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Nun, machen wir uns doch nichts vor: Das Rad wird niemand neu erfinden. Auch nicht was Geschichten angeht. Irgendwelche Klischees lassen sich in jeder Geschichte finden und sei es dadurch, dass der Autor bekannte Klischees umdreht und somit ins Gegenteil verkehrt - aber ein Klischee ist es ja selbst dann noch immer.
Es gibt schlicht und ergreifend keine Geschichten, die von der Gesellschaft als moralisch akzeptabel angesehen werden, die noch nie geschrieben wurden...
ABER!
Manche Geschichten werden häufiger Geschrieben als andere. Und manche Klischees kommen häufiger vor als andere.
Ich habe euch dahingehend etwas mitgebracht ;) Ein paar Standards unter den Klischees. Vorsicht: Einige könnten überspitzt formuliert sein!
Handlungsklischees
Klassische Grundstories
In den folgenden Subtabs findet ihr klassische Ausgangspunkte für Geschichten, die als Grundgerüst für verschiedene Erzählungen fungieren.
Seid euch dessen bewusst, dass oftmals zwei, drei dieser Klischees gleichzeitig vorkommen ;)
Seit Jahren schon kämpfen zwei (oder mehr) Mächte (nicht selten Licht und Dunkelheit) um die Vorherrschaft in Land/Welt/Universum X. Doch die Seite der Antagonisten scheint langsam aber sicher die Vorherrschaft zu gewinnen, bis die Helden sich an dem Krieg beteiligen.
Der Hauptcharakter (oder auch eine Gruppe von Hauptcharakteren) ist auserwählt. Das Schicksal (seltener auch eine Gruppe höherer Wesen wie Magier) hat vorherbestimmt, dass er/sie den großen Bösen besiegen können.
Dieses Klischee gibt es generell in zwei Varianten:
Entweder wird der Charakter mehr oder minder direkt aufgesucht, da er erwählt wurde und nun sein Schicksal erfüllen soll, oder der Charakter begibt sich von allein auf eine Reise, während der er dann später herausfindet, dass er der Auserwählte ist.
Der Hauptcharakter oder auch eine Gruppe von Hauptcharakteren unterscheidet sich vom Rest der Gesellschaft. Sie sind Außenseiter. Doch genau dadurch können sie sehen, dass etwas sehr falsch läuft. Sei es, dass sie die Dystopie hinter der Utopie erkennen oder merken, dass eine Verschwörung im Gange ist, die nur sie aufhalten können.
Schon gehört? Morgen geht die Welt unter!
Dummer Weise hat es niemand rechtzeitig mitbekommen. Nun liegt es an den Helden den Weltuntergang noch rechtzeitig aufzuhalten. Sonst wären ja am Ende alle tot. Aber zum Glück haben sie noch eine Möglichkeit...
Alternierend gibt es hier auch den Plot, der wortwörtlich vom Weltuntergang oder zumindest der Apokalypse der Zivilisation handelt und davon, wie die Charaktere damit umgehen/versuchen zu überleben.
Eigentlich hatte der Hauptcharakter gar nicht vor ein großes Abenteuer zu erleben. Eigentlich wollte er nur etwas recht normales Machen. Doch dann ist er mitten ins Abenteuer gerutscht, weil er Bösewichte bei ihren bösen Machenschaften beobachtet hat oder auf einmal mit jemanden verwechselt wurde.
Der Hauptcharakter weiß etwas, das niemand anderes weiß. Vielleicht von einer Verschwörung, vielleicht auch, dass der nette Nachbar von Nebenan eigentlich ein Massenmörder ist oder das der Tag des jüngsten Gerichtes sich unausweichlich nähert... Aber das Problem: Niemand glaubt ihn.
Also muss er am Ende selbst tätig werden, wenn er schlimmeres Vermeiden will.
Der Hauptcharakter lebt ein normales Leben, doch eines Tages passiert etwas, dass ihn veranlasst von sich aus auf eine Abenteuerreise zu gehen. Sei es, dass er eine Schatzkarte findet, oder erfährt, dass seine verschwundene Schwester noch immer am Leben ist. Eventuell findet er auf dieser Abenteuerreise mehr über sich selbst heraus.
Der Hauptcharakter hat sich eigentlich auf eine Reise begeben, um ein verschollenes Familienmitglied/ein Heilmittel für eine schwere Krankheit/einen Schatz/sonst etwas zu finden. Doch dummerweise schafft er es auf dieser eher harmlosen Reise der Mittelpunkt einer Verschwörung oder eines Krieges zu werden, so dass ihm nichts anderes übrig bleibt, als ums nackte Überleben zu kämpfen.
