Miranda - Die Geschichte zweier Waisen

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  • Name der Geschichte: Miranda
    Name des Autors: Dusk
    Herkunft: Pokémon © Nintendo, GAME FREAK, The Pokémon Company International
    Genre: Abenteuer; Familiendrama; Thriller; teilweise, wenn auch selten ebenso Humor
    Sonstiges: Die folgende Geschichte behandelt das Leben einiger Charaktere, die von Team Plasma verfolgt werden. Es kann während der Geschichte zu angekündigten Gewalt-Szenen kommen, dies jedoch immer nur im gemäßigten Maße. Chronologisch beginnt die Geschichte ein Jahr nach Schwarz und Weiß und etwa elf Monate vor Schwarz 2 und Weiß 2.
    Klappentext:
    »Zwei Schwestern, einst aufgezogen durch einen machtbesessenen Mann, erkennen nach Jahren der Illusion und Täuschung die wahre Seite ihres Ziehvaters, der sie nie als wirkliche Menschen, sondern als Waffen angesehen hat, und versuchen nun ihre Fehler endgültig wieder gut zu machen. Ein Kampf zweier Generationen und der Wunsch nach Vergebung beseelt die Hauptfiguren, sich dem einen Gegner ihres Lebens zu stellen - ihrer Vergangenheit.«

  • Kapitel 1: Im Angesicht des Feindes
    Kapitel 2: Und auf Staraptors Schwingen
    Kapitel 3: Und auf dem Weg ins Innere
    Kapitel 4: Und hier und da die Hindernisse
    Kapitel 5: Und das Treffen alter Freunde
    Kapitel 6: Und Felix' Geschichte
    Kapitel 7: Und Mirandas Vater
    Kapitel 8: Und Zoé!
    Kapitel 9: Und eine Entdeckung
    Kapitel 10: Ein Neuanfang
    Kapitel 11.1: Verluste sind schwer
    Kapitel 11.2.: Gebrochene Worte, gebrochener Mann
    Kapitel 12: Die Besuche
    Kapitel 13.1: Grüne Augen in dunkler Nacht
    Kapitel 13.2: Der Fall der Beschützer


  • Reges Treiben erfüllte die Straßen mit Stimmen, Schritten und metallischen Geräuschen, die von Autos und Motorrädern von den Straßen und alten Karren auf den Bürgersteigen kamen. Die Menschen drängten sich aneinander, zogen sich bei kleinsten Bewegungen einzelner Passanten auseinander, wenn sich einige im Schritt umdrehten, weil sie etwas vergessen hatten oder an einem Geschäft vorbeigelaufen waren, während die große Mehrheit weiterging. Niemand fiel in dieser Menschenmasse auf.
    Wirklich, die Menschen verloren in dieser Situation jeden Individualismus und wurden zum Teil der laufenden, grauen Menge. Für einige war es wohl eine langweilige Situation. Doch sie war perfekt für jene, die nicht auffallen wollten. Immer nur in eine Richtung gehend, immer leise.
    Und Miranda war eine dieser Personen, die gerne in der Menge untergingen. Ein Flüchtling des Lebens, von der Vergangenheit und all den Vergehen, die in der Zeit begangen wurden, verfolgt. Ja, das passte bei ihr haargenau.
    Langsam lief sie mit der Menge, die über die Straßen der großen Stadt gingen und voller Hast ihren Zielen entgegenstrebten.
    Alle Wunder, die die Zeit von Natur aus in sich barg, hatten diese Menschen überwunden und nun vergaßen sie sogar ihr Glück ein normales Leben leben zu können zu würdigen. Wie konnte man nur so schnell vergessen, was einem geschenkt wurde?
    Dinge, um die Miranda all diese normalen Menschen nur beneiden konnte.
    Wie gerne wäre sie ein Teil der Vergessenden. Ein Teil der normalen Welt.
    Aber das war ihr nicht mehr möglich. Wie auch? Sie war eine Verbrecherin des Lebens, die nicht gewusst, nein, nicht erkannt hatte, was sie für eine Schandtat beging. Eine von vielen, die vom Charisma der Intrigen, der Schönheit des Unrechts geblendet worden war, willenlos der Vorstellung, etwas Dauerhaftes und Großartiges zu erzeugen und vor allem eine bessere Welt zu schaffen, gefolgt war. Allen Wesen ein besseres Leben ermöglichen war ihr offenkundiges Ziel gewesen.
    Doch diese Blendung war eben auch nur ein Zustand, der es so an sich hatte, dass selten etwas Gutes darauf folgen konnte.
    Viel zu spät erst erwachten sie aus den Träumereien, denen sie erlegen waren, nachdem das Charisma der Person, die sie alle so leicht überzeugen konnte, wie ein Vorhang einer Theaterbühne gefallen war, gescheitert war und das wahre Angesicht des Mannes zum Vorschein kam.
    Alte Erinnerungen, die die Geblendeten für lange Zeit verdrängt hatten, flackerten wieder in ihren Köpfen auf und so langsam erkannte jeder von ihnen die Missetaten, die sie im Namen der falschen Gerechtigkeit begangen hatten. Nicht nur Miranda, sondern viele andere ebenso. Ihre Schwester. Ihr Bruder. Viele ihrer Freunde.
    Die gläsernen Wände der Hochhäuser erhoben sich weit in die Höhe und überstiegen sogar noch die Wolken über Mirandas Kopf.
    »Sogar der Champ war schon hier und hat für sich und seine Pokémon Eis geholt! Es ist also wirklich große Klasse!« ... »Okay, ein einzelnes Stratos-Eis oder gleich eine Packung mit zwölf davon?« ... »Okay, einen schönen Tag wünsche ich noch!«, rief eine Dame hinter einem Verkaufsstand, an dem in großen Buchstaben „Stratos-Eis – sogar der Champ genießt es“ stand. Ein erinnerungsreiches Lächeln zog sich über die Lippen der jungen blonden Frau, die Miranda war, und sie schaute sich den kleinen Jungen an, der ein wenig überfordert die große Packung Eis in den Händen hielt und immer wieder fröhlich „Der Champ! Der Champ war auch hier!“ murmelte.
    Der Champ. Einalls stärkster Trainer.
    Inzwischen war es ein Jahr her, seitdem sie aus der Illusion erwacht waren. Und das waren sie nur wegen dieses jungen Mannes, der mit seinen Pokémon nicht nur ihren Bruder, sondern auch ihn besiegte. G-Cis. Mirandas Vater.


    Ein Jahr zuvor...
    Der goldene Thronsaal hatte schon bessere Zeiten erlebt. Die riesigen Kronleuchter leuchteten nur noch wenig, viele Lampen waren beim Kampf zerstört worden. Die nun dämmernde Wirkung ließ das Bild vor ihren Augen wirr und wenig real wirken. Hinzu kamen die andauernden Rufe von dutzenden Männern und Frauen, die immer wieder etwas wie „Schnell raus hier, das Schloss stürzt ein!“ schrien und jedes Mal stehen blieben, wenn sie sahen, was sich in diesem einen Saal abspielte.
    Der grünhaarige, junge Mann war besiegt, seine Pokémon hatten nicht gegen die des Trainers gewinnen können, dessen Augen Besonnenheit und Güte zeigten.
    Dies war kein Kampf des Kampfes willen gewesen. Dies war ein Kampf, der alles entscheiden sollte. Ein Kampf, der allen zeigen sollte, wie die Welt sich verändern würde. Und sie würde sich nach dem Ausgang dieses Kampfes auf ewig ändern. Der Traum der Trennung von Mensch und Pokémon war geplatzt, all das Bestreben der Vereinigung nun ohne Nutzen.
    Mit traurigen Augen schaute Miranda in Richtung ihrer Schwester, Amanda, deren pinkes Haar im dämmernden Licht so viel farbloser erschien als es eigentlich war. Auch sie schien hoffnungslos zu sein, doch das sollte nicht die Emotion sein, die die junge Frau von diesem Tag behalten sollte.
    Langsam gingen die Schwestern einige Schritte in Richtung ihres Bruders und Vaters. Doch sie sollten nicht so schnell bei den beiden ankommen...


    Ein lautes Geräusch weckte Miranda aus ihren Gedanken.
    Inzwischen war sie aus dem Zentrum der Stadt raus und im großen Nationalpark der noch größeren Stadt angekommen, mit dem sich die Bewohner von Stratos City gerne schmückten. Denn trotz der vielen Menschen, die in dieser Stadt lebten, war dieser Park stets ruhig und nur wenige Menschen waren in der Nähe. Das konnte aber auch daran liegen, dass es zu regnen begann.
    Woher jedoch war das Geräusch gekommen?
    Sie drehte sich langsam um und erschrak. Mit einer Sekunde schwanden alle Gedanken, die in ihrem Kopf herumschwirrten.
    »Miranda! Da bist du ja! Wir haben dich so lange gesucht und nun haben wir dich endlich gefunden«, rief ein Mann in dunkler Kleidung, die sie bereits gut kannte, die an militaristische Uniformen erinnerte und an deren linker Brusttasche die Insignie ihrer verfluchten Vergangenheit prangerte. Das Logo von Team Plasma.
    Ihr Herz begann sofort zu rasen. Sie konnte nicht mehr entkommen. Sie hatten sie gefunden. Aber das hieß nicht, dass sie aufgeben würde. Ganz im Gegenteil.
    »Ihr habt mich nicht gefunden. Ich hab euch hierher gelockt«, sprach Miranda selbstsicher, auch wenn es nicht der Wahrheit entsprach. Sie hatte die letzten Monate nur gehofft, dass dieser Moment nie kommen musste, aber dafür war es nun zu spät.
    »Los, Tiny, zeig ihnen, dass wir keine Angst vor kleinen Rüpeln haben!«, rief sie nun etwas lauter, zog ihren Pokéball aus der rechten Tasche ihres weiten, hellgelben Kleides und ließ sofort darauf das Blitza erscheinen. Nebenbei nahm sie noch einen Armreif ab, den sie neben sich zu Boden legte, damit der nicht während des Kampfes verschwand.
    Die spitzen Nadeln des Fells knisterten und ließen starke elektrische Ladung erahnen. Jetzt konnte der Kampf beginnen.
    »Dann mal los, Rokkaiman!«, meinte der Rüpel spöttisch und lachte höhnisch. Er schien sie tatsächlich zu unterschätzen, obwohl er wusste, wer sie war und woher sie kam. Hastig fügte er hinzu: »Setze dein Erdbeben ein und mach schnell kurzen Prozess!«
    »Tiny, Ladungsstoß gegen den Baum hinter Rokkaiman, solange dieses seine Attacke einsetzt und sich nicht bewegen kann«, hieß es von ihr daraufhin nur.
    Wie sie gesagt hatte, tat das Blitza es auch sogleich. Schnell sprang es in die Luft, fokussierte den Strom auf einer Stelle und peilte damit direkt den Baum an einer niedrigen Stelle an, welche beinahe sofort zu brennen begann und dann auf das Boden-Pokémon fiel. Schlagartig stoppte das Erdbeben und der Rüpel schaute wütend seinem ohnmächtigen Pokémon hinterher.
    Ohne sein anderes Pokémon zurückzurufen, zückte er den nächsten Pokéball aus seiner Tasche und schrie: »Nun bist du dran, Hydragil!«
    »Jetzt konterst du also mit Geschwindigkeit? Das ist schlauer als es mit den groben Typvorteilen zu versuchen, aber auch das wird dir nicht helfen«, erklärte Miranda mit echter, freundlicher Stimme, mit einer Emotion also, die anderen in dieser Situation wohl niemals einfallen würde, und fügte kurz darauf hinzu: »Blitza, setze Agilität ein und dann Donner.«
    Der Regen, der schon seit einigen Minuten die Umgebung mit Wasser nährte, wurde immer stärker und die Attacke, die sonst so eine hohe Fehlerquote hatte, würde nun mit Sicherheit treffen. Jetzt war es soweit, Blitzas wahre Stärke zu zeigen.
    Ein lautes Knurren ertönte aus der Kehle des Pokémon, das immer schneller und schneller wurde und erneut hochsprang, um die Elektrizität zu bündeln und mit einem gezielten Angriff auf das Käfer-Pokémon abzufeuern.
    »Rihornior, fang den Angriff ab.«, ertönte eine männliche Stimme, die Mirandas Haare zu Berge stehen ließ. Die Stimme war von einem von ihnen.
    Aquilus, der Weise des Westens.
    Er war nicht nur schon einer der ältesten Weisen, sondern auch einer der grausamsten. Außerdem war er neben Violaceus der einzige, der von Anfang an wusste, welche Absichten G-Cis wirklich hatte.
    »Blitza, halte ein und setze deinen Doppelkick ein!«, rief sie nun etwas unsicherer. Sie durfte nicht verlieren, aber dieser Kampf würde umso schwerer werden.
    »Hol dieses Vieh aus der Höhe und beerdige es in deinem Sandgrab«, sagte der Mann, der inzwischen neben dem Rüpel aufgetaucht war und diesem mit der rechten Hand auf die Schulter klopfte. Der Rüpel war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen und dafür würde er sicherlich reichlich belohnt werden.
    Das Rihornior war für seine Masse unglaublich schnell, sprang einen Meter in die Höhe und schlug das Blitza mit seinem riesigem Arm zu Boden, um einen kleinen Sandsturm um dieses Pokémon zu bilden, der sich nicht ausbreitete, sondern sich nur auf einen Punkt konzentrierte – der Rücken ihres Partners.
    Lautes Jaulen, das von schrecklichen Schmerzen kündete, entfuhr seiner Kehle nur. Jetzt konnte sie nichts anderes mehr tun und den Tränen nah schrie Miranda: »Hör auf, ihm wehzutun! Ich komme mit euch..«
    »Das wollte ich doch nur hören.«
    Ein breites, zahnloses Lächeln breitete sich auf den faltigen Zügen des bärtigen Manns aus, der ein braunes Gewand aus sehr festem Material trug, das sich wohl sehr gut für Kämpfe eignete, an denen der Mann aber eigentlich nur von außerhalb mitwirkte.
    Gemächlich schritt er um den Sandsturm herum, peilte auf sie zu und meinte dann schlicht: »Dann legt ihr mal die Handschellen um.«
    Hinter ihr erschienen sofort zwei weitere Rüpel, die ihre Hände in kapselförmige Objekte einschlossen, welche wie Magnete zusammenschlugen und sie somit fesselten. »Nun befreie meinen Partner auch von seinen Schmerzen, du widerwärtiges Monster!«, fauchte sie den Weisen an, während ihr eine Träne die Wange hinunterrollte.
    Der Mann lachte daraufhin nur und sprach: »Dabei ist es gerade so interessant. Aber okay.
    Rihornior, du kannst es beenden.
    Ach, und verbindet ihr noch den vorlauten Mund.«
    Die Rüpel nickten und noch ehe Miranda schreien konnte, war ihr Mund mit einem bitter schmeckenden Tuch geknebelt, das mit Sicherheit in irgendein Mittel getaucht worden war.
    Das Rihornior schlug mit seinem Arm noch einmal auf den liegenden Körper ein. Das Fiepen hörte auf.
    Mirandas Lider wurden schwer.
    »Hättest du deinen Vater nicht verraten, wäre dir das erspart geblieben«, gab er höhnisch von sich. Langsam schlossen sich ihre Augen und sie begann zu schlafen.


    Zwölf Jahre zuvor...
    Die kleine Miranda war gerade zehn Jahre alt geworden und saß an einem Tisch neben Amanda in einem großen, leeren Raum. Vor sich fand sie einige Stifte, ein Heft zum Schreiben und ein Buch, auf dessen Vorderseite „Komplexe Zahlen und die Evolution der Mathematik aufgrund dieser“ stand. Ihr Vater hatte sie gezwungen, dieses Buch durchzuarbeiten und wollte am Abend eine Erklärung hören, warum „e hoch i mal Pi“ -1 ergibt.
    Doch wie es für ein Mädchen ihres Alters üblich war, verstand sie nicht, was das Buch ihr hierbei erklären musste. Stattdessen ließ sie ihre Beine baumeln und zeichnete ein Zoroark in das Heft, in dem die mathematische Aussage stand, aber sonst nichts anderes. Künstlerisch hatte Miranda schon immer mehr Talent gehabt als logisch, aber ihr Vater wollte das nicht anerkennen.
    »Ich versteh das einfach nicht!«, motzte das kleine Mädchen und lehnte ihren Kopf auf ihre Handinnenfläche, rollte ein paar Stifte hin und her und schaute auf die Tür, denn es klopfte.
    Kurz darauf öffnete sich die Tür und ein Mann in einem braunen Gewand, edel und feierlich, kam in den leeren Raum. »Aquilus, bitte, hilf mir! Ich weiß, mein Papa hat gesagt, du sollst uns nicht helfen, weil wir sonst nichts lernen, aber ich verstehe es nicht und will ihn nicht enttäuschen!«, sprach Miranda flehend und schaute ihn umso eindringlicher an.
    Kurz überlegte der Mann mit den dunkelgrauen Haaren und nickte dann.
    »Aber sag deinem Vater davon nichts!«, mahnte Aquilus das kleine Mädchen und setzte sich neben sie, während Amanda still an ihren Aufgaben saß. Sie war schon immer die lernwilligere der beiden Schwestern gewesen.
    Auch Miranda nickte und setzte sich dann direkt an das Buch, das der Mann nun auf Seite 21 aufgeschlagen hatte.
    »Also, „e hoch i mal Pi“ ergibt -1, weil „e hoch i mal phi“ genau das Selbe meint wie „Cosinus von Phi plus i mal der Sinus von Phi“, wobei Phi eben eine variable Zahl ist. Sobald Phi den Wert von Pi erreicht, rechnest du also „Cosinus von Pi plus i mal der Sinus von Pi“, wobei der Cosinus dabei den negativen Wert von Eins erhält und i mal der Sinus Null, denn i² ergibt ja ebenso Null. Und -1 plus Null ergibt am Ende dann eben -1, denn wenn ich Null addiere, kommen null Werte mehr dazu und wir sind noch immer an derselben Stelle wie zuvor. Verstanden?«, fragte der Mann freundlich und schaute dem blonden Mädchen in die Augen.
    Miranda erwiderte: »Nein, ganz und gar nicht, aber ich hab es mir notiert, also kann ich das ja so vortragen. Vielen Dank! Du bist der Beste, Aquilus!«
    Während Amanda belustigt kicherte, drückte Miranda den alten Mann.
    Ja, sie mochte Aquilus von allen Weisen am liebsten, denn er half ihr immer, wenn sie Probleme hatte.


    Ihre Augen öffneten sich wieder.
    Miranda fand sich in einem Hubschrauber wieder, dessen Boden mit rotem Samt ausgelegt war, goldene Verzierungen an manchen Stellen besaß und allgemein sehr edel wirkte. Sie selbst saß auf einem gepolsterten Sofa, das in einem bordeauxroten Stoff eingebunden war, ihre Hände immer noch in den Kapsel eingesperrt.
    »Das Prinzesschen ist also wieder wach. Das freut mich. Bald nämlich sind wir auch schon zu Hause. Dein Vater wird sich mit Sicherheit auf dich freuen, meine Teuerste«, sprach Aquilus, dessen Stimme in ihrem Kopf nur Schmerz und Panik auslöste.
    »Dann können wir ja nun reden, denn, wie du weißt, bist du nicht die einzige Person, die wir finden wollen, auch wenn du zu den fünf höchsten Prioritäten auf Platz Drei zu finden bist«, setzte er fort, als würde er gerade eine Information vermitteln wollen, die Miranda sowieso schon lange wusste, was auch stimmte, doch sie traf die Kälte in diesem Moment sehr.
    »Wo ist deine Schwester? Wo ist N?«, fragte er eindringlich und meinte zu einem Rüpel mit braunen Haaren und blauen Augen: »Nimm ihr mal den Knebel ab, jetzt hört sie eh niemand mehr schreien.«
    Vorsichtig trat der junge Mann auf sie zu und kniete sich zu ihr runter, blickte traurig auf den Knebel und schnürte den Knoten auf, der sich inzwischen in den Nacken Mirandas gebohrt hatte. Es schien ihm beinahe Leid zu tun, dass sie geknebelt war.
    »Von mir erfährst du nichts, du ekelhaftes Stück Dreck«, erwiderte Miranda mit einer bedrohlichen Intensität in der Stimme, die davon zeugte, wie sehr sie den alten Mann vor sich verabscheute.
    »Und so etwas schimpfte sich „Muse des Friedens“. Benimm dich deinem Titel also anständig und sprich! Dir wird dann auch nichts passieren«, führte der Mann weiter ausgeglichen aus und hatte noch immer einen Anflug des höhnischen Spotts auf seinen Zügen. Wenn eines klar war, dann die Tatsache, dass nicht sicher war, wer wen hier mehr verabscheute, auch wenn Miranda noch eine Nasenlänge voraus schien.
    »Wie kannst du erwarten, dass ich meine Prinzipien übergehe und dir so etwas sage? Im Gegensatz zu dir besitze ich noch Ehre, denn mir war immer nur das Wohlergehen der Lebewesen unserer Welt von Bedeutung. Dir jedoch ging es nur um Macht und du hast sogar eine falsche Miene aufgesetzt, als du uns geholfen hast. Es ging dir nie um uns. Es ging dir immer nur um dein Ansehen bei G-Cis, damit du auch deine Machtposition behalten kannst. Aber du hast nie auch nur ansatzweise an Violaceus heranreichen können und das weißt du. Aber dennoch versuchst du es immer weiter. Ekelst du dich eigentlich nicht manchmal vor dir selbst? Ich an dei...-«
    In diesem Moment war der alte Mann voller Wut aufgesprungen und hatte ihr mit seiner Hand ins Gesicht geschlagen. Die Riemen des metallischen Handschuhs, den er trug, gruben sich in die Wange der jungen Frau und hinterließen eine sengende Hitze in ihrem Fleisch. Tränen stiegen in ihr hoch und sie konnte sich nur schwer halten, nicht zu wimmern vor Schmerz. Sie konnte jetzt keine Schwäche zeigen. Nicht jetzt.
    Inzwischen saß Aquilus schon wieder und sprach mit wenig aufgebrachter Stimme weiter: »Fein, wenn ich die Informationen nicht aus deinem kleinen Mund erhalte, dann wird es dein Vater wohl umso besser können. Du weißt ja, wie gut er mit unsittlichen Menschen kann. Das wird aber sicherlich kein Spaß für dich. Umso mehr aber für mich. Und notfalls finden wir sie einfach selbst, indem wir ihnen ein Mahnmal schicken. Mir fiele da jetzt auf Anhieb schon eine Menge ein.«


    Ein Tag zuvor...
    »Bist du dir wirklich sicher, dass du alleine nach Stratos City solltest? Wir werden noch immer gesucht und es scheint nicht, als würden sie jetzt gerade aufgeben wollen. Es wäre viel sicherer, wenn ich mit dir kommen würde. Oder zwei der Hüter. Wir sind zwar weniger als die Rüpel, aber wir sind stärker. Aber auch nur, weil wir zusammenhalten. Also lass einen von uns mitkommen!«, redete Amanda in das Gewissen ihrer Schwester, die gerade angekündigt hatte, in die größte Stadt zu gehen, um dort einige Erledigungen zu machen und einen alten Freund zu treffen, was keinen der Anwesenden, ganz besonders Amanda nicht, sonderlich begeistert hatte.
    »Ich sag es einfach noch mal: Mit Tiny und Lilium bin ich geschützt genug, wenn du mitkommst und wir angegriffen werden, ist jede Hoffnung, Team Plasma zu vernichten, dahin, und wenn zu viele Hüter mitkommen, fällt es auf. Alleine bin ich einfach schneller und falle weniger auf. Außerdem wurde Regen angesagt, da ist es eh unwahrscheinlich, dass ich auffalle. Du darfst mir ruhig etwas mehr zutrauen, Amanda«, antwortete Miranda ihr aufmunternd.
    Diese nickte nur, setzte sich hin und erwiderte: »Fein, aber pass auf dich auf und ruf an, wenn du angekommen bist, damit wir sicher sein können, dass alles gut ist!«
    »Werde ich machen, Schwesterchen«, meinte Miranda, umarmte ihre Schwester und ging aus dem Haus, das in Marea City stand, hinaus.
    »Ich werde trotzdem aufpassen«, flüsterte Amanda.
    »Gib ihr aber eine Stunde Vorsprung, damit du ihr nicht so stark auffällst. Du wirst schon früh genug wieder in ihrer Nähe sein«, meinte Rubius, einer der beiden Weisen, die aus Team Plasma ausgetreten waren, nachdem die Wahrheit ans Licht gekommen war.
    Widerwillig nickte Amanda und blieb sitzen.
    Währenddessen lief Miranda die Klippe hinunter zur Straße, ließ ein Taxi anhalten. Durch den Einallsee-Tunnel ging es schneller als über die Brücke.
    »Zielperson gesichtet. Erwarte weitere Instruktionen vom Hauptquartier.«


    Der Hubschrauber war zehn Minuten vorher abgehoben, als Amanda ankam. Sie sah zwar eine zerstörte Fläche, einen umgerissenen Baum, der an einer Stelle verbrannt war, und übermäßig viel Sand, doch keine Spuren von Menschen.
    Ihr Herz wollte nicht aufhören zu rasen und mit leicht zitternden Händen nahm sie den Pokéball aus der Gürteltasche und wisperte: »Los Psiana, hilf mir, Miranda zu finden.«
    Kurz darauf erschien im blauen Licht das pinke Pokémon, dessen Juwel in seinem Kopf sofort blau zu leuchten begann. Es dauerte einen Moment, doch bald jaulte das Psiana laut auf, sprang hinter den umgefallenen Baum und verweilte dort.
    Amanda folgte ihr und als sie sah, was sich dort befand, hielt sie sich die Hände vor ihren Augen. Es war Tiny, Mirandas Blitza, das auf grausame Weise dort liegen gelassen wurde, verletzt und mit nur noch wenig Leben in den Adern.
    Neben ihm lag ein Armreif, der ganz klar Miranda gehörte. Sie war also hier gewesen. Und jetzt war sie es nicht mehr. Es musste also auf jeden Fall etwas mit ihr passiert sein, denn sie hätte Tiny nie zurückgelassen. Niemals.
    Ohne zu zögern zog Amanda einen weiteren Pokéball aus dem Gürtel und rief damit ein Heiteira, dessen Augen grün leuchteten und von Weisheit und Stärke sprachen.
    »Danke für die Suche, Amaryllis. Dandya, benutz Weichei und hilf Tiny. Es darf nicht zu spät sein«, flehte Amanda Dandya und ebenso das Leben an. Tiny war ein langjähriger Partner von beiden Schwestern und auch wenn Tiny der Pokémon-Partner ihrer Schwester war, hatte sie das Blitza auch lieben gelernt, denn es war immer für sie da gewesen.
    Das Heiteira hielt seine Hände an den zitternden Körper des Elektro-Pokémon und gab ihm etwas der großen Kraft, die es besaß. Und, Amanda dankte Arceus dafür, es funktionierte.
    Doch es würde nicht überleben, wenn es nicht in Sicherheit gebracht wurde.
    »Dandya, renn nach Marea City mit Tiny und bring es zu Rubius. Er wird wissen, was passiert ist. Danach komm zum Ort unserer Vergangenheit. Dort werden wir Miranda finden, da bin ich mir sicher«, sprach Amanda. Das Heiteira nickte, nahm das Blitza auf die Arme und rannte los. Wenn ein Pokémon den Weg in kurzer Zeit schaffen konnte mit Zusatzgewicht, dann war es Dandya.
    »Amaryllis, wir werden uns nun schon aufmachen. Tiny wird durchkommen«, fuhr sie fort und hebte ihren Kopf gen Himmel: »Wir retten dich aus seinen Fängen. Das verspreche ich dir, Miranda.«


    Es wird weitergehen...

  • Guten Abend, Dusk (:
    Deine Geschichte ist neu, sie ist deine erste Fanfiction - das weckt den alten Kommentiervogel in mir, da ich immer gerne das "Empfangskomitee" spiele, wenn es um neue Fanfictions geht. Auf jeden Fall wollte ich dir daher ein solches Kommentar hinterlassen, wenn es dir nichts ausmacht.


    Gerade wenn man ein neues Buch in die Hand nimmt, geht man meist nach dem ersten Eindruck, da dieser auch schon einiges zählt. Verständlich gilt das nicht für Prologe, da diese recht kurz sind und nicht viel über Inhalt der Geschichte und Schreibweise des Autors handeln; doch bei deiner Geschichte fällt es mir etwas leichter, ein solches Urteil zu bilden, gerade weil dein erstes Kapitel eine gute Länge besitzt. Du wirst im Nachhinein sehen, was ich nun von deiner Geschichte halte (:


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    [tab=Startpost]

    Lugia~Startpost~Lugia


    Gerne aber würde ich eine Rückmeldung zur Optik deines Startpostes geben. Ich muss nicht zusätzlich erwähnen, dass du vorbildlich die Erwähnung des Copyrights genannt hast und dass dein Startpost sonst recht informativ erscheint. Inhaltlich habe ich dem nichts mehr hinzuzufügen.


    Darf ich allerdings anmerken, dass es etwas unschön aussieht, wenn direkt nach dem

    Kapitel 1: Im Angesicht des Feindes - 28.10.2013

    DAS folgt:

    Kapitel 1: Und im Angesicht des Feindes


    Für eine vermutlich bessere Anschauungsweise schlage ich da eine Art Strich wie etwa so (_______________)vor. Aber es ist dir überlassen.


    ...




    [tab=Kapitel 1]

    Lugia~Kapitel 1~Lugia


    Schon beginn erzeugst du eine schöne düstere Atmosphäre, indem du den Drang von Miranda beschreibst, in der Menge unterzutauchen bzw. sich in dieser zu verstecken. Dabei gebrauchst du den Regen als schöne Metapher für die misslichere Ausgangslage, denn auch bei herrlichem Sonnenschein könnte man in einer Menge untertauchen. Dir gelingt also mit den ersten Abschnitten eine gute Einleitung in die Ausgangslage.
    Dann führst du mich oder halt den Leser in die ersten Züge von Miranda ein; soweit kann ich sie als jemanden verstehen, welche vor den Scherben einer früheren Welt steht. Sie scheint für mich jeglichen Halt an den Freuden dieser Welt verloren zu haben, du unterlässt Beschreibungen ihrer inneren Empfindungen an dieser Stelle, wo herrlich munter über eine Eissorte geworben wird; diese Unterlassung könnte man ebenfalls als nicht vorhandene Anteilnahme an den Freuden dieser Welt deuten.


    Aber bei der ersten Kampfbeschreibung habe ich etwas anzumerken. Du scheinst wohl vorauszusetzen, dass man stets um das Aussehen Bescheid weißt, dass die Pokémon besitzen. Ein beliebtes Malleur, denn am besten wäre es, stets etwas mehr auf äußerliche Erscheinungen zu gehen; nur für den Fall, dass niemand zuvor Pokémon gespielt hat und nun auf deine FF trifft. Hier weist du gegen Ende gute Cliffhanger auf; man fiebert mit, ob nun Tiny diesen brutalen Angriff überlebt hat oder nicht. Ich bekam beim Lesen eine gewisse Abscheu gegenüber dem Charakter von Aquilus, den du wirklich niederträchtig darstellst. Es ist daher eine gegen Ende schön beschriebene Szene.


    Deine Geschichte erhält nun mit der Tatsache, dass Miranda und Aquilus einst Freunde waren, eine noch mal stärkere Tiefgründigkeit. Und ich weiß nicht, man kann sich denken, dass da mehr dahinter steckt als der bloße Verrat an G-Cis. Zumindest regt dieser Fakt zum Überlegen an, woran noch diese Freundschaft zerbrach und zu Feindschaft wurde.


    Und das Ende endet ebenfalls mit dem Auftakt zum nächsten großen Part deiner Geschichte, nämlich mit dem Versprechen Amandas an ihre Schwester. Hier wurde sie mir etwas zu oberflächlich gehalten; vermutlich aber beabsichtigt, da sich das Kapitel um die Einführung von Miranda in die Geschichte handelt. Man kann also erwarten, dass Amandas Gedanken in einem anderen Kapitel zum Vorschein kommen.


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    Ich kann nur sagen, dass mir deine Geschichte recht zusagt, zumal sie in einem ansprechenden Schreibstil verfasst ist. Hoffentlich bleibst du weiterhin dabei.
    Und ich hoffe, dass mein Kommentar dir helfen konnte^^


    Lugia~Silvers~Lugia

  • Ante respensionem: Vielen Dank bereits jetzt für deinen Kommentar, Silvers, den ich auf jeden Fall zu Herzen nehmen und natürlich auch umzusetzen versuchen werde. Auch wenn es nicht meine erste Fan-Geschichte ist (unabhängig dessen, dass es in diesem Forum der Fall ist und du damit wohl Recht hast), freue ich mich darüber, dass du kommentiert hast.


    Zum Startpost: Den ersten Schritt habe ich sogleich erledigt und den vorgeschlagenen Strich zwischen Inhaltsverzeichnis und Kapitel gezogen, an den ich, so muss ich zugeben, einfach nicht gedacht hatte, aber das ist ja zu verzeihen. Ich freue mich natürlich auch darüber, dass dir der Startpost ansonsten inhaltlich gefällt.


    Zum Inhalt des ersten Kapitels: Auf derlei Beschreibungen hatte ich zu diesem Zeitpunkt bewusst verzichtet, da mir eine Betareaderin zu der Zeit klar signalisierte, dass diese Beschreibungen nicht unbedingt so nötig seien, da es in diesem Fall ja so gut wie nur von Pokémon-Spielern gelesen wird bzw. von Leuten, die diese Pokémon kennen, weshalb ich es zu der Zeit so sah wie sie. In den späteren Kapiteln werden sich solche Beschreibungen aber finden lassen, weswegen diese Kapitel dann im Nachhinein auch noch ein gutes Stück länger sein werden als dieses erste Kapitel, das bis dato das kürzeste ist, auch wenn ich zugeben muss, dass ich nun erst das fünfte Kapitel begonnen habe und hoffe, dass ich es dieses Mal auch wirklich durchziehen kann.
    Dass man Aquilus hasst, hatte ich natürlich beim Schreiben gehofft, denn auch wenn ich ihn zu Beginn weniger radikal charakterisieren wollte, dachte ich im Endeffekt, dass ein solcher Charakter, der im Laufe der Zeit aber natürlich auch eine gewisse Tiefe erhalten wird, weil ich reine Antagonisten so absolut nicht ausstehen kann, weil sie einfach unrealistisch sind, diesem Auftakt sehr viel besser stehen würde als ein möglicherweise viel zu netter Gegner. Es freut mich aber auf jeden Fall zu lesen, dass genau diese erhoffte Wirkung bei dir eingetroffen ist. Ich hab da also nichts falsch gemacht. o/
    Um ehrlich zu sein, hatte ich sie nie als wirkliche Freunde gesehen, warum das so ist, wird aber auch noch im Verlauf der nächsten Kapitel klar gezeigt werden. Im Endeffekt ist er nämlich wie jeder Mensch, der nach dem ersten Fall von Team Plasma bei Team Plasma geblieben ist, ein wirklich machthungriges, beinahe als "Monster" zu bezeichnendes Etwas. Ich denke, ich greife nicht zu viel vor, wenn ich das so sage.


