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In diesem Thema habt ihr eine bestimmte Anzahl an Punkten zur Verfügung, die ihr den Texten im Tab "Abgaben" geben könnt. Dabei ist zu beachten, dass ihr nahezu frei wählen könnt, wie ihr die Punkte verteilt und welche Texte mehr Punkte als andere bekommen. Achtet jedoch darauf, dass ihr die Punkte, die euch zur Verfügung stehen, komplett ausschöpft. Votes, welche zu wenige oder zu viele Punkte enthalten, können leider nicht gezählt werden. Des Weiteren solltet ihr eure Punkte mindestens auf drei Texte verteilen, eure Wahl begründen und natürlich nicht für eure eigenen Texte voten.
Es ist außerdem hilfreich, euch das "How to vote-Topic" anzusehen. Schreibt ihr in dieser Saison besonders viele Votes, habt ihr die Chance auf Medaillen. Weitere Informationen findet ihr hier: Informationen und Regeln zu den Wettbewerben.
Wer neben den Votes noch weitere Kritik für sein Werk erhalten möchte, aber kein eigenes Thema erstellen möchte, der kann dies gerne in unserem Feedback-Thema für fertige Texte tun!
Zitat von AufgabenstellungSeid euer Lieblingscharakter!
In diesem Wettbewerb geht es darum, dass ihr in die Rolle eines bekannten Charakters schlüpft und eine kurze Geschichte über ihn verfasst. Dabei ist es irrelevant, ob ihr euch eine Figur aus einem Anime/ Manga oder amerikanischen Cartoon, aus einem Videospiel, aus einem Buch oder aus einem Film schnappt - da sind euch keine Grenzen gesetzt. Es muss also auch nicht zwangsläufig ein Mensch oder die Hauptperson sein. Natürlich solltet ihr dennoch darauf achten, dass man diese Figur erkennt (praktischerweise könntet ihr am Ende eurer Abgabe ja bekannt geben, um welches Fandom und um welchen Charakter es sich handelt. Dies zählt dann logischerweise nicht mit zur maximalen Wortanzahl). Das Einzige, was bei diesem Wettbewerb verpflichtend ist, ist die Tatsache, dass ihr eine originale Geschichte schreibt und keine Nacherzählung! Gemeint damit ist, dass eure Geschichte sich mit einer Originalverfassung des Fandoms beschäftigt und sich nicht auf eine bereits "veränderte" Nacherzählung durch einen Dritten bezieht.
Ihr könnt 6 Punkte verteilen, maximal 3 an eine Abgabe
ZitatAlles anzeigenID: [DEINE USERID]
AX: X
AX: X
Beispiel:
ID: 27258
A16: 3
A1: 5
A3: 1
A7: 1
A9: 2
Wenn ihr nicht wissen solltet, wie ihr eure ID herausfindet, könnt ihr dies unter anderem hier nachlesen.
Der Vote läuft bis Sonntag, den 02.08.2015, um 23:59 Uhr.
[tab=Abgaben]
Krieg. Für Menschen sind schon ein paar Jahre seiner finsteren Herrschaft eine Ewigkeit. Doch für die Bewohner des Planeten Cybertron, deren Lebenszyklus ungleich länger ist, wäre einer solchen Dauer nur mit einem müden Lächeln zu begegnen. Äonen lang hatten die erbitterten Auseinandersetzungen zwischen den grundsätzlich friedliebenden "Autobots" und den gewaltbereiten "Decepticons" gewütet, bis sie den Heimatplaneten der riesigen, roboter-ähnlichen Lebensformen in ein unbewohnbares Ödland verwandelt hatten. Doch auch, wenn Cybertron verloren war und seine Bewohner, gleich welcher Zugehörigkeit, durch die Weiten des Alls streifen mussten, war der Krieg nicht vorbei.
Nicht nur zwischen Autobots und Decepticons.
Mit einem lauten Krachen schlug Starscream auf dem Boden der Brücke des fliegenden Kriegsschiffes auf und schlitterte dabei noch ein gutes Stück weiter durch die Kommandozentrale. Hastig versuchte er, sich wieder aufzurappeln, bevor sein Meister zum nächsten Schlag ausholen konnte.
„M-mein Lord, bitte, ich versichere Euch, es war nicht meine Schuld!“, rief er und hob in einem verzweifelten Versuch, weitere Blessuren abzuwehren, die langen Arme vor sein Gesicht. „Die Soldaten, die ich zur Verfügung hatte, waren unfähig, sie-“
„Ach, wirklich, Starscream?“, entgegnete Megatron, der Anführer der Decepticons, mit dunkler und vor Sarkasmus triefender Stimme. Gefährlich langsam schritt er auf seinen Stellvertreter zu. „Zwanzig hervorragend ausgebildete Flieger unter deinem Kommando sollen Schuld gewesen sein, dass du ein paar jämmerliche Autobots nicht hast zur Strecke bringen können? Dass sie entkommen konnten, mit einem mächtigen Relikt als Siegestrophäe?“ Der ehemalige Gladiator richtete die schwere Kanone, die an seinem rechten Arm befestigt war, mit gnadenlosem Blick auf den sich am Boden windenden Starscream. „Deine Unfähigkeit ist wieder einmal beispiellos!“, fügte er kühl hinzu.
„Meister, nein!“, kreischte der Vizeanführer entsetzt und beeilte sich, eine unterwürfige Haltung anzunehmen. „Ich versichere Euch, es wird nicht wieder vorkommen –bitte!“
Einen Moment noch ließ der wuchtige, schwer gepanzerte Mech seinen glühend roten und doch eiskalten Blick auf der Figur vor ihm ruhen, dann senkte er seine Waffe und ließ einen tiefen Seufzer seinen stahlgrauen Lippensegmenten entweichen.
"Dein Glück ist, dass du mir lebend mehr Vorteile bringst als tot", versetzte Megatron mit abschätzigem Blick, "aber du solltest meine Geduld trotzdem nicht überstrapazieren. Sei gefälligst ein bisschen nützlicher - das nächste Mal wirst du nicht so billig davonkommen, mein Lieber!"
Ohne seine "Rechte Hand" eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte Megatron sich ab und stampfte kräftigen Schrittes aus dem Kontrollzentrum.
Starscream rappelte sich mühsam auf und streckte die langen, schlanken Glieder - bis er plötzlich mitten in der Bewegung innehielt.
"Was glotzt ihr so blöd?", fauchte er die umstehenden Soldaten an, die das Schauspiel mit großem Interesse verfolgt hatten. Nun jedoch bemühten sie sich, sich hastig wieder ihren Aufgaben zuzuwenden - oder sich eine zu suchen, um dem Zorn des gedemütigten Kommandanten zu entgehen.
Wütend verließ Starscream den Raum. Als die sich automatisch schließende Tür surrend hinter ihm zusammenfuhr, konnte er bereits ein erneut einsetzendes Tuscheln hören. Der schmale, in verschiedenen Grautönen lackierte Cybertronier schnaubte. Er hatte schon immer um den Respekt der Truppen kämpfen müssen - bei einer auf Stärke und Macht ausgerichteten Truppe wie den Decepticons, denen beinahe jedes Mittel zum Erreichen ihrer Ziele Recht war, hatte man es als 'Leichtgewicht' eben nicht einfach. Und die ständigen Züchtigungen durch das monumentale Oberhaupt der Streitmacht machten es nicht gerade besser.
Vorsichtig fuhren seine Krallenfinger über die frischen Kratzer, die Megatron ihm zum Geschenk gemacht hatte. Ein grimmiges Knurren entfuhr seiner stählernen Kehle. Wie sehr er das alles hasste!
"Eines Tages, Megatron", schwor er und ballte die Hände zu Fäusten, "eines Tages wirst du bezahlen, dann werde ich endlich meinen wohlverdienten Platz auf deinem Thron ..."
Plötzlich hielt er inne und lauschte. Auf diesem Schiff konnte man nie wissen - Megatrons Kommunikationsoffizier, "die Augen und Ohren der Decepticons", war auf Überwachung spezialisiert und wenig entging seinem feinen Spürsinn. Das hatte Starscream bereits ein ums andere Mal zu spüren bekommen, wenn mal wieder einer seiner Pläne zur Übernahme der Herrschaft über die Truppen durch wohl platzierte Informationen bei Megatron gescheitert waren.
"... aufgeben und ... durch deine Hand den Lohn für meine Mühen empfangen", fuhr er daher fort. Es wäre naiv zu glauben, dass diese Kehrtwende seiner Rede ihm viel nützen würde, wenn jemand sie mitangehört hätte. Schlimmer wäre aber immer noch gewesen, seine Gedanken zu Ende zu bringen. Wenn er an die Strafe nach seinem letzten Putschversuch dachte ...
Starscream langte unbewusst nach einem der dreieckigen Flügel, die aus seinem Rücken ragten. Beim letzten Mal hatte Megatron ihm eines der geliebten Instrumente seiner Flugkunst beinahe ausgerissen. Der Bordarzt hatte mehrere Rotationen gebraucht, um ihn wieder zusammenzuflicken.
Grimmig setzte Starscream seinen Weg fort. Sein scharfer Verstand arbeitete bereits an neuen Plänen, neuen Verwicklungen, die ihm einen Vorteil verschaffen könnten - aber für's erste brauchte er etwa anderes. Die Soldaten, denen er auf dem Weg durch das gewaltige Kriegsschiff der Decepticons begegnete, warfen ihm neugierige Blicke durch die leuchtenden Sehschlitze zu. Doch niemand wagte es, ihn anzusprechen. Der Flurfunk hatte sich also schon wieder selbstständig gemacht und die Neuigkeiten wie ein Lauffeuer verbreitet.
'Wenn auch nur einer von ihnen es wagt, etwas zu sagen', dachte Starscream, 'werde ich ihm eigenhändig das Spark aus der Brust reißen!'