Weil ein Familienmitglied im Sterben lag oder auch um das eigene Leben zu retten oder andere schwerwiegende Geschehnisse zu verhindern, ging der Hauptcharakter einen Pakt ein oder unterschreibt einen Vertrag... Doch nun muss er seine Seite des Vertrags erfüllen und etwas für seinen vorherigen „Retter“ tun.
Vor einiger Zeit wurde die Familie (oder auch nur ein Mitglied), die/der Geliebte oder sonst jemand wichtiges getötet oder ihn etwas anderes schlimmes angetan. Nun schwört sich der Hauptcharakter nicht eher zu ruhen, ehe er/sie den Mörder/Verbrecher gefunden und zur Strecke gebracht hat.
Alternativ kann die Rachesucht den Charakter auch dazu bringen, generell etwas gegen Mörder/Verbrecher zu haben und diese alle vor das Gericht bringen zu wollen.
Wohl einer der simpelsten Handlungen.
Da ist dieses eine Artefakt (manchmal ist es aber auch ein Charakter)... Und dieses Artefakt (/dieser Charakter) kann das SCHICKSAL DER WELT verändern. Deswegen suchen die Bösen danach und es liegt an den Guten diese aufzuhalten.
Der Bösewicht hat vor die Weltherrschaft an sich zu reißen (und eventuell alternativ die Welt zu zerstören, sollte das mit der Weltherrschaft nicht klappen). Nun ist es an den Protagonisten ihn/sie aufzuhalten...
Klassische Twists
Im folgenden findet ihr klassische Beispiele für Plottwists, also Wendungen in den Stories, die (eventuell) niemand hat kommen sehen.
Nun haben es die Helden geschafft. Sie sind ins Schloss des Gegners eingedrungen, sie haben die verlorene Insel gefunden, sie halten endlich die Schatztruhe in der Hand, aber... Die Prinzessin ist nicht in dem Schloss, sondern in dem anderen da... Auch ist die verlorene Insel gar nicht der mythische Ort, von dem sie gehört haben, sondern nur ein Meilenstein auf dem Weg dahin... Und dummerweise finden sie in der Schatztruhe auch nur eine weitere Karte...
Damit das Abenteuer weiter geht.
Ein Charakter, meist der Hauptcharakter, hat eine Aufgabe für einen anderen Charakter erfüllt, um etwas zu erreichen. Sei es, um eine direkte Belohnung zu bekommen, oder damit der „Auftraggeber“ ihm hilft. Doch nun, wo die Aufgabe erfüllt ist und es so aussieht, als könnten bald alle glücklich nach Hause gehen, stellt sich etwas unglaubliches heraus: Der Auftraggeber hat gelogen. Er hatte nie vor den Hauptcharakter seinen Wunsch zu erfüllen.
Die Umkehrung von das Abenteuer ruft/der Auserwählte. Nun ist der Hauptcharakter auf ein Abenteuer gegangen, nicht selten, weil es so vorherbestimmt war und er davon wusste. Doch dann stellt sich heraus: Mist, eigentlich war gar nicht er der Auserwählte, sondern dieser Trottel, der noch immer zuhause rumhockt. Auch wenn unser Held/unsere Heldin sich nun Tapfer durch verschiedene Schlachten geschlagen hat... Vielleicht kann er/sie die Prophezeihung nicht erfüllen. Denn er/sie ist nicht auserwählt!!! Tja, und was nun?
Der Gegner ist umzingelt und nun ist es an der Zeit für die Helden ihm endlich seine Maske vom Gesicht zu reißen, doch da stellt sich heraus, dass ihr Gegner die ganze Zeit der vermeintlich gestorbene Meister/der Vater/der Geliebte/die Geliebte/die verschollene Schwester oder sonst jemand mit Einfluss auf das Leben der Charaktere ist.
Nun ist der Gegner geschlagen, doch da stellt sich heraus, dass der Gegner eigentlich gar nicht der Gegner war, sondern er nur benutzt wurde, wenn nicht sogar die Helden unter falschen Vorwänden gegen ihn aufgebracht wurden.Und nun müssen sie auf einmal gegen jemand ganz anderen kämpfen – nicht selten jemanden, für den sie vorher gekämpft haben. Jemand, der eigentlich auf ihrer Seite war.... Zumindest haben sie das Gedacht.
