Schwert der Abenddämmerung

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  • Vorwort

    Meine erste große Geschichte, die ich hier veröffentliche, die fünfte insgesamt.
    Es gibt ein paar Sachen, die man wissen muss, bevor man die Geschichte liest. Diese sind unerlässlich für das Begreifen der Charaktere und Orte. Insbesondere der Hauptcharaktere, denn es handelt sich um niemand geringeres aaaals ...
    1. Gijinkas. Mischblüter. Halb Mensch, halb Tier bzw. Pokémon. Dass es diese Wesen gibt, ist Grundvoraussetzung, wie sie entstanden sind, ist und bleibt ein biologisches Rätsel. (: Jedenfalls können sich Gijinkas mit einem ähnlichen biologischen Vorbild vermischen, was in etwa den Ei-Gruppen entspricht, allerdings stellenweise viel eingeengter - also zb nur Raubtier mit Raubtier oder reinem Menschen. Vermischen zwei unterschiedliche Gijinka sich, ist vereinigt das Kind Merkmale beider Pokémon in sich und ist damit etwas ganz Neues, das in der Regel auf das Gros beider Fähigkeiten zugreifen kann. Anstrengend? Keine Sorge, das war schon das wichtigste. Menschen, Gijinka und Pokémon leben zusammen, wobei die Gijinka als einzige mit beiden Gruppen kommunizieren können.
    2. Der Ort ... ist eine Parallelwelt mit den Eigenschaften und groben historischen Verlauf der Erde. Die Zeitabstände zwischen Phasen sind anders, aber die Länder und Städte mit fiktiven Namen besitzen immer reale Vorbilder. Es gab auch mal einen Kontinent namens Mu, aber das zählt zu den wenigen räumlichen Unstimmigkeiten der Geschichte.
    3. Die Zeit spielt drei Generationen nach Mischblut, meiner ersten Gijinka-Geschichte, die überwiegend auf "französischem Boden" gespielt hat. Diese Geschichte spielt im "Japan des Jahres 1868". Grob. Was da passiert? Das verrate ich euch jetzt ganz sicher nicht! Aber wer Pokémon Conquest ein bisschen reifer und tiefgründiger (und auch gefährlicher) mag, ist hier nicht schlecht aufgehoben.
    Zeitliche Anomalien gibt es aber, so steckten in Mischblut einige Dörfer noch im tiefsten Spätmittelalter, während der "Eiffelturm" schon gebaut wurde. Deswegen ist es ja auch eine fiktive Welt. In der Regel deckte die Geschichte aber die Revolutionszeit 1788-1794 ab, allerdings in etwas mehr als einem Jahr zusammengestaucht.


    Ansonsten sind noch Informationen zu den Parteien/Reichen bzw. ein Familienstammbaum unerlässlich, als Nachschlagewerk. Im Laufe der Geschichte wird das (und eine Karte!) immer mehr ergänzt werden, das Gröbste sollte genügen. Vorwissen braucht man nicht, Bezüge in der Vergangenheit werde ich hoffentlich proper erklären. Und die wird es geben, wie das mit Vorfahren eben nicht unüblich ist.


    Mich würde es sehr freuen, wenn ihr die Geschichte verfolgt und mir das über Likes mitteilt (denn sonst bekomme ich es leider nicht mit und gehe davon aus, dass es nicht verfolgt wird). Über Kommentare freue ich mich natürlich auch, aber da ich momentan nicht in der Lage bin, mich zu revanchieren, sind die Likes völlg ok. ^^
    Am Anfang wird noch nicht so viel kommen, da ich andere Sachen abschließen muss und in der Uni nicht so viel Luft zur Zeit haben, vor Februar wahrscheinlich nichts, aber später vielleicht alle zwei Wochen. Wundert euch später nicht darüber, wenn Musik im Text auftaucht - das habe ich in Filb zur atmosphärischen Untermalung schon lange so gehandhabt! Habt viel Spaß mit Japan an der Kante der Moderne! ^^


    Eine Frage, ist es üblich, dass die Charaktere auch dort vorne vorgestellt werden? Und wieso funktioniert der erste Spoiler nicht? o_O



    Genre: Abenteuer/Fantasy/Reise/Historie/"Pokémon Conquest"
    Ära: Japan 1868 übertragen in eine Fantasiewelt
    Region: Japan
    Geplante Kapitelanzahl: Unbekannt, max. 30
    Kapitelabstände: 2-4 Wochen
    Altersempfehlung: 14-99 (FSK 16 wird gekennzeichnet)


    [spoiler=Elemente, von denen ich mir Sachen geborgt habe:]
    'Pokémon (c) Game Freak, Nintendo, Satoshi Tajiri'
    Elfen Lied (c) Lynn Okamoto
    Rest (c) von mir'
    [/spoiler]







    Schwert der Abenddämmerung

    Prolog


    "Also, Kinderchen! Wisst ihr, wie man dem Daimyo gegenübertritt? Niederknien und verbeugen, bloß nicht die Hand geben! Und ... und ... er stellt die Fragen! Nicht ihr! 'Mama, Mama, Mama, bekomm' ich was von San Nicola? Schläge kriegt ihr!' Oder noch schlimmer, Schwerthiebe. Ihr wisst schon, dass die eine ganz andere Religion und Philosophie habt, und wenn ..."
    Drei genervt glühende Augenpaare teilten dem schwarzhaarigen Mann mittleren Alters mit, dass er doch bitte schweigen sollte. Aber was hieß hier bitte? Onkel Claudio war ein Meister darin, uns zu nerven. Seine Lippen kräuselten sich missmutig und die Stirn glich mittlerweile dem geriffelten Muster auf Unterwassersandböden. Nachdenklich zupfte sich der Nachtara-Gijinka den langen Kinnbart und rang nach Worten.
    "Deine ... 'Kinderchen'", zischte meine dunkelhaarige Schwester verärgert: "sind zwischen 20 und 30 Jahre alt! Oder glaubst du wirklich, jemand hätte unsere Ahnen mit Ratschlägen belehren können, die uns mittlerweile nach dem fünfundfünfzigsten Hören aus den Ohren herausquillen?" Nicht nur an ihrem Fauchen, sondern auch an den gebleckten Reißzähnen unseres Onkels war die angespannte Atmosphäre zu erkennen. Unser Bruder schien tief in seiner Beschäftigung , eine Perluschale zu polieren, versunken zu sein, doch ich wusste genau, dass ihm die Situation ebenso zum Halse heraushing. Unsere langen Schweife mit den pikähnlichen Spitzen, wie die eines Hundemon, peitschten vor Ärger nahezu synchron unter diesen mysteriösen Roben namens Kimono gegen den Kiesboden, der zum Pavillon des hiesigen Herrschers führte. Das Land Zappango war nach seiner Öffnung für den Westen gierig an westlichen Wissenschaften interessiert. Die Tradition und eine völlig andere Kultur waren allgegenwärtig und einig war man sich im Land nicht im Geringsten, wie man mit den Fremden umgehen sollte. Einerseits fürchtete man, von den waffentechnisch überlegeneren Königreichen kolonisiert zu werden, andererseits handelte es sich bei dem Bakufu, der Militärregierung, um eine bankrotte Regierung, die bereits durch mehrere Krisen das Vertrauen seiner Bürger, die die Hoffnung in Fortschritt, Forschung und Handel sahen, verloren hatte.
    "Idiota! Wie ihr wisst, sind vor fünf Jahren ein paar eurer Landsleute von den Samurai geköpft worden, weil sie nicht von ihrem Gallopa zur Ehrerweisung abgestiegen waren. Ihr möchtet doch nicht auch so enden, oder?", klammerte sich Onkel Claudio an seinen letzten Pfeil im Köcher, um uns eben jenen Umgang mit den Westlern zu verdeutlichen, zumindest, was das eine Extrem betraf.


    Wir waren zwar in Angiterra geboren und den größeren Teil unseres Lebens aufgewachsen, doch zu unserer Ahnenreihe zählten auch Gijinka mit hexalösischem Blut, aus dem Mäanderland oder eben die Sphinxen. Die Frauen ähnelten angeblich denen hier in Zappango. Mandelförmige Katzenaugen, aber in fast allen Farben, lange, schwarze Haare, eine zierliche Statur, die allerdings durch Pfotenballen an den behaarten, scharf bekrallten Füßen, einen kräftigen Schweif mit Pik-Spitze, Reißzähne, einem erheblich dunkleren Teint und ein paar großer, beiger Engelsschwingen ergänzt wurden. Die Männer, so erzählte man uns, waren zu schwer zum Fliegen, sodass sich die Flügel zurückgebildet hätten. Sie waren größer als jeder Mensch, mit mächtigen, schwarzen Löwenmähnen wie die des Entei, wie ein fernöstlicher, sieben Fuß hoher Zeus. Durch meine Adern floss nur noch ein Viertel dieses Blutes, das einerseits von Kagayaku Konagata, der Sphinxenkaiserin von Hexalos stammte, sich jedoch andererseits auch bis hinzu Calypso, der Tochter Reas, der Leibwächterin des Konagata-Clans, zurückführen ließ. Sie waren die letzte Generation von Sphinxen, die ihre Heimat Mu noch erlebten, bevor die Machtgier hungriger Conquistadores Kyogre erweckte und die Fluten den Kontinent verschlangen. Das Blut aus Angiterra hatten wir von der wagemutigen Diebin und Abenteurerin Sheila, einer tapferen Blitza-Gijika geerbt, die mehrmals die Pläne wahnsinniger Herrscher und Legendenjäger mithilfe ihrer Gefährten wie Kagayaku oder Calypso zu vereiteln wusste. Zusammengefasst waren wir richtige Mischblüter - die langen Ohren von den Evoli-Gijinkas, den Schweif von den Sphinxen und alle anderen felinen Merkmale von allen zusammen, zu denen auch ein Luxtra-Gijinka und ein Absol-Gijinka zählte. Im Endeffekt war ich also ... ich. Ich mit einem dicken Hauch Sheila, denn während meine schwarzhaarigen Geschwister den dunklen, östlichen Phänotyp geerbt hatten, glichen meine Haare einem Kleopardafell mit invertierten Farben, nur dass die Flecken schwarz und voll ausgefüllt waren. Dies ließ sich eins zu eins auf den ebenso gepunkteten Schweif übertragen - nicht umsonst hatte ich also den Spitznamen "Hyouko", also Leopardenmädchen in den Sprachen von Zappango und Mu erhalten. Ob dies an diesen "genetischen Regeln" lag, wie sie seit wenigen Jahren in aller Munde waren?


    Vegichita und Grillchita entsprachen nicht wirklich unseren bisherigen Vorstellungen von Leibwächtern, wie es die Caesurio seit Kaiserin Setsuna I. Konagata, Kagayakus größerer Schwester, gewesen waren. Doch der mit reichlich Gold dekorierte, mit Ebenholz dekorierte Nebenresidenzpalast offenbarte in den hinteren Räumen auch gefährlichere Gegner wie Flampivian, Rasaff oder Panferno, deren Kopf durch die eindrucksvollen Samurai-Helme mit den horn- oder gar geweihartigen Auswüchsen geschützt waren. Die Pokémon waren der Regel nicht gepanzert, lediglich am leicht verletztlichen Kopf, um Stürzen und anderen gefährlichen Unfällen vorzubeugen. Der mit roten Lampions illuminierte Gang führte entlang menschlicher und animalischer Wächter zum Burgherrn, dessen Hauptresidenz selbstverständlich weder im Flachland noch zweigeschossig angelegt war. Die in der Regel weißen Prachtschlösser glichen Festungen mit Hörnern und hoben sich von den meisten anderen Gebäuden durch ihre Höhe und Helligkeit ab. In den prächtigsten Farben, allen voran Gold, glänzende Wandgemälde auf den aus Holztafelwänden, waren ganze Geschichten aufgemalt, die genau wie in einer Kirche die Ruhmtaten des Herrschers verewigen und seine Größe preisen sollten. In den vier Wochen, in denen wir bereits hier angekommen waren, hatte ich die einheimische Küche schätzen gelernt, sodass mir angesichts der Gerüche von Fleisch, Fisch, Reis und verschiedenen Gemüsesorten das Wasser im Munde zusammenlief. Welche Katze konnte einer üppigen Mahlzeit wie dieser nicht widerstehen? Ich sah die Welt durch smaragdgrüne Katzenaugen, wie die von Sheilas großen Schwester Moira, die in den Wirren der hexalösischen Révolution ums Leben gekommen war.
    Natürlich, einer musste natürlich ganz besonders misstrauisch das angerichtete Festmahl beäugen, doch zu meiner Erleichterung schien mein Bruder als passionierter Koch zufrieden mit den aromatischen Speisen zu sein: "Hmmm ... aus Angst vor Enttäuschungen esse ich ungern etwas, das ich nicht selbst zubereitet habe, aber das könnte schmecken. Wisst ihr noch, wie ihr euch in Flandre damals auf die Muscheln gestürzt und danach zwei Tage lang ge- ... ach, ihr wisst genau, was ich meine." Diese frisch aufgekommene Erinnerung wollte ich lieber sofort verdrängen, sodass das Eintreffen des Burgherrn, einem kleinen, athletisch gebauten Mann mit entschlossenem Blick, einem dünnen Schnurrbart und affenartig abstehenden Ohren, genau zum richtigen Zeitpunkt stattfand. Wie unser Onkel schien er Anfang seiner 40er-Jahre zu sein. Nach einem flüchtigen Prüfen seiner Gäste breitete sich das Grinsen des Daimyos bis zu den Ohren aus. Der Schnurrbartträger in seinem schwarz-roten Kimono im Flammenmuster rieb sich vor lauter Vorfreude die Hände und schien alles andere als schüchtern gegenüber der ausländischen Delegation zu sein. Ein ungeduldiges Zischen Claudios und eine hektische Handbewegung veranlasste uns zum Niederknien und einer tiefen Verbeugung, die meinen Geschwistern schwer zur Gemüte schlug. Immerhin waren wir Nachfahren einer Herzogin der Normaine, zu der Sheila nach ihrer Hilfe für Setsuna ernannt wurde, sowie einer Kaiserin. Immerhin wäre mein Bruder der rechtmäßige Thronfolger, doch meine Großmutter Bara I. Konagata konnte den monarchistischen Putsch seitens des Lilienkönigs und seiner ausländischen Verbündeten nicht stoppen - Hexalos besaß wieder einen einzigen Herrscher und das annektierte Flandre wurde unabhängig.
    Aus unserer Sicht handelte es sich bei unserem Gastgeber also mehr oder weniger um jemanden mit dem Rang eines Herzogs, der nun mit seiner lauten, charismatischen Stimme das Gespräch einläutete: "Seid gegrüßt, Gäste aus dem fernen ... nun ... Land ... im Westen! Das ist Setta! Hahahahaha! Also ... ich habe Euch eingeladen, um ... um ..."
    Ja?
    "Um zu feiern! Yatta!"
    Was zu feiern?
    "Man munkelt, dass er aus einer Familie des normalen Volkes den Aufstieg in den Schwertadel geschafft hat", klärte Claudio uns über das eher unadlige Verhalten des östlichen Kriegsherrn auf und kassierte für von einem der Rasaff eine schallende Ohrfeige mit einem Papierfächer. Pokémon und gerade wir Katzen-Gijinka hörten bei Weitem besser als ein gewöhnlicher Mensch.
    Diesen kleinen Eklat versuchte unser Gastgeber nun gekonnt zu entschärfen und überspielte die Situation mit seinem heiteren Gemüt, während die anderen, von ihrer Rüstung befreiten Samurai schweigend unergründlich dreinblickten: "Hahaha, also Ikujiro, so behandelt man doch nicht seine Gäste! Naganari hatte seine rechte Hand zwar so behandelt, aber das ist eine andere Geschichte, haha! Also, ich, Tokinori Hata, will von euch Westlern lernen. Medizin, Architektur, Waffen ... ja, gerade Waffen ... und natürlich auch Musik und Essen!" Was wohl im Kopf meines gequält dreinschauenden Bruders, der kaum etwas mehr verachtete als die Gesellschaft zahlreicher Menschen? Ich fragte mich, mit welchem Schriftzeichen Hata später "Quiche Lorraine", "Macaron" oder "Cassoulet" schreiben würde. Nun forderte der lockere Fürst, der spielerisch mit seinem goldenen Zepter den Holzboden penetrierte, den Gruppenältesten zur Vorstellung der Delegation auf - Onkel Claudio in seinem pechschwarzen Kimono, während wir drei Geschwister in den Farben Smaragd, Rubin und Saphir eingekleidet waren. Während das Grün und Rot zu meinen Augen und der meiner Schwester passten, unterschied sich die blaue Kleidung meines Bruders erheblich von seinen goldenen Augen. Sicherlich hatten die Menschen und Pokémon hier Leute wie uns noch nie zuvor gesehen.


    "Mein Name lautet Claudio Pazzini und meine Gattin empfahl mir, die drei Sprosse ihres Bruders William de Courtenay auf diese Reise mitzunehmen, da sie Euch sehr von Nutzen sein konnten. Der Älteste, Charles Stelios sitzt links neben mir. Die älteste Tochter, Roxanne Aveline befindet sich zu meiner Rechten. Links von Charles sitzt das Küken der Familie, Elaine Moira" Das Küken konnte vor zehn Jahren besser mit Waffe umgehen als du, mein Freund, und ist mittlerweile 22, gerade einmal einen lausigen Lenz jünger als Roxy und vier als Charly. Das "Stelios" mochte vielleicht ein bisschen willkürlich wirken, doch die Namen der Sphinx-Herren glichen früher eher den Namen des Mäanderlandes, zu dem wir ja immerhin auch so zu einem Achtel stammten.
    Ich blickte dem Kriegsherrn mit dem Affengesicht tief in die Augen und wusste sofort, was seine Gedanken nun beschäftigte. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte mir, dass Roxy seelisch sterben würde, gestattete man ihr nicht in den nächsten zwei Minuten, sich den Magen zu füllen. Aber wer konnte es uns schon verübeln? Nach der letzten Etappe mit dem Schiff und gefühlten hundert Stunden "Benimmunterricht" von Onkel Claudio brüllte mein Bauch lauter als Raikou, Entei und Suicune zusammen.
    "Also, lasst uns alles andere morgen klären! Sankichi! Die Shamisenspielerinnen bitte! Jetzt heißt es erstmal Essen fassen, hahaha!", eröffnete Lord Tokinori das Festessen, bis ...
    ... bis ich einen Menschen am liebsten höchstpersönlich erdrosselt hätte. Kaum auszudenken, welche Mordsphantasien im Kopf der bei weitem reizbareren und impulsiveren Roxy umher schwirrten. Sie kam ganz nach der guten Kagayaku.
    Trotz Japsen, Keuchen und Hecheln war der Bote dazu in der Lage, eine vorbildliche Verbeugung abzuliefern, bevor er seinen Herrscher adressierte: "Mein Lord! Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht mitgebracht! MITGEBRACHT!" Die Augen und Mundwinkel meines Bruders Charly, der neben dem maximal kniehohen, schwarzen Esstisch mit verschränkten Armen im Oberschenkelsitz wie alle Anwesenden ausharrte, stürzten rasant nach unten, als er an den Stiefeln des Neuankömmlings ganze Miniaturschlammlawinen die Eisenstiefel heruntertropfen sah. Dreck war ihm zutiefst zuwider, denn Dreck enthielt Einzeller, die kostbares Essen verdarben.
    Auch Lord Tokinori verdrehte die Augen und stöhnte genervt: "Ja, Taro?"
    "Einige Han haben eine Allianz gebildet, um das Bakufu, um den Shogun zu stürzen! Das heißt Krieg!"
    "Niemand würde den Shogun stürzen! Als ob die sich einen Zweifrontenkrieg leisten können!", tat der Lord die Bedrohung mit einer Geste als nicht ab.
    Doch der junge Taro war noch nicht fertig: "Wenn die Gerüchte stimmen, ist der König von Angiterra ebenfalls an der Abschaffung des Bakufu interessiert!"
    "Sie können unmöglich so wahnsinnig sein! Der Shogun ist eine Sphinx! Und jetzt, mein lieber Taro, sag' mir mal, wie viele Sphinxen in Yamito leben, das von Süden her sofort zur Hilfe eilen kann? Richtig, genug, um das ganze Land in Schutt und Asche zu legen!", echauffierte sich Tokinori über die Absicht anderer Fürsten, Unfrieden in das vereinigte Reich zu bringen, bevor er unsere Gruppe mit seinem scharfen Blick durchbohrte: "Sag, junge Lady Île-et-Vilaine, wo genau kamt ihr nochmal her?" Nervös spielte ich an meinen offenen, blitzblonden Haaren und durchlöcherte die schwarzen Flecken. Eigentlich hätte ich mich nun stundenlang darüber aufregen können, dass das L hier so gemieden wurde wie das Weihwasser von Giratina und mein Name wahrscheinlich mit dem einer Crêperie vertauscht wurde, aber in Anbetracht der etwas ... sagen wir mal brenzligen Situation, hatte ich nun ganz andere Sorgen. Wie gut, dass Onkel Claudio uns mehrmals versichert hatte, dass sich das Land im Frieden mit sich selbst und allen ausländischen Mächten befand ...

