Behindert - verstoßen von der Gesellschaft?

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  • Hallo zusammen!


    Ich kenne viele Menschen mit Behinderungen, manche leben mit der Behinderung seit der Geburt, müssen das ganze Leben im Rollstuhl
    verbringen, oder haben eine Art "Alzheimer", welches sie veranlasst, sich an Teile erinnern zu können, aber auch eine "Epilepsie" habe
    ich schon sehen müssen, welches bei einem guten Freund mehrmals im Jahr ist...


    Ich muss auch mit einer Behinderung leben, welches selbst "nur" 3 Prozent beträgt, aber es nicht zulässt, mit dem Auto zu fahren...
    (Mein Traumberuf "Lokführer" ist leider durch die Rot-grünen Punkten beim Amtsarzt geplatzt, hatte ich vorhin nicht gewusst)
    Aber das stört mich selbst nicht, aber wenn es dunkel ist, sehe ich das Grün als "weiße" Farbe, welches sich zu grün verändert (je näher
    ich komme)... klingt verrückt, ist leider so... diese Behinderung nennt sich "Grünsehschwäche" und ist nicht heilbar...


    Aber ansonsten fühle ich mich durch die Behinderung nicht gekränkt...
    Euer Ash und Pikachu

  • Sie will einfach, dass Kinder bereits in frühen Lebensjahren erfahren, dass Menschen mit Behinderung nicht anders sind als jene ohne.


    Und hier muss ich geradewegs widersprechen und eben sagen, dass es der völlig falsche Ansatz ist. Behinderte Menschen sind nämlich, je nach Behinderungsgrad, anders als Menschen ohne, weil man eben aufgrund der Behinderung Einschränkungen hat, wodurch man bestimmte Rechte, aber auch bestimmte Pflichten nicht wahrnehmen kann. Man hilft Behinderten Menschen nicht, indem man Kindern eintrichtert, dass sie nicht anders sind, im Gegenteil, man muss die Kinder sensibilisieren, dass Behinderte Menschen sehr wohl anders sind, nicht im abwertenden Sinne, sondern in dem Sinne, dass Menschen mit Behinderungen besondere Bedürfnisse haben, auf die es einzugehen gilt.
    Jemand, der stark geistig behindert ist, wird zum Beispiel niemals im Leben alleine und selbstständig Verträge und dergleichen abschließen können, er wird ohne regelmäßige Betreuung unter Umständen alleine nicht mal Leben können. Solche Menschen haben in dem Sinne besondere Bedürfnisse, da sie eben nicht die selben Rechte und Pflichten wahrnehmen können und sich unter Umständen nicht stundenlang konzentriert vor den Computer setzen können, die wollen dann vlt. doch viel eher spielen.

    Wenn ich also einen Erwachsenen, stark geistig behinderten Menschen habe, der unter Umständen geistig auf dem Stand eines Achtjährigen ist, dann muss ich logischerweise mit diesem Menschen anders umgehen, als mit einem nicht geistig behinderten 25 Jährigen Erwachsenen. Oder das Beispiel aus dem Startpost mit dem Kino: Wenn im Kino der Fahrstuhl nicht funktioniert und es nur eine Treppe gibt, wird man dem gesunden Menschen sagen, dass er ja die Treppe benutzen kann. Kann man das zu jemanden sagen, der im Rollstuhl sitzt? Sicherlich nicht, dort wird man dann eher das Geld erstatten.
    Es ist wichtig, dass man den Kindern zeigt, dass es Behinderte Menschen gibt und dass es sich bei ihnen um Menschen mit Gefühlen handelt. Es ist aber genauso wichtig den Kids beizubringen, dass behinderte Menschen eben auch anders sind, dass sie aufgrund ihrer Behinderung eingeschränkt sind und viele Dinge evtl. weniger gut können, weshalb man unter Umständen verständnisvoller und geduldiger sein muss, ja, dass es Menschen sind, die eben ganz besondere Bedürfnisse haben, auf die man eingehen sollte. Und versucht mir hier bitte keine Diskriminierung wegen dem Wort "anders" hier anzudichten, da eben dieses Wort nur bedeutet, dass es Unterschiede gibt und die gibt es nun mal, die kann man sehen und erkennen, wenn man sich auch nur etwas mit den Menschen beschäftigt.

