Eine kleine Anleitung zum Diskutieren

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  • Zum neuen Jahr möchte ich über ein Thema, das oft missverstanden wird, diskutieren. Diskussionen.
    Oder auch einfach über das Thema: Wie diskutiert man eigentlich?


    Hierbei möchte ich zuerst einmal eine Kleinigkeit ansprechen, die viele vergessen. Nämlich, woher das Wort „Forum“ herkommt. Denn ein Forum, das wir heute als eine Onlineplattform zum kommunikativen Austausch kennen, war ein römischer Marktplatz und dieser wurde regelmäßige für Diskussionen genutzt wurde. Denn für die Römer war das Diskutieren ein richtiger Sport, weshalb man, wenn man Zeit (und Geld) dafür hatte, auch oftmals sich ausführlicher mit Rhetorik beschäftigt hat. Und damals haben die Römer so über Politik, Handel, Götter und die Welt diskutiert und das oftmals ganz hitzig.


    Das Diskutieren hat also seine Geschichte - es war wie gesagt eine Art Sport.


    Und da wir auch hier ein Forum haben und auch Umfragen und Weblogs gerne für Diskussionen verwendet werden, möchte ich ein wenig darüber reden, wie eine Diskussion eigentlich funktionieren sollte.


    Daher eine kleine Schritt-für-Schritt-Einleitung zur erfolgreichen Diskussion.



    Der Anfang


    1. Schritt: Der Standpunkt
    Wenn ihr eine Diskussion führen wollt, solltet ihr euch klar sein, welchen Standpunkt ihr vertretet. Dieser kann eurer persönlichen Meinung entsprechen, muss er aber nicht, denn es geht immer nur um den Standpunkt, den man in einer Diskussion einnimmt, doch diesen solltet ihr auch in dieser Diskussion konsequent vertreten, sofern ihr euch nicht von einem anderen Diskussionsteilnehmer vom Gegenteil überzeugen lasst.


    2. Schritt: Die Motivation
    Als zweites solltet ihr euch überlegen, warum ihr genau diesen Standpunkt vertretet. Damit ist euer persönlicher Grund, diesen Standpunkt in der Diskussion zu vertreten, gemeint. Wie gesagt, euer Standpunkt muss nicht eurer Meinung entsprechen, aber ihr solltet euch bewusst sein, warum ihr in dieser Diskussion den Standpunkt vertretet.


    3. Schritt: Die Argumente
    An dieser Stelle, noch bevor ihr etwas sagt (beziehungsweise postet), solltet ihr euch über eure Argumente Gedanken machen. Denn ein Beitrag ist kein Diskussionsbeitrag, wenn er keine Argumente bringt, denn der Sinn einer Diskussion ist letzten Endes andere Diskussionsteilnehmer von seinem Standpunkt zu überzeugen und dafür braucht ihr möglichst objektive und sachliche Argumente, denn subjektive und emotionale Argumente werden wohl eher selten überzeugen.


    4. Schritt: Die Gegenargumente
    Ja, auch über die Argumente, die gegen euren Standpunkt sprechen, solltet ihr vor eurem Posting nachdenken. Idealer Weise könntet ihr die Argumente bereits in eurem eigenen Posting (oder eurer eigenen Rede, wenn es eine mündliche Diskussion ist) entkräften oder durch andere Mittel euren Gegnern dahingehend den Wind aus den Segeln nehmen.


    5. Schritt: Die Formulierung
    Nun könnt ihr euch daran machen, eure Worte (ob nun als Rede oder als Posting) zu formulieren. Optional ist es hierbei möglich, mit sprachlichen und stilistischen Mitteln zu arbeiten, um euren Standpunkt und vor allem eure Argumente zu untermauern.


    Idealer Weise solltet ihr euch mit dem geschriebenen auseinandersetzen, ehe ihr es veröffentlicht.