  • Yatta!

    Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.


    Hallo Nekomata, freut mich, dass du deine Geschichte hier begonnen hast! Zuerst eine Sache wegen dem ersten Spoiler: Den Inhalt müsstest du unter 'einfache' Anführungszeichen setzen, wenn darin ein Komma vorkommt. Dann sollte er normal aufleuchten.
    Davon abgesehen macht der erste Eindruck über die Informationen ja schon mal Interesse. Gijinkas in Pokémon-Form kennt man ja normalerweise eher von Bildern und selbst da sind es nur einfache zu einzelnen Pokémon. Dadurch, dass sich die Fähigkeiten und das Aussehen weitervererben, ist so eigentlich auch ziemlich viel in dieser Welt möglich und du hast da so weit auch alle Freiheiten, die dir zustehen. Insofern bin ich mal gespannt, wie gut sich das alles mit dieser fiktiven Welt deckt. Klassisches Japan ist als Setting nämlich relativ ungewöhnlich, wenn man von kürzeren Geschichten absieht, wo meistens eine Gottheit auftaucht, aber wenn du schon Erfahrung darin hast, kann es schließlich nur besser werden.


    Ich mag die Einleitung, da Elaine - ich nehme mal an, dass sie erzählt - gleich einmal klarstellt, wie sie zu dem Treffen in Japan eingestellt ist. Generell ist diese auflockernde Art in den Gesprächen bei vielen Charakteren zu erkennen - und sei es nur durch Gesten oder bestimmte Ausspruche, siehe oben - und das gibt dem Text durchaus Pep, um die vielen Informationen zu verarbeiten. Der Fokus darauf war wohl unumgänglich, um eben die Welt und ihre Entwicklung zu erklären und was ich gelesen habe, hat mich unterhalten und lässt auch auf eine ähnliche Entwicklung wie in unserer Geschichte schließen. Da hat sich Japan jedenfalls auch erst recht spät dem Westen geöffnet. Aktuell klingt es aber eher so, als würden mehr Kriege geführt. Oder zumindest einer verhindert, wenn auf die schlechten Nachrichten reagiert wird. Und wenn wir schon dabei sind: In dem Prolog kommen ziemlich viele Affen-Pokémon vor; ob das eine Andeutung darauf ist, wie ernst man das Volk nehmen darf?


    Ich denke mal, wir lesen uns sicher wieder. Bis dahin!


    ~Rusalka

  • Auftakt, Methstick, ich sehe es schon!


    [...] als er an den Stiefeln des Neuankömmlings ganze Miniaturschlammlawinen die Eisenstiefel heruntertropfen sah.

    Ist das dein Ernst, alter Mann? Ich weiß ja, Menschen deiner Altersklasse tendieren dazu, Sachen zu vergessen, aber innerhalb eines Satzes ist das schon arg krass! :P Und du hast überraschend oft Wörter vergessen. Einmal hast du statt dafür für geschrieben, einmal ein um vergessen ... wie immer schreibe ich dir gerne die Korrekturen privat, das hatten wir früher ja auch schon einmal.


    Interessant ist auf jeden Fall, wie sich diese Geschichte direkt auf deine vorige Geschichte bezieht. Vorwissen ist auf jeden Fall sinnvoll gewesen, aber nicht unbedingt notwendig, denke ich. Ich kann das nicht beurteilen, weil ich das Vorwissen von Mischblut habe, aber vielleicht wäre es ganz sinnvoll, grundsätzlich noch Informationen zu Sheila und Kagayaku zu geben, damit die Leser noch mehr von der Tiefe darin sehen können, die besteht. Oder du veröffentlichst diese Geschichte auch hier! Das wäre natürlich genauso genial, nein, viel genialer. Aber das obliegt wie immer dir.


    Die vier bisher tiefer dargestellten Charaktere, aber auch der Kriegsherr gefallen mir in diesem ziemlich langen Prolog ganz gut. Natürlich kann sich das noch ändern, aber ich bin zuversichtlich, ich kenne deine Charaktere bisher ja und fand bisher keinen scheußlich.
    Was mir aber auffiel, ist, dass Claudio in aller Ehrfurcht von der später stattfindenden Begegnung erzählt und die drei jüngeren Mitkommenden vorwarnt, was sie tun dürfen und was nicht. Dass also gerade er derjenige ist, der eine mit dem Papierfächer geklatscht bekommt, erscheint mir ein wenig unglaubwürdig. Natürlich kann man es als coole Kehrwende betrachten, bei der Claudio als ach-so-schlauer Alleswisser auf die Schnauze bekommt, aber würde er so etwas echt in Gegenwart des Kriegsherren machen? Ich bin mir da nicht sicher; kann ja aber sein, dass wir noch mehr von ihm kennenlernen, sodass wir erfahren, dass er häufiger so Handlungen vollführt. Ich maße mir also noch nicht an, kritischer zu urteilen. Obacht also!


    Gerade zum Schluss hin (weil der Anfang halt einfach eine grundsätzliche Wiedergabe von Informationen darstellte) wird es interessant, man ist direkt an Bord, als es zur Information kommt, dass dem östlicheren Volk Krieg erklärt wurde. Ich bin also richtig gespannt, was passieren wird. Aufi, Methstick!

  • Heeeey, danke euch beiden für eure Kommentare! (: Schön, dass euch die Geschichte bzw. auch Thematik gefallen hat. Denn wie ich mittlerweile leidtragen erfahren musste, heißt Pokemon-Fan offenbar nicht auch automatisch Japan-Fan. ;(


    I. Klappt net. :@


    II. Ja, stimmt, ich lege viel Wert auf Interaktion der Charaktere miteinander und Dialoge. Wenn man schon viele von denen hat, sollen die nicht einfach vor sich herumvegetieren.


    III. Es ging nicht anders, aber durch dieses eine Kapitel hat man mehr oder weniger ein Fazit der 70 Kapitel von Mischblut, ohne gespoilert zu werden! Das habe ich extra beachtet und nicht näheres zu Endkämpfen gesagt.


    IV. Im realen Japan war es zwischen den Han nach 1640 relativ ruhig. Aber hier liegen mehr Spannungen schon vorher zwischen denen. ^^


    V. Der Kriegsherr basiert auf Toyotomi Hideyoshi, der nach Statur und Gesicht einem Affe ähnelte, doch der begnadete Stratege hat Großes erreicht. (: Ich würde gerne jedem größeren Han eine Tiergruppe geben, denn nach Element ist es mir zu repetetiv, das hatten wir in Conquest und 17 Han ... ich werde auch nicht mehr erwähnen, aber in echt gab es 260, von daher muss das auch etwas umgestaltet werden, denn so viele Elemente gibts nicht. xD

    I. Der Zahn der Zeit nagt an mir. ;( Das Für ist wohl einfach Dialekt gewesen, hahaha. :D


    II. Mal Shawn, ob ich hier auch noch ältere Werke einbringe. ^^ Verweise zu Sheila, Kagayaku und natürlich auch Yomi (und hoffentlich auch Marc, nur dass seine Verwandten sicher nicht dort leben, denn das wäre unrealistisch) werden im Verlaufe der Story immer wieder mal erscheinen. ^^ Das lasse ich mir nicht nehmen! :P


    III. Der Claudio ist kein dummer Mann und hat so geflüstert, dass die Katzenöhrchen es hören, der Lord allerdings nicht. Allerdings hat er wirklich vergessen, dass die anwesenden Pokemon genauso gut hören. xD Es sind nicht viele, aber ein Rasaff ist schlimm genug. o.O


    IV. "Dem" östlichen Volk kann man hier nicht so sagen. Das wäre es, wenn das England-Pendant alleine dem Shogun den Krieg erklären würde. So ist erstmal nur ein Zusammenschluss mehrerer Provinzen, die die Shogun-Provinzen angreifen wollen. Eine Karte wird bald hoffentlich alles besser erklären, aber vor Februar ist hier erstmal Sendepause.


    Merci! :smalleyes:

  • Ein bisschen Inspiration bei Toby Fox' Undertale kann ich wohl nicht leugnen. ^^ Das Kapitel ist aufgrund der langen Pause 3.300 Wörter lang, aber das Warten auf die RICHTIGE Inspiration hat sich sowas von gelohnt!




    Kapitel I: Fight or Mercy?



    Nun musste ich mich damit begnügen, Feuersteine für die Nacht zu sammeln. Nachdem unsere zugewiesene Unterkunft in Setta mysteriöserweise niedergebrannt war, durften wir einmal im Schloss des Burgherren nächtigen, doch für den weiteren Aufenthalt war eine kleine Siedlung im Landesinneren, gen Norden, vorgesehen. Wie man unschwer an dieser immerhin gut gemeinten Gastfreundlichkeit erkennen kann - gänzlich unbeliebt hatten wir uns nicht gemacht. So angespannt die Situation am vorigen Abend doch war, hatte sie sich mit einem einfachen "Hexalos" schnell gelöst. Es war nicht ganz falsch, dass wir aus einem mit dem Shogun verbündeten Land kamen, aber eben zu grob drei Vierteln. Niemand hatte das weiter hinterfragt, als wir den Gastgebern von ein paar kulinarischen Köstlichkeiten wie Mousse au Chocolat berichteten. Man konnte richtig sehen, wie sich die Augen trotz Festmahl auf dem Tisch gierig weiteten! Nyaaa ... dieses Festmahl ... wenn ich doch nur noch einmal in diese leckeren Filets beißen könnte! Nun suchte ich, wie bereits erwähnt, Feuersteine, während Roxy zur Nahrungssuche und Charlie zum Brennholzsammeln verdonnert worden. Der gute Herr Onkel entschuldigte seine mangelnde Hilfsbereitschaft natürlich durch die Modekrankheit Rückenschmerzen, die in letzter Zeit sehr en vogue zu sein schien. Nichts anderes blieb mir möglich, einen mit hellblau leuchtenden Pilzen bewachsenen Höhlenpfad in der Abenddämmerung zu erkunden und mir einige Steine aus den Wänden herauszubrechen, wenn es denn vonnöten war. Ein große Holzschild hatte mich vor dem Eingang auf irgendetwas hinweisen wollen, doch eine Elaine ließ sich nicht von irgendwelchen mysteriösen Schriftsystemen von ihrer Arbeit abhalten! Nicht mal Vogelzwitschern hatte uns auf diesem abgelegenen Weg begleitet, sodass mich die typische unheimliche Stille einer Höhle kalt ließ. Ein alter, steinerner Schrein, durch die Pilze bläulich illuminiert, fing kurz hinter dem Eingang meine Aufmerksamkeit ein und verleitete mich dazu, die durch meine leichten Blitze ausreichend beleuchteten Tunnel noch ein Stückchen tiefer zu erkunden. Als Mischling besaß ich zwar von den meisten Kräften meiner Vorfahren magisches Potential, doch die Stärke eines reinen Blitza-Gijinka beispielsweise erreichten meine Strom-Angriffe bedauerlicherweise nicht.


    Diese Grotte faszinierte mich, je weiter ich mich in sie hinein begeben hatte, immer mehr. Sie endete in einem größeren, rundem Raum, der meinen Nervenkitzel jedoch blitzschnell wie eine eiskalte Hand packte und in einen kalten Schauer umwandelte. Zahlreiche zerbrochene Samurai-Rüstungen und Skelette lagen verstreut am Boden, wie ein gewaltiges Massengrab. War ich etwa in die todbringende Behausung eines mächtigen Brutalanda reingeraten, ohne mich zu versehen? Das Schild vor dem Eingang war als zweifelsohne ein Warnschild gewesen ... doch bei der grauenvollen Entdeckung am Boden sollte es nicht bleiben. Als ich meine Angst überwand, den Blick in Erwartung des schrecklichen Ungetüms weiter nach oben zu richten, erstarrte ich innerlich, meine Ohren steil und steif nach oben gerichtet wie Tannen ohne Äste. Das Knirschen der Knochen und Schädel, die meine Stiefel zugegebenermaßen unsanft zur Seite traten, hätte mich eigentlich kreischend herausstürmen lassen, doch was ich entdeckt hatte, bedurfte definitiv näherer Betrachtung. Das war ... unglaublich. Kurz, bevor ich ohne hin stehenbleiben wollte, stieß ich mit etwas anderem Lebendigen zusammen, das mir etwa bis zur Hüfte reichte.
    "Sorry ...", flüsterte ich dem braunen Pokémon mit dem stachligen Schweif und dem huftierähnlichen Schädel zu, das meinen Rempler ohne Klage hinnahm. Das Knogga hatte ich gar nicht gesehen, aber wie denn auch, wenn mitten in der Luft eine springende Sphinx erstarrt war! Völlig bewegungslos war die geflügelte Schönheit in ihrer Dynamik gefangen, mit prachtvollen, beigen Schwingen, wobei einzelne Federn dieser anderthalb Männer großen Flügel schwarze Sprenkel aufwiesen. Die spitzen Reißzähne und überrascht wirkende, goldene Katzenaugen in einem stark sonnengegerbten Gesicht und ein schwarzer Pferdeschwanz nie zuvor gesehener Länge schmückten den Kopf auf einem sehr zierlich, fast schon gebrechlich wirkenden Körper, der allerdings von einer prächtigen schwarz-goldenen Samurai-Rüstung ummantelt wurde. Die spitzen Schulterteile ließen die Frau, die vielleicht wenige Jahre älter als ich war, plötzlich doppelt so breit und doppelt so bedrohlich erscheinen. Aus dem kurzen Rockteil der Rüstung lugten nicht nur sehr athletische Beine mit den dunkel behaarten Sphinxfüßen und den langen Messerkrallen, sondern auch ein metallener, zahlreich segmentierter Schweif, der, genau wie mein eigener, in einer breiten Lanzenspitze widmete. Eine Lanze östlicher Art mit etwas dünnerer Spitze, eine Naginata, befand sich in der linken Hand der Sphinx, die von sechs hellblau glimmenden, nahezu runden Steinen auf der ansonsten fast glatten Oberfläche umgeben war. Im Gegensatz zu der jungen Frau war der Holzbestandteil der Lanze in der feuchten Höhle schwer verwittert. Noch nie in meinem Leben hatte ich eine reinrassige Sphinx sehen dürfen, auch wenn mich der eiserne Schweif ziemlich irritierte. Weitere Inspektionen waren mir allerdings nicht gestattet.
    "Hey, du! Lass' ja deine Griffel von meinem Schatz! Gararara! Sag mir lieber, wie ich sie hier raus bekomme!", wurde ich jäh von dem Knogga unterbrochen, das sich mit ausgebreiteten Armen schützend vor "seinen Schatz" stellte.
    "Wieso, seid ihr ein Pärchen?", schnaubte ich das Boden-Pokémon leicht entnervt an. Es wirkte fast schon befremdlich, wie fröhlich das Knogga-Männchen mich, den Eindringling anglitzerte. Eigentlich war ich nicht dafür gekommen, ihm bei irgendetwas zu helfen. Was wollte der bitte hier?
    Der Knochenträger, der mit einem ehemaligen Oberschenkelknochen spielerisch herumfuchtelte, ließ sich jedoch nicht von seiner kongenialen Idee, die er da in seinem knochigen Schädel ausgebrütet hatte, abbringen: "Wenn ich diese Miezchenfrau in mein Dorf bringe, dann wird mir Ruhm und Ehre zu Teil! Ich, der große Oz, werde dann endlich allen gezeigt haben, dass er der größte Erkunder und Kämpfer aller Zeiten ist! So gut, dass ich eine großartige Position voller Anerkennung erhalten werde! Unser Dorf hat eine riesige Belohnung auf jemanden ausgeschrieben, der einen Miezchenmensch mitbringt, gararara!"
    "Weil ...?"
    "Es wird so aussehen, dass ich einen Miezchenmensch persönlich überwältigt habe, mit meiner großartigen Kampftechnik! Niemand wird den großen Oz für einen Scharlatan, einen Wichtigtuer oder einen Schwächling halten, wenn er doch noch diesen Schatz bewegen könnte!" Das war jetzt keine Antwort auf meine Frage, aber nun gut. Die Sphinx war mit einem Zauber belegt worden und sechs leicht glimmende, verdächtig aussehende Steine mit seltsam gekurvten Rillen umgaben sie. Unnötig zu sagen, dass ich nicht einsah, diesem aufdringlichen Pokémon mit seiner durchdringenden Stimme zu helfen.
    Bis ich mich plötzlich einer anderen Wahrheit entgegengesetzt sah: "Aber hey, du bist doch auch ein Miezchenmensch! Wenn ich DICH einfach entführe, hat es genau die gleiche Wirkung, selbst wenn die geflügelte Mieze etwas eindrucksvoller wäre!" Diese kleine Ohrfeige schluckte ich geduldig unter. Onkel Claudio hatte uns nämlich einige Regeln mitgegeben, an dir wir uns während unseres Aufenthalts dringlich hallten mussten, wovon die erste da wäre:
    NICHT TÖTEN. BESIEGE DEINE GEGNER MIT WORTEN.


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    Er war ja auch nicht tötenswürdig, dieser Oz, eher etwas liebenswürdig mit seinem selbstbewussten Grinsen. Aber nervig. Ich würde mir doch nicht von einem ein Meter hohen Knochenbuddler in den Porridge spucken lassen ... obwohl ... ich mochte noch nie Porridge. Allerdings sah ich mich nun plötzlich weitaus größeren Problemen konfrontiert, als aus dem Nichts die auf dem Boden verstreuten Knochen im Sekundentakt auf mich zuflogen!
    "Gararara! Ich werde dich mit meiner Knochentaktik bewusstlos schlagen und dann wird mein Aufstieg unvermeidlich sein, Miezchen! Vielleicht können wir, wenn alles erledigt ist, gemeinsam kochen, was hältst du davon?", begrüßte mich Oz in meinem ersten richtigen Gefecht auf dieser Insel, während ich mein Schwert zum Blocken schwang.
    "Wenn WAS erledigt ist?", fauchte ich, nun, da die Anzahl der auf mich zu fliegenden Knochen rasant angestiegen war, eher auf das Ausweichen als das nun nutzlose Blocken bedacht. Wie viele blaue Flecken ich mir von den schmerzhaften Treffern, von oben, von vorne, von der Seite und von hinten so zahlreich ankündigten, dass ich der Lage kaum Herr wurde, holen würde?
    Als das verspielte Glitzern aus den Augen des jungen Knogga verschwand, wirkte es zum ersten Mal etwas ratlos: "Äääh ... das weiß ich selber nicht! Aber ist doch egal, oder? Also mehr als geopfert werden kann dir nicht passieren, das kann ich dir versichern!"
    Ja natürlich war das egal! Wütend fauchte ich meinen Widersacher an und schickte ihm ein paar Finsterauren entgegen, die ihn sofort zu Boden niederstreckten. Nun also packte ich mein Messer aus und sprintete auf das anstrengende Pokémon zu, das sich jedoch wieder flink auf die Beine hievte und die um sich befindliche Ladung an menschlichen Überresten aus nächster Nähe auf mich zu beförderte! Zwar wich ich so schnell aus wie eine professionelle Tänzerin, doch mit Sicherheit bei weitem nicht so grazil!
    "Ich finde es großartig von dir, dass du dir so wenig Mühe gibst, um meine Kampffertigkeiten in einem besseren Licht darzustellen! Mann, wenn ich dich nicht sofort abgeben müsste, Miezchen, wärst du sicher eine tolle Kumpanin!", frohlockte Oz und zwang mich zum Grübeln: war meine Performance denn SO schlecht, dass dieser Eindruck entstehen konnte? Ich spürte die Schmerzen, an meinen mehrfach getroffenen Schenkeln, die das weitere Springen unnötig erschwerten. Mit Knochen umgehen konnte er, keine Frage. Aber wie ihm wohl mein Messer zwischen den Rippen schmecken würde?
    Plötzlich schnappte sich der junge Knogga-Mann eine weißrote Beere, die an einen abgefressenen Apfel erinnerte und beförderte die weiche Frucht zielgenau in mein Gesicht. Wütend leckte ich die scharfe, rote Paste, in die sich die geplatzte Giefebeere verwandelt hatte, von meinen Lippen und sog den Geschmack der Rache in mich aus!
    "Gararara! Jetzt bist du rot!"
    "Rot? Du bist gleich tot, Freundchen! "
    Ruckzuckhieb. Knogga waren allgemein zu träge, um sich auf so etwas vorzubereiten. Schneller als der Blitz stieß ich zu Oz durch, packte ihn am Hals, klemmte ihn am Granitboden fest und hielt im mein Messer an die Kehle. Diese Szene bedurfte keiner weiteren Worte meinerseits, damit er verstand.
    Schweißperlen rollten dem überraschten Boden-Pokémon über seinen fahlen Schädel, so fahl wie die Knochen der Verstorbenen, als er sich seiner Lage bewusst wurde: "H-hey, du bist doch eine gute Mieze! In dir schlägt ein gutes Herz, niemals könntest du ein kleines Monsterchen wie mich umbringen, oder? Die dunkle Mieze gehört dir! Ich suche mir ja schon eine neue!"
    Oh, doch! Und wie! Rote Flüssigkeit übergoss den Boden.
    NICHT TÖTEN. BESIEGE DEINE GEGNER MIT WORTEN.
    Rote Flüssigkeit, die von der Schwerkraft als Überreste einer Giefebeere zu Boden getragen wurde. Ich entschloss mich dazu, die Nervensäge zu verschonen und ihr ihre eigene Unachtsamkeit zu demonstrieren, in dem ich die sechs Zaubersteine einen nach dem anderen wegtrat, um den Bann zu lösen, wie in einem alten Märchen. A propos Unachtsamkeit ... da hatte aber auch ICH einige Sachen nicht beachtet ... ach Elaine ...


