Nymphengesang

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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  • Schimmer

    geschrieben am 04.02.24


    Es ist dunkel. Ich sitze angelehnt an eine Wand, die Beine angezogen. Alles, was an meine Ohren dringt, ist der pfeifende Sturm außerhalb meines Zimmers. Die Gedanken kreisen willkürlich umher und lassen mich nicht in Ruhe. Mein Körper zittert etwas.

    Eine Türklinke ist zu hören. Ein schmaler Spalt öffnet sich in einiger Entfernung und lässt Licht in den Raum herein. Die dunkle Hand einer schattenhaften Gestalt nähert sich meiner Position. Unfähig vor Angst schließe ich die Augen und mache mich so klein wie möglich. Die Hand berührt meinen Kopf und streicht sanft darüber.

    „Keine Sorge. Ich bin für dich da.“


  • Näher

    geschrieben am 18.02.24



    Mit leiser Macht

    endlich erwacht,

    Stimme der Nacht,

    lieblich sie lacht.


    Holt mich zurück

    in einem Stück,

    baut eine Brück’,

    ist’s doch ein Glück.


    Holt mich hier raus

    aus meinem Haus.

    Komm, kleine Maus,

    ist noch nicht aus.


    Bringt mich ans Meer,

    schien alles leer,

    ist’s doch nicht mehr,

    Freud’ ich begehr’.


    Still meine Frag’

    an jenem Tag,

    bis ich dann sag’,

    dass ich dich mag.


  • Nachtgedanken

    geschrieben am 03.03.24


    I lieg nu woch, de Aug'n offa. Drah mi hin und her und werd ned miad. Ois draht si ums Leb'n. Wieso wird's ned besser? De Gedånken kroas'n wüd umher, bis I draußt a Auta vorbeifohrn hea. I steh auf und geh zum Fenster, lah in Kopf außi und siach de boar Leid unt am Trottoir. Wos de woi heit nu olle dengan? Ob ea Leb'n vielleicht oafocher is?

    Mei Blick wondat aufi in Hümmi. Da Mond steht hoch und locht mi ån. Ob er si do ob'm alloa füht? Monchmoi frog i mi, ob er si an Freind wünscht.


  • Hey Rusalka!

    Ich wollte meine Wertschätzung zum Ausdruck bringen für deine Nachtgedanken, weil ich es gar nicht einfach finde, Dialekt schriftlich wiederzugeben. Im Fall deines Textes konnte man wirklich gut reinfinden, so dass sich bereits nach einigen Worten ein Gefühl für den Klang der Worte einstellte.

    Besonders stark finde ich den Satz "Ois draht si ums Leb'n." Als ob damit schon alles gesagt wäre. Manchmal kommt man mit den Gedanken einfach nicht weiter und kann trotzdem nicht aufhören, sie nochmal zu durchdenken. Eine gewisse Einsamkeit strahlt der Texte aus, allein schon die Frage, ob sich der Mond allein fühlt, verrät, dass es das Ich selbst ist, das sich einen Freund wünscht. Vielleicht traut es sich einfach nicht, mitten in der Nacht jemanden anzurufen? Um die eigenen Gedanken zu sortieren, sind echte Freunde, die einem zuhören, schließlich die beste Möglichkeit.

    Mach's gut und viel Freude beim Schreiben ^^

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

  • Bahn

    geschrieben am 15.03.24


    Bahn, oh Bahn, oh Bahn,

    warum tust du mir das an?

    Treibst mich in den Wahn.


    Steh ich hier, ein Kind,

    Lichter sausen wie im Wind,

    Menschen, wie sie sind.


    Lauter wird die Stimm',

    erzählt dies, das, dort und bim,

    spät wird's, Tag ist dimm.


    Endlich Licht am End',

    ist das nun die große Wend'?

    Erhebe die Händ'.


    Steige endlich ein,

    Verspätung kommt sogleich rein,

    was für eine Pein.


  • Hey!


    Obwohl ich mit dem Lesen ... einige Monate zurückhinke (sorry :x), wollte ich gerne kommentieren. Ich hatte mir aus deinen neuen Werken Schimmer ausgeguckt, aber jetzt hast du ein Gedicht über die Bahn geschrieben! Dann muss ich wohl damit anfangen ...


    Ist dir bewusst, dass deine ersten zwei Strophen noch einen gleichbleibenden Trochäus hast? Mich zumindest hat der zweite Vers der dritten Strophe absolut rausgebracht, weil er plötzlich nicht mehr ins etablierte Schema passte. Es ist lustigerweise direkt in der Mitte des Gedichts, was einen klaren Cut zeichnet, weil die anderen beiden Strophen auch jeweils einen nicht alternierenden Vers haben. Ich kann nur inhaltlich nichts finden, was damit übereinstimmt. Wenn "Erhebe die Händ'" keiner davon wäre, könnte man meinen, es sei immer, wenn es um Verspätungen - oder Veränderungen - geht. Aber vielleicht hat Flocon mich auch einfach dazu gebracht, inzwischen nach so etwas zu suchen, auch wenn ich selbst es nicht bewusst gemacht hätte. Also ist das bei dir vielleicht auch die einfache Erklärung? Keine Ahnung. So oder so ist es ja aber auch einfach schwer genug, mehrere sich reimende Haiku zu schreiben, die auch noch eine Geschichte erzählen, also sollte man vielleicht nicht auch noch einen gleichmäßigen Rhythmus erwarten.