  • Zitat

    Behindert ist ein hässliches Wort, gibt es da Alternativen?
    Es ist schon ein schönes Wort!
    Krüppel klingt doch nicht schön oder?

    Ich kann dieses Wort absolut nicht leiden weder lesen noch hören und ja es gibt eine Politisch korrekte Alternative.
    Menschen mit Körperlichen oder Mentalen Einschränkungen.


    Nein nicht "Beschränkt" sondern Eingeschränkt.


    SO hab ich es gelernt, so ist meine sichtweise und ich sag auch nicht sowas "uh guck mal der ist behindert" >.<

  • Ich hatte in meiner Klasse jemand der geistlicht nicht so stark ist, er wurde gemobbt als dumm und schwach bezeichnet, was ich ehrlich nicht verstehen konnte... als könnte jemand etwas dafür das er so ist... also echt, wie kleine Kinder -.- . Ausserdem war er ganz nett ich habe ihn immer freundlich gegrüßt, als würde jemand schlimm und dumm wirken nur weil er so ist... behindert wirken nur die, die denken sie wären besser als andere. Das betrifft auch Mensch und Tier, der Mensch fühlt sich stärker als Tiere und benutz sie wie Objekte.

  • Erstmal ein Lob an Windmond für die FAQ usw.
    Ich selber habe eine körperliche Behinderung, zwar nicht so schlimm, wie der eines Rollstuhlfahrers oder ähnliches, aber naja trotzdem ziemlich scheiße :D
    Und zwar hatte ich eine geburtstraumatische Plexus brachialis Verletzung. Das ist eine Verletzung des Armnervengeflechtes während der Geburt. Bei mir war es eine ziemlich schlimme Verletzung, weshalb mein rechter Arm sehr stark eingeschränkt ist und auch etwas anders aussieht.
    Und wie es bei Behinderungen nun mal so ist, zieht es auch die ein oder anderen neugierigen Blicke & Fragen auf sich, was schon ziemlich nerven kann ...
    Zum Glück gab es bei mir nie wirklich ein Mobbing Problem, da ich ein ziemlich witziger Typ bin und auch Freunde habe :)
    Aber wie es bei Behinderungen so ist, ist es an manchen Tagen sehr nervig und deprimierend, dass man sich auch fragt "Wieso gerade ich?". Besonders, wenn ich bei bestimmten Dingen wegen meiner Behinderung etwas nicht so gut hinkriege wie andere oder gänzlich drauf verzichten 'darf', obwohl ich es gerne machen würde.


    Da ich aber schon mein ganzes Leben damit lebe und es auch weiterhin tun werde/muss, bringt es einem auch nicht viel dauer-depri zu sein...auch wenn es manchmal ziemlich hart sein kann.


    Doch ich glaube, dass meine Behinderung eines der Gründe sind, wieso ich so ein toleranter Mensch bin, egal ob es jetzt um Sexualität, Herkunft oder sonst was geht, denn wenn nicht ein mal ich andersartige Menschen tolerieren kann, wie sollten sie es dann bei mir tun?

  • Ich finde es schon irgendwie schwachsinnig, dass Leute hier davon schreiben, dass sie es schade finden oder dass es ihnen Leid tut, dass behinderte Menschen nur ein so eingeschränktes Leben führen können. Ich will niemandem zu nahe treten, aber das zeugt doch sehr von Unwissenheit und einer fast ebenso krassen Abwertung der behinderten Menschen wie das direkte Runter-Machen dieser.