    Es war sicher nicht gesund, wie sich der Bann um die in der Luft gefangene Sphinx löste und sie brutal mit dem Gesicht auf den Erdboden aufschlagen ließ. Selbst anderthalb Meter in der Luft waren da eine nicht zu unterschätzende Höhe. Sie atmete nicht mehr, doch vielleicht erkannte ich die Atmung durch den Brustpanzer nur nicht. Vorsichtig näherte ich mich dem gestürzten Engel, doch ich eh ich mich versah, gab es Miezekatze am Spieß, als wie aus dem nichts die Naginata haarscharf an meinem Kopf vorbeiflog, sich in der hinteren Felswand verfing und ihr verrotteter, hölzerner Stiel auseinanderbrach.
    "WAS WAR DAS DENN FÜR EINE BLOODY AKTION?!", erschak ich und stolperte nach hinten, um unsanft auf meinem Gesäß zu landen und mit verwunderte Blicke seitens des genauso überraschten Knogga einzufangen! Bereits als ich mich wieder aufrichten wollte, thronte über mir ein Gesicht mit zwei golden aufleuchtenden Mandelaugen, einem breiten Raubtiergrinsen sowie Flügel, die die Sonne verdunkeln konnten. Das metallische Geräusch, dass wohl der umherpeitschende Schweif verursachte, trug nicht gerade zu mener Beruhigung bei. JETZT hatte ich ein richtiges Problem. Selbst mich in die Sitzposition zu zwängen, erwies sich für meine lädierten Beine als Herkulesaufgabe, die ich unter großen Schmerzen bewältigen konnte, doch glücklicherweise entschied sich die Sphinx dazu, mich am Kragen meines roten Kimono hochzuheben und ihre Augen in ein lavagleiches Orange zu tauchen. Was ich über die Sphinxen wusste, war, dass die Verfärbung ihrer Augen für andere kein gutes Omen war. Sie sollte mich in Ruhe lassen, schließlich war ich doch selbst zu einem Viertel eine! Das Licht aus ihren Augen war so grell, dass die Pupillen oder die Iris nicht mehr sichtbar waren, lediglich die dunklen Einfärbungen auf ihrem Gesicht, die wohl das Blut der unsanften Landung darstellten.
    "Hey, nicht streiten und gegenseitig töten, davon hat am Ende niemand was! Lasst uns lieber zusammen etwas Tolles essen gehen! Du riechst ja schon so nach Fisch!", versuchte mein Widersacher von gerade eben die Geflügelte von einer blutigen Tat abzuhalten.
    "Shei- ... Shell- ... nein", ignorierte die geflügelte Frau mit ihren bis zu ihrem Gesäß reichenden Haaren die nicht mal böse gemeinte Bemerkung des zu ehrlichen Knoggas und beförderte mich fast so unsanft gen Erdboden, wie sie selbst gestürzt war: "Schade, für einen Moment hatte ich gehofft, dass ... egal. Wo ist dieser diamantbefleckte Haufen Vulpixdung?" In alle Richtungen um sich schauend und bösartig fauchend, konnte sie das Subjekt ihrer Begierde nicht in ihrer Nähe entdecken.
    Die leuchtenden Augen verblassten erneut zu ihrem ursprünglichen Goldton in der Iris, als sie sich über mich beugte und mir eine Frage stellte, die mich falscher auf dem böse schmerzenden Fuß nicht hätte treffen können: "Dialga ist abgehauen, oder? Du hast ihn nicht mehr gesehen?" Zögerlich schüttelte ich den Kopf, die Augen vor Angst geweitet. Ich versuchte, sie mit meinem Schweif etwas zu betören, doch mehr als ein kurzes Augenzucken konnte ich ihr damit nicht entlocken.
    Die grazile Gestalt schnaubte resigniert und wischte sich angestrengt ihre langen schwarzen Strähnen aus dem mit nun verkrusteten Blutflecken "verzierten" Gesicht: "Wie lange hat er mich in der Zeit gefangen gehalten? Eine Woche? Ein Monat? Vielleicht ein ganzes Jahr?"
    "D-das kommt drauf an, wann du geboren bist", stammelte ich zitternd und hoffte einfach nur, nicht in dieser kalten Höhle mein Ende zu finden.
    "1103 nach Necarios ... na los, sag mir ... hat das Jahr schon auf 1134 umgeschaltet?"
    Meine Stimmbänder zogen sich vor lauter Angst zusammen und verweigerten ihre Arbeit. 1103? Nein, nein, das konnte unmöglich sein! Ich kannte die muyanische Zeitrechnung, der die Sphinxen nach ihrer Religionsgründung befolgten, aber wenn ich bereits so geschockt auf den Unterschied reagierte, wie würde dann ein leicht reizbares Heißblut reagieren?
    "Pass auf, kleine Katze. Ich habe hier keine Zeit zu verlieren. Ich habe meine Freunde zu beschützen. Wer weiß, in welcher Gefahr sie mittlerweile schweben. Seit die Menschen uns mit all ihrer Undankbarkeit hintergangen haben, sind wir Monster in argen Nöten. Ich kann nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert. Ich habe damals bei Bara versagt ... bei Sheila und Yomi mag ich es mir gar nicht vorstellen."
    "DU BIST JETZT UNGEFÄHR EINHUNDERT!", schrie ich panisch drauf los, meine empfindlichen, langen Ohren selbst gewaltsam umklammernd, bis ich realisierte, was sie da gerade gesagt hatte. Die zumindest körperlich dreißigjährige Sphinx sah plötzlich unglaublich niedlich, fast zum Kuscheln aus, als sich ihre Augen und ihr schmaler Mund vor Schreck weiteten und sie ihren Oberkörper flink nach hinten zog, als hätte ich irgendetwas gesagt, dass sie wie ein Magneton abgestoßen hätte! Ein belustigtes Geräusch, das wohl eine Art ironisches Lachen sein sollte, entwich der Kehle der ungläubigen Sphinx, die sich offenbar veralbert vorkam.
    "Aber wenn ich doch die Wahrheit sage! Damals gab es eine große Schlacht zwischen Menschen und Monstern, heißt, Gijinka und Pokémon! Viele von euch haben diesen Krieg nicht überstanden ... und wurden vertrieben. Im Westen führen die Monster nun ein Leben im Untergrund, selbst in der Geschichtsschreibung wurden sie zum Aberglauben degradiert und all ihre Schöpfungen wie die Yomis wurden Menschen zugeschrieben. Kagayaku, was ich dir sage, ist hart, aber ich lüge nicht!" Für einen Moment hörte die elegante Lady auf, zu atmen. Sie blickte mir tief in die Augen. Vielleicht erkannte sie in mir Sheila. Wenn sie erst Roxy treffen würde, die ihr selbst wie aus dem Gesicht geschnitten war! Diese große Schlacht, die nur Leid und Trauer für Gijinka und Pokemon brachte, war nichts, das ich jemals in einem ersten Kapitel einer Geschichte beschrieben oder auch nur erwähnt hätte, so schrecklich war es. Die Moderne verdrängte sie und genau diese Moderne sollte nun auch in den östlichen Ländern Einzug halten.
    Doch ich hatte noch etwas zu erzählen: "Sheila hatte in ihren Annalen nie geschrieben, dass du fünf Jahre nach der Schlacht bei den Menhiren für immer verschollen gegangen bist, wie später noch Yomi. Sie hat es in ihrer Geschichte nicht akzeptiert, von ihrer besten Freundin plötzlich getrennt zu sein. Und das war sie auch nicht, denn ihr war im Geiste immer beieinander." Die angespannten Mundwinkel der angriffslustigen Kagayaku senkten sich kraftlos nach unten.
    "Wer bist du, dass du angeblich so viel über uns weißt?"
    "Deine Urenkelin", hauchte ich mitleidsvoll. Wie es sich wohl anfühlte, solchen Erkenntnissen ins Auge zu blicken, die das ganze Leben auf den Kopf stellten?
    Sie war seelenruhig, als ob irgendein Teil in ihr gestorben wäre, als sie mir antwortete: "Ich glaube dir. Das Aussehen stimmt jedenfalls ... aber ich ... 80 Jahre ... nein ... das verstehe ich nicht. Meine Sheila, meine Yomi, alle weg, nur weil ich wieder nicht da war. Nun bin ich ganz alleine und habe keine spezielle Person mehr, die ich beschützen kann. Es wird Zeit, diesem jämmerlichen Leben ein Ende zu bereiten." Die silberne Schweifspitze bewegte sich ganz nahe an ihrer zierlichen Kehle. Jeden Moment rechnete ich damit, dass sie irgendetwas ganz Unüberlegtes tat.
    Um diesen dicken Kloß in den Sekunden unheimlichster Stille herunterzuschlucken, versuchte ich, irgendwie ganz plump einzugreifen: "Deins? N-nein, tu das nicht!"


    RUIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIISH!


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    Dieses Geräusch ertönte, wenn die Schweifspitze einer Sphinx zartes Fleisch aufschnitt und sich der aufgerissene Spalt binnen weniger Augenblicke scharlachrot färbte. Ich war geschockt, erstarrt angesichts dessen, was Kagayaku soeben getan hatte.
    "NEIN, DEREN LEBEN! Pass auf, wenn du wirklich meine Nachfahrin sein willst, dann hör' gefälligst auf, dich wie ein buddhaverlassener Waschlappen zu benehmen! Schau ihn dir an, meinen wunderschönen neuen Schweif", erklärte sie mir, als sie mit der um die zwei Meter langen Segmentkette zwischen unseren Gesichtern herumwedelte: "Den hat mir Yomi gebaut. Du weißt sicher, dass die königliche Familie der Sphinxen ihren Schweif kopiert bekam, um sich abzuheben und von den Menschen eher akzeptiert zu werden. Nach Baras Tod hatte ich Monate meines Lebens damit vergeudet, in Selbstmitleid zu zerfließen, obwohl ich doch eigentlich keine Schuld hatte. Hier ist es nun genauso. Niemand kann mir meine Freunde wieder zurückholen, doch mir ist klar, dass sie sowieso nicht mehr am Leben wären ... diese Einsicht gibt mir die Kraft, das jämmerliche Leben derer zu beenden, die uns in die Knie zwingen wollen. Diese neue Kagayaku hat ihre alten Egoismen abgelehnt und mein neuer Schweif steht für genau das. Ich will niemand mehr sein, die nur aufgrund ihrer Schönheit, ihres Standes oder ihrer Stärke allein bewundert wird. Das war vor fünf ... äh ... fünfundachtzig Jahren. Ich werde nicht zulassen, dass den anderen Gijinkas und Monstern noch mehr Unrecht angetan wird. Ich will, dass sie zu mir aufsehen, weil ich für sie kämpfen werde! Was habe ich mehr zu verlieren als mein Leben? Nur noch sie! Und das wichtigste, schreib dir das hinter deine langen Blitzaöhrchen ... ICH WERDE NIEMALS STERBEN! Ha!" Ich hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Vollkommen regungslos starrte ich in ihr entschlossenes Gesicht mit der blutigen Narbe unter dem rechten Auge, die offenbar neu aufgerissen war. Aber was war das denn schon gegen die Wunde, die sie mir gerade am Arm zugefügt hatte? Es war nur eine Schnittwunde, aber ... sie sollte sich ja nicht wagen, sowas nochmal zu machen!
    "War es das, weswegen du Dialga gesucht hast?", bohrte ich neugierig nach, während ich versuchte, meine Wunde mit der anderen Hand zu stillen.
    "Ah, soll ich es dir erzählen?"
    "Ja, unbedingt!"
    "FAGYU! Wieso sollte ich das einem dahergelaufenen Miezekätzchen wie dir einfach erzählen, vor allem, wenn ich mit dir gleich für meine blutige Nase den Boden aufwische!"
    WAS?
    "Ach nein, du wirst mir nicht das Wasser reichen können. Das macht keinen Spaß. Lass uns gehen!"
    "Wohin?"
    "WEG!"
    Vor Schreck weiteten sich meine Augen angesichts des lauten Schreis der Sphinx, doch glücklicherweise schien sie sich binnen Sekunden wieder beruhigt zu haben: "He, Knogga, du wolltest uns doch zum Essen einladen. Wer mich kennt, weiß, dass ich dankend annehme!" Von mir aus konnte das durch unseren Dialog völlig beeindruckte und erschrockene Knogga uns alle in sein Dorf bringen. Mit einer Sphinx an meiner Seite musste ich wohl kaum um mein Leben fürchten! Oder vielleicht gerade deswegen DOCH?

  • Diese große Schlacht, die nur Leid und Trauer für Gijinka und Pokemon brachte, war nichts, das ich jemals in einem ersten Kapitel einer Geschichte beschrieben oder auch nur erwähnt hätte, so schrecklich war es

    Na wenigstens hat sich die gute Elaine auch dran gehalten. Dafür ist dann schließlich auch das zweite Kapitel da, um das nachzuholen. Frühestens.


    Hallo du Katzendämon! Es wurde ja auch endlich mal Zeit, dass ein neues Kapitel kommt und du hast dir außerordentlich viel Mühe gegeben, eine alte Bekannte wieder aufleben zu lassen. Oder auch nicht, wenn sie es noch geschafft hat, von den Steinen gebannt zu werden. Irgendwie passt es ja, dass da dieses dümmliche Knogga aufgetaucht ist und für Probleme gesorgt hat; insbesondere der kleine Kampf hat sich schön dynamisch gelesen und mit dem Hintergrund, den Gegner nicht töten zu dürfen, aber trotzdem mit dem Messer arbeiten zu müssen hat das Spannung reingebracht. Die Musik war atmosphärisch sehr passend, überraschend sogar. Man fühlt sich direkt im Kampf drin, hat mir also sehr gefallen! Ich hätte da gegen Ende auch erwartet, dass sie das Knogga mit dem Giefesaft auf dem Körper zurücklässt, damit es so aussieht, als wäre es nicht tot, sondern nur von den Beeren betrunken. Keine Ahnung, welche Wirkung die noch so haben können, aber man darf ja hoffentlich noch träumen.
    Gerade die Auflösung des Banns hatte etwas Cartoonmäßiges; darf man das öfters erwarten? So herrlich übertriebene Szenen können ziemlich gut auflockern und ich bin mir sicher, dass Kagayaku auch die richtige Mieze dafür ist. ("Wie redest du mit mir?!") Oh, entschuldige bitte. Wirklich viel erfahren hat man im Nachhinein ja nicht mehr, außer dass sich Elaine in Acht nehmen sollte und Kagayaku nach dem Erwachen nicht ganz so begeistert ist. An der Stelle möchte ich mal kurz erwähnen, dass du die Wunde am Arm gern etwas früher hättest benennen können. So wusste ich nur davon, dass sie jemandem das Fleisch aufgeschnitten hat, aber nicht wessen und auch nicht wo genau. Das kam erst nach dem Dialog mal kurz auf und da war es auch schon nicht mehr sonderlich relevant. Aber das ist eine Kleinigkeit.


    Mal sehen, wie sich diese gemeinsame Reise nun entwickeln wird und wer sich fürchten muss. In diesem Sinne: Bis dahin!

  • Kagayaku: Nyaol ... ò.ó wieso muss ich das machen? Ich bin doch faul ... >_<
    Sheila: Dafür bist du noch nicht tot, hör auf zu jammern! <_<
    Kagayaku: Dann kann ja auch ...
    Sheila: NEIN! >: Du wagst es dich, zu spoilern?
    Kagayaku: Come on, this is very obvious. Außerdem, mach mir mal Spaghetti. Du warst ja in Italien, nicht ich.
    Sheila: Ach Schätzchen, ich glaube, die englische Küche wird dir viel mehr munden. (:<
    Kagayaku: Nein, über die habe ich Vorurteile gehört! o_o"
    Sheila: ^.~ You gonna have a bad time! Jetzt fang an! >:


    Dümmliches Knogga.
    Kagayaku: Das klingt jetzt aber sehr negativ. Also "goofy" und "dorky" würde absolut passen. Das Knogga ähnelt ja schließlich dem großartigen Papyrus! <3


    Elaine: Das Beeren betrunken machen können ... stimmt, das hatte ich gar nicht bedacht. Aber das kann ja auch die Verwirrung erklären. :'D


    Zitat von Rusalka


    Gerade die Auflösung des Banns hatte etwas Cartoonmäßiges; darf man das öfters erwarten? So herrlich übertriebene Szenen können ziemlich gut auflockern und ich bin mir sicher, dass Kagayaku auch die richtige Mieze dafür ist. ("Wie redest du mit mir?!") Oh, entschuldige bitte.

    Elaine: Eigentlich ist es ja reine Physik gewesen, da Kagayaku unerwartet auf die Erde aufgeschlagen ist. Katzen überleben Stürze aus 8 Metern, wo sie sich vorbereiten können, besser als Stürze aus 1, 1,5 Metern, da sie auf den Rücken fallen könnten. Außerdem ist ihr Körper nicht so wendig wie der einer Katze.
    Sheila: Kagy-Schätzchen (Kagayaku: HELL NOOOOOOOO! ò.ó) ... und ihre dunkle Seite Kaga-F*ckyou [(c) Curiosity] (Kagayaku: -_- Wenn ich "Die Blinde" heißen würde, würde ich still sein, Schiela!) haben schon für viele lustige Szenen gesorgt. ^_^ Aber ... sie auch nur einmal nicht ernst zu nehmen oder zu unterschätzen könnte man jederzeit mit dem Leben bezahlen.
    Kagayaku: So ist fein, Miezchen. Und Mieze dürfen mich nur Leute nennen, denen ich das Ohr ablecken würde. Dafür kenne ich dich noch nicht lange genug. ò.ó [Sphinxen lecken sich außerhalb menschlicher Gesellschaft gegenseitig die Ohren, Arme oder Flügel als Zeichen der Zuneigung. Sie putzen sich auch wie Katzen, aber eben nur, wenn keine Menschen oder andere Gijinka zuschauen. Der löwenhafte Beschützerinstinkt ist sehr stark ausgeprägt.]


    Zitat von Rusalka


    An der Stelle möchte ich mal kurz erwähnen, dass du die Wunde am Arm gern etwas früher hättest benennen können. So wusste ich nur davon, dass sie jemandem das Fleisch aufgeschnitten hat, aber nicht wessen und auch nicht wo genau. Das kam erst nach dem Dialog mal kurz auf und da war es auch schon nicht mehr sonderlich relevant. Aber das ist eine Kleinigkeit.

    Kagayaku: Meine Nachkommen sind eben keine Memmen. ;P
    Elaine: Ja, das ist vielleicht etwas zu kurz gekommen. ;v; Es tat aber schon etwas weh, da die metallische Schweifspitze tiefer schlitzen kann als die normale Schweifspitze.