    Dass Amanda oberflächlich gehalten wurde, das hattest du ja selbst schon erkannt, liegt daran, dass in diesem Kapitel nicht sie im Vordergrund stand, sondern drei Dinge: Miranda; der Versuch, möglichst nicht aufzufallen, damit man ein normales Leben vorspielen kann, selbst wenn man keines besitzt; und natürlich die Darstellung des Feindes und des viel größeren Dramas, der darin besteht, dass diese beiden Hauptfiguren den Hauptantagonisten einen langen Teil ihres Lebens schon kennen.
    Wie du wahrscheinlich auch schon bemerkt hast, spielen die Kapitel in zwei verschiedenen Zeiten. Zum einen gibt es die Abschnitte, die jetzt spielen und gerade erst geschehen, zum anderen die Abschnitte der Geschichte, die bereits geschehen sind und einige der Hauptfiguren näher beleuchten und zeigen, warum sie wie wann und mit welcher Absicht handeln. So hoffe ich, die Charaktere noch besser, realistischer und sympathischer (oder unsympathischer) zu machen. Mal sehen, wie das in den nächsten Tagen so ankommen wird.


    Noch einmal vielen Dank für deinen Kommentar und ich hoffe, dich mit dem Kapitel auch beim nächsten Mal wieder zu einem solch positiv gearteten Kommentar bringen zu können.

  • Der Hubschrauber landete und ohne hinaus schauen zu müssen, wusste Miranda, wo sie waren. Dies war das Hauptquartier von Team Plasma, welches sich im Nordwesten von Twindrake City befand und als Unterschlupf diente, seit das Schloss der Vereinigung eingestürzt war und nicht mehr als Stätte der Pläne nutzbar.
    Langsam stieg sie aus dem Hubschrauber aus und die Treppen hinunter, ihre Arme waren inzwischen steif und schwer vom Tragen der Handschellen.
    »Da lang, Muse«, sprach der Rüpel hinter Miranda und drückte sie mit der offenen Hand weiter nach vorne, weil sie ihm zu langsam war. Sie hielten auf ein großes Tor zu, das mit einem riesigen metallischen Riegel versperrt war.
    Sie war hier nicht das erste Mal und wusste daher auch, wie das Tor zu öffnen war.


    Drei Jahre zuvor...
    Inzwischen war es Sommer und Miranda und Amanda waren an diesem Tag neunzehn Jahre alt geworden. Doch das war nicht wirklich wichtig, denn sie mussten ins Hauptquartier, um N und G-Cis zu besuchen, die seit einigen Wochen nur noch hier waren, weil das Schloss für einige Zeit in den Untergrund musste, damit man das enorme Wachstum des Gebäudes nicht bemerkte und Team Plasma noch weiterarbeiten konnte, ohne besonders aufzufallen. Viele Menschen würden einer Vereinigung der Gerechtigkeit wohl nicht mehr so viel Treue schenken, wenn sie sahen, dass sie in einem Schloss residierten. Und das wollte niemand aus der Familie.
    Zusammen gingen die Schwestern in das erste Stockwerk des riesigen Gebäudes, wo sie auch schon bald ihren Bruder, N, fanden, den sie liebevoll umarmten. Freundlich und zurückhaltend sagte er ihnen „Hallo“, verzog dabei jedoch kaum eine Miene, blieb bei der starren, kühlen und doch traurigen Maske, die im kompletten Gegensatz zu seiner Stimme stand.
    Nur wenige Momente später kam auch schon ein weiterer Mann mit farbloseren grünen Haaren, die schon lange ihren Glanz verloren hatten. Das war G-Cis. Gerade hatte er ein weites, mehrfarbiges Gewand an, hatte einen Gehstock bei sich und stand vor dem Aufzug.
    Miranda und Amanda lächelten ihn an und begrüßten auch ihn, aber er schaute nur kaltherzig und nickte. Er war einfach kein Mensch der vielen familiären Worte.
    Stattdessen wandte er sich an N und meinte: »Komm mit, wir müssen noch besprechen, wie wir die Rede in Gavina halten. Dies wird die erste große Rede sein und die ist von größter Wichtigkeit, denn nur so können wir die Leute von uns reden machen und etwas anderes kann gar nicht effizienter sein, um unsere Nachricht in ganz Einall zu verkünden. Doch dieser Ort hier dünkt mich nicht wirklich und dementsprechend würde ich lieber draußen mit dir alles besprechen. Dann können sich die beiden ja auch noch etwas ausruhen.«
    Unsicher schaute N zu Amanda und dann zu Miranda, die beide nickten. N folgte G-Cis schließlich und stieg in den Aufzug.


    Die kühlen blauen Wände des Aufzugs erinnerten nicht mehr an den Hubschrauber, aber waren ebenso voller grausamer Erinnerungen, die Miranda all die Jahre verdrängt hatte. Und gerade eben war noch eine weitere Erinnerung hinzugekommen, die sie wohl niemals vergessen könnte.
    Vor dem Aufzug im dritten Stock hatte ihr der Rüpel, der sie gedrängt hatte weiterzugehen, die drei restlichen Pokébälle genommen und sie damit vollkommen schutzlos gelassen. Nun war sie alleine mit Aquilus in diesem Aufzug.
    »Ich würde nur ungern jetzt in deiner Haut stecken. Dein Vater reagiert immer so unglaublich gereizt auf solch einen herben Verrat und dann noch die ganze Unsittlichkeit, uns nicht zu helfen, die anderen Vier, vor allem deine Geschwister, zu finden«, setzte er an mit falschem Mitgefühl in der Stimme.
    Wut stieg in Miranda auf und sie erwiderte: »Er ist nicht mein Vater, war es nie und wird es niemals werden. Er ist einfach nur ein widerwärtiges Monster, das meinen Bruder niemals wie einen Menschen behandelt hat und nur als Werkzeug zum Erfüllen seiner Ziele genutzt hat.«
    »Er hat euch erzogen, eure Talente gefördert und alles Wissen, das er euch geben konnte, vermittelt!«
    »Und uns fallen lassen, als er uns nicht mehr als würdig genug erachtet hat. Er hat nicht nur einem Menschen das Leben geraubt, sondern gleich dreien, die von der Welt sowieso schon verachtet wurden. Das ist nicht widerwärtig. Das ist unverzeihlich!«, schrie sie voller Zorn.
    »Du bist die Botin des Friedens, doch du verkündest nicht mehr als die Nachricht der Gewalt und des Zorns. Wie ironisch das doch ist«, merkte er spöttisch an.
    »Nicht ich habe mich zu dem gemacht, was ich nun geworden bin. Das wart ihr. Ihr allein«
    Nun war es soweit. Die Aufzugs-Anzeige zeigte eine glühende Zwanzig an und damit waren die beiden Menschen in der obersten Etage angekommen und beinahe also am Büro. G-Cis' Büro.
    Aquilus schubste Miranda etwas aus dem Aufzug, damit sie sich in Bewegung setzte und Miranda, wohlwissend, dass eine andere Reaktion ihr nichts bringen würde, auch wenn es sie mehr als störte, tat dies auch.
    Es war nur ein drei Meter langer Flur und sogleich trat Aquilus vor Miranda an die Tür aus schwerer Eiche, die eisblaue Verzierungen besaß, die sich in den oberen Ecken zu legendären Pokémon verbanden, sodass in der rechten oberen Ecke ein Rayquaza war, in der linken oberen Ecke ein Ho-Oh, in der rechten unteren Ecke ein Lugia und in der linken unteren Ecke ein Groudon. Jedes stand für die Macht eines Elements, die sich im Zentrum konzentrierte. Direkt an dieser Stelle fand sich das Logo Team Plasmas.
    Der alte Mann klopfte zweimal an die Tür und öffnete diese dann, ohne auf eine Reaktion zu warten, und ging hinein, Miranda zurücklassend.
    »Meister G-Cis, ich bringe euch Miranda, die mir leider nicht sagen wollte, wo wir die anderen finden können. Aber ihr wart ja eh schon immer besser darin, Informationen zu ermitteln«, sprach Aquilus demütig und nach unten schauend. Sein Respekt G-Cis' gegenüber spürte sogar Miranda trotz jeglicher Verachtung für diese Situation.
    »Bring sie herein«, antwortete dieser mit kalter Stimme.
    Der Weise nickte nur, kam wieder zu Miranda und brachte sie in das Büro hinein.
    Miranda schaute nur in Richtung des schweren Bürotischs, an dessen ihr gegenüber liegenden Seite ein umgedrehter Stuhl mit sehr hoher Lehne stand, der sich ganz leicht drehte und bewies, dass jemand darauf saß.
    Zur Linken des Stuhls lag ein Kleoparda, das ein Mitglied des Finstrios einige Jahre zuvor aus einer kleinen Stadt im Südwesten der Region entführt hatte und seitdem als Schmusekatze der oberen Vorstände diente, die eben doch alles alte, senile Männer waren, wie Miranda durch den Kopf ging.
    Das Kleoparda hatte nur ein Auge geöffnet und fixierte damit die blonde Frau, die dem scharfen Leuchten der dunklen Iris standhalten konnte, ohne zu zucken. Irgendwann wurde es dem Pokémon aber wohl zu langweilig und es schloss auch das andere Auge.
    »Du kannst nun gehen, Aquilus«, ertönte die Stimme hinter dem Sessel erneut und ließ Miranda erschaudern.
    Ohne ein Widerwort ging der Mann hinaus und zog die Tür hinter sich zu.
    Einige Momente lang geschah nichts, doch dann drehte sich der große Stuhl, der beinahe wie ein mobiler Thron wirkte und dementsprechend verziert war, und ließ den Blick auf einen älteren Mann mit grüngrauen Haaren, dessen Anblick Miranda noch immer nicht mehr als ein schreckliches Gefühl im Bauch bescherte.
    Elegant und mit einer imposanten Ruhe stand der Mann auf, dessen linkes Auge mit einem Monokel bedeckt war.
    Langsam schritt er auf Miranda zu und hielt einem Meter vor ihr, lehnte sich mit dem Rücken an den Tisch und sprach: »Miranda, lass dich ansehen. Ich habe dich so lange Zeit nicht gesehen. Umso mehr jedoch betrübt mich die Information, dass du mir und meinen Freunden nicht helfen willst, unsere Familie wieder zu vereinen, wo wir doch damals so großartige Zeiten erlebt hatten und einen gemeinsamen Traum verfolgten. Oder willst du es mir doch sagen? Sag, wo sind sie und wie geht es deiner Schwester?«
    »Sprich nicht mit mir, als wären wir dir in irgendeiner Art und Weise jemals wichtig gewesen! Und sprich vor allem nicht über Amanda, als wäre sie gerade einfach nur mit Freunden unterwegs!«, peitschte Mirandas Stimme ihrem Vater entgegen, der sich keinen Zentimeter rührte und sogar noch den Anflug eines Lächelns zeigte.
    »Doch, das werde ich. Sie ist meine Tochter, genau wie auch du meine Tochter bist. Und ich liebe euch, egal, ob ich euch nun adoptierte, als ihr Kinder wart, oder ob ihr meine eigenen Kinder seid. Ihr seid mir wichtiger als alles andere auf dieser Welt. Das solltest du aber auch wissen«, erwiderte G-Cis mit einer ruhigen Stimme, die von Liebe sprach, aber keine Emotion vermittelte.
    »Du hast uns damals nicht adoptiert, weil du uns in dein Herz geschlossen hast oder weil du uns eine Perspektive schenken wolltest. Du hast uns einzig und alleine deswegen adoptiert, weil wir Gaben besitzen, die für deine widerwärtigen Pläne von Nutzen sind. An uns liegt und lag dir jedoch gar nichts.«
    Mirandas Stimme war brüchig, als sie sprach, Tränenflüssigkeit sammelte sich in ihren Augen an und ihre Wangen wurden warm.
    »Es ist mehr als schade, dass du gerade so denkst. Aber ich habe dir bereits deine jugendliche Unwissenheit und dein kleinliches Temperament verziehen und denke, wir können nun in eine großartige, neue Zukunft blicken. Zusammen«, philosophierte er weiter und schaute dabei nicht Miranda an, sondern zur Decke, deren Zentrum mit einem braunen Muster bedeckt war, das man auch in alten Gebäuden finden konnte.
    »Darum habe ich dich nie gebeten und ich werde es auch niemals tun, weil du grausam bist und die Worte hin biegst, wie sie dir passen. Du hast schon immer nur Theater gespielt, G-Cis«, erwiderte Miranda mit neuer Kraft, die sie aus der Wut gewann, die in ihr immer weiter aufstieg.
    »Für dich heißt es immer noch „Vater“«, meinte er daraufhin gewohnt kühl.
    »Du, G-Cis, bist nicht mein Vater. Du bist nichts weiter als ein Scheusal, das nur auf Macht aus ist und dafür sogar das Leben anderer nach unten zieht. Du hast meinen Bruder zerstört und beinahe sogar Amanda und mich. Dich als Vater anzuerkennen, wäre nichts mehr als niveauloses Gequatsche und nichts weiter als Theater. Und das wäre gegen meine innigste Überzeugung, gegen alles, wofür ich stehe. Du hast uns nur benutzt. Dein Anblick sorgt dafür, dass ich mir wünsche, dir vor die Füße zu brechen. Du bist ein Scheusal. Nein, das bist du nicht. Du bist gar nichts. Und du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich hoffe, dass dich noch ein Trainer zu Fall bringt, wie es bereits einmal geschehen ist. Aber dieses Mal wünsche ich dir alles Leiden der Welt«, schrie sie mit all ihrer Wut und aller Kraft, die sich in ihr angestaut hatte und das war nicht gerade wenig.
    So langsam fiel die ruhige Fassade des älteren Mannes und sein Gesicht färbte sich rot. Seine Nasenflügel bebten, seine Arme zitterten und zog seine Hand nach hinten, nahm Geschwindigkeit auf und schlug seine Hand ins Gesicht der Frau, die bereits auf der anderen Wange kurze Zeit zuvor geschlagen wurde.
    »Nun gut. Das ist jetzt deine Meinung. Ich freue mich aber, dass du noch etwas länger bei uns bleibst, weil du ja noch nicht verraten konntest, wo deine Schwester ist. Solange bist du gerne unser... geliebter Gast. Für dich wurde sogar bereits schon ein Raum bereitgestellt«, reagierte er noch auf Miranda und drückte einen Knopf eines Geräts auf seinem Bürotisch und fuhr fort: »Ihr könnt sie nun abholen.«
    Kurz darauf erschien das Team-Plasma-Mitglied, das ihr vorher auch schon den Knebel vom Mund genommen hatte, was sie an den hellen braunen Haaren erkannte. Und wieder schaute er sie mitfühlend an. Irgendwie kam er ihr bekannt vor. Aber woher nur?


    Vierzehn Jahre zuvor...
    In großen, vergilbten Buchstaben, die einst sicherlich bunt und freundlich aussahen, stand an einem alten Haus in der Nähe von Rayono City „Rayonos Haus der Einkehr“ und in kleinen Buchstaben darunter „staatl. geprüftes Waisenhaus der Einall-Region“. Vor dem Gebäude fand sich ein kleiner freier Bereich, der auf einer Seite offen war, damit die nicht ganz so wilden Pokémon der Umgebung mit den Waisen spielen konnten und diese etwas mehr Freude am tristen Alltag der Elternlosigkeit hatten – sofern das denn ging.
    In der Nähe eines Sandkastens saß ein kleines Mädchen mit pinken Haaren, das ein Ganovil streichelte, das sich neben ihr hingesetzt hatte und die Augen schloss. Sie trug ein weißes Kleid aus dünnem Stoff, der an Baumwolle erinnerte. Die unteren Enden der Ärmel waren mit hellpinken Stoff verziert. Gegenüber von ihr saß ihre blonde Zwillingsschwester, die ein ärmelloses Kleid trug und ebenfalls ein Ganovil neben sich fand.
    »Mädchen, passt auf, die Ganovil gehören zu den unfreundlichsten Pokémon in der Umgebung und beißen gerne mal zu«, rief die Leiterin des Waisenhauses, deren Stimme voller Sorgen war.
    »Die tun uns nichts, sie wollen einfach nur Zuwendung und die geben wir ihnen schließlich! Sie sind ebenso alleine wie wir. Waisen verstehen sich«, rief Miranda.
    »Aber...«, setzte die braunhaarige Frau an, die jedoch von einem jungen Mann gestoppt wurde, der sie freundlich anlächelte und meinte: »Vertrauen sie diesen Mädchen. Sie sind etwas Besonderes und das merken auch die Pokémon.«
    »Und leider auch die Familien, die sich erst überlegen, sie zu adoptieren und dann doch nicht bei sich aufnehmen, weil sie von Pokémon verfolgt werden, die dann alle Familien verschrecken. Wäre es nur, dass die beiden Mädchen nicht getrennt werden wollen. Sie haben auch noch diese Bürde zu tragen. Dabei können die beiden ja eigentlich nichts dafür. Aber was wollen sie eigentlich hier, Herr Nyx? Es ist überraschend, einen so einflussreichen Trainer wie sie hier zu begrüßen. Mein Beileid wegen ihres Pokémon-Partners.«, erwiderte sie mitfühlend.
    »Ich danke ihnen. Ob sie es glauben oder nicht, ich bin genau deswegen hierher gekommen, weil ich den Schwestern nur zu gerne eine Chance geben würde. Ich möchte sie bei mir aufnehmen, sie wie meine Kinder behandeln und alles tun, damit sie in Zukunft Großes leisten werden. Natürlich dauert das etwas, aber das ginge ja sicherlich. Oder was meinen sie?«, fragte der Mann mit den langen grünen Haaren, der jung und voller Tatendrang wirkte. Seine Wangenknochen waren hoch, seine Auge voller Leben, seine Lippen nicht zu voll und nicht zu schmal und er wirkte sportlich. Er war sicherlich kein Mensch, der Kinder adoptieren musste, weil er nicht anders konnte. Was also sein Motiv war, würde der Waisenhausleiterin wohl nicht so schnell klar werden.
    »Ich werde mich darum kümmern. Kommen sie dann doch bitte gleich, wenn die Papiere fertig sind. Währenddessen können sie die beiden ja etwas besser kennenlernen«, setzte sie noch an und ging dann ins Haus hinein, um sich an ihre Arbeit zu machen.
    Der Mann lief auf die beiden Kinder zu und die beiden Ganovil, die kurz davor noch seelenruhig neben den Mädchen gelegen hatten, rissen ihre Augen auf und liefen so schnell weg, wie es nur möglich war.
    Auch Amandas Augen weiteten sich, sie fürchtete die Ausstrahlung des Mannes, der nach außen hin so freundlich schaute.
    »Ihr seid also Miranda und Amanda. Mein Name ist G-Cis. Ich habe schon viel von euch gehört und auch, dass es schon einige Probleme gab, euch unterzubringen. Aber wenn ihr wollt, könnt ihr gerne bei mir unterkommen, ich würde mich freuen und das Haus wäre mit euch sicherlich voller Leben. Würdet ihr mitkommen wollen?«, fragte er sie.
    Miranda, die schon immer die direktere der Schwestern war, schaute zu ihrer Schwester, die verängstigt zu Boden blickte, aber auf die Frage hin verlegen nickte, und sprach dann: »Wir werden gerne mit dir kommen, G-Cis. Vielen Dank!«
    »Ich danke euch. Es freut mich wirklich sehr«, erwiderte er mit freundlicher Stimme und fügte dann leise hinzu: »Dann ist meine Suche nun wohl beendet und ich kann Schritt 3 des Plans beginnen.«
    Unsicher schaute Amanda zu G-Cis und hörte jedes Wort, während ihre Schwester freudig tanzte.
    Es dauerte nur wenige Tage und der letzte Tag der beiden Schwestern im Waisenhaus war gekommen. Zum Abschluss wurde noch eine Abschiedsfeier veranstaltet. An einem von drei Tischen saßen Amanda und Miranda und konnten vier andere Kinder auswählen, die an dem Tisch mit sitzen durften.
    »Ich werde euch vermissen, ihr beiden. Ihr wart immer meine einzigen wirklichen Freunde. Ich danke euch für alles und wünsche euch viel Glück«, sprach ein Junge, dessen braunes Haar flauschig über seine Schläfen ging.
    »Wir dich auch, Felix. Wir werden dich niemals vergessen. Und wir werden uns sicherlich wiedersehen. Wenn man es will, schafft man es auch«, reagierte Amanda darauf und schaute ihn mitfühlend an. Er war schon so viel länger als die beiden in diesem Waisenhaus und hatte nie gemotzt, dass er nicht auch nur angedacht war, aufgenommen zu werden.


    »Staraptor, nur noch ein bisschen! Bald sind wir in der Nähe des Gebäudes, das wir erreichen müssen«, feuerte Amanda das Pokémon an, auf dessen Rücken sie nun seit geraumer Zeit saß. Auf den Schwingen des Staraptors war sie nun schon weite Strecken geflogen.
    Sie hatte den großen Vogel in der Nähe des Kampfplatzes gefunden und es um Hilfe gebeten, ihr bei der Suche nach ihrer Schwester zu helfen und das Flug-Pokémon, stark und mutig wie es war, hatte sich aus der Höhe nach unten stürzen lassen, um einen Meter über dem Boden abzubremsen und bequem zu landen. Sofort bot sich Amanda der Platz auf dem Rücken an und sie stieg auf.
    In solchen Momenten war es kein Fluch. Ihre Gabe war dann wirklich eine Gabe.
    Miranda und Amanda waren zwei von wenigen Menschen, die solche Gaben besaßen. Sie waren Wächter des Bandes zwischen Mensch und Pokémon. Und wie das Schicksal es wollte, besaß Amanda die Gabe der Liebe und Verständnis. Mit der Gabe der Liebe hatte sie die Fähigkeit, Pokémon für sich zu gewinnen und sogar sehr wilde Pokémon zu zähmen, ohne diese einfangen zu müssen. Die Gabe der Verständnis half ihr dabei, denn sie konnte so auch die Sprache der Pokémon verstehen, wenn auch eher emotional als rational.
    Ihre Schwester hingegen besaß die Gabe der Stärke und Verständnis und konnte so jedem Pokémon, das mit ihr kämpfen wollte, großes Potential entlocken, die größte Stärke aus den Pokémon herausholen, ohne sie zu quälen. Amanda und Miranda waren also nicht nur so eine Einheit, auch ihre Gaben verstärkten sich gegenseitig.
    Nicht viele Hüter des Bandes zwischen Pokémon und Menschen waren bekannt, doch waren ihre Gaben wohl die stärksten von allen, wenn man N außen vor ließ. Denn er besaß eine Gabe, die ihn zum wahren Opfer in G-Cis' Spiel gemacht hatte: die Gabe der Grenzenlosigkeit. Nur selten hatte Amanda diese Gabe in Aktion gesehen, doch die wenigen Bestandteile der Gabe, die sie kannte, waren mehr als zu unterschätzen. Er konnte Pokémon, die ihre Trainer nicht mochten, aus den Pokébällen befreien, ohne den Pokéball zu berühren. Die Pokémon, die mit ihm kämpften, erreichten ein ähnlich hohes Potential wie die, die durch die Gabe der Stärke an Kraft gewannen. Und jedes wilde Pokémon schloss sich ihm an, wenn er es wollte. Deswegen war er der König in G-Cis' Schachspiel und Amanda und ihre Schwester nur die Figuren seines Schutzes. Die Musen.
    Das riesige Felsplateau, auf dem das Plasma-Hauptquartier stand, kam in Sicht und auf einem Berg in der Nähe landete Amanda mit Staraptor.
    Schnell stieg sie vom muskulösen Körper des Vogels ab, streichelte diesen dann über den Kopf und flüsterte dann: »Ich danke dir, mein Freund. Ich werde niemals vergessen, was du für mich getan hast.« Sogleich breitete das Vogel-Pokémon wieder seine Flügel aus und flog davon. Amanda würde dieses Pokémon wohl niemals vergessen und ewig dankbar sein.
    Mit einem Handgriff zog Amanda das Handy aus einer Hosentasche – sie hatte sich im Park eine Hose angezogen, um dem Staraptor nicht zu schaden, während sie flogen -, wählte eine Nummer und hörte das mehrmalige Piepen.
    »Ja?«, tönte eine Stimme aus dem Handy.
    »Ich bin es. Ich bin nun angekommen und muss nun reinkommen, ohne besonders aufzufallen. Es wäre nett, wenn du mir jemanden hierher schicken würdest, der mir hilft«
    »Wird erledigt. Ich komme selbst. Bis gleich«, hieß es daraufhin.
    Der Angerufene legte auf.
    Nun hieß es also warten.


    Und es wird weitergehen...

  • Ich war hier nicht wirklich aktiv, aber da ich sowieso noch einige Kapitel zur Verfügung habe, sollte ich die Geschichte mal fortführen!


    Amanda befand sich an einer Straße in der Nähe des Berges, auf dem sie vor kurzer Zeit gelandet war. In ihrer Nähe war an einem metallenen Pfahl ein Schild aufgestellt, das eine große „32“ in weißen Ziffern auf grünem Untergrund darstellte. Dies stand für die Route 32 in Einall, die jedoch nur so selten befahren wurde, dass sie nicht einmal auf den meisten Karten der Region eingezeichnet war und auch von kaum einem Trainer mehr bereist wurde, auch wenn es hier einige besondere Pokémon gab. Von hier aus kam man nämlich nur noch ins riesige Gebirge, das eine große Höhlen- und Tunnelstruktur vorwies und nach einigen holprigen Kilometern noch in einen großen Wald, der beinahe endlose Weiten annahm. In früherer Zeit war der Wald der einzige Weg gewesen, in den Norden zu kommen, da die weitere Umgebung hohe Abhänge besaß und nicht passierbar war. Doch inzwischen gab es riesige Tunnel zum Durchfahren und Flugzeuge, die jeden dorthin brachten, wo der Weg einen hinführte. Das führte dazu, dass diese Route nun wenig genutzt wurde, um in andere Regionen zu kommen.
    Bereits eine halbe Stunde wartete sie hier, aber damit hatte sie gerechnet, denn die nächste Stadt, Twindrake City, war noch immer ein gutes Stück weiter weg und so konnte es schon mal eine Stunde dauern, bis man hier ankam. Doch trotzdem wollte sie nicht mehr warten und ließ rastlos umher, um die Zeit verstreichen zu lassen. Jeder Moment zählte, denn auch sie konnte nicht sagen, was G-Cis mit ihrer Schwester machen würde, wenn sie nicht kooperierte. Bei G-Cis konnte man jedoch nie etwas Gutes erwarten.
    Gerade wollte sie sich setzen, da hörte sie das laute Quietschen von Gummi auf der Straße und wenige Minuten später sah sie ein altes, grünes Auto, dessen besten Zeiten schon Jahrzehnte her war. Auf genau dieses Auto hatte sie gewartet und ein schwaches Lächeln machte sich in ihren Zügen breit. Er war da.
    Der Wagen stoppte wenige Meter vor ihr und die linke Tür öffnete sich.
    Ein breiter Mann mit grauen Haaren, die langsam weiß wurden, stieg aus und schaute zu Amanda. Er trug einen braunen Anzug und Amanda hätte wohl in jeder anderen Situation über diese Kleidung lachen müssen, denn Rubius trug niemals Anzüge und sah dementsprechend eigenartig darin aus, doch jetzt war nicht der Zeitpunkt zu lachen.
    »Entschuldige, dass es so lange gedauert hat, aber ich war in einer Besprechung mit einigen der Arenaleiter, die nicht glauben wollen, dass Team Plasma noch immer nicht besiegt wurde. Nur die neun, die letztes Jahr dabei gewesen sind, haben mir geglaubt...«, fing er an, stoppte jedoch, als er Amandas Reaktion sah und fuhr dann fort: »...aber das ist jetzt nicht das Wichtigste. Ich wollte dir ja den Weg ins Innere ermöglichen.«
    Rubius trat noch einen Schritt näher an Amanda heran, griff sich an den Nacken, öffnete eine Kette, die er trug, zog sie aus der Enge seines Hemdes und zog den Anhänger der Kette ab. Es war ein Schlüssel, der wie ein P geformt war und dessen Schlüsselbart war geformt wie ein Blitz. Einer der sieben Generalschlüssel, die jeder Weise erhielt, als das Hauptquartier errichtet worden war. Und damit auch die einzige Möglichkeit, ins Innere des Hauptquartiers zu kommen.
    »Du weißt ja, dass du nicht durch die normale Eingangspforte kannst. Du bist zu bekannt unter den Mitgliedern, als dass du unerkannt dort hinein könntest und eine Uniform würde auch nur dann helfen, wenn Team Plasma ein reiner Verband von… weniger Befähigten wäre. Aber da das leider nicht der Fall ist, musst du in den Heizraum gelangen. Du kennst ja die Stelle, die nicht überwacht werden kann. Dort musst du dich einschleusen. Danach beginnt aber erst der schwierige Teil. Da wir bereits alles durchgegangen sind, solltest du es aber schaffen können«, erklärte er weitergehend und schaute Amanda besorgt an. Es würde nicht leicht werden, so viel war wohl sicher.
    »Es war schon lange klar, dass so ein Moment kommen würde. Ich hatte nur gehofft, dass es wegen anderer Dinge geschieht und nicht, weil sie meine Schwester entführen konnten. Wenn ich auch nur eine Kleinigkeit falsch mache, ist nicht nur mein Leben in Gefahr, sondern auch ihres. Ich muss einfach auf meine Pokémon vertrauen, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich es ohne Kampf durch schaffe«, flüsterte sie fast schon und schaute in den Himmel: »Ich kann nur auf das Glück hoffen. Aber ich werde nicht aufgeben, bevor ich nicht völlig am Ende bin.«
    »Ich würde gerne mit dir kommen, aber ich muss nach Marea City, weil Turner und die anderen acht sich in der großen Miene noch alleine unterhalten werden. Außerdem würde ich wohl auch auffallen und zwei von uns in einem Gebäude würden nicht lange überstehen. Wir können aber auch auf die Arenaleiter warten und auf deren Stärke vertrauen«, gab Rubius zu bedenken.
    »Nein, denn auch wenn sie stark sind, sind die Rüpel dort zahlreich. Keiner von ihnen kennt sich dort aus und zu elft würden wir nach zehn Sekunden von hunderten Rüpeln angegriffen werden. Die Gefahr da ist größer als wenn ich alleine gehe«, erwiderte Amanda und sprach dann: »Ich gehe dann los. Wir werden uns bald wiedersehen, Rubius. Vielen Dank für den Schlüssel.«
    Rubius nickte, stieg wieder in den Wagen ein und fuhr los. Mit den Arenaleitern zu sprechen war das Beste, was er nun tun konnte, da war sich Amanda sicher.
    Es dauerte einige Zeit, bis Amanda die Spitze des Berges erreicht hatte, doch der Abstieg war umso kürzer. Erfolgreich hielten sie ihre Füße an der steilen Wand des von der Höhe nicht ganz so riesigen Berges und sie konnte den ebenen Boden unbeschadet erreichen.
    Sie peilte in Richtung ihrer rechten Seite und lief um die Klippe, auf der das Hauptquartier stand, herum, um an einer schwachen Anhöhe zu stoppen und einen Pokéball herauszunehmen. Diesen warf sie in die Luft und ein blaues Licht erfüllte den Boden vor ihr.


