33. Kapitel – Vertrauen
Nachdem sich Louna von Dash und DJ verabschiedet hatte und den beiden noch kurz nachgesehen hatte, war sie auch bereit zu gehen. Der Tag im Park war großartig gewesen. Sie hatte Xelifs Libelldra kennenlernen dürfen, was ein imposantes Drachen-Pokémon war und einen ziemlich starken Eindruck hinterlassen hatte. Außerdem hatte sie mit ihren Pokémon ein wenig herumtoben können. Arcus und Chiari benötigten nicht viel Motivation, um sich ausgiebig zu bewegen, aber selbst Fabula hatte sich dem Spiel der anderen beiden angeschlossen, wenn auch noch etwas zurückhaltend. Immer wieder hatte sie zu Louna vorsichtige Blicke geworfen, als wollte sie sich davon überzeugen, dass alles in Ordnung war und von nirgendwo Gefahr drohte. Louna hatte natürlich aufgepasst und wenn Fabula ihre Nähe gesucht hatte, war sie gleich belohnt worden. Je mehr Louna ihre Pokémon kennenlernte, desto mehr mochte sie die. Besonders Fabula schlich sich unablässig in ihr Herz. Sie war nicht nur ein süßes Pokémon, sondern auch ein seltenes Fynx. Die graue Fellfarbe war ungewöhnlich, weswegen Fabula auch bei anderen Parkbesuchern Aufmerksamkeit erregt hatte. Zwischendurch waren auch ein paar Leute zu Louna gekommen und hatten wissen wollen, woher sie Fabula hatte, aber da die Kleine zu schüchtern gewesen war, hatte niemand sie anfassen und streicheln dürfen. Louna fand das nicht schlimm. Sie wollte ihre Pokémon nicht dazu zwingen, sich von fremden Händen antatschen zu lassen. Es war in ihren Augen daher völlig in Ordnung, wenn Fabula ein wenig zurückhaltender gegenüber Fremden war. Zudem war es ganz gut, weil dadurch ihr Pokémon vorsichtig war und nicht jedem vertraute. Nur mit Unwohlsein blickte Louna auf das Intermezzo in Aquarellia zurück, als so ein seltsamer Dieb Fabula entführen wollte. Das hatte sie ziemlich erschreckt. Wieso machten Menschen so etwas? Aus blanker Profitgier? Louna schüttelte den Kopf und war dabei den Rand des Parks zu erreichen. Dabei schob sie ihr Fahrrad neben sich her, während ihre Pokémon neben ihr herliefen. Chiari war noch jung und sah deutlich müder aus als noch vor wenigen Stunden. Sie hatte sich mit dem Spielen gut ausgepowert und würde die Nacht gut schlafen können. Auch Arcus war nicht mehr ganz so energiegeladen, war aber noch deutlich fitter und munterer als Chiari. Fabula hingegen ging dicht neben Lounas Beinen her und folgte ihr auf Schritt und Tritt. Wenn sie ehrlich war, dann gefiel es Louna sehr, dass Fabula mittlerweile eine solche Bindung zu ihr aufgebaut hatte und sie als ihre Trainerin ansah. Oder vielleicht einfach nur als Pokémon-Mutti? Auch Fabula war noch ein recht junges Pokémon und brauchte wohl jemanden, um sich orientieren zu können und sich sicher zu fühlen.
Louna hob den Kopf und entdeckte in dem Moment einen Schatten unter einem Baum. Ein junger Mann stand angelehnt an der Rinde und hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Seine Sonnenbrille verdeckte seine blauen Augen, kurze schwarze Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und zu seinen Füßen lag sein treustes Pokémon und hechelte obgleich der Wärme, die der Sommer mit sich brachte. Im Schatten des Baumes war es bestimmt angenehmer, da aber die Sonne sich auch langsam dem Horizont entgegen neigte, ließen auch langsam die Temperaturen nach. Kalt wurde es deswegen noch lange nicht. Das angenehme warme Wetter würde jetzt erst einmal für einige Wochen bestehen bleiben, so der Wetterbericht im Fernseher.
»Hallo Soul, wie lange stehst du schon dort?«, sprach Louna den jungen Mann an, als sie ihn erreicht hatte und hob die Hand, um ihre Augen abzuschirmen. Im Gegensatz zu ihm besaß sie keine Sonnenbrille und wurde daher von einem vorwitzigen Sonnenstrahl, der genau durch das Blätterdach auf sie schien, geblendet.
»Ein Weilchen«, antwortete Soul und stieß sich leicht vom Baumstamm ab, um sich bereit zum Weitergehen zu machen. Auch Dael zu seinen Füßen stand auf, wurde aber von Arcus und Chiari gleich belagert und begrüßt. Die Pokémon verstanden sich so gut, dass Louna wieder automatisch lächeln musste. Sie mochte diesen Anblick sehr!
»Wieso bist du dann nicht zu uns gekommen?«, wollte sie derweil von Soul wissen. Wenn er schon eine Weile im Park war, hätte er doch zu ihnen kommen können! Er räusperte sich kurz.
»Ich wollte euch nicht stören«, gab er zu und sah auf die Straße, die am Park entlang führte. Sie mussten dort lang, wenn sie nach Hause wollten.
»Unsinn, du störst doch nicht!«, beharrte Louna und sah Soul direkt an. Er wandte sich von der Straße ab und erwiderte ihren Blick, doch wegen seiner Sonnenbrille konnte sie leider seinen Ausdruck nicht ganz deuten. Sie entschieden sich weiterzugehen. Louna würde ihr Fahrrad schieben, da Soul zu Fuß hier war. Sie wusste noch nicht einmal, ob er überhaupt ein Fahrrad besaß, ging aber nicht davon aus. Schließlich hatte er keines mitgenommen, als er aus seiner Wohnung gezogen war. Oder geflüchtet … oder heraus geworfen wurde. Wie auch immer man das genau nennen wollte. Schön war es nicht gewesen.
Fabula wurde wieder in das Fahrradkörbchen gesetzt, so dass sie den besten Ausblick aller Pokémon hatte. Arcus und Chiari blieben auf dem Boden und würden um sie herum wuseln. Jetzt, wo auch noch Dael dabei war, waren die beiden wieder munterer als zuvor, besonders Chiari.
