas wie „Abschlecken“ (oder so) nehmen können (was du ja auch gemacht hast, also eher das erste einfach weglassen ^^), denn das ist schon etwas… seltsam, um es mal so auszudrücken. Nett finde ich übrigens – das wollte ich jetzt an der Stelle einfahc mal loswerden – diese kleinen Einbindungen der Pokémon in die Welt; zum Beispiel die Griffel-Uhr! Sowas hat Charme, sowas ist gut; diese Sachen gefallen mir richtig gut. Kurz beschreibst du noch die Versorgung der Pokémon, und auch dort finde ich irgendwie eine Ungereimtheit. Arkani ist vom Typ Feuer… Ich denke nicht, dass ein Arkani es schön finden würde, sollte ihm ein Mensch mit dem (Garten-)schlauch (!) das Wasser einfach ins Maul spritzen; da geht nämlich sicherlich einiges daneben, oder? Arkani ist ein Hund, lass Rosalyn doch einfach eine Schüssel mit Wasser oder so etwas verwenden. (Manchmal ist der einfache Weg besser, als der Komplizierte. ;D)
    Nach Bell soll sie also Ausschau halten… Und wie wir Bell aus den Editionen Schwarz&Weiß (2) und aus dem Anime kennen, ist sie etwas… wirr. Etwa so kommt es mir auch hier vor: Sie hat ganz vergessen, dass sie doch eigentlich am Ortseingang warten sollte und ist daher gutgläubig losgerannt um sich die schöne Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten (in diesem Fall die Aussichtsplattform) anzusehen. Allerdings sehe ich auch hier ein inhaltliches Problem. Du sagst das Rosalyn schon fast eine Stunde sucht (?) … Niemand bleibt doch eine Stunde auf so einer Aussichtsplattform, wenn er nicht gerade die Landschaft abmalen möchte, oder? Ich denke mal, das erscheint etwas unrealistisch, vielleicht hättest du das etwas umschreiben können. (Das Rosalyn eben gerannt ist, um sie zu suchen, oder so?) Auf der Suche trifft sie noch Marin; das scheint alles ganz gut zu passen. Letzten Endes kommt Rosalyn ja dann doch noch die rettende Idee und schließlich finden sie Bell. Und an der Stelle geht mir dann alles ein bisschen schnell: Möglicherweise ist es eine Art Stilmittel dort hastiger zu schreiben und weniger zu beschreiben, damit dieser Überraschungsmoment besser rüberkommt, aber mir hat das ehrlich gesagt nicht so gefallen. Es hat gewirkt als wolltest du einfach mit dem Kapitel fertig werden. (Harte Worte, die denke ich nicht der Wahrheit entsprechen, aber so fühlt es sich für mich an ^^) Da solltest du meiner Meinung schauen, dass du durchgehend konstant gut beschreibst, usw. Sie wählt also Ottaro. Nun die Wahl des Startes hast du wie gesagt ebenso wie alles andere an der Stelle schnell abgehandelt, aber trotzdem recht sinnvoll. Die Pokémon haben alle ihre Macken und da erscheint Ottaro (auch meiner Meinung nach) einfach am liebenswürdigsten. Schöne Idee mit dem Verhalten, der drei Starter, hat mich gut zum Schmunzeln gebracht. Aber gut, trotzdem hat mir dieses Kapitel insgesamt sehr gut gefallen und du hast mich mit deinem schönen Schreibstil und dem interessanten Thema (Oh man, ich liebe Mei <3) überzeugt! Schreib schnell weiter :3
    [tab=3]
    Ich glaube ich bin momentan nicht so ganz beisammen, daher entschuldige, wenn der Kommentar vielleicht nicht ganz deinen Erwartungen entspricht… Jedenfalls würde ich gerne per GB benachrichtigt werden, wenn es weiter geht. (:
    Liebe Grüße,
    ~ Chess
    [/tabmenu]

  • [tabmenu]
    [tab= x]
    Haha, gut, dass ich mit dem Upload noch was gewartet habe. Vielen Dank für die Kommentare, ich werde gleich noch mehr darauf eingehen.


    Sorry übrigens, dass ich so lange auf mich habe warten lassen. Aktuell bin ich eher fürs Malen zu begeistern, aber bei dieser Story hatte ich dank Kreativphase allerdings schon drei ganze und ein halbes Kapitel geschrieben, weshalb ich zumindest hier ein Update machen kann.
    [tab=Yura]
    Bonjour!
    Erst mal danke für den Kommi, so wie immer. (Mensch, ich schaffs nie, deine Story zu kommentieren.. Heute hätte ich Zeit gehabt, aber da taucht dann prombt ein neues Kapi auf, mist aber auch .__. Excuse-moi, ich versuchs dieses Wochenende Mal, ja?)
    Ich würde es nicht rivalisieren nennen, eher friedliche Co-Existenz xDD Es ist ja schließlich nicht so, dass wir versuchen, uns gegenseitig auszustechen oder so. x'D
    Eigentlich wähle ich den Titel nicht unbedingt nach einer besonderen Sprache aus... Ich weiß nicht, aktuell gefällt mir französisch eben sehr gut, deswegen habe ich die Überschrift wohl gewählt. Frozen Thunder klang so... gewöhnlich xD
    Jaaaaaaaa.... Die Arkani Sache... eh hehe... Man möge es mir bitte verzeihen, ich hatte das Anime Bild im Kopf, in dem Arkani gerade Mal so groß ist wie Gary, hehe. Dementsprachend bin ich auch nicht davon ausgegangen, dass es so schwer ist. Nehmen wir also bitte einfach an, dass es sich bei Blaze um ein sehr kleines und zierliches Arkani handelt und es sich auch nicht auf Rose draufschmeißt sondern sie einfach mit der Schnauze umstuppst, ja? xDDDD (Oh mein Gott, dass ist mir gerade so peinlich .////.)


    Danke für das viele Lob, ich bn wirklich froh, dass dir auch diese Geschichte so gut gefällt, wobei ich sagen muss, dass diese hier eher so etwas wie ein Funprojekt ist, welches ich nicht so ernst nehme wir L'Artista und Tales of Celestia. Das würde wohl auch die Logikfehler erklären, hehe ^///^
    Caithy
    [tab= Sayi]
    Sayonara! (Garantiert falsch geschrieben xD)
    Danke für deinen Kommentar, erst einmal.
    Und auch danke für das viele Lob, ich bin wirklich froh, dass dir die Story gefällt (und, yeah, meine erste Benachrihtigung, heyho! <3)
    Das mit dem Arkani habe ich ja bereits bei Yura geschrieben xD Ja, zwischendurch faile ich ziemlich, aber der Anime hat mir beigebracht, dass die Dinger nicht so groß sind .__. Und in den Spielen wirken die auch immer so klein, och Mensch. Naja, es lässt sich halt nicht ändern. Würde ich es umschreiben, müsste ich so vieles beachten und würde mit Sicherheit irgendwas verpassen.
    Arkani trinken doch auch Wasser, oder? So ein leichter Strahl vom Gartenschlauch sollte ja normalerweise nicht als Attacke gelten, deswegen dachte ich mir, dass das in Ordnung geht. Zwischendurch müssen ja auch Wasserpokemon gewaschen werden, oder?
    Ich glaube das mit Bell hatte ich nur in einem Nebenatz erwähnt. Rose geht davon aus, dass sie sich verirrt hat und deswegen auf dem höchsten Punkt der Stadt Ausschau hält und wartet. Das war mein Gedanke dabei, nicht einmal der schlne Szenario Aspekt ;D
    Ich musste es schnell zu Ende führen, weil ich wieder übers Ziel hinausgeschossen bin, hehe ^^'. Das Problem bei mir ist, dass ich es einfach nicht auf die Reihe bekomme, ein gewisses Maß einzuhalten, denn enn ich erst einmal dran bin, dann kann ich nicht mehr aufhören. So ein Mist, dass das am Ende so schnell abharkt klang, war nicht meine Absicht. Bei Gelegenheit werde ich das wohl überarbeiten.


    Danke für deinen Kommentar und dein Lob, ich hoffe ich konnte dir meine Intentionen noch erklären, damit das alles besser verständlich ist.
    Caithy
    [/tabmenu]


    Kapitel 2: Lieber ein Anfang mit Schrecken…

    „Du wusstest davon?!“
    „Jetzt beruhig dich doch, Rose!“
    „Sie hat es dir schon gesagt?!“
    „Ja, hat sie, aber-“
    „Hättest du mich nicht eventuell darauf vorbereiten können?!“


    Als ich zurück nach Hause kam, als frischgebackene und völlig unfreiwillige Trainerin, saß meine Mutter schon bei einer Tasse Tee mit Bell zusammen und plauderte fröhlich vor sich hin. Ich schmiss meine Tasche in die Ecke, begrüßte Blaze nur mit einem kurzen Fauchen, das ihn zurückschrecken ließ, und stampfte ungehalten auf den Tisch zu. Dort knallte ich meine Hände auf den Tisch und stellte mit Genugtuung fest, dass die Teetassen laut klirrten.
    Jetzt antwortete meine Mutter nicht mehr. Sie sah mich eindringlich an und nickte zum Stuhl ihr gegenüber. Ich seufzte, versuchte Ruhe zu bewahren, setzte mich aber hin. Ottaros Pokeball legte ich vorsichtig auf der Tischplatte ab.
    „Du hättest niemals zugestimmt, wenn ich dir bescheid gesagt hätte“, erklärte meine Mutter völlig ruhig. Sie hatte natürlich Recht. Ich hätte nicht zugestimmt. Aber mich einfach so zu überraschen… Ich schenkte ihr einen eindeutigen Blick, schwieg aber.
    Bell sah nervös zwischen meiner Mutter und mir hin und her, ich würdigte beiden aber keines Blickes mehr. Ja, das war kindisch, aber ich war stinksauer. Wir hatten doch oft genug darüber gesprochen. Ich war einfach noch nicht bereit dafür!
    „Darf ich kurz etwas sagen?“, mischte sich nun auch noch Bell ein. Ich warf ihr aus dem Augenwinkel einen tödlichen Blick zu, den sie aber nicht bemerkte, weil meine Mutter lächelnd nickte. Ma sah mich warnend an, und ich stellte meine Feindseligkeit ein.
    „Als du das Ottaro hochgehoben hast, da hast du geantwortet ohne nachzudenken, oder?“, fragte Bell mich. Ich nickte immer noch etwas missmutig. Genau das war doch der Grund für meine Misere! Ein zu schnelles Mundwerk und ein Gehirn, dass Kurzurlaub im Resort „Blödheit“ machte.
    „Du wusstest genau, dass es das richtige Pokemon für dich ist und deswegen hast du zugestimmt!“, lächelte die Assistentin.
    „Ich bin aber noch nicht bereit!“, protestierte ich verzweifelt.
    „Du bist bereit! Du bist seit zwei Jahren bereit!“, widersprach Ma streng.
    Ich seufzte geschafft. Wie war ich hier nur herein geraten…
    „Ottaro mag dich jedenfalls!“, stellte Bell nickend klar. Ich betrachtete den Pokeball eingehend. Der kleine Otter war zielstrebig auf mich zugelaufen, und es hatte gelacht, als ich es hochgehoben hatte. Nur konnte ich einfach nicht akzeptieren, dass ausgerechnet ein Lächeln das Zeichen für mich ist, dass ich bereit bin.
    „Ruf es doch mal heraus. Mal schauen was dein Pokemon dazu sagt“, riet meine Mutter mir. Ich griff nach der rotweißen Kapsel und drückte auf den kleinen Knopf in der Mitte. Der Ball öffnete sich mit einem Klacken, ein roter Strahl schoss wie ein Blitz hervor und formte den kleinen Körper des Pokemons. Der rote Fleck streckte sich und die Färbung explodierte in weißes Funkel. Freudig stieß es seinen Namen aus und watschelte dann über die Tischplatte wieder auf mich zu, sobald es mich sah.
    „Das ist ja goldig!“, lachte meine Mutter und streichelte den kleinen Otter über den Kopf. Erst erstarrte er erschrocken, dann schmiegte sich mein Pokemon an die Hand, die über ihm schwebte. Ich sah eine Weile zu und ertappte mich dabei, wie ich amüsiert kicherte. Irgendwann riss sich Ottaro frei und sprang mir auf den Schoß. Ich fuhr ihm über den Kopf und lachte etwas.
    Und wie ich es so beobachtete, vollkommen zufrieden mit seinem Leben, als würde es sich überhaupt keine Sorgen über irgendwas machen, da erinnerte ich mich an meinen Vater. Er war ein mutiger Mann gewesen und sich jeder Aufgabe gestellt. Viele sagten, dass ich einen Teil meines
    Charakters von ihm hatte. Warum dann nicht diesen „Mutig“ Teil? Den könnte ich wirklich gut gebrauchen…
    Aber schließlich lag es ja doch nur an mir, was ich tat. Und gerade jetzt, als mein erstes Pokemon sich auf meinem Schoß kugelte, da störte es mich gar nicht, dass Bell meiner Mutter zuraunte, dass ich wirklich gut mit Pokemon umgehen konnte.
    „Bisher wollte Ottaro nie zu jemandem… Es ist eines der ältesten Starter, die wir noch verteilen. Aber auf Rose ist es direkt zugegangen!“, stieß sie freudig aus.
    Ich war nicht mehr wütend. Ich war… stolz? Vielleicht auch froh? Mein Herz jedenfalls sprang im Dreieck. War das vielleicht das Zeichen auf das ich gewartet hatte?


    „Ich nenne es Aquamarine“, meinte ich irgendwann in die Stille hinein.
    „Heißt das, du behältst es?“, fragte Bell mit strahlendem Lächeln.
    Ich seufzte und kribbelte es hinter dem Ohr. Aquamarine wälzte sich in meinem Schoß und versuchte so, meiner Kitzelattacke zu entkommen.
    „Ja“, lachte ich. „Ich schätze schon.“


    Meine Mutter schickte mich aus dem Haus, kaum hatte ich Ottaro zurückgerufen. Sie meinte, ich solle Marin Bescheid sagen, damit er auch endlich los konnte, und wollte die Zeit dafür nutzen, mir meine Sachen zu packen.
    „Genieß du deinen vorerst letzten Tag in Eventura!“, grinste sie und knallte mir dann die Tür vor meiner Nase zu. Ich stand eine Weile verdattert von unserem Haus, wandte mich schließlich aber ab und schlenderte zum Nachbarhaus. Ich klingelte ein paar Mal, sah durchs Fenster, aber alles war düster. Vermutlich war Marin gerade mit Serpifeu und Mina, seiner kleinen Schwester, unterwegs. Die Blauhaarige liebte es, mit dem Pokemon ihres Bruders zu spielen, und weil ihre Eltern oft unterwegs waren, kümmerte sich mein Kindheitsfreund um sie.
    Vermutlich spielten die Beiden wieder auf dem Platz in der Stadtmitte. Sonntags war dort nicht so viel los, sodass es niemanden störte, dass Mina darauf herumrannte und immer dann ein kleines, erschrockenes Quieken ausstieß, wenn Marin ihr zu nahe kam.
    Ich behielt den Pokeball in meiner Hand und betrachtete ihn alle paar Meter. So wirklich fassen konnte ich es noch immer nicht wirklich. Ich hätte eigentlich gedacht, dass meine Mutter meine Wünsche mehr respektieren würde… Was soll‘s. Vielleicht war gerade diese Überraschung das gewesen, was ich brauchte.
    Andererseits... Ich kannte mein Glück. Normalerweise gab es eine fünfzig fünfzig Chance, bei einer Ja-Nein-Frage richtig zu liegen. Nur schien ich immer die falsche Antwort zu wählen, wenn es darauf ankam. Und dieses Mal war es definitiv darauf angekommen.


    Eventura lag sprichwörtlich am Arsch der Welt und wirklich gegen diese Behauptung argumentieren konnte ich auch nicht. Wir mussten durch Dausing bis nach Valpydro, eine ganz schöne Strecke, und dann auch noch mit der Fähre zum Festland, um überhaupt ordentlich reisen zu können. Aber eben deswegen waren meine Heimat Dausing und Eventura, wohin ich nach dem Tode meines Vaters mit meiner Mutter zog, ruhige und naturbelassene Orte. Durch den Fortschritt hatten sie sich natürlich auch entwickelt und so wohnten jetzt viele Menschen hier, aber nur selten verirrten sich Reisende in den südwestlichsten Zipfel Einalls. Das würde sich aber bald ändern, zumindest wenn man den Medien glauben durfte.
    Die Trainerschule in Eventura gab es schon seit Langem. Doch solche gab es auch überall in Einall verstreut, das war an sich nichts Besonderes. Nur wurde erst kürzlich bekannt, dass die Arenaleiter aus Orion sich wohl zur Ruhe setzen wollten, und man deswegen einen Nachfolger finden wollte. Dieser sollte dann eine Arena hier in Eventura leiten, direkt hinter dem Gebäude der Trainerschule, und so den Tourismus in dieser Ecke von Einall ordentlich einheizen. Dafür wurde jedoch noch jemanden Williges gesucht, schenkte man aber den neusten Gerüchten Glauben, war das längst geschehen. Meist lag man mit den Gerüchten hier richtig und deswegen war es nur eine Frage der Zeit, bis diese Arena besetzt war und ich den neuen Leiter herausfordern konnte.


    Wow. Ich hatte mich tatsächlich schneller an meine Situation gewöhnt als ich gedacht hatte.


    Schon von Weitem hörte ich Mina lachen. Marins kleine Schwester war ein süßes, kleines Mädchen, mit großen, blauen Kulleraugen und einem Lächeln, das jeden im Umkreis von fünf Kilometern zum Dahinschmelzen brachte. Da war es auch kein Wunder, dass selbst Serpifeu mehr auf die kleine Schwester als auf seinen eigentlichen Trainer hörte. Ich kicherte und bog um eine Ecke. So oder so, Marin liebte sowohl Mina als auch sein Pokemon, und für beide würde er wohl sein Leben geben, ohne weiter zu zögern. Mein Kindheitsfreund mochte faul und verträumt sein, manchmal auch ein unglaublicher Idiot, aber gleichzeitig auch unheimlich entschlossen und kämpferisch. Er würde niemals aufgeben, egal was auch passiert.
    Das war etwas, was ich an ihm bewunderte. Wenn man mal von seinem intuitiven Umgang mit Pokemon absah, der bei mir ja dummerweise noch Mangelware war. Er schien immer genau zu wissen, was er tun musste, kannte jede Antwort aus dem Stehgreif, auch ohne groß zu lernen.
    Es war ungefähr vier, die Zeit war schrecklich schnell vergangen. Vielleicht kam es mir aber auch nur so vor. Heute wäre vorerst mein letzter Tag hier in Eventura. Es würde nicht mehr lange dauern, da hätte ich Dausing passiert, und würde auf einer Fähre Richtung Stratos los.
    Mich packten die Zweifel. Wollte ich das denn wirklich? War es eine gute Idee, einfach so drauf loszuziehen und-
    „Rosy! Rosy!“
    Bevor ich meine Gedanken zu Ende führen konnte, wurde ich beinahe von den Füßen gerissen. Mina hing mir an der Hüfte und klammerte ihre Beine um meine, damit sie nicht abrutschte. Ich wedelte wie verrückt mit den Armen, ließ dabei aber meinen Pokeball fallen. In hohem Bogen flog er auf den Boden, sprang von dort aus wieder etwas hoch und katapultierte Aquamarine aus ihm heraus. Mein kleiner Otter vollführte ein paar ungewollte Purzelbäume und blieb benommen auf dem Rücken liegen.
    „Aquamarine!“, rief ich panisch. Sobald Mina erschrocken losließ und wieder festen Boden unter den Füßen hatte, eilte ich auf es zu und kniete mich herunter.
    „Alles okay?“, fragte Mina entsetzt, als mein Starterpokemon dann aber mehr oder weniger sofort wieder aufsprang, den Kopf schüttelte, ein wenig taumelt und lachte, beruhigte sich auch mein Puls wieder etwas.
    „Das tut mir so leid!“, verkündete Marins kleine Schwester mit Tränen in den Augen. Ich drückte Ottaro erleichtert an mich und lächelte: „Schon okay, ist ja nichts passiert!“
    Wo wir gerade vom Blauschopf sprachen… Der beugte sich nämlich gerade über Mina und betrachtete mein Pokemon besorgt, schwenkte sein Augenmerk dann aber zu mir und warf mir einen eindeutig entsetzten Blick zu.
    „Das arme Wesen. Fängt ja schon gut an“, kommentierte er das kleine Missgeschick.
    „Sagt der, der jedes Mal sein Pokemon in den Mülltonnen suchen geht“, entgegnete ich mit einem bösen Grinsen. Marin weitete kurz die Augen, drehte sich dann aber um und fuhr sich durch die Haare. Erst dachte ich, er wäre ernsthaft wütend auf mich, weil er mich dann nur allzu gerne mit völliger Nichtachtung strafte, aber nach einer kurzen Weile begann er zu schmunzeln. Erleichtert begann auch ich zu kichern, nur Mina schaute verwirrt zwischen uns hin und her.


    „Das heißt, du reist morgen ab?“
    „Ja, schätze schon. Heute ist es schon zu spät und Bell wollte noch etwas mit mir besprechen.“
    „Hm…“


    Ich saß neben Marin auf der Bank vor dem Stadtbrunnen. Hinter uns plätscherte leise das Wasser aus den vielen Steinblumen heraus in ein größeres Becken, von da aus auf den Boden, der trichterförmig zulief. Keiner wusste so genau, wie das Wasser wieder aus den Steinblumen herausfand, weil die Streben, die das Becken mit den hübschen Ornamenten in der Luft hielten, eigentlich zu dünn waren.
    Ich beugte mich vor und lächelte dann und wann. Ottaro und Mina verstanden sich, trotz des unglücklichen Starts, auf Anhieb sehr gut und auch Serpifeu hatte scheinbar viel Spaß dabei die Beiden in Kreisen um den Brunnen herum zu jagen. Dass es dabei einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil durch seine endlosen Ranken hatte, machte dabei weder dem Mädchen, noch Aquamarine etwas aus.
    Marin legte den Kopf in den Nacken, die Hände in den Hosentaschen. Er antwortete mir nicht mehr, schien wieder in Gedanken versunken zu sein und ich hatte zumindest vorerst nicht vor ihn dabei zu stören.
    Aber irgendwann musste, ich weil mir da doch noch eine Frage auf der Zunge lag:
    „Was ist mit dir?“
    Er sah mich aus dem Augenwinkel mit fragendem Blick an.
    „Wann gehst du los?“
    „Morgen, denke ich“, murmelte er schulterzuckend. „Das heißt, wenn meine Eltern dann wieder da sind.“
    „Du willst dieses Versprechend also wirklich einhalten?“ Ich konnte nicht anders, als ein bisschen zu lachen. Ich hörte aber jäh auf, als er ein „Ne“ ausstieß, brauchte dennoch eine kurze Weile um zu verstehen, was er damit meinte.
    „Wie jetzt?“ Ich drehte mich jetzt völlig zu ihm um und starrte ihn halb verwirrt, halb entsetzt an. Was sollte das denn jetzt bedeuten? Meinte er das wirklich ernst?
    „Ich habe keine Lust, den ganzen Tag mit dir zusammen zu hängen“, meinte er wie selbstverständlich.
    „Ich meine, eine nörgelnde Besserwisserin kann ich auch hier haben, da brauch ich doch gar nicht erst zu reisen. Nein danke, dass wird schön ruhig ohne dich.“
    Ich stieß ein Keuchen aus. Für einen Moment konnte ich nicht mal klar denken, um ihm eine passende Antwort zu geben. Und als ich sie hatte, schluckte ich erst einmal den bitteren Nachgeschmack herunter, holte dann tief Luft um ihm meine Meinung zu sagen, zögerte aber, als er plötzlich zu grinsen begann:
    „War doch nur ein Scherz, Rose. Dass du immer sofort an die Decke gehen musst!“
    Schon wieder verschlug es mir die Sprache. Diesmal aber weniger lang.
    „Du bist so ein Idiot!“, fauchte ich ihn ungehalten an und stand auf. Er hatte ja keine Ahnung, wie viele Schimpfwörter ich ihm gerade am Liebsten an den Kopf geworfen hätte!
    Er hatte keinen Bock auf mich? Wer brauchte denn bitte immerzu einen Babysitter?! Wer verlor am laufenden Band sein Pokemon?! Wer rannte durch die Gegend und hatte keine Ahnung vor irgendwas?!
    Ich doch mit Sicherheit nicht!
    „Aquamarine, wir gehen“, rief ich so eisig ich konnte der Truppe entgegen, die uns gerade passierten. Das Ottaro blieb mitten im Lauf stehen und wurde von Serpifeu jäh über den Haufen gerannt. Sie kugelten direkt vor meine Beine und ohne Minas traurigem Blick weiter Beachtung zu schenken, hob ich mein Pokemon von Marins herunter und stolzierte davon.
    „Rose! Ach komm schon!“, hörte ich Marin noch rufen. Auch ihn ignorierte ich eisern. „Das war doch nur ein Witz! Ich hab‘s nicht so gemeint!“
    Dann hätte er es eben nicht sagen sollen, ganz einfach!
    Ich wusste selber nicht, warum mich dieser blöde Scherz so wütend machte. Vielleicht, weil es sich Marin im Moment zur Gewohnheit machte, mich aufzuziehen. Ich wollte mir das nicht länger gefallen lassen. Das musste ich ja auch gar nicht. Er wollte ja eh nicht mit mir reisen.
    Warum hatte er dann trotzdem gewartet, wenn er niemals vorgehabt hatte, sein Versprechen einzulösen? Was sollte das denn bitte?
    Ich biss mir wütend auf den Lippen herum und nuschelte einige höchst undamenhafte Schimpfwörter, die im Rauschen des Windes untergingen. Aquamarine blieb still in meinen Armen und machte keine Anstalten sich zu bewegen. Ich drückte es gefrustet etwas enger an mich, achtete aber darauf mein Ottaro nicht zu verletzen.
    Ich hörte noch ein oder zwei Rufe, dann war Stille. Ich wusste nicht warum, aber die Straßen schienen wie leergefegt. Und dass Marin mir nicht hinterherlief, obwohl er genau wusste, wie wütend ich war… Es machte mich traurig.
    Kümmerte er sich so wenig darum?
    Waren wir wirklich so sehr auseinander gewachsen? Sah er uns vielleicht nicht mal mehr als Freunde?
    Ich schluckte meinen Frust herunter.
    Sollte er doch! Ich hatte eigene Freunde. Ich brauchte ihn nicht und ohne ihn blieb mir am Tag wesentlich mehr Zeit, die ich nicht damit zubringen musste, ihm irgendwie aus der Klemme zu helfen.
    Vielleicht war es gar nicht so schlecht, ihn für die nächste Zeit nicht mehr zu sehen.
    Und außerdem…
    Mein Gott, meine Reise begann morgen, ich würde in die große, weite Welt aufbrechen und allerhand Abenteuer erleben! Ich würde Menschen begegnen, vielen, netteren Menschen, und Pokemon fangen! Kämpfe bestreiten und ganz Einall erkunden!
    Was kümmerte ich mich da noch groß um diesen blöden Scherz!
    Aus den Augen, aus dem Sinn, lautete hier das Motto.


    Bell war schon weg, als ich nach Hause kam. Meiner Mutter fiel meine schlechte Laune sofort auf, was aber auch nicht sonderlich schwer war. Ich verwies Blaze nämlich mit einem giftigen Blick und einem kurzen, knappen „Aus“ sofort wieder zurück in seine Kissenecke, wohin das Arkani auch mit hängendem Schwanz und einem leisen Jaulen verschwand.
    Mama warf mir einen warnenden Blick zu, den ich nur mit einem Seufzen beantwortete. Ich setzte mich geschafft auf den Esszimmer Stuhl und platzierte Aquamarine vor mir auf dem Tisch, ehe ich meinen Kopf ebenfalls darauf legte.
    Irgendwann verbreitete sich der Geruch von heißer Schokolade im Raum und als ich müde aufsah, stand schon eine Kanne davon, zusammen mit einer kleinen Schüssel Marshmallows, Schokostreuseln und Schlagsahne vor mir. Mein Ottaro steckte sich gerade eines der kleinen, rosa Dinger in den Mund und kaute munter darauf herum.
    Mama setzte sich neben mich und stellte zwei Tassen auf dem Tisch ab, in die sie die dampfende, dunkelbraune Flüssigkeit schüttete. Mit einem sorgenvollen Blick streichelte sie mir über den Rücken.
    „Doch so schlimm?“ Sie versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln, aber alles was mir dazu einfiel, war drauf los zu heulen. Es begann mit einem einfachen Schluchzen. Ich bemerkte, dass meine Unterlippe zu beben begann und meine Sicht schon verschwamm. Verzweifelt blinzelte ich die Tränen weg, aber je mehr ich dagegen ankämpfte, desto schlimmer wurde es. Ich konnte nicht mehr. Ich war einfach fertig mit den Nerven.
    Aber nicht nur ich. Auch die Augen meiner Mutter waren gerötet. Sie kämpfte mit sich, um ihr Lächeln aufrecht zu erhalten, drückte mich an sich und murmelte mir abgehackte Beruhigungsversuche zu.


    Es dauerte eine Weile, aber tatsächlich schafften wir es an diesem Abend noch den Kakao zu uns zu nehmen. Wir schnieften ein paar Taschentücher zu.
    „Was ist denn nun passiert?“ Meine Mutter fing sich bei solchen Dingen immer wesentlich schneller als ich. Sie hatte viele Krisen in unserem Leben weggelächelt und sich ihre eigene Trauer nie ansehen lassen. Selbst bei Papas Beerdigung war sie stark geblieben.
    Ich holte einmal kurz Luft… Und plapperte ihr die Ohren mit all meinen Sorgen voll. Angefangen von meiner Angst vor der Reise. Über meinen Streit mit Marin, wenn man ihn denn als solchen bezeichnen konnte. Und während ich ihr mein Leid klagte, fielen mir immer mehr Dinge ein.
    „Ich kann dich doch nicht einfach zurücklassen! Was wird aus deinem Laden?“ Damit fing es an. Und irgendwann wechselte ich das Thema dann zu Papa.
    „Ich werde niemals eine so gute Trainerin sein wie er… Ich kann das nicht! Ich bin ungeschickt, und dumm, und vergesslich… Ich werde es bestimmt vermasseln!“, schniefte ich in mein Taschentuch. Aquamarine saß auf meinem Schoß und döste selig, nachdem es mich mit Grimassen versucht hatte, aufzumuntern. Das gelang ihm sogar teilweise. Aber Hauptgrund dafür, dass ich mich beruhigte war, dass ich einsah, dass keine Heulerei der Welt die Sache besser machen würde.
    Mama strich mir sanft über die Haare.
    „Mach dir nicht so viele Sorgen, Schatz.“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Du bist meine und Frederics Tochter. Wenn du es willst, kannst du alles schaffen!“
    Ich lächelte schwach.
    „Rosalyn, das meine ich ernst“, tadelte sie mich. „Du bist die wundervollste Tochter, die man haben kann. Du schaffst alles, was du dir in den Kopf setzt. Warum sollte das jetzt anders sein?“
    Ja, warum sollte es anders sein? Ich sah in meine Tasse. Die Marshmallows schwammen an der Oberfläche, und egal wie oft ich sie mit dem Löffel herunterdrückte, sie tauchten doch immer wieder auf. So war ich doch auch!
    „Du hast Recht!“, verkündete ich mit neuem Eifer. „Ich bin wie ein Marshmallow!“
    Für eine kurze Weile herrschte Stille. Dann brach meine Mutter in schallendes Gelächter aus.
    „Lach doch nicht!“, grummelte ich und spürte das Blut in meine Wangen schießen. In meinen Gedanken hatte sich das wesentlich sinnvoller angehört…
    „Süß genug bist du jedenfalls!“, kicherte meine Mutter und verschluckte sich vor lauter Lachen.
    „Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort!“, grinste ich schelmisch. Ich schüttete ihr noch einmal nach und reichte der Hustenden ihre Tasse. Gierig tat sie ein paar Schlucke und holte dann mit hochrotem Kopf hastig Luft. Mit Tränen in den Augen lächelte sie schief.
    „Weißt du noch, was dein Vater immer gesagt hat?“
    Ich legte noch leicht kichernd meinen Kopf schief und überlegte.
    „Mut ist nicht das Fehlen von Angst“, begann Mama. Ich blinzelte überrascht. Ja, da klingelte etwas. Lächelnd führte ich den Satz zu Ende: „Mut ist, seine Angst zu überwinden, auch wenn es dir schwer fällt. Das hat er immer gesagt, wenn er mir von seiner Reise erzählt hat.“
    Meine Mutter schwenkte ihre Tasse ein wenig, ganz in ihre eigenen Gedanken verwickelt. Ich störte sie nicht dabei. Mama war immer so stark. Ich wusste genau, dass sie meinen Vater fürchterlich vermisste, auch wenn sie es nicht zeigte.
    Er war gestorben, als ich gerade acht geworden war. Papa war nie ein kränklicher Mann gewesen, doch kurz nach meiner Geburt stellten die Ärzte fest, dass er Krebs hatte. Fürs erste machte sich der nicht sonderlich bemerkbar, und er schien schon besiegt, doch nach einer einfachen Grippe schaffte Papa es einfach nicht mehr, auf die Beine zu kommen. Wir wussten alle, dass er bald sterben würde, und vielleicht fiel es uns gerade deswegen einfacher, sein Schicksal zu akzeptieren. Er hatte ein schönes Leben gehabt, das sagte er am Ende jeder seiner Geschichten, die er mir erzählte, wenn ich ihn belagerte oder, als ich älter wurde und er schwächer, wenn ich ihn im Krankenhaus besuchte.
    Mama und Ich seien die Krönung seines Lebens, hatte er immer behauptet.
    „Also dann, mein kleiner Marshmallow. Meinst du, du schaffst das?“, wandte sich Mama wieder an mich. Sie sah über den Rand ihrer Tasse in meine Richtung.
    „Ja“, lächelte ich. „Ich denke schon.“
    Um nichts in der Welt würde ich meinen Vater enttäuschen.

  • Kapitel 3: Schön ist das Trainerleben… oder doch nicht?


    „Blaze! Geh runter von mir! Nein, nicht! Hör auf! Blaze, ich warne dich!“


    Es war eigentlich ein Tag wie jeder andere. Ich wachte um acht, so wie sonst auch, auf, öffnete die Türe zum Flur, weil Blaze und Co schon wieder daran herumkratzen, versuchte, mein Gleichgewicht zu halten, wurde vom riesigen Pokemon aber trotzdem umgerissen und genoss jetzt schon wieder eine speziell für mich einstudierte Gesichtsreinigung. Ich versuchte verzweifelt, seine Schnauze aus meinem Gesicht zu drücken und krabbelte hervor. Beat reichte mir fröhlich summend mein Handtuch.
    Ja, alles war wie immer. Und trotzdem schienen die Pokemon zu wissen, dass das der letzte Tag war, an dem ich hier war. Sie betrachteten mich lange und eingehend, Ginger hangelte sich mit ihrem Schwanz meine Arme hoch bis auf meinen Kopf und Mamas Arkani streifte diesmal länger als gewöhnlich um meine Beine herum.
    Ich streichelte ihnen alle über den Kopf und betrachtete ein letztes Mal mein Zimmer. Es war schön groß, mit einem riesigen Fenster, ausgerichtet auf die Stadtmitte. Morgens schien hier immer die Sonne herein und tauchte meine Möbel in goldenes Licht. Langsam schlenderte ich zu meinem Schreibtisch herüber. Ich hatte ihn gestern Abend noch aufgeräumt, genauso wie den Rest meines Zimmers. Es würde mir mit Sicherheit keine Ruhe lassen, wenn ich hier ein Chaos hinterließ, während ich auf Reisen war. Neben meinem Bett stand eine kleine Kommode, darauf lag, eingebettet zwischen zwei Plüschtieren, damit sie nicht herunterfiel, die rot weiße Kapsel.
    Ich bahnte mir meinen Weg zwischen Blazes Gewusel hindurch und drückte auf den Knopf in der Mitte des Balls- Der rote Strahl schoss heraus, fand sein jähes Ende knapp über meinem Bett und formte da Ottaros Körper. Sobald es dort saß und sich müde streckte, nahm ich es in den Arm und ging in die Küche.
    „Gut geschlafen, Schatz?“, begrüßte mich meine Mutter. Ich gähnte einmal herzhaft, fuhr mir mit den himmelblauen Ärmeln meines Oberteils über die Augen. Ich liebte diesen Pyjama, und hatte sein gelbes Pendant direkt mit in meine Reisetasche gesteckt. Den Rest hatte Mama mir gepackt, nur auf diesen Pyjama hatte ich bestanden. Er war so wundervoll weich und-
    „Nicht einschlafen!“, ermahnte meine Mutter mich grinsend. Sie stellte einen Korb mit dampfenden Brötchen auf den Tisch, füllte noch die Futterschalen und setzte sich dann mir gegenüber.
    „Tu ich nicht!“, antwortete ich ihr, konnte aber ein Gähnen nicht unterdrücken. Meine Mutter warf mir einen halb verzweifelten, halb amüsierten Blick zu.
    Wir aßen ausgiebiger als sonst. Für gewöhnlich frühstückte ich nur eine Tasse Tee und ein Brötchen, aber dieses Mal hatte sich Ma ordentlich ins Zeug gelegt. Croissants mit Schokoladenfüllung, kleine Pfannkuchen mit Pirsifbeeren darin, Rührei, sogar die Bärlauchbutter, die sie sonst immer nur für Grillabende machte.
    Ich nahm mehrmals nach und genoss dieses Abschiedsfrühstück so ausgiebig ich konnte. Denn darauf lief es ja am Ende hinaus. Sobald ich von diesem Tisch hier aufstand, würde ich gehen müssen. Ich würde Eventura verlassen, meine Mutter verlassen, die Pokemon verlassen…
    Ich schluckte die Sorgen mit dem Bissen Pfannkuchen herunter und versuchte die trüben Gedanken mit Schönen zu vertreiben. Das hier war ein Neuanfang. Und nur durch Veränderung konnte man neu anfangen… So war das nun mal im Leben.


