meridian.

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  • Seelenspiegel


    Wir Menschen geben vor, mit unseren Augen zu sehen und mit dem Herzen zu fühlen; doch das tun wir nicht. Wir verlernen es, büßen diese wunderbaren Gaben ein. Die Augen eines Kindes erblicken die Herrlichkeit der Dinge ganz unabhängig von äußeren Wahrnehmungen, die das Sehvermögen trüben. Sie begreifen die Aufrichtigkeit und verkomplizieren keine Sachen, die einem so klar erscheinen könnten. Sie erkennen dich als den, der du wirklich bist und wünschen sich gleichermaßen eine Welt voller Mysterien. Weswegen verlernen wir im Laufe der Zeit diese fantastische Fähigkeit? Nun, täten wir es nicht, würden wir ohne unseren Scharfsinn ebenso verkommen.

  • Guten Abend Kräme (:


    Dachte mir, dass ich mal dein neustes Werk kommentiere, denn ich hab das Gefühl, dass man im Profi-Bereich weniger Kommentare bzw. Feedback bekommt, aber kann mich auch irren. o_o
    Hatte eigentlich vor, mich zu deinem letzten Werk zu äußern, aber irgendwie hatte ich völlig verworrene Gedanken dazu, die für dich wahrscheinlich völlig unverständlich wären. Und naja, ich liebe Drabbles einfach, sei es schreiben oder lesen, weil sie unglaublich viele Interpretationen in so wenigen Worten bringen.
    Dennoch! Jetzt komme ich zu meinem brutalen Kommentar, den ich aufgrund meiner Ausrede jetzt poste und zu einem anderen Werk (hoffe das ist ok für dich). x)
    „Seelenspiegel“, völlig abgenutztes Wort, schäm dich.War doch klar, dass ich sowas sagen würde, oder? x)
    Für mich kam die Verwendung in deinem Werk so vor, als würden Kinder spezielle Seelenspiegel besitzen oder diese bei anderen Menschen sehen können, aber wir diese Fertigkeit später verlieren. Die Klarheit und die Möglichkeit, durch diese hindurchzusehen, verschwindet irgendwann von ganz alleine und diese tauschen wir gegen deine genannte „Scharfsinnigkeit“ ein. Kinder sind ja auch bekannt dafür, dass sie sich für ihre Aussagen nicht schämen oder vor allem gar nicht drüber nachdenken, ob ihre Aussagen negativ, peinlich oder was auch immer sind. Die Unschuld in Person, kennen wir doch alle, oder etwa nicht? Seelenspiegel werden einfach zu sehr auf „Augen“ begrenzt respektive mit simpler Definition betitelt, und somit abgestumpft oder vereinfacht dargestellt, als würde es nicht mehr dahinter geben bzw. bieten.
    Kommt mir so vor, als würdest du die Kinder auch richtigerweise benennen, zumindest interpretiere ich es so, nämlich so, dass sie weniger von purer Rationalität getrübt sind und mehr ihre kreative Seite ausleben. Solche Menschen sind auch statistisch gesehen glücklicher, wenn sie ihre rechte Gehirnhälfte mehr nutzen, da die kreative Seite ja dort überwiegt und in der linken die rationalen Denkvorgänge überwiegen (außer ich vertausche sie jetzt).
    Kinder sind einfach unbedachter und irgendwie dadurch freier in ihrer Veranlagung.
    Die Spalte mit den Mysterien erinnert mich an die kindliche Neugier von der man manchmal spricht. Vielleicht sogar die Phantasiewelt, die wir uns gerne aufbauen; vor allem Autoren leben doch gerne mal in einer anderen Welt, bauen eine eigene auf, in die wir unsere Charaktere einfließen lassen oder entdecken das Unbekannte. Nicht das Autoren Kinder sind, aber der Vergleich war doch ganz stimmig, oder täusche ich mich da?
    Die Frage an uns Leser/Leserinnen finde ich übrigens äußerst spannend. Was führt wirklich dazu? Ist es etwas, was wir gar nicht beeinflussen können, oder entscheiden wir uns an einem Punkt, bewusst oder unbewusst?
    All diese Fragen und doch gibt es keine genaue Antwort darauf. Jetzt bin ich mal wieder völlig in Gedanken versunken und das ist auch gut so, Drabbles sollen ja (meistens) Denkanschlüsse bieten, zumindest bestenfalls irgendwie. Du erwähntest damals ja auch, dass du dich sehr auf die Aussage deiner Drabbles bemühst und hier wird es definitiv deutlich. Philosophische Ansätze finden wir hier auch zu Hauf, gefällt mir.
    Was soll ich jetzt eigentlich noch sagen? Ich mag dieses Drabble wirklich sehr gerne und es bietet einfach eine Menge zum Nachdenken, ehrlich. Echt peinlich, dass ich jetzt schon wieder nichts zu kritisieren habe oder so, aber ich wollte dennoch meine Gedankengänge mal mitteilen, warum auch nicht? Hoffentlich hast du zumindest Spaß bei meinem Kommentar gehabt oder wie auch immer. Mir hat dein Werk Spaß bereitet, ich mag es in die Gedanken abzuschweifen und naja, mehr habe ich auch nicht mehr zu sagen.
    Wünsche dir noch einen schönen Abend (:




  • Herbstträumereien


    Losgelöst von der Erde, immer weiter getrieben von den Winden der Welt. Neues sehen. Neues erleben. Was würde ich nicht dafür geben, fliegen zu können wie mein ständiger Begleiter im Herbst? Würde mich immer höher und weiter tragen lassen. Hinaufsteigen in neue Abenteuer, der schleichenden Kälte des baldigen Winters die Zähne zeigen und nie zurück blicken. Nie aufgeben. Beständig neue Wege beschreiten und mich meiner alten Probleme entledigen. Mich von allem befreien. Schwerelos durch die Lüfte gleiten, um nach dem Horizont zu greifen. Himmelhoch am Firmament gehalten, einstig von einer Schnur vor der Unvernunft bewahrt.
    Frei sein… nur einmal.

  • Eine Veränderung in meiner Stimmung hat bewirkt, dass ich mich leider umorientieren musste, weg von den Dingen, die ich ursprünglich jetzt machen wollte, aber auch zu deinem „Vorteil“, wenn man es so nennen kann, denn jetzt kann ich mich deinem Werk widmen und vielleicht von anderen Dingen ablenken (Bandwurmsatz: Ende). Musst nämlich wissen, dass mich kreative Sachen, Bücher, Drabbles und noch vieles anderes gleich wieder glücklich machen können und da widme ich mich gerne diesem Bereich, denn hier gibt es ja viele Schätze zu finden. Aber genug davon, möchte mich kurz deinem Re-Kommi widmen und dann komme ich auch sogleich zu deinem Drabble, was ich übrigens sehr schön finde und dankbar bin ich deswegen auch, aber dazu später mehr.
    Re-Kommi zu deinem Kommi, der sich auf meinen Kommi bezieht, haha. x)



    Kommen wir nun zu deinem Drabble, habe dich genug gelangweilt und abgelenkt. Auftrag ist erfüllt!
    Der Titel „Herbstträumereien“ bietet uns bereits eine Einladung, die uns in deine Traumwelt führen soll. Habe gerade Ke$ha laufen, aber dennoch passt es sicherlich, mit viel Kreativität, als Themesong - kriegen wir hin! Im Folgenden möchte ich dir allerdings mehrere Ansätze bieten, welche mir bei diesem Werk gekommen sind und dazu einige Sachen nennen. Übrigens bin ich leider unfähig Kritik zu äußern bei diesem Drabble, nur damit du vorgewarnt bist, dass jetzt Interpretationen folgen und keine herzzerreißenden Kritiken. Dennoch hast du auch um Eindrücke/Interpretationen/Gedankengänge gebeten und deshalb brauche ich mich auch nicht zu rechtfertigen, denke ich (nicht schlagen bitte). :S
    Das es um den Herbst geht, kommt durchaus deutlich heraus und der annähernde Winter spricht ja ebenfalls dafür. Die erste Interpretation fokussiert sich auf das Naheliegende, nämlich um einen „Drachen“ aus Papier (?) oder ähnlichen Materialien. Kann mich nicht erinnern, dass ich einen steigen hab lassen damals. Kunst und Handwerk sind nicht ganz meine Gebiete gewesen und wenn man etwas Gezeichnetes von mir sehen würde, dann würde ich sicherlich gekickt werden (Abschweifung: Erledigt). Zurück zum Wesentlichen: Die erste „Eingebung“ hierzu, welche sich in meinen Gedanken manifestiert hatte.
    Hier erhofft sich ein Mensch (oder ein Tier), fliegen zu können und beschreibt die Vorzüge des Drachens. Das „Element Wind“ steht in vielerlei Hinsicht auch für die Freiheit, Ruhe und dass man ungebunden ist. Herbst als solches bringt meistens Veränderung in der Natur, viel Regen und Wind. Gleiten lassen wie ein Drachen, so stellt man sich dieses vor. Mir fällt gerade auf, dass hier auch ein Gefangener reden könnte, der seiner Freiheit beraubt wurde und nun sehnsüchtig wartet. Erinnert mich an die Romantik. Das Motiv der Sehnsucht haben wir immer wieder besprochen und leider zu oft aufgegriffen, statt sich an anderen Merkmalen/Epochen mal zu orientieren, aber naja, will ja jetzt nicht jammern. Der Gefangene könnte zu Recht oder Unrecht verurteilt wurden sein, und träumt jetzt von dem Leben eines Drachen. Einmal den Wind spüren oder einmal die schönen Dinge des Lebens wieder entdecken. Vielleicht vermisst er die Familie? Könnte sich auch um die Vorstellung eines Kindes drehen, welches den Drachen steigen lässt, wie auf dem Foto zu sehen ist, und jetzt in den Tagträumen versinkt. Irgendwie muss ich bei dir immer an eine „Träumerin“ denken, bitte entschuldige, auch wenn es etwas Positives ist, finde ich. Jetzt mal an dem Bild orientiert, es scheint ja ein dunkelhäutiges Kind zu sein (bitte politisch korrekte Bezeichnung einfügen – ist mir gerade entfallen, sorry). Mir fallen da jetzt haufenweise Sachen ein, die sich auf die momentane Lage in bestimmten Ländern bezieht, und noch andere Gepflogenheiten, aber das würde den Rahmen völlig sprengen und ich schweife schon genug ab.
    Schöne Umschreibungen sind hier auch genommen und man spürt richtig den Wind, wenn man es sich bildlich vorstellt (untermalt vom Bild), und vielleicht auch das Meer im Hintergrund, der Salzwassergeruch in der Nase und einmal die gesamte Welt um sich herum vergessen.


    Zweiter Ansatz folgt natürlich auch.
    Ein Mensch, welcher von einem Wesen träumt, dass ihn/sie begleitet und er möchte ebenfalls so leben. Der Realität entkommen und nur die Vernunft, dass er (oder sie in folgenden Zeilen) zu dieser Welt gehören, hält ihn fest. Somit hält die Vernunft, wie du sie nennst, das rationale Denken, den Menschen in dieser Welt und bindet ihn damit. Dennoch reißt sich dieser hin und wieder hinfort von dieser und möchte einfach Frei sein, nur an die Schnur gebunden und doch spüren, wie ein Drachen (Kunstwerk oder phantasievolles Wesen, ohne Schnur, sogar) festgehalten werden, damit dieser nicht zu weit hinausfliegt (bildlich gesprochen) und immer zurück kommt bzw. überhaupt erst zurück findet. In eine Traumwelt eintauchen, darüber hatte ich mich ja auch ein wenig geäußert und zum Titel passt es auch. Warum auch nicht dahin entfliehen, wenn die Welt einem nichts Interessantes bietet oder nicht so läuft, wie man sie sich erhofft hatte. Manchmal muss man auch abschalten und der Drachen symbolisiert diese Freiheit im Winde. Gebunden und doch kann man sich fallen lassen, im Winde gleiten und gleichzeitig eine gewisse Kontrolle erfahren, die einem Selbstvertrauen respektive Sicherheit auch bietet.


    Hoffentlich habe ich dich jetzt nicht zu sehr verwirrt, aber dann ist das nun mal so. Wirklich ein erneutes, schönes Werk, was du uns hier bietest und viele Möglichkeiten, zum Interpretieren, bietet es ebenfalls. Kann man sich schnell mal verlieren und ertappt sich plötzlich dabei, dass man hier sonst was schreibt, welches die meisten gar nicht interessiert, aber naja. Freue mich jetzt schon auf zukünftige Werke und ich werde dich hier sicherlich noch öfters nerven, haha. Wünsche noch einen schönen Abend.




  • Windesgeflüster


    Habt ihr schon mal einem Windspiel gelauscht? Ich erinnere mich noch daran, wie es klang. Die sanften Melodien erklangen, wurden vom fröhlichen Singsang der Vögel unterstützt, bahnten sich immer ihren Weg durch das Dorf und hallten in den leeren Gassen wider. Es klang wie ein selbsternanntes Orchester; die Melodien tanzten geradezu durch das Dorf und brachten jeden Zuhörer dazu, selbst entzückt mit zu pfeifen. Auch das Blätterrauschen der hohen Baumkronen harmonierte auf wundersame Weise mit den hohen Symphonien. Ich liebte diese Tage, voll bunter Harmonien und Melodien!
    Einst erzählte mir meine Großmutter, der Wind würde so die wundervollsten Geschichten erzählen. Man müsse nur richtig zuhören. Und bei Gott, das tat ich! Jedes Mal, wenn ich die sanften Melodien des Windspieles an der alten Buche auf dem Marktplatz hörte, vernahm ich das Geflüster des Windes. Er war alt und weise - und fast schon träge, wie er immer sprach! Aber die Geschichten waren dafür umso interessanter. Nordwind, Südwind, Ostwind, Westwind – egal, woher er auch kam, immerzu berichtete er von seiner Reise. Was er gesehen und erlebt hatte; wen er kennenlernte und von wem er sich verabschieden musste. Jedes Mal grinste ich vor mich hin, wenn ich ihm lauschte. Manchmal glaubte ich sogar, er würde merken, dass ich ihm zuhörte – denn dann spürte ich einen Lufthauch auf meinem Gesicht und wie er meine Haare durcheinander brachte. Fast so, als würde er meinen Kopf tätscheln.
    Aber es kam auch vor, dass man den Wind nicht verstand. Oder nicht verstehen sollte… immer, wenn es stürmte. Ich mochte jene Tage nicht; sie machten mir Angst. Dort war der Wind kein Freund; er zerrte an den Kräften der Menschen und Tiere, zwang einen dazu, Schutz suchend vor ihm zu fliehen. Ich fragte meine Großmutter dann immer, ob er sauer wäre oder wir ihn verärgert hätten. Aber sie schüttelte zumeist lediglich den Kopf und strich mir behutsam über die Stirn. Damals fühlte ich mich sicher und geborgen, wenn sie das tat.
    Die Zeit wandelte jedoch; nahm mir nach einigen Jahren meine Großmutter und ich musste dabei zusehen, wie sich die Welt um mich herum veränderte. Ich hörte den Wind mit der Zeit immer seltener und wenn, dann sprach er nicht viel. Nur undeutlich und leise. Hätte ich ihn doch nur verstanden. Hätte ich doch nur verstanden, was er mir sagen wollte! Mir, der Windflüsterin.