»Wie war dein Tag gewesen?«, wollte Louna von Soul wissen, als sie den Park hinter sich ließen und sich auf den Heimweg machten.
»Lang«, antwortete er knapp und Louna sah ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen von der Seite an.
»Wow, das ist aussagekräftig«, meinte sie, musste aber den Kopf schütteln und lachen. Sie sollte es gewöhnt sein, dass er sich nur selten ausführlich ausdrückte. Das war so typisch für ihn! Diesmal nahm sie es ihm nicht übel. Wenn er nichts erzählen wollte, hatte er bestimmt seine Gründe. Vielleicht war auch gar nichts Spannendes passiert, so dass er nicht viel zu berichten hatte? Doch sie irrte sich. Denn obwohl sie nicht weiter nachgefragt hatte, bekam sie doch noch eine ausführlichere Antwort von ihm. Er würde jetzt nicht wirklich anfangen mit ihr zu plaudern? Doch nicht der Soul, den sie kannte!
»Ich hab nach einer neuen Wohnung gesucht«, begann er und weckte Lounas Interesse. Sie wollte natürlich wissen, ob er Erfolg gehabt hatte, aber sein Kopfschütteln verriet es bereits.
»Solange ich keinen Job habe und ein regelmäßiges Einkommen ist es so gut wie unmöglich eine Wohnung zu bekommen.« Das ärgerte ihn am meisten. Die Vermieter gaben ihm dadurch gar keine Möglichkeit wieder selbstständig zu sein. Klar benötigte er eine Arbeit und Geld, aber wenn er nicht einmal eine Wohnung hatte, und wenn es nur eine kleine war, dann würde er die ganze Zeit bei Louna hocken müssen. Oder auf der Straße. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Eltern damit einverstanden waren, wenn er wochenlang bei ihnen hauste. Bisher war es nur eine Nacht gewesen, aber aus einer Nacht konnten viele Nächte werden. Er wollte der Familie Lavie nicht länger als nötig zur Last fallen. Schließlich war er in seiner Vergangenheit auch immer alleine zurecht gekommen, hatte sich um alles alleine gekümmert. Selbst in seiner Kindheit hatte das schon begonnen. Da hatten seine Eltern sich auch nicht großartig darum geschert, was aus ihm wurde.
»Dann wäre es besser, erst einmal nach einer Arbeit zu suchen, hm? Hast du einen Beruf gelernt?«, wollte Louna von ihm wissen und riss ihn aus vergangenen Familienerinnerungen heraus. Dankbar war er dafür, denn nichts mehr hasste er als seine Vergangenheit. Sie war nicht besonders erzählenswert. Ein kurzes Zögern seinerseits zeigte allerdings Louna, dass er erst etwas anderes darauf antworten wollte, ehe seine Lippen die Worte formten, die er preis gab.
»Nein«, sagte er. Oder meinte er nicht vielleicht doch ja und ließ es unter den Tisch fallen? Vielleicht hatte er etwas angefangen gehabt und nicht beendet? Dann nützte es ihm auch nicht viel.
»Leider nicht. Ich hab mich von einem Aushilfsjob zum nächsten geangelt«, erklärte er ihr. Irgendwie hatte er Geld verdienen müssen. Mit einer Ausbildung bekam man kein richtiges Gehalt. Keines, womit man sich eine eigene Wohnung und alles, was dazu gehörte, leisten konnte.
Bei ihrer Frage war Louna noch etwas anderes aufgefallen: Sie wusste nicht, wie alt Soul war. Nie hatten sie über das Alter gesprochen und auch wenn er nicht besonders alt aussah, könnte er bestimmt mindestens fünf Jahre älter als sie sein. Oder er war genauso alt wie sie? Es war im Prinzip alles möglich.
Sie kamen an einer Ampel zum Stehen, da sie auf die Grünphase für die Fußgänger warten mussten. Das nutzte Louna, um ihre Frage zu stellen:
»Wann hast du Geburtstag, Soul?« Sie fragte nicht nach seinem Alter, auch nicht nach seinem Geburtsjahr. Denn für sie spielte das gar keine so große Rolle. Doch der Geburtstag war interessant zu wissen. Soul hatte mit so einer Frage nicht gerechnet und sah sie sehr überrascht von der Seite an.
»Was? Wieso willst du das wissen?«, fragte er statt zu antworten. Louna grinste ihn breit an.
»Na, weil ich neugierig bin. Weißt du doch!« Allmählich sollte er das wissen. Er schnaubte. Ja, das hätte er sich denken können.
»25. August«, murrte er vor sich hin.
»Was?« Louna sah ihn überrascht an. War das gerade die Antwort auf ihre Frage gewesen?
»Mein Geburtstag«, sagte er und wirkte weniger glücklich, als er sein müsste.
»Dann bist du also eine kleine Jungfrau?«, sagte Louna direkt und erntete von Soul einen seiner skeptischen Blicke.
»Ernsthaft jetzt?« Wollte sie sich über sein Sternzeichen lustig machen? Louna begann wieder zu lachen und grinste ihn am Ende erneut an.
»Wann hast du das letzte Mal deinen Geburtstag gefeiert?«, ging ihre Fragerei weiter und schon hörte sie sein berüchtigtes genervtes Aufstöhnen. Er fragte sich wahrscheinlich, wofür er das wieder verdient hatte, dass Louna ihn mit Fragen löcherte. Aber anders als am Anfang ging er auch auf diese Frage ein.
»Das letzte Mal war vermutlich gewesen, als ich fünf war. Oder so.« So genau konnte er sich nicht daran erinnern. In seiner Vergangenheit war sein Geburtstag weder was Besonderes gewesen, noch hatte er Freunde gehabt, um mit ihnen großartig zu feiern. Und von seiner Familie war auch nicht viel gekommen. Seine Eltern hatten zwar daran gedacht, aber ein großes Tamtam hatten sie daraus nicht gemacht. Nicht so wie Eltern es sonst bei ihren Kindern taten und groß feierten mit riesigen Geburtstagstorten, die richtige Anzahl an Kerzen darauf und unzähligen Geschenken nebst der Kindergeburtstagsfeier, wo es dann so richtig abging.
