Auftragsarbeiten – Was darf man als Zeichner verlangen?

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  • Servus alle miteinander,


    hoffe ihr könnt mir ein wenig weiter helfen, weshalb ich dieses Thema hier eröffne. (Ich hoffe, dass ich nicht so eines übersehen habe x_x)
    Es geht darum, dass ich derzeit überlege, wie viel ich für eine Zeichnung verlangen soll oder darf oder kann. Was ist zu viel, was ist zu wenig? Wie geht ihr an die Sache heran?


    Grund dafür ist, dass ich auf deviantart angesprochen wurde, ob ich eine Auftragsarbeit erstelle, ein Bild male ... nur was kann ich dafür verlangen?
    Farbig, Vollbild ... na ja alles drum und dran.


    Bisher hatte ich max. für Freunde Bilder erstellt – kostenfrei.
    Oder ich habe für andere gemalt, um es zu verschenken.
    Ich habe mich auch nie als gut genug empfunden, um meine Bilder tatsächlich so anzubieten, um sie zu verkaufen.


    Die einzige Erfahrung in diese Richtung war einmal vor vielen Jahren, wo nicht ich, sondern der Käufer den Preis festgelegt hatte – und das war für mich enorm, so dass ich dieses Preis nicht einfach übernehmen möchte. Kann man auch zu heute gar nicht mehr vergleichen.
    Bzw. letztes Jahr im Herbst habe ich Facebook herum gefragt, wer ein paar Leinwandbilder von mir haben möchte, die ich weg geben wollte. Dort habe ich auch nichts verlangt, habe aber beispielsweise Schokolade bekommen oder die richtig schöne große Leinwand, worauf ich dann gemalt habe oder man gab mir von sich aus Geld. Anders ausgedürckt: ich blieb lieber bescheiden. ^^'


    Mhm, was mach ich nun? Wie setzt ihr eure Preis zusammen, falls ihr denn Auftragsarbeiten vergebt bzw. was ist eurer Meinung noch im Rahmen und was ist zu teuer?
    Ich kenne auf deviantart eine Zeichnerin, die für ein Bild 300 Euro verlangt – ganz ehrlich? Finde ich persönlich Wucher. Ja, sie kann gut malen, aber ihre Bilder sind digital, also nicht mal ausgedruckt und so schön der Zeichenstil auch sein mag 300 Euro? Würde ich niemals bezahlen und ich als Künstler wäre da viel zu beschämt so eine Summe zu verlangen. :verwirrt:


    Ich kenne Preise, da schleudern manche ihre Bilder aber auch nur für ein paar Euro weg (unter 10 Euro), was zwar toll für die Käufer ist, aber wenn ich mir überlege, wie lange ich für ein Bild (digitales) benötige, dann frage ich mich, wie sinnvoll das ist.


    Herje ... was sagt ihr, ich würde mich über euer Feedback und eure Erfahrung freuen!!! :)


    Lieben Gruß
    Alexia Drael

  • Ja, ja, das ist eine sehr schwierige Frage. Was ist ein Bild wert, sowohl im materiellen Sinne, als auch im "ideologischen"?


    Berechne die Preise nach deiner Arbeitszeit und deinen Unkosten. So können auch 300 Euro "gerechtfertigt" sein, je nachdem, wie umfangreich ein Bild ist und was du für dich als Stundenlohn ansetz. Aber auch, wenn das Bild weniger Aufwand erscheint - wenn ihre Zeichenkünste begehrt sind und die Leute bereit sind, so viel zu bezahlen, kann sie sich natürlich die lukrativsten und/oder interessantesten Aufräge aussuchen. Ein begehrtes Produkt ist teurer, so funktioniert der Markt.
    Der Mindestlohn hier in Deutschland beträgt 8,50 Euro. Das sollte also auch das absolute Minimum sein, was du als Künstler verlangst. Und zwar rein für deine Arbeitszeit, keine sonstigen miteinezogenen Kosten.
    Dazu kommen dann noch die Kosten für dein Material. Im traditionellen Bereich ist das natürlich recht ersichtlich, du solltest die Kosten des Mediums (Leinwand o.ä.) miteinberechnen und - was natürlich deutlich schwieriger ist - eine gewisse anteilige Pauschale für die verwendeten Farben, Pinsel, Stifte und was du noch alles benutzt. Im Digitalen dagegen ist das vielleicht nicht ganz so eindeutig und besonders, wenn das hobbymäßig betrieben wird, auch schwerer von privaten Ausgaben in dieser Richtung abzugliedern. Hier müssten die Kosten für Computer, Grafiktablet, Programmen und (was hier wahrscheinlich weniger der Fall sein wird) Stockmaterialien, gekaufte Brushes und ähnliches Zeug bedacht werden. Zwar kann man hier sagen, man hätte sich diese technische Ausrüstung auch ohne Bezahlung angeschafft, aber hey: diese Person profitiert davon, dass du dir die Voraussetzungen dafür geschaffen hast, also kann sie auch einen kleinen anteiligen Preis dafür zahlen.
    Wie man Anteiliges berechnet, lässt sich also pauschal nicht sagen. Aber ich denke, um sowas mitabzudecken, sollte man einfach grundsätzlich nie unter 10 Euro/Stunde gehen. Und das ist dann quasi immer noch an der gesetzlichen Untergrenze (!). Außerdem solltest du eigentlich auch Skizzenzeit miteinberechnen. Und setz es ruhig etwas höher an, als du es vielleicht würdest., sei nicht bescheiden.