    ~



    An jenen schicksalhaften Tag in der Vergangenheit schien keine Sonne. Es war bereits seit dem Morgengrauen duster und bewölkt. Es wehte kein Wind; keine Melodien waren zu hören, die die Straßen des Dorfes füllten. Es war beängstigend still; zumindest empfanden so die Dorfbewohner. Am unruhigsten war jedoch eine junge Frau, die verdrossen in den Himmel sah und mit jedem Schritt den sie ging, genau die Umgebung musterte. Als wenn sie etwas erwarten würde. Als wenn sie jemanden erwarten würde, der bei der erst besten Gelegenheit aus einer dunklen Ecke der Gassen sprang und einem etwas antun würde.
    „Du machst mich ganz paranoid. Hör auf so skeptisch dreinzublicken. Es ist ein ganz normaler Tag wie jeder andere auch.“
    Die Angesprochene zuckte kaum merklich zusammen. „Es weht kein Wind.“
    „Ja und?“
    „Das ist nicht normal.“
    „Ach, du bist doch verrückt.“
    Mit diesem kurzem Wortwechsel war das Thema wohl für beendet erklärt worden. Zumindest für jeden außer Fiare. Sie sah noch immer unsicher in den Wolken verhangenen Himmel und ignorierte die spitzen Bemerkungen ihres Freundes. Irgendwas würde passieren, das spürte sie.



    ~



    Mit geschlossenen Augen lag die junge Frau auf einer Bank unter der alten Buche auf dem Marktplatz. Früher war alles anders. Besser, fröhlicher… Fiare wusste nicht, warum oder wie sich das verändern konnte. Sah man heute in die Gesichter der Dorfbewohner, waren sie allesamt ernst und berechnend. Sie gaben nur noch wenig von sich selbst preis, außer sie erzielten dadurch einen Nutzen oder bekamen etwas dafür. Nirgends sah oder hörte man ein erheitertes Lachen oder zwei Menschen, die aufgeregt miteinander sprachen. „Als wenn der Wind alles fortgetragen hätten“, murmelte Fiare in den Himmel. „Komm zurück!“



    ~



    Während sie nach Hause lief; sie war bereits auf dem kleinen Hügel angekommen, von dem sie das gesamte Dorf überblicken konnte, blieb sie unvermittelt stehen und starrte zum Horizont. Das Päckchen mit dem Abendbrot entglitt ihren Händen und fiel zu Boden, vermischte sich mit dem Dreck und Staub des Weges.
    Fiare war nicht im Stande sich zu rühren. Oder zu denken. Nein. Was sie sah, warf sie völlig aus der Bahn, jagte ihr die größte Angst ein, die sie jemals in ihrem Leben gespürt hatte. Die Angst lähmte sie förmlich, untersagte es ihr, irgendetwas zu tun. Nicht mal schreien oder wegsehen konnte sie. Ein Sturm war eine Sache; er war nicht sichtbar. Die Winde zerrten an jedermanns Kraft, aber sie waren verteilt, nicht in einem einzigen Punkt konzentriert. Aber was würde wohl passieren, wenn die geballte Kraft des Himmels ein Zentrum besitzen würde? Wenn sie sich dadurch sichtbar sein würde und alles zerstörte, was im Weg stünde?
    Die Augen der jungen Frau klebten förmlich am Horizont. Der Anblick, der sich ihr anbot, war schrecklich. Die grauen Wolken, waren tiefschwarz geworden. So dunkel, dass man sie für schwarze Wolle halten konnte, wenngleich sie wohl niemals so weich und lieblich sein würden. Inmitten dieser Wolken, wenn sie das überhaupt noch waren!, erkannte man eine riesige Säule, die sich in den Himmel schraubte. Sie verband Himmel und Erde; war ein Bindeglied der sonst so gegeneiligen Ebenen. Um sie herum zuckten Blitze durch den Himmel, untermalten dieses schaurige Bild. Aber das war nicht das Schlimmste. Nein, diese Säule aus manifestiertem Wind bewegte sich. In ihre Richtung und das mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit.
    Ein tiefes Grollen erschütterte den Boden und Fiare zuckte zusammen. Sie wusste, was sie sah und doch wollte sie es nicht glauben. Er hatte sie erhört. Der Wind; er kam ihrer Bitte nach. Er kam zurück. Er brachte das zurück, was er über die Jahre hinweg fortgetragen hatte. Wut, Zorn. All das, was er niemals deutlich geäußert hatte. Wut über die Menschen, die die Erde zerstörten und Mutter Natur ihrem Willen unterordnen wollten. Zorn über sich selbst, nichts unternommen zu haben. Sie hörte die Stimmen der verschiedenen Winde – Norden, Süden, Westen, Osten. Egal, woher sie auch kamen in diesem Moment. Fiare verstand die wüsten und erzürnten Stimmen. Erst leise, aber je näher die zerstörerische Macht kam, umso lauter wurden sie. Doch eine hob sich vom ganzen Lärm ab; eine Stimme war deutlich zu verstehen. Eine so bekannte Stimme, die Fiare vermisst hatte. Sie war gleichzeitige eine Melodie, die einst lieblich gewesen war… nun jedoch lediglich ein Grollen voller Wut.
    Fiares Augen weiteten sich, als sie erkannte, dass die Naturgewalt bereits am Dorfrand angekommen war. Häuser zerbarsten, Bäume knickten weg, Dachziegel flogen durch die Gegend und wurden zu gefährlichen Geschossen. Menschen schrien. Überall waren knackende oder grollende Geräusche zu vernehmen. Aber eine Sache spürte Fiare erst jetzt: den Wind. Bisweilen hatte sie nichts gefühlt, aber jetzt schlug er ihr entgegen und schien sie wegzudrängen. Wegzuschieben von diesem Ort. Sie verlor das Gleichgewicht und stürzte nach hinten, hielt sich die Hände an die Ohren und betete, es möge endlich vorbei sein. Sie fing an zu schreien; schrie im Einklang mit dem Wind. Sie schrie um Vergebung, um Erlösung und um Gnade. Als Antwort bekam sie jedoch nur unangenehme Windböen ab, die mit jeder verstrichenen Sekunde stärker und mächtiger wurden. Als sie mit tränenüberströmen Gesicht in den Himmel blickte, erkannte sie die schwarzen Wolken; sah die Blitze über den Himmel zucken. Sie traute sich nicht, sich aufzusetzen. Wollte nicht sehen, was ihr gegenüber war. Wollte nicht ihr Dorf und die Schneise der Zerstörung sehen.
    Sie wartete. Wartete auf das Zentrum dieser Naturgewalt. Aber es kam nicht. Erst nach Minuten setzte sich Fiare auf. Minuten, die ihr wie eine Ewigkeit vorkamen. Der Anblick der sich ihr dann jedoch bot, brachte sie erneut zum Weinen. Dort wo ihr Dorf sich einst befand, war nichts mehr zu sehen. Nichts, was an ein Dorf erinnern würde. Nur Trümmer, die in einem erstaunlichen Radios verstreut lagen. Auf dem Boden konnte man einen Weg der Zerstörung sehen. Und diese Schneise endete einige Meter vor Fiare. Sie verstand es nicht. Würde es auch nie. Sie würde nie die Frage klären können, wie sie das hat überleben können.


    Seit jeher hatte ich die Stimme des Windes nicht mehr gehört. Niemand würde es jemals wieder.
    Und das Windspiel war verstummt.

  • Hallo Kräme. :)
    Es ist bei Weitem nicht das erste Mal, dass ich hier in deinem Topic vorbeischaue - das übrigens wirklich toll gestaltet ist! - und da ich Zeit habe und du gerade erst ein neues Werk gepostet hast dachte ich mir, dass ich dir mal einen Kommentar da lasse. Das wollte ich eigentlich schon viel früher tun, allerdings bin ich bis jetzt leider nicht dazu gekommen. :S


    ...Windesgeflüster
    Ein geheimnisvoller Titel mit einem wirklich schönen Klang! (Ich liebe Einworttitel. ♥) Zuallererst: der Aufbau deiner Erzählung gefällt mir sehr. Durch die verschiedenen Szene wirkt es übersichtlich und logisch gegliedert. Aber nun zum Inhalt. Der Wind scheint etwas Faszinierendes auf die Menschen auszuüben und manchmal wirkt es tatsächlich so, als wolle er uns etwas sagen. Hier vernimmt die Hauptperson wirklich die Stimme des Windes und lauscht seinen Geschichten. Mir gefällt, wie du den Wind als etwas Reales darstellst, beinahe so, als könnte man ihn anfassen. Du personifizierst ihn und nebenbei gesagt erinnert mich deine Erwähnung von Nord-, Süd-, West-, und Ostwind an die Unendliche Geschichte von Michael Ende. Du zeigst die zwei Seiten des Windes; einmal die sanfte, die einem sacht über das Gesicht streift und die im Windspiel klingt, und die Zerstörerische eines Sturms oder Tornados. Hier stechen vor allem am Ende deine tollen Beschreibungen hervor, die deutlich das Geschehen vor meinem geistigen Auge darstellen. Ich frage mich gerade, womit es zusammenhängt, dass die sanfte Seite des Windes immer mehr verschwindet – so weit, dass die wütende zum Vorschein kommt. Liegt es daran, dass die Großmutter stirbt und somit eine Person verloren geht, die den Wind zu schätzen weiß und die Tatsache, dass er sie vor seiner Kraft verschont? Oder allgemein daran, dass die Bewohner des Ortes sich immer mehr in sich selbst zurückziehen? Beides klingt möglich. Demnach richtet der Wind also seine Wut darüber gegen alle Dorfbewohner außer Fiare, die sich seine Melodie zurückwünscht und ihn auffordert, zurückzukommen, weswegen er sie verschont. Jedenfalls wäre das meine Theorie. Jetzt fällt mir auch ein, dass du den Grund für den Zorn des Windes ja erwähnst, nämlich, dass die Menschen immer unachtsamer mit der Natur umgehen und sie ihrem Willen unterwerfen. Insgesamt gefällt mir deine Kurzgeschichte wirklich sehr! Vor allem, da auch Fantasy mit hineinspielt, schließlich hat Fiare diese besondere Verbindung zum Wind, der beinahe wie ein übersinnliches Wesen dargestellt wird. Auch gefällt mir die Wut, die du in deinem Text behandelst, schließlich vergessen wir wirklich, dass die Welt nicht uns allein gehört, sondern auch allen anderen Lebewesen um uns herum. Wir gehen wirklich zu unachtsam mit der Natur und der Umwelt um... Ebenfalls finde ich es toll, wie du deine eigene Angst in die Geschichte mit einfließen lässt – vielleicht wirken gerade deswegen die Emotionen und Beschreibungen am Ende so wahnsinnig glaubwürdig und ergreifend. (Ich hoffe, dass du selbst nie so etwas hast miterleben müssen...)
    An dieser Stelle war es das von mir, hoffentlich konnte ich dir mit diesem Kommentar eine Freude machen. :) Du siehst mich hier nicht zum letzten Mal, ich werde auf jeden Fall noch öfter in deinem Topic vorbeischauen und kommentieren, wenn ich Zeit habe! Bis dahin alles Liebe. :3


    [size=8]Hier noch ein paar kleinere (Tipp-)Fehler, über die ich beim Lesen gestolpert bin. :)