    Wie geht ihr mit Behinderten um?
    Wie soll ich mit ihnen umgehen? Es ist weder mein Recht noch mein Verlangen, andere Menschen anders zu behandeln als andere andere Menschen, die ich auf der Straße sehe. Es mag sein, dass einige Menschen mit Behinderung andere Veranlagungen haben als Menschen ohne Einschränkungen irgendeiner Art und manche mögen das als schlimm erachten, aber ich erachte das nicht als schlimm. Selbst wenn Menschen mit Behinderungen Mitleid wünschen, werde ich sie nicht bemitleiden, wenn sie es einfach nur verlangen. Gibt es dafür einen Grund, funktioniert es wie bei jedem anderen Menschen, der begründet Mitleid wünscht. Tatsächlich kenn ich aber viel weniger Menschen mit Behinderung, die sich Mitleid wünschen, als Menschen ohne eine.
    Natürlich kann ich sie nicht in jeder Lage so behandeln wie einen gesunden Menschen. Ich kann nicht von jedem Menschen mit geistiger Behinderung erwarten, sich erwachsen und verantwortungsbewusst zu benehmen, aber das hat absolut nichts mit Mitleid zu tun; viel mehr ist es die einfache Rücksichtnahme, jeden Menschen seinen Stärken und Schwächen entsprechend und respektvoll zu behandeln. Manchmal klappt es nicht so, wie es vielleicht gut wäre, aber das kann wohl auch niemand von sich sagen.
    Behinderte Menschen sind normale Menschen. Manche Menschen haben eine geistige Behinderung, andere Menschen körperliche Behinderungen, wieder andere Menschen chronische Erkrankungen, die ebenfalls Menschen behindern oder schlichtweg einschränken. Dann können manche halt nur im Rollstuhl umher fahren und andere wissen nicht, was das Ergebnis von 2*5 ist, wieder andere rasten einfach ohne ersichtlichen Grund aus. Als Mitmensch muss man sich halt so weit wie möglich (und ich weiß, dass ich nicht weiß, wie sich ein geistig Behinderter fühlen wird) vorstellen, dementsprechend handeln, aber niemals so weit gehen, dass man den Gegenüber wie ein Opfer des Lebens behandelt, sondern wie einen Menschen, der auf einer Stufe mit einem selbst steht. Denn das tun sie.


    Was haltet ihr davon?
    Was halte ich wovon? Von behinderten Menschen? Ich glaube, das kam in der ersten Frage schon entsprechend heraus.



    Ich habe mit dem Wort Behinderung kein Problem. Natürlich bin ich jetzt nicht selbst von einer solchen Einschränkung betroffen, denke aber nichtsdestotrotz, dass ich durch familiäre Hintergründe durchaus klar sagen kann, dass es den meisten geistig behinderten Menschen ziemlich egal ist, als was man sie bezeichnet, solange es respektvoll und nicht abwertend gesagt ist. Denn eine negative Konnotation kommt doch nur dazu, weil die Menschen in der Gesellschaft denken, dass es eine furchtbare Abgrenzung darstellt, obwohl sie erst dadurch eine so furchtbare Abgrenzung erschaffen. Es kann einfach auch heutzutage nicht alles perfekt sein, damit muss man einfach klarkommen. Und solange es betroffenen Menschen gut geht und sie nicht abwertend behandelt werden, ist alles andere egal.

  • Also erst einmal muss ich sagen, ich habe noch nie Kontakt zu behinderten gehabt, nur einmal in meiner Klasse. Ich kenne auch keine die es sind. Die in meiner Klasse hatte auf jedenfall körperlich Probleme, mit der Gallenblase usw. (Genau weis ich es nicht mehr.) Sie war aber nett und wenn jemand sie geärgert hat, habe ich natürlich auch etwas gesagt. Schwer war nur, das sie selbst wohl nicht mit sich klar kam, weil sie wollte unbedingt Tierpflegerin machen und das hätte sie körperlich nicht geschafft. (Gerade da sie nach Spanien wollte um dort den Hunden und Katzen zu helfen.) Immer wenn man versucht hatte, ihr das normal zu erklären das es wohl unmöglich ist, fing sie an zu weinen.