Als Louna seine Antwort vernahm, wurde ihre gute Laune etwas getrübt. Soul sagte das so, als würde es ihn nicht weiter kümmern. Als wäre das alles nicht wichtig gewesen, aber Louna sah das anders. Den Geburtstag als Kind nicht zu feiern, war etwas sehr Trauriges. Das gehörte einfach zu einer schönen Kindheit dazu. Was war bei Soul alles falsch gelaufen, wenn er nicht mal das richtig erlebt hatte?
»25. August, ist notiert«, sagte sie und würde sich das Datum gut einprägen. Bis der August einbrach, war noch viel Zeit. Aber sie würde sich den Tag merken und dann …
Soul sah sie wieder von der Seite an. Er brauchte eine Minute länger um zu begreifen, was sie damit meinte und blieb daher stehen. Was keine gute Idee war, denn so stand er mitten auf der Straße, da bereits die Grünphase begonnen hatte. Besser war es erst einmal die Straße zu überqueren.
»Oh nein, das wirst du nicht. Vergiss das Datum wieder!«, sagte er, ja brüllte er ihr fast schon nach, da Louna weiter ging, um die andere Seite zu erreichen. Sie drehte sich zu ihm um und grinste.
»Niemals!«, kündigte sie ihm an. Sie würde keineswegs das Datum vergessen. Er würde seine Geburtstagsfeier bekommen, ob er wollte oder nicht! Er eilte ihr hinterher und kam noch rechtzeitig auf der anderen Seite an. Nur wenige Sekunden später und er hätte noch auf der Straße gestanden, als die Autos schon wieder los fuhren.
»Hey, mach keinen Scheiß«, sagte er und wirkte wie ein brummiges Teddiursa.
»Was hast du dagegen deinen Geburtstag zu feiern? Nur weil du es nicht kennst?«, wollte sie von ihm wissen. Begeisterung konnte sie bei ihm nicht auslösen.
»Es ist nicht notwendig. Außerdem ist es völlig überzogen und lächerlich das Älterwerden zu feiern. Ein Jahr näher am Tod!« Bei seiner Antwort war es nun Louna, die auf schnaubte.
»Ganz schön negativ, Herr Blanch, das werde ich Ihnen noch austreiben müssen!«, war alles, was sie dazu zu sagen hatte und sorgte dafür, dass Soul für einen kurzen Moment sprachlos war. Die Frau brachte ihn irgendwann wirklich noch ins Grab! Wahrscheinlich dann mit einem vergifteten Geburtstagskuchen!
Des restlichen Weg verbrachten sie schweigend, bis sie Lounas Zuhause erreichten. Es war nicht schlimm, dass sie schwiegen. Am Anfang war es etwas bedrückend, aber je länger es anhielt, desto weniger schlimm empfand es Louna. Sie konnte neben Soul hergehen, ohne sich mit ihm zu unterhalten und ohne, dass es eine negative Stimmung auslöste. Auch wenn er wenig begeistert von einer Geburtstagsfeier für ihn war, schien er ihr das zumindest nicht übel zu nehmen. Bestimmt hoffte er insgeheim, dass sie es einfach wieder vergaß, bis der August eingebrochen war, aber diesen Gefallen würde sie ihm nicht machen.
Bevor sie in die Wohnung gingen, musste Louna zuerst ihr Fahrrad in den Keller bringen. Es war besser es dort abzuschließen, als draußen stehen zu lassen. Zu schnell konnte ein Fahrrad geklaut werden, egal wie gut das Fahrradschloss war. Soul behielt derweil die Pokémon-Rasselbande bei sich und wartete darauf, dass Louna fertig war. Danach stiegen sie die Treppen nach oben und Louna schloss die Wohnungstür auf. Die Tür war noch nicht einmal richtig offen, da huschten Arcus und Chiari schon rein. Coco, das Familien-Coiffwaff, kam herbei geeilt, um zu überprüfen, wer da heimgekommen war, doch sie schniefte nur einmal, ehe sie sich umdrehte und dann ihren Lieblingsplatz im Wohnzimmer aufsuchte. Eine nette Begrüßung war das wie eh und je.
Fabula und Dael hingegen warteten geduldig bei Louna und Soul, bis diese ihre Schuhe ausgezogen hatten und die Wohnung betraten. Lounas Mutter war bereits Zuhause und kam sie begrüßen.
»Habt ihr Hunger?«, wollte sie von den beiden wissen und erklärte ihnen, dass im Kühlschrank das Abendessen bereit stand, welches gekocht hatte. Louna bedankte sich artig. Ihre Mutter verschwand daraufhin im Wohnzimmer auf die Couch, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Morgen früh würde sie wieder arbeiten müssen, daher sah Louna ihre Mutter eigentlich nur abends und ihren Vater immer nur dann, wenn er gerade Zuhause war zwischen seiner Schichtarbeit. Momentan war er nicht da.
»Stört es, wenn ich das Futter in der Küche für meine Pokémon fertig mache?«, wollte Soul von Louna wissen, als diese ihre Tasche abgestellt hatte und mit ihm auf den Weg zur Küche war.
»Nein«, meinte sie und wunderte sich, dass er so eine Frage stellte.
»Wieso?«, wollte sie daher wissen. Soul holte kurz darauf frisches Fleisch, verpackt in Papier und einer Tüte, aus seinem Rucksack heraus. Louna war neugierig. Sie hatte letztens im Pokémon-Geschäft, wo sie einiges für ihre Lieblinge eingekauft hatte, gehört, dass Frischfleisch besser war, als das abgepackte Dosenfutter. Der Meinung war auch Soul.
»Ich hab vorhin extra welches gekauft«, erklärte er deshalb. Mittlerweile stand Louna und er in der Küche. Sie reichte ihm ein scharfes Messer und ein Brettchen, da er noch nicht wusste, wo man was in der Küche finden konnte. So konnte sie es ihm auch gleich zeigen.
»Kaufst du immer Frischfleisch für deine Pokémon?«, wollte sie von ihm wissen.
»Wenn es mir möglich ist. Manchmal muss ich auf das Dosenfutter zurückgreifen, wenn das Geld nicht reicht, aber ich versuche ihnen immer frisches Futter zu geben«, sagte er.
