Nymphengesang

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • Grafik erstellt von Rajani


    » Einleitung


    Herzlich willkommen in meinem Sammelsurium. Die Zeit brachte den Wunsch mit sich, einen Ort für die vielen kleinen und großen Werke zu erstellen, die sich über die Jahre angehäuft haben und ihr dürft nun dabei sein, dem mystischen Gesang zu lauschen und euch von den Texten verzaubern zu lassen.
    Da ich mich beim Schreiben nicht selten von Gefühlen oder Eindrücken im Leben leiten lasse, werden meine Werke ebenfalls verschiedener Natur sein und keine speziellen Eigenschaften oder Genres aufweisen. So wie das Wasser seine Wellen ungezügelt schlägt, werde ich hier meine freien Gedanken niederschreiben und euch auf diese Weise vermitteln.
    In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr Spaß und Gefallen an den Werken hier finden werdet.


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    » Kurzgeschichten
    »» Blind
    »» Millionen Lichter
    »» Wunschbaum
    »» Blaugrün vor Spannung
    »» La Principessa di Fiore
    »» Götter im Schnee
    »» Schattensucher
    »» Vernetzung
    »» Rise like a Phoenix
    »» Seelenjäger
    »» Fragile
    »» Reminiszenz
    »» Schmetterlingsflügel
    »» Kehrtwende
    »» Im Zeichen des Herzens
    »» Entfaltung
    »» Federschmuck
    »» Abzeichnende Begegnung
    »» Zwei Seiten einer Medaille
    »» Blitzgewitter
    »» Clone Wars
    »» Gartenkriege
    »» News-Chaos
    »» Sternensucher
    »» So wie du bist
    »» Windspiel
    »» Fest der Erinnerung
    »» Heimweh
    »» Karnevalsabend
    »» Verkleidung
    »» Der erste Schritt

    »» Retter in Not

    »» Die erste Reise

    »» Kampf der Giganten

    »» Bestes Pokémon aller Zeiten – Halbfinale

    »» Blütensegen

    »» Endloser Konflikt

    »» Unerwartete Ereignisse

    »» Weihnachtsvorbereitung

    »» Eine neue Entdeckung

    »» Einkauf im Schneegestöber

    »» Veränderung

    »» Besuch in der Residenz Romono

    »» Kreuzung

    »» Familienbesuch

    »» Vogelfrei

    »» Wellengang

    »» Läuterung

    »» Auftritt

    »» Pokémon Mystery Dungeon – Eine Sache der Entscheidung

    »» Bahngleise

    »» Pokémon Mystery Dungeon – Das Geheimnis der Münzen

    »» Pokémon Mystery Dungeon – Mochi-Zubereitung

    »» Spross

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    » Gedichte
    »» Schicksal
    »» Gefährten
    »» Sternenlicht
    »» Groll
    »» Die, die mit dem Flunkifer tanzt
    »» Stimme des Herzens
    »» Malen
    »» Undine
    »» Stille
    »» Sonnenfinsternis
    »» Wachträumereien
    »» Haikus im April – Teil 1

    »» PokéRap-Gedichte

    »» Haikus im April – Teil 2

    »» Pac-Man

    »» Krise

    »» Haikus im April 2022 – Teil 1

    »» Haikus im April 2022 – Teil 2

    »» Wetterwechsel

    »» Symphonie

    »» Miracles

    »» Stunde

    »» Moment

    »» Warten

    »» Wörterexpansionslyrik

    »» Temperatur

    »» Linde

    »» Blumentanz

    »» sein

    »» Näher

    »» Bahn

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    » Dramen
    »» Wahre Schönheit kommt von innen

    »» Bar Keeper's Hold

    »» Sand im Glas

    »» Ja und Nein

    »» Farbengedicht

    »» Bunter Partyabend

    »» Natürlich

    »» Die Großen Drei
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    » Drabbles
    »» Traum
    »» Mitternachtsstund
    »» Kürbiskernliebe
    »» Finsternis
    »» Blumenmeer
    »» Schwindler
    »» Anmutstanz
    »» Mitternachtssonne
    »» Flügelschlag
    »» Tautropfen
    »» Aufbruch

    »» Heimkehr

    »» Bildersprache

    »» Auftritt

    »» Waldversteck

    »» Farbenmeister

    »» Omen

    »» Schneegestöber

    »» Countdown

    »» Mauser

    »» Beginn

    »» Einsam / Zweisam

    »» Wasserabenteuer

    »» Turbulenzen

    »» Chips

    »» Lebenskraft

    »» Eiskristalle

    »» Schneewalzer

    »» Glücksritt

    »» Orchester

    »» Teamarbeit

    »» Hüterin

    »» Entfernung

    »» Morgen

    »» Dämmerung

    »» Luftballett

    »» Grau

    »» Klavierspiel

    »» Buchstabensuppe

    »» Verirrt

    »» Schneespur

    »» Winterwunderwelt

    »» Begeisterung

    »» Schimmer

    »» Nachtgedanken

    »» Seelenbund
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    » Collab
    »» Ein Sommernachtswunschtraum
    »» Winters Erwachen
    »» #759: Koraala

    »» Jäger und Gejagte

  • Schicksal

    geschrieben am 16.06.12


    So eng verbunden,
    doch ebenso einfach zu verlieren.
    So leicht erfunden
    und dennoch schwer zu tolerieren.

    Bin ich für dich nicht das Licht?
    Warum akzeptierst du mich nicht?
    Bin ich doch nur ein Schatten im Traum,
    der sich da labt an des Lebens Baum?

    Du glaubst mich zu kennen
    und läufst mit mir Rennen.
    Es ist unmöglich, das weißt du sogar,
    verlieren ist hart, das mach' ich dir klar.

    Kämpfst verbittert um deine Meinung,
    um dein Selbst und deine Achtung,
    deine Schätzung, deine Ahnung,
    aber hilft sie, diese Mahnung?

    Hasst du mich so sehr, dass du mich töten möchtest?


  • Heya Rusalka-san! ^.^


    Wie schön, dass dein Topic hier im E&S Bereich jetzt auch online ist. Da kann ich endlich wieder bissl was von dir lesen, das freut mich. (: (Gut, wenn ich die Wettbewerbe verfolgen würde, hätte ich vielleicht schon eher was von dir lesen können …) Doch genug der Einleitung, bin ja viel zu neugierig auf dein Werk.


    Nymphengesang
    Doch zuvor natürlich noch ein paar Worte zum Startpost -- the same procedure as everytime, ya know?
    Bisher kam ich nicht in den Genuss des Gesangs einer Nymphe, aber ich freu mich sehr in deiner Sammlung etwas von deinem Nymphengesang zu hören. Der Schriftzug gefällt mir sehr, ich mag dieses geschwungene und wenn die Buchstaben sich so überlappen. Schöne Arbeit von Rajani. (:
    Dein Startpost ist ansonsten schön einfach gehalten, eine kurze Einleitung was uns hier erwartet und das war’s schon. Wie sagt man so passend: short and to the point und genau das ist es hier auch. Trotzdem bekommen wir gleich einen Vorgeschmack deiner schönen Sprache hier geliefert — Kopfkino meinerseits bei der Beschreibung des Wassers. Das vermittelt gleich eine passende Stimmung, immerhin sind Nymphen ja Wassergeister.
    Nachdem hier nun alles gesagt ist, geh ich gleich mal zum ersten Werk über.


    Schicksal
    Ein Drabble allein ist ja schon eine Herausforderung, wie ich finde. Aber du hast die Latte gleich noch höher gesetzt und gleich ein Gedicht geschrieben. Und es ist dir auch sehr gelungen. Ich versuch mich jetzt mal dran, dir dazu ein wenig Feedback zu geben. (: Vorneweg: Rechtschreibfehler hab ich keine gefunden, deshalb geht’s jetzt fröhlich von Strophe zu Strophe. Aber zuvor noch der Titel: Schicksal. Der ist ziemlich eindeutig, die Frage hierbei ist nur, welche Rolle das Schicksal in deinem Gedicht spielen wird oder von wessen Schicksal die Rede ist. Vielleicht geht es ja um eine konkrete Person? Mal sehen.
    Die erste Strophe ist sehr interessant von dir gestaltet worden. Einerseits ist das Schicksal — bis ich nichts anderes weiß, geh ich mal davon aus, dass davon die Rede ist — eng mit einem verbunden und doch kann man es verlieren. Es ist leicht erfunden und dennoch schwer zu tolerieren. (Ich kann mir nicht helfen, ich muss unweigerlich an Brave denken.) Wenn man davon ausgeht, dass durch das Schicksal der Weg eines Menschen vorherbestimmt ist, ist es natürlich eng mit einem verbunden. Gleichzeitig hab ich aber das Gefühl, dass du trotzdem zeigen möchtest, dass man sein Schicksal verlieren kann. Was es weniger vorherbestimmt machen würde und mehr darauf hinzielen, dass man sich selbst ein Schicksal suchen kann oder in dem Erreichen eines bestimmten Zieles sein Schicksal sieht. Mit dem leicht erfunden denke ich eher an Fremdeinwirkung. Sprich, dass vielleicht andere für einen ein gewisses Schicksal sehen, man selbst damit vielleicht konform geht, aber trotzdem ein Problem damit hat, dass alles schon so endgültig scheint. Deshalb ist es schwer für einen zu tolerieren.
    Das sind schon mal ne Menge interessanter Gedanken in der ersten Strophe, aber die zweite Strophe war durch die direkte Anrede an den Leser gleich noch intensiver. Das Schicksal fragt hier — ich empfand es als naiv und kindlich, nicht negativ hier gemeint — ob es nicht das Licht ist? Und warum derjenige es nicht akzeptiert. Schließlich geht es soweit zu fragen, ob es nicht doch nur ein Schatten ist, der nur einen kleinen Teil am Leben hat. Zumindest hab ich den Teil mit dem Laben am Lebensbaum so empfunden. (Fand ich übrigens sehr schön formuliert, gerade nach den zwei kurzen Fragen, war die längere Frage über zwei Zeilen gut gemacht.)
    Trat das Schicksal — in meinen Augen — in der zweiten Strophe noch als Kind auf, wird es in der dritten Strophe schon etwas rabiater. Es macht klar, dass es man ein Rennen gegen es nicht gewinnen kann und dass die Niederlage hart ist. Ja, es macht sogar klar, dass die Niederlage hart ist! Das klang wie eine Art Erziehungsmethode. Ich empfand hier das Schicksal zwar schon etwas entschuldigend, aber doch so, dass das, was es tut einfach nötig ist. Fast natürlich.
    In der vierten Zeile beschreibt das Schicksal nun die Handlung seines Gegenübers. Wie derjenige eben kämpft, um seine Meinung und somit seine Überzeugung. Um sein Selbst und damit um sein Leben. Um seine Achtung und Schätzung damit um seine Wahrnehmung vor anderen. Und um seine Ahnung, was ich hier als Instinkt oder Bauchgefühl sehen würde. Hiermit wäre also eigentlich das Leben an sich zusammengefasst. Und schließlich fragt das Schicksal noch, ob die Mahnung hilft. Ich denke mal, dass die Mahnung gemeint ist, die das Schicksal ausgesprochen hat in der Strophe zuvor? Oder sind die ganzen Einmischungen und somit vorgegebenen Wege des Schicksals hiermit gemeint, die praktisch klarstellen sollen, dass es relativ sinnlos ist, was das Gegenüber tut. Es ist ja eh schon alles vorherbestimmt.
    Das Gedicht endet mit einem Satz, den ich persönlich als sehr stark empfand. Stark in seiner Deutung, aber gleichzeitig auch stark in seiner Sprache.
    „Hasst du mich so sehr, dass du mich töten möchtest?”
    Das kommt für mich jetzt wieder ein wenig kindlich, ja beinahe unschuldig rüber. Ich weiß nicht, das ganze Gedicht hindurch hab ich den Eindruck, dass das Schicksal eigentlich unschuldig ist und - salopp ausgedrückt - nur seinen Job macht. Es kann nichts dafür, es ist, wie es ist.
    Aber das Gegenüber — ein Mensch — sträubt sich dagegen. Kann ich gut verstehen, wenn laut dem Schicksal alles vorherbestimmt ist, fragt man sich schon, ob man nicht seinem freien Willen beraubt ist. Wenn jede Bewegung irgendwie vorherbestimmt ist, fragt man sich schon, wohin das führen wird. (An der Stelle muss ich sagen, dass ich nicht an ein Schicksal glaube, aber das nur nebenbei gesagt.)
    Man könnte also meinen, der Mensch hasst das Schicksal. Ist zwar krass, dass er dann gleich soweit geht, dass er es töten möchte, aber man könnte sagen, dass er damit vielleicht frei wäre. Andererseits hab ich bei dem letzten Satz — da er ja aus der Reihe fiel — fast eher gedacht, dass der Mensch sich an das Schicksal wendet. Das ist jetzt vielleicht verquer gedacht, aber wenn man mit den Ereignissen so gar nicht zufrieden ist, dann fragt man sich schon, ob nicht das Schicksal gegen einen ist. Und da empfände ich den Ausspruch, ob einen das Schicksal so sehr hasst, dass es einen umbringen möchte, als nachvollziehbar.
    Durch und durch interessant von dir gestaltet worden, es gibt sicherlich eine Menge Interpretationsmöglichkeiten an der Stelle, aber ich hab einfach mal geschrieben, was mir dazu einfiel. (:
    Formal mochte ich deinen Kreuzreim hier sehr, hat sich schön abgewechselt und ließ sich auch schön lesen. Grundsätzlich bin ich sehr begeistert von der Personifikation des Schicksals hier — ich steh auf Personifikationen! — und wie du das innerhalb von 100 Wörtern geschafft hast. Hab ich jetzt noch deine Zusatzinfo zu dem Werk im Kopf, gefällt mir das Gedicht gleich noch besser, weil das so eine Art „großes Ganzes” bildet. Und ich finde, ein verdienter zweiter Platz. ^_^


    Und damit wär ich auch schon am Ende von diesem Kommi angelangt.
    Freu mich auf mehr! <3


    — Cynda

  • Schicksal - ein sehr gelungenes Gedicht zu einem sehr dehnbaren Begriff.


    Deine Darstellung des Schicksals(?) trifft wohl den Nagel auf dem Kopf, was du Vers für Vers immer weiter vertiefst.
    Zunächst stellst du die Verbundenheit mit dem Schicksal dar. Klar, es gibt Leute, die mehr an eine Vorbestimmtheit aller Dinge glauben und es gibt Leute, die das als Irrglauben abstempeln, als „leicht erfunden“ ansehen und dabei belassen. Diese Leute könnten zur Gruppe „schwer zu tolerieren“ gehören. Ob man nun das Schicksal so einfach verlieren kann, sei einmal dahingestellt; ich selbst glaube zumindest glaube nicht an einen möglichen „Verlust“ des Schicksals. Es umgibt uns immer und zu jeder Zeit.
    Dass dieses Schicksal für einige schwer zu tolerieren ist, liegt wohl an dem von dir in der 2. Strophe beschriebenen Phänomen: Fehlende Akzeptanz. Nach wie vor glaube ich, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht die personifizierte Form des Schicksals ist, das nun fragt, warum es nicht akzeptiert wird. Zeitgleich fragt es aber, ob es nicht eine Art „Dämon“ ist, der am Leben zerrt und quasi das „Alp-“ in den Träumen ist.
    In der 3. Strophe wirkt das Schicksal wiederum eher... gehässig, beinahe herausfordernd. Ich glaube schon, dass es viele Menschen gibt, die dem Schicksal hinterherrennen, mich mit eingeschlossen, und diese Menschen oftmals dem Schicksal ihr Unglück zusprechen. Mit dieser Strophe untermauerst du eben diesen Gedanken, da das Schicksal selbst sagt, dass es den Menschen zeigt, wie sich verlieren (in diesem Fall im übertragenen Sinne das Unglück) anfühlt. Sofern das wirklich dein Gedanke war (oder wenigstens in diese Richtung ging), ist dir die Darstellung wirklich sehr gelungen.
    Zur letzten Strophe habe ich sehr gemischte Gefühle, gerade durch den vierten Vers. Die ersten drei Verse kann ich so echt nachvollziehen; der Mensch, der sich gegen das Schicksal wehrt, seine Werte besitzt und der Meinung ist, volle Kontrolle über sich und sein Handeln zu haben. Den vierten Vers interpretiere ich nun so, dass das Schicksal eine Mahnung mit Unglücken ausspricht, um den Menschen seiner Vorstellung zu berauben und die knallharte Realität vorzusetzen, damit dieser wieder „richtig funktioniert“ - in sofern eine gute Tat also, obwohl dennoch viele Menschen das Schicksal, sofern es negativ ausfällt, verfluchen. Hier passt dann der aller letzte Vers perfekt hinein: Vielleicht meint es das Schicksal nur gut mit dem Menschen und hat für ihn etwas parat, was jedoch voraussetzt, dass er ein bestimmtes Unglück erfährt. Trotzdessen aber will der Mensch das Schicksal nicht wahrhaben und es bestenfalls vernichten. Traurig, denkt man darüber so nach.


    So. Ich hoffe, ich habe da jetzt nicht zu viel Unfug herausgelesen xD Was jedoch meine Meinung angeht, bin ich wirklich sehr begeistert von diesem Gedicht. Nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich eine Freude. Auf ein baldiges!

  • Gefährten

    geschrieben am 06.10.14


    Stets bin ich an deiner Seite,
    bin doch immer nur der Zweite.
    Mein Leben wirkt so rein und offen,
    ich fühlt' gewiss mich nie betroffen.

    Du hattest dich oftmals verrannt,
    wenn du den Weg da nicht gekannt.
    Konnte dich nicht unterstützen,
    was sollt' ich dir schon nützen?

    Die Nacht, die Nacht, sie hatte Tücken,
    sie stellt' uns oft an unsere Rücken,
    nur damit wir uns nicht sehen,
    ließ dich dann stets alleine gehen.

    Erst die Sonne bracht' zurück die Freude
    und mit ihr die Zeit, die ich vergeude.
    Was wollte ich denn je erreichen?
    So vieles und noch mehr dergleichen!

    Doch eines Wintertages kam die Zeit,
    da riss uns etwas blitzeblank entzwei.
    Ich wusste nicht, wie mir geschah,
    mein Dasein wurd' mir nicht gewahr.

    Ziellos irrte ich durch diese Welt,
    wusst' genau, dass sie mir nicht gefällt.
    So sehnt' ich mich nach deiner Nähe,
    auf dass ich dich bald wieder sehe.

    Stets war ich an deiner Seite,
    war doch immer nur der Zweite.
    Du gabst mir immer einen Sinn im Sein,
    mein Wesen sich nun löst im hellen Schein.



    Blind

    geschrieben am 21.04.12


    The sound of harmony may reach your heart, but you’re incapable of understanding its meaning.


    „Das Leben ist schön.“
    Diesen Satz habe ich schon oft in den vielen vergangenen Jahren vernommen und doch bin ich nie hinter seine wahre Bedeutung gekommen. Doch warum hätte ich es mir zur Lebensaufgabe machen sollen, das Rätsel hinter diesen vier Worten zu lösen, um mir schlussendlich sein überquellendes Wissen anzueignen? Ganz einfach.
    Ich war schon immer davon fasziniert, es zu erfahren.
    Schon sehr früh wurde ich gemieden, weil ich hässlich sei und es nicht verdient habe, auf dieser Welt zu sein. Völlig gleich, wen ich auf meinem Weg traf; ich hörte doch immer wieder die gleichen Aussagen, als hätten sie einen Groll gegen mich entwickelt. Warum aber war das so? Hatte ich etwas Schlimmes verbrochen, dass man mir so begegnete? Durfte ich mein Dasein nicht ausleben, weil ich in ihren Augen abstoßend wirkte? Darf ich das selbst jetzt überhaupt noch?
    Meine Hässlichkeit war ihnen also ein Dorn im Auge. Ich kann nicht anders als lachen, dass ich mich damals erst ab diesem speziellen Zeitpunkt bemitleidete und realisierend die Wahrheit vor meine Augen führte. In Wahrheit wusste ich es nämlich von Anfang an, doch erst ein Impuls hat dieses Denken an die Oberfläche gebracht und mein Herz in Mitleidenschaft gezogen. War mir diese, von allen gewünschte, Schönheit einfach vergönnt oder hatte ich mich in eine Sackgasse verirrt, sodass ich nicht anders denken konnte?
    Egal, wohin mich mein Weg führte; ich stieß auf Ablehnung. Mir ist nach wie vor bewusst, wie sehr es mich schmerzte, meine Seele verzerrte und so fand ich meinen einzigen Ausweg in der einen Sache, die mich seit jeher begeistert hatte: Das Singen. Was hatte es in mir Emotionen ausgelöst, wenn ich jemand anderem lauschen durfte! Aus dieser Bewunderung entstand schließlich der Wunsch, diese Schönheit der Stimme nachzuahmen und ebenfalls damit zu beginnen. Ein Fehler, wie ich bald feststellen musste.
    Noch immer beschämt lernte ich hauptsächlich dann, wenn niemand anwesend war. Wenn ihnen schon meine äußere Erscheinung nicht gefiel, wie sollte das dann die Stimme bewerkstelligen können? Ich wusste es nicht und doch konnte mich nichts davon abhalten, weiterhin zu üben. Einmal jedoch wurde ich überrascht, als sich zwei der anderen Einwohner in der Nähe aufhielten und sich laut fragten, woher dieser liebliche Gesang komme. Als sie mich erblickten und ich noch einen Ton angestimmt hatte, änderten sie schnell ihre Meinung zum Negativen und ließen mich zurück.
    Was hatte ihnen nicht gefallen? Ich hatte doch vernommen, wie sie sich über mein Lied gefreut hatten und doch waren sie mir gegenüber wieder unterstellend und abweisend. War es am Ende deswegen, weil ich nach wie vor ich selbst und in ihren Augen hässlich war?
    Darauf sollte ich auch bald eine Antwort erfahren, denn eines Tages belauschte ich deren Gespräch mit einigen ihrer Freunde, bei dem sie von diesem Erlebnis erzählten. Sie schwärmten von dem wundervollen Gesang, der seinesgleichen suchte und als dann bei der Auflösung mein Name fiel, brachen alle in schallendes Gelächter aus. Ich solle mich nicht aufspielen, als wäre ich etwas Besseres, rief einer prustend und ein anderer meinte, das Singen wäre nicht für mich bestimmt.
    Damit war mein Herz endgültig gebrochen und ich entfernte mich leise unter Tränen. Ich hatte die wenige Kraft, die ich noch besessen hatte, in all diese Noten gesteckt, meine Leidenschaft gelebt und doch wurde auch das verschmäht. Gab es auf dieser Welt – in dieser Zeit – überhaupt jemanden, der mich, so, wie ich war, akzeptieren konnte oder war selbst das ein Hirngespinst meiner Fantasie? Mir wurde bewusst, dass ich wohl nie die Anerkennung finden würde, die ich schon seit langer Zeit suchte und so streifte ich alleine durch die unendlichen Weiten dieses Meeres.
    Jedes Mal, wenn mir danach war, stimmte ich ein Lied an. Von der bisher freundlichen Klangart war nichts mehr zu hören; stattdessen beherrschte mich die Trauer und klagevolle Laute entronnen meiner verletzten Seele. Ich konnte nicht anders; mein Wille veranlasste mich dazu, meine persönliche Wehmut auf diese Art aus dem Körper zu lassen. Ungeachtet der Zuhörer, die womöglich lauschten. Ungeachtet meiner Selbst, die sich nur in Selbstmitleid vertiefte.
    Mit der Zeit hatte ich meine eigene Sprache in den Liedern entwickelt, weswegen nur ich sie noch wörtlich verstehen konnte. Aber wenn andere Wesen wirklich zur Empathie imstande waren, so verstünden sie dennoch mein Anliegen und durften mit mir trauern, wenn sie der Klang meiner Stimme berührte.