Der Vorfall, der zu seiner Bestrafung geführt hatte, war nicht einmal seine Schuld gewesen. Was konnte er dafür, wenn die ihm zur Seite gestellten Truppen unfähig waren? Was konnte er dafür, wenn sie sich einfach besiegen ließen? Oder nicht genug Grips hatten, dass Artefakt in Sicherheit zu bringen? Anstatt auf seinem Befehl zu beharren, die Stellung zu halten und die Autobots, ihre erbitterten Gegner in diesem ewigen Krieg, fertig machen zu wollen, hätten sie doch selbst nachdenken können!
Ärgernis flackerte in den glühend roten Optiken auf, die die fleischlichen Bewohner dieses wässrigen Planeten "Augen" nennen würden. Natürlich befolgten die Soldaten seine Befehle, er war immerhin die Nummer zwei innerhalb der Rangfolge der Armee. Aber wirklichen Respekt hatten sie nicht vor ihm. Seine Autorität verdankte er einzig und allein Megatrons Billigung ...
Wütend schlug Starscream seine metallene Faust gegen die eigentlich stabile Wand des Ganges und hinterließ eine unförmige Delle, die irgendein niederer Rangträger würde ausbessern müssen.
Nichts könnte ihm momentan gleichgültiger sein. Eines Tages würden sie alle einzig seinem Befehl unterstehen und vor ihm niederknien. Eines Tages würde er endlich triumphieren!
Ein hämisches Grinsen schlich sich langsam auf die Züge des Cybertroniers. Ja, irgendwann ... irgendwann würde er bekommen, was er verdiente. Worauf er schon hinarbeitete, seit er sich Megatrons Armee angeschlossen hatte ...
Einige Windungen und Gänge später hatte Starscream endlich sein Ziel erreicht. Ungeduldig tippte er den erforderlichen Sicherheitscode in das Tastenfeld ein und wartete darauf, dass sich die Schleusentür vor ihm auftun würde. Endlich glitten die Flügel der großen Schiebetür quälend langsam auseinander, beinahe, als wollte selbst das Schiff ihn verhöhnen. Doch Starscream schob den Gedanken beiseite.
Als der Weg endlich frei war, schlug ihm sogleich eine heulende Brise der irdischen Winde entgegen. Zum überwiegenden Teil Stickstoff, rief er aus den komplexen Schaltkreisen seines Gehirns ab.
"Ein Wunder, dass diese lästigen, menschlichen Bazillen noch atmen", schnaubte er. Doch auch um diesen Problemfaktor würde er sich später Gedanken machen.
Eigentlich sollte man meinen, dass die Winde in diesen Höhen, die das Kriegsschiff Nemesis durchstreifte, den fast schon zierlichen Starscream von den Füßen hätten reißen müssen. Tatsächlich jedoch umschmiegten sie ihn wie kleine Kätzchen, und mit geschlossenen Optiken trat er an den Rand der Plattform.
Ja ... das war es.
Er hob einen seiner elegant geschnittenen Füße und ließ sich nach Vorne fallen - hinein in ein Meer aus rostfarbenen Wolken.
Während der Fallwind pfeifend durch seine Akustiksensoren fuhr, schlug er die Tragflächen auf seinem Rücken zurück und die verschiedenen Körperteile rutschten unter scharfem Knacken und lautem, stählernen Reiben in die richtigen Positionen.
Innerhalb von Sekunden war die Transformation perfekt, und statt des fallenden, roboter-artigen Geschöpfes schwebte nun ein einsatzbereiter Kampfjet am beinahe nächtlichen Himmel.
Ja ... hier war es.
Hier war er frei.
Mit donnernden Triebwerken katapultierte sich Starscream in eine Drehung nach der anderen, ließ sich fallen und stieg rasant wieder in ungeahnte Höhen empor.
Hier war er in seinem Element.
Und eines Tages würde seine Zeit kommen.
Eines Tages.
Transformers: Prime
Starscream ist der Vizekommandant der "bösen" Decepticons und somit Stellvertreter des kriegerischen Anführers Megatron. Hochintelligent, entwirft er taktisch ausgeklügelte Pläne - zum Wohle der Decepticons, aber auch (und vor allem) für seine eigenen Zwecke. Leider steht er seinen hohen Ambitionen, eines Tages zum Anführer aufzusteigen, durch seine Selbstüberschätzung oft selbst im Weg. Er ist im Vergleich zu vielen anderen Transformern (zumindest in dieser Serie) eher ein weniger bulliger Typ, was wahrscheinlich auch mit seiner Fähigkeit zusammenhängt, sich in einen Jet verwandeln zu können - je schlanker, desto windschnittiger.
Starscream ist wahrlich kein Krieger und wirkt oft feige und bis Weilen sogar ängstlich. Er tut jedoch alles, um seine eigenen Interessen zu verfolgen, und ist als Gegner keineswegs zu unterschätzen.
ACHTUNG: Spoilergefahr. Wer "Avengers - Age of Ultron" noch nicht gesehen hat, der wird hier massiv gespoilert.
"Verdammtes Vieh! Kannst du nicht irgendeinen anderen Mulitmillionär in der Gegend nerven?" Natürlich nicht. Natürlich kannte ich die Antwort, wie hätte ich auch nicht? Als ob ich diese Miestviecher auch hätte vertreiben können. Die Versuchung war groß, sie einfach mit irgendwas ab zu knallen... naja dafür hätte ich wohl aber auch mich mit in die Luft jagen müssen. Diese Schnacken klebten ja förmlich an mir, als wäre ich Heidi Klum. Wobei ..., ich war wohl nicht weniger berühmt und gut aussehend, aber wer hätte schon ahnen können, dass diese Schnacken so Promigeil waren. "Sorry bin schon vergeben, also Kusch". Zwecklos, definitv, zwecklos. Ich sollte mir meine Kräfte sparen und sie nicht daran verschwenden diese Blutsauger zu beleidigen. Die waren ja bisher sowieso noch mein kleinstes Problem gewesen. Wieso zum Teufel konnten sich Menschen, die man suchte nicht an netten Orten verstecken? Wie einer Fabrik für Teddybären oder in einem Schokoladengeschäft. Oder in einem Weinladen. Oh ja, das wäre es gewesen. Und wenn ich ihn dann dort gefunden hätte, hätte ich auch total überrascht schauen können. Dann wären wir beide glücklich gewesen, weil er sich ach so toll versteckt hatte und ich ihn doch finden konnte, weil er mein bester Freund war und so weiter. Aber wo muss er sich verstecken? Wo?! In irgend so einem verdammten Regenwald im Herzen von was weiß ich und ist mir doch egal. Also, konnten wir noch mal durchgehen, wieso ich genau hier war? Wenn er nicht gefunden werden wollte, sollte ich es dann vielleicht nicht einfach lassen? Ich könnte jetzt zu Hause sitzen, mit meiner gut aussehenden Freundin, Wein trinken, mich von genauso gut aussehenden Händen massieren lassen, den Stress der letzen Monate vergessen, entspannen, mir Ruhe gönnen. Doch stattdessen? Was tat ich? Ich stapfte gerade durch Sumpf und ... oh ... wundervoll ich bin in irgend einen Kothaufen getreten. Toll gemacht Tony. Ja, das verläuft alles richtig wundervoll. Genau so hast du das geplant. Was für ein Genie du doch bist. Applaus für Iron Man! Wuhu! "Bruce komm schon, mir geht es schlecht. Wenn du hier bist, komm raus, ja? Lass uns nach Hause gehen, bitte? Ich koche dir auch was, ok? Und dieses mal wird die Küche nicht in Flammen aufgehen... Na gut ... zumindest nicht ganz. Ich habe wirklich geübt ... also ich habe zumindest so eine Kochsendung gesehen, ... nagut ich habe sie nicht gesehen, aber ich habe zumindest gewusst das eine Kochsendung lief. Das hat bestimmt auch geholfen!" Für einen Moment sagte ich nichts, lauschte. Auf ein Geräusch, ein Rascheln, ein Knacksen, irgendwas. Irgendwas das mir sagte, dass er hier war, dass mir sagte, dass er mich gehört hatte, dass .... dass er lebte. Doch das einzige was ich hörte, war das Zirpen von Insekten die ich nicht kannte, Vögel die ich noch nie zuvor gesehen hatte und das Geschrei von Tieren, von denen ich hoffte, dass es nur rießige Schmetterlinge im Stimmbruch waren.
"Bitte Bruce, komm schon ..." Keine Antwort. Das war doch zwecklos, einfach zwecklos. "Jarvis erinnere mich da... oh natürlich...Friday ... erinnere mich daran, mein Haus nie mehr zu verlassen, ja?" "Wie Sie wünschen Boss". Das war der Grund. Deshalb war ich hier. Nicht wegen Friday, und doch irgendwie schon. Einfach alles, alles was passiert war, alles was ich getan hatte, was meine Schuld war. Ich hatte Ultron geschaffen, ich hatte Schuld am tot unschuldiger Menschen, hatte Schuld am Tod von ... Jarvis. Dem einzigen Wesen, das mich wohl besser kannte als ich mich selbst kannte. Dem Wesen, dass ich meinen besten Freund genannt hatte, auch wenn es wohl ziemlich verrückt klang jemand seinen besten Freund zu nennen, der technisch gesehen kein Lebewesen war. Doch für mich war Jarvis eines gewesen. Er hatte eine Seele, davon war ich überzeugt, schon immer. Und nun ... nun war er fort. Genauso wie Bruce. Verschwunden aus meinem Leben, bestimmt nicht wieder zu kommen. Jarvis war nicht mehr, ihn hatte ich verloren, auch wenn sich alles in mir dagegen sträubte das zu akzeptieren. Doch, ... doch Bruce, Bruce war noch da draußen. Irgendwo in diesem Planeten, in diesem Wald. Und ich würde ihn finden. Auch wenn es mich umbrächte, ich würde ihn finden. Das hatte ich mir geschworen. Ich könnte umkehren, natürlich könnte ich. Versuchen so weiter zu machen wie vorher. Doch das Problem war, es ging nicht. Ich konnte nicht. Wie? Wie hätte ich? Es gab keinen Jarvis, keinen Bruce und Pepper, die verbrachte mehr Zeit in der Arbeit als ich damit nicht verrückt zu werden. Und leider musste ich gestehen, ich verbrachte fast die ganze Zeit damit nicht verrückt zu werden. Suchte meinem Verstand aufgaben, Probleme, irgendwas. Nur um nicht daran denken zu müssen, was war und nie wieder sein würde.