Wenn das Geld reicht … Soul hatte es wirklich nicht einfach, das wurde Louna mehr und mehr bewusst. Sie selbst hatte ihre Eltern, die beide einen guten Beruf und daher auch ein gutes Einkommen besaßen. Sie musste sich keine Sorgen machen, dass das Geld mal nicht ausreichen würde. Anders als Soul, er kämpfte förmlich um das Überleben und vor allem darum, dass seine Pokémon gut versorgt wurden. Für Louna war das ein Grund mehr ihm helfen zu wollen, aber so wie sie ihn bereits kennengelernt hatte, würde er nicht so einfach freiwillig ihre Hilfe annehmen. Er fühlte sich schon jetzt unwohl, dass er ihre Gastfreundschaft angenommen hatte, damit er nicht draußen auf der Straße schlafen musste. Wie konnte sie ihm also helfen, ohne dass er sich davon gestört fühlte?
Soul hingegen war schon dabei das Fleisch in passende Stücke zu zerschneiden. Dael, der den Geruch wahrgenommen hatte, saß zu seinen Füßen und sah hungrig zu ihm hinauf. Er bettelte nicht, war aber definitiv voller Vorfreude. Louna konnte dem Hunduster ansehen, wie ihm das Wasser im Maul zusammenlief. Als er dann das erste Stückchen von Soul bekam, war Dael mehr als zufrieden und verschlang es gierig. Louna lächelte und sah dabei zu, wie Soul weiter sein Pokémon fütterte. Sie hatte ihm extra mehrere Schalen gereicht, damit er eine Portion für Dael fertig machen und ihm hinstellen konnte. Die anderen Schalen benötigte Soul ebenfalls.
Auch Nero, Souls Nachtara, bekam seine Portion, aber Soul erklärte Louna, dass Nero nicht ganz so viel bekam, wie seine anderen Pokémon. Da die Evoli-Reihe sich nicht nur vom Fleisch ernährte, bekam Nero auch Früchte wie verschiedene Beeren oder andere kleine Leckereien. Es war interessant zu sehen, wie ruhig alles ablief. Louna beobachtete Soul gerne, wie er mit seinen Pokémon umging. Wenn sie ihre Bande fütterte, dann entstand ein halbes Chaos, weil Arcus und Chiari so hungrig und gierig waren und ihr am liebsten alles aus der Hand fressen wollten. Apropos … dass die beiden noch nicht in die Küche gestürmt kamen, wo es doch hier so lecker nach Fleisch roch, wunderte Louna. Sie stand auf, da sie bis eben auf dem Küchenstuhl saß und lugte ins Wohnzimmer hinein. Arcus und Chiari lagen ruhig auf der Couch bei ihrer Mutter, ließen sich kraulen und waren schon dabei einzuschlafen. Der Tag war eben lang und energiegeladen gewesen.
Fabula hingegen war noch wach und kam zu Louna, um ihre Nähe zu suchen. Louna nahm deshalb ihr Fynx auf die Arme und setzte sich mit diesem wieder auf den Stuhl in der Küche, um bei der Fütterung zuzuschauen. Mittlerweile war Dael fertig und hatte sich in eine Ecke verzogen und hingelegt. Er war satt und zufrieden und drängelte sich deswegen nicht bei den anderen an die Futterschalen heran. Denn auch Kinba, Souls Fiffyen, war nun aus dem Pokéball heraus geholt worden und saß vor einer Schale voll frischem Fleisch. Für sein junges Fiffyen hatte Soul die Fleischstückchen extra klein geschnitten, damit Kinba sie besser schlucken konnte. Soul drehte sich zu Louna und hielt ihr ein kleines Stück Frischfleisch entgegen oder besser gesagt ihrem Fynx. Auch Fabula hatte einen ausgewogenen Ernährungsplan wie Nero und Chiari. Neben Fleisch bekam sie ebenso leckere Beeren. Besonders die süßen Morbbeeren liebte Fabula. Das Fleisch verschmähte sie allerdings auch nicht und nahm dieses sehr behutsam aus Souls Fingern ab, um es genüsslich zu kauen und zu fressen. Louna musste wieder lächeln. Das war sehr nett von Soul, dass er auch Fabula etwas abgab.
Nachdem Nero und Kinba fertig waren, rief Soul sie zurück in ihre Bälle. Er hätte sie auch draußen lassen können, doch dann würde es in der Küche ziemlich eng werden. So war es besser, denn im nächsten Moment entließ er Alice aus ihrem Ball. Alice war sein Kramshef und mit ihrer ein Meter Körpergröße immer noch ein beeindruckendes Vogel-Pokémon. Vor allem wenn sie die Flügel ausbreitete. Dann war Alice noch viel größer, als ohnehin schon. Soul ließ sie auf der Rücklehne des anderen Küchenstuhls sitzen. Er hätte sie auch auf den Arm nehmen können, doch die Krallen eines so großen Vogel-Pokémons waren nichts für kleine Menschenarme. Soul hätte dazu erst seinen Lederhandschuh heraus holen müssen, den er sich damals schon besorgt hatte, damit er mit Alice besser umgehen konnte. So schön es auch war das eigene Vogel-Pokémon auf den Arm zu nehmen, so musste man doch Vorsicht walten lassen bei den spitzen Krallen, die die meisten besaßen.
Fabula wurde etwas unruhig in Lounas Armen und zappelte. Alice‘ Erscheinung erschreckte sie, weswegen Louna zuerst die Kleine wieder beruhigen musste. Dennoch vertraute Fabula diesem großen Vogel nicht und beäugte diesen mit misstrauischen Blicken. Solange Fabula aber nicht näher heran musste oder Alice nicht näher zu dem Fynx kam, war alles in Ordnung. Alice hatte sowieso nur Augen für das Fleisch, was Soul ihr anbot. Gierig verschlang sie jeden Happen, den Soul ihr reichte. Dabei musste er selber Acht geben, dass nicht versehentlich seine Finger zwischen dem kräftigen Schnabel landeten. So gut er sein Pokémon auch trainiert hatte, so konnte doch immer etwas schief laufen, wenn man nicht vorsichtig war. Und sei es nur ein Versehen. Wenn der Finger ab war, war er ab. Keine schöne Sache.
