Nymphengesang

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

Zu der Infoseite von „Die Mo-Mo-Manie“
  • <(^.^<) Poyo!


    Bissl später als gewollt, aber jetzt bekommst du ein ausführliches Kommi zu deiner kurzen Geschichte.


    Verkleidung
    Der einzig interessante Aspekt an Halloween ist wirklich nur das Verkleiden — alles andere ist nicht so meins, aber ich find das Setting für Pokémon auch ideal!
    Mir gefällt sehr, wie du bis zum Schluss offen lässt, welches Pokémon hier der Ich-Erzähler ist. Ist ja auch so eine Sache, die du häufiger in deinen Texten machst, um den Leser etwas zu fordern. Der Titel gibt hier allerdings schon einiges an Aufschluss darüber, um wen es sich handelt — natürlich um Mimigma!
    Ich denke, am Anfang spricht Mimigma wohl mit anderen Geistern, immerhin ist es ja ein Geist und die meisten Geister in Pokémon haben doch ein eher gruseliges Aussehen — die Nebulak-Reihe etwa, aber auch Shuppet und Banette kann man als gruselig empfinden. Die normalen Geister verkleiden sich ja nicht bewusst und da ist es klar, dass sie sich fragen, was Mimigma mit so einer merkwürdigen Verkleidung möchte. Und nachdem der Dex-Eintrag auch noch sagt, dass Mimigmas Aussehen durchaus erschreckend sein soll, verwundert es umso mehr, warum es sich versteckt. Du hast hier einen guten Grund gefunden: es möchte Freunde finden. Zu den anderen Geistern fühlt es sich nicht zugehörig und deshalb freut es sich auf Halloween.
    Ich find’s ja interessant, wie du in diesem Text ein Thema ansprichst, was ich schon öfter bei dir gelesen hab: das der Ablehnung durch andere aufgrund des Aussehens. Ich glaube sogar mich zu erinnern, dass eines unserer ersten Gespräche — anno 2009 — mit Oberflächlichkeit in der Gesellschaft zu tun hatte und dass viele Leute zu sehr auf das Äußere achten. Milotic hat es ja in deiner Geschichte damals nicht schön am Ende gehabt, deshalb hab ich natürlich gehofft, dass Mimigma hier vielleicht Anschluss unter den anderen Verkleideten findet!
    Und tatsächlich sind die anderen jungen Pokémon von dem Kostüm ganz begeistert. Man muss auch dazu sagen, es ist ein gutes Kostüm. Es ist nicht perfekt, aber das muss es ja auch nicht sein, denn ich finde, der Einfallsreichtum zählt viel mehr! Dieses Erlebnis brachte Mimigma einige neuer Freunde, die ihn mit anderen Augen betrachteten, als die anderen Geister.


    Ich mag die Aufforderung am Ende. Das ist genau der richtige Schluss, den man Mimigma wünscht. Es wäre auch als reine Rückblende schön gewesen, aber so erfährt man als Leser auch etwas über die Gegenwart und ich kann ihm nur viel Spaß wünschen. (:


    Ach, das ist ein schöner kleiner Text. Hat mich sehr gefreut zu lesen, vor allem, weil du Mimigma erneut eine Bühne gegeben hast und eines der ältesten Schreibthemen noch mal verwendet hast.


    Fröhliches Schreiben!

  • Der erste Schritt
    geschrieben am 20.12.17


    Unruhig streifte ich durch den von Schnee bedeckten Wald. Mit jedem Schritt drang das gedämpfte Geräusch von zusammengedrücktem Schnee an meine Ohren. Beinahe schien es schon so, als würde ich durch meinen Gang die Ruhe des Waldes stören.
    Hinter einer großen Fichte blieb ich stehen und richtete mich auf. Ich keuchte einige Male schwer und sah mich dabei um, ob mich eh keiner beobachtete. Zwar dürfte ich mit dem weißen Fell kaum auffallen, aber man wusste schließlich nie, ob nicht irgendwo schon jemand auf mich lauerte. Und wenn es nur ein paar Schwalbini oben im Baum waren.
    Ein stechender Schmerz machte sich in meiner Schulter bemerkbar. Ich zuckte zusammen, konnte mich aber an der Fichte anlehnen, um nicht niederzugehen. Ein rascher Blick genügte, um mir zu sagen, dass mich diese dämliche Schlange vorhin getroffen hatte.
    Vipitis.
    Ich wusste nicht, wie lange wir uns schon kannten, aber jede Begegnung endete darin, dass wir aufeinander los gingen. Selbst wenn wir eigentlich nichts voneinander wollten und nur unserer Wege gehen wollten. Ich konnte es mir selbst nicht erklären. Es war so, als würde mich immer etwas in mir antreiben, Acht zu geben und keine Schwäche zu zeigen. Manchmal glaubte ich, Vipitis ginge es ähnlich.
    Ich biss die Zähne zusammen und ging weiter. Den Schmerz in der Schulter ignorierte ich, während sich vor mir einige Baumreihen auftaten und zwei Sesokitz das Weite suchten, als sie mich gesehen hatten. Keine Zeit für die beiden, auch wenn ich ihnen sowieso nichts getan hätte.
    Mein Magen knurrte. Stimmt, ich wollte ja eigentlich Beeren suchen, bis sich unsere Wege kreuzten. Die einzige Beere heute, eine Wilbirbeere, hatte mir Vipitis abgeluchst und wird jetzt wohl nicht mehr sein. Dabei sind die zu dieser Jahreszeit echt das Beste, was man finden konnte. Zu schade.
    Wie auf Befehl meldete sich mein Magen erneut und ich seufzte.
    Es dauerte nicht lange, bis ich auf meinen nächsten Gast traf. Ein Schneppke, gar nicht mal unüblich hier eins zu sehen. Hatte mich wohl auch noch nicht bemerkt, bis sie sich schließlich erschrocken umdrehte und mich von oben bis unten beäugte.
    „H-hey, bist du etwa a-auch auf Futtersuche?“, fragte sie mich und zappelte dabei etwas.
    „Ja, ansonsten würde sich doch keiner hier raus wagen bei dieser Kälte“, meinte ich und kniff die Augen zusammen. „Außer du vielleicht, aber du bist das ja sicher gewöhnt.“
    „Ja, d-das stimmt“, sagte Schneppke und lächelte dabei. „I-ich wollte nur ein, zwei Tsitrub-beeren für meine Mama suchen, aber ich hab b-bis jetzt noch keine gefunden.“
    „Warum zitterst du eigentlich so herum?“, fragte ich gerade heraus. Stottern ging mir noch ein, aber wie konnte man als Eis-Pokémon nicht gegen die Kälte immun sein? Von Schneppke erhielt ich nur einen fragenden Blick.
    „A-aber das mach ich doch immer so. Damit mir warm ist.“
    „Du bist ein Eis-Pokémon!“, platzte ich schließlich heraus. „Wie kannst du diese Kälte nicht mögen?“
    Schneppke trat einen Schritt zurück, schien sich wohl vor mir weg zu ducken. Ich wollte schon wieder das Wort erheben, sah aber meinen Fehler ein. Ich sollte echt mal weniger hitzig sein.
    „Du suchst nach Tsitrubeeren, ja?“, fragte ich etwas freundlicher als zuvor und erhielt ein zustimmendes Nicken von ihr. Ich bedeutete ihr, mir zu folgen, bis wir bei einer kleinen Baumhöhle angekommen sind. Sie war nicht besonders groß, aber in den letzten Jahren hatte ich hier immer einen kleinen Vorrat an Beeren angesammelt, ohne dass ihn jemand entdeckt hatte. Wunderte mich selbst ziemlich, aber die besten Verstecke waren nicht immer jedem bekannt.
    Ich nahm eine Tsitrubeere heraus und reichte sie Schneppke, die überglücklich herum tanzte.
    „D-danke! Das ist so freundlich v-von dir!“
    Ich winkte ab. „Keine Ursache. Dann weißt du ja jetzt, wo du hin musst.“
    Anstatt sich von mir zu verabschieden war Schneppke aber noch aufgeregter als zuvor. „Komm mit, dann kann sich meine Mama bei dir bedanken!“
    Egal, wie sehr ich sie davon überzeugen wollte, dass das nicht nötig wäre, wollte sie nicht nachgeben. Am Ende ließ ich mich also widerwillig dazu überreden, mit ihr mitzukommen. Fast im selben Moment machte sich wieder der Schmerz in meiner Schulter bemerkbar. Konnte wohl kein Zufall sein, dass ich ausgerechnet jetzt daran erinnert wurde.
    Bald schon erreichten wir eine kleine Eishöhle, wo Schneppke wohl mit ihrer Mutter wohnte. Schneppke lief überglücklich mit der Beere zu Frosdedje, die ihr eine herzliche Umarmung gab. Obwohl ich auf sowas nicht sonderlich viel hielt, konnte ich mir aber ein leichtes Lächeln nicht verkneifen.
    „Mama, der alte Mann da hat mir geholfen, eine Tsitrubeere zu finden!“, rief Schneppke überglücklich und reichte ihr den Fund.
    „Aber Liebling, man nennt doch andere nicht einfach einen alten Mann“, tadelte Frosdedje ihr Kind, das aber nur verlegen kicherte. Sie nahm die Beere entgegen und richtete sich schließlich an mich.
    „Danke, dass du meiner Kleinen geholfen hast. Sie hatte so viel Energie, als ich selbst Beeren suchen gehen wollte und sie hat sich nicht davon abbringen lassen, das übernehmen zu wollen.“
    „Ja, ich konnte ihr auch nicht aussprechen, dass sie mich unbedingt mitnehmen musste“, meinte ich mit ironischem Unterton und erntete dafür ein helles Lachen. „Ist jetzt nicht schlecht, aber sie sollte versuchen, ihre Energie anders abzubauen.“
    „Meinst du, so wie du?“ Auf meinen fragenden Blick deutete Frosdedje auf meine Schulter, wo mich Vipitis getroffen hatte.
    „Ach, das ist nichts. Nur eine kleine Reiberei um ein paar Wilbirbeeren“, sagte ich kleinlaut.
    „Lass mal sehen.“
    Bevor ich noch protestieren konnte, nahm Frosdedje mit geübtem Blick die Wunde unter Begutachtung. Jetzt, wo wir uns beide drauf konzentrierten, konnte ich noch den pochenden Schmerz noch stärker vernehmen als zuvor. Ich ließ mir aber nichts anmerken, um sie nicht auf falsche Ideen zu bringen. Schließlich nahm sie aber wieder etwas Abstand und drehte sich um.
    „Schatz, bringst du mir bitte eine Pirsifbeere? Und zwei Wilbirbeeren bitte auch.“
    „Ja!“, rief Schneppke freudig und stapfte in die Höhle.
    „Sag mir nicht, dass da Gift drin ist.“ Ich stellte bewusst keine Frage, weil ich mir schon selbst die Antwort gegeben hatte.
    „Doch, auch wenn es nur eine kleine Menge ist“, meinte Frosdedje ruhig, wieder an mich gewandt. „Jedes andere Pokémon hätte davon wohl schon Übelkeitserscheinungen davongetragen, aber du steckst das weg, als wäre nichts. Bist du das etwa schon gewohnt?“
    Ich biss die Zähne zusammen und vermied den Blickkontakt zwischen uns. Ich konnte ihr unmöglich sagen, was tatsächlich zwischen mir und Vipitis vorging, aber vermutlich musste ich das auch gar nicht. Sie hatte mich schon längst durchschaut, als sie auf die Wunde aufmerksam wurde.
    „Verstehe“, sagte sie daraufhin verständnisvoll. „Reibereien lassen sich wohl am Ende nicht so leicht aus dem Weg gehen. Vielleicht solltet ihr aber auch einfach mal versuchen, aufeinander zuzugehen und nicht immer das Schlechte und die Vergangenheit zu sehen.“
    „Und wie stellst du dir das vor?“ Ich blickte auf und konnte meinen Ärger nicht verheimlichen. Frosdedje allerdings sah in die Baumkronen empor.
    „Es ist simpel: Ihr müsst keine Freunde sein, wenn ihr das nicht wollt. Sowas zu verlangen ist sowieso unmöglich, weil man einfach nicht jeden mögen kann. Aber wenn jeder ein bisschen Respekt voreinander hat, führt das am Ende zu einem besseren Miteinander.“ Sie sah mich nun wieder an. „Und das empfinde ich als viel wichtiger, als dass man sich jeden Tag mit jemandem streiten muss.“
    Währenddessen kam Schneppke wieder bei uns an und hielt in den Händen drei Beeren.
    „Mama, ich hab sie gefunden!“
    „Das hast du gut gemacht“, lobte sie Frosdedje und lächelte dabei. „Jetzt gib sie bitte dem alten Mann.“
    Ich wollte schon etwas sagen und hob die rechte Klaue, als bereits von Schneppke ein Einwand erfolgte. „Aber du hast doch vorhin gesagt, ich soll ihn nicht so nennen.“
    „Das stimmt! Dann sollten wir aber wohl auch einmal fragen, wie er eigentlich heißt.“
    Mit einem Seufer senkte ich die Klaue wieder und nahm Schneppke währenddessen die Beeren ab. „Sengo reicht vollkommen.“
    „Gut, Sengo“, hob Frosdedje erneut an. „Dann möchte ich dir den Rat geben, dass du diese Pirsifbeere bald isst, um das Gift zu neutralisieren. Du wirst sehen, dass es dir dann deutlich besser gehen wird.“
    „Ich weiß schon, wozu Pirsifbeeren gut sind. Trotzdem danke“, meinte ich mit fester Stimme, als ich die Beeren in meinen Klauen trug und Schneppe ein paar Schritte zurück trat.
    „Umso besser, dann muss ich dir ja auch nicht erklären, wofür die Wilbirbeeren sind.“
    Ich sah von den Beeren zu ihr und wieder zurück. Eigentlich hatte ich angenommen, dass sie für mich sind, aber so wie ich sie nun kannte, sollte das wohl einem höheren Zweck dienen. Sie lächtelte.
    „Offenbar nicht. Merk dir zumindest, dass die kleinen Gesten wichtig sind, dann wirst du es schon erkennen.“
    Nach einer Verabschiedung, bei der mich Schneppke schon fast nicht gehen lassen wollte - sie muss ihre Energie wirklich anders abbauen lernen -, machte ich mich wieder auf den Weg zurück zu meinem Bau. Der Wald war nach wie vor ruhig und die wenigen Geräusche ließen nach wie vor das Gefühl aufkommen, dass diese magische Atmosphäre nicht gestört werden sollte. Ich entschloss mich daher, meinen Schritt etwas zu beschleunigen, während ich die Pirsifbeere aß.
    Ich dachte darüber nach, was Frosdedje mir erzählt hatte. Nein, das konnte ich unmöglich machen. Und selbst wenn ich wollte, würde ich doch am Ende wieder angefallen, wenn ich nicht auf mich achte. Und selbst wenn, würde ich das nicht auf der anderen Seite ausnutzen und Vipitis endlich eins auswischen?
    Zu einer Erkenntnis kam ich nicht, denn etwa auf halbem Wege sah ich einen schwarzen Körper reglos im Schnee liegen. Ich lief hin und sah, dass es Vipitis war. Die Augen waren geschlossen, die Atmung ging langsam, aber er lebte. Einige Kratzer und auf seinem Körper zeigten mir, dass wohl ein weiterer Kampf Schuld dran war, dass er hier lag.
    Wie aus einem Reflex hob ich die Klaue und wollte schon zuschlagen. So eine Gelegenheit bot sich mir nicht oft. Aber ich tat es nicht. Etwas hielt mich zurück und ich konnte nicht sagen, was. Stattdessen stupste ich seinen Kopf an und erwartete eine Reaktion. Es dauerte eine Weile, bis er schließlich einmal die Augen öffnete und mich verächtlich ansah.
    „Du“, sagte er lang gezogen und versuchte sich aufzurichten. „Willssst du mir noch mehr auf die Nerven gehen? Ich habe noch Kraft für dich übrig, sss!“
    Ohne auf ihn einzugehen sah ich von einer Wilbirbeere zur anderen und reichte ihm schließlich eine, indem ich sie in den Schnee legte. Er sah mich ungläubig an und spuckte.
    „Hassst du Mitleid mit mir? Oder willssst du mir eine Falle stellen?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Als ob ich das nötig hätte. Und vergiften kann man dich sowieso nicht, da du das neutralisierst.“
    Mit zusammengekniffenen Augen sah mich Vipitis an und begutachtete weiterhin die Wilbirbeere, während ich zu meiner herabsah. Ich beschloss sie zu essen, um ihm zu zeigen, dass das keine Falle war.
    „Da issst wasss dran, sss.“ Ohne einen weiteren Gedanken verschlang er die Beere mit einem Haps und legte sich wieder in den Schnee. Allzu viel Zeit ließ ich ihm aber nicht, da ich einen Teil seines Körpers auf die Schultern nahm.
    „Hey, was soll das werden?!“ Er protestierte, ohne dass ich ihm sofort eine Antwort gab. Zuerst wusste ich nicht, ob ich das schaffen könnte, da er recht schwerfällig wirkte. Aber ich konnte ihn erstaunlich gut tragen. Dass der Schmerz in meiner Schulter etwas weniger wurde, machte das nur noch besser. Scheinbar war wirklich das Gift Schuld gewesen.
    „Lässt du mich jetzt endlich runter?“, spie er mich noch einmal an, bis ich wütend wurde.
    „Halt die Klappe und sag mir, wo dein Unterschlupf ist!“ Ich pausierte erst etwas und fügte danach ruhiger hinzu: „Ich bring dich hin.“
    Zuerst machte Vipitis den Eindruck, als wollte er sich das nicht gefallen lassen, beließ es aber letztendlich dabei. Mit beständigen Schritten folgte ich seinen Anweisungen und merkte erst jetzt so richtig, was wir eigentlich taten.
    In Gedanken versunken dachte ich an Frosdedje und ihre Worte. Wie war das nochmal? Die kleinen Gesten bleiben in Erinnerung?
    Ich senkte den Kopf. Ob sie damit recht hatte, wusste ich nicht und das würde ich heute wohl nicht mehr rausfinden. Aber wenn es tatsächlich zu einem besseren Miteinander führen soll, wollte ich den Schritt zumindest versuchen.



