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  • Dancing with fire


    When she said she will fall
    He said there will be nothing she could reach at all
    But he’d never smile
    when she was dancing for him in awhile


    Dancing through the night
    trying to catch the last light
    Not sure if she was falling or flying
    or if she was just dying


    No one ever knew the truth
    Did she already lose her youth?
    Or was pretending to be alright
    the only thing she could hide?


    On the first page of their stories
    nothing but the best memories
    But falling in love
    just made her laugh


    She was the girl dancing with fire
    And this could be his last desire

  • And the melon strikes like an avalanche! Oder wie ein Plüschtier, weil er zu lange nicht mehr hier war und auch allgemein viel zu wenig Kommis in Topics verfrachtet, lol, deshalb tappt er auch ganz vorsichtig in die dunklen Hallen deines Topics, die nur dank Feuer einen Hauch von Helligkeit preisgeben. Das ist natürlich auch von dir gewollt, ja, wir beide mögen Melancholie und Texte, die zwischen vielen Interpretationen hin und her schwanken können. Bin erst recht motiviert, da du ja einen wunderschönen Kommentar in meinem Topic verfasst hast und deswegen umso mehr ein Grund, bei dir hoffentlich (!) ein Lächeln zu bewirken! Ich widme mich in meinem bescheidenen Kommentar deinem Werk „Avalanche“, weil du es erwähntest im letzten Update, was die Leser alles so denken, wenn sie deine schönen Texte lesen und da du mich kennst, weißt du bereits, dass ich sehr gerne unterschiedliche Interpretationen bei Texten besitze. Aber genug der Einführung, außerdem höre ich nebenbei passend natürlich auch den Song „Avalanche“, den ich dank dir (?) kennengelernt habe. Bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, dass es dein Impuls war, haha. Auf jeden Fall ein schönes Lied und nun auf zur Interpretation!


    Dein Werk ist in unterschiedliche Sinnabschnitte unterteilt, zum einen haben wir dein Werk als solches und die eingebundenen Verse aus dem gleichnamigen Song. Interessanterweise sind zwei kurze Lyrikparts vor den kürzeren Textpassagen und größere Lyrikparts vor den größeren Textpassagen, was wohl kaum Zufall ist, oder? Auf jeden Fall optisch passend, umso mehr, da dein Werk mit dem Wort Avalanche als Titel startet und das letzte Wort des Lyrikparts vom Song ebenfalls mit Avalanche endet, das trägt ebenfalls zum optischen Aspekt bei (sowie das hübsche Bild/Animated Gif ebenfalls) und bildet eine gute Einheit mit dem gesamten Text. Aber kommen wir zum Inhaltlichen deines Textes. Der Erzähler berichtet uns von einem verzweifelten Jungen, der eine schwere Trauerphase ohne Ende durchlebt und dessen Schmerz sich nicht zu lindern scheint, sondern wie eine Lawine vollkommen erdrückend ist. Er vergräbt seine Hände im kalten Schnee und Wiederholungen wie „Jahr“ und „Erinnerungen“ sprechen für die Annahme, dass es ein langwieriger Schmerzprozess ist. Du spielst viel mit den Begriffen des Vergangenen und beschreibst, wie man es von deinem bildschönen Schreibstil kennt, sehr angenehm und deutlich die lähmende Kälte, die sich wie eine schwere Last auf den Protagonisten auswirkt. Er scheint das Gewicht nicht loszuwerden und es erinnert im ersten Absatz bereits deutlich an den Titel, nämlich eine Lawine, die seine Sorgen verkörpert und dessen Gewicht er nicht loswerden kann. Ich möchte natürlich nicht bei jedem Werk gleich auf dich schließen, aber wie ich dich kenne, steckt in jedem Werk von dir natürlich ein Stück von dir und sicherlich kennst du dieses erdrückende Gefühl einer Lawine selbst, deshalb wirst du dich mit dem Lied respektive dem Inhalt deutlich identifizieren können, zumindest vermute ich es stark. Natürlich ist der Sidefact, dass es ursprünglich für den süßen Wichtelpartner angefertigt wurde und jene Person ebenfalls eine starke Verbindung zum Schnee hat, ebenfalls ein Motiv für die Wahl der Kälte und des Schnees, welcher eine bedeutende Rolle im Werk vertritt.


    Nachdem wir nun allerdings diese düstere Atmosphäre haben, startet der zweite Abschnitt überraschenderweise konträr und so eher fröhlich. Die Schönheit der gefrorenen Masse gerät in den Vordergrund und vermittelt einen Anblick, der keine Belastung, sondern Freiheit vermittelt. Tatsächlich hatte ich mir kurz vorgestellt, dass es auch für die zarte, wunderschöne Freundin stehen könnte, bevor dann gleich das „Wie sie“ von dir kam. Wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen, aber du erwähntest ja zuvor im Informationsteil, dass du einen direkten Weg gewählt hast und es um eher unauffällige, unterschwellige Motive geht, die sich im Werk verborgen halten! Die Freundin besitzt also die beruhigende Kälte und ist zart wie eine kleine Schneeflocke. Und der Protagonist besitzt in seinem Inneren ein Feuer, eines deiner liebsten Motive, welches ihn vermutlich antreibt. Diese Hitze lässt mich gerade an „Fieber“ denken, was die kalte Berührung seiner Liebsten vielleicht geheilt hat zu vor? Von der Vergangenheit oder den Beteiligten selbst weiß man bis jetzt und allgemein eher wenig, deshalb kann es gut sein, dass sie ihn in gewisser Weise indirekt oder vielleicht sogar direkt geheilthat von etwas. Von vergangener Liebe bzw. Herzschmerz? Einer Krankheit, die er hatte? Oder einem anderen Verlust? Wobei von seiner schlimmsten Gefahr gesprochen wurde, deshalb schließe ich letztes eher aus. Möglicherweise hatte sie eine heilende Wirkung auf ihn, wie die Heilkräfte eine Phönix, hu. Oder sie hat sein hitziges Gemüt, sein ständig aufhellendes Feuer etwas gekühlt und ihn von so manch emotionaler Fehlentscheidung bewahrt, die er dank ihr nicht begangen hat. jenes würde außerdem zu seiner bisher gezeigten Hoffnungslosigkeit passen, dass er ohne sie nicht frei von der erdrückenden Masse kommt und diese Last einfach nicht mehr los wird, sie nicht mehr schmelzen kann oder Ähnliches. Ich habe dank dir sogar etwas gelernt, da ich gerade tatsächlich eine Mini-Onlinerecherche gemacht habe, die sich mit Lawinen beschäftigt. Gibt also unterschiedliche Lawinenarten und die, die hier wohl am ehesten passt, ist die Fließlawine, welche besonders im Frühling beim Tauwetter/höheren Temperaturen auftritt. Möglicherweise hat die Bestärkung seines Feuers und die dadurch entstandene Schmelzung eine „Lawine“ ausgelöst, wodurch die Katastrophe entstanden ist. Alles Vermutungen und Interpretationen, die durchaus passen würden, aber festlegen kann ich mich wirklich nicht, leider, haha. x)


    Der nächste Abschnitt ist ein größerer und personifiziert die Lawine, da sie als eine Hand beschrieben wird, die ihn/sie in den Schnee drückt und regelrecht ersticken lässt. Es wird deutlich beschrieben, wie sie von der Lawine erwischt wurden, aber tragischer Weise „nur“ eine Person überlebt, während sie die Katastrophe nicht überlebt hat. Die Tatsache lässt ihn fragend und belastet zurück, wie er es überleben konnte. War es möglicherweise ihre Wärme, die ihn auf wundersame Weise überleben ließ? Hat das Feuer eine Hitze erzeugt, die den kalten Griff bei ihm gelockert hat und dadurch war es ihm möglich, dank ihr sozusagen, zu entkommen, während sie es leider nicht zu überleben vermochte. Die Schuld scheint er sich zu geben und indirekt seine wohl war, da er eine Risiko riskierte? Mir kam es zumindest so rüber, vielleicht wollte er einen aufregenden Weg wandern oder hat eine riskante Skiabfahrt gewählt, weil ihm danach war. Es gibt sicherlich etliche Möglichkeiten, was zu dieser Tragödie geführt haben mag, aber die werde ich nun nicht extra alle aufzählen, da es den Rahmen sprengen würde, lol.Auf jeden Fall gibt er sich die Schuld und es hält ihn „wach“, weil er weitermacht und gleichzeitig dem Winterschlaf sehr nah war. Winterschlaf allerdings einen ewigen Charakter hat und keinen der Erholung, um im warmen Frühling aufzuwachen. Ohne die Freundin gibt es vermutlich keinen warmen Frühling für den Protagonisten, sondern es verbleibt bei der eisigen Kälte, welche die Einsamkeit ausdrückt. Einsam ist oftmals mit Kälte in Verbindung gebracht, er fühlt sich vermutlich isoliert durch diese Lawine und erreicht die Oberflächliche nicht mehr. Ein ewiger Winter in seinem Herzen, weil kein Feuer mehr entfacht werden kann, solange die Geliebte nicht bei ihm ist. Der Verlauf der Zeit oder auch die fließende Zeit, wie die bereits benannte Fließlawine, scheint er am Ende des Absatzes akzeptiert zu haben. Er kann gegen den Fluss nicht ankommen und wurde einfach mitgerissen.


    Auch im nächsten Abschnitt verweht er sich das Aufgeben, umso deutlicher wird es, als er aufsteht und sich auf die unterkühlten, weichen Beine stellt. Sicherlich spürt sein Körper auch physisch die Kälte, da er sich scheinbar draußen im Schnee aufhält. Erneut ist der erdrückende Charakter hervorgetreten und er hat auch für diesen Tag die gefühlte Lawine überstanden, die ihn jeden Tag durch massive Schuldgefühle und Fragen zu überrollen vermag. Bisher hat er es überstanden, aber wie lange kann ein Mensch sowas durchstehen, wenn er jeden Tag diese Belastung durchleben muss? Sein Herz ist laut diesem Absatz gefroren, aber ist es das wirklich komplett? Vielleicht brennt das Feuer auch einfach in seiner Seele weiter, denn er übersteht die Kälte und besiegte die Lawinen seit dem Vorfall stetig, sodass die Hoffnung scheinbar noch irgendwo in ihm ist. Er kämpft für sie, sie ist nicht vergessen, und dadurch brennt ihre wärmende Flamme irgendwo in seinem Körper oder Verstand noch immer. Es scheint nicht nur der Kampf gegen die Lawine zu sein, sondern in erster Linie ein Kampf mit sich selbst.


    Kommen wir zum letzten Sinnabschnitt deines Werkes. Der Protagonist braucht eine Kur von diesem Schmerz, aber es lässt sich keine finden, wenn man nach den Lyrics geht. Hier greifst du interessanterweise wieder einen ruhigeren Part auf, die Schönheit von ihr und ihr zarter Schneeflocken-Charakter wird in den Vordergrund versetzt. Wie in dem zweiten Abschnitt deines Werkes, so wird auch hier eher von Schönheit gesprochen. Die grauen, tristen Tage und doch kämpft er. Er, sein Feuer, soll die Lawine ausgelöst haben, die zarte Gestalt zerdrückt haben und somit für immer Kälte in sein Herz getrieben haben. Trotz dessen scheint mir dieses Feuer auch gerade der Grund sein, also auch eine positive Eigenschaft, die ihn das Überleben gelehrt hat und ihn gerettet hat, damit zumindest einer der beiden weiterleben kann, um den anderen niemals zu vergessen.Also ist dieses Feuer Zerstörung und Rettung zugleich. Hat es sie verglühen und unter der Lawine begraben lassen? Oder hat es eigentlich den Kampf und das Überleben angetrieben, damit er weitermachen kann? Schwer zu sagen, sicherlich keine einfachen Fragen.Auf jeden Fall endet es mit einem eher düsteren Abschluss, auch im Lyrikpart, wo die Lawine trifft und ihre verheerende Wirkung haben wir eindeutig mitbekommen nun. Ich bin soweit mit dem Inhaltlichen durch, aber möchte meine Gedanken natürlich unbedingt noch einmal zum Abschluss zusammenfassen und dir ein wenig Feedback zu deinem Werk geben, nachdem du dich durch diesen Text gequält hast, haha. Vielleicht hast du ihn aber auch genossen!


    Abschließend haben wir ein melancholisches Werk mit Innerem Kampf inmitten einer eisigen Schneelandschaft. Eine physische und psychische Lawine befindet sich in dem Werk, immer wiederkehrend vor seinem geistigen Auge und es scheint kein Ausweg bisher in Sicht zu sein. Er scheint dennoch zu kämpfen und nicht aufzugeben, während er allem eine negative Eigenschaft zuzusprechen scheint und nur ihr die wohlwollenden Worte gebühren. Aber ist das wirklich richtig? Das Feuer scheint hier eine entscheidende und möglicherweise überlebenswichtige Rolle zu spielen. Es kann für die Freundin stehen, die für sein Überleben kämpft, denn er rankt mit dem Aufgaben und der puren Kälte, während sie ihn nicht aufgeben will und er sie nicht vergessen kann. In diesem wundervoll beschrieben Werk haben wir einen Kampf um Liebe, Überleben und um Antworten übers Leben, ob es denn einen Weg gibt, den Schmerz zu überwinden oder es einen gab, um die Katastrophe zu verhindern. Trotz alledem, dass du uns keine physischen Beschreibungen eigentlich lieferst und wir komplett gesichtslose, vielleicht weiße Leinwände als Personen haben, wie der Schnee, die wir selbst ausmalen und uns vorstellen müssen, so wissen wir sicherlich, dass sie eine zarte und einfühlsame Gestalt gewesen ist und er pure Liebe für sie empfunden haben muss, die nicht schwächer wird oder gar schwindet. Die Charaktere strahlen Emotionen aus und wir müssen als Leser, dank deiner fabelhaften Schreibkünste, nicht wissen, wie sie aussahen oder wer sie vorher waren, sondern nur wissen, dass es wahre Liebe war und sie bis zum Ende beisammen sind. Das war beim Lesen deutlich zu spüren und dafür bin ich dankbar – danke für dieses tolle Werk!Dein Wichtelpartner hat sich sicherlich, wenn auch eher melancholisch und nicht fröhlich für Weihnachtsverhältnisse, haha, über dein wundervolles Werk gefreut.Die Emotionen und Beschreibungen als solches haben mir sehr gefallen und ich lese deine Werke einfach unfassbar gerne. Freue mich schon auf zukünftige Werke und hoffentlich konnte ich ein Lächeln bei dir bewirken, um den Abend zu verschönern. ♥


    Mit freundlichen Grüßen
    Musicmelon ^-^

  • Hallo Saeran. (:
    Nach deinem überraschenden Kommi bei mir, komm ich natürlich nicht umhin mich bei dir mit Feedback zu revanchieren. Macht man ja so, gell?
    Muss ja sagen, dass es durchaus schwierig ist, sich von dem Musikvideo von Bring me the Horizon zu lösen. Und das nicht nur, weil ich ein absoluter Freund von Bergen und Berglandschaften bin, sondern auch, weil es so wahnsinnig gut gemacht ist — und der Song ist’s auch. Aber, nachdem du sagtest, dass man es sich vorher ansehen soll, hab ich das gleich mal gemacht, halt ein paar Mal mehr. ;)


    Jetzt aber zu deinem Text!