    Inhaltlich fällt die erste Strophe mehr oder minder mit der Tür ins Haus, was aber für die meisten Leute, die schon einmal Bahn gefahren sind, dennoch keine Überraschung darstellt. Die zweite Strophe wirkt dagegen fast schon freundlich. Ich finde, sie strahlt die Faszination und Unschuld des benannten Kindes aus, das Züge beobachtet. Ich gehe aber davon aus, dass die gewollte Interpretation bedeutet, dass man sich in Gegenwart der durchfahrenden Züge klein und hilflos fühlt, während alle Menschen nur auf sich achten. Dann geht es weiter mit den Durchsagen am Bahnsteig, die viel zu häufig Dinge erzählen, die man nicht hören will, aber das versteckt zwischen so viel anderem Kram, der einen gar nicht betrifft. Barrierefrei ist das nicht. Hab ich gestern mal wieder drüber nachgedacht. Ich frage mich, ob "bim" von "Bim Bam" oder von "österreichisch umgangssprachlich Straßenbahn" [Zitat Duden] kommt. Da sich letzteres aber von ersterem ableitet, womöglich beides. "Dimm" als Adjektiv kenne ich auch nicht. Ist das nur für das Gedicht von "dimmen" abgeleitet oder ist das ein Dialekt, der mir nicht vertraut ist? Im vierten Vers kommt dann die Bahn. Vermutlich da schon mit Verspätung oder zumindest anderen Problemen, die nicht geplant waren (veränderte Wagenreihung zum Beispiel). Aber selbst dann, ist es meist ja einfach nur schön, endlich im Zug zu sitzen. Dass sich die Reise dann mit dem letzten Haiku noch einmal verlängert, ist natürlich dann wirklich ärgerlich, was den wundervollen Bogen zur ersten Strophe schlägt, sodass man das Gedicht (aufgrund des Wahrheitsgehaltes leider) in Dauerschleife lesen könnte. Sehr schön umgesetzt!


    So, jetzt zu meinem eigentlichen Ziel. Schimmer beschreibt mehr oder weniger einen Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit. Beim ersten Lesen habe ich (wie das bei mir häufiger mal passiert), den letzten Satz gelesen, ehe ich mich dem zweiten Absatz annahm. Bedeutet, ich wurde davon nicht in die Irre geführt. Beim nächsten Lesen habe ich dann aber festgestellt, wie bildgewaltig dein Drabble ist. Du schaffst eine Szene, die man sonst eher von einem visuellen Medium erwarten würde. Im Schriftlichen sind solche fehlleitenden Bilder eher schwieriger umzusetzen, aber hier funktioniert es problemlos. Es ist einfach so visuell geschrieben. Besonders die "Hand einer schattenhaften Gestalt". Obwohl ich den Ausgang kannte, hatte ich sofort ein Schattenwesen mit gekrümmten Klauen im Kopf.

    Psychologisch betrachtet, funktioniert dieses Drabble auch wunderbar, weil es zeigt, wie sehr man sich von der Außenwelt abschotten kann. Das hast du zum einen durch die in deiner Information erwähnten Lichtgestaltung geschafft, aber auch durch die eingewobenen Gedanken, dass das Ich gleich vom Schlimmsten ausgeht, als sich die Tür öffnet und jemand hereinkommt. Es schafft Monster, wo gar keine sind. Umso wichtiger ist das positive Ende, das das Drabble metaphorisch gesehen noch viel mehr erhellt als das Licht, dass durch die offene Tür fällt. Es gefällt mir wirklich sehr!


    Auch wenn der Drabblekommentar etwas kürzer wurde als der Gedichtkommentar, mag ich beide Werke hier sehr. Und ich verspreche, irgendwann werde ich auch die anderen endlich aufholen!

    Ich wünsche dir auch weiterhin viel Freude am schreiben und - ich klaue deine Verabschiedung - wir lesen uns!

    ~ShiraSeelentau

  • Seelenbund

    geschrieben am 04.02.24


    Eine sanfte Brise umspielte die längliche Gestalt des Drachens. Während er sich wand und in Richtung des Vollmondes unterwegs war, genoss er die kühle Nachtluft. Auf seinem Rücken ritt ein junges Mädchen, das sich verhalten an den Schuppen festhielt. Noch hatte es nicht ganz verstanden, wie die beiden seit langer Zeit befreundet sein konnten. Immerhin war es schon sehr lange eine Waise. Je länger sich das Mädchen jedoch in der Nähe des Drachen aufhielt, desto wohler und geborgener fühlte es sich.

    Schließlich begann es zu lachen. Der Drache schnaubte vergnügt und ließ die fröhliche Stimme des Kindes auf sich wirken.


  • Huhu Rusalka!