  • Poyo!


    Schön, wieder eine Geschichte von dir zu lesen und dann auch noch über Sengo und Vipitis — das hatte ich bei dem Titel gar nicht erwartet. Allgemein lässt der Titel einen schon nachdenken, um welchen ersten Schritt es hier geht. Der erste Schritt auf eine Herausforderung zu? Oder aus einer Krise raus? Oder der ersten Schritt auf eine Person zu? Bei dir ist letzteres Sinne der Fall und das hat mir sehr gefallen.
    Mir gefällt schon zu Beginn, wie du mit der Ich-Perspektive einen kleinen Überblick über die Szene gibst, ohne zu sehr vom Charakter und seiner Sichtweise wegzugehen. Da du hier bereits Vipitis erwähnt hattest, musste ich natürlich an Sengo als Counterpart denken, war mir aber nicht gleich sicher. Immerhin hätte die Giftschlange auch einige andere Pokémon erwischen können, aber du hast die Fehde zwischen den beiden ja dort schon deutlich gemacht.
    Schneppke ist hier wirklich ein herrlicher Kontrast zu Sengo! Mit seiner kindlichen Naivität ist es sehr erfrischend, vor allem, nachdem Sengos Laune ja doch ziemlich weit unten ist und er allgemein etwas reserviert wirkt. Kratzbürstig und ich glaube, das lag nicht nur an der Verletzung. Du hast ihn allgemein als starken Einzelgänger dargestellt und die eingestreuten Denkweisen von ihm waren wirklich amüsant zu lesen. Denn man fragt sich schon: warum zittert Schneppke, wenn es doch ein Eis-Pokémon ist?
    Frosdedje! Schön, dass sie auch einen Auftritt hier hat. Das Mütterliche an ihr hast du sehr schön dargestellt, so als Güte in Person. Ich find, sie hat hier auch im Sinn einer Heilerin eine gute Position von dir bekommen: sie heilt nicht nur die körperliche Verletzung, sondern gibt auch noch einen Rat auf den Weg, um mögliche „innere“ Verletzungen zu heilen. Ganzheitliches Heilen sozusagen, was für mich gut zu ihrem Charakter passte. Man merkt auch so ein wenig, dass sie eine gewisse Wärme ausstrahlen muss, die Sengo doch irgendwie an Ort und Stelle hält, obwohl es ihm doch unangenehm ist.
    Schneppke ist einfach so süß! Ich will es knuddeln.
    Am Ende taucht dann tatsächlich Vipitis selbst auf und die beiden Widersacher stehen sich gegenüber. Der Ausgang der Sache war dann zwar etwas vorhersehbar, aber trotzdem gut gestaltet. Sengo hätte ja auch einfach die Beere fallen lassen und gehen können, aber er hat sich sogar darum bemüht, dass Vipitis in seinen Unterschlupf gelangt. Das war ja schon mehr als ein erster Schritt! Sengo ist hier also tatsächlich weiter gegangen, als er es hätte tun müssen und da hat mir diese kleine Selbsterkenntnis am Ende gut gefallen.
    Übrigens, das zittrige Sprechen bei Schneppke und das Lispeln bei Vipitis war sehr passend hier!
    Von mir aus hätte die Geschichte ruhig noch etwas weitergehen können, aber das ist bei dieser Kurzgeschichte gar nicht nötig. Was ich immer sehr beeindruckend find.


    Fröhliches Schreiben! (>^.^)>/*

  • Soo, jetzt schreib ich das Review nachdem ich es dir schon geschickt habe, mal hier rein :grin:



    LG

    Unser Leben gleicht einem ewigen Spiel mit den Karten, die uns von einer höheren Gewalt zugeteilt wurden. Wie beim Kartenspiel kommt es auch im wirklichen Leben darauf an, das Beste aus dem zu machen, was einem gegeben wurde, anstatt sich über ein ungünstiges Blatt zu beschweren und mit dem Schicksal zu hadern. Dem Sieger gehört die Welt, dem Verlierer bleibt nichts. Doch gerade dies gibt uns das Gefühl, am Leben zu sein! (Astor, BW2)


    Derzeit Partneravatar mit der cutesten aller User :: Nadeshiko :: :blush::heart:

  • Aufbruch
    geschrieben am 12.05.18


    Hier stand ich nun. Ich gab ihr mein Versprechen, jeden Tag für genau eine Stunde auf sie aufzupassen. Es war normal für mich.
    Er kam zu mir. Fragte mich, warum ich das machte. Ob ich mein Leben nicht leben wollte. Ich sagte ihm, es sei ein Versprechen und Gewohnheit für mich.
    Hier stand ich und dachte nach. Seine Worte geisterten in meinem Kopf herum. Ich wollte wirklich die Welt sehen, aus der Normalität ausbrechen.
    Mein Entschluss war klar. Aus der Gewohnheit ausbrechen, Neues entdecken, das Leben leben und mich erinnern.
    Ich brach auf. Dorthin, wo mich der Wind hinführte.




    Heute kommt die Ankündigung einmal ohne Spoiler. Das hier wird nämlich das letzte Update für die Sammlung sein und hernach wird das Thema in die Bibliothek wandern. Ich möchte mich gern bei allen bedanken, die über die Jahre hinweg mitgelesen und ihre Meinung da gelassen haben. War immer wieder eine Freude, das Feedback zu lesen und beim nächsten Mal umzusetzen.


    In diesem Sinn: Wir lesen uns!



  • Hallo. Also, ich wollte eigentlich schon länger mal einen Kommentar hierlassen. Ich weiß nicht, wieso ich es bisher versäumt habe, aber ich denke, es wird dann jetzt doch allmählich mal Zeit.