    (Das ganze Kapitel ist übrigens eine Hommage an Mischblut Kapitel #2, wo Sheila auch unfreiwillig Bekanntschaft mit Kagayaku geschlossen und ihr durch den Sturz die Flügel gebrochen hatte. Kagayaku konnte nicht weiterfliegen und musste Sheila dann zu Fuß von der Normandie nach Paris begleiten. Deswegen auch ist der Sturz etwas "brutaler" als üblich. Aber eine toughe Frau wie Kagayaku haut sowas nicht um. ò.ó)


    Merci! (:

  • Kapitel II: The Heroine Appears



    Mit einem tiefschwarzen Mantel, so dunkel wie die unendliche Leere, hatte der Himmel unsere Erde bedeckt. Lediglich die funkelnden Sterne am Firmament, nach Auffassung der Sphinxen die Lichter ihrer Ahnen, erhellten außer meiner Elektrizität das Umfeld. Dass ich so lange dafür gebraucht hatte, um Feuersteine zu besorgen, dürfte die anderen nicht gerade freuen. Mit einem Ohr vorne überhängen, das andere vor Aufregung steil aufgerichtet, trottete ich mit dem Knogga und der Flügellady an meiner Seite zu unserem vereinbarten Treffpunkt. Wie wohl der bedrohliche Schatten und die golden glühenden Augen von Kagayaku auf meine Verwandtschaft gewirkt hatten?
    "Miss Elaine Moira de Courtenay, hatte ich nicht klar und deutlich gesagt, dass sie sich doch bitte beeilen möge? Du schläfst ja schon beim Laufen ein. Ein bisschen mehr Elan bitte, ja?", zeterte der verärgerte Onkel Claudio, als er mich um die Steine erleichterte und mit diesen den großen Stapel Feuerholz bearbeitete, den ich nur schemenhaft in der von meinen Geschwistern produzierten Energie erkennen konnte: "Wir haben zwei kleine Unterkünfte für eine Nacht gebaut, in die gerade so genau zwei Personen hineinpassen, während du ... du ... ja was hast du da überhaupt gemacht?" Onkel Claudio mühte sich sichtlich, mit dem steinernen Material mehr als nur Funken zu produzieren, doch es gelang ihm nicht. Während meine beiden Geschwister Roxy und Charlie verblüfft darauf warteten, dass ich meine Begleitung vorstellen würde, spitzte Kagayaku ihre Lippen und pustete einen feurigen Hauch auf den Reisig, der sich sofort entzündete.
    "Woa! Was zum!", fuhr der sichtlich erschrockene Onkel aus der Haut, nachdem er schnell zurückgewichen war: "Das kam ... von dort ... wer ... wer ist das überhaupt?"
    Mit verschränkten Armen und misstrauisch gekrümmten Mund stand Kagayaku immer noch schweigend an meiner Seite, auch Oz hatte sich bislang nicht zu Wort gemeldet, doch dies wurde soeben Geschichte: "Gararara! Ich, der große Oz, bin gekommen, um ein Miezchen in mein Dorf ... um den Miezchen nahe meines Dorfes ... ein vortreffliches Gericht zu kochen!"
    "Wir haben bereits Nahrung zum Braten mitgenommen. Das Kochen ist mein Metier ...", entgegnete Charlie wenig begeistert, da er den Kochkünsten Anderer relativ wenig Vertrauen entgegenbrachte, was vielleicht auch an der außergewöhnlichen Küche unserer Heimat lag.
    Kaum war dieser Sachverhalt geklärt, setzte sich Onkel Claudio erneut in Szene, als er zu Kagayaku schritt, ihre kleine Hand nahm und sie küsste: "Mylady, ich wusste gar nicht, dass sich hinter diesen so zwielichtig aufblitzenden Augen der Begleiterin meiner Nichte eine solch umwerfende Schönheit verbirgt. Mein Name lautet Claudio Pazzini, Diplomat des Westens für Zappango. Es ist mir eine große Freude, Bekanntschaft mit einer Schönheit wie Euch zu machen!"
    Sichtlich konfus wand sich die geflügelte Vollblutsphinx an mich und flüsterte ungeschickt in mein Ohr: "Wenn ich richtig rechne, hat der da ein Kind meiner süßen Bara Rea als Gefährtin genommen?" Noch verwirrter blickte nun der Onkel drein, der sich eine andere Reaktion als die deutlich hörbare von seinem faszinierenden Gegenüber erwünscht hatte.
    Missmutig zuckte ich mit den Ohren, denn nun lag es an mir, diese schier unglaubliche Situation allen Beteiligten irgendwie logisch näherzubringen: "Dassssss ... ist eine Geschichte, bei der ich wohl etwas weiter ausholen muss. Diese Frau dort ... naja ... sie ist unsere Ahnin. Kagayaku."



    Nachdem ich in Umrissen alle wichtigen Elemente aufgeführt hatte, war vor allem Roxy Feuer und Flamme dafür, noch mehr über die Frau zu lernen, die ihr, bis auf die Ohren, wie aus dem Gesicht geschnitten schien: "Stimmt es, was in Setsunas Chronik 'Die Letzten Tage einer Kaiserin' von dir gesagt wurde? Dass du besonders gerne die Ohren von den Leuten, die du gerne hattest, abgeleckt hast? Und dass du am liebsten erst um 12 Uhr aufgestanden bist? Und ... dass du sie gezwungen hast, dir uneingeschränkten Zugriff auf alle Süßwaren bei allen Chocolatiers und in allenViennoiserien zu gewähren?"
    "Wieso sollte sie denn lügen? Klar stimmt es", beantwortete die, würde man sich die Flügel wegdenken, zierliche Frau mit dem Raubtiergebiss, geduldig die Fragen ihrer neuesten Bewundererin.
    Ich warf Kagayaku einen ungläubigen Blick zu: "Weil Geschichtsschreibung auch noch nie gelogen hat, um manche Sachen ins bessere Licht zu rücken?"
    "Bei mir kann Setsuna gar nicht so viel nach oben korrigieren, haha ... Spaß beiseite, ich würde diese Schriften unglaublich gerne lesen, doch erst einmal interessiert es mich, wie es um die Kontinente steht ... was in all der Zeit geschehen ist und was aus dem wurde, dass wir erschaffen hatten. Sheil- ... uuum ... Elaine, du hast mir bereits erzählt, dass es schlimm ist. Aber wie schlimm ist es und was können oder müssen dagegen unternehmen?", entgegnete mir die physisch dreißigjährige Sphinx lächelnd, die sich mittlerweile wie wir alle um das große Lagerfeuer niedergelassen hatte.
    Charlie hatte derweil unsere Mahlzeit fertig gebraten. Es sah nicht so aus, als ob er interessiert zugehört hatte, doch ich konnte es nie wissen, denn oft erweckte mein Bruder den Eindruck, ein großes, undurchschaubares Rätsel zu sein. Wie Kagayaku besaß auch Roxy als Viertel-Sphinx, wenn auch als Einzige von uns Dreien, Flügel, doch diesen fehlte der zweite Knochen, sodass sie keine Schwingen besaß, sondern nur zwei knochige Äste an den Rücken, die mit einem weichen, beigen Federsaum überzogen waren. Beim Anfertigen und Anziehen von Oberteilen erwiesen sie sich als sehr lästig und wegen ihres unbeholfenen Aussehens, schämte sich Roxy für sie. Vor kurzem hatte ein Mann namens Mendoza entdeckt, dass man die Chance, bestimmte Merkmale von den Ahnen zu erben, ausrechnen konnten, was erklären würde, wieso ich keine Flügelstummel besaß.



    Neben einem Mousse aus gerösteten Maronbeeren wurden uns Taubsi-Eier mit Saganabyss-Rogen, aufgeschnittene Tropius-Bananen mit Granabeerenpaste sowie eine gute Menge handelsüblicher Reis serviert. Es freute Charlie immer wieder, uns ein solch opulentes Mahl zu zaubern, doch noch mehr zu freuen schien sich Kagayaku, die sich nach der langen Zeit wieder einmal einen vollen Magen gönnen durfte. Ich hatte anfangs die Befürchtung gehabt, dass die am nächsten Tag wohl noch kaum essbaren Sachen übrig bleiben könnten, doch auch Oz, das Knogga, trug seinen Teil dazu bei, dass diese Menga beinahe schon zu wenig war!
    Nach dem schmackhaften Mahl kam es, wie es kommen musste: eine Diskussion um die Schlafplätze entbrannte. Normalerweise hätten wir drei Geschwister uns darum geprügelt, wer denn den Platz bei unserem Onkel einnehmen sollte, doch nun würden zwei Personen so oder so die Nacht draußen verbringen müssen!
    Unser Gruppenführer verkündete mit breiter Brust seine Entscheidung: "Lady Kagayaku wird ihre Nacht selbstverständlich bei mir verbringen können. Wer von euch ohne Zelt schläft ... macht das unter euch aus."
    "Ich bezweifle, dass meine ausgestreckten Flügel überhaupt in die Hütte passen ... und dann noch jemand neben mir? Das funktioniert nicht. Ich brauche das Zelt für mich ganz alleine", vertrat die geflügelte Begleitung jedoch offensichtlich die Meinung, seine Autorität direkt untergraben zu müssen: "Spaß ... ich ergötze mich lediglich an euren geschockten Gesichtern, hihi ... ich habe genug geschlafen und werde ein bisschen die Gegend erkunden. Und Nachtwache halten. Ja, ich kann beides, macht euch da mal keine Sorgen."
    Beinahe wäre ich dazu gekommen, entspannt aufzuatmen, doch Roxy hatte offensichtlich andere Pläne geschmiedet, bevor sie Hände reibend mit einem breiten Grinsen auf mich zu schlenderte: "Hyouko ... uuuh ... nein. Warte. Elaine-Darling, ... Charlie und ich sind der Meinung, dass das Nesthäkchen bei unserem Gruppenanführer den besten Schutz genießt. Ich möchte ja wirklich nicht, dass dir ... kukuku ... etwas zu stö-"
    "ROXY! Duuu ...", zischte ich aufgewühlt, auch wenn das sicher nicht der erste liebevoll gemeinte Streich gewesen war, doch auch meine schwarzhaarige Schwester sollte aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, als sie sah, wie unser Bruder sämtliche Gerätschaften und Gepäckstücke auf den freien Platz gestellt hatte, sodass nur noch er selbst darin alleine Platz fand.
    "Was soll DAS denn, dimwit! Da passe ich ja gar nicht rein!"
    "Exakt. Du quasselst mir nachts einfach zu viel. Dieser Stapel Holz ist doch der angenehmste Zimmerpartner, den man nur haben kann!", strahlte Charlie triumphierend.
    "I-idiot!", plusterte meine temperamentvolle Schwester beleidigt ihre Backen auf und heftete sich Kagayaku an die Fersen, die bereits ihr Vorhaben in die Tat umgesetzt hatte. Dann würde ich also doch wieder bei meinem Onkel schlafen ... auch wenn ich sicher keinen Schutz mehr brauchte! Ganz sicher nicht!



    Auf einer Anhöhe hatte sich Oz am folgenden Morgen bereits mit in die Hüften gestemmten Armen präsentiert, fest entschlossen, uns in sein ... Dorf ... zu lotsen, auch wenn Onkel Claudio andere Pläne für uns hatte, wie dieser ihm unmissverständlich mitteilte: "Nein, du wirst keinen von uns in dein merkwürdiges Dorf bringen. Das Ziel lautet Chikurin no Sato und laut Karte befindet sich dies ganz woanders. Wir sind nicht zum Urlaub hier, sondern zum Arbeiten und zum Lernen." Ich konnte sogar hören, welch gigantischen Kloß Roxy in ihrem Hals soeben heruntergeschluckt hatte.
    Arbeiten. Zugegeben, zuhause befanden sich in den Großstädten unzählige ehemals rote Backsteingebäude mit dampfenden Schloten, die auch ein Krawumms aus der Hölle auf seinem Kopf tragen könnte. Nicht nur die Erwachsenen der Unterschicht, auch ihre Kinder befanden sich unter dem Joch der rasant beschleunigenden Industrie, die sich als Wurzel unseres westlichen Wohlstandes fest etabliert hatte. Wer das Geld hatte, hatte nun die Macht. Dass wir Adlige waren, interessierte niemanden, lediglich unser Vermögen verhinderte uns ein solch klägliches Schicksal wie das der zehnjährigen Kinder, die anstatt mit Pokémon mit Hammer und Meißel spielen mussten, bis ihr Leben von den ächzenden Stollen begraben wurde. Unser fröhlicher, kleiner Geselle Oz konnte froh sein, von diesem Teil der Welt noch nie erfahren zu haben.
    Gerade, als Onkel Claudio an der Weggabelung den linken Weg einschlagen wollte, hatten sich Oz, Kagayaku und Roxy bereits gen Nordosten positioniert, was dem selbsternannten Truppenchef überhaupt nicht gefiel: "Ich habe mich doch klar und deutlich ausgedrückt! Wir gehen da nicht lang! Wir haben mit diesem Knogga nichts zu tun!"
    "Hast du vergessen, was ich dir während des Mahls über Menschen und Monster erzählt habe? Ich habe kein Interesse daran, momentan ein von Menschen bewohntes Dort zu besuchen", fauchte Kagayaku den sichtlich irritierten Onkel an: "Die Kinder haben da sicher mehr Spaß. Wenn du mitkommen willst, gerne." Claudio war fassungslos. Er wusste nicht, wie er auf die charismatische Schönheit reagieren sollte, da er ihr zum einen ganz offensichtlich verfallen war, sie aber andererseits uns davon überzeugen wollte, seine Kommandos zu missachten.
    Sich an die Regeln halten ... und einen Routinejob übernehmen ... oder ... die Regeln brechen ... und vielleicht mal etwas Anderes zu erleben? Während ich wie eine Salzsäule an der Seite meines Onkels stand und meine Gedanken sortierte, marschierten Oz und Kagayaku bereits vorneweg, ohne zu warten. Auch Roxy hetzte nach etwas Verzögerung hinterher, nur um dann abrupt abzubremsen und uns herzuwinken. Mein Onkel knirschte vor Wut mit den Zähnen. Er war für die Sicherheit jedes der drei Kinder seiner Schwester verantwortlich und hatte keine andere Wahl, als die Gruppe so zusammenzuhalten. Ob Kagayaku darüber bescheid wusste und sich dies zu Nutze gemacht hätte? You slippery snail!
    Erleichtert, diese Entscheidung doch nicht selbst treffen zu müssen, trottete ich mit Charlie den nun mehr vier Vorangegangenen gemütlich hinterher und durfte Oz' freudiges Triumphgeschrei bestaunen: "Ich, der große Oz, habe es geschafft, mit meinem schier unvergleichlichen Charisma eine Miezekatze einzufangen und in mein Dorf zu schleppen! Garararara!" Ich hoffte nur, dass es sich dabei um keine Falle handelte, die sich gewaschen hatte. ER erschien nicht besonders gefährlich, aber wer wusste schon, was uns erwarten würde. Seine Kampftechnik hatte mich am Abend zuvor ordentlich auf Trab gehalten, das musste ich mir offen eingestehen.



    "Weißt du, Elaine, ich hätte Roxy niemals mitmehmen dürfen. Nur weil sie erwachsen ist, glaubt sie, jeden meiner Befehle ignorieren zu können! Das kleine Biest hätte ich mit nichts in der Welt umstimmen können ... vor allem nicht ... wo SIE jetzt da ist", schnaubte der den ganzen Weg ansonsten so schweigsame Onkel Claudio, der sich auf dieser Reise momentan höchstens an den blühenden Hubelupf oder den singenden Tauboga erfreuen konnte. Sogar ein Trio Damhirplex und zwei zuckersüße Vulpix hatten wir in einer Lichtung erblicken können! Als wir das von Oz auf der Karte markierte Ziel bereits erreicht hatten, ließ uns den Atem stocken ... oder eher MIR den Atem stocken. Ein halbes Dutzend bewaffneter Reiter in ihren typischen Samurairüstungen flankierte ein Wesen, behütet wie ein Kronjuwel, in seiner Mitte. Doch diese Reiter waren keine normalen Reiter, beziehungsweise waren diese Reittiere nicht die traditionellen Gallopa, die sonst niemand nutzt, sondern stolze, mit knackig grünem Laub geschmückte Kronjuwild!
    "Menschlinge! Ich, der große Oz, weiß um eure mangelnde Kommunikationsfähigkeit der animalischen Sprachen bestimmt! Daher überlasse ich es meinen Geiseln, das Gesagte zu übermitteln. Schließlich bin ich ein Knogga mit sehr hohen Standards und bester Koch meines Dorfs! Das ist direkt um die Ecke!", tönte unser vorlauter Calcium-Charismatiker, ohne zu wissen, dass sich inmitten der mit schwarzen, schnurrbärtigen, grimmig dreinschauenden Masken ausgestatteten eine Person wie ein Engel befand. Elegant, anmutig, zerbrechlich ... und geflügelt! Eine Sphinx, ihr ansonsten wohl eher sonnengegerbtes Gesicht komplett in weißen Puder gehüllt, während die schwarzen Haare mit zahlreichen Bändern und Goldstücken in eine Form ähnlich zweier zur Seite gebogener Chevrummhörner gebracht waren. Die Mitte ihrer Unterlippe wies einen kleinen schwarzen Fleck auf, während die Farben Schwarz und Weiß auch an ihrem nicht gerade aufwändig verzierten, aber trotzdem höchst prächtigen, einem Kimono ähnelnden Adelsgewand deutlich dominierten. Die Farbe brachte der Goldschmuck an Ohren, Armen und Haaren ins Spiel. Was die Reiter dort beschützten, war nicht mal eine junge Frau, sondern ein Mädchen, vielleicht um die 15 Jahre alt. Neben dem linken Vorderbein ihres Reittiers erkannte ich eine schwarze Schweifspitze wie die unsere, die sich neugierig regte.
    Doch ein Maulheld kam selten allein, sodass sich Kagayaku ganz wie in den alten Geschichten in den Mittelpunkt spielen musste: "Nenn' mich noch einmal Geisel und wir kochen zusammen Pasta, und zwar aus deinem Gehirn! Sei gegrüßt, junge Sphinx ... der Wind weht ... die Heldin erscheint. Und hier steht sie, genau vor dir. Alle deine Träume und Hoffnungen, ich kann sie wahr machen!" Mit noch mehr Pathos konnte sie ihre Hand nicht mehr auf ihre Brust pressen, den Schweif stolz wie ein umgekehrtes Fragezeichen nach oben hin gekrümmt. Innerlich betete ich, dass wenigstens nicht auch noch Roxy versuchte, es ihrem neuesten Vorbild gleichzutun. Ich hatte die charismatische Kagayaku gestern während unseres Mahl zu schätzen gelernt, aber solche Kapriolen könnten uns am Ende mehr schaden als helfen! Voller Zweifel standen meine langen Ohren zur Seite ab und waren nach unten geknickt. Wie oft Kagayaku ohne Sheila schon ihre schönen Reißzähnchen gezogen bekommen hätte?



    "Schweigt! Kniet umgehend vor dem Shogun nieder! Und was erlaubt Ihr Euch, Ihre Majestät so respektlos anzusprechen!", konterte das Oberhaupt der Garde mit den glänzendsten Reiterstiefeln und ließ Onkel Claudio durch den mürrischen Tonfall die Diplomaten-Sorgenfalten auf seine Stirn zurückkehren.
    Kagayaku blickte kurz nach hinten, bis sie mit mir Augenkontakt geschlossen hatte, um dann sogleich zum nächsten "Geniestreich" anzusetzen: "Wie meine einstige beste Weggefährtin zu sagen pflegte ... das Mädchen und ich sindBESTIES!" Die junge Sphinx schien sich köstlich über die Sprüche des Knogga und des Goldauges zu amüsieren.
    "Seht ihr? Als ob wir uns schon mindestens 80 Jahre lang kennen würden!"
    "ES REICHT!"
    Die junge Shogun-Sphinx hatte derweil einen großen, schwarz-goldenen Tanzfächer aus ihrem Kimono genommen, um ihn nach dem Aufklappen mit einem lauten Gerassel wieder einzuklappen und so die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, die die an jeder Lamelle befestigten Eisenklingen ihr garantierten, und sprach zu ihren Gefolgsleuten: "Wir sind auf der Flucht, brauchen wir denn wirklich noch mehr Feinde? Die Ausländer sind unsere Freunde. So war es schon bei KönigJérôme und Sophie-Jeanette im alten Hexalos. Während unsere Hauptarmee die Widersacher in ihr tragisches Ende lockt, sollten wir uns hier bei einem unserer treuesten Kriegsherren verschanzen, findet ihr nicht?" Die Jugendliche ließ den Blick über unsere Reisegruppe schweifen. Die schwere Frisur und der gigantische Kimono beherbergten einen kleinen, zierlichen Körper, der Wendigkeit im Flug einer starken Verteidigung vorzog.
    Nun waren wir Ziel ihrer kleinen Ansprache: "Gute Heldin, wenn du mir tatsächlich einen Wunsch erfüllen würdest, wäre ich dir unendlich dankbar! Vielleicht ist es wirklich eine gute Idee, erst einmal im Dorf von dir, Freund Knogga, etwas zu rasten. Tut ... tut mir wirklich leid, wenn meine loyale Garde euch brüskiert hat. Sie sorgen sich nur um mich." Wie Onkel Claudio, der sich um uns sorgte. Was hatte ich diesen Kerl früher bereits verteufelt, aber noch hatte ich alle zehn Finger an meinen Händen. Aufgeregt peitschte ich mit meinem Schweif den Boden auf und ließ meine Ohren stramm nach oben stehen. Das würde hoffentlich auch so bleiben!

  • und durfte Oz' freudiges Triumphgeschrei bestaunen: "Ich, der große Oz, habe es geschafft, mit meinem schier unvergleichlichen Charisma eine Miezekatze einzufangen und in mein Dorf zu schleppen! Garararara!"

    Vermutlich sehe nur ich die Zweideutigkeit in dem Satz, aber unterhaltsam ist der Kleine schon. Kagayaku nimmt das auch eher gelassen.


    Hallo Katzendämon! Ich wusste ja nicht so recht, was ich nach der Begegnung der Sphinxen im letzten Kapitel erwarten sollte und bin eigentlich positiv überrascht, wie locker es weiter geht. Gerade nach dem noch recht steifen Anfang hast du jetzt eine gute Linie gefunden, die Charaktere vorgestellt und sie sympathisch und interessant gemacht. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich sie schon lange kenne und das ist ziemlich gut, überhaupt weil wir erst im zweiten Kapitel sind. Dann ist die Unterhaltung bis zum Ende auf jeden Fall schon mal da.
    Vor allem finde ich es faszinierend, wie schnell sich Kagayaku in die Gruppe einlebt, schon eine Bewunderin hat und dem Nervbündel schlechthin übers Maul fährt. Sowas sehe ich ja doch nicht sonderlich oft, macht die Situationen aber umso witziger, wobei Roxy und Charlie auch ihre Momente haben. Na, ich bin mal gespannt, wie oft noch der Schlafplatz zum Problem wird und ob die nächtlichen Ausflüge nicht langsam auf die anderen übergehen.
    Auf jeden Fall ist die Reise zu Oz Dorf ebenfalls mit viel Neuem gespickt. Mal von seinen großspurigen Worten abgesehen mag ich auch hier wieder den Witz und die Lockerheit, mit der alles abläuft. Das ist sehr entspannend, unterhaltsam und gut zu lesen, genau so wie ich es von aufgeweckten Charakteren auch erwarte. Mich hätte da im Endeffekt eigentlich nur noch interessiert, mit wem wir es da zu tun bekommen. Sie stellt sich nicht vor, sie ist auf einmal da und wirkt irgendwie nicht so, als würde sie verfolgt werden. Schon eine sehr komische Sache; aber immerhin wieder eine Sphinx, also dürfte sie sich in der Gruppe ja ebenfalls recht gut einleben können. Oder?