Nun hat der Held seine Aufgabe erfüllt. Er hat den Bösewicht geschlagen. Er hat das MacGuffin in Sicherheit gebracht. Er hat seine Familie oder einen geliebten Menschen gerettet. Doch es stellt sich heraus, dass dies nicht alles ist, was nötig war, um die Welt zu retten. Denn dummerweise muss er auch sich selbst oder eine geliebte Person opfern oder etwas ähnlich schlimmes machen, um das große Ziel zu erreichen.
Charakterklischees
Helden
Im folgenden findet ihr eine Aufzählung üblicher männlicher Stereotypen ;)
Auch hier: Manchmal erfüllt ein Charakter zwei Klischees!
Er hat eine Militärausbildung. Wahrscheinlich kommt er aus einer militärischen Familie. Wenn er nicht bei Militär arbeitet, so ist er entweder Spion oder ein gegebenenfalls anonymer Kämpfer für Gerechtigkeit. Er ist hart. Und cool. Und sehr wahrscheinlich weiß und kaukasischer Abstammung. Er bekommt das Mädchen, nachdem er es rettet. Weil er cool ist. Und weiß.
Er/sie war immer DER Außenseiter. Vielleicht hat er/sie nicht einmal eine Familie. Bisher war sein/ihr Leben die reine Hölle. Doch nun begibt er/sie sich (ob nun freiwillig oder nicht) auf eine Reise und stellt bald fest, dass er/sie ausersehen ist die Welt zu retten. Aber soll er/sie überhaupt die Welt retten, die bisher immer so schlecht zu ihm/ihr war? Das ist doch total unfair!
Man kann nicht sagen, dass er besonders helle ist. Und wenn er es ist, zeigt er es meistens nicht. Außerdem ist er nicht selten faul und/oder gefräßig. Er ist naiv und viel zu vertrauensselig, aber, was soll man sagen? Er hat das Herz einfach am rechten Fleck. Er kämpft für seine Werte und beschützt seine Freunde und auch andere Menschen vor Ungerechtigkeit, weshalb er der Held ist.
Er ist nicht ganz ein Hauptcharakter, aber auch kein wirklicher Nebencharakter. Er ist das Gegenteil des Heldens – jedenfalls Charakterlich. Trotzdem ist er – meist – mindestens so awesome wie der Held, damit er auch ein würdiger Rivale ist. Aber er ist definitiv anders. Ist der Held offenherzig ist er verschlossen, ist der Held der verschlossene, ist er der gutherzige. Eigentlich ist er genau das, was der Held nicht ist.
Er ist ein Nerd auf seine Art. Er liest lieber, als vor die Tür zu gehen. Er hat Spaß am lernen. Und natürlich ist er deswegen ein Außenseiter. Vielleicht hat er dazu auch eine Fähigkeit, von der keiner weiß. Aber die Tatsache ist einfach, dass andere ihn als seltsam empfinden... Bis der Tag kommt, an dem man eine intelligente Person (die eventuell komische Kräfte hat) braucht...
Vielleicht auch einfach der besondere Bauer.
Jedenfalls hat er ein einfaches Leben gelebt bisher ohne besondere Vorfälle. Doch ohne es zu wissen sieht er sich auf einmal mit einer großen Aufgabe konfrontiert. Dabei weiß er gar nicht ob er das erreichen kann.
Eigentlich gehörte er zum „Feind“. Aber das Schicksal ist schon eine miese Sau, dass es ihn dazu bringt, die Seiten zu wechseln. Vielleicht, weil er erwählt ist, vielleicht aber auch weil ein Familienmitglied etwas falsch gemacht hat oder weil ihm keine Wahl bleibt. Neben dem „Fisch aus dem Wasser“-Problem, bekommt er nach und nach das Gefühl, etwas, das er getan hat, wieder gut machen zu müssen.
Er hält sich für etwas besseres. Immerhin hat er reiche Eltern und er hat Einfluss (sei es nun, weil er ein Lord oder Prinz ist oder einfach, weil er der Kapitän der Fußballmannschaft ist). Eigentlich geht ihn das alles nichts an, bis etwas passiert, das ihn nun in eine Außenseiterposition bringt und zum ersten mal sieht er die Welt aus anderen Augen und merkt, dass er sich ändern muss.