    Seitdem ist viel Zeit vergangen, in der ich meine ungezügelten Emotionen unter Kontrolle gebracht habe. Mein Enthusiasmus hat sich nicht verändert, doch die Themen meiner Gesänge haben sich wieder und wieder gewandelt. Ob auch andere die Gefühle dahinter verstehen? Vielleicht sollte ich einmal jemanden fragen; obwohl mir das wohl wieder nur gehässige Bemerkungen einbringen würde, aber ich bin daran interessiert.
    So streife ich durch meine alte Heimat und summe eine neuerliche Melodie, die langsam Gestalt annimmt. Viele andere Bewohner sehen mir hinterher und tuscheln, doch bald begegne ich jenen zweien, die mich damals bei meiner Leidenschaft entdeckt haben. Einer sagt, ich sei bildhübsch und mein Gesang sei nur für auserwählte Ohren bestimmt zu hören. Ein Danke verlässt meine Kehle, woraufhin der andere meint, es erinnere ihn an ein anderes Wesen von früher. Ich hauche mit zarter Stimme, dass ich dieses Wesen gern kennenlernen würde, jedoch lehnen sie es schnell ab, da es wohl schon lange nicht mehr in der Gegend gesehen wurde.
    Diese Haltung betrübt mich, doch ich lasse mir nichts anmerken. Schließlich bin ich dieses Wesen, das sie damals ablehnten und nach dieser langen Zeit schließlich annehmen. Liegt es an der Veränderung, die ich durchlaufen habe, an meiner schon seit Langem gewünschten Schönheit? Vielleicht werden sie schlicht dadurch geblendet und sehen mich in einem anderen Licht als früher. Doch meine Seele hat sich nicht verändert, als dass es ein solch großes Ausmaß annehmen würde. Warum haben sie dann ihre Ansicht gewechselt und akzeptieren mich nun?
    Schönheit ist Gift und ich frage mich, ob ich nur deswegen die Anerkennung gefunden habe oder ob deren Bewusstsein eine Wandlung durchgemacht hat. Meine Stimme und die damit verbundenen Gefühle, die ich anderen auf diese Weise mitteile, sind mir geblieben; meine Verhaltensweise ebenso. Doch es scheint, dass diese harmonischen Klänge, gepaart mit meiner äußeren Ausstrahlung, die anderen blind für das Wesentliche machen. Im Endeffekt hat das neue Erscheinungsbild keine Verbesserung gebracht. Ich fühle mich nur noch mehr verraten und hintergangen, doch ich lasse mir davon nichts anmerken. Sollen sie doch mein bildhübsches Äußeres, wie sie zu sagen pflegen, oder meine Stimme lobpreisen; es wird nichts daran ändern, dass ich eine einsame Seeschlange bleiben werde, die ihr Dasein gemeinsam mit ihrem Gesang fristen wird. Andere mögen noch so sehr davon eingenommen und beruhigt sein, wenn sie ihn hören, doch niemand wird die Trauer innerhalb dieser Noten und Worte verstehen können.
    Das Leben ist schön.
    … Oder?



  • Hallo *knicks*


    Dass ich den Topictitel liebe weißt du vermutlich schon. Ich mag dein Design, schlicht, mysteriös und trotzdem informativ. Du hast es halt einfach drauf, egal, ob dir das bewusst ist oder nicht ;D Bei dir passt alles zusammen und ich hoffe, du findest noch fleissig mehr Leser. Du hast sie dir verdient!


    Du kennst mich. Ich mag Kurzgeschichten. Deshalb nehme ich mir deine als erstes Mal vor. Das Zitat gefällt mir, woher ist das? Ich bin ja ein Zitatfan, besonders von Englischen. Die sagen mir ja irgendwie mehr zu :3 Blind als Titel erinnert mich kurz an mein eigenes Werk, weil ich mich damit ebenfalls beschäftigt habe. Es sei denn, du möchtest auf was Anderes raus, aber das werde ich ja noch rausfinden. Ich liebe Einworttitel und dieser hier tut sein Werk definitiv.


    Hm, jemandem ausweichen wegen seiner Hässlichkeit? Das erscheint mir doch extrem oberflächlich, aber so sind wohl die meisten Leute drauf. Den Start deiner Geschichte finde ich übrigens ebenfalls sehr gelungen, du weißt, wie man Leser anlockt. Woher hast du das nur gelernt?! Nein im Ernst, du tust ja immer so bescheiden. Lass das mal. Mir fällt auf, dass du im ersten Absatz noch zu verkomplizierten Satzstellungen neigst, das wird gleich danach besser. Gehörst du zu denen, die Anlauf beim Schreiben brauchen oder ist das eventuell nur hier so? Wenn dem so ist, empfehle ich dir, darauf zu achten, dass man deinem Text nicht anmerkt, wenn du gerade ins Stocken gerätst oder eine Pause gemacht hast. Ansonsten bin ich aber gespannt, was das Singen bewirken wird und wer sich dahinter verbirgt :3 (Die singende Esskastanie111. jk).


    Ich gestehe, als ich Wasser gelesen habe, dachte ich erst an einen jungen Schwan, der nach seiner Verwandlung für die Umwelt endlich als schön gilt. Dass du dieses Sprichwort jetzt mal wörtlich nimmst und es in deiner Story verarbeitest finde ich super. Ich habe das nie so angesehen, sondern das immer nur als Sprichwort wahrgenommen. Aber wie kam es zur Seeschlange? Wieso kann sie singen und wieso wird gerade sie als besonders hässlich angesehen? Mich würde interessieren, wie du dazu gekommen bist.
    Ich hätte mir auch einen Wal vorstellen können war auch ein Gedanke) da die ja auch singen und besonders hübsch sind sie nicht ich mag sie ja. Aber es gibt Tiere, die als schön gelten und manche eben nicht ^^“) Ich wäre also wirklich auf eine Enthüllung gespannt! Der Titel „blind“ passt demnach natürlich hervorragend, auch wenn ich den wohl zu wörtlich genommen habe anfangs. Es ist doch wirklich so, die meisten sehen erst das Äussere und dann spielt der Rest keine Rolle mehr. Das erinnert mich an alle diese Überraschungskandidaten in Castingshows, bei denen jeder erst denkt „was ist das denn“ und dann sind sie die Besten der Bestbesten. Ich liebe sowas :D


    Du hast das jedenfalls gut umgesetzt und Fehler sucht man bei dir auch vergebens. Jedenfalls wollte ich der Schönheit deiner Aussage mit Fehler rauspicken nicht den Glanz stehlen- hier geht’s ja um innere Werte, da ist die Aussage wichtiger. Bin ich nicht toll? Ich mag deine vorsichtige Erzähltechnik, deine Sensibilität für Charakter, die ohne irgendwas auskommen und trotzdem stark raustreten. Das ist die Kunst von Kurzgeschichten und du spielst da locker ganz oben mit. Ich würde sagen, Profibereich hm? *pieks*


  • Konban wa Rusalka-san. ^_^/


    Neues Update, neuer Kommi, that's just the way it is. (:


    Blind
    Egal ob in dem Fall deutsch oder englisch ausgesprochen, die Bedeutung ist klar: nicht sehen. Was ich in dem Zusammenhang interessant fand, weil man nicht weiß: handelt es sich nun um eine Geschichte über eine blinde Person oder hat das „nicht sehen” hier einen anderen Grund. Menschen sind ziemlich visuelle Wesen, ich glaube sogar, dass unser Sehsinn am besten ausgeprägt ist, gemeinsam mit unserem Tastsinn. Der Titel macht also schon mal sehr neugierig.
    The sound of harmony may reach your heart, but you’re incapable of understanding its meaning.
    Der Klang der Harmonie wird dein Herz erreichen, aber du wirst nicht in der Lage sein, seine Bedeutung zu verstehen. Richtig übersetzt? Falls nicht, korrigier mich ruhig, mein Englisch ist nicht so gut, aber der Google-Übersetzer hat was ähnliches ausgespuckt, also hoff ich, dass ich nicht so falsch liege. Natürlich hab ich mir zur Einstimmung auch das Lied von KOKIA angehört, welches ich persönlich auch sehr schön finde.
    Aber zurück zu dem Zitat … ich denke mal, damit soll auf eine bestimmte Melodie hingewiesen werden, die wahrscheinlich im Text vorkommen wird. Nun ist die Frage, was diese Melodie aussagen wird, immerhin wird ihre Bedeutung ja nicht verstanden. Aber ich glaub, bevor ich da weiter grübel, les ich erst den Text und komm dann darauf zurück.


    Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob man sagen kann, dass dies kein innerer Monolog ist. Laut der Definition in Wiki würde ich durchaus sagen, dass dies hier auch ein innerer Monolog ist. Vielleicht kein klassischer, weil du hier auch sehr viel erzählst, aber ich finde schon, dass man es als inneren Monolog ansehen könnte. Fakt ist ohnehin, dass dir die Ich-Perspektive sehr liegt und du da immer wieder deine Stärken ausspielen kannst.
    Beginnen wir also am Anfang mit dem einleitenden Satz, dass das Leben schön ist. Philosophischer Aspekt an der Stelle, denn natürlich ist das Leben schön oder besser, es ist schön zu leben, aber nicht für jedermann und nicht in jeder Situation. Ich glaube, der Satz soll im Allgemeinen vor allem aussagen, dass es schön ist zu leben und man deshalb auch das Leben an sich als schön sehen sollte — auch wenn es einem momentan vielleicht nicht so gut geht und man die Schönheit nicht sehen kann. Sehen ist in dem Punkt natürlich ein gutes Stichwort, aber darauf komm ich noch zurück.
    Du hältst deine Hauptperson bedeckt, was in einem inneren Monolog nur natürlich ist und so hatte ich am Anfang keine Vorstellung von der erzählenden Person. Einzig war klar, dass sie hässlich ist und deshalb von anderen gemieden wird. Schon seltsam, nicht wahr? Wie krass oberflächlich das ist, aber wir erleben es ja eigentlich täglich. Versteh gar nicht, warum so viele so viel wert auf das Äußere legen. Sicherlich, man sollte sich nicht … wie sagt man „gehen lassen”, aber meine Güte, nicht jedermann entspricht dem heutigen so schön propagierten Schönheitsbild. Das lustige ist: sagt man dann, dass es auf die inneren Werte ankommt, bekommt man komische Blicke oder sogar Lacher. Als wär das irgendwie dermaßen absurd. Ich muss sagen, ich lach dann auch innerlich: über deren Oberflächlichkeit. Deine Hauptperson ist sich ihrer Hässlichkeit zwar bewusst, es scheint sie jedoch anfangs nicht so zu stören, wie später, als ihr offene Ablehnung entgegen gebracht wird. Interessant ist hier die Frage „Darf ich das selbst jetzt überhaupt noch?”, die hier schon sehr früh andeutet, dass eine Veränderung stattgefunden hat. Ich meinte, dass sich das Aussehen wohl verändert hat, aber sicher war ich mir an dem Punkt noch nicht.
    Ich finde, du schaffst es hier sehr schön die Persönlichkeit der Hauptperson darzustellen, die sich wohl nie viel um Äußerlichkeiten geschert hat, ja nicht mal seine eigene als besonders wichtig nahm. Ich denke mal, sie beurteilt einfach andere nicht nach dem Äußeren, wurde aber selbst nach ihrem Äußeren beurteilt. Schon traurig, wie das positive Verhalten hier mit Füßen getreten wurde. Es tut schon weh, wenn man das so liest.
    Doch ganz in Selbstmitleid versinkt die Hauptperson dann doch nicht und übt sich in einer Sache, die absolut nichts mit dem Aussehen zu tun hat: dem Singen. Fand ich hier schön, dass du sagst, dass sie diese Kunst deshalb lernen wollte, weil sie selbst davon immer begeistert war. Natürlich übte sie im Geheimen, was nachvollziehbar ist, denn wenn man überall wegen seines Aussehens abgelehnt wird, wird man sich diesen Blicken natürlich nicht aussetzen, wenn man sich in einer neuen Sache übt. Sicherlich wäre das auch lange gut gegangen, wenn da nicht doch einmal zwei Mithörer gewesen wären.
    Und hier ist wieder ein klassisches Vorurteil: selbst wenn eine Sache schön ist und sie einem gefällt, wird sie von der Person ausgeführt, die man verachtet, gönnt man hier das nicht. Und genauso war es auch hier. Es lag nicht am Gesang der Hauptperson, es lag schlichtweg daran, dass es die Hauptperson war. Sie wollten einfach nicht einsehen, dass selbst dieses hässliche Wesen etwas Schönes hervorbringen konnte und machten sich natürlich später darüber lustig. Klar, dass der Rest einstimmte — wer auch immer sich auf die Seite des hässlichen Wesens geschlagen hätte, wäre ebenfalls verspottet worden. Eigentlich klassisches Mobbing, nichts anderes. Gerade die Aussage, dass das Singen nicht für dieses Wesen bestimmt wäre zeigt eigentlich ihre Ignoranz. Als gäbe es irgendeine Form von Norm, die man erfüllen müsste, um einem bestimmten Hobby nachzugehen.
    Mir tat das arme Wesen so leid, als es von diesen Ignoranten so verletzt wurde und schließlich einsam davon schwimmt. Das Schwimmen war hier ein schöner Hinweis auf den Lebensraum und nachdem ich im Kopf ein paar Pokémon hatte, die viele als hässlich empfinden, kam mir hier der Gedanke, es könnte vielleicht ein Barschwa sein.
    Sein verletztes Inneres wirkte sich auf seinen Gesang aus und wenn ich so darüber nachdenke, macht es mich wirklich traurig. Ich meine, selbst als es hässlich war, stimmte es freudige Melodien an und zeigte eigentlich, dass das Leben schön war. Jetzt aber benutzt es den Gesang als Ventil, um seinen Schmerz zu lindern. Der letzte Absatz hier war sehr interessant und ich glaube, er spielt auf das Zitat oben an. Das — bleib ich mal dabei — Barschwa hatte im Laufe der Zeit eine eigene Sprache entwickelt, sodass man den Gesang wörtlich nicht verstehen konnte. Aber durch die Art, wie es gesungen wird, durch die Melodie konnte man doch entnehmen, welche Gefühle damit verbunden sind. Man musste also, um die Bedeutung des Klangs im Herzen zu verstehen, die richtige Einstellung haben, sonst würde man es nicht verstehen. Interessanter Aspekt.
    Die Zeit auf Reisen hat dem Barschwa eine Lektion in Selbstbeherrschung gegeben, obwohl ich als ich das las, nicht sicher war, ob das gut ist. Natürlich ist es gut, wenn man sich selbst beherrschen kann, aber in dem Fall wirkte es so, als wäre es bis zu einem gewissen Grad gefühllos oder kalt geworden. Gerade der Satz, dass es eigentlich jemanden zu seinem Gesang befragen sollte und es doch nur wieder gehässige Bemerkungen erwartet war so resigniert …
    Es ist also zurück in seiner alten Heimat und wird von den Bewohnern dort nicht erkannt, weil es nun „bildhübsch” ist. Behalte ich Barschwa im Kopf, müsste es sich in der Zwischenzeit wohl zu Milotic entwickelt haben, deren Schönheit ja überall bekannt ist. Milotic sagt also nicht, dass es selbst das Wesen vor langer Zeit ist und erzählt nicht von seiner Verwandlung oder fragt nach dem Grund, warum es plötzlich akzeptiert wird. Dabei ist der Grund simpel: es ist jetzt hübsch. So jemand ist leicht zu akzeptieren und schon sind wir wieder bei der Oberflächlichkeit.
    Der letzte Absatz der Geschichte ist eine interessante Darstellung der Situation von Milotic. In gewisser Hinsicht stimmt es: Schönheit ist Gift, weil die Leute einen eigentlich automatisch annehmen, ohne einen zu kennen. Man schließt von dem Äußeren auf das Innere und denkt: wenn jemand gut aussieht, muss er auch gut sein. Dass dem manchmal nicht so ist und dass man allgemein niemandem rein nach seinem Äußeren beurteilen kann, wird großzügig übersehen. Milotic führt also seine jetzige Akzeptanz darauf zurück, dass es hübsch ist und gut singt, was es wiederum einsam macht, weil keiner hinter die Fassade blicken will; weil sich keiner die Mühe macht es kennenzulernen wie es wirklich ist. Und so bleibt es wieder einsam, weil sein Gesang somit eigentlich gar nicht verstanden wird. Somit bekommt der Ausspruch, dass das Leben schön ist einen bitteren Nachgeschmack und das fragende Oder am Ende lässt dem Leser Spielraum darüber nachzudenken.
    Du hast in dem Text eine ständig aktuelle Thematik dargestellt, die zu dem Pokémon Barschwa und seiner Weiterentwicklung Milotic einfach perfekt passt. Denke ich noch einmal an den Titel bekommt er mehrere Bedeutungen. Einerseits sind die umliegenden Personen blind für Barschwas innere Schönheit und schließlich von Milotics Schönheit geblendet. Andererseits sind sie aber auch durch den Gesang blind dafür, zu erkennen, wer die Person dahinter ist. Und natürlich zu ignorant um wirklich den Gesang zu verstehen. Irgendwie stimmt mich das alles etwas traurig und auch wenn es unglaublich kindisch ist, ich hätte mich zu gern an Barschwas Seite gestellt. Sein Gesang muss wirklich wunderschön sein.


    Eine WoT fabriziert — *hüstl* ich hoffe, ich laber nicht zu viel um den heißen Brei herum. ^^” Gern hätte ich irgendwelche Verbesserungsvorschläge gebracht, aber irgendwie konnte ich nichts finden. Jedenfalls bleibt die KG weiterhin einer meiner Favoriten und vielleicht liest man mal wieder etwas von der Seeschlange? Würde mich freuen.


    In diesem Sinne: Happy Writing, freu mich auf weiteres! <3


    — Cynda

  • Millionen Lichter
    24.10.14. - 25.10.14


    Was mache ich hier draußen eigentlich?
    Man hat mir immer gesagt, dass es nachts gefährlich sei. Und trotzdem befinde ich mich nun außerhalb unseres Reviers am Waldrand. Allein. Bei anbrechender Dunkelheit. Aber wen würde es schon kümmern? Niemand würde nach mir suchen. Ganz bestimmt.
    Angelehnt an einen Baum denke ich nach, schließe meine Augen. Auf einmal vernehme ich leises Flügelschlagen. Panisch suche ich nach dem Auslöser, finde aber nur ein Vivillon vor, das auf mich zusteuert. Noch dazu eines dieser violetten, die gibt's ja wie Blätter im Wald!
    „Was willst du? Verzieh dich!“, fauche ich es bestimmt an, so gut es mir eben in meiner Verfassung möglich ist. Zu meinem Erstaunen lässt es sich davon aber nicht beirren. Es traut sich sogar noch weiter zu mir!
    „Aber, was ist denn das für ein Ton, den ein Psiau da an den Tag legt?“, meint dieses tadelnd, stets darauf bedacht, ein fröhliches Gesicht zu machen. Mir wird gleich schlecht, wenn ich das weiter so sehen muss.
    „Ich mein's ernst!“ Mit diesen Worten springe ich auf, zücke angriffslustig die Krallen und versuche, trotz meiner ohnehin schon kleinen Statur, bedrohlich zu wirken. Das Vivillon scheint aber nicht beeindruckt zu sein. Warum auch.
    Demotiviert lasse ich von der Anspannung ab und mich wieder ins Gras fallen. Was hat das alles auch für einen Sinn? Es hat mir ja nicht mal was getan und so ist mein Verhalten absolut grundlos.
    Keine Ahnung, wie lange ich so schon gelegen bin, aber ich höre nach wie vor das beständige Flügelschlagen in meinen Ohren. Langsam frage ich mich doch, ob dieses Vivillon etwas von mir möchte.
    Ich richte mich also auf, nur um in ein besorgtes Gesicht zu blicken. Kann das überhaupt sein? Normalerweise sehe ich diese Falter immer so vergnügt und jetzt ...
    „Kann ich ... wie geht es dir?“, meint dieses darauf zögernd, den Kopf leicht gesenkt.
    Na toll, jetzt hab ich auch noch so jemanden am Hals. Ich verdrehe die Augen.
    „Wie soll es mir schon gehen? Es geht einfach.“
    „Darf ich fragen, wie du heißt?“
    „Was verdammt noch mal ist eigentlich dein Problem?“, fahre ich entrüstet und mit erhobener Stimme hoch, sodass sich mein Gegenüber - oder eher Obenüber - erschreckt und etwas zurückweicht.
    Verdammt, das wollte ich nicht erreichen! Ich suche Blickkontakt mit dem Untergrund, um nicht in sein Gesicht zu sehen.
    „Tut mir leid. Ich heiße Izem.“
    „Ein schöner Name! Aber ... wie ein Löwe siehst du mir allerdings nicht aus“, meint daraufhin das Vivillon mit schiefgelegtem Kopf. Abermals fauche ich.
    „Meine Eltern wollten, dass ich stark wie ein Pyroleo werde, deswegen der Name. Aber daraus wird wohl nichts mehr, so wie es aktuell steht.“
    „Warum das?“
    Innerlich fluche ich über mich selbst. Warum muss ich auch immer zu den falschen Zeitpunkten mit Informationen herausrücken? Noch dazu mit etwas so Persönlichem!
    Damit zurechtkommend, dass ich mich wohl oder übel nicht mehr aus der Situation befreien kann, seufze ich kurz auf. Irgendwie ...
    „Es ist nichts“, sage ich leise resignierend und drehe mich von dem Falter weg. Ich will nichts mit ihm zu tun haben.
    Auch wenn ich meinen Blick abwende, so kann ich doch noch hören. Wahrnehmen, wie dieses Vivillon weiter mit seinen Flügeln schlägt und langsam näher kommt. Es hat einen beruhigenden Klang.
    „Izem.“ Es spricht meinen Namen mit solch einer Warmherzigkeit aus, obwohl ich so gemein gewesen bin. „Liegt dir etwas auf dem Herzen, das du loswerden möchtest?“
    Warum möchte es mir helfen? Wir kennen uns doch nicht und wer weiß, ob wir uns nach diesem Tag je wieder sehen werden! Aber ... warum fühle ich mich dann so entspannt? Soll ich ...
    Ich seufze noch einmal.
    „Es ist so“, beginne ich nun, drehe mich wieder zu ihm hin und sehe ihm in die Augen, „Man akzeptiert mich in meinem Clan nicht. Zumindest nehme ich das an. Niemand will etwas mit mir zu tun haben und stattdessen werde ich als Einzelgänger abgestempelt. Izem, der einsame Löwe. Heute überkam es mich und ich suchte einfach das Weite.“ Ich setze kurz ab und schlucke, um Tränen zu unterdrücken. „Weit weg von diesen Idioten.“
    „Verstehe.“ Vivillon reagiert eher verhalten und scheint wohl zu überlegen, was es sagen soll. „Und das ist alles?“
    „Wie, ob das alles ist? Ist das etwa nicht genug?!“ Ungewollt erhebe ich wieder meine Stimme, nur um dafür Unverständnis zu ernten.
    „Doch, du hast recht“, meint der Falter daraufhin ruhig, „aber so, wie sich das anhört, versuchst du selbst nicht einmal, mit anderen zu kommunizieren. Du wartest nur darauf, dass andere auf dich zukommen.“
    „Aber das stimmt doch gar nicht!“ Mittlerweile schreie ich schon, was mich selbst überrascht, da ich normal eher ruhig bin.
    „Bist du dir sicher?“
    Ich stocke und denke nach. In diesem Moment wird mir allerdings erst bewusst, wie recht dieses Vivillon doch mit seiner Meinung hat.
    Ich sehe beschämt zu Boden. Warum ist mir das nie aufgefallen? War ich etwa geblendet in meinem Stolz, den ich durch den Namen bekommen habe? Ist mir das alles zu Kopf gestiegen?
    Mit der Erkenntnis kommen die Tränen und ich kann nicht mehr anders. Ich lasse sie einfach gewähren, mich überwältigen und einnehmen, um die Trauer auszuspülen. Hass steigt plötzlich in meinem Inneren auf. Hass auf mich, dass ich nicht schon eher daran gedacht und einfach alles für selbstverständlich hingenommen habe.
    „Es ist gut, lass alles raus“, sagt Vivillon sanft und flattert an meine Seite.
    Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Als ich mich beruhigt habe, war es bereits dunkel, während der große Mond sich ins Firmament erhob. Zurück bleiben nur dieses Vivillon, das sich die ganze Zeit über nicht wegbewegt hat, und ich. Ruhiger als zuvor.
    „Wie geht es dir?“, fragt es interessiert.
    Ich muss nicht lange überlegen. „Besser. Und ... danke.“ Ein Blick in seine Augen verrät mir, dass es mit der Antwort wohl zufrieden ist und wieder zu einem Lächeln ansetzt.
    „Das freut mich!“, antwortet es lachend. „Sag, jetzt, wo dir leichter ist, möchtest du eben mit mir mitkommen?“
    Die Reaktion verwundert mich, aber ich bin ihm ohnehin etwas für seine Hilfsbereitschaft schuldig. Meine Neugierde für das Ungewisse siegt wieder einmal.
    „Ja, gerne!“
    Ohne ein weiteres Wort fliegt Vivillon los und durch die junge Nacht, geführt vom Licht der Sterne und stets darauf bedacht, dass ich ihm folgen kann. Ich laufe, laufe immer weiter über die vielen Gräser, um zu sehen, was es mir wohl zeigen möchte. In dieser Zeit kommt in mir ein merkwürdiges Gefühl hoch und ich frage mich, warum ich mich ihm überhaupt anvertraut habe? War es vielleicht das, was ich so gern wollte; Aufmerksamkeit und Verständnis?
    „Wir sind da!“
    Von einer kleinen Erhebung können wir einen relativ großen See überschauen; ein Rundumblick kann ihn kaum erfassen. Ich trete ein paar Schritte vor und suche alles ab. Was will mir dieses Vivillon wohl zeigen?
    Auf einmal sehe ich ein Licht aufleuchten. Es fliegt zur Mitte des Sees hin. Plötzlich taucht noch ein Licht auf! Und noch zwei und noch mehr! Innerhalb kurzer Zeit ist der See erfüllt von einem merkwürdigen Lichterspiel; sie tanzen in der Luft und scheinen Muster in den Himmel zu malen. Als ich einen genauen Blick auf das Geschehen werfe, bemerke ich, dass sich zwischen diesen Gestalten noch weitere befinden und ebenfalls Formen beschreiben.
    „Sind das etwa ...?“, beginne ich mit offenem Mund, will die Antwort aber nicht aussprechen, die mir gedämmert hat.
    „Volbeat, ja“, beendet Vivillon meinen Satz und lacht daraufhin. „Meine Schwestern haben mir erzählt, dass heute wohl ein geeigneter Abend dafür wäre und ich wollte dir das zeigen, weil es zu deiner Situation passt.“ Ich blicke es verwundert an. „Auch wenn es so wirkt, als würden alle Volbeat um Illumise werben, so gibt es auch welche, die sich nicht trauen und eher abseits tanzen, in der Hoffnung, sie werden entdeckt. Unter diesen gar Millionen Lichtern fallen sie jedoch nicht auf und so müssen sie sich unter die anderen mischen und sich bemühen, gesehen zu werden.“
    „Das wusste ich gar nicht“, gebe ich erstaunt zu und ernte dafür einen freundlichen Blick.
    „Du siehst, du bist also nicht allein auf dieser Welt und auch, wenn du jetzt vielleicht noch nicht so stark leuchtest wie andere, so wird dich irgendwann jemand entdecken und dich als weiteren Stern akzeptieren.“
    „Millionen Lichter“, hauche ich noch einmal. „Wie du und ich?“
    „Exakt! Mir ging es im Übrigen auch einmal so wie dir und da wollte ich dir ebenfalls helfen, so wie mir geholfen wurde.“
    Ein Lächeln huscht über mein Gesicht und es fällt mir schwer, die Situation zu verstehen. War es etwa das allein, was dieses Vivillon wollte oder möchte es vielleicht noch mehr erreichen? Da fällt mir ein ...
    „Wie lautet dein Name? Du hast ihn mir bis jetzt nicht verraten.“
    Vivillon scheint kaum überrascht, richtet seinen Blick aber wieder auf den Lichtertanz.
    „Tamrat“, sagt es dabei leise. „Ich heiße Tamrat.“
    Wunder. Was für eine schöne Bedeutung; ob es sich dessen wohl bewusst ist?
    Ein plötzliches Lachen bestätigt meine Annahme und ich stimme freudig mit ein.




