Fruchtsalat

Wir sammeln alle Infos der Bonusepisode von Pokémon Karmesin und Purpur für euch!

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    Quelle: We♥it


    Frozen doesn't mean that it's lost, it's just protected by ice until you let someone break through


    Sounds of Emptiness

    Wake up, wake up, wake up
    The time has yet to come for you to sleep
    So wake up and defy your fears


    Waking up in a train full of frozen people
    With my cold hands on someone’s cheek
    If here or elsewhere, they don’t care
    Nothing will change when I leave
    Just empty vessels yet to be filled with determination


    Outside the station everyone looks the same
    Living life in such a predictable manner
    It makes me sick, sick to see them die slowly
    Frozen souls in shaped bodies
    Formed by inner fears and insecurities
    The need to protect themselves from pain


    “Do I look good today?”
    “Who is she? I’m not good enough!”
    “I wish I could be like him”
    All the questions taking over in your head
    You’re fading in the moment you regret
    Regret that you’ve become like this
    Rain and tears look the same outside
    They don’t understand, they don’t want to


    So many flowers protected by the ice
    Cold eyes, cold hands, cold minds
    Better alone than getting hurt by others
    The inner flower which contains it
    The beauty which matures within oneself
    Everyone can achieve true beauty
    If they accept and respect themselves
    But most people act based on negative experience
    Walls of Ice built up on the past
    “I don’t want to cry again”
    Whisper the doubts into the cold air where they belong


    I touch the face of an empty vessel and it breaks
    I could hurt him, he whispers and disappears
    Humans are prone if they give up
    Patiently I look up to the sun, but it’s hidden behind clouds
    I can hear the voices which whispered in the wind
    They ignore me, ignore my advice
    I’m just a seductive threat who wants to harm their so called peace
    They suffocate the fickle flame of hope


    “I want to sleep,” I whisper into the cold air
    I can’t bear the pain and I don’t want to wilt
    Being different is prohibited in this elusive peace
    It’s time to sleep and hope to awake in a better world
    I enter the train and the speaker says
    “Do you wish to come back someday?”
    “No, I don’t want to wake up again in this world, farewell”




    Herzkonfekt

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    Der Gedanke ein Sturm, der Wille ein Gewitter, aber er ist still




    Griff des Himmels


    Die Tränen lassen sich auf meiner Haut nieder und oben braut sich der Schutzmantel auf, der Himmel und Erdboden voneinander trennt. Ruhig weht der sprachlose Wind um meine Nase und tanzt mit meinen Haaren. Meine Hand versucht dich zu erreichen, aber du bist nicht zu fassen. Gelegentlich ertappt man dich dabei, wie du Auserwählte rufst, aber es bleibt ein vergeblicher Akt für uns beide.
    Jetzt sehe und höre ich dich.
    Stille.
    Heller Aufschrei.
    Stille.
    Das Gefühl einer Eintagsfliege lässt mich wanken und ich weiß schon, dass du mich wieder zurücklässt. Zitternd warte ich auf den Regen, der mich verhüllt…




    Herzkonfekt

  • Ist vorgestern während einer Physikklausur entstanden, weil ich gelangweilt war und ich nicht sofort abgeben wollte, deshalb dachte ich mir, dass ich etwas Produktives tue, weil mich das Fach leider gar nicht interessiert. Danke an alle langfristigen Leser und viel Spaß beim Lesen. ♥


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    You, them and me




    Sprache des Schweigens


    Zwischen brechenden Bleistiftminen,
    Und den Sorgen, sich zu verlieren
    Bin ich gedanklich immer bei dir
    Deine Klausur ähnelt nicht meiner Klausur
    Die zerrenden, ungelösten Fragen Tortur
    Alles wäre leichter ohne die Frage des „Wir“
    Gibt es eine Dimension ohne soziale Blockade?
    In der es nicht darum geht, ob ich es wage
    Wenn ich sage, dass es mehr ist
    Frage, ob du die Richtige bist
    Aber die anderen legen jedes Wort auf die Waage
    In der Gesellschaft liegen Mauern,
    Hinter denen wir schleichend versauern
    Wenn ich sage, dass es mehr ist
    Frage, ob du die Richtige bist
    Melden sich beißende Stimmen,
    Die uns nicht zusammen sehen wollen
    Sie haben die Wahrheit gepachtet
    Gefühle feinsäuberlich missachtet,
    Denn so bringen sie die Lüge ins Rollen
    Ich bin mir unsicher, ob ich dich lieben darf,
    Denn die Blicke, sie kritisieren so scharf
    Jeden Schritt, den ich gedanklich unternehme,
    Wird vom Gelächter begleitet, das ich vernehme
    Dein Lachen ist wie Musik,
    Die jede Melodie obsiegt
    Ich weiß nicht, wie man sie besiegt
    Die Abhängigkeit, die auf mir liegt
    Will mich optimistisch vor dir geben
    Mutig und unfehlbar wirken,
    Aber ich bin nur ein Mensch
    Und jedes Mal sind die Giftmischer,
    Im Hintergrund, die uns das nicht gönnen,
    Weil sie mich nicht an deiner Seite sehen können,
    Denn ich bin nur ein fehlbarer Mensch
    Wenn ich sage, dass es mehr ist
    Frage, ob du die Richtige bist,
    Beginnt es im Herzen zu gewittern
    Meine Hände, sie zittern
    Jede Lüge, sie brennt,
    Und ich bin es, der sich verfängt
    Ich habe Angst zu versagen,
    Also beginne ich zu schweigen
    Träume still vom „Was wäre wenn?“,
    Während du fragst „Was hat er denn?“




    Herzkonfekt

  • Herzlich willkommen zu einem neuen Update. Dieses Mal habe ich ein Gedicht, eine Kurzgeschichte und eine Wettbewerbsabgabe (Wettbewerb 07: Fabel, 2016) sowie alternative Version mitgebracht - in genau dieser Reihenfolge. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!


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    Quelle: We♥it


    Es geht hier um wesentlich mehr als nur mich - es geht um dich




    Krönendes Gift


    Vom Hass zerfressen
    Zukunft fremd besessen
    Das Kleid verschlissen
    Im Traum zerrissen
    Das Aussehen bemessen
    Gier des Mannes verfressen
    Des Riesen Gähnen
    Geht unter im Flehen
    Gift im Ring
    Gift im Körper
    Gift der Rache
    Unter Königs Führung
    Die ungerechte Prüfung
    Zur Morgendstund‘
    Endet der Bund
    Jemand erleidet schwere Wund‘
    Ein anderer endet im Schlund
    Das Kleid befleckt
    Haupt demütig bedeckt
    Sie schreit „verreck!“
    Die Krone im Dreck
    Vergangenheit mag nicht verwehen
    Mord ist kein stolzes Vergehen
    Menschen nicht aus der Geschichte lernen
    Aber sie möchte doch nur glücklich werden
    Gift des Hasses
    Gift der Reue
    Der Mensch das Gift




    Jugendliebe der anderen Art


    »Jetzt gib ihm schon das Geld!«, schreit die keifende Stimme aus der Küche, worauf meine Mutter nur genervt die Zigarette ausdrückt. Sie hasst es, wenn ich nach einem Taschengeldvorschuss frage. Dabei tue ich jenes nur alle zwei Wochen, aber sie würde auch bei jährlichem Nachfragen noch völlig genervt die Augen verdrehen.
    »Ich werd‘ mir jetzt ‘ne Schachtel kaufen, dann bekommst du das Restgeld, verstanden?« Ihre Stimme klingt warm wie immer, obwohl sie rau vom dauerhaften Konsum sein sollte. Sie zieht ihre Stiefel an, nimmt die Jacke unter den Arm und verschwindet hinter der Tür. Nicht mal ein Kuss für meinen Vater, aber so war sie schon immer. Distanzierte Liebe. Zumindest wenn ich dabei bin, ist sie genau diese Art von Mensch, die sich ungern anderen um den Hals wirft oder zurückhaltend ist. Nein, Zurückhaltung wäre wirklich ein Fremdwort für sie.
    »Mach dir nichts draus, sie hatte einen anstrengenden Tag heute«, verteidigt mein Vater und setzt sich auf der Couch neben mich. Das Essen scheint wohl noch einige Minuten zu brutzeln. Die Schürze hätte er ruhig abnehmen können, aber den Kommentar verkneife ich mir lieber, denn immerhin passen die bunten Blumen darauf zu seinem weißen T-Shirt mit farbenfrohem Aufdruck.
    »Mit halbtags arbeiten?«
    »Die Arbeit bleibt dieselbe«
    Unzufrieden nehme ich das Ergebnis hin, schließlich nimmt er sie ständig in Schutz, wenn es ein Problem gibt. Gehört als Ehemann wohl als Aufgabe dazu, auch wenn er sie meistens aus Problemen rausboxen muss und eher weniger Beschützer ist. Eher eine Art Komplize oder Schadensbegrenzer.
    Jetzt, wo ich über das ungewöhnliche Traumpaar nachdenke, fällt mir die Frage ein, die mir schon seit geraumer Zeit auf der Zunge liegt. Der ideale Moment, um sie loszuwerden.
    »Warum hast du eigentlich Mama damals gewählt?« Ein kurzer Moment der Ratlosigkeit geht vorbei bis ich meine Frage erweitern muss, damit Papa mich versteht. »Sie wird ja nicht die einzige gewesen sein damals, also warum ein Mädchen wählen, das dir so gar nicht ähnelt? Worüber redet ihr denn immer?«
    Sichtlich amüsiert lehnt sich mein Vater zurück und starrt zur Decke. Das tut er immer, wenn er nachdenkt oder in Erinnerungen schwelgt.
    »Du hast recht, wir ähneln uns wirklich nicht sehr.«
    »Das fällt dir jetzt erst auf? Bisschen spät.«
    »Das vergisst man, wenn es passt«, gibt er mir mit glücklichem Unterton zu wissen. Er war schon immer ein optimistischer Mensch und liebte es, über die Vergangenheit zu reden. Man konnte es ihm nie übel nehmen, eher sich drüber freuen.
    »Aber wieso gerade Mama? Weil sie damals gut aussah?«
    »Sie sieht jetzt immer noch wunderschön aus, aber deswegen nicht, nein.«
    »Okay?«, kommt langgezogen aus meinem Mund, weil mich der Satz verstört wie auch verwundert. »War sie denn bei den Jungs sehr beliebt?«, füge ich unweigerlich hinzu.
    »Aber natürlich! Sie war die lustigste, wenn sie bekiff-«, ertappt stoppt Papa kurz, »Sie war schon immer sehr humorvoll, sagen wir es so«, beendet er kurzerhand und versucht, sich erwachsen und vornehm zu geben, was ich ihm allerdings nur schwer abkaufen kann.
    »Und das war der Grund, dass ihr zusammen gekommen seid?«
    »Indirekt, ja.«
    Klar zu erkennen, dass er von mir erwartet, dass ich es selbst herausfinde, aber scheinbar stehe ich auf dem Schlauch.
    »Deine Mutter war schon immer sportlich, aber zu faul für Ehrgeiz. Sie war ehrlich und deswegen mochten sie viele nicht, denn sie war ziemlich direkt mit der Wahrheit. Sie war und ist schön, aber abschreckend durch ihre Art. Ich habe sie nicht wegen Äußerlichkeiten ins Herz geschlossen, sondern durch eine andere Tatsache, die sich hier verbirgt.« Er hat es wohl bemerkt. Ich kam nicht weiter und auch jetzt bin ich mir nicht sicher, worauf er mit seinem kleinen Rätsel hinaus will.
    Minuten vergehen, aber Papa scheint meine Ahnungslosigkeit überhaupt nicht zu stören. Vielleicht kann ich es noch nicht verstehen? Ich würde es aber gerne.
    »Kannst du es mir sagen? Ich verstehe es nicht.«
    »Du solltest eine Frau erst hören und dann sehen. Geh danach, was du hörst und nicht danach, was du siehst.«
    Bevor ich überhaupt Zeit habe, mich bei Papa zu bedanken und ausführlich über diese schöne Aussage nachzudenken, öffnet sich auch schon die Haustür. Lautstark kündigt sie sich mit Meckern an, dass der Verkehr schrecklich ist und die Verkäuferin eine Trantüte erster Klasse ist, aber so ist sie nun mal. Es stört mich jetzt weniger denn je.
    »Da bist du ja endlich, Mama!« Aufgeregt umarme ich sie und nehme den Geruch von Zigaretten gar nicht mehr war. Sie hatte mein Anstürmen wohl nicht erwartet. Verwirrt legt sie die Jacke auf einen Stuhl und erwidert meine Geste.
    »Was hast du ihm denn jetzt wieder erzählt?« Sie klingt wie immer und trotzdem umarmt sie mich genau so fest wie ich sie umarme. Und sie lässt mich auch nicht los.




    Wettbewerbsabgabe - Fabel


    Spiegel der Unschuld


    Ein Adler thront stolz auf einem Baum, inmitten einer weiten Wiese. Nicht zu erklimmen für die Tiere des Bodens. Eifersüchtig beobachten die Tiere, die sich jeden Tag auf der Wiese treffen, den Adler von unten.
    „Ich hasse diesen Angeber“, gab die Ziege wutentbrannt von sich.
    „Wie ist er denn da hochgekommen?“, fragte das Lamm und rollte auf dem Boden umher.
    Kopfschüttelnd verweigerten die älteren Tiere eine Antwort auf die Frage des jungen Lamms.
    Eines Tages erblickten sie ein ungewöhnliches Tier auf ihrer Weide und verlangten Auskunft, wer der Fremde sei.
    „Ein Raubtier, das euer Leid mitbekommen hat. Wenn ihr mir einen Wunsch gewährt, werde ich den Adler hinunterholen“, antwortete der bedrohliche Leopard und sah seine Beute auf dem Baum unbekümmert thronen.
    „Warum sollten wir dem Adler etwas tun? Er gehört doch zu unserer Weidegruppe dazu!“
    Das Lamm spielte unbekümmert neben dem Leopard, während es auf eine Antwort wartete, aber niemand wollte sich die Mühe machen.
    „Der Adler hasst euch, die Krähe hat es mir damals erzählt!“, erzählte der Leopard echauffiert und beteuerte, dass er doch niemals lügen würde, denn er hasste den Adler auch.
    „Was weiß das Kind denn schon!“, meckerte die Ente und verlor die weiteren Worte im genervten Quaken.
    Schnell hatten die Tiere sich gemeinsam entschieden und stimmten dem Jäger zu. Als sie am nächsten Tag aufwachten, lag vor ihnen die versprochene Beute. Tot und in einer Pfütze aus Blut lag der leblose Adler auf der Wiese.
    „Seht mal, der Adler blutet so wie wir! Was fehlt ihm denn?“, unterbrach das Lamm die Stille.
    Erneut gab es keine Antwort, denn selbst die vorlaute Ente war sprachlos.
    „Zeit für meinen Wunsch“, prahlte der Leopard und nahm das junge Lamm mit, um es später zu verspeisen.
    „Oh, hätten wir doch nicht aus blindem Hass gehandelt und auf die Worte des einzig unschuldigen Tieres gehört!“, jammerte die Ziege, aber es war vergebens.