    Verkleidung

    Also, die Geschichte ist mir bei ihrere Veröffentlichung eigentlich direkt aufgefallen, weil ich da irgendwie auch einen Bezug zu einem Beitrag von dir aus der Alola-Aktion damals zu erkennen glaubte - vielleicht aber auch nur, weil es in beiden um Mimigma geht. Jedenfalls aber fand ich den Text wegen seiner Botschaft besonders gut, bzw. wegen seiner Botschaften, weil man da eigentlich ziemlich viel herauslesen kann. Man erkennt vielleicht Kritik an Mobbing durch andere und das Loslösen von vielleicht weniger guten Freunden, aber darauffolgend findet Mimigma ja auch gute Freunde, was dem Ganzen ene optimistische Wendung gibt. Verbunden damit ist dann auch gleichzeitig die Überwindung von Schüchternheit und des nagenden Gefühls, nicht akzeptiert zu werden. Noch interessanter finde ich aber gerade in Bezug auf das Medium, in dem wir uns hier befinden, den Aspekt mit dem Zeigen des Kostüms selbst: Ein Kostüm ist wohl als Kunstwerk zu zählen und mit diesem Gedanken im Hinterkopf kann man die Geschichte auch so interpretieren, dass es darum geht, das zu zeigen, was man gefertigt hat, also auch sein künstlerisches Talent mit anderen zu teilen. Und hier denke ich irgendwo auch an das BB und die Fanwork-Bereiche, in denen genau das ja möglich ist; natürlich nicht nur dort, aber der Gedanke lässt sich darauf eigentlich ziemlich gut anwenden.

    In der Summe also sehe ich hier eben mehrere Botschaften, die man für sich mitnehmen kann und dabei gefällt mir so ein subtiler Aufruf dazu, seine Kunst zu zeigen, besonders gut - und dabei eben vielleicht auch nicht immer zu denken, dass die anderen ja so gut seien und man selbst ja so schlecht, was in der Geschichte ja auch anklingt und Mimigma sichtlich runterzieht. Hat mir jedenfalls echt gut gefallen.


    Der erste Schritt

    Der erste Aspekt, der mir hier auffällt, ist wieder die Botschaft hinter der Geschichte: Es geht um eine Feindschaft, bei der gewissermaßen keine der beiden beteiligten Parteien wirklich eine Ahnung hat, warum sie besteht; entsprechend ist es der richtige und eigentlich auch logische Schritt, diese Verhältnisse mal zu überdenken und eben aufeinander zuzugehen, wie es dann ja auch passiert. Der Anstoß dazu kommt hier interessanterweise von außen, also von Frosdedje, die generell als fürsorglich, weise und hilfsbereit wahrgenommen werden kann. Die anderen Figuren werden jeweils auch gut charakterisiert: Sengo ist erst noch ein wenig verschlossen, wird zum Ende hin aber etwas offener und macht dann ja auch den "ersten Schritt" auf Vipitis zu. Schneppke wirkt ein wenig aufgekratzt (im Sinne von "energiegeladen") und ist darin ziemlich niedlich. Vipitis am Ende ist immer noch ein wenig misstrauisch, aber es zeigt sich, dass die Feindschaft zwischen ihm und Sengo tatsächlich ein wenig abgebaut werden konnte.

    Was ich übrigens noch hervorheben möchte, ist die gute Beschreibung der Atmosphäre im Wald, gerade zu Beginn - man konnte sich die schneebedeckten Bäume gut vorstellen und die leisen Schritte Sengos im Schnee fast schon hören.

    Als Anmerkung hätte ich vielleicht nur, dass Vipitis in seinen zwei letzten Sätzen ein bisschen aus seiner Art zu sprechen herausfällt, da das Zischeln ("sss") hier bei den Wörtern mit "s" fehlt.


    Aufbruch

    Hu, ein Drabble. Drabbles laden ja eigentlich immer schön zur Interpretation ein. Hier besteht wohl der zentrale Gedanke in dem Wunsch, etwas Neues zu erleben, wobei das mit einem Versprechen gekoppelt wird bzw. dem entgegen steht: Eine Verpflichtung hält hier das "Ich" zurück, das diese Verpflichtung jedoch am Ende gewissermaßen ignoriert. Hier könnte man natürlich etwas Negatives hineinlesen, da eine Pflicht ignoriert wird, noch dazu auf Basis der eigenen Neigung, zu der es übrigens auch hier einen Anstoß von außen gibt. Allerdings ließe sich natürlich auch die Frage stellen, ob es noch wirklich nötig ist, die Verpflichtung zu erfüllen, denn auf die Frage, warum das Ich das macht, wird nicht geantwortet, dass das wirklich notwendig sei, sondern mit der Gewohnheit argumentiert. Man könnte vermuten, dass die Person, auf die das Ich aufpassen musste/wollte, das vielleicht gar nicht mehr braucht und somit kein wirklicher Schaden entsteht, wenn das Ich sein Versprechen nicht mehr erfüllt bzw. ist das Versprechen vielleicht sogar inoffiziell quasi schon aufgelöst.

    Auffällig ist übrigens die Formulierung beim Wendepunkt, also dem Augenblick, in dem die Entscheidung getroffen wird, denn der entsprechende Satz beginnt mit "Hier stand ich", genau wie der Anfang des Drabbles, wo ja noch das Versprechen gegeben wird. Man hat hier also eine Verbindung zwischen dem Augenblick, in dem die Verpflichtung eingegangen wird und dem Moment, in dem sie aufgelöst wird.

    Das Ende ist dann gekennzeichnet durch das Motiv des Windes, was zu der generellen Thematik passt, da es ja gewissermaßen darum geht, ein wenig "frischen Wind" in das Leben zu bringen. Zugleich assoziiert man die Führung durch den Wind ja auch gerne mit der Schifffahrt, die wiederum mit Freiheit, Abenteuern, Reisen und Entdeckung von etwas Neuem in Verbindung gebracht wird.

    Auf jeden Fall hat mir auch dieses Drabble sehr gut gefallen, und es passt hier wohl auch ganz gut als eine Art Schlusswort unter das Thema.


    Insgesamt hoffe ich aber, dass es nur ein vorläufiges Schlusswort ist. Ich habe hier immer gerne mitgelesen und fand es stets gut, was man aus deinen Texten jeweils an Gedanken und auch Lehren mitnehmen konnte.


    Insofern: Hoffentlich liest man sich wieder!

  • Heimkehr

    geschrieben am 17.04.2021


    Ich stellte den Koffer vor der Wohnungstür ab und fädelte einen Schlüssel aus der Hosentasche. Behutsam steckte ich ihn in das Schloss, sperrte auf und betrat mit dem Gepäck die Wohnung. Meine Reise war lang, aber außer etwas zusätzlichem Staub hatte sich nichts verändert. Der Schreibtisch war voll mit angefangenen Skizzen verschiedener Charaktere und die Figurensammlung in der Vitrine machte weiterhin den besten Eindruck.

    Demonstrativ ließ ich den Koffer mitten im Raum stehen, zog die Schuhe aus und betrat das Schlafzimmer. Dort warf ich mich aufs Bett, seufzte einmal zufrieden laut und war schon im Inbegriff einzuschlafen.

    Endlich Zuhause.