    Sonst nur damals bei einer Freizeit, da hatte jemand das Downsyndrom, ich war erst 10 oder 11 und wusste nicht was der hatte. Er war nett, wirkte aber etwas komisch. Alle haben hn geärgert, nur ich und eine andere nicht. Dann habe ich mit ihm Tischtennis gespielt, so ca. 20 min und das Ende war: Er hat mich umarmt. Ich war total baff, bis die eine meinte, er hätte das gemacht weil ich mit ihm gespielt habe und die anderen das nicht machen.


    Ich muss auch sagen, ich denke mir das es nicht immer einfach ist. E gibt ja sicherlich behinderte die dann wirklich WOLLEN das man rücksicht nimmt und ihnen hilft, denke ich mal, aber es gibt auch welche die das sicherlich nicht wollen. (Also bei körperlicher Einschränkung) ich weis dann als jemand der gerne hilft immer nicht genau ob ich es tun soll, oder nicht.


    Und was ich von behinderten Menschen halte? Was soll ich von ihnen halten? Ich habe jetzt nur die zwei Beispiele und fand beide jetzt nicht so schlimm, sie konnten ja reden und mich verstehen. Wie das bei jemanden wäre der jetzt geistig vielleicht etwas hat, weis ich nicht. Ich bin bei so etwas aber auch immer recht Emotional^^" Aber ich denke wirkliche Probleme habe ich mit denen nicht und ich finde auch nicht das man solche Menschen ärgern sollte.

  • Ich bin überrascht darüber, dass es so viele Positive Resonanz gibt.
    Ich danke fürs Feedback.


    Es gibt ja verschiedene Arten von Behinderungen, aber eine davon macht mich trotzdem betroffen.


    Es wird ein so schwer behindertes Leben geboren, dass die ganze Zeit beamtet werden muss und nichts von seiner Umwelt mitbekommt. (Gehirnschädigung)
    auf Wunsch der Mutter oder des Vaters wird es am Leben gelassen.
    Was ist ein Leben wert, wenn man selbst davon nichts mitbekommt?
    Für mich ist das Leben erst lebenswert, wenn man in der Lage grundsätzliche Aktionen machen kann wie lachen, weinen oder andere Emotionen verspüren.
    Ich bin der Meinung, dass dann lieber sterben sollte, das ist genauso mit Koma-Patienten, die eh nicht mehr aufwachen.
    Ich weiß, dass wir nicht das Anrecht haben über Leben und Tod zu bestimmen.
    Würdet ihr es am Leben lassen?

  • Was ist ein Leben wert, wenn man selbst davon nichts mitbekommt?

    Wenn einer nur sagen könnte, was ein Mensch tatsächlich alles mitkriegt. Ich finde das halt furchtbar kompliziert und schwierig, gerade für Eltern. Was ist, wenn das Kind doch irgendetwas mitkriegt? Gehirnschädigung ist nicht gleich Hirntod. Vor allem aber, wo setzt man hier die Grenze? Und weißt du jemals sicher, ob ein Koma-Patient erwacht? Das sind sehr viele Unsicherheiten bei diesem Thema, weswegen ich nicht weiß, wie ich reagieren würde.


    Für die Angehörigen wäre es wohl besser, wenn sie abschließen könnten. Jeden Tag vergeblich zu hoffen oder gar oft in Angst zu leben, dass der Tod eintreten kann, ist kaum ertragbar. Es zerrt an einem und lässt niemals wirklich zu, dass man sein eigenes Leben genießen kann. Ich wünsche keinem die Situation, entscheiden zu müssen, ob sie einen geliebten Menschen sterben lassen. Möchte genau so wenig irgendwen verurteilen, der sich für den Tod entscheidet. Jeder muss selber wissen, was er durchstehen kann.