    „Bevor du gehst… Ich habe hier noch etwas für dich. So kannst du ja schlecht reisen!“
    Ich betrachtete mich ausgiebig im Spiegel im Flur.
    So würde ich also durch Einall reisen. Mit einem Ottaro als Starter, einer großen, rosa Tasche, und der Kleidung, die meine Mutter mir nach dem Frühstück offenbart hatte.
    Ich trug jetzt also eine schwarze Hose, darüber hellgelbe Shorts und ein recht simples, blau weißes Shirt.
    „Halt mal still!“, befahl meine Mutter mir. Sie holte ihre Bürste aus dem Schrank heraus, teilte meine braunen Haare fein säuberlich entlang meines Scheitels. Mit geschickten Fingern knotete sie mir zwei Zöpfe, eng am Kopf anliegend und setzte mir dann die Kappe auf.
    „In Ordnung so?“
    „Ja“, hauchte ich leise. Ja, alles war in Ordnung. So könnte ich losziehen.


    Gestern Abend noch hatte Bell mich angerufen und um ein Treffen mit mir gebeten. Ich stimmte natürlich zu und verabredete mich mit ihr vor Eventura. Genau dorthin wollte ich also gehen. Mama begleitete mich noch das Stück, Blaze wich kein Zentimeter von meiner Seite und auch Beat flog schnelle Runden um meinen Kopf herum.
    Ich saugte meine letzten Momente hier in Eventura förmlich auf. Alles erschien mir sehr viel bunter, sehr viel lebendiger als sonst, vielleicht weil mir klar wurde, dass ich so Vieles nie wirklich ausreichend geschätzt hatte. Die Bäume am Platz mussten Jahrzehnte alt sein! Sicherlich hatten sie hier schon gestanden, als mein Vater junge gewesen war. Ob er wohl auch gerne unter ihnen gesessen hatte? Ich überlegte kurz, meine Mutter darüber zu fragen, entschied mich aber dagegen. Es musste schwer genug sein, dass ich heute ging, ich würde nur Salz in die Wunde streuen, wenn ich sie an ihn erinnerte. Auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ.
    Ganz im Gegenteil. Mama benahm sich so, als wäre alles wie sonst. Sie schlenderte neben mir her, schaute interessiert in der Gegend herum, grüßte Nachbarn und Bekannte, schimpfte mit Ginger, die auf den Wegen herumturnte.
    Ich begann zu lächeln. Veränderungen waren gut. Und auch wenn ich fürs Erste Abschied nahm, ich musste mir keine Sorgen um sie machen. Das war es, was sie mir zeigen wollte. Nichts änderte sich, alles war in Ordnung.
    Wir passierten unseren Laden, aber gingen nicht hinein. Ich war eh schon spät dran, weil ich mir extra viel Zeit gelassen hatte, mich umzuziehen und fertig zu machen. Außerdem wusste ich nicht, was es mir gebracht hätte, mich darin noch einmal umzuschauen. Vielleicht hätte ich mir noch etwas zu Essen einstecken können, aber so wie ich meine Mutter kannte, war meine Tasche sowieso voll davon. Ich fuhr über die Vorderseite und hörte es Innen rascheln. Ja, sie verpackte immer alles in Papiertüten, und davon schien es in meiner Tasche ja reichlich zu geben.
    Mama wies Ginger gerade zurecht, dass sie nicht auf ihrem Kopf herumturnen sollte, als mich jemand rief. Ich drehte mich in die Richtung, aus der wir gerade kamen, und sah, wie Mina mit hochrotem Kopf auf mich zulief. Vor mir bremste sie dann ab, prustete und versuchte verzweifelt, wieder Luft zu holen.
    Ich griff schnell in meine Tasche und reichte Marins kleiner Schwester eine der unzähligen Flaschen darin, deren Inhalt sie schnell herunterstürzte. Ich klopfte der kleinen, Braunhaarige noch etwas auf den Rücken, bis ihr Teint nicht mehr einer Tomate glich, sondern wieder relativ normal war und fragte besorgt: „Alles okay mit dir?“
    Mina nickte noch etwas außer Atem, schniefte kurz und lächelte dann: „Ich wollte noch tschüss sagen. Und dir etwas geben!“ Erst jetzt sah ich, dass sie etwas Kleines in den Händen hielt, kaum größer als mein Viso-Caster, den ich ums Handgelenk trug. Eigentlich jeder hier hatte so einen, ganz einfach weil er praktisch war. Es war wie eine Uhr und ein Handy in einem, manche konnten sogar Musik abspielen oder enthielten eine Notizfunktion. Und natürlich konnte man damit auch unglaublich gut spannen.
    „Was ist das?“, fragte ich Mina verwirrt, als sie mir gleich zwei völlig identische Geräte in die Hand drückte.
    „Karten!“
    Ich legte den Kopf schief und drückte bei einem der beiden Geräte den Knopf. Aus dem rechteckigen, schwarzen Kästchen schossen seitlich noch drei Rahmenteile hervor, die dann ein Quadrat bildeten. Innerhalb dessen leuchtete ein holografischer Bildschirm auf, auf dem „Bitte warten“ stand, dann einige technische Begriffe wie „Konfiguration“ und „Open .dat File“. Ich runzelte verwirrt die Stirn. Verstehen musste ich es ja nicht, nur benutzen können… Oder?
    Nach einer Weile tauchte jedenfalls ein Ladebalken am unteren Bildschirmrand auf, und sobald dieser sich gefüllt hatte, eine Livebild Aufnahme von Einall. Sobald ich einen Knopf auf dem schwarzen Rand drückte, färbte sich die Karte in einige, klare Farben und zeigte mir eine typisierte Karte, mit einigen Zusatzinfos wie Wetter und Close-Up der Städte. Okay, so weit, so gut. Die Funktion der restlichen Knöpfe würde ich ja wohl auch später noch herausfinden können. Ich drückte den bunt markierten „Aus“-Knopf, übrigens der größte von allen, wohl weil nicht einmal der dümmste Mensch ihn so verfehlen konnte, und sah zu, wie der Hologrammbildschirm sich in Luft auflöste und die Ränder wieder in den schwarzen Kasten verstanden. Den wog ich noch etwas in der Hand und sah dann auf das identische Gerät in der anderen.
    „Danke Mina, das kann ich mit Sicherheit sehr gut gebrauchen“, wandte ich mich wieder an das strahlende Mädchen. Dann sah ich noch einmal zur zweiten Karte. „Aber wofür hast du mir zwei gegeben?“
    „Na eines für dich und eines für Marin!“, erklärte mir Mina wie selbstverständlich.
    „Warum gibst du es ihm denn nicht selber? Ich meine, ich reise jetzt ab!“, antwortete ich milde verwirrt.
    „Geht nicht!“, nuschelte die Kleine undeutlich, ohne meinen Blick zu erwidern. „Marin ist weg.“
    Ich schluckte meine Verwirrung herunter und fragte mit hohler Stimme: „Was meinst du mit weg?“
    „Na weg eben. Mama und Papa sind gestern noch zurückgekommen, und als wir draußen spielen waren, sind wir diesem komischen Mädchen begegnet!“ Mina sah mich aus großen, kummervollen Augen an. „Er hat sich kurz mit ihr unterhalten, und als ich heute Morgen aufgewacht bin…“
    Die Kleine biss sich auf die Lippen und sah zu Boden. Ich strich ihr schnell über den Kopf, weil das das einzige Mittel war, sie zu beruhigen, wie Marin und ich über die Jahre herausgefunden hatten. Mina schluchzte kurz, fing sich aber schnell wieder und murmelte: „Marin war einfach weg. Mama hat gesagt, dass er auf Reisen geht, aber er hat sich nicht mal von mir verabschiedet… Marin ist so gemein…“
    Gemein traf es nicht wirklich. Marin hatte genau gewusst, was er getan hatte. Indem er sich früh aus dem Staub machte und so vermied, Tamina zu begegnen, stellte er auch sicher, dass sie ihn nicht abhalten konnte. Dinge zu akzeptieren war leichter, wenn sie schon endgültig waren. Und auch wenn Mina es jetzt noch nicht einsah, für sie und Marin war es einfacher, sich nicht voneinander verabschiedet zu haben. Er hätte es nie übers Herz gebracht, seine weinende Schwester zurückzulassen, vor allem, wenn die öfters mal alleine war. Ich war mir sicher, dass seine Eltern ihm versichert hatten, dass sie Mina nicht alleine lassen würden, und ihn vielleicht auch dazu gedrängt hatten, endlich loszuziehen, weil sie genau wie ich wussten, wie sehr er sich das gewünscht hatte. Eine weinende kleine Schwester wäre für dieses Vorhaben definitiv nicht förderlich gewesen, und so wie ich Mina kannte, wäre sie sofort in Tränen ausgebrochen.
    „Er wollte sich mit dem Mädchen irgendwo hier in der Nähe treffen, aber ich darf nicht raus, weil es zu gefährlich ist“, erklärte Mina mir mit leicht geröteten Augen. Sie weinte nicht, kämpfte aber mit sich. Ich strich ihr die Haare glatt, die ich ihr so sehr zerwuschelt hatte.
    „Wenn du ihn triffst, gibst du ihm die Karte dann?“
    Ich war darauf vorbereitet, dass sie mir so etwas sagte, aber um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass sie es nicht tat. Marin zu treffen stand aktuell nicht auf meiner Liste der Lieblingsbeschäftigungen, weil ich noch immer ein wenig beleidigt war, dass er sich über mich lustig gemacht hatte. Nörgelnde Besserwisserin, pah!
    „Bist du noch wütend auf ihn?“, fragte Mina mich mit großen, traurigen Augen. Ich blinzelte sie verwirrt an und tat mein bestes, fröhlich und glücklich auszusehen, so, als würde ich heute nicht meine Mutter und meine Heimat verlassen, als hätte mich mein Kindheitsfreund nicht veräppelt, und als wäre ich mit meiner Welt vollkommen im Reinen. Nur konnte ich das nicht einmal selbst glauben, und so bröckelte meine Fassade dahin, nachdem Mina auf mein „Wie kommst du denn da drauf?“ simpel mit „Weil deine Blicke gerade töten konnten“ antwortete. Ich stieß einen entrüsteten Seufzer aus und gab ihr mit einem eindeutigen Blick und einem an meinem Hals vorbeigezogenen Zeigefinger mitsamt dazugehörigen Röchelgeräuschen zu verstehen, was ich gerade von ihrem Bruder hielt. Sie kicherte amüsiert, umarmte mich und drückte mir zum Abschied noch einmal einen Kuss auf die Wange auf.
    „Er hat es nicht so gemeint“, versuchte sie es leicht bedrückt.
    „Das weiß ich und das ist ja auch nicht das Problem“, gab ich ihr zu verstehen. „Was mich stört ist, dass er in letzter Zeit immer ätzender zu mir geworden ist. Er macht sich über mich lustig und denkt dann, dass er mit einem blöden Grinsen wieder alles richten kann.“
    „Marin war in letzter Zeit sehr still. Irgendwas hatte er… Vielleicht war er deswegen so fies zu dir.“ Mina legte den Kopf schief und drückte ihr Unterlippe hervor. Mit ihrem Schmollmund schaffte sie es eigentlich immer, andere von ihrer (teilweise auch sehr fragwürdigen) Meinung zu überzeugen, aber diesmal blieb ich hart.
    „Kein Grund das an mir auszulassen. Ich habe ihm immer gesagt, dass er gehen soll. Er hat immer abgelehnt und jetzt wo wir reisen könnten, haut er einfach ab. Da kannst du sagen was du willst, Marin hat doch einen an der Waffel“, grummelte ich entschieden. Mina kicherte wieder etwas, wurde dann aber doch ernst:
    „Wenn du ihn siehst, gibst du ihm dann die Karte? Und versprichst du mir auch etwas?“
    Ich legte den Kopf schief und ging vor der Kleinen in die Hocke, damit wir ungefähr auf Augenhöhe waren.
    „Ich werde ihn nicht suchen, falls du das willst.“
    Tamina schüttelte hastig den Kopf.
    „Das würde ewig dauern!“, murmelte sie. „Ich möchte, dass du ihm die Karte gibst und…“ Ihr letzten Worte sprach sie nicht mehr aus. Sie sah zu Boden und scharrte mit den Füßen über das Kopfsteinpflaster.
    „Und?“ Ich beugte mich weiter vor um ihr doch noch ins Gesicht zu sehen.
    „Bitte vertrag dich mit ihm. Er meinte es nicht so. Gestern war er ganz komisch und hat auch nichts mehr gegessen“, bat sie mich mit einem Blick aus ihren großen, blauen Augen. Ich sah vom einen Himmelblau ins andere, schluckte die Luft, die ich aufgesogen hatte herunter und versuchte Argumente dafür zu finden, es ihr nicht zu versprechen, aber je länger ich ihrem Blick standhielt, desto klarer wurde mir, dass ich eigentlich keine andere Wahl hatte…
    „Na gut“, seufzte ich. Mina kicherte glücklich, umarmte mich noch einmal und drückte mir auch noch einen Kuss auf, lief dann in Richtung Haus, drehte sich noch einmal um und wank mir zu.
    Verdammte Schmolllippen Taktik. Und ich dachte, ich wäre mittlerweile immun dagegen.
    Mist.


    „Pass auf dich auf, ja?“
    „Mach ich.“
    „Wenn etwas ist, dann ruf an. Ich bin immer erreichbar, versprochen!“
    „Ist ja gut Mama!“
    Sie fummelte mir noch etwas an meinen Zöpfen herum, betrachtete mit sorgenvoller Miene mein Gesicht. Es hätte mich ja nicht gewundert, wenn sie ihren Finger abgeleckt und mir damit einen nicht existenten Fleck von der Wange gewischt hätte, Gottseidank entschied sie sich aber dagegen. Nur noch wenige Schritte Richtung Norden, aus dem Durchgangstunnel heraus, dann würde meine Reise beginnen.
    „Pass auf dich auf, Rosalyn, ja?“
    Ich atmete einmal gedehnt aus und warf meiner Mutter einen eindeutigen Blick zu. Gestern noch war es genau umgekehrt gewesen. Sie war guter Dinge und ich hatte mir schreckliche Gedanken gemacht.
    Mütter….
    Mittlerweile sah ich meine Reise eher als Grund zur Freude an. Wenn ich daran dachte, was ich alles erleben könnte, dann schlug mir mein Herz bis zum Hals.
    Unsere Modeexpertin Schrägstrich Empfangsdame saß mit den Beinen auf dem Tresen hinter eben jenem und feilte sich in aller Seelen Ruhe ihre Nägel, aber ich bemerkte genau, dass sie uns immer wieder neugierige Blicke zuwarf. Was den Klatsch und Tratsch anging war sie die ideale Anlaufstelle und gerade ein dramatischer Abschied heizte die Gerüchteküche ordentlich an. Ich überlegte erst sie nach Bell und Marin zu befragen, sobald ich aber in ihre Richtung sah wandte sie konsequent den Blick ab. Okay, noch deutlicher kann man „Lass mich gefälligst in Ruhe meine Arbeit machen“ auch nicht ausdrücken. Wobei mir mal wieder auf sehr anschauliche Art und Weise gezeigt wurde, dass das Wort „Arbeit“ vielfältig ausgelegt werden konnte.
    Meine Mutter hüstelte nervös, fuhr sich durch die hochgesteckten Haare und vermied gekonnt meinen Blick. Die Stille war ziemlich unangenehm.
    „Also dann“, murmelte ich und scharrte mit den Füßen über den Boden. „Ich schätze, ich bin dann mal weg.“
    Mama sah mich noch einmal an, atmete tief ein und aus und drückte mich noch einmal fest an sich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sie sich um und verließ zügig das Gebäude. Dass Tränen in ihren Augen waren, konnte sie trotzdem nicht verstecken. Die Pokemon sahen unschlüssig zwischen mir und dem Ausgang hin und her.
    „Los, geht jetzt. Sie braucht euch jetzt“, flüsterte ich Blaze ins Fell, nachdem ich mich zu ihm heruntergebeugt und mein Gesicht in seiner flauschigen Mähne vergraben hatte. Das war vorerst wohl das letzte Mal, dass ich sein warmes Fell spüren würde, und jetzt machte es mir nicht einmal mehr etwas aus, dass seine raue Zunge über meine Wange glitt und eine Spur aus Feuchtigkeit hinterließ. Ich wusch sie mir mit dem Ärmel ab und nickte in Richtung Ausgang.
    „Geht schon“, befahl ich auch Beat, der seine Runden um meinen Kopf drehte. Er legte seinen verwirrt schief, drückte sich noch einmal an mein Gesicht und schwirrte dann mit Ginger ab, die mir noch einmal mit ihrem Handartigen Schwanz zu wank. Von allen Beteiligten schien es dem Griffel am wenigsten zu interessieren, dass ich ging.
    Blaze jaulte kummervoll, sobald ich ihn aber mit einem strengen Blick und einem Fingerzeig wegschickte, folgte er meinem Befehl. Sein herunterhängender Schwanz zeigte mir zwar deutlich, dass es ihm nicht leicht fiel, aber darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen. Je länger ich hier wartete, desto später kam ich zum Treffen mit Bell.
    Nicht, dass mir das etwas ausgemacht hatte. Schließlich hatte sie mich ja auch einen halben Tag warten lassen.


    Es war recht einfach, Bell zu finden. Man musste im Grunde nur dem Weg aus zerbrochenen Ästen und grob auseinander gerissenem Gebüsch folgen. Irgendwie wunderte es mich, dass sie sich nicht einfach an den Trampelpfad gehalten hatte, aber sobald ich mehr darüber nachdachte, dann doch nicht mehr so sehr.
    Sie schien wirklich ein ziemlichen Aufruhr veranstaltet zu haben. Ich bekam während der ganzen Zeit, die ich dem Pfad der Zerstörung folgte, kein einziges Pokemon zu Gesicht. Diese waren hier sowieso nie wirklich angriffslustig, es sei denn man erwischte eines auf dem falschen Fuß, aber zumindest konnte man für gewöhnlich ein paar Schwänze im Gebüsch verschwinden sehen oder ein Jaulen in der Ferne hören. Irgendwie dankte ich Bell dafür, dass sie so eine dicke Jacke angehabt hatte. Alles Geäst, das im Weg gewesen war, lag jetzt zertrampelt auf dem Boden, und ich hatte mit meiner recht dünnen Körperstatur absolut keine Probleme, dem schmalen Weg zu folgen, den das Mädchen sich gebahnt hatte. Andererseits hatte ich durch sie die Chance verpasst, mir mein erstes Pokemon selber zu fangen. Hier gab es zwar nur Felilou und Nagelotz, aber für eine Reise war es wichtig, immer mehrere Pokemon bei sich zu haben. Mit Aquamarine alleine würde ich auf Dauer keine Chance haben und sobald ich mich dem neuen Arenaleiter stellen würde, würde ich gar keine andere Wahl haben…
    Ich wusste nicht mehr, wann genau ich mich dazu entschieden hatte, die Arenaleiter Einalls herauszufordern oder warum.
    Vielleicht des Geldes wegen, irgendwann würde es mir wohl ausgehen, wenn ich nicht genug kämpfte. Vielleicht ja auch wegen des zusätzlichen Trainings. Das könnten meine Pokemon gut gebrauchen… Schließlich würden auch unsere Gegner immer stärker werden.
    Nein, eigentlich wollte ich mir nur selbst beweisen, dass ich kämpfen konnte.
    Wann immer in der Trainerschule ein praktischer Test mit Leihpokemon stattgefunden hatte, fand ich mich selbst vor Angst schlotternd auf dem Kampffeld wieder. Ich hatte es nie geschafft zu gewinnen, egal wie groß mein Vorteil war. Einmal war ich so in Panik, dass ich meinem Leih Georok befahl, Explosion einzusetzen, obwohl sein Gegner meilenweit entfernt war und natürlich nicht getroffen wurde.
    Praktisch war ich eine schreckliche Niete. Nicht, weil ich es nicht konnte, ganz im Gegenteil. Wenn ich mit Marin für die Prüfungen gelernt hatte, theoretisch, versteht sich, da ging alles glatt. Und sogar als ich mit Blaze nach Dausing gegangen war, um neue Waren in Empfang zu nehmen… Als uns die Nagelotz angriffen, weil Blaze versehentlich in ihr Territorium gewandert war, da fiel es mir leicht, ihm Anweisungen zu geben.
    Nur dann, wenn mich jemand beobachtete, vermasselte ich grundsätzlich alles. Dass meine guten Noten im mündlichen Bereich und den mittelmäßigen in den Theorieprüfungen alles wieder herausholten, war mein Glück. Aber auch hier, vor allem beim letzteren, kam es öfter mal vor, dass ich einfach so dumm war und die eigentliche Frage gekonnt überlas. Ich verwechselte bei einem Multiple Choice Bogen auch gerne mal die Buchstaben, sagte mir im Kopf sogar noch die richtigen Antworten vor, kreuzte aber die falschen an.
    Ich war nicht dumm. Meine Hausaufgaben waren meist fehlerfrei und ordentlich gelöst, meine Antworten, wenn sie denn richtig waren, gut erklärt. Aber sobald ich in eine Prüfungssituation geriet, war alles dahin. Ich wusste nicht einmal warum. Meine Lehrer setzte mich nicht unter Druck, meine Mutter war nie wütend auf mich, wenn ich ihr erzählte, dass ich wieder einmal Mist gebaut hatte- vermutlich war sie einfach schon daran gewöhnt- aber sobald es losging, schrillten bei mir die Alarmglocken.


    „Jetzt bleib doch stehen!“
    Ich folgte dem Befehl unbewusst und verharrte mitten in der Bewegung. Es passierte für eine ganze Weile nichts und so traute ich mich, mich zumindest etwas aufzurichten, erhielt als Antwort aber nur einen panischen Schrei, der mich zusammenzucken ließ. Ich verharrte wieder… Sah mich vorsichtig um, ganz langsam. Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Irgendwie kam mir diese Stimme bekannt vor, nur woher?
    „Hilfe!“
    Was zum Teufel war denn hier los? Ohne groß nachzudenken folgte ich dem Ruf und landete jäh auf einer kleinen Lichtung. Um einen Baum herum versammelten sich Nagelotz, ihre Pfoten dagegen abstützend und unruhig kreischend. Und in der Baumkrone saß…
    Ja, das hätte ich mir ja denken können.
    „Rosalyn, hilf mir!“
    Bell drückte sich ungeschickt an den stärksten Ast und rutschte immer wieder mit ihren Füßen auf den anderen Stämmen ab. Panisch sah sie nach unten, wo sich die kleinen Pokemon jaulend auf ihre Mahlzeit freuen und dann zu mir, um sicher zu gehen, dass ich noch da war. Durch ihren Ruf aufgeschreckt sahen die hungrigen Pokemon natürlich gleich in meine Richtung. Sie sahen sich erst ein wenig verwirrt an und verharrten still an ihrer Stelle. Das Rattern in ihren Köpfen war so laut, dass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte.
    Sobald sie aber begriffen, dass ich wesentlich leichtere Beute war als Bell, die sich in die Baumkrone verzogen hatte, preschten sie sofort auf mich zu.
    Verdammt noch mal.
    Keine fünf Minuten unterwegs und ich endete als Pokemonfutter? Nur über meine Leiche… Im wahrsten Sinne des Wortes.

  • So, nach über zwei Monaten Pause folgt jetzt endlich das vierte Kapitel. Kommentare anyone?


    Kapitel 4: Old McDausing hatte ein Terribark. Hatte.


    Langsam aber sicher ging mir die Puste aus. Vielleicht hätte ich das mit der Leiche nicht so heraufbeschwören sollen…
    Sobald ich die gierigen Blicke der Nagelotz auf mir ruhen sah, drehte ich mich postwendend um und verließ die Lichtung eiligen Schrittes. Nur hielt Bell ausgerechnet jetzt den Mund und ließ mich ganz einfach ins offene Messer laufen, weil die Nagetierpokemon offenbar ganz und gar nicht von der Idee begeistert waren, mich einfach so ziehen zu lassen. Ich wagte nicht, mich noch einmal umzudrehen, aber sobald ich das rasche Getrippel von kleinen Pfoten auf dem Boden hörte, war mir klar, dass ich mit einfachem Davoneilen nicht mehr weit kommen würde. Ich begann also zu joggen, doch auch hier hielten die hungrigen, kleinen Monster mit, dann begann ich zu laufen.
    Tja und jetzt schmerzten mir die Seiten, ich blieb ständig an Ästen und Dornen hängen und zu allem Überfluss schienen die Pokemon noch näher zu kommen. Meine Ohren dröhnten und eigentlich sollte man ja meinen, dass das Adrenalin länger als nur vier Minuten halten sollte, aber scheinbar hatte mein Körper dieses Prinzip noch nicht verstanden. Anstatt mich zu Höchstleistungen zu treiben, verlangsamte er mich und schmiss für mich anscheinend das Handtuch.
    „Verdammt noch mal!“, keuchte ich ungehalten und versuchte noch ein letztes Mal, einen Sprint einzulegen.
    Mein schönes Leben… Adé! Gerade erst Trainerin geworden, und schon…
    Moment mal.
    Ich hätte mich schlagen können. Ich hätte einfach anhalten und meinen Kopf gegen einen Baum rammen können, immer und immer wieder.
    Natürlich. Wer braucht denn bitte Adrenalin und Ausdauer, wenn er Pokemon hat?
    Noch im Lauf öffnete ich den Reisverschluss meiner Tasche, griff mit meinem Arm hinein und suchte verzweifelt nach der runden Kapsel darin. Eigentlich hatte meine Mutter mir ja auch einen Gürtel gegeben, aber faul wie ich war, hatte ich den natürlich noch nicht angelegt. Das hatte ja auch später Zeit.
    Ja, klar. Wenn es ein später für mich überhaupt noch gab.
    Irgendwann berührten meine Finger etwas glattes, rundes und als ich es umschloss, spürte ich auch die kleine Ausbeulung. Endlich. Ich hätte nicht mehr lange durchgehalten. Ich verlangsamte meinen Lauf ein wenig und legte im Sprung eine halbe Drehung hin. Der Schwung ließ mich noch ein wenig zurückrutschen, sobald ich aber fest stand, hob ich den Arm mit meinem Pokeball in die Höhe, drückte auf den Knopf und rief triumphierend:
    „Los, Aquamarine! Streich mich von ihrer Speisekarte!“
    Ja, das war im Kontext gesehen ein passender Spruch. Sobald das Ottaro aber kampfbereit vor mir Stellung nahm und ich ihm diesen Befehl gab, hatte sich die Sache mit seiner Konzentration. Aquamarine drehte sich um und legte verwundert den Kopf schief, was den Nagelotz Zeit gab sich in zwei Reihen vor uns aufzubauen.
    Na toll. Da war ich einmal spontan und keiner würde es je erfahren.
    Zwei der Nager sprinteten von rechts und links auf meinen Otter zu, der wie angewurzelt stehen blieb. Erst, als sie kurz davor standen, ihn anzugreifen, wurde mir klar, worauf er wartete.
    „Ausweichen!“, befahl ich ihm schnell und sah nur erstaunt zu, wie er plötzlich in die Luft sprang und die beiden Angreifer sich gegenseitig trafen. Aquamarine landete sicher auf beiden Füßen und sah mich auffordernd an.
    Na gut. Wir hatte eine Chance, hier lebendig herauszukommen. Jetzt nur keinen Unsinn machen. Welche Attacken beherrschten Ottaro nochmal? Ah, ja, genau.
    Tackle und Rutenschlag. Und mit etwas Glück auch Aquaknarre.
    Zeit, aus Glück Gewissheit zu machen.
    „Setz jetzt Aquaknarre ein!“, befahl ich dem Ottaro, das sich sofort umwandte, tief Luft holte und den kleinen Körper zurück beugte. Als es sein Maul öffnete, schoss tatsächlich ein großer Wasserstrahl hervor, der in hoher Geschwindigkeit auf die gegnerischen Reihen zuschoss. Einige der Nagelotz traf die Attacke direkt, diese verschwanden mit Klagerufen im Gebüsch, ein paar andere stoben wie wild auseinander und entgingen nur knapp dem starken Wasser. Aquamarine verfolgte die Flüchtigen noch mit seinem Wasserstrahl, aber irgendwann ging ihm die Luft aus. Es taumelte kurz und wich einen Schritt zurück. Das bot den restlichen Pokemon wieder Zeit, sich neu zu positionieren. Und dieses Mal waren sie schlauer. Anstatt nur zwei Nagelotz zum Angriff zu schicken, stürzte sich diesmal die ganze Truppe auf Aquamarine.
    „Pass auf!“, warnte ich meinen Otter panisch, wich selbst ein Stück zurück, konnte aber nur zusehen, wie er seinen runden Kopf schüttelte um wieder zu klarer Sicht zu gelangen und die Angreifer immer näher kamen.
    Nicht schon wieder. Ich hatte es schon wieder vermasselt!
    „Ausweichen!“, versuchte ich es noch einmal und tatsächlich bemerkte Aquamarine im allerletzten Moment seine Situation. Zwei der Angreifer stürmten von vorne auf ihn zu, direkt danach würde ihn das Pokemon von links treffen. Mein Ottaro machte einen schnellen Schritt zur Seite und entging diesen Angriffen. Noch bevor ich die weitere Vorgehensweise planen konnte, sprang es bereits in die Höhe und landete auf dem Kopf eines anderen Pokemons, welches es als Sprungbrett benutzte, um den nächsten drei Angriffen zu entgehen. Und so schaffte er es tatsächlich, eine ganze Weile nicht getroffen zu werden.
    Nur machte ihm diese Technik ordentlich zu schaffen. Ich bemerkte, dass die Bewegungen des blauweißen Pokemons schnell langsamer wurden, je länger es auswich. Nur die Nagelotz schien das nicht zu interessieren. Ganz im Gegenteil. Sie schienen nur noch wilder zu werden, je länger ihre Attacken abgewehrt wurden. Auf Dauer würde das niemals gut gehen! Es musste schnell eine Möglichkeit finden zurückzuschlagen oder… Ich wollte gar nicht daran denken!