    Avalanche
    Was man nicht alles lernt, avalanche ist also die Lawine. Nja, mein Englisch ist nicht so gut, ich geb’s zu. Ich mag es, wie sich die Lyrics und der Text hier abwechseln, das gliedert den Text einerseits, andererseits wird natürlich auch die Verbindung zu dem Lied deutlich. Man könnte zwar einwerfen, dass sich Englisch und Deutsch hier ein bissl beißen, aber das empfinde ich nicht so.
    Du startest mit den Lyrics in den Text und beginnst dann erst mit dem Auftritt des ersten Charakters. Über ihn erfährt man im Verlauf einiges, im ersten Absatz aber vor allem, dass er von seinen Erinnerungen geplagt wird. Scheinbar kommt darin auch eine weibliche Person vor, was zum einen das Musikvideo widerspiegelt. Dort wird ja im Grunde nicht gesagt, was eigentlich mit der Frau passiert ist. In deinem Text hat der Hauptcharakter scheinbar die Schuld an dem Tod der weiblichen Person. Man merkt auch gleich in dem kurzen ersten Absatz, wie quälend diese Tatsache für ihn ist, das hast du richtig eindrucksvoll beschrieben.
    Durch zwei weitere Lyriczeilen unterbrochen, ist der plötzliche Wechsel zur Beschreibung des Schnees — die mir wirklich sehr gut gefallen hat! — gar nicht mal so abrupt. Für den Hauptcharakter war die weibliche Person wie Schnee und das hier sind wirklich sehr schöne Beschreibungen, durchweg. Dass du hier die Liebe mit Feuer vergleichst, ist natürlich ein starker Kontrast zu dem Schnee. Andererseits weiß ich hier grad nicht, ob es sich wirklich um Liebe oder rein um Leidenschaft bzw. Verliebtheit handelt. Das sind ja doch zwei Paar Schuhe. (Gut, ich muss mich jetzt hier zusammennehmen sonst schweif ich schon wieder ab in den Unterschied zwischen Liebe und Verliebtheit. °hüstl°) Weiß ich jetzt nicht genau, was du meinst. Gab aber zumindest eine schöne Überleitung zu der Gefahr von schmelzendem Schnee: eine Lawine. Obwohl man sagen muss, dass eine Lawine ja mehrere Ursachen haben kann. Nicht nur schmelzender Schnee, sondern auch Neuschnee auf Altschnee, der an der Oberfläche gefroren ist. Da kann sich der Pulverschnee natürlich nicht gut festhalten. Und es gibt ja auch unterschiedliche Arten von Lawinen — verflixt, jetzt schweif ich ja schon wieder ab. Hab das mal für eine Story recherchiert, deshalb … nun, egal. Lawine, darauf willst du jedenfalls am Ende hinaus.
    Passend dazu kommt jetzt auch der Refrain(?) des Liedes, in dem die Lawine erwähnt wird. Zusammen mit dem Untergehen in ihr, das ist in dem Lied sehr bildlich dargestellt — auch wenn in dem Lied im Grunde ja keine echte Lawine gemeint ist. Bei dir allerdings schon, wie der nächste und bisher größte Abschnitt zeigt.
    Warum die Beiden dort waren, wo sie waren und wie sie überhaupt in die Lage gekommen sind von der Lawine überrascht zu werden erfährt man nicht. Ist im Grunde auch unwichtig, weil es ja gerade um diesen einen Moment geht, der den Hauptcharakter nach wie vor verfolgt. Auch hier, eine Menge sehr schöner Beschreibungen, die sich hier kontrastieren. Finde hier auch die Wut als Ausdruck des Überlebenswillens ganz interessant und passend. Wenn man die ganze Sache weiterspinnt, könnte man sagen, dass diese Wut ihn dazu angeheizt hat, dass er diesen Fehler wieder gutmacht und allein schon deshalb überleben wollte. Nur leider war er der einzige von Beiden, der es geschafft hat. Die Ungerechtigkeit darüber muss wirklich kaum zu ertragen sein. Zum Thema Schicksal, klinke ich mich mal aus, ist nicht mein Fall. Fakt ist allerdings, dass wir auf den Lauf der Dinge im Grunde nur wenig Einfluss haben. Wir haben Einfluss auf unsere Taten, ja, aber nicht immer weiß man, was daraus wird, was ein Handgriff für Konsequenzen haben kann und wie knapp es manchmal ist. Wenn man im Voraus manchmal wüsste, was aus bestimmten Taten und Worten wird … ach, dann wär vielleicht manches einfacher. Vielleicht aber auch nicht, schwer zu sagen. (Ich weiß, dass ich oft gern wüsste, was passiert, wenn ich mich anders entschieden hätte.) Letztendlich hilft eigentlich nur Akzeptanz, weil man ansonsten wirklich dran kaputt geht.
    Ich mag übrigens, wie du hier Vergangenheit und Gegenwart sehr schön vermischt, gelingt dir gut. Was mich am vorletzten Absatz ein bissl stört, ist die Tatsache, dass das Herz des Hauptcharakter eingefroren ist und wohl nicht mehr auftaut. Im Grunde weiß ich nicht, ob das eine falsche Form von Treue ist oder einfach die Weigerung damit abzuschließen. Gut, wie soll man mit so was abschließen, kann man sich jetzt fragen und ich muss sagen, ich weiß es nicht. Man weiß ja auch nicht, wie lang es jetzt her ist, dass es passiert ist. Vermutlich aber schon ein paar Jahre und da wäre es natürlich wünschenswert, wenn man sagen könnte, eine gewisse Heilung wäre eingetreten. Wenn natürlich auch langsam, denn so was verheilt nicht so schnell, gerade, wenn man sich selbst auch noch die Schuld gibt. Sich aber von jeglicher Zukunft abzuschneiden find ich persönlich unklug.
    Im letzten Absatz kommst du noch mal auf die Schuldgefühle des Hauptcharakters zu sprechen und man merkt deutlich, was er verloren hat. Trotzdem versteh ich nicht ganz, warum er die Lawine nicht als Unfall akzeptieren kann, selbst wenn er vielleicht daran Schuld war, dass sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Das heißt ja nicht, dass er absichtlich dafür gesorgt hat, dass eine Lawine niedergeht. Und doch greifst du genau das am Ende auf, dass das Feuer des Hauptcharakters zu stark war und die weibliche Person verglühte. Muss ich sagen, versteh ich an der Stelle irgendwie nicht — ist aber auch gut möglich, dass du hier auf etwas anderes hinaus möchtest, was mir einfach entgeht. ^^“
    Davon abgesehen, find ich den ganzen Text aber wirklich gut gemacht, ich mag deine Beschreibungen hier und der ganze Aufbau ist dir gelungen. Auch wie du die ganze Sache erzählst hat mir gefallen — vermutlich stört mich auch einfach nur das Ende mit dem bitteren Nachgeschmack, gut möglich. Soll dich aber nicht weiter stören, es ist und bleibt ein gelungener Text. (:


    Dann bin ich mal gespannt, was wir hier noch alles zu lesen bekommen!

  • Hallo!


    Avalanche wurde bereits von Cyndaquil und Musicmelon sehr ausführlich kommentiert. Deshalb dazu nur ein paar Worte, die ich eigentlich auch nur loswerden möchte, weil, wie du ja weißt, Bring me the Horizon eine meiner Lieblingsbands ist. Ich persönlich schreibe selber auch sehr gerne Texte im Bezug auf Lieder und deshalb finde ich es auch sehr interessant, dass du den gleichen Ansatz gewählt hast. Musik ist allgemein eine super Möglichkeit sich inspirieren zu lassen. Du hast das Lied sehr wörtlich aufgefasst; ich finde besonders die wörtliche Übernahme des gefrorenen Herzens sehr gelungen, das hast du sehr schön eingebaut. Dass du den Text in Sinnabschnitte gliederst ist ein gutes Stilmittel und ist dir auch gelungen; allerdings war es zu Beginn nicht einfach, sie wirklich in die geschilderte Situation einzufinden. Erst dachte ich, dass du ein bisschen zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springst, aber du hast ja die Lawine doch nur als Erinnerung geschildert, richtig? Die Situation bzw. äußeren Umstände in der sich das lyrische Ich dann befindet ist mir noch nicht ganz klar geworden, vielleicht habe ich aber auch einfach zu wenig Fantasie, haha. :$ Ein Vergleich ist mir noch im Kopf geblieben; dass ihre Berührungen denen einer Schneeflocke gleichen. Hier fand ich vor allem die Verbindung mit der Wärme des Körpers interessant, denn wenn ihr Berührungen wie eine Schneeflocke auf seinem Körper sind, so schmelzen sie ja scheinbar (irgendwann). In dieser Geschichte sind ihre Berührungen (ihr Leben) auch geschmolzen, bzw. haben sich verloren. Interessantes Bild, was du da erzeugst. Im Großen und Ganzen kann ich sonst nicht allzu viel dazu sagen, ich denke, dass das auch nicht unbedingt nötig ist. Ich freue mich über jede weitere Kurzgeschichte dieser Art von dir!


    Nun zum eigentlich Grund, warum ich hier kommentieren wollte. Als Fan von Gedichten und auch riesiger Fan der englischen Sprache, fand ich es natürlich besonders interessant, dass du ein Gedicht in einer anderen Sprache geschrieben hast, von der du selbst sagst, dass du sie gar nicht so perfekt beherrschst. Ich selber würde selbiges über mich behaupten, habe mich auch des Öfteren schon daran versucht, eine Kurzgeschichte auf englisch (und spanisch) zu verfassen, aber bin dabei oft am Vokabular gescheitert, weil nicht zufrieden war. Weil es mir vorkam, als könne ich nicht genau das ausdrücken, was ich wollte. Ein Problem, was man meiner Meinung nach oft beim Schreiben hat, allerdings ist es weitaus einfacher damit umzugehen, wenn man in seiner Muttersprache, bzw. einer Sprache die man "perfekt" beherrscht, schreibt. Ich versuche trotzdem mal dein Gedicht Dancing with fire einigermaßen zu kommentieren, mal schauen, was dabei rumkommt!


    Der Titel gefällt mir schon mal. Die typische Metapher des Tanzes mit dem Feuer macht sich gut als Titel und in ihrer Einfachheit wirkt sie auch nicht zu dick aufgetragen. Man kann sich darunter sehr viel vorstellen, das Bild was du hinzugefügt hast, leitet mich in Richtung Liebe. Natürlich liegt dieses Gefühl allgemein nahe bei so einem Titel, aber andere Richtungen wären zum Beispiel auch "Deal with the devil"-mäßig.


    Was ich mir besonders schwierig vorgestelle ist das Reimen auf Englisch. Das fehlende Vokabular in einem Prosatext lässt sich ja mit Wörterbüchern einigermaßen ausgleichen, aber Reime finden ... Wenn man gar nicht weiß, was man sucht, ist es ziemlich schwer etwas zu finden. Ein Reimschema hast du eingehalten und das ist schon mal sehr positiv zu bewerten. An sich bin ich zwar kein allzu großer Freund der Paarreime, weil sie auf mich oft etwas erzwungen wirken, aber sie sind sicherlich einfacher zu finden, als Kreuzreime oder noch komplizierte Schemata. Was das Versmaß angeht schlägst du selten über die Stränge, auch das ist wohl sehr schwer da auf einer fremden Sprache wirklich einheitlich zu bleiben, aber das Gedicht lässt sich gut lesen und hat einen schönen Fluss, von daher geht das so auf jeden Fall in Ordnung. Auffällig ist noch die letzte Strophe, in der du von vier auf zwei Verse übergehst. Einen Interpretationsansatz dazu hebe ich mir mal für später auf, ist aber auf jeden Fall ein interessantes Mittel. Im Großen und Ganzen kann ich zur äußeren Form sonst gar nicht mehr so viel sagen. Sieht gut aus, vor allem aufgrund der fremden Sprache also durchaus gelungen!


    Mein erster Verdacht, den ich anhand des Bildes hatte, bestätigt sich schon relativ früh im Gedicht. Es ist zunächst von ihr, dann von ihm die Rede und ich denke, dass man hier relativ schnell auf den Pfad "Liebe" bzw. zumindest starke Gefühle zueinander gezogen wird. Die erste Strophe beinhaltet auch gleich einen Teil des Titels; im letzten Vers sprichst du breits das tanzen an. Hier sagst du quasi, dass er das Tanzen nicht gut findet. Ich nehme an, dass hier nicht unbedingt das reine Tanzen gemeint ist, sondern natürlich eine Metapher vorliegt. Für was genau schauen wir mal. Jedenfalls wissen wir schon, dass er davon nicht allzu begeistert ist. Die ersten beiden Verse lassen mich aber noch rätseln. Was kann sie nicht erreichen? Oder verstehe ich "reach" da vielleicht falsch? Die zweite Strophe beinhaltet dann die beiden für mich auf jeden Fall schönsten Verse des Gedichtes. Vers drei und vier sind dir unglaublich gut gelungen! Hier kurz zum Versmaß: slowly > just würde hier den Klang meiner Meinung nach noch etwas abrunden, allerdings verändert das natürlich auch irgendwo den Inhalt und da will ich dir nicht einreden. Allgemein würde etwas zweisilbiges hier aber gut passen. Ansonsten sind die ersten beiden Verse für mich relativ plakativ; sie scheinen ein Problem darzustellen, dass sie hat, und sie versucht irgendwie es zu lösen. Das "letzte Licht" ist also sowas wie ihre letzte Hoffnung, ihr letzter Ansatz, ihre letzte Bitte. Es baut sich hier also eine Art Spannungsbogen auf. Die dritte Strophe offenbart dann eine Art von Geheimnis. Aber irgendwie auch nicht so richtig. Gut geschrieben hier auf jeden Fall; das ganze hier aufzulösen, wäre wahrscheinlich etwas zu früh. Du sprichst ein bisschen das Thema an; es geht um ihre Jugend ... Auch hier wieder ein kleiner Versmaß-Hinweis: Wenn du im letzten Vers "the only thing that she could hide" schreiben würdest, klänge es für mich auch wieder etwas runder und einheitlicher. Allerdings muss ich sagen, dass auch das abruptere Enden des Verses in deiner Version etwas hat; es gefällt mir beides. Die vierte Strophe gibt schließlich noch mehr Information über die Thematik. Jugend. Jugendliebe; sich verlieben. Erinnerungen. Ich spring mal gleich in die letzte Strophe über, bevor ich jetzt anfange meine Gedanken alle niederzuschreiben. Dort wird der Titel erneut aufgegriffen, diesmal aber komplett. Sehr schönes Stilmittel, gefällt mir unglaublich gut. Auch ein toller Reim zum Abschluss und auch er wird noch mal erwähnt, was dem ganzen Gedicht ein runderes Ende gibt (hättest du ihn weggelassen, würde er meiner Meinung nach am Anfang etwas fehl am Platz wirken).


    Also, was ist nun gemeint, mit ihrem Tanz mit dem Feuer? Sein letzter Wunsch? Was hat sie nun für ein Problem? Ich denke, so wirklich definieren tust du das gar nicht und willst es auch gar nicht. Man kann die Thematik Liebe und Jugend auf jeden Fall auf das Ganze projezieren und annehmen, dass sie vielleicht einen schlechten Einfluss auf ihn hat; weswegen sie (die mit dem Feuer tanzt = schlechte Angewohnheiten, Lebensumstände o.ä.) sein letzter Wunsch sein könnte, da sie ihn eventuell mitzieht in diesen Tanz mit dem Feuer. Ich persönlich würde vielleicht eine Selbstmordthematik ebenfalls relativ schlüssig dadrinnen sehen. Sie will gar nicht mehr wirklich leben, hat ihre Jugend (= Lebenslust) trotz ihrer Liebe zu ihm verloren. Deswegen mag er es auch nicht, wenn sie mit dem Feuer tanzt (= mit Selbstmordgedanken o.ä. spielt). Mit ihrem Tod würde sein Charakter "zerstört werden" (man könnte erwarten, dass er vielleicht nie wieder jemanden auf diese Weise lieben können würde), weshalb sie bzw. ihr (Über)leben sein letzter Wunsch ist ...
    Möglichkeiten über Möglichkeiten. Vielleicht denke ich auch ein bisschen zu viel um die Ecke, aber insbesondere der zweite Interpretationsweg gefällt mir eigentlich, je länger ich über ihn nachdenke immer besser. Auf jeden Fall hast du hier ein richtig tolles Gedicht geschrieben und noch dazu auf einer Sprache, die du wohl gar nicht so mega gut beherrschst. Eins sage ich dir; das stimmt nicht wirklich. Du hast das wirklich klasse hingekriegt! Auch inhaltlich bin ich sehr überzeugt von deinem Werk, du siehst ja bereits an meinem Kommentar, dass er wirklich zum Nachdenken anregt. Natürlich würde mich auch mal interessieren, was du dir genau dabei gedacht hast.


    So. Jetzt muss ich mir noch was zu Essen machen und dann geht's zurück in den Unterricht, haha. Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen.
    Liebe Grüße!







