Fotos kommentieren / Fotoanalyse

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  • Nicht für jeden ist selbstverständlich, wie man am besten an die Kritik eines Fotos herangeht. Aus diesem Grund und auch um euch die Möglichkeit zu geben, euch an einer Vorlage zu orientieren, möchte ich euch näher zu bringen, wie man Fotos konstruktiv kommentieren kann.
    Konstruktiv ist schon das richtige Stichwort - in diesem Bereich versuchen wir, uns gegenseitig hilfreiche Kritik zu geben, mit der sich der Fotograf verbessern kann. Von Facebook, Instagram oder auch der Galerie-Funktion im Bisaboard seid ihr es vielleicht gewohnt, einfach ein kurzes "schön" oder "tolle Haare" dazulassen. Das freut den Ersteller zwar mit Sicherheit, hilft ihm aber nicht wirklich weiter; dabei gibt es so viel, worauf man achten kann!




  • Die Fotoanalyse
    Grundlagenwissen zum exakten Bewerten von Fotografien und anderen Abbildungen



    Foto: @Godfrey


    Tagtäglich begegnen wir Fotos – egal ob in der Zeitung, auf Werbeanzeigen oder auf Internetseiten. Fotos sind ein Teil des alltäglichen Lebens, haben sie doch die Aufgaben, Geschehenes wiederzugeben und einen bestimmten Sachaspekt zu vermitteln. Im Falle von Werbung soll sie uns sogar gezielt beeinflussen. Doch sehen wir Fotografien nicht nur unbewusst in unserer Umwelt, sondern schauen sie uns auch gern in Bildergalerien oder (z.B. Reise-)Berichten an, wo sie eine gewisse Ästhetik vermitteln. Unser Gehirn ist in der Lage, uns unbewusst eine Einschätzung des betrachteten Fotos zu liefern – und zwar im Bruchteil einer Sekunde. Wir können also so ziemlich sofort sagen, ob uns ein Bild gefällt oder nicht. Mehr allerdings auch nicht, denn nur das Ergebnis bleibt uns erhalten. Warum unser Gehirn „Hey, tolles Foto!“ sagt, wird uns dabei nicht bewusst.


    Man sagt, gute Bilder schaut man länger als eine Sekunde an. Und mindestens diese eine Sekunde braucht man, um sich ein differenzierteres Urteil bilden zu können. Wenn wir verstehen wollen, was genau ein Foto gut oder schlecht macht, müssen wir sogar noch genauer hinschauen – wir müssen das Foto analysieren. In der Theorie gibt es eine spezielle Vorgehensweise, wie man Bilder analysiert. Nicht nur Fotos, auch Gemälde oder Videosequenzen. Warum sich jeder Fotograf mit dieser Theorie beschäftigt haben sollte, wird klar, wenn man gebeten wird, seine Meinung zu einem Foto darzustellen – zum Beispiel als Feedback in einer Galerie oder bei der Bewertung einer Wettbewerbsabgabe.


    Im Folgenden möchte ich euch diese Bildanalyse etwas genauer vorstellen und hoffe, sie hilft euch in Zukunft, Fotos besser zu verstehen und bewerten zu können.


    Teil 1 – Formalitäten & Beschreibung (sachliche Bestandsaufnahme)

    • Zunächst wird allgemein geklärt, was für eine Abbildung vorliegt: Foto, Illustration, usw. Auch der Bildautor wird in der Regel genannt sowie der Bildtitel.
    • Wichtig für die spätere Bewertung ist die zeitliche und räumliche Einordnung, sofern diese bekannt ist: Wann wurde das Foto wo aufgenommen.
    • Das Thema des Bildes wird benannt, ebenso das Genre bzw. die Gattung (Landschaft, Portrait, Panorama, Stillleben,...)
    • Das Format wird benannt (Hoch- oder Querformat, quadratisches Format, ggf. abweichendes Seitenverhältnis z.B. bei Panorama); auch die Größe könnte bei gedruckten Fotos eine Rolle spielen.
    • Dann wird allgemein beschrieben, was zu sehen ist.
    • Nach der allgemeinen Beschreibung geht es etwas weiter ins Detail: Was passiert im Bildvordergrund, was im Mittelgrund und womit schließt das Bild im Hintergrund ab?


    Teil 2 – Erklärung (formale Analyse)

    • Jetzt geht es ans Eingemachte und hier wird Fotowissen gefordert – je mehr man selbst über die Fotografie weiß, desto mehr kann man hier erkennen. Wichtig ist es auch, schon an die Interpretation zu denken. Oft werden unbewusst oder ohne Absicht (kleinere) Stilmittel eingesetzt, die aber für die Wirkung und Aussage keine Auswirkung haben. Diese kann man, wenn es kein Aufsatz werden soll, auch mal weglassen. Oder kurz: Hier wird aufgeschrieben, welche fotografischen Mittel der Autor eingesetzt hat, um die Bildwirkung (Teil 3) zu erzielen.
    • In aller Regel beginnt man mit der Beschreibung der Perspektive: Frosch-, Vogel- oder Zentralperspektive
    • Wie verlaufen dich Sichtlinien und Fluchtlinien?
    • Welche Symmetrien gibt es? Oder Asymmetrien? Gibt es vorherrschende (z.B. geometrische) Muster?
    • Welche Proportionen wurden gewählt (Goldener Schnitt, Drittelregel, mittige Ausrichtung, Fibonacci, Triangulatur,...)
    • Welche Flächen ergeben sich? Gibt es Negativflächen und welchen Raum nehmen sie ein? (Negativfläche: nicht mit dem Motiv in Verbindung)
    • Wie verteilen sich Lichter und Schatten im Bild?
    • Wie sind die Farben? Dominiert eine Farbe? Gibt es sogar nur eine Farbe (monochrom)? Welche Farbkontraste sind vorherrschend?


    Teil 3 – Interpretation & Bewertung

    • Welche Symbolik wird im Bild genutzt? Diese wird dann interpretiert.
    • Wie wirken die angewendeten Stilmittel (aus Punkt 2) im Zusammenspiel?
    • Bezug zur Epoche wird hergestellt (bei zeitgenössischer Fotografie oft irrelevant, wird jedoch ein bestimmter Stil verwendet, z.B. Film Noir, muss dies erkannt und die Umsetzung bewertet werden)
    • Bewertung der Intention des Autors – ist die Bildaussage deutlich zu erkennen? Wie gut ist die Umsetzung gelungen? Steht der Autor evtl. sogar in persönlicher Beziehung zu seinem Werk?
    • Eigene subjektive Wirkung (optional) – wie wirkt das Foto, welche Stimmung erzeugt es für sich persönlich?
    • Abschließende Bewertung

    Bei einer Bildanalyse muss nicht zwingend jeder Punkt abgearbeitet werden. Wichtig ist es, sich auf die Kernpunkte zu konzentrieren – welche der Punkte tatsächlich wichtig sind, muss der Analyst (also ihr) erkennen.
    Im Anhang nun ein Beispiel.



    So, nun ist es an euch!


    Wenn ihr möchtet, könnt ihr dieses Thema zum Üben nutzen. Ich (oder jeder andere, der sich fit darin fühlt) wird euch dann mit einer Einschätzung und Rat zur Seite stehen.


    Postet dazu ein Foto (oder verlinkt es) und schreibt eure Bildanalyse dazu.
    Gern könnt ihr auch einfach nur Fragen stellen, falls euch etwas unklar ist.


    Viele Grüße
    Eric / Godfrey