    Die reinen Augen eines Kindes sehen hinter jede Äußerlichkeit hinweg, denn sie sind noch nicht vom Schmerz getrübt…




    Alternative Version zur Wettbewerbsabgabe


    Wrath


    Eines Morgens wanderte die Ziege umher, weil sie zu einer Versammlung der Tiere kommen wollte. Brutale Tiere standen vor Gericht und über sie sollte nun der König und sein Rat Gerechtigkeit walten lassen. Das Spektakel konnte sich die Ziege nicht entgehen lassen, hatte sie doch seit Tagen keine interessanten Vorfälle miterlebt. Die Lämmer schwiegen, die anderen Tiere hatten sich die besten Plätze sicherlich bereits gesichert und nur die Ziege war mal wieder zu spät.
    Nach einer Weile entdeckte sie ein Tier am Wegesrand sitzen und sie traute ihren Augen nicht. Ein Wolf hatte es sich bequem gemacht und er schien die Ziege bemerkt zu haben, denn langsam hob sich sein Kopf, während die matten Augen in ihre Richtung blickten. Seine Augen waren leer und versprühten eine Kälte, die die Angst in der Ziege aufleben ließ. Kurz zuckten die Lefzen des Wolfes bedrohlich und er erhob das Wort.
    „Wer bist du?“
    „Eine Ziege auf dem Weg zur Versammlung!“, rief sie verängstigt zurück.
    Den Gesichtsausdruck des Wolfes konnte sie nicht deuten, aber einen Angriff signalisierte er jedenfalls nicht.
    „Könntest du mich dort hinführen?“
    Unsicher versank die Ziege in ihren Gedanken, aber sah keinen Ausweg aus der Lage. Ablehnen könnte das Raubtier reizen und vielleicht würde der Wolf ja Gnade zeigen, wenn sie Hilfe gewährte.
    „Ich zeige dir den Weg“, gab sie unsicher von sich und zusammen machten sie sich auf. Einen halben Tagesmarsch trottete der Wolf hinter der Ziege her, aber die Zügel der Nacht wogen schwer auf ihren Gliedern, deshalb legten sie sich an einen Baum zu Ruhe. Der Wolf schien tief und fest zu schlafen, angeschlagen vom langen Marsch, aber den Segen des Schlafes konnte seine Begleitung nicht für sich entdecken. Unsicher, ob sie das Weite suchen oder doch weiter mit dem bisher friedlichen Wolf reisen sollte, wälzte sie sich hin und her. Vergeblich suchte sie nach einer Antwort bis plötzlich ein Knistern in den Ästen ertönte. Die Ziege schreckte ängstlich auf. War sein Rudel gekommen? Unruhig versuchte sie Schemen eines Wolfes auszumachen, aber was sie dann erblickte, war das Gegenteil eines Raubtiers. Grinsend baumelte ein Affe von einem Baum und naschte genüsslich an einer Banane. Sichtlich unbekümmert von dem ungewöhnlichen Paar, beobachtete er die beiden aus seiner kopfüber Situation.
    „Du traust dich ja was“, gab er fordernd von sich und verspeiste flink den Rest seines nächtlichen Mahls.
    „Ich führe ihn nur zur Tierversammlung und sei gefälligst leiser, Affe!“
    „Ich kenne den Wolf.“
    „Woher?“
    Einen Moment lang grübelte er und kratze sich an seinem Fell, auf der Suche nach Insekten, aber ein genervtes Seufzen seiner Gesprächspartnerin holte ihn aus seinen Gedanken zurück.
    „Früher gab es hier viele Hasen, jetzt nicht mehr.“
    Kichernd sah der Affe die Ruhelosigkeit in der Ziege wachsen, die sich vom tiefschlafenden Wolf langsam entfernte. „Du weißt, dass es sicherlich eine Belohnung vom König gibt, wenn du ihm das Monster bringst, aber ich übernehme die Aufgabe gerne für dich“, fügte er neckend hinzu.
    „Aber er will doch selbst zur Tierversammlung“, antwortete die Ziege verwundert, fühlte sich reingelegt vom Bananenkind.
    „Auf dem Weg wartet sein Rudel, was glaubst du denn? Sie greifen zusammen an und teilen dich!“
    Räder ratterten im Inneren der Begleiterin, die zwischen den Gedanken stand, zu fliehen oder sich die Belohnung zu erbeuten.
    „Was gedenkst du zu tun?“, fragte sie ungeduldig, um einen Ausweg aus der prekären Situation zu finden.
    „Wir kommen ihm mit einer Falle zuvor und nehmen dann einen Umweg zur Versammlung! Ich bereite sie vor und du führst ihn einfach den Weg entlang.“
    „Und was bringt er uns gefangen, wenn wir keine Chance mehr haben, ihn zum König zu bringen?“
    „Die Falle wird ihn zum Erliegen bringen, für immer“, prahlte der Affe und klopfte sich selbstsicher auf die Brust.
    „Ihn einfach töten?“ Schweren Herzens stellte sich die Ziege dem Gedanken, selbst mit dem Feuer der Gier in ihr konnte sie sich kaum überwinden, sich auf die gleiche Stufe mit einem Raubtier zu stellen.
    „Er hat alle schwachen Tiere getäuscht, zerfleischt und sie einem blutrünstigen Rudel vorgeworfen!“
    Wutentbrannt flüsterte er ins Ohr der unsicheren Wegführerin und es zeigte Wirkung. Die Bilder, die ihr durch den Kopf schossen, waren genug, um sie endgültig zu überzeugen. Der Zweck heiligt die Mittel, wenn es doch der Sicherheit zukünftiger Tiere galt.
    Nach der Einwilligung fand die Ziege wenige Stunden Restschlaf, während der Affe verschwand, um die Falle vorzubereiten. Markiert hatte er sie mit zwei nebeneinander liegenden Blättern, somit konnte selbst die Ziege nicht übersehen, wenn sie stehenbleiben musste, damit ihr Begleiter alleine seiner Bestrafung entgegen blicken konnte.
    Eine Stunde nach ihrem Aufbruch entdeckte sie die besagten Blätter auf ihrem Weg. Nebeneinander angeordnet und der Fallensteller würde auch nicht weit sein. Idealerweise war auch die Versammlung noch heute zu erreichen, also würde der Transport nicht lange andauern.
    „Wir sind fast dort“, gab die Ziege freudig von sich, verlangsamte ihr Tempo und kam kurzdarauf zum Stillstand, während der Wolf weiter seinen Weg ging.
    Schnell ging es von statten. Der Wolf fiel in die Grube und gab kein Jaulen von sich, die seinen Abgang von dieser Welt markierten. Schnell und schmerzlos erhoffte die Ziege sich alles, obwohl er ein Mörder war, den sie mit jedem Schritt dieses Tages immer mehr zu Hassen vermochte.
    Der Affe applaudierte und ließ eine Liane vom Baum baumeln, um den Körper zu bergen. Aufgeregt machten sie sich auf und erschienen voller Stolz auf der Versammlung. Alle möglichen Tiere hielten sich hier im auf, um auf ihre Verurteilten zu warten, aber alle erschraken beim Anblick des toten Wolfes.
    Vorne, auf einem Stein, thronte der König, der Löwe, und begutachtete mit seiner stolzen Mähne die beiden Ankömmlinge. Wie eine Opfergabe platzierten sie den Wolf in der Mitte des Tierkreises. Die Schildkröte schien mit Blicken zu verurteilen, die Krähe wachte und der Löwe war der einzige, der die Worte fand.
    „Ihr habt den Wolf erlegt?“
    „Ja!“, gaben sie simultan von sich und erklärten, wieso die Tat erfolgen musste. Die Hoffnung auf Belohnung verschwiegen sie, während sie sich in ihren Hassworten gegenüber dem rücksichtslosen Raubtier verstrickten.
    Empört von all den Anschuldigungen und Hass fuhr der Löwe die Krallen aus und alle Gespräche im Hintergrund verstummten alsbald.
    Inmitten des ganzen Tumults trat eine Wölfin hervor, in Tränen ausgebrochen und legte sich neben den toten Wolf nieder. Wortlos, ohne einen Blick in Richtung der Schuldigen zu richten, jaulte sie ein leises Lied des Schmerzes vor sich hin.
    „Ihr habt den stolzen Vater und zugleich blinden Wolf erlegt, der der Mann dieser Wölfin war.“
    Der Löwe hatte die Worte bewusst langsam und voller Wut formuliert, die dem Affe und der Ziege pure Reue in die Adern schoss. Nervös knieten sie nieder und murmelten Entschuldigungen vor sich hin, aber sie spürten den vernichtenden Blick des Löwen immer noch durch ihren Körper bohren. Wie ein richtendes Schwert, welches sich über ihnen bereithielt, um zu walten.
    „Wölfin, wie soll die Bestrafung der beiden Taugenichtse aussehen?“, erfragte der Löwe ruhig, denn sein Blick war voller Mitleid gegenüber der Witwe.
    „Sie scheinen blind von all dem Hass zu sein. Genug Blut vergossen...sie sollen ewig mit der Schuld leben.“
    Die beiden wurden aus dem Reich des Königs verbannt und ihr Gewissen wog bis an ihr Lebensende schwer in ihrem Herzen.
    Am Ende waren die beiden Mörder blind vor Hass, weil Hass schnell wachsend und fruchtbar ist, wenn das richtige Feindbild gefunden wird…




    Herzkonfekt

  • Hallo du! ♥'
    Du machst es mir wirklich nicht leicht, mich für ein Werk zu entscheiden, dass ich kommentieren kann! So viele tolle Texte in diesem schönen Topic. Dementsprechend weiß ich grad noch gar nicht, welches ich nehme... Naja vielleicht schon, aber das sehe ich gleich. Zuerst will ich dir mein Lob aussprechen, deine Posts und dein Topic allgemein sind wirklich schön gestaltet, sowohl die Bilder und Header, die du für deine Werke wählst, als auch die bunten Trennungsstreifen (ich nenne sie jetzt einfach mal so) und Zitate, die du deinen Posts beifügst. Wirklich schön! Ein bunter Fruchtsalat eben. :) Sind die Zitate und Ausschnitte eigentlich alle von dir? Die sind toll. :3


    So, ich glaube, ich habe mich für Sounds of Emptiness entschieden - ein wundervoll melancholischer Titel, der mir noch lange nachhängt, ebenso wie dein Werk! Genauso wirkt auch der Header, den du dir ausgesucht hast, irgendwie faszinieren mich diese stumm ausgestreckten Hände und die beinahe nicht vorhandenen Farben. Ein Vorgeschmack auf dein Werk? Ich liebe das Zitat/ den Satz, der auf das Bild folgt! Er erinnert mich an ein Projekt beziehungsweise an eine Geschichte in meinem Kopf, die ich schon seit meiner Anfangszeit hier mit mir herumtrage, faszinierend, wie genau es darauf passt. Aber nun zu deinem Werk!
    Es beginnt mit dem Aufruf, endlich aufzuwachen, zu leben nehme ich an, und sich den eigenen Ängsten zu stellen. Darauf folgt eine Szene in einem Zug, mitten unter Menschen und doch irgendwie allein. Du bringst mit deinen Worte Traurigkeit aber auch Verbitterung zum Ausdruck, beschreibst du Menschen wiederholt mit "frozen" und es passt wirklich gut. Manchmal wirkt es wirklich oft so, als wäre jeder außer einem selbst eingefroren, als würde sich jeder in sich selbst zurückziehen. Du gehst aber noch weiter und ein weiteres Thema kommt hinzu, das sich an das erste anlehnt: Unsicherheit und die Angst, verletzt zu werden, wodurch man sich von anderen abschottet, Mauern baut. Dein Werk hat wirklich einen großen symbolischen Wert, gefällt mir wirklich! Wie du aus etwas Traurigem und dem am Ende formulierten Wunsch, in dieser Welt, die du beschreibst, nicht mehr leben zu wollen, etwas so Berührendes und auf seine ganz eigene Art Schönes schaffst ist wirklich bemerkenswert! Ich bin ein Fan von deiner Wortwahl und deiner Sicht auf die Dinge, danke für dieses Werk. :) Auch schreibst du wirklich gekonnt auf Englisch, die Sprache hat mich an keiner Stelle auf irgendeine Weise gestört oder ähnliches. Auch ist eine gewisse Melodie spürbar, ich kann mir das gut als Lied vorstellen? Ich picke mir mal meine Lieblingsstellen raus, wenn ich darf, sie klingen einfach toll!



    Noch einmal Danke für dein Werk, allgemein alles von dir! Du weißt, dass ich ein Fan von dir und deinen Texten bin! ♥


    Gracidea

  • Hi Kewti ♥
    Ich hab ewig nicht mehr die Zeit gefunden, dir einen Kommentar zu hinterlassen. Oder dir auf die Pinnwand zu schreiben. Wann skypen wir mal. Jedenfalls - ich hab deine letzten Updates trotz meiner begrenzten Freizeit verfolgt und wollte mir jetzt, wo ich Ferien habe, die Zeit nehmen, und dir ein bisschen Feedback dalassen. Ich hoffe, ich kann dir ein wenig helfen! *:


    Ich bin immer wieder sprachlos, wie viele Werke du in so kurzen Zeitabständen mit uns teilst, und das Faszinierende ist, dass kein Werk "minderwertig" oder "hingeschmiert" wirkt, die Qualität deiner Arbeit ist nach wie vor bemerkenswert und bleibt konstant, mach weiter so!
    Hab mir gedacht, wo @Faolin auch ein Werk, das schon ein, zwei Updates her ist, kommentiert hat, kann ich ihrem Beispiel nachgehen und nehme etwas, wozu du, obwohl du es schon länger ausgestellt hast, noch kein Feedback erhalten hast. Meine Wahl ist hierbei auf Sprache des Schweigens gefallen. Ich fand den Titel wundervoll, außerdem habe ich bisher, zumindest soweit ich mich entsinnen kann, kein Gedicht von dir kommentiert, also ist es Zeit, das zu ändern!
    Ich liebe den Stil, in dem du Sprache des Schweigens verfasst hast. Zwar verwendest du Reime, hast gewisse Metren und ein bestimmtes Schema, aber es wirkt nicht ... zu förmlich. Du schreibst frei, als würdest du Gedankenfetzen ausdrücken. Obwohl du relativ viele Zeilen geschrieben hast und sich dein Gedicht optisch sehr in die Länge zieht, hatte ich keinerlei Probleme, dem, was du bedichtest, zu folgen. Durch diese gewisse Geschwindigkeit, die du durch die kurzen Verse aufbaust, entsteht eine gewisse Spannung, und auf der anderen Seite bekommt man viele Eindrücke, Gefühle und Bilder auf einmal von dir verabreicht. Du flößt sie mit deinen Worten ein und sie beginnen sofort zu wirken, du hast, und das habe ich dir sicherlich schon einmal gesagt, einen relativ bildlichen, metaphorischen Stil, der von der Vorstellungskraft des Lesers lebt. Bereits ab den ersten Zeilen hatte ich ein äußerst präzises Bild deines lyrischen Ich's vor mir, ich konnte mich schnell in die Situation versetzen und verstand das, was du gedichtet hast, gut, ich konnte damit viel anfangen. Aber nicht nur durch das Kostüm deines Ich's, sondern auch, weil du ein bisschen gesellschaftskritisch wirst, vieles, was du geschrieben hast, beispielsweise "Sie haben die Wahrheit gepachtet. Gefühle fein säuberlich missachtet, Denn so bringen sie die Lüge ins Rollen. Ich bin mir unsicher, ob ich dich lieben darf,". In vielen Beziehungen gibt es ähnliche Probleme, ähnliche Unruhestifter, die die Beziehung schier verhindern, oder zumindest sabotieren wollen. Obwohl es traurig sein mag, wenn man Liebenden ihr Glück nicht gönnt, hast du ein sehr alltägliches Thema beschrieben, mit dem ich mich als Leser identifizieren konnte. Du rührst aber nicht nur, du regst auch zum Nachdenken an - warum ist unsere Gesellschaft, wie sie ist? Warum verletzen wir Menschen einander? Warum ist es so schwer, dem anderen sein Glück zu gönnen? Du hast Gesellschaftskritik in ein Gedicht über die Liebe verpackt, und das so geschickt, dass die beiden Teile wunderbar ineinander überlaufen.
    Abschließen noch einmal kurz - du hast bereits eine wunderbare Art und Weise gefunden, dich auszudrücken, den Leser zu entführen und zu verführen, du weißt, wie man die Welt seiner Gedanken für andere öffnet, und es ist jedes Mal schön, ein Teil deiner Gedichte zu werden, mach weiter so! ♥


    PS: Fand die Stelle, die Faolin so mochte, auch ganz, ganz toll. Die Reime haben so ... natürlich gewirkt, es scheint, als wären die Reime einfach beiläufig entstanden, denn du hast dich ganz auf die Gefühle, die Bilder in diesem Teil konzentriert. Eine ganz starke und tolle Stelle! *:

  • Guten Abend und herzlich willkommen zu einem neuen Update. Vorweg bedanke ich mich schon einmal bei den wundersüßen Autorinnen @Feliciá und @Faolin, die zwei wundervolle Kommentare verfasst haben – vielen Dank dafür! ♥♥
    Dieses Mal habe ich ein Gedicht und eine Wettbewerbsabgabe (Wettbewerb 08 - Gegenteiltag, 2016) mitgebracht, die Wettbewerbsabgabe hat den zweiten Platz belegt, und somit herzlichen Dank noch einmal an alle Leser und Voter!






