[Wichteln] Geschenke-Topic

Die züngelnden Flammen schlangen sich in kunstvollen Wirbeln um das knisternde Feuerholz, welches sich mit jeder weiteren Sekunde mehr und mehr in grau glühende Asche verwandelte. Das rhythmische Zischen und Knacken erfüllte den wohlig warmen Bau, dessen Eingang gut geschützt von einigen Farnflechten den kalten Eiswind draußen hielt. Mit einem unterdrückten Gähnen schüttelte das kleine Eneco den Kopf und versuchte sich vom hypnotischen Anblick der tänzelnden Flammen abzuwenden. Seine Augen wurden immer schwerer, doch es wollte nicht schlafen. Nicht jetzt, wo doch diese Nacht das heilige Botogel kommen würde! Ein sanftes Auf und Ab auf der Stirn des Kätzchens ließ es in einen tranceartigen Zustand gleiten. Die Lider sanken hinab und die Welt verschwamm vor seinen winzigen Äuglein. Es war kurz davor in das Reich der Träume zu schweben. Kurz vor dem endgültigen Aus in dieser Nacht. Kurz davor, sich dem ewigen Dunkel hinzugeben und die friedliche Ruhe des Schlafes zu genießen. Mit einem Mal riss das Katzen-Pokemon die Augen weit auf und starrte erbost über seine Schulter. Enekoro, ihre Mutter - eine beschfarbene Katze mit lilanem Kopfschmuck, welcher sich erst über die Stirn erstreckte und sich dann auf beiden Seiten an die Ohren schloss. An den Spitze jeweils drei Fellbüschel, welche senkrecht in der Luft standen und einem ebenso lilanen Halskragen. - hatte aufgehört ihre Tochter zu waschen und blinzelte diese erstaunt an. Mit aufgeblasenen Backen und empört aufgerichteten Ohren, drehte sich das rosane Kätzchen auf und stampfte ein Stück näher zu seiner Mutter, bis sich ihre Nasen fast berührten – wenn sie groß genug gewesen wäre.
„Mama! Das ist unfair. Ich will das Botogel auch sehen.“
Amüsiert schnurrend streckte die Besche ihre Pfote aus und zog ihr Junges zu sich an die Flanke, das protestierende Zappeln ignorierend. Mit einem kurzen Nasenstupser gegen die weiche, flaumige Wange, miaute die Kätzin:
„Langsam müsstest du doch wissen, dass das Botogel nur kommt, wenn alle Kinder brav schlafen. Oder willst du etwa keine Geschenke dieses Jahr bekommen?“
Schockiert weiteten sich die großen Kulleraugen der Kleinen, als sie die Worte ihrer Mutter vernahm. Keine Geschenke!?
Rasch schüttelte Eneco ihr Haupt. Doch so leicht würde sie nicht aufgeben! Sie wollte noch nicht schlafen. Stirnrunzelnd betrachtete sie für einige Augenblicke die lodernden Flammen in der hinteren Ecke ihres Baus. Wie konnte sie ihre Mutter nur dazu bringen, dass sie noch ein bisschen länger wach bleiben konnte? Mit einem Seufzer legte das Jungtier den Kopf auf die Pfoten. Irgendetwas musste es doch geben. Irgendwas... . Sie hatte es! Mit einer ruckartigen Bewegung sprang das Kätzchen auf und donnerte sogleich gegen die Seite des Enekoros. Taumelnd kam die Katze zum stehen, nachdem sich die Welt sich mehr so schnell kreisenden unter ihren Pfötchen bewegte. Mit verwundertem Blick musterte die lilane Kätzin ihr Kind, bis dieses sich wieder setzte und voller Begeisterung in der Stimme mauzte:
„Wenn du mir eine Geschichte über Botogel erzählst, werde ich schlafen gehen!“
Mit einem Lächeln schüttelte das Muttertier den Kopf. Jedes Weihnachten war es das Selbe. Bloß weil ihre Kleine nicht schlafen gehen wollte. Trotzdem nickte das Enekoro nur, ließ das Jungtier in Ruhe eine geeignete und gemütliche Position an ihrer warmen Flanke finden und schnurrte leise, als sich eine winzige Nase in ihr Fell grub.