    Die Antwort


    1. Schritt: Lesen/Zuhöre
    Bevor ihr jemanden in einer Diskussion antwortet, solltet ihr dessen Post genau lesen oder seiner Rede genau zuhören. Denn ohne den Standpunkt der Gegenseite zu kennen, könnt ihr auf diesen nicht eingehen und damit auch nicht auf eine vernünftige Art antworten.


    2. Schritt: Reflektieren
    Nachdem ihr der Rede eures „Gegenübers“ gelauscht oder seinen Posting gelesen habt, solltet ihr darüber nachdenken, was er oder sie damit genau sagen will und warum er oder sie genau schreibt, was er/sie schreibt. Denn nur wenn ihr den Standpunkt des Gegners versteht, könnt ihr ihm vernünftig antworten. Auch solltet ihr euch darauf konzentrieren, was seine Argumente sind und was diese genau besagen.

    3. & 4. Schritt: Der Standpunkt & die Motivation
    Auch wenn ihr auf jemanden antwortet, der eine Diskussion begonnen hat, solltet ihr erst einmal darüber nachdenken, welchen Standpunkt ihr warum vertretet und warum ihr das tut, ehe ihr euch an die Antwort macht.


    5. Schritt: Widerlegen durch Gegenargumente
    Nachdem ihr euren „Gegner“ verstanden habt und euch über euren Standpunkt klargeworden seid, solltet ihr nach Gegenargumenten suchen, die den Standpunkt des „Gegners“ widerlegen könnt. Das könnt ihr machen, indem ihr direkt Argumente des „Gegners“ widerlegt, was ihr aber - und dessen solltet ihr euch bewusst sein! - nicht immer werdet tun können. Oder ihr könnt Argumente nennen, die eben euren Standpunkt untermauern oder den Standpunkt des „Gegners“ schwächen. Achtet aber auch hier darauf, möglichst objektive und sachliche Argumente zu nennen.


    6. Schritt: Formulieren der Antwort
    Wie auch beim Anfang solltet ihr euch Gedanken über die Formulierung machen. Dabei ist es natürlich so, dass es bei einer mündlichen Diskussion wesentlich schwerer ist, da man direkter antworten muss und sich nicht so lang Gedanken über die Formulierungen machen kann und es schwerer fällt, sich auf das Sachliche zu bleiben. Trotzdem sollte man es natürlich versuchen.


    Dies gilt umso mehr für schriftliche Antworten, die man sich noch einmal durchlesen kann.



    Noch ein paar Tipps



    Nutzung von Quellen
    Vor allem zu Beginn einer Diskussion über ein neues Thema ist es hilfreich, Quellen anzugeben. Nicht nur für euch, da ihr in diesem Zuge auch direkt euren Standpunkt untermauern könnt; auch für andere Diskussionsteilnehmer ist es deutlich angenehmer, wenn sie direkt wissen, worauf ihr euch genau bezieht. Es ist schwieriger, eine Diskussion zu eröffnen, wenn euer Gegenüber erstmal selber recherchieren muss, um was es gerade konkret geht.



    Überprüfen von Argumenten
    Bevor ihr euren Standpunkt mit (sachlichen) Argumenten untermauert, solltet ihr diese Argumente eventuell noch einmal überprüfen, indem ihr nachschlagt, ob diese so auch stimmen, denn wenn ihr ein tatsächlich falsches Argument verwendet, kann dies schnell euch in der Diskussion diskreditieren.



    Gegen Standpunkte argumentieren, nicht gegen denjenigen, der dieses vertritt
    Bedenkt immer, dass es in einer Diskussion eigentlich um Standpunkte gehen sollte, nicht um die Personen hinter den Standpunkten. Daher versucht es auch dabei zu belassen und nicht auf persönlicher Ebene zu diskutieren. „Du bist immer so besserwisserisch“ oder „Das sagst du nur, weil du was gegen XY hast“ hat mit dem Standpunkt eines Diskussionsteilnehmers wenig zu tun. Auch ein „Du hast aber mal etwas anderes gesagt“ hat wenig mit einer Diskussion zu tun - denn abgesehen davon, dass jemand seine Meinung auch ändern kann, kann es auch sein, dass er aus anderen Gründen einem seiner Meinung gegenteiligen Standpunkt vertritt.