    In diesem Sinn: Bis dahin!

  • Besser spät als nie, auch wenn es eigentlich kaum was zum contrakommentieren gibt:


  • Kein neues Kapitel, aber dafür ein Haiku (5-7-5 Silben) habe ich mitgebracht:



    消えないこと
    輝く星は
    かもしれない


    kienai koto
    kagayaku hoshi ha
    kamoshirenai


    Niemals erlöschen
    wird der hell funkelnde Stern
    möglicherweise


    Kagayaku ist ja die Heldin, die niemals aufgibt und immer für ihre Freunde kämpft, egal, welchen Ängsten (zB Eis) sie konfrontiert wird.Undying. Selbst nach ihrem Tod, wenn sie zu Staub zerfallen würde, würde man sich noch an sie erinnern. Ich liebe meine Kagy. <3


    Ich habe die anderen Charaktere auf dem Deviantart-Trainergenerator noch nicht nachgebaut, weil ich erst die der älteren Geschichten abarbeite, aber so sieht Kagayaku ungefähr aus. Die großen, beigen Sphinxenflügel und den neuen, metallischen Schweif konnte ich natürlich schlecht anfügen, den müsst ihr euch denken. x3

  • Zur besseren Einordnung des Geschehens gibt es jetzt die große Zeitleiste mit allen wichtigen Eckdaten für Mischblut und das Schwert der Abenddämmerung. Okay, es sind auch viele unwichtige Daten wie Geburtsjahre dabei.


    Als Referenzzeit wird das Geburtsjahr des ersten muyanischen König als 0 gesetzt (X nach Necarios), relevante Staaten sind Hexalos (Frankreich), Zappangu (Japan), Mu und Nipponeira (Nord-Mu/Yamito). Nicht nur altes, sondern auch neues werdet ihr hier in Erfahrung bringen! On y va! Viel Spaß bei einer kleinen Zeitreise!


    Hoffentlich morgen gibt es den zweiten Teil, hab leider gerade nicht Zeit, es an einem Stück, zuende zu bringen (Oh heavens, look at the time!)



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    Zeitstrahl I: Grundlegende Geschichte bis zur Dämmerung der Révolution


    Frühmittelalter:
    0: Necarios (je nach Überlieferung auch Necanios), 1. König von Mu, wird in Sharyaanu/West-Mu geboren.
    128: Der Sage nach stoppt Xerneas den Vormarsch der Wüstenreiter.
    327: Das Königreich Hexalos bildet sich unter Henri Coupet.


    Hochmittelalter:
    457-544: Unabhängigkeit von Nord-Mu bis zur maximalen Ausdehnung.
    532: Der Kaiser von Zappangu verliert seine Macht an die Samurai und den Shogun.


    Spätmittelalter:
    672: In den Ardannois wird François das Rexblisar, der spätere Wächter des Mont Saint-Milan geboren.
    675-680: Bürgerkrieg in Nord-Mu und Bildung des Imperio Yamitoyaan.
    688: Die Große Pest wütet in den westlichen Reichen.
    762: Die hexalösischen Könige aus Lumyaon [Paris] ziehen an die Larenne [Loire].
    807-941: Bürgerkrieg in Zappangu, das Land zersplittert in zahlreiche Fürstentümer.


    Umbruchszeit:
    890: Hexalos nimmt die alte Bistumsstadt Messu ein.
    910: Kairos das Chelterrar, Weiser der Sümpfe, wird im Süden von Hexalos geboren.
    1000: Der Absolutismus setzt sich in Hexalos durch.
    1019: Strachou am Drachenfluss wird von Hexalos erobert.


    Prä-Révolution:
    1094: König Sandos I. (*1073) und Königin Nuuna (*1078) besteigen als letztes Königspaar von Mu den Thron.
    1100: Setsuna wird in Sharyaanu als Thronfolgerin von Mu geboren.
    1102: Moira wird in Davenport als Tochter einer Assassinenfamilie geboren.
    1103: Kagayaku wird in Sharyaanu als Prinzessin von Mu geboren.
    1105: König Laurent von Hexalos erobert im Nordosten neue Gebiete wie Sargoumin und Feuerbak.
    1106: Sheila wird in Davenport als Tochter einer Assassinenfamilie geboren.
    1108: Die Europäer landen in Mu. König Sandos wird durch einen führenden Conquistador ermordet. Marie kommt am 25.12. in Sargoumin als Tochter eines königlichen Soldaten und einer Bäuerin in ärmlichsten Verhältnissen als jüngste von fünf Kindern zur Welt.
    1109: Der Bürgerkrieg mit den Menschen und der folgende Untergang von Mu zwingt die Sphinxen zum großen Exodus, der zahlreichen Wesen das Leben kostet. Die königliche Leibwächterin Rea (*1088) verliert ihre einjährige Tochter in dem Sturm.
    1110: Yomi wird in Strachou als Tochter eines Wissenschaftlers aus Hexalos und einer Diclonius aus Zappangu geboren.
    1113: In Kagos kommt die jüngste Sphinxenprinzessin Bara zur Welt, Königin Nuuna verstirbt während der Geburt.
    1114: Der Lavadosorden versucht, Macht und Kontrolle in Hexalos zu erlangen und entführt 24 Diclonii, darunter auch Yomi und Delta (*irgendwann zwischen 1101 und 1105).
    1115: Setsuna und Kagayaku verlassen Zappangu gen asiatisches Festland; Setsuna beginnt, sich Machtstrukturen durch Manipulation der Nomadenvölker aufzubauen.
    1116: Der junge Kronprinz Jérôme beerbt seinen verstorbenen Vater Laurent auf dem Lilienthron von Hexalos und wird in Raimis gekrönt.
    1120: Setsuna und Kagayaku erreichen zum ersten Mal Hexalos.
    1122: Sheila entschließt sich, aus dem Waisenhaus zu fliehen. Setsuna zerschlägt den Lavadosorden und befreit die überlebenden Diclonii. Delta flüchtet, Yomi wird von den Sphinxen aufgenommen.
    1123: Yomis Atelier wird im Südwesten von Lumyaon hergerichtet. Setsuna trifft in den Steppen Vorbereitungen, während in Hexalos, allem voran in der Hauptstadt, von Yomi großflächige Bauarbeiten beauftragt werden.
    1124: Unter Joao Bonaventura (*1088), einem Nachtara-Gijinka, beginnt sich der Lavados-Orden in neuem, progressiven und humaneren Gewand zu formieren. Er rekrutiert unter anderem die Sphinx Persephone (*1106).
    1127 (April): Sheila setzt mit dem Schiff nach Hexalos über und beginnt ihre Reise in Occilas im Nordwesten der Normaine (-> MB #1).

  • Teil III wäre dann wohl der Zeitstrahl, der die Ereignisse zwischen Mischblut und dem Schwert der Abenddämmerung umfasst. Rechnet aber nicht unbedingt in den nächsten Tagen damit.
    Besten Dank an @Rusalka für den Musiktipp. ^^



    Zeitstrahl II: Die Révolution von Hexalos 1127/1128


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    Das Revoulutionsjahr 1127:
    1125 (Dezember): Marie erlebt ihre Weihnachtsgeschichte in der Region Allios [Alsace] (-> Weihnachten auf Route 17)
    1127 (April): Sheila setzt mit dem Schiff nach Hexalos über und beginnt ihre Reise in Occilas im Nordwesten der Normaine (-> MB #1).
    1127 (Juli): Das Heilige Kaiserreich und die eingeschleusten Nomadenhorden erklären Hexalos den Krieg um Strachou und bringen die Stadt unter großen Verlusten beider Seiten unter ihre Kontrolle. (-> MB #20/#21)
    1127 (August): Setsuna lässt sich in der fertiggestellten Cathédrale Notre-Dame de Lumyaon zur Kaiserin von Hexalos ausrufen. Das Volk, konsterniert aufgrund der Passivität ihres lebemännischen Monarchen, nimmt den Putsch nicht nur hin, sondern feiert die Fremde mit frenetischem Beifall. (-> MB #25/#26)
    1127 (September): Im Hôtel de Flandre wird ein republikanischer Club gegründet. Führende Persönlichkeiten sind der Rattikarl-Gijinka und Jurist Émile Roquefort (*1092), der Engel der Révolution Renée Calvados (*1102), der Journalist Romain Descombes (*1097) und ein weiterer Jurist und charismatischer Redner, Matthieu d'Audun (*1094).
    Wenig später bricht die Hexalösische Révolution mit dem Sturm auf das mittelalterliche Willkürgefängnis "La Imprenable" aus. Kaiserin Setsuna I. und die Nationalversammlung unter Émile Roquefort arbeiten fortan zusammen an einer neuen Regierung. (-> MB #28)
    1127 (Oktober): Die Fischersfrauen und andere Teile der armen Stadtbevölkerung von Lumyaon legen einen Halbtagesmarsch zum kürzlich vollendeten Prachtpalast Château de Vassouis zurück und erzwingen die Forderung, dass der König in den Tuileville-Palast zieht. (-> MB #29/#30)
    1127 (November): Auf dem Champ de Marcel kommt es zwischen Königsgegnern und Königstreuen zu einer Schießerei, bei der mehrere Leute, auch jemand aus Sheilas Umfeld, unglücklicherweise ums Leben kommt. (-> MB #36)
    1127 (Dezember): Die führenden Köpfe der Nationalversammlung denken über einen möglichen Eroberungskrieg gegen das Heilige Kaiserreich nach, der die inneren Unruhen verstummen lassen soll. Ziele sind die Rückgewinnung Strachous und die Einnahme des Flandre. Am 31.12 wird der Fachwerkstahlturm Tour de la Lumière, Yomis neustes Projekt, eröffnet. (-> MB #38)


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    Das Revolutionsjahr 1128:
    1128 (Januar): Eine mysteriöse Delegation unter Leitung des Generals Dieter Memel trifft sich mit der Kaiserin Setsuna und schenkt Yomi fortschrittliche Techniken. (-> MB #39/40)
    Groudon erwacht auf einer Insel im östlichen Mittelmeer. Sheila und ihre Heldengruppe nehmen den Kampf gegen das antike Ungeheuer auf. Die Nationalversammlung beschließt den im Dezember geplanten Krieg, der binnen eines Monates erfolgreich bestritten wird. (-> MB #41-#44)
    1128 (Erstes Jahresdrittel): Der Diclonius Delta treibt sein Unwesen und löscht die Unterschlüpfe des zerschlagenen Lavados-Ordens aus. (-> MB #46)
    1128 (Februar): Die Catacombes de Lumyaon werden eröffnet. Zahlreiche innerstädliche Friedhöfe werd (cimetières intra-muros) werden aufgrund hochgradiger Seuchengefahr geschlossen und deren Knochen in den Untergrund umgesiedelt. König Jérôme I. wird seines Amtes enthoben und mit seiner Frau, der Königin Sophie-Jeanette, von der Tuileville in das Temple-Verlies gebracht.
    1128 (April): Die Guillotine hat ihre Probezeit erfolgreich abgeschlossen. Sie verlässt den Rathausplatz und wird nun an der Place de la Révolution aufgebaut. (-> MB #47)
    1128 (Mai): Der Nationalkonvent und das Revolutionstribunal stimmen über die Verurteilung des gestürzten Königs Jérôme Coupet ab und beschließen seine Hinrichtung. Die Ära der Terreur bricht an (-> MB #54).
    1128 (Juni): Renée Calvados versucht, die Flucht des Königs und seiner Komplizen zu verhindern (-> MB #58). Nach den zahlreichen Hinrichtungen und Säuberungen in den gemäßigt-republikanischen, katholischen. adligen und monarchistischen Lagern flüchten zahlreiche Leute gen Westen. (-> MB #60)
    Im Ventrais [Vendée], beispielsweise in Choltaru [Cholet], werden die gleichen "Revolutionsfeinde" brutal niedergestreckt, doch die Gemetzel werden durch verschiedene umherstreifende Kräfte wie Delta oder Sheilas Gruppe beendet. Auch die Massenertränkungen in Nanta enden. (-> MB #64)
    Die moderaten Revolutionäre stürzen Roquefort und führen ihn und seine treusten Jünger zur Guillotine. Die Terrorherrschaft endet, das Land ist befreit. (-> MB #65)
    1128 (Juli): Yveltal wurde erweckt und droht, die gesamte Welt in großes Unheil zu stürzen. Sheila und all ihre Verbündeten werden auch mit Kaiserin und der umherstreunenden Schlächterin Delta konfrontiert. Bei der großen Schlacht, in der nur das vor 1000 Jahren bereits erschienene Xerneas Hoffnung auf Errettung gibt, sterben mehrere Hauptcharaktere und viele erleiden schwere Verletzungen, bevor die Sage von den Mischblütern endet. (-> MB #66-#70).

  • Kapitel III: Bamboo Village


    "Kumon darf Mensch nicht durchlassen!", brummte ein eindrucksvoll großes, braun behaartes Pokémon unsere Reisegruppe, bestehend aus meiner Familie, Kagayaku, der Shogun-Sphinx und ihren sechs Reitern, an. Offensichtlich hatte das Ursaring, das von einem Donphan flankiert wurde, den Befehl erhalten, die Menschen fortzuschicken.
    "Kumon wirft Tor auf Mensch", lautete die eindrucksvolle Antwort des Bären, während das Donphan bislang eher passiv geblieben war: "Daizo, du musst Kumon helfen! Mensch macht Ärger!" Während Onkel Claudio sich Mühe gab, den beiden Pokémon erklären, dass der Shogun auf der Flucht war und keinesfalls ungeschützt nächtigen sollte, stieß er bei einem Pokémon wie Kumon auf taube Ohren. Dieser schien nämlich ein starker Kämpfer mit mächtigen Pranken zu sein, jedoch nicht besonders intelligent. Dass diese Pranken eine Axt umschlungen, ließ den Bären mit dem Eisenhelm auf dem Kopf noch etwas gefährlicher erscheinen.
    Sich mit Daizo zu unterhalten würde mehr Ertrag liefern, wie sich herausstellte: "Was mein rauflustiger Freund sagen will, ist, dass Menschen hier einst sehr viel Schaden angerichtet hatten. In unserem Dorf leben bereits andere Menschen, genauer gesagt zwei, und selbst diese fürchten sich vor der Wut der Rohlinge. Und tut mir leid, das sagen zu müssen, aber sechs bewaffnete Männer sehen wirklich nicht harmlos aus." Und einem Samurai konntest du auch nicht einfach sagen, dass er sein Schwert abgeben sollte. Vielleicht für eine Stunde, wenn er ein Teehaus betrat, doch sonst? Als ob man ihn entmannen würde, denn das Symbol des Schwerts, das so selten zum Einsatz kam in den letzten Jahrhunderten war das letzte, was dem stolzen Kriegeradel noch blieb. Reich war der gemeine Samurai nicht, wie ich durch meinen Onkel in Erfahrung bringen konnte.
    Während Charlie mit einem Grashalm im Mund um das Dorf spazierte und sich erwartungsgemäß nicht im Geringsten für unseren Konflikt interessierte, war Roxy ... WO WAR ROXY? Natürlich hatte auch Oz sich schön aus dem Staub gemacht, weil es so natürlich einfacher war, wenn man selbst keine Überzeugungsarbeit leisten musste. Nicht dass es arrogant klingen sollte, aber manchmal kam ich mir wie die einzig wirklich Vernünftige in der Gruppe vor. Meine blonden Ohren waren steil aufgerichtet, um sämtliche Laute abzufangen, ein natürlicher Reflex, der mir direkt zum Verhängnis werden sollte!
    Kagayaku, hinter dem Shogun stehend und ihre Hände in deren eigenartige Steckfrisur gebohrt, fand sich von den sechs Soldaten umringt wieder, mit jeweils sechs Spitzen der Katana-Schwerter an der dünnen Kehle. Konnten die sich denn nicht einmal zusammenreißen? Selbstverständlich war auch unser pelziger neuer Freund Kumon nicht gerade angetan davon, wie die "harmlosen" Menschen gerade mit den geflügelten Schönheiten umgingen.
    "KUMON SCHLÄGT AXT IN MENSCH!", brüllte das Ursaring wie ein Wahnsinniger und nur mit Mühe gelang es dem Elefanten, seinen aufbrausenden Kollegen in Schach zu halten.
    Claudio rannte genervt von einem Brandherd zum Anderen und versuchte ein letztes Mal, irgendwie noch die Fassung für diese nervenaufreibende Reise zu wahren: "Darf ich fragen, weshalb die Lage jetzt schon wieder eskaliert?" Egal, wem er die Schuld gegeben hätte, für jeden wäre es ein Affront gewesen, der Schuldige zu sein.
    Wie aufgescheuchte Keifel grunzten die wütenden Samurai und drückten ihre Klingen bereits so fest an Kagayaku, dass einige Tropfen Blut aus ihrem Hals flossen: "Der Dämon hat versucht, den Shogun zu verführen und zu bestechen! Wir werden keine Sekunde zögern, dreckiges Blut zu vergießen, um unsere edle Herrscherin zu schützen." Die edle Sphinx schloss ihre Augen hatte für die Menschen jedoch nur ein süffisantes Grinsen übrig. Wer Kagayaku aus den Geschichten kannte, wusste, dass normalerweise nun nicht nur Köpfe gerollt wären, sondern ein ganzer Orkan übers Land gefegt wäre. Innerlich brodelte es in ihr und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich Kumons Problem von selbst lösen würde. Mein Bauch verkrampfte sich und mein Herz bebte, meine Haut zitterte wie Espenlaub. Wieso musste ich immer in solche unglaublich albernen Streitigkeiten hineingezogen werden.
    "Nehmt die Schwerter ab. Sie hat lediglich versucht, meine Frisur zu öffnen. Sie ist der Meinung, dass mir offene Haare besser stehen. Das ist ein Befehl von eurer Herrscherin Namika I. und jeder Verstoß gegen diesen kann euch sogar die Todesstrafe einbringen. Also lasst ab!", fauchte die junge Sphinx, die sich nun zum ersten Mal mit ihrem Namen vorgestellt hatte. Die junge Namika war sichtlich verärgert über das rohe Anschlagen ihrer menschlichen Wachhundemon, doch diese ließen einfach nicht ab.
    "Lady Namika! Die Etikette des Tokuyama-Shogunats darf nicht gebrochen werden! Die Menschen müssen Euch als einen den ihren wahrnehmen, nicht als eine Sphinx, als eine Fremde! So sieht es aus, als ob die Sphinxen über die Menschen regieren! Es ist euch untersagt, ohne weißes Puder und ohne im Protokoll festgelegte Frisuren in Erscheinung zu treten! Jeder, der sich dagegen stellt, muss uns erst bekämpfen", klagte einer ihrer Samurai, doch dies löste lediglich ein belustigtes Schnauben seitens Kagayaku aus. Natürlich.
    Als Lohn dafür, den Leuten nicht direkt an die Gurgel gesprungen zu sein, nahm sie sich nun das Recht heraus, gewaltig Öl ins Feuer zu gießen: "Die Sphinxen regierten in Mu immer über die Menschen und alles war friedlich. Die Machtgier und der Egoismus der Menschen, der Wille, die Harmonie dieser Gier wegen zu untergraben, ist Auslöser für das Chaos gewesen. Namika, mit mir als Leibwache wirst du lernen, dich gegen die lächerlichen Konventionen der beschränkten Menschheit durchzusetzen. Du wirst Charisma entwickeln, du wirst ..."
    "Kagayaku, kannst du bitte einmal die Klappe halten?"
    Wow. Hatte ICH das gerade wirklich gesagt. Zu IHR? Vielleicht hatte ich bislang einfach zu wenig Angst vor ihr gehabt, da sie sich bislang ganz sympathisch gegeben hatte, auch wenn sie die manipulative Ader schon direkt ausgelebt hatte.
    "I-i-i-ich ...", stammelte ich, als ich im Anblick ihrer geöffneten, nun dunkelorangenen Augen erstarrt war: "Ich möchte gerne verhindern, dass die dir die Kehle durchschneiden." Ich konnte diesem Blick nicht standhalten. Ich drehte mich um, nach hinten, in Richtung des Dorfes ... und erkannte, wie Oz, Roxy und Charlie bereits hinter dem sonst für Schreine typischen Torkonstrukt standen und gespannt zuschauten. Der Elefant hingegen konnte dem Druck des Ursaring nicht länger standhalten, sodass Kumon nun auf die Gruppe zustürmte, voller Wut und Tatendrang!
    "Halte inne! Bär! Meine menschlichen Begleiter werden in dem nächsten menschlichen Dorf Unterschlupf suchen und Lady Kagayaku wird meine Leibwache sein, solange ich mich in eurem Dorf aufhalte. Ist das in Ordnung?", rief Namika, der die Angst vor dem reizbaren Ursaring ins Gesicht geschrieben stand: "Und ihr folgt meiner Anweisung. Sorgt euch nicht um mich, mir wird unter Pokémon schon nichts passieren." Plötzlich lösten sich die Schwertspitzen von Kagayakus Hals.
    Die Situation löste sich glücklicherweise, als der Anführer der Garde seine Mannschaft hinter sich herwinkte: "Lady Namika hat gesprochen. Ihr Glück und ihre Sicherheit müssen wir den Sitten des Staates Vorrang gewähren."
    "Ze ... ihr sorgt euch darum, dass sich das Volk gegen sie erheben könnte, wenn sie mehr einer Sphinx ähnelt als einem Menschen, vergesst aber, dass das Volk sich bereits gegen sie erhoben hat ... manchmal frage ich mich, wer der Meinung war, dass der Mensch das intelligenteste Wesen unter all den Kreaturen ist", streute Kagayaku verärgert Salz in die Wunde und betrachtete die geringe Menge Blut, die nach Befühlen ihres Halses an ihren Händen klebte. Nachdem die Menschen abgezogen waren, garantierten uns Kumon und Daizo wie selbstverständlich Einlass.