„Es war dunkel und Schnee stürmte mit rasendem Tempo vom düsteren Nachthimmel herab auf die Erde. Dichte Wolkendecken drängten sich am Zelt zusammen und versperrten dem spärlichen Mondlicht den Weg hinunter. Ein Damhirplex galoppierte mit raschem Schritt durch die gefrorenen Ebenen. Seine Hufe gruben sich mit jedem Sprung in den tiefen Schnee hinein. Die Laute waren gedämpft. Auf seinem Rücken saß ein kleines Vogel-Pokemon. Es trug dicht an den Bauch gepresst einen weißen Leinensack und seine Flügel schlangen sich schützend um den Beutel. Die Augen wegen der Schneeflocken und dem peitschendem Wind zusammengekniffen, hielt es sich mit Müh und Not am Hals seines treuen Gefährten fest, versucht den Schatz in seinen Armen nicht zu verlieren. Das Hirschwesen rannte und rannte durch die eisern weiße Landschaft. Weit und breit regte sich nichts, nur die gefrorenen Flocken, welche immer noch vom Himmel segelten. Der Hirsch hatte sein Haupt geneigt, darauf bedacht nicht vom Weg ab zu kommen, aber seine Seelenspiegel vor den kalten Niederschlägen zu bewahren. Sie ritten direkt in einen Tannenwald hinein. Die dichten Wipfel der Nadelbäume boten eine Art Dach, welches die beiden Pokemon vor einem Großteil des Gestöbers sicherte. Der Vogel atmete erleichtert auf und öffnete seinen Leinenbeutel sacht. Mit einem Blick stellte er fest, dass alles heil zu sein schien. Nichts war kaputt. Alles in Ordnung. Er wollte sich die Ware auf den Rücken schnüren und seinem Freund den Befehl geben, schneller zu laufen, als ein Schatten durch die dicht stehenden Stämme huschte. Er schnappte sich in Windeseile den Sack und verschwand im dunklen Nichts der Tannen.
'Botogel! Die Geschenke!'
Das Vielender Pokemon schabte unruhig mit den Hufen im Schnee und hinterließ große Schlieren im feinen Puder. In seinem Blick lag Nervosität, aber auch ein wenig Entmutigung spiegelte sich darin wider. Das Geschenke Pokemon erwiderte nichts. Starrte in die unendlich wirkenden Schatten, in welchen der Dieb soeben verschwunden war. Mit unkonzentrierter Stimme und immer noch auf einen Fleck blickend, murmelte Botogel:
'Wir gehen hinterher...'
Sein Freund schnaubte erleichtert und antwortete:
'Oh gut, ich finde es zwar eine Schande, dass einige ihre Geschenke nicht beko...Warte...WAS!?'
Ein Schauer durchjagte den stämmigen Körper des Rehbock ähnlichen Pokemons, als es realisierte, was sein Partner soeben gesagt hatte. Das meinte er doch nicht wirklich ernst... . Doch als er keine Antwort erhielt, machte sich das Reittier widerwillig auf den Weg in das in Finsternis getauchte Gestrüpp. Hinein in die Tiefen des Waldes.

'Bist du dir sicher, dass wir das hier echt durchziehen wollen?'
Zähne knirschend biss sich der Hirsch durch die Schnee bedeckten Dornensträucher, welche sich fast schon elendig oft auf den Trampelpfad schlängelte. Als ob sie, die beiden Pokemon mit Absicht wieder zurück schicken wollten. Liebend gerne wäre das Damhirplex umgekehrt. Hätte vielleicht sogar neue Geschenke geholt, doch es wusste, dass sein Partner ziemlich sturköpfig sein konnte, vor allem, wenn es um seinen Job ging. Mit vorsichtigen Tritten bahnte sich der Braune durch ein weiteres Gestrüpp hindurch, als Botogel auf einmal den Flügel erhob und ihn gegen sein Geweih donnerte. Protestierend öffnete das Vielender-Pokemon sein Maul, um sich für den plötzlich kommenden Schlag zu beschweren. Doch ein leises Zischen seitens des rot-weißen Vogels, ließ ihn innehalten.