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    Quelle: We♥it


    Erinnerungen zumindest für einen kurzen Moment wieder zum Leben erwecken, das wäre eine wundervolle Kraft...




    Spielgefährten


    Mamas frisch gemähter Rasen
    Vor Margaretes Kiosk warten
    Wie wir Schulbücher nie lasen
    Papa um Taschengeld baten
    Damals war es so einfach


    Heute ist Geld lebenswichtig
    Alle Kindheitsträume nichtig
    Ist es so wichtig, was alle sagen?
    Ist es richtig, sich komplett zu ändern?
    Ich war damals ein besserer Mensch,
    als heute und ich war gestern froh,
    wenn endlich Nacht war, um zu fliehen
    An einen Ort, um den Alltag zu verlieren
    Denn selbst mein Essen ist nun roh,
    weil ich nie Kochen lernte
    Und niemand ist mehr hier,
    der mir meine Sorgen abnimmt
    Kein Herz, das mich einst wärmte
    So viele Zweifel sind in mir
    Damals war es nie still


    Unter dem Rasensprenger tanzen
    Immer eine Trinkflasche im Ranzen
    Mädchen als merkwürdig abstempeln
    Und die Nachbarschaft umkrempeln
    Streiche statt Hausaufgaben
    Mit dem Fahrrad über Hügel rasen
    Schnell ein Pflaster bei Mama holen
    Liebevoll nannte sie uns Pappnasen
    Niemand setzte uns Grenzen
    Höchstens, wenn Bettzeiten riefen
    In den Ferien konnten wir glänzen
    Und doch erfuhren wir Tiefen
    Damals gab es nur uns


    Pflaster wich Medikamenten
    Irgendwie über die Runden kommen
    Langsam werden alle Patienten
    Wie hieß der See in dem wir schwammen?
    Die Welt wirkt viel gefährlicher
    Alle Menschen zerbrechlicher
    Leichter zu hassen, was fremd ist
    Schwieriger zu atmen in der kalten Nacht
    Einfacher zu verleumden, wer du bist
    Schwerer man selbst zu sein, wenn jeder lacht
    Wie war es damals?
    Damals war es…anders
    Damals wusste ich wenig und war glücklich
    Heute habe ich Angst vor der Zukunft


    Es ist immer besser im Jetzt zu leben
    Und sich träume sanft zu weben
    Mutter und Vater nie vergessen
    Wenn sie uns alles gaben, was sie besaßen
    Denn Liebe lässt sich nicht messen
    Und ich würde es mir auch niemals anmaßen


    Wir machen Ausflüge zurück in der Zeit
    Schauen durchs bunte Glas in die Zukunft
    Einmal wieder jung und frei sein
    Wir essen Plätzchen und fahren weit weg
    Spielen Streiche und ignorieren die Vernunft
    Einmal wieder tief einatmen und lebendig sein
    Ich werde dich niemals verblassen lassen
    Und zusammen feiern wir meine Ankunft
    Eines Tages in einem anderen Leben




    Wettbewerbsabgabe


    Sonnig mit Aussicht auf Tränen


    „Ich habe Angst“, flüstert Misty mir mit zitternder Stimme in meine Ohren. Nicht verwunderlich, wenn die Nahtoderfahrung für sie kaum zu verarbeiten ist. Erneut wurde ihr Trauma stärker denn je widerbelebt.
    „Und deswegen weiche ich heute nicht mehr von deiner Seite“, gebe ich ihr beruhigend als Antwort und streiche ihr vorsichtig durch die orangenen Haare. Ihre unruhigen Hände streichen über ihre Beine, als würde sie sich warm reiben wollen. Ihr Körper findet seit Stunden keine Entspannung und meine Anwesenheit hat sie nur mäßig in einen ansprechbaren Zustand zurückgeholt.
    Ihre müden Augen blicken in die Ferne. Wie ich sie kenne, malt sie sich ihre Reise aus, wenn sie hier endlich fort kann. Noch sind wir zwei Teenager mit Träumen, gerade im letzten Jahr der Trainerschule, aber Misty ist gedanklich wesentlich weiter gegangen. Sie will weg von hier. Nicht mehr in den wundervollen Sonnenaufgang blicken -, den wir beide im Moment vom Azuria-Kap betrachten, weil wir seit Jahren hierher kommen, um zu entspannen -, sondern viel lieber eine Reise antreten, damit sie eines Tages verändert zurückkommen kann.
    Meine Misty hatte schon seit frühster Kindheit eine Phobie, die man als Hydrophobie betitelt. Es schien von einem traumatischen Unfall im Meer gekommen zu sein und seit jeher kann sie der Naturgewalt nicht mehr mutig entgegen treten. Gerade heute, wo wir eigentlich ein wenig in den Wäldern stöbern wollten, weil sie ein paar Käferpokémon untersuchen wollte, haben sie einige Nachbarskinder in den See, inmitten der Stadt, geschubst. Dass sie nicht schwimmen kann, sollte sich für die meisten von selbst verstehen, denn ihre panische Angst ist nicht unbekannt in dieser kleinen Stadt, aber sowas ist den Nervensägen schlichtweg egal gewesen. Hauptsache meine engste Freundin in ihr sprichwörtliches Verderben stürzen. Ich habe bis heute nicht ihre Rufe vergessen, die sie in ihrer ersten und letzten Schwimmstunde ausstieß, als sie der Lehrer aus Unwissenheit ins Wasser beförderte, obwohl sie sich vehement dagegen wehrte.


    „Worüber denkst du nach?“ Mein Arm schlingt sich nach ihrer Frage um sie und ich kuschle mich fest an ihren Körper
    „Ich denke an unser erstes Kennenlernen.“
    „Als du mich aus dem Wasser desSchwimmbads rausgefischt hast, obwohl du selbst kaum schwimmen konntest?“
    „Ganz genau“, hauche ich ihr ins Ohr und lasse meine Gedanken schweifen, um an die darauffolgenden Bilder von damals zu denken. Seit diesem prägenden Erlebnis sind wir unzertrennlich und doch ähneln wir uns kein bisschen. Ich bin die mutige Freundin und sie die hilflose, zerbrechliche Blume. Sie ist das ruhige Gewissen und ich die temperamentvolle Flamme. Jungs ärgern ist mein Job, sich im Nachhinein bei den nörgelnden Eltern entschuldigen ihr Job.
    „Regnet es morgen?“, fragt Misty mit einem Seufzen nach.
    „Ja, also lass uns drinnen etwas unternehmen.“
    Selbst Regen ist hier nicht geheuer. Sie hat es sich abgewöhnt zu schreien oder in Embryoposition zu verharren, aber der leere Blick ist nie verschwunden. Das Zittern ebenfalls nicht. Auch unter der Dusche fühlt sie sich verloren und versinkt gedanklich in einem Strudel, der sie runterzieht, bis sie erleichtert das Wasser abstellen kann und sich flink abtrocknet.
    „Verhaust du diese Idioten morgen?“
    „Wie immer“, gebe ich ihr ermutigend zurück.
    Ihre Hand legt sich auf meine. Müde lässt sich ihr Kopf auf meiner Schulter nieder und sie schließt die Augen.
    „Erzählst du mir eine Geschichte?“
    Kurzerhand fällt mir tatsächlich die Geschichte wieder ein, die ich ihr ohnehin darbieten wollte und mit nickend gebe ich ihrer Bitte nach.
    „Es war einmal ein Junge aus einer fernen Region, der unter zerrenden Sorgen litt und sich den ganzen Tag an seinem liebsten Ort aufhielt. Auf einem großen Turm, benannt nach einem Pokémon, hielt er sich auf, während sein Blick immer in Richtung des weiten Himmels gerichtet war. Als Kind fiel er vom Tauboga seines Vaters und seither hasste er die geflügelten Wesen. Für ihn waren sie hochnäsige Herrscher der Lüfte und bei jedem jener Art, wenn er sie sah, schimpfte er hochhinaus. Brüllte seinen Frust hinaus, um sich besser zu fühlen. Eine Last wich kurzfristig von seinen Schultern, sobald er dort oben saß und sich den Schimpftiraden widmete.“
    Für einen kurzen Moment unterbreche ich die Geschichte.
    „Schläfst du schon?“, frage ich sanft.
    „Nein! Was ist dann passiert?“
    „Was meinst du denn, was passiert ist?“


    Misty hält einen Moment inne und hebt den Kopf. Zum ersten Mal heute weichen ihre Augen dem Blick der untergehenden Sonne seit ich hier bin und sie dreht sich zu mir, um mir tief in die Augen zu sehen.
    „Ist er irgendwann glücklich geworden? Er soll doch mich darstellen!“
    „Ja, ist er, weil ein Mönch vom Turm zu ihm kam und ihn eine andere Aufgabe auftrug, nämlich über bestimmte Worte nachzudenken.“ Meine Antwort schien Misty ins Grübeln zu bringen. Immerhin war sie weniger in Sorge, sondern eher am Nachdenken, was er denn gesagt haben könnte, damit der Junge seiner täglichen Frustaktion entsagt.
    Genau das, was ich wollte, nämlich ihre Sorgen in den Hintergrund wandern lassen, damit sie sich etwas anderem hingeben kann. Sie lächelt sowieso zu wenig.
    „Ich sag’s dir.“ Ein Grinsen zeichnet sich ab und gespannt wartet sie auf die Auflösung, die recht simpel ist.
    „Eines Tages kam der Mönch hinauf und fragte den Jungen, ob er glücklich sei. Er verneinte mit verschränkten Armen und erzählte, dass er die Flugpokémon eines Tages jagen würde, wenn es sein müsse.
    Da erzählte der Mönch, dass der Junge und die Flugpokémon eine Gemeinsamkeit hätten: Sie liebten den kühlen Wind in ihrem Gesicht, während sie geistig und physisch am weiten Himmel unterwegs waren. Tagelang ließ ihn diese Unterstellung nicht schlafen und der Junge lachte eines Nachmittags über jene Tatsache, nachdem er sie schlussendlich akzeptierte. Seither kam er immer zurück auf diesen Turm, aber nicht um in den Himmel zu schreien, sondern um zu lachen, während er die vorbeifliegenden Wolken beobachtete und den Wind in seinen Haaren spürte.“
    Misty hatte die Geschichte wohl nicht ganz verstanden, denn sie schien sichtlich verwirrt zu sein, wodurch ich mir ein überlegendes Kichern nicht verkneifen konnte.
    „Weißt du, ich war damals immer sauer auf mein Fukano, obwohl ich Feuerpokémon schon immer liebte, weil Fukano ständig meine Sachen kaputtmachte, aber irgendwann bemerkte ich, dass ich mit negativer Einstellung sowie Meckern nichts ändern kann, wohingegen ich mit Fukano nach draußen ging. Ich spiele nun täglich mit ihm, damit er ausgelassen ist und seitdem zerstört er keine Sachen mehr. Zumindest meistens nicht“, erzählte ich Misty lachend und legte meine Hände auf ihre Schultern, um den Kern meiner Aussage deutlich für sie zu markieren. Ich versuchte sogar, ernst zu wirken, aber es wollte mir einfach nicht gelingen bei ihrem süßen, verwirrten Gesichtsausdruck.
    „Der Regen wird nicht aufhören, auch wenn du es dir noch so sehr wünschst. Und trotz deines Hasses für das Wasser, so weinst du jedes Mal, wenn dir das Element im Alltag begegnet. Wo ist der Unterschied zwischen dem Regen und dir, wenn du häufiger als der Himmel weinst?“
    Wortlos vergingen einige Sekunden bis Misty aus ihrer Sprachlosigkeit und Starre ausbrach. Erleichtert nahm sie mich in die Arme und lachte. Sie erdrückte mich gefühlt in ihrem plötzlichen Anflug von Euphorie. Scheinbar war meine Ablenkung und Aufheiterung erfolgreich gewesen, denn die Melancholie schien aus ihrer Stimme endgültig verschwunden zu sein.
    Nach einigen Minuten entließ sie mich aus dem Klammergriff und hörte nicht auf sich zu freuen.
    „Wir sind Feuer und Flamme, egal was passiert“, flüsterte ich in den Wind. Meine Hand strich über ihre blasse Wange, während sie ihre Augen schloss und sich unsere Lippen berührten.Das war das erste Mal, dass ich ihr so nahe war. In jeder Hinsicht.
    „Ich pass auf dich auf“, hauchte ich ihr entgegen nach dem Kuss.
    „Du musst mir irgendwann das Schwimmen beibringen“, gab sie mir kichernd zurück und wir ließen uns ins weiche Gras fallen. Die Sonne hatte sich beinahe verabschiedet und nun blickten wir gespannt zu den Wolken hinauf. Ob der Junge im Moment ebenfalls Richtung Himmel sah?
    „Ich hab dich lieb, Erika“, flüsterte Misty in mein Ohr.
    „Ich dich auch“, erwiderte ich und küsste ihre Wange, womit sie mir mit einem Lächeln ihre Freude darüber signalisierte, bevor sie in einen tiefen Schlaf versank.




    Herzkonfekt

  • das letzte Update ist viel zu lange her und von daher habe ich euch ein neues Gedicht mitgebracht und eine Wettbewerbsabgabe (Wettbewerb 09: Mythen), das ebenfalls ein Gedicht ist. Auf die Kommentare werde ich jetzt nicht extra eingehen, tut mir leid, da sie, wenn dann Kommentare dazu waren, Lob waren, für welches ich mich herzlich bedanken möchte (!) und zum anderen sind die Votes beim Wettbewerb gefühlt, leider, eher spärlich ausgefallen, aber so ist das jetzt nun mal. Ich bedanke mich auf jeden Fall bei allen Votern und Lesern: Danke! Natürlich wünsche ich euch jetzt auch viel Spaß beim Lesen. ^-^


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    Quelle: We♥it


    Die einen Worte reißen Wunden, aber ihre Worte lassen jede Narbe verheilen




    Schutzengelsmelodie


    Meine Finger kratzen auf dem Boden
    Die Stimmen werden lauter
    Schneiden Fratzen in meinem Spiegelbild
    Sie sind mit meiner Person verwoben
    Moral beginnt zu verderben, schneller
    Ihre Schreie werden lauter
    Alles wirkt plötzlich so verbogen
    Lachst du mich aus, mein eigenes Abbild?
    Ihr Kreischen wird lauter


    Mein Herzschlag tanzt und springt
    Hörst du nicht, wie jede Stimme singt?
    Singt! Sag mir, wer ist’s, der lieblich winkt?
    Sie sind taktlos, aber so reine Spiegel
    Springen wie meine Herzfrequenz
    Siehst du sie? Sehen sie dich?
    Singt! Singt und springt, sag, wer winkt?
    Das hohe C, weiter, nicht aufhören
    Ihr könnt all die Geister beschwören
    Die Tonleiter ist verdreht, seht!
    Bin ich die einzige, die versteht?
    Singt! Singt mit mir, singt mit ihr
    Der Fingernagel kratzt den Beat
    Die Realität ist es, die flieht!


    Ich wandle schlaflos in der Nacht
    Unter mir blutverschmierter Boden
    Oben richten Engel, jeder erwacht
    Ihre Namen zu schreien ist verboten
    Stille Töne schleichen sich unter die Haut
    Schrilles Gelächter führt meine Finger
    Das dunkle Abbild der Nacht lacht
    Hör doch, wie ihre Stimme erwacht!
    Selbst das Bild in der Blutlache singt
    Und manchmal erkenn ich, wie es winkt


    Aber ein Ton ist ständig schief
    Selbst die Fratzen stören sich daran
    Der Ton kommt gefährlich nah heran
    Bleib fern, du bist nicht eingeladen!
    Das reine Orchester wird leiser
    Aber bitte, singt weiter! Lauter, lauter!
    Doch sie werden stetig leiser
    Wer ist der Schuldige, der die Tat begann?
    Taste dich gefälligst nicht so dreist heran!