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    "Ich habe den Westeingang genommen. Wieso sollte ich denn warten, nur weil ihr zu lange braucht, die Typen draußen stehen zu lassen? Ihr hättet einfach reingehen können und die nicht, wo ist das Problem?", brummte Charlie unseren Onkel an, als er nach einer Rechtfertigung für seinen Alleingang gefragt wurde. Auch Roxy schnaubte verächtlich und zuckte mit den Schultern, als ihr gesagt wurde, dass es unhöflich gewesen wäre, die menschliche Begleitung einfach ohne Wort zurückzulassen. Es war schon nicht leicht für den reinen Pokémon-Gijinka, mit dem heißblütigen Sphinxblut seiner Verwandtschaft umzugehen. Auch ich konnte zugebenermaßen dickköpfig sein. Doch die nervenaufreibenden Vorfälle mit den Wächtern und den hitzköpfigen Gemütern einiger Protagonisten wurden durch ein wundervolles Gebäude entschuldigt, dessen Bild man für die Ewigkeit festhalten müsste. Vor dem brennenden Horizont des Sonnenuntergangs ragte eine fünfstöckige, goldene Pagode im Zentrum des kleinen Dorfes empor! Die umliegenden Häuser waren, da durch Pokémon bewohnt, ein Stück kleiner als die menschlichen Pendants und zwar im ähnlichen Stil, aber doch deutlich einfacher errichtet worden. Zumindest die angepflanzten Koniferen, Bambusstauden und Bonsais im Chikurin no Sato sahen genauso kunstvoll aus wie bei den Menschen. Lady Namika hatte derweil ihre Haare von Kagayaku komplett geöffnet bekommen und erhielt Wasser aus dem Brunnen, um die weiße Schminke von ihrem Gesicht abzuwaschen. Die unterschiedlichsten Pokémon versammelten sich in der Dorfmitte, um die Neuankömmlinge zu begutachten, denn schließlich hatte Oz ihnen ja eine Miezekatze versprochen. Und nun gleich sechs davon?
    Natürlich nahm ein Krawumms allen die Redearbeit ab: "IST DAS DENN ZU FASSEN? DER EWIGE TUNICHTGUT OZ IST JA DOCH NICHT SO EIN SCHARLACHTAN, WIE WIR IMMER GEDACHT HABEN! HUT AB!" Am Fuße des Bodens nahmen wir alle Platz, neugierig von zahlreichen Augen angeblickt. Noktuska, Tauboss, Miltank, Bojelin, um nur einige Beispiele zu nennen. Das Dorf befand sich in einem Kessel, ringsherum von den Anhöhen, denen zwischen dichtem Bambusdickicht wehrhafte Palisaden mit kleinen Wachtürmen vorgelagert waren, um den Angreifern keinen Höhenvorteil zu bieten. Alles andere wäre militärisch sehr fragwürdig gewesen. Ich kratzte mich an den langen Ohren und leckte mir instinktiv über den Unterarm, um mir durch das Gesicht damit zu wischen, wie es Katzen häufiger taten. Hier fernab der Menschen fühlte sich alles so anders an, doch die zwei Einzigen traten soeben aus der Goldpagode heraus.
    Ein junges Pärchen in voller Haarpracht, vielleicht um die Dreißig herum, grüßten uns mit einer Verbeugung, der Mann mit an die Oberschenkel gepressten, die Frau mit zusammengefalteten Händen. Das braune, wellige Haar war ungewöhnlich für eine Einwohnerin dieses Landes, doch das Gesicht wies zweifellos darauf hin, dass sie aus dieser Region stammen musste. Noch mehr stach ihr kugelrunder Bauch heraus, der wohl in wenigen Tagen auf die Ursprungsgröße zusammenschrumpfen würde. Sie war hochschwanger!
    "Seid gegrüßt, Gäste. Mein Name ist Sohaku und ich bin der hiesige Abt. Zu meiner Seite seht Ihr meine Gefährtin Hatsu. Angesichts der politischen Lage ist es sehr wichtig, dass wir keine menschlichen Gäste einladen, da wir gegen die menschlichen Sitten verstoßen", sagte der junge Abt, der mit seinem Blick auf seine schwangere Frau deutete. Viele Mönche und Nonnen mussten den Zölibat pflegen, was diese ganz offensichtlich nicht taten.
    Namika betrachtete aufmerksam die beiden und versuchte, sie zu beruhigen: "Es wurde nun anlässlich der Regierungsfähigkeit des Shoguns die Aufhebung des Zölibats beschlossen. Es ist nun nicht mehr illegal."
    Jeder konservativen Person hätte nun der Atem gestockt. Allerdings hatte die junge Sphinx, die ungeschminkt und mit den langen, offenen Haaren in Tiefschwarz ihre Rechnung ohne die Millionen anderen Bewohner des Landes gemacht, worauf sie von Hatsu mit sanfter Stimme hingewiesen wurde: "Das ist richtig, junge Dame, aber die Rüden in diesem Land gewöhnen sich nur schwer an das Konzept der Toleranz und brechen selbst dann nicht vor Illegalem zurück, wenn Legales gelebt wird. Traurig, aber so funktioniert der Mensch. Deswegen haben wir uns hierhin zurückgezogen. Wir sind sozusagen Eremiten. Fühlt euch wie willkommen, Kinder Suicunes. Ihr seid herzlich eingeladen, in unserem Tempel Suikunji zu meditieren und über Wege der Errettung der Pokémon nachzudenken." Kinder Suicunes also und der Tempel des Suicune ... wenn man der Ethnymologie der Pagode folgte ... kein Wunder, dass Oz den Auftrag erhalten hatte, ein "Miezchen" zu fangen. Kein einziges katzenartiges Pokémon war im Dorf zu sehen. Bevor es jedoch dunkel wurde, erhielten wir die Möglichkeit, uns noch etwas im Dorf umzusehen. Es war ein beschaulicher, aber idyllischer Fleck Erde, der sogar ein paar Geschäfte beherbergte. Getauscht wurde meist mit Beeren, für die man Keramik oder Reis erwerben konnte. Auch Schals wurden verkauft. Es kam nicht oft vor, dass sich grundverschiedene Pokémon zu solchen Sippen und Dörfern zusammenrotteten und friedlich durch ihren Burgfrieden miteinander auskamen, auch wenn es rein theoretisch seit Anbeginn der Zeit möglich gewesen wäre. Die meisten Pokémonspezies waren zu einer Intelligenz fähig, die sich mit der der Menschen annähernd messen konnte. An diesem Ort ließ es sich aushalten ... zumal man auf diese lästige Etikette der Menschen verzichten konnte!


    Als die letzten Strahlen der Dämmerungssonne erloschen, hatte ich es mir neben Namika auf einem Baumstumpf gemütlich gemacht, umgeben von Pokémon wie Tangela, Sichlor, Parasek oder Blanas, die in der Fauna der Monster nicht umbedingt den vertrauenserweckendsten Ruf genossen.
    Doch deren Anwesenheit konnte die junge Herrscherin nicht davon abhalten, mir auf meine Fragen zu ihrer Geschichte Rede und Antwort zu stehen: "Weißt du, der Tokuyama-Clan hatte in einer großen Schlacht zwischen West und Ost dieses Land geeinigt. Mein Opa verfiel dem Charme einer Sphinx aus Roppioka im Norden der Nipponeira. Du weißt, dass Sphinxen für das Blutauge, ihren Versteinerungsblick zur ursprünglichen Jagd, besonders attraktiv erscheinen, so auch für die Menschen. So entstand mein Vater, der vorige Shogun. Auch er zog eine Sphinx einer menschlichen Adligen vor, wodurch ich zu drei Vierteln eine reine Sphinx bin. Dadurch verfüge ich über die Fähigkeit, ohne Einschränkungen zu fliegen und zahlreiche Kampftechniken zu erlernen, die meinem Vater versagt waren. Als stärkstes Wesen besitze ich nun die Macht, alle Fesseln in diesem Land zu lösen und es so zu formen, wie ich es möchte. Ich möchte dieses Klassensystem auslöschen. Ich möchte Freiheit und Gerechtigkeit schaffen. Wie in der Heimat meiner Großmutter. Ich habe die Chance, mir alles herauszunehmen, Elaine ... aber ich bin noch schüchtern und unerfahren. O-oje ... ich habe mich nicht verplappert, oder? Ich kenne dich doch kaum ... ich lerne es wohl nie, huh? Ka-kagayaku hat gesagt, ich könnte euch alles anvertrauen!" Oh Kagayaku, du durchtriebenes Vipitis. Sie wusste von Anfang an, dass die Kleine ihr aus der Hand fraß. Doch ihre Ziele waren ehrenhaft, vielleicht etwas zu idealistisch und utopisch, aber ehrenhaft. Schulterzuckend billigte ich es also, wie sich die Sphinxen auf der Landkarte Zappangos auszutoben versuchten. Geschah diesen verbohrten Menschen doch recht! Im Westen hatten sie die Monster unterdrückt ... dann verjagt ... dann geschlachtet. Meine Vorfahren mit Füßen getreten und in Jauchegruben geworfen, um dann mit dem Schwert hinterrücks zuzustechen, als sie sich nicht wehren konnten. Jeder, der nur ein bisschen nachdachte, wusste ganz genau, dass auch hier im Osten das Verhältnis zwischen Monstern und Menschen nicht so harmonisch war, wie es auf den ersten Blick anmutete, denn sonst würde sich diese junge Sphinx nicht zum Ziel setzen, radikale Umwälzungen einzuleiten. Doch war ihr denn nicht bewusst, auf welchen Widerstand sie stieß? Sie zitterte etwas, obwohl es ziemlich schwül war, wahrscheinlich vor Aufregung.
    "Du schaffst das schon, Nami", munterte ich sie auf und legte meine Tatze auf ihre Schulter.
    NAMI. Ach Elaine, denkst du nicht einmal nach? Du kannst doch nicht dem SHOGUN einen Kosenamen geben, selbst wenn es ein sechzehnjähriges Mädchen ist. Ich seufzte laut auf. Offenbar saß gerade Onkel Claudio, den ich nirgends erspähen konnte, in meinem Kopf. Glücklicherweise nahm mir die Sphinx dies keineswegs übel und lächelte zurück.


    Der arme Oz tat mir leid. Am folgenden Morgen hatte er sich größte Mühe gemacht, so viel Ramen-Nudeln wie nur möglich zu kochen, doch das Knogga kam einfach nicht zum Zug! Denn das gesamte Dorf hatte sich um die beiden Menschen geschart und es war als Langschläferin wie mich unmöglich, noch einen Blick auf das Szenario zu erhaschen!
    "Hatsu hat heute ihr Junges geworfen!", klärte mich ein Granbull in einer etwas in dieser Situation merkwürdig klingenden Sprache darüber auf, dass in diesem Dorf nun drei Menschen ein Zuhause finden würden. Auch Kagayaku, die beim Gähnen ihre Reißzähne entblößte, kam gemächlich zu dem Ort des Geschehens getrottet. Ich hatte bereits gehört gehabt, dass sie stets am längsten schlief, aber mittlerweile stand die Sonne schon in ihrem Zenit!
    "YUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUUSEEEEEEEEEEEEEEEEEEI! DAS BABY IST ERST JETZT GEBOREN, WEIL DIE KINDER SUICUNES EINGETROFFEN WAREN! SCHREIB DAS AUF! GUTE ARBEIT, OZ! ICH NEHM' ALLES ZURÜCK, WAS ICH ZU DIR GESAGT HABE!", übertrumpfte das Gebrüll des Krawumms das Geschrei des Neugeborenen, worauf ein Porenta, offenbar namens Yusei, seine Lauchstange in ein Tintenfässchen tauchte und in etwas auf Papier niederschrieb!
    Eine so von sich überzeugte Persönlichkeit wie Oz zu loben, würde seine rudimentäre Bescheidenheit nun wohl völlig verkümmern lassen, doch irgendwie hatte der kleine Kerl sich dies auch verdient, wie er selbst anmerkte: "Garararara! Chefkoch Oz, beispielloser Miezenfänger!"
    Dieses verschlafene Nest erwies sich jedoch als lebhafter als erwartet: "ANZEIGE IST RAUS! Diese Steine sind absolut nichts wert ... LÜGENKATZE!", krakeelte ein vor Wut kochendes Grillchita, das in einem Affenzahn auf Kagayaku auf mich zusprintete. Wieso hatte ich nur das Gefühl, dass ich gerade wieder in einen Zwist hineingezogen wurde, für den die charismatische Raubkatzenfrau verantwortlich war?
    Kagayaku mimte selbstverständlich die Unschuldige und zog Arme und Schultern nach oben: "Hey, ich hätte mir die Sachen auch einfach aneignen können statt mir irgendwelche Sagen dazu aus den Fingern zu saugen und sie mir ehrlich zu ertauschen."
    "Kecleon hätte dir die Pulsadern aufgeschlitzt! Aber weißt du was?! Das mache ich jetzt auch!", stänkerte der Feueraffe, während ich seitlich zu Kagayaku blickte und sie mit meinem Blick anflehte, dieses Pokémon bitte nicht in Grund und Boden zu stampfen.
    Glücklicherweise war sie gar nicht so erbost, wie ich annahm und zwinkerte mir grinsend zu: "Der arme Kerl will unbedingt kämpfen, aber ich fürchte, dass die kleinste Bodenattacke sein Leben aushauchen könnte. Tja, ich sage das nur ungern, Elaine, aber du musst wohl für mich in die Bresche springen. Oz hat mir erzählt, wie eindrucksvoll du ihn bekämpft hast, ohne in zu verletzen. Zeig mir, ob das wahr ist!" Natürlich waren meine Geschwister weit und breit nicht zu sehen, die diesen Job ebenfalls hätten übernehmen können. Ich schluckte. Auf so etwas war ich absolut nicht vorbereitet und ich hatte meine größte Mühe, dem Affen nicht direkt gegen das Schienbein zu treten, da er allein nur erwog, dieses aus Holz, Papier und Pflanzen geschaffene Paradies mit seinen Feuerangriffen zu verwüsten. Offenbar machte sich auch niemand die Mühe, diesen überflüssigen Kampf zu unterbinden, aber als ich so darüber nachdachte, war ich doch Feuer und Flamme, mich zu duellieren. Sollte dieser Rüpel sich doch zum Affen machen, weil er so blauäugig war, Kagayakus Geschwätz für bare Münze zu nehmen und sie daraufhin verletzen zu wollen.
    "Na dann. So soll es sein. Ich bin bereit!"


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    "Kläglich! Kläglich! Kläglich! Wenn ich mit euch beiden Kätzchen fertig bin, werdet ihr winseln!"
    Nun dann. Dann bin ich mal gespannt. Ohren nach oben und den Gegner nicht aus den Augen lassen.




    [Ich denke mal, es ist nicht zu viel gespoilert, wenn ich bereits den Titel des nächsten Kapitels ankündige: Mad Monkey. ^^]

  • Hi, entscheide dich mal, ob du für besonders kräftige Betonungen wirklich capsen willst oder weiterhin fetten Text bevorzugst; du benutzt beide Möglichkeiten und irgendwie erscheint es mir nicht so, als wären die Formatierungen in ihrer stimmlichen Umsetzung wirklich gut zu unterscheiden. Oder hast du da einen gewissen Grundsatz, dem du folgst, wenn du dich für die eine Formatierung statt für die andere Formatierung entscheidest? Die Ausprägung des Schreis?
    Erst einmal sei gelobt, dass sich deine Fehlerquote doch sehr gebessert hat die letzten Kapitel über; konnte jetzt auf die Schnelle zumindest nichts ausmachen, was besonders fehlerhaft wirkte. Das ist auf jeden Fall gut, ich verzweifel daran schließlich schon seit so etwa drei Jahren und konnte bisher nie ausmachen, dass du dich verbessert hast. Hast du etwa einen neuen Korrekturleser? Preise ihn, wenn ja. Preise dich selbst, wenn nicht.


    Kumon fand ich voll cool, das war so ein typisch klischeehafter Bär, der mich an einen der Plasmarüpel aus Miranda erinnerte. Und dann wieder doch nicht, weil Kumon ja wirklich nicht intelligent war. Aber ich fand es gut, dass du dich dem Klischee bedient hast, es sollte eben nicht in jeder Situation angewandt werden, denn das lustige Element an solchen Klischees ist ja nur dann gegeben, wenn man es nicht übertreibt. Bisher hast du immer ziemlich herb dazu tendiert, was okay war, aber irgendwann an seine Grenzen kommen wird. Und davor möchte ich dich einfach bewahren, du verstehst. Miiiiin wäre sonst sicher traurig.
    Kumon war auf jeden Fall noch lustig.


    Hast du eigentlich auch Interessen abseits der französischen Bezeichnungen?

  • Hi, entscheide dich mal, ob du für besonders kräftige Betonungen wirklich capsen willst oder weiterhin fetten Text bevorzugst; du benutzt beide Möglichkeiten und irgendwie erscheint es mir nicht so, als wären die Formatierungen in ihrer stimmlichen Umsetzung wirklich gut zu unterscheiden. Oder hast du da einen gewissen Grundsatz, dem du folgst, wenn du dich für die eine Formatierung statt für die andere Formatierung entscheidest? Die Ausprägung des Schreis?
    Erst einmal sei gelobt, dass sich deine Fehlerquote doch sehr gebessert hat die letzten Kapitel über; konnte jetzt auf die Schnelle zumindest nichts ausmachen, was besonders fehlerhaft wirkte. Das ist auf jeden Fall gut, ich verzweifel daran schließlich schon seit so etwa drei Jahren und konnte bisher nie ausmachen, dass du dich verbessert hast. Hast du etwa einen neuen Korrekturleser? Preise ihn, wenn ja. Preise dich selbst, wenn nicht.


    Kumon fand ich voll cool, das war so ein typisch klischeehafter Bär, der mich an einen der Plasmarüpel aus Miranda erinnerte. Und dann wieder doch nicht, weil Kumon ja wirklich nicht intelligent war. Aber ich fand es gut, dass du dich dem Klischee bedient hast, es sollte eben nicht in jeder Situation angewandt werden, denn das lustige Element an solchen Klischees ist ja nur dann gegeben, wenn man es nicht übertreibt. Bisher hast du immer ziemlich herb dazu tendiert, was okay war, aber irgendwann an seine Grenzen kommen wird. Und davor möchte ich dich einfach bewahren, du verstehst. Miiiiin wäre sonst sicher traurig.
    Kumon war auf jeden Fall noch lustig.


    Hast du eigentlich auch Interessen abseits der französischen Bezeichnungen?

    Na Dusk, vielen Dank für den Kommentar,


    ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, wo ich dick geschrieben habe. War wahrscheinlich nur ein Versehen, denn beide Variante für laute Äußerungen in einem Text sind wirklich nicht so günstig.
    Ich benutze manchmal ganz gerne für Nebenfiguren solche vorgezeichneten Charakterzüge wie bei Kumon. Mal sehen, ob ich meinen Übertreibungswahn in Zukunft etwas besser in Zaum halten kann. Schließlich ist das ja nicht Min.


    Aber was meinst du denn mit "Hast du eigentlich auch Interessen abseits der französischen Bezeichnungen?"
    "Französische Bezeichnungen" sind für mich Übersetzungen von Ortsnamen, also ich habe in meinen 24 Stunden auf jeden Fall andere Interessen. xD
    Worauf willst du denn genau hinaus? Vor allem ist diese Geschichte relativ frankreicharm, bis gewisse Charaktere später kommen werden!