    Gracidea




  • Die Kunst des Sehens


    [font='Tahoma,Geneva,sans-serif']Normalerweise liebte sie den Winter und sein facettenreiches Aussehen. Den Schnee, der ihren Heimatort durch das wandelnde Klima zwar immer später heimsuchte, aber dennoch in einer solchen Pracht erstrahlen konnte, dass sie es ihm nicht weiter übel nehmen konnte. Die Lebkuchen und Kekse, der Glühwein und das Marzipan konnten auch nicht schnell genug ihren Weg in ihr Haus finden; ja, selbst die Weihnachtsmärkte sollten am besten schon Anfang November öffnen! Sie verliebte sich jedes Mal aufs Neue in diese einmalige Atmosphäre: die unzähligen Lichterketten, die in Kombination mit dem Schnee einfach wundervoll anzusehen waren; einem beim Anblick richtig warm ums Herz wurde. Alles erstrahlte in einem völlig neuen Glanz und selbst die dunkelste Gasse war mit einem mal zu einem wundersamen Ort geworden. Sie liebte diese Lichtspielereien einfach. Von Silvester ganz zu schweigen! Dort waren die ganzen bunten Farben am tiefschwarzen Nachthimmel noch um ein vielfaches kräftiger und einzigartiger. Wenn man dabei dann aber auch noch den Geschmack eines guten Glühweins auf der Zunge genießen konnte, dann war dies einfach der perfekte Moment in ihren Augen. Die schönste Zeit des Jahres! Etwas, was sie niemals vermissen wollen würde...
    Vin wandte sich vom Fenster ab. Draußen schneite es wahrscheinlich. Und wahrscheinlich spielten die Nachbarskinder wieder vergnügt auf dem Hof, bauten Schneemänner, bewarfen sich mit Schneebällen und ... hatten Spaß. Sie genossen den Winter so, wie man es für gewöhnlich tat. Man begrüßte die erste weiße Pracht des Jahres mit einem Lachen im Gesicht und schmiss dem Nebenmann im gleichen Moment eine Ladung ins Gesicht. Der Schnee kam dieses Jahr allerdings erst recht spät; es war fast Weihnachten! Um genau zu sein: der 22 Dezember. Ergo genau die Zeit, in der die meisten Menschen loszogen, um noch ein geeignetes Geschenk zu bekommen.
    Vin schnaubte verächtlich. Sie wollte sich gar nicht erst ausmalen, was man ihr dieses Jahr wieder für eine... Freude bereiten würde.
    »Vin, meine Liebe!« Das Geräusch von Schuhen war im Flur zu hören. »Du hast Besuch!« Vins Laune befand sich am Gefrierpunkt.
    Gar nicht erst darauf eingehend, verschränkte das Mädchen die Arme vor der Brust und wartete. Es blieb ihr ohnehin nicht viel mehr übrig, als sich ihrem Schicksal zu fügen. Das hatte sie vor zwei Jahren bitter lernen müssen.
    »Hey, Vin.« Diese Stimme kannte die Angesprochene sogar. Es war zu ihrem eigenen Erstaunen Nadja, ihre selbst ernannte beste Freundin.
    »Ich hab Nadja zufällig beim Einkaufen getroffen.« Vins Mutter plapperte munter drauf los, während sie in das Wohnzimmer kam. »Und da ihr Beiden euch ja eine Weile nicht gesehen habt, dachte ich mir, dass ich sie zum Essen einlade.«
    »Mhm«, erwiderte Vin schlicht. Einzig darauf aus, ihrer Mutter zu signalisieren, dass sie verstanden hatte. Dann wandte sich Vin auch schon wieder ab. Es war ihr schlichtweg egal, ob nun noch eine weitere Person mit aß oder nicht. Es machte sowieso keinen Unterschied. Dass sie Nadja noch nicht einmal begrüßt hatte, interessierte die 19 Jährige ebenso wenig. Sie hatte immerhin nicht danach gefragt, besucht zu werden.
    »Alles klar soweit?« Vin spürte, wie sich jemand neben sie setzte. Sie war erstaunt, dass nicht die allgegenwertige Frage nach dem Befinden gestellt wurde. Aber wahrscheinlich dachten ihre Mitmenschen irgendwo dann doch mal daran, dass sie niemals mit "Mir geht es super, danke der Nachfrage" auf "Wie geht es dir?" antworten würde. Vin schnaubte erneut.
    »Ja, passt alles«, erwiderte sie monoton und drehte sich in die Richtung, wo sie Nadja vermutete - direkt neben sich. »Bei dir?«
    »Klausurenphase ist aktuell etwas nervig und anstrengend - oder war nervig. Heute haben ja die Ferien begonnen.«
    Ferien... stimmt, da war etwas gewesen. Wobei es kaum zu überhören war, dank des Radios. Egal auf welchen Sender man auch schaltete: aktuell sprach alle Welt von Weihnachten, den kommenden Feiertagen und natürlich von den heute startenden Schulferien. Zu schade, dass es Vin nicht interessierte, worüber alle Welt sprach. Immerhin brachten ihr weder die Schulferien etwas, noch benötigte sie Weihnachten als das obligatorische Fest "der Liebe". Sie war froh, wenn der ganze Quatsch endlich vorbei war.
    »Sagt mal«, Vins Mutter erschien in der Tür, »wollt ihr nicht noch etwas raus gehen? Heute ist schönes Wetter und dazu kann man den ersten Schnee genießen!«
    »Nein«, hielt ihre Tochter augenblicklich dagegen. Nadja schaute sie lediglich von der Seite an; ein trauriger und wissender Ausdruck lag in ihrem Gesicht.
    »Ach, Süße. Ein bisschen frische Luft tut dir sicher auch mal ganz gut. Außerdem hast du ja Nadja, die ein wenig auf dich aufpasst.«
    »Ich brauche niemanden, der auf mich aufpasst!«, schnappte sie zurück. »Und ich brauche auch nicht in die schöne, große, weite Welt hinaus gehen! Es gibt da für mich nichts mehr zu sehen!« Vins Stimme war etwas lauter geworden und sie klang regelrecht frostig.
    Ihre Mutter verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Nadja Hilfe suchend an. Sie drang einfach nicht mehr zu ihrer Tochter durch, seit sie den Unfall vor zwei Jahren gehabt hatte. Nicht einmal ihre ehemals beste Freundin wusste sich zu helfen, da Vin ihr gegenüber distanziert blieb. Die früheren Weihnachtsmarktbesuche und das Rumtollen im Schnee waren Geschichte. Sie würde wohl auch nie wieder auch nur in die Nähe eines solchen Marktes gehen. Nadja verstand es ja teilweise... aber sich so von der Welt zurückziehen? Das konnte doch auf Dauer gar nicht gut tun... eben jenes Resultat saß mit grimmigem Gesicht aktuell neben ihr, wehrte jegliche Versuche ihrer Mutter ab und weigerte sich kontinuierlich einen Fuß vor die Tür zu setzen. Es gibt da für mich nichts mehr zu sehen! Nadja dachte über diesen Satz nach; ihre Stirn zog sich dabei etwas zusammen. Vin liebte einst den Winter, das wusste ihre Freundin. Ebenso wusste sie, wie sehr sich Vin jedes Jahr auf die vielen bunten Lichter freute, die die Straßen verschönerten und in allen erdenklichen Farben leuchteten. Es musste an ihnen liegen...
    Und dann kam Nadja eine Idee!


    Etwa 20 Minuten später liefen die beiden Freundinnen Richtung Park. Es war Nadja nach wie vor ein Rätsel, wie sie Vin letztendlich doch überzeugen konnte. Vin hingegen war es schleierhaft, wie sie zustimmen und diese Prozedur nun über sich ergehen lassen konnte.
    »Sei nicht so skeptisch und lach lieber mal«, Nadja drehte sich zu ihrer Freundin und stupste sie leicht an.
    Vins Miene wurde zu einem dünnen Strich. Lachen. Etwas, was sie schon lange nicht mehr getan hatte. Aber sie verspürte weder die Lust dazu, noch besaß sie einen Grund dafür. Mal davon abgesehen verstand ohnehin niemand, wie es ihr ging. Wie auch? Schließlich lebten sie nicht Tag für Tag in ewiger Finsternis. Nie enden wollende Dunkelheit, die einen einfach niemals verlassen würde. Sie würde nicht mehr in der Lage sein, noch ein einziges Mal die hellen Lichterketten zu sehen, die die Straße schmückten. Sie würde nie wieder in das Gesicht ihrer Mutter oder ihres Vaters sehen können. Farben waren bedeutungslos für sie. Tag und Nacht spielten keine Rolle mehr. Das einzige was sie sah, war schwarz! Nur schwarz! Nichts weiter und das würde sich nicht mehr ändern. Vin war blind und würde es für den Rest ihres Lebens auch bleiben! Sie schob Nadja von sich weg. Bis eben waren sie eingeharkt durch die Straßen gelaufen, sodass Vin etwas mehr Halt gegeben wurde. Aber das wurde ihr nun zu viel. Sie wollte nicht. Sie wollte einfach nur noch nach Hause. Wieso hatte sie sich überreden lassen? Warum war sie nach draußen gekommen, wenn es ohnehin nichts gab, was sie sehen konnte? Nicht einmal den Schnee unter ihren Füßen nahm Vin richtig wahr.
    »Hey...« Nadja blieb vor ihre Freundin stehen. Keine Antwort. »Hör mal, Vin«, keine Reaktion, »ich weiß, dass es für dich schwer ist. Aber du bist nicht allein.«
    Vin drehte ihren Kopf weg. »Steht er dort?« Überrascht über den plötzlichen Themenwechsel hielt Nadja inne. »Steht... der Baum dort? So wie jedes Jahr?«
    »Ja«, erwiderte Nadja leise, »tut er.«
    Vin ließ ihren Kopf sinken.
    »Komm«, Nadja ergriff den Arm von Vin und zog sie behutsam mit sich. »Weißt du…«, flüsterte sie nach einer Weile leise, »auch wenn du die Dinge nicht sehen kannst«, sie führte die Hand Vins nach vorn, »sie existieren trotzdem. Und so lange du dich an sie erinnern kannst, wirst du sie auch immer sehen können.«
    Als Vin das stachlige Etwas unter ihren Fingerkuppen spüren konnte, rannen ihr einige Tränen über die Wangen. Bilder der Vergangenheit schossen in ihr Gedächtnis. Die endlosen Lichtspielerein in den Straßen und der Schnee. Die vielen Geschenke unter dem Weihnachtsbaum, die Millionen Farbkombinationen von den Raketen zu Silvester… einfach alles, was sie mit dem Winter verband, sah Vin auf einmal vor sich. Die Dunkelheit um sie herum lichtete sich und dann sah sie sie in ihrer gesamten Schönheit vor sich stehen: die riesige Tanne; geschmückt mit den farbenfrohsten Weihnachtskugeln, die es gab, und den hellsten Lichterketten, die man sich nur vorstellen konnte.
    Normalerweise weinte Vin nicht, aber sie hatte noch nie etwas Schöneres gesehen.

  • Hallo Liz,


    Ich hab mir mal deine neueste Geschichte durchgelesen und war bei dem Ende erst einmal etwas verwirrt, woher plötzlich der Baum kommt, da sie beide gerade noch am Spazieren waren. Du hast die Geschichte eigentlich ziemlich interessant aufgebaut, da man lange nicht merkt, warum Vin eigentlich so desinteressiert ist und glaubt, dass es wahrscheinlich draußen schneit. Diese vielen, für uns natürlichen Gesten haben genau diese eine Sache verschleiert und haben auch zu der Verwirrung mit der Tanne geführt. Bis ich dann gemerkt habe, dass sie gar nichts sehen kann, weil sie blind ist. Ein kurzer Blick noch einmal über den Text - ja, die Stellen, die es eigentlich verraten, sind kursiv. Das macht sie auch so besonders, weil man das als Leser zu Beginn gar nicht erwartet und dann recht überraschend kommt. Geschickt spielst du mit der Tatsache, dass ich mich als Leser unwissend gefühlt habe und das macht die Geschichte besonders und im Nachhinein erinnerungswürdig und toll. Zu schade, dass ihr sie im Wettbewerb nicht vorlesen konntet, aber vielleicht könnt ihr das ja später noch einmal nachholen?
    Eine kleine Sache möchte ich aber trotzdem erwähnen, was die Schlussszene angeht: Die Atmosphäre vor der Berührung. Es fehlt das Rundherum, da der Baum sicher in einer belebten Gegend steht und daher auch andere Eindrücke in der Luft liegen als nur der Baum. Ich weiß nicht, ob die vorher erwähnten Weihnachtsmärkte dazugehören, allerdings wäre das schon eine mögliche Quelle dafür gewesen. Nur kurz erwähnt, da das aus meiner Sicht etwas gefehlt hat.


    In dem Sinne: Wir lesen uns bestimmt wieder. Bis dahin!


    ~Rusalka




  • Mitternachtsmelodien



    Schwerelos tänzelt sie über den Boden. Die Augen geschlossen, ein liebliches Lächeln auf den Lippen. Gemeinsam mit der Musik dreht sie ihre Pirouetten. Selten war sie so glücklich. Gaben ihr diese Melodien doch das Gefühl, frei zu sein. Wenngleich nur für diese eine Nacht. Das leise Gemurmel der Leute drang nicht zu ihr durch; zu sehr war sie damit beschäftigt, dieses Fest zu genießen. Diese Glückseligkeit konnte ihr keiner nehmen, niemals. Ihre Augen öffneten sich langsam. Sie besah sich ihrer bunten Umgebung; all die Farben und Lichter waren so wunderschön. So viel lieblicher als das triste Grau des Alltags.

  • Hallo Kräme, jetzt bekommst du einen langen Text, der frei aus meiner Interpretationsfabrik entstanden ist – also keine Garantie und für Schäden hafte ich auch nicht! Du hast nach Interpretation gerufen und hier komme ich zu deiner Rettung! Keine Sorge, der Feedbackkette widme ich mich heute oder morgen auch noch. ^-^
    Natürlich widme ich mich egoistischer Weise deinem neusten Werk, ich hoffe, dass es in Ordnung für dich ist, haha.


    Auf zum Drabble! Der Titel; omg. Der Klang von „Mitternachtsmelodien“ ist halt wirklich wunderschön und man kann ihn sich richtig auf der Zunge zergehen lassen (Nein, ich habe nicht kurz Mitternachtsmelonen gelesen!). Passt natürlich umso besser zu dem Text, indem du nicht nur die Musik aktiv erwähnst, sondern auch gefühlt in jeder Zeile eine gewisse Melodie vermittelst. Wir haben Gemurmel, Melodie der Freiheit, den Klang der scheinbar bunten Farben, die einen tollen Kontrast zu deiner letzten Zeile geben; dem grauen Alltag. Ich bin mir sicher, dass wir beide die Normalität, den Alltag und alles, was damit zu tun hat, einfach nicht leiden können, haha. Tatsächlich hatte ich, aufgrund des Wortes „Pirouetten“ (danke Autokorrektur, das hätte ich sonst nie schreiben können, lol), die ganze Zeit eine eher ruhige und melancholisch wirkende Musik im Kopf. Hab einfach mal etwas Ruhigeres auf meiner Playlist angemacht, damit es passt. x)
    Jetzt muss ich erst einmal fragen, soll es traurig machen? Ich fand es nämlich irgendwie bestärkend, als würde die Protagonistin aus dem Kreislauf ausbrechen, in dieser einen Nacht, und einfach glücklich sein. Tausende Stunden des traurigen Alltags, die sie einfach abwäscht und in dieser einen Nacht…ja, sie ist einfach frei; wie du es absolut passend beschreibst.