  • NO ONE CAN OUTRUN THE WIND



    »I know I've been selfish, but for once I think I should accept my fate... Our fate...
    Max, you finally came back to me this week, and... You did nothing but show me your love and friendship.
    Wherever I end up after this... In whatever reality... All those moments between us were real, and they'll always be ours.«


    Das Leben ist verrückt.
    Sie erinnerte sich noch sehr genau daran, wie diese Woche begonnen hatte. Langweilig, eintönig – ja, fast schon unerwartet ruhig. Alles war so, wie es seit ihrer Ankunft in Arcadia Bay gewesen war. Mr. Jefferson unterrichtete sie, Viktoria war die nicht auszuhaltende Zicke, Warren fachsimpelte über die skurrilsten Wissenschaftsfragen und sie selbst… sie selbst war einfach Max. Hielt sich weitesgehend vom ganzen Stress fern und versuchte möglichst viel über Fotografie zu lernen. Auf eine verdrehte Art und Weise könnte sie es sogar glatt amüsant finden, dass gerade ein Besuch der Toilette – sprichwörtlich der Ort der Ruhe – ihr gesamtes Leben verändert hatte. Aber es war nicht amüsant. Es war … schrecklich. Die Erinnerungen an die vergangenen Tage schienen Max einen Moment zu übermannen; sie fröstelte und versuchte weiter zu laufen.
    Schon als kleines Kind mochte sie Beerdigungen nicht. Sie waren von Trauer zerfressen und erinnerten einen daran, dass man einen Menschen verloren hatte, der nie wieder neben einem verweilen würde. Man würde nie wieder sein Lachen hören, ja, nie wieder seiner Stimme lauschen können. Er war weg. Unwiderruflich. Max konnte nicht glauben, dass sie auf dem Weg zu der Beerdigung ihrer besten Freundin war. Es war surreal. Nicht möglich. Ein schlechter Scherz. Doch wenn sie eines gelernt hatte, dann war es das die Realität niemals scherzte. Sie war knallhart und eine Konstante im Leben, der man nicht entkommen konnte.
    Max schloss für einen Moment die Augen. Wann immer sie es auch tat, war sie wieder dort. Spürte den peitschenden Regen auf ihrer Haut, hörte den Wind und sah den riesigen Tornado, der sich gen Himmel schraubte. Und sie sah Chloe. Ihre Chloe … sie stand neben ihr, schrie ihr über den ganzen Lärm hinweg Worte zu. Wollte sie dazu bringen, das alles wieder in Ordnung zu bringen. Wollte, dass Max das Richtige tat. Das Richtige … Max öffnete die Augen und kam nicht umhin, dass ihr eine einzelne Träne die Wange hinab rann. Wie konnte das Schicksal von ihr verlangen, dass sie sich zwischen ihrer besten Freundin und einer Stadt voller ihr liebgewonnener Menschen entscheiden musste!? Das eine konnte man nicht gegen das andere stellen. Es war unmöglich… und dennoch. Dennoch hatte Max sich entschieden.
    Zeit heilt alle Wunden – das sie nicht lachte. Zeit war eine Waffe, die man niemals benutzen sollte. Zeit war so surreal, dass sie allen physikalischen Gesetzen trotzte. Zeit hatte viele Gesichter und hielt sich nicht an Regeln. Zeit war vieles… aber garantiert kein Trost für Max. Würde es auch niemals sein.
    Niemand wusste, was wirklich geschehen ist. Niemand außer Max. Nicht mal Chloe wusste es im Augenblick ihres Todes. Sie wusste nichts von dem, was sie mit Max zusammen erlebt hatte. Wusste nicht, dass Rachel wegen Mr. Jefferson tot war. Wusste nicht, dass Max wieder in der Stadt war. Wusste nicht, dass Max zusammengekauert ebenfalls in der Toilette war. Ohnehin konnte sich Max nur vage daran erinnern, was passiert war. Sie war völlig neben sich und hatte weder Orientierungssinn gehabt, noch die psychische Stabilität, um irgendwas von diesem Augenblick mitbekommen zu haben. Sie konnte sich nur an das Geräusch des Schusses erinnern. Es brannte sich geradezu in ihren Verstand ein und ließ sie nicht los.
    War es das Richtige gewesen? Diese Frage stellte sich Max sehr oft. Aber dann sah sie in die Gesichter ihrer Schulkameraden, erinnerte sich daran, dass nur so herausgekommen konnte, was Mr. Jefferson für ein Bastard war. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals runter und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Niemals wäre sie imstande gewesen, ganz Arcadia Bay sterben zu lassen. Aber der einhergehende Schmerz um den Verlust ihrer Chloe ließ Max kaum atmen. Sie sah nicht den Weg vor sich, den sie ging. Setzte lediglich einen Fuß vor den anderen. Wenn doch nur irgendjemand … wüsste … was wirklich passiert war.
    Doch Max war mit diesem Laster allein.



    ~


    Er wusste, dass sie nicht wegen ihm hier war. Das war sie noch nie gewesen; stets in seiner Nähe, doch immer außerhalb seiner Reichweite. Wie ein Stern. So hell leuchtend am Abendhimmel, voller Hoffnung und Wärme … jedoch nie auch nur ansatzweise für ihn zu erreichen. Warren wusste nicht, was all das hier zu bedeuten hatte. Es überforderte schlicht und ergreifend sein wissenschaftliches Genie. Er konnte weder den seltsamen Schnee, die Sonnenfinsternis, noch das plötzliche Massensterben der Tiere erklären. Und den riesigen Tornado zu seiner rechten am Allerwenigsten. Wenngleich er im Inneren des Diners war, so konnte er die zerstörerische Macht der Naturgewalt deutlich spüren. Er wusste, dass in wenigen Minuten nichts mehr von Arcadia Bay übrig bleiben würde. Alles, jeder Baum und jeder Mensch, würde gewaltsam aus dem Leben gerissen werden. Nichts konnte den Tornado aufhalten.
    Aber weswegen war Max hergekommen? In all dem Chaos hatte sie ihn angerufen und nach einem Bild vom Vorabend gefragt. Für ihn ergab das noch viel weniger Sinn als das gesamte Szenario vor der Tür. Er könnte es sogar fast für einen schlechten Scherz halten. Vielleicht träumte er einfach und würde gleich mitten im Unterricht wieder aufwachen und zusammengestaucht werden für seine Unaufmerksamkeit? Er seufze. Nein. Nein, das war kein Traum. Selbst Max war real. Sie war ihm so nah wie noch nie; er brauchte nur einen Arm ausstrecken und er würde sie berühren können. Einfach so. Etwas, was er schon immer machen wollte, es jedoch nie wirklich gewagt hatte; sah man mal von diesem einen Moment ab, in welchem er kurz seinen Arm um ihre Schultern gelegt hatte. Es war eindeutig, dass er keinen wirklich hohen Stellenwert in Max Leben einnahm. Zumindest nicht in der Hinsicht. Sie mochten Freunde sein, er würde sogar behaupten, ziemlich gute Freunde. Doch das war es dann auch schon. Seine Max war eine andere Liga wie er; er konnte sich sogar glücklich schätzen, dass sie beide überhaupt Freunde waren. Max war einfach unglaublich! Er bewunderte sie in so vielen unterschiedlichen Sichtweisen. Sie war lustig, hilfsbereit und einfach eine gute Seele, die stets für ihre Freunde kämpfte. Sie hatte Kate gerettet; sie davon abgehalten, sich in die Tiefe und ihren Tod zu stürzen. Sie hatte ihn aufgehalten, Nathan noch mehr als sowieso schon zusammenzuschlagen; wenngleich er es in Warrens Augen mehr als nur verdient hatte. Max sah stets das Gute in den Menschen um sie herum. Selbst dann, wenn jene das scheinbar nicht sahen oder sehen konnten. Sie war einfach ein wundervoller Mensch! Quasi … eine eigene Naturgewalt, die alles und jeden mit sich reißen konnte und stets über sie wachte.
    „Warren. Hast du das Bild, um das ich dich gebeten habe?“
    Angesprochener schrak aus seinen Gedanken auf. Er war so damit beschäftigt gewesen, über Max nachzudenken, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass sie aktuell ja vor ihm stand und auf etwas wartete. Wie dumm von ihm.
    „Ja“, erwiderte er und brauchte einen Moment, um sich selbst zu fangen, „Ja, das habe ich. Aber Max… warum? Was bringt das alles? Wieso bist du bei diesem Unwetter den weiten Weg hierher gefahren, nur wegen eines Bildes von uns beiden?“ Er sprach die Wahrheit. Er verstand es wirklich nicht. Wieso hatte sie ihr eigenes Leben derartig gefährdet? Das passte nicht zusammen. Zumal es ein Bild von ihr und ihm war. Eine so fundamentale Bedeutung konnte es gar nicht haben.
    „Ich … ich werde das alles wieder in Ordnung bringen, Warren. Ich verspreche es dir!“ Max sah bedrückt aus, fast schon kraftlos und völlig erschöpft. „Das alles hier … ich weiß nicht, wie ich dir das gescheit erklären soll, ohne das es sich verrückt anhört.“
    „Glaub mir, verrückter als der Tornado da draußen kann es gar nicht sein“, erwiderte Warren trocken und musste leicht grinsen.
    „Ich, du … also gut.“ Sie holte tief Luft. „Ich kann die Zeit manipulieren und Dinge dadurch verändern.“ Eine kleine Kunstpause folgte, in der Warren wage eine Augenbraue hob. „Es fing alles in einer Unterrichtsstunde von Mr. Jefferson an. Ich ging auf Toilette und sah wie Chloe erschossen wurde… ich habe die Zeit zurück gedreht und eben das verhindert. Danach sind immer wieder Dinge geschehen, die ich versucht habe in Ordnung zu bringen. Aber das war nicht gut, das war alles andere als gut…“ Max schloss kurz die Augen. „Der Tornado da draußen ist meine Schuld. Durch mein ständiges Eingreifen in die Zeit muss ich irgendwas kaputt gemacht haben; keine Ahnung. Aber ich bin mir Sicher, dass ich mit Hilfe des Bildes von uns beiden das alles wieder in Ordnung bringen kann! Ich kann nämlich zu diesen Zeitpunkt zurückkehren.“
    Warren brauchte einen Moment, bis er das eben Gesagte verarbeitet hatte. Zeitreisen, Zeitmanipulation … er lächelte leicht. Ja, das hörte sich nach Max an. Stets darauf bedacht, anderen zu helfen. Selbst in so einer Situation wie dieser noch. „Ich glaube dir, Supermax. Wenngleich das natürlich mehr als verrückt ist. Aber wie ich schon sagte… so ein Tornado entsteht nicht einfach mal so.“
    Max seufzte erleichtert. „Danke, Warren.“
    Er hob abwehrend die Hände. „Nicht dafür, Max. Du bist diejenige, der man danken sollte.“ Er griff in seine Jackeninnentasche und holte das Bild hervor. Kurz betrachtete er es noch einmal, ehe er es auf den Tresen legte. Schon komisch. Es ist das erste richtige Bild von ihm und Max und nun sollte es dafür sorgen, dass sie die Welt rettete? Okay, Arcadia Bay, aber wenn das so weiterging, dann würde sie bestimmt auch noch die Welt retten irgendwann. Fast schon ein wenig peinlich berührt dachte Warren an den vergangenen Abend; er war betrunken gewesen und es hätte mit Sicherheit nicht mehr viel gefehlt und er wäre ohne eine Kotztüte nirgendwo mehr hin gegangen. Eigentlich wollte er das Bild nicht mehr hergeben, so war es doch dennoch eine schöne Erinnerung für ihn. Aber nun gut. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig.
    Max besah sich kurz das Bild, ehe sie noch einmal inne hielt und zu Warren schaute. Zögernd betrachtete sie ihn, einen Augenblick später war sie allerdings verschwunden. Ebenso das gesamte Szenario um Warren herum. Er selbst konnte sich allerdings schon im selben Moment an nichts mehr von alledem erinnern. Weder an den Tornado, noch an das Gespräch mit Max. Es war alles weg, unwiderruflich. So hatte er auch keinen blassen Schimmer davon, dass Max in der Tat nicht wegen ihm im Diner war. Sie hatte sich nicht einmal wirklich von ihm verabschiedet; nicht mal eine Umarmung hatte sie ihm mit auf den Weg gegeben. Wozu auch? Er würde sich eh nicht daran erinnern; zumindest war das die Devise seitens Max. Sie musste Chloe retten! Und konnte nicht ihre Zeit damit verschwenden, länger an diesem Ort zu bleiben, als unbedingt notwendig.
    Warren würde nicht einmal die Gelegenheit bekommen, jemals wieder mit Max reden zu können. Wissen tat er das allerdings nicht. Wie auch? Die Naturgewalt Max würde ihn mit sich reißen. Ihn und jeden anderen in Arcadia Bay.

  • Ahoy, Matey. Ich konnte nicht umhin, zu übersehen, dass du da eine Life is Strange-Story geschrieben hast, und als großer Fan dieses Franchises musste ich natürlich meinen Senf dalassen. Zunächst ein paar Zitate:

    Schon als kleines Kind mochte sie Beerdigungen nicht.

    Ich glaube, da wäre das Plusquamperfekt besser.

    Es war unmöglich… und dennoch

    Den Dreipunkt immer mit Leerzeichen abtrennen, an Stellen wie diesen beidseitig, vor Anführungszeichen so: leerzeichen ..."

    Zeit heilt alle Wunden – das sie nicht lachte

    Zeit heilt alle Wunden - dass sie nicht lachte.

    Seine Max war eine andere Liga wie er

    Seine Max spielte in einer anderen Liga als er.

    Angesprochener schrak aus seinen Gedanken auf.

    Der Angesprochene

    um sich selbst zu fangen, „Ja, das habe ich.

    Nach dieser Konstellation: Nebensatz, "ja, das habe ich."

    Eine kleine Kunstpause folgte, in der Warren wage eine Augenbraue hob.

    Vage

    Aber ich bin mir Sicher, dass ich mit Hilfe des Bildes von uns beiden das alles wieder in Ordnung bringen kann! Ich kann nämlich zu diesen Zeitpunkt zurückkehren.“

    Aber ich bin mir sicher, dass ich mit Hilfe des Bildes von uns beiden alles wieder in Ordnung bringen kann!

    Und den riesigen Tornado zu seiner rechten am Allerwenigsten

    Und den riesigen Tornado zu seiner Rechten am allerwenigsten.


    So. Nun zum Punkt. Life is Strange hatte viele Stärken - den Soundtrack, das Setting, die Atmosphäre, die Charaktere - aber auch ebenso deutliche Schwächen, wie ich zugeben muss, und zwar waren viele der Dialoge, nett ausgedrückt, suboptimal. Wenn ich nun also neue Texte sehe, erstellt von frischen Autoren, dann habe ich immer die Hoffnung, dass dieser größte Makel ausgemerzt wird. Dass dies hier nicht passiert, sondern du sogar mit eine der unvollkommensten Stellen übernimmst, ist allerdings auch schon mein einziger Kritikpunkt an deinen Text.
    Dontnod Entertainment hat anfangs einen relativ großen Teil von Episode zwei dafür benutzt, Chloe überhaupt von Max' Kräften zu überzeugen, und zwar mittels einiger Tests, die man durchspielen musste, Dass Warren das Ganze einfach so glaubt - als Wissenschaftler, wohlgemerkt - fand ich beim ersten Durchlauf unrealistisch. Klar, vielleicht ist er einfach open minded und glaubt Max sowieso alles, weil sie aus seiner Sicht das perfekte Mädchen ist, aber für mich sah es so aus, als wollten sie ihn in Richtung Finale einfach auf Krampf nochmal in Vertrauen ziehen, koste es, was es wolle.
    Wie auch immer. Gerade der erste Teil gefällt mir außerordentlich gut, weil er eine schöne Innensicht bietet, die man in der Friedhofsszene so nicht hatte. Diese kleine Anmerkung mit Maxines Kindheit passte hervorragend in diese ganze neue-und-doch-nicht-neue Szene. Es ist etwas, was man aus dem Spiel nicht wusste, aber sich dennoch gut vorstellen konnte. Genau das ist der Vorteil, den Autoren gegenüber Filme- und Spielemachern haben. Innensicht wird sonst nur mittels Flashbacks oder dieser "Erzählerstimme" geschaffen, doch die wirkliche Kraft innerer Monologe wird erst im Text deutlich.
    Insgesamt ist dieser Text ein hervorragendes Dokument sowohl der Gefühle, die Life is Strange vermittelt, als auch derer, die es noch hätte vermitteln können. Die Art, auf die du dich in erst Max und dann Warren hineinversetzt hast, sieht durchweg glaubwürdig aus, und auch die Beschreibungen der bevorstehenden Zerstörung lassen nichts zu wünschen übrig. Vielleicht kannst du noch einen kleinen Hinweis auf die Ironie der strahlenden Sonne einbauen, die ja so völlig im Gegensatz zu Max' Gefühlen steht, aber das ist Geschmackssache.


    Habe ich etwas vergessen? Bestimmt. Ach ja, bei "Mr" und "Mrs" sind in der deutschen Übersetzung vieler meiner Bücher die Punkte weggelassen worden. Keine Ahnung, ob da der Lektor geschlafen hat, aber falls nicht, müssen die bei dir wohl raus.


    Mach weiter so.


    mfg
    #shiprekt

  • Hallo Saeran!
    Hab ich da etwa Life is Strange gelesen? :D Oh my! Jetzt ist es doch schon eine ganze Weile her, dass ich das gezockt hab, aber noch kein Game hat mich mit seinem Plot derartig oft „what on earth!“ denken lassen, als dieses Game. Wow, ganz großes Kino! Obwohl man sagen muss, dass die letzte Episode dann doch ein bissl schwächelte, aber trotzdem hab ich es extrem genossen.
    Und jetzt schreibst du hier auch noch zwei Texte darüber — na da bin ich richtig gespannt!


    No one can outrun the wind
    I.