    Fünfzehn Jahre zuvor...
    »...und es gab keine Chance mehr, die beiden zu retten?«, fragte Theodora, die Tante von Amanda und Miranda, mit blassem Gesicht. Ein trauriger Ausdruck lag auf ihren Zügen und der Mann, der ihr gegenüber stand, schüttelte den Kopf.
    »Wir haben alles getan, was wir konnten, doch sie waren noch bereits an der Unfallstelle tot. Es gab keine Chance mehr, die beiden zu retten und die Krankenwägen, die zu spät ankamen, konnten nur noch ihre Körper mitnehmen. Es tut mir Leid, aber sie als Ärztin wissen ja selbst, wie schwierig solch ein schwerer Unfall ist und wie gering die Chancen sind, die Unfallopfer lebendig zu bergen«, antwortete dieser und schüttelte fortwährend den Kopf.
    »Wie soll ich das nur den Kindern erklären«, fragte sie sich laut und erwartete keine Antwort vom jungen Mann, der wohl erst vor kurzer Zeit in den Dienst eingetreten war. Dieser gab auch keine und Theodora fuhr fort: »Es steht natürlich außer Frage, dass ich sie aufnehme, denn sie sind schließlich Mitglieder meiner Familie und in meinem Haus werden sie kaum auffallen. Zusammen mit der Haushälterin werde ich den beiden schon eine angenehme und unbeschadete Kindheit schenken können. Jetzt, wo ihre beiden Eltern so qualvoll gestorben sind.«
    »Das ist wirklich großzügig von ihnen«, lobte ihr Gegenüber ihre Aussage und lächelte.
    Amanda, die die ganze Zeit gelauscht hatte, schaute aschfahl durch den Spalt der Tür, den sie zum Mithören genutzt hatte. Tränen sammelten sich in ihren Augen und ein leises Wimmern entfuhr ihrer Kehle.
    Erst jetzt bemerkten die beiden Erwachsenen im Wohnzimmer, dass das kleine Mädchen mithörte und Theodora, völlig außerstande etwas zu sagen, was auch nur einen Moment helfen könnte, sprach: »Amanda...«
    Die vom Alter gezeichnete Frau, deren Reichtum schon am Schmuck, den sie trug, zu sehen war, stand auf und ging in Richtung des kleinen Mädchens, doch diese sprang auf und rannte los.
    Amandas Sicht war inzwischen verschwommen von der Flüssigkeit vor den Augen, doch das interessierte sie nun gar nicht. Sie hatte keine Eltern mehr. Jetzt zählte nichts mehr.
    Erst vor der geschlossenen Tür blieb sie stehen und auch nur, um die Klinke runter zu drücken. Sie streckte sich und erreichte diese gerade so mit den Fingerspitzen. Doch das war genug und die Tür öffnete sich knarrend nach innen. Und Amanda rannte weiter.
    Immer weiter. Inzwischen befand sie sich in einem Wald in der Nähe des Hauses, in dem sie aufgewachsen war. Dieser war bekannt dafür, dass viele wilde Pokémon hier lebten, die Wanderer ohne starke Pokémon oft angriffen. Doch sie konnte jetzt nicht stehen bleiben, denn wenn sie das tat, würde sie daran denken, dass nun ihre geliebten Eltern für immer weg sein würden. All ihre Erinnerungen an die Erlebnisse mit ihren Eltern würden von nun an die einzigen sein, die sie erleben konnte. Sie war doch erst sechs Jahre alt. Wieso verlor sie jetzt schon ihre Eltern? Wieso war das Leben nur so ungerecht und nahm ihr ihre Familie schon nach dieser kurzen Zeit? Jetzt hatte Amanda nur noch ihre Schwester. Ihre Schwester. Wieso hatte Amanda nicht an Miranda gedacht, als sie weggelaufen war?
    Sofort verlangsamte sie ihre Geschwindigkeit und blieb stehen. Sie befand sich nun tief im Wald, die Bäume standen dicht aneinander. In diesem Moment schaute sie sich um und konnte nicht erkennen, woher sie gekommen war. Sie hatte sich verirrt.
    Doch ungehindert dieser Tatsache lief sie weiter und versuchte immer wieder, einen Platz zu finden, an dem sie bereits war, das wiederum gestaltete sich schwierig, denn sie war gerannt und hatte nur auf den Weg geachtet, der vor ihr war, nicht auf die Umgebung.
    Die Tränen, die die ganze Zeit ihre Wangen heruntergelaufen waren, waren inzwischen getrocknet und hatten eine Spur aus Salz auf ihrer Haut hinterlassen. Die Pokémon in ihrer Nähe, einige kleine Webarak, die Amanda schon einige Zeit folgten, betrachteten sie und schienen auf eine Aktion von ihr zu warten. Auch ein Teddiursa sah sie auf ihrem Weg, das an einem Baum schaute und nach einer Wadribie-Wabe suchte. Jedenfalls schien es Amanda so.
    »Wo bin ich nur?«, fragte sie laut, doch natürlich gab es keine Antwort, denn sie war ja alleine.
    Sie blieb stehen und setzte sich auf ihre Knie. Einige Momente verharrte sie so, da spürte sie etwas Weiches an ihrem rechten Arm, öffnete die Augen und sah ein kleines Füchschen neben sich. Es war ein Vulpix, dessen Fell eine sanfte pinke Farbe hatte und in der Umgebung leuchtete, wie kein anderes Wesen.
    »Du bist ja süß, kleines Vulpix«, sprach sie und lächelte etwas. Für einen Moment vergaß sie ihre Trauer und widmete sich nur dem kleinen Pokémon mit der besonderen Fellfarbe.
    »Amanda! Wo bist du?«, rief eine Stimme, die sie als die ihrer Schwester ausmachte und stand auf. »Vielen Dank, kleines Vulpix«, flüsterte sie dem Vulpix zu und rief dann: »Hier bin ich!«
    Es dauerte einige Minuten, bis Miranda bei Amanda angekommen war und noch etwas Zeit, bis auch ihre Tante Theodora bei den Beiden war. Sie hielt ein Teddiursa in den Armen, das, so glaubte Amanda, sie vorher schon gesehen hatte.
    »Da bist du ja, Amanda. Jag uns doch nicht solch einen Schrecken ein!«, sprach Theodora mit angestrengter Stimme, schaute jedoch nicht böse oder verärgert, sondern eher besorgt. Sie führte fort: »Dann können wir ja jetzt nach Ha-...«
    Ein lautes Brüllen ließ die Umgebung vibrieren und die drei Menschen zuckten zusammen.
    Noch einmal ließ ein Brüllen die Luft vibrieren und dann erschien ein riesiges Pokémon, dessen Bauch von einem unausgefüllten, gelben Kreis gezeichnet war. Ein Ursaring, das scheinbar die Mutter des kleinen Teddiursa war, denn es war bekannt, dass diese kolossalen bärenartigen Pokémon sehr aggressiv waren, wenn die Junge auf den Arm genommen wurden. Ein Mutterinstinkt. So waren Eltern.
    Das Ursaring rannte auf Theodora zu, doch Miranda und Amanda stellten sich vor sie und das Ursaring wurde langsamer und blieb stehen. Noch immer knurrte es, doch es schien ruhiger als zuvor.
    »Wir wollen deinem Jungen nichts tun. Alles ist gut«, meinte Amanda zu Ursaring und ging auf ihre Tante zu. Behände nahm sie ihr das Teddiursa aus den Armen, schritt zum Ursaring und übergab es diesem. Das Ursaring hörte auf zu knurren und bewegte seinen Kopf nach unten. Amanda war erst zurückhaltend, doch als das Pokémon seinen Kopf so hielt, streichelte sie darüber und lächelte.
    Kurz darauf ging sie zurück zu Miranda, die ebenfalls lächelte, und Theodora, die erschrocken schaute und einen Schritt zurück stolperte.
    Sie gingen zurück aus dem Wald und ihre Tante bat sie am Abend ins Wohnzimmer.
    »Ich kann das nicht. Tut mir Leid. Ihr werdet bald nach Rayono geschickt, wo ihr eine schöne Heimat haben werdet. Da bin ich mir sicher«, sprach sie ohne viel Emotion und schaute zu Boden. Es war wohl nicht das Leichteste, was sie je sagte, doch für sie gab es keine andere Option.
    Wochen vergingen und Miranda und Amanda waren inzwischen im „Rayonos Haus der Einkehr“ untergekommen, doch sie sollten nun noch ein letztes Mal einige Sachen holen, die sie behalten wollten, damit danach „ein neues Kapitel“ begonnen werden konnte. Da das Haus in der Nähe von Marea City Eigentum der Eltern war, würden die beiden Schwestern es gleichberechtigt mit ihrem einundzwanzigsten Geburtstag erben. In dieser Zeit durfte es nicht verkauft werden. Da sie aber noch minderjährig waren, mussten sie in staatliche Obhut gebracht werden, denn ihre Tante hatte die Vormundschaft abgelehnt.
    Amanda entschied sich, ein letztes Mal den Wald zu besuchen, während ihre Schwester nach Sachen suchte, die sie mitnehmen konnten.
    Bald sah sie das Vulpix, das sich wieder an sie schmuste. Es konnte gar nicht aufhören damit und Amanda fragte: »Du willst also mit mir kommen, mh? Okay.«
    Sogleich nahm sie einen alten Pokéball aus der Tasche, deren obere Kapselhälfte nicht orange, sondern pink und ein Geschenk ihrer Eltern zum sechsten Geburtstag war. Sie hielt den Ball an den Körper des Pokémon, es machte ein Geräusch und das Vulpix wurde von blauen Licht umhüllt, um danach ganz zu schwinden.


    Rosafarbene Pfoten waren das erste, das sich unter dem blauen Licht erschien und ein hoher, melodiöser Laut zur Begrüßung ertönte.
    Es war ein Vulnona, dessen Fell glänzte wie ein geschliffener Diamant, auf den das Licht einer hell leuchtenden Lampe fällt, und die Sonne reflektierte. Ada, die Amanda bereits fünfzehn Jahre lang zur Seite stand, stand mit einer imposanten Eleganz da und Amanda sprach: »Ada, ich brauche deine Hilfe. Miranda ist irgendwo in diesem Gebäude und wir müssen unentdeckt hineinkommen. Dafür müssen wir uns aber erst durch den Boden und dann durch den Stahl darunter graben. Das kannst nur du.«
    Das Fuchs-Pokémon sprang in die Luft, streckte die langen Vorderläufe nach vorne und begann sogleich sich durch den steinigen Boden zu graben.


    Mirandas Blick glitt zur Decke. Sie folgte mit den Augen den Rillen zwischen den Platten aus Metall, die diese Zelle sogar für Pokémon schwer zugänglich machten. Zuvor war sie noch nie hier gewesen, hatte sich auch immer gewünscht, dass dieser Ort nicht mehr war als eine Sage, denn schließlich hatte sie G-Cis zu der Zeit noch als einen freundlichen Vater betrachtet und nicht als das Monster, das er in Wirklichkeit war.
    In ihrer Zelle befand sich ein hartes Bett, auf dem eine blaue Decke und ein ebenso blaues Kissen lagen. Diese sahen schon oft benutzt aus und nicht wirklich sauber, aber man legte bei „Verbrechern“ ja bekanntlich auch nicht so einen Wert auf Sauberkeit. Die konnten auch einfach in altem Bettzeug schlafen.
    Nach einiger Zeit verlor Miranda die Lust daran, die Spalten zu betrachten und fragte sich stattdessen, wie es ihrer Schwester wohl gerade in diesem Moment erging. Sie hoffte, dass sie in Sicherheit war, wusste aber eigentlich, dass das wohl kaum der Fall war, denn auch wenn Miranda alleine gewesen war, als sie entführt wurde, war Amanda sicherlich schon auf dem Weg. Miranda wünschte sich nur, dass ihr Tiny es überstanden hatte und überlebte, denn sonst würde sie es sich nie verzeihen. Tiny war schließlich einer ihrer längsten Partner und ein loyaler Freund gewesen und sollte es auch noch lange sein.
    Noch weitere Zeit verging, bis Miranda aufstand und durch die Öffnungen zwischen den Gitterstäben schaute. Dieser Ort erinnerte sie an die Zellen aus den Filmen, die sie aus den PokéWood-Studios kannte und manchmal ganz gerne schaute.
    Vor der Zelle befand sich ein langer Gang, dessen Ende Miranda nur schwer auf der rechten Seite sehen konnte. Diese war mit einem schweren Eisentor geschlossen, an dem sich kein Schloss und keine Klinke fand, weshalb es wahrscheinlich war, dass es eine automatische Tür war, die sich öffnete, wenn eine Karte durch einen Schlitz neben dem Ort gezogen wurde. Dies war an einigen Orten des Hauptquartiers nötig, das wusste Miranda. Und wäre sie außerhalb der Zelle, würde sie wohl auch durchkommen, denn sie besaß noch eine Karte, die sie gut bei sich versteckt hatte, damit niemand diese finden konnte. Außerdem fand sich nur ein Rüpel, der als Wache eingesetzt wurde. Dieser trug zwar die normale Kleidung, die rangniedrige Mitglieder Team Plasmas immer zu tragen hatten, doch bei ihm traten die Muskeln etwas mehr heraus und die oberen Knöpfe der Uniform waren aufgeknöpft, wodurch man die rostbraune Brustbehaarung des Mannes sehen konnte, der allem Anschein nach ein wahrer Macho war. Miranda fragte sich in diesem Moment also, welche Schiene sie fahren musste, um Informationen von ihm zu erhalten, denn es gab nun zwei Möglichkeiten: entweder machte sie ihn an oder griff seinen wunden Punkt, seine Eitelkeit, an. Angeekelt von der ersten Option entschied sie sich für die zweite Möglichkeit und rief: »Hey, Weichbirne, komm mal her.«
    Der Rüpel schaute auf und blickte in Richtung Mirandas. Überrascht trat er wirklich einige Schritte vor und war nur noch einen Meter von ihr entfernt, schien aber nicht daran zu denken, noch etwas näher zu kommen, was sie jedoch kaum störte, denn das würde noch kommen. »Na na, das geht noch etwas freundlicher. Aber da ich ein nettes Mitglied Team Plasmas bin, frage ich trotzdem. Was möchtest du? Wie ich hörte, bist du nun unser Gast. Ich freue mich, dich hier begrüßen zu dürfen.«
    Es klang nicht so, als sei der Rüpel nur auf sein Aussehen bedacht, denn er klang schlau. Und auch wenn schlaue Menschen auch oft eitel sein konnten, wäre das wohl auffälliger gewesen, denn dann hätte er sich darauf konzentriert, sich über die Beleidigung zu ärgern. In diesem Moment war Miranda froh, dass sie den Weg eingeschlagen war und nicht den anderen, auch wenn sie ihre Strategie etwas abändern musste, und fuhr fort: »Du weißt aber schon, dass es seit etwa dreißig Jahren nicht mehr ganz so aktuell ist, seine Brustbehaarung auf solch eine provokante Art und Weise darzustellen. Das ist peinlich, unhygienisch und wirklich nicht sehr schön. Wieso tragen nur die rüpelhaften Rüpel so etwas? Das ist doch abartig.«
    »Du bist süß. Du versuchst ehrlich, mich zu verärgern, oder? Und du hast alles daraus schließen wollen, weil ich mich darstelle, wie ich mich darstelle? Jetzt ist mir jedenfalls klar, warum du die Muse des Friedens bist und nicht die Muse der Intelligenz. Aber das stand ja nie zur Frage«, erwiderte dieser und Miranda spürte, wie sie die Beleidigung traf. Der Rüpel, den sie als so viel dümmer eingeschätzt hatte, griff sie nun mit ihren eigenen Waffen an. Aus einem Nichts wurde in diesem Moment etwas, was Miranda auf jeden Fall am Boden sehen wollte. Auch eine Muse des Friedens durfte manchmal Vorstellungen der Gewalt haben.
    »Glaubst du, du schaffst es, mich mit deinen Worten zu kränken? Du willst dich also nicht hocharbeiten, sondern versuchen, das direkt über mich zu schaffen? Das Verrückte ist, dass du, wo du sagst, ich wäre nicht intelligent, nur zeigst, wie wenig intelligent du bist. Du unterschätzt mich. Und auch wenn du meinst, ich wäre machtlos, weil ich hinter Gittern stecke, dann bist du wirklich dumm«, sprach die blonde Frau mit aller Sicherheit in der Stimme, die sie aufbringen konnte und sah, wie ihr Gegenüber sie fasziniert betrachtete. Er hatte den Köder geschluckt. Nun musste sie ihn nur noch an Land ziehen.
    »Wer soll dich befreien? Dir wurden alle Pokémon abgenommen und niemand hat dich seit Stratos City gesehen. Du denkst, du bist stark? Ich glaube das weniger. Und du bist dementsprechend doch schwächer, als du denkst. Ich mag ein Rüpel sein, doch ich unterschätze dich nicht«, meinte er, hielt jedoch danach inne, denn von außen kam Krach her.
    Langsam lief er in die Richtung des Tors und zückte seine Karte, um sie gerade durch das Tor zu schieben, da drückte sich der Stahl des Tors nach innen und hinterließ eine große Beule. Nur wenige Sekunden später folgte ein weiterer Schlag und die Beule erweiterte sich noch. Was jetzt auch kam, es war nicht schwach.
    Noch ein weiterer Schlag folgte und eine Stelle der Beule brach durch, um eine von Energie umhüllte Faust zu zeigen.
    »Du bist hier...«, flüsterte Miranda voller Freude in den Augen. Der Rüpel hatte die Situation wohl doch unterschätzt und würde nun die Rechnung dafür zahlen dürfen.


    Und es wird weitergehen...

  • Hi Dusk,

    ich war gerade wieder einmal auf der Suche nach einer interessanten Geschichte im Pokemonbereich, als ich über diese gestolpert bin. ^^

    Um es mal ehrlich zu sagen, es war nicht der Titel, der mich drauf gebracht hat. Der klang für mich nicht besonders spannend. Aber da ich natürlich weiß, dass man die meisten Geschichten nicht nach ihrem Titel beurteilen kann, hab ich mich doch mal reingewagt, und schon nach den ersten paar Sätzen gemerkt, dass hier kein Anfänger zugange ist. Wobei ich sagen muss, meine Motivation mit lesen anzufangen wäre größer gewesen, wenn ich gleich gewusst hätte, dass es um die beiden Musen von Team Plasma geht – denn ich liebe solche Hintergrundgeschichten zu den Spielen.
    Gut, vielleicht hätte man das unter Umständen aus dem Startpost herauslesen können, aber das hat bei mir erstmal nicht geklappt. Ich habe Pokemon SW zwar gespielt, SW2 wiederum gar nicht, aber das ist schon so lange her, dass ich nichtmal mehr genau wusste was Team Plasma gleich wieder gemacht hat. ^^“ Ich hoffe dass ich der FS trotzdem halbwegs folgen kann, auch wenn ich mich nicht mehr genau an die Spielereignisse erinnern kann.

    Dein Startpost ist ziemlich knapp und ich persönlich finde, dass man sowas wie den Namen der Geschichte oder des Autos nicht extra erwähnen muss, da beides ja von vorneherein klar ist. Ich hätte mich wie gesagt gefreut wenn du geschrieben hättest, dass es sich um eine Geschichte zu den beiden Musen aus Team Plasma handelt, aber vielleicht hattest du ja deine Gründe, dies nicht zu tun.
    Nebenbei bemerkt könntest du dein Inhaltsverzeichnis mal aktualisieren ;) Aber das nur am Rande.

    Zur Story. Wie gesagt, ich bin ein großer Fan von diesen Geschichten, die Ereignisse aus Spielen aufgreifen, den Spielcharakteren Tiefe und Vergangenheit geben und sich genauer mit den Hintergründen ihrer Taten befassen. Und bisher hört es sich vielversprechend an.
    Deine Art zu schreiben ist interessant, die meiste Zeit schilderst du die Gegenwart, aber durchbrichst diese immer wieder mit Rückblenden, die auch noch in verschiedene Vergangenheiten zurückreichen (also mal ein Tag, dann wieder mehrere Jahre usw.). Auf diese Weise kann man den Charakteren gut in ihren Gedanken folgen und erfährt gleichzeitig die Hintergründe für die verschiedenen Geschehnisse.
    Ich finde es spannend, wie du die Beziehungen zwischen den Figuren wie z.B. den Schwestern, der Beziehung zu Aquilus oder dem tyrannischen Vater darstellst. Besonders die Gegensätze zwischen früher und heute kommen dabei ziemlich gut raus, zum Beispiel bei Aquilus.

    Eine kleine Anmerkung zu dieser Rückblende: Wie krass, dass G-Cis von den zehnjährigen Mädchen schon verlangt hat, über komplexe Zahlen Bescheid zu wissen! XD Der Typ ist ja echt ziemlich krass drauf ^^ Die Erklärung von Aquilus fand ich absolut furchtbar (nicht kritisch gemeint), weil ich absolut nichts verstanden habe, lol. Mal aus Neugier: Wusstest du selbst was du da schreibst, oder hast du es dir ausgedacht? Denn auch wenn es eine Zeit her ist und ich das meiste längst vergessen habe: Die imaginäre Zahl i ergibt quadriert -1, so ist sie doch definiert. Aquilus aber behauptet, dass i² Null ergibt – das ist falsch. ;)

    Bei der Szene in Kapitel 2 (bei welchem du btw die Formatierung vergessen hast) kommt sehr gut raus, wie sehr Miranda die ganze Situation ankotzt und wie sehr sie ihren ehemaligen Ziehvater verachtet. Außerdem finde ich, dass du G-Cis’ Charakter ziemlich gut zum Vorschein gebracht hast. Hierbei fand ich interessant, dass er als er jünger war, ja noch um einiges freundlicher gewirkt hat, auch wenn er bereits hier Pläne gemacht hat – und das obwohl noch so viel Zeit vergehen sollte bis Team Plasma auch nur annähernd bekannt war! Man fragt sich unwillkürlich, ob sein Verhalten bereits damals schon komplett berechnet war, oder ob er erst mit der Zeit so geworden ist wie wir ihn heute kennen. Außerdem fand ich es gut, dass du im nachfolgenden Abschnitt etwas genauer darauf eingegangen bist, was die beiden Musen eigentlich so besonders macht und welche Fähigkeiten N so hatte. Gerade günstig für alle, die die Story aus dem Spiel schon halb vergessen hatten. ;)

    Im dritten Kapitel fand ich die Szene mit dem Gefängnisbewacher-Rüpel ziemlich genial. Die Rüpel werden ja meistens als ziemlich dämlich hingestellt, diesem Klischee hast du erfolgreich etwas entgegen gesetzt. Besonders geil fand ich ja den Satz „Jetzt ist mir jedenfalls klar, warum du die Muse des Friedens bist und nicht die Muse der Intelligenz.“ lol. Da hat Miranda ja mal ordentlich ihr Fett weg bekommen. ^^

    Schön fand ich auch die weitere Rückblende, in der deutlich wird, warum Miranda und Amanda erst zu Waisen geworden sind. Allerdings habe ich nicht ganz verstanden, warum die Tante sie weggegeben hat, nachdem sie sie doch zuerst aufnehmen wollte. Nur weil die Kinder einen guten Draht zu Pokemon haben? Das wäre doch gerade ein Grund gewesen, sie zu behalten.

    Nun, ich bin gespannt ob Miranda und Amanda erfolgreich entkommen können, oder ob G-Cis sich freuen wird, jetzt beide in der Hand zu haben. Allerdings fragt man sich auch, welche Verwendung er überhaupt noch für die beiden hat, wo doch klar ist, dass er mit keiner Kooperation von ihrer Seite rechnen kann. Aber vielleicht hat er da ja so seine Methoden…
    Dann bin ich mal gespannt wie es weitergeht. :)

    lg
    ~Espeon

  • Argh, ich hatte gerade schon den Kommentar und hab dann den Tab geschlossen.


    Vielen Dank für den Kommentar, @Espeon, es war total genial, den durchzulesen, als ich mal wieder in diesem Thema war. In letzter Zeit hatte ich trotz zehn Puffer-Kapiteln keinerlei Motivation, das hier mal zu aktualisieren, werde das nun aber nachholen. Der Kommentar zum Kommentar folgt gespoilert.




    Vierzehn Jahre zuvor...
    Miranda war ein sehr direktes Mädchen. Was sie dachte, sagte sie und sie hatte auch nicht vor, das zu ändern. Sie war auf der einen Seite zwar selbst sehr stolz, auf der anderen Seite konnte sie aber auch Niederlagen einstecken und diese schnell verarbeiten. Doch es gab eine Sache, die sie seit Monaten störte. Im Gegensatz zu ihrer Schwester hatte sie nämlich noch keinen Pokémon-Partner. Sie war bisher allein und konnte, auch wenn sie immer wieder zum Spielen mit Ada eingeladen wurde, nur zuschauen, wie Amanda und ihr Vulpix immer bessere Freunde wurden und mehr und mehr trainierten, damit beide stärker werden konnten.
    Auch sie besaß einen Pokéball, der eine besondere Farbe besaß. Bei ihr war die obere Kapselhälfte gelb und ein schwarzes „M“ in geschwungener Schrift war im oberen Abschnitt eingeprägt. Diesen Ball hatte sie erhalten, als sie sechs Jahre alt geworden war. Ihr Vater hatte ihr den Ball überreicht, als es langsam Abend wurde. Mit einem Augenzwinkern und Lächeln im Gesicht hatte er ihr zugewispert: »Irgendwann wird ein Pokémon in deiner Umgebung auftauchen und du wirst wissen, dass ihr beide ein Team sein müsst. Es wird dir ewig ein treuer Freund sein und dir helfen, wo es nur kann. Jede Situation, egal wie schwer oder verworren sie ist, wird gemeistert werden, denn ihr könnt euch auf einander verlassen. Irgendwann wirst du mit einem Pokémon, dem du so sehr traust, auf eine Reise gehen, die viele Leute von euch sprechen lassen wird. Da bin ich mir sicher. Es erwartet euch, Amanda, eure Pokémon-Partner und dich, eine große Zeit voller Abenteuer und Kämpfe.«
    Doch was war jetzt? Es war noch nicht einmal ein Jahr vergangen und sie war nicht einmal sieben, aber ihre Schwester sah so glücklich aus mit ihrem Partner und das wollte Miranda eben auch. Sie war zwar nicht der eifersüchtige Typ Mensch, aber sie wusste, dass sie so etwas auch erleben wollte. Besonders weil sie im Waisenhaus noch keine Freunde gefunden hatte, obwohl sie schon seit vier Monaten hier lebten und man sie eigentlich immer dort finden konnte, wo auch die anderen Kinder spielten und tobten.
    Die Zeit verstrich und aus Sommer wurde früher Herbst. Noch immer war Miranda ohne Partner und weil sie so geknickt schaute, frage Amanda sie: »Kommst du mit zum See? Nur wir. Das wird bestimmt Spaß machen.«
    »Ich weiß nicht so recht. Ich will euch auch nicht beim Trainieren stören. Bist du dir wirklich sicher?«, hakte sie nach, um sie nicht zu stören, und schaute Amanda an. Miranda war einer jener Menschen, die schnell von sich dachten, dass sie andere nervten, ihnen eine Last war, selbst wenn niemand bisher daran gedacht hatte. Sie dachte es einfach.
    Diese lachte und antwortete umgehend: »Natürlich! Wir gehen dort doch viel zu selten hin und die anderen spielen ja eh nur Dinge, die wir nicht mögen. Also komm!«
    Ein mattes Lächeln breitete sich auf Mirandas Lippen aus und sie nickte schließlich. Am See war es immer schön gewesen und Miranda verband tolle Erinnerungen daran, denn der See lag genau zwischen dem Waisenhaus und ihrem Elternhaus und war dementsprechend auch damals schon ein oft angepeiltes Ziel gewesen. Viele Tage hatte sie dort mit ihren Eltern und ihrer Schwester erlebt, aber auch traurige und schmerzhafte Momente durchlebt, denn ihren Arm hatte sie sich hier das erste und bisher einzige Mal gebrochen.
    Es dauerte nicht ganz so lange, bis die beiden dort angekommen waren und sofort zogen sich beide die Schuhe aus, um diese in das kühle Wasser einzutauchen. Einige Minuten taten sie das, bis Ada, welche die ganze Zeit außerhalb ihres Balls war, ihre Ohren nach oben richtete und zu ihrer Linken schaute, wo ein Gebüsch stark raschelte und gar nicht aufzuhören schien.
    Aus dem Gebüsch sprang nach kurzer Zeit ein blaues Pokémon, dessen Bauch von einer schwarzen Spirale über weißem Hintergrund gefüllt wurde. Die Arme waren muskulös und behandschuht, die Beine dünn und die Augen fanden sich über dem Bauch. Kein Kopf oder Mund war zu sehen, doch gerade das ließ den Blick des Pokémon fieser erscheinen als es mit Mund der Fall wäre.
    Und tatsächlich rannte das Quappo auf die beiden Mädchen und das Vulpix zu und stoppte nicht, obwohl Miranda und Amanda versuchten, ihre Gabe zu aktivieren und das Pokémon zu beruhigen. Doch dieses reagierte nicht darauf und Ada musste helfen.
    Ada rannte vor die beiden Mädchen und feuerte sogleich eine Glut auf das Quappo ab, die es jedoch nicht juckte. Es lief weiter in Richtung der Drei und griff nun selbst an.
    Eine gewaltige Menge Wasser traf das Vulpix genau in die Flanke und es jaulte auf.
    Es atmete schwer, doch das große Kampf-Pokémon machte weiter und setzte noch einmal seine Attacke auf das kleine Fuchs-Pokémon ein, das nicht nur getroffen wurde, sondern danach auch nicht mehr aufstand. Ada war besiegt worden.
    Amanda traute ihren Augen nicht und Miranda versuchte, sie zu beruhigen, doch ihre Schwester wusste in diesem Moment anscheinend nicht, wie sie reagieren sollte und atmete stoßweise und schnell.
    Nun schaute das Quappo in Richtung der Schwestern und schritt auf die Beiden zu.
    Was sollten sie nur tun? Sie beide konnten sich wohl kaum gegen ein Quappo durchsetzen. Jetzt konnte den beiden nur ein Wunder helfen.
    Das Quappo war ganz nah und legte gerade seine Schultern zurück, wie es es auch vorher tat, als es Ada angriff, doch nun dauerte es länger und vor der Spirale bildete sich ein großer Wasserball, der immer wilder sprudelte. Wenn das Pokémon die Mädchen damit angriff, war es vorbei.
    In diesem Moment wollte es angreifen, doch ein kleines, grünes Pokémon warf sich gegen das Quappo und der Wasserball löste seine Konzentration und fiel zu Boden, wo es eine mehrere Meter große Pfütze bildete.
    Umso wütender schaute sich das Quappo um und machte das gegnerische Pokémon aus: ein kleines Strawickl, das entschlossen zurückblickte und wieder los rannte, um das Kampf-Pokémon erneut zu treffen. Doch da es dieses Mal gewappnet war, konnte es das Käfer-Pokémon festhalten und warf es in den Boden, der nachgab. Ein kleiner Krater entstand und das Strawickl schien geschwächt. Der Angriff hatte auf jeden Fall viel gekostet.
    Das Kaulquappen-Pokémon machte sich zu einem weiteren Schlag auf, doch Miranda, die die ganze Zeit nur starr zugeschaut hatte, weil sie Angst hatte, sprintete schreiend los und rammte das Quappo frontal, wodurch dieses leicht taumelte, denn auch wenn es stark war, war es klein und nicht besonders schwer und der Überraschungsmoment hatte auch geholfen. Im Moment des Aufpralls spürte Miranda, wie sich etwas in ihren Gedanken veränderte und sie umgab ein Gefühl der innigen Ruhe, die sich auch auf das gegnerische Pokémon übertrug, denn dieses griff nicht erneut an, als es sich wieder errichtet hatte, sondern schaute die Mädchen an, keine Wut mehr in den Augen. Nun verstand es, dass die beiden Mädchen den See nicht verschmutzen wollte. Man konnte Miranda und Amanda vertrauen.
    Das Quappo verschwand wieder und Miranda beugte sich zum Strawickl runter. Mit besorgtem Gesicht schaute sie es an, konnte jedoch keine schweren Verletzungen sehen. Es war wohl einfach erschöpft und brauchte etwas Ruhe.
    Sie wartete noch einige Zeit, bis das Strawickl aufwachte, und fragte es dann: »Willst du mit mir kommen? Es würde mich unendlich freuen, wenn du dich mir anschließt und mit mir irgendwann auf Reisen gehst. Zusammen könnten wir ja sogar den Champ besiegen, wenn wir groß sind!«
    Das Strawickl schmiegte sich an Miranda und das verstand sie als das Ja, das sie wollte.
    Bedacht zückte sie den gelben Pokéball und hielt es an Strawickl, das in tiefblaues Licht eingehüllt wurde, um danach zu verschwinden. Nun war Strawickl, Lilium, ihr erster Partner. Zusammen würden sie stärker werden, da war sich Miranda sicher.


    Inzwischen hatte sich Ada bis zum Stahlkonstrukt durch gegraben und Amandas Züge wurden weicher. Jetzt würde es nicht mehr lange dauern, bis Amanda im Hauptquartier war und ihre Schwester suchen konnte. Um den Stahl zu durchdringen, musste dieser erst spröde werden. Und dafür hatte Amanda ja eine perfekte Kombination.
    »Los, Belladonna!«, sprach sie und warf den Pokéball nach oben, dessen orangefarbene Kapselhälfte ein großes „B“ eingraviert hatte, damit sie den Ball auch sofort erkennen konnte.
    Belladonna war der Name ihres Milotics, das sie seit einigen Jahren trainierte, nachdem sie es als Barschwa geschenkt bekommen hatte.
    Das Milotic erschien, gab einen singenden Laut von sich und schlängelte sich um das Loch, wo es auf weitere Befehle von Amanda wartete.
    »Ada, komm hoch und setz dann einmal einen Flammenwurf ein. Danach musst du, Belladonna, schnell deinen Eisstrahl einsetzen. Das müsst ihr dann des Öfteren nach einander machen, damit wir mit gemeinsamen Kräften ein Loch in die Stahlwand rein brechen können. Dann mal los!«, erklärte sie sogleich und schaute nach unten zu Ada, die gerade die wenigen Meter hochsprang und neben Amanda stehen blieb.
    Es dauerte einige Wiederholungen, bis die silberne Legierung ihre Farbe änderte und die drei zusammen den Stahl durchbrechen konnten. Immer wieder war der Stahl erst am glühen, dann in Eis gehüllt, dann wieder am glühen und daraufhin wieder in Eis gehüllt. Am Ende brauchte es dann nur noch einen Psychoschock von Milotic und sie konnten durch das Loch hinein gelangen.
    Als Amanda in das entstandene Loch sprang und mehr oder weniger - eher weniger - sanft auf dem Boden aufkam, fand sie ein großes Labor vor sich, das so aussah, als wäre es vor wenigen Momenten erst benutzt worden. Doch es war niemand hier und sie hatte jetzt auch ganz andere Probleme als zu schauen, was hier gemacht wurde. Nun mussten sie und ihre Pokémon weitergehen.
    Mehrmals musste sich die junge Frau umschauen, um den Eingang; eine kleine Türe mit Sichtglas im oberen Drittel eingelassen; finden zu können. Als sie diesen jedoch anvisiert hatte, lief sie geradewegs dorthin und drehte den alten, leicht quietschenden Türknauf, der schon bei einer leichten Berührung nachgab. Die Tür öffnete sich nach innen und Amanda sah auf einen Gang, der nicht besonders weit war. Nur wenige Meter entfernt befand sich bereits ein Tor, das sie mit dem Generalschlüssel aufschließen musste.
    Hastig eilte sie zur stählernen Pforte, inspezierte jede Ecke, fand jedoch keine geeignete Stelle, um den Schlüssel zu nutzen.