'Sei still und beweg' dich nicht'
[Blockierte Grafik: http://abload.de/img/izanamiwichtelgeschenvvyc5.png]Verwirrt klappte es den Mund zu und musterte seinen Freund mit einem irritierten Seitenblick. Botogel aber flatterte mit ein paar holprigen Flügelschlägen zu Boden und stapfte möglichst leise durch den Schnee. Seufzend legte sich der Hirsch auf einen kahlen Fleck Erde, welcher durch eine recht hoch und breit gewachsene Tanne vom Schnee enthalten wurde und wartete. Er wusste nicht, was das Geschenke-Pokemon nun schon wieder hatte. Manchmal war es ihm ein Rätsel, wie sich Botogel benahm. Aber es sollte ihm recht sein, solange es wisse, was es tue. Der Vogel steuerte geradewegs auf einen kräftigen Baum zu, in dessen Stamm sich ein kleines Loch nah an den verschlungenen Wurzeln verbarg. Neugierig hob Damhirplex sein Haupt und beobachtete seinen Kollegen, welcher nun nur noch wenige Schritte vom Bau entfernt stand. Sich langsam und leise erhebend, erkannte nun auch das vierbeinige Pokemon, was so interessant an dieser Aushöhlung schien. Drei kleine Shuppet drängten sich dicht an dicht. Ihre Mäulchen zu stillem Wehklagen verzogen, mit ängstlichen Augen auf das Vogel-Pokemon starrend. Botogel wollte gerade einen weiteren Schritt auf die Babys zu machen, als sich eine blitzschnelle Silhouette wie aus dem Nichts erhob. Ein Banette schnellte hervor, sich schützend vor dem Baumloch auf tuend, in seiner rechten Klaue den Leinensack des Rot-Weißen haltend. Knurrende Laute drangen aus seiner Kehle und das Geist-Pokemon versuchte mit einigen Kratzattacken des linken Arms den Störenfried zu verscheuchen. Dieses wich geschickt aus und setzte einen gezielten Raub ein, ehe es den Beutel wieder in Händen hielt. Das Geist-Pokemon erschöpft am Boden liegend. Das klägliche Jammern der Shuppet wurde lauter, als sie das Puppen-Pokemon erblickten.
'Lass uns abhauen, wir haben was wir wollten!'
Krächtzte der Hirsch zu Botogel. Dieses aber schüttelte nur knapp den Kopf, schaute seinen Kumpel mit einem Schulterblick an und wandte sich dem besiegten Geist zu.
'Sag mir, Banette. Wieso hast du mir meine Sachen geklaut. Und das auch noch an Heilig Abend?'
Die Angesprochene schlug ein Auge auf und murrte mit hoher Stimme:
'Das Futter im Winter ist rar. Mein erster Wurf an Shuppet würde verhungern, wenn ich nicht etwas Essbares auftreibe. Als ich euch so sah, musste ich an die Gerüchte denken. An Botogel. Der, der anderen Pokemon Spielzeug, Kleinigkeiten und auch Essen zu Weihnachten bringt. Ich hatte gehofft, meinen Nachwuchs mit dem Inhalt deines Beutels durchbringen zu können.'
Das weibliche Pokemon schlug schuldig den Blick gen Boden. Botogel lächelte nur. Er war nicht böse. Nein, natürlich nicht. Das war er nie. Nicht, wenn man einen triftigen Grund für sein Handeln hatte. Mit einem Flügel auf Banettes Schulter liegend, griff er nach seinem Sack, öffnete ihn und holte ein großes Päckchen hervor. Manch ein Pokemon hätte sich gewundert, wie dieses wohl in so einen kleinen Beutel passen könne, doch nicht einmal Botogel verriet seine Geheimnisse. Es war jedoch möglich, so viel sei gewiss. Mit einer warmherzigen Geste schob der Vogel das riesige Geschenk in Richtung des Geistes. Das Muttertier lag immer noch erschöpft im Schnee, doch man konnte ihre Augen funkeln sehen, als sie erkannte, was geschah.
'Ich hoffe, das hier wird dir und deinen Jungen helfen. Verspreche mir aber, dass du von nun an nicht mehr stehlen wirst. Auch einfaches Fragen würde einen schon um einiges weiterbringen.'
Die Puppe nickte dankbar, nahm das Paket an sich und hüpfte zu ihren Babys. Botogel hatte sich währenddessen wieder auf den Rücken seines Partners gesetzt, winkte dem Geist zum Abschied und verschwand reitend in den tiefen Schatten des Waldes...“
Enekoro hielt inne, als sie merkte, wie sich ihr Kind schnarchend gegen den beschen Bauch drückte. Schmunzelnd rückte die Mutter näher und brachte dem Eneco somit noch ein Stückchen Wärme entgegen. Sie hatte nicht mitbekommen, wann sie eingeschlafen war, doch das Ende hatte das Kätzchen wahrscheinlich nicht mehr mitbekommen. Ein leises, behutsames Klopfen an der erdigen Wand ihres gemeinsamen Baus ließ sie aufsehen. Am Eingang stand eine rot-weiße Gestalt. In ihrer Hand hielt sie einen weißen Leinenbeutel.
„Du bist du ja endlich, ich habe gerade von dir erzählt, Botogel.“