"Hey ... du hast keine Ahnung wie tief ich gerade für dich sinke Benner... also ... ähm ... ich brauche dich ... und ... naja, ich glaube ich bin gerade leicht am durchdrehen, also wäre ich dir äußerst verbunden, wenn du raus kommen würdest. Bitte."
Super Tony, du sprichst nun mit dir selbst, damit hast du offiziel einen neuen Level erreicht. Gratuliere. Jarvis wäre echt stolz. Nein wäre er nicht, oder? Was er wohl sagen würde? Ich konnte ihn genau hören, konnte mir vorstellen, wie er mich danach fragte, ob er helfen solle, mit dem besorgten Unterton in der Stimme, die er so gut verstecken konnte wie er wollte. Ich hörte sie! Ich wusste, dass sie da war. Oder das sie da gewesen war? Ich wusste nicht genau welche Form ich wählen sollte. Egal wie ich es ausdrückte, es schmerzte trotzdem. Also...
"Tony?" Ich zuckte zusammen, drehte mich um, und trat aus dem Matsch heraus, oder versuchte es viel mehr, in dem ich stand, nur um in die braunen Augen, so unendlich Braunen Augen des Mannes zu sehen, den ich unter tausend erkennen würde. "Hey Kumpel, wenn es dir nichts ausmacht, könntest du mir aus dem Dreck helfen? Ich habe so einen kleinen Panickanfall, nur so nen Kleinen, also ... ka ... könntest du her kommen?"
"Wie hast du mich gefunden, ich habe darauf geachtet das..." "Bruce... bitte, könnten wir das später klären?" Er rührte sich nicht, stand nur da. Fantasierte ich? War es schon so schlimm? Oder hatte er die Absicht mich hier zu lassen? "Wieso bist du gekommen? Welche Aliens greifen uns diesmal an?" Achso. Darum ging es. "Keine. Ich bin nur hier weil ... ich brauche dich" Lange sah er mich an, suchte nach dem Trick, suchte nach der Maske die fallen würde, der Lüge in meinen Worten, meinen Augen. Irgendwas das ihm sagte, wieso ich wirklich hier war. Doch es gab keinen anderen Grund. Egal wie lange er mich ansehen würde. Vielleicht hoffte er auch, ich würde im Schlaf versinken, wenn er mich nur lange genug ignorierte? Wäre nicht ganz undenkbar. "Wirklich?" Zweifel. Eindeutig. "Denkst du wirklich ich stapfte durch den dicksten Regenwald den je ein Universum hervorgebracht hat, lasse mich von Tausend von Schnacken erdolchen und trete in Haufen von Tieren die so groß sind, dass ich kurz davor bin Shield zu unterstellen, sie hätten heimlich Dinosaurier geklont, wenn ich nicht wirklich alles darum gebe, wenn ich dich nicht wirklich brauchen würde" Das war es. Das war es, was ihn erreichte, ich fühlte es, spürte es, sah es. Es war unverkennbar. "Gib mir deine Hand Tony!"
Das Fandom ist Avengers - Age of Ultron.
Ihre Schritte waren furchtbar laut. In den letzten fünf Minuten hatte sie dreizehn Zweige zertreten und war eineinhalb mal hingefallen. Einhalb, da sie sich gerade mitten in der Aktion befand. Das Mädchen hatte sich mit dem Fuß in einer Wurzel verhakt und knallte der Länge nach auf den Boden. Ihre Bommelmütze flog ihr vom Kopf und ihr pelziger Begleiter, ein Terribark, bellte aufgeregt.
Was hatte sie überhaupt auf diesem Weg zu suchen? Der Ewigenwald bestand aus zwei Pfaden: Einer ordentlich gepflasterten und umzäunten Straße für die Menschen, und einer wilden, verschlungenen Schneise für die Pokemon und alle die sich ihnen zugetan fühlten. Für gewöhnlich konnte man hier allein sein. Allein mit sich selbst und der Natur. Nur heute musste diese Touristin unbedingt durchs Unterholz trampeln. Menschen waren so anstrengend. Und irrational. Und gruselig. Und dieses Exemplar starrte mich geradewegs an.
''Hey! Wer bist denn du? Reichst du mir bitte meine Mütze?''
Ich erstarrte kurz und versuchte mich hinter einen Baum zu ducken. Eine instinktive Reaktion, dem Kommunikationsprozess leider nicht zuträglich.
''Versteckst du dich etwa? Hast du Angst vor mir?'' Nachdem sie mittlerweile 37 Sekunden auf dem Boden verbracht hatte, konnte sie sich langsam aufrappeln. Ihr Terribark kam schnüffelnd auf mich zu. Es war mir auf Anhieb sympathisch. Ich konnte es verstehen. Es nahm über die Nase weitaus mehr Informationen auf als über die Augen. Also machte ich es ihm leicht und hielt ihm meine Hand hin, damit es sich über mich klar werden konnte. Nach einem kurzen Moment, während dem das Mädchen uns beide beobachtete, begann Terribark meine Hand abzulecken. Es fand mich sympathisch. Der erste Kommunikationsakt war problemlos verlaufen. Trotzdem musste ich dem Mädchen noch etwas antworten.
''Ähm...'' Meine Stimme war rau, ich hatte seit Tagen nicht mehr gesprochen. ''Ich bin, nein, mein Name ist -'' Die Worte platzten viel zu schnell aus meinem Mund heraus, und genau wie das Mädchen über die Wurzel gestolpert war, schien ich über den Worten zusammenzubrechen und drückte die Lippen fest aufeinander. Das war so unangenehm! Ich spürte, wie mir das Blut mit schnellen Schlägen in den Kopf schoss. Menschen erwarteten, dass man problemlos mit ihnen kommunizieren konnte. Dass man keine Angst vor ihnen hatte. Das waren die Minimalanforderungen, und ich erfüllte sie nicht. Ich lehnte mich eng an den Baum, am liebsten wäre ich einfach mit ihm verschmolzen. Wie würde das Mädchen reagieren? Würde sie mich auslachen?
''Tut mir leid, du redest ein wenig schnell. Jetzt habe ich deinen Namen gar nicht verstanden. Könntest du ihn mir noch mal sagen?''
Mein Herz schaltete langsam wieder auf normale Betriebsgeschwindigkeit herunter, und ich atmete tief ein. Das Terribark hechelte leise neben mir, ich ließ mich von seinem gleichmäßigen Rhythmus leiten. ''Man nennt mich N.''
Das Mädchen erhob sich langsam und begann, ihren einst weißen, nun mit grünen und braunen Flecken übersäten Rock abzuklopfen. Dann, nachdem sie ihren immer noch fleckigen und nun auch noch mit schmutzigen Fingerabdrücken überzogenen Rock nach für mich nicht nachvollziehbaren Kriterien für vorzeigbar befunden hatte, hielt sie mir ihre, ebenfalls schmutzige, Hand hin. ''Hallo, N. Sehr erfreut, dich kennen zu lernen. Ich bin übrigens Bell.'' Sie zwinkerte mir zu, und auch wenn mich die verbale Kommunikation überforderte, erinnerte mich ihre schmutzige Hand auf beruhigende Art an all die Pokemon, die ich in diesem Wald kennen gelernt hatte. Auch ich streckte ihr etwas ungelenk meine rechte Hand hin. ''Hallo.''
Bell ergriff und schüttelte sie energisch. Gleichzeitig zog sie mich etwas hinter dem Baum hervor, der mir als Stütze gedient hatte. ''So, N. Lass dich mal ansehen.'' Ich spürte förmlich, wie sie ihren Blick über meinen Körper wandern ließ und bekam eine leichte Gänsehaut. Ich wusste nicht genau, was ich tun sollte und allzu langer Blickkontakt war anstrengend, also fixierte ich mich einfach auf irgendeinen Punkt am Boden. Einen Punkt mit grünen und weißen Streifen. Ihre Bommelmütze lag noch am Boden.
Nach einer gefühlten Ewigkeit (von der ich aber im Nachhinein ziemlich sicher war, dass es nur circa zwei Sekunden gewesen waren), löste sie ihren Blick wieder von meinem Körper und ließ auch meine Hand los.
''Was machst du denn hier? So allein im Wald?''
Das war eine gute Frage ihrerseits, aber die Antwort war weder etwas, das ich einem normalen Menschen verraten wollte, noch etwas, von dem ich glaubte, es verbal ausdrücken zu können. Also besann ich mich auf eine Geste, die ich für ein allgemeines nonverbales Zeichen der Ahnungslosigkeit bei Menschen hielt. Ich zuckte ruckartig mit den Schultern.
Falls Bell die Bewegung seltsam fand, ließ sie sich das nicht anmerken. ''Cool, also relaxt du einfach hier? Ich bin ja auf dem Weg nach Stratos City.''
Mir war aufgefallen, solange ich sie am Sprechen hielt, musste ich selbst nichts sagen. Schnell versuchte ich mich zu erinnern, war für die menschliche Spezies als Ausdruck des Wohlwollens zum Fortfahren galt. Ich wusste, es war irgendetwas mit den Kiefermuskeln, aber kein Zähnefletschen. Das funktionierte nur bei Pokemon. Da mir partout nicht einfallen wollte, wie die Geste genau ablief, versuchte ich, meine Zähne gemäßigt zu blecken und meine Augen dabei nicht allzu aggressiv zusammenzukneifen.