    Irgendwann fand Aquamarine die Zeit mich anzusehen und einen eindringlichen Ruf in meine Richtung zu senden. Für eine Sekunde war ich fürchterlich verwirrt.
    Natürlich. Ich war seine Trainerin. Es war nicht seine Aufgabe die taktische Planung zu übernehmen. Es verließ sie darauf, dass ich ihm Anweisungen gab! Das war es, was ein Trainer zu tun hatte!
    „Aquamarine!“ Mein Pokemon warf mir einen kurzen Blick zu, um mir zu zeigen, dass es zuhörte. Dann wandte es sich wieder den Angriffen zu, damit es ihnen ausweichen konnte.
    „Spring noch einmal hoch und sobald du in der Luft bist, Aquaknarre auf den Boden!“ Der Otter antwortete nicht und sah mich auch nicht mehr an. Für eine Sekunde dachte ich, dass er mich nicht gehört hatte, doch dann sah es offensichtlich seine Chance. Einen kurzen Augenblick setzten die Dauertackleattacken eine Pause ein und in diesem Moment beugte sich Ottaro herunter und katapultierte sich mit einem schnellen Strecken seiner kurzen Beine erstaunlich weite hoch. Erneut landete es auf dem Kopf eines Nagelotz und sprang noch einmal ab. In der Luft drehte es sich mit dem Kopf nach unten holte tief Luft und entfesselte einen Strahl Wasser mit so viel Druck, dass es das leichte Wasserpokemon ohne Probleme in der Luft hielt. Die Nagelotz wurden durch den Strahl zu Boden gedrückt und quietschten panisch. Einige flohen schon bei den verzweifelten Geräuschen, die ihre Kammeraden machten, die anderen wurden erst noch von der Attacke getroffen, verschwanden dann aber wie vom Bibor gestochen im Gebüsch. Ottaro landete auf beiden Füßen, atmete heftig ein und aus, entspannte sich aber erst, als es für mehrere Sekunden vollkommen still war.
    Ich sah mich unsicher um, aber dort, wo die Nager verschwunden waren, rührte sich nichts mehr. Ich stieß einen tiefen Atemzug aus, fuhr mir durch die Haare und bewegte mich dann langsam auf mein geschafftes Pokemon zu, dass sich auf den Boden plumpsen ließ, sobald es sicher zu sein schien.
    Aquamarine schien müde, aber stolz auf seine Leistungen und sah mich aus großen, erwartenden Augen an. Als ich ihm über den Kopf strich und nervös kicherte, stieß es seinen Ruf aus.
    „Wow! Das war ja genial!“
    Ich schaute auf und entdeckte auf dem Trampelpfad, dem ich zurückgefolgt war, Bell. Sie schaute von mir zu meinem Pokemon und strahlte wie verrückt. Dass sie diejenige war, die dafür verantwortlich gewesen war, dass ich überhaupt in diese Situation gekommen war, schien ihr gar nicht in den Sinn zu kommen. Ich bemühte mich nicht allzu aggressiv zu klingen, als ich grummelte:
    „Hoffentlich bist du nicht vom Baum gefallen.“
    Sie legte kurz den Kopf schief, dachte ganz offensichtlich darüber nach, was ich damit meinte, entschied sich aber scheinbar dagegen, zu viele Gedanken daran zu verschwenden und hockte sich vor Aquamarine hin, das die Augen geschlossen hielt und ein wenig döste. Der Kampf musste ihn wirklich mitgenommen haben. Alleine gegen eine ganze Horde von Nagelotz… Ich musste lächeln.
    Irgendwie… War ich ziemlich stolz.
    „Ich wusste gar nicht, dass es schon Aquaknarre kann!“, stieß Bell aus und piekste mein Pokemon in die Wange. Es öffnete erschrocken die Augen und wich vor der Blonden zurück.
    „Scheinbar ja schon“, entgegnete ich leicht grinsend.
    „Und dieser Befehl! Das war total genial!“, frohlockte Bell jetzt. Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, dass sie tatsächlich mich lobte. Normalerweise lagen die Zuschauer meiner Trainingskämpfe am Boden und rollten sich vor Lachen darauf.
    „Findest du? Ich wusste nicht, was ist tun sollte…“, meinte ich leise. Hätte ich früher reagiert, dann wäre Aquamarine jetzt nicht so müde. Aber jetzt war es eh zu spät. „Ich habe nur das gesagt, was mir in den Sinn gekommen ist.“
    „Mach ich auch immer!“, kicherte die Blonde. „Das nennt sich weibliche Intuition!“
    Ich hob eine Augenbraue und kitzelte meinen Otter unter dem Kinn.
    „Glaub ich nicht“, stieß ich aus.
    „Warum denn nicht?“
    „Weil Marin das auch immer so macht und der ist ganz sicher nicht weiblich. Das wüsste ich.“
    Vermutlich war das bei Marin auch etwas anderes. Können, vielleicht auch Talent. Wenn etwas mit Pokemon zu tun hatte, dann konnte man sicher sein, dass er es innerhalb kürzester Zeit meisterte. Im Gegensatz zu mir lag seine Niederlagenquote nämlich bei null. Niemandem, nicht einmal der Lehrer, der spaßeshalber mal gegen ihn angetreten war, hatte ihn besiegen können. Dabei war es völlig egal, welches Pokemon er als Trainingspartner hatte, er schien jedes in und auswendig zu kennen.
    Wenn er sich bei Mathe nur mal so reinhängen würde, waren seine Noten in der Schule definitiv besser.
    „Stimmt… Er kann wirklich gut mit Pokemon umgehen.“ Bell nickte geistesabwesend.
    Apropos Marin…
    „Du hast dich mit ihm verabredet, oder?“, stieß ich aus.
    Die Blonde legte den Kopf schief und sah mich aus großen Augen an.
    „Ja“, meinte sie schließlich. „Erst vor etwa zwei Stunden. Ein wirklich bemerkenswerter Junge! So motiviert und begeistert! Er könnte wirklich das Zeug dazu haben, den Auftrag auszuführen!“
    Jaja. Reib mir noch auf die Nase, dass ich nicht so toll bin wie er. Nicht, dass ich das nicht wüsste.
    „Wo ist er hin?“, unterbrach ich ihre Lobrede mit den Augen rollend.
    „Hm, so genau weiß ich das nicht“, meinte Bell, legte dabei den Kopf schief und sah nach oben, als würde sie nachdenken. Ich seufzte genervt und scharte mit den Füßen über den Boden.
    „Dausing!“, stieß die Assistentin nach einer Weile dann aus. „Dausing! Dahin wollte er!“ Sie nickte mit ihrem strahlenden Lächeln, als wäre sie stolz auf sich selbst. Naja, vielleicht war sie das ja. Warum auch nicht. Sich an etwas zu erinnern, das ganze zwei Stunden zurückliegt ist schließlich eine wahre Meisterleistung.
    Man, war ich heute wieder gemein. Lag vielleicht am mangelnden Schlaf oder weil ich heute schon einer Horde gefräßiger Pokemon entkommen war. Und zumindest letzteres war ja ganz klar ihr Fehler…
    Aquamarine drückte sich näher an mich, als Bell mit ihrem Finger versuchte, seine Wange zu berühren. Ich drehte mich weg, was die Blonde mit einem Schmollmund und großen Augen kommentierte. Ich riss mich zusammen ihr keinen tödlichen Blick zuzuwerfen. Eigentlich war sie ja freundlich und nett, nur dummerweise paarte sich das mit einer ungemeinen Tollpatschigkeit. Und ja, sie ging mir gerade ziemlich auf die Nerven. Vielleicht änderte sich das ja, wenn ich die Situation aus weiter Entfernung betrachten konnte. Zwanzig oder Dreißig Kilometer dürften dafür etwa reichen.
    „Na gut“, meinte ich schließlich. „Dann werde ich wohl auch in diese Richtung gehen.“
    Erst nickte Bell, dann schien sie meine Aussage erst zu begreifen und schüttelte eilig den Kopf.
    „Ich muss dir noch etwas geben!“, stieß sie aus und griff dann in ihre giftgrüne Umhängetasche. Sie holte ein kleines, rotes Kästchen heraus, das sie mir strahlend entgegenstreckte.
    „Was ist das?“ Irgendwie kam ich mir heute unwissend vor.
    „Na, ein Pokedex! Deswegen habe ich dich doch überhaupt erst hierher gebeten!“ Bell lachte ihr glockenklares Lachen, das mich zum Schmunzeln brachte. „Dummerchen!“
    Ja okay, das wars dann mit dem Schmunzeln.
    Ich wusste natürlich, was ein Pokedex war. Jedes Kind wusste, was ein Pokedex war.
    Nur wechselten die Forscher so oft ihr Design, das es einfach unmöglich war, eines zu erkennen. Manchmal glaubte ich, dass die klugen Köpfe dieser Welt nur noch am Aussehen arbeiteten… Ich meine, hallo? Was ist mit Krebs? Kümmert euch um den verdammten Krebs, nicht um das beste Design für ein kleines Kästchen. Der Pokedex ist immerhin ein Nutzobjekt, das muss nicht gut aussehen.
    „Das heißt also, Magnolia wollte von Anfang an, dass ich auf Reisen gehe und den Pokedex fülle, hm?“ Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Professor Magnolia Esche war eine gute Freundin meiner Mutter gewesen. Sie kannten sich von ihrem Studium über Allgemeinmedizin und standen immer noch in regem Kontakt. Manchmal, wenn sie Zeit hatte, schaute die Pokemonprofessorin auch hier in Eventura bei uns vorbei, das letzte Mal war allerdings vor fünf Jahren gewesen. Ihre Forschungen machten der resoluten Frau so viel Spaß, dass sie öfters mal das Essen vergas und deswegen ein regelrechter Hungerhaken war. Und dummerweise vergas sie auch, andere an ihren Gedanken teilhaben zu lassen oder nach Meinungen zu fragen, wie ich heute mal wieder feststellen durfte. Nichtsdestotrotz war Magnolia eine liebenswürdige und humorvolle Frau und meiner Mutter eine gute Freundin. Vor und auch noch nach dem Tod meines Vaters hatte sie uns oft und viel unterstützt. Sie war für mich eher eine Tante, die ich lange nicht gesehen hatte, als Papas Schwester, die in Hoenn wohnte und sich von selbst nicht meldete.
    „Sieht so aus!“, lachte Bell und ignorierte dabei gekonnt meinen genervten Gesichtsausdruck. Himmel, wie ignorant konnte man denn sein? Wir hingen eine Weile unseren eigenen Gedanken nach, dann meinte die Blonde auf einmal: „Na gut, dann auf Wiedersehen!“ Und bevor ich es wirklich realisiert hatte, war sie von der Lichtung verschwunden. Ich starrte ihr eine Weile perplex nach, begriff aber, dass das auch nichts ändern würde und wurde von einem Gähnen seitens Aquamarine aus meiner Trance geweckt. Es rieb sich die Augen und sah mich an, als wolle es mir sagen „Geht’s jetzt endlich weiter?“ oder „Ist die Komische jetzt endlich weg?“. Ich konnte es ihm nicht verübeln.


    Ich erreichte Dausing recht schnell, nachdem ich auf meinen ursprünglichen Pfad zurückgefunden hatte. Das war für mich eigentlich noch gar nicht der Beginn der Reise.
    Dausing war meine Heimat gewesen, bevor wir nach Eventura gezogen waren und war etwa gleich groß wie meine jetzige Heimat.
    Zuerst führte mich mein Weg zum Pokemoncenter, weil ich sichergehen wollte, dass es Aquamarine auch wirklich gut ging. Mittlerweile stieß es wieder freudige Rufe aus und es schlief auch nicht mehr zwischendurch ein, aber der Kampf war wirklich hart gewesen. Außerdem plante ich noch, in den Wald zurückgehen und mir ein dort lebendes Felilou zu fangen. Ich hatte schon immer einen Faible für die Katzenpokemon gehabt, und mir fest vorgenommen, irgendwann eines davon zu fangen. Und jetzt war die perfekte Gelegenheit.
    „Willkommen!“, stieß die junge Frau hinter dem Tresen aus, als ich in das große, steril gehaltene Gebäude trat. Meine Schritte hallten auf dem gefliesten Boden und erschufen laute Echos. Hier war wirklich nicht viel los. Außer einem jungen Mann, der eifrig Waren einräumte, die in einem abgetrennten Bereich des Pokemoncenters verkauft wurden, war der Schuppen hier wie leergefegt. Ich erwiderte den Gruß und näherte mich der pinkhaarigen Schwester, die mich mit einem strahlenden Lächeln begrüßte.
    „Was kann ich für dich tun?“
    Sanft legte ich Ottaro auf dem Tresen ab, strich ihm noch einmal kurz über den Kopf und murmelte der Schwester etwas geschafft zu: „Könnten sie bitte nachschauen, ob mit meinem Pokemon alles in Ordnung ist?“
    Joy nickte strahlend.
    „Danke“, entgegnete ich nur noch, dann setzte ich mich auf einer der Bänke. Es würde zwar nicht lange dauern, bis Aquamarine mit dem Check durch war, aber in dieser kurzen Zeit konnte ich mich zumindest ein wenig ausruhen. Ich hatte zwar nicht gekämpft, dafür war ich diejenige, die durch den Wald gelaufen war.
    Ich nutzte die Zeit, in der Joy mit Aquamarine verschwunden war, damit, mich mit dem Inhalt meiner Tasche vertraut zu machen. Den Gürtel für die Pokebälle legte ich gleich um die Hüfte, und befestigte den Ball meines Starterpokemons daran. Ansonsten fand ich noch eine Geldbörse, die munter klimperte, eine große Flasche Wasser, deren Inhalt ich gleich schon mal um die Hälfte reduzierte, zwei Sandwiches, ebenfalls sofort eliminiert, kleine, rot-weiße Kapseln, die noch nicht mit Leben gefüllt waren… Und jede Menge anderen Krempel, den ich mir nicht so genau anschauen konnte, weil Joy mich zu sich rief. Ich rappelte mich auf, schlenderte zum Tresen und lächelte erleichtert, als Aquamarine sich darauf streckte und freudig seinen Ruf ausstieß.
    „Mit deinem Pokemon ist alles in Ordnung. Ich habe ihm etwas zu fressen gegeben, danach ging es ihm gleich besser“, lächelte Joy mich an. Ich nickte und bedankte mich, strich über Ottaros Kopf.
    Gott sei Dank.


    „Jetzt Aquaknarre!“
    Azurblaues Wasser schoss aus Ottaros Mund direkt auf die kleine, violette Gestalt zu, die mit eleganten Sprüngen immer wieder auswich.
    „Weiter, los!“, feuerte ich Aquamarine an und merkte gar nicht, wie Felilou sich immer mehr meiner Position näherte. Mein Pokemon blieb hartnäckig, feuerte Salve um Salve an steinhartem Wasser, verfolgte dabei die Katze.
    Bis sie irgendwann direkt vor mir stand und mich frech anmaunzte. Und erst begriff ich gar nicht, warum sie denn so überheblich war. Bis sie davon sprang, gerade so im letzten Moment, und das kalte Wasser mich gegen den Baum schleuderte. Ich schluckte einiges davon, als ich panisch versuchte, Aquamarine einen Befehl entgegen zu rufen. Ich versuchte, meinen Arm zu heben um zumindest mein Gesicht zu schützen, aber der unheimliche Druck, der auf mir lastete, hielt mich davon ab.
    Glücklicherweise blieb Aquamarine beharrlich und verfolgte des flüchtende Pokemon, das damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Ich sank pitschnass zusammen und konnte gerade noch sehen, wie die Aquaknarre das gackernde Pokemon, das gar nicht mehr an Gegenwehr dachte, jetzt seinerseits ins Gebüsch katapultierte.
    Ich atmete heftig ein, keuchte und hustet, spuckte einiges an vorher geschlucktem Wasser wieder aus. Mein Kopf dröhnte, als ich ein wenig zitternd aufstand, weil es im Schatten doch ziemlich kalt war (zumindest wenn man klatschnass war). Ottaro watschelte auf mich zu, verwirrt den Kopf schieflegend. Es hatte wohl gar nicht gemerkt, dass es nicht das feindliche Pokemon, sondern mich attackiert hatte. Ich grinste schief. War vielleicht auch mein eigener Fehler… „Weiter, los!“ war schließlich eine eindeutige Aussage.
    Erst überlegte ich, mich einfach wieder hinzulegen und auszuruhen, dann merkte ich, wie Aquamarine ins Gebüsch sah, in welches das wilde Felilou verschwunden war. Ich rappelte mich schnell auf, griff in meine Tasche und holte eine der ungebrauchten Kapseln hervor, dann teilte ich die Äste vorsichtig, um nicht zu viel Krach zu machen.
    Meine Sorgen waren unbegründet. Felilou lag bewusstlos am Boden vor einem Baum, an den die Katze wohl vom Wasserstrahl geschleudert worden war. Natürlich freute ich mich nicht, dass es Schmerzen hatten… Aber hey, das hier könnte mein erstes, selbstgefangenes Pokemon werden!
    Ich tauschte einen fast schon ungläubigen Blick mit Aquamarine, das sich an mein Bein klammerte, dann beugte ich mich herunter und berührte das Felilou mit dem Pokeball. Der machte ein kurzes Geräusch, ehe er klickend aufsprang und das Pokemon als roten Umriss in sich hineinzog.
    Erst geschah gar nichts mehr, ich dachte schon, dass der Ball kaputt sein musste, und das Felilou für immer darin gefangen war- Was mir ein sehr, sehr, sehr schlechtes Gewissen einbrachte und einen Kloß in meinem Hals hervorrief- dann wackelte er jedoch. Ich starrte ihn an wie eine giftige Schlange, wohl in der Hoffnung, dass er sich so nicht wagen würde, wieder aufzugehen. Das war eigentlich nicht nötig, denn keine Sekunde später blieb er stehen und versicherte mir mit einem leisen „Plonk“, dass der Fang gelungen war.
    Ich verharrte unsicher in der Hocke vor dem reglosen Ball, der jetzt Normalgröße hatte, und zögerte, ihn zu berühren. Hatte ich wirklich alles richtig gemacht? War das mit dem Fangen denn wirklich so leicht?
    Ich ging die Schritte der Trainerschule noch einmal durch und hatte dabei das bebrillte Gesicht der rundlichen Lehrerin im Kopf, wie sie mit kindlich getrimmter Stimme versuchte uns die Regeln klar zu machen.
    „Erstens!“ Sie hob die Faust und ihr dicker Wurstzeigefinger ragte heraus. „Erst sucht ihr euch ein Ziel.“
    Hatte ich. Felilou war mein Ziel.
    „Zweitens!“ Ihr Mittelfinger gesellte sich dazu. „Schwächt euren Gegner!“
    Erledigt. Ich schätze nach ohnmächtig kommt nur noch tot… Der Gedanke jagte mir einen Schauer über den Rücken.
    „Drittens!“ An ihrem dicken Ringfinger glänzte etwas Silbernes. Damals hatten wir uns immer zugeraunt, dass sie den Verlobungsring zwar trug, aber in Wahrheit niemanden hatte. Wir konnten es uns einfach nicht vorstellen, dass Lehrer tatsächlich so etwas wie ein Privatleben hatten.
    „Werft einen Pokeball. Wenn er sich rührt, und dann ein ‚Plonk‘ von sich gibt, dann habt ihr es gefangen. Wenn nicht… Naja, ihr werdet es merken!“
    Da ich nichts merkte, ging ich davon aus, dass auch dieser Schritt erfüllt war.
    Meine Augen weiteten sich, als meine Finger den kalten Ball berührten und sich um ihn schlossen. Mit ungläubigem Blick starrte ich die Kapsel an und als ich dann endlich realisierte, was mir hier gerade gelungen war…
    „Geschafft“, hauchte ich. „Geschaffte!“, schrie ich noch einmal aus voller Kehle, streckte triumphierend die Arme in die Höhe und sprang auf und ab. Aquamarine wich meinen Füßen aus und tänzelte um mich herum, fröhlich seinen Namen ausstoßend. Als ich es überschwänglich hochhob und in die Luft warf, quietschte mein Starter kurz entsetzt, weil ich mich umdrehte und es erst im letzten Moment wieder fing, aber das kümmerte mich nicht. Klar, ich sollte ihm nicht so einen Schrecken einjagen, aber ich war doch so fröhlich!
    Gerade mal einen Tag auf Reise, und schon das erste Pokemon gefangen! Ich, Rosalyn, hatte entgegen aller Erwartungen tatsächlich nicht sofort versagt! Ich hatte das geschafft, was mir in all den praktischen Stunden misslungen war! Ich fühlte mich wie die Königin der Welt und erwischte mich sogar, wie ich ein Lied ins Geäst hinausträllerte.
    „I don’t care! I love it!“, sang ich überschwänglich und kicherte wie ein kleines Kind. Ottaro wurde vom vielen drehen schon ganz schwindelig doch ich lachte nur und presste es eng an mich. Das hier war nicht nur mein Verdienst, nein! Aquamarine war doch im Grunde derjenige gewesen, der gekämpft hatte. Ich gab nur die Befehle und warf anschließend den Ball… In dem Sinne war es also keine große Leistung, ein Pokemon zu fangen…
    „Egal!“, rief ich zum Himmel herauf. „I don’t care! I love it!“
    Mein Enthusiasmus fand ein jähes Ende, als ich zwischen den Bäumen leuchtend rote Augen hervorblitzen sah, stechende Iriden in einem bleichen Gesicht, umrahmt mit blauem, widerspenstigen Haaren. Ich hielt die Rotation mühevoll an um mir sicher zu sein, dass ich es mir nicht nur einbildete. Aber tatsächlich.
    Er versuchte noch, sich zu verstecken, doch meine Laune war schon in den Keller gesunken, als ich mit möglichst ruhiger Stimme seinen Namen rief.
    „Komm raus, Marin. Warst schon immer ein miserabler Versteckspieler.“
    Für einen Moment hatte ich mich gefreut, das Gesicht zu sehen, das jetzt vor Schuldbewusstsein verzogen den Boden anstarrte, als wäre er auf Schatzsuche. Er grinste dabei wieder so stupide unschuldig und versuchte immer wieder einen Blick auf mich zu erhaschen, untersuchte dann aber wieder jeden einzelnen Grashalm, wenn ich ihn dabei erwischte.
    Gleich auf die Freude kam mir aber wieder sein blöder Spruch in Gedanken. „Ich brauche dich nicht“. Und wie blöd er dabei gegrinst hatte… Ja, es war nicht der genaue Wortlaut, aber darauf lief es doch im Grunde heraus. Er brauchte mich nicht und ich ihn nicht.
    Dieses dumme Versprechen… Es bedeutete ihm nichts, und mir ja sowieso nicht!
    „Nur ein Scherz“, hatte er gesagt. Ich spürte, wie meine Fäuste sich von selbst ballten und die Fingernägel sich in mein Fleisch bohrten.
    „Hi Rose“, stieß Marin aus, als er vor mir stand. Er sah mich trotzdem nicht an.
    Hi. Einfach nur Hi Rose.
    Mehr fiel ihm nicht ein?
    „Kein schlechter Fang“, fügte er noch hinzu, als die Stille unangenehm wurde und ich ihn in Grund und Boden starrte. Ich zuckte mit den Schultern und drückte Aquamarine enger an mich.
    „Ich meine, die Dusche war sicherlich nicht vorgesehen, aber-“, startete Marin einen neuen Versuch und wagte es noch einmal mein Gesicht anzusehen. Von meinem Blick erschrocken zuckte er allerdings zurück und verstummte jäh. Jetzt konnte er den Kontakt allerdings nicht mehr lösen. Mit leicht offenem Mund und zusammengezogenen Augenbrauen schluckte er den dicken Kloß herunter, den ich ihm reindrückte.
    Diesmal nicht. Diesmal würde ich mich nicht erweichen lassen! Sollte dieser Blödmann doch in der Hölle schmoren! Sollte er hingehen, wo der Pfeffer wächst! Sollte er-
    „Bist du immer noch wütend auf mich?“
    Ich blinzelte, erst ein oder zweimal, dann so schnell als hätten meine Augen einen Wackelkontakt.
    „Bitte?“, krächzte ich. Hatte ich mich gerade etwa verhört?
    „Ob du immer noch wütend bist“, widerholte er mit etwas bebender Stimme.
    Nein, ich hatte mich tatsächlich nicht verhört. Er hatte es tatsächlich gesagt. Ich stieß die Luft aus, die ich in meinen Lungen gefangen gehalten hatte und ließ die angespannten Schultern sinken. Kaum merklich schüttelte ich den Kopf.
    Ich wollte lachen, meine Mundwinkel zuckten schon nach oben. Das hier war… einfach zu absurd!
    Aquamarine drückte den Kopf gegen meine Brust und versteckte sich. Offenbar wusste es, was gleich für ein Donnerwetter folgen würde.
    Und wirklich, ich wollte ihn anschreien, wollte ihm mit gefühlten tausend Dezibel klar machen, was für ein gefühlsloser, assozialer Vollidiot er doch war, aber alles was kam war ein gehauchtes:
    „Willst du mich verarschen?“
    Jetzt stand ihm erst einmal der Mund offen. Sobald ich meinen nämlich in Bewegung setzte, war er zurückgezuckt. Offenbar war Marin klar geworden, was für eine blöde Bemerkung er losgelassen hatte. Aber gerade jetzt, wo ich doch so ruhig blieb… Das hier war etwas Ernstes. Diesmal schrie ich ihn nicht an und die Sache war gegessen. Diesmal würde er mich nicht wieder mit einem blöden Grinsen beruhigen und mir dann die Haare zerstrubbeln, mich damit aufziehen, wie lustig ich aussah, wenn ich mich aufregte.
    Diesmal nicht. Nein, diesmal nicht.
    Unsicher wandte Marin den Blick ab.
    „Schau mich gefälligst an!“, fauchte ich diesmal ungehaltener. Er wuchs ein Stück in die Höhe, aber auch nur, weil ich mich ihm jetzt mit stampfenden Schritten näherte und ihm wütend den Finger in die Brust bohrte. Er spannte alle seine Muskeln an, als wäre ich etwas, vor dem er fliehen müsste.
    Vielleicht war ich das auch.
    „Glaubst du wirklich, dass ich das innerhalb eines verdammten Tages einfach so vergesse?“
    Er öffnete den Mund, entschied dann aber doch, zu schweigen.
    „Ich lasse mir das nicht mehr gefallen!“, herrschte ich ihn an. „Ich bin nicht dein blöder Frustboxsack! Wie oft habe ich dir gesagt, dass du losziehen sollst, hm? Wie oft?“
    „Z-Ziemlich o-“
    „Du warst derjenige, der nicht wollte! Mir war es doch verdammt noch mal egal! Krieg deine blöden Probleme ausnahmsweise mal selbst in den Griff! Ich bin nicht deine scheiß Babysitterin!“, schrie ich nun ungehalten. „Aber warte! Die brauchst du ja gar nicht! Ich bin dir ja nur eine blöde Last und ne nörgelnde Besserwisserin! Du kannst ja sowieso alles besser, oder?!“
    „J-Jetzt mach aber mal halblang!“, funkte er dazwischen.
    „Halt deine blöde Klappe! Ich rede jetzt!“ Seine Augen sprühten jetzt selbst Funken. Kapierte er es nicht? Kapierte er nicht, wie sehr er mich verletzt hatte? War ich ihm denn wirklich so egal…?
    Die Anspannung aus meinen Muskeln wich wieder. Meine Schultern sanken, meine Finger zuckten als wären sie sterbende Schlangen.
    Ich wollte nicht mehr. Ich hatte einfach keine Lust mehr. Ich wollte nicht mehr diskutieren, mich nicht mehr darüber aufregen. Hatte doch eh keinen Zweck.
    Ich griff wie automatisch in meine Tasche und fischte eines der beiden Geräte heraus, und ohne Marin weiter anzusehen drückte ich es ihm gegen die Brust.
    „Von Mina.“
    Ich wartete einen Moment ab. Sogar durch das Gerät hindurch spürte ich, wie stark sein Herz pochte. Erst schnell, dann beruhigte es sich wieder etwas. Warum sagte er denn nichts?
    Vielleicht hatte es wirklich keinen Zweck mehr.
    Ich machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon, durch die Büsche, ohne mir dabei Gedanken darüber zu machen, dass die Dornen an meinen Armen und Beinen kratzen, dass sich Blätter in meinen Haaren verfingen und ich meine Tasche losreißen musste, als sie hängen blieb. Ich zog daran, erst kraftlos, dann mit einem wütenden Aufschrei, und trat noch einmal frustriert gegen den Baumstamm, was mir im Grund nur noch mehr Schmerzen bereitete.
    Ließ er mich wieder einfach so gehen?
    Es hatte wohl wirklich keinen Zweck mehr.


    Als ich endlich wieder Himmel über mir sah, rannen schon die Tränen an meinen Wangen herunter. Ich hasste es, dass ich so nah am Wasser gebaut war. Immer wieder versuchte ich, diese blöden peinlichen Tränen zurückzuhalten, versuchte an schöne Dinge zu denken… Und endete doch immer wieder bei den schlechten.
    War es denn wirklich so schwer? Musste ich denn wirklich immer diejenige sein, der es schlecht ging? Diejenige, die sich die Augen ausheult, diejenige, die sich Sorgen darum macht, was andere über sie denken?
    Warum konnte ich denn nicht ein wenig so sein wie er? Nur ein klein wenig?
    Mich einmal nur einen Scheiß darum kümmern, was man mir ins Gesicht schleudert!
    Ich presste die nassen Augen zusammen und fuhr mir darüber. Wundervoll. Ich konnte mir schon vorstellen, wie ich jetzt aussah.. Und das alles nur wegen diesem blöden Idioten, der sich nicht einmal die Mühe machte hinter mir herzukommen und-
    Ich stolperte, als meine Hand gepackt wurde und man mich zurückzog. Erschrocken fuhr ich herum und holte schon aus, einfach aus Reflex, bemerkte aber noch schnell genug, dass das gar nicht nötig war.
    Etwas geschockt starrte er mein Gesicht an, während ich versuchte so schnell wie möglich die Tränen wegzublinzeln. Ich hatte ihn nicht einmal gehört…
    „Rose…“, murmelte er mit verzogenem Gesicht. Die Hand, die nicht um mein Handgelenk geschlungen war, streifte hektisch durch seine Haare. Ich sagte nichts. Er wusste vermutlich sowieso, was ich ihm ins Gesicht geschleudert hätte. Er mochte oft so tun als ob, aber Marin war ganz und gar nicht dumm.
    „Es war doch nur ein Scherz“, versuchte mein Freund es noch einmal. Ich überlegte, meine Hand wegzuziehen, aber so wie er aussah, so, wie sein Hirn gerade brodelte, tat es ihm scheinbar wirklich Leid.
    „Für dich vielleicht.“
    „Du… Du weißt doch, wie ich das meine!“
    „Eben nicht!“, fauchte ich, viel aggressiver als ich es eigentlich wollte. Marin hatte vor, die Sache zu klären und ich machte ihn an, sodass er den Griff aus Nervosität sogar noch verstärkte.
    Das war nicht fair, das wusste ich. Aber trotzdem…
    „Du merkst es gar nicht mehr, oder?“, fragte ich, ohne ihn anzusehen.
    Marin schwieg, aber ich wusste, dass er nachdachte. Diese Andeutung hatte ich nicht umsonst gemacht und ich wusste genauso, dass er nicht auf das kommen würde, an das ich dachte.
    „Deinen ganzen blöden Frust-“ Etwas resignierend lächelnd sah ich ihn an. „Den lässt du nur noch an mir aus. Sobald du mit deinen Freunden herumhängst ist alles okay, aber wenn ich da bin, dann…“
    „D-Das stimmt doch gar nicht!“, widersprach er heftig. Trotzdem ratterte es in seinem Kopf. Das konnte man ihm immer gut ansehen.
    „Ich weiß, dass du reisen wolltest und ich weiß, dass du auf mich gewartet hast…“ Ich richtete meine Kappe, weil ich nicht wusste, was ich sonst mit meiner Hand tun sollte. Er antwortete nicht mehr, sah mich nur mit einer Mischung aus Schock und Verwirrung an… Aber da war noch etwas… Etwas, dass ich sonst nur selten bei ihm sah. Angst?
    Warum hatte er Angst?
    „Du hättest immer gehen können, das weißt du, oder?“
    Er nickte.
    „Warum hast du es dann nicht getan?“
    „Na, weil ich-“, begann er heftig, brach dann aber ab und wagte es nicht mehr, mir in die Augen zu sehen. Die Hand in seinen Haaren zuckte und zitterte wie verrückt.
    Was? Was brachte ihn dazu, so nervös zu sein? Es machte mich fertig meinen Freund so zu sehen. Ja, sicher, wir hatten uns gestritten, ja, ich war wütend auf ihn und verstand nicht, was hier gerade vor sich ging, aber er war immer noch mein Freund! Und ich wollte nicht, dass es etwas gab, dass ihm Angst machte, ebenso wenig wie er wollte, dass ich wütend auf ihn war.
    Nur wusste ich nicht, was mit ihm los war…
    „Marin..?“
    „Rosalyn, ich-“, begann er erneut, schluckte dann und verstummte jäh. „Ich wollte nicht, dass du und-“
    Weiter kam er nicht, da stoben die Äste auseinander und zwei Männer krachten heraus, panisch hinter sich schauend. Einer der beiden trug einen verdeckten Kasten und er stolperte fast unter seinem Gewicht, der andere trieb seinen Begleiter zur Eile an und knallte gegen mich. Ich fiel in Marins Arme, der erstaunt einen kleinen Schrei ausstieß.
    So schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Das einzige, das mir noch auffiel, war einer dieser Slow Motion Momente, die sich nur in Pokéwood Filmen ereigneten. Auf ihrer Kleidung, die nebenbei erwähnt auch unglaublich merkwürdig aussah, was ich aber auch erst nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkte, da prangte ein Wappen, zur Hälfte weiß und zur Hälfte schwarz, getrennt von einem blauen Zeichen… Es ähnelte einem P.
    P…?
    „Haltet die Diebe!“, schrie die nächste Stimme und erneut krachte es im Geäst und auch die nächste Person lief geradewegs auf mich und Marin zu, doch bevor es zum nächsten Zusammenprall kam, verfing er sich in den Wurzeln und legte sich geradewegs auf den Boden, mit dem Gesicht voran in den Staub rührte er sich nicht mehr.
    Ein P…? Schwarz-Weißes Wappen? Konnte es etwa sein…?
    Marin stürzte auf den gefallenen Mann zu und bot ihm seine Schulter, hievte den schweren Körper mühsam hoch.
    „Plasma!“, rief der ältere Herr mit Latzhosen und vor Wut rotem Kopf. „Plasma hat mein Terribark gestohlen!“

  • Wow!, das ist alles was ich im Moment sagen kann. Von allen Fanfictions die ich in den letzten Tagen gelesen haben muss ich zugeben: Deine gefällt mir im Moment am aller besten!



    Als ich mit dem Prolog und dem ersten Kapitel fertig war, konnte ich es schon kaum erwarten ein Kommentar zu deiner Geschichte zu schreiben. Allerdings riss ich mich dann doch noch zusammen und las mir die restlichen Kapitel durch.
    Ich werde nun so gut wie möglich versuchen, dir ein Kommentar zu hinterlassen dass dir etwas weiterhilft. Also:


    Der Anfang:
    Meiner Meinung nach alles sehr schön und übersichtlich gestaltet, vor allem das Bild gefällt mir gut, obwohl ich kein großer Freund des Shipping's bin. Ein Klappentext ist ebenfalls vorhanden.


    Zum Prolog:
    Nicht zu kurz, nicht zu lang, meiner Meinung nach genau die richtige Länge. Der Text ist interessant und verrät schon etwas über den Hauptcharakter: Rosalyn, (die mir übrigens sehr sympathisch ist, da sie mich vom Charakter und Verhalten her an eine gute Freundin von mir erinnert). Der Text liest sich gut und hat mein Interesse gleich nachdem ich ihn durchgelesen hatte geweckt. (Was normalerweise nicht der Fall ist)


    Zur Charakterbeschreibung:
    Ebenfalls schön gestaltet, was ich mir noch gewünscht hätte wäre, dass du die Persönlichkeiten deiner Protagonisten etwas beschrieben hättest, aber wenn man sich die ersten Kapitel durchliest, erfährt man sowieso genug über den Charakter deiner Helden.


    Zu den Kapiteln 1-4:
    Ich hätte eigentlich nicht erwartet, dass mir deine Geschichte zusagt, da sie in der 5. Generation spielt und mir die neuen Pokemon-Spiele nicht sonderlich zusagen, allerdings musste ich feststellen dass genau das Gegenteil der Fall war. Du beschreibst die Aktionen deiner Charaktere und die Umgebung ausgiebig, so dass man sich jede einzelne Bewegung und jeden Gesichtsausdruck gut vorstellen kann. (Zumindest ist das bei mir der Fall) Außerdem musste ich bei einigen Stellen schmunzeln, vor allem bei der Stelle in der Rosalyn sich selbst mit einem Marshmallow vergleicht.

    Zitat

    Ich sah in meine Tasse. Die Marshmallows schwammen an der Oberfläche, und egal wie oft ich sie mit dem Löffel herunterdrückte, sie tauchten doch immer wieder auf. So war ich doch auch! „Du hast Recht!“, verkündete ich mit neuem Eifer. „Ich bin wie ein Marshmallow!“


    Mir sind ein paar Rechtschreibfehler aufgefallen, allerdings war ich so ins Lesen vertieft, dass ich keine Lust hatte sie aufzuschreiben. Ich lese mir die Kapitel allerdings gerne noch einmal durch um sie nach Rechtschreibfehlern zu durchforsten falls du möchtest.


    ----------------------------------


    Das war's auch schon mit meinem Kommentar, ich hoffe dass mein Lob dir Freude bereitet hat und ich würde mich freuen wenn du mich auf deine Benachrichtigungsliste setzt.


    L.g.

    Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen.

    - Albert Schweitzer

  • Huhu Cáithlyn :3


    Ich hab deine FF seit dem du sie angefangen hast du schreiben verfolgt und immer darauf gewartet Neues zu lesen.
    Da du nun seit geraumer Zeit keine Rückmeldungen mehr zu deiner Geschichte bekommen hast, hab ich mir ein Herz gefasst und hinterlass dir hier mal eine :D ( - Mist, WhitmarkDH is mir zuvorgekommen *grummel*)
    (Fühl dich geehrt, denn ich bin eigentlich eine SEHR faule und unbegabte Schreiberin.. :P & ich bin auch niemand der Dinge gut umschmücken und endlos viel über etwas plappern kann, ohne wirklich etwas auszusagen.. dazu fehlt mir der Einfallsreichtum bzw. die Fantasie. Aber naja.. so bin ich halt :blush: )


    Da ich deine Geschichte vor Ewigkeiten ja schon mal gelesen habe und noch ungefähr wusste was passiert, hab ich sie dieses mal noch mal gelesen und versucht alle Fehlerchen, die ich so gefunden hab hier anzuführen.
    Allgemein ist mir aufgefallen, dass du und die Beistrichsetzung keine Freunde seid, macht aber nichts :P
    Auch ein paar andere kleine Fehlerchen haben sich mit eingeschlichen, aber alles nur halb so wild. Ich denke der Großteil waren einfach Tippfehler.
    (Bitte bekomm keinen Schock, wenn du die Spoilerfenster öffnest, es sind auch viele Annmerkungen dabei und eben die Beistrichfehler.)



    Startpost


    Schön! :love:
    Schlicht, übersichtlich - das mag ich.
    Kein knalliges Ding, das einen gleich erschlägt, sobald man auf die Seite kommt. Daumen hoch für dich. ;D


    Mir gefällt auch der Titel.. ich kann zwar kein Französisch, aber gottseidank hast du eine deutsche Übersetzung zugefügt :D
    Ich bin ja schon gespannt wie du deinen Titel in die Gesichte einbringst?!
    Auch dein Klappentext gefällt mir gut. Richtig episch "doch welche Tür ist wohl die Richtige"? Das frag ich mich auch im wahren Leben des öfteren ^^


    Und das Bild..
    Da hätte man doch auch gerne jemanden, der einen so in den Arm nimmt *seufz* :blush:


    Prolog


    Ich hab hier inhaltlich nichts zu bemängeln. Wie auch schon Yura gesagt hat, hast du es geschafft deine Protagonistin, einsympatisches, realistisches Mädchen mit ihren Gefühlen und Ängsten, vorzustellen.
    Außerderm spornt der Schluss wirklich an weiterzulesen.. Weshalb hat sich wohl alles geändert? :)




    Kapitel Eins: Vollig überrumpelt


    Wow.. was für ein Monster von Kapitel ^^
    Ich mag es :D
    Rosy ist ein so bodenständiges und pflichtbewusstes Mädchen, welches scheinbar seine tagtäglichen Abläufe liebt und - meiner Meinung nach - Änderungen nicht gerne akzeptiert, und Marin ist ein richtiger Chaot.
    Diese Freundschaft ist bestimmt eine sehr lustige, aber das passt auch total gut, da sich die beiden toll ergänzen.
    Es ist bewundernswert (und auch irgendwie süß :3 ) wie Marin sein Wort gegenüber seiner Freundin hält, im wahren Leben würde man nicht viele Menschen antreffen, die so etwas für einen tun würden.
    Da freu ich mich ja schon richtig darauf, wenn es zu den ersten Shipping-Szenen zwischen den beiden kommt :)




    Kapitel Zwei: Lieber ein Anfang mit Schrecken...