    Sechs Monate zuvor...
    »Amanda, Miranda! Kommt schnell her, ich muss euch eine Nachricht überbringen, die mir ein Bote vor wenigen Momenten zukommen ließ. Es ist nichts Gutes!«, rief der schlammgrün gekleidete Mann, dessen Kutte goldene Verzierungen besaß und von einem Umhang teilweise verdeckt wurde. Zusammengehalten wurde dieser Umhang von der Insignie von Team Plasma, das sich vor weniger als sechs Monaten aufgelöst hatte. Er war einer der sieben Weisen gewesen und neben Rubius, dem Weisen des Südens, der einzige, der die Schuld von Team Plasma erkannte und sich der Aufgabe widmete, wieder Gerechtigkeit in Einall zu bringen. Viridus, der Weise der Tiefe.
    Jeder Weise hatte ein Gebiet erhalten, um das er sich kümmern sollte, damit die Pläne und Arbeiten der Organisation bestmöglich erfolgen konnten. So war Violaceus der Weise der Höhe und kümmerte sich in den Bergen um alle Probleme und Aufträge Team Plasmas, Rubius der Weise des Südens, denn er kümmerte sich um ein altes Labor der Organisation, in dem es einige Experimente gegeben hatte, die Rubius nun verabscheute, denn ein Pokémon war dabei unwiderruflich geschädigt worden, Viridus war der Weise der Tiefe, denn er hatte sich um Ruinen wie den alten Tempel und den Drachenturm gekümmert, Aquilus der Weise des Westens, denn er kümmerte sich um die eigentümlichen Probleme in der Elektrolithhöhle, Caerulus der Weise des Ostens, denn er war mit der Erkundung der Wälder in der Umgebung um Orion City betraut worden und Flavus war der Weise des Nordens, der sich besonders um die Sagen kümmerte, die in der alten Bibliothek von Twindrake City gehütet wurden.
    Amanda nickte und auch Miranda kam in Richtung des alten Mannes, der sich inzwischen auf einem Stuhl in der Küche des Hauses in Marea City niedergelassen hatte. Mit leiser, zittriger Stimme begann er: »Ich habe furchtbare Dinge von einem unserer Leute in den Reihen der anderen Weisen gehört. Die vier Gruppen, die sich seit des Verschwindens von G-Cis gegründet haben und im Gegensatz zu uns nicht an der Wiedergutmachung in Einall interessiert sind, haben sich nun zusammengeschlossen unter der Führung eines jungen Forschers. Er scheint dabei jedoch die Hilfe von G-Cis zu haben, der vor kurzer Zeit wieder gesehen wurde, nämlich an dem Tag, als die vier Gruppen entschieden, sich wieder unter einer Flagge zu vereinen. Neo-Plasma heißt diese Organisation und ihre Ziele sind wohl noch immer die Gleichen, doch die des neuen Anführers scheinen umso mysteriöser zu sein, denn er beteuert scheinbar immer wieder, dass es ihm nicht um die Herrschaft über die Welt, sondern um eine ganz andere, viel größere Macht geht. Und ich bin mir sicher, dass dieser Mann es ernster meint als man es hoffen sollte.«
    »Das ist furchtbar. Wie konnte es nur passieren, dass unser V... G-Cis sich unbemerkt die letzten sechs Monate verstecken konnte, aber jetzt so offen wieder auftaucht?«, fragte Amanda, deren Stimme brach, als sie den Mann, der sie erzogen hatte, Vater nennen wollte. Auch wenn sie wusste, dass er dabei immer nur selbstsüchtige Ziele verfolgt hatte, konnte sie nicht mit dem Gedanken leben, dass er nicht ihr Vater war, auch nicht nach den vergangenen Monaten und der gekommenen Klarheit.
    Miranda jedoch, die es innerhalb kurzer Zeit akzeptiert hatte, dass G-Cis ein Monster war und sie nur für ihre Pläne missbraucht hatte, sprach: »Er war schon immer ein Mensch, der gut falsche Mienen aufsetzen konnte. Da wird es ihm sicherlich noch leichter gefallen sein, als er sich versteckt hat und wahrscheinlich verkleidet durch die Zeit kam. Oder jemand hat ihm von Anfang an Unterschlupf gewährt. Ich würde ihm zutrauen, dass er solche Leute in der Hinterhand hat. Und dann bestimmt auch noch in einem Mehr-Sterne-Hotel, denn etwas Anderes kann ja gar nicht in Frage kommen. Du weißt doch, was für ein Mistkerl er ist.«
    »Das ist er wahrlich, aber das bringt uns auch nicht weiter. Zwar ist dein Groll ihm gegenüber mehr als begründet, doch kommen wir so einfach in keine bessere Position. Wir müssen diese Vereinigung nun in ihrer Entstehung zerschlagen, damit nicht wieder so etwas geschieht wie vor Monaten. Das ist der einzige Weg, wie wir unsere Schuld begleichen können. Doch sie haben ihr Recht auf Wiedergutmachung verloren, denn sie sind auf der Seite des Unrechts verblieben«, sprach Viridus weiter und schaute dabei Miranda starr in die Augen.
    »Viridus. Wir waren Weise und dennoch so dumm. Wir waren auf einem Pfad des Unrechts, der uns nur gezeigt hat, wie wenig weise wir wirklich waren. Wenn wir nun einen Weg der Rache einschlagen, ihnen keine Chance mehr auf das Gute geben, dann sind wir selbst nicht die Guten und nehmen uns ein Recht heraus, das wir ihnen ganz nehmen. Wir waren selbst mal Mitglieder dieser Vereinigung und niemand hat uns dazu gezwungen. Weder Rache an G-Cis noch das strikte Beharren auf der rege Unrecht dieser unwissenden Menschen ist für unser Ziel förderlich. Erst im letzten Moment ohne Ausweg müssen wir auf diese Weise agieren. Vorher jedoch wird es kein Gerechtigkeit sein können«, widersprach ihm Rubius, dessen Kutte auf einem Stuhl lag. Momentan trug er einen Anzug in derselben Farbe, unter dem ein weißes Hemd und eine lettischrote Krawatte zu sehen waren. Rubius war wieder zum Geschäftsmann geworden, wie er es vor der Mitgliedschaft bei Team Plasma bereits einmal war. Damals jedoch hatte er seine Position jedoch aufgegeben, als seine Tochter von einem Pokémon-Wilderer getötet worden war.
    Nun arbeitete er auch nicht mehr im Namen einer großen Firma, sondern im Namen der Vereinigung, die sich unter Rubius und Viridus gegründet hatte und zu der auch Miranda und Amanda gehörten. Sie besaßen keinen eigenen Namen, denn jeder half für sich auf seine eigene Weise. Manche lebten einfach nun in der großen Villa in Marea City, die Amanda und Miranda von ihren leiblichen Eltern geerbt hatten, andere reisten durch das Land und brachten den Menschen ihre Pokémon wieder, die Team Plasma einst so grausam entwendete, auch wenn es längst nicht alle waren und nur ein kleiner Teil dieser Menschen sich wieder freuen konnte. Dann gab es noch die Gruppe jener ehemaliger Team-Plasma-Mitglieder, die sich in die Reihen der vier anderen Gruppen eingeschlichen hatten und seither als Spione für Rubius, Viridus, Amanda und Miranda dienten.
    »Du hast Recht«, sprach Viridus nach einigen Momenten der Stille und mit einem resignierenden Gesicht. Obwohl Rubius sehr viel jünger als Viridus war, war Rubius der bedachtere der beiden einstigen Weisen.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Miranda leicht gelangweilt und schaute die drei anderen Mitglieder des Gesprächs an. Eine gut gestellte Frage, fand Miranda.
    Doch zu einer Antwort sollte es nicht kommen, denn es klopfte harsch an der Tür und Amanda eilte zu dieser hin, leise etwas von wegen “als ginge das nicht auch etwas weniger ungeduldig” und schüttelte leicht ihren Kopf. Amanda mochte es nicht, wenn jemand Ungeduld an den Tag legte, das wusste Miranda nur zu gut, denn das war einer der wenigen Streitpunkte der Schwestern, wenn Miranda mal wieder etwas schnell erledigt haben wollte.
    Miranda hörte ihre Schwester “Hallo” sagen und sah sie dann wiederherkommend, einen jüngeren Mann mit hellbraunen Haaren - etwa im selben Alter wie Miranda und Amanda - hinter sich, der einen dunkelgrauen Anzug trug und einen Fedora, also einen Hut, der der Länge nach nach unten zur Mitte hin einknickt. Diesen nahm er zur Begrüßung ab, lächelte die beiden jungen Frauen an und reichte jedem der vier Anwesenden die Hand, um als letztes bei Rubius anzukommen. Zu diesem meinte er: »Ich weiß, dass ihr viel zu tun habt, aber die Arenaleiterkonferenz wird in weniger als einer Stunde beginnen und wir müssen zu Turner, um dort beiwohnen zu können.«
    Rubius nickte und antwortete: »Ich werde den beiden jungen Damen nur noch etwas sagen und folge dir dann, Felix.«
    Der junge Mann namens Felix nahm den Fedora wieder auf und machte auf der Stelle kehrt, schritt zur Tür, öffnete diese und ging hinaus. Er verstand, dass Rubius mit Miranda und Amanda alleine sprechen wollte.
    »Was ist denn, Rubius?«, fragte Amanda interessiert und auch Miranda wollte gerne wissen, was so wichtig sein konnte, dass Rubius in Kauf nahm, zu spät zur Arenaleiterkonferenz zu kommen.
    »Passt auf euch auf. Wenn G-Cis wieder da ist, dann wird er uns, aber vor allem euch und N suchen und mit sich nehmen wollen, denn ihr seid noch immer ein Weg für ihn, um die Macht zu ergreifen. Sollte jemals einem von euch etwas passieren, besitzen sowohl Viridus als auch ich einen der sieben Generalschlüssel für das Hauptquartier in der Nähe von Twindrake City. Zwar werden überall elektronische Schlösser benutzt, aber jedes Tor kann auch manuell geöffnet werden. Dabei sind diese gut versteckt, damit nur wir wissen, wo man diese Zusatzschlösser finden kann. Meist befindet sich am Boden ein Knopf, der gedrückt werden muss, damit das Schloss sichtbar wird. Vergesst das nicht!«, erklärte Rubius und schaute Miranda und Amanda dabei eindringlich an.
    »Was macht dich so sicher, dass diese Schlösser nicht ausgetauscht worden sind?«, fragte Miranda, die an die schlechten Filme dachte, in denen die Schlösser auch nach zwanzig Jahren der aktiven, geheimen Nutzung nicht geändert worden, was sehr unglaubwürdig war.
    »Bei jedem normalen Menschen wäre das der Fall. G-Cis jedoch leidet an einer abnormalen Selbstüberschätzung, die nicht zulässt, dass er überhaupt daran denkt, dass ihm jemand etwas anhaben kann. Das Schlimme ist, dass wahrscheinlich nur zwei Menschen auf der Welt eine Chance gegen ihn haben und beide nicht mehr in Einall sind. Dies jedoch sorgt auch dafür, dass wir bei einer Entführung die Chance haben, dort hinzugelangen, ohne dass er es bemerkt. Außerdem haben Viridus und ich jeweils eine Kopie der Schlüssel abgegeben, bevor wir geflüchtet sind. Somit glauben sie also außerdem, dass wir gar keine Schlüssel mehr besitzen, weswegen die anderen Weisen auch keinen Verdacht schöpfen werden. All das taten wir wegen des Tages, an dem G-Cis seine Fassade verlor. Nicht an dem Tag, an dem ihr es bemerktet, sondern kurze Zeit vorher. Wenige Wochen zuvor hatte er nämlich einige Forscher damit beauftragt, ein uraltes Pokémon zu verändern, er wollte damals nämlich mit diesem Pokémon und N die Welt erobern. Als dieses jedoch floh und nicht mehr auszumachen war, ließ er all seine Wut an zweien der Forschern aus und... sein Trikephalo war zu stark für Menschen und sie litten wohl nicht. Er beruhigte sich erst wieder, als ihn Flavus an die Zwillingsdrachen-Legende erinnerte und er einen neuen Weg zum Machtgewinn gefunden hatte. Wir hätten schon damals darauf entsprechend reagieren sollen...«, entgegnete Rubius Miranda und schaute trübe zu Boden.
    Erneut klopfte es und man hörte den jungen Mann namens Felix rufen: »Nur noch vierzig Minuten, Rubius! Wir brauchen doch schon fünfunddreißig Minuten zur Arena und müssen dann sicherlich auch noch über die Aufzüge in die Tiefe in das Büro von Turner...!«
    »Wie ihr hört, muss ich wirklich los. Wir sehen uns nachher. Und vergesst nicht, was ich euch sagte«, sprach der Mann im roten Anzug zur Verabschiedung und ging hinaus.


    Beinahe hatte Amanda diese Informationen, die Rubius ihr und ihrer Schwester einst gab, vergessen, doch nun erinnerte sie sich wieder haargenau an seine Worte und suchte den Boden ab. Sie durfte keine Zeit verlieren, denn jede Sekunde zählte, um unentdeckt bleiben zu können und Miranda die Möglichkeit zur Freiheit zu liefern. Etwas Wichtigeres gab es jetzt nicht.
    Jeden einzelnen Zentimeter suchte sie ab und es schien einige Minuten zu dauern, aber sie hatte den Knopf gefunden. Nicht auf dem Boden, sondern über der Kante zwischen Boden und rechter Seitenwand. Gegen diesen drückte sie nun mit dem Fuß und sie hörte ein leises Rauschen, um dann an der Stelle, an der man zuvor eine Karte durchziehen konnte, um das Tor zu öffnen, ein Schlüsselloch fand, während sich der automatische Türöffner zur Seite verschoben hatte.
    Schnell zückte sie den blitzförmigen Schlüssel aus einer Tasche und drückte ihn in das Schlüsselloch; es passte perfekt! Rubius hatte Recht gehabt mit der Arroganz ihres Adoptivvaters und das Tor schwang auf. Nach einem Moment der Zufriedenheit, der Amandas Sinne umhüllte, konnte es weitergehen.


    Gelbe Sensen schnitten sich auch das letzte Stück des Tors aus dem Weg und ein schlankes, insektenartiges Pokémon kam zum Vorschein. Lilium, ihr erster Pokémon-Partner, das sie als Strawickl gefangen hatte und nun ein großes Matrifol war, das sogar Stahltore zerstören konnte, wenn es sich anstrengte. Die Trainingszeiten hatten sich auf jeden Fall gelohnt.
    »Lilium!«, rief Miranda voller Freude, trocknete sich eine Träne ab, die ihr automatisch über das Lid gelaufen war und nun eine kaum sichtbare Spur hinterlassen hatte.
    »Was ist das für ein Vieh?!«, schrie der Rüpel, der beim ersten Schlag gegen die Tür zurückgesprungen war und seinen Pokéball aus einer Gürtelhalterung genommen hatte. Nach einem kurzen Moment des Überlegens warf er die Kapsel in die Höhe und fügte ebenso laut wie zuvor hinzu: »Los, Hundemon!«
    Lilium jedoch ignorierte das Feuer-Pokémon, sprang über dessen Körper hinweg und hielt direkt auf die Zelle, in der sich Miranda befand, zu. Diese trat einige Schritte zurück und sah nur, wie das Matrifol die Zellentür zerschnitt wie ein scharfes Messer gebratenes, weiches Fleisch.
    Schnell umarmte Miranda ihre Pokémon-Partnerin und sprach dann: »Das ist ein Feuer-Pokémon, aber auch ein Unlicht-Pokémon. Probieren wir es also mal mit deiner Kreuzschere!«
    Die Sensen an den Armen des Käfer-Pokémon begannen zu glühen und mit jedem Schritt, das es jetzt tat, wurde das Licht heller. Auf den letzten Metern kreuzte sie ihre Sensen und zog sie durch das Gesichts des gegnerischen Pokémons, das aufjaulte, sich aber schnell wieder fasste.
    »Das Vieh ist in deiner Nähe, also lass es in deinem Flammenwurf eintauchen!«, rief der brusthaartragende Rüpel und schaute grimmig in das Gesicht Mirandas, die seine Mimik nur mit einem wieder selbstbewussten Lächeln kommentierte und setzte ein: »Lilium, zeig beiden deinen großartigen Delegator!«
    Das Käfer-Pokémon drehte sich und bewegte dabei seine Arme wie eine Balletttänzerin. Die Bewegung wurde immer schneller und noch während das Hundemon die Flammen in seinem Maul trug und kurz vor dem Abfeuern war, befand sich vor dem eigentlichen Matrifol eine zweite, sehr viel größere Version des Pflanzen-Pokémons, das sowohl Miranda als auch Lilium aus dem Blickfeld des gegnerischen Mannes entfernte.
    Das züngelnde Feuer des Flammenwurfs hüllte den Delegator ein, der zu brennen begann. Dieser brannte jedoch nicht von oben nach unten wie es eigentlich üblich war, sondern von außen nach innen, wodurch der Delegator noch immer Schutz bot.
    »Jetzt noch einmal Kreuzschere, Lilium!«, meinte Miranda und schaute zu, wie das Matrifol vorsauste, die Sensen wieder leuchteten und sich dieses Mal in die Seite des Gegners schnitten. Das Hundemon fiel auf die andere Seite und stand nicht mehr auf, was den Rüpel dazu brachte zu schreien: »Du Mistkröte! Das wirst du mir heimzahlen! Los, Taubo...!«
    Den Satz beendete er nicht mehr.
    Überrascht lief Miranda um den Delegator herum und sah, dass ein Pokémon dort stand, wo der kämpfende Rüpel eben noch rumgeschrien hatte. Dieser lag nun am Boden, schien allerdings nicht verletzt, sondern am schlafen zu sein. Das Pokémon schaute diesen noch immer starr an. Es war ein Guardevoir, dessen Augen grünlich leuchteten, was Miranda bereits von Psycho-Pokémon kannte, die Schlaf-Attacken einsetzten. Doch wem gehörte dieses Guardevoir?
    »Miranda! Es tut mir so Leid!«, sprach eine Stimme in der Nähe.
    Die Person dahinter schritt in die Türöffnung hinein und Miranda erkannte ihn als den Rüpel, den sie von irgendwoher zu kennen schien. Wer war er bloß?
    »Wer bist du?«, fragte sie deswegen unwissend und schaute ihn genau an.
    »Das weißt du nicht?
    Das hätte ich vielleicht wissen sollen. Warte«, antwortete der in der Uniform eines Rüpels gekleidete Mann und nahm seine Mütze ab, die vorher sein Gesicht halb verdeckt hatte.
    Und Miranda traf der Schock.
    »Ich bin...«, begann der junge Mann.
    »Felix!«, beendeten beide wie aus einem Munde.

  • »Aber wie...?«, setzte Miranda an, die ihren Augen und Ohren nicht trauen konnte. Wieso war Felix hier? In einer Team-Plasma-Uniform? Zwar konnte sie verstehen, wie jemand im alten Team Plasma Mitglied sein konnte, aber sie kannte Felix und wusste, dass er niemals ein Mensch gewesen war, der sich an den jetzt bekannten Zielen der Organisation beteiligen wollen würde. Also was war der Grund dafür, dass er hier war?
    »Das ist eine ziemlich lange Geschichte. Ich werde sie dir erzählen, sobald du dich nicht mehr in Gefahr befindest und wir deine Schwester abgeholt und ebenfalls in Sicherheit gebracht haben«, antwortete er und setzte sich sogleich in Bewegung. Er war schnell dafür, dass er gar nicht so groß war und nur normal zu laufen schien.
    Amanda war hier? Dass es so schnell gehen würde, überraschte Miranda. Ihre Schwester hatte sie also doch verfolgt und nicht auf ihre Bitte gehört, als sie sich in Stratos City befunden hatte. Aber Miranda hatte, wenn sie ehrlich war, auch nichts anderes von Amanda erwartet, denn sie war noch nie jemand gewesen, der ihre Schwester einfach alleine umherziehen ließ, wenn diese sich Gefahr aussetzte. Eigentlich also niemals in ihrem Leben.
    »Woher weißt du das? Seit wann ist sie hier? Wurde sie schon entdeckt? Wieviele sind schon auf der Jagd nach ihr?«, fragte Miranda, in deren Kopf sich große Sorgen entwickelten, die nicht so einfach verschwinden würden, bevor sie ihre Schwester nicht in den Arm nehmen konnte. Denn wenn Felix wusste, dass Amanda sich im Hauptquartier befand, wussten es sicherlich noch andere Mitglieder Team Plasmas. Und das brachte auf jeden Fall Konsequenzen mit sich.
    »Flavus ist bereits mit einigen Rüpeln auf dem Weg zu ihr. Deswegen müssen wir rechtzeitig ankommen. Ansonsten werden wir wohl nicht so schnell die Möglichkeit haben, sie zu befreien. Aber das weißt du ja sicherlich selbst. Also sollten wir uns jetzt wirklich beeilen«, sprach er und drehte seinen Kopf kurz zur jungen blonden Frau, die sogleich nickte.
    Beide legten noch einen Zahn zu und Miranda konnte nur Kleinigkeiten in den Gängen erkennen; das auch nur, weil sie hier bereits einmal umher gegangen war.
    In der Vergangenheit vor der Sache mit dem jetzigen Champion und bevor die wahren Ziele des wahren Mannes an der Spitze herausgekommen waren, war dies nämlich einer der öffentlichen Bereiche gewesen, die auch alle Besucher des Hauptquartiers sehen durften, wenn zum Beispiel Touren durch das Gebäude anstanden, um neue Mitglieder zu rekrutieren oder Gelder zu erhalten, um die Ziele der damals noch als Vereinigung gutherziger Menschen bekannte Organisation zu unterstützen.
    Dass sich in der Nähe ein Zellentrakt befinden würde, hatte wohl zu dieser Zeit niemand erwartet, denn die netten Guides und freundlichen Mitarbeiter von Team Plasma schienen viel zu liebenswürdig und respektvoll, als dass so etwas überhaupt denkbar war. Wie sehr sich die Menschen in G-Cis und seine Helfer getäuscht hatten. Wieviele Menschen hier ihre Pokémon gelassen hatten, damit sie in Frieden und Sicherheit leben konnten, nur damit sich am Ende herausstellen konnte, dass diese Pokémon zu bösartigen Wesen trainiert worden waren, um unwilligen und starken Gegnern die Pokémon zwangsweise zu nehmen.
    Der Gang, durch den Miranda und Felix nun rannten, war langgezogen und viele Türen waren in die mit blauem Samt verkleideten Wände eingesetzt, verbanden weitere Gänge miteinander, beherbergten Gruppenschlafzimmer für die Rüpel, die aus fernen Städten in das Hauptquartier in der Nähe von Twindrake City gekommen waren, um in ihrem Rang aufzusteigen und am Ende neben G-Cis an der Spitze der Organisation zu stehen; ein wahrlich unglaubwürdiger Traum, aber manche glaubten so sehr an sich, dass sie dachten, sie könnten das wirklich schaffen. Hohe Kronleuchter und an den Wänden hängende Kerzenhalter erleuchteten den Gang und ließen die Schatten der beiden Helden mit der Team-Plasma-blauen Wand und dem hellen Boden tanzen wie Menschen auf großen Festbällen in der Hofzeit der Einall-Region. Wäre man nicht in Eile, würde man diesem Meisterwerk des Lichtspiels sicherlich beiwohnen wollen, doch Miranda konnte dem nur beiläufig Beachtung schenken, denn ihr Kopf war vollkommen mit den Sorgen um Amanda und dem Wunsch ihrer Rettung gefüllt. Sich solch einer Idiotie und einem solchen Irrsinn hinzugeben, war in ihren Augen gerade reichlich kindisch.
    Ohne Vorankündigung öffnete Felix eine Tür, sodass Miranda beinahe in den jungen Mann hineingelaufen wäre, jedoch im letzten Moment noch abbremsen konnte. Langsamer als vorher folgte sie ihm in das Innere des Raums und wagte es sich nicht, ein Licht zu erleuchten, sondern nahm ohne ein Wort einen Pokéball und aktivierte die Kapsel in der Hand, damit alles möglichst keinen Laut von sich gab. Zwar musste sie hierfür den Rückstoß der blauen Energie, die aus dem Pokéball kam, abfedern, aber sie fielen so schließlich weniger auf und das war das Wichtigste.
    Noch war alles dunkel, doch sogleich strahlten vier rote Lichter, die das Pokémon leicht erleuchteten. Ein gelbes Pokémon, dessen Körper an einigen Stellen schwarze Ringe aufwies, zum Beispiel über dem Handgelenk. Die Lichter von zuvor kamen von den zwei Augen und den zwei Leuchten an den Schweifen des Elektro-Pokémons. Seine Gestalt wurde nach oben breiter und die Schultern von gelbem Fell bedeckt. Das war ihr Elevoltek, das sie Saffron nannte und bereits besaß, seit es sich in einem Ei befunden hatte.
    Leise flüsterte Miranda: »Saffron, erleuchte den Raum für uns.«
    Keinen Laut gab das Pokémon von sich, das die Situation anscheinend instinktiv verstanden hatte und so ruhig wie möglich zu agieren schien, denn nicht einmal das leise Geräusch von Funken war zu hören, als die beiden Lichter an seinen Schweifen von einer Hülle aus Strom umgeben waren und damit diesen Raum erleuchteten.
    Kurz schaute sich Miranda um, die nur einen leeren Schlafraum sah, in dem sich vier Hochbetten befanden, die voneinander jeweils etwa zwei Meter entfernt aufgestellt waren, weswegen sie gerade fragen wollte, was sie denn hier wollen, da hier nichts sei, als Felix gegen die Wand zu Mirandas Rechten schlug und ein leichtes Ruckeln den Boden erbeben ließ.
    Sogleich öffnete sich ein Tor zwischen den Betten gegenüber der Eingangstür.
    Es gab wirklich Geheimgänge in diesem Räumen? Ihr Adoptivvater - jedes Mal, wenn sie so an ihn dachte, bekam sie Magenschmerzen - schien solche wirklich dummen und seit vielen Jahrhunderten überflüssigen Spielereien zu lieben und unwillkürlich fühlte sich Miranda wieder an einen der schlechten Filme in mittelalterlichen Schlössern und Burgen erinnert, die nur so von Geheimgängen durchzogen waren und den Helden meist in letzter Minute die entscheidende Fluchtmöglichkeit boten, nachdem der Antagonist dies bereits hunderte Male zuvor getan hatte. Aber G-Cis wollte ja auch schon immer ein König sein und mochte damit auch solche Dinge.
    Eilig folgte sie Felix und sah vor sich eine steile Treppe nach unten, die in der ewigen Dunkelheit endete. Sie würde wohl gar nichts sehen können, wäre Saffron nicht neben ihr und würde diesen Gang in ein leichtes Licht hüllen.
    »Wie willst du schneller als die anderen sein? Diesen Geheimgang kennt Flavus doch bestimmt auch, oder nicht?«, wollte sie wissen, denn es erschien ihr unmöglich, schneller als der Weise zu sein. Zumal Flavus der Weise war, der sich als einziger der ehemaligen sieben die ganze Zeit in diesem Gebäude aufgehalten hatte und nie auf Bekehrungsreisen gewesen war.
    »Wir werden nicht vor ihnen ankommen, aber das benötigen wir auch gar nicht, denn wir werden sie von hinten angreifen, wenn sie Amanda umzingelt haben, um den Überraschungsmoment für uns zu nutzen und Amanda befreien zu können. So werden sie nicht so schnell hinterherkommen und wir haben eine wirkliche Chance lebend hier aus dem Hauptquartier entkommen zu können und nicht auf G-Cis treffen zu müssen«, antwortete er ohne sich umzudrehen und lief noch mal einen Schritt schneller.
    Er wollte sich einem der Weisen stellen? Sie mochten nicht mehr die jüngsten Trainer sein, aber sie waren nicht umsonst aus hunderten Menschen ausgesucht worden, Team Plasma als Elite vorzustehen und sie im Falle eines Falles kommandieren zu können, ohne dass sich ein Rüpel auflehnen konnte. G-Cis war, was das anging, immer sehr bedacht gewesen, besonders wenn es um das Erreichen seiner Ziele ging, für die die Weisen eine essentielle Rolle spielten. Da Miranda ihn aber nicht offen mit so einer Aussage loben wollte, kommentierte Miranda Felix’ Plan nicht weiter und folgte ihm still.


    »Amanda, du hättest wissen sollen, dass wir bemerken, wenn einer der Generalschlüssel benutzt wird. Mit jedem Betätigen des Knopfs zum Öffnen des Schlosses erhalten wir eine Meldung. Da war es nicht schwer zu erkennen, dass du es bist, die ihre Schwester befreien möchte.
    Wieso unterschätzen die Musen uns Weise nur? Wir haben doch bereits in der Vergangenheit oft genug zur Schau stellen können, dass wir durchaus zu beachten sind, schließlich haben wir Erfahrung, Intelligenz und Macht.
    Aber dabei rede ich wohl gegen eine Wand an, denn zwei aus unseren Reihen haben sich ja ebenfalls diesem irrationalen Verlangen nach Wiedergutmachung hingegeben. Da dürft ihr nichts anderes von den wahren Weisen erwarten, das ist verständlich«, sprach Flavus, der inzwischen bei Amanda angekommen war und sie mit seinen abartig gelbbraunen Augen anstarrte, bevor er den Kopf schüttelte. Er war in einen roten Umhang gekleidet, das am Revers mit einer Team-Plasma-Grosche zusammengehalten wurde. Eine blutrote Kopfbedeckung, auf demdas Symbol der Verbrecherbande ebenfalls prangerte, verdeckten seine Halbglatze und nur wenig weißes Haar kam zum Vorschein. Ein lautes, abfälliges Grunzen entfuhr ihm, bevor er in eine Tasche seines Umhangs griff und zwei Pokébälle in die Luft warf ohne diese Tat zu kommentieren.
    Hinter dem Alten befanden sich insgesamt fünf Rüpel in der üblichen dunklen Team-Plasma-Uniform und den mit einem Stofftuch verdeckten Mündern, die jeweils einen Pokéball in der Hand hielten, aber scheinbar auf ein Signal von Flavus warteten, um ihre Pokémon einzusetze.
    Man mochte von Flavus halten, was man wollte, aber er war in einem Kampf fair. Jedenfalls fairer als die meisten Vorstände einer Verbrecherorganisation. Er nahm sich zumindest selbst seiner Gegner an.
    Zwei Pokémon erschienen, die beide laut aufbrüllten und kleine Flammen aus ihren Nasenlöchern ausstießen. Eines der beiden Pokémon besaß eine rot-gelbe Färbung, die an die Darstellungen von Flammen in vielen Bildern erinnerten. Seine Arme besaßen keine Hände, es waren zwei Kanonen, vor denen sich jetzt schon Feuerbälle bildeten und eine enorme Hitze von sich gaben. Ein Magbrant, nur größer als die normalen Vertreter dieser Spezies.
    Das andere Pokémon war ein Hundemon, dessen Hörner aussahen, als wären sie vor kurzer Zeit mit einem Schleifstein bearbeitet worden, damit sie den Gegnern ihres Herren noch mehr Schaden zufügen konnten und gefährlicher erschienen. Das schwarze Fell wirkte seidig, als hätte man sich kurz zuvor noch intensiv um die Fellpflege des Pokémon gekümmert, was dem Weisen durchaus zu zutrauen war.
    Flavus hatte sich also nicht geändert und benutzte noch immer nur Feuer-Pokémon. Das konnte Amanda vielleicht zum Vorteil nutzen.
    »Los, Belladonna! Los, Ada!«, rief Amanda, während sie die beiden Pokébälle in die Luft warf. Sie war sich bewusst, dass Flavus als Weiser stark war und sehr wahrscheinlich um Einiges stärker als sie, aber in diesem einen Moment ging es um ihre eigene Schwester und da musste Amanda alles versuchen, was sie versuchen konnte. Denn Miranda war schließlich die einzige Familie, die ihr noch übriggeblieben war und die durfte sie nicht verlieren. Egal, was kam.
    »Magbrant, setz deinen Sonnentag ein! Und Hundemon, Solarstrahl gegen ihr Milotic, damit sie auch sogleich sehen, wie ernst wir es meinen«, befahl der alte Mann seinen Pokémon. Das Magbrant konzentrierte die Flammen in seinen kanonenartigen Unterarmen und zielte dann auf einen Punkt an der Decke. Die große Flammenkugel jedoch verharrte in der Luft und strahlte wie eine zweite, sehr viel kleinere Sonne. Währenddessen strahlten die Knochen des Hundemons, die man auf dem Rücken sah, und vor seinem Maul entstand eine gelblich leuchtende Kugel aus Energie, die immer schneller wuchs, da die künstliche Sonne, die das Magbrant entstehen lassen hatte, so stark strahlte.
    »Ada, setz Gegenstoß gegen Magbrant ein! Belladonna, benutz dein Spiegelcape und schütz dich vor dem Solarstrahl!«, rief Amanda, deren Hände zitterten.
    Der Solarstrahl war schon vollkommen geladen und konnte nicht mehr gestoppt werden. Die ganze Energie landete im Spiegelcape, das Belladonna, welche nun noch mehr glänzte, wie einen strahlenden Umhang umhüllte, und wurde mit doppelter Stärke zurück auf das Hundemon geschossen. Dieses jedoch interessierte diese Aktion nicht sonderlich und schaute noch immer mit demselben finsteren Blick.
    Der Gegenstoß Adas jedoch traf das Magbrant frontal und als Reaktion begann es zu taumeln, um sich nach Luft schnappend nach wenigen Momenten wieder zu fangen.
    »Ihr seid definitiv stärker geworden. Es ist eine Schande, dass ihr die falsche Seite gewählt habt, wo ihr doch so talentierte Trainerinnen seid«, sprach Flavus und schüttelte dabei den Kopf, einen Ausdruck im Gesicht, der von wahrem Bedauern kündete.
    Doch da die Weisen auch großartige Redner waren und all ihre Gesichtsausdrücke sehr bewusst und realistisch wählten, ignorierte Amanda diesen Ausdruck und antwortete stattdessen: »Es macht mich fertig, dass ihr eure Verbrechen nicht eingesteht.
    Wieso müsst ihr so handeln? Es ist doch in Ordnung, ein einfacher Bewohner einer Stadt oder eines Dorfes zu sein und einfach das Leben zu leben mit Freunden, Familie, Nachbarn. Eine Zeit des Friedens und der Liebe. Ihr Weisen habt uns einst diese Namen gegeben, durch euch wurden wir die Musen. Doch das, was ihr uns mitteilen wolltet - was wir dachten, das ihr uns mitteilen wolltet -, wollt ihr nun einfach zerstören. Es tut mir Leid, Flavus, und ich hatte euch alle so unglaublich in mein Herz geschlossen, schließlich habt ihr uns allesamt miterzogen. Aber ich verabscheue euch und könnte niemals auch nur versuchen, mit euch restlichen Weisen zusammen zu arbeiten.«
    Amanda war kein so offensiver Mensch wie ihre Schwester, aber sie hatte einen wunden Punkt bei Flavus getroffen, denn sein Gesicht nahm eine dunkelrote Farbe an. Mit kratzender, beinahe trauriger Stimme erwiderte er: »Wenn du das so siehst, kann ich daran nichts ändern. Wenn du sowieso meinst, dass wir die Bösen sind, dann bin ich nur zu gerne der Böse.«
    Nach einem kurzen Moment und einem unsicheren Funkeln in den Augen Amandas führte er fort: »Rüpel, ihr dürft nun, schließlich sind die Bösen niemals faire Kämpfer.«
    Entzückt und beinahe jubelnd warfen die fünf Rüpel, von denen drei weiblich und zwei männlich waren, ihre Pokébälle in die Luft.
    Fünf Feuer-Pokémon kamen zum Vorschein: zwei Ferkokel, deren Ähnlichkeit mit der Spoink-Evolutionsreihe verblüffend war, ein Camerupt, dessen Augen Amanda mehr Angst machten als die des Hundemon, ein Magmar, das seinen Blick zum Magbrant wandte, und ein Flampivian, dessen Flammenbrauen gerade erst zu brennen begannen. Jetzt hatte Amanda keine Chance mehr.
    »Ada, komm zurück!«, rief Amanda und zückte einen weiteren Pokéball. Ihr fünftes Pokémon und das vierte, das sie momentan bei sich hatte. »Los, Helictus!«
    Eine große graue Krone war das erste, was von diesem Pokémon zu sehen war. Zwei große Hörner auf der untersten Ebene der Krone und einige kleine an der Spitze ließen sie gefährlich aussehen. Ein rotes Juwel befand sich in der Mitte der Krone und strahlte bereits hell leuchtend.
    »Helictus, Regentanz, Belladonna, Hydropumpe!«, rief Amanda ihren beiden Pokémon zu. Helictus und Belladonna setzte sie zwar selten zusammen ein, weil sie eine starke Pflanzenschwäche besaßen, aber nun war das ja nicht das Problem.
    »Hundemon, setz deinen Knirscher ein! Und du, Magbrant, setz deinen Donnerblitz ein!«, diktierte Flavus seinen Pokémon, die sofort mit ihren Angriffen begannen.
    Hundemon preschte mit großer Geschwindigkeit vor und biss sich in den Arm des Laschokings, Magbrant nutzte die entstehende Wolke und fokussierte die elektrische Kraft genau auf Belladonna.
    Beide jaulten auf, doch Belladonna, die zwar verletzt war, aber noch stand, feuerte ihre Hydropumpe gegen das Magbrant, das umgehend umkippte und liegen blieb.
    Doch es gab auch noch die Pokémon der Rüpel, die sofort angriffen.
    Das Flampivian setzte Strauchler gegen Milotic ein, was es jedoch nicht besonders traf, weil es dort strauchelte, wo noch ein meterlanger Körper folgte. Die beiden Ferkokel benutzten Stärke gegen Helictus, das zwar sichtlich getroffen war, sich jedoch schnell wieder fing. Doch dann folgte der Angriff des Camerupt.
    Eine leuchtende Aura umgab das Feuer-Pokémon und trotz seiner eigentlich langsamen Attacken rannte es auf Helictus zu, um es mit einem Gigastoß zu treffen und jede Chance zu nehmen, wieder aufzustehen.
    Helictus war besiegt.
    »Denkst du, du kannst es jetzt noch gegen sechs Pokémon schaffen, Amanda? Ergib dich lieber. Dann siehst du auch deine Schwester wieder«, ergriff der Weise das Wort und hielt mit jedem weiteren Befehl zum Angriff inne, um eine Antwort zu erwarten.
    Was sollte Amanda jetzt tun?
    Sie konnte nicht mehr gewinnen, also gab es nur einen Weg. Sie nickte.
    »Gutes Mädchen. Du weißt, wann du aufgeben musst. Solche Eigenschaften gefallen mir zutiefst«, führte er weiter aus und ging einen Schritt auf Amanda zu.
    »Terra, Erdbeben«, rief eine männliche Stimme, die Amanda von irgendwoher kannte. Sie rief gerade noch rechtzeitig ihr Milotic zurück, denn sofort begann der Boden unter ihr zu beben und sie fiel zur Seite.
    »Curry, teleportier Amanda zu uns!«, sprach eine zweite Stimme, die sie sofort als die ihrer Schwester erkannte.
    Im einen Moment sah Amanda das Hundemon, das sich schmerzerfüllt auf dem Boden schüttelte, im nächsten Moment sah sie die Augen ihrer Schwester und einen Rüpel neben ihrer Schwester, der sie freundlich anschaute. Und sie erkannte ihn beinahe umgehend. Es war Felix!
    »Du bist ja frei, Miranda«, flüsterte sie ihrer Schwester zu und lächelte sie überglücklich an. Sie hatte nicht erwartet, dass ihre Schwester nun sie befreien würde, nachdem sie gekommen war, um sie zu befreien.
    »Ja, dank ihm hier«, antwortete Miranda, schaute kurz zu Felix und lächelte dann ihre Schwester an.
    »Ich möchte euer Zusammentreffen nicht stören, aber wir müssen jetzt los, sonst kommen gleich einige weitere Leute und ich glaube nicht, dass das dann nur ein Weiser und fünf Rüpel sein werden. Wir wollen dem Finstrio wohl eher nicht gegenüber treten, denke ich«, hakte Felix ein und schaute die beiden an, die gleichzeitig nickten. Miranda rief Curry, ihr Simsala, zurück und schaute zu Felix, der sich inzwischen zu Terra, wie er sein Knakrack nannte, stellte.
    »Gut, dass wir uns einig sind«, begann er, nahm zwei Pokébälle aus seiner Tasche und rief die beiden Pokémon heraus: »Pyro! Aero!«
    Pyro, sein Arkani, grummelte laut und hielt seinen Kopf so vor Felix, dass klar war, dass es gestreichelt werden wollte, egal welche Situation sich gerade abspielte, was dieser auch tat, weil er wusste, dass Pyro sehr stur war.
    Aero war Felix’ Togekiss und schaute mit erhabenem Blick über die Pokémon der Gegner, die inzwischen mit Ausnahme des Hundemons, das sich noch immer etwas schüttelte, besiegt worden waren, ebenso wie die Rüpel.
    Nur Flavus, der sich auf den Ellbogen stützte, nachdem er umgefallen war, war nicht ohnmächtig geworden und blickte die drei Trainer finster an. »Ihr werdet nicht weit kommen. Sie sind bereits auf dem Weg.«
    »Wir sind jetzt zu dritt. Wir haben keine Angst vor dem Finstrio!«, erwiderte Miranda und schaute wieder zu Amanda und Felix und wollte gerade gehen, da sprach Flavus: »Das Finstrio wird nicht euer Problem sein. Doch G-Cis und der neue Anführer kommen. Und wenn ihr glaubt, dass die Weisen oder G-Cis stark sind, dann habt ihr ihn noch nicht erlebt. Man wünscht seinen Feinden nicht solch eine Erfahrung. Und wenn ich euch das sage, dann wisst ihr, wie ernst es ist. Stellt euch lieber freiwillig.«
    »Darauf müssen wir es wohl ankommen lassen«, meinte Miranda und schritt zu den Pokémon.
    »Eine von euch kann auf Aero, eine auf Pyro. Beide sind sehr schnell und werden uns umgehend hinaus bringen«, begann Felix und stieg bereits auf den Rücken seines Knakrack.
    »Ich nehme Aero«, sprach Amanda und stieg auf das Togekiss.
    »Gut«, resultierte Miranda und nahm auf dem Rücken des Arkani Platz.
    »Du könntest uns nun übrigens erzählen, wie du hier hergekommen bist und was du eigentlich hier machst, Felix«, fügte sie noch hinzu und schaute ihn an. Ein Nein würde sie nicht gelten lassen.
    »Okay...«, setzte er an und holte einmal tief Luft, um dann fortzufahren: »Es begann so...«