Bell starrte mich etwas verwirrt an. ''Lächelst du gerade? Oder hast du Bauchschmerzen?''
Sofort hörte ich auf mit der Grimasse und setzte wieder einen neutralen Gesichtsausdruck auf. ''Alles. Alles gut.''
''Cool. Auf jeden Fall, Terribark und ich'' – während sie das sagte, deutete sie erst auf ihren pelzigen Begleiter und dann auf sich selbst – ''machen ein wenig Sightseeing. Zu Hause wurde es mir zu stressig, und da dachte ich mir so, warum nicht einfach mal für ein Paar Wochen abhauen?''
Diese Logik konnte ich auf einer elementaren Ebene nachvollziehen. Auch ich zog mich immer in die Natur zurück, wenn ich genug von anderen Menschen hatte. Nur hatte ich ironischerweise mitten im Wald einen Menschen getroffen, der unbedingt mit mir kommunizieren wollte.
''Jetzt hab ich's! Ich kenne dein Geheimnis!''
Ich erstarrte.
''Es gibt nur einen Grund dafür, dass ein gut aussehender Junge wie du sich ganz allein in den Wald verkriecht! Du bist Pokemon-Trainer!''
Das war ziemlich weit von der Wahrheit entfernt, da ich aus weltanschaulichen Gründen gegen das zum Training notwendige Fangen und gegeneinander Kämpfen lassen von Pokemon war. Aber es war eine gesellschaftlich akzeptable Ausrede, also bewegte ich meinen Kopf von oben nach unten, um Zustimmung auszudrücken.
''Und lass mich raten, ich halte dich mit meinem Geplapper gerade von der Jagd nach neuen Pokemon für dein Team ab?''
Wieder nickte ich.
''Dann sollten wir uns wohl mal wieder auf den Weg machen.'' Sie zwinkerte noch einmal, dann schnippte sie mit den Fingern und Terribark begann ihr wieder in den Wald hinein zu folgen. Aber etwas hatte sie vergessen. Ich rannte zu ihrer Mütze und hob sie auf.
''Du hast. Du hast deine Mütze vergessen.''
Bell drehte sich noch mal um und nahm sie entgegen. ''Oh, danke! Das ist lieb von dir!'' Sie ignorierte den Schmutz auf der Mütze und setzte sie sich auf. Als sie sich wieder auf den Weg in den Wald machte, entblößte auch sie ihre Zähne. Wenn sie das machte, wirkte es gar nicht bedrohlich, sondern positiv. Während ihre Schritte langsam im Wald verklangen, fiel mir der Name des Gesichtsausdrucks wieder ein. Man nannte ihn Lächeln.
Pokémon
Der Regen prasselte vom Himmel, als wollte er die Landschaft von Himmelsrand in einen Ozean verwandeln. Unter das gelegentliche Rollen des Donners mischte sich hin und wieder das Geräusch von Schritten im Matsch, wenn sich jemand vor die Tür wagte, um zu einem anderen Haus zu huschen. Der Boden war weich und das war schlecht, denn das machte selbst den begabtesten Schleicher laut. Der Mann zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und lehnte sich weiter in den Schatten des Bienenstichs. Die Kneipe war trotz – oder aufgrund – der schlechten Wetterverhältnisse gut besucht und beherbergte heute einen besonders interessanten Gast. Doch ein wenig musste der Dieb noch warten, denn noch waren zu viele Leute da, die ihn ohne Zweifel erkennen würden. Seine Tarnung hielt noch gut, doch es war immer besser, vorsichtig zu sein.
Die Tür des Gasthauses wurde geöffnet und der Klang von Musik mischte sich in die Sinfonie des Gewitters. Lachende Gestalten schwärmten hinaus, wurden still und drängten ihren warmen Wohnungen entgegen. Brynjolf nutzte den Moment, um schnell durch die Tür ins Innere zu schlüpfen. Er hatte sich nicht verrechnet. Bis auf die beiden Argonier, die den Bienenstich führten, befand sich nur noch ein Gast im Schankraum. Es handelte sich um einen Hochelf, gekleidet nach der klassischen Art der Thalmor in einer schwarzen Magierrobe mit goldenen Verzierungen. Er hatte die Kapuze über seine weißblonden Haare gezogen und den Kragen hochgeklappt. Kein aufgeschlossener Mann scheinbar, doch Brynjolf ließ das kalt. Er bestellte einen Schwarzdorn-Met und gesellte sichzu dem einsamen Gast.
„Kein besonders guter Tag für Unternehmungen. Es tut mir leid, dass Himmelsrand sich seinen Besuchern derzeit so unbarmherzig zeigt“, begann er die Konversation. „Ihr habt euch eine denkbar schlechte Jahreszeit ausgesucht. Im Sommer ist es viel besser.“ Der Elf lächelte nur abschätzig.
„Himmelsrand ist weniger das Land, das man zum Vergnügen besucht“, antwortete er und suchte Brynjolfs Blick. In den Augen des Fremden schien ein inneres Feuer zu brennen, doch auch List spiegelte sich darin. „Ich nehme an, ihr seid auch nicht zum Vergnügen hier.“
„Nein.“ Der im Lederaufzug der Diebesgilde gekleidete Mann zeigte ein grimmiges Lächeln. „Ich bin auf der Suche nach verheißungsvollen Geschäften.“
„Und da habt Ihr – schlau wie ihr seid – gedacht“, fügte der Thalmor an, „dass ich euch ein verheißungsvolles Geschäft ermöglichen könnte.“
Brynjolf verzog keine Miene, doch innerlich verkrampfte sich sein Herz. Es gab wenig Dinge, die der gebürtige Nord daran hängte. Doch die Diebesgilde war seine Familie und dieser Familie ging es seit Monaten schlecht. Seit ihr Meister ermordet worden war, waren die Aufträge ausgeblieben, die Geldbeutel leerer geworden und die Hehler aus der Zersplitterten Flasche – dem Hauptquartier der Gilde – verschwunden. Nun waren sie nur noch eine abgewrackte Bande, die in der Kanalisation unter der Stadt hauste – neben Bettlern und Strauchdieben. Ja, die Gilde war gesunken und mit ihr jegliche Motivation. Doch von irgendetwas mussten sie auch leben und da kam Brynjolf dieser seltene Gast gerade recht. Er witterte die fette Beute förmlich, von der ihm der Unbekannte hoffentlich bald berichten würde.
„Ich habe in der Tat sehr interessante Informationen für Euch“, fuhr der Hochelf fort. „Ich weiß, dass ihr mit Maven Schwarzdorn kooperiert, der einflussreichen Besitzerin der Brauerei hier. Sie ist in ganz Himmelsrand bekannt. Ich möchte nicht mehr Aufsehen erregen als ein Thalmor-Agent hier ohnehin schon tut. Gebt ihr dieses Dokument von mir und als kleine Belohnung verrate ich Euch etwas, das die Mühe wert sein sollte.“
Brynjolfs Herz schlug höher. Das klang sehr vielversprechend.
„Ihr könnt Euch auf mich verlassen.“
„Nichtsanderes hatte ich erwartet. Ich werde noch einige Tage hier sein und mit Jarl Laila-Rechtsprecher über einige Dinge verhandeln. Ihr fändet mich dann in der Festung Nebelschleier, wenn es etwas Dringendes zu besprechen gäbe. Obwohl ich vermute, dass ihr diesen Ort lieber nicht aufsucht.“ Ermusterte das Mitglied der Diebesgilde mit einem wissenden Lächeln. Brynjolf nahm das Pergament an sich und schickte sich an, zu gehen.
Der Fremde lehnte sich gemütlich im Stuhl zurück und nippte an seinem Met.
„Nahe dem Schattenstein gibt es eine Höhle, die nur sehr sehr schwer zu entdecken ist. Schaut dort mal vorbei, es ist die Kletterei wert.“
Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen. Der Morgennebel ließ den Birkenwald magisch und geheimnisvoll erscheinen und verbarg die Schritte des einsamen Wanderers. Noch war es dämmrig, doch bald würde die Sonne hervorkommen und Brynjolf hatte überhaupt keine Lust, sich seine Beute von irgendeinem dahergelaufenen Landstreicher abjagen zulassen. Vorsichtig bewegte er sich in Richtung des Schattensteins. Die Umgebung war ihm nur zu vertraut, denn gleich daneben befand sich die Halle der Nachtigallen. Der Anblick der Felsöffnung machte den Mann missmutig, denn sie erinnerte ihn wieder daran, wie es um die Gilde stand. Nocturnal, die geheimnisvolle Daedra und Schutzpatronin der Diebe meinte es nämlich auch nicht mehr gut mit ihnen. Er hatte die Hallen, die zu ihrem Heiligtum gehörten, seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr betreten. Seit ihr Anführer tot war und die Nachtigallen auseinandergebrochen waren. Ja, eigentlich waren sie Nocturnals Boten und unter ihr war es ihnen gut gegangen. Doch das war vorbei. Brynjolf atmete tief durch, um die Trauer und Wut aus seinem Herzen zu verbannen. Es war gewiss nicht die Zeit, wehmütigzu werden oder in Selbstmitleid zu schwelgen. Er durfte auf keinen Fall unachtsam sein, denn die Umgebung von Rifton war höchst gefährlich. Und laut seinen Informationen – die er nur von den besten Quellen bezog – gab es am Schattenstein auch Magier. Und auf die wollte er nicht mal im Traum treffen.
Er lauschte und machte sich vorsichtig an den Aufstieg. Während er sich an den gewaltigen Felsen hinaufzog und über Vorsprünge kletterte, vergewisserte er sich stets, ob er auch wirklich allein war und schlich sich so leise wie möglich an den Findling heran. Die Zaubersteine zogen ständig Hexer an, was kein Wunder war. Und dieser war bei schwarzen Zauberern besonders beliebt. Er besaß die Kraft, unsichtbar zu machen. Brynjolf nutzte alle seine geschulten Diebesinstinkte und -sinne, doch er schien tatsächlich der einzige Besucher an diesem frühen Morgen zu sein. Er entdeckte ein ausglühendes Lagerfeuer und einen Strauß bunter Bergblumen, was hieß, dass jemandhier gewesen war und sich vielleicht in der Nähe aufhielt. Der Dieb musste also schnell sein und das, wo doch sein Ziel angeblich schwer zu finden war.
Immerdarauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, machte Brynjolf sich an die Arbeit. Mit geübtem Auge untersuchte er die Felswände und tastete sie nach versteckten Spalten ab. Er musterte die Felsvorsprünge über ihm und die Schatten dazwischen. Nichts. Das durfte nicht wahr sein! Hatte dieser elende Elf ihn zum Narren gehalten? Das konnte nicht sein. Maven war sehr erfreut über die nächtliche Lieferung gewesen, aber er würde sich nur mitfreuen können, wenn sich das versprochene Geschenk fand. Doch wo nur? Wo? Schwer zu finden war kein Ausdruck, doch der Meisterdieb hatte sich mehr von seinen Fähigkeiten erhofft. Er würde sich in den Hintern beißen, wenn jemand schneller gewesen war.
Plötzlich hörte er Schritte hinter sich. Jemand kam zu dem Stein! Flink lief er rückwärts und duckte sich hinter einen Stein. Im fahlen Morgenlicht wanderte tatsächlich der Urheber des Feuers zurück zuseinem Rastplatz. Die dunkle Robe bestätigte, dass man mit diesem Herrn lieber keinen Kontakt knüpfen wollte, außer man hatte vor, als Brandleiche oder Eisklotz zu enden. Immer tiefer drückte sich Brynjolf in die Schatten, bis auf einmal etwas Überraschendes geschah. Mit einem Mal hörte der Boden auf und der Nord fiel hintenüber. Den Fluch und Schrei zugleich von den Lippen wischend versuchte er, sich festzuhalten. Nur ein Scharren kündete von der knappen Aktion und der Magier schien es nicht bemerkt zu haben. Brynjolf allerdings erholte sich sehr rasch von dem Schreck, als er sich umsah. Unter ihm fiel eine steile Felswand ab und zwischen demGestein tat sich ein Loch auf. Vorsichtig ließ er sich hinabgleiten und zwängte sich durch die Öffnung. Im zarten Lichtschein der aufgehenden Sonne, der in die Höhle fiel, fand Brynjolf das Ersehnte: Ein kleines Kästchen mit in goldgefassten Juwelen und ein Stück Papier.
Ihr seid sehr clever, ich könnte Eure Hilfe gebrauchen.
Ich verspreche, dass unsere Zusammenarbeit lohnenswert sein wird.
Kontaktieren könnt Ihr mich über Mylas Drondir in Windhelm.
Brynjolf wusste ganz genau, wer ihn da getestet hatte. Und heller als die Edelsteine funkelte die Hoffnung in ihm. Ein einflussreicher Auftraggeber. Das würde die anderen freuen.
The Elder Scrolls V: Skyrim
Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so friedlich gefühlt habe. Mit einem für mich völlig untypischen Seufzen beuge ich mich vor und stütze die Ellbogen auf das kühle Geländer des Balkons, auf dem ich stehe. Der Vollmond scheint auf mich herab und legt einen sanften Schleier aus milchigem Licht über das kalte Wasser tief unter mir.
Kaum zu glauben, dass ich noch vor einem Jahr Schwierigkeiten damit hatte, meine Beine richtig zu bewegen. Damals war ich dabei, mich von einer schweren Vergiftung zu erholen, und wollte die ganze Welt ausschließen. Dieses Verlangen nach Einsamkeit und einem neuen Antrieb, im Leben weiterzumachen, war so groß, dass ich alles zurückließ und die vier Kontinente bereiste.
Meine Gedanken driften in die Vergangenheit ab.
~
Ich stand an einem breiten Fluss und starrte aufs Wasser. Frieden spürte ich keinen, nur einen tobenden Sturm in meiner Brust. Ich hatte Angst. Angst davor, nie wieder zu meiner alten Stärke zurück zu finden. Angst davor, zu versagen. Angst davor, nicht mehr gebraucht zu werden.
Langsam hob ich die Hand mit dem Messer. Mit der anderen griff ich in mein langes Haar, hob es an, und atmete tief aus. Das Messer schwebte einige Millimeter unter meinem Ohr.
Für einen Moment musste ich an meine größte Niederlage denken: Den Kampf gegen Zaheer, der mir mit seinen Kräften die Luft aus den Lungen raubte, mich vergiftete, mich beinahe umbrachte.
„Scheiße.“ Ich konnte noch nicht zurück in die Hauptstadt, auch wenn meine Eltern glaubten, ich wäre auf dem Weg dorthin. Nach all der Zeit zuhause, nach all diesen Stunden der Genesung, brauchte ich eine Auszeit. Ich musste weg. Von allem.
Die Klinge glitt durch mein Haar wie durch warme Butter. Ich warf die langen, braunen Strähnen in den Fluss, machte dann kehrt und lief zu dem kleinen Boot herüber, mit dem ich hergekommen war. Es war eine verdammt schwere Reise.
~
„Kannst du nicht schlafen?“, fragt mein Vater mich, der auf einmal hinter mir auftaucht. Er ist der Anführer des südlichen Wasserstammes und zeigt denselben besorgten Blick, den ich damals so oft von ihm sah. Ich lächele ihn an, was ihn sichtlich beruhigt. Mein Flashback verschwindet.
„Das ist es nicht. Ich bin nur so aufgeregt, weil das Schiff bald ankommt.“
„Du freust dich sicher darauf, dass deine Freundin endlich ein wenig Freizeit hat.“ Er weiß, dass Asami die Firma ihres Vaters leitet, welcher sich im Kampf um Republika für uns geopfert hatte, und vermeidet es, ihn zu erwähnen. Wer hätte gedacht, dass mein Vater so viel Taktgefühl besitzt?
„Ja, tue ich.“ Für einen Moment spüre ich Unruhe in mir. Ich sollte es ihm endlich sagen. Asami hatte sich noch nicht völlig mit ihrem Vater ausgesöhnt, als es damals passierte, und darum schwor ich mir, in Zukunft eine bessere Tochter zu sein.
Trotzdem gibt es Dinge, die ich meinem Vater bisher nicht sagen konnte. Dinge, die mit Asami und mir zu tun haben. Ich weiß nicht, wie ich sie ihm sagen soll.
„Was ist das?“, fragt er plötzlich, und späht angestrengt in Richtung Horizont. Ich folge seinem Blick. Direkt unter dem Vollmond erblicke ich ein Schiff aus Metall, das zwischen den Eisschollen umhertreibt.
„Das ist Asamis Schiff!“, rufe ich erfreut, drehe mich herum und will die Treppe herabstürmen. Vater aber packt meinen Arm und hindert mich daran.
„Warte. Da stimmt was nicht. Ich meine das, was dahinter schwimmt.“
„Oh, nein.“ Ich habe nun auch genauer hingesehen und erkenne eine gigantische Rückenflosse, von der ich eben noch dachte, sie sei ebenfalls ein Eisberg. Jetzt wird auch klar, wieso das Schiff so viel Tempo macht.
„Wir müssen den Wachen Bescheid sagen“, befindet mein Vater. Ich greife nach dem Geländer und setze einen Fuß darauf.
„Die sind zu langsam. Ich mache das.“
„Warte! Das ist zu gefährlich!“
„Nicht für mich.“ In mir wohnt der Geist des Lichts, genannt Raava, und dieser Geist ist die Quelle meiner Macht. Dank Raava gebiete ich über alle vier Elemente. Aus diesem Grund bin ich immer die Erste, die sich in den Kampf stürzt. Ich spanne die Muskeln und springe vom Balkon, lasse meinen Vater hinter mir zurück. Meine Kräfte verwandeln das Wasser unter mir in Surfboard aus Eis, auf dem ich lande, und das mich mit rasender Geschwindigkeit in Richtung des Schiffs trägt.
Asami ist keine Bändigerin. Ich weiß auch nicht, ob sie irgendwelche Sicherheitskräfte mit an Bord hat. Also ist es wichtig, dass ich so schnell wie möglich zu ihr gelange. Um keinen Preis würde ich zulassen, dass das Monster da hinten sie erwischt. Ich darf keine Zeit verlieren. Ich beiße die Zähne aufeinander und lege an Tempo zu.
Mein Wettlauf gegen das Seeungeheuer dauert nur ein paar Minuten. Ich nähere mich dem Schiff und sehe, wie dicht das Monster schon hinter ihnen ist.
„Es ist der Avatar!“, ruft eine Männerstimme unten auf dem Deck. Mehrere Männer laufen dort herum, allem Anschein nach in höchster Alarmbereitschaft.
Der Avatar ist das Bindeglied zwischen den Welten der Geister und der Menschen. Es ist meine Pflicht, die Welt im Gleichgewicht zu halten. Allerhöchste Zeit für ein wenig Korra-Action.
„Korra!“ Diesmal ist es die Stimme einer jungen Frau. Ich sehe hinauf und spüre die Schmetterlinge in meinem Bauch, die ihr Anblick bei mir auslöst. Dieses Lächeln würde ich überall erkennen.
„Asami. Ihr habt da eine Seeschlange am Heck. Ich dachte, ich schneie mal vorbei und helfe euch“, sage ich, und gebe mir dabei Mühe, möglichst cool und lässig zu wirken.
„Wie überaus nobel von dir. Hast du schon einen Plan?“
„Habe ich: Angreifen!“
„Typisch. Meine Leute werden dich unterstützen“, ruft sie zu mir runter. Ich sammele meine Kräfte und wende mich dem Monster zu. Die Flosse, die hinter dem Schiff durch die kalten Fluten schneidet, wird schnell größer.