    „Logic clearly dictates, that the needs of the many outweigh the needs of the few.“ — Spock in Star Trek: The Wrath of Khan
    Das war so das Erste woran ich damals erinnert wurde. Ja, ich bin mit Star Trek großgeworden, deshalb kamen mir unterbewusst die Worte von Spock in den Sinn. (Immer noch begeistert von J.J. Abrams Arbeit als er die Szene aus „Wrath of Khan“ in „Into Darkness“ genauso hernahm, nur mit getauschten Rollen.) Insofern war das hier auch das von mir gewählte Ende. Obwohl ich erstmal ein „Was?!“ in den Bildschirm gerufen hab, als ich diese Wahl gelesen habe. Srsly, why?! Aber es machte natürlich nur Sinn — und hierbei bin ich wieder bei Star Trek, denn dort wird sieht man so was öfter —, denn nur auf diese Art konnte das „Raum-Zeit-Kontinuum“ wieder in Einklang gebracht werden. Es ist in jeder Hinsicht grausam, dass man als Spieler mit der Tatsache konfrontiert werden musste, dass die Manipulation von Zeit nur damit wieder „zu richten ist“ in dem man am entscheidenden Punkt die Zeit eben nicht manipuliert und mit den Konsequenzen leben muss. Immerhin gab es ja bereits einen Butterfly Effect durch die Aktionen von Max.
    Du hast die ganze Stimmung in diesem Ende der Story auch sehr gut dargestellt. Ich war wirklich direkt wieder in dieser Schlussszene und hab die ganzen Bilder wieder gesehen. Nur, dass ich dieses Mal das Innenleben von Max direkt mitbekam, denn du hast hier die Möglichkeit gegeben, dieses direkt zu lesen. Das hat mir sehr gefallen! Und deshalb kann ich auch nicht wirklich viel dazu sagen, weil es mir eben so gut gefällt. Trotzdem bleibt die Frage: War es das Richtige gewesen?
    Logisch betrachtet muss man sagen: ja. Eine ganze Stadt für eine Person zu opfern find ich ungerecht, weil ich Chloes Leben nicht als wichtiger empfand, wie das von den anderen. Sie wogen alle gleich viel. Gerade deshalb war diese Entscheidung ja auch so schlimm. Weil man sich eigentlich egal bei welcher Wahl schlecht fühlt, irgendwie. Und ich kann nicht mal erahnen, was das in Max alles ausgelöst hat, sich damit abfinden zu müssen, dass sie die einzige ist, die eine „Alternative“ zu dieser Realität kannte. Ja, sogar gelebt hat! Es bleibt grausam. Einzige Genugtuung ist wirklich, dass sie Jefferson drangekriegt haben. (Oh, was hab ich diesen Typen hassen gelernt. Nichts was er getan hat, ist irgendwie zu entschuldigen. Mit nichts.)
    Ein sehr guter Text also, der mich wieder zu dem eigenen Erlebnis zurückgebracht hat — und weil ich da schon so sprachlos war, bin ich es hier in gewisser Hinsicht auch. Aber es gibt ja noch einen zweiten Text, der die andere Seite beschreibt — bin gespannt!


    II.


    Warum? Warum quälst du mich so?!
    °hüstl° Okay, Theatralik beiseite, aber meine Güte, das war wirklich schmerzhaft zu lesen. Fast noch mehr als der Text davor. Vermutlich, weil man ingame ja die ganze Zeit in Max drinsteckt. Man sieht alles aus ihrer Perspektive. Hier die Sache mal vom Blickwinkel von Warren zu sehen war schon krass. Aber krass gut gemacht von dir!
    Man merkt während das Game voranschreitet schon, dass Warren auf Max steht. Anfangs noch nicht so, aber später wird das doch recht deutlich und da tat er mir dann schon leid. Weil diese Fixierung auf Chloe halt wesentlich stärker da war. (Ich mein, allein schon freundschaftlich hatte Chloe Warren einiges voraus. Je nachdem, wie man die Beziehung von Chloe und Max jetzt gestalten will — ob man bei der Freundschaft bleibt oder in Richtung Liebe geht — hat Warren irgendwann wirklich „keine Chance“ mehr.) Warren war zwar trotzdem immer da für Max — dieser treue Kerl —, aber im Grunde ging’s wirklich ständig um Chloe. Deshalb wundert es mich hier auch nicht zu lesen, dass Warren das im Grunde ahnt. Da wundert es nicht, wenn er sich hier als unwichtig ansieht. Und das obwohl er eigentlich recht selbstbewusst wirkte. Aber vermutlich hat er das nur gut versteckt. Man, das tut echt weh zu lesen …
    Durch die ganzen Zeitlinien bin ich jetzt selbst verwirrt: gab’s nicht eine Zeitlinie da hatte sie mit Warren zusammen noch wegen Zeit und derartigem recherchiert? Ich erinnere mich nur noch an Post it’s auf denen Notizen standen und dass Max übermüdet war, weil sie so lang recherchiert hatten, aber keine Ahnung, in welcher Episode oder Zeitlinie das war, lol. Aber jetzt wo ich so drüber nachdenke, hat Max in dem Diner Warren tatsächlich die Sache erklärt — jedenfalls hatte man afaik die Möglichkeit es ihm dort zu erklären. Du hast in dem Text eine Variante gewählt, die aber nicht darüber hinausgeht. Im Grunde benutzt Max hier Warren nur noch, um Chloe zu retten. Mehr ist er nicht, er wird reduziert auf dieses rettende Bild. Eigentlich ist es ja das ganze Game hindurch schon so — anfangs sieht man noch drüber hinweg, aber später wird’s deutlich —, dass Max die Leute mehr und mehr unterbewusst benutzt und manipuliert um selbst besser dazustehen. Um die Antworten zu kriegen, die sie will. Dass ist auch so eine Erkenntnis, die mir erst später kam. Ja, natürlich hat sie mithilfe dieser Fähigkeit auch Kate gerettet — das war auch so eine Erfahrung … ey, dieses Game! —, aber das kam unter anderem zustande, weil Max so mit sich selbst beschäftigt war, dass sie Kate davor nicht helfen konnte.
    Oh mann, Warren tut mir hier einfach nur leid. Auch, weil man leider sagen muss, dass er sich vielleicht nur in die Idee von Max verliebt hat und nicht in die echte Max. Gerade deshalb ist auch das Ende so hart. Weil du halt auf das zweite Ende hier gut anspielst, wenn Max als Naturgewalt ganz Arcadia Bay mitreißen würde. Ich kenne das zweite Ende nicht, sollte mir das aber vielleicht mal raussuchen. Weil ich weiß, dass ich beim zweiten Mal durchspielen ja doch wieder so handeln werd, wie beim ersten Mal.
    Sehr guter Text jedenfalls, wie der erste auch. Ich mag es, wie du Warren hier charakterisierst und allgemein ist es sehr interessant die Geschehnisse aus seiner Sicht mitzukriegen. Ist dir gelungen!


    So, damit war’s das von mir auch wieder für dieses Mal. (: Bin gespannt, was noch kommt!





  • The Phoenix


    Der Boden unter meinen Füßen gab nach und ich kippte nach vorn; fiel auf die Knie. Der Sand knirschte, als ich krampfhaft meine Finger in den Boden rammte und versuchte, Herr meiner Sinne zu bleiben. Vergebens. Ich spürte bereits wie die Hitze in meinem Inneren anschwoll; mich von innen heraus zerfraß und sich einen Weg an die Oberfläche suchte. Vertrauen. Das ich nicht lache! Ehre. Was für eine Illusion! Liebe. Welch Zeitverschwendung!
    Das zischende und züngelnde Geräusch von Flammen holte mich aus meiner Gedankenwelt. Ich spürte es. Roch es. Fürchtete es. Verachtete und liebte es zugleich. Verlangte nach ihm. Feuer.


    Das stechend grelle Licht der Flammen blendete mich einen Augenblick lang, ehe ich der Situation gewahr wurde. Das tänzelnde Feuer kroch meine Arme hinauf, versengte meine Haut. Es war unaufhaltsam in seiner alles vernichtenden Zerstörungswut. Allerdings spürte ich keinen Schmerz. Schon seit tausenden von Jahren nicht mehr. Früher oder später würde es so kommen. Ich konnte es weder verhindern noch ändern; ich war nun einmal so. War dazu verdammt, irgendwann in Flammen aufzugehen und der Welt erneut den Rücken zu kehren. Vermuteten sie. Dachten sie. Aber ich ging niemals von ihnen. Sie unterschätzen meine grenzenlose Macht. Die Macht des Feuers!


    Meine Augen suchten die Umgebung nach Anzeichen von Gegnern ab. Nur vage erkannte ich die Umrisse des Kraters; die Ränder verschwammen vor mir, sodass ich Mühe hatte, Anhaltspunkte zu finden. Die Hitze und das Flimmern der Flammen machten mir die Angelegenheit keinesfalls leichter. Die Luft war voller Rauch und lastete schwer in meinen Lungen. Doch drückte ich meinen Körper mit den Händen vom Boden ab und erhob mich. Schwankend stand ich auf den Beinen und schloss die Augen, um meine Konzentration wiederzuerlangen. „Dort unten! Da ist sie!“ Ein mildes Lächeln umspielte meine Lippen. Ich bemitleide euch jetzt schon, ihr Narren.


    Eine turmhohe Flammensäule umgab mich, versengte meine zarte Haut und lechzte nach mehr. Jede Zelle meines Körpers brannte schon bald lichterloh. Die vielen Pfeile, die man auf mich schoss, drangen erst gar nicht bis zu mir hindurch; bereits im Flug fingen sie Feuer und zerfielen zu schwarzer Asche. Kein menschliches Wesen wäre in der Lage, meine grenzenlose Macht zu durchbrechen. Keines! Alle würden mit mir zusammen in Flammen aufgehen und ihr baldiges Ende finden. Es war unumgänglich. Zischend leckte die Hitze weiter über meine sterbliche Hülle und ein dunkles Lachen verließ meine Lippen. Gleich… gleich ist es vorbei. Endgültig.
    Endlich…


    Mein Leib brach auseinander. Zum Vorschein kam zunächst eine undeutliche Silhouette, die erst nach und nach Gestalt annahm. Riesige Schwingen durchbrachen die Feuersbrunst, breiteten sich aus und ein Luftstoß fegte alles in der Nähe befindliche weg. Wie Spielzeugfiguren wurden meine Feinde einfach hinweggeschleudert. Sie waren doch tatsächlich so dumm, sich mir zu nähern. Wie bemitleidenswert! Ein schriller Schrei verließ meine Kehle und übertönte jedes Geräusch. Einige meiner Feinde hielten sich die Ohren zu; verstanden nicht, was hier passierte. Ich stieß mich vom Boden ab und entfaltete meine ganze Kraft. Ein riesiges Flammenmehr brach einfach über sie hinweg und vernichtete alles.


    Immer wieder schoss ich mit einer atemberaubender Geschwindigkeit in die Tiefe. Packte Menschen mit meinen riesigen Klauen und schleuderte sie weg. Ließ sie in meinem Flammenmehr verbrennen. Schnappte mit meinem Schnabel nach ihren wehrlosen Körpern und zerdrückte sie mühelos. Meine Schwingen trugen mich problemlos durch die Lüfte. Ich spürte den Wind durch meine Federn streichen, spürte für den Moment die Freiheit. Aber es blieb mir nur ein kurzer Moment der Ruhe; denn überall hörte man erstickte Schreie oder Hilferufe. Überall versperrte der Rauch einem die Sicht; erschwerte einem das Atmen. Schutt und Asche waren das Einzige, was man noch erkannte.


    Meine wuchtigen Krallen zerbarsten den steinigen Untergrund, als ich landete. Langsam schritt ich über die Ebene, besah mich des Chaoses. Meines Chaoses. Genugtuung durchströmte meinen Körper und es verließ ein erneuter, schriller Ruf meine Kehle.
    ‚Warum?‘
    Ich blieb stehen. Die leise Stimme klang traurig, ja, fast schon verletzt. Kurz sah ich mich um, entdeckte aber niemanden, der dies gesagt haben könnte. War es nur eine Illusion? Spielte mir mein Verstand einen Streich? Ich gab ein belustigtes Schnauben von mir. Das war lächerlich. Meine stechenden Augen besahen sich der Umgebung und ich war mir meines Sieges gewiss. Niemand würde mich aufhalten.


    ‚Warte!‘ Mein Körper erstarrte und ich hielt erneut inne. ‚Bitte, ich flehe dich an. Tue es nicht!‘ Wieder diese Stimme… Ich kannte sie. ‚Du wolltest so nicht sein. Du bist so nicht! Du unterscheidest dich grundlegend. Vergiss nicht, wer du wirklich bist!‘ Ich kniff die Augen zusammen. Nein, ich wollte mich nicht erinnern. Erinnerungen bargen nur Schmerzen und Leid. Wir wiegen uns ein Leben lang in Sicherheit und vergessen, dass nichts vergänglicher ist als die Zeit! Zeit… Ich öffnete meine Augen und sah an meinem Körper hinab. Sah das Feuer, welches mich mit seinen Flammen umspielte. Aber natürlich. Die Zeit!


    Bevor ich einen anderen Gedanken fassen konnte, überfluteten mich die Erinnerungen meiner vergangenen Leben. Menschen, Orte – alles, was ich je sah, spielte sich vor meinem inneren Auge ab. Gefühle, welche ich bis dahin vehement vermieden hatte, drangen in mein Bewusstsein ein und spülten jegliche Zweifel gegenüber ihnen weg. Als wenn es sie nie gegeben hätte. Zeit war für jedes Lebewesen ein entscheidender Faktor. Sie regelte das gesamte Leben; gab uns einen roten Faden, dem wir folgten. Doch was sollte sie mir geben? Jemandem, der die Unendlichkeit sein Eigen nannte? Ich hatte sie all die Jahrhunderte ignoriert. Immer und immer wieder.


    Wie oft stand ich bereits mit diesem Gedanken auf der Welt? Zu oft, wie ich sah. Beinahe jedes Mal, kurz vor meinem Tod. Ein Segen oder ein Fluch? Macht oder nur eine Illusion? Ich schloss meine Augen und streckte meinen Kopf gen Himmel. Spürte den Wind, wie er über mein Antlitz strich, meine Federn auf und ab wiegte. Wie er mein Feuer weiter anspornte. Ich blickte hinauf in den Himmel. Die Sterne waren getrübt von dem ganzen Rauch und Qualm, aber man sah sie. Ich sah sie. Ein summendes Geräusch vibrierte in meiner Kehle. Eine Melodie, geschaffen für die Ewigkeit.


    Ein Geräusch unmittelbar vor mir ließ mich wieder nach unten schauen. Mein Kopf neigte sich hinab, soweit, dass mir der Mensch ins Auge blicken konnte. In dieser Gestalt war allein mein Haupt so groß wie ein ausgewachsener Mann! Er hatte noch immer seine Waffe in der Hand, zitterte vor Aufregung und Angst. Kurz sah ich an ihm vorbei; betrachtete die Ebene. Zerfallene Felswände und verkohlte Stellen auf dem Boden, umrahmt von glühend heißer Lava des Vulkans. Nirgendwo ein Zeichen von Leben. Wahrlich kein fremder Anblick für mich. Dann besah ich mich wieder des Menschen vor mir. „Wie lautet dein Name?“


    „Spielt das eine Rolle!?“ Er stierte mich argwöhnisch an. „Hör auf dich hinter deinen Flammen zu verstecken und zeige mir deine wahre Gestalt, damit ich das ein für alle mal beenden kann!“
    „Das tue ich bereits, Mensch.“
    Er ließ seinen Arm sinken, den er zuvor noch für wildes Gestikulierend verwendet hatte und sah mich fassungslos an. Kurz zögerte er. „Hör auf mich für dumm zu verkaufen, elende Feuersbrut!“
    „Dafür habe ich nicht die Zeit-“
    „Sei still! Sei einfach still!“ Er schrie. Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Ich hob meinen Kopf wieder an, faltete meine vier Flügel zusammen und wartete.


    Welch Ironie! Ich war der Ewigkeit mächtig und geriet in Zeitnot. Aber würde ich erst einmal in Flammen stehen, so würden all meine Erinnerungen ebenso verbrennen. Als Phönix lebt man zwar ewig und immer wieder, aber so, als wenn es das erste Mal sein würde. Ich würde mich nicht an diesen Tag erinnern können, nicht an das, was mir die letzten 25 Jahre zugestoßen ist. Erst, wenn ich wieder meine wahre Gestalt annehmen und erneut kurz vor meinem Tode stünde… erst dann würde ich mich erinnern. Wüsste die kleinsten Wahrheiten und die größten Lügen dieser Welt. Wüsste wer ich bin.


    „Hör mir zu, Mensch.“
    Der junge Mann sah zu mir auf. Misstrauen spiegelte sich in seinen Seelenspiegeln wider, allerdings blieb er ruhig.
    „Ich erinnere mich. An meine vorherigen Leben und Taten.“ Das Feuer umfing meine Federn nun stärker und ich wusste, dass meine Zeit gleich abgelaufen sein würde. „Mein Leben neigt sich nun erneut dem Ende. Lehre mich. Unterrichte mich. Weise mir den richtigen Weg. Verhindere, dass ich zu einem Monster heranwachse.“
    Fassungslosigkeit stand dem Knaben ins Gesicht geschrieben - er glaubte mir nicht. Vertraute nicht. Verstand nicht. Doch ich war mir sicher; er würde. Er würde verstehen, er … musste einfach.