    Gedankenfetzen blitzen wild umher
    Mühsam kehrt sie zurück, die einst floh
    Beat, bitte sorg dafür, dass sie wieder flieht
    Ich will nicht mehr, setze mich zu wehr
    Doch der Ton mischt sich mit meiner Frequenz
    Bilden ein Duett, sie könnten nicht fremder sein
    Einer ist sorgsam, meiner will weiter frei sein
    Spüre die Wärme, die meinen Körper erwärmt
    Wo ist das Abbild, welches für mich schwärmt?
    Ein Taktstock, silbern und spitz lag dort
    Alle schweigen, sie verhüllen sich in Klarheit
    Nun eine Waffe, dessen Melodie ist fort
    Bitte, vertreibe sie, ich will keine Wahrheit


    Fingerkuppen küssen sich sanft, es wird wärmer
    Eine Stimme drängt sich in den Vordergrund, lauter
    Sie singt nicht, sie winkt nicht, sie…sie weint!
    Schreit und hält mich fest, ein Bild erscheint
    Bleib bei mir…geh nicht!
    Aber Richter des Himmels erwarten mich
    Kleine Kriegerin, lass deine Stimme hören
    Ein altbekanntes Lied…für mich?
    Bitte, lass mein Herz nicht frieren
    Kleine Kriegerin…
    Du versprachst, du lässt mich nie allein
    Wolltest immer bei mir sein
    Kleine Kriegerin, lass deine Stimme erklingen
    Lass uns gemeinsam den Himmel besingen
    Sanft hält mich ein Wesen rein wie ein Engel
    War sie doch schon immer mein Schutzengel




    Aschetränen


    Von der Sonne wurde ich verbannt
    Mythen halten mich für arrogant
    Manchmal trage ich das Feuergewand
    Manchmal werde ich Phönix genannt


    Vater gab mir den Namen Anthea
    Doch meine Geburt war ein Fehler
    Wir verlieren unsere Phönixkräfte,
    Wenn wir unser erstes Kind gebären
    Ich war es, die Mutter schwächte
    Unmöglich aus Asche zurückzukehren
    Nun habe ich nur noch Erinnerungen


    Ich frage mich, wie sie sich berührten
    Vom Leben getragene Wesen verbrennen,
    Als würde sie das Feuer entführen
    Das Gefühl ihrer Körper mussten sie kennen
    Sonst wäre ich jetzt nicht hier
    Wäre ich doch nicht mehr hier
    Meine rubinfarbenen Augen tränen
    Unsterblichkeit ist ein Vergehen


    Männer versuchen mich zu berühren
    Haut auf Haut und sie verglühen
    Bevor ich Abschiedsworte flüstere
    Egal ob Betrunkene oder Offiziere
    Kein Status wiegt die belastende Gotteskraft auf
    Und ich werde sie nicht los, egal wie weit ich lauf
    Fingerkuppen tasten sich an meine Hand
    Aber niemand kam weiter, jeder verschwand
    Immer Mensch, aber innerlich ein Feuergewand
    Nie den Genuss einer Umarmung oder ein Kuss


    Wie ein Feuerwall um mich, doch mir ist kalt
    Ihr schreit nach Anthea, aber mein Herz ist still
    Aus der Asche widerbelebt wie eine Blume im Wald
    Etliche Jahre vergangen und ihr seid alle still
    Eine einsame Blume inmitten der Aschelandschaft
    Der Regen verhüllt alle Tränen
    Der Himmel echot mein Flehen
    Mein Zuhause ist die staubige, karge Landschaft


    Eines Tages erfahre ich Erlösung durch mein eigenes Kind
    Eines Tages über die Geburt freuen
    Eines Tages ein letztes Mal weinen
    Und eines Tages verweht die Asche durch den kühlen Wind




    [align='center']Herzkonfekt

  • Herzlich willkommen zu einem neuen Update! Ich habe ein Gedicht verfasst, welches keinem Fandom unterliegt, theoretisch zumindest, aber viele wohl an den Anime One Piece erinnern wird und sich sicherlich darin wiederfinden würde. Könnte aber auch woanders hingehören, haha. Auf jeden Fall bin ich aber von dem ersten Opening von One Piece, das deutsche wohlgemerkt, inspiriert wurden, welches den Namen "Die Legende" von "Noel Pix", zumindest auf Spotify so hinterlegt, wo ich es her habe, haha, trägt. Schönes Lied und hat eben den Nostalgiefaktor für mich. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!


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    Quelle: We♥it


    Weit die See, weit das Meer, nie Heimweh und weit ist es auch nicht mehr




    Meerseelen


    Hände zittern, Beine halten nicht still
    Aufregung ist erneut groß
    Es geht endlich wieder los
    Jeder tanzt und singt, es wird nie still
    Jeder weiß genau, was der Captain will


    Der Anker erwacht aus seinem Schlaf
    Die Möwen singen ihre Lieder, geschwind
    Die Sonne lächelt so trügerisch und brav
    Sammelt die Mannschaft, lasst die Leinen los!
    Wiegt euch nicht sicher in Mutter Naturs Schoß
    Geschichten wehen mit der Flagge im Wind
    Kein Land in Sicht, weit und breit
    Und doch ist jeder allzeit bereit
    Der Captain schreit, macht euch bereit
    Schätze und Schlachten sind nie weit


    Hier sind alle gleich viel wert
    Keiner da, der sich beschwert
    Auf dem weiten Meer singen wir
    Trinken fleißig unser Rum und Bier
    Trauer liegt nie lange schwer
    Jeder wird eins mit dem Meer


    Und wenn Gewitter Löcher reißen
    Die Flaggschiffe des Himmels weinen
    All die klaffenden Wunden beißen
    Ist es Zeit, den Nervenkitzel zu genießen
    All die Schmerzen mit Rum runterzugießen
    Das ist verrückt, sollte man meinen
    Doch das ist unser Leben wie wir es lieben
    Brauchen unsere Freiheit nicht biegen
    Wir könnten das Meer nicht mehr lieben
    Und so würden wir es niemals aufwiegen


    Seltener Moment bringt Ängste zurück
    Gedanken an verlorene Kameraden
    Dann sind stille Wolken geladen
    Die Ruhe vor dem Sturm ist da
    Vielleicht zeigt sich die Gefahr
    Denn das Meer nimmt und bringt zurück
    So vergisst es nie
    Verschwindet nie
    So manch einer sucht oben Rat
    Und fragt, ob es ist Verrat
    Wenn er sich zur Ruhe setzen will
    Zu Kind und Frau nach Hause will
    Aber vergebens singen wir ein Abschiedslied
    Beschwichtigen die launische See
    Damit er heil nach Hause kommt
    Und das Meer rauscht im Takt mit dem Lied


    Hier sind alle gleich viel wert
    Keiner da, der sich beschwert
    Auf dem weiten Meer singen wir
    Trinken fleißig unser Rum und Bier
    Trauer liegt nie lange schwer
    Jeder wird eins mit dem Meer


    Liebstes Meer, nimm uns auf
    Werd' eins mit unsren Seelen
    Beschwör nicht alte Wellen auf
    Denn wir sind deine Seelen




    Herzkonfekt

  • Wird mal wieder Zeit für ein Update und dieses Mal habe ich gleich zwei Werke mitgebracht, wobei eines vielleicht schon bekannt ist bei so manchem Leser. Zum einen ein englisches Gedicht zum anderen meine Wettbewerbsgabe mit dem Titel "Ein Hauch von Menschlichkeit", die sogar den ersten Platz belegt hat (Wettbewerb 10: Science-Fiction, 2016)! Ich bin sehr glücklich darüber natürlich und bedanke mich noch einmal an alle Leser und Voter an dieser Stelle ganz herzlich! Rekommis bedarf es hier eigentlich nicht. Es waren sehr süße Worte dabei und die ein oder zwei Fragen, die aufgekommen sind, sind eher philosophisch und ich will nicht anmaßen, sie beantworten zu wollen oder es übrhaupt zu versuchen, weil ich es bestimmt selbst nicht kann, haha. Auf jeden Fall danke, vor allem für die tollen Worte, die so manche für die Abgabe hatten. ♥
    Ich wünsche jetzt viel Spaß beim Lesen!


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    Quelle: We♥it


    You can't change the path you already took, just the path you will keep walking, but you can save someone else from the same mistake




    Sleepwalker


    Sleeping Beauty
    Now you’re awake
    I can sense their fear
    They’re all scared
    Putting on their Gear
    They don’t want a remake
    Like the last time


    Stars divide into Dreams
    Moon splits up the thoughts
    Don’t miss the shot
    Don’t miss her smile
    When she cuts his head
    Half crying, half laughing
    All people gather to scream
    To run and scream
    Scream
    And
    Run
    Now she is awake


    Watching her makes me smile
    Blood on her cheek
    Blood on her hands
    She loves it
    I love it
    Can you hear the world?


    Pleading for mercy
    But she takes their breath
    Leaving harmed bodies
    Souls damaged by society
    She hates it
    I hate it
    She turns herself to me


    The knife strikes
    My scattered thoughts
    Blank space
    Where
    My heart should be
    Emptiness
    One Moon
    Endless stars
    Who am I?


    Let our breath be one
    In her hands
    I’ll never be afraid
    Society is full of monsters
    She is the only difference
    My only rescue
    No death in her hands
    Just redemption


    So she takes my breath
    And I enter a unique state
    Neither fear nor sacrifice
    It’s like the first time
    I’m free and alive
    When I leave this world
    To be one with her
    The only source of warmth
    When she takes my life
    So I can be alive once


    Sleeping Beauty
    Now you’re awake
    Everything is collected
    I’m finally alive
    I love you
    Sleeping Beauty




    Ein Hauch von Menschlichkeit


    Vorsichtig lasse ich meine Hand über das grelle Display schweifen, um die chrombeschichtete Tür zu öffnen. Das Zimmer von Ai ist dunkel, nur ein kleines Nachttischlämpchen und vereinzelte bläuliche Lämpchen erhellen ihr persönliches Reich. Die bläulichen Lämpchen sind von all den Geräten, die zum Leben benötigt werden. Computer und dazugehörige Geräte für den Hausunterricht. Außerdem Luftfilter sowie Luftbefeuchter für die Pflanzen und uns, denn reine Luft von außen gibt es in dieser Saison eher spärlich, von Wasser ganz zu schweigen.
    „Papa, gehst du gleich wieder spazieren? Kann ich vorher noch etwas Saft haben? Wo ist Mama?“
    Ai kann den Abend nie ruhig ausklingen lassen. Sie war schon immer…auch damals ein Mädchen voller Fragen und Interessen. Obwohl sie erst 9 Jahre alt ist, beschäftigt sie sich gerne mit der Zukunft und malt die Gedanken dann für den Kunstkurs.
    „Mama bringt dir gleich deinen Saft.“
    Ich streiche ihr kurz über die Wange, aber sie ist kühl wie immer. Sie müsste warm sein, aber jedes Mal, wenn ich sie halte oder ihr einen Kuss auf die Stirn gebe, ist sie kalt. Ai friert nicht, zumindest sagt sie es jedes Mal, wenn ich sie frage, aber einen Grund für die Kälte wird es sicherlich geben.
    Nachdem ich den kindlichen Ideen, die vor allem am Abend aus ihr sprudeln, zugehört habe, verabschiede ich mich mit einem Kuss auf ihre Stirn und trete meine tägliche Routine an. Kaylene, meine Frau, bestellt in dem Moment das Essen für später und aus dem Augenwinkel vernehme ich einen Kussmund von ihr, während ich meine Stiefel anziehe.
    Eine halbe Stunde später, die Nacht hat sich bereits wie ein Schleier über das chromangehauchte Dorf gelegt, befinde ich mich an meiner liebsten Stelle. Ein abgelegenes, kahles Fleckchen Erde. Ja, tatsächlich normale Erde. Ohne Stromfasern oder Chrom.
    „Ich bin zu spät, tut mir leid“, hauche ich leise und streiche vorsichtig über den weißen Sand. Dieser Ort liegt zwischen halbtoten Bäumen, die langsam nachzugeben scheinen und einzelnen Steinen, die man irgendwann hier ablegte, um sie loszuwerden. Nutzlos nennen die Einwohner diese Stelle, denn hier gibt es keine Technik, die die Stille vergiftet. Keine Ressourcen und keinen Grund, etwas auch nur ansatzweise zu verändern. Ironischerweise der einzige Ort an dem ich mich lebendig fühle. Er wirkt friedlich durch die simple Leere. Unberührt und ist für unsere futuristischen Verhältnisse wohl vollkommen fremd für junge Generationen.


    Damals habe ich die Überreste meiner Familie unter Tränen verstreut und tagelang in den Sand geschrien. Die beiden Personen, die Zuhause auf mich warten, sind Magoden. Das sind keine reinen Roboter, sondern eine eigene Form von Androiden. Sie sind mit menschlichen Genen gemischt, innerlich mit maschinellen Komponenten ausgestattet und das wichtigste Kennzeichen ist ihr Herz. Sie tragen ein menschliches Herz, das widerbelebt wurde und am Leben gehalten wird. Magoden sind mit einer hautähnlichen Schicht überzogen, damit sie wie Menschen aussehen, aber sie wirken oft zu perfekt. Vielleicht fühle ich deshalb meist Kälte? Kaylene besaß süße Grübchen und einen Ansatz von Lachfalten, aber ihre Magode besitzt diese Einzelheiten leider nicht. Als die beiden vor 2 Jahren von einer defekten Fahreinheit überfahren wurden, bat ich um die Details, aber jene wurden mir verwehrt.
    „Wollen Sie nicht, dass ihre Frau noch schöner als vorher aussieht?“, fragte der Entwickler dreist und bereute es auch sogleich nach meiner Standpauke. Ich drohte ihm, soweit ich mich erinnere, mit dem Tod und allem, weil ich so aufgebracht war. Meine Kaylene war in meinen Augen perfekt mit all ihren kleinen Auffälligkeiten und Fehlern. Fehler sind menschlich und eine Rarität heutzutage.
    Ein sanfter Wind bahnt sich den Weg durch die sterbenden Bäume, um mich gefühlt in meiner Denkweise zu bestätigen. Der Ort verstand mich schon immer, so malte ich es mir jedenfalls aus, um mich besser zu fühlen.
    Leider habe ich keine Fotos mehr, keine Beweise und Erinnerungen in materieller Form, die mich zurück in die alte Zeit bringen. Magoden sind schließlich nicht perfekt. Wenn sie sehen, wie ihre wahre menschliche Form damals aussah oder irgendwelche Verbindungen sehen, dass sie nicht die Originale sind, beginnen sie Zweifel zu entwickeln. Es belastet das kaum tragbare Herz des Originals und führt meistens zu negativen Konsequenzen bis hin zum Tod. Der Schöpfer dieser Personen, oder eher Wesen? Wesen klingt so distanziert und abwertend.


    Jedenfalls stellte er die Magoden folgendermaßen dar: Meine Schöpfungen befinden sich in einem Kampf gegen das Vergessen. Sie tragen das Leben in Form des Herzens, welches aus nicht zu rettenden Körpern geborgen wurde, in sich und deshalb dürfen wir ihnen nicht zeigen, dass sie nur Mittel zum Zweck sind. Sie sind unsere Art, den zu frühen Tod unserer Geliebten nicht zu akzeptieren. Sie sind nicht perfekt, denn sie sind menschlich und so sollt ihr sie auch behandeln. Irgendwann werden meine Schöpfungen mit euch zusammen den letzten, wenn auch künstlichen, Atemzug tätigen. Sie sind nicht durch das Gift der Unsterblichkeit gepeinigt wie ihre entfernten Roboter verwandten, also wagt es niemals, sie als Roboter abzuwerten! Liebt sie wie die Menschen, die sie sein wollen.