    Vor allem dürft ihr euch, wenn ihr anfangt persönlich zu werden, nicht wundern, wenn euer Gegenüber ebenso persönlich wird, anstatt auf sachlicher und distanzierter Ebene weiter zu diskutieren.


    Ironie und Sarkasmus ≠ Beleidigungen
    In einer Diskussion neigen viele dazu (gerade wenn es um empfindliche Themen geht, die einen eventuell auch emotional betreffen), sich schnell angegriffen zu fühlen. Das gilt besonders, wenn jemand ein Argument mit Ironie oder Sarkasmus widerlegt. Doch auch, wenn dies meist scharf ist und es durchaus verständlich ist, wenn man sich dadurch angegriffen fühlt, so denkt daran, dass euer Gegenüber (sofern er nicht persönlich wird) euren Standpunkt (und damit gegebenenfalls eure Meinung) angreift, nicht aber euch selbst. Ironie und Sarkasmus sind seit jeher anerkannte Stilmittel und können als solche in einer Diskussion verwendet werden.


    (Was natürlich - leider Gottes - nicht ausschließt, dass manche es doch verwenden, um andere ins Lächerliche zu ziehen oder direkt zu beleidigen. Aber nur weil mit Ironie oder Sarkasmus gegen einen Standpunkt argumentiert wird, ist es noch keine Beleidigung.)
    Allen Leuten, die dazu neigen, diese Stilmittel zu benutzen, empfehle ich übrigens dieses Video zum Thema Ironie und dieses Video zum Thema Sarkasmus von Dr. Allwissend, der ein paar Tipps dazu gibt, worauf man hierbei achten sollte.


    Begründen ist das A und O
    Ich kann es nicht oft genug betonen: Es ist wichtig in einer Diskussion seine Meinung zu begründen, wenn man ernst genommen werden will, und das möglichst aufgrund sachlicher Argumente, die eine halbwegs allgemeine Gültigkeit hat.


    Wenn ihr nicht begründet, dann kann es schnell sein, dass man euch für einen Troll, beziehungsweise euren Posting für einen Versuch zu trollen hält, da letzten Endes eins der Merkmale eines Trolls ist, dass er Dinge einfach zum Provozieren in den Raum stellt, oder versucht spezielle Dinge als allgemeingültig hinzustellen. Wenn ihr nicht trollen wollt, verhindert ihr es, für einen Troll gehalten zu werden, indem ihr auf sachlicher und nicht auf persönlicher oder emotionaler Basis diskutiert und für alles, was ihr sagt, eine Begründung liefert.



    Reflektieren und Differenzieren
    Wie schon geschrieben, solltet ihr euch immer Mühe machen sowohl euren eigenen Standpunkt und eure Argumente, als auch den Standpunkt und die Argumente anderer Diskussionsteilnehmer zu reflektieren, also diese aus möglichst verschiedenen Blickwinkeln betrachten und diese auf verschiedene Arten zu hinterfragen.


    Ebenso wichtig ist es zu differenzieren, also zu unterscheiden. Eben zwischen Standpunkt und demjenigen, der diesen vertritt. Zwischen Sachverhalt und persönlichen/individuellen Ansichten. Zwischen bewiesenen Tatsachen und Annahmen. Zwischen Standpunkt und Meinung. Viele neigen dazu, oftmals das eine als das andere darzustellen, doch das ist so nicht richtig und sollte – idealer Weise zumindest – vermieden werden.