    Dumpingpreise gibt es überall im Web und machen natürlich für Leute, die damit versuchen selbstständig zu sein, so einiges kaputt, besonders kommen solche natürlich auch von Künstlern aus weniger wohlhabenden Ländern, weshalb es schwierig ist, sich da an anderen zu orientieren. Deshalb besser einfach an der Arbeitssituation im eigenen Land orientieren und schauen, wie die Leute reagieren. Du arbeitest für diese Leute und das sollte es ihnen auch wert sein. Allerdings gibt es dagegen sogar Leute, die regelrecht erstaunt sind, dass man für seine Arbeit auch noch Geld haben will - wo gibt's denn sowas?



    Was im Bezug dazu auch wichtig wäre, ist die Frage, wie du die Bilder... Lizensierst. Gerade auf DA dürften es dort viele einfach nur für private Zwecke haben. Sie möchten sein Bild einfach haben, um es zu sehen und das war's. Sobald aber jemand deine Bilder auch für etwas verwenden möchte, solltest du auch dafür entlohnt werden. Nicht nur also für die Arbeit an sich, sondern auch dafür, dass jemand anders aus deinem Bild auch noch einen Nutzen schlägt. Aber das ist dann natürlich noch viel aufwändiger und müsste auch mit entsprechenden Verträgen festgehalten werden, was nun exkakt gemacht werden darf und was nicht und wie das dann vergütet werden muss. Ich denke aber, dass dir das vorerst egal sein drüfte :3



    Ich hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter und ist vielleicht eine kleine Orientierung. Pauschal kann man sowas einfach nicht sagen, aber so kannst du das vielleicht ein wenig abschätzen.

  • @Mad Max
    Vielen lieben Dank für dein erstes Feedback! Jup, das hilft mir schon ein wenig weiter. Vom Beruf her bin Mediengestalter, also gerade was Stockfotos angeht, ist mir das alles nicht so unbekannt, auch wenn ich die für meine Bilder i.d.R. nicht wirklich verwende. Und natürlich auch die Problematik zwischen privater und kommenzieller Nutzung.



    In meinem aktuellen Fall geht es um eine digitale Zeichnung. Wenn ich mir jetzt das Fanart-Bild von meinem Arcus (in meiner Galerie) oder das Voltula-Bild (für das Pokédex-Projekt) ansehe, dann habe ich diese Bilder innerhalb von drei Tagen erstellt. Circa 3 bis 4 Stunden pro Tag.
    Wenn ich einen Stundenlohn von 10 Euro nehme, wäre ich da bei circa 90 Euro (mit 3h/d gerechnet). Ohne Skizze, ohne Grafikzubehör etc. einberechnet. Das erscheint mir sehr viel. Vielleicht habe ich selbst zu viele Hemmungen, um so etwas zu verlangen, weil es für mich eher selten vorkommt, dass jemand von mir ein Bild tatsächlich gemalt haben möchte. :wacko:


    Ich könnte runter auf 50 Euro gehen, aber selbst das erscheint mir zu viel. Keine Ahnung ob ich das falsch sehe, denn es ist schon absolut richtig, wie du es erklärst hast, Mad Max, mit dem Stundenlohn und auch sehr gut nachzuvollziehen.
    Puh, jemanden so einen Preis vor die Nase zu hauen ... da bin ich wohl echt ganz schön gehemmt (oder einfach nur nicht selbstbewusst genug bzgl. meinen Bildern gegenüber x_x)


    Das werde ich mir gründlich überlegen müssen. Aber vielleicht gibt es noch ein paar andere, die sich zu diesem Thema äußern möchten? :)


  • Aaah, sehr gut, dann kennst du ja den ganzen Beschränkungs- und Vertragswusel, haha.