    Und es wird weitergehen...

  • Hallo Dusk,


    wie letztens schon mehr oder weniger angekündigt (eigentlich habe ich gar nichts dazu gesagt), habe ich mir vorgenommen, deine Geschichte zu kommentieren. Ich muss außerdem zugeben, dass sie eigentlich schon lange auf meiner To-Do stand und mir die Eingebung daher sehr gelegen kam.


    Was anhand des Titels eigentlich gar nicht auffällt, ist, dass es sich um eine Art Midquel zwischen SW und SW2 handelt. Dadurch, dass ich S2 bis heute nicht durch habe, fehlen mir vermutlich ein paar Informationen zum vollen Verständnis - etwa, wie sich Team Plasma offenbar in mehrere Gruppen aufgeteilt hat -, aber du führst hier alles sehr ausführlich mit mehreren Rückblenden aus, sodass man auch als Quereinsteiger gut mit kommt. Vorkenntnisse sind aber wohl denkbar sinnvoll.
    Ich mag die Idee, dass du aus der Sicht der beiden Musen schreibst, über die man so eigentlich nur wenig erfahren hat und die interessanterweise andere Namen besitzen. Hatte das einen bestimmten Grund? Davon abgesehen sind aber besonders die Ausführung der familiären Verhältnisse, wie auch die Vergangenheit aller sehr ausführlich und, man möchte schon fast sagen, tragisch, das alles genau so kam, wie es schlussendlich passiert ist. Selbst jetzt, wo du schon tiefer in die Materie eingestiegen bist, kratzt du noch an der Oberfläche, jedoch scheint sich das zu legen. Die wichtigsten Ereignisse wurden in Rückblenden benannt - besonders erwähnenswert sind hier die Begegnungen mit ihren Pokémon, wie sie zu ihnen kamen und welche Abenteuer sich früher zugetragen haben - und es erwartet einen auch immer wieder eine Überraschung. Wie etwa um Felix, der mit Miranda und Amanda im selben Waisenhaus war und nun bei Team Plasma unterkam. Die große Frage ist hierbei nun, warum? Allein dafür und des spannenden Aufbaus wegen hoffe ich, dass du wieder Motivation zum Schreiben findest, denn hier ist noch viel Potenzial verborgen.
    Stilistisch gibt es ebenfalls kaum etwas auszusetzen. Du weißt die Charaktere gut in Szene zu setzen - vor allen Dingen erkennt man sie durch ihre Taten wieder! -, ebenso die Pokémon, wobei sie bisher nur in Kämpfen glänzen durften. Falls es sich in ruhigen Situationen ausgeht, könntest du dich um sie ebenfalls etwas kümmern, da auch sie wichtige Persönlichkeiten in der Geschichte sind. Apropo Kämpfe, auch wenn sie eher kurz und knackig sind, lesen sie sich sehr flüssig und man kann den Verlauf gut in Gedanken nachstellen lassen. Großes Lob dafür; auch hier kannst du, wenn es die Situation zulässt, noch erweitern.


    Im Endeffekt habe ich mich allgemeiner gehalten, als ich wollte, aber ich hoffe, dass dir das Feedback hilft. Man liest sich sicher wieder, wenn die Reise weitergeht.


    ~Rusalka

  • Danke sehr für deinen Kommentar, Rusalka! Ich habe dir ja bereits vor einiger Zeit gesagt, dass ich auf jeden Fall mal meine Antwort schreiben würde, allerdings keine Zeit hätte. Das will ich nun aber natürlich nachholen, weil dein Kommentar natürlich eine Reaktion verdient.
    Rückblenden sind bei mir das wichtigste Element der Geschichte. Hierbei orientiere ich mich die meiste Zeit über an dem Motto "Zeig nur, was hilft", um dem Leser nicht zu viele nicht gewollte Fragen zu bringen durch diese Zwischenspiele. Die Aufgabe dahinter ist ja gerade das Verständnis noch etwas zu steigern und die Vergangenheit der Charaktere sinnvoll aufzugreifen. So kann man das ziemlich sinnvoll verbinden.
    Die Musen sind noch immer die Musen. Die Namen des Anime sehe ich hierbei gar nicht so als die Namen, die ich mir hätte auferlegen müssen, weil sie in den Spielen (und auf das Kontinuum beziehe ich mich schließlich in 95% der Fälle [Orte werden komplett und Charaktereigenschaften aus dem Anime teilweise eingebunden]) nur als Muse der Liebe und Muse des Friedens bekannt sind. Mit den englischen Namen hätte man zwar auch arbeiten können, diese finde ich aber als Namen in einer deutschsprachigen Geschichte zu speziell, ich wollte den beiden Charakteren zwar einerseits relativ alte Namen geben (beide Namen stammen in ihrer hiesigen Herleitung aus dem Lateinischen), allerdings auch nicht zu besondere. Dem Leser steht hier außerdem offen, ob die englische oder die deutsche Aussprache genutzt wird, bei den englischen Spielenamen wäre das nicht in dem Maße möglich gewesen. Das war auf jeden Fall wichtig für mich.
    Den Punkt mit dem Kratzen an der Oberfläche kann ich so nicht komplett nachvollziehen. Tiefer in der Materie wäre für mich Kapitel 10, wo so langsam auch wirklich stärker auf die Vergangenheit anderer Charaktere eingegangen wird als noch im ersten Teil der Geschichte, die dort (so viel verrate ich an dieser Stelle) ihr Ende findet. Dass man sich wirklich wichtigere, tiefer in die Materie gehende Momente auch für später aufspart, hat außerdem damit zu tun, dass sie auf anderen Elementen aufbauen und so erst die anderen Situationen der Leben der Charaktere richtig vernetzen. Die Vergangenheit füllt sich nicht linear, sondern multizentral, bis schlussendlich auch dort ein Geflecht entsteht, das nach fünf Kapiteln mit ca. 15 Rückblenden noch längst nicht in eine gefüllte Richtung gehen kann.
    Wieso Felix nun bei Team Plasma ist, wird im heute geposteten Kapitel näher erläutert. Wichtig dabei ist, dass durch dieses Kapitel auch eine zweite Fanfiction einsetzt, deren genauere Inhalte ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht angebe. Dabei im Auge behalten sollte man, dass Felix als Charakter sich immer dazu gebracht hat, neue Höhen zu erreichen und die beiden Schwestern, die er seit seiner Kindheit kannte, aber niemals wiedersah (zumindest wissen Miranda und Amanda von nichts), irgendwann mal wieder zu treffen.
    Dass ich seit Monaten keine Motivation zum Schreiben habe, ist hierbei eigentlich auch eher sekundär. Bei Miranda bin ich momentan bei Kapitel 13 (seit Juli), ich habe also schon noch einige Kapitel, die ich veröffentlichen kann, bevor es eng wird. Allerdings ist die Lust, das auch zu posten, relativ gering geworden, weil ich eigentlich stets die ein oder zwei gleichen Leser damit bespaßt habe und andere Leute ablehnten, es zu lesen, weil es ihnen "zu lang sei".
    Letztendlich liegt die Randrolle, die die Pokémon einnehmen, in der Wesensart und Erziehung der beiden Schwestern begründet. Hier kann ich nur wieder auf die Fanfiction verweisen, die ich bald dann noch nebenbei veröffentlichen möchte (die auch etwas weiter ist als Miranda), in der die Pokémon noch etwas wichtiger werden. Das wird hier zwar später auch noch folgen, aber das dauert noch etwas. Geduld ist angesagt!


    Vielen, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich habe mich sehr gefreut und hoffe, dass du auch weiterhin gespannt dabei bleibst! :blush:


    Vier Jahre zuvor ...
    »Hast du schon gehört? In den großen Städten Einalls hat sich eine Bewegung namens “Team Plasma” einen Namen gemacht, weil sie für die Rechte der Pokémon kämpfen. Ihr Anführer soll der ehemalige Magnat von Harmonia Inc. sein, dessen Sohn vor zehn Jahren verschwunden sein soll. Es hieß erst, er würde sich wohl nie wieder davon erholen, sei verrückt geworden, oder so.
    Wie es scheint, ist er aber doch wieder da und hat sich nun scheinbar einem neuen Ziel verschworen. Ich hab ihn damals vor dem Vorfall mehrfach hier in Rayono gesehen, wenn er für die Produkte seiner Firma geworben hat. Da war er immer sehr höflich und hatte immer ein Lächeln im Gesicht«, sprach Louis, ein Freund von Felix, den er auf seiner Reise kennengelernt hatte.
    »Das habe ich auch schon gehört. Damals war er dafür bekannt, dass er der Rivale des Champs der Einall-Region war und erst in die Wirtschaft ging, als Lauro die Top Vier geschlagen hatte. Schon eigenartig, dass G-Cis Harmonia dann auftaucht, wenn der Champ die Auszeit nimmt«, merkte Felix an und schaute auf die Zeitung, die Louis in der Hand hielt, während beide auf die Magnetbahn warteten, um nach Septerna zu kommen.
    »Nimmt er sich? Ich hörte zwar, dass sein geliebtes Zapplarang vor ein paar Wochen verstarb, weil es eine schwere Krankheit erlitt, die durch einen geheimnisvollen Virus verursacht wurde, der bis jetzt nicht analysiert werden konnte, aber dass er sich eine Auszeit nimmt, hätte ich nicht erwartet«, gestand Louis, den die Aussage von Felix wirklich zu überraschen schien.
    »Es war wohl ein Entschluss, den er mit Lysander aus Twindrake City fällte, der den Champ-Posten aber ablehnte. Stattdessen soll die Top Vier jetzt erst einmal zusammen den Posten übernehmen. So ist zwar das System der Liga etwas aus der Bahn geworfen, aber bisher hat noch niemand die Top Vier besiegen können, seit Lauro Champ Einalls ist...«, fuhr Felix fort, wurde aber von Louis unterbrochen.
    »Ich hörte, dass da inzwischen vier berühmte Persönlichkeiten kämpfen sollen. Anissa, die Autorin des Bestsellers “Eifer - das Mosaik der Kämpfe”, Astor, der Cousin der Unlicht-Top-Vier aus Johto und ehemalige Schauspieler, Kattlea, die Erbin des “Silph Co.”-Konzerns, und Eugen, der ehemalige Starboxer. Ich wünschte, ich wäre so ein Supertalent wie einer von denen«, meinte Louis und schaute nach oben.
    »Konzernerbin zu sein ist nun kein Talent, aber ich weiß, was du meinst. Wenn du dich anstrengst, kannst du das bestimmt auch schaffen«, wandte Felix wiederum ein.
    »Vielleicht sollte ich einfach bei dieser Vereinigung mitmachen. Die arbeiten wenigstens für die Gerechtigkeit«, sprach der blonde junge Mann, der ein wenig älter als Felix war und an der “Septerna Universität für Wissenschaften” studierte. Sein Hauptfach war die Pokémon-Entwicklungs-Theorie und im Nebenfach hatte er genetische Informatik, die erst von Bedeutung war, seit vor einigen Jahren das künstliche Pokémon Porygon und seine Evolutionsformen kreiert worden waren. Sein Hauptinteresse galt aber der Stärke der Pokémon. Bald schon würde er sich einen Namen machen, doch davon wusste noch niemand etwas.
    »Die Magnetbahn ist da, danke, dass du mit mir gewartet hast, Felix!«, meinte er und verabschiedete sich.


    Ein Jahr später ...
    Felix, in eng anliegender Uniform gekleidet, lief die lange Business Street in Stratos City entlang und bog in eine kleine Seitenstraße ein und fand eine grüne, alte Tür vor sich, deren Farbe bereits abblätterte. Er hielt seine Hand gegen diese und nach einem leisen Piepen öffnete er diese. Die meisten Bewohner der Stadt kannten diese Seitenstraßen nur als zwielichtige Ecken, die von Ganoven nur so überbevölkert worden.
    Doch was sich hinter der Tür befand, würde wohl niemand von außen erwarten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite war in großen, weißen Buchstaben “Pokémon G-Men” angebracht, was eine Abteilung der IGP war und sich meist um kleinere Fälle von dennoch großer Wichtigkeit kümmerte. Darunter befand sich ein Empfangsschalter an der eine junge Frau mit rostbraunen Haaren saß. Was kaum jemand wusste, war, dass sie eine der Joy-Schwestern war. Im Gegensatz zu den anderen jedoch, die auch in den Pokémon Centern arbeiteten und die nicht alle wirklich miteinander verwandt waren, sondern einfach Arbeitsregeln folgten, um sich möglichst ähnlich zu sehen, trug diese Joy, deren Vorname Rebecca lautete, eine Uniform ähnlich wie Felix. Diese war schwarz und enganliegend, wobei der Brust- und Bauchmuskel-Bereich in einem angenehmen Grün gehalten war. Jede Regions-Abteilung besaß eine eigene Farb-Kombination.
    Felix besaß keine solche Uniform, denn er arbeitete nicht für die G-Men, sondern als Arenaleiter einer kleinen Insel-Archipels im Südosten der Einall-Region.
    »Ich wurde hergerufen?«, erkundigte er sich bei Rebecca Joy, die antwortete: »Die Hauptabteilung der IGP hat strikt nach ihnen verlangt.«
    »Die IGP? Was möchte die Internationale Geheimpolizei von mir?«, fragte er und erhielt sofort eine Antwort. Aber nicht aus der Richtung, die er erwartete.
    »Das werden sie jetzt erfahren.«, sprach eine Stimme, deren Position Felix schnell ausmachte. Sie kam von unten.
    Ein Lautsprecher war es nicht gewesen, dafür hatte die Stimme zu wenig Hall. Aber wie konnte sie sonst von unten kommen?
    Plötzlich rüttelte einer der Steine, die den Boden verzierten und drei weitere folgten. Sie stoben auseinander und eine Treppe, die nach unten führte, kam zum Vorschein. Und mit dieser auch das Gesicht eines Mannes mit dunkelbraunen Haaren und einem leicht gealterten Gesicht. Ein hellelfenbeinfarbener Mantel war über eine dunkelbraune Anzugsweste und einer dazu passenden Hose gezogen und die Krawatte war ebenfalls in einem dunklen Braun gehalten.
    »Mein Deck… ähm… ich meine, mein Name lautet LeBelle und ich bin der kommissarische Leiter der IGP in Einall. Mehr darf ich hier noch nicht sagen, aber kommen sie einfach mit«, sprach der Mann und deutete Felix an, ihm zu folgen, was jener sogleich auch tat.
    Nach zwei Minuten des stillen Treppenabsteigens kamen sie vor einem Raum mit geschlossener Tür an, die LeBelle sogleich öffnete.
    Felix trat nach dem Regions-Leiter der IGP ein und sah vor sich einen mittelgroßen Konferenzraum, der von einem Kronleuchter erhellt wurde. Schwarze, lederne Stühle, vierundzwanzig an der Zahl, waren an einem edlen Tisch aus lackiertem Ebenholz gerückt und es befanden sich auch andere Leute in diesem Raum. Felix konnte seinen Augen nicht trauen, denn darunter waren bekannte Persönlichkeiten.
    »Bevor sie den Mund öffnen und nicht mehr schließen können, setzen sie sich bitte. Sie werden gleich hören, warum sie bei diesen Persönlichkeiten befinden«, sprach LeBelle, der gesehen zu haben schien, dass Felix genau diese Reaktion wohl üblicherweise gehabt hätte.
    Er setzte sich auf den Stuhl, der ihm angedeutet wurde und auch die anderen Personen setzten sich. Es waren viele Personen da, die er kannte. Astor, Kattlea, Anissa und Kattlea von den Top Vier, Lysander, Sandro, Géraldine, Turner und Kamilla von den Arenaleitern, Hin von den Metromeistern, der Bürgermeister von Stratos City, die Präsidentin der Einall-Region, die beiden Professoren Esche und acht Personen, die er nicht kannte.
    »Lauro wird nicht mehr auftauchen, oder?«, sprach LeBelle, dessen Stimme davon zeugte, dass er sowieso nichts anderes hatte erwarten können.
    Die Mitglieder der Top Vier schüttelten gleichzeitig den Kopf und der Hauptkommissar seufzte.
    »Erst einmal begrüße ich alle. Eigentlich sollten sich alle kennen, aber für den Fall werde ich noch mal alle kurz vorstellen«, fuhr er fort und deutete als erstes auf einen kräftigen Mann mit großer, spitzer Nase, grünen Augen, grauen Haaren und einem schwarzen, sehr edel wirkenden Anzug. »Das ist Theodor Devon, der Bürgermeister dieser Stadt.«
    Dann blickte er zu der dünnen, nicht ganz so alte Frau neben ihm. Sie war in ein schwarzes Kleid gekleidet, ihre hellbraunen Haare waren aufwändig toupiert und sie trug teuren Schmuck. Wenn man sie so anschaute, schien es nicht, als hätte sie diesen Termin erwartet. »Das ist Maryse Silph, die Präsidentin der Einall-Region, Frau von Ventice Silph und ehemaliges Top-Vier-Mitglied der Einall-Region.«
    Neben ihr saß Kattlea, ihre Tochter, das wusste Felix. »Das ist Kattlea Silph, eines der aktuellen Top-Vier-Mitglieder.«
    Daneben befanden die anderen Top-Vier-Mitglieder, Astor ganz rechts davon. Dann fanden sich Lysander und die sieben anderen Arenaleiter, die sich vor kurzer Zeit einen Namen gemacht hatten, weil sie allesamt zu den stärksten Trainern der Region gehörten und in den größeren Metropolen ihre Arenen leiteten. Rechts neben ihnen waren die Professoren Eibe und dann der Metromeister Hin. Oder war es Her? Felix hatte keine Ahnung.
    Dann ging es jedoch zu den acht Personen, die er nicht kannte.
    Der erste Mann war etwas älter, hatte weiße Haare und trug eine blaue Weste. »Das ist Professor Eibe, ehemaliger Champ der Sinnoh-Liga, ein Mitglied des Vorstands der IGP und Pokémon-Professor.«
    Neben ihm saß eine junge Frau, deren Haare mit schwarzen Schleifen geordnet waren. Insgesamt stand ihr dunkler Stil im krassen Gegensatz zu ihren blonden Haaren. »Das ist Cynthia, Expertin auf dem Gebiet der Historik der legendären Pokémon, sowie Leiterin der IGP in Sinnoh und Almia. Des Weiteren hat sie bereits einmal eine Organisation gestürzt, damals mit dem Trainer zu ihrer Linken.«
    Bereits einmal eine Organisation gestürzt? Wollten sie etwa über die Organisation sprechen, die er bereits seit Monaten im Blick hatte?
    Der genannte Trainer war kaum älter als Felix, hatte dunkelblaue Haare und trug eine rote Mütze. Von ihm hatte Felix schon mal gehört. Er hieß Lucas und war der Sohn einer ehemaligen Top-Koordinatorin namens Johanna und der Champ in Sinnoh. Soweit Felix wusste, hatte Lucas seinerzeit Cynthia besiegt, die wiederum Professor Eibe besiegt hatte. Irgendwie fand er das lustig.
    Felix überhörte die Vorstellung der drei Leute danach, sodass noch drei weitere fehlten. Zwei von ihnen waren Mitglieder der IGP, Lukas und Zoé, die aus der Kalos-Region angereist waren und als Experten im Ausschalten von Organisationen galten, da sie unglaubliche Kenntnisse in Undercover-Missionen besaßen und ein unschlagbares Team bildeten. Scheinbar war auch LeBelle sichtlich von ihnen beeindruckt, das war seiner Stimme zu entnehmen.
    Der letzte am Tisch war Mitglied bei Team Plasma gewesen. Sein Name war Viridus und arbeitete inzwischen als Mitglied der G-Men in Einall, um Team Plasma auf Dauer zu stürzen.
    »Und dies hier ist Felix Byron. Er ist Mitglied des ALV, des Arenaleiter-Verbands und hat sich bereits in den letzten Monaten intensiv mit Team Plasma beschäftigt. Außerdem ist er Arenaleiter der Syne-Inseln und gilt bereits jetzt als wirklich ernstzunehmender Arenaleiter-Nachwuchs.
    Doch der Hauptgrund dafür, dass er hier ist, ist ein anderer. Ob Zufall oder nicht sei egal, aber es kommt zu dem Fall, dass er zwei Vorstände der Organisation seit seiner frühesten Kindheit kennt, wie es scheint.
    Wir brauchen dringend Informationen von diesen beiden«, sprach LeBelle und Felix erinnerte sich an Miranda und Amanda, die G-Cis, der größenwahnsinnige Anführer von Team Plasma, adoptiert hatte.
    Und er erzählte ihnen, was er wusste.


    Zwei Jahre später ... (ein Jahr vor Mirandas Entführung)
    »Team Plasma zerschlagen« lautete der Aufmacher der “Stratos heute”. Felix befand sich seit zwei Tagen in der Stadt, weil er bei der Untersuchung des Plasma-Schlosses mitgearbeitet hatte und nun nach den beiden Musen der Vereinigung, Miranda und Amanda, suchte. Dies waren die Namen der beiden Waisenhausfreundinnen, die er einst so gut kannte, jetzt aber ganz anders genannt wurden: Die Muse des Friedens und die Muse der Liebe.


    Einhundertunddrei Tage vor Mirandas Entführung ...
    »Aber Team Plasma wurde zerschlagen!«, knallte Felix die Worte in das Gesicht LeBelles, der ihn danach mit überraschter Miene anschaute.
    »Doch die Weisen mussten wieder freigelassen werden, nachdem man ihnen keine aktive Mittäterschaft nachweisen konnte. Außerdem ist G-Cis wieder aufgetaucht«, antwortete er Felix.
    »Ich frage mich wirklich, wo er sich befand, als wir ihn gesucht haben«, fragte sich der mittelalte Mann noch nachdenklich und kratzte sich dabei das Kinn.
    »Man wird ihn in eine andere Region gebracht haben. Team Plasma hat einige Verbindungen zu anderen Organisationen im Ausland. Wir haben Dokumente gefunden, die beweisen, dass G-Cis und sein Forscherteam Kontakt zu dem Labor auf der verwüsteten Insel und Team Rocket hatten. Auch andere Teams in Hoenn, Sinnoh und Fiore sollen mit Team Plasma im Kontakt gestanden haben«, sprach Rebecca Joy, die inzwischen Leiterin der G-Men-Einall war und damit die rechte Hand LeBelles bildete.
    »Und jetzt bildet sich Team Plasma neu unter derselben alten Leitung. Wenigstens sind einige der ehemaligen Mitglieder nicht mehr darunter. Vier Vorstandsmitglieder sollen die Organisation verlassen haben, nachdem bekannt wurde, was die wahren Hintergründe des Leiters waren. Doch jetzt brauchen wir jemanden Neues in den Reihen, denn Viridus ist einer der Vorstandsmitglieder, die die Organisation verließen.
    Und dabei dachten wir an dich, Felix«, sprach LeBelle und schaute ihn an.
    »Aber mich kennt man doch als Arenaleiter«, wandte Felix ein.
    Rebecca antwortete: »Man kennt dich aber nicht, weil du in einem Teil von Einall als Arenaleiter gearbeitet hast, den Team Plasma nie erreicht hat. Zwar wird es vereinzelt Leute geben können, die dich kennen, weil du inzwischen von einigen Experten auf eine Stufe mit Lysander und Lilia gesetzt wirst, aber du bist in dem Fall niemand, der eine besondere visuelle Eigenschaft besitzt, die dich extrem auffällig macht. Du bist zwar besser in Form als der Durchschnitts-Einaller, aber das sind einige Mitglieder von Team Plasma. Das wird also ebenfalls keine extremen Probleme machen. Außerdem bildet sich das Team gerade erst wieder. Du kannst dich jetzt besser einschleichen als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt.«
    Sie fügte noch hinzu: »Deine Aufgabe wird es nicht sein, die Organisation von innen heraus zu zerstören, denn dafür müssten wir die Vorstände mit einem Mal schnappen und ihnen ihre Schuld nachweisen können. Wir brauchen also Informationen über die Organisation, wie sie jetzt besteht, was die neuen Pläne sind, wie sie all das realisieren wollen, damit wir genau das tun können und die Sicherheit jedes einzelnen Menschen und Pokémon dieser Region schützen können.
    Wenn es aber zu einem Fall kommt, der erfordert, dass deine Tarnung fällt, dann musst du das entscheiden, denn wir gehen davon aus, dass G-Cis und seine Handlanger auf der Suche nach den restlichen Weisen und den Musen sind. Genauer gesagt, haben wir Informationen erhalten, dass Team Plasma die ehemaligen Vorstände fangen und ein Exempel statuieren will. Und wenn das passiert, musst du natürlich eingreifen. Damit das aber vorerst nicht passiert, werden dir die beiden Experten der IGP, Zoé und Lukas, die bereits Jahre lange Undercover-Erfahrung besitzen, helfen, damit du dich bestmöglich in deine Rolle einfinden kannst.«
    »Verstanden«, meinte Felix und nickte.
    Von nun an begannen seine hundert Tage bei Team Plasma, in denen er Zoé und Lukas kennenlernen sollte, die eine wahrhaft besondere Geschichte besaßen. Doch dies ist eine andere Geschichte.


    »Das war alles, was ich euch erzählen kann«, sprach Felix und schaute beide an.
    Miranda hätte wohl nicht geglaubt, dass Felix sich so gemacht hatte, wenn sie es nicht gehört hätte, aber das war nur umso mehr etwas, was sie an Felix in ihrer Kindheit geschätzt hatte. Er war immer für eine Überraschung gut.


    Und es wird weitergehen ...

  • Hallo Dusk,


    was die Tiefe in den Kapiteln angeht, ist es so, dass man den Verlauf von Geschichten normalerweise anders gewöhnt ist. Nicht so springend zwischen Rückblenden und genauen Aufenthalten, sondern meistens kurz von der entsprechenden Person erzählt, wie es dazu kam. Dadurch, dass die Sprünge aber so gut ineinander greifen, fragt man sich natürlich, was außerhalb geschehen ist - sprich, es kommt ein Effekt zustande, bei dem man sich fragt, ob dazwischen nicht noch etwas fehlt. Das ist ungewohnt, aber du setzt es wundervoll um und bis die Vergangenheit auch wirklich ganz erzählt ist, wird man wohl bis zum Ende der Geschichte warten müssen - mit den vielen Spin-Offs vermutlich noch länger.


    Aber darum soll es weniger gehen. Felix' Vergangenheit ist ja wirklich sehr turbulent und man erfährt schon recht früh von Team Plasma, die ihre Versprechen an die Leute bringen. Hier schien er noch gar nicht mit seiner späteren Berufung in Verbindung zu stehen, sondern als einfacher junger Mann durchs Leben zu gehen und mit seinem Freund Louis über diverse Dinge zu diskutieren. Man darf annehmen, dass er noch einmal auftauchen wird, falls es um seine Studienrichtung gehen sollte.
    Schließlich wird doch bekannt, dass Felix eigentlich Leiter einer Arena ist, während er von der IGB gerufen wurde. Das kam recht unerwartet, da eine Region von den Spielen aus gesehen nicht mehr als acht Arenen aufweist, aber das kann man im Normalfall auch dynamisch erweitern, sofern es die Ideen zulassen. Auf jeden Fall gelang es dir hier, durch die vielen prominenten Personen und deren gemeinsames Ziel Spannung aufzubauen. Nicht alle sind bekannt, ebenso kannte man nicht alle Hintergründe, aber die hast du gut erzählt umgesetzt und es sollte schließlich auch gesellschaftlich einiges erklärt werden. Schließlich verhalf Felix' Besuch bei dieser Versammlung im Laufe der Zeit aber zu dem, was er in der Gegenwart auch machte: Als Spion bei Team Plasma zu fungieren und Informationen zu sammeln. Wobei mich auch nicht gewundert hätte, wenn er bei dieser Mission etwas riskanter vorgegangen wäre, aber das war wohl angesichts der Situation ohnehin keine Option.


    Danke für die gute Unterhaltung und ich denke, man liest sich sicher wieder, wenn es weitergeht.