    Ein letztes Mal sah ich dem Menschen vor mir in die Augen, ehe ich meinen Kopf in die Höhe streckte und meine Schwingen ausbreitete. Es ertönte die wunderschönste Melodie, die ein Lebewesen hören konnte. Ich sang. Von den guten und schlechten Dingen der Welt. Von der Zeit und vom Schicksal.
    Das Flammenmeer was mich nun umgab schmerzte. Führte mir meine Dummheit vor Augen, zeigte mir, dass nichts auf dieser Welt ewig währte. Nur am Rande nahm ich wahr, wie der Mann vor mir zurückwich. Mich beobachtete und verstand. Das Leben eines Phönixes verstand.
    Und ich zerfiel zu Asche.

  • Hallo @Kräme,


    Wie ich schon gesagt habe, lasse ich dann nun auch einmal einen Kommentar da.


    Erst einmal: Ich sehe, du hast die ganze Zeit bei PhotoBucket gehostet? ^^" Ich bin froh, dass ich es aktiv ewig nicht mehr genutzt habe (wenngleich ich fürchte, dass ein paar meiner alten Topics jetzt auch drunter leiden - mal schauen, wenn ich wieder normales Internet habe). Das ist gerade sehr... Blöd gelaufen, mit der Formatierung? (Ich empfehle übrigens imgur.)


    Das aber gesagt, kommen wir mal zur eigentlichen Geschichte. :)


    Hier muss ich sagen, dass ich gerade bei solchen eher kürzeren Werken, bei denen es mehr um eine Idee geht, relativ schlecht darin bin, viel dazu zu sagen. ^^" Haha. Wie peinlich... ^^"""


    Ähm. Ja, aber ich bemühe mich mal.


    Ich fand das Konzept interessant, soweit wie ich es aus der Geschichte heraus verstanden habe. Also wie ich es verstanden habe - korrigier mich da, sollte ich falsch liegen - wird dieser Phönix immer wieder in menschlicher Gestalt geboren, wächst auf und irgendwann passiert etwas, dass ihn (bzw. sie?) die Beherrschung verlieren lässt, sie wird zum Phönix, verbrennt alles und am Ende selbst und wird dann wiedergeboren.


    Das ist definitiv einmal ein anderes Konzept, was die Phönix-Geschichte angeht und finde ich auch ziemlich gut.


    Was ich zugegebener Maßen ein wenig störend fand, war, dass ich Probleme hatte, mir die gesamte Situation vorzustellen. Ich hatte den Eindruck, dass die Verwandlung mitten in einer Schlacht, wahrscheinlich in einer Fantasy-Welt geschah, doch fand ich es etwas störend, dass ich keine genaue Vorstellung davon bekommen habe, in was für einem Kulturkreis ich mich befinde, wie die Umgebung genau aussah und dergleichen. Soll ich mir die verbrannten Leute als Japaner, Europäer, vielleicht Afrikaner vorstellen? Das hat mir das ganze ein wenig schwerer gemacht.


    Im selben Zuge gebe ich offen zu, dass ich aus irgendeinem Grund erst einmal davon ausgegangen bin, dass der "Phönix" männlich ist, aber das wenige, was zur menschlichen Gestalt dann gesagt wird, klang doch eher nach einer Frau. Davon war ich überrascht.


    Was ich sehr mochte, war, wie in der Geschichte aus dem Text hervor ging, dass die beiden Einflüsse - der "aktuelle Charakter" und der Phönix - im Konflikt miteinander standen. (Hat mich irgendwie an Jean Grey erinnert... Aber das mag daran liegen, dass ich in meinem Leben viel zu viel X-Men geschaut habe xD) Das fand ich sehr dynamisch eingebracht und hat dem ganzen einen interessanten... Twist (? Eigentlich nicht das richtige Wort) gegeben.


    Ähm, ja.


    Ich glaube, das ist inhaltlich dann erst einmal alles, was mir einfällt. ^^" (Fühlt sich so wenig an...)


    Aber ein paar Sachen fallen mir noch zu Rechtschreibung und Interpunktion ein. *räusper*


    Ich spürte bereits wie die Hitze in meinem Inneren anschwoll; mich von innen heraus zerfraß und sich einen Weg an die Oberfläche suchte.

    Direkt eine Sache, die mir durchweg aufgefallen ist: Du hast ganz offenbar ein inniges Verhältnis zum Semikolon. Was ich ja an sich auch super finde. Das Semikolon bekommt eindeutig zu wenig Liebe in den meisten Geschichten. Nur habe ich ein paar Stellen gehabt, wo ich mir gedacht habe: Eigentlich hätte das ein Komma oder Punkt sein sollen.


    Hier hätte es eindeutig ein Komma sein sollen. ;) Gerade wie ich meine Schulausbildung im Kopf habe, da - wenn ich mich recht erinnere - das was vor oder hinter einem Semikolon steht, immer als eigener Satz funktionieren sollte - hier fehlt für den Teil hinter dem Semikolon aber ein Subjekt.


    Allerdings spürte ich keinen Schmerz. Schon seit tausenden von Jahren nicht mehr.

    Hier würde ich statt einen Punkt einen Gedankenstrich nehmen, da der zweite Teil zum selben Satz und Gedanken gehört.


    Schwankend stand ich auf den Beinen und schloss die Augen, um meine Konzentration wiederzuerlangen. [] „Dort unten! Da ist sie!“ [] Ein mildes Lächeln umspielte meine Lippen. Ich bemitleide euch jetzt schon, ihr Narren.

    Okay, hier eine Sache, die mir durch die ganze Geschichte hindurch aufgefallen ist (und die hier bald auch irgendwie als mein Steckenpferd gelten wird, glaube ich): Zeilenumbrüche.


    An den von mir markierten Stellen müssen Zeilenumbrüche hin. Generell sind die Zeilenumbrüche in der Geschichte komisch und stören für mich teilweise sehr den Lesefluss.


    Effektiv kommt ein Zeilenumbruch, wenn die handelnde Figur wechselt. Das ist vor allem mit Dialogen, die ohne Teilsatz (aka "sagte er" oder in diesem Fall "rief jemand") da stehen, wichtig. Denn rein aus den Regeln der deutschen Sprache heraus, sagt mir der Satz, dass es das Phönixmädchen ist, dass "Dort unten..." ruft. Aber wie ich es verstehe, sind es irgendwelche Gegner.


    Was mich dahingehend genau so gestört hat (und was ich an dieser Stelle einfüge, da es so schwer in einem Zitat darzustellen ist) sind die überflüssigen Leerzeilen in der Geschichte. Leerzeilen werden - erneut, laut Regeln - bei einem Zeitsprung, Szenen-, Orts- oder großen Perspektivenwechsel gemacht. Du machst sie aber nach beinahe jedem Absatz. An sich ist es (in meinen Augen - manch ein Deutschprof würde das wohl anders sehen) absolut okay, in Foren, wo man die Absatzabstände nicht einstellen kann, eine Leerzeile statt jedem Zeilenumbruch zu machen, um den Text so etwas besser zu gliedern. Aber dann sollte man das auch durchgehend machen (sprich: Bei jedem Zeilenumbruch) und nicht mal und mal nicht. Das finde ich dann furchtbar irritierend. ^^"


    Jede Zelle meines Körpers brannte schon bald lichterloh.

    Okay. Nur etwas persönliches: Ich finde, der Satz liest sich besser, wenn man die beiden Worte vertauscht:


    Jede Zelle meines Körpers brannte bald schon lichterloh.



    Gleich… gleich ist es vorbei. Endgültig.

    An dieser Stelle bin ich dann einmal so frei, die Weisheit, die ich erst vor kurzem durch @Thrawn und @Aprikose erlangt habe (sorry, dass ich euch erwähne, haha ^^") teilen: Vor Auslassungspunkten kommt ein geschütztes Leerzeichen.


    Ja, ich finde es auch komisch. Aber mei, ist halt so. :P


    Ließ sie in meinem Flammenmehr verbrennen

    Ich denke, dazu muss ich nichts sagen. Typo. :P


    Schnappte mit meinem Schnabel nach ihren wehrlosen Körpern und zerdrückte sie mühelos. Meine Schwingen trugen mich problemlos durch die Lüfte.

    An der Stelle bin ich beim Lesen etwas gestolpert. Einfach zu viele "lose" Sachen. Vielleicht die Formulierung ein wenig abändern.


    besah mich des Chaoses.

    Okay. Es kann sein, dass ich hier falsch liege. Zu 100% bin ich mir nicht sicher. Aber ich glaube eigentlich, dass diese Satzkonstruktion im Deutschen nicht möglich ist. Meiner Meinung nach sollte es "besah mir das Chaos" sein.


    Sah das Feuer, welches mich mit seinen Flammen umspielte.

    An dieser Stelle haben mich in der Formulierung zwei Sachen etwas gestört haben:
    1) "welches". Ich bin der Meinung, dass man dieses Relativwort nur einsetzen sollte, wenn es unbedingt notwendig ist, da es ansonsten immer sehr konstruiert klingt. An dieser Stelle hätte auch ein "das" es getan.
    2) Ich habe "das Feuer mit seinen Flammen" hier als sehr redundant empfunden. Das hat mich ein wenig gestört. Ist aber hier sicher Geschmackssache. ^^"


    alles, was ich je sah, spielte sich vor meinem inneren Auge ab

    Tempusfehler. Das sehen sollte vorzeitig sein. Sprich: "Alles, was ich je gesehen hatte".


    „Hör auf dich hinter deinen Flammen zu verstecken und zeige mir deine wahre Gestalt, damit ich das ein für alle mal beenden kann!“

    Der Satz klang mir für wörtliche Rede ein wenig zu konstruiert. Ich würde es - aufgrund des Situation - in mehrere kurze, einfache Sätze abändern. Immerhin ist der Herr doch sehr angespannt, als er sie angreift. Sprich:

    „Hör auf dich zu verstecken! Zeig' mir deine wahre Gestalt! Lass es mich beenden!“


    Vielleicht auch noch mit ein wenig Beschreibung zu seiner Körperhaltung und Stimme. :)




    So.


    Das war's von mir.


    Ich hoffe, du hast meinen Kommentar als hilfreich empfunden :3

  • Hallo Kräme (:


    ich hab dein Update gesehen und da dachte ich mir, ich schau mal wieder vorbei und lass ein wenig Feedback da.


    The Phoenix


    Dieses Werk zu kommentieren ist gar nicht mal so einfach, weil alles sehr visuell ist. Du beschreibst viel die innere und äußere Erlebniswelt des Ich-Erzählers und deshalb ist die Umgebung auch eher neblig — oder in diesem Falle hier verraucht von dem Feuer.
    Der Anfang gefiel mir gut, auch wenn ich zuerst nicht viel damit anfangen konnte, tbh. Ich hab das nicht sofort als Verwandlung erkannt und mich deshalb gefragt, was mit dem Charakter denn passiert ist, dass er plötzlich zu Boden geht. Du klärst die Sache allerdings ziemlich bald danach auf, was gut ist, um der Sache besser zu folgen. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann erlangt der Phönix hier seine Erinnerung erst zurück, kurz bevor er erneut stirbt? Find ich ein interessantes Konzept. Allgemein mochte ich die Idee eines vierflügligen Phönix. Ist einfach ein interessantes Bild, find ich. Was ich persönlich ein bissl … naja, overdone fand, war, die Größe des Phönix. Aber das ist jetzt meine persönliche Meinung, ich finde nicht, dass ein Phönix derartig riesig sein müsste — aber wie gesagt, nur meine Ansicht und hat wenig mit deinem Text zu tun. Denn gerade die Größe hier hat das Feuer und den Phönix noch beeindruckender und damit gefährlicher gemacht. Die Zerstörungswut des Phönix hat mich im ersten Moment richtig betroffen — ich hätte nicht gedacht, dass ein Phönix dazu fähig ist. Gibt’s einen Grund, warum du hier diesen Ansatz gewählt hast? (Oder stand das im Text und ich hab’s nicht kapiert?)
    Der Kontrast zu dem Phönix war dann der Mann, der sich an den riesigen Feuervogel wendet. Das hast du bildlich auch schön dargestellt, wie seine Stimme zu dem Phönix durchdringt und dieser sich dann auch noch an die Vergangenheit erinnert. Da fragt man sich dann natürlich, ob der Phönix mit jedem Aufstieg aus der eigenen Asche nicht doch ein wenig anders ist oder sich verändert? Könnte man weiterspinnen, find ich.
    Besonders hat mich ja überrascht, dass der Phönix wirklich so kurzlebig ist. Nachdem er scheinbar zuerst in menschlicher Gestalt war, verwunderte mich dann doch die Tatsache, dass das Leben als Phönix wirklich so kurz ist. Hätte dem eigentlich eine längere Lebensspanne zugetraut oder hat er hier eher so die Vergänglichkeit einer Naturkatastrophe? Immerhin hat er doch einiges an Schaden angerichtet und Zerstörung über die Menschen gebracht … scheinbar grundlos noch dazu! So ein Bild hatte ich bisher nicht von einem Phönix, aber es ist eine interessante Ansicht.
    Am Ende wirkt der Phönix doch sehr schwach. Als Wesen, welches sich nicht kontrollieren kann, welches ausgerechnet menschlicher Hilfe bedarf und dabei doch so viel stärker ist als ein Mensch. Auch so eine Sache, die ich bisher nicht beim Phönix vermutet hätte.
    Alles in allem also eine sehr interessante Geschichte über einen Phönix, vor allem von den Beschreibungen her einfach sehr schön. Die ganze Verwandlung konnte ich mir gut vorstellen und du hast die Macht des Phönix auch beeindruckend dargestellt. Am Ende scheint es aber so, als bräuchte das Unsterbliche ein wenig Hilfe vom Sterblichen — jedenfalls, hab ich das so mitgenommen, wenn der Phönix den Menschen um Hilfe bittet. Da frag ich mich natürlich, ob der Mann sich daran gehalten hat und was aus dem Phönix geworden ist, als er wieder aus der Asche auferstand. Hast du da einen headcanon? (:
    Freu mich jedenfalls weiteres von dir zu lesen!




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    M E R I D I A N



    Realität ist ein empfindliches Konstrukt. Die kleinste Anomalie kann das gesamte System zum Einsturz bringen. Das haben wir bewiesen – das hat unsere Existenz bewiesen.