    Was ich wollen würde, ist schwer zu sagen. Ich weiß, dass jemand auch trotz ärztlichem Rat plötzlich wieder gesund werden kann bzw. aufwachen. Kann mir aber absolut nicht vorstellen, wie das wäre, wenn man Tag für Tag alles um sich rum mitkriegt, aber nicht aufwachen kann. Ob ich mir da irgendwann wünschen würde, dass ich endlich sterbe, ist fraglich. Und wenn man so geschädigt ist, dass man nichts wahrnimmt, dann kann man sich wohl auch schlecht den Tod wünschen. Im Endeffekt sind es also doch Außenstehende, die keine Ahnung haben, was genau der Betroffene empfindet, die entscheiden. Das macht für mich dieses Thema auch ziemlich schwierig.

  • Zitat

    "Wir brauchen ein gesundes Europa voller gesunder Vaterländer. Behinderte dürfen nicht länger toleriert werden, sie zerstören unser Ansehen in der internationalen Staatengemeinschaft. Diese Menschen machen sich auf Kosten von uns Steuerzahlern ein gemütliches Leben und genießen darüber hinaus auch noch Empathie-Bonus."


    Nach dieser Aussage dieses "netten" Herren, dürften dann auch Sozialhielfeempfänger nicht länger tollerriert werden. Weiß der eigentlich, dass es genug behinderte Menschen gibt die arbeiten gehen und ebenfalls zu unserem Steuerhaushalt etwas beitragen?! Scheinbar nicht. -_-


    Ich selbst habe absolut kein Problem mit behinderten Menschen. Ich arbeite in einem Pflegeheim für Demenzkranke. (Demenz ist eine degenerative (Rückbildung und Verfall vorwiegend ganzer Gewebe oder Organe) Erkrankung des Gehirns, die mit Defiziten in kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten einhergeht. Habe dort also täglich mit körperlich, geistig beeinträchtigten Menschen zu tuen. Ich werde zwar oft blöd angeschaut weil ich mir diesen Job ausgesucht habe und ernte dafür auch manchmal Unverständnis.


    Zitat


    Was ist ein Leben wert, wenn man selbst davon nichts mitbekommt?


    Wir haben auf unserer Station einige Bewohner mit Pflegestufe 3. Das bedeutet soviel wie, dass diese nichts mehr selbstständig ohne Hilfe machen können. Also nicht laufen, waschen, essen... und sich sprachlich nicht mitteilen können. Allerdings bekommt der überwiegende Teil dieser Menschen noch alles mit was um sie herum passiert. Können sich aber nur mit Augenzwinkern, Geräuchen oder ähnlichem mitteilen. Ich persönlich würde, wenn mir das passiert, lieber friedlich einschlafen wollen, als tagtäglich alles mit zu bekommen aber selbst nicht mehr die Möglichkeit haben am Leben so teil zu haben wie ich das möchte.

  • Ich hatte auch mal ein Praktikum im Altersheim absolviert. Da waren einige Beispiele, die echt abschreckend waren. Zum einen war da eine alte Dame, ich glaube, sie war über 100, die sich in Embryonalstellung in ihrem Bett zusammengekrümmt hatte. Der Gehirnabbau war so weit fortgeschritten, dass sie nicht einmal mehr schlucken oder ähnliches konnte und hat nichts mehr von ihrer Umwelt mitbekommen.
    Zum anderen war da eine Dame, die manchmal aus heiterem Himmel angefangen hat Gebete zu schreien(!), zuerst dachte man aus Schmerzen, dann schien es so, als würde sie glauben, dass die Pfleger sie mit Medikamenten "vergiften" würden. Und andere abschreckende Beispiele.

  • Das ist leider immer noch oft das alltägliche "Leben" in einem Pflegeheim bzw einer Pflegestation...
    Personalmangel, teilweise schlecht geschultes Personal, dabei auch Praktikanten/Bufdis etc. (darauf gehe ich gleich noch gesondert ein, nicht aufregen ;)). Dazu die teilweise sehr alten Gebäude, welche überhaupt nicht auf die Bedürfnisse der zu pflegenden Menschen abgestimmt sind (Teppiche und vielleicht auch Schränke/Regale im Flur? Vergesst es, Brandschutz geht vor!), etc. pp. Ich sag es ganz ehrlich: ich will später möglichst nicht in einem Pflegeheim in meiner Nähe landen... und möglichst auch keiner meiner Verwandten.