    Genau das ist ein wenig das Problem. Man selbst denkt sich dann vielleicht "Niemals würde ich 100 Euro für mein Bild ausgeben", aber wenn du diese Zeit für das Bild gebraucht hast, ist das einfach genau der Preis, der dafür fair wäre - und nichts darunter. Dass einem das niht gerechtfertigt vorkommt, liegt sicher auch an dem Übernagebot an Leuten, denen es einfach wirklich egal ist oder die sich nicht mehr trauen, So bekommt man leider ein etwas falsches Bild davon, was so ein Bild eben wert ist. Ich würde bei deinen Bildern auch klar sagen, dass du diesen Preis von ~100 Euro verlangen solltest, nicht weniger. Wenn du dich damit selbst wohler fühlst, kannst du ja, wenn du den Preis nennst, auch angeben, wie viele Stunden du daran gesessen hast oder schätzungsweise am neuen Werk sitzen wirst. Auf dieser Basis sollte der Preis auch für andere nachvollziehbar sein (und ich sage dir, wahrscheinlich erscheint er einigen sogar zu günstig!). Und wer dann der Meinung ist, dass das zu viel ist, weiß deinen Arbeitsaufwand einfach nicht zu schätzen...

  • Ganz zu Anfang mal meine Preisliste, vielleicht so als Vergleich: http://karpav0li.blogspot.de/p/auftrage.html (zählt für "Privatbilder", Kinderbuchillus etc. Kosten natürlich um Einiges mehr ;) )


    Ich finde es immer schade, wenn Künstler sich so arg unter Wert verkaufen und zu sich sagen, dass Betrag XY nicht für ein Bild gerechtfertigt ist. Woher diese Mentalität herkommt, würde mich echt interessieren, in keinem anderen Beruf muss man sich für seine Preise rechtfertigen, oder überhaupt erklären, warum man überhaupt etwas für seine Arbeit nimmt.


    Ich finde auch, dass man keinesfalls unter 10€/Stunde gehen sollte, aber manchmal muss man auch etwas geschickt sein und sich klar machen, wen man vor sich hat - einer großen Firma würde mehr zahlen, als eine Privatperson. Dementsprechend habe ich ne bestimmte Preisspanne und weise darauf hin/nutze die auch aus. Was ich neulich auch gelernt habe ist,dass es hilfreich sein kann, vorher nach dem Budget zu fragen, wenn es mehr ist als gedacht, super, wenn es weniger ist, kann man ja aufzeigen, was an Leistung der Kunde erwarten kann.


    Vollkolorierte Bilder würde ich - je nach Detail und Qualität - mindestens bei 50€ und mehr ansetzen. Zum Schluss noch ein Hinweis: Sobald jemand auf dich zukommt und dich fragt, oder sich bei einer Bewerbung für dich entscheidet, hält er dich für gut genug und da sollte man auch mit entsprechenden Preisen ankommen. Habe von mehreren Firmen etc. gehört bekommen, dass Dumpingpreise sie eher abschrecken. Genauso wie die Worte "Habe ich keine Erfahrung mit/noch nie gemacht, aber ich versuche es trotzdem."

  • Danke @Karpav0li für deine Antwort.
    Ich bin kein freischaffender Künstler. Mache das eher auf Privatbasis. Ich werde auch nicht in nächster Zeit in irgendeiner Weise in diese Richtung gehen. Dementsprechend selten bis so gut wie gar nicht kommt es vor, dass ich überhaupt mal ein Bild verkaufe. Geschweige denn dass mal jemand mich fragt und selbst wenn gefragt wird: Sie springen dann doch wieder ab. Das habe ich unter anderem auch bei demjenigen gemerkt, der mich gefragt hatte bei Devart, ob ich ein Bild für ihn male. (Wodurch die Preisfrage für mich überhaupt erst relevant wurde.) Nachdem nämlich klar wurde, dass er gar nicht in Euro bzw. mit Geld bezahlen wollte, sondern mit den Points, die es auf Devart gibt (vllt. kennt ihr die?), war die Sache dann auch schon für mich vom Tisch. Ich nutze die Premiumwährung, oder wie auch immer man die Points dort nennen will, nicht. Brauch ich nicht und dafür würde ich auch keine Bilder verkaufen.