    Zitat

    Genau das war doch der Grund für meine Misere! Ein zu schnelles Mundwerk und ein Gehirn, dass Kurzurlaub im Resort „Blödheit“ machte.


    Haha.. die Formulierung hab mich richtig zum Lachen gebracht. :D


    Oh.. wie gemein, wie Marin Rose an Kopf wirft, dass er nicht mit ihr reisen will. Auch wenn es nicht ernst gemeint ist. Gut nachzuvollziehen, dass sie da aus allen Wolken fällt :S
    Und wie sie dann zu Hause anfängt zu heulen.. wirklich süß beschrieben :3
    Mhm.. heiße Schoki mit Marshmallow, Schokostreusel und Schlagsahne. Zum Magen verpicken ^.^
    Und wie ich dieses Wort Schlagsahne liebe ^^ Bei uns sagt man ja Schlagobers :P (ja, ich bin Österreicherin :thumbsup: )
    Wenn ich mir vorstelle wie das kleine Ottaro Grimassen schneidet, um seine Trainerin aufzumuntern kommt mir ein Lachen aus. (Was wsl auch daran liegt, dass ich mir das grad so vorstell wie bei Tom und Jerry ^^)


    Zitat

    „Ich bin wie ein Marshmallow!“


    Ahahahahaha :D das ist DIE Aussage des Tages :D


    Der Schluss des Kapitels ist schon irgendwie traurig, als sie von dem Tod ihres Vaters erzählt. Aber ich nehme mal an, dass sie ihren Vater nicht enttäuschen wird. :)






    Kapitel Drei: Schön ist das Trainerleben... oder doch nicht?


    omg.. ich könnt anfangen zu schreien >.< jetzt war ich fertig mit Kapitel 3 und dann lösch ich aus versehen das alles wieder :eeeek:
    naja.. eigentlich waren bis dahin e nur ein paar Beistrichfehler, ich glaub, die brauch ich jetzt nicht noch mal raussuchen :whistling:


    Wenn ich dieses Kapitel so lese stellen sich mir zwei Fragen.
    1. Wie soll denn die Mutter ohne ihrer Tochter überleben? ^^ Rose kocht und wenn ihre Mutter nach Hause kommt gibt's Essen, Rose füttert die Pokémon, hilft im Laden, ...
    2. Weshalb sich Marin wohl so komisch benimmt?


    Als ich las was sie alles so zum Frühstück hatten saß ich mal fünf Minuten lang da und überlegte was Pfannkuchen sind, bis mir eingefallen sind, dass das unsere Palatschinken sind :assi:
    haha.. immer wieder das gleiche ^^ ich könnte nicht mal aus einem deutschen Kochbuch was rauskochen, da ich immer bei mindestens einer Zutat nicht weiß was das sein soll.. naja, egal xD


    Was mir jetzt grad nicht ganz so logisch vorkommt... Blaze ist ja das Arkani, oder? Aber warum muss sich das Mädchen dann zu ihn hinunterknieen, wenn ein Arkani doch fast 2m groß ist? :huh:




    Kapitel Vier: Old McDausing hatte ein Terribark. Hatte.


    Das bisher letzte und meiner Meinung beste Kapitel.
    Das Kapitel besitzt wirklich alles, was man sich wünschen kann. Einen Pokémonkampf, lustige Aussagen wie "streich mich von ihrer Speisekarte" ^^, Wut, Trauer, ein fast-Liebesgeständnis (nehm ich zumindest an) & dann noch die Bösewichte. ^.^


    Ich fand es super, dass du den Pokemonkampf realistisch ablaufen lassen hast.. für einen Anfänger, dessen Pokémon ebenfalls noch wenig Erfahrung hat. Ich fand auch den Gedanken daran witzig, wie Rose das ganze Wasser schluckt und durch die Wucht der Attacke ihres eigenen Pokemon gegen den Baum geknallt wird. :D
    Oder wie sie nicht glauben kann, dass sie ein Pokemon gefangen hat und die gelernte Theorie aus der Schule wie eine Checkliste abhakt. Wie sie vor Freude zu tanzen und singen beginnt (Du bist böse, jetzt hab ich einen Ohrwurm von dem Lied.. i dont care, i love it. *träller*)


    Du zeigst es ihnen ja richtig.. kümmert euch um Krebs, nicht um das Design von solch einem blöden Kästchen. Meine Worte ;D
    immer wieder reale Dramaturgie :D


    Hammerhart wie wütend Rose auf Marin ist. Tjaja, wir Frauen können schon nachtragende Zeitgenossen sein ^^
    Ich hab so gehofft, dass er ihr dieses mal nachgeht und jaaaa, ich durfte erleichtert ausatmen. Niedlich wie er versuchte seine Gefühle in Worte zu fassen.. Da scheint wohl jemand völlig verliebt zu sein :love:
    Gebetet hab ich darum, dass er sie küsst oder ihr seine Gefühle offenbaren würde - aber naja, seien wir uns ehrlich, es wäre e noch zu früh dafür gewesen.



    FERTIG.. WUHU :D :hechel:
    nach einer gefühlten Ewigkeit, hab ich jetzt deine gesammte FF durchgeackert und hoffe, dass ich die meisten Fehler finden konnte bzw. dir zumindest ein bisschen ein Résumé geben konnte!


    Nun. Abschließend kann ich nur sagen: Weiter so! :thumbsup:
    Die Geschichte gefällt mir wirklich sehr gut und ich bin gespannt wie es mit den beiden jungen Trainern weiter gehen wird. Auch freue ich mich darauf, wenn erste Entwicklungen im Bereich der Pokemonkämpfe ersichtlich werden und ihre Pokemon stärker werden.
    Ich würde mich freuen, wenn du mich auf deine Benachrichtigungsliste setzen würdest.


    In diesem Sinne hoffe ich, dass du dir nicht wieder zwei Monate Zeit lässt um das nächste Kapitel zu schreiben und wünsche dir noch eine angenehme Nacht ;)


    Man liest sich hoffentlich bald wieder


    lg blumenwiese *wink*

  • [tabmenu]
    [tab=x]
    Juchee, gleich zwei Kommentare. In den nachfolgenden Tabs werde ich noch etwas genauer darauf eingehen.
    Ich möchte aber gleich schon erwähnen, dass ich jetzt hoffentlich regelmäßiger posten werde, versprechen kann ich es aber nicht, weil in nächster Zeit wieder Klausurenphase ansteht. In diesem Sinne hoffe ich, dass ich mir die Wartezeit verzeihen könnt.
    [tab=WhitmarkDH]
    Erst einmal vielen Dank für den Kommentar. Bei mir passiert es nicht so häufig, dass ich eine so schnell Rückmeldung bekommen, und dann gleich zwei von der Sorte, das hat mich wirklich sehr glücklich gemacht.
    Ebenso fröhlich bin ich darüber, dass die die Story so gut gefällt, obwohl du mit Shipping nichts anfangen kannst- Dazu muss ich sagen, dass gerade dieses Genre ziemlich ausgelastet ist und viele denken, dass es das einfachste ist das man schreiben kann. Das sehe ich nicht so. Ich habe schon viele Storys gelesen, in denen alles viel zu schnell geht und das Pairing einfach so hingeklatscht ist. Deswegen ist das Genre vermutlich auch recht verpönt.
    Ich versuche immer, möglichst viel aus den Chara herauszuholen und sie so lebendig erscheinen zu lassen wie möglich. Von daher bin ich sehr froh, dass dir Rosalyn so sympathisch erscheint.
    Die Charaktere habe ich mit Absicht nicht so sehr beschrieben, weil ich denke, dass das alles durch die Story hindurch sehr viel besser herauskommt. Die Leser sollen nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden, sondern die Charas so gut wie möglich selbst kennenlernen. ^^
    In diesem Sinne, vielen Dank für das viele Lob, und natürlich setze ich dich gerne auf die Benachrichtigungsliste.
    Caithy
    [tab=blumenwiese]
    Hallo Blumenwiese,
    ich habe dir zwar über GB schon einmal gedankt, allerdings möchte ich das auch hier noch einmal wiederholen. Die vielen Fehler herauszusuchen hat ja lange gedauert, wie du selbst gesagt hast, von daher bin ich umso fröhlicher, dass du dir tatsächlich die Mühe gemacht hast. <3 Ich hoffe, btw, dass die Kommafehler besser geworden sind.

    Zitat

    Und das Bild..
    Da hätte man doch auch gerne jemanden, der einen so in den Arm nimmt *seufz* :blush:


    Ja, den Gedanken hatte ich auch. Man wird ja noch einmal träumen dürfen *verträumt seufz*

    Zitat

    Wow.. was für ein Monster von Kapitel ^^


    Ja, das höre ich oft xD Wenn ich einmal dran bin, dann kommt bei mir immer viel zu viel heraus xD Hier dieses Kapitel und auch das letzte waren glaube ich etwa 11 Wordseiten in Schriftgröße 11, Calibri. xD

    Zitat

    1. Wie soll denn die Mutter ohne ihrer Tochter überleben? ^^ Rose kocht und wenn ihre Mutter nach Hause kommt gibt's Essen, Rose füttert die Pokémon, hilft im Laden, ...


    Die liebe Daria ist nicht ganz hilflos, nur eben schwer beschäftigt. Ein Geschäft zu leiten und eine Tochter groß zu ziehen ist ja nicht ganz einfach ^^ Rosy hilft ihr deswegen, wo sie nur kann, weil sie das auch weiß.

    Zitat

    Blaze ist ja das Arkani, oder? Aber warum muss sich das Mädchen dann zu ihn hinunterknieen, wenn ein Arkani doch fast 2m groß ist?


    Ich weiß, ich weiß >_< Dieser Größenfehler verfolgt mich. Ich hab ihn im Kapitel hoffentlich ein wenig ausmerzen können, indem ich geschrieben habe, dass Blaze ein Lilliputanerarkani ist xD Ich habe es mir auch so vorgestellt, dass es sich immer ein wenig kleiner macht, wegen unterwürfiger Charakterzug und so.
    xD

    Zitat

    ...ein fast-Liebesgeständnis...


    Nein, so einfach mache ich es euch nicht xD Es sollte auf jedenfalls kein Liebesgeständnis werden, soviel steht fest. Mal schauen, ob ich das im nächsten Kapitel (also Numero 6) weiter ausarbeiten kann. Denn Rosy vergisst nicht so schnell xD

    Zitat

    (Du bist böse, jetzt hab ich einen Ohrwurm von dem Lied.. i dont care, i love it. *träller*)


    Da bist du, btw nicht die einzige xDD Man hat mich heute erst angeschrieben, dass dieser jemand beim Lesen das Lied nicht mehr aus dem Kopf bekommen hat xDD

    Zitat

    Niedlich wie er versuchte seine Gefühle in Worte zu fassen.. Da scheint wohl jemand völlig verliebt zu sein


    Na, noch ist er nicht wirklich verliebt. Zumindest weiß er es nicht xDD Vielleicht schreibe ich irgendwann mal ein Kapitel aus seiner Sicht, je nachdem, ob die Idee gut ankommt, oder nicht. ^^
    Danke für den schönen, langen Kommentar und das viele Lob, ich schaue mal, ob ich dazu komme, die Fehler auszumerzen. Sofort wird das aber vermutlich nicht geschehen, sorry. Und ich setze dich gerne auf die Benachrichtigungsliste ^^
    Caithy, die deinen Nick noch immer total niedlich findet. :X
    [/tabmenu]


    Kapitel 5: Die Ersten Wolken


    Ich erinnere mich noch gut an den Tag vor zwei Jahren.
    Es war sonnig gewesen, ein schöner Sommernachmittag. Eigentlich war ich mit meinen Freundinnen verabredet gewesen, allerdings kamen einige Dinge dazwischen. Streit mit Geschwistern oder wahlweise Eltern, daraus resultierender Hausarrest oder einfach nur chronische Unlust.
    Mir blieb also nicht viel mehr übrig als im Garten zu sitzen, mit den Beinen zu baumeln und Blaze dabei zu beobachten, wie er nach Beat schnappte, der über seiner Nase herumschwirrte. Das arme Arkani kam ironischerweise nicht mit Hitze zurecht, es sei denn sie kam direkt aus seinem Maul geschossen.
    Meine Mutter lag im Liegestuhl, tief in eine dieser Zeitschriften vertieft, in denen Rezepte, neues von den Prominenten und Beauty Tipps drinstanden. Ich hatte sie einmal gelesen, dann aber beschlossen nie wieder auch nur einen Blick hineinzuwerfen.
    Vor mir stand eine Schüssel mit Eisbrei. Das Gemisch aus Rot und Weiß war sofort geschmolzen, sobald ich einen Schritt aus der sicheren Kühle des Hauses getan hatte und war seither unberührt. Ich griff den Löffel und flößte mir einen kleinen Teil ein, verzog aber sofort das Gesicht. Pisswarm, na toll.
    Was also tun? Mama war vertieft in ihre merkwürdige Zeitschrift, die Freundinnen gammelten in ihren Zimmern vor sich hin, Marin war mit seinen Eltern und Mina nach Vapydro gefahren, um das kleine bisschen Strand dort zu genießen. Ginger ließ sich nicht mehr blicken, mit Blaze war heute sowieso nichts anzufangen und mit Beat irgendetwas zu spielen war hoffnungslos. Das Volbeat war ein hinterlistiges Kerlchen. Bisher hatte er es immer hinbekommen irgendwie zu schummeln. Sogar bei Uno und das sollte was heißen…
    Und urplötzlich… Ja, es war wirklich plötzlich. Ich hatte es nicht einfach nur nicht bemerkt, nein. Die Schatten krochen nicht langsam hervor und verschlangen die Gärten.
    Sie überfielen uns, so wie die schwarzen Wolken auch die Sonne.
    Ich merkte, wie mein Magen sich zusammenzog, als ich plötzlich vor lauter Schwärze nichts mehr sehen konnte. Hastig schob ich meine Sonnenbrille von der Nase und stürzte unter dem Sonnenschirm hervor, unter dem ich mich bisher vor der Sonne versteckt hatte.
    Dafür gab es jetzt keinen Grund mehr.
    Ein weites, wildes Meer aus pechschwarzen Kumuluswolken, die sich auftürmten wie gigantische Paläste, hatte den Himmel übernommen. Ich stieß einen erstickten Schrei aus, als dutzende Schlangen aus blendend hellem Licht aus den Wellen hervorstießen und gierig nach unserem Boden griffen. In der Ferne tönte ein Knall. Ich sah, wie eine Rauchwolke sich von dort erhob, wo der Stadtpark war. Dort gab es Bäume, die höher waren, als alle anderen Häuser und deswegen wohl als erstes Ziel dienten. Dichter, grauer Qualm stieg in die dunkle Höhe und verband sich mit dem schwarzen Wolkenmeer.
    Ich zitterte am ganzen Leib als Schreie in den Garten schallten und meine Mutter mich mit starkem Griff ins Wohnzimmer zerrte. Blaze folgte uns jaulend, versuchte sogar, sich unter dem Küchentisch zu verstecken, was aber nicht so ganz klappte. Auch wenn es mit seinen 1 Meter 60 wesentlich kleiner war als das Durchschnittsarkani, so war er doch dementsprechend lang und so ungeschickt, dass er mit seinem Schwanz gleich die Teller vom Tisch fegte. Sie zerbarsten auf dem Holzboden, einige der Stücke flogen sogar noch bis zu uns.
    Als der stechende Geruch von Feuer in meine Nase stieg, musste ich würgen. Der Stadtpark war keine zwei Straßen weiter und der plötzlich aufkommende Wind trieb die Rauchschwaden in wilden Tänzen durch alle Schlitze und Risse in die Häuser hinein. Die Schärfe trieb mir die Tränen in die Augen, aber auch die starke Panik tat ihre Arbeit. Ich schlotterte wie verrückt, drückte mich an meine Mutter, die besorgt das Bild meines Vaters an ihre Brust presste und lautlos Gebete mit den Lippen formte.
    Wir wussten beide, dass das hier nicht normal war. Für den ganzen Tag war nur schönes Wetter vorhergesagt. Und sowieso erschienen Unwetter nicht so plötzlich. Sicher, in den letzten paar Monaten kam es immer mal wieder zu meteorologischen Ungereimtheiten, aber ein Sturm dieses Ausmaßes war noch nie dabei gewesen.
    Aber nicht nur das machte mir Angst.
    Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, ich spürte es, so wie sich der Schauer über meinen Rücken bahnte, wie mein Kopf zu pulsieren begann und wirre Schemen vor meinen Augen tanzten. Immer wieder knallte es mit einer Lautstärke, die den Boden zum Vibrieren brachte, Rufe tönten von draußen, neuer Qualm brannte in meinen Augen.
    Ich merkte erst später, dass die Blitze immer seltener wurden und dafür Regen auf den Boden prasselte. Er nahm die Schärfe aus der Luft und dämpfte den Lärm von draußen, löschte vermutlich auch den Brand im Park. Mein Herz pochte so schrecklich laut, dass ich Geräusche nicht voneinander unterscheiden konnte, daher brauchte ich auch ein paar Momente, um Mamas Frage zu verstehen.
    „Geht es dir gut, Rose?“, schrie sie mich schon fast an. Auch ihr standen die Tränen in den Augen. Ihre Wangen wirkten eingefallen, die Unterlippe bebte. Sie war schrecklich blass.
    Ich konnte zu dieser Zeit nur noch müde nicken, merkte schon gar nicht mehr, wie ich zitternd in ihren Armen einschlief. Es war zu viel für mich gewesen, viel zu viel für ein Mädchen mit dreizehn Jahren, dem nicht umsonst nachgesagt wurde, dass sie ein Weichei sei.


    Als ich wieder aufwachte, war die Dunkelheit verschwunden. Leichte Schleierwolken, die ich durch das Fenster beobachten konnte, hatten sich über den Himmel gelegt und strahlten eine trügerische Stille aus. Vor mir plärrte der Fernseher.
    Ich richtete mich auf und sah meine Mutter neben mir, auf deren Schoß ich wohl meinen Kopf gelegt hatte. Sie starrte mit seltsam trüben Augen auf den Plasma, der das verschwommene Bild einer riesigen Festung zeigte.
    „Was ist das?“, krächzte ich. Lass das bitte einfach eine Dokumentation sein. Eine dumme, absolut langweilige, geschichtliche Dokumentation. Bitte, bitte, bitte!
    War es natürlich nicht und das wusste ich. Die Fassade war makellos, die goldenen Details glitzerten im fahlen Licht und das Gebäude davor war jedem bekannt, der die Trainerschule besuchte. Unter dem flimmernden Aufnahmen der Pokeliga glitten Buchstaben über den Bildschirm.
    „Angriff von Team Plasma auf Champ Lauro vereitelt. Wetterphänomene und Naturkatastrophen durch Kampf zwischen legendären Pokemon verursacht. Lauros Aufenthaltsort ungeklärt.“


    Am nächsten Tag fand sich Lauro in ein Hospital ein, wo er und seine Wunden versorgt wurden. Kurz darauf, eigentlich viel zu früh dafür, dass er in einem so kritischen Zustand gewesen war, verkündete er auf einer Pressekonferenz, was genau vorgefallen war. Nur den Namen der Heldin erwähnte er nicht. Auch heute noch wird der inzwischen abgelöste Champ immer wieder mit unterschwelligen Fragen bombardiert, doch er rückt einfach nicht mit der Sprache heraus. Er schaut dann immer in den Himmel und faselt etwas davon, dass er sich fragt, was mit ihnen passiert ist. Dann lächelt er und lässt die Reporter einfach stehen.
    Zwei Jahre ist das alles mittlerweile her. Zwei Jahre, seit der Sturm den Himmel verdeckte, die Blitze den Park niederbrannten und der Regen in der ganzen Region für Überschwemmungen sorgte.
    Zwei Jahre seitdem von Team Plasma nichts mehr gehört wurde.


    Und jetzt? Jetzt stand ich auf dieser Lichtung, starrte den älteren Mann mit der Latzhose perplex, ja schon fast fassungslos, an (wobei wahrscheinlich gerade eine Wassermelone in meinen Mund gepasst hätte, so weit wie ich ihn aufriss) und versuchte zu verarbeiten, was da gerade passiert war.
    „Beruhigen Sie sich doch!“, brüllte Marin den Mann an, weil dieser wild um sich schlug. Sein Knöchel war dick geschwollen und lief schon blau an. Ein Wunder, dass er damit überhaupt hatte stehen können, von laufen mal ganz abgesehen.
    „Sie haben mein Terribark! Diese Mistkerle haben mein Terribark!“, schrie der seine Wut in den Wald hinaus. Mit einem verzweifelten Blick forderte Marin mich dazu auf, ihm zu helfen, den Alten stillzulegen, der sich wie ein Riesenbaby benahm, dem man gerade den Lollipop geklaut hatte. Aber alles was ich konnte, war, ihn noch weiter in Rage zu versetzen, indem ich den grandiosen Einfall hatte, noch einmal genau nach zu harken.
    „S-Sind Sie sich sicher?“, stotterte ich und merkte schon fast, wie mir das Blut aus den Wangen wich.
    „Natürlich!“, brüllte mich der Alte an, der zunehmender einer Tomate glich. Das einzige, das in seinem Gesicht noch nicht rot angelaufen war, waren die kleinen Schweinsäuglein und der weiße Schnurrbart. Er drückte Marin von sich weg und sprang auf und verschwand so schnell wie die Rüpel zuvor ebenfalls im Geäst- was für einen Mann in seinem Alter und in seinem Zustand eine ziemliche Leistung war- Nimm dir mal ein Beispiel daran, Bell- von wo man nur noch ein bestialisches Brüllen hören konnte. Und eine Reihe an Schimpfwörtern, die nicht einmal ich kannte, was schon etwas zu bedeuten hatte, wenn man mit Rainer-„Du Schandmaul-Wasch dir mal den Mund aus!“-Berenz für ein paar Jahre in einer Klasse war.
    „Weg ist er“, murmelte Marin vor sich hin.
    „Er kann sie unmöglich einholen“, gab ich ausdruckslos von mir. „Oder?“
    „Vermutlich nicht, nein.“
    Wir standen eine Weile auf der Lichtung und starrten dorthin, wo der große Bauchumfang des Mannes eine breite Spur im Geäst hinterlassen hatte.
    Dieser Kerl war doch verrückt! Sich mit Plasma anzulegen… Das war… Das war purer Selbstmord! Niemand, der noch bei klarem Verstand war, würde es wagen, sich ausgerechnet denen zu stellen, die vor zwei Jahren für die größte regionale Katastrophenwelle seit… naja, seit immer eben verantwortlich gewesen waren! Da musste man schon ein ausgesprochen großer Idiot sein! Oder Suizidgefährdet!
    „Wir müssen ihm helfen!“
    „B-Bitte was?“, rief ich entsetzt. Marin meinte es tatsächlich ernst. Seine roten Augen funkelten entschlossen und sein Mund war grimmig verzogen. Diesen Gesichtsausdruck hatte er wirklich nur dann, wenn er sich von einer Sache nicht mehr abbringen ließ. Also viel zu oft.
    „Bist du bescheuert?“, keuchte ich.
    „Er holt sie niemals ein!“, entgegnete er hitzig, mit einem ungeduldigen Blick ins Gebüsch, wohin die Diebe samt Altem verschwunden waren. „Wir können doch nicht zulassen, dass die sein Pokemon einfach so mitgehen lassen!“
    „Er… Er wird das schon schaffen!“, erwiderte ich, auch wenn ich mir im Klaren war, dass das totaler Schwachsinn war. Sicherlich war er hochmotiviert gewesen, aber…
    „Dann komm eben nicht mit!“, grummelte Marin und eilte schon davon, ohne einen weiteren Blick auf mich zu werfen. Verdattert, die Hand nach ihm austreckend, stand ich jetzt also alleine auf der Lichtung.
    Ich könnte ihn unmöglich alleine gehen lassen… Aber sich gegen Team Plasma stellen? Das war eine verdammt beschissene Idee, ernsthaft!
    Ich biss mir nervös auf den Lippen herum, sah zwischen dem Pfad, auf dem ich sicher nach Dausing gelangen würde, ohne auf irgendwelche gefährlichen Pokemondiebe zu stoßen und dem Weg, den der Alte mit seinem Bauchumfang ins Geäst… Gewalzt hatte. Besser konnte ich es nicht beschreiben.


    Was jetzt?
    Hätte ich mich damals einfach umgedreht und wäre zum Pokemoncenter gegangen, meine Pokemon heilen lassen und mich eine Runde aufs Ohr gehauen, um die Strapazen des Tages abzuschütteln… Was wäre dann wohl passiert? Hätte das meinen Pfad geändert? Wäre es nie zum großen Sturm gekommen oder hätte ich mich ihm nicht entgegenstellen können?
    Die schlichte Antwort ist, dass es keinen Sinn hat, sich darüber Gedanken zu machen. Keiner wird es je wissen.
    Das einzige, was ich mit Sicherheit sagen kann ist, dass ich froh bin, mich nicht einfach so verzogen zu haben. Dass ich froh bin, mit pochendem Herzen und rasenden Gedanken und einigen der Flüche, die ich vom Latzhosenträger aufgeschnappt hatte und jetzt lautlos vor mich hinmurmelte wie ein Mantra, dem Weg tiefer in den Wald gefolgt zu bin.
    „Mut ist nicht, keine Angst zu haben. Mut ist, sie zu überwinden, auch wenn es dir schwerfällt.“
    Und ich hätte schwören können, dass die Sonne in dem Moment, indem ich mich zum Schattenpfad umwandte, heller zu scheinen begann. Als wollte sie mir Mut machen.


    Dummerweise hatte ich bei der ganzen Aktion vergessen, dass ich noch immer klitschnass war. Meine Tasche war weitgehend verschont worden und meine Leggins war eine dieser Mutlifunktionsdinger, die trockneten bevor du ihren Namen aussprechen konntest, aber sowohl Shirt als auch Hose trieften noch vor sich hin. Echt unglaublich. Über den Streit mit Marin hatte ich das vollkommen vergessen.
    Apropos vergessen.
    Er konnte ganz schnell vergessen, dass ich vergessen würde, dass er seinen letzten Satz nicht vollendet hatte. Denn je länger ich darüber nachdachte, als ich frierend den dunklen Teil des Waldes erkundete, desto mehr sprang mir dieser Gedanke mit großer Reklametafel, auf der „Ich bin wichtig!“ stand, und Leuchtwarnweste vor der Nase herum.
    Er wollte nicht, dass ich und… Dass ich und was? Himmel, hätte er nicht einfach ein wenig weiter sprechen können? Nur ein oder zwei Wörter?
    Sicher, gerade gab es sehr viel wichtigere Dinge. Sehr, sehr viel wichtigere Dinge. Beispielsweise dass ich ihn überhaupt mal wiederfand, dass ich von Team Plasma so weit entfernt blieb wie nur möglich und dass wir beide schnellstmöglich aus diesem blöden Wald verschwanden!
    Ein Kitzeln in meiner Nase brachte meine Augen zum Tränen und ich schniefte einmal laut, als der Nieser sich dann doch wieder in den Nebenhöhlen verkroch. Jetzt bitte bloß nicht krank werden! Das war mit Abstand das, was ich am Wenigsten brauchte! Keine zwei Schritte später entschied er sich jedoch um. Mein Nießen schallte durch den ganzen Wald und verjagte alle Dusselgurr, die bisher in den Ästen sitzen geblieben waren und mich beobachtet hatten. Keine Panik, lasst euch bloß nicht stören. Ist ja nicht so, als ob ich mich nicht schon unwohl genug fühlen würde.


    Irgendwann wurde es mir allerdings tatsächlich zu bunt. Ich zuckte bei jeder blöden Bewegung im Gebüsch neben mir zusammen und verharrte wie ein totes Beutetier, bis mir bewusst wurde, dass zumindest einzelne Nagelotz mir nicht viel anhaben konnten. Ich betete dafür, dass ich nicht wieder in die gefräßige Gruppe hineinlief.
    Meine Digitaluhr zeigte schwach in der Dunkelheit flimmernd die Ziffern 15:56 an. Wundervoll. Meinen ersten Tag hatte ich also im Grunde damit verschwendet, vor wild gewordenen Pokemon wegzulaufen, mir von meinem eigenen Pokemon eine Gratisdusche abzuholen und mich mit meinem besten Freund zu streiten. Ja, toll. So stellt man sich den perfekten ersten Tag vor. Wunderbar.
    Wo zum Teufel war ich denn bitte überhaupt? Ich drehte mich um die eigene Achse um irgendwo einen Anhaltspunkt zu finden, doch alles was ich sah waren Büsche, Blätter und Äste. Ich war absolut verloren. Und damit meine ich nicht, dass mich einfach nur verirrt hatte. Nein, ich war verloren.
    Ich würde niemals wieder aus diesem schrecklichen Wald hinausfinden! Und mit etwas Pech würden die Plasmas mich finden und sonst was mit mir anstellen!
    Ich sah meine Mutter schon vor meinem Sarg stehen, in einem schwarzen, bodenlangen Kleid, sich andauernd die Augen mit einem dreckigen Taschentuch abtupfend. Neben ihr stand Marin mit lauter Musik in den Ohren, Händen in den Taschen und den Blick an die Decke gerichtet, als würde der Sarg vor ihm gar nicht existieren.
    Oder, noch schlimmer, meine Leiche würde hier in vielen Jahrzehnten von einem jungen Trainer auf Abwegen gefunden werden, vermutlich würde ich dann schon halb verwest in der Gegend herumliegen… Meine Haut wäre schon von den Knochen gelöst, vielleicht läge irgendwo ein Augapfel herum und starrt den armen Trainer an. Und wenn jemand auf die Idee käme, die Pokemon herauszurufen, die in ihren Bällen gefangen neben mir lägen, dann würden von ihnen auch nur noch Knochen übrig bleiben… Na, bei Aquamarine vielleicht noch die Muschel, aber…
    Halt, stopp!
    Noch war ich am Leben!
    Ja, noch, grummelte mein Innerstes übellaunig. Mein Magen schloss sich der Beschwerde lauthals an. Ich warf einen Blick in meine Tasche, wo noch ein Sandwich und zwei Flaschen Sprudel herumflogen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich daran dachte, einen Bissen davon zu nehmen… Ich streckte schon meine Finger nach der Alufolie aus, als ein kleines Kästchen gegen sie fiel.
    Die Karte? Die Karte!
    Ich erwischte mich zum zweiten Mal am Tag, wie ich mir vorstellte, meinen Kopf gegen den Baum zu schlagen, an den ich mich lehnte. Natürlich, die Karte…
    Resignierend seufzend drückte ich auf den kleinen Knopf darauf und lächelte ein wenig, als sich der Holobildschirm vor mir aufbaute. Nicht nur das, auch der kleine Balken am oberen Rand zeigte volle Ausrichtung. Ich dankte Gott, an den ich gar nicht glaubte, dafür, dass die Regierung von Einall erst vor kurzem neue Satelliten ins All geschossen hatten.
    Der kleine, leuchtende Punkt zeigte meine Position an. Ich war nicht weit von einem Ort entfernt, der hier als Dausing Hof tituliert wurde. Als ich hier noch gewohnt hatte, gab es den noch nicht, als musste er noch relativ neu sein. Mit etwas Glück fand ich ja dorthin zurück.
    Irgendwo gab es doch einen Knopf, der mir die kürzeste Route dahin zeigte… Ich hatte mir die Anleitung nicht durchgelesen, die Mina mir gegeben hatte, allerdings hatte mein Vater mir das damals mal erklärt… Wie war das noch gleich? Der kleine, grüne Knopf an der Seite?
    Mein Punkt leuchtete kurz stark auf und verblasste dann wieder, mehr geschah allerdings nicht. Keine gepunktete Linie, gar nichts. Naja, auch egal, ich würde schon irgendwie zurückfinden. Jetzt wusste ich immerhin, wo genau ich war!
    Mit neuem Mut und einem Lächeln auf den Lippen wandte ich mich dorthin, wo ich Osten schätzte.
    Dummerweise fiel mir erst später wieder ein, dass ich in Geografie eine Niete war, also noch viel schlechter als in den praktischen Übungen und das sollte was heißen. Dementsprechend lief ich natürlich in genau die falsche Richtung, was meinem dummen, naiven Ich leider nicht bewusst war...


    Als ich laute Stimmen aus dem Gebüsch neben mir hörte, atmete ich erleichtert aus. Ich konnte nicht mehr weit vom Hof entfernt sein. Das waren bestimmt die Bauern oder Farmer oder wie auch immer sie sich nennen mochten. Jedenfalls war es Zivilisation und das war alles was zählte.
    Ich drängte mich durchs Geäst und setzte mein strahlendstes Lächeln auf, welches aber gleich wieder verschwand, als ich erkannte, was genau da vor meinen Augen passierte.
    Keine Latzhosenträger in Karohemden, die lächelnd Heugabeln durch die Gegend wirbelten, keine Miltank, die fröhlich muhend auf der Weide grasten…
    Ein Käfig, halb überdeckt mit einem dunklen Stofftuch, zwei Männer, die sich wütend ankeiften.
    Zwei Männer, die sich wütend ankeiften in schwarzen Uniformen und Westen.
    Zwei Männer, die sich wütend ankeiften in schwarzen Uniformen und Westen, mit einem kleinen Emblem darauf.
    Einem kleinen, schwarz-weißen Emblem und einem blauen P.
    Meine Welt drehte sich und das Herz pochte mir schon zum Hals. Scheiße, scheiße, scheiße! Noch hatten sie mich nicht bemerkt! Ich würde einfach ganz langsam und vorsichtig rückwärts gehen. Keinen Krach machen und wieder im Gebüsch verschwinden, als ob ich nie da gewesen wäre!
    KRACH!
    Verdammt… Ich hätte schwören können, dass da gerade eben noch kein Stock gelegen hatte!