    Was die Praktikanten/Bufdis und andere, kurzzeitig anwesenden und ungelernten Kräfte angeht: es ist einerseits wichtig und richtig, Interessierten einen Einblick in den Pflegeberuf zu geben, andererseits ist es nicht gerade hilfreich, wenn sie nur wenige Wochen da sind, das muss man sich bewusst machen. Nicht einmal hauptsächlich deswegen, weil es extra Ressourcen benötigt,sie anzulernen und sie auch vieles nicht alleine durchführen dürfen.
    Es geht mir dabei vor allem um den Aspekt, dass die zu Pflegenden sich auf ein neues Gesicht einstellen müssen (ja müssen; wenn sie bettlägerig sind, haben sie keine Möglichkeit, Situationen zu entkommen, sei es die Pflege, ein neuer Pfleger etc.), welches nach kurzer Zeit wieder weg ist. Vertrauen kann in der Zeit nicht aufgebaut werden, trotzdem werden die Praktis schnell ins kalte Wasser geschmissen und müssen teilweise sehr intime pflegerische Dinge durchführen, wie das Waschen im Bett, Begleitung zur Toilette, Umziehen und noch vieles anderes, was uns auch unangenehm wäre, wenn da plötzlich eine fremde Person dabei steht oder uns hilft.
    Der zu Pflegende, gerade wenn er sich warum auch immer nicht äußern kann oder verstanden wird, erkennt dann seine eigene Hilflosigkeit und die Tatsache, dass er keinen Einfluss auf seine Umgebung hat und stumpft ab, lässt alles mit sich machen (=erlernte Hilflosigkeit). Das erleben gerade Menschen mit einer geistigen Behinderung.


    Nochmals: es ist immer positiv zu bewerten, wenn sich junge Leute mit dem Pflegeberuf auseinandersetzen und auch praktische Erfahrung sammeln wollen. Nur muss dann auch die andere Seite betrachtet werden.


    Aber das ist nur eins von vielen Problemen des Pflegesektors in Deutschland...

  • Ich muss dazusagen, dass es ein soziales Schulpraktika war und ich deswegen nur Teil der Sozialbegleitung war, zum besseren Verständnis ^^ Für Pflegetätigen wäre ich ehrlich gesagt zu schwach, puncto heben und so, und auch… zu "angerührt" bei Fäkalien ^^" Ich studiere zwar Biologie, aber bestimmte natürliche Vorgänge stoßen bei mir "trotzdem" auf Übelkeit ^^"

  • Das Problem ist halt, dass die Leute, die mit "behinderten" konfrontiert werden, sich oft überfordert fühlen und es ihnen in ihrer Anwesenheit unangenehm ist. Innerlich treten wir halt allem (oder vielem) distanziert entgegen, was fernab der Norm ist. Kann man denjenigen dann auch nicht verübeln. Durch Aufklärung wird man da nicht viel machen, denn was will man da aufklären? Durch Aufklärung schraubt man höchstens am Verständnis der Leute.

  • Durch Aufklärung wird man da nicht viel machen, denn was will man da aufklären? Durch Aufklärung schraubt man höchstens am Verständnis der Leute.

    Das ist ja auch das Ziel? Das ist das "was man machen will". Aufklärung führt zu mehr Wissen und Verständnis zu einer Situation. Das kann Menschen den Umgang erleichtern, weil auch durch Wissen die Sicherheit steigt. Viele fühlen sich unwohl, weil sie die Situation nicht kennen, nicht wissen, wie sie reagieren sollen, wo die Grenzen von Hilfe sind, wo die eigenen Grenzen sind, wann etwas unhöflich ist, wann Hilfe nötig ist, wie man mit bestimmten Krankheiten umgeht usw. Und was die Themenafrage angeht: Auch hier hilft Aufklärung. Menschen zu zeigen, dass auch Personen mit körperlichen/geistigen Einschränkungen sehr wohl selbstständig sein können, etwas leisten können, hilft auch die Distanz zu reduzieren. Natürlich ist Aufklärung niemals so effektiv wie Erfahrung, aber dennoch sehr hilfreich und ein enorm wichtiger Schritt um gegen Vorurteile vorzugehen. Was uns stresst, ist das Unbekannte, das Fehlen von möglichen Verhaltensmustern zu einer Situation. Da kann schon mit Aufklärung einiges getan werden (sofern diese natürlich im Kopf des Menschen ankommt, lol).