Der Held des Shonen-Ai Genre. Er ist schwul und deswegen verunsichert. Immerhin weiß er ja, dass schwul sein nicht normal ist. Wobei er sich auch nicht sicher ist, ob er schwul ist. Eigentlich liebt er ja nur ihn, aber er würde ihn sicher verachten, wenn er es ihm sagt. Und so würde es sicher auch allen anderen gehen.
Heldinnen
Und hier unsere weiblichen Stereotypen für Hauptcharaktere ;)
Sie ist das weibliche Gegenstück zum naiven Actionhelden. Sie ist naiv, leichtgläubig, nicht sehr intelligent, hat eine lange Leitung und meist ist sie auch noch reichlich ungeschickt. Aber durch ihre offene Persönlichkeit schafft sie es viel zu erreichen. Sie ist bereit für alles, was ihr am Herzen liegt zu kämpfen.
Er/sie war immer DER Außenseiter. Vielleicht hat er/sie nicht einmal eine Familie. Bisher war sein/ihr Leben die reine Hölle. Doch nun begibt er/sie sich (ob nun freiwillig oder nicht) auf eine Reise und stellt bald fest, dass er/sie ausersehen ist die Welt zu retten. Aber soll er/sie überhaupt die Welt retten, die bisher immer so schlecht zu ihm/ihr war? Das ist doch total unfair!
Ist sie überhaupt ein Hauptcharakter? Man ist sich nie so ganz sicher. Sie ist auf jeden Fall in vielen Szenen anwesend und spielt irgendwie auch eine wichtige Rolle, doch man kann davon ausgehen, dass sie sich permanent selbst in Gefahr bringt und dann vom Helden gerettet werden muss. Dafür liebt sie ihn meist auch über alles.
Sie ist stark. Sie sieht gut aus – und selbst wenn sie es nicht täte wäre es egal. Sie schafft es locker die Bösewichte im alleingang zu erledigen. Sie braucht keine Verstärkung – schon gar nicht von Männern. Denn Männer sind blöd. Männer sind böse. Sagt sie zumindest, wenn man sie fragt. Meist wurde sie von Männern misshandelt und deswegen verachtet sie die Männlichkeit. Sie kommt allein klar.
Sie ist nicht so hübsch wie andere Mädchen und interessiert sich auch nicht für so Sachen, für die sich andere Mädchen interessieren. Dafür ist sie auch zu intelligent. Aber auch wenn sie vielleicht doch gerne eine Clique hätte: Eigentlich ist sie so ganz glücklich. Immerhin hat sie diese unglaublich tollen Fähigkeiten, von denen sonst niemand weiß.
Sie ist ein Mauerblümchen, sie ist eine Außenseiterin und allgemein mag sie niemand. Bis sich X in sie verliebt – dabei ist X doch total beliebt. Und nun, wo X in sie verliebt ist, bemerken auch andere, was für ein unglaublich tolles Weib sie doch ist. Und auf einmal hat sie viele Verehrer und viele Neider. Aber das ist auch ein Ausgleich. Immerhin hat sie einen guten Charakter – anders als die anderen Mädchen.
Sie ist eine Cheerleaderin. Aber nicht irgendeine Cheerleaderin, sondern eine Cheerleaderin mit Superkräften. Sie jagt in ihrer Freizeit Schwerverbrecher, Vampire oder Superbösewichte. Weil sie dazu ausersehen ist – oder weil sie es einfach kann. Jedenfalls kann sie nicht nur Cheerleaden, sondern ist
[spoiler=Mit Vagina]
Sie ist weiblich. Und das ist ihre erste und vorrangige Charaktereigenschaft. Sie macht das, was Frauen so machen. Oder viel eher das, was Männer glauben, das Frauen machen... Gut, manche Frauen glauben es auch. Sie interessiert sich für Schuhe, Shoppen, Cocktails und ihn... Ihren Mr. Perfect!
[spoiler]
Ich werde eventuell bei den Charakteren noch klassische Nebencharaktere und klassische Bösewichte ergänzen... Aber dazu habe ich jetzt gerade keinen Kopf. >.<
Fragen zur Diskussion:
- Was haltet ihr von Klischees?
- Wie sollte man eurer Meinung nach Klischees in Geschichten verarbeiten - da man sie nicht umgehen kann?
- Was findet ihr schlimmer: Handlungsklischees oder Charakterstereotypen?
- Welche Klischees habt ihr schon verwendet?
- Welche Klischees versucht ihr zu vermeiden?
- Welche Klischees/Stereotypen nerven euch besonders?
- Fallen euch noch andere Klischees, neben den genannten ein?