    Kommen wir einfach mal zu meiner Interpretation, damit mein Auftrag erfüllt ist! Ich schweife sicherlich noch häufiger ab, das tut mir dann leid, aber du kennst mich ja.
    Da du eine Nacht erwähnst, die heraussticht, habe ich einfach mal ausgeschlossen, dass es sich um einen Traum handelt oder eine Protagonistin, die in eine Traumwelt eintaucht, die aufgrund der Musik entstanden ist.
    Also am ehesten ist mir der Gedanke gekommen, dass sie möglicherweise in einer anderen Welt gefangen ist oder – am stärksten in meinen Gedanken zumindest – sie ist bereits gestorben. Vielleicht ist sie nur fähig dazu, einmal frei zu sein, wenn diese Stunde der Mitternacht schlägt und sie aus dem tristen Alltag der Toten rauskommt, um trotz Tod die Lebendigkeit zu spüren. Sozusagen ist ihr Alltag als Geist (?) nur grau, aber wenn die Musik der Mitternacht, an einem bestimmten Datum im Jahr, Jahrzehnt oder Jahrhundert (?) ertönt, dann entsteht ihre Traumwelt. Die einzige, die von den Geistern heraussticht, weil eine Musik ertönt. Oh, jetzt kommt mir gerade eine Idee. Vielleicht, wegen des Tanzes und der Pirouetten (danke Autokorrektur, lol), ertönt eine Spieluhr. Eine verstorbene Ballerina (?) hört diese eine Melodie, die sie zum Tanzen brachte und endlich kommt sie zurück, um zu dem Lied zu tanzen, dass sie als Kind immer beschützt hat und in die Traumwelten führte – endlich frei sein, endlich diese Melodie hören. Frag mich nicht, wieso ich drauf komme. Vielleicht, weil du den Tod in den unterschiedlichsten Lagen darstellen kannst, er dich fasziniert und du gerne mit der Dynamik spielst, die dieses Thema bietet. Jetzt weißt du immerhin, welche Melodie dein Drabble für mich erschaffen hat und dankbar bin ich dir natürlich auch dafür. Tatsächlich lief jetzt, vollkommen automatisch, ruhige Musik (mehrere Lieder) im Hintergrund. Scheint so, als hätte meine Musik dein Werk verstanden. Für mich wird es immer ein gewisses Bild der glücklichen Tänzerin sein, die eine Nacht ausbricht, frei ist und die Melodien der Freiheit spürt, während die anderen eifersüchtig gaffen und letztendlich nie die Farben sehen, die sie in diesen Stunden spürt. Wahrscheinlich habe ich jetzt völlig dran vorbei gedacht, aber du weißt ja, wie schwer es eigentlich ist, sich in die Welt eines anderen Autors reinzuversetzen.


    Ich muss dir nicht sagen, dass du ganz genau weißt, wie man in den begrenzten Worten eines Drabbles, eine ganze Welt aufbauen kann. Ich bedanke mich für diese kleine Reise. Kritik? Bei Drabbles so schwer. Das Wort „besah“ klang für mich nicht ganz so melodisch wie die anderen, aber mir fällt nicht einmal ein Besseres im Moment ein und es ist höchstens eine minimale Kleinigkeit, von daher. Groß weiter loben brauche ich ja nicht, da du weißt, was ich über deine Drabbles denke – einfach ein wirklich schönes, klangvolles Werk. ♥





  • Vergessen


    Sie erinnerte sich noch ganz genau an das Gefühl der eisigen Kälte Himmelrands. An die schneeweiße Pracht, die sich nach und nach über das Land ausbreitete. An den heulenden Wind, der ihr entgegen schlug, wenn sie einen Abhang erklomm. Das wärmende Gefühl des Feuers im Kamin, wenn sie das Haus betrat; das angenehme Kribbeln in den Wangen, wenn sie die Winterluft verabschiedet hatte. Aber je mehr Zeit verging, desto mehr verblassten ihre Erinnerungen. Wie schmeckte Süßkuchen? Wie war die Augenfarbe ihrer Mutter? Wie hieß der Dorfschmied am Ende der Straße? Kleinigkeiten, die damals so selbstverständlich waren, entzogen sich ihrem Wissen. So, als wenn es sie nie gegeben hätte. Als hätten sie nie existiert; als wäre es nur ein Streich ihrer Gedanken. Fast schon krampfhaft klammerte sich Lyr an das was ihr geblieben war – und das waren nichts als Erinnerungen an eine Zeit, die schon so weit zurück lag, dass sie nicht umhin kam, sich manchmal zu fragen, ob es wirklich passiert war. Ob sie wirklich dort war. Ob sie wirklich gelebt hatte.
    Ein Geräusch in ihrer unmittelbaren Nähe ließ sie aus ihren Gedanken aufschrecken. Zwei betrunkene Männer grölten vor Lachen, als sie ihren umgekippten Kumpanen betrachteten und erhielten die uneingeschränkte Aufmerksamkeit aller in Hörweite befindlichen Wesen. Allerdings war das nichts Neues, nichts Ungewohntes für Lyr. Ohne wirklich auf die Beiden zu achten lief sie weiter. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass sie stehen geblieben war - umso erpichter war sie nun, weiter voran zu kommen. Wenngleich es keinen wirklichen Unterschied machen würde, wohin sie ging; das tat es nie. Aber es war in ihren Augen wesentlich besser, als unnötig lange in der Gegenwart von Betrunkenen zu verweilen. Ohnehin hingen ihr diese Art von Festen bereits zum Halse heraus. Zwar schätzte sie die Gastfreundschaft des Fürsten, konnte dieser Art von Zeitvertreib dennoch nichts abgewinnen. Lediglich die Tatsache, dass sie für ein paar wenige Augenblicke für sich allein sein konnte, ohne dass irgendjemand etwas von ihr wollte, genoss Lyr sehr. Demzufolge war es ihr schleierhaft, wie Normalsterbliche freiwillig hier sein konnten - oder gar wollten! Seufzend fuhr sie sich über das Gesicht. Sie wünschte sie wäre nicht dort. Sie wünschte, sie… - wünschen… Lyr hielt inne und ihre Miene verhärtete sich. Beinahe hätte sie über die Ironie ihrer Gedanken aufgelacht. Sich selbst ausgelacht für diese Art von Dummheit. Hatte sie nicht bereits zur Genüge festgestellt, dass sie sich nie wieder etwas wünschen würde?
    „Was machst du eigentlich schon wieder hier?“
    Sie zuckte zusammen. Lyr war es zwar gewohnt, dass sie niemals wirklich allein war, doch mit dem plötzlichen Auftauchen Sanguins hatte sie nun nicht gerechnet. Dabei kam es gar nicht mal selten vor, dass sie sich mit ihm unterhielt. Seine Anwesenheit hätte sie aber eigentlich dennoch bemerken müssen.
    „Einen Spaziergang?“, erwiderte die junge Frau, nachdem sie sich einigermaßen gesammelt hatte. „Das wird ja wohl noch erlaubt sein.“
    „Schätzchen, du solltest wissen, dass es hier so gut wie keine Regeln gibt.“
    „Das war auch eher Sarkasmus“, murmelte Lyr und unterdrückte den Drang zu seufzen. Sie beschwerte sich schon gar nicht mehr über ihre Kosenamen. Schätzchen war noch relativ tragbar im Gegensatz zu Prinzessin, Engelchen oder die allseits beliebte Betitelung Süße, was bei Einigen sogar eher nach einer Beleidigung klang. Sie war schon mehr als froh, dass sie zumindest dem Wahngott abgewöhnt hatte, sie als Käsetörtchen zu betiteln...
    „Allein?“, hinterfragte Sanguine interessiert.
    Lyr schaute sich um, machte eine einladende Handbewegung und sah den Daedra mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sollte nicht wieder irgendjemand auf die urkomische Idee gekommen sein, mir aufzulauern… bin ich aktuell allein, ja.“
    „Also bitte, das war doch amüsant!“
    „Oh ja! Absolut amüsant, wenn man von Hircine durch die Gegend gejagt wird“, kommentierte sie trocken. Über die Jahre hinweg, hatte Lyr die anfängliche Angst und den überdimensionalen Respekt gegenüber den Daedra, im Speziellen gegenüber den Daedrafürsten, verloren. Sanguine war sogar einer der Ersten, dem sie ihre Meinung gegeigt hatte, als jener ihr mal tierisch auf die Nerven gegangen war. Denn ja: Daedra konnten unglaublich nervig sein, wenn sie sich langweilten. Davon konnte Lyr mittlerweile ein Lied singen; sie war ohnehin Beschäftigungstherapie Nummer Eins bei den Meisten. Sehr zu ihrem Leidwesen.
    „Immer wieder schön, deinen Sarkasmus begrüßen zu dürfen.“ Ihr Gegenüber legte kaum merklich den Kopf schief. Und würde sie es nicht besser wissen, könnte man glatt denken, Sanguine würde seine Äußerung nicht ernst meinen. Doch das tat er. Er hatte in der Tat seinen Spaß daran, Lyr so lange vollzuquatschen, bis sie ihm lediglich nur noch sarkastische Bemerkungen um die Ohren feuerte. Das war nämlich die einzige Art und Weise, diese Frau noch aus der Reserve zu locken. Für gewöhnlich strafte sie ihre Umgebung nämlich mit eisigem Schweigen. Dabei war Lyr so viel lustiger und offener, wenn sie wütend war! Zumindest empfand das Sanguine so. Er kannte sie nun auch schon ein paar Jährchen und er wusste, warum sie so verbittert und frostig ihnen gegenüber war. Ihnen, den Daedra.
    „Wünsche sind nie klug“, meinte er daher plötzlich und vollkommen ohne Zusammenhang, „aber das ist sogar das Gute an ihnen.“
    Für den Moment sah Lyr ihn einfach nur an. Dachte über die Worte nach, versuchte zu verstehen, wie Sanguine nun darauf kam. Als es ihr langsam dämmerte, worauf er anspielte, wandte sie sich von ihm ab. „Ich erkenne nichts Gutes. Rein gar nichts.“
    „Deine Melancholie ist ja kaum auszuhalten. Wie wäre es-“
    „Denk nicht einmal dran, Sanguine. Meine Antwort lautet Nein.“ Lyr ließ ihn gar nicht erst ausreden. Sie wusste wohin das führen würde. Dafür kannte sie den Daedra zu gut. Und das Letzte, worauf sie nun Lust hatte, war der Konsum von Alkohol.
    „Du weißt doch überhaupt nicht, was ich vorschlagen wollte …“, murmelte Sanguine kaum hörbar. Man könnte fast schon meinen, er klang gekränkt. Aber auch nur fast. „Man kann es ja nicht mit ansehen, wie zurückgezogen und gelangweilt du vor dich hin vegetierst.“
    „Bedank dich bei Clavicus.“
    Sanguine verschränkte die Arme vor der Brust. „Jetzt geht das schon wieder los.“
    „Was erwartest du – oder ihr - denn von mir? Das ich Luftsprünge mache?!“ Lyr drehte sich mit ernster Miene wieder zum Daedrafürsten um.
    „Du benimmst dich wie ein eingeschnappter Mensch, der nicht das bekommen hat, was er wollte. Aber genau das hast du. Also reiß dich mal wieder etwas zusammen, Lyr.“
    „Falls ich dich daran erinnern dürfte, bin ich ein Mensch“, erwiderte sie bitter.
    „Du warst“, korrigierte Sanguine sie mit einem gemeinen Grinsen.
    „Danke, für die … Erinnerung.“

    ~

    Vor 499 Äonen.