    Die Frage, warum sich ein Künstler unter Wert verkauft, kann ich dir aber auf jeden Fall verraten: Selbstvertrauen. Oder besser gesagt das fehlende und die eigene Selbstkritik, die der Meinung ist, dass man nicht gut genug ist bzw. die eigenen Bilder, so dass man es doch niemals wagen könnte so viel Geld für ein Bild zu verlangen.
    Wenn man eine andere Erfahrung gemacht hat, weil man mehrfach mehrere Bilder für eine angemessene Summe verkauft hat, dann entwickelt sich das natürlich in eine angenehme Richtung und das Selbstvertrauen nimmt zu und die Hemmschwelle sinkt wohl da auch herab. Aber solange man nicht drin steckt und quasi erst mal Abnehmer finden muss, die sich wirklich für die eigene Kunst interessieren und tatsächlich sogar was dafür bezahlen wollen, ist das nicht wirklich einfach.


    Unternehmen spielen für mich auch keinerlei Rolle, eben weil ich mit meinen Bildern nicht meinen Unterhalt verdiene oder eben nicht diese nebenbei verkaufe. Es sind einzelne und sehr seltene Situationen für mich und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich daran je was ändern wird. (Bevor die Frage aufkommt warum: Wenn man nur wenig Feedback erhält, aus welchen Gründen auch immer, kommt nicht gerade das Gefühl auf, dass andere sich groß für das interessieren, was man tut und so kommt man auch gar nicht erst auf die Idee sich einen Onlineshop oder ähnliches aufzubauen, um was verkaufen zu wollen. ;) Das ist einfach so.)

  • Dann melde ich mich hier auch zu Wort. Da ich viel mache, kenne ich das Problem.
    Ich hatte bisher selten bezahlte Aufträge, bisher 4-5 Stück und meist im sehr niedrigen Bereich. Wie manche von euch wissen zeichne ich gerne detailliert mit sehr viel Aufwand. Angebote bekomme ich einige, diese liegen aber meist im Bereich 10-20€ lehne ich inzwischen bei Tierportraits fast immer ab. Dazu kommt dass total viele Leute Bilder wollen, aber bezahlen wollen sie nichts.
    Ein nettes Beispiel auf Instagram:


    Mir ist bewusst, dass wenn ich iwann Zeit habe und ihr sage für 50€ würde ich es mache sie wahrscheinlich total empört oder wütend sein wird und das Angebot ablehnen wird.


    An deiner Stelle würde ich je nach Aufwand entscheiden, Stundenlohn ist meiner Meinung nach eher ungünstig, wenn du 20 Stunden an einem Bild sitzt und 200€ verlangst zahlt dir das keiner. Ich persönlich finde 20-50 bei mittlerem Aufwand und 50-100 bei größerem Aufwand angemessen. Muss aber dazu sagen dass ich hohe Beträge bisher nicht verdient habe.


    Lass dich aber nicht von jedem Ausnutzen als Auftragszeichner. Hab das selbst lange genug mitgemacht und wenn du ein paar Leuten Bilder schenkst kommen immer mehr und wollen es nur gratis ... So hab ich es jedenfalls erfahren.

  • An deiner Stelle würde ich je nach Aufwand entscheiden, Stundenlohn ist meiner Meinung nach eher ungünstig, wenn du 20 Stunden an einem Bild sitzt und 200€ verlangst zahlt dir das keiner.

    Lass dich aber nicht von jedem Ausnutzen als Auftragszeichner. Hab das selbst lange genug mitgemacht und wenn du ein paar Leuten Bilder schenkst kommen immer mehr und wollen es nur gratis ... So hab ich es jedenfalls erfahren.


    Genau das ist imo das Problem.


    Wenn 20 Arbeitsstunden geleistet wurden dann sind auch 20 Arbeitsstunden zu bezahlen.