    Mal sehen, vielleicht komme ich nach dieser Doppelreferatwoche, die jetzt ansteht, mal wieder zu mehr in der freien Natur, auf Filb und hier, anstatt ständig debile Hausaufgaben wie ein 10-jähriger Junge ohne Glumanda machen zu müssen.

  • Kapitel IV: Mad Monkey



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    Entschlossen erwiderte ich den Blick des Grillchita. Die Ohren steif aufgerichtet, den Gegner im Visier. Selbstverständlich überließ dieser gescheiterte Gentleman nicht den ersten Zug, sondern sprang wie ein Wilder auf mich zu. Im Kampf gegen Oz war ich es, die sich dem Gegner nähern musste, doch hier erwartete mich eine andere Aufgabe.
    "Ich werde dich einäschern, bis nichts mehr von dir übrig ist, Mädchen!", posaunte das affige Großmaul laut heraus, doch ich machte mir nichts aus diesen Sprüchen. Es waren die Feuerbälle, denen meine Aufmerksamkeit gelten musste. Dann brenn' doch dein ganzes Dorf ab, du unterbelichteter Primat! Wenn Menschen und Affen nach dem jetzigen Stand der Forschung über die gleichen Vorfahren vetrfügten, würde das einige menschliche Fehlgriffe erklären. Behände sprang ich zur Seite, um mir eine bessere Kampfposition zu sichern. Ein hin- und herhechten zwischen den Feuerkugeln, die den Sand auf dem zentralen Dorfplatz in schwarze Aschehäufchen verwandelten, sollte eine Weile lang meine einzige Taktik bleiben. Klar musste ich solange warten, bis mein Gegner erschöpft die Flinte ins Korn werfen würde, doch sollte er sich mir weiterhin nähern, könnten sich mir ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Die Zahl der Feuerkugeln nahm stetig zu, sodass die unter der Zuschauermenge stationierten Wasserpokémon ebenfalls damit beschäftigt waren, den Einschlag der Flammen auf Pflanzen oder den Holzgebäuden wie der Pagode zu verhindern. Jedoch ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen, als mir der Affe gefährlich nahekam. Schweißperlen tropften mir ins Auge und ich musste kurz blinzeln, um wieder Kontrolle über meine Sicht zu erlangen, doch als ich den Gegner wieder vor mir sah, schien er fast doppelt so groß, so nah war er gekommen!
    Verärgert über seine bisher brotlose Kunst brachte er mir all seine Verachtung zum Ausdruck: "Nicht einen Angriff habe ich gesehen? Was bist du nur ein kläglicher Gegner? So wirst du nie gewinnen und jetzt stehst du mit dem Rücken zur Wand! Kläglich, kläglich, kläglich!"
    "Ich stehe mit dem Rücken vor dem Publikum, wenn du es riskieren willst, dass deine eigenen Freunde niederbrennen, brauchst du dich hier wohl nicht mehr blicken zu lassen, selbst mit meinem Pelz um deine Schulter!", konterte ich, während ich mich einbeinig gerade so aus der Schusslinie von Schleuder-Angriffen manövrierte. Kiesel, Beeren, Äste ... all dies erzielte keine Wirkung.
    Offenbar war es mir jedoch gelungen, meinen rot behaarten Widersacher etwas aus dem Konzept zu bringen, so wie er schläfenkratzend dastand und sich fragte: "Pelz? Du bist also am ganzen Körper behaart, Katze?" Den Moment seiner geistigen Abwesenheit nutzte ich, die wie ein Mensch an den meisten Stellen ohne Fell war, schamlos aus und machte einen großen Schritt auf das Grillchita zu. Nun sah er seine große Zeit gekommen, zu reagieren und fuchtelte mit seinen in Brand gesetzten Armen vor mir herum, während ich den auf mich zu stolpernden Gegner mein Bein vor die Füße stellte. Eine große Staubwolke stieg in die Luft, als der Affe zu Boden stürzte und sein Feuerschlag erlosch.
    Das andere bestiefelte Bein sollte sein Übriges dazu tun, ihn am Boden festzuhalten, während er mir, hilflos im Sand strampelnd, kleine Kieselsteine und Ausdrücke entgegenwarf: "Klägliches Stück! Es ist noch nicht vorbei! Noch habe ich Kiesel, jede Menge Kiesel, Kiesel, Kiesel!" Schon einige Augenblicke später hatte er keine mehr.
    "Rückzuuuuuuug! Lass mich gehen! Du hast mich dieses Mal überwunden!", brüllte das Grillchita verzweifelt. Überwunden. Als dieses Wort fiel, zogen sich meine Mundwinkel blitzartig nach oben, sodass sicherlich die blitzenden Reißzähne entblößt wurden. Haushoch besiegt hatte ich diesen absolut selbstüberschätzenden Typen. Ich hob meinen Fuß an und er nahm Reißaus.


    "Rück mal ein Stück, das gestern war ja großartig!", rief eine enthusiastische Roxy meinem Bruder zu, dass er nur noch eines der beiden Sitzkissen in Beschlag nehmen sollte. Charlie quittierte dies mit einem gelangweilten Grummeln, blickte mich danach jedenfalls wieder an, nur ohne dieses leidenschaftliche Funkeln, mit dem mich meine große Schwester fixiert hatte.
    "Ich meine ... wie du den fertig gemacht hast, ohne ihn zu verletzten, das war der helle Wahnsinn! Bisher war ich stets der Meinung, dass du die mit Abstand schwächste von uns drei Geschwistern wärst!", ließ Roxy alle anderen im Umkreis an ihrer Begeisterung für meinen Kampf teilhaben. Ich schnaubte ausdruckslos. Gewissermaßen fand ich diese Aussage, so gut sie auch gemeint war, etwas kränkend. Sie alle hatten gesagt, ich würde am ehesten nach Sheila kommen und das Kämpfen würde mir nicht so gut liegen wie den Anderen, da sie von Yomi oder Kagayaku damals jederzeit hätte vernichtend geschlagen werden können. Ich empfand es als respektlos, so darüber zu reden und gönnte mir wortlos, wie die Einheimischen auf dem Sitzkissen kniend, einen Schluck grünen Tee, der so grün war, wie ein Tee nur sein konnte. Der Tee aus unserer Heimat, den man grünen Tee nannte, war nämlich gelb. Er war importiert, doch in seinem tiefsten Inneren ein schrecklicher Lügner. Wie es wohl wäre, wenn Angiterra die Handelsbeziehungen zum Rest des Kontinents, gar der ganzen Welt, abbrechen würde?
    Doch die Heiterkeit, die meine Schwester erfasst hatte und den Raum förmlich erhellte, erlosch, als Abt Sohaku mit Shogun Namika an seiner Seite eintrat. Dunkle Gewitterwolken zogen sich über das Erdgeschoss der mit zahlreichen Wandbildrollen, Lampen und Buddhastatuen verzierten Pagode, in der man doch eigentlich zur Erleuchtung gelangen sollte.
    "Lady Namika. In Eurem Land herrschen Ungerechtigkeit und Leibeigenschaft, Ausbeutung und Willkür. Frauen haben in der konfuzianischen Standesordnung nichts zu sagen, alleine schon Kritik an seinem Verhalten zu üben wäre das Wagemutigste, was sie sich erlauben könnte. Die Menschen sind arm und hungern, während andere Länder dazu mahnen, diese Fesseln zu lösen! Das sind die Zustände, weswegen Ihr verfolgt wurdet. Sie machen Euch dafür verantwortlich und möchten Euch stürzen, Ihr, die nun auch noch mit den sogenannten westlichen Teufeln paktieren wollt", erklärte der Abt der Sphinx eindringlich die Umstände der Unruhen, während sich in den oberen Stockwerken um seine Frau und das Baby gekümmert wurde.
    Namika, wie ein Kind, gab sich optimistisch lächelnd wenig beeindruckt von dieser prekären Situation: "Ich weiß das. Genau das werde ich alles ändern und umwerfen. Ich bin eine Sphinx, niemand kann mich aufhalten. Sie sollen nur warten, ich bin doch auf ihrer Seite. Mein Wort ist Gesetz, wenn es darum geht, diese Welt in eine gerechte zu verwandeln."
    "Ihr seid ein Kind. Ihr versteht nichts von Politik und nichts von dem Gemüt der Menschen. Wenn jede Person mit Idealen diese auch einfach so durchsetzen könnte, wäre diese Welt seit 3.000 Jahren ein friedlicher Ort", erwiderte der Abt und wandte der jungen Herrscherin den Rücken zu. Völlig bedröppelt stand die arme Namika in dem Raum und starrte leer geradeaus. Ob ihr klar war, in welcher Zwickmühle sie sich befand?
    Ich erhob mich von meinem Sitzkissen und forderte die Jugendliche auf, sich zu uns zu setzen: "Hey Nami, möchtest du mit uns eine Tasse Tee trinken? Vielleicht kommst du dort ja auf andere Gedanken."
    "Gerne!", rief mir die Sphinx fröhlich zu, als sie mit ihren schwarz behaarten Füßen, die mit spitzen Krallen versehen waren, zu uns hintrippelte: "Ich weiß einfach nicht so recht, was ich tun soll. Kagayaku wird mir bestimmt unter die Arme greifen!" Kommentarlos runzelte ich meine Stirn, nichts Gutes bei diesem nur so von Naivität durchfluteten Vorhaben ahnend. Sie besaß sogar, wie andere Katzen-Pokémon und auch Kagayaku, schwarze Pfotenballen unter den Füßen! Ein lautes Glockengeläute jedoch veranlasste Roxy, die gerade eingekehrte Ruhe zu unterbrechen und aufgeregt nach draußen zu stürmen. Pokémon hatten sich in blau-weißen Gewändern ähnlich der östlicher Priester auf dem Platz versammelt und reckten eine große, kristallklare Schelle in die Luft.


    Namika, die sich gerade erst vor kurzem drinnen Platz genommen hatte, blieb genauso wie Charlie in der Pagode, sich nicht allzu interessiert an dem Spektakel zeigend. Ich erkannte Kagayaku in dem Zuschauerkreis, die sich hingesetzt hatte und irgendetwas las, Roxys Kopf neugierig auf ihrer Schulter liegend.
    "'Die Tournée des regional bekannten Stars wird auch in unserer Region halt machen, bevor das Grande Finale im Freudenviertel zu Yorokobara steigt. Das dürft ihr euch nicht entgehen lassen, denn diese Show ist an Einzigartigkeit kaum zu überbieten.' Hört sich spannend an. Wer weiß, vielleicht kommen wir ja dazu, uns das anzuschauen", kommentierte Kagayaku das Schriftstück, das sie zuvor leise vorgelesen hatte: "Elaine, Schätzchen. Interessierst du dich für traditionelle Volkstänze? Ich glaube, die führen so etwas gerade auf ..."
    Drei dieser Priesterpokémon, an deren Speerspitze ein Simsala, das von einem Lucario und einem Fennexis flankiert wurde, kamen auf uns, besser gesagt, auf mich zu. Die Augenpaare starrten mich durchdringend an, so durchdringend, dass ich meinen Blick schüchtern abwand. Wollten sie in mir lesen wie in diesem Schriftzeichenwirrwarr, über den Kagayakus Augen gehuscht waren?
    "Garararara! Endlich haben wir unser Miezchen gefunden!", lachte Oz, das Knogga, seine beiden Armen großspurig in die Hüften gestemmt und erinnerte mich daran, dass er uns schließlich nicht umsonst hierhin gelotst hatte. Umhüllt von einer hellblauen Aura, erstarrte mein Körper und wurde von dem Simsala in die Luft gehoben. Nicht einmal meine Ohren konnte ich bewegen, die doch sonst auf jede Stimmungsschwankung reagierten! Hinter mir knisterte es im übertragenen Sinne, denn Kagayaku peitschte erzürnt mit ihrem metallischen Schweif umher, als ihr natürlicher Beschützerinstinkt geweckt wurde.
    Das Simsala war jedoch auf Ruhe bedacht: "Es gibt keinen Grund zur Sorge. Wir haben Elaine aufgrund ihrer überragenden Kampffertigkeit ausgewählt, die höchste Jüngerin Suicunes zu werden. Die Zeremonie findet jedoch in der Schwebe statt, genau wie in der Legende. So absolut hilflos in der Luft zu schweben war mir persönlich mehr als nur unangenehm.
    Wenn hier irgendjemand verantwortlich war, dann war es wohl mein Onkel, den ich lautstark aufforderte, mir zu helfen: "Onkel Claudio! Onkel Claudio! Was ... was passiert denn hier mit mir? Ich möchte das gar nicht!"
    "Du musst es! Du bringst und Glück! Du bringst uns Hoffnung! Du bist das Wasser, dass den nahenden Weltenbrand der Prophezeiung löschen wird!" Welche ... was? Gut, dass man uns vorher sorgfältig in irgendwelche im Mittelalter wurzelnden Prophezeiungen eingeweiht hatte. Wie durch Geisterhand bewegt, flog über die Psikraft eine Art azurblaues Gewand über mich, das mit silber glänzenden Rauten verziert war. Es gab keine Möglichkeit, auszuweichen, sodass der samtige Stoff über mich gestülpt wurde, obwohl Ausweichen doch bisher meine Lebensversicherung war. Nun, was sollte als nächstes kommen? Ich bangte, da ich immer noch in der Luft hing, nicht mal eine kleine Bewegung meines Kopfes war mir gestattet, als sich mein Onkel durch die Menge zwängte und zu mir hin schlurfte.
    Sorgen konnte ich weder in seiner Mimik noch in seiner Stimme ausmachen, als er sich erklärte: "Keine Angst, Elaine, das ist alles mit mir so abgesprochen. Ich habe zugestimmt. Hier wird dir keiner den Arm als aufritzen und in Drachenblut tunken, sie setzen dir eine Suicune-Krone und das war's dann. Finito. Capisci? Ich würde nie zulassen, dass dir etwas zustößt, und sie dahinten wohl auch nicht ..." Ich wusste, dass ich meinem Onkel voll und ganz vertrauen konnte. Also ließ ich auch den zweiten und letzten Akt meiner "Krönung" über mich entgehen, sodass ein Kopfschmuck ähnlich dem eines echten Suicune auf mein Haupt niedersank, bevor ich selbst endlich wieder festen Boden unter meinen Füßen wusste.
    "Suikun banzai! Suikun banzai! Suikun banzai", hallte ein dreifaches Hoch auf das heilige Suicune durch das gesamte Dorf, das durch den Geist einer neuen Hoffnung beseelt wurde.
    Oz hingegen war weniger erfreut darüber, als sich die Massen unterschiedlichster Pokémon nach der abgeschlossenen Zeremonie in alle Richtungen zerstreuten: "Hey, wo bleibt denn meine Ernennung zur Hauptwache?! Das habt ihr mir versprochen!" Niemand reagierte auf seine Rufe, sodass ich die Ohren hängen ließ. Der arme Kerl hatte wirklich alles dafür getan, doch hinter der Belohnung steckten wohl nur leere Versprechungen. Gerade, als ich zu dem Knochenjongleur eilen wollte, zogen mich die drei Pokémonpriester in die Pagode, in der sich Charlie und Namika anschwiegen.



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    "Ihr habt euch wohl nichts zu sagen gehabt, oder?", zog ich meinen mit geschlossenen Augen die Stille genießenden Bruder auf, als ich zu einem kleinen buddhistischen Altar gelotst wurde, den man in der Ecke des großen Raumes errichtet hatte.
    Namika, die ihr schwarzes Haar mit einer großen, roten Blume geschmückt hatte, wandte ihren Blick jedoch sanft zu mir hin und erklärte mit einer ruhigen Stimme: "Wir haben uns eben miteinander unterhalten. Ich erzählte von meinem Leben am Hof und er ... er ist ein sehr guter Zuhörer."
    "Ich schätze es, wenn ich mal nicht mit lautem Geschrei und Gejammer konfrontiert werde. Das erlebe ich eben in Gegenwart meiner Reisegruppe eher selten, weißt du?", meldete sich mein Bruder ausdruckslos zu Wort.
    Simsala, der mich förmlich vor sich herschob, hielt inne und fokussierte seinen Blick auf Charlie, dessen Laune durch das fast schon aufdringliche Gaffen rapide sank, was sich auch in seinem Tonfall widerspiegelte: "Alter Mann, es ist nicht höflich, jemanden dermaßen zu durchbohren." Mit offenem Mund verfolgte ich, wie sich der junge Mann erhob und die Pagode verließ, bevor das Fennexis mit seinem Stock auf den Altar zeigte. Ich gehorchte, kniete mich hin und verneigte mich.
    "Sprich mir nach, Elaine", befahl mir Simsala.
    "Ich dachte, die Krönung wäre der letzte Teil der Zeremonie."
    "Das war gelogen."
    "Nett ..."
    "Vashnipatra sulakkha esréon tundrakka. Sag das", zischte mir Simsala ins Ohr, während Namika immer noch vor dem niedrigen, schwarzen Tischchen auf der Reisstrohmatte kniete und alles sehen konnte, woran sich niemand zu stören schien.
    "Vashni- ... warte, woher weiß ich, dass das hier kein schwarzmagischer Unfug ist? Wenn die Sache koscher wärt, hättet ihr meinen Onkel darüber in Kenntnis gesetzt!", wehrte ich mich gegen dieses Ritual. Wer wusste schon, was die im Schilde führten?
    Simsala verengte seine Augen: "Du willst uns ins offene Messer laufen lassen, in dem du dich querstellst? Das wird nicht passieren, dafür liegt mir zu viel an der Welt. Ein Widersetzen des Rituals würde dich auf der Liste der Verdächtigen für den falschen Propheten weit oben positionieren, weißt du?"
    Falscher Prophet? Was war das denn jetzt für ein Sektenwahnsinn, mit dem hier auf die übelste Art und Weise, nämlich die Gewissensschiene, argumentiert wurde? Mein Herz begann wild zu schlagen, meine Haut zu zittern. Die Blicke dieser Pokémon, die etwas zu verbergen hatten, machten mir große Angst. Worauf hatte ich mich da nur eingelassen? Ich könnte problemlos lossprinten und durch das Fenster nach draußen fliegen, aber da sich meine Gruppe im ganzen Dorf verstreut aufhielt, brachte mich das nicht weiter. Mir entglitt ein tiefer Seufzer. Was tun? Fliehen? Nachgeben? Bloody hell, Namika, sag' du doch etwas, bitte!

  • Hallo Katzendämon!


    Die letzten beiden Kapitel waren ziemlich witzig, vor allem wegen der Pokémon, die teils ziemlich klischeehaft rüberkamen. Ursaring als richtiger Schrank mit beschränktem Wortsatz wirkt hier richtig glaubwürdig und die Situationskomik erinnert seltsamerweise an so manche Action-Komödie. Es war also auch abzusehen, dass mir das neue Kapitel mit Grillchita ähnlich gut gefallen könnte, weil das ja im Großen und Ganzen nur mit heißer Luft um sich geworfen hat. Hitzig war es auf jeden Fall, aber die Attacken nicht koordiniert und sonst eben auf seine Kiesel beschränkt. Also wieder eine Referenz zum geringen Ideenreichtum. Der Ausgang ist vielleicht etwas kurz geraten, weil es plötzlich vorbei war und der Affe geflüchtet, aber sonst fand ich den Kampf ganz nett gemacht. Vor allem mit der Musik im Hintergrund hatte das richtig Pep.


    Ich mag auch diesen klassischen Fantasy-Einschlag, dass sich hier im Dorf eine Zeremonie abspielt. Dass es dabei nicht mit rechten Dingen zugeht, ist sowieso immer so, aber es hat diese spezielle Herangehensweise an die Mythen und die Vergangenheit einer Kultur, die man einfach mögen muss. Nachdem Elaine so weiters auch keine andere Wahl bleibt, als sich zu fügen (außer Kagayaku mischt mal wieder mit), bin ich mal gespannt, ob es auch wirklich so kommt. Irgendwo denke ich ja, dass Oz nochmal wichtig werden könnte, nachdem er jetzt ja fallen gelassen wurde; aber mal sehen.


    Wir lesen uns!