Erst nachdem Alice gesättigt worden war, begann Soul über Alice‘ schwarzes Gefieder zu kraulen. Wie viele Vogel-Pokémon mochte sie es besonders um den Schnabel herum gestreichelt zu werden und schloss deswegen die Augen, als deutliches Zeichen der Zufriedenheit.
»Wie lange hast du Alice schon?«, wollte Louna von Soul wissen, der überlegen musste.
»Ich glaube, es sind jetzt fast fünf Jahre«, antwortete er, war sich aber gar nicht so sicher. Waren es fünf oder sechs Jahre schon? Aber das eine Jahr war nicht wichtig.
»Und wo hast du sie her?«, fragte Louna weiter, die sehr an der Geschichte interessiert war. Soul stoppte nicht mit dem Streicheln von Alice‘ Gefieder, als er Lounas Frage beantwortete und selbst sogar begann zu lächeln. Das Besondere daran war nicht nur die Seltenheit, sondern auch, dass das Lächeln Souls blaue Augen erreichte. Da er hier drinnen seine Sonnenbrille abgenommen hatte, konnte es Louna deutlich sehen. Und ihr Herzschlag beschleunigte sich ungefragt.
»In Cromlexia gibt es noch einen alten Kramurx-Schlag. Der Züchter der Kramurxe hatte damals zu viel Nachwuchs gehabt und konnte nicht alle seine Kramurxe behalten, weswegen er nach Trainern gesucht hatte, die ihm das ein oder andere Vogel-Pokémon abnahmen. Seine Gehege waren nicht groß genug, um so viele Kramurxe unterzubringen«, erzählte er. Louna staunte und bekam daher große Augen.
»Du meinst wie ein Taubsi-Schlag? Wo Briefe verschickt werden können?«, wollte sie interessiert wissen.
»Ja, unter anderem.« Taubsis waren nicht nur Briefträger, sondern wurden gerne bei Hochzeiten eingesetzt. Wobei manche bei so einem Event gerne lieber Dusselgurrs aufsteigen ließen. Dass man Kramurxe ebenfalls als Botschafter einsetzte, war gar nicht so ungewöhnlich. Zu ganz früheren Zeiten – vor Jahrhunderten – hatte es solche Kramurx-Schläge noch öfters gegeben. Heutzutage war das allerdings aus der Mode gekommen, weswegen es kaum noch solche Züchter gab. Soul hatte nur per Zufall diesen Züchter entdeckt, als es ihn einmal nach Cromlexia verschlagen hatte. Dort hatte er am Gehege gestanden und sich die schwarzen Vögel in der Nacht angesehen. Der Züchter hatte ihn bemerkt und gefragt, ob er daran interessiert war, einen dieser Vögel aufzunehmen, wobei Soul nicht lange überlegen musste. Er war fasziniert gewesen, auch wenn er zur damaligen Zeit wenig Erfahrung mit Vogel-Pokémon besessen hatte. Dank Alice hatte sich sein Erfahrungsschatz erweitert.
So schön es auch war, so musste Alice dann schon bald zurück in ihren Pokéball. Gerade sie machte die kleineren Pokémon etwas nervös und niemand wollte, dass Fabula gestresst war und sich vor Angst wieder irgendwo verkroch. Nicht jetzt, wo sie langsam Vertrauen zu Louna aufbaute.
Soul sah aus, als würde er über irgendetwas überlegen, sich aber nicht recht entscheiden können, was er nun tun sollte. Zuerst verstand sie nicht, was los war, als sie dann rüber zu dem restlichen Fleisch sah. Es war immer noch etwas übrig, aber nicht genug, um morgen wieder vier Pokémon zu füttern. Hatte sich Soul mit der Menge verschätzt oder … ?
»Hast du noch ein fünftes und sechstes Pokémon?«, fragte sie daher. Heute war Soul-Fragestunde, jawohl! Da er so gut mitmachte, würde Louna bestimmt noch so manche Frage aussprechen. Er sah zu ihr und wirkte immer noch recht unentschlossen. Woran das lag?
»Ich habe nur fünf Pokémon«, antwortete er ihr. Bisher kannte sie nur seine vier Pokémon. Dael, Nero, Kinba und Alice.
»Welches ist dein Fünftes?«, wollte sie deswegen wissen und war ganz gespannt darauf, doch Soul zögerte. Gab es ein Problem?
»Ist es zu groß?«, mutmaßte sie blind drauf los. Die Küche bot jetzt auch keinen unendlichen Platz an. Möglich, dass Soul sich deswegen Sorgen machte.
»Ja … nein, es ist nur … «, begann er zögerlich. »Es ist schon mein größtes Pokémon, aber das ist es nicht … « Louna verstand nicht, was er hatte. Souls Bedenken waren begründet. Er besaß ein Pokémon, was unter Menschen alles andere als beliebt war, daher fürchtete er, dass Louna ebenfalls abwertend reagieren könnte, wenn sie es sah. Andererseits … Bisher war sie nie verurteilend ihm gegenüber aufgetreten. Sie hatte sich immer alles angehört und sich danach eine Meinung gebildet. Sie war mit offenem Herzen auf ihn zugegangen, auch wenn sie am Anfang geglaubt hatte, dass er der Pokémon-Dieb gewesen war. Am Ende hatte sie ihm vertraut, ohne, dass er ihr einen Grund dafür gegeben hatte. Sie hatte Recht gehabt, er war nicht der Pokémon-Dieb gewesen, aber andere Menschen wären nicht auf ihn zugegangen, wie sie es getan hatte. Sie war … ein guter Mensch. Vielleicht zu gut, aber gerade diese Eigenschaft könnte der springende Punkt sein und Souls Bedenken zunichte machen. Wenn sie allerdings negativ reagierte, dann … Würde er vermutlich nicht länger als nötig hier bleiben. Für sie würde er lieber auf der Straße leben.
Gespannt wartete Louna darauf, dass Soul sein fünftes Pokémon zeigte. Er fühlte sich offenbar nicht wohl dabei, es heraus zu lassen. War es etwa so furchterregend? Hässlich? Gefährlich? Sollten sie lieber raus gehen, um es frei zu lassen? Aber wer wusste schon, ob das eine so gute Idee war?