    In kaum einer anderen Branche würden die Leute auf die Idee kommen, einem Handwerker einfach zu sagen "Jo, du hast zwar 20 Stunden hier gearbeitet, aber deine Arbeit ist mir nur ungefähr 10 Arbeitsstunden wert, also bekommst du 100 Euro statt 200." ...Warum sollte künstlerische Arbeit denn weniger wert sein? Also ich bin nach zwei Tagen durchweg Zeichnen deutlich fertiger als nach zwei Tagen Inventur. Viele Leute scheinen das aber leider so zu sehen, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Aber ich habe auch gemerkt, dass gerade ältere Leute durchaus diese Arbeit noch richtig zu schätzen wissen und auch ohne Murren die Arbeit vergüten. Gerade bei jüngeren Leuten scheint aber doch diese Im-Internet-ist-alles-kostenlos-Mentalität nicht selten zu sein, sodass praktisch alles, was etwas kostet, schon zu teuer zu sein scheint.


    Aber da einfach mitzuziehen und seine eigene Arbeit völlig unter Wert zu verkaufen ist da meiner Meinung nach der falsche Weg. So lernen die Leute erst recht nicht, einem Werk seinen angemessenen Wert zuzugestehen, wenn selbst der Hersteller an seinem Wert zweifelt... :/ Wenn jemand nicht bereit ist, das zu bezahlen, was in Aufwand drinsteckt, würde ich ihn nicht von meiner Arbeit profitieren lassen. Ganz einfach. Besonders als "Freizeitkünstler" ist man nicht auf solche Angebote angewiesen, auch wenn das dann im Gegenzug bedeutet, da vielleicht mal auf 40 Euro zu verzichten. Wär es mir persönlich wert, denn wie gessagt, sonst ändert sich in der Einstellung halt niemals etwas. Und die macht es besonders für die Leute, die es beruflich betreiben, superschwer, davon leben zu können.

  • Ich hoffe, ich darf mich als Nicht-Zeichner, aber potentieller Käufer mal mit einmischen. Es ist wirklich so, dass bei Handwerk künstlerischer Natur man als (Neu-)Kunde schnell man einen Schock kriegt und Preise für Wucher hält, weil im Kopf eben sowas wie "Ach, so ein Bild wird halt 20 maximal 30 € kosten" herrscht. Höchstwahrscheinlich wird das durch die gedruckten Bilder im Supermarkt mit beeinflusst.
    Was ich also aus der Sicht eines Käufers empfehlen kann ist, dass man, bevor man den Endpreis nennt oder überhaupt fest etwas ausmacht, im Detail die einzelnen Summen aufzählt. 200 € klingen gleich viel logischer und nachvollziehbarer, wenn einem vorher vor Augen geführt wurde, wie viele Stunden der Künstler für ein solches Bild braucht, wie viel das Material kostet und gerne auch, wie viele Stunden am Tag der Künstler überhaupt für das Zeichnen nutzen kann (weil andere Verpflichtungen). Da ist imo Transparenz einfach die beste Lösung und wenn dann welche es sich anders überlegen, dann wohl deshalb, weil sie vorher nicht darüber nachgedacht haben, dass zeichnerisches Talent nicht bedeutet, dass man in 30 Minuten alles hinkriegt. Ich habe schon hier und da mal Handarbeit von Privatpersonen gekauft und das war für mich immer die angenehmste Vorgehensweise.


    Ansonsten sollte das einem natürlich nicht unangenehm sein, dass etwas mal teuer wird. Hinter einem Bild steckt nicht nur Zeit, Mühe und Material, sondern auch vorangehende jahrelange Übung und Erfahrung, die von niemandem finanziert wurden, außer einem selber.

  • Was ich also aus der Sicht eines Käufers empfehlen kann ist, dass man, bevor man den Endpreis nennt oder überhaupt fest etwas ausmacht, im Detail die einzelnen Summen aufzählt.

    Ich denke, das sollte man sowieso machen. Ob nun in einer Werkstatt oder einem Handwerker vor Ort, er sagt einem (idealerweise) ja auch immer genau, was gemacht werden muss, was das für ein Zeitaufwand bedeutet und was eventuell an Materialkosten dazukommt. Allgemein gehört so ein kleines "beratendes" Gespräch am Anfang einfach dazu, auch, um sich halt ein bisschen zu beschnuppern und eine Vertrauensbasis aufzubauen. Ich möchte ja das Gefühl haben, dass die Person da weiß, was sie tut. Wenn ich dann merke, dass der Künstler auf meine Wünsche eingeht, dann ist das schon ganz gut :'D Gerade bei künstlerischer Arbeit ist das Endprodukt nur eine sehr schwammige Vorstellung und man braucht eine Menge Infos, damit es auch in die richtige Richtung geht. Ist für den Künstler selbst also auch von großer Bedeutung.