  • Hallu Rusalka-san. ^.^


    Und wieder darf man hier etwas Neues von dir lesen — obwohl es wohl nicht ganz so neu ist, wenn man die Wettbewerbe verfolgt hat. Für mich ist die Kurzgeschichte auch nicht unbekannt, aber das liegt auch nur daran, weil ich sie schon vorab mal lesen durfte. (Vielen Dank dafür. <3) Aber du kennst mich ja gut genug, dass mich so etwas nicht von einer ausführlichen WoT abhält und deshalb kommt sie hier auch. (Und dazu noch der letzte Kommi, bevor ich mich in meinen Winterurlaub verziehe. :3)


    Millionen Lichter
    Und bäng schon hab ich nen Ohrwurm. Aber einen guten und dann passt’s ja auch perfekt zur KG. An sich kann man sich in den Titel viel hineindenken. Die Millionen Lichter könnten auf die Sterne am Nachthimmel hindeuten, sie könnten aber genauso gut auch auf eine Großstadt bei Nacht anspielen. (Dann sieht man ohnehin keine Sterne, weil viel zu viele Lichter.) Oder wie in dem Lied von Christina Stürmer, in der die Lichter auf einzelne Personen anspielen, die sich erst finden müssen. Find ich ja eine sehr interessante Botschaft. Aber mal sehen, welche Rolle die Millionen Lichter in dieser KG spielen werden. (:


    Wahrscheinlich wiederhol ich mich, wenn ich das sage, aber ich mag deine Art in der Ich-Perspektive zu schreiben. Dadurch ist der Leser sofort mittendrin und bei dem Charakter, obwohl man ihn noch gar nicht kennt. In diesem Fall beginnst du sogar mit einer Frage als Einstieg, was den Leser natürlich gleich neugieriger macht. Der erste Absatz vermittelt gleich eine niedergeschlagene Stimmung und ich frage mich, was passiert ist, dass der Ich-Erzähler so fühlt. Es scheint ihn jedenfalls sehr zu bedrücken und hat sein Selbstbewusstschein ganz schön in die Knie gezwungen, wenn er nicht einmal denkt, dass ihn jemand suchen würde. Das zeigt ja auch, dass er Mitglied einer Gruppe ist und wenn er von „unserem” Revier spricht, wohl vielleicht einer größeren Gruppe. Bin ja gespannt, mit welchem Pokémon wir es hier zu tun haben.
    Aber der Ich-Erzähler bleibt nicht lang allein und bekommt schließlich Gesellschaft von einem Vivillon. (Falter! ^.^) Du hast dich hier für das lilarfarbene Prunkmuster entschieden, was ich eine interessante Wahl finde. Hast du dieses Muster aus einem bestimmten Grund gewählt? Mich erinnert es ja vor allem an die Überschwemmung der GTS mit diesem Muster, weil die Japaner wohl besonders schnell mit dem Entwickeln ihrer Vivis letztes Jahr in XY waren und man fast bei jedem Tausch ein solches bekam. Und auch fast nur solche angeboten wurden.
    Unser Ich-Erzähler ist über die Gesellschaft aber gar nicht erfreut und möchte den Falter vertreiben. Klappt nur nicht so gut, das Vivi lässt sich von dem Fauchen des Psiau wenig beeindrucken. Dabei denke ich nicht mal, dass es sich dabei um Psiaus geringe Körpergröße lustig machen möchte, sondern einfach nur neugierig ist. Auch die tadelnde Aussage geht in diese Richtung, finde ich. Psiau ist allerdings in einer denkbar schlechten Verfassung für Ansprache wie man merkt. Versteh ich aber nur allzu gut, es hat mich da sehr stark an mich erinnert, wenn ich schlecht gelaunt bin. Da bin ich genauso kratzbürstig und will lieber allein sein, bis der Ärger verraucht ist oder ich mich beruhigt habe. Das Psiau stellt also seine Abwehr ein und gibt auf, nachdem es festgestellt hat, dass sein Verhalten keine Grundlage hat, da das Vivi ihm ja nichts getan hat, außer ihn einfach angesprochen zu haben. Ich hab eigentlich gedacht, dass das Vivi jetzt verschwindet — ich mein, es ist offensichtlich, dass das Psiau keine Gesellschaft möchte — aber das tut es nicht. Und da wird selbst Psiau neugierig und schaut auf, um herauszufinden, ob das Vivi etwas von ihm möchte. Nicht nur, ist das Vivi immer noch da, es scheint auch besorgt zu sein. Sprich imo sehr für seinen guten Charakter, dass es der kleinen Katze wohl helfen möchte, wenn es sogar fragt, wie es ihr geht. Die Reaktion von Psiau fand ich hier mehr als realistisch. Ich mein, es geht dir dreckig, du willst eigentlich allein sein, dann kommt random Person vorbei und fragt auch noch wie es dir geht! Da kann man schon pampig reagieren, weil das jede Möglichkeit allein zu sein und in Selbstmitleid zu ertrinken defacto zunichte macht. (Und ich kenn das, manchmal will ich wirklich in Selbstmitleid ertrinken und eigentlich gar keine Hilfe haben. Irgendwie bescheuert …)
    Von der persönlichen Frage, wie es ihm geht mal abgesehen, will Vivi auch noch den Namen von Psiau wissen und dass ihm das zu viel ist, versteh ich sehr gut. Das schafft nämlich eine Verbindung zwischen den beiden, die Psiau momentan verständlicherweise gar nicht will. Wer will schon Kontakte knüpfen, wenn er sich von denjenigen die er kennt — immerhin hieß es anfangs „unser Revier” und dass niemand nach ihm suchen würde — schon abgesondert hat? Und obwohl ich das alles mehr als nachvollziehen kann, wurde ich bissl wütend auf Psiau, dass es Vivis freundliche Art einfach wegstößt. Aber so ist Psiau anscheinend auch nicht, denn es fühlte sich ja doch schlecht, als Vivi zurückgewichen ist und wir erfahren den Namen von Psiau: Izem. Geschickt machst du auch die Bedeutung des Namens klar, indem sich Vivi darüber wundert, warum Psiau so heißt, weil es keine große Ähnlichkeit zu einem Löwen aufweist. Ob da der Kern des Ganzen vielleicht liegt? Es mag seltsam klingen, aber an dem Punkt dachte ich mir, dass du das sicherlich nicht einfach random erwähnt hast, dafür war die Frage von Vivi zu präzise und zu ungewöhnlich. (Ich mein, die wenigsten haben Namensbedeutungen im Kopf, ne? Zumindest nicht, falls sich der Name nicht von einem bekannten anderssprachigen Wort ableitet. Aber Afrikanisch können ja nur die wenigsten, deshalb fand ich die Erklärung hier auch gut.)
    Izems Eltern wollten also, dass er so stark wie ein Pyroleo wird. Bedenkt man, dass Pyroleo — gerade die Männchen — durch ihr Erscheinungsbild und ihre flammende Mähne besonders eindrucksvoll sind, ist ein Psiaugon im Vergleich dazu wohl eher unscheinbar. (Obwohl ich mich ja nie entscheiden kann, welche Variante mir besser gefällt. Die Männchen mit ihrem blau oder die Weibchen mit ihrem Weiß … Beide sind toll!) Izem trägt also diesen bedeutungsvollen Namen, aber er scheint ihm nicht gerecht werden zu können. Das kann schon auf die Stimmung schlagen, aber eigentlich will er gar nicht darüber sprechen, warum und wieso. Aber ich denke, wir kommen dem Problem von Izem und dem Grund für seine niedergeschlagene Stimmung näher. Er dreht sich weg, in der Hoffnung, das Vivi würde gehen. Ich meine, deutlicher kann man es eigentlich nicht machen, dass man nicht reden möchte, aber dieses Vivi ist von der besonders hartnäckigen Sorte. Aber in einem positiven Sinne. (Aber was erwartet man auch anderes von dem tanzenden Falter?) Außerdem bin ich auch der Ansicht, dass Izem dringend jemanden braucht, der ihn aufheitert. Das Vivi ist so herrlich umsichtig, das ist so toll zu lesen. Es schafft es tatsächlich, dass Izem mit der Sprache rausrückt und sein Problem deutlich macht: er wird gemieden und weiß gar nicht wieso. Interessant an Vivis Reaktion ist, dass es genau zugehört hat! Ihm ist nicht entgangen, dass Izem nur davon gesprochen hat, dass „die anderen nichts mit ihm zu tun haben wollen”, aber der Kater hatte nicht erwähnt, dass er versucht hat auf die anderen zuzugehen. Fand ich hier ausgesprochen gut gemacht, weil ich im ersten Moment gedacht habe, dass Izem das durchaus versucht hat, aber es nicht funktioniert hat. Dabei hat er es gar nicht versucht, wie Vivi dann richtig feststellt und somit richtig herausfindet, dass letztendlich das Verhalten der anderen nur eine Reaktion auf Izems eigenes Verhalten ihnen gegenüber war.
    Der ganze Konflikt wird hier natürlich nur am Rande angeschnitten und man kann nur erahnen, wie sich Izem innerhalb seines Clans verhalten hat. Aber allein schon die Tatsache, wie er auf Vivillons Ankunft und Fragen — die ja durchaus nett gemeint waren — reagiert hat, machen deutlich, dass er kein einfacher Charakter ist. Und wie heißt es so schön? Wenn man Freunde haben möchte, muss man ein Freund sein. Freundschaft ist etwas durchweg aktives, man muss immer daran arbeiten und es ist ausgesprochen wichtig, dass die Arbeit hier nicht nur von einer Seite ausgeht. (Eine Sache, wo ich mich selbst immer an die Nase fassen muss, weil ich nämlich auch so er Typ bin, der selten auf andere zugeht. Ich bin da seltsam …) Izems Reaktion ist nur allzu verständlich und ich hätte das arme Kätzchen gern in den Arm genommen, um ihm zu sagen, dass deswegen noch nicht alles vorbei ist. Aber es tut immer sehr weh, wenn einem bewusst wird, dass man selbst an seiner Lage schuld ist. Vivi ist so wunderbar geduldig und freut sich sehr darüber, dass es Izem besser geht, nachdem er sich ausgeweint hat. Und es möchte ihm sogar etwas zeigen!
    Ich mag die Dynamik die jetzt die Geschichte bekommt, nicht, weil sie dafür nicht dynamisch war, aber man merkt, dass Izem jetzt ganz von der Bewegung und dem Folgen von Vivi eingenommen ist. Aber natürlich fragt er sich auch, warum er sich ausgerechnet dem Vivi anvertraut hat und ich denke, er hat sich die Frage ohnehin selbst beantwortet.
    Und jetzt kommen wir zu den „Millionen Lichtern”, denn das Vivi zeigt Izem den Tanz der Volbeat. Obwohl du hier nur wenige Wörter benutzt hast, weil du ja an die Wortobergrenze gebunden warst, zeigst du das Bild doch sehr schön auf. Wenn du mehr Wörter gehabt hättest, hättest du sicherlich ein noch viel detaillierteres Bild zeichnen können!
    (Schöner Aspekt am Rande, dass unser Vivi noch Geschwister, genauer gesagt eine unbekannte Anzahl an Schwestern hat. Das fand ich irgendwie schön.)
    Vivi erklärt jetzt also, wie das Verhalten der Volbeat zu der Situation von Izem passt. Einige Volbeat sind eher am Rand, machen also keine Verbindung zu den anderen Volbeat, die in der Masse fliegen und werden deshalb auch nicht gesehen. Deshalb müssen sie sich unter die anderen mischen und dort versuchen aufzufallen, in dem sie heller leuchten oder sich irgendwie hervortun, damit Illumise auf sie aufmerksam werden. Natürlich mehr als sinnig, dass Vivi sich als Käfer-Pokémon mit dem Verhalten der Leuchtkäfer bestens auskennt. Auch sehr schön, wie du die Zeile aus dem Lied hier von Izem aussprechen lässt, hat mir sehr gefallen und eine schöne Verbindung zu dem Lied gemacht, was klar wird, dass du auf die Botschaft des Liedes hierbei anspielst. Vivi gibt nun preis, dass es ihm vor einiger Zeit genauso ging und da wollte es Izem helfen, nachdem es herausfand, was dessen Problem ist. Wahnsinn, dieses Vivi ist so nett, es ist kaum zu glauben. Izems Überlegung, ob es Vivi allein darum ging, hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich bin mir sicher, dass Vivi vor allem dadurch angetrieben wurde, aber Izem überhaupt anzusprechen war wohl eine ganz natürliche Reaktion von Vivi und wer weiß, ob diese Gemeinsamkeit der beiden nicht für Vivi Anlass genug waren, Izem als einen Freund zu sehen. Und Freunde helfen einander. Zum Schluss erfahren wir auch noch den Namen des Vivillon: Tamrat, was Wunder bedeutet.
    Wie passend! Und ich wurde an meinen eigenen Falter erinnert, der ebenfalls diesen Namen trägt. Denn für mich ist Vivillon schon ein Wunder in seiner Erscheinung, seiner Vielfalt und natürlich in seinem durch und durch liebevollen Wesen. Pluspunkt jedenfalls von mir für die Wahl der Charas! Einmal Psiau, das in den Spielen ja doch eher als merkwürdig abgestempelt wird, dabei ist das Kätzchen richtig lieb und zum zweiten an Vivillon, weil … Falter!
    Echt schade, dass du durch die Wortgrenze hierbei in deiner Ausdrucksweise eingeschränkt wurdest, denn ich bin mir sicher, du hättest ohne diese hier noch einige sehr schöne und passende Beschreibungen eingebracht. Aber gerade Einschränkungen kurbeln die Kreativität an und deshalb mag ich diese KG auch so wie sie ist sehr. Die Botschaft hast du auf jeden Fall deutlich rübergebracht. Erstens kann man nicht erwarten, dass andere auf einen zugehen und zweitens gibt es immer jemanden, dem es genauso geht, wie einem selbst. Millionen Lichter.
    Den einzigen Kritikpunkt den man hier eventuell anführen könnte, wäre, dass sich der Anfang etwas zieht. Aber auch das ist mehr als verständlich, denn Izem muss durch diese Entwicklung durch, damit seine Einsicht am Ende auch Sinn macht und die möglicherweise schnell abfallende Handlung gegen Ende ist einfach der Wortobergrenze zuzuschreiben.
    Ich würd mich jedenfalls freuen wieder mal etwas von den beiden lesen zu dürfen. (: Sie geben ein tolles Team ab.


    Sou und damit wäre ich am Ende. Ja … WoT mal wieder.
    Sei jedenfalls sicher, dass ich mich immer sehr über ein Update hier freue. <3


    Happy Writing!


    — Cynda

  • Huhu ^^ Bin auf dein Topic gestoßen, weil du vorgeschlagen wurdest und naja, ich hab's angeklickt. Da ich mich mit Gedichten nicht auskenne, werde ich einfach mal auf deine KGs eingehen. ^^


    Blind
    Ich finde es schön, dass sich Schreiber der Thematik "Mobbing" annehmen, allerdings... dazu komme ich später. ^^
    Dein Schreibstil ist schön, deine Wortwahl gut gewählt und man merkt, dass du dein Schreibhandwerk gut beherrscht. =)
    Wirkliches Lob dafür, der Text lässt sich flüssig lesen und ist stilistisch perfekt.


    Vorher muss ich dazusagen, dass das natürlich nur meine subjektive Meinung ist und keine "allgemeine" Kritik oder überhaupt Kritik an sich wäre. =)
    Was mich etwas stört ist die sehr passive Hauptperson. Mobbing und Ausschluss aus der Peer Group wird meistens auf zwei Arten geschrieben: es endet klischeehaft im Amoklauf oder der Zustand am Ende der Geschichte unterscheidet sich nicht vom Anfang.
    Es ist vollkommen in Ordnung, wenn der Prota am Anfang schwach und verängstigt ist, aber ich persönlich hätte erwartet, dass am Ende der KG Freunde gefunden wurden und die Person psychisch stärker geworden wäre. Und das ist der Kniff an der Sache, da sie sich nicht verändert hat, habe ich persönlich weniger Mitleid mit ihr und ärgere mich ein wenig über sie, dass sie traurige Lieder singt, obwohl sie, die Seeschlange - just a Milotic? gefällt mir :D - froh sein sollte, dass sich anscheinend etwas verändert hat.
    Ich persönlich muss sagen, dass ich aktive Hauptpersonen sehr gerne habe, die selbstständig etwas gegen die erlittene Ungerechtigkeit tun. Unsere Prota hier ist ziemlich selbstmitleidig (ich glaube, diese Wirkung lösen vor allem die vielen rhetorischen Fragen aus und weil sie von sich selbst sagt, dass sie wenig Kraft hätte) und überemotional (man macht sich lustig und sie bricht sofort in Tränen aus und flieht - ich hatte diese Hoffnung: sie gibt zu erkennen, dass sie da steht und strahlt dieses "jetzt bin ich da, weil es reicht, deswegen diskutiere und streite ich jetzt mit euch" aus ;) ).


    Das finde ich sehr schade, da mir dein Text, wie gesagt, stilistisch sehr gut gefällt. ^^
    Lange Rede, kurzer Sinn: schöne KG, aber leider bleibt unsere Prota schwach und passiv, was imo an sich ein "Problem" von "Mobbingthematiken" in der Literatur ist.
    Ja, wie gesagt ist das nur mein persönlicher Eindruck der Hauptperson oder des Hauptbarschwas(? XD).


    Millionen Lichter
    Diese KG finde ich echt sehr süß. ^^ Wahrscheinlich wird der Kommentar kürzer werden als der Vorige, aber mal sehen...
    Wir haben am Anfang auch ein verbittertes Pokemon, das mit Gedanken wie "wen kümmert es schon?" auffährt, aber ich finde schön, was du aus der Geschichte gemacht hast.
    Das Kleine ist zickig, geht aber aus der Geschichte nicht so pampig, wie es hineingekomen ist und freundet sich mit Vivi an, obwohl es nichts mit ihm zu tun haben wollte.^^
    Beziehungsweise finde ich das Vivi toll, es ist einfach supersüß, knuffig und einfühlsam, ohne wirklich zu bedrängen, aber es kriegt die Antworten aus dem kleinen Psiau heraus. :D
    Am Ende finde ich deine Beschreibung den "Lichtertanz" besonders gut gelungen, es ist, als hättest du ein Bild damit gemalt. <3


    LG =)

  • Sternenlicht

    geschrieben am 22.09.12


    Ich sehe dich in dieser Nacht,
    wir sind beide nun erwacht.
    Die Welt, in der wir uns befinden,
    an die wir uns nach wie vor binden.


    Du siehst mich in dieser Zeit,
    entfernst dich nun doch so weit.
    Können dich die vielen Lichter weisen,
    die mit dir in dieser Stunde reisen?


    Ich merke rasch, ich bin allein,
    erkenne nicht den Sinn des Seins.
    Der Mondenschein verschluckt mein Ich;
    denkst du denn manchmal auch an mich?


    Der Himmel über mir, er zeigt nur dich,
    treibe auf dem Spiegel, vergesse mich,
    sehe deine Hand, ergreif‘ sie schnell
    und das fahle Licht, es wird so hell.


    Du sagst, sie wollen viel erzählen:
    "Möchtest du mit mir die Sterne seh'n?"