  • Retter in Not

    begonnen am 07.12.2020, fertiggestellt am 20.12.2020


    Ricky lehnte sich im Stuhl zurück und seufzte. Er saß bereits mehrere Stunden an einem IT-Problem und erzielte nur langsam Fortschritte. Warum konnte die Firma nicht endlich mal mehr Geld für eine bessere Infrastruktur ausgeben? Dann müsste er nicht mit den ständig zu wenigen Ressourcen irgendwelche Kompromisse erarbeiten, die am Ende niemanden so richtig zufriedenstellen konnten.
    Er bemerkte erst zu spät, dass sich jemand von hinten an ihn herangeschlichen hatte und ihm mehrmals auf die Schulter tippte. Geistesgegenwärtig sah er sich um und seiner Arbeitskollegin Lena direkt ins Gesicht.
    „Man könnte glatt meinen, es läuft hervorragend für dich“, sagte sie mit einem spöttischen Unterton und Ricky wischte ihre Hand von seiner Schulter.
    „Wie gehabt eigentlich. Du weißt ja, wie das hier so ist“, meinte er mit einem resignierten Schulterzucken und streckte dabei die Zunge heraus.
    „Ja, eh. Ein Irrenhaus. Aber du solltest dich mal fertig machen, es ist gleich Feierabend.“
    Rickys Blick glitt zur Wanduhr und er sah erst jetzt, dass es schon fast 17 Uhr und nach einem Blick aus dem Fenster draußen entsprechend dunkel war. Er beschloss, dass es für diesen Tag reichen sollte und er morgen, wie jede Woche mittlerweile, seinen direkten Vorgesetzten nach besserer Technik fragen würde. Mit dem immer selben Ergebnis, aber Hartnäckigkeit sollte sich ja bekanntlich lohnen.
    Nachdem er die Arbeiten gesichert und den Computer heruntergefahren hatte, machte er sich langsam bereit zu gehen. Lena wartete bereits in voller Montur auf ihn. Sie waren immer einen Teil der Strecke gemeinsam zur Arbeit unterwegs und so war es auch an diesem Tag, dass sie nach Verlassen des Gebäudes in Richtung der naheliegenden Straßenbahn schlenderten.
    „Und wieder ein Tag bis zur Pension“, meinte Ricky und Lena stimmte kichernd ein.
    „Du tust ja regelrecht so, als wärst du schon fast ein Opa!“
    „Zumindest keine Oma wie du.“
    Lena knuffte ihn in die Seite. Sie kannten sich beide schon sehr lange und wussten dementsprechend, wie der jeweils andere tickte. Nachdem Lena für einige Jahre eine andere Schule besucht hatte, hatten sie sich, wie es der Zufall wollte, in der IT-Abteilung einer Firma wieder getroffen. Seitdem hatten sie mehr Spaß denn je miteinander.
    Nach wenigen Minuten saßen sie auch schon in der Straßenbahn und hatten die nächsten elf Minuten für sich.
    „Und, wie läuft's mit Kora?“, fragte Ricky und Lena lächelte.
    „Eigentlich echt gut dafür, dass mir jeder gesagt hat, Psiau wären schwer zu händeln. Manchmal weiß ich noch nicht recht, was sie mir sagen will. Du kennst ja diesen durchdringenden Blick.“
    „Ja, allerdings“, meinte Ricky nachdenklich und setzte eine ausdruckslose Miene auf. „Oft fühle ich mich ja selbst so leer wie ein Psiau.“
    „Ich glaube, du bist leerer als Kora“, sagte Lena neckisch. „Du hast ja nicht mal ein Herz dafür, ein Pokémon aufzunehmen.“
    „Du weißt, dass das nicht mal das Problem an der Sache ist.“
    „Stimmt. Aber Probleme lassen sich aus der Welt schaffen.“
    Ricky nickte. Er wusste, dass es schlicht daran lag, weil er wenig Selbstvertrauen in die Aufzucht eines Pokémons hatte. Der Umgang mit ihnen ist ihm seit jeher leicht gefallen, jedoch betraf das auch nur die Pokémon seiner Familie und seiner Freunde. Selbst hatte er nie die Muße, sich um eines umzusehen.
    „Ich weiß es nicht“, sinnierte Ricky. „Einerseits würde ich mich freuen, andererseits gibt es einfach so viele, die mich interessieren würden.“
    Lena dachte kurz nach und hatte schließlich eine Idee.
    „Weißt du was, wir machen's so: Nun ist ja eh Wochenende, also hab ich sicher Zeit, mal vorbeizuschauen und dich zu beraten. Da lässt sich auf jeden Fall etwas finden.“
    „Wenn du meinst“, sagte Ricky und lachte, woraufhin Lena einstimmte.
    „Sei nicht so düster, das passt nicht zu dir. Vor allem stellt sich ein Pokémon auch auf dich ein und da hilft es in aller Regel immer, positiv an die Sache heranzugehen. Du willst ja sicher nicht, dass es wegen dir traurig wird.“
    Eine Haltestelle vor der, an der Ricky aussteigen musste, machte er sich bereit.
    „Lässt du mich mal kurz durch?“, fragte er Lena, woraufhin sie widerwillig aufstand.
    „Ich hätte dich auch lang durchgelassen, aber meinetwegen.“
    Ricky drückte an der Tür den Knopf, um zu signalisieren, dass er in bei der nächsten Haltestelle aussteigen wollte. Als die Straßenbahn zum Stillstand kam und sich die Tür öffnete, kam ihm eiskalter Wind entgegen und er war im Begriff auszusteigen. Lena hielt ihn aber noch einmal kurz zurück, indem sie ihn am Ärmel packte.
    „Und denk wirklich mal drüber nach. Es bringt ja nichts, wenn du dir nur Gedanken machst, aber nicht die Initiative ergreifst. Du wirst sehen, dass dich ein Pokémon glücklicher machen wird und …“
    Ein Piepton erklang, der signalisierte, dass die Straßenbahn bereit war weiter zu fahren.
    „Ja ja, passt schon wieder!“, maulte Lena und winkte zum Abschied. „Bis morgen!“
    „Bis dann“, sagte Ricky. Die Tür schloss sich ordnungsgemäß und Lena winkte noch einmal heftig, während die Straßenbahn sich wieder in Bewegung setzte. Ricky erwiderte die Geste, machte sich nun jedoch eher daran, nach Hause zu kommen. Selbst die wenigen Minuten Fußmarsch würden ihn in dieser Kälte ordentlich durchfrieren und er hatte nun etwas Gelegenheit, über Lenas Worte nachzudenken.
    Möglicherweise war es wirklich nur notwendig, den ersten Schritt zu wagen und sich etwas zu trauen. Er konnte nicht davon ausgehen, dass mit einem Pokémon alles perfekt werden würde, aber das würde es ohnehin nie beim ersten Mal. Das war bei Computerproblemen nicht anders und oft musste hinterher noch viel Feinbearbeitung gemacht werden, bis alles reibungslos lief. Er beschloss, dass er es auf einen Versuch ankommen lassen würde. Nur welches Pokémon sollte er wählen? Vielleicht war für den Anfang etwas Standardmäßiges sinnvoll, aber das würde er am nächsten Tag ausführlicher mit Lena besprechen.
    Ricky erreichte schließlich die Straße, in der sich seine Wohnung befand. Bevor er jedoch beim richtigen Häuserblock ankam, hörte er in einer Gasse ein heftiges Schluchzen. Er spitzte die Ohren, da es sich für ihn nicht sonderlich menschlich anhörte, und knipste zuerst die Taschenlampe seines Smartphones an, um besagte Gasse auszuleuchten. Auch wenn er sich nicht auf ein Abenteuer einlassen wollte, wollte er zumindest wissen, wer oder was in dieser Kälte solche Geräusche von sich gab. Er musste auch gar nicht lange suchen, da in der Nähe nur ein kleiner, oben offener Karton war, in dem eine kleine blaue Echse saß. Sie wusste sich wohl nicht anders zu helfen als herzergreifend zu weinen. Ricky erkannte sie aber auf Anhieb.
    „Memmeon? Was macht eins hier draußen?“
    Er hatte durch diverse Artikel mitbekommen, dass Memmeon nicht gerade zu den leichtesten Pokémon gehörte, um die man sich kümmern konnte. Der Grund dafür lag in ihrer schreckhaften Veranlagung und den spezifischen Fähigkeiten, die selbst erfahrenen Trainern manchmal Probleme bereiteten. Umso mehr hatte er das Gefühl, dass sich jemand nicht ausreichend um Memmeon kümmern konnte und es stattdessen lieber hier draußen in der Kälte aussetzte.
    Geistesgegenwärtig trat er einige Schritte zurück, als ihm wieder eine dieser Fähigkeiten bewusst wurde. Memmeons Tränen beinhalteten eine Chemikalie ähnlich zu denen in Zwiebeln und die sorgte dafür, dass alle in der Umgebung ebenfalls zu weinen beginnen konnten. Auf Tränen konnte er zurzeit allerdings getrost verzichten.
    Ricky fragte sich, was er nun machen sollte. Von den Nachbarn kannte er nur die wenigsten und er wüsste auch nicht, wo er die Suche nach dem vorhergehenden Besitzer beginnen sollte. Es konnte zudem sein, dass nicht einmal jemand von den Nachbarn eines hatte, sondern ein Passant Memmeon hier ausgesetzt hatte. Ricky überlegte kurz ein Pokémon-Center anzurufen, jedoch vernahm er aus dem Karton nur noch ein Wimmern. Mit dem Licht sah er, dass sich Memmeon nun zusammengekauert hatte und wohl seinem Schicksal ins Auge blickte. Wer wusste schon, wie lange es bereits Zeit in dieser Kälte verbracht hatte?
    Ricky schüttelte den Kopf und pfiff auf das Pokémon-Center. Auch wenn er sich fast sicher sein konnte, dass sie schnell und kompetent reagieren würden, so war nicht abzusehen, ob sie es dennoch rechtzeitig behandeln konnten. Er beschloss daher, Memmeon mit zu sich nehmen.
    Vorsichtig hob er die kleine Wasserechse an und machte sich schon auf den nächsten Heulkrampf gefasst, jedoch blieb dieser aus. Memmeon ließ sich nur hängen und Ricky hatte somit vergleichsweise leichtes Spiel, um es zu transportieren. Er öffnete seine Jacke und drückte Memmeon an sich, um ihm zumindest etwas warme Temperatur zu bescheren. Nun im Laufschritt machte er sich auf den Weg nach Hause, was glücklicherweise nicht mehr lange dauerte. Nachdem er in den zweiten Stock gestiegen war und die Tür zu seiner Wohnung geöffnet hatte, entledigte er sich schnell seiner Schuhe und der Jacke. Anschließend bereitete er eine kleine Decke vor und wickelte Memmeon dort ein. Für den Moment musste das ausreichen, um für Wärme zu sorgen. Als nächstes richtete er eine kleine Wanne mit warmem Wasser her, um Memmeon so zu einem kleinen Wasservorrat zu verhelfen. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Wasservorrat durch die Kälte und die vergossenen Tränen beträchtlich gesunken war und dem wollte er so entgegen wirken. Ricky nahm die Decke und legte sie direkt in die Wanne. Er hoffte, das Wasser würde schnell aufgesogen werden und Memmeon wärmen. Für den Moment konnte er nichts tun als zu warten und zu beobachten. Er nutzte die Gelegenheit aber dafür nachzusehen, ob er geeignetes Futter für Memmeon hatte. Beeren galten ja als Allheilmittel und glücklicherweise hatte er noch einige Sinelbeeren im Kühlschrank aufbewahrt. Damit konnte grundsätzlich nie etwas falsch gemacht werden.
    Ricky legte zwei der Beeren in eine Schale und bereitete noch eine Schüssel mit kühlem Wasser vor, an dem sich Memmeon bei Bedarf bedienen konnte. Mit den Schalen bewaffnet machte er sich wieder auf zu dem provisorischen Wärmebad. Offensichtlich hatte die Decke das Wasser bereits aufgesogen und Memmeon neigte dazu, dass sein Körper unsichtbar wurde. Ricky schnaufte durch und wusste nun, dass mit seinen Körperfunktionen so weit alles in Ordnung zu sein schien. Wasserkontakt ließ die kleinen Echsen unsichtbar werden und war ein sicheres Zeichen, dass seine Vitalfunktionen intakt waren.
    Ricky legte sich bäuchlings auf den Boden und blieb bei Memmeon in der Nähe. Er wusste nicht, ob es noch einmal aufwachen würde oder sich lieber ausschlafen wollte, aber Vorsicht war in diesem Fall besser als Nachsicht. Da so weiters keine Beschwerden auftraten, nutzte er die Gelegenheit, auf dem Smartphone nach Informationen zur richtigen Haltung zu suchen. Dazu gab es sicherlich einige Erfahrungsberichte, die er zu Rate ziehen konnte.
    Die Aufregung am frühen Abend und die anstrengende Arbeitswoche forderten allerdings ihren Tribut. Noch während er einige Artikel durchlas, übermannte Ricky irgendwann die Müdigkeit und er schlief schließlich ein.