  • Kapitel V: Pasta Disasta


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    Namika sagte nichts. Lediglich ein kleines Zucken bewegte sich auf ihren Lippen, als ich hilfesuchend nach hinten blickte. Ein sechzehnjähriges Mädchen, das ins politische, eiskalte Wasser geworfen wurde, war mit Entscheidungen einfach nicht vertraut. Hilflos blickte sie zurück, als wolle sie sich für ihr Zögern entschuldigen. War es wirklich nur so, dass ich einen Spruch aufsagen musste? Was sollte da denn schon passieren? Trotz Fennexis und Simsala versuchte ich mir, wo es doch nur noch diese eine Möglichkeit gab, mir diese schön zu reden. Vielleicht könnte ich mir bei einer Flucht ja etwas einfallen lassen, doch der Knackpunkt waren meine Geschwister und Onkel Claudio, für deren Sicherheit ich dann leider nicht garantieren konnte.
    "Vashnipatra sulakkha esréon tundrakka", sprach ich die geforderte Formel nach.
    Simsala las nun, zufrieden lächelnd, weiter von der Sutrarolle in Fennexis' Händen vor: "Kyotakkan mesuri láiotena shanpuri. Unkhata jaltawai hyeón pará. Das war's. Dann ist es vollbracht und ich werde vielleicht meine nächste Nacht nicht im ewigen Wachzustand verbringen müssen, Kleine."
    "Kyotakkan mesuri láiotena shanpuri. Unkhata jaltawai hyeón pará", beendete ich dieses Theater und erhob mich wieder: "So, kann ich gehen?" Doch Simsala, Fennexis und Lucario schwiegen und zeigten stattdessen auf den Altar, dem ich den Rücken zugekehrt hatte - er begann blau zu leuchten! Fasziniert bewunderte ich das Licht, bevor es nach einer Minute etwa zu erlöschen begann. Belustigt zuckte ich mit den Ohren - so schlimm war es doch gar nicht, oder, kleine Elaine? Während die drei Pokémon wortlos den Raum verließen, blieb ich mit Namika zurück, kniete mich wieder auf die Tatami-Matten und seufzte erleichtert, sprachlos waren wir jedoch beide, selbst als Knogga Oz hereinkam und laut herumzukrakeelen begann: "Garararara! Hey Freunde! Ich bin nur noch einen Schritt von unvergleichlichem Ruhm entfernt! Athos, also das Simsala, hat mir gesagt, dass er die Belohnung nur als Motivation für mich versprochen hatte, aber in Wahrheit noch ein Auftrag fehlt!" Er war ja schon irgendwie knuffig, der arme Kerl, ganz im Gegensatz zu diesem Athos, dessen Zwielichtigkeit mir einfach nicht aus dem Kopf ging.


    Onkel Claudio blickte uns fest in die Augen: "Ich zähle auf euch. Seht es als eine Prüfung für euch an, eine Reifheitsprüfung - der erste Auftrag ohne euren Onkel. Währenddessen werde ich Lady Namika beschützen und ihr von dem Westen berichten." Da standen wir nun, Charlie, Roxy, Oz, Kagayaku und ich. Damit unser knochiger Freund endlich zum Gardisten befördert werden konnte, versicherten wir ihm unsere Unterstützung. Schließlich ging es nicht darum, eine holde Maid aus den furchterregenden Drachenklauen eines Brutalanda in einem unterirdischen Dungeon zu befreien, nein. Wir durften uns offiziell strafbar machen, indem wir ein Amulett klauen sollten, das angeblich eine Schlüsselposition in der Prophezeiung eingenommen hatten, aber solange man uns nicht bemerken würde oder nur Oz erwischt wurde, konnte es ja nicht allzu schlimm werden. Für Pokémon gab es nämlich keine Gesetzgebung und gerade bei diebischen Pokémon wie Menki oder Kramurx würden die Gefängniszellen explodieren. Besitzer dieses Amuletts war glücklicherweise jener Star aus Yorokobara, den einige unserer Gruppe sowieso sehen wollten, allen voran Kagayaku, die sich in dem verschlafenen Pokémonnest etwas mehr Zerstreuung gewünscht hätte.



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    Da das Dorf Tento damals ein beliebter Urlaubsort einiger Shogune war, wurde zu deren Unterhaltung ein großes, opulentes Theaterhaus errichtet, doch auch unmittelbar neben der Siedlung wurde eine große Fläche für Freiluftaktivitäten mit Tribünen angelegt. Einige Leute hatten sich schon auf den kleinen Holzplattformen niedergelassen und verzehrten ihr Mahl. Sie alle warteten auf das Ereignis des Jahres, wenn der Star wie eine schillernde Sternschnuppe über dieser Bühne scheinen würde.
    Am meisten schien sich jedoch nicht einer dieses frühzeitig angereisten Fans zu freuen, sondern unser wagemutiger Pokémon-Freund Oz, den die Menschen Gott sei Dank nicht verstehen konnten: "Ein neuer Tag, an dem der große Oz sein Können mit Bravour unter Beweis stellen wird! Ein neuer Tag, an dem der große Oz seinem Traum endlich näherkommt! Alle werden mich dann anerkennen und respektieren, sogar Athos wird dann sagen: 'Oz, du hast Großes geleistet, Großes geschaffen, Großes der Nachwelt hinterlassen!' Und ihr werdet mir dabei unter die Arme greifen, sodass ich bekomme, was ich verdiene! Kagayaku, du bist faul und verfressen wie ein Bummelz! Alles, was du machst, ist essen und trödeln! Leg mal einen Zahn zu! Müde Knochen sind nichts für ein Siegerteam!"
    "Schnauze, sonst werde ich gleich ... knog-garstig! ... Was ... wir sind hier in Zap-PUN-go!", entgegnete die Sphinx, die den Schweif unseres Tross bildete, sodass Roxy in schallendes Gelächter daraufhin ausbrach. Auf unserem Weg in der Stadt begegneten verschiedenen Menschentrauben, die selbst auf der Arbeit mit ihrem Kopf ganz bei dem nahenden Event waren. Selbst die Köhler mit ihren Porenta auf der Schulter und der Holzkohle unter dem Arm waren Feuer und Flamme, sodass sie sich mit Wäscheweibern, Köchen und anderen Mitgliedern der Dorfgemeinschaft nur über das Eine unterhielten. Oz' laute Stimme und unsere zugegeben außergewöhnliche Erscheinung sorgten natürlich dafür, dass wir genau gemustert wurden.
    "Ihr habt euch sogar kostümiert? Das ist ja großartig! Nach der Show seid ihr sicher ganz heiße Anwärter auf das beste Fankostüm!", bejubelte uns ein Mann, was ich verlegen und Charlie naserümpfend zur Kenntnis nahmen. Kagayaku sah das Ganze eher als Selbstverständlichkeit an und auch das Knogga war nicht gerade für immense Bescheidenheit bekannt geworden. Doch das Gute an der immensen Anziehungskraft, die dieser Star zu versprühen schien, war die Tatsache, dass wir uns eigentlich nur am Lärmpegel zu orientieren brauchten, denn dieser kündigte uns sogar an, dass der Star bereits im Dorf eingetroffen war, wahrscheinlich um seine Herberge zu beziehen und sich mental auf seinen Auftritt vorzubereiten. Es schien alles, aber wirklich alles bestens zu laufen, als wir eine große, kreischende Traube aus Menschen und Pokémon ausmachten, doch natürlich hatte ich meine Rechnung ohne unsere notorischen Selbstdarsteller gemacht, allen voran Oz.
    Das Knogga nutzte sofort seine Chance, als sich eine Lücke in der Menge bot, um sich dieser Legende der Unterhaltung vorzustellen: "Sei gegrüßt! Ich, der große Oz, bin höchst erfreut, deine Bekanntschaft zu machen! Lass uns einen ewigen Bund der Freundschaft schließen, in dem ich dir für dein schickes Amulett diesen großartigen Knochen zum Tausch anbiete! Gararara! Außerdem lade ich dich auf eine Portion Ramen ein, um unser schon bald inniges Verhältnis zueinander zu stärken, denn schließlich sind wir Star und Star!" Gott sei Dank verstanden die Menschen dieses vor Pathos triefende Geschwätz nicht, sodass ich innerlich ein Stoßgebet für Kagayakus Herumgetrödel gen Himmel schickte.
    "Leider kann ich dir mein Amulett nicht geben - es ist unbezahlbar, aus persönlichen Gründen, verstehst du ... Oz?", entgegnete eine helle Stimme, die mich in meiner Bewegung erstarren ließ, nahe genug dran, um einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen: "Was das Angebot mit den Nudeln betrifft - das nehme ich gerne an! Ich würde sehr gerne mit dir Freundschaft schließen!" Tumber und plumper konnte man in seinem ersten Satz nicht das Objekt seiner Begierde verraten, doch dieser "Star" verblüffte mich mindestens genauso wie Oz' unkluges Vorgehen.
    Eine junge Frau mit überdurchschnittlich dunklem Teint und zweifarbigen Augen, eines in Rot und eines in Smaragdgrün, stand vor uns, ihr halb schwarz, halb violettes Haar mit einem blauen westlichen Karnevalsnarrenhut inklusive der goldenen Schellen bedeckt. Ihr wie mit Glitzerstaub eines Edelsteins verziertes, kurzes Kleid in Blau-Weiß-Rot schien der Mode dieser Ära um fünf Generationen vorauszugehen, ebenso schienen ihre roten Stiefel eindeutig von westlichem Design inspiriert zu sein. Dachtet ihr schon, dass das alles an Kuriositäten war? Sie besaß ein wie verdorrte Äste aussehendes, verkrüppeltes Flügelpaar in Schwarz und einen Schweif wie der eines Psianas, einer Nekomata-Katze, ähnlich der eines Psiana gespalten. Ein Teil war violett und vergleichsweise normal, während der andere schwarz und mit Spitze wie der eines Hundemon aussah. Doch das seltsamste Merkmal dieses Was-Auch-Immer war ihre Haut, die an bestimmten Stellen in den unterschiedlichsten Farben blinkte und aufleuchtete wie ein Lampi. Rot, Orange, Gelb, Grün, Türkis, Blau, Violett - dieses Mädchen war ein fleischgewordener Regenbogen! Aufgeregt blinkte dieser Star an den Extremitäten und unter den Augen während er mit seinem Schweif den Boden entlangstrich - ich hatte von vielen Gijinka bisher gehört, aber das übertraf nun wirklich meine kühnsten Erwartungen! Das kristallblaue Amulett in Form eines Regentropfens, das jede Brust schmücken würde, verblasste völlig an ihrem Körper.
    "Was ... bist du ...?", entfloh unwillkürlich meinem immer noch offen stehenden Mund, was mich sicherlich unglaublich dämlich dastehen ließ.
    Mit einem niedlichen Grinsen und schiefem Kopf gab sie mir, ohne gekränkt zu sein, sofort eine Antwort: "Eine Unterhaltungskünstlerin! Mehr weiß ich nicht und mehr muss ich auch nicht wissen! Oh und unser Essen ... red shrine, 8 o' clock. See ya~!" Damit die ekstatischen Dorfbewohner uns nicht stören würden, gab sie uns den Hinweis, der wohl zum Zielort führen sollte, auf Englisch. Zur Krönung unseres Aufeinandertreffens glühte sie in sämtlichen Regenbogenfarben auf und bündelte ein goldenes Feuer in ihrem Mund, das sie gen Himmel spuckte und sich am Himmel zu einem glänzenden Goldregen verwandelte. Während sie von Dannen zog uns die leuchtenden Kreise auf ihrer Haut wieder erloschen, blieben wir mit fassungslosen Staunen zurück - alle Lebewesen dieser Erde waren schon immer gebannt vom Seltenen und Einzigartigen, den Legenden. Ob sie selbst, wie sie vorgab, nichts von ihrer Herkunft wusste, konnte ich nicht nachweisen, doch wen würde diese Frage just in diesem Moment nicht brennend interessieren?



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    Ein kleines Nudelrestaurant neben dem rot lackierten städtischen Schrein nahe der Stadtgrenze, öffnete Abends für uns seine Pforten. Ohne Zweifel war dies der richtige Ort, aus dem ein für mich zugegeben etwas ungewohnter Duft strömte. Zuhause hatte ich immer sehr gerne Spaghetti aus der Latia gegessen, doch dieses Essen war definitiv anders. Neben einer breiten, rustikalen Theke aus Ebenholz gab es auch kleinere Tische auf Tatamimatten, vor denen wir unsere Schuhe ausziehen mussten. Gerade Kagayaku, deren behaarten Füße lange Krallen und Ballen aufwiesen, war dies etwas unangenehm. Zu ihrem Glück hatten sich die zahllosen Fans jedoch ferngehalten, sodass wir die Einzigen waren, die eine Schüssel Zaru-Soba, bräunliche Buchweizennudeln mit Seetang und Sojasauce serviert bekamen. In einen dicken, schwarzen Umhang gehüllt, war unser Sternchen die letzte von uns, die in dem kleinen Etablissement eintraf.
    "Ich, der große Oz, bin ein Knogga mit sehr hohen Ansprüchen! Und das kann ich von diesen Nudeln wirklich nicht sagen! Ich werde euch etwas kochen, das ihr nie wieder vergessen könnt! Garararara!", echauffierte sich Oz, der sofort aufsprang und sich in Richtung Küche zu bewegte.
    Der überraschte Wirt, der seinen letzten Gast zu Tisch führte, schien etwas verwundert über das tatkräftige Boden-Pokémon zu sein, jedoch glücklicherweise nicht böse: "Was ist los? Kocht dieses Knogga gerne? Es kann ja meinen Job übernehmen, ich bin nur die Urlaubsvertretung!" Ich schob mir selbst ein paar der Nudeln in den Mund, um mich selbst von der Qualität des Essens zu überzeugen. Nicht nur durch bei weitem zu viel Sojasauce attestierte ich der Speise eine Güteklasse im unteren Mittelfeld und konnte nachvollziehen, wieso Kagayaku die Schüssel wie einen Erzfeind anstarrte.
    "Na, schmeckt wohl nicht so gut, oder? Hab' mir sagen lassen, dass der Stammkoch in Urlaub ist und die Dorfbewohner seinen Ersatz meiden wie Giratina das Weihwasser", fragte uns die junge Unterhaltungskünstlerin zwinkernd auf Englisch, während sie ihre Kapuze etwas nach hinten, aber nicht herunterzog: "Das war Absicht, so sind wir ungestört. Übrigens habe ich mich noch gar nicht vorgestellt. Die Menschen nennen meinen Clan Phi-Clan, demnach bin ich Phi III, doch ich habe mir selbst den Namen Fiona gegeben. Meine Großmutter wurde damals von hier in den Westen gebracht, wo meine Eltern auch zur Welt kamen, bevor sie wieder hierhin zurückkehrten, deswegen verstehe ich verschiedene Sprachen aber ... wir, die hier geboren wurden, dürfen das Land nicht verlassen." Keiner von uns rührte mehr das kaputtgewürzte Essen an, schon gar nicht Charlie, der seine Angewidertheit kaum in Zaum haben konnte.
    Neugierig fragte Roxy nach, die sich offenbar wie ich an einer Aussage besonders gestört hatte: "Du hast dich selbst so genannt? Wie haben dich deine Eltern denn genannt?"
    "Weiß ich nicht, sie sind unmittelbar nach meiner Geburt getötet worden. Man sagte mir, ich hieße Phi III, aber ich möchte einen Namen haben, keinen Buchstaben. Jedenfalls hatte ich das Glück, den schrecklichen Lebensumständen der Frauen in Yorokobara zu entgehen, da meine Kunst einzigartig ist. Nur den Besten wird ein freies Leben gewährt, so wie ihr es im Westen kennt, während die anderen schon als junge Mädchen in den Bordellen kuschen müssen. Zieh den Sex ab und du erhältst die Lebensumstände in den Geishahäusern, genauso hierarchisch und autoritär geführt. Die abgezockten Kunden haben vielleicht noch sowas wie Freiheit und Spaß, aber ... egal, lasst uns über etwas Schöneres reden!", klärte uns Fiona über ihre Kindheit und die Begebenheiten in den Freudenvierteln auf: "Trotzdem darf ich das Land unter Todesstrafe nicht verlassen, obwohl ich für die internationale Bühne wie geschaffen bin! Ich möchte der größte und geliebteste Star auf allen Kontinenten sein! Das ist mein Traum, das Publikum der Welt zu unterhalten - nein - zu begeistern!" Ihre Augen funkelten wie ein Sternenhimmel aus Smaragd und Rubin.
    Kagayaku, den Kopf schief geneigt, hatte auch eine Frage, die sie dem Mädchen mit dem Gabelschweif unbedingt stellen wollte: "Und du bist sowas wie eine Feuerspuckerin?"
    "Ich bin sozusagen alles - Feuerspuckerin, Leuchttafel, Feuerwerkskünstlerin, Sängerin, Tänzerin und Spaßmacherin in einem! Ich würde euch gerne etwas vorsingen, doch dann würden die uns die Bude einrennen! Wartet bis morgen! Nur für Musikinstrumente habe ich leider kein Händchen, haha", antwortete Fiona prompt und streckte der Sphinx keck die Zunge raus. Ich persönlich war der Meinung, dass gewisse Ähnlichkeiten zwischen den beiden schon gegeben waren, zumal das Phänomen der Heterochromie, also der Besitz zweier verschiedener Augenfarben, auch bei Kagayakus großer Schwester Setsuna aufgetreten war.
    Stolz wie Oscar kam nun unser Knogga mit einer großen Schüssel voller lecker duftender Nudeln aus der Küche stolziert, die Brust weiter herausgestreckt als bei einem posierenden Machomei, um uns eine anständige Mahlzeit zu servieren: "Garararara! Der beispiellose Meisterkoch Oz ist hier, um euren Abend würdig abzurunden! Oh hey, du! Hast du dir die Sache mit dem Amulett anders überlegt?"
    "Du kannst ein Autogramm haben, aber das Amulett bleibt unverkäuflich, du kleiner Schlingel", kicherte Fiona, deren Leuchtorgane unter den Wangen zu blinken begannen. Auch unter dem nicht komplett feinmaschigen Stoff des Kapuzenmantels schimmerten verschiedene Farben hervor, die mich immer wieder in Erstaunen versetzten, auch wenn es bei Nachtaras Ringen beispielsweise ähnlich, aber irgendwie so gewohnt für uns war.
    "Und du weißt gar nichts über deine Eltern oder wo das herkommt?", war nun Charlie an der Reihe, stirnrunzelnd eine Frage zu stellen, während Roxy mit geweiteten Augen und wild umherschwingendem Schweif eine Nudel in sich hineinschlürfte. Immer mehr fragte ich mich, ob so die junge Kagy aussah und konnte mir ein heimliches Kichern nicht verkneifen, worauf ich mit einem misstrauischen Blick menes Schwesterchens bedacht wurde.
    Als ob Fiona die Frage bereits hundertmal beantwortet hatte und keinen einzigen Gedanken mehr an die Antwort verschwenden müsste, entgegnete sie ihm kurz mit einem charmanten Lächeln: "Nein, nicht im Geringsten! Ich habe auch noch keinen gefunden, der dazu etwas sagen könnte." Wenn jemand darüber die richtigen Vermutungen anstellen könnte, dann wäre es wohl Doc. Eigentlich hätten wir Fiona ja das europäische Hafenviertel an der Küste empfehlen können, doch unser Auftrag war es, sie irgendwie zu bestehlen, ohne von irgendwelchen goldenen Flammen gegrillt zu werden. Andererseits war sie wirklich völlig im Gegensatz zu irgendwelchen arroganten Star-Divas eine Süße, der ich ungern einen Wok über den Schädel ziehen wollte, um an das Amulett zu kommen. Was in aller Welt war an diesem blauen Kristall, der natürlich auch an Suicunes Element erinnern konnte, so besonders? Dafür, dass ich jetzt offizielle "Suicune-Priesterin" war, reagierte dieses schnöde Teil kein Stück auf mich.
    "Elaine-Schätzchen? Denkst du das Gleiche wie ich? Der Tölpel da hinten hat uns nicht mal einen Tee angeboten!", merkte Kagayaku verärgert an, die Raubtiereckzähne leicht gebleckt. Mit ihren ineinander gefalteten Händen und dem ansonsten komplett auf Fiona fixierten Blick hatte sie sich sicher auch ihre Gedanken gemacht, doch der unberechenbare Themenwechsel passte nur zu gut in die Geschichten, die man mir von früher erzählt hatte. Vor lauter Angst, es sich bei der majestätischen Sphinxen-Lady zu verscherzen, eilte der Ersatzwirt wie vom Ariados gestochen in die Küche, um Tee zubereiten - eine solche Ausstrahlung hätte ich später auch mal gerne! Belustigt zuckten wir alle mit unseren langen Ohren, die wiederum auf Fiona eine unfassbare Faszination ausübten, wie sich nicht nur in ihrem Blick, dem nach vorne gereckten Kopf und dem unkontrollierten Blinken ihrer Leuchtorgane widerspiegelte.
    "Hey, ihr Öhrchen. Nicht nur ich träume davon, auf große Welttournée zu gehen und damit auch die anderen großen Metropolen zu bereisen ... jeder Mensch, der in diesem finanziell zerrütteten Land lebt, würde gerne mal seinen Fuß ins Ausland setzen. Habt ihr eine Idee, wie das geht?", fragte sie uns interessiert, während wir uns schweigend anblickten. Alle Macht des Landes lag theoretisch bei Namika, die sich für diesen Vorschlag vielleicht erwärmen ließ, doch bezogen auf die praktische Situation besaß ich keinerlei Überblick. Dinge waren eben kompliziert in dieser Welt.

  • Keine Sorge, ich habe beschlossen, dein Kommentar nach dem Duschen zu würdigen! :3 Danke!


    Der Kampf war für das arme Elainchen nur ein Vorgeschmack auf den nächsten Bosskampf, der bereits in einer ganz anderen Liga spielen wird. Da muss ich mir selbst noch überlegen, wie die süße Miezekatze da kämpfen soll bzw, mit welcher Taktik. Undertale-Hintergrundmusik ist einfach großartig, da kann man nichts Anderes sagen! =D


    Wenn du das hier vor dem neuen Kapitel liest, dann kannst du dich schon mal wieder auf etwas mehr Oz als in den letzten beiden Kapiteln freuen! ^^