    Die beiden drehten sich synchron zur Geräuschquelle um, mit wütend verzerrten Gesichtern. Sie trugen diese albernen schwarzen Gesichtsmasken und merkwürdige Hüte, die vermutlich für ordentlich Lästerstoff bei der lieben Frau Empfangsdame in Eventura gesorgt hätte.
    „Die sehen ja aus wie Möchtegern Piraten!“, schallte mir ihre grausig hohe Stimme durch den Kopf. Normalerweise hätte ich jetzt gegrinst, aber darauf hatte ich gerade definitiv keine Lust…
    „Scheiße!“, fauchte einer der beiden Typen, die sich jetzt hektische Blicke zuwarfen, dabei aber immer wieder zu mir sahen, um sicherzugehen, dass ich noch da war. Natürlich war ich noch da. Meine Beine weigerten sich auch nur einen Zentimeter weiter zu gehen. Von Laufen mal ganz abgesehen.
    Im Käfig jaulte ein Pokemon und eine braune Pfote wurde durch die Gitterstäbe geschoben. War das das Terribark, von dem die Latzhosentomate gesprochen hatte?
    „Da gibt’s nur eins“, meinte der eine Typ zum zweiten. Und was auch immer dieses eins war, es gefiel mir gar nicht, weil diese beiden sich vorsichtig an mich heranpirschten, was in dem Sinne irgendwie dämlich war, weil ich eh wusste, dass sie da waren. Überraschungsangriff wirkte hier also eher nicht.
    Trotzdem wich ich angespannt zurück, ebenso langsam wie die beiden auch. Sie taten einen Schritt, ich tat einen. Die Zeit schien irgendwie angehalten zu sein. Kein Wind, kein Rascheln im Gebüsch, kein gar nichts!
    Bis ich gegen einen Baum stieß- der war gerade eben auch noch nicht da gewesen!- und in der Falle saß. Sie kamen jetzt von rechts und links.
    Wenn ich vorsprang, würden sie mich einfangen, zu den Seite war allerdings auch keine Möglichkeit, dort würde ich ihnen in die Arme laufen. Zurück ging halt nicht, weil da ja der blöde Baum stand und in die Erde konnte ich mich auch schlecht graben.
    Was ich auch tat, ich war gefangen. Vielleicht hätte ich das mit der Leiche doch nicht heraufbeschwören sollen…
    Sie waren keine zwei Meter mehr von mir entfernt, als mir der Stock am Boden auffiel. Er war vielleicht einen Meter lang und recht dick. Es war riskant… Aber ich hob ihn auf und hielt ihn vor mir wie ein Schwert. Probeweise schlug ich einmal nach rechts und links, weswegen die Rüpel erschrocken stehen blieben und sich einen zweifelnden Blick zuwarfen.
    „Keinen Schritt weiter!“, rief ich ihnen zu. Nur dummerweise zitterte meine Stimme so stark, dass die beiden nur zu grinsen begannen.
    „Und ich dachte schon, die könnte uns Probleme machen“, grummelte der Rechte mit einem verächtlichen Blick auf meine improvisierte Waffe.
    „Pack dein Stöckchen weg, Kleine. Dann tun wir dir auch nicht weh“, sprach der Linke diplomatisch.
    „Tun wir nicht?“, gab sein Partner verwirrt von sich.
    „Schnauze, du Idiot! Das war doch bloß so hingesagt!“, erwiderte der Typ, der jetzt stark genervt die Augen verdrehte.
    Wollten die mich verarschen? Die hatten scheinbar ja genauso wenig Ahnung vom Bösewicht sein wie ich von Geografie! Na, wenn das der Fall war, dann…
    „Schnauze!“, herrschte ich die beiden wütend an. Der Rechte zuckte erschrocken und presste tatsächlich die Lippen zusammen. Ich konzentrierte mich, so stark wie ich konnte, darauf, mich an das Theaterstück zu erinnern, das wir in der Schule mal aufgeführt hatten. Um uns darauf vorzubereiten, hatten wir alle in eine komplett andere Rolle schlüpfen müssen. Meine war eben die der herrischen, zickigen Alten gewesen. Ich bleckte angriffslustig die Zähne, was das überhebliche Grinsen des Linken schnell verschwinden ließ.
    „Ihr lasst jetzt sofort dieses Pokemon frei und haut ab, ist das klar?“, fauchte ich. „Dann lasse ich euch vielleicht sogar am Leben!“
    Meine Taktik ging auf. Die Beiden sahen sich völlig aus dem Konzept gebracht an, wichen aber zurück sobald ich meinen Ast in ihre Richtung schwang.
    „Ganz recht!“, schrie ich sie an. „Verpisst euch!“
    „W-Was sollen wir-“, keuchte der dümmere der beiden, wurde aber jäh vom anderen unterbrochen.
    „Schnauze, die tut doch nur so!“, gab er gereizt von sich, auch wenn ihm die Angst deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Er spannte alle seine Muskeln an um im Falle des Falles doch noch irgendwie wegzukommen.
    Ich grinste breit. Das lief besser als gedacht! Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen, dass diese Idioten sich tatsächlich von einem blöden Stock Angst einjagen lassen würden… Deppen! Schwachköpfe! Pah!
    Ich hätte es eigentlich besser wissen müssen. Ich hätte daran denken müssen, dass bei mir nie etwas Gutes herauskam, wenn ich übertrieb. Schon in der Schule kam ich gerne vom Thema ab, wenn ich mir wirklich Gedanken über etwas machte, beim Fußballspielen in der Pause flog der Ball über die Mauer, beim Aushelfen in Mamas Laden holte ich mir eine Erkältung…
    Tja, jetzt, wo es darauf ankam… Da holte ich zu weit mit dem Stock aus, der sich vor lauter Schwung aus meiner Hand löste und im hohen Bogen über dem Kopf des Rechten flog, der quietschend auswich.
    Und ich? Ich war schutzlos. Hatte einem der beiden zwar einen Schrecken eingejagt, stand jetzt aber ohne Schutz da. Wundervoll. Dieses Mal wollte ich mich wirklich zum Baum umdrehen und meinen Kopf dagegen hauen, allerdings kam ich nicht dazu. Noch während der Klügere der beiden sein Gesicht zu einem hämischen Grinsen verzog, brach hinter uns plötzlich etwas durchs Gebüsch.
    „Rankenhieb, Serpifeu, los!“
    Grüne Seile schossen plötzlich haarscharf an meinem Gesicht vorbei und prügelten wie wild auf die Gesichter der Plasma Rüpel ein, die nur verwirrt schauen konnten und anschließend wie wild zu schreien begannen.
    „Rose, dein Ottaro! Lass es angreifen!“, schrie man mir entgegen. Ich folgte dem Befehl wie mechanisch. Schnell glitt meine Hand zu meinem Gürtel, an dem der kleine Pokeball befestigt war, drückte auf den Knopf und sah zu, wie der rote Faden sich zu meinem Pokemon bildete. Ottaro war von den Schreien der Rüpel, die sich vor lauter Schlägen gar nicht rühren konnten, so verunsichert, dass es erst einmal zu mir eilte und sich an mein Bein klammerte. Etwas verloren sah ich mich um. Was sollte ich tun? Was sollte ich tun?!
    „Der Käfig, Rose! Befrei das Pokemon!“ Ich nickte, mehr zu mir selbst, eilte mit Aquamarine an meiner Seite schnell zu dem bedeckten Käfig, aus dem noch immer lautes Jaulen tönte. Kaum zog ich das Tuch weg wurden die Klagerufe noch lauter. Das Terribark, augenscheinlich verwirrt und ängstlich, warf sich gegen die Gitterstäbe in der verzweifelten Hoffnung, irgendwie ausbrechen zu können.
    „Beruhige dich!“, wies ich es an. Hektisch fummelte ich an dem Schloss herum, das die Tür versperrte, es ging aber nicht auf. Einer der beiden musste den Schlüssel haben, allerdings brachte es jetzt nichts danach zu suchen. So sehr wie die um sich schlugen würde ich nur verletzt werden. Terribark legte die Ohren an und zog den Schweif ein. Es musterte mich aus großen, ungläubigen Augen.
    Hielt es mich etwa auch für einen der Diebe? Ich streckte probeweise meine Finger nach seiner Schnauze aus, aber es zuckte zurück und drängte sich gegen die Rückwand. Tatsächlich. Na vielen Dank auch…
    „Aquamarine, kannst du ihm klar machen, dass ich es befreien will?“, wandte ich mich schließlich an mein Pokemon, das freudig, aber entschlossen einen kleinen Sprung machte. Hastig begann es damit, Laute auszustoßen, die das Hundepokemon erst nur noch sehr viel ängstlicher wirken ließ. Ich beugte mich herunter und streckte meine Finger etwas weiter nach ihm aus und irgendwann traute es sich tatsächlich ein Stück vor. Die feuchte Nase beschnüffelte meine Hand und das Hundepokemon leckte sie schließlich sogar ab. Die Angst war weg.
    Jetzt musste nur noch das Schloss weichen.
    Ich sah mich verzweifelt um. Die Rüpel hatten mittlerweile doch die Oberhand gewonnen und wichen, mehr durch Glück als alles andere, den Attacken aus. Eine Weile würde das Serpifeu, das vor ihnen stand, sie noch beschäftigen können, aber dann? Aquamarine konnte ihm nicht großartig helfen, soviel stand fest. Es versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber der Kampf gegen mein neues Felilou hatte ihm viel Energie gekostet.
    Denk Rose, denk! Irgendwie musste ich dieses Schloss doch kaputt kriegen! Irgendwie!
    Wenn Ottaro doch bloß schon Kalkklinge beherrschen würde! Dann wäre alles so viel einfacher! Aber dafür war es einfach noch zu früh. Das hier war mein erster Tag, ich konnte froh sein, dass es überhaupt schon Aquaknarre konnte.
    Ich versuchte mich noch einmal daran das Schloss irgendwie zu öffnen, steckte einen Stock hinein und drehte probeweise daran, dass das aber keinen Effekt zeigte, war ja wohl klar. Erst einmal passte der vorne und hinten nicht und meine Finger zitterten wie sonst etwas. Meine Bewegungen wurden immer hektischer und stärker, aber zum Schlösserknacken brauchte man Ruhe und Erfahrung, was ich beides nicht besaß.
    „Rose, beeil dich!“, rief mir jemand zu. Ja verdammt! Wonach sah das denn hier bitte aus? Trank ich gerade Tee und hielt ein gemütliches Pläuschchen, oder was?!
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    Ottaro war von meiner Seite gewichen und suchte jetzt unabhängig von mir eine Lösung. Als es wieder neben mir auftauchte, trug es einen großen Stein in seinen Pfoten. Es rief mich mit seinem Namen, damit ich darauf aufmerksam wurde. Ein Stein? Wie sollte mir das denn bitte helfen? Ich könnte schlecht versuchen, einen Schlüssel daraus zu fertigen, oder nicht? Dafür war er definitiv zu hart.
    Hart…?
    „Du bist ein Genie!“, lobte ich es, als ich dem Wasserpokemon den Stein wegnahm und begann damit auf das Schloss einzuschlagen. Das Terribark wich jaulend vor mir zurück und drängte sich gegen die Stangen.
    „Keine Sorge, ich befreie dich!“, stieß ich angestrengt zwischen zwei Schlägen aus. Ich war nicht besonders stark, war ich nie gewesen, aber schon nach einigen Treffern zeigten sich Beulen auf dem kleinen Schloss. Der Bogen war bereits eckig und auch die Hülle schien bald hinüber zu sein.
    „Nur noch ein wenig!“, feuerte ich mich selbst an. Ottaro neben mir sprach dem Terribark vermutlich gut zu. Was genau es sagte, wusste ich nicht. Konnte schließlich kein Pokemonianisch.
    Und tatsächlich! Irgendwann hatte ich das Schloss so sehr verbogen, dass sich eine Lücke zwischen der dicken Stange und der Hülse gebildet hatte. Mit flinken, aber zitternden Finger versuchte ich das Schloss irgendwie aus den beiden Löchern zu friemeln, mit denen der Käfig zusammengehalten wurde.
    Die Türe sprang klickend und quietschend auf. Ich lotste das erschrockene Terribark heraus und positionierte es hinter mir, bevor ich mich wieder den Rüpel zuwandte, die jetzt mitbekommen hatten, dass ihr geplanter Diebstahl soeben den Bach runter gegangen war.
    „Scheiße!“, fluchte der eine und wich gerade so der Ranke auf, die ihm schon ein blaues Auge verpasst hatte. Der andere trug violette Striemen auf seiner Nase und bekam gerade eine ordentliche Salve Backpfeifen serviert, auf die er wohl gerne verzichtet hätte. Er flehte um Gnade, zumindest war es das, was ich aus seinem verzweifelten Quieken verstehen konnte.
    „Aquamarine, spül sie weg! Aquaknarre!“, befahl ich meinem Pokemon, das kichernd beobachtete, wie die beiden Schlag über Schlag abbekamen. Es setzte einen grimmigen Gesichtsausdruck auf, beugte sich stark nach hinten und holte tief Luft.
    Und plötzlich, mit einer Geschwindigkeit, die es in den zwei Kämpfen bisher nicht an den Tag gelegt hatte, schoss das Wasser wie ein Schlange auf die Rüpel zu, die noch einen erschrocken Schrei zu Stande bringen konnten, dann aber schon vom Druck der Attacke ins Gebüsch geschleudert wurden. Da rappelte sich zumindest der Klügere schnell wieder auf, warf einen letzten, panischen Blick in unsere Richtung, zog dann seinen Partner auf die Beine und suchte das Weite.
    Mit einem lauten Seufzer feierte ich unseren Triumph und schenkte Aquamarine ein Lächeln, das auf und ab um das Terribark sprang, welches sich erschöpft auf den Boden legte und einen kleinen Jauler abließ.
    „Ich dachte schon, du schaffst es nicht mehr“, hörte ich die Stimme sagen, die mir zuvor die Anweisungen gegeben hatte. Ich drehte mich ein wenig erschrocken zu ihr herum.
    „Marin!“, stieß ich aus. Der Blauhaarige grinste resignierend, wenn auch etwas kühl in die Richtung, in der die Rüpel verschwunden waren.


    „Wie hast du mich eigentlich gefunden?“
    Wir saßen auf einem Baumstamm, weil wir beschlossen hatten, dem gerade erst befreiten Pokemon eine Ruhepause zu gönnen. Es döste nah an meinem Bein und beobachtete Serpifeu und Aquamarine, die miteinander spielten.
    „Du hast deine Karte angehabt, da hat mir mein Viso-Caster eine Nachricht geschickt, dass du lokalisiert wurdest“, erklärte er mir.
    „Häh? Wie jetzt?“
    „Warte, ich zeige es dir.“
    Marin griff in seine Tasche und holte das kleine Gerät mit Videofunktion heraus. Wir beide hatten eines von der Trainerschule geschenkt bekommen, sobald wir das erste Jahr abgeschlossen hatten. Dementsprechend hatte ich auch ein paar Nummern in meiner Liste. Marin war eine davon.
    „Du bist vermutlich auf den Synchro-Knopf gekommen. Der verbindet deine Karte mit deinem Viso-Caster, der sendet deinen Standort dann an die Personen in deiner Kontaktliste“, meinte er und deutete auf den Button auf seinem Kartenrahmen.
    „Normalerweise wird der dafür benutzt, um anderen Trainern deine Position zu zeigen, wenn du kämpfen willst.“
    „Aha“, gab ich von mir und starrte auf meinen Viso-Caster, der in meiner Hand lag. Das Ding hatte mir so eben das Leben gerettet. Wäre ich nicht auf diesen Knopf gekommen, dann…
    Na, dann hätte ich in Zukunft wohl einem Trainer einen ganz schönen Schrecken eingejagt…
    Ich schlang die Arme eng um mich, als ein kleiner Lufthauch aufkam und die nassen Klamotten eng an meinem Körper haften ließ. Mein Shirt war immer noch nicht getrocknet und kühlte mich weiter aus. Mir war so fürchterlich-
    „Ist dir kalt?“ Marin sah auf meine Arme, auf denen sich die Haare schon aufstellten. Meine Unterlippe zitterte, genauso wie meine Stimme, als ich ihm mit einem genervten Blick antwortete:
    „N-N-Ne… Ich t-tu nur s-so!“
    Erst jetzt schien er zu bemerken, dass meine Sachen noch immer nass waren.
    „Dann zieh doch das Shirt aus!“, schlug er vor. Ich sah ihn eine Weile mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte langsam, kaum merklich meinen Kopf.
    „S-Sonst geht’s dir a-aber noch g-gut, oder?“, grummelte ich ihn an.
    „Wenn du es anbehältst, dann erkältest du dich noch!“, gab Marin etwas besorgt zurück. Er musterte mich von oben bis unten.
    „G-Geht nicht!“, antwortete ich nur. Scheiße, war mir kalt! Meine Nase begann schon zu laufen!
    „Warum?“
    „Weil.. W-Weil ich nichts d-drunter habe!“ Naja, okay, das stimmte nicht ganz. Ich hatte natürlich noch einen BH an, aber ich war nicht unbedingt scharf darauf nur darin durch die Gegend zu laufen. Wirklich warm hielt der nämlich auch nicht…
    Marin blinzelte und ich hätte schwören können, dass er ein wenig rot um die Wangen wurde, was mich zum Grinsen brachte. Ganz im Gegensatz zu den meisten pubertären Jungen in seinem Alter war er, was das betraf, ein Kind. Jeremy hätte an seiner Stelle wohl bei dem Gedanken schon zu sabbern begonnen.
    „S-So bleiben kannst du aber auch nicht!“, murmelte er, wandte sich aber partout ab als er mich grinsen sah. Er verschränkte die Arme vor der Brust.
    „M-Mir bleibt w-wohl n-nichts anderes ü-übrig“, gab ich zurück, zog jetzt auch noch die Beine an. Ich konnte einfach nicht aufhören zu zittern. So würde ich definitiv krank werden. Na wundervoll…
    „Warte“, meinte er dann irgendwann. Marin stand auf und fummelte am Reißverschluss seiner neuen Jacke herum. Vermutlich hatten seine Eltern sie ihm geschenkt, als er ihnen gesagt hatte, dass er endlich reisen würde. Ohne mich.
    Ich schluckte den fiesen Gedanken herunter.
    Nachdem er sie abgestreift hatte, hielt er mir die weiß-rote Jacke entgegen. Ich sah vom Kleidungsstück zu ihm und wieder zurück.
    „Nimm schon“, meinte er.
    „Und was ist mit dir?“ Er trug darunter auch nur ein weißes Shirt und die schwarzen Trainerhandschuhe. Auf Dauer würde ihm wohl kalt werden.
    „Schon okay.“
    Ich zögerte ein wenig, aber sein entschlossener Blick zeigte mir, dass er sich eh nicht davon abbringen lassen würde, einmal für mich der Retter in der Not zu sein. Seufzend gab ich schließlich nach und griff danach. Kaum hatte ich sie in den Armen, spürte ich einen Schauer über meine Arme fahren. Sie war so schön warm…
    Bevor ich sie allerdings anziehen konnte musste das nasse Shirt weg.
    Ich musterte Marin eine Weile, der vor mir stand und darauf wartete, dass ich die Jacke anzog.
    „Dreh dich um“, befahl ich schließlich, als er nicht von selbst darauf kam. Er wirkte für einen Moment verwirrt, dann schien er zu begreifen.
    „Ach komm schon“, murmelte er, konnte aber das rot in seinen Wangen nicht verbergen. „Als ob ich dich noch nie ohne Shirt gesehen hätte.“ Dass es ihm trotzdem peinlich war, brachte mich kurz zum Grinsen. Dann aber nicht mehr, als ich verstand, was er da gesagt hatte.
    „Wie meinst du das?“, fragte ich, als ich das Shirt über den Kopf stülpte. Ah, endlich. Endlich klebte nichts mehr auf meiner Haut…
    „Weißt du nicht mehr auf Linas Übernachtungsparty?“
    „Was war denn da?“
    Ich schlüpfte schnell mit den Armen hinein und zog den Reißverschluss zu. Sie war mir eigentlich zu groß… Die Schultern saßen nicht richtig, die Ärmel waren ein Stück zu lang und bei mir endete sie auch nicht wie bei Marin auf Hüfthöhe. Sie reichte mir bis knapp über den Po. Ich zog mir auch noch die gelbe Hose aus, die ebenfalls noch immer klamm war. Zwar würde ich jetzt darauf achten müssen, dass die Jacke nicht zu weit hochrutschte, aber immerhin würde mir nicht mehr kalt werden. Und wie herrlich vorgewärmt die Jacke doch war. Ich zupfte sie ein wenig weiter herunter und krempelte die Ärmel hoch, damit meine Hände zumindest ein wenig hervorlugten.
    „Als Jeremy plötzlich in euer Zimmer gelaufen ist und wir ihn wieder zurückholen mussten?“, murmelte Marin. Ich glaubte, ihn ein wenig grinsen zu sehen.
    Mein Gesicht verfinsterte sich. Ja, natürlich. Der Perversling hatte vor unserer Tür gelauscht und nur darauf gewartete, bis wir uns umzogen. Alter Schleimsack… Glücklicherweise hatte ich noch meinen BH angehabt, bei Lina sah es da ganz anders aus. Nackter, ihr versteht schon.
    Seit diesem Zeitpunkt haut sie Jeremy auch immer eine herunter, wenn der einen blöden Kommentar über ihre mangelnde Größe ablässt.
    „Wir hätten ihn auch alleine wieder rausgeprügelt. Eure Hilfe hätten wir dabei sicherlich nicht gebraucht…“, grummelte ich, als ich die Kappe abnahm und die Zöpfe löste. Meine langen, braunen und vor allem feuchten Haare blieben ein wenig starr in der Luft hängen.
    Damals waren die anderen… Also im Grunde genommen Joe, der einzig vernünftige Junge in unserer Klasse, Billy, der beim Anblick beinahe selbst zu sabbern begonnen hätte und eben Marin gleich hinterhergestürmt und hatten ihn unter heftigem Protest wieder mitgenommen. Joe entschuldigte sich ohne uns anzusehen und versprach ihm die gerechte Strafe zu erteilen.
    Ob er die allerdings wirklich erhalten hatte…War gelinde gesagt fragwürdig. Wir jedenfalls blieben die ganze Nacht wach, für den Fall, dass er es trotzdem noch einmal versuchen würde.
    „Nehm den Sack jetzt bloß nicht wieder in Schutz, klar?“, gab ich gereizt von mir. „Kannst dich wieder umdrehen.“
    „Wieso wieder?“, fragte Marin mich völlig verwirrt, nachdem er sich wieder neben mich auf den Baumstamm gesetzt hatte.
    „Ach, vergiss es“, seufzte ich.
    Da fiel mir ein…
    „Sag mal“, wandte ich mich wieder an ihn, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten.
    „Ich wollte dich und…? Und was?“
    „Hä?“ Marin verzog verwirrt das Gesicht und legte den Kopf schief, in dem es schon wieder brodelte wie in einem Vulkan. Ja, okay, ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Ich hätte es auch nicht verstanden.
    „Hast du gerade eben geantwortete, bevor die beiden plötzlich aufgetaucht sind.“
    „Oh, äh…“ Er stammelte eine Weile nervös vor sich hin und wagte es schon wieder nicht mir in die Augen zu sehen.
    „Komm schon Marin“, versuchte ich es. „Du kannst es mir doch sagen…“
    Ottaro blieb mitten im Lauf stehen, weswegen Serpifeu nun gegen es prallte. Die beiden stürzten gegen das Terribark, das leicht weggedöst war, jetzt aber erschrocken und laut jaulte. Marin zuckte zusammen.
    „Ach ja!“, stieß er aus. „Ich hab ihm ja versprochen es zurückzubringen!“
    Ich sah ihn verwirrt an.
    „Stimmt, dass hast du ja gar nicht mitbekommen. Ich bin auf der Suche nochmal dem Mann von vorhin begegnet und hab ihn zurück zum Hof gebracht. Er ist der Besitzer oder so, ich musste ihm jedenfalls versprechen, dass ich Bello zurückbringe“, erklärte Marin mit einem Blick auf das Hundepokemon, das ihn neugierig musterte.
    „Bello?“ Als ich den Namen aussprach, sprang das Terribark an meinem Bein hoch. Ich streichelte ihm vorsichtig über den Kopf und grinste, als es fröhlich bellte.
    „Wenn wir noch länger wegbleiben, dann macht er sich sicher Sorgen und kommt hinterher“, murmelte mein Freund vor sich hin.
    „Dann würde ich mal sagen, dass wir jetzt gehen, oder?“, stellte ich fest.
    Marin nickte lächelnd. „Geht es dir wieder besser?“, wandte er sich an das Pokemon, das als Antwort laut bellte.
    „Na gut.“ Er stand auf, strich sich das Shirt glatt und reichte mir seine Hand. „Je schneller wir aus dem Wald herauskommen, desto schneller krieg ich meine Jacke zurück.“
    „Tut mir ja Leid“, grummelte ich genervt und zog mich hoch. Ich wollte die Hand gerade wieder wegziehen, da umfasste er sie stärker und lächelte mich an.
    „Macht nichts. Irgendwie muss ich mich ja für alles revanchieren, was du für mich getan hast!“
    Und ohne mich weiter anzusehen, zog er mich laufend durch den Wald. Ich protestierte, als ich immer wieder stolperte, aber Marin lachte nur laut. Neben mir liefen Serpifeu und Terribark, auf dessen Rücken hatte Ottaro es sich bequem gemacht, da es sonst nicht mithalten konnte.
    „Dann lauf eben schneller!“, grinste er mich an.
    Ich wollte wütend antworten, aber irgendwie… Ich war nicht wütend. Ich konnte nur noch lachen als ich ihn grinsen sah.
    Gottseidank. Mit ihm war also doch alles in Ordnung.
    Vielleicht wurde ja doch wieder alles gut.

  • Hallo Cáithlyn!


    Endlich ist das neue Kapitel draußen. *freu* Und auch bei diesem habe ich mich wieder beim schmunzeln erwischen müssen.
    Ich habe meinen inneren Schweinehund dieses mal auch vor die Tür geprügelt und mir deine Rechtschreibfehler rausgesucht. (Letztes Mal war ich ja zu faul dafür *schäm*)


    Zum 5. Kapitel:

    6632 Wörter. Wow, das nenne ich mal einen Text. Und ich dachte schon das 4. wäre lang. xD


    Anfangs wusste ich nicht, worum es geht, da das vorherige Kapitel eigentlich mit einem hysterischen Greis geendet hatte. Was nicht heißen soll dass ich den Anfang dieses Kapitels schlecht gefunden habe, auf keinen Fall! Du hast wie immer alles gut beschrieben.Was ich besonders gut finde ist, dass du auch Kleinigkeiten einfügst, wie zum Beispiel die Stelle in der Blaze nach Beat schnappt.
    Solche Kleinigkeiten bauen die Atmosphäre umso mehr auf und helfen dem Leser, sich das jeweilige Szenario besser vorzustellen.


    Zitat

    „Dann zieh doch das Shirt aus!“, schlug er vor. Ich sah ihn eine Weile mit hochgezogener Augenbraue an und schüttelte langsam, kaum merklich meinen Kopf. „S-Sonst geht’s dir a-aber noch g-gut, oder?“

    Bei dieser Stelle musste ich besonders lachen. Allein schon wenn ich mir das Gesicht von Rosalyn nach dem Vorschlag von Marin vorstelle. Hach, herrlich. :D




    Zu den Rechtschreibfehlern:


    Zitat

    Er nahm die Schärfe aus den Luft und dämpfte den Lärm von draußen

    Hier hast du statt "der Luft" "den Luft geschrieben".


    Zitat

    Ich richtete mich auf und sah meine Mutter neben mir, auf den Schoß ich wohl meinen Kopf gelegt hatte.

    "auf deren Schoß" wäre richtig.


    Zitat

    und dem Weg, der der Alte mit seinem Bauchumfang ins Geäst… Gewalzt hatte.

    Hier haben sich 2 Fehler eingeschlichen: "den der Alte mit seinem Bauchumfang ins Geäst ... gewalzt hatte". Das "g" muss kleingeschrieben sein, da du nach "Geäst" ja keinen neuen Satz beginnst.


    Zitat

    Das war mit Abstand das, was
    ich am Wenigstens brauchte

    Ein "s" zuviel, "am Wenigsten" wäre korrekt.


    Zitat

    bevor ich mich wieder den
    Rüpel zuwandte,

    Du hast hier ein "n" vergessen. "bevor ich mich wieder den Rüpeln zuwandte,"


    Zitat

    „Scheiße!“, fluchte der
    eine und wich gerade so der Ranke auf,

    "... wich gerade so der Ranke aus"


    Zitat

    die noch einen erschrocken Schrei
    zu Stande bringen konnten


    "die noch einen erschrockenen Schrei zu Stande bringen konnten"


    Zitat

    „S-Sonst geht’s dir a-aber
    noch g-gut, oder?“, grummelte ich ihn


    Du hast ein Wort vergessen: "grummelte ich ihn an."


    Zitat

    „Nehm den Sack jetzt bloß
    nicht wieder in Schutz, klar?“,

    "Nimm" statt "Nehm".


    Zitat

    „Hast du gerade eben
    geantwortete, bevor die beiden plötzlich aufgetaucht sind.“

    Ein "e" zuviel. - "Hast du gerade eben geantwortet."



    Sollten mir Rechtschreibfehler entgangen sein, entschuldige ich mich dafür.


    -------------------------------


    Das war's auch schon wieder. Ich hoffe ich konnte dir wieder ein bisschen Freude bereiten und freue mich schon auf das neue Kapitel.

    Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen.

    - Albert Schweitzer

  • Hi meine liebe Caithy :3


    (Oh Gott, oh Gott. Jetzt ist mir WhitmarkDH schon wieder zuvor gekommen.. tz ^^)


    Es schmeichelt mich, dass du dich auch hier noch mal bei mir bedankt hast. :blush:
    Auch dass dir mein Nick so gut gefällt freut mich, da kommt dann immer gleich Freude auf, wenn ich mich bei dir melde ^^


    Ich fänds ziemlich cool, wenn du auch mal ein Kap aus der Sicht von Marin schreiben würdest. :D
    Bin ja gespannt, wie du dich dabei schlägst, denn Marin ist ja komplett anders als Rose. Ich persönlich tu mir immer schwer dabei, wenn ich mich in eine andere Person hineinversetzen soll.. Meist denken und handeln meine Personen dann auf die gleiche Weise, was ja eigentlich nicht sein sollte..


    Also ich würde es befürworten uuuuuuuuund nun werfen wir einen Blick auf das neue Kapitel.. ;D


    Kapitel 5: Die Ersten Wolken


    Was mir gleich am Anfang auffällt, bevor ich zu lesen beginne, ist, dass du jedes einzelne Wort im Titel groß geschrieben hast.
    Es spricht, so denk ich zumindest, nichts dagegen, aber in allen vorherigen Titeln hast du das auch nie gemacht, also warum hier?
    Es stört nicht, nur ich würde es wie auch in allen anderen Kapiteln so handhaben, dass du nicht jedes Wort groß schreibst..


    Tut mir leid, gleich am Anfang eine Rüge.. so hab ich das eigentlich auch nicht geplant.. :pflaster:


    Ich musste gleich bei den ersten Sätzen beginnen zu lachen. Das hat nichts mit der Geschichte an sich zu tun, sondern an dem "war gewesen".
    Bei uns in Österreich verwendet kein Schwein die Vorvergangenheit, bei Reden schon gar nicht und beim Schreiben ist es immer wieder eine Herausforderung diese Zeitform zu verwenden, da sie sich irgendwie falsch anhört ... haha xD
    Ich hab auch gar nicht gewusst, dass es das Wort "plärren" wirklich gibt. Bis jetzt bin ich immer davon ausgegangen, dass es sich dabei um ein Dialektwort handelt - man lernt ja nie aus ^^
    so.. aber nun is genug mit Offtopic.


    Mir gefällt, wie du das vergangene Szenario beschrieben hast. Super Idee, dass der Kampf zwischen den legendären Pokémon solche Auswirkung auf die gesamte Region hatte.
    Auch diese hätt-ich-wär-ich, wär-ich-hätt-ich Gedanken von Rose find ich super. Was wäre passiert, wenn sie sich anders entschieden hätte.
    Auch die Tatsache, das du dabei vorgreifst und man weiß, dass sie sich auf jeden Fall weiterentwickeln wird und höchstwarscheinlich irgendwas Großes passieren wird. ;D


    Rose ist ganz schön eine Schwarzseherin ^^ Wie sie sich vorstellt, wie sie im Sarg endet und Marin ganz unbeteiligt daneben steht.. haha :D :D
    Oder das die vergammelte Leiche noch immer dort liegt und einer ihrer Augapfel unschuldige Passanten erschrickt - da hab ich mich vor Lachen nicht mehr halten können. ^^
    Aber eines muss ich klären, so als Medizinstudentin kann ich das nicht einfach so stehen lassen.^^ Der Verwesungsprozess an der frischen Luft würde ein bisschen schneller ablaufen und in deinen beschriebenen vielen Jahrzehnten wär dann nur noch das Skelett vorhanden :P
    Gottseidank ist sie so schusselig, sonst wär das vllt wirklich der Fall gewesen ^^
    Hast du dir die Karte, so wie du sie beschreibst, selbst ausgedacht oder kommt das irgendwo vor und ich hab das nur noch nicht mitbekommen? ^^
    Ich find ja auch, dass Rose und ihr Ottaro sich viel zu ähnlich sind ^^ sie lässt es frei... da erwartet sich doch jeder, dass es sich gleich in Kampfposition begibt, aber nicht so bei Aquamarin. Die läuft gleich mal verängist zur Trainerin und hält sich an ihrem Bein fest ^^


    Bei deiner klischeehaften Beschreibung von Bauern bekam ich ebenfalls einen Lachkrampf... Siehst du Landwirte wirklich so? xD
    Ich kann dir sagen, mein Vater ist Landwirt und wir laufen trotzdem nicht mit den Heugabeln herum, aber lustigs wär die Vorstellung wirklich ^^


    Als es dann dazu kommt, dass Rose fast gefangen genommen wird (oder what ever) hab ich mich gefragt woher sie wusste das die Rüpel lächelten?
    Team Plasma hat ja so einen Mundschutz, da kann man ja gar nicht sehen, sondern höchstens erahnen, ob sie lachen oder nicht.



    Bezüglich Rechtschreibung und Grammatik...
    Es sind halt immer wieder ein paar Sachen dabei, auch gerne mal Formulierungen, die nicht wirklich passen.
    Meiner Meinung nach machst du viel zu viele Beistriche ;D
    Das schlimme ist, ich dachte, dass ich die Beistrichsetzung zumindest so halbwegs kappiert hab, aber je mehr ich darüber nachdenke, umso unsicherer werde ich mir immer :help: xD
    Meistens mach ich das mit Gefühl, was mich auch nur selten im Stich lässt, aber naja..






    Zusammengefasst kann ich nur sagen, dass du wieder ein ausgezeichnetes Kapitel gemeistert hast! :D
    Du beschreibst deine Charas so echt und das gefällt mir. Ich mag es, wenn sich Rose am liebsten den Schädel einschlagen möchte, wenn sie wieder mal die Hand vor Augen nicht sieht oder auch wie sie sich in absurdeste Gedankengänge verstrickt.