  • Ich habe auch ohne die nötige Aufklärung Verständnis und habe ein Auge dafür, wann Hilfe nötig ist und wann nicht. Vom mentalen Aspekt bleibt diese Barriere eventuell doch. Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, mit Behinderten zusammenzuarbeiten (als Pfleger und oder Betreuer) und ihnen im Alltag zu helfen. Das wäre für mich eine Zumutung. Wobei es da auch eine Schmerzgrenze gibt, wo es zumutbar ist wo nicht. Körperliche Beeinträchtigungen sind für gewöhnlich kein Problem. Wobei der Beruf des Pflegers für mich so oder so eine Zumutung wäre.

  • Leichte geistige oder psychische Behinderung bleiben oft von anderen unbemerkt, es kommt dann darauf an, wie gut die social skills des Betroffenen sind.
    Ich habe das Gefühl, dass du ein sehr einseitiges Bild von Menschen mit Behinderung hast, wenn so eine Aussage kommt:

    Zitat

    Ich persönlich könnte mir nicht vorstellen, mit Behinderten zusammenzuarbeiten (als Pfleger und oder Betreuer) und ihnen im Alltag zu helfen. Das wäre für mich eine Zumutung

    Viele werden ambulant betreut, stundenweise mit einer bis vier Stunden die Woche, weil sie sonst sehr gut alleine klar kommen.
    Bei vielen würdest du wie gesagt an 364 Tagen nicht merken, dass sie eine "Behinderung" haben (in diesem Fall ist die Bezeichnung Behinderung sogar völlig falsch, da behindert nur jener ist, der irgendwo ohne Hilfe nie weiter kommt).


    Wie gesagt, so kommt es rüber, vielleicht ist es ja gar net so schlimm. ;)



    /ich arbeite selbst im Bereich Außenwohngruppen und betreue mehrere Personen, die in insg. fünf WGs wohnen. Du glaubst gar nicht, wie viel wir teilweise zusammen lachen.^^

  • Das Problem ist halt, dass die Leute, die mit "behinderten" konfrontiert werden, sich oft überfordert fühlen und es ihnen in ihrer Anwesenheit unangenehm ist.

    Meine Aussage hat sich darauf bezogen. Ich kann nicht über dich als Person persönlich urteilen und habe es auch nicht vor. Es geht um die allgemeine Einstellung, um den gemeinsamen Nenner in der Masse. Und da ist es nun mal die Unsicherheit. Wobei man sich natürlich auch fragen könnte, wieso es für dich eine Zumutung ist und ob es nicht daran liegt, dass du aktuell einfach nicht das nötige Wissen zu bestimmten Krankheiten besitzt, sodass es für dich so wirkt, als ob du damit nie umgehen könntest. Ehe du dich nicht damit auseinander setzt, kannst du es nicht wissen. Was anderes ist es natürlich, wenn es einen auf emotionaler Ebene belastet. Aber das hat dann weniger etwas mit "unangenehm" oder "überfordert" zu tun.

  • (...)


    Macht ja nicht viel Sinn sich auf die Leute zu beziehen, denen man ihre Behinderung/Beeinträchtigung nicht oder kaum ansieht. Ich dachte es wäre klar, dass die Gruppe angesprochen wird, bei der von Zumutung eine Rede sein kann.


    Zitat von Cassandra

    Wobei man sich natürlich auch fragen könnte, wieso es für dich eine Zumutung ist und ob es nicht daran liegt, dass du aktuell einfach nicht das nötige Wissen zu bestimmten Krankheiten besitzt, sodass es für dich so wirkt, als ob du damit nie umgehen könntest.