»Ich lasse sie nur selten vor anderen Menschen aus ihrem Ball.« Was im Umkehrschluss bedeutete, dass er selten mit ihr gegen andere Trainer kämpfte, wenn er denn mal kämpfte. Das bedeutete nicht, dass er sie nicht gut trainiert hatte. Tatsächlich war sie sein stärkstes Pokémon.
»Lass sie raus! Oder muss ich mir wegen meiner Pokémon Sorgen machen?« War sie aggressiv, wer auch immer sie war? Neugierig sah Louna Soul an, der den Kopf schüttelte.
»Nein, sie hat ein sehr sanftes Wesen«, sagte er und schritt zur Tat über. Er rief seine Saphira aus dem Ball heraus. Lounas Herz klopfte in ihren Ohren laut wider. Sie war so aufgeregt, denn die Unsicherheit, die von Soul ausgegangen war, war doch eher ungewöhnlich gewesen. Irgendetwas musste also an seinem fünften Pokémon sein, was ihn vorsichtig werden ließ. Doch alles, was Louna zu sehen bekam, war ein über ein Meter großes, schlankes Pokémon, welches schneeweißes Fell besaß. Seine Krallen waren enorm und sahen ziemlich gefährlich aus. Dadurch, dass diese schwarz waren, hoben sie sich sehr gut von dem weißen Fell ab. Auch das Gesicht war tiefschwarz und an der rechten Kopfseite wuchs sein gebogenes Horn heraus, was noch einmal mehr Eindruck schindete. Doch am verblüffendsten fand Louna diese strahlend blauen Augen, die sie neugierig musterten. Soul hockte sich neben seiner Saphira zu Boden, legte eine Hand auf ihren Kopf und strich ihr sanft über das Fell. Sofort klang ein zarter Ruf des Pokémon.
Ein paar Mal blinzelte Louna und fragte sich allen Ernstes, wo das Problem nun lag. Sie verstand es im Moment nicht. Weder sah Saphira besonders furchteinflößend noch hässlich aus und es war auch nicht aggressiv!
»Sie ist wunderschön!«, sagte Louna und meinte es ernst damit, was Soul sehr überraschte. Mit so einer Reaktion hatte er nicht gerechnet. Doch Louna sah nichts anderes, als das, was Saphira war: Ein wunderschönes elegantes Pokémon, was es mehr als nur verdient hatte öfters aus dem Ball gelassen zu werden!
»Sie ist ein Absol!«, sagte Soul, als wollte er unbedingt eine andere Reaktion von Louna provozieren, doch diese sah ihn nur verständnislos an.
»Und?« Was war sein Problem damit?
»Und? Absols werden von den meisten Menschen gehasst und vertrieben, weil sie als Unheilbringer gelten!«, platzte es aus ihm heraus. Saphira gab einen unruhigen Laut von sich und wich zwei Schritte zurück, als Louna von ihrem Stuhl aufstand und näher heran kam.
»Dann sind diese Menschen eben doof. Ich sehe nichts an deinem Pokémon, was den Hass rechtfertigt«, sagte sie offen und ehrlich und ging selbst in die Hocke. Auf ihren Armen war immer noch Fabula, die zwar ein wenig unruhig war, aber nicht panisch wirkte. Soul hingegen wusste gerade nicht, was vor sich ging. Er war sich so sicher gewesen, dass Louna am Ende genauso reagieren würde, wie alle anderen Menschen auch. Sobald sie hörten, dass Saphira ein Absol war, gerieten sie in Panik und verfluchten sie. Dabei waren Absols solch missverstandene Pokémon! Und was tat Louna? Sie streckte ihren Arm aus und hielt ihre Hand Saphira entgegen. Sie hoffte, dass diese sie nicht beißen oder zwicken würde, aber sie wollte gerne Kontakt mit Souls Pokémon aufnehmen. Denn das, was sie verstanden hatte, war, dass Saphira Soul unglaublich wichtig war.
Saphira hatte mit anderen Menschen, außer Soul, nur wenige positive Erfahrungen gemacht, weswegen sie vorsichtig war. Aber Soul, ihr Trainer, war an ihrer Seite und schien diesem anderen Mensch so weit zu vertrauen, dass er sie vor ihr offenbart hatte. Das gab Saphira genügend Sicherheit, um Lounas Hand entgegen zu kommen und sich von ihr berühren zu lassen.
Louna fand es sehr aufregend, als ihre Fingerspitzen über das sehr weiche Fell Saphiras streiften. Es war toll! Soul beobachtete das alles eher fassungslos. Louna besaß wirklich keine Bedenken? Ließ sich nicht davon abschrecken, dass ein Unheilbringer vor ihr saß?
»Absols können Katastrophen vorhersehen, deswegen werden sie oft damit in Verbindung gebracht und als die Verursacher dessen angesehen«, erzählte Soul.
»Wie?«, wollte Louna wissen, doch Soul verstand ihre Frage nicht.
»Wie was?«
»Wie können Absols solche Katastrophen vorhersehen?«, formulierte sie ihre Frage genauer.
»Sie können in die Zukunft sehen. Durch ihr sanftmütiges Wesen versuchen sie deswegen andere vor Katastrophen zu warnen … «, erzählte Soul weiter. Er hatte das selbst erst alles lernen und herausfinden müssen, ehe er begriffen hatte, warum so viele Menschen damals, als er Saphira in sein Team aufgenommen hatten, so abwertend ihr gegenüber gewesen waren. Es war nicht schön, so etwas zu erfahren, deswegen versuchte er Saphira so gut es ging vor anderen Menschen zu schützen und ihr alles zu geben, damit sie sich bei ihm wohlfühlte.
»Aber das ist doch eine äußerst praktische Fähigkeit!«, hörte Soul erstaunt von Louna sagen.
»Wieso sollte man sie deswegen verurteilen?« Louna verstand diese Denkweise nicht, weswegen sie Soul zum Lächeln brachte, was wiederum Louna nun verdutzte.