    Ich dachte mir, dass ich mal wieder bei dir vorbeiflattere. Ist ja schon eine Weile her seit ich es mir hier gemütlich gemacht habe. Und da ich auch immer von dir so fleißig besucht werde ... muss das so! The crow likes the sound of the neverending river. Ich schnapp mir einfach mal dein neustes Werk »Seelenbund«.


    Leider habe ich die Valentinsaktion dieses Jahr verpasst, weil mein Februar viel zu stressig war. Frech, wenn du mich fragst. Aber nachdem ich jetzt dein Werk und das dazugehörige verdrabbelte Werk gelesen habe, konnte ich wenigstens ein bisschen Anteil haben an der Aktion. Was mich daran erinnert, dass ich generell noch nachlesen wollte, huh! Anyway. Hier gehts jetzt erst mal um dein Drabble.

    Wenn ich als erstes über den Titel nachdenke, kommt mir direkt der Gedanke, dass ich selbst einen kleinen Fable dafür habe, wenn man von Seelenverwandtschaft spricht. Ich finde das ist irgendwie eine schöne Vorstellung; besonders weil es so viele verschiedene Formen und Arten haben kann. Und diese Diversität ist es auch, die einen sehr gespannt werden lässt auf das eigentliche Werk. Geht es um Freundschaft? Geht es um Liebe? Beides? Oder doch was völlig anderes, was den Zusammenhalt zweier Seelen beschreibt?

    Bereits nach wenigen Worten hat man als Leser bereits ein ziemlich ausführliches Bild im Kopf. Beziehungsweise habe ich das; allein weil ich dazu tendiere, mir bei Drabbles immer direkt einen halben Film auszumalen. Besonders effektiv, wenn im Hintergrund leise Musik läuft. Auf jeden Fall lernt man direkt den Drachen kennen, der in der Nacht durch den Himmel fliegt. Das ist ein sehr ruhiges und sanftes Bild, was du mit deinen kurzen Beschreibungen gut rüberbringen kannst.

    Als das Mädchen angesprochen wird, exisitert eine Mischung aus Melancholie und Gemeinschaft. Das entfernte Gefühl, dass sie mal allein war, sich darüber aber keine Gedanken mehr machen muss, weil sie nun einen Freund gefunden hat, der sie auf dem Rücken trägt. Sowohl durch die Nacht, als auch durchs Leben. Es erinnert mich irgendwie daran, dass man manchmal Personen im Leben trifft, die man nicht eingeplant hat. Sie sind einfach da und verändern sehr viel. Etwas, wonach man nicht gefragt hat. Aber gleichermaßen etwas, was man manchmal braucht, ohne es zu wissen. Dieses unterschwellige Gefühl davon, habe ich irgendwie beim Lesen verspürt. Denn die Begegnung zwischen einem Mädchen und einem Drachen ist nicht unbedingt eine alltägliche Sache. Wie haben sie sich kennenglernt? Warum reisen sie nun zusammen? Haben sie ein Ziel oder genießen sie einfach das Leben? Viele Frage, auf die man keine Antwort erhält und es sich selbst zusammenreimen kann.

    Aber wenn man es mal genau betrachtet: Warum sollten die genauen Umstände eine Rolle spielen, wenn man etwas hat, was einen glücklich macht? Man muss nicht immer alles wissen oder verstehen, um den Moment zu genießen. Oft zerdenkt man etwas auch. Ich weiß nicht, ob du diese Denkweise auch gehabt hast, als du das Drabble geschrieben hast. Aber ich mag diese Erklärung, die ich für mich mitnehme. Vielen Dank dafür!


    Ich freue mich schon auf weitere Werke von dir! Wir lesen uns. Kramurx

  • Spross

    geschrieben am 14.04.24


    Die morgendliche Routine verlief wie jeden Tag. Allerdings mit dem Unterschied, endlich Urlaub zu haben. Was für eine Woche! Jeder Tag wurde anstrengender und alle Arbeitskollegen machten zunehmend den Anschein, von den täglichen Anforderungen gestresst zu sein. Die Ruhe abseits des Jobs würde mir sicherlich gut tun, auf andere Gedanken zu kommen.

    Somit befüllte ich die kleine, blaue Gießkanne mit Wasser. Vor einiger Zeit hatte ich ein Beet auf dem Balkon aufgesetzt, in der Hoffnung, einige schöne Blumen halten zu können. Sie ließen sich aber viel Zeit und auch die Sonne wollte einfach nicht durchbrechen. Wehmütig dachte ich daran, wie sich wohl die kleinen Samen fühlen mussten. Ob ich vielleicht etwas falsch gemacht hatte?

    Bedacht trat ich auf den Balkon hinaus. Die Sonne schien heute tatsächlich, auch wenn es noch etwas fröstelte. Einige Minuten lang sah ich in den bläulichen, von Wolken überzogenen Himmel, bevor ich mich dem Beet widmete. Noch bevor ich gedankenverloren Wasser auf die Samen träufeln konnte, sah ich etwas durch die Erde schimmern. Kleine Sprösslinge suchten ihren Weg an die Oberfläche.

    Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht. Summend begann ich, eine kleine Melodie anzustimmen, während ich mich den Blumen widmete. Die gute Laune nahm Überhand.