    Mach so weiter! Ich freue mich schon auf das nächste, hoffentlich wieder genauso gut gelungenes, Kap ;D


    Küsschen, blumenwiese

  • [tabmenu]
    [tab=x]
    Souhu, es hat wieder etwas länger gedauert, verdammt. Verzeiht mir die lange Wartezeit, die nächsten Wochen werden wohl leider auch nicht besser.
    Als kleine Anmerkung: Dieses Kapitel beeinhaltet zwei Liedtexte, mal schauen ob ihr herausfindet, welche das genau sind. Wers schafft kriegt nen virtuellen Keks, juche!
    Als kleine Vorschau auf das nächste Kapitel: Die Person, die " 'Alt!" ruft, hat einen französischen Akzent und wird wohl auch recht wichtig im Verlauf werden. Ich kann euch verraten, dass sie schon einmal etwas mit der lieben Rose zu tun hat. (Eigentlich sollte sie dieses Kapitel schon eingeführt werden, allerdings hab ich schon wieder zehn Seiten voll gehabt, da wollte ich nicht übertreiben. Dementsprechend passiert hier auch leider nicht allzu viel... Daran muss ich arbeiten, lol.
    [tab=Whitmark]
    Vielen Dank für deinen Kommentar und auch für die Mühe, die ganzen Fehler herauszusuchen. Wie ich bei Blumenwiese schon einmal gesagt habe, im Moment habe ich leider keine Zeit alles zu verbessern und ich glaube auch, dass sich das in nächster Zeit nicht ändern wird. Irgendwann werde ich mich mal dransetzen, versprochen!
    6600 Wörter? Ich weiß gar nicht, wie lang das diesmalige Kapitel ist, es dürfte ein klein wenig kürzer sein. Generell hält sich das bei mir aber im Rahmen von 9-12 Wordseiten á DinA 4 und Schriftgröße 11, Calibri. Das ist schon einiges, wie man an der Länge des Topics erkennen kann xD
    Die Szene finde ich auch genial xD Ich liebe solche peinlichen Situationen einfach, auch wenn es mir besser in den Kram gepasst hätte, wenn Marin in der Richtung etwas mehr pervers angehaucht wäre. Das passt aber überhaupt nicht zu seinem Charakter, dummerweise.
    Vielen Dank noch einmal,
    Caithy
    [tab=Blümchen]
    Frech wie ich bin geb ich dir nen Kosenamen >D
    Danke noch einmal für deinen Kommentar.
    Wenn du dich für ein Marin-Kapi aussprichst, dann werde ich bestimmt mal eines machen. Bei meiner anderen Story sollte das zehnte Kapi einen Sichtwechsel enthalten, dann werde ich das hier wohl auch machen ^^In der Hoffnung dass das mit dem Charakter auch klappt, lol.
    Oh, hab ich das komplett großgeschrieben? Verdammt, war ein Versehen xD
    Mir fällt diese Vergangenheitsform auch immer schwer, allerdings lässts sich manchmal nicht vermeiden, lol. Und bei Plärren bin ich mir nicht sicher, müssts mal im Duden nachschlagen. Wenn ich dran denke, sag ich Bescheid. xD
    Ja, so ist die liebe Rose nun mal, schwarzseherisch ohne Ende xD Das mit der Leiche war Absicht, um die Absurdität des Gedankens klar zu machen. Das "viele Jahre" ist ja auch nicht spezifiert, generell solls halt eine totale Übertreibung sein. ^^
    Die Karte habe ich mir tatsächlich selbst ausgedacht. Ich steh auf technischem Schnickschnack xD
    Ja, die beiden sind sich übelst ähnlich. Ottaro stelle ich mir immer als etwas schusselig vor, aber total liebenswert xD Aber es hat auch einen kleinen, bitterbösen Kern, mal schauen ob ich den noch besser zur Geltung bringen kann. ^^
    Nein, ich stelle mir Bauern nicht so vor xD Das war genauso wie das mit der Leiche einfach totale Übertreibung, weil sie ein wenig Angst hat beziehungsweise zu dem Zeitpunkt ja auch euphorisch ist. Da denkt sie nicht so genau nach xD
    Der Mundschutz, stimmt... Ach, verdammt, sagen wir einfach sie hats erahnt, lol xD
    Auch bei dir, danke für das heraussuchen der Fehler, im Moment habe ich aber leider weniger Zeit diese zu verbessern. Ich werd mich aber irgendwann mal dran setzen, versprochen ^^
    Danke auch für das viele Lob und hoffentlich bis zum nächsten Mal,
    Caithy
    [/tabmenu]


    So, jetzt aber ohne weitere Umschweife zum nächsten Kapitel, dass da heißt:


    Kapitel 6: Alte Freundschaft


    „Bitte, bitte, greift doch zu!“
    Die Dame mit den großen, leuchtenden Augen und dem dichten Lockenkopf reichte mir lächelnd einen Teller mit Fleisch, das schön aufgefächert und mit brauner, dampfender Soße darauf präsentiert wurde. Eigentlich war ich ja schon voll, aber…
    „Danke!“, strahlte ich zurück und nahm ihn an.
    „Na, siehst du, Bruno? Diese Kinder sind ganz reizend, nicht wahr?“, wandte sich die gute Frau an ihren Gatten, der, kaum hatte seine Gattin ihn im Blickfeld, den mürrischen Blick in ein breites Grinsen verwandelte.
    „Natürlich! Natürlich meine Liebe!“, lachte er laut und herzhaft, sodass ich seinen Gaumen im Rachen herumhüpfen sehen konnte. Ich versuchte mich davon abzuwenden, aber… Es war echt unglaublich… Wie auf einem Trampolin…
    Ein wenig hypnotisiert starrte ich in seinen Schlund, wurde erst von Cassiopeia wieder zur Besinnung gerufen, als diese sich laut schnurrend auf meinem Schoß niederließ, dabei aber keine Sekunde den lecker aussehenden Braten auf meinem Teller aus den Augen ließ. Etwas genervt scheuchte ich die Katze mit Zischlauten wieder herunter- meine Pokemon würden definitiv nicht vom Tisch gefüttert werden, damit fing ich gar nicht erst an!- und drehte mich dann wieder zu Elisabeth, die lächelnd das Kinn in die Hände gelegt hatte und gerade Marin ansprach:
    „Mein Lieber, iss doch noch etwas!“
    Mein Freund neben mir schüttelte jedoch heftig den Kopf. Ihm fielen schon fast die Augen zu, weswegen ich ihm jedes Mal ins Bein kneifen musste, wenn sein Kinn seine Brust erreichte und da liegen blieb.
    „Vielen Dank“, murmelte er schläfrig. „Aber ich bin voll…“
    „Darf ich dann deinen Nachtisch haben?“, fragte ich mit leuchtenden Augen. Alleine bei dem Gedanken an den leckeren Kuchen, der auch schon auf dem Tisch stand, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Zwar war mein Hauptmagen schon voll, allerdings war im Dessertmagen noch jede Menge Platz.
    Und bevor ihr fragt, dieser merkwürdige Gedanke kam von meiner Mutter. Die zog mich nämlich immer damit auf, dass zumindest für Süßes bei mir immer noch Platz war. Und naja… Sie hatte eben Recht.
    Marins rote Augen waren für einen Moment zusammengekniffen, als ihm allerdings noch ein Gähner entwich, nickte er. Ich stieß einen kurzen Triumphlaut aus, der Elisabeth zum Lachen brachte.
    Es dauert gar nicht lange, da hatte ich den Rest auf meinem Teller verschlungen und ihn auf Marins gestellt, der immer wieder wegnickte. Zwar war er auch nicht sonderlich davon begeistert, dass ich ihm ins Bein kniff, aber so blieb er immerhin wach. Wie unhöflich wäre es bitte, wenn er jetzt einfach so wegratzte?
    „Bitte, meine Liebe! Die Brownies sind noch warm!“, strahlte Elisabeth. Ich nickte begeistert und stach meine kleine Gabel in den rechteckigen Kuchen. Tatsächlich, er begann sogar zu qualmen… Yammy!
    Als etwas meine Beine streifte stieß ich einen kurzen, erstickten Schrei aus.
    „Bello!“, mahnte Elisabeth das Terribark, das sich jetzt auf meine Füße legte und mich bewegungsunfähig machte. Himmel… So schwer hatte es gar nicht ausgesehen.
    „Entschuldige, Rosy… Das ist ein Zeichen seiner Zuneigung!“, meinte die Bäuerin mit einem zweifelnden Blick auf das Pokemon ihres Gatten.
    „Wirklich erstaunlich wie schnell es sie ins Herz geschlossen hat“, grummelte ihr Gatte abfällig.
    „Finde ich nicht“, antwortete Elisabeth mit leicht zusammengekniffenen Augen. Ihr war der genervte Tonfall ihres Mannes scheinbar nicht entgangen. „Rosy und Marin haben ihn schließlich gerettet!“
    Bruno grummelte noch etwas vor sich hin.


    Nachdem ich mir das vierte Stück des wahrhaft genialen Kuchens reingezogen hatte musste ich mir eingestehen, dass ich satt war. Noch einen Bissen und mein Dessertmagen würde platzen, was nicht gerade auf meiner Liste der Lieblingsbeschäftigungen stand.
    Elisabeth beobachtete mich noch immer beim Essen, unentwegt lächelnd, ihr Gatte hatte sich nach draußen verzogen, um dort die Tiere in den Stall zu bringen.
    „Hat es geschmeckt?“, fragte die Bäuerin strahlend.
    Ich signalisierte ein „Genial“, weil ich das Gefühl hatte, dass zusammen mit Worten noch etwas mehr seinen Weg an die frische Luft finden würde und sank etwas tiefer in den bequemen Stuhl. Langsam fielen auch mir die Augen zu. Beine und Arme waren schwer, selbst an den Lidern schienen Gewichte zu hängen. Und ständig musste ich gähnen, immer und immer wieder… Sogar meine Sicht verschwamm langsam.
    „Herrjemine… Ihr müsst ja fürchterlich müde sein“, stellte Elisabeth mit einem Hauch Mitleid fest. „Kommt ihr beiden, ich bringe euch ins Bett.“


    Mühevoll kletterten wir die steilen Stufen der ausklappbaren Leiter hinter Elisabeth, die vorausging, hoch. Als ich oben ankam, sah ich besorgt nach unten. Auch wenn er aussah, als würde er schlafwandeln, schaffte Marin es letztlich dann doch noch, nicht mitten auf dem Weg ins Land der Träume überzuwechseln, auch wenn er definitiv knapp davor war. Kaum sah er die beiden Betten auf dem Speicher torkelte er zum nächsten herüber und fiel mit dem Gesicht voran hinein. Ab da regte er sich nicht mehr. Erst als Elisabeth ihn ansprach, ob alles okay wäre, gab er ein gedämpftes Grummeln von sich, mehr aber auch nicht.
    Die rundliche Dame sah mich resignierend an.
    „Ich wollte ihm ja eigentlich noch etwas zum Umziehen herauslegen…“
    „Ich denke das hat sich erledigt“, lachte ich leise, wurde aber jäh von einem Gähnen unterbrochen. Elisabeth lachte herzhaft, zügelte sich aber, als Marin auf dem Bett kurz zusammenzuckte.
    „Also dann, meine Liebe“, wandte sie sich schließlich wieder an mich. „Schlaft euch erst einmal aus. Wenn ihr morgen aufwacht, mache ich euch Frühstück.“
    „Danke sehr“, antwortete ich. „Vielen Dank dafür, dass wir hier bleiben dürfen.“
    „Keine Sorge, mein Schatz“, lächelte Elisabeth. „Das ist das mindeste, was Bruno und ich für euch tun können.“
    Als sie sich umdrehte und zur Treppe ging, setzte ich mich auf das freie Bett. Ich sank ein Stück darin ein und kippte prompt nach hinten um. Die Kraft um mich noch einmal aufzusetzen fehlte mir allerdings.
    „Bruno meint es nicht so“, hörte ich Elisabeth noch leise sagen. „Er hat nur schlechte Erfahrungen mit Kindern gemacht.“
    Ich stieß noch ein „Hm?“ aus, aber bekam schon keine Antwort mehr darauf. Das Klicken der Klappe schallte in dem riesigen Speicher nach. Danach hörte ich nur noch das gedämpfte Geräusch von Pfoten auf Holz und Marins leises Atmen. Cassiopeia, die mir offensichtlich die Treppe hoch gefolgt war, sprang auf meinen Bauch und machte es sich dort bequem. Ihr Körper hob und sank mit jedem meiner Atemzüge, aber das schien das kleine Felilou nicht sonderlich zu stören. Schon nach kürzester Zeit schloss sie die Augen und schnurrte zufrieden.
    Langsam strich ich mit meiner Hand über das violette Fell meines Pokemons. Die Vibrationen wurden stärker, gingen sogar auf meinen Bauch über. Irgendwann verebbten sie dann.
    Cassiopeia war eingeschlafen.
    Eigentlich keine so schlechte Idee, mischte sich die müde klingende Stimme in meinem Kopf ein. Für heute reichts. Und weil sie Recht hatte, schloss auch ich die Augen und versuchte an nichts zu denken.


    Fahles Sonnenlicht drang durch meine Lider und brachte mich dazu, laut zu stöhnen. Himmel, schalt doch mal jemand das Licht ab! Ich war hier am Schlafen, verdammt noch mal! Rücksichtlose, blöde Deppen!
    Da auch nach meinem lautlosen Protest sich keiner bequemte, den Lichtschalter zu betätigen, öffnete ich schließlich doch etwas genervt die Augen. Die Decke über mir war ein Mosaik aus Holzplatten, sauber aneinander gereiht. Rechts und links konnte ich Säulen erkennen, wohin sie aber führten nicht. Mein Kopf war zu sehr in etwas Weichem versunken, als das ich ihn hätte bewegen können.
    Ich wartete eine kurze Weile ab, in der Hoffnung, dass mir jemand zu Hilfe kommt, das war scheinbar aber zu viel verlangt. Mühevoll stemmte ich meine Arme in den weichen Untergrund und richtete mich auf, was sehr viel schwerer war, als man so glaubt. Einer der beiden war nämlich taub, weil ich die ganze Nacht darauf gelegen hatte.
    Ich suchte zuerst nach einem Grund für diese ätzende Helligkeit und fand ihn schnell in den dünnen Vorhängen zu meiner Rechten. Die hatten ihre besten Tage scheinbar schon hinter sich, Löcher und Risse durchzogen den Stoff und boten dem Sonnenlicht Durchlass, was mir gar nicht gefiel. Ich musste meine Augen zusammenkneifen, weil es wehtat, in die Helligkeit zu schauen. Notgedrungen wandte ich meinen Blick also nach Links, wo ich Marins blauen Haarschopf unter der Decke hervorlugen sehen konnte. Der Hubbel unter dem weißen Laken bewegte sich langsam und gleichmäßig. Scheinbar schlief er noch.
    Ich brauchte eine Weile um zu verstehen, wo ich war.
    War das hier die Dausing Farm? Ja, genau. Die Dausing Farm, natürlich. Aber warum war ich noch einmal hier? Es war, als hätte ich einen Filmriss, allerdings wusste ich genau, dass ich nicht getrunken hatte, von daher war das wohl nur morgendliche Verpeiltheit.
    Neben mir auf dem Nachttischchen lagen meine Klamotten und meine Tasche. Neben einem Pfeiler, der die Decke stützte, stand ein großer Sessel in dem ein violetter Körper ruhte. Cassiopeia musste sich irgendwann in der Nacht von mir herunter und in die roten Polster bewegt haben. Ein Blick auf die Uhr über der Kommode zeigte mir, dass es gerade mal sieben war.
    Eigentlich noch viel zu früh, um aufzustehen.
    Ich zog meine Tasche auf den Schoß und kramte so leise ich konnte darin herum. Irgendwann wurde ich fündig.
    Vorsichtig zog ich das Kabelwirrwarr meiner Kopfhörer aus meinen Vorräten hervor, danach griff ich nach meinem kleinen Mediaplayer. Der war im Grunde genommen nur ein graues Kästchen mit einem Display darin. Man konnte ihn schon antik nennen, wenn man bedachte, dass ich ihn von meinem Vater zum fünften Geburtstag bekommen hatte. Trotzdem hatte ich ihn behalten. Gerade deswegen hatte ich ihn behalten.
    Erstaunlicherweise hatte das Ding eine riesige Speicherkapazität. Gerade jetzt hatte ich knappe 600 Lieder darauf gespeichert und es war nicht einmal zur Hälfte voll. Vermutlich ging bei ihm nicht so viel Speicher für unsinnigen Schnickschnack drauf wie bei anderen Geräten.
    Mit einem Plöp rastete der Stecker meiner Kopfhörer in das Loch oben am Rand ein und als ich geschickt einige schnelle Befehle auf den Tasten eingab, schallte auch schon ein Lied aus den großen, runden Kopfhörern, die ich mir schnell aufsetzte, um Marin nicht wach zu machen.
    Bässe knallten gegen meine Ohren und für einen Moment war mir die Musik viel zu laut. Aber mittlerweile gewöhnten sich meine Ohren schnell daran.
    Ich grinste bei dem Gedanken, wie wütend meine Mutter wäre, wenn sie wüsste, dass ich mal wieder nicht auf sie hörte.
    „Laute Musik macht deine Ohren kaputt!“, pflegte sie immer zu sagen und fummelte dann an meinem Mediaplayer herum, bis dieser dann endlich den Ton leiser stellte. Natürlich wusste ich, dass das nicht gesund war.
    Aber hey, Musik mit Bässen lässt sich eben nur dann richtig hören, wenn sie laut ist. Und schwerhörig war ich sowieso schon. Yolo und so.
    Nein, Leute, das meinte ich nicht ernst. Wirklich nicht. Das mit Yolo war nur ein blöder Scherz.


    I don't even try to control you
    Look into my eyes and I'll own you
    You with the moves like Bagger
    I got the moves like Bagger
    I got the mooooooves...like Bagger!


    Ich wippte im Takt der Musik mit dem Fuß. Herrlich. So könnte eigentlich jeder Tag anfangen. Wäre da nicht dieser blöde schwarze Fleck in meiner Erinnerung… Irgendwie verschwamm alles ab dem Zeitpunkt an dem Marin und ich mit unseren Pokemon zur Dausing Farm rannten… Konzentration, Rosalyn. Wenn du hier von irgendjemand Wahnsinnigem gefangen gehalten wirst, dann willst du das doch sicher wissen, bevor derjenige mit ner‘ schönen Kettensäge vor dir steht und dich zu ner‘ Puppe machen will, ne? Oder noch besser… Nachher endeten wir noch wie Hänsel und Gretel...
    Rosy und Marin irrten durch den Wald, es war so finster und auch so bitterkalt,
    Sie kamen ein an Häuschen… äh. Sorry, Text vergessen.


    Egal. Konzentration, Rosalyn, diesmal aber wirklich. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte…


    „Sicher, dass wir hier richtig sind?“, stöhnte ich schwer atmend.
    „Na sicher“, keuchte auch Marin. Er hatte längst aufgehört zu laufen, zog mich jetzt nur noch hinter sich her, weil ich sonst wohl zusammenbrechen würde. Terribark, aka Bello, neben mir hechelte wie verrückt, hatte aber zumindest noch genug Energie, um seinen eigenen Schwanz zu jagen, als wir eine kurze Verschnaufpause einlegten.
    „Wirklich… Sicher?“, schnaufte ich atemlos.
    Marin brachte nur ein kurzes Nicken zustande. Ich fummelte an seiner Jacke herum, die mir beim Laufen immer wieder hochrutschte und mich dadurch behinderte. Er beobachtete mich dabei, wandte sich aber schnell ab, als ich eine Augenbraue hob.
    „Schau mal bitte auf die Karte“, wies ich ihn an. Erst wollte er protestieren, als er meinen Blick, der mehr als nur tödlich war, weil er mal wieder nicht auf mich hörte, sah, gab er nach und griff in seine Tasche.
    Als der Holobildschirm aufflackerte und der Punkt einige Zentimeter neben einem großen, roten Kästchen auftauchte, grinste er triumphierend.
    „Siehst du? Sind fast da!“, meinte er zufrieden.
    „Jaja“, antwortete ich entnervt. Da hatte er einmal Recht und-
    „Mein Orientierungssinn funktioniert ganz hervorragend“, fügte der Blauhaarige noch hinzu. Sein freches Grinsen erstarb allerdings, als ich grummelnd an ihm vorbeihuschte und jede seiner Entschuldigungen ignorierte.


    Himmel, war ich froh, als ich endlich wieder die Wolken über mir sehen konnte. Ewig unter einem Blätterdach zu laufen war auf Dauer wirklich niederschlagend. Alles war so dunkel und eng… Fürchterlich. Was mir dann allerdings nicht so gut gefiel war die Tatsache, dass der Himmel mittlerweile schon ins dunkelblau überging. Die Sonne war nur noch ein tiefer Fleck am Horizont. Ein Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es bereits nach sieben war. Wundervoll, um nach Dausing zurückzukommen würden wir noch einmal eine gute Stunde wandern müssen. Alleine bei dem Gedanken schmerzten mir die Beine.
    Seufzend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. Zumindest die waren endlich trocken. Marin tauchte in meinem Augenwinkel auf, den Kopf zum Boden gewandt.
    „Rose?“, murmelte er irgendwann.
    „Was?“, grummelte ich angespannt. Wäre ich doch bloß nie in diesen blöden Wald gegangen… Verdammt! Dann könnte ich jetzt noch ein wenig in Dausing herumspazieren, etwas zu Abend essen und dann im Pokecenter unter kommen. Warum musste ausgerechnet bei mir immer alles falsch laufen?
    Marin antwortete nicht, er sah mich nur immer wieder aus dem Augenwinkel an.
    „Was!?“, wiederholte ich ein wenig gereizt.
    „Alles okay mit dir?“
    Überrascht blieb ich stehen. Bello rieb sein Gesicht an mein Bein und jaulte zufrieden. Als ich kurz nach oben sah, merkte ich, wie das Blätterdach seichter wurde.
    „Klar. Warum fragst du?“, meinte ich schließlich, als er ein Stück weiter vorne ebenfalls stehen blieb und sich zu mir umdrehte. Er lächelte ein wenig, die Hände in die Hosentasche gesteckt und das Gesicht merkwürdig verzogen.
    „Tut mir Leid“, murmelte er nach einer Weile und strich sich mit den Fingern durch die Haare.
    Ich blinzelte verwirrt.
    „Was meinst du?“
    „Das ich dich da reingezogen habe“, antwortete er, ohne mich anzusehen. „Du hättest verletzt werden können.“
    Oh je. Ich merkte, dass das ein längeres Gespräch werden würde. Warum? Weil Marin ein schlechtes Gewissen hatte und das ließ sich bei ihm nicht wirklich schnell austreiben. Allerdings wollte ich nicht, dass er sich meinetwegen schlecht fühlt, also musste ich wohl mal wieder Exorzistin für schlechte Gedanken spielen. Meine Beine schmerzten jetzt schon, ich würde wohl noch eine ganze Weile in der Gegend herumstehen dürfen.
    „Ich bin‘s doch nicht anders gewohnt“, seufzte ich mit einem schwachen Grinsen. Ich beugte mich zu Bello herunter und streichelte ihm sanft über den Kopf, was der mit einem fröhlichen Bellen quittierte. Aquamarine setzte sich auf und drückte sein Gesicht gegen meine Hand. Es reagierte einem etwas gehässigen Grinsen in Bellos Richtung, als ich dann mein Pokemon liebkoste und Bello traurig aufjaulte. Vielleicht bildete ich mir das aber auch nur ein.
    „Stimmt. Ich bereite dir immer nur Probleme“, murmelte Marin. Er ging auf mich zu und setzte sich neben mich in die Hocke. Sein Serpifeu sprang in seine Arme.
    „So schlimm ist es nun auch nicht“, meinte ich schlechthin. Er war nicht ganz bei der Sache, piekste sein Pokemon sogar einmal ins Auge, was dieses mit einem Biss in seinen Finger beantwortete. Fluchend riss er die Hand zurück und schwang sie wie wild durch die Luft, kippte hinten über und landete auf seinem Rücken.
    Ich konnte nicht anders als zu lachen. Das war einfach typisch Marin. So sehr er sich auch um seine Pokemon kümmerte und so gut er auch darin war… Zwischendurch war er ein riesiger Tollpatsch. Ich nicht. Ich war immer ein Tollpatsch.
    Serpifeu befreite sich aus seinem Griff und stand, die kleinen Arme ineinander verschränkt, vor seinem am Boden liegenden Trainer, stieß einige empörte Rufe aus. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich sogar gesagt, dass es Marin gerade heftig beschimpfte, zumindest wirkte Ottaro reichlich verstört. Vorsichtshalber hielt ich ihm die Ohren zu, Bello versteckte seine Schnauze unter den Pfoten.
    Irgendwann schaffte das kleine Pflanzenpokemon es dann doch, sich irgendwie einzukriegen. Die schrillen Töne aus seinem Mund verebbten, aber Marin bewegte sich nicht. Er lag noch immer am Boden, die Beine angewinkelt, den Arm über die Augen gelegt. Langsam machte ich mir Sorgen.
    „Hey, Marin?“
    Er grummelte eine unverständliche Antwort. Ich kniete mich neben ihn und musterte ihn eindringlich. Eine Gänsehaut bildete sich auf seinen Armen, als ein Lufthauch durchs Geäst fuhr. Ich presste die Schultern eng an mich und zog den Kopf ein, um ein wenig davor geschützt zu sein.
    „Sicher, dass du deine Jacke nicht wiederhaben möchtest?“
    Er schüttelte stumm und langsam den Kopf, während ich meinen schief legte und seufzte. Mein Beine unter mir pochten als würden sie bald ein Eigenleben entwickeln. Vielleicht würden sie sich dann von meinem Körper ablösen und auf mich eintrampeln, um mich für den Schmerz zu bestrafen, den ich ihnen eingehandelt hatte… Kein schöner Gedanke.
    „Sicher, dass es dir gut geht?“ Marin legte den Arm etwas höher und musterte mich mit zusammengerückten Augenbrauen.
    „Klar“, antwortete ich, so optimistisch wie ich nur konnte, was nicht wirklich optimistisch war. Natürlich merkte er das. Marin merkte es immer, wenn ich log. Er war nicht dumm, nur manchmal… eben in seiner ganz eigenen Welt die wohl nur aus Pokemon bestand.
    „Haben die dir wehgetan?“ Er presste die Augen zusammen und sah mir tief in die Augen. Seine glühten verärgert und er spannte alle Muskeln an, als würde er sofort aufspringen und die Beiden bis ans Ende der Welt jagen würde, wenn ich bejahte. Tat ich natürlich nicht.
    „Unsinn“, lächelte ich schief. „So schnell packt mich keiner an.“
    Er musterte mich noch eine Weile auf Indizien, dass ich log. Für eine Sekunde dachte ich, dass er das auch annahm, aber da ich ja nicht log, sollte er eigentlich…
    „Gottseidank…“, murmelte er.
    „Hast du dir etwa Sorgen gemacht?“, lachte ich, um die Stimmung etwas zu locker. Ich hätte erwartet, dass er mir einen dummen Spruch reindrückt, gefolgt von einem frechen Grinsen, aber er sah mich nur todernst an und meinte:
    „Natürlich, Dummkopf.“
    Ich starrte ihn eine Weile verblüfft an. Mein Herz pochte mir bis zum Hals und der blöde Kloß tauchte wieder im Hals auf, wollte einfach nicht verschwinden. Mir stand der Mund leicht offen.
    Er kümmerte sich wirklich um mich? Machte sich wirklich Sorgen?
    Natürlich, schließlich waren wir ja… Freunde, aber… In dieser ganzen letzten Zeit, in der ich ihn davon abgehalten hatte, endlich seinem Traum hinterher zu jagen, da war er es gewesen, der gelitten hat. Das wusste ich schon die ganzen Zeit und trotzdem war ich wütend auf ihn, weil er mich wie den letzten Dreck behandelt hatte. Das war ja nicht unberechtigt, aber…
    Es war nicht so schlimm gewesen, dass er hin und wieder Witze auf meine Kosten gemacht hatte, das konnte ich wegstecken, viel schlimmer war es, dass er mich so oft alleine gelassen hatte. Ständig war er mit seinen Freunden weg oder kümmerte sich um seine Schwester. Wir hatten uns irgendwie auseinander gelebt…
    Aber jetzt zu hören, dass er sich doch noch um mich sorgte… Obwohl ich der Grund war, dass er nicht losziehen konnte…
    „Danke“, murmelte ich mit einem sanften Lächeln. Marin schaute mich verwirrt an, blinzelte dann schnell und rappelte sich hastig auf.
    „Komm jetzt“, meinte er, mit dem Rücken zu mir gewandt. „Wir sollten schnell aus dem Wald raus.“
    Ohne auf meine Antwort abzuwarten, lief er plötzlich los. Ich rief ihm etwas erschrocken hinterher, griff mir Ottaro und folgte so schnell ich konnte.

    Jetzt fiel mir auch der Rest des Vergessenen wieder ein. Wir brachen nach einer Weile aus dem Gebüsch heraus und fanden uns vor einem riesigen Holzhaus wieder, aus dessen Kamin dichter Rauch quoll. Davor stand der alte Mann in Latzhosen, der beim Anblick seines Hundes doch glatt in Triumphgebrüll ausbrach. Bello neben mir lief schnurstracks auf sein Herrchen zu, der sich tatsächlich zu ihm herunterbeugte und „Wer ist ein feines Hündchen? DU bist ein feines Hündchen!“ rief. Marin und ich sahen uns kurz verwirrt und schief lächelnd an.


    Der Alte war erst zu sehr damit beschäftigt, sich um sein Pokemon zu kümmern, dann fiel ihm auf, dass wir auch da waren und machte uns erst einmal zur Sau, warum wir denn so lange gebraucht hatten. Es folgte eine lange Schimpftirade über unsere Unfähigkeit, bis sich die Tür öffnete und Elisabeth, seine werte Frau, heraustrat. Das brachte den alten Farmer schnell zum Schweigen. Sie lud uns ein, bei ihnen zu bleiben, zumindest für die nächste Nacht, und uns ein schönes Abendessen zu servieren, worauf sowohl bei Marin als auch bei mir der Magen laut grummelte. Sie nahm das als ja.


    Ich musste leicht grinsen, als das nächste Lied in meinen Ohren schallte:


    Baby bitte mach dir nie mehr Sorgen um Geld,
    gib mir nur deine Hand, wir reisen morgen um die Welt.


    Egal wer, ich kämpf für dich gegen jeden Trainer der Welt,
    haun' sofort wieder ab, wenn dir der Kampf nicht gefällt.


    Süd, Ost, West oder Nord
    hab den Jackpot an Board
    will von hier über Rayono
    direkt nach Stratos!


    Stratos, hm? Ja, das wäre meine erste Anlaufstelle auf dem Festland. Lange würde es wohl nicht mehr dauern, bis ich diese blöde Hinterweltlerinsel verlassen würde. Die große, weite Welt entdecken… Mh…
    Ich spürte etwas auf meinem Magen, also drückte ich meine Kopfhörer von meinen Ohren herunter. Die großen, grünen Augen starrten mich in Grund und Boden.
    Etwas genervt schob ich den violetten Körper von meinem Bauch, der wie wild fauchte und mit den Krallen nach mir hieb. Ich zischte zurück und warf die Katze im hohen Bogen über die Bettkante, weil ich ganz genau wusste, dass sie sicher auf den Pfoten landen würde. Und das tat Cassiopeia auch. Da fauchte sie mich noch einmal an, machte einen Buckel und stolzierte davon.
    Nur Ärger mit dieser Katze… Grummelnd begutachtete ich meine Arme, an denen kleine Fäden von Blut heruntertropften. Ich kramte in meiner Tasche nach einem Taschentuch und wickelte es darum, um nicht die schweeweiße Bettdecke zu betropfen.
    Für den Fall, dass ihr es noch nicht herausgefunden habt. Cassiopeia ist der Grund dafür, dass ich klitsch nass durch einen Wald laufen musste. Ja, das kleine Felilou war mein erstes selbst gefangenes Pokemon und zu meinem Leidwesen nicht halb so friedlich wie Aquamarine, dem Elisabeth ein kühles Bad eingelassen hatte, damit es sich dort ausruhen konnte. Hoffentlich ging es ihm gut… Nachher ertrank mir mein Starterpokemon noch… Können Ottaro überhaupt ertrinken?
    Cassiopeia jedenfalls marschierte mit hoch erhobenem Schwanz und ärgerlichem Gefauche zurück zum Sessel, wo sie sich zusammenrollte, mich aber trotzdem weiterhin böse anstarrte. Ich schenkte ihr einen ebenso tödlichen Blick zurück…
    Seit sie sich gestern einfach aus ihrem Pokeball befreit hatte, ging sie mir nur auf die Nerven. Die Kleine war aufmerksamkeitssüchtig, marschierte auf dem gedeckten Tisch herum und bettelte mich um essen an, obwohl Elisabeth ihr doch längst ein Stück Braten in einen Napf gefüllt hatte. Aber nein, sie musste ja auf meinen Schoß herumwuseln… Nicht mit mir!
    Versteht mich nicht falsch. Ich war stolz darauf, dass ich es gefangen hatte und es war auch nicht so, dass ich es hasste, aber bis zu diesem Zeitpunkt hatte es mir eben nur viel mehr Probleme eingebracht als Nutzen.
    Ich seufzte laut und drehte meinen Kopf nach links.
    Und erschreckte mich erst einmal ein wenig. Dunkelrote Augen nahmen mich sofort gefangen.
    „G-Guten Morgen“, meinte ich etwas verunsichert. Die Hälfte von Marins Gesichts verschwand zwischen den Kissen, seine blauen Haare waren fürchterlich unordentlich. Aber trotzdem wirkte er hellwach, als ob er nie geschlafen hätte.
    Er antwortete und rührte sich nicht, bis mein Freund sich irgendwann aufsetzte und die Arme in die Luft streckte. Seine Gelenke knackten so laut, dass ich zusammenzuckte.
    „Morgen“, murmelte er als Antwort. Dann schwang er seine Beine über die Bettkante und wanderte zum Sessel, wo Cassiopeia neugierig mit den Ohren zuckte. Er hockte sich vor ihr hin und begann sie zu streicheln, was ihr anfängliches Fauchen zu einem tiefen, kehligen Schnurren werden ließ. Ich schnaubte. Gerade jetzt benahm sie sich ja wie die Friedfertigkeit in Person… Äh, Pokemon.
    Ich sah eine Weile lang zu bis mir auffiel, dass meine Musik immer noch durch den Raum schallte. Schnell fummelte ich an meinem Player herum, sodass sie endlich verstummte, nahm die Kopfhörer von meinem Hals weg und platzierte beides auf dem Bett ehe ich aufstand und mich neben ihm auf den Holzboden hinkniete.
    „Gut geschlafen?“, fragte ich nach einer Weile.
    Er nickte etwas abwesend, fuhr mit seinen Fingern immer wieder hinter Cassiopeias Ohr auf und ab. Mein Pokemon dreht und wendete sich unter seiner Hand, schleckte seinen Finger ab oder schlug mit eingezogenen Krallen danach. Ich sah kurz auf meinen Arm herunter, wo sich das Taschentuch langsam rötlich färbte. Na toll.
    „Ich versteh das nicht“, murmelte ich niedergeschlagen. „Warum sind bei dir alle Pokemon so zahm wie ein kleines Kätzchen? Du könntest einem Brutalanda gegenüberstehen und es würde auf deinen Befehl Männchen machen…“
    „Sag das mal Serpifeu…“, meinte er schlichtweg.
    Ja, okay, da war ein wenig dran. Aber eben nur ein wenig. Serpifeu tanzte seinem Herren gerne auf der Nase herum, was aber nicht bedeutete, dass es nicht trotzdem auf ihn hörte.
    „Weißt du“, meinte ich irgendwann, ohne überhaupt wirklich darüber nachzudenken. „Manchmal beneide ich dich.“
    Marin blinzelte verwirrt und drehte dann mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck seinen Kopf in meine Richtung. Ich schluckte den Kloß herunter, der in meinem Hals auftauchte. Verdammt, Gehirn! Ich habe dir keinen Urlaub gegeben!
    „Du kannst unglaublich gut mit Pokemon umgehen, du bewahrst in jedem Kampf die Ruhe, du bist beliebt und kümmerst dich unglaublich gut um deine kleine Schwester. Du kannst all das, was ich nicht kann“, platzte es dann aus mir heraus. Na toll. Hoffentlich genießt du deine Ferien, Gehirn…
    Er sah mich eine Weile mit stillem Erstaunen an, vergaß über dies sogar Cassiopeia weiterzustreicheln, die mit heftigem Maunzen versuchte, seine Aufmerksamkeit zu bekommen, die jetzt aber ganz alleine mir galt. Marin ließ sich auf seinen Hintern fallen, lehnte sich auf seine Arme zurück und musterte mich eingehend.
    „Das ist mein Text“, grinste er dann mit einem Male.
    Jetzt verabschiedete sich mein Gehirn komplett, vielleicht war es mit einer Urlaubsbekanntschaft abgehauen, wer weiß das schon. Alles was ich jedenfalls tun konnte war mit offenem Mund blöd aus der Wäsche schauen, was ihn noch breiter zum Grinsen brachte.
    „Machen Mund zu, sonst fliegen Fliegen rein“, meinte er, legte mir den Zeigefinger unters Kinn und hob es mir hoch, quasi manuelle Schließung.
    „Warum?“, brachte ich nach einer gefühlten Ewigkeit heraus, in der er mich einfach nur ansah.
    „Du bist intelligent, beliebt, hilfst jedem… Du warst drei Jahre in Folge Klassensprecherin, weil du die einzige warst, der man immer trauen konnte.“ Er rieb sich den Hinterkopf. Eigentlich dachte ich, dass das alles wäre, aber…
    „Außerdem kannst du auch ordentlich kontra geben. Du bist ein wandelndes Lexikon und hast immer Zeit für jede Kleinigkeit. Du weißt immer Rat-“
    „M-Moment mal!“, unterbrach ich ihn. „Als ob ich immer weiter wüsste! Warst du bei meinen Trainingskämpfen mental etwa jedes Mal abwesend?!“
    „Das meine ich doch auch nicht“, antwortete er. „Weißt du noch damals, als auf der Klassenfahrt alles schief gelaufen ist? Die Meier ist verzweifelt, aber du hast dich um Anika gekümmert, als sie Heimweh hatte, den Streit zwischen den Jungs geklärt, Hilfe organisiert als wir uns im Wald verirrt haben und es sogar noch geschafft, dass die Fahrt einigermaßen spaßig war.“
    „D-Das war doch nichts“, murmelte ich, strich mir die widerspenstigen Haare aus dem Gesicht. „Dafür ist eine Klassensprecherin doch da, oder nicht?“
    „Das hättest du auch gemacht, wenn du keine Klassensprecherin gewesen wärst, gibs doch zu“, grinste er mich an.
    „Ja, okay, vielleicht. Aber du hast mir geholfen.“
    „Stimmt. Ich hab den Idioten gedroht, ihnen eine reinzuhauen wenn sie dich weiter nerven. Zur Vernunft hast du sie aber gebracht.“
    Naja, das stimmte schon. Ich war es gewohnt mich um Leute zu kümmern. Meine Mutter war manchmal einfach zu beschäftigt um an alles zu denken, dann waren da auch noch Blaze und die anderen und natürlich auch Marin selbst, der sich regelmäßig in die Scheiße ritt. Viel übrig blieb mir da ja nicht.
    „Beliebt bin ich aber definitiv nicht!“, spuckte ich noch wenig überzeugt aus. Ich war nicht jedermanns beste Freundin, aber-
    „Du kommt mit jedem gut zu Recht. Und wenn du wüsstest, wie viele Kerle sich schon um dich gezofft haben.“ Ich erwartete, dass er mir jetzt ein „War nur ein Witz“ reindrückte, aber nein. Stattdessen sah er einfach weg, mit einem merkwürdigen Ausdruck auf den Zügen. Er wirkte wieder wie gestern. In Gedanken versunken, vollkommen abwesend. Für mich irgendwie unerreichbar…
    Ich wartete eine Weile. Was sollte ich denn auch sagen? Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es tatsächlich Jungen gegeben hatte, die auf mich standen. Warum hatte dann bitte keiner etwas gesagt? Irgendeiner hätte sich ja trauen müssen.
    Wir schwiegen etwas vor uns hin, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Wobei meine im Grunde darüber handelte, über was seine wohl handelten. Der Einzigen, der die angespannte Situation wohl nicht auffiel war Cassiopeia, die munter an dem Sessel herumkratzte.
    „Hey, hör auf damit! Das gehört uns nicht!“, herrschte ich die Katze wütend an, die einen Buckel machte und mich anfauchte. Marin neben mir grinste schwach und kraulte sie ein wenig hinter den Ohren, woraufhin sie sich wieder beruhigte.
    „Sie ist ein Pokemon. Du darfst nicht so streng mit ihr sein“, meinte er.
    „Aquamarine ist auch ein Pokemon und weiß wie es sich zu benehmen hat!“, entgegnete ich mit ärgerlich zusammengekniffenen Augen.
    „Es war aber nie wild.“ Etwas verwirrt sah ich zu Marin, der sah mich völlig neutral an, so wie er es immer tat, wenn er mir etwas über Pokemon erklärte. „Du kannst davon ausgehen, dass Aquamarine in Gefangenschaft geschlüpft wurde. Es wuchs bei Menschen auf, dein Felilou nicht.“
    Naja, er hatte ja einen Punkt. Wie konnte ich von Cassiopeia erwarten, dass sie sich benahm, wenn sie doch bisher nur die Wildheit gekannt hatte? Das war dumm von mir gewesen…
    „Siehst du?“, seufzte ich. „Du weißt sehr viel mehr über Pokemon als ich.“
    „Versuch es auch mal“, raunte er mir leise zu. Mit der rechten Hand, die er noch frei hatte, griff er meine und führte sie zu Cassiopeias Ohr, die davon nichts mitbekam. Ich zuckte etwas zurück, aber Marin blieb hart. Als ich das Fell des Felilo berührte, bewegte sie sich für eine Sekunde nicht, hatte aber dennoch die Augen geschlossen. Ich fürchtete, dass sie mir nun auch noch die Hände zerkratzen würde, aber nichts geschah.
    „Kraul sie genau hier. Das ist wohl ihre Lieblingsstelle“, riet Marin mir. Ich schluckte meine stupide Angst herunter, fuhr mit meinen Finger vorsichtig auf und ab. Die dumpfen Töne, die aus ihrem Körper kamen, wurden lauter und langsam wagte ich mich sie auch schneller zu streicheln. Ich merkte es erst nicht, aber Cassiopeia hatte wohl erkannt, dass nicht mehr Marin es war, der sie streichelte. Sie richtete die laubgrünen Augen fest auf mich, machte aber keinen feindseligen Eindruck mehr.
    Ich konnte nicht anders. Ich lächelte so breit wie sonst noch nie. Mein Pokemon schien mich ja doch ein wenig zu mögen.
    „Siehst du?“, richtete sich Marin an mich. „Du kannst es ja doch.“
    „Nur dank dir“, entgegnete ich, den Blick weiterhin auf Cassiopeia gerichtet, die ihren kleinen Kopf gegen meine Hand drückte und laut schnurrte.