    (Wie viele Stunden ein Künstler am Tag aber nutzen kann, ist doch eigentlich irrelevant für den Preis, oder nicht? :D Also ob ich nun 20h an einem Tag oder 20h über zwei Wochen verteilt brauche, ist ja für den Endreis egal, auch wenn die Info an sich natürlich wichtig wäre, damit man weiß, wie lange man auf das Ergebnis warten muss)

  • (Wie viele Stunden ein Künstler am Tag aber nutzen kann, ist doch eigentlich irrelevant für den Preis, oder nicht? Also ob ich nun 20h an einem Tag oder 20h über zwei Wochen verteilt brauche, ist ja für den Endreis egal, auch wenn die Info an sich natürlich wichtig wäre, damit man weiß, wie lange man auf das Ergebnis warten muss)

    Ja, das dürfte erst interessant für den Preis werden, wenn man als Hobbykünstler seine gesamte freie Zeit in den Auftrag steckt, weil der Käufer nicht zwei Monate warten möchte. Es gibt halt Käufer, die sagen, lass dir ewig Zeit. Andere brauchen das Werk vielleicht etwas zügiger. Und persönlich finde ich es dann doch recht wichtig, weil das aus meiner Sicht Teil des Aufwands ist. Das könnte man also durchaus als Aufpreis sehen, wenn der Käufer am Ende um eine schnellere Bearbeitung bittet.

  • wenn der Käufer am Ende um eine schnellere Bearbeitung bittet.

    Okay, klar, das schon. Ein "Expressverfahren" ist natürlich immer mehr Aufwand und daher teurer. Da würde ich persönlich dann aber nicht aufzeigen, wie viele Stunden ich am Tag ins Zeichnen investieren kann, besonders auch, weil ich ja möglicherweise auch noch andere Aufträge in der Schleife habe usw. und dann viele mal auf die Idee kommen, das sei so die... "garantierte tägliche Zeichenzeit" für den Auftrag. Kann halt einfach auch ein bisschen nach hinten losgehen, wenn da mal ein Missverständnis aufkommt. Habe bei sowas einfach immer gesagt, was die zu erwartende Dauer bis zu bestimmten Zwischenschritten und dem jeweiligen Endprodukt ist. Wenn es jemand schneller haben will/muss, kann man ja noch darüber verhandeln und ggbf. aufzeigen, wieso man so und so lange brauchen wird.


    Das wären allerdings auch Sachen, wo ich als Kunde sagen würde, dass mich das nichts angeht, wie die Zeitgestaltung da genau liegt. Zumindest würde ich (um mal beim Beispiel zu bleiben :3) bei einer Werkstatt auch nicht danach fragen, die Auftragbücher offenzulegen, damit ich sehen kann, warum mein Auto länger braucht. Außer bei der GEZ habe ich bisher zumindest Bearbeitungszeiten noch nie angezweifelt.

  • An dieser Stelle möchte ich mich noch mal bei allen bedanken für ihr Feedback, ihre Meinungen und Erfahrungen! :love:


    Durch eure Ansichten habt ihr mir persönlich auf alle Fälle weiter geholfen, ein besseres Verständnis zu bekommen, wie man als Künstler seine eigenen Preise festlegen kann. Sollte ich noch einmal in diesen selten Moment (nach 10 Jahren vllt. x'D) kommen, dass jemand von mir ein Bild haben möchte und dafür sogar bezahlen würde, weiß ich zumindest jetzt, was ich dafür verlangen kann oder möchte, damit die Arbeit auch angemessen berücksichtigt wird.


    Wichtig ist natürlich nicht nur die Sicht des Künstlers, sondern auch des Käufers. Aber wenn man schon als Käufer ein Bild von einem ausgewählten Künstler haben möchte, sollte man wohl vorher überlegen, wie viel man tatsächlich gerne ausgeben möchte und ob diese Bereitschaft auch den Künstler wertschätzt. Ich verstehe durchaus, dass "hinterher geschleuderte Bilder für ein Schnäppchenpreis" allen anderen Künstlern die Preise kaputt machen, die so viel Mühe investieren. Da will man auch anständig bezahlt werden.
    (Btw. besteht dieses Problem sogar in der Berufsgruppe der Mediengestalter. Ich selbst bin ja auch einer und damals, vor etlichen Jahren wurden Mediengestalter noch sehr viel mehr geschätzt und anständiger bezahlt. Mittlerweile kämpfen wir darum ein halbwegs anständigen Lohn zu erhalten und sind trotzdem weit drunter an dem, was wir vllt. tatsächlich verdienen könnten. ^^' Na ja ... )