    Wunschbaum
    10.12.14 - 16.12.14


    „Lilija, erzählst du mir eine Geschichte?“, fragte Miervaldis seine Cousine ganz aufgeregt, die gerade dabei war, ein Buch zu lesen. Sie schien aufgrund der Frage etwas entnervt.
    „Miervaldis, können wir das bitte auf ein anderes Mal verschieben?“
    „Man!“, kommentierte er ihre Aussage mit ausgestoßener Luft. „Eglė, kannst du sie nicht ein bisschen ärgern?“
    Mit einem schnellen Rundumblick sah Lilija in die rechte hintere Ecke und stellte fest, dass Eglė wohl nicht zum Späße treiben aufgelegt war. Eher zu einem langen, wohlverdienten Nickerchen zu dieser späten Nachmittagsstunde. Lilija lachte aufgrund des Anblicks.
    „Scheint nicht so, als würdest du damit etwas erreichen“, meinte sie daraufhin tadelnd. „Und ich würde dir auch nicht raten, dass du mein Tropius aufweckst.“
    Miervaldis schien sich dessen mehr als bewusst zu sein. Schließlich passte Lilija auf das große Haus-Tropius Eglė auf, das an diesem besonderen Tag ausnahmsweise auch im großen Wohnzimmer Platz nehmen durfte.
    Auf einmal räkelte sich Eglė und hob träge den Kopf. Er brummte leise und nach einem herzhaften Gähner schien die Müdigkeit wie weggeblasen.
    „Das hat sich dann wohl erledigt“, seufzte Lilija schlussendlich und plötzlich kam ihr ein Gedankenblitz. „Miervaldis, wir feiern ja heute Weihnachten. Willst du dazu eine Geschichte hören?“
    „Au ja, das klingt toll!“, rief er begeistert. „Geht es um Schnee? Ich hab noch nie welchen selbst gesehen und hier in Moosbach fällt ja so weit auch keiner.“
    Lilija grinste kurz. „Nein, dieses Mal nicht, tut mir leid. Es geht eher um einen ... etwas sonderbaren Weihnachtsbaum, wenn ich das so sagen darf.“
    Sie wusste, wie sie ihre Sätze auslegen musste, um Spannung zu erzeugen - was bei Miervaldis aber aufgrund seines jungen Alters von sieben Jahren keine Kunst darstellte. Der wurde immer neugieriger und sah seine Cousine immer intensiver an, was sie zum Lachen brachte.
    „Also, es fing damit an, dass Lyra, ein kleines Mädchen von etwa neun Jahren, den Wunsch hatte, Weihnachten zu feiern. Nicht wie sonst jedes Jahr auch - sie lebte im Übrigen ebenfalls in Moosbach -, dass lediglich einige Verwandte eingeladen wurden. Nein, in diesem Jahr sollte es ganz besonders werden, hatte sie doch erst kürzlich in einem Buch über die Weihnachtsbräuche in der Kalos-Region gelesen. Was sie wollte, war ... ein geschmückter Tannenbaum!“
    „Moosbach?“, unterbrach Miervaldis seine Cousine. „Wo findet man hier Nadelbäume?“
    „Darauf wollte ich gerade zurückkommen“, meinte sie geduldig. „Also, wo war ich? Ach ja, beim Tannenbaum! Wie du schon richtig angemerkt hast, ist es durch das warme Klima schwer, hier in der Gegend Nadelbäume aufzutreiben und Lyra hat auf diese Weise ihre Eltern in den Wahnsinn getrieben. Es verging kaum ein Tag, an dem sie nicht mehrere Male diesen Baum erwähnt hatte. Dass er überlebenswichtig sei und unbedingt dazu gehöre!
    Schließlich gaben ihre Eltern aber doch nach und suchten fieberhaft nach einem passenden Angebot. Fündig wurden sie bei einem speziellen Versand, der Nadelbäume aus Johto verschickte. Gesagt, getan, ein Anruf wurde getätigt, mit der Antwort, man möge sich doch bitte an die Zweigstelle in Xeneroville richten, da von dort weiter in die Hoenn-Region verschickt wird - wobei sie die meisten für sich selbst brauchen.“
    „Leben in Xeneroville nicht lauter Hinterwäldler?“
    „Miervaldis!“
    Er verstummte daraufhin und murmelte kleinlaut eine Entschuldigung, was unter Lilijas strengem Blick keine Herausforderung darstellte. Sie hustete.
    „Nun gut, weiter im Text. Auch ein Anruf bei der Zweigstelle brachte nur das Ergebnis zu wissen, dass bereits alles belegt sei. Nun kam also kein Ergebnis bis zu besagtem Weihnachtstage und Lyra wartete geduldig auf ihren Baum. Den sie offenbar nicht bekommen würde. Doch als schon alles aussichtslos schien, erschien zu diesem Fest ihr Bruder Edvin - seines Zeichens Pokémon-Trainer - in der Tür, der ein besonderes Geschenk für seine Schwester hatte.“
    „Heißt so nicht auch dein Bruder, Lilija?“, fragte Miervaldis neugierig und Lilija lief daraufhin im Gesicht rot an.
    „Ja, aber unterbrich mich nicht dauernd!“, fuhr sie ihn daraufhin an und er verstummte abermals. „Also, ihr Bruder Edvin hatte ein besonderes Geschenk für sie. Etwas, dass sie sich schon immer gewünscht hatte und das ihr Bruder, da er auf Pokémon-Reise war, auch tatsächlich finden konnte. Ein Tropius! Lyra hatte sich natürlich sehr darüber gefreut und hatte in der Freude schon fast ihren Weihnachtsbaum vergessen. Aber eben nur fast, denn sie fragte daraufhin, wo dieser sei und sie bekam als Antwort, dass es keine mehr gegeben habe. Und weißt du, was Lyra sagte?“
    „Äh ... nein?“
    „Sie meinte nur so ‚Dann wird dieses Tropius eben unser Weihnachtsbaum!‘ und begann mit Feuereifer, es mit ein paar Kugeln zu verzieren. Merkwürdigerweise schien dieses Tropius gar nicht einmal so uninteressiert an der ganzen Idee zu sein und ließ sich die Prozedur gefallen. Nach getaner Arbeit stimmte Lyra ein Lied an, das sie in der Adventszeit gelernt hatte und ebenfalls zur Kalos’schen Kultur zählt.“
    Lilija setzte kurz ab und stimmte ein Lied an.
    „Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.
    Du grünst nicht nur zur Sommerszeit, nein, auch im Winter, wenn es schneit.
    Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum, wie grün sind deine Blätter.“
    Als sie fertig war, klatschte Miervaldis begeistert in die Hände.
    „Das war toll! Ich glaube, man könnte es auch mit ‚Tropius‘ singen.“
    „Stimmt auffällig“, meinte Lilija schmunzelnd und fuhr ihrem Cousin durch die Haare. „Und das war auch schon die Geschichte. Hat sie dir gefallen?“
    „Au ja!“, rief er anerkennend und musste sich dabei ein Lachen unterdrücken. „Mich erinnert dieses Tropius aber irgendwie an Eglė.“
    Bevor Lilija noch etwas antworten konnte, öffnete sich just in diesem Moment die Wohnungstür und jemand rief laut ins Haus.
    „Ich bin Zuhause!“
    „Das ist Edvin!“, rief Miervaldis plötzlich und lief schnell zu ihrem Bruder. Lilija lachte nur aufgrund dieser Begeisterung und hörte die beiden leise reden; vorwiegend aber ihren Cousin, der in kurzen, meist wirren Worten versuchte, die Geschichte zu rezitieren.
    Eglė hatte in dieser langen Zeit aufmerksam zugehört und schien selbst recht amüsiert über das Geschehen zu sein. Nach kurzer Zeit betrat Edvin auch schon den Raum und die Geschwister begrüßten sich herzhaft.
    „Lilija, erzählst du noch immer diese Geschichte über Eglė? Ich hätte gedacht, die wäre dir selbst peinlich.“
    Sie legte den Kopf schief und begann kurz zu überlegen.
    „Mir fiel auf die Schnelle nichts anderes ein und davon abgesehen ist sie ja eigentlich ganz witzig, oder nicht? Solange andere darüber lachen können, ist sie die Erzählung mehr als wert, finde ich.“ Dabei sah sie zu Eglė und zwinkerte ihm zu. Der gab dies brummend zurück und legte sich wieder hin. Ob das eine Zustimmung sein könnte, dass er erneut als Weihnachtsbaum dienen könnte?



  • Hallu Rusalka-san! ^.^/


    Sehr schön, dass du wieder etwas veröffentlicht hast und ich somit mal wieder einen Kommi schreiben kann. Heute kümmere ich mich mal um das Gedicht — weil es eines meiner Favoriten ist.


    Sternenlicht
    Dein Gedicht für den Freie Gedichtewetti 2012. (: Eines meiner Favoriten und ich mag es immer noch besonders. Aber, wie du mich kennst, bin ich nicht besonders geübt darin, den richtigen Sinn von Gedichten zu begreifen, deshalb kann es gut sein, dass ich hier jetzt den ein oder anderen Schwachsinn erzähle. Doch ich werd mir Mühe geben!
    „Möchtest du dir mit mir die Sterne ansehen? Sie haben uns viel zu erzählen.“ — Rusalka
    Das ist das vollständige, von dir selbst erdachte Zitat und ich möchte gleich mal damit anfangen, weil ich allein schon dazu einige Gedanken habe. Nicht umsonst hab ich bei dem Wetti eine ähnliche Thematik aufgefasst, weil ich dein Zitat beim Schreiben im Kopf hatte. (Und ich hoffe, dass es dich nicht gestört hat, dass ich das einfach so verwendet habe …)
    Für mich sagt das Zitat allein schon sehr viel aus, vor allem aber Intimität. Vielleicht geh ich da zu viel von mir aus, aber ich persönlich würde nicht mit jedem des Nachts die Sterne beobachten wollen. Da es in der Nacht dunkel ist und ich sehr schreckhaft bin, müsste ich der Person sehr vertrauen, um mit ihr bei Finsternis unterwegs zu sein. Außerdem braucht man, so finde ich, zum Sterne beobachten eine bestimmte Einstellung. Sterne bewegen sich, wie der Mond, während der Nacht über den Himmel, aber das nimmt man selten wirklich wahr. Sterne zu beobachten heißt also, etwas anzuschaun, was sich nicht bewegte, was also nichts von sich aus tut. Könnte für manche eher weniger spannend sein. Ich kenn mich zwar mit Sternbildern nicht aus, aber den großen und den kleinen Bären, den glaub ich, würde ich erkennen. Und den Oriongürtel, der ist aber auch zu leicht zu entdecken. Bestimmt ist die Sicht bei mir — mitten im Dorf mit Straßenlaternen — nicht besonders gut, da man viele Sterne wohl gar nicht sieht. Aber die, die man sehen kann, die könnt ich stundenlang anschaun. Es vermittelt so eine herrliche Ruhe den Sternenhimmel anzusehen. Und so etwas teilt man natürlich nur mit jemandem, der das verstehen kann. Deshalb ist für mich das Zitat ein Vertrauensbeweis schlechthin und zeigt somit auf, dass der Fragende seinem Gegenüber vertraut. Besonders der Zusatz mit dem Erzählen macht für mich deutlich, dass die Sterne für den Fragenden einfach etwas Besonders sind und er mit ihnen auch etwas verbindet. Was das ist, das ist hier offen und das macht es umso schöner.
    Aber nun zum Gedicht an sich. (:
    Vielleicht weißt du, dass ich gern die Strophen einzeln betrachte, aber hier möchte ich die Gesamtheit anschaun, in der Hoffnung, dass ich es dann besser verstehe. (Ansonsten klär mich ruhig auf, ich höre nichts lieber als Hintergrundinfos!)
    Das ganze Gedicht hindurch ist es wohl Nacht und du gehst viel auf Lichter ein. Ein ziemliches Spiel von Licht und Schatten, auch wenn Schatten nicht direkt, aber, so finde ich, indirekt eine Rolle spielt. Vielleicht aber auch einfach nur Dunkelheit, aber dazu komm ich noch.
    Du beginnst das Gedicht damit, dass das lyrische Ich sein Gegenüber sieht und beide in der Nacht wach sind. Für mich ist das schon mal der erste Hinweis auf ein gewisses Vertrauen zwischen den beiden ist. Besonders der Ausdruck, dass sie „erwacht” sind, zeigt ja, dass sie davor wohl geschlafen haben. Ob das ein buchstäblicher Schlaf war oder du mit dem Schlaf etwas anderes ausdrücken möchtest … kann ich nicht sagen. Jedenfalls denke ich, dass sie beide aufgrund des anderen wach sind. Sie befinden sich in einer Welt und binden sich an diese. Mit diesen zwei Zeilen hab ich so meine Probleme, sie zu verstehen. Die Welt kommt mir hier wie etwas vor, was ein Kontrast zu den beiden ist, weil sie sich an diese binden. Es klingt jedenfalls wie eine — möglicherweise — geografische Trennung. Ansonsten … ja, versteh ich da den Zusammenhang nicht so ganz, leider.
    Die zweite Strophe ist jetzt mehr über die andere Person und ich merke, dass du einen ähnlichen Anfang wie in der ersten Strophe verwendet hast. In der ersten Strophe sah das lyrische Ich die andere Person „in dieser Nacht”, in der zweiten Strophe sieht die andere Person das lyrische Ich „in dieser Zeit”. Nacht und Zeit sind beide vergänglich, aber während man bei der Nacht weiß, dass ein Tag und eine weitere Nacht folgt, ist die Zeit ein immer währender Fluss, die an sich kein Ende hat. Die andere Person hat das lyrische Ich zwar gesehen, entfernt sich aber trotzdem von ihm. Der Grund wird nicht genannt, aber vielleicht ist ja die Zeit der Grund? Wenn du sagst, dass du den Verlauf einer innigen Freundschaft hier darstellen wolltest, dann würde ich sagen, ist das eine der Tiefen. Einer ist beschäftigter als der andere und „entfernt” sich. Was hier wohl sowohl buchstäblich als sinnbildlich gemeint ist. Buchstäblich in der Hinsicht, dass man sich wohl einfach weniger sieht oder weniger Kontakt hat und sinnbildlich, dass sich durch den wenigen Kontakt — der hier wohl recht plötzlich ist — sich auch emotional ein Stückweit voneinander entfernt.
    So ganz weiß ich leider nicht, was du mit den vielen Lichtern in den nächsten zwei Zeilen meinst. Sind das die Sterne? Oder sprichst du von anderen Dingen? Ich weiß nicht warum — ich schreib einfach mal, was mir so in den Sinn kam —, aber bei den zwei Zeilen musste ich irgendwie an Kunstlicht denken. Vielleicht eine Darstellung von Ablenkungen, etwas, was der anderen Person wichtig ist und wo das lyrische Ich letztendlich hofft, dass die andere Person glücklich ist, selbst wenn der Kontakt nicht mehr so intensiv ist wie zuvor. Oder interpretier ich zu viel?
    Die dritte Strophe ist jetzt dem Alleinsein des lyrischen Ichs gewidmet, welches seinen Freund natürlich vermisst. Das sagt für mich die zweite Zeile aus, in der das lyrische Ich den Sinn des Seins nicht mehr erkennt. Beim Mondenschein bin ich mir jetzt nicht sicher, was du damit meinen könntest, es fühlt sich aber irgendwie — verbunden mit der Frage in der letzten Zeile der Strophe — nach übermäßigem Denken und Zweifeln an. Das lyrische Ich fragt sich, ob die andere Person an es denkt. Es fragt sich vielleicht auch, ob es der anderen Person jemals wichtig war und ob es den Schritt zur Wiederaufnahme des Kontakts gehen soll oder nicht. (Vielleicht ist das lyrische Ich auch so wie ich und denkt mehr, als es sagt und zermartert sich vor jeder möglichen Kontaktaufnahme den Kopf, ob es nicht vielleicht in einem ungünstigen Moment kommt. Irgendwann werden diese Zweifel dann so groß, dass ich schon das ein oder andere Mal nichts gesagt habe, obwohl ich mir nichts mehr gewünscht habe, als mit jemandem zu reden.)
    Die vierte Strophe ist für mich persönlich pure Sehnsucht, wenn auch versteckt dargestellt. Allein schon, die erste Zeile macht deutlich, wie sehr das lyrische Ich die andere Person vermisst, wenn der Himmel nur diese Person zeigt. Zwar bin ich mit dem Spiegel etwas überfragt — mal wieder — aber nachdem sich das lyrische Ich „vergisst”, könntest du hier darauf anspielen, dass das lyrische Ich etwas aufgibt. Da der Spiegel ja das Aussehen von jemandem reflektiert, aber auch als Symbol für Selbsterkenntnis und Wahrheit steht, gibt das lyrische Ich möglicherweise einen Teil auf. Welcher Teil, kann ich nicht genau sagen, aber da du in der ersten Strophe von einer Welt gesprochen hast, an der sich beide binden … vielleicht geben beide ja diese Welt auf, um zusammen zu sein? Das würde auch erklären, warum die andere Person ihre Hand ausstreckt und das lyrische Ich diese ergreift. Sie haben sich letztendlich für ihre Freundschaft entschieden und das „fahle Licht” der Einsamkeit und Trennung wird von einem hellen Licht verdrängt. Was ich persönlich als Freude deuten würde.
    Und schließlich die letzte Strophe, die nur aus zwei Zeilen besteht und die für mich die wiedergewonnene Intimität und Freundschaft der beiden darstellt. Die andere Person — die sich offensichtlich als erste abgewandt hat — möchte nun mit dem lyrischen Ich zusammen die Sterne beobachten.
    Dazu kann ich nur sagen, da haben sich zwei gefunden. (:
    Ein sehr schönes Gedicht, welches mir nach wie vor sehr gut gefällt. Man muss sich hier etwas Zeit nehmen, um es zu begreifen und es auf einen wirken lassen. Einfach, weil dein Stil — so wage ich zu behaupten — bei Gedichten eher so ist, dass du die Dinge mehr zwischen den Zeilen ausdrückst. So auch hier, wo man beim ersten Lesen wohl nicht so viel herausfindet, wie beim zweiten. Für mich war’s beim ersten Lesen nämlich — damals wie heute auch — etwas abstrakt, da brauch ich dann immer ein paar Hints worum es geht, um die Geschichte dahinter etwas deutlicher zu erkennen. Anyway, ich mag es nach wie vor, einfach, weil es etwas abstrakt ist und irgendwie etwas Surreales hat mit dem Mond und dem Spiegel, der Nacht und dem Licht. Irgendwie verträumt und das mag ich.
    Zum Schluss jetzt noch etwas Technik.
    Mit deinem Paarreim sorgst du für einen klaren Aufbau und wie ich finde einem schönen Rhythmus. Von Metrum versteh ich nicht so viel, aber du scheinst hier auf die Silbenanzahl durchaus geachtet zu haben, deshalb liest es sich auch sehr angenehm. Wenn ich jetzt die Silben so zähle, wird mir auch klar, warum die letzte Strophe vom Reimschema her nicht ganz „rein” ist, weil sich erzählen und seh’n nicht so gut reim. Aber du wolltest hier wohl bei den neun Silben pro Zeile bleiben und deshalb ging sich das nur so aus. Da die zwei Zeilen aber ohnehin allein so am Ende stehen, machen der weniger rhythmische Klang hier — so finde ich — die Aussage einfach deutlicher, die darin steckt. Auch etwas unrein ist der Reim in der dritten Strophe von „allein” auf „Seins”, aber ist jetzt nichts, was ich negativ hervorheben würde. ;)
    Kurzum ist und bleibt es ein sehr schönes Gedicht, was mir sehr gefällt. Und irgendwie hab ich so nach knapp drei Jahren das Gefühl, dass ich es besser verstehe als damals 2012, als ich es in dem Wetti das erste Mal gelesen habe. Eine interessante Erfahrung.


    Freu mich wie immer auf das nächste Update — ich mag diese Mischung aus älteren und neuen Werken hier, sodass man im besten Falle etwas bekanntes, aber auch etwas neues lesen darf. <3


    Bis dahin, Happy Writing!


    — Cynda

  • Blaugrün vor Spannung

    geschrieben am 31.01.15



    13 Uhr. Nikolai sah mit starrem Blick aus dem Fenster. Er wartete. Schließlich sollte es heute erscheinen und da war ihm egal, wie lange er darauf warten musste.
    Mit einem Mal sah er das gelbe Postauto vor dem Briefkasten parken und der Junge schärfte daraufhin seine Sinne. Der Fahrer stieg aus und machte sich schon bereit, zum Kofferraum des großen Wagens zu gehen. In diesem Moment sprang Nikolai vom Fenster weg und hechtete zur Haustür. Kaum war diese offen, sah er mit geübtem Blick auch schon das Paket in der Hand des Postboten.
    „Guten Tag“, meinte dieser freundlich, während Nikolai das Paket und noch einige Anzeigen an sich nahm und dem Mann den Rücken kehrte. Schneller als der Schall stand er wieder im Wohnzimmer, entledigte sich der Verpackung in Form eines Kartons und hielt eine Plastikhülle in der Hand.
    „Endlich ist es da!“, schrie er gellend durch das Haus, wodurch er seine Mutter auf den Plan rief, die sich in diesem Moment in der Küche befand und das Geschirr wusch.
    „Kannst du dich bitte etwas leiser freuen?“, fragte sie daraufhin voller Ruhe und Nikolai fing an zu gestikulieren.
    „Aber Mum, ‚Aima Online‘ ist das beste PC-Game zurzeit. Jeder in meinem Freundeskreis spielt es und wir hypen es schon seit Monaten!“
    „Meinetwegen“, meinte sie resignierend. „Viel Spaß dabei. Und pass bitte auf das Stromkabel beim PC auf. Dein Vater hatte heute Morgen noch keine Zeit, sich darum zu kümmern und es ist deswegen noch quer durchs Zimmer gespannt.“
    „Klar, das weiß ich ja!“ Keine weiteren Worte verlierend, rannte Nikolai auch schon in sein Zimmer, stieg trotz aller Eile behutsam über das Kabel, das mit dem Computer verbunden war, und setzte sich vor dem Bildschirm auf den Bürostuhl. Nun begann für ihn die eigentliche Arbeit.
    Der Rechner war bereits eingeschaltet, weswegen er nur noch die Daten von der Disc installieren musste. Nach einem kurzen Blick in die Innenseite der Hülle wurde er jedoch überrascht.
    „Fünf DVDs, ist das so riesig? Nicht einmal die großen Triple-A-Titel haben so viel“, wunderte er sich, als er bereits die erste DVD einlegte und Daten installierte. Einige Minuten dauerte der Vorgang, bis er schließlich zur zweiten wechseln durfte. Nervös tippte Nikolai mit dem Finger auf den Tisch, wohl darauf wartend, dass die Prozedur schnell vonstatten gehen würde.
    Nach dem Einlegen der dritten DVD lehnte er sich zurück und sah zur Decke. Wie wohl die ersten Augenblicke im Spiel sein werden? Er konnte es sich kaum vorstellen, obwohl er jedes Szenario mit seinen Freunden durchgemacht hatte.
    „Nikolai!“, wurde er von seiner Mutter aus den Gedanken gerissen. „Kannst du mir eben helfen?“
    Entnervt stand der Junge auf und trottete ins Wohnzimmer, wo er seine Mutter auf der Couch sitzend vorfand.
    „Was ist?“
    „Der Fernseher spinnt schon wieder herum. Weißt du, warum die Programme nicht angezeigt werden?“
    Nikolai nahm die Fernbedienung an sich und drückte ein paar Tasten, bis er die Auswahl vor sich hatte.
    „Da sind sie doch? Das hab ich euch doch erst gestern gezeigt“, meinte er daraufhin tadelnd, woraufhin seine Mutter lachte.
    „Ach, weißt du, diese neue Technik ist eben manchmal verwirrend. Danke auf jeden Fall.“
    Die Fernbedienung gab der Junge zurück und er machte sich schnell wieder auf den Weg zum Computer. Gerade, als er einen zu großen Schritt vornahm, fiel er plötzlich schnurstracks auf den Boden und wusste nicht, wie ihm geschah. Als er aufsah, wusste er schon, was passiert war.
    „Verdammt, nein!“, rief er, während er voller Panik zum Computer sah und bemerkte, dass der Bildschirm schwarz war. „Dieses elende Stromkabel!“
    Nach etwas Mühe sich aufzurichten, hastete Nikolai zur Steckdose, um den Computer wieder anzuschließen. Dieses Mal stieg er über das Übeltäterkabel drüber und ließ sich abermals in den Stuhl fallen. Er fuhr den Rechner hoch und wartete nervös. Wieso passierten ihm solche Missgeschicke auch immer in den unpassendsten Situationen?
    Der Home-Bildschirm leuchtete auf und es folgte prompt eine dubiose Fehlermeldung.
    „Daten sind durch unsachgemäßes Beenden möglicherweise defekt.“
    Ein Fluch kam über Nikolais Lippen; schließlich betraf es seine eben installierten Daten. Mit Mühe fasste er die aktuelle Disc noch einmal aus dem Rechner heraus und begann von Neuem bei Eins. Erst als nach einiger Zeit er wieder bei der dritten angelangt war, kam ihm eine Erkenntnis.
    „Warum habe ich überhaupt wieder von vorne zu zählen begonnen?“, fragte er sich laut und schüttelte seinen Kopf. Logisches Denken war manchmal schwer, aber was tat man nicht alles für sein Hobby.
    Nach getaner Arbeit jubelte Nikolai über die abgeschlossene Installation. Endlich war es Zeit, sich seinen Träumen hinzugeben! Konnte Aima Online wirklich so sehr überzeugen, wie alle sagten? Bot das Spiel tatsächlich die vielen Funktionen, die anfangs versprochen wurden? Für ein neues MMO hörte sich alles sehr fremd an; aber das galt es jetzt herauszufinden!
    Der Junge startete den Launcher des Spiels und registrierte sich gekonnt mit seinem bereits vorhandenen Account des Publishers. Es dauerte nicht lange und schon leuchtete er auf dem Grund des kleinen Fensters auf: Ein grüner Button, auf dem groß „Spiel starten“ stand.
    Den Atem zurückhaltend starrte Nikolai für einige Zeit darauf und wunderte sich, ob sich die Farbe verändert hatte, da die Fläche auf einmal bläulicher wirkte. Nicht weiter darüber nachdenkend atmete er einmal tief ein und wieder aus. Er war nervös. Sichtlich nervös! Nikolai begann zu zittern. Um sich zu beruhigen, legte er die rechte Hand auf die Maus. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. Jetzt war es so weit! Er führte den Mauszeiger langsam zur für ihn blaugrünen Fläche und ...
    „Nikolai, kommst du bitte kurz?“
    „Was ist denn jetzt schon wieder?“, brüllte der Junge, während er seine angespannte Haltung lockerte und so wild vom Stuhl aufstand, dass dieser nach hinten an sein Bett geschleudert wurde. Mit großen Schritten, wohlbedacht auf das gespannte Kabel, schritt er ins Wohnzimmer und beobachtete seine Mutter, wie sie den Wetterbericht sah.
    „Sieh mal, die nächsten Tage scheint es schön zu werden“, meinte diese ruhig und deutete dabei auf die vielen verteilten Sonnen auf der Karte. „Da könnten wir dir doch mal wieder die Haare schneiden, meinst du nicht?“
    „Mum, muss das jetzt sein?“, antwortete Nikolai gefasst, während er von einem Fuß auf den anderen tänzelte. Er wollte sich nicht mit diesen nichtigen Dingen beschäftigen; nicht in diesem Moment.
    „Nun ja, wie du möchtest. Ich hatte mir nur gedacht, dass du das vielleicht ohnehin wolltest.“ Sie setzte kurz ab und legte den Kopf schief. „Mir kommen deine Haare heute allgemein etwas dunkler vor.“
    Nikolai stöhnte. „Das kommt vom gedämpften Licht. Die waren schon immer dunkelbraun.“
    „Ah, verstehe. Meine Augen spielen mir heute wahrscheinlich einen Streich.“ Sie lachte daraufhin.
    Mit einem Nicken machte der Junge, der mittlerweile wieder zu sich gefunden hatte, auf dem Absatz kehrt und ging seinem ursprünglichen Plan nach. Das Spiel wartete, so auch er mit seiner Nervosität.
    Erneut nahm Nikolai auf dem Bürostuhl Platz, entspannte sich kurz, indem er seine Hände über dem Kopf zusammenfaltete und legte seine Hand auf die Maus. Sein Herz pochte wie wild. Wie lange hatte er darauf gewartet, diesen Moment herbeigesehnt, in dem er Aima Online endlich starten konnte? Der Button, der so auffällig mit „Spiel starten“ bestückt war, leuchtete in seinen Augen immer stärker. Bald war es so weit. Dann konnte er sich voll und ganz auf das Spiel konzentrieren. Endlich!
    „Der Moment naht“, murmelte er sich selbst, so gut es ging, zu. Nikolai war nervös. Doch er sprach sich Mut zu. Die Spannung zerriss ihn innerlich.
    Jetzt. Nein, noch nicht! Ein kleiner Moment der Unachtsamkeit und die Spannung war zerstört. Er schluckte. Was, wenn nun wieder ein Problem auftrat? Das konnte er nicht riskieren. Er musste weiter machen!
    Schließlich war er gefasst und zählte in Gedanken runter.
    Drei.
    Zwei.
    Eins.
    Er klickte den für ihn blaugrünen Button an und startete das Spiel. Voller Begeisterung wartete der Junge auf die ersten Bilder, doch was folgte, ließ seine Augen weiten.
    „Updates werden heruntergeladen. Restdauer: 444 Minuten.“
    Ein Poltern deutete darauf hin, dass Nikolai ohnmächtig auf den Boden fiel.