    Sie konnte nicht mehr. Sowohl im übertragenen auch als im körperlichen Sinne. Geschafft plumpste Lyr auf den Boden. Bei dieser ruckartigen Bewegung rutschte der übergeworfene Mantel von ihren Schultern und landete auf dem staubigen Boden zu ihren Füßen. Angestrengt schloss sie ihre Augen, während sie sich gegen den kühlen Stein in ihrem Rücken lehnte. Wenn ihr nicht bald eine Lösung einfiel, so würde ihr Leben endgültig aus den Fugen geraten. Nicht nur, dass sie sowieso schon Schwierigkeiten hatte, sich einigermaßen über Wasser zu halten, nein, auch die Tatsache, dass ihre Mutter ihr schon seit geraumer Zeit mit etwaigen Hochzeitsplanungen in den Ohren lag, taten ihr Übriges. Lyr konnte aktuell keinen Mann an ihrer Seite gebrauchen… - obwohl, ihre Zukunft wäre gesichert und sie würde sich nicht durchkämpfen müssen, hätte Ansehen... Sie schüttelte den Kopf, um die Gedanken daran zu verscheuchen. Nein, sie würde nicht aus materiellen Gründen heiraten und weil ihre Mutter es so wollte; das hatte sie sich als kleines Mädchen geschworen. Wenngleich es altmodisch (und in ihrer aktuellen Situation äußerst dumm) war, so wollte sie den Mann heiraten, den sie liebte. Da es diesen bisher allerdings noch nicht gab… erübrigte sich dieses Vorhaben. Und damit ein einfaches Leben.
    Seufzend strich sich Lyr einmal über das Gesicht und öffnete wieder ihre Augen. Wirklich wissen, warum sie immer hier her kam, wenn ihr alles über den Kopf wuchs, tat sie nicht. Es war wohl einfach die angenehme Ruhe und das mystische Ambiente, welche dieser Ort versprühte. Es dauerte aber auch seine Zeit, bis Lyr hinter das eigentliche Geheimnis dieser Höhle kam – daedrische Schreine waren zwar bei Weitem keine Seltenheit in Tamriel, aber letztendlich wirklich einen zu sehen, grenzte an pures Glück. Oder Pech, je nach dem. Generell gehörte die junge Nord aber nicht zu den Menschen, die sonderlich viel mit diesen Wesen am Hut hatte. Hatte. Lyr war sich zwar nicht sicher, was es genau mit der Stimme auf sich hatte, die sie manchmal hörte, wenn sie hier war, doch selbst ihr beschränkter Menschenverstand war sich darüber im Klaren, dass dies keine Normalität sein konnte. Es war dennoch wie verhext: sollte sie mit dem Vorhaben hergekommen sein, bewusst mit der ominösen Stimme reden zu wollen, wurde sie scheinbar eiskalt ignoriert. Wenn sie herkam, um ihre Ruhe zu haben, schien sich die Stimme allerdings köstlich darüber zu amüsieren, ihr auf die Nerven zu gehen. Wobei… an und für sich konnte man sich schon gut mit ihm (Lyr tippte darauf, dass – wer auch immer es war – männlich war nach dem Klang der Stimme) unterhalten, wenngleich es nicht mehr als drei Sätze waren. Es war nur… recht schwer von Zeit zu Zeit, da sie manchmal nicht ganz verstand, von was er sprach.
    Sie stand nach längerem Überlegen auf. Ob er heute mit ihr sprechen würde? Es wäre ihr nur recht; jemand, der sie auf andere Gedanken bringen würde, wäre ein Segen der Neun. Die Ironie dieser Hoffnung beschränkte sich allerdings darauf, dass sämtliche „Neun“ nun wahrscheinlich ihren Kopf gegen eine heilige Wand hauten, wenn sie dem Menschlein zusehen würden. Es kam immerhin recht selten vor, dass man es als ihren Segen bezeichnete, wenn man mit einem Daedra – ihrem selbsternannten Gegenteil - verkehrte. Aber das würde Lyr wohl noch früh genug herausfinden.
    Sie näherte sich fast schon schleichend der Statue. Beim näheren Betrachten erinnerte sie einen an einen recht jungen Mann mit einem Hund an der Seite. Zugegeben, die sich nach hinten biegenden Hörner am Kopf der Person waren dann doch das erste Anzeichen dafür, dass man sich fragen sollte, ob man nicht doch lieber das Weite suchen wollte. Mit schief gelegtem Kopf schaute Lyr unschlüssig zu den in Stein gemeißelten Mann auf. Ob man ihn überhaupt als solchen bezeichnen konnte? Immerhin besaßen Daedra – laut dem Wissen der jungen Nord – eigentlich kein Geschlecht und menschliche Adjektive passten auch eher weniger zu ihnen. Das war es dann aber auch schon mit ihrem fachfundierten Wissen über die Daedra. Wissen, wer genau das eigentlich vor ihr war, tat sie nicht. Ebenso wenig wusste sie, wie man einen der ihren dazu brachte, gezielt mit ihr zu sprechen. Bekanntlich tat er, der Stein vor ihr, das ja sowieso nicht; zumindest wenn sie danach ging, was sie bisher von ihm mitbekommen hatte.
    „Hallo?“ Ihre Stimme zeugte davon, dass sie nicht sonderlich überzeugt von sich selbst war. Aber wie sollte man jemanden wie ihn ansprechen? Sie wusste es ja nicht. Bisher hatte sie es immer mit einem einfachen Hallo versucht, ebenso, wie man für gewöhnlich jemanden begrüßte. Zwar passte weder das gewöhnlich, noch das begrüßen sonderlich in diese Situation (der Fürst war sich nämlich sehr wohl darüber im Klaren was das Menschenweib da gerade versuchte - allerdings empfand er es schlichtweg amüsanter, sie weiterhin einfach nur stumm zu beobachten), aber Lyr fiel auf die Schnelle nichts Besseres ein und sie ging sowieso nicht davon aus, dass er mit ihr sprechen würde. Nach fünf Minuten des Wartens seufzte sie also lediglich, setzte sich auf die kleine Erhebung direkt zu Füßen der Statue und lehnte sich an ihr an.


    Der daedrische Fürst zog eine Augenbraue hoch. Das war ja so langweilig! Wieso kam sie nicht auf lustigere Ideen, wenn sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu erhaschen? Er hielt kurz inne. Sie hatte seine Aufmerksamkeit bereits. Er schnaubte. Zumindest könnte sie sich mehr Mühe machen, ihn dazu zu bringen, sich mit ihr zu unterhalten. So schwer war das nun echt nicht, da er sich ohnehin dauerlangweilte. Er verlangte ja nicht einmal irgendein Opferritual, wie ein geköpftes Tier… nein, das war dann doch eher Hircines Kaliber und nicht seines. Aber ein bisschen mehr Fantasie war ja nicht zu viel verlangt, oder? Da verging ihm glatt die Lust, sich weiter mit diesem Menschen zu befassen. Eventuell könnte er Sanguine einen Besuch abstatten, der wusste immerhin, wie man sich-
    Abrupt hielt Clavicus Vile inne. Ein diabolisches Grinsen zeichnete sich auf seinen Gesichtszügen ab. Das Menschlein, welchem er nur noch mit halben Ohr zuhörte, hatte doch tatsächlich etwas von wünschen erwähnt. Wie passend, dass er der daedrische Fürst der Wünsche war! Und der Tricks, aber das musste die Kleine ja nicht wissen. Der Besuch seines Freundes wurde nach hinten verschoben. Clavicus hatte eine viel bessere Idee bekommen…


    Lyr hatte angefangen sich einfach mit dem Stein zu unterhalten. Sie konnte nicht wissen, dass ihr die ganze Zeit über zugehört wurde. Und das die Äußerung „Ich wünschte, dass ich mir nie wieder Sorgen um mein Überleben machen müsste.“ ihr Schicksal besiegelt hatte. Umso größer war also der Schreck, als sie urplötzlich die Stimme des Daedra hörte.
    „Wünschen, hm? Wie praktisch, dass du dich an mich wendest.“ Wie von einem Skeeva gebissen sprang Lyr auf und drehte sich zur Statue um. Wirklich wissen, was sie sagen oder tun sollte, tat Lyr nicht. Zunächst sah sie sich in der Höhle um; ob sie überhaupt allein war? Sicher sein konnte man nie. „Hat es dir die Sprache verschlagen, Menschenweib?“
    „Mein Name ist Lyr“, murmelte sie leise. „Und ich wäre Euch sehr verbunden, wenn ihr mir sagen würdet, wer ihr eigentlich seid.“
    „Wer ich bin?“, Lyr meinte Unglauben aus der Stimme zu hören, „Ich bin Clavicus Vile, Fürst der Wünsche.“ Wünsche? Ob er deswegen mit ihr angefangen hatte zu sprechen? Weil sie sich etwas gewünscht hatte?
    „Und… Ihr könnt jeden Wunsch erfüllen?“
    Clavicus fing an zu lachen. „Natürlich kann ich das.“
    „Einfach … so? Ihr seid ein Daedra.“ Lyr war misstrauisch. Geschichten nach zu urteilen, sollte man einem Daedra niemals trauen. Sie waren bekannt dafür, ihre Spielchen mit den Menschen zu treiben.
    „Das eine schließt das andere nicht aus“, erwiderte Clavicus schlicht, „außerdem bin ich aktuell gut drauf. Und du hast dir gewünscht, dich… nie wieder um dein Überleben sorgen zu müssen?“, fragte er interessiert nach. Lyr konnte nicht sehen, wie er anfing dunkel zu Grinsen.
    „Ja“, meinte sie daher knapp und musste unweigerlich daran denken, dass sie nicht mehr weit davon entfernt war, einfach zu verhungern auf Grund des Geldmangels.
    „Ah… menschliche Sorgen, die du nicht mehr haben wirst. Nie wieder!“, verkündete Clavicus feierlich. „Ich erfülle dir den Wunsch.“
    „Und wie?“ Zweifelnd blickte Lyr erneut zur Statue auf.
    „Wie? Einfach so. Das sagte ich doch bereits. Ich verlange sogar keine Gegenleistung, weil ich so gut drauf bin! Keine Gegenstände, die du mir bringen musst, bei deren Besorgung du fast ums Leben kommst! Keine sinnlosen Kämpfe, bei denen du dein Leben lassen könntest. Einfach so eben! Es ist ja…“, Clavicus hielt kurz inne; sein diabolisches Grinsen wurde noch breiter, „sowieso nicht mehr möglich.“
    Lyr war überfordert. „Was ist nicht mehr möglich?“
    Allerdings bekam sie keine Antwort; sie hörte den Daedra nur erneut lachen. Je länger er lachte, desto sicherer war sich Lyr, dass sie soeben einen sehr großen Fehler begangen hatte. Und sie sollte Recht behalten. Es war der Fehler ihres Lebens.

