[Blockierte Grafik: https://i.gyazo.com/de377cb9627c4ae0aecac1991d8fa39f.png]
Nüchtern betrachtet war Charlotte wohl der mit Abstand gehypteste Anime diesen Sommer 15'. Key und P.A Works haben mit Legenden wie Clannad und Angel Beats! (und Nagi no Asukara, der war toll) schon vor Jahren die Herzen der Zuseher höher schlagen lassen, dementsprechend waren die Erwartungen groß und alles sah auch wirklich vielversprechend aus. Was am Ende dabei rauskam hat die Community mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückgelassen. An einigen Punkten hat der Anime wirklich mehr als überzeugt, an anderen wurden Fehler wiederholt und besonders die letzte Episode war für viele ein Todesstoß.
Story
Insgesamt ist die Story hinter Charlotte eine sehr solide. Sie nimmt eine existierende Rahmenhandlung (Teenager/Schüler mit Superkräften), streut aber ein, zwei herausstechende Elemente hinein. Besonders die 'Realitätsnähe' hat mir dabei sehr gut gefallen; die Gedankengänge der Charaktere. 'Was würde ich tun, wenn ich mit Menschen Körper tauschen könnte?' So sieht man Yuu im Laufe der ersten Folgen auch beim Betrügen in Prüfungen, Betatschen von Frauen und generell den Nutzen der Fähigkeit zum eigenen Wohl. Und das Ganze macht auch noch Spaß mitanzusehen. Dass es dabei nicht bleiben kann macht Sinn, entsprechend wird Yuu auch ziemlich bald vom Student Council einer Schule für solche Fähigkeiten aufgelesen und dorthin zwangsübersiedelt, um genau das danach mit anderen seiner Art zu tun. Und die Idee an sich ist ja auch nicht schlecht. Keine der Ideen in dieser Serie sind schlecht. Das Problem ist, dass keine davon zu Ende gedacht wurde. Charlotte hat 13 Episoden. 13. Wenn man ehrlich ist, hätte alleine die letzte davon genug Handlung für eine gesamte Staffel übrig gehabt. Das Pacing generell ist eine einzige Katastrophe, auch im Forum hab ich schon ein bisschen dazu gelesen.
Die Story ist prinzipiell gut, nur fehlt vorallem am Ende viel Zeit. Und dann fragt man sich, warum die das in den Folgen 2-6 mit so Blödsinn verbummelt haben (Die Baseball Episode war mehr als unnötig [...]
Das triffts eigentlich ziemlich auf den Kopf. Man verschwendet fast ein Drittel des gesamten Animes, um die Charaktere gut genug vorzustellen und in Szene zu rücken, vergisst dabei dann aber völlig auf die Charakterentwicklung(, die bei keinem außer Yuu überhaupt existiert), oder auch die Handlung generell, dafür sind die letzten 3 Episoden wieder so zusammengedrückt, dass einem schlecht wird.
Charaktere
Um da gleich wieder aufzugreifen: Die Charaktere sind fast alle wirklich toll. Archetypen - sogar solche Späße wie das Idol, lol - aber trotzdem alle irgendwie speziell und nicht langweilig. Nao ist sensationell gestaltet, auch wenn mir der Romanceteil zwischen ihr und Yuu wieder viel zu kurz kam. Ja die Kuudere-Attitüde gehört zu ihr, aber damit tut das Ende wieder doppelt weh, weil man als Zuschauer das Gefühl hat, sehr viel verpasst zu haben, das man nicht hätte verpassen müssen, wenn der Anime es besser gelöst hätte. Wirklich wehgetan hat mir Joujirou, der von einem lustigen und spritzigen, aber doch 'durchblickenden' Charakter im Laufe der Serie zu einem unlustigen Sidekick degradiert wurde, der nichts anderes tut als Yusa zu vergöttern. Yuu, der wie oben beschrieben als einziger eine merkbare Entwicklung durchmacht, macht diese leider viel zu.. schlampig und daran ist wieder das Pacing der Serie schuld. Man weiß, dass die Episoden 6/7 und 13 bestimmte Knotenpunkte sind, aber es passiert alles wieder viel zu schnell, als dass ich es als Zuschauer genügend nachvollziehen könnte, um mich in den Charakter hineinversetzen zu können. Wie gesagt, tolles Charakterdesign, leider wieder nicht gut exekutiert.
Art / Sound
Sensationell, wie man es von Key (Visual Arts) und PA gewohnt ist. Animation sensationell, Charaktere sensationell, Hintergründe lichttechnisch der Stimmung angepasst, insgesamt sicher ganz oben dieses Jahr. Opening und Ending stechen fast genauso positiv heraus, der Soundtrack geht leider ein wenig unter, zumindest konnte ich ihn mir nicht direkt ins Gedächtnis rufen. Auf jeden Fall dennoch wieder überzeugend und für diese Qualität stehen die Studios. Hier mal das Opening, auch sicher eines der besten 2015!
Fazit
Ich habs oben schon gesagt, Charlotte lässt einen mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Einerseits das legendäre Design, die tollen Charaktere und eine interessante Story, auf der anderen Seite das katastrophale Pacing und die nicht existente Charakterentwicklung, außerdem das Gefühl mit etwas Unvollständigem zurückgelassen worden zu sein. Charlotte hätte ein Meisterwerk werden können, hat den Hype im Nachhinein aber leider nicht verdient. Trotzdem hab ichs eigentlich genossen und würde ihn dennoch unter den stärkeren Animes diese Season ansiedeln, auch wenn ich gegen Ende ziemlich enttäuscht war.
Wie fandet ihr Charlotte? Empfandet ihr den Anime besser/schlechter? Was stach für euch besonders heraus?