    Ein seltsames Gefühl durchfuhr sie; es war kalt um sie herum und dennoch fühlte sie sich geborgen. Dunkelheit und eine nicht greifbare Leere umgab sie; sie konnte nichts sehen und auch nichts hören. Da war nur diese Kälte. War sie tot? Hatte sie es geschafft?
    Erschütterungen.
    Fühlte sich so das Leben nach dem Tod an? Gab es das überhaupt? Verlies ihre Seele in diesem Moment ihren Körper, um in die unendliche Weite der Leere entlassen zu werden?
    Wieder Erschütterungen; diesmal deutlich spürbarer.
    Sie musste tot sein. Sonst wäre alles umsonst gewesen; all die Geheimnisse, all die Sorgen und all das Leid, was sie ertragen hatte. Für sie alle. Es wäre bedeutungslos gewesen, wenn sie nun zwangsläufig in der Lage sein würde, auf Fragen antworten zu können. Auf Fragen, dessen Antwort ihr ohnehin niemand glauben würde. Antworten, die die Grundessenz des Lebens auslachen würde. Nein. Nein, sie musste tot sein.
    Ein Ruck ging durch ihren Körper. Wie ein elektrischer Impuls, nur schmerzhafter. Tiefgehender. Intensiver, als alles, was sie bisher gespürt hatte. Doch sie konnte nicht schreien, sich nicht bewegen. Nichts. Sie konnte nur in der Leere schweben und hoffen. Hoffen, dass es gleich vorbei sein würde.
    Geräusche. Ihr allzu bekannte Geräusche; knackende, maschinelle Melodien. Bisher immer ein Zeichen von Gefahr. Nur dieses Mal … dieses Mal klang es anders. Näher. Greifbarer. Wohlwollender.
    Ein Anflug von Panik keimte in ihr auf. Was, wenn sie überlebt hatte? Was, wenn sie durch die Verbindung nicht gestorben war, so, wie sie es erwartet hatte? Was, wenn ihr gesamter Plan damit gescheitert war?
    Ein erneuter Ruck ging durch ihren Körper. Ein greller Blitz explodierte vor ihren Augen und gleichzeitig in ihrem Kopf. Irgendetwas zerrte an ihr; an ihrem Körper, ihren Nerven und an ihren Gedanken. Durchfuhr sie, jagte ihr kontinuierlich elektrische Impulse durch den Körper. Sie spürte jede einzelne Zelle, ja, jedes Atom in ihrem Organismus. Diese Empfindungen überforderten sie; machten sie schier wahnsinnig. Es war als wenn sie neben sich stehen und im gleichen Zug dieser Projektion ihrer selbst die Hand reichen würde. Es sollte aufhören!
    Wieder dieses maschinelle Geräusch. Überall. Neben ihr, über ihr, unter ihr, selbst in ihr.
    Es war als wenn sie in Flammen stehen würde. Als wenn ihr eigener Geist nicht in der Lage wäre, diese Impulse zu verarbeiten und zu verstehen. Waren das die Schmerzen, wenn man eine Verbindung zu einem von ihnen herstellte? Nein… Nein, das konnte nicht sein. Sie war nur ein Mensch; sie würde das nicht überleben. Nicht bei ihr. Nicht bei Meridian.
    Ein erneutes Beben, ein letzter Ruck, der durch ihren Körper fuhr und dann … dann schlug sie die Augen auf.
    Wie in Trance starrte sie auf einen Punkt über ihr; erkannte allerdings nur schemenhafte Umrisse. Nur langsam spürte sie ihren eigenen Körper; Stück für Stück. Sie lag auf dem Boden - war allerdings noch nicht in der Lage, sich zu bewegen. Es war, als wenn ihr Körper ihre Befehle verweigern würde und sich seinem Dienst entsagte. Als wenn er zu schwach wäre. Ein erneuter Ruck ging durch ihren Körper und sie gab einen erstickten Schmerzenslaut von sich. Ihr Körper zog sich zusammen und sie krümmte sich auf dem staubigen Boden zu einer Kugel zusammen. Irgendwo in der hintersten Ecke ihres Verstandes tauchte wie von selbst ein Gedanke auf. »Biologische Parameter unzureichend; Fehlerbehebung läuft.« Noch bevor sie überhaupt verstehen konnte, was es mit diesem Geistesblitz auf sich hatte, durchzuckte sie ein erneuter Impuls; stärker und schmerzvoller als die Vorherigen. Sie warf sich regelrecht auf dem Boden hin und her; die Schmerzen raubten ihr jegliche weiteren Gedanken. Trieben sie an die äußersten Grenzen ihres Seins; zerrissen sie buchstäblich, doch setzte sie mit einem noch viel schnelleren Impuls wieder zusammen. Das Ganze geschah mehrmals und mit jedem weiteren Mal verstand sie mehr, wenngleich es noch unbewusst war. Auf einer Ebene, die sie noch nicht vollends begreifen konnte. Noch.
    »Fehlerbehebung abgeschlossen.«
    Ruhig lag sie auf dem Boden und starrte an die Decke. Sah, spürte und hörte vieles. Vieles, was sie nicht verstand. Und nur langsam sickerte die Erkenntnis zu ihr durch: Sie lebte.
    Sie hatte versagt.

  • Hallo @Kräme,


    Ich dachte mir, ich lasse mal wieder einen Kommentar da, wenngleich einen etwas kürzeren dieses Mal ;) Nimm es mir nicht übel, ja?


    Mir gefällt direkt bei der neuen Geschichte, dass es SciFi ist. Ich mag SciFi! <3 Ich weiß aktuell jetzt nicht, wie eng der Bezug zu ME:A ist, da ich das Spiel nicht gespielt habe. Daher kommentiere ich die Geschichte nun erst einmal, wie ein SciFi Original, okay?


    Meine erste Frage ist natürlich, warum der Protagonist oder die Protagonistin (ich bin instinktiv von einer weiblichen Prota ausgegangen) sich wünscht, gestorben zu sein, ja, davon spricht, dass sie versagt hätte, wenn sie noch leben würde. Da frage ich mich, was sie versucht hat, das ihren Tod vorausgesetzt hat? Erst dachte ich, dass sie eventuell versucht hat, die Fragen nach dem Nachleben aus dem Nachleben heraus zu beantworten, doch im Verlauf scheint es ja doch eher mit der Verbindung zu meridian zu tun zu haben. Jetzt würde ich natürlich gerne wissen, was es damit auf sich hat. Haha.


    Ich fand es stilistisch sehr schön, wie du so viele Steigerungs-Adjektive verwendet hast - und immer in Gruppen. Ich weiß sicher auch, wie das Stilmittel heißt, nur leider ist diese Information gerade irgendwo vergraben. Also denk dir einfach, dass ich hier die richtigen Begriffe einfüge. ^^" Jedenfalls: Das fand ich sehr cool.


    Was ich an einigen Stellen allerdings bemerkt habe, waren Ansammlungen von Füllwörtern. Ich habe mit Füllwörtern selbst absolut kein Problem, da sie die Texte lebhafter machen - nur sind mir in der Geschichte zwei, drei Cluster aufgefallen, die dann doch ins Auge stachen.


    Davon abgesehen habe ich einen einzelnen grammatikalischen Fehler gefunden:


    Fragen, dessen Antwort

    "deren"



    Und das war's dann auch von mir!


    Schönes Wochenende noch!

  • Du wusstest, dass ich dir einen Kommentar geben würde und hier ist er auch schon! Ich habe mich deinem neusten Werk gewidmet, toller Name für dein Topic übrigens (!), allerdings kenne ich mich in Science-Fiction nicht besonders gut aus und mit Mass Effect Andromeda so gar nicht, aber das soll mich von vagen Interpretationen nicht abhalten und denen wirst du dich jetzt wohl aussetzen müssen. x)


    Die Überschrift gefällt mir sehr gut, auch wenn ich mir nichts Konkretes vorstellen kann, aber vielleicht ist das auch ein wenig der Sinn für Leser, die sich da nicht auskennen. Am ehesten denke ich da an eine Person oder einen Ort. Ort würde dann ja mit Topic passen. Ein eher düsterer, spezieller Ort, wo alles möglich ist vielleicht? Ich bin mir da gerad nicht so sicher, lol. Auf jeden Fall ein interessanter Einstieg für dein neustes Werk. Die ersten drei Sätze, so als Vorgeschmack und allgemeine Gedanken, die der Protagonistin (muss wie meine Vorkommentatorin (?) an eine weibliche Person irgendwie denken) wohl gehören. Vielleicht waren es die Gedanken vor ihrer Mission, auf der das Werk wohl basiert. Möglicherweise ihre ersten Gedanken, die sie selbst beim Erwachen vernommen hat? Mein erster Gedanke war, dass die Person, die das denkt/sagt kein Mensch ist, weil es von der Norm abweicht und die Anomalie somit, nämlich die eigene Existenz, von der Realität, die die Menschen kennen, eben abweicht. Aber da ich die ganze Geschichte bereits jetzt gelesen habe, würde das zu meiner Idee so nicht passen, weil die Protagonistin ein Mensch ist, was relativ gegen Ende explizit gesagt wird. Also könnte das zeittechnisch von später sein, aber an den Anfang gesetzt wurden sein, es war ihr neues Bewusstsein möglicherweise oder vielleicht auch die Existenzen gegen die sie letztendlich angekämpft hat. Also könnte das bedeuten, dass das System einstürzen wird oder bereits eingestürzt ist, da diese ominösen Existenzen der geglaubten Realität wohl entweichen. Ist tatsächlich auch wirklich so, dass die meisten Menschen lieber in ihrer Welt leben, die logisch, scheinbar real und richtig ist, wie sie es sich wünschen. Dabei würden manche dem Wunder lieber entweichen und das Unerklärliche vermeiden, damit ihr Bild nicht verformt wird…
    Vielleicht stehen die ersten Sätze auch für eine Person, möglicherweise sogar die Protagonistin, die sich von der Norm unterscheidet und deshalb aus dem Raster fällt. Die ersten drei Sätze bieten auf jeden Fall eine Menge Interpretationspotenzial, was bei deinen Werken irgendwie immer so ist, haha, einfach fabelhaft.
    Bei Science-Fiction kann es eben um andere Lebensformen von fremden Planteten gehen oder die Zukunft der Maschinen, die alle die Realität und das Empfinden des Menschen massiv verändern würden. Bei manchen würde die Realität tatsächlich wohl zusammenbrechen dann, vielleicht war es anfangs auch bei der Protagonistin der Fall, als sie es realisieren und akzeptieren musste.


    Dann folgt die Geschichte, die besonders mit der Kälte, der Leere und dem Tod arbeitet. Begriffe, die ja oft mit dem Tod in Verbindung gebracht werden und die Protagonistin ist sich nicht sicher, ob sie Tod ist oder nicht, während sie ihre missliche Lage beschreibt. Sie selbst schien den möglichen Gedanken nicht auszuschließen, dass der Tod auch so aussehen könnte, nämlich in der Leere. Sie spricht vom Kontrollverlust und kann selbst nicht agieren, als wäre ihre Seele irgendwo gefangen und der nötige Körper, um sich zu bewegen, sei hinfort. Du sprachst im Vorwort zum Werk auch von der Frage, wie es wäre, wenn man mit seinem Unterbewusstsein interagieren könnte. Die Frage ist echt schwer, wäre sicherlich ein interessanter Dialog. An manchen Stellen erschreckend oder bedrückend, aber vor allem aufschlussreich. Zumindest denke ich gerade an einen Dialog, vielleicht wäre es dann auch ein anderer Weg, Wissen und eigene Gefühle abzurufen, die in einem stecken, was sicherlich vielleicht erleichtern und verbessern würde, aber das ist eine ziemlich komplexe Thematik und rein theoretisch alles, haha. Finde die Idee auf jeden Fall spannend. Im Werk fällt mir das nicht auf, inwiefern Unterbewusstsein dort mitspielt tatsächlich, aber das hängt wohl von der Interpretation ab. Während sie von schmerzhaften, teilweise aber vertrauten, Impulsiven schmerzlich durchflutet wird, immer wieder und immer steigernd im Laufe des Werkes, was mir gut gefällt von der Idee der Steigerung, denkt sie an Antworten. Sie hat scheinbar Wissen erworben, was allerdings niemand glauben würde, der ein Mensch ist und überraschenderweise ist es wohl auch so, dass sie lieber stirbt, als die Antworten auf Fragen zu nennen. Sie will das Wissen vielleicht nicht oder nicht mehr, weil die Wahrheit, die sie erfahren hat, zu schmerzlich ist oder zu groß für ihr menschliches Verständnis ist, als dass sie es wahrhaben will. Möglicherweise die Anomalien, die ihre Realität auch zerreißen würde und deshalb will sie es nicht mehr wissen. Außerdem scheinen all diese bewussten Aspekte ein drohendes Zeichen dafür zu sein, dass sie ihre Mission, die nicht genau genannt wird, nicht erfüllen konnte. In gewisser Weise möchte sie sich scheinbar der direkten Konfrontation entziehen und einfach den selbstmörderischen Auftrag erfüllen, um sich für eine größere Sache zu opfern. Sie befindet sich in absoluter Machtlosigkeit, irgendwas sendet Impulse und maschinelle Geräusche scheinen plötzlich nicht mehr bedrohlich, sondern vertraut. Das lässt mich im Allgemeinen an Cyborgs oder Roboter denken, die möglicherweise eine Gefahr darstellen. Vielleicht ist sie jetzt Teil eines Mutterschiffs oder einer Maschinerie, allerdings kann es auch sein, dass die Maschinen ein prägendes Merkmal der zu vernichtenden Feinde sind. Könnten sich auch nur per Maschinen oder speziellen Geräuschen austauschen, keine Ahnung. Da gibt es sicherlich unfassbar viele Möglichkeiten, haha. Ihre Mission schimmert durch, dass es um die Vernichtung von etwas ging und sie sich selbst dafür opfern wollte, allerdings gescheitert ist letztendlich. Was und wie die Verbindung ist bzw. abläuft ist für mich jetzt reine Mutmaßung. Vielleicht mit dem Hauptsystem der Maschinen verbinden und der Plan war, das Bewusstsein von ihr und dem System zu löschen, während sie sich verbunden hat oder sowas? Alles vergessen zu lassen? Gar nicht so einfach, haha. Gibt eine lange Liste von Möglichkeiten! ^-^
    Am Ende intensivieren die Impulse und der Strom sich enorm, sodass es schmerzhaft für die Protagonistin wird und sie will, dass es endlich aufhört. Sie spürt sogar Blitze, Flammen und solche Energien im tiefsten Inneren, was mich sogar traurig gemacht hat, dass sie so Schmerzen erleidet und hilflos ist. Weißt du denn nicht, dass ich ein trauriges Ende emotional nicht gut vertrage? :< Happy End wäre toll! x)
    Würde aber zu der sehr düsteren Atmosphäre nicht passen, die lediglich durch helle Impulsive aufgehellt wird, die allerdings sofort wieder in der trügerischen, düsteren Wahrnehmung der Protagonistin erlöschen. Am Ende kommt dann die traurige Erkenntnis, dass sie lebt, während Informationen, die sie eigentlich nicht verarbeiten könnte, erreichen. Diese Fehlerbehebung und ihre Denkweise lassen mich irgendwie an eine Mischung aus Maschine und Mensch denken. Vielleicht ist sie aber auch Teil der Maschinerie geworden und lediglich das Unterbewusstsein selbst geworden, während sie das Gefühl der Fremdkontrolle hat.


    Alles in allem ein sehr düsteres, mysteriöses Werk, dass durch dein fabelhaften Schreibstil richtig lebendig und wirklich betrübend geworden ist. Ich habe da mitgefühlt und auch wenn es traurig vom Inhalt her ist, gefällt mir dein Werk und du hast das echt toll gemacht. Danke für dieses Werk. Freue mich natürlich auf künftige Werke und wünsche dir noch einen schönen Abend/Tag! ♥




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    M A R R I E D x T O x T H E x D E A T H