    Die Sonne strahlte draußen mild auf das hohe Gras, das sich vor uns erstreckte. Ein weite Wiese, bei der ich die Eingrenzung durch den Zaun irgendwann nicht mehr nachvollziehen konnte, weil sie einfach zu weit war. Ich streckte mich ein wenig und genoss die warmen Strahlen, die mir gestern so sehr gefehlt hatten. Aquamarine wuselte um meine Beine herum, ich hatte es aus der Wanne gefischt, wo es seine Runden gedreht hatte. Cassiopeia war über meine Streicheleinheiten wohl eingeschlafen, jedenfalls bewegte es sich nicht mehr und antwortete auch nicht auf meine Rufe. Marin und ich hatten es dann in Frieden gelassen um den vorrübergehenden Waffenstillstand zwischen uns nicht zu gefährden.
    „Willst du nach Elisabeth suchen?“, fragte Marin mich von hinten.
    Ich schüttelte den Kopf. „Lass mal. Ich möchte einfach ein wenig die Farm erkunden. Hunger habe ich auch noch keinen.“
    „Kann ich verstehen, so wie du gestern reingehauen hast.“
    „Vollidiot…“


    „Wie groß, glaubst du, ist die Farm wohl?“, richtete ich mich irgendwann an Marin.
    Er zuckte die Schultern.
    „Keine Ahnung, kann kein Ende sehen.“
    „Also wohl ziemlich groß, hm?“
    „Jo.“
    So wanderten wir eine gefühlte Ewigkeit durch das hüfthohe Gras, genossen einfach die weite Natur und die Wärme auf unserer Haut. Tau machte meine Leggings wieder etwas nass, da die aber eh schnell wieder trocknete, war es mir egal. Es war einfach zu schön, so einen Einstieg in den Tag zu haben. So ruhig und friedlich, als könnte nichts in der Welt dieses Idyll stören und-
    „‘Alt!“, schallte es da mit einem Male durch die Gegend. „K’omm zurück!“
    Marin und ich sahen uns alamiert an. Irgendwie hatte ich gerade ein Dejá-Vu… Und bevor ich ihm eine Antwort per Augenkontakt geben konnte, raste mein Freund zur Quelle des Geräusches. Ich hob noch den Arm und rief einen Protestschrei aus, konnte dann aber nur zusehen, wie der blaue Schopf zwischen dem Grün verschwand.
    Ich seufzte hörbar. Ja, das hier war definitiv ein Dejá Vu…
    Wenig begeistert teilte ich das Gras mit meinen Händen und eilte Marin hinterher. Warum. Immer. Ich.

  • Halli Hallo :3


    Ausnahmsweise darfst du so frech sein und mir diesen Spitzname geben.. ist verkraftbar. haha :D :D
    Zwei Liedertexte.. na bin ich gespannt ob ich herausfinden kann von welchen Songs die sind. Ich erkenn nämlich ein Lied weder an Text, noch an Titel oder Interpret. Diesbezüglich bin ich eine absolute Flasche. Ich muss einen Song hören, damit ich weiß was gemeint ist ^^


    *Herausforderungannimm"


    Das 1. ... moves like Bagger xD
    Das ist eigentlich "Move like Jagger" von Maroon 5.. haha :D ich habs erkannt *freu*
    (Yolo.. wie ich dieses Wort hasse o.O)


    Das zweite Lied ist von Cro.. ähm.. ähm.. wie heißt es noch mal? "Um die Welt", oder? :'D


    haha... yey :D bekomm ich jetzt nen imagniären Keks? :D



    Kapitel 6: Alte Freundschaft


    Du hattest recht, Reise-technisch ist in diesem Kapitel nicht viel passiert, aber auf emotionaler Ebene sind sich die beiden auf jeden Fall wieder näher gekommen. :)
    Und... Oh Gott, wie süß... :blush: Marin is voll angepisst, dass die anderen Jungs Rose mögen/mochten. haha.. anstrengen heißts da Bürschchen ^^
    Es ist schön, wie gute Freunde die beiden doch sind. Dennoch ist irgendwie bemerkbar, dass da wohl etwas zwischen ihnen steht.. Wäre Marin ein Mädchen, hätte Rose bestimmt nicht sofort diesen "Mist, Gehirn wo bist du?"-Gedanken gehabt. Ob das wohl einfach an der Pubertät und einfach der leichten Entfremdung liegt (was auch wsl daran liegt das sie nicht dem selben Geschlecht angehören - Männlein :genderboy: & Weiblein :gendergirl: )oder doch an unentdeckten Gefühlen füreinander? :love:


    Hauptmagen und Dessertmagen.. haha :D klingt ja fast wie ein menschlicher Wiederkäuer mit mehreren Mägen XD


    Was mir aufgefallen ist, ist, dass du höfliche Anreden immer klein schreibst. Auch in den vorherigen Kapiteln war das der Fall. Darauf solltest du in Zukunft mehr achten.
    Wenn du mehrere kurze Sätze aneinander reihst, fällt mir auf, dass du gerne zuerst das Wörtchen "und" verwendest und erst dann einen Beistrich setzt.
    Nehmen wir mal die drei Sätze "Da fauchte sie mich noch einmal an.", "Sie machte einen Buckel" und "Sie stolzierte davon" her.
    Wenn du sie zusammenhängst ist das ja wie eine Aufzählung, daher verwendet man eigentlich immer erst die Beistriche und dann das "und". Du hast es jedoch anders herum gemacht. Es klingt meiner Meinung nach jedoch etwas komisch, wenn du dann "stolzierte davon" einfach so anhängst. Würde jemand so sprechen, würde ich denken, dass dieser jemand einfach lose irgendwelche Wörter, ohne viel Sinn, an einen Satz anhängt.
    Naja, wie auch immer. Unten hab ich das hier dann e noch einmal angeführt... Ich wollte nur noch mal darüber "laut" nachdenken ;D


    Dein Stil gefällt mir. Du schreibst es wirklich so, wie ein 15 oder 16 jähriges Mädchen denkt, einfach und sich selbst kritisierend - Daumen hoch.
    Es mag zwar oft sehr schön sein, wenn jemand kompliziert schreibt (so weit man das auch so bezeichnen kann) und die tollsten Begriffe benutzt, nur wenn das dann nicht zur handelnden Person passt, ist das ganze auch Fehl am Platz. Auch der Bezug zur Moderne ist irgendwie erfrischend. Musik, neueste Technologie und Wörter wie Yolo ( :wacko: ) oder stupid (^^) - ja, so sind 15-jährige Mädchen ;D






    Alles in allem ein weiteres tolles Kapitel. Ich hab mich heut irrsinnig gefreut, dass ich endlich eine Nachricht von dir in meinem Gästebuch hatte. :blush:
    Da hab ich mich gleich wieder mal begonnen zu lesen.. die Herzphysiologie kann auch auf mich warten :thumbsup:


    Ich hoffe, du konntest mit diesem Kommentar etwas anfangen, ich bin ja eigentlich ein schlechter Feedback-geber.. naja :S


    Schreib bitte schnell weiter... ich werde warten und freue mich schon aufs neue Kapi :D
    Ich bin ja auch schon gespannt wer dieser französisch sprechende Mensch ist.. vorallem, wenn Rose diese Person kennt bzw. sie schon mal mit ihr etwas zu tun hatte *anspannungsteigt*



    :kiss: -chen, blumenwiese

  • Hallo Caithlyn!


    Tut mir sehr Leid dass ich dein neues Kapitel erst jetzt kommentiere, aber die Schule und das Privatleben saugen hin und wieder ganz schön an der Freizeit.
    Aber zum Glück haben mich meine Halsschmerzen und meine Erkältung von dieser Last "befreit", sodass ich endlich dazu gekommen bin mir "Kapitel 6: Alte Freundschaft" durchzulesen.


    Die Chance deine Rechtschreibfehler auszubessern wurde mir diesmal leider schon von Blumenwiese gemopst. Macht nix, beim nächsten Mal bin ich wieder schneller ^^


    Zum 6. Kapitel:
    Sehr angenehm zu lesen, den Protagonisten passiert nicht sonderlich viel, was allerdings auch nicht schlimm ist, jeder braucht schließlich mal eine Pause, nicht wahr?
    Auch bei diesem Kapitel musste ich hin und wieder schmunzeln. Gags kommen bei dir auch nicht zu kurz, ein weiterer Punkt warum mir deine FF so gut gefällt. *schleim*
    -----

    Zitat

    Wenn du hier von irgendjemand Wahnsinnigem gefangen gehalten wirst, dann willst du das doch sicher wissen, bevor derjenige mit ner‘ schönen Kettensäge vor dir steht und dich zu ner‘ Puppe machen will, ne?


    Die Szene erinnert mich irgendwie an das "Heavy Rain" - DLC, falls du Heavy Rain kennst, bzw überhaupt Spiele spielst ... Auch egal ^^'


    Zitat

    Yolo und so.


    ... Wie ich dieses "Wort" hasse, wer auch immer auf die Idee gekommen ist, muss wohl ein paar Schrauben zuviel locker haben.


    -----
    Das erste Lied hab ich erraten, war ja auch ziemlich offensichtlich, beim zweiten bin ich allerdings gescheitert. (Kein Keks für mich >.>)
    Ich frag mich, wer die Person mit dem französischen Akzent war, mein erster Gedanke war ja die Arenaleiterin aus Sinnoh, aber die hat in dieser Region ja nichts verloren. War irgendwie klar dass Marin ohne zu zögern hinrennt, so kennen wir ihn ja mittlerweile.
    Und bevor ich drauf vergesse, da du ja kaum Zeit hast deine Rechtschreibfehler auszubessern: Hast du es schon mal in Erwägung gezogen einen Beta-Leser "einzustellen"? Dem könntest du deine Kapitel sobald sie fertig sind per Skype schicken und er bessert dir deine Fehler aus, gibt dir Feedback etc. Falls du niemanden finden solltest biete ich mich gerne an, dir zu helfen.


    -----------------------


    Das war's eigentlich auch schon. Eine Frage hätte ich allerdings noch: Die alte Dame vom Bauernhof, Elisabeth hieß sie glaube ich, hat Marin und Rosy ja einen Teller mit Fleisch angeboten und ich gehe mal davon aus, dass Pokemon in deiner FF nicht verzehrt werden (Menschen hoffentlich auch nicht xD) ... und da normale Tiere nichts im Pokemon-Universum zutun haben, würde es mich interessieren wo sie das Fleisch her hat.
    Ich freue mich jedenfalls schon auf deine Antwort. :b


    L.g.

    Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen.

    - Albert Schweitzer

  • [tabmenu]
    [tab=x]
    Oh, Geez. Ich habe schon wieder so lange gebraucht, bitte verzeiht mir v_v" Jetzt bin ich erst einmal mit Klausuren durch und die Ferien stehen schon bald an, deswegen hoffe ich, dass ich demnächst etwas schneller schreiben und posten kann.
    Ich möchte mich auch schon einmal im Voraus dafür entschuldigen, dass dieses Kapitel nicht gut geworden ist. Es passiert mal wieder nicht viel und das Ende habe ich jetzt so schnell geschrieben, weil ich euch nicht länger warten lassen wollte. Ich hoffe, auch das könnt ihr mir vergeben, ich gebe auch ne Runde virtueller Kekse aus, okay? =3


    Im Startpost werde ich jetzt auch noch Odettes Steckbrief einfügen, damit ihr deren Basisdaten wisst und nicht ganz aufgeschmissen seid. ^^
    [tab=Blümchen]
    Halli Hallo!
    Ja, die Lieder waren richtig, hatte ich dir ja schon geschrieben. Du bekommst trotzdem noch mal einen Keks, wenn du einen haben willst :D
    Ich hasse Yolo auch und meine Rosy dementsprechend auch. Das ist der größte Schwachsinn, den man in letzter Zeit so erfunden hat. Zusammen mit Swag und so.
    Ich glaube, er weiß noch nicht einmal, dass er eifersüchtig ist. Er weiß, dass es ihm nicht gefällt, dass Rose mit anderen zusammen hängt, vor allem dadurch, dass sie sich immer weiter auseinander gelebt habe und er sie ja doch sehr gerne hat. Nur weiß er eben nicht, dass man das als Eifersucht bezeichnet. Er realisiert noch nicht richtig, dass er sie mehr mag als eine bloße Freundin. ;D Kann aber auch noch eine ganze Weile dauern, bis er es begreift xD
    Das mit dem Hauptmagen und Dessertmagen habe ich manchmal, lol. Wenn ich Abend esse, dann bin ich unheimlich schnell satt, für Nachtisch ist aber trotzdem immer noch Platz xD
    Ich habe mir alle deine Beiträge noch einmal vorgenommen und meine Kapitel so weit korrigiert, wie ich die Fehler nachvollziehen konnte. Bestimmte Dinge habe ich dabei belassen, das meiste müsste jetzt aber definitiv richtig sein. ^^ Auch das mit den Aufzählungen habe ich, denke ich, korrigiert. ^^
    Schön, dass du meinen Stil magst ^^ Wenn ich in der Ich Form schreibe und eine jüngere Person habe, dann versuche ich auch, dementsprechend zu schreiben. Ich möchte, dass das Leser denkt, dass er wirklich eine sechzehnjährige "reden hört", deswegen würde ein hochgestochener Text nicht passen. Dafür benutze ich bei Wettbewerben dann auch wieder eine andere Sprache, ich wechsel immer ein wenig, so wie es eben gerade passt. ^^
    Du hast ja keine Ahnung wie happy mich das gerade macht, dass du dich immer auf ein neues Kapitel freust <3 Ich habe in letzter Zeit zwar oft mal Lob für EC bekommen und es macht mich immer wieder glücklich, wenn meine Geschichte anderen Spaß bereitet ^^ Danke für deine tollen Kommentare und für deine Mühen, alle Fehler herauszusuchen. Ich hab sie, wie gesagt berichtigt, deswegen nützt es mir wirklich immer wieder etwas <3
    Wer meine kleine Franzosin ist wirst du ja jetzt im Chap erfahren. Ich bin gespannt, was ihr von ihr haltet ^^
    Danke, danke, danke,
    Caithy <3
    [tab=Whitmark]
    Hi!
    Kein Grund zur Entschuldigung notwendig! Ich bin wirklich froh, dass du dir trotzdem die Zeit nimmst und kommentierst, ich kenne es selber ja sehr gut wenn die Schule einen total in Beschlag nimmt. ^^
    Gut, dass die Gags ankommen xD Ich versuche immer, die etwas ernsteren Situationen auch ernst zu belassen, dafür dann aber die entspannten mit Gagsa aufzulockern. Manchmal fallen sie mir zwischendurch auch einfach ein, manchmal denke ich da lange drüber nach xD
    Klar spiele ich Spiele :D Ich liebe Games, Heavy Rain hab ich mir mal als Let's play angesehen. Ich hab aber ehrlich gesagt eher auf das Indie Game Mad Father angespielt, da wird man als Tochter des Professors nämlich am Ende von ihm verfolgt, weil der einfach ein Psychopath ist und seine Tochter für immer bei sich habe will. Deswegen will er sie zur Puppe machen. Schön, nicht? Idealer Herr Papa!
    Wie gesagt, ich hasse Yolo auch. Neben Swag das, was mich am meisten aufregt. *würg*
    Das zweite Lied war von Cro, "Einmal um die Welt", nur eben auf Pokemon umgedichtet xD
    Nein, Lamina war es nicht ^^ Die junge Frau wird dir aber in diesem Chap vorgestellt, von daher :D
    Skype habe ich leider nicht, deswegen fällt diese Möglichkeit wohl leider weg. Ich fürchte außerdem, dass ich das mit der Rechtschreibung ein wenig schleifen lasse wenn ich weiß, dass ich jemanden habe, der sie später korrigiert. Von daher möchte ich es erst einmal dabei belassen und versuchen, mich von selbst daran zu erinnern, wo meine Fehler liegen und bei diesen Stellen besonders darauf zu achten. Danke aber für das Angebot ^^
    Pokemon werden in meiner FF auch geschlachtet ^^ Dementsprechend stammt das Fleisch von einem Miltank oder einem Tauros, je nachdem. Geflügel sind dann die Vogel Pokemon und bei Fisch sinds dann die Wasserpokemon, die Fischen ähneln. Ich habe das jetzt nicht besonder erwähnt, weil es für die Charas ja normal sein dürfte, so wie bei uns.
    Vielen Dank für den Kommentar, es hat mich sehr gefreut ^^
    Caithy
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    Kapitel 7: Besser als jeder Andere


    Denk einmal genau nach. Ruf dir jede Person in Erinnerung, die du kennst.
    Ist da eine darunter, von der du sehr gut behaupten kannst, dass sie besser ist als du?
    Wenn nein, dann hast du entweder ein zu großes Ego oder unbeschreibliches Glück.
    Wenn ja, dann geht es dir wie mir.
    Diese eine Person, die so perfekt ist, dass es schon fast gruselig ist. Diese eine Person, die mit einem Fingerschnippsen alles hinbekommt, egal wie abstrus es doch ist. Diese eine Person, bei der Gott wohl scheinbar einen sehr, sehr guten Tag hatte.
    Ich traf sie, da war ich gerade mal fünf.


    Der Grund, warum ich mich noch an diesen Tag erinnern konnte, war, dass er für mich der Beginn eines ganz anderen Ichs war, so blöd und klischeehaft das auch klingen mag. Es war ein Wendepunkt und ich bin dankbar dafür, trotzdem wünschte ich mir manchmal, dass diese Person niemals in mein Leben getreten wäre. Denn sie bereitet mir manchmal sehr viel mehr Sorgen als Spaß.
    Nein, falls ihr euch das fragt, ich rede nicht von Marin. Der bereitete mir immer mehr Sorgen als Spaß.


    Mit vier schickte meine Mutter mich zum Kindergarten. Sie arbeitete damals noch als Krankenschwester in einem Pokemoncenter und war deswegen den halben Tag beschäftigt. Papa kümmerte sich um den Haushalt und um seine Pokemon, aber seine Krankheit bereitete ihm Probleme. Er musste öfters zur Untersuchung ins Krankenhaus. Damit ich während dieser Zeit nicht alleine war ging ich jeden Morgen das kleine Stück von unserem Haus in Dausing zum örtlichen Kindergarten. Und ich hasste jeden einzelnen Tag.


    Die kleine Rosalyn war eine fürchterliche Heulsuse. Sie weinte bei jeder kleinen Beleidigung, konnte sich nicht durchsetzen und war das Opfer der Mädchen, die sich gegen sie zusammenschlossen.
    Ich konnte mich damals einfach nicht wehren, weil ich das nie gelernt hatte. Ich hatte keine Geschwister, mit denen ich mich streiten konnte und meinen Eltern zu Liebe steckte ich immer alle meine Probleme ganz tief hinten in einen Käfig, den ich mit hunderten von Schlössern verriegelte.
    Also ließ ich mich schikanieren und auslachen, befolgte die Regeln des Kindergartens und weinte bis mir die Tränen ausgingen. Weil ich es nicht besser wusste. Weil ich keine Ahnung hatte, wie sehr es mich kaputt machte. Ich war schließlich erst vier. Da dachte man sich noch nicht viel dabei.


    Ich kann nicht behaupten, dass ich die Mädchen für ihr Verhalten hasste. Ich konnte sie nicht hassen, dafür, dass sie mir die Puppe wegnahmen, auf die ich so lange gewartet hatte, dafür, dass sie mich auslachten, wenn ich die Aufgaben machte, die wir wöchentlich zu erledigen hatten um uns auf die Schule vorzubereiten, während sie draußen spielten. Ich versuchte einfach ihnen so gut es ging aus dem Weg zu gehen. In den Pausen kletterte ich mit den Jungs auf die Bäume, die mich zwar auch triezten, aber sie hörten wenigstens auf wenn ich anfing zu weinen. Die Mädchen hingegen trieben es noch sehr viel weiter. Ich wusste nicht warum. Ich hatte ihnen doch nie etwas getan.


    Es war an einem milden Frühlingstag als man uns sagte, dass ein neues Kind dazu kommen würde. Ich freute mich nicht darüber, denn ein neues Kind bedeutete jemand neues kennen lernen zu müssen. Dabei brachte ich ja sowieso kaum ein Wort heraus, nicht einmal ein „Hallo“ konnte ich stammeln. Ich hatte einfach zu große Angst, dass man mich bemerken würde, dass mich ein falsches Wort zur Zielscheibe machen könnte.
    Ich hoffte nur, dass es nicht schon wieder ein Mädchen war, das sich den anderen Gören anschloss. Es machte zwar keinen Unterschied, aber… Man konnte ja immer noch hoffen, nicht wahr?
    Aber natürlich wollte sich kein Gott der Welt meiner Bitte annehmen, so wie immer. Sie hatten mich nicht erhört, als Papa krank geworden war, sie hatten mich nicht erhört, als ich verzweifelt genug gewesen war, tatsächlich zu beten, also erhörten sie mich auch diesmal nicht. Natürlich war es ein Mädchen, dass zu ins in den Kindergarten kam.
    Ein kleines, zierliches Mädchen mit großen, braunen Augen. Sie steckte in einem hellgrünen Sommerkleid mit Rüschen und wirkte mehr wie Puppe als Mensch. Sie sah uns alle der Reihe nach an, dann grinste sie frech und breit: „Mein Name ist Odette! Odette Elodie de la Croix! Erfreut, eurö Bekannt’schaft su mach’ön.“


    Odette stammte aus Kanto, sie war mit ihren Eltern erst kürzlich nach Einall gezogen, weil ihr Vater Heimweh nach seiner Geburtsregion entwickelt hatte. Zwar besaß sie einen starken Akzent, aber hinsichtlich Grammatik klappte bei ihr alles ganz wunderbar.
    Genauso, wie bei ihr auch mit den anderen alles ganz wunderbar klappte. Innerhalb kürzester Zeit hatte das neue Mädchen die Aufmerksamkeit aller wie eine Profianglerin zu sich hin gezogen. Kinder und Erwachsene, also quasi alle Anwesenden umringten sie, als wäre sie ein neu entdecktes Pokemon. Naja, alle, bis auch zwei. Die Aufmerksamkeitssüchtige, die sonst immer den Terrorzug fuhr glich neben mir nämlich immer mehr einer Tomate. Für eine Sekunde fürchtete ich, dass ihr Kopf platzen würde und ihr Gehirn… Ah, okay, vergiss es. Vergiss es einfach. Definitiv keine nette Vorstellung.
    Und natürlich platzte ihr Kopf auch nicht- Glück gehabt- nein, stattdessen richtete sie die ganze Wut, die ihr schon beinahe in Dampfwolken aus den Ohren pfiff gegen Odette.
    Und ich? Ich war zum ersten Mal nicht das Opfer. Ich konnte mit den Jungs auf die Bäume klettern, konnte mit den anderen Mädchen spielen, weil die nun nicht mehr von Terrorziege gegen mich aufgebracht wurden und sogar mit Odette wechselte ich ein paar Worte. Nur eben nicht viele, weil sie immer von den anderen umringt war. Das Puppenmädchen kam eben bei jedem gut an. Sie war höfflich, sie war freundlich und sie hatte scheinbar niemals Probleme.
    Selbst als die Oberziege versuchte, sie in irgendeiner Form bloßzustellen… Sie schaffte es einfach nicht. Odette war ihr immer einen Schritt vor raus.
    Oberzicke schüttete ihr ihren Orangensaft über das Kleid- Kein Problem! Odette zog es einfach aus. Sie hatte ja Short und Top darunter. War so eh viel angenehmer!
    Terrorziege bekritzelte ihr Aufgabenheft- Was auch immer! Odette hatte sich vorsorglich ein zweites angelegt, das, in dem sie ihre Aufgaben machte, behielt sie zu Hause.
    Die murrige Suse erzählte merkwürdige und vollkommen erfundene Geschichten über sie- Okay! Odette ließ sie so lächerlich klingen, dass am Ende nur noch darüber gelacht wurde!


    Ich mochte Odette. Sie war für mich das Abbild der Perfektion. Sie hatte die Stärke, die ich nicht besaß, sie lebte das Leben, das ich nicht leben konnte. Ihre Eltern, die Mutter eine anerkannte Designerin in Kanto, der Vater ein Geschäftsmann, kauften ihr alles, was sie nur wollte. Zu ihrem Geburtstag lud sie uns alle, sogar die Terrorziege zu sich ein. Das kleine Puppenmädchen wohnte in einem Haus, so groß wie das Krankenhaus in dem mein Vater sich immer untersuchen ließ. Naja, zumindest kam es mir so vor. Ganz so groß war es nicht… aber hey, ich war ein kleines, fünfjähriges Kind.
    Ihr Zimmer war riesig und sie hatte eines dieser Prinzessinnenbetten, von denen ich mir selbst auch immer eines gewünscht hatte. Als wir darauf herumsprangen und uns mit den rüschigen Kissen bewarfen, als wir lachten als ob es keinen Morgen mehr gäbe, da fühlte ich mich zum ersten Mal als Teil einer Gemeinschaft. Ich war keine Aussätzige, wurde nicht mehr getrietzt. Mir ging es gut, auch wenn ich keine beste Freundin hatte.


    Bis Papa, kurz bevor ich sechs wurde, ins Krankenhaus eingeliefert wurde. In jener Nacht wachte ich schweißgebadet auf, weil mich ein Alptraum verfolgt hatte, und wollte Schutz bei meinen Eltern suchen. Mama war nicht zu Hause, sie musste die Nachtschicht im Pokecenter übernehmen. Ich schlich mich schniefend durch den Flur unseres Hauses, das Plüsch-Teddiursa fest an mich gepresst. Regen prasselte auf das Dach über mir und Donner dröhnte in meinen Ohren. Ich hatte Angst, nicht nur wegen dem blöden Alptraum oder dem blöden Gewitter. Es war dieser Kloß, der mir im Hals saß und das ungute Gefühl, das nach meiner Aufmerksamkeit rief, die mir weitere Tränen über die Wangen liefen ließen. Mein Herz pochte laut in meiner Brust, als ich die Tür zum Wohnzimmer öffnete und Papa nicht reagierte, als ich ihn rief. Ich schleppte mich zitternd und schluchzend zum Sessel, realisierte erst einmal nicht, warum Papa schlief, obwohl er doch die Augen offen hatte. Ich begriff nicht, warum seine Finger zitterten und merkwürdige, röchelnde Geräusche aus seinem offenen Mund quollen und verstand nicht, was er mir damit sagen wollte.
    Trotzdem bekam ich Angst. Weil ich wusste, dass etwas nicht stimmte.
    Ich riss an seinem Ärmel, schlug panisch gegen seine Schulter, die einfach die Lehne herunterfiel und regungslos in der Luft hängen blieb.
    „Papa!“, schrie ich. Bittere Tränen liefen über mein Gesicht. Bis mir dann irgendwann klar wurde, was ich tun musste. Ich stolperte zum Tisch und wählte mit zitternden Händen die Nummer des Krankenhauses, in dem er immer behandelt wurde.


    Ich konnte diese Nacht über nicht schlafen. Es ging einfach nicht. Statt, so wie Mama es von mir verlangt hatte, ins Bett zu gehen schlich ich ziellos durch die Wohnung. Ich öffnete wahllos Türen, starrte müde in die tiefe Dunkelheit vor mir. Alles war so fürchterlich still. Ich hatte mehr Angst, jetzt wo es still war und der Regen aufgehört hatte. Weil ich spürte, dass etwas vor sich ging.
    Irgendwann ging ich an dem Zimmer vorbei, in dem noch der Fernseher flackerte. Der Ton war abgeschaltet und das schwarz-weiße Flimmern brannte in meinen Augen, also schaltete ich ihn schnell ab. Fahles Licht strahlte von einer kleinen Lampe in der Ecke des Zimmers auf den Sessel, der mitten im Raum stand.
    Der Sessel, in dem mein Vater gesessen hatte, bevor diese merkwürdigen Typen mit den weißen Handschuhen gekommen waren und ihn geholt hatten.
    Ich schluckte meine Angst herunter in dieses tiefe Loch, an dem zuvor mein Herz geschlagen hatte wie wild. Jetzt pochte es nur noch mit größter Anstrengung, als bereitet ihm jede Bewegung Schmerzen. Ich litt nicht. Zumindest keinen körperlichen Schmerz. Alles war leer und einsam und dumpf…
    Als ich auf den Sessel krabbelte und mich an die Kissen drängte, die so stark nach Papa rochen, da wollte ich stark bleiben. Ich versuchte meine Tränen aufzuhalten indem ich mich kniff und die Augen zusammenpresste, bis silberne Sterne vor mir auftauchten. Es ging nicht. Ich konnte nicht ruhig bleiben. Ich… Ich konnte einfach nicht stark bleiben.


    Am nächsten Tag wachte ich auf, als Mama eine Decke über mich streifte. Sie sah fürchterlich aus, ihre braunen Haare hingen in Strähnen in ihrem Gesicht und die sonst so strahlenden Augen waren matt und glanzlos. Ihre Haut schimmerte bleich und sie biss sich ununterbrochen auf die Lippen.
    „Mama?“, war damals alles, was ich zu Stande brachte. Ich erwartete, dass ich in Tränen ausbrechen würde. Aber dieses Gefühl kam nicht. Es war jetzt wirklich alles leer in mir. Kein Schmerz mehr, kein müdes Pochen… Einfach Stille.
    Sie sah mich an, strich mit ihren Händen über meine Wange und presste mich an sich, als sie zu schluchzen begann. Ich tröstete sie. Was blieb mir auch anderes übrig? Ich konnte sie so unmöglich alleine lassen. Ich musste stark bleiben. Oder zumindest so tun, als ob ich es wäre. Irgendjemand musste es ja tun.


    Ich versuchte so gut es ging, unser Leben völlig normal weiterlaufen zu lassen. Ich sprach mit meiner Mutter, als ob nichts geschehen wäre, machte meine Aufgaben fertig, die ich über das Wochenende erledigen sollte und half ihr beim Kochen weil ich Angst hatte, dass sie sich verletzte. Mama war die ganze Zeit über irgendwie abwesend. Ihr Blick ruhte in weiter Ferne und sie formte Wörter mit ihren Lippen, die ich nicht verstand. Ich verstand sie überhaupt nicht, aber wie konnte ich auch? Es war nicht meine Aufgabe. Ich musste nur sicherstellen, dass bald wieder alles gut wurde. Ja. Alles würde gut werden. Das redete ich mir ein. Obwohl ich wusste, dass das nicht stimmte.


    Meine Mutter war schon früh am Morgen zum Krankenhaus gefahren, in dem mein Vater behandelt wurde. Sie verabschiedete sich mit einem traurigen Lächeln und machte sich dann auf den Weg. Ich war alleine zu Hause. Ganz alleine in diesem großen Haus. Es war so leise, dass ich es irgendwann nicht mehr aushielt, still darin zu verharren. Ich konnte das nicht. Es würde alles wieder gut werden, wenn es wieder wurde, wie zuvor, also musste ich auch alles tun, was ich sonst getan hätte. Dazu zählte auch, zum Kindergarten zu gehen.
    Ich kam pünktlich an, genauso wie jeden Tag, hängte still meine Jacke auf und sank auf den Stuhl neben meiner Kindergärtnerin. Sie sah mich mit einem kurzen Blick an und wandte sich dann wieder an ihre Kollegin, mit der sie eifrig besprach, wie grässlich die Tante ausgesehen hatte, die gerade ihren Sohn abgegeben hatte. Die anderen Kinder liefen durch die Gegend, die Jungen spielten fangen und die Mädchen versammelten sich um Odette herum. Die war wie immer bester Laune, scherzte und lächelte.
    Ja. Alles war wie immer. Als wäre nichts geschehen. Ich schluckte den Kloß herunter und zwang mich zu einem müden Lächeln, als das Puppenmädchen fragte, ob ich mitspielen wolle.
    „Nein“, murmelte ich, eisern ihren Blickkontakt meidend. „Danke.“
    Wie merkwürdig. Da hatte ich die Chance… Und verpasste sie mit Absicht.