    ~Rusalka



  • Einige Zeit seit dem Gespräch mit Felix war vergangen und die drei jungen Menschen waren auf den Rücken ihrer Pokémon jeweils still in Richtung des Ausgangs des Quartiers geritten bzw. geflogen. Sie wussten nicht genau, wo der Weg in die Freiheit genau lag, aber sie taten ihr Bestes, sich zu erinnern und durch die bessere Kenntnis von Felix, der hier seit einiger Zeit gearbeitet hatte, kamen sie relativ schnell weiter. Aber in solchen Situationen konnte es für alle Beteiligten gar nicht schnell genug gehen, da sie in der Angst leben mussten, von einem Mitglied des Vorstands Team Plasmas angegriffen zu werden oder noch schlimmer von einem Mitglied des berüchtigten Finstrios, das selbst den Arenaleitern einen gewissen Respekt einflößen konnte.
    Miranda, die noch immer von dem Kampf mit Aquilus geschwächt war, brach in diesem Moment die Stille: »Amanda? Was ist eigentlich mit...Tiny? Hast du ihn gesehen?«
    Die Blonde war bei dem Gedanken, dass es ihrem Blitza nicht gut ging, dass es vielleicht gar nicht mehr unter den Lebenden weilte, wieder in den Moment versetzt, in dem das gewaltige Rihornior auf das bereits am Boden liegende Blitza noch einmal einschlug, dieses aufschrie und dann schwieg. Sie könnte sich unter keinen Umständen verzeihen, wenn es ihretwegen gestorben war. Was sie in diesem Moment aber umso stärker schmerzte, war das Wissen, dass sie erst jetzt an ihr armes Pokémon dachte, obwohl es sie in so vielen Situationen geschützt hatte. Es war ihr immer ein Freund gewesen und sie hatte die ganze Zeit andere Dinge im Kopf gehabt.
    Mit leichter Besorgnis in der Stimme antwortete ihre Schwester: »Tiny war sehr schwach, als ich es gefunden habe. Aber ich habe Dandya sofort alles Weitere erledigen lassen, ich denke, sie sind gut im Haus in Marea City angekommen. Da Rubius, wie ich später in der Nähe des Hauptquartiers herausgefunden habe, bei irgendeinem Meeting war, wird sich wohl Viridus um Tiny kümmern. Und du weißt, dass er ähnlich gut wie Rubius ist. Außerdem haben sie Dandya bei sich. Da kann also gar nichts schief gegangen sein!«
    Miranda hoffte es. Auch wenn sie wusste, dass Dandya eines der wohl stärksten Heiteira war, die von Trainern und Pokémon-Schwestern in Einall genutzt wurden, war Tiny immer ihr kleiner Wegbegleiter gewesen und da war es natürlich, sich Sorgen zu machen.


    Elf Jahre zuvor…
    Inzwischen lebten Miranda und Amanda seit drei Jahren in der Obhut des zielstrebigen jungen Mannes, der G-Cis Harmonia war. Vor wenigen Wochen hatten sie ihr elftes Lebensjahr erreicht und hatten zur Feier des Tages eine Geburtstagsparty im großen Anwesen des ehemaligen Konzernmagnats in der Umgebung Twindrake Citys abhalten dürfen, die es in sich hatte - zumindest für ihre Maßstäbe. Sie hatten zusammen vierzehn Mädchen und zwei Jungen eingeladen, die zusammen mit ihnen die Privatschule besuchten, auf die die Schwestern inzwischen seit ihrem zehnten Lebensjahr gingen. All ihre Freunde waren zwei oder drei Jahre älter als sie, da diese Schule eigentlich erst Kinder mit dem zwölften Lebensjahr aufnahmen, doch bei den Adoptivkindern des einallweit bekannten Mannes hatte man mit größter Freude eine Ausnahme gemacht, denn Kinder eines Mannes wie G-Cis mit normalen, wenn auch ähnlich reichen Kindern zu vergleichen, glich beinahe schon einer Beleidigung.
    Doch das interessierte die Freunde der Zwillingsschwestern wenig, nach anfänglichen Schwierigkeiten hatten sie sich schnell mit den Schwestern angefreundet und sie in ihren Reihen aufgenommen, besonders weil sowohl Miranda als auch Amanda (diese etwas mehr als ihre Schwester) so gut in Mathematik waren, dass sie den anderen jederzeit helfen konnten, was diese dankbar annahmen. Sie hatten von ihrem Vater, den sie eigentlich nur G-Cis nennen sollten, eine Menge gelernt, er hatte ihnen sowohl exponentielle Funktionen ans Herz gelegt, aber auch Mathematik anderer Art, mathematische und logische Rätsel, mathematische Analogien, Axiome der antiken Mathematik, die noch immer Bestand in der heutigen Welt hatten und so weiter. Und auch wenn andere Kinder sicherlich schon lange eingeknickt wären, waren die Beiden noch immer so enthusiastisch am lernen, wie es sich ein Mann wie G-Cis nur wünschen konnte.
    Nun jedenfalls waren Wochen seit der Party vergangen und die beiden Schwestern wurden wieder vom bitteren Geschmack der Realität eingeholt. G-Cis hatte eine neue Aufgabe für sie, eine Aufgabe, wie er sie ihnen noch nie eine gestellt hatte. Es war keine Mathematik, keine Sprache, nicht einmal direkt Logik. Was er von ihnen erwartete, ging über die schulische Leistung hinaus und erforderte einen Bereich, der laut ihm schon lange ein Teil der Schwestern war, der Grund, warum sie auserwählt waren, bei ihm zu leben.
    Zusammen mit den beiden Schwestern fuhr er in den Wald, in dem sie in ihren früheren Tagen viele Male unterwegs gewesen waren, in dem beide Schwestern ihr Pokémon gefangen hatten. Der Wald war etwas, was sie gut kannten, wo sie wussten, bis wohin sie durften und welche Stellen sie unbedingt meiden sollten. Zuerst verstanden sie nicht, denn der Ausdruck in den Augen des Mannes, der ihr Vormund geworden war, kannten sie nicht. Es war ein völlig neuer, nie dagewesener, der ihnen, besonders Amanda, eine unglaubliche Angst einjagte. Was war sein Plan?
    Sie fuhren tiefer in den Wald, der inzwischen vom Leben gezeichnete, gealterte Mann schien noch lange nicht vor zu haben, mit dem Auto zu stoppen. Schnell überquerten sie die unsichtbare Grenze, die Miranda und Amanda immer gemieden hatten. Der Wald schien dunkler zu werden, es konnte auch die Ankündigung des Himmels sein, dass es nun Abend wurde, denn das Zeitgefühl hatten beide ohnehin schon lange verloren und in diesem Auto befand sich trotz seines modernen Aussehens keine Uhr, kein Display, nichts was Auskunft über die Zeit geben konnte.
    Leise flüsterte Amanda zum Mann: »Wo fahren wir hin, Papa?«
    Keine Antwort.
    Miranda fragte etwas lauter und mit selbstsicherer Stimme: »Wo geht es denn hin?«
    Noch immer nichts. Sie wussten, dass er sie schon beim ersten Mal gehört hatte, aber nun wussten sie auch, dass er gar nicht erst vorhatte, ihnen zu antworten. Was auch immer er vorhatte, es gefiel Miranda nicht. Und dabei war sie immer der Meinung gewesen, dass ihr Adoptivvater nur gute Ideen hatte, die immer eine Menge Glück bedeuteten. Oder zumindest Chancen für die Zukunft, wenn sie mal die Mathe-Aufgaben miteinbezog.
    Dann hielten sie. Es kam völlig plötzlich und unangekündigt, doch G-Cis hatte gebremst und das Auto war quietschend zum Stillstand gekommen. Inzwischen hatte der Mond die Sonne abgelöst und Miranda konnte zwischen den eng aneinanderstehenden Bäumen einige Sterne erkennen. Doch unten, wo sie sich befanden, war es dunkel.
    »Steigt aus«, befahl der Mann mit den blassen grünlichen Haaren und hielt die Tür auf Amandas Seite auf, Miranda war schon ausgestiegen.
    Diese war viel zu verschreckt, um zu rebellieren und tat, wie der Mann, den sie als Vater ansah, es wollte. Etwas anderes konnte sie sowieso nicht tun und würde womöglich nur darin enden, dass er sie Beide hier im Wald zurücklassen würde und nie wieder zurückkäme. Und wenn Amanda Angst vor etwas hatte, dann ohne ihre Schwester alleine irgendwo auf der Welt zu sein.
    Schnell lief Miranda zu ihrer Schwester und hielt sie an der Hand, spendete ihr Kraft, die sie auch dringend benötigte. G-Cis beachtete sie gar nicht, er schritt einfach vorraus, viel zu schnell, als dass Kinder ihn hätten folgen können, aber er schien von ihnen zu erwarten, dass sie es dennoch schafften. Und irgendwie schafften sie es, wenn sie auch schon nach wenigen Minuten schwer atmeten und flehten, doch bitte eine Pause zu machen. Er ging nie darauf ein.
    Nach einer weiteren Stunde kamen sie an. Sie befanden sich an einer Höhle, die kalt und nass war. Das erste Mal seit der Aufforderung zum Aussteigen sprach G-Cis wieder und zwar: »Hier werdet ihr die nächste Woche untergebracht werden. In euch ruht eine Kraft, die gestärkt werden muss, um mir und den Zielen unserer Familie Nutzen zu bringen. Ihr Beide schuldet es mir, verstanden? Also werdet ihr es hinnehmen. Wenn ihr es geschafft habt, werde ich euch abholen.«
    Damit verabschiedete er sich und ließ die beiden Mädchen allein. Vollkommen alleine in der Kälte der Nacht, in der Finsternis, in einem Teil des Waldes, der von keinem Menschen betreten werden sollte. Das einzige, was Amanda und Miranda bei sich trugen, waren sechs Pokébälle, zwei davon die mit ihren Pokémon, sonst hatten sie nichts. Keine Nahrung, keine Kleidung, nichts. Wie sollten sie diese Tage überstehen?
    Amanda begann zu weinen und hörte nicht auf, bis die ersten Strahlen der warmen Spätsommersonne die Gesichter der Mädchen wärmten und ihnen etwas Kraft spendeten. Miranda sah die ganze Situation etwas gelassener als ihre Schwester, kein Horror, den sie niemals überleben konnten, vielmehr ein fröhliches und großartiges Abenteuer, von dem sie ihren Freunden erzählen konnten. Sofort nahm sie den gelben Ball aus der Tasche, in dem Lilium sicherlich noch schlief, warf ihn in die Luft und streichelte ihr Pokémon zur Begrüßung, das wiederum freudig schnaubte. Amanda tat es ihrer Schwester gleich und rief das kleine Vulpix aus seinem Ball, das sich an ihre Beine schmuste. Ein Lächeln brach durch die gerade noch so traurige Miene des Mädchens und sie kraulte ihrem Pokémon den Hals.
    Zusammen gingen die vier Weggefährten durch den Wald und suchten nach Morb-, Saim- oder noch eher Kerzalbeeren, weil diese zu den wenigen Beeren gehörten, die wirklich gut schmeckten, wenn man sie roh aß. Andere waren ihnen zu sauer oder zu scharf, Süße jedoch war immer gut, fanden sie einstimmig.
    So gingen sie durch den Wald, der ihnen gar nicht so angsteinflößend erschien, wie sie es befürchtet hatten, er war nur hier und da etwas dunkler. Doch da es nun schon ein hell leuchtender Sommertag war, machten ihnen diese kurzen Strecken auch nichts. Zwar wollten sie nicht mehr über G-Cis reden, weil er doof war, aber das würde sich auch noch legen.
    Es dauerte nicht allzu lange, bis sie genügend Morbbeeren gefunden hatten, um nun genug zu essen zu haben, doch damit sie auch noch für die nächsten Tage etwas hatten, suchten sie nach einem weiteren Baum, am liebsten war ihnen ein Kerzalbeerenbaum, was sich jedoch als schwerer herausstellte. Waren in der Umgebung noch so viele Morb- und Saimbeerbäume, so gab es hier keinen einzigen Baum mit Kerzalbeeren, während es in der Hälfte des Waldes, den sie so gut kannten, unzählbar viele gab. Also suchten sie weiter und tatsächlich fanden sie einen. In dem Moment als das Strawickl mithilfe seines Fadenschusses ein paar Beeren zu Boden fallen lassen wollte, wurde die Gruppe von zwei Seiten mit Sand angegriffen. Instinktiv hielten sich die Mädchen die Augen vor die Hände und versuchten durch winzige Schlitze zwischen den Fingern zu erkennen, doch der Sand war zu stark, sie konnten nichts sehen.
    Geistesgegenwärtig rief Miranda zu Lilium: »Lilium, setz deinen Schutzschild ein!«
    Amanda, die sofort verstand, rief zu Ada: »Ada, du auch!«
    Als beide Schilde aufgebaut waren, nahm sie die Hände vor den Augen weg und schaute durch den Schutzschild, der den ganzen Sand abhielt. Was zuvor noch hinter dem Sand verschwunden war, war nun etwas besser zu sehen. Es waren zwei Evoli, die sie angriffen.
    So schnell wie die Schilde aufgebaut worden waren, so schnell waren sie auch wieder verschwunden. Doch nun wussten die Schwestern, was sie brauchten. Miranda befahl ihrem Pokémon: »Rasierblatt! Jetzt!«
    Amanda tat es ihr gleich und schrie: »Glut auf das andere!«
    Die Evoli, die anscheinend keine Paroli erwartet hatten, wurden frontal getroffen und stoppten mit ihrem Sandwirbel. Wütend sprangen sie auf und rannten auf die Mädchen zu, so schnell, dass Ada und Lilium diese nicht aufhalten konnten. Beide Normal-Pokémon kamen immer näher, sahen die beiden Mädchen mit (für Evoli) finsteren Augen an und wollten sie gerade rammen…
    da hielten sie in ihrer Bewegung inne. Miranda verstand nicht und sah ihre Schwester an. Diese stand nicht mehr wie kurz zuvor, sondern saß, lächelte das Evoli an, das sich ganz zahm verhielt, sogar streicheln ließ. Was war passiert? Doch bevor sie sich wirklich Gedanken darüber machen konnte, drückte sich das Evoli an die Beine des blonden Mädchens und sie begann es zu streicheln. Leise fragte Miranda das Evoli: »Willst du nicht mit mir kommen? Du bist ein so süßes Evoli.«
    Und so auch Amanda. Die Schwestern fingen sich die beiden Evoli, die ebenso wie sie Geschwister sein mussten und ergänzten somit das Team um zwei weitere. Tiny und Amaryllis waren nun ein Teil der Gruppe.


    Noch immer eilte das Trio durch die menschenleeren Gänge, doch inzwischen kannten sie ihr Ziel, denn in etwa zehn Metern Entfernung befand sich ein breites Tor, das sich nur durch eine Karte öffnen ließ - oder durch das Hindurchrennen eines starken Drachen-Pokémon wie Felix’ Terra eines war. Man hörte nur ein lautes Krachen und sie waren durch: direkt in der Eingangshalle des Hauptquartiers Team Plasmas.
    Man erwartete sie bereits. Hundert, vielleicht zweihundert Rüpel befanden sich in dieser riesigen Halle, die Felix immer wieder an die Eingangshalle der IGP-Zentrale in Stratos City erinnerte. Es gab zu dieser nur einen Unterschied: die Plasma-Halle war grau und es befand sich ein leerer Informationstresen auf der Seite, auf der sie durch das Tor gebrochen waren. Die Lichter, die sich in etwa drei Metern Höhe befanden, waren allesamt abgestellt, denn draußen war es inzwischen wohl wieder hell. Graue Sitzbänke waren hier und da in einer merkwürdigen Symmetrie angerichtet und man sah an manchen Stellen noch die Orte, an denen einst Tische mit Kaffee und Keksen für die Gäste aufgestellt waren, denn die Standbeine hatten sich auf dem Boden abgedrückt und dunkle Flecken auf dem hellgrauen Boden hinterlassen.
    Die Rüpel, denen diese Tatsache aber anscheinend völlig egal war, nahmen jeweils ein bis zwei Pokébälle und riefen Pokémon auf, meist in ihrer Basisstufe. Nagelotz, Kukmarda, Kleoparda, aber auch Pokémon wie Zubat, Fletiamo oder Fleknoil. Einige von ihnen, sie gehörten wahrscheinlich Flavus an, setzten ebenfalls auf Hunduster und Magby, Hundemon und Camerupt.
    »Na, das kann ein Spaß werden«, rief Felix, der das durchaus ernst meinte. Er hatte seit einigen Wochen darauf gewartet, dieser Organisation mal richtig ein zu heizen und wenn er nun die Gelegenheit hatte, dann nahm er diese freudig entgegen. Schnell bat er die beiden Musen, die er seit so vielen Jahren nicht mehr gesehen hatte: »Könntet ihr von Aero und Pyro absteigen, ich denke, wir können sie nun ganz gut gebrauchen.«
    Diese taten, worum er sie gebeten hatte, Miranda stieg vom Arkani und Amanda sprang aus zwei Metern vom Rücken des Togekiss. Zeitgleich zückte Felix drei weitere Pokébälle und rief: »Los, Aqua! Tenebra! Aura!«
    Aus drei normalen Pokébällen drang blaues Licht und zuerst war Felix’ Aura zu sehen. Dieses war ein froschartiges Pokémon, dessen Zunge sich um den Hals wie ein Schal legte. Seine Körperhaltung erinnerte stark an die der Ninja, die die Geschichte Kantos und Johtos prägten und von denen auch die Kinder in Einall Geschichten hörten. Danach erschien Tenebra, ein gespenstisches, violettes Pokémon mit roten Augen und Zacken auf dem Rücken. Und zuletzt noch Aura. Dieses war ein eher weibliches Pokémon, das in ein weißes Kleid gekleidet war, eine Art grünen Helm trug, der nach unten hin spitz auf beiden Seiten des Kopfes zulief und diesen umrahmte. Die Iris der Augen war rot und langgezogene Pupillen zierten das Gesicht.
    Die Pokémon von Felix waren den sechs Elementen nachempfunden, die man in vielen Legenden der alten Alchimie fand: Feuer & Wasser, Luft & Erde, Licht & Dunkelheit. Zwei der sechs waren sich jeweils ein Gegenteil und erzeugten somit ein Gleichgewicht im Team. Ein Grund, warum Felix als Lysander ebenbürtig betrachtet wurde.
    Doch der andere, viel wichtigere Grund lag darin, dass er einfach strategisch sehr gut agieren konnte. Sich seiner Sache bewusst rief er: »Terra, Drachenstoß! Aqua, Surfer auf die Feuer-Pokémon! Aero, Aero-Ass! Pyro, Flammenwurf! Aura, Mondgewalt! Tenebra, Spukball!«
    Es war ein großes Wirrwarr, doch Felix ging in solchen Situationen auf. Er kannte es nur zu gut, wusste, was er als Nächstes tun musste, damit seine scheinbar aussichtslose Lage eine Aussicht erlangte. Zweihundert gegen sechs war kein fairer Kampf, aber er wusste, dass er sich auf die beiden Musen verlassen konnte.
    Diese kamen mit kurzer Verspätung auch in den Kampf. Miranda nahm ihre Pokébälle und warf sie kommentarlos in die Luft. Lilium, Curry und Saffron kamen aus ihren Bällen und schnaubten freudig. Auch sie konnten es jetzt kaum erwarten zu kämpfen.


    Amanda, die nicht wusste, welches ihrer Pokémon nun wieder bereit zu kämpfen war, nahm die drei Pokémon, bei denen sie sich sicher war: »Ada, Amaryllis, Hebranthus!«
    Amanda entschied sich für Hebranthus, ihr sechstes Pokémon und, da Dandya nicht hier war, ihr fünftes kampffähiges Pokémon. Hebranthus war ein Banette, dessen Aussehen sich von dem eines normalen Banette wesentlich unterschied. Denn dieses trug einen der Mega-Steine aus Kalos, einen der wenigen, die Amanda und Miranda aus dem Besitz von G-Cis stehlen konnten. Normalerweise konnten Mega-Steine nur durch die Fähigkeit der Kristalluhr in Fluxia City aktiviert werden, doch G-Cis hatte mit der Hilfe einiger Forscher einen Weg gefunden, die Energie der Kristall-Uhr im kleineren Maßstab zu bündeln, womit die Steine nicht nur funktionierten, sondern dauerhaft auf einem Energie-Pegel waren, sodass eine Mega-Entwicklung ein dauerhafter Zustand war.
    Sie hatte nicht oft mit ihrem Banette gekämpft. Sagen erzählten von der Grausamkeit dieser Pokémon und auch wenn Hebranthus wohl das liebste Banette war, das jemals auf der Welt wandelte, hatte Amanda eine gewisse Scheu vor dem Einsatz dieses Pokémon. Doch der Grund war ein anderer.


    Fünf Jahre zuvor…
    »Lasst es liegen! Es kommt ohnehin nicht mehr weit«, riefen die Bewohner Gavinas anderen hinterher, die auf ein kleines, graues Pokémon eintraten. Dieses kleine Pokémon war ein Shuppet, das eigentlich nicht in der Einall-Region heimisch war. Es war ein seltener Fund und wenn eines gesehen wurde, dann war es für die Leute in den Dörfern als Omen bekannt, ein Shuppet zu sehen, denn es sollte Gier und Neid symbolisieren und es automatisch in den Menschen der Umgebung heraufbeschwören, um sich daran zu laben und noch stärker zu werden. Dass die Bewohner Gavinas das nicht wollten, war offenkundig.
    Es war später Abend, die Sonne war schon vor zwei oder drei Stunden untergegangen, nur noch wenige waren unterwegs. Doch wie es das Schicksal wollte, waren noch drei Gäste der kleinen Stadt unterwegs, die mit ihrem Vater zusammen hergereist waren, da dieser Reden halten würde, um das Unglück der Pokémon zu vertreten.
    Natural Harmonia Gropius war sicherlich kein gewöhnlicher Mensch. Im Alter von zwölf Jahren war er in den Bergen im Norden Einalls unter einem Rudel von in einer Gemeinschaft lebenden Flampivian, Fleknoil und Klikk gefunden worden, kein menschliches Wort war ihm geläufig gewesen. Es dauerte ein weiteres Jahr, bis man ihn aus den Bergen mitnehmen konnte, denn immer, wenn die Menschen näher an den Jungen kamen, wurden die Pokémon aggressiv und griffen sie sofort an. Erst das Eingreifen Lauros konnte dafür sorgen, dass die Pokémon den Jungen hergaben.
    Doch keine Familie war bereit ihn aufzunehmen. Man wollte die Suche aufgeben, doch dann erschien G-Cis Harmonia, der den Jungen nur kurz anschaute, erwartungsvoll lachte und den Jungen umgehend adoptierte. Dieser Mann war bekannt für seine Tugendhaftigkeit und Geberlaune, denn er hatte bereits zwei Schwestern, inzwischen beide siebzehn Jahre alt, bei sich aufgenommen, als diese in der schwersten Zeit ihres Lebens waren.
    Was die Medien nicht wussten, waren die Misshandlungen, die die Mädchen schon durchgemacht hatten. Sie wussten es ja selber nicht mehr. Alle schrecklichen Erfahrungen hatten sie wie schlechte Träume verdrängt, denn es konnte gar nicht möglich sein, dass ihr Vater so unglaublich nett war und dann auf einmal nicht mehr. Das mussten sie alles geträumt haben. Man hörte schließlich häufig von der Verbindung von Zwillingen und von geteilten Träumen. Und ihre Evoli (inzwischen ein Blitza und ein Psiana) erklärten sie sich dadurch, dass sie sie geschenkt bekommen hatten, denn ihr Vater hatte die Evoli als Geschenke seiner Gunst bezeichnet.
    Diese drei Menschen, durch das Leben gezeichnet wie kaum andere, waren unterwegs und Amanda fand das kleine Shuppet, das verletzt und nahe der Ohnmacht auf dem Boden lag. N, wie Natural generell genannt wurde, wurde sauer, war den Tränen nahe. Wie konnten Menschen den Pokémon nur solche Grausamkeiten antun? Es war ihnen ein Rätsel.
    Amanda nahm das Shuppet an sich und pflegte es gesund. Viele Monate vergingen und sie trainierten zusammen, bis sie eines Tages beschlossen, ein Team zu bleiben, zusammen für ihre Ziele einzustehen, indem sie anders waren als die Ungeheuer, die dem kleinen Pokémon solche Schmerzen zugefügt hatten. Und in diesem Moment entwickelte sich das Shuppet zu Banette.


    Es sah gut aus. Die zwölf Pokémon auf der Seite Mirandas hatten einen klaren Vorteil: Sie waren bei Weitem stärker als alle Pokémon der anderen Seite. Doch was diese an Stärke nicht hatten, hatten sie hinsichtlich ihrer unglaublichen Anzahl. Waren zehn Gegner besiegt, kamen zwanzig neue. Die Frage war, wie lange ihre Gegner diese Mengen aufrecht erhalten konnten. Die andere, wie lange würden die drei Trainer durchhalten?
    Doch diese Frage sollte nicht lange für Miranda von Bedeutung sein. Waren zu Beginn noch Massen an Rüpeln hinterhergekommen, wurden es nun immer weniger. Dies sah sie als Grund der Freude und lächelte Amanda an. Sie jedoch war erstarrt vor Angst.
    Was hatte ihre Schwester nur? Eilig und überrascht schaute sie genau an die Stelle, zu der Amanda schaute, doch aus ihrem Winkel konnte sie nichts sehen. Als die Scharen an Rüpeln abnahmen, war aber ihr Schreck umso größer: dort stand G-Cis. Neben ihm das Finstrio und die drei Weisen, die bei ihm geblieben waren.


    Und es wird weitergehen ...

  • Hallo Dusk Lime de Pie (cooler Name btw ^^)


    Bin durch Rusalka auf deine FF gestoßen und da dachte ich mir, dass ich dir einen Kommi dalasse.
    Ich habe bisher jedes Kapitel gelesen (werde die Geschichte weiterverfolgen) und werde den Kommentar etwas allgemeiner halten, bei den nächsten Kapiteln gehe ich dann vllt etwas mehr ins Detail.


    [tabmenu]
    [tab=Startpost]
    Also den Startpost finde ich ein bissel dürftig.
    Ersteinmal wird das Banner nicht angezeigt, was wohl mit der Whitelist für externe Image-Hoster zusammenhängt. Lads doch einfach bei einem von den Hostern aus der Whitelist (Imgur ist toll) hoch und verlinks nochmal neu ^^
    Außerdem fehlt mir ein Tabmenü mit deinen Kapiteln, sodass man sie alle im Startpost lesen kann und sich nicht totscrollen muss. Alternativ kannst du auch die Links zu den Kapiteln in den Startpost einbinden, geht auch. Ich finde halt ein Tabmenü übersichtlicher. Btw das Inhaltsverzeichnis ist nicht ganz auf dem neuesten Stand, könntest du vllt auch aktualisieren.
    Das sind eigentlich Kleinigkeiten und lassen sich in 10 min. fixen, würden in meinen Augen aber einen großen Unterschied machen.
    Vom Inhalt her passt alles.
    [tab=Setting]
    Das Setting finde ich klasse. Im Gegensatz zu scheinbar vielen anderen Leuten fand ich die Story von Schwarz/Weiss und Schwarz 2/Weiss 2 (vor Allem N, G-Cis) ziemlich interessant. Dass du daran anknüpfst finde ich echt gut. Die Rolle der Zwillinge hat mich neugierig gemacht und ich fands schade, dass mir das Spiel nicht mehr über Sie verraten hat. Daher finde ich das Setting spannendt. Da man auch etwas über Team Plasma und Co. Bescheid weiß, kann man auch (wie du es gemacht hast) direkt in die Story gekickt werden.
    [tab=Story]
    Naja wirklich viel Story gabs trotz der vielen und langen Kapitel insgesamt bisher nicht und wirklich komplex ist sie auch nicht. Felix hat mir bisher aber echt gut gefallen und war ein "Twist", den ich fast nicht kommen sah (Flashback, siehe Schreibstil). Einige der Flashbacks hinterlassen aber einige offene Fragen (finde ich gut), z.Bsp.: Könnte der Junge, mit dem Felix in einem der Flashbacks geredet hat, Achromas sein? Wäre echt nice ^^
    [tab=Charaktere]
    Du hast eine sehr interessante Auswahl an Haupt- und Nebencharakteren, so mag ich das :D. Zum einen sind da die zwei Musen, die sich zwar ähnlich aber doch sehr verschieden sind. Die Weisen sind auch sehr interessant, wobei sie mir die bösen bisher nur wie ein Abklatsch von G-cisvorkamen, da geht aber bestimmt noch was.
    Felix hat bisher noch keinen eigenen Charakter, ausser dass er sympatisch und ein echter Babo ist ;) Ich mag ihn aber jetzt schon :D
    G-cis ist so, wie ich ihn mir vorstellen würde, passt sehr gut.
    Mich interessiert auch die Tante und wieso sie die Mädchen nicht aufgenommen hat.
    Dafür, dass die Story noch nicht besonders weit fortgeschritten ist, gefallen mir die Charaktere ziemlich gut. Jetzt musst du sie nurnoch eine coole Entwicklung durchlaufen lassen ;)
    [tab=Schreibstil]
    Ich finde die Geschichte lässt sich gut lesen, obwohl mir ab und zu Fehler auffallen (werde ich jetzt nicht extra suchen :/). Die Kampfszenen hast du aber echt spannend beschrieben, sie waren für mich bisher die mitreißendsten Stellen, Respekt. Viel mehr kann ich dir über deinen Schreibstil leider nicht sagen, sorry.


    Interessant finde ich auch, dass du oft Flashbacks einbringst, nur hat die Art, wie du sie in die Story einbaust Vor- und Nachteile.
    Einerseits bringen sie Abwechslung rein und Abwechslung ist immer gut. Andererseits ist mir aufgefallen, dass die Inhalte der Flashbacks relativ vorhersehbar sind.
    Man kommt zum Beispiel an eine unerklärte Stelle in der Story (z .Bsp. als Amanda nach dem Schloss in der Tür suchte) und dann kommt ein Flashback. Dann denke ich mir immer: ok, jetzt bekomme ich Infos über die Situation und die Story kann fortfahren. Das macht alles vorhersehbar und Vorhersehbarkeit hinterlässt sowas wie Enttäuschung / Langeweile.
    Daher fand ich bisher die Flashbacks am besten, die nicht nur bestimmte Umstände erklären, sondern auch neue Fragen aufwerfen, z.Bsp.: Wieso hat G-Cis die Mädchen im Wald ausgesetzt? Was wollte er testen? Wie schnell sie mit den Pokemon Freundschaft schließen konnten? Was ist mit G-Cis passiert, dass sich sein Charakter so geändert hat? Usw...
    [/tabmenu]


    Insgesamt gefällt mir deine Story echt gut, also weiter so :thumbup:
    Du musst imo nur versuchen, die Flashbackszenen etwas spannender zu gestalten, z.Bsp. indem du innerhalb der Flashbacks auch eine zusammenhängende Story erzählst. So ähnlich machst du das ja auch und insgesamt ergeben die Flashbacks ja auch eine Story (wie die Mädchen aufwuchsen halt), ich würde mich aber über eine gewisse Kontinuität und mehr "Cliffhanger" innerhalb der Flashbacks freuen. Vllt ist das aber zu viel verlangt und wirft deinen Plan durcheinander :/
    Ich hoffe, du kannst mit meinem doch recht zusammenhanglosen und schlecht geschriebenem Kommi etwas anfangen, ich freue mich jedenfalls aufs nächste Kapitel :)


    Lg,


    Jefi

  • Hallo Limettenkuchen,


    das neue Kapitel beschäftigt sich ja mit der interessanten Frage, woher Miranda und Amanda ihre Evolis haben. Dass sie dabei über wohl längere Zeit einfach in der Wildnis ausgesetzt wurden, war eine durchaus fragwürdige Aktion seitens G-Cis, aber wer soll seine Beweggründe auch verstehen können? Hier schien sich aber wohl die besondere Kraft, die beide inne hatten, zuerst zu zeigen. Die wilden Evolis wurden zahm und begleiteten sie fortan, wobei die plötzliche Ruhe doch etwas schnell abgehandelt wurde. Das Treffen sollte eben im Vordergrund stehen. Mir ist bei dieser Vergangenheit aufgefallen, dass du dich recht allgemein gehalten hast und die Reise durch den Wald eher oberflächlich beschrieben hast, was sie gesehen und entdeckt haben. Es fühlte sich merkwürdig distanziert an, obwohl zumindest Amanda nicht besonders erfreut darüber war und hier hätte sich eine Entwicklung in Form von kleinen Interaktionen angeboten. Kurze Gespräche können immer dafür sorgen, Gedanken zum Ausdruck zu bringen, aber das nur so nebenbei erwähnt.
    Die Menge an Plasma-Leuten war doch recht überraschend, aber angesichts der Infiltration nicht besonders überraschend, dass sie plötzlich so zahlreich auftraten. Hier erfährt man auch zum ersten Mal Felix' gesamtes Team und wie sie zusammenhängen. Finde ich sehr interessant gemacht, dass du dich dabei an das Wechselspiel der Elemente angelehnt hast. Auch Amandas Banette hat eine kleine Besonderheit, wobei die Erkärung mit den Mega-Steinen wohl nicht mehr recht aktuell zu sein scheint. Zumindest war die Kristalluhr selbst nie wirklich zum Aktivieren notwendig (außer zum Finden eben), es sei denn, du meinst damit, dass keine speziellen Einrichtungen wie der Schlüsselstein notwendig sind, sodass also immer eine Mega-Entwicklung möglich ist.


    Das Kapitel fand ich persönlich wieder sehr aufklärend und das Ende spannend umgesetzt. Man möchte direkt wissen, wie es weiter geht! Auch einige gefühlvolle Szenen dürfen dabei nicht fehlen und die Hintergründe der Pokémon sind immer eine tolle Sache zu erfahren, weil sie nicht selten an zweiter Position in einer Geschichte stehen. Umso schöner, dass du ihnen auch etwas Screentime gibst. Was mir allerdings aufgefallen ist: Manchmal weiß man womöglich den gegebenen Namen eines Pokémons nicht mehr. Hier würde sich anbieten, auch öfters die Art des Pokémons zu erwähnen, um das wieder in Erinnerung zu rufen. Ist nur ein kleines Detail, allerdings kann das durchaus beim Verständnis helfen.


    Ich hoffe, dass dir der Kommentar hilfreich war und ich denke, es wird bald weitergehen, hm?