    »Warum?«
    Sie traute ihrer eigenen Stimme nicht. Sie klang ruhig, wissend. Gerade so, als wenn sich nie etwas geändert hätte. Als wenn sie noch immer jeden Morgen nebeneinander aufwachen würden und sie sich nach seinem Wohlbefinden erkundigen würde. Die letzten Jahre rückten in die hinterste Ecke ihres Verstandes. Es kam ihr nunmehr wie ein Scherz vor; wie ein klug ausgearbeiteter endlos sadistischer Scherz.
    Sein Blick lag auf ihr, wie sonst auch immer. Er wusste, dass diese Frage eines Tages gestellt werden würde. Niemandem war er etwas schuldig. Niemand hatte das Recht zu erfahren, was schon seit langer Zeit der Vergangenheit angehörte. Niemand, außer sie. Er erwiderte jedoch nichts; darauf gab es keine Antwort. Kein erlösendes Wissen. Und selbst wenn er eine ihr würdige Antwort wissen würde, so könnte sie niemals auch nur ansatzweise das erklären, was geschehen war. Mit ihm. Mit ihr. Mit der Welt.
    Sie hatte immer gedacht, dass sie vor der Vergangenheit davon laufen könnte. So tun könnte, als ob sie damals mit ihm zusammen gestorben wäre. Keine Trauer mehr, keine Schmerzen und keine Erinnerungen. Doch in diesem Moment wurde ihr mehr als nur bewusst, dass er sie eingeholt hatte. Er stand vor ihr. Und ihr Mann ebenfalls. Mit ihnen auch die Erinnerungen, das Leid. Aber es schlich sich noch etwas Weiteres in ihrer beider Herz: Hoffnung. Hoffnung an eine totgeglaubte Liebe.
    »Warum?«, widerholte sie die Frage.
    Er schloss die Augen. Er hatte in den letzten Jahren nie etwas bereut. Weder bei Aufträgen, die er ausführte, noch beim Morden. Er hatte mit seinem einstigen Leben abgeschlossen; hatte sich damit abgefunden, von der Welt vergessen worden zu sein. Der Schmerz und die Trauer von seinen einstigen Freunden zurückgelassen worden zu sein, hatte sich zu einer Maske aus Hass verwandelt, die ihn jeden Tag antrieb. Und der geglaubte Verlust von ihr … hatte ihn wahnsinnig gemacht.
    Er öffnete die Augen. Aber er bereute es, ihr keine befriedigende Antwort geben zu können.
    »Gabriel.«
    Lange Zeit hatte ihn so niemand mehr genannt. Vermutlich weil ihnen das Wissen dazu fehlte oder der Mut, ihn direkt anzusprechen. Er war lediglich ein Phantom, ein nicht zu erfassender Schatten, der eine Schneise der Verwüstung hinter sich herzog. Wenngleich er tagtäglich seine Ziele und Motive hinterfragte, kam er nicht von ihnen ab. Wozu auch? Jemand wie er konnte kaum erwarten, ein befriedigendes Leben zu führen.
    »Weil ich tot bin, mi amor.« Er klang müde, erschöpft vom Leben.
    »Nein.« Der altbekannte Trotz in ihrer Stimme ließ ihn fast amüsiert Schnauben. »Nein, das bist du nicht. Ich sehe dich, höre dich und«, sie hielt inne und streckte eine Hand nach ihm aus, »spüre deinen Herzschlag.« Die federleichte Berührung auf seiner Brust, ließ ihn zusammenzucken.
    Er hätte wissen müssen, dass sie sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben würde. Wenn er ehrlich mit sich selbst war, so glaubte er sich das auch nicht. Nicht mehr. »Ich dachte, ich habe dich mit in den Tot gerissen. Als ich dann aus mir unerfindlichen Gründen doch noch am Leben war, hat mich dieses geglaubte Wissen …« Er hielt inne. Der Gedanke daran raubte ihm noch immer jeglichen Nerv. »Innerlich war ich tot.«
    Sie sah ihn aufmerksam an; ihre Hand lag noch immer auf seiner Brust. »War?«
    »Als ich dich am „Día de los Muertos“ gesehen habe …« Er ließ den Satz unbeendet in der Luft hängen.
    »Deswegen habe ich deinen Herzschlag spüren können«, murmelte sie leise. Sie hatte jedes Jahr um die gleiche Zeit in seiner alten Heimat dieses Fest gefeiert; in Gedenken an ihn. Noch bis vor ein paar Sekunden war sie davon ausgegangen, dass sie sich seinen Herzschlag nur eingebildet hatte aber … er war wirklich da gewesen. Jedes Jahr. Zur gleichen Zeit.
    »Ich habe deine Trauer und den Schmerz gesehen und ich wollte nie, dass du mich so siehst. Ich wollte, dass du mit dieser ganzen scheiß Situation abschließen kannst, um wieder glücklich zu werden.«
    Es machte sie sprachlos. Sie sah genau, wie verletzt er im Inneren war. Wie erschöpft und wie Leid er es war, einen jeden Tag erneut aufzustehen. Was war damals nur passiert? Was hatten sie übersehen, sodass es zu diesem Ende kommen musste? Kehyi kam nicht umhin, sich erneut diese Frage zu stellen. Wie in jeder schlaflosen Nacht wusste sie aber auch in diesem Moment keine Antwort auf diesen Sachverhalt.
    »Mein Glücklichsein steht vor mir.«
    Er hob zweifelnd eine Augenbraue, sagte jedoch nichts weiter dazu. Die Explosion hatte ihre Spuren deutlich hinterlassen. Zwar war er nie jemand gewesen, der sonderlich viel darauf gab, was andere über sein Aussehen dachten, aber gerade in dieser Situation schob sich diese lächerliche Frage in seinen Verstand. War er für sie noch immer attraktiv? Seufzend wandte er sein Gesicht ab und starrte in die Dunkelheit des Zimmers. So viele Empfindungen und Gefühle, wie er gegenüber ihr momentan äußerte, passte nicht zu seinem derzeitigen Ich. Aber als ob er sich dagegen wehren könnte. Er hatte diese Frau damals geheiratet, weil sie ihn zu einem besseren Menschen gemacht hatte, weil er sie geliebt hatte. Er schloss seine Augen. Nein, er tat es noch immer. Sie machte ihn lebendig; er spürte es. Sie war noch immer seine Schwäche, da konnte ‚Reaper‘ auch nichts gegen unternehmen. Bei ihr war er noch immer Gabriel Reyes und würde es auch ewig bleiben.
    Sie seufzte tonlos auf, ehe sie ihre Hand von seiner Brust nahm und zu seinem Gesicht führte. Sanft strich sie ihm über die Wange. »Denkst du wirklich, dass der Tod irgendwas verändern könnte?« Er öffnete seine Augen und sah auf sie hinab. »Oder das dein vermeintlicher Tod etwas verändert hat?«
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu und vergrub ihre Stirn in seiner Halsbeuge. Er holte tief Luft, schloss wieder seine Augen und legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab. Er hatte diese Sturheit seiner Frau nicht vermisst. Oder doch?
    »So viel zum Thema: Bis das euch der Tod scheidet«, merkte Gabriel irgendwann trocken an.
    »Genau genommen bin ich mit dem Tod verheiratet«, lautete die ebenso trockene Antwort.
    Ein Lächeln schlich sich auf ihrer beiden Lippen.

  • Hallo Liz,


    ich hab mir mal den Wolkenriss rausgesucht, weil ich die Assoziation mit einem schönen Tag nach dem Regen mag. Es lässt sich gut auf das alltägliche Leben übertragen, wenn man gerade wegen einer Sache niedergeschlagen sein sollte. Dementsprechend ist das neben der Klage, die du in den ersten Strophen beschreibst, ein aufbauendes Gedicht, dass jeder Schmerz zu Ende gehen kann. Etwas schade ist an der Stelle, dass du diesen Wolkenriss und allgemein das Wetter erst gegen Ende angeschnitten hast. So ist es in sich abgeschlossen, aber ein richtiger Bezug zum restlichen Gedicht kommt dadurch nur mit der Metapher auf. Es fühlt sich thematisch wie zwei Teile eines Gedichts an, obwohl sie beide etwas ähnliches behandeln und hier hätte es sich angeboten, die Metapher mit den Wolken schon vorher etwas zu streifen.
    Geschrieben find ich es gut. Die Wortwahl passt zum nachdenklichen Inhalt, die Reime sind oft gut. Ich würde aber empfehlen, Unvernunft nicht auf Unvernunft zu reimen.


    Wir lesen uns!

  • Hallo Kräme (:


    Das bin ich wieder und freu mich schon drauf, deinen neuesten Text zu kommentieren.


    Meridian
    Interessanter Titel schon mal und ich bin schon sehr gespannt darauf weiterzulesen.
    Der ganze Text klingt sehr nach Sci-Fi, was du eigentlich mit sehr wenigen Beschreibungen in meinen Augen deutlich gemacht hast. Irgendwie hat der Text so eine maschinelle Ausstrahlung und wie der Hauptcharakter in einer Leere auftaucht, hat etwas von Weltall. Wohl auch wegen der Kälte. Ich glaub tatsächlich nicht, dass ich diesen Text vollends verstehen kann, zum einen, weil mir Mass Effect nur vom Namen her was sagt, ich es aber nie gespielt oder mich damit beschäftigt hab. Zum anderen aber auch, weil der Text wohl sehr viel Vorwissen braucht, um wirklich verstanden zu werden. Aber das macht ja nichts, ich muss nicht alles verstehen, was ich lese, um mich dazu zu äußern. ;)
    So ist es auch hier, denn ich fand vor allem diese Atmosphäre hier sehr spannend zu verfolgen. Das war so eine Mischung aus Verwirrung und Schmerz, die schwer zu beschreiben ist. Mir gingen da natürlich eine Menge Fragen durch den Kopf: wer ist die Person? Warum hält sie sich für tot? Wo kommen die elektrischen Impulse her?
    Wer Meridian ist, wird auch nicht vollends klar, aber ich denke mal, es ist etwas sehr spezielles aus Mass Effect. Vielleicht eine Person oder eine Art künstliche Intelligenz? Auf jeden Fall stärker als ein Mensch, wenn die Protagonistin ihren Kontakt zu Meridian eigentlich nicht hätte überleben dürfen.
    Die Stimme am Ende, die die Protagonistin quasi „repariert“ fühlte sich etwas an wie eine Spielmechanik. Ich weiß auch nicht warum, ich musste spontan daran denken, wie es einer Figur in einem Videospiel wohl geht, wenn sie gerade ingame „gestorben“ ist und von dem System quasi wieder zum Leben gebracht wurde. Keine Ahnung woher diese Assoziation kam. Vielleicht, weil die Protagonistin am Ende davon spricht, dass sie versagt hat, obwohl sie lebt. Sie rechnete wohl so sehr mit ihrem Tod, dass die Tatsache nun zu leben — was viele Leute sehr glücklich machen würde — für sie genau den gegenteiligen Effekt hat.


    Ja, sehr viel hilfreiches kann ich hier wohl nicht beisteuern, aber ich kann dir sagen, dass dieser Text sehr spannend zu lesen ist. Deine Beschreibungen sind wie immer sehr schön und die Atmosphäre bringst du so auch gekonnt rüber.
    Bis zum nächsten interessanten Text. Fröhliches Schreiben!





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    W I E x D A S x M E E R



    see the line where the sky meets the sea
    it calls me
    no one knows how far it goes
    if the wind in my sail on the sea stays behind me
    one day I'll know
    "how far I'll go" - Alessia Cara


    Seufzend lehnte ich mich gegen die kühle Wand der spärlich eingerichteten Küche. Ich hätte eher weniger damit gerechnet, dass gerade das Kaffeeholen zu meiner neu entdeckten Fluchtmöglichkeit werden würde. Aber wie sonst sollte ich den nervigen Fragen meiner Kollegin und Freundin ausweichen? Es war nicht so, als wenn wir sonderlich viel zu tun hätten an einem Montag. Wer ging montags ins Museum? Abgesehen von unseren Stammsenioren, die sich jede Woche Montag in der Museumscafeteria trafen. Aber selbst die fehlten am heutigen Tage! Dementsprechend redebedürftig war Kathie. Zu meinem Leidwesen war sie das schon seit einer ganzen Woche. Seit wir in der Bar waren und ich – laut ihrer Aussage – einen attraktiven Kerl abgeschleppt hatte. Dass er mich lediglich ein Stück des Weges begleitet hatte, kaufte mir die Gute natürlich nicht ab, wenngleich es meine eigene Aussage wiedergab.
    Ich gab ein grummelndes Geräusch von mir, ehe ich die erste Tasse unter die alte Kaffeemaschine stellte. Zugegeben – er war attraktiv und durchaus der Typ Mann, den ich nicht unbedingt von der Bettkante stoßen würde. Ich schüttelte meinen Kopf. Aber es passte nicht zu mir, in irgendeiner Bar Graphitports City jemanden abzuschleppen.
    Die zweite Tasse Kaffee folgte der Ersten, während ich mir an die Nasenwurzel fasste. Eigentlich konnte es mir egal sein, was Kathie dachte. Immerhin würde ich den Kerl zu aller Wahrscheinlichkeit nicht nochmal sehen; ich wusste ja noch nicht mal seinen Namen! Zugegeben, ich hatte auch versäumt, ihn danach zu fragen. Allerdings war das nun auch kein Grund, vor Kathie zu flüchten. Sollte sie doch in ihrer lebhaften Fantasie eine „aufgepepptere“ Variante des Abends ausleben. Es sollte mir egal sein!
    Mit zwei Kaffetassen bewaffnet machte ich mich wieder auf den Weg zum Empfang. Ergo: Zurück zu meiner Freundin, zurück zu meinem Arbeitsplatz. Schon von weitem sah ich, wie Kathie erst mich und dann das Getränk in meiner Hand sah. In Sekundenschnelle hatte sich ihr Gesicht aufgehellt. Ja, Koffein und seine magischen Kräfte an einem Montag. Sagenhaft.
    »Ich dachte schon du bist verloren gegangen bei dem Versuch, uns etwas zu Trinken zu holen.« Sie grinste mich an.
    Ich stellte die Tasse auf dem Tresen vor Kathie ab, ehe ich mich an meinen eigenen Arbeitsplatz direkt gegenüber setzte.
    »Leider nicht.« Ich tippte einmal auf die Entertaste der PC-Tastatur, sodass der Bildschirm aus seinem kurzzeitigen Nickerchen erwachte. »Das wäre eine willkommene Abwechslung in meinem Arbeitsalltag.«
    »Denkst du noch immer darüber nach, zu kündigen?«
    Ich sah von der Tastatur auf. »Ich weiß es nicht.«
    Hatte ich schon erwähnt, dass dies ebenso ein Produkt des vergangenen Abends war? Die Unterhaltung mit dem Kerl von vor einer Woche hatte mich tatsächlich auf die Idee gebracht, meinen Job zu kündigen. Ob ich das Ganze auch umsetzen konnte, war eine andere Frage. Aber er hatte mit vielem Recht gehabt. Ich war unglücklich oder eher „unzufrieden“ mit meinem derzeitigen Leben. Unglücklich wäre vielleicht ein wenig übertrieben. Aber ich sehnte mich nach … mehr.
    »Hm.« Kathie legte den Kopf schief. »Gibt doch eigentlich genug Möglichkeiten. Auch wenn ich natürlich eher weniger möchte, dass du mich hier allein lässt.«
    »Na ja, es ist nicht so, als wenn mir das einfach so vor die Füße fallen würde.«
    Meine Freundin erwiderte nichts weiter darauf und wir verfielen für eine Weile in Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Allerdings wurden diese jäh unterbrochen, als gleich vier Leute auf einmal ins Museum stolperten. Sie sahen gleich aus; zumindest trugen sie die gleichen Klamotten. Kathie und ich wechselten einen Blick, während wir Beide wussten, wer da gerade zu uns ins Museum gekommen war. Team Aqua. Wenn man ab und an mal Nachrichten sah, dann konnte man mit dem Begriff „Team Aqua“ durchaus was anfangen. Nervös setzte ich mich aufrechter hin. Was wollten die hier?
    Als einer der Vier geradewegs an uns vorbeimarschieren wollte, wurde er von einem seiner Kollegen zurückgepfiffen. »Ey, du Hohlbirne. Bezahl wenigstens. Wir sollen hier keinen Stress machen hat der Boss gesagt.«
    »Ich hab aber nicht genug dabei!«
    Während die Beiden sich nun darüber unterhielten, kamen die zwei Verbliebenen jeweils zu mir und Kathie und wollten doch tatsächlich den Eintritt bezahlen. Völlig irritiert und nervös wie ich war, hinterfragte ich das Ganze auch gar nicht erst, sondern tat das was ich sonst auch tat: Geld annehmen, Ticket geben, weiterbitten. Gott sei Dank war es nach den vielen Jahren dann doch zu einem Automatismus geworden, sodass ich darüber nicht mal wirklich nachdenken musste. Zwar fragte sich ein Teil meiner Selbst, was wir nun tun sollten, aber solange die Mitglieder den Eintritt bezahlten … brachen sie damit weder eine Regel, noch war es angebracht, irgendjemanden zu verständigen. Außerdem – wenn man einem der Mitglieder Glauben schenken konnte, dann wollten und sollten sie ja auch keinen Ärger machen. Und das war … gut?
    Nachdem dann auch der Kerl ohne Geld dank der Hilfe seiner Kollegen bezahlt hatte, warteten Kathie und ich regelrecht darauf, dass irgendwas Schlimmes passieren würde. Tat es allerdings nicht. Ich wurde nur stutzig, als dann auch noch ein Teenager ins Museum wollte. Wenngleich wir ihn darauf hingewiesen hatten, dass es vielleicht nicht der beste Augenblick für einen Besuch war, hatte dieser das nur mit einem Grinsen abgetan. Bevor wir noch was Weiteres sagen konnten, war er auch schon im oberen Stockwerk verschwunden. Mittlerweile standen nur noch ein paar Mitglieder von Team Aqua im Empfangsbereich und schienen auf irgendwas zu warten. Auf was, wussten wir nicht. Und hätte ich in die Zukunft blicken können, dann wäre ich an dieser Stelle einfach gegangen oder hätte mich unter meinem Stuhl versteckt. Irgendwas.
    Als dann erneut jemand das Museum betrat, hatte ich nicht damit gerechnet, meine Bekanntschaft wieder zu sehen. Weder so, noch hier. Während mich also ein Paar schwarze Augen musterten, in denen kurz danach Erkenntnis aufblitzte, brachte ich keinen logischen Gedankengang mehr zustande. Mir entglitten sämtliche Gesichtszüge, als er an uns vorbei lief. Mir zwinkerte er kurz zu, bevor er von den in der Empfangshalle wartenden Team Aqua Mitgliedern bemerkt wurde.
    »Boss! Die Anderen sind noch immer nicht wieder da. Scheinbar gibt’s da oben Probleme.«
    Ich erstarrte zu einer Salzsäule, während Kathie fast die Augen aus dem Kopf fielen, als sie mitbekam, um wen es sich genau handelte.
    Scheiße.