    La Principessa di Fiore

    13.02.15 - 14.02.15



    Ein Garten ist doch etwas Schönes, nicht wahr?
    Nimm zum Beispiel diesen hier, wunderschön mit Blumen bestückt und herzerwärmend für jeden, der ihn sieht. Oder vielleicht jenen, sehr geschickt mit Kirschblütenbäumen bepflanzt und ein geordnetes Wachstum machen diesen Garten ebenfalls sehr ansehnlich.
    Aber hast du dich vielleicht schon einmal gefragt, wie diese Gärten ihren Ursprung gefunden haben?
    Durch Menschenhand? Ja und Nein, denn nicht nur sie sind für die Pflege der Gärten zuständig. Dass auch die Pokémon für diese Schönheit arbeiten, sieht man vielleicht eher selten. Besonders die Blumenfeen sind hierbei eifrig am Werk, um diese Pracht im Auftrag ihrer Königin zu erhalten und zu pflegen.
    Eine Königin, fragst du? Natürlich! Ein Wesen, zu dem die kleinen Feen aufblicken und deren Schönheit sie versuchen, zu erreichen. So auch ihre Kunst, wundervolle Gärten zu erschaffen. Aber möchtest du auch die Legende dieser Königin erfahren?


    Es begab sich vor langer Zeit in einem weit entfernten Land. Die Natur gedieh hier besser als an anderen Orten auf der Welt und so war es nicht verwunderlich, dass auch die Gärten, die die Menschen angebaut hatten, bunter und wundervoller als alles waren, was man sich vorstellen konnte. Niemand konnte sich erklären, warum dies so war. Ob sie nun Zauberer waren oder nicht, sie hatten eine besondere Gabe für ihr Geschick.
    In diesem Land herrschte zudem ein König, der für seine Gerechtigkeit bekannt war. Die Bewohner waren unter seiner Hand glücklich und tolerierten seine Entscheidungen.
    Dieser König hatte ebenfalls eine wunderschöne Tochter. Blond gelockte Haare und ein bezauberndes Lächeln begleiteten sie auf jeder Reise und bescherten ihr ein glückliches Leben. Sie genoss es sichtlich, konnte dabei auch nicht verbergen, dass sie neben den Belangen des Königreichs auch noch einer weiteren Beschäftigung am Hof nachging. Anders als vielleicht erwartet kümmerte sie sich nämlich um den Schlossgarten, der prunkvoller nicht sein mochte. Blumen, die geordnet ihrem Wachstum nachgingen; Bäume, die natürlicher und gleichmäßiger nicht sein konnten und natürlich Ornamente, die das Gesamtbild verfeinerten. Ein zauberhafter Anblick, der seinesgleichen suchte.
    So kümmerte sich die Prinzessin um die Flora. Ihr Tun erschien magisch, brachte sie doch jedes Gewächs dazu, sein volles Potenzial zu entfalten und seine Schönheit zu zeigen. Woher die Prinzessin diese Gabe hatte, konnte sich niemand erklären; sie hatte sie offenbar schon seit ihrer Geburt. Diese Fähigkeit brachte ihr schließlich auch den Titel „Prinzessin der Blumen“ ein, unter dem sie über alle Lande hinweg bekannt war.
    Was allerdings niemand wusste, war, dass sie in ihrer Ausführung unterstützt wurde. Um die Pflanzen kümmerten sich zusätzlich kleine Blumenfeen, die deren Fähigkeiten auf natürliche Weise empfangen konnten. Was aber nicht heißen soll, dass die Prinzessin eine Hochstaplerin war, nein. Ihre Fähigkeit wurde ihr schon sehr früh von ebendiesen Feen mitgegeben, damit auch die Menschen von diesem Wunder erfahren sollen. Auch wenn sie die Blumenfeen erst spät wahrgenommen hat, so gab sie sich immer ihrer Begeisterung hin, lernte alleine, wie sie das Potenzial den Blumen entlocken konnte und lernte auch zu gegebener Zeit die kleinen Wesen kennen. Sie waren ihr unbekannt und doch vertraut, als ob die Feen schon immer bei ihr gewesen wären. So fiel es der Königstochter leicht, mit den Wesen zu sympathisieren und mit ihnen den prachtvollen Garten zu pflegen.
    Eines Tages jedoch wurde die Prinzessin durch eine Krankheit beeinträchtigt. Was sich zuerst weitestgehend unbemerkt äußerte, artete schließlich darin aus, dass sie körperlich schwächer wurde. Dinge, die ihr anfangs noch leicht fielen, wurden immer anstrengender, so auch das Handwerk mit den Blumen, deren Schönheit nach wie vor erhalten blieb. Schließlich konnte sie auch dieser Arbeit nicht mehr nachgehen und musste ihre Zeit im Bett verbringen. In dieser Zeit suchte der König panisch nach einem Heilmittel, ließ Ärzte zu sich kommen, um die Krankheit zu begutachten, doch vergeblich. Keiner konnte sich erklären, was die Ursache für diese langsam eintretende Schwäche war. Je mehr Zeit jedoch verging, desto mehr verschlimmerte sich der Zustand.
    Der Hofstaat war ahnungslos, der König am Boden zerstört über seine Machtlosigkeit in dieser Situation. So sehr er auch versuchte, sich vom Gegenteil zu überzeugen; es war nicht möglich. Nicht mit regulärem Wissen und auch nicht unter normalen Umständen. So richtete er seinen Blick zum Himmel und flehte um ein Wunder.
    Obwohl der König selbst nicht mehr daran glauben wollte, erschienen ihm in diesem Moment die Blumenfeen, die sich entgegen ihres alten Kodex dazu entschieden hatten, sich den Menschen zu zeigen. Für den Hofstaat war dies sehr überraschend, da sie nicht mit solchen Wesen in ihrer Nähe gerechnet hatten.
    Die Blumenfeen schritten sogleich auch zur Tat, indem sie dem König auftrugen, die Prinzessin an ihren Lieblingsort zu bringen. Er musste nicht lange nachdenken, wusste er doch, dass sich seine Tochter gerne in einem bestimmen Areal aufhielt. So nahm er sie und trug sie an jenen Ort: Das zentrale Blumenbeet im Schlosshof und zugleich auch das Prächtigste von allen.
    Fragend sah er zu den Blumenfeen, die ihm sogleich sagten, er solle die Prinzessin in die Mitte des Beets legen. Sanft ließ er sie hernieder, wobei ihm vorkam, als würden ihr die Gewächse Platz machen und zur Seite weichen. Er trat zurück, da alles Weitere nun nicht mehr in seiner Hand liegen sollte.
    Zehn der Feen, allesamt mit verschiedenen Blüten gekleidet, schwebten nun geordnet im Kreis um die Prinzessin und begannen, einen eigenartigen Gesang anzustimmen. Ein Lied, unverständlich, aber wunderschön im Klang. Während sie sangen, streckten sie die Blüten zur Mitte hin aus und beschworen damit ein helles Licht in der Luft. Zuerst klein, aber immer weiter wachsend breitete sich diese Lichtkugel aus und blendete dabei die Anwesenden. Niemand vermochte mehr zu sehen, was die Blumenfeen taten, jedoch hörten sie weiterhin den harmonischen Gesang. Erst, als sie diesen beendeten, ließ auch das Licht wieder nach und beim Anblick ihres Tuns erschraken die Menschen.
    Die Prinzessin war nicht mehr da! Stattdessen befand sich dort an ihrer Stelle ein anderes Wesen, welches ein ähnliches Aussehen wie die Blumenfeen besaß, jedoch deutlich größer war. Zudem befand sich um seinen Kopf ein gelbes Bouquet, als wäre es mit den verschiedenartigen Blumen in seiner Umgebung verschmolzen.
    Das fremde Wesen erwachte nach einiger Zeit, richtete sich auf und sah sich interessiert um. Sein Blick fiel auf die Menschen, die es nach wie vor beäugten. Erst, als der König die Stille brach und den Namen seiner Tochter sagte, lachte das Wesen und warf sich in seine ausgebreiteten Arme. Tränen liefen über das Gesicht des Königs, denn er war so froh, dass seine Tochter geheilt war. Auch, wenn sie nie wieder so sein konnte, wie sei einmal war, drückte er sie mit aller Kraft an sich und versprach, alles für sie zu tun, was er konnte.
    Die Feen betrachteten das Schauspiel und verehrten sie als ihre Königin, die von nun an über die Blumen wachen soll. Was zuerst noch ungewohnt für sie war, wurde allerdings schnell zu einem meisterlichen Handwerk. Wo sie fortan auch erschien, sprossen wundervolle Gewächse aus dem Boden und selbst die Lande, in denen ein Wachstum unmöglich erschien, erfuhren bald schon von diesem Glück, das sie verbreitete.


    Und dies ist die Legende über die Blumenkönigin. Sicherlich kennst du sie heute unter einem anderen Namen und weißt du, tatsächlich hat sie noch denselben Namen wie die Prinzessin in dieser Legende.
    Florges.



  • Konban wa Rusalka-san! (:


    Zuallererst natürlich mal Congratulations zum Mod! Blau steht dir sehr gut.
    Update = Kommi — die einzige Mathematik die ich beherrsche, weil ohne Zahlen. Dieses Mal hast du’s wieder nicht einfach gemacht, sich zu entscheiden. Deshalb hab ich mir gedacht: ach, wozu entscheiden? Einfach beides kommentieren! Und genau das werd ich jetzt auch machen. Here goes … something, I guess.


    Blaugrün vor Spannung
    Dein Beitrag zum ersten Wetti der Saison also? Ich muss ja sagen, ich war ziemlich erstaunt, als ich herausfand, dass das deine Abgabe war. Irgendwie hätte ich was anderes von dir erwartet, aber diese Idee ist dir von der Umsetzung her absolut gelungen. Warum? Ganz einfach, weil’s so herrlich aus dem Leben gegriffen ist. Und das Ende dermaßen überraschend, wie frustrierend ist, dass ich selbst nicht wusste, ob ich genervt stöhnen soll oder lachen, weil’s zu genial ist. Fazit: ich hab diesen Text definitiv genossen. (:
    Aber der Reihe nach — ich liebe es ja, die Sache von vorne bis hinten durchzugehen.


    An dem Text gefällt mir vor allem die herrliche Alltäglichkeit, die du hier mit dem gesamten Setting erzeugt hast. Das Warten auf den Postboten war ein gelungener Einstieg, weil das bereits eine gewisse Spannung erzeugt hat, immerhin möchte man ja wissen worauf Nikolai wartet. Dass es dann ein Game ist, steigert die Spannung erneut, weil man ja wissen möchte, welches es ist, worum es geht und so weiter. Nun ja, selbst wenn man es wüsste, wäre es immer noch spannend zu wissen, wie Nikolai darauf reagiert. Der Kontrast zwischen aufgeregt-nervösem Nikolai und seiner ruhigen Mutter war hier gut von dir gewählt. Hat einen interessanten Gegensatz geschaffen, vor allem, weil die Mutter ja noch ein paar Mal „gestört” hat, sozusagen. Diese Unterbrechungen haben die Spannung weiterhin hochgehalten — ist dir hier sehr gut gelungen, man wartet weiterhin auf die Auflösung, den ganzen Text durch. Zuerst hab ich dem Stromkabel nicht so viel Bedeutung beigemessen, besser gesagt, hab ich mich über dieses Detail erstmal gewundert. Aber ich hätte eigentlich wissen müssen, dass dieses Kabel noch mal eine Rolle spielen wird. (Weißt du, an was mich das ein bissl erinnert hat? Dinner for One — James fällt doch ständig über diesen Tigerkopf(?) außer einmal und dann ist er so herrlich verwirrt. So ähnlich war das hier auch. Man erwartete, dass er sofort über das Kabel fällt und nachdem das nicht passiert ist, war jedenfalls ich überrascht, als es dann doch passiert ist.) Eigentlich lebt dieser Text von der Spannung die Nikolai wegen des Spiels verspürt und gleichzeitig den ständigen Unterbrechungen und Verzögerungen. Allein schon die fünf DVDs die er installieren muss, dann dass seine Mutter ihn zwei Mal ruft, die Sache mit dem Stromkabel und ja, die Krönung ist dann das Ende: die Updates — mit denen hätte man vielleicht gerechnet, so als erfahrener Gamer, aber hier trafen sie knallhart auf Nikolais Erwartungen, sodass es, ja, schlichtweg zu viel für ihn war. (So ging’s mir auch mit Majora’s Mask — da ist das Game da und das erste was es heißt ist: Updates zum Installieren vorhanden. Like, yeah, ich wollte das ja nur gerade zocken, aber klar, installier deine Updates und dann lass mich spielen!)
    Vom Plot also durchweg gelungen und hat mir in seiner ganzen Ausführung sehr gut gefallen. Mit so einer Abgabe hatte ich beim Wetti nicht gerechnet und ich hab mich hier so richtig wohlgefühlt. War schön zu lesen und ich mochte die Auflösung des Titels am Ende. (:


    La Principessa di Fiore
    Den Sieg hast du dir mit diesem Text auf jeden Fall verdient — Congratulations dazu!


    Eine sehr schöne Legende hast du für Florges geschrieben und ich bin absolut beeindruckt, wie viel Inhalt du in den erlaubten Wörtern untergebracht hast. Und trotzdem bleibt die Wirkung und es ist nicht gerafft, sondern nur verdichtet. Muss man ja bei einer Legende, man muss die Dinge etwas verdichtet erzählen, weil im Gegensatz zur klassischen Kurzgeschichte — die ja oft nur kurze Zeit umfasst — in einer Legende sich die Dinge ja entwickeln müssen. Die Sache muss ja ein Fundament haben und darf nicht allzu „ein Stück herausgerissenes Leben” (Wolfdietrich Schnurre) sein und das ist dir hier auch sehr gut gelungen. Vor allem mag ich diesen erzählenden Stil von dir hier, allein schon der Einstieg führt subtil zum Inhalt und projiziert Bilder in den Kopf. Und die gestellten Fragen passen auch sehr schön, als Leserin fühle ich mich gleich angesprochen und so ein Dialog — auch wenn er einseitig wirkt — ist immer eine gute Sache. Gerade bei einer Legende, die ja als mündliche Überlieferung meist einfach erzählt wird.
    Das Setting in einem fremden Land mit Königen und Prinzessinnen passt natürlich sehr schön zu einer Legende, die ja doch einige Zeit in der Vergangenheit spielen sollte. Interessant fand ich hier, dass scheinbar das ganze Land in dem sich die Legende zugetragen hat, ein besonderes Geschick mit den Pflanzen hatte. Wenn man die Legende bis zum Ende gelesen hat, könnte man fast meinen, dass sich hier einfach besonders viele Blumenfeen aufgehalten haben und es deshalb den Menschen so leicht fiel mit den Pflanzen umzugehen. Es war eine Zeit des Friedens, der König wurde anerkannt und das Volk konnte seinem üblichen Rhythmus nachgehen. Interessant fand ich, dass du sogar der Prinzessin bestimmte Aufgaben bei Hofe zugesprochen hast. Man bekommt ja allgemein den Eindruck, dass Prinzessinnen nicht besonders viel zu tun hatten, aber ich glaube, dass das nicht stimmt. Sicherlich hatten sie andere Aufgaben als die Tochter eines Bauern, aber auch Aufgaben bei Hofe. (Die sicherlich mehr beinhalteten, als auf einem Thron zu sitzen und gut auszusehen.) Das hat mir hier gefallen und hat natürlich der zusätzlichen Arbeit im Schlossgarten noch mehr Bedeutung beigemessen.
    Nachdem du bereits am Anfang des Textes die Blumenfeen erwähnt hattest, war beinahe zu erwarten, dass die Prinzessin entweder mit ihnen in Verbindung steht oder von ihnen ungeahnt unterstützt wird. Mir gefiel hier, dass die Prinzessin unterstützt wurde, ohne es zu wissen, sich die Blumenfeen jedoch später gezeigt hatten. Aber nicht, weil sie ganz allein für diese Gabe verantwortlich waren, sondern weil sie diese gefördert hatten. Das ist ganz wichtig und das hast du im Text auch herausgestellt. Die Prinzessin hatte ein Gespür für die Pflanzen, das haben die Feen bemerkt und sie dabei unterstützt. (Ich persönlich kann gerade mal eine Grünlilie am Leben erhalten und nun ja, das ist keine Kunst, Grünlilien sind wahnsinnig widerstandsfähig. Aber sie gedeiht ganz gut und da fällt mir ein Zitat von Max aus Life is Strange ein: „I may not have a green thumb, but I sure have a green finger.”)
    Natürlich muss die Idylle aber eines Tages vorbei sein, nämlich als die Prinzessin krank wurde. Welche Krankheit es war, darauf gehst du nicht ein und ich meine, zur damaligen Zeit gab es viele Krankheiten, die noch unheilbar waren. Die Prinzessin konnte also an vielem erkrankt sein. Das trieb den armen König natürlich fast in den Wahnsinn, nachdem kein Arzt ihr helfen konnte. Da du nicht von einem Königenpaar sprachst, ist die Königin wohl verstorben — unter welchen Umständen auch immer — und somit ging es dem König hier um sein einziges Kind. Man kann seine Verzweiflung hierbei natürlich nachvollziehen, in dieser Situation hätte er sich an jeden noch so dünnen Strohhalm geklammert. Was auch sein promptes Vertrauen zu den Blumenfeen erklärt, was im ersten Moment vielleicht seltsam wirken mag. Ich mein, da sind auf einmal noch nie zuvor gesehene Pokémon im Palast und die wollen auch noch, dass der König seine Tochter an einen bestimmten Ort bringt. Ohne Erklärung, ohne alles praktisch. Aber das war für ihn kein Grund es nicht zu tun, allein das Auftauchen der Blumenfeen war schon ungewöhnlich genug. Sehr schön, wie er seine Tochter so gut kannte, um genau zu wissen, wohin er sie bringen musste.
    Interessanterweise haben die Blumenfeen die Königstochter nicht geheilt im eigentlichen Sinne, sondern ihr ein anderes Aussehen gegeben. Das fand ich interessant, die Feen hatten keine Kräfte mit denen sie Krankheiten heilen können, aber sie konnten die Prinzessin in ein gesundes Wesen verwandeln — in eine Königin, in ihre Königin. Und trotzdem war es noch dieselbe Person, immerhin hat Florges sofort ihren Vater erkannt. Ja, sie musste sich in ihre neue Rolle einfinden, aber das schaffte sie und hat mit Sicherheit ein sehr glückliches Leben geführt.
    Ich bekomm beim Lesen von dieser Legende ein sehr gutes Gefühl — schade, dass sie so kurz ist, aber wie oben schon erwähnt, liegt darin hier die Kunst es verdichtet zu erzählen, was dir absolut gelungen ist. Eine sehr schöne Legende, die, wie gesagt, den ersten Platz auf jeden Fall verdient hat!


    Ich … ähm, hoff, du hast dich gefreut über, naja, du weißt schon, das Geschreibsel hier. Freu mich auf Weiteres, wie immer. ^.^
    Happy Writing!


    — Cynda

  • Groll

    geschrieben am 14.07.12



    Was war es noch, das geschah?
    Damals, was ich oftmals sah
    in diesen Augen. Das Gefunkel;
    ich erinn're mich nur dunkel.


    War doch zuerst alles verloren,
    so wurde ein Leben geboren;
    meines. Doch was heißt das für mich?
    Ja, nur eines: Nichts Gutes für dich.


    Uns're Freundschaft ist verflogen
    mit diesen enormen Wogen.
    Mein Freund ist nun die Dunkelheit
    in ihrer vollen Herrlichkeit.


    Stark ist gegen dich mein Groll,
    ich wusste nicht, was das denn sollt'.
    Wie eine Puppe ließ't du mich allein;
    doch mein Hass gegen dich, der soll nun sein.