    Sinn und Unsinn und der ewige Kreis
    Der Sinn einer Diskussion ist es generell die Gegenseite von seinem Standpunkt und seinen Argumenten zu überzeugen. Daher solltet ihr euch nicht wundern, wenn euer „Gegner“ an seinem Standpunkt festhält - immerhin will er euch davon überzeugen. (Außerdem haltet ihr offenbar genau so an eurem fest, denn sonst würdet ihr euch kaum daran stören ;D)


    Eine Diskussion verliert jedoch dann seinen Sinn, wenn beide (oder besser - um es allgemeiner zu halten - alle) Seiten an ihren Argumenten festhalten und nur immer und immer wieder dieselben Argumente bringen ohne auf die Punkte anderer Teilnehmer genau einzugehen oder auch einmal zu gestehen, dass man Unrecht hat oder zumindest ein Argument invalide ist. Jemand, der immer wieder nur dasselbe Argument wiederholt, ohne dieses auszubauen oder Begründungen zu erläutern, ist eigentlich nicht an einer wirklichen Diskussion interessiert.


    Wenn die Validität eines Argumentes in Frage gestellt wird, so sollte man seine Aussagen aus Quellen belegen, um in der Diskussion voran zu kommen. Denn wenn Aussage gegen Aussage steht, geht selten etwas voran.


    Dankt außerdem immer daran: Nur weil ihr in einem Punkt zugebt, falsch gelegen zu haben, gebt ihr euren Standpunkt nicht auf. Im Gegenteil! Es lässt euch als vernünftigen Diskussionsteilnehmer erscheinen, speziell wenn ihr einen Fehler, der durch Sekundärquellen belegt werden kann, eingestehen könnt ;)



    Fazit


    Um alles noch einmal kurz zu fassen:
    - Bei einer Diskussion geht es darum, andere von seinem Standpunkt zu überzeugen
    - Der Standpunkt muss nicht mit persönlichen Ansichten oder der eigenen Meinung übereinstimmen
    - Subjektive oder individuelle Eindrücke können Begründungen sein, sind aber keine allgemeingültigen Argumente
    - Erst denken, dann schreiben/reden!
    - Nur weil jemand euren Standpunkt angreift, greift er nicht euch an
    - Versucht ebenso aber nur den Standpunkt eines „Gegners“ anzugreifen, nicht ihn selbst
    - Es ist wichtig Argumente im Notfall belegen zu können
    - Ein Argument aufzugeben, bedeutet nicht seinen Standpunkt aufzugeben


    Wenn sich alle Teilnehmer in einer Diskussion an diese Regeln halten (die übrigens auch die Römer aufgestellt haben ;D), kann eine Diskussion richtig Spaß machen und endet auch nicht in einen Flame-War.

  • Da es in letzter Zeit diesbezüglich öfters zu Kritik gekommen ist, möchten wir euch daran erinnern, dass Videos und Artikel dazu genutzt werden sollten, eure Argumente zu ergänzen und nicht, sie zu ersetzen. Falls ihr bei eurer Recherche auf Videos, Bilder oder Artikel trefft, die eure Argumentation unterstützen oder die ihr zum Thema passend mit der Community teilen möchtet, beachtet dabei bitte Folgendes:


    • Wenn ihr ein ein Video oder einen Artikel teilen möchtet, postet bitte nicht nur kommentarlos die entsprechenden Links. Führt stattdessen kurz aus, warum und auf welche Weise dieses Medium eure Argumentation unterstützt oder Gegenargumente entkräftet.
    • Nicht jeder hat die Zeit, lange Videos zu schauen, um euren Standpunkt zu verstehen. Wenn ihr auf bestimmte Stellen in einem Video Bezug nehmt, könnt ihr euren Beitrag um einen Zeitstempel ergänzen, der anderen zeigt, zu welcher Zeit im Video sie die entsprechenden Inhalte finden.
    • Sollte euch euer Gesprächspartner nach einer Quelle fragen, ist es natürlich auch weiterhin in Ordnung, nur die entsprechende Quelle zu posten. Hier geht ihr schliesslich auf einen Gesprächspartner ein und liefert diesem die Inhalte, nach denen gefragt wurde.

    Als grobe Orientierung könnt ihr euch vor dem Posten folgende Frage stellen: "Erfüllt mein Beitrag die Forenregeln auch dann noch, wenn mein Video, Bild oder Link nicht mehr enthalten wäre?"


    Wir bedanken uns für eure Rücksichtnahme und wünschen weiterhin angeregte Diskussionen!