    vor einer Woche


    Meine Begeisterung hielt sich in Grenzen. Schon den gesamten Abend über – wieso dachte ich nochmal, es wäre eine gute Idee gewesen, mit meinen Kollegen einen Trinken zu gehen? Ach ja; ich wurde genau genommen nicht einmal nach meiner Meinung gefragt. Ich sollte „mal wieder ein wenig Spaß haben“, meinte Kathie. Ich sei angeblich „nicht mehr auszuhalten und ein Kerl sollte mich auf andere Gedanken bringen“. Der genaue Wortlaut war ein anderer; in Anbetracht der Tatsache, dass dieser allerdings eher in Richtung „schlechte Laune“ und „rausvögeln“ ging, verzichtete ich in diesem Moment darauf, weiter darüber nachzudenken. Ich war nun mal keine Frau, die sonderlich viel Wert auf sexuelle Aktivitäten legte – ganz zum Unverständnis meiner Freundin.
    Ich seufzte theatralisch auf. Es war definitiv nicht der richtige Ort für mich. Mit einem Glas Mezcal in der Hand saß ich an der Bar und versuchte möglichst unauffällig zu sein, um ja nicht von irgendjemand angesprochen zu werden. Ich wurde nämlich das Gefühl nicht los, als wenn ein Großteil der hiesigen Leute nur aus Interesse an einem One-Night-Stand oder wegen der Praktizierung krummer Geschäfte hier waren. Vor allem Ersteres wurde mir bestätigt, als ich mich nach meiner ursprünglichen Begleitung umsah: Kathie hing schon seit Stunden einem Typen an den Lippen – und nein, damit meinte ich kein Gespräch –, während sich die beiden Kerle aus der Museumscafeteria stellenweise im Ausschnitt ihrer weiblichen Gesellschaft verloren. Mein Mundwinkel zuckte.
    Immerhin war die Luft in der Bar nicht so stickig wie in einem Nachtclub und auch der Geräuschpegel erinnerte einen nicht an ein startendes Flugzeug. Meiner empfindlichen Nase blieb es auch erspart, sich einen frühzeitigen Tod zu wünschen, da auf der Bar und auch auf einigen Tischen weiter hinten im Raum tatsächlich Duftkerzen standen. Davon abgesehen waren auch die großen Fenster am Eingang halb offen, weswegen ab und an mal eine frische Brise durch den Raum wehte. Zumindest die allgemeine Atmosphäre war angenehm und löste keinen angeborenen Fluchtinstinkt bei mir aus. Wohl fühlen tat ich mich dennoch nicht.
    »Du siehst aus, als wenn du gleich jemandem an die Gurgel springst.« Urplötzlich war da diese männliche Stimme neben mir. »Oder ist das normal?«
    Langsam drehte ich mir zur Seite und sah in ein paar schwarze Augen. Ich musste mehrmals blinzeln, um mich daran zu erinnern, den fremden Kerl nicht in Grund und Boden zu starren. Das Amüsement in seiner Stimme ignorierte ich gekonnt und auch das freche Grinsen, welches seine Lippen umspielte, blendete ich so gut wie es ging aus. Stattdessen drehte ich mich wieder nach vorn und nahm einen Schluck meines Mezcal – wenn ich Glück hatte, dann würde Mr. Werauchimmer gleich wieder verschwunden sein.
    »Kein Freund der vielen Worte, eh?« Ein dunkles Lachen folgte, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. »Das macht dich durchaus sympathisch.«
    Ich runzelte die Stirn, ehe ich den Alkohol runterschluckte. Sympathisch? Ich versuchte so unfreundlich wie es nur ging zu sein und ihm unmissverständlich zu zeigen, dass ich an keinem Gespräch interessiert war und er empfand das als sympathisch? Mit einer hochgehobenen Augenbraue riskierte ich es, den Blickkontakt zu erwidern, was er wiederum als Anlass nahm, sich neben mich zu setzen. Wunderbar.
    »Und Geschmack besitzt du auch«, meinte er mit dem Kopf nickend zu meinem Getränk. »Seh‘ nicht häufig Frauen, die Mezcal runter bekomm‘.«
    »Irgendwie muss ich mir die Situation ja erträglich trinken«, erwiderte ich trocken.
    Wieder ein dunkles Lachen. »Es hätte dich deutlich schlechter treffen könn‘.«
    Stimmt. Ich betrachtete meinen Gegenüber nun doch genauer – seine braunen Haare standen ein wenig wirr von seinem Kopf ab, wahrscheinlich hatte der etwas stürmischere Wind der Küste sie durcheinander gebracht. Gepaart mit den ebenso dunklen Augen, die mich regelrecht gefangen hielten, wirkte er nicht unbedingt wie jemand, den man einfach so ignorieren konnte. Oder wollte. Gedanklich verdrehte ich die Augen – so viel zu meinem Vorhaben, meine Umwelt den Abend über nicht zu beachten. Dennoch besaß er etwas … Verruchtes und fast schon Gefährliches an sich, was ich aus einem mir unerfindlichen Grund attraktiv fand.
    »Zum Beispiel einen langweiligen Bürojob?«, warf ich als ironische Bemerkung in den Raum.
    »Was wäre denn weniger langweilig für dich?« Er legte kaum merklich seinen Kopf schief, während er mich weiterhin beobachtete.
    Ich seufzte. »Als kleines Kind wollte ich immer auf See. Rauf auf ein Schiff und die Meere sehen. Das Meer bietet so viele Möglichkeiten; wir wissen kaum etwas über die Tiefen des Ozeans. Außerdem ist man nirgendwo so frei, wie auf hoher See.« Ich stoppte in meiner Erklärung. »Keine Ahnung, warum ich das gerade erzähle.« Mein Mundwinkel zuckte verächtlich, während mein Blick zum fast leeren Mezcal wanderte. »Alkohol und seine wundersame Wirkung, schätze ich.«
    Er fing an zu lachen. Dieses Mal war es ein helles, erheitertes Lachen. »Ist es nicht ein weit verbreitetes Denken, Alkohol würde die Wahrheit sagen?«
    Ich schnaubte. »Ab einer bestimmte Menge sagt Alkohol noch etwas ganz anderes …« Ein Seufzen verließ meine Lippen. »Ich glaube, das sagt dieser Ort zur Genüge aus.«
    »Warum bist du dann hier?«
    Ich sah von meinem Glas auf. Kurz wanderte mein Blick durch den Laden, blieb an Kathie hängen, nur um dann wieder zu meinem Gesprächspartner zurückzukehren. »Ehrlich? Keine Ahnung.«
    »Du scheinst von Vielem keine Ahnung zu haben«, meinte er nach einer kurzen Pause, in der er mich nur gemustert hatte. Wie konnte man einen solch intensiven Blick nur so lang aufrechterhalten? »Weder von dem was du willst, noch von deiner derzeitigen Situation.«
    »Ach und du hast da den Durchblick?«, erwiderte ich frostig.
    Er lehnte sich ein Stück zu mir nach vorn und ein freches Grinsen umspielte seine Lippen. In seinen Augen lag zudem ein fast schon gefährlicher Ausdruck. »Und am allerwenigsten hast du eine Ahnung von mir.«
    »Sag bloß, du bist ein gesuchter Verbrecher.« Mein Mundwinkel zuckte belustigt. Er hörte die Ironie, dessen war ich mir sicher. »Falls ja: Gott sei Dank, dann wird der Abend wohl doch noch spannend.«
    Für einen Moment sahen mich seine Augen irritiert an, dann jedoch wechselte der Ausdruck in innen zu einem Amüsiertem. »Du kannst glücklich sein, dass ich dich gut leiden kann.«
    »Sonst wäre ich schon … tot?«, witzelte ich und grinste ihn an.
    »Sieh an, die Dame kann also doch Grinsen.« Er schnaubte belustigt. »Tot vielleicht nicht, aber ich würde mir wohl kaum so auf der Nase rumtanzen lassen.«
    »Dabei habe ich eigentlich eine recht gute Erziehung genossen«, meinte ich gespielt beleidigt. »Aber nun gut: Es tut mir herzlichst Leid, sollte ich zu … frech gewesen sein. Bitte verschone mich.« Ich konnte nur erahnen, wie veralbert er sich vorkommen musste. Aber hey, ich hatte mich nicht freiwillig hier hin gesetzt, um mit jemanden wie mir zu reden. Selbst Schuld.
    »Du scheinst einen Fabel für Ironie zu besitzen«, merkte er irgendwann lachend an. »Eine weitere Sache, die dich sympathisch macht.«
    Ich zuckte daraufhin nur mit den Schultern. »Angewohnheit von mir.«
    »Allerdings beantwortet das nicht meine Frage, warum du nicht etwas an deinem Leben änderst, wenn du unzufrieden damit bist.« Er sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.
    »Weil es nicht … einfach so geht?« Ich gestikulierte mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. »Ich kann ja schlecht einfach kündigen und dann mal schauen, was ich so mache.«
    »Können tust du alles.« Er grinste mich an. »Außerdem – wenn ich ein Verbrecher bin, dann habe ich sicherlich auch Arbeit für dich.«
    »Sehr witzig.«
    »So bin ich.« Er zwinkerte mir zu, was mich die Augen verdrehen ließ.
    Dennoch lächelte ich ab dem Zeitpunkt den restlichen Abend über.



    ~


    Nachdem er nach oben verschwunden war, sahen Kathie und ich uns einige Momente stillschweigend an. Ich konnte noch immer nicht glauben, was gerade passiert war. Also hatte ich vor einer Woche voll ins Schwarze mit meinem Scherz bezüglich seiner Person getroffen? Suspekt. Es war mir einfach nur suspekt!
    »Du hast den Anführer von Team Aqua gevögelt?!« Kathie hatte noch nie ein Talent dafür gehabt, leise zu sprechen. Aus diesem Grund drehten sich einige Köpfe in unsere Richtung.
    »Kathie. Zum letzten Mal«, fing ich einerseits peinlich berührt und andererseits wütend an, »ich habe nicht mit ihm geschlafen! Was denkst du eigentlich von mir!? Ich kenne noch nicht mal seinen Nam-«
    Natürlich musste besagte Person genau in diesem Moment wieder aus dem Obergeschoss die Treppe runterkommen. Natürlich. Er schien eher weniger begeistert zu sein. Ich hoffte inständig, dass das nicht an dem Gespräch lag, was ich gerade zwangsweise mit meiner Freundin führen musste. Denn ja: Er hatte mit Sicherheit gehört, worum es hier ging. War ja nicht schlimm genug, dass bereits einige seiner Kumpanen irritiert und verwirrt zu Kathie gesehen hatten, nur um dann völlig verdattert zu mir zu schauen. Ich würde am Liebsten im Boden versinken. Generell wäre ich derzeit lieber an einem anderen Ort.
    »Wir machen ‘n Abgang.« Er deutete mit dem Kopf zum Ausgang, als er sich an seine Mitglieder gewandt hatte. Nach und nach liefen diese dann an uns vorbei. Er blieb noch einen Moment stehen, ehe er sich dann auch langsam in Bewegung setzte. Mich ließ er dabei nicht aus den Augen.
    »Mein Name ist übrigens Archie.« Er warf mir beim Vorbeigehen einen amüsierten Blick zu.
    Ich blinzelte mehrmals irritiert, was ihn leise lachen ließ. Wirklich mehr zustande brachte ich nicht. Ich sah ihm einfach nur hinterher.
    »Also«, meinte Kathie dann irgendwann als wir wieder allein in der Empfangshalle waren, »nun kennst du seinen Namen. Ist also kein Gegenargument mehr.« Sie grinste mich wissend an. »Und bei dem Aussehen? Ich würde kündigen.«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre sie an dieser Stelle gestorben.

  • KÄSETÖRTCHEN! Onkel Sheo hat gehört, dass du etwas Feines gezaubert hast, und natürlich lässt er es sich nicht nehmen, dann mal bei dir vorbeizuschauen! Ich hoffe, du hast anständigen Wein ausgesucht! (ansonsten schicke ich Haskill einfach in das Nordgrab, wo ich noch ein bisschen was versteckt habe)



    Hach ja hach ja, ich muss gestehen, mein Goudahäppchen, dein Sheolein hat sich bei dieser Geschichte köstlich amüsiert! Nicht nur, weil deine Figuren wirken wie aus dem Leben gezerrt (apropos, denk dann auch dran, sie regelmäßig Gassi zu schicken. Wenn man Leute aus ihrem Leben schneidet, werden die so unselbstständig), sondern auch, weil sie so herrlich unterhaltsam aufeinander reagieren! Und diese ganzen Anspielungen! Ich finde es ja immer zum Brüllen, wenn ihr Sterblichen euch "über eure Schnittstellen verbindet" (vor allem die Gesichtsausdrücke dabei, HAHAHAHARR*husthusthust*), aber auch schon, wenn ihr darüber redet und Andeutungen macht, ist das ziemlich komisch. Das hast du wirklich schön eingefangen, mein Fischstäbchen! Ich hoffe, du schreibst weiter so tolle Geschichten!


    Dein


    allerliebster


    Onkel


    Sheo ♥♥♥♥♥♥ Gallopa




    P.S.: Kannst du mir die Schnittmaße dieser Aqua-Uniformen zukommen lassen? Ich würde so etwas gern für Haskill zu seinem Jubiläum nähen.

  • Hallo meridian! (:


    Da bin ich wieder — du warst mit deinen Updates in letzter Zeit sehr fleißig, das ist schön. Ich nehm mir dann mal den Text „Married to the Death“ vor, weil ich gesehen hab, dass Sheo bereits den neuesten Text kommentiert hat und der davor bisher unkommentiert geblieben ist.


    Married to the Death


    Zum Anfang sollte ich wohl erstmal sagen, dass mein Wissen um Overwatch sich auf ein paar Szenen des Games beschränkt. Ich hab ein paar der Cutscenes aus Interesse auf Youtube angeschaut, weil ich die Animation und das Design der Charakter mochte, aber im Grunde hab ich keinen blassen Schimmer, worum es in Overwatch eigentlich geht.
    Ich kommentier deinen Text also ohne konkretes Hintergrundwissen, aber ich glaub, das brauch ich auch gar nicht.


    Mir hat der Text sehr gefallen, weil ich es mag, wenn beide Charaktere abwechselnd beschrieben werden, gerade, wie es in ihnen aussieht. Und das hast du hier sehr gut gemacht. Allgemein ist es ja eine sehr dramatische Szene, die gerade durch die Ruhe besonders stark wird. Man muss sich ja das mal vorstellen: da gab es eine Explosion, die ein Ehepaar voneinander trennt. Er geht daraufhin einer merkwürdigen neuen Tätigkeit nach und sie versucht mit dem Verlust umzugehen, was ihr scheinbar nicht wirklich gelungen ist. (Einer der vielen Verluste von denen ich nicht glaub, dass man jemals wirklich drüber hinwegkommt.) Und hier treffen sie wieder aufeinander und die Tatsache, dass er immer noch lebt und sie in der Vergangenheit nie aufgesucht hast, ist natürlich schon ein Schlag in die Magengrube. Ich find es deshalb sehr interessant, dass sie nicht emotionaler reagiert, sondern überraschend ruhig. Ich hätte ja keine Ahnung, wie ich da reagieren würde — aber vielleicht ist das auch eine dieser Situationen, wo man im Grunde so viel auf einmal spürt, dass man erstmal gelähmt ist.


    Ich weiß noch nicht, ob ich’s etwas klischeehaft finden soll oder ob es mir gefällt. Im Grunde gefällt’s mir nämlich, wie sie hier auf dieses Zusammentreffen reagiert und sich zwar Gedanken um die Vergangenheit macht, sie aber in diesem Moment keine große Rolle mehr spielt. Andererseits kommt es mir auch wie ein Trope vor, was einfach schon oft verwendet wurde. Anyway, ich mag so was. Hab auch irgendwie eine Schwäche für diese männlichen Charaktere, die einen weichen Kern haben, aber eben nur eine Person — oder nur sehr wenige — da wirklich durchdringen, weil der Rest einfach an der harten Schale abprallt. Vielleicht ist das aber auch so eine Sache, die ich als Frau bei einem Mann nicht so gut einschätzen kann und es deshalb interessant finde. Ich glaub, die Geschlechter können sich nicht wirklich gut gegenseitig einschätzen.
    Anway, ich glaub, ich bin bissl abgeschweift. Du bleibst sehr wage, aber ich mag einfach, wie die beiden Charaktere hier interagieren, weil man diese Verbundenheit gut merkt. Keiner lehnt den anderen ab, obwohl sie vermutlich genug Gründe gehabt hätten.


    Ist ein interessanter Text, gut geschrieben und macht auf jeden Fall neugierig, wie das mit den Beiden weitergehen könnte. (:


    Fröhliches Schreiben!




  • [Blockierte Grafik: https://i.imgur.com/fgqlgZT.jpg]


    B L I C K K O N T A K T


    »Weißt du, manchmal frage ich mich, ob es das alles wert ist.«
    Er klang erschöpft. Seine Freunde meinten, er sei müde vom Arbeiten. Er jedoch wusste, dass er müde vom Leben war. Die Welt war hektisch und achtete nur selten auf Menschen wie ihn. Und da sag noch einer, ein jeder würde seinen Platz irgendwann finden.
    Sein Gegenüber schwieg, sah ihn nur nachdenklich an. Wie immer, wenn er ihm davon berichtete. Seine Selbstzweifel waren schon lange kein sonderlich großes Geheimnis zwischen den Beiden. Aber es tat gut, darüber zu reden.
    »Ich weiß, was du denkst: „Das ist nur so eine Phase – er wird schon klarkommen.“ Ich dachte immer, das Erwachsenwerden sei cool. Man kann alles machen, wann man es will und wie man es will. Aber es ist ermüdend.«
    Ein leichtes Lächeln umspielte die Mundwinkel seines Freundes.
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Vielleicht ist es nur eine Phase. Vielleicht aber auch nicht.«
    Er wandte sich vom Spiegel ab.
    »Weißt du, manchmal frage ich mich, ob das alles einen Sinn macht - dann sehe ich dir in die Augen und weiß, dass es darauf nie eine Antwort geben wird. Ich hoffe nur, dass ich dir immer in die Augen sehen kann