    Dr. Yamata, der Schöpfer der Wunderwerke, hatte seine Frau früh verloren und aufgrund seines Schmerzes den Weg gefunden, die Magoden zu entwickeln, um sich selbst zu helfen. Niemand verstand es so gut wie er, wie schwer es doch sein kann, die Magoden als Familie wahrzunehmen. Vielleicht war genau dieser Schmerz der Grund dafür, dass die nicht perfekten Schöpfungen so beliebt geworden waren. Er steckte sein Herz in das Projekt, um Haut, vitale System und was noch alles darin steckt zu verwirklichen.
    Die Gedanken lassen mich oftmals zerstreut und mit mulmigem Gefühl zurück, spätestens dann rufe ich mir ins Gewissen, dass meine Familie Zuhause auf mich wartet. Ich trete den Rückwegan, meist länger als eine halbe Stunde. Zuhause angekommen empfängt mich Kaylene mit einer herzlich gemeinten Umarmung.
    „Wir haben den Tisch bereits gedeckt“, erzählt sie mir und lächelt glücklich drein.
    Das gemeinsame Essen läuft gefühlt immer gleich ab. Unsere kleine Ai versucht, ihren Tag in Worte zu fassen und benutzt dabei „ähm“ häufiger als es eigentlich möglich sein sollte in einem Satz, während wir sie belächeln und dabei das trockene Essen runterwürgen. Meine Frau hätte es ja mal versuchen können, ihre Kochkünste zu trainieren, aber leider ist sie dabei genauso gemeingefährlich wie meine Wenigkeit, somit lassen wir uns das mittelmäßige Essen täglich liefern.
    Einige Stunden später, nachdem wir unsere Kleine ins Bettchen gebracht haben, kuscheln wir uns zusammen in unser Bett.
    „Ich hatte heute wieder dieses Gefühl. Als würde mir etwas entgehen“, erzählt Kaylene mir, die ihren Kopf an meine Brust schmiegt. Meine Hand streicht über ihre Taille, aber es fühlt sich nicht künstlich an. Ich liebe ihren Herzschlag, den ich scheinbar immer spüren kann, wenn sie sich an mich kuschelt. Sie ist weder kalt noch unecht.
    „Vielleicht fällt es dir morgen ein“, gebe ich ihr als Antwort, um den tieferen Gedanken dahinter zu entgehen. Je weniger sie weiß, desto besser ist es für unsere Familie. Aber ist das auch richtig so? Ich bin mir dessen schon lange nicht mehr sicher.
    „Gehen wir morgen endlich mal wieder in die große Stadt?“
    „Du weißt doch, dass es erst in der nächsten Saison wieder möglich ist“, antworte ich ihr mit ernstem Unterton.
    Es ist zu jeder Saison sicher, aber die Magoden dürfen nur in der längsten Saison in die großen Städte. Wenn alle Werbungen über die Magoden selbst verschwinden und alles vorbereitet wird. Nur für sie wird alles manipulierter als es so schon ist. Eine künstlich geschaffene Umwelt in einer bereits völlig chromverzierten, unechten Welt.
    „Es tut mir leid-“
    „Muss es nicht. Ich kann es auch kaum erwarten mit euch in den großen Park zu gehen und endlich wieder zu verreisen“, unterbreche ich sie prompt, damit sie nicht von Schuldgefühlen geplagt wird.
    Ihr Griff wird fester, aber nicht so stark, dass es sich unangenehm anfühlt.
    Gedankenversunken starre ich an die Wand, wo eigentlich Bilder sein sollten, aber sie ist kahl. Nur ein Minicomputer am Aufladen und etliche Lämpchen, die den einwandfreien Betrieb der Hausgeräte signalisieren.
    „Kaylene, bist du glücklich?“, platzt es plötzlich aus mir. Die Frage brannte sich schon seit ein paar Minuten in mir ein, aber die Antwort fürchtete ich. Wusste sie überhaupt eine Antwort darauf?
    Die paar Sekunden, die sie nachdenkt, fühlen sich wie langgezogene Minuten an.
    „Ich habe eine gesunde Tochter, einen Ehemann und kann mich über nichts beklagen. Ist es nicht meine Pflicht, dann glücklich zu sein? Und eines Tages werde ich herausfinden, was dieses trügerische Gefühl ist, das mich nachts manchmal aufweckt und mit Trauer erfüllt.“
    Sollte die Antwort nicht zufriedenstellend sein? Ist sie nicht. Jenes Gefühl lässt sich nicht ändern, wenn sie weiterhin schmerzlos leben will. Vielleicht kann ich sie irgendwann wirklich glücklich machen, wenn ich ihr das Gefühl gebe, ein echter Mensch zu sein, dem nichts verborgen wird. Wie Dr. Yamata bereits andeutete: Sie wollen sich wie Menschen fühlen. Sie wollen Menschen sein. Also ist es meine Pflicht, ihr das Gefühl der Menschlichkeit zu vermitteln mit all der Liebe, die ich für sie habe. Für meine Kaylene, die solange weiterlebt, wie das menschliche Herz schlägt.




    Herzkonfekt

  • Schon viel zu lange kein Drabble mehr gepostet, dabei liebe ich Drabbles doch! Viel Spaß beim Lesen ^-^


    [Blockierte Grafik: http://i.imgur.com/ntJjMzL.jpg?1]
    Quelle: We♥it


    Fließend und so schwer festzumachen, aber es fühlt sich dennoch klar an


    Finesse der Verwöhnung

    Sie küsst deine Sinne und lässt dich die Sorgen vergessen. Höhenflug voller Gänsehaut und geballte Kraft der Wortgewandtheit. Jetzt ist sie stiller, gleich wird es wieder laut und schneller, sodass dein Herzschlag sich willig anpasst. Es durchströmt dich und versetzt deinen Körper in einen speziellen Zustand. Er mag es laut. Sie mag es ruhig. Du magst es wieder gemischt. Merkst du, wie sie dein Herz berührt und dich in eine andere Welt entführt? Manchmal vergesse ich die leidvolle Welt, wenn ich lieber woandershin mit ihr verschwinde. Das ist Freiheit. Das ist Liebe. Sie ist die sagenumwobene und verehrte Musik.




    Herzkonfekt

  • Huhu @Musicmelon!


    Ich muss zugeben, dass ich anfangs etwas überrascht von deinem Drabble war. Beim ersten Lesen habe ich wirklich überlegen müssen, worum es gehen könnte. Die Überschrift hat mir noch keinen wirklichen Hinweis darauf gegeben und dem Bild habe ich jetzt weniger Beachtung geschenkt, als vielleicht gut gewesen wäre. Meine erste Vermutung war, dass es um ein Paar, das sich liebt und in irgendeiner Form miteinander agiert, gehen muss. Gefestigt wurde das vor allem durch „Er mag es laut. Sie mag es ruhig.“, wobei ich da einen sexuellen Hintergrund vermutet habe :S Naja, „knapp“ daneben; denn als ich dann den letzten Satz las, war das Rätsel endlich gelöst :D


    Beim zweiten Lesedurchgang - ich hatte ja nun Kontext - konnte ich nur nicken und deinen Worten zustimmen. Musik ist tatsächlich all das, eigentlich sogar noch viel mehr. Doch manche Worte reichen einfach nicht, um das richtig zu fassen. Du bist aber nahe dran. Ich für meinen Teil, als Musikliebhaber, kann da nur zustimmen. Und ich mag die Beschreibungen, die du dafür nutzt: Der sich anpassende Herzschlag oder die Berührung des Herzens.


    Der Text ist sprachlich sehr gut umgesetzt. Habe ihn unglaublich gerne gelesen und ich kam dort flüssig, ohne zu stocken, durch. Ein großes Lob also von mir!

  • Viel zu lange kein Update gemacht, aber jetzt ist Abschluss und alles vorbei, somit habe ich hoffentlich mehr Zeit...hu. Danke an @Cosi für den lieben Kommentar und dass du immer mal wieder hier reinschaust, was mich wirklich sehr erfreut immer. Das mit dem Paar und die falsche Fährte waren so auch beabsichtigt ein wenig, gut, wenn es funktioniert, haha. x)
    Musik ist wirklich schwer zu beschreiben und wahrscheinlich würde da jeder seine eigenen Worte und Erfahrungen mit einbringen, aber freut mich, wenn du dem Werk zustimmen kannst, da Musik wirklich etwas Besonderes ist! Freue mich immer wieder über deine Kommentare und Kommentare allgemein, deshalb danke dafür! Ich habe jetzt erneut ein Drabble mitgebracht sowie eine Wettbewerbsabgabe (Wettbewerb 11: Pokémon-Bericht) und hoffe, dass sie euch gefallen. Viel Spaß beim Lesen! Imgur Beta ist schlecht, kein Bild heute, lol...


    Pfade der Veränderung sind mit Überraschungen gepflastert




    Pfad der Evolition


    Ich hab meine Schwester an die Unendlichkeit des Ozeans übergeben, dabei meinen Bruder in der Lichtung Träume schmieden sehen, während die Sonne ihn küsste. Freundschaft erzeugt Stärke, aber manche leben lieber in der launischen Gletscherlandschaft. Unter dem Mond verhüllen wir unsere Schmerzen und tanzen im Lichte lächelnd der Zukunft entgegen. Einen faden Geschmack später und schon tanzt ein Blitz im Kreise der Familie, gelegentlich brennt die feurige Tochter die Stille hinfort. Herzlich empfangen wir die unbekannte und doch zutrauliche kleine Fee. In der Unterschiedlichkeit unserer Familie liegt deren gemeinsame Schönheit. Bald werde auch ich meinen Pfad der Evolition einschlagen.




    Oak-Book


    Eintrag 104 – Waldlichtung, Zentrum der Safari-Zone


    Heute konnte ich zum ersten Mal, seit meiner Ankunft, ein neues Pokémon aus der Nähe betrachten. In diesem speziellen Fall kann auch von zwei Pokémon gesprochen werden. Die Exemplare entziehen sich jeglicher Kenntnis, die ich bisher erworben habe und auch widerspricht sie den meisten Beschreibungen, die ich von den Stadtbewohnern oder dem Safari-Besitzer erhalten habe. Mir wurde von aggressiven Wesen berichtet und davon, dass sie massiven Stimmungsschwankungen unterliegen sollen. Bisher habe ich nur einen Blick aus der Ferne erhaschen können, allerdings werde ich mich morgen aufmachen, um aus der Nähe nähere Informationen extrahieren zu können und zu überprüfen, ob den Behauptungen der Einheimischen ein Fünkchen Wahrheit anhaftet.


    Eintrag 105 – Wasserloch, Außenbereich vom Kernzentrum der Safari-Zone


    Heute musste ich meine Nachforschungen abrupt einstellen, da die Warnungen der Stadtbewohner keine Übertreibung waren. Die beiden Pokémon haben sich nach einer Weile der Beobachtung zum ersten Mal voneinander entfernt, wobei das Kleinere zum Wasserloch unterwegs war und das Größere, möglicherweise ein Elternteil, weiter entfernt unter einem Baum platznahm, um sich auszuruhen. Mir war bewusst, dass die kleine Version des Pokémon möglicherweise ein Junges sein könnte und ebenfalls, dass es sich in der Sichtweite der Mutter befand, aber ich habe die Reaktion zu meinem Leidwesen unterschätzt. Als ich mich an einen Annäherungsversuch wagte und aus dem Gebüsch schlich, welches in der hiesigen Fauna zu Hauf vertreten ist, stürmte der Elternteil des Kindes auf mich zu und verursachte leichte bis mittlere Verletzungen. Ich kam mit einigen Prellungen sowie Schrammen aus der Angelegenheit heraus, wobei die geballte Kraft des Wesens einen Baum hätte umreißen können und somit bei genauem Treffer lebensgefährliche Verletzungen hätte verursachen können. So wie es scheint bedient sich das Pokémon keiner Waffe oder anderen Gegenständen und greift auf physischem Wege an. Weitere Fähigkeiten oder Typen, wie beispielsweise Wasser, sind mir nicht aufgefallen. Aufgrund des momentanen Standes tippe ich auf einen Kampftypen und möglicherweise auch eine Affinität zum Normaltyp, welche sich in der nicht deutlichen festzumachenden Natur des Wesens äußert. Diese Vermutung kann ich allerdings nicht beweisen und deshalb halte ich mich mit weiteren Äußerungen vorerst zurück.


    Eintrag 106 – Wasserloch, Außenbereich vom Kernzentrum der Safari-Zone


    Ich habe weitere Informationen der Einwohner gesammelt, Bücher aus alten Zeiten gewälzt und die Informationen zu einem gewissen Grad zusammenfügen können. Die Einheimischen von damals betitelten das Pokémon als „Kanga mara“, was übersetzt Muttertier des Waldes bedeutet, wobei sich die Bezeichnung „Kangama“ mit der Zeit durchgesetzt hat. Mit der Sonne, die den Zenit erreicht hatte, konnte ich meine Konzentration nur schwer aufrechterhalten, aber die Weisheiten aus alten Büchern scheinen einen Einblick zu gewähren, der sich mir vorher entzogen hatte. Das Muttertier hält den Nachwuchs die meiste Zeit in seinem Beutel, um es von Gefahren zu schützen und so erklärt sich auch die gestrige Reaktion. Ich habe scheinbar einen Beschützermechanismus ausgelöst, der die Mutter zum sofortigen Angriff verleitete. Ob Pokémon oder Mensch scheint hier vollkommen nebensächlich zu sein und auch die aggressive Ader löst sich nach meinen Beobachtungen nach schnell auf, wenn sich keine Gefahr zeigt. Feststellen ließ sich zusätzlich, dass sich der Nachwuchs niemals aus der Sichtweite der Mutter entzieht und somit unter permanentem Schutz steht. Die Freiheit scheint komplett eingeschränkt zu sein. Ob es sich schädlich auf die Entwicklung auswirkt, kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht beurteilen.


    Randnotiz:Möglicherweise müsste hier ein Gutachten zu einem späteren Zeitpunkt erstellt werden, ob es schädlich ist und ein Eingreifen positive Auswirkungen hätte.


    Eintrag 107 – Außenbezirk Safari-Zone


    Keine neuen Entdeckungen, lediglich Untermauerungen meiner Entdeckungen. Morgen beginnt eine längere Obervierung.


    Eintrag 108 – Zentrum der Safari-Zone


    Heute habe ich eine stundenlange Obervierung vorgenommen und erstaunliche Eindrücke gewonnen. Ich bin ab dem heutigen Tag gegen das zuvor angedeutete Gutachten und jegliche Eingriffe in das Reservat, welches rein durch die Natur verwaltet wird, da der Besitzer der Safari-Zone absichtlich keine Eingriffe vornimmt und lediglich für den Artenschutz eintritt. Bis heute weiß ich zwar nicht, wo der väterliche Part der Pokémon ist, aber ich habe die mütterliche Fürsorge heute deutlich erkennen können. Der permanente Schutz der Mutter hat eindeutig keinen negativen Einfluss auf das Pokémon, denn heute habe ich es zum ersten Mal mitbekommen, wie eines der Kinder einen Fisch gejagt hat, während die Mutter im kühlen Schatten platznahm. Ein wachsames Auge hatte sie immer noch, aber keinerlei Eingriffe vorgenommen, so dass das Pokémon alleine die Jagd entdecken konnte und Erfahrungen gesammelt hat. Mehrere Fehlversuche und Ausrutscher im Wasser haben mich zum Lachen verleitet, wobei meine Tarnung beinahe aufgeflogen war. Unter den brechenden Zweigen der Sträucher habe ich die Pokémon genauestens beobachten können. Der Nachwuchs scheint kein Problem zu haben, mehrere Stunden in der prallen Sonne zu spielen, zu jagen und andere Erfahrungen zu sammeln, wohingegen die Mutter sich gerne an schattigen Plätzen aufhält und sich gelegentlich in einen Halbschlaf zurückzieht.