    Am nächsten Morgen wurde er unsanft geweckt, als an seiner Tür Sturm geklingelt wurde. Verschlafen rieb er sich die Augen und musste sich zusammenreißen, um bei dem polternden Klopfen an seiner Tür keine Kopfschmerzen zu erhalten. Er stand also gemächlich auf, öffnete die Wohnungstür und staunte nicht schlecht, als Lena draußen stand.
    „Guten Morgen, du Schlafmütze. Bin's gar nicht gewöhnt, dass du um die Zeit noch nicht wach bist.“
    „Äh, ja, aber wie …?“
    Lena deutete auf Rickys Klamotten und er merkte erst jetzt, dass er sich am Vortag nie umgezogen hatte. Er winkte die Tatsache ab und bat sie herein, damit sie nicht im kalten Stiegenhaus stehen musste. Während er die Tür schloss, befreite sie sich von Jacke und Schuhen und gemeinsam betraten sie das Wohnzimmer. Lena wurde sofort der ungewohnten Einrichtung in Form der kleinen Wanne und den Schalen gewahr und sah neben dem Mobiliar auch schon Memmeon. Offenbar hatte es sich in der Nacht aus der Decke befreit und zu ihm gelegt, da es nun fest schlief.
    „Na, meinen Rat hast du dir aber schnell zu Herzen genommen“, sagte sie neckisch. „Wie kommst du eigentlich zu Memmeon? Oder hast du es schon länger und mir nie gesagt?“
    „Nun“, begann Ricky und suchte nach den richtigen Worten. „Gestern beim Nachhauseweg bin ich quasi über den Kleinen gestolpert. Saß in einem Karton und hat lautstark geweint, weswegen …“
    „Und da kamst du auf die großartige Idee, Memmeon zu dir mitzunehmen und dich um es zu kümmern? Wo du doch gestern noch meintest, dass du dir die Haltung nicht zutraust, nimmst du gleich so ein schwieriges Pokémon?“
    „Ja, aber du meintest doch selbst …“
    „Deswegen nimmt man aber nicht einfach Pokémon mit nach Hause!“, blaffte Lena, sodass Ricky zusammenzuckte. Im selben Moment wurde Memmeon mit einem kleinen Schrei wach und bevor beide überhaupt mehr realisieren konnten, hatte es sich schon unsichtbar gemacht. Lena sah überrascht aus und Ricky schüttelte den Kopf.
    „Sorry. Ich hatte sogar überlegt, im Pokémon-Center anzurufen, aber dann hatte ich Zweifel, ob sie es rechtzeitig schaffen würden.“
    „Schon okay“, sagte Lena und schüttelte nun ebenfalls den Kopf. „Ich bin nur überrascht, dass du während der Arbeit oft mit richtigen Geniestreichen ankommst und dann wieder zu solchen Aktionen fähig bist. Aber wollen wir uns nicht erst mal setzen?“
    Ricky bejahte und so nahmen sie beide auf der Couch Platz. Er nestelte etwas an seinen Haaren herum, während Lenas Blick durch den Raum glitt. Offenbar versuchte sie ausfindig zu machen, wo sich Memmeon aktuell befinden könnte, jedoch dürfte das schwierig werden.
    „Und da saßen wir“, sagte er nun und erntete Lenas Unverständnis.
    „Mal ehrlich, hast du die ganze Nacht auf dem Boden geschlafen? Ist ja richtig großes Engagement von dir gewesen.“
    „Wenn ich schon mal dumm bin, kann ich auch noch dümmer sein!“, protestierte Ricky und Lena lachte.
    „Ja, das sieht man! Hast du überhaupt später noch das Pokémon-Center angerufen?“
    Er grübelte und versuchte sich an die Ereignisse am Vortag genau zu erinnern. Inmitten der Artikel, die er gelesen hatte, konnte er sich aber nicht daran erinnern, einen Anruf getätigt zu haben.
    „Ich glaube nicht. Dafür habe ich aber einige Dinge über Memmeon herausgefunden, die ich bisher noch nicht kannte. Wusstest du, dass sie mit ihrem Kamm die Windrichtung bestimmen können?“
    „Wow, das kann ich auch, wenn ich meinen Finger hoch halte“, sagte Lena und blies ihren Atem auf den hochgestreckten Zeigefinger. „Als nächstes erzählst du mir noch, dass sie durch Wasser unsichtbar werden.“
    „Tun sie tatsächlich und hast du ja auch gesehen“, meinte Ricky nüchtern und Lena zog eine Augenbraue hoch. „Als du vorhin laut geworden bist, hat es über die Haut Wasser abgesondert und da seine Schuppen speziell beschaffen sind, wird es für alle Augen unsichtbar. Mit Ultraschall könntest du es vielleicht noch finden.“
    „Zum Glück sind wir keine eF-eM, als dass wir uns nur so verständigen könnten.“
    „Wäre aber auch irgendwie witzig, wenn wir nur einander zugewandt sitzen und uns anstarren würden. Andere Leute würden sich sicherlich darüber wundern.“
    „Das stimmt“, sagte Lena und begann bei der Vorstellung zu prusten. Ricky streckte die Zunge heraus und überlegte schon, wie sie das demnächst in der Arbeit testen könnten.
    Plötzlich spürte er, wie sich etwas an sein Bein anlehnte. Da Ricky nichts sah, musste es wohl Memmeon sein, das sich nun wieder in die Nähe der beiden getraut hatte und Zuflucht bei ihm suchte. Er beugte sich vor, streckte vorsichtig seinen rechten Zeigefinger hinab und wartete auf eine Reaktion. Lena sah indes interessiert zu, was er machte. Schließlich umschlossen Memmeons kleine Händchen Rickys Finger und es traute sich sichtbar zu werden. Da er sich nun sicher sein konnte, dass es ruhig war, nahm Ricky Memmeon hoch und setzte es auf seinen Schoß, wo es ihn vorsichtig und interessiert ansah. Er merkte regelrecht, wie das Kleine zwar nervös, aber doch auffällig ruhig dasaß und beobachtete, wie er und Lena reagieren würden.
    „Na, da haben sich aber zwei gefunden“, meinte Lena und hielt Memmeon ebenfalls ihren Finger hin. Es rückte jedoch zurück, da es mit ihr noch nicht vertraut zu sein schien und sie seufzte daraufhin.
    „Kein Wunder. Nachdem es wohl ausgesetzt wurde, hätte es mich auch gewundert, wenn es sofort Vertrauen zu alles und jedem gefasst hätte.“
    „Vermutlich, ja“, meinte Ricky und setzte sich so hin, dass Memmeon eine gute Sitzposition auf seinem Schoß fand.
    „Aber bei dir ist es wohl echt gern“, sagte Lena und grinste dabei. „Dafür, dass du nur geschlafen hast, bist du ein echter Lebensretter geworden!“
    Ricky streckte die Zunge heraus und dachte über Lenas Worte am Vortag nach.
    „Weißt du, du meintest doch gestern, du wolltest mich bei der Pokémon-Wahl unterstützen, damit ich einen Kumpel habe.“
    „Weiß ich. Weiter?“
    „Ich denke mal, die Entscheidung steht fest“, sagte Ricky und sah zu Memmeon hinab, das seinen Blick nur fragend erwiderte.
    „Verstehe“, meinte Lena daraufhin und kicherte. „Aber dann musst du schon deine Profession wechseln, um ihm später gerecht zu werden.“
    „Wieso?“
    Lena bildete mit Daumen und Zeigefinger ihrer linken Hand ein L, zeigte auf Ricky und deutete einen Pistolenschuss an. Ricky lachte.
    „Ach, das meinst du! Ja, okay, zum Agenten reicht es bei mir nicht.“
    „Stimmt, bei dir ist ja auch Hopfen und Malz verloren, was das verdeckte Agieren anbelangt.“
    „Darüber will ich mir aber noch keine Gedanken machen, wenn ich ehrlich bin.“ Ricky sah wieder zu Memmeon und hielt ihm erneut seinen Finger hin. „Aber ich denke, dass uns dieses Erlebnis schon etwas zusammengeschweißt hat und ich möchte mich gern nach Leibeskräften um dich kümmern.“
    Memmeon blickte zwar noch etwas nervös zu ihm auf, jedoch entkam ihm kurz danach ein freudiges Quieken und es legte seine Hand auf den angebotenen Finger.
    „Scheint dich ja gut anzunehmen“, sagte Lena. „Erzähl mir bei Gelegenheit noch mehr, da ich echt wenig über die Entwicklungsreihe weiß.“
    „Na, wenn du schon mal da bist, können wir die Gelegenheit auch gleich nutzen“, meinte Ricky und lachte, während er Memmeon in den Arm nahm. Er freute sich, dass er nun endlich zeigen konnte, wie er mit Pokémon umgehen konnte und einen Partner gefunden hatte.


  • Haikus im April – Teil 1

    geschrieben von 01.04.2021 bis 15.04.2021


    Scherz


    Ein seltsamer Tag;

    wo kommen die Riesen her?

    Jede Hilfe zählt!




    Ruhe


    Tag nach der Feier,

    alle schnaufen müde durch.

    Nächstes Jahr wieder?




    Stimmung


    Trommelnde Tropfen

    Entspannendes Heißgetränk

    Ein Tag zum Lesen




    Legendär


    Phantastisches Biest

    Stolzer, gerechter Tiger

    Treuer Zouwu




    Erkenntnis


    Suche nach Wissen,

    lesenswerte Texte … Was,

    es ist schon Morgen?!




    Überraschung


    Blick aus dem Fenster

    Müde die Augen reibend

    Weiße Wunderpracht




    Fantasie


    Seltsame Träume …

    Katzen auf Wolken schwebend …

    Das gibt’s doch gar nicht!




    Sterngucker


    Wolkenlose Nacht

    Fenster zur Vergangenheit

    Gemeinsam vereint




    Partner


    Unerreichter Traum …

    Komm, du schaffst es sicherlich!

    Ich glaube an dich!




    Nachricht


    Zehn Jahre ab jetzt.

    Warum schreibe „Ich“ mir selbst?

    Brief aus der Zukunft.




    Treffen


    Abschied für immer?

    Nein, wir sehen uns wieder.

    Dann bis bald, mein Freund!




    Laune


    Trübe Gedanken,

    keine Motivation,

    nur leere Worte.




    Blüte


    Geschenk der Natur

    Blühende Gracidea

    Tiefste Dankbarkeit




    Jubiläum


    Wie, schon zwanzig Jahr‘!?

    Kam erst vor Kurzem dazu.

    Animal Crossing.




    Wandel


    Der Frühling ist da!

    Sonne scheint, Natur erwacht.

    Oh, da fällt ja Schnee.


  • Die erste Reise

    geschrieben am 01.04.21


    Es war einmal vor langer Zeit, als Pokémon und Menschen noch nicht dieselbe Bindung hatten, wie wir sie heute kennen. Ihrer scheuen Natur wegen versteckten sie sich in den hohen Gräsern, um den Blicken der Menschen zu entgehen und so friedlich ihrer Wege zu ziehen. Die Menschen wussten natürlich über die Existenz der Pokémon Bescheid und verübelten es ihnen nicht, dass sie sich zurückzogen und in Frieden leben wollten. So begab es sich also, dass sich beide Gruppen gegenseitig in der Welt akzeptierten und wilde Pokémon nie vor Menschen erschienen.


    Doch eines der Pokémon war sehr neugierig. Eines Nachts beschloss es, sich den strengen Worten seiner Eltern zu entziehen und die hohen Gräser hinter sich zu lassen. Zu starr war ihm das Leben in der kleinen Höhle zwischen seinen Geschwistern und so wollte es sich aufmachen, um die Welt näher kennenzulernen.
    Auf leisen Pfoten machte es sich geschwind auf den Weg zur nächsten Menschensiedlung. Zu dieser späten Stunde waren Menschen draußen kaum noch zugegen, obwohl die Dämmerung erst eingesetzt hatte. Die hohen Gebäude flößten dem Pokémon Ehrfurcht ein, da es solche Bauten nicht gewöhnt war. Das aus den durchsichtigen Scheiben scheinende Licht ließ es jedoch in wohliger Erinnerung an die Flammen seiner Mutter denken, die sie jeden Abend in der Höhle beschwört hatte. Ob es bei den Menschen untereinander auch so etwas wie diese Wärme gab?
    Auf einmal öffnete sich eine Tür zu einem der Gebäude und das Pokémon sah, wie ein Menschenmädchen in die Nacht lief und schluchzte. Es beschloss, dem Mädchen zu folgen und erreichte es schließlich am nahegelegenen See. Dort saß es mit verschränkten Beinen am Ufer und blickte voller Trauer in die Mitte des Gewässers. Das Pokémon bemerkte, dass der Ort im Gegensatz zum umliegenden Land sehr ordentlich wirkte. Vielleicht ein Lieblingsplatz des Mädchens? Noch während das Pokémon überlegte, was es tun sollte, begann das Mädchen zu klagen.
    „Warum wollen sie das nicht verstehen, dass ich auch einmal etwas Anderes sehen will? Mir reicht es einfach nicht, nur Zuhause zu sein, erwachsen zu werden und dem Alltagstrott nachzugehen. Ich möchte gern die Welt bereisen und Neues entdecken!“
    Das Pokémon näherte sich dem Mädchen bis auf wenige Sprünge. Es erinnerte sich, dass einige andere Pokémon ebenfalls von großen Reisen sprachen und sich nicht zu sehr auf das Hier und Jetzt konzentrieren wollten. Sie wollten mit dem Wind gehen, dem Fluss folgen, die verschiedenen neuen Gerüche verfolgen und so mehr und mehr von ihrer Umgebung wahrnehmen. Bereits vor dem Pokémon gab es ausreichend andere, die eine Reise antraten. Was sie in all der Zeit gesehen hatten, wusste es allerdings nicht.
    In all den Gedanken fasste das Pokémon einen Entschluss. Es wollte dem Mädchen gern zu verstehen geben, dass es ihm zugehört hatte und versuchten wollte, seinen Wunsch zu erfüllen.
    „Nii-a!“
    Das Mädchen fuhr aufgrund des fremden Lautes ruckartig herum und sah, dass es nicht mehr allein war. Seine Augen wurden groß, als es bemerkte, dass es sich bei dem kleinen Gesellen um ein Pokémon handelte.
    „Ein … ein F-f-f-fynx?!“, entfuhr ihm schließlich nach einigem Stammeln der Name des Pokémons. Fynx antwortete mit demselben Laut noch einmal und wartete gespannt weitere Reaktionen ab.
    Das Mädchen wusste nicht sofort, was es machen sollte. Panisch blickte es sich um und erwartete wohl die geballte Macht von Fynx' Eltern, die irgendwo in der Nähe lauerten. Auch wenn es nicht wirklich glauben wollte, dass Pokémon gegenüber Menschen gewalttätig wurden, so erinnerte es sich nun doch an die vielen Schauergeschichten, die seine Familie über wilde Pokémon erzählt hatten. Doch diese Situation war anders. Bei dem Mädchen befand sich nun ein wildes Pokémon, offenbar ohne Scheu und womöglich auch sehr interessiert an ihm.
    Es schluckte. Nervös streckte es eine Hand aus und wartete, ob Fynx reagieren würde. Das Pokémon schnupperte eine Weile an der Hand, bevor es mit dem Kopf an den Fingern entlang strich. Das Mädchen lächelte nun etwas, während sein Herz wie verrückt schlug.
    „Du … Hast du mir etwa zugehört, als ich … also, vom Reisen, und so. Verstehst du?“
    Das Mädchen wusste nicht wirklich, was es sagen sollte, jedoch schien Fynx absolut zu verstehen. Beide sahen sich intensiv in die Augen und es glaubte zu verstehen, dass Fynx wegen ihm hier war.
    „Ich … heiße Tanja“, sagte das Mädchen schließlich und schickte sich an, Fynx mit beiden Händen umklammert hochzuheben. Als ob es nur darauf gewartet hätte, ließ es ruhig seine Beine hängen und blickte weiterhin Tanja an.
    „Fynx, ich … tut mir leid, ich bin so aufgeregt“, entschuldigte sich Tanja, jedoch antwortete Fynx nur mit einem langgezogenen „Nii“. Die Art der Betonung ließ auf eine Frage schließen, aber das mochte sich Tanja letztendlich auch eingebildet haben.
    „Also, willst … willst du mit mir auf eine Reise gehen? Ich möchte die Welt entdecken, mehr sehen und vielleicht auch das ein oder andere Pokémon kennenlernen. Und ich … ich sehe dir an, dass du ähnlich für uns Menschen empfindest. Glaube ich. Ansonsten wärst du doch sicher nicht so weit bis zu mir gelaufen.“ Tanja machte erneut eine Pause und fügte schließlich noch leise hinzu: „Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, wenn du einstimmen würdest.“
    Mit einem so lauten und freudigen Laut, dass Tanja glaubte, die Stille der Nacht regelrecht zerbrochen zu haben, bejahte Fynx diese Frage. Mit einer Kraft, die Tanja dem kleinen Pokémon nie zugetraut hätte, befreite es sich aus ihrem lockeren Griff, landete mit allen vier Beinen auf dem Boden und lief um Tanja herum. Sie lachte aufgrund dieser Reaktion und Fynx stimmte mit ein. Obwohl sie sich noch nicht lange kannten, fühlte sich ihre Verbundenheit bereits an, als wären sie schon ewig befreundet. Nur die Zeit wusste, wie lange sie noch am See saßen und sich ausmalten, was sie in der Welt entdecken würden.