    ~


    „Jetzt zieh nicht so ein Gesicht.“ Sanguine schob Lyr einfach weiter. „Es hätte wesentlich schlimmer kommen können.“
    „Ach echt?“, erwiderte sie trocken und versuchte erst gar nicht, sich gegen die auffordernde Hand in ihrem Rücken zu wehren. Sie ließ sich einfach irgendwohin dirigieren. Es machte ja eh keinen Unterschied und Sanguine war wenigstens noch einer der halbwegs galanten Daedra. Manchmal.
    „Ja, stell dir mal vor, du wärst an Molag oder Mehrunes geraten.“
    „Die Beiden hätte mich wenigstens einfach umgebracht.“
    „Nachdem sie dich gequält und deine Seele geklaut hätten“, fügte Lyrs Begleitung glucksend hinzu.
    „Ist ja nicht so, als wenn sie das zu Beginn nicht versucht haben.“
    „Du musst das den Beiden aber auch nachsehen“, Sanguine klang mittlerweile fast wie ein irdischer Singvogel, „immerhin kommt es nicht sonderlich oft vor, dass ein Wesen aus Nirn im vergessenen Reich herumläuft, ohne gleich tot umzufallen. Du bist quasi eine besondere Attraktion!“ Lyr knirschte mit den Zähnen. „Und du kannst nicht sterben und bist daher nicht so zerbrechlich wie ein Mensch. Was will Mann mehr?“
    Sie stand kurz davor, dem Fürst des Ausschweifens eine zu feuern. Sie hasste nichts mehr, als von den Daedra als Freizeitbeschäftigung angesehen zu werden. Sie war ein eigenständiges Individuum und sie wollte auch als ein solches behandelt werden! Nach dem einen oder anderen Jahrhundert sollte das eigentlich auch in ihre Dickschädel mal reingegangen sein.
    Sanguine bemerkte sofort die aufkeimende Wut, die in Lyr heranwuchs. Aber es war einfach wunderbar, sie auf die Palme zu bringen! Außerdem sollte sie wissen, dass er und auch die meisten anderen mittlerweile nicht mehr das Verlangen besaßen, sie auf die verschiedensten Weisen zu… - foltern klang so gemein, aber ihm fiel einfach kein besseres Wort dafür ein.
    „Käsetörtchen!!!“
    Der Ruf schallte einmal quer durch die riesige Halle, durch die sie und Sanguine gerade liefen. Sowieso war es ein Ort, der nicht so ganz in das Bild einer normalen Behausung fiel. Man konnte weder ein Dach, noch eingrenzende Wände der Halle sehen, weswegen man das Gefühl vermittelt bekam, durch eine Lichtung zu wandern. Hier und da standen nämlich Bäume rum. Sogar ein Bach floss leise vor sich hin. Wobei Lyr schon des Öfteren festgestellt hatte, dass es nicht etwa Wasser war, was da plätscherte, sondern Wein. Doch sie wusste schon immer, dass Sanguine einen skurrilen Geschmack besaß. Und das bezog sich nicht nur auf seine eigene Ebene.
    Es dauerte etwas, bis Lyr ihr zugeschriener Kosename auffiel. So viel zum Thema: dem Wahngott die nervigen Kosenamen abgewöhnen. Es war einfach nicht zu überhören, weswegen auch der ein oder andere in ihre Richtung blickte. Menschen, Daedra jedes erdenklichen Standes... es waren wirklich sämtliche existierende Wesen bei diesem Fest eingeladen worden.
    „Oh nein…“, murmelte sie und wollte sich gerade einfach umdrehen und gehen.
    „Oh doch.“ Wenn Sanguine sie nicht daran gehindert hätte, indem er sie weiter vorwärts schob. Direkt zu Sheogorath.
    Zu ihrem eigenen Entsetzen musste Lyr kurz darauf auch feststellen, dass der Wahngott nicht allein war. An seinem Tisch, der etwas abseits vom großen Haupttisch in der Mitte der Halle stand, saßen unter anderem noch Molag Bal, Mehrunes Dagon und Hircine. Die Kombination war einfach grauenhaft. Warum kam Sanguine auch auf die Idee, sämtliche Daedrafürsten einzuladen? Ja, es war seine Ebene und er war dafür bekannt, die größten Feste zu veranstalten, aber… warum? Wahnsinn, Zerstörung, Versklavung und Jagt an einem Tisch? Wunderbare Aussichten. Absichtlich hatte Lyr in Gedanken nur die Zuständigkeiten aufgezählt, die bei den Fürsten am Ausschlaggebendsten waren. Alles andere war sowieso relativ. Kurz stockte Lyr in ihren Gedanken. Wenn es danach ging, dann war es eigentlich prinzipiell egal, was man von den Fürsten dachte. Sie verhielten sich so, wie sie wollten und nicht so, wie man es erwarten würde.
    „Hast du Käse dabei, Käsetörtchen?“, trällerte ihr Sheogorath auch schon entgegen, kaum dass sie in greifbare Nähe getreten war. Sanguine unterdessen drückte sie einfach auf einen Stuhl, sodass ihr absolut gar keine Fluchtmöglichkeit mehr blieb. Den Sinn dahinter hinterfragte Lyr erst gar nicht.
    „Nein“, erwiderte sie monoton, während sie über den Tisch hinweg zum Besitzer der Frage schaute. „Habe ich nicht.“ Und werde es auch nie, fügte sie in Gedanken hinzu.
    Sheogorath zog die Brauen zusammen und gab einen undefinierbaren Laut von sich. „Wie öde.“
    „Sag mir, Engelchen“, es war Hircine, der nun das Wort an Lyr wandte, „was treibst du dich schon wieder hier herum?“
    „Langeweile. Frust. Zwang“, fing sie an aufzuzählen und ignorierte das immer breiter werdende Grinsen Hircines. Es sah gruselig aus. Zumal er dabei eine Reihe spitzer Zähne entblößte, die einen an die Fänge eines Raubtieres erinnerten. In Kombination mit seinen stechend gelben Augen hätte das Abbild nicht schauriger sein können. Wobei… sein halb menschliches Aussehen war noch recht normal im Gegensatz zu Mehrunes oder Molag. Die Beiden scherten sich im Grunde genommen überhaupt nicht darum, was für eine Wirkung sie auf andere hatten. Davon abgesehen war Ersterer sowieso der Meinung, dass er besonders männlich mit vier Armen aussah und es seine Macht am besten widerspiegeln würde. Molag hingegen… nun, sein keckerndes Lachen erinnerte in Kombination mit seinen Hörnern aktuell an einen Ziegenbock. Aber Lyr hütete sich, diese Gedanken laut auszusprechen.
    „Oh, es gibt eine Reihe lustiger Beschäftigungen, denen wir nachgehen könnten“, meinte Hircine daraufhin heiter und blickte auffordernd in die Runde. Er erntete zwei Dinge: Zustimmung seitens seiner Brüder und Ablehnung seitens Lyr. Alles so wie immer also.
    „Du bist absolut langweilig, Missy.“ Mehrunes verdrehte die Augen und griff nach seinem Krug, um etwas zu trinken.
    „Wir haben grundlegend eine Meinungsverschiedenheit, was das Wort Spaß betrifft. Das ist alles“, rechtfertigte sie sich sogleich.
    „Und da sag noch einer, Menschen seien locker“, seufzte Molag gespielt theatralisch auf. „Schreiend und um Gnade flehend gefallen sie mir noch immer am besten!“
    „Du sagst es!“, stimmte der Fürst der Zerstörung sogleich zu.
    Beide wandten ihr Haupt Lyr zu und fingen dunkel an zu grinsen.
    „Was auch immer euch durch den Kopf gehen mag… vergesst es einfach wieder. Die Antwort lautet Nein.“
    „Wieso hören wir eigentlich auf dich kleinen Wurm?“, stellte Mehrunes beiläufig als Frage in den Raum.
    „Weil es keinen Sinn macht. Ich spüre keinen Schmerz, ich kann nicht sterben und generell bin ich einfach nur eine wandelnde Hülle aus … ja, ich weiß nicht mal, ob man das noch als Fleisch und Blut bezeichnen kann.“ Lyr lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Diese Art von Gespräch führte sie eigentlich jedes Mal mit Dagon, wenn sie ihn sah.
    „Du meinst langweilig, frostig und naiv?“ Und das war so gut wie immer seine Antwort darauf. Bei Akatosch: Ja, verdammt. Sie war naiv gewesen. Allerdings brauchte sie nun nicht die restlichen Daedrafürsten, die ihr das jedes Mal aufs Neue sagten. Nach 499 Äonen hatte sie es dann doch langsam verstanden.
    „Käsetörtchen. Ich finde, du solltest mich öfter besuchen kommen“, ertönte es unvermittelt vom anderen Ende des Tisches. Sheogorath war die gesamte Zeit damit beschäftigt gewesen, seinen Krug hin und her zu schieben. Als er nun damit fertig war, sah er auffordernd in Lyrs Richtung. Sie wusste, dass das keine Bitte war.
    „Ja“, seufzte sie daher also nur, um dem Wahngott zufrieden zu stellen. Er würde es sowieso in fünf Minuten vergessen haben. Dementsprechend spielte das keine Rolle. Wie so vieles.
    Sie wusste nicht, wie lange sie noch mit an diesem Tisch saß. Wie lange sie den verschiedensten Foltermethoden gelauscht hatte und wie oft sie zu einer Orgie eingeladen wurde. Irgendwann war es einfach nicht mehr so. Irgendwann war sie wieder an einem anderen Ort innerhalb von Sanguines Ebene. Zeit war etwas, was schon vor langer Zeit aufgehört hatte, eine Bedeutung zu haben. Minuten, Stunden, Tage, Jahre… es war irrelevant.
    Es war kein Geheimnis, dass Lyr sich oft Gedanken darüber machte, was sie nun eigentlich war und ob es einen Ausweg gab. Sie hatte selbst Hermaeus Mora, seinerseits daedrischer Fürst des Wissens und des Schicksals, mehrmals mit Fragen bombardiert, doch nicht mal er konnte ihr sagen, was sie nun war. Zugegeben: das war eine Unmöglichkeit. Es gab nichts, was Hermaeus nicht wusste. Er sah sich nur nicht in der Pflicht, dem ehemaligen Menschenweib eine eindeutige Antwort zu geben. Sie war nichts Bekanntes; so etwas wie sie hatte es noch nie gegeben in den Ebenen von Oblivion. Dementsprechend war sie Lyr – eine eigene Existenz, die nicht in eine Kategorie eingeordnet werden konnte. Damit war das Thema für Mora erledigt. Es amüsierte ihn, wenn er sie beobachtete. Wie sie nach wie vor mit menschlichen Problemen zu kämpfen hatte. Wie sie an ihre Gefühle gebunden war. Anfangs hatte er seinen Spaß daran, zu erforschen, was in ihr vorging. Wie sie wann reagierte und was sie so anders als andere Menschen machte. Seit er allerdings im Bilde darüber war, bedachte er sie nur dann und wann mal mit einem Blick. Beispielsweise, wenn sie sich in seiner Ebene aufhielt und eines seiner Bücher las. Selbst seine Diener beachteten sie nicht mehr. Die Sucher glitten einfach an ihr vorbei, sahen sie auf seinen Befehl hin nicht mehr als Eindringling an. Wozu auch? Schließlich hatte er ihr die Macht gegeben, zwischen den Ebenen Oblivions umherzuwandern. Schien Clavicus vergessen zu haben, wie Mora schien. Aber er war noch nie sonderlich zuverlässig gewesen, also wunderte es Hermaeus keinesfalls. Sowieso erfreute er sich an der Beziehung zwischen Lyr und dem anderen Fürsten. Es machte ihm Spaß zu sehen, wie Lyr des Öfteren völlig rastlos zu sein schien. Die Gefühlswelt eines Menschen war so erbärmlich… aber lustig mit anzusehen. Das erstaunte ihn immer wieder aufs Neue. Besonders die Dummheit ihrer Gedanken. Ob Daedra Gefühle besitzen würde, fragte sie einst. Das war einer der wenigen Augenblicke, in denen Hermaeus Mora lachen musste.

    ~


    Später – es konnten Monate oder gar Jahre in der Zeitrechnung der Menschen gewesen sein – befand sich Lyr „Zuhause“. Wobei diese Bezeichnung nicht zutraf: sie war hier nicht zuhause und würde es auch nie sein. Es war nur einfacher ein simples Wort dafür zu verwenden, wenn sie in der Ebene war, in der sie sich am meisten aufhielt, als es ständig zu umschreiben.
    Die Gespräche mit den anderen Fürsten oder ihrer Diener (zumeist waren es Dremora von Mehrunes oder Molag, die man sah), behielt Lyr in den seltensten Fällen im Gedächtnis. Nun gut, sah man eventuell von Cirir ab – er gehörte zu den Valkynaz von Mehrunes. Ergo war er ein Daedra, der relativ viel zu sagen hatte in den Totenländern alias Dagons Ebene. Es war Lyr zwar schleierhaft, wie sie ihn kennengelernt hatte, aber im Endeffekt war sie froh darüber. Cirir war nämlich einer der wenigen Daedra, mit denen man sich unter Umständen normal unterhalten konnte. Das war auch der Grund, warum sie ihn und die Gespräche in Erinnerung behielt.
    Sowieso kam es ihr so vor, als wenn sie kein richtiges Gedächtnis mehr besitzen würde nach all der Zeit. Sie vermochte nicht einmal sagen zu können, was wichtig oder unwichtig war. Sie hatte das Gefühl dafür verloren. Das Leben war bisher immer eine Zeitspanne, in der man Dinge zu schätzen wusste, da man in dem Gewissen lebte, irgendwann nicht mehr da zu sein. Aber in der Situation von Lyr… gab es Nichts, was etwas regelte. Was etwas eingrenzte und übersichtlicher erscheinen ließ. Und das nervte sie.
    „Es wundert mich, dich hier zu sehen.“
    Lyr erschrak, als sie direkt hinter sich eine Stimme hörte. Eine ihr sehr bekannte Stimme. Eine Stimme, die ihr schon so oft eine Gänsehaut beschert hatte. Und dennoch antwortete sie nicht.
    „So gesprächig wie immer“, trällerte Clavicus vergnügt. Es störte ihn wenig, dass Lyr ihm Gegenüber so stumm war. Er wusste auch so, was in ihr vorging.
    „Ich wüsste nicht, was ich dir zu sagen hätte.“ Lyr drehte sich halb zu Clavicus um und musterte ihn. Sie verfluchte ihn dafür, dass er ähnlich wie Hircine ein sehr menschliches Aussehen besaß. Mit seinen spitzen Ohren und der perfekten Gesichtsform sah er beinahe wie ein Altmer aus. Nur die nach hinten gebogenen Hörner erinnerten sie daran, dass er nicht das war, wonach es aussah. Er war bei weitem kein sterbliches Wesen. Dafür sah er viel zu… perfekt aus. Lyrs Augen sprachen mehr als ihr Mund. Aber das war mittlerweile sogar ihr selbst schon aufgefallen. Etwas daran ändern konnte sie allerdings nicht.
    Ihr Gegenüber seufzte. „Du könntest mir so viel erzählen. Oder auch nicht. Je nach dem. Ich weiß ja eigentlich alles über dich.“
    „Eigentlich“, erwiderte Lyr lediglich und wandte sich wieder ab. Natürlich wusste sie, dass dies nicht der Wahrheit entsprach – Clavicus wusste in der Tat alles über sie. Schmerzlich wurde ihr auch bewusst, dass sie nicht einmal vor ihm verheimlichen konnte, wie sie zu ihm stand. Und das war etwas, was sie mehr als alles andere zutiefst verabscheute. Sie verabscheute sich selbst für ihre Gedanken und Gefühle. Das menschliche Bewusstsein war im vergessenen Reich die absolute Hölle – etwas, was Lyr als aller erstes gelernt hatte. Lasse niemals Gefühle zu. Nicht gegenüber Wesen, die augenscheinlich keine besaßen.
    Clavicus betrachtete Lyr eine Weile, ehe er sich dazu entschloss, hinter sie zu treten und ihr über die Schulter zu streichen. Amüsiert beobachtete er ihre Reaktionen. Ja, er war sich sehr wohl bewusst, was für eine Wirkung er auf sie hatte. Und es machte ihm auch über alle Maße mehr als Spaß, sie daran zu erinnern. Zunächst versteifte sie sich, keine Sekunde später drehte sie sich um und funkelte ihn wütend an. Clavicus fing an zu grinsen. Nun sah sie unsicher zu ihm auf und trat einige Schritte zurück, als ihr die Nähe zu ihm auffiel. Es war immer das Gleiche mit ihr. Dennoch wurde es nie langweilig.
    „Warum tust du das?“
    Nun, dass sie in der Situation etwas sagte war Neu. Er legte den Kopf etwas schief und musterte Lyr. „Was meinst du?“
    „Das alles hier.“ Lyr fuchtelte mit ihren Armen umher und schien auf die gesamte Umgebung und ihn zu zeigen. „Warum tust du mir das an?“
    Clavicus zog eine Augenbraue hoch. „Ich habe dir lediglich einen Wunsch erfüllt.“
    „Wir wissen Beide, dass das so nicht stimmt“, erwiderte Lyr wütend. „Dir macht es anscheinend Spaß, mich leiden zu sehen! Ihr alle! Ihr interessiert euch nicht dafür, dass ich hier nicht hingehöre und es auch nicht in meiner Natur liegt, im vergessenen Reich zu verweilen. Ich gehöre auf Nirn! Ich bin ein Mensch, kein daedrisches Wesen! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie ich mich fühle? Nein! Seit 499 Äonen bin ich hier und-“
    „500 Äonen sind es heute geworden“, unterbrach Clavicus den Ausbruch von Lyr. „Und davon abgesehen bin ich durchaus in der Lage, deinen Gemütszustand nachzuvollziehen. Wie sagtest du doch erst neulich? Urteile nicht über ein Wesen, dessen Hintergrund du nicht kennst?“
    Sie hielt inne. Mit solch einer ernsten Stimme hatte Clavicus noch nie zu ihr gesprochen. „Ich urteile nach dem, was ich mitbekomme.“
    „Und was bekommst du von mir mit?“, fragte der Daedrafürst sarkastisch.
    Er hatte Recht wie Lyr auffiel. Im Grunde genommen bekam sie nichts mit und sie wusste auch kaum etwas über Clavicus. „Du hast mir nie einen Anlass gegeben, darüber nachzudenken.“
    „Du hast mich nie nach etwas gefragt“, erwiderte er trocken.
    Wieder musste sie sich eingestehen, dass er Recht hat. Sie hatte in der Tat nie nach irgendwas gefragt. Aber … was sollte man so jemanden wie ihn auch fragen? Was die Lieblingsfarbe war? Lyr hatte sich gehütet, eine Frage auszusprechen, dir ihr schon lange auf der Seele brannte. Es war im Grunde genommen auch die Einzige, die sie interessieren würde. Aber aus Angst vor der Antwort, schwieg sie vehement. Sie wusste bereits, dass sie keine besondere Bedeutung für Clavicus hatte.
    Es war eine Weile ruhig, bis Lyr dann doch eine Frage stellte, die sich erneut in ihr Bewusstsein schob. „Besitzt du Gefühle?“
    Clavicus zog erneut eine seiner perfekt geschwungenen Augenbrauen hoch. „Gefühle?“
    „Ja“, meinte Lyr und erinnerte sich an das Lachen von Hermaeus, „Gefühle: Angst, Sorge, Wut, Neid, Freude, Trauer …“ Sie zählte es an ihren Fingern ab. „… Liebe.“
    Sie dachte schon, auch er würde anfangen zu lachen. Allerdings zuckte lediglich sein Mundwinkel und er wandte sich von ihr ab. Er überbrückte den Abstand zwischen ihnen, stellte sich neben sie und blickte in die Ferne. Clavicus so nachdenklich zu sehen, grenzte an ein Wunder. Lyr kam nicht umhin ihn eingehend zu beobachten. Er verwunderte sie heute schon die gesamte Zeit.
    „Jedes Wesen, was eigenständig denken und handeln kann, ist in der Lage Gefühle zu besitzen und zu verspüren.“ Clavicus Augen sahen sie von der Seite an, ohne dass er seinen Kopf bewegte. Es ist nur die Frage, ob sie es zulassen und zeigen. Wie man diese Gefühle definiert. Und ob es anderen möglich ist, das zu begreifen und sie zu erwidern, fügte er in Gedanken hinzu.
    Kurz darauf fing er erneut an, wissend zu grinsen.