    Für mich persönlich ist es auch völlig normal anzugeben, was im Preis beinhaltet wird. Wenn man jetzt von einem traditionell gefertigten Bild ausgeht, ist es dann etwas einfacher, als bei einer digitalen Arbeit. Man kann da Materialkosten mit einbeziehen, was für den Käufer am Ende besser nachvollziehbar ist, warum der Preis sich so und so zusammen setzt. Dann natürlich die Arbeitszeit und den Versand sollte man an der Stelle auch nicht vergessen.
    Bei digitalen Bildern finde ich es da schon etwas schwerer aufzulisten, warum ein Bild teurer erscheint. Da ist eine Stundenangabe, wie lange man für ein Bild braucht, vermutlich am einfachsten. Aber da spielt es dann für mich auch keine Rolle, ob die 20h über eine Woche verteilt werden oder nur über 2 Tage. 20h sind 20h, egal wie man sich es einteilt.



    Gut, ich habe für meinen Teil auf jeden Fall nun ein besseres Verständnis dafür entwickelt. Aber falls jemand noch seine Meinung dazu geben möchte, ich lese mir alles durch. Bin da immer sehr neugierig. :)


    Lieben Gruß
    Alexia

  • Wenn wirklich als Hobby ausgeübt, würde ich sogar mit der Vorstellung hadern, am Ende die Hand aufzuhalten. Kommt ein kleiner Obolus dagegen auf freiwilliger Basis von meinem Auftraggeber, dann lasse ich es mir gefallen (auch in anderem Kontext = Schreiben, Nachbarschaftshilfe, etc.). Zweckmäßig in beiden Fällen wäre eine Aufwandsentschädigung (Kosten für Papier, Farbe, etc.), vielleicht auch für die aufgewendete Zeit.
    Hier steht natürlich die Frage im Raum, wie wertvoll einem die eigene Zeit ist. Das ist und bleibt rein subjektiv. Was ist dir deine Zeit wert? Du wirst wahrscheinlich von fünf Leuten sechs verschiedene Meinungen bekommen.
    Kleiner Schwank aus meiner Jugend: Ich hab', als ich so zehn - zwölf Jahre alt war, noch den Leuten für 5 Mark das Auto gewaschen. Bei dem bloßen Gedanken würden sich bei den Meisten wahrscheinlich heute die Haare sträuben. Mir wäre es ebenfalls nicht mehr die Zeit wert.


    Auch wenn wir uns wahrscheinlich noch Dimensionen davon entfernt befinden, hier noch kurz ein (steuerlicher) Hinweis über Nebenverdienst (und sei es jetzt auch nur deshalb, da einem der Gedanken aufkommen könnte): Ohne weiteres Einkommen steuerfrei bis 8.652 € (Grundfreibetrag). Bei Angestelltentätigkeit über dem Grundfreibetrag durch eine Freigrenze von 410 € abgegolten (Härteausgleich). Bei Überschreitung des Härteausgleichs anteilige Kürzung bis 820 €, dann voll zu versteuern.
    Nicht durch den Übungsleiterpauschbetrag (§ 3 Abs. 26 EStG) abgegolten, da nicht für eine juristische Person.


    Die Quintessenz des Ganzen: Wenn ihr keine anderen Einkünfte und Bezüge habt, kann es euch ziemlich egal sein, was ihr hinzuverdient, da ihr den Tabellenfreibetrag wahrscheinlich nicht mal ankratzt. Wenn bereits Arbeitnehmer, dann sind solche Nebeneinkünfte steuerfrei bis 410 €. Erst dann muss es - zwingend! - in die Steuererklärung wandern.

  • Kommt ein kleiner Obolus dagegen auf freiwilliger Basis von meinem Auftraggeber, dann lasse ich es mir gefallen (auch in anderem Kontext = Schreiben, Nachbarschaftshilfe, etc.). Zweckmäßig in beiden Fällen wäre eine Aufwandsentschädigung (Kosten für Papier, Farbe, etc.), vielleicht auch für die aufgewendete Zeit.