    Man erzählt sich, es sei die erste Reise eines Menschen mit einem Pokémon gewesen. Und es war sicherlich nicht die letzte.


  • Hallo, Rusalka,

    ich wollte hier kurz etwas nachschauen und bin ein bisschen entsetzt, dass seit deiner Heimkehr niemand kommentiert hat. Auf genau diesen Text beziehe ich mich, weil ich ihn schon, als du ihn gepostet hast, sehr eindrücklich fand. Du hast ihn in der Hintergrundinformation thematisch an dein letztes Drabble Aufbruch angeknüpft, aber ich vermute, inhaltlich gibt es keine Verbindung, weil das Versprechen, von dem dort die Rede war, nicht auftaucht.


    Es gelingt dir wirklich schön, dieses Gefühl der Heimkehr in Worte zu verpacken, besonders am Ende, wenn man die Schuhe auszieht, um mit den Zehen wackeln zu können, das Gepäck mitten in der Wohnung stehen lässt, weil niemand da ist, den es stören könnte, und sich so heimisch fühlt, dass man direkt einschlafen könnte und nicht erst etwas vorbereiten oder suchen muss. Aufgefallen ist mir die Wortwahl "[ich] fädelte einen Schlüssel aus der Hosentasche". Nicht den Haustürschlüssel, den man sowieso ständig in der Hand hat, sondern einen, mit dem man gar nicht mehr richtig vertraut ist. Das macht die lange Abwesenheit ganz subtil deutlich.

    Mir geht es so, dass man bei einer Rückkehr nach Jahren denkt, es müsse sich inzwischen so viel verändert haben. Meist hat es das auch, aber zuallererst sind es die vertrauten Dinge, nach denen man fragt, die man aufsucht, an denen man sich festhält und die ein nostalgisches Gefühl aufkommen lassen. Damit finde ich mich in deinem Drabble gerade sehr gut wieder.


    Bis bald!

    Und plötzlich schien ein neuer Kontinent

    am Horizont, wir sind noch lange nicht am End’!
    _________________________________________________- Flocon

    Vielen Dank an Evoluna für diesen wunderbaren Avatar ^-^

  • PokéRap-Gedichte

    geschrieben am 01.04.2021


    Quajutsu greift zu den Sternen, das ist mal krass,

    mit seinen Attacken wird der Gegner ganz nass.

    Zuletzt noch ein, zwei Schuss, welch ein Spion,

    völlig unsichtbar, das war wohl Intelleon.


    Da folgt dem Voldi im schnellen Trott,

    ein geübter Kämpfer, genannt Zwott-

    ronin, bewaffnet mit Muschelschalen,

    dass selbst Austos Perlen nie so strahlen.

    Entwickelt sich schon bald zu Admurai,

    kein Wort, Stille, Owei!

    Die Klinge gefasst, ein Schlag ganz hart,

    der Schild hält stand von Durengard.


    Clavion klimpert mit dem Schlüssel,

    Donphan hämmert mit seinem Rüssel.

    Es ergibt sich eine schöne Melodie

    durch Dartiris Tirili.


  • Bildersprache

    geschrieben im Januar 2016


    Eine unsichere Seele inmitten der Nacht. Schnell schlug ihr Herz, unstete Gedanken rasten durch ihren Kopf. Ihr Gegenüber sah sie aus neugierigen Augen an, wohl nicht darum wissend, was kommen möge.

    Die verwirrte Seele nutzte diesen Moment, um sich auszudrücken. Sie konzentrierte ihre Kräfte, aus denen ein Bild entstand. Ein Zeichen ihrer Emotionen und allem, was sie gerade fühlte.

    In der Hoffnung, ihr Gegenüber verstehe es, wartete sie.

    Was kam, war unerwartet. Die nunmehr überraschte Seele erreichte ebenfalls ein Bild voller Gefühle und Wohlwollen. Sie lächelte.

    Worte ohne Sprache, ein freundschaftliches Versprechen, zweisam dank der Aura in dieser Nacht.


  • Haikus im April – Teil 2

    geschrieben von 16.04.21 bis 30.04.21


    Ende?


    Gefallener Freund

    Trauer währt nur kurze Zeit

    Endlose Kriege




    Liebe


    Lass dich umarmen.

    Ich sehne mich nach dir und

    deinem kalten Herz.




    Akzeptanz


    Okay, lass dir Zeit.

    Ich warte auf dich, bis wir

    wieder ein Team sind.




    Kindheit


    Fliegende Bären,

    Enten, Agenten, Mäuse,

    Zwo, Eins, Risiko.




    Mysterium


    Verirrt. Langer Fluss.

    Was versteckt dieser Nebel?

    … Da vorne … ein Pferd?




    Brief


    Ich? Die Welt retten?!

    Bin nur Postbote mit Ball.

    Gestatten: Yoku!




    Reise


    Raschelnde Blätter

    Der Wind der fernen Lande

    Verzauberndes Buch




    Essen


    Reich bedeckt und rund,

    schmackhaft, geht zu jeder Stund‘,

    Pizza in den Mund.




    Freizeit


    Bienen summen laut

    Frühlingspicknick im Schatten

    Kirschblütenregen




    Auserwählte


    Vier Kristallkrieger.

    Ihre Bestimmung ist es,

    die Welt zu retten.




    Unbändigkeit


    Traumlose Nächte

    Eine Reise durch das Nichts

    Gieriges Chaos




    Vergänglichkeit


    Wie soll das nur geh’n?

    Arbeit über Arbeit. Ach,

    neuer Tag beginnt.




    Gegensatz


    Sind so nah entfernt

    Nur gemeinsam vollkommen

    Licht und Dunkelheit




    Start


    Wer ist dein Partner?

    Wähl‘ weise für die Reise.

    Sinnoh, wir kommen!




    Ende


    So viele Haikus

    Ein Monat ist schnell vorbei

    Danke an alle


  • Hallöchen Rusalka,


    nachdem du des Öfteren schon meine Werke kommentiert hast, wollte ich es mir wirklich nicht nehmen lassen, und auch dir einen kleinen Gefallen tun, indem ich ein Werk von dir kommentiere, hehe! Letztendlich habe ich mich für das Drabble Bildersprache entschieden, weil es erstens ein aktuelles Werk ist, und zweitens ich starken Gefallen daran beim Lesen finden konnte! Ich hoffe, dass du etwas daraus mitnehmen kannst! (:


    BILDERSPRACHE _

    Zuallererst, würdest du in deinem kleinen Informationstext nicht explizit erwähnen, dass es sich um die handelnden Charaktere um zwei Riolu handelt, würde ich wohl nicht herauslesen, dass es am Ende so ist, hehe! Das möchte ich jedoch keinesfalls als Kritik verstehen, sonder vielmehr als einen positiven Aspekt, ebenweil du es trotz allem so frei schreiben konntest. Und doch kann ich im Anschluss sehen: man hätte es erahnen können, da du in deinem Text bewusst Worte, wie beispielsweise Aura oder auch Seele verwendest. Spannend finde ich auch den Verlauf des Drabbles, denn trotz Kürze kann ich die Gefühle von den Charakteren nachvollziehen, und es bleibt stets spannend weiterzulesen.


    unstete

    Ich möchte ehrlich sein: ich kann dieses Wort nicht, hehe! Ich musste zuerst suchen, was es bedeutet, doch es passt! Natürlich, eventuell stört es andere, die dieses Wort ebenfalls nicht kennen und direkt im zweiten Satz darüber stolpern, doch mich hat es nicht beim Lesen verunsichert, auch weil ich es in diesem Kontext schnell erahnen konnte, was du damit ausdrücken wolltest.


    Eine unsichere Seele

    Die verwirrte Seele

    Die nunmehr überraschte Seele

    Ich liebe es, wie du an exakt diesen Stellen das Wort Seele wiederholst, doch jedes Mal mit einem anderen Adjektiv, wodurch du auch eine Art Klimax erstellst. Dadurch wird man auf diese schnell aufmerksam, und kann deinen Fokus beim Schreiben des Textes nachvollziehen.



    Sooo, das war's auch schon meinerseits! Solltest du noch Unklarheiten o. Ähnl. haben, kannst du mich nochmal kontaktieren, und dann kann ich das hoffentlich so erklären, dass diese aus der Welt sind! Ich würde mich natürlich freuen, demnächst weitere Werke in diesem Thema von dir zu sehen und zu lesen! Bis Dedenne, und noch eine schöne Restwoche :3

  • Kampf der Giganten

    geschrieben am 24.10.17


    Die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont. Die Dämmerung brach herein und hüllte die Welt langsam, aber sicher in Dunkelheit. Die Pokémon, die während des Tages unterwegs waren, legten sich zunehmend schlafen und ahnten noch nicht, was außerhalb ihrer Reichweite, eingehüllt in das Licht des Vollmondes, vonstatten ging.
    Gengar dachte zurück an die Begegnung mit Vulnona. Er wusste, dass der Feuerfuchs ein harter Gegner war und dass ihm sein nächster Konkurrent nichts schenken würde. Er musste also alles geben, um den Sieg davon zu tragen.
    Nachtara hingegen blickte zum Mond empor. Wie hatte er nur gegen Absol bestanden? Die Antwort würde er in dieser Nacht wohl nicht erfahren und er ging in sich, um sich vorzubereiten.
    Beide Pokémon wussten, dass ihnen der finale Kampf alles abverlangen würde. Aber wer würde den Sieg davon tragen?