    Götter im Schnee

    geschrieben am 28.02.15



    Eine kühle Brise umfing mich und ich musste niesen. Begierig nach meinem Ziel strebend wagte ich mich weiter durch den Wald voran. Allerdings durfte man sich wohl zurecht fragen, warum ich, ein Farbeagle, ausgerechnet bei dieser Kälte durch den Schnee stapfte.
    Die Kurzversion: Mein Meister wollte es so. Eigentlich hatte er von mir verlangt, die von allen verehrte „Göttliche Pinseltechnik“ zu lernen, die es wohl in irgendeiner Form in der Natur gab und die ich mir selbstständig aneignen sollte. Warum er sie mir nicht beibrachte, wusste ich nicht. Vermutlich kannte er sie selbst auch nicht.
    Der Weg durch den Schnee war beschwerlich und verlangte mir alles ab. Zwischendurch hatte ich mich sogar ausgeruht und versucht, etwas zu malen, allerdings ging der Plan nach hinten los, da die Farbe klumpte. Nichts für einen Künstler wie mich!
    Mit einem Mal vernahm ich Stimmen. Ich horchte. Der Wind heulte währenddessen sein einsames Lied und da, zwischen den Stämmen drangen wieder einige Laute hervor!
    Mit schnellem Schritt stapfte ich weiter, wollte wissen, wer sich dort niedergelassen hatte. Auf einer kleinen Lichtung wurde ich fündig. Ich selbst versteckte mich hinter einem der Bäume und lugte hervor.
    Dort war ein weißes, vierbeiniges Wesen, das ich noch nie zuvor gesehen hatte, mit merkwürdigen roten Mustern auf seinem Körper. Auf dem Rücken trug es einen runden Schild, der von züngelnden Flammen umgeben war. Ich schluckte. Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich mich wohl einer Gefahr ausgesetzt hatte!
    Plötzlich wehte ein merkwürdig funkelnder Windhauch und ließ mich schaudern. Konnte sie etwa hier ...?
    „Du, eine Sonnengöttin?“, rief daraufhin eine mir wohl bekannte Stimme. Ich schluckte abermals und sah noch einmal zu der weißen Kreatur.
    Ihr gegenüber stand ein Feelinara. Nicht eines, es war jenes Feelinara, das über dieses Land herrschte. Aber was tat sie hier?
    „Ja, Ammy ist die höchste Göttin in Nippon!“, fügte eine Stimme hinzu, die aus der Richtung des fremden Wesens kam. Seltsam, dass sich sein Maul dabei gar nicht bewegt hatte.
    „Dass ich nicht lache!“, spie Feelinara empört aus. „Ihr erdreistet euch, mir, der Mondgöttin, gegenüber zu treten? Für diesen Frevel sollt ihr mit eurem Leben bezahlen!“ Mit einem gekonnten Satz sprang sie in die Luft und sammelte Energie.
    Ihr Kontrahent sah erst noch verwirrt aus, nahm aber schnell eine gebeugte Haltung an und begann zu knurren. Erneut vernahm ich dabei die unbekannte Stimme.
    „Lass dich jetzt bloß nicht einschüchtern, Ammy. Die eingebildete Schnepfe soll die Macht des Göttlichen Pinsels erfahren!“
    Ein Bellen folgte, als hätte diese Ammy verstanden.
    Hatte ich mich eben verhört? Göttlicher Pinsel? Was hatte das wohl zu bedeuten?
    Um Feelinara bildete sich in der Zwischenzeit ein Licht, das sie ebenso schnell auf Ammy los ließ. Ihre Lieblingsattacke, Zauberschein. Ich zuckte aufgrund der Energie zusammen. Ein schneller Plan zur Flucht bildete sich in meinen Gedanken, allerdings konnte ich aufgrund des hellen Lichtes meine Umgebung nicht mehr erkennen.
    Verdammt. Ich bin doch nicht einmal kampfgeübt!
    Erneut hörte ich ein Bellen, dessen Richtung ich nicht ausnehmen konnte. Instinktiv duckte ich mich, da ich einen Angriff erwartete. Ich zitterte. Das konnte doch nicht mein Ende sein! Wie konnte ich meinen Meister nur so enttäuschen?
    Mit einem Mal spürte ich einen schneidenden Windhauch über mir durch die Luft sausen und ein ohrenbetäubendes Knarren folgte. Keine Sekunde später sah ich auf. Ich stockte.
    Ein Baum war im Inbegriff, auf mich zu fallen. Mein Körper stand unter Schock und ich fühlte mich wie gelähmt. Was sollte ich machen? Nur ein Wunder konnte mich jetzt noch aus dieser Situation retten.
    Ein plötzlicher Ruck in der Nackengegend zog mich nach hinten. Schwindel überkam mich, da ich nicht wusste, wie mir geschah. Abrupt fiel ich daraufhin mit dem Gesicht voran in den Schnee, begleitet von einem Fluch. Für den Moment beließ ich es dabei; gegen diese beiden Gewalten vermochte ich wohl nichts auszurichten. Vergib mir, Meister! Ich bin eben doch ein Taugenichts!
    „Was ist bloß in dich gefahren?“, hörte ich erneut die unbekannte Stimme, nun direkt an meinem Ohr.
    Ich fuhr hoch, wischte mir erst den Schnee aus dem Gesicht und versuchte danach, den Ursprung der Stimme ausfindig zu machen. Jedoch sah ich niemanden. Mehrere Rundumblicke riskierte ich, aber nichts geriet in mein Blickfeld.
    „Hier unten.“
    Verwirrt tat ich, wie mir angewiesen wurde und ein winziges Wesen offenbarte sich mir. Ich beugte mich hinunter und besah ihn genauer. Seine Kleidung wirkte recht traditionell anmutend, jedoch durch seinen Blatt-Umhang recht ungewöhnlich. Zudem glich sein Hut eher einem sehr kleinen Ledyba-Körper, unter dem er gerade so hervor lugen konnte.
    „Schon besser“, bekundete der Kleine nun seine Aufmerksamkeit. „Gestatten, ich bin der große Issun, beauftragt, die Heiligen Geschichten Amaterasus niederzuschreiben. Bevor du fragst“, er deutete in Richtung der beiden Kämpfenden, „das da drüben ist Amaterasu, oder auch kurz Ammy. Sie hat dich gerettet. Wenn das hier vorbei ist, wirst du uns einige Dinge erklären müssen.“
    Ich sah mehrere Male von ihm zu Amaterasu und wieder zurück; der Kampf lag für mich nun in weiter Ferne.
    „Aber was ist hier los, was tut ihr hier?“, fragte ich verwirrt.
    „Nicht reden, laufen!“, rief Issun daraufhin, während Feelinara unter Aufbereitung ihrer Kräfte Sterne erschuf und auf Amaterasu los ließ. Erneut tat ich, wie mir geheißen wurde und ich lief in die andere Richtung davon. Weiter als einige Sprünge kam ich jedoch nicht.
    „Hey, lass mich hier nicht zurück!“, schrie Issun verärgert, weswegen ich auf ihn wartete. Der Kampf rückte somit wieder in meine Gedanken. Wobei ich ihn nicht gerne verfolgen wollte.
    Amaterasu hatte sich von dem Sternschauer erholt und setzte ihrerseits zu einem Angriff an. Mir wurde eben erst bewusst, dass der flammende Schild einem leuchtend blauen Schwert gewichen war. Zudem bewegte er sich wie von Geisterhand; Amaterasu schien dabei aber immer wieder auszuholen, um anzugreifen. Was für merkwürdige Kräfte mochten hier wohl am Werk sein?
    Feelinara wich den Schwertangriffen geschickt mit einigen Sprüngen aus. Während dieser Zeit begann sie, einen nebligen Schleier um sich zu bilden , der sich immer weiter ausbreitete. Voller Furcht ahnte ich bereits das Schlimmste. Wenn sie diesen Angriff starten sollte, hätte Amaterasu keine Chance!
    „Pass auf diesen Schleier auf!“, rief ich, so laut ich konnte. Sie schienen mich aber nicht gehört zu haben. Issun seufzte daraufhin.
    „Das war wohl nichts. Aber glaub nicht, dass sie so leicht aufgibt. Sie weiß, was sie tut.“
    Verärgert über mich stieß ich einen Fluch aus. Was konnte ich schon machen, außer zuzusehen? Zu mehr war ich in dieser Situation nicht imstande. Doch Amaterasu ließ mich durch ihr Geheul erneut aufhorchen.
    Wie auf Befehl wurde Feelinara von einer unsichtbaren Kraft auf den Boden geschleudert. Ihre angesammelte Energie verschwand ebenso schnell. Amaterasu rannte mit schnellem Schritt auf sie zu; ihr im Rücken lag ein günstiger Wind, der ihr wohl helfen wollte. Ich war erstaunt über diese Begebenheiten. Was konnte das nur sein?
    Amaterasu holte mit dem Schwert aus, jedoch hatte sich Feelinara wieder gefangen und wich dem Hieb gekonnt aus. Just in diesem Moment tauchten jedoch drei runde Gebilde um die selbsternannte Mondgöttin auf, die kurz darauf explodierten.
    Plötzlich bekam ich eine Eingebung. Diese Bomben, dieses plötzliche Erscheinen... das hatte ich doch schon einmal gesehen!
    Issun jubelte über die Entwicklung des Kampfes, wurde jedoch jäh durch Feelinaras Schrei unterbrochen.
    „Das sollst du mir büßen!“, rief sie aufgebracht und machte sich von dannen, sehr zur Scham ihrer selbst, da sie Niederlagen verabscheute. Für diesen Moment musste sie jedoch zurücktreten, um nicht noch weiter in Bedrängnis zu geraten.
    Amaterasu richtete ihren Kopf zum Himmel und heulte einmal herzergiebig auf. Daraufhin lief sie auf mich und Issun zu, wohl jedoch eher wegen des Kleinen. Sie bellte ihn freudig an und ließ dabei ihre gesammelte Spucke auf ihn los.
    „Bah, Ammy! Ein attraktiver Typ wie ich sollte doch niemals mit Wolfsabber überzogen werden!“ Er sah aber aus gegebenem Anlass davon ab und wandte sich wieder mir zu. „Also, du ... was bist du eigentlich?“
    „Ich bin Farbeagle, ein Pokémon“, antwortete ich daraufhin verdattert. „Und ihr? Zumindest habe ich euch hier noch nie gesehen.“
    Issun dachte kurz nach. „Das könnte daran liegen, dass wir eigentlich durch das Tor im Land Kamui schreiten wollten und jetzt hier gelandet sind. Gibt es hier noch mehr so sonderbare Leute wie dich?“
    Viele Fragen taten sich in meinem Kopf auf. Kamui? Tor? Aber viel mehr interessierte mich etwas anderes. „Könnt ihr mir sagen, was das hier ist?“
    Ich nahm meinen Schweif in die Hand und hielt ihn vor mich, als würde ich ein Kunstwerk schaffen. Instinktiv malte ich dabei ein Muster in die Luft; einen Kreis mit einem herausragenden Strich.
    Plötzlich befand sich zwischen uns dreien eine kleine Bombe! Issun schreckte auf und flüchtete zu Amaterasu, jedoch ging die Bombe nicht hoch. Wir atmeten alle erleichtert auf und der kleine Schreiber war dabei der Erste, der wieder zu Worten fand.
    „Wie hast du das gemacht? Nur Ammy kann die Göttlichen Pinseltechniken anwenden!“
    Meine Augen weiteten sich. Hatte ich das Unmögliche vollbracht und mein Ziel erreicht? War das etwa eine dieser göttlichen Pinseltechniken?
    Meister, ich habe es geschafft!




  • Schattensucher

    geschrieben am 25.04.15



    Ein aufgebrachtes Fauchen ertönte, als Schritte durch die Höhle zu hören waren. Drei Menschen, vermutlich auf der Suche nach einem Abenteuer, tasteten sich langsam voran. Der Schein der beiden mitgebrachten Taschenlampen wanderte von links nach rechts, von oben nach unten und verriet auch, dass einer der Träger etwas nervös war. Dieser schluckte.
    „Wir befinden uns hier auf der Suche nach einem Pokémon, das ... ach, verdammt! Tom, stell das Ding wieder aus!“, rief er seinem Kumpel zu, der daraufhin mit einem Arm gestikulierte.
    „Micha, was geht mir dir?“, versuchte Tom diesen zu beruhigen, während er die Aufnahme seiner Videokamera stoppte. Micha leuchtete ihm daraufhin entnervt in die Augen.
    „Wie sollen wir in dieser Höhle überhaupt dieses Pokémon finden, von dem uns im Unterricht aufgetragen wurde, es zu untersuchen? Noch dazu sollen wir Zeichnungen anfertigen, Berichte schreiben und ein Video drehen!“ Er seufzte. „Ich meine, es war schon schwierig genug, in Fleetburg jemanden darum zu bitten, uns hierher zu bringen. Warum muss das so umständlich sein?“
    „Ganz einfach“, meinte Adrian, der Dritte im Bunde und erhob dabei seinen Zeigefinger. „Weil es so ist.“
    „Ja, Murphys Gesetz, ich weiß.“ Micha bedeutete den beiden, weiterzugehen. Er richtete seine Taschenlampe erneut vor sich und leuchtete die Umgebung aus. Kein Pokémon war zu sehen, lediglich einige größere Steine, die allein vom Ansehen schon zu schwer waren, um sie anzuheben. Wer weiß, welche Schätze sich darunter verbergen mochten! Aber das war in diesem Moment nicht von Belang. Tom räusperte sich im Gehen.
    „Probieren wir’s nochmal“, sagte Micha mit entschlossener Stimme, sehr zu Adrians Erfreuen. Der Vorschlag, gemeinsam einen Dialog über die Pokémon in Höhlenregionen zu führen, war schließlich seiner und das nicht nur, um selbst auch produktiv aufzutreten. Er wusste, ein Monolog musste schon sehr gut ausgeführt sein, um gut anzukommen und so konnten sie die laienhafte Ausstattung zumindest im Dialog etwas niveauvoller gestalten.
    Tom bereitete die Aufnahme vor und wartete auf das Zeichen. Micha hob, ohne nach hinten zu blicken, den Daumen und es folgte ein leises Piepen. Er war nervös und schluckte noch einmal. Ein kurzer Blick zur Seite verriet ihm, dass Adrian ebenfalls etwas haderte. Aber sie würden das schon schaffen!
    „Wir befinden uns hier in einer Höhle auf der Eiseninsel. Wie es der Name schon aussagt, ist dieses Gebiet die Heimat vieler Stahl- und Gestein-Pokémon, die ... äh, die hier ihr Unwesen treiben. Eines der hier lebenden Pokémon suchen wir. Adrian“, er wandte seinen Blick zur Seite, „kannst du uns etwas über dieses Pokémon erzählen?“
    Der Angesprochene hustete kurz, wohl ob des erhöhten Eisenanteils in der Luft. Er hatte eine empfindliche Lunge und war für diverse Partikel anfälliger als seine beiden Freunde.
    „Ja, kann ich. Das gesuchte Pokémon trifft man bevorzugt in Höhlen wie dieser an, welche auch sein natürlicher Lebensraum sind. Seine Sinne hat es an die Dunkelheit angepasst, weswegen man es bei Tageslicht eher selten antrifft und so äußert sich auch das Verhalten dieses Pokémons. Zurückgezogen, eher allein lebend und immer auf der Hut vor Feinden.“
    Micha war erstaunt über die Redekunst seines Freundes und stolperte beinahe über einen aus dem Boden herausragenden Stein. Er konnte sich noch rechtzeitig fangen und übernahm wieder das Wort.
    „Das klingt interessant. Aber allein von diesen Punkten kann man es ja, äh, kaum bestimmen, da das auf viele Pokémon zutreffen würde. Kannst du noch genauer werden?“
    „Auch das kann ich“, meinte Adrian bestimmt und mit leicht gehobener Stimme, während er seinen Schritt etwas beschleunigte. „Tatsache ist, dass es sich dabei um kein Gestein-Pokémon handelt, da diese nicht selten als angriffslustig gelten. Außerdem würden wir uns doch nicht in die Nähe eines solchen begeben, um vielleicht angegriffen zu werden.“ Er kicherte daraufhin. „Spaß beiseite. Auf jeden Fall greift das gesuchte Pokémon nicht selten zu einer eher hinterhältigen Taktik oder versteckt sein Empfinden, dem Gegenüber etwas anzutun. Dadurch wird sein Gegner natürlich eingelullt und lässt seine Verteidigung fallen. Was auch passieren kann, ist, dass es sich in den Schatten verbirgt und auf den richtigen Moment wartet, seinen Feind zu überfallen.“
    „Das heißt, es handelt es sich um ein Unlicht-Pokémon?“, fiel ihm Micha überrascht ins Wort, woraufhin Tom ein Lachen verkneifen musste. Es belustigte ihn, wie theatralisch sein Freund manchmal sein konnte und fand diese Vorstellung daher mehr als unterhaltsam. Er festigte seinen Griff um die kleine Videokamera, damit das Bildmaterial am Ende gut wurde.
    „Lass mich bitte ausreden“, sagte Adrian geduldig. „Und nein, nicht zwingend, aber es könnte natürlich eines sein. Viele Leute können den Typ dieses Pokémons gar nicht bestimmen oder verwechseln ihn sogar, was angesichts seines Aussehens eigentlich nicht möglich sein dürfte. Wie auch immer. Ihm wird außerdem nachgesagt, es ernähre sich von Steinen. Genauer gesagt Edelsteinen. Und ja“, obwohl er ihm nicht in die Augen sah, spürte er, dass Micha erneut ansetzen wollte, um ihn zu unterbrechen, „das trifft theoretisch auf jedes Stahl-Pokémon zu, aber deswegen sind wir auch hier auf der Eiseninsel, um dieses Rätsel zu lösen.“
    Mit seiner Erklärung fertig bedeutete er seinen beiden Freunden mit erhobener Hand, stehen zu bleiben. Sie waren nun schon einige Minuten dem langen Gang der Höhle gefolgt und fanden sich in einem größeren Bereich wieder, in dem von oben das Licht auf eine kleine Wasserstelle herab leuchtete. Sie löschten ihre Taschenlampen, da es nun ausreichend hell war und traten einige Schritte nach vor. Adrian hustete einmal kurz und Tom hielt die Kamera wieder auf ihn.
    „Passt auf, hier könnte sich das Pokémon herumtreiben. Übrigens, es gibt auch einige Geschichten, die die Trainer auf ihrer Reise durch solche Höhlen erlebt haben. Einer meinte, dass er in der Dunkelheit plötzlich in ein Paar hell glühender Augen sah, die ihn so erschreckt haben, dass er auf der Stelle kehrt machte. Ein weiterer Trainer erzählte hingegen von einer merkwürdig verzerrten Fratze, als ihm das Pokémon den Rücken zukehrte. Da es allerdings so schnell in der Dunkelheit verschwand, war er sich nicht mehr so sicher, ob das tatsächlich stimmte.“
    Micha hob den Finger, wohl dazu bereit, eine Frage kund zu tun.
    „Eine Frage, die mich allerdings doch beschäftigt: Ist dieses Pokémon zur Mega-Entwicklung fähig?“
    Adrian nickte. „Ja, ist es tatsächlich. Es heißt, wenn es diese vollzieht, würde seine ohnehin schon hohe Verteidigung noch weiter zunehmen. Und das ist noch nicht alles, denn auf die Gruppe der Mega-Entwicklungen bezogen ist es das kleinste bisher bekannte Pokémon. Was also heißt, dass es trotz seiner geringen Statur natürlich mit Vorsicht angesehen werden sollte.“
    „Das klingt doch sehr vielversprechend! Wir melden uns wieder, wenn wir dieses Pokémon gefunden haben!“ rief Micha freudig und Tom stoppte mit diesen Worten die Aufnahme. „Leute, das ist so eine gute Einleitung, da müssen die anderen einfach erstaunt sein!“
    „Freu dich mal nicht zu früh“, meinte der Kameramann daraufhin und rückte seine Brille zurecht. „Zuerst einmal müssen wir es überhaupt finden, bevor wir uns darüber freuen können.“
    Micha sackte kurz zusammen, um seine gespielte Enttäuschung zu zeigen, was die beiden Freunde zum Schmunzeln brachte. Im nächsten Moment machte er schon wieder eine ernste Miene und zeigte sich verwirrt.
    „Aber ... wonach suchen wir eigentlich genau?“
    Adrian schnaubte. „Ernsthaft?! Du bist hier und weißt nicht einmal, wonach wir eigentlich suchen? Hast du denn in der Schule wieder nicht aufgepasst?“
    „Nein, warum auch? Du bist doch da, um mich, wie immer, zu belehren.“
    Der Angesprochene lachte daraufhin und der Rest der Truppe stimmte freudig mit ein, während sich in der Dunkelheit ein Schatten daran machte, die drei zu beobachten. Dieser setzte ebenfalls ein Lächeln auf und zog rasch von dannen. Allzu leicht wollte er es ihnen nicht machen!




    Vernetzung

    geschrieben am 27.09.14


    Marié setzte zum Sprint gegen ihren Feind an, der just in diesem Moment ein Ausweichmanöver auf dem felsigen Untergrund startete. Anstatt jedoch mit ihrem Katana anzugreifen, murmelte sie im Lauf einen merkwürdigen Spruch und streckte ihre Hand zum Gegner aus. Plötzlich bildete und entlud sich ein Feuerball, der den olivgrünen Ork bei Kontakt gellend aufschreien und unwillkürlich tanzen ließ. Das war die Chance für Marié! Schnell fasste sie wieder Fuß, das Katana in beiden Händen und mit einem gezielten Hieb trennte sie ihm einen Arm ab.
    „Verdammt!“, rief sie aufgebracht, wollte sie ihn doch eigentlich mit einem Schlag erledigen. Sie war ungedeckt! Der Ork holte nun voller Wut mit der Keule in seiner anderen Hand aus und traf das Mädchen mit enormer Wucht. Ihr schwindelte und sie fiel kraftlos zu Boden.
    „Ach, Marié, was tust du nur schon wieder, verdammt!“, rief jemand in der Schwärze. Sie konnte nicht ausnehmen, woher die Stimme kam, hörte jedoch kurz darauf Eis splittern. Einige ruhige Sekunden vergingen, bevor ihre Sicht in ein blendend helles Licht getaucht wurde und sie sich an derselben Stelle wiederfand, an der sie ihren Aussetzer hatte.
    Marié sah sich verwirrt um, bemerkte jedoch, dass die beiden Orks von vorher bereits verschwunden waren. Den Moment nutzend, richtete sie ihren roten Hakama wieder zurecht - ein Wunder, dass sie sich während der Kämpfe anständig damit bewegen konnte. Wieder aufblickend, fand sie stattdessen einen kunstvoll, in den verschiedensten Farben gewandeten Magier vor, der sie, wissentlich gerettet hatte. Schließlich handelte es sich dabei um ihren Kumpel, André.
    „Was ist nur heute mit dir los?“, fuhr er sie an und zeigte mit seinem elfenbeinernen Zauberstab schuldig auf sie. „Das ist heute schon das dritte Mal, dass du von diesen schwachen Monstern umgebracht wirst.“
    „Deine Stimme klingt immer so anders, wenn ich in diesem schwarzen Raum bin ...“, wisperte sie so leise, dass die Worte eigentlich niemand verstehen könnte.
    „Das mag sein, aber lenk nicht vom Thema ab!“
    Andrés Tadel zeigte insofern Wirkung, als dass Marié nun vollends ruhig wurde und kein Wort mehr aus ihrem Mund tönte. Er seufzte aufgrund dieser Reaktion.
    „Also“, begann er und suchte dabei die richtigen Worte, „wenn es dir heute nicht so gut geht, können wir gerne ein anderes Mal weiterspielen. Wir haben ja schon einige Stunden im Add-On verbracht und Andelya läuft uns auch nicht davon.“ Er setzte kurz ab und sein Ton wurde schärfer. „Zumal es heute ohnehin eher problematisch aussieht.“
    „Ich kann nichts dafür, wenn mein Level so niedrig ist, tut mir ja leid!“, wehrte sich Marié gegen die Anschuldigungen.
    Er seufzte wiederum. „Du weißt aber, dass du durch deinen Übereifer drei Level über mir bist und als Samurai-Klasse eigentlich einen Vorteil gegen die Monster in dieser Gegend hast?“
    Sie fluchte innerlich. Wie konnte ihr nur so ein dummer Fehler unterlaufen, dass sie das verwechselt hatte! Marié wusste, dass sie jetzt nicht mehr so leicht aus dieser Situation entkommen konnte und senkte ihren Blick.
    „Also, was ist los?“
    Sie schüttelte den Kopf, setzte sich aber für einige Schritte in Bewegung, um näher bei ihm stehen zu können. Marié wusste, dass sie für den Flüstermodus nah beisammen sein mussten - etwas, das nach ihrem Empfinden möglichst bald durch einen Patch verbessert werden und in einem privaten Chatfenster geschehen sollte, da sonst prinzipiell jeder mitlesen konnte - und wisperte ihm so einige Worte zu.
    „Warte kurz, ich such eben etwas raus.“
    André nickte, woraufhin sie den Befehl zum Logout gab. Kurz darauf wurde ihre Sicht wieder verschwommen, da sie ein helles Licht zu blenden versuchte, jedoch verschwand dieses ebenso schnell wieder und sie sah erneut ihren Freund vor Augen. Dieses Mal jedoch in dem Wissen, dass sie sich nicht mehr im Spiel befand.
    „Daran muss ich mich auch wieder gewöhnen“, stöhnte Marié auf und nahm die Virtual-Reality-Brille ab, die sie bis eben getragen hatte. Mit einem geübten Handgriff nach links erfühlte sie ihren nach wie vor laufenden Laptop, bei dem sie vergessen hatte, ihn auszumachen. Schnell wurde ihr auch bewusst, dass sie eigentlich auf dem Bett gelegen hatte; wie verpeilt konnte man an einem Tag eigentlich sein?
    Rasch aufgeklappt, öffnete sie das Chatprogramm Scope, wählte einen Kontakt - ihre Freundin Michelle - an und kopierte dort die letzten Nachrichten in eine Mail. Unwillkürlich las sie das Protokoll noch einmal still durch.


