Candamir und Osmund sind seit ihrer Kindheit die besten Freunde. Die beiden Ziehbrüder leben in Elasund, einem Küstendorf im hohen Norden, in welchem der Glaube und die Regeln der alten Gottheiten noch innewohnen. Das Dorf lebt vom Fischfang, der Viehzucht und dem, was der karge Erdboden ihnen zurückgibt. Als eines nachts, als Candamir und sein Ziehbruder Osmund bei Vollmond im Fluss schwimmen, wird das Dorf von den feindlichen Turonländern angegriffen. Das Vieh wird abgeschlachtet, die Ernte und Vorräte weitgehend vernichtet und ein Großteil der Frauen und Mädchen geraubt. Auch Osmunds Frau ist davon betroffen, denn sie stirbt bei dem Überfall und lässt ihren gemeinsamen Sohn in der Obhut des trauenden Vaters zurück. Für die beiden Ziehbrüder wird klar, dass es so nicht weitergehen kann, denn die Überfälle werden immer häufiger und nun steht auch noch der Winter an. Sie plädieren für einen Neuanfang, irgendwo weit weg von Elasund und dem Turonland. Anfangs stößt diese Idee auf heftige Gegenwehr, doch nach einem harten, langen Winter sprechen sich die meisten Sippen doch dafür aus, irgendwo neu anzufangen. So werden die Schiffe bereit gemacht, das Vieh, die Habe und auch die Sklaven eines jeden Haushaltes verladen, um in eine unbekannte Zukunft zu segeln.
Ich war mehr als überrascht, als ich diesen Roman gesehen habe, der auf das Prinzip des gleichnamigen Spiels basiert. Ich ging ohne hohe Erwartungen an diesen Roman, obwohl ich von Gablés Büchern bisher nie enttäuscht worden bin und sie aufgrund ihrer kundigen Geschichtskenntnisse stets in der höheren Riege stand. Und ich muss sagen: ich fand mich recht schnell in der Geschichte zurecht. Der Schreibstil ist sehr schön und vor allem recht leicht verständlich, sodass niemand überfordert wird. Die Idee, aus einem Spiel ein Buch zu machen, wurde ganz profan umgesetzt und in einem harmonischen Historienroman gewandelt, der für sich genommen wirklich sehr gut ausgefallen ist und sich nicht hinter anderen Büchern des gleichen Genres verstecken muss.
Der Handlungsstrang ist ganz angenehm und wird kontinuierlich ausgebaut, es gibt mehr Hochs als Tiefs und man fühlt mit den Charakteren mit. Generell wird man mit Candamir, der aus der Masse eher hervorsticht und aus dessen Sicht die Geschichte am ehestens erzählt wird, und seinem Ziehbruder Osmund recht schnell warm, aber auch andere Charaktere, wie Candamirs Sklaven Austin wird man schnell lieb gewinnen. Dagegen stechen aber auch jene ziemlich stark hervor, die man von Anfang an nicht leiden kann und es auch im späteren Verlauf nicht besser hinbekommen. Aber ich muss zugeben, dass ich den Turonländer, der nach dem Überfall gefangen und von den Elasundern versklavt wurde, anfangs eher neutral betrachtet habe, während er mir mit dem Fortlauf der Geschichte einfach immer mehr leid tat. Man merkt, dass Gablé hier einfach eine wunderbare Art hat, einen die Charaktere näher zu bringen.
Bisher habe ich etwas zwei Drittel des Buches geschafft und es gab einige Wendungen, von denen ich glaube, dass es im nachhinein noch sehr spannend werden dürfte. Bisher bin ich wirklich sehr angetan von diesem Stück Lektüre und freue mich schon, wie es im letzten Drittel weitergehen wird.