»Ich versteh‘s auch nicht.« In der Hinsicht waren sie sich beide einig und Soul war sehr froh darüber, dass er sich in Lounas guten Wesen nicht getäuscht hatte. Er wäre sehr enttäuscht gewesen, hätte sie wie alle anderen reagiert. Ja, enttäuscht, mehr als er sich eigentlich zugestehen wollte. Doch dazu war es zum Glück nicht gekommen.
»Ich glaube, du solltest sie auch füttern«, meinte Louna, die ihre Hand wieder zurückgezogen hatte. Saphira hatte sich gerade etwas nach unten gebeugt und schnupperte an Fabula, die noch auf Lounas Armen saß. Auch das kleine Fynx schnupperte neugierig an Saphira, so dass die beiden sich auf diesen Wegen kennenlernten. Sie schienen sich zu verstehen, zumindest entspannte sich Fabula zusehends und lief auch nicht gleich weg, als Louna sie auf den Boden absetzte.
»Was?«, fragte unterdessen Soul, bis ihm bewusst wurde, was Louna meinte. Füttern! Genau deswegen hatte er Saphira aus dem Ball gelassen. Er stand auf und reichte seinem Absol in einer Schale die Mahlzeit, damit sich Saphira den Magen vollschlagen konnte. Das Frischfleisch kam auf jeden Fall sehr gut an.
»Eigentlich haben Absols rötliche Augen«, berichtete derweil Soul von sich aus. Er stand an der Küchenzeile gelehnt und Louna hatte sich wieder auf den Küchenstuhl gesetzt.
»Und wieso hat sie blaue Augen? Deswegen heißt sie Saphira, oder? Weil ihre Augen wie zwei Saphire leuchten«, mutmaßte Louna richtig, denn Soul bestätigte es.
»Ja, aber ich weiß nicht, warum ihre Augenfarbe anders ist, als von anderen Absols. Es stört mich allerdings nicht und eine Pokémon-Ärztin hatte gemeint, dass es auch keine Probleme mit den Augen gibt.« Denn das hatte Soul wissen wollen. Es hätte ja etwas mit Saphiras Augen sein können, aber die Ärztin hatte ihn damals beruhigen können. Saphira besaß zwar eine andere Augenfarbe, aber ansonsten war sie kerngesund und das war das Wichtigste von allem!
»Woher hast du Saphira?«, fragte Louna auch dieses Detail nach.
»Ich hab sie auf dem Muraille-Küstenpfad gefangen. Sie war in eine Falle getappt und kam nicht mehr davon los. Da sie aber so scheu und panisch war, musste ich sie in einem Ball fangen, sonst hätte ich sie weder befreien noch verarzten können. Seitdem ist sie bei mir.« Louna freute sich, dass Soul diese Geschichte so offen mit ihr teilte. Zwar es sehr traurig, dass Saphira in eine Wildererfalle gegangen war, aber wenigstens hatte Soul sie retten können. Es gab ein Happyend!
Für Soul war Saphira etwas ganz Besonderes. Als er dieses Pokémon das erste Mal gesehen hatte, war er regelrecht verzaubert gewesen. Man könnte auch sagen, Saphira war seine erste große Liebe gewesen. Er hatte sie sofort ins Herz geschlossen und alles dafür gegeben, sie zu befreien und danach zu behandeln, damit sie wieder gesund wurde. Leider hatte die Falle an ihrem Hinterlauf einiges beschädigt gehabt, weswegen die Heilung recht lange gedauert hatte. In der Zwischenzeit hatte er ihr Vertrauen gewonnen, dass er sie am Ende bei sich behalten hatte.
Louna war begeistert und auch dankbar dafür, dass sie an diesem Abend noch einiges über Soul und seine Pokémon erfahren hatte. Sie hatte deswegen nichts dagegen, wenn Saphira weiterhin draußen blieb. Soul hatte gesagt, dass sie ein sanftes Wesen besaß, daher machte sich Louna keine Sorgen, dass es Probleme geben könnte. Ihre Mutter war bereits im Schlafzimmer verschwunden, denn mittlerweile war sehr viel zeit vergangen und die Nacht eingebrochen. Arcus und Chiari schliefen immer noch auf der Couch und auch Coco war auf ihrer Lieblingsdecke eingeschlafen. Fabula zu Lounas Füßen gähnte. Es wurde langsam Zeit ins Bett zu gehen, doch da bemerkte Louna noch die Sitzstange im Wohnzimmer. Diese war ihr vorhin gar nicht aufgefallen, doch jetzt schon. Tornado, ihr Dartiri, saß dösend auf der Stange, wurde aber wacher und sah sie mit neugierigem Blick an, als sie sich ihm näherte. Er war ganz ruhig und nahm auch keinen Abstand, als Louna die Hand ausstreckte. Entweder war Tornado zu müde, um davon zu fliegen oder Lounas Training und die persönlichen Fütterungen hatten ausgereicht, dass er weitestgehend Vertrauen zu ihr aufgebaut hatte, um sich nicht auf der Gardinenstange zu verstecken. Sie lächelte. Aus der Hand ließ er sich schon füttern, doch es war das erste Mal, dass sie ihn berühren konnte. Ganz vorsichtig streichelte sie ihn um den Schnabel herum, wie sie es vorhin bei Soul und Alice gesehen hatte. Er wich zwar mit dem Körper etwas zurück, allerdings nicht mit den Füßen, so dass er immer noch an der gleichen Stelle sitzen blieb. Nur wenig Zeit verging, bis er begriff, dass Louna ihm nicht weh tat, sondern ihm sogar etwas Gutes zukommen ließ. Das Kraulen fand er nämlich genauso schön, wie Alice vorhin. Louna grinste und genoss selbst, dass sie ihr eigenes kleines Vogel-Pokémon berühren durfte. Wenn das mal kein abschließender Erfolg an diesem Abend war!
Es ist Freitag und damit beginnt das Wochenende!
Hallo ihr Lieben und Willkommen zu einem neuen Kapitel zu Feurige Leidenschaft.
Hat keiner die Kurzgeschichte zu Soul gelesen? Welch Enttäuschung. Ich hätte so gerne ein bisschen von meinen Lesern dazu was gehört. Sehr schade.
Mein Urlaub ist leider schon seit ner Weile wieder vorbei, aber ich habe einige Kapitel geschrieben, weswegen ich regelmäßig updaten kann. Ich würde mich über Feedback freuen.