„Passt auf da hinten!“ Ich fange an, die Flosse mit Feuerbällen zu bombardieren, die sich aus meinen Fäusten lösen. Mein Board umkreist das Biest, sodass es keinen Gegenangriff starten kann. Weitere Feuerangriffe kommen vom Schiff. Sieht aus, als hätte Asami sich Bändiger als Bodyguards geholt.
Aus irgendeinem Grund aber scheinen unsere Angriffe keinen Erfolg zu haben. Ist die Flosse feuerresistent? Wenn das nicht funktioniert, sollte ich mich wohl auf meine Wurzeln besinnen. Ich bin gebürtig vom Wasserstamm, aber mein „Hitzkopf“, wie Vater es ausdrückt, sorgt dafür, dass ich am liebsten mit Feuer angreife.
„Das Feuer hat keine Wirkung. Versucht, den Hafen zu erreichen! Ich halte das Ding auf“, brülle ich.
„Ich gehe nicht ohne dich!“, entgegnet sie.
„Das ist echt süß von dir, aber ich bin zufällig die stärkste Bändigerin der Welt. Ich werde das Vieh schon schaffen!“ Ein gebrüllter Dialog ist anstrengender als man denkt. Vor allem, wenn man nebenher noch mit einer fünfzig Meter langen Wasserschlange kämpft.
Fontänen branden hoch und machen mich nass. Das Biest erhebt sich aus dem Meer und löst damit Wellen aus, die mich beinahe verschlucken. Das Vieh ist gigantisch, dunkle Schuppen bedecken seinen schlanken Körper, nur die Flosse am Rücken ist schneeweiß. Ich sehe besorgt zum Schiff herüber, aber Asamis Mannschaft ist zum Glück schon in relativer Sicherheit.
„Okay, Kleiner. Das da hinten ist zufällig meine Freundin. Tu uns den Gefallen und verzieh dich!“ Statt einer Antwort brüllt es mich an und kotzt mir eine Ladung Schleim entgegen, die in mein Gesicht klatscht. Wie charmant.
„Urgh. Du wolltest es nicht anders.“ Ich breite die Arme aus und konzentriere meine Kräfte auf das Wasser rings um das Monster. Bei Vollmond wird mein Wasserbändigen stärker. Die Wellen gehorchen mir, folgen meinen Gedanken, ändern die Richtung. Ein Strudel entsteht und saugt das Monster ein.
„Geschieht dir Recht, du Mistkerl.“ Lautes Kreischen erfüllt die Nacht und erstirbt bald darauf. Der Strudel sorgt dafür, dass die Schlange ihren Orientierungssinn verliert. Ich dirigiere das Eisboard in Richtung Stadt und löse den Strudel hinter mir erst auf, als ich sicher bin, dass wir nicht verfolgt werden.
~
„Das war Rettung in letzter Sekunde. Danke, Korra“, sagt Asami, als ich an Bord des Schiffes stehe und mir den Schleim vom Gesicht wische. Ihre Leute laufen auf dem Schiff umher und bereiten das Anlegen vor.
„Kein Problem. Bah, ist das ekelhaft. Freust du dich auf deinen Urlaub?“
„Natürlich“, antwortet Asami, beißt sich dann allerdings nervös auf die Unterlippe.
„Was ist?“
„Hast du es deinen Eltern schon gesagt?“, will sie wissen. Ich schüttele langsam den Kopf. Das hatte ich ganz verdrängt.
„In der Hinsicht bin ich ein Feigling. Das ist etwas Anderes als gegen eine Seeschlange zu kämpfen.“
„Wir schaffen das. Ich meine, wir haben sogar Kuvira besiegt, da sind deine Eltern doch ein Kinderspiel.“
Ich nicke ihr dankbar zu und sehe dann in Richtung der Stadt, über der langsam die Sonne aufgeht und den Schnee und die Eisberge rosa färbt.
„Zusammen schaffen wir alles“, sage ich. Asamis Hand tastet nach meiner, findet sie, umschließt sie. Der Kuss, den sie mir gibt, lässt mich meine Ängste vergessen. Ich weiß, dass ich nie mehr allein sein werde, und dass sich meine Reise gelohnt hat, egal wie schwer sie mir erschien.
Ein schönes Gefühl.
Avatar - The Legend of Korra
Ich seufze, als ich den Sicherheitsraum, der auch als Lager dient, betrete. Der Tag ist noch nicht ganz vorbei, war aber bereits ziemlich anstrengend. Gleichzeitig grinse ich aber auch, denn nun wird der wirkliche Spaß erst noch anfangen. Da steht es, das goldgelbe Kostüm. Ich gehe auf es zu. Das Endoskelett im Inneren des großen, bärenartigen Tieres lässt sich auseinanderspreizen, sodass ein schlanker und nicht allzu großer Mann wie ich darin Platz hat. Eigentlich braucht man diese Kostüme angesichts der deutlich verbesserten animatronischen Figuren nicht mehr. Deshalb steht dieses Kostüm ebenso wie ein anderes in diesem Raum herum, unbeachtet, fast vergessen. Das andere Kostüm erinnert an einen Hasen, hat aber genau wie das, in das ich gerade steige, auch einen leicht menschlichen Körperbau. Ein menschlicher Hase und ein menschlicher Bär.
Die neuen Versionen, ein neuer Hase, ein neuer Bär sowie ein Fuchs und ein Küken erfreuen sich größter Beliebtheit. Es handelt sich bei ihnen um voll selbstständig von einem Server gesteuerte Roboter, lieblich kostümiert, ausgestattet mit allen möglichen Spielereien wie einer Gesichtserkennungssoftware und einem gespeicherten Verzeichnis bekannter Krimineller.
Ich bin nicht bekannt. Noch nicht jedenfalls. Natürlich will ich eigentlich auch nicht bekannt werden.
Dieser Ort zieht Kinder magisch an. Tag für Tag strömen Scharen von ihnen in diese Pizzeria mit ihren Animatroniks. Es fühlt sich an wie Weihnachten. Durch den Job hierkann ich viel unauffälliger agieren. Dem ersten Kind habe ich mich noch draußen vor dem Restaurant angenommen, nachdem es wohl aus Versehen von einer Geburtstagsfeier in der Pizzeria ausgesperrt wurde. Eine günstige Gelegenheit für mich. Während ich hier arbeite, werden sich sicher noch weitere ergeben. Alles was ich tun muss, ist die Kinder in einen Bereich außerhalb der Kameras zu locken, zum Beispiel in einen der Sicherheitsräume. Wie der, in dem ich mich gerade befinde. Mit den Kostümen wird das leicht gehen, denn die Kinder würden den Animatroniks aus der Hand fressen.
Es ist ziemlich warm in diesem Kostüm, ich fange an zu schwitzen, nachdem ich mir schließlich auch den Kopf aufgesetzt habe. Ich trete zu einem Regal mit Ersatzteilen für die Animatroniks und diversen Schachteln. In welche davon hatte ich nur das Messer getan, welches ich aus der Küche habe mitgehen lassen?
„Freddy?“, höre ich eine helle, kindliche Stimme hinter mir.
Ich drehe mich um. Ein kleiner Junge steht in der Tür, mit nussbraunem Haar und großen, leuchtend blauen Kinderaugen. Muss sich wohl in die Lagerräume geschlichen haben. Unschuldig bewundernd guckt er mich an. Freddy ist der Name des Bären, in dessen Kostüm ich geschlüpft bin.
„Ja?“, frage ich.
Das Kind staunt, seine Augen werden noch größer.
„Du bist ja ganz golden!“, ruft es. Dieses goldene Kostüm muss den Jungen natürlich überraschen, denn sicher kennt er nur Freddys neue Variante, und die ist braun.
„Aber ich habe dich doch gerade noch auf der Bühne gesehen“, fährt das Kind fort und wird nachdenklich. „Da warst du aber noch braun und hast gesungen undgetanzt!“
„Ich bin nicht der braune Freddy“, sage ich freundlich. „Ich bin der goldene Freddy, der große Bruder vom braunen Freddy.“
„Ich wusste gar nicht, dass Freddy einen Bruder hat“, sagt das Kind mit offenem Mund.
„Da staunst du, was?“, frage ich und lache kurz. Ich bemühe mich nicht einmal, meine Stimme elektronisch verzerrt klingen zu lassen, wie es der Junge von den Robotern gewöhnt sein müsste. Diese Kinder sind wirklich naiv.
„Ich bin auch noch gar nicht lange hier. Mein Bruder hat mich gebeten, mit ihm aufzutreten, eigentlich wohne ich weit weg. Aber als er mich herbat, bin ich natürlich sofort hierher gekommen.“
„Dann komm doch mit mir in den Essraum!“, strahlt das Kind. „Dann stelle ich dich allen vor und kündige dich an und dann kannst du auftreten!“
Die Begeisterung ist ihm förmlich anzumerken. Ich trete auf das Kind zu. Es lächelt immer noch. Ich gehe vor ihm in die Hocke, sodass ich fast auf Augenhöhe mit ihm bin und streiche ihm durch das Haar.
„Das wäre schön“, sage ich traurig. „Aber ich leide leider unter ziemlichem Lampenfieber.“
„Was ist Lampenfieber?“, fragt das Kind neugierig.
„Das ist, wenn man nicht auftreten kann, weil man Angst davor hat, einen Fehler zu machen.“
„Also kannst du nicht auftreten?“,fragt das Kind, die Enttäuschung ist ihm sichtlich anzusehen.
„Bedauerlicherweise nicht“, sageich traurig. Das Kind lässt den Kopf hängen.
„Es sei denn“, sage ich unvermittelt und sehe, wie ein Hoffnungsschimmer auf das Gesicht des Kindes zurückkehrt, „es sei denn, ich könnte vielleicht vor kleinerem Publikum auftreten und üben. Das würde mir sicher helfen. Also, sagen wir, du holst vier deiner Freunde in diesen Raum und ich gebe euch eine kleine Extravorstellung, sodass ich üben kann?“
Der Junge ist sofort Feuer und Flamme.