    Schließlich standen sich beide Pokémon gegenüber. Wortlos zollten sie dem jeweils anderen Respekt, dass er so weit gekommen war und sie sich nun im finalen Kampf gegenüberstanden. Der Beste sollte schließlich den Tagesanbruch sehen und sich auf ewig als bestes Pokémon aller Zeiten bezeichnen dürfen.
    Nachtara duckte sich etwas. Er fauchte und hoffte, dass Gengar nicht auf seine Nervosität aufmerksam wurde. Das könnte ihn den Kampf schon früh kosten. Er konzentrierte sich lieber darauf, einen Doppelgänger zu erschaffen, mit dem er Gengar in die Enge treiben konnte.
    Gengar sah seinem Gegner währenddessen weiter grinsend in die Augen. Es war, als würde ihn Nachtaras Drohgebärde gar nicht kümmern, so gelassen nahm er die Situation. Einige Male setzte er zum Sprung an, nur um ihn doch nicht durchzuführen.
    Nachtara wusste nicht, was er davon halten sollte. Warum griff er ihn nicht an? Jeder seiner Gegner hatte das zuvor getan und es wunderte ihn, dass Gengar so vollkommen anders auf ihn reagiert.
    Plötzlich nahm Nachtara hinter sich einen markerschütternden Schrei wahr. Er drehte sich rasch um, nur um zu erkennen, dass sich Gengar dort befand und bereits einen Spukball vorbereitete. Nachtara sprang zur Seite und wartete bereits auf den Angriff, als ein harter Schlag seine linke Flanke traf. Von dem Angriff überrascht sah er sich verwirrt um und stellte fest, dass sich mehrere Gengar um ihn befanden. Doppelgänger?
    Er sprang auf eines der Gengar zu und setzte zum Biss an, als dieses tatsächlich verschwand. Gleichzeitig spürte er die Energie eines Angriffs auf seinem Körper und wurde zu Boden gedrückt. Verdammt! Welcher war nur der echte?
    Bevor sich Nachtara erneut erheben konnte, bemerkte er verschwommen, wie sich die Gengar um ihn aufreihten. Mit einem Blick nach oben sah er, dass ein Objekt näher kam. Erst im letzten Moment, bevor es auf seinen Kopf platschte, sah er, dass es sich um ein Karpador handelte! Sollte das etwa die Rache für den gewonnenen Kampf letztens?
    Von den Gengar ging eine Dunkelheit aus, die Nachtara schließlich einhüllte. Selbst seine Ringe auf dem Körper, die im Dunkeln leuchteten, konnten dagegen nichts mehr ausrichten. Er sah keine Chance mehr, dem zu entrinnen.
    Mit einem Ruck stand Nachtara wieder Gengar gegenüber, der weiterhin ein Grinsen aufgesetzt hatte. Panisch sah sich Nachtara um und versuchte auszumachen, was passiert ist. Ohne Erfolg.
    „Na, hör mal“, meinte Gengar daraufhin mit einem ernsten Gesicht. „Macht dich etwa schon eine Illusion komplett fertig?“
    Illusion? Das war alles gar nicht echt? Aber wie …?
    Nachtara sah Gengar erneut in die Augen. Als er das realisierte, blickte er sofort in eine andere Richtung und verteufelte sich dafür. Wie konnte er so einen dummen Fehler begehen und seinem Gegner zu einer erfolgreichen Hypnose verhelfen?
    Ohne Gedanken an eine Strategie machte sich Nachtara zum Angriff bereit. Solange er nur nicht komplett still halten würde, passte es schon und ein bisschen Augenkontakt dürfte nicht allzu schlimm sein. Hoffte er zumindest. Er konzentrierte sich und erschuf einen Spukball, den er sogleich auf seinen Gegner los ließ.
    Gengar schien nur darauf gewartet zu haben und versank langsam im Boden, um dem Angriff auszuweichen. Vollkommen aus dem Blickfeld seines Gegners verschwunden machte er sich daran, selbst einen weiteren Plan auszutüfteln. Dass die Hypnose nicht mehr so leicht funktionieren würde, war ihm bewusst und er wollte auch nicht riskieren, eine Schwachstelle offen zu lassen. Direkt hinter Nachtara erschien Gengar wieder und setzte zu einem Gifthieb an. Nachtara, der sich in der Zwischenzeit weiter umgeblickt hatte, erkannte das aber rechtzeitig und wich mit einem gekonnten Sprung aus. Gengar lachte gespielt niedergeschlagen, fasste sich aber kurz danach wieder.
    Nachtara kam mit allen vier Pfoten auf dem Boden auf und blieb standfest. Die Nervosität war wie weggeblasen, jetzt wo die ersten Angriffe ausgetauscht wurden. Und er wusste, dass er so weiter zur Höchstform aufwachsen würde.
    Gengar nahm die Gelegenheit wahr, um sich zu konzentrieren. Um ihn herum erschienen tanzende violette Flammen, die er regelrecht zu einem wilden Tanz dirigierte. Ein Feuer nach dem anderen ließ er auf Nachtara los, um ihn in die Ecke zu drängen.
    Eins von vorne, eins von hinten, zwei von der Seite. Es blieb kaum Zeit auszuweichen und Nachtara handelte instinktiv. Mit Irrlichtern hatte er noch nichts zu tun gehabt und dementsprechend wollte er auch nicht herausfinden, was sie anrichten konnte. Mehrere Salti und Sprünge später war er den Flammen allerdings auch schon ausgewichten und wunderte sich, dass Gengar wieder etwas wartete.
    Betroffen davon, dass keines seiner Irrlichter traf, flog Gengar direkt auf seinen Gegner zu und überraschte ihn mit der plötzlichen Erscheinung. Er nutzte den Moment für einen Schlecker, was Nachtara ekelerregend annehmen musste, und spendierte ihm ebenso einen neuen Spukball, der ihn zurückschleudern ließ. Nachtara schaffte es jedoch wieder schnell auf die Beine, sprang auf Gengar zu und setzte zum Biss. Mit Leichtigkeit wich Gengar aus, wurde aber jäh von einem unerwarteten Biss an seiner linken Hand überrascht. Er sah sich um und bemerkte, dass sich dort ein weiteres Nachtara festgekrallt hatte. Davon überrascht blickte er wieder zum anderen Nachtara, dessen Augen gelb leuchteten und in Gengar ein Gefühl der Bedrohung aufkommen ließ. Was war das? Just in diesem Moment stieß das festgekrallte Nachtara Gengar weg und er landete mit dem Kopf voran auf dem Boden. Bevor ihn noch ein weiterer Angriff treffen konnte, wollte er schon wieder im Boden versinken, war aber nicht mehr dazu in der Lage.
    Panik überkam Gengar und er rollte sich einmal herum, um Nachtara sehen zu können. Oder besser gesagt beide. Der gelbe Blick des einen Nachtara wich wieder seinen roten Augen und das andere stellte sich direkt neben ihm auf, fast noch selbstbewusster.
    Doppelgänger? Im Gegensatz zu seinen im Alptraum musste das ein echter sein. Ansonsten hätte er ihn niemals treffen können. Aber warum hatte er ihn nicht schon vorher entdeckt? Diese leuchtenden Ringe waren doch in der Dunkelheit sogar noch auffälliger!
    Viel gravierender war für ihn aber die Tatsache, dass er nicht mehr verschwinden konnte. Als Geist eine Blamage, aber er hatte auch nicht damit gerechnet, einem Horrorblick begegnen zu dürfen. Das wiederum entfachte seine Freude an dem Kampf und Gengar lachte schallend durch die Nacht. Er hatte Nachtara stark eingeschätzt und die bisherige Auseinandersetzung zeigte ihm, dass er Recht hatte. Er konnte es nicht erwarten, noch mehr zu sehen!
    Nachtara beobachtete Gengar aufmerksam. Er hatte Glück gehabt, dass sein Delegator nicht sofort aufgeflogen war, wodurch er eine gute Gelegenheit bekam, seinen Gegner zu treffen. Diese Gelegenheit würde er auch nicht mehr so schnell wieder bekommen; das war ihm klar.
    Von einem Moment auf den anderen spürte Nachtara eine seltsame Energiewelle. Die Luft um ihn war angespannter und er musste sich konzentrieren, seinen Doppelgänger erhalten zu können. Gleichzeitig leuchtete Gengar in einem weißen Licht auf, das ihn vollkommen einhüllte. Nach wenigen Sekunden stieß er einen markerschütternden Schrei aus, das Licht verschwand und zeigte die Veränderungen, die Gengar vollzog. Ein dunkler, violetter Schimmer umgab Gengar, der nun vollends so aussah, als wäre er mit der Dunkelheit verschmolzen, während sich auf seiner Stirn ein drittes, gelbes Auge gebildet hatte. Sein Blick wirkte manisch, als würde er seinem Gegenüber am liebsten den Willen brechen wollen.
    Nachtara ging in eine geduckte Position und wich etwas zurück. Wie sollte er nur mit einer Mega-Entwicklung umgehen können? Als normales Gengar hatte sein Gegner schon enorme Fähigkeiten. Zu was würde er nun jetzt imstande sein?
    Gengar nutzte den Überraschungsmoment und stürzte auf die Nachtara hin. Mit einem Hieb konnte er seinen Doppelgänger von ihm trennen, indem er ihn weg schleuderte und Nachtara selbst beglückte er ebenfalls mit einem Schlag voller geisterhafter Energie, die ihm regelrecht die Luft aus den Lungen drückte. Dem nicht genug setzte Gengar noch einmal nach und gab ihm mit einer Matschbombe keine Verschnaufpause.
    Während sich Nachtara vor den Angriffen zu wehren versuchte, kam der Doppelgänger zurück und biss sich an Gengars Stacheln fest. Dieser nahm das im Vergleich zum ersten Mal sehr gelassen hin und nutzte eine Finsteraura, um ihn wieder los zu werden. Der Doppelgänger ließ von ihm ab, landete ein paar Schritte vor ihm und setzte zu einem Angriff an. Gengar hatte das bereits vorausgeahnt und hob eine Hand zur Abwehr, als der Doppelgänger blitzartig zur Seite sprang und den Angriff von dort fortsetzte. Vor seinem Maul hatte sich ein Spukball gebildet, den er sogleich Gengar schenkte und ihn auf diese Weise zurück stieß. Dadurch hatte Nachtara die Möglichkeit, wieder aufzustehen.
    Gengar heulte kurz auf, lachte danach jedoch wieder manisch. Das letzte Mal hatte ihn Ho-Oh dazu gezwungen, seine Mega-Entwicklung zu benutzen, wodurch er der Legende am Ende überlegen war. So viel Spaß hatte er seitdem nicht mehr an einem Kampf gehabt!
    Er visierte Nachtara an. Der Doppelgänger würde nicht lange bestehen, wenn Nachtara erst einmal genug Energie verloren hatte und für ihn war klar, wen er dafür zuerst erledigen musste.
    Mit einem erneuten Sprung stieß Gengar vor und nahm Nachtara in die Mangel, während er den Doppelgänger weg stieß. Dieser blieb regungslos am Boden liegen, während Nachtara zappelte und versuchte, sich aus der Klaue zu befreien, die ihn mit eiserner Kraft hielt. Gengar konzentrierte seine dunkle Energie in die Hand, um seinem Gegner die Lebenskraft zu nehmen. Aus dieser Falle würde er nicht mehr entkommen!
    Unzählige Momente vergingen, bis Nachtara schließlich aufgab und keinen Muskel mehr rührte. Gengar lachte schallend auf, als es vollbracht war. Endlich konnte er sich selbst als das beste Pokémon aller Zeiten rühmen!
    Kurz darauf verpuffte Nachtara jedoch, sehr zu Gengars Schrecken. Dieser blickte sich panisch nach dem Doppelgänger um, erntete für seine Entdeckung allerdings nur einen Schwall dunkler Energie, die ihn aufschreien ließ. Danach folgte noch eine Welle Schattenenergie durch einen gewaltigen Spukball, dank der Gengar zum ersten Mal zu Boden ging.
    Nachtara keuchte, mühte sich aber zu einem kecken Lächeln ab. Gengar hatte ihn doch tatsächlich mit seinem Doppelgänger verwechselt, mit dem er kurzerhand die Plätze getauscht hatte, als er Gengar mit dem Horrorblick überlistete. Zufrieden, aber dennoch weiterhin angespannte reckte Nachtara den Kopf in Richtung des Vollmondes. Dank seiner Energie leuchteten seine Ringe stärker auf als zuvor und er spürte, wie er zu einigen Kräften kam. Es würde bei weitem nicht genug sein, um wieder vollständig geheilt zu sein, aber er musste den Moment nutzen. Sonst könnte er den Kampf womöglich nicht als Sieger beenden.
    Gengar richtete sich auf und sah, dass sich sein Gegner im Mondschein badete. Mit zusammengebissenen Zähnen sprang er wieder auch Nachtara zu und versuchte ihn zu packen, aber Nachtara wich mit einem gekonnten Satz aus. Mittlerweile hatte er gelernt, zu welcher Geschwindigkeit Gengar während seiner Mega-Entwicklung imstande war und war darauf vorbereitet. Einige Sprünge entfernt stellte sich Nachtara seinem Kontrahenten entgegen, darauf bedacht, keinen direkten Augenkontakt herzustellen.
    Beide überlegten fieberhaft, wie sie dem anderen schaden konnten. Gengar wusste, dass seine direkten Angriffe wohl nichts mehr ausrichten würden. Nachtara hingegen konnte sich nicht mehr auf einen Doppelgänger verlassen, mit dem er ein Verwirrspiel treiben konnte. Es war kaum abzusehen, wer die Nase vorn hatte.