  • Wolkenriss


    Am Boden
    zerstört, verletzt, allein
    Vergessen wurdest du
    nur der Schmerz sucht dich heim


    Der Schmerz
    dein Freund oder dein Feind?
    Es ist einerlei
    Du sahst, vergaßt und wirst es nie verstehn‘
    das Leid niemand hat kommen sehn‘


    Erinnerungen an die wundervolle Zeit
    die gleich der Blumen erblüht hat im goldenen Schein
    Hoffnung, Träume und Unvernunft
    doch vergessen wurde sie, diese Unvernunft


    Schon bald ward sie das wahre Böse
    Gefangen gehalten hat sie dich
    trügerisch gelogen und betrogen hat sie dich
    im Glauben gelassen, das Richtige zu tun


    Gefallen und Betrogen
    Verletzt und belogen
    Verloren und Vergessen
    Das bist du


    Doch wie der strahlende Himmel
    bedeckt und verborgen
    hinter grauen und großen Wolken
    wirst du zu alter Stärke finden
    ein Licht im Dunkeln finden


    wirst auferstehen und verstehen
    den Wolkenriss endlich sehen.



  • „Ach? Und was bekommt deine Mutter von dir?! Nichts!“


    Die Worte wurden mir entgegen geschrien, ohne dass ich mit der Wimper zuckte. Lediglich meine Kiefer spannten sich an und ich presste sie verhalten aufeinander. Zwang mich dazu, die Worte unausgesprochen zu lassen, die sich soeben in mein Bewusstsein geschlichen hatten. Was wusste er schon? Von mir oder von dem, was mit mir in Verbindung stand? Nichts!


    „Du denkst nur an dich selbst!“


    Nur mit Mühe konnte ich die Wut hinunterschlucken, die sich immer weiter auszubreiten schien. Mein Feuer wütete; übermannte meinen Magen und schien sich allmählich durch meinen gesamten Körper zu fressen. Stück für Stück versengte es meine Gefühle und die Vernunft, ruhig zu bleiben.


    „Zieh‘ doch am besten einfach aus! Dann kannst du so leben, wie du es für richtig hältst und gehst mir und deiner Mutter nicht mehr auf die Nerven.“


    Meiner Finger krallten sich in meine Oberschenkel und ich knirschte mit meinen Zähnen. Verkrampft saß ich am Abendbrotstisch und kämpfte mit mir und meiner Beherrschung. Der Schmerz, der durch mich fuhr als die Worte mir entgegenschlugen, war nicht auszuhalten. Wer konnte sich das Recht herausnehmen, vor Mutter und Tochter solche Worte zu äußern? Ich hörte nicht mehr zu. Lauschte eher meiner Raserei im Inneren und was mein Unterbewusstsein scheinbar meinem Gewissen entgegenschrie.


    „Ich habe dir Fragen gestellt. Vielleicht bequemst du dich einmal dazu und beantwortest sie mir!“


    Ich zuckte zusammen. Beantworten? Beantworten?! Was sollte ich ihm beantworten?! Warum ich so war wie ich bin? Warum ich es nicht leiden konnte, wenn man mich schon anblaffte, wenn ich auch nur durch die Zimmertür kam? Warum ich mich nie länger als fünf Minuten zu erkennen gab und die meiste Zeit in meinem Zimmer verweilte? Warum ich mich nicht andauernd beleidigen und mir nicht alles gefallen ließ?


    „So etwas Respektloses wie dir ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht entgegen getreten.“


    Mein Mundwinkel zuckte verächtlich. Wenn ich danach gehen würde, was jeden Tag gegenüber mir geäußert wird, so wäre ich respektlos, schwachsinnig, kindlich und würde nur an mich selbst und nie an andere denken. Ich musste mich jeden Tag dafür rechtfertigen, wenn ich etwas tat, was nicht seinen Normen entsprach. Ich musste mich dafür rechtfertigen, wenn ich anderer Meinung war. Ich wusste mittlerweile nicht einmal mehr, wie ich eigentlich wirklich war und mein Selbstvertrauen gab sich nur in den seltensten Fällen zu erkennen.


    „Lass mich in Ruhe.“


    Meine Stimme klang hohl und klanglos. Völlig emotionslos wandte ich mein Blick vom Teller ab. In meinem Inneren tobte jedoch noch nach wie vor ein Sturm aus Feuer, der bereit war alles und jeden zu vernichten. Und ich wusste bereits, dass er das heute Abend wieder tun würde. Erneut würde ich gegenüber meiner Mutter Dinge äußern, die ich bereits wenige Sekunden danach bereuen würde. Erneut würde sie etwas von mir denken, was niemals der Wahrheit entsprechen würde. Erneut würde ich in meinem Zimmer sitzen und stumm vor mich hin weinen. Erneut würde ich mich fragen, warum all das so unausgesprochen bleiben würde.
    Doch ich würde nie in der Lage sein, es richtig zu stellen. Dafür fehlte schon lange Zeit das Vertrauen. Mein inneres Feuer würde es niemals zulassen, dass mir noch irgendjemand zu nah kommen könnte. Es zog die Feuerwände immer höher und immer enger um mich. Ich hatte schon lange die Hoffnung verloren, dass irgendjemand dieses Feuer zu durchdringen vermochte. Denn dazu war es bereits zu mächtig.

  • Hallo du! *^*)/
    Ich dachte mir, dass du ja nun zu lange auf einen Kommentar wieder warten musstest und warum dann nicht meine verdrehten Gedankengänge mitteilen, damit ich als Dauerleser auch etwas zurückgegeben kann sozusagen. Kommen wir aber einmal zu deinem neusten Update, auch wenn du sicherlich Feedback zu „Wolkenriss“ haben wolltest, aber fiel mir schwer, dir diesbezüglich Feedback zu geben, was ich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt ändere und dann auf dieses tolle Werke zurückkomme. Beginnen wir also mit „Unausgesprochen“ jetzt!


    Im Allgemeinen hast du ja bereits betont, dass es ein eher emotionales Werk ist und das kam mir bereits beim ersten Durchlesen auch genauso entgegen, weil ich diese Situation selbst schon hatte und verstehen kann, welche Wut und Ähnliches in einem entstehen kann. Gerade das Unausgesprochene und die Worte, die gedacht, aber selbst nie erwähnt werden, sind wohl der Auslöser für die innerliche Verzweiflung und Resignation gegenüber der Thematik. Tatsächlich kann die Thematik sogar eine ganz andere sein, weil sie letztendlich nicht das Problem des Ganzen ist und eine Nebensächlichkeit annimmt, weil unausgesprochene Worte der Vergangenheit mit dem Feuer brodeln und darauf warten, endlich genannt zu werden. Gefühlt ist etwas zwischen Eltern und einem selbst, was zu Unverständnis und in manchen Fällen sogar zu genau der falschen sowie emotionalen Wortwahl führt, die man letzten Endes gar nicht nutzen wollte. An dieser Stelle frage ich mich, ob die Absätze zwischen der wörtlichen Rede absichtlich entstanden sind oder aufgrund von dem Übergang Word zu Editor, wo es ja bekanntlich automatisch irgendwie auftritt (frag mich nicht, wie ich das beschreiben soll, lol)? Hier ist es passend, auch wenn ich grundsätzlich gegen alleinstehende Sätze bin, die irgendwie meist nicht schmeichelnd für den Lesefluss sind, aber es ergibt sich hier wohl eine gewisse dramatische Pause während des Lesens. Vielleicht die Stille, die nach jeder Aussage entsteht? Ist ja eher ein gedanklicher Monolog, während gedanklich geantwortet wird, während die Eltern es leider als Respektlosigkeit abtuen. Gefühlt das Wort der Älteren, wenn es um falsche Deutung der Jugend geht (wenn auch in manchen Fällen definitiv gerechtfertigt gebraucht). Schwierig bei der Erziehung, hu. Stelle mir eine Protagonistin vor, die am Küchentisch sitzt, während die strafenden und verletzenden Worte eines Elternteils auf sie hinabfallen und jegliche Sprachlosigkeit führt zu weiterer Bestrafung, weil es angeblich aus Desinteresse und Respektlosigkeit rührt. Reaktionen können so falsch interpretiert werden.
    Dann folgt der eine Satz, der den einseitigen Dialog unterbricht und den Umschwung in der geschaffenen Atmosphäre bewirkt hat. Dem Feuer kommt eine besondere Bedeutung zu und es wird davon gesprochen, dass die Worte die Mutter verletzen würden und alles in Reue resultieren würde. Emotionen übernehmen die Kontrolle und letztendlich sprudelt es über, somit verliert die Protagonistin die Kontrolle über sich selbst, weil alles in einem schmerzlichen Ausbruch endet. „Vernichtend“ soll das Feuer sein, scheinbar für die Beziehungen, Gefühle und Ähnliches, die in der Familie bestehen. Mutter und Tochter in meinem gedanklichen Bild, geschaffen durch dein schönes Werk, leiden beide unter diesem Emotionsfeuer, was gar nicht so klanglos und emotionslos wirkt. Scheinbar ist dieses Feuer nicht nur für Außenstehende eine Gefahr, sondern eine dauerhafte Gefahr der Protagonistin, während sie nicht ausbrechen kann und keiner von außen bisher die Möglichkeit hatte, sich zu ihr und ihren Problemen durchzudrängen, denn es endet scheinbar immer in Missverständnissen und Fehleinschätzungen anderer. „Vernichtend“ wirkt wie eine Hyperbel auf dem ersten Blick, aber letztlich scheint es doch auf einer anderen Ebene genau das zu bewirken und gleichzeitig jegliche Veränderung zu verhindern, die sich nicht aus der Feuerwand hinausbilden kann.


    Alles in allem ist es definitiv ein emotionales Werk, die du ja bekanntlich ohne Probleme hierherzaubern kannst, wenn sie wahrscheinlich alle im Kern eine Wahrheit und vielleicht sogar Lehre für andere beinhalten. Mir gefällt es sehr, aber das wundert dich sicherlich genauso wenig wie mich. So mancher Leser kann auf die eine oder andere Weise sicherlich eigene Erfahrungen im Inneren abrufen, die solchen Szenarien ähneln und dadurch, wie ich eben auch, eine ganz eigene Bindung zu deinem Werk aufbauen, weil es so relatable ist. Danke dafür. ♥

  • Na @Kräme
    Ich hocke jetzt seit einiger Zeit vor deine Werken "Unausgesprochen" und "Wolkenriss" und suche nach den richtigen Worten, um diese zu beschreiben - aber irgendwie scheitere ich gerade daran. Nicht, weil ich zu dumm dafür wäre (ok doch vielleicht schon), sondern eher, weil ich es mir nie anmassen möchte, etwas, in dem so viele Emotionen und Gefühle stecken, zu zerpflücken und zu bewerten.
    Einerseits weisst du sowieso, dass ich deinen Schreibstil, deine Wortwahl, allgemein deine Texte extrem mag. Andererseits kenne ich dich zumindest gut genug um zu erahnen, wie du dich beim Schreiben dieser Texte gefühlt hast, was du alles darin hineingelegt und verarbeitest hast. Ich möchte also gar nicht lange auf Textaufbau oder stilistische Elemente eingehen oder irgendwas analysieren. Viel mehr möchte ich ansprechen, wie ehrlich und unverfälscht deine Texte klingen, ohne dabei auf irgendeine Art belehrend oder Ähnliches zu wirken.
    In dem Sinne, und auch wenn dir der Post rein "kritikmässig" wohl wenig bringt - danke, dass ich das lesen durfte.





  • only time


    who can say where the road goes,
    where the day flows?


    only time


    Wir werden geboren, wir leben, wir sterben. So war es immer und so wird es auch immer sein. Wir erblicken das Leben mit all seiner Herrlichkeit, sehen die sagenumwobensten Geheimnisse und erleben die dunkelsten Momente; spüren den Schrecken der Welt. Ein jeder kann von Anbeginn seines Lebens darüber entscheiden, was er mag und was er nicht mag. Was er liebt und was er verabscheut. Wir entwickeln uns weiter, erschaffen den Grundbaustein für unsere Zukunft. Anfangs ist unsere Geschichte ton- und farbenlos, mit der Zeit jedoch erfüllen wir sie immer mehr. Gleich eines unbeschriebenen Blattes oder eines unvollständigen Mosaiks. Mit jeder neuen Erfahrung und Erkenntnis, kommt ein weiterer Teil hinzu; vervollständigt das Kunstwerk, was wir unser Leben nennen. Je weiter wir gehen, desto mehr sehen wir. Verstehen wir. Und wollen wir.


    and who can say if your love grows,
    as your heart chose?


    only time


    Die Zeit ist unser ständiger Begleiter. Nach ihr richtet sich unsere gesamte Existenz. Sie lässt uns erinnern oder vergessen, lässt uns leben, lässt uns sterben. Sie bestimmt den Moment, in welchem wir das erste Mal das beflügelte Gefühl der Liebe verspüren und wenn wir das erste Mal an ihr zerbrechen. Letztendlich sorgt aber auch nur sie dafür, dass wir wieder aufstehen und weitergehen. Zeit heilt vielleicht nicht alle Wunden, doch macht sie diese erträglicher. Macht uns stärker. So selbstverständlich wie der Tag die Nacht ablöst, so wird sie immer bei uns bleiben. So selbstverständlich, wie sich das Universum weiter ausweiten wird, so wird sie immer weiterticken. Beständig und monoton, nichts wird sie zum Verstummen bringen. Nicht einmal das Ende allen Lebens kann es; weder unser Eigenes, noch das unserer Welt.


    who can say why your heart cries,
    when your love dies?


    only time


    Unsere Welt … sind es nicht Mitmenschen, die eine Definition für jene Welt erschaffen? Jene Welt, die wir unser nennen? Menschen, die wir lieben. Menschen, die wir wertschätzen. Menschen, die wir nicht verlieren wollen. Sie sind bei uns, wenn wir sie brauchen und helfen, wenn wir am Boden sind. Sie formen unsere eigene, kleine Welt. Sind ein Teil eben dieser und vervollständigen sie auf eine Art und Weise, die einen nie vergessen lassen wird. Sie sind ein Teil von uns und werden es immer bleiben; dafür wird die Zeit sorgen. Sie trägt die Erinnerungen mit und erschafft Bilder für die Ewigkeit.
    Doch sie ist genau so grausam, wenn sie uns jene nimmt, die das Angesicht dieser Erde verlassen müssen. Wenn sie Familien auseinanderreißt und niemals die Frage nach dem „Warum“ beantworten wird. Wenn sie keine Antwort darauf geben wird, wieso all das Leid geschieht und warum sie nichts dagegen unternimmt.


    only time


    Nur die Zeit, weiß was passieren wird. Wohin unser Weg uns führen wird. Was wir erleben werden. Was wir gewinnen und was wir verlieren. Nur sie kennt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Nur sie kennt unsere Geschichte und die von allen anderen Geschöpfen dieser Erde. Nur die Zeit ist es auch in diesem Moment, die dich zum Nachdenken anregt.
    Allein sie ist es, was wir Ewigkeit nennen.