    ~Rusalka

  • [tabmenu]
    [tab=Einleitung]Danke für die Kommentare. Nicht in allen Punkten, die angesprochen waren, kann ich so zustimmen, die große Mehrheit hat mir aber ein paar neue Gedanken beschert, die ich auf jeden Fall behalten werde, um sie in der Zukunft entsprechend zu nutzen. Näher gehe ich darauf in den Rekommentaren ein, aber das ist ja klar.
    [tab=Rekommentar Jefi]

    Gerade beim Startpost werden wir wohl niemals einer Meinung sein. Ich finde nämlich gerade, dass die meisten Informationen direkt aus der Geschichte und dann eben entsprechend sinnvoll untergebracht und (in Maßen) wiederholt auftauchen müssen. In einem Buch finden sich auch meist nur kurze Inhalte, die näher auf die Inhalte eingehen. Selten sind das ein paar Seiten, aber dabei fällt mir auch nur Eragon ein und das lag einfach daran, dass da eigene Sprachen eingebracht worden sind. Das habe ich ja nicht; eine Namensliste der Pokémon und besondere Eigenschaften dieser werden bald folgen sowie kurze Beschreibungen der Hauptfiguren nach Kapitel 8, aber ansonsten werde ich auch weiterhin bei Miranda minimalistisch vorgehen. Das ist mir persönlich einfach wichtig, weil es zu meinem eigenen Credo gehört.
    Das Setting mochte ich damals auch. Ich weiß gar nicht mehr, wodurch es genau kam, ich schrieb aber die ersten 1500 Wörter der Einleitung in der Schule und hatte direkt die Musen vor Augen, weil mir ihre Geschichte zu kurz kam. Da sie dann auch in den Fortsetzungen erwähnt hatten, dass G-Cis sie sogar noch vor N adoptierte, weil sie ähnliche Fähigkeiten besitzen, nur nicht so ausgeprägt, fand ich das besonders schade. Es musste also bei den Worten die Geschichte der Musen sein.
    Ob der junge Mann Achromas ist, werde ich an dieser Stelle noch nicht erwähnen, ich gebe aber bereits jetzt zur Kenntnis, dass er nicht besonders wichtig für die Geschichte beziehungsweise deren Verlauf ist.
    Die Weisen, die bei G-Cis geblieben haben, sind bewusst relativ ähnlich. So hat zwar jeder dieser Weisen noch einen eigenen Katalog an Eigenschaften, im Grunde basiert ihr größter Antrieb aber auf den gleichen Motiven, nämlich auf der Eroberung der Einall-Region und daraufhin der ganzen Welt. Da sie dabei aber mit G-Cis so stark sympathisieren und nur ein Teil dieses Plans sein wollen, muss jemand wie G-Cis eine Art Rollenvorbild darstellen und wird sie deswegen charakterlich selbst in ihrem hohen Alter noch stark beeinflussen.
    In den ersten Kapiteln gibt es noch besonders viele bekannte Charaktere aus den Spielen, mit Felix ist da aber erst ein erster Originalcharakter hinzugekommen. Bald kommen da auch weitere Originalcharaktere hinzu.
    Ich muss dir aber ganz vehement bei den Flashbacks widersprechen. Deren Sinn ist es in erster Linie, die Gegenwart zu beschreiben, Dinge verständlicher zu machen und mögliche Fragen schon zu beantworten. Zum Ende hin wird daraus der Teppich zu einem großen Gefüge und es wird eine zusammenhängende Geschichte erzählen, es soll aber eben nicht zwei Verläufe geben, die einfach weitergeführt werden. Es gibt einen Hauptstrang und eine Ansammlung von Geschichten der Vergangenheit, die sich um den Hauptstrang ziehen, aber das nicht als stringente Handlung, sondern als Punkte der Vergangenheit. Das ist mir wichtig. Dennoch kann ich dich beruhigen und versichern, dass nicht alles direkt ersichtlich darauf aus ist, die Handlung zu erklären, manche werden erst zum Ende hin wirklich an den Stellen Sinn ergeben, wenn man das große Ganze betrachten kann.
    Soll übrigens keine Ablehnung der Kritik sein, ich habe da aber einen festen Plan konzipiert, den ich so nicht ändern möchte, weil das den Sinn dahinter stören würde, den ich dem beigemessen habe.
    Danke aber auf jeden Fall!

    [tab=Rekommentar Rusalka]

    So fragwürdig ist es gar nicht. Also für normale Menschen schon, die moralische Grundsätze vertreten und so weiter. Allerdings, da spoilere ich wohl nicht besonders, hat er bei den beiden Mädchen ja schon diese Fähigkeiten erkannt, deswegen hat er sie ja erst adoptiert. Er wollte die Kräfte umso stärker wecken und wie geht es besser als in einer Gefahrensituation? Man kennt es ja: Lauert Gefahr, wächst man selbst über sich hinaus.
    Die Gründe, warum es so distanziert war, liegt vor allem an der Situation und betrifft vielleicht nur mich so arg, aber vielleicht ja auch andere. Wenn ich in einer Gefahren- oder belastenden Situation festsitze, bin ich zwar besonders aufmerksam, konzentriere mich aber auf eine ganz andere Art und Weise auf meine Umgebung. Dann achte ich eher darauf, dass ich beispielsweise auf einer besonders wackeligen Brücke nicht zu große Bewegungen mache und das nimmt dann auch große Teile meines Verstands und meiner Konzentration ein. So ähnlich sollte es auch bei den Musen sein: Sie sind natürlich besonders wachsam, weil sie in der Wildnis sind, nur schwache Pokémon an ihrer Seite haben und so gut wie keine Chance gegen wilde Pokémon hätten. Sie achten instinktiv darauf, leise zu sein, auf jedes Geräusch zu achten, jede kleine Bewegung zu sehen, aber sie sehen es eben nur, sie verarbeiten es nicht besonders. Dementsprechend ist das, was sie sehen, nicht das, was sie sich auch merken. Wenn man sie in der Gegenwart fragen würde, was sie in der Vergangenheit gesehen hätten, würden sie wohl nur einen Schleier aus Farben sehen, aber kein klares Bild. Das liegt einfach an der enormen Hormonausschüttung; und die Perspektive ist ja persönlich, auch wenn sie pro Abschnitt in verschiedene Köpfe blickt. Sie basiert also nur auf dem, was in diesem Fall Miranda besonders wahrgenommen hat.
    Ja, tatsächlich ist die Erklärung inzwischen nicht mehr aktuell, ich fand sie aber damals wie auch jetzt schön und habe sie deswegen auch so beibehalten. Die Kristalluhr hat hierbei also einen Teil der Delta-Energie in sich, die auch im Kometen in der Nähe von Xeneroville zu finden ist, besteht in meinem fiktionalen Universum aus dem gleichen Material und erzeugt daher die gleiche Wirkung. Da die Energie jedoch gebündelt ist und direkt am Pokémon zu finden ist, wirkt die Kraft stärker und lässt Hebranthus stärker bleiben, obwohl die Pokémon der Musen insgesamt jetzt nicht soo besonders stark sind, weil sie die Kämpfe ja ohnehin verabscheuen.
    Und wie auch gegenüber Jefi erwähnt folgt eine Liste der Namen und besonderen Eigenschaften der Pokémon.
    Danke für den Kommentar!

    [/tabmenu]


    »Es freut mich, dich zu sehen, wo du zu Hause bist, Amanda. Ich hoffe doch sehr, dass dich dein bisheriger Aufenthalt an diesem Ort deiner Vergangenheit gelehrt, dass du hierher gehörst und du nicht unter der Naivität deiner Schwester leiden musst, wie sie es selbst muss. Denn du, mein liebes Kind, warst immer die Bedachtere von euch beiden, hast immer deinen Kopf für deine Schwester hingehalten, weil du wusstest, dass ich sie öfter ermahnen musste als dich und es für dich deswegen keine Folgen haben würde. Und so ist es auch dieses Mal. Komm zu mir zurück, meine Tochter, dann werde ich dir deinen Fehler vergessen und wir können die Pokémon von ihrer elenden Knechtschaft befreien. So war es doch immer unser Ziel, oder nicht?«, erklärte der Mann, der einst Amandas Vater war.

    Sie kannte seine Fähigkeit Reden zu halten besser als jeder andere Mensch, denn sie war es immer gewesen, die gefragt wurde, welche Stelle ihr am besten gefiel. Wenn sie sich bei einer Sache sicher sein konnte, dann war es die Sache, dass G-Cis ihr immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte als ihrer sowieso selbstständigeren Schwester. Früher war sie oft auf seine verlockenden Worte reingefallen, wollte ihnen glauben, weil sie sonst den Schmerz spüren musste, der hinter der Maske lag, die sie elfeinhalb Jahre lang aufgesetzt hatte, damit ihre Schwester glücklich war, damit sie selbst glücklich war. Doch so war Amanda nicht mehr. Sie war stärker als je zuvor, war das letzte halbe Jahr ohne diesen Mann zu einem anderen Menschen geworden. Inzwischen liebte sie sich wieder, etwas, was sie nie konnte, als ihr Vater sie noch unterdrückte. Also war es ihr nach den ersten Momenten der Angst, des Schreckens, des Erstarrens ein umso lieberer Moment zu antworten: »Deine Worte sind noch immer so kalt und falsch wie sie es schon damals waren. Sie sind getränkt in Erinnerungen, die mein Herz brechen lassen. Aber ich bin nicht mehr das kleine, ängstliche Mädchen, das ich einst war. Ich bin nicht mehr von diesen Erinnerungen abhängig, die nur einen kleinen Teil meines Lebens in deiner Obhut ausmachen. Es kann nichts geben, was ich weniger tun möchte als zu dir zurückzukehren. Du bist der Mensch, den ich am meisten verabscheue. Du bist der Mensch, der mein Herz, das Herz eines kleinen Kindes, das auf seinen Ersatzvater baut, gebrochen hat und wieder und wieder vernarben ließ. Es kann nichts geben, was mich zu dir zurückbringt. Nichts.«
    G-Cis schien nichts anderes erwartet zu haben. Für ihn war es einzig ein Moment der gelogenen Freundlichkeit, dieses Angebot zu machen. Und in diesem Moment konnte Amanda es besser als je zuvor sehen.
    »Nun gut, Menschen treffen ihre eigenen, dummen Entscheidungen. Ich habe dir die Möglichkeit geben wollen, doch wenn du sie nicht nutzt, dann musst du mit den Konsequenzen rechnen. Es ist nicht das erste Mal, dass ein Mensch durch meine Hand stirbt. Und bei euch wird es mir nur unwesentlich schwerer fallen als bei all den anderen Rebellen. Rebellen wie Caerulus. Und Rubius und Viridus, wenn ich sie erst einmal wieder in meinem Besitz weiß«, erwiderte G-Cis, der mit einem ebenso wahnsinnigen wie verstörenden Lachen einen schwarzen Pokéball aus seiner Tasche nahm. Diesen Pokéball kannte Amanda nur zu gut, denn das war der Ball, der für viele Menschen Angst und Schrecken bedeutete. Das Pokémon darin war sein stärkstes. Und dann warf er den Ball in die Luft. Fünf andere sollten gleich folgen.


    Ein Jahr zuvor…
    Das riesige, wunderschöne Schloss, das innerhalb der letzten Jahre zu Ehren Ns errichtet worden war, stand nun auf seinem Zenit. Anders als die Jahre zuvor war es nun aus der Erde in die Höhe gestiegen und umgab die Pokémon-Liga wie Berge ein kleines Dorf. Die Liga wirkte klein und schmächtig, geradezu nichtig im Vergleich zum Schloss.
    Amanda lief durch die ewig langen Korridore, die sie seit vielen Jahren schon kannte, denn hier hatte sie sich zusammen mit ihrer Schwester die letzten Jahre um N, ihren kleinen Bruder gekümmert, der mit seinen siebzehn Jahren zum König Einalls aufsteigen würde und nur noch ein Ziel hatte: die Befreiung der Pokémon.
    Das weiße Drachen-Pokémon herrschte im Thronsaal des Schlosses, wo sich auch N und sein Vater, ihr Vater befanden. Dort wurden die letzten Vorbereitungen getroffen, bevor die Pläne, die sie alle bereits seit Jahren verfolgten, die Freiheit der Pokémon, endlich Realität werden würden. Nur auf eine Sache wartete ihr Bruder noch: das Erscheinen des zweiten Auserwählten.
    Schnell eilte Amanda in den Thronsaal, der bald auch der Krönungssaal sein würde, und schaute zu ihrem Vater, der vollkommen zufrieden auf einem kleineren Thron zur Linken des eigentlichen Throns stand. Hinter ihm befand sich sein Trikephalo, das jeden Schritt Amandas verfolgte, selbst als sie sich direkt vor ihrem Vater befand. Dieses Pokémon hatte ihr schon immer Angst gemacht und egal wie oft sie es sah, es wurde immer schlimmer, immer mehr glaubte sie, dass das Trikephalo nur wartete, sich auf sie stürzen zu dürfen, nur davon abgehalten wurde, weil sein Meister, der einzige Meister, den es je loyal zur Verfügung stehen würde, die Gutmütigkeit besaß, sie am Leben zu lassen. Sie konnte an diesem Gedanken einfach nichts machen und das Wissen, dass das Trikephalo in einem schwarzen Ball gefangen wurde, tat sein Übriges dazu.

    Die Schlingen, die den Schattendrachen schweben ließen, wehten wie Fahnen im Wind. Die beiden Köpfe, die an den Enden der Arme wuchsen, schauten Amanda bzw. Miranda an, der große Kopf richtete sich gezielt in die Richtung von Felix. Der Drache sah Felix also als stärksten Gegner an. Auch wenn sich Miranda dadurch etwas beleidigt fühlte, verstand sie es irgendwo und machte sich nichts daraus. Sie hatte dieses Vieh eh nie gemocht.
    Miranda schaute Felix an, der im selben Augenblick in ihre Richtung schaute und beide nickten. Sie verstanden, was der andere vorhatte - es war nicht weiter schwer es zu verstehen. So rief Miranda Curry zu: »Curry, Fokusstoß! Lilium, Kreuzschere! Saffron, Eishieb! Alle auf sein Trikephalo!«
    Inzwischen hatte G-Cis alle seine sechs Pokémon gerufen: Echnatoll, ein Sarg mit roten Augen und vier Armen, Zapplarang, eine schwebende Seeschlange mit zwei Armen, Branawarz, ein breiter, blauer Frosch, der im Vergleich zu Aqua von Felix unglaublich hässlich war, Bisofank, ein Stier mit Afro, und ein Piondragi, das sein Caesurio ersetzt hatte, nachdem G-Cis dieses einem Mitglied des Finstrios übergeben hatte.
    Dazu kamen Aquilus mit einem Rihornior, einem Hutsassa, einem Brockoloss, sowie einem Cerapendra, Flavus mit einem regenerierten Hundemon und Magbrant, sowie Flampivian, Violaceus mit einem Snibunna, einem Frigometri und einem Arktilas, drei Caesurio von den Mitgliedern des Finstrios. Insgesamt waren es nun neunzehn Pokémon gegen zwölf, die bereits länger kämpften.
    Miranda schaute zu ihrer Schwester, die in ihre Taschen griff und die Pokémon rief, die schon einmal gegen Flavus gekämpft hatten. Sichtlich erkennbar war die Schwächung Belladonnas und auch Helictus hatte eine Menge abbekommen. Aber anders konnten sie nicht gewinnen. Vierzehn zu neunzehn. Und eines der neunzehn war Trikephalo.
    Die Attacken der drei Pokémon von Miranda trafen ihr Ziel nicht. Zwar konnte Curry mit seinem Fokusstoß unverhofft das Snibunna Violaceus’ besiegen, aber die anderen Attacken verfehlten komplett und der finstere Monarch, so hatte G-Cis sein Trikephalo oft genannt, stand noch immer und herrschte über die Halle wie über die Hölle.
    Erneut erschallte das Lachen des in Mirandas Augen wahnsinnigen Mannes und er schrie laut auf: »Eure Attacken sind nutzlos gegen Trikephalo! Ihr werdet es niemals besiegen!«, machte kurz eine Pause und fügte dann ebenso laut hinzu: »Trikephalo, Hyperstrahl auf Miranda.«
    Miranda hörte nur das Kreischen ihrer Schwester, sah schon ihr Ende vor sich und lächelte. Wenn es das war, dann war sie mutig gestorben.
    »Yamato, Schutzschild«, rief eine Miranda unbekannte weibliche Stimme und sah etwas extrem Schnelles vor sie springen, danach einen grünen Schild aus reinstem Glanz. Der weiße Energiestrahl, der sich im Maul des Trikephalo gebildet hatte und in die Richtung Mirandas geschossen war, perlte an dem Schild ab wie Regen von Lotosblättern.
    Das Pokémon, das Miranda geschützt hatte, war ein Florges, eines, wie sie selbst eins besaß, nur dass die Mähne dieses Exemplars blau und nicht gelb war. Dazu war es sehr viel schneller als ihres und ihres war für ein Florges schon relativ schnell. Doch viel wichtiger war in diesem Moment, wem es gehörte, denn Miranda hatte die Stimme der Trainerin nicht erkannt.
    Diese Trainerin tauchte nicht direkt bei Miranda auf, sondern hinter G-Cis, der sich überrascht umdrehte und sie mit einem von Zorn durchfluteten Schrei angriff: »Wie kann sich ein Eindringling wagen, meinen Kampf zu unterbrechen?! Welche Dreistigkeit kann es sein, dass so etwas passiert? Dass man mich unterbricht? Das wird ihre letzte Untat gewesen sein! Und wie sehen sie überhaupt aus?!«
    Die Fremde lachte laut und schallend auf, wirkte beschwingt und belustigt, soweit Miranda das einschätzen konnte, und antwortete: »G-Cis Harmonia, gestehen Sie hiermit also, dass Sie diese junge Dame absichtlich mit der Attacke Ihres durchaus als stark zu erachtenden Trikephalo treffen wollten? Wenn Sie das so gestehen, dann würde ich Sie festnehmen, das Problem ist hierbei nur, dass ich nicht im Dienst bin. Aber vielleicht wollen Sie ja die drei mir bekannten Personen übergeben, damit wir uns verabschieden können. Klingt das nicht nach einem fairen Angebot?«
    G-Cis schien vor Wut geradezu zu schäumen. Sein Nacken lief rot an und Miranda hätte beinahe gelacht, aber da sie wenige Momente zuvor beinahe getötet worden wäre, hielt sie das lieber zurück. Wer wusste schon, wer diese Frau wirklich war und was sie im Schilde führte. Doch G-Cis antwortete: »Das lag nie in meiner Absicht, es war bloß ein großer Familienspaß, den wir uns hier erlaubt haben. Wir haben offiziell das Recht dieses Gebäude dafür zu nutzen, meine Freunde und ich sind allesamt Opfer eines großen Irrtums letztes Jahr geworden und weil diese drei Leute - bzw. die zwei Damen - Bekannte aus früherer Zeit sind, wollten wir mal wieder etwas Freude entfachen, indem wir kämpfen. Dies ist wohl nicht verboten, oder?«
    »Das stimmt natürlich, werter Herr Harmonia. Aber ich erbitte dennoch die Drei, denn ich habe noch einen Termin, bei dem sie nicht fehlen dürfen. Geht das in Ordnung?«, sagte die Frau wieder und klang dabei so, als würde sie kein “Nein” akzeptieren.
    G-Cis schien sich so langsam wieder zu fangen. Jetzt nämlich erwiderte er: »Wenn sie mich und mein Trikephalo besiegen, werde ich ihnen keine Umstände machen, ansonsten werden sie weiterhin meine Gäste bleiben. Das ist ihnen doch genehm, oder nicht?«
    Miranda ekelte die Art und Weise an, wie der Mann das gesagt hatte. Er war so voller Arroganz und Narzissmus, dass er selbst nicht erkannte, dass seine Gegnerin, diese Trainerin, die Miranda noch immer nicht gesehen hatte, kein leichter Gegner werden würde, denn das verstand selbst Miranda.
    »Nun gut, das können wir so einrichten. Noch lieber wäre es mir aber, wenn wir einen Doppelkampf austragen, denn es gibt noch einen, den ich im Schlepptau habe und der wartet so unglaublich ungeduldig. Sie dürfen auch auswählen, mit wem Sie kämpfen. Ich sage Ihnen schon jetzt, dass wir mit einem Viscogon und, ich denke, Trombork kämpfen werden«, diese Frau schien es wirklich locker zu nehmen, stand so vor einem Boss einer Verbrecherorganisation und nannte schon jetzt die Pokémon, die sie einsetzen würden. Das erschien selbst Miranda ein wenig unüberlegt, aber sie kannte die Frau schließlich auch nicht und konnte nicht sagen, ob das nicht alles Taktik war.
    Denn tatsächlich ärgerten diese Aussagen G-Cis so sehr, dass er zustimmte und Aquilus und sein Rihornior in den Doppelkampf einspannte, während alle anderen Pokémon am Rand des Feldes verblieben. G-Cis würde sicherlich nicht zustimmen, wenn er verlor. Dann würden alle Pokémon von außen auf die beiden fremden Trainer einstürmen und sie töten.
    Jetzt erst sah Miranda die Trainerin. Sie sah wirklich merkwürdig aus. Nicht vom Aussehen her, nein. Diese Frau war bildhübsch, hatte die feinen Züge der Menschen aus Kalos, war schlank und brünett, ihre Augen waren blaugrau und sie war mehr oder minder normalgroß. Aber sie war nicht so gekleidet, wie man es sich von einer Retterin vorstellen würde. Sie trug nämlich ein hellblaues Kleid ohne Träger, das eng anlag und ihre Figur betonte. Es war aus irgendeinem glänzenden Stoff gefertigt und auf der linken Seite oberhalb der Hüfte befand sich eine große Schleife, deren Schleifenschnüre so lang waren, dass sie bis an die Kniescheiben der Dame reichten. Doch noch auffälliger waren ihre Schuhe. Diese waren mit einem Plateau versehen, in dem, wenn Miranda es richtig sah, kleine Modell-Golking schwammen. Es waren mit Sicherheit die verrücktesten Schuhe, die sie in ihrem Leben gesehen hatte, doch irgendwie hatte der Stil der Frau etwas. Sie schien sich nichts daraus zu machen, wie andere Menschen sie sahen, für sich war nur sie selbst wichtig.
    Der männliche Trainer, der erst jetzt in die Situation kam, war etwas konventioneller gekleidet. Er sah definitiv gut aus, hatte gestylte Haare, wobei die Seiten kürzer waren als die Haare oberhalb. Diese waren zu verwirbelten Stacheln geformt worden, die ihm etwas Wildes gaben, ohne dabei in eine extreme Richtung zu gehen. Es stand ihm einfach. Dazu trug er sportliche Schuhe in rostrot, eine Hose in einer ähnlichen Farbe, ein schwarzes Hemd, eine rote Fliege und eine rostrote Weste, die seine gelbgrünen Augen aufleuchten ließ.
    Beide riefen ihre Pokémon auf, die Brünette, die immer wieder zu Felix schaute, das Viscogon. Miranda hatte in ihrem Leben noch nie eines gesehen, da es sie fast ausschließlich in Kalos im Gebirge gab und sie nur in der Metropolregion unterwegs gewesen war, aber es sah irgendwie lustig aus, fand sie. Der Mann rief das Trombork auf, ebenfalls ein Pokémon aus Kalos. Wie würden sie wohl kämpfen?
    Ihnen gegenüber standen Aquilus, der Mann, den sie nach G-Cis am meisten hasste, und G-Cis selbst. Es war klar, wem sie hier die Daumen drückte, auch wenn sie die Kontrahenten nicht kannte. Da es sowieso merkwürdig war, dass diese beiden Trainer wie durch Zufall hergekommen waren, war ihr das nun auch egal. Aber irgendeine Verbindung schienen die beiden Trainer zu Felix zu haben, zu dem Miranda in diesem Moment schaute. Etwas weniger angstvoll als zu dem Zeitpunkt, an dem sie noch die Zielscheibe der Attacken war, ging sie zu Felix und fragte: »Wer ist das, Felix?«
    Dieser antwortete erst nicht. Es dauerte einige Momente, bis er meinte: »Das ist eine lange Geschichte, aber es hat mit dir, deiner Schwester, Rubius und Viridus zu tun, dass ich sie kenne. Du kannst ihr vertrauen. Ich wusste, dass sie hier sind, deshalb habe ich sie angerufen, bevor ich dich gerettet habe. Und sie kamen gerade noch rechtzeitig.«
    G-Cis machte den ersten Schritt des Kampfes und befahl seinem Trikephalo: »Trikephalo, Finsteraura auf sein Trombork!«
    Die Frau sprach zu ihrem Viscogon: »Shiro, frier den Schattendrachen vorher ein!«
    Noch bevor das Trikephalo irgendeine Bewegung machen konnte, war es durch einen Eisstrahl eingefroren und konnte sich nicht mehr bewegen. Seine Attacke war erfolgreich verhindert worden und das Trombork damit erst einmal geschützt.
    Der Mann wiederum meinte: »Mori, Holzgeweih!«
    Aquilus als Letztes: »Rihornior, Eiszahn gegen das Viscogon!«
    Das Trikephalo schlug die beiden leuchtenden Arme in den steinernen Körper des Rihornior, welches laut aufschrie und anscheinend wahnsinnige Schmerzen erlitt. Statt das Viscogon mit dem Eiszahn anzugreifen, bohrte es sich mit seinen Zähnen in den Arm des Trombork, doch dieses nahm gerade so viel Energie von seinem Gegner auf, dass es diese Attacke nicht einmal zu merken schien.
    Daraufhin löste sich das Baum-Pokémon wieder von der Stein-Echse und kehrte zum Viscogon zurück. Sie kämpften des Öfteren zusammen, schien es. Miranda empfand gerade nur Bewunderung für die beiden Fremden, denn jede Verletzung des Rihornior war wie Balsam für die Seele der Blonden. Es war eine Vergeltung für Tiny. Eine Vergeltung für all die Schmerzen, die sie und ihre Schwester in der Vergangenheit erleiden mussten.
    »Shiro, besiege das Trikephalo mit einem Drachenpuls«, kommandierte die Brünette ihr Pokémon. Ihr Kumpane sprach zu seinem Pokémon: »Phantomkraft, Mori.«
    Noch bevor sich das Viscogon bewegen konnte, war das Trombork in den Schatten verschwunden. Dann griff dieses das Trikephalo an, indem es einen blau leuchtenden Energiestrahl vor seinem Maul fokussierte und die Kraft immer weiter bündelte, bis genug Energie gespeichert war, um die Attacke auf das noch immer eingefrorene Trikephalo zu schleudern. Und der dunkle Monarch war gefallen. G-Cis schrie.
    Das Rihornior schaute sich verzweifelt um, suchte nach dem Trombork, doch als es es entdeckte, war es zu spät. Das ohnehin schon geschwächte Pokémon sackte in sich zusammen, ohne dass das Trombork es berührte. Scheinbar. Aquilus tat es seinem Meister gleich.
    G-Cis brüllte vor Zorn, sein Gesicht wieder rot wie das Feuer: »NEIN!! Das kann nicht sein! Meine Bemühungen sind doch gerade erst wieder in die richtige Richtung gekommen! Ich wurde erst einmal in meinem Leben besiegt. Und jetzt wieder. Wie kann das sein?!«
    Dann fügte er genauso schreiend hinzu: »Unsere Abmachung hat keinen Bestand mehr, ihr werdet genauso wie diese Verräter«, er starrte Miranda und Amanda an, »daran glauben müssen!!«
    »Das glaube ich weniger«, sprach der junge männliche Trainer und warf zwei weitere Pokébälle in die Höhe, aus dem ein Quajutsu erschien. Aus dem anderen Pokéball erschien ein grauvioletter Drache, dessen Ohren die Form von großen Lautsprechern hatten, wobei diese im Inneren grün waren. Ein UHaFnir.
    »G-Cis Harmonia, wir sind Mitglieder der PGA und mit ihrer Aussage nehmen wir uns gerne das Recht, sie festzunehmen. Aber erst einmal wollen wir uns hier auf ein erheblich gleichartigeres Niveau bringen, nicht wahr, Zoé?«, führte der junge Mann aus.
    Zoé, wie die Frau zu heißen schien, antwortete: »Oh ja, Lukas. Das denke ich auch«, wandte sich dann an ihre beiden Pokémon: »Yamato, Mondgewalt. Shiro, Drachenpuls.«
    Lukas warf nach: »Oto, Orkan. Mori, Phantomkraft. Ao, Wassershuriken.«
    Felix, der nur darauf gewartet hatte, rief voller Begeisterung: »Aura, Tenebra, Zauberschein! Terra, Steinhagel! Aqua, Wassershuriken! Aero, Pyro, schützt Miranda und Amanda!«
    Noch bevor eines der beteiligten Mitglieder Team Plasmas etwas tun konnte, waren fast alle ihrer Pokémon mit Ausnahme derer des Finstrios und des Echnatoll von G-Cis schon besiegt. Doch selbst diese vier Pokémon, die sonst als stark und unglaublich kraftvoll bekannt waren, ja, sogar gefürchtet waren, wären für die elf Pokémon der drei Träner kein Problem mehr. Nachdem nämlich Trikephalo besiegt war, waren die anderen Pokémon, einige von ihnen sowieso schon geschwächt, kein Problem mehr für die ausgebildeten Pokémon der PGA-Agenten. Miranda spürte eine vehemente Freude in ihrem Magen. G-Cis würde verhaftet werden und sie wären frei. Endlich frei! Nach zwölf Jahren des Leids!
    »Sehr geehrte Damen und Herren, ich bitte um ihre Aufmerksamkeit! Hiermit nehme ich ihnen die Pflicht, G-Cis Harmonia und seine Freunde zu verhaften, ab, denn ich habe noch Verwendung für sie. Schönen Tag und freundliche Grüße wünscht ihnen, meine Wenigkeit!«, tönte es aus den Lautsprechern in der Halle.
    G-Cis lachte erneut laut auf, rief seine Pokémon zurück und verschwand wie das Trombork zuvor im Nichts. Er war weg. Schon wieder. Nach einem Moment der Freude war wieder die Angst da, die Miranda sowieso schon lange so sehr festhielt. Es konnte so nicht weitergehen. Sie war lang genug weggelaufen. Dieses Mal hatten sie ihn durch Hilfe besiegen können. Das nächste Mal lag es allein in ihren Händen. In den Händen von Miranda und Amanda. Doch sie wusste, dass Felix nun ein Teil dieses Kampfes war.
    »Ich werde dich aufspüren, du Monster. Und wenn es die letzte Tat ist, die ich begehe.«
    Ihre Schwester kam an ihre Seite und drückte ihre Hand. »Lass uns zurück nach Marea City gehen«, schlug sie vor und schaute dann zu den Rettern in der Not: »Ich danke euch für eure Hilfe. Ich weiß nicht, wie ihr es schaffen konntet, ihn zu besiegen, aber ihr habt es geschafft. Ihr seid wirklich stark. Werdet ihr uns helfen, G-Cis und seine Kumpanen zu stoppen?«
    »Es tut mir Leid, euch das sagen zu müssen, aber sie werden bald nach Kalos zurückkehren. Das sind Zoé Garion und Lukas Bennett von der PGA in Kalos. Sie wurden eigentlich nur hierher geschickt, um mit mir über den weiteren Verlauf meiner Mission zu reden, da sie Experten in solchen Undercover-Missionen sind. Das passiert etwa einmal im Monat, damit alles gut verläuft. Na ja, jetzt sowieso nicht mehr. Als ich sie dann heute kontaktierte und ihnen von der Situation erzählte, versprachen sie, direkt aus Stratos hierher zu kommen. Und sie kamen gerade recht. Doch leider werden sie in vielen Regionen gebraucht, besonders natürlich in ihrer eigenen. Aber wir werden jetzt erst einmal in die Einall-Zentrale gehen, um dort dafür zu sorgen, dass ihr wirklich sicher seid«, antwortete Felix der beiden Agenten statt und schaute dann zu diesen. Er bedankte sich freundlich mit den Worten: »Vielen Dank für eure schnelle Hilfe, ohne euer schnelles Einschreiten hätte ich es nicht schaffen können, so viel ist sicher. Es waren für uns einfach zu viele. Aber was du wieder für ein Auftreten hattest, Zoé. Da wäre selbst der kühlste Verbrecher wütend geworden!«
    Nach der letzten Bemerkung lachte Felix. Zoé wiederum antwortete: »Man muss die Gegner aus ihrer Position locken. Schade nur, dass wir ihn nicht einfangen konnten.«
    Lukas fügte nachdenklich hinzu: »Irgendjemand schien das alles erwartet zu haben, sonst wäre es nie so schnell für G-Cis und die anderen Verbrecher möglich gewesen zu fliehen, das ist unmöglich. Es gibt also eine sehr viel größere Gefahr als ihn. Jemand, der beim alten Team Plasma kein Mitglied war. Wenn es nicht sogar mehrere weitere Neulinge in den obersten Rängen gibt.«


    Und es wird weitergehen...


  • Kurze Zeit später war ein Helikopter vor der Plasma-Zentrale angekommen und der noch immer in einem Anzug steckende Rubius sprang wenig behände aus der Kabine heraus, lief zu Miranda und Amanda und umarmte sie. Mit besorgter Stimme sprach er: »Geht es euch beiden gut? Hätte ich gewusst, dass G-Cis das mit dem Generalschlüssel wusste, hätte ich dich niemals alleine gehen lassen, Amanda. Ohnehin war es einfach viel zu unbedacht von mir, dich einfach so ohne irgendeine Begleitung, die dir hätte helfen können, dorthinein gehen zu lassen. Es tut mir so Leid.«
    Miranda schaute ihn verduzt an. An Amandas Stelle antwortete sie: »Ja, es geht uns gut und du weißt genauso gut wie ich, dass Amanda niemals irgendjemanden mitgenommen hätte. Zum einen nicht, weil sie sicherlich nicht gewollt hätte, dass sich diese Menschen in Gefahr begeben, die doch gerade erst der Gefahr entronnen sind, zum anderen wäre es noch unsicherer gewesen, denn dann wären sie erst recht aufgefallen. Amanda als einzelne Person hätte sich im Idealfall noch verstecken können, doch eine ganze Gruppe hätte es schwer gehabt. Außerdem hatten wir ja Glück und Felix hat uns geholfen. Und natürlich die beiden Agenten der Pokémon Guardian Agency. Ohne sie wären wir jetzt wahrscheinlich tot.«
    Sie blickte in die Richtung der drei Menschen, denen sie es zu verdanken hatte, dass sie und ihre Schwester noch lebten. Sie alle waren Agenten und ausgebildet für solche Fälle. Aber war sich Felix wirklich sicher gewesen, dass ihm nicht passieren würde, als G-Cis seinem Trikephalo befohlen hatte, sie zu töten? War es überhaupt möglich, jede Angst durch eine Ausbildung oder eine Arenaleiterkarriere zu verlieren? Im Endeffekt war Felix ja gar kein Agent wie die anderen beiden Menschen, aber er war als Arenaleiter in solch einem Einsatz sicherlich auch teilweise ausgebildet worden, um im Notfall richtig agieren zu können. Wobei sie ihn ohnehin als einen Menschen kannte, der nie aufgab und immer einen kühlen Kopf behielt.