Und zu diesem komme ich auch gleich ...
@N.Harmonia
Sehr knapp bemessen.
Zu den Absätzen ... da sind genug drin. Solltest du Leerzeilen meinen, so muss ich dich enttäuschen. Ich werde nicht damit anfangen, gefühlt nach jedem zweiten Satz eine Leerzeile einzufügen. Das kommt gar nicht in Frage. Nimm dir ein Buch, da sind solche auch dezent gesetzt. ;) Ich mag das persönlich gar nicht, wenn ein Text durch solche Abstände zerstückelt wird. Da geht bei mir die Lesbarkeit verloren.
Was ich persönlich allerdings vermisse, sind 2pt große Einzüge der ersten Zeilen. Wie man es halt in einem richtigen Buch auch hat. Aber leider gibt es diese Gestaltungsmöglichkeiten im Forum nicht.
(Leerzeilen füge ich auch nur ein, wenn sie Sinn ergeben, sprich nach bsp. Ort- und/oder Zeitsprung.)
@Thrawn
Du fängst also tatsächlich an, meine Geschichte zu lesen. Ich muss gestehen, ich bin ein wenig peinlich berührt. Erst recht, nachdem ich jetzt das Band Eins von Feurige Leidenschaft (Buch) noch einmal Korrektur gelesen habe und etliche Fehler und Wortwiederholungen gelöscht und Sätze umgeschrieben habe. Ich gelobe für zukünftige Kapitel Besserung!
Hoffentlich nimmt dir das nicht den Lesespaß weg. Auf jeden Fall lieben herzlichen Dank, dass du dir die Mühe des Lesen, als auch des Kommentierens machst, sogar die Fragen beantwortest! Als neugieriger Mensch interessieren mich die Antworten, selbst wenn sie erst nach 20 Jahren bei mir ankommen!
Auf ein paar Punkte gehe ich von dir ein. :)
Prolog und Kapitel -> Ja, diese sind bislang unabhängig von einander. Der Prolog stellt eine zukünftige, mysteriöse Szene dar. Damals dachte ich nicht, dass es solange dauern würde, bis ich diese Stelle erreichen würde. Allgemein habe ich mir am Anfang noch nicht viel dabei gedacht, wie viele Kapitel ich vielleicht mal schreiben würde. 30? Rund geschätzt, was bei einigen möglicherweise schon viel ist, bei mir aber tatsächlich doch recht wenig ... das merkt man, wenn man Feurige Leidenschaft liest. Das Tempo ist da doch ein wenig gemächlicher.
Btw. ist der Prolog von meinen Lesern sowohl gehasst als auch geliebt. Ich habe beiderlei Meinungen schon gehört, die mich sehr überrascht haben, da ich nie erwartet hätte, dass ausgerechnet so ein kleiner popliger Prolog solche unterschiedlichen Meinungen aufbringen lassen könnte.
Deine Interpretationen zum Prolog sind schon mal gar nicht so schlecht. An dieser Stelle schweige ich aber mal.
Es ist wirklich toll, wie du auf Coiffwaff gekommen bist. Liegt das daran, dass du Krimis magst und deswegen gut eins und eins zusammen zählen kannst? Wer weiß. Nicht jeder ist darauf gekommen. :D
Louna Lavie - Hauptcharakter aus Feurige Leidenschaft
Ich weiß jetzt nicht, wie weit du schon gelesen hast, aber ja, es ist beabsichtigt, dass sie von Pokémon nicht viel Ahnung hat, trotz ihres Alters. Ich wollte es mal ganz anders aufziehen und zeigen, dass nicht jeder Zehnjähriger auf Wanderschaft geht, um Meister zu werden, sondern dass es auch andere Dinge gibt, die wesentlich wichtiger sein könnten. Schule, Ausbildung, Familie und Freunde, keine Pokémon. Louna hat sich während der Schulzeit nur wenig mit Pokémon beschäftigt und ist in Bezug darauf sehr planlos. Vieles kennt sie nicht, gerade auch im Bezug auf Kämpfe. Da muss sie noch vieles lernen. Das mag für Pokémon-Kenner vielleicht ein wenig komisch sein, aber für diejenigen, die sich in der Pokémon-Welt nicht so gut auskennen, passt das sogar ganz gut. Auf diese Weise kann ich den Lesern die Welt erklären.
Hinzu kommt, dass ich mir viele Gedanken zu den Kämpfen gemacht habe. Nicht zu Strategien, sondern eher wie diese ablaufen, was dabei zu beachten ist. Deswegen auch die mehrfache Betonung auf die Gefährlichkeit. Ich will nicht die Welt wie im Anime gestalten, sondern mit einem gewissen Realismus. Natürlich ist dieser in gewisser Weise nur bedingt einsetzbar, aber doch in vielerlei Hinsicht machbar. Kommt allerdings auch darauf an, wie man das alles sieht und interpretieren möchte. Ich versuche meine Welt, so wie ich sie sehe, darzustellen und zu erklären, damit sie nachvollziehbar erscheint.
Dann gibt es halt noch den unfreundlichen (was vielleicht passen würde) schwarz gekleideten Kerl, bei dem ich irgendwie vermute, dass er nicht das letzte Mal aufgetaucht ist
Ich habe mich wie ein Honigkuchpferd gefreut, als du das erwähnt hast. Bisher war nur eine einzige andere Leserin darauf eingegangen. Ich vermute, die meisten haben dieses kleine Detail einfach überlesen.
Mal sehen, wie weit du meine Geschichte liest oder ob du nicht irgendwann abspringst. :D Kann alles passieren, nehme ich auch niemanden übel.
Ich freue mich aber auf jeden Fall auf weitere Meinungen, sofern du mir etwas mitteilen möchtest.
Wie bereits erwähnt, auf die Fragen musst du nicht eingehen, kannst du aber trotzdem machen. Lesen werde ich alles, was du mir vor die Füße wirfst. :D
Damit bedanke ich mich bei dir und bei allen Lesern, die sich die Mühe gemacht haben, hier hinein zu schauen.
Ich wünsche euch allen ein schönes Wochenende!
Nächste Woche kommt dann das nächste Kapitel.
LG Lexi