    Michelle
    „was habtihr da heute eigentlich miteinander getrieben??“ (Heute, 15:20:36)


    Marié
    „Was meinst du?“ (Heute, 15:22:27)


    Michelle
    „meinst du wirklich ds du mir meinen fruend ausspannen kannst, du schlampe? Ich hab dir doch angesehen, das du interesse an ihm hast!“ (Heute, 15:23:04)


    Marié
    „Ach, das? Da hat er mich doch nur nach einer Aufgabe gefragt, mehr nicht.“(Heute, 15:25:00)

    Michelle
    „lol“ (Heute, 15:25:08)
    „So nen scheiß kannst du direcht sparen“ (Heute, 15:25:18)


    Marié
    „Du solltest das nicht so eng sehen, finde ich.“ (Heute, 15:27:13)


    Michelle
    „nicht eng sehen? pass auf, was du sagst“ (Heute, 15:27:49)


    Marié grübelte erneut über den Verlauf, wusste jedoch nach wie vor keine Antwort. Was sollte sie in dieser Situation nur tun?
    Bevor sie jedoch weiterhin Zeit in ihren Gedanken verbrachte, schickte sie den Verlauf an Andrés Game-Account, wohlwissend, damit er ihn gleich Ingame lesen konnte und sich nicht ebenfalls ausloggen musste.
    Eher ungewollt stellte sie den noch offenen Laptop etwas zu fest wieder auf den kleinen Tisch neben dem Bett, nur um danach wieder zur VR-Brille zu greifen. Sie musterte das kleine Wunderding.
    „Wer hätte gedacht, dass Andelya so ein realistisches Game sein könnte, dass man quasi sich selbst ins Spiel projizieren und die Charaktere danach auch wie Menschen agieren können? Schon merkwürdig, diese Technik.“
    Einmal aufgesetzt gab Marié den Befehl zum Login. Wieder rauschte das betörende Licht an ihr vorbei und schon fand sie sich wieder in dem Berg-Gelände, neben ihr André, der durch seine starre Haltung wohl anzeigte, dass er gerade seine Mails abrief.
    „Entschuldige, es hat etwas gedauert und ...“, begann sie mit den Worten ringend, wurde jedoch recht schnell mit einem „Ist schon okay“ zum Schweigen gebracht. Eine stille Minute verging, in der niemand etwas sagte.
    Mit einem Mal verschränkte André die Arme, schien dabei zu überlegen, was er sagen sollte. Sie senkte den Kopf voller Scham. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, dass er ihr helfen könnte? Schließlich handelte es sich um eine sehr ernste Situation, in der sie sich gerade befand.
    „Hm.“ Er meldete sich kurz mit einem Räuspern, verstummte jedoch wieder. Marié verschränkte vor Nervosität die Arme hinter dem Rücken und tänzelte von einem Bein zum anderen. Schließlich blickte er zu ihr auf.
    „Kein Wunder, bei solch einer Freundin würde mir auch die Laune vergehen. Und du hast noch nicht geantwortet.“
    „Was soll ich antworten? Du hast es ja gelesen, da gibt es nichts zu erklären.“
    „Auf ihre Reaktion, meinte ich.“
    „Ach so!“ Wieder eine Situation, in der sich Marié fragte, wie sie das nicht begreifen konnte. Sie schlug sich dabei mit der flachen Hand auf die Stirn und setzte sofort wieder an, mit beiden Armen gestikulierend. „Es ist nichts zwischen uns vorgefallen und ich weiß nicht, wie ich das jetzt angehen soll. Normalerweise ist Michelle nicht so drauf, aber jetzt auf einmal scheint sie in mir einen Fremdkörper zu sehen.“
    „Was also stark auf Eifersucht schließen lässt und recht besitzergreifend wirkt“, schlussfolgerte André mit einem Nicken. „Ich denke, du solltest den Tag heute einmal ruhig verbringen. Sieh dir einen Anime an oder lies ein Buch. Hauptsache etwas, mit dem du dich ablenken kannst und morgen solltest du deine Freundin einmal zur Rede stellen. Schließlich kann das so nicht gehen.“
    „Ja, genau“, antwortete Marié ihm darauf bestimmt und ebenfalls mit einem Nicken. Ihre gesamte Haltung hatte sich aufgrund seiner Meinung etwas gelockert, was ihr nur zugute kam. Schließlich musste sie nun kein Geheimnis mehr mit sich herumtragen.
    „Willst du noch weitermachen?“, fragte er sie daraufhin. Die mittlerweile fehlende Anspannung schien ihm aufgefallen zu sein.
    Marié zögerte, kratzte sich dabei an der Schläfe und wollte eigentlich zu einigen unverständlichen Worten ansetzen. André winkte jedoch schnell ab und lachte dabei.
    „Ist schon gut, wir haben auch ein anderes Mal Zeit!“
    Sie wartete erneut etwas, stimmte dann jedoch in sein Lachen mit ein und umarmte ihn herzlich.
    „Danke, dass du da bist!“
    „Hey, weißt du eigentlich, wie das hier gerade aussieht?“
    „Klar, du doch auch und so habe ich es am liebsten.“ Sie sah ihm dabei in die Augen und lächelte bestimmt, woraufhin André ebenfalls schmunzeln musste.
    „Natürlich. Nun denn, man sieht sich.“
    „Bis dann, André!“
    Mit diesen Worten loggte sich Marié aus, in der Hoffnung, dass sie den Rat ihres Freundes umsetzen konnte.


  • Ready or not, here I come!


    Hallu Rusalka-san. (:


    Da hab ich doch glatt dein Kommi verpennt, welch Schmach! Dafür kriegst du jetzt eines, nachdem ich mal wieder die Qual der Wahl habe. Es ist wirklich wahnsinnig schwer sich hier zu entscheiden — soll man sich auf ein Werk konzentrieren, das man noch nicht kennt? Oder lieber seine volle Begeisterung zu einem Text äußern, von dem man einfach nicht genug bekommen kann? Ich hab’s da wirklich nicht leicht.


    Ich hab mich schließlich dazu entschieden dir auf jeden Fall Feedback zu deinem Gedicht zu geben. Und dann mal sehen, wo es mich noch in den Fingern juckt.


    Groll
    Der Titel ist schon mal sehr düster gewählt. Groll ist ja lang anhaltender, aber stiller Zorn und verborgener Hass. Ich muss sagen, das ist schon ein Stückchen härter als wenn man jemanden einfach nicht leiden kann. Groll ist aber auch eine Pokémonattacke und ich bin jetzt sehr gespannt, worauf du dich hier beziehst — obwohl ich mir fast sicher bin, dass es dir mehr um das Gefühl geht.
    Was mir zuerst auffällt — ich fang dieses Mal ganz untypisch bei der Form an — ist, dass du hier einen interessanten, fast abgehakten Stil hast. Das liegt daran, dass der Gedankengang, um sich zu reimen, über zwei Verse geht und das auf mich hier wie ein abgehakter Sprachstil wirkt. Etwas ungewohnt, für mich, ich bin halt eher so der klassische Typ bei Gedichten, aber wohl passend. Besonders noch mal auf den Titel bezogen, wenn man so einen verborgenen Hass hat und man dann darüber spricht, dann wallen ja die Gefühle auf und dann kann ich mir gut vorstellen, dass das Lyrische Ich hier anfängt so zu reden. Verstärkt insofern also durchaus die Stimmung, geschickt gemacht!
    Das Wort „Gefunkel” in der ersten Strophe fand ich erstmal schwer zu deuten, aber schließlich bin ich zu dem Schluss gekommen, dass du damit wohl auf „freudestrahlende Augen” hinweisen wolltest. Das Lyrische Ich scheint sich hier also zu erinnern, auch wenn alles etwas kryptisch bleibt in der ersten Strophe. Welche Augen sind gemeint? Vermutlich die einer nahestehenden Person. Jetzt ist die Frage, ist diese Person der Grund für den Groll? Die Tatsache, dass es im letzten Vers heißt, dass sich das Lyrische Ich nur dunkel an das Gefunkel — ich mag den Reim irgendwie, allgemein ist Gefunkel so ein schönes Wort — erinnert. Vielleicht eine zerbrochene Freundschaft?
    Die zweite Strophe hat schon so etwas unheilvolles, etwas lauerndes. Das Leben des lyrischen Ichs wurde also geboren, als alles verloren war. Im ersten Moment etwas verwirrend, aber der Zusammenhang ist interessant. Die letzten beiden Zeilen machen deutlich: hier beginnt der Zorn, der Hass. Da ist dieses böswillige, dieser gewisse Durst nach Rache — schon ein wenig gruselig. Wenn man weiß, dass das Gedicht für den Wettbewerb mit dem Thema „Pokémon-Gedicht” entstand werden die „Verdächtigen” stark eingegrenzt. Zuerst denke ich hier an ein Unlicht-Pokémon oder an einen Geist. Ich tippe irgendwie auf einen Geist und muss jetzt sehen, ob sich diese Vermutung bestätigen lässt.
    Die Freundschaft ist verflogen — traurig darüber nachzudenken. Welche Wogen hierbei gemeint sind, kann ich nur erahnen, aber ich schätze, du spielst damit auf das an, was in den Strophen zuvor beschrieben wurde. Als alles verloren war, war die Freundschaft mit fort. Das Lyrische Ich wandte sich der Dunkelheit zu, in der es nun einen Freund gefunden hat. Dunkelheit … Nacht, also mit Sicherheit ein „Kind der Nacht” — um mal Myrrh zu zitieren. Und wo ich schon bei meinem Banette bin, kommt mir die Idee, dass sich das wohl hier auch um ein Banette handeln könnte. Die vierte Strophe löst es dann auf, als du hier die Puppe erwähnst.
    Ich muss sagen, als ich das erste Mal Banette in der dritten Gen sah, da wusste ich nicht so ganz was ich davon halten sollte. Shuppet war doch so niedlich und erinnerte mich an die Taggespenstform des kleinen Gespenstes — das von Preußler. Und dann ist die Entwicklung diese Puppe, die im Sprite der dritten Gen doch irgendwie gruselig aussah. (Obwohl ich sagen muss, so im Vergleich zu den anderen merkt man an dem Sprite der dritten Gen sehr stark das „zerliebtsein” von Banette. Kuscheltiere, die man jahrelang hat machen eben doch einiges mit. Ich hab da mal ein Projekt von einer/m Fotograf/in gesehen, da hat sie zerliebte Gegenstände mit den ursprünglichen verglichen. Der Unterschied war enorm! Ausgesprochen faszinierend.) Dazu dann auch noch der Dex-Eintrag, dass es eine weggeworfene Plüschpuppe ist und jetzt an dem Kind, dass es verlassen hat, Rache nehmen möchte. Einmal mehr wurde ich in meinem schlechten Gewissen bestätigt, wenn ich mit meiner Ma die Kiste der Plüschtiere durchschauen musste, um mich zu entscheiden, welche wir behalten und welche nicht. (Ein paar geb ich auf jeden Fall nicht her. Way too many memories!) Plüschtieren traut man ja doch irgendwie ein Eigenleben zu.
    Jetzt bin ich ein bissl abgeschweift, deshalb back to topic!
    Geschickt hast du hier die Beschreibung aus dem PokéDex in Gedichtform dargestellt, besonders gefällt mir eben dieser titelgebende Groll der eindeutig zu spüren ist. Den hast du gut aufgebaut und bis zum Schluss durchgehalten. Die klassische Beschreibung von Banette — so muss man das machen.
    Hat mir sehr gefallen, dein Gedicht und die Auflösung am Ende fand ich gut gemacht, weil es durchweg schlüssig aufgebaut war und doch nicht zu einfach zu erraten. (:


    Schattensucher
    Nachdem diese Kurzgeschichte laut deinen zusätzlichen Infos auch eine Form von Ratespiel ist, hab ich mir gedacht, passt das doch gut zu dem Gedicht zuvor.
    Ui, sehr gut gemacht, ohne Zweifel! Weiß gar nicht, ob mir dazu allzu viel einfällt, ich find den Text nämlich durch und durch genial. Zuerst einmal beschreibst du hier eine sehr schöne Stimmung, abenteuerlich und aufregend. Als Leser wird man recht schnell mit den drei Charakteren bekannt gemacht und ich mag es, wie du die drei kurz und treffend beschreibst und so herrlich lebhaft darstellst. Das gefällt mir total, besonders beeindruckt bin ich von der Kürze, die hier eindeutig die Würze ausmacht. Du hältst dich nicht mit Kleinigkeiten auf und gehst weg vom Aussehen, zu den Charaktereigenschaften und Eigenarten der drei. Und ich mag die herrlich authentische Jugendsprache. :D
    Die drei Jungs sind also auf der Eiseninsel — ganz schön weiter Weg möchte ich meinen für ein Schulprojekt. Kann jetzt nicht sagen, ob ich persönlich nicht eher im nahegelegenen Wald versucht hätte ein Pokémon zu finden — obwohl, doch, ich wäre in den Wald gegangen. Höhlen sind nicht ganz so meins, schon gar nicht allein, aber gerade deshalb sind die drei ja auch in der Gruppe unterwegs. Die Idee mit dem Video in Form eines Dialoges gefällt mir sehr, man merkt, du hast dir hier Gedanken gemacht, das Ganze möglichst authentisch darzustellen. Und ich kann mir das super als Schulprojekt vorstellen! (Ach ja, da fällt mir wieder ein, dass man über den Unterricht in Schulen in der Pokémonwelt eigentlich fast gar nichts weiß. Würd mich ja fast reizen mich da mal reinzudenken … but back to topic!)
    Die drei marschieren also durch diese Höhle, nehmen nebenbei ihr Video auf und beschreiben hier als Einleitung also das Pokémon, was sie suchen. Am Anfang war das noch alles sehr kryptisch, aber als die Sache mit den Diamanten kam, war ich mir ziemlich sicher, dass es sich um Zobiris handeln muss. Interessant fand ich dann aber die Aussage, dass jedes Stahl-Pokémon sich von Edelsteinen ernährt — wäre dann der Vorrat nicht bald aufgebraucht, wenn sich mehr als eine Rasse davon ernährt? Nur so ein Gedanke. ^^ (Zum Thema Ernährung von Pokémon merke ich aber, hast du dir hier ein paar interessante Gedanken gemacht.) Mit der Mega-Entwicklung wurde meine Vermutung auf Zobiris dann bestärkt, immerhin steigt seine Verteidigung durch den übergroßen Rubin ja durchaus und seine Körpergröße bleibt afaik gleich. (Anders als beispielsweise bei Flunki, die wächst ja doch etwas. Und soweit ich weiß, geht es bei Flunki auf Angriff. Zwei Kiefer, doppelt so viel Beißkraft!)
    Mhm … ich hab das Gefühl, ich fang jetzt gleich an mich zu wiederholen, also mach ich’s lieber kurz: ein sehr gelungener Text, der mir vor allem aufgrund seiner Atmosphäre gefällt. Spannend gemacht und trotzdem so alltäglich. (Da fällt mir ein: müssten die drei nicht eigentlich ebenfalls Pokémon bei sich haben?)
    Eventuell hätte man ein wenig mehr auf die Umgebung eingehen können, gerade Höhlen in Kombination mit Taschenlampen geben mit Sicherheit ein interessantes Schattenspiel ab. Auch interessant wäre zu wissen — wo du schon die Wasserquelle erwähnt hast — ob es da nicht ein paar Stalagmiten und Stalaktiten gibt. Also, ja, du siehst, mir fehlen da so ein paar Details, aber da es eine Wettiabgabe war, zählte ja vor allem der Plot hier und der ist durchweg gelungen. Hat mir sehr gefallen!


    Vernetzung
    Ganz aus der Reihe — thematisch gesehen — tanzt jetzt dieser Text, aber ich konnte es mir nicht nehmen lassen zu diesem auch ein paar Worte zu verlieren. (Dir ist schon bewusst, dass du hier Lieblingstexte am Stück schreibst, oder? ;) Ich kann mich jedenfalls schwer entscheiden, weil sie mir alle so gut gefallen.)
    Auch bei diesem Text punktest du mit Stimmung, eindeutig und durchweg. Natürlich denkt man zuerst nicht an ein VRMMORPG, aber André klärt die Sache mit der Erwähnung des Add-on dann auf. Da musste ich natürlich an zwei Animes denken: einmal Sword Art Online — das war meine erste Wahl — und dann an .hack// — den ich ja durch dich kenne. Vorneweg, gefällt mir das Genre beider Animes sehr und ich fand du hast das hier auch sehr schön dargestellt, vor allem aber noch mit so einer persönlichen Note. Immerhin, soweit ich das sagen kann, hast du dich auf keinen der beiden gestützt. Vielleicht ein anderes Fandom? Oder doch selbst ausgedacht?
    Ich mag es, wie du die Freundschaft zwischen Marié und André darstellst, das hat fast so etwas geschwisterliches, nicht ganz, geht aber deutlich in diese Richtung, imo. Gute Idee, das so darzustellen und nicht sofort irgendeine mögliche Liebesbeziehung anzudeuten — don’t get me wrong, ich mag Romanzen, wenn sie gut gemacht sind sehr, aber deswegen muss ja nicht überall eine vorkommen, ne? Immerhin hat Marié ja gerade deswegen ein Problem mit Michelle.
    Auf der einen Seite kann ich Michelle irgendwie verstehen, ich hab da auch so ein leichtes Eifersuchtsproblem, geb ich offen zu. Nur im Gegensatz zu ihr, würde ich das niemals in der Form ansprechen, mal ganz davon abgesehen, dass sich Eifersucht in meinem Falle auf mein eigenes Selbstwertgefühl richtet. Sprich: ich werde nicht wütend auf jemand anderen, sondern halte mich für wertlos. Nun, dieses Problem hat Michelle nicht, denn sie geht auf Konfrontation und unterstellt Marié irgendwelche Absichten — sehr schön durch den schlampigen Schreibstil in ihren Textnachrichten dargestellt. Tja, wenn man so wütend ist, hat man wohl keine Zeit noch mal nach Tippfehler zu schauen. Marié dagegen ist ja ruhig geblieben. Nur verständlicherweise verwirrt, ich meine, sie hat ja schon klargestellt, dass da nichts läuft — und ich meine, mal ganz logisch gedacht, kann die gute Michelle niemandem verbieten mit ihrem Freund befreundet zu sein. Aber wie gesagt, bis zu einem gewissen Punkt, kann ich Michelle verstehen, obwohl man in dem Text eindeutig mehr mit Marié sympathisiert, logischerweise.
    André ist toll, ohne Witz, ich mag ihn. Das ist dieses rationale Denken, was ich häufig bei Männern beobachten kann und zu dem wir Frauen nicht ganz so fähig sind. (Schon faszinierend, seit ich schreibe, achte ich irgendwie mehr drauf, wie die Leute sich verhalten, wie sie sich geben, sprechen und auftreten. Deshalb ist mir das in Gesprächen mit meinen Azubis aufgefallen. Eine spannende Sache!) In diesem Falle schafft es André hier also recht simpel Marié einen guten Rat zu geben und man merkt auch deutlich, wie sehr ihr das hilft. Ah ja, Reden hilft durchweg — man muss es nur tun, ne?
    Jedenfalls eine sehr schöne Alltagssituation, wenn auch etwas in die Zukunft versetzt, aber wer weiß, vielleicht wird das ja bald Alltag? Mein Bruder fiebert dem schon entgegen, der kleine SAO Fanboy. ;)
    Anyway, würd mich freuen wieder was von den beiden zu lesen!



    Mhm … ich merk gerade, das ist kein besonders ergiebiges -- im Sinne von tiefgehendes -- Feedback. Vielleicht bin ich doch etwas eingerostet oder aber, was sicherlich wahrscheinlicher ist, einfach zu begeistert, um noch wahnsinnig mehr zu sagen. Jedenfalls sind dir hier wieder mal ein paar sehr schöne Texte gelungen und ich genieß es sehr diese zu lesen. Dein Schreibstil war ja schon immer auf einem sehr hohen Niveau, aber gerade bei den Wettbewerben zeigst du immer deine thematische Vielfältigkeit, sodass man sich immer auf etwas Neues freuen kann.
    In diesem Sinne, weiter so, ich freu mich schon auf die nächsten Veröffentlichungen!


    Happy Writing!


    — Cynda

  • Traum

    geschrieben am 21.06.15


    Ich schwimme umher und beobachte die anderen Bewohner. Manche meiden mich, manche ignorieren mich.
    Lange Einsamkeit.
    Ob es wohl an mir liegt? Vielleicht täusche ich mich, aber etwas in meinem Inneren sagt mir, dass mein Äußeres sie abschreckt.
    Erste Zweifel.
    Das Seegras gibt mir Schutz. Hier muss ich mich nicht fürchten und kann in den Tag hinein leben.
    Beginnender Selbstschutz.
    Da erblicke ich eine Seeschlange, majestätisch und anmutig sucht sie ihren Weg durch das Wasser.
    Anhaltende Begeisterung.
    Fasziniert blicke ich ihr hinterher. Ob ich auch einmal die Kraft besitzen würde, wie sie zu sein?
    Ein Traum.


    ... Mein Traum.



    Mitternachtsstund

    geschrieben am 07.09.14


    So naht sie nun herbei, freigelassen von des Tages Käfig. Die Nacht ihr steter Freund, sie jederzeit und überall begleitet, so auch nun in dieser Zeit. Gefolgt von Geräuschen der Natur, den Urmächten dieser Erde. Als ewige Gefährten sie bald streifen durch die Stadt, an den alten Ängsten ihrer Opfer sie sich somit laben. Was blieb ihnen doch so lang verwehrt in dieser unendlichen Gefangenschaft! Der Vollmond sie erneut befreite, sodann sie unterstützt in ihrem Treiben. Um Mitternacht die Turmuhr schlägt und so das große Fest einleitet.
    So naht sie nun herbei, die Geisterstund und breitet ihre dunklen Schwingen aus.



    Kürbiskernliebe

    geschrieben am 16.10.14


    Die Schulküche war erfüllt vom herrlichen Duft gebackener Kuchen, gemacht aus erntefrischen Kürbissen. Hatte doch jeder seine eigenen kreativen Vorstellungen, blieb ich bei einem schlichten Aussehen. Gerade, als ich ihm den letzten Schliff verpassen wollte, fiel mir im Augenwinkel ein letzter Kürbiskern auf, der auf dem Tisch lag. Ich griff schnell danach, merkte jedoch, dass noch eine andere Hand danach langte und ich sah auf. Ein Mädchen; schüchtern zog sie ihre Hand zurück. Ein Witz von meiner Seite folgte auf die Situation und sie begann zu lachen, worauf ich zufrieden und lachend reagierte.
    Ist das vielleicht die berühmte Kürbiskernliebe?