    Wissen ist da irrelevant. Nehmen wir da das Beispiel Pfleger und Betreuer, der den Menschen bei alltäglichen Sachen hilft, weil sie es selbst nicht können. Das geht von Waschen bis hin beim Stuhlgang helfen, füttern, Anziehen (ich beziehe mich hier offensichtlich auf die extremeren Fälle, @neithan, denn wie gesagt gibt es da eine Schmerzgrenze). In diesem Fall wäre jede Aufklärung irrelevant, weil die Tätigkeit an sich, mich um jemanden kümmern der es selbst nicht hinkriegt, eine Zumutung ist. Da fällt mir ein Fall ein, den ich auf der Straße gesehen habe; ein Junge der körperlich und Geistig stark eingeschränkt ist. Ich könnte da nicht der Betreuer desjenigen sein. Nicht weil ich die Krankheit nicht kenne oder nicht weiß wie ich mit so jemandem umzugehen habe, sondern einfach deshalb, dass ich mit so jemandem nicht umgehen will. Weil es mir innerlich unangenehm wäre. Obwohl ich weiß dass auch geistig (stark) beeinträchtige Menschen mit Emotionen und (unterbewusstem) Verständnis sind, wäre es für mich eine Zumutung, auf so jemanden ernsthaft einzugehen. Da hilft Aufklärung einfach nicht. Das hat in dem Fall mit Aufklärung nichts zutun.


    Zum besseren Verständnis sollte ich wohl hinzufügen, dass ich mit geistig behinderten/beeinträchtigen so kein Problem habe wenn ich sie auf der Straße sehe. Denn das Verständnis ist natürlich da. Es geht nur darum, wenn man damit konfrontiert wird (nicht auf die "könntest du helfen, den Jungen im Rollstuhl die Treppe runterzutragen" Art, sondern auf die "kannst du dich bitte um ihn kümmern" Art). Das überlasse ich denen, die Spaß an der Arbeit haben.

  • In diesem Fall wäre jede Aufklärung irrelevant, weil die Tätigkeit an sich, mich um jemanden kümmern der es selbst nicht hinkriegt, eine Zumutung ist.

    Das hat aber wenig mit dem Thema zu tun. Schau, ich teile das in zwei Dinge auf: Du kümmerst dich nicht gerne um jemanden, der von deiner Hilfe abhängt = die Person muss nicht zwangsläufig eine Behinderung, der Art, die in diesem Thema besprochen wird, haben. Oder: Es geht dir um die Behinderung explizit, die dich auf irgendeine Weise abschreckt. Das kann an vielen Dingen liegen und darunter fällt auch sicherlich das Wissen zu diesem Zustand. Wenn du dich mit etwas richtig auskennst, siehst du das als "normal" an und machst dir dann keine Gedanken mehr darüber, ob du damit umgehen kannst. Du kannst es einfach. Natürlich kann dir die Tätigkeit weiterhin missfallen, aber das liegt dann nicht an der Behinderung an sich, sondern an anderen Faktoren (z. B. wenn man sich generell leicht vor Dingen wie Urin ekelt oder ungeduldig ist und sich unwohl fühlt, wenn wer länger braucht fürs sprechen/bewegen etc.). Ist schwierig das getrennt zu betrachten, weil es eigentlich ziemlich verstrickt ist in einer realen Situation (eigene Persönlichkeit, Erfahrung, Wissen), aber ich will auch nur darauf hinaus, dass Aufklärung mehr Einfluss hat, als man oft denkt. Wir nehmen Wissen, das wir haben, nur nicht richtig wahr. Es ist schließlich normal für uns auf Basis von diesem zu handeln (ist halt alles im Gehirn automatisiert). Bei der breiten Masse kann es dementsprechend viel bringen (und nochmal: ich sage nicht, dass es bei jedem Einzelnen etwas bringen muss. Ich beziehe mich auf die Allgemeinheit bei der Diskussion).