„Na klar!“, sagt er und will schon losrennen, als ich ihn sanft am Arm festhalte.
„Warte noch“, sage ich. „Hörst du, es ist wirklich wichtig, dass du nicht mehr als vier holst. Vor größerem Publikum kann ich vorerst nicht singen. Erzähle also nur den vier, die du mitnehmen willst, von mir, sonst wollen noch alle mitkommen und das nützt dann ja nichts.“
Der Junge nickt eifrig.
„Und sage bitte auch keinem Erwachsenen etwas. Da kommt sonst auch einer mit und die gucken immer so streng, da werde ich immer ganz nervös.“ Ich gebe meiner Stimme einen etwas unsicheren Klang.
„Ja, das verstehe ich natürlich“, sagt das Kind fast schon mitfühlend.
„Du bist ein lieber Junge“, sage ich dankbar. „Und klug.“
Das Gesicht des Kindes läuft vor Stolz und Vorfreude rosa an.
„Nun lauf schon“, sage ich und lache wieder kurz. „Ich bereite hier solange alles vor.“
Sofort stürmt der Junge voller Aufregung los.
Ich warte kurz, bis seine ungestümen Schritte verhallt sind, dann trete ich wieder an das Regal und durchsuche die Schachteln nach dem Messer. Schnell habe ich es gefunden. Ich verstecke mich hinter der Tür, welche in den Raum hinein geöffnet ist.
Es dauert nicht lange, da höre ich aufgeregte Stimmen und Fußgetrappel. Fünf Kinder, darunter derkleine Junge, stürmen in den Raum. Sie sehen sich um, können mich aber noch nicht sehen.
„Du hast geschwindelt!“, rufen die vier neuen Kinder vorwurfsvoll.
„Stimmt nicht!“, gibt der Junge aufgebracht und beleidigt zurück. „Er war hier!“
Die anderen Kinder, drei Jungen und ein Mädchen, blicken skeptisch.
„Ach ja?“, fragt einer der Jungen, scheinbar der älteste von ihnen. Er hat rote Haare. „Und wo ist er dann?“
„Vielleicht...“, beginnt der Junge unsicher, „Vielleicht musste er ja auf die Toilette.“
Der rothaarige Junge lacht höhnisch. „Der muss doch nicht auf die Toilette“, spottet er. Dieser Rotschopf scheint cleverer zu sein als die anderen. Irgendwie mag ichihn.
„Dieser Freddy vielleicht schon!“, behaart der kleine Junge. „Er sah ganz anders aus als der Freddyauf der Bühne und hat auch ganz anders geredet, fast wie...“
„...ein Mensch?“, beende ich den Satz, werfe die Tür ins Schloss und schließe blitzschnell ab.
Das Gesicht des Jungen mit den braunen Haaren hellt sich auf. Triumphierend dreht er sich zu den anderen um.
„Ich habe es euch ja gesagt!“
Doch die anderen freuen sich nicht. Sie haben anscheinend mein Messer gesehen.
„Komm da weg“, sagt der rothaarige Junge ernst. „Das ist nicht Freddy. Da steckt ein Mensch drin.“
„Wirklich schlau von dir“, sage ich und nehme den Kopf des Kostüms ab. Auf dem Gesicht des braunhaarigen Jungen breitet sich Entsetzen aus, als ich auch aus dem Rest des Kostüms steige und meine lilafarbene Uniform zum Vorschein kommt, die mich als Sicherheitskraft ausweist.
„Du bist gar nicht Freddys Bruder!“, schreit er, mit Zornestränen in den Augen. „Du bist ein Lügner!“
Der rothaarige Junge hält ihn zurück, als er sich auf mich stürzen will. Zu sehen, wie das Kind seine Illusionen verliert, ist durchaus amüsant.
„Was haben sie mit uns vor?“, fragt der ältere Junge voller Angst. Die anderen Kinder sehen ihn erschrocken an.
„Keine Sorge“, sage ich ruhig. „Es dauert nicht lange, wenn ihr nicht zu sehr zappelt.“
Wie ein Rausch überkommt es mich, als ich mit dem Messer auf die Kinder zustürze. Sie schreien, aber das ist egal. Der Raum ist schallisoliert. Zwei der Jungen liegen bereits in einer Blutlache auf dem Boden, als das Mädchen und der rothaarige Junge zur Tür rennen. Doch sie ist natürlich zu. Kurz darauf sind auch sie tot. Nur der Junge mit den braunen Haaren ist noch übrig. Er kauert in der Ecke, weinend, schreiend, flehend. Ich kann heulende Kinder nicht ertragen.
Ich muss meine Uniform wechseln, sie ist blutbeschmiert. Außerdem muss ich noch den neuen Nachtwächter einarbeiten. Vorerst werde ich die Kinder im Sicherheitsraum verstecken. Als ich den Raum verlasse und mich kurz nach rechts umsehe, trifft mich fast der Schlag. Da steht dieses komische Puppendings am Ende des Gangs, welches kurz nach meinem ersten Mord hier aufgestellt wurde. Ich habe es nie gemocht, es war mir unheimlich mit seiner gruseligen Clownsaufmachung im Pierrot-Stil. Wie können Kinder bloß so etwas mögen?
Eigentlich sollte es nicht hier sein, vielleicht stimmt etwas mit seiner Steuerung nicht. Ich werde wohl demnächst einen Techniker danach fragen. Pfeifend gehe ich in die entgegengesetzte Richtung, zum Umkleideraum.
Die Erzählung basiert auf der Spielereihe Five Nights at Freddy's, präziser auf Five Nights at Freddy's 2. Der Charakter, um den es hier geht, ist der sogenannte "Purple Guy", der im Spiel allem Anschein nach für den Tod einiger Kinder verantwortlich ist, die dann mutmaßlich von den animatronischen Figuren, gegen die sich der Spieler wehren muss, Besitz ergriffen haben.
Ich schrecke hoch. Wo bin ich hier? Alles, was ich sehen kann, ist Nebel. Dichter Nebel, so weit das Auge reicht.
"Aang? Sokka?", rufe ich, in der Hoffnung, irgendjemand könnte mich hören. Doch meine Rufe bleiben unbeantwortet.
Ich versuche, den Nebel durch Wasserbändigen zu kontrollieren, doch es geschieht nichts. Diesen Nebel kann man offenbar nicht bändigen. Doch warum? Nebel besteht doch eigentlich aus Wasser. Vielleicht kann ich ihn mit einer Klinge aus normalem Wasser irgendwie durchschneiden, damit ich wenigstens etwas sehen kann. Ich hole meine Flasche, öffne sie und versuche, das Wasser herauszubändigen. Doch auch dieses lässt sich aus irgendeinem Grund nicht bändigen. Warum nur? Ich verstehe das nicht. Dann muss ich wohl ohne zu bändigen versuchen, aus diesem Nebel zu entkommen.
"Aang? Sokka? Seid ihr irgendwo?", rufe ich erneut, doch wieder bekomme ich keine Antwort.
Warum bin ich hier eigentlich? Und was ist das für ein seltsamer Ort? Ich kann mich an nichts erinnern.
Ich laufe einfach weiter geradeaus, irgendwo muss dieser Nebel ja ein Ende finden.
W-wer ist da? Mutter! Mutter, nein! Wer bist du? Warum tust du das? Lass meine Mutter in Frieden!
Was war das eben? War das eine Vision? Warum habe ich Mutter gesehen? Was geht hier vor?
M-Mutter! Nein, lass sie! Lass meine Mutter! Nein! Nein! Das darf nicht sein! Mutter... Warum... Warum?
Dieser Blick, diese Augen... Du Monster! Warum hast du das mit meiner Mutter gemacht?
Das darf nicht sein... Mutter... Warum?
-AAAAAAAH!
Lass mich los! Lass mich los! Was machst du da? Lass mich! Ich komme nicht - AAAAAH! Lass mich los!
"Katara! Ich bin es!", höre ich eine Stimme. Ich öffne die Augen und höre auf, um mich zu schlagen. Aang steht vor mir. Er hat mich wohl aus dem Nebel gezerrt.
"Ein wütender Geist hat dich hierher in die Geisterwelt gebracht. Das ist der Nebel der verlorenen Seelen. Jeder, der sich dort verläuft, wird mit der Zeit wahnsinnig." Er sieht mich an. "Du wurdest mit deiner finstersten Erinnerung konfrontiert, nicht wahr?"
Ich nicke. "Ich habe Mutter gesehen. Und den Mann, der sie..." Ich fange an zu weinen. Aang nimmt mich in den Arm.
"Ich weiß", sagt er. "Ich habe Mönch Gyatso gesehen. Du musst akzeptieren, dass manche Dinge nun einmal so geschehen sind, wie sie geschehen sind. Dann kannst du im Nebel sehen."
Akzeptieren... Ich werde es nie akzeptieren können. Ich dachte, ich hätte es verarbeitet, als ich dem Mörder meiner Mutter gegenüberstand, aber dem ist wohl nicht so. Der Schmerz sitzt immer noch zu tief.
"Komm, lass uns von hier verschwinden", sagt Aang. "Gehen wir zurück in die reale Welt, hier ist es zu gefährlich."
Er bringt mich zu einem Ort, wo ich von einem hellen Licht umgeben werde, so hell, dass ich die Augen zukneifen muss.
Als ich die Augen wieder öffne, sehe ich Sokka über mir knien.
"Katara! Dir geht es gut!", ruft er erfreut und umarmt mich. Auch ich bin froh, wieder hier zu sein. So eine Reise muss ich so schnell nicht wieder unternehmen.
Avatar - Herr der Element
lat. für "an Gerechtigkeit glaubend"
Die Hexe löste sich in ihre Bestandteile auf wie Brausebonbons, die man in ein Glas Wasser kippt. Tatsächlich hatten ihr Äußeres und auch ihr Labyrinth an Süßigkeiten erinnert, daher passte es wohl nur zu gut.