    Gengar nutzte aufs Neue einen Spukball, um Nachtara aus der Reserve zu locken. Dieser sprang über den Angriff hinweg und nutzte den Moment, um einen Gegenangriff vorzubereiten. Gengar ließ es jedoch gar nicht erst dazu kommen, sprintete auf Nachtara zu und holte zum Schlag aus.
    Nachtara erwartete eine Dunkelklaue. Er wusste, dass ihm diese nicht so viel schaden würde und dass er dank der Energie des Mondes durchhalten würde. Danach würde er sich mit einem Biss revanchieren, um so maximalen Schaden zuzufügen. Nachtara nahm von dem drohenden Schlag plötzlich Blitze wahr, die sich schnell ausbreiteten. Zu spät erkannte er die andersartige Energie, die sich sogleich in seinem Körper entlud und ihm einen heftigen Stromschlag bescherte.
    Gengar hatte damit gerechnet, dass Gegner durchhalten würde. Seine Spezialität waren im Endeffekt hinterhältige Attacken und einen Donnerschlag hatte keiner seiner bisherigen Gegner erwartet.
    Nachtara wurde zu Boden geschleudert, während seine Muskeln weiterhin zuckten und er versuchte, die elektrische Energie abzuschütteln. Es war ihm nicht möglich, sich zu rühren und dementsprechend war er nun den Angriffen seines Gegners schutzlos ausgeliefert. Warum hatte er nicht einfach selbst reagiert, wenn er die Gelegenheit hatte? Viel zu oft hat er auf eine Gelegenheit gewartet zurückzuschlagen, aber ist selten selbst in die Situation gekommen, den ersten Schritt zu wagen. Nachtara wusste, dass ihm das nun zum Verhängnis werden würde.
    Gengar schritt langsam auf ihn zu. Immer noch unfähig sich zu rühren, stellte Gengar direkten Augenkontakt mit Nachtara her und besiegelte damit das Ende des Kampfes.
    Nachtara fand sich umringt von mehreren Gegnern wieder. Er glaubte, darunter auch Gengar zu erkennen, konnte mit den meisten Schattenwesen allerdings nichts anfangen. Ob sie seiner Fantasie entsprungen waren? Obwohl sich Nachtara bewusst war, dass er sich in einer Hypnose befand, konnte er nichts ausrichten.
    Die Meute an Schattenwesen setzte sich in Bewegung und überfiel ihn, woraufhin Nachtara das Bewusstsein verlor.
    Gengar lachte auf, als er den Traum verzehrt hatte. Die Angst, die sein Gegner soeben verspürt hatte, würde er noch lange in Erinnerung behalten. Nachtara lag regungslos auf dem Boden und es würde wohl einige Zeit dauern, bis er wieder zu Kräften kam.
    Mit einem interessierten Blick sah Gengar zu seinem Kontrahenten. Nicht aus Häme, sondern tatsächlich aus Respekt. Obwohl er für seine vorherigen Gegner nichts übrig hatte, empfand er für Nachtara durchaus etwas wie Bewunderung, das ihn beinahe schaudern ließ. Dieses Gefühl hatte er noch nie gehabt. Womöglich hängt es damit zusammen, einem starken Pokémon begegnet zu sein?
    Gengar wandte sich, mittlerweile wieder in seiner normalen Form, schließlich ab und verschwand in der Dunkelheit. Endlich war er das beste Pokémon aller Zeiten und er wusste, dass sich mit ihm sicherlich viele andere Wesen freuen würden.


  • Bestes Pokémon aller Zeiten – Halbfinale

    geschrieben am 16.10.17


    Energien prallten aufeinander. Vulnona wurde von einem Spukball überrascht und wich mit einem gewaltigen Sprung in die Luft aus. Der Fuchs wusste, dass es nicht die beste Idee war, da er Gengar nun schutzlos ausgeliefert war. Dieser nutzte auch gleich die Gelegenheit, um in den Nahkampf zu gehen. Mit hoher Geschwindigkeit flog Gengar auf Vulnona zu, um seinem Gegner mit einem Schattenhieb den Garaus zu machen.

    Vulnona wurde nervös und überlegte fieberhaft. Konnte er seinen Gegner überlisten und den direkten Angriff abwehren? Er ließ es darauf ankommen und täuschte einen Flammenwurf auf der linken Seite an. Gengar, hochkonzentriert, ahnte die Attacke voraus und lehnte sich zu Vulnonas rechte Seite. Mit einem kecken Grinsen setzte nun Vulnona Irrlichter um sich herum frei, die wie magische Flammen in der Luft hingen und sich sogleich auf den Feind zu bewegten. Gengar riss die Augen auf und versuchte noch davon zu rudern, streifte dabei aber eines der Irrlichter und schrie auf. Ein Blick auf seinen Arm zeigte, dass sich die Flamme übertragen hatte und er wohl so schnell nicht davon los kommen konnte.

    So sanft wie nur möglich kam Vulnona auf dem felsigen Untergrund auf und beobachtete seinen Gegner. Der Kampf würde wohl nicht so schnell zu Ende gehen, besonders nicht mit dem Blick, den Gengar erwiderte. Nur die Zeit wusste, wer am Ende noch stehen würde.


    Vulnona Vulnona vs. Gengar Gengar


    Der Mond schien hell an diesem Abend, als sich Absol und Nachtara gegenüber standen. Die gelben Ringe auf Nachtaras Körper leuchteten auf und verrieten seine Position deutlich, während Absol langsam auf ihn zuschritt.

    „Sollen wir das jetzt etwa wirklich austragen?“, fragte Nachtara und ging in Kauerstellung. Er erwartete zwar nicht sofort einen Angriff, aber Vorsicht war besser als Nachsicht.

    Absol blieb stehen und neigte etwas den Kopf. „Scheint so. Dabei hab ich eigentlich echt nichts gegen dich.“

    Eine kühle Brise zog über die beiden hinweg. Die Anspannung beider Kontrahenten war deutlich zu vernehmen. Schließlich machte Absol den ersten Schritt, während Nachtara einen zurück trat.

    „Mach dich bereit.“

    Mit diesen Worten leuchtete Absols Horn auf und er entfesselte eine Salve an Psychoklingen. Obwohl Nachtara zuerst zuckte, blieb er seelenruhig stehen und ließ einige der Angriffe an sich abprallen.

    „Lass den Unsinn!“, rief er verärgert, erntete dafür aber nur einen herabschauenden Blick.

    „Sagt mir derjenige, der in der Dunkelheit ein paar Doppelgänger vorbereitet hat.“ Eine der Klingen war über Nachtara hinweg geflogen und mit einem lauten Puff verschwand auch besagter Doppelgänger. Nachtara fauchte und wusste, dass er sich aus dieser Situation nicht mehr befreien könnte.

    Beinahe gleichzeitig stießen sich beide Pokémon vom Boden ab und liefen aufeinander zu. Wer würde wohl den Sieg davon tragen?


    Absol Absol vs. Nachtara Nachtara


  • Auftritt

    geschrieben am 21.08.21


    Lange hatte ich zu dir aufgesehen. Wann immer du ein Mikrofon in der Hand hieltst, konntest du alle um dich herum begeistern. Deine Stimme, manchmal klar wie ein Glockenschlag und andernorts rau wie die wilde See, war ein Feuerwerk der verschiedenen Möglichkeiten und mit jedem deiner Auftritte zeigtest du, was in dir steckte.

    Ein Gefühl keimte in mir auf, dass ich dich mit meinem Gesang wohl nie erreichen könnte. Doch dann wurden wir bei einem Wettbewerb zusammengelost. Trotz meiner Nervosität machtest du mir Mut und überraschtest mich.

    „Möchtest du vielleicht die Hauptstimme übernehmen? Ich … mag deine Stimme nämlich sehr.“


  • Pac-Man

    geschrieben am 20.04.21



  • Bar Keeper's Hold

    geschrieben am 24.06.21


    Szene: Bar Keeper’s Hold, Auftritt Vampir, Hexe, Mumie und Barkeeper.


    Vampir: (nippt an seinem Rotwein) Früher war ich mal jemand.

    Hexe: Bitte nicht schon wieder …

    Barkeeper: Noch etwas?

    Hexe: Oh bitte, ja! Ich halte das sonst nicht aus.

    Mumie: Worum geht es denn überhaupt?

    Vampir: Darum, dass ich früher einmal jemand war.

    Mumie: Ja, aber wer denn genau?

    Vampir: Jemand.

    Hexe: Hör endlich damit auf!

    Vampir: Die Hexe gehört übrigens zu meinem Gefolge, auch wenn sie das nicht zugeben möchte.

    Barkeeper: Da haben Sie aber wirklich kein gutes Los gezogen, Verehrteste Hexe. Letztes Mal meinten Sie noch, Sie wären seit 100 Jahren Single.

    Hexe: Ach, Kraut und Rüben! Der erzählt in seinem Suff nur wieder irgendwelche Lügen über andere.

    Vampir: Lügen! Und das in meinem zarten Alter von 818 Jahren!

    Mumie: Sofern er betrunken wäre, würde man das doch hören.

    Vampir: Eben! Hören Sie mich etwa lallen?

    Barkeeper: Kein Kommentar.

    Hexe: (verkneift sich ein Lachen) Das sagt er immer, wenn etwas stimmt! Uns kann er ja was vormachen, aber der Barkeeper ist einfach eine andere Liga.

    Barkeeper: Verehrteste, ich bin nur ein Barkeeper und keine Person mit übersinnlichen Fähigkeiten.

    Mensch betritt die Bar.

    Mumie: Hey, ich dachte, Menschen können hier nicht rein.

    Hexe: Anscheinend doch. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn wir unter uns sein könnten.

    Barkeeper: Bitte schön, der Mensch, was darf’s sein?

    Mensch: Bier.

    Barkeeper: (überreicht ein volles Glas Bier) Sehr wohl. Hier, bitte.

    Mensch: Wurde aber auch Zeit. Ich hab schon ganze zwei Sekunden darauf gewartet.

    Barkeeper: Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Das nächste Mal werde ich die Zeit auf eine Sekunde reduzieren.

    Mensch: Cooler Service. Ich mag die Bude.

    Mumie: Es handelt sich hier auch um den besten Service in der näheren Umgebung.

    Vampir: Mit welchem Ton begegnest du diesem edlen Etablissement, minderer Mensch?

    Mensch: Redest du mit mir?

    Vampir: Natürlich, mit wem denn sonst?

    Mensch: Ich dachte mir nur, dass du vielleicht den Menschen neben mir meinst, so eine Fahne ziehst du hinter dir her.

    Hexe: (lacht) Sag ich’s nicht, dass er angesoffen ist?

    Vampir: Noch ein Wort, Mensch, und …

    Mensch: Lass mich raten: Sofern du mich heil in deine Burg bringst, wirst du irgendwelche unaussprechlichen Sachen mit mir machen. Hab ich recht?

    Vampir wirft sich auf den Menschen. Hilferufe und Schmatzgeräusche vermischen sich.

    Hexe: Nicht schon wieder ein Opfer.

    Barkeeper: Dafür kommst du aber auf, in Ordnung?

    Vampir: (richtet sich auf) Wir nehmen einfach die Mumie dafür.

    Mumie: Meine Mullbinden rührt ihr dafür nicht an!

    Vampir: Hab dich nicht so. Hier muss sowieso mal geputzt werden und ich muss immerhin auch zeigen, dass ich mal jemand war.

    Barkeeper: (schlägt mit der Faust auf den Tisch) Heute zahlst du das Dreifache. Und keine Faxen, sonst setzt’s was.

    Vampir: (kleinlaut) Na gut.

    Vampir legt das Geld auf die Theke und verschwindet.

    Mumie: Wie ruhig er auf einmal war.

    Hexe: Mit dem Keeper legt man sich eben nicht an.

    Barkeeper: Bitte, ich bin doch nur ein einfacher Barkeeper. Selbst als Vampir hat man gewisse Regeln einzuhalten.

    Mumie: Eine Frage: Er meinte ja, er sei jemand gewesen. Hat er sich etwa durchs Trinken ausgezeichnet?

    Barkeeper: Kein Kommentar.