    Aber wieso sollte man denn Nachbarschaftshilfe damit vergleichen, dass man für wildfremde Menschen im Internet Arbeit erledigt? Nur, weil es auch das ist, was ich in meiner Freizeit gerne mache? Wenn ich so einen Auftrag als Hobbykünstler annehme, dann opfere ich dafür ja auch meine Freizeit und kann in dem Moment nicht das zeichnen, was ich privat vielleicht gerade gerne würde. Für Bekannte oder hier für Leute im Forum oder so male ich ja auch gerne mal was, wenn es meine Zeit zulässt, ohne Bezahlung, aber das ist dann eben was, was ich unter Freundschaftsdienst o.ä. verbuche. Aber doch nicht für alle Menschen irgendwo im Internet...^^'



    Ich frage mich allerdings, wo allgemein so eine geringe Wertschätzung von künstlerischen Arbeiten herkommt. Ob es nun eben hier das Malen ist oder auch musikalische oder schauspielerische Aufträge. Viele Leute scheinen es in Ordnung zu finden, auch professionellen Künstlern für einen Auftritt auf der Hochzeit oder so als Lohn einen Teller vom Buffet anzubieten. Wenn man sich mal vorstellt, er würde demjenigen, der das Buffet zubereitet hat, anbieten, er könne ja für die Hochzeitsgesellschaft kochen, bekommt seine Unkosten für die rohen Nahrungsmittel und die Anfahrt vielleicht noch erstattet und als Entlohnung darf er dann die tolle Atmosphäre und den Musiker auf der Feier genießen... Dann glaube ich nicht, dass irgendwer denken könnte, das sei gerechtfertigt :'D Selbst wenn derjenige seinen Cateringservice vielleicht nur nebenberuflich anbietet, einfach weil er gut und gerne kocht.

  • Ich sagte doch: Wenn im Vorhinein erst gar nichts vereinbart war uns es auf freiwilliger Basis von dem Auftraggeber geschieht sei es nun Freund, Nachbar oder wildfremde Person/Internetbekanntschaft, würde ich ein Geldpräsent/Bezahlung aus Gründen der Höflichkeit nicht ablehnen.


    Man kann es völlig unterschiedlich betrachten. Bei mir persönlich gibt es Phasen, da kommt mir jede Unterbrechung ungelegen. Da möchte ich am liebsten die Bude verbarrikadieren - bloß keine Ablenkung. Manchmal bin ich über jedweden Kurzweil aber auch dankbar - es bringt mich auf andere Ideen, vielleicht inspiriert mich ein neues, fremdes Projekt sogar. Als Autor muss ich womöglich in ganz neuen Dimensionen denken, schöpfe mein bestehendes Potenzial aus, erweitere es. Ich lerne Neues, selbst wenn es nur ein mir bislang nicht bekanntes Wort ist. Am Ende sind wir beide Nutznießer: Auftraggeber und -nehmer. Habe ich dann nicht - von meinem Standpunkt aus - bereits Bezahlung erhalten? So denke ich für mich hin und wieder, wenn ich den Leuten Texte schreibe oder Lektor spiele. Es ist aber auch zum großen Teil meiner Mentalität geschuldet: Ich bin halt ein netter Kerl und tue den Leuten gerne einen Gefallen. Und wenn es nicht zur festen Regel wird, ist das auch in Ordnung, sodass ich da keine Worte über eine eventuelle Entlohnung verliere.



    Zitat

    Ich frage mich allerdings, wo allgemein so eine geringe Wertschätzung von künstlerischen Arbeiten herkommt. Ob es nun eben hier das Malen ist oder auch musikalische oder schauspielerische Aufträge.


    Bin ich freischaffender Künstler, also möchte davon leben oder mein Einkommen aufstocken, oder übe ich lediglich ein Hobby aus? Freilich kann beides auf professioneller Ebene geschehen - der Kontakt, die Arbeit, das Ergebnis. Bei freischaffenden Künstlern kann ich mir aber sicher sein, dass er mir am Ende eine Rechnung in die Hände drückt, wogegen die Entlohnung beim Hobby-Artisten offen sein kann. Dankbar für die geleistete Arbeit wird man jedoch in beiden Fällen sein. Man fühlt sich, so denke ich, aber beim Profi eher an einen festen, einen bindenden Vertrag erinnert, vergleichbar als ob ich in ein Geschäft oder zu dem Handwerker meines Vertrauens gehe. Hingegen fühle ich mich bei dem Hobby-Künstler mehr an eine Gefälligkeitsebene erinnert ("Kann ich dir dafür was geben" - "Hier haste mal was für deine Mühe"). Ich bezweifle, dass das ein Phänomen ist, das lediglich bei Künstlern auftritt.