    Die wohl schönste Erfahrung meines Forschungstrips ist der heutige Tag gewesen, denn am Abend zog sich das Kind zurück von den kleinen Abenteuern und kuschelte sich an den Bauch der Mutter. Ein Bild von menschlicher Mutter und Kind, welche gemeinsam kuscheln, schoss mir gleich in den Kopf. Es erinnert stark an die Bindung von Menschen, wenn die Mutter sich um ihr Baby kümmert und es nur ungern aus den Augen lässt. Die Nähe war deutlich spürbar, selbst mit der Sicherheitsentfernung, die ich benötigte, um sie nicht aus ihrer natürlichen Umgebung und dem Wohlbefinden zu reißen. Sie sollten sich ganz natürlich verhalten und jenes taten sie dann auch. Erinnern tuen mich die Eindrücke an Ponitas, die ebenfalls einen längeren Lernprozess haben und versuchen, sich wie die Eltern auf den Beinen zu halten, allerdings die meiste Zeit alleine agieren müssen, um dazuzulernen. Tragosso haben meinen Studien nach auch eine sehr starke Bindung zu ihren Müttern, so lässt sich daraus die Essenz ziehen, dass die Beziehungen zu den Eltern bei bestimmten Pokémon stark ausgeprägt ist und bereits mit frühen Erfahrungen anfängt, die entgegen der Nähe eher alleine gesammelt werden. Da ich an den Tagen unterschiedliche Kangama erleben durfte, ist mir bewusst geworden, dass es wohl ein bestimmtes Alter bedarf bis die Kinder den Beutel ihrer Mutter verlassen dürfen, aber das lässt sich mit einer langfristigen Beobachtungsphase genau erfassen. Vorerst entscheide ich mich jedoch gegen diese Maßnahme, denn Zuhause bedarf ein Projekt meine Aufmerksamkeit, welches die Arbeit des Forschens erleichtern soll und außerdem ist die Anwesenheit von Menschen eher schädlich für die beschützerhaften Kangama. Ich empfehle äußerste Vorsicht und Zurückhaltung, wenn weitere Forschungen folgen sollten und rate vom Einsatz jeglicher Technik weitestgehend ab, wenn sie laute Geräusche von sich gibt oder mögliche Gefahr signalisiert. Hiermit schließe ich meinen Forschungseintrag bezüglich des Safari-Ausflugs ab und möchte eine persönliche Anekdote anhängen. Das letzte Mal habe ich eine Träne beim Erforschen der Tragosso vergossen und beim Anblick der kuschelnden Familie der Kangama heute, habe ich deutlich gespürt, dass ich weiterhin erforschen möchte und mich solche rührenden Momente antreiben. Ich bedanke mich bei den Kangama für dieses herzliche und zugleich traumhafte Naturschauspiel. Hiermit schließe ich die Einträge der Safari-Zone vorerst und ziehe mich zurück.


    Gezeichnet: Samuel Eich


    [size='8']Bei Niedlichkeit muss ich an @Faolin denken ♥


    Herzkonfekt

  • Jetzt habe ich in letzter Zeit "nur" Kurzgeschichten veröffentlicht, die aufgrund von Wettbewerben entstanden sind und da dachte ich mir, dass ich mal so eine schreibe, weil mir auch einfach mal danach war. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen!


    Jemand spricht die Worte, die du sprechen solltest und dieser jemand ist die Musik




    Musik der Schicksalspfade


    Direkt schräg gegenüber sitzt sie. Heute sprach sie erneut kein Wort im Unterricht, obwohl sie sonst so fröhlich war. Ist etwas Schlimmes passiert? Vielleicht ist heute nicht der Tag, um den Vorschlag meiner besten Freundin umzusetzen. „Hör auf deine Lieder.“ Klingt einfach, aber das ist es nicht. Lara weiß genau, dass ich die Musik liebe und auf dem Weg nach Hause hört das Mädchen gegenüber, die auf den Namen Patricia hört, ebenfalls ihre Musik. Jeden Tag nach der Schule. Wir teilen die Straßenbahn und einen ähnlichen Weg danach, aber ab einem bestimmten Punkt nach der Kreuzung trennen sich unsere Wege. Ich würde ja sagen, dass Lara keine Ahnung von Mädchen hat und als beste Freundin manchmal nicht wirklich hilfsbereit ist, wenn ich an so manche Fehltritte zurückdenke, aber wenn Lara eines weiß, dann ist es wie Mädchen ticken. Als beliebte Klassensprecherin ist das wohl ebenfalls ein Zeichen dafür. Trotzdem würde ich, wenn ich die blonde Schönheit gegenüber anspreche, sie bei ihrer Musikträumerei stören und ich weiß am besten, dass es mich an ihrer Stelle reizen würde. Dass sie träumt, sieht man auf den ersten Blick. Für mich ein Kinderspiel, denn sie fixiert scheinbar die ganze Zeit einen Punkt in der Luft und dabei bewegen sich ihre Lippen leicht mit. Sie singt ohne Ton leise vor sich hin sozusagen. So etwas mache ich selbst manchmal unbewusst. Während ich ihre kleine Handtasche mit dem Teddybärenanhänger betrachte, versuche ich dabei die ganze Zeit Verse im Lied zu finden, die auf die Situation passen. Solange nichts ertönt, was auf nachlaufen oder ansprechen passt, werde ich nichts unternehmen. Schließlich soll mich heute die Musik leiten.
    „Nächster Halt: Straben Bahnhof“, ertönt die verzerrte Sprechanlage. Einen Moment lang halte ich inne. Ich nehme einfach die nächste Station und dann bin ich diese Nervosität los. Ist doch idiotisch, wenn ich sie plötzlich anspreche, um sie nach einem Date zu fragen, oder?
    „We will face the odds against us And run into the fear we run from”, sticht der Gesang plötzlich heraus und der Vers lässt mich kurz verkrampfen. Die ganze Zeit schien die Musik ein Hintergrundgeräusch zu sein, aber dieser eine Vers schien lauter zu sein. Pure Einbildung vermutlich, aber er wirkte so markant und fordernd, fast wie eine Art Befehl. Mein Blick wanderte zum Handy, ob ich nicht vielleicht unterbewusst ein passendes Lied ausgewählt habe, aber meine Playlist war auf Shuffle eingestellt. Unbehagen breitete sich in mir aus, aber gleichzeitig hoffte ich auf so etwas wie Schicksal. So ein Zufall musste eine Bedeutung haben und gegen höhere Mächte lehnt man sich nicht auf. Bei dem Gedankenchaos vergaß ich beinahe auszusteigen und entwischte nur noch knapp aus der stickigen Bahn. Mein Herz fühlte sich schwer an bei dem Gedanken, dass ich jetzt warten musste, ob eine Zeile für oder gegen mein Vorhaben sprach. Es wirkte so willensschwach auf den Zufall oder Ähnliches zu setzen, dennoch habe ich die Abmachung akzeptiert und seit jeher behielt Lara in den meisten Fällen Recht, auch wenn sie sehr vergesslich sein konnte.


    Der graue Himmel bestärkte meinen Unmut nur mehr. Ich lief hinter Patricia bereits einige Minuten her und kam mir wie ein Verrückter vor, obwohl wir sowieso den gleichen Weg zur Kreuzung hatten. Sie hatte ihre Hände in die tiefen ihrer Jeansjacke vergraben, während meine in meinen Hosentaschen waren. Mein Handy lag in meiner Jackentasche und ich genoss die Musik nicht so entspannt wie ich es gern hätte. Patricia schien ebenfalls nicht sehr entspannt zu sein. Ihr Blick war nach unten gerichtet, soweit ich es von hier sehen konnte, und ihr Gang war gefühlt sehr träge. Die Passanten wirkten fast wie gesichtslose Wesen für mich. Ich nahm nichts außer Patricia, Musik und den Weg vor uns war. Alles andere schien geräuschlos und grau zu wirken wie der ruhige Himmel heute. Mit jedem Schritt war mein Herz gespaltener zwischen Sorgen und Hoffnung. Will ich überhaupt fragen? Sie wird sicherlich ablehnen. Will ich, dass sie ablehnt, damit ich Gewissheit habe oder ist eine Chance vorhanden? Fast wie ein Berg aus Fragen, der sich auf meinem Herz stapelt und dabei erdrückend wirkt. Jetzt waren es nur noch wenige Schritte bis zur Trennung unserer Wege und in dem Lied schien mir kein Vers zu sein, der mich bestärkt.
    Plötzlich kommt das Zucken durch meinen Körper, danach sofort das leichte erstarren. Ich verlangsame meinen Schritt bis ich kurz stehenbleibe, um den Vers gedanklich Revue passieren zu lassen.
    „I will try to find my place - In the diary of Jane.”
    Sie ist nicht Jane, aber es impliziert doch, dass ich ihr im Gedächtnis bleiben soll, oder nicht? Das Getöse der schnellen Autos und der Geruch von Smog waren ganz nah und sie hat bereits einen Vorsprung. Ich hebe mein Lauftempo an, jetzt bin ich mir sicher. Das muss Schicksal sein, dass ich sie heute frage, sonst wäre das nicht passiert! Sie wird mich vermutlich nicht hören können bei dem Verkehr und der Beschallung ihrer Musik. Ich stelle die Musik selbst lauter, wenn ich mich der großen Kreuzung üblicherweise nähere. Nach einer Weile habe ich sie bereits eingeholt und die Geräuschwelle der Autos ist wie eine tosende Brandung vor uns. Die roten Lichter signalisieren optimaler Weise, dass wir warten müssen. Diese Zufälle sind ein Zeichen. Die Fahrzeuge sind bereits in ihrem Fluss und rasen regelrecht, um nach Hause zu kommen, die Kinder vor dem drohenden Regen zu retten oder anderen Verpflichtungen nachzukommen. Ich bin nur noch wenige Meter hinter hier und sie ist an der Straße. Aber sie hält nicht an. Warum nicht? Sieht sie es nicht? Ihr Blick ist zum Boden gerichtet und sie geht einfach drauf los. Ich renne bereits, doch das Hupen mischt sich mit einem Aufprallgeräusch. Mehrere Autos versuchen, nicht ineinander zu rasen, doch sie ist getroffen. Ich stehe außer Atem vor der Szenerie, während die Täterin panisch den Notruf Bescheid gibt. Regungslos liegt der blutende Körper auf dem Fußboden, aber warum? Warum hat sie denn nicht halt gemacht? Sie geht seit Jahren diesen Weg. Fassungslos drehen die anderen Verkehrsteilnehmer Videos und telefonieren, um die Nachricht zu verbreiten. Wut und Schwere mischt sich in mir. Für einen kurzen Moment will ich diese grauen Gesichtslosen anschreien, aber sie würden nicht verstehen. Sie sind alle gleich, wie man sieht. Niemand traut sich, den Körper zu bergen. Sie alle gehen vom Schlimmsten aus und es scheint sie nicht zu treffen. Prallt an ihren kalten Wesen ab.
    Wenige Minuten später erscheint der Krankenwagen und versorgt sie, damit sie transportiert werden kann. Ich stehe direkt dabei und der Sanitäter fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Er nimmt einen Kopfhörer behutsam aus meinem Ohr und schaut besorgt drein, während er sich vermutlich zum dritten Mal wiederholt.
    „Geht es Ihnen gut? Haben Sie das Mädchen begleitet?“ Einige Sekunden benötige ich, um die Worte zu finden.
    „Ich bin ihr Bruder“, antworte ich etwas desillusioniert. Ich weiß nicht warum. Ich will sie begleiten, um zu wissen, warum sie das getan hat. Ob es ärgert gibt oder nicht, ist mir im Moment egal. Ich will einfach Gewissheit und hier weg, damit ich all die Gesichtslosen nicht anschreie, obwohl ich selbst in einer Starre verharrte und tatenlos da stand.
    „Begleiten Sie uns einfach, dann sind Sie über den Zustand Ihrer Schwester sofort informiert.“
    Nickend akzeptiere ich und folge dem Sanitäter zum Wagen.


    Gefühlte Stunden vergangen und die Tatsache, dass ich still und geschockt da saß, die Musik leise im Hintergrund weiter hörte, schien dafür zu sorgen, dass die Ärzte und Schwestern mich nicht ansprachen bezüglich Verwandten oder weiteren Informationen.
    „Sie ist nun ansprechbar, wollen Sie mit ihr sprechen?“, fragt mich der behandelnde Arzt endlich.
    „Gerne, aber unter vier Augen, wenn das in Ordnung ist.“
    „Ausnahmsweise, wenn Sie sich beeilen. Sie sollte sich weiter ausruhen.“
    Ich nehme die Bitte zur Erkenntnis und bedanke mich mit einem besorgten Lächeln. Mein Herz pocht wie nie zuvor, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr. Außerdem scheint niemand sonst hier zu sein, der sich um sie kümmert neben den Ärzten. Ich nehme einen tiefen Atemzug bevor ich die Tür öffne und es geht los.
    „Was machst du denn hier, Tony?“ Patricia lächelt mir zu, währenddessen schließe ich behutsam die Tür.
    „Das wirst du mir sowieso nicht glauben“, antworte ich und lache verlegen dabei. Ich muss wie ein Idiot vor ihr erscheinen, aber so ist das nun mal. Trotz Verband um ihren Kopf und Arm gewickelt, sieht sie wunderschön wie immer aus. Ungeschminkt ist sie dabei meist auch, höchstens leichtes Make-Up legt sie gelegentlich auf.
    „Warst du dort?“
    „Ja, ich hab Laras Vorschlag befolgt und gesehen, was passiert ist, aber das ist eine andere Geschichte. Hast du die Straße einfach vergessen?“ So direkt zu fragen ist sicherlich unangebracht, aber es brennt einfach in mir. Diese Neugier und Verachtung gegenüber meinem Verhalten, dass ich nicht schneller reagiert habe. Hätte ich sie retten können? Vorwürfe haben die bohrenden Fragen größtenteils abgelöst, aber froh bin ich sicherlich nicht darüber.
    „Das habe ich auch getan, aber versagt.“
    „Wie meinst du das?“
    „Hat sie dir nicht auch das mit der Musik gesagt?“ Weiß Patricia, was ich vorgehabt hatte? Sie ist so schwer zu lesen und wirkt bedrückt.
    „Ja, aber was hast du denn vorgehabt?“
    Einen Moment geht Patricia in sich und scheint zu überlegen, wie sie mir das alles verständlich erklären soll.
    „I took the chance, I paid the bill, I nearly died for this music”, stimmt sie leicht singend an, als würde sie wissen, dass ich jenen Vers genau kenne, was ich auch tue.
    „Du hast also wirklich versucht, dich umzubringen? Bist du verrückt geworden?“
    „Sag du mir, was du vor hattest und ich gebe dir die Antwort.“
    „Die Musik hat mir gesagt, dass ich dich nach einem Date fragen soll. Zufrieden?“
    „Oh“, antwortet sie kichernd und wird sichtlich rot dabei. Sie scheint es gar nicht zu stören, dass sie überlebt hat und depressiv genug, um Selbstmord zu begehen, schien sie auch nicht. „Das ist süß, aber das muss vermutlich warten“, fügt sie ernst hinzu.
    „Warum hast du denn sowas versucht?“
    „Ich bin ein Spiegel von dem, was meine Eltern erwarten, aber ich bin nicht die, die ich gerne wäre.“
    Sprachlos nahm ich den Stuhl, der im Raum stand, vermutlich vom Arzt zuvor genutzt, und nehme neben ihrem Bett Platz.
    „Ich hab Probleme, die du sicherlich vorher nicht gesehen hast. Immer noch interessiert? Ich bin ein Wrack im Moment, wenn man es so nennen will.“
    Erneut fand ich nicht die Worte, um ihr zu helfen oder auszudrücken, dass es mich nicht stört. Ganz im Gegenteil, ich möchte ihr helfen. Die Stille frustriert mich. Meine
    Unfähigkeit, bei all den Gedanken und Gefühlen, offen zu sagen, was ich fühle. Zu sagen, dass ich ihr helfen möchte.
    „Möchtest du Musik hören, damit es leichter geht?“ Sie wirkt glücklich, ihre Hand ist wärmend als sie meine festhält. Meine Kopfhörer baumeln leicht hin und her mit jeder Bewegung. Sie beruhigt mich mit der schönen Berührung, dabei sollte ich mich doch um sie kümmern, oder nicht? Wir standen uns nie nahe, erst recht nicht derartig nahe, aber es fühlt sich so vertraut an. Erleichtert betrachte ich ihre Hand, die schützend meine umschließt.
    „Ich werde ein Lied anmachen und dir damit die Antwort geben, was ich denke, okay?“ Schlage ich nun bestimmend vor, während ich ihre Hand leicht streichle und ebenfalls nicht ablasse. Ihre Berührung hat mir die nötige Kraft gegeben, um es zu verdeutlichen. Musik hat mich hierher gebracht und Musik wird mir auch jetzt meine Art sein, ihr deutlich zu zeigen, was ich empfinde.
    Einige Sekunden später liegt mein Handy auf dem Bett und ist auf Laut gestellt. Sie scheint das Lied sofort zu erkennen, wie mir ein fester Druck ihrer Hand vermittelt.
    „I don't know where you're going
    But do you got room for one more troubled soul?”
    Wir lauschten den restlichen Tag gemeinsam der Musik, aber es gab kein einziges Lied, das uns nicht zustimmte oder uns ein Lächeln ins Gesicht zauberte.