    Es liegt an dir, was du mit ihr anfängst. Was du aus ihrem Geschenk machst, was sich Leben nennt. Was du erreichen möchtest und wofür du kämpfen wirst. Vergeude sie nicht. Vergeude nicht deine Zeit, die kostbarer ist als alles andere, was es auf dieser Welt gibt.

  • FISCHSTÄBCHEN!


    Endlich kann ich die Geschichte kommentieren, über die wir in Dortmund so intensiv gesprochen haben. Tut mir Leid für die Verzögerung!



    Noch etwas allgemeineres: Während der Mora-Szene konnte ich nicht anders, als ihn mir als Erzähler des Ganzen vorzustellen. Das wäre noch ein Sahnehäubchn gewesen!


    Ich habe diese kurze Geschichte verschlungen und lese sehr gern mehr aus der Welt von TES! Insbesondere natürlich über die lieben Daedrafürstchen. Und Sheo. Ganz besonders Sheo. Hrrhrrhrr :D


    Alles Liebe,


    dein Käsetörtchen ~




  • Frame of mind



    Der Unterschied zwischen uns ist eigentlich ganz leicht zu erklären. Ich bin hier, du nicht. Stören tut mich das allerdings schon lange nicht mehr. Ebenso wenig empfinde ich irgendeine negativ belastende Emotion dabei, wenn ich darüber nachdenke. Simpel ausgedrückt: Es ist mir egal. Weswegen sollte ich auch Energie in etwas verschwenden, was ohnehin schon als beendet erklärt worden ist? Es macht mir eher Sorgen, wie gleichgültig mir dieser Umstand an sich ist. Vielleicht ist es der nahende Winter und die damit einhergehende Kälte, die meinen Gemütszustand übermannt hat. Vielleicht denke ich zu viel nach. Oder aber … du bist mir egal geworden. Aber allein die Tatsache, dass ich noch nie ein Mensch war, in dessen Leben man eintritt, ohne irgendeine markante Zeichnung hinterlassen zu haben … nun, deswegen bezweifle ich diesen Umstand. Entweder man ist mir von Anfang an egal oder aber man wird es nie sein. „Egal“ – was ist das überhaupt für ein Wort? Grundlegend betrachtet würde das auf Dauer ja bedeuten, dass einem alles was den Menschen betrifft schnuppe ist. Egal, wie es ihm geht. Egal, dass es ihm nicht gut geht. Egal, dass er überhaupt lebt. Nein... Nein, ich denke nicht, dass du mir egal geworden bist. Du als Mensch. Nur die Tatsache, dass du nicht mehr bei mir bist ist mir … egal. Ehrlich gesagt ist es mir sogar lieber.
    Ah, wenn du mich nur sehen könntest aktuell. Schweigend dasitzend, den Kopf in die leichte Schräglage versetzt und innerlich am Seufzen. Erstaunlich wie schwer es teilweise ist, seinen Gemütszustand in Worte zu fassen. Gefühle allein sind ja schon anstrengend und die meiste Zeit einfach auch nur unnötig. Aber diese dann auch noch in Worte zu fassen, ähnelt einer Odyssee. Vor allem, wenn man selbst nicht so recht weiß, was man mit ihnen überhaupt anfangen soll. Ich bin ohnehin ein Ausnahmetalent, wenn es darum geht, widersprüchliche Emotionen zu empfinden.
    Manchmal frage ich mich, was das Ganze überhaupt sollte. Angefangen von der beknacktesten Ausganssituation überhaupt bis hin zum unausweichlichen Ende. WhatsApp? Ernsthaft? Das ist wohl die einzige Sache, die mich an der ganzen Situation wütend macht – selbst jetzt noch. Wie erbärmlich muss es sein, nicht einmal genug Mut aufbringen zu können, einem so etwas direkt zu sagen. Ich bitte dich. Einerseits sind wir keine 12 Jahre mehr und andererseits dachte ich eigentlich, dass so viel Anstand vorhanden sein müsste. Aber nun gut. Ohnehin scheint es für dich ein Unmögliches gewesen zu sein, mit mir über die Dinge, so wie sie sind, direkt zu sprechen. Von mir aus. Dann verspreche nur nicht das Gegenteil. Scheinheilige Äußerungen, man würde ja immer sagen, wenn etwas ist, sind in der Hinsicht leider auch … erbärmlich. Machen im Nachhinein leider keinen guten Eindruck, besonders wenn man mit anderen Leuten darüber redet. Nur mit mir nicht.
    Aber wie ich schon sagte: Ich bin über diese ganze verkorkste Situation schon seit Langem hinweg. Mag sein, dass man unterschwellig Wut hört und liest. Würde das wohl auch gar nicht abstreiten wollen. Aber nun ja, Emotionen sind nun mal leider ein Laster, mit dem man sich früher oder später auseinandersetzen muss. Daher ist mir auch klar, dass es immer zwei Seiten einer Medaille gibt – wie etwa die Tatsache, dass man den anderen niemals mutwillig verletzen möchte. Und das man es ohnehin nicht in einer sowieso schon schwierigen Lage anspricht und für zusätzlichen Druck sorgen will. Glaube nicht, dass ich das nicht ebenfalls sehen würde. Das tue ich durchaus. Nur ist es für mich schlicht und ergreifend unverständlich, da ich eigentlich nicht der Typ Mensch bin, der überreagiert oder mit dem man nicht reden kann. Und das solltest du eigentlich wissen.
    Jetzt natürlich die Funfrage: Warum spreche ich dich nun nicht direkt darauf an? … warum sollte ich? Ich sagte es eigentlich bereits. Weil mir diese gesamte Situation egal ist. Du als Mensch wirst mir nie egal sein, sollte sich eigentlich von selbst erklären. Die Zeit, die wir verbracht haben und die Erinnerungen – all das, wird immer in meinem Gedächtnis als eine positive Tatsache verankert bleiben.
    Aber das du weg bist und das diese Zeit nichts weiter als eine Erinnerung ist … Nun, das ist mir egal.

  • Hallo Liz,


    ich find deine Interpretation zum Begriff "egal" interessant. Vor allem aber, dass du es mit einem doch tiefer liegenden Ereignis zu verbinden scheinst und einfach mal Luft ablassen wolltest, was ich absolut nachvollziehen kann. Am besten gefällt mir daran eigentlich die Art und Weise, wie du die Emotionen im Text vermittelst. Auf der einen Seite wirkt es, wie der Titel schon sagt, als ob es dir gleichgültig wäre, ob das alles ankommt und doch sprichst du dein Gegenüber sehr direkt an, ohne Vorwurf, aber mit kräftiger Stimme. Diese sachliche Vermittlung macht viel von dem Text aus und bekräftigt von Anfang bis zum Schluss, wie du damit umzugehen gelernt hast und was eigentlich in der Vergangenheit falsch lief. Im Großen und Ganzen kann man sich die Geschehnisse selbst dazu dichten und ich find's gut, dass du es nicht direkt angesprochen hast. Denn auf die Weise bleibt viel Interpretationsspielraum übrig, sodass sich jeder Leser seine eigene Meinung dazu bilden kann.


    In diesem Sinn: Gut gemacht, toller Text und mach bitte weiter so. Wir lesen uns!





  • Avalanche


    Cut me open and tell me what's inside
    Diagnose me 'cause I can't keep wondering why
    And no it's not a phase 'cause it happens all the time
    Start over, check again, now tell me what you find


    Er fiel auf die Knie. Seine Hände gruben sich tief in den Schnee, spürten sofort die Kälte, die jede Zelle seines Körpers ergriff. Warum? Die Vergangenheit warf seit jeher Schatten auf die Gegenwart, das wusste er. Es war kein Geheimnis, nichts Neues. Schon gar nicht für ihn. Erinnerungen an vergangene Tage. Erinnerungen an sie. Erinnerungen an ihre gemeinsame Zeit. Jedes Jahr um die gleiche Zeit, strafte ihn sein Gedächtnis mit der gleichen Erkenntnis. Härter und schlimmer als es das ohnehin schon tat. Jahr ein, Jahr aus. Immer war es das Gleiche. Die Gewissheit, dass er die Schuld an ihrem Dahinschwinden trug war unerträglich. Es fraß sich geradezu in seinen Verstand und lähmte ihn. Eine schneidende Kälte ergriff sein Herz, gleich des Schnees unter seinen Fingerspitzen.


    'cause I'm going out of frequency
    Can anyone respond?


    Schnee. Er war so weiß und rein. Wunderschön, wie sich bei Sonnenlicht die verschiedenen Wellen des Lichts in den Eiskristallen brachen. Unvergleichlich, anmutig und einzigartig. Wie sie. Ihre Berührungen fühlten sich wie zarte Schneeflocken an, die beim ersten Schneefall des Jahres in seinem Gesicht landeten. Sanfte, federleichte Berührungen, welche ein so innbrünstiges Feuer in seinem Inneren entfachen konnten, was jeden noch so kalten Schnee zum Schmelzen brachte. Doch schmelzender Schnee barg eine unheilvolle Gefahr. Eine Gefahr, die schlimmer als alles ist, was er in seinem Leben bisher gesehen und gespürt hatte.


    It's like an avalanche
    I feel myself go under
    And the weight of it's like hands around my neck
    I never stood a chance
    My heart has frozen over
    And I feel like I am treading on thin ice


    Ihr erstickter Schrei hallte in seinen Ohren wider, als die weiße Wand sie Beide erwischt und begraben hatte. Immer und immer wieder hörte er ihre Stimme. Die verzweifelten Versuche gegen diese Naturgewalt anzukommen, waren unnütz. Sie erdrückte sie beide; eine eisige Hand, die sein Genick packte und immer tiefer in den Schnee drückte. Der einst so samtigweiche Begleiter des Winters war mit einem Mal zu einer klirrend kalten Betonmasse mutiert.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit damals vergangen war. Sekunden, Minuten oder gar Stunden? Er konnte es nicht sagen. Er befand sich in einem Zustand, der nicht weit davon entfernt war, in den ewigen Winterschlaf hinüberzugehen. Doch irgendwas in seinem Inneren hielt ihn bei Bewusstsein. Irgendwas gab sich mit diesem Schicksal nicht zufrieden. War es Wut? Wut über seine Dummheit und Unvorsichtigkeit? Darüber, dass er sie Beide in Gefahr gebracht hatte? Heute würde er es als jene Wut beschreiben. Wenngleich er es damals und heute nicht verstand, wie er diesen Unfall überleben konnte und sie nicht. Es war nicht fair. Seine Hände gruben sich tiefer in den Schnee.
    Doch das Leben trifft Entscheidungen, über die wir nicht verfügen. Wir haben oftmals keinen Einfluss. Weder auf den Lauf der Dinge, noch auf unser eigenes Schicksal. Es passiert einfach, reißt einen mit und stellt einen vor die Wahl. Akzeptieren oder daran zugrunde gehen. So blieb auch ihm die Wahl.


    am I broken? What's the chance I will survive?
    don't sugarcoat me 'cause I feel like suicide
    just give it to me straight 'cause I'm running out of time
    I need an antidote, now what can you prescribe?
    I'm going under


    Er stand auf. Nur mit Mühe konnten ihn seine Beine tragen; seine Knie waren weich, gaben ihm kaum Halt. Doch er war stärker. Er musste es sein. Für sie. Wenngleich er Tag für Tag eine erneute Lawine überleben musste. Die geballte Kraft der Erinnerungen zwangen immer wieder in die Knie, erdrückten ihn unter der schieren Last seiner Gedanken und Schuld. Sein Körper mochte damals überlebt haben, sein Herz jedoch gefror; war seitdem nicht mehr aufgetaut und würde es wohl nicht mehr.


    I need a cure for me 'cause the square doesn't fit the circle
    give me a remedy 'cause my head wasn't wired for this world
    I need a cure for me cause a square doesn't fit the circle
    give me a remedy cause my head wasn't wired for this world


    Seine kleine Schneeflocke… was hatte er nur getan? Er hatte alles was er je gewollt hatte. Sie vervollständigte ihn auf eine Art und Weise, die ihm bis dahin unbekannt war. Erst durch sie lernte er die wahre Bedeutung von Liebe kennen. Nur durch sie, sah er die Welt in einer derartigen Schönheit, dass es ohne sie nur noch schmerzte. Die Lichter waren schwächer, die Farben grauer und die Tage dunkler. Sein Feuer brachte ihre zarte Gestalt zum Verglühen; brachte den Schnee zum Schmelzen und erschuf die eisige Lawine, die sie unter sich begrub und nun nicht mehr hergab.


    give me a remedy 'cause when it hits
    well it hits like an avalanche