    Der Tag verging, so wie es jeder tat. Die anderen wurden nach und nach abgeholt, während ich auf meinem Stuhl saß und stumpf auf den hölzernen Tisch starrte. Und trotzdem… irgendetwas fehlte. Irgendetwas war nicht da und es gab mir ein schlechtes Gefühl. Die Leere füllte sich wieder mit etwas… Das war nicht gut. Ich musste stark bleiben, musste-
    „Hey, Rosalyn!“ Erschrocken fuhr ich zusammen und drehte mich zu Odette um, die mich anlächelte und sich dann auf den Stuhl neben mir setzte. „K‘ommön deinö Eltern auch spätör?“
    Ich blickte sie für einen Moment fassungslos an, dann fing ich mich wieder. Stark bleiben. Bloß stark bleiben.
    „Ich denke schon“, nuschelte ich und strich mit den Fingern die bunten Linien auf dem Tisch entlang.
    „Aha“, war ihre Antwort darauf. Sie baumelte leicht mit den Beinen und sah sich im Raum um. Ich richtete meinen Blick schnell zurück auf die Tischplatte, als sie ihren auf mich warf.
    „Jenny ist öscht eine blöde Kuh, oder?“, sprach sie mich dann an. Ich runzelte die Stirn. Was sollte das denn nun werden?
    „Naja“, antwortete ich zögerlich. Was sollte ich denn darauf sagen? Klar, sie war diejenige gewesen, die mich drangsaliert hatte und auch diejenige, die dafür verantwortlich war, dass ich oft weinte, aber… Jetzt, wo sie ganz allein dastand und niemanden mehr hatte… Da tat sie mir schon etwas Leid.
    „Sie war abör doch gemein su dir, oder?“
    „Es ist schon okay“, nuschelte ich und zog die Schultern etwas höher. Mein dichtes, braunes Haar fiel mir vors Gesicht und verdeckte es vor Odettes Blick. Ich konnte ihn kurz sehen und es lag etwas darin, das ich nicht deuten konnte.
    „Isch verschtehe disch nischt“, meinte sie nach einer kurzen Weile. „Die anderön Mädschön ‘aben mir ersählt, dass du oft deswegön geweint ‘ast. Das ist doch nischt o’kay!“
    „Ist doch egal.“
    Ja, das war nun wirklich egal. Sie hatte damit aufgehört. Es gab wichtigere Dinge, über die ich mir Gedanken machte. Als meine Augen zu Brennen begannen, biss ich mir wütend auf die Lippe. Stark bleiben, Rose, stark bleiben. Du hast schon viel zu oft geweint. Lächle, so wie Papa auch immer. Er konnte immer alles weglächeln.
    „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte ich sie schließlich. Eigentlich war es mir egal, aber… Ich wollte nicht, dass diese fürchterliche Stille wieder auftauchte. Ich hasste die Stille. Ich hasse sie noch heute.
    „Ma’man kommt etwas spätör. Ihr Termin dauert längör als sie gedacht ‘atte“, antwortete sie schlicht. „Und deinö?“
    „Weiß nicht, wann meine Mama kommt. Sie…“ Für einen Moment überlegte ich, es ihr zu erzählen. Aber warum sollte ich? Ich kannte sie nicht wirklich gut. Wir waren Bekannte, keine Freundinnen. Sie musste es nicht wissen. Sie durfte es nicht wissen. „Ist auch egal.“
    „Wenn sie disch nischt ‘olen kommt, was machst du dann?“
    „Warten, denke ich.“
    „Solange, bis sie ko‘mmt?“
    „Ja.“
    „Hm…“
    Vorsichtig glitt ich mit meinen Händen durch meine Haare. Ich wusste nicht, was ich sonst tun konnte. Wir schwiegen schon wieder, es wurde so grässlich still, aber ich wollte nicht weiter darüber reden. Ich wusste, dass ich dann nicht länger stark bleiben konnte.


    Ich sah nicht auf die Uhr, aber als sich draußen die Wolken schon orange färbten und der Horizont blutrot glühte, da öffnete sich die Tür zu unserem Raum und eine Frau mit wallenden, braunen Haaren und einer Sonnenbrille trat hinein. Sie strahlte überglücklich und schloss Odette in die Arme, die sie freudig begrüßte. Ihre Mutter schenkte mir ebenfalls ein strahlendes Lächeln, aber ich konnte es nicht erwidern. Mir war nicht nach Lächeln zu Mute.
    „Au revoir, Rosalyn!“, rief Odette mir noch zu bevor sie mit ihrer Mutter in den Flur ging, wo unsere Kindergärtnerin wartete. Wir mussten uns immer von unseren Eltern abholen lassen, ansonsten durften wir nicht gehen. Langsam fragte ich mich, ob Mama mich vergessen hatte.
    Ja, vermutlich. Sie war wohl gerade bei Papa im Krankenhaus. Aber das war okay so. Das war schon okay. Ja. Das war okay.
    Ich merkte, wie Tränen in meine Augen stiegen. Ich blinzelte sie schnell weg und kniff mir in den Arm. Alles war okay.


    „Das geht schon klar!“, tönte es auf einmal aus dem Flur. „Isch bin ihrör Mutter begegnöt. Sie sagte, isch solle sie mitnöhmen.“
    „Ja, aber… Eigentlich-“, hörte ich meine Kindergärtnerin stammeln.
    „Meine gute Frau, wollön sie nun Feierabend machön, oder nischt?“
    „Naja… Schon, aber-“
    „Isch sagte doch, dass isch ihr begegnöt bin. Isch nehme die Verantwortung auf misch!“
    Ohne auf die Antwort zu warten, stürmte Odettes Mutter in den Raum, nahm meine Jacke, die einzige, die noch am Ständer hing, und hockte sich vor mir hin. „‘Allo! Isch bin Odettes Ma’man. Willst du su uns mitkommen?“


    Ich wusste nicht genau, wie ich an dem langen Tisch gelandet war, auf dem köstlich duftendes Abendessen stand. Ich drückte mich unsicher in meinen Stuhl und starrte hartnäckig auf meinen Schoß, während Odette und ihre Mutter einander überschwänglich über ihren Tag berichteten. Manchmal wechselten sie in ihre Heimatsprache, weswegen ich sie nicht verstand, manchmal versuchten sie mich in das Gespräch mit einzubeziehen, aber ich antwortete nur mit einem Nicken oder Kopfschütteln.
    Ohne wirklich auf eine Antwort zu warten hatte Camille, wie sie sich später vorstellte, meine Hand genommen und mich sanft, aber bestimmt in den Flur gezogen, wo Odette grinsend auf mich wartete. Munter plaudernd spazierten sie neben mir her und lotsten mich so zu ihrem Haus. Camille verschwand kurz, nachdem sie uns die Türe aufgeschlossen hatte, um einen Zettel an unsere Haustüre zu hängen, damit meine Mutter Bescheid wusste, wo ich war.
    „Mansch‘mal verstehö isch diese Weiber nischt“, seufzte Camille, müde in ihrem Salat herumstochernd. „Erst wollön sie gelb, dann ischt gelb doch nischt in Ordnung…“
    „Die Mädschön hier in Einall sind wirklisch komisch!“, lachte Odette als Antwort und warf mir einen belustigten Blick zu. Ich lächelte schwach. Irgendwie war ich mir ziemlich sicher, dass sie damit auch mich meinte.
    „Rosy, was genau machtön deine Eltern noch gleisch?“, wandte sich ihre Mutter an mich. Ich wusste nicht genau, wann ich ihr gesagt hatte, dass sie mich Rosy nennen sollte.
    „Meine Mutter arbeitet im Pokemoncenter“, antwortete ich langsam.
    „Und dein Pere?“ Etwas hilflos sah ich Odette an. „Dein Vater“, übersetzte sie mir. Klar, als ob mir das helfen würde. Ich wusste, dass sie meinen Vater meinte! Aber… Was sollte ich denn jetzt sagen?
    „Der…“
    Es ging nicht. Ich wollte nicht darüber sprechen. Ich konnte nicht darüber sprechen.
    Papas Bild tauchte vor meinen Augen auf, sein Gesicht verzerrt vor Schmerzen und Angst, die Finger angekrampft, mit Schweiß auf der Stirn und dem fürchterlichen Geräusch. Nein! Nicht weinen. Meinen Augen begannen zu brennen. Bloß nicht weinen! Ein Schluchzen kroch meine Kehle hoch. Nicht… weinen!
    Ich begann zu weinen. Camille schloss die Arme um mich. Wann war sie zu mir gekommen? War auch egal. Ich weinte. Ich war nicht stark gewesen.
    „Sch, meine Kleine. Es ist alles o‘kay. Wenn du es nischt ersählen willst, ist das okay. Schh. Schh.“ Odette stand neben uns und während ihre Mutter mich umarmte und mir gut zuredete, lächelte sie mich einfach nur an und hielt meine Hand. Sie hatte die ganze Zeit gewusst, dass etwas mit mir nicht stimmt. Sie hatte die ganze Zeit versuchte, mir zu helfen.
    Und ich hatte es die ganze Zeit nicht gemerkt.


    Warum ich mich gerade jetzt daran erinnerte? Naja…
    Pustend und schnaufend hetzte ich hinter Marin her, der mir wieder ein paar Meter zuvor war. Ich beschwerte mich halbherzig und leise, weil es ja eh keinen Zweck hatte. Warum folgte ich ihm eigentlich? Gestern erst hatte er eindeutig bewiesen, dass er jede Situation im Griff hatte, während ich mich wieder einmal in die größte Scheiße geritten hatte und die Damsel in Distress war. Wer sagte mir, dass es diesmal anders wurde?
    Das hohe Gras wickelte sich immer wieder um meine Beine sodass ich Mühe hatte, einigermaßen voran zu kommen. Aus diesem Grunde hatte ich Aquamarine auch in seinen Pokeball zurückgerufen, damit es nicht genauso wie ich mehr stolpern als laufen musste. Tau tropfte mir die Beine hinunter und die Sonne stach mir in die Augen, weil ich genau auf sie zulaufen musste. Die Kappe hatte ich dummerweise auf dem Dachboden gelassen, weswegen ich meine Hand zu einer umfunktionieren musste. Dadurch wurde mein Blickfeld allerdings stark eingeschränkt.
    Daher merkte ich auch nicht, dass Marin auf einer Straße zum Stehen gekommen war.
    Und deswegen krachte ich auch volle Kanne in ihn hinein.
    „Da bist du ja“, merkte er mit einem kurzen Blick auf mich an, wandte sich dann aber gleich wieder nach vorne. Im ersten Moment konnte ich nicht erkenne, wer denn da stand. Nur eine vage Silhouette ließ meine Sicht zu. Die Gestalt war nicht viel größer als ich und eindeutig weiblich. Das war alles, was ich erkennen konnte bevor ich auf die Idee kam, die Augen zusammenzukneifen.
    „Was ist denn nun passiert?“, fragte Marin mit deutlich aufgeregter Stimme. Er blickte sich zwischendurch immer mal wieder in der Gegend um, als erwartete er, dass die beiden Vollspacken wieder aus dem Gebüsch springen könnten.
    „Meine Tasche! Dieses Pokemon ‘at sie geschtohlen!“, beschwerte sich das Mädchen aufgebracht.
    Und spätestens da wusste ich, wer das war, der da vor uns stand. Dieser unverkennbare Stimme, dieser kleine Ausreißer in der Höhe, wenn sie sich aufregte… Jetzt gerade faselte sie sogar etwas in ihrer Muttersprache.
    „O-Odette?“, stammelte ich verwirrt, jetzt noch viel schneller blinzelnd. Ich sah vermutlich aus wie ein Roboter mit Wackelkontakt. Die Silhouette verharrte mitten in der Bewegung und starrte (?) mich an.
    „Rosy?“, hauchte sie. Eine Wolke schob sich über die Sonne und endlich konnte ich sie ganz sehen. Ein Mädchen mit schokoladenfarbenen Augen und braunen Haaren, auf denen eine dieser Mützchen saß, die sie in Kanto trugen. Sie trug einen dunkelroten Faltenrock und ein roséfarbenes Shirt mit einer Schleife daran. Kein Zweifel. Das waren genau die Sachen, die sie damals gerne angezogen hat.
    „Rosy!“, stieß sie freudig aus, als ich ihr ein leichtes Lächeln zuwarf. Sie rannte schnell auf mich zu und sprang mich schon fast an, sodass ich Mühe hatte, stehen zu bleiben. Odette drückte mich fest an sich und küsste mich einmal rechts und einmal links auf die Wange, was ich ihr gleich tat. Sie umschloss mein Gesicht mit ihren Händen und begutachtete mich strahlend.
    „Rosy! Wie lang‘ö?“, fragte sie mich etwas dumpf.
    „Acht Jahre?“, schlug ich vor.
    „Acht Jahre“, wiederholte sie mich und lächelte, schüttelte aber gleichzeitig leicht den Kopf. „Viel su langö!“ Ich nickte noch etwas außer atmen, als sie mich plötzlich an den Handgelenk griff und mich herumwirbelte. Wild im Kreis drehend begann sie laut zu lachen. Dieses wunderschöne Lachen, das ich schon immer an ihr bewundert habe, das mich selbst auch immer zum Kichern brachte.
    Magnifique! Wie groß meine kleinö Rosy doch geworden ist!“, frohlockte Odette und ihre braunen Locken flogen mir entgegen. „Und wie ‘übsch! So ’übsch!“
    „Das musst du gerade sagen!“, antwortete ich lachend. Meine Freundin sah umwerfend aus, aber was hatte ich auch anderes von ihr erwartet? Ihre Mutter war Designerin und selbst eine Schönheit, da lag das mit dem Gut aussehen wohl in der Familie.
    „Schau disch an!“ Abrupt blieb sie stehen und hielt mich eine Armlänge von sich entfernt. Odette musterte mich mit ihren Schokoladenaugen von oben bis unten ein schelmisches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
    „Uhu! Schön weiblisch bist du gewordön!“, kicherte sie und deutete auf meine Brust. „Nischt schlecht, nischt schlecht!“
    „Odette!“, lachte ich mehr belustigt als peinlich berührt. So war das unter Freundinnen nun einmal. Wir konnten über alles lachen. Es war mir nicht peinlich… Naja, nicht bis Marin sich mit einem Räuspern meldete.
    „Rose?“, wandte er sich an mich, das Gesicht ein wenig verzogen. Er sah mich nicht an, seine Hand streifte unruhig durch seine Haare. Ich glaubte sogar, seine Wangen wären ein wenig rosa.
    „Was ist?“ Ich wusste erst nicht, was er meinte, begriff dann aber, dass die beiden sich ja gar nicht kannten. Okay, das stimmte nicht ganz. Seit ich aus Dausing weggezogen war, hatte ich Odette regelmäßig Briefe geschickt und ihr jede kleine Streiterei mit Marin berichtet. Ihm gegenüber hatte ich sie vielleicht mal kurz erwähnt.
    „Marin, das ist Odette, eine Freundin aus Dausing“, setzte ich zu einer Vorstellung an, wurde aber jäh von ihr unterbrochen.
    „Einö Freundin? Also Rosy! Isch bin ja wohl deinö bestö Freundin!“, empörte sie sich, lachte dann aber plötzlich wieder, bevor ich etwas sagen konnte, während sie Marin von oben bis unten musterte. „Ah, das ist also Marin!“
    Auf dessen ziemlich irritierten Blick antwortete ich nur kurz: „Hab ihr ein paar Briefe geschrieben.“
    „Ah“, murmelte er mit einer hochgezogenen Augenbraue.
    Wir schwiegen während die beiden einander neugierig musterten. Irgendwie wusste ich nicht wirklich, was ich jetzt tun sollte. Ich meine… Meine alte beste Freundin und mein neuer Freund trafen aufeinander. Was sollte man in so einer Situation denn tun?
    „Ähm“, brach Marin schließlich sein Schweigen. „Warum hast du gerade eben eigentlich so geschrien?“
    „Hm?“ Odette klimperte verwirrt mit ihren Augen, legte den Finger an die Lippe und dachte nach. „Ich ‘abe geschrieön?“, fragte sie uns mit schief gelegtem Kopf. Sie schloss die Augen und begann zu summen.
    Ich kicherte ein wenig, verzog aber genauso wie Marin mein Gesicht. Ja, so war Odette nun einmal. Wenn sie von etwas begeistert war, dann vergas sie alles um sich herum. Irgendwann hörte ihr Summen auf und sie riss die Augen auf.
    „Meine Orden!“, schrie sie wütend auf. „Dieses blödö Riolu! Es ‘at mir meinö Orden geklaut!“


    „Also… Du bist also Rosys neuör Freund“, brach Odette die Stille. Wir wanderten einmal querfeldein über die Dausingfarm und hielten dabei nach dem kleinen, blauen Pokemon Ausschau, das meiner Freundin die Orden geklaut hatte. Glücklicherweise wusste sie noch die Richtung, in der es verschwunden war, sodass wir zumindest einen kleinen Anhaltspunkt hatten.
    „Ja“, antwortete Marin schlicht und warf mir einen kurzen Seitenblick zu, der mich irgendwie verwirrte. Irgendetwas lag darin, als ob er mir etwas mitteilen wollte… Nur verstand ich nicht, was. Also ging ich stumm zwischen meinen beiden Freunden her und versuchte seinen Blickkontakt zu meiden.
    „Interessont!“, stieß die Braunhaarige rechts von mir aus. Sie stieß mich sanft mit den Ellbogen in die Seite, sodass ich sie ansah, und grinste dann breit. „Wirklich sehr interessont!“
    Dann herrschte wieder Schweigen zwischen uns. Und wie erwähnt, ich hasse Stille. Also musste ich mir wohl irgendetwas ausdenken, wie ich Odette zum Reden brachte. Sollte im Normalfall ja nicht schwer sein. Sie war schon immer eine sehr redselige Person gewesen
    „Was machst du eigentlich hier?“, rang ich mich schließlich dazu durch, sie zu fragen. „Du bist doch eigentlich auf Reisen, oder nicht?“
    „Oui, oui!“, antwortete sie. „Isch ‘abe mir gedacht, dass isch ein wenig entspannen kann, hier su Hause. Reisen ist siemlich anstrengönd.“
    „Du bist Trainerin?“, hängte sich nun auch Marin mit ins Gespräch ein.
    „Oui! Isch ‘abe schon fünf Ordön!“ Etwas selbstzufrieden grinste Odette vor sich hin, bis ihr Gesicht sich verdüsterte und sie grummelte: „‘ätte dieses dummö Pokemon die Pfotön davon gelassen, dann ‘ätte isch sie auch noch.“
    „Wir finden sie wieder“, versprach ich und knuffte sie in die Seite, was Odette sofort wieder aufmunterte. Sie kicherte ein wenig streckte ihre Arme in die Luft.
    „Was ist eigentlisch mit eusch?“
    „Heute ist unser zweiter Tag als Trainer“, gab ich etwas beschämt zu. Odette war schon vor zwei Jahren losgezogen, hatte es scheinbar aber ziemlich locker angehen lassen, wenn sie erst fünf Orden hatte. Ich hoffte inständig, dass das bei mir etwas schneller ging.
    „Ah!“ Odettes Augen funkelten. „Wunderbar! Fontastisch! Meine kleine Rosy wird erwochsen!“


    Etwas resignierend seufzend ging ich ein paar Schritte schneller. Versteht ihr jetzt, was ich meinte? Dass es mit Odette nicht immer einfach war?
    So lieb und freundlich und perfekt sie auch war… Sie war mir immer einen Schritt voraus und ich konnte nichts dagegen machen. Sie war immer ein Stück besser, immer einen Ticken erfolgreicher, immer etwas schneller.
    Ich mochte sie. Ich mochte sie gerne. Für mich war Odette so etwas wie eine Schwester, die ich nie hatte. In meinen Briefen hatte ich ihr Dinge erzählt, die nicht einmal meine Mutter wusste. Bei ihr konnte ich mein Herz ausschütten, wenn Papas Todestag näher rückte und meine Mama in ihr altes Muster verfiel, wenn ich dann wieder stark für uns beide sein musste.
    Sie wusste über jeden Streit mit ihr und Marin Bescheid, wusste wie viel Angst ist gehabt hatte, auf Reisen zu gehen. Sie wusste alles. Nicht mehr und nicht weniger.
    Nur hatte sie keine eigenen Probleme. Bei ihr schien alles perfekt zu laufen, wenn man mal von den gestohlenen Orden absah. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich sie mit meinen Sorgen volllud, aber selbst nichts für sie tun konnte. Weil sie besser war als ich.
    Und das machte es manchmal schwer, ihr ins Gesicht zu sehen.


    „Rose!“, zischte Marin mich plötzlich leise an.
    Ich blieb mitten im Schritt stehen und drehte mich langsam um.
    „Was ist?“, fragte ich mit gesenkter Stimme.
    Er deutete mit seinem Finger vor mich und als ich vorsichtig das Gesicht wieder nach vorne drehte, wusste ich auch, warum. Keine drei Meter von mir entfernt saß auf einem Baumstamm ein kleines, blaues Wesen. Sein Schwanz, der mir zugewandt war, zuckte und es stieß leise zufriedene Laute aus, als es kleine Ornamente aus einer roséfarbenen Box herausholte und sie ins Licht hielt. Jeden Orden bedachte es mit einem intensiven Blick und es kicherte, wenn es sie wieder zurück in die Ordenschatulle verstaute.
    Ich drehte mich vorsichtig zu Odette und Marin um, die mir zunickten und sich dann im Gras duckten und sich von den Seiten anschlichen. Ich selbst näherte mich langsam von hinten an. Das kleine Riolu war so sehr damit beschäftigt, seinen Fang zu begutachten, dass es das Rascheln der langen, grünen Halme gar nicht mitbekam.
    Eins hatte ich allerdings leider nicht mit einberechnet.
    Als mein Schatten ihm das Licht zum Begutachten seines Diebesgutes stahl, wusste es sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich sah noch, dass sein Ohr zuckte, und mit einem Male war es verschwunden. Inklusive Odettes Ordenbox.
    Fluchend sah ich mich um. Es konnte doch nicht einfach so verschwunden sein! Irgendwo musste es doch sein!
    „Was ist passiert?“, fragte Marin mich.
    „Es ist weg!“, entgegnete ich und sah mich hektisch um. Verdammt! Noch einmal würden wir es sicherlich nicht so einfach finden!
    „Es konn doch nischt einfach so wög sein!“, antwortete Odette mit einer Spur von Hysterie. Nicht, dass ich sie nicht verstehen konnte. Das waren immerhin ihre hartverdienten Orden… Und weil ich Mist gebaut hatte, waren sie jetzt vermutlich weg. Verdammt!
    „Sch!“, wies Marin uns dann plötzlich an. Odettes wütende Ausrufe, die überwiegend in ihrer Heimatsprache waren, so wie immer wenn sie sich aufregte, verstummten schnell und auch ich hielt inne.
    Da war etwas. Ein Rascheln, direkt hinter mir. Vielleicht zwei oder drei Meter weit entfernt. Ich drehte mich schnell, aber leise herum und spähte in das Gras.
    Da! Etwas Blaues huschte zwischen dem Grün umher!
    „Jetzt hab ich dich!“, murmelte ich begeistert (aber leise) und griff zu Aquamarines Pokeball, der an meiner Seite hing. Ich drückte auf den Knopf und sah zu, wie der rote Strahl den kleinen Körper formte. Die Färbung löste sich in kleine Funken auf als Aquamarine sich streckte, aber ruhig blieb als wüsste es, was vor sich ging.
    „Aquaknarre, los!“, raunte ich ihm zu und deutete auf den kleinen, blauen Fleck vor ihm. Aquamarine nickte entschlossen und holte einmal tief Luft.
    Der Wasserstrahl war so schnell, dass das Riolu ihn zwar noch bemerkte, allerdings nicht mehr ausweichen konnte. Es sprang noch kurz in die Luft, wurde da dann aber von der Attacke getroffen und hoch geschleudert. Ich konnte noch sehen, dass es einige Meter weiter im Gras verschwand, deswegen eilte ich schnell zu dieser Stelle. Es hielt die Box noch in den Armen, rappelte sich aber schon wieder auf, als ich es entdeckte. Mit einem trotzigen Blick sprang es auf die Pfoten.
    Und dann tat es etwas, was ich nicht gedacht hätte.
    Es schleuderte die Box auf Odette zu, die zusammen mit Marin neben mir erschien, hob die Hand und deutete dann auf mich und Aquamarine.
    Was sollte das den jetzt werden?
    „Ich glaube, es möchtö das nischt auf sich sitzen lassen“, raunte Odette mir zu und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    „Hä?“, war meine äußerst intelligente Antwort darauf.
    „Es möchte gegen dich kämpfen“, klärte Marin mich auf.
    Darauf war ich auch schon gekommen… Aber warum? Nur weil ich es mit einer Überraschungsattacke getroffen hatte? Hatte ich jetzt seine Ehre verletzte, oder was? Besaßen Pokemon überhaupt so etwas wie Ehre?
    Dieses Riolu scheinbar schon. Denn ohne mir großartig Zeit zu geben, sprintete es mit einer ungeheuren Geschwindigkeit auf Aquamarine zu, das sich schon im kampfbereite Position gebracht hatte und mir jetzt mit einem Blick klar machte, dass ich ihm Befehle geben sollte.
    Etwas überrumpelt konnte ich nur das Riolu beobachten, dass sich schnell meinem Pokemon näherte und dabei ein wütendes Jaulen ausstieß.
    Was zum Teufel ging hier gerade eigentlich ab?!

  • Hallo Caithlyn!


    Verdammt... ich wusste ich hätte Mad Father statt dem Heavy Rain DLC hinschreiben sollen, allerdings dachte ich dass das Spiel kaum jemand kennt. Und wie ein Ober-Nerd wollte ich auch nicht wirklich dastehen xD, aber gut, kommen wir zum wichtigen Part: deinem neuen Kapitel.


    Angefangen hat es schon mal interessant, ein klein wenig traurig um ehrlich zu sein. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet dass Rosy so eine Aussenseiterin war. Und auch die Sache mit ihrem Vater, dass sie das mit dem Alter so "gut" wegstecken konnte, zeigt auch dass sie mehr Stärke besitzt als sie glaubt.
    Ich liebe die neue Charakterin jetzt schon, der Akzent ist einfach herrlich. Ich hoffe sehr, dass Odette öfters in deiner FF vorkommt.



    ---------------------------------


    Das war's auch schon wieder. Ich entschuldige mich schon mal für die Rechtschreibfehler die ich übersehen habe und freue mich schon auf das neue Kapitel :)


    L.g.

    Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen.

    - Albert Schweitzer

  • Hallo :3


    Ich möchte mich auch hier noch einmal für meine lange Abwesenheit entschuldigen!
    Ich hoffe, dass ich trotz der Uni und dem Lernstress es in den nächsten Wochen öfters hierher schaffte..



    Kapitel 7: Besser als jeder Andere


    Ein wirklich schönes, berührendes Kapitel !!
    mehr kann da ja gar nicht wirklich dazu sagen.


    Die arme kleine Rosy, die ausgeschlossen und gehänselt wird, deren Vater totkrank ist und die Mutter, die so viel arbeiten muss... eine Kindheit, die man niemanden wünscht.
    Du hast wirklich toll beschrieben, wie sich das kleine sechs Jahre alte Kind gefühlt hat.
    Auch den Wandel ihrer Persönlichkeit empfand ich als gut dargestellt. Wie sie erst das weinerliche Kind ist und plötzlich denkt, es muss stark genug für sich selbst und seine Mutter sein.


    Die Idee, das die Einwohner von Kanto Französisch sprechen fand ich interessant. Oder du wolltest einfach nur mit dem französischen Akzent bloß veranschaulichen, dass sie eben anders als in Einall sprechen. Odette scheint eine wirklich tolle Freundin zu sein & auch ihre Mutter scheint eine tolle Frau zu sein. Wie sie sich um Rosy annahmen und sie trösteten.
    Aber ich versteh auch, dass sich Rosy neben jemand so Perfekten, wie Odette, schlecht fühlt... kenn ich nur so gut... Man stellt sich selbst halt immer zu leicht in den Schatten anderer & denkt man selbst ist nichts wert bzw. man ist einfach nur schlecht und dumm, obwohl das gar nicht so ist. Jeder ist was besonderes und das sollte man sich immer wieder selbst sagen ;D
    Interessant, dass du sie unter der Kategorie "Feinde" eingeteilt hast. Na da bin ich ja gespannt, was da noch passieren wird. :3


    Ich musste auch so lachen, wie Odette zu Rosy sagt, dass sie wirklich weiblich aussieht und auf ihrer Brüste deutet mit einem "nicht schlecht" xD zum webrüllen ^^ und Marin wird dann auch noch rot.. warum bloß? ^^ ich musste auch lachen, als Odette Rosy mit den Ellbogen in die Seite stößt und mein "sehr interessont" ... haha :D
    & wie ein richtiges Mädchen reagiert sie auf das Wiedersehen... mir wäre so eine Freundin ja VIEL zu anstrengend ! xD
    Genau deshalb finde ich es auch interessant, dass Odette, ein wahres Mädchen, und Marin, ein Junge, Rosys beste Freunde sind - ziemlich gegensätzlich. (:



    Fehler hab ich gar nicht viele gefunden - :thumbup:




    Also.. das Kapitel hat mir wirklich wieder sehr gut gefallen. Dieses Mal eine der Schattenseiten aus Rosys Leben.
    Wirklich toll!


    Ich freu mich schon auf das nächste Kapi & ich drück der noch frisch gebacken Trainerin die Daumen im Kampf gegen das Riolu und hoff für sie, dass sie es auch fangen kann (denn jetzt mal im Ernst, Riolu bzw Lucario is schon ein echt cooles Pokemon ! ;D )
    & ich bin schon gespannt ob es noch zu einer peinlich Situation kommen wird zwischen den drei, denn Odette denkt ja das da mehr läuft zwischen den beiden ( wie Freunde nun mal so sind ^^)


    Küsschen - blumenwiese :3

  • Hey, Cáithlyn! :D


    Ich bin noch relativ neu im Bisaboard und halte mich derzeit größtenteils im Fanfiction-Bereich auf. Dadurch bin ich heute zufällig auf deine FF gestoßen, hab angefangen zu lesen und... wurde schon bald in die wunderschöne Geschichte hineingesogen. Bevor ich jetzt in Lobeshymnen ausbreche, möchte ich aber alles schrittweise kommentieren. xD So hast du sicherlich auch mehr davon!


    Startpost:
    Meine bisherige Zeit im Bisaboard hat mich bereits über die Startposts aufgeklärt...wobei der meiner eigenen FF wohl dringend Verschönerung benötigt - ich weiß also gut, dass es gar nicht so einfach ist, einen solchen Post ansprechend zu gestalten! xD Umso mehr hat mich dann natürlich deiner beeindruckt ;) Das Bild ist wirklich schön gezeichnet; ich finde fast, eins der besten Fanarts zu Sequelshipping *_* Außerdem bin ich der Meinung, dass du alle nötigen Informationen in deinen Startpost gepackt hast + der Klappentext macht neugierig auf mehr.
    So kurz gesagt: Habe hier rein gar nichts auszusetzen! ^^


    Prolog:
    Den Anfang des Textes fand ich eher ermüdend, als dass er in mir ein Gefühl der Erwartung auslöste. Das mag erst einmal daran liegen, dass ich mich nicht sonderlich für Physik interessiere und der physikalische Satz mich zu Beginn abschreckte. Von der Handlung her passiert nicht viel, der Leser wird eingeführt in das Leben Rosys - sprich, es wird eigentlich nur erklärt. Bis wir ins Hier und Jetzt zurückkehren und Rosy gerade in der Schule sitzt. Der letzte Absatz ist also in der Gegenwart gehalten und war für mich am gelungensten.
    Mit deinen letzten Sätzen hast du es echt geschafft, meine anfängliche Resignation in ein "Oh-Gott-ich-muss-sofort-das-erste-Kapitel-lesen!"-Gefühl umzuwandeln. :D

    Zitat

    In Gedanken zählte ich, bis ein lautes Grollen einige meiner Mitschüler erschreckte.
    Sieben. Also noch sieben Kilometer entfernt.
    Heute weiß ich, dass dieses Gewitter nur ein Vorbote war.
    Und der wahre Sturm war keine sieben Kilometer, sondern sieben Monate von jenem Tag entfernt.


    Meine absolute Lieblingsstelle des Prologs! Ich wusste gar nicht, dass man sich ungefähr ausrechnen kann, wie weit ein Gewitter entfernt ist... aber das mal beiseite gelassen. Sieben Kilometer - sieben Monate. Ich liebe den Vergleich, den du da gezogen hast!! Dieser Schluss vermittelt so ein tolles Gefühl der.. hmm, wie soll ich sagen... Schaurigkeit, auf die Art: "Was wird wohl in sieben Monaten passieren?? AAHH!" xD


    Kapitel 1 - 7
    Handlung: Ich mag alle Charaktere bisher! Jeder ist auf seine Art und Weise besonders. Ich sag ja immer:"Die Protagonisten machen die Geschichte." Und du hast deine Charaktere einfach wundervoll gestaltet. Sie sind mir alle so sympathisch, sodass ich jedes Mal mitfiebere x3 Oh, ich hab außerdem noch gar nicht erwähnt, dass ich Sequelshipping LIEBE!! xD Als ich meine Schwarz 2 das erste Mal durchgespielt habe, dachte ich mir jedes Mal, wie gut die zwei zusammenpassen würden :love:
    Das ist natürlich doppeltes Glück, dass du eine Geschichte über das Pairing schreibst! Gut, gut, ich schweife ab... ich wollte etwas über die Handlung sagen. Wie ich im Startpost schon gelesen hab, soll es sich hierbei ja um eine Zusammenfassung der Spiele handeln. Bis jetzt sind wir am Dausing-Hof angelangt. Du lässt das Ganze also eher gemütlich angehen, was mich aber nicht wirklich stört. Besonders lobenswert finde ich, dass du jedes Kapitel mit einem spannenden Schluss beendest und dem Leser dadurch ein Gefühl der Erwartung gibst (zumindest ging es mir so xD).
    Zum Beispiel kann ich es kaum erwarten, zu sehen, wie der Kampf mit dem Riolu aussehen wird - ob sie das Pokemon fangen wird (auf meiner Schwarz 2 hab ich mir auch gleich ein Riolu geschnappt :D ) oder ob es vielleicht Marin fangen wird, was mit Ottaro sein wird und und und.
    Die Handlung mit dem gestohlenen Terribark mochte ich auch sehr. Davon abgesehen natürlich auch... die knisternden Szenen zwischen Rosy und Marin. *g* Ich liebe diese Momente einfach, weil du sie so wunderbar beschreibst (aber zu deinem Schreibstil später mehr!).
    Ich finde Cassiopeia übrigens sehr charmant.. ok, das ist jetzt vielleicht das falsche Wort xP Aber sie hat definitiv ihren Reiz xD Ich bin mir sicher, Rosy und sie werden sich noch super verstehen mit der Zeit. Und hoffentlich kommt Marin in die Gänge *hust* Nein, Spaß, ich liebe es, wenn die Liebesgeschichte langsam aufgebaut wird *_* Obwohl da schon eine deutliche (positive) Spannung zwischen ihnen ist *gg*
    Okay, also wie man sieht - ich liebe die Handlung bisher! Das Einzige, das meinen Lesefluss störte, waren die zahlreichen Rückblenden, z.B. als du Rosys erstes Treffen mit Odette beschrieben hast. Ich war schon so neugierig, was mit Rosy und Marin passiert, dass ich diesen Teil fast nur überflogen habe. .//. Später hab ich ihn dann aber natürlich gelesen xD


    Gut, gut, weiter zu deinem Schreibstil, auf den ich separat eingehen möchte:
    *tief Luft hol* ICH LIEBE IHN!!! SO SEHR xD Von allen FFs, die ich derzeit auf Bisaboard überflogen hab, war dein Schreibstil mit Abstand der beste! Du hast einen wahnsinnig ausgeprägten Wortschatz, was mir sehr sehr gefällt, und du beschreibst alle Situationen einfach mit Bravour. Ich kann mir jede einzelne Szene perfekt vorstellen, was mir deine "Liebesszenen" natürlich noch mehr versüßt. Dann bringst du auch noch immer diesen Witz ein, z.B. als Rosy ihr erstes Pokemon fängt und plötzlich zu singen anfängt. Ich hab mich wirklich weggeschmissen xD Diese Szene war göttlich!! Vor allem, weil ich das so gut nachvollziehen kann... dieses Lied hab ich sogar auch mal selbst gesungen, als ich richtig gut drauf war! xDD
    *räusper* Also wie gesagt, ich könnte noch tausend andere Szenen aufzählen, wo ich einfach schmunzeln musste (z.B. die Sache mit den Plasma-Typen und ihrem Stock), aber du verstehst sicher, was ich meine ^_^
    Wunderschöner Schreibstil, liest sich so flüssig und natürlich. Ich brauche mehr!! :OOO xD


    Hoffe, das nächste Kapitel kommt bald x33 Du kannst auf jeden Fall erwarten, dass ich dir ab sofort immer ein Kommi hinterlasse, ich hab die sieben Kapitel verschlungen wie sonst was. :D


    LG
    Sanny