    Herzkonfekt

  • Guten Abend, wir können ja nicht zulassen, dass mein Topic einfach auf der zweiten Seite landet, nur weil ich im Urlaub war! Auf jeden Fall muss ich jetzt wieder anfangen, mehr Updates hochzuladen wieder, zumindest hoffentlich und deshalb habe ich hier ein englisches Gedicht und eine Wettbewerbsabgabe (Wettbewerb 13: Jugend) für euch. Bin bei Gedicht-Wettbewerben nicht wirklich sehr gut scheinbar, aber das ist nun mal so. Das englische Gedicht hat übrigens einen speziellen Aufbau und der Name davon ist "Pantoum", zumindest wie ich es gefunden hatte, haha. x)
    Das Gedicht vom Wettbewerb ist tatsächlich eines, das auf einer wahren Begebenheit basiert und mehr brauche ich wohl nicht hinzufügen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen! ♥



    Gedanken an vergangene Schmerzen, die langsam unklar werden, aber niemals vollkommen verschwinden




    Vanishing Souls


    I never felt so lonely, my dear
    The sky is so far away
    I miss your protecting warmth here
    The pain won’t decay


    The sky is so far away
    Now my body is shivering
    The pain won’t decay
    And my heart is slowly withering


    Now my body is shivering
    All due to a person who vanished
    And my heart is slowly withering
    It’s my fault that you got punished


    All due to a person who vanished
    I miss your protecting warmth here
    It’s my fault that you got punished
    I never felt so lonely, my dear




    Seelensplitter


    Drei Tage die Woche
    Lebten wir wie Geschwister
    Drei Tage war es unsre Mutter,
    Die jeden Tag für uns kochte
    Fragten nach Rat bei deinen Brüdern
    Und meistens halfen sie uns sogar gern
    Damals war es egal, wer man war
    Unsere Freundschaft war unantastbar


    Es gab den kleinen Wall um die Siedlung
    Den wir abenteuerlich erklommen
    Dahinter Autos, Mutter sprach die Warnung
    So haben wir die Träume gesponnen
    Im Nachhinein betrachtet nur eine Straße
    Aber für uns war es Nervenkitzel pur
    Zwischen Sträuchern, von Angst keine Spur
    Die Baumwurzel bequemer als jeder Stuhl
    Auf der Grenze zwischen Heimat und Gefahr
    In unsrem Element fühlten wir uns unaufhaltbar


    Bis dahin war kein Traum in unserer Hand gestorben
    Aber nach all den Jahren kam plötzlich der Morgen
    Ich brauchte keine Tagesmutter, der Traum starb
    Jetzt gab es keine Grundschule und Tage gemeinsam
    Die Tage verbrachten wir nicht allesamt einsam
    Aber mit der Zeit verloren wir uns aus den Augen
    Ich schloss die Augen und konnte es kaum glauben
    Am nächsten Tag war es als wärst du hinfort


    Nach Jahren fanden wir uns dann endlich wieder
    Telefonierten stundenlang etliche Abende
    Und das Suchen hatte endlich ein Ende
    Es war als kamen die alten Gefühle wieder
    Aus dem Rausch der Euphorie entstand die Idee,
    Dass wir uns treffen und so kam es auch endlich dazu
    Mit dem ersten Schritt in die Siedlung erfüllte es mich
    Nostalgie und ein Druck der Melancholie in mir
    Eine Schönheit öffnete die Tür und es warst tatsächlich du
    Jugendliche, die jetzt nicht mehr das Geschwistergefühl teilten
    Fühlte mich unsicher und schüchtern neben dir
    Doch du gabst mir schnell das Gefühl der Geborgenheit
    In mir entstand mit dem ersten Lachen die Verliebtheit


    Ein Stromausfall ließ uns im Dunkeln tappen
    Das Schicksal musste seine Hand im Spiel haben
    Du brachtest Kerzen und es wirkte so romantisch
    Ich weiß nicht mehr, wie wir auf die Idee kamen
    Aber wir fingen an uns Zettel zu schreiben
    Waren wir zu schüchtern, um zu reden?
    Angst vor der Abweisung war gegeben
    Wir kannten uns kaum, aber wir fühlten uns wohl
    Und es war schnell klar, es war eine Art Symbol


    Im Dunkeln standen wir voreinander
    Verlegen durch die Ungewohntheit
    Zarte Hände entfachten Knistern
    Wir hatten die Nähe so gern
    Langsam berührten sich unsere Lippen
    Und verlegen trennten sie sich wieder
    Tagelang habe ich das Kribbeln gespürt
    Und jetzt schreibe ich es nieder
    Und denke zurück an diesen Abend
    Aber es beginnt nur Schmerz zu schüren
    Denn die Geschichte hat kein Happy End




    Herzkonfekt

  • Drei Updates ohne einen einzigen wirklichen Kommentar? Da blutet mir doch direkt das Herz! Nicht während meiner Schicht!
    Eigentlich wollte ich erst heute Abend wieder was kommentieren, mich quasi nach getaner Arbeit in der Uni-Bib belohnen, aber dann kam gestern Abend dein Update und ich musste mich zurückhalten, um den Kommentar nicht direkt vom Bett aus mit dem Handy zu verfassen:D
    Und warum ich so in Kommentar-Rage versetzt wurde lässt sich am besten erklären mit



    Vanishing Souls


    Warum habe ich bis jetzt noch nie von dieser absolut genialen Gedichtart gehört? Ich glaube mittlerweile das Prinzip verstanden zu haben, nach dem ein Pantoum funktioniert, wobei mir die Verbindung von der letzten zur ersten Strophe und umgekehrt doch etwas länger nicht aufgefallen ist. Aber das schiebe ich darauf, dass es schon spät war!
    Dazu kommt natürlich, dass es ein englisches Gedicht ist, damit lasse ich mich immer leicht ködern:D


    Bringen wir zunächst die kleineren Kritikpunkte hinter uns, damit ich mich danach im Lob verlieren kann (habe ich schon erwähnt, dass mich das Gedicht begeistert?)
    Die erste Strophe liest sich meiner Meinung nach noch ein wenig holprig, weil der letzte Vers im Vergleich zu den anderen drei doch sehr kurz ist, man gerät also leider ein wenig ins Stocken, das ist aber tatsächlich nur in der ersten Strophe der Fall. Obwohl da die Verse des öfteren wiederholt werden, fügen sich die drei anderen Strophen sehr gut in ein Gesamtbild ein.
    Was die Reime angeht stört mich eigentlich nur der Reim von "vanished" auf "punished", zwei Wörter, in denen die Betonung auf der ersten Silbe liegt und die sich daher nur im schwachen "ished" gleichen. Umgeben von sehr gelungenen Reimen wie "shivering" auf "withering" fällt diese kleinere Schwäche dann doch recht stark auf.


    Inhaltlich finde ich es schwierig, ein Pantoum Strophe für Strophe durchzugehen, weil ja erst abschließend ein Gesamtbild versteht, das Stück für Stück aufgebaut wird. Zunächst mal möchte ich dir hier großen Respekt zusprechen, weil so auf Englisch zu dichten keine leichte Aufgabe ist. Jeder Vers hier wirkt sehr natürlich und nicht umständlich aufgebaut, ich sehe keine Wortkonstruktionen, die ich nicht auch so in der englischen Sprache erwarten würde, das ganze könnte ich genau so gut in einem beliebigen englischen Gedichtband sehen.


    Das Gedicht beschreibt recht eindeutig die Nachwirkung der (unfreiwilligen?) Trennung zweier sich Liebender. Das lyrische Ich leidet offensichtlich sehr unter der Trennung, die mit der Zeit nicht besser zu werden scheint. Vielmehr frisst das lyrische Ich die Trauer immer weiter in sich hinein. An sich alles recht eindeutig, die einzige Frage, die sich in meinen Augen stellt, ist zu folgendem Vers:


    Zitat

    It’s my fault that you got punished

    Das sieht für mich nach dem einzigen Hinweis aus, den wir bezüglich der Umstände der Trennung erhalten. Zunächst dachte ich, die erzählende Person sei ja eigentlich selbst diejenige, die für den Leser als bestraft scheint, aber anscheinend lässt sich (gerade aus dem Kontext des Verses in der letzten Strophe) herauslesen, dass das lyrische Ich selbst Schuld an dem Ende der Beziehung (welcher Art diese auch immer sein mochte) war. Und dann stellt sich die Frage, ob es vielleicht nicht einfach nur eine einfache Trennung war, oder ob der Partner am Ende vielleicht sogar verstorben ist.
    In dieser Lesart würde rückblickend einiges klarer werden:
    Vanishing Souls - Der Titel als Symbol für eine Seele, die nach dem Tod den Körper verlässt und eine zweite Seele, die aus Trauer vergeht
    I never felt so lonely, my dear - Der Tod als die ultimative, endgültige Barriere. Wie kann man sich mehr alleine fühlen als mit der Gewissheit, den anderen unter keinen Umständen wiedersehen zu können?
    The sky is so far away - Der verstorbene Partner, nach dem Tod vielleicht in den Himmel aufgefahren, scheint unerreichbar weit weg zu sein
    My heart is slowly withering - Auch hier mit wither (verdorren, vergehen) eine Anspielung auf den Tod und wie schon im Titel tut es das lyrische Ich dem Verstorbenen auf eine verzweifelte, trauernde Art und Weise gleich.


    Ein wirklich sehr gelungenes Gedicht und ich zeige mich gerade im Kontext der Sprache und der Gedichtart - ich könnte mir im Leben nicht vorstellen Verse zu finden, die in so vielen Strophen so gut funktionieren - doppelt beeindruckt! Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Gedichte dieser Art in Zukunft noch öfter von dir zu sehen bekommen würde, du scheinst da ein gutes Händchen für zu haben!



    P.S. von Seelensplitter bin ich auch begeistert, es erinnert mich von der Form und der Technik her sehr an Bertolt Brechts "An die Nachgeborenen". Es sind bei dir zwar nicht ganz freie Verse, wie ich beim ersten Anblick dachte, weil du immer noch ein paar Reime eingebaut hast (die gar nicht nötig gewesen wären meiner Meinung nach, tatsächlich freie Verse lassen sich wunderbar umsetzen), die stören aber im Großen und Ganzen nicht weiter.
    Was mich noch stärker an das Brecht-Gedicht erinnert hast ist, dass du hier mit Wiederholungen arbeitest, um den den (halb)-freien Verse eine Art Struktur zu geben.
    Drei Tage zweimal in der ersten Strophe,
    In der dritten Strophe: Traum [...] gestorben und der Traum starb, Tage gemeinsam und dann direkt die Tage und dann am Ende der Strophe nochmal am nächsten Tag verbrachten wir, aus den Augen direkt gefolgt von ich schloss die Augen.
    Jetzt um nur mal ein paar Beispiele zu nennen, es gibt sicher auch strophenübergreifende Wiederholungen, die ich jetzt nicht spontan gefunden habe. Das sollte auch eigentlich nicht schon wieder ein halber Kommentar zu dem (wirklich sehr gelungenen) Gedicht sein, das inhaltlich wirklich ans Herz geht.
    Ich wollte nur vielleicht vermeiden, dass in zukünftigen Kommentaren die Wiederholungen ohne einen zweiten Gedanken aus Gewohnheit kritisiert werden, obwohl sie dem Gedicht eigentlich nur Struktur verleihen.

  • Wird mal wieder Zeit für ein Update! Danke an @Nexy und @Alexia schon mal! Danke an Alexia für die Motivation! Und ein großes Dankeschön natürlich auch an Nexy für den ausführlichen und schönen Kommentar! Fast schon ein Kompliment, wenn dich eines meiner Werke an ein Werk von einem solch berühmten Mann erinnert, danke. *^*)/ Ich habe deine Kritikpunkte wahrgenommen und fühle mich fast schlecht, dass ich dir jetzt keinen ausführlichen Rekommi gebe, aber er wäre sicherlich sowieso voller Zustimmungen, deshalb lassen wir das und ich bin kein großer Fan von Rekommis, wenn es nicht viel uzu besprechen gibt, haha. Du hast durchaus Recht und ich nehme die negativen Punkte sowie positiven war. Tatsächlich mag ich es nicht, in einem Gedicht jeden Vers zu reimen und trotzdem packe ich irgendwie aufgrund von schlechtem Gewissen oder so meist ein paar hinein. x) Muss ich zukünftig ganz oder gar nicht machen. Ich freue mich, dass dir die Werke gefallen habe und hoffe, dass du zukünftig weiterhin ein Leser bleibst und alles, danke noch einmal! ^-^
    Wird auf jeden Fall Zeit für zwei neue Werke! Habe mich mal an einem Mesostichon versucht und ein neues Drabble mitgebracht. Ich wünsche euch viel Spaß beim lesen!



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    Er sagt ja, sie meint nein, sie sagt ja und er hofft auf nein




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    Spiegelschuld


    Du hast mich beschuldigt. Du bist gegangen, du hast Schuld an meinen Fehlern, die dich getroffen haben. Es war alles meine Schuld, dass du diese Schuld tragen musstest. Es tut mir leid. Es sollte dir leidtun. Du bist der Fehler in meinem sonst so perfekten Leben. Ich bin einsam, weil mir ein Zahnrad fehlt. Ich hasse dich, dass du mich liebst, obwohl ich dich hasse und deswegen liebe. Und hier stehe ich, denn du bist weg. Und ich bin nichts. Du hattest Recht, ich bin Schuld an deiner Schuld. Ich bin ein zwiegespaltener Geist im Schein des einsamen Morgens.




    Herzkonfekt

  • Hallo Melone,


    die Spiegelschuld ist ja nicht nur ziemlich interessant zu lesen, sondern stimmt auch nachdenklich. Man bekommt während des Lesens das Gefühl, dass es eigentlich nur um eine Person, nämlich den Erzähler, geht, der die Schuld von sich zu reden versucht, das aber nicht schafft und schlussendlich trotzdem zu der Erkenntnis kommt, dass er selbst Schuld ist an der Situation. Ob es aber so gut ist, sich selbst die Schuld zu geben, obwohl nicht einmal so wirklich klar ist, wer Schuld an der Schuld hat und warum es überhaupt so weit kam? Es hat in erster Linie damit zu tun, dass man an den anderen denkt und ihm nicht noch mehr aufbürden oder ihn gar noch mehr verletzen will. Selbstreflexion würde man das wohl nennen, passend zum Spiegel. Und schlussendlich stellt der Text selbst auch eine Art Spiegel dar; immer wieder greifst du zu den genauen Gegenteilen und im Aufbau erkennt man auch, dass du gegen Anfang und Ende versucht hast, dieselben Phrasen zu verwenden.