Mami Tomoe fing den schwarzen Grief Seed, der dort, wo die Hexe gewesen war, herabfiel. Der zweite schon in drei Tagen – sie konnte sich nicht beschweren. Nicht einmal ihre Gegner waren sonderliche Herausforderungen gewesen.
Irgendwie fand sie es seltsam – für gewöhnlich waren die Monster, die Magical Girls wie sie bekämpfen mussten, deutlich stärker, doch hatte sie für dieses hier nicht einmal fünf Minuten gebraucht. Entweder war sie besser geworden oder die Hexen hatten nachgelassen.
Das Labyrinth verschwand um sie herum und offenbarte das wirkliche Aussehen der Umgebung – ein verlassenes Fabrikgelände, heruntergekommen und im Schein des Halbmondes kalt erleuchtet. Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zurechtzufinden; Labyrinthe wirkten immer so surreal, traumähnlich gar, gemacht aus unmöglichen Himmelsrichtungen und bedrohlich wirkenden Umständen. Mami erinnerte sich daran, auf ihrem Weg zur Hexe den Kopf einer Schokoladenpuppe auf einem Tisch aus Zuckerherzen gesehen zu haben. Dabei war ihr die Kirschsoße, die unter der so echt wirkenden Süßigkeit hervorgeflossen war, nicht entgangen. Dies war der Stoff, aus dem Albträume gemacht wurden.
Kurz gesagt: dies war ihr Alltag.
Seit sie vor scheinbar endlos langer Zeit Kyubey begegnet war, diesem katzenhaften Wesen, das ihr erlaubt hatte, einen Wunsch zu äußern, wenn sie dafür zum Magical Girl werden würde … Vor endlos langer Zeit in einem Autounfall.
Bitte … Hilf mir …
Sie schüttelte vehement den Kopf, wobei ihre gedrehten blonden Seitenzöpfe hin und her schwenkten. Jenes war vergangen. Sie konnte nichts mehr ändern – und selbst, wenn es möglich gewesen wäre, wusste sie nicht, ob sie sich nicht noch einmal so entscheiden würde.
Es war nicht so, als machte ihr dieses Leben Spaß. Auch die schwachen Hexen waren eine Tortur für Körper und Geist gleichermaßen, jedes Mal musste sie befürchten, zu sterben, und wenn sie keine Grief Seeds finden würde, die ihren Soul Gem reinigen konnten, dann würde er nach jedem Einsatz ihrer Fähigkeit finsterer werden. Was passierte, wenn er völlig lichtlos war, wollte sie nicht wirklich wissen.
Noch dazu war sie allein – wenn sie starb, wer würde sich an sie erinnern? Körper, die in einem Labyrinth blieben, wenn es sich auflöste, waren für immer verschollen. Und selbst, wenn man ihre Leiche finden würde, hatte sie niemanden, der um sie trauern würde.
Hätte sie sich nur damals gewünscht, sie alle zu retten … Ihre ganze Familie, nicht nur sich selbst, in einem so egozentrischen Gedankengang. Dann wäre vielleicht alles anders gewesen.
Aber sie durfte nicht darüber nachdenken. Sie verwandelte sich zurück, ersetzte ihr Outfit als Magical Girl mit dem gelben Top und weißen Rock, die sie heute getragen hatte. Der Soul Gem wanderte von der Blumenspange an ihrem Hut in ihre Hand, nahm seine ovale, von einer Art Metallkäfig umrahmte Form an. Den runden, mit Spitzen versehenen, schwarzen Grief Seed hielt sie daran und beobachtete, wie sich die schwarzen Flecken, die sich in ihrem Stein gebildet hatten, verflüchtigten und ihm seinen altbekannten gelben Glanz zurückgaben.
„Mami“, hörte sie eine Stimme und fuhr herum. Auf einer geschlossenen Mülltonne hinter ihr, direkt neben der nicht mehr funktionierenden, schweren Tür des Hintereingangs des Hauptgebäudes, hockte Kyubey.
Große, weiße Ohren, goldene Ringe, die Bänder, welche aus jenen hervorragten, schmückten. Ein fluffiger Schweif, magentarote, ausdruckslose Augen. Ein Lächeln im Gesicht.
Mami lächelte und warf ihm den aufgebrauchten Grief Seed zu. Kyubey hüpfte hinab und öffnete eine Art Klappe an dem Ring, der auf seinem Rücken zu sehen war, in welche dieser punktgenau hineinfiel. Er war schon ein sonderbares Wesen.
„Gute Arbeit leistest du momentan, aber sei vorsichtig, du bist schon nah an der Grenze zum nächsten Bezirk. Und du weißt ja, wie Kyoko ist, was das angeht.“
Oh, er hatte Recht. Dieses Gelände befand sich am westlichen Ende von Mitakihara, der Stadt, in der sie lebte und die sie verteidigte. Daran grenzte allerdings das Revier von Kyoko Sakura, einem Magical Girl, das auf der Suche nach Grief Seeds offenbar auch anderen Magical Girls das Leben schwermachte. Mami hatte sie einst flüchtig gekannt, bevor sie nach Mitakihara gezogen war, waren sie in einer Grundschulklasse gewesen. Dass sie nun ein Magical Girl war so wie sie … Und doch so verschieden. Mami würde niemals einen Menschen oder ein Magical Girl angreifen, bloß, um einen Grief Seed zu bekommen und Ruhm einzuheimsen. Sie kämpften doch alle für denselben Zweck, warum zogen sie nicht an einem Strang?
„Ja, ich passe auf“, entgegnete sie dem fremden Wesen. Er kam von einem fernen Planeten, hatte er mal gesagt, aber viel mehr wusste sie über ihn auch nicht. Kyubey war so geheimnisvoll wie niedlich und sie betrachtete ihn als einen Freund – den einzigen, den sie hatte.
Manchmal dachte sie darüber nach, wie es wäre, Freundinnen an ihrer Seite zu haben, die mit ihr kämpften. Nicht mehr allein zu sein, sowohl im Kampf gegen gefährliche Hexen und Familiare als auch im alltäglichen Leben an der Schule, war einer ihrer größten Träume.
Es war wahrscheinlich selbstsüchtig. Es lauerten Gefahren in dieser Welt und wer sie einmal betrat, konnte nicht wieder umdrehen. Sie würde lügen, wenn sie sagen würde, dass sie keine Angst hatte. Nein, sie hatte Todesangst. Nur hatte sie mit der Zeit gelernt, sich zu beherrschen und die Furcht als ein Teil von ihr zu akzeptieren.
Inwieweit diese Fassade zerbrechen könnte, wenn sie Mitstreiterinnen finden würde, konnte sie sich nicht ausmalen.
„Gut.“ Kyubey schlug mit dem Schweif und starrte sie an, während sie ihre beigefarbene Tasche, die sie neben dem Hintereingang abstellt hatte, holen ging. Sein Gesichtsausdruck war unverändert: stets geöffnete, runde Augen und ein Lächeln auf den Lippen. Sie hatte ihn noch nie anders gesehen, oder vielleicht hatte sie einfach nicht aufgepasst, sie wusste es nicht. Manchmal dachte Mami, sein Kopf sei nur dazu da, um weniger bedrohlich zu wirken, während sein wahres Gesicht woanders lag. Sie wusste immerhin, dass er Grief Seeds mit dem Rücken aß, so abstrus das auch klang. Doch was war in ihrer Welt nicht sonderbar?
Sie schulterte ihre Tasche und wollte gerade umdrehen und das Gelände verlassen, als sie Kyubeys Stimme wieder vernahm. „Jemand ist hier. Jemand, der stark ist.“
Mami stutze. „Ein Magical Girl?“
„Das müsste es sein, aber ich habe sie nicht verwandelt. Ihre Kräfte waren bis vor kurzem noch nicht zu spüren, deshalb muss sie neu sein, aber zu keinem der Mädchen mit großem Potenzial, die ich gefunden habe, habe ich bislang Kontakt aufgenommen.“
Seine hohe Stimme klang nicht besorgt oder verwirrt, sondern ausdruckslos wie immer. Dennoch war es klar, dass ihm dies Rätsel aufgab – etwas, für das Kyubey nicht bekannt war.
„Wahrscheinlich ist sie einfach aus einem anderen Bezirk und du kannst dich nicht erinnern, dass sie einen Vertrag geschlossen hat“, überlegte Mami. Etwas Anderes würde ihr nicht einfallen.
„Wahrscheinlich“, wiederholte Kyubey und ohne ein weiteres Wort verschwand er in den Schatten der Nacht.
Ein anderes Magical Girl in ihrem Bezirk … Mami konnte nur hoffen, dass sie ihr freundlich gesonnen war. Sie musste wachsam bleiben, aber vielleicht, ganz vielleicht konnten sie Kameraden werden und alles viel leichter machen. Sie würde einen Weg finden, die Grief Seeds aufzuteilen …
Nein. Das war unwahrscheinlich. Sie konnte von Glück reden, wenn die Neue nicht versuchen würde, sie aus dem Weg zu schaffen, um den Bezirk für sich zu beanspruchen. Der Gedanke daran jagte ihr einen kalten Schauer über den Rücken; Mami war eine gute Kämpferin, wie sie in letzter Zeit bewiesen hatte, aber Ärger mit anderen Magical Girls war sie bislang aus dem Weg gegangen. Ihre Pistolen und magischen Bänder konnten durchaus Schaden anrichten, doch der Gedanke daran, jemanden zu bekämpfen, der war wie sie … Einen Mensch, schlussendlich nichts mehr als einen Menschen mit magischen Fähigkeiten? Alles in ihr sträubte sich dagegen.
Mami schüttelte den Kopf und atmete tief durch, bevor sie das Gelände verließ, ihre Schritte hallten durch die grauschwarze Nacht.
Mahou Shoujo Madoka Magica (oder auch Puella Magi Madoka Magica)
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