    Hundert Tage vor Mirandas Entführung…
    Felix befand sich in einer großen Halle in der Zentrale der PGA Einall und sah sich Zoé und Lukas gegenüber. Sie waren seine Trainer und sollten ihm innerhalb einer Woche alles beibringen, was er für seine Undercover-Mission in den Reihen des wiederauferstandenen Team Plasmas benötigen würde. Natürlich konnten sie nicht mit Gewissheit sagen, was alles passieren konnte, aber da sie bereits ein paar Jahre Erfahrungen sammeln konnten und zu den besten Agenten gehörten, so hatte Felix zumindest mitbekommen können, gingen sie die Hauptfälle durch. In diesem Moment war das Thema das Handeln in einer gefährlichen Situation, wenn zum Beispiel die Tarnung gefallen war und man sich einer größeren Anzahl an Gegnern gegenüber sah. In diesem Fall waren es die beiden Agenten, die ihm gegenüberstanden und die Überzahl an Gegnern darstellten.
    »Natürlich werden die meisten Gegner einer Verbrecherorganisation nicht so stark sein, dass sie etwas gegen einen Arenaleiter ausrichten können. Man hat uns aber darüber informiert, dass es in dieser Vereinigung eine Gruppierung namens Finstrio gibt, die den meisten Gegnern, sogar Lauro und Sandro, dem Arenaleiter aus Nevaio City, Angst machen. Da sie die direkte Leibgarde dieses Organisationsbosses bilden, wird es wohl auch nicht gerade unwahrscheinlich sein, dass sie weiterhin Mitglieder Team Plasmas sind. Und wenn du ihnen alleine gegenüberstehst oder noch schlimmer in einer Situation, in der andere auf deine Hilfe angewiesen sind, dann musst du richtig agieren. Wir haben am Anfang alle gesagt, dass wir sowieso kühl taktieren würden, wenn wir in solch eine Situation kommen, aber ich war oft genug in so einer Situation, um zu wissen, dass es immer gut ist, wenn man ein wenig Übung darin hat. Ohne diese Übung hätte ich nämlich schon häufig die Nerven verloren. Und Lukas ist sonst immer an meiner Seite und kann den kühlen Kopf bewahren. Du wirst alleine sein«, holte Zoé aus und schaute Felix mahnend an. Er erkannte, dass sie es sehr ernst meinte und keinen Kommentar, der diese Aussage abschwächte, gelten lassen würde. Sie würde diese nicht einmal aufkommen lassen.
    Lukas, der brünette Partner Zoés, den Felix bis jetzt als sehr viel ruhiger und weniger temperamentvoll kennengelernt hatte, fügte hinzu: »Um dir zu zeigen, wie du hantieren musst, werden wir deine Gegner sein und wir werden nicht davor scheuen, dich mit unseren Pokémon anzugreifen. Sie werden dich sicherlich nicht schwer verletzen, aber behalte immer im Kopf, dass deine Gegner, wenn sie dich wirklich aus dem Weg räumen wollten, nicht davor Halt machen werden, dich zu töten. Es wird ihnen sicherlich sogar eine Freude sein, dich langsam zu Tode zu quälen.«
    Das war es also mit ruhiger. Doch Felix erkannte den Sinn an dieser Härte, die Lukas in seine Aussage packte. Sie waren wohl schon des Öfteren Lehrer solcher Laien wie ihm selbst gewesen und mussten mit allen möglichen Ignoranzen zurecht kommen. Das jedoch sollte kein Makel sein und Felix’ Training nicht beeinflussen. Er hatte eine Aufgabe und musste dieser nachkommen. Informationen zu sammeln, war wichtiger als die eigene Selbsteinschätzung. Um zu zeigen, dass er alles verstanden hatte, nickte er.
    Lukas nahm einen Pokéball aus seiner Tasche und rief sein Quajutsu, Zoé folgte gleich und setzte ihr Florges ein. Scheinbar bauten sie in diesem Fall auf Gegensätze, war Quajutsu schließlich Unlicht und Wasser und Florges Fee und zumindest teilweise Pflanze. Wie sollte er hier agieren? Schnell nahm er sich zwei Pokébälle und rief sein Knakrack Terra und sein Gengar Tenebra, um gegen beide Pokémon etwas in der Hand zu haben.
    »Du darfst nicht vergessen, dass deine Gegner solche sein werden, die dich schon einige Zeit kämpfen sehen. Zwar kannst du womöglich dafür sorgen, dass sie nicht deine wahre Stärke erkennen oder nicht alle deiner Pokémon erkennen, doch es ist schwer, wirklich etwas während so einer Mission geheimzuhalten. Es ist geradezu unmöglich, denn sie werden dich kennen und nur darauf warten, dich zu zermalmen, wenn sie erst einmal erfahren haben, dass du ein unglaublicher Verräter bist. Sie werden dich in diesem Moment genauso jagen, wie sie auch die Musen jagen oder die entflohenen Weisen. Und auch wenn die Damen und Rubius und Viridus glauben, sich selbst beschützen zu können, kann es gut sein, dass du deine Deckung aufgeben musst, sobald sie gefangen genommen worden sind. Das könnte man zwar einfach verhindern, indem sie sich in den Schutz der PGA stellen, aber das wollen sie ja scheinbar nicht. Man kann es eben nicht allen recht machen. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Sie werden dich kennen, so wie wir dich kennen. Und dann werden sie schneller besiegt sein, als es dir lieb ist«, belehrte die Agentin den Arenaleiter und wandte sich an ihr Pokémon: »Yamato, Mondgewalt gegen Knakrack.«
    »Tenebra, Matschbombe!«, rief Felix, um sein Pokémon zu beschützen. Doch das lag bereits besiegt am Boden und rührte sich nicht. Noch bevor er in irgendeiner anderen Weise reagieren konnte, war sein Knakrack schon besiegt.
    »Genau das ist es, worauf du aufpassen musst. Es reicht nicht, dass du auf einen Gegner achtest. Jetzt gerade hast du nicht aufgepasst und das ist normal, weil Zoé dich abgelenkt hat. Aber solltest du glauben, dass es im echten Leben anders ist, dann täuschst du dich. Du wirst erst gegen Team Plasma kämpfen müssen, wenn etwas passiert ist und es wird etwas passieren, da können wir uns sicher sein. Und dann musst du dich nicht nur um dein Wohl und das deiner Pokémon kümmern, sondern auch um das Wohl der Frauen oder Weisen, die dir zwar versuchen werden zu helfen, aber im Endeffekt keine Chance gegen einen der Vertrauten G-Cis’ haben werden. Dann ist es nicht Zoé, die dich ablenkt, sondern das Wohl der Menschen, die du beschützen musst. Merk dir das«, mahnte Lukas ihn und fuhr fort: »Heil deine Pokémon dort am Heilsystem, dann geht es weiter. Und dieses Mal machen wir ernst.«
    Das war noch nicht der Ernst? Wie weit wollen sie denn gehen, um es mir zu zeigen?, fragte sich Felix und schaute sie überrascht an. Aber eigentlich war klar gewesen, dass sein Training nicht leicht werden würde. Er war zwar nicht freiwillig zu der Mission angetreten, aber es ging um Menschen, die ihm viele Jahre zuvor wichtig gewesen waren. Und da mussten er und seine Pokémon alles geben.
    Er rief seine Pokémon zurück, ging zum Heilsystem, das sich auch in so gut wie jedem Pokémon Center fand, lag die Pokébälle auf die dafür vorgesehenen Felder und trat dann wieder auf das Kampffeld. Dieses Mal nahmen Zoé und Lukas zwei weitere Pokémon hinzu: Lukas sein Trombork und Zoé ihr Viscogon. Doch Felix hatte schon eine Idee, wie er es schaffen konnte, seine Schwäche von eben umzukehren und für sich zum Vorteil zu nutzen.
    Gleichzeitig warf er alle sechs Pokébälle in die Luft und rief all seine Pokémon. Wenn er gegen das Finstrio antreten würde, dann würde er, so viel hatte er über diese Elite-Gruppe erfahren dürfen, ohnehin gegen alle von ihnen gleichzeitig antreten. Und in so einer Situation würde er dann nicht einfach nur mit drei Pokémon kämpfen können. Es war schon mehr nötig, um solche Gegner zu besiegen.
    »Terra, Erdbeben. Tenebra und Aura, lasst Aqua und Pyro schweben, Aero, nimm Aura mit in die Luft, Aqua und Pyro, setzt von eurer Position eure stärksten Attacken ein!«, rief Felix.
    Zoé lächelte: »Das geht schon eher in die Richtung. Aber du hast schon wieder etwas vergessen. Was haben wir dir über die Grenzen dieses Kampfes gesagt? Wo hört das Kampffeld auf, was wird nicht angegriffen werden?«
    Er überlegte und erkannte. Bevor er sich bewegen konnte, hatte ihn das Quajutsu des Gegners schon mit der Zunge auf den Boden klatschen lassen. »Wie war das noch mal mit “Wir werden dir sicherlich nicht so sehr wehtun!”?«, fragte er und rieb über seine Nase. Sie war zumindest nicht gebrochen, aber sie tat schon weh.
    »Sei froh, dass es nur deine Nase ist«, entgegnete Zoé lachend und ließ noch mal alles auf die Startpositionen gehen. Ein weiteres Mal kämpften sie.
    Und ein weiteres Mal verlor er.
    Das ging etwa zwei Stunden lang so, die Agenten schienen nicht ansatzweise aufhören zu wollen und ihre Pokémon waren ebenso willig, noch weiter zu kämpfen. Und dem fügte Felix sich mehr oder weniger enthusiastisch.
    Es war etwa der zwanzigste Versuch, den Felix begonnen hatte, seine Pokémon hatte er schon fünf oder sechs Mal heilen müssen, doch sie waren ebenso im Kampfrausch wie er. Sie mussten nur einmal gewinnen. Und das würden sie auch.

    »Aqua, Wassershuriken!«, rief er und schaute dann sein Terra an, das nur auf diesen Augenblick gewartet hatte. Im selben Moment wie die Wassershuriken Aquas kam auch der Drachenpuls Terras an. Überrascht davon sackte das Viscogon kurz zusammen. Doch das war noch nicht genug. Sofort erschien ein zweiter Mond in der Luft und sowohl Tenebra als auch Aura nutzten die Energie, um Ao, das Quajutsu von Lukas, und Shiro, das Viscogon Zoés, zu besiegen und es gelang. Zwei Gegner waren besiegt und noch zwei würden folgen. Pyro nämlich biss sich mit flammendem Kiefer in den Geisterbaumstamm, das umgehend besiegt war. Während es das tat, waren alle anderen Pokémon beieinander und schützten sowohl Felix als auch die anderen Pokémon vor möglichen Gegnern.
    Lukas nickte und pfiff. Die Pokémon, die anscheinend eben noch besiegt waren, standen wieder auf, nur leicht angeschlagen, was Felix ärgerte. Würde es weitergehen? »Behalte diese Strategie bei. Du kannst nicht damit rechnen, dass deine Gegner so stark sein werden wie wir, aber selbst wir hätten auf Dauer Schwierigkeiten mit dieser Strategie fertig zu werden. Bedenke einfach immer, dass dich die Pokémon auch beschützen sollen, denn wenn du tot bist, haben deine Schützlinge keine Chance mehr zu überleben.«
    Felix nickte. Er hatte verstanden. Seine Lektion war hiermit also erfolgreich geschafft.


    Inzwischen befanden sich die sechs Leute einschließlich Rubius im Hubschrauber, der von Rebecca Joy persönlich gesteuert wurde. Diese gab jedem der Anwesenden die Hand und begrüßte sie freundlich, beinahe in der üblichen Pokémon-Center-Manier, von der sich diese Joy weit distanzierte. Miranda war überrascht, dass eine Joy die Leiterin einer Spezial-Einheit der PGA war, die sie bisher nur als Internationale Geheimpolizei kannte, fragte sich aber auch, wer denn dann der Leiter dieser Zentrale war. Eine berühmte Persönlichkeit? Lauro? Oder vielleicht sogar er, der Champ. Sie hatte nie mit ihm gesprochen, nachdem sie ihn in Ns früherem Kinderzimmer gesehen hatte. Wenn sie ehrlich war, war sie eigentlich froh darüber, aber auf der anderen Seite wollte sie ihm für seine Hilfe danken. Nur seinetwegen war sie schließlich nicht mehr im Bann dieses Verbrechers, der ihr Vater war.


    Ein Jahr zuvor…
    Miranda und Amanda liefen herum. Heute war der große Tag und sie hatten nichts mehr zu tun. Bald würde ihr großer Traum in Erfüllung gehen und die Pokémon würden ein für alle Mal in Freiheit leben. Sie waren voller Vorfreude, doch irgendetwas beunruhigte sie. Es war nicht der Gedanke daran, dass ihr Bruder, gut, er war nur ihr Adoptivbruder, aber das kümmerte sie nicht, der strikten Auffassung war, dass er gegen den anderen Auserwählten kämpfen und diesen besiegen musste, damit sein Ziel in Erfüllung gehen konnte. Nein, sie verstanden ihn und unterstützten ihn. Es war viel mehr etwas in der Art, wie sich ihr Vater verhielt. Sollte er nicht glücklicher sein? Zufrieden, dass ihr Ziel beinahe erfüllt worden war?
    Es beunruhigte sie, wie er sich verhielt und sie wussten nicht, was sie dagegen tun konnten. Also gingen sie umher, pausenlos, unsicher, zweifelnd.
    Das Schloss der Organisation war riesig, über viele Etagen verteilten sich die Räume der Mitglieder der Organisation, in den oberen Etagen fanden sich Thronsaal und Gemeinschaftssäle. Und der eine Raum, nachdem die Schwestern gesucht hatten: Ns Kinderzimmer.
    Hier hatten sie viel Zeit mit ihrem Bruder verbracht, als dieser noch kleiner war. Er war ein so fröhlicher Junge gewesen. Ein Mensch voller Reinheit, voller Unschuld, nur ein Ziel vor Augen, das ihn antrieb, das ihn stärker machte als jeden Gegner.
    Sie befanden sich noch nicht lange hier, da sahen sie, wie ihr Bruder an diesem Raum vorbeiging und sich zum Thronsaal aufmachte. Er war der Champ der Einall-Liga, doch das bedeutete ihm nicht viel, so viel wussten die Schwestern. Was ihm aber etwas bedeutete, war dieser junge Mann, der der andere Auserwählte war. Während N von Reshiram ausgewählt wurde, war es der andere, der scheinbar von Zekrom auserwählt worden war. Wünsche gegen Wahrheit. N gegen diesen Jungen.
    Eilig wollten sie ihm hinterher, N war jedoch nicht mehr zu sehen. Stattdessen kam der junge Mann, der nicht unwesentlich jünger als ihr Bruder war. Und wollten sie ihn noch so sehr hassen, sie taten es nicht. Er mochte dafür kämpfen, dass Menschen und Pokémon beisammenblieben, aber er hatte ein reines Herz, ähnlich rein wie das Herz von N.
    Freundlich sprach er Miranda an: »Ich habe euch bereits einmal gesehen. Ihr seid Mitglieder von Team Plasma, habe ich Recht? Doch wie kommt es, dass ihr nicht sofort herauseilt und mich besiegen wollt? Denn bin nicht ich es, der eurer Meinung nach all das ausstrahlt, was böse ist?«
    Miranda schüttelte den Kopf und antwortete: »Wir mögen Mitglieder dieser Vereinigung sein, aber wir sehen in dir keinen Feind. Du bist ein Trainer, doch das sind wir auch. Was dich und uns von den vielen grausamen Trainern unterscheidet, ja, sogar von den meisten Trainern Team Plasmas, ist deine Liebe zu deinen Pokémon. Dein Herz ist rein, so wie jenes von N. Und das verbindet euch. Doch er kann nicht verstehen, dass es Menschen mit einem reinen Herzen gibt, die einer anderen Meinung erlegen sind als er. Für ihn ist das nicht logisch. Denn nie hatte er die Chance, andere Menschen deiner Art zu treffen. Was ihn - nein, uns - treibt, ist der Gedanke an all die Verbrecher, die die reinen Herzen der Menschen und der Pokémon beschweren.«
    »Wie meinst du das? Und wer bist du eigentlich, dass du so von N sprechen kannst?«, fragte der Trainer und schaute Miranda überrascht an.
    »Ich bin die Muse des Friedens«, Miranda lächelte, »Ich spende N Ruhe und Gelassenheit.«
    Eine kurze Pause entstand und dann fügte sie hinzu: »Von klein auf lebte N abseits jeglicher menschlicher Fürsorge. Stattdessen waren es die Pokémon an seiner Seite, die sich um ihn kümmerten. G-Cis hat dafür gesorgt, dass N mitansehen musste, wie Pokémon von bösen Menschen ausgenutzt, unterdrückt und sogar verletzt wurden. Der sensible N teilte ihren Schmerz und seine Gedanken kreisten irgendwann nur noch um das Wohl der Pokémon. Bald darauf beschloss er, für sich selbst nach einer eigenen Wahrheit zu suchen. Seine Seele war so unschuldig, so rein und unverdorben… Doch es gibt nichts, was so schön und furchterregend zugleich ist wie die Unschuld an sich.«
    Was sprach sie da? Sie überdachte noch mal alles, was sie sagte, und erkannte, dass sie ihren Vater in dieser Aussage schlecht gemacht hatte. Doch… es stimmte. Alles, was sie sagte, war wahr. Ihr Vater hatte das reine Herz ihres Bruders genauso ausgenutzt wie alle anderen Verbrecher. Sie schaute Amanda an und auch sie verstand.
    Eifrig nahm Amanda die Hände des Trainers und sprach: »Es ist deine Aufgabe zu zeigen, dass nicht alles, was G-Cis ihm gezeigt hat, richtig war. Es lag nicht in unserer Hand unsere Fehler zu erkennen und N auf den richtigen Weg zu bringen. Ich habe versagt, meiner Aufgabe nachzukommen, ihn die richtigen Werte der Liebe beizubringen. Ich bin die Muse der Liebe. Und ich weiß, du bist der Trainer, der N die Stirn bieten will! Ich finde, du hast dir eine kleine Ruhepause verdient, bevor du gegen ihn antrittst. Du musst ihn besiegen und ihm zeigen, dass das Band zwischen Mensch und Pokémon nicht nur schlecht ist. Das könnt ihr, du und dein Team, am besten beweisen. Jetzt seid ihr wieder bei Kräften, du und dein Pokémon-Team… Wenn Trainer ihre Pokémon in den Kampf schicken, tun sie das niemals in der Absicht, dass diese dabei zu Schaden kommen. Tief in seinem Inneren weiß N dies wohl auch, doch er hat bereits zu lang in der Einsamkeit dieses Schlosses gelebt, als dass man ihm ein solches Eingeständnis entlocken könnte. Aber du kannst es schaffen. Ich glaube an dich.«
    »Wir glauben an dich«, korrigierte Miranda die Aussage.


    All diese Ereignisse waren erst ein Jahr her, doch Miranda hatte sich in dieser Zeit verändert. Und ihre Schwester genauso, wenn nicht sogar noch mehr. Sie waren nicht mehr angewiesen auf das Wohlwollen eines Vaters, der sie nicht liebte, sondern nur als Werkzeuge gebrauchte, um einen Jungen mit reinem Herzen im Zaum zu halten. Stärker, mutiger, bewusster. Es war ein gefährliches Jahr gewesen und die letzten anderthalb Tage hatten nur zu sehr gezeigt, dass sie nie in Sicherheit gelebt hatten. Doch sie hatten mehr gelebt als je zuvor und nun hatten sie ein Ziel, sie waren keins mehr. Und selbst wenn, würden sie sich nicht zu einem Ziel machen lassen. Sie mussten stärker werden und trainieren, um bei einem nächsten Kampf zu wissen, dass sie nicht auf Felix, Zoé oder Lukas angewiesen waren, denn die beiden Agenten wären bald sowieso weg. Miranda hatte ein neues Ziel. Sie wollte stärker werden und die Organisation ein für alle Mal zerstören. Und sie würde keinen Halt machen, wie sie es bisher getan hatten, nicht so wie Rubius es immer wollte. Es konnte nur einen Weg geben, dieses Ziel zu erreichen: sie mussten G-Cis endgültig in die Knie zwingen.



    Und es wird weitergehen...

  • Charaktere



    ___Miranda, 22



    Miranda ist die ehemalige Muse des Friedens und Adoptivtochter von G-Cis Hamonia. Ihre Zwillingsschwester ist Amanda, die früher als Muse der Liebe bekannt war, während sie N, Natural Harmonia Gropius, mit dem sie eigentlich nicht verwandt ist, als ihren Bruder ansieht.
    Nach dem Niedergang der Fassade eines guten Team Plasmas verlässt sie diese Verbrecherorganisation und ist seither zusammen mit ihrer Schwester und den Weisen Rubius und Viridus auf der Flucht, um dem Zorn ihres Ziehvaters zu entgehen, der sie nur wegen ihrer besonderen Fähigkeiten adoptiert hatte und noch immer nach diesen trachtet.


    Mirandas Pokémon




    ___Amanda, 22



    Amanda ist die Deuteragonistin und die Zwillingsschwester Mirandas, der ehemaligen Muse des Friedens, während sie einst die Muse der Liebe war. Auch sie trägt eine besondere Gabe in sich und ist deshalb Ziel des Zorns ihres Ziehvaters, der sie einst nur deswegen adoptiert hatte.
    Als ihre Schwester von Schergen des machthungrigen Despoten entführt wird, macht sie es sich zu ihrer größten Aufgabe, ihre Schwester zu finden und zu befreien, auch wenn es womöglich ihr Leben kosten könnte.
    In dem Moment, in dem sie dem Tod ins Auge sieht, ist es jedoch nicht ihre Schwester, die sie retten kann.


    Amandas Pokémon




    ___Felix, 23



    Felix war bis vor nicht allzu langer Zeit einer der erfolgreichsten und stärksten Arenaleiter der gesamten Einall-Region und war Meister einer südlichen Arena in einer Stadt, in die Team Plasma niemals vordringen konnte.
    Als er von dem Schicksal der beiden Mädchen erfährt, die er in einem Waisenhaus während seiner Kindheit kennenlernte, wird er Mitglied einer Organisation, die sich gegen Verbrecherorganisationen stellt und diese von innen heraus zerstört.
    Doch seine Aufgabe ist es nicht, Team Plasma zu zerstören, sondern die beiden Frauen im Extremfall zu retten und Informationen über die Organisation in Erfahrung zu bringen.


    Felix' Pokémon




    ___Calisto Farewell, 46



    Calisto Farewell ist der kommissarische Chief der Einall-Einheit der P.G.A., für die auch Felix arbeitet. Viele Jahre lang arbeitete er als Sonderkommissar LeBelle im Fachbereich Verschwundene Verbrecher, die nach dem Zerfall großer Organisationen fliehen konnten.
    Zusammen mit seinem Glibunkel, das seit je her einen Ewigstein trug, löste er trotz seiner extremem Verpeiltheit so gut wie jeden Fall und konnte so auch sechs der sieben Weisen Team Plasmas einfangen, bevor man diese wieder freilassen musste, da nicht genügend Beweise gegen sie vorlagen.
    Als Akt der Rache jedoch schickt G-Cis eine neue Kommandantin, Metamera, los, um Calisto Farewell zu zeigen, dass auch seine Taten gegen Team Plasma bestraft werden würden. Gelockt in eine Lagerhalle wird sein bester Freund, das Glibunkel, getötet und auch ein junger Agent, der Farewell als seinen Mentor ansah, wird schwer verletzt.
    Seit diesem Tag hat Farewell sich Rache geschworen und ist auf der Suche nach der Täterin, dessen Namen nur Rebecca Joy, eine besondere Agentin, kennt.


    Calistos Pokémon
    Momentan keine.




    ___Rebecca Joy, 28



    Rebecca Joy ist einer der drei Commander der P.G.A. und die Vize-Direktorin der gesamten Organisation, was sie zur wohl stärksten Trainerin dieser macht.
    Ausgebildet zur Medizinerin für Menschen und Pokémon hat sie große Mengen an Wissen angesammelt, um jeden Verbündeten so gut wie möglich zu versorgen und damit schon Dutzende Tode zu verhindern.
    Früher war sie Mitglied einer besonderen Einheit innerhalb der P.G.A., die die gleichen Rechte wie die Chiefs der Regionen genossen und nur für die extremsten Fälle eingesetzt wurden. Dies war unter anderem ein Grund, weswegen die junge Frau nur unwillig eine verdeckte Operation als Sekretärin der Einall-Zentrale annahm. Später stellt sich für sie jedoch heraus, dass es keine bessere Mission geben konnte, denn sie erkennt, dass Menschenleben wichtiger sind als der Niederstrecken des Feindes und dass Prioritäten nicht immer den Regeln entsprechen müssen, um das Richtige zu tun. Dies lernt sie durch Calisto Farewell.
    Als sie einen verwundeten Calisto Farewell in der Lagerhalle vorfindet, erkennt sie ein weiteres Mal, dass sie noch eine Menge lernen muss, um die Menschen, die sie schätzt, zu schützen und nutzt ihre eigenen besonderen Gaben, um noch mehr Gutes zu tun.


    Rebeccas Pokémon



    Antagonisten




    ___G-Cis Harmonia, 49



    G-Cis Harmonia ist der Adoptivvater Mirandas und Amandas und Anführer der Verbrecherorganisation Team Plasma. Sein Ziel ist es, mit Hilfe der Gaben besonderer Menschen, wie N, Amanda oder Miranda, die Einall-Region zu unterwerfen. Dies verschleiert er jedoch zunächst hinter dem Vorwand, die Freiheit der Pokémon sichern zu wollen - einem Ziel, dem sich die drei geblendeten Träger verschreiben.
    Früher war er ein Rivale von Lauro und sehr erfolgreicher Konzernmagnat, verlor jedoch den Verstand, nachdem sein Sohn starb. Seither treibt ihn das Streben nach Macht immer weiter von jedweden Moralvorstellungen.
    Auch in ihm wohnte eine Gabe inne, die er jedoch verlor, nachdem er nicht mehr er selbst war.


    G-Cis' Pokémon




    ___Metamera, unbekannt



    Metamera ist eine neue Kommandantin Team Plasmas, die über eine besondere Gabe verfügt. Von sich spricht sie immer als ein Monster mit Herz, zeigt dieses jedoch niemals. Sie scheinen Schmerzen und Angst zu erfreuen und lässt diese deshalb überall entstehen, wo sie sich gerade befindet.


    Metameras Pokémon



    Die sieben Weisen


    Antagonisten



    ___Aquilus, Mitte Sechzig



    Aquilus ist einer der drei Weisen, die noch immer mit G-Cis zusammenarbeiten. Man nannte ihn früher Weiser des Westens, da er sich um die Geschehnisse und Missionen Team Plasmas im Westen kümmerte. Außerdem ist er es, der Miranda einfangen kann.
    Er gilt als einer der grausamsten Weisen, denn er versucht Mirandas Pokémon ohne zu zögern zu töten - sogar nachdem sie sich ergibt.


    Aquilus' Pokémon




    ___Flavus, Mitte Fünfzig



    Flavus ist ebenfalls einer der drei Weisen, die noch immer mit G-Cis zusammenarbeiten. Man nannte ihn früher Weiser des Nordens, da er sich die meiste Zeit in Twindrake City und der Plasma-Zentrale aufhielt. Er ist es, der Amanda in der Zentrale vorfindet.
    Er gilt als einer der einzigen halbwegs guten Menschen in der boshaften Organisation, da ihm Ehre und Respekt sehr wichtig sind.


    Flavus' Pokémon




    ___Violaceus, Mitte Fünfzig



    Violaceus ist der letzte drei Weisen, die noch immer mit G-Cis zusammenarbeiten und neben Aquilus der einzige, der von Anfang an von G-Cis' wahren Plänen wusste. Man nannte ihn früher Weiser der Höhe, da er sich in den Bergen im Westen und Norden um alle Aufträge und Missionen der Plasma-Truppen kümmerte.
    Er ist so etwas wie der Vize-Anführer der Organisation und der wohl stärkste verbliebene Weise.


    Violaceus' Pokémon



    Protagonisten



    ___Rubius, 53



    Rubius ist einer der beiden Weisen, die nicht mehr mit G-Cis zusammenarbeiten und der einzige, der bereits während der letzten Monate der bröckelnden Fassade Informationen an die P.G.A. lieferte, um größeres Unheil zu verhindern.
    Ihm ist das Wohlergehen der beiden jungen Frauen und aller ehemaligen Mitglieder Team Plasmas sehr wichtig und arbeitet deswegen sehr eng mit der geheimen Agentur zusammen.
    Er war einst als Weiser des Südens bekannt und kümmerte sich um das Projekt Genesect, das der Auslöser für seine Zweifel war, sowie um das Projekt Victini.


    Rubius' Pokémon




    ___Viridus, 68



    Viridus ist der zweite der beiden Weisen, die nicht mehr mit G-Cis zusammenarbeiten und sich darum kümmert, dass den ehemaligen Mitgliedern Team Plasmas in dem großen Anwesen in Marea City nichts passiert, weswegen er sich nie weit von diesem Gebäude entfernt.
    Der größte Grund, aus dem er Teil von Team Plasma wurde, war sein großes Interesse an der Geschichte Einalls, die er auch als Archäologe und Historiker größtenteils bereits studiert hatte. Deswegen war für ihn auch keine Zusammenarbeit mehr möglich, als die wahren Pläne Team Plasmas aufgedeckt wurden, da ihm das Wohlergehen der Pokémon und das Fortbestehen der Vergangenheit am Herzen lagen.
    Er war einst als Weiser der Tiefe bekannt und kümmerte sich um Missionen und Aufträge in alten Ruinen und Schlössern, so zum Beispiel um die Drachenstiege und den Wüstentempel in der Nähe von Stratos Ctiy.


    Viridus' Pokémon



    Unbekannt



    ___Caeruleus, Ende Fünfzig



    Der Verbleib von Caeruleus ist unbekannt.



    Gaben


    In Miranda treten Menschen mit besonderen Gaben auf, die man Träger nennt. Die ersten in der Geschichte bekannten Charaktere mit diesen Gaben waren Miranda und Amanda selbst. Gaben verstärken entweder die eigenen Pokémon, können eigene Fähigkeiten verändern, aber auch viele weitere Ausrichtungen erfahren. Es wird unterschieden zwischen dauerhaften, gewollten und geteilten Gaben. Die drei Begriffe werden als Ausrichtung bezeichnet.
    Außerdem tritt keine Gabe in genau der gleichen Ausführung ein zweites Mal auf, stattdessen gibt es gegenläufige und komplettierende Gaben.



    • Dauerhafte Gaben sind Gaben, die sich nicht abstellen lassen, aber durchaus stärker werden können, wenn der Träger dies will.
    • Gewollte Gaben sind jene, die der Träger gezielt einsetzen kann, aber nicht einsetzen muss.
    • Geteilte Gaben sind solche, bei denen einige Funktionen dauerhaft sind, während andere gezielt eingesetzt werden können.

    Grundsätzlich sind immer Aspekte einer Gabe bewusst einsetzbar oder können durch langes Training kontrolliert werden. Es kommt aber auf die stärksten Ausprägungen an, wie eine Gabe kategorisiert wird.



    Je mehr man eine Fähigkeit trainiert, desto stärker wird der Effekt einer Gabe. Manche Gaben werden auch durch die eigenen Emotionen, die Willenskraft oder das Wissen gestärkt.


    Außerdem wohnt jedem Träger die Gabe der Verständnis inne, mit der der entsprechende Charakter Pokémon auf einer emotionalen Ebene versteht. Bei manchen zeigt sich darüber hinaus auch eine rationale Verständnis, die durch hartes Training oder extremer Ausprägung der Gabe erreicht werden kann.



    Träger Gabe Ausrichtung Beschreibung Boost der Pokémon
    Miranda Gabe der Stärke Geteilt Die Stärke der Pokémon wird im Kampf erhöht, wobei diese noch weiter zunimmt, wenn der Träger starke Emotionen empfindet, was die Maximalleistung in Pokémon hervorrufen kann. Mittel bis Maximal (Alle Eigenschaften)
    Amanda Gabe der Liebe Dauerhaft Wilde oder wütende Pokémon werden bei Einsatz der Gabe zahm, wodurch sie sogar genutzt werden können wie bei Rangern. Bösartige Pokémon oder Pokémon, die zu einem Angriff von ihrem Trainer gezwungen werden, halten instinktiv inne und können nur durch hohe Konzentration angreifen. Sehr gering
    (Alle Eigenschaften)
    Mittel
    (Spezial-Attacke)
    Rebecca Joy Gabe der Ruhe Geteilt Bei Einsatz der Gabe wird das Pokémon, das sich im direkten Blickfeld befindet, in einen Dämmerzustand versetzt, dem es nicht entrinnen kann, bis der Blickkontakt gelöst wird. Wilde Pokémon in der Umgebung werden instinktiv ruhig. Gering
    (Alle Eigenschaften)
    Sehr
    (Spezial-Verteidigung)
  • Hallo Lime,


    ich muss zugeben, ich hab jetzt die Charakterzusammenfassungen noch nicht gelesen - das werde ich vermutlich etwas später machen -, aber du hast ja auch zwei neue Kapitel in Bereitschaft, die es zu kommentieren gilt. Ich werde mich daher mal denen annehmen.


    Zugegeben hat es etwas gedauert, da ich G-Cis so nah am Kapitelbeginn nicht erwartet hatte, aber schließlich ist er davor schon zumindest aufgetaucht und erwähnt worden, gemeinsam mit dem Finstrio. Die Folge ist, dass erst einmal alles drunter und drüber geht, mit aufschäumenden Emotionen, gerufenen Pokémon, der Angst vor Trikephalo inklusive einem abgewehrten Angriff und schließlich dem Auftauchen zweier Fremder. Bei Zoés Beschreibung habe ich mich schon gefragt, wer könnte das sein, bis endlich ihr Name fiel, von dem du mir schon so oft erzählt hast und dass du so stolz auf den Auftritt seist. Und er ist dir auch wirklich gelungen. Das beginnt schon bei der Einleitung, die anhand der Situation, dass alle stillhalten und keine Pokémon angreifen, fast schon klischeehaft daherkommt, aber dafür ist die Unterhaltung umso amüsanter. Ein Kampf lohnt sich ja immer als Einführung für einen neuen Charakter - in diesem Fall sogar zwei - und obwohl er etwas kurz geworden ist, bringst du die Sache auf den Punkt und sorgst nebenbei noch für ein nicht ganz so wundervolles Ende nach Trikephalos Fall. Die Frage ist nun natürlich, was wir weiterhin von G-Cis zu erwarten haben und wer ihn dabei unterstützt hat. Nach den Charakteren im Post darüber zu urteilen gibt es noch eine Metamera, die wohl bald auftauchen wird. Ich bin gespannt!


    Das darauffolgende Kapitel war wohl vorwiegend zur Entspannung der Situation gedacht, aber auch um Felix, Zoé und Lukas etwas Hintergrundgeschichte zu geben. Besonders interessant fand ich da das Training, bei dem eben nicht nur darauf geachtet werden musste, dass die gegnerischen Pokémon besiegt werden, sondern dass der Trainer auch geschützt ist. Gerade in Hinblick auf die feindlichen Organisationen macht das nur Sinn und ist auch ein guter Schachzug, um in die Arbeit der PGA eingeführt zu werden. Mit der Erinnerung an das Ende von Schwarz und Weiß in Ns Schloss hast du zudem einen guten Spagat geschaffen, um auch den Protagonisten der Spiele einzubinden. Auch wenn ich persönlich finde, dass er ziemlich gestelzt redet - bei den Musen fällt das nicht so stark auf -, aber vielleicht wollte er auch einfach höflich klingen.


    Und es wird weitergehen ...


    ~Rusalka