    Im Großen und Ganzen also gut gemacht; während des Lesens hatte ich nur das Gefühl, dass du wie ich im Kommentar zu oft das Wort Schuld verwendet hast und zum anderen ist es eben das gewohnte Sinnieren. Die Tat an sich ist nicht relevant, könnte aber eingebracht werden, um einen Bezug zu liefern. Denn eigentlich ist alles durch einen Spiegel verbunden.


    Wir lesen uns!

  • Guten Abend und danke für den tollen Kommentar, @Rusalka. Tatsächlich habe ich absichtlich mit Wiederholungen gearbeitet und wollte es leicht verwirrend und unklar werden lassen, weil das eben das Problem des Protagonisten ist. Wahrscheinlich wären Synonyme für Schuld besser gewesen, damit es angenehmer zu lesen ist, da ja der Sinn hinter dem Werk nicht verloren geht, da hast du absolut Recht! Ich danke dir für deine Gedanken und die Verbesserungsvorschläge, ich nehme mir sie vor allem für zukünftige Werke zu Herzen, da ich Wiederholungen auch öfters in Werke einfließen lasse. Danke auf jeden Fall und hoffentlich hast du auch bei zukünftigen Werken Spaß beim Lesen und schreibst ein paar Kommentare. ♥
    Dieses Mal habe ich ein englisches Gedicht wieder mitgebracht und hoffe, dass es euch gefallen wird. Viel Spaß beim Lesen! ^-^


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    Quelle:We♥it


    Sometimes you have to cross the line of Insanity to be reasonable



    Melody of a rising Moon


    Besides the howling moon of a silent night
    There is neither doubt nor fear within myself
    And yet those voices keep saying weird things
    Singing painful chants of my past so clearly


    Such a melody, so softly and judgmental
    If only they could hear themselves
    I wish the little Charlene could hear you
    Sadly, dead people aren’t able to do it
    Ingredients of regret and resentment
    What a beautiful sound of hatred


    Besides the howling moon of a silent night
    I seek a sense in the deeds and incidents
    Which seem to occur without a purpose?
    But I’m here to save those culprits
    Redemption will be born in your death


    Ah, tasty and unique tears every night
    You thought of a nightmare, here I am
    A last breath can be so lively, so tasty
    And I’m thankful for all your efforts
    So easy to follow the stream of tears
    Crying, pleading, giving up
    Does it make you feel good?
    People who can’t defend their lives
    To dominate and harm them so badly
    With pleasure or rather plain Insanity


    Your Soul grey, your words empty
    You’ve been wearing this color for so long
    It never changed, because no one cared
    But what did Charlene and the others do?
    Just at the wrong place? Did they deserve it?
    Well, at the end you just feed me my moment
    So I let you embrace the redemption as a price


    Besides the howling of silent night
    I question myself if I’ve been wrong all along
    But all of you never let me doubt for long
    Since there will always be people who hurt others
    You never let me down. Thankfully, you will be saved
    Every night I gain a new comrade who sings
    Another voice which can’t stop until its resentment is gone


    “It wasn’t my fault I went this far!”
    Oh dear, one of the most pleasant moments
    Tell me who made you turn into this
    Blame others, blame culture, and blame the past
    No one can resist greed and envy, right?
    Take an innocent soul and pay for my visit
    I’m not here for the others, don’t worry
    But no worship or excuse will allow cruel things
    So, tell me your story while I enjoy the melody


    The darkest night needs a light
    Brightest flames need shadows
    I’m not free from failure
    But free from illusion


    Ah, the chant of lost souls is so clearly
    And so will I collect more singers for your melody
    While I sing the song of my arrival and your death
    Besides the howling moon of a silent night




    [align='center']Herzkonfekt

  • Guten Abend! Ich habe heute Abend zwei Werke mitgebracht und hoffe, dass sie euch gefallen werden. Zum einen habe ich ein Gedicht mitgebracht, welches wie folgt aufgebaut sein soll: Aus jedem Wort wird ein Buchstabe entnommen, der in dem Wort darunter einfließt und somit ein neues Wort erschaffen sollte. Somit passt irgendein Buchstabe aus dem langen Vers in das daraus erschaffene, starke sowie neue Wort darunter. Wollte ein bisschen experimentieren und naja, das kam dabei heraus. Das zweite Werk ist meine Wettbewerbsabgabe (Wettbewerb 15), die unglaublicher Weise den zweiten Platz erreicht hat, was ich tatsächlich nicht erwartet hätte. Danke an alle Leser sowie Voter und herzlichen Glückwunsch an die beiden anderen Gewinner! Kritik, bis auf ein oder zwei Sachen, die auch absolut nicht nachvollziehen konnte, habe ich mir zu Herzen genommen und werde ich für zukünftige Werke bedenken, natürlich auch danke für das positive Feedback. Hiermit präsentiere ich also die beiden Werke und wünsche euch viel Spaß beim Lesen! ^-^


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    Quelle: We♥it



    Manchmal wird ein Feuer in uns entfacht, das stärker als jeglicher Schmerz und jegliche Zweifel ist






    Konfliktstille
    Krieg im Innern


    Hilflos fremd im eigenen Körper
    Heimweh
    Ein Strom von Phrasen meiner Peiniger
    Ertrinken

    Schadensbegrenzung mit reiner Stille
    Schweigen
    Gift schlängelt durch die Gemeinschaft
    Gerüchte

    Zweifel an der eigenen Existenz
    Zerbröckelung
    Manch Hass wurde aufgebürdet
    Marionette
    Unter Trümmern jemand Neuen suchen
    Unvollständig

    Mit Schmerz wie Hoffnung verschmelzen
    Metamorphose
    Wie ein Phönix auferstehen
    Widerstand

    Atmen als Sieger
    Aufstieg
    Keine ihrer Stimmen ergreift das Wort
    Kampfkraft
    Akzeptanz umschmeichelt meine Schwächen
    Aufgeblüht
    Herzlich empfängt mein Spiegelbild am Morgen
    Heimkehr




    Preis der Stille

    17-Jähriges Mädchen tot aufgefunden im Central Park, Täter wurde bereits in Gewahrsam genommen, schreibt die Zeitung in einer Nebenspalte der New York Times. Gleich darunter die neusten Trends, während die Titelseite von einem korrupten Politiker erobert wurde. Vereinzelte Tränen stehlen sich davon und prasseln auf das Bild vom Tatort. Paiges Mutter kann sie nicht zurückhalten, ihre Hände beginnen, sich stärker und stärker zu verkrampfen bei dem winzigen Artikel…


    10 Stunden zuvor…


    „Paige, wann wirst du heute Zuhause sein? Ich mag es nicht, wenn du so spät noch unterwegs bist, das weißt du doch.“
    „Mama, ich bin in einer Stunde Zuhause, mach dir keine Sorgen, bitte“, gab ich meiner Mutter mit meinem speziellen Unterton zu wissen. Ich wusste genau, dass sie mit meinem leicht wehleidigen Unterton nachgeben würde. Schon als Kind habe ich damit eine extra Kugel Vanilleeis schnorren können und ich bin mir über einen erneuten Erfolg bereits im Klaren.
    „Ich werde dann langsam das Essen vorbereiten. Pass auf dich auf, meine Kleine.“
    Ich wusste es, sie hat nachgelassen! Mama war schon immer viel zu besorgt um mich, weil sie als Kind beinahe bei einem Autounfall ums Leben kam, weil irgendein Idiot den Zebrastreifen nicht bemerkte. Sie kam mit Prellungen ins Krankenhaus, aber nichts Schlimmes letztendlich. Das war allerdings ihre Begründung dafür, dass ich jederzeit in einer Gefahr schweben könnte und am liebsten würde sie mich permanent überwachen lassen.
    Ich bin eigentlich auch nur den langen Weg gegangen, um im Central Park bei Nacht zu jagen. Es mag kindisch klingen, aber auch im Alter von 17 Jahren kann ich Pokémon fangen gehen. Sophie, meine beste Freundin, und ich waren den ganzen Tag unterwegs gewesen, um Pokémon zu sammeln, aber in der Nacht traute sie sich in der großen Stadt nicht hinaus. Seit Pokémon GO erschienen ist, haben wir uns pausenlos mit dem Fangen der kleinen Monster beschäftigt. Auch heute wollte ich mir einen kleinen Vorteil erspielen, der in unserem inoffiziellen Konkurrenzkampf entscheidend sein könnte. Aber bevor ihr mich verurteilt, sei gesagt, dass sie zwei Wochen im Ausland unterwegs war und extrem seltene Pokémon für sich gewinnen konnte, während ich mit popligen Rattfratz überschüttet wurde. Deshalb erhoffe ich mir ein paar Zuckerstücke in den Dunkelstunden, die sich hier im Central Park gerne mal versteckten. Erst letztens gab es ein Aquana an diesem Ort und die Leute sind fast ausgerastet, um es sich zu schnappen.


    Nach einer Weile entdecke ich endlich den Schatz, den ich mir erhofft hatte. Ein Lockmodul strahlt in wunderschönen Farben hell auf meinem Handydisplay auf und markiert den Punkt, wo sich in kürzester Zeit die Pokémon der Umgebung versammeln werden. Wenige Schritte trennen mich von der Position. Einzelne Teile des Parks sind beleuchtet, allerdings scheint der große Baum, an dem das Lockmodul platziert wurde, eher im Schatten verhüllt zu sein. Ein leichter Lichtschimmer der Laternen lässt
    Umrisse der Umgebung erkennen, allerdings nur vage Bilder.
    „Wer ist da?!“, brüllt plötzlich eine grimmige Stimme aus der Dunkelheit heraus. Mein Körper verharrt sofort in seiner Position. Alles fühlt sich angespannt an als hätte die Stimme mich mit einem Gift lahm gelegt. Bevor der Mann aus dem Schatten tritt, lasse ich mein Handy flink in der Tasche verschwinden. Ich weiß nicht wieso, aber mein Körper verweigerte das Wegrennen. Jeder normale Mensch würde sich so einer unheimlichen Stimme sofort entziehen wollen, zumindest wenn die Nacht bereits eingesetzt hat, aber ich fühle mich wie verlangsamt und unfähig, mehr als meine Arme zu bewegen. Sogar ein leichtes Zittern durchströmt meinen Körper und das obwohl er lediglich gesprochen hat. Kenne ich seine Stimme vielleicht doch? Sie fühlt sich so negativ behaftet an, aber keine Erinnerung scheint zu passen.
    Aus dem Schatten erscheint ein 2 Meter Hüne, der bereits vom Aussehen her nicht den intelligentesten Eindruck hinterlässt. Kurzgeschorene Haare, ein leichtes Karomuster auf seinem Hemd und eine blaue Jeans lassen sich aus den Fetzen der Dunkelheit herauskristallisieren. Nein, ich kenne diesen Mann nicht und doch fühlt sich seine
    Anwesenheit bedrohlich an. In dieser verrückten Stadt gab es eine Menge Menschen, denen die meisten lieber aus dem Weg gingen. Dieser Typ war sicherlich einer jener Menschen.
    „Du hast es gesehen, oder? Bist du ein Bulle?!“, schimpft der verstörende Mann, dessen Finger leicht zittern und…Blut behaftet sind?! Mein Atem stockt für einen Moment.
    Eine Jugendliche zu fragen, ob sie eine Polizistin sei, war schon ziemlich zweifelhaft, aber genau das machte ihn gefährlich. So jemanden würden mehrere Verbrechensicherlich nicht belasten.
    „I-Ich habe gar nichts gesehen, wollte nur nach Hause“, stottere ich aus Reflex und hebe meine Hände zur Beschwichtigung, damit er nicht völlig ausflippt. Na toll, da folge ich meinem Pokémon GO und lande stattdessen in einem Krimifilm. Für einige Sekunden mustere ich die Dunkelheit, ob nicht vielleicht jemand in Sichtweite sein könnte, aber in der näheren Umgebung scheint niemand zu sein und wer geht schon während einer solchen Dunkelheit in den Central Park? Niemand, außer der Idiotin genau hier.
    „Du wirst dann eben die Nächste Trophäe werden“, gibt mir der gruselige Typ zu wissen und seine Fäuste ballen sich. Mit jedem kleinen Schritt, den er in gefühlter Zeitlupe auf mich zukommt, höre ich mein Herz lauter schlagen. Mein Körper verharrte noch immer in dieser Position. Die Erscheinung lässt mich allerdings sowieso darauf schließen, dass er mich schnappen könnte. Ein Riese, muskulös, im Vergleich zu meinen 1,60 Meter, da würde er mich schnell einholen.
    Das Zittern wird immer stärker, meine Hände verkrampfen sich immer mehr, egal wie sehr ich mich gegen die lähmende Angst wehre, aber es hilft nichts.
    „Was ist das?!“, schreit der Hüne plötzlich los und mit seinem Aufschrei bemerke ich verspätet, dass mein Handy vibriert. Dass ich die Vibration aufgrund der Pokémon voll aufgedreht hatte, war jetzt möglicherweise meine Chance, um diesem Trottel zu entgehen.
    „Das ist die Polizei!“
    „Du bluffst!“
    „Sie werden jede Sekunde hier sein, glaub mir ruhig!“


    Das Letzte, an das ich mich nach meinem Ablenkungsmanöver erinnere, ist die Faust, die mich traf. Laut der Polizei, die mich natürlich befragten und nach einer Gegenüberstellung fragten, hatte der Täter mich, mit einem gezielten Schlag ins Gesicht, bewusstlos geschlagen und ist geflohen, aber wurde aufgrund der Beweise und Zeugen schnell gefasst. Ich wünschte, dass ich mich mit dem Blut an seinen Händen geirrt hätte, jedoch war estragischer Weise nicht so. Er hatte versucht, ein getötetes Mädchen an dem großen Baum zu vergraben, wo er ihr aufgelauert hatte. Ob er sie ursprünglich ausrauben wollte oder irgendwas anderes geplant hatte, ist der Polizei bisher nicht bekannt, aber das wird der betroffenen Familie sicherlich nicht viel helfen…
    Ich kannte sie nicht. Ich konnte ihr nicht helfen und doch gab mir jeder Gedanke an die Nacht einen schmerzlichen Nachgeschmack. Das hätte auch ich sein können, die diesem kranken Menschen, obwohl ich ihn nicht mal als Menschen betiteln möchte, in die Arme läuft. Während ich über die Nacht nachdachte, betrachtete ich meine Mutter vom Türrahmen aus. Sie lass die Zeitung und dass sie mich gestern weinend umarmte, war nicht gerade aufheiternd, wenn ich doch Schuld an ihrer Sorge trug. Sie hatte mich mehrfach angerufen, zumindest zeigt die Anruferliste mir deutlich, wie viele Sorgen sie sich gemacht haben muss. Schließlich kam ich nicht nach Hause und war im Krankenhaus und bis die sie benachrichtige hatten, dauerte es.
    „Tut mir leid“, hauche ich ihr ins Ohr und arme sie fest. Vereinzelte Tränen von ihr prasselten bereits auf die morgendliche Zeitung.
    „Das hättest du sein können, Paige…“ Der Rest ihrer Worte verschwand im leichten Wimmern. So traurig hatte ich meine Mutter seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt und seit diesem Tag wandere ich nicht irgendwo in der Nacht umher, zumindest nicht alleine oder an ruhigen Orten. Pokémon GO spielte ich dennoch weiter, denn ich wusste, dass das Spiel keinerlei Schuld an diesem Erlebnis hatte und letztendlich wurde immerhin der Täter gefasst, wenn auch leider zu spät für das Mädchen. Pokémon GO hatte mich nicht in die Lage gebracht, meine waghalsige Aktion war dafür verantwortlich gewesen. Ich frage mich nur, welches Pokémon mich gerettet hat in dieser Nacht, denn es hat die Vibration ausgelöst und mir damit mein Leben gerettet. Ich sollte einfach alle Pokémon fangen, wie der Slogan von Pokémon es immer nahelegte, denn dann besitze ich es irgendwann, auch wenn ich nie erfahren werde, welches Pokémon der geheimnisvolle Retter war.




    Herzkonfekt