    Finsternis

    16.06.15


    Ich haste durch das Dickicht. Immer schneller werden meine Schritte auf der Flucht vor diesem Menschen. Er ist mein Trainer; warum flüchte ich also? Weil er mich nicht akzeptieren kann? Weil ich nicht die Finsternis verkörpern wollte, sondern das Mondlicht, das ich seit jeher mehr genossen habe?
    Nach einiger Zeit stoppe ich. Dunkelheit erfüllt meine Umgebung. Von den Baumkronen bricht nur spärlich das Mondlicht zum Waldboden durch.
    Ein Rascheln. Ich drehe mich um, höre ein merkwürdiges Bellen in der Finsternis. Mit den langen Bändern nehme ich Schwingungen auf.
    Erneutes Rascheln. Ein Zorua dringt aus dem Gebüsch und greift an.


  • Update Zeit ist Kommi Zeit!


    Huhu Rusalka-san. ^.^


    Drabbles! Die mag ich ja besonders gern. Sie fordern ganz schön, diese hundert Wörter und man muss in der Umsetzung entweder sehr verdichten oder viel frei lassen. Und es ist immer wieder spannend zu sehen, was jeder Autor mit hundert Wörtern so macht!


    Traum
    Erinnert mich an Blind — nur aus der Perspektive einer anderen Person. Wie wohl das Milotic reagiert hätte, ein Barschwa zu sehen? So eine Begegnung wäre bestimmt sehr interessant geworden.
    Barschwa führt also ein recht einsames Leben, schon im zweiten Satz wird klar, dass es wohl nicht viele Freunde, wenn überhaupt welche, hat. Ich muss mich ja immer wundern, immerhin gibt es auch andere schräge Wasser-Pokémon und so im Vergleich empfinde ich Barschwa jetzt nicht als so hässlich, also nicht „hässlicher” als beispielsweise Barschuft. Aber die PokéDex Einträge durch die ganzen Generationen stellen es als minderwertig dar, dabei ist Barschwa eigentlich ein Überlebenskünstler! (Und sein japanischer Name setzt sich zusammen aus „Anmut” und „Barsch”. Da läuft doch was schief!) Was du hier durchaus auch einfließen lässt, als du vom Seegras schreibst in dem es sich versteckt.
    Barschwa fällt, in deiner kleinen Geschichte hier, natürlich auf, dass es von den anderen gemieden wird und dass das wohl mit seinem Äußeren zusammenhängt. Anfangs war es einfach nur einsam und konnte sich nicht erklären woran es liegt, später wird ihm klar, dass es wohl an seinem Aussehen liegt und es bekommt Selbstzweifel. So was schlägt natürlich auch sehr auf das Selbstwertgefühl, denn an seinem Äußeren kann Barschwa ja nun nichts ändern — zumindest im ersten Moment nicht.
    Die Sichtung der Wasserschlange — eindeutig ein anmutiges Milotic! — stellt hier klar eine Schlüsselszene dar, denn es hinterlässt tiefen Eindruck bei dem Barschwa. Natürlich sieht es auch die Verbindung, dass dies seine entwickelte Form ist und so ist ein Traum geboren. Das besondere aber scheint nicht der Traum an sich zu sein, sondern, dass es der Traum von Barschwa selbst ist. So als hätte es nie gewagt einen Traum zu haben, bis jetzt.
    Ich kann mir nicht helfen, ich will den kleinen Kerl knuddeln. Pursuit your dream, little Hinbasu. <3
    Ja, über Barschwa lässt sich tatsächlich einiges erzählen, da hast du recht. Es bekommt viel zu wenig Aufmerksamkeit — das sollte man ändern, gell? (:


    Ein sehr schönes Drabble, nicht nur aufgrund der Thematik, die du durch diese Sprünge anstatt in einer großen Sequenz in vielen kleinen Szenen erzählt hast — fast wie die Seiten in einem Bilderbuch — sondern auch gerade wegen diesem Stil. Ich mag es, wie ich am Ende vom Drabble hoffe, dass Barschwa sich entwickelt und seinen Traum verwirklichen kann. Das hinterlässt so ein warmes Gefühl.


    Mitternachtsstund
    Der Titel allein verbreitet schon eine düstere Atmosphäre. Deine Sprache ist hier sehr gehoben, die ganzen Wendungen die du verwendest lesen sich wie ein Text aus dem Mittelalter — irgendwie, jedenfalls musste ich daran denken. Kann natürlich auch noch im 14. und 15. Jahrhundert so üblich gewesen sein — das Mittelalter war doch früher oder? Ach, egal, meine Geschichtskenntnisse sind gelinde gesagt schlecht. Aber darum geht’s ja auch nicht.
    Durch die Sprache wirkt das ganze mächtiger, weil man das gut gestikulierend und mit lauter Stimme vortragen könnte. Öhm, jedenfalls könnte ich mir das gut vorstellen oder besser gesagt, es würde mir Spaß machen diesen Text wie der Erzähler eines Theaterstücks vorzutragen. Ah, jetzt weiß ich woran mich das erinnert! Shakespeare! (Okay, ich hab nur Romeo und Julia gelesen … zählt das?) Du bleibst das Drabble über wage, um wen es sich handelt und mich hat der Wechsel zwischen Singular — in den ersten drei Sätzen — die sich vermutlich auf die Geisterstunde bezieht, zu Plural — die darauffolgenden vier Sätze — der wohl die Gespenster meint am Anfang ein wenig verwirrt. Oder ist nur der erste Satz im Singular gemeint und bezieht sich auf die Nacht, während die darauffolgenden Sätze sich auf die Geister beziehen?
    Und diese Beschreibungen, die offen lassen, um wen es sich handelt machen das ganze so gruselig. Da streift etwas durch die Stadt mitten in der Nacht und labt sich an den Ängsten der Opfer. Uah, Gänsehaut! In ihrer Gefangenschaft blieb ihnen viel verwehrt, allein der Satz deutet klar auf Gier und Hunger hin und man fragt sich, wie es den Opfern wohl gehen wird, wenn sie von diesen Gestalten besucht werden. Es ist schließlich Mitternacht, die Turmuhr schlägt und die Geister scheinen losgelassen. Das ist schon so ne kleine Horrorlektüre, die absolut gelungen ist. Möglich, dass mein Kopfkino da zu sehr abgeht, aber eine nächtliche Kleinstadt, herumschwirrende, gierige Schatten … das sind schon ein paar sehr prägnante Bilder. Gefällt mir — auch wenn ich nun wirklich nicht der Typ für Horror bin, aber in dieser kleinen Dose halt ich es aus. (: Dass der erste Satz mit dem letzten Satz eine Art Kreis schließt rundet nicht nur das Drabble ab, sondern spielt auch irgendwie auf das runder Ziffernblatt der Uhr an. Und gibt zumindest mir so eine kleine Hoffnung: jede Geisterstund hat auch ihr Ende.


    Luxusmeckern am Ende:

    Zitat

    Als ewige Gefährten sie bald streifen durch die Stadt, an den alten Ängsten ihrer Opfer sie sich dann laben.

    // Vielleicht was anderes als „dann”? Das passt nicht so ganz in den sonstigen Stil.


    Kürbiskernliebe
    Dieses Drabble löst bei mir sofort Erinnerungen aus und dabei hab ich in meinem Leben noch keinen Kürbiskuchen gebacken. Aber allein der Beginn mit der Schulküche versetzt mich einfach sofort zurück in meine Schulzeit. Siebte Klasse, Realschule. Diese Schulküche im Erdgeschoss, mit den Glastüren zum Schulhof auf der einen Seite und dem Blick auf die Turnhalle darunter auf der anderen Seite. War schon besonders in diesen Kojen zu kochen, obwohl die Schulküche — wenn man reinkam — immer einen etwas unangenehmen Geruch hatte. Ich weiß nicht woher der kam, vielleicht war es das metallene Kochgeschirr, welches in Holzschränken nach dem Spülen trocknete oder so. Aber eigentlich erinnere ich mich nicht so genau an den Geruch, eher an dieses rege Treiben beim Kochen — wenn alle zusammen halfen. Das war richtig schön. (Dazu muss ich vermutlich sagen, dass ich in der fünften und sechsten Klasse auf der Realschule in derselben Klassengemeinschaft war. Für die siebte bis zehnte Klasse wählten wir Ende der sechsten unseren Zweig — Mathe, Betriebswirtschaft, Französisch und Werken. Unfähig in den ersten beiden Fächern und ohne Ambitionen eine zweite Fremdsprache zu lernen wählte ich damals Werken. War also in der siebten Klasse wieder mit ganz anderen Leuten zusammen — nur eine handvoll Schüler kannte ich aus den beiden Klassen zuvor oder aus der Grundschule. Und deshalb war Kochen — ja, eigentlich … Hauswirtschaftslehre — fast so eine Art die Klassengemeinschaft zu stärken. Und ja, die nächsten Jahre bis zur zehnten Klasse verliefen dann auch ziemlich reibungslos im Großen und Ganzen, zumindest was die Klassengemeinschaft betrifft. ^^)
    Ich mag die kleine Szene die du hier erzählt hast, eine zufällige Begegnung. Der Ich-Erzähler greift zeitgleich mit einem Mädchen nach einem Kürbiskern. Daraus könnte man ja viel machen, deine weibliche Protagonistin bleibt jedoch schüchtern und hätte den Kern eigentlich dem Ich-Erzähler überlassen. Witze sind zur Auflockerung von Situationen immer gut — als schüchterne Person weiß ich wovon ich spreche. Das löst die Spannung auf und man fühlt sich besser. Die beiden verstehen sich also auf Anhieb sehr gut, das ist total niedlich. (:
    Die Frage am Ende lässt offen, wie sich die Sache entwickelt — mich würde ja sehr interessieren, was aus den beiden geworden ist! (You can start a friendship that way.) Ah, das Drabble hinterlässt nicht nur aufgrund der schönen Situation so ein warmes Gefühl, nein, auch die schönen Erinnerungen aus meiner Schulzeit sorgen dafür. Herrlich!


    Finsternis
    Keine Ahnung warum, aber Titel die irgendwie mit Dunkelheit zu tun haben, erzeugen bei mir eigentlich sofort eine Erwartungshaltung. Ich bin einfach immer gespannt in welchem Zusammenhang die Dunkelheit gebraucht wird. Ist es eine Bedrohung? Oder geht es um die Schönheit der Nacht? Um Ruhe? Oder um Angst? Ich werde es ja sehen!
    Der Ich-Erzähler läuft also fort. Zuerst scheint es sich noch um ein wildes Pokémon auf der Flucht vor einem Menschen zu sein, später wird jedoch klar, dass hier ein Pokémon vor seinem Trainer wegläuft. Die Frage, warum es flüchtet stellt sich dem Leser genauso wie dem Pokémon selbst. Warum flüchtet man vor seinem Trainer? Da gibt es natürlich vielfältige Gründe, hier ist es wohl fehlende Akzeptanz über die Wahl bei der Entwicklung.
    Das Evoli hat sich zu einem Feelinara anstatt zu einem Nachtara entwickelt. (Grundsätzlich müsste sich der Trainer ja geschmeichelt fühlen, entwickelt sich Feeli ja durch stärkere Gefühle als Nachtara. Aber das werden vermutlich die wenigsten so sehen, leider.) Fliegt Feeli also vor der Wut seines Trainers? Vor der Frustration? Aus Angst vor seinem Trainer? Hier bleibt viel offen — und wenn aus dieser Idee mal eine längere Geschichte wird dann brenne ich darauf sie zu lesen!
    Schließlich bleibt Feeli also stehen. Irgendwo im Nirgendwo im Wald. In der Dunkelheit. Ganz allein. Aufgrund der Wortanzahl kannst du hier wenig auf Feelis Innenleben eingehen und bleibst deshalb bei einem Rascheln, welches sich am Ende als ein angreifendes Zorua herausstellen wird. Was das wilde Zorua zum Angriff motiviert hat, weiß man nicht, aber Feeli muss jetzt schnell reagieren. Natürlich ist alles was danach passiert nur im Kopf des Lesers, der hier auch die Lücken zwischen den Zeilen füllen muss, weil leider nicht genug erzählt wird. Aber das liegt hier ganz klar an der Wortanzahl.
    Hier bin ich definitiv gespannt auf die ganze Backgroundstory. Das Drabble ist hier ein sehr gelungener Trailer, der wahnsinnig viel Lust auf mehr macht! Ich bin hier definitiv sehr gespannt. (:


    Und damit wäre ich auch schon am Ende für heute. Immer eine Freude etwas von dir zu lesen, egal ob kurz oder lang. <3
    Freu mich schon auf die nächsten Veröffentlichungen. Happy Writing!


    — Cynda

  • Ein Sommernachtswunschtraum
    In Kollaboration mit @Molnija

    15.07.15 - 08.08.15


    Eine sanfte Brise fuhr durch die Gassen der Kleinstadt. Die Sonne verbreitete ihre letzten rot-goldenen Strahlen und tauchte jedes Gebäude in ein flammendes Farbenspiel. Die Menschen gingen frohgemut ihren letzten Erledigungen an diesem Abend im August nach, bevor sie sich zu ihren Liebsten nach Hause begaben. Nur ein Mädchen im Alter von 15 Jahren, gewandet in ein fluffiges, weißes Kleid, schritt in Gedanken versunken die Wege entlang. Ihre langen blonden Haare wallten im Wind und ließen sie die laue Abendluft spüren. Erst, als sie jemanden anrempelte, erwachte sie aus ihrem Tagtraum und realisierte erst die Route, die sie gegangen war. Sie sah zum Himmel und erhaschte das Farbenspiel der Sonne.
    Natürlich! Diesen Weg war sie doch früher immer gegangen, als sie von der Schule kam. Obwohl sie so immer einen ordentlichen Umweg einplanen musste, wollte sie schließlich unter allen Umständen hierher mitkommen. Ihr bester Freund wohnte nämlich einst in dieser Gegend.


    Lieber Robin, wie geht’s dir
    in deinem neuen Heim?
    Ich vermiss‘ dich jetzt schon sehr
    und fühl‘ mich so allein.
    Doch hoffentlich ist alles gut
    wo du jetzt gerade bist –
    auf dass das Wetter klasse
    und das Essen super ist!


    Liebe Claire, mir geht es gut,
    doch fehlt mir irgendwie der Mut.
    So ohne dich ist’s seltsam hier,
    die Straßen sind so leer.
    Der Weg zur Schule, ohne dich
    ist nur mehr das – ein Weg – für mich
    anstatt ‘ne schöne Zeit mir dir;
    ach, ich vermiss‘ dich sehr.


    Claire erinnerte sich daran, wie sie ihren Freund Robin immer bis nach Hause begleitet hatte. Der gemeinsame Weg war gesäumt von witzigen Erlebnissen, Späßen und den vertrauten Gesprächen der beiden. Nichts und niemand konnte ihre Freundschaft trennen und so verbrachten sie viel Zeit miteinander, um das Leben voll auszukosten.
    Sie musste plötzlich lachen. In ihrer Naivität hatten die beiden damals den Brunnen im Park aufgesucht, nachdem ein Gerücht umgegangen war, dass dort Träume verwirklicht werden konnten. Das Mädchen beschloss, diesen Ort wieder aufzusuchen und machte sich auf den Weg.
    Die Sonne hatte sich bereits hinter den Horizont gesenkt und machte nun langsam der Nacht Platz, die ihre Schönheit zu verbreiten versuchte. Die Wolken im Osten tauschten ihr Rot gegen ein schimmerndes Königsblau aus und signalisierten so die langsam anbrechende Dunkelheit. Nicht mehr lange und auch dieser Sommertag fand sein Ende.
    Claire war inzwischen im Park angekommen und hatte sich unter einen der vielen Bäume gesetzt. Sie unterdrückten die Schwüle des Tages etwas und machten so den Abend angenehm, zumal sie von hier einen wundervollen Ausblick auf das Meer und den anliegenden Strand hatte. Das Mädchen dachte nach, über vergangene Tage. Sie erinnerte sich daran, als Robin sie einmal abends hierher eingeladen und zu einem Picknick überredet hatte.
    Ein Picknick im Park? Die Frage hatte Claire damals sehr verwundert, jedoch war sie damit einverstanden gewesen. Nichts Schöneres konnte es geben, als mit jemand Bekanntem im Freien zu sitzen, sich zu unterhalten und Spaß zu haben!
    Mit einem Mal richtete sie sich wieder auf und erschrak so ein Paar, das gerade an ihr vorbeigehen wollte. Ihr eigentliches Ziel sollte nämlich ein anderes sein!
    Das Mädchen ging zur anderen Seite des Parks und suchte dort hinter dem Gebüsch ein kleines Gebilde aus Stein auf. Ein Brunnen, oder besser gesagt, wie damals an ihrer Schule das Gerücht umging: Ein Wunschbrunnen! Man sagte, wer hier eine Münze reinwerfe und an seinen Wunsch glaube, so solle dieser Wunsch erfüllt werden.
    Claire wusste noch ganz genau, als sie hier das erste Mal waren. Robin tat dieses Gerücht als Aberglauben ab, jedoch brachte sie ihn dazu, sie zu begleiten und diesen Zauber zu probieren. Ihre Wünsche erzählten sie sich gegenseitig allerdings nicht. Das Mädchen bewahrte sein Geheimnis, während Robin nicht einmal an einen Wunsch gedacht hatte!
    Sie musste kichern. Wie sehr er sie damit doch aufgezogen hatte! Aber heute war dies anders.
    Claire nahm eine Münze, die sie vorhin glücklicherweise unter dem Baum gefunden hatte, hielt sie mit zwei Fingern umklammert vor ihr Gesicht und schloss die Augen. Ihr Wunsch sollte ein besonderer sein; schließlich wollte sie wieder Zeit mit dieser Person verbringen, die ihr so viel bedeutete und die sie solange nicht gesehen hatte.
    Sie öffnete die Augen wieder, schnippte die Münze in den Brunnen und wartete auf ein dumpfes Klimpern. Dieses blieb aus; der Brunnen war, wie auch schon die letzten Male, als sie hier war, einfach zu tief, um das Geräusch zu vernehmen. Mit einem zufriedenen Lächeln machte sie sich auf den Rückweg aus dem Park.


    Lieber Robin, weißt du noch,
    der Brunnen hier im Park?
    Schmeiß‘ Münzen rein und wünsch dir was,
    das hat man mir gesagt.
    Erst heute war ich wieder da
    und wünschte mir herbei,
    dass wir uns bald mal wiederseh’n,
    uns treffen, nur wir zwei.


    Liebe Claire, ich wär gern dort
    an diesem so geliebten Ort
    und wünschte mir so wie auch du
    dich bald erneut zu seh’n.
    Ich bin mir sicher, irgendwann
    geht’s in Erfüllung – und bis dann
    schick ich dir meine Briefe zu
    wohin wir zwei auch geh’n.


    Mit einem bestimmten Ziel vor Augen ging Claire vom mittlerweile verlassenen Park auf der Anhöhe einige Straßen weiter, bis sie beim Strand angekommen war. Die Sonne war zu diesem Zeitpunkt nur mehr zu erahnen; die Nacht hatte nun vollends die Stellung übernommen und ließ ihre treuen Begleiter, die funkelnden Sterne, den Himmel bedecken, auch wenn die Laternen den Blick auf sie etwas kaschierten.
    Sie genoss diesen Anblick und streckte ihre Hände zu den Lichtern am Zenit aus. Wie gerne würde sie einen dieser Sterne greifen und lange in ihren Armen halten. In ihrer Vorstellung waren sie gelb und fünfzackig; das klassische Aussehen und genau so einen Stern wollte sie schon als kleines Kind immer haben. Aber dieser Wunsch blieb ihr wohl für immer verwehrt.
    Claire dachte nicht weiter darüber nach und trat vom Gehsteig die steinernen Stufen hinunter zum Strand. Zuvor zog sie noch ihre Schuhe und Strümpfe aus und setzte sodann ihren Weg fort. Wie herrlich sich der Sand unter ihren Füßen anfühlte! Sie mochte gar nicht daran denken, wann es das letzte Mal war, dass sie dieses Gefühl erlebt hatte.
    Sanft stieg das Mädchen Schritt für Schritt voran und bewegte sich in Richtung des Meeres. Die Menschen waren zu dieser Zeit bereits nach Hause gegangen und gingen ihren abendlichen Beschäftigungen mit ihren Liebsten nach. Nur Claire befand sich noch hier und sog die frische Seeluft ein. Das wundersame und liebliche Rauschen des Meeres sammelte sich in ihren Ohren und verbreitete eine wohltuende, beruhigende Atmosphäre. Warum konnte man diese Schönheit der Natur besonders in der Nacht so genießen?
    Mit einem Mal berührten ihre Füße das Wasser. Sie schauderte kurz, da es schon wesentlich kühler war als die Umgebungstemperatur, ließ jedoch nicht davon ab, weiterzugehen, bis ihre beiden Knöchel unter Wasser standen. Claire schloss die Augen und ließ die Umgebung auf sich wirken. Die Luft, die Geräusche; alles passte so perfekt zusammen an diesem Abend.
    Nach einiger Zeit öffnete sie ihre Augen wieder. Das Meer vor ihr spiegelte in der Schwärze seines wellenden Wasser einige Sternenlichter wider und vollbrachte somit den herrlichsten Anblick, den man sich vorstellen konnte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht dachte sie erneut an Robin. Wo er sich wohl gerade befand? Ob es ihm in diesem Moment wohl auch so gut ging wie ihr? Das Mädchen sog erneut die Abendluft ein und stieß sie seufzend wieder aus. Ihr wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr sie ihn doch vermisste. Wie gerne sie ihn jetzt an ihrer Seite wüsste ...
    Claire wollte sich schon umdrehen und nach Hause gehen, als sie etwas Merkwürdiges im Augenwinkel sah.
    Sie blickte nach oben. Es war ruhig und sie glaubte erst, sich etwas eingebildet zu haben. Doch da! Sie sah, wie eine Sternschnuppe über den Himmel raste und sogleich wieder erlosch. Ein entzücktes Strahlen stahl sich auf ihr Gesicht, als eine weitere Lichtspur über den Zenit zog. Heute war es wieder so weit! Einmal im Jahr gab es diesen Sternschnuppenregen, den man von diesem Strand aus so gut sehen konnte. Claire hatte bisher jedes Jahr das Glück, sich an genau diesem Tag hier aufzuhalten. Ob sie wohl ...?
    Sie faltete die Hände, schloss ihre Augen und sah empor. Es hieß, wenn man nach Sichtung einer Sternschnuppe einen Wunsch äußerte , so würde dieser in Erfüllung gehen. Ähnlich wie bei dem Brunnen dachte sie daran, ihn wiedersehen zu können. Ihren Freund aus Kindheitstagen, den sie schon so lange vermisste und mit dem sie einst auch diesen Sternschnuppenregen sah.


    Lieber Robin, ach, so lang
    ist damals jetzt schon her.
    Doch manche warme Sommernacht
    befind‘ ich mich am Meer.
    Auf dass am Himmel Sterne steh’n
    und fallen auf die Welt,
    und dass der Wunsch, den ich einst sprach
    auch heut‘ und immer hält.


    Liebe Claire, dann ist es ja
    wie’s schon vor vielen Jahren war.
    Die Jahre änderten wohl nicht,
    dass du noch glaubst daran.
    Doch kann ich es ja auch versteh’n,
    dass du dir wünschst, es würd gescheh’n,
    denn hey – ich denke auch an dich
    und träum von irgendwann.


    Claire wusste nicht, wie lange sie schon an Ort und Stelle stand. Ihre Füße waren durch das kalte Wasser taub geworden, jedoch störte sie das nicht weiter. Der zauberhafte Anblick am nächtlichen Himmel bereitete ihr die größte Freude.
    Auf einmal spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und sie erschrak.
    „Na, Claire, wie geht’s dir?“
    Nein, das konnte nicht ...
    Claire drehte sich um, entkam dabei dem sanften Griff der Hand. Ihre Augen weiteten sich und sie legte die Hände vor den Mund.
    „R-Robin, bist du das wirklich?“
    Ihr Gegenüber lachte. „Na klar, wen würdest du sonst in der Nacht am Strand erwarten?“
    Claire konnte sich nicht mehr beherrschen und fiel ihm in die Arme. So lange Zeit hatte sie auf diesen Moment gehofft, ihren Freund Robin wiederzusehen und nun war er da!
    Grenzenlose Freude machte sich in ihr breit. Ihr